WIESBADEN IV

AUS ALLER WELT 30

KULTUR-TESTSEITE VI

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WIRTSCHAFT 9

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

Von Europas Einheit noch weit entfernt Große Differenzen beim Versicherungsrecht

Nach Einführung des Binnenmarktes der Europäischen Gemeinschaft und der dann gleichzeitig wirksam werdenden dritten EG-Richtlinie zur Kfz-Haftpflichtversicherung wird es innerhalb der zwölf EG-Staaten für die Autofahrer zwar keine Grenzen mehr geben, ein Europa ohne Versicherungsgrenzen liegt aber noch in ferner Zukunft. Es werden Mindestdekkungssummen von 720 000 Mark für Personen- und 205 000 Mark für Sachschäden in allen zwölf EG-Ländern gelten. Das bleibt deutlich unter den deutschen Sätzen von einer Million und 400 000 Mark. Dabei kommt noch hinzu, daß die meisten deutschen Autofahrer ohnehin von sich aus zwei Millionen Mark oder gar unbegrenzte Deckung vereinbart haben. Umgekehrt bleibt den Ländern Griechenland, Portugal und Spanien bis 1995 Zeit, auch nur den Euro-Standard bei den Deckungssummen einzuführen. Überhaupt noch nicht in Sicht scheint zudem eine Vereinheitlichung des recht unterschiedlichen Haftungsrechts der einzelnen Mitgliedsstaaten.

"Ein einheitliches, außervertragliches Schuldrecht, das auch die Haftung nach Verkehrsunfällen regelt, ist noch nicht einmal in Arbeit", wurde auf dem diesjährigen Verkehrsgerichtstag in Goslar festgestellt. Entsprechend lauteten denn auch die Empfehlungen, die von dort an Bonn und Brüssel gerichtet wurden. Die 1200 in Goslar versammelten Verkehrsjuristen verlangten einen europaweiten Direktanspruch gegen die Versicherer. In Großbritannien und Irland beispielsweise ist dergleichen völlig unbekannt. Dort muß der Geschädigte seine Forderung gegenüber dem Schädiger durchsetzen.

Für die Praxis wird dabei in Zukunft entscheidend sein, daß der jeweilige Versicherer überall via Kraftfahrzeug-Kennzeichen zu ermitteln ist. Das deutsche System der behördlichen Registrierung des Autoversicherers für jedes zugelassene Fahrzeug gibt es in dieser Form in keinem anderen Land Europas. Und wenn die EG-Binnenmarktgrenzen ganz weit geöffnet werden, dann gehört auch die Einbeziehung des Nationalitäts-Kennzeichens in das Nummernschild in den Katalog der Forderungen.

Ein ganz heißes Eisen sind die international sehr unterschiedlichen Fristen, innerhalb derer ein Unfallschaden reguliert wird. In Deutschland werden im Schnitt 70 Prozent aller Schäden innerhalb eines Jahres bezahlt. In Süd- und Südosteuropa sind dagegen drei Jahre durchaus üblich und selbst 13 Jahre keine Rarität. Die deutschen Juristen fordern hier nachdrücklich einen verbindlichen Mindeststandard. Ebenso sollten wie in Deutschland Gerichtskosten des Unfallopfers überall in Europa erstattet werden, um dem Betroffenen nicht von vornherein den Weg zum gerechten Schadenausgleich zu erschweren oder gar ganz zu versperren.

Auf unterschiedlichen Rechtsnormen basieren weitere Anpassungsschwierigkeiten. Dazu zählt der Unterschied zwischen der in Deutschland üblichen Gefährdungshaftung gegenüber der sonst weithin üblichen Verschuldenshaftung. Differenzen gibt es auch bei der Berechnung von Personenschäden und der Zusammensetzung des Personenkreises, der Anspruch auf Schmerzensgeld hat, von der Höhe der Schmerzensgeldbeträge ganz zu schweigen. Einer der großen Autoclubs stellte denn auch kürzlich unzufrieden fest, das Zusammenwachsen Europas sei am Schadenersatz für Unfallopfer bisher "spurlos vorübergegangen".

ROLF BECKER

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MAIN-KINZIG-KREIS II

FEUILLETON 8

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

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Frankfurter Rundschau

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WIRTSCHAFT 10

Der australische "Gänsefuß" hat Frankfurt erobert Das Senckenberg-Institut forschte im Auftrag der Stadt und erstellte auf 877 Seiten eine Biotopkartierung

FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.

Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können.

Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.

Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.

Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden.

So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden. Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.

Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.

Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen. Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.

Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia

Frankfurter Rundschau

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

MAIN-KINZIG-KREIS VI

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

MRHEIN-MAIN 10

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IX

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II

HOCHTAUNUSKREIS

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS VII

Notdienste

MAIN-TAUNUS-KREIS

Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztl. Wochenend- u. Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte Sa., So.: Dr. S. Bockmeyer-Cuntz, Marbudstr. 25, 6238 Hofheim, Tel. 0 61 92 / 63 04; Dr. Inga Kary, Zum Quellenpark 6, 6232 Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 88 87. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Pinguin-Apotheke, Marktplatz 8, 6231 Schwalbach, Tel. 0 61 96 / 8 37 22;

Hattersheim. Sa., So.: Rosen-Apotheke, Frankfurter Str. 15, Tel. 0 61 90 / 22 14.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Herder-Apotheke, Herderstr. 9-19, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 15 70.

So.: Rosen-Apotheke, Mainzer Str. 3, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 13 13.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Apotheke an der Post, Breslauer Str. 42, Tel. 7 44 08;

Hofheim, Kriftel. Sa.: Brunnen-Apotheke, Diedenbergen, Weilbacher Str. 5, Tel. 0 61 92 / 4 66 00.

So.: Schwanen-Apotheke, Hofheim, Alte Bleiche 4, Tel. 0 61 92 / 2 11 33.

Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Apotheke am Rathaus, Lenzhahner Weg 2, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 55 99.

So.: Aubach-Apotheke, August-Ruf-Str. 18a, WI-Auringen, Tel. 0 61 27 / 65 60.

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Notdienste

Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstraße 42, Tel. 31 89 31. Ärzte Ärztliche Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, Tel. 1 92 92.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Zahnärzte Erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71. Tierärzte Sa., So.: Dr. Eckes, Frankfurter Str. 78, Offenbach, Tel. 81 31 13. Apotheken Sa.: Bechtenwald-Apotheke, Ffm.-Zeilsheim, Bechtenwaldstr. 64, Tel. 36 43 32; Mozart-Apotheke, Ffm.-Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 28 30 48So.: Kosmos-Apotheke, Ffm.-Höchst, Königsteiner Str. 54, Tel. 30 40 88. ohne Gewähr -

Notdienste in Wiesbaden

Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Telefon 0 61 31 / 23 24 66.

Apotheken

Sa.: Bismarck-Apotheke am Ring, Bismarckring 15 (Ecke Bertramstr.), Tel. 30 12 93; Kur-Apotheke An den Quellen 3, Tel. 30 65 31; Parkfeld-Apotheke (Biebrich), Albert-Schweitzer-Allee 51 (Einkaufszentrum Parkfeld), Tel. 6 67 30.

So.: Linden-Apotheke, Dotzheimer Str. 61 (Höhe Klarenthaler Str.) Tel. 4 82 96; Möwen-Apotheke (Schierstein), Reichsapfelstr. 26, Tel. 2 27 44; Rheingold-Apotheke, Adolfstraße 10, Tel. 30 31 16.

Augenärzte Dr. R. S. Vogel, Stettiner Str. 25, Praxis: Tel. 6 26 93, Wo.: Tel. 0 61 31 / 47 21 41. Tierärzte Dr. Litsch, Schreberweg 4, Tel. 50 20 13.

STADT UND KREIS OFFENBACH II

NSTADT UND KREIS OFFENBACH / KREIS GROSS-GERAU V

HESSEN 22

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

WIRTSCHAFT 11

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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

WETTERAUKREIS II

MAIN-TAUNUS-KREIS III

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Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH

Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz, Artur Wagner

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Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:

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mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:

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Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.

Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.

Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold

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MEINUNG UND BERICHT 3

Menschen aus dem Stadtteil: Der Sportler und Gewerkschaftler Adolf Marx "Immer für die Kollegen dagewesen"

SACHSENHAUSEN. "Wir haben nicht viel gehabt - nur viel Arbeit." Adolf Marx weiß, wovon er spricht, denn die Arbeit hat sein Leben geprägt. Und doch blieb immer Platz für die "schönste Nebensache der Welt". Seit seiner Kindheit hat der Sport den Adolf Marx nicht mehr losgelassen und ihm viel Ehre und ebensoviele Auszeichnungen eingebracht.

70 Jahre alt ist der gebürtige Sulzbacher am 13. März geworden. Doch so richtig zur Ruhe gesetzt hat er sich eigentlich nicht. Vor fünfeinhalb Jahren offiziell pensioniert, ist er immer noch in der Gewerkschaft tätig. Die Posten als Schwimmwart im Turngau Frankfurt und als Mitglied im Landesschwimmausschuß des Hessischen Turnverbandes hat er zwar im vergangenen Jahr an Jüngere übergeben. Doch für Wettkämpfe holt er gerne noch seine Kampfrichtermontur hervor und verfolgt mit Stoppuhr und scharfem Blick die Schwimmer und Springer.

"Zwei Sportarten hat es in meinem Leben gegeben", berichtet Marx: "Schwimmen und Handball." Angefangen hat alles mit dem Handball. Eigentlich sogar zweimal. Als Sechsjähriger trat Marx bei den Freien Turnern Sulzbach ein. Er spielte sich durch die Jugendmannschaften und blieb auch in der Herrenmannschaft einer der Besten. Zahlreiche Einsätze in Kreis- und Bezirksliga sowie in Hessenauswahlteams belegen es.

Nach Krieg, der ihn an Ost- und Westfront verschlug, und Gefangenschaft - mit knapper Not und viel Glück konnte er die Amerikaner überzeugen, kein SS-Mann gewesen zu sein - wollte er eigentlich aufhören mit dem Sport. "Nachkriegszeit, zuviel Arbeit", da sei eigentlich kein Platz mehr für anderes gewesen. Doch es kam, wie es wohl kommen mußte.

Als Zuschauer stand er eines Tages bei einem Spiel der Kreisliga B. Die Turngemeinschaft (TG) 04 Sachsenhausen spielte - und verlor wieder einmal haushoch. Nach der Schlappe kam der deprimierte Trainer zu ihm und fragte den bekannten Auswahlspieler ganz schlicht: "Was machen wir falsch, Herr Marx?" Das hat er ihnen dann gesagt - so präzise, daß er 1954 Trainer wurde und die einstigen Verlierer bis in die Bezirksklasse führte.

Trainer und Abteilungsleiter der TG-Handballer blieb er bis 1964. Dann brach sich seine zweite Leidenschaft Bahn, das Schwimmen. "Angefangen hat das so um 1930, mit einem ,Wilden Wettkampf'." Nachwuchs versprach sich der Erste Sodener Schwimmclub von einem Sichtungsschwimmen, der Sieger sollte fünf Mark ("damals eine ungeheure Summe") erhalten: Mit "Hundeplatschen" - wie Marx seine Kraulversuche heute belächelt - schaffte er es.

Ähnlich abgestrampelt hat er sich 1964. Da gründete er die Schwimmabteilung der TG: "Das war ein Riesenerfolg. 50 bis 60 Kinder standen an jedem Abend auf der Matte." Einige von ihnen erkämpften später sogar Titel, Thomas Weißwange beispielsweise wurde Deutscher Meister. "Wir waren eine der erfolgreichsten Mannschaften hier im Turngau", berichtet der Pensionär über seine Amtszeit bis 1976. Auch für den Bau des Textorbades zeichnete er mitverantwortlich.

Der Einsatz wurde mit Edelmetall belohnt. Zuerst zeichnete ihn 1960 der Hessische Handballverband aus. Ab Mitte der siebziger Jahre kamen Silberne und Bronzene Ehrennadeln oder Ehrenbriefe hinzu, fast regelmäßig im Zweijahresrhythmus. 1986 erhielt Marx das Bundesverdienstkreuz.

Viel Aufhebens indes macht er nicht um seine "Sammlung". Die hängt ganz unscheinbar in einem kleinen Zimmer im ersten Stock seines Reihenhäuschens, das er vor 14 Jahren in Bad Vilbel gebaut hat. Auch sonst gibt das Haus, in dem er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Friedel Lang lebt, auf den ersten Blick nicht viel von der Vergangenheit preis. Schwere deutsche Möbel, Ledergarnitur, ein paar Ansichten von Frankfurt - wer wissen will, wer dort lebt, muß schon fragen.

Dann aber erzählt der Hausherr gern. Auch von der Arbeit. Schon 1946 trat er im Hauptamt der Frankfurter Verwaltung an. In Abendkursen erarbeitete sich der gelernte Gartenbauer das notwendige Verwaltungswissen. Er übernahm die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, baute das Presse- und Informationsamt auf und zeichnete für den ersten "Tag der offenen Tür" verantwortlich.

Dazu kam die Tätigkeit in der Gewerkschaft: Personalrat im Haupt- und Presseamt, Mitglied im Gesamtpersonalrat, 16 Jahre lang freigestellter Personalrat. Wie viele Überstunden er "gekloppt" hat, kann er nicht mehr sagen. Doch "wenn wir bis 22 oder 24 Uhr und länger getagt haben, da blieb fürs Privatleben kein Platz mehr". Deshalb habe er seine Lebensgefährtin auch nicht geheiratet - damals, vor 30 Jahren.

Am wichtigsten aber ist Marx der Posten als Vertrauensmann gewesen. "Immer für die Kollegen da" lautet sein Credo. Ihr Wohl lag ihm am meisten am Herzen, vor allem das der "kleinen Leute", die, "die sich nicht so gewählt ausdrücken können". Eigentlich, so sinniert er, müßte man in jedes Personalratszimmer einen roten Läufer legen: "Damit die Leute später keine Angst mehr haben vor den hohen Tieren." ALEXANDER KRAFT

Wer hält ein Kabriolett für ein Arme-Leute-Auto? Richtig, Jonas isses, von dem an dieser Stelle bereits die Rede war als er im Sommer Cabrio-Freunde bedauerte, sie könnten sich nicht einmal ein Dach leisten.

A propos Rede: Mit diesem Wort hätte Jonas seine Probleme. "Ede" würde er sagen, das "R" schlicht ignorierend. Wie bei allen Wörtern.

Neulich abends, das Hähnchen drehte sich bereits, war Jonas aus dem Häuschen. "Wi gillen", rief er entzückt.

Die geballte pädagogische Kraft von vier Erwachsenen entflammte flugs, versuchte dem R-Verweigerer den Jonas, abe' ohne r Buchstaben zu entlocken. "Grillen heißt das", sprach einer und ließ das R rrrollen wie Carroline Rrreiber. Jonas war wenig beeindruckt. "Sag doch mal Bratwurst!" Jonas: "Batwust."

Papa gab nicht auf. "Du Jonas, rudern hat Dir doch gefallen, sag mal Ruderboot!" Listig blinkten zwei blaue Augen, Jonas öffnete die Lippen und heraus kam, was keiner erwartet hätte: "Paddelboot." kkü

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

Park-Tour à la Botanik Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.

Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte den historischen Abriß über die Hochschule und den Park.

1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastian Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot

Bronchial-Asthma nimmt überall deutlich zu

Da sich derzeit das Vorkommen von Asthma bronchiale in den Industrienationen alle fünf Jahre zahlenmäßig verdoppelt, hat die Fragestellung der möglichen Vorbeugung dieses gefährlichen Leidens unter den Wissenschaftlern höchste Priorität. Dies insbesondere auch deshalb, weil die weltweit zu beobachtende zahlenmäßige Zunahme meist auch mit einer gleichzeitigen Zunahme der tödlichen Krankheitsverläufe einhergeht.

Aus diesem Grund wurde auf dem diesjährigen XVth European Congress of Allergy and Clinical Immunology in Paris der Vortrag von Dr. J. L. Menardo, Hospital de l'Aiguelongue in Montpellier, viel beachtet, der diese Fragestellung in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen gestellt hatte. Menardo erinnerte die in die französische Hauptstadt gereisten Allergologen daran, daß auch unter Ärzten völlig falsche bzw. hoffnungslos veraltete Ansichten über das kindliche Asthma bronchiale verbreitet sind. So haben viele Mediziner während ihrer Ausbildung noch gelernt, daß es keine Asthma-Erkrankung vor Vollendung des zweiten Lebensjahres gibt und daß man die für die Diagnose einer Allergie notwendigen Hauttests nicht vor dem fünften Lebensjahr machen sollte. Diese Ansichten sind heute aber nicht mehr aufrecht zu erhalten, betonte Menardo. Er wies in diesem Zusammenhang nachdrücklich darauf hin, daß immerhin 60 Prozent der auf ein Asthma hinweisenden Krankheitszeichen vor dem dritten Lebensjahr auftreten.

Aufgrund eines oft nicht sehr eindeutigen Krankheitsbildes wird das kindliche Asthma bronchiale auch von erfahrenen Kinderärzten oft viel zu spät erkannt. Dies trifft auf alle Länder zu. Dieser Umstand zieht natürlich zwangsläufig, so Menardo, eine mangelhafte Behandlung dieser frühkindlichen Asthmafälle nach sich. Natürlich ist allen Allergie-Spezialisten klar, daß die dauerhafte Vermeidung eines spezifischen Allergens - beispielsweise von Hausstaubmilben - bei einem bereits überempfindlichen Kind die Ausbildung eines Asthma bronchiale sicher verhindern kann. Es ist aber auch kein Geheimnis, daß eine solche Strategie im Alltag meist scheitert.

Die in Paris vorgetragenen Fakten zeigen, daß die Asthma-Vorbeugung ohne den Einsatz von Medikamenten bzw. der Spezifischen Immunotherapie (SIT) noch auf sehr schwachen Beinen steht. Mittlerweile sind sich die Wissenschaftler daher darüber einig, daß die Spezifische Immunotherapie (SIT) bei Asthma bronchiale sehr gut wirkt, allerdings muß sie frühzeitig eingesetzt werden. Menardo betonte daher, daß es sich bei SIT um eine gut verträgliche Behandlung handelt, die - wenn das Asthma bereits ausgebrochen ist - bei leichten und mittelgradigen Verlaufsformen routinemäßig durchgeführt werden sollte.

Die heute vorliegenden Studien, so auch Dr. Dreborg, Universität Linköping (Schweden), lassen es sinnvoll erscheinen, wenn die Immunotherapie möglichst früh im Kindesalter zum Einsatz kommt. Oft ist Asthma bronchiale eine ernste Komplikation des simplen Heuschnupfens. Es tritt häufig am Ende der Pollenflugsaison auf. Daher drängte sich in diesen Fällen förmlich die Überlegung auf, diese Asthmafälle durch den Einsatz der SIT zu verhindern.

In der Studie von M. M. Glowski und R. Ettinger konnten die Autoren bereits 1982 zeigen, daß die Nachkommen einer während der Schwangerschaft mit SIT behandelten Mutter seltener Allergien gegen das bei der SIT verwendete Allergen entwickelten. Wahrscheinlich sind in diesen Fällen IgG-Antikörper aus dem mütterlichen Kreislauf in den kindlichen Körper gelangt, vermutete Dreborg. Diese und ähnliche Tatbestände regten die Wissenschaftler zu der Überlegung an, die SIT zeitlich immer mehr in Richtung Geburtszeitpunkt zu verschieben. Für die nahe Zukunft sagte Dreborg daher in Paris voraus, daß sich die Spezifische Immunotherapie unter Einsatz weitverbreiteter Umwelt-Allergene wahrscheinlich schon bald selbst bei Neugeborenen und jenen Kleinkindern durchsetzen wird, die laut der bei der Geburt erhobenen Ergebnisse von Tests ihres Nabelblutes ein hohes Risiko für die Entwicklung von Allergien und Asthma bronchiale in sich tragen. JOCHEN KUBITSCHEK

SPORTRUNDSCHAU 24

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SPORTRUNDSCHAU 15

Das große Reinemachen - und manchmal die Feuerwehr im Einsatz Auch wenn der Flugverkehr ruht, herrscht Leben auf dem Rhein-Main-Flughafen / Der Tower bleibt besetzt Postmaschinen werden entladen

Die Halle ist fast leer. Mit lautem Surren bewegt sich eine Reinigungsmaschine durch den Abflugbereich A des Frankfurter Flughafens. Vor einer halben Stunde hasteten hier noch Manager mit Aktenkoffen und Laptops vorbei, um das letzte Flugzeug nach Berlin oder München zu erwischen. Doch um zehn Uhr abends spazieren nur noch ein paar Urlauber durch den Inlandsbereich, die sich die Zeit bis zum Einchecken vertreiben wollen.

Während der Passagierverkehr deutlich abflaut, schlägt die große Stunde der Reinigungskräfte. Ein schnauzbärtiger Mann fegt mit einem breiten Besen den Staub aus den Ecken an einer der Rolltreppen zusammen, eine junge Frau taucht ihre Hände in grünen Handschuhen in Seifenlauge, wischt den Schalter einer Fluggesellschaft ab. Im Hintergrund ertönt aus einem Kassettenrekorder orientalische Musik. Die etwa 80 Mitarbeiter, die in der Nachtschicht zur Flughafenreinigung eingesetzt sind, arbeiten über den ganzen Flughafen verteilt.

In einem Wartesaal im Einstiegsbereich wirft Karl Heinz Hofmann einen kritischen Blick auf helle Flecken am Fußboden, die sich auch durch hartnäckiges Schrubben nicht vertreiben ließen. "Kaugummi" sagt Hofmann kopfschüttelnd. Seine Augen blitzen hinter den Brillengläsern energisch auf. "Das ist der größte Feind der Fußböden. Mit umweltfreundlichen Mitteln läßt sich das nur schwer loswerden." Die Sauberkeit, aber auch Umweltbelange wie die getrennte Sammlung von Müll, liegen in Hofmanns Zuständigkeitsbereich. "Manchmal glaube ich selbst nicht, daß es machbar ist, den Flughafen bis fünf Uhr früh wieder in sauberen Zustand zu versetzen."

Während die Reinigungskräfte mit generalstabsmäßiger Planung Schmutz und Pferde an Bord Abfall zu Leibe rücken, wirft Alexander Gola im acht Kilometer entfernten Towereinen Blick auf den Radarschirm. Grüne Punkte zeigen die anfliegenden Flugzeuge an. In der Standleitung zu den Kollegen im Terminal beginnt es zu knistern. "Die nächste Maschine hat Priorität - die haben amerikanische Pferde an Bord", kündigt der Lotse an, der das Flugzeug bisher betreut hatte. "Wir im Tower übernehmen die Maschinen, wenn sie zwölf Meilen vom Flughafen entfernt sind", erläutert Gola die Arbeitsteilung. "Go ahead and cross now", gibt er anschließend einer Frachtmaschine den Weg vom Rollfeld auf die Startbahn frei, während er gleichzeitig die Position eines nahenden Postflugzeugs notiert. "Wir schreiben auf, wer reinkommt, damit wir nicht mit leeren Händen dastehen, wenn das Radar mal ausfällt."

Von seinem Arbeitsplatz über den roten und grünen Positionsfeldern betreut Gola Starts und Landungen. In der Nacht arbeitet er bis zu vier Stunden an einem Stück, danach folgt eine einstündige Ruhepause. Tagsüber sollte eine Arbeitsphase dagegen nicht länger als zwei Stunden dauern, damit die Konzentrationsfähigkeit nicht nachläßt. Dennoch lassen sich nicht immer längere Arbeitszeiten vermeiden - die Lotsen klagen über Nachwuchsprobleme.

In dieser Nacht geht es nicht besonders hektisch zu, obwohl nun, gegen Mitternacht, die Postflugzeuge aus allen großen Städten der Bundesrepublik einfliegen. "Heute kommen sie toal entzerrt, aber manchmal fliegen die Maschinen in Minutenabständen und fast gleichzeitig an." Denn trotz gleicher Flugpläne sei der Ablauf der Starts und Landungen nie gleich - eine Verspätung hier, ungünstige Wetterlagen da. Während Gola noch die Unwägsamkeiten der Flugpläne erklärt, stellt er fest, daß eine Maschine im Landeanflug bei gleichbleibendem Kurs zu tief über einem Wohngebiet ankommen würde. Also fordert er den Piloten zu einer "Schleife" mit Neuanflug auf, denn gerade nachts spiele der Lärmschutz für die Anwohner eine große Rolle.

Noch immer kommen neue Maschinen. An der Postrampe ist die Arbeit schon in vollem Gange. Fahrer bringen die Postladungen heran, an der Rampe stehen schon Lastwagen für den Transport an die Bestimmungsziele bereit. Und in der Frachtleitstelle greift Vorarbeiter Thomas Schramm zum Mikrofon, um ein paar Fahrer zur Position Alpha fünf zu Präsenz trotz Leerlaufs schicken. Dort wartet schon die Ladung eines Postfliegers darauf, zur Rampe gebracht zu werden. Durchdringendes Piepsen schreckt in der Leitstelle Sicherheit Wilfried Häfner und Michael Gihl auf. Ein Sprinklermelder in einem Lufthansa- Bürogebäude hat Feueralarm ausgelöst. Ein kompletter Feuerwehrzug, verstärkt durch einen Rettungswagen, überprüft die Lage vor Ort. Nach wenigen Minuten geben sie Entwarnung, können ihre unterbrochene Nachtruhe in der Feuerwache fortsetzen.

Licht brennt auch noch in der neunten Etage des Airport-Centers. Hier hat die Flugorganisation der Lufthansa ihren Sitz. "Aber im Augenblick ist Leerlauf", sagt Einsatzleiter Heinz Willin, der mit seinen Mitarbeitern die ein- und ausgehenden Maschinen, Verspätungen und ihre Auswirkungen auf Zwischenstopps und umsteigende Passagiere erfaßt. Allmählich läßt sich beim Blick nach draußen die Morgendämmerung ahnen. Ein paar Putzfrauen haben Feierabend, fahren mit der Rolltreppe zur S-Bahn- Haltestelle unter dem Flughafen. Auf den Sesseln liegen Reisende, Koffer und Rucksäcke neben sich gestapelt. Viele sind mit der letzten S-Bahn kurz vor Mitternacht auf den Flughafen gekommen und holen den bei der Anfahrt versäumten Schlaf nach. Eine Familie mit übermüdeten, quengelnden Kleinkindern eilt auf einen Flugschalter zu. Die Warteschlange der Passagiere, die sich ihre Bordkarte abholen wollen, ist schon recht lang, jeder will sich einen guten Platz sichern. Auch auf der Ankunftsebene erwacht der Flughafen wieder zu seinem "Tagesleben". Trotz der frühen Morgenstunde warten einige Dutzend Menschen mit Blumen und Willkommens-Schildern auf ihre Freunde und Verwandten. Kurz vor sechs Uhr haben die ersten Passagiere aus Ankara und Nairobi Paß- und Zollkontrolle passiert. ek

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SKREIS OFFENBACH VIII

SONDERSEITE III

Urvogel Archäopteryx bekommt Konkurrenz

Die Entwicklungsgeschichte der Vögel muß neu geschrieben werden. Galt bisher der 150 Millionen Jahre alte Archäopteryx als einziger direkter Vorfahre der heutigen Arten, gibt es nun Hinweise auf weiterentwickelte Zeitgenossen des Urvogels. Von Wissenschaftlern als sensationell eingestufte Funde in China belegen, daß dort vor 135 Millionen Jahren oder sogar noch früher flugfähige Vögel in großer Vielfalt lebten, die urtümliche und auch schon moderne Merkmale hatten.

Ihr Becken und ihre Beine zeigen noch urtümliche Formen. Außerdem haben die Vögel wie Saurier Zähne in den Kiefern. Ihr Flugapparat ist jedoch wesentlich weiter entwickelt als der von Archäopteryx. Auf der Suche nach versteinerten Fischen waren Forscher eher zufällig auf gut erhaltene Fossilien verschiedener Vogelarten gestoßen. Nach Archäopteryx, von dem bisher weltweit sechs versteinerte Skelette gefunden wurden, sind dies die ältesten bekannten Vögel. Anders als der Archäopteryx besaßen die chinesischen Vögel bereits einen relativ gut entwickelten Flugapparat, der sie sicher zum aktiven Fliegen befähigte. Die verhältnismäßig gut erhaltenen Vogelskelette, einige kaum größer als Spatzen, standen im Mittelpunkt einer Tagung, zu der sich kürzlich Wissenschaftler aus aller Welt in Frankfurt am Main im Senckenberg-Institut trafen. Die Funde aus China seien ein Glücksfall für die Forschung, so Prof. Dieter Stefan Peters, Zoologe des Instituts und Leiter der Konferenz. Nur ganz selten werden nach seinen Worten mehr als 20 komplette versteinerte Skelette entdeckt. Ein weiterer chinesischer Vogel aus der Unteren Kreide vor rund 135 Millionen Jahren wurde kürzlich unter dem Namen Sinornis santensis beschrieben. Ähnliche, nur wenig jüngere Vögel sind aus Spanien bekannt. Auch in der Mongolei fanden Forscher Hinweise auf Vögel aus dieser Zeit. Die Wissenschaftler schließen daraus, daß es in der Unteren Kreide mindestens zwei weit verbreitete Entwicklungslinien der Vögel gab. Ihr zeitlicher Abstand zu Archäopteryx erscheine zu gering, als daß sie sich in der vergleichsweise kurzen Zeitspanne hätten differenzieren können, so Peters. Die Konsequenz: Die Entstehung der Vögel liege viel weiter zurück als bisher angenommen, Archäopteryx sei als Seitenzweig zu betrachten. fwt

Maria lag im Vogelmist Kostbares Bild entdeckt

OBERURSEL. Eine Kostbarkeit entdeckten Handwerker bei den Sanierungsarbeiten auf dem Dachboden der Kreuzkapelle auf dem alten Friedhof. Was für Laien auf den ersten Blick wie eine mit grauem, getrocknetem, brüchigem Schlamm überzogene Leinwand aussah, entpuppte sich unter den sachkundigen Händen von Restauratoren als Marienbild aus dem 17. oder 18. Jahrhundert.

Noch ist nur ein winziger Teil des Ölgemäldes unter der blind gewordenen Firnisschicht hervorgezaubert worden. Deutlich zu erkennen ist das Gesicht Marias mit einem winzigen Bruchteil der Gloriole aus Sternen, die sich um ihren Kopf herumzieht, dazu am unteren Bildrand der Kopf einer Schlange. Sie gehört, so mutmaßt Uta Reinhold, Leiterin der Restaurationsabteilung beim Hessischen Landesamt für Denkmalspflege, zu Eva, wurden doch zur Zeit der Gegenreformation, als das Andachtsgemälde entstand, diese beiden biblischen Frauengestalten oft auf einem Bild zusammen dargestellt.

Anhand der kleinen Freilegungsproben ist es der Fachfrau noch nicht möglich, die Entstehungszeit des 75 x 95 Zentimeter großen Ölbildes genauer zu bestimmen. "Dazu muß erst das Gewand zum Vorschein kommen. Der Faltenwurf gibt mehr Aufschluß über den Stil", weiß sie. "Dann läßt sich die Darstellung relativ genau regional und kunsthistorisch einordnen." Für die Entstehungszeit im 17. Jahrhundert spricht, daß damals die Kreuzkapelle ihren Altar bekam. Er stammt aus dem Jahr 1669.

Das Bild befinde sich noch in einem sehr schlechten Zustand, erläutert Uta Reinhold. Auf der brüchigen Malschicht sind Vogelschmutz und Wasserflecke. "Das Bild ist seit mindestens hundert Jahren nicht mehr benutzt worden", schätzt die Restauratorin. Seitdem hat es niemand angefaßt - was die Expertin hoch beglückt.

Mindestens 345 Stunden diffiziler Handarbeit, ständig unter einem Mikroskop mit 20facher Vergrößerung, wartet auf die Restauratoren im Wiesbadener Denkmalsamt, ehe die Immakulata wieder in der Kreuzkapelle aufgehängt werden kann. Den Löwenanteil der Zeit, mindestens 160 Stunden, benötigen sie, um die locker gewordene Malschicht wieder auf der Leinwand zu befestigen. Zunächst mit allem Schmutz, wobei sie sorgfältig darauf achten müssen, daß sich der Dreck nicht mit der Malschicht verbindet. "Sonst bleiben später die Farbpartikel an den Wattestäbchen hängen."

Anschließend muß die Leinwand von dem zerbrochenen Keilrahmen gelöst und vorsichtig planiert werden. Dann erst können die verschmutzten - "krepierten", wie die Fachfrau sagt - Firnisschichten abgenommen werden, die die Mariendarstellung verdecken. Nach der Reinigung werden die Risse in der Malschicht verschweißt und fehlende Stücke vorsichtig ersetzt. Später können Experten nur noch unter einer UV-Lampe sehen, wo retuschiert wurde.

Erhalten, wenn auch zerbrochen, ist auch der schlichte Originalrahmen der Mariendarstellung. Auch er wird sorgfältig restauriert.

Mindestens 15 000 Mark wird die Wiederherstellung des Bildes kosten. Einen Teil des Geldes stellt das Landesamt für Denkmalschutz zur Verfügung. Die Stadt rechnet damit, daß sich auch die katholische Kirchengemeinde an den Kosten beteiligen wird. Ihr steht die Nutzung der Kreuzkapelle zu. Das 1618 erbaute Gebäude wird derzeit für rund 275 000 Mark auf Kosten der Stadt saniert und restauriert.SPORTRUNDSCHAU261POLITIK7BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

BERGEN, 14. AUGUST (afp). Die Reporter kamen im Adams- und Evakostüm. Was sie denn so von "oben mit" oder "unten ohne" halten, wollten sie von den ebenso nackten Badegästen am Strand in Binz auf Rügen wissen. Die Antworten waren am Wochenende darauf im "Rügen TV" zu sehen und zu hören. Egon Stoffers, nach eigenen Angaben Journalist und Lebensmittelgroßhändler, füttert seit Ostern mit seinem privaten Video-Programm die Kabelnetze in den Neubausiedlungen auf der Insel. Er stieß damit in eine Gesetzeslücke. Denn was nicht gesetzlich verboten sei, müsse auch nicht genehmigt werden, hat ihm die Landesmedienzentrale in Schwerin mitgeteilt. Inzwischen hofft er auch auf eine der Frequenzen für das lokale Privatfernsehen, die im Herbst verteilt werden sollen.

Der 52jährige Stoffers ist seit 1990 auf Rügen aktiv und im Lebensmittelgroßhandel gut im Geschäft. "Irgendwann habe ich festgestellt, daß die Kommunikation auf der Insel nicht klappt", erzählt Stoffers. Die Zentrale der einzigen Zeitung sitzt in Rostock, der Landessender des Norddeutschen Rundfunks (NDR) im noch ferneren Schwerin. "Rügen kommt bei denen kaum vor." Stoffers erzählt, er habe in Berlin das türkisch-deutsche Fernsehen mit aufgebaut und sich gefragt: "Warum nicht auch auf Rügen?"

Nach Gesprächen mit den Kommunalpolitikern mietete er in einem Kulturhaus einen Saal mit 200 Plätzen, installierte Kabel, Scheinwerfer und fünf Kameras und engagierte sechs feste und mehrere freie Mitarbeiter. Seit Ostern sammeln die Reporter nicht nur Stimmen nackter Badegäste. Stoffers: "Wir gehen auch die Probleme an, versuchen bei den oft pressefeindlichen Gemeinderäten nachzubohren. Etwa, wer welches Grundstück wieder an wen verschachert hat."

Sonnabends und Sonntags flimmert das halbprofessionelle Programm durch die verkabelten Neubaugebiete in Bergen, Saßnitz oder Binz - 90 Minuten ohne Werbung. Stoffers finanziert "Rügen TV" noch aus eigener Tasche. "Es gibt genügend einheimische Betriebe, die werben wollen", sagt der Fernsehmann. "Aber solange ich nicht sagen kann, wieviele Zuschauer das Programm hat, kann ich die Preise nicht festlegen." 500.000 Mark für die Grundausstattung, 80.000 Mark monatlich an laufenden Kosten habe er schon in "Rügen TV" gesteckt. Ein teures Hobby? "Investitionen in die Zukunft", ist Stoffers zuversichtlich.

Kosten senken wollte er, indem er sein Programm über den örtlichen Sender der GUS-Truppen ausstrahlen ließ - zum Ärger der Telekom. 80 dieser Fernseh- Kleinsender mit einer Reichweite bis zu 20 Kilometern gab es in der DDR für die hier stationierten sowjetischen Streikräfte. Einige sind schon abgemeldet. Laut Abzugsvertrag darf die GUS die Frequenzen weiterhin nutzen, bis ihr letzter Soldat Deutschland 1994 verlassen hat. "Sendungen in russischer Sprache. Da läßt der Vertrag keine Interpretationsmöglichkeit", sagt Liselotte Weber vom zuständigen Referat der Telekom in Berlin. Die GUS-Garnison auf Rügen sah das anders. Als sie von Stoffers aber immer mehr Geld haben wollte, verzichtete er auf die militärische Hilfe im Medien- Kampf.

ftx/ber AFP

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

Heute zum Tanz: "Bones in Pages"

Saburo Teshigawara verbindet Tanz und bildende Kunst, von ihr kommt er ursprünglich auch, wie sein belgischer Kollege Jan Fabre. Für sein Stück "Bones in Pages", das bereits Ende vergangenen Jahres im Frankfurter Theater am Turm zu sehen war, hat der Japaner ein aufwendiges Bühnen-Kunstwerk entworfen, aus einer Wand voller aufgeblätterter - und dadurch sehr fremd wirkender - Bücher, einer "Straße" aus alten Schuhen, einiger Möbel und einer (lebendigen) Krähe, die im Laufe des Abends recht unbekümmert durchs Bühnenbild zu staksen scheint.

Diesen Raum füllt Teshigawara mit seinem Tanz, der aus gleichsam nach innen gerichteten, quälerischen, unnatürlich verdrehten und abrupten Bewegungen besteht. Sein weiß geschminktes Gesicht bleibt dabei unbeweglich, starr.

Das Theater am Turm, dessen Dramaturg Tom Stromberg die "Konzentration auf ein paar Künstler" befürwortet, hat nun Saburo Teshigawara für eine ganze Reihe von Vorstellungen von "Bones in Pages" (etwa: Knochen in Seiten) wieder nach Frankfurt geholt. Ein mutiger Entschluß, denn Teshigawaras Tanz, seine selbst-quälerischen Bewegungen bereiten dem Zuschauer ein fast körperliches Unbehagen. Ein Abend, der Eindruck macht. (Vorstellungen vom 15. bis 18. Oktober im TAT, Beginn jeweils 20.30 Uhr) sy

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RHEIN-MAIN-SEITE VI

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Beim Großvater gab's keine fertigen Farben Gestrichen wurde einst mit zwölf Pinseln / Hessenpark bekam über 100 Jahre altes Mobiliar

NEU-ANSPACH. Für den seit 1978 im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu- Anspach (Hochtaunuskreis) angestellten Restaurator und Malermeister Rolf Eckhardt ist ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. "Sein" Museum bekam die Möbel aus einer mehr als hundert Jahre alten Malerwerkstatt geschenkt. Sie stammen von Fritz Winkler, einst "Meister des Tüncher-Handwerks" in Idstein. Seine Tochter trennte sich von ihnen. 1834 gegründet, war die Firma mehr als 120 Jahre im Familienbesitz.

Meister Eckhardt hatte schon über zehn Jahre jene Geräte gesammelt, die in eine Malerwerkstatt des vorigen Jahrhunderts gehörten. Da kamen ihm die Möbel aus Idstein wie gerufen. Eine passende Unterkunft für die ehemalige "Farbenansetz- und Farbenmisch-Werkstatt eines Tünchers und Weißbinders" war im Museum bald gefunden.

In dem kleinen Stall einer ehemaligen Scheune hat Restaurator Eckhardt die Museumswerkstatt eingerichtet. "Das ist durchaus der richtige Ort für eine ländliche Werkstatt in Hessen", findet er. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er bei seinem Großvater in Naurod im Taunus noch gesehen, wie die Maler in den Dörfern bis in die fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts gearbeitet haben. "Mein Großvater hatte zwei Kühe, zwei Schweine und eine Ziege, und unter demselben Dach mit seinen Tieren lag in einem ehemaligen Pferdestall seine Werkstatt."

Der Großvater war es dann auch, der in dem Enkel die Liebe zum Malerberuf geweckt hat - mit Erfolg: Als Bester unter 75 Lehrlingen bestand Eckhardt 1956 die Gesellenprüfung.

In seiner Museumswerkstatt ist alles zu sehen, was im vergangenen Jahrhundert nötig war, damit der Maler die Farben selbst ansetzen konnte; denn fertige Farben gab's nicht. Da findet sich Kreide - oft kam sie von der Insel Rügen - ebenso wie eine große Eisenpfanne zum Anrühren von Kalkmörtel. Aufgereiht stehen die Holzfässer und Kisten mit den Erdfarben, die in der Werkstatt, mit Leinölfirnis verrührt, zur gewünschten Ölfarbe wurden. Sogar eine Ölkanne mit einer Pumpe konnte Eckhardt auftreiben: "Für den Weißbinder war es eine große Erleichterung, das Öl mit Hilfe einer Pumpe aus dem Faß oder der Kanne zu holen".

Zur Werkstatt von einst gehörten Holz-, Blech- sowie Emaileimer. Trichter und die kleineren Behälter für die Pulverfarben stellte der Blechschmied her. Sorgfältig gereinigt, wurden sie immer wieder verwendet. Nur selten wanderte ein Arbeitsgerät auf den Müllplatz. So war es auch mit den Pinseln. "Gewöhnlich gab es in einer Werkstatt zwölf Pinsel zum Streichen mit Ölfarbe, sechs für helle und sechs für dunkle Farben. Doch kein Pinsel wurde ausgewaschen oder etwa mit einem Lappen gereinigt. Zum Ausstreichen der Farbe diente der Arbeitstisch des Malers", erzählt Meister Eckhardt.

Ein solcher Tisch fand sich auch unter den Möbeln der Idsteiner Firma. Etwa sechs Zentimeter dick ist die Farbschicht auf seiner Tischplatte. Da wird sich so manchem Betrachter die Frage stellen, wie viele Pinsel auf diesem Tisch wohl ausgestrichen worden sind.

CHRISTA SCHAPER (dpa)

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WIESBADEN VI

Mit einer Anfrage an den Magistrat will die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) klären, wie der Weg zur Martin-Buber-Schule gesichert werden kann. Damit schwere Fahrzeuge ihren Einsatzort auf der Baustelle im Sachsenhäuser Landwehrweg erreichen können, wurde die Einbahnstraßenregelung im Letzen Hasenpfad geändert. Nach Ansicht der CDU wurde dadurch für Kinder und Anwohner ein "unzumutbarer Zustand" geschaffen. kan

"Fremde Federn"

Zu unserem Beitrag "Artischockenbrunnen auf gebührendem Platz" in der Stadtteil- Rundschau Süd schrieb uns FR-Leser Tom Orlowski, Große Rittergasse 18 (Sachsenhausen), folgende Zeilen:

Das Plätzchen vor dem Brunnen ist nun also autofrei. Als ich gelesen hatte, wer sich da alles mit fremden Federn schmückt, habe ich ganz schön staunen müssen. Ortsbeirat, Kerbegesellschaft - daß ich net' lach!

Es war die Arbeit eines einzigen Bürgers, der den Platz fotografiert hat und in einem Schreiben an das Straßenbauamt den Zustand schilderte, verbunden mit der Bitte um Abhilfe. Der Bitte ist, wie zu sehen ist, nachgekommen worden; inzwischen liegt auch ein Schreiben des Garten- und Friedhofsamtes vor, mit der Zusage, in Kürze die jetzt überflüssig gewordenen Baumschutzbügel zu entfernen und eine Sitzbank aufzustellen.

An der Effizienz der Ortsbeirats-Arbeit habe ich schon lange meine Zweifel, und die Kerbegesellschaft - das sind doch die, die jedes Jahr ein Volksfest ohne Volk veranstalten. Daß beiden daran gelegen ist, in der Öffentlichkeit auch mal ein Erfölgchen vorweisen zu können, verstehe ich ja. Nur sollten sie es sich dann auch selbst erarbeiten.

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII

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Zapfenstreich in old Germany US-Soldaten auf dem schweren Weg ins Zivilleben

Der Soldat sitzt am Textcomputer und tippt. Statt Uniform trägt er eine Baseball-Mütze, Tennisschuhe, Jeans. Und der Text handelt nicht von Militärgeheimnissen oder Kriegsstrategien. Sergeant Clinton Wrighter verfaßt seinen Lebenslauf. Nach mehr als elf Jahren bei der Army muß der 30jährige Unteroffizier zurück ins Zivilleben. Wie Tausende andere amerikanische Soldaten ist er "Opfer" des Abzugs der US-Streitkräfte.

Jetzt wird die in den USA vielbeschworene "Friedens-Dividende" eingefahren. Für Wrighter, seine Frau und seinen siebenjährigen Sohn, heißt dies: Abschied von Deutschland. Zum ersten Mal in seinem Leben muß er eine Stelle auf dem freien Markt suchen. "Es ist sehr schwierig", sagt der Sergeant. "Ich wäre lieber beim Militär geblieben. Ich war zufrieden, weil ich zumindest einen Job hatte." Seit Mitte September hat er keinen Job mehr. Er bekommt ein Startgeld in Höhe von 30 000 Dollar, da er seine Stelle als Berufssoldat "freiwillig" aufgibt. Sie wäre sowieso bald gestrichen worden. Deshalb nahm Wrighter das Startgeld und seinen Hut.

Mit dem "Draw Down" - der Reduzierung der US-Truppen - kommt eine schwierige Zeit auf Wrighter und seine Kollegen zu. Nicht wenigen Soldaten droht Arbeitslosigkeit.

"Der Streß kann recht groß sein", sagt Ischa Moore, die den Soldaten beim Einstieg ins Berufsleben hilft. Sie arbeitet beim "Army Career Alumni Program", das 1991 gestartet wurde. "Einige Leute sind in Tränen ausgebrochen, besonders wenn sie nur noch 14 oder 16 Monate bis zum Ruhestand hätten warten müssen. Statt dessen werden sie nun abgeschoben. Das Militär ist alles, was sie gekannt haben."

Niemand soll jedoch im Stich gelassen werden. Ischa Moore kennt "Erfolgsgeschichten" ehemaliger Soldaten, die gute Stellen gefunden haben. 4000 US-Firmen sollen Interesse an Ex-Soldaten angemeldet haben. Aber es ist nicht sicher, daß jedem eine Chance geboten wird. "Wir müssen realistisch sein", sagt Ischa Moore. "Wir sind in einer Rezession in den USA, und Jobs sind schwer zu bekommen." Vor allem für diejenigen, die nur Panzerfahren gelernt haben.

Der Streß bleibt nicht ohne Folgen. "Es gibt einige Fälle von Gewalt in Familien", sagt Karl Weisel, Chefredakteur der "Frankfurt Chronicle", einer Zeitung, die für die "American community" gedruckt wird.

Die Talfahrt des Dollars hebt die Stimmung auch nicht gerade. Sergeant Wrighter beispielsweise möchte einiges mit harter Mark kaufen. "Aber du kannst nicht, wegen des Dollars."

Nicht alle kehren in die USA zurück. Master Sergeant (Oberfeldwebel) Michael Phillips, 46, sucht eine Stelle im Rhein-Main-Gebiet. Seine Frau ist Deutsche, und ihm ist es zu "langweilig" in seiner Heimatstadt. Phillips wohnt schon seit 20 Jahren in Deutschland. Ihm gefällt es hier.

Aber die meisten Soldaten zieht es über den großen Teich. Major Edward Franklin wäre gern länger bei der Army geblieben. Gelassen zuckt er die Achseln und sagt: "Das alles ist eine neue Herausforderung." Ob ihm etwas aus "good old Germany" fehlen wird? Nein, sagt er, vermissen wird er nichts. jb / vo

Das Kennzeichen des italienischen Kleinwagens fängt mit den Buchstaben "HU-ST" an. Besser könnte man es nicht ausdrücken. Dem Auspüffchen entquillt eine graublaue Qualmwolke, die zeitweise das Auto nicht mehr erkennen läßt. Atemnot im Wagen dahinter. Neben dem steht ein Ur- Husten-Autos altmodell, dessen Auspuff etwa so dicht ist wie ein Teesieb. Ohrenschmerzen.

Die Frage drängt sich auf: Begegnen die Fahrer dieser beiden automobilen Müllhaufen eigentlich nie einem Streifenwagen? Oder ist diese Form der Umweltverschmutzung zu bagatellhaft, als daß sich die Polizei damit befassen mag? az

LKALSPORT VII

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Die TSG 51 blufft derzeit Fußballspielerinnen fühlen sich in die Ecke gedrängt

FRANKFURT-NORDWEST. Ein friedliches Nebeneinander pflegen die Männer und Frauen der TSG 51 Frankfurt. Kein Wunder: Sie spielen ja auch Fußball. Natürlich nicht miteinander, sondern in verschiedenen Abteilungen. Bei den siebtklassigen Männern kam bislang kein Neid auf, obwohl die Frauen immerhin zweitklassig sind - sie kicken in der Oberliga Hessen. Deshalb gibt es auch keinen Neid auf die ungleich bessere Finanzierung der Frauen: 10 000 Mark stehen ihnen im Jahr zur Verfügung.

Was den Machern offensichtlich nicht ausreicht: "Die Frauenfußball-Oberliga ist sportlich eine Farce", stellt Jürgen Strödter, Trainer des Oberliga-Teams der TSG 51, fest. Er ist seit 14 Jahren im Frauen-Fußball engagiert, gehört mit der TSG seit zwei Jahren zur Oberliga und will mit dem Team den Klassenerhalt schaffen: "Flörsheim wird Meister, Schwarzbach Zweiter, und der Rest kämpft gegen den Abstieg". Das Niveau der Oberliga Hessen, sagen viele Fachleute, sei erschreckend schwach geworden.

In der Einführung der Bundesliga sieht Strödter die Gründe für den Niedergang. Die Qualität in der Breite leidet unter der Konzentration überdurchschnittlicher Spielerinnen in der höchsten Spielklasse. Die TSG 51 ist besonders davon betroffen, da in Frankfurt mit dem FSV und der SG Praunheim gleich zwei Bundesligisten dem Ball nachjagen.

Auch Spielerinnen, die noch nicht Bundesligaformat haben, wechseln oft zu diesen Klubs. Dort stehen nämlich mit den zweiten und dritten Mannschaften weitere Möglichkeiten offen. Beide Reserveteams sind mittlerweile bereits in der Landesliga Süd angesiedelt. Dies könnte höchstens der Verband mit einer entsprechenden Regelung verhindern, was Jürgen Strödter für angebracht hielte. Denn mit einem weiteren Aufrücken von zweiten und dritten Mannschaften würden die Chancen kleiner Vereine auf dem Spielerinnenmarkt weiter sinken. "Wir haben vor dieser Saison bei 50 Spielerinnen angefragt und fast ausschließlich Absagen erhalten."

Unter anderem entschieden sich zwei 15jährige Talente für die Bundesligisten, die zwar mit einer Sondergenehmigung im Seniorenbereich spielen dürfen, doch nur in der Ersten Mannschaft eines Vereins. Doch von ihrer Spielstärke und Konstitution her ist dies nicht sinnvoll. Selbst als Zwischenstation für künftige Bundesligaspielerinnen hat die Oberliga demnach kaum noch Chancen.

Auch die TSG mußte zum Ende der vergangenen Saison eine Spielerin an den FSV abgeben: Anette Unsleber, für die TSG noch als Anette Hamacher auf Torejagd gegangene Stürmerin, wollte das "Abenteuer" Bundesliga wagen. Da die Goalgetterin sich jedoch weder sportlich noch menschlich am Bornheimer Hang wohlfühlte, kehrte sie zur TSG zurück. Da sie in einem Testspiel für den FSV gespielt hatte, bleibt sie bis zum 1. November gesperrt. Für die TSG 51 ist sie so wertvoll wie ein "royal flash" beim Poker, lobt Strödter.

Darüber hinaus hofft der Coach, auf Torhüterin Stefanie von der Au und Stürmerin Brigitte Schuchert zurückgreifen zu können. Beide sind eigentlich "fußballmüde". Durch die Zugänge von Renate Noll (Oberrad), Evi Schuchmann (Klein-Gerau), Gabi Schwinger (VfB Rheine), Kerstin Becker und Sarah Lehmann (eigene Jugend) konnte der Kader zwar ergänzt, nicht aber verstärkt werden. Oberligatauglichkeit attestierte Strödter nach dem 0:4 gegen Aufsteiger Hungen in seinem Team nur drei Spielerinnen. Daß die TSG-Mannschaft, wie die Klubs Hintermeilingen oder Heppenheim, ganz von der Bildfläche verschwinden wird, glaubt der Trainer nicht. So viel Vetrauen hat er zumindest in sein Team. *jbp

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DOKUMENTATION 12

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH VIII

"Für die Steuergelder, die der Römer von der Hoechst AG bekommt, könnten wir uns in Höchst Bürgersteige aus Marmor leisten. Des is' Finanzpolitik à la Frankfurt: goldene Kloschüsseln, aber kein Geld für Klopapier."Aufgebrachter Höchster Bürger, der während der Gründungsversammlung der "Bürgerinitiative Bolongarostraße" klagte, die Verantwortlichen im Rathaus behandelten den Frankfurter Westen stiefmütterlich.FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 4

Leunabrücke in Höchst Die Grünen warnen vor "Pendlerstrom"

HÖCHST. Die Parteien im Ortsbeirat 6 haben sich über die Anbindung der Leunabrücke an die Parkplätze am Tor Süd der Hoechst AG Gedanken gemacht. Sollte über die Brücke zu den Parkplätzen gefahren werden können, befürchten die Grünen einen "Pendlerstrom" durch die Stadtteile. Der Magistrat soll die Planungen deswegen einstellen.

Die SPD sieht das Verkehrschaos drohen, sollte die verlängerte Leunastraße zum Kelsterbacher Knoten führen. Diese Direktverbindung vom Norden zum Flughafen müsse verhindert werden.

Sollte aber der Kelsterbacher Weg in westlicher Richtung offen sein, gebe es über die Parkplätze eine solche Verbindung, meinen die Sozialdemokraten. dis

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Aus dem Geschäftsleben: Puppen - nicht nur für Kinder gedacht

SACHSENHAUSEN. Rita Seickel ist in ihrer Puppenstube von kleinen Kostbarkeiten umgeben, denen sie schon immer viel Zeit gewidmet hat. Seit 1991 verkauft sie im ersten und einzigen Puppenfachgeschäft Frankfurts in der Textorstraße 83 Sammlerstücke und edle Puppen für Kinder, und auf ihr Sortiment ist sie zu recht stolz.

Mit Kennermiene weist sie auf ein in Miniaturtrachten gekleidetes Paar aus der Schweiz: "Heidi und Peter sind handbemalt und natürlich mit echtem Haarschopf", führt die vielfache Puppenmutter aus, und zeigt gleich auf ein limitiertes Modell aus England, dessen Echtheit ein Zertifikat belegt.

Anerkannte Puppenkünstler entwerfen Porzellanrohlinge, die dann in kleiner Auflage von den Herstellern in Handarbeit ausgestattet werden. Diese luxuriösen Exemplare kosten von 500 Mark aufwärts, der Preis für die Porzellanpuppen liegt bei etwa 1000 Mark.

Bei den sogenannten Charakterpuppen werden die Porzellanköpfe alle zwei Jahre nach dem Vorbild lebender Kinder neugestaltet, eine der Künstlerinnen orientiert sich sogar jährlich an einer anderen Nationalität: Enzo, ein italienischer Junge mit braunen Augen und schwarzen Locken, trägt einen hellblauen Matrosenanzug aus Sizilien.

Die stets maßgeschneiderten Kostüme tragen nicht unwesentlich zu den hohen Preisen bei. So versteckt eine kleine Holländerin unter ihrer Tracht handgeklöppelte Unterröcke, der Kragenbesatz ihres Spielgefährten ist aus Brüsseler Spitze. "Diese Stücke sind natürlich nicht für Kinder gedacht", meint die passionierte Sammlerin voller Bewunderung, während sie die Puppen vorsichtig zurückstellt.

Für die gibt es Teddys wie den klassischen Herrmannbär, den Urvater aller Plüschtiere, oder auch vollwaschbare Schmusetiere. Zu Taschengeldpreisen, versteht sich. zol

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Menschen aus dem Stadtteil: Willi Höfler ist mit fünfzig Sportabzeichen der "hessische Rekordhalter" Die 3000 Meter lief der 76jährige in 17,48 Minuten

SACHSENHAUSEN. Willi Höfler hat sein Ziel erreicht: Zum fünfzigsten Mal wurde ihm vom Deutschen Sportbund das Sportabzeichen verliehen - das ist hessischer Rekord. Da dieses Abzeichen "wahrlich kein gängiger Artikel ist", wie es Heinrich Nolte, Beauftragter für das Sportabzeichen in Frankfurt, in seinem Glückwunschschreiben ein wenig ironisch ausdrückte, gab es prompt "Lieferschwierigkeiten". Jetzt wird sich der 76 Jahre alte Willi Höfler noch bis zum Jahresende gedulden müssen, bevor er das Ehrenzeichen in den Händen halten kann, für das er sich ein Leben lang durch Laufen, Schwimmen, Stoßen und Springen fit gehalten hat.

In diesem Sommer trieb den ehemaligen Möbelhändler der Ehrgeiz, "es noch einmal zu bringen", erneut auf den Sportplatz. Dabei zeigte er in seiner Altersklasse beachtenswerte Leistungen. So lief er die 1000-Meter-Distanz in 5,16 Minuten und spulte die Langstrecke über 3000 Meter in 17,48 Minuten ab. Mit dem Hochsprung über 90 cm habe er zwar ein wenig Mühe gehabt, dafür sei ihm das Schwimmen leichtgefallen: Höfler absolvierte die 200-Meter-Strekke in 7,36 Minuten. Lediglich beim Kugelstoßen mußte er passen, denn er war einige Wochen zuvor bei einem Trainingslauf gestürzt und hatte sich dabei eine schmerzhafte Armverletzung zugezogen. So schwamm er statt dessen noch weitere 100 Meter in der Zeit von 2,59 Minuten.

Diese erstaunliche körperliche Ausdauer ist ihm nicht in den Schoß gefallen, dahinter verbergen sich ein großes Durchhaltevermögen und noch mehr Selbstüberwindung. So verlor Höfler nach einer Krebsoperation - 1987 wurde ihm der gesamte Magen entfernt - beinahe 20 Kilogramm und konnte nur noch auf einen Stock gestützt gehen. Dennoch rappelte er sich langsam wieder auf und arbeitete sich an eine Form heran, die es ihm möglich machte, weitere Sportabzeichen zu erwerben. Gerade das Laufen habe ihm dabei geholfen, wieder auf die Beine zu kommen: "Laufen ist eine Art Therapie", sagt der hessische Jugendmeister im 3000-Meter- Lauf von 1935 heute überzeugt.

Zwar treibt Höfler auch heute noch jeden Morgen Gymnastik, schwimmt und fährt Fahrrad - doch der Sport steht nicht mehr im Mittelpunkt seiner Interessen. Er liest viel, nimmt zusammen mit seiner Frau an Literaturkursen der Volkshochschule teil und verfolgt das politische Geschehen sehr aufmerksam und kritisch. Auch sein eigener Ehrgeiz macht ihn im nachhinein ein wenig skeptisch: "Eigensüchtig", charakterisiert er seine Motive selbst. Heute will er durch sein Beispiel den Menschen zeigen, "daß es sich lohnt, nicht aufzugeben", auch wenn man sich in einer "mißlichen Lage" befindet. Dabei könne Sport "unendlich viel" geben.

Leibesübungen werden auch weiterhin eine Rolle in Willi Höflers Leben spielen, aber er hat sich angewöhnt, kleinere Schritte zu machen. Wenn er sich wohl fühlt, dann schnürt der kleine zähe Mann auch heute noch die Turnschuhe und läuft ein- oder zweimal in der Woche seine "Hausstrecke" von etwa sechs Kilometern Länge. Doch auf den Sportplatz zieht es Willi Höfler nicht mehr: "Mit diesem Abzeichen war Schluß." VOLKHARD KANTNER

SPORTRUNDSCHAU 28

"Wildgarten" CDU-Fraktion stößt auf einhellige Kritik

SACHSENHAUSEN. Auf heftige Kritik von SPD und Grünen stieß die CDU mit ihrer Ablehnung des Magistratsberichtes zum Zustand des Abenteuerspielplatzes "Wildgarten" an der Stresemannallee in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad). Der Magistrat berichtete, daß von Verwahrlosung keine Rede sein könnte.

Davon hatte sich die CDU bei einer Ortsbegehung selbst ein Bild machen wollen (die Stadtteil-Rundschau berichtete), da sie um die Sicherheit der Kinder fürchtete.

Mit den Stimmen der Mehrheitsfraktionen von SPD und Grünenwurde der Bericht bei Enthaltung des fraktionslosen Ortsbeirates Hackhausen jetzt zur Kenntnis genommen.

Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtteilparlament, warf den Vertretern der Opposition insbesondere vor, die Kinderbeauftragte Elke Tafel bei der Begehung des Spielplatzes übergangen zu haben: "Nehmen sie die Kinderbeauftragte doch ernst", wandte er sich auch an die CDU-Stadtverordnete Ursula Gauls, die an der Sitzung des Stadtteilparlamentes teilnahm.

Helga Pusch (SPD) wies in der Aussprache darauf hin, daß der Abenteuerspielplatz "Wildgarten" selbst vom damaligen Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) eine Auszeichnung für die geleistete Arbeit erhalten habe. kan

Am Affentorplatz Mehr Sicherheit für die Kinder gefordert

SACHSENHAUSEN. Die Straße "Am Affentorplatz" soll den Kindern des nahegelegenen Spielhauses Sachsenhausen mehr Sicherheit bieten. Durch die Schilder "Spielende Kinder - Schrittgeschwindigkeit" und "Durchfahrt verboten - Anlieger frei" wird die Sackgasse nach dem Willen des Ortsbeirats 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) demnächst gekennzeichnet. Dies beschloß das Stadtteilparlament in seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der SPD-Fraktion einstimmig.

Da das Spielhaus nicht über eine eigene Freifläche verfügt, spielten die Kinder häufig "uff de Gaß", wie SPD-Fraktionsvorsitzender Gerhard Kadelbach den Antrag begründete. Viel Verkehr in der kleinen Straße werde durch Parksuchverkehr verursacht, dessen Ziel die Sachsenhäuser Altstadt sei. Daher sollte die Straße zur Anliegerstraße gemacht werden, um die Parkplatzsuchenden zu veranlaßen, nicht in die Straße "Am Affentorplatz" hineinzufahren. kan

Ortsbeirat aktuell

Job-Tickets für alle Landesbediensteten im Bereich des Ortsbezirkes 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) forderte der Ortsbeirat in seiner jüngsten Sitzung. Der Magistrat soll mit der Landesregierung darüber verhandeln, den Angestellten der Universitätskliniken, der Schulen und Polizeistationen so bald wie möglich die Karten für den FVV zur Verfügung zu stellen. Alle Fraktionen stimmten dem Antrag des fraktionslosen Ortsbeirates Winfried Hackhausen zu. kan

Einen zusätzlichen Fußgängerüberweg im Ziegelhüttenweg östlich der Beuthener Straße in Höhe der St.-Aposteln-Kirche möchte der Ortsbeirat 5 einrichten lassen. Auf seiner jüngsten Sitzung beschloß das Stadtteilparlament einen entsprechenden CDU-Antrag einstimmig. kan

Erziehung für Hundehalter: Sollen Spielplätze "für alle Zeiten" als Hundeklo mißbraucht werden?, fragt die Kinderbeauftragte des Ortsbezirkes 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad), Elke Tafel. Einstimmig beschloß der Ortsbeirat, beim Magistrat nachzufragen, ob es ein Konzept gibt, wie die Verunreinigung der Spielplätze und -wiesen zukünftig verhindert werden kann. Weiterhin wollen die Beiräte wissen, ob Aktionen geplant sind, mit denen Hundebesitzern die Probleme verdeutlicht werden sollen, weil Hunde "ihr Geschäft" in den Sandkästen der Spielplätze verrichten. kan

Rechnung oder Freiheit Beirat 5 sorgt sich um Graffiti-Künstler

FRANKFURT-SÜD. "Sie entlarven sich mit diesen Anträgen selbst", warf Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, kürzlich den Vertretern der CDU-Opposition in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) vor.

Der Anlaß: Die CDU stellte zwar den Antrag, Graffiti-Künstlern im Bereich des Ortsbezirks 5 Flächen zur künstlerischen Betätigung zur Verfügung zu stellen - wollte aber andererseits vom Magistrat erfahren, inwieweit "Künstler", die sich bereits mit ihren Spraydosen am Museumsufer und auf Brückenpfeilern und Durchgängen "verewigt" haben, für die Reinigungskosten zur Rechenschaft gezogen werden können.

"Das ist die alte Law-and-Order-Manier", schimpfte Kadelbach in der Aussprache in Richtung der die Konservativen. Daraufhin räumte selbst der Antragsteller Constantin Westpahl sogar ein, daß die beiden gestellten Anträge doch "in einem gewissen Spannungsverhältnis" stünden.

Nach längerer Aussprache erzielten die Mitglieder des Ortsbeirates einen einstimmig beschlossenen Kompromiß: Die umstrittenen Anträge werden an den Magistrat nun zur "Prüfung und Berichterstattung" weitergeleitet. kan

Niederräder müssen auf Plaketten warten

NIEDERRAD. Die Anwohner der Bruchfeldstraße bis zur Adolf-Miersch- Straße, der Heinrich-Seliger-Straße, der Adolf-Miersch-Straße und der Herbert- Böhm-Straße werden in der nächsten Zeit keine Parkplaketten erhalten. Dies teilte der Magistrat dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) in der jüngsten Sitzung mit.

Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hatte beantragt, das Gebiet bevorzugt mit den von den Anwohnern begehrten Plaketten auszustatten. Von der 1990 beschlossenen Reihenfolge bei der Einrichtung von Parkplakettengebieten soll jedoch nicht abgewichen werden, heißt es in dem Magistratsbericht.

Ohne Gegenstimme beschloß der Ortsbeirat eine Anfrage des fraktionslosen Ortsbeirates Winfried Hackhausen, der mit einer Anfrage klären will, wann und wo weitere Plakettenzonen im Ortsbezirk 5 eingerichtet werden sollen. Mit dieser Anfrage könne einer nach Ansicht Hackhausens weit verbreiteten Unsicherheit entgegengewirkt werden. kan

Aus dem Ortsbeirat 5 Kieselrot-Flächen werden jetzt saniert

FRANKFURT-SÜD. Die mit dem dioxinhaltigen Kieselrot verseuchte Sportfläche an der Friedrich-Fröbel-Schule in Niederrad und die kontaminierte Hoffläche der Kindertagesstätte 11 an der Tiroler Straße in Sachsenhausen sollen noch in diesem Jahr entseucht werden. Ab November 1992 sollen die Gelände von den Schülern und Kindern wieder genutzt werden können. Dies teilte der Magistrat dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) jetzt mit.

Insgesamt sind im Stadtgebiet 25 Anlagen aufgrund der Gefahr durch Dioxine gesperrt. Die Sportanlagen und anderen Hofgelände werden nach einem langfristigen Plan entsorgt und nach der Wiederherstellung für den Publikumsverkehr freigegeben. Wegen der hohen Kosten der Entsorgung kann die Stadt in jedem Jahr nur wenige Flächen sanieren lassen.

Das verseuchte "Marsberger Kieselrot", ein Abfallprodukt bei der Kupfergewinnung, wird bei dem Entsorgungsvorgang abgetragen und in das Zwischenlager in der Schmickstraße gebracht. Über den endgültigen Lagerort des kontaminierten Materials können noch keine Aussagen gemacht werden, teilte der Magistrat jetzt mit - der sei von einer Grundsatzentscheidung der Landesregierung in Wiesbaden abhängig. kan

Die Mühlenbauer kommen aus Sachsen Bis in Seligenstadt wieder Korn gemahlen wird, müssen die Handwerker schuften Von unserem Mitarbeiter Dirk Fuhrig SELIGENSTADT. Bald ist es soweit. Die Klostermühle wird ihre kostbarsten Teile wiederhaben: ihre Räder. In den letzten Tagen sind sie angekommen und werden derzeit montiert. Keine leichte Aufgabe: Immerhin zwei Tonnen wiegt jede der Wellen aus Eichenholz, um die sich die Mühlräder drehen sollen. Drei Männer aus dem Erzgebirge haben die Kolosse vom Lastwagen abgeladen. Das war einer der schwersten, wenn auch nicht unbedingt der schwierigste Teil ihrer Arbeit. Sie sind mehrere Wochen lang mit dem Zusammensetzen beschäftigt. Die Räder wurden nicht komplett von Muldau nach Seligenstadt gebracht, sondern in vielen Einzelteilen angeliefert. In der Stadt in Sachsen haben die Mühlenbauer die Räder schon einmal komplett aufgebaut und wieder demontiert, um sie besser transportieren zu können. Damals wurde jedes Element nummeriert, damit es später nicht verwechselt wird.

Im Innern der Klostermühle liegen die Kränze sorgfältig gestapelt auf einem Haufen. Die Halbkreise aus Fichtenholz müssen mit den querlaufenden Schaufeln verspannt und mit den Riegeln festgeklemmt werden. Hans Karel führt vor, wie das gemacht wird, wo der Bolzen in den Schlitz gesteckt werden muß: "Das ist wie ein Puzzlespiel". Der Mühlenbauer-Geselle ist einer der drei Handwerker, die in dem kleinen Betrieb in Muldau die Räder für Seligenstadt gezimmert haben. "Wir sind die ganze Firma", sagt er - und die wiederum ist die einzige, die sich auf Mühlenbau spezialisiert hat. "Zumindest in der ehemaligen DDR. Ich war der einzige Lehrling, der den Beruf gelernt hat; 1965 war das, beim Altmeister." Selbst konnte er nicht weiter als bis zum Gesellen kommen. Eine Meisterschule für den fast ausgestorbenen Beruf gibt es nicht mehr.

Etwa vier Wochen hat die Herstellung eines einzigen Mühlrads gedauert. Die Kränze mußten mit der Hand ausgehobelt werden, dabei hat exaktzu stimmen". Zusammen mit seinem Meister Gottfried Schumann und dem Mit-Gesellen Stephan Zöller hat er auch die Achs-Wellen bearbeitet und verspannt: "Die Blattzapfen haben wir warm aufgeschrumpft", erläutert Karel. Der Zapfen, ein Metallring, hat sich also zunächst ausgedehnt und konnte über die Enden der Welle gezogen werden. Bei der Abkühlung hat er sich zusammengezogen und sitzt jetzt unverrückbar fest. Die Blattzapfen sind fast die einzigen Teile aus Metall; alles andere ist originalgetreu aus Holz gefertigt, vor allem die Räder selbst.

Draußen im Mühlgraben ist der Untergrund schon präpariert. Damit das Wasser beim Verlassen der Schaufelräder den Boden nicht ausspült, sind Bodenplanken montiert. Die Mühlräder werden versetzt entlang der Außenwand angebracht, an jedes muß eigens eine Wasserrinne angepaßt werden, die über Röhren und Pumpen aus dem ehemaligen Bachlauf gespeist wird. Wenn die Räder sich wieder drehen, hat Seligenstadt eine restaurierte Mühle aus dem 16. Jahrhundert, mit der sich nach einigen weiteren Arbeiten im Gebäude sogar wieder Korn mahlen lassen wird.

Von der Goetheschule in die Raumkapsel Thomas Reiter aus Neu-Isenburg gehört bald zum Astronautencorps der ESA

NEU-ISENBURG. "Angst hat doch jeder Mensch in bestimmten Situationen." Nur indirekt räumt Thomas Reiter ein, daß auch er manchmal Angst hat, und schwächt das Eingeständnis gleich ab: "Eigentlich halte ich es für viel gefährlicher, sich heutzutage auf die Autobahn zu begeben, als in einem Überschalljet zu fliegen. Beim Fliegen ist das Risiko kalkulierbarer."

Der Neu-Isenburger ist einer von sechs Auserwählten: Seit Mai gehört er zu den sechs neuen Kandidaten für das Europäische Astronautencorps der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Aus tausenden von Bewerbungen in ganz Europa hat er sich diesen Platz erkämpft, und darauf ist er erst einmal stolz.

Der 1958 in Sachsenhausen geborene Reiter wuchs in Neu-Isenburg auf, wo seine Eltern nach wie vor wohnen. FR-Porträt Hier machte er 1977 an der Goethe- Schule sein Abitur und ging dann zur Bundeswehr. An deren Universität in München studierte er Luft- und Raumfahrttechnik, wurde Testpilot im bayrischen Manching und absolvierte schließlich eine Jet-Ausbildung in Texas. Von dort kehrte er 1984 nach hier zurück. Hier schulte er auf den Alpha- Jet um und nahm einen Job im "Einsatzverband Oldenburg" an.

Von Ende 1984 bis 1990 flog er den Alphajet über Norddeutschland. Hier lernte er auch seine Frau kennen.

Als die ESA 1991 ein Auswahlverfahren für das Astronautencorps begann, machte Reiter mit und setzte sich durch: Jedes der 13 Mitgliedsländer in der ESA hatte nach einem nationalen Auswahlverfahren fünf Kandidaten vorgeschlagen.

59 Wunsch-Astronauten stellten sich daraufhin der medizinischen, beruflichen und psychologischen Überprüfung. Unter den sechs "Erwählten" war schließlich auch Thomas Reiter, der zur Zeit noch bis Dezember eine weitere Testpilotenausbildung in England absolviert.

Sobald er die Basisausbildung der ESA hinter sich haben wird, hofft Reiter "natürlich" möglichst bald einem Projekt zugeteilt zu werden, an dessen Ende dann das ersehnte Ziel steht: eine Fahrt in den Weltraum. "Erst dann kann man sich doch ernsthaft Astronaut nennen", findet er.

Zunächst ist er aber froh und stolz über das Erreichte: "So weit gekommen zu sein, ist schon eine ganze Menge." Als Ziel setzt er sich allerdings, sofern es möglich ist, an drei oder vier Raumfahrten teilzunehmen.

Die Vorbereitungszeit dafür ist lang: Laut Reiter benötigt man vier bis fünf Jahre, bis man das nötige Handwerkszeug hat, um "so eine Mission" zu machen. Reiter sagt selbst, daß die Zeit, die man im Weltraum verbringt, vergleichsweise kurz ist.

Wie wird man Astronaut? War das schon immer Reiters Wunsch, oder wollte er als Schüler noch was ganz anderes werden? "Nein, wenn man diesen Weg einschlägt, ist das Interesse von klein auf an da."

Da der Vater schon immer ein begeisterter Segelflieger war (und die Mutter bis zu seiner Geburt auch), "bin ich praktisch auf dem Egelsbacher Flugplatz groß geworden, jedes Wochenende waren wir dort." Die Begeisterung für die Fliegerei verband sich im Laufe der Jahre mit dem Interesse für Naturwissenschaften und Raumfahrt.

Jedoch entschloß er sich, nach dem Abi erst einmal kleine Brötchen zu backen und marschierte auf das Ziel Militärfliegerei zu: "Ich habe nie damit gerechnet, daß ich Astronaut werden könnte."

Und was macht ein Astronaut in seiner Freizeit? Reiter, der einen sieben Monate alten Sohn hat, liebt das Kochen, spielt Gitarre und geht leidenschaftlich gerne zum Fechten und Badminton spielen.

Faszinierend an der Raumfahrt findet er, daß er nun an der wissenschaftlichen "Front" eines "technologischen Grenzgebiets" mitarbeiten darf. Die wesentliche Herausforderung bestehe für ihn darin, daß er vieles, was er nur aus der grauen Uni-Theorie kennt, nun praktisch mitgestalten darf.

Wobei es ihm, wie er auf Anfrage betont, nicht um den Fortschritt schlechthin geht, sondern auch um den Gewinn für einige Nebenschauplätze der Raumfahrt-Forschung. Er nennt die Meteorologie und den Umweltschutz: "Da steckt ein großes Potential drin." FRAUKE HAß

Auf einem abgeernteten Acker bei Igstadt buddeln Archäologen nach Zeugnissen aus der Altsteinzeit Im Wäschbachtal rasteten einst Jäger und Sammler Werkzeuge und Geweihe sind bis zu 25 000 Jahre alt

WIESBADEN. Von der Landstraße aus, die Bierstadt und Igstadt verbindet, sind im fernen Wäschbachtal ein Bauwagen und ein Zelt zu sehen. Die Szenerie wirkt eher unscheinbar, doch spielt sich hier Bedeutendes ab: Eine der wichtigsten archäologischen Grabungen, an denen derzeit in Hessen gearbeitet wird, ist im Gange. Zwischen 20 000 und 25 000 Jahre alt sind die Funde, die Grabungsleiter Dr. Thomas Terberger vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz zusammen mit seinen zehn Helfern auf dem abgeernteten Acker in mühseliger Kleinarbeit zutage fördert.

Schon 1991 hatten stichprobenartige Grabungen ergeben, daß das Wäschbachtal in der Altsteinzeit mehrmals Rastplatz einer Gruppe von Jägern und Sammlern gewesen sein muß. Stein-Artefakte und Knochenreste untermauerten, was Albert Kratz, Pfarrer der Wiesbadener Ringkirchengemeinde, vermutet hatte. Dem Hobby-Archäologen waren bei einem Spaziergang seltsam geformte Steine aufgefallen, die sich bei näherer Untersuchung als Steinzeit-Werkzeuge entpuppten. Bei den darauffolgenden Grabungen entdeckte die Gruppe um Dr. Terberger weitere Werkzeuge, aber auch Teile von Rentiergeweihen, Reste von erlegten Wildpferden und Überbleibsel tertiärer Schnecken, die vermutlich aus dem Hang südlich des Wäschbachs stammen.

Nachdem Zeit und Geld im Vorjahr nur für Stichproben reichten, beauftragte das Hessische Landesamt für Denkmalpflege Thomas Terberger diesmal, eine großflächige Untersuchung vorzunehmen. So legten die Studenten zusammen mit Pfarrer Kratz und einem interessierten Privatmann bisher etwa 40 Quadratmeter frei. Nach mehr als drei Wochen Arbeit auf freiem Feld ist die Stimmung im Team laut Terberger immer noch gut. Machte den Archäologen erst die Hitze zu schaffen, leiden sie jetzt unter Regen und den herbstlichen Temperaturen.

Wenn das Wetter es erlaubt, buddeln die Archäologen auf dem Bauch liegend mit "Zahnarztwerkzeug" mögliche Funde aus, wird das abgetragene Erdreich noch mal durchgesiebt, um auch ja alles herauszufischen. Mehr als 200 Stücke haben sie bisher gefunden und kartographiert. So wird es auch später möglich sein, den genauen Fundort jedes Teils aufzuzeigen.

Wissenschaftlich wertvoll sind die Ergebnisse, um die Chronologie des Homo sapiens sapiens, Nachfolger des Neandertalers, vervollständigen zu können. Denn aus dieser Epoche der Menschheitsgeschichte gibt es in Deutschland nur etwa ein Dutzend Fundorte. So weisen einige Artefakte auf die ersten Fernwaffen des Menschen hin - behauene Steine, die nach Angaben von Thomas Terberger als Speerspitzen benutzt wurden.

Auch über die Ausnutzung der Landschaft kann die Archäologie wertvolle Erkenntnisse liefern. So wurde der Lagerplatz im Wäschbachtal laut Terberger wahrscheinlich deswegen gewählt, weil die Nähe zum Wasser und zu den Hängen des Taunus die Jagdobjekte des Homo sapiens, Rentiere und Wildpferde, anzog. Zudem habe die relativ geschützte Lage in einer Zeit, in der es kaum über zehn Grad warm wurde, den Platz attraktiv gemacht. Hinzu komme der Hang, in dem Schneckengehäuse aus den Jahrtausenden zuvor zu finden waren.

Die gejagten Tiere wurden an Ort und Stelle zerlegt, das beweisen nach Worten des Grabungsleiters sowohl die zurückgelassenen Werkzeuge als auch die Knochen und Reste von Pferdekiefern. Mindestens drei verschiedene Pferde könnten schon nachgewiesen werden. Das Fleisch sei verzehrt, das Fell mit Schabern von Fleischresten gesäubert und zu Kleidung weiterverarbeitet worden. Kratzer und Stichel seien behauene Chalcedone, im Volksmund auch Feuerstein genannt. Die kommen dort, wo sie gefunden wurden, laut Terberger aber nicht vor; vermutlich stamme das Material aus dem Mainzer Becken.

Auch wenn der Wissenschaftler mit Alter, Menge und Zustand der ausgebuddelten Stücke durchaus zufrieden ist - andere Funde würden das Archäologenherz noch höher schlagen lassen. Zwar wurden Anzeichen von Feuer entdeckt, Steine mit Brandspuren etwa, die eigentliche Feuerstelle liegt aber noch irgendwo verborgen. Sie zu entdecken, wäre Höhepunkt der Grabungen. Möglich, daß der Acker auch ein Kleinod steinzeitlicher Kunst birgt. Aus der Zeit, in der das Lager im Wäschbachtal genutzt wurde, stammen erste Zeugnisse darstellender Kunst. Vielleicht findet sich ja eine kleine Venusstatue . . . DIRK ALTBÜRGER

Eine Chronik des TV Harheim 1882: Historische Fahne wird heute noch gezeigt Turner holten den Deutschlandpokal

HARHEIM. Das 5. Deutsche Turnfest im Juli 1880 zeigte seine Wirkung noch knapp zwei Jahre später in der damals selbständigen Gemeinde Harheim. Dort gründeten am 2. April 1882 22 Turnbegeisterte den Turnverein. Die jungen Männer trafen sich zur Übungsstunde zunächst einige Zeit auf dem Schulhof, ehe sie in den Garten des Gasthauses "Stern" überwechselten. 1894 erhielten sie eine Vereinsfahne, die heute noch bei allen Festen und Umzügen gezeigt wird.

Der Erste Weltkrieg brachte dem aufstrebenden Verein harte Rückschläge. Erst Anfang der zwanziger Jahre normalisierte sich der Turnbetrieb. Aufschwung gab nicht zuletzt ein Gauturnfest, das dem Verein 1919 zur Ausrichtung übertragen war. Ab 1923 stand den Aktiven der Sportplatz an der Mühlwiese zur Verfügung. Inzwischen hielt auch der Handballsport Einzug, außerdem gründeten einige der Mitglieder eine Gesangsriege.

Hatte der Vereinsbetrieb schon nach 1933 unter dem Druck der Nazis zu leiden, kam er dann im Zweiten Weltkrieg völlig zum Erliegen. Der Krieg riß auch im TV Harheim tiefe Wunden. 1946 wurde die Sportgemeinschaft Harheim aus der Taufe gehoben, der vorübergehend auch die Turner angehörten. Die Zusammenarbeit aller sporttreibenden Vereine wirkte sich so vorteilhaft aus, daß der Turngau 1951 das "5. Gauturnfest" nach Harheim vergab. Drei Jahre später drängten die Turner jedoch wieder zur Eigenständigkeit. Ende Mai 1954 faßten sie den Beschluß. Für den Turngau war dies Anlaß, dem Turnverein die Ausrichtung des Gaukinderturnfestes 1954 sowie des Gauturnfestes 1956 zu übertragen.

Zum 1. Vorsitzenden hatten die Mitglieder Jakob Fischer gewählt. Unter seiner Leitung erfüllten beide Turnfeste die Erwartungen des Turngauvorstandes. Eine Aufwärtsentwicklung zeichnete sich ab. 1962 wurde die Frauengymnastikabteilung gegründet, 1963 kam das Prellballspiel hinzu, 1974 Jedermannturnen mit Gymnastik und Volleyball.

Volleyball ist mittlerweile aus dem Übungsangebot wieder gestrichen. Geblieben ist die Erinnerung an Erfolge der einstigen Volleyball-Mädchenmannschaft (1982 Gausieger, 1984 Pokalsieger). Die Leichtathletikgruppe errang beim Deutschen Turnfest 1983 in Frankfurt im Vierkampf die Vizemeisterschaft. Mit Harheimer Leichtathleten im Aufgebot des Hessischen Turnverbandes gewann Hessen 1983 in Ludwigshafen den Deutschlandpokal. 1984, 1988 und 1989 stellte der TV Harheim mit Elisabeth Siering die Feldbergfestsiegerin. Auch im Geräteturnen gab es manchen Erfolg, hauptsächlich durch Nachwuchsturner.

Der Verein hat ein reichhaltiges Übungsangebot seiner Abteilungen Turnen, Prellball und Leichtathletik. Nach 1966 wurde der TV Harheim geführt von den Vorsitzenden Rudolf Ackermann, Harald Gastner, Manfred Pflaum und Peter Jakob. Heute steht Dr. Hans Rudolf Matthäi an der Spitze. Zum 100jährigen Vereinsbestehen 1982 erhielt der TV die Ehrenplakette des Deutschen Turnerbundes "Für 100 Jahre Turnen Dank und Anerkennung".

Zum damaligen Jubiläum gab es ein weiteres Gauturnfest in Harheim mit 32 Gau- und 37 Gastvereinen. Erfreulich auch, daß sich solche Großveranstaltungen wiederum außerordentlich positiv auf die Mitgliederstatistik auswirkten - die Zahl der Vereinsangehörigen hatte sich auf über 500 erhöht. dixi

Wechselhaft / 6 bis 9 Grad

Satellitenbild vom 154. Oktober. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

In Riesa und Magdeburg Mit Umweltschutz in die Rente

Von Bernhard Honnigfort

"Der Jahrgang 1940", sagt die Frau im blauen Kittel und fingert währenddessen die Tastatur einer Schreibmaschine auseinander, "ist ein ganz schlimmer Jahrgang." Mit 52 Jahren sei es zu spät, um beruflich noch mal ganz von vorne anzufangen, und andererseits zu früh, um gar nichts mehr zu tun - so beschreibt die Ex-Ingenieurin ihre Lage und die vieler Altersgenossinnen. Zusammen mit 46 anderen Frauen arbeitet sie in der "FrauenABM" des sächsischen Stahlwerkes Riesa. Sie montiert alte Schalttafeln auseinander, zerlegt Elektrogeräte und Büromaschinen, die verschrottet werden. Das Stahlwerk Riesa, das einst als VEB Rohrkombinat rund 12 000 Arbeitnehmer beschäftigte, über eine Million Tonnen Stahl im Jahr produzierte und die Struktur Riesas prägte, ist am Ende: Veraltete Technik, überholte Produktionsmethoden, hoher Energiebedarf, Reparaturanfälligkeit und niedrige Leistung bei hohem Personalaufwand sorgten Anfang 1991 für das Aus: "Keine Perspektive auf dem gesamtdeutschen und gesamteuropäischen Markt", so das Fazit des Vorstandes.

Das Stahlwerk heute: 2400 Mitarbeiter, so Betriebsrat Gert Vieweger, arbeiten in den 38 Privatfirmen, die aus dem Werk herausgelöst und privatisiert oder neu angesiedelt wurden. Die Mannesmann- Röhrenwerke übernahmen immerhin 1500 Arbeitskräfte. Rund 1500 Arbeitnehmer sind in einer der größten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Ostdeutschlands vornehmlich damit beschäftigt, unrentable Fabrikteile zu demontieren, Böden von Ölschlamm und anderem Schmutz zu reinigen oder Bauschutt zu recyceln. Dem "Flächenrecycling" durch ABM-Kräfte kommt zentrale Bedeutung zu: denn ohne sanierte Flächen kommen keine Investoren und gibt es keine neuen Arbeitsplätze.

Viele sind über 50

Nicht nur Kurt Schwarzbach, der Aufsichtsratsvorsitzende des Stahlwerkes, denkt deshalb mit Bauchschmerzen daran, was passiert, wenn ab 1993 die meisten ABM-Verträge auslaufen. 120 Millionen Mark sind allein in Projekte in Riesa geflossen. Schwarzbach: "Das müßte noch zwei bis vier Jahre weiterlaufen. Viele Arbeitnehmer sind über 50 Jahre alt. Die müssen noch beschäftigt werden."

Mit seiner Forderung rennt Schwarzbach bei Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), der das Werk kürzlich besuchte, offene Türen ein. Rund 2,5 der 7,5 Milliarden Mark, die für ABM-Maßnahmen in den fünf neuen Ländern in diesem und dem vergangenen Jahr ausgegeben wurden, flossen in den Umweltbereich. Zwar will das Bundeskabinett ab 1993 über ein geändertes Arbeitsförderungsgesetz Lohnkostenzuschüsse für solche Projekte zahlen, die ausschließlich der Umweltsanierung dienen. Doch machen die Zuschüsse nicht mal ein Drittel der jetzigen Kosten aus. Offen ist, woher der Rest kommen soll, sagte Töpfers Sprecherin Marlene Mühe. Mit Unterstützung von Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) versucht Töpfer deshalb, die Länder an der Finanzierung zu beteiligen. Töpfer: "Mit ABM haben wir Hoffnungen geweckt, die wir gar nicht enden lassen dürfen." Betriebsrat Vieweger sieht das ähnlich: "Ein Ende der ABM wäre eine Katastrophe für Riesa. Dann bricht hier alles ab. Dann hätten wir eine echte Arbeitslosigkeit von 65 Prozent."

Auf dem Gelände der ehemaligen Schwermaschinenfabrik SKET in Magdeburg sieht es nicht viel anders aus. Bis 1990 arbeiteten hier 30 000 Menschen, heute sind es nach dem Zusammenbruch der wichtigen Ostmärkte gerade noch 4000. Die SKET, der Magdeburger Magistrat und die Kreishandwerkerschaft gündeten deshalb die Gemeinnützige Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung (GISE), in der heute 1200 Mitarbeiter in 14 Projekten Industrieflächen reinigen, Gebäude abreißen oder ein neues Gewerbegebiet gestalten. Da die Stadt es nicht bezahlen kann, reinigen GISE-Mitarbeiter auch öffentliche Flächen oder möbeln Schulen oder den Zoo wieder auf.

Harte Finanzverhandlungen

Daß ABM dabei durchaus keine Konkurrenz zum örtlichen Handwerk sein muß, zeigt das Beispiel GISE: Facharbeiten werden an Betriebe vergeben, von den rund 85 Millionen Mark Fördergeldern flossen rund 2,5 Millionen Mark als Aufträge an 20 Handwerksbetriebe. "Im Westen ist ABM etwas anderes", erklärt GISE-Geschäftsführer Günther Biallas das entspannte Verhältnis zwischen der Magdeburger Handwerkerschaft und seiner Fördergesellschaft. "Hier sind die Strukturen andere. Stellen Sie sich doch mal vor, alle Aufträge würden öffentlich ausgeschrieben. Dann käme womöglich ein billigeres Unternehmen aus dem Westen zum Zuge. Und was machen wir dann mit unseren Arbeitslosen?" Töpfer, vor kurzem zu Besuch bei GISE, vernahm die Kunde vom Magdeburger Frieden zwischen GISE und Handwerkerschaft mit Freude. Wenn das Thema ABM-Anschlußfinanzierung in den Bundestag kommt, will er "gute Belege" vorweisen können, um in Allianz mit Blüm für Arbeitsförderungsgesellschaften streiten zu können.

Am Beispiel Braunkohlebergbau handeln der Bund und die Länder zur Zeit aus, welche Anteile der Sanierung der durch die Tagebaue zerstörten Landschaft sie tragen werden. 1,5 Milliarden Mark kostet die Rekultivierung, 15 000 Menschen sollen dabei Arbeit finden. Rund die Hälfte der Summe, so Johannes Ludewig vom Bundeskanzleramt, der die Verhandlungen leitet, sei gedeckt durch Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen, die noch ins nächste Jahr hineinlaufen, sowie durch Zuschüsse und erwartete Gewinne aus Treuhand-Privatisierungen. "Um den Rest geht es jetzt in den Bund-Länder-Verhandlungen." Zwar habe es schon eine "beträchtliche Annäherung in den Positionen" gegeben, doch sei das Problem "nicht im Handumdrehen" zu lösen. Das Verhandlungsergebnis dürfte auf jeden Fall zum Modell für die Finanzierung aller anderen Umwelt-ABM-Fälle in Ostdeutschland werden.

Symbole der gesellschaftlichen Lage Die Russische Galerie stellt bis Oktober Arbeiten dreier Moskauer Künstler aus

WESTEND. Vor einem Jahr eröffnete Wladimir Finogin die Russische Galerie. Ausschließlich Künstler aus Rußland sind in den Souterrainräumen zu sehen. Zur Zeit stellt der Galerist Exponate von drei Moskauer Künstlern aus: Wladimir Jurpalow, Swetlana Antoschkina und Nikolai Fursow (sie leben alle in Moskau) haben je einen Raum für sich.

Der 1955 geborene Wladimir Jurpalow studierte Grafik, bevor er sich der Malerei widmete. Zahlreiche Werke bezeugen dies. Mathematische Präzision vermischt sich mit phantasievoller Einbildungskraft wie im Bild "Komposition Nr. 4": hinter unzähligen geometrischen Figuren schimmern drei schmale Frauengesichter hervor; doch sie entpuppen sie sich als verschiedene Profile einer Frau.

Diese eine Frau - auffällig ist ihre sich nach unten verjüngende Gesichtsform - taucht in vielen Werken Jurpalows auf. Ob in den Bildern "Dame mit Blumen" und "Frau am Tisch" oder "Die Tänzerin": stets verbirgt sich hintern den dünnen, schwarzen Spinnenweben, die sich wie ein Geflecht über die Leinwand ziehen, dieser markante Kopf.

Die technische Meisterschaft - der Künstler malt ausschließlich mit Öl - Jurpalows ist beeindruckend. Er verwendet sowohl zarte Tönen als auch grelle, schreiende Farben wie im Bild "Katze mit Sektglas", das in seiner kraftstrotzenden Fülle etwas an Kandinsky erinnert. Etwas schade ist, daß durch die beengten räumlichen Möglichkeiten nicht alle Details des Werkes wahrzunehmen sind.

Swetlana Antoschkina (Jahrgang 1954) arbeitete lange an einem Moskauer Pantomimentheater als Bühnenkünstlerin. So ist es nicht verwunderlich, daß ihre Bilder den Eindruck eines (allerdings skurril verformten) Bühnenbildes vermitteln wie in den zyklischen, "Labyrinth" betitelten Exponaten. In Gassen umherirrende Menschen, kurvige Straßenzüge, ins Nichts führende Pfade, perspektivisch verschobene Häuserfronten, die alles erdrücken: die Künstlerin zeichnet symbolisch ein Bild der gesellschaftlichen Situation in ihrer Heimat (die Bilder entstanden in den letzten zwei Jahren).

Kein Ariadnefaden weist den Menschen den Weg; das Konstrukt, innerhalb dessen sie auf der Suche sind, steht auf spitzem Fuß und ist wackelig. Doch am Ende leuchtet in azurblauer Farbe ein Licht: die Hoffnung. Swetlana Antoschkina - sie hat sich mit indischer Religion beschäftigt - sieht einen Schimmer am Horizont, der das (maltechnisch faszinierende) düstere Chaos als Übergangsform erscheinen läßt.

Über die Qualität der Werke von Nikolai Fursow (geboren 1962) kann man streiten. Kitsch oder Phantasie, Naivität oder avantgardistische Pop-Art, nur Extreme werden den in vorwiegend zarten Pastelltönen( rosa, hellblau) gemalten Bildern gerecht. "Nachrömische Legende" zeigt eine Wölfin, die drei junge Frauen säugt, ein Mädchen liegt auf dem Rücken des Tieres. Die menschlichen Figuren sind verzerrt, die Gesichter verzogen. Das geht ins Karikaturistische hinein, ohne konsequent dort zu verharren.

Ähnlich im Bild "Fantasy mit Sinn": Eine Frau räkelt sich zwischen einer Dame in Blau und einem verschwommen am Rand, aber grimmig blickenden alten Mann. Fursow spielt mit den Körpern, als seinen sie knetbare Masse: die sich räkelnde Frau "trägt" ihre Brüste auf dem Rücken, der Kopf ist überdehnt. Überdimensional ist das Porträt des russischen Dichters Alexander Puschkin. Es zeigt ihn als zarten Jüngling mit großen blauen Augen, sein Gesicht läuft nach unten spitz zu (ein Zufall, sind Fursow und Jurpalow immerhin gute Freunde?).

Die Exponate sind noch bis 20. Oktober in der Russischen Galerie, Bockenheimer Landstraße 97-99, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 15 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 12 bis 15 Uhr, samstags von 12 bis 14 Uhr, und sonntags von 15 bis 20 Uhr (sowie nach Vereinbarung). JÜRGEN OTTEN

Die kleine Kunsttierschau Die Galerie Tröster & Schlüter präsentiert Problem- und andere Rassen

"Wir alle wissen, daß seltene oder sogenannte ,Problemrassen' nur schwierig neue Freunde finden", schreibt der Zucht- Experte Georg Radtke. Deshalb gilt seine Bewunderung all jenen Züchtern, "die seit Jahren immer wieder herrliche Arten hervorbringen und mit viel Mühen und Ehrgeiz zu den Schauen bringen". Der markige Spruch gehört zum Zitatenschatz deutschen Schriftguts, den die Hamburgerin Susanne Homann seit Jahren sammelt und künstlerisch verarbeitet. Er beschreibt auch, wenngleich unabsichtlich, die Konzeption einer neuen Motiv-Ausstellung über "Tiere": In der Frankfurter Galerie Tröster & Schlüter zeigen neben Homann 17 weitere Künstler ihre "herrlichen Arten".

Eine Musterschau der Zuchtkunst allemal, denn bei den meisten Kunst-Geschöpfen handelt es sich um jene "Problemrassen", die dem deutschen Reinheitsgebot für die Tierwelt kaum genügen dürften, und dennoch bei Menschen vom Schlage eines Georg Radtke immer wieder auf Bewunderung stoßen werden.

Die kleine Tierschau der Galeristen ist freilich nicht als repräsentative Auswahl zu verstehen. Das Thema selbst nimmt in der aktuellen Arbeit der meisten Künstler auch nur eine Nebenrolle ein. Gerade diese Beiläufigkeit aber zeitigt in vielen der Objekte und Bilder einen spielerischen, oft heiteren Umgang mit dem Thema. Bösartige Untertöne - wie bei Homann - nicht ausgeschlossen.

So inszenieren die Galeristen die Künstler-Tiere in lockerer Hängung und Aufstellung - eine "fröhliche" Angelegenheit soll es sein. Kein vorgeblicher Trend, kein zwingender Zusammenhang wird suggeriert. Die sonderbaren Tiergestalten sind so nur aus den Ansätzen der einzelnen Künstler heraus zu verstehen - wie das jüngste Exemplar aus Stephan Balkenhols (Massen-)Produktion: eine doppelköpfige, phantastische Drachenfigur (die japanischen Film-Monster lassen grüßen), die sich als selbstironischer Kommentar auf seine üblichen, typisch stereotypen Holzskulpturen lesen läßt.

In Analogie zu seinem übrigen Werk stehen hingegen die beiden Tierfiguren von Marko Lehanka. Schabe und Giraffen-Gazelle (typische "Problemrassen") sind hier mit jener Akkuratesse dargestellt, die auch Lehankas systematische Computer-Programme auszeichnet. Als ordentliche Auflistung erscheinen so auch seine plastischen Arbeiten: Lebensgroß und in der "Hab' acht!"-Standardpose naturkundlicher Kabinette, bildet Lehanka eher das Schema einer Gazelle nach als deren natürliche Erscheinung.

Der Werkstoff Pappmaché und die schön glänzende Glasur lassen das Exemplar wie die Arbeit eines ungeschickten Präparators wirken, der dennoch irgendwie seine ganze Liebe in die Arbeit investieren wollte. Der flache Betonsokkel schließlich erinnert an die Standplatten billiger Spielzeugplastiktiere aus dem Kaufhaus: Nicht das Tier ist hier säuberlich nachgebildet, sondern dessen Modell.

Ähnlich arbeitet Claudia Pegel, wenn sie ihre übertrieben naturalistischen Gemälde nach den Schemata handelsüblicher Tierillustrationen anfertigt.

Diese Abstraktionsleistungen der Trivialkultur besitzen natürlich verschiedene Stadien. Weit fortgeschritten ist jenes, mit dem sich Susanne Homann beschäftigt: Sie untersucht die sprachlichen Standardfloskeln, in denen (unter anderem) Tiere nur noch als Klischee existieren. Zu den schönsten Stücken der Tierschau gehört ihr Bild, auf dem sie einen Spruch aus der Zeitschrift "Geflügel-Börse" zitiert, brav in schwarzer Ölfarbe auf die Leinwand gepinselt: "Tiere halten ist schön. Tiere züchten ist interessanter. Gute Tiere züchten ist Kunst!" (bis 24. Oktober) THOMAS A. WOLFF

Im Wortlaut: Resolution gegen den Fremdenhaß "Das ist versuchter Mord"

Der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald und Westend) hat auf seiner jüngsten Sitzung eine "Resolution gegen den Fremdenhaß" verfaßt. Die Resolution wurde von Reinhard Baigger (Grüne) geschrieben und alle Fraktionen des Stadtteilparlaments haben sie unterstützt. Wir dokumentieren sie im Wortlaut.

Der Ortsbeirat 2 verurteilt die pogromartige Welle von Terror und Gewalt, mit der im Moment ausländische Flüchtlinge und in Deutschland lebende Ausländer überzogen werden.

Die Bilder von verängstigten oder unter Schockeinwirkung stehenden Flüchtlingen, der schwächsten Gruppe von Ausländern hier, von Fernsehjournalisten, die sich vor rechtsradikalen Gewalttätern auf Hausdächer flüchten müssen, sind unerträglich, ebenso wie die johlenden zustimmenden Sprechchöre "Hängt sie. Lyncht sie!". Das Werfen von Brandsätzen in Häuser, in denen Menschen schlafen, ist versuchter Mord.

Der Ortsbeirat erklärt seine Abscheu vor der ausgeübten rassistischen Gewalt und ihren offenen oder klammheimlichen Claqueuren. Jeder Mensch, unabhängig von Nationalität, Rasse oder Hautfarbe, hat Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Schutz.

Die Sicherheitskräfte, denen der Schutz der angegriffenen ausländischen Mitbürger obliegt und die selbst Zielscheibe rechtsradikaler Gewalttäter werden, müssen in ihrer Arbeit unterstützt und bestärkt werden.

Im Ortsbezirk 2 leben viele ausländische Mitbürger, die zunehmend Angst empfinden, die Angriffe gegen Ausländer könnten auch auf Frankfurt übergreifen. Der Ortsbeirat versichert den ausländischen Bürgern seine Hilfe und Unterstützung gegen ausländerfeindliche Übergriffe oder Attacken. Es darf in dieser Stadt nicht so weit kommen, daß Wohnungen, Geschäfte oder Lokale von Ausländern angegriffen werden können.

Ausländische Mitbürger haben das gleiche Recht auf Sicherheit und Schutz wie deutsche. Ausländer sind dabei keine schlechteren oder besseren Menschen. Wo in den Stadtteilen Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Nationalität entstehen, will der Ortsbeirat in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Ausländervertretung vermittelnd und klärend eingreifen, wo dies möglich ist. Der Ortsbeirat ist selbstverständlich auch Adressat für berechtigte Kritik von Verhaltensweisen ausländischer Bevölkerungsgruppen.

Berechtigte Kritik muß rechtzeitig Gehör finden, um sich nicht in Vorurteilen zu verfestigen oder gar in Zustimmung zu rechtsradikaler Gewalt zu münden. Hierin sehen die demokratischen Parteien im Ortsbeirat 2 eine vordringliche Aufgabe.

Die Politik ist aufgerufen, Fremdenfeindlichkeit, die auch durch Zukunftsangst und Orientierungslosigkeit entsteht, den sozialen Nährboden zu entziehen.

KULTURSPIEGEL 21

Gesprächsreihe zum Thema Judentum

NORDWESTSTADT. Zu einer Gesprächsreihe zum Thema Judentum lädt die evangelische Kirchengemeinde Nordweststadt-Mitte ein. "Junge Juden heute" lautet das Thema eines Gesprächsabends mit Marc Grünbaum, dem Vorsitzenden der Jüdischen Initiative, am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, in der Gemeinde am Hammarskjöldring.

Ins Jüdische Museum am Untermainkai 14 / 15 geht's am Samstag, 24. Oktober: Die Führung beginnt um 15 Uhr, Treffpunkt (14 Uhr) ist das Gemeindehaus.

Die Veranstaltungen sind kostenlos. Für die Museumsführung wird jedoch eine Anmeldung erbeten - und zwar bis spätestens 22. Oktober unter der Telefonnummer 57 57 07. *mp

Gesprächsreihe zum Thema Judentum

FRANKFURT-NORDWEST. Zu einer Gesprächsreihe zum Thema Judentum lädt die evangelische Kirchengemeinde Nordweststadt-Mitte ein. "Junge Juden heute" lautet das Thema eines Gesprächsabends mit Marc Grünbaum, dem Vorsitzenden der Jüdischen Initiative, am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr, in der Gemeinde am Hammarskjöldring 75.

Ins Jüdische Museum am Untermainkai 14/15 geht es am Samstag, 24. Oktober: Die Führung beginnt um 15 Uhr, Treffpunkt (14 Uhr) am Gemeindehaus.

Die Veranstaltungen sind kostenlos. Für die Museumsführung wird jedoch eine Anmeldung erbeten: bis 22. Oktober unter Telefon 57 57 07. *map

Lebensretter-Team zeltete am Kattegat

NIEDER-ESCHBACH. Stürmisch war nicht nur die See im Kattegat; auch der Sturm rüttelte an den Zelten der Frankfurter Lebensretter. Fünf ihrer "Domizile" auf dem Campingplatz im nördlichen Dänemark wurden gleich in der ersten Nacht beschädigt. Ersatz beschaffte der Vorsitzende Horst Maier innerhalb weniger Stunden von einem Zeltehersteller in Hannover - die Situation war gerettet.

18 Tage zelteten 23 Angehörige der Ortsgruppe Nieder-Eschbach der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in einem Ausbildungs- und Ferienlager in Ebeltoft bei Arhust. Die Praxis stand im Vordergrund: Unterweisung über Gefahrenmomente an der Kattegat- Küste, Schnorcheltauchen, Rettungsübungen in bewegter See, Vorbereitung auf den Bootsführerschein.

Spaß gab's aber auch: Rundfahrten durch die reizvolle Landschaft, Besuche bedeutender historischer Stätten. "Dänische Vor- und Frühgeschichte" waren Themen bei Dia-Abenden.

Angeln im Meer sowie Kontakte mit dänischen Hilfsorganisationen ergänzten das Freizeitprogramm. Zur besseren Verständigung diente ein Einführungskurs in die dänische Sprache.

Einen echten Einsatz mußten die Nieder-Eschbacher kurz vor der Rückreise leisten: Im Dünensand steckte ein mit zwei Personen besetztes Auto, während die Flut kam. Mit Hilfe eines Geländewagens und vereinten Kräften zogen die "DLRGler" das Fahrzeug in letzter Minute aus dem Gefahrenbereich - danach ging's ab nach Hause. dixi

MTC Sachsenhausen Open-air-Konzert war "traumhaft"

SACHSENHAUSEN. Wer die Idee hatte? - egal. Hauptsache, schön war's. Aktive und Vorstandsmitglieder des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen besuchten übers Wochenende ein Open-air-Konzert der "Zillertaler Schürzenjäger" und "stürzten" sich in Finkenberg, unterhalb der Grinberg-Spitze ins Getümmel von insgesamt rund 35 000 begeisterten Fans.

In Mayrhofen hatten die Sachsenhäuser Quartier bezogen. Die herrliche Umgebung und schönstes Wetter lenkten zunächst von dem Großereignis ab. Und so überbrückte man die Zeit bis zum Konzertauftakt mit Spaziergängen sowie einer Fahrt mit der beliebten Zillertalbahn. Schließlich folgte am Konzertplatz vier Stunden Warten auf die "Schürzenjäger".

MTC-Vorsitzender Peter Haidle hatte sich mit seiner Mannschaft einen günstigen Wiesenplatz gesichert. Auf der Freiluftbühne ließen Vorgruppen bei den wartenden Fans aber keine Langeweile bis zum Auftritt der "Zillertaler" aufkommen. Kommentar des MTC-Vorsitzenden nach insgesamt acht Stunden Open-air: "Ein traumhaftes Erlebnis!" Auf der Rückfahrt nahmen sich die Sachsenhäuser noch Zeit für einen Abstecher zum Weinfest in Volkach. dixi/37

Frauen-Ruderverein "Freiweg" Erfolgreiche Saison mit Siegen beendet

NIEDERRAD. Mit einigen Siegen beim Städtewettkampf zwischen Frankfurt / Main, Budapest und Frankfurt an der Oder schloß der Frauen-Ruderverein "Freiweg" seine erfolgreiche Saison ab.

Im Frauen-Doppelvierer erkämpften sich die Frankfurter Ruderinnen Andrea Gesch, Andrea Kühn, Elena Kaltenschnee und Doris Kermer den ersten Platz. Andrea Kühn und Andrea Gesch gewannen auch im Doppelzweier, Elena Kaltenschnee und Doris Kermer holten sich im Zweier der Juniorinnen den Sieg.

Am zweiten Wettkampftag wiederholten die Ruderinnen ihre Ergebnisse vom Vortag. Jeweils den ersten Platz an beiden Tagen erreichten die "Freiweg"-Mädchen im Frauen-Doppelvierer in der Renngemeinschaft mit dem Frankfurter Ruderclub 1884. im

Linnéschüler müssen

riskante Wege gehen

BORNHEIM. "Sehr gefährlich" ist nach Einschätzung von Peter Kämmerer der Schulweg, den die Kinder der Linnéschule benutzen müssen. Im Ortsbeirat 4 wies der Elternbeirat darauf hin, daß die Grundschüler wegen gemeinsamer Veranstaltungen häufig zur Dahlmannschule in der Rhönstraße laufen und dabei die Wittelsbacherallee überqueren müssen.

Dabei gibt es drei Punkte, die Eltern und Lehrern besonders riskant erscheinen: Die Straßenbahn in der Mitte der Wittelsbacherallee hat freie Fahrt; auf der ganzen Strecke ist keine Ampel, die die Tram zum Halten zwingt. Ein weiterer Gefahrenschwerpunkt sei die Ampel auf der "Wittelsbacher", die nur zwei Meter hinter der Kreuzung Scheidswaldstraße steht. Es komme immer wieder vor, so Kämmerer, daß Autofahrer, die aus der Seitenstraße nach rechts in die Wittelsbacherallee abbiegen, "die Ampel übersehen und trotz Grün für die Fußgänger Gas geben". Er bemängelte ferner die Situation in der Linnéstraße: Dort sei die Ampel seit fast einem Jahr ausgeschaltet.

Die Ortsbeiräte versprachen, sich für die Sicherheit der Kinder einzusetzen. Eine gute Nachricht konnte Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) sofort übermitteln: Die Linnéstraße soll noch innerhalb dieses Jahres umgebaut werden. Durch den Ausbau des Bürgersteiges wird die Fahrbahn von jetzt sieben Metern auf eine Breite von drei Metern verengt - "dann können die Kinder wenigstens hier die Straße gefahrlos überqueren", betonte der Ortsvorsteher. rea

Sachsenhäuser SPD-Senioren diskutierten Asylfrage Beim Treffen war die Landtagsabgeordnete Anita Breithaupt zu Gast / "Einwanderungsgesetz ist die Lösung"

SACHSENHAUSEN. Mehr als eine Stunde mußten die Senioren des SPD-Ortsvereins Sachsenhausen-West im SPD-Laden Heimatring 1 auf ihren "Stargast" warten: Erst kurz nach 16 Uhr erschien die Landtagsabgeordnete Anita Breithaupt, um mit den rund 20 Alt-Genossen vor allem über das Asylrecht zu diskutieren und ein wenig über den Ausgang der Kommunalwahl 1993 zu spekulieren. Eingeladen hatte Elly Ley-Weilmünster, die seit sechs Jahren den Seniorenkreis des Ortsvereins betreut.

Die Frankfurter Sozialdemokraten hatten sich erst kürzlich auf dem Landesparteitag der SPD gegen eine Änderung des Asylrechts ausgesprochen. Jetzt interessierten sich die alten Sozialdemokraten auf ihrem monatlichen Treffen für die Gründe, die zu dieser - nicht unumstrittenen - Entscheidung geführt hatten.

Anita Breithaupt legte dar, wieso ihrer Ansicht nach durch die Änderung des Paragraphen 16 des Grundgesetzes (Politisch Verfolgte genießen Asyl) nicht weniger Ausländer nach Deutschland einwandern würden: 90 Prozent der Zuwanderer kämen aus Krisengebieten oder würden vor dem Elend in ihren Heimatländern fliehen. Diese Flüchtlinge könnten ohnehin nicht auf eine Anerkennung als politisch Verfolgte rechnen. "Die Änderung des Asylparagraphen löst kein einziges Problem", betonte Breithaupt.

Doch auch sie mußte sich mit den Bedenken von verschiedenen älteren Sozialdemokraten auseinandersetzen, die von der Landtagsabgeordneten Vorschläge erwarteten, wie mit der großen Zahl von Ausländern umgegangen werden soll, die in Deutschland leben und arbeiten wollen. "Ein Einwanderungsgesetz ist die Lösung", erläuterte Breithaupt den Zuhörern und wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß es ein politischer Fehler sei, jetzt vor den Rechten zurückzuweichen. Mit einem Ausspruch von des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Erich Ollenhauer illustrierte sie ihre Position: "Die Rechte ist immer nur so stark, wie die Sozialdemokratie schwach ist."

Mehr als eine Stunde lang diskutierten die SPD-Senioren diese Fragen bei Kaffee und Pflaumenkuchen, den der pensionierte Koch Heinz Weilmünster gebacken hatte. Er war bereits um sechs Uhr in der Frühe aufgestanden, um seinen Genossen frischen Kuchen anbieten zu können.

Zu jedem Treffen der Seniorenrunde erscheint ein prominentes Mitglied der Partei: So wird im Oktober Gudrun Schaich-Walch kommen, Ilse Vaupel erwarten die Alt-Genossen im November und zur Weihnachtsfeier ist der profilierte SPD-Linke Diether Dehm eingeladen worden. Selbstverständlich muß der ehe- malige Sänger und Komponist Dehm dann wieder seine Gitarre auspacken und gemeinsam mit den Senioren einige Lieder singen.

Auch sonst sind die alten Sozialdemokraten politisch sehr aktiv. Sie nehmen häufig an den Bildungsveranstaltungen des SPD-Unterbezirks in der Fischerfeldstraße teil: Auf Einladung von Karsten Voigt reisen sie am 29. Oktober beispielsweise zum Bundestag nach Bonn oder sie fahren mit dem Frankfurter Seniorenkreis zu einwöchigen Fortbildungen in das Schloß Schey in Unterfranken. Dort werden sie von Referenten der Gewerkschaften, der Krankenkassen oder der Rentenversicherung über die aktuelle soziale Lage unterrichtet.

Mit einer persönlichen Mitteilung überraschte Elly Ley-Weilmünster ihre Seniorenrunde zu Beginn der Sitzung: Sie wird im Oktober Frankfurt verlassen und nur noch eine begrenzte Zeit den Seniorenkreis leiten. "Ich komme dann mit dem Auto, das ist ja kein Problem für mich", sagte Ley-Weilmünster als sie in die betretenen Gesichter der Kaffeerunde blickte. Im Februar 1993 sind Vorstandswahlen, bis dahin will sie ihre Aufgaben noch wahrnehmen. kan

Keine Massa-Minis mehr

Nach rund zehn Jahren Kooperation beenden die Rover Deutschland GmbH und die Massa-Organisation bis Mitte 1993 den parallelen Vertrieb von Rover- Automobilen in Deutschland. Standen im Jahre 1984 zu Beginn der Kooperation relativ "niedrigpreisige" Volumenmodelle im Mittelpunkt, so liegt der Schwerpunkt des Rover-Programms laut einer Mitteilung der Rover Deutschland GmbH in Neuss heute auf "hochklassigen, exklusiven Fahrzeugen für technisch anspruchsvolle Fahrerinnen und Fahrer". Folge dieser Entwicklung sei die notwendige Neuausrichtung des aktuellen Rover-Händlernetzes in Deutschland, das vermehrt durch Exklusivbetriebe geprägt werden soll. Die Automobilkunden der bisherigen Massa-Techno werden künftig vom jeweils nächstgelegenen Händlerbetrieb der Rover Deutschland GmbH betreut. Darüber hinaus werden einige Betriebe der Massa-Techno möglicherweise von erfahrenen Rover-Vertragspartnern übernommen und weitergeführt. WM

Freisetzung von Gentechnik-Kartoffeln

Das Berliner Institut für Genbiologische Forschung (IGF) plant Freiland-Experimente mit genetisch veränderten Kartoffeln. Gegenwärtig führt das Institut - eine gemeinsame Einrichtung des Landes Berlin und des Pharma-Unternehmens Schering - Gespräche mit Interessenten, die die Karoffeln auspflanzen könnten, sagte der Leiter des IGF, Prof. Lothar Willmitzer. Wenn diese erfolgreich abgeschlossen sind, soll ein Antrag auf Freisetzung gestellt werden.

Bei den Kartoffeln handelt es sich um zwei Sorten, die bereits im Gewächshaus getestet wurden. Beide sollen als "nachwachsende Rohstoffe" eingesetzt werden. Die eine liefert besonders große Knollen, die andere unterscheidet sich hinsichtlich der Inhaltstoffe von vormalen Kartoffeln. Sie enthält nur eine Stärkekomponente, das sogenannte Amylopektin, während die in normaler Kartoffelstärke ebenfalls enthaltene Amylose von den genmanipulierten Pflanzen nicht produziert wird. Dadurch läßt sich die Stärke laut Prof. Willmitzer zufolge technisch besser verarbeiten. fwt

Nachbarschaftshilfe bietet Deutschkurse

BORNHEIM. In einem Land zu leben und nur wenige Wörter der Sprache zu beherrschen bringt viele Probleme mit sich. Beim Fahren mit Bus und Bahn, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen ist es oft schwierig und manchmal gar unmöglich, sich zu verständigen. Wer solche Probleme mit der deutschen Sprache hat, kann etwas dagegen tun: Die "Nachbarschaftshilfe Bornheim" bietet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) einen Kurs "Deutsch als Fremdsprache" an.

Die Diplom-Pädagogin Monika Achtmann von der VHS unterrichtet vom 10. Oktober bis 8. Januar, jeweils samstags von 11 bis 13.30 Uhr, in den Räumen der Nachbarschaftshilfe, Petterweilstraße 44. Geeignet ist der Kurs für Anfänger und Interessenten mit Vorkenntnissen.

Speziell für Frauen mit betreuungsbedürftigen Kindern ist der "Alphabetisierungskurs" der Nachbarschaftshilfe gedacht. Erste Grundkenntnisse in Wort und Schrift der deutschen Sprache vermittelt die Pädagogin Claudia Torra vom "Zentrum für deutsche Sprache und Kultur" den Müttern. Die Kinder werden während des Unterrichts von einer Betreuerin umsorgt.

Der Kurs läuft 15 Wochen lang jeden Dienstag von 8.30 bis 12.30 Uhr. Beginnen wird der Unterricht am 6. Oktober in der Petterweilstraße 44. Ab 13. Oktober wird er dann im Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Straße 40, fortgesetzt, bis die neuen Räume der Nachbarschaftshilfe bezugsfertig sind. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 46 81 46 anmelden und erhalten dort auch nähere Informationen. *mec

Stadt soll mehr für Fechenheim-Nord tun

FECHENHEIM. Den sozialen Problemen im Fechenheimer Norden will der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) mit Kulturveranstaltungen für Jugendliche entgegenwirken. Ohne Gegenstimmen beschlossen die Stadtteilpolitiker in ihrer jüngsten Sitzung dazu einen Antrag der SPD-Fraktion. Darin fordern die Sozialdemokraten, auch Fechenheim-Nord in das stadtweite Kulturprogramm des Jugendamtes aufzunehmen. Zudem soll der Etat für dieses Programm erhöht werden.

Die Siedlung, die durch die S- Bahn-Gleise und die Hanauer Landstraße vom Fechenheimer Ortskern abgeschnitten wird, leide an einer "insgesamt mangelhaften Infrastruktur", heißt es in der Begründung des Antrags. Schlecht bestellt sei es dort vor allem um die Kultur- und Jugendarbeit. Ein Mangel, der sich gerade in einem Stadtteil mit sehr "unterschiedlichen sozialen Strukturen" und entsprechenden Problemen besonders nachteilig auswirke. Die SPD-Fraktion bezeichnet Fechenheim-Nord gar als "sozialen Brennpunkt".

Bisher seien es die Caritas, die Konrad- Haenisch-Schule und die Kirchengemeinden, die sich in eigener Initiative um Jugendarbeit und Kultur im Stadtteil bemühen. Der Ortsbeirat will sich nun dafür einsetzen, daß zukünftig auch der Magistrat diese Arbeit - vor allem finanziell - unterstützt. Ein erster Schritt sei, das Kulturprogramm auf den nördlichen Ortsteil von Fechenheim auszudehnen.

Die Sozialdemokraten regen an, dort regelmäßig Theatervorstellungen und Konzerte für junge Leute zu organisieren. Geeignete Veranstaltungsorte gibt es bereits: Die Konrad-Haenisch-Schule und die Kirchengemeinden haben sich dazu bereit erklärt, Räume zur Verfügung zu stellen. gap

Erneut gegen Asylbewerber Uwe Becker denkt an den Wahlkampf

FRANKFURT-NORD. Uwe Becker ist besorgt um seine Nieder-Eschbacher. So besorgt, daß er den Menschen in dem nördlichen Stadtteil keine weiteren sozialen Spannungen zumuten will. Denn die gibt es wegen des "unverhältnismäßig hohen Ausländeranteils am Bügel" ja schon längst. Da versteht es sich von selbst, daß Becker - erster Mann der Nieder-Eschbacher CDU - Asylbewerberunterkünfte in Bonames "kategorisch ablehnt".

Nicht großes, sogar "größtes Unverständnis" hat der Konservative für die Idee der Hessischen Landesregierung, auf dem ehemaligen US-Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" Asylbewerber unterzubringen. Das "Schreckgespenst", fordert der besorgte Bekker, müsse mit allen Mitteln bekämpft werden. Das gebiete alleine schon die "besondere Situation" im Norden.

Die freilich hat mit Asylbewerbern so wenig zu tun wie Apfelmost mit Champagner. Der eigentliche Grund für Beckers Verbalattacke ist - wieder einmal - der Schlachthof: Der Magistrat, so die verquere Logik des Hobby-Politikers, gebrauche "Maurice Rose" wie auch den Schlachthofstandort "nur als Flächenreserve für die eigenen Politik-Visionen".

In seinem unheilverkündenden Schreiben spannt der christliche Demokrat kühn den Bogen von Asylbewerbern im Bonameser Süden über die Wohnsiedlung am Bügel bis zum Schlachthof im Gewerbegebiet. Das mag geographisch korrekt sein, thematisch hat das eine mit dem anderen nicht das Geringste zu tun.

Becker ficht das nicht an: Er sieht das Faß bereits überlaufen und warnt wortreich vor den "mehr als möglichen Folgen". Der Wahlkampf im Norden läßt grüßen. JÖRG SCHINDLER

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"Wir wurden total in Watte gepackt" Nach dem Schüleraustausch mit westlichen Ländern probte ein Gymnasium den Austausch mit Rußland

KOBLENZ. Schon seit vielen Jahren blickt das Gymnasium am Oberheckerweg in Lahnstein bei Koblenz über seine regionalen und nationalen Grenzen hinaus. Die Schule pflegt sehr eifrig die "Diplomatie der Bürger", wie der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher Schulpartnerschaften einmal genannt hat, Beziehungen zu französischen, englischen und amerikanischen Klassen. Jetzt öffnete die Schule ein weiteres "Fenster zur Welt": Rußland.

Nachdem im Oktober letzten Jahres 22 Schüler und drei Lehrer aus dem 67. Gymnasium der russischen Hauptstadt zwei Wochen an die Lahn gekommen, dort in deutschen Familien gelebt, am deutschen Unterricht teilgenommen und zusammen mit ihren Partnerschülern Landschaft und Leute kennengelernt hatten, erwiderten jetzt 17 Mädchen und drei Jungen aus den 10. und 11. Klassen des Lahnsteiner Schulzentrums den Besuch in Moskau (unser Schwarz-Foto).

Während ihres Aufenthalts in Rheinland-Pfalz entdeckten die jungen Russen eine völlig neue Welt - eine Welt, in der Geld aus Automaten zu jeder Tages- und Nachtzeit zu bekommen ist, in der die Geschäfte an jedem neuen Tag genauso von Lebensmitteln überquellen wie am vergangenen. Nun der Alltag in Moskau, zwei Wochen lang. Die Lahnsteiner waren vorbereitet auf die materiellen Nöte und schleppten für ihre Gastfamilien viel Gepäck in die Lufthansa-Maschine. Birgit: "Ein paar Jeans, vier T-Thirts, drei Blusen, Unterwäsche, sonst nur Geschenke." Bei Ute waren es gar 14 kg: Käse, Wurst, Fleisch in Alupackung, Zucker, Honig, Kaffee; bei anderen kamen noch Musikkassetten, Kleider, Turnschuhe und Schokolade hinzu. Dies alles gibt es zwar auch in Moskau, aber nur für die Schieber und Schwarzmärktler, für die kleinen Leute ist dies alles unerreichbar und unerschwinglich.

Alltag: Erschöpft sitzt Antonia Chru- stschema auf einer Bank, wenige Meter neben der russischen Partnerschule. Die Schule Nr. 67 (1400 Schüler in den Klassen 5-11) liegt mit Kindergarten und Spielplatz inmitten einer russischen Wohneinheit mit zwölf hochgeschossigen Wohnbauten. Die 77jährige Frau lebt im achten Stock eines solchen Blocks, für zwei Wochen Nachbarin einiger deutscher Schüler. Auch heute mußte sie wieder Schlange stehen. "Was sonst?" fragt die alte Frau. Von sieben Uhr früh bis vier Uhr nachmittags wartete sie vor einem Spezialgeschäft, wo Alte und Behinderte Lebensmittel, sofern vorhanden, einkaufen können. Menschentrauben auf Plätzen signalisieren, wo etwas zu bekommen ist - so wie es in den sowjetischen Schulbüchern auch heute noch steht: "Im frühen Stadium des Kapitalismus bildet sich anfängliches Kapital immer durch Handel."

Eine Ananas wird angeboten für 375 Rubel. Pro Stück. Das ist ein Viertel des Gehalts, das eine Lehrerin bekommt, wenn sie wöchentlich 30 Stunden unterrichtet. 10 Eier kosten 33 Rubel, 1 kg Butter 220, Billigschuhe 800 in normalen Geschäften - lächerliche Preise für Deutsche, unermeßlich hoch für Durchschnittsrussen.

Judith schreibt in ihrem Moskauer Tagebuch: "Ich habe vier Monatsgehälter in der Tasche und gebe für ein paar Postkarten 100 Rubel aus, ich komme mir irgendwie scheußlich vor." Einen leeren Magen, eine schwierige Zukunft mit wenig Hoffnung, junge Russen ohne berufliche Perspektive und geistige Orientierung, ein mentales und materielles Chaos, ein Volk im Ab- oder Aufbruch - wohin? davon bekamen die meisten deutschen Austauschschüler nichts mit. Abgeschottet lebten sie in ihren Gastfamilien, abgeschirmt von der grauen und zugegeben wenig erfreulichen Moskauer Alltagswirklichkeit. "Wir wurden total in Watte gepackt", drückte es Griseldis am Ende der Reise aus, und ein Mitschüler ergänzt: "Wir lebten wohl am wirklichen Leben vorbei."

Für den deutschen Besuch hatte sich so manche russische Familie finanziell krummgelegt. Die Tische quollen über, Wünsche wurden von den deutschen Augen abgelesen. Aus Griseldis Notizen: "Ich habe den Eindruck, daß sie vorher gehungert haben, jetzt hungern und später hungern werden, damit wir nur satt sind." Birgits Gastfamilie tauschte ihre kleinere Wohnung mit der 30 &sqmet; großen von Oma und Opa, damit das blonde Mädchen aus Lahnstein wie zu Hause in den eigenen vier Wänden leben konnte, ohne daß sie diesen Wunsch geäußert hatte. Diese russische Gastfreundschaft schlug alle Westschüler in ihren Bann und grub sich tief in die Erinnerung ein.

Dirk: "Das hatten wir so nicht erwartet", und Judith vertraut ihrem Tagebuch an: "Die Familie ist so nett. Sie wollen, daß es mir so gut wie möglich geht. Dabei vertuschen sie allerdings die Probleme, die es wohl gibt, die wir aber nicht sehen sollen. Ob wir wirklich das ,echte Leben' erleben?" Zur russischen Gastfreundschaft gehört eine strenge Rollenverteilung: Der Gast tut nichts, vor allem nichts allein. Die Gastgeber führten die jungen Erwachsenen aus Deutschland buchstäblich an der Hand.

Schon bei der Ankunft der Lahnsteiner in der Schule Nr. 67 hatte Schulleiter Topaler erklärt: "Sie sind in einer sehr schweren Zeit in unser Land gekommen. Wir hoffen dennoch, daß sie unsere Schwierigkeiten nicht zu spüren bekommen", und unter vier Augen äußerte er: "Man muß die Jugend auf das Ewige und Unvergängliche hinweisen, denn alles Politische ist vergänglich."

So sah denn auch das Programm aus: Klöster, Kirchen und Kultur. Tourismus pur. Der im Westen unbekannten Oper "Jolantha" des russischen Komponisten Peter Tschaikowski im Bolschoi-Theater folgten Ballettaufführungen im Kongreßsaal des Kreml: "Aschenputtel" und das russische Zaubermärchen "Ruslan und Ludmila" - bezaubernd schön. Aus Judiths Tagebuch: "Nach der Oper waren wir auf dem Roten Platz - total viele Menschen, Rock-Konzert, Feuerwerk, da wäre ich gerne noch länger geblieben. So stelle ich mir das ,neue Rußland' vor. Wir wollen doch das Leben kennenlernen und nicht nur von Museum zu Museum fahren. Ich will Rußland erleben, wie es ist, nicht nur, wie es einmal war."

Gegenwart, wenn auch nicht politische, erlebten die Mädchen und Jungen aus Lahnstein in ihren Familien, Family live - das war häufig essen, Besuche bei Verwandten, gemeinsame Spaziergänge um einige Häuserblocks, fernsehen: amerikanische Serien, Musikshows. Ute: "Eine Zeitung gibt es bei uns nicht, Nachrichten sieht keiner, in der Mitte auf dem Wohnzimmertisch liegt nur die Fernsehzeitung. Über Politik wird nicht gesprochen." Überhaupt wenig intensive Gespräche zwischen den deutschen und russischen Partnern, denn die Sprachbarrieren erwiesen sich als zu hoch.

Natürlich erhielten die Gäste auch Gelegenheit, russischem Schulunterricht beizuwohnen: Englisch, Deutsch, Geschichte, Informatik . . . Claudia: "Überrascht war ich, als die russischen Schüler aktuelle englische Zeitungstexte lasen und beispielsweise über die Unabhängigkeit der baltischen Staaten in der fremden Sprache miteinander diskutierten. So was kenne ich aus unserem Englischunterricht nicht." Im Deutschunterricht in Moskau grüßen noch immer aus den Lehrbüchern die jungen Pioniere, die Werktätigen aus Dresden oder Leipzig und die "friedensliebenden Politiker der Deutschen Demokratischen Republik". Fehlende Lehrbücher aus neuerer Zeit verhindern ein realitätsnahes Deutschlandbild.

Was die Lahnsteiner Eltern am 1. und 9. Mai - "Tag der Arbeit" und "Tag des Sieges" - im deutschen Fernsehen aus Moskau zu sehen bekamen, blieb ihren Töchtern und Söhnen vor Ort vorenthalten: friedliche Demonstrationen für und gegen den russischen Präsidenten Boris Jelzin, heftige Politdiskussionen auf den Straßen, eine erstaunlich hohe Streitkultur, die Kranzniederlegung vieler gesellschaftlicher Gruppen und ausländischer Abordnungen, das lange Defilee der Moskauer am Ehrenmal des Unbekannten Soldaten an der Kremlmauer . . . Ein Friedensfest besonderer Art, kein böses Wort, kein aggressives Kampflied gegen den einstigen Gegner Deutschland, ein neues Kapitel zwischen Deutschen und Russen.

Aber die deutschen Schüler hatte man aufs Land geschickt, acht Stunden im Bus, nach Susdal, einem alten Russenstädtchen, am Feiertag ausgestorben. Judith schreibt: "In Moskau war ein Friedensfest. Uns haben sie aber aus der Stadt gefahren. Nichts haben wir gesehen, nur ein kurzer Bericht im Fernsehen." Es war wie in der Zeit des Sozialismus: Der Moskau-Besucher wurde von allem ferngehalten, was er nicht sehen sollte. Griseldis: "Man wollte uns, glaube ich, nur die Fassade und nicht das Haus zeigen."

Am Ende hatten die meisten Schüler aus Lahnstein "die Nase voll von Klöstern und Kirchen, Ikonen und sonstigen Heiligenbildern". Griseldis: "Wir bekamen nur die repräsentative Seite Moskaus zu sehen und nicht das wahre Gesicht, und die repräsentative Seite sind nun einmal Kirchen und Klöster."

Was bleibt, ist der freundliche und warme Empfang russischer Menschen. Elisabeth möchte wie mancher andere auch, irgendwann wieder mal kommen (Einladungen liegen viele vor), "doch dann privat, nicht mehr mit Schüleraustausch, zu viel Programm und zu eintönig". Aber vielleicht hatte Studiendirektor Wolfgang Blüm, der die deutsche Gruppe begleitete, bei der bescheidenen Abschiedsfete recht, als er meinte, die Familie zu erleben sei wichtiger als das Land zu erleben. "Zusammenleben in den Familien ist mehr als das Land sehen, es ist das Land fühlen." Begegnung, Dialog, Schüleraustausch mit Osteuropa - darüber muß man nach dem Westaustausch anders nachdenken, ihn vor allem psychologisch, sprachlich und informativ gründlich vorbereiten. Es genügt nicht, nur "Fenster zur Welt" zu öffnen, man muß den jungen Erwachsenen von hier auch die Wirklichkeit vor diesen Fenstern zeigen.

PAUL SCHWARZ

Auf dem Markt behaupten Praunheimer Werkstätten: Aufträge von Hoechst?

HÖCHST. Hätte ihm jemand prophezeit, daß er einmal einen mittelständischen Betrieb leiten und dabei ausschließlich geistig behinderte Arbeitnehmer beschäftigen würde, Klaus Thele hätte abgewunken. Doch seit etwas mehr als einem Jahr ist der gelernte Werkzeugmachermeister Chef der Praunheimer Werkstätten. Und beim Herbstfest der Einrichtung dieser Tage ließ er sich jetzt sogar von seinen Schützlingen mit kleinen Sandsäcken bewerfen. Allerdings nur symbolisch. Denn die Konterfeis der Führungskräfte dienten als Ziele bei einem Stand des Spieleparcours, den Mitarbeiter und Eltern im Hof der Werkstätten aufgebaut hatten.

Klaus Thele machte es sichtlich Spaß, sein Herbstfest zu feiern. Und auch die Behinderten dankten ihm die lustigen Stunden. Mit fröhlichen Gesichtern verabschiedeten sie sich einzeln per Handschlag, bevor sie den Heimweg antraten. Dabei hatte der 51jährige nach seinem Wechsel von der Braun AG zu den Praunheimer Werkstätten zunächst Umstellungsschwierigkeiten. "Im ersten halben Jahr habe ich gedacht, das pack' ich nicht", schildert er seine Bedenken. Doch inzwischen hat er seine Aufgabe gefunden. "Der Dank und die Liebe der Behinderten motivieren mich. Da guckt man nicht jeden Abend auf die Zeit."

Überwältigt war Thele auch von dem Engagement der Eltern, die bei den Vorbereitungen des Festes mitgeholfen haben und an den einzelnen Essens- und Spielständen standen. Unterstützung kam aber auch von Höchster Bürgern. Der spanische Elternverein bereicherte das Programm mit Tänzen und hatte eine riesige Paella gekocht, die portionsweise in die Münder der Besucher wanderte. Die Behinderten selbst trugen ebenfalls zum Programm bei. Unter Anleitung einer Sportpädagogin zeigten sie ihre Version der olympischen Disziplinen.

Wenn sie nicht feiern, arbeiten die 160 geistig und mehrfach Behinderten genauso wie ihre nichtbehinderten Altersgenossen. Denn für die Praunheimer Werkstätten gilt es, sich auf dem Markt zu behaupten. "Und da werden uns keine Almosen geschenkt", hat Klaus Thele erfahren. "Wir müssen die Aufträge genauso qualitätsbewußt und pünktlich erfüllen wie andere Betriebe auch." Der Werkstatt-Leiter ist darum oft unterwegs, um neue Kunden zu werben, die vor allem die moderne Abteilung für Mikroverfilmung in Anspruch nehmen.

Hier können beispielweise Daten des Einwohnermeldeamtes auf Film übertragen werden. In der Endkontrolle sei man sogar besser als professionelle Firmen, glaubt Thele. Denn während die oft nur Stichproben machten, werde in den Praunheimer Werkstätten jeder Filmzentimeter auf schadhafte Stellen abgesucht. Der Firmenleiter macht sich jedoch nichts vor: Konkurrenzfähig sei man auch dadurch, daß Unternehmen, die keine Behinderten beschäftigten, Aufträge statt dessen an Behinderten-Werkstätten vergäben. So könnten sie verhindern, daß die Ergänzungabgabe in voller Höhe fällig werde, weil 30 Prozent des Rechnungsbetrages auf die Abgabe anrechenbar seien. Unverhoffte Hilfe erhalten die Praunheimer Werkstätten in Höchst künftig auch von der Hoechst AG.

Bei einem Treffen mit Behinderten- Werkstätten aus anderen Ländern in der vergangenen Woche habe der Konzern zugesagt, nach Möglichkeit Aufträge an Thele und sein Team zu vergeben. set

Die roten Zahlen sind der rote Faden Von Politikern geschnitten, trotzdem zehn Jahre alt geworden: der Kulturschuppen

HÖCHST. "tur-Treff" steht in großen Lettern auf dem Dach im Hinterhof Königsteiner Straße 49. Die ersten Buchstaben "Kul" verschwinden hinter wucherndem Knöterich. Um die Ecke ein Raum, in den mit Ach und Krach Schreibmaschine, Regal, Flickenteppich und Holztisch passen.

Seit zehn Jahren gibt es den Höchster Kulturschuppen schon, aber für ein großes Büro fehlt dem "Verein für Kultur, Politik und Berufsbildung", wie der Bildungsschuppen offiziell heißt, immer noch das Geld. "Wir haben viele Einfälle und wenig Kohle", sagt Hugo Rohde, "das war schon immer so."

Dennoch bietet der Verein inzwischen drei Realschulkurse, 15 Bildungsurlaube und Deutschkurse für Ausländerinnen an. Sechs Pädagogen verdienen dort halbtags ihre Brötchen. Daran war 1982, als alles anfing, nicht zu denken. Es war die Zeit, in der "Ideen sprossen", aber nicht zuletzt die konservative Wende kaum Raum zur Verwirklichung ließ. Es gab arbeitslose Lehrer wie Sand am Meer, aber wenig Aussichten, in den Schuldienst zu kommen. Und auf die zukunftsträchtige EDV umschulen mochten Josef Fenzl, Ilse Weißert, Rohde und andere nicht: "Verdienst und feste Stelle waren nicht so wichtig", sagt Weißert, "uns ging es darum, 'was eigenes aufzuziehen."

Vor allem wollte das Team seine pädagogischen und politischen Vorstellungen nicht einfach abschreiben: "Unbequem, selbstbewußt, alles hinterfragend und seine Sachen selbst in die Hand nehmend" - so sollte der Bürger sein, der ihnen als Ideal vorschwebte. Und "blauäugig, forsch und gut drauf" wie die Pädagogen im eigenen Rückblick waren, packten sie es einfach an: Der Bildungsschuppen wurde gegründet und der seinerzeit frankfurtweit erste Kursus angeboten, um nachträglich den Realschulabschluß zu machen.

Mangels Geld für Porto fuhr Fenzl die Einladungen mit dem Fahrrad aus - aber die Mühe lohnte: Bis heute lernen im Schnitt 15 Teilnehmer pro Kurs für die Mittlere Reife. Stets unterrichten zwei Lehrer, um auf "Erfahrungen und Voraussetzungen der Teilnehmer besser eingehen zu können". Die Seminare - anfangs in der Robert-Koch-Schule, seit 1987 in die Königsteiner Straße - sind das ökonomische Rückrat des Bildungsschuppens geworden.

Aufmerksamkeit im Stadtteil erregten jedoch weniger die Realschulkurse als die "heißen Themen", die das Team stets anpackte und anpackt. Etwa die Seminarreihe über die IG Farben und ihre Rolle während des Nationalsozialismus, ein "Stück unterschlagener Höchster Geschichte", wie Fenzl sagt. Oder die Geschichtswerkstatt, die die aktuelle Debatte über die Zukunft der Mc Nair-Kaserne aufgreift, um dessen Geschichte aufzuarbeiten. "Wenn solche Diskussionen im Stadtteil laufen, ist es selbstverständlich, daß wir uns einklinken", betont Rohde. Denn "lokal verankert zu sein" gehört zum Selbstverständnis der Mitarbeiter.

Das macht nicht nur Freunde. Solange die CDU im Römer regierte, erhielt der Bildungschuppen von dort keinen Pfennig Unterstützung. Auch als der Verein seine anfangs "großen Berührungsängste" gegenüber Politikern abgebaut hatte und sich der Ortsbeirat 6 geschlossen für ihn einsetzte, zeigte der CDU-Magistrat weiterhin die kalte Schulter.

Das änderte sich erst, als die rot-grüne Stadtregierung zu Amt und Würden kam. Fortan flossen 200 000 Mark pro Jahr. Die Finanzlage des Vereins ist dennoch nicht rosig, weil das Arbeitsamt seit Ende vergangenen Jahres keine Unterstützung mehr bezahlt.

"Jedes Jahr aufs Neue müssen wir zusehen, woher wir unser Geld kriegen", klagt Rohde. Aber in Panik verfällt deswegen niemand mehr: leere Kassen gehören zur Vereinsgeschichte - auch im Jubiläumsjahr. dis

"Deaf 'n' Dump" - mit 14,6 die jüngste Band im Main-Taunus-Kreis / Debüt beim Nachbarschaftsfest Die ersten vier Songs einfach zweimal gespielt

Repertoire aus Rock-Klassikern und Matallic-Sound

Von Klaus Kühlewind

HOCHHEIM. Autogramme mußten sie bisher nur einmal geben: Das war bei ihrem ersten Konzert, damals, vor einem Jahr beim Straßenfest. "Die Fans waren so klein, ich glaube, die konnten weder schreiben noch lesen", sagt Daniel Haus. Seitdem stand er mit "Deaf 'n' Dumb" nahezu ein dutzendmal auf der Bühne, die Füller aber mußten sie nicht wieder zükken. Die fünf Musiker nehmen's gelassen hin. Schließlich haben sie noch jede Menge Zeit, ihr Publikum zu erobern: Mit einem Durchschnittsalter von 14,6 Jahren sind sie die jüngste Band diesseits des Taunus.

"Ich wollte schon immer eine Band gründen", erinnert sich Daniel Haus an die Anfänge. Oft hockte er mit Jens Rödner zusammen, die Gitarre dabei. "Wir haben so rumgeklampft." Irgendwann kam Alexander Schäfer dazu, dann auch noch Carsten Rieger - und flugs war ein Quartett beieinander. Am 24. August vergangenen Jahres besiegelten sie die gemeinsame Karriere, eine Woche später hatten sie ihren ersten Auftritt bei einem Nachbarschaftsfest.

Fünf Lieder hatten sie im Repertoire. Doch als sie damals in die Saiten langten, da erinnerten sie sich nicht mehr an Brian Adams' Ansichten vom Sommer des Jahres 1969. Vier Songs blieben. "Und die haben wir dann eben alle zweimal gespielt", sagt Carsten. "Und zu meinem Erstaunen kamen wir toll an."

Monate später sind aus den vier Musikern fünfe geworden, ist das Repertoire auf zwei Dutzend Songs aufgestockt. Rock-Klassiker wie Bob Dylan, Eric Clapton, Chuck Berry sind da ebenso vertreten wie der metallisch-harte Sound von Iron Maiden, Bon Jovi und Metallica sowie drei Eigenkompositionen.

Aber warum ausschließlich englische Texte? Daniel: "Das klingt besser." Manuel Marsch, fünfter im Bunde, nennt einen anderen Grund: "Wenn du deutsch singst, hält man dich entweder für einen Schlagersänger oder für eine Punkband." Daniel ringt dem Angelsächsischen einen weiteren Vorteil ab: "Die deutschen Texte sind doch meist saublöd. Und das versteht dann auch noch jeder. Englische Texte sind zwar auch oft nicht besser, aber da hört keiner so genau hin."

Der Bandname als Anspielung? Darüber haben sich die fünf jungen Musiker keine Gedanken gemacht. Deaf 'n' Dumb klingt einfach gut, meinen sie, sei kurz und prägnant. Und in deutsch käme der Name nicht in die Tüte: Taubstumm, das würde sich doch eher nach einer Punkband anhören.

Mit Punk allerdings haben sie nichts am Hut. Manuel Marsch: "Unser Programm ist aufs Publikum zugeschnitten. Wenn den Leuten ein Lied gefällt, dann haben wir sie auf unserer Seite, dann gefällt ihnen alles." Doch der eigene Geschmack soll nicht auf der Strecke bleiben: Künftig wollen sie Heavy Metall einen breiteren Raum bieten.

Noch weist die Technik die Jungs von Deaf 'n' Dumb in enge Schranken. Daniel: "Wir hoffen, daß wir bald eine gute Anlage haben." Doch mit Taschengeld und ein paar Scheinen von den Eltern ist da wenig auszurichten. "Ein Sponsor wäre nicht schlecht", sagt Manuel, bietet potentiellen Geldgebern die Rückseite der Band-T-Shirts zur freien Gestaltung an. "Und dann fehlt nur noch ein gescheiter Übungsraum." Der Keller im Elternhaus eines Musikers ist nämlich keine Dauerlösung: "Mehr als drei Stunden proben in der Woche ist nicht drin - die Nach- barn . . ."

Träumen sie von Konzerten in großen Stadien, vom Dasein eines Profis? Manuel kann sich das Leben eines Berufsmusikers gut vorstellen. Allerdings muß auch die Kasse stimmen, nennt er ein Gehalt in Managerdimension als Minimum. Carsten und Daniel sind ein wenig zurückhaltender: "Erst mal einen richtigen Beruf lernen", sagen sie. Denn aufs Tingeln mit der Gitarre unterm Arm, dazu haben sie keine Lust.

Daniel ist auch realistisch, was eine Karriere mit Deaf 'n' Dumb betrifft: "Nicht viele haben das Glück, groß rauszukommen." Dabei ist das Rezept für den Erfolg so simpel: einfach nur gute Musik. "Und die einfachsten Songs sind die, die am besten ankommen", kennt Daniel das Strickmuster.

NACHRICHTEN 2

Kleine FR · Kleine FR

Säuglingspflege FRIEDRICHSDORF. Werdende Mütter und Väter können sich am Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr in der Alten Schule (Raum 21) über Baby-Pflege informieren. Interessierte Eltern können sich täglich von 9 bis 12 Uhr in der Elternschule Taunus anmelden (Tel. 0 61 72 / 69 09 45). Vortrag zu sexuellem Mißbrauch BAD HOMBURG. Um den sexuellen Mißbrauch von Kindern geht es bei einer Diskussionsreihe von Volkshochschule und Pro Familia an den Donnerstagen, 22. und 29. Oktober, in Ober-Erlenbach. Informationen in der VHS-Außenstelle Ober-Erlenbach und in der Bad Homburger Zentrale, Tel. 2 30 06. Gymnastikkurse BAD HOMBURG. Ab 26. Oktober bietet das Kaiser-Wilhelms-Bad dienstags und donnerstags um 9 Uhr ein Fitneßtraining für den Rücken an, montags um 16 Uhr und freitags um 9 Uhr Bewegungsübungen bei Osteoporose sowie dienstags um 18.15 Uhr und mittwochs um 17 Uhr Skigymnastik. Tel. 121 360 oder 121 310.

Karate für Kinder BAD HOMBURG. Einen Karatekurs für Kinder von sieben bis zwölf Jahre bietet der Verein "Karate Dojo Dieter Rath" ab Montag, 2. November, in der Gesamtschule am Gluckenstein an. Anmeldung per Telefon 8 17 66. Tanznachmittag FRIEDRICHSDORF. Der im April ausgefallene Tanznachmittag des Seniorenbeirats wird am Mittwoch, 11. November, um 15 Uhr in der Gaststätte "Zum Taunus" in Seulberg nachgeholt.

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18

Wind pfeift durchs Gemäuer Gotischer Wohnturm soll geöffnet werden

SACHSENHAUSEN. Der gotische Wohnturm hinter den Gaststätten in der Paradiesgasse 15 und 17 soll für die öffentliche Besichtigung zugänglich gemacht werden.

Der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) beschloß auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine Anfrage der SPD-Fraktion, in der der Magistrat gebeten wird, zu prüfen, wie dieser denkmalgeschützte Turm einem größeren Publikum geöffnet werden kann.

Der Turm ist heute nur notdürftig gedeckt, die Fensterhöhlen starren den Betrachter an, und der Wind pfeift durch das Gemäuer. Da das Teilstück einer mittelalterlichen Mauer sehr versteckt auf dem Hinterhof eines Privatgeländes liegt, ist eine Betrachtung des Bauwerkes auch von außen nur möglich, wenn der Besitzer sein Einverständnis gibt.

Zusammen mit dem Kuhhirtenturm könnte der alte Wohnturm ein Ensemble bilden, mit dem die "Wehrhaftigkeit der alten Dorfstruktur Sachsenhausens" gezeigt werden könnte, erläuterte dazu Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat, den Antrag seiner Partei.

Unklar blieb jedoch in der Sitzung, welche Nutzung sich die SPD für das Gebäude künftig vorstellt. kan

Aus dem Geschäftsleben Neue Verwaltung für deutsche Landwirte

RÖDELHEIM. Ihr neues Verwaltungsgebäude konnte dieser Tage die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft in der Eschborner Landstraße 122 in Rödelheim beziehen (die FR berichtete). Der Architekt Günter Meiler entwarf einen unaufdringlichen, sechsstöckigen Backsteinbau mit großen Fensterflächen.

Der 24 Millionen Mark teure Stammsitz bietet auf zwei Flügeln 16 000 Quadratmeter Fläche, Konferenzräume auf jedem Geschoß sowie einen Sitzungssaal für 170 Personen.

Bürgermeister Hans-Jürgen Moog begrüßte in seiner Festrede die Standortwahl der Gesellschaft. Frankfurt biete am Vorabend des europäischen Binnenmarktes ideale Bedingungen. Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Scholz, beleuchtete dagegen die Bedeutung der DLG für die neuen Bundesländer und Osteuropa.

Die durchschnittliche Betriebsgröße werde zwar abnehmen, aber dennoch sehr erheblich über der im alten Bundesgebiet liegen: "Der Strukturwandel wird in beiden Teilen unseres Landes für einige Zeit mit umgekehrten Vorzeichen verlaufen, denn in den alten Bundesländern werden sich die Betriebe schneller als bisher vergrößern."

Hier liege eine Herausforderung für die Gesellschaft, deren Beratungskompetenz dringend benötigt werde. zol

Kleingärtner feiern "Niddatal" besteht seit 60 Jahren

GINNHEIM. Im neuen Heim in der Kleingartenanlage zwischen Westfriedhof und Main-Weser-Bahn feiern die Gartenfreunde des KGV Niddatal am Samstag, 17. Oktober (ab 15.30 Uhr), das 60jährige Vereinsbestehen. Dazu eingeladen sind unter anderem auch Vertreter des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner sowie der Stadtgruppe Frankfurt.

Geboten wird ein kleines Unterhaltungsprogramm. Diesen Geburtstag verbinden die "Niddataler" mit dem traditionellen Erntedankfest und einer besonderen Ehrung. "Wir hatten ein recht gutes und erfolgreiches Gartenjahr", berichtet Vereinssprecher Karl-Heinz Schmidtell.

Das Jahr sei aber auch von Gemeinschaftsgeist geprägt gewesen, weist Schmidtell auf die Eigenhilfe zur Fertigstellung des neuen Vereinshauses hin, das im Mai festlich eröffnet wurde. *dixi

Ambulante Krankenpfleger satteln um Am Stau vorbei zu den Patienten: ZAK Frankfurt schaffte zehn neue Fahrräder an

FRANKFURT A. M. Einen Spitznamen haben sie noch nicht. Anbieten würde sich beispielsweise "radelnde Krankenpfleger" oder "Pflegerinnen auf Pedalos", sogar ein Stabreim wäre möglich: "Sausende Schwestern". Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird, Tatsache ist: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der evangelischen Zentrale für ambulante Krankenpflege (ZAK) Frankfurt werden einen Teil ihrer Aufgaben künftig umwelt- und nervenschonend mit dem Fahrrad erledigen.

Kürzlich überreichte Dietrich Giehring vom Hessischen Sozialministerium der ZAK Frankfurt in Bornheim zehn neue Fahrräder. Die Zweiräder wurden zu 50 Prozent vom Land Hessen finanziert, die andere Hälfte steuerte der Evangelische Regionalverband bei. Aufgereiht vor dem Brunnen in Alt-Bornheim standen die zehn "Flitzer" mit Fünf-Gang-Schaltung, mit der es in der flachen City ebenso flott vorangeht wie an der gefürchteten Steigung am Sachsenhäuser Berg. Der "Dienst mit dem Fahrrad" ist für die Schwestern und Betreuer des ZAK nichts Ungewöhnliches mehr. Die mit Beinkraft betriebenen Fahrzeuge ergänzen bereits seit geraumer Zeit den Fuhrpark von 90 Dienstwagen der ZAK.

Damit wird nicht nur dem Umweltschutz Rechnung getragen. Inzwischen haben immer mehr Mitarbeiter das Fahrrad als rasches Fortbewegungsmittel schätzen gelernt: "In den Hauptverkehrszeiten düsen wir mit dem Rad an jedem Stau vorbei", versicherten die Schwestern. Bedingung ist natürlich, daß keine schweren Geräte transportiert werden müssen; gutes Wetter und kurze Wege sind zwar nicht zwingend notwendig, aber willkommen, geben die Radler zu.

Die Zentrale für Ambulante Krankenpflege wurde in Zusammenarbeit mit den einzelnen Kirchengemeinden und dem Evangelischen Regionalverband unter finanzieller Beteiligung der Stadt Frankfurt gegründet. Die Organisation betreut alte und kranke Menschen zu Hause, in der eigenen Wohnung. Da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen alle ausgebildete Krankenpfleger sind, konzentrieren sich die Aufgaben der ZAK auch in erster Linie auf die medizinische Betreuung.

Zu dieser Hilfe zählen beispielsweise Waschen, Betten und Vorbeugemaßnahmen bei schwerkranken Patienten, die Schwestern der ZAK dürfen nach ärztlicher Verordnung Spritzen setzen und Verbände anlegen. Auch Kurse in häuslicher Krankenpflege und der Verleih von entsprechenden Hilfsmitteln - wie Rollstühlen, Badehilfen und ähnliches - gehören zum Angebot des Vereins.

Um das knappe, gut geschulte Personal effektiv einsetzen zu können, hat die ZAK ihre Hilfeleistungen klar begrenzt: Wohnung putzen, komplette Mahlzeiten kochen, Behördengänge übernehmen - all das sind Aufgaben, die von den ambulanten Pflegern nicht übernommen werden. "Wir arbeiten aber eng mit den anderen Sozial- und Pflegeverbänden in Frankfurt zusammen, so daß wir bei Bedarf die zuständigen Verbände einschalten können", betonte Edith Ziehn. *rea

"Kleiner Tiger" Südkorea setzt zu einem neuen Sprung an Wandel vom Niedriglohn-Land zu modernem Industriestaat ist in vollem Gang / Defizit in der Handelsbilanz

Auf dem Ostmarkt in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Fußgänger und Lieferwagen drängen sich durch die engen Gassen. Händler bieten ihre Ware an: Plastikfolien, billige Schuhe, bunte T-Shirts. Kleine, dunkle Werkstätten stellen alles mögliche her; ein Arbeiter stanzt mit Hilfe einer alten Maschine aus Gummimatten Schuhsohlen heraus. In einem etwa 40 Quadratmeter großen, stickigen Raum nähen die Arbeiterinnen eines Familienbetriebes Hosen für den Export nach Japan. Auf halber Höhe hat der Chef des Kleinunternehmens eine Zwischendecke eingezogen. Oben sitzen junge Frauen am Boden und schneiden Stoffe zu. Sie können sich nicht aufrichten, denn dazu ist der Raum zu niedrig. Unten wird genäht und gebügelt.

Billige Kleider und Schuhe waren die Säulen des koreanischen Wirtschaftswunders. Es gibt immer noch viele kleine Familienbetriebe, die Textilien für den Export nach Europa und Japan produzieren. Aber es werden immer weniger. Kim Yong Dae, Vorsitzender der Textilarbeitergewerkschaft am Ostmarkt zählt seine Erfolge auf: Die Löhne haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Eine Textilarbeiterin verdient jetzt umgerechnet zwischen 600 und 800 Mark monatlich - angesichts der hohen Inflation und der teuren Mieten nicht gerade viel, aber doch deutlich mehr als Kolleginnen in Thailand oder Indonesien bekommen. In Südkorea werden inzwischen auch Überstundenzuschläge gezahlt, und der Samstagnachmittag ist arbeitsfrei. Die Textilgewerkschaft hat diese Fortschritte hart erkämpft. Erst vor wenigen Monaten wurde ihr Vorsitzender nach eineinhalb Jahren Einzelhaft aus dem Gefängnis entlassen. Wegen "Aufhetzung der Arbeiter" war er eingesperrt worden. Heute, so, Kim Yong Dae, kämpfe er vor allem für bessere Arbeitsbedingungen. Wegen der langen Arbeitszeiten, wegen der überhitzten Räume im Sommer und der Kälte im Winter wollen immer weniger junge Frauen in die Nähereien. Sie jobben lieber als Verkäuferin oder arbeiten als Bedienung in Restaurants oder Bars. Für die kleinen Firmen bedeutet das: Um überhaupt noch Arbeitskräfte zu finden, müssen sie höhere Löhne zahlen; das verteuert die Produkte. Mancher muß seinen Laden dicht machen, weil er gegen die Konkurrenz aus Thailand und Indonesien nicht mehr ankommt.

In der Schuhbranche sieht es nicht viel anders aus. Selbst die Nummer eins unter den Sportschuh-Herstellern, die Firma Hwa Sung, kann sich dem Trend nicht entziehen. Sie mußte in den vergangenen drei Jahren die Hälfte ihrer Belegschaft, 5000 Männer und Frauen, entlassen. Die Zeiten, in denen Markenartikler wie Adidas, Puma und Reebok vor allem in Südkorea produzieren ließen, sind vorbei. Heute vergeben diese Riesen ihre Aufträge nach Thailand, China und Indonesien. Dort bekommen die Arbeiterinnen nur ein Fünftel bis ein Zehntel der koreanischen Löhne. Hwa Sung war bislang vor allem für Reebok tätig. Seitdem die Aufträge aus dem Ausland zurückgehen, versuchen die Südkoreaner ihre eigenen Treter mit dem Namen LeCaf in Asien zu verkaufen. Doch selbst ein Großteil davon stammt inzwischen nicht mehr aus dem Hauptbetrieb, sondern wird von Tochterfirmen auf Sri Lanka, in Thailand und Indonesien hergestellt. Die Geschäftsführung plant gerade Gemeinschaftsunternehmen mit China und dem kommunistischen Nordkorea.

Die Arbeiterinnen bei Hwa Sung verdienen mehr, als ihre Kolleginnen in den kleinen Seouler Textilfabriken. Eine junge Frau, die das Oberleder der Schuhe zurechtnäht, trägt etwa 1000 Mark nach Hause. Aber auch hier sind die Arbeitsbedingen hart: Gelbe Plastikschlangen an der Decke blasen Luft in den riesigen Raum. Hunderte von Nähmaschinen stehen dicht nebeneinander, dazwischen stapeln sich Säcke mit Stoff- und Lederstükken. In einem zweiten Raum werden die Turnschuhe am Fließband zusammengesetzt, verleimt, gepreßt und in Kartons verpackt. Es ist laut und riecht penetrant nach Kleber. In der Arbeitspause hält der Abteilungsleiter eine Standpauke: "Ihr produziert zu langsam. Die Schuhe sind nicht sorgfältig genug zusammengesetzt. Ich werde in Zukunft jede einzelne Arbeiterin kontrollieren."

Allein im vergangenen Jahr mußten über 100 der insgesamt 800 südkoreanischen Schuhfabriken schließen. Das einstige Export-Wunderland verzeichnete ein Defizit in seiner Handelsbilanz von zehn Milliarden Dollar. Einige warnen bereits, dies sei das Ende des "kleinen Tigers" Südkorea; das Land werde wie Brasilien in Auslandsschulden versinken und den Sprung in den Kreis der Industrieländer niemals schaffen. Florian Schuffner, Generalsekretär der Deutsch-Koreanischen Handelskammer in Seoul meint dagegen: "Der Tiger hat das Laufen nicht verlernt - er läuft nur nicht mehr ganz so schnell." Immerhin übertrifft Südkorea mit einem realen Wachstum des Bruttosozialprodukts von sieben Prozent und mit einer zweistelligen Steigerungsrate des Exports fast alle anderen Länder auf dem Globus.

Das Land ist auf dem Weg vom Billigproduzenten zum modernen Industriestaat. Dies bedeutet auch Firmenschließungen und Entlassungen. Der Wandel kann - wenn der denn gelingt - gleichwohl neue, möglicherweise bessere Arbeitsplätze bringen. Die Koreaner haben inzwischen mit Erfolg begonnen, auch in Europa Autos zu verkaufen. In Amerika sind sie bereits gut im Geschäft, dank niedrigerer Preise als die Japaner. Aus dem Stand eroberte der Hyundai-Konzern auf dem ostdeutschen Automarkt einen Anteil von drei Prozent. Der koreanische Schiffsbau ist heute die Nummer zwei in der Welt, kurz hinter Japan und weit vor den Europäern. Und auch auf dem Gebiet der High-Tech-Industrie wird ganz vorne mitgespielt.

Marktführer in der Elektronik ist Samsung. Das Unternehmen gehört weltweit zu den führenden Halbleiterproduzenten. Die Firma rangiert auf Platz 13, vier Plätze vor Siemens. Noch in diesem Jahr soll die Serienproduktion des 16 Mega-Bit-Speicherchips beginnen. Angeblich hat die Firma auch schon den Halbleiter der nächsten Generation, einen 64 Mega-Bit-Chip, entwickelt. Samsung Aerospace, der Flugzeugtechnik-Ableger, baut Kampfflugzeuge für die südkoreanische Luftwaffe. Auch in der Unterhaltungselektronik spielt der Konzern eifrig mit.

Etwa 28 000 Menschen arbeiten auf dem riesigen Firmen-Areal von Samsung Electronics in der Nähe der Hauptstadt Seoul. Es gibt ein Krankenhaus, eine Turnhalle, eine eigene Rundfunkstation und Wohnungen für Angestellte und ihre Familien. 2300 Leute stellen am Tag 22 000 Farbfernseher her. Die einfachen Handgriffe erledigen Roboter. Junge Frauen löten die komplizierteren Teile zusammen und überprüfen die einzelnen Funktionen. Die TV-Produktion bei Samsung soll weiter modernisiert werden. Bald wird die Zahl der Produktionsautomaten mit der Belegschaft gleichgezogen haben - Ende der siebziger Jahre lautete das Verhältnis der Arbeiter zu den Maschinen noch 20 zu eins.

An den Automaten läßt sich allerdings auch die Achillesferse von Samsung erkennen: Sie kommen alle aus Japan. Südkorea ist auf diesem Gebiet nach wie vor von den Söhnen Nippons abhängig. Noch fehlt das Know-how, "intelligente" Roboter zu entwickeln. Doch die Unternehmen und die Regierung haben das Defizit erkannt und investieren viel Geld in Forschung und Entwicklung. Der Stahlkonzern POSCO baute zum Beipiel eine moderne technische Universität auf. Wer dort einen Platz haben will, muß eine schwere Aufnahmeprüfung bestehen. Auf zehn Studenten kommt an dieser Eliteschule für Ingenieure ein Professor.

Wie in Japan fördert und lenkt auch in Südkorea die Politik die Geschäfte der großen Konzerne. Die Industriegiganten Daewoo, Hyundai, Samsung und Lucky Goldstar sind lose Verbindungen einzelner Betriebe aus unterschiedlichen Branchen. Die Regierung formuliert ihre wirtschaftspoltischen Ziele in Fünf-Jahres- Plänen und erwartet von den Konzernen, daß sie sich an die Vorgaben halten. Die Groß-Unternehmen sind zwar von den staatlichen Krediten und Aufträgen abhängig, aber in den vergangenen Jahren haben sie auch selbst enorm an Macht gewonnen. Sie erdrücken den Mittelstand und halten die kleinen Zulieferer in ihrer Abhängigkeit. Sie zahlen Millionen an Politiker, um sie willfährig zu machen und beispielsweise strenge Umweltschutz-Auflagen zu verhindern.

Bestechung und Schlamperei sind in vielen südkoreanischen Firmen an der Tagesordnung. Es soll sogar Fälle geben, in denen die Arbeiter an einem Fließband Geld zusammenlegen, damit die Qualitätskontrolleure ein Auge zu drükken. Und da Ausschußware nicht selten in den Export gelangt, sind Produkte aus Südkorea im Ausland noch immer mit einem schlechten Image behaftet. Doch das Problem ist erkannt. Und Südkorea wäre nicht Südkorea, wenn nicht energisch daran gearbeitet würde, es aus der Welt zu schaffen. TINA STADLMAYER

Auch in Europa ein große Nummer

SED - die Abkürzung steht für die südkoreanische Firma Samsung Electron Devices. Der Elektrogeräte- Hersteller will innerhalb der nächsten fünf Jahre 143 Millionen Mark in seine Ostberliner Fernsehröhren-Fabrik investieren. Vor einigen Wochen wurde von der Treuhandanstalt das Werk für Fernsehelektronik GmbH gekauft. Von den damals 1200 Beschäftigten müssen insgesamt 400 gehen. Langfristig will Samsung jedoch 1000 Arbeitsplätze bieten. Die Produktion soll von jährlich 1,2 Millionen Farbbildröhren auf 2,5 Millionen mehr als verdoppelt werden.

Als er die Transaktion bekanntgab, sprach Treuhand-Vorstandsmitglied Hans Krämer von einer "Signalwirkung für weitere Investitionen asiatischer Unternehmen". Das war wohl etwas kühn, denn der Betrieb bildete eine Ausnahme in der damaligen DDR. Er stellte seine Bildröhren nach Lizenzen von Toshiba und Nippon Electric Glass her. Seine moderne japanische Technologie machte ihn für den südkoreanischen Konzern interessant. Durch die Investition kann Samsung nicht nur die europäische Import-Quote von jährlich 500 000 Bildröhren umgehen, sondern ist künftig auch in der Lage, die eigenen Fabriken in Großbritannien, Ungarn, Portugal und der Türkei beliefern. Wegen des Mangels an preiswerten Bauteilen (aber auch wegen der japanischen Konkurrenz) stecken alle diese Produktionen in gewissen Schwierigkeiten.

In Westdeutschland machen sich vor allem die Niedersachsen Hoffnung, Samsung für ein Engagement gewinnen zu können. Die Regierung in Hannover ist mit dem Südkoreaner im Gespräch über den Bau eines Halbleiterwerkes für eine Milliarde Mark mit 1000 Arbeitsplätzen. tst

Ein Jahr nach dem Heraeus-Unglück: Spuren der gewaltigen Detonation sind noch immer sichtbar Frauen mußten monatelang winzige Bruchstücke des Quarzrohstoffs bei Neonlicht aussortieren/ Extreme Bereitschaft der Belegschaft/"Bei allen Gefühl des Zusammenhaltens geschaffen"

HANAU. Noch immer sind die meisten Gebäude eingerüstet, müssen Fenster eingebaut und Türen verglast werden. An vielen Hallen ersetzen Bretterverschläge herausgerissene Wände. Am Werkseingang zu Heraeus Quarzglas, rund 200 Meter vom Explosionsherd entfernt, sind die Spuren der Detonation noch immer sichtbar. Auch ein Jahr nach dem verheerenden Unglück in den frühen Morgenstunden des 5. Oktober sind nicht alle Schäden auf dem Firmengelände beseitigt. Bis alles wieder steht, schätzt Heraeus-Bereichsleiter Werner Ponto, werden noch zwei bis drei Jahre vergehen.

Die bei der Explosion vollständig zerstörte Versandhalle, das Gebäude für den Einkauf und das Graphit-Lager sind zum Teil noch gar nicht abgerissen oder wieder aufgebaut. Den Schwerpunkt legte die Firmenleitung nach dem Unglück auf die Wiederaufnahme der Produktion, um keine Kunden zu verlieren. Bei der Mutter WC Heraeus wurden für Produktionsprovisorien Räume zur Verfügung gestellt und Hallen im Umkreis angemietet. Die Filiale in Kleinostheim, die teilweise schon bezugsfertig war und eigentlich Ende 1991 neues Domizil für die Halbleiterherstellung werden sollte, mußte Lager und Versand aufnehmen.

So bietet das Areal am unmittelbaren Explosionsherd auch heute noch ein Bild der Zerstörung. Halbeingerissene Gebäudewände stehen auf planiertem Grund, der mit Bauschutt aufgefüllt wurde. Zum Teil ragen noch die Fundamente der Hallen heraus, die dort vor dem 5. Oktober einmal standen. Für die Mitarbeiter der Quarzrohstoff-Aufbereitung wurden Container aufgestellt. Doch ein Teil des Gebäudes ist schon wieder nutzbar. Für die 25 Frauen, die schon sechs Wochen nach der Detonation dort ihre Arbeit wieder aufgenommen haben, waren die vergangenen Monate vor allem durch Überstunden und erschwerte Bedingungen gekennzeichnet. Da alle Fenster zerborsten und mit Holz verkleidet waren, arbeiteten die Frauen bis vor vier Wochen ausschließlich bei Neonlicht, erzählt Renate Schäfer.

Eine für die Augen anstrengende Arbeit. Sie sortiert wie die übrigen Kolleginnen die winzigen Bruchstücke des Quarzrohstoffs aus, die nicht 100prozentig den Qualitätsanspruchen genügen.

Monatelanges überdurchschnittliches Engagement zeigten auch die Arbeiter der Betriebswerkstatt, für die es trotz zerstörter Halle keinen Arbeitsstopp gab. Sie mußten all die Maschinen reparieren, die die Explosion ohne Totalschaden überstanden hatten. Bis in den Mai hinein arbeitete Werner Langer, Vorarbeiter in der Kunststoffschlosserei, zehn Stunden am Tag, auch jeden Samstag. Er war bei den allerersten Aufräumarbeiten wenige Stunden nach der Explosion schon dabei. In den ersten Tagen, erzählt er, hatte er noch Angst, durch das Unglück vielleicht arbeitslos zu werden. Seit 25 Jahren ist Langer bei Heraeus beschäftigt. "Das Unglück und die Arbeit danach", meint er, "hat bei allen ein Gefühl des Zusammenhaltes geschaffen."

Werner Ponto und sein Kollege Fritz Rindt, Leiter der Betriebswerkstätten, loben die "extreme Bereitschaft der Mitarbeiter". Nachdem viele Mitarbeiter aufgrund der Zerstörungen zunächst nach Hause geschickt werden mußten, waren 90 Prozent der Belegschaft in Februar wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.

Die Kollegen, die in der Rotosil-(Quarzsand-)Schmelze arbeiten, sind seit Mai wieder zu den normalen Bedingungen tätig. Ihr Gebäude wurde vollständig saniert und zugleich modernisiert. Zusatzinvestitionen, die durch den "Knall", so Ponto, in nicht unerheblichem Ausmaß bei Heraeus anfallen.

Viele Modernisierungsarbeiten standen ohnehin an, aber laut Rindt "nicht so schnell und nicht alle auf einmal". Die Versicherung zahlt in diesem Fall nicht. Auch nicht die Kosten, die durch technische Neuauflagen anfallen. So war etwa der zerstörte Lagerbereich für die Säuretechnik zwar nach der alten Genehmigung noch erlaubt, aber nicht mehr Stand der Technik. Neu zu beantragende Genehmigungsverfahren kosten Heraeus jetzt Zeit und auch Geld.

ASTRID LUDWIG

KULTURPANORAMA 4

Autowracks am Wegesrand und leere Kassen In Namibias Ovamboland grassiert nach dem Abzug der Besatzer die Arbeitslosigkeit Von Gaby Mayr und Günter Beyer

Eliakim Prince Shiimi hat schon viele brenzlige Situationen erlebt. Zum Beispiel, als er mit seinem Lastwagen voller Waffen in eine Straßensperre der südafrikanischen Besatzungstruppen geriet. Shiimi mimte den ehrbaren Geschäftsmann, der seine fünf Angestellten nach Hause bringen wollte. Er lächelt verschmitzt, wenn er die Geschichte erzählt. Die "Angestellten" waren in Wahrheit SWAPO- Kämpfer.

Der erfolgreichste Geschäftsmann Nordnamibias lehnt sich in seinem Wohnzimmersessel zurück. Von den Wänden lächelt Präsident Nujoma aus mehreren Bilderrahmen. Unerschrocken war der Selfmademan, der als Möbelverkäufer anfing und heute einen Supermarkt und ein Möbelgeschäft in Ovamboland besitzt, als SWAPO-Unterstützer ins Gefängnis gegangen, und aus eigener Kraft baute er sein nagelneues Verkaufsgebäude wieder auf, nachdem es die Südafrikaner niedergebrannt hatten. Für die Zukunft vertraut er allerdings nicht mehr auf die eigene Kraft. Ohne Hilfe von außen räumt der tatkräftige Mittvierziger dem ehemaligen Reservat, in dem die Mehrheit der namibischen Bevölkerung lebt, keine Chance ein.

Die Scheinblüte, die das Geld der Besatzer ins Ovamboland gebracht hatte, ist dahin. Das Geschäft läuft schleppend in den Supermärkten, Bottlestores und Tankstellen von Ondangwa und Oshakati, den einstigen Militärbasen der Südafrikaner. Bars von Format und Ambiente einer Fertiggarage, die Einheimische in die triste Steppe entlang der einzigen Teerstraße hingestellt hatten und die mit Namen wie "Don't worry, be happy" oder "Top Ten Disco" um Kundschaft buhlen, bleiben geschlossen. Autowracks am Wegesrand erinnern an die vergangene Kriegskonjunktur. Zehntausende Männer, die als Soldaten im Dienst der Südafrikaner gegen die SWAPO gekämpft hatten, verloren ihr Einkommen ebenso wie die Bäuerinnen, die während des Krieges vom Land in den Dunstkreis der Militärbasen geflohen waren und sich als Putzfrauen oder Küchenhilfen verdingt hatten. Arbeitslos sind auch die Männer und Frauen der ehemaligen Befreiungsarmee. Aus dem Exil zurückgekehrt, fühlen sich einstige Guerilleros von ihren Familien entfremdet oder gar verstoßen. Ihnen wird vorgeworfen, daß Angehörige mit dem Abzug der Südafrikaner ihre Jobs verloren haben.

Prince Shiimi ist müde an diesem Morgen. Spät in der Nacht war er aus dem 700 Kilometer entfernten Windhuk zurückgekehrt, wo er als Mitglied der Handelskammer um Unterstützung für seine Heimat geworben hatte. Ausbildungsprogramme mit Kirchengeldern und Firmengründungen mit ausländischem Kapital sollen die Abwanderung aus Ovamboland stoppen. Das ehemalige Reservat, in dem mehr als die Hälfte der namibischen Bevölkerung lebt, besitzt keinerlei Handwerksbetriebe oder Industrie. Alle Waren in den Regalen der Geschäfte kommen, wie früher, aus Südafrika. Shiimi selbst plant eine kleine Fabrik für Toilettenpapier. Ein Hamburger Geschäftsmann erwägt, in die Plastikproduktion einzusteigen. "Unseren Leuten fehlen Wissen und Selbstvertrauen", nennt Shiimi die Gründe für mangelnde Eigeninitiative. Jahrzehntelange Fremdherrschaft hat die Menschen gelähmt.

Bevormundet wurden die Bewohner von Ovamboland nicht allein von den südafrikanischen Kolonialherren. Wir schaukeln in einer allradgetriebenen, klimatisierten Volvo-Limousine über gewundene Sandwege. Ohne ihre einheimische Führerin wäre Ulla Saarinen (Name von der Redaktion geändert) am Steuer der Nobelkarosse im Gewirr der Pfade verloren. Nur wenige Kilometer abseits der Teerstraße ist Ovamboland so, wie es seine Bewohner lieben und die südafrikanischen Besatzer gehaßt haben. Mannshohes Buschwerk wechselt mit kleinen Hirsefeldern und Grasplätzen, wo sehnige Rinder an trockenen Halmen zupfen. Weit verstreut liegen Gehöfte aus Rundhütten.

In der Nachfolge jener evangelisch-lutherischen Missionare aus Finnland, die im vergangenen Jahrhundert das Chrisentum nach Ovamboland brachten, kümmert sich Ulla Saarinen um die Jüngsten. Sie organisiert Kindergruppen, die sich vormittags für ein paar Stunden zum Singen und Malen unter Mopanebäumen treffen. Das missionarische Repertoire ist umfangreich und kommt nicht ohne den Griff in die Mottenkiste der Heidenbekehrung aus. Ausgerüstet mit ein paar weißgesichtigen Handpuppen, stürmt die hellhäutige Finnin unangemeldet ein Klassenzimmer und spielt den verdutzten Erstkläßlern die Geschichte eines Jungen vor, der dank eines blondgelockten Schutzengels aus allerlei Gefahren errettet wird. Zum Schluß bringt sie den Kindern ein Liedchen auf englisch bei, das die Güte Gottes preist.

Umgeben von finnischen Beratern ist auch Bischof Kleophas Dumeni. Der erste afrikanische Bischof der ELCIN-Kirche, inzwischen weißhaarig und würdig, hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß die Kirche Partei für das Volk ergreift. Der politische Bekennermut ist allerdings verknüpft mit einem Korsett rigider Moralvorstellungen: Beratung über Empfängnisverhütung und Aids stoßen auf den Widerstand seiner Kirche.

Seit der Unabhängigkeit wird in Ovamboland erstmals Entwicklung pur, nicht im Doppelpack mit einer Heilslehre, angeboten. Florence Msati besucht als Angestellte der "Behörde für ländliche Entwicklung" abgelegene Dörfer und Gehöfte. Die gebürtige Kenianerin, die schon in ihrer Heimat Entwicklungsarbeit auf dem Land geleistet hat, berät die Menschen über Gemüseanbau und die Anlage von Toiletten, Säuglingspflege und Malariaprophylaxe. Als wir sie in dem Außenposten ihrer Behörde in Onanulago treffen, führt sie gerade vor, wie man Wasser reinigt. Wasser ist das größte Problem in Ovamboland. Die Frauen müssen oft stundenlang zu den Brunnen laufen, es ist knapp und verschmutzt. "Verseuchtes Wasser ist immer noch die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren", erzählt Florence Msati.

Sie führt den unter dem Wellblechdach Versammelten vor, wie man Wasser mit Hilfe eines Pulvers reinigt. Die chemische Desinfektion erspart den Frauen die stundenlange Suche nach Feuerholz und vermindert das weitere Abholzen. Ein Beutel für einen 20-Liter-Eimer kostet allerdings umgerechnet 40 Pfennig. Das ist zuviel, wenn niemand in der Familie Arbeit hat oder wenn die Männer, die in den Städten und Bergwerken des Südens arbeiten, kein Geld nach Hause schicken. Um Einkommensquellen auf den Dörfern zu schaffen, hat Florence Msatis Behörde Projekte wie Geflügelzucht, Ziegelbrennen und Nähen gestartet, mit denen die Menschen etwas Geld verdienen können.

Knapp ist das Geld auch bei der SWAPO geworden. Die Wahlkampfkasse für die Kommunalwahl im November ist leer. Die einstigen Befreiungskämpfer sannen auf Abhilfe. In einer geräumigen Halle am Rande von Ondangwa ist ein Warenlager aufgetürmt. Originalverpackte Spielsachen, fabrikneue schwere Männerschuhe aus der ehemaligen Sowjetunion, Schreibzeug und Stoffe liegen zum Verkauf ausgebreitet auf Boden und Tischen. In einer Ecke stapeln sich gebrauchte Rollstühle. Die Bestände stammen aus Spenden für die ehemaligen SWAPO-Flüchtlingslager in Angola. Der Hof steht noch voller Container.

Derartige Praktiken zur Aufbesserung der Parteikasse werden allerdings die Wahlchancen der SWAPO in Ovamboland ebensowenig schmälern wie der Versuch eines Ministers, sich ein Stück von dem Land anzueignen, das für die Ansiedlung von Heimkehrerfamilien vorgesehen ist. Deutlicher als anderswo in Namibia ist auf dem ehemaligen Kriegsschauplatz, auch drei Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen, die Erleichterung über die Befreiung spürbar. Und die, das weiß man hier genau, ist vor allem der SWAPO zu verdanken. Ein Kredit, der wohl noch eine Zeitlang vorhalten wird.

Die "Rotznasen" unterlagen nur knapp Bockenheimer "Youngster"-Fußballturnier lockte mehr als 130 lärmende Kinder an

BOCKENHEIM. Ein buntes, lärmendes Knäuel aus etwa 130 Kindern hat sich an den Sportanlagen an der Ginnheimer Landstraße zusammengefunden. Die wilde Schar teilt sich erst dann in kleine Gruppen auf, als Ingrid Sommer auf eine Bank steigt und von dort aus die "Mannschaftsaufstellungen" verkündet. Ein Unterfangen, bei dem Nervenstärke und Übersicht gefragt sind.

"Die Bockenheimer Kinder sind sehr spontan", kommentiert die Pädagogin vom Stadtteil-Arbeitskreis Bockenheim den unerwarteten Ansturm der Jungs und Mädchen auf das "große Fußballturnier für Youngster". Obwohl die Listen, in die sich die Kicker eintragen konnten, schon seit einigen Tagen auslagen, kommen die meisten Kinder schließlich direkt zum Sportplatz. Am Ende wollen 70 von ihnen mitspielen.

Nach einiger Zeit sind die Mannschaften gebildet, und Schiedsrichter Erçan Basaran pfeift bei herrlich warmen Wetter das erste Spiel an. Die Gesten des Mannes in Schwarz wirken profesionell, was nicht verwundert, spielt der Pädagoge vom Kindertreff doch wochenends für seinen Verein F.C. Gençler Birligi, bei dem er in der Ersten Mannschaft steht. Auch die viel zu großen roten und blauen Trikots, in denen die Kinder stecken und die bei jedem Schritt wieder aus der Hose rutschen, hat Basaran von seinem Verein mitgebracht.

Das rote Hemd mit der Nummer 6 der "Roten Falken" wirbelt besonders auffällig durch den Strafraum: Im Stile eines Rudi Völler, dribbelt und trickst darin der 12jährige Nermin mit dem Ball am Fuß. Der große Eintracht-Fan ist ein geübter Balltreter, spielt der flinke Bosnier doch in der Jugend von VFR und Star Bockenheim. Mit Nermins Toren gewinnen die "Roten Falken" schließlich auch das Finale gegen die "Rotznasen" knapp mit 2:1.

Um mögliches Konkurrenzdenken einzuschränken und den Spaß am Spielen in den Vordergrund zu rücken, sind alle Teams gemischt worden. Kinder unterschiedlicher Altersstufen kicken genauso mit- und gegeneinander wie Mädchen und Jungen. "In den Mannschaften spielen Kinder aus ganz verschiedenen Einrichtungen zusammen, um sich so kennenlernen zu können", erklärt Frau Sommer den pädagogischen Hintergrund.

"Das gibt's doch nicht - ich dachte, der geht ins Tor", kommentiert einer der munteren Zuschauer eine vergebene Torchance. Mit lautstarken Anfeuerungsrufen, Kommentaren und Applaus vergnügen sich die kleinen Zuschauer und spielfreien Akteure am Spielfeldrand. Wer sich dagegen vor dem Match noch stärken möchte, greift zu mitgebrachten Käsebroten und Kartoffelsalat oder erfrischt sich mit Wasser und Saft.

Organisiert hat das Turnier der Stadtteil-Arbeitskreis Bockenheim, in dem der Kinderladen "Rasende Schultüte", das Kinderhaus am Weingarten, die Stadtteilbücherei Bockenheim, der Kindertreff des Internationalen Familienzentrums und der Verein "Hamburger Allee" zusammengefaßt sind. Dieter Lobert vom Arbeitskreis war trotz der Mitwirkung so vieler Institutionen mit der Ausrichtung nicht ganz zufrieden. "Die tatsächliche Organisation bleibt mal wieder bei einigen wenigen hängen", beklagte sich Lobert über das mangelnden Engagement.

Der ausgelassenen Stimmung bei den Kindern konnte dies jedoch überhaupt nichts anhaben. In der kommenden Woche können sich die Hobbykicker sogar auf dem Bildschirm bewundern. Anläßlich der Siegerehrung mit Übergabe des "Kinderhauswanderpokals" an die "Roten Falken" wird auch ein Videofilm vom Turnier zu sehen sein. Dann lassen sich Nermins Tore nochmal in Zeitlupe bewundern. map

Meggie wird zum Rocker Theater und Film: Das Programm des Kinderhauses

SACHSENHAUSEN. Im Kinderkulturprogramm des Kinderhauses Sachsenhausen am Affentorplatz 8 sind in diesem Jahr noch vier Veranstaltungen geplant, die alle samstags um 15 Uhr beginnen.

Am 17. Oktober wird der Film "Daffy und der Wal" gezeigt. Der Inhalt: Daffy verbringt mehr Zeit im Wasser als auf dem Land, denn sie hat die außergewöhnliche Fähigkeit, sich mit den Walen und Delphinen verständigen zu können. Das Leben hätte für das pfiffige Mädchen so weitergehen können, doch dann . . .

Daran schließt sich am 31. Oktober ein Stück des Theaters "Rootslöffel" an: "Immer Lauscher und die Wahnsinnswespe" lautet der Titel. Das Theaterstück behandelt einen Konflikt zwischen Immer und Lauscher, wobei Immer versucht Lauscher zu vertreiben, einfach weil Lauscher "anders" ist. Daraus entwickelt sich ein spannender Kampf, bis plötzlich die "Wahnsinnswespe" aufkreuzt.

"Meggies Geheimnis" ist der Titel des Filmes, der am 14. November gezeigt wird. Das Mädchen Meggie verkleidet sich als Junge, damit es in der Rockband "Challengers" mitspielen kann. Dieses Täuschungsmanöver war notwendig, da die Jungs einen eisernen Grundsatz haben: Keine Mädchen! Aber das "Nein" der jungen Rockmusiker bedeutet für Meggie: Haare hoch, andere Klamotten, ein neuer Auftritt - und rein ins Vergnügen. Spannend wird es, als die Jungs der Band dahinterkommen, wer ihr neuer Klavierspieler eigentlich ist.

Den Abschluß in diesem Jahr bildet nochmals ein Theaterstück: Die "Blinklichter" spielen am 28. November das Stück: "Die verliebte Wolke", ein türkisches Märchen für deutsche und türkische Kinder, das wechselweise in deutscher und in türkischer Sprache erzählt und gespielt wird.

Die Eintrittspreise betragen für Kinder eine Mark, Erwachsene zahlen drei Mark. kan

Stadtteil-Lesertelefon Staunen: Ein Neubau im Kleingartengebiet

SACHSENHAUSEN. Bei seinem letzten Spaziergang durch die Kleingärten entlang des Goldbergweges wurde FR- Leser Uwe F. stutzig: Zwischen den Schrebergärten strahlte ihm bei Hausnummer 138 plötzlich die frischgemalte Fassade eines Hauses entgegen, das er vorher dort noch nie wahrgenommen hatte. "Wer kann es sich erlauben, mitten in die grüne Natur ein Haus zu bauen?" fragte sich Uwe F. empört.

Sieghard Kral, Leiter der Abteilung Süd bei der Bauaufsichtsbehörde, erklärte: "Das ist kein Schwarzbau." Vielmehr habe die Bauaufsichtsbehörde hier dem An- und Umbau eines bestehenden Einfamilienhauses zugestimmt. Dabei sei die Wohnfläche um 37 Quadratmeter erweitert und der Bau eines Wintergartens genehmigt worden. Auch das Stadtplanungsamt und das Amt für Landwirtschaft und Landesentwicklung in Usingen hätten in ihrer Stellungnahme keine Einwände erhoben, erläuterte Kral, obwohl das Gebäude auf einem Grundstück liege, das im Bebauungsplan als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen sei.

Das Haus gehöre zu einem gärtnerischen Betrieb aus Oberrad. "Da sind ausnahmsweise Häuser auch in dieser Lage zulässig", so Kral, der die Aufmerksamkeit der Nachbarn in Bauangelegenheiten zu schätzen weiß: "Die Nachbarn sind oft unsere besten Mitarbeiter. Es kann kaum etwas geheim bleiben in diesem Städtchen." kan

Geschäftsleben: Die Sparkasse hilft Einrichtungen 10 000 Mark gespendet

ESCHERSHEIM. Anstatt eine "Jubelfeier" zu organisieren, feierte die Geschäftsstelle der Frankfurter Sparkasse Am Weißen Stein 1 ihr 25jähriges Bestehen mit der feierlichen Übergabe von insgesamt 10 000 Mark als Spende für drei örtliche Schulen sowie zwei Kirchengemeinden. Filialleiter Rudolf Schickedanz, der die Geschäftsstelle seit ihrer Gründung 1967 leitet, übergab jeweils einen Scheck über 2000 Mark an Vertreter der Johann-Hinrich-Wichern-Schule, der Peter-Petersen-Schule, des Ziehengymnasiums sowie der evangelischen Emmaus- und der katholischen St. Josefsgemeinde.

In einem kurzen Rückblick beschrieb Schickedanz die Geschichte der Zweigstelle. "Einige unserer Kunden kannte ich schon, als es noch Kinder waren", erinnerte er sich. Günther Heller, Direktor des Geschäftsstellenbezirks Dornbusch, Eschersheim und Eckenheim, hob die besondere Bindung der Sparkassen zu den Stadtteilen und deren Institutionen hervor. "Früher waren wir mit unserer Filiale noch auf der anderen Seite der Eschersheimer Landstraße, seit Anfang der 80er Jahre hier. Jetzt muß die andere Hälfte unserer Kunden über die große Straße", lachte Schickedanz und nannte den "wahren Grund" für den Umzug hinterher: "Der Hausherr wollte zu viel Miete - das lohnte sich für uns nicht."

Die Spenden werden für verschiedene Zwecke verwendet. Pfarrerin Waltraud Frodien von der Emmausgemeinde kündigte an, das Geld würde je zur Hälfte einer Flüchtlingsfamilie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die im Gemeindezentrum untergebracht ist, und Renovierungsarbeiten zugute kommen. Der Direktor der Peter-Petersen-Schule wird einen Computer für die Verwaltung kaufen: "Der Etat für soetwas ist begrenzt."

Die Wichern-Schule, eine Schule für lernbehinderte Kinder, möchte sich nach den Worten von Rektorin Ina Jakober Kassettenrecorder für den Unterricht mit Schülern, die Sprachschwierigkeiten haben, zulegen. Das Ziehengymnasium, von dem die Vorsitzende des Elternbeirates, Dr. Hannelore Boecker-Lissa, erschienen war, wird Lernmittel kaufen. Auch Bernhard Merten vom Kirchenvorstand der Gemeinde St. Josef bedankte sich und versicherte, das Geld werde der Gemeinde zugute kommen.

Die drei Schulen überreichten dem Filialleiter als Dankeschön je ein Bild, das im Kunstunterricht entstand. col

Positiv denken Von Herbert Stettner

Junge Ehepaare mit Kindern und nur einem festen Einkommen leiden besonders hart unter der Wohnungsnot. Eine geräumigere Heimstatt bleibt da unerschwinglich. Marktforscher haben jetzt ermittelt, daß das Streben nach Besitz und Glück auch bei diesem rapid wachsenden Kreis der Benachteiligten keineswegs verkümmere. Anstelle des unerreichbaren Wohnkomforts seien die Beengten und Bedrängten notgedrungen bestrebt, sich für die Erfüllung ihrer Konsumträume andere Bereiche zu suchen.

Um der Begrenztheit wenigstens vorübergehend entfliehen zu können, kaufen beengt Wohnende mit Vorliebe großräumige Autos. Auch der Trend zu Billigreisen in ferne Länder soll hauptsächlich vom Fluchtstreben der Beengtwohner/innen angeheizt werden.

Als Wandschmuck schätzen sie zwangsläufig kleinformatige Bilder, wodurch der Absatz solcher Miniaturen endlich wieder ansteige. Freilich gibt es da auch Leute, die auf Bilder ganz verzichten müssen. Ihre Wohnungen haben keine Wände, denn sie hausen in der Mitte eines Raumes.

Wegen der Wohnungsnot sind die so lange Zeit verschmähten raumsparenden Mundharmonikas wieder viel besser verkäuflich geworden als Klaviere.

Als Folge der Raumknappheit stagniert der Absatz von Schäferhunden. Dagegen sind die klitzekleinen Hamster zum Verkaufsschlager geworden.

Die Wohnungsgröße bestimmt auch die Lagerkapazität für Bücher, und so ist die Rezession im Buchhandel auch eine Folge der Wohnraumenge. Im Gegenzug ist das Geschäft der Leihbüchereien stark ansteigend.

Interessant ist auch die Feststellung, daß Wohnraumenge besonders stark zum Kauf von Schmuck stimuliert. Kleinodien sind auch im engsten Winkel deponierbar.

Engwohner/innen sollen eine besonders ausgeprägte Neigung zur Kommunikation, zu mitmenschlicher Wärme und Zuneigung entfalten. Ist das nicht eine äußerst positive Seite des laut beklagten Problems?

In kleinen Wohnungen bleiben die Renovierungskosten eng begrenzt, denn man kann ja nur noch die sehr geringen, nicht von Schränken zugestellten Wandflächen tapezieren oder streichen. Zu häufige Wandanstriche sind auch schon deshalb nicht ratsam, weil sonst der verfügbare Raum ja immer kleiner würde.

Diese Marktanalysen zeigen, daß die Wohnungsnot auch ihre durchaus positiven Seiten hat. Man muß das Phänomen nur in der Komplexität unseres gesamten und sich ständig wandelnden Konsumverhaltens betrachten. Wozu also immer wieder die Aufregung?

Kennen Sie den?

"Wo brennt es denn?" fragt der Bürgermeister den Feuerwehrhauptmann. "Beim Huber-Bauern." "Das kann doch nicht sein, der ist doch gar nicht versichert!"

Aufruf

Es gibt viele Posten, Streben wir Sie an!

BERNHARD KATSCH

"Weist du, Igor, vielleicht sollten wir ein kleines Schildchen aufstellen: Atomraketen zu verkaufen!" (Aus der "Gartenlaube", entstaubt von Wolfgang S. Roos)

SPORTRUNDSCHAU 29

Tänzerinnen wirbelten über die Bühne Griechisches Tanzfest diente als Vorbereitung für den Auftritt in der Alten Oper

FRANKFURT A. M. Die vier jungen Damen mit den roten Schleifen um die Hüfte verbeugten sich kurz, faßten einander an den Händen und machten im Quartett einen Schritt zur Seite, einen nach vorn, wieder zurück; zeitgleich setzte die Musik vom Tonband ein, wurde schneller; rhythmisches Klatschen kam dazu, und bald "wirbelten" die Tänzerinnen synchron über die Bühne: Chassapikos, hierzulande geläufiger unter dem Namen Sirtaki, einer der bekanntesten Tänze des Landes, heizte die Stimmung gegen Ende des Abends noch einmal richtig an.

Bis Mitternacht dauerte das erste Festival griechischer Tänze im Bürgerhaus Griesheim, an dem sieben Gemeinden und Vereine aus dem Rhein-Main-Gebiet teilnahmen. Mehr als 100 Jugendliche führten Tänze aus ihrer Heimat vor: Zembekikos, Chassaposerviko, Kalamatianos, Chaniotikos und viele mehr.

In viermonatiger Arbeit hatte der griechische Verein "Omonia (Eintracht) Kastoria", der 1985 in Frankfurt gegründet wurde, das Festival organisiert und ein buntes Programm zusammengestellt. Der Erste Vorsitzende des Vereins, Argirios Milios, umriß die Zielsetzung des Festivals: "Wir wollen die griechischen Vereine in der Region einander näherbringen und ein Stück Kultur aus unserer Heimat darstellen. Außerdem dient das Festival als Vorbereitung für einen größeren Auftritt in der nächsten Zukunft." Geplant ist demnächst ein Abend in der Alten Oper.

Wichtiger noch ist es aber, die Gemeinsamkeit zwischen den fast 10 000 Griechen, die in der Region leben, zu fördern, sagte Milios.

Denn gerade die Jugendlichen, die in Deutschland geboren sind, hätten kaum einen Bezug zu dem Land ihrer Eltern. Kulturelle Identität sollte durch die traditionellen Tänze vermittelt werden.

Das Niveau der Vorführungen an diesem Abend war beachtlich, und dies nicht ohne Grund: Bis zu dreimal in der Woche hatten die Jungen und Mädchen in der letzten Zeit trainiert. Jede Gruppe wollte natürlich die beste sein. Das hat, wie Vorstandsmitglied Chrissafenia Gavriil erklärte, einen wertvollen Nebeneffekt: "Die jungen Leute kommen von der Straße weg, weil sie wieder eine Perspektive haben, die Kommunikation untereinander wird verbessert." Daß es ihnen Spaß machte, den "Antikristos", der vorwiegend auf Verlobungen getanzt wird, zu zeigen, konnte man sehen. Aber auch der langsame, eigentlich von älteren Männern vorgeführte Tanz "Gerondikas" machte den Jugendlichen keinerlei Mühe.

So bot das Festival eine bunte Mischung. "Es sind Tänze, die der normale Tourist in Griechenland nicht zu sehen bekommt", machte Agirios Milios den einzigartigen Charakter der Veranstaltung deutlich.

Ob aus Kreta, Mazedonien, Pontos oder Epiros: Die regionalen Besonderheiten, Sitten und Gebräuche wurden durch phantasievolle Kostüme und die Tänze symbolisch dargestellt. So traten die Männer aus Kastorien in einer Tracht auf, die vormals die Krieger der Region im Befreiungskampf trugen - ein Stück (auch) politischer Geschichte.

Am Schluß gab es die Belohnung: Der griechische Konsul überreichte jeder Tanzgruppe einen Pokal. Und nicht nur die vier jungen Damen strahlten - das erste Festival war ein voller Erfolg. Kein Wunder, daß die "Eintracht" Kastoria schon jetzt überlegt, wie es nächstes Jahr über die Bühne gehen soll. *jot

Schüttenhelmweg soll beruhigt werden

GOLDSTEIN. Die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 6 hat wechselseitige Haltezonen für den Schüttenhelmweg gefordert. Der Antrag geht auf eine Unterschriftensammlung von Goldsteiner Bürgern zurück, das Stadtteilgremium hat ihn in der vergangenen Sitzung einstimmig verabschiedet.

Die Anwohner der Straße begründen ihr Anliegen damit, daß die Autos in der Straße zu schnell fahren, seit vor einigen Jahren die Einbahnstraßenregelung aufgehoben wurde. Vor kurzem trat diese Regelung wegen einer Baustelle kurzzeitig wieder in Kraft und brachte "mehr Wohnqualität in die Straße", heißt es in dem Brief der Bürger.

"Einfache Fahrbahnmarkierungen würden völlig genügen und wären nicht kostspielig", setzte sich Bernhard Mertens (CDU) für die Anwohner ein: "Auch im Hinblick auf eventuelle Tempo-30-Zonen in Goldstein paßt das versetzte Parken ins Konzept." hen

Allmählich kommen die Maschinen zu Verstand

"Fuzzy-Logic" anstelle traditioneller Rechnermethoden / Lukrativer Einsatzim Elektroniksektor

Intelligenz, Phantasie und Intuition sind Attribute, die gemeinhin nur dem menschlichen Gehirn zugestanden werden. Doch inzwischen erobert mit der "Fuzzy-Logic" eine neue Umgangssprache für Maschinen diese Domänen. Hinter der englischen Chiffre für "unscharf" verbirgt sich eine raffinierte Technologie, die weltweit für eine stürmische Entwicklung auf dem Elektronik-Markt sorgt. Das Einsatzspektrum ist zudem ungeheuer vielseitig und reicht vom Camcorder, der absolut verwackelungssichere Videoaufnahmen liefert, über das komfortable und sparsame Automatikgetriebe im Personenwagen bis hin zur Steuerungsoptimierung bei biologischen Kläranlagen.

Hinter dieser raschen Entwicklung steckt die technologische Realisation einer scheinbar verrückten Idee. Mitte der sechziger Jahre publizierte Lotfi A. Zadeh, Professor an der kalifornischen Renommier-Universität Berkeley, seine Gedanken zur "unscharfen Mengenlehre" und brachte damit die konventionelle Weltanschauung der Mathematiker ins Wanken. Diese sind es meist gewohnt, eine Aussage entweder als "wahr" oder "falsch" einzuordnen. Die Logik eines gewöhnlichen Computers beruht auf "Ja"- beziehungsweise "Nein"-Befehlen, "An"- oder "Aus"-Einstellungen. Und genau in dieser kategorischen Schwarz-Weiß- Sichtweise der Welt liegt das Problem begraben. Eine derartig eingeschränkte Aussagelogik muß zwangsläufig die Realität unzureichend widerspiegeln. Die wirkliche Welt kennt demgegenüber eine reiche Skala abgestufter "Farbtöne". Wenn wir die Umwelt "vernünftig" und damit situationsangepaßt beschreiben, so greift die menschliche Sprache automatisch zu recht vagen Begriffen. Wir sagen zum Beispiel: "Im Zimmer ist es warm, bitte stell' die Heizung aus." Diese knappe Feststellung reicht uns aus, jedoch nicht der konventionellen Elektronik eines Raumthermostaten. Dort würde der Sachverhalt etwa so lauten: "Im Raum sind es augenblicklich 22,5 Grad Celsius. Eine Temperatur über 22 Grad ist unzulässig, also wird die Heizung ausgeschaltet." Ein bestechend präziser Inhalt, mit dem jedoch in seiner absurden und umständlichen Akkuratesse niemand etwas Sinnvolles anzufangen mag. Offensichtlich sind also intelligente Aussagen immer auch in gewisser Weise vage.

Prof. Zadeh drückte es selbst einmal so aus: "Präzision und Signifikanz schließen sich ab eines gewissen Komplexgrades gegenseitig aus." Seine Konsequenz aus dieser Einsicht lieferte eine neuartige Umgangssprache für Computer. Zadeh faßte logische Sachverhalte zwar in mathematische Regeln, orientierte sich aber hierbei an der Flexibilität der menschlichen Denkweise. Der Kunstgriff, mit dem er das schaffte, war im Prinzip recht einfach. Er ordnete konkrete Inhalte - etwa die Temperaturwerte eines Meßfühlers - einem fließenden Zugehörigkeitsgrad zu und erweiterte so das Bewegungsspektrum. Das Ergebnis verblüfft. Der Spielraum für die Beschreibung komplexer Zusammenhänge war plötzlich immens gewachsen, gleichzeitig sank der Programmieraufwand enorm. Es waren nicht mehr so viele umständliche, logische Verknüpfungen nötig, und die Elektronik konnte nun etwas Sinnvolles mit legeren, umgangssprachlichen Begriffen wie "mittlere Geschwindigkeit" oder "ein wenig wärmer" anfangen. Abrupte und damit häufig unsinnige sprachliche Klassifikationen wurden so vermieden.

Während Prof. Zadeh's Fuzzy-Set-Theorie vor 25 Jahren nur in akademischen Zirkeln diskutiert wurde, griff die japanische Industrie als eine der ersten die Ideen des Berkely-Forschers auf und setzte sie in Technologie um. Neben dem gehobenen Kunsumgütersektor profitiert besonders die Fahrzeug-Branche hiervon. So findet sich Fuzzy-Logik etwa in Automatikgetrieben. Das "intelligente" Getriebe wählt selbständig den günstigsten Augenblick zum Schalten und senkt so den Treibstoffverbrauch. Und auch das fuzzygesteuerte Antiblockiersystem ist bereits im Einsatz.

Doch auch hierzulande tüfteln die Wissenschaftler an immer neuen Konzepten und Strategien für den Einsatz von Fuzzy-Logic. Unlängst stellte die Technische Hochschule Aachen ein Modellauto vor, mit dem sich gefährliche Fahrsituationen wie Rutschen und Schleudern besser in den Griff bekommen lassen. Hieran wollen die Forscher die Beherrschung komplexer Grenzbereiche erproben, die mit herkömmlichen Methoden nicht mehr ausreichend kontrolliert werden können. Das Modellauto lernt mit Hilfe des Fuzzy-Systems völlig autonom, in riskanten Situationen zu reagieren und möglichst rasch wieder in eine stabile Position zu gelangen.

An der Universität Dortmund wurde ein Fuzzy-Expertensytem für die Tumor- Diagnose entwickelt. Den Ärzten wollen die Wissenschaftler ein neues Hilfsmittel in die Hand geben, mit dem die Diagnosesicherheit, ob ein Tumor bösartig ist oder nicht, weiter verbessert werden kann.

Bei der Firma Inform (Aachen) kam man auf den Gedanken, Fuzzy-Netze bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen einzsetzen. Die uneinheitliche Abwasserbelastung mit verschiedensten Schadstoffen ist eines der Kernprobleme beim Betrieb biologischer Anlagen. Die Abwasserreinigung erledigen hier verschiedene Mikroorganismenstämme, die entsprechend ihren unterschiedlichen Ansprüchen versorgt werden müssen. Das rasch wechselnde Belastungsspektrum führte oft zum Zusammenbruch der Bakterien- Populationen und zur Bildung von Blähschlämmen. Die Aachener Spezialisten konnten jetzt erstmalig eine "intelligent" gesteuerte Kläranlage bei Wien in Betrieb nehmen, die dieses Problem meistert.

Zwar gehören hierzulande die Fuzzy- Forscher noch zur technologischen Avantgarde, doch das werde sich, glaubt man den Prophezeiungen der Experten, sehr bald ändern, will man künftig weiter an der internationalen Spitze mitmischen. SILVIA VON DER WEIDEN

Der giftige Skorpion biß Organistin Angela Boeckh gastierte in Schwanheim

SCHWANHEIM. Ein Werk des zeitgenössischen Komponisten Karl-Heinz Stockhausen, auf der Orgel gespielt: das hört man nicht unbedingt alle Tage. In der evangelischen Martinuskirche interpretierte die Berliner Organistin Angela Boeckh dessen 1977 entstandenen "Tierkreis - 12 Melodien der Sternzeichen", der nicht speziell für Orgel komponiert ist; er kann auf beliebigen Instrumenten gespielt werden.

Der Zyklus - es sind kleine Miniaturen - beginnt mit dem Zeichen Wassermann. Der mögliche Grund: wegen der Erdachsenbewegung stehen wir am Beginn des Wassermannzeitalters. Angela Boeckh charakterisierte eigenwillig, aber logisch. Durch differenzierte Registrierung stellte sie die Hauptmerkmale jedes Zeichens heraus.

Ein zwischen zwei Polen hin- und herspringender ostinater Bass: das ist der Löwe; hoch, schwebend, mit dünnen Pfeifen, der Fisch; dünnhäutig, in offenen Linien, der Krebs; fast kakophon, die Jungfrau; giftig, beißend, mit herben Dissonanzen, der Skorpion; hell, transparent im Klang, fast kantabel, die Waage. Stets bricht die "Melodie" ab, wird zerrissen. Die Künstlerin nutzte die Facetten der neuen Schuke-Orgel klug aus, und hielt einen Spannungsbogen bis zum Schluß.

Begonnen hatte das Konzert mit der Komposition "Ut re mi fa sol la" des englischen Spätrenaissancemeisters William Byrd (1543-1623). Das Werk, dessen Titel die Tonskala von C bis A umfaßt, zeichnet sich durch sperrige, fast moderne Melodik aus. Anfangs ruhig, verdichtet sich über der im Pedal gespielten Grundlinie der Klang zusehends. Angela Boeckh erwies sich auch hier als Könnerin ihres Fachs.

Überbordende Fülle: so muß man die "Sonate Nr. 4 in a-Moll ,tonus peregrinus' op. 98" des Spätromantikers Joseph Rheinberger wohl charakterisieren. Dem dreisätzigen Werk liegt ein Kirchenthema zugrunde: ein Psalmton, der im frühen Mittelalter neben den acht regulären Psalmtönen entwickelt wurde. Um dieses Zentrum herum webt sich ein zunehmend verschachteltes Figurations- und Akkordwerk.

Die Organistin hastete, die Tempobezeichnung Moderato mißachtend, durch den ersten Satz; so blieb vieles unklar und verschwommen. Die dramatische Entwicklung allerdings konnte sie treffend nachbilden. Schön war die schlichte Melodie des "Andantino" überschriebenen Intermezzos. Der Schlußsatz, ein großangelegtes Konstrukt, erinnert in der sich zuspitzenden Polyphonie der vierstimmigen, chromatischen Fuge an Bach, doch löst sich Rheinberger bald aus dem starren Muster; die einzelnen Linien verschwinden im Klangwust: eine Schwäche des Komponisten. Vielleicht hätte Angela Boeckh hier dünner, durchleuchtender registrieren sollen.

Das beherzigte sie im folgenden Werk von Johann Sebastian Bach, "Präludium und Fuge D-Dur". Ein technisch wie gestalterisch höchst anspruchsvolles Stück, das ihr alles abverlangte. Schnelle Sechzehntelläufe, rhythmisch komplizierte Figuren, vielstimmige Passagen: stets beherrschte sie die Schwierigkeiten (kleine Schnitzer fielen nicht ins Gewicht) und spannte einen musikalischen Bogen bis zum Schluß; eine Meisterleistung.

1932 schrieb Olivier Messiaen (1908- 1992) "Apparition de l' Eglise Eternelle" (Erscheinung der ewigen Kirche). Das Tonmaterial (der Komponist verwendete sogenannte "Modi") ist gering. Eine sehr langsam aufwärts schreitende Linie, die crescendierend immer konzentrierter und machtvoller wird. Anfänglich herbe Sekundreibungen, die die Interpretin "auskostete", gehen in einen choralartigen Fluß über, aber stets bleibt es eine düstere Erscheinung, fast transzendental.

Alte und neue Musik in einem Konzert: die Synthese gelang. Angela Boeckh erhielt für ihre starke Leistung verdienten Beifall; doch wären die Organisatoren gut beraten gewesen, den Zuhörern eine kurze Pause zu gönnen. JÜRGEN OTTEN

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"Fremdenhaß gibt es für Christen nicht"

GRIESHEIM. Die Arbeitsgemeinschaft der Pfingstkirchengemeinde und der Sankt Hedwigsgemeinde in Griesheim veranstaltete am zweiten Septembersonntag ihr traditionelles Kinderfest. Das Motto lautete "Der Globus quietscht und eiert", das von den Kindern als fröhlicher Hintergrund für Spiele aus allen Erdteilen diente.

ür die Erwachsenen waren die jüngsten Ausbrüche von Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik Anlaß, an eine vom Gemeindearbeitskreis schon vor 16 Jahren formulierte Grundsatzerklärung zu erinnern: "Fremdenhaß kann es für Christen nicht geben."

Zahlreiche alte und junge Besucher waren beim Mittagessen und dem sich anschließenden fröhlichen Treiben bei Spiel und Spaß in der spätsommerlichen Sonne dabei. zol

Das "Häckselmobil" kommt Die Gartenabfälle werden zerkleinert

FRANKFURT-WEST. Das städtische "Häckselmobil" ist unterwegs: Das Fahrzeug zerkleinert Äste und Sträucher, die bei der Gartenarbeit anfallen. Das Häckselgut muß anschließend wieder mitgenommen werden.

Das Gefährt hält in Griesheim am Bunker (Am Gemeindegarten) am Samstag, 17. Oktober, von 12 bis 15 Uhr; die Siedlung Hausen wird mit einem Stop am Parkplatz Brentanobad am Samstag, 24. Oktober, bedacht: und zwar zwischen 12 und 15 Uhr. mp/41

Die Gartenabfälle werden zerkleinert

FRANKFURT-NORD. Das städtische "Häckselmobil" ist unterwegs. In dem Fahrzeug können Äste und Sträucher zerkleinert werden, die bei der Gartenarbeit anfallen. Das Häckselgut muß anschließend wieder mitgenommen werden.

Das Mobil hält in folgenden Stadtteilen: In Heddernheim an der Kreuzung Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße am Samstag, 31. Oktober, von 8 bis 11 Uhr; in Eckenheim auf dem Festplatz Hügelstraße am Samstag, 31. Oktober, von 12 bis 15 Uhr; in Nieder-Erlenbach auf dem Parkplatz des Bürgerhauses (Im Sauern 10) am Samstag, 7. November, von 8 bis 11 Uhr.

Nach Harheim kommt das Häckselmobil auf den Parkplatz Zur Untermühle am Samstag, 7. November, 8 bis 11 Uhr, nach Kalbach auf den Festplatz am Stadtpfad am Samstag, 14. November, 8 bis 11 Uhr. mp

Christdemokraten küren Kandidaten für die Wahl

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die vom Wahlvorbereitungsausschuß vorgeschlagenen Kandidaten, die nach der Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres die Union im Parlament vertreten sollen, steht im Mittelpunkt, wenn sich die Mitglieder des CDU-Stadtverbandes am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr im Klubraum I der Walldorfer Stadthalle versammeln. Die Liste umfaßt 90 Namen und wird von Ursula Jung und Rudi Haselbach angeführt. wal

Auf dem "Schwarzen Platz" Kulturverein feiert wieder Oktoberfest

NORDWESTSTADT. Vier Tage lang, von Freitag, 9., bis einschließlich Montag, 12. Oktober, feiert der Kultur- und Geselligkeitsverein Nordweststadt auf dem "Schwarzen Platz" am Nordwestzentrum sein traditionelles Oktoberfest. Die Schausteller bauen einen Vergnügungspark auf, im Festzelt gibt's Unterhaltung. Zur offiziellen Eröffnung am Samstag, 10. Oktober, 16 Uhr, übernimmt Schirmherrin Gudrun Schaich-Walch den obligatorischen Faßanstich im Festzelt. Es spielt der Musikzug des TV Stierstadt. Ab 17.30 Uhr spielte die Gruppe "Vis à Vis & Prescilla" aus Harheim.

Los geht's bereits am Freitag auf dem Rummelplatz mit Angeboten der Fahrgeschäfte und Buden. Im Festzelt ist ab 15 Uhr Kindernachmittag mit Kasperletheater. Um 19.30 Uhr spielen die "Steps" im Festzelt Melodien die 50er und 60er Jahre ("Musik of the 50's").

Sonntag, 11. Oktober: 12.30 Uhr Frühschoppen im Festzelt mit der "Bernd Schütz Band" (Hits der 60er und 70er Jahre); 14 Uhr Festplatzrummel.

Montag, 12. Oktober: 14 Uhr Festplatzrummel; 17 Uhr Familiennachmittag (bis 17.30 Uhr ermäßigte Preise auf den Fahrgeschäften); 20 Uhr große KGV-Abschlußtombola im Festzelt. dixi

". . . und hunderte von Arbeitern lägen auf der Erde" Von Explosionen und Rohrstöcken: Wolfgang Thaetner hat Griesheims Geschichte in Handschriften archiviert

GRIESHEIM. Als Wolfgang Thaetner 1952 als Lehrer der 4. Klasse in die Boehle-Schule berufen wurde, sprachen einige der Schüler ihn noch mit "Ihr" an. Da der Pädagoge die Geschichte Griesheims nicht kannte, beauftragte er seine Klasse mit einer besonderen Aufgabe: Sie sollten zu Hause oder auch im Ort nach dem Griesheim der Jahrhundertwende forschen, sollten Großeltern und Eltern nach ihren Erinnerungen ausfragen und sie dann aufschreiben.

Als Wolfgang Thaetner die Früchte der Schülerarbeit zu Gesicht bekam, war er überrascht, denn alles in allem hatte er ein kleines Geschichtswerk vor sich. Deshalb beschloß er, die einzelnen Aufsätze in einer Kladde zusammenfassen zu lassen - auf vergilbtem Papier leuchten heute verschiedene Schüler-Handschriften in Tintenblau, dazwischen sorgfältig eingeklebt Schwarzweißfotos mit dem gezackten Rand, der vielen noch von alten Familienbildern bekannt ist.

Das fragile Quartheft trägt den Titel "Griesheim um 1900 - Ein Bericht von Schülern der Klasse 4 b der Boehle-Schule, zusammengestellt im März 1952", und beginnt mit der Erzählung von Großmutter Hafner, die ihrem Enkel Volker berichtet, wie sie als 17jähriges Mädchen am Beginn des Jahrhunderts in den Ort kam: "Griesheim war ein richtiges Bauerndorf. Es gab noch keine asphaltierten Straßen und keine Straßenbahn. Die einzige Verkehrsverbindung mit der Stadt Frankfurt am Main war die Eisenbahn. Die Bauernhöfe hatten nach der Mainseite ihre Scheunen und Gärten. Hinter diesen Gärten, am Mainufer entlang, standen große Rüsterbäume." Diese Bäume verhinderten mit ihrem dichten Wurzelwerk, daß bei den alljährlichen Mainüberschwemmungen das gute Erdreich fortgetragen wurde. "Das letzte Haus von Alt-Griesheim war am Brennhaus", fährt die Großmama fort: "Weiter ostwärts war alles noch Feld, nur die Wachstuchfabrik war schon da."

Ein paar Seiten weiter werden die Einwohnerzahlen des Ortes um 1860 erwähnt: 1132 Griesheimer waren damals registriert, davon 696 evangelisch, 414 katholisch und 18 jüdischen Glaubens, die allesamt unter der Regierung des Grafen von Hanau standen. "Erst im Jahr 1866 wurde Griesheim preußisch und bekam ein neues Steuergesetz", schreibt der damals zehnjährige Schüler Wolfgang Gallas. 1873 erhielt das Dörfchen eine Postagentur und 1879 eine Telegraphenstation, die Einteilung der Gemarkung in Ober-, Mittel- und Unterfeld stammt aus dem Jahr 1871.

Eckard H. Reitz klärt den Ursprung des Ortsnamens auf, der sich aus dem mittelhochdeutschen "griez" für Sand und dem gotischen "haimes" zusammensetzt, was dann soviel wie "Sandheim" ergibt. Entscheidend für den Wandel des Bauerndorfes zum Industriestandort war die Entscheidung des Geheimrats Baist, die spätere Chemische Fabrik Griesheim Elektron aus Bockenheim ans Griesheimer Ufer zu verlagern, um die Möglichkeit zum schnellen Warenumschlag zu nutzen. 1863 hat die Fabrik ein Aktienkapital von 100 000 Gulden, um 1900 werden etwa 2000 Arbeiter beschäftigt.

Und dort ereignet sich am 25. April 1901 um 15.30 Uhr die folgenschwere Explosion, bei der 26 Menschen starben und mehr als 200 Arbeiter verletzt wurden: "In Griesheim vernahm man einen donnerähnlichen Knall, und dann fühlte man einen gewaltigen Luftdruck. Nach einigen Minuten wiederholte sich der Vorgang in noch stärkerem Maße, Fensterscheiben klirrten und die Türen flogen aus dem Rahmen. Wenige Augenblicke später kamen die Arbeiter der Fabrik und meldeten, in der Fabrik habe eine furchtbare Explosion stattgefunden, hunderte von Arbeitern lägen auf der Erde, teils tot, teils verwundet und ein Teil der Fabrik wäre völlig zerstört. (. . .) Sofort blies man Alarm, weil jeden Augenblick eine neue Explosion stattfinden konnte. Griesheim mußte geräumt werden, und jeder flüchtete nach Frankfurt."

Der Schaden belief sich auf 4 Millionen Goldmark, eine damals gigantische Summe, denn ein junger Kaufmann verdiente beispielsweise im Monat 90 Mark. Ein Laib Brot kostete 38 Pfennig, Brötchen drei Pfennig, ein Pfund Butter gab es für eine Mark, und das Pfund Zucker bekam man für 38 Pfennig.

Die Geschichte der Griesheimer Zeitung begann 1894: Der "Griesheimer Anzeiger" war ein vier Seiten starkes Wochenblatt, das Abonnement kostete 25 Pfennig im Monat. "Als es noch keine Zeitung gab, ging ein Ortsdiener, der eine große Schelle hatte, von Straße zu Straße, schellte erst laut, daß es die Leute hörten, dann sprach er mit lauter Stimme die neuesten Nachrichten. Als nun die erste Zeitung erschien, war das ein großer Vorteil. In die Zeitung konnte man viel mehr schreiben, als der Ortsdiener bekanntgeben konnte", erzählt Walter Bechtolt.

Auch zur alten Schule finden sich Kommentare. Johann Grob schreibt: "Wenn es dem Rektor Jungmann an einem Stock fehlte, ließ er sich vom Schüler Damm eine Bohnenstange holen, diese reichte über 5 bis 6 Bänke." Nach diesem rüden Pädagogen ist die Jungmannstraße benannt. "Heute dürfen die Lehrer nicht mehr schlagen", endet der Bericht erleichtert.

Der 72jährige Wolfgang Thaetner ist seit 1970 Lehrer im Ruhestand. Er wird die einzigartige Handschriftensammlung dem Stadtarchiv vermachen. zol

Kurs als Orientierung für Neuanfang im Beruf

MÖRFELDEN-WALLDORF. An Frauen, die der Familie wegen eine berufliche Pause eingelegt haben, richtet sich der kostenlose Orientierungskurs, den die Volkshochschule zusammen mit der Beratungsstelle für Weiterbildung (BWB) anbietet. Gemeinsam mit zwei Pädagoginnen werden die Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten ausgelotet und die Berufswünsche konkretisiert. Dabei wird auch über Umschulungs- oder Weiterbildungsmöglichkeiten informiert.

Der Kurs, der am Mittwoch, 28. Oktober, beginnt, findet jeweils mittwochs und freitags von 8.30 bis 12 Uhr statt und dauert bis 4. Dezember. Ein Informationsabend ist am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus vorangestellt. Anmeldungen bei der VHS, Telefon 38 07. wal

Dialoge per Instrument Die Musiktherapie hilft bei Behinderten und Gestörten

Es ist ein seltsames Sextett, das da auf einem Videofilm der Fachhochschule zu sehen ist. Die Instrumente - Klavier, Xylophon, Trommeln, Schlaghölzer - ergeben ein ungewöhnliches Klangbild. Langsam finden die Musikanten zu einem Rhythmus zusammen, beginnen sich im Takt zu wiegen. Nur der Mann am Gong verharrt in der Bewegungslosigkeit. Endlich taut auch er auf, die verkrampften Hände lösen sich: Einmal, zweimal, dreimal dröhnt der Gong durch den Raum, und der Mann lacht, lacht aus vollem Herzen.

Für viele geistig Behinderte, sagt die Professorin Almut Seidel, ist die Musiktherapie eine der wenigen Freuden, die sie empfinden. "Am Instrument beleben sie sich, hinterher fallen sie wieder zurück in ihre Versunkenheit." Seidel leitet an der Fachhochschule den Ausbildungsgang "Sozialpädagogische Musiktherapie".

Der Ausbildungsraum im Nordwestzentrum steckt voller Instrumente. Viele von ihnen wurden für musiktherapeutische Zwecke entwickelt. Zum Beispiel die Big Bom, eine großer Holzkasten, den man wie eine Trommel schlägt und dessen Vibrationen spürbar sind, wenn man darauf sitzt.

"Gerade bei Kindern gehören Trommeln zu den beliebtesten Instrumenten", sagt Seidel. "Sie gehen hin und hauen drauf, lassen raus, was sie an Lebenslust haben, genießen das Lautsein. Kinder, die unter Berührungsängsten leiden, finden Trommeln gefährlich. Die machen vielleicht drei Stunden gar nichts."

Auch mit der Lotusflöte gehen Kinder ganz unterschiedlich um, berichtet Elisabeth Hoffmann, eine der 28 Studenten, die den Weiterbildungslehrgang seit 1988 absolviert haben. "In dieser Art von Dialog kommen schnell Gefühlslagen rüber." Daß so ein Duett nicht gerade wie Bach und Beethoven klingt, stört niemanden.

"Musik öffnet, wo Sprache nicht hinkommt", sagt Seidel. Wolfgang Bienek, ein weiterer Absolvent des Studienganges, berichtet von einem sprachgestörten Kind, das sich als Siebenjähriger auf dem Stand eines Dreijährigen befunden und bei dem die Sprachtherapie nichts bewirkt habe. Nachdem Bieneck mit der Musiktherapie begonnen hatte, "begann er kräftig aufzuholen und erfand Lieder".

Derzeit arbeitet Bienek in einer Klinik für Alkoholkranke. Auch bei den therapeutischen Gruppensitzungen nimmt er die Musik zu Hilfe, obwohl er bei Erwachsenen größere Vorbehalte überwinden muß als bei Kindern.

Die Altenheime seien ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet, meint Seidel. Zwar sei dort der Zugang zu Instrumenten "oft etwas schwierig", aber die alten Menschen würden gern singen. Dabei ließen sie sich dann auch eher zu gymnastischen Übungen bewegen, die sonst unter den Tisch fielen. "Erinnerungsbrücken" entstünden, so daß die Wirkung der Musik in vielfacher Hinsicht belebend sei.

Im Sommersemester '93 beginnt das Weiterbildende Studium "Sozialpädagogische Musiktherapie" zum dritten Mal. Bewerbungsschluß ist der 16. November 1992. Ein "Schnupperwochenende" (24. und 25. Oktober) bietet die Möglichkeit einer ersten "musiktherapeutischen Selbsterfahrung".

Nähere Auskünfte werden unter den Telefonnummern 15 33 - 27 95 und - 27 78 erteilt. ft

Die Bürger befragen

Selbstverständlich könnte auch der Deutsche Bundestag einen Volksentscheid anordnen (FR vom 19. 9. 1992 "Zank um Volksabstimmung"). Er scheut sich aber, weil er Angst vor dem Votum des eigenen Volkes hat. So weit ist also Bonns demokratischer Kontakt zum Volk bereits zerfallen. Die Desinformation um Maastricht hat u. a. ernste Gründe:

Im Artikel 8a soll uns eine Unionsbürgerschaft aufgenötigt werden. Wer diese nicht will, also Deutscher, Franzose, Däne oder Brite bleiben möchte, verlöre kurzerhand seine jetzige Staatsbürgerschaft, d. h. er würde sogar "staatenlos".

Das ist der tiefere Grund des "Jein" der Dänen und Franzosen. Ein Gang nach Karlsruhe gegen diese Vergewaltigung wird die logische Folge sein. Helmut Kohl täte gut daran, auch die Bundesbürger zu befragen, um Karlsruhe die schwere Entscheidung abzunehmen.

Walter Triefenbach, Offenbach

Kontaktbörse für Medienschaffende "Kino im Bunker": Bornheimer Medienwerkstatt zeigte Filme und informierte

FRANKFURT A. M. Einige Menschen sitzen im Freien und sehen einen Film, projiziert auf die gegenüberliegende Hauswand: "Food" von Jan Svankmajer, der im Rahmen des Programmes "Kino im Bunker" dieser Tage in der Medienwerkstatt Bornheim gezeigt wurde. Er war an diesem Abend jedoch nur einer von vielen, die auf der Straße oder im vollen Saal im Bunker gezeigt wurden.

"Wir wollen zur Verbesserung der Infrastruktur im Medienbereich beitragen", erklärte Werner Rosmaity, Geschäftsführer der Werkstatt und Organisator des Abends. Außer ihm sind noch Oliver Rothländer (zuständig für Technik) und Michael Jöckel (Spezialist für Computer) hauptberuflich in der Medienwerkstatt tätig. Unterstützt werden sie von 22 freien Mitarbeitern. "Wir wollen im Kino im Bunker bekannteren, aber auch unbekannteren Filmemachern die Gelegenheit geben, ihre Arbeiten vorzustellen", sagte Rosmaity der Stadtteil-Rundschau. Es stehen Filme an, die schon als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF liefen, aber auch Kurzfilme von Schülern der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

Die Werkstatt gilt auch als Kontaktbörse für Medienschaffende. Hier gehen Musiker, Regisseure und andere im Medienbereich Tätige ein und aus. Auch an diesem Abend hatten sich etwa 70 Mitarbeiter, Fachleute und Interessierte in dem Weltkriegsbunker eingefunden.

Der Zuschauer konnte außer professionellen Produktionen wie Svankmajers "Food" auch einige Streifen mit der gewöhnlichen Video-Kamera sehen. "Der Abend ist wieder ein großer Erfolg für alle", betonte Susanne Walter, zuständig für Pressearbeit und Gestaltung in der Medienwerkstatt. Das fand auch die hessische Filmförderung im letzten Jahr und honorierte die Arbeit der Werkstatt mit 7000 Mark. Auch die Stadt ließ 4000 Mark zusätzlich in die Kasse fließen.

Doch auch die Medienwerkstatt ist nicht frei von Sorgen. Bis zum heutigen Tag hat sie sich selbst verwaltet und mit finanzieller Hilfe der Stadt und eigenen Mitteln die Miete bezahlt. Nun hat die Kommune den Zuschlag zum Kauf des Bunkers vom Vermögensamt erhalten.

"Wir wollen den Benutzerkreis und die Miete langfristig mit der Stadt vertraglich festgelegt wissen", brachte Rosmaity seine Forderungen auf den Punkt. Die Aufgabe der "Mewi" soll weiter sein, Interessierten, unabhängig von finanziellen Mitteln, die Möglichkeit zum Kontakt mit Ton und Film zu bieten. Doch die Gespräche mit der Stadt sind zur Zeit ins Stokken geraten, die Höhe der künftigen Miete ist ungewiß. Außer dem Programmkino hat die Medienwerkstatt noch mehr zu bieten. Rosmaity und seine Kollegen haben noch vor der Wende enge Kontakte nach Dresden geknüpft und dort den Aufbau einer ähnlichen Filmproduktion gefördert. Nicht als Besser-Wessies, sondern als tatkräftige Unterstützer sind sie dort aufgetreten. Als eine Art Patenschaft verstehen sie bis heute ihre Hilfe und Unterstützung für die sächsischen Kollegen.

Aber auch über den Mangel an Aufträgen kann sich Rosmaity nicht beklagen. "Mitlerweile müssen wir jede dritte Anfrage ablehnen", so der Geschäftsführer. Nächstes Projekt wird ein Promotion- Film in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema "Umweltschutz" sein. Wer jedoch denkt, daß sich die Medienschaffenden auf ihren Lorbeeren ausruhen, liegt falsch. "Knüppelharte Aufbauarbeit würde mich reizen", schwärmte Rosmaity. Ein Stadtteil mit noch brachliegender Kultur sollte es sein, er denkt dabei an Griesheim. Doch dies ist Zukunftsmusik und ob des akuten Geldmangels in städtischen Kassen vorerst nur ein Traum.

Das Programm läuft bis Dezember, weitere Termine sind: der 13. Oktober mit "Zander" und "Living Room" von Stephan Lenzen, der 16. November mit Helmut Bergers "Nie im Leben" und der 15. Dezember mit Filmen aus Georgien. *geb

Kontaktbörse für Medienschaffende

"Kino im Bunker": Bornheimer Medienwerkstatt zeigte Filme und informierte

FRANKFURT A. M. Ein warmer Sommerabend, eine leichte Brise weht durch die Germaniastraße, Menschen sitzen im Freien und sehen einen Film, projeziert auf die gegenüberliegende Hauswand. Passanten verharren für einen Moment, Autofahrer halten an und beobachten die bunten, bewegten Bilder. Es war der Film "Food" von Jan Svankmajer, der im Rahmen des Programmes "Kino im Bunker" dieser Tage in der Medienwerkstatt Bornheim gezeigt wurde. Er war an diesem Abend jedoch nur einer von vielen, die auf der Straße oder im voll besetzten Saal im Bunker gezeigt wurden.

"Wir wollen zur Verbesserung der Infrastruktur im Medienbereich beitragen", erklärte Werner Rosmaity, Geschäftsführer der Werkstatt und Organisator des Abends, das Ziel seiner Arbeit. Außer ihm sind noch Oliver Rothländer (zuständig für Technik) und Michael Jöckel (Spezialist für Computer) hauptberuflich in der Medienwerkstatt tätig.

Unterstützt werden sie von 22 freien Mitarbeitern. "Wir wollen im Kino im Bunker bekannteren, aber auch unbekannteren Filmemachern die Gelegenheit geben, ihre Arbeiten vorzustellen", sagte Rosmaity gegenüber der Stadtteil- Rundschau.

Es stehen Filme an, die schon als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF liefen, aber auch Kurzfilme von Schülern und Schülerinnen der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach. Die Werkstatt gilt auch als Kontaktbörse für Medienschaffende. Hier gehen Musiker, Regisseure und andere im Medienbereich Tätige ein und aus. Auch an diesem Abend hatten sich etwa 70 Mitarbeiter, Fachleute und Interessierte in dem Weltkriegsbunker eingefunden.

Der Zuschauer konnte außer professionellen Produktionen wie Svankmajers "Food" auch einige Streifen mit der gewöhnlichen Video-Kamera sehen. "Der Abend ist wieder ein großer Erfolg für alle", betonte Susanne Walter, zuständig für Pressearbeit und Gestaltung in der Medienwerkstatt. Das fand auch die hessische Filmförderung im letzten Jahr und honorierte die Arbeit der Werkstatt mit 7000 Mark. Auch das Kulturamt Frankfurt ließ 4000 Mark als zusätzlichen Lohn in die Kasse fließen.

Doch auch die Medienwerkstatt ist nicht frei von Sorgen. Bis zum heutigen Tag hat sie sich selbst verwaltet und mit finanzieller Hilfe der Stadt und eigenen Mitteln die Miete bezahlt. Nun hat die Kommune den Zuschlag zum Kauf des Bunkers vom Vermögensamt erhalten.

"Wir wollen den Benutzerkreis und die Miete langfristig mit der Stadt vertraglich festgelegt wissen", brachte Rosmaity seine Forderungen auf den Punkt. Die Aufgabe der "Mewi" soll weiter sein, Interessierten, unabhängig von finanziellen Mitteln, die Möglichkeit zum Kontakt mit Ton und Film zu bieten. Doch die Gespräche mit der Stadt sind zur Zeit ins Stokken geraten, die Höhe der künftigen Miete ist ungewiß. Außer dem Programmkino hat die Medienwerkstatt noch mehr zu bieten. Rosmaity und seine Kollegen haben noch vor der Wende enge Kontakte nach Dresden geknüpft und dort den Aufbau einer ähnlichen Filmproduktion gefördert. Nicht als Besser-Wessies, sondern als tatkräftige Unterstützer sind sie dort aufgetreten. Als eine Art Patenschaft verstehen sie bis heute ihre Hilfe und Unterstützung für die sächsischen Kollegen.

Aber auch über Mangel an Aufträgen kann sich Rosmaity nicht beklagen. "Mitlerweile müssen wir jede dritte Anfrage ablehnen." Nächstes Projekt wird ein Promotion-Film in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema "Umweltschutz" sein. Wer jedoch denkt, daß sich die Medienschaffenden auf ihren Lorbeeren ausruhen, liegt falsch. "Knüppelharte Aufbauarbeit würde mich reizen", schwärmte Rosmaity. Ein Stadtteil mit noch brachliegender Kultur sollte es sein, er denkt dabei an Griesheim. Doch das ist Zukunftsmusik und ob des akuten Geldmangels in städtischen Kassen vorerst nur ein Traum.

Das Programm "Kino im Bunker" läuft noch bis Mitte Dezember, weitere Termine sind: der 13. Oktober mit "Zander" und "Living Room" von Stephan Lenzen, der 16. November mit Helmut Bergers "Nie im Leben" und der 15. Dezember mit Filmen aus Georgien. *geb

"Menschenschutz"

Auf die Zuschrift von FR-Leser Gerhard Budde zum Thema Praunheimer Ortsumfahrung (Stadtteil-Rundschau West vom 17. September) reagiert Joachim Seubert aus der Praunheimer Landstraße zustimmend:

Der Leserbrief von Herrn Budde spiegelt genau die Erwartungen und Sehnsüchte vieler Bürger wider. Hoffentlich sind die Parteien endlich in der Lage, im Falle der Praunheimer Umfahrung zu konkreten Lösungen zu kommen, die dann auch in die Tat umgesetzt werden.

Vor allem die kleinen Bürgersteige (teilweise nur 60 Zentimeter) in Alt-Praunheim stellen eine Gefahr dar, da sie von Autos Tag und Nacht zugeparkt werden. Die Leute, darunter auch viele Frauen mit Kinderwagen, müssen die gefährliche Straße benutzen. Dabei wird meist vergessen, daß die entsprechenden Autofahrer ein Bußgeld bis zu 150 Mark bezahlen müssen, wenn die Fußgänger gefährdet werden oder sich verletzen.

Aus Gründen des Umweltschutzes wird es wohl wieder großen Widerstand gegen das Projekt geben.

Umweltschutz ist notwendig und richtig. Aber die Menschen sind doch auch ein Teil der Natur und schutzbedürftig. Unredlich ist es aber dagegen, Umweltschutz gegen Menschenschutz auszuspielen, so wie es des öfteren geschieht.

So weit darf es diesmal nicht wieder kommen.

Plastikgeld Die Freiheit ist nicht grenzenlos

Seit es Kreditkarten gibt, so machen die verschiedenen Anbieter glauben, ist das Leben viel schöner geworden. Mühelos und vor allem spontan läßt es sich werbenden Sprüchen zufolge mit der Plastikpenunze in der Hand- oder Hosentasche von Frankfurt bis Kalkutta, über Tokio nach New York und wieder zurück reisen. Schlangestehen vor Wechselstuben und vor allem die Angst, im Urlaub der Reisekasse beraubt zu werden, entfallen.

Was läge da näher, als sich in etwas unsicheren Ländern wie Italien, wo angeblich hinter jeder Pinie ein "ladro" lauert, statt dicker Bündel von Lira-Scheinen das Plastik-Rechteck als hauptsächliches Zahlungsmittel mitzunehmen. Wer dies beschließt, so verspricht Eurocard, "zeigt, daß er mit Geld umgehen kann".

Auf den ersten Blick scheint ein Italien-Reisender dann auch jeder Probleme enthoben. Mit mehr als 178 000 Akzeptanzstellen ist das Eurocard- beziehungsweise Mastercard-Netz auf dem Apennin fast genauso dicht wie in Deutschland. Doch Vorsicht: Daß im verträumten umbrischen Kleinstädtchen Spello fast jedes Lokal oder in Mailand, Lucca und Florenz auch die Tankstellen dieses oder andere Varianten des Plastikgeldes akzeptieren, heißt noch lange nicht, daß dies auch für den sonnigen Süden des Landes gilt. Im touristisch durchaus erschlossenen apulischen Trulli-Land, der Basilikata oder in Kampanien haben Lira-Muffel schlechte Karten. Statt "CartaSi" - der Name des mit Master- und Eurocard zusammenarbeitenden italienischen Anbieters - heißt es dort nämlich meist nur: Carta - no.

Wohl dem Reisenden, der noch ein Bündel der von Kartenanbietern bereits totgesagten Euroschecks in der Tasche trägt. Denn die werden selbst im hintersten Winkel des sonnigen Südens von jedem Geldinstitut akzeptiert. cri

Stadtteil-Lesertelefon Steine des Anstoßes am "Weißen Stein"

ESCHERSHEIM. Rudolf Schiffke findet an der U-Bahnhaltestelle Weißer Stein seit längerer Zeit nicht nur einen Stein des Anstoßes, sondern gleich einen ganzen Haufen. Der Treppenaufgang der Unterführung zum Weißen Stein ist seiner Ansicht nach nicht mehr sicher begehbar, weil sich durch die Erschütterungen der U-Bahnen Bruchstükke mit bis zu dreißig Zentimeter Seitenlänge aus der Decke gelöst haben. Besonders ältere Menschen können die Handläufe an der Treppenseite deshalb nicht mehr erreichen.

Die Angestellten der Stadtreinigung kümmern sich nicht darum, obwohl sie fast jeden zweiten Tag die Abfälle aus den Papierkörben am Weißen Stein entfernen. Rudolf Schiffke hat die Stadtwerke vom Zustand der Treppe zur U-Bahn bereits mehrfach unterrichtet.

Bislang tat sich noch nichts, außer daß vor kurzem Arbeiter die Wände und Dekken der Unterführung neu gestrichen haben. "Die herumliegenden Brocken haben die glatt liegenlassen", berichtet Rudolf Schiffke, der nun zusammen mit einigen Nachbarn gespannt darauf wartet, wann das Räumkommando kommt.

Aber: Es wird etwas unternommen. Das bestätigten zumindest die Stadtwerke auf die telefonische Anfrage der Stadtteil-Rundschau. zol

Im Gespräch: Pia Sohns-Riedl Drogen-Mix ist im Kommen

BAD HOMBURG. "Zur Zeit gibt es keinen Grund zur Panik, aber ich blicke mit Sorge in die Zukunft", sagt Pia Sohns-Riedl von der Jugend- und Drogenberatungsstelle für den Hochtaunuskreis. Momentan hat die Einrichtung ausreichend Personal, um ihre 160 Klienten zu betreuen. Doch die Eigendynamik der Szene hier und die Politik in der Mainmetropole können sich künftig auch in Bad Homburg bemerkbar machen, und dann könnte es zu personellen Engpässen kommen.

Daß sich das Suchtverhalten der Drogenkonsumenten verändert, war schon im Jahresbericht 1991 ein Thema für die Beratungsstelle. Es ist ein Trend zur sogenannten Polytoxomanie festzustellen. Das heißt, die Leute nehmen verschiedene Drogen durcheinander. Kokain, Heroin, Tabletten wie zum Beispiel das starke Barbiturat Rohypnol und Alkohol werden in verschiedenen Kombinationen mißbraucht. Das ist sehr schädlich für den Körper und beschleunigt den Verfall.

Eindringlich beschreibt die Chefin des zehnköpfigen Teams, daß die Süchtigen nicht als minderwertige Menschen zu sehen seien, sondern als Kranke. Wenn man sich einmal zu tief hineingewagt hat, ist es nahezu unmöglich, aus eigener Kraft wieder herauszukommen. "Süchtig werden kann jeder!" so Pia Sohns-Riedl. "Die Identität eines Menschen in unserer Zeit beruht auf verschiedenen Säulen. Die sozialen Anbindungen, Familie und Arbeit geben dem Menschen Halt. Fällt eine dieser Stützen weg, ist die Gefahr, in Abhängigkeit von etwas zu geraten, viel größer", erklärt sie.

Die Leiterin der Drogenberatungsstelle widerspricht auch dem Klischee, daß vor allen Dingen Heimkinder, Kinder aus geschiedenen Ehen und junge Ausländer besonders anfällig seien, süchtig zu werden.

Bei ausländischen Jugendlichen, die meist in Deutschland geboren sind, kommt noch erschwerend hinzu, daß sie zwischen zwei Kulturen sitzen. Auf der einen Seite die Heimat der Eltern, die nur unzureichend bekannt ist, auf der anderen Seite Deutschland, wo man als Ausländer betrachtet wird.

Als eine Möglichkeit, die Drogenproblematik besser in den Griff zu bekommen, setzt Pia Sohns-Riedl auf eine verstärkte Drogenprävention. Aber auch eine Entkriminalisierung der Drogenabhängigen empfindet sie als ausgesprochen wünschenswert, um die Verelendung der Suchtkranken zu stoppen und ihnen effektiver helfen zu können. dil

An der Strippe: W. Kurz: Kein spezielles Ausländerproblem

BAD HOMBURG. Über die Drogensituation in Bad Homburg sprach FR- Mitarbeiter Farhad Dilmaghani mit Hauptkommissar Wolfram Kurz vom Rauschgiftdezernat der Kriminalpolizei. Er ist seit 20 Jahren in der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität tätig.

FR: Welche Leute nehmen Ihrer Meinung nach Drogen?

Kurz: Mit Drogen kann jeder in Berührung kommen. Das hat nichts mit den einzelnen Bevölkerungsschichten zu tun. Wobei der Hochtaunuskreis eine besondere Stellung einnimmt, weil hier viele Leute leben, die finanziell bessergestellt sind. Das spiegelt sich bei uns dadurch wider, daß wir mehr einen Trend zum Kokain haben, obwohl Kokain nicht mehr die Nobeldroge ist wie vor Jahren. Heute ist es ein ganz gängiges Rauschgift, und wir verzeichnen einen Anstieg beim Kokain.

FR: Es gibt Schätzungen, daß in Bad Homburg wöchentlich ein bis zwei Kilo Kokain umgesetzt werden?

Kurz: Diese Information haben wir nicht gesichert. Doch wenn man sieht, wieviele Leute mit Drogen in Kontakt kommen, kann man leicht Hochrechnungen aufstellen.

FR: Die Zahlen sind also nicht utopisch? Kurz: Dies kann leicht Realität sein, ohne daß wir es bestätigen können. FR: Gibt es in Bad Homburg Straßenhandel? Kurz: Nein, es handelt sich um einschlägige Adressen. Eine offene Drogenszene kennen wir hier nicht.

FR: Welche Fahndungserfolge kann die Kripo vorweisen?

Kurz: Wir haben das eine oder andere Verfahren abgeschlossen bis zur Verurteilung, wobei Drogenhändler gefaßt wurden, die sich damit mehr oder weniger ihren Lebensunterhalt verdienten.

FR: Sind irgendwelche besonderen ethnischen Zugehörigkeiten bei den Dealern festzustellen?

Kurz: Nein, das geht querbeet. Man kann nicht die Aussage treffen, daß es sich nur um Ausländer handelt.

FR: Hat sich die Situation in letzter Zeit verschärft?

Kurz: Die Drogensituation hat sich meines Wissens ausgeweitet. Inwieweit die Aktionen in Frankfurt sich hier auswirken werden, das werden wir noch sehen.

FR: Wie sieht es mit der Beschaffungskriminalität aus?

Kurz: Wir haben relativ viele Ladendiebstähle. Wenn Täter festgenommen werden, handelt es sich oft um Drogenabhängige; nicht nur aus Bad Homburg, sondern auch aus Frankfurt. FR: Welchen Weg sehen Sie in der Drogenpolitik, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Plädieren Sie für Entkriminalisierung, mehr Prävention oder schärfere Gesetze?

Kurz: Sicherlich ist allein mit repressiven Maßnahmen durch die Polizei die Drogenkriminalität nicht in den Griff zu bekommen. Es muß auch eine entsprechende Prävention da sein. Es gibt ja Ansätze in der Rechtsprechung, Konsumenten Straffreiheit zu gewähren. Durch eine Entkriminalisierung der Abhängigen könnte die Polizei mehr Personal freisetzen, um sich auf die Händler zu konzentrieren.

Rauschgift in Bad Homburg: Müßte die Polizei nicht gegen die Opfer vorgehen, hätte sie mehr Zeit, um die Händler zu fassen Jede Woche zwei Kilo Kokain? Kripo: Schon möglich Von Farhad Dilmaghani BAD HOMBURG. Der Aufzug bleibt mit einem unsanften Ruck stehen. Alex, Mario und Emren (alle Namen von der Redaktion geändert) kommen heraus. Die letzten Meter bis aufs Dach des Parkhauses legen sie zu Fuß zurück. Alex und Emren setzen sich in ihre angestammte Ekke und machen sich ans Werk. Währenddessen tanzt Mario zu Ice-T's Antidrogensongs in typischer Rapper-Manier herum. Der Joint ist fertig, und das Ritual, das gar keines mehr ist, kann beginnen. Daß auch in Bad Homburg Haschisch geraucht wird, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Beliebte Orte sind Kurpark, Schloßpark oder auch mal ein Parkhaus. Einem Zwölfjährigen mit einem Joint zu begegnen, ist laut Angaben der örtlichen Drogenberatungsstelle keine Seltenheit. Für die Jugendlichen selbst ist einer, der Haschisch raucht, schon lange kein Paradiesvogel mehr. "Das macht doch fast jeder, der kein Streber ist", versichert die 15jährige Christine gelassen und erntet damit viel Beifall bei ihren Freundinnen.

"Immer besaufen oder bekiffen langweilt doch auf die Dauer", ereifert sich hingegen Student Tobias. Manchmal, wenn es ihm abends in seinem Zimmer zu langweilig wird, schwingt er sich auf sein Fahrrad und fährt bei seiner "connection" vorbei. Er drückt "seinem" Dealer 20 Mark in die Hand und bekommt dafür einen LSD-Trip. Wieder daheim, begibt sich der Jurastudent auf die rasante Reise durch die Gehirnwindungen. Daß es genug Leute gibt, die von der chemischen Droge nicht mehr wegkommen, stört den 20 Jahre alten Sohn aus gutem Hause nicht.

Wer bezahlt, kann in der Kurstadt auch Speed (eine Art Amphetamin), Heroin oder Kokain bekommen. Besonders das Geschäft mit Kokain floriert. Die Polizei hält es nicht für ausgeschlossen, daß Woche für Woche ein bis zwei Kilo des euphorisierenden Pulvers gehandelt werden. Dies entspräche im Einzelverkauf einem Wochenumsatz von einer knappen halben Million Mark. Kokain, sagt die Polizei, macht sich immer mehr breit.

Konsumiert wird Kokain ausschließlich in geschlossener Gesellschaft. Zum Clan der Koks-Jünger und Gelegenheits- User gehören nicht nur Junkies, gelangweilte Jugendliche und die Snobs der High-Society, sondern auch ganz "normale" Werktätige. Bei Richard, einem Kfz-Mechaniker, fängt jeder Arbeitstag mit zwei "Linien" Kokain an, die er sich Drogen gehören für viele längst zum Alltag tief in die Nase zieht. "Dann macht mir die Arbeit viel mehr Spaß, und ich bin richtig wach", erklärt er überzeugt. Es gibt eine große Gier danach, sich aus dem Alltag völlig auszuklinken - so wie beim zitierten Tobias, bei Richard, der sich "nur ein bißchen antörnen" will, und bei so manchen Teenies, die fast täglich sagen: "Komm, wir bedröhnen uns." Und dabei keine Sekunde darüber nachdenken, was sie da tun.

Insider behaupten, daß fünf Personen in Bad Homburg den Verkauf und die Beschaffung der diversen "Wirklichkeitsentfremder" organisieren - eine These, die die Polizei allerdings nicht bestätigen kann. Daß das Quintett sich nicht ins Gehege komme, liege daran, daß die Kompetenzen genau abgesteckt seien, erzählt man sich in der Szene. Die Ware komme meistens aus dem Drogen-Mekka Frankfurt. Doch manchmal werde auch direkt aus Holland zu noch günstigeren Konditionen geliefert.

In der Regel läuft der Kleinverkauf über private Adressen. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Jugendliche berichten über seltsame Vorgänge im Kurhausaufzug. "Wenn man wollte, konnte man dort vor etwa drei Monaten ein Piece (ein Stück Haschisch, d. Red.) kaufen. Denen ist das aber zu heiß geworden, darum läuft nichts mehr", erzählt einer.

Natürlich gibt es auch Drogentote in Bad Homburg, auch wenn sie nicht, wie in Frankfurt, in fortlaufender Statistik registriert werden: Moritz erinnert sich eines Freundes, der Anfang des Jahres im Rahmen einer "Werbekampagne" ein Probebeutelchen Heroin zugesteckt bekam. Der Freund taxierte die Dosis zu hoch und starb. "Am nächsten Tag hat's jeder gewußt. Die Leute waren kaum wirklich betroffen", beschreibt Moritz die Reaktionen. Die Kripo merkt dazu an, daß - je nach den Todesumständen - nicht jeder Drogentod bis zu ihr dringe.

An organisierte Strukturen der hiesigen Rauschgiftkriminalität glaubt die Kripo Bad Homburg nicht. Jugendliche, die sich zur selbsternannten, ortsansässigen "Mafia" zählen, reden da ganz anders. "Unsere Mafia kennt die Adressen, Telefone gibt es überall, und die Bullen haben auch Familie." Inwieweit sich solche Drohgebärden in der Realität bewahrheiten - darüber läßt sich nur spekulieren. Gesetzeshüter und Drogenberatung sind sich einig, wenn auch aus verschiedenen Beweggründen, daß eine Entkriminalisierung des Konsums von Drogen Vorteile brächte. Hauptkommissar Wolfram Kurz vom Drogendezernat der Kripo Bad Homburg: "Dadurch könnte die Polizei mehr Personal einsetzen, die sich auf die Händler konzentrieren."

Auch Pia Sohns-Riedl von der Jugend- und Drogenberatungsstelle für den Hochtaunuskreis plädiert für eine Entkriminalisierung der Suchtkranken. Andere Wege - etwa die Drogenprävention -, hält sie nach wie vor für sehr wichtig.

Alex, der vom Parkhausdeck die schöne Aussicht auf die Stadt genießt, kann mit Prävention nichts anfangen. "Keine Macht den Drogen, das glaubt doch eh keiner. Sportler sind alle selber voll gedopt, und diese ganzen Broschüren finde ich auch Scheiße."

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20

Spenden werden auch von den Freiern angenommen KISS in der Alten Gasse ist eine wichtige Anlaufstelle für die jungen Stricher / Die Helfer suchen neue Räume

FRANKFURT A. M. Der Raum gleicht eher einer typischen Studentenbude als einer Beratungsstelle. Überall hängen Poster an den Wänden, aus dem Kofferradio strömt leise Popmusik, auf dem Tisch stehen Kaffeekanne, Tassen und ein Kuchenteller, im Regal eine Spielesammlung. In der Ecke kocht jemand eine Kleinigkeit, zwei Jungen spielen Darts, aus dem separaten Zimmer röhrt ein Wäschetrockner.

An diesem Nachmittag sind etwa zehn Jugendliche dort. Dort, das ist die Kriseninterventionsstelle für Stricher, kurz KISS genannt. Dreimal in der Woche hat es geöffnet. Dann können die männlichen Prostituierten hier ihre Kleider waschen, sich duschen und etwas essen. Wichtiger aber noch: an diesem Ort können sie reden: über ihre Situation, Probleme mit Behörden und vieles anderes.

Im KISS, das vor zwei Jahren von der Aidshilfe Frankfurt gegründet wurde und seit 1991 von der Stadt und dem hessischen Sozialministerium finanziert wird, sind ein Diplompädagoge, eine Sozialarbeiterin und eine Honorarkraft von der Fachhochschule beschäftigt.

Einmal in der Woche kommt ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Es ist als niedrigschwellige Anlaufstelle neben einer Hamburger Einrichtung und Organisationen in Berlin, Köln und Halle bisher eines der wenigen Projekte, das ausschließlich den Strichjungen hilft.

"Die männlichen Prostituierten sind aufgrund ihrer sozialen und wirtschaftlichen Notlage und gesundheitlichen Gefährdung durch den HIV-Virus einer besonders großen physischen wie psychischen Belastung ausgesetzt", nennt Projektleiter Hans-Peter Schlicht die Hauptgründe, warum diese Stelle eingerichtet wurde.

80 Prozent der Stricher sind obdachlos; 55 Prozent sind wegen ihrer Homosexualität von zu Hause ausgerissen oder von den Eltern hinausgeworfen worden. Die Zahl der heroinabhängigen Stricher ist stark zurückgegangen: zur Zeit sind es aber immer noch zehn Prozent.

Zielgruppe des KISS sind vor allem die Jungen zwischen 15 und 25 Jahren; diese stellen drei Viertel der gesamten Stricher, die dorthin kommen. Im Zeitraum Frühjahr 1990 bis Ende 1991 nahmen etwa 150 Stricher Kontakt zum KISS auf. Ihnen wollen Hans-Peter Schlicht und seine Kollegin Martina Wahl Selbstverantwortlichkeit und eine Neuorientierung geben, um die Lebensqualität der Jungen zu verbessern.

"Die Jungen werden aber nicht gezwungen, den Strich zu verlassen. Wir sind keine Missionare. Sie werden, und das ist für sie wertvoll, so akzeptiert, wie sie sind. Wenn aber einer es schaffen will, dann helfen wir ihm selbstverständlich", erklärt die Sozialarbeiterin. Dazu gehört die Begleitung bei Behördengängen, Beratung im Umgang mit Krankenversicherungen, Gericht und Polizei, Informationen zu Aids und Hilfe bei der Wohnungssuche, sowie ein Fahrdienst.

Werner (alle Namen von der Redaktion geändert) hat einen Anfang gemacht. Seit sechs Wochen ist er im Methadonprogramm der Stadt - jeden Tag zwischen elf und halb zwölf Uhr bekommt er eine festgelegte Dosis - und hat ein eigenes Zimmer im Hotel.

Einmal in der Woche trifft sich Werner zu einem therapeutischen Gespräch mit einer Psychologin. Jetzt ist er auf der Suche nach einer Arbeit. Anschaffen geht er nicht mehr. "Ohne das KISS hätte ich den Ausstieg nie geschafft. Ich komme auch jetzt, so oft ich kann, hierher; es ist eine zweite Heimat für mich geworden." So sieht es das Konzept der Sozialarbeiter vor. Die jungen, oft orientierungslosen Menschen können im KISS reden, ohne Angst vor Repression haben zu müssen. Denn auf der Szene ist es nicht erst seit der sogenannten BAVIS-Aktion (Obdachlose, Junkies und Prostituierte haben seitdem Hausverbot im Bahnhof) der Polizei recht rauh geworden.

"Die Stricher werden hart behandelt und schnell kriminalisiert", bestätigt Hans-Peter Schlicht den Bericht von Günther. Der geriet in eine Kripo-Kontrolle, wurde ohne ersichtlichen Grund gefilmt und dazu noch einer Leibesvisitation unterzogen.

Wie andere hat Günther durch Streetwork von KISS erfahren. Die beiden Sozialarbeiter sind während der Tage, an denen die Stelle geschlossen hat, in der Szene unterwegs, um die Strichjungen zu informieren und Berührungsängste abzubauen. Martina Wahl: "Der Teil der Arbeit ist genauso bedeutend."

Das alles aber ist zu wenig. Der Raum in der Alten Gasse ist sehr eng und im Winter zu kalt. Die Stellen reichen zur Betreuung nicht aus. Es fehlt an Geld. Deshalb sucht das KISS dringend ein neues Domizil. Denn es gibt in der Alten Gasse kein Besprechungszimmer, wo beispielsweise vertrauliche Einzelgespräche geführt werden können.

Ein Spendenkonto bei der Frankfurter Sparkasse (Kontonummer 679 160, Bankleitzahl 500 501 02) ist bereits eingerichtet worden. Das KISS hofft auf Hilfe von allen Seiten - und damit sind auch die Freier gemeint. jot

"Alte Herren" siegten Hummel feierte bei Regatta in Villach sein Comeback

OBERRAD. Zahlreiche Siege holte sich die Frankfurter Ruder-Gesellschaft Oberrad (FRGO) 1879 bei der internationalen Regatta in Villach und der Regatta in Schierstein. In Villach, wo Ruderer aus mehr als 20 Nationen starteten, waren besonders die Alten Herren (AH) des Vereins erfolgreich.

Klaus-Peter Hummel, der in den sechziger Jahren seine Rudererkarriere startete, feierte ein beachtliches Comeback. Zusammen mit seinem Vereinskameraden William Clapp belegte er in Villach dreimal den ersten Platz. Nach zwei Siegen im Vierer mit Steuermann gewannen die Oberräder in Renngemeinschaft mit dem RC Lindau den Doppelvierer ohne Steuermann. Christoph Kaiser, erfolgreichster Ruderer der Grün-Weißen in dieser Saison und fünfter bei den deutschen Jugendmeisterschaften, holte sich beim Einer-Rennen einen souveränen Sieg.

Auf der Regatta in Wiesbaden Schierstein setzten die jüngsten Mitglieder der Oberräder Ruder-Gesellschaft die Erfolge von Villach fort. Zoran Martincevic, Hendrik Buchholz, Marc Jaqemin und Stephan Buchwald gewannen zweimal den Doppelvierer ohne Steuermann der 17- bis 18jährigen.

Andy Wesemann erreichte an beiden Wettkampftagen den ersten Platz im Einer-Rennen der Jugendklasse. Sein Bruder Tarek gewann eine Medaille im Einer-Rennen der 14- bis 15jährigen. In der nächsten Abteilung der gleichen Altersklasse sicherte sich Hendrik Buchholz den Sieg. Beim Einer-Rennen der 14- bis 15jährigen Juniorinnen belegte Christiane Braun für die FRG Oberrad den ersten Platz.

Die Frankfurter Ruder-Gesellschaft Oberrad 1879 trainiert montags, dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags im Rudererdorf, Mainwasenweg 32. Der Verein ist stolz auf seine niedrigen Beitragssätze: jährlich 360 Mark für die ganze Familie, 240 Mark für Ehepaare und 120 Mark für Jugendliche. Weitere Auskunft gibt Manfred Kissel, Kochstraße 65, Telefon 0 61 96 / 97 91 64 und 65 25 82, oder Dieter Baier, Wiener Straße 125, Telefon 21 23 59 91 oder 65 79 11. im

Kinderwagen-Stau im Haus der Volksarbeit

NORDEND. Zufrieden an seiner Milchflasche nuckelnd, wurde der Insasse des gestreiften Kinder-Buggies in den Hinterhof des Hauses der Volksarbeit in der Eschenheimer Anlage 21 geschoben. Dort im großen Saal wartete der Kinderkleiderflohmarkt des katholischen Familienbildungswerkes, und davor stauten sich die abgestellten Kinderwagen. Auch die Saaltür ließ sich nicht öffnen, weil die Massen der zum Verkauf stehenden Kinderwagen von innen her den Türflügel blockierten.

Hinter dieser Hürde mußte der Suchende nur noch an den johlenden Kinderhorden vorbeikommen, die ihm entgegenkobolzten, um zu einem reichhaltigen Angebot von Schnullern, Strampelhöschen, Babyrasseln und Kinderwäsche zu gelangen. Ganz zu schweigen von preiswerten Tragetaschen, in denen der Nachwuchs auf Wanderungen sicher verstaut werden kann.

"Mami, ich will ein Skateboard", krähte ein Knabe, die Mutter blickte gen Himmel und schaffte es gerade noch, den zukünftigen Skater mit einem Stück Schokolade abzulenken - das geschickte Manöver beugte möglichen künftigen Knochenbrüchen dann auch zunächst einmal vor.

Am Tisch gegenüber ließ sich ein acht Monate alter Knabe in stoischer Ruhe von Papi die vierte Strampelhose überstreifen. Die paßte schließlich und wechselte für zwanzig Mark den Besitzer. Ein braunes Schaukelpferd sollte fünzig Mark kosten, und ein Xylophon, das natürlich erst lautstark ausprobiert werden mußte, war für nur fünf Mark zu haben.

Nach dem Feilschen um Spielsachen und Klamotten konnten die Mütter dann in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken - zu dem die Kuchen der Organisatorinnen vorzüglich schmeckten. zol

Das Hinschauen lernen Sicherheit in Frankfurt: Fechenheimer SPD diskutierte

FECHENHEIM. "Die Innere Sicherheit ist unser Thema Nummer Eins", erklärte die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Frankfurter SPD-Vorsitzende Rita Streb-Hesse bei einer öffentlichen Diskussion der Fechenheimer SPD. Zwar waren nur etwa 20 Bürger in das Fechenheimer Rathaus gekommen, dennoch entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Die Besorgnis der Fechenheimer galt der mittlerweile als alltäglich empfundenen Gewalt in U-Bahnhöfen oder auf offener Straße.

Dabei ging es auch um die Frage, ob es der Magistrat mit der Auflösung der offenen Drogenszene ernst meine. "Oder nimmt die Polizeipräsenz in der Taunusanlage am 7. März 1993 um 18.01 Uhr wieder ab?" spielte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Rollmann auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Änderung der Drogenpolitik und dem näherrückenden Kommunalwahltermin an.

Rita Streb-Hesse entgegnete, abgesehen von den Polizeieinsätzen in der Taunusanlage sei die Veränderung der Drogenpolitik lange Zeit vor dem Wahlkampf diskutiert und auch begonnen worden. "Und die Räumung ist erst notwendig geworden, weil statt 200 plötzlich fast 800 Personen die Szene bevölkerten." Von den Süchtigen seien etwa zwei Drittel keine Frankfurter.

Die größte Aufgabe der Politik sieht die SPD-Abgeordnete darin, die Arbeit der Polizei attraktiver und effektiver zu gestalten. Erste Hürden seien dabei schon genommen, denn das Land Hessen habe die zweigeteilte Laufbahn (mittlerer und gehobener Dienst) und Stellen für reine Verwaltungsarbeiten eingeführt. In jedem Jahr dieser Wahlperiode würden damit 150 neue Planstellen geschaffen.

Weil vom 1. Januar 1993 an nicht mehr die hessische Bereitschaftspolizei, sondern der Bundesgrenzschutz am Frankfurter Flughafen Dienst tut, könnten die Reviere wieder besser besetzt werden. Sicherheitskanzeln in Haupt- und Konstablerwache, private Schutzdienste in U-Bahnhöfen und die Einrichtung von Frauenparkplätzen in Parkhäusern hätten in der Stadt einiges bewirkt. "Letztlich wird die Sicherheit dadurch nicht nur in den Problemgebieten, sondern auch in den Stadtteilen erhöht", gab Frau Streb-Hesse zu bedenken.

Erste Erfolge hätten sich auch schon eingestellt. Die Hütchenspielerszene sei völlig aus dem Bahnhofsviertel verschwunden und die Drogenszene in der Taunusanlage sei nicht mit Hilfe von Razzien, sondern durch ständige Polizeipräsenz kleingehalten worden. "Die Zahl der Raubstraftaten im ersten Halbjahr 1992 ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 1991 um 23 Prozent gesunken", gab Frau Streb-Hesse bekannt. Ein Zuhörer forderte allerdings, neben Statistiken auch das Sicherheitsempfinden der Bürger in die Diskussion einzubeziehen.

Neben der Stärkung von Kontrolle und Polizei forderte Rita Streb-Hesse auch Vorsorge gegen Kriminalität: "Jugendarbeit und Integration von Problemgruppen müssen sich mit den polizeilichen Maßnahmen die Balance halten." All diese Einzelmaßnahmen wirkten letztlich aber nur, wenn die Bürger wieder lernten, beispielsweise bei einem Überfall hinzuhören und hinzusehen. "Auch wenn an jeder Ecke ein Polizist steht, sorgt das nicht für ein sicheres Gefühl", plädierte die Politikerin für das Engagement und die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Zuhörer. gun

Großraumlimousine im Mittelklasseformat Kompakter "Familien-Van" Nissan Serena

Nissan zählte mit dem Prairie zu den Trendsettern bei den kompakten Großraumlimousinen. Die in die Höhe geschossenen Kombis sicherten sich einen kleinen, aber beständigen Marktanteil. Renault, Chrysler und Toyota schickten später größere Brüder auf die Straße, die den Markt der Vielzweckfahrzeuge weitgehend unter sich aufteilen. Die Lücke dazwischen will Nissan jetzt mit dem Serena füllen. Unter dem Titel "Multilimousine" übernimmt er Variabilität des Innenraums, Platzangebot und hohe Sitzposition von den Vans. Außenmaße, Fahrleistungen und Komfort orientieren sich am Niveau eines Mittelklasse-Pkw.

Knapp zwei Prozent Marktanteil in Deutschland oder 90 000 Einheiten prognostizieren die Nissan-Marktforscher den Vielzweckautos für 1995 und die folgenden Jahre, vergleichbar also mit den Werten von Cabrios uns Offroadern. Zielgruppe sind junge Freizeitdynamiker, die Platz für sperriges Hobbyzubehör brauchen, aber auch Familien. Frauen dürfte - nach allen Erkenntnissen der Marktforschung - die hohe Sitzposition gefallen.

Mit einem weiterne Mini-Bus wollte der japanische Großhersteller nicht in diesen Markt einsteigen, versichert Harald Wulff, Geschäftsführer von Nissan Deutschland. Bei einer Länge von 4,31 Meter und 1,71 Meter Breite verlangt der voluminöse Hobbyraum namens Serena dem mit Pkw-Maßen vertrauten Fahrer tatsächlich keinerlei Umgewöhnung ab, und 182 Zentimeter Höhe passen in jedes Parkhaus.

In Deutschland wird ab Dezember ausschließlich der Serena SGX mit sechs Einzelsitzen in drei Reihen angeboten. Die beiden Mittelsitze lassen sich um 180 Grad drehen. Mit sechs Plätzen bleiben zwar nur 350 Liter Gepäckvolumen, doch schon der Verzicht auf die dritte Reihe läßt den Raum - gemessen bis zur Fensterunterkante - auf 1900 Liter anwachsen. Dabei werden die Sitze der hinteren Reihe lediglich zur Seite hochgeklappt. Schiebetür auf der Beifahrerseite und große Heckklappe machen diesen Großraum zugänglich.

Aus Kostengründen wird auf die Schiebetür links in der deutschen Ausführung verzichtet. Ein aus dem Primera bekannter, auf 93 kW (126 PS) erweiterter 2,0- Liter-Benziner mit Vierventiltechnik - zur besseren Gewichtsverteilung zwischen den beiden Sitzen der ersten Reihe plaziert - bringt den Serena auf 170 km/ h Spitzengeschwindigkeit. Leichtgängige Fünfgang-Schaltung, Multilenker-Radaufhängung und Visko-Sperrdifferential machen den jüngsten Nissan-Sproß trotz Heckantrieb auch bei schwierigen Fahrbahnverhältnissen sicher in der Handhabung.

Serienmäßiges ABS, Dreipunkt-Automatikgurte (vorn höhenverstellbar), variable Kopfstützen auf allen Plätzen, verstärkter Flankenschutz und eine Lenksäule, die sich bei Aufprall zusammenschiebt, sind Kennzeichen in puncto Sicherheit. Serie auch: Servolenkung, Zentralverriegelung, Umluftschaltung, Colorverglasung, elektrischer Fensterheber, elektrisch verstellbare und außergewöhnlich großflächige Seitenspiegel.

Genau 39 995 Mark soll der Nissan Serena bei der Markteinführung im Dezember kosten. Als Zusatzausstattung werden nur noch Doppelklimaanlage (3800 Mark Aufpreis) und Doppelschiebedach (2500 Mark) angeboten. LUTZ HAGER

Gegen Mehrbelastung von Patienten 45 000 Menschen haben einen Aufruf des hessischen Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner (VdK) gegen neue Belastungen der Krankenversicherten unterschrieben. Wie der VdK-Landesvorsitzende Wilhelm Kremer in Bürstadt (Kreis Bergstraße) mitteilte, sind seit 1989 bereits sechs Milliarden Mark für Langzeitkranke und Schwerstbehinderte eingespart worden.

Scharfe Stempel

KLEVE, 16. Oktober (AP). Mehr Phantasie als die Polizei erlaubt entwickelte ein Rumäne, der mit seinem Wagen nach Deutschland einreisen wollte. Wie die Polizei in Kleve am Freitag mitteilte, hatte der Autofahrer anstelle des vorgeschriebenen Kreiswappens einen Reklameaufkleber für Pfefferdosen auf das vordere Nummernschild geklebt. Hinten ersetzte ein Paprika-Aufkleber den TÜV- Stempel. Seine Fahrerlaubnis wollte der Mann mit der Fotokopie eines Führerscheins nachweisen. Da habe es dann auch nicht mehr überrascht, daß die Kennzeichen gar nicht zum Fahrzeug gehörten, berichtete die Behörde.

D 2972 A

"Geschirrmuseum" im Landgestüt Das silberbeschlagene Geschirr eines Viererzugs ist Prunkstück im neuen Museum des Landgestüts Dillenburg. Das 150 Jahre alte historische Geschirr wurde zum Lenken eines vierspännigen Hofwagens entworfen. Nach Angaben von Gestütsleiter Bert Petersen wird es sogar noch zu Schauveranstaltungen benutzt.

Azubis sind nicht mehr so "pubertär" Hoechst-Ausbildungszentrum: Mehr als 2400 Besucher beim Tag der offenen Tür

HÖCHST. Wenn der Vater mit dem Sohne auf ein Gebäude des Chemiekonzerns deutet und sagt: "Da hinten, Junge, da hab' ich mal angefangen, als ich 15 war" - dann ist Tag der offenen Tür im Ausbildungszentrum der Hoechst AG. Im Labor experimentieren, die Körpergröße per Ultraschall messen lassen, Azubis ausfragen, das Modell der biologischen Abwasser-Aufbereitungsanlage angucken oder die "Lasershow" bestaunen: das und mehr konnten Eltern, Schüler, Nachbarn und Neugierige - offene Türen in Laboratorien, Werkstätten und Unterrichtsräumen, um transparent zu machen, was in ihnen geschieht.

Eine Stunde vor Schluß hatten schon 2400 Besucher das Informationsangebot genutzt. Besonders beliebt: der "Schnuppertest", bei dem die Lehrlinge von morgen ausfüllen konnten, ob sie lieber Werbekampagnen planen oder logisch denken wollen, ob sie Bürotechnik mehr interessiert als eine elektrische Schaltung. Wer alles angekreuzt hatte, fand heraus, ob er eher für die kaufmännische, technische, naturwissenschaftliche Ausbildung oder für die Industrie-Informatik geeignet ist. Bei der Hoechst AG verdienen Lehrlinge im ersten Jahr 932 Mark.

Daß die "demographische Entwicklung nach unten geht", wie Ausbildungsleiter Ulrich Gruber sagt, bekommt auch der Chemiekonzern zu spüren. Wurden Mitte der 80er Jahre noch mehr als 1000 Lehrlinge eingestellt, haben im August und September dieses Jahres "nur" 703 Auszubildende den Schritt in die Arbeitswelt gemacht: sie wurden unter 2781 Bewerbern ausgewählt.

Als zweiten Grund des Rückgangs nannte Gruber das veränderte Bildungsverhalten: "Immer mehr Abiturienten und Schulabgänger gehen direkt zur Hochschule." Dadurch seien die Azubis älter geworden und "nicht mehr so pubertär". Lag das Durchschnittsalter vor zehn Jahren bei 15,5 Jahren, liegt es heute bei 17,5. Im Stammwerk arbeiten derzeit 28 000 Beschäftigte und 2200 Lehrlinge.

Der Tag der offenen Tür wurde dazu genutzt, Werbung für einen Beruf zu machen, in dem Verantwortung für Leitungen und Kessel übernommen werden muß: Chemikant. 99 Lehrlinge begannen in diesem Jahr die dreijährige Ausbildung. Gruber: "Wir hätten gerne 120 eingestellt." Qualifizierte Bewerber fehlten, so daß sich das Unternehmen verstärkt um "gute Haupt- und Realschüler" bemühe. 1992 sei "praktisch jeder zweite Lehrling ein Hauptschüler."

In diesem Jahr werden 541 von 794 Auszubildenden übernommen. Der Leiter der Aus- und Weiterbildung bezeichnet die Chancen auf Weiterbeschäftigung als "insgesamt gut". Viele erfolgreiche Prüflinge würden auch zur Hochschule wechseln. Gab es noch vor zehn Jahren Probleme bei den Laboranten, hätten heute verstärkt die Techniker dafür zu kämpfen, nach der Lehrzeit übernommen zu werden.

Im naturwissenschaftlichen (356 Azubis) und kaufmännischen Bereich (207 Azubis) sind die Übernahme-Chancen zur Zeit sehr gut. Erst im zweiten Jahr werden bei der Hoechst AG Kaufleute für Bürokommunikation ausgebildet - 59 junge Frauen und Männer. Und schon immer habe es bei den Industriekaufleuten "Bewerbungen aus der ganzen Welt gegeben", sagte der Leiter der kaufmännischen Ausbildung, Dr. Wolfgang Habermann.

Relativ neu jedoch sei die internationale Klasse, in der seit 1988 auf Vorschlag der Hoechst-Tochtergesellschaften junge Leute aus zehn Nationen unterrichtet werden. Zur Zeit sind es 18.

Trotz Strukturschwäche läßt die "Technikbegeisterung" laut Helmut Hofmann nicht nach. "Zu uns kommen Schul- und Theoriemüde." Das Spektrum reiche vom Industriemechaniker bis zum Prozeßleitelektroniker, ebenfalls ein Beruf mit Zukunft. Dr. Josef Hahn begrüßte die "Computer-Freaks": Der Leiter des Computerlernzentrums bildet 40 neue Industrie-Informatiker aus und wurde beim Schnuppertag von PC-Fans bestürmt. pms

Rudererinnen pullten gegen den Strom Bei der Regatta des Frauen-Rudervereins Freiweg stand der Spaß im Vordergrund

NIEDERRAD. Die Ruderinnen des Frauen-Rudervereins "Freiweg" hatten es sich auf dem Steg am Niederräder Mainufer gemütlich gemacht: Bei der internen Regatta des Vereins stand der Siegeswille nicht im Vordergrund. "Es geht mehr darum, daß die Leute Spaß an der Sache haben", erklärte Karin Schönherr, Jugendwartin von Freiweg, das Ziel dieser Vereinsmeisterschaft.

Zum Vergnügen der Zuschauer traten in den Rennen der Einer dann auch höchst unterschiedliche Leistungsklassen an: Marlies, eine ehemalige Regattarudererin, trat gegen Dagmar an, die erst vor wenigen Monaten den Umgang mit Boot und Skull gelernt hatte. Um das Rennen dennoch einigermaßen ausgeglichen zu gestalten, gewährte die ehemalige Rennruderin ihrer jungen Kollegin einen gewaltigen Vorsprung. Dabei hatte sie sich aber ein wenig verkalkuliert und verlor das Rennen trotz hohem Einsatz mit zwei Bootslängen.

Rund 30 Frauen hatten sich zur internen Ruderregatta angemeldet, und sogar nach dem offiziellen Meldeschluß waren noch einige Anmeldungen eingegangen. Gestartet wurden neben den Einer-Rennen auch noch ein Rennen der Zweier, und weil so viele Vereinsmitglieder die Teilnahme angekündigt hatten, konnten gar zwei Vierer-Rennen ausgetragen werden.

Natürlich gab es bei dieser "Spaßregatta" auch einige Geschicklichkeitswettbewerbe: Beim Kinderrennen mußte nicht nur das Boot stromaufwärts gerudert werden, sondern es sollte auch auf der Stelle gewendet werden, was eine gute Technik verlangt. Auch ein Elternrennen wurde gestartet: "Die Mütter und Väter sollen einmal die Gelegenheit erhalten, zu sehen, was die Kinder in den Booten so machen", sagte Regattaleiterin Claudia Beverlin zu dem Wettbewerb.

Durch den Verkehr der Berufsschiffahrt mußte die Regatta häufig unterbrochen werden, und auch mit den Seglern des Schwimmclubs Niederrad, der ein wenig stromabwärts eine Wettfahrt organisiert hatte, mußten sich die Ruderinnen arrangieren.

Diese Unterbrechungen werden in den nächsten Jahren zunehmen: "Die Prognosen gehen von einem 25prozentigen Zuwachs des Schiffsverkehrs auf dem Main durch die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals aus", erläuterte die Erste Vorsitzende von Freiweg, Martha Gumbrecht. "Im nächsten Jahr sehen wir alle geküßt aus", meinte sie sorgenvoll.

Das Nachwuchsproblem des Rudervereins hofft Martha Gumbrecht jetzt durch eine Kooperation mit der Salzmann- Schule lindern zu können. Bis zu 14 Schüler im Alter zwischen elf und 13 Jahren werden sich nach den Herbstferien bei den Frauen von Freiweg vorstellen, um dort das Rudern zu lernen. "Ich bin überglücklich, daß diese Kooperation zustande gekommen ist; der Nachwuchs wird dringend gebraucht", erläuterte Gumbrecht das Interesse des Vereins an der Zusammenarbeit.

In den letzten Monaten konnte die Zahl der Mitglieder zwar auf 160 gesteigert werden, doch dieser Zuwachs ist vor allem einem Anwachsen der Seniorengruppe zu verdanken, die in den letzten Monaten etwa 20 Frauen für den Rudersport gewinnen konnte.

Um jungen Müttern die Möglichkeit zu geben, ihrem Interesse an sportlicher Betätigung auf dem Wasser nachzugehen, bietet der Verein mittwochs ab 15.30 Uhr ein Mütterrudern mit Kinderbetreuung an. Im Augenblick nutzen erst drei Frauen das Angebot. Jugendwartin Schönherr sprach von einem "Baby-Projekt", das erst noch wachsen muß.

Das nächste "Großereignis" im Frauenruderverein ist schon fest terminiert: Am Samstag, 14. November, werden einige Jubiläen gefeiert: 65 Jahre besteht "Freiweg" dann, das Vereinshaus wurde vor 25 Jahren errichtet, und es gibt einige 50jährige Vereinsmitgliedschaften zu würdigen.

Auch die Erste Vorsitzende Martha Gumbrecht wird geehrt: Sie arbeitet seit 55 Jahren im Vorstand mit und leitet die Geschicke des Vereins seit 40 Jahren als Vorsitzende. kan

MAIN-KINZIG-KREIS VIII

Das Engagement begrüßt Lob für die Ebbelwei-Wirte / BI plant weitere Aktionen

SACHSENHAUSEN. Die Mitglieder der Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen (BI) begrüßten auf ihrer jüngsten Versammlung im Hotel Kutsch die Initiative der fünf Ebbelwei-Wirte, die kürzlich das 1. Sachsenhäuser Kelterfest organisiert hatten (die Stadtteil-Rundschau berichtete). "Das ist endlich mal ein Fest, das mit Sachsenhausen etwas zu tun hat", erklärte BI-Sprecher Thomas Barthelmann. Ebenfalls positiv bewertete die BI die Bereitschaft der Wirte, den Überschuß des Kelterfestes dem Kinderhaus Sachsenhausen und der Elterninitiative Sachsenhausen zur Verfügung zu stellen. Barthelmann: "Wir finden es gut, daß die Ebbelwei-Wirte endlich was unternehmen."

Auch die BI will in den kommenden Wochen wieder verstärkt den Kontakt zur Öffentlichkeit suchen: So beschloßen die Mitglieder, in 14tägigem Rhythmus samstags Stände vor dem Lokalbahnhof aufzubauen, an denen sich die Passanten über die Probleme des "Ebbelwei-Viertels" informieren können.

Spektakulärer soll es bei einer symbolischen Baumpflanzung am Ende der Frankensteiner Straße zugehen: "Wir wollen demnächst den jungen Baum symbolisch wieder errichten, der von Getränkekutschern, Motorradfahrern und Leuten, die sich an die Äste gehängt haben, kaputtgemacht worden ist", erklärte Barthelmann. Ein konkreter Termin stehe für die "Pflanzung" jedoch noch nicht fest.

Und auch die Frau Rauscher in der Klappergasse soll für "ihr" Viertel mobilisiert werden: Mit Ohren- und Nasenschützern und einem neuen Knittelvers soll die Figur der "Fraa Rauscher" nach dem Willen der BI auf die Bedrohungen der Altstadt Sachsenhausens hinweisen. "Für diese Aktion brauchen wir aber noch eine Genehmigung des Ordnungsamtes", sagte Barthelmann, der auch für diese publikumswirksame Aktion noch keinen Zeitpunkt nennen konnte.

Der Termin für eine große Podiumsdiskussion, die von der BI zur Zeit vorbereitet wird, steht dagegen schon fest: Am 22. November sollen Vertreter aus dem Ortsbeirat und dem Magistrat zusammen mit Anwohnern Alt-Sachsenhausens über die Zukunft des Viertels diskutieren.

Damit will die BI an eine Veranstaltung der Jungsozialisten im vergangenen Jahr anknüpfen, nach der sich die BI- Alt-Sachsenhausen gründete. "Das Maß ist voll, das Viertel säuft ab", lautete damals das Motto der Podiumsdiskussion, die im Haus der Jugend am Deutschherrnufer anberaumt worden war. "Wir versuchen jetzt die Schlachthofgaststätte zu bekommen, denn mit dem Parkplatz am Tiefkai vor der Brust und dem Schlachthof im Nacken diskutiert es sich besser über die Probleme des Viertels", meinte Barthelmann, der sich zuversichtlich gab, die Gaststätte für diesen Termin reservieren zu können.

Das nächste reguläre Treffen der BI Alt-Sachsenhausen beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr im Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5. kan

"Seckbach Nord bringt mehr Verkehr" Politik zum Feierabend: CDU diskutierte über Wohnungsbau, Verkehr und Vereine

SECKBACH. Gewiß sei die Zeit etwas ungewöhnlich, die die CDU Seckbach für ihre neue Reihe gewählt hat, gab deren Vorsitzende Marianne Friedrich zu. "Die CDU Seckbach serviert Politik zwischen Nachmittag und Abend" lautet das Motto - und zwar von 18 und 20 Uhr. Frau Friedrich weiß, daß da "manche gerade erst vom Einkaufen zurückkommen und andere bereits vor dem Fernseher sitzen". Dennoch hofft sie, daß in Zukunft möglichst viele politisch interessierte Bürger die Gesprächsrunden regelmäßig besuchen werden. "Bei unserem Frauenfrühstück am Vormittag haben wir die meisten Berufstätigen ausgeschlossen", bedauerte die CDU-Vorsitzende. Andererseits sei nicht jeder bereit, einen ganzen Abend zu opfern. Deshalb habe man sich darauf geeinigt, früh zu beginnen und den zeitlichen Rahmen zu begrenzen.

Mit einer größeren Auswahl kostenloser Getränke und prominenten Kommunalpolitikern wollen die Christdemokraten ihre Treffen attraktiver machen. Zum Auftakt nahm sich Horst Hemzal, Vorsitzender der CDU-Stadtverordnetenfraktion, die Zeit, um mit den Seckbachern über aktuelle Probleme zu sprechen. Dabei ging es um den Wohnungsbau - vor allem das umstrittene Baugebiet Seckbach Nord -, die Raumnot der Vereine und den öffentlichen Nahverkehr.

Besorgt fragte eine Teilnehmerin, ob im Norden Seckbachs nun tatsächlich ein Baugebiet entstehen werde. Der Plan, in das Grüngebiet nördlich von Seckbach hineinzubauen, stößt vor allem bei Umweltschützern auf heftige Kritik. Wie Hemzal sagte, werde es in Frankfurt immer schwieriger, geeignete Flächen für Neubauten zu finden. Die Grundstücke, die durch den Abriß alter Gebäude frei werden - als Beispiele nannte Hemzal den Schlachthof und das Osthafengelände - reichten nicht aus, um den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken.

"Der Traum vom Häuschen im Grünen ist in Frankfurt nicht mehr zu verwirklichen", sagte der Vorsitzende der CDU- Fraktion im Römer, "deshalb müssen wir neue und verträgliche Lösungen finden." Doch stoße man mittlerweile überall dort, wo gebaut werden soll, auf Widerstand der Anwohner. Bei neuen Baugebieten stehe daher die Erschließung im Vordergrund. "Das A und O ist die Verkehrsanbindung", und die sei in Seckbach machbar. Als Gegenbeispiel nannte er das Baugebiet Bonames Ost, wo aufgrund der ungünstigen Verkehrsverbindungen keine weiteren Häuser mehr gebaut werden könnten.

Das Argument, im Seckbacher Norden werde Wohnraum geschaffen, fand nicht bei allen Teilnehmern der Runde Zuspruch. "Das wird eine Katastrophe", meldete sich eine Seckbacherin zu Wort. "Den Wohnraum, der dort entsteht, kann ohnehin niemand bezahlen", lautete ihre Kritik. Zudem, so klagte sie, würden dann erneut Grünflächen vernichtet und die Verkehrsbelastung weiter zunehmen.

Einig war man sich dagegen über den Umbau des alten Rathauses: Aus dem maroden Fachwerkbau in der Hofhausstraße soll ein Bürgertreff werden, in den auch die bislang "heimatlosen" Vereine einziehen sollen. Bisher waren sie auf die Großzügigkeit des TV Seckbach angewiesen, der mit der Turnhalle über den einzigen großen Saal im Stadtteil verfügt. Da dies kein Dauerzustand sein könne, hätten die Seckbacher einen "moralischen Anspruch" darauf, daß das Rathaus möglichst bald restauriert wird, sagte CDU- Stadtrat Manfred Friedrich. Doch auch der neue Bürgertreff im Rathaus sei nur eine "Zwischenlösung".

Abschließend kam ein besonders leidiges Problem zur Sprache: die starke Verkehrsbelastung der Wilhelmshöher Straße. Hier brachte Klaus Bieringer, Vorsitzender des Turnvereins, die Forderungen aus dem Stadtteil auf den Punkt: "Erst wenn ein Park-and-ride-Platz vorhanden ist, an dem die Pendler auf Busse umsteigen können, wird die Wilhelmshöher Straße voll entlastet werden können." gap

Ein abgerundeter Klang Alte Nikolaikirche: Wolfgang Zerer an neuer Orgel

FRANKFURT A. M. Seit einem halben Jahr steht die neue Orgel in der renovierten Alten Nikolaikirche. Die Paulsgemeinde ist zu Recht stolz auf das schöne Instrument aus der Oberlinger Werkstatt. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich bei einem Orgelkonzert vom warmen, abgerundeten Klang zu überzeugen. Auch der Solist Wolfgang Zerer lobte die neue Orgel in der Kirche am Römerberg. In die allgemeine Euphorie mag er aber nicht einstimmen: "Um wirklich außergewöhnlich zu sein, fehlt dem Instrument noch das gewisse Quentchen in Abstimmung und Intonation."

Auf dem Programm in der Nikolaikirche stand vor allem Barockmusik. Bach, Buxtehude, Couperin und - György Ligeti. Zwischen Messe, Toccaten und Sonaten ragte das 1969 entstandene Stück "Coulee" des ungarischen Avantgardisten heraus: Extrem schnell gespielte Einzeltöne verschwammen zu einer flimmernden Klangwolke. Mit ein wenig Phantasie hörte man einen großen Insektenschwarm, der mal laut, mal leise, in tiefer und hoher Lage umherschwirrte.

Was die Oberlinger-Orgel zu bieten hat, demonstrierte Wolfgang Zerer bereits zu Beginn seines Konzerts: Dietrich Buxtehudes "Toccata in F" wurde durch Zerers einfallsreiche Registrierung zu farbiger und spanndender Barockmusik. Ungewöhnlich, beinahe unbefriedigend für unsere, an Dur- und Moll-Tonarten gewöhnten Ohren, klang Francois Couperins "Messe solemnelle": Der Franzose komponierte die Messe in der phrygischen Kirchentonart, und die Sätze enden nicht auf dem Grundton, sondern in einem Halbschluß der vierten Stufe.

Federleicht und elegant, in beinahe rokokohafter Manier spielte Wolfgang Zerer den ersten Satz von Johann Sebastian Bachs Triosonate G-Dur. Im Lento-Satz war seine Registerwahl nicht ganz geglückt: Der Baß brummte in dumpfer, undefinierbarer Tiefe vor sich hin. Bachs C-Moll-Fantasie mit anschließender Fuge war dagegen ein Beispiel für intelligentes und transparentes Spiel. Trotz der komplizierten Struktur des Stücks waren Themen und Motive jederzeit zu hören. Erst 31 Jahre ist der aus Passau stammende Organist Wolfgang Zerer alt. Umso beeindruckender die bisherige Bilanz seiner Karriere: Studium an den Musikhochschulen in Wien und Stuttgart, Cembalounterricht bei Ton Koopman in Amsterdam, Preisträger bei internationalen Orgelwettbewerben, Konzerte und Rundfunkaufnahmen. Und als Krönung der Blitzkarriere wurde Wolfgang Zerer im zarten Alter von 28 Jahren zum Professor für Orgel an die Hamburger Musikhochschule berufen.

Auch das Konzert in der Nikolaikirche bot Ungewöhnliches: Selten gibt es in der Kirche Zugaben - doch das Publikum entließ den Solisten an diesem Abend nicht ohne Dreingabe. ECKART BAIER

Zugfahrt durch die Taiga Treff 38: Junge Leute zeigten Dias von der Sibirienreise

FRANKFURT A. M. Serviert wurde Tschi, eine russische Gemüsesuppe mit Kartoffeln und Zwiebeln, dazu die obligatorischen Beilagen. Schwarzbrot, Tomaten und Gurken garniert mit Petersilie. Initiator des typisch russischen Abendtischs war der evangelische Verein für Jugendsozialarbeit. Der Einladung in die Milchbar folgten etwa zehn Jugendliche.

Die Milchbar, sonst "Treff 38" genannt, ist normalerweise ein Jugendcafé, das wochentags zwischen 9 und 14 Uhr geöffnet hat. Das Jugendhaus in der Stalburgstraße 38 im Nordend dient als Cafeteria für die Schüler der nahe liegenden Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung sowie der Musterschule in der Ekkenheimer Landstraße.

In diesen Tagen jedoch war die Milchbar Forum für den dritten "internationalen Jugendstammtisch". Gekommen waren Schüler, die während der Osterferien im Rahmen einer Studienreise Polen besucht hatten und Teilnehmer der Rußlandfahrt in den Sommerferien. Intention des Treffens ist es, die Jugendlichen zu einem Erfahrungsaustausch zu bewegen.

Diesmal waren die GUS-Pioniere dran. Sie zeigten Dias ihrer Fahrt. Erste Station Moskau, Bilder des prächtigen Gewölbes der Metro, dann Aufnahmen der 80stündigen Zugfahrt durch die Taiga. Mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk, der Haupstadt Sibiriens, zu fahren "ist schon ein Abenteuer für sich", versicherte einer der Anwesenden.

In Irkutsk angekommen, war es nicht mehr weit zum eigentlichen Ziel ihrer Reise - dem Baikalsee. Insgesamt 16 Tage dauerte die abwechslungsreiche Fahrt der 20 Teilnehmer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren.

Auch Mechthild Reith vom Evangelischen Stadtjugendpfarramt, das sich als Dachorganisation aller evangelischen Kinder- und Jugendeinrichtungen in Frankfurt versteht, zeigte Begeisterung bei der Diashow. Zur Aufgabe des Pfarramtes sagte Mechthild Reith: "Das evangelische Stadtjugend-Pfarramt reagiert in erster Linie auf soziale Brennpunkte in Frankfurt und versucht seine Arbeit an den Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu orientieren."

Sie selbst ist zuständig für internationale Begegnungen. Das angebotene Programm ist nicht nur für Jungen und Mädchen konzipiert. Es werden auch spezielle Studienfahrten für Pädagogen und Sozialarbeiter angeboten, damit "sie sehen wie Jugendbetreung in anderen Ländern funktioniert".

Schon jetzt muß sich die agile Sozialarbeiterin um den Papierkram für die nächste Rußlandreise im März 1993 kümmern. Der Bundesjugendplan des Bonner Bundesministeriums für Jugend und Familie gewährt unter bestimmten Bedingungen einen Zuschuß von bis zu 75 Prozent der Reisekosten bei Rußlandfahrten. Auch die Teilnehmer der letzten Fahrt konnten das staatliche Sponsoring in Anspruch nehmen. Sie zahlten lediglich 800 Mark für ihren Sibirientour.

Wer bei der nächsten Fahrt dabeisein möchte, sollte sich früh anmelden. Die Plätze sind sehr begehrt und immer schnell vergeben. *dil

Ohne den Kokain-Anbau verdienen die Bauern nichts Drogendiskussion der SPD Nordend / Experten: Der Weltmarkt zwingt Südamerika zur Rauschgiftproduktion

NORDEND. "Es geht nicht darum, ein Patentrezept gegen Drogenmißbrauch zu finden", sagte Uli Zimmer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Nordend II, gleich zu Beginn des Abends. Vielmehr wolle die SPD über dieses "angstbesetzte Thema" aufklären, um Angst "mit Hilfe von Wissen abzubauen". Am zweiten von vier Info-Abenden sollten die Gäste vor allem etwas über die Situation in den Kokainanbau- und Erzeugerländern erfahren. "Herkunft der Drogen" war der Titel der Diskussion, mit der die SPD ihre Reihe über ein Thema fortsetzte, das gerade in Frankfurt eine traurige Aktualität hat.

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Reinhold Strauß, einem Mitglied des Ortsvereins. Als Referenten hatten die Sozialdemokraten diesmal Experten eingeladen, die ihre Erfahrungen im Ausland gesammelt haben: Ilse de Manrique, Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat 25 Jahre in Peru gelebt. Der Agrarwissenschaftler Dr. Hans Äppli arbeitet für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW). Die KFW ist unter anderem an Projekten in Südamerika beteiligt, die Alternativen zum Anbau des Kokastrauches suchen, aus dem Kokain gewonnen wird.

Hans Äppli versuchte zunächst, die Lebensumstände der Kokabauern in den Regenwäldern Perus und Boliviens zu erklären. Nur in diesen beiden lateinamerikanischen Ländern wird Kokain in nennenswerten Mengen produziert. Doch sei der Anbau des Kokastrauches kein lukratives Geschäft, mit dem die Bauern dieser Länder große Gewinne machen. Die Arbeit sei hart und bringe nicht mehr Geld als die herkömmliche Landwirtschaft. Der Unterschied liege für die Bauern vor allem darin, daß die Produkte regelmäßig abgenommen werde, berichtete der Wissenschaftler.

Ziehe man alle Kosten für Transport, Dünger und Pflanzenschutzmittel ab, erhalte ein Kokabauer für einen harten Arbeitstag nicht mehr als umgerechnet etwa fünf bis sieben Mark, sagte Äppli. Dies entspreche dem Gewinn, der in diesen Ländern auch mit dem Anbau von Kaffee erzielt werden könne. Dennoch seien nahezu alle Versuche, die Kokabauern wieder zu herkömmlicher Landwirtschaft wie etwa dem Gemüseanbau zu bringen, bis auf wenige Ausnahmen gescheitert.

Erfolg brachte beispielsweise ein neues Bewässerungssystem in Bolivien. Dort ist der Gemüseanbau wieder ausgeweitet worden, die Bauern kehrten aus den Kokainbaugebieten in ihre Heimat zurück, wo sie nun wieder ein erträgliches Einkommen haben.

Ilse de Manrique berichtete von einem anderen Versuch, das Problem des illegalen Kokainanbaus zu bewältigen: Im Auftrag der GTZ untersucht derzeit ein Biologe die Inhaltsstoffe des Kokablattes. Langfristiges Ziel dieser Studie soll es sein, alternativ zur Kokainherstellung andere, beispielsweise medizinische Verwendungen für die Pflanze zu finden. Der in Peru seit Jahrtausenden als Heilpflanze verehrte Strauch ließe sich dann als Nutzpflanze legal anbauen und auf dem Weltmarkt verkaufen, so die Hoffnung der GTZ.

Äppli meinte, daß die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der weltweiten Überschußproduktion den Bauern armer Länder grundsätzlich keine Chance lasse, mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt zu konkurrieren. Das Problem des Drogenmißbrauchs führte er auf Mißstände in der modernen Gesellschaft zurück.

Der Agrarwissenschaftler schlug vor, auch die Drogenpolitik grundlegend zu ändern. Nach seiner Ansicht sollte der Konsum legalisiert werden, um dem illegalen Handel weltweit den Markt zu entziehen. Nur die ärztlich kontrollierte Abgabe von Drogen und der "differenzierte" Umgang mit dem Problem werde es auf lange Sicht auch verringern. gap

Geld geht nach Kroatien St. Sebastiangemeinde sammelte für Waisen in Zagreb

NORDWESTSTADT. Zum Abschluß der Pfarrfestwoche der katholischen St. Sebastiangemeinde ließen es sich die Nordweststädter noch einmal so richtig gut gehen. Viele reservierten sich vorsichtshalber gleich ihre Plätze. Tatsächlich mußten zusätzliche Tische aufgebaut werden, damit alle 150 Besucher Platz fanden. Es gab Cevapcici und Duvecreis zu niedrigen Preisen; gestiftet und vorbereitet hatte das Essen Ruza Cevkovic.

Die Bekannte des Pfarrers Artur Gäßner ist auch verantwortlich für die Koordination der Hilfsaktion "Hilfe für Kinder im ehemaligen Jugoslawien". Die Gemeinde hat während ihrer Pfarrfestwoche Geld zusammengetragen, um notleidende Waisenkinder in einem Heim in Zagreb ein wenig zu unterstützen.

Statt des alljährlichen Theaterstücks war die Attraktion des Abends der Auftritt des kroatischen Männerchors "Die Laterne". Die Männer lösten wahre Begeisterungsstürme aus. Ruza Cekovic, die als Krankenschwester im Elisabethenkrankhaus arbeitet, fühlte sich beim Klang der heimischen Lieder "ein bißchen komisch, denn als ich anfing, Hilfsaktionen zu organisieren, hatte ich das Gefühl, daß die Menschen in Kroatien und Bosnien allein gelassen werden." Keiner habe sich für die Aktionen interessiert.

"Nun möchte ich mich aber recht herzlich bei Pfarrer Gäßner und seiner Gemeinde bedanken, die viel für uns getan haben. Es werden auch immer mehr Menschen, die helfen wollen und dieses persönliche Engagement ist am wichtigsten", sagte die gebürtige Bosnierin mit bewegter Stimme.

Ruza Cekovic hat bereits ein neues Projekt im Auge. Im Lokal "Eigenheim" in Langen / Egelsbach will sie einen gemütlichen Abend organisieren. Der Termin steht noch nicht fest, aber nähere Informationen sind unter der Telefonnummer 0 61 03 - 4 96 25 zu erhalten. dil

Blick geht nach Westen Die FDP fahndet mit Checkliste nach Bürgerwünschen

FRANKFURT A. M. Seit elf Jahren "sind wir in der Kommunalpolitik schwach vertreten", klagte Theo Dechert, FDP-Stadtteilpolitiker im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel). 1981 bei den Kommunalwahlen rausgeflogen und seitdem nicht mehr im Römer vertreten, rüsten sich die Liberalen jetzt zum Kommunalwahlkampf '93. Der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde soll endlich gelingen, nachdem die FDP bei der letzten Wahl knapp mit 4,8 Prozent gescheitert war. Auf einer Pressekonferenz dieser Tage gab's ein Resümee über die Arbeit der FDP-Ortsbeiräte der vergangenen drei Jahre - der Blick reichte aber auch in die Zukunft.

"Unsere Chance liegt im Westen Frankfurts", sagte Dechert. Westwärts - hinein in das Stadtgebiet, in dem die FDP traditionell seit Jahren am schlechtesten abschneidet. Dem soll Michael Kallweit, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Griesheim und westliche Stadtteile, abhelfen. Als Liberaler im Ortsbezirk 6 "kämpfe ich dafür, daß Verwaltung und Bürokratie in unserer Stadt wieder durchsichtiger werden", läutete der Versicherungskaufmann sein Engagement ein.

Die FPD probt Bürgernähe und Transparenz in der Stadtpolitik. Als "Bindeglied zwischen dem Bürger und einer gewaltigen Verwaltung" (Dechert) will man auftreten. Pflegeversicherung, Asylpolitik, öffentliche Sicherheit und die sogenannte "Politik vor der Haustür", das interessiere den Wähler. Die aktuellen Sorgen der Bürger sollen in den Ortsbeiräten aufgestöbert werden. Deshalb bekommt dieser Tage jedes Ortsbeiratsmitglied eine vierseitige Checkliste in die Hand gedrückt: zum Durchforsten seines Stadtteils.

Der FDP gelang der Sprung in die Ortsbeiräte 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) und 6 (Griesheim, Goldstein, Sossenheim) nicht. Neuerdings haben die Liberalen auch im Ortsbeirat 5 (Nieder- und Oberrad, Sachsenhausen) keinen Mann mehr. Anfang September trat Winfried Hackmann aus der FDP aus. Am 20. Oktober werden die Kandidaten für die Ortsbeiräte gewählt.

"Wir haben Probleme benannt, Anträge formuliert, die dann von anderen als ihre Ideen verkauft wurden", klagte Dechert. Dabei geben sich die Liberalen alle Mühe, eine Vorreiterrolle zu spielen. Die vergangenen drei Jahre stimmten sie für abmarkierte Freiflächen für Graffitis, (Nordweststadt), für Skateboardbahnen, Betreuungsschulen, Sicherheit in U- und S-Bahnen, Trinkwasseruntersuchungen.

Und wenn sie dann den Magistrat zu "Fleißarbeit anregen konnten" (Dechert), war man rundherum zufrieden, etwa im Falle einer Studie über die Situation älterer Menschen in Frankfurt: "Meistens werden unsere Anfragen im Magistrat nämlich abgebügelt." tin

Die Liebe im Mittelpunkt Literaturkreis nahm sich des ewig jungen Themas an

NORDEND. "Der Mensch existiert nur für und wegen der Liebe, und seine einzige Daseinsberechtigung ist die Liebe." Mit diesem Satz von Ernesto Cardenal, dem Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, beendete das "Transparente Theater" seine Vorstellung, in deren Mittelpunkt "sie" stand: die Liebe. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Ökumenischen Literaturkreises Frankfurt spielte und las die Schauspieltruppe Szenen und Texte, die sich alle um das ewig junge Thema drehten.

Im Pfarrsaal der Gemeinde St. Bernhard im Nordend verfolgten die annähernd 150 Mitglieder des Literaturkreises begeistert die ungewöhnliche Reise quer durch die Weltliteratur. Ob im Hohen Lied des Königs Salomo, in der Bibel, ob Walther von der Vogelweide, Franz von Assisi oder Thomas von Aquin - überall ist dieses menschliche Phänomen beschrieben. Fast jeder Schriftsteller hat sich mit den verschiedenen Arten der Liebe auseinandergesetzt.

Unter der Leitung von Eva Zeidler, die aus zahlreichen Fernsehserien bekannt ist, verwandelten Roland Krebs, Oliver Behrens, Anette Scharper, Wenke Mayer, Christiane Blumenberg sowie Karl-Heinz Flach und Silke Specht auch Erzählpassagen in kurze Dramen. Oft noch mit dem Text in der Hand improvisierten sie kurze Spielszenen auf der Bühne und machten reine Leseliteratur anschaulich.

Die Wanderung durch die Liebesliteratur der verschiedenen Jahrhunderte führte von Martin Luther, über Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Bertolt Brecht und bot einen Überblick über die anscheinend unendlichen Variationen des Themas. Musikalisch umrahmt wurden die Stücke von zwei Schülerinnen der Adolf-Reichwein-Schule.

"Texte rund um die Liebe erschienen uns besonders passend für unser Jubiläum", betonte Gabriele von Altrock, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen den Literaturkreis leitet. Genaugenommen war's eine verspätete Feier, die Leserunde besteht bereits seit 27 Jahren. Im Jahre 1965 fanden sich evangelische und katholische Frauen zusammen, um gemeinsam nach dem Menschenbild oder der Weltsicht in den Texten bekannter und weniger bekannter Autoren zu fragen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Christentum steht im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Mitglieder des Kreises, die sich einmal im Monat im Dominikanerkloster treffen, beschäftigen sich dabei auch mit Autoren, die das Christentum auch einmal ankratzen, wie Brecht oder Dürrenmatt. In der Auseinandersetzung könne man die eigene Position bestimmen, bei Bedarf den Standort auch korrigieren, betonte Gabriele von Altrock: "Wir verstehen uns als kritisierbare Christen." rea

Ratlos über Jugoslawien "Tag des ausländischen Mitbürgers": Die Angst geht um

FECHENHEIM. Zum Spiegelbild der internationalen Politik geriet eine Diskussion zwischen Mitgliedern der katholischen Fechenheimer Herz-Jesu-Gemeinde und Nemad Stefanov, einem Vertreter des Projekts "Bosnienhilfe" der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität. Zum "Tag des ausländischen Mitbürgers" hatte die Gemeinde zum Gespräch in ihr Zentrum geladen.

Wie ein roter Faden zog sich die Frage "Was sollen wir machen?" durch die fast zweistündige Diskussion. Angesichts der heillos verworrenen Situation im ehemaligen Jugoslawien und der vielfältigen Probleme warf jede Antwort neue Fragen auf. Nur daß der Krieg möglichst schnell beendet werden sollte, war allen klar. Welcher Weg dorthin führen könnte, blieb aber angesichts der Gemengelage aus ethnischen, religiösen und sozialen Konflikten im Dunkeln.

"Bosnienhilfe"-Vertreter Stefanov informierte über die von der Hilfsorganisation "medico international" und vom Allgemeinen Studenten-Ausschuß (ASTA) unterstützte Initiative. Ihr gehören deutsche und aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawien stammende Studenten an. Sie organisieren Diskussionen in der Bundesrepublik und unterstützen die Betreuung von bosnischen Flüchtlingen in Zagreb. Zudem halten sie Kontakt mit der serbischen Opposition und der Friedensbewegung.

Die Eindrücke der Kriegsberichterstattung und das Wissen um die eigene Ohnmacht dominierten die Diskussion. Vielen der etwa 20 italienischen und zehn deutschen Besucher hatte die Schilderung der anscheinend ausweglosen Situation die Sprache verschlagen. Die mehrheitlich katholischen Kroaten waren nicht zu dem Gespräch gekommen. Stefanov, ein in Serbien aufgewachsener Bulgare, glaubt ihre Gründe zu kennen. Er selbst überlege sich sehr gut, wo er öffentlich auftrete, da es in Deutschland schon zu gewalttätigen Übergriffen gekommen sei.

Auch Pfarrer Rainer Petrak konnte bestätigen, daß in Deutschland lebende kroatische Katholiken sich fürchten und deshalb ihre Nationalität verleugnen. Er selbst wurde einmal wegen seines Vollbarts für einen serbischen Priester gehalten. Traditionell tragen nur die orthodoxen serbischen Geistlichen und nicht die katholischen kroatischen Priester einen Vollbart. Aus Furcht wollte sich ein Kroate ihm nicht anvertrauen, bis ihn Petrak überzeugt hatte, daß er zu keiner der beiden Volksgruppen gehört. gun

Peter Knopp in Superform Frankfurter bowlte erneut die 300 Pins

FRANKFURT A. M. Wieder einmal ohne den Hauptgewinn - ein Auto - blieb Frankfurts erfolgreicher Bowler Peter Knopp von I-Bahn 34 bei den Esslinger Stadtmeisterschaften mit seinem sechsten 300er Spiel in diesem Jahr. Da Knopp eine Profi-Lizenz besitzt, konnte er den Mittelklasse-Wagen nicht in Besitz nehmen. Auf der Stuttgarter Bahn passierte ihm das nun schon zum zweiten Mal. Bereits beim Pfingstturnier war Knopp dort ein 300-Pin-Spiel gelungen.

So bleibt Peter Knopp, der in diesem Jahr schon mehrere international bedeutende Turniere gewann, nur der Trost, in Australien noch ein 15 000 Mark-Boot zu besitzen, das ihm ein Turniersieg dort vor sechs Wochen einbrachte. "Da die Transportkosten enorm sind, versuche ich es in den nächsten Wochen zu verkaufen. Das hat Zeit bis Weihnachten. Da steigen die Preise noch", meint Knopp. Er sei drei Wochen vor Beginn der Bundesliga müde von den zahlreichen Turnieren.

Mit seinen Vereinskameraden Altmann und Zabel sprang in Stuttgart nur der dritte Platz heraus. "Das 300er war gleich das erste Spiel, nachher lief's nicht mehr so gut." Im übrigen freut er sich, daß in der ersten Bundesliga sowohl er als Topmann von I-Bahn 34 als auch seine Frau Michaela spielen, die mit dem BC Nordwest Frankfurt den Aufstieg schaffte. bm

Petrus hatte ein Einsehen Die Obst- und Gemüsegärtner feierten am Biegwald

RÖDELHEIM. Clown Fridolin war eine der Attraktionen beim Kinder- und Gartenfest des Rödelheimer Obst- und Kleingartenvereins auf dem Gelände am Biegwald. Mit seinen Späßen fesselte er nicht nur die Kinder, sondern brachte auch die Großen zum Schmunzeln. Schon früh am Vormittag hatten die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, mit flehenden Blicken zum düsteren Himmel, ein wahres Spieleparadies aufgebaut und den Festplatz an der Vereinskantine dekorativ geschmückt.

Doch pünktlich um 15 Uhr hatte Petrus ein Einsehen mit den Sorgen der Kleingärtner und schickte vom azurblauen Himmel die herrlichsten Sonnenstrahlen auf den Festplatz. Viel Spaß machte den Kleinen das Büchsenwerfen und vor allem das Mohrenkopfessen. Die Flecken auf den frischgewaschenen T-Shirts nahmen die Mütter gelassen hin. Sie versuchten sich indessen beim Ringewerfen um Sektflaschen oder beim Boccia.

Erst nach spannenden und nervenaufreibenden Kämpfen wurde der Sieger mit einem großen Freßkorb belohnt. Andere hatten ebenso Glück: sie konnten einen der vielen Tombolapreise mit in die Gartenlaube nehmen.

Für die Gaumenfreuden am Nachmittag sorgte ein riesiges Angebot an selbstgebackenen Kuchen. Zur abendlichen Grillzeit war dann Deftigeres gefragt, beispielsweise lockten saftige Steaks, Spare-Ribs, Würstchen und Salate zum fröhlichen Schmaus.

Mit Einbruch der Dunkelheit versammelten sich alte und junge Kleingärtner zum traditionellen Lampionumzug durch die Anlage am Rande des Biegwaldes. Für den Nachwuchs war das der krönende Abschluß des Tages. Die Großen dagegen saßen in fröhlicher Runde noch bis in die frühen Morgenstunden zusammen.

"Es war wieder ein gelungenes Fest", freute sich Vereinsvorsitzender Manfred Lopinski und bedankte sich bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern für deren selbstlosen Einsatz. In der Chronik des 1895 gegründeten Vereins wird später das rauschende Fest auf der Freilichtbühne einen hervorragenden Platz einnehmen. rw

Der deutsche ICE hat ernsthafte Chancen Hartes Ringen in Korea um neues Schnellzug-System

Die Franzosen sollen umgerechnet bereits 55 Millionen Mark an Bestechungsgeldern gezahlt haben, die Japaner sogar das Zehnfache dieser Summe. In Südkorea ist der Kampf um das Milliardengeschäft in vollem Gang: Es geht darum, welches Schnellzugsystem von der südkoreanischen Regierung den Zuschlag bekommt, der französische TGV, der japanische Shinkansen oder der deutsche Inter City Express (ICE). Die Entscheidung wird voraussichtlich nach der südkoreanischen Präsidentschaftswahl im Dezember fallen.

In Seoul arbeitet Andreas Ziegler für das "Deutsche Schnellzug-Konsortium", dem neben Siemens zahlreiche andere Firmen angehören. Seine Aufgabe ist es, der südkoreanischen Regierung den ICE schmackhaft zu machen. Der ist zwar der langsamste aller drei angebotenen Zugsysteme. Die von den Südkoreanern geforderten 300 Kilometer pro Stunde schafft er jedoch leicht. Ziegler sagt, das deutsche Zugsystem habe den anderen Konkurrenten vor allem eines voraus: auf seinem Gleis- und Signalsystem können auch Güterzüge befördert werden.

Dies scheint auch für die südkoreanische Regierung sehr wichtig zu sein. "Eines Tages, nach der Wiedervereinigung, wird es eine Eisenbahnverbindung für den Güterverkehr nach Nord-Korea geben", sagt Kim Ik Hwan, Planungsdirektor der "Behörde zum Bau einer Schnellzugverbindung". Die Koreaner denken sogar noch weiter: die Züge sollen später einmal Rußland durchqueren und bis nach Europa fahren.

Zunächst geht es jedoch um die Schnellzugverbindung zwischen der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und der 411 Kilometer südlich gelegenen Stadt Pusan. Im Juni dieses Jahres haben die Arbeiten an der Trasse bereits begonnen. In 90 Minuten soll der Schnellzug dann ab 1999 Seoul mit Pusan verbinden.

Die südkoreanische Regierung stellt aber noch weitere Anforderungen: Der Zug darf nicht allzu viel Lärm verursachen und soll möglichst wenig Energie verbrauchen. Andreas Ziegler meint dazu, der ICE entspreche diesen Anforderungen am besten, weil er moderner als der japanische und der französische Zug sei. Allerdings: Niemand weiß genau, mit welchem ihrer Schnellzugtypen die Japaner ins Rennen gehen, ob sie den normalen Shinkansen, den neuen Nozomi oder gar einen noch moderneren Zug anbieten.

Die Südkoreaner legen Wert darauf, daß der Zug zu einem großen Teil in ihrem Land gebaut wird und die ausländische Herstellerfirma ihr Know-how weitergibt. Er soll ein eigenes Erscheinungsbild und einen koreanischen Namen bekommen. Dagegen haben die deutschen Hersteller keine Einwände.

Andreas Ziegler zeigt sich optimistisch, daß der ICE den Zuschlag bekommt. Er erwartet, daß Bundeskanzler Kohl in den nächsten Wochen nach Süd-Korea kommt und seinen Gesprächspartnern in der südkoreanischen Regierung die Vorzüge des ICE schildert. Denn: "Wenn wir den Zuschlag bekommen, sind in den nächsten zehn Jahren 2000 deutsche Arbeitsplätze gesichert." Das "Deutsche Schnellzug-Konsortium" brauche die Unterstützung des Bundeskanzlers, "denn der französische und der japanische Zug werden von den jeweiligen Regierungen verkauft". TINA STADLMAYER

Beim Volksbildungswerk Holzschnitzen lernen

HOCHHEIM. Mit Messern rücken Teilnehmer eines Volksbildungswerks-Kurses groben Klötzen auf die Rinde. Beim "Holzschnitzen - Werken mit Holz" erfahren Interessenten, wie sie Äste und Stämme zu kunstvollen Gebilden verarbeiten können. Der Kursus beginnt am Montag, 28. Oktober, 18.30 Uhr in der Heinrich-von-Brentano-Schule. Auskunft und Anmeldung: Tel. 0 61 46 / 6 16 66. kkü

Leipziger Funzel mit satirischem Allerlei

HOCHHEIM. Ein satirisches Allerlei will die "Leipziger Funzel" am Sonntag, 18. Oktober, im Hochheimer Hof auftischen. Das Kabarettensemble gastiert um 20 Uhr mit seinem neuen Programm "Schutzlos glücklich".

Als 1975 "Die Funzel" das Licht der Welt erblickte, war ihr Lager mehr mit Dornen als mit Rosen bestückt - und die Stacheln hatten die Gestalt der Zensur. Nach der politischen Wende gerieten die sozialistischen Dornen zu marktwirtschaftlichen Disteln. Doch trotz aller Unbill, in der kurzen Zeit ihres Profidaseins hat die "Funzel" bereits ihr drittes Programm auf die Beine gestellt. Und darin geht es um Politisches und Unpolitisches gleichermaßen.

Eintrittskarten für die Vorstellung können unter der Rufnummer 0 61 46 / 70 85 bestellt werden. kkü

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

(Bild: Fritz Brinckmann/Herz)

(Bild: Brinckmann/Herz)

Hoffen auf das neue Juka Der Jugendklub Sossenheim will sein Konzept ändern

SOSSENHEIM. Ein lebensgroßes Cowboy-Graffiti prangt an der Wand. Statt eines Revolvers hält er eine Spraydose in der Hand: "In memory of Juka" steht neben der grün und pink gekleideten Figur. Doch noch ist es nicht nötig, daß der "Juka", der Jugendklub Altsossenheim, an sich erinnert. Ein knappes Jahr wird er noch in der ehemaligen Videothek, direkt an der Hauptstraße, bleiben. Die künftigen Räume im Volkshaus werden noch umgebaut.

"Hier sitzen wir direkt auf dem Präsentierteller", sagt Wolfgang Moritz. Der Pädagoge hat seinen provisorischen Arbeitsplatz an der Altsossenheimer Straße. "Die Leute können durchs Fenster sehen, was hier wirklich läuft", sagt Moritz und spielt auf ein uraltes Vorurteil an: Der Jugendklub als Drogenumschlagplatz. "Die Nachbarn haben uns bestätigt: So schlimm seid ihr gar nicht."

Trotzdem freuen sich die Leiter des Jugendklubs auf den Umzug: In den neuen Räumen soll auch ein neues Konzept realisiert werden: "Wir wollen weg von der ausschließlich offenen Jugendarbeit", sagt Andrea Beudt, die wie Moritz eine feste Stelle hat. Über die Woche verteilt kommen 100 Jugendliche in die Altsossenheimer Straße, neunzig Prozent sind Jungen. "Die hängen dann oft nur rum", sagt Kollege Rolf Ränker. Was kein Vorwurf sein soll. Ein Blick ins Provisorium zeigt, daß ihnen nichts anderes übrig bleibt: ein Tischfußball, Flipper, eine Dartscheibe und eine Sitzecke, notdürftig durch ein Regal abgetrennt.

"Auf den Einfall mit dem Graffiti kamen die Jungs sofort, als sie die kahlen Wände sahen", sagt Andrea Beudt. Durch die Umgebung auf neue Ideen kommen - darauf setzen die drei Pädagogen nach dem Umzug: "Wenn zum Beispiel Musikinstrumente da sind, haben sie vielleicht Lust, eine Musikgruppe zu gründen", hofft Rolf Ränker. Gleiches gilt fürs Fotolabor. Außerdem soll es in den drei Gruppenräumen regelmäßige Veranstaltungen geben. Beispielsweise eine Mädchengruppe, für die es einen extra Raum geben soll.

Zur Zeit finden kaum Mädchen in den Jugendklub: "Wir führen das darauf zurück, daß wir keine Disko mehr anbieten können", sagt Wolfgang Moritz. Denn das Provisorium muß um 20 Uhr schließen, aus Rücksicht auf die Nachbarn. "Aber im neuen Zentrum, da können sie dann ohrenbetäubenden Lärm machen", freut sich Moritz. An der Rückseite des Gebäudes kommt nämlich ein neuer Raum dazu. Für Musikveranstaltungen, Theater, Tanz - kurzum alles, was den Jugendlichen Spaß macht. Wie ihr Programm sein wird, wissen die drei Leiter auch noch nicht: "Wir verstehen unsere Veranstaltungen als Angebot. Wenn es nicht angenommen wird, müssen wir im Gespräch mit den Jugendlichen neue Ideen entwikkeln", sagt Moritz.

Deshalb fahren Rolf, Andrea und Wolfgang in den Herbstferien auch mit neun Jugendklubbesuchern weg, um "Wünsche und Vorstellungen abzuklären". Vor allem wollen sie mit den Jugendlichen über die Möbel des Jugendcafés sprechen.

Bisher steht nur fest, daß es ein 60 Quadratmeter großer und heller Raum sein wird - der Innenarchitekt hat die Wünsche des Teams weitgehend erfüllt. Gleiches wollen die Pädagogen jetzt mit den Wünschen der Jugendlichen tun. Denn davon versprechen sie sich viel: "Wir hoffen, daß sie sich dann besser damit identifizieren und auch weniger kaputtgeht." clk

Warten auf den Hortplatz Informationsreihe: In Höchster Kinderbetreuungsnot

HÖCHST. "Meine Kinder stehen auf Platz 91 und 92 der Warteliste", beschwert sich eine Mutter, die auf der Suche nach Kindergartenplätzen ist. "Wir hatten ganz sicher zwei Plätze, aber der eine Kindergarten hat eine Gruppe zugemacht, und der Betriebskindergarten ist ganz dicht", erzählt ein Vater. Viele in der Runde nicken, eine junge Frau fragt: "Warum ist es in Höchst so schlimm?"

Die Schlüsselfrage beim ersten Treffen in der von der Evangelischen Familienbildung angekurbelten Gesprächsreihe "In Höchster Kinderbetreuungsnot" richtete sich an Christine Schwab, Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 6. Zusammen mit Michael Burbach von der Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung und Karin Schwerdtner vom Frauen- und Familienreferat der Hoechst AG, versuchte sie, den 20 anwesenden Eltern mit handfesten Informationen weiterzuhelfen.

"Höchst liegt im Durchschnitt", meinte Christine Schwab zur Versorgung mit Kindergarten- und Hortplätzen. Allerdings seien die westlichen Stadtteile schlechter dran als die Innenstadt, das Nord- oder Westend. Zumindest laut Kindertagesstättenentwicklungsplan. In ihm ist nachzulesen, wie viele Plätze für die Kinder im Stadtteil vorhanden sind. Im Westen gibt es demnach nur für 64,3 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen einen Kindergartenplatz. Lediglich 14,9 Prozent der Schulkinder bis zwölf Jahre können einen Hort besuchen. Allerdings haben die Zahlen einen Haken: "Pendlerkinder sind da natürlich nicht mitgerechnet", sagt Christine Schwab. Und von denen gibt es in Höchst dank des gleichnamigen Chemiegiganten viele.

Deshalb hat die Hoechst AG vor einem Jahr die Aktion "Farbkleckse" gestartet. Von drei konkreten Projekten kann Karin Schwerdtner berichten: Das Werk hat der Stadt vor dem Osttor ein Grundstück für eine Kindertagesstätte angeboten. Allerdings dauert es durchschnittlich sechs Jahre von der Planung bis zur Eröffnung einer städtischen Einrichtung. Deswegen unterstützt "Farbkleckse" auch freie Träger wie die Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung. Im Frühjahr soll eine Einrichtung mit 15 Plätzen in Sindlingen eröffnet werden.

Karin Schwerdtner berät auch Elterninitiativen. Allerdings nur von Werksangehörigen, die dann neben den Zuschüssen vom Land noch Gelder von der Firma bekommen. Doch Schwerdtner ermutigte die 20 anwesenden Eltern, auch zur Selbsthilfe zu greifen. Dem konnte Frank Schulze-Engler nur zustimmen: "Wir haben im März mit zwei Leuten angefangen und eröffnen demnächst das Kinderhaus in Unterliederbach mit 20 Plätzen." Dank der Hilfe von Burbachs Verein, der in dem Fall das Haus schon ausgeguckt hatte. Außerdem half er - wie bei allen Eltern, die sich dem Verein anschließen - mit fertigen Verträgen.

Trotz Zuspruchs blieben die Gesprächsteilnehmer skeptisch: "Und wie sollen wir an Erzieherinnen kommen, wenn allein in Höchst drei Gruppen wegen Personalmangels geschlossen haben?" Burbach beruhigte: "Die freien Träger haben keine Personalprobleme. Die Erzieherinnen arbeiten lieber bei uns, wo sie nicht von einem riesigen bürokratischem Apparat ausgebremst werden."

Michael Burbachs 1969 gegründeter Verein kommt mit einem Drittel der städtischen Verwaltungskosten für die Kinderbetreuung aus. "Außerdem stellen wir auch Nichtpädagogen ein", sagte Burbach. "Nicht immer, aber immer öfter." clk

Tips für Kinderbetreuung Eltern können auch eigene KT eröffnen

Elterninitiativen bekommen Zuschüsse von Stadt und Land. Das Stadtschulamt hat eine Broschüre herausgegeben, die "Informationen zum Sofortprogramm Kinderbetreuung" enthält.

Darin sind auch Ratschläge für die Gründung von Kindertagesstätten in Eigeninitiative enthalten. Weitere praktische Tips stehen in dem Leitfaden "Mehr Platz für die Familie", den das Bundesfamilienministerium herausgebracht hat.

Private Betreuungen verlangen oft höhere Beiträge. Einkommensschwache können aber ebenso wie für öffentliche Einrichtungen Wirtschaftliche Jugendhilfe beim Jugendamt beantragen.

Für Notfälle (beispielsweise durch Krankheit) gibt es eine Babysitter- Feuerwehr (Telefon 55 94 05), die auch tagsüber einspringen kann. Zwar keine Dauerbetreuung, aber wenigstens ein Trostpflaster bietet die Evangelische Familienbildung mit dem Kinderklub: Er ist jeden Dienstag vormittag von 9.30 bis 11.30 Uhr geöffnet.

Hier können sich auch Eltern melden, die eine Initiative gründen wollen: Telefon 30 65 09. Außerdem hat das Kinderhaus in Unterliederbach noch Plätze frei.

Weitere Informationen sind unter der Rufnummer 31 35 03 erhältlich oder beim Kinderladen in Unterliederbach für Jungen und Mädchen ab drei unter der Rufnummer 31 20 83. clk

Aufgespießt

"Auf Grund des Gesetzes über die nachträgliche Umstellung von Kontoguthaben, über die Tilgung von Anteilsrechten an der Altguthaben-Ablösungs-Anleihe, zur Änderung lastenausgleichsrechtlicher Bestimmungen und zur Ergänzung des Gesetzes über die Errichtung der "Staatlichen Versicherung der DDR in Abwicklung" vom 24. 7. 1992 - BGBl 1992 Teil I, S 1369 - besteht die Möglichkeit, die nachträgliche Umstellung von Kontoguthaben natürlicher Personen bis zum 30. Juni 1993 zu beantragen, sofern der Gesamtbetrag der noch nicht umgestellten Guthaben mindestens 500.- DM der DDR beträgt."

"Die Antragsfrist für die Tilgung der Altguthaben-Ablösungs-Anleihe wird auf den 31. 12. 1992 verlängert." Mitteilung der Deutschen Botschaft in Prag

Sprechstunde spiegelt Misere wider Mieterverein: Auch Normalverdiener geraten zunehmend in Not

RÜSSELSHEIM. Die Wohnungsnot wird immer drückender - so alarmierten für den "Mieterverein Rüsselsheim und Umgebung" die beiden Vorsitzenden Hans-Jürgen Birkholz und Werner Schmidt. Trotz der Kraftanstrengungen der Landesregierung klaffe die Schere zwischen der Anzahl der Wohnungen und der Haushalte hessenweit weiter auseinander: Während die Zahl der Wohnungen im vergangenen Jahr um etwa 24 000 gestiegen sei, hätten sich mit mehr als 41 000 die Haushalte fast verdoppelt.

Die Auswirkungen der Wohnungsnot spiegelten sich auch in den Sprechstunden des Mietervereins immer deutlicher wider. Insbesondere der "explosionsartige Mietanstieg" treibe immer mehr Mieterhaushalte in den finanziellen Ruin oder mache den Gang zum Sozialamt unabkömmlich, heißt es in der Erklärung.

Mittlerweile gerieten nicht mehr nur untere Einkommensschichten, sondern auch immer häufiger sogenannte Normalverdiener in arge Bedrängnis. Letztere hätten weder Anspruch auf Wohngeld noch auf eine Sozialwohnung. Die herrschende Wohnungsnot habe den Verteilungskampf um das knappe und immer teuerer werdende Gut Wohnung verschärft. Das verstärke auch vorhandene Fremdenfeindlichkeit.

Der Mieterverein Rüsselsheim und Umgebung begrüßte die Absicht der Landesregierung, in dieser Wahlperiode 40 000 Sozialwohnungen zu fördern. Doch auch dies reiche nicht aus, zumal im gleichen Zeitraum etwa 50 000 Sozialwohnungen aus den Miet- und Belegungsbindungen nach Rückzahlung der öffentlichen Darlehen herausfielen. In der nächsten Legislaturperiode müßten deshalb die Gelder für sozialen Wohnungsbau dringend weiter aufgestockt werden.

Die Hauptverantwortung für die Misere im Wohnungsbau trägt nach Einschätzung von Birkholz und Schmidt aber die Bundesregierung, die offensichtlich noch immer nicht die Zeichen der Zeit erkannt habe. Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau müßten in Bonn auf mindestens zehn Milliarden jährlich aufgestockt werden.

• Der Verein, der Mieter aus den Kreisen Groß-Gerau und Main-Taunus vertritt, ist in seinem Büro in Rüsselsheim, Joseph-Haydn-Straße 1, Tel. 0 61 42 /6 33 00, zu erreichen: montags, mittwochs, freitags 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. cas

EIS: Ferienspiele im Spielhaus am Park

SACHSENHAUSEN. Die Herbstferien haben begonnen, und damit auch die Ferienspiele der Elterninitiative Sachsenhausen (EIS). Bis 16. Oktober ist das Spielhaus Brückenstraße montags bis freitags jeweils von 11 bis 18 Uhr wieder Treffpunkt für die Kinder des Stadtteils.

Mit Speckstein und Bast wird am Donnerstag, 8. Oktober, gearbeitet; am Freitag, 9. Oktober, mit "Naturschmuck". Für die zweite Ferienwoche hat sich die EIS noch mehr ausgedacht: Neben einem Ausflug am Mittwoch, 14. Oktober, zur "Schlitzer Tierfreiheit", gibt's Basteln mit Gips, Laternen und Fensterbilder und eine gemeinsame Fahrradreparatur mit anschließender Maintour.

Außerdem können Kinder montags, donnerstags und freitags, ab 14 Uhr, für eine Stunde mit der EIS zum Schwimmen in das Textorbad. *jh

Sport-Tribüne

Sportklubs sind im Moment der Renner. Sich um nichts kümmern müssen, einfach nur hingehen und Sport treiben ist das, was die Wohlstandsgesellschaft derzeit bevorzugt. Arbeit möchte heute in seiner Freizeit keiner mehr übernehmen - ehrenamtliche schon gar nicht. Aber Vereine müssen geführt und gelenkt werden. Die Epidemie der Lustlosigkeit nimmt erschreckende Formen an. Viele Vorstandsposten sind mittlerweile verwaist. Das Argument "wenn sich niemand findet, werden wir vom Amtsgericht geführt" hat schon manchen braven Sportler zum Präsidenten gemacht.

In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, Menschen für den Sport und die Arbeit eines Vereines zu begeistern, haben die Verbände eine Chance entdeckt, vorstandswillige Sportler zu finden. Noch nicht erschöpft ist nämlich das Potential an Frauen. Die Gründe für ihre bisherige Abstinenz sind vielfältig. Der Arbeitsstil der männlichen Kollegen, die endlosen Diskussionen bis in die Nacht hinein, der Neid der Freundinnen oder den unumgänglichen Ärger mit den Klubmitgliedern sind nur einige Punkte. Vorgeschoben werden dafür am Ende aber ganz andere Gründe. Argumente wie "keine Zeit" oder "zu viel Arbeit" sind die häufigsten Absagen, die männliche Kollegen auf Anfragen erhalten. Wenn es dann doch gelungen ist, eine Frau für die Vorstandsarbeit zu gewinnen, ist die Arbeitsteilung klar. Schriftführerin, Jugend- und Vergnügungswartin sind drei typische Frauenposten eines Vorstandes, eine Sportwartin ist schon selten, eine Präsidentin eine Besonderheit. Angeboten werden Frauen oft die Posten, für die nicht viel Wissen erforderlich ist. Den meisten Frauen fehlt dann einfach der Mut für mehr. Sie trauen sich nicht, weiter in die Männerdomäne der Vorstandsarbeit einzudringen, halten sich für zu wenig qualifiziert und sich selbst bescheiden im Hintergrund.

Das muß nicht sein, dachte man sich beim Hessischen Tennis-Verband (HTV) und gründete einen dreiköpfigen Ausschuß für Frauenfragen. Der soll nun in Sachen "Frauen im Vor- Frauen sollen in die Vorstandsarbeit standsamt" in Hessen Entwicklungsarbeit leisten. "Mehr Mut durch mehr Wissen", schrieben sich die drei Tennis-Frauen auf ihre Fahne und feierten vor kurzem mit ihrer Idee Premiere. Eine erste hessische Frauentagung in Wiesbaden stimmte auf das ein, was in Zukunft geplant ist.

Geboten wurden den Teilnehmerinnen Kurzreferate zu den verschiedenen Aufgaben im Vorstand. Ob Sport- oder Jugendwartin, Breitensport- oder Pressereferentin, Turnierdirektorin oder Oberschiedsrichterin, zu allem hatten die Ausschußmitglieder, die allesamt über langjährige Vorstandserfahrungen verfügen, etwas zu sagen. Dabei ging es nicht nur darum, Wissen über die Tätigkeit zu vermitteln, sondern auch Erfahrungen auszutauschen. "Man macht am Anfang so viele Fehler, die nicht sein müssen", so Renate Fratzke zu ihrer Motivation, im Ausschuß für Frauenfragen mitzuarbeiten.

Die Tagung blieb dann auch nicht im Vortragsstil, sondern entwickelte sich zu einer regen Diskussion. Die Frauentagung in Wiesbaden war nur der Anfang einer Reihe von Aktionen. Nach dem groben Überblick in Wiesbaden soll es nun an verschiedenen Orten in Hessen Seminare geben, die sich tiefergehend mit der Materie beschäftigen. Praktische Übungen sollen den Frauen helfen, die Klippen der Vorstandsarbeit zu umschiffen. Zu nahezu jedem Vorstandsposten wird es in den nächstem Monaten ein Seminar geben. "Wir wollen versuchen, daß wir bis März alle Themen abgehandelt haben", so Renate Fratzke, "dann sind in den Vereinen wieder Vorstandswahlen und die Frauen darauf vorbereitet und bereit, ein Amt zu übernehmen." SILKE RÜBSAMEN

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur

Offenbach. Konzert: Kammerorchester St. Petersburg, 20 Uhr, Büsing-Palais. Kinos / Filme

Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15.30 Uhr); Fatale Begierde (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (20.15 Uhr). - Turmstudio: In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente

Dietzenbach. SPD-Diskussion zum Thema Stadtentwicklung, 19.30 Uhr, in der Linde. Vereine / Organisationen

Offenbach. BI für die Troglösung: Bürgerversammlung, 19.30 Uhr, katholisches Pfarrheim Bieber, Pfarrgasse 9. Verschiedenes Dietzenbach. Mobile Energieberatung, 15.30 bis 18.30 Uhr, Frankfurter Straße, Wendeschleife. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 13 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Anthroposoph. Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Zentrum für Körperarbeit und Kommunikation, Arndtstraße 23, Telefon 0 69 / 84 74 04: Geburtsvorbereitungskurs für Paare, 20 Uhr.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Arbeitskreis Pro Asyl, 20 Uhr, im Alten Rathaus.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Treffen der Stillgruppe, 14.30 bis 16.30 Uhr, AWO-Elternschule, Wiesenstraße 9.

Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Kita Friedensstraße.

Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Selbsthilfegruppe Diabetiker Rödermark: Treffen, 20 Uhr, Jugendräume der Halle Urberach.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.

Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Konzert: The Soft Parade - a tribute to the Doors, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße 11.

Büttelborn. Puppentheater Jorinde und Joringel, 15 Uhr, Café Extra, Schulstraße.

Kinos / Filme

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Bambi: Die total verrückte Nuß (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Fatale Begierde (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15 Uhr); Housesitter (17.45, 20.15 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Boomerang (18, 20.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kleine Haie (19.30 Uhr); Alien 3 (21.45 Uhr).

Vorträge / Kurse

Mörfelden-Walldorf. Vortragsreihe: Der mittelalterliche Pilgerweg, 2. Teil, 20 Uhr, Kath. Pfarrzentrum Walldorf.

Groß-Gerau. Vortrag: Kolumbus und die Folgen, 19 Uhr, Landratsamt.

Parteien / Parlamente

Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18 Uhr, Rathaus.

Vereine / Organisationen Langen. Antifaschistisches Aktionsbündnis: Treffen, 20 Uhr, Clubraum der Stadthalle. Verschiedenes Rüsselsheim. Frühschoppen zur Kinsteerer Kerb, 10 Uhr, Sportheim Alemannia, Königstädten.

Spiel- und Bastelprogramm in der Bücherei Bauschheim, 15 bis 15 Uhr.

Kelsterbach. VHS-Altenclub Süd: Treffen zum Herbstausflug, 13 Uhr, Moselstraße 26-28. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.

Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Mütterberatung in Mörfelden, 13.30 bis 15.30 Uhr, DRK-Zentrum, Annastraße 27.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.

Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.

Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.

Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.

Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 /4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Operette: Der Vetter aus Dingsda, 20 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.

Kulturcafé: Videofilm - Rechtsradikalismus in Deutschland (20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Fatale Begierde (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15 Uhr); Housesitter (17.45, 20.15 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Boomerang (18, 20.30 Uhr).

Stadtbücherei, Am Treff: Aguirre, der Zorn Gottes (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kleine Haie (19.30 Uhr); Alien 3 (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Kelsterbach. Diavortrag der Kolpingfamilie, 19.30 Uhr, im Gemeindezentrum. Parteien / Parlamente Groß-Gerau. CDU-Informationsveranstaltung: Mehr Sicherheit für alle Bürger, 19 Uhr, Stadthalle.

Büttelborn. Sitzung des Bauausschusses, 20 Uhr, Rathaus.

Nauheim. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, 19.30 Uhr, Rathaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.

Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Wildwasser Kreis Groß-Gerau: Vereinstreffen, 9 Uhr, Haßlocher Straße 150.

Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule, Mainstraße 21.

Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20.15 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Vortrag: Wie unfallsicher ist meine Wohnung oder mein Haus ?, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck, Hugenottenallee 34. Parteien / Parlamente Dreieich. FDP-Mitgliederversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Vereine / Organisationen Dreieich. Odenwaldklub Sprendlingen: Seniorenwanderung, 13.28 Uhr, Bus 973. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Jugendbüro, Frankfurter Str. 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Big Band-Probe, 20.15 Uhr, St. Franziskus-Gemeindesaal, Bahnhofstraße 218.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Telefon 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Telefon 6 49 47.

Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (20.15 Uhr). - Turmstudio: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Steinzeit Junior (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Steinzeit Junior (20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dietzenbach. CDU-Referat: Ausländer- und Asylpolitik in Deutschland und Europa, 20 Uhr, Wienerwald, Rathenaustraße. Vereine / Organisationen Rodgau. Square-Dance-Club: Clubabend, 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden. Verschiedenes Dietzenbach. Herbstliche Senioren- Fahrradtour, Treffen 14.30 Uhr, am Seniorenzentrum. Münster. Auftaktveranstaltung zum Thema 500 Jahre Amerika - 500 Jahre Völkermord, 20 Uhr, im BKA, Frankfurter Straße 26. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.

Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Reihe Easy Listening: Off Jazz Group, 22.30 Uhr, Bootshaus Undine. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: 1492 - Die Eroberung des Paradieses (15, 20 Uhr); Preview: Stricly Ballroom (23 Uhr). - Palast: Jagd auf einen Unsichtbaren (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Boomerang (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Broadway: Bernard und Bianca im Känguruhland (15.30 Uhr); Die Tigerin (17.45, 20.15 Uhr); Doppelprogramm: Eric der Wikinger + The Commitments (22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (15.45 Uhr); Fatale Begierde (20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr). Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Behinderte Mitarbeiter der Werkstätten Hainbachtal stellen aus, 10 Uhr, Foyer der Werkstätten Hainbachtal. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 12 bis 14 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Str. 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.

"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie), 17 bis 18.30 Uhr.

Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Dietzenbach. Kommunales Kinderkino: Der tapfere kleine Toaster (17 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (20.15 Uhr). - Turmstudio: Ein charmantes Ekel (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Alien III (20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dietzenbach. SPD-Diskussionsrunde zum Thema Kultur, 19.30 Uhr, in der Linde.

Rodgau. FDP-Treffen, 20 Uhr, Zum Engel, Nieder-Roden.

Rödermark. AL/Grüne: Diskussion mit dem Bundestagsabgeordneten Konrad Weiss: Deutsche Einheit und Rechtsradikalismus, 20 Uhr, Vereinsraum der Bücherei in Ober-Roden. Vereine / Organisationen Dietzenbach. Arbeiterwohlfahrt: Oktoberfest, 15 Uhr, im Reinhard-Göpfert- Haus.

Rodgau. Square-Dance-Club: Class- Abend, 20 Uhr, Sozialzentrum Puiseauxplatz.Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Konzert: Melissa Etheridge, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); Fatale Begierde (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 8065 - 2347 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Geschwister-Scholl-Schule, Erich-Ollenhauer-Straße. Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.

Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.

Selbsthilfegruppe "Trauernde Eltern und Geschwister": Treffen, 19.30 Uhr, Gemeindehaus der Lutherkirche, Waldstraße 74, Kontakt: 0 61 04 / 6 58 28.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Mühlheim. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Altenwohnheim Dietesheim, Thomas-Mann-Straße.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.

Obertshausen. BI gegen Luftverunreinigung und Lärm, 20 Uhr, Alte Schmiede Hausen, Kantstraße.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Das Koffer-Theater: Verdammt, wer liebt mich ?, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Langen. Oktoberfest mit der Showband Bayerische 7, 20 Uhr, Stadthalle. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Fatale Begierde (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20.15 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Dreieich. SPD-OV-Sprendlingen: Mitgliederversammlung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Filmabend der Film- und Videofreunde, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle. Dreieich. Vereinstreffen der Naturfreunde Dreieichenhain, 17 Uhr, im Naturfreundehaus.Ausstellungen Dreieich. Eröffnung: Mobiles Weben - webe mit, Webarbeiten des VHS-Kurses, 18.30 Uhr, Galerieraum der Stadtbücherei Sprendlingen.

Große Klavier- und Flügelausstellung, täglich bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 06103 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (06103 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 06103 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 06103 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 06103 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 06103 / 5 33 44.

Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 06074 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Kabarett Aspirin-Feminin: Laptop Lipstick, 20 Uhr, Jahnturnhalle. Rüsselsheim. Hard-Rock mit Mac's Pennywise und the change, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.

Büttelborn. Tage russischer Folklore und Kunst, ab 19 Uhr im Volkshaus. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Erbarmungslos (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Erbarmungslos + Der Aufprall (21.30 Uhr). - Bambi: Der Aufprall (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Jagd auf einen Unsichtbaren (15, 17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Housesitter (18, 20.30, 22.45 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Boomerang (17.45, 20.15, 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Pretty Woman (OF, 17.15 Uhr); Lawrence von Arabien (19.30 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Liebenden von Pont-Neuf (20 Uhr).

Vorträge / Kurse

Mörfelden-Walldorf. Gesprächsrunde: Auswirkungen und Heilungsmöglichkeiten des sexuellen Mißbrauchs im Leben der betroffenen Frauen, 20 Uhr, Frauentreff, Langgasse 45.

Raunheim. Video zum Thema Rechtsradikalismus: Wahrheit macht frei, 19 Uhr, Juz Perla. Vereine / Organisationen Rüsselsheim. Jahreshauptversammlung des Vereins Sdarowje, 20 Uhr, Stadthalle.Verschiedenes Kelsterbach. Seniorennachmittag der Stadt, 15 Uhr, Bürgerhaus. Ausstellungen Rüsselsheim. Eröffnung: Werke von Marianne Kirchner, 19 Uhr, Foyer des Stadttheaters. Beratungen / offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Lieder & Chansons mit Reinhard Mey, 20 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Erbarmungslos (20 Uhr). - Bambi: Der Aufprall (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Jagd auf einen Unsichtbaren (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Housesitter (18, 20.30 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Boomerang (17.45, 20.15 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Lawrence von Arabien (19.30 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Liebenden von Pont-Neuf (20 Uhr). Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. VHS-Feierabendrunde Walldorf: Kaffee-Nachmittag, 15 Uhr, Stadthalle.

Kelsterbach. Obst- und Gartenbauverein: Monatstreff, 19 Uhr, Gasthaus Zum Schwarzen Bock.

Skatclub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, im Treffpunkt.

Ausstellungen Kelsterbach. Bibelausstellung, 15 bis 17 Uhr, täglich bis 21. Oktober, Christuskirchengemeinde, Albert-Schweitzer-Str.30. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.

Bürgersprechstunde der Stadt, 17 bis 18 Uhr, Kirchgasse 18, Mörfelden.

Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Beratung zur Kriegsdienstverweigerung, 17 Uhr, Ev. Dekanatsjugendpfarramt, Godesberger Straße 34.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Musikraum der Hugenottenhalle: Edward mit den Scherenhänden (20 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Fatale Begierde (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20.15 Uhr). Parteien / Parlamente Langen. Treffen der CDU-Senioren, 15 Uhr, Wienerwald, Bahnstraße.

Egelsbach. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 20 Uhr, Rathaus. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Info, 10-11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30-12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Verein für Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Bürgersprechstunde der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler-Gemeinschaft: Treffen, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain. Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Café, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30-11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15-17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44 .

Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (20.15 Uhr). - Turmstudio: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Steinzeit Junior (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Vorträge / Kurse Rodgau. Vortrag zur Umweltwoche: Der Grüne Punkt - was nun ?, 20 Uhr, Rathaus Jügesheim. Verschiedenes Seligenstadt. Herbstausflug des Altenclubs, 13 Uhr, ab Kapellenplatz. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99. - Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Gesprächskreis zu Erziehungsfragen der Arbeiterwohlfahrt, 20 bis 22.15 Uhr, Familienbildungsstätte der AWO, Wiesenstraße 9.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Selbsthilfegruppe: Frauen nach Krebs, Treffen 17 Uhr, Alte Schule Jügesheim.

Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.

Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Parteien / Parlamente Dietzenbach. SPD-Diskussion mit dem Thema Senioren, 15 Uhr, Göpferthaus; zum Thema Sport, um 19 Uhr, im Haus der Tellschützen, Raiffeisenstraße 1. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Freies Schauspielensemble: Die Freuden der Liebe. Sie dauern nur ein Hui !, 20 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.

Heusenstamm. Lesung mit Christian Graf von Krockow: Fahrten durch die Mark Brandenburg, 20 Uhr, Altes Rathaus. Obertshausen. Lustspiel des Theaters am Kurfürstendamm: Rache ist süß, 20 Uhr, Bürgerhaus Hausen. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: 1492 - Die Eroberung des Paradieses (15, 20 Uhr). - Palast: Jagd auf einen Unsichtbaren (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Boomerang (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Bernard und Bianca im Känguruhland (15.30 Uhr); Die Tigerin (17.45, 20.15 Uhr); Eric der Wikinger (22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (15.45 Uhr); Fatale Begierde (20.15 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Parteien / Parlamente Mühlheim. Stadtverordnetenversammlung, 18 Uhr, Rathaus.

Obertshausen. Treffen der Grünen Jugend, 20 Uhr, Rathaus Beethovenstraße.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Diabetiker-Selbsthilfe, Treffen 19 Uhr, Andréstr. 102, jeden 2. Donners.

Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.

Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.

Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.

Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Ein Paradies auf Jiddisch

KRONBERG. Das "Paradies" können die Zuschauer am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, im Recepturkeller erleben. Gabi Heleen Bollinger singt, tanzt und steppt ein jiddisch-deutsches Revue-Kabarett nach der Musik von Wolf Gioli. Sie bringt "Die wunderleiche Lebensbaschreibung fun Schmuel Abe Aberwo" nach "Dos Buch fun Gadn Edn" von Itzig Manger. Ernst und Humor seien kaum besser auf die Bühne gebracht worden, heißt es. s

Fußballclub wählte seinen Vorstand neu

KALBACH. Der FC Kalbach wählte in seiner Generalversammlung dieser Tage einen neuen Klubvorstand. Erster Vorsitzender ist jetzt Karl-Heinz Seib, den Zweiten Vorsitz teilen sich Alfred Regenbrecht und Klaus Fischer.

Weiter wurde das Vereinsprogramm fürs nächste Jahr vorgestellt. Noch Ende 1992 soll mit der Erweiterung des Klubhauses begonnen werden, eine Aufgabe, die für den Verein viel Aufwand bedeutet. Besonderes Augenmerk soll im kommenden Jahr auf die Jugendarbeit gelegt werden. Der FC Kalbach betreut etwa 200 Jugendliche von der F- bis zu A-Jugend, von denen alle Altersgruppen in der Spielrunde 1992 / 1993 beteiligt sind.

Für die erste Mannschaft wurde Trainer Karl Heinz Willhardt verpflichtet. Er versprach, den FC binnen zwei Jahren zum Vereinsmeister zu machen. zol

Renovierter Fiat Tipo

Fiat will mittelfristig die Modelle "Tipo" und "Croma" neu positionieren: Der "Croma" soll laut der "Auto Zeitung" (Heft 21/1992) voraussichtlich ab Mitte des Jahrzehnts aus der oberen Mittelklasse abgezogen werden und dieses Marktsegment den Schwestermarken Alfa und Lancia überlassen. Er wird dann auf dem für Herbst 1995 geplanten Nachfolgemodell des "Tipo" basieren, das sich durch verbesserte aktive und passive Sicherheit, Leichtbauweise und vor allem moderne Motoren mit günstigeren Abgas- und Verbrauchswerten vom Vorgänger unterscheiden soll.

Zunächst jedoch wird zum nächsten Frühjahr der aktuelle "Tipo" einer Verjüngungskur unterzogen. Mit steiferer Karosseriestruktur im Frontbereich, Flankenschutzrohren in den Türen, mit Gurtstraffer und Fahrer-Airbag steht hier der Sicherheitsaspekt im Mittelpunkt. Außerdem wird der "Tipo" zum Genfer Salon im März auch als Dreitürer, Mitte nächsten Jahres als Coupé und 1994 als Spider lieferbar sein. mid

Verchromtes Blech vor dem Kopf

Immer mehr Exoten drängen auf die politische Bühne, um dort ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen; Interessen, die nichts mit grundlegenden, auf Vernunft basierenden Erkenntnissen zu tun haben und das Wohl der Allgemeinheit als Ziel hätten.

Nun wurde also auch in Hessen ein Landesverband der Autofahrerpartei gegründet, der in seinen Zielgebungen erkennen läßt, daß dort von Benzindunst geschädigte Überlegungen Einfluß genommen haben (FR vom 14. 9. 1992 "Neuer Landesverband der Autofahrerpartei").

Wenn jedoch der Horizont nicht weiter als bis zur Kühlerhaube reicht, dann sind Forderungen nach weniger Tempo-Limits und verstärktem Autobahnausbau verständlich. Wenn aber Autofahren zur Religion wird, in der man dem Gott mit dem Auspuff in rücksichtsloser Ergebenheit opfert, wenn Bleifußfetischisten als Pseudorennfahrer PS-geil dem geistigen Niveau des Kindergartenalters nicht entwachsen können, und wenn man durch die noch immer beschworene "freie Fahrt für freie Bürger" ganz erheblich dazu beiträgt, dem Leben auf diesem Planeten den Garaus zu machen, dann sieht es für kommende Generationen ziemlich düster aus.

Selbst der einst so uneinsichtige ADAC zeigt Anflüge von Vernunft und läßt durchblicken, er habe möglicherweise erkannt, Naturschutz und menschliche Unversehrtheit seien vielleicht doch vor Autorecht zu setzen.

Hoffen wir nur, daß Leuten, bei denen das Brett vor dem Kopf ein verchromtes Stück Blech ist, politischer Erfolg versagt bleibt. Es laufen in Bonn auch so schon genügend Wirrköpfe herum.

Heinz Hergenhahn, Flörsheim

Das "Kuratorium" hat sich sang- und klanglos aufgelöst

Karl Schlögels "Anmerkungen zur neuen deutschen Ideologie" sind wirklich köstlich (FR vom 25. 9. 1992 "Die Helden des Nachtrabs"). Schade nur, daß man als outsider nicht genau erkennt, wer gemeint ist, auf Mutmaßungen angewiesen bleibt, was allerdings auch ein Vergnügen sein kann. Schade auch, daß Schlögel statt der Selbstschöpfung "Nachtrab" nicht den ehrwürdigen Begriff Nachhut verwendet. Wie schön wäre dann ein Satz wie dieser: "Die Flucht nach vorn ist die Bewegungsform der Helden der Nachhut." Aber das Argument, daß diejenigen, die schon immer den Zusammenbruch des Realsozialismus vorausgesagt hatten, nicht auf ihn vorbereitet waren, als es so weit war, und jetzt von ihrem Versagen dadurch ablenken und sich entlasten, daß sie auf diejenigen eindreschen, die seinerzeit den Realsozialismus für existent und dauerhaft hielten und sich jetzt auf die völlig neue Situation einzustellen versuchen, ist schlagkräftig und ausbaufähig. Kürzlich konnte man erfahren, daß die Amerikaner schon in den 50er Jahren eine Kommission hatten, die ziemlich gut die Probleme einer deutschen Wiedervereinigung vorausgesagt hat, welche wir heute - 35 Jahre später - tatsächlich mit ihr haben. Dann wurde, ich glaube nach dem Mauerbau 1961, das unsägliche "Kuratorium unteilbares Deutschland" gegründet, das sich m. W. mit Hilfe öffentlicher Steuergelder ebenfalls Gedanken über die Probleme einer Wiedervereinigung machte, unter westlichem Siegerzeichen versteht sich, und das 25 Jahre lang.

Dieses "Kuratorium" hat sich nach dem Beitritt der DDR, als genau die Bedingungen eingetreten waren, von denen es immer ausgegangen war, sofort sang- und klanglos aufgelöst, ohne daß man von seiner Seite auch nur einen einzigen konkreten Plan oder Vorschlag gehört hätte, und das, obwohl noch einiges zu tun übrig blieb, wie wir inzwischen wissen. Da waren die Amerikaner in den 50er Jahren offenbar schon weiter.

Sollte man die ehemaligen Mitglieder des "Kuratoriums unheilbares Deutschland" (so der damalige Volksmund), soweit sie noch leben, nicht auch einmal zur Rechenschaft ziehen? Mindestens wegen Verschleuderung von Steuermitteln. Den rechtfertigenden Ausweg, ihr "Kuratorium" noch einmal zu gründen und von vorn anzufangen, sollte man ihnen aber, bitteschön, wegen mangelnder fachlicher Eignung verbauen.

Prof. Dr. Roland Reichwein, Münster

Lore und Frieda sind absolut verkehrssicher Schneiders berühmte Kühe aus Bad Soden-Altenhain geben nicht nur Milch . . .

BAD SODEN. "Ich glaub', mich tritt ein Pferd", murmelt der Beobachter am Straßenrand. Falsch. Keine Pferde sind's, die da vor den Karren gespannt sind, zwei Kühe ziehen den Wagen die Kirchstraße im Bad Sodener Stadtteil Altenhain hinauf. Schön langsam, immer im Schrittempo - von ungeduldigen Autofahrern lassen sich die beiden Hornviecher schon gar nicht verrückt machen. "Die Lore und die Frieda, die sind hundertprozentig verkehrssicher", versichert ihr Besitzer Andreas Schneider. Die ließen sich von den Benzinstinkern in den engen Altenhainer Gassen nicht aus der Ruhe bringen - selbst wenn mal ein Omnibus eine Handbreit an den Hörnern vorbeibrummt.

Daß sie so trittsicher sind, ist kein Wunder. Schließlich haben die beiden schon so viel gesehen und erlebt, daß es kaum mehr auf eine Kuhhaut geht: Bei den Hessentagen in Herborn und Hofheim haben sie ein Fuhrwerk gezogen, bei vielen Festzügen brav ihre Aufgabe erfüllt. In der ZDF-Sendung "Drehscheibe" waren sie mit einem Filmbeitrag schon zu Gast.

Doch die elfjährige Lore und ihre zwei Jahre jüngere Kollegin verdienen sich ihr Futter nicht als Zugnummern in Fernsehshows. Bei Andreas Schneider müssen sie auch wochentags ran. Zum pflügen oder eggen beispielsweise. Auch eine Fuhre Mist oder Heu kutschieren die beiden zwölf und 14 Zentner schweren Tiere schon mal durchs Dorf. "Wenn's sein muß, können die glatt nochmal soviel ziehen wie sie wiegen", bestätigt der Gespannführer ihnen eine gute Leistung. Für die beiden Kühe beginnt die Arbeit erst abends. Andreas Schneider ist nämlich das, was im Neudeutschen so schön mit "Nebenerwerbslandwirt" bezeichnet wird. Tagsüber schafft der 65jährige als Waldarbeiter beim Forstamt Hofheim. Mehr von sich will er allerdings nicht so gerne erzählen: "Ich hab's net so gern, wenn ich so groß vermarktet werd." Nicht, daß er etwas gegen das Fernsehen oder die Zeitung hätte, aber . . .

Aber dann beginnt er doch wieder zu erzählen. Reiner Idealismus sei es, wenn er noch wie seine Vorfahren wirtschafte. "Bei fünf Hektar? Da können Sie doch keine großen Sprünge machen." Gerade mal zum Schneiden der Wiesen gibt es eine größere Mähmaschine. Die Saat bringt Schneider sogar noch mit der Hand aus. Deshalb habe es sich nie gelohnt, einen Traktor anzuschaffen. "Da fahr' ich einen Tag aufs Feld und bin mit der ganzen Arbeit schon fertig. Den Rest vom Jahr steht die Maschin' im Schuppen."

Mit den Kühen ist das schon eine andere Sache. Die brauchen zwar jeden Tag ihre Pflege, andererseits geben sie Milch. Und einmal im Jahr kommt Nachwuchs, der sich verkaufen läßt. Insgesamt fünf Rinder und zwei Kälbchen stehen bei den Schneiders zur Zeit im Stall. Sentimental, wie manch ein Städter meinen könnte, ist der Herr auf dem kleinen Hof indes nicht: "Die Lore, die wird dies' Jahr noch geschlachtet", sagt er. Nach einem Kaiserschnitt vor fünf Jahren habe sie nicht mehr gekalbt. Daß sie die ganze Zeit noch im Futter steht, verdankt sie ihren Qualitäten als Leitkuh. "Die ist immer die erste, wenn's auf den Wagen geht", erklärt Schneider die Vorbereitungen zu großen Festzügen.

Bis nach Wiesbaden oder in den Main-Kinzig-Kreis war das Gespann schon unterwegs. Da trotten sie dann zur Freude von Festbesuchern vor den Motivwagen her - "im Rhythmus der Kapelle", wie der Besitzer stolz versichert. Auch bei einer Oldtimer-Rallye sind die zwei Rotscheckigen schon angetreten: Das wettackern gegen die Trecker-Veteranen haben sie allerdings verloren.

Ein Lehrer sucht Tischtennistalente Mini-Meisterschaften der Anna-Schmidt-Schule: 260 Kinder spielten an den Platten

WESTEND. Seit den großen Erfolgen der Tischtennis-Asse Roßkopf und Fetzner erfreut sich die Sportart mit dem kleinen weißen Plastikball einer immer größeren Beliebtheit. Vielleicht werden Jo Aylor oder Ralf Seinecke auch einmal den Bekanntheitsgrad der beiden deutschen Weltklassespieler erreichen. Die beiden Youngsters gewannen mit tollen Leistungen dieser Tage die Tischtennis- Mini-Meisterschaften der Anna-Schmidt- Schule (Gärtnerweg / Westend.

Insgesamt 165 Jungen und 95 Mädchen im Alter zwischen sieben und elf Jahren waren zum großen Turnier an zwölf Tischen in der Turnhalle der Schule angetreten. Für die Endrunde qualifizierten sich 24 Kinder, die im K. O.-System die Sieger ermittelten. Weiter kam, wer zuerst zwei Sätze mit jeweils elf Punkten gewonnen hatte. "So wird ein Spiel zuschauerfreundlich, und die Kinder brauchen sich nur fünf Minuten lang zu konzentrieren", erläuterte der stellvertretende Studienleiter Jürgen Diefenhardt, der das Turnier organisiert hatte, den Zweck des Reglements.

Bei den Mädchen setzte sich die elfjährige Jo Aylor gegen Kristina Scheiber aus der 5. Klasse durch. Das Endspiel der Jungen gewann der ebenfalls elfjährige Ralf Seinecke gegen den ein Jahr jüngeren Moritz Hagen. Die beiden Gewinner freuten sich über einen Pokal und eine Goldmedaille, überreicht von Schulleiter Herbert Weidlich. Die Nächstplazierten gewannen Tischtennisschläger und andere Sachpreise.

Organisiert werden die Mini-Meisterschaften jedes Jahr vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). Daran teilnehmen dürfen alle Kinder, die nicht älter als elf Jahre sind, noch nicht bei einer offiziellen Veranstaltung des DTTB dabei waren oder für einen Verein spielen. "Eine tolle Möglichkeit, Kindern bereits frühzeitig Wettkampf-Atmosphäre zu vermitteln", meinte Jürgen Diefenhardt, der die Schüler auch trainiert.

Der Mathematik- und Physiklehrer, der seit seinem zehnten Lebensjahr Tischtennis spielt und seit 15 Jahren beim TuS Hausen als Trainer arbeitet, ist sogar Inhaber der A-Lizenz und könnte damit auch Bundesligaspieler trainieren. Viele seiner Schüler betreut der Lehrer außerhalb der Schulzeit auch in seinem Hausener Verein. "Ich sehe es als meine Aufgabe an, Talente zu sichten und über den Verein dem Tischtennissport zur Verfügung zu stellen", sagte Diefenhardt.

Allerdings räumt er seinen Schützlingen keine großen Chancen ein, die nächste Runde zu erreichen oder gar bis ins Bundesfinale vorzustoßen, das Juni 1993 in Potsdam ausgetragen wird: "In Frankfurt haben wir große Erfolge, aber gegen Mannschaften auf Kreis- und Bezirksebene ist es sehr schwer zu gewinnen, weil viele der Schüler von Sportinternaten kommen."

Ähnlich begeistert wie von den Mini-Meisterschaften ist Diefenhardt von der Einrichtung "Jugend trainiert für Olympia". Im Mai erreichte die Tischtennismannschaft der Anna-Schmidt-Schule einen beachtlichen fünften Platz in Hessen. "Bei solchen Veranstaltungen wird das Image der Schule nach außen getragen", meint der Studienleiter.

Die Anna-Schmidt-Schule feierte 1986 ihr 100jähriges Bestehen; die Privatschule unterrichtet derzeit am Gärtnerweg und in ihrer Nieder-Erlenbacher Dependance etwa 1000 Schüler. Für Jürgen Diefenhardt steht fest, daß die nach den Montessori-Prinzipien lehrende Schule einiges anders macht als andere Lehranstalten: "Wir haben weniger Schulausfall, und durch einen geringeren Ausländeranteil läßt sich der Unterricht effektiver durchführen." *map

Verunsicherte Bevölkerung, Migranten und wachsender Rassismus Massenhafte Wanderungsbewegungen erfassen die gesamte Welt / Zehn Thesen zur Einwanderungspolitik von Stephen Castles

1. Die Migrationen nach Europa können nur vor dem Hintergrund massenhafter Bevölkerungsbewegungen verstanden werden, die die gesamte Welt ergreifen.

Am Anfang der neunziger Jahre ist eine rasche Zunahme der Migrationen zu verzeichnen, nicht nur nach Westeuropa, sondern in viele Weltteile. Die folgenden Tendenzen sind zu beobachten.

- Die Beschleunigung der Migrationen: Eine Zunahme der Bewegungen in die reichen Länder (Westeuropa, Nordamerika und Australien), aber auch der Bewegungen innerhalb Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Im Jahre 1990 lebten schätzungsweise 80 Millionen Menschen außerhalb ihrer Herkunftsländer. Davon waren 15 Millionen Flüchtlinge bzw. Asylsuchende. 30 Millionen hatten keinen regulären Aufenthaltsstatus, d. h. sie waren "Illegale". Vor allem Afrika und Asien wurden von riesigen Flüchtlingsbewegungen ergriffen. Ein Großteil der Millionen durch Krieg, Verfolgung und ökologische Katastrophen entwurzelten Menschen blieben in den armen Ländern - nur relativ wenige kamen als Asylsuchende in die reichen Länder.

- Die Globalisierung der Migrationen: Immer mehr Länder und Weltteile werden von Bevölkerungsbewegungen betroffen. In jedem Einwanderungsland nimmt die Anzahl der zugewanderten Nationalitäten sowie deren kulturelle Vielfalt zu. Ehemalige Auswanderungsgebiete wie Südeuropa werden rasch zu Einwanderungsgebieten. Die neuen Industrieländer der ehemaligen "Dritten Welt" ziehen starke Arbeitskräftewanderungen an. Die achtziger Jahre waren vor allem die Zeit des Eintritts Asiens in die Weltmigrationsbewegungen. Asien wurde Hauptursprungsgebiet für Einwanderer nach den USA, Kanada und Australien - alles Länder, die bis in die sechziger Jahre hinein Asiaten durch rassistische Einwanderungsgesetze ausschlossen. Zwölf Millionen Arbeiter aus Asien halfen bei der Industrialisierung der Ölländer des Nahen Ostens. Japan wurde - wie 20 Jahre zuvor die BRD - widerwillig zum Einwanderungsland. Auch die "vier Tiger" Südostasiens (Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong) zogen Arbeiterströme an.

- Die Differenzierung der Migrationen: Die meisten Zielländer haben sich mit vielfältigen Migrationstypen auseinanderzusetzen, wie z. B. Arbeitsmigranten, hochqualifiziertes Personal, Studenten und Auszubildende, Saisonarbeiter, Grenzgänger, Asylsuchende, Familienangehörige und Illegale. Frauen machen einen immer größeren Anteil sowohl an Arbeitsmigranten als auch an Asylsuchenden aus. Diese Vielfalt erschwert jeglichen Versuch einer konsequenten Migrationspolitik.

- Die Regionalisierung der Migrationen: Durch die Herausbildung von Wirtschaftszusammenschlüssen und politischen Blöcken entstehen regionale Räume der Zirkulation von Kapital, Waren und Menschen. Die Europäische Gemeinschaft ist ein Beispiel; andere sind das North American Free Trade Agreement zwischen den USA, Kanada und möglicherweise Mexiko, der Freihandelsvertrag zwischen Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay, der Andenvertrag zwischen Bolivien, Kolumbien, Ekuador, Peru und Venezuela, und der ASEAN- Pakt zwischen den Ländern von Südostasien. Ob geplant oder nicht, zunehmende wirtschaftliche Kooperation führt immer zu Migrationsbewegungen.

2. Die Migrationen nach Westeuropa seit 1945 haben drei Phasen durchlaufen. Jede Phase baut auf die Bewegungen der vorherigen auf, führt aber zur immer größeren Vielfalt der Migrationen sowie der eingewanderten Bevölkerungen.

Zwischen Kriegsende und dem "Ölschock" von 1973 verursachten das Wirtschaftswachstum und die zunehmende Industrialisierung der Kerngebiete Westeuropas eine starke Arbeitskräftenachfrage. Zunächst stellten Massenbewegungen von Flüchtlingen und Vertriebenen eine große Arbeitskräftereserve dar. Danach gab es zwei Hauptfronten der Arbeitskräftemigration. Großbritannien, die Niederlande und Frankreich nahmen Millionen von Arbeitern aus Kolonien bzw. ehemaligen Kolonien auf. Fast alle westeuropäischen Länder warben sogenannte Gastarbeiter aus den europäischen Randgebieten an: Südeuropäer nach Frankreich, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, der Bundesrepublik; Iren nach Großbritannien; Finnen nach Schweden usw. Wenn diese Reserven aufgebraucht waren, wurden neue Arbeiter aus entfernteren Gebieten, vor allem der Türkei und Nordafrika, angeworben.

Zwischen Arbeitern aus den Kolonien und den europäischen Randgebieten gab es wichtige Unterschiede, jedoch auch Ähnlichkeiten:

- Die Politik der Regierungen wurde vor allem durch kurzfristige Gesichtspunkte der Arbeitskräftebeschaffung geprägt. Langfristige Planung für einen Daueraufenthalt fehlte völlig. - Der Einsatz der Arbeitsmigranten, vor allem in weniger qualifizierten Arbeitsplätzen in Industrie und im Baugewerbe, führte zu einer starken Aufteilung des Arbeitsmarktes nach ethnischer Herkunft.- Arbeitsmigranten waren sowohl rechtlich als auch sozial benachteiligt, und eine Tendenz zur Konvergenz des Rechtsstatus von kolonialen Arbeitern und "Gastarbeitern" kristallisierte sich heraus.

Die zweite Phase, von 1973 bis Mitte der achtziger Jahre, wurde durch die Umstrukturierung der Weltwirtschaft geprägt. In Westeuropa wurden arbeitsintensive Produktionszweige in Niedriglohnländer verlegt, und die Zeit der Vollbeschäftigung ging zu Ende. Ausländische Arbeitskräfte wurden nirgendswo mehr angeworben. Die verbreitete Erwartung, die jetzt überflüssigen Arbeitsmigranten würden nach Hause gehen, erwies sich jedoch als falsch.

Die Mehrzahl blieb, und sie holten ihre Familienangehörigen nach. Insofern wandelte sich die Arbeitskräftewanderung in eine dauerhafte Einwanderung. (. . .) Es entstanden also in allen westeuropäischen Ländern ethnische Minderheiten, die durch rechtliche, wirtschaftliche und soziale Benachteiligung abgesondert waren. Diese Minderheiten waren oft Opfer von Diskriminierung und Rassismus. Dennoch schien der allmähliche Rückgang der Einwanderungszahlen, die Hoffnung auf eine demographische Normalisierung und eine schrittweise Integration anzubieten.

Eine erneute Zunahme der Immigration in der dritten Phase, etwa ab Mitte der achtziger Jahre, machte jedoch solche Erwartungen zunichte. Das augenfälligste Merkmal war die schnelle Zunahme der Asylsuchenden: kamen 169 000 im Jahre 1985 in die europäischen OECD- Länder, betrug die Zahl im Jahre 1991 das Dreifache: 541 000 (OECD, 1992). Zuwächse waren auch bei Arbeitsmigranten, Familienangehörigen und Illegalen zu verzeichnen. Neben den zunehmenden Süd-Nord-Migrationen waren in Europa vor allem die Auswirkungen des Endes des Kalten Krieges und des Zusammenbruchs des Sowjetblocks von Bedeutung.

Deutschland wurde durch seine Schlüsselstellung in Mitteleuropa zum Hauptziel der Ost-West-Migrationen. Die schwierigen Neugestaltungen nach der Auflösung der Sowjetunion und Jugoslawiens verursachten auch Migrationen in die mutmaßlichen Stammgebiete der ethnischen Minderheiten aus diesen Ländern. Die Aussiedler von Rußland und Rumänien nach Deutschland sind ein bekanntes Beispiel, aber auch Ungarn, Polen, Griechenland und die Türkei nahmen solche Gruppen in den letzten Jahren auf. Politische Faktoren und historische Verflechtungen sind auch bei den Nord-Süd-Wanderungen von großer Bedeutung. Die brisanten Entwicklungen in Algerien zum Beispiel haben verhängnisvolle Konsequenzen - nicht nur für die Algerier in Frankreich, sondern auch für die französische Politik insgesamt. Die Migration wird immer mehr zum Faktor in internationalen Beziehungen.

3. Die herkömmlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Migrationskategorien funktionieren nicht mehr. Dadurch wird die Migrationspolitik vieler Staaten in Frage gestellt.

Die staatliche Migrationspolitik ist oft auf der Prämisse gegründet, man könne die verschiedenen Migrationskategorien klar voneinander trennen, wie z. B.

- Arbeitsmigration - hochqualifiziertes Personal - Familienangehörige - Flüchtlinge und Asylsuchende.

Ebenso von Bedeutung sind die versuchten Trennungen zwischen vorübergehenden und dauerhaften Migrationen sowie zwischen ökonomisch und politisch motivierten Migrationen.

Heute brechen diese Kategorien zusammen. Migrationsketten setzen sich fort, auch wenn die ursprüngliche Migrationspolitik geändert oder aufgehoben wird. Als die Regierung der BRD zum Beispiel im Jahre 1973 versuchte, die von ihr in Gang gebrachte Migration aus der Türkei einzudämmen und umzukehren, setzte sich die Bewegung in neuen Formen fort. Die Arbeitsmigration wurde durch Familienzusammenführung und Flüchtlingsbewegungen ersetzt. Das hängt mit dem Charakter des Migrationsprozesses zusammen: Fast jede Bewegung fängt mit relativ jungen Erwachsenen an. Sobald sie Fuß im neuen Land fassen, bringen sie Angehörige nach oder gründen Familien. Diese Tendenz zur Dauereinwanderung kann nur durch drakonische Maßnahmen verhindert werden, die kaum mit der Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechtsprinzipien einer demokratischen Gesellschaft zu vereinbaren wären.

Die Aufteilung der Migranten nach sauberen Kategorien widerläuft offensichtlich den menschlichen Bedürfnissen nach Sicherheit, Lebensunterhalt und Familienleben. Sie geht von einem falschen Verständnis der Migration als individuelle Entscheidung aus. Wir müssen Migration vielmehr als einen kollektiven Prozeß betrachten, der komplette Gruppen und Gesellschaften ergreift.

Der fehlende Wirklichkeitssinn der offiziellen Kategorien ist besonders im Falle der Flüchtlinge offensichtlich. Schätzungsweise 15 Millionen Menschen mußten ihre Herkunftsländer wegen Krieg, Verfolgung oder Katastrophen verlassen, aber nur ein Bruchteil von ihnen wird nach den Richtlinien der Vereinten Nationen offiziell als Flüchtlinge klassifiziert. Die Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen (UNHCR) hat sogar an Regierungen appelliert, den Asylsuchenden gegenüber nicht zu großzügig zu sein, da angeblich dadurch die "echten" Flüchtlinge benachteiligt werden könnten (UNHCR, 1989). Offensichtlich ist ein neuer Flüchtlingsbegriff notwendig. Dem steht die Angst der reichen Länder im Wege, die Hauptverantwortung nicht mehr an die armen Länder abstoßen zu können.

Insgesamt gerät die Regelung der internationalen Migrationen in eine Krise. Bisherige Gesetze und Maßnahmen sind unzureichend und schwer durchzuführen. Illegale Bewegungen nehmen zu. (. . .)

Es fehlt an umfassenden europäischen Vereinbarungen zur Situation der Migranten und Minderheiten. Wo aber versucht wird - etwa durch die Vereinbarungen von Schengen, Trevi oder Dublin - solche Regelungen zu treffen, geht es um Polizeimaßnahmen und Restriktionen, nicht um Versuche einer gemeinsamen Politik zur Stärkung der Menschenrechte und zur internationalen Zusammenarbeit.

Der Widerspruch zwischen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Internationalisierung einerseits und obrigkeitsstaatlichen Kontrollmechanismen andererseits wird vermutlich solche Ansätze langfristig zum Mißerfolg verurteilen.

4. Eine wirksame Migrationspolitik muß vom Verständnis der Hintergründe der zunehmenden Bevölkerungsbewegungen ausgehen. Eine Ursache ist das starke Gefälle - wirtschaftlich, demographisch und sozial - zwischen Süd und Nord und Ost und West.

In den neunziger Jahren wird die Weltbevölkerung jährlich um 90 bis 100 Millionen Menschen zunehmen. Bis zum Jahre 2025 wird sich die Bevölkerung auf 8,5 Milliarden nahezu verdoppeln. Fast das gesamte Wachstum wird in den Entwicklungsländern stattfinden, die auf mehr als sieben Milliarden Menschen anwachsen werden. Die Bevölkerung in den hochentwickelten Ländern wird dagegen nahezu stabil bleiben. Um die erwarteten Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern zu beschäftigen, müssen jährlich 36 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, was angesichts der wirtschaftlichen Stagnation vieler Länder kaum realistisch erscheint.

Das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern führt zur Land-Stadt-Wanderung und zur raschen Verstädterung. Während es im Jahre 1970 20 Städte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern gab, nimmt man an, daß die Zahl im Jahre 2000 auf 44 ansteigt, hauptsächlich in den ärmeren Ländern. Nach den Vorhersagen werden die größten Städte Mexico City und Sao Paulo sein mit ca. 24 Millionen Einwohnern, gefolgt von Kalkutta (16 Millionen), Bombay (15 Millionen), Teheran (14 Millionen) und Jakarta (13 Millionen). Städte dieser Größenordnung werden durch schlechte Wohnbedingungen, mangelnde soziale Infrastruktur und hohe Arbeitslosigkeit relativ unwirtlich sein.

Solche Bedingungen verursachen offensichtlich einen starken Auswanderungsdruck. Die Migrationen der fünfziger und sechziger Jahre kamen hauptsächlich durch Arbeitskräfteanwerbung beziehungsweise -nachfrage der Industrieländer zustande. Heute muß damit gerechnet werden, daß sich diese Bewegungen auch ohne Nachfrage, sogar trotz offiziellen Verbots, fortsetzen werden.

Dazu kommt der Zusammenbruch des sowjetischen Modells, der neue Migrationsbewegungen mit sich bringt. Einerseits ging das Alternativmodell zur gesellschaftlichen Entwicklung der armen Länder verloren. Ohne Zweite Welt verlor der Begriff der Dritten Welt an Inhalt. Auswanderung in die Industrieländer erschien vielen, die die bisherige Entwicklungspolitik nur als Verarmung und Einschränkung der Menschenrechte erlebt hatten, als einzige Möglichkeit. Andererseits nahm auch die Ost-West-Migration zu, die von den europäischen Ländern weitgehend als bevorzugte Konkurrenz zur Süd-Nord-Wanderung angesehen wurde.

5. Solche Gefälle verursachen jedoch allein keine Migrationen. Die Bevölkerungsbewegungen sind vielmehr Ausdruck der zunehmenden Interdependenz zwischen Herkunfts- und Einwanderungsländern innerhalb eines sich integrierenden Weltmarktes.

Seit langer Zeit ist es deutlich, daß die meisten internationalen Migranten nicht aus den allerärmsten Ländern und Schichten kommen. Migration setzt Besitz der notwendigen Mittel nicht nur finanzieller, sondern auch kultureller Art voraus. Sie ist fast immer Ausdruck einer schon ansetzenden Veränderung der Gesellschaft, die durch die Integration im Weltmarkt zustande kommt. Die typischen Entwicklungsphasen sind:

- Einfluß der Industrieländer durch Kolonialisierung, Militäreingriffe, Handel oder Investition;

- Veränderungen auf dem Land, zum Beispiel durch die sogenannte grüne Revolution, die zur Vertreibung der ärmeren Bauern führt;

- Land-Stadt-Wanderung und Verstädterung;- Konflikte bei der Bildung neuer Nationen, oft durch Verletzungen der Menschenrechte begleitet; - Verbesserung des Bildungswesens ohne entsprechenden Zuwachs qualifizierter Arbeitsplätze; - kultureller Einfluß der Industrieländer durch Massenmedien und Tourismus; - Verbesserung des Transports und der Kommunikation; - Arbeitsmigrationen; - permanente Auswanderung in reiche Länder; und - Bildung sozialer Netze, die Migranten in den reichen Ländern mit ihren Herkunftsgebieten verbinden, die kulturellen Einflüsse der Einwanderungsländer verstärken und die Migrationsketten fortsetzen. Migrationsbewegungen entstehen also meist aufgrund vielschichtiger Beziehungen zwischen Herkunfts- und Zielländern. Zum Beispiel kamen Menschen aus der Karibik nach Großbritannien aufgrund kolonialer Verbindungen. Die Migration von Koreanern in die USA hat ihren Ursprung in der US-Militärpräsenz in Korea. Die Anwerbung von mexikanischen Arbeitern durch das "Braceroprogramm" der USA in den vierziger Jahren führte zu einer langfristigen Migrationsbewegung, genau wie die Anwerbung türkischer Gastarbeiter durch die BRD zu einer nicht abreißenden Migrationskette führte. Investition, Handel und Migration sind stark miteinander verbunden. Die immer größere Mobilität des Kapitals in der heutigen Weltwirtschaft führt unabdingbar zur Massenmigration.

Diese Erkenntnis hat wichtige Folgen. Viele Experten glauben, die Entwicklung der armen Länder könne die Massenmigration eindämmen. Kurzfristig gesehen ist das Gegenteil der Fall: indem neue Gebiete durch Entwicklungshilfe, Handel und Investition in die Weltwirtschaft integriert werden, werden gerade die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen für die Migration geschaffen. Langfristig gesehen ist die Entwicklungspolitik zwar die richtige - sogar die einzige - Lösung. Zuerst jedoch wird sie dazu führen, daß Migrationen zunehmen und erst nach geraumer Zeit zurückgehen werden.

6. Eine kurzfristig angelegte Ausländerpolitik gerät immer mehr in die Krise durch den Versuch, widersprüchliche und unrealistische Zielsetzungen durchzusetzen. So wie der Migrationsprozeß sich fortentwickelt, so verändern sich auch die Anforderungen an die Staatspolitik in den Einwanderungsländern. Am Anfang hatte man sich die Bereitstellung von Arbeitskräften sowie die polizeiliche Kontrolle der Ausländer zum Ziel gesetzt. Ab 1973 ging es um Zulassungsbeschränkungen und Heimkehrförderung und weiterhin um die Bewältigung der Familienzu-

sammenführung, während sich die Wohn- und Sozialpolitik in einer Krise befand.

In den achtziger Jahren kamen Fragen der öffentlichen Ordnung sowie der gesellschaftlichen Stellung der neuen Minderheiten dazu, und die erneute Zunahme der Einwanderung gewann auch an politischer Brisanz. Das Versagen sowohl von Ausschluß- als auch von Integrationsstrategien stellte erneut die Frage des kulturellen Pluralismus und damit der nationalen Identität.

In einer Zeit des schnellen Wandels wurden Einwanderungs- und Minderheitenfragen immer enger mit anderen wichtigen gesellschaftlichen Fragen verbunden. Die Politik der verschiedenen westeuropäischen Regierungen war weitgehend durch Mangel an Planung und Weitsicht gekennzeichnet. Das hing zum Teil von der politischen Unfähigkeit ab, schwierige Tatsachen offen zu bekennen, vor allem den Wählern gegenüber.

Für Großbritannien und Frankreich war die Entstehung einer pluralistischen Gesellschaft zeitlich mit dem Niedergang als Weltmacht verbunden. Für die Bundesrepublik hätte das Eingeständnis, doch ein Einwanderungsland zu sein, den Abschied von einer verfehlten Anwerbungspolitik bedeutet. In allen Ländern hätten die Verantwortlichen nicht nur das Versagen ihrer Politik bekennen, sondern auch zugeben müssen, daß dadurch schwerwiegende und unumkehrbare Änderungen in der Gesellschaft, Kultur und im Staatswesen unvermeidbar geworden waren. Dazu fehlte überall der politische Mut. Es erschien besser, mit widersprüchlichen und kurzsichtigen, sektoralen Maßnahmen weiterzumachen. Daß dadurch das langfristige Problem immer größer wurde, blieb außer acht.(. . .)

7. Der gegenwärtige Rassismus in Europa entsteht aus zwei Gruppen von Ursachen: bei der ersten handelt es sich um Ideologien und Verhaltensweisen, die sich im Laufe der Entstehung der Nationalstaaten und ihrer kolonialen Expansion entwickelt haben; die zweite bezieht sich auf aktuelle Prozesse des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Wandels.

Wanderungen und Rassismus sind so alt wie die menschlichen Gesellschaften, obwohl sie bei der Geschichtsschreibung relativ geringe Beachtung gefunden haben. Der europäische Rassismus entstand aus den Kämpfen zwischen den Völkern bei der Entstehung der Nationalstaaten, aus den Ideologien des Kolonialismus, aus dem Chauvinismus der Auseinandersetzungen zwischen den imperialistischen Mächten im 19. Jahrhundert und aus den Einstellungen und Verhaltensweisen der Wanderarbeiter gegenüber der Industrialisierungszeit. Genaugenommen gab es viele Rassismen. Die Opfer waren nicht nur Juden und Schwarze, sondern eine Vielzahl von internen und externen Minderheiten. Um dem Rassismus wirksam zu begegnen, brauchen wir eine Definition, die dieser Vielfalt gerecht wird:

Rassismus ist der Prozeß, wodurch soziale Gruppen, aufgrund physischer oder kultureller Merkmale, andere Gruppen als unterschiedlich bzw. minderwertig kategorisieren. Der Prozeß schließt die Anwendung wirtschaftlicher, sozialer oder politischer Macht ein und hat häufig den Zweck, die Ausbeutung bzw. den Ausschluß der kategorisierten Gruppe zu rechtfertigen.

Eine ausführliche historische Analyse ist an dieser Stelle unmöglich. Jedoch ist es wichtig festzuhalten, daß westeuropäische Gesellschaften tief verwurzelte Kulturen des Rassismus besitzen. Es gibt eine verbreitete Tendenz, Einwanderer- und Minderheitengruppen nach rassistischen Kategorien einzuordnen, d. h. vermeintliche Unterschiede zwischen ihnen und der Mehrheitsgruppe werden in biologischen oder kulturellen Begriffen ausgedrückt, die als "natürlich" und deshalb unabänderbar gesehen werden.(. . .)

Der Aufschwung und die Formveränderung des Rassismus läßt sich nicht aus konjunkturellen oder ideologischen Faktoren erklären. Vielmehr müssen wir den Zusammenhang mit den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 20 bis 30 Jahre suchen. Der Rassismus ist eine Ausdrucksform der gegenwärtigen Krise des westlichen Modernismus. Nach einer Periode des Aufschwungs und der Hoffnung nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Zeit der Neustrukturierung seit etwa 1970, die in den alten Industrieländern für viele zur Enttäuschung und Verunsicherung führte. Zu den Hauptaspekten gehören:

- Der Abbau des Kolonialismus und der politische und wirtschaftliche Aufschwung einiger ehemaliger Kolonien beseitigt die Vormachtstellung der alten Kolonialmächte.

- Die politische und wirtschafliche Verunsicherung führt zu einer Krise des Nationalbewußtseins in einigen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien.

- Die Umstrukturierung der Weltwirtschaft führt zum Abbau der privilegierten Stellung der alten Industrieländer.

- Gleichzeitig stehen die älteren Industriegebiete Europas ihrem Niedergang und dem Ende der Vollbeschäftigung gegenüber. Ebenso herrscht in vielen Großstädten eine soziale und städtebauliche Krise vor.

- Die somit verursachte soziale Polarisierung stellt vor allem die Position der organisierten Facharbeiterschaft in Frage. Diese schwerwiegenden Entwicklungen fallen zeitlich mit der Entwicklung der neuen ethnischen Minderheiten in Westeuropa zusammen. Wie schon dargelegt, sind die Massenmigrationen und die wachsende kulturelle Vielfalt Ausdrucksweiden der globalen Veränderungen. Die Modernisierung und Industrialisierung der ehemaligen Dritten Welt führt zu Bevölkerungsbewegungen. Gleichzeitig führt die Entwicklung der nachindustriellen und postmodernen Gesellschaften in Westeuropa zur Verunsicherung und sozialen Krise. Und viele verunsicherte Bevölkerungsgruppen reagieren mit Rassismus gegenüber den neuen Minderheiten.

8. Die Mobilisierungskraft der rassistischen Gruppen der extremen Rechten kann mit dem politischen und kulturellen Vakuum erklärt werden, das durch den Funktionsverlust des Nationalstaates, die Umstrukturierung der Arbeitswelt und die Schwächung der Arbeiterbewegung entsteht.

Warum haben die regressiven Ideologien der extremen Rechten eine solche Anziehungskraft heute? Die schon erwähnte Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten angesichts des schnellen wirtschaftlichen und sozialen Wandels ist nur eine Teilerklärung; dazu kommt die Erschöpfung der Arbeiterbewegung und der Verlust an Perspektiven für den gesellschaftlichen Fortschritt. Das allmähliche Schwinden der alten Arbeiterklasse schwächt die Gewerkschaften. Die traditionellen Organisationen der Arbeiterklasse können keinen Schutz gegen Verlust von Arbeitsplätzen, Verschwinden ganzer Industriezweige und Abbau der sozialen Sicherheit bieten. Der Niedergang des realen Sozialismus zerstört die Perspektiven für eine alternative Gesellschaftsform. Viele Menschen erleben eine spürbare Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Es gibt keine Beschäftigungsgarantien mehr. Die Angst vor Gewalt auf der Straße nimmt zu. Das Gefühl von Gemeinschaft schwindet. Die Kultur der Arbeiterbewegung, die sowohl eine Kultur des Widerstandes gegen den Kapitalismus als auch eine Kultur der Modernisierung und des Fortschrittsglaubens war, verliert seine Integrationskraft.

Die extreme Rechte übt eine zweifache Anziehungskraft aus. Zum einen behauptet sie, die Verantwortlichen für diese Misere auszumachen, nämlich die Einwanderer. Ausschluß dieser "inneren Feinde" bietet eine einfache, wenn auch utopische Lösung, die eine Rückkehr zu einer mythischen, glücklichen Gesellschaft verspricht. Zweitens versucht die extreme Rechte das politische Vakuum zu füllen, das durch den Einflußverlust der Arbeiterbewegung entsteht. Da die Mobilisierung aufgrund von Klasseninteressen immer mehr an Substanz verliert, versuchen rechte Gruppen, eine Ideologie der Volksgemeinschaft heraufzubeschwören. Da diese keineswegs auf Gleichheit materieller Interessen beruhen kann, kann das Gemeinschaftsgefühl nur durch Abgrenzung und Ausschluß hergestellt werden. Die Solidarität als Klasse wird durch die Solidarität als Volksgemeinschaft oder Rasse ersetzt. Rassismus ist deshalb notwendigerweise das zentrale Mobilisierungsmittel der extremen Rechten.

Dies bedeutet nicht, daß die Mehrheit der Bevölkerung der westeuropäischen Länder den Rassismus unterstützt, und auch nicht, daß alle Menschen mit tendenziell rassistischen Einstellungen Anhänger der extremen Rechten sind. Vielmehr erzeugt die Krise der postmodernen gesellschaftlichen Veränderung eine Disposition zum Rassismus bei vielen Menschen, die auf eine schon lang vorhandene Kultur des Rassismus aufbaut. (. . .)

9. Die westeuropäischen Länder brauchen eine neue Migrationspolitik, die gleichzeitig die soziale Lage in den Einwanderungsländern, die Situation der Entwicklungsländer und die internationale Solidarität berücksichtigt.

Die Entwicklung des letzten Jahrzehnts macht deutlich, daß Migrationsbewegungen nicht durch Polizeimaßnahmen oder Grenzabschottung eingedämmt werden können. Restriktive Maßnahmen führen zur Illegalisierung der Bewegungen, die soziale Probleme verstärken. Jedes westeuropäische Land, aber auch supranationale Organisationen wie die Europäische Gemeinschaft und die OECD, sollten ein bestimmtes Ausmaß der Migration einplanen. Ein Quotensystem wie in den USA, Kanada und Australien scheint angebracht, das die Aufnahme von verschiedenen Kategorien, wie Wirtschaftsmigranten, Auszubildende, Asylsuchende und Familienangehörige regelt.

Da jedoch die verschiedenen Migrationstypen eng miteinander verbunden sind, ist es realistisch, allen Migranten das Recht auf Daueraufenthalt und Familienzusammenführung einzuräumen. Ein befristeter Aufenthalt käme nur für Studierende und Praktikanten im Rahmen von Entwicklungsprogrammen in Frage. Einreisebestimmungen sollten nicht diskriminieren aufgrund von Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder Religion. Gesichtspunkte der Bildung, der Ausbildung und der Berufserfahrung (bei Wirtschaftsmigranten) oder der Not (bei Flüchtlingen) sind zulässig. (. . .)

10. Die Entwicklung neuer ethnischer Minderheiten mit eigenen Kulturen, Identitäten und sozialen Institutionen ist ein unumkehrbarer Prozeß, der eine Neuorientierung der Sozialpolitik, der Staatsbürgerschaft und der nationalen Identität der westeuropäischen Länder unabdingbar macht.

Die Voraussetzung für eine Politik der Integration von Minderheiten und zur Bekämpfung des Rassismus ist die Erkenntnis, daß durch die Masseneinwanderung seit 1945 wichtige Gesellschaftsänderungen eingetreten sind. Diese Entwicklungen waren ungeplant und möglicherweise auch ungewollt, müssen aber jetzt als Fakten hingenommen werden.

Nicht nur die Einwanderung selbst, sondern auch die Reaktionen verschiedener Gesellschaftsgruppen darauf waren entscheidend. Die Diskriminierung und der Rassismus sind wichtige Ursachen für die Herausbildung ethnischer Gemeinschaften mit eigenen Kulturen, Identitäten und sozialen Institutionen. Diese ethnischen Gemeinschaften entstanden vor allem als Schutzmechanismus und Mittel zum Überleben in einer oft feindlichen Umwelt.

Das heißt, daß auch eine Abkehr von diskriminatorischen Regelungen und rassistischen Verhaltensweisen nicht zu einer schnellen kulturellen Integration der Minderheiten führen würde. Die Minderheiten werden weiterhin ihre kulturelle und politische Eigenständigkeit in beachtlichem Maße aufrechterhalten. Die einmal etablierten Strukturen lassen sich nicht schnell verändern. Es gibt also auf voraussehbare Zeit keine Alternative zu pluralistischen und multikulturellen Modellen für die westeuropäischen Gesellschaften. Die jetzt etablierte ethnische Vielfalt erfordert neue Modelle der Sozialpolitik, der Staatsbürgerschaft und der nationalen Identität. Anregungen für solche Modelle sind in der multikulturellen Politik der klassischen Einwanderungsländer wie Kanada und Australien zu finden, aber auch ansatzweise in westeuropäischen Einwanderungsländern wie Schweden und den Niederlanden. (. . .)

Radler Schuchardt hat die Nase gestrichen voll Ein Klagelied über die täglichen Hindernisse bei der Fahrt durch Hanau

HANAU. Albert Schuchardt hatte die Nase voll, er wollte seinen angestauten Ärger über die vielen Hindernisse für Radfahrer in Hanau dieser Tage in der FR-Redaktion loswerden. Größter Stein des Anstoßes ist für den 68jährigen, der "alles mit dem Rad macht", im wahrsten Sinne des Wortes der ständig zu hohe Bordstein an kombinierten Rad- und Fußwegen. Seit Jahren sei dieses Thema im Gespräch, doch die Bauverwaltung beseitige diese Felgenkiller nicht, sagt er verbittert.

Albert Schuchardts Mängelliste ist lang: Die ständig zugeparkten Radwege, vornehmlich in der Bruchköbeler Landstraße, sind ein Beispiel. Weitere Ärgernisse: ein kaum noch erkennbares Verkehrsschild am Milch-Radweg; entgegen der Vorschrift auf dem Velostreifen fahrende Mofalenker; durch Geschäftsleute mit Reklameschildern oder Kleiderständern zugestellte Rad- und Fußwege allerorten. Ein Dauerbeispiel dafür sei die Bangertstraße, sagt der 68jährige. Dort habe er sich sogar schon beschimpfen lassen müssen, warum er als "alter Trottel" nicht auf der Straße statt auf dem Trottoir fahre.

Schuchardt wirft der Hanauer Stadtverwaltung vor, diese Probleme einfach aussitzen zu wollen. Alle Mängel seien nicht neu, aber nichts bessere sich. Wenn etwa Oberbürgermeister Hans Martin in der Nähe solcher Schwachstellen wohnte, würde sich sicher schneller etwas verändern, unterstellt der streitbare Mann.

Stadtbaurat Jürgen Dressler hat für die Detailkritik zwar Verständnis, sieht als Hauptursache für die Mängel aber die seit 30 Jahren in Hanau "fehlende Sicht der Gesamtzusammenhänge" für alle Verkehrsarten. Ansätze dafür, die Wechselwirkungen der Stadt- und Verkehrsplanung aufeinander abzustimmen, gebe es erst seit der Ära von Stadtbaurat Walter Anderle aus dem Jahre 1985. Die Stadt sei "nun einmal autogerecht gebaut." Insofern dauere es etwas länger, all die vorher gemachten Fehler abzustellen - noch dazu, wo derzeit die Etatmittel knapp seien. Im Vordergrund stehe für ihn eine neue Radnetzplanung, sagt Jürgen Dressler.

Der Stadtbaurat vertröstete Schuchardt auch auf den Zeitpunkt, zu dem auch in der Bangertstraße "Tempo 30" eingeführt sei. Dann müßten Radler nicht mehr auf den Rad- und Fußweg ausweichen und sich dort mit Reklameschildern oder Kleiderständern konfrontiert sehen. Mit der Verkehrsberuhigung werde der Radverkehr automatisch in die Bangertstraße integriert. Eigene Markierungen am Straßenrand seien dann nicht mehr nötig. him

Judoclub Hochtaunus Usingen Menzel und Schmidt holten "Silber"

Riesenpech hatten die jungen Judoka des 1. JCH Usingen bei den Auslosungen zu den hessischen Mannschaftsmeisterschaften der A-Jugend. Ausgerechnet im ersten Kampf traf das Usinger Team auf den JC Rüsselsheim, unbestritten die stärkste Mannschaft in Hessen. Gegen die Rüsselsheimer konnte lediglich Elmar Krebs einen Sieg erkämpfen. Am Ende siegte der Favorit und spätere Hessenmeister mit 6:1.

Auch im zweiten Kampf wurden den Usingern dann ein "dicker Brocken" serviert. Das Team von Samurai Bürstadt war sehr gut besetzt und besiegte den JCHU mit 5:2. Nikolas Köster und Thomas Güttel erzielten die Punkte für Usingen. Die Bürstädter belegten am Ende Rang drei bei den Mannschaftswettkämpfen, während der JCH bereits nach zwei Kämpfen aus dem Rennen war. "Bei einer anderen Auslosung wäre für uns sicher mehr möglich gewesen", bedauert JCH-Sprecher Leopold Schnerch.

Neben Rüsselsheim qualifizierte sich das Team von Grün-Weiß Kassel, welches als Zweiter abschloss, für die südwestdeutschen Meisterschaften der A-Jugendmannschaften.

Zwei großartige Erfolge verbuchte der JCH bei den südwestdeutschen Kyu-Einzelmeisterschaften in Hofheim. Die beiden Usinger Teilnehmer, Marcus Schmidt (bis 71 kg) und Andreas Menzel (bis 86 kg), schafften den Einzug in die Finalkämpfe ihrer Gewichtsklassen. Eine strittiger Kampfrichter-Entscheid gab den Ausschlag nach einem ausgeglichenen Kampf von Marcus Schmidt gegen den Wormser Germann. Der Wormser wurde zum Sieger erklärt, die Zuschauer meinten: Marcus hätte ebensogut die Goldmedaille bekommen können. Auch für Andreas Menzel reichte es "nur" zu Silber. Doch dies bedeutet für ihn einen tollen Erfolg. Er hat den Durchbruch nun wohl endgültig geschafft. Daß er im Finale dem Rüsselsheimer Zweit-Bundesliga- Kämpfer Lars Kauer nach Punkten unterlag, das tut seiner guten Leistung keinen Abbruch. Schließlich kann er das Silber ja im nächsten Jahr immer noch vergolden. jbp

Samstag, 17. Oktober: Das Häns'che Weiss Ensemble gastiert in der Alten Oper, Hannes Bauer's Orchester Gnadenlos im Sinkkasten. Javier Plaza spielen Salsa in der Brotfabrik. Es rocken: Rollsplitt (Jazzlife), The Gypsies (Spritzehaus), Runners (Werkstatt), Funny Hill in der Krone Darmstadt, Lilly & the Soulboys im Klimperkasten Aschaffenburg und The Young Generation of Swing im Jazzclub Rödermark.

Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit Franny + The Fireballs und im TAT- Café mit dem Georg Gräwe Trio (11 Uhr). Abends: Toto in der Festhalle, Tom Robinson und TV Smith im Sinkkasten, Andy Scott's Sweet in der Batschkapp. Im Spritzehaus spielen die Time Bandits (15 Uhr) und Bullshit (21 Uhr). Im Negativ sind Scorn aus Großbritannien zu Gast, Biber Hermann in der Werkstatt und Terry Hoax in der Krone Darmstadt.

Montag: Suicidal Tendencies in der Music-Hall, The Slags im Cooky's und die Swingstars im Jazzlife sind auf Achse. Jeweils auch am Dienstag: Duett im Spritzehaus, Blues Bube in der Werkstatt.

Dienstag: Die Kölsch-Rocker Brings machen im Steinbruch-Theater Mühltal Station, Soul Asylum mit Underground- Sound aus Minneapolis in der Batschkapp, EEK-A-Mouse mit Reggae im Sinkkasten. Im Jazzlife spielt die Rock'n Rolle Band, in der Krone Darmstadt singt (auch Mittwoch) Jorgos griechische Lieder, Domino Line rockt im Klimperkasten Aschaffenburg.

Mittwoch: Emerson, Lake & Palmer holen ihr ausgefallenes Konzert vom 6. Oktober in der Hoechster Jahrhunderthalle nach, während Manowar in der Stadthalle Offenbach dröhnen. In der Music-Hall geht's rund bei Grandmaster Flash, Kurtis Blow und der Sugarhill Gang, unterstützt von Mr. Dan Dee Dan (siehe Toptip). Randy Hansen spielt Hendrix im Sinkkasten, Throw That Beat In The Garbagecan liefern Indie-Pop-Chaos in der Batschkapp ab (siehe Szene). Jeweils auch am Donnerstag: Wanda im Jazzlife, The Runners im Spritzehaus, Stone Age in der Werkstatt. The McCalmans sind mit Scottish Folk im Halbneun Darmstadt angesagt.

Donnerstag: Die Haut (siehe Bericht) und Lydia Lunch in der Batschkapp; Wolfgang Dauner jazzt im Hanauer Schloß Philippsruhe, Albie Donnelly & the Chain Gang im Klimperkasten Aschaffenburg.

Freitag: Juke treten im Sinkkasten auf, die Bambara Band in der Brotfabrik, Main River Band in der Werkstatt, New Deal rocken im Jazzlife. Die Chicken Box Bluesband ist in der Krone Darmstadt zugange, Hands On The Wheel machen im Molly Malone's Marburg Station. ric

Seit 15 Jahren berät "Pflanzendoktor" Bernd Feuerstack die Hobbygärtner im Kreis Vorsicht bei kalten Füßen Zuwendung ist wichtig

HOCHTAUNUSKREIS. Die Diagnose ist klar. Der Patient ist geschrumpft, ein unnatürliches Braun hat ihn verfärbt, und es sprießen Pusteln: "Zwetschgenrost", diagnostiziert "Pflanzendoktor" Bernd Feuerstack auf den ersten Blick und reicht der Hobbygärtnerin aus Wehrheim das Häufchen Zwetschgenblätter wieder zurück. Viel mehr bleibt nicht zu sagen. In diesem Jahr kann dem Kranken nicht mehr geholfen werden. Durch den Pilzbefall werden zwar auch die Zwetschgen schrumpfen, doch ihr Aroma muß deshalb nicht leiden.

"In diesem Jahr ist es besonders schlimm mit dem Zwetschgenrost", schiebt der Pflanzenschutzberater beim Landwirtschaftsamt in Usingen zum Trost hinterher. Das liegt an den heißen und trockenen Sommermonaten, die den Pilz buchstäblich aus dem Boden schießen lassen. "Den Baum im Frühsommer gut beobachten", rät der Diplom-Agraringenieur der Wehrheimerin. Sollten die Pusteln wieder auftauchen, hilft seiner Ansicht nach nur eines: Ein pilzbekämpfendes Mittel.

Aber ein umweltverträgliches. "Hier hat sich eine ganze Menge gewandelt", sagt Feuerstack, der mittlerweile schon über 15 Jahre lang "praktiziert". Heute wollten die Ratsuchenden vor allem wissen: "Was kann ich nehmen? Aber es soll nicht giftig sein." Früher hieß die Frage anders: "Kann ich E 605 nehmen?"

Die Institution "Pflanzendoktor" geht auf eine Idee des Gartenclubs Bad Homburg zurück. Allmonatlich hält Feuerstack, der schon der zweite Amtsinhaber ist, daher in der Kurstadt eine Sprechstunde. "Die kostenlose Beratung wird sehr gut angenommen", sagt Inge Aschke vom Verein. 20 Fälle werden durchschnittlich in der zweistündigen Beratungszeit behandelt. Zum Patientenkreis gehören Obst, Gemüse, Zimmerpflanzen und Ziergehölze; ihre Besitzer - Pflanzenliebhaber und Hobbygärtner - kommen aus dem gesamten Hochtaunuskreis.

Die Krankheiten wechseln mit den Jahreszeiten; doch längst kennt der Pflanzendoktor jedes Zipperlein seiner Patienten. Für Überraschungen sorgen nur noch die Pflanzenliebhaber. "Ich habe auch schon rumgedoktert." Mit diesen Worten überreichte ihm einmal eine Dame ein Topfpflänzchen, das nicht richtig wachsen wollte. Seine Besitzerin hatte ihm daher kurzerhand Antibabypillen verabreicht. Die Diagnose des Doktors: "Von der Idee her war's nicht falsch, und die Pflanze hat's verkraftet."

Auch eine mit unzähligen Schildläusen übersäte Palme ist Feuerstack ebenso unvergessen wie jener welkende Riesen-Rhododendron, den eine junge Mutter aus ihrem Vorgarten ausgegraben und mit Hilfe des Kinderwagens zur Sprechstunde gekarrt hatte. Auf dem Teppichboden des alten Kurhauses, wo früher die Beratung stattfand, packte sie den Riesen aus - und aus den Wurzelballen quollen Scharen von Käferlarven, die er sofort als Dickmaulrüßler erkannte. Der Fall war trotzdem nicht hoffnungslos.

Häufig genug kommt es aber vor, so Feuerstack, daß er dem Pflanzenfreund empfehlen muß, sich von seinem Schützling "zu trennen". Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, hält der Fachmann das stete Beobachten und Kontrollieren der Pflanze für die allerwichtigste Pflege. "Sowie erste Anzeichen einer Veränderung auftauchen, muß man fragen, wo klemmt's? Denn wenn der Schaden erst da ist, ist auch mit Chemie nichts mehr zu regulieren." Der Agraringenieur plädiert statt dessen für das Regulieren "zwischen Daumen und Zeigefinger". Auf diese Weise können die ersten Blattläuse vertilgt oder Mehltautriebe abgezwickt werden.

Die Ursache für viele Krankheiten sind jedoch nach den langjährigen Erfahrungen des "Pflanzendoktors" weniger Läuse, Larven oder Pilze als vielmehr eine falsche Pflege. Wenn die Pflanze "kalte Füße" bekommt, weil sie zu stark gegossen wird, oder "sich erkältet", weil sie im Zug steht, ist daran meist das fehlende Verständnis der Besitzer schuld. "Pflanzen sind keine Gegenstände, sondern lebende Wesen", sagt Feuerstack und spricht sich dafür aus, sie ebenso in den Alltag zu integrieren wie Hund, Katze oder Kanarienvogel.

Zum berühmten "grünen Händchen" gehört auch das Reden mit den Pflanzen. "Das ist kein Jux. Die Pflanzen gedeihen dann tatsächlich besser", sagt der "Doktor". Die grünen Gesprächspartner bleiben niemals eine Antwort schuldig: Die mehr als 30 Sträucher und Bäume und 15 Zimmerpflanzen von Bernd Feuerstack, der in Neu-Anspach wohnt, sprechen in ihrer Pracht Bände.

Die Pflanzenberatung in Bad Homburg hält schon "Winterruhe". Die nächste Sprechstunde im Hotel Johannisberg ist erst wieder im März. Der Pflanzendoktor ist trotzdem zu erreichen: Im Landwirtschaftsamt in Usingen unter der Telefonnummer 0 60 81 / 10 23 31.

CLAUDIA NENNINGER

Im Schlamm schwimmen fette Karpfen Bürger beklagen Verschmutzung im Höchster Stadtpark / Entensterben am Weiher

HÖCHST. "Eigentlich müßten wir nochmal eine halbtote Ente finden, um Genaueres zu wissen", kommentiert Franz Josef Lüttig vom Garten- und Friedhofsamt das Entensterben im Höchster Stadtpark. 14 tote Schwimmvögel lagen vor kurzem am Rande des kleinen Weihers und auf der Wiese; Spaziergänger und eine Schulklasse hatten sich über die verwesten Tiere beschwert. "Ich saß da und wollte die Brücke zeichnen, aber wenn eine tote Ente neben dir stinkt, geht das nicht so gut", sagt Romy Kaprolat. Die Schülerin ärgerte sich so, daß sie an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) schrieb und sich über die zunehmende Umweltverschmutzung im Stadtpark beschwerte.

Das Stadtoberhaupt hat ihr noch nicht geantwortet, dafür hat das Gartenamt reagiert. Die Enten wurden vom staatlichen Medizinal-, Lebensmittel- und Veterinäramt untersucht. Das Ergebnis: "Wischi-Waschi", winkt Lüttig ab. Konkret heißt das: keine Bakterien, keine Vergiftung, keine Infektionskrankheit.

Die Veterinäre konnten nichts feststellen, da die Tiere schon stark verwest waren. Lüttig vermutet: "Vielleicht sind die Enten bei dem Sturm vor vier Wochen gegen Bäume geschleudert worden und dann an inneren Verletzungen gestorben." Jedenfalls hat der Amtmann Gartenarbeiter beauftragt, täglich am Weiher nach den Enten zu gucken.

Dort sind zur Zeit weder lebendige noch tote Enten in Sicht. Die letzten Überlebenden bevorzugen ebenso wie ein Schwarm Gänse, Schwäne und der Fischreiher den größeren See, der gegenüber der Helene-Lange-Schule liegt. "Als wir Anfang September mit dem Zeichenunterricht anfingen, waren auch hier hinten noch viele Enten. Am liebsten wären die auf mich draufgehüpft", sagt Romy. Inzwischen schwimmen im kleinen Weiher eine Saftbüchse, Cola-Dosen, Bierflaschen, eine Packung Schokodrops. "Wenn Greenpeace oder so jemand hierherkäme, um den See aufzuräumen, würde ich schon mithelfen", sagt die Zehntklässlerin Romy. Obwohl ihr das schlammige Wasser, in dem fette Karpfen rumblubbern, ein bißchen unheimlich ist.

"Wir sind früher im Stadtpark noch geschwommen", erzählt ein Anwohner. Am größeren Weiher gab es ein kleines Häuschen, wo die Kinder im Sommer die Badehosen anzogen und im Winter die Schlittschuhe anschnallten. Das war allerdings noch vor dem Krieg, der 1908 eröffnete Stadtpark war noch keine 30 Jahre alt. Schwimmen könnte man im See immer noch, zumindest spricht die Wasserqualität laut der Analyse von Ende August nicht dagegen, so Lüttig.

Bleibt der "normale Müll", den Parkbesucher wegwerfen. Um ihn wegzuräumen, müßten Romy und ihre Klasse aus der Eduard-Spranger-Schule nicht auf Greenpeace warten. Das Friedhofs- und Gartenamt hatte eigentlich für den 31. Oktober in den westlichen Stadtteilen einen Kehraus geplant. Wahrscheinlich wird "das Pilotprojekt" aufs Frühjahr verschoben, sagt Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes: "Wir wollten es über den Vereinsring organisieren, aber der trifft sich dieses Jahr nicht mehr."

Der Kehraus soll nicht die Reinigungsfirmen ersetzen, sondern nur eine Grundreinigung sein, die die Gärtner allein nicht bewältigen. Was die städtischen Mitarbeiter innerhalb einer Woche in den Grünanlagen finden, fülle laut Heil einen 20 Kubikmeter großen Behälter. "Unsere Gärtner beschweren sich oft, daß sie doch nicht als Straßenreiniger eingestellt worden sind", berichtet der Amtsleiter. Außerdem sind längst nicht alle Stellen besetzt: Maximal zehn Leute sind für den Höchster Stadtpark vorgesehen. "Wirklich dort arbeiten tun vielleicht fünfzig Prozent", sagt Heil. Seine Erklärung für den Personalmangel, der nichts mit der Sparpolitik des Magistrats zu tun habe: "Das Angebot anderer Arbeitgeber ist hier im Raum Frankfurt einfach zu groß."

Anton Freud würde sich über Unterstützung freuen. Muß er doch noch das Unkraut auf dem Spielplatz im Stadtpark entfernen. Für den schmutzigen See bleibt ihm keine Zeit: "Tote Enten? Ja, die gibt's immer 'mal wieder. Da gräbt man ein Loch und wirft sie rein." clk

Ruhe vor dem Jubiläumssturm Organisator Rexroth will Frankfurt Feste 93 verkürzen

Nach den letzten großen Kraftanstrengungen der Frankfurt Feste will Dieter Rexroth, der Gestalter und Leiter der Feste, im nächsten Jahr - quasi vor der fulminanten Festveranstaltung im Jahr 1994 - die Frankfurter einmal verschnaufen lassen und die Frankfurt Feste 1993 etwas verknappen. Und zwar sollen die Feste nicht mehr sechs Wochen dauern wie zuletzt, sondern nur noch vier. Das Grundthema der Feste 93 soll den Gegensatz von alter und neuer Musik, alter und neuer Zeit umfassen. Zur Eröffnung wollen die St. Petersburger Philharmoniker (früher die Leningrader) mit zwei Konzerten präsent sein.

Der Part der Gegenwart soll durch ein Programm "ARD modern" vertreten werden, zu dem sich die Sinfonieorchester der Runkfunkanstalten der ARD bereiterklärt haben (auch Michael Gielen wird mit einem sicherlich sehr interessanten Abend dabei sein). Mehrere Erst- und Uraufführungen sind vorgesehen.

Diesmal wird es auch wieder ein Sonoptikum, das Sonoptikum II, geben, das wie 1990 wieder von dem Schweizer Arnim Brunner inszeniert wird. Sein Thema lautet diesmal "Zauber - Gegenzauber", was musikalische und literarische Gegenüberstellungen, Kontrastierungen und Ergänzungen der verschiedensten Art möglich machen soll.

Die neue Musik wird wieder - sicher erfolgreich - durch das Ensemble Modern, aber auch durch das holländische Schönberg-Ensemble und das Dresdner Musikzentrum repräsentiert. Außerdem will Rexroth die Flandern und die Niederlande,um die sich auch die Buchmesse 93 drehen wird, musikalisch thematisiert wissen. Die alte Musik wird unter anderem von Michael Schneider und der Musikhochschule gestaltet, die eine alte Telemann-Oper, "Damon", wieder zum Leben erwecken wird.

Rexroth versucht übrigens auch den Pianisten Ivan Sokolow, der in diesem Jahr in der 3. Sinfonie des Russen Korndorf durch seinen genialisch absolvierten Klavierpart aufgefallen ist, zu einem Klavierabend zu gewinnen.

Beschlossen werden sollen die Frankfurt Feste 93 mit einer "Nacht der Poesie" mit Musik und Literatur nonstop in fast allen Räumen der Alten Oper. WERNER PETERMANN

SPORTRUNDSCHAU 13

Kind erlitt Kopfwunde durch Kleideraufzug Gewerbeaufsicht drängt auf Beseitigung der Gefahrenquelle

Unermüdlich verkehrt der Kleideraufzug zwischen Erdgeschoß und erstem Stock des Kaufhauses Peek & Cloppenburg im Hessen-Center. Für den Sicherheitsingenieur Friedrich-Wilhelm Ledebrink stellt diese Transporthilfe eine "Unfallquelle" dar. Sein 11jähriger Sohn Sascha hatte sich an dem Kleideraufzug vor zwei Wochen eine 20 Zentimeter lange Kopfwunde zugezogen und lag eine Woche im Krankenhaus. Das Gewerbeaufsichtsamt, das sich mit der Angelegeneit befaßt hat, dringt jetzt auf bauliche Veränderungen.

"Mein Sohn hätte auch fünf Meter tief in den Schacht fallen können", sagt Sylvia Ledebrink, "er hätte auch tot sein können." Nun hat Sascha den Kopf rasiert. Die klaffende Wunde haben die Ärzte ihm in Anwesenheit seiner Mutter genäht - "ohne Narkose, weil er unter Schock stand".

Sascha hatte den Kopf in den Kleideraufzug gesteckt, über die 1,10 Meter hohe Brüstung hinweg. Die Kette schlug ihm die Wunde. "Der Bereich des Aufzuges ist völlig ungesichert", beklagt der Vater, "Kinder wie Erwachsene können sich über die Brüstung lehnen und abstürzen."

Mutter Sylvia Ledebrink fordert das Kaufhaus auf, "wenigstens ein Gitter anzubringen oder einfach nur eine Pappe vor den Aufzug zu stellen". Der Aufzug sei für Kinder von hohem Reiz. "Die denken doch: Hoppla, da is'n Loch, da guck ich rein!" meint Sylvia Ledebrink.

Der Ingenieur Willy Föll vom Gewerbeaufsichtsamt will nun vor dem Aufzug eine Klappe anbringen. "Nur wenn die Klappe zu ist", meint Föll, "sollte die Anlage auch laufen." Insbesondere für Kinder stelle der Aufzug eine "gewisse Gefahr" dar.

Der Gesellschafter des Hauses Peek & Cloppenburg, Harmut Krämer, bedauert den "unglücklichen Unfall zutiefst", weist aber auch darauf hin, "daß Eltern eine gewisse Aufsichtspflicht gegenüber ihren Kindern haben."

Saschas Eltern stören sich auch an der "ungenügenden medizinischen Versorgung" im Hessen-Center. Kein Krankenpfleger und kein Arzt war anwesend, um Saschas Kopfwunde zu behandeln. "Bei jedem kleinen Straßenfest muß das Rote Kreuz dabei sein", meint Sylvia Ledebrink, "und im Hessencenter, wo zigtausend Menschen einkaufen, gibt es keine Krankenschwestern, keine Ärzte - nichts."

Zwischen 20 000 und 30 000 Menschen halten sich laut Horst Ande von der Betreibergesellschaft Center-Management, am Wochenende durchschnittlich in dem Einkaufszentrum auf.

Ande weist darauf hin, daß unter der Woche ein Arzt im Hessen-Center eine Praxis führe. Die einzelnen Geschäfte seien verpflichtet, einige Angestellte in Erster Hilfe auszubilden. Diese Angestellten leisteten die medizinische Notversorgung, führt Ande aus, "bis der Notarzt kommt". mku

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Feldbahnmuseum feiert Feldbahnfest

FRANKFURT A. M. Das Feldbahnmuseum am Rebstockpark (Am Römerhof 15 a) zeigt zum "Frankfurter Feldbahnfest" am Samstag/Sonntag (10./11. Oktober), jeweils von 10 bis 17 Uhr, eine große Fahrzeugparade. Auf der Strecke im Rebstockpark werden 20 typische Feldbahnzüge rollen - vom Ziegelei-Wagen bis zum "richtigen" Kleinbahnzug, und das mit fünf Dampflokomotiven, neun Dieseltriebfahrzeugen, Sonderfahrzeugen und 35 Wagen - dazu ein Pferd.

Die Zuggarnituren werden ganztägig gezeigt; um 14.30 Uhr beginnt die Vorführung. Auf dem Betriebsgelände wird rangiert, außerdem ist dort eine personenbefördernde Dampf-Minibahn auf 5-Zoll- Gleisen zu sehen. Im Ausstellungsraum des Museums präsentiert der Verein Modelle, historische Fotos, Dokumente und Originalstücke von der einstigen Bedeutung der Feldbahn, unter anderem als sogenannte "Trümmerbahn". Durch den Mangel an Lastern und wegen Treibstoffknappheit waren damals zur Schuttbeseitigung Feldbahnen in Betrieb.

Für Essen und Trinken ist auch an beiden Tagen gesorgt. dixi

Eine Weile werde ich noch hierbleiben

Ich kenne das Lager Sachsenhausen und andere Lager aus meiner Kindheit, obwohl ich erst Ende 1949 geboren wurde. Als kleines Mädchen hörte ich darüber, wie es in den Lagern zuging, waren meine Eltern als junge Menschen doch in vielen "zu Gast" gewesen. Dabei dezimierten ihre Familien sich so weit, bis sie dann alleine übrigblieben. Sie lernten sich dann erst als zwei Einsame und Leblose 1946 kennen. Von den Erlebnissen wurden sie sehr geprägt - wie auch ich durch meine Kindheit, die im Bereich des unfaßbaren Leidens verlief.

Ich habe diese und andere Lager immer wieder besucht, denn wenn ich meine Großeltern, Tanten und Onkel suchte, dann muß ich dort hingehen. Sie haben kein eigenes Grab mit ihrem Namen, ich weiß nich einmal genau, an welchem Ort sie sein könnten. Ich weiß jedoch, alle 6 000 000, die vernichtet wurden, die sund meine Omas, Opas, Tanten und Onkel. Ebenfalls sind die, welche zurückkamen, meine Mütter, Väter, Geschwister.

Was jetzt 10 Tage nach Rabins Mahnrede und am gleichen Ort geschah, läßt mich daran denken, daß heute Rosch ha- Schanah begonnen hat, das Jüdische Neujahr, und daß die Parallele sehr bedeutsam und vielsagend ist (FR vom 28. 9. 1992 "KZ-Gedenkstätte in Asche gelegt" und "Menetekel"). Bei uns Juden ist das Neujahr ein von Hoffnung und Mahnung erfülltes Fest. Mahnung daran, was im vergangenen Jahr schlecht gewesen ist und Hoffnung darauf, das Neue Jahr ohne Umwege von Gottes Weg begehen zu können. Mit dem Neujahrstag ist das Wesentliche dieses Festes nicht zu Ende, sondern damit fängt es an: es folgen 10 Tage, in denen jeder Jude seine im vergangenen Jahr begangene Schuld bereinigen und vor Gott Buße tun soll.

Am 10. Tag ist Jom Kippur - der höchste Feiertag. An diesem Tag wird Gott um Vergebung angefleht für alle gottlosen Taten, Irrungen und Verfehlungen. Dies geschieht sowohl im Kollektiv als auch beim einzelnen Menschen.

Bei Rabins Rede hätte ein Neuanfang gegeben werden können. Er äußerte Hoffnung und Mahnung. Was kam aber danach? Nach 10 Tagen brannten die Baracke und das Museum. Was war in diesen 10 Tagen geschehen? Ist alles an Ohren und Herzen vorbeigegangen? Jeder kann sich denken, was das bedeutet! Ich bin gewiß, daß Gott so etwas nicht unbemerkt vor sich vorbeiziehen läßt.

Als ich von dem Brandanschlag erfuhr, dachte ich plötzlich nicht mehr an die Irren, die das Streichholz oder das Feuerzeug betätigt haben, sondern vielmehr an jene, die darüber in die Hände klatschen, und deren Herz vor Schadenfreude oder gar Genugtuung überquillt. Für mich ist jene zahllose Menge doch genauso schuldig, nur eben auch feige. Meine Eltern und Geschwister bereiten sich darauf vor, ihre Zelte hier abzubrechen. Sie ziehen demnächst nach Israel. Viele andere aus meinem Volk, die meine Geschwister sind, befassen sich mit demselben Gedanken.

Meine Großeltern, Väter und Mütter dachten, daß die Menschen doch nicht so böse wären, und sie hatten auch keinen Ort, wohin sie fliehen hätten können. Ich bin überzeugt, daß die Menschen sich nicht verändert haben, daß der eine Zeitlang wegen des Image schlummernde Judenhaß wieder erwacht ist und daß es schlimmer werden wird als je zuvor. (Dies bezeugt die Bibel). Der Unterschied von den damaligen zu den heutigen Zeiten besteht nur darin, daß Gott uns 1948 das Land Israel zurückgab.

Ich werde noch weiterhin auf dem Weg sein und mein Volk ermutigen und mahnen. Eine Weile werde ich noch hierbleiben, aber nicht mehr lange, da meine Kinder nicht in Lager kommen sollen, die meine Eltern in diesem Alter hatten.

Schoschanna Platschek-Brassoi, Stuttgart

SPORTRUNDSCHAU 30

Der kluge Bauer erntet Strom und Wärme Die ersten Biogas-Anlagen funktionierten mehr schlecht als recht, aber nun ist der Durchbruch möglich Von Ruth Auchter

Geld stinkt nicht. Gülle schon. Trotzdem kann sie Gold wert sein. Von alleine wird sie dazu allerdings nicht; den Part des Zauberesels muß eine Biogasanlage übernehmen. Darin verwandeln sich dann Mist und Viehfäkalien unter Luftabschluß in Methangas und Kohlendioxid. Am Ende "erntet" der Bauer hausgemachte Energie in Form von Wärme und Strom. Und obendrein hat er einen besseren Dünger für seine Felder . . .

Die Tendenz beim Gas aus der Güllegrube ist eindeutig positiv. Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik gut 100 Anlagen. Wurden 1990 nur zwei bis drei gebaut, so entstehen dieses Jahr acht bis zehn Anlagen. Und für 1993 sind schon mindestens genauso viele vorbestellt, wie Erwin Köberle, der Vorsitzende des neugegründeten Biogas-Fachverbandes, berichtet. Schon einmal, während der Ölkrisen der 70er und 80er Jahre, hatten etliche Hersteller das (im Vergleich zu Erdöl) billige Biogas angepriesen. Doch als das große Geld ausblieb und sie nur wenige Anlagen absetzen konnten, verabschiedeten sie sich sang- und klanglos aus dem unrentablen Geschäft. Die verkauften Exemplare allerdings brachtem dem aus Tierfäkalien gewonnenen Gas einen üblen Ruf ein. Sie waren teuer (rund 200 000 Mark) und funktionierten trotzdem mehr schlecht als recht. "Denn die anfänglichen Konstruktionsfehler wurden nicht beseitigt", erklärt Köberle.

Mit ein paar anderen Technikern entwickelt der studierte Bauernsohn aus Oberschwaben daher seit Jahren die alten Anlagen weiter. In langwieriger Kleinarbeit vor Ort hat diese Gruppe allerhand Landwirte vor allem in Bayern und Baden-Württemberg vom Nutzen des "Güllegases" überzeugt und oft genug beim Bau der Modelle selbst mit Hand angelegt. Um den Biogasgedanken auch in Deutschlands Norden zu verbreiten - für die großen Güter dort würde sich eine solche Anschaffung erst recht rentieren - gründeten 20 Ingenieure, Landwirte, Wissenschaftler und Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Anfang des Jahres den Fachverband Biogas. Mittlerweile ist der eingetragene Verein anerkannt. Sitz des Biogasbüros ist die private Bauernschule Weckelweiler in Kirchberg/ Jagst.

Mit seiner Unterstützung für die Weiterentwicklung der Biogasanlagen sei nicht zu rechnen, ließ der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser wissen. Zwar übernimmt das Land die Hälfte der Anschaffungskosten für eine Biogasanlage (die übrigen Bundesländer beteiligen sich mit Zuschüssen zwischen 20 und 50 Prozent). Weil Biogas aber "nicht das alleinige Allheilmittel, sondern nur eine Alternative unter vielen nachwachsenden Rohstoffen" sei, wie Josef Habelt, Referent bei dem Stuttgarter Ministerium, findet, liegen jegliche Mittel für Hochschulförderung in diesem Bereich momentan auf Eis. Es habe sich gezeigt, "daß Biogasanlagen nicht wirtschaftlich genug sind". So sieht es auch Wolfgang Kupferschmid, Oberamtsrat beim bayerischen Landwirtschaftsministerium: "Wäre eine Technologie mit einem innovativen Ansatz da, würden wir ein solches Modell mitfinanzieren". Weil in seinen Augen die zündende Idee für eine kostengünstigere Gewinnung des Methangases aber fehlt, haben auch die Bayern inzwischen jegliche Forschung eingestellt. Fachverbands-Vorsitzender Köberle wendet ein: "Es wurden lediglich die industriell gefertigten Anlagen untersucht." Diese seien in der Tat zu teuer und unrentabel. Sein Verein jedoch hat billigere Konstruktionsvarianten entwikkelt und möchte diese auch in der Forschung berücksichtigt sehen.

Eine solche Anlage ist für 80 000 Mark zu haben, wenn man von einem durchschnittlichen süddeutschen Bauernhof mit 40 bis 50 Großvieheinheiten ausgeht; Eigenarbeit allerdings nicht mitgerechnet. Unter Regie von Ingenieuren des Fachverbandes werden die meisten Biogasanlagen aus gebrauchten Teilen zusammengebaut. Noch geht das gut und günstig. Etabliert sich diese Form der umweltfreundlichen Energiegewinnung aber, werden Firmen gebraucht, die bestimmte Teile serienmäßig produzieren. Die Vorarbeit haben die Fachleute bereits geleistet: Sie entwickelten ein einheitliches und relativ unkompliziertes Baukastensystem. Aus über 200 möglichen haben sich mittlerweile zwei Typen als die effizientesten herauskristallisiert: Die Durchfluß- und die Speicheranlage. Letztere ist ein als Biogasanlage konstruiertes, gut abgedichtetes "normales" Güllelager aus Beton.

Das Ganze funktioniert nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. In einer Biogasanlage geschieht im Grunde dasselbe wie in Kuhmagen oder Kläranlage. Die "tierischen Rohstoffe" werden in einen Stahltank gepumpt, dann wird mit Warmwasserrohren Wärme zugeführt, um die Zersetzung unter Luftabschluß zu intensivieren. Ein Rührwerk regt Bakterien zusätzlich zum Fermentierungsprozeß an. Ein Großteil davon ernährt sich von den geruchsbildenden organischen Säuren - deshalb stinkt die Gülle am Ende bedeutend weniger als vorher. Außerdem werden während des Gärverlaufs viele krankheitserregende Keime und Viren sowie Unkrautsamen abgetötet. Als "Abfallprodukt" entsteht Biogas - bestehend aus knapp 60 Prozent Methan, 40 Prozent Kohlendioxid und etwa einem Prozent Schwefelwasserstoff. Das Gasgemisch wird aufgefangen und in einem Motor verheizt. Ein angekoppelter Generator verwandelt es in Strom.

Diese Art alternativer Energiegewinnung wird angekreidet, daß durch das Verbrennen im Motor Stickoxide entstehen, die Methode also nicht "100prozentig sauber ist", wie Köberle einräumt. Allerdings meint er: "Durch Biogas kann Strom erzeugt werden, bei dessen Produktion wesentlich mehr Schadstoffe entstehen." Sein Verein engagiert sich daher im Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Unter anderem in der Hoffnung, daß bei dessen Verstößen - etwa wenn es um die angemessene Vergütung von Strom aus alternativen Energien geht - auch fürs Biogas künftig mehr abfällt.

Die meisten Biogasbauern können dank der verbesserten Gülle auf Kunstdünger verzichten. Nach der "Behandlung" in einer Anlage läßt sich die nun homogenisierte Gülle leichter ausbringen, weil sie pump- und sprühfähiger ist als herkömmlicher Dung; außerdem weniger ätzend - was bedeutet, daß das junge Gras schneller nachwächst und die Gülle auch in der mittleren Wachstumsphase, von Mais beispielsweise, noch ausgebracht werden kann. Weil der organisch gebundene Stickstoff nun mineralisiert ist, sind die Nährstoffe in der Gülle pflanzenverfügbar aufgeschlossen und wirken daher besser. So zumindest führt es Europas führender Biogasexperte A. Wellenburger im "Biogas-Handbuch" - dem Standardwerk der Branche - aus. Er beruft sich dabei auf verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen - etwa an seiner Forschungsanstalt in Tänikon/Schweiz und anderen in Dänemark, Frankreich, Italien. Auch als sich die Hochschule für Landtechnik Weihenstephan unter den gut 50 Biogaslandwirten in Bayern umhörte, wie sie während der vergangenen Jahre damit gefahren seien, fiel das Echo bezüglich Geruch, Homogenisierung und Ertrag durchweg äußerst positiv aus.

Für Bertram Winkler ist es keine Frage, daß die anaerob vergorenen Fäkalien ein "sehr guter Dünger sind". Doch dies ist nur ein Grund dafür, daß sein Arbeitgeber schon seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet aktiv ist. Winkler, einer der beiden Mitarbeiter des Biogasverbreitungsprogrammes bei der GTZ, hält Biogas für eine Alternative zu den fossilen Brennstoffen, "die dabei helfen kann, die Energie- und Entsorgungsfrage zu lösen". Für Biogas spreche besonders, daß es "ein Mittel gegen den Treibhauseffekt ist". Denn beim Biogasprozeß bekommt die Atmosphäre nur soviel vom Treibhausgas Kohlendioxid zurück, wie die Pflanze (die im Kuh- oder Schweinemagen landete) im Jahr davor aufgenommen hat - ein sogenannter CO2-neutraler Prozeß. Und da das Gärabbauprodukt Methan, das auch als Treibhausgas wirkt, anschließend verbrannt wird, gelangt es nicht in die Atmosphäre. Aus herkömmlichen Güllegruben hingegen "entweicht immer Methan - selbst, wenn sie abgedeckt sind", wie Erwin Köberle erläuterte.

Der Fachverband Biogas plant für die nächste Zukunft spezielle Schulungen für Bauern und Landmaschinenmechaniker, die fit in der Wartung und Bedienung der Anlagen werden. Am liebsten wäre es dem Verband, wenn die Alternativenergie auch in Landwirtschaftsämtern und -schulen Eingang fände. Bisher hat das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium nur einem einzigen Landwirtschaftsamt eine Stelle für einen Biogasberater genehmigt. Sein Job: Interessierten Bauern Hilfeleistung in Sachen Wirtschaftlichkeit, Genehmigung oder Zuschüssen zu geben. Damit sich die Behörden endlich an einem einheitlichen Sicherheitsstandard für die Baugenehmigungen orientieren können, arbeiten Fachverband Biogas, TÜV und die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft momentan derartige Richtlinien aus.

Verhaßte Puppen tauchten auf

Sie haben blaue Kulleraugen und blondes Haar. Obwohl sie schon über 65 Jahre alt sind, sehen sie immer noch jung aus. In Japan sind in den vergangenen Jahren 253 alte Puppen mit westlichen Gesichtern aufgetaucht. Sie haben schon einiges hinter sich: 1927 schickte ein US-amerikanischer Missionar über tausend Püppchen in Rüschenkleidern nach Japan. Jede Puppe hatte einen Paß dabei, in dem ihr Heimatort und ihr Name stand. Die "blauäugigen Botschafterinnen" wurden an den Grundschulen verteilt. Sie sollten den kleinen Japanern die USA und ihre Menschen näherbringen. Während des Zweiten Weltkrieges erging es den Puppen jedoch schlecht: Sie wurden von der Regierung als "feindliche Spione" gebrandmarkt, die Kinder mußten ihre blauäugigen Freundinnen ins Feuer werfen.

Einige Puppen haben die Propaganda und die amerikanischen Bomben überlebt. Sie sind jetzt aus alten Schachteln und Abstellkammern wieder aufgetaucht. "Welch schreckliche Zeit muß sie durchgemacht haben", schreibt eine Sechskläßlerin in ihrem Aufsatz, "bislang dachte ich, nur Menschen und Hunde seien Opfer des Krieges geworden."

Miyoka Hida, sozialdemokratische Parlamentsabgeordnete und Kinderbuch-Autorin, organisierte jetzt eine Ausstellung mit allen aufgetauchten "Botschafterinnen". Sie machte auch den Enkel des US-Missionars ausfindig. Der schickte nun aus den USA neue Pässe für die alten Puppen.

TINA STADLMAYER (Tokio)

Schlimmer als der Tod war das Knochenbrechen Ein neues Buch beschreibt die Jagd und Bestrafung der Räuber, die einst durch die Wetterau vagabundierten

WETTERAUKREIS. Als Heinrich Bröder aus Ober-Hörgern bei Münzenberg am Nachmittag des 31. Januar 1809 zusammen mit seiner Familie sein Haus verließ, um Verwandte zu besuchen, schloß er den Hof sorgfältig ab. Vergeblich, wie sich herausstellen sollte, denn die Räuberbande des "Schoden- Heinrich" lauerte in den nahen Wäldern darauf, das verlassene Gehöft aufzubrechen. Des Nachts pirschten sich Schoden-Heinrich, Hessen-Heinrich, Heiden- Peter und ihre Spießgesellen an den verwaisten Hof heran. Mit Flinten, Pistolen, Stecken und Prügeln war es ihnen ein leichtes, das Tor zu knacken. Die mitgebrachten Kisten füllten sie mit Kleidern, Tuch und Kupfergeschirr. Als Schoden-Heinrich gerade die Geldkassette plündern wollte, hörten die Räuber einen Pfiff von Heiden-Peter, der vor dem Hof Schmiere stand. Die Vorm Ertrinken gerettet Bande floh, aber es gelang den Bauern, die den Raub entdeckt hatten, Schoden-Heinrich bis an die Wetter zu verfolgen und dort in die Enge zu treiben.

Schoden-Heinrich stand vor der Wahl: Entweder ließ er sich fangen oder er machte seinem Leben ein Ende und stürzte sich in die Fluten. Mutig entschied er sich für Tod. Sein Glück oder Pech war allerdings, daß er sich in einem Netz verfing, das ein Fischer an dieser Stelle ausgelegt hatte, so daß die Bauern ihn darin kurz vorm Ertrinken aus dem Fluß ziehen konnten. Nachdem sie ihn ordentlich verprügelt hatten, brachten sie ihn ins Gefängnis nach Nieder-Weisel, wo er nach sechs Tagen wieder ausbrach.

Wild, roh und grausam ging es zu in den "guten alten Zeiten" in Oberhessen.Die Landschaft zwischen Marburg im Norden und Friedberg im Süden gehörte Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zu den ärmsten Regionen in Deutschland. Die Napoleonischen Kriege und Hungersnöte setzten dem Land schwer zu. Jede Gemeinde war verpflichtet, für ihre Armen zu sorgen. Weil die Menschen in den Dörfern sich jedoch selbst kaum ernähren konnten, jagten sie Kriegskrüppel und verarmte Bauern davon. Die Ausgestoßenen verlegten sich zunächst aufs Betteln, dann aufs Rauben und Stehlen. So begannen die Räuber- und Gaunerkarrieren, denen Reinhold Neeb ein Buch gewidmet hat, in dem er bekannte Räuber aus der Wetterau und dem Vogelsberg vorstellt.

Die Begebenheiten, die Neeb historischen Quellen entnommen hat, räumen gründlich auf mit der Legende vom edelmütigen Räuber, der den Reichen das Geld abnimmt und unter die Armen verteilt. Viel lieber verpraßten sie die Beute bei ausschweifenden Gelagen in dunklen Spelunken. Um 1800 schätzte ein Gießener Kriminalrichter die Zahl der Personen, die in der Wetterau und im Vogelsberg von Raub und Diebstahl lebten, auf 300 bis 350. Und es waren brutale und unbarmherzige Gesellen, die die Bauern beraubten, folterten und auch vor einem Mord nicht zurückschreckten.

Die Bande des berüchtigten "Großen Galantho" zum Beispiel, die bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in der Wetterau ihr Unwesen trieb, prügelte einen Schweinehirten zu Tode, der sie bei einem Raub gestört hatte. Nachdem die Bande der etwas "thumben Obrigkeit" mehrere Male entwischt war, gingen im Jahr 1726 in der Nähe von Butzbach 34 Mitglieder der "Galantho-Bande" einem tüchtigen Landleutnant und seiner hundert Mann starken(!) Truppe ins Netz. Keiner der 24 überlebte das grausige Gericht, das in Gießen über sie gehalten wurde. Doch der Tod war bei weitem nicht das Schlimmste, was man Gefangenen zu dieser Zeit antun konnte. Die "peinliche Halsgerichtsordnung" von Karl V. kannte noch drakonischere Strafen: Das Gericht empfahl, die beiden Anführer "durch Zerstoßung ihrer Glieder von oben herab zu radbrechen und ihre Körper aufs Rad zu flechten."

Um 1820 ging das Jahrhundert der Räuberbanden langsam zu Ende. Die Kleinstaaten in Hessen rangen sich endlich dazu durch, die Räuber grenzübergreifend zu verfolgen und dabei zusammenzuarbeiten. Teile der Geheimsprache, der sich die Räuberbanden bedienten, leben allerdings bis heute in unserer Sprache weiter. Worte wie Kaff für Dorf, bammel für Angst, ausbaldowern für auskundschaften oder Stuß für Unsinn gehören zum kulturellen Erbe, das uns die einstmals gefürchteten Räuberbanden hinterlassen haben.

SABINE KLEIN

Mehr über die Untaten der Räuber in der Wetterau und im Vogelsberg steht in dem Buch "Räuber, Gauner und Vagabunden. Kriminalität im alten Oberhessen." von Reinhold Neeb. Es ist im Buchhandel erhältlich und kostet 22.80 Mark.

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Nachbarn solidarisch mit Aussiedlern Bewohner des Wohnheims Adelonstraße protestierten gegen schnelle Umverlegung

HÖCHST. Roland Frischkorn schaut in die Menschenmenge, die ihn bedrängt: "Ich denke, die Hausbewohner wollten mir ihre Probleme mitteilen. Aber ich höre nur Anlieger." Referent Frischkorn hat seinem Sozialdezernenten Martin Berg (SPD) den schweren Gang abgenommen: Er steht den Bewohnern des Übergangswohnheims in der Adelonstraße Rede und Antwort. Eigentlich ist es mehr ein Anschreien und Verteidigen. Immer wieder skandieren die Bewohner: "Wir bleiben hier"; die Nachbarn klatschen Beifall.

Am Montag hatten 36 Bewohner ein Schreiben in ihrem Briefkasten, daß sie zum 28. Bescheid geben sollen, ob sie mit der Umverlegung in andere Wohnheime einverstanden wären - also binnen 24 Stunden. Absender: Martin Heeg vom städtischen Ausgleichsamt, der für die Unterbringung der Aussiedler zuständig ist. Dabei hatte ihnen Heeg in der ersten Bewohnerversammlung am 9. September versichert: "Alles wird gemütlich und sozialverträglich gehen."

Christopher Kobus erinnert sich noch gut an das Versprechen: "Warum haben wir dann jetzt zwei- bis dreitägige Fristen? Warum können sie uns verlegen, als ob wir irgendwelche Dinge wären? fragt er im Namen der Bewohner, die zuvor beschlossen einmütig hatten, nicht auszuziehen.

Das müssen sie auch nicht. Wenigstens vorläufig. Sozialdezernent Martin Berg hatte am gleichen Tage von den kurzfristigen Umverlegungen - da die Bewohner keinen Miet-, sondern nur einen Nutzungsvertrag haben, sind es keine Kündigungen - erfahren. Berg ließ sofort alle Umverlegungen stoppen. Denn: "Ein Umzug innerhalb von zwei Tagen kann nicht sozialverträglich sein", sagt Roland Frischkorn.

Martin Heeg entschuldigt sich für die Schreiben: "Das ist unglücklich gelaufen, die Briefe sind zu spät raus. Wir werden niemand rauswerfen." Heeg will seine Briefe als Angebot verstanden wissen, ob die Bewohner mit der vorgeschlagenen Umverlegung einverstanden seien.

Das kam bei den Menschen in der Adelonstraße anders an. Vor allem, nachdem sie die Woche davor von der landesweiten Mieterhöhung erfahren hatten. "Wir sollen in ein schlechteres Wohnheim und dann noch mehr dafür zahlen", empört sich Regina Klarner, die mit ihren zwei Kindern in die Bolongarostraße umziehen sollte. "Und wenn wir nicht umziehen, müssen wir die doppelte Miete bezahlen: Über 1000 Mark für ein Zimmer."

Die ebenfalls versammelten Nachbarn des Wohnheims schimpfen auf Frischkorn ein: "Wenn wir als Private das wagen würden. Das ist doch Mietwucher." Solidaritätsrufe, die es Frischkorn schwer machen, die betroffenen Bewohner aufzuklären. Deren Angst vor der doppelten Miete war entstanden, weil eine - übrigens alte - Klausel besagt, daß "bei Ablehnung einer zugewiesenen Wohnung ohne ausreichende Begründung" ein hundertprozentiger Aufschlag möglich ist.

"Die Leute sind total verunsichert und eingeschüchtert" sagt Wiltrud Pohl, die als ehrenamtliche Betreuerin das "Hick- Hack um die Adelonstraße" seit Wochen verfolgt. Durch sie erfuhr auch der Oberbürgermeister von den kurzfristigen Umverlegungen und schaltete den Sozialdezernenten ein. Der hat nicht nur veranlaßt, daß zum 1. Oktober niemand ausziehen mußte, sondern daß die Menschen eine Art Schonfrist bekommen: "Alle Bewohner haben erstmal nichts zu befürchten", sagt Roland Frischkorn.

Also auch die Menschen, die in die Bolongarostraße umverlegt werden sollten. Ein Umzug, der noch als sozialverträglich gilt - besonders für Familien mit Kindern, da der Rektor der Hostatoschule, Klemens Wieck, versichert hat: "Die Kinder können bei uns bleiben."

Bleibt das Problem, daß Manfred Heeg auf seinen Listen kaum persönliche Notizen über die Bewohner hat. Eine Frau nutzt deshalb Frischkorns Besuch, um wenigstens ihn aufzuklären: "Ich bin hochschwanger, wenn ich jetzt umziehe, ist das Zimmer nach zwei Monaten wieder zu klein." Frischkorn hat die Information inzwischen an Heeg weitergegeben. Die Frau kann wie alle anderen Betroffenen bis auf weiteres in der Adelonstraße bleiben.

Am liebsten wäre es Frischkorn, das Heim bliebe erhalten: "Die Übergangswohnheime sind bei der Wohnungsnot nicht mehr nur Übergang, sondern alternative Wohnprojekte. Und da ist die Adelonstraße noch die humanste." Freie Plätze in anderen Heimen gibt es genug: 150 allein im Frankfurter Raum. "Ich kann die auch nicht leerstehen lassen, das kostet trotzdem täglich Geld", sagt Manfred Heeg. Denn das Land - als Mieter - garantiert allen Trägern eine 80prozentige Belegung.

Ein Grund mehr für Roland Frischkorn, im Fall der Adelonstraße die Konfliktparteien an einen Tisch zu bekommen: Das Land zahlt 255 Tagessätze, obwohl nur noch 245 Menschen in der Adelonstraße leben. Frischkorn dazu: "Das ist ein Nullsummenspiel, ich glaube nicht, daß das Land auf diese Art und Weise viel spart." Clk

Eschersheimer oben ohne Bürgerinitiative hofft immer noch auf Untertunnelung

FRANKFURT-NORDWEST. "Die Eschersheimer oben ohne" - so prangt es seit einigen Tagen von einem Transparent vor dem Gebäude Eschersheimer Landstraße 589. Doch was sich wie ein anzüglicher Aufruf von Aktivisten der Freikörperkultur liest, soll eigentlich auf die Forderungen einer gleichnamigen Bürgerinitiative (BI) aufmerksam machen. Seit Mai 1990 fordert die "Bürgerinitiative für die Untertunnelung der Eschersheimer Landstraße" die Verlegung der U-Bahn-Gleise unter die Straße.

Das auffällige Transparent zeigt eine schienenfreie Straße und einen großen, alten Lindenbaum - was die Anliegen der BI verdeutlichen soll: Untertunnelung der "Eschersheimer" und mehr Stadtgrün für die Anwohner. Seit dem U-Bahn-Bau 1968 verlaufen die Gleiskörper zwischen Dornbusch und Heddernheim oberirdisch und zerteilen das Stadtviertel. "Eschersheim ist durch die Metallzäune so zerschnitten, wie es Berlin durch die Mauer war - zwar nicht in den Dimensionen, aber es werden Stadtteile willkürlich auseinandergerissen", erklärte Klaus Funk, einer der Mitbegründer der Initiative. Zur Verminderung der Lebensqualität entlang der Eschersheimer Landstraße hat seiner Meinung auch die Vernichtung von Grünflächen und Vorgärten geführt. Einen weiteren Grund für eine "Eschersheimer oben ohne" sieht Funk in der Gefährdung der Passanten, die die Gleise überqueren müssen: "Seit dem U- Bahn-Bau sind 70 bis 80 Tote zu beklagen."

Diese Angabe widerlegte allerdings auf Nachfrage der Stadtteil-Rundschau Polizeihauptmeister Jürgen Linker: "Von 1967 bis heute sind 19 tödliche Unfälle - in Verbindung mit der U-Bahn - auf der Strecke der Eschersheimer Landstraße zu beklagen."

An eine baldige Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen der Bürgerinitiative glaubt Funk indes nicht. Er ist sich aber sicher, daß in einigen Jahren, "wenn die Forderungen das öffentliche Bewußtsein erreicht haben", eine Untertunnelung unumgänglich ist. "Technisch dürfte das keine Schwierigkeiten machen, schließlich wurde ja auch die Nidda untertunnelt und einen Großteil der Kosten wird der Bund tragen."

Bisher jedoch scheiterte die Beteiligung des Bundes an dem (auf etwa 500 Millionen Mark geschätzten) Projekt an den Kriterien des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes. Gegner des Projektes und der BI kritisieren ebenfalls die viel zu hohen Kosten einer nachträglichen Untertunnelung.

Doch bis ihr Wunsch Wirklichkeit wird, will die BI in unregelmäßigen Abständen mit weiteren Aktionen auf sich aufmerksam machen: Funk: "Wir werden Flagge zeigen und weiter kämpfen." map

Die "Aktion Eschersheimer Landstraße" kämpft Kleines Chaos ausgelöst

ESCHERSHEIM. Die "Aktion Eschersheimer Landstraße", eine Initiative des Schulverbandes Dornbusch, hat sich zum Ziel gesetzt, für die U-Bahn-Haltestelle Fritz-Tarnow-Straße auf Höhe der gleichnamigen Straße einen sicheren, behindertengerechten und ebenerdigen Zugang zu schaffen.

Der Zusammenschluß von Schülern und Pädagogen von Heinrich-Steul-Schule, Anne-Frank-Schule, Wöhler-Schule und der Kindertagesstätten 38 und 76 organisierte am Deutschen Umwelttag eine Demonstration, bei der etwa 200 Teilnehmer ihren Forderungen Nachdruck verliehen (die FR berichtete).

Die Demonstranten überschritten den Fußgängerüberweg unter polizeilicher Aufsicht und sorgten für ein mittleres Verkehrschaos. "Bei einer Ampelphase von nur acht Sekunden ist es schon schwierig, eine Kindergruppe über die Straße zu bringen, da werden mindestens vier Aufsichtspersonen benötigt", sagte Christian Kretschmer, Leiter der Hermann-Herzog-Schule für Sehbehinderte. "Obwohl wir von den Polizeibeamten beim Überqueren der Straße abgesichert wurden, kam der Verkehr völlig zum Erliegen. Die Bahnsteige sind dort außerdem so schmal, daß keine zwei Mütter mit Kinderwägen Platz haben, von zwei Rollstuhlfahrern ganz zu schweigen."

Um den U-Bahn-Halt Fritz-Tarnow-Straße zu ebener Erde zu erreichen, müßte ein Kinderwagen vier Ampeln passieren und fünf Straßen überqueren, die geplagte Mutter, aus dem Dichterviertel kommend, würde zu einem Umweg von einem Kilometer gezwungen.

"Die gesamte Infrastruktur des Viertels liegt - von der U-Bahn-Linie abgeschnitten - auf der gegenüberliegenden Seite. Wir benötigen lediglich eine Bedarfsampel, dann wäre wenigstens dieses Problem gelöst", sagte Christian Kretschmer. Der Standort dieser Fußgängerampel läge südlich der Haltestelle Fritz-Tarnow- Straße, an der Linksabbiegerspur von der Eschersheimer Landstraße. "Auch die U- Bahn müßte nur eine Ampelphase länger anhalten, durch den Abbiegerverkehr aus der Fritz-Tarnow-Straße muß die Fahrt ohnehin unterbrochen werden." zol

Jüngere sollen ihr Dorf fotografieren

BAD HOMBURG. Einen Fotowettbewerb für Kinder und Jugendliche veranstalten der Arbeitskreis Ober-Erlenbacher Heimatstube und der Ortsbeirat. Gesucht: neue und alte Dorfansichten.

Mitmachen können Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren. Die Fotografien können bis Freitag, 20. November, bei Bernd Feucht, Alfred Herbert oder Hans-Peter Schäfer eingereicht werden.

Die Aufnahmen dürfen bunt oder schwarzweiß sein; ein Format wird nicht vorgegeben. Aber nicht vergessen: Name, Anschrift und Alter.

Über die Verteilung der Preise entscheidet eine Jury. Zu gewinnen sind Geldpreise im Wert von 100, 80 und 50 Mark sowie Bücher, Bildbände und Artikel für die Schule. Sonderpreise gibt es für die Einsendungen, mit denen der Konstrast zwischen alter und neuer Dorfansicht deutlich gemacht wird.

Der Arbeitskreis hofft, daß die Fotografien einmal in der angestrebten Heimatstube ausgestellt werden können. Das nächste Treffen ist am Mittwoch, 21. Oktober, von 20 Uhr an in der Gaststätte Alt-Hessen. off

Oil On Canvas Es gibt einen neuen, abgefahrenen Laden in Rüsselsheim. Behaupten zumindest die Macher. Der Name: Das Rind. Der klingt zumindest schon mal außergewöhnlich. Und auch das Musikprogramm läßt tatsächlich aufhorchen. So spielt am Freitag, 23. Oktober, die fünfköpfige deutsche Band Oil On Canvas dort. Deren Album "Home" (Our Choice/Rough Trade) stellt eine experimentierfreudige Band mit einer elektro-akustischen Musik vor, die auf ein imposantes Instrumentarium mit Akkordeon, Tuba und Glockenspiel zu Gitarre, Baß und Schlagzeug setzt. Doch neben Pop-, Rock- und Folkelementen überraschen Oil On Canvas außerdem mit klassischen Elementen. Sänger Harald Hoffmann steht mit Daggers ein glockenklarer Mezzosopran zur Seite, der zwischendurch mal eine Arie schmettert und dem ganzen Auftritt der Band auf der Bühne mit Mimik, Gestik und Garderobe theatralische Momente verleiht. dk

Luxus zum Jubiläum Die Haut feiert mit Lydia Lunch in der Batschkapp

Vier smarte Musiker, gut frisiert, in saloppen Anzügen, vor einem schicken BMW posierend - wird der Underground salonfähig, angepaßt und spießig? "Es ist doch offensichtlich, daß das nicht zusammenpaßt", kommentiert Die Haut-Bassist Christoph Dreher das provozierende Cover der aktuellen Produktion "Head On" (What's So Funny About/Efa). Ein bewußter Versuch, ein Klischee durch ein anderes Extrem zu ersetzen. "Man hat uns immer nur als die schwarze, düstere Band aus den Kreuzberger Kellern gesehen."

Die Assoziation zu irgendwelchen englischen Stumpf-Depro-Rockern paßte Dreher und seinen Kollegen Jochen Arbeit (Gitarre), Rainer Lingk (Gitarre) und Thomas Wydler (Schlagzeug) nie in den Kram. "Genauso stinkt uns dieser angedichtete Retro-Aspekt: die Gitarren, Handgemachtes, all dieser Scheißdreck. Als ließe sich der Charakter einer Musik davon ableiten, welches Instrument man spielt. Das ist einfach absurd."

Die Haut hatte sich einst für dieses "klassische" Line-up entschieden, ohne damit signalisieren zu wollen: Wir sind Traditionalisten. Mit ihrer teilweise wilden Instrumentalmusik erspielten sie sich bald den Ruf der Rock-Avantgarde. Wieder nur ein nettes, enges Schublädchen. Die Haut wollte sich aber nicht auf einen wie auch immer gearteten musikalischen Ausdruck festschreiben lassen.

Als sie sich aber auf ihrem drittletzten Album "Headless Body In Topless Bar" vermehrt Songs und Gesang widmeten, gab es nicht nur einige Irritation innerhalb der Szene, sondern auch scharfe Kritik. "Die Haut mag vor allem als Instrumentalband benannt geworden sein, aber es gab bei uns schon immer diese beiden Stränge nebeneinander", erklärt Dreher den undogmatischen Umgang der Musiker mit Formen und Formaten. "Irgendwann beschlossen wir, unseren beiden Vorlieben mal je ein Album zu widmen." "Die Hard" bediente dann die Gitarren-Fetischisten, "Head On" wurde als Vokalalbum konzipiert. Und als sich dann herausstellte, daß die geplante Veröffentlichung mit dem 10jährigen Bestehen der Band zusammenfallen würde, leistete man sich den Luxus ausgewählter Topvokalisten. Der illustre Haufen, der sich dabei ein

Stelldichein gab, liest sich wie ein Who's Who von Post-Punk und -Wave: Kim Gordon (Sonic Youth), Alan Vega (Suicide), Debbie Harry (Blondie), Cristina (Boss Hog), Jeffrey Lee Pierce (The Gun Club), Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten)

und Anita Lane. Allesamt Kultfiguren, die für künstlerische Integrität und jeweils

einen ganz spezifischen Ausdruck stehen. Gemeinsam gelang es, der doch recht abgegriffenen Formel Rock'n'Roll wieder etwas von ihrer ursprünglichen emotionalen Qualität zurückzugeben. So ist die Musik auf "Head On" rauh, mystisch, hypnotisch, erotisch, subversiv und rituell. "Tatsächlich haben wir immer vermieden, weiter an einem Motiv zu arbeiten, wenn es uns irgendwoher aus der Rockgeschichte bekannt vorkam", umreißt Christoph Dreher eine frühere Maxime der Band. Heute wissen die Musiker, daß ihre Chemie so speziell ist, daß Die Haut selbst die übliche Vers-Refrain-Vers- Song-Struktur mit neuem, eigenen Leben erfüllen kann, ohne Langeweile hervorzubringen. Live feiern die vier Musiker diese befreiende Erkenntnis auf ihrer Herbsttournee mit den Gästen Lydia Lunch, Kid Congo Power und Alex Hacke, so auch am Donnerstag, 22. Oktober, in der Batschkapp. DETLEF KINSLER

The Slags "Everybody Seems To Know", das charmant-schräge Debüt der Slags, bestand ohne Ausnahme aus ungeschönten, rauhen Demos. Auch die erste "reguläre" Platte, "So What" (Dragnet/Sony Music), der Frankfurter Frauenband klingt gewohnt rotzig, trotzig, frech, ist aber weitaus musikalischer als die erste Produktion. Wesentlichen Anteil an dieser reiferen Glam-, Hard- und Punk-Rock-Mischung hat auch die neue Gitarristin Constanze Maly. Sie bringt mit ihrem Spiel eine psychedelische Note ins Konzept, die vom Produzenten Quintus Kannegießer, dem doggybag-Label-Chef und Smiles In Boxes-Drummer, entsprechend herausgekitzelt wurde. Ein Song wie das siebenminütige "Flee", dieser Alptraum garantierende, an den Nerven zehrende Psychotrip funktioniert sogar auf Platte, auf der Bühne (so am Montag, 19. Oktober im Cooky's) sowieso. Worum's in den Songs geht? Sängerin Bine Morgenstern lapidar: "Über einen Traum, in dem ich jemanden umbringen sollte!" Gänsehaut ist also garantiert im Keller. dk

Schatten als Klassenraum Frankfurter Gemeinden unterstützen Schulen in Ghana

SACHSENHAUSEN. Über den Stand der von ihnen finanziell unterstützten Projekte im Norden Ghanas haben sich Mitglieder der evangelischen Südgemeinde jetzt informiert. Zwei Gäste aus dem afrikanischen Land zeigten bei einem Diavortrag Schulen und deren Mängel, mit denen Schüler sowie Lehrer in den Distrikten Salanga und Damongo zurechtkommen müssen.

Emanuel Kodjoe, Finanzbeamter in den Distrikten, erläuterte die Bildinhalte: Steht mancherorts kein Klassenraum zur Verfügung, muß schon mal der Schatten eines großen Baumes als Ersatz-"Raum" für den Unterricht herhalten. Ist ein richtiger Klassenraum vorhanden, dann meistens in schlechtem baulichen Zustand und mit mangelhafter Ausrüstung: Die Schüler sitzen auf dem Boden, während Lehrer an einem schwarz gestrichenen Mauerstück mathematische Formeln an die Wand malen. Von dem Spendengeld aus Frankfurt wurden beispielsweise bei einem einheimischen Tischler Schulmöbel bestellt, um ein einigermaßen vernünftiges Lernen zu ermöglichen.

Auf einigen der Fotos konnte die örtliche Bauweise betrachtet werden: die Regierung installiert ein Holzgerüst mit Dach, die Gemeindemitglieder füllen die Wände zwischen den Holzlatten mit Baumaterial - meistens Lehm - aus. Dabei packen Männer, Frauen und Kinder gemeinsam an, wenn es um den Bau ihrer Gemeindeschule geht. Überhaupt schuften in Ghana nach Darstellung Kodjoes gerade Kinder noch bei vielen Arbeiten mit. "Es gibt zwar Schulpflicht bei uns", so der Referent, "aber viele tun sich damit noch schwer." Als kleinen Anreiz wird für die Schüler mittags eine Mahlzeit zubereitet.

Zu sehen waren auch durch Unwetter zerstörte Häuser, die mit Geld aus Frankfurt repariert wurden. Der Partnerschaft gehören neben der Südgemeinde noch sieben weitere evangelische Gemeinden der Stadt an. Seit acht Jahren unterstützen sie Schulentwicklung und Gesundheitsdienst in Salanga und Damongo.

Joseph Asante, ghanaischer Architekt, zeigte zum Abschluß noch einige Fotos, auf denen bauliche Besonderheiten seines Heimatlandes zu sehen waren. Etwa eine von ihm entworfene Moschee, die von Moslems aus dem Sudan, die das Land in Richtung Küste durchqueren, genutzt wird. "Das Gebäude sieht aus wie ein Kaktus", merkte eine Besucherin an, die damit Holzlatten und Geäst meinte, die aus den weißen Mauern ragen. Asante: "Die Äste wurden zum weiterbauen in die Höhe benutzt und zum Schluß, quasi als Verzierung, steckengelassen."

Dieser Tage flogen die Gäste der acht Gemeinden in ihre Heimat zurück. Kodjoe beschrieb seine Tätigkeit als Finanzbeamter in dem grünen, bergreichen Land: "Ich gehe von Haus zu Haus und schätze anhand des Zustandes und der Einrichtung ein, wieviel Steuern der Besitzer zahlen muß." Eine für Europa ungewöhnliche Art der Steuerfahndung. col

Blinder Flüchtling aus Ägypten soll seine Wohnung räumen Frankfurter Wohnungsamt will Argument der Hessischen Staatskanzlei nicht folgen / Miehrig: "Kleinstadt auf der Warteliste"

Jeder Gang zur Mülltonne wird für Mohamed Safwat Hassan, 33 Jahre alt, zum Problem. Seit vier Jahren ist der Ägypter blind. "Ich brauche Freunde, die mir beim Putzen, beim Einkaufen und beim Kochen helfen", sagt Hassan, "und in Gießen habe ich keine Freunde."

Vor einem Jahr ist der inzwischen als politischer Flüchtling anerkannte Mann von Gießen nach Frankfurt gezogen; jetzt will ihn die "Nassauische Heimstätte" aus seiner Sozialwohnung herausklagen - Hassan soll zurück nach Mittelhessen. Gießens Bürgermeister Lothar Schüler (SPD) dagegen favorisiert eine andere Lösung: Hassan soll in Frankfurt bleiben, dafür weist Gießen einem Asylbewerber aus Frankfurt eine Wohnung zu.

"Wenn meine Freunde wieder nach Gießen kommen müssen, dann muß ich ihnen jedesmal den Zug bezahlen", sagt Hassan, "das kann ich nicht." Er will in Frankfurt leben. Die Staatskanzlei der hessischen Landesregierung, an die sich der Ägypter mit einer Petition gewandt hatte, steht seinem Anliegen aufgeschlossen gegenüber: "Diese Lösung hätte den Vorteil, daß Herr Hassan durch Freunde betreut werden könnte", heißt es in dem Schreiben - der Staat würde Pflegekosten sparen.

Der Hintergrund von Hassans Geschichte: Der Ägypter lebte laut einem neurologischen Gutachten unter "katastrophalen hygienischen Verhältnissen" in einer Gießener Sozialwohnung, der blinde Mann konnte sich der Kakerlaken nicht mehr erwehren. Der Kaufmann Arthur Müller, der Hassans Eltern und zehn Geschwister aus Ägypten kennt, quartierte ihn bei seiner Tante in Frankfurt ein. Vor drei Monaten starb die alte Frau. Jetzt soll Hassan die Sozialwohnung räumen.

"Ich kann nicht zurück", sagt Hassan immer wieder und reißt nervös an seiner Krawatte, "warum muß ich zurück, warum?"

Klaus Miehrig, Leiter des Amtes für Wohnungswesen, hat eine einfache Antwort parat: "Wir haben 13 000 Menschen auf der Warteliste" - eine ganze Kleinstadt hofft in Frankfurt auf eine Sozialwohnung. Formale Voraussetzung, um in die Warteliste aufgenommen zu werden, ist eine mindestens ein Jahr alte Meldebescheinigung in Frankfurt. Daran hat Miehrig jedoch Zweifel. "Alle Briefe, die Herr Hassan geschrieben hat, sind über seine Gießener Adresse gelaufen." Selbst wenn der Ägypter diese Voraussetzung erfüllen sollte, kann ihm der Amtsleiter keine Wohnung versprechen. "Wir haben so viele Notfälle, darunter Behinderte oder Sozialfälle auf der Warteliste, deren Probleme zum Teil dramatisch sind."

Der Frankfurter Amtsleiter muß an gewissen Formalien festhalten. "Wenn wir nur das Herz entscheiden ließen, bräche bei uns das vollständige Chaos aus."

Das Argument der Wiesbadener Staatskanzlei, ein Umzug Hassans zu Frankfurter Freunden spare dem Staat Pflegekosten, kann Miehrig nicht nachvollziehen. "Wir geben jedes Jahr 30 bis 40 Millionen Mark für Asylbewerber aus, die in Hotels untergebracht sind", berichtet Miehrig, "was ließe sich da alles sparen, wenn wir diesen Leuten eine Wohnung geben könnten?"

Einem Wohnungstausch mit Gießen gibt der Amtsleiter keine Chance: "Wir haben ja schon Probleme, wenn wir den Leuten Sozialwohnungen am Stadtrand zuweisen wollen." Wen zöge es da noch nach Gießen? "Jeden Asylbewerber, sobald er anerkannt ist, zieht es von dannen", erzählt Miehrig. "Alle zieht es in die Anonymität der Großstädte; alle zieht es nach Frankfurt." mku

Johannes Höckel ist tot Der Geistliche starb 82jährig

HOECHST. Im Alter von 82 Jahren ist dieser Tage der ehemalige Pfarrer von St. Justinus, Johannes Höckel, gestorben. Höckel war von 1949 bis 1952 Kaplan der Gemeinde St. Josef. Anschließend ernannte ihn der Limburger Bischof zum Rektor der Filialgemeinde St. Justinus.

Hier wirkte Höckel bis zu seiner Pensionierung 1975, unterrichtete Religion am Leibniz-Gymnasium und war einige Jahre lang auch Krankenhaus-Seelsorger.

Dekan Werner Meuer würdigte den 1910 in Flörsheim geborenen Höckel als "fortschrittlichen und für seine Zeit mutigen Theologen". Bereits während des Zweiten Vatikanischen Konzils habe der Flörsheimer die liturgischen Reformen in der Justinuskirche in die Tat vollzogen.

Als andere Priester die Messe noch mit dem Rücken "zum Volk" feierten, machte Höckel bereits eine Kehrtwendung, schaute den Christen ins Angesicht. "Er hat das Leben geliebt und genossen und andere an seiner Lebensfreude teilhaben lassen", sagt Meuer. "Er war ein väterlicher Typ, ein Seelsorger vom alten Schlag."

Auch nach seinem Ruhestand blieb der Geistliche in Höchst wohnen und unterstützte Pfarrer Schäfer von St. Josef in der Seelsorge. tos

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20

Eine "zerrüttete Familie" Betriebsratsopposition: Bereits 1449 Stellen abgebaut

HÖCHST. "Früher, da waren die Leute stolz, Hoechster zu sein, da haben Opa, Sohn und Enkel in der Fabrik gearbeitet, und alle haben das Werk draußen verteidigt. Heute haben viele die Schnauze voll, die wollen nur raus, kassieren die Abfindung und gehen." Ein Hoechster - "33 Jahre dabei" - gibt die Stimmung im Unternehmen wider. "So etwas hab' ich in all den Jahren noch nicht erlebt, sagt der Mann im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde St. Josef.

Zum letzten von vier "Sozialethischen Gesprächen" unter dem Thema "Weltkonzerne im Wandel" sind nur etwa 15 Leute gekommen. Im Blickpunkt an diesem Abend: die Strukturanalyse bei der Höchst AG. Leergeblieben sind auch die Stühle, die für Vertreter aus der Chefetage des Konzerns reserviert waren.

Die Einladung wollten Geschäftsleitung wie Betriebsrat aus unterschiedlichen Gründen nicht annehmen.

Lediglich Hans-Werner Krauss und Karl Worell von der Betriebsratsopposition sind zum Reden bereit. Exakt 1449 Arbeitsplätze hat die Strukturanalyse ihnen zufolge bislang gekostet. Soviel Stellen sind von Januar 1991 bis Juli 1992 unter den Tarifbeschäftigten abgebaut worden - immerhin 7,3 Prozent der Gesamtbelegschaft im Stammwerk.

Getroffen habe es vor allem die älteren und gesundheitlich angeschlagenen Kollegen. "Viele sind für 'nen Appel und 'en Ei gegangen", sagt Krauss. Der mit der Betriebsratsmehrheit ausgehandelte Sozialplan habe ein schlechtes Niveau. "Ein Arbeiter mit 20 Dienstjahren nimmt da durchschnittlich zwischen 20 000 und 25 000 Mark mit nach Hause", rechnet Krauss vor. "Es muß doch ein Schlag ins Gesicht der Höchst AG sein, wenn gerade die älteren Mitarbeiter, auf die das Unternehmen immer gezählt hat, selbst miese Abfindungen akzeptieren, nur um gehen zu können." Nur wenige unter den in "Vorruhestand geschickten" hätten es als "Sauerei" empfunden, "auf Kosten der Sozialkasse abgeschoben worden zu sein", sagen Krauss und Worell.

Die schlechte Stimmung im Betrieb bestätigen an dem Abend alle fünf Hoechst- Beschäftigten. "Es tut weh, mitanzusehen, wie ganze Abteilungen zerschlagen werden", sagt eine Frau. "Die Motivation sinkt, und die Leute werden krank."

Das Ende der "Entschlackungskur" mit dem Ziel, rentabler zu wirtschaften, sehen Krauss und Worell vom Forum für durchschaubare Betriebsratsarbeit noch lange nicht gekommen. Bis zu 8000 Arbeitsplätze, vermuten sie, könnten der Strukturanalyse noch zum Opfer fallen.

Die Zahl sei von der Unternehmensleitung nie dementiert worden. In vielen Bereichen werde geprüft, ob Fremdfirmen nicht billiger arbeiten würden. Außen vor seien noch die kaufmännischen Abteilungen, in denen Krauss das größte "Rationalisierungspotential" vermutet.

Schwere Zeiten sieht Karl Worell für die westlichen Stadtteile heraufziehen. "Wenn Hoechst, Opel, FAG und Lufthansa weiterhin Stellen abbauen, droht uns ein sozialer Sprengstoff, über den sich viele noch wundern werden." Bei Wahlen müßten die Politiker auch mit bis zu 20 Prozent Rechtswählern rechnen. Selbst Unruhen seien nicht auszuschließen.

Am Ende des Abends mit bedrückenden Perspektiven bemühte ein der Hoechster mit den 33 Dienstjahren das in früheren Tagen gern gebrauchte Bild der "großen Familie". Heute, sagte der Mann, ist sie "zerrüttet". tos

Ein stinkendes, wucherndes Chaos

Geradezu als zynisch muß man den Artikel "Nur ein Prozent unter Asphalt und Beton" (FR vom 26. 9. 1992) von Beate Yilmar bezeichnen, frei nach dem Motto: ist doch alles halb so schlimm, wir haben ja erst ein Prozent unseres Landes mit Straßen zubetoniert.

Es ist ja nicht so, daß in der Vergangenheit aus purer Lust und Freude Straßen gebaut wurden. Im Gegenteil, die Argumentation ist seit eh und je die gleiche: das Verkehrsaufkommen wächst, es droht der Stau, ergo brauchen wir mehr und bessere Straßen zur "Entlastung". Resignativ werden seit 40 Jahren die Verkehrsprognosen als unausweichliches Schicksal betrachtet. Und seit 40 Jahren wird gebaut und gebaut und gebaut. Doch was haben wir heute davon? Ein stinkendes, wucherndes Chaos. Als ob die Luft besser würde, wenn alle Räder rollen!

Wer solche Artikel schreibt und auch noch einen "umweltschonenden Straßenbau" preist, ist genauso anachronistisch wie die Autoseite der FR.

Dr. T. Reno, Berlin

"manager magazin" schreibt: Hoechst wird 10 000 Angestellte entlassen

HÖCHST. Bis zu 10 000 Arbeitsplätze sollen nach Informationen des "manager magazins" bei der Hoechst AG in den nächsten zwei Jahren abgebaut werden. Darüber berichtet die Zeitschrift in ihrer Oktober-Ausgabe. "Bei Hoechst . . .soll eine neue Organisationsstruktur die Overhead-Kosten drastisch verringern", schreibt das Magazin. "Künftig sollen die operativen Einheiten als weitgehend eigenverantwortliche Business Units nur noch dann mit Kosten der zentralen Verwaltung belastet werden, wenn sie entsprechende Leistungen beispielsweise von der Personalabteilung verlangt haben." Das Kostensenkungsprogramm, heißt es weiter, solle in zwei Jahren abgeschlossen sein. "Der erhoffte Effekt: bis zu 20 Prozent höhere Produktivität und bis zu 10 000 weniger Mitarbeiter."

Das "manager magazin" beruft sich bei seinen Angaben auf einen Kreis von zehn Wirtschaftsmanagern, dem auch ein Mitglied der Zentralen Direktionsabteilung der Hoechst AG angehören soll.

Hoechst-Sprecher Hans-Bernd Heier bezeichnete die Zahl gestern als "reine Spekulation". Heier: "Das ist höchstens eine Schätzung. Solange die Strukturanalyse noch läuft, können wir nicht verläßlich sagen, wieviele Stellen abgebaut werden." tos

Die Wunschliste der Sindlinger Jugend

SINDLINGEN. Eine Skateboardbahn mit Sprungschanzen, Computer in den Jugendzentren, ein Schwimmbad im Ortskern und jede Menge Ballspiele: So sieht die Wunschliste der Sindlinger Jugendlichen aus. Zumindest der 400 zehn- bis 15jährigen, die sich an der Fragebogenaktion des Jugend- und Kinderforums beteiligt haben. "Wir waren ganz erschrocken über die Arbeit, die wir uns damit aufgehalst haben", sagt Uta Acker- Wild, vom Forum. Bei der Auswertung haben deshalb Studenten der Fachhochschule für Sozialarbeit mitgeholfen.

Die hatten mit den Jugendlichen eins gemeinsam: Den Frust über den langen Weg zwischen Wunsch und Wirklichkeit. "Wir haben schon vor drei Jahren eine Skatebahn gefordert", kommentiert Schülersprecher Christian Einzinger die Ergebnisse. Eduard Metz (SPD) erwidert: "Ich wäre dankbar, wenn sie mir bei der Suche nach einem Standort helfen würden." Laut Wolfgang Eck vom Frankfurter Kinderbüro, sollten Jugendliche nicht nur bei der Suche, sondern auch beim Bau einbezogen werden: "Wir haben bei Spielplätzen gute Erfahrungen gemacht, wenn Eltern und Kinder mitanpacken."

Erlebnispädagogik heißt das Schlagwort, das auch aus der finanziellen Not geboren wurde. Wenn die öffentlichen Gelder knapp werden, ist Eigeninitiative gefragt. Das Jugendforum will seine Vorschläge deshalb auch nicht nur als Forderungen, sondern auch als Angebote verstehen.

Zum neuen Konzept gehöre auch, daß städtische, kirchliche und freie Träger intensiver zusammenarbeiten. Sei es bei der sinnvollen Nutzung von Computern oder bei der Suche nach einer Gruppenleiterin, die Sport für muslimische Mädchen anbieten würde - auf den Fragebögen ebenfalls ein vielzitierter Wunsch.

Die Ergebnisse werden am 29. Oktober vorgestellt. "Dann bekommt auch jeder Teilnehmer einen Brief", versichert Uta Acker-Wild. Schließlich möchte sich das Jugendforum nicht die gleichen Vorwürfe einholen, die die Schüler den Kommunalpolitikern machten: keine Rückmeldung. Und was den Frust über lange Planungen betrifft, hat das Jugendforum sogar ein Gegenbeispiel: Der Magistrat hat die Vorschläge zur Umgestaltung des Sindlinger Kreisels angenommen. Das heißt: einspurige Verkehrsführung, eine zusätzliche Ampel und eine Verkehrszählung. Clk

Neues umweltfreundliches Reinigungsmittel

Eine große Anzahl der heute noch verwendeten Detergentien, Reinigungs- und Waschmittel sind in bestimmten Konzentrationen toxisch, können in Kläranlagen nur unvollständig abgebaut werden und führen bei Hautkontakt häufig zu Allergien. Diese unerwünschten Nebeneffekte lassen sich mit einem von der Firma Novo Nordisk Bioindustrials Inc. Danbury, Connecticut (USA), neu entwickelten Tensid vermeiden. Es ist ein Glycolipid und besteht aus Glukose, der eine alkoholische Seitengruppe und Fettsäure angelagert wurden.

Dieses wasserlösliche Tensid kann unbedenklich in normale Abwasserleitungen gegeben werden, da seine Bestandteile in biologisch arbeitenden Kläranlagen schnell und vollständig abgebaut werden können. Nach umfangreichen Untersuchungen ist das Glycolipid nur etwa zehn Prozent so toxisch gegenüber Mikroorganismen in Kläranlagen wie bisher verwendete alkoholische Ethoxylate. Bei Hautkontakten waren keine allergische Reaktionen zu beobachten.

Wegen dieser Eigenschaften kann das neue Tensid als flüssiges Geschirrspülmittel, in der Industrie zur Entfettung von Blechen und zur Reinigung elektronischer Schaltkreise oder in kosmetischen Reinigungscremes eingesetzt werden. Es kann kostengünstig in großen Mengen produziert werden und erfordert keine teuren Reinigungs- oder Aufarbeitungsverfahren mehr.Sein Aufbau geschieht enzymatisch mit Lipase, die jedoch nicht ins Endprodukt gelangen kann. Das Herstellungsverfahren wurde inzwischen patentiert. trz

"Forschungs- und Technologiezentrum" Das Fernmeldetechnische Zentralamt (FTZ) der Telekom in Darmstadt heißt nunmehr "Forschungs- und Technologiezentrum". Die Umbenennung sei Teil von organisatorischen Veränderungen innerhalb des FTZ, teilte das Amt mit.

Abgegriffene Argumente der Didaktiker von vorgestern

Die GEW scheint in einer tiefen Sinnkrise zu stecken, ist sie scheinbar inzwischen auf Experten wie Herrn Lehner angewiesen. Mit den abgegriffenen Argumenten der Didaktiker von vorgestern versucht er - für mich unbegreiflich - eine unglaubliche Pirouette, nämlich die Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem zu postulieren (FR vom 28. 9. 1992 "Wir brauchen eine neue Verständigung, was Schule leisten soll"). Bezeichnend ist dabei auch wieder das völlige Vergessen der Sonderschulen.

Mit so absurden Schlagworten wie "flexibel" oder "variabel" hat man in den 50er Jahren auch versucht, ein dreigliedriges Schulsystem zu legitimieren. Damals wie heute stellte man fest, daß die moderne Industriegesellschaft mehr vom Facharbeiter lebt als vom Akademiker.

Anscheinend haben lediglich einige anwesende Pädagoginnen erkannt, wie abwegig die Argumentation des Herrn Lehner ist. Zu dem gesamten Thema hat Ivan Illich schon vor etlichen Jahren einen guten Beitrag geleistet: "An die Epoche der Experten wird man sich erinnern als an jene Zeit, da die Politik verfiel, da die von Intellektuellen geführten Wähler den Technokraten die Vollmacht übertrugen, Bedürfnisse gesetzlich zu regeln, ihnen die Autorität zugestanden zu entscheiden, wer was benötigt, und ihnen ein Monopol über die Mittel einräumten, durch die sie diese Bedürfnisse zu befriedigen gedachten. Man wird sich daran erinnern als ans Zeitalter der Schule, da die Menschen ein Drittel ihres Lebens trainiert wurden, nach Vorschrift Bedürfnisse zu akkumulieren, während sie die übrigen zwei Drittel als Klienten von respektablen Drogenpushern verbrachten, die ihr Suchtverhalten managten." (Illich, I.: Entmündigte Expertenherrschaft in: Duve, F. "Aufbrüche" - die Chronik der Republik 1961-1986, Reinbek 1986, S. 140 f.)

Diesem Zitat ist nichts mehr hinzuzufügen.Jens Retting-Frendeborg, Hillerse

Sich der Mühe des Denkens unterziehen

Dem Autor dieses Artikels (FR vom 26. 9. 1992 "Pogrome? / Inflation eines Begriffs"), Horst Meier, muß entschieden widersprochen werden. Angesichts der Geschichte Deutschlands kann der - zumindest sprachliche - Keil gar nicht grob genug sein, der auf solche widerwärtigen Klötze wie die "durchraßte und multikriminelle Speisekarte" (die CSU- Bierdimpfl sind ja Meister im Erfinden solch dummer Sprüche) herniederschlägt.

Die Folgen der allmählichen Gewöhnung an den Terror sollten eigentlich bekannt sein. Deshalb grenzt die Forderung nach einem "Mindestmaß" an Gewalt, von dem ab erst von einem "Pogrom" geredet werden darf, gefährlich an die Verharmlosung brutaler Verbrechen. Gerade der kritisierte Faschismusvorwurf aus den sechziger und siebziger Jahren erweist sich doch heute im Angesicht der dumpfen Massen, die den Terroristen von Hoyerswerda, Hünxe, Rostock usw. mehr oder weniger heimlich Beifall klatschen, als berechtigt.

Die vielbelächelten "braven Bürger" entpuppen sich - des Schamgefühls entledigt - als Sympathisanten des Terrors, als Befürworter von Massenmord, wofern er nur die vermeintlich "Richtigen" trifft.

Die deutsche Seele - von den Besatzungsmächten vergeblich entnazifiziert und der Demokratie nur wegen der Verbindung mit wirtschaftlichen Vorteilen zugetan (wie viele Politiker sind eigentlich fähig, die Redewendung "Demokratie und Marktwirtschaft" in ihre zwei Bestandteile zu zerlegen?) - wühlt lieber weiter im dumpfen atavistischen Morast, als sich der Mühe des Denkens (das in Toleranz enden könnte statt in der Bestätigung althergebrachter Vorurteile) zu unterziehen.

Daß wieder - wie in den dreißiger Jahren - ein krimineller Ausländer ante portas steht und von einer bundesdeutschen bürgerlichen Partei hofiert wird, statt das "F" der FPÖ als das zu lesen, was es bedeutet, nämlich (sorry Herr Meier:) faschistisch, mag ein Zufall sein; ein übles Zeichen ist es allemal.

Jedoch Herr Meier gemahnt zur sprachlichen Zurückhaltung. Nein und nochmals nein. Der Dummheit keine Chance.

Jochen Stein, Frankfurt am Main

Mehr Wohnungen, mehr Gewerbe?

GROSS-GERAU. Bis Ende November hat das Regierungspräsidium Darmstadt die Abgabefrist für Stellungnahmen zur geplanten Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) verlängert, berichtete Bürgermeister Manfred Hohl vor der Stadtverordnetenversammlung. Zunächst war der 31. Oktober als Frist gesetzt - das hätte bedeutet, daß Groß-Geraus Stadtparlament nicht mehr zu Wort gekommen wäre, findet doch die nächste Sitzung erst am 3. November statt.

Dabei enthält der Entwurf zur ROP- Fortschreibung für die Zukunft der Kreisstadt wichtige Aussagen, betonte Bürgermeister Hohl. So sei darin von einer möglichen Erweiterung von Wohnsiedlungsflächen in Groß-Gerau um 26 Hektar die Rede - und das über bisher bekannte Projekte hinaus. Wie bedeutend diese Größenordnung sei, machte Hohl mit Verweis auf das "nur" rund 20 Hektar große Neubaugebiet "Auf Esch III" klar.

Außerdem fänden sich in den Unterlagen Aussagen über weitere Gewerbeansiedlungen in Groß-Gerau - aufgrund dessen Standortgunst im Ballungsraum. Die Stadt solle demnach neben Gernsheim als möglicher Schwerpunkt für solche Vorhaben auf weitere gewerbliche Flächenpotentiale überprüft werden.

Insgesamt komme durch das Planungswerk auf die Kommunalpolitiker reichlich Arbeit in den anstehenden Aussschußsitzungen zu, meinte der Bürgermeister. Sein Urteil: "Es ist ein heißes Eisen." cas

Glück wider die Bräuche "Jenufa" mit bedrohlicher Pogromstimmung

LUZERN. Das Stadttheater Luzern zählt zu den bescheideneren des deutschen Sprachraums. Hier gelang nun eine durchaus eindringliche Wiedergabe der Janacek-Oper "Jenufa".

Janacek kam aus tiefster Provinz. Der winzige Ort Hukvaldy unweit des Beskydengebirges in Ostmähren war ihm Heimat und zeitlebens mentaler Nährboden. In den internationalen Metropolen wurde der Mann aus den Wäldern erst spät als einer der musikalischen Riesen des 20. Jahrhunderts erkannt. Janacek ist sicherlich ein guter Anlaß, urbanen Hochmut zu vergessen.

Andererseits lassen sich keine Verbindungen herstellen zwischen den ursprünglichen Janacek-Schauplätzen und der weltläufigen, wohlgepflegten Szenerie am Vierwaldstätter See. Eine Opernpremiere darf hier kaum auf urige Assoziationen vertrauen; sie richtet sich vielmehr an ein kulturell informiertes Publikum, das nicht nur aus der Innerschweiz herkommt.

Als Regisseur tätig war Wolfgang Quetes, den man vielerorts als tüchtigen Routinier hatte erleben können. Für "Jenufa" gab er sich aber besondere Mühe. Der personen- und episodenreiche erste Akt wurde klar und sorgfältig exponiert. Der dramatisch ausladende zweite Akt führte zu eindrucksvollen Seelenporträts der vier Hauptpersonen - des verkniffen-labilen Stewa (Reinhard Brussmann), des unbeirrt liebesfähigen Laca (Michael Philip Davis), der mädchenhaften, gesanglich zurückhaltenden Jenufa (Natalia Dercho) und der herrisch verblendeten Küsterin, für die Caroline Thomas noch sehr jugendlich wirkte. Daß sie durch fatale Sittenstrenge zum Kindsmord getrieben wird, verkörperte sie mit intelligent eingesetzter Expressivität, ohne die Tragik ihrer Rolle schon mit jeder Fiber durchleben zu können.

Im dritten Akt erreichte Quetes Bedrohlichkeit in der Pogromstimmung der Dörfler, die sich plötzlich mit dem Abgrund der Andersartigkeit konfrontiert sehen - der als Mörderin offenbaren Küsterin. Die aktuellen Bezüge dieses Theateraugenblicks wurden beklemmend deutlich.

Dem Regie-Realismus entsprachen die eher kargen Bühnenräume von Erich Fischer und die Bauernkostüme von Heidelinde Bruss. Ein fröhlich sich drehendes Mühlrad samt Wassergeplätscher im ersten Akt war dramaturgisch unerheblich, bedeutete für den Ernst der Handlung aber auch keine unzuträgliche Störung.

"Jenufa" ist die Saga der über dumpfes Herkommen triumphierenden Liebe und Menschlichkeit. Es sind durch Leiden hindurchgegangene Einzelne (Jenufa und Laca), die, gegen die Kollektivität, in den feierlich-hymnischen Musikstrom ihrer Schlußgesänge auch die Verzeihung für die Küsterin mit hineinnehmen. Glück ist für Janacek nicht in den alten Bräuchen, sondern in sich emanzipierender Humanität (und dabei gewiß auch im Einklang mit einfachem Fortschrittsglauben, der sich mit dem Heil der Alphabetisierung verknüpft - siehe die schöne Szene mit dem lernbegeisterten Schäferjungen Jano im ersten Akt).

Das aus bedrängten Lebensrealitäten hervorgehende Glücks- und Fortschrittspathos dieser Oper ist wohl gerade für ein junges Team sehr motivierend. So bestach die Luzerner "Jenufa" vor allem als engagierte Ensembleleistung. Das Opernorchester spielte unter der Leitung von Olaf Henzold mit manchmal etwas rauhem Zugriff, aber insgesamt einer bemerkenswert scharfen und sicheren Profilierung der Charaktere und Tempi. HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

(Die nächsten Termine: 18., 21., 24. Oktober, 19. November und 6. Dezember.)

MTV Kronberg, Leichtathletik Doppelter Rekord beim 13. Altköniglauf

Die Prognose der Veranstalter traf nicht ein. Rund 300 Laufwillige hatten die Organisatoren vom MTV Kronberg zu ihrem 13. Altköniglauf erwartet. Die Tendenz sei ja rückläufig, hatte noch zwei Tage vor dem Rennen eine MTV-Vertreterin gemeint. Doch 545 Teilnehmer(innen) belehrten sie eines Besseren. Zudem bedeutete der Zuspruch Rekord.

Es sollte nicht die einzige neue Bestmarke bleiben. Im 20-km-Wettbewerb beeilte sich Jochen Bind vom SSC Hanau- Rodenbach so sehr, daß am Ende auch ein Streckenrekord heraussprang. 1:09:39 Stunden können sich in Anbetracht des bergigen Kurses durch den Taunus durchaus sehen lassen. Der 19jährige Abiturient aus Falkenstein im SSC-Trikot siegte unangefochten vor Wolfgang Janoske von Spiridon Frankfurt (1:10,25 Stunden). Dritter wurde Thoma Maith vom Skiclub Offenbach (1:11:12).

Die Frankfurter LG-Läuferin Patricia Hudy verwies mit 1:25:38 Stunden die Konkurrenz um fast vier Minuten in die Schranken. Auf den Plätzen folgten Martina Franke von der Frankfurter Eintracht (1:29:24) und Hannelore Müller (Spiridon Frankfurt/1:30:23). Schnellste heimische Teilnehmerin war Heike Knörr. Mit 1:35:26 Stunden wurde sie Dritte in der Altersklasse W 40. Die 10 km gewann der Oberurseler James Mays in 34:56 Minuten knapp vor Markus Butters von der LG Frankfurt (35:07) und dem Bad Sodener Wolfgang Michel (35:22).

Die Veranstalter durften sich auch über den Heimsieg von Kim Sheffield im Frauenwettbewerb freuen. Die Kronbergerin siegte in 40:48 Minuten. odo

Für den Nahverkehr BUND gegen Umgehung

HÖCHST. Der "Alptraum Auto" bereitet dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) der westlichen Stadtteile Kopfschmerzen und Atembeschwerden. In einer Pressemitteilung weisen Lydia und Hans Peter Kreutner auf die mit 351 Mikrogramm "extrem hohen" Sommerozonwerte der letzten Wochen hin.

Die Belastung der Atemluft mit Schadstoffen stamme zum Großteil aus den Auspuffrohren der Autos. Deshalb wendet sich der BUND gegen den Neubau der Umfahrung Süd, und fordert den Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs.

Die Lösung Leunabrücke mit Anschluß an die B 40a und die Westumgehung sei noch immer in der Diskussion, obwohl der Straßenbau "auch den letzten Freiraum für Erholung und Natur unwiederbringlich zerstört". Im Ballungsraum Frankfurt und in den westlichen Stadtteilen seien ausreichend Straßen vorhanden, meint der BUND.

Der Verein schlägt eine großräumige Verkehrsentlastung vor, die ohne Leunabrücke und ohne Westumgehung Unterliederbach möglich ist. Zunächst soll im gesamten Stadtgebiet nur noch Tempo 30 gefahren werden; "unsinnige" Einbahnstraßen sollen umgedreht werden; ein sicheres und Pförtnerampeln attraktives Radwegenetz und Fahrradspuren auf der Fahrbahn sollen zum Umsteigen auf das Zweirad verlocken und Pförtnerampeln die Einfallstraßen unattraktiv machen, indem sie mit ausgesprochen kurzen Grünphasen den einströmenden Verkehr verringern helfen.

Die Vorteile liegen nach Meinung des BUND auf der Hand: Die westli- chen Stadtteile werden durch weniger Autos mehr Lebensqualität gewinnen. Zudem seien die Vorschläge weitaus billiger als neue Asphaltbänder. kug

Zur Sache: Bauarbeiten im Hardtwald

BAD HOMBURG. Die asphaltierte Baustraße durch den Wald auf dem Bad Homburger Wingertsberg hat schon so manchen Spaziergänger stutzig gemacht. Soll die Reha-Klinik, für deren Bau bereits 1966 das romantische Wingertsbergschlößchen abgerissen worden war, etwa erweitert werden? "Nein. Wir verändern uns von den Umrissen her um keinen Zentimeter", gibt Claus Plachetta Entwarnung, Verwaltungschef der Klinik im Besitz der Berliner Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA).

Die Straße werde zum Anliefern von Baumaterial für den Umbau im Innern des 227-Betten-Hauses benötigt. In den nächsten anderthalb Jahren soll jedes Zimmer eine "Naßzelle" erhalten. Auf dem Betriebsgelände sei das Gebäude lediglich um ein Parkdeck erweitert worden, das zunächst als Lager für das Baumaterial diene. Plachetta will Mißverständnissen vorbeugen: "Wir bauen nur den bereits vorhandenen Patientenbereich um."

Dank der großzügigen Architektur des 1979 errichteten Gebäudes, so Plachetta, könne die Klinik nach dem Einbau von Duschen und Toiletten noch 220 Betten anbieten. Die Bauarbeiten, die jetzt beginnen, sollen nacheinander in jeweils einem der beiden Gebäudeflügel verrichtet werden. So kann während der Bauzeit die Hälfte der Betten weiterhin mit Patienten belegt werden, die an Herz- und Kreislauf- oder Verdauungsproblemen leiden.

Die Waldwege, so der Verwaltungschef, "werden nach Beendigung des Umbaus wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt." Diese Auflage haben Rathaus und das Bad Homburger Forstamt laut Günter Berg vom städtischen Umweltamt gemacht.

Die 25 Zentimeter dicken Teerschichten sorgen seit Anfang des Jahres für Ärger - auch politisch. So hatte sie der Umweltbeirat abgelehnt. Die Grünen und die SPD kritisieren noch heute die "Unmengen Müll", die durch das zeitlich befristete Asphaltband anfallen: 100 Kubikmeter Teer pro 100 Meter Baustraße, wie Grünen-Stadtverordneter Michael Korwisi vorrechnete. Der Umweltausschuß hat deshalb kürzlich den Magistrat gebeten, dafür zu sorgen, daß der Teerbelag nicht auf einer Mülldeponie landet, sondern wiederverwendet wird. kop

Neuer Steuerwegweiser für Behinderte

MAIN-KINZIG-KREIS. Einen Steuerwegweiser für Behinderte hat das das Hessische Finanzministerium herausgegeben. Das deutsche Steuerrecht sieht viele Erleichterungen vor, um die finanziellen Nachteile der Behinderten gegenüber den übrigen Steuerzahlern abzumildern, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreises.

In der Broschüre sind alle Steuervergünstigungen aufgeführt, die Behinderte in Anspruch nehmen können. Der Wegweiser ist nach Steuerarten geordnet und enthält die wichtigsten Hinweise in knapper Form. Den Steuerwegweiser gibt es bei den Hessischen Finanzämtern oder direkt über das Ministerium, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Friedrich-Ebert-Allee 8, 6200 Wiesbaden. mün

Hermann Prey singt für die "Germania"

SINDLINGEN / HÖCHST. Mit Hermann Prey feiert der Gesangverein Germania am 1. November seinen 120. Geburtstag. Der traditionsreiche Chor konnte den Kammersänger für ein Festkonzert in der Jahrhunderthalle engagieren. Prey wird volkstümliche Balladen singen und gemeinsam mit den Germania-Sängern Arien aus populären Opern anstimmen. Das Konzert leitet Diplom- Kapellmeister Hans Schlaud.

Wer sich das große Geburtstagskonzert um 17 Uhr nicht entgehen lassen möchte, sollte sich Karten im Vorverkauf reservieren. Tickets gibt's an der Kasse der Jahrhunderthalle, bei Sandrock in der B- Ebene unter der Hauptwache und im Samenhaus Schmitt, Farbenstraße 41. tos

Kirche feiert ihre Kirche Französisch-reformierte Gemeinde ist 200 Jahre alt

FRANKFURT A. M. Seit 205 Jahren ist sie nun offiziell in Frankfurt erlaubt: die evangelische französisch-reformierte Gemeinde. Fünf Jahre später - vor 200 Jahren, am 16. September 1792 - feierte die Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in der neugebauten Kirche am Goetheplatz. Die gibt es mittlerweile nicht mehr: sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das neue Gotteshaus steht mittlerweile an der Eschersheimer Landstraße 393. "Aber anläßlich des ersten Gottesdienstes in Frankfurt ist das heute trotzdem ein Festtag", freute sich Pfarrer Peter Balser.

Mit einem Festgottesdienst in französischer und deutscher Sprache beging die Gemeinde diesen Feiertag und Balser erinnerte sich an die Anfänge seiner Kirche. "Wir waren eine Flüchtlingsgemeinde und kamen 1554 aus Belgien nach Frankfurt. Dort durften wir in der ersten Zeit unserer Gottesdienste in der evangelischen Weißfrauenkirche halten." Doch das wurde bald von der Stadt verboten. Die französisch-reformierte Gemeinde mußte in eine Scheune nach Bockenheim ausweichen, die mehrmals abbrannte. Balser.

"Erst 1787 haben wir dann die Genehmigung bekommen, eine eigene Kirche zu bauen und am 16. September 1792 wurde der erste Gottesdienst in der Kirche am Goetheplatz gefeiert." Einen Turm durfte das neue Gebäude laut Stadtverordnung allerdings nicht haben: Nicht-Gemeindemitglieder sollten es nicht als Kirche erkennen.

1951 baute die Gemeinde ihre neue Kirche an der Eschersheimer Landstraße im Dornbusch. "Das alte Grundstück war mittlerweile verkauft und wir hatten hier in der Nähe während des Krieges unsere Gottesdienste abgehalten", berichtete Balser. Noch bis 1916 hatte die gesamte Gemeinde Französisch gesprochen. "Das wurde dann aber abgeschafft", erklärte der Pfarrer. "Denn die armen Gemeindemitglieder konnten sich keine Gouvernante leisten, die ihren Kindern Französisch beibrachte."

Nur einmal im Monat gibt es deshalb heute noch ein Gottesdienst in französischer Sprache. "Auch wenn die meisten Franzosen katholisch sind und dort lediglich zwei Prozent der reformierten Kirche angehören, kommen doch immer ein paar in unserer Gemeinde." Aber auch viele Deutsche, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen wollten, seien darunter.

Die 250 Mitglieder der Gemeinde haben ihr "eigentliches Kirchenjubiläum" bereits vor fünf Jahren gefeiert. Balser: "Damals gab es viele Veranstaltungen; Vorträge von Historikern und Juristen zur Rechtslage der Kirche vor 200 Jahren." In diesem Jahr laufe alles ein wenig ruhiger und beschaulicher ab. "So können wir uns mehr auf die Inhalte konzentrieren." *mug

"Stellvertreter" stehen bald überall Zwei Tempo-30-Zonen werden am 22. Oktober in Bürgerversammlung diskutiert

NIEDER-ESCHBACH. Die Verkehrsberuhigung im nördlichen Stadtteil nimmt konkrete Formen an. Eine Woche lang konnten sich die Bürger über die Ergebnisse der Tempo-30-Planung für die Bereiche Heinrich-Becker-Straße/Alt-Niedereschbach/Glockengasse (Zone 3) und An der Walkmühle/Niedereschbacher Stadtweg (Zone 4) informieren. In den Räumen der Fankfurter Sparkasse an der Deuil-la-Barre-Straße 47 hatte das beauftragte Ingenieurbüro Dieckmann detallierte Pläne ausgehängt.

Die gemeinsam mit dem Ortsbeirat 15 ausgearbeitete Verkehrsberuhigung sieht folgendes vor: In der Heinrich-Bekker-Straße wird die Fahrbahn durch eine Verkehrsinsel zwischen Bathgartenweg und Deuil-la-Barre-Straße verengt. An der Ecke Albert-Einstein-Straße/Deuil- la-Barre-Straße und auf der gegenüberliegenden Seite werden die Kurven durch "Stellvertreter" (große Beton-Poller) verengt; im weiteren Verlauf der Deuil- la-Barre-Straße machen Fahrbahnmarkierungen auf Tempo 30 aufmerksam.

Die Straße Alt-Niedereschbach wird durch "Stellvertreter" verkehrsberuhigt; an der Verbindung Hofgasse über Deuil-la-Barre-Straße zur Glockengasse wird eine Fußgängerampel installiert, um das Überqueren der Straße zu erleichtern. Entlang des Oberen Kirchwiesenweges sollen Markierungen und Stellvertreter am Fahrbahnrand die Raser bremsen.

In der Zone 4 ist eine Verkehrsberuhigung auf dem Niedereschbacher Stadtweg durch Markierungen geplant. Weitere Verbesserungen betreffen die Bereiche vor der Michael-Grzimek-Schule (zwischen Prager Straße und An der Walkmühle) und vor der Kindertagesstätte (KT) in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Sicherheit der Schüler soll künftig durch Poller (Ecke Prager Straße/Urseler Weg) und Zebrastreifen an den unübersichtlichen Stellen (Ecke Urseler Weg/An der Walkmühle) und direkt vor der Grundschule gewährleistet sein.

Die Rudolf-Breitscheid-Straße wird im Bereich der KT mit sogenannten Kölner Tellern (runde Hindernisse auf der Fahrbahn) ausgestattet. Zusätzlich sorgt eine Fahrbahnverengung direkt vor der KT für Sicherheit. Künftig ist die Durchfahrt zum Tannenweg verboten; der Urseler Weg soll, von der Rudolf-Breitscheid-Straße kommend, Einbahnstraße werden.

In einer Bürgerversammlung am Donnerstag, 22. Oktober, 19.30 Uhr, in der Aula der Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg, können die Nieder-Eschbacher mit den Ingenieuren und dem Ortsbeirat diskutieren; ihre Bedenken und Anregungen sollen gegebenenfalls in der Planung berücksichtigt werden. jot

Ortsbeirat aktuell

Gegen Unterkünfte für Asylbewerber auf dem Gelände des US-amerikanischen Hubschrauberplatzes "Maurice Rose" (wie vom Land Hessen geplant) ist die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 15 (Nieder- Eschbach). Sie erklärt, es sei unverantwortlich, die soziale Situation im "ohnehin angespannten Norden" dadurch zu "belasten". Der Antrag der CDU wurde in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates von SPD, FDP und Grünen nicht zur Tagesordnung zugelassen. jot

Um das Weinbauerndenkmal sorgt sich der Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach). Die Grünen-Fraktion will vom Magistrat wissen, in welchem Stadium das Verwaltungsverfahren ist, mit dem der Schuttabladeplatz und die Umzäunung auf den Flurstücken Nr. 487, 488 und 115/2 beseitigt werden sollen. Auf dem letztgenannten Flurstück steht das Weinbauerndenkmal, das der Ortsbeirat auf ein städtisches Grundstück umsetzen will. jot

Frauen auf den Spuren der Göttin Ausstellung und Workshop

BAD VILBEL. Die Wanderausstellung "Auf den Spuren der Göttin" steht im Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe zum Thema Matriarchat, die das Kulturzentrum Alte Mühle und die Kreisvolkshochschule vom 21. Oktober bis 1. November anbieten.

Die Ausstellung, die am Mittwoch, 21. Oktober, um 19 Uhr in der Alten Mühle eröffnet wird, beschreibt eine Frauenreise durch Anatolien zu Ausgrabungsfunden einer alten matriarchalischen Gesellschaft mit Fotos, Skulpturen und Kelims. Dokumentiert sind Gesellschaften, in denen Frauen eine wichtige Rolle spielten.

"Die Bedeutung der Göttin für Frauen heute" heißt ein Frauenforum, das am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr im Foyer der Alten Mühle stattfindet. Es wird über die Bedeutung des Matriarchats einst und jetzt gesprochen. Am Freitag, 23. Oktober, von 18 bis 21 Uhr und am Samstag, 24. Oktober, von 10 bis 21 Uhr wollen Frauen unter dem Motto "Spielen unterm Hollerbusch" musizieren. Anmeldungen erbeten unter der Telefonnummer 06042/885192.

Am Donnerstag, 29. Oktober, um 20 Uhr schließlich bringt die Odenwälder Erzähl- und Spielgemeinschaft Hollerbusch Texte und Lieder aus dem Odenwald, die sich auf die Göttin Hola, später "Frau Holle" konzentrieren. hm

Die "Amischen" sind ihre Vorbilder Schau schöner Quilt- und Patchworkarbeiten in der Markusgemeinde Bockenheim

FRANKFURT A. M. Unermüdlich nähen, sticken und steppen sie. Sie zerschneiden Tuchbahnen und fügen Stoffe zu neuen, geometrisch strengen oder kunstvoll-labyrintischen Mustern zusammen. Nun haben die Teilnehmerinnen der Volkshochschul-Kurse "Patchwork und Quilt-Making" ihre Kunstwerke, nach zwei Jahren intensiver Hobby-Arbeit, zum ersten Mal der Frankfurter Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Überraschend groß war die Resonanz auf die Einladung der VHS-Kursleiterinnen Gisela Hafer und Heide Stoll-Weber zur "Patchwork-Quilts"-Show in der Bokkenheimer Markusgemeinde: An die hundert Besucher, schätzten die Organisatorinnen, fanden kürzlich den Weg zur Ausstellung im großen Gemeindesaal in der Falkstraße.

Dabei sind die Begriffe "Quilt" und "Patchwork" hierzulande noch ziemlich unbekannt. "Quilt" - so heißen auf englisch die farbenfrohen, meist geometrisch gemusterten Steppdecken, die als Bettüberwurf oder als Wandbehang dienen. "Patchwork" bezeichnet die Technik, aus unterschiedlichen Stoffen ein neues Textil-Kunstwerk zusammenzusetzen. In Bockenheim konnten nun die Besucher Bett- und Überwurfdecken bestaunen - alle made in Frankfurt.

Manche der etwa dreißig, oft doppelbettgroßen Decken und Wandbehänge trugen rätselhafte, an moderne Kunst erinnernde Titel wie "Cast Four" und "Baby Blocks und Inner City". Man merke deutlich, sagte dazu VHS-Kursleiterin Heide Stoll-Weber, wie sich die Frankfurter Hobby-Quilterinnen auch bei der Anfertigung solcher Gebrauchsgegenstände "künstlerisch herausgefordert" fühlten. Dabei hätten die Künstlerinnen "erstaunliche Sicherheit" bei Farbauswahl und Formgebung gezeigt.

Aus mehreren hundert Einzelstücken ist ein Quilt zusammengesetzt und genäht. Etliche Gestalterinnen wagten sich bei ihrer Stepparbeit sogar an komplizierte optische Täuschungseffekte, wie sie etwa das Werk des niederländischen Grafikers und Malers Maurits Cornelius Escher auszeichnen.

Dabei hat die Quilt- und Patchworkkunst eher fromm und brav begonnen, vor etwa 200 Jahren und in den Pioniertagen Amerikas. Meisterinnen in der Anfertigung farbenfroher Decken waren die Frauen der "Amish", einer ursprünglich in der Schweiz, der Pfalz, dem Elsaß und später in den Niederlanden beheimateten Gruppe radikaler Reformatoren, die vor der religiösen Verfolgung im absolutistischen Europa einst nach Amerika auswanderten.

Noch heute halten die etwa 130 000 "Amischen", wie sie sich selber nennen, an ihrer mönchischen Lebensführung in Arbeit, Demut, Langmut und Schlichtheit fest. Sie kleiden sich in alte Trachten und verschmähen die ihrer Auffassung nach zweifelhaften Segnungen der modernen Technik.

Historische Amish-Quilts wurden unlängst im New Yorker "Museum of Modern Art" gezeigt. Ihre Kunst beeinflußte namhafte zeitgenössische Maler wie Sol Lewitt und Frank Stella.

In Bockenheim erinnerte an diese "Ahnen" ein ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Bettüberwurf mit dem Titel "Amish Nine-Patch". Andere Frankfurter Hobby-Quilterinnen aber haben sich von den althergebrachten Formen längst gelöst.

Die Frankfurter VHS-Quilterinnen verstehen das moderne Leben auch in seiner schrillsten Form texilkünstlerisch zu verarbeiten. Das belegte beispielweise eine Bettdecke namens "Lisa": In deren Zentrum fand sich als Hauptmotiv das gleichnamige Gör mit dem Dreieckskopf und der mißmutigen Schnute aus der Fernsehserie "Die Simpsons".

In hektischer Nachtarbeit hatte VHS-Kursteilnehmerin Doris Bachmann ihr Gebrauchskunstwerk gerade fertiggestellt. Jetzt bekamen die Besucher in der Markusgemeinde das farbenfrohe Stück somit noch vor dem eigentlichen Adressaten zu sehen - dem elfjährigen Sohn Django, für dessen Kinderbett "Lisa" gedacht ist.

Ergänzt wurde die Ausstellung in der Markusgemeinde durch Anwendungsbeispiele von Quilt- und Patchwork-Techniken zur Anfertigung von Kleidungsstükken. Patchwork-Kurse veranstaltet die Volkshochschule Frankfurt und Höchst wieder ab Anfang Oktober. *ehry

Die "Amischen" sind ihre Vorbilder

Schau schöner Quilt- und Patchworkarbeiten in der Markusgemeinde Bockenheim

FRANKFURT A. M. Unermüdlich nähen, sticken und steppen sie. Sie zerschneiden Tuchbahnen und fügen Stoffe zu neuen, geometrisch strengen oder kunstvoll-labyrintischen Mustern zusammen. Nun haben die Teilnehmerinnen der Volkshochschul-Kurse "Patchwork und Quilt-Making" ihre Kunstwerke, nach zwei Jahren intensiver Hobby-Arbeit, zum ersten Mal der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Überraschend groß war trotz des schönen Spätsommerwetters die Resonanz auf die Einladung der VHS-Kursleiterinnen Gisela Hafer und Heide Stoll-Weber zur "Patchwork-Quilts"-Show in der Bokkenheimer Markusgemeinde: An die hundert Besucher fanden kürzlich den Weg zur Ausstellung im großen Gemeindesaal in der Falkstraße.

Dabei sind die Begriffe "Quilt" und "Patchwork" hierzulande noch ziemlich unbekannt. "Quilt" - so heißen auf englisch die farbenfrohen, meist geometrisch gemusterten Steppdecken, die als Bettüberwurf oder als Wandbehang dienen. "Patchwork" bezeichnet die Technik, aus unterschiedlichen Stoffen ein neues Textil-Kunstwerk zusammenzusetzen. In Bockenheim konnten nun die Besucher Bett- und Überwurfdecken bestaunen - alle made in Frankfurt.

Manche der etwa dreißig, oft doppelbettgroßen Decken und Wandbehänge trugen rätselhafte, an moderne Kunst erinnernde Titel wie "Cast Four" und "Baby Blocks und inner City". Man merke deutlich, sagte dazu VHS-Kursleiterin Heide Stoll-Weber, wie sich die Frankfurter Hobby-Quilterinnen auch bei der Anfertigung solcher Gebrauchsgegenstände "künstlerisch herausgefordert" fühlten. Dabei hätten die Künstlerinnen "erstaunliche Sicherheit" bei Farbauswahl und Formgebung gezeigt.

Aus mehreren hundert Einzelstücken ist ein Quilt zusammengesetzt und genäht. Etliche Gestalterinnen wagten sich bei ihrer Stepparbeit sogar an komplizierte optische Täuschungseffekte, wie sie etwa das Werk des niederländischen Grafikers und Malers Maurits Cornelius Escher auszeichnen.

Dabei hat die Quilt- und Patchworkkunst eher fromm und brav begonnen, vor etwa 200 Jahren und in den Pioniertagen Amerikas. Meisterinnen in der Anfertigung farbenfroher Decken waren die Frauen der "Amish", einer ursprünglich in der Schweiz, der Pfalz, dem Elsaß und später in den Niederlanden beheimateten Gruppe radikaler Reformatoren, die vor der religiösen Verfolgung im absolutistischen Europa einst nach Amerika auswanderten.

Noch heute halten die etwa 130 000 "Amischen", wie sie sich selber nennen, an ihrer mönchischen Lebensführung in Arbeit, Demut, Langmut und Schlichtheit fest. Sie kleiden sich in alte Trachten und verschmähen die ihrer Auffassung nach zweifelhaften Segnungen der modernen Technik. Historische Amish-Quilts wurden unlängst im New Yorker "Museum of Modern Art" gezeigt. Ihre Kunst beeinflußte namhafte zeitgenössische Maler wie Sol Lewitt und Frank Stella.

In Bockenheim erinnerte an diese "Ahnen" ein ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Bettüberwurf mit dem Titel "Amish Nine-Patch". Andere Frankfurter Hobby-Quilterinnen aber haben sich von den althergebrachten Formen längst gelöst.

Die Frankfurter VHS-Quilterinnen verstehen das moderne Leben auch in seiner schrillsten Form texilkünstlerisch zu verarbeiten. Das belegte beispielweise eine Bettdecke namens "Lisa": In deren Zentrum fand sich als Hauptmotiv das gleichnamige Gör mit dem Dreieckskopf und der mißmutigen Schnute aus der Fernsehserie "Die Simpsons".

In hektischer Nachtarbeit hatte Kursteilnehmerin Doris Bachmann ihr Gebrauchskunstwerk gerade fertiggestellt. Jetzt bekamen die Besucher in der Markusgemeinde das farbenfrohe Stück noch vor dem eigentlichen Adressaten zu sehen - dem elfjährigen Sohn Django, für dessen Kinderbett "Lisa" gedacht ist.

Ergänzt wurde die Ausstellung in der Markusgemeinde durch Anwendungsbeispiele von Quilt- und Patchwork-Techniken zur Anfertigung von Kleidungsstükken. Patchwork-Kurse veranstaltet die Volkshochschule Frankfurt und Höchst wieder ab Anfang Oktober. *ehry

"Hier steht Ihne Ihrn Mann un heult" 1294 radelnde Teilnehmer und "Kaiserwetter" bei der "18. Tour de Rödelheim"

FRANKFURT A. M. Vor Schlaglöchern auf dem holprigen Fahrradweg in der Eschborner Landstraße warnt kein Schild. Dort, wo der Belag in Ordnung ist, war der Radweg ab Haus Nummer 121 mit Autos zugeparkt. Angenehmer radelte es sich hier jedenfalls auf der Fahrbahn, wo Motorisierte sich in Rücksichtnahme übten. Der Linienbus 55 überließ den "Pedalrittern" nahe der Westerbachstraße sogar die Vorfahrt.

Und dazu noch Kaiserwetter zur "18. Tour de Rödelheim". Auf dem Zehn-Kilometer-Rundkurs über Garten-, Feld- und Waldwege sowie Straßen, von Rödelheim zum Niedwald und zurück, wimmelte es nur so von Radlern (die FR berichtete). Mit insgesamt 1254 Teilnehmern behauptet Deutschlands größtes und volkstümlichstes Volksradfahren weiterhin seine Spitzenposition.

"Des is uns in 18 Jahrn noch net bassiert: da suucht doch en Mann sei Fraa - eine Frau Koch", meldete sich die Stimme von Liesel Christ über die Lautsprecheranlage. Die Volksschauspielerin moderierte - wie gewohnt - an Start und Ziel die Veranstaltung, unterstützt von Heinz Deisenroth. Zwischendurch gab die Volkstheater-Chefin Autogramme, "fahndete" aber immer wieder nach der gewissen Frau Koch: "Melde Se sich hier bei mir, hier steht Ihne Ihrn Mann un heult".

Der Aufruf wurde erhört, die Vermißte schloß ihren Angetrauten glücklich in die Arme. Dieser "Fall" war erledigt, schon folgte eine "Schnuller-Arie": "Hier is bei mir en Schnuller abgegewwe worn; des arme Kind, das den verlorn hat".

Eine halbe Hundertschaft Helferinnen und Helfer des Radsportvereins "Henninger" Sossenheim, mit dem langjährigen Vorsitzenden Hermann Moos an der Spitze, sowie Kräfte von Günter Possmann sorgten für eine relativ rasche und reibungslose Abwicklung der gemeinsamen Veranstaltung.

Ihr Ruf geht längst über die Stadtgrenze hinaus. Heute kommen Fahrradfreunde aus dem Taunus, Offenbach, Wiesbaden, Mainz und Hanau. Am stärksten vertreten waren diesmal die Stadtteile Rödelheim (versteht sich), Heddernheim, Praunheim, Bonames, Bornheim und Sachsenhausen.

Unentwegte waren schon lange vor dem offiziellen Start gekommen. Auf dem Keltereihof waren noch die letzten Vorbereitungen im Gange. Dann hatten Sigrid Baumgärtner, Rita Blatter, Waltraud Simsch, Lieselotte Sprenger und Erika Redenz bei der Startkartenausgabe Hochbetrieb. Entsprechend auch der Andrang zu den Kontrollstellen am Start, wo Schülertrainer Kurt Janke und Dieter Baumgärtner die Startkarten stempelten. Die Stempelstelle "Neufeld" am Wendepunkt war mit Hans-Peter Roß und Hans Worms besetzt. Herbert Fay verteilte dort schmackhafte Äpfel.

Karl Bangert, pensionierter Schneidermeister aus Rödelheim, passierte "Neufeld" schon zum zweiten Mal. Der 88jährige war der älteste Teilnehmer. Zu den ältesten Frauen auf dem Rad zählte Irmgard Richter (72) aus dem Ostend. Nicht nur sie lobte die Strecke und die Organisation der Veranstaltung, die um die Mittagszeit in ein Riesen-Volksfest überging.

Das Rote Kreuz Rödelheim fuhr einen Einsatz zum Krankenhaus, andere Stürze gingen glimpflich ab. Drei junge Helfer der "Mobilen Hilfsstaffel", die in ihrer Freizeit auch "Pannenhilfe von Radfahrer für Radfahrer" leisten, hatten mehr zu tun. Michael Dechert, Dennis Hogg und Sebastian Abel berichteten von 17 Reifenpannen.

Glücksfee spielte bei der Verlosung von zwei Fahrrädern die Ebbelweikönigin Christiane I. aus Sachsenhausen. Sie zog orangefarbene Lose mit den Nummern 513 und 820, zwei Frauen waren im Besitz der Papierchen.

Die stärkste Teilnehmergruppe bildeten mit 66 Enthusiasten die Kleingärtner des KGV Fuchstanz, Rödelheims Feuerwehr belegte mit 48 jungen Brandschützern den zweiten Platz. *dixi

"Hier steht Ihne Ihrn Mann un heult" 1294 radelnde Teilnehmer und "Kaiserwetter" bei der "18. Tour de Rödelheim"

FRANKFURT A. M. Vor Schlaglöchern auf dem holprigen Fahrradweg in der Eschborner Landstraße warnt kein Schild. Dort, wo der Belag in Ordnung ist, war der Radweg ab Haus Nummer 121 mit Autos zugeparkt. Angenehmer radelte es sich hier jedenfalls auf der Fahrbahn, wo Motorisierte sich in Rücksichtnahme übten. Der Linienbus 55 überließ den "Pedalrittern" nahe der Westerbachstraße sogar die Vorfahrt.

Und dazu noch Kaiserwetter zur "18. Tour de Rödelheim". Auf dem Zehn-Kilometer-Rundkurs über Garten-, Feld- und Waldwege sowie Straßen, von Rödelheim zum Niedwald und zurück, wimmelte es nur so von Radlern (die FR berichtete). Mit insgesamt 1254 Teilnehmern behauptet Deutschlands größtes und volkstümlichstes Volksradfahren weiterhin seine Spitzenposition.

"Des is uns in 18 Jahrn noch net bassiert: da suucht doch en Mann sei Fraa - eine Frau Koch", meldete sich die Stimme von Liesel Christ über die Lautsprecheranlage. Die Volksschauspielerin moderierte - wie gewohnt - an Start und Ziel die Veranstaltung, unterstützt von Heinz Deisenroth. Zwischendurch gab die Volkstheater-Chefin Autogramme, "fahndete" aber immer wieder nach der gewissen Frau Koch: "Melde Se sich hier bei mir, hier steht Ihne Ihrn Mann un heult".

Der Aufruf wurde erhört, die Vermißte schloß ihren Angetrauten glücklich in die Arme. Dieser "Fall" war erledigt, schon folgte eine "Schnuller-Arie": "Hier is bei mir en Schnuller abgegewwe worn; des arme Kind, das den verlorn hat".

Eine halbe Hundertschaft Helferinnen und Helfer des Radsportvereins "Henninger" Sossenheim, mit dem langjährigen Vorsitzenden Hermann Moos an der Spitze, sowie Kräfte von Günter Possmann sorgten für eine relativ rasche und reibungslose Abwicklung der gemeinsamen Veranstaltung.

Ihr Ruf geht längst über die Stadtgrenze hinaus. Heute kommen Fahrradfreunde aus dem Taunus, Offenbach, Wiesbaden, Mainz und Hanau. Am stärksten vertreten waren diesmal die Stadtteile Rödelheim (versteht sich), Heddernheim, Praunheim, Bonames, Bornheim und Sachsenhausen.

Unentwegte waren schon lange vor dem offiziellen Start gekommen. Auf dem Keltereihof waren noch die letzten Vorbereitungen im Gange. Dann hatten Sigrid Baumgärtner, Rita Blatter, Waltraud Simsch, Lieselotte Sprenger und Erika Redenz bei der Startkartenausgabe Hochbetrieb. Entsprechend auch der Andrang zu den Kontrollstellen am Start, wo Schülertrainer Kurt Janke und Dieter Baumgärtner die Startkarten stempelten. Die Stempelstelle "Neufeld" am Wendepunkt war mit Hans-Peter Roß und Hans Worms besetzt. Herbert Fay verteilte dort schmackhafte Äpfel.

Karl Bangert, pensionierter Schneidermeister aus Rödelheim, passierte "Neufeld" schon zum zweiten Mal. Der 88jährige war der älteste Teilnehmer. Zu den ältesten Frauen auf dem Rad zählte Irmgard Richter (72) aus dem Ostend. Nicht nur sie lobte die Strecke und die Organisation der Veranstaltung, die um die Mittagszeit in ein Riesen-Volksfest überging.

Das Rote Kreuz Rödelheim fuhr einen Einsatz zum Krankenhaus, andere Stürze gingen glimpflich ab. Drei junge Helfer der "Mobilen Hilfsstaffel", die in ihrer Freizeit auch "Pannenhilfe von Radfahrer für Radfahrer" leisten, hatten mehr zu tun. Michael Dechert, Dennis Hogg und Sebastian Abel berichteten von 17 Reifenpannen.

Glücksfee spielte bei der Verlosung von zwei Fahrrädern die Ebbelweikönigin Christiane I. aus Sachsenhausen. Sie zog orangefarbene Lose mit den Nummern 513 und 820, zwei Frauen waren im Besitz der Papierchen.

Die stärkste Teilnehmergruppe bildeten mit 66 Enthusiasten die Kleingärtner des KGV Fuchstanz, Rödelheims Feuerwehr belegte mit 48 jungen Brandschützern den zweiten Platz. *dixi

Die Idylle ist bedrohlich Galerie "Klang in Form" zeigt Bilder Mathias Erbes

SACHSENHAUSEN. Wer die Einladung des satten Grüns annimmt und einen Spaziergang durch die vordergründig idyllischen Landschaften wagt, spürt schnell die Bedrohung. Der junge Maler Mathias Erbe traut seinem "leiblichen Auge" nicht über den Weg. Der erste Eindruck ist trügerisch. Und so hält es Erbe lieber mit den Worten Caspar David Friedrichs: "Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehst dein Bild." Die Wahrheit liegt im Dunkeln. Erbe kommt es darauf an, sie von innen nach außen zu kehren.

Erbe bezeichnet sich selbst als "Renaissancekünstler". Bewußt kehrt er der abstrakten Malerei den Rücken zu und verschreibt sich dem Sujet der Landschaftsmalerei. Als Hof- und Hausmaler, wie eines seiner "Vorbilder", Thomas Gainsborough (1727-1788), hätte er allerdings keine Chance. Denn seine Bilder, in der Galerie "Klang in Form" zu sehen, sind expressionistischer Art. Sie wirken bissig und zynisch, bisweilen düster.

Der Frankfurter Künstler verfremdet Gegenstände - dezent, im Detail, wirkungsvoll. Schaut man genauer, so hinterlassen seine Wälder den Eindruck von lebenssatten, tiefgrünen, wabernden Schwämmen. Die Oberflächenstruktur gleicht der von Brokkolistauden. Seine "Brokkoliwälder" überwuchern die Leinwand, formen Hügel und Tiefebenen, bilden ein unendliches grünes Meer, das dichtgestrickt pulsiert. Da weht keine erfrischende Brise durch die Blätter.

Erbe malt keine Lobeshymne an die Natur. Und der Wald ist auch kein Ort der Erholung, vielmehr ein Platz des Schweigens. Wir wissen nicht, was alles unterhalb der Oberfläche verborgen liegt. Selten gewährt uns der Maler Einblick in seine düstere Welt: Dann reißt an einer Stelle der wuchernde Grünteppich auf und zeigt Männer in braunen Hemden und Schaftstiefeln. Faschisten, die wir bei Schießübungen beobachten. Oder es stürzen brennende Autos ins Bild, liegen abgestürzte Flugzeuge auf der Wiese.

Der in Frankfurt geborene Künstler wuchs im Spessart auf. "Eigentlich eine schöne Landschaft", meint er. Als er 1974 mit 15 Jahren wieder in seine Geburtsstadt umzieht, spürte er plötzlich die Enge dieser übersichtlichen und idyllischen Welt. Er studiert ein Semester an der Zeichenakademie Hanau, bevor er 1977 mit dem Studium am Städel beginnt.

Matthias Erbe ist noch auf der Suche. Neben seiner Vorliebe für alte Meister wie Gainsborough oder Rembrandt orientiert er sich auch an Vertretern der Pop-Art oder Subkultur. Und so wirkt die Ausstellung bisweilen wie eine Collage: Landschaftsbilder, Porträtstudien, Ikonen der Subkultur. Ein aufklappbarer Holzkasten verbirgt psychedelische Visionen: eine Frau, "Angel in Devils boots", schwebt über einer Waldlandschaft, in der rechten Tür sieht man Ausschnitte aus einem Underground-Cartoon von Erbe und kleine Plastikfiguren als Fetische, links in der Ikone schließlich das Selbstporträt des Malers. Über allem liegt ein Hauch Apokalypse. Erbe will die Katastrophe erahnen, lange bevor sie eintritt.

Die Ausstellung in der Galerie "Klang in Form", Brückenstraße 31, kann bis 20. Oktober (montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr) besucht werden. CHRISTINE PETERS

Wo sich 1860 Regierungsrat Wiesenbach seinen Schloß-Traum erfüllte, verbessert jetzt die BfA-Klinik die Infrastruktur der Zimmer Wehmütig denken Ältere noch an die Zinnen Bauwerk wurde 1966 abgerissen / Kein Denkmalschutz Von Jörn Koppmann BAD HOMBURG. "Wir spüren, daß manche Bad Homburger Bürger nicht so glücklich sind, daß das Wingertsbergschlößchen wegkam." Claus Plachetta, Verwaltungschef der Wingertsbergklinik, bemerkt noch immer die Wehmut, mit der viele an das Schlößchen zurückdenken, das bis 1966 auf dem Gelände des Sanatoriums stand. Wo sich seit dem Krankenhausbau im Jahr 1979 auf sechs Etagen eintönige Fensterfronten übereinander reihen, waren mehr als 100 Jahre lang Erker mit spitzbogigen Fenstern, Zinnen und Türmchen zu sehen gewesen. Viele ältere Bürgerinnen und Bürger erinnern sich noch an den romantischen Anblick vom Kurpark aus. Mit seiner eigenwilligen Mischung verschiedener Architektur-Stile bot das Schlößchen als Hintergrund zum Denkmal vor dem Kaiser-Wilhelm-Bad den weitaus schöneren Anblick als das 24 Meter hohe Krankenhaus, das heutzutage das Bild dort bestimmt. Regierungsrat Wiesenbach hatte sich 1860 mit dem verspielten Bau den Traum vom eigenen Schloß erfüllt. Den Wingertsberg, so benannt wegen des Weinanbaus, der dort einst betrieben worden war, wählte der Schloßherr aufgrund des Panoramas aus. Von dort konnte er seinen Blick weit über die Hänge des Taunus bis in die Wetterau und zur Mainebene schweifen lassen.

Und in dem parkähnlichen Garten wuchsen große Bäume, in deren Schatten ein Gewächshaus und das sogenannte "Kutscherhaus" standen; darin wohnte der für den Fuhrpark des Schloßherrn zuständige Bedienstete.

Einige Jahre zuvor hatte Geheimrat Müller den idyllisch gelegenen Ort mit dem grandiosen Ausblick entdeckt. Am höchsten Punkt des Wingertsbergs hatte er sich einen Holztempel errichten lassen. Die Laube hatte zuvor als Überdachung des Ludwigsbrunnens gedient.

1888 kaufte der Amerikaner Reggio das Schloß. Um die Jahrhundertwende wechselte es erneut den Besitzer: Die italienische Familie Giulini erwarb das Gebäude. Von 1911 bis 1959 wurde es von einem Major Hübsch aus Straßburg bewohnt. Danach fiel es an die Erben Giulini, die 1960 einen Teil des Geländes als Baugrundstücke verkauften.

Das Schlößchen selbst bot damals schon einen heruntergekommenen Anblick. Da es nie gründlich renoviert worden war, wurde es zunehmend baufällig: Zinnen und Stuck brachen ab, der Putz bröckelte. Seit 1964 drohte dem leerstehenden Gebäude zunehmend akute Einsturzgefahr. Die Denkmalschützer hielten die Ruine nicht für erhaltenswert - eine Ansicht, die heute vermutlich nicht mehr geteilt würde -, und so konnte die Berliner Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) das Gebäude mit 10 000 Quadratmetern Grund kaufen. Die BfA ließ das Schlößchen abreißen und an gleicher Stelle für 15 Millionen Mark das Sanatorium errichten, das nun gerade umgebaut werden soll.

(Lesen sie dazu auch den nebenstehenden Kasten.)

Verteidigungskurse für Frauen Tricks gegen Gewalt und Anmache lernen

HÖCHST. "Jede Frau jeden Alters kann sich wehren!", lautet die Überzeugung des Höchster Bildungsschuppens, des Jugend- und Kulturzentrums und des Vereins "Frauen in Bewegung". Damit Frauen Tricks und Kniffe der Selbstverteidigung kennenlernen können, veranstalten die drei Organisationen einen Anfängerinnenkurs in Sachen körperlicher und psychischer Selbstbehauptung.

Frauen, die lernen wollen, wie sie sich am besten gegen Anmache, sexuelle Belästigung und körperliche Angriffe wehren, können bei Trainerin Sibylle Gottlob in die Lehre gehen.

Der Selbstverteidigungskurs beginnt am Montag, 19. Oktober. Zwischen 20 und 21.30 Uhr werden körperliche und verbale Abwehrtechniken im Mädchen- und Frauentreff des Jugend- und Kulturzentrums Höchst (Palleskestraße 2) gelehrt. Die Gebühr für das Training kostet 50 Mark. Kenntnisse in Kampfsportarten sind nicht notwendig.

Interessierte Frauen ab 18 Jahren können sich für die Selbstverteidigungskurse unter der Telefonnummer 31 06 56 70 anmelden. kug

Neue Kurse des Juz

am Grafik-Computer

FECHENHEIM. Das "ultimative Programm für Kenner" - mit diesem Slogan wirbt das Jugendzentrum Fechenheim Nord. Das Juz in der Borsigallee 8 - 10 ist montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr geöffnet und bietet Jugendlichen ab 13 Jahren ein Repertoire von der Video-Gruppe über regelmäßiges Fußballtraining bis zum Computerkurs.

Das Programm des Monats ab Montag, 12. Oktober: Um 14 Uhr trifft sich die Video-Gruppe, außerdem stehen Spiele auf dem Plan. Dienstag ist Musiktag (ab 15 Uhr), mittwochs wird ab 18 Uhr auf dem Sportplatz an der Birsteiner Straße Fußball gespielt, und donnerstags bietet das Jugendzentrum ab 15 Uhr einen GrafikComputerkurs an. Wer am Computer lieber spielt anstatt daran zu arbeiten, sollte am Freitag um 14 Uhr ins Juz kommen. Abends ab 18 Uhr trainieren dann wieder die Fußballer.

Für die Woche von Montag, 19. Oktober, bis Donnerstag, 22. Oktober, gelten dieselben Daten und Angebote wie oben. Einzige Ausnahme und Höhepunkt des Monats: Am Freitag, 23. Oktober, steigt ab 18 Uhr die große Juz-Party. In der letzten Oktoberwoche (26. bis 30. Oktober) gilt dann wieder der normale "Fahrplan". Für weitere Informationen steht das Team des Zentrums unter der Telefonnummer 41 80 30 zur Verfügung. rea

Auf stillgelegten Äckern erblühen wieder Blumen Bauern erkennen Landschaftspflege als lukrative Einnahmequelle / Viele fürchten allerdings Prestigeverlust

WETTERAUKREIS. Statt mit ihren Traktoren über die Felder zu tuckern, um das Letzte aus der geplagten Erde herauszuholen, pflegen Bauern Streuobstwiesen, schneiden die Kopfweiden an den Bächen, entfernen wucherndes Gestrüpp, betreuen Auen und kümmern sich um den Zustand der Waldränder. Was der Natur nutzt, soll der Schaden der Landwirte nicht sein: ihr Arbeitsaufwand wird gut bezahlt. Landschaftspflege ist ihnen eine lukrative Einnahmequelle - wenn alles klappt. Bislang gibt es im Wetteraukreis Landschaftspflege durch Landwirte nur in ganz bescheidenen Ansätzen. Aber das soll anders werden.

"Landschaftspflege ist für die Wetterauer Landwirte noch Neuland", sagt Dr. Burkhard Olberts, Geschäftsführer des 1984 gegründeten Naturschutzfonds Wetterau. Der Fonds kümmert sich um Biotope zwischen Vogelsberg und Taunus. Nun geht er daran, groß ins Landschaftspflegegeschäft einzusteigen: Er übernimmt die Aufgabe eines Landschaftspflegeverbandes. Zu diesem Zweck wird gerade die Bauern betreten Neuland Satzung des Fonds überarbeitet. Die Landwirte, die bislang nicht im Vorstand vertreten waren, sollen dort Drittelparität erhalten. Das ist Voraussetzung dafür, daß der Fonds künftig Landes- und auch EG-Gelder für die Landschaftspflege verteilen kann. Als jüngst Experten im Kreishaus über die Landschaftspflege diskutierten, war von "Millionenbeträgen" die Rede, die künftig in die Landschaftspflege fließen sollen. Doch Genaues ist noch nicht bekannt. Olberts: "Um wieviel Geld es wirklich geht, steht noch in den Sternen."

Der Naturschutzfonds tastet sich aber schon ganz praktisch in die Landschaftspflege durch Landwirte vor: Er hat jetzt erstmals einen Vertrag mit dem Maschinenring der Wetterauer Landwirte abgeschlossen. Es geht dabei um die Pflege eines Grundstückes mit hochstämmigen Obstbäumen bei (nomen est omen) Bauernheim. Das Beispiel soll Schule machen.

Die Landwirte ihrerseits bereiten sich auch schon darauf vor, größer in dieses Geschäft einzusteigen. Beim Maschinenring Wetterau, der sich vor drei Jahren bildete, um die Lastwagen und übrigen Maschinen für den Zuckerrübentransport nach Groß-Gerau anzuschaffen, versucht sich seit zwei Jahren eine Gruppe auf neuem Terrain. Diese Landschaftspflegegruppe besteht derzeit aus 20 Landwirten. Sie ging aus der Landtechnischen Fördergemeinschaft Nidda hervor, berichtet der Sprecher der Gruppe, Günter Stingel, der in Nidda einen 50-Hektar-Hof betreibt.

Die Landschaftspfleger des Maschinenringes haben bereits Verträge mit Forstämtern, Kommunen und auch der Unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises abgeschlossen. Auf rund 80 000 Mark belaufen sich die Aufträge in diesem Jahr. Stingl ist "für den Anfang zufrieden". Die Zuverdienstmöglichkeiten für die Landwirte sind damit aber noch längst nicht ausgereizt. Die Mitglieder der Gruppe liegen noch weit unter jenen 20 000 Mark, die sie pro Jahr zu ihrem Betriebseinkommen hinzuverdienen dürfen, ohne auf die steuerlichen und versicherungsrechtlichen Vorteile ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit verzichten zu müssen.

In Kursen können sich die Bauern auf die neue Tätigkeit vorbereiten, und die Berufsgenossenschaft informiert auch schon über den Unfallschutz bei der Landschaftspflege. Viele Landwirte haben allerdings Vorbehalte gegen die Landschaftspflege. Sie empfinden diesen Job - anders als beispielsweise das Fahren von mit Zuckerrüben beladenen Lastwagen nach Groß-Gerau - als sozialen Abstieg. Stingl: "Es muß jeder für sich entscheiden, ob er für 20 Mark die Stunde Lastwagen fährt oder für 30 Mark die Motorsäge in der Hand hält."

Durch den Zusammenschluß der an der Landschaftspflege interessierten Landwirte in der Gruppe des Maschinenringes will Stingl verhindern, daß sich die Bauern in diesem Geschäft gegenseitig unterbieten und so die Preise gedrückt werden. In neue Maschinen will die Gruppe vorerst nicht investieren. Zu unsicher ist ihnen, was tatsächlich von EG und Land zu erwarten ist. Stingl: "Ich weiß nicht, wieviel Geld in den nächsten Jahren kommt."

Die Mittel des Naturschutzfonds Wetterau sind noch bescheiden. 50 000 Mark standen ihm in diesem Jahr für den Vertragsnaturschutz zur Verfügung. Der Großteil dieser Summe floß in Ausgleichszahlungen für die extensive Nutzung von Wiesen im Auengebiet und auch in die Umwandlung von dortigen Äckern in Wiesen. Über das Landwirtschaftsamt in Friedberg fließen in diesem Jahr 135 000 Mark in den Vertragsnaturschutz, weiß Dr. Olberts.

Einem Landwirt, der seine Wiese "Im Sauern" in Schwalheim nur alle zwei Jahre mäht, zahlt der Naturschutzfonds eine Entschädigung von 200 Mark pro Hektar im Jahr. Auf der Wiese wachsen Salzbinse entdeckt wieder seltene Pflanzen wie die auf der Roten Liste stehende Salzbinse, freut sich Olberts.

Direkt neben dieser Wiese "Im Sauern" ist es dem Naturschutzfonds gelungen, einen Acker wieder zur Wiese werden zu lassen. Der Landwirt, mit dem ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden konnte, erhält eine jährliche Entschädigung von 400 Mark pro Hektar. Solche Verträge sind dem Fonds am liebsten. Olberts: "Wir wollen möglichst viele Äcker wieder aus der Aue rauskriegen." Der Naturschutzfonds-Geschäftsführer weiß aber auch, daß die 400 Mark Entschädigung pro Hektar noch nicht lukrativ genug sind. Die Einbußen der Bauern bei der Aufgabe der oft sehr fruchtbaren Äcker in den Auen sind meist höher.

Für rund 200 Hektar im Auengebiet wird der Fonds im nächsten Jahr sogenannte "Grünlandverträge" abschließen Bald Grünlandverträge können, schätzt Dr. Olberts. Diese Verträger verpflichten die Landwirte zu einer späten Mahd und zum Verzicht aufs Düngen. 200 Hektar sind gerade mal sieben Prozent der gesamten Fläche des Auenverbundes Wetterau.

Sehr zufrieden ist der Geschäftsführer mit den Landwirten, mit denen er Verträge über die extensive Nutzung der Wiesen im Auenverbund abgeschlossen hat. Die hätten sich "bisher vorbildlich an die Vertragsbedingungen gehalten", berichtet Olberts und beruft sich auf "stichprobenartige Kontrollen" während des Frühjahrs und des Sommers.

Die Landwirte, die sich mit dem Naturschutzfonds einlassen, sind offenbar recht umweltbewußt. Andere sind es nicht, wie der BUND-Ortsverband Wöllstadt herausgefunden hat. Die Naturschützer nahmen ihre Gemarkung genau unter die Lupe und stellten fest, daß ein Pächter in einem als "geschützter Landschaftsbestandteil" vorgesehen Areal rund einen Hektar zu Acker gemacht hatte. Ein Großteil der verpachteten Wiesen werde vertragswidrig intensiv als Grünland genutzt, stellten sie fest. Von den 223 Hektar Wiesenfläche, die der Katasterplan aus dem Jahre 1973 ausweise, seien lediglich 40 Hektar übriggeblieben. Sogar komplette Feldwege seien kurzerhand in Ackerland verwandelt worden. Längst nicht alle Landwirte hielten sich an die Vorschrift, an ihren Äckern 50 Zentimeter breite Randstreifen stehenzulassen, beklagt der BUND-Ortsverband. Selbst vor den vom Wasserschutzgesetz vorgeschriebenen Zehnmeterstreifen an Bächen und Flüssen würden die Traktoren nicht stoppen. BRUNO RIEB

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 16. Oktober in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,00) 0,02 (0,02) 0,01 (0,01) CO (50) 0,06 (0,05) 0,03 (0,03) NO2 (0,20) 0,05 (0,05) 0,03 (0,04) Staub (0,45) 0,01 (0,06) 0,01 (0,05)

- = kein Meßwert bekannt (in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt.

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Die epidemische Lawine ist ausgeblieben

Seit zehn Jahren Aids-Fälle in Deutschland / Noch immer ist keine Heilung möglich

Die Angst vor Aids beginnt in der breiten Öffentlichkeit langsam zu verblassen. Für viele Deutsche hat die erworbene Immunschwäche, die erstmalig 1981 in den USA beschrieben wurde und die sich bereits ein Jahr später auch in Europa auszubrei- ten begann, längst ihren Schrecken verloren. Vor allem Jugendliche schlagen gerade- zu unbekümmert die ärztlichen Warnungen in den Wind, wenn es um ihr Sexualverhalten geht. Selbst im Fernen Osten suchen Touristen wieder ihre sexuellen Abenteuer, ohne noch an eine Infektion mit HIV, dem Aids-Erreger, zu denken.

Die Gründe für diese sorglose Einstellung liegen offen auf der Hand. Zunächst einmal ist in Deutschland entgegen vielen Befürchtungen und Prophezeiungen die große Welle von Erkrankungen ausgeblieben. Zum anderen beschränkt sich Aids nach wie vor primär auf Homosexuelle, Drogenabhängige und Bluter als Hauptbetroffene; in der heterosexuellen Bevölkerung hat es sich zumindest in Deutschland bislang kaum ausgebreitet. Deshalb glauben viele, daß etwa zehn Jahre nach dem Auftreten von Aids die Gefahr gebannt sei und nicht mehr viel passieren könne. Doch die Krankheut ist noch längst nicht unter Kontrolle. Täglich infizieren sich etwa zwölf Menschen in Deutschland mit HIV-Viren. Für sie bedeutet das den sicheren Tod nach jahrelanger quälender Ungewißheit und einem schleichenden Verfall körperlicher und geistiger Kräfte.

Wer heute versucht, eine "Aids-Bilanz" zu ziehen, wie kürzlich Ärzte, Sozialarbeiter, Krankenschwestern und andere auf einer Tagung der katholischen Rabanus-Maurus-Akademie in Wiesbaden, kommt an dieser ernüchternden Feststellung nicht vorüber. Deshalb gilt der öffentlichen Aufklärung nach wie vor die besondere Aufmerksamkeit. Immer wieder muß gezeigt werden, wie der einzelne sich vor Aids schützen kann. Viele Jugendliche wissen das, doch nur die wenigsten denken daran, wenn sie beispielsweise sexuelle Kontakte zum anderen Geschlecht aufnehmen oder wenn der Griff zur Droge zum inneren Zwang wird. Doch die öffentliche Aufklärung greift nicht wie gewünscht, und ein Impfstoff ist trotz intensiver jahrelanger und weltweiter Bemühungen nicht in Sicht. Seine Entwicklung wird durch die vielen HIV-Typen einerseits und durch die ständige Veränderung des einzelnen Virus erheblich erschwert.

Heilbar ist Aids derzeit noch nicht. Das Präparat Retrovir verhindert ausschließlich die Vermehrung des Virus in den menschlichen Blutzellen. Von anderen Medikamenten, die noch in der Entwicklung sind, wird viel erwartet, doch sollten die Hoffnungen nicht zu hoch geschraubt werden, legen doch die HIV-Viren gerade das Immunsystem lahm, das eigentlich den Organismus vor Infektionen, also auch vor ihnen, schützen soll.

Ganz ohne Erfolg ist die Medizin jedoch nicht. Die immer wieder auftretenden Infektionen durch opportunistische Erreger lassen sich beispielsweise inzwischen wirksam mit Antibiotika behandeln. Das klingt verheißungsvoll, hat aber auch seine Schattenseiten, überlebten vor etwa fünf Jahren die Betroffenen den Ausbruch der Krankheit höchstens zwölf Monate, so können das heute durchaus fünf bis sechs Jahre sein. Damit werden aber zunehmend neurologische Komplikationen, das heißt hirnorganische Veränderungen beobachtet, die zu unterschiedlichen Ausfällen geister Leistungen führen. Im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung werden Aids-Patienten daher oft völlig hilflos und bedürfen dann einer zusätzlichen psychosozialen Betreuung, damit sie am Ende ihres Lebens nicht auch noch den letzten Rest ihrer menschlichen Würde verlieren.

An Versuchen, Aids-Kranke über die rein medizinische Versorgung hinaus psychisch zu betreuen, sie aus der krankheitsbedingten gesellschaftlichen Isolation zu führen, fehlt es nicht. Es geht, so der Frankfurter Klinikseelsorger Gregor Schorberger, insbesondere darum, den Patienten zu helfen, ihren Lebensprozeß zu bewältigen und ihre Lebensentscheidung selbst zu finden. "Aber erst wenn wir den Aids-Patienten vorurteilsfrei begegnen, können wir hören, was sie uns sagen wollen.

Ein Vorbild ist das Franziskus-Haus der Caritas im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Dort werden Aidskranke Menschen aufgenommen, die rund um die Uhr behandlung- und betreuungsbedürftig sind. Alles zu tun, um das Leid dieser Menschen zu lindern, sie Solidarität und nicht Isolation erfahren zu lassen, ist Aufgabe dieser Institution. Die ersten Erfahrungen - das Haus mit 20 Betten, die aber noch nicht alle belegt sind, wurde im April 1992 eröffnet - zeigen, daß die Patienten nach ihrer Aufnahme noch einmal aufblühen, sich körperlich und zum Teil auch psychisch stabilisieren, so daß sie dann den letzten Abschnitt ihres Lebens in eigener Verantwortung und Selbstbestimmung verwirklichen können, so die Sozialarbeiterin Barbara Heun.

KONRAD MÜLLER-CHRISTIANSEN

Die Kinder brauchen ein gutes Essen Mittagstisch-Helfer gesucht

FECHENHEIM. Mit einem ungewöhnlichen Appell geht der Arbeitskreis Fechenheim-Nord an die Öffentlichkeit. Gesucht werden rüstige ältere Damen oder Herren, die bereit sind, einen "Mittagstisch für Grundschüler" zu betreuen. Die Mahlzeiten müßten aufgewärmt und verteilt werden, anschließendes Aufräumen und eventuell Spülen gehören ebenfalls zu den Aufgaben.

Die Idee dazu stammt vom Stadtteilarbeitskreis für Kinder und Jugendliche (AK), der einen Mittagstisch für die Grundschüler der Konrad-HaenischSchule (KHS) einrichten will. Denn der Antrag der KHS, in eine Betreuungsschule umgewandelt zu werden, ist wegen des städtischen Geldmangels vorläufig abgelehnt worden. Dabei bestehe in Fechenheim-Nord ein hoher Bedarf, betonte Petra Spöck vom Arbeitskreis. Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Hortbereich konnten in diesem Jahr 62 Anmeldungen nicht berücksichtigt werden.

Der AK Fechenheim-Nord macht sich nun dafür stark, den Mittagstisch für die Kinder schon jetzt, unabhängig vom Konzept der Betreuungsschule, einzurichten. Bei einer ersten Umfrage in der KonradHaenisch-Schule begrüßten Eltern von annähernd 80 Kindern ein Essensangebot. Eine wichtige Voraussetzung, um eine warme Mahlzeit anzubieten, ist bereits vorhanden: Die KHS verfügt über eine gebrauchsfähige Küche und einen kleinen "Speisesaal", in dem 20 Kinder verköstigt werden könnten.

Der Arbeitskreis hat bereits bei verschiedenen Großküchen angefragt: Die Angebote für ein Menü schwanken zwischen 3,50 Mark und sechs Mark pro Tag und Portion. Der Haken bei der Sache: Der Arbeitskreis selbst hat nicht genügend Mitarbeiter, um jemanden für die Essensausgabe abzustellen; auch fehlt der Initiative das Geld, um "professionelles" Personal einzustellen. Bei einem Gesprächsabend mit den betroffenen Eltern versuchte der Arbeitskreis mehr freiwillige Helfer zu mobilisieren. "Wir sind auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen, wenn wir in unserem Stadtteil etwas bewegen wollen", sagte Petra Spöck eindringlich.

Eine Mutter machte jedoch deutlich, daß diese Forderung nicht so einfach einzulösen ist: Es seien doch vor allem Alleinerziehende oder Eltern, die beide berufstätig seien, die großes Interesse an Fortsetzung auf Seite 2

Stricken mit der Maschine

HANAU. Den Umgang mit der Strickmaschine können Interessierte ab Mittwoch, 21. Oktober, in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in der Mittelstraße lernen. Unter Anleitung einer Fachkraft können die Teilnehmer von 18.30 bis 21 Uhr erfahren, welche vielfältigen Möglichkeiten sich bei dieser Arbeit bieten. Anmeldungen nimmt Kursleiterin Hammes unter Telefon 2 65 31 entgegen.

Langlaufabend von Spiridon Start zum Endspurt in der Bahnlaufsaison

FRANKFURT A. M. Für Schüler, Jugendliche, Frauen und Männer veranstaltet der Verein "Spiridon" Frankfurt am Freitag, 9. Oktober, 17 Uhr, einen Langlaufabend im Frankfurter Waldstadion.

Ausgeschrieben sind verschiedene Wettbewerbe über 2000 bis 10 000 Meter. Mit dieser Veranstaltung beendet "Spiridon" die Bahnlaufsaison 1992. Die Teilnehmer können testen, ob sie für den Frankfurt-Stadtmarathon am Sonntag, 25. Oktober, fit sind. Daran beteiligt sich "Spiridon" als zahlenmäßig stärkster Verein. Außer den Läuferinnen und Läufern stellt "Spiridon" an der Marathonstrecke mehr als 100 Helfer. Weitere Auskunft gibt Albert Junker, Telefon 65 41 97. dixi

Lokal- und Leistungsschau Die Kleintierzüchter zeigen "Viecherl"

HEDDERNHEIM. Nach der erfolgreichen gemeinsamen Jungtierschau der Heddernheimer Kleintierzüchter 1898 und des Vereins zur Förderung der Geflügelzucht 1902 Heddernheim richten die Kleintierzüchter am kommenden Wochenende, Samstag, 10. Oktober (ab 14 Uhr), und Sonntag, 11. Oktober (ab 9 Uhr), ihre traditionelle Lokal- und Leistungsschau aus.

Ausgestellt werden in der Farmanlage im Zeilweg Großhühner, Zwerghühner und Kaninchen verschiedener Rassen und Farben.

Die Ausstellung steht auch im Zeichen des 90jährigen Bestehens des von Karl Schlicher geleiteten Förderervereins, der seit Anfang diesens Jahres eng mit dem Nachbarverein (Vorsitzender Fritz Hofmann) zusammenarbeitet.

Züchterfleiß wird mit Preisen belohnt. Unter anderem stehen für die erfolgreichsten Züchter mehrere gestiftete Pokale zur Verfügung. Die Übergabe erfolgt bei der Preisverteilung Anfang Dezember bei einer Feier im kleinen Saal der Turnhalle Habelstraße.

Am Samstag/Sonntag, 24./25. Oktober, zeigen die Heddernheimer Kleintierzüchter im Nordwestzentrum (Nordweststadt) eine weitere Ausstellung. dixi

Technischer Adel aus bürgerlichem Haus Die noblen Qualitäten des neuen Mazda Xedos 6

Im deutschen Blätterwald ist er zwar schon seit Monaten präsent, obwohl seine massive Werbung permanent die Tugend des Wartenkönnens gepredigt hatte. Doch auf Deutschlands Straßen bleibt er noch immer so gut wie unsichtbar. Die Rede ist vom Xedos, jenem eleganten Neuling aus Fernost, der es endgültig mit der etablierten Konkurrenz vom Schlage eines BMW 320, Mercedes 190 oder Alfa 155 aufnehmen möchte.

Mazdas flächendeckende Werbekampagne hat gute Gründe, denn diese japanische Marke war hierzulande bisher mehrheitlich für brave Butter-und-Brot- Autos bekannt. Erst in jüngster Zeit profilierte sie sich mit "Nischen-Modellen" wie dem knubbeligen 121, der bereits als "2 CV der neunziger Jahre" apostrophiert wurde. Der nostalgische zweisitzige Roadster MX-5 tat ein übriges, die Marke Mazda allmählich in einem neuen Licht erscheinen zu lassen, nämlich als Unternehmen, das Mut zu mehr Individualität unter all den uniformen "Schlitzaugen"- Karossen zeigt.

Der Verkaufsstart des Xedos markiert einen weiteren Schritt auf diesem Weg zur Profilierung und Höherpositionierung von Mazda in Deutschland. Hinter diesem Kunstwort verbirgt sich eine schlanke Mittelklasse-Limousine, die familiengerechte Konzepte dezent mißachtet und zugunsten eines eleganten Designs bewußt beträchtliche Kompromisse bei der Raumausnutzung eingeht.

In der Tat ist der Xedos höchstens ein schlanker Viersitzer. Hinten geht es, was Kopf- und Kniefreiheit anlangt, relativ knapp zu. Der Einstieg erfordert ein erhöhtes Maß an Flexibilität im Vergleich zu entsprechenden Familienlimousinen üblicher Art und Größe. Auch der Kofferraum ist mit 390 Litern (VDA-Norm) gewiß nicht üppig geraten. Immerhin lassen sich die Rücksitzlehnen notfalls umlegen, um mehr Stauraum zu gewinnen. All diese Dimensionen zeigen, daß der Xedos eher das Auto für die dynamische Zweierbeziehung als für den vier- oder fünfspännigen Sippenverband sein will. Just wie das schon seit Jahrzehnten für einen Dreier-BMW gilt.

Das Karosserie-Design läßt etliche Ästheten unbestritten die Augen verklärt gen Himmel wenden. Der feine Schwung der sanften Rundungen und aufsteigenden Linien ruft in der Tat Erinnerungen an edelsten europäischen Automobilbau- Adel wach. So nobel präsentierten sich einst Alfa-Romeo- und Lancia-Modelle der vierziger und fünfziger Jahre, ehe diese klassischen Marken wirtschaftlich unter die Räder gerieten und allesamt unter Mamma Fiats allumfassende Fittiche flüchteten. Kein Zweifel, daß der Xedos stilistisch auch als Lancia der neunziger Jahre hätte durchgehen können und dafür gewiß Beifall von allen Rängen bekommen hätte.

Dabei ist der Xedos alles andere als nur eine schöne Fassade. Konsequent, wie Japaner sein können, implantierten sie diesem Edelgehäuse auch die angemessene Technik. Das Triebwerk beispielsweise ist vom Feinsten. Die sublime Laufkultur dieses kompakten Zweiliter-Sechszylinders kann es mit den allerbesten europäischen Konkurrenten aufnehmen. Seidenweiche Drehfreude, ungewöhnlich dezente Akustik, durchaus nicht zu knappe Elastizität, vielmehr kräftiges Durchzugsvermögen auch noch im fünften Gang, das sind nur einige Eigenschaften dieses neuen Meisterstücks japanischer Motorenbaukunst.

Auch beim Verbrauch ist dieses Triebwerk auf der Höhe der Zeit. Unser durchaus lebhaft bewegter Testwagen kam insgesamt auf einen Schnitt von lediglich 9,2 Litern Super bleifrei pro 100 Kilometer. Nur wer die Gänge oft barbarisch "ausdreht" und das Auto permanent "hetzt", wird die Elf-Liter-Marke erreichen. Doch paßt solch brutaler Fahrstil keineswegs zu dieser nobel-schlanken Dynamik-Limousine. Sie setzt beim Eigner grundsätzlich Sinn für Ästhetik der Technik und wohlausgebildete Genußfähigkeit voraus.

Das Fahrwerk läßt in gleicher Weise beste europäische Schule erkennen. Der Xedos hat ungewöhnlich souveräne Fahreigenschaften. Elegante Leichtfüßigkeit, wundervoll ausgewogenes Kurvenverhalten, unbeirrbarer Geradeauslauf und ein sanftmütig-unspektakulärer Gesamtcharakter unterstreichen den feinnervigen Frontantriebs-Komfort dieses Automobils. Die Federung zeugt nicht weniger von hohem Niveau. Nur bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten läßt der Abrollkomfort auf grobem Untergrund zu wünschen übrig. Dann poltern die Räder leicht plebejisch, ohne jedoch die Insassen ernsthaft physisch zu belästigen. Die Sitze erweisen sich dabei gleichfalls als komfortabel. Sie sind hervorragend langstreckentauglich.

Das Wagen-Interieur mit seinen sanft geschwungenen Linien der Armaturentafel mag nicht nach jedermanns Geschmack sein. Ästhetisch geriet das Ganze etwas blaß. Störend auch der Komplex des banal-schwarzen Lenkrades, in dessen Nabe sich allerdings ein serienmäßiger Airbag verbirgt. Auch einige Unsicherheiten bei der Farbwahl muß man den japanischen Designern bescheinigen. Ein freudloses Metallic-Grau draußen und ein ebenso traurig-blasses Himbeerrosaviolett drinnen wie bei unserem Testwagen, da besteht noch einiger ästhetischer Nachholbedarf. Allzu helle Kunststofflächen im Armaturenbereich bringen ohnehin das Risiko unerfreulicher und gefährlicher Spiegelungen in der Windschutzscheibe mit sich.

Auch bei einigen technischen Details wurde das Klassenziel verfehlt. Die mild- grünen Funktions-Illuminationen der Klimaanlagen-Betätigung sind bei einiger Helligkeit höchstens zu ahnen, nie aber sicher zu ermitteln. Merkwürdigerweise fiel auch die Schaltung unseres Testwagens aus dem üblichen japanischen Perfektionismus heraus. Das Zurück vom fünften in den vierten Gang gelang nicht immer, vielmehr bestand gelegentlich die Gefahr, schon in den zweiten zu geraten, was dem Getriebe gewiß nicht guttun würde. Und um die kleinen Mäkeleien zum Ende zu bringen: es gab in unserem Probefahrzeug auch ein paar lästige Klappereien und Knirschgeräusche. Sie mochten sich mit dem ansonsten perfekten Finish und der hochwertigen Karosseriequalität durchaus nicht reimen. Trotzdem: Der Xedos gehört zum Feinsten, was derzeit aus Japan kommt. Er ist entsprechend seinem Anspruch auch keineswegs billig. Immerhin steht er schon ohne die - dringend empfehlenswerte und 2000 DM teure - Klimaanlage mit 43 000 DM in der Preisliste. Dafür ist er allerdings ansonsten komplett ausgestattet einschließlich ABS, Fahrer-Airbagund Alu-Felgen. Wenn die hochfliegenden Träume der Mazda-Väter - 12 000 bis 18 000 jährliche Xedos-Verkäufe in Deutschland - nicht in Erfüllung gehen sollten, wie es zur Zeit den Anschein hat, so gewiß nicht wegen mangelhafter technischer oder ästhetischer Qualitäten dieses Autos. Es dürfte wieder einmal die Frage aller Fragen in dieser Klasse, nämlich die nach Image und Prestige sein, an der sich die Geister scheiden.

Möglicherweise ist es am Ende das einzige ernsthafte Handikap des Xedos, daß er ein Mazda ist. Der wahre Adel von Marken wie BMW oder Mercedes-Benz beruht neben technischer Kompetenz eben immer noch vorzugsweise darauf, daß es unter ihrem Namen keine Jedermann-Autos gibt.

PETER KLINKENBERG

In den Herbstferien Angebote für Kinder

FRANKFURT A. M. Der Zusammenschluß freier Kinder- und Jugendeinrichtungen in Frankfurt bietet in den Herbstferien in allen Stadtteilen interessante Aktionen für Kinder und Jugendliche, die auf der Flucht vor der Langeweile sind.

So bietet die Kinderwerkstatt Bockenheim (Florastraße 27) Ausflüge ins Schwimmbad, eine Druckwerkstatt und Fußballspiele an. Ab Montag, 12. Oktober, gibt es am Kirchplatz ab 14.30 Uhr ein offenes und kreatives Programm mit Malen, Zeichnen und Basteln.

Höhepunkt des Angebotes der Nachbarschaftshilfe Bornheim (Petterweilstraße 44) ist ein Jongleur-Workshop, der ab Dienstag, 13. Oktober, drei Tage lang jeden Nachmittag ab 14 Uhr aus Anfängern kleine Artisten machen will - ein "echter" Jongleur wird die hohe Kunst des Werfens und Fangens mit Tüchern und Bällen unterrichten und die Fortgeschrittenen weiter zu Tellerbalancen und Diabolospielen führen.

Der Kinderkeller in Niederrad (Böttgerstraße 20) unternimmt jeden Donnerstag einen Ausflug ins Rebstockbad; am Freitag, 9. Oktober, geht's in den Frankfurter Zoo; am Dienstag, 12. Oktober, besichtigen die Kleinen das Kindermuseum, und am Mittwoch, 13. Oktober, wird eine Bootsfahrt auf dem Main angeboten. Treffpunkt ist immer im Kinderkeller, jeweils um 13 Uhr.

Das Jugendzentrum Fechenheim-Nord (Borsigallee 8-10) hat während der Ferien montags bis freitags von 15 bis 22 Uhr geöffnet. Jeden Donnerstag gibt es dort einen Computer-Graphik-Kurs, außerdem kann man die Woche über Musik machen oder Videos drehen.

Das Jugendzentrum Oberrad feiert in den Ferien ausgiebig die neuen Räume in der Wiener Straße 57 (geöffnet ist zwischen 16 Uhr und 21 Uhr).

Auskünfte beim Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen: Telefon 52 01 38. zol

Jugenpflege lädt ein zur Spielwarenbörse

HATTERSHEIM. Alles rund ums Kind gibt es bei der Spielwarenbörse am Sonntag, 18. Oktober, in der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg. Von 14 bis 17 Uhr können Kinder und Eltern auch Kleider, Kinderwagen und allerlei andere Dinge verkaufen und erstehen.

Ausrichter ist die Jugendpflege. Sie verteilt auch Platzkarten für Stände. Erwachsene zahlen zehn, Kinder zwei Mark. Der Erlös geht an ein Hilfsprojekt für Kinder. Information und Reservierung bei der Jugendpflege, Tel. 80 81 52.

Für Kinder gibt es einen kostenlosen Fahrdienst zur Börse. Busse aus den Stadtteilen fahren zur Sporthalle. kkü

Bildungsurlaub im Oktober Thema ist das Leben der Juden in Höchst

HÖCHST. Mit dem Leben der Juden in Höchst zwischen 1900 und 1945 können sich Bildungsurlauber von Montag, 19. Oktober, bis Freitag, 23. Oktober, im Höchster Bildungsschuppen beschäftigen.

1933 gab es in Höchst etwa 200 Menschen jüdischen Glaubens. Wie sie mit der christlichen Bevölkerungsmehrheit in der Zeit scheinbarer Harmonie vor 1933 zusammenlebten, soll ebenso untersucht werden, wie die Veränderungen nach 1933, als die Nazis begannen, Juden auszugrenzen und zu verfolgen.

Gearbeitet werden soll nach Auskunft der Referenten Waltraud Beck und Josef Fenzl mit stadtteilspezifischen Materialien und Dokumenten. Wer möchte, kann auch eigene Nachforschungen anstellen.

Der Kurs kostet 160 Mark, Arbeitslose und Auszubildende sind mit 100 Mark dabei. Anmeldungen nimmt der Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49, unter der Rufnummer 31 19 92 entgegen. tos

E.Heller Warschau an Nachrichten/Hintergrund Mitteilung

Am Freitag und Samstag fahre ich zu einem Seminar über die deutsch-polnischen Beziehungen nach Gleiwitz. Themen sind u.a. deutsche Friedhöfe und anders deutsches Kulturerbe sowie der aktuelle Stand deutscher Investitionen in Polen. Viele Grüße aus Warschau von Edith Heller

Menschenwürde verletzt

Der Richter aus Flensburg hat mit diesem Urteil alle Behinderten in ihrer Menschenwürde verletzt (FR vom 29. 9. 1992 "Ekel brachte Preisnachlaß"). Er ist offensichtlich von seiner Moral her nicht geeignet, dieses Amt weiter auszuüben.

Alle Behindertenorganisationen bemühen sich um Integration von Behinderten in unserer Gesellschaft. Das heißt auch, daß das Verständnis Behinderten gegenüber wächst. Urteile dieser Art fördern diese Bemühungen nicht. Wenn künftig alle Richter auf diese "Sensibilitäten" von Klägern urteilen, kann man alle Behinderten in Lager sperren (das hatten wir ja schon einmal) bzw. dafür sorgen, daß sie sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen.

Für das klagende Ehepaar war es vielleicht auch nur ein Vorwand, nachträglich an einen Preisnachlaß zu kommen. Der Anlaß, der zu dieser Klage führte, ist jedoch unerheblich. Diese Leute sollten sich schämen. Ich hoffe für diese Familie, daß keiner der Angehörigen durch Unfall oder sonstige Ereignisse zum Behinderten wird. Sie oder er könnte u. U. wenig Veständnis finden.

Der Gesetzgeber sollte Bedingungen schaffen, daß Klagen dieser Art gar nicht erst zugelassen werden. Dann gäbe es auch dieses menschenverachtende Urteil nicht.

Gerard Gegenheimer-Vaeth (Multiple Sklerose Gesellschaft, Landesverband Hessen e.V.), Rodgau

Störte das die "Sachlichkeit" des Programms?

War der "Scheibenwischer" wirklich ein "Abgesang" Dieter Hildebrands als politischer Kabarettist (FR vom 26. 9. 1992 "Abgesang")? War seine Wut und (fast) Verzweiflung eine "Preisgabe seines Metiers"?

Seine eingestandene Unfähigkeit, mit zunehmendem Alter noch ganz sachlich zu bleiben, Zeichen einer Disqualifikation bezüglich Fortsetzung seines politischen Kabaretts? Oder war es vielleicht etwas ganz anderes?

Gewiß, das politische Kabarett als "Moralische Anstalt" (Schiller) ist an eine Grenze gekommen, und die spürt D. H. schmerzlich betroffen: Der auf hohem geistigen Niveau und mit den Mitteln treffsicheren Witzes unternommene Versuch, erstarrtes politisches Bewußtsein aufzulockern, erweist sich zunehmend trotz der hohen Qualität als ein stumpf werdender Pfeil: Das angestrebte Ziel, politisches Umdenken und engagiertes Handeln zu erreichen, wird zunehmend verfehlt.

Was ist das für eine Grenze, an die hier gestoßen wird? Und sie spürt D. H. zunehmend, Wut und Schmerz bezeugen das.

Die Grenze ist wohl ein Zweifaches: Es ist die wachsende Entschlossenheit eines immer mehr auf Konsum eingestellten Publikums, alle Sendungen rein auf ihren Unterhaltungswert abzufragen.

Und es ist die wachsende Erkenntnis, daß sich nicht jede Wirklichkeit ausschließlich mit Worten vermitteln läßt, daß die sachliche Richtigkeit und die Treffsicherheit des Witzes nicht genügen, um ein Bewußtsein in Frage zu stellen und zu ändern.

Nicht die distanzierte Sachlichkeit des Informanten ist der Hebel, um Bewußtsein zu ändern, sondern im Gegenteil: Seine Sensibilität, Betroffenheit, sein Leiden an der zu vermittelnden Botschaft.

Das weiß z. B. die Bibel längst. Sie kennt darum den Begriff des "Zeugnisses" als Botschaftsübermittlung ("Zeugnis" - ursprgl. "Martyria", "Martys" der Zeuge, der an der Botschaft und um ihrer willen Leidende).

Und eben dies, ein solcher Betroffener und Leidender war D. H. an jenem Abend - er genau wie Hans-Dieter Hüsch und Konrad Wecker. Störte das die "Sachlichkeit" des Programms?

Ich habe bei einer Veranstaltung im ehem. KZ Dachau erlebt, wie ein Redner, überwältigt plötzlich von den Eindrücken des hier Erfahrenen, von Tränen überwältigt nicht weitersprechen konnte.

Ein Versager? Nein, aber ein Betroffener, einer von denen, wie wir sie heute mit der Lupe suchen. Und ich glaube, daß er mit seiner "Unsachlichkeit" von dem, was hier in Dachau vermittelt werden mußte, mehr vermittelt hat, als alle die perfekten Redner, von denen wir wahrhaftig genug haben.

Und solche Betroffene waren Dieter Hildebrand und seine Kollegen bei der vergangenen Sendung des "Scheibenwischer". Ein Abgesang? - Ich glaube und hoffe: Das Gegenteil!"

Rudolf Buchin, Esslingen

In Peenemünde

Bei meinem Besuch 1991 im Museum Peenemünde haben mich zwei Dinge besonders aufgewühlt, an die mich Ihr Artikel (FR vom 26. 9. 1992 "Feier für Hitlers Wunderwaffe") wieder heftig erinnerte:

Ob Wernher von Braun oder seine "Denkmal"-Pfleger - ihm und ihnen ist gemeinsam die Faszination durch Entwicklung und Bau der V-2-Rakete, das Grauen, das sie anrichtete, bleibt außen vor. Wen wundert's, daß im Besucherbuch Sprüche zu finden sind von der wiederhergestellten Ehre Deutschlands und ähnlichem.

Einen Lageplan gibt es, auf dem jeder, der sich etwas mit den berüchtigten "1000 Jahren" beschäftigt hat, auf den ersten Blick die drei oder vier Barackenblöcke erkennt, in denen die KZ-Häftlinge "lebten" bis sie durch Arbeit vernichtet waren. Kein Hinweis darauf, erst recht kein Mahnmal ist zu finden.

Uns und unseren Kindern wünsche ich, daß wir uns endlich intensiver mit unserer deutschen Geschichte auseinandersetzen, ihren Höhen, aber auch ihren manchmal schwindelerregenden Tiefen. Dann werden wir in Zukunft weniger Denkmäler errichten müssen, aber noch viele Mahnmale: Solche werden vor allem in uns selbst weiterleben.

Die Beteiligung der Bundesregierung, vertreten durch Staatssekretär Erich Riedl, nannte Günther Gottman höflicherweise eine Gedankenlosigkeit. Die gibt es auch in der Politik. In diesem Fall scheint mir das Wort Zynismus den Sachverhalt genauer zu treffen.

Horst Dippel, Dortmund

Kleine Lokalrundschau

Flohmarkt der KJG MÖRFELDEN-WALLDORF. Von Büchern über Kleidung, Spielsachen und Sportartikeln reicht das Flohmarkt-Angebot, das die Katholische Jungen Gemeinde (KJG) am Samstag, 17. Oktober, zwischen 8 und 13 Uhr auf dem Dalles offerieren will. Der Erlös aus dem Verkauf soll - je nach Höhe - entweder ganz in die Jugendarbeit fließen oder zum Teil einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden. Angler tagen GERNSHEIM. Zur Mitgliederversammlung lädt der Angelsportverein für Freitag, 16. Oktober, in die Gaststätte Haas. Beginn: 20 Uhr. Handarbeiten in der Bücherei RÜSSELSHEIM. Handarbeiten von Sabine Peter sind den ganzen Oktober hindurch in der Vitrinenausstellung der Stadtbücherei zu sehen. Gezeigt werden unter anderem handgearbeitete, mit Perlen bestickte Kleidungsstücke für Puppen und Menschen. Vortrag über die Gebirgswelt MÖRFELDEN-WALLDORF. In die Gebirgsregionen Mitteleuropas entführt Alfred Kolbe am Donnerstag, 15. Oktober, den Kreis der Ruheständler. Die Mörfelder Senioren treffen sich um 14.30 Uhr im katholischen Pfarrzentrum in der Frankfurter Straße, der Vortrag beginnt um 16 Uhr. Seniorennachmittage KELSTERBACH. Männer und Frauen von 65 Jahren an aufwärts sind eingeladen, an den Seniorennachmittagen teilzunehmen, die die Stadt am Freitag, 16., und Freitag, 23. Oktober, anbietet. Beginn ist jeweils um 15 Uhr im Bürgerhaus, kostenlose Eintrittskarten gibt's im Rathaus.Erntedankball GERNSHEIM. Einen Erntedankball haben die Landfrauen des Stadtteils Allmendfeld für Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, im Bürgerhaus vorbereitet. Vogelschau NAUHEIM. Der Geflügelzuchtverein lädt für das kommende Wochenende, 17./18. Oktober, zur Vogelausstellung in die Baumschule Bärsch ein. Die Ausstellung ist an beiden Tagen von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Dia-Vortrag über Andalusien NAUHEIM. Zum Dia-Vortrag über Andalusien lädt die örtliche Volkshochschule für Montag, 19. Oktober, in die Sozialstation am Straßburger Platz ein. Referent ist Alfred Kolbe. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Helfer für Adventsbasar gesucht MÖRFELDEN-WALLDORF. Die katholische Kirchengemeinde von Walldorf sucht Helfer und Helferinnen zum Vorbereiten des Adventsbasares. Der erste Basteltreff für Erwachsene: am Dienstag, 20. Oktober, 15 Uhr im Pfarrzentrum. Nächste Zusammenkunft: Mittwoch, 4. November, 19 Uhr. Chancen, die im Fasten liegen GROSS-GERAU. Fasten als Möglichkeit, den Körper gesund zu erhalten, steht im Mittelpunkt des Vortrags, den die Volkshochschule am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im VHS-Zentrum anbietet. Referentin ist Irmtraud Graf. Dem Vortrag soll ein Wochenendseminar "Einstieg in das Fasten" folgen. Auskünfte und Anmeldung: bei der VHS, Tel. 0 61 52 / 71 62 92. Stadt-Broschüre auch im Rathaus KELSTERBACH. Wer in seinem Briefkasten noch keine Broschüre "40 Jahre Kelsterbach" vorgefunden hat, kann das von der Stadt herausgegebene Heft während der Öffnungszeiten beim Empfangsschalter des Rathauses kostenlos abholen.Birmingham goes Frankfurt und zurück "Partnerschaft von unten" zwischen Friedrich-Ebert-Schule und Ninestiles-School

SECKBACH. "Birmingham goes Frankfurt": 14 Schüler einer zehnten Klasse sowie zwei Pädagogen der Ninestiles- School aus Birmingham statteten kürzlich ihrer neuen Partnerschule, der Friedrich-Ebert-Schule in Seckbach, einen mehrtägigen Besuch ab. Für die englische Schule ist es die erste Schulpartnerschaft (Birmingham ist Partnerstadt von Frankfurt), während die Seckbacher Lehranstalt bereits zwei andere pflegt. Schon seit zwölf Jahren gibt es Verbindungen zu einer Schule in Lavalle (Bretagne). Vor zwei Jahren wurde Kontakt mit einer Leipziger Schule aufgenommen. Wie Klaus Mosel, Leiter der Friedrich-Ebert-Schule, erklärte, sei ein Austausch mit einer englischen Schule wegen des dortigen Fremdsprachensystems lange Zeit nicht möglich gewesen. Das habe sich dadurch geändert, daß die jungen Briten nun deutsch als erste Fremdsprache wählen können. "Ansonsten wären die Altersunterschiede zwischen den deutschen und englischen Kindern zu groß gewesen", meint Mosel.

Den Grundstein zur Zusammenarbeit legten einige Schüler der Friedrich- Ebert-Schule, die bei einer Fahrt nach Birmingham im vergangenen Jahr auch die Ninestiles-School besuchten und deren Direktor kennenlernten. "Unsere Schüler haben die Partnerschaft ganz basisdemokratisch entwickelt", sagte Ulrike Bechstein, Fachbereichsleiterin für Englisch und für den Schüleraustauch zuständig.

Als Dexter Hutt, Direktor der englischen Schule, im Dezember die Seckbacher Gesamtschule besuchte, zeigten sich pädagogiche Gemeinsamkeiten. "Die Birminghamer Schule vertritt auch das pädagogische Konzept einer offenen Schule, die nicht verkopfen will, sondern den Schülern in erster Linie den Spaß am Lernen vermitteln möchte", sagte Schulleiter Mosel.

Alan Reeve, Vize-Direktor der Ninestiles-School, ist sich sicher, daß seine Schüler vom Austausch profitieren werden. "Fremdsprachen zu können, ist heutzutage sehr wichtig, um später an bessere Jobs zu kommen." Beeindruckt war Reeve daher auch vom internationalen Flair der deutschen Partnerstadt: "Frankfurt ist eine positive, lebendige Stadt, in der man mit Englisch gut vorwärts kommt."

Seinen Schülern, die alle zum ersten Mal in Deutschland waren, wurde in den zehn Tagen einiges geboten: Flughafen- Besichtigung, Senckenberg-Museum, Europaturm, Opel-Werke, Hafenrundfahrt und ein Badetag in den Titus Thermen. Matthew O'Driscol denkt gern an den Besuch in der neuen Zeil-Galerie zurück - beim Karaoke-Singen konnte der kleine Brite dort seine Show-Talente zeigen.

Fast alle Birminghamer Schüler haben mit den Menschen in Frankfurt nur gute Erfahrungen gemacht, empfanden sie als offen und "very nice", wie Afshan Ghaffar bemerkte. "Man ist hier nicht so verklemmt. Ich kann auch mal mit meiner Freundin Hand in Hand gehen", erzählte Claire Walters. Generell hat sie den Eindruck gewonnen, deutsche Schüler hätten wesentlich mehr Freiheiten als britische.

Für fast alle jungen Gäste war der Trip zu den deutschen Austauschschülern an den Main ein Riesenerlebnis. Freundschaften haben sich angebahnt. Claire Bromwich flüstert schließlich dem Reporter von der "Roundschau" zu: "Bitte schreiben Sie auch, wie sehr wir uns über das Engagement von Frau Bechstein gefreut haben."

Der 14jährige Steven Robinson kann sich sogar vorstellen, irgendwann in Frankfurt zu leben: "Ich will einmal als Architekt arbeiten - und bei uns gibt es nicht so viele Hochhäuser wie hier." Besonders begeistert war Steven vom neuen Messeturm. Von den Sehenswürdigkeiten der englischen Partnerstadt können sich Schüler und Lehrer der Seckbacher Friedrich-Ebert-Schule im kommenden März überzeugen, wenn es heißt: "Frankfurt goes Birmingham". map

Schwarzfahren im Katzenfell Wie ein Hundehalter die Bundesbahn austricksen will

Ausgezeichnet, die Idee mit dem Katzenfell. Einfach klasse, wie Herbert (Name von der Redaktion geändert) seinen kleinen Hund für die nächste Fahrt mit dem Zug tarnen will. Denn Katzen werden von der Deutschen Bundesbahn (DB) umsonst mitgenommen, wenn Herrchen eine Fahrkarte hat. Hunde nicht. Egal, wie groß die geliebte dänische Dogge oder der zierliche Pinscher ist - für sie muß gezahlt werden, die Hälfte des Fahrpreises in der zweiten Klasse, maximal jedoch 60 Mark. Irgendwie findet Herbert das eigentlich ungerecht, wo doch sein Hündchen im öffentlichen Nahverkehr, etwa beim FVV, gleichberechtigt mit der Katze behandelt wird.

Deswegen hat der Mann aus dem tiefen Frankfurter Westen neulich auch an die DB geschrieben. Schließlich wird er ja wohl mal fragen dürfen, ob bei dem neuen Angebot der DB, der BahnCard, nicht vielleicht auch an eine Art Kombiticket gedacht sei: Zahlt der Hundehalter 220 Mark für die BahnCard und dann ein Jahr lang den halben Preis für jede Zugfahrt, könnte die Bahn doch auch für Hunde "einen Spezialtarif" anbieten.

Herbert hat am Bahnhof in Höchst gefragt, ob er "für den Hund auch eine Kinder-BahnCard bekommen könnte". Doch nichts damit. Klar, räumt er in seinem Schreiben an die DB ein, sicherlich verstehe er "die biologischen Unterschiede zwischen Kind und Hund". Aber er verstehe nicht, fügt er hinzu, warum der Hund, wenn er schon für die Reise zahlen müsse, dann nicht auch Anspruch auf einen Sitzplatz habe.

Wird zunächst nur der Platzbedarf eines kleinen mit dem eines großen Hundes verglichen, gesteht die DB in ihrem Antwortschreiben, "scheint das Beförderungsentgelt für einen kleinen Hund sicherlich etwas hoch". Wenn aber "die Unruhe und Störung" bedacht werde, "die auch von einem kleinen Hund im Abteil ausgehen können", sei der Preis durchaus gerechtfertigt. Schließlich werde bei der Erhebung der Hundesteuer auch nicht unterschieden. Warum sollte dann ausgerechnet die Bahn kleine Kläffer ebenso wie bullige Bernhardiner erst einmal messen, wiegen, ....

Nicht auszudenken. Zumal die meisten der Bahnkunden sich in einer Umfrage auch eher skeptisch und "wenig aufgeschlossen für die Mitnahme von Hunden" gezeigt habe. Kurzum und als Für und Wider abgewogen: Die aktuellen Tarife werden nicht geändert. Schade. Herbert muß also doch ein Katzenfell kaufen und seinen kleinen Hund auf der nächsten Reise tarnen. ing

Nachprüfbare Zahlen: Unerläßlich oder überflüssig wie ein Kropf? Langen erstellt Umweltbilanz

LANGEN. Wieviel Kilometer Straßen und Radwege es in Langen gibt, wieviel Wasser verbraucht wird und ob die Müllberge steigen: Auf solche Fragen wird künftig eine Stadt- und Umweltbilanz Antwort geben. Dafür hat sich das Parlament mit den Stimmen von SPD und Grünen am Donnerstag entschieden. Aus Sicht von CDU und FWG wurde damit eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Verwaltung" beschlossen.

"Ohne statistische Basisdaten ist eine effektive Verwaltung nicht möglich", meinte Eberhard Heun (SPD). Da auch Entwicklungen dargestellt werden sollen, sieht er in der Bilanz eine Erfolgskontrolle: "Die Bilanz zeigt uns beispielsweise, ob unsere Wohnungspolitik erfolgreich ist oder nicht."

Nach Ansicht von Michael Brehm (Grüne) dient der Jahresbericht auch der "Rechenschaft nach draußen". Die Parteien müßten sich an ihren Aussagen messen lassen. An die Adresse der CDU meinte er: "Gäbe es in Bonn eine Umweltbilanz, würden alle erkennen, daß trotz Katalysator die Vergiftung durch das Auto weiter zugenommen hat."

"Zu viele Daten, zu aufwendig, zu kostenintensiv": So begründete Heinz-Helmut Schneider (CDU) die Ablehnung seiner Fraktion. Die Bilanz sei "überflüssig wie ein Kropf" und werde "zu 50 Prozent für den Papierkorb produziert".

Auch der Magistrat hatte Bedenken. Nicht für alle Bereiche seien Daten vorhanden, hieß es. Sprecher der SPD meinten dagegen, daß sich die Verwaltung auch anderer Einrichtungen bediene könne, in denen wiederum Statistiken immer weiter vervollständigt würden. dac

Luthergemeinde baut Besuchsdienst aus

NORDEND. "Haben Sie sich schon immer mal gedacht, daß es in der Großstadt Frankfurt eigentlich zu anonym zugeht?", fragt die Luthergemeinde und bietet allen, die diese Frage mit "ja" beantworten würden, das "Besuchshilfe-Seminar 1992" an. Die Gemeinde will ihren Besuchskreis für Senioren und Neu-Frankfurter weiter ausbauen. Nur einige Stunden im Monat sollen die künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses ehrenamtlichen Dienstes opfern, um vor allem ältere Menschen zu besuchen, die sonst selten Kontakt zur Außenwelt haben.

Zur Vorbereitung auf diese Arbeit dient die Seminarreihe, die am Montag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum (Musikantenweg 58) beginnt. Zweimal im Monat trifft sich die Runde dann jeweils montags von 19.30 bis 21 Uhr. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter der Rufnummer 44 96 86 bei Pfarrer Martin Löffelbein und der Sozialarbeiterin Rose- Marie Konang. ck

Stiller Wandel - vom Chemiebauern zum Landschaftspfleger FR-Serie über Folgen der Agrarreform in der Europäischen Gemeinschaft / Hochkarätige Expertenrunde in Reichelsheim

WETTERAUKREIS. Was bringt die Agrarreform der Europäischen Gemeinschaft den Wetterauer Landwirten? Dieser Frage geht die FR in einer Serie nach, an deren Ende eine hochkarätig besetzte Expertenrunde das wichtige Thema öffentlich diskutiert.

Am Freitag, 6. November, diskutieren ab 16 Uhr im Bürgerhaus in Reichelsheim-Weckesheim: Willi Görlach (SPD- Europa-Abgeordneter), Rolf Praml (Staatssekretär im hessischen Landwirtschaftsministerium), Heinz Christian Bär (stellvertretender Vorsitzender des hessischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes), Karl Bausch (Kreislandwirt), Wolfgang Schott (Biobauer, Bundes- und Landesvorstandsmitglied von "Bioland"), Dr. Werner Schaaf (Leiter des Landwirtschaftsamtes in Friedberg) und Dr. Burkhard Olberts (Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetterau).

Thema der Expertenrunde: "Rüsten die Landwirte ab? Vom Chemiebauern zum Landschaftspfleger - Wandel der Wetterauer Landwirtschaft". Zu diesem Expertengespräch sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen: Landwirte, Naturschützer, Verbraucher . . .

In der heutigen Ausgabe veröffentlicht die FR einen Beitrag des Europa-Abgeordneten Willi Görlach. Er hat ihn mit Blick auf das FR-Expertengespräch formuliert.

Redaktion: Ric Folz i. V.: Clemens Kubenka

Keine Angst vor Hornissen und Wespen Der Panda-Club des WWF will den Kindern die Natur spielerisch näher bringen

FRANKFURT-SÜD. Hornissen und Wespen durch Umsiedlung vor Menschen zu "retten" statt unter panikartigem Geschrei das Weite zu suchen - eine von vielen Unternehmungen der acht- bis zehnjährigen Kinder im "WWF-PandaClub" Frankfurt-Süd. "Denn die Angst der meisten Bürger vor den Insekten ist unbegründet", weiß Heinz Kissling, Leiter des Frankfurter Panda-Clubs im World Wide Fund for Nature (WWF). Hornissen seien weder aggressiv, noch sterbe ein Mensch durch wenige Stiche, wie nicht totzukriegende Gerüchte über diese Tiere glauben machen wollen. "Wir haben hier im biologischen Lehrgehölz, wo wir uns immer treffen, einen Hornissenschwarm. Vor dem haben die Kinder nicht die geringste Angst."

Siedelt ein solcher Schwarm allerdings auf dem Hof eines Kindergartens oder einer Schule, wird er nach Absprache mit dem Umweltamt vorsorglich umgesiedelt - zum Schutz der Hornissen, die unter Naturschutz stehen.

Fünf Gruppen hat der "WWF-PandaClub" in Frankfurt, aufgeteilt nach Altersstufen und Stadtteilen. Der Gruppe von acht- bis zehnjährigen Naturfreunden folgen die "Größeren" (zehn bis 13 Jahre) und die "Großen" (bis 25 Jahre). Die Aktionen richten sich in erster Linie an die Jüngeren, um ihnen "spielend Erlebnisse in der Natur" zu vermitteln. Kissling legt Wert darauf, daß es bei dem Club nicht so sehr um Arten- und Detailkenntnis gehe, sondern um das "gemeinsame Erleben" der für Stadtkinder alles andere als selbstverständlichen Natur. "Bei Interesse kommt der Wunsch, Sachkenntnisse zu erlangen, von selbst", meint Kissling.

Die Gruppen treffen sich alle zwei Wochen im Lehrgehölz des Forstamtes im Stadtwald, zwischen Louisa und Oberschweinstiege. Dort arbeiten sie am Projekt "Wald", betrachten Tiere oder gehen mit der Betreuerin Ruth Lindenthal auf Früchte- und Samensuche. Auch ein "Waldtheater" haben sie inszeniert, in dem die Kinder in die Rolle von Tieren schlüpften.

Eine Gruppe im Frankfurter Westen befaßt sich derzeit mit dem Thema "Streuobst", vergleicht etwa Supermarktäpfel mit Selbstgepflückten. Der Bau von Nisthilfen, Ausstellungen und Ausflüge in die nähere Umgebung runden das Programm der jungen Umweltschützer ab. Einmal im Jahr laden sie zu einem Feriencamp in einem Nationalpark ein, bei dem auch Kontakte zu ausländischen Panda-Clubs hergestellt werden. Kissling: "Wie den WWF gibt es auch den Panda-Club weltweit."

Die Kosten für die naturnahe Freizeitgestaltung belaufen sich auf knapp 50 Mark Beitrag pro Jahr. Davon gehen 30 Mark direkt an den WWF, der Rest bleibt für die Panda-Gruppe.

Bei einem ihrer Treffen kürzlich, als die Kinder Waldfrüchte und Samen sammeln gingen, konnte man ihnen den Spaß, den sie an der Sache haben, deutlich ansehen. Trotz dröhnender Flugzeuge und Schnellstraßenlärms war der Ausflug für die Nachwuchs-Ökologen aus der Stadt quasi eine Expedition in die freie Wildbahn. Einer der Kleinen rief aufgeregt von weitem: "Endlich wieder im Wald." Der Neunjährige freute sich über die Farben, die "so ein Wald im Herbst hat".

Wer sich noch näher für die Arbeit des Panda-Clubs und des WWF interessiert, erreicht Heinz Kissling unter der Telefonnummer 34 32 58. col

Stadtteilbücherei Bockenheim Dichter und Denker gab's für Spottpreise

BOCKENHEIM. Für 50 Pfennig den ledergebundenen Briefwechsel von Paul Claudel und Jacques Rivière gefällig, dem Dichter und dem Denker? Oder zum selben Preis Evelyn Waughs "Decline and Fall"? In der Stadtteilbücherei Bockenheim in der Leipziger Straße 11 c waren solche Schnäppchen neben Kunstbänden und Klassikerausgaben aus den Bibliotheksbeständen während des einwöchigen Bücherflohmarktes keine Seltenheit.

Daß die Buchbestände nun wegen der geleerten Magistratskasse verkauft werden mußten um die Personalkosten zu decken, bestritt die Biblothekarin Doris Wenzel energisch. Zwar sei der Aktionsradius aller Stadtteilbibliotheken stark eingeschränkt, aber in Bockenheim schätzt sie die Probleme als "vergleichsweise gering" ein.

"An manchen Tagen sind wir in der Bücherei nur zu zweit eingesetzt, da weiß man am Abend, was man geleistet hat", seufzte die Leiterin der Bücherei, während sie die herumtobenden Kinder sanft aber bestimmt zur Ruhe anhielt.

Denen schienen die vollen Bücherregale ein willkommener Spielplatz zu sein: "Hier ist wenigstens was los" meinte ein kleiner Racker, etwas im Widerspruch mit der üblichen Atmosphäre in einer Bibliothek, aber er fügte hinzu: "Und wenn von meinen Freunden keiner kommt, dann kann ich ja lesen."

Trotz des Personalmangels - in Bokkenheim sind sieben Stellen besetzt, eine Angestellte befindet sich gerade im Mutterschaftsurlaub - gelingt es, den Kindern zweimal wöchentlich Vorlesestunden, Bastelkreise oder Spielnachmittage zu bieten: ein Programm, das sich großer Beliebtheit erfreut. Der Lesezauber für Kinder ist immer dienstags um 15 Uhr. zol

Handball-Bezirkspokal Gleich zwei Derbys bei den Männern

Das Vorgeplänkel auf Kreisebene ist abgeschlossen. Die Handballer(innen) des Bezirkes Frankfurt, welchem die Vereine aus dem Hochtaunuskreis angeschlossen sind, müssen jetzt zeigen, ob sie über die Schiene des Bezirkes sowie des Verbandes (Hessen) den Weg in die lukrativen Konkurrenzen auf Südwestebene respektive dem DHB-Pokal schaffen. Diesen steinigen Weg müssen in dieser Region die Regional- und Oberligisten nicht absolvieren. Die Zahl hochklassiger Teams ist im Hochtaunus allerdings stark begrenzt: Aushängeschild ist Regionalligist TSG Ober- Eschbach. Dazu kommen die Oberligisten TSG Oberursel (Frauen) und SG 1862 Anspach (Männer).

Analog des Bezirkes Frankfurt ist es in Wiesbaden. Dort ist allerdings die Zahl der höherrangigen Klubs ungleich größer. Der Bezirkspokal ist (selbstverständlich) für die SG Wallau/Massenheim, TuS Eintracht Wiesbaden (Zweite Bundesliga), TSG Münster (Regionalliga, Männer), TV 1860 Hofheim, TV 1861 Flörsheim, TV 1860 Hofheim und Eintracht Wiesbaden (Frauen-Regionalliga) sowie die Oberligisten TV Breckenheim, TuS Dotzheim, TV Flörsheim, TV Idstein, TSG Sulzbach und TV Wicker (Männer) beziehungsweise Eintracht Wiesbaden und TuS Kriftel (Frauen) kein Thema. Diese Teams steigen erst auf hessischer Verbandsebene respektive im Südwest- und DHB-Pokal in die entsprechenden Hauptrunden ein.

Die erste Hauptrunde der Frauen im Bezirk Frankfurt hätte die SG Wehrheim/Obernhain zur TG Nieder- Roden geführt, doch SG Wehrheim/ Obernhain verzichtete. Das gleiche beim MTV Kronberg, so daß der SV Erlensee kampflos weiterkam. Die Usinger TSG kam gegen den TV Bad Vilbel zu einem 16:11-Erfolg.

Bei den Männern ist die Zahl der Hochtaunus-Vertreter ungleich höher, kommt es in der ersten Runde (17./18. Oktober) sogar zu zwei brisanten Derbys: Der SV Seulberg erwartet die TSG Oberursel, der ambitionierte Bezirksligist TSG Ober-Eschbach muß beim A-Klassisten MTV Kronberg Farbe bekennen.

Zufrieden mit der Auslosung war auch Zweit-Bezirksligist SG Wehrheim/Obernhain, der den langjährigen Regionalligisten TV 1860 Petterweil in eigener Halle begrüßen kann. Zudem genießt der HC Friedrichsdorf (Zweite Bezirksliga) Heimrecht gegen den Erzrivalen Eintracht aus Frankfurt.

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Wasser für den Frieden? Özal offeriert Israels Nachbarn eine Pipeline aus Ostanatolien Von Armin Wertz (Jerusalem)

Ausgerechnet Wasser, das im Nahen Osten immer nur Konfliktstoff war, soll nun nach dem Vorschlag einer internationalen Versammlung von Professoren am "Truman Friedensinstitut" in Jerusalem als "Brücke für den Frieden" dienen. Eine "Friedens-Pipeline" schlug der türkische Präsident Turgut Özal vor, die Wasser aus Ostanatolien in die ausgetrockneten Regionen Syriens, Jordaniens und Israels pumpen soll.

"Die ganze wirtschaftliche Zukunft Palästinas hängt von seiner Wasserversorgung ab", schrieb der spätere Präsident Chaim Weizman schon vor der Staatsgründung an den britischen Kolonialminister David George. "Und die Wasserversorgung muß hauptsächlich vom Berg Hermon, von den Quellgebieten des Jordan und vom Litani in Libanon gesichert werden. Wir erachten es als wesentlich, daß Palästinas Nordgrenze das Litani-Tal sowie die westlichen und südlichen Hänge des Hermon einschließt."

Doch nach dem UN-Teilungsplan für Palästina lagen "Israels gesamte Wasserressourcen mit Ausnahme des Dan-Flusses im Ausland, in Syrien, Jordanien und der Westbank", erklärt Gideon Fischelzon von der Universität Tel Aviv Israels Achillesferse. Damit waren Konflikte mit den arabischen Nachbarn bereits mit der Staatsgründung programmiert. Bisher konnte nicht einer der zahlreichen Pläne zur Verteilung des kostbaren Nasses, die seit Beginn der britischen Mandatszeit erarbeitet wurden, eine Lösung anbieten. Um die Kontrolle über das knappe Gut wurde regelmäßig gekämpft. Ende der fünfziger Jahre nahm Israel sein lange geplantes "National Water Carrier" Projekt in Angriff, womit Wasser aus dem Jordan in die Negev-Wüste geleitet werden sollte. Als Syrien daraufhin begann, auf den Golanhöhen Dämme zu bauen, um die Wasser der Jordan-Quellflüsse umzuleiten, was Israel um 35 Prozent seiner Wasserreserven gebracht hätte, bombardierten israelische Kampfflugzeuge die Baustellen.

Damals schon, 1964, so behauptet Jad Isaac, Direktor des "Instituts für angewandte Forschung" in Bethlehem und Chef der palästinensischen Delegation bei den Gesprächen über die Wasserproblematik im Rahmen der multilateralen Nahost-Verhandlungen, habe der israelische Stabschef Yitzhak Rabin begonnen, Pläne zur Eroberung der syrischen Golanhöhen auszuarbeiten. Das habe Rabin längst zugegeben: "Der Hauptgrund für den Sechs-Tage-Krieg (1967) war die Wasserfrage." Praktisch alle militärischen Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Israelis seien "Kriege ums Wasser" gewesen, schrieb Isaac in einem Essay für die kanadische Universität von Waterloo. Daher werde sich bei den Friedensverhandlungen "nichts bewegen, solange dieses Problem nicht gelöst ist".

1969 zerstörte Israels Luftwaffe den Ost-Ghor-Kanal am Ostufer des Jordan und setzte ihn so für vier Jahre außer Betrieb. Erst nach geheimen Verhandlungen mit Jordanien erlaubten die Israelis die Wiederherstellung des Kanals. Als Gegenleistung akzeptierte Amman die im sogenannten Johnston-Plan von den USA ausgedachten Wasserquoten. Doch Israels Rettung vor katastrophalem Wassermangel kam schließlich aus den Golanhöhen und der Westbank. Sofort nach der Besetzung erging "Militärbefehl Nr. 92": "Der Militärgouverneur ist die einzige Person, die für alle Wasserressourcen zuständig ist, inklusive Regenwasser."

Seither bedient sich Israel kräftig aus diesem Reservoir. Zwar behauptet Avishai Amir, der Sprecher des staatlichen Wasserkommissars: "Wir nehmen nicht einen Tropfen aus dem Litani. Und wir brauchen das Wasser der Golanhöhen nicht." Doch Hillel Schoval von der Hebräischen Universität Jerusalem widerspricht: "Israel würde von Existenzängsten geplagt, wenn es seine Kontrolle über die besetzten Gebiete und damit deren Wasserressourcen aufgeben müßte."

Ganze 45 Prozent der rund 1,7 Milliarden Kubikmeter Wasser, die jährlich in Israel verbraucht werden, stammen einer Statistik des US-Informationsdienstes (USIS) zufolge aus dem Verbraucherland. 80 Prozent der Wasservorräte in der Westbank und auf den Golanhöhen werden nach Israel geleitet. ILO, die Internationale Arbeitsorganisation der UN, schätzt gar, daß Israel den Arabern nur 14 Prozent aller Wasserreserven der Region überläßt.

"Israel rühmt sich, Wüsten grün zu machen", murrt denn auch Jad Isaac, "gleichzeitig aber verwandelt es unser fruchtbares Land in Wüste." Nur fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Westbank seien bewässert, in Israel betrage dieser Anteil 45 Prozent und auf dem Gelände der jüdischen Siedler in den besetzten Gebieten gar 70 Prozent. Das sei "pure Propaganda", wischt Avishai Amir diese Daten beiseite: "Wir nehmen nicht einen Kubikmeter Wasser von ihnen. Den Jordaniern erteilten wir sogar die Genehmigung, dem Yarmouk Wasser zu entnehmen." "Tatsächlich", so der israelische Wasserexperte Gideon Fischelzon, "entnimmt Israel dem Jordan mehr Wasser, als ihm zugeteilt wurde."

Daß auf den Feldern der palästinensischen Bauern die Zitronen aus Wassermangel eingehen, führt Amir auf deren eigenes Verschulden zurück: "Sie pumpen aus ihren Brunnen jährlich über 100 Millionen Kubikmeter. Damit ruinieren sie den Aquifer", die im Sandstein lagernden fossilen Wasserreserven, die durch Regenwasser regelmäßig wieder aufgefüllt werden müssen. "Darum wird das Wasser zu salzig und ist für die Landwirtschaft nicht mehr verwendbar. Die Orangen sterben ab. Jetzt pflanzen sie Blumen." Daß Israel aus demselben Aquifer im gleichen Zeitraum über 400 Millionen Kubikmeter pumpt, verschweigt Amir.

"Palästina bräuchte alles Wasser (der Westbank), um unsere eigenen Bedürfnisse zu decken", sagt Jad Isaac. Historisch wurde die Wasserverteilung immer nach dem "Recht des ersten Nutzers" vorgenommen, oder nach dem Prinzip, wer stromaufwärts lebt hat die Kontrolle. Die klassischen Regeln der Wasserverteilung aber, bei deren Anwendung der junge Staat Israel klar benachteiligt wäre, hält Hillel Schoval für überholt. Heute müsse das Problem anders angegangen werden, meint er: "Nur ein Plan, der Israel und seinen Gegnern zusätzliches Wasser garantiert, wird zu einer vollen Unterstützung der Friedensinitiative führen."

Meerwasser-Entsalzungsanlagen, Wasser-Pipelines böten die einzige Lösung. Jad Isaac verwirft diese "grandiosen Projekte" als undurchführbar: Ägypten oder Libanon, die derzeit vielleicht noch Wasser abgeben könnten, "werden es in wenigen Jahren selbst benötigen". Mit Turgut Özals Wasser-Pipeline "durch Syrien ins Jordan-Becken", so meint Israels Fischelzon hingegen, "wird ein Glas Wasser zwar soviel wie ein Glas Coca Cola kosten. Das ist aber immer noch billiger als Krieg."

Schmuckwerkstatt und Rhetorik für Frauen

"Schon wieder nichts gesagt!" heißt ein Rhetorikseminar der Frauen-Zukunftswerkstatt, das die Angst von Frauen, sich in einer größeren Gruppe zu Wort zu melden, zur Sprache bringt. Der Kurs läuft am Samstag, 24. Oktober, von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag, 25. Oktober, von 10 bis 15 Uhr und kostet 50 oder 100 Mark.

Außerdem veranstaltet der Frauenverein in der Egenolffstraße eine Schmuckwerkstatt. Mit einer Vielzahl von Materialien wie Perlen, Leder oder Feder können die Teilnehmerinnen ihre eigenen Schmuckstücke herstellen; sie lernen aber auch die historischen und kulturellen Zusammenhänge, unter denen Schmuck entstanden ist. Der Kurs kostet ohne das Material 30 Mark. Eine Vorbesprechung findet am 12. Oktober von 10 bis 12 Uhr in der Egenolffstraße 5 a statt.

Interessentinnen können sich unter der Nummer 4 94 01 30 informieren. mku

SPORTRUNDSCHAU 14

Ausbalanciertes Barock Das Hoch'sche Konservatorium spielte "Alte Musik"

OSTEND. An der historischen Aufführungspraxis "Alter Musik" scheiden sich die Geister: Darmsaite und Barockbogen sind für die einen ein Greuel, für die anderen der Weisheit letzter Schluß. Laute und Barockvioline haben offensichtlich viele Liebhaber, denn das Konzert in der Nicolaikirche mit Musikern der Abteilung "Alte Musik" des Hoch'schen Konservatoriums war gut besucht.

Natürlich unterscheidet sich "werkgetreues" Spiel nicht nur durch historische Instrumente vom herkömmlichen Musizieren. Der gesamte Vortragsstil wird der Aufführungspraxis des 16. und 17. Jahrhunderts angenähert - soweit dies überhaupt möglich ist. Vieles bleibt letztendlich eine Sache der Auslegung, und so gibt es im Konzertsaal häufig kuriose und höchst zweifelhafte Ergebnisse. Nicht so in der Kirche im Ostend: Was die Musikerinnen und Musiker des Konservatoriums boten, hatte Hand und Fuß. Mit vorsichtigem, sorgsam ausbalanciertem Klang spielte das Lautenensemble unter Leitung von Sigrun Richter.

Die Zurückhaltung war beinahe zu groß, denn der Hörer mußte bei den Tänzen von Anthony Holborne und dem entzückenden "Twenty ways upon a bell" von Thomas Robinson manchmal schon die Ohren spitzen, um nichts zu verpassen. Ein wenig unflexibel war die Lautenbegleitung bei den beiden Liedern von Giulio Caccini: Sopranistin Christiane Melchior sang schlicht und ausdrucksstark, die Lautenspieler starrten dagegen krampfhaft in die Noten, statt mit der Sängerin zu musizieren. Besser klappte das Zusammenspiel mit den Geigen. Dabei stach Henry Purcells Chaconne heraus: Die Musiker interpretierten das Stück durchdacht im Aufbau und präzise in der Technik.

Den Glanzpunkt des Abends setzten die Geiger unter Leitung von Thomas Pietsch mit zwei Konzerten von Georg Philipp Telemann. Vier Jahre älter als Johann Sebastian Bach, war Telemann zu seiner Zeit der unbestrittene Star unter den Komponisten. Heute wird er gern als "Fließbandkomponist" abgeurteilt. Ob italienisch, französisch oder - als Achtzigjähriger - in der modernsten Manier der Mannheimer Schule, Telemann war immer "up to date" und hatte damit beim Publikum großen Erfolg.

Angesichts seines beinahe unvorstellbar umfangreichen Werks - darunter 45 Opern, 46 Passionen und etwa 1000 Orchestersuiten - kann natürlich nicht jedes Stück allerhöchsten Ansprüchen genügen. Die Musiker des Hoch'schen Konservatoriums spielten zwei Konzerte für vier Violinen ohne Baßbegleitung. Zu Telemanns Zeit eine echte Neuerung: vier gleichwertige, beinahe solistisch musizierende Instrumente.

Und die vier Geigerinnen und Geiger demonstrierten, daß Telemanns Musik alles andere als brave Tafelmusik ist: virtuos wie die Konzerte Antonio Vivaldis und harmonisch beinahe so kühn wie Kompositionen Bachs. Die Musiker trieben dabei das prägnante Barockspiel mit seinen kurzen, abgehackten Staccati und extremen Laut-leise-Gegensätzen bis hart an die Grenze zum Manierismus. Doch eines war dieser Telemann bestimmt nicht: langweilig. ECKART BAIER

Alles, was sich Kinderherzen wünschen Kindergarten der Sankt-Johannes-Gemeinde in Goldlstein organisierte Flohmarkt

GOLDSTEIN. "Hier gibt es einfach alles, was irgendwie mit Kindern zu tun hat": So beschrieb Elfriede Reissmüller, Leiterin des Kindergartens Sankt Johannes, das Angebot des Kinderflohmarktes in der Gemeinde. Im Frühjahr und im Herbst bieten Mütter aus dem Stadtteil Kleider, Spielzeug und Gebrauchsgegenstände für Kinder feil.

Zwei Wochen vor dem Basar nimmt der katholische Kindergarten Anmeldungen der Verkäufer entgegen. "Wie in den Vorjahren waren auch diesmal die etwa 50 Stände recht schnell vergeben. Einige mußten leider leer ausgehen", berichtete Elfriede Weissmüller.

Nicht nur bei den Verkäufern herrschte reges Interesse am Umsatz, es kamen auch viele aus umliegenden Stadtteilen. Angesichts des nahenden Winters waren vor allem dicke Kleidung, Handschuhe und Mützen gefragt. "Das ist aber nicht immer so", meinte die Leiterin. "Die Besucher gucken selten nach etwas Bestimmtem. Die Leute kaufen, was da ist."

Entstanden ist der Kinderflohmarkt vor zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Nachbarschaftshilfe Goldstein. Damals tat sich der Kindergarten mit der Hilfsinitiative zusammen, um die Kassen der beiden Organisationen aufzubessern. Die Einnahmen aus Standgebühren und Kuchenverkauf kamen der Nachbarschaftshilfe zugute. Anhand einer Kartei stellt die Truppe ehrenamtliche Helfer zur Verfügung, die in der Altenbetreuung, beim Babysitting und der Krankenpflege tätig sind. Heute organisiert der Kindergarten den Markt selbst und verwendet den Gewinn für die eigene Arbeit.

Die Verkaufspreise für Kleidung und Spielzeug legten die Anbieter selbst fest. "Da wird natürlich immer ordentlich gehandelt", berichtete Elfriede Weissmüller. "Trotzdem kann jeder, der hier kauft, sicher sein, daß er für einen fairen Preis gute Ware ersteht. Gerade wenn man bedenkt, wie teuer Kinderkleidung im Laden ist."

Auch für Stücke, die keinen neuen Besitzer finden, hatte die Sankt-Johannes-Gemeinde vorgesorgt. Die Anbieter, die liegengebliebene Ware nicht wieder mit nach Hause nehmen wollten, konnten die Kleider für einen Hilfstransport nach Kroatien spenden.

Bei den vergangenen Märkten nahm der Betreiber des Bürgerhauses Goldstein die Restposten an und sorgte für den Transport in das Krisengebiet. Diesmal läuft die Hilfsaktion über die katholische Kirche in Zusammenarbeit mit einer Organisatorin aus Nied. "Da können wir ganz sicher sein, daß die Lieferung da ankommt, wo sie hin soll", sagte die Kindergärtnerin. hen

Der OB hatte Heimspiel Andreas von Schoeler besuchte die Kuhwald-Siedlung

KUHWALD. "Ich freue mich, daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler heute als Rentner - Entschuldigung - als Redner zu uns gekommen ist." Mit diesem Versprecher begrüßte Anneliese Scheurich, Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes Bockenheim 3, die Gäste des Diskussionsabends mit dem Stadtoberhaupt im Kuhwaldhaus. Von Schoeler konnte jedoch das spontane Gelächter aus dem Publikum schnell bremsen. "Das hat bei mir noch etwa 20 Jahre Zeit", rechnete er der Genossin vor und widmete sich gleich ernsteren Themen.

Anhand von vier Schwerpunkten verdeutlichte der OB seine Vorstellungen von Kommunalpolitik in Frankfurt. In kurzen Abrissen zur Wirtschafts-, Sicherheits-, Wohnungs- und Kinderpolitik zog von Schoeler Bilanz über das bisher Geleistete und blickte in die Zukunft der Arbeit im Römer.

Als "Verstärkung" stellten sich die Stadtverordnete Inge Holler-Röder sowie der Fraktionsvorsitzende der SPD Bokkenheim 3, Bernd Scherf, den Fragen der Bürger. Der Saal war mit knapp 100 Gästen gut gefüllt. Die meisten waren wohl SPD-Mitglieder oder zumindest Anhänger der Partei, denn Kritik am Magistrat wurde nicht geäußert.

Von Schoeler zählte (wohl den nahenden Wahlkampf im Auge) die Erfolge der rot-grünen Politik auf, ging aber auch selbstkritisch auf die einstigen Wahlversprechen ein. "Gerade im Wohnungsbau haben wir uns vieles einfacher vorgestellt", gestand er ein. "Man darf nicht vergessen, daß ein Neubau von der Planung bis zum Bezug mindestens vier Jahre braucht." Dennoch gelte es zu verhindern, daß Wohnen in Frankfurt für einfache Angestellte zum Luxus werde.

Kaum Themen der Stadtteile Bockenheim und Kuhwald kamen im Laufe des Abends zur Sprache. Lediglich ein paar Zwischenfragen zur Verkehrsplanung im Kuhwald stellten die Gäste den Politikern. "Wo bleiben die versprochenen Ampelanlagen? Wir wollen endlich sicher über die Straße kommen", klagte eine ältere Bürgerin. Bernd Scherf, auch SPD-Fraktionsvorsitzender im zuständigen Ortsbeirat 2, zeigte sich zuversichtlich, daß hier bald Abhilfe geschaffen würde. "Spätestens im kommenden Februar steht die Ampelanlage."

Im Vortrag des Bürgermeisters nahmen stadtweite Themen die meiste Zeit ein. Die jüngst begonnene "Säuberung" (von Schoeler) der B-Ebene im Hauptbahnhof und der Taunusanlage von Heroinabhängigen verlaufe sehr erfolgreich, das Abwandern der Süchtigen in die Stadtteile sei nicht zu befürchten. Ähnlich undramatisch wie der Redebeitrag des Stadtoberhaupts verlief dann auch die anschließende Diskussion.

Viele Fragen, die dem Podium gestellt wurden, waren schnell beantwortet. "Stimmt es, daß auf dem Rebstockgelände Container für Asylbewerber aufgestellt werden sollen?" Von Schoeler: "Nein, solche Planungen gibt es nicht." So war das als Diskussionsabend geplante SPD-Treffen eher ein Informationsabend und erste Vorbereitung auf den kommenden Wahlkampf. hen

Horrortrip war für eine Mark zu kaufen

BORNHEIM. Wer kennt sie nicht? Die Geschichten von Till Eulenspiegel, Sindbads Abenteuer oder Grimms Märchen? Diese drei Bücher wurden neben vielen anderen beim Herbstflohmarkt der zentralen Kinderbibliothek angeboten. Von Märchen- und Sachbüchern bis zu fremdsprachlicher Literatur gab es das zu kaufen, was im letzten halben Jahr aussortiert worden war.

Verkauft werden vor allem alte, abgegriffene Bücher, inhaltlich überholte Texte und Literatur, die bei den Lesern nicht ankommt. Einige der beliebten Bücher werden jedoch durch Neuauflagen ersetzt.

Zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, gibt es den Flohmarkt im Bornheimer Bürgerhaus. Schon ab dem Preis von einer Mark können Kinder und Erwachsene vom Kochbuch bis zum Horrorroman Literatur erwerben. "Besonders die Bilder- und Lesebücher für die ganz Jungen werden gern gekauft", sagt eine Mitarbeiterin der Bücherei. Zum ersten Mal wurden auch Gesellschaftsspiele angeboten.

Über die weiteren Veranstaltungen informiert die zentrale Kinderbibliothek (Tel. 21 23 36 31). sil

"Schönhof" feiert Jubiläum Neue Bande nach Thüringen knüpfen

BOCKENHEIM. Die Frankfurter Kleingärtner sollen Kontakte zu Gärtner-Kollegen im neuen Bundesland Thüringen knüpfen: Dies hatte der Landesverband Hessen der Kleingärtner im Juni dieses Jahres anläßlich des Landesverbandstages in Eschwege angeregt. Der Bockenheimer Kleingärtnerverein "Am Schönhof" in der Breitenbachstraße, der in diesen Tagen sein 50jähriges Bestehen begehen kann, hat diese Empfehlung bereits umgesetzt.

Mitglieder des Vereins, mit dem Vorsitzenden Hans Handstein an der Spitze, besuchten kürzlich die Kleingärtnervereinigung "Am Rieseninger Berg" im Thüring'schen Mühlhausen. Deren Vorsitzenden Peter Czerny wünschte sich: "Wir hoffen, daß sich aus dieser ersten Begegnung ein freundschaftliches Verhältnis auf Dauer entwickelt." Er überreichte ein Erinnerungspräsent.

Heinz Handstein übermittelte die Grüße des Frankfurter Stadtgruppenvorsitzenden Dieter Steinhauer, in dessen Namen er den Wimpel der Dachorganisation überreichte. Ein Gartenbuch der "Frankfurter Rundschau" gab es dazu, außerdem Geschenke des KGV "Am Schönhof": Sträucher, Pflanzen und eine Zinnprägung mit dem Römer als Motiv.

Die Thüringer zeigten den Gästen vom Main, mit denen sie auch ein reges Fachgespräch führten, ihre gepflegte Anlage und bei einer Stadtbesichtigung in Mühlhausen zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Bei der Verabschiedung hat Vorsitzender Handstein die Thüringer zu einem Gegenbesuch nach Bockenheim eingeladen. Vorab wird jedoch erst eine kleine Delegation an der 50-Jahr-Feier des KGV "Am Schönhof" teilnehmen.

Die Feier beginnt am Samstag, 10. Oktober, 17 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" (Schwälmer Straße 28). Zur Feier hat der Vorstand nicht nur die Kollegen aus Thüringen, sondern unter anderem auch Vertreter des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, des Ortsbeirats sowie des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner und der Stadtgruppe Frankfurt eingeladen. Vom Landesverband ausgezeichnet werden zwei Jubilare für 25 und 50 Jahre Vereinstreue. dixi

Arbeitskreis Fechenheim Der Norden ist unterversorgt

FECHENHEIM. "Fechenheim-Nord ist nicht gleich Fechenheim": Auf dieser Formel basieren die Aktivitäten des Stadtteilarbeitskreises Kinder und Jugendliche Fechenheim-Nord. Die Initiative entstand im August 1991 nach einer Kinderanhörung im Haus Riederwald. Jungen und Mädchen hatten damals über mangelnde Angebote in ihrem Stadtteil geklagt. Das gilt insbesondere für den Stadtteil nördlich der Hanauer Landstraße, die "die reale Trennungslinie zwischen Alt-Fechenheim und FechenheimNord ist", betonte Petra Spöck vom Arbeitskreis (AK). Dem vielfältigen Angebot auf der einen stehe eine spürbare Unterversorgung auf der anderen Seite gegenüber.

Der AK Fechenheim-Nord, der sich aus Vertretern der Kindertagesstätte, der Grundschule, der Spiel- und Lernstube, der evangelischen Glaubenskirchen- gemeinde, des Jugendzentrums, der Sozialstation und den Elternbeiräten zusammensetzt, hat sich vorgenommen, die soziale Infrastruktur für Kinder und Jugendliche zu verbessern.

In einem Positionspapier nennt die Gruppe etliche Defizite im Viertel: Im Bereich der Ganztagsbetreuung für Kinder bis zwölf Jahre fehlen Plätze; es gebe kaum offene Freizeitangebote für Jugendliche, ein kulturelles Programm "fehlt ganz". Für die Gesamtbevölkerung des Stadtteils existierten außer den Angeboten von Kirchengemeinden und Vereinen keine Treffpunkte, auch gebe es kein Café, in dem sich Alt und Jung begegnen könnten. All diese Faktoren verhindern in Fechenheim-Nord ein lebendiges Miteinander und führen zur "Isolierung der verschiedenen sozialen Gruppierungen".

Der Arbeitskreis hat daher energisch die Initiative ergriffen, um der Angebotsmisere entgegenzuwirken. Sein erster Erfolg: Seit kurzem gibt es verschiedene Kurse für Kinder von zehn bis 14 Jahren, die vom Caritasverband finanziert werden; die Räume stellt die Konrad-Haenisch-Schule zur Verfügung. Auch der "Nord-Expreß", ein Programmheft, in dem sämtliche Kultur- und Freizeitangebote in Fechenheim-Nord aufgelistet sind, ist ein Produkt des Arbeitskreises. Um ein breiteres Publikum anzusprechen und vielleicht noch weitere ehrenamtliche Helfer zu finden, plant die Initiative als nächstes, sich mit einem Stand auf dem Fechenheimer Weihnachtsmarkt zu präsentieren. rea

Schreiben wird zur Quelle Jugendliche trugen in Bibliothek ihre Gedichte vor

BORNHEIM. "Schreiben ist eine lang versteckte Quelle finden, die nun aus mir heraussprudelt, um den Durst anderer zu stillen": Die 16jährige Annelot Greß trug in der zentralen Kinderbibliothek selbstverfaßte Gedichte vor, zusammen mit ihren Mitschülerinnen einer zehnten Klasse der Kurt-Schumacher-Schule in Karben. Auch das Publikum bestand aus Jugendlichen, gleichaltrige Schüler von der Georg-Büchner-Gesamtschule. Sie lasen anschließend ihre Kurzgeschichten vor.

Den Anstoß zu kreativem Schreiben im Unterricht gab die Bibliothekspädagogin Linda de Voß: "So viele Jugendliche schreiben Tagebuch oder Gedichte, geben es aber nicht zu. Es gibt nur wenige Möglichkeiten für sie, ihre Texte an die Öffentlichkeit zu bringen." Bereits die Grundschullehrer sollten damit beginnen, den Kindern die Angst vor selbständigem Schreiben zu nehmen und sie anregen, ihre Phantasien in Worte zu fassen.

Die Schüler der Karbener Schule haben diese Scheu längst verloren. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Gabriele Winter gaben sie bereits zwei Bücher mit eigenen Gedichten und Kurzgeschichten heraus. Die Jungautoren verreisten gemeinsam, um sich, fern vom Schulstreß, auf das Schreiben konzentrieren zu können. Die Gedichtsammlung "Im Wirbel der Gefühle" entstand, gefüllt mit persönlichen Liebeserfahrungen und Alltagsproblemen. Einfühlsam entwarfen die Jungen der literarischen Klasse passende Illustrationen (das Buch ist in der Kurt- Schumacher-Schule erhältlich).

Weniger professionell, aber genauso engagiert, schrieben die Schüler der Georg-Büchner-Schule Kurzgeschichten zu den Themen "Deutscharbeit", "Besuch im Café" und "Betriebspraktikum". Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino gab im Unterricht praktische Tips. Eine Schülerin sagt: "Seitdem fällt mir wirklich mehr ein, ich habe gelernt, meine Ideen besser zu formulieren." Auch diese Texte handeln von Ängsten und Freuden im Schulalltag. Sprache und Ausdruck unterscheiden sich zwar, aber die Kernaussagen ähneln sich sehr.

Lehrer Dieter Rauch legt viel Wert darauf, daß der Unterricht durch das kreative Schreiben einen anregenderen Charakter bekommt. "Wenn die Kinder selbst Texte schreiben, wird es ihnen leichter fallen, fremde Geschichten zu interpretieren." Den Schülern hat das Projekt gut gefallen. Sie haben erlebt, daß es schwierig, aber auch befreiend sein kann, Gedanken in Worte zu fassen. sil

Eine schwierige "Erbschaft" Nicht jede Wohnung kann gleich wieder vermietet werden

Die Nachbarn in der Butzbacher Straße in Bornheim wunderten sich schon geraume Zeit. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Haus Nummer 58 steht nach ihrer Beobachtung seit mehreren Monaten leer - und nichts tut sich. In der Wohnung habe eine alte Dame gewohnt, die Anfang des Jahres gestorben sei, weiß eine FR-Leserin zu berichten. "Es gibt genug Leute, die sich die Hakken nach einer Bleibe ablaufen", wundert sie sich, "und hier steht eine Wohnung einfach leer." Damit nicht genug: "Ringsum regt sich die ganze Nachbarschaft auf."

Das betreffende Haus gehört der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen. Aber den Schwarzen Peter vermuten die Anlieger ganz woanders. Beim Wohnungsamt nämlich, das für die Vermietung zuständig ist. Und da klemme es ja ständig bei der zügigen Bearbeitung.

Ganz falsch, sagt Ernst Körner, Prokurist bei der AG für kleine Wohnungen. Die Angelegenheit hat ihm und seinen Mitarbeitern reichlich Kopfzerbrechen bereitet: Nach dem Tod der Mieterin im April dieses Jahres habe man eine völlig verwahrloste Wohnung vorgefunden. "Meterhohe Stapel von Konservendosen, übereinandergestapelte Möbel, Ungeziefer. Es war eine Katastrophe." Dann mußte die AG erst einmal die Erben ausfindig machen und stellte fest, daß die alte Dame völlig verschuldet war.

"Wir haben dann auf unsere Kosten im Juni die Wohnung entrümpelt und die Schäden beseitigt", sagte Körner weiter. Kostenpunkt: mehr als 8000 Mark, den Mietausfall noch nicht mitgerechnet. Zur Zeit sei die Renovierung im Gang, einen Nachmieter habe das Wohnungsamt schon benannt. Dem Amt sei die Verzögerung in diesem Fall nicht anzulasten, wehrte Körner ab.

"Wir haben generell das Problem, wenn alleinstehende Mieter sterben, die Angehörigen oder Erben ausfindig zu machen", erläuterte der Prokurist der Gesellschaft, der 20 000 Wohnungen, überwiegend in Frankfurt, gehören. Solche Fälle wie in der Butzbacher Straße seien "immer sehr problematisch". Die Abwicklung der Formalitäten erstrecke sich häufig über einen langen Zeitraum, und dann könne es durchaus geschehen, daß eine Wohnung mehrere Monate lang nicht weitervermietet werde. Bedauerlich, aber nicht zu ändern. vo

• 21. Oktober: Viel Lärm um nichts?, Vortrag und Diskussion zu "Frankfurts Aufgaben kommunaler Lärmschutzpolitik". Veranstalter: Stadt Frankfurt. Ort: Plenarsaal im Römer. Auskunft: Gisela Heinemann, Stadtverwaltung (Amt 79). Tel. 069/212-3 91 09.

• 22. und 23. Oktober: 1. Brandenburger Wirtschafts- und Umweltforum in Potsdam. Thema: Umweltorientierte Unternehmensführung. Veranstalter: Landes- Umwelt- und Wirtschaftsministerium. Ort: Residence Hotel: Gebühr: 280 Mark (+MwST.) Infos: Dagmar G. Sartorius, Tel. 030/2 32 68-299.

• 23. bis 25. Oktober: Verhandlung und Vermittler statt Konfrontation und Richter? - Mediation und Konfliktvermittlung zwischen Bürgerinitiativen und Staat, Veranstalter: "Die Mitarbeit", Bonn. Tagungsort: Europa-Akademie Werra-Meißner bei Kassel. Tagungsbeitrag 40 Mark. Infos: Tel. 02 28 / 63 00 23.

• 24. und 25. Oktober: Umweltmedizinische Beratung in Praxis und Kommune, Jahrestagung des Ökologischen Ärztebunds in Heidelberg, Gebühr: 85 Mark, Anmeldung: Dr. Ulrich Schaefer, Schulstraße 19, 6805 Heddesheim, Tel. 0 62 03/40 69 20.

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.

Der Bombenopfer gedacht Den Haß fortlieben in unserer Zeit

OBERRAD. "Laßt uns den Haß fortlieben in unserer Zeit", stand auf dem Transparent, das die Friedensgruppe der Herz-Jesu-Gemeinde Oberrad am Freitag auf dem Buchrainplatz an einem Baumstamm anbrachte. Am Vormittag des 4. Oktober 1943 hatten alliierte Bomber einen verheerenden Angriff geflogen.

An die 529 Frankfurter, die dabei ihr Leben ließen, sowie an die Zerstörung des Stadtteils erinnert die Friedensgruppe am Jahrestag des Bombenangriffs seit 1983. Damals wurden in Deutschland die Mittelstreckenraketen stationiert.

Auch in diesem Jahr hatten die Gärtner Oberrads Rosen, Orchideen, Astern und eine Vielzahl anderer Blumen gespendet, die von den etwa fünfzehn Gemeindemitgliedern in Form eines Kreuzes auf den Boden gesteckt wurden. Danach gedachten sie in einer Schweigeminute im Gebet der Opfer des Luftkrieges.

Eine Passantin nahm das Gedenken zum Anlaß, aus ihren eigenen Erinnerungen an die Nachkriegszeit zu erzählen. Dann schwenkte sie plötzlich auf einen ganz anderen Kurs ein: "Uns hat damals auch niemand etwas geschenkt, heute kriegen die ganzen Asylanten von den Deutschen alles. Die sollen doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!" Sie schimpfte noch geraume Zeit weiter und bemerkte die erschrockenen Gesichter nicht, die sich längst von ihr abgewendet hatten. zol

Schüler fordern die schnelle Sanierung Hedwig-Heyl-Schule: Wo Pflanzen wachsen sollen, fallen Kacheln von der Wand

NORDEND. Ein großer Pausenhof, auf dem man zwischen den Unterrichtsstunden frische Luft schnappen, ein bißchen herumlaufen oder sich für ein Schwätzchen in eine Ecke zurückziehen kann - davon können die Schüler und Schülerinnen der Hedwig-Heyl-Schule zur Zeit nur träumen. In der Berufsschule in der Adlerflychtstraße sind derzeit große Teile des Pausenraumes wegen Verletzungsgefahr gesperrt: Sogenannte Verblendkacheln drohen von der Hauswand zu fallen. Die Stadt läßt gerade ein Gutachten erstellen, das die Auswirkungen auf die Statik des Gebäudes untersuchen soll. Bis auf weiteres bleiben deshalb große Flächen der Hedwig-Heyl-Schule unzugänglich.

Die Schülerinnen der Klasse FSO 2, der Fachschule für Sozialpädagogik, haben nun einen Brief an Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) geschrieben, in dem sie auf die schnelle Sanierung ihrer Schule drängen. Die Unzufriedenheit und Enttäuschung der Jugendlichen wird in dem Schreiben deutlich. Die Klasse wollte mit einem Projekt zur Begrünung des Innenhofes beginnen und damit an einem Wettbewerb teilnehmen.

Eine neue Innenhofgestaltung sei wegen des "verwahrlosten Zustandes" nötig geworden, schreiben die Schülerinnen. Außerdem biete der Hof ideale Bedingungen für eine "grüne Oase" in der Schule. Hinzu komme, daß viele Schüler in ihrem späteren Beruf ähnliche Projekte betreuen müßten: Mit ihrer Aktion hätten sie wertvolle Erfahrungen sammeln können, meint die Klasse.

Die Schüler trifft es gleich doppelt hart: Wegen dioxinhaltigen Schotterbelages (Kieselrot) mußte bereits der Sportbereich des Schulhofes gesperrt werden. Insgesamt ist etwa ein Drittel der Pausenfläche weggefallen, schätzt Schulleiterin Ingeborg Schroeder. "Und wegen Platzmangels gibt es in unserer Schule weder einen Raum für die Schülervertretung noch Ruhezonen", beklagen die Jugendlichen.

Michael Damian, persönlicher Referent von Jutta Ebeling, äußerte Verständnis für den Ärger der Schülerinnen. Gleichzeitig wies er energisch den Vorwurf zurück, die Stadt "verschleppe" die Instandsetzungsarbeiten. Im Gegenteil: "Die Sanierung steht auf der Prioritätenliste", versicherte Damian. Diesen Eindruck hat auch Direktorin Ingeborg Schroeder. Anfang des Jahres hatten sich die ersten Verblendkacheln von der Mauer des 30 Jahre alten Gebäudes gelöst. Die Stadt habe sehr schnell reagiert: "Von Verzögerung kann keine Rede sein", betonte die Schulleiterin.

Um die erforderlichen Reparaturen zu finanzieren, wird im Schulamt überlegt, das Geld, das für die Erneuerung der Fenster der Hedwig-Heyl-Schule gedacht war, zu verwenden. 450 000 Mark sind dafür bereitgestellt, die allerdings aufgestockt werden müßten - für die Instandsetzung der Hauswand werden 1,3 Millionen Mark kalkuliert. Bevor saniert werden könne, müsse allerdings erst der Bericht der Statiker vorliegen, betonte Michael Damian. Vielleicht noch Ende diesen Jahres, "spätestens aber im Frühjahr 1993" sollen die Bauarbeiten beginnen können. rea

Osterferien im Ausland Mit der Schule nach Lyon oder Mailand

FRANKFURT A. M. Das Stadtschulamt Frankfurt bietet in den nächsten Oster- und Sommerferien wieder einen Schüleraustausch mit den Partnerstädten Birmingham, Lyon, Mailand, Barcelona und Dublin an. Die Teilnehmer sollen lernen, "sich in fremder Umgebung und ohne Eltern durchzuschlagen, notfalls mit dem Wörterbuch in der Hand", wie Johann Eberhard Wicke vom Stadtschulamt sagt.

Das Angebot gilt für alle Schüler der Jahrgänge 1974 bis 1979, die aus Frankfurt oder der näheren Umgebung stammen. Zum Zeitpunkt des Austausches sollten die Schüler über Grundkenntnisse der jeweiligen Fremdsprache verfügen. Italien- und Spanienreisende sollten zudem mindestens 15 Jahre alt sein. Vermittelt werden die Austauschschüler nach Alter, Interessen und dem familiären Hintergrund. Sie verbringen jeweils zwei bis drei Wochen im Ausland, Austauschpartner sind insgesamt also fünf bis sechs Wochen zusammen.

Die Teilnehmer werden während ihres Aufenthalts im Gastland von deutschen und ausländischen Lehrern betreut. Die Feriengestaltung liegt jedoch ganz in den Händen der beteiligten Familien.

Es wird nicht erwartet, daß sie ihren Gästen ein aufwendiges Programm bieten. Teilweise können die Schüler ihre Partner ein paar Tage in den Unterricht begleiten. Die Flugreise in die irisiche Hauptstadt Dublin kostet ungefähr 600 Mark, in die nordenglische Industriestadt Birmingham können die Schüler für etwa 450 Mark kommen. Der Aufenthalt in der catalanischen Millionen-Stadt Barcelona kostet 500 Mark.

Die Sprachurlaube in Frankreich und Italien sind günstiger: Die Reise nach Lyon ist schon für 220 Mark zu haben, der Mailand-Trip ist 40 Mark teurer. Die städtischen Zuschüsse sind in diesen Preisen schon enthalten. Die Teilnehmer sind auch im Ausland durch ihre deutschen Krankenversicherungen geschützt. Zusätzlich werden für die Gruppen Reise-, Unfall- und Haftpflichtversicherungen abgeschlossen. Fragen zum Thema Schüleraustausch 1993 beantwortet Johann Eberhard Wicke bei den Informationsabenden am Mittwoch, 21. Oktober, im Höchster Bikuz (Gebeschusstraße 5), am Dienstag, 27. Oktober, in der Ziehenschule (Josephskirchstraße 9) in Eschersheim und am Montag, 2. November, in der Bergen-Enkheimer Schule am Ried (Barbarossastraße 65), jeweils ab 19.30 Uhr. Unter den Rufnummern 21 23 48 38 und 21 23 48 65 erhalten Interessenten telefonische Auskünfte. gun

AW Westhausen: Herbstfahrt mit dem Bus an den Rhein

WESTHAUSEN. Herrliches Spätsommerwetter hatte sich die Westhausener Arbeiterwohlfahrt für ihre traditionelle "Busfahrt für jung und alt" ausgesucht. Zunächst fuhr der Bus der Reisegesellschaft durch den herbstlichen Taunus nach Bad Schwalbach. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt ging's weiter ins Wispertal zur historischen Laukenmühle. Hier hatte der Wirt für die 57 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine große Speisenauswahl parat - sie reichte von einem deftigen Hausmacherteller aus eigener Metzgerei bis zum Holzfällersteak und einem "leichten Seniorengericht".

Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang fuhren die Teilnehmer im Bus durchs romantische Wispertal zum - so das Motto der Fahrt - "alten Vater Rhein". In Kaub machten einige Westhausener einen Bummel durch die Straußwirtschaften des Weinstädtchens, andere nutzen den Aufenthalt zu einer Besichtigung der Burg Pfalzgrafenstein auf der Insel. Im Burghof improvisierte Ludwig Beltz eine kleine Weinprobe, bei der es den edlen Saft der Reben zu verkosten galt.

Ein geselliges Beisammensein bei Wein, Zwiebelkuchen und Federweißem sowie Unterhaltungsmusik beschloß in Östrich "einen gelungenen Tagesausflug, bei dem junge und alte Mitglieder sich näher kamen", freute sich Ortsvereinsvorsitzender Werner Zimmermann, der zusammen mit Kassierer Herbert Müller die Fahrt organisiert und im Bus kommentiert hatte. rw

Tempo-30-Probephase in Bornheim beendet Zone wird für 1,6 Millionen Mark ausgebaut

BORNHEIM. Die erste endgültige Tempo-30-Zone Frankfurts entsteht in Bornheim-Mitte: Am vergangenen Montag fiel der Startschuß für die Bauarbeiten, die die provisorischen Markierungen und "Stellvertreter" endgültig ablösen sollen. Die Gestaltung kostet 1,6 Millionen Mark; wenn alles planmäßig verläuft, sollen die Umbauten bis zum 18. Dezember abgeschlossen sein. In einer Pressekonferenz stellten Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) und Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) die Pläne vor.

Dickes Lob erntete der für Bornheim und das Ostend zuständige Ortsbeirat 4 von Lutz Sikorski, der die Grünen im Verkehrsausschuß der Stadt vertritt. Vor mehr als einem Jahr, als man sich entschieden habe, die Umsetzung der Tempo-30-Zonen den Politikern vor Ort anzuvertrauen, habe es durchaus Zweifel gegeben, ob die Ortsbeiräte eine solche Aufgabe leisten können, erinnerte sich der Stadtverordnete. Der "Vierer" habe die Skeptiker eines Besseren belehrt: "Der Ortsbeirat hat kompetent und sehr engagiert die Verkehrsberuhigung verwirklicht", sagte Sikorski.

Dabei herrschte bei der Einführung von Tempo 30 nicht nur "eitel Sonnenschein"; in manchen Ortsbeiratssitzungen hagelte es Proteste der Bürger. Insgesamt, konstatierte Wolfgang Schild (SPD), habe die Planung jedoch "Hand und Fuß gehabt". Nur in der Zone 1 - im Bereich Eichwaldstraße/Heidestraße - mußte man die Verkehrsführung noch einmal ändern. Die Behauptung, daß die Politiker Unterschriftenlisten der Anwohner ignoriert hätten, sei "schlicht falsch", entgegnete Schild einem entsprechenden Vorwurf. Er und der Ortsvorsteher widersprachen auch CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Friedrich, der behauptete, daß die jetzige endgültige Planung dem Beirat nicht zur Beschlußfassung vorgelegt worden sei.

Übrigens werden noch nicht alle Straßenzüge, die vor einem Jahr zunächst provisorisch verkehrsberuhigt worden waren, umgestaltet: Der Bereich Burgstraße / Petterweilstraße / Eichwaldstraße/ Germaniastraße wird in die jetzigen Umbauarbeiten nicht einbezogen. Wegen des geplanten Kinderhauses in der Petterweilstraße ist hier der Umbau vorläufig zurückgestellt worden. Der Ortsbeirat hofft, seine ursprüngliche Vorstellung durchsetzen zu können: Demnach sollen Petterweilstraße und Germaniastraße Sackgassen werden, um eine "breite Spielstraße zwischen Kinderhaus und Germaniaplatz zu schaffen", erklärte Ortsvorsteher Stein.

Nicht gebaut wird vorläufig auch in dem Karree zwischen Saalburgallee, Freiligrathstraße, Mainkurstraße und Ringelstraße - durch das Beschleunigungsprogramm der Stadt wird sich dort ohnehin bald eine neue Situation ergeben. rea

Turnerschaft 1856 Griesheim: Der Verein bietet Mitmach- und Übungsmöglichkeiten in Badminton, Frauen-, Senioren-, Jazz- und Wassergymnastik, Leichtathletik, Handball, Tischtennis, Turnen, Trampolin und Volleyball. Auskunft gibt die Geschäftsstelle jeweils montags und mittwochs (8 bis 12 Uhr) sowie donnerstags von 18 bis 20 Uhr (Tel. 39 11 34). wd

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Arbeitsgruppe Leistung

Jemand ist begabt, deshalb leistet er etwas, und der Lehrer kann ihm eine Note geben. Um die Fragwürdigkeit dieser Formel deutlich zu machen, schilderte Achim Albrecht, stellvertretender Vorsitzender der GEW, die Lehren aus seiner eigenen Geschichte. Ursprünglich hatte man seinem Vater in den fünfziger Jahren mitgeteilt, daß sein Sohn Achim das Ausleseverfahren nach der Grundschule für die Aufnahme an weiterführende Schulen nicht bestanden habe. Achim hatte die Aufgabe, zu malen, was er der Mutter zum Geburtstag schenken wolle, gelöst, indem er eine Pfanne zeichnete. Grund: "Weil wir die brauchten." Schnelles Urteil des Lehrers: Das Kind sei "mehr praktisch begabt."

Was aber ist Begabung? Ein unveränderlicher Faktor, der mit der Geburt erworben wird? Oder eine Eigenschaft, die sich während des Lebens entwickelt? Was ist Leistung? Mit welchen Kriterien wird Leistung bewertet? Brauchen Schüler Noten als Bestätigung ihrer Leistung?

Für die CDU ist Begabung vorgegeben und unabänderlich, für die GEW eine variable Größe, für die SPD "entwickelbar", für den Philologenverband durch objektive, soziale und subjektive Faktoren geprägt. - Mit diesen Vokabeln umrissen die Rollenspieler das Spannungsfeld, in dem die Diskussion um Begabung geführt wird. Ähnlich beim Begriff Leistung: Die CDU lamentierte - eindrucksvoll - über den Verfall von Potential, die GEW stellte die Notengebung in Frage, die SPD träumte "irgendwann einmal" von einer Schule ohne Zensuren.

In ihrer Kritik an der gängigen Diskussion über Leistung und der Praxis der Leistungsbewertung in der Schule waren sich die 15 Teilnehmer der Arbeitsgruppe 1 schnell einig. Schwer taten sie sich damit, Alternativen zu finden.

Helmut Heid, Erziehungswissenschaftler an der Universität Regensburg, stellte "Leistung an sich" in Frage. Als Leistung würden Handlungen bewertet, sagte er, die vorher qua Definition festgelegt worden seien. Heid nannte die Diskussion über "Leistung" etwas "sehr Heikles" und warnte davor, nur alten Wein in neue Schläuche zu füllen. Man dürfe keinesfalls den statischen Begriff von Begabung nur durch einen dynamischen, die Leistungsbeurteilung durch den Zusatz "pädagogische" und das Ziffergutachten durch eine Wort-Beurteilung ersetzen, sagte er, und dann glauben, die Welt sei "wieder in Ordnung".

Heid wies dem Lehrer in der Diskussion über Leistung eine maßgebliche Rolle zu. "Bei jeder Note 6 müßten Eltern zum Lehrer gehen und sagen: Was sagst Du zu dieser Note? Es ist schließlich deine Aufgabe, dem Schüler etwas beizubringen."

Was aber hat die "Bewertung von Handlungen", Leistung, mit dem Alltag von Lehrern zu tun? Der Zwang, bewerten zu müssen, die Norm der Gesellschaft für Schule sei "ständig im Hinterkopf", sagte einer. Ein anderer erinnerte an den Druck auf Lehrer in der früheren DDR. Sie hätten möglichst viele erfolgreiche Schüler produzieren müssen, da sie sonst selbst als schlecht gegolten hätten. Aus den neuen Bundesländern kam denn auch die Stimme zur Verteidigung der Lehrer: "Es ist eine falsche Position, den Lehrer verantwortlich zu machen. Wenn der Schüler nicht will, kann ihm der Lehrer nichts eintrichtern."

Doch wollte Heid es den anwesenden Pädagogen so leicht nicht machen. "Wir gehen zu fraglos mit dem Kritierium für Leistung um", sagte er und plädierte für "Relativierung". Man dürfe sich nicht damit zufrieden geben, das Versagen eines Schülers festzustellen, sagte er, sondern müsse nach den Gründen fragen. Der Lehrer müsse die eigene Arbeit bewerten, sie so organisieren, daß der Schüler lernen könne. "Wenn der Schüler scheitert, scheitert immer auch der Lehrer."

Heid erteilte jedem Ansatz eine Absage, der den Begriff Leistung mit pädagogischen Inhalten besetzt. Sein Kollege P. Helbig von der Universität München forderte die Abkehr vom Begriff "Begabung", der in der öffentlichen Diskussion über Hochbegabten-Förderung von den Konservativen so gerne benutzt wird. Zwar glaubten Eltern und Schüler, "Begabung" sei von der Natur verliehen oder vererbt, in Wirklichkeit aber seien entsprechende Ergebnisse erbpsychologischer Forschung "höchst fragwürdig und naiv". Das, was wir tun, führe zu dem, was als "Begabung" angeblich in uns sein solle, sagte Helbig. Seinen Worten zufolge kann man aber über Jahrzehnte hinweg verfolgen, wie erbpsychologische Vorstellungen benutzt werden, um bildungspolitische Ziele zu etablieren.

Der Wissenschaftler verneinte auch den Erklärungsversuch, der aus DDR- Zeiten vorgebracht wurde. "Begabung", so eine Teilnehmerin, gründe sich auf die Faktoren Vererbung, Umwelt und Eigenaktivität des Kindes zu je etwa 20 bis 30 Prozent. Es gebe keinen sinnvollen Weg, mit Prozentzahlen zu argumentieren, sagte Helbig dazu. Und: "Ich will keinen anderen Begabungsbegriff, ich möchte den Begriff überhaupt abschaffen." Statt dessen plädierte der Wissenschaftler dafür, sich auf das Kind zu konzentrieren und "konkret zu helfen".

In der Diskussion wurde deutlich, daß "das Gerede über Begabung" vom Alltag in der Schule nichts vermittelt. "Der Schüler ist dafür nicht begabt" sei die Kurzformel, wenn ein Schüler die an ihn gestellte Anforderung nicht erfülle, hieß es. Scheitere der Schüler, sage der Lehrer: "Hier ist die Grenze."

Heid warnte davor, "die Grenze" und damit das Ende pädagogischen Bemühens aus der Theorie der "Begabung" abzuleiten. Diese Entscheidung sei nur ökonmisch zu begründen. Nach seinen Worten ist es unmöglich, eine Grenze für Begabung und Förderung festzulegen, an der ein Schüler "scheitert".

Das Wort "Begabung" wird einer Teilnehmerin zufolge denn auch vornehmlich benutzt, um die Voraussetzungen und Kriterien für Auslese zu schaffen. Schließlich sei die Meßlatte von Leistung und Begabung in unserem Schulsystem immer das Abitur. "Das kann man erreichen oder man bleibt entsprechend drunter." In diesem System sei die individuelle Förderung von Begabung, das Eingehen der Lehrer auf die Unterschiedlichkeit von Schülern zwar ein hehres pädagogisches Ideal, im Alltag aber nicht durchzuhalten.

Ursprünglich war das Thema der Arbeitsgruppe formuliert worden, um unterschiedliche Begriffe in Ost und West auszuleuchten. Schließlich - so GEW-Vorsitzender Dieter Wunder - werde "Leistung" in der westlichen GEW mit "großem Mißtrauen" gesehen. Unter den östlichen Gewerkschaftsmitgliedern aber sei das Wort "sehr positiv" besetzt. Gefragt nach den Gründen, berichtete eine Teilnehmerin über ambivalente Erfahrungen: In der DDR hätten Lehrer lange Ausbildungszeiten und eine gute Bildung gehabt, seien aber schlecht bezahlt worden. An die Wende und den Neuanfang habe sich die Hoffnung geknüpft, daß sich nun Leistung lohnen werde. Dann aber seien viele arbeitslos geworden. "Leistung war gar nicht gefragt." Jetzt fühlten sich viele so desillusioniert, "daß heute keiner mehr Verantwortung übernehmen will." Der Tenor sei inzwischen: "Ich mach meinen Job, mehr nicht."

Mit indirektem Vorwurf antwortete ein weiterer Teilnehmer aus der Ex-DDR auf die Frage nach dem Stellenwert - und der Forderung nach einer inhaltlichen Diskussion über den Begriff "Leistung". Er machte die Schere deutlich, in der Gewerkschaften derzeit ganz generell stehen: In der Ex-DDR hätten Lehrer "erst mal hautnahe Probleme", sagte er. Sie müßten darum kämpfen, im Beruf zu bleiben. Vor diesem Hintergrund erscheine es geradezu als "Luxus", über inhaltliche Grundsatzfragen zu diskutieren.

Für Jugendliche ist es billiger, Ampeln zu demolieren . . . Neuer Bußgeldkatalog in Moskau der Rubel-Inflation angepaßt / Motorradfahren in Gruppen untersagt / Mehr Verkehrstote Von unserem Korrespondenten Dietmar Ostermann

MOSKAU, 16. Oktober. In dem Bemühen, die tägliche Rallye auf Moskaus Straßen einem geordneten Zustand nahezubringen, hat die Regierung der russischen Hauptstadt jetzt neue Richtlinien zur Bestrafung von Verkehrssündern erlassen. Die Erhöhung der Bußgelder war nach Auskunft der Moskauer Verkehrsmiliz notwendig geworden, nachdem die bisherigen Preise wegen der Rubelinflation "den Rest ihrer erzieherischen Wirkung verloren" hatten. So muß künftig mit Strafen zwischen 90 und 1800 Rubeln (etwa 60 Pfennig und 12 Mark) rechnen, wer wegen einer Ordnungswidrigkeit an den Straßenrand gewunken wird.

Dabei kennt der neue russische Bußgeldkatalog große und kleine Sünden. Die Höchststrafe, die rund einem Drittel des monatlichen Durchschnittseinkommens entspricht, ist für Trunkenheit am Steuer sowie Fahrerflucht vorgesehen. Als mittlere Verstöße werden etwa das Nichtbefolgen von Anweisungen der Miliz oder sichtbar schmutzige Abgasfahnen gewertet. Ebenfalls 450 Rubel muß bezahlen, wer sich des "Motorradfahrens in Rokker-Gruppen" schuldig macht. Verglichen damit ist es für die Jugend wesentlich preisgünstiger, Ampeln, Fahrbahnen oder Bahnübergänge zu demolieren; man spart 150 Rubel.

Als Kavaliersdelikte gelten in der Zehn-Millionen-Stadt nach wie vor die zahlreichen Verstöße, die zum Handwerkszeug eines jeden Moskau-Piloten gehören: überhöhte Geschwindigkeit, Fahren bei Rot, Nichtbeachten von Markierungslinien und falsches Überholen. Wer mit defekter Lenkung oder wirkungsloser Bremse unterwegs ist, braucht bei einer Kontrolle ebenfalls nur die Mindestbuße zu entrichten. Auch Fußgänger - in der Regel die Gejagten auf Rußlands holperigen Straßen - sollen bei Verstößen künftig mit 90 Rubeln zur Kasse gebeten werden.

Ob die Milizionäre auf Moskaus Kreuzungen die neue Richtlinie allerdings befolgen oder auch nur kennen, bleibt fraglich. Längst orientieren sich die Ordnungshüter an einem individuell festgelegten Tagestarif, der von Wetter, Laune und dem Gesicht sowie der mutmaßlichen Finanzkraft des zu Belangenden weit stärker beeinflußt wird als von den Direktiven der Obrigkeit. Durch Verzicht auf eine Quittung wollen erfahrene Büßer mitunter jedoch einen nicht unwesentlichen Rabatt erhandelt haben.

Angesichts dieser Zustände dürfte sich die Erhöhung der Geldstrafen kaum beruhigend auf des Verkehrsgeschehen in der russischen Hauptstadt auswirken, in der laut Auskunft der Informationsstelle der staatlichen Auto-Inspektion "momentan leider niemand entsprechend den Vorschriften fährt". So ist die Zahl der bei Unfällen getöteten Moskowiter in den ersten acht Monaten dieses Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 22 Prozent gestiegen. Die etwa 700 000 Autos der Stadt haben 1991 mehr als 100 000 Unfälle verursacht.

Stichproben ergaben zudem, daß es in der russischen Hauptstadt offenbar einfacher ist, sich einen Führerschein zu kaufen, als den Ausbilder zu überreden, tatsächlich ein paar Fahrstunden zu erteilen.

Abstimmung über den Kauf verzögert sich Siedlung sprach beim Fest über die Zukunft

SACHSENHAUSEN. Fast 112 Millionen Mark wird die Sanierung der Heimat-Siedlung kosten. Das gab kürzlich die Verwaltungsgesellschaft der 1072 Wohnungen, die Nassauische Heimstätte GmbH, bekannt. Wie der Vorsitzende der Mietergenossenschaft, Gottfried Prokein, jetzt anläßlich des Sommerfestes der Bewohner ankündigte, wollen die Mieter die von der Gesellschaft aufgemachte Rechnung von einem Architekten prüfen lassen. Die Genossenschaft trägt sich nämlich mit dem Gedanken, das Wohngebiet zwischen Stresemannallee und Heimatring zu übernehmen. Angesichts der nun genannten Summen ist der ursprünglich für November geplante Termin für eine Abstimmung der Mieter über den Kauf jedoch nicht mehr einzuhalten.

Bis in die frühen Nachmittagstunden hatte es geregnet, doch pünktlich zum Beginn des Sommerfestes der Heimatsiedlung besann sich "Wettergott Petrus", und die Kinder konnten die mit Plastikfolien geschützten Brettspiele, Bücher und selbstgebastelten Gegenstände für den Flohmarkt doch noch auspacken. Während die Kinder auf dem Spielgelände des Hortes der Ostergemeinde das Feilschen übten, ließen sich die Erwachsenen in einem vorsorglich aufgestellten Festzelt mit Spezialitäten vom Grill, Getränken sowie Kaffee und Kuchen versorgen - und mit zahlreichen Evergreens, die ein Alleinunterhalter präsentierte. Der Mieterverein der Heimatsiedlung organisiert das Sommerfest seit 1985.

Dabei gab es bei den Festvorbereitungen in diesem Jahr eine ganze Reihe von unvorhergesehenen Schwierigkeiten: Zum einen untersagte das Ordnungsamt, das Festzelt auf dem städtischen Grundstück nördlich des Abenteuerspielplatzes "Wildgarten" aufzustellen. So hatte sich der "Cheforganisator" Hans Leonhardt bei der Ostergemeinde um die Genehmigung bemüht, das Zelt auf dem Gelände des Gemeindehortes aufstellen zu dürfen. Beatrix Ruffert, Erste Vorsitzende des Mietervereins, lobte den Einsatz Leonhardts in ihrer Begrüßungsansprache. Zum anderen konnte sich das Ordnungsamt nicht für die Absicht des Mietervereins begeistern, die Würstchen und Schnitzel mit einem Gasgrill zuzubereiten: Die Gasflaschen mußten zuvor mit einer Abdeckung aus Metall geschützt werden. "Es war ein großes Problem, eine so große Schüssel aus Metall zu finden", erläuterte Gottfried Prokein, Vorsitzender der Mietergenossenschaft i.G., die sich seit Jahren bemüht, die 1072 Wohnungen der Heimatsiedlung in Eigenregie zu verwalten. Erst "Dscho" Mayer, Betreuer des "Wildgartens", wußte Rat: Die alte Hafenbahnlokomotive "Omi" mußte einen Teil der Abdeckung ihres Dampfkessels "spenden", um die Prüfer der Ordnungsbehörde zufriedenzustellen.

Natürlich spielte die Politik auf dem Fest eine wichtige Rolle: Erst vor einer Woche hatte die Nassauische Heimstätte GmbH, die die Wohnungen zwischen Heimatring und Stresemannallee verwaltet, die von ihr veranschlagten Kosten für eine Sanierung und Instandhaltung des gesamten Quartiers bekanntgegeben: Knapp 112 Millionen Mark.

"Wir haben jetzt einen Architekten beauftragt, die Aufstellung der Nassauischen Heimstätte zu überprüfen. Erst dann können wir den Mietern eine Empfehlung geben, ob die Genossenschaft die Siedlung übernehmen soll oder nicht", erläuterte Prokein die Konsequenzen aus dem Zahlenwerk. Unabhängig von dem Ergebnis der Prüfung muß noch geklärt werden, wie die Summe aufgebracht werden kann und welche Konsequenzen die Sanierung für den Mietpreis hat.

Sicher ist zunächst nur eins: Da alle Überlegungen viel Zeit in Anspruch nehmen, kann die Abstimmung über das weitere Schicksal der Heimatsiedlung nicht, wie vorgesehen, im November abgehalten werden. Einen neuen Termin für die Mieterbefragung gibt es bisher nicht.

Doch von allen diesen Sorgen ließen sich auch die Mitglieder der Genossenschaft nicht die Festlaune verderben. Gottfried Prokein, der schon die erste Nacht alleine im Zelt verbracht hatte, um "Spitzbuben" davon abzuhalten, im Zelt Unfug zu stiften, bereitete sich auf seine zweite Zeltwache vor. In einem Punkt war Prokein sich sicher: "Die Aufräumkolonne macht am nächsten Morgen bestimmt noch einen Frühschoppen, denn der Rest vom Faß muß ja noch ausgetrunken werden." kan

Überwachte Ölqualität

Motoröle enthalten festgelegte Mengen sogenannter Antioxidantien, um die Bildung von Säuren und Viskositätsänderungen zu vermeiden. Wenn der Anteil an Antioxidantien sich dem Ende zuneigt, besteht die Gefahr, daß das Motoröl seine Schmierfunktion nicht mehr erfüllen kann und Motorschäden auftreten. Antioxidantien werden dem Öl in bestimmten Mengen zugesetzt, die sich nach Erfahrungswerten richten. Nur in wenigen Fällen wird ihre Wirkung vollständig ausgeschöpft. In vielen Fällen wäre ein Öl-

Bilder zur Erfahrung von Ruhe und Raum Die Preisträger der Marielies-Hess-Stiftung stellen im Gebäude des Hessichen Rundfunks aus

Beide waren an Frankfurts Städelschule Studenten von Per Kirkeby. Beide halten die Malerei in Öl nicht etwa für eine Angelegenheit alter Meister, sondern für eine Ausdrucksweise, die auch Künstler der neunziger Jahre noch herausfordert. Sie sind beide Anfang dreißig: Frank Dömer und Veit-Johannes Stratmann. Neue Gemälde zeigen sie gegenwärtig in der "Goldhalle", dem Foyer des Hessischen Rundfunks.

Dömer, der mitunter komplexe Bildreihen entwirft, die um ein einziges Thema kreisen, zeigt "Public Enemy", einen Zyklus aus 34 kleineren Einzelbildern. Die Hauptrollen spielen Stühle: Schlichte Hocker und Schnörkelwerk vor gitterartigem Hintergrund, wie ihn manchmal Matisse verwandte. Andere tauchen aus dem bloßen atmosphärischen Farbraum empor. Hier hängt ein Jackett über einer Lehne, dort wurde eine Weinflasche abgestellt. Niemals aber zeigt sich ein Mensch. Jeder Stuhl bedeutet nicht mehr als eine Einladung - zum Platznehmen und zur Sammlung. Zur Erfahrung von Raum ganz allgemein, von Landschaftsraum und von Innenraum.

Innenraumerlebnisse können jedoch traumatischer Natur sein. Die wiederkehrende Gitterstruktur mag Einengung signalisieren und auf klaustrophobisches Empfinden verweisen. Dömer faßt hier die Welt ohne Mensch ins Auge, aber der Betrachter trägt ihn hinein.

Menschen ohne Welt, losgelöstes, zweisames Tun, beschreibt Dömer derweil in einer Folge feinster Bleistiftzeichnungen, die in der neuen Gruppenausstellung des Frankfurter Kunstvereins: "Medium Zeichnung" vorgestellt werden.

Hat Dömer den Duktus Kirkebys, den er noch vor zwei Jahren erkennbar adaptiert hatte, inzwischen völlig hinter sich gelassen und zu einer eigenen Handschrift gefunden, so spricht bei Stratmann der Lehrer noch aus fast jedem Pinselstrich. Die endgültige Abnabelung steht noch aus. Geräumige, meist hochformatige Bilder, die als "Garten" oder "Wintertag" für sich werben, gefallen wegen der überlegten Durchbildung des Flächenraumes, die man aber auch andernorts sehen kann.

Die HR-Ausstellung aus der Reihe "Junge Kunst in Hessen", eine Veranstaltung der Marielies-Hess-Stiftung, macht noch auf zwei andere Künstler aufmerksam. Volker Steinbacher, ebenfalls ein Städelschulabsolvent, schafft schmucke Collagen mit großem Gespür für Komposition. Allerdings scheinen sie - nicht nur durch entsprechende Motive wie das mit raschen Zügen in der Bildfläche verankerte Kreuz - Darstellungsprinzipien verpflichtet, wie wir sie vornehmlich von Antoni Tapies kennen. Steinbacher laviert sich zwischen Graffiti und Mysterium durchs Labyrinth einer andeutungsweise gegenständlichen Gestaltung.

Die vierte im Bunde ist Cordelia Heymann, ausnahmsweise keine am Städel Geschulte. Sie studierte in Karlsruhe bei Horst Egon Kalinowski und führt hier zwei sehr unterschiedliche Formen ihres Arbeitens vor. Weniger eindrücklich wirken die "Schilder", große lanzettförmige Holzteile, die mit menschlichen Körpern bemalt sind. Die Präsentation ist zum Teil ungeschickt: Man hat diese Objekte an die Goldsäulen angelehnt und damit eine fast bühnenhafte Dramatik beschworen. Neugierig - auch auf weitere Arbeiten der Künstlerin - machen viel eher ihre Eitemperabilder, die kleine Geschichten erzählen oder seltsame Episoden festhalten. Da ist ein Hund vor ein Rennauto gespannt, und woanders flattert in der Landschaft eine Figur, die der Darstellung des heiligen Geistes nahekommt. Alle vier Künstler hat - gemeinsam mit fünf weiteren - eine neunköpfige Jury unter Vorsitz von Kunstvereinsleiter Peter Weiermair zu den Siegern eines von der Marielies-Hess-Stiftung ausgeschriebenen Wettbewerbs für Malerei gekürt.

Die seit 1966 tätige Stiftung, die unvermögend und deshalb auf Spenden (zum Beispiel aus der Rundfunkwerbung) angewiesen ist, kooperiert nun erstmals mit der Saalbau. Ein Gebot der Platznot im eigenen Haus. Vom 14. Oktober an stellen daher Christiana Crüger und Stefan Schmidt im Bürgerhaus Bornheim aus, vom 26. November an erwarten Evangelia Pitsou, Siegfried Räth und Marina Jahncke im Bürgerhaus der Nordweststadt ihr Publikum. In der Goldhalle selbst wird die Marielies Hess-Stiftung, die bis zu drei Ausstellungen im Jahr verantwortet, zum Jahresende Künstler von auswärts vorstellen: vielversprechende Wiesbadener (bis 30. Oktober, Bertramstraße 8.

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Aus dem Ortsbeirat 10 Weg zum Friedhof ist zu gefährlich

ECKENHEIM. Seit mehr als drei Jahren ist der Magistrat aufgefordert, den Zugangsweg von der Engelthaler Straße zum Eckenheimer Friedhof erneuern zu lassen. Doch nichts ist bislang geschehen. Das war Grund genug für die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim), erneut einen Antrag zu stellen.

Das Straßenbauamt solle den gefahrlosen Zugang zum Friedhof für "naturgemäß altere Bürger" gewährleisten und einen der Würde des Ortes angemessenen "ästhetischen Anblick" des Weges schaffen, fordern die Christdemokraten. Zudem ist der Wildwuchs am Wegesrand der CDU ein Dorn im Auge.

Die Fraktionen einigten sich darauf, den Antrag zurückzustellen. Ortsvorsteher Hans Betz (SPD) meinte: "Das Straßenbauamt wollte mit den Arbeiten beginnen, aber es gab Proteste von Eckenheimer Bürgern. Die wollten an dieser Stelle parken. Deshalb hat das Straßenbauamt das Vorhaben zurückgestellt." Betz versprach aber, sich per Brief beim Straßenbauamt über den Stand der Dinge zu erkundigen und das Ergebnis auf der nächsten Sitzung des Gremiums zu präsentieren. jot

Sebastian war der Star des Abends Abschlußkonzert Liebigschule: beeindruckende Werke und Dirigenten-Debüt

WESTHAUSEN. Die interessantesten Ansichten über ein Konzert hört man doch meistens in der Pause. "Der hat noch viel mehr drauf, als er bis jetzt gezeigt hat", rief ein Schüler über den Platz. Er, das ist Sebastian Mickelthwate, 18 Jahre alt, Schüler der 13. Klasse, Geiger und Dirigent in einer Person.

Ihn herauszustellen ist notwendig, um das Abschlußkonzert in der Aula des Liebiggymnasiums im rechten Licht zu sehen und zu beurteilen. Was dieser, sich seiner Wirkung durchaus bewußte, junge Mann bewerkstelligte, war schon enorm. Als Konzertmeister des Schulorchesters half er seinen mitunter etwas blaß-biederen Mitstreitern über manch musikalische Klippe hinweg; ob es in der zarten Ouvertüre zu "Iphigenie in Aulis" von Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Rimskij-Korsakows "Tanz der Gaukler", oder dem feurigen "Ungarischen Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms (1833-1897) war: Sebastian Mickelthwate führte den Klangapparat - fast hatte man das Gefühl, er stünde am Dirigentenpult.

Dort aber versuchte zunächst Musiklehrer Ulrich Hüsch sein Bestes. Was er nicht verhindern konnte: Die Bläsergruppe schien übernervös; Dissonanzen schlichen sich ein, es haperte an der Intonation und Abstimmung. Aber einem Schülerorchester ist das zu verzeihen, zumal die Vorbereitung unter einem ungünstigen Stern stand. "Durch den Wegfall des Samstagunterrichts sind wir gezwungen, am Nachmittag zu proben. Die Schüler haben dann aber bis zu acht Stunden Unterricht hinter sich. Die Aufmerksamkeit ist nicht mehr hundertprozentig", beklagte Ulrich Hüsch.

Solist des "Konzertes für Fagott und Orchester op. 75" von Carl Maria von Weber (1786-1826) war vor der Pause der Abiturient Martin Büttner. Er gefiel mit sonorer Tongebung in der kantablen Adagio-Introduktion und meisterte auch die technisch anspruchsvollen Läufe im "Rondo-Allegro". Das Orchester unter Leitung des Musikpädagogen begleitete dezent; vielleicht ein wenig zu sanft.

Einen schönen Beitrag leistete der Chor der sechsten Klassen. Margitta Fleischhammer, die demnächst aus dem Schuldienst ausscheidet, hatte mit den Jüngsten Erzählungen aus der Kantate "Der Struwwelpeter op. 49" des in Frankfurt geborenen Komponisten Kurt Hessenberg erarbeitet. Ihr Nachfolger Karl- Heinz Böhm begleitete sicher am Klavier. Mit viel choreographischer Phantasie und gesanglichem Können begeisterten die Schüler das Publikum. Heiter wurde es anschließend.

Das Collegium vocale Westhausen (ehemalige Liebigschüler bilden das Ensemble), interpretierte unter der Leitung von Margitta Fleischhammer (ihr Mann saß am Klavier) Arrangements der "Deutschen Tänze op. 33" von Franz Schubert (1797-1828). Der Chor entwickelte einen homogenen Klang; die humoristischen Texte von Gottfried Jarner wurden treffend charakterisiert. Nur an der Aussprache dürfen die jungen Sänger noch feilen.

Doch zurück zu Sebastian Mickelthwate. Ulrich Hüsch überließ ihm, jeweils am Ende der Abschnitte, den Dirigentenstab. Bearbeitungen des Finales der fünften Sinfonie von Ludwig van Beethoven und der Ouvertüre zu George Bizets Oper "Carmen". Zwei dankbare Werke. Der junge Musiker nahm die "Einladung" dankend an und legte sich ins Zeug. Kaum zu glauben, aber wahr: das Orchester spielte unter seiner dynamischen, gestenreichen Leitung eine Klasse besser.

Die Zuschauer waren begeistert, Bravorufe hallten. Sebastian Mickelthwate nahm die Huldigungen befriedigt, fast professionell, entgegen - er wußte, daß er der Star des Abends sein würde. Es sei ihm gegönnt. JÜRGEN OTTEN

Homburger wird jetzt eine Allee Tempo-30-Zone entsteht

PREUNGESHEIM. Der Frankfurter Norden bekommt eine neue Tempo-30-Zone. Auch in den Wohngebieten von Preungesheim wird den Rasern künftig das Leben schwergemacht. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion im zuständigen Ortsbeirat 10 wurde bei Stimmenthaltung der CDU angenommen.

Professor Rüdiger Storost von der Ingenieurgesellschaft IMB-Plan stellte auf der jüngsten Sitzung das Verkehrsberuhigungskonzept für die zweite Zone vor. Sie umfaßt das Gebiet zwischen Marbachweg östlich der Gießener Straße, dem unteren Teil der Homburger Landstraße bis zur Ronneburgstraße und grenzt im Norden an die A 661.

Grundsätzlich gilt in der Tempo-30 Zone Rechts vor links. Die Ein- und Ausfahrten in die Zone werden deutlich gekennzeichnet und verengt. Durch farbig abgesetzte Pflasterstreifen in der Fahrbahnmitte sollen die Autofahrer zur Vernunft gebracht werden. Storost: "Dem Autofahrer erscheint die Straße durch die Färbung enger, er drückt automatisch auf die Bremse."

Das konnte einige Preungesheimer Bürger nicht überzeugen. Sie meinen, daß die Raser vor allem spätabends keine Rücksicht auf die Tempo-30-Vorschrift nähmen. Und das verursache auf diesem Untergrund einen Riesenlärm. Storost versuchte die Bürger zu beruhigen: "Das Material ist - bei Einhaltung der Tempovorschrift - geräuscharm und nicht lauter als normaler Asphalt."

Eine besondere Rolle kommt dem unteren Teil der Homburger Landstraße zu. Sie ist Preungesheims wichtigste Straße. "Kleinkarierte Lösungen" wie wechselseitiges Parken kommen hier nach Meinung der Planer nicht in Frage. Deshalb sieht das Konzept folgende Änderungen vor: Die Fahrbahnbreite wird auf 6.50 Meter reduziert, der östliche Bordstein entsprechend versetzt. Lediglich an den Einmündungen der Nebenstraßen wird wegen der Abbieger die vorhandene Breite beibehalten.

In der Fahrbahnmitte wird ein Pflasterstreifen in Spurbreite eingebaut, dessen Enden durch bepflanzte Inselköpfe geschützt sind. Farbige Querpflasterungen erleichtern Fußgängern künftig das Überqueren der Straße. Zwischen den Einmündungen werden auf dem östlichen Gehweg Bäume gepflanzt, um den ehemaligen Allee-Charakter der Homburger Landstraße wiederherzustellen. Wenn möglich, sollen zwischen den Bäumen Parkplätze angeordnet werden.

Über die Kosten der Verkehrsberuhigung konnte Storost keine genauen Angaben machen. "Wir kennen den Preis für den Untergrund noch nicht. Erst dann können wir sagen, wie teuer es wird. Wir rechnen aber mit einem Quadratmeterpreis von 60 bis 200 Mark." Auf jeden Fall gebe es eine Erprobungszeit von einem Jahr für Tempo 30. jot

Der Ortsbeirat 10 will neue Wohnungen

ECKENHEIM. Auf dem Alten Eckenheimer Friedhof könnte eine kleine Anlage mit sozial gebundenen Wohnungen entstehen. Der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) hat angeregt, die Gebäude neben der bestehenden Gedenkstätte zu errichten. In einem Antrag der CDU fordert das Gremium den Magistrat auf, dieses Vorhaben zu prüfen und darüber einen Bericht zu erstellen.

In der Antragsbegründung heißt es wörtlich: "Seit Jahren ist es nicht möglich, trotz Ansätzen zu einer Wiederherstellung diesen Minipark in einem würdevollen Zustand zu erhalten und das dort vorhandene Mahnmal seinem Zweck entsprechend zu gestalten." jot

Aus dem Ortsbeirat 10 Keine Entscheidung über "Maurice Rose"

FRANKFURT-NORD. Rita Streb-Hesse (SPD) versuchte die Gemüter zu beruhigen: "Alle Standorte in Hessen werden auf ihre Verträglichkeit für beide Seiten, also sowohl für Asylbewerber als auch für die Bürger, untersucht." Die Landtagsabgeordnete war zur Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) erschienen, um in der Bürgerfragestunde Rede und Antwort zu stehen.

Anlaß zu den Fragen der Bürger ist die Überlegung der Hessischen Landesregierung, auf dem ehemaligen US-amerikanischen Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" Unterkünfte für Asylbewerber einzurichten. Rita Streb-Hesse wiegelte ab: "Wegen der Lage des Landeplatzes in einem Nebelgebiet glaube ich nicht daran, daß dort Menschen untergebracht werden. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen."

Das Land, betonte die Abgeordnete, wird im Vernehmen mit Parteien und Kommunen gemeinsam überlegen, welche Standorte günstig und verträglich sind. "Wir haben in Hessen 500 Erstunterbringungen pro Woche. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien und die Situation im ehemaligen Ostblock führt zu erheblich mehr Einreisewilligen als erwartet", warb sie um Verständnis.

Das seit Oktober 1991 bestehende Gesetz zur Beschleunigung von Verfahren über Asylanträge würde allerdings nicht greifen, meinte Streeb-Hesse. Grund dafür: es gebe zu wenig Personalstellen. jot

Der Ortsbeirat 10 tagt Kasernen-Bebauung steht zur Diskussion

FRANKFURT-NORD. Der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) lädt zu einer außerordentlichen Sitzung ein. Am kommenden Montag, 12. Oktober, 19.30 Uhr, tagt das Gremium in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule am Berkersheimer Weg 26.

Diskutiert werden die Pläne zur Bebauung des Geländes der Edwards- und Drake-Kaserne. Dazu war ein Architekten- Wettbewerb ausgeschrieben worden (die Stadtteil-Rundschau berichtete bereits). Interessierte Bürger können sich über die Vorschläge informieren. jot

"Delphin" ging auf die Jungfernfahrt Rudergesellschaft Germania taufte vier Boote / Regatta-Saison verlief erfolgreich

SACHSENHAUSEN. Carsten Geißler hatte die Ehre, dem neuen Renn-Einer der Frankfurter Rudergesellschaft Germania 1869 einen Namen zu geben: "Ich taufe dich auf den Namen ,Fighter', weil wir der Meinung sind, daß jeder, der in diesem Boot sitzt, kämpfen muß." Dann übergoß er sorgfältig den Bug des Rennbootes mit Sekt.

Noch weitere drei Mal konnten die Mitglieder des Rudervereins die traditionellen Formeln sprechen, denn insgesamt wurden vier neue Schiffe getauft: Ein Kunststoff-Vierer erhielt den Namen "Schiller-Schule", der Renn-Doppel-Zweier heißt nach einem verstorbenen Vereinsmitglied "Robert Kühlewein". Tanja Sand taufte einen weiteren Einer auf den Namen "Delphin". Nach der Zeremonie hieß es: "Hebt an", und die kleine Flotte wurde über den Schaumainkai zum Main getragen und ging bei einer internen Regatta zwischen Friedensbrücke und Holbeinsteg auf Jungfernfahrt.

Die Vereinsregatta war der Abschluß der offiziellen Rudersaison und bot den aktiven Ruderern nochmals die Gelegenheit zu einem Leistungsvergleich in einem guten Dutzend Rennen. "Da wird hart gekämpft", stellte Helmut Bense, Erster Vorsitzender der Germania, nach einem Blick auf den Wettkampf fest. Bense zeigte sich mit dem sportlichen Erfolg des Vereins in der abgelaufenen Saison sehr zufrieden: "Wir haben ziemlich viele Siege errungen." So konnten drei Siege bei den Deutschen Jugendmeisterschaften herausgefahren werden, und beim "Eichkranzrennen" der Senioren wurde eine weitere Medaille erkämpft. "Wir wünschen uns aber noch einige große Siege bei internationalen Veranstaltungen, denn wir wollen in der allerersten Spitze mitrudern", sagte Bense und wies auf die vielen Pokale hin, die von Vereinsmitgliedern im Laufe der 133jährigen Geschichte des Vereins gewonnen werden konnten.

Die Voraussetzungen für weitere Erfolge sind bei der Germania sehr gut: Rund 70 Schiffe liegen auf den Recken im Bootshaus. Um die Instandhaltung dieser Sportgeräte kümmert sich der gelernte Bootsbauer Richard Euler in seiner Funktion als Bootswart. 360 Mitglieder zählt der Verein heute. "Wir sind schon immer der größte Frankfurter Ruderverein gewesen", erläuterte Vereinsvorsitzender Bense.

Im 1926 erbauten Vereinshaus können die Ruderer auch einen Kraftraum und einen sogenannten "Ruderkasten" nutzen: Im Ruderbecken trainieren die aktiven Sportler vor allem im Winter, wobei sie im Keller des Gebäudes auf ganz normalen Rollsitzen Platz nehmen und die Ruder wie in einem Rennboot führen. Dabei treiben sie aber kein Boot vorwärts, sondern das von den Ruderern bewegte Wasser wird in einem Kreis geführt. Zur Ergänzung des Wintertrainings stehen den Sportlern zwei Turnhallen in der Umgebung offen.

Vier Ausbilder und drei Trainer bemühen sich um die Verbesserung der Leistungen und die Ausbildung des Nachwuchses bei der Germania. Dieses umfassende Angebot ist nicht ganz billig: 15 Mark kostet der Mitgliedsbeitrag für Jugendliche, Berufstätige zahlen 42 Mark. Bense verteidigte die Kosten: Immerhin könnten dafür alle Boote genutzt werden, und der Verein würde für die Ausbildung aufkommen. Im Vergleich zu Sportarten wie Tennis sei das sehr günstig.

Doch nicht nur die Leistungssportler sind willkommen: Mit Wanderfahrten auf Main, Mosel, Rhein, Donau und diversen Seen der näheren und weiteren Umgebung halten sich auch die Freizeitsportler fit. "Rund 130 000 Kilometer sind die Ruderer 1991 nach den Aufzeichnungen der Fahrtenbücher gefahren", erklärte Bense. Auch der Nachwuchs war mit dabei: 150 Jugendliche und 37 Kinder bis zum Alter von 14 Jahren sind Mitglied im Verein. Bense: "Die Situation beim Nachwuchs sieht gut aus, aber wir müssen uns ständig darum bemühen." kan

Idee der Sperrung gefiel Ortsbeirat 9 band Planerin von vornherein die Hände

DORNBUSCH. Der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hat einen Fehler gemacht. Dieser Meinung waren zumindest die 80 Bewohner der Dornbuschsiedlung, denen Pläne zur Verkehrsberuhigung in ihrem Viertel vorgestellt wurden (die FR berichtete.) Die Pläne stammten zwar aus dem Planungsbüro BGS, verantwortlicher Auftraggeber ist dennoch der Ortsbeirat. Und der hatte die Arbeitsmöglichkeiten der Planerin von vorneherein eingeschränkt: Die Verkehrsführung sollte sich nicht ändern.

Ingenieurin Angelika Klein stellte deshalb gleich klar: "Die Möglichkeit des Durchgangsverkehrs bleibt!" Sie schlägt "Kölner Teller", Aufpflasterungen, verengte Fahrbahnen, Schrägparkplätze und erweiterte Bürgersteige vor, damit Autofahrer langsamer und vorsichtiger fahren müssen. Der Schleichweg, auf dem die Autofahrer der Kreuzung zwischen der Eschersheimer Landstraße und dem Marbachweg ausweichen, bleibt - auch wenn die Siedlung nach den Plänen der Ingenieurin verkehrsberuhigt wird.

Die Planerin sieht in der Fritz-Tarnow- Straße zwei Aufplasterungen vor: eine vor und eine hinter der Kreuzung mit der Carl-Goerdeler-Straße. An beiden Kreuzungen (mit der Carl-Goerdeler-Straße und der Mierendorffstraße) soll die Fahrbahn der Fritz-Tarnow-Straße verengt werden. Auch in der Carl-Goerdeler-Straße werden zwei Aufpflasterungen die Autofahrer zwingen, auf die Bremse zu treten. Eine Aufplasterung ist hinter der Kreuzung mit der Fritz-Tarnow-Straße, eine zweite in der Mitte der Straße geplant.

Entscheidend soll sich die Kreuzung zwischen der Mierendorffstraße und der Carl-Goerdeler-Straße verändern. Damit die derzeit noch 15 Meter breite Fahrbahn schmaler wird, wird der Bürgersteig verbreitert. Außerdem werden Schrägparkplätze abmarkiert; die Fahrbahn wird nur sechs Meter breit.

Die Anwohner sind mit diesen Plänen nicht zufrieden. "Die Vorgabe, die Sie bekommen haben, ist falsch. Sie ist nicht im Interesse der Anwohner", sagte ein Besucher der Anhörung. Er schlug vor, die Fritz-Tarnow-Straße sperren zu lassen. Zwar müßten dann auch die Anwohner einen Umweg in Kauf nehmen, um in die Dornbuschsiedlung zu fahren, doch abzuschrecken schien das niemanden. "Bis zum Alleenring - das sind fünf Minuten mehr", verteidigte ein anderer Bewohner den Vorschlag.

Auf die Antwort der Politiker warteten die Bewohner aber an diesem Abend vergeblich. Sie hatten sich in ihren Sitzungen lediglich mit einer Variante beschäftigt, die inzwischen längst vom Tisch ist. Ihrer Meinung nach sollten die Autofahrer nur noch nach rechts aus der Mierendorffstraße in den Marbachweg einbiegen dürfen. Das würde den Schleichweg für jene unattraktiv machen, die in die Bertramstraße geradeaus weiterfahren wollen. Diese Idee ist allerdings am städtischen Planungsamt gescheitert. Das genehmigte die Schleife in der Straße Am Dornbusch nicht, in der die Autofahrer hätten wenden müssen.

Eine "Überlegung wert" sei der Vorschlag einer gesperrten Fritz-Tarnow- Straße sicherlich, verriet der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hans-Günther Müller, nach der Anhörung. Er befürchtet allerdings schon jetzt, daß die Feuerwehr eine solche Sperre nicht billigen wird. sen

Kaninchen zeigen Krallen Der Zuchtverein "H 162 West" stellte seine Tiere aus

GINNHEIM. Sandra Frei ist ein erfahrenes Vereinsmitglied. Seit zehn Jahren schon gehört sie dem Ginnheimer "Kaninchenzuchtverein H 162 West" an, und das ist eine lange Zeit. Zumal Sandra erst in die vierte Klasse geht und genauso viele Lebens- wie Vereinsjahre hinter sich hat: Zehn.

Sechs Jahre lang war sie nur passives Mitglied, doch seit vier Jahren ist sie mit Eifer bei der Sache. Und weil so viel Frühförderung natürlich Früchte tragen muß, wurde die Zehnjährige bei der diesjährigen Vereinsausstellung zur Jugendmeisterin gekürt. Nicht nur das: Einen ihrer grauen Zwergwidder belohnte der Preisrichter mit der Züchter-Traumnote 97 - und dem Titel "Bester Rammler."

Diese Resultate konnte nur Helmut Reuter übertrumpfen, der mit seinen flauschig-weißen Hotots zum dritten Mal hintereinander Vereinsmeister wurde. Pflege, Sauberkeit, Farbe und Gewicht - das waren die Kriterien der Richter, die auf die 131 ausgestellten Tiere der 14 Vereinszüchter ein kritisches Auge warfen. Ein sehr kritisches Auge: Reuters Kaninchen mit dem "schwarzem Zippel am Ohr" wurde erst gar nicht begutachtet. "Das entspricht nicht den Merkmalen der Rasse", weiß Reuter. Die schwarze Augenfassung der Hotots darf nicht breiter sein als einige Millimeter.

Schönheitsfehler der Natur - die wollen die Züchter ausschließen. "Man nimmt eine Häsin und einen Rammler, die möglichst schon hohe Punktzahlen erreicht haben", beschreibt der Vereinsmeister sein Erfolgsrezept. "Man packt sie zusammen, und dann geht es los."

Für die Züchter aber zählt freilich nicht nur Fell, Farbe und Gewicht. "Jeder von uns hat auch sein Lieblingskaninchen", sagt Ausstellungsleiterin Marlene Altenbrandt. Auch wenn die putzigen Tiere längst sind so harmlos sind wie sie aussehen. "Einen Züchter erkennt man an seinen Armen", erklärt Frau Altenbrandt und zeigt ihre Unterarme, die ihr die Kaninchen beim Krallenschneiden völlig zerkratzt haben.

Ständiges Problem der Züchter ist jedoch ein anderes. Nicht alle Nachkommen der Rassetiere können die ambitionierten Züchter weiter versorgen. Dazu, sagt Reuter, hat jeder von ihnen zu viele Kaninchen; Reuter selbst besitzt etwa 30 Stallungen. Tiere mit Schönheitsfehlern werden darum verschenkt und verkauft. Oder sie landen, aller Kaninchenliebe zum Trotz, in der Pfanne. sen

Werbewoche - ohne Hit Für die Kampagne der Stadtteilbücherei fehlt das Geld

NORDWESTSTADT. Werbewoche: Die Kampagne, mit der die Stadtbücherei und ihre 19 Frankfurter Filialen zweimal jährlich neue Leser gewinnen wollen, hat schon Tradition. Im Frühling und im Herbst stöbern Besucher nicht nur in den Kisten mit ausrangierten Altbeständen, sie können auch zehn Mark sparen: Die Anmeldung ist in den Wochen kostenlos.

Auch diesmal hatte sich nichts geändert am bewährten Werbeangebot. Aber: "Die Amtsleitung hat uns gebeten, die kostenlose Anmeldung nicht deutlich zu propagieren", erklärte der Leiter der größten Bücherei-Filiale in der Nordweststadt, Michael Gollan. Plakate in der Bücherei kündigten die Werbewochen zwar an, doch "es steht nicht mehr dabei, was das heißt", verdeutlichte Gollan. Sparen konnten also nur jene Besucher, die die Werbewochen noch aus werbeintensiveren Zeiten kannten. Und diejenigen, die zufällig in der Zeit vom 29. September bis 2. Oktober beschlossen, sich bei der Stadtbücherei anzumelden.

"Wir dachten, daß das Angebot eigentlich bekannt ist", begründete Barbara Purbs, Direktorin der Frankfurter Stadtbücherei, ihren halbherzigen Werbefeldzug. Sie hat taktische Gründe. "Was die Gebühren betrifft, sind die Bedingungen in Frankfurt einfach sehr gut." In anderen Großstädten - Köln und Dortmund etwa - werde inzwischen ein Jahresobolus von 25 bis 30 Mark verlangt, anderswo fließe sogar für jedes Buch eine Leihgebühr in die Büchereikasse. "Wenn irgendwelche Leute jetzt sehen, daß hier sogar noch kostenlose Anmeldung propagiert wird, könnte das vielleicht eine Diskussion über die Gebühren oder die Werbewochen in Gang bringen", befürchtete die Amtsleiterin.

Irgendwelche Leute: Damit meint sie die Mitarbeiter der Kämmerei und des Personal- und Organisationsamtes. "Wir wollen unsere Klientel halten", versicherte sie. Darum könne es sich die Bücherei nicht leisten, über höhere Gebühren zu diskutieren. Auch nicht darüber, die kostenlose Anmeldung in den Werbewochen abzuschaffen: "Wir wissen, daß viele Leute auf diese Möglichkeit warten." Denn während in anderen Städten ein "enormer Rückgang" an Neuanmeldungen registriert werde, stehe Frankfurt eigentlich "sehr gut" da, sagte Frau Purbs. Doch Probleme gibt es auch in den Frankfurter Büchereien. "Froh" ist der Leiter der Bücherei Nordweststadt über den Flohmarkt, bei dem diesmal wieder etwa 1000 Bücher zum Verkauf stehen. Das ist nicht nur ausrangierter Lesestoff aus der Bücherei; auch Büchergeschenke, die in der Filiale nicht gebraucht werden können, gehen zu Pfennigpreisen an die Leser.

Froh ist Gollan deshalb, weil auf diese Weise der Etat für Neuanschaffungen ein wenig aufgestockt werden kann, der gerade um 20 Prozent gekürzt wurde. "Früher konnten wir von jedem Bestseller noch zwei oder drei Exemplare ins Regal stellen", sagt Gollan. "Jetzt kaufen wir nur noch ein Exemplar und führen eine Warteliste." Außerdem sind Bücher teurer geworden; für den Saison-Renner "Der Schamane" von Noah Gordon muß auch die Bücherei fast 50 Mark zahlen.

Auch die Wiederbesetzungssperre der Stadt macht den Mitarbeitern in der Bücherei Nordweststadt Sorgen. Damit der Betrieb in der Kinderbücherei in Bornheim weiterlaufen kann, mußte die Bücherei Nordweststadt eine halbe Stelle abgeben. "Die klassische bibliothekarische Arbeit können die anderen Mitarbeiter ja übernehmen", listete Gollan die Auswirkungen auf, das "Äktschen"-Programm für Kinder, das bis zum 1. September noch jeden Mittwoch angeboten werden konnte, fällt der Kürzung jedoch zum Opfer. "Ich fürchte, das Programm wird jetzt auf Dauer ausfallen", bedauerte der Leiter: "Aber eigentlich ist alles hier noch ganz unklar." sen

Die Kinder unterstützten ihren "Dscho" Spielfest im "Wildgarten" / CDU wollte dem Betreuer Jo Mayer das Geld streichen

SACHSENHAUSEN. "Glücklicherweise ist es hier nicht jeden Tag so voll", seufzte Josef "Dscho" Mayer, Betreuer des Abenteuerspielplatzes Wildgarten, nach einem Blick auf das Gelände. Er hatte zu einer Begehung des Spielplatzes eingeladen, um eine CDU-Anfrage im Stadtparlament zu widerlegen: Nach Ansicht der Stadtverordneten Ursula Gauls (CDU) sind die städtischen Zuschüsse in Höhe von rund 160 000 Mark für die Einrichtung nicht gerechtfertigt, da - so die Behauptung - nur wenige Sprößlinge das Angebot tatsächlich nutzen würden.

Der Gegenbeweis hätte kaum eindrucksvoller erbracht werden können: Rund 200 Kinder waren dem Aufruf von "ihrem" Dscho gefolgt und nutzten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Spielnachmittag auf dem urigen Areal an der Stresemannallee. "Alle Kinder sind Wildgartenkinder, wir haben uns keine ausgeliehen", stellte "Dscho", der von dem Ansturm der Kinder selbst ein wenig überrascht war, ausdrücklich fest. Sogar "Oma" Schmidt aus dem gegenüberliegenden Altersheim war gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Mayer: "Sie bekommt immer die Pflaumen vom Gelände. Sie ist auch ein ,Wildgartenkind.'"Der Nachwuchs unterstützte Mayer: "Ist voll korrekt der Spielplatz. Ich komme schon vier Jahre hierher", erklärte der elfjährige Salvatore, und auch Michel sprach sich für den Erhalt des Wildgartens in der Zukunft aus: "Wir wollen nicht, daß die Straße hier fertiggebaut wird." Damit erinnerte der zehnjährige daran, daß der Abenteuerspielplatz seine Existenz einem bislang nicht umgesetzten Beschluß der Stadtverordnetenversammlung verdankt, die Stresemannallee entlang der Heimatsiedlung auf vier Fahrspuren zu erweitern.

Während die Kinder Kartoffeln buken, mit Schubkarre und Schaufeln hantierten oder auf der alten Lokomotive "Omi" herumkletterten, versammelten sich etwa 50 Erwachsene, um ihre Solidarität mit dem Betreuer des Abenteuerspielplatzes auszudrücken. Beatrix Ruffert, Erste Vorsitzende des Mietervereins der nahegelegenen Heimatsiedlung: "Der Mieterverein besteht ausdrücklich darauf, daß dieser Spielplatz erhalten bleibt." Ein Vater zur Arbeit von Josef Mayer: "Der Dscho macht das hier sehr gut. Das ist hier ein echter multikultureller Spielplatz." Aus den Reihen der SPD sicherte Herta Pusch, Mitglied des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad), dem Wildgarten Unterstützung zu: "Wir sind diesem Platz hier sehr verbunden, immerhin haben wir geholfen, ihn einzurichten." Vom Jugendamt war Jugendpflegerin Silke Hohlstein gekommen: "Das ist eine Oase hier, wir schätzen die Arbeit von Dscho Mayer sehr hoch ein."

Zum Bedauern der Eltern nahm die CDU-Abgeordnete Ursula Gauls nicht an der Begehung teil. Sie war urlaubsbedingt verhindert, wie sie Mayer mitgeteilt hatte. Auch CDU-Ortsbeirätin Renate Schmittmann war zum Ortstermin eingeladen worden, da sie sich vor einiger Zeit in einer Sitzung des Beirats 5 kritisch über den Zustand des Spielplatzes geäußert hatte. Aber auch sie machte Ferien und konnte sich nicht vom regen Zustrom des Nachwuchses überzeugen. Um ihr Interesse zu demonstrieren, hatten die CDU-Politikerinnen den 13. Oktober als Ausweichtermin für eine weitere Besichtigung vorgeschlagen. "Raffiniert gemacht", stellte eine Mutter empört fest, "da ist Ferienzeit, und viele Familien sind mit ihren Kindern im Urlaub." kan

Lohn war eine Plüscheule 850 machten mit bei Volkssportfreunde-Wanderung

FRANKFURT A. M. Eine rekordverdächtige Beteiligung konnte Günter Brömer, Zweiter Vorsitzender des Vereins Wander- und Volkssportfreunde Frankfurt 1975, bei der jüngsten Mittwochswanderung registrieren: Rund 850 "Wandervögel" hatten sich vor der Kleintierzüchteranlage an der Bahnstraße in Schwanheim versammelt, um entweder zehn Kilometer zu marschieren oder eine 20 Kilometer lange Distanz durch den Stadtwald zu bewältigen. Ein herrlicher Altweibersommertag trug wohl dazu bei. "Die Beteiligung war hervorragend, es war auch nicht nur die Rentnerband am Start", stellte Brömer zufrieden fest.

Schon morgens um acht Uhr setzten sich die ersten Gruppen in Bewegung, und nachmittags um 16 Uhr trafen die letzten wieder am Start ein. Dort konnten sie eine kleine Plüscheule als Trophäe in Empfang nehmen, falls sie zum obligatorischen Startgeld von zwei Mark weitere 4,50 Mark für den Vogel entrichtet hatten. Nach Abschluß dieses großen Wandertreffs waren Günter Brömer und die 32 ehrenamtlichen Helfer des Vereins erleichtert, daß es keine Komplikationen gegeben hatte, und nutzten die Chance, im Vereinsheim der Kleintierzüchter den Tag mit einem Schlückchen ausklingen zu lassen - sie hatten es sich verdient.

Schon einen Tag vor der Wanderung hatten die Aktiven des 240 Mitglieder zählenden Wander- und Volkssportfreundevereins die Strecke markiert. Alle fünf Kilometer mußten sie gemäß den Vorschriften des Deutschen Volkssportverbandes einen Kontrollpunkt einrichten, an dem sich die Marschierer mit Verpflegung und Getränken versorgen konnten. Dort war auch Erste Hilfe verfügbar. Auch hatten sie sich mit den Förstern "kurzgeschlossen", um die Strecke abzusprechen und weitere Genehmigungen einzuholen. Dabei wurden sie von den Beamten nicht gerade mit offenen Armen empfangen.

Denn so viele Menschen in den Wald zu führen, findet keineswegs die uneingeschränkte Zustimmung der Mitarbeiter der Unteren Forstbehörde, wie Günter Brömer feststellen mußte: "Die Forstbeamten sind sehr zurückhaltend." So darf beispielsweise ein Kontroll- und Verpflegungspunkt aus Umweltschutzgründen nicht im Wald liegen. "Die sind tatsächlich der Meinung, daß sich die Vereine an derartigen Massenveranstaltungen bereichern", vermutete der Zweite Vorsitzende Brömer kopfschüttelnd. Doch die Arbeit sei mit einem Mitgliedsbeitrag von zwei Mark monatlich kaum zu bezahlen.

Aus Finanznot kann sich der Wander- und Volkssportfreundeverein auch kein eigenes Vereinsheim leisten, sondern lädt die Mitglieder einmal im Monat zum Treffen in das Volkshaus Enkheim ein. "Alles andere spielt sich in den Wohnzimmern der Vorstände ab", meinte Brömer lachend. In Mitgliederversammlungen wird auch über die Teilnahme an den großen Wochenendwanderungen entschieden, die das Vereinsleben noch stärker prägen, als die meist schlechter besuchten Mittwochswanderungen. Beinahe jedes Wochenende besuchen Mitglieder Gleichgesinnte im Umkreis von rund 100 Kilometern, um mit ihnen Strecken zwischen zehn und 42 Kilometern zu laufen. Brömer: "Dabei sind schon viele schöne Freundschaften entstanden."

Wandern ist gesund: Diese Volksweisheit werde jetzt durch neuere wissenschaftliche Untersuchungen erhärtet, die den Wert des Wanderns noch über den des Dauerlaufens stellten, erläuterte Brömer weiter. "Wandern fordert den Körper, ohne ihn zu überfordern." kan

Geld fehlt für Grün, Schulhof bleibt grau Willemerschule wird vorerst nicht bepflanzt

SACHSENHAUSEN. "Wir müssen den Asphalt irgendwie loswerden, erst dann können wir den Schulhof begrünen", stellte Dorothea Gräbner, Sonderschullehrerin an der Willemerschule, sehr nachdenklich fest. Seit Wochen grübeln das Lehrerkollegium und 15 Eltern vergeblich darüber nach, wie sich eine rund acht Zentimeter dicke Asphaltschicht auf einer Fläche von etwa 460 Quadratmetern vom Schulhof beseitigen läßt. "Es muß jemand gefunden werden, der uns mit einem Radlader das Bitumen herausnimmt und in einen Container befördert, oder wir brauchen einen Sponsor, der uns 10 000 Mark vorfinanziert", erläuterte der kommissarische Schulleiter Herbert Heinke die Sorgen der Willemerschule.

Die Schule in der Nähe der stark befahrenen Dreieichstraße ist eine der Schulen im Frankfurter Stadtgebiet, deren Schüler die weitesten Wege zu Grünanlagen zurücklegen müssen.

Das sollte jetzt anders werden: Aus dem Programm "Umweltlernen" des Stadtschulamtes wurden 20 000 Mark bereitgestellt. Mit dieser Summe wollten die Eltern und Lehrer zusammen mit den Schülern den Hof in Eigenregie begrünen. Kaum hatten die Eltern in die Hände gespuckt, Pläne gezeichnet und Kontakte zu Baufirmen hergestellt, da gab es unvorhersehbare Schwierigkeiten: Das Geld war zwar zugesagt, konnte aber aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt noch nicht ausgezahlt werden.

Jetzt fürchtet die Schulgemeinde um die zugesicherten Finanzmittel: Denn wenn das Geld nicht noch in diesem Jahr ausgegeben wird, könnte sich das Stadtschulamt an die Versprechungen nicht mehr gebunden fühlen. "Ohne Baubeginn geschieht einfach nichts, kommt auch kein Geld", meinte Dorothea Gräbner.

Doch weder das Technische Hilfswerk noch die Feuerwehr konnten bei dem Versuch behilflich sein, den Asphalt loszuwerden. Die Eberhard-Borst-Lehrbaustelle führt keine "Tiefbauarbeiten" durch, und unter den Eltern gibt es niemanden, der einen - vom Maschinenverleih ausgeborgten - Bagger bedienen könnte.

Die Zeit drängt: Bald ist Winter, und dann können die notwendigen Arbeiten nicht mehr durchgeführt werden. Wenn der Asphalt nicht wäre, hätte die Gestaltung einer Pergola, einer Spielburg und einer Blumenwiese schon längst beginnen können. Die Vorbereitungen sind schon getroffen: Ein Modell des Schulgeländes im Maßstab 1 : 100 zeigt, wo sich die Kletterrosen und der schnellwachsende Knöterich demnächst an den Stäben eines Gitters emporranken könnten.

Auch über die Installationen tief unter dem Pausenhof wissen die Eltern und Lehrer schon lange Bescheid: Die Pläne der Maingas und der Stadtwerke liegen ihnen vor. Mittlerweile gibt es auch eine Zusage vom Forstamt, Eichenholz zur Verfügung zu stellen, damit die geplanten Hochbeete sauber eingefaßt werden können. Das Gartenamt will den Mutterboden kostenlos aufschütten, und eine Gruppe von Baufachschülern der Philip- Holzmann-Schule hat die Bereitschaft signalisiert, eine Unterrichtseinheit für die Schulhofgestaltung durchzuführen.

"Wir waren uns ganz sicher, daß wir den Hof bis zum Herbst aufhaben", erklärte Dorothea Gräbner, jetzt drohe die Motivation der Schulgemeinde "zusammenzufallen". kan

Das sind keine Richter

Es ist schlimm genug, wenn unter uns Leute leben, die der Meinung sind, daß ihr Wohlbefinden durch die Anwesenheit von Behinderten beeinträchtigt wird (FR vom 29. September 1992 "'Ekel' brachte Preisnachlaß").

Das deutsche Kleinbürgertum nazistischer Prägung läßt grüßen.

Für Richter, die solche Verhaltensweisen noch unterstützen, habe ich kein Verständnis. Das sind keine Richter, sondern Rechthaber und Paragraphenreiter, die es nicht wert sind, im Namen des deutschen Volkes Recht zu sprechen.

Solche Fehlurteile unterstützen das ohnehin durch Rechtsradikalismus und Ausländerhaß vergiftete politische Klima in diesem unserem Lande.

Heinz E. Beinenz, Gemünden

Bei der SPD gab's nichts zu gewinnen

NIEDERRAD. Eher ein größerer Informationsstand mit Magistrats-Quiz als - wie angekündigt - ein "Fest der Niederräder SPD" erwartete Besucher vergangenes Wochenende am Bruchfeldplatz. Knapp eine Stunde nach offiziellem Festbeginn saßen drei Sozialdemokraten an einem Bierzelttisch und stellten erste Plakatwände auf. Unter ihnen die Ortsbeirätin Johanna Hoffmann, die auf die anderen angekündigten prominenten Sozialdemokraten, Professorin Anita Breithaupt und den stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Gerd Reinschmidt wartete.

Etwas später gab es zwar "Zwiwwelkuche" und "Ebbelwei"; doch Feststimmung kam so recht nicht auf. Plakate und Flugzettel sollten vielmehr die vorbeilaufenden Bürger über die "Erfolge des Magistrats" unterrichten: Bei einem sogenannten SPD-Quiz gab es für jeden Geschmack eine Frage, von deren Beantwortung sich die Sozialdemokraten Eigenwerbung versprachen: Wo zuerst Tempo-30-Zonen eingeführt worden wären, oder wieviel neue Kunden der FVV seit der Einführung des "Umwelttickets" dazugewonnen hätte.

Weiter wurde gefragt, wie viele Wohnungen auf dem Schlachthofgelände entstünden, oder wie viele Polizeikräfte zusätzlich durch die City patrouillierten. Es ging um Nachtbus und Frauenpolitik, Grüngürtel und Kinderbetreuung. Einziges Manko bei dem "Quiz": Zu gewinnen gab es nichts. col

Bornheims Tempo-30-Zone Rondell als "Herzstück"

BORNHEIM. Wo bislang weiße Farbmarkierungen und sogenannte "Stellvertreter" die Fahrbahn zierten, werden voraussichtlich spätestens zum Jahresende breite Bürgersteige und Bäume das Straßenbild bestimmen. 36 neue Bäume werden im Rahmen der Verkehrsberuhigung in Bornheim gepflanzt.

Das "Herzstück" der ersten Tempo-30-Zonen in Bornheim Mitte, auf dessen Gestaltung der Ortsbeirat 4 besonders stolz ist, wird das Rondell im Bereich zwischen der Würzburger Straße, der Bornheimer Landwehr, der Eichwaldstraße und der Roßdorfer Straße.

Durch den Kreisverkehr wird die Kreuzung beruhigt, die auf dem Schulweg der Linnéschüler liegt und an der es aufgrund der Unübersichtlichkeit in der Vergangenheit immer wieder zu gefährlichen Situationen kam. Nach der Umgestaltung werden die Fahrbahnen an dieser Stelle nur noch 3,50 Meter breit sein. Außerdem soll dort eine Grünfläche angelegt werden.

In den nächsten Wochen werden in Bornheim Mitte folgende Bereiche umgestaltet: Mit Baumpflanzungen und Bordsteinveränderung sollen die Kreuzungen Wiesen- / Petterweilstraße; Petterweil-/Saalburgstraße; Heide-/Wiesenstraße; Freiligrathstraße/ Saalburgallee und Linnéstraße/Bornheimer Landwehr beruhigt werden.

Zusätzlich werden "Kölner Teller" - silberfarbene, etwa sechs Zentimeter hohe Metallnoppen, die im Asphalt fest verankert werden - in den Einmündungen Heidestraße / Saalburgstraße, Bornheimer Landwehr / Wittelsbacherallee / Freiligrathstraße / Linnéstraße / Wittelsbacherallee und Würzburger Straße / Habsburgerallee angebracht.

Ein gänzlich anderes Gesicht bekommt das Gebiet rund um das Bornheimer Uhrtürmchen: Der Bereich Arnsburger/Mainkurstraße wird in dem gleichen Muster wie der Uhrtürmchen-Platz aufgepflastert. Und auch an der Ecke Berger Straße/Habsburgerallee wird die Fahrbahn hochgepflastert. rea

"Geruch von Bevorzugung in der Luft" Zornige Bürger kritisierten den Ausbau einer Verleger-Villa im Holzhausenviertel

NORDEND. "Der Geruch von Bevorzugung eines bekannten Verlegers liegt in der Luft", stellten aufgebrachte Bewohner der Hynspergstraße nach einer halbstündigen Diskussion im Ortsbeirat 3 fest. Die Auskünfte von Denkmalschützer Heinz Schomann, nach welchen Kriterien das Denkmalamt die Baugenehmigung erteilt habe, klangen in den Ohren von Herbert Wiegand "wachsweich", die Antworten seien "völlig unbefriedigend". Vor kurzem hatte Siegfried Unseld, Leiter des Suhrkamp-Verlages, seiner denkmalgeschützten Villa in der Hynspergstraße ein Belvedere - oder auch "Belvedersche", wie die Frankfurter sagen - aufgesetzt (die FR berichtete).

Der Glaskasten, der stilistisch nichts mit den neobarocken Villen zu tun hat, ist den Anwohnern des Holzhausenviertels ein Dorn im Auge. Das "Gerät" sei "häßlich", schimpften sie und ließen sich in ihrem Zorn sogar dazu hinreißen, den Glasaufbau mit einem "KZ-Wachturm" (Herbert Wiegand) zu vergleichen. Ein verbaler Ausrutscher, für den sich Wiegand, dessen Großvater die Villa 1903 gebaut hatte, später entschuldigte.

Es blieb die Frage, warum das Amt für Denkmalschutz dem Belvedere seinen Segen erteilt hat. Schließlich hätte das Denkmalamt bei anderer Gelegenheit, als in der Hynspergstraße eine Gaupe (Dachfenster) ausgebaut werden sollte, sofort sein Veto eingelegt, berichteten die Nachbarn. Der Leiter des Denkmalamtes gab zwar zu, daß "das Ding keinesfalls eine Bereicherung" sei, bestritt aber energisch den Vorwurf, daß die Behörde für den prominenten Verleger einfach mal "beide Augen zugedrückt" habe. "Es war unbekannt, wer der künftige Nutzer und wer der Bauherr ist", sagte Schomann im Ortsbeirat.

Rein rechtlich sei das Verfahren "einwandfrei" verlaufen. Das Denkmalamt habe einen "Abwägungsprozeß formaler Art" vorgenommen, in dem "öffentliches und privates Interesse" einander gegenüber standen - und auf dem Papier sei der Aufbau akzeptabel erschienen, so Schomann. Der Denkmalpfleger räumte aber ein: "Meine Behörde hat nicht das Optimale geleistet."

Den ästhetisch empfindlichen Bewohnern des Holzhausenviertels nutzt das wenig, denn nun ist es da, das "Belvedersche". Immerhin zeichnete sich an dem Abend ein Kompromiß ab: Ein Angestellter des Suhrkamp-Verlages, der Siegfried Unseld vertrat, versicherte, daß der Bauherr selber "sehr erschrocken" über die heftige Reaktion seiner Nachbarn sei. Unseld biete an, zusammen mit den Bewohnern der Hynspergstraße nach einer "verträglicheren Lösung" zu suchen. rea

Ortsbeirat 3 fürchtet Umwandlungswelle

NORDEND. Das Urteil des Bundesgerichtshofes, das die Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert, hat jetzt den Ortsbeirat 3 auf den Plan gerufen. Die Stadtteilpolitiker befürchten, daß gerade im Nordend eine "Umwandlungswelle" bevorsteht. Um exakte Zahlen über die Entwicklung im Viertel zu bekommen, hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einem Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt, der entsprechende Auskünfte verlangt.

Der Ortsbeirat will wissen, wie viele Altbauten im Nordend in den Jahren 1982 bis 1991 von Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden, und wie die jüngsten Zahlen aussehen. Der Magistrat soll beantworten, wie viele Umwandlungsanträge im ersten Halbjahr 1992, und wie viele seit dem 1. Juli dieses Jahres eingegangen sind. Zusätzlich wird gefragt, wie viele der umgewandelten Wohnungen von den ehemaligen Mietern gekauft wurden. rea

Poller schützen bald die Nordend-Gehwege

NORDEND. Metallpfosten sollen nun die Gehwege im Nordend vor parkenden Autos sichern. Der Ortsbeirat 3 beschloß einstimmig einen Antrag von SPD und Grünen, verschiedene Flächen im Ortsbezirk "abzupollern". Davon betroffen sind die Bürgersteige in der Lenaustraße und der Lortzingstraße (jeweils zwischen Glauburg- und Neuhofstraße). Obwohl dort einseitiges Schrägparken vorgeschrieben ist und auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten absolutes Halteverbot gilt, wird in den Straßen beidseitig geparkt. Durch Strafmandate allein sei das "wilde Parken" nicht zu verhindern, sagte Werner Schäfer (SPD).

Auch bei den vorgezogenen Bürgersteigen in der Koselstraße - an den Einmündungen Eckenheimer Landstraße, Weberstraße und Lenaustraße - und der Rappstraße (Einmündung Eckenheimer Landstraße) helfen nach Meinung des Ortsbeirates nur noch Poller. Die Bürgersteige seien aufwendig umgebaut worden, um den Fußgängern zusätzlichen Raum zu geben, und nicht, "um ein risikoloses Parken auf dem Gehweg zu ermöglichen", sagte Schäfer.

Im Fall der Einmündung der Rappstraße in die Eckenheimer Landstraße komme außerdem eine erhebliche Verkehrsgefährdung hinzu, da die parkenden Fahrzeuge den Autos, die auf die Eckenheimer Landstraße abbiegen wollen, die Sicht nähmen. rea

Aus der Chronik des Kleingärtnervereins "Schönhof" Die "Societät" stand Pate

BOCKENHEIM. Was den Verantwortlichen in der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner und in den Mitgliedsvereinen Kopfzerbrechen bereitet, nämlich die Entsorgungsfrage in den Gartenanlagen, ist für den Kleingärtnerverein "Am Schönhof" kein Thema mehr. Vieles leisteten seine Gartenfreunde in Eigenhilfe: bei der Wasser- und Stromversorgung der gesamten Anlage sowie beim Anschluß an die städtische Kanalisation. So addierte sich die Eigenleistung allein beim Kanalanschluß auf mehr als 1600 Stunden.

Die frühere "Frankfurter Zeitung" stand Pate bei der Vereinsgründung, die am 21. August 1942 von der Betriebsgemeinschaft im Konferenzsaal der Zeitung in der Großen Eschenheimer Straße beschlossen wurde. Anfangs verfügten die Gründer über ein Gelände von 10 000 Quadratmetern Größe mit 33 Dauergärten. Die Namensgebung bereitete den 35 Mitgliedern einige Probleme. Vorgeschlagen war "Kleingärtnerverein Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH der Stadtgruppe Frankfurt am Main der Kleingärtner e. V. im Reichsbund deutscher Kleingärtner e.V.", und so lautete auch der erste Eintrag im Vereinsregister.

Bis zur heutigen Bezeichnung wurde der lange Vereinsname viermal geändert. Von der Gründung bis in die Jahre nach den Zweiten Weltkrieg erfüllten die Kleingärten vor allem eine Funktion der Familienselbsthilfe: Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten bereicherte in Notzeiten den häuslichen Küchenzettel.

Inzwischen stehen andere Ziele im Vordergrund. "Der Kleingarten ist heute für unzählige Menschen aller beruflichen Schichten weniger ein wirtschaftliches Nutzobjekt als vielmehr eine Oase der Erholung und ein Platz der Rückbesinnung auf die Natur", beschreibt Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer die Situation. "Die Kleingärtner leisten zudem in unseren Tagen einen wichtigen umweltpolitischen Beitrag."

Der "Goldjubilar" verfügt heute über 78 Parzellen. In den 50er Jahren begannen die Mitglieder mit Plänen für den Bau eines Vereinshauses, dessen erster Bauabschnitt 1961 fertiggestellt wurde. Bald danach folgte der weitere Ausbau und der Bau eines "Funktionshauses". Benannt wurde das Vereinsheim nach dem damaligen Vorsitzenden Otto Deyhs.

Seit der Jahreshauptversammlung 1988 leitet Hans Handstein den Verein, der in rund vier Jahren mit seinem Vorstand allerlei bewegte: Einbau von Thermo-Fenstern im Vereinshaus, Errichtung eines Lagerraums, Kanalbau mit Anschluß an den Abwasserkanal der Stadt, eine neue Schließanlage für das Gartengelände, Errichtung eines Funktionshauses, Anschluß der neuen Außentoiletten an den Kanal, Wegbefestigung um das Vereinshaus und anderes mehr.

Handstein zur Seite stehen im Jubiläumsjahr 1992 die Vorstandsmitglieder Helmut Schmidt (2. Vorsitzender), Rosemarie Schneider (Schriftführerin), Peter Schulz (1. Kassierer), Horst Schebb (2. Kassierer), Georg Schreiner (Pflanzenschutzwart) sowie die Obleute Reinhard Gutmann, Kurt Hüfner und Walter Stock. dixi

Gemeint sind jedoch Prozentpunkte

Angesichts der dramatischen Kostenentwicklung im Gesundheitswesen werden die Beitragssätze in der GKV wieder steigen (FR vom 8. 9. 1992, "Ärzte gehen gegen Bonner Gesundheitssystem auf die Straße").

Bei der Barmer Ersatzkasse ist die Erhöhung von 12,3 Prozent auf 13,5 Prozent bereits beschlossene Sache, und die anderen Kassen werden mit Sicherheit nachziehen. Daß der Protest der Versicherten sich in Grenzen hält, liegt wahrscheinlich daran, daß die wenigsten die Tragweite der Erhöhung erkennen.

Mir drängt sich der Verdacht auf, daß die gesetzlichen Kassen ganz bewußt mit Zahlen und Prozenten spielen, um das wirkliche Ausmaß der Beitragssteigerungen zu verharmlosen.

In den meisten Meldungen ist die Rede von Beitragssatzerhöhungen zwischen 1 und 1,5 Prozent, gemeint sind jedoch Prozentpunkte.

Die Beitragserhöhung der BEK z. B. beträgt nicht 1,2 Prozent, sondern 9,756 Prozent, wie eine einfache Dreisatzrechnung zeigt.

Dazu kommt noch, daß die GKV bei jeder Gehaltserhöhung "heimlich" mitkassiert, denn der Beitrag wird ja prozentual vom Bruttoeinkommen berechnet.

Ein weiteres Ärgernis bei der Berichterstattung ist die Unsitte, nur den Arbeitgeberanteil als Mehrbeitrag anzugeben. Die gesetzlichen Kassen sollten aufhören, ihre Versicherten mit halben Wahrheiten für dumm zu verkaufen.

Frank Lehmann, Frankfurt am Main

Aus dem Ortsbeirat 2 Breiter Bürgersteig statt breiter Straße

WESTEND/GALLUS. Die rechte Fahrspur auf der Hohenstaufenstraße soll verschwinden. Statt dessen soll zwischen Ludwigstraße und Friedrich-Ebert-Anlage der Bürgersteig um mindestens einen Meter verbreitert und ein Fahrradstreifen angelegt werden. Das hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) auf Antrag von SPD und Grünen jetzt dem eigentlich für dieses Viertel zuständigen Ortsbeirat 1 vorgeschlagen. Weiter regte der Ortsbeirat 2 an, die Kreuzung Hohenstaufenstraße/Friedrich-Ebert-Anlage für Fußgänger sicherer zu machen.

Bereits bei einer Ortsbesichtigung Anfang September war der Schulwegekommission und Mitgliedern des Ortsbeirats 2 die Gefahrenstelle aufgefallen. Derzeit drängten sich vor Schulbeginn und nach Schulende an der nahen Falkschule so viel Personen, daß die Gefahr, von einem Auto erfaßt zu werden, sehr groß sei. Die Autos würden die vier Fahrspuren an dieser Stelle nicht benötigen. Kinder müssen die Kreuzung Hohenstaufenstraße/Friedrich-Ebert-Anlage auf ihrem Weg zur Elsa-Brandström-Schule überqueren. "Der Schulweg ist in einem Zustand", kritisiert der Ortsbeirat, "der nur als äußerst gefährlich bezeichnet werden kann."

Durch Bauarbeiten an der neuen U-Bahn- Linie habe sich die Situation noch zugespitzt. Darum fordert der Ortsbeirat 2, daß die Fußgängerinsel auf der Friedrich- Ebert-Anlage verbreitert wird. mic

Schulamt: "Unzumutbar" Wieviel Unterricht fällt denn nun aus?

FRANKFURT-WEST. Das Staatliche Schulamt kann nicht angeben, wieviel Unterrichtsstunden an den Schulen im Ortsbezirk 2 ausgefallen sind. Eine entsprechende Auskunft sei in diesem Umfang nicht "zumutbar", teilte das Staatliche Schulamt dem Magistrat mit.

Bereits im vergangenen November hatte der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) wissen wollen, wie die Schulen mit Lehrern versorgt sind. Im Februar diesen Jahres hatten die Stadtverordneten einen Katalog mit neun Fragen erstellt. In welchem Ausmaß Fachunterricht fachfremd erteilt werden müsse, wollten die Politiker unter anderem wissen, und was getan werden solle, um Krankheiten und Schwangerschaften von Lehrerinnen nicht weiterhin "wie natürliche Katastrophen zu behandeln".

Das Staatliche Schulamt antwortete lakonisch: Die staatliche Schulverwaltung des Landes Hessen stelle eine pädagogischen Maßstäben genügende Lehrerversorgung sicher "nach den Vorgaben der vom Hessischen Landtag im Landeshaushaltsgesetz beschlossenen Finanzmittel." Die Formelsprache meint: Die Schüler werden von Vertretungskräften unterrichtet, solange das Geld halt reicht.

Das Staatliche Schulamt hat nach Auskunft des Dezernats Schule und Bildung vorsprochen, die Fragen der Stadtverordneten an das Kultusministerium weiterzureichen. mic

Freie Fahrt für Radfahrer Ortsbeirat 2 will die Lücke nun schließen

BOCKENHEIM. Freie Fahrt für Radfahrer auf der Schloßstraße fordert der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend). Heute endet der Radfahrstreifen an der Friesengasse und beginnt erst wieder auf der Breitenbachbrücke. Die Lücke soll nun geschlossen werden. Der gemeinsame Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und Grünen wurde einstimmig verabschiedet.

Der Radfahrstreifen auf der Schloßstraße war Anfang des Jahres eingerichtet worden. Warum eine Lücke gelassen wurde an der Kreuzung zur Rödelheimer Straße? Gert Stahnke von der Straßenverkehrsbehörde im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau: "Wir hätten den Anschluß an die Breitenbachbrücke erst umbauen müssen." Zudem seien die Ämter überzeugt gewesen, daß für einen Radfahrstreifen an dieser Stelle eine Spur für die Autos hätte gestrichen werden müssen. Dies sei jedoch nicht möglich, für den Autoverkehr würden zwei Spuren benötigt.

Nach Ansicht der Stadtteil-Politiker hat jedoch ein Radfahrstreifen Platz, ohne daß eine Spur aufgegeben werden muß. Die Straßenverkehrsbehörde will das überprüfen. mic

Aus dem Ortsbeirat 2 Neues Gesicht für die Tempo-30-Zone

BOCKENHEIM. Die Tempo-30-Zone im Kern von Bockenheim erhält ein neues Gesicht: Die acht Einfahrten in das Gebiet werden für 680 000 Mark umgebaut. Geplant sind nach Angaben der Frankfurter Aufbau AG (FAAG), die die Arbeiten koordiniert, einige neue Bäume zu pflanzen, Gewächskübel aufzustellen und die sogenannten Kölner Teller auf den Straßen zu installieren.

Die stählernen, tellergroßen Erhöhungen wirken wie eine Schwelle und zwingen die Autofahrer, zu bremsen. Bockenheim sowie Heddernheim und Bornheim sind die ersten drei Stadtteile, in denen die Einfahrten einheitlich gestaltet werden. Im Kern von Bockenheim gilt Tempo 30 seit Mitte 1990.

Schon im Tempo-30-Leitfaden, den die Stadt vor zweieinhalb Jahren herausgegeben hatte, war gefordert worden, die Einfahrten zu den Zonen deutlich zu kennzeichnen: "Hier liegt eine der wichtigsten Steuergrößen für das Verhalten der Autofahrer innerhalb der Tempo-30-Zonen." Denn die Schilder, fürchteten die Planer, würden von vielen Autofahrern übersehen.

Das wurde auch im Baudezernat erkannt - zumal immer mehr Ortsbeiräte aus Zeit- und Kostengründen dazu übergehen, in neuen Tempo-30-Zonen keine Einbahnstraßen-Richtungen zu ändern und nur Schilder aufstellen zu lassen. Eine einheitliche Einfahrt in alle Frankfurter Tempo-30-Zonen soll daher die Autofahrer auf Tempo 30 aufmerksam machen. Erst vor kurzem hatten Stadtrat Hanskarl Protzmann und die FAAG ein Grundmodell ausgearbeitet.

In Bockenheim werden die Bauarbeiter an den Einfahrten in das Gebiet zwischen Sophien-, Adalbert-, Schloß- und Ginnheimer Straße den Spaten ansetzen. An der Einfahrt Juliusstraße wird auf die Kölner Teller verzichtet.

Den einzigen Umbau innerhalb der neuen Tempo-30-Zone nennt Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD): Auf Höhe der Gaststätte "Heck Meck" an der Friesengasse werde eine Abbiegung entschärft, indem der Gehweg mit einer "Nase" verbreitert werde, damit die Autofahrer die Kurve nicht allzu schwungvoll nehmen können. mic

Sammeln als Leidenschaft Der Verein für Briefmarkenkunde forscht mit Ernst

RÖDELHEIM. Vor 90 Jahren befiel der "Bazillus Philatelie" sieben Briefmarkensammler, die sich in der damals noch selbständigen Stadt Rödelheim zum Verein für Briefmarkenkunde zusammenschlossen. Heinrich Rohm war der erste Erste Vorsitzende, der Verein feierte jetzt mit einer Briefmarkenwerbeschau in der repräsentativen Empfangshalle der Werbe- agentur "Michael Conrad & Leo Burnett" in der Alexanderstraße seinen 90. Geburtstag.

"Der Virus ist ansteckend und die Krankheit des Sammelns nicht heilbar", so beschrieb Vorsitzender Edwin Uebner die neun Jahrzehnte der Vereinsgeschichte durch "Höhen und Tiefen", die auch die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse widerspiegelt. Es wurde in diesen neun Jahrzehnten "ganz ernsthaft gesammelt und geforscht", sagte Uebner, aber der Humor kam auch nicht zu kurz.

So erinnerte er an den Streich eines Sammlers, der seine Briefmarkenfreunde mit einem Bogen Briefmarken in ganz unbekannten Farben überraschte. Er hatte sie chemisch verfärbt und damit jede Menge Briefe frankiert, die alle ihren Empfänger erreichten.

Die Grüße der hessischen Briefmarkenfreunde überbrachte Landesverbandsvorsitzender Dr. Walter Gundel. Dieter Heinbach von der Oberpostdirektion "Postdienst" hob den besonderen Service der Post für die Sammlerfreunde hervor.

843 000 Sammler im In- und Ausland lassen sich regelmäßig die neuesten "gezackten Wertpapierchen" zuschicken, und sicherten so 200 Arbeitsplätze bei der Post. Ein neues Sammlerfeld wird ab Juli nächsten Jahres die Briefmarkenfreunde "in Streß" bringen, dann nämlich treten die neuen Postleitzahlen in Kraft.

Als Schirmherr der ersten Veranstaltung in den neuen Räumen auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Torpedowerke freute sich Reiner Erfert, Geschäftsführer der Werbeagentur, dem Geburtstagskind auf "historischem Rödelheimer Boden" Gastrecht gewähren zu können. Er möchte sein Haus offenhalten für örtliche Organisationen und Vereine. So wie seinerzeit die Torpedowerke das wirtschaftliche Leben der Stadt Rödelheim und des späteren Frankfurter Stadtteils prägten, so möchte er "sein Unternehmen" im Stadtteil integrieren und als kommunikativen Treffpunkt anbieten. Die räumlichen Voraussetzungen dazu seien gegeben. In der Tat bot die in der Charakteristik der früheren Fabrikationsstätten gehaltene Halle geradezu ideale Voraussetzungen für die Ausstellung der Kunstwerke im Miniaturformat.

25 Sammlungen zeigten die Vielfalt und Schönheit der Postwertzeichen in beeindruckender Form und Zusammenstellung. Ganz gleich, ob es sich um die philatelistisch dokumentierte "Post- und Heimatgeschichte Rödelheims", "Christliche Bau- und Kunstwerke", die "Zeppelinpost" oder "Licht und Farben" handelte. Wesentlichen Anteil am Gelingen dieser Ausstellung, die an den beiden Tagen von einigen hundert Interessierten besucht wurde, trug das handwerkliche Können von Werner Diehl bei. In monatelanger Arbeit hatte er Vitrinen und Ausstellungstische im "Torpedostil" gebaut. rw

Verein feiert den 90. Eine Milliarde für einen Brief

RÖDELHEIM. Im Dezember 1902 trafen sich im Städtchen Rödelheim sieben gestandene Männer, um einen "Markensammlerverein" zu gründen. Schon ein Jahr später wurde der Verein mit nunmehr 25 Mitgliedern in Bund "DeutschÖsterreichischer Philatelisten-Vereine" aufgenommen, und die Rödelheimer konnten die erste Briefmarkenausstellung bestaunen.

1907 fand eine Ausstellung der kleinen Wertzeichen im Saal der Turngemeinde große Beachtung. Dann unterbrach der Krieg alle Aktivitäten.

In "gehobener Stimmung", so steht es in den Annalen, feierten die Briefmarkenfreunde, damals eine illustre Gesellschaft, 1922 den 20. Geburtstag mit einer Ausstellung von Schülersammlungen im Vereinslokal "Zum Taunus".

Ein Jahr später kam die Inflation. Es gab zwar eine Fülle von "Briefmarken mit Überdruck", doch für einen Brief mußten am Postschalter "Milliarden" hingeblättert werden. Im Dezember reichten wieder zehn Rentenpfennige.

"Mit Stolz" feierte der Verein 1927 sein 25jähriges Stiftungsfest mit den Vereinsgründern Brieke, Franke und Rohm. Der Zweite Weltkrieg unterbrach das rege Vereinsleben. Erst 1948 erhielten die Briefmarkenfreunde wieder die Genehmigungen, um das Vereinsleben zu reaktivieren. Den 50. Geburtstag feierten die Sammler in der Gaststätte "Zur Stadt Rödelheim" und stellten erstmals die "Heimatsammlung Rödelheim" einer breiten Öffentlichkeit vor.

1978 rief der Verein die Jugendgruppe ins Leben. Zum 60. Geburtstag präsentierte er im Rahmen einer Werbeausstellung die Sammlung "Flugpost an Rhein und Main". Den 70. feierten die Sammler mit einer Ausstellung in der Altentagesstätte in der Alexanderstraße, und zum 80. gab's "auswärts" eine Werbeschau im Volksbildungsheim.

Die Werbeschau zum 90. Geburtstag in der Galerie in Rödelheim auf historischem Boden setzte einen Höhepunkt in den neun Jahrzehnten der Vereinsgeschichte. rw

Petrus wusch die Straße Nach dem Regen wurde beim Oktober-Fest gefeilscht

RÖDELHEIM. Einem orientalischen Basar glich die Straße Alt-Rödelheim am Samstagmittag nach einem "nassen Auftakt". Kaum waren die Stände für den ersten Flohmarkt mit Oktoberfest auf der Zeile zwischen Reichsburg- und Assenheimer Straße aufgebaut, da setzte ein Nieselregen ein, und die bunten Dinge, aus Kellern und Dachboden hervorgekramt, verschwanden unter regenschützenden Planen.

"Der Petrus will nur die Straße für unser Fest waschen", gab sich Anita Kaiser, Chefin des "Bistro Nr. 3" und mit ihrem Team Organisatorin des Straßenfestes, am Bierstand optimistisch. Tatsächlich besserte sich das Wetter schnell. Gefeilscht und gehandelt wurde um Krimskrams und Nützliches. Vielfältig und verlockend war das Angebot, so daß manche Oktoberfest-Besucher, die eigentlich nur mal durch die Straße bummeln wollte, sich für wenig Geld neu einkleideten. Porzellan aus Karlsbad und Gläser aus Omas Haushalt wechselten an 31 Ständen ebenso den Besitzer wie Ohrensessel, Koffer oder Fußballschuhe sowie gehäkelte Topflappen und Eierwärmer.

Multinational wie die Bevölkerung des Stadtteils präsentierte sich das Angebot an Speisen und Getränken. Neben Bier vom Faß und dem Stöffche gab es Wein und allerlei "hausgemachte Spezialitäten" wie Beerenweine und Mixgetränke, Kaffee und Kuchen, Pellkartoffeln mit verschiedenen Soßen und Deftiges vom Grill. Alles natürlich auf umweltfreundlichem Geschirr. Für ein Bierseidel beispielsweise wurden fünf Mark Pfand verlangt. "Die Leute akzeptieren das", freute sich Anita Kaiser. Ein weiterer Vorteil: Am Abend ist die Straße kaum verschmutzt. Für musikalische Oktoberfeststimmung sorgte am frühen Nachmittag Milan mit den "Six Packs". Oldies wechselten mit Rockrhythmen und Jazzeinlagen.

"Sehr zufrieden mit dem Oktoberfest- Flohmarkt zeigte sich Anita Kaiser, "auch wenn das immer eine ganze Menge Arbeit macht". Sie möchte den Stadtteil kulturell beleben. Bei solchen Gelegenheiten kämen die Menschen zusammen und redeten miteinander. Ohne freiwillige und engagierte Helferinnen und Helfer allerdings ließe sich so ein Fest nicht durchführen. Spaß gemacht jedenfalls hat's allen. Das nächste Treffen in Alt- Rödelheim ist bereits in Vorbereitung: ein Weihnachtsmarkt mit Nikolausbesuch. rw

Funkelnder Sieger-Pott Vereinigte Geflügelzüchter zeigten Preisrichter-Schau

FECHENHEIM. Fachsprache: "Das Tiermaterial kann für diese Jahreszeit als insgesamt sehr gut betrachtet werden" - so lautete das trockene, aber einheitliche Urteil von Ellen und Otto Schmidt, Alfons Braun, Ernst Walter Lang und Ludwig Becker über die ausgestellten Tauben und Hühner der Vereinigten Geflügelzüchter 1897 Fechenheim. Insgesamt 110 Tauben und 214 Hühner hatten die fünf Preisrichter am Erntedank-Sonntag zu bewerten und darunter die besten zu prämieren.

Vier Tauben erhielten die Höchstnote "vorzüglich": Werner Resch wurde gleich zweimal für seine getigerten Modeneser Chietti ausgezeichnet ("Nach dem Zuchtstand vorzüglich"), Lothar Reifschneider für eine rote Modeneser Chietti und sein Bruder Klaus für eine rot/hellschildige Modeneser. Zwölf weitere Tauben wurden für "hervorragend" befunden. Die Hühner schnitten nicht ganz so erfolgreich ab, vier von ihnen wurden mit "hervorragend" bewertet.

Für die besonders erfolgreichen Züchter gab's den jährlichen Wanderpokal: Hans Jürgen Zaremba gewann den Pokal für die prachtvollsten Hühner, als erfolgreichster Taubenzüchter wurde Klaus Reifschneider mit einem funkelnden Pott belohnt.

Jedes der 324 Tiere wurde genau beurteilt - dem geschulten Blick der Preisrichter entging nichts. Auf kleinen Kärtchen wurden für jedes Tier Vorteile, Beanstandungen und Wünsche vermerkt. "Mehr Scheitelhöhe", "Auge leuchtender", "Kopf substanzvoller" oder "Kehlkopf straffer" konnten da die Züchter lesen und sich gleich Gedanken darüber machen, wie die Zucht zu verbessern sei.

Etwa 200 Besucher hatten den Weg in die Vereinshalle der Fechenheimer Geflügelzüchter an der Dietesheimer Straße gefunden. Für Fritz Braun, der die Fechenheimer Rassegeflügelschau seit 35 Jahren organisiert, waren es zu wenig. "Der Besuch hätte etwas besser sein können, schließlich haben wir überall Plakate aufgehängt, eine Tombola aufgebaut und keinen Eintritt verlangt." Er züchtete selbst lange Jahre Tauben, hat dafür jedoch keine Zeit mehr. Heute hängt sein Herz "nur noch" an seinen Brieftauben.

Auch die 14 Züchter des 140 Mitglieder starken Vereins betreiben die Geflügelzüchterei nur noch aus Freude am Federgetier. "Davon leben kann heute keiner mehr", meinte Braun. map

Passanten solidarisch mit den Asylbewerbern Mahnwache an der Bockenheimer Warte

BOCKENHEIM. Der Freitag, 2. Oktober, war der Tag des Flüchtlings in der bundesweiten Woche des ausländischen Mitbürgers. Für diesen Tag hatte das Evangelische Dekanat der Stadtteile Bockenheim, Kuhwald, Gallus und Rödelheim zu einer "Mahnwache gegen Ausländerfeindlichkeit" an der Bockenheimer Warte aufgerufen. Zahlreiche Menschen kamen, um ihre Solidarität mit Asylbewerbern zu bekunden.

Die Organisatoren hatten Schilder mit der Aufschrift "Flüchtlinge schützen, Fluchtursachen bekämpfen" angefertigt, die für die Demonstranten bereitlagen - bereits nach kurzer Zeit waren die 25 Schilder vergriffen.

Der Kreis der "Mahnwachenden" wurde rasch größer, denn viele Passanten gesellten sich spontan zu ihnen; nach einer Dreiviertelstunde hatten sich etwa 80 Menschen eingereiht.

Erstaunlicherweise waren kaum Ausländer oder Studenten der nahegelegenen Universität unter den Demonstranten zu finden. Dennoch meinte Pfarrer Busch: "Ich bin überrascht, wieviel Menschen gekommen sind. Wir wollten keine Massenaktion organisieren, sondern einfach nur hier in Bockenheim ein symbolisches Zeichen setzten."

Bestürzt zeigte sich der Pfarrer über die Ereignisse der letzten drei Monate im evangelischen Kindergarten in Bockenheim. Jugendliche Skinheads sind insgesamt viermal in den "multikulturellen Kindergarten" (der Anteil ausländischer Kinder liegt bei 50 Prozent) eingebrochen und haben Hakenkreuze, SS-Runen und Nazi-Sprüche an die Wände geschmiert.

Die Idee zur Mahnwache entstand auf der dritten Versammlung der achten Dekanatssynode Anfang September. Der Präses der evangelischen Synode Martin Siegler erinnert sich: "Wir standen noch ganz unter dem Einfluß der Ausschreitungen in Rostock und beschlossen, etwas zu unternehmen. Erst dachten wir daran, die ausländischen Mitbürger hier zu bewirten, doch das wäre das multikulturelle Fest Nummer 101." Eine Mahnwache ohne Reden, jedoch mit Schildern und einer Erklärung zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen erschien ihnen dann sinnvoller."

Grundsätzlich glaubt Martin Siegler an den "traditionell liberalen Geist der Frankfurter". Er befürchtet hier keine Ausschreitungen. Doch falls es soweit kommen könnte, "sind wir bereit, als Schützende aufzutreten. Wir haben auch eine Telefonkette für den Notfall vorbereitet", erklärte er entschlossen. dil

Kleider-Flohmarkt

lockte die Sparer an

BONAMES. Den Tag der deutschen Einheit hatte sich das Team des Bonifatius-Kindergarten ausgesucht, um die Bonameser zu ihrem Kinderkleider- und Spielzeugflohmarkt zu locken. Der Tag war regnerisch, aber trotzdem wurde ein Umsatz von über 4000 Mark verbucht. Da es bei diesem Flohmarkt keine Standgebühren erhoben wurde, war der Kindergarten auf die Spendenfreudigkeit und die Einnahmen aus Kaffee-, Kuchen- und Waffelverkauf angewiesen. Die Erfahrungen der letzten fünf Basare der Gemeinde am Oberen Kalbacher Weg haben bestätigt, daß jedes Mal zwischen 400 und 500 Mark übrigbleiben.

Das "Extra-Geld" wird gebraucht, um den Kindern auch einmal einen ausgefallenen Wunsch erfüllen zu können. Sie wollen diesmal ein rotes "Kindertaxi" haben (darunter verstehen die Kleinen ein ausgebautes Dreirad).

Im Gemeindesaal waren drei lange Tischreihen aufgebaut, darauf waren die verschiedenen Baby- und Kinderkleidungsstücke streng geordnet. Auf Tisch Nummer eins gab es Lätzchen, auf Nummer sechs und sieben Strampler. Die Spielsachen waren auf der Tribüne ausgelegt. Die Preise der Kleidungsstücke waren vorher schon ausgezeichnet und mit Bons versehen worden, die dann an der Kasse bezahlt wurden. Die Sachen waren ausgesprochen billig, Preise über zehn Mark die Ausnahme. Eine Besucherin war besonders entzückt. "Einen fast neuen Schlafsack habe ich für neun Mark bekommen. Der kostet sonst um die 50 Mark", erzählte sie.

Gegen 16 Uhr dann wurden die Kleider und das Spielzeug abgeräumt und die letzten Waffeln verzehrt. dil

Mit Musik in den Herbst Kulturkreis Westhausen feierte wieder im Bürgertreff

WESTHAUSEN. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Im Bürgertreff Westhausen in der Kollwitzstraße wurde am Tag der deutschen Einheit gefeiert. Aber nicht nur deutsche Einheit, sondern auch das Erntedankfest. Der Kulturkreis, der dazu eingeladen hatte, nannte das Ganze "Herbstfest". Es ging gemütlich zu, die Besucher hatten genug zu essen und zu trinken, und ein Musikant sorgte für gute Stimmung.

Der Kulturkreis ist ein loser Zusammenschluß aus Arbeiterwohlfahrt (AW), SPD, der evangelischen und der katholischen Kirche. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Westhausen und insbesondere im 1990 von der Saalbau GmbH fertiggestellten Bürgertreff für Geselligkeit und Kinderkultur zu sorgen. Einmal im Monat wird etwas für die Kinder angeboten: mal ist es ein Zauberer oder ein Puppenspiel; sogar einen Workshop unter fachmännischer Leitung für afrikanische Trommeln hat es schon gegeben. Die ehrenamtlichen Helfer sorgen auch für den sonntäglichen Altenklub. Jeden ersten und dritten Dienstag ist Stammtisch im Bürgertreff.

In Westhausen ist alles ziemlich klein geraten, der Bezirkskern nördlich der Stephan-Heise-Straße wurde 1930 vom damaligen SPD-Stadtrat May konzipiert. Mittlerweile steht die Siedlung unter Denkmalschutz. Es sind einstöckige Wohnhäuser, in denen jeweils zwei 47 Quadratmeter große Wohnungen untergebracht sind. Links und rechts der Häuser hat jeder Bewohner einen fast 60 Quadratmeter großen Kleingarten. Daran schließt die nächste Grünfläche des Nachbarhauses an. "Das hat der May gemacht, um die Kommunikation unter den Leuten zu fördern, wenn auch nur über den Gartenzaun", erzählte Werner Zimmermann, der als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt auch dem Kulturkreis angehört.

Die Westhausener mußten lange kämpfen. 15 Jahre dauerte es, bis sie ihren Bürgertreff bekamen, in dem jetzt runde Geburtstage, Hochzeiten und andere rauschende Feste gefeiert werden. "Der Bezirk Westhausen ist schon komisch. Politisch gehören wir zu Praunheim, kirchlich zu Hausen, und zum Einkaufen gehen die Menschen nach Rödelheim", sinnierte Werner Zimmermann.

Die 1500 Haushalte stehen aber jetzt vor einem neuen Problem: Die Jugendlichen - besonders wenn sie noch kleinere Geschwister haben - treibt es aus den kleinen Wohnungen heraus. Aber sie haben keinen Treff und hängen darum oft auf der Straße herum. Der Kulturkreis hat das Problem bereits erkannt und bat die Jugendlichen zu einer Anhörung in den Bürgertreff. Es wurde diskutiert und nach einer Lösung gesucht. Das schnell etwas gefunden werden muß, ist allen klar - aber der Platzmangel im kleinen Westhausen wird wohl wieder sehr viel Ausdauer erfordern. dil

"Drummer kriegen fast nie Mädchen" Formation "Devil's Dance" feiert seit Jahren am Einheits-Feiertag eigenes Revival

SACHSENHAUSEN. "Wir sind wahrscheinlich die einzige Band, die ihr Revival selbst feiert", feixte Bernd Hörle, Sänger der Rock-'n'-Roll-Combo "Devil's Dance". Seit acht Jahren ist es gute Tradition, daß sich die bekannte Band am Tag der Deutschen Einheit in Originalbesetzung zur Session in der Vereinsgaststätte der FV Germania 94 beim Wirt "Radi" trifft. "Das ist das einzige Mal im Jahr, daß wir uns alle wiedersehen", fuhr der Sänger fort. Denn eigentlich existiert "Devil's Dance" seit drei Jahren nicht mehr. Die meisten Bandmitglieder spielen professionell in anderen Gruppen oder widmen sich dem "bürgerlichen" Beruf.

"Obwohl wir nie ernsthaft geprobt haben, klappt das Zusammenspiel wie in alten Zeiten", freute sich Hörle. "Die Chemie stimmt immer noch." Was der Bandleader mit Chemie meinte, ist purer, traditioneller Rock 'n' Roll der fünziger und sechziger Jahre. Eigene Stücke haben die "Teufelstänzer" nie geschrieben, die Hauptsache war immer, daß "Fun dabei ist" (Hörle). Die Wurzeln der fünf Musiker liegen in Fechenheim. Vor 25 Jahren haben sie dort als Schuljungen angefangen, zusammen zu spielen. Zehn Jahre später waren die "Devils" gegründet. Nach einigen Jahren war die Band nach zahlreichen Auftritten in Frankfurt auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. "Wir haben ohne Übertreibung von Hamburg bis München gespielt und im Monat bis zu zehn Auftritte gehabt", erzählte der Vokalist, "und gleichzeitig noch einen Beruf ausgeübt."

Da sei so manche Erinnerung haften geblieben, schmunzelte Hörle. In einer Schickimickikneipe in Darmstadt war die Band mit ihrem rhythmischen Sound ein gern gesehener Gast. "Da konnten dann die ganzen Szenetypen raus aus dem feinen Zwirn, rein in die Bluejeans und richtig abrocken. Und wir waren die Affen für die", grinste der Bandleader. Wirt "Radi" erinnerte sich: "Anfangs hatte ich meine Kneipe noch in Fechenheim, ,Zum Dreispitz' hieß die damals. Auch da hat die Band schon immer an diesem komischen Feiertag gespielt."

Auch diesmal sorgte das Quintett für gute Stimmung im Vereinsheim der Germania '94. Vom frühen Abend bis gegen Mitternacht heizten die Altrocker den Zuhörern mit Klassikern von Chuck Berry bis Eric Clapton ordentlich ein. Die Tatsache, daß Gäste einen Tisch im voraus reservieren mußten, zeigt, wie beliebt "Devil's Dance" immer noch ist.

"Da haben sich fünfzehn Jahre Üben ja doch gelohnt", rief Hörle nach dem Applaus ins Mikro und verriet, warum er sich fürs Singen entschied: "Ich kann nur Schlagzeug spielen, und die Drummer kriegen fast nie ein Mädchen ab. Da bin ich halt lieber Sänger geworden."

Für Sonntag, 11. Oktober, hat sich die Nachwuchsband "Blues Bube" bei Radi, der ab und zu jungen Bands auftreten läßt, angesagt. hen

,No-name'-Musiker rockten über Bühne Das Fechenheimer Jugendhaus organisierte 4. Festival mit Underground-Gruppen

FECHENHEIM. Schnell, bevor es losgeht, fährt sich "Elviz" von den "Diamond Dogs" noch eine Pizza ein. "Hoffentlich behalte ich die nachher drin", frotzelte der kleine Sänger mit der engen Hose, Modell "Disco '79". Ganz unbegründet war seine Befürchtung nicht, denn als seine Band das 4. Fechenheimer Underground-Festival mit ihrem Auftritt eröffnet, sind einige Verrenkungen von "Elviz" dabei, die an eine Hula-Hoop-Tänzerin erinnern und das Unterste im Magen nach oben kehren. Stilecht muß es halt sein, nicht umsonst haben sich die "Diamond Dogs" dem Erbe von Iggy Pop verschrieben.

Die anderen drei Frankfurter Gruppen legten weniger Wert auf die Bühnenshow und dafür mehr auf handgemachte, unkommerzielle Underground-Musik. "Der Begriff Underground bezieht sich nicht nur auf die Musikrichtung, die hier vertreten ist. Auch die Art, wie das Festival organisiert ist, und in welcher Umgebung die Bands spielen, gehört dazu", klärte Veranstalter Tommy "Gun" Müller auf.

Mit Unterbrechungen gibt es das Festival seit 1986. "Unser Grundsatz war immer, Bands spielen zu lassen, die wir persönlich kennen und die auch in unser Konzept passen. Das heißt: kein Mainstream, keine Gruppen, die schon in der Presse abgefeiert worden sind, und möglichst ohne Keyboard", erläuterte Tommy Müller.

In diesem Jahr standen nach den "Diamond Dogs" die "Revolting Boil" auf der kleinen Bühne. Hervorstechend bei dem Trio aus Offenbach ist der an die Ska- Legende "Specials" erinnernde Gesang von Ralf Becker. Wie im Vorjahr traten dann "Total Recall" an, die mit der punkigen Cover-Version von Smokies "Don't play your Rock 'n' Roll to me" einen Knaller landeten. Krönender Abschluß des Konzertabends, der bis weit nach Mitternacht ging, waren die "Nerds" mit "Pop-Trash-Punk".

Das Jugendzentrum wird selbstverwaltet geführt und erhält lediglich für die angestellten Sozialarbeiter Zuschüsse. Die technische Ausrüstung für das Konzert muß in Eigenregie organisiert werden. Die Bühne beispielsweise stellte dieses Mal der Hessische Rundfunk. "Wir müssen aber jedes Jahr neu improvisieren, da wir auf Leihgaben angewiesen sind", sagte der Veranstalter.

Rund 200 Besucher hörten sich im Industriegebiet Fechenheim die Bands an, die "kurz vor dem Durchbruch, kurz nach dem Durchbruch oder vor dem Blinddarmdurchbruch stehen" ("Elviz" über das Niveau). Der Sound aller Formationen ist durchaus hörenswert, denn sie legten mehr Wert auf abwechslungsreiche Eigenkompositionen als auf auf aggressiven Krach - es war sogar eine Unterhaltung im Konzertraum möglich.

Ob das musikalische Mauerblümchen im Industriegebiet auch im nächsten Jahr wieder blüht, ist nicht gewiß. Mehrere Gehaltskürzungen bei den Sozialarbeitern in den vergangenen Jahren erschweren die Jugendarbeit zunehmend, es wird befürchtet, daß das Jugendzentrum geschlossen werden muß. "Wenn es dazu kommen sollte, wird es in Frankfurt solche Festivals nicht mehr geben", ist sich Tommy Müller sicher. hen

"Frau Rauscher" rudert auf dem Main Sechs neue Boote der Rudergesellschaft Sachsenhausen 1879 erhielten ihre Namen

SACHSENHAUSEN. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn man stolze Schiffe vor sich liegen sieht. Es kommt nicht oft vor, daß man so eine Flotte mit Namen versehen kann", sagte der Vereinsvorsitzende der Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen 1879, Helmut Meyer, und blickte vergnügt auf sechs nagelneue Boote, die auf dem Rasen vor dem Vereinsheim am Mainwasenweg lagen.

Nach seiner kurzen Ansprache begann der Taufakt: Ein Gig-Doppel-Vierer wurde auf den Namen "Scholar" getauft, ein Einer erhielt den Namen "Madam". Manfred Wagner gab einem weiteren Einer den Namen "Klaane Sachsenhäuser", und zwei Doppel-Zweier heißen jetzt "Matthäus Hettler" und - sehr zünftig - "Frau Rauscher". Dem neuen Renn-Vierer "ohne" gab Petra Roth, CDU-Herausforderin von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, bei der kommenden Kommunalwahl, den Namen "Just for fun". Noch ein wenig ungeübt sprach sie die traditionelle Formel: "Allzeit gute Fahrt, Erfolg und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel." Dann übergoß sie das Boot, dem traditionellen Gebrauch folgend, an Bug und Heck mit einem kräftigen Schluck Apfelwein, den Heinrich Hinnerkopp zuvor aus einem großen Bembel ausgeschenkt hatte.

Immerhin 285 000 Mark hatten die Boote den gut 100 Köpfe zählenden Verein gekostet. Diese Ausgabe konnte sich der Sachsenhäuser Ruderverein nur leisten, weil die "Alten Herren" etwas Geld zugeschossen hatten und die Stadt Frankfurt 50 Prozent der Kosten für "langlebiges Sportgerät" beisteuert. "Wer weiß, wie lange diese Regelung noch gilt", fragte sich Meyer angesichts der Haushaltslage der Stadt nachdenklich.

Mit den neuen Schiffen ersetzt der Verein vor allem einige Verluste des letzten Jahres: Ein Vierer war bei einem dramatischen Unfall mit einem "Dickschiff" der Berufsschiffahrt versenkt worden, und ein Doppel-Zweier ging auf der Internationalen Kölner Regatta irreparabel zu Bruch. "Es ist gottseidank selten, daß wir Schäden haben, aber in diesem Jahr war es ein bißchen dick", seufzte Meyer, bevor die neuen Boote auf dem Main eingefahren wurden.

Bei einer vereinsinternen Regatta hatten die Sportler vor dem Taufakt nochmals ihre Kräfte gemessen: "Wir hatten immerhin zwei Achter auf dem Wasser. Das ist für einen kleinen Verein schon eine ganze Menge", berichtete Vereinsvorsitzender Meyer. Mit diesen Wettfahrten fand die Rudersaison in diesem Jahr ihr offizielles Ende. Zeit, eine sportliche Bilanz zu ziehen: Im Doppel-Vierer in Glasgow sei die Vereinsmannschaft Weltmeister geworden, erzählte Helmut Meyer, und bei der Veteranenregatta in Köln habe es sogar sechs Siege gegeben. "Das war eines der perfektesten Rennen, die ich je gesehen habe. Alle vier Minuten wurde ein Wettlauf gestartet."

Mit dem Start des Wintertrainings muß nun auch der Versammlungssaal im Vereinsheim wieder zur "Folterkammer" umfunktioniert werden. An den Wänden standen schon die Beinpressen und Gewichte, mit denen sich die Sportler im Winter fit halten. Mittwochs in der Zeit von 18 bis 22 Uhr können die Aktiven auch in der Schillerschule trainieren, und montags besuchen sie das Ruderbecken.

Auch wenn im letzten Jahr einige neue Mitglieder aufgenommen wurden, plagen den Verein weiterhin Nachwuchssorgen. Die Kooperation mit der Wöhlerschule habe bislang nicht den gewünschten Erfolg gehabt, erklärte Meyer. "Wir geben uns die größte Mühe, die Schüler stärker an den Verein zu binden, das gelingt uns aber sehr schlecht." kan

Training im Rebstockbad Die "Blau-Gelben" schwimmen wieder

FRANKFURT-NORDWEST. Nach vierjähriger Zwangspause schwimmt er wieder - der Post-Sportverein "Blaugelb" Frankfurt. Das Sport- und Badeamt der Stadt Frankfurt hat dem Verein jetzt ab Donnerstag, 15. Oktober für donnerstags (jeweils von 17 bis 19 Uhr) jeweils zwei Stunden Schwimmbadbenutzung im Rebstockbad zugesprochen.

"Gegenüber früher ist das trotzdem eine Einschränkung, die wir leider auf uns nehmen müssen", bedauert dennoch - trotz aller Freude - Abteilungsleiter Günter Fischlin.

Im Rebstockbad stehen den "Blaugelb"- Mitgliedern zwei Schwimmbahnen zur Verfügung, im früheren Nordwestbad war es die gesamte Halle für Wassergymnastik, Gesundheitsschwimmen und für das Training der Aktiven. Inwieweit sich im Rebstockbad der Wettkampfbetrieb des Vereins entwickeln kann, bleibe aber abzuwarten.

Nach der Schließung des Nordwestbades hatten einige Mitglieder den Verein wegen mangelnder Trainingsmöglichkeit verlassen. "Da wir jetzt relativ günstige Zeiten für jugendliche Schwimmer haben, sollte der Neuaufbau einer Wettkampfmannschaft möglich sein", ist Fischlin zuversichtlich. dixi

Sturm auf die "Günthersburg"

BORNHEIM. Mit fliegenden Fahnen und Trompetenstößen eroberten kürzlich etwa 100 Ritter, Knappen und Prinzessinnen die "Günthersburg" in der Hartmann-Ibach-Straße. Bei der stürmischen Besetzung floß allerdings kein Tropfen Blut. Im Gegenteil: Die Schüler und Lehrer der Integrierten Gesamtschule (IGS) Nordend waren allesamt in Festlaune. Jetzt können sie in den frisch renovierten Schultrakt "Günthersburg" einziehen.

Als die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) dem Studiendirektor Klaus Teichler die "Lehensurkunde" überreichte, war ihre Stimme wegen der lauten Schlachtrufe kaum zu hören. Nach dem Marsch in die "Günthersburg" und der anschließenden Beflaggung mit Maikäfer-, Notenschlüssel- und Raketenmotiven hatte Frau Ebeling aber Gelegenheit, alles noch einmal zu erläutern. Unmißverständlich forderte sie die Rittersleut' dazu auf, die Burg zu schonen und gegen alle Angriffe von außen zu verteidigen.

Die Bauarbeiten auf dem gesamten Schulgelände nehmen aber noch lange kein Ende. Auf dem Hof gibt es noch viel zu tun: Ein "Schülertreff" in der Mitte des Schulhofs befindet sich noch im Rohbau. Die Mensa, die sich einmal in dem heutigen Stadtschulamt befinden wird, soll erst später eingerichtet werden. Auch der Comenius-Trakt, aus dem die fünften und sechsten Klassen jetzt ausziehen, muß noch revoviert werden. In ihn sollen während der nächsten Jahre die nachrückenden Klassen der jungen Schule einziehen. Die behindertengerecht ausgebauten Räume, der Aufzug und die Aula im neuen Trakt sind aber schon fertig. Auch in den Lehrerzimmern, Kleingruppen- und Betreuungsräumen für die Ganztagsangebote kann die Arbeit nach den Herbstferien beginnen. gun

Genie aus der Retorte Glenn-Gould-Edition zum zehnten Todestag

"Hermit's Choice" hieß vor Jahren eine Sendereihe im Kanadischen Rundfunk. Sie kultivierte das beliebte naive Ratespiel und befragte prominente Möchtegernschiffbrüchige, welche vier Lieblingsschallplatten sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen möchten - selbst wenn dort Wiedergabegerät und elektrischer Strom fehlen. Nur einer, auf den es ankam, wurde nicht zum Einsiedlerquiz geladen: Glenn Gould, Kanadier von Geburt und aus Überzeugung, Künstlersymbol und Exportartikel der Nation, vor allem aber, wie er selbst gestand, der erfahrenste Eremit des Landes.

Man überschätzte vielleicht Glenn Goulds Narzißmus. Denn der extravagante Pianist mit der exorbitanten Technik, der seit 1964 kein Konzertpodium betrat und nur noch den Hieronymus im Gehäuse spielte, dacht keinesweg zuerst an eigene Einspielungen. Vielmehr fiel seine Wahl, die er 1970 ungefragt zum besten gab, auf das Deller Consort mit Hymnen und Anthems von Orlando Gibbons (1583-1625). Zeitgenossen rühmten dessen Tastenspiel auf Virginal und Orgel: "the best hand of England". Den besten Fingern Kanadas lagen diese subtilen Antiquitäten. Gould liebte nicht nur, er spielte auch Musik von Gibbons, seinem geistigen Ahnherrn. Und vom Kantablen dieser Kunst blieb die Randspur ewigen Mitbrummens in Goulds Interpretationen zurück.

Neben dem alten Gibbons und der anfangs unbefangen abgekupferten Modellaufnahme von Beethovens G-Dur-Klavierkonzert mit Artur Schnabel und dem Chicago Symphony Orchestra unter Frederick Stock hätte der isolierte Insulaner freilich auch neueren Stoff bei sich gehabt: Schönbergs Serenade op. 24 in Bruno Madernas Deutung und - aparte Koppelung - die Fünfte Symphonie von Jean Sibelius. Jedenfalls bezog Gould seine Ästhetik nicht von Adorno. Im Gegenteil. Sibelius und - der mit Goulds Familie entfernt verwandte - Edvard Grieg waren mächtige Gottheiten in seinem nordischen Mythos, und selbst für den geächteten Paul Hindemith blieb ein wärmendes Plätzchen aufgespart.

Glenn Goulds Glanz ist nicht verblaßt. Zehn Jahre nach seinem Tod - er starb am 4. Oktober 1982 - wächst vielmehr die Verklärung. Dem Pianisten, der am 25. September gerade erst sechzig geworden wäre, gelten nun Ehrungen und Editionsbemühungen weltweit. Vom ursprünglich zuständigen Toronto über die Berliner Festwochen bis nach den Niederlanden spannt sich der Triumphbogen. Beim "Internationalen Glenn Gould Festival 1992" in Groningen trafen sich jetzt Angela Hewitt und Tatjana Nikolajewa, Andrej Gawrilow und Grigorij Sokolow, Detlef Kraus, Bruno Montsaingeon und andere, um dem Patron der Pianistik Ehrenfeuer anzuzünden. Allüberall ist der Goldene Oktober Gould-Monat.

Wer die Vita aufgerollt sehen möchte, greift jetzt zu der in wendigem Stil geschriebenen Gould-Biographie von Michael Stegemann, die pünktlich zum Gedenktag im Piper-Verlag München erschien ("Glenn Gould - Leben und Werk", 49,80 Mark). Wer O-Ton vorzieht, nimmt entweder die bei Piper/Schott wiederaufgelegten zwei Bände "Schriften zur Musik" zur Hand (je 19,80 Mark) oder, was um der problematischen Übersetzung willen dem Sprachkundigen eher zu empfehlen wäre, die englischsprachige Originalausgabe, die 1984 bei Alfred A. Knopf in New York herauskam ("The Glenn Gould Reader").

Das Entscheidende freilich sind nicht Goulds witzige Worte zur Musik oder weniger Gewitztes aus fremder Feder. Wichtig bleibt Goulds Klang, der eben nicht im Konzertsaal entstand und zerstob, sondern - fast von Anfang an Produkt technischer Reproduzierbarkeit - synthetisch aus dem Studio kam. Die Erlebnisqualität und die Aura raumzeitlicher Einmaligkeit entbehrte Glenn Gould leichten Herzens, sofern ihm nur nicht die endgültige Kontrolle - sowohl des Klangbildes wie seiner Selbstdarstellung - aus den Händen glitt. Wenn nötig - und Liszts Ansprüche verleiteten ihn dazu - spielte Glenn Gould auch vierhändig mit sich selbst. Täuschung war sein Metier, Selbstbetrug die lauernde Gefahr. Denn nach Wesen und Erziehung war er, mit Santayana zu reden, "der letzte Puritaner". Ein Perfektionist, der sich abquälte. Ein Rastloser, den keine gängige, greifbare Wonne freute, Menuhin, der ihm sehr gewogen war, staunte nur über den Staub, in dem Gould hauste.

Wenn zum Gedenktag eine umfängliche Kollektion mit 17 CDs bei Sony Classical gestartet wird, die Bekanntes und bislang Unveröffentlichtes verheißt, dann geraten zuerst Goulds Idole in den Blick: Bach und Beethoven. Mancher Insel-Eremit heute würde nicht auf Goulds spektakuläre Aufnahme der Goldberg-Variationen verzichten wollen, und zwar die Debütplatte von 1955, nicht die versuchte und gescheiterte Selbstüberbietung von 1982. Die Radikalität des Zugriffs, jenseits historischer Erwägungen, imponierte unmittelbar. Anti-Schlafmittel und männliches Ego waren Goulds eigene Stichworte. Mit dem Gehör unserer Zeit realisierte er eine Musik ohne Anfang und Ende, ohne Höhepunkt, ohne Auflösung. Eine Musik, die - so Gould - "wie die Liebenden Baudelaires ,sanft ruht auf des ungebundenen Windes Schwingen'".

Daneben Bachs Klavierkonzerte. Heroisches d-Moll. Lichtes E-Dur. Pausbäkkiges D-Dur. Die Konzerte in A-Dur, f-Moll, g-Moll als wohltönende Dreingabe. Die Inspiration Bachscher Polyphonie trägt Gould weiter. Verhinderter Komponist, der er ist, schafft er sich Luft in Beethovens Klavierkonzerten und schreibt zum C-Dur-Konzert Solokadenzen, die den Bonner Titanen und Wiener Kaiser hätten erblassen lassen - Max Reger hätte die Motive nicht dichter verknäueln können.

In Beethovens C-Dur-Konzert, 1958 unter Vladimir Golschmann temperamentvoll, doch im Orchester keineswegs akkurat eingespielt, gefällt der Solist mit brillanten, kapriziösen Effekten. Er pointiert Gnomenhaftes, als wohne Mussorgskij gleich um die Ecke. Der Dirigent, kenntnisreicher Sammler von Picasso und Braque, entsprach Goulds Intentionen weit eher als Leonard Bernstein, der die drei Konzerte in B-Dur, c-Moll und G-Dur akkompagnierte - letzteres geradezu ein Desaster: zäh, pastos und klebrig, an den besten Stellen indifferent, nur in Ausnahmemomenten genialisch. Es half Gould offenbar wenig, daß er bei den Sitzungen ständig seine Pfeilwurzkekse in Magermilch tauchte. Das Unglück nahm, auch im Finale, seinen Lauf.

Wie anders klingt, 1966 mit Leopold Stokowski eingespielt, das Es-Dur-Konzert! Goulds Funde der linken Hand, im G-Dur-Konzert isoliert ausgestellt, treten hier sinnvoll in den Kontext zurück. Die brillante Attitüde erfährt metrische Gliederung, dem Rauschhaften werden Streben und Stützen eingezogen. Gould zeigt, was er kann: in klingender Infinitesimalrechnung.

Bezwingender, reiner noch die Beethovenschen Variationswerke: schlackenlos die in c-Moll W. o. O. 80, beherzt die in F-Dur op. 34, ausgeklügelt und raffiniert in der Klangregie die Eroica-Variationen Es-Dur op. 35. Danach genießt man die unvorhersehbaren Überraschungen in den Bagatellen op. 33 und op. 126 - diesem Kompendium gestischen Ausdrucks. Und unfreiwillig (oder widerwillig) überläßt man sich der irritierenden Faszination der Lisztschen Symphonie-Transkriptionen: der ins Spieldosenformat gebrachten Fünften und der fragmentarischen Sechsten (nur für den Kopfsatz der Pastorale reichte Goulds Geduld).

In klangtechnischer Auffrischung präsentiert die Gedenk-Edition zugleich Geläufiges von Haydn und Mozart, stellt Bizets effektvolle Variations chromatiques der "nordischen" Sonatenkunst eines Grieg und der Sonatinenkünstelei eines Sibelius gegenüber, nicht ohne eine tiefe Verbeugung vor Hindemith und seinen Bläsersonaten (für Trompete, Horn, Baßtuba, Althorn bzw. Posaune und Klavier) zu machen. Quasi eine Familienhuldigung, wenn Hindemiths Posaunensonate von 1941 beiläufig und verfremdet Griegs Klavierkonzert zitiert. Hindemiths Dritte Klaviersonate übrigens, deren Neuedition noch aussteht, gehörte fest zu Goulds Konzertrepertoire bis zum Drop Out 1964.

Ins Innerste von Goulds mitunter pseudomodernem Fühlen führt die zwiespältige Richard-Strauss-Wiederveröffentlichung. Liedaufnahmen, die Elisabeth Schwarzkopf einst indigniert sperrte, bleiben für spätere Publikation aufgespart. Vorerst hört man die famose Sopranistin (und das dumpfe Magenknurren ihres Begleiters) in den bekannten Ophelia-Liedern op. 67. Parallel ertönt der kitschig-melodramatische Irrsinn der Sparfassung von "Enoch Arden" op. 38, vom greisen Sprecher Rains und dem jun-. gen Gould bedeutungsvoll in die Rillen gebannt - angereichert durch die Sonate h-Moll op. 5 und die Klavierstücke op. 3.

Fast unerwähnt geblieben wären die beiden Erstveröffentlichungen, so unscheinbar klingen Barbara Pentlands "Ombres" und die nicht uninteressante, frei-zwölftönig geschriebene Zweite Klaviersonate op. 38 von Fartein Valen (1887-1952). Nordland-Mythos und Konstruktions-Ekstase des Klangmystikers Gould fanden im 1940/41 geschriebenen Werk ihre Nahrung: karge Kost des Asketen. HEINZ-HARALD LÖHLEIN

(Alle Aufnahmen bei Sony Classical SM2K 52 591 ff.)

Genie 2

Glenn Goulds Glanz ist nicht verblaßt. Zehn Jahre nach seinem Tod - er starb am 4. Oktober 1982 - wächst vielmehr die Verklärung. Dem Pianisten, der am 25. September gerade erst sechzig geworden wäre, gelten nun Ehrungen und Editionsbemühungen weltweit. Vom ursprünglich zuständigen Toronto über die Berliner Festwochen bis nach den Niederlanden spannt sich der Triumphbogen. Beim "Internationalen Glenn Gould Festival 1992" in Groningen trafen sich jetzt Angela Hewitt und Tatjana Nikolajewa, Andrej Gawrilow und Grigorij Sokolow, Detlef Kraus, Bruno Montsaingeon und andere, um dem Patron der Pianistik Ehrenfeuer anzuzünden. Allüberall ist der Goldene Oktober Gould-Monat.

Wer die Vita aufgerollt sehen möchte, greift jetzt zu der in wendigem Stil geschriebenen Gould-Biographie von Michael Stegemann, die pünktlich zum Gedenktag im Piper-Verlag München erschien (Glenn Gould - Leben und Werk", 49,80 Mark). Wer O-Ton vorzieht, nimmt entweder die bei Piper/Schott wiederaufgelegten zwei Bände "Schriften zur Musik" zur Hand (je 19,80 Mark) oder, was um der problematischen Übersetzung willen dem Sprachkundigen eher zu empfehlen wäre, die englischsprachige Originalausgabe, die 1984 bei Alfred A. Knopf in New York herauskam ("The Glenn Gould Reader").

Das Entscheidende freilich sind nicht Goulds witzige Worte zur Musik oder weniger Gewitztes aus fremder Feder. Wichtig bleibt Goulds Klang, der eben nicht im Konzertsaal entstand und zerstob, sondern - fast von Anfang an Produkt technischer Reproduzierbarkeit - synthetisch aus dem Studio kam. Die Erlebnisqualität und die Aura raumzeitlicher Einmaligkeit entbehrte Glenn Gould leichten Herzens, sofern ihm nur nicht die endgültige Kontrolle - sowohl des Klangbildes wie seiner Selbstdarstellung - aus den Händen glitt. Wenn nötig - und Liszts Ansprüche verleiteten ihn dazu - spielte Glenn Gould auch vierhändig mit sich selbst. Täuschung war sein Metier, Selbstbetrug die lauernde Gefahr. Denn nach Wesen und Erziehung war er, mit Santayana zu reden, "der letzte Puritaner". Ein Perfektionist, der sich abquälte. Ein Rastloser, den keine gängige, greifbare Wonne freute, Menuhin, der ihm sehr gewogen war, staunte nur über den Staub, in dem Gould hauste. Sein Lebensarrangement war inkommunikabel, während sein Künstlermythos alle Fäden des Kommunikationszeitalters zog.

Wenn zum Gedenktag eine umfängliche Kollektion mit 17 CDs bei Sony Classical gestartet wird, die Bekanntes und bislang Unveröffentlichtes verheißt, dann geraten zuerst Goulds Idole in den Blick: Bach und Beethoven. Mancher Insel-Eremit heute würde nicht auf Goulds spektakuläre Aufnahme der Goldberg-Variationen verzichten wollen, und zwar die Debütplatte von 1955 nicht die versuchte und gescheiterte Selbstüberbietung von 1982. Die Radikalität des Zugriffs, jenseits historischer Erwägungen, imponierte unmittelbar. Anti-Schlafmittel und männliches Ego waren Goulds eigene Stichworte. Mit dem Gehör unserer Zeit realisierte er eine Musik ohne Anfang und Ende, ohne Höhepunkt, ohne Auflösung. Eine Musik, die - so Gould - "wie die Liebenden Baudelaires ,sanft ruht auf des ungebundenen Windes Schwingen'".

Daneben Bachs Klavierkonzerte. Heroisches d-Moll. Lichtes E-Dur. Pausbäkkiges D-Dur. Die Konzerte in A-Dur, f- Moll, g-Moll als wohltönende Dreingabe. Die Inspiration Bachscher Polyphonie trägt Gould weiter. Verhinderter Komponist, der er ist, schafft er sich Luft in Beethovens Klavierkonzerten und schreibt zum C-Dur-Konzert Solokadenzen, die den Bonner Titanen und Wiener Kaiser hätten erblassen lassen - Max Reger hätte die Motive nicht dichter verknäueln können.

Genie 3

In Beethovens C-Dur-Konzert, 1958 unter Vladimir Golschmann temperamentvoll, doch im Orchester keineswegs akkurat eingespielt, gefällt der Solist mit brillanten, kapriziösen Effekten. Er pointiert Gnomenhaftes, als wohne Mussorgskij gleich um die Ecke. Der Dirigent, kenntnisreicher Sammler von Picasso und Braque, entsprach Goulds Intentionen weit eher als Leonard Bernstein, der die drei Konzerte in B-Dur, c-Moll und G- Dur akkompagnierte - letzteres geradezu ein Desaster: zäh, pastos und klebrig, an den besten Stellen indifferent, nur in Ausnahmemomenten genialisch. Es half Gould offenbar wenig, daß er bei den Sitzungen ständig seine Pfeilwurzkekse in Magermilch tauchte. Das Unglück nahm, auch im Finale, seinen Lauf.

Wie anders klingt, 1966 mit Leopold Stokowski eingespielt, das Es-Dur-Konzert! Goulds Funde der linken Hand, im G-Dur-Konzert isoliert ausgestellt, treten hier sinnvoll in den Kontext zurück. Die brillante Attitüde erfährt metrische Gliederung, dem Rauschhaften werden Streben und Stützen eingezogen. Gould zeigt, was er kann: in klingender Infinitesimalrechnung.

Bezwingender, reiner noch die Beethovenschen Variationswerke: schlackenlos die in c-Moll W. o. O. 80, beherzt die in F-Dur op. 34, ausgeklügelt und raffiniert in der Klangregie die Eroica-Variationen Es-Dur op. 35. Danach genießt man die unvorhersehbaren Überraschungen in den Bagatellen op. 33 und op. 126 - diesem Kompendium gestischen Ausdrucks. Und unfreiwillig (oder widerwillig) überläßt man sich der irritierenden Faszination der Lisztschen Symphonie-Transkriptionen: der ins Spieldosenformat gebrachten Fünften und der fragmentarischen Sechsten (nur für den Kopfsatz der Pastorale reichte Goulds Geduld).

In klangtechnischer Auffrischung präsentiert die Gedenk-Edition zugleich Geläufiges von Haydn und Mozart, stellt Bizets effektvolle Variations chromatiques der "nordischen" Sonatenkunst eines Grieg und der Sonatinenkünstelei eines Sibelius gegenüber, nicht ohne eine tiefe Verbeugung vor Hindemith und seinen Bläsersonaten (für Trompete, Horn, Baßtuba, Althorn bzw. Posaune und Klavier) zu machen. Quasi eine Familienhuldigung, wenn Hindemiths Posaunensonate von 1941 beiläufig und verfremdet Griegs Klavierkonzert zitiert. Hindemiths Dritte Klaviersonate übrigens, deren Neuedition noch aussteht, gehörte fest zu Goulds Konzertrepertoire bis zum Drop Out 1964.

Ins Innerste von Goulds mitunter pseudomodernem Fühlen führt die zwiespältige Richard-Strauss-Wiederveröffentlichung. Liedaufnahmen, die Elisabeth Schwarzkopf einst indigniert sperrte, bleiben für spätere Publikation aufgespart. Vorerst hört man die famose Sopranistin (und das dumpfe Magenknurren ihres Begleiters) in den bekannten Ophelia-Liedern op. 67. Parallel ertönt der kitschig-melodramatische Irrsinn der Sparfassung von "Enoch Arden" op. 38, vom greisen Sprecher Claude Rains und dem jungen Gould bedeutungsvoll in die Rillen gebannt - angereichert durch die Sonate h-Moll op. 5 und die Klavierstücke op. 3.

Fast unerwähnt geblieben wären die beiden Erstveröffentlichungen, so unscheinbar klingen Barbara Pentlands "Ombres" und die nicht uninteressante, frei-zwölftönig geschriebene Zweite Klaviersonate op. 38 von Fartein Valen (1887-1952). Nordland-Mythos und Konstruktions-Ekstase des Klangmystikers Gould fanden im 1940/41 geschriebenen Werk ihre Nahrung: karge Kost des Asketen. HEINZ-HARALD LÖHLEIN

(Alle Aufnahmen bei Sony Classical SM2K 52 591 ff.)

Kartoffeln für Tapetenkleister Lebensmittel - gentechnisch verändert

Pommes-frites-gerechte Kartoffeln, Tomaten mit reduziertem Wassergehalt, Regenbogenforellen in Karpfengröße und bakterienvernichtende Pflanzen: Weltweit arbeiten Gentechniker an neuen Nahrungsmitteln. Die USA sind nun vorgeprescht und geben bereits genveränderte Lebensmittel ohne Kennzeichnung für den Verbraucher frei.

Auch für uns Europäer hat die Zukunft schon begonnen. In Frankreich, Belgien, Griechenland, Norwegen und auch in anderen Ländern ist unter dem Namen "Maxiren" ein gentechnisch erzeugtes Labenzym erlaubt, das den Gerinnungsstoff Chymosin bildet. 30 verschiedene Käsesorten reifen damit inzwischen schon schneller und sicherer.

Beispiele für sogenanntes Food-Design gibt es zur Genüge. So baut man Kartoffeln mit einer Pommes-frites-gerechten (groß und stärkereich) Zusammensetzung. Andere Kartoffelsorten sind erst gar nicht mehr eßbar, weil sie eine Stärkeart enthalten, aus der ausschließlich Tapetenkleister und Verpackungsmaterial hergestellt werden können. Und noch ein weiteres Beispiel für den Fortschritt: Pflanzengenetiker in den USA haben eine Tomate entwickelt, die 50 Prozent weniger Wasser enthält. Interesse daran haben ausschließlich die Suppen- und Ketchuphersteller: Sie können mit dieser Neuentwicklung jährlich rund 80 Millionen Dollar an Transport- und Verarbeitungskosten einsparen.

Fast jedes größere Unternehmen der Lebensmittelbranche, ob in den USA, Japan oder Europa, betreibt inzwischen ein gentechnisches Versuchslabor. Für die deutschen Bundesforschungsanstalten für Milch und Fleisch ist Gentechnik längst keine Zukunftsmusik mehr. Sie haben zahlreiche gentechnischen Verfahren bereits zur Serienreife verholfen. Der Direktor des Molekularbiologischen Zentrums der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe, Klaus-Dieter Jany, steht auf der Seite der neuen Technologie. Nicht nur Pflanzen, "denen bestimmte Krankheiten nichts mehr anhaben können", sind für ihn denkbar. Auch die Produktion auf kleinster Fläche ließe sich seiner Meinung nach optimieren. Daß Bauern - nicht nur im Falle der stärkestrotzenden Kartoffel - dann zu reinen Rohstoff-Lieferanten degradiert würden und Monokulturen weiter Umwelt und Natur zerstörten, ist die Kehrseite der Medaille.

Kartoffeln 2

Am Erbgut von über 30 Nutzpflanzen experimentieren die Gentechniker inzwischen herum. Vor allem geht es ihnen darum, Nutzpflanzen wiederstandsfähig gegen Insekten und Krankheiten zu machen. Die "Abwehrmechnismen" schauen sie der Natur ab. So produzieren Bakterien und Insekten seit Jahrmillionen "Gifte", um damit Feinde abzuwehren. Die Gentechnologie versucht nun, durch den Einbau von Genen, die derartige Gifte verschlüsseln und produzieren, die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen zu stärken. Ein Beispiel: US-amerikanischen Biologen gelang es, das giftige Stoffwechselprodukt von bestimmten Bakterien in Tomaten einzupflanzen, das die Darmschleimhaut von Schmetterlingsraupen zersetzt. In ersten Freisetzungsversuchen zeigte sich, daß Schmetterlingsraupen wenige Tage nach dem Fraß der Tomatenpflanzen abstarben. Auch dem Kartoffelkäfer soll mit dieser subtilen Methode zu Leibe gerückt werden: So stattet man die Kartoffelpflanze mit Enzymen aus, die den Verdauungstrakt der Insekten ruinieren.

Ein Durchbruch in der gentechnologischen Pflanzenzüchtung ist erst kürzlich US-amerikanischen Biologen an der Universität in Florida gelungen. Sie haben das Erbgut von Weizenpflanzen so verändert, daß es völlig resistent gegen ein Pflanzengift namens "Basta" ist. Das Breitbandherbizid, das bereits auf seinen Einsatz wartet, tötet sämtliche Ackerkräuter ab, ohne daß die Nutzpflanze Schaden davonträgt. Der Traum vieler Landwirte könnte bald Wirklichkeit werden: Riesige Weizenmomokulturen ohne ein einziges Unkraut. Daß der Erfolg der Forscher zum Aussterben vieler Wildkräuter führen könnte, ist der Preis des Fortschritts.

Außerdem ist zu bedenken, daß gentechnisch manipuliertes Saatgut speziellen Dünger und auch abgestimmte Herbizide benötigt; darin sehen die Hersteller ihre größte Marktchance. Von der Öffentlichkeit beinahe unbemerkt arbeiten Gen-Spezialisten an Hefe-Pilzkulturen und Bakterien, um damit maßgeschneiderte Lebensmittel herzustellen. So zum Beispiel ein Joghurt, das ohne Wärmebehandlung über viele Wochen haltbar bleibt. Das Geheimnis der "Frische" sind Zusatz-Gene in Milchsäurebakterien. Den Handel freut's.

Als "Bio-Konservierung" etikettiert haben die Techniker Milchsäurebakterien zusammengebaut, die ein Gift mit dem Namen Nisin absondern. Nisin tötet Krankheitserreger ab, die vorzugsweise Brie- und Weichkäse befallen.

Für die Verbraucherverbände ist die längere Haltbarkeit kein Argument, um die Gentechnik zu befürworten. "Der Verbraucher kann nicht mehr erkennen, ob er einen frischen oder genmanipulierten Apfel hat", so der Frankfurter Ernährungswissenschaftler Hartmut König, "deshalb fordern wir dringend die Kennzeichnung solcher Lebensmittel." Auch die Verbraucher-Initiative in Bonn und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verlangen vom EG- Gesetzgeber, Gennahrung mit einem Symbol "Gentechnisch verändert" auszuzeichnen.Kartoffeln 3

In den USA werden bereits 35 Prozent des dort produzierten Hartkäses mit dem gentechnisch hergestellten Ferment erzeugt. Allein der Mangel an "qualitativ gutem Lab" habe die Industrie gezwungen, auf die Gentechnik zurückzugreifen. Das jedefalls meint Dr. Dick Toet von der holländischen Firma Gistbrocades. Der weltweit größte Labfermenthersteller schleust Kälbergene in Hefekulturen ein und produziert so den Gerinnungsstoff "Chymosin". Die hohe Reinheit dieses Fermentes mache die Käsereifung sicherer und spare Zeit. Chemisch gesehen, so beteuern Gentechnologen, sei es egal, ob zum Beispiel Käselab aus dem Magen der Kälber gewonnen würde oder ob gentechnisch veränderte Pilze den Gerinnungsstoff erzeugten. Beim Versuch, das Chymosin aus dem Genlabor auch in der Schweiz bei der Käseherstellung zu verwenden, streikten allerdings die Verbraucher. Die Käse blieben in den Supermärkten liegen.

Gleichgültig ist es auch dem EG-Gesetzgeber, mit welchem Labferment die Käsereien zukünftig arbeiten. Gen-Käse zählt nach den Buchstaben der in elfter Fassung diskutierten "Novel-Food Verordnung" nicht zu den "neuen" Lebensmitteln und müßte somit kein gesondertes Prüfverfahren durchlaufen.

Auch der Deutschen liebstes Getränk, das Bier, bekommt die Auswirkungen der Gentechnologie zu spüren. So wird der Biertrinker zukünftig nicht erfahren, ob sein Lieblingsbier womöglich mit einer Superhefe aus dem Genlabor gebraut wurde, die Bier in zwei statt in 15 Tagen vergärt. Alle großen europäischen Brauereien, so die Fachleute, beschäftigen sich intensiv mit der Hefeforschung. Doch wie sich die veränderten Hefekulturen letztendlich über lange Zeit hinweg auf den Menschen auswirken, und welchen Schaden sie möglicherweise bei der Abwasserbeseitigung hinterlassen, darüber wissen die "Experten", so die Kritik der Verbraucherorganisationen, längst nicht alles. Wer am Erbgut der Hefe manipuliert, kann trotzdem mit dem Slogan "Bier nach deutschem Reinheitsgebot gebraut" werben. Und diese Chance lassen sich die Bierbrauer nicht entgehen.

Der Traum der Pflanzengenetiker ist zum einen, die Verarbeitung von Obst und Gemüse für die Industrie zu verbessern. In den USA wurden Orangen im Labor kreiert, die keine Schalen mehr bilden. So bliebe den Saftherstellern die lästige Prozedur des Schälens erspart. Zum anderen träumen sie davon, Pflanzen in einem Medium aus Nährstoffen und Hormonen im Reagenzglas wachsen zu lassen. Grapefruits und Zitronen werden bereits baumlos vermehrt, und auch die teure Vanille könnte zukünftig aus Genlaboren kommen. Sie soll besser sein als das künstliche Vanillin, das bisher nie das natürliche Gewürz vollständig ersetzte. Schließlich beruht das typische Vanille- Aroma auf 35 Bestandteilen ätherischer Öle. "Vanille-Produktion per Zellkultur", so der Vertreter einer amerikanischen Gewürzfirma, "befreit von kartellähnlichen Kontrollen und macht unabhängig von Wind und Wetter." Den Kleinbauern in Madagaskar, Indonesien oder Mexiko, die vom Vanille-Export leben, stehen bittere Zeiten bevor.

Kartoffeln 4

Und wie verhält es sich mit der Sicherheit, wenn Artengrenzen überschritten werden? Der TÜV Rheinland, der für das österreichische Parlament ein Gutachten zu Risiken der Gentechnik erstellte, meint: "Gentechnisch veränderte Organismen sind nicht gefährlicher als natürliche." Allerdings, so der TÜV, sei eine "gewissenhafte Risikovorsorge" nötig.

Die Bundesforschungsanstalt für Ernährung sieht in der Gentechnik ebenfalls keine Probleme, zumindest bei der Chymosinherstellung: "Alle wissenschaftlichen Untersuchungen", so der Hochschullehrer Jany, "die beim Labferment erfolgt sind, haben keine Risiken gezeigt." Auch die Bundesregierung sieht bei gentechnisch manipulierter Nahrung keinen Grund, aktiv zu werden. Das Lebensmittelrecht berücksichtigt keine gentechnisch veränderte Nahrung, das Gentechnik-Gesetz ist für die Genehmigung der Produktionsanlagen und Versuchsbedingungen zuständig. Ansonsten verlassen sich die Gesundheitspolitiker offenbar auf die Strategen der EG-Kommission: Denen ginge es allerdings in erster Linie um die internationale Wettbewerbsfähigkeit, meinen die Verbraucher-Verbände. Die deutschen Verbraucherorganisationen sehen für Gentechnik keinen Bedarf: "In allen Bereichen", so der Verbraucherschützer Hartmut König, Frankfurt, "haben wir die Produkte, die wir brauchen." Das reicht der Nahrungsmittelindustrie nicht. "Sie will", so der Ernährungswissenschaftler, "noch billiger und schneller produzieren."

Die Umweltschutzorganisationen geben zu bedenken, daß derzeit kein gesichertes Wissen darüber besteht, in wieweit der Einbau fremder DNA das Genom eines Organismen beeinflussen kann.

Doch Food-Design hat Zukunft. Schon im nächsten Jahr können US-Amerikaner Gennahrung in ihren Supermärkten kaufen - ohne jegliche Kennzeichnung. US-Vizepräsident Dan Quayle hat es verkündet: "Gentechno-Nahrungsmittel sind als grundsätzlich ungefährlich einzustufen." Ein nettes Wahlgeschenk an die Nahrungsmittelindustrie, die bis zum Jahre 2000 mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln rund 50 Milliarden Dollar verdienen wird. ANGELIKA BORK

Literatur zum Thema: "Gentechnik im Supermarkt". Katalyse e. V., Institut für angewandte Umweltforschung, Mauritiuswall 24, 5000 Köln. Preis 10,00 DM.

Spaß am gemeinsamen Spiel Das Freiburger "Senioren-Salon-Orchester"

Ob in der Berliner Deutschlandhalle oder im Pariser Centre Pompidou - wenn das Freiburger "Senioren-Salon-Orchester" spielt, ist das Publikum immer begeistert. Und der Applaus ist für die Mitglieder des erst drei Jahre alten Spielkreises mehr wert als eine Supergage. Das gemeinsame Musizieren und die Freude des Publikums sind für die Amateurmusiker zwischen 25 und 80 Jahren der schönste Lohn.

Das empfindet auch Betty Hauger so, das älteste Orchester-Mitglied. Wenn die zierliche Frau den Geigenbogen über die Saiten ihres alten Instrumentes streicht, vergißt sie völlig ihr Alter. Sie ist glücklich, denn sie hat sich in diesem Orchester auch einen Kindertraum erfüllt: Betty Hauger singt. Als junges Mädchen hat-

te sie einst Gesangsunterricht bekommen, hatte ihr Können aber nie so recht verwertet. Jetzt freut sie sich, weil sie spürt, "daß auch das Alter noch gebraucht wird".

Ganz andere Gründe für die Mitarbeit in dem Orchester hat Gottfried Bieck. Der 60jährige selbständige Einzelhandels-

kaufmann betrachtet Musik als Ausgleich für sein stressiges Berufsleben. "Das ist die Batterie, mit der ich mich immer wieder auflade", meint der Freizeit- Pianist.

Der 27 Jahre alte Dirigent Johannes Michel sieht in der Arbeit mit dem Orchester Lernerfahrung für sein späteres Berufsleben. Johannes ist Musikstudent und möchte einmal als Musiklehrer arbeiten. Die Gemeinsamkeiten zwischen seiner jetzigen Orchester-Arbeit und seiner zukünftigen Lehrtätigkeit erklärt er so: "Es sind jeweils Laien und man muß immer auf einzelne Personen Rücksicht nehmen." Durch einen Aufruf am schwarzen Brett der Uni Freiburg kam Johannes zu dieser Gruppe.

Nana Busch hatte Angst vor ihrem eigenen Mut - sie stellte sich erst einmal ohne Instrument vor. Aber dann brachte sie doch ihr Akkordeon mit - "und jetzt", sagt sie ganz stolz, "jetzt habe ich schon ein Solo". Für Nana Busch ist nicht nur das Musizieren im Orchester wichtig, sondern ebenso das unkomplizierte Miteinander von Jung und Alt. "Man muß den Kontakt mit jungen Menschen suchen, sonst bleibt man im Alter isoliert", sagt sie.

Sie sehen bunt aus, sie finden sich in jeder Küche - und sie verlocken Kinder zu gefährlichen Spielen. Die Rede ist von Plastiktüten, die leicht zu Todesfallen für die Kleinen werden können. Dann nämlich, wenn sich die Kinder die Tüten über den Kopf ziehen und darunter ersticken.

Schätzungsweise zehn bis 20 Plastiktüten sind pro Woche in jedem deutschen Haushalt im Umlauf. Das heißt: Bei 28 Mio. Haushalten in den alten und 6,5 Mio. Haushalten in den neuen Bundesländern ist das eine hochgerechnete Zahl von 500 Mio. Plastiktüten, die pro Woche in Gebrauch sind. Das errechnete die Versicherungsgruppe Deutscher Lloyd in München, die gleichzeitig von einer "tickenden Zeitbombe für kleine Kinder" sprach, wenn sich die Sprößlinge beim Spielen die Tüten über den Kopf ziehen. Durch das relativ schnell entstehende Vakuum sind sie dann nicht mehr in der Lage, sich aus der tödlichen Falle zu befreien.

Die Sicherheitsexperten fordern Tüten mit einer Perforierung und außerdem mit einem Aufdruck, der auf die Gefahr hinweist - in den USA ist dieser Hinweis längst üblich. Außerdem wird der Appell an die Eltern gerichtet, ihre Kinder auf die Gefahren hinzuweisen und vor allem kleinen Kindern keine Tüten zum Spielen zu überlassen. "Keine Plastiktüten in Kinderhand" sagen die Sicherheitsexperten. (Bild: Deutscher Lloyd)

Spaß 2

Das jüngste Orchestermitglied ist 25 Jahre alt. Denis Meyer, Schlosser und Trompetenspieler, zögerte erst mit dem Eintritt, als er von den vielen "alten" Mitgliedern erfuhr. Inzwischen ist er jedoch fasziniert, wie die Senioren "in jeder Weise voll da sind und musikalisch aktiv und geistig voll aktiv".

Gegründet wurde das Orchester 1989 mit dem Ziel, das Können der älteren Ge-

neration zu aktivieren. Nach Aufrufen in der Freiburger Presse fand sich zunächst eine kleine Gruppe älterer Bürger zusammen, die unter Leitung eines Dirigenten konsequent mit der Erarbeitung des Repertoires begann, das vom Fox über den Tango bis hin zum Wiener Walzer vor

allem "Oldies" bietet. Einmal in der Woche wird geübt.

Eine erneute Anzeigenkampagne lockte auch jüngere Menschen an, und heute kann sich ein fester Stamm von 20 Leuten aus drei Generationen und allen sozialen Schichten aufeinander verlassen. Das ist wichtig. Denn bis zu fünf große Konzerte im Jahr wie etwa in Stuttgart, Berlin, Freiburg oder Paris stellen an die Amateurkünstler hohe Anforderungen. Inzwischen hat es sich schon herumgesprochen, daß die Senioren-Band gut spielt und auch auf spezielle Wünsche eingeht. Das Honorar hält sich allerdings in Grenzen. So erhalten die Amateure meist nur Reisekosten, Hotelkosten und Verpflegung.

Was ist nun das Erfolgsgeheimnis des Senioren-Salon-Orchesters, kurz SOF? Die 65jährige Querflötistin Ursula Keller und der 35jährige Geiger Rochus Marx nennen einen der Gründe: Beide haben bislang nur klassische Musik gespielt. Für sie ist gerade die Salonmusik eine reizvolle musikalische Herausforderung. Rochus Marx kennt aber noch einen weiteren Grund für den Erfolg: Das Miteinander von Jung und Alt macht allen Spaß. BARBARA FRANDSEN Kontaktadresse: Dr. Peter Fischer, Gresserstr. 8, 7800 Freiburg.

In der Auferstehungskirche Erntedank zwischen Überfluß und Hunger

PRAUNHEIM. Ernte "so oder so" - das hieß in der evangelischen Auferstehungsgemeinde: pralle Früchte und farbenprächtige Blumen auf der einen Seite, angefaulte Tomaten, geplatzte Möhren und angestochene Äpfel auf der anderen. Unter diesem Motto hatten die beiden Praunheimer Gärtnereien den Altarraum der barocken Saalkirche in der Praunheimer Graebestraße zum Erntedankfest dekoriert.

Die Gärtner wollten damit demonstrieren, daß "gute Ernten" keineswegs normal sind. Pfarrer Michael Schirrmeister griff im Familiengottesdienst, der von der "Praunheimer Bläserey" unter Bernd Lechla musikalisch begleitet wurde, das Thema auf und zog Vergleiche zwischen dem Leben von Menschen und Bäumen.

Alle zwei Jahre dekorieren die Praunheimer Gärtnereien die 1910 auf historischem Grund errichtete Auferstehungskirche, um so auf das Zusammenwirken zwischen Menschen, Natur und Gott hinzuweisen. rw

Südhessische Radtourenfahrt Mars-Rotweiss 1902 erwartet 1000 Leute

FRANKFURT A. M. Zur "13. Südhessischen Radtourenfahrt für jedermann" am Sonntag, 11. Oktober, erwartet der Radsportclub "Mars-Rotweiss 1902" Frankfurt mehr als 1000 Teilnehmer. Ideal ist die Strecke rund ums Hessische Ried.

Gestartet wird längst nicht mehr in der Mainmetropole ("wegen der Verkehrsverhältnisse", so RSC-Sprecher Olaf Heilscher), sondern Start und Ziel befinden sich im Gewerbegebiet von Dreieich-Sprendlingen auf dem Gelände von "Wertkauf" (von Neu-Isenburg kommend am Ortsanfang links über die B 3 oder über die Autobahn A 661 Offenbach- Egelsbach, Abfahrt "Dreieich-Sprendlingen"). Die Anfahrt ist gut ausgeschildert.

Zur Auswahl stehen drei Touren mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden: 114, 79 und 43 Kilometer. Angeboten wird außerdem erstmals ein Volksradfahren, eine sogenannte Trekking-Tour (über 26 Kilometer). Schüler bis 16 Jahre zahlen hier vier Mark, Erwachsene fünf Mark und Ehepaare acht Mark. Die Startgebühr für die Tourenfahrten beträgt fünf Mark bei Anrechnung von Wertungspunkten des Bundes Deutscher Radfahrer. Trimmfahrer sind mit sieben Mark dabei, Schüler bis 13 Jahre mit 2,50 Mark.

Gestartet wird zwischen 7.30 und 9.30 Uhr (Volksradfahrer bis 11 Uhr), Kontrollschluß ist um 15 Uhr. dixi

Fetisch der Computerära Galluswarte-Galerie zeigt Arbeiten von Gyjho Frank

GALLUS. So abstrakt die Bilder von Gyjho Frank auch wirken, sie beschäftigen sich konsequent mit einem Gegenstand: dem Computer-Chip. Dieses kleine Metallblättchen ist das Menetekel des vergötterten Fortschritts, angebetet für seine Versprechung, unbegrenzte Welten zu erobern. Nachdem wir Mutter Erde bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet haben, geht der Eroberungsfeldzug hinein in die virtuellen Welten: Totale Manipulation unserer Wahrnehmung, unserer Phantasie, das Abheben aus der Realität.

Was vielen Menschen Angst macht, fasziniert den Maler Gyjho Frank. Die Galerie an der Galluswarte stellt derzeit seine neusten Arbeiten aus. In ihnen sucht er die Schnittstellen modernster Naturwissenschaften und überlieferter Mythen. Haben die aktuellen Erkenntnisprozesse der Forscher nicht schon in alten Kulturen ihre Vorläufer?

Höhlenmalereien und die Piktogramme modernsten Zeitalters vereint der Maler in seinen Collagen. Fetischartige Zeichnungen von ägyptischen Göttern wie Thot oder Seth, oder aus der griechischen Mythologie wie die Göttin Hera, kombiniert er mit zeitgenössischer Bildersprache. Schaltkreise und Leiterbahnen aus der Computersprache überschneiden sich mit antiken Hieroglyphen. Frank wagt einen spannenden Trip durch die Kunstgeschichte. Elemente in seinen Bildern erinnern an die mystischen Zeichnungen von Klee und Penck.

Alle Bilder betitelt der Maler in englischer Sprache: "E-Chip-T", "Inka Chip", "Archaic Megabit". Es ist die komprimierte Sprache einer technisierten Welt. Die Werke erscheinen dem Betrachter wie Satellitenfotos oder verzerrte Videobilder. Gyjho Frank taucht seine Visionen tief in Farbe ein: schreiendes Gelb, dunkles Rot, sattes Grün. Er verwischt die Farben, klebt Plastik und metallische Folien auf die Leinwand.

In den vergangenen Jahren hat Gyjho Frank unter anderem Ausstellungen in Stuttgart, München, Düsseldorf, Zürich, New York und Tokio gehabt. In den siebziger Jahren gründete er mit Freunden in Biberach die Künstlergruppe "Proxima Multimedia". Ihre erste Gemeinschaftsausstellung präsentieren die Künstler 1973 in Oss (Holland). 1976 wurde Frank an der Freien Kunstschule Stuttgart aufgenommen. Das Studium brach er nach zwei Semstern ab. Danach folgten zahlreiche Reisen, die den Künstler nach Indien, Jamaika und Südeuropa führten.

Franks Bilder beschreiben die Atomisierung der Welt: alles kann in kleinste Teilchen zerlegt und zusammenhangslos voneinander betrachtet werden. Der Künstler versteht sich jedoch nicht als Prophet der Wendezeit. Er scheint die Technik als Grundlage neuer Experimente zu begreifen. Dennoch läßt er die Frage zu, ob die technische Reproduktion unserer Wirklichkeit nicht doch nur ein beklagenswerter Fortschritt der Menschheit ist.

Die High-Tech-Bilder von Gyjho Frank können in der Galerie an der Galluswarte (Mainzer Landstraße 269) bis Samstag, 24. September, erforscht werden. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. CHRISTINE PETERS

Musikalische Entdeckung

BAD HOMBURG. Beim Nachmittagskonzert in der Christuskirche (Stettiner Straße) spielen am Samstag, 17. Oktober, 17 Uhr, Monika Bruggaier (Violine) und Frauke Rottler (Violoncello) Musik von Haydn, Ravel, Martinu und Kodaly.

Das nächste Konzert in der Schloßkirche wird am Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr, mit einem Beitrag zur Entdeckung Amerikas stattfinden. Huascar Barrada (Flöte), der in Südamerika zu den führenden Nachwuchsflötisten gehört und Jörg Remy (Gitarre), dem es sogar gelang, das spanische Publikum zu begeistern, werden virtuose US- und lateinamerikanische Musik vorstellen.

Karten für das Konzert gibt es im Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 12 13 10). An der Abendkasse werden Restkarten ab 19.15 Uhr verkauft. s

Namen + Notizen

HAIKO NATSCHKE ist tot. Zahlreiche Eckenheimer Vereinsvertreter, Mitglieder der Parteien, des Ortsbeirates sowie Eckenheimer Geschäftsleute erwiesen dem Bäckermeister, der 52jährig tödlich verunglückte, die letzte Ehre. Der Verstorbene war vor allem in Vereinskreisen sehr beliebt und fühlte sich den Eckenheimer "Krätschern" ebenso verbunden wie dem Athletik-Sport-Club "Viktoria" und anderen. Abschied von ihm nahmen auf dem Hauptfriedhof unter anderem Hans Beetz, Peter Martus, Martin Zahn sowie die Karnevalisten Fritz Mosch, Hannelore und Karl Fraund von den "Krätschern". dixi

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. SKG Walldorf und Volkschor 1906: Jubiläumskonzert, So., 17 Uhr, Stadthalle.

Walldorfer Kirchenkonzert: Musik für zwei Cembali, So., 17 Uhr, Alte Waldenserkirche. Rüsselsheim. Seniorenkonzert des Großen Opel-Werksorchesters, Sa., 15 Uhr, Stadttheater.

Folklore: Zum Balkanfeuer, Sa., 19 Uhr, Aula der Immanuel-Kant-Schule.

Folklore aus Sizilien: Agricantus, Sa., 20 Uhr, Museumskeller.

Beef-Dance, Sa., 22 Uhr, das Rind, Mainstraße.

Oper in italienischer Sprache: Aida, So., 20 Uhr, Stadttheater.

Groß-Gerau. Afro-Brasilianische Nacht mit Caipora, Sa., 20 Uhr; Folkrock-Matinee: Roland Berens, So., 11 Uhr, Kulturcafé. Kelsterbach. Eintracht-Fan-Club: Country-Konzert, Sa., 19 Uhr, Mehrzweckhalle Süd.

Büttelborn. Tage russischer Folklore und Kunst, Sa. ab 19 Uhr im Volkshaus. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Erbarmungslos (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Erbarmungslos + Der Aufprall (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Der Aufprall (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Jagd auf einen Unsichtbaren (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.45 Uhr; So., 11, 13.30 Uhr). - Rex II: Tom und Jerry - Der Film (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Housesitter (Sa., So., 18, 20.30 Uhr); Preview: Die Stunde der Patrioten (Sa., 22.45 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Boomerang (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Pretty Woman (OF, Sa., So., 17.15 Uhr); Lawrence von Arabien (Sa., So., 19.30 Uhr); Schneewittchen und die 7 Zwerge (So., 15 Uhr) .

Parteien / Parlamente

Rüsselsheim. Kreismitgliederversammlung der Grünen: Programmdiskussion zur Kommunalwahl, Stadthalle, Sa., 14 Uhr.

Riedstadt. Mitgliederversammlung der WIR, Sa., 19 Uhr, Volkshaus Crumstadt.

Vereine / Organisationen

Mörfelden-Walldorf. Erbetagung der Waldenservereinigung, Sa., ab 9.30 Uhr, im ev. Gemeindezentrum.

Naturfreunde: Treffen der Senioren, Sa., 17 Uhr; Singen mit Jakob Weil, Sa., 19 Uhr, Waldheim.

Tennisklub Mörfelden: Jazz-Frühschoppen, So., 11 Uhr, Gelände des Tennisklubs.

Kelsterbach. Jahresabschlußübung der Freiwilligen Feuerwehr, Sa., 10 Uhr, am Schloß.

DRLG: Weinfest, Sa., 20 Uhr, Vereinsheim Arche.

Stammtisch des Kelsterkult, So., 19.30 Uhr, in der Dickworz.

Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Kerb in Mörfelden: Sa. 13.30 Uhr Umzug durch den Stadtteil, 15 Uhr Aufstellen der Kerbebaumes vor dem Bürgerhaus, 20 Uhr Kerbetanz im Bürgerhaus. So. 14 Uhr Schubkarrenrennen. KJG-Mörfelden: Flohmarkt, Sa., 8 bis 13 Uhr, vor dem Mörfelder Rathaus.

Ausstellungen

Nauheim. Mitglieder von Form und Farbe präsentieren Arbeiten, Sa., 14 bis 18 Uhr, So., 10 bis 18 Uhr, Saalbau Ruhland, Bahnhofstraße 34.

Große Vogelausstellung, Sa. und So., 9 bis 18 Uhr, Baumschule Bärsch.

Beratungen / Offene Treffs

Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

Ärzte

Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.

Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Eckhard Minner, Mörfelden, Rosengartenstr. 5 a, Tel. 0 61 05 / 2 16 19; priv. 069 / 62 33 58.

Südlicher Bereich: Dr. Jacobi, Rüsselsheim, Grabenstr. 9, Tel. 0 61 42 / 6 45 11; priv. 0 61 31 / 47 55 45.

Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa.: Dr. Eiber-Fäth, Gernsheim, Taunusstr. 1, Tel. 0 62 58 / 28 28; So.: Dirk Rosenthal, Gernsheim, Taunusstr. 1, Tel. 0 62 58 / 28 28. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Steinweg-Apotheke, Mörfelden, Berliner Str. 5, Tel. 0 61 05 / 14 88.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Kalbach näher betrachten VHS-Kurs will Vergangenheit und Zukunft vereinen

KALBACH. Immer mehr Bürger zieht es in die nördlichen Stadtteile Frankfurts. Sie wollen aus der hektischen Großstadt hinaus, suchen bezahlbaren Wohnraum. Auch in Kalbach darf gebaut werden. Auf dem Baugebiet Kalbach Süd im Frankfurter Norden sollen in den nächsten Jahren zusätzliche 330 Wohn- und Reihenhäuser entstehen. Man rechnet mit knapp 2000 Neubürgern.

Damit wird auch Kalbach zu einem "Einwanderungsort", beobachtet der Ethnologe und "Einwanderer" Dr. Hanjo Diekmann. Und gerade die Neubürger seien es, die ein besonderes Interesse an der Kalbacher Geschichte zeigen. Deshalb bietet die Volkshochschule (VHS) in ihrem aktuellen Herbstprogramm den Kurs "Kalbach näher betrachtet" an.

Geschichtshungrige Bürger treffen sich donnerstags (außer in den Ferien) um 20 Uhr im Alten Rathaus. Bisher wollen elf Kalbacher ihre Orts- und Geschichtskenntnisse auffrischen. "Weitere Kursteilnehmer sind nach den Herbstferien willkommen", sagte der Kursleiter Diekmann jetzt. Die Gruppe hat sich vor den Ferien erst zweimal zusammengesetzt.

Es ist laut Kursleiter Diekmann kein Problem, beispielsweise am Dienstag, 20. Oktober, in den Kurs einzusteigen. "Dann beginnt nämlich erst die eigentliche Arbeitsphase", erklärte Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilbüros. Die Kursgebühr beträgt 40 Mark.

Hanjo Diekmann hat eine Utopie: "Vielleicht können wir mit unserer Arbeit Altes und Neues zusammenbringen." Daran dachten auch die Vertreter von Kirchen, Kindergarten, Ortsbeirat, Bürgerverein und Volkshochschule, als sie vor ein paar Monaten das Konzept der Arbeitsgruppe besprachen. Ein gemeinsamer Wunsch war rasch formuliert: Die Geschichte Kalbachs seit der Jahrhundertwende soll aufgearbeitet werden. Das hört sich kompliziert an, "ist aber ziemlich einfach", erläuterte der Ethnologe.

Im Kurs soll nach dem Prinzip der "Oral History" gearbeitet werden. Das heißt nichts anderes, als daß ältere Zeitgenossen über Vergangenes befragt und die "mündlichen Geschichten" notiert, geordnet und archiviert werden. Im Rahmen des VHS-Kurses sollen auch Fotos gemacht und Exkursionen unternommen werden. Ein Besuch des Stadtarchivs ist ebenfalls geplant.

Die Kursteilnehmer werden sich hauptsächlich mit der Industrialisierung und Verstädterung Kalbachs beschäftigen. Aber auch die Veränderung des Stadtteils durch das Zusammenleben mit ausländischen Bürgern wird in der "Stadtteilforschung" eine zentrale Rolle spielen. 548 (12,6 Prozent) von insgesamt 4356 Kalbachern sind ausländischer Herkunft. Vor Ort gibt es beispielsweise eine große italienische Gemeinde, "mit der wir uns auch näher beschäftigen werden", stellt sich Diekmann vor.

Damit die Arbeit nicht vergebens ist, soll bis Herbst 1993 eine Broschüre mit allen gesammelten Erzählungen und Arbeitsergebnissen angefertigt werden. Die zweite Utopie des Ethnologen: "Vielleicht kann diese Broschüre sogar den Weg ins Jahr 2000 weisen." tin

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Tanztee, So., 15.30 Uhr, Hotel Kempinski, Gravenbruch.

Langen. Konzert: Mandolinen-Orchester, So., 17 Uhr, Bahnstraße 46. Kinos / Filme Neu-Isenburg. Kinderkino, Hugenottenhalle: Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (Sa., 16 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Schneewittchen und die 7 Zwerge (Sa., So., 16 Uhr); Fatale Begierde (Sa., So., 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (Sa., So., 20.30 Uhr); Erbarmungslos + Fatale Begierde (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr); Preview: Die Stunde der Patrioten (Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Boomerang (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 23 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Dia-Tonschau: Dem Himmel und den Göttern nahe, Sa., 14.30 Uhr, Haus Falltorweg, Buchschlag. Parteien / Parlamente Dreieich. CDU-Offenthal streicht die Ruhebänke in der Gemarkung, Treffen Sa., 10 Uhr, an der Mehrzweckhalle. Vereine / Organisationen Dreieich. Brieftaubenzüchter, Fest, Sa., 19.30 Uhr, Bürgerhaus Buchschlag.

Egelsbach. Sängervereinigung 1861: Oktoberfest, Sa., 20 Uhr, im Bürgerhaus. Verschiedenes Langen. Briefmarkenauktion, Sa., 9 bis 16 Uhr, Stadthalle. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Ringstr. 114 Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92.

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale, 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Westkreis. Sa. und So.: Ernst Henning, Neu-Isenburg, Schützenstr. 8, Tel. 0 61 02 / 85 67; priv. 0 61 02 / 2 19 32. Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Behring-Apotheke, Friedhofstraße 76, Telefon 3 53 99; So.: Goethe-Apotheke, Bahnhofstraße 173, Telefon 2 12 45.

Dreieich. Sa.: Fichte-Apotheke, Frankfurter Str. 37, Tel. 3 30 85; So.: Adler-Apotheke, Langener Str. 18, Tel. 8 56 03; Stern-Apotheke, Damaschkestr. 4-6, Tel. 3 19 80.

Langen / Egelsbach. Sa.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 0 61 03 / 2 11 78; So.: Einhorn-Apotheke, Langen, Bahnstr. 69, Tel. 0 61 03 / 2 26 37.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, 01 30 / 82 10 10. Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern, Pflegedienste Dreieich, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.

Neu-Isenburg. Gemeindeschwester, Anrufbeantworter: 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Frauenhaus-Initiativen

Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

Tierärztlicher Notdienst

Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt.

Kanalverstopfungen

Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So. Tel. 40 39.

Sondermüll

Neu-Isenburg. Sperrmüll-Abfuhr (nicht brennbar) im Stadtgebiet, Montag bis Freitag, am Abfuhrtag ab 7 Uhr.

Seminar für Personal- und Steuerberater

HOFHEIM. Zu einem Seminar für Mitarbeiter aus Personalbüros in wirtschafts- und steuerberatenden Berufen lädt Toni Reichmann, Zweigstellenleiter der Barmer Ersatzkasse in Hofheim. Am Donnerstag, 29. Oktober, und Donnerstag, 5. November, soll sich jeweils von 9.30 bis zwölf Uhr alles um Fragen der Sozialversicherung, um Leistungen, Beiträge oder Mitgliedschaft drehen. Tagungsort ist das kleine Casino der Stadthalle. pms

Sindlingen-Nord Ortsbeirat 6 fordert einen Bebauungsplan

SINDLINGEN. Einen Bebauungsplan für das Wohnbaugebiet Sindlingen-Nord fordern CDU, SPD und Grüne im Ortsbeirat 6 in einem gemeinsamen Antrag. Das im Flächennutzungsplan als Baugebiet ausgewiesene Areal erstreckt sich von der Hermann-Küster-Straße im Norden bis zur S-1-Linie im Süden. Im Westen stößt das Gelände an den Welschgraben.

In der Zone liegt auch die Fläche, die der Magistrat der Frankfurt International School (FIS) für einen Neubau angeboten hat. Zieht die FIS nach Sindlingen um, gibt's für den Stadtteil zusätzlichen Verkehr, der nach Meinung des Ortsbeirats nicht über die bereits vorhandenen und überlasteten Straßen rollen kann. Für die Schule fordert das Gremium deshalb eine "verträgliche, auf die Wohnbebauung abgestimmte Erschließung".

Für das Neubaugebiet sollen im Bebauungsplan außerdem ein Ärztehaus, Freizeitflächen für alle Altersgruppen und Grünflächen freigehalten werden. Die drei Fraktionen fordern auch, den an das Gebiet grenzenden Welschgraben zu renaturieren. Dierk Hausmann vom Stadtplanungsamt sagte auf FR-Anfrage, für das Baugebiet Sindlingen-Nord solle ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. tos

2000 Jahre durchgemacht VHS-Kurs führte von Römerzeit bis May-Siedlung

FRANKFURT-NORDWEST. "Es ist eigentlich völlig unmöglich", warnte der Frankfurter Autor Jürgen Engelhardt das Publikum. Doch schließlich gelang ihm ein kleines Kunststück: Er faßte 2000 Jahre Geschichte in kaum mehr als einer Stunde zusammen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur-Buffet" der Volkshochschule, der Stadtteilbücherei und der Katholischen Familienbildungsstätte machte Engelhardt einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Frankfurter Stadtbaukunst. Unter dem Titel "Nidda, Nida, Nordweststadt und das ,Neue Frankfurt'" eilte er mit den Zuhörern durch die Entwicklungsgeschichte der näheren Umgebung.

Am Anfang waren die Römer. Sie besiedelten die Niddalandschaft, machten sie urbar und errichteten die Siedlung Nida. "260 nach Christus verließen sie plötzlich die Gegend", berichtete Engelhardt und bezeichnete es als "ungeklärtes Rätsel der Archäologie", warum nachrückende Völker Nida nie wieder besiedelten. "Vielleicht war die Siedlung für die damalige Zeit zu modern", meinte der Referent und schlug den Bogen zur Neuzeit mit ihren modernen Wohnsiedlungen.

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Römerstadt und der Nordweststadt spielte Ernst May. Eine Figur, "die bis heute noch umstritten ist". Unter seiner Leitung entstand zwischen 1927 und 1929 die Römerstadt. Um den reibungslosen Ablauf zu sichern, vereinigte er alle wichtigen Ämter unter seiner Führung. Für die einen "die beste Methode, um in Zeiten der Wohnungsnot effektiv zu arbeiten", sagte Engelhardt. Die Kritiker aber warfen dem damaligen Stadtrat vor, "die Demokratie ausgeschaltet zu haben".

Zwei Prinzipien verfolgte May konsequent: Jede Wohnung sollte mindestens ein Zimmer im Süden oder Westen haben, damit "Sonne, Luft und Licht" in den Wohnbereich kommen. Und jedem Wohnungsinhaber sollte ein Stück Land gehören, "um ein Leben im Freien zu ermöglichen", erzählte Engelhardt.

Die Planungen von Ernst May waren seiner Zeit weit voraus: In jeder Wohneinheit gab es einen festinstallierten Radioanschluß. Die Wohnungen wurden vollständig möbliert. May hatte die Römerstadt für untere Einkommensschichten konzipiert: für Familien, die wegen der Altstadtentkernung ihre Wohnungen aufgeben mußten, über wenig Einkommen und Besitz verfügten.

"Die Wohnungen waren eine Sensation", erinnerte Engelhardt. Zum ersten Mal hatten "Kinder eigene Zimmer". Einziger Nachteil: die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen kosteten die damals horrende Summe von 70 Mark. Doppelt so viel wie die meist heruntergekommenen Wohnungen in der Altstadt. Und so zogen, entgegen der eigentlichen Planung, viele Beamtenfamilien in die Römerstadt. Neu war damals auch die relativ kleine Küche: ein minimierter Arbeitsraum, in dem die "Hausarbeit optimal und zeitsparend erledigt werden sollte".

Frankfurter Küche - das war das Stichwort für das zweite Referat des Abends. Beatrice Kustor beschäftigt sich im Rahmen der Arbeitsgruppe "Frauen und Wohnen" mit diesem Thema und bezeichnete die Zehn-Quadratmeter-Küche als "isolierten Bereich" in der Wohnung. Im Gegensatz zur Wohnküche, in der "gearbeitet, gegessen, gelebt wird". Die Frankfurter Küche war Vorbild für die reine Funktionsküche.

In den hessischen Landesrichtlinien des sozialen Wohnungsbaues für 1993 wendet man sich nun von der Arbeitsküche ab: Es soll künftig erlaubt sein, Wohnküchen zu bauen. "Das entspricht den veränderten Lebensformen", sagte die Referentin.

Der Trend geht weg von "der Hierarchie der Wohnräume" (Wohnzimmer, Elternschlafzimmer, Kinderzimmer, Küche) hin zum "multifunktionalen Wohnraum". Das bedeutet: alle Zimmer sind etwa gleich groß, "um sie flexibel nutzen zu können". Der Balkon grenzt nicht mehr an das Wohnzimmer, sondern an die Küche. Kustor: "Die Lebensweisen sind vielfältiger geworden."

Dort leben außer zahlreichen Familien nur 36,5 Prozent der Bürger in Ein-Personen-Haushalten. In der gesamten Stadt gibt es, so Frau Kustor, etwa 50 Prozent von Ein-Personen-Haushalten. 20,7 Prozent der Bewohner sind Alleinerziehende, 90 Prozent davon Frauen.

Überdurchschnittlich viele Frauen seien erwerbstätig. Beatrice Kustor wollte Alternativen im sozialen Wohnungsbau aufführen. Ob diese Ideen ab 1993 auch in bester May-Tradition umgesetzt werden, wird sich zeigen. tin

Big-Band-Sound mit Bill Ramsey

FLÖRSHEIM. Jazz im Big-Band-Sound erklingt am Mittwoch, 14. Oktober, in der Flörsheimer Stadthalle. Dort tritt um 20 Uhr die "Big Band '82" auf. Stargast des Abends ist Bill Ramsey.

18 Musiker aus der Mainzer Region fanden sich 1982 zusammen, um Jazz im Stil einer Big Band zu spielen. In der klassischen Besetzung tritt das Orchester seitdem auf, intoniert unter anderem Evergreens von Glenn Miller. Mit von der Partie ist Bill Ramsey. Er wird den Abend moderieren und außerdem einige Stücke anstimmen. Karten für das Konzert gibt es im Kulturlädchen, Telefon 0 61 45 / 5 03 74. kkü

Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Rödermark. The Young Generation of Swing, feat. Peanuts Hucko und Dan Barrett, Sa., 20.30 Uhr, Jazzkeller, Friedrich- Ebert-Straße.

Konzertnachmittag mit Matthias Kellig und Michael Harran, So., 17 Uhr, Rothaha-Saal. Kabarett mit Dirk Bielefeldt: Herr Holm - Keiner für alle, So., 20 Uhr, Halle Urberach.

Münster. Spanischer Zigeuner-Rock mit Pecado, Sa., 20 Uhr, Gersprenzhalle. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr); Der Rasenmähermann (Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Curly Sue - Ein Lockenkopf sorgt für Wirbel (Sa., So., 14, 16 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 20 Uhr); JFK - Tatort Dallas (Sa., 22.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Steinzeit Junior (Sa., So., 14.30, 17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Steinzeit Junior (Sa., So., 17, 20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Mainhausen. SPD: Kommunalpolitischer Frühschoppen, So., 10 Uhr, Bürgerhaus Mainflingen. Vereine / Organisationen Babenhausen. Wanderklub Berg Auf: Brauchtumsabend, Sa., ab 19.30 Uhr, in der Stadthalle. Verschiedenes Dietzenbach. Café im Seniorenzentrum Steinberg, So., 15 bis 17 Uhr.

Seligenstadt. Förderkreis Historisches Seligenstadt: Inbetriebnahme der Mühlräder, Sa., 11 Uhr, im Klosterhof.

Waldexkursion am Kortenbacher Wald, Treffen Sa., 14 Uhr, am Festplatz in Froschhausen.

Rodgau. Aktionstag zum Abschluß der Umweltwoche, Sa., ab 10 Uhr, Recycling- Hof Jügesheim, Philipp-Reis-Straße.

Flohmarkt in der SKV-Sporthalle Hainhausen, So., 14 bis 16 Uhr, am Sportfeld. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Michel, Babenhausen, Wilhelm-Leuschner-Str. 5, Tel. 0 60 73 / 33 21.

Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Daouk, Obertshausen, Beethovenstr. 13, Tel. 0 61 04 / 4 51 08; priv. 0 61 04 / 4 38 73. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23; So.: Starkenburg-Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28.

Rodgau. Sa.: Stern-Apotheke, Jügesheim, Vordergasse 38, Tel. 92 61; So.: St. Peter-Apotheke, Weiskirchen, Waldstr. 8, Tel. 51 52.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Greifen-Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen- Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00; So.: Palatium-Apotheke, Seligenstadt, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68.

Babenhausen. Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Babenhausen, Bahnhofstr. 34, Tel. 0 60 73 / 52 94.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).

Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Inge Farris, Tel. 36 16; priv. 2 95 17. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Nach der Silbermedaille bei den Paralympics will sich Heidi Kopp jetzt mehr ihren Hobbys widmen Runden im Hallenbad nur noch "just for fun" Beim Behinderten-Schwimmen Weltspitze Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Ja, gibt Heidi Kopp unumwunden zu, ehrgeizig ist sie schon. Hartes Training und das ständige Bemühen, "immer ein bißchen besser zu sein als die anderen", bestimmten jahrelang ihren Alltag - zumindest "solange ich den Erfolg vor Augen hatte". Und der war ihr reichlich beschieden: Gold, Silber und Bronze hat sie sich im internationalen Wettstreit "erschwommen", zuletzt Mitte September bei den Paralympics in Barcelona.

Paralympics? "Das sind die Olympischen Spiele für Behinderte." Heidi Kopp hatte Kinderlähmung, eine Bewegungsschwäche im linken Bein ist der 31 Jahre alten Wiesbadenerin seither geblieben. Eine Behinderung, mit der sie zu leben lernte.

"Ich bin halt nur ein bißchen langsamer als die anderen." Diese Einschränkung bezieht sich aber nur aufs Gehen. FR-Porträt

Von allen Sportarten, mit denen sie versuchte, ihr instabiles Bein zu kräftigen, machte ihr das Schwimmen am meisten Spaß. Seit 20 Jahren ist sie Dauergast in Wiesbadens Hallenbädern, Leistungssport betreibt sie seit 1986, "und von da an ging es peu à peu aufwärts". Bei den Paralympics vor vier Jahren in Seoul holte sie sich drei Gold- und eine Bronzemedaille, auf internationalen Schwimmwettbewerben (etwa im Frühjahr in Argentinien) war sie stets "Weltspitze".

Und nun, vor wenigen Wochen, gehörte sie noch einmal bei der Olympiade zu den deutschen Top-Schwimmerinnen: eine Silbermedaille für 100 Meter Brustschwimmen in exakt einer Minute, 49 Sekunden und 85 Hundertstel und Bronze für "200 Meter Lagen" in drei Minuten, 25 Sekunden und 42 Hundertstel. Vor einem "tobenden Publikum" sei sie geschwommen, ganz anders als seinerzeit im "gesetzteren" Seoul. Die temperamentvollen Spanier hätten sie zu Höchstleistungen angefeuert, "das hat mich beflügelt".

4000 Behindertensportler nahmen an den diesjährigen Paralympics teil, 237 kamen aus Deutschland. "Meine letzte Olympiade", sagt Heidi Kopp, gegen die jungen Nachwuchsschwimmerinnen werde sie in vier Jahren nicht mehr ankommen. Der Abschied von der sportlichen Weltbühne fällt ihr nicht sonderlich schwer: Endlich könne sie "ohne Stoppuhr" schwimmen, Hallenbadbesuche "just for fun".

Wenn Heidi Kopp, Angestellte des städtischen Reinigungsamts, Mittagspause hat, trifft man sie häufig im nahe gelegenen ESWE-Bad an. Sie dreht unablässig ihre Runden, keiner der Hallenbadbesucher ahnt ihre Beinlähmung. Locker zieht sie an den übrigen Schwimmern vorbei. Was stört die Leistungssportlerin inmitten planschender Badegäste am meisten? Die Antwort kommt prompt: "Wenn sich die Leute nicht an die Fahrtrichtung halten." In den öffentlichen Badeanstalten gelte nämlich das ungeschriebene Gesetz, "im Kreis linksrum zu schwimmen". Andernfalls komme es zu unliebsamen Kollisionen.

In der Zukunft will sich Heidi Kopp ihrer beruflichen Karriere widmen. Sie bereitet sich auf die "zweite Angestelltenprüfung" vor, um sich dann innerhalb der Stadtverwaltung für einen anderen interessanten Job zu qualifizieren. Ansonsten freut sie sich auf mehr Zeit für ihre Hobbys: Lesen und Strikken. Aber ganz so häuslich ist sie auch wieder nicht: "Ich reise gerne", sagt Heidi Kopp.

"Die Glöckner von Rotterdam" kommen

FLÖRSHEIM. Mit ihrem Klamauk-Programm "Die Glöckner von Rotterdam" gastieren Roberto Capitoni und Martin Rüdel am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr im Flörsheimer Keller.

Einen Querschnitt ihres komödiantischen Könnens wollen die beiden Darsteller dem Publikum darbieten. Angesagt sind Nonsens und perfekte Pannen, Slapstick und Mimenspiel. Karten für den Abend gibt es im Kulturlädchen, Bahnhofstraße 6. kkü

Szenen einer Gemeinde Stiller Pfarrer, stumme Orgel und eine volle Kirche

NORDEND. Mit einem großen Gemeinde- und Kinderfest, einem "etwas anderen" Erntedank-Gottesdienst und einem Kinderkleider- und Spielsachen-Flohmarkt zog die evangelische Gethsemane-Gemeinde im Nordend am Erntedank-Sonntag unzählige Mitglieder an. Familien mit Kind und Kegel, Omas und Opas, Freunde und Verwandte - der Andrang ließ den ganzen Tag nicht nach. Überall versuchten die Besucher, noch einen Sitzplatz zu ergattern.

Höhepunkt am Nachmittag: die Aufführung des Theaterstücks "Das große Fest". Helene Kugel hatte das Laienspiel extra für das Gethsemane-Fest geschrieben, und die Theatergruppe studierte es mit viel Geduld und Eifer ein. Das Stück handelt von einer wahren Begebenheit aus dem "Gethsemane-Leben", die sich - mit einem Märchen verquickt - zu einer phantastischen Geschichte entwickelt. Auf der Bühne stellten jung und alt ihr Talent und ihren Enthusiasmus unter Beweis, und sogar Pfarrer Martin Zentgraf ließ sich einen Auftritt nicht nehmen. Obwohl so mancher Schauspieler Probleme hatte, mit seiner Stimme gegen die Geräuschkulisse im Zuschauerraum anzukommen, war das Publikum begeistert und geizte nicht mit Szenenapplaus.

Nicht ganz so viel Zuspruch fanden diesmal die Kinderkleider und Spielsachen, die auf dem Hof zu Flohmarktpreisen verhökert werden sollten. Das Angebot war groß, die Organisation gut - dennoch blieben die Frauen auf den meisten Sachen sitzen. "Vielleicht lag das mangelnde Interesse am schlechten Wetter oder an den Herbstferien - wir wissen es wirklich nicht", rätselte Nicole Müller, die Organisatorin des Secondhand-Basares.

Unverhofft viele Besucher waren zum morgendlichen Gottesdienst gekommen. Zum ersten Mal konnten dort auch Kinder, die noch nicht konfirmiert sind, am Abendmahl teilnehmen. Zusammen mit den Kindern wurde gesungen und Gitarre gespielt, die übliche lange Predigt entfiel. "Wenn der Pfarrer mal nicht so viel redet und die Orgeln schweigen, dann füllt sich sogar die Kirche bis auf den letzten Platz", schmunzelte Dorival Ristoff, der brasilianische Austausch- Pfarrer der Gemeinde. aar

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Konzert: Südwestdeutsches Kammerorchester, Sa., 19 Uhr, Ev. Markuskirche, Obere Grenzstraße.

DJ-Woodstock: Kopfüber in die Nacht, Sa., 22 Uhr, Isenburger Schloß, Schloßstrasse 66. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: 1492 - Die Eroberung des Paradieses (Sa., So., 15, 20 Uhr); Preview: Stunde der Patrioten (Sa., 23 Uhr). - Palast: Jagd auf einen Unsichtbaren (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Boomerang (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).

Broadway: Bernard und Bianca im Känguruhland (Sa., So., 15.30 Uhr); Die Tigerin (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr); The Commitments (Sa., 22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (Sa., So., 15.45, 17.30 Uhr); Fatale Begierde (Sa., So., 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (Sa., So., 15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa., So., 17.15, 19.45 Uhr); Twin Peaks (Sa., So., 22 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Historischer Spaziergang: Wohnhäuser für die Mittelschicht, Treffen Sa., 14 Uhr, Ecke Isenburgring/Marienstraße.Vereine / Organisationen Offenbach. Schützenvereinigung 1914: Schützenball, Sa., 19.30 Uhr, Stadthalle.

Mühlheim. Verein Frau-Mutter-Kind: 15-Jahrfeier, So., ab 14 Uhr, Lessingstraße 25. Verschiedenes Offenbach. CD + Plattenbörse, Sonntag ab 11 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63.

Tanzparty zum Welttanztag 1992, So., 16 bis 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.

Obertshausen. Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielzeug, Sa., 15 bis 17 Uhr, vor der St. Pius-Kirche Hausen, Gumbertseestraße. Ausstellungen Offenbach. Führung durch die Sammlung Schattenspiele, So., 15 Uhr, Ledermuseum, Frankfurter Straße 86.

Mühlheim. Eröffnung: Die Farben, mein Alphabet, meine Noten - Werke von Reinhold Schuster, Sa., 17 Uhr, Stadtmuseum.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Frankfurter Straße 48: Treff der Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.

Mühlheim. Frau-Mutter-Kind: Alleinerziehenden-Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Lessingstr. 25.

Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock (an der Post): Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Dr. Jovanovic, Offenbach, Bleichstr. 5, Tel. 88 03 34, priv. 0 61 04 / 6 29 69. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Eckes, Offenbach, Frankfurter Str. 78, Tel. 81 31 13.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02 und Dr. Gillani, Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 4 11 91. Apotheken Offenbach. Sa.: Bieber-Apotheke, Bieber-West, von-Brentano-Str. 14, Tel. 89 41 49 und Apotheke im Bismarckhof, Waldstr. 43, Tel. 8 00 20 79; So.: Hirsch-Apotheke, Waldstr. 32, Tel. 81 37 96 und Westend-Apotheke, Ludwigstr. 112, Tel. 81 14 92.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Bahnhof-Apotheke, Obertshausen, Bahnhofstr. 21, Tel. 4 15 03.

Mühlheim. Sa. u. So.: Markus-Apotheke, Schillerstr. 2, Tel. 7 18 26. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro-Völker, Offenbach-Bieber, Weinbergstr. 14, Tel. 069 / 89 64 95. (Ohne Gewähr)

Liebeserklärung an Nieder-Erlenbach Beachtliches Konzert der Sängervereinigung 1873/89 zum Tag der deutschen Einheit

NIEDER-ERLENBACH. "Gesang erschalle" stand in großen Lettern über dem Podium. Und darauf mußte das Publikum im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus nicht lange warten: Kurz nach 17 Uhr betraten die Herren der Sängervereinigung 1873/89 die Bühne. Doch kein schmetternder Marsch eröffnete das Konzert am "Tag der deutschen Einheit", sondern Franz Schuberts romantisches "Das Dörfchen" - vielleicht eine kleine Liebeserklärung an das eigene Dorf am Erlenbach.

Nur ein großes Konzert gibt der Männerchor im Jahr. "Mehr ist einfach nicht drin. Statt einmal pro Woche haben wir in den letzten acht Wochen sogar an zwei Tagen geprobt", schilderte Manfred Michel die "heiße Phase" vor dem großen Auftritt. Die Mühe hat sich gelohnt. Was die Nieder-Erlenbacher Sängervereinigung unter Dirigent Wolfgang Gatscher zeigte, verdiente Respekt.

Nach dem Motto "Packen wir's an" ging Gatschers Chor gleich in die vollen: Zum "Einsingen" drei Chorlieder von Franz Schubert. Daß da nicht jedes Tönchen stimmen konnte, war jedem klar. Romantische Chormusik zählt eben zum Schwierigsten der gesamten Literatur.

Eine Frage beschäftigte aber viele Zuhörer: Weshalb braucht ein rund 50 Sänger starker Männerchor die Unterstützung von Mikrophonen? Die stimmgewaltigen Nieder-Erlenbacher Kehlen würden sogar den Großen Saal in der Alten Oper mit Leichtigkeit füllen, vom kleinen Bürgerhaus ganz zu schweigen. Bei Forte-Stellen dröhnte es zwar gewaltig aus den Boxen, der Effekt bei leisen Passagen war aber dahin.

Beinahe hätte der eigene Nachwuchs der Sängervereinigung 1873/89 die Schau gestohlen: "Die Viertakter" nennen sich fünf junge Sänger aus den Reihen des Chors, die sich vor zwei Jahren zum A-capella-Gesang im Stil der Comedian Harmonists zusammengefunden hatten.

Außer ihrem Sprecher und Countertenor Günter Kaiser drücken die "Viertakter" alle noch die Schulbank. Ein Grund, weshalb sie vom professionellen Niveau vergleichbarer Vokalensembles zur Zeit noch weit entfernt sind. Dennoch haben sie schon beachtliche Erfolge in ihrer kurzen Karriere vorzuweisen: Viele Konzerte und jede Menge Auftritte im Hessischen Rundfunk.

Vor der Pause traten die "Viertakter" auf und eroberten die Herzen der Zuhörer im Sturm. Kein Wunder. "Mein kleiner grüner Kaktus"; "Glühwürmchen" und "Lollipop" witzig dargeboten sind Schlager, die den Publikumsgeschmack unfehlbar treffen. Ob sich die Sängervereinigung allerdings mit dem Auftritt der "Viertakter" den besten Dienst erwiesen hatte, durfte bezweifelt werden.

Beschwingt schlürfte mancher seinen Pausensekt und wünschte sich insgeheim, daß es mit den Evergreens aus den Zwanzigern und Dreißigern noch eine Weile so weiter ginge.

Doch dann war wieder der Männerchor an der Reihe. Nach Franz Schubert und Edvard Grieg wurde es volkstümlicher. "La Montanara", "Der Schweinauer Tanz" oder das unvermeidliche "Kalinka". Das Konzert im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus wurde zu einer kleinen musikalischen Weltreise: Venedig, Island, Rußland, Frankreich, Wien, Ungarn. Und zu einem gelungenen Konzert gehört auch ein ordentlicher "Rausschmeißer": Der kernige "Deutschmeister-Regimentsmarsch" war da genau das Richtige.

Ende November gibt die Sängervereinigung 1873/89 auch im Ausland ihre Visitenkarte ab. Die Reise geht ins französische Nancy. Dort werden die Nieder-Erlenbacher eine Messe mitgestalten. "Uns liegt die sakrale Musik sowieso besser", knurrte ein Sänger in der Pause vor sich hin. Doch sein etwas verächtlicher Blick auf das Programm hellte sich gleich wieder auf: "Aber schlecht singen wir das hier doch auch nicht, oder?" Die Antwort gab das Publikum - mit einem donnernden Schlußapplaus. bai

Wunderbarer Charakter Katharinenkirche: Christian Mause spielte Orgel

FRANKFURT A. M. Es soll Leute geben, die nur der Orgel wegen in die Kirche gehen. Sie lieben das unvergleichliche Gefühl, wenn das Instrument dröhnt und braust und die Kirchenfenster beben. Beim Orgelkonzert mit Christian Mause in der Katharinenkirche an der Hauptwache kamen Liebhaber lautstarker Orgelmusik dieser Tage voll auf ihre Kosten: Max Regers "Fantasie und Fuge über B-A-C-H" läßt in punkto Phonstärke keine Wünsche offen.

Christian Mause studiert seit vier Jahren Kirchenmusik an der Musikhochschule und steht kurz vor der A-Prüfung. Sein Orgellehrer ist Martin Lücker, musikalischer "Hausherr" der Katharinenkirche. Was der junge Organist beim Konzert bot, war beachtlich. Buxtehude, Bach, Messiaen und Reger - Mauses Interpretationen überzeugten. Herausragend waren die für den Hörer attraktivsten Stücke: Johann Sebastian Bachs Triosonate C-Dur und die Fantasie und Fuge Max Regers. Das einleitende Allegro in Bachs C-Dur-Sonate (BWV 529) nahm Christian Mause in betont getragenem Tempo. Durch die Staccato-Baßbegleitung bekam das Stück aber einen wunderbar leichten Charakter. Nie hatte der Zuhörer das Gefühl, daß das Tempo etwa zu langsam sein könnte. Auch die nächsten beiden Sätze gestaltete Christian Mause mit leichter Hand, ganz im Gegensatz zu Bachs Choralvorspiel "Kyrie, Gott Heiliger Geist" (BWV 671). Mächtige Klänge donnerten in der Kirche an der Hauptwache, und das getragene Tempo verlieh dem Stück einen beinahe pathetischen Anstrich.

Olivier Messiaens 1960 komponierte "Versette zum Kirchweihfest" beherrschen zwei Elemente: ein Thema aus einem gregorianischen Choral und das Motiv eines Vogels, der Singdrossel. Beide Elemente wechseln sich ständig ab, und es entstehen dabei attraktive Klanggebilde. Dennoch wirkte Messiaens Stück merkwürdig statisch und für den Hörer auf Anhieb kaum verständlich, obwohl die "Versette" sicherlich nicht zu den kompliziertesten Werken des vor wenigen Monaten verstorbenen französischen Komponisten zählt.

Höhepunkt des Orgelkonzerts in der Katharinenkirche war Max Regers "Fantasie und Fuge über B-A-C-H". Die Fantasie hatte fast dramatische Qualität: Die extrem scharf herausgearbeiteten Kontraste in Lautstärke und Register dienten dem Organisten aber nicht als brillante Effekte. Die Dramatik war Teil von Mauses Interpretation und wirkte plausibel und schlüssig. Und auch die komplizierte Fuge mit dem markanten B-A-C-H-Motiv wurde im Ohr des Zuhörers nie zu einem unentwirrbaren Dickicht von sich ständig wiederholenden, bohrenden Sekundschritten. Christian Mause braucht vor seiner nahen Abschlußprüfung wahrlich nicht bange zu sein. ECKART BAIER

82 Jahre und kein bißchen müde Akira Kurosawas neuer Film vor der Vollendung

TOKIO. Sein neuer Film "Madadayo" handele von der "warmherzigen Freundschaft zwischen einem Professor und seinen ehemaligen Studenten", verriet Akira Kurosawa Akira, der großte alte Mann des japanischen Kinos, jetzt auf dem Fünften Internationalen Film Festival in Tokio. Leider konnte er diesen seinen dreißigsten Film den versammelten Kritikern nicht vorführen, er muß noch geschnitten und vertont werden.

"Madadayo" erzählt die Geschichte des 1971 verstorbenen Literaten Hyaken Uchida, den Kurosawa nach eigenem Bekunden sehr verehrte. Das wichtigste an seinem Film sei "die wertvolle Wärme zwischen den Menschen, die es heute nicht mehr gibt", sagte der Regisseur. Während eines amerikanischen Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg brennt das Haus des Professors ab. Seine Schüler bauen ihm gemeinsam ein neues Haus und halten alljährlich eine große Geburtstagsparty zu seinen Ehren ab. Auf einem solchen Fest bricht der alte Professor zusammen. Seine Schüler befürchten, er werde sterben. "Madadayo", ruft er ihnen zu: "Noch ist es nicht so weit".

"Madadayo", das ist auch Akira Kurosawas persönliches Motto. "Die Schauspieler haben während der Dreharbeiten immer wieder festgestellt, daß die Hauptfigur des Films große Ähnlichkeit mit mir hat", erzählte Kurosawa nicht ohne Stolz. "Möglicherweise habe ich etwas an mir, das er auch hat." Er wünsche sich, "daß alle, die meinen Film sehen, das Kino mit einem breiten Lächeln auf den Lippen verlassen".

Sein letztes Werk "Rhapsodie im August" - es handelte von den Erinnerungen einer alten Frau an den Tag des Atombombenabwurfs - war umstritten und in den USA kurzfristig sogar von einem Boykott bedroht. Jetzt ist Kurosawa zu dem Schluß gekommen: "Man muß Filme machen, die das Publikum mag, sonst verliert man es." Mit der Finanzierung seiner Arbeiten habe er inzwischen keine Schwierigkeiten mehr, nachdem er in vergangenen Jahren im Ausland Geld für seine Filme sammeln mußte. "Rhapsodie im August" war nicht zuletzt dank der Unterstützung des Kurosawa-Bewunderers Steven Spielberg möglich geworden. Bei "Madadayo" nun, mit einem Budget von 17 Millionen Mark ausgestattet, wird unter anderem von dem japanischen Kaufhauskonzer Daiei finanziert.

Worin das Geheimnis eines guten und erfolgreichen Filmemachers bestehe, erläuterte Kurosawa in schlichten Worten: "Er muß ganz nah am Leben seiner Landsleute sein." Zur Überraschung der versammelten Filmkritiker wählte er als Beispiel die Western-Ikone John Wayne: "Er ist den Menschen in aller Welt ein vertrauter Freund, nicht als Schauspieler, sondern als Figur." Keiner der jungen Filmemacher sei allerdings bereit, von ihm zu lernen: "Ich hatte viele Lehrer, aber die jungen Regiseure heute kommen nicht zu meinen Dreharbeiten. Vielleicht haben sie Angst vor mir."

Wie der Professor in seinem neuen Film denkt auch Akira Kurosawa noch lange nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. "Mein Durst, Filme zu machen, ist noch nicht befriedigt" erklärte der 82jährige. "Ich würde gerne einen Film machen, der von Anfang bis Ende ein richtiger Film ist - bisher ist mir dies immer nur zum Teil gelungen." Außerdem fühle er sich einsam, wenn er nicht mit seinem Team zusammenarbeite.

Immer wieder fiel Kurosawa während der Pressekonferenz seiner Übersetzerin ins Wort. Der alte, weißhaarige Herr wirkte ungestüm wie ein kleiner Junge.

TINA STADELMAYER

Letzte Tage von Bonnpeji Von F. Karl Kühn

Weiße Wolkenschiffe ziehen gemächlich über die Rheinische Bucht. Ein Geruch nach Saumagen zieht durchs Land. Der Imperator rafft die Toga.

"Domine, die Erde bebt!"

Der Imperator zuckt wallende Achseln: "'s wird mein Magen sein. Vielleicht die Maultaschen zur Vesper, vielleicht gar ein keckes Ursulus Gummi Arabicum zuviel." "Herr, die Gummibärchen waren's nicht, beim Bacchus!"

"Dann wohl doch eine Unpäßlichkeit nach der letzten Christenverbrennung," sinniert der Wohlbeleibte. "Deren Parteigänger sollen sich vor mir in die Katakomben zurückgezogen haben, ist's so, Sklave."

"Domine, seht den Rauch aufsteigen!"

"Gemach, Sklave, man opfert meinem Genius. Was dort durchs Ozonloch aufsteigt, sind Gebete, und was die Erde beben macht, ist gottgewollte Furcht vor mir."

"Und der Ascheregen, Herr?"

" . . . schafft neue Fruchtbarkeit, mein furchtsamer barbarischer Freund. Alles ist gut, weil ich gut bin. Und wer nicht gut ist, den gibt es nicht, weil ich ihn in meiner Güte nicht vorsah, gut?"

"Bene, Herr, doch selbst Cäsar hatte einen Brutus."

"Papperlapapp, Sklavenseele! Augurengewäsch! Ich, Kaiser, Helmut, Gott, habe als erster das Reich bis über die Elbe hinaus ausgedehnt und die Barbaren dort befriedet."

"Verum est, Boss, aber wo bleibt Panem, wo Circenses? Man zündelt an Tempeln, die Prätorianergarde schaut zu!."

"Simplum est, wir haben lediglich zu wenig geopfert! Opfer haben's schließlich schon immer gebracht! Als nächstes opfern wir einige Rechte . . ."

" . . rechte Politiker?"

"Dummerchen! Natürlich Rechte der Bürger! Meine Auguren nennen das die Rückkehr zur Freien Marktwirtschaft. Damit wird Arbeit endlich wieder zum Privileg. Chic, was?"

"Dive, heißt das, daß endlich das Lavieren zwischen sogenannten Sklaven und sogenannten Slawen ein Ende haben wird?"

Der Ascheregen senkt sich über das Land, weich, warm, von endzeitlicher Gelassenheit und Würde . . .

"Reich' mir die Tränenvase, Sklave, nein, die Freudentränenvase, ja, diese: ein Tröpfchen für Geißler, eines für den CDU-Vogel, ein weiteres köstliches für Biedenkopf. Und nun die andere, die klassische Tränenvase: einen halben Tropfen für Hans-Dietrich-Brutus, (Pause) keinen für Möllemann, einen weiteren Drüsenverzicht auch für Weizsäcker und den Rest der Optimaten."

"Ihr leidet, Dive?"

"Nie ist bei meinem Wirken soviel hinten herausgekommen, Sklave, was, wie? War ich etwa als Enkel nicht schon gut? Dann als Sohn, hm? Jetzt als werdender Großvater etwa nicht?"

O Tempora o mores, Dive. Die CSU bereitet eine Asylantennovelle für scheidende Bundeskanzler vor, Boss. Im Auffanglager im Oberbayerischen wird nach BND Berichten ein Vorrat Pfälzischer Saumagen angelegt, Boss, es bebt!"

Der Ascheregen wird dichter und dichter. "Wo ist Töpfer?" grollt's aus dem Grollenden. "Bei Geißler."

"Wo ist mein Rühe?"

"Bei Sinnen!"

"Wo bin ich?"

Die Erde bemüht ein weiteres, tapferes Beben.

"Wo sind wir denn eigentlich, Sklave?"

"Am Ende."

"Wo ist denn das?"

"Hier. Sehr hier."

Er, er lächelt. Größe besitzen und Größe zeigen wird unvermittelt eines: "Manchmal denke ich an Erich H., der jetzt sitzt, während ich stehen muß. Dann wiederum denke ich an Konrad A., der liegen darf. Dann wiederum denke ich an mich, aber das Denken . . ."

"Die Geschichte, vergöttlichter Herr", so der Sklave in einfühlsamer Strenge, "ist voll viel Zärtlichkeit. Sie vergißt. Sie fragt nicht nach großen Männern, Domine, sie macht sie . . . und Sie!"

(Hier bricht die Chronik ab. Überliefert, aber ungesichert ist der Rest. Gesichert ist das Erdbeben. Und ein verstümmeltes Goethezitat. Der Imperator schien es vorausgesehen zu haben:)

"Mehr licht - nicht drin . . ."

Noch dauert diese Geschichte an.

Krisenstimmung auf dem Mainzer Lerchenberg Wie das ZDF im Konkurrenzkampf bestehen will

Noch gibt man sich auf dem Lerchenberg erfolgsgewohnt, jedenfalls nach außen hin: "Das ZDF war in diesem Jahr bis Ende August mit 28,1 Prozent zwischen 17.30 und 20 Uhr absoluter Marktführer", verkündet Intendant Dieter Stolte gegenüber der Werbewirtschaft. Doch intern herrscht Krisenstimmung: Nicht von ungefähr mußte das bislang stabile ZDF im September erstmals die Werbepreise senken, um rund zehn Prozent. Die Einschaltquoten bewegen sich aufgrund der kommerziellen Konkurrenz langsam, aber stetig nach unten. In den Kabel- und Satellitenhaushalten, wo in der Regel über 20 Programme empfangbar sind, liegt inzwischen RTL plus vorn, hat der Kölner Privatsender die Öffentlich-Rechtlichen, aufs gesamte tägliche Programm bezogen, überrundet.

Sind es bei RTL plus vor allem Reality- Serien wie "Notruf" und tägliche Sendungen wie "Explosiv", die Zuschauer von den Öffentlich-Rechtlichen abziehen, so reüssiert beispielsweise PRO 7 mit Spielfilmen und Serien, SAT 1 sucht den Erfolg mit "Glücksrad" und Fußball. In Mainz reagiert man auf die Programmoffensive der Privaten: Bereits zum Jahresanfang 1992 hatte das ZDF sein Programmschema geändert, was zu einer abwechselnden Folge von Informations- und Unterhaltungsangeboten geführt hat.

Für 1993 sind weitere Modifikationen geplant. Wichtigstes Ziel ist es, die Attraktivität des erfolgreichen Vorabendprogramms, mit dem die Werbeeinnahmen erzielt werden, zu erhalten, auch wenn dieser Punkt in den internen Papieren und Vorlagen eher verschämt unter ferner liefen genannt wird.

Die Zugpferde des ZDF sind die eigenproduzierten Serien, und mit diesem Pfund gilt es zu wuchern. Gestützt werden sollen damit vor allem die zwischen 19.20 und 20.00 Uhr plazierten späten Werbeblöcke IV und V. Sie werden von der Werbewirtschaft am stärksten nachgefragt, sitzen nach der heute-Sendung doch mehr und werbemäßig interessantere Zuschauer vor dem Bildschirm. Immer noch hängt dem ZDF das Image des "Seniorensenders" an, da seine Zuschauer überproportional aus dem älteren Publikum stammen. "Absolut gesehen erreichen wir aber immer noch mehr jüngere Zuschauer als die Konkurrenz", kommentiert Programmplaner Markus Schächter diesen Vorwurf, der von den Privaten eifrig geschürt wird.

"Wir wollen unsere Serienkompetenz behalten", erklärt Schächter die forcierten Anstrengungen für das Vorabendprogramm. Das ZDF habe früh angefangen, in diesen Bereich viel Geld zu stecken, und dabei werde es bleiben, schließlich kämen diese Investitionen über die Werbeeinnahmen wieder zurück. Serieneinstieg um 17.45 Uhr ist da selbstverständlich, und auch zur "frühen Prime-Time" um 19.25 Uhr gibt es ab 1993 viermal die Woche Serien. Um für den Zuschauer, der mit der Fernbedienung in der Hand durch die Programme irrt, die Wiedererkennbarkeit zu erhöhen, versucht man, die Wochentage im ZDF-Vorabendprogramm stärker thematisch zu sortieren: Montags ist Krimi-Time im ZDF, mit Wiederholungen des beliebten "Ein Fall für 2"-Duos, und auch der alte "Alte" Siegfried Lowitz wird 1993 nochmals ins Rennen geschickt.

Dienstags zielen Serien wie die auf Anhieb erfolgreiche "Unser Lehrer Dr. Specht" explizit auf das jüngere Zuschauersegment. Mittwochs mixt man Bewährtes wie die "Zwei Münchner in Hamburg" mit Neuem wie der "Donauprinzessin", nach "heute" sind dann statt Serie Filmklassiker an der Reihe, von Karl-May- bis zu Simmel-Verfilmungen. Donnerstags ist "action" angesagt, werden ausländische Kaufserien neben den deutschen "Eurocop"- und neuen "Soko"-Episoden plaziert, außerdem kommen im Laufe des Jahres neue Serien aus dem Ärzte-, Fotografen- und Bahnhofsmilieu auf den Zuschauer zu. Freitags soll es abenteuerlich und komödiantisch zugehen, mit "Alaska Kid" oder den "Nesthockern"; auch der Landarzt und der Förster dürfen weiterspielen. Daß das ZDF im Westen der Bundesrepublik wesentlich besser ankommt als im Osten - ein Unterschied am Vorabend von auffallenden acht Prozent -, führt Schächter darauf zurück, daß die vorhandenen Serien zu "westtypisch" seien, daß sie tendenziell zu oft im "Schicki- Micki"-Milieu spielten. Abhilfe wird da nur langfristig zu erzielen sein. Nicht in Planung ist im übrigen beim ZDF derzeit die vieldiskutierte "Daily Soap", man will lieber bei der Tagesakzentuierung bleiben. Aus dem Rahmen fällt in diese unendliche Reihe von Familien-, Ärzte-, Tier-, Jugend- und Krimi-Serien der Montag: da steht um 19.30 Uhr jede Woche ein Fernsehfilm auf dem Programm: "Das ist unser Paradetermin, an dem wir unsere eigenproduzierten Einzelstücke aufführen, einen Sendeplatz, den es so bei der Konkurrenz, auch bei der ARD nicht gibt", betont Schächter. Die Fernsehfilme werden fast ausschließlich Premieren sein, und sie sollen sich verstärkt aktuellen Themen widmen, wie das kürzlich mit dem Memminger Abtreibungsprozeß geschehen ist. Diesem öffentlich-rechtlichen Vorzeigetermin wird sogar der fünfte Werbeblock geopfert, denn eine Werbeunterbrechung soll es bei dieser anspruchsvollen Kost nicht geben.

"1993 ist ein entscheidendes Jahr für das Profil des Senders, wenn es uns jetzt nicht gelingt, werden wir die nächsten fünf Jahre nicht überleben", so die selbstkritische Einschätzung des neuen Leiters der Planungsredaktion auf dem Lerchenberg. Neben dem Vorabendprogramm wird es weitere Veränderungen geben: So bei den politischen Magazinen (die FR berichtete) und im Nachmittagsprogramm. Es soll sich stärker auf die Familie hin orientieren.

Das eigentliche Kinderprogramm wird zeitlich um eine knappe Stunde vorverlegt, von kurz nach 15 bis kurz nach 16 Uhr; es wird eingebettet in eine durchgehende "Kinderstudio"-Moderation, inklusive einer täglichen Ausgabe von "logo". Anschließend wird es als neuen Programmpunkt die Wiederholung von Familienserien geben. Damit will man den ab spätem Nachmittag verstärkt zuschaltenden Erwachsenen Rechnung tragen und der Konkurrenz begegnen, denn insbesondere RTL plus - aber auch die ARD - erzielen am Nachmittag eine wesentlich höhere Reichweite als das ZDF.

Bleibt die Abend-Unterhaltung, ein Genre, in dem ZDF wie ARD kontinuierlich verlieren, sowohl an Zuschauern wie an Bildschirmprominenz, die vorzugsweise zu den Privaten abwandert. Hier müßte man eigentlich durchstarten, merkt Schächter an, wobei neue, eigene Formen gefunden, nicht Formate kopiert werden sollen. Zwei kürzere Unterhaltungstermine unter der Woche - dienstags und donnerstags - sollen da nachhelfen.

Am Wochenende wird der Sonntag zum eigentlichen Show-Abend im ZDF, mit Schwerpunkt Musik, dafür will man sich samstags weniger der Konkurrenz des großen Unterhaltungsabends in der ARD aussetzen. Auch die Talkshows werden klarer strukturiert, "Live kommt künftig am späten Donnerstagabend vierzehntägig. Dies und einige kleinere Umgruppierungen sollen alle dem einen Ziel dienen, dem Zuschauer täglich einheitlich gestaltete, wiedererkennbare Sendeplätze zu präsentieren. Die Änderungen im Programmschema, die noch vom Fernsehrat abgesegnet werden müssen, schlagen 1993 mit zusätzlich 23 Millionen DM zu Buche.

"Wir stehen vor dem Angriff der Privaten auf die Prime-Time", so die Einschätzung Schächters, durch verstärkte Eigenproduktionen und tägliche Angebote der kommerziellen Sender werde der Wettbewerbsdruck auf das ZDF größer. Dennoch - oder gerade deshalb - sollen Qualitätsaspekte und nicht - nur - Einschaltquoten das Profil des ZDF-Programms bestimmen. Sip

Aus dem Ortsbeirat 12 Protest gegen den Ausbau des Feldwegs

KALBACH. Der Ortsbeirat 12 (Kalbach) lehnt Pläne der Frankfurter Stadtwerke und des FVV ab, den Feldweg in der Verlängerung der Bonifatiusstraße auszubauen. Ortsvorsteher Franz Syha wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums mit den Stimmen aller Fraktionen beauftragt, eine Stellungnahme an die Betreibergesellschaften der Frankfurter Buslinien zu schicken. Darin soll er unterstreichen, daß ein Ausbau des Feldweges zu einer vollwertigen Straße den Interessen des Stadtteils widerspreche. Zudem sei der Ausbau im Hinblick auf die Bauvorbereitungen für die parallel laufende Verbindung der "Querspange Niederursel" nicht zu vertreten.

Durch die Aufwertung des von Spaziergängern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzten Betonweges befürchten die Stadtteilpolitiker vor allem eine zusätzliche Belastung des Kalbacher Ortsgebietes durch Kraftfahrer, die zur Autobahn A 661 wollen. Schon heute würden die Fußgänger durch Schleichverkehr empfindlich gestört, erläuterte Wolfgang Diel (Grüne) seinen Antrag.

Anstelle der von den Stadtwerken als "Variante 2" geplanten Verbindung zum Mertonviertel in Heddernheim-Nord setzt sich der Ortsbeirat dafür ein, ausschließlich die "Variante 1" umzusetzen. Danach wird die neue Buslinie 93 über Niederursel geführt. Damit sind nach Ansicht des Ortsbeirates die Vorteile verbunden, einerseits eine zusätzliche Anbindung an einen weiteren Stadtteil zu erreichen und andererseits durch diese Streckenführung auch den gesamten Kalbacher Stadtbereich mitzuversorgen. kan

Kleider für künftige McNair-Bewohner Seckbacher Klamottenmarkt sammelte für Asylbewerber / Fast 6000 Mark Umsatz

SECKBACH. "Das war ein voller Erfolg", freute sich Marion Klug vom Frauengesprächskreis Seckbach: Hosen, Pullis, Jacken - alles "rund ums Kind" verkauften die 20 Frauen des Kreises auf ihrem mittlerweile 35. Kinderklamottenmarkt in der Zentgrafenschule. Rund 70 Mütter und Väter hatten einen Tag zuvor guterhaltene Kinderkleidung bei den Frauen in Kommission gegeben. Das stolze Ergebnis: Nahezu 6000 Mark wurden umgesetzt.

"Für eigene Stände - so daß die Eltern ihre Sachen selbst verkaufen können - haben wir leider in der Zentgrafenschule keinen Platz", erklärte Frau Klug. Die Kleider werden deshalb mit Namen und Preisen ausgezeichnet. Nach dem Ende des Flohmarkts zahlen die Organisatorinnen die Einnahmen ohne jeden Abzug an die Anbieter aus: "Unsere eigenen Unkosten decken wir durch Kaffee- und Kuchen-Verkauf." Davon wird beispielsweise die Arbeit des Hausmeisters bezahlt, Stecknadeln, Auslegefolie und andere Utensilien besorgt.

Mehr als 600 Besucher zählte Marion Klug beim Herbst-Kinderkleider-Basar, und sie beobachtete auch deren Kaufverhalten: "Am besten gingen die Hosen weg." Jeans für vier Mark das Stück - da kann man doch einfach nichts falsch machen, fand Frau Klug. "Wir haben die Preise absichtlich niedrig gehalten, damit auch möglichst viel gekauft wurde." Trotzdem bleiben immer einige Stücke übrig, die die Besitzer nach dem Flohmarkt zurücklassen.

Die Reste des 35. Klamottenmarkts gingen diesmal an die St. Josefsgemeinde in der Schleifergasse. Die katholische Höchster Gemeinde sammelt derzeit für die Kinder von Asylbewerbern, die in der McNair-Kaserne untergebracht werden sollen. "Deshalb haben wir die übriggebliebenen Sachen nicht wie sonst nach Polen geschickt - wir wollten so ein Zeichen gegen den Rechtsradikalismus setzen." Ohne "große Diskussion" sei die Geste auch von den Eltern akzeptiert worden. "Sie haben sogar viel mehr Kleider dagelassen als in den vorigen Jahren."

Während die Eltern auf dem Kleiderflohmarkt die passenden Winterstücke für ihre Sprößlinge zusammensuchten, verkauften die Sechs- bis 14jährigen auf dem Schulhof ausrangiertes Spielzeug. "Es wurde auch viel getauscht", hatte Frau Klug schmunzelnd festgestellt. Daran, einen ähnlichen Trödelmarkt auch für Erwachsene zu organisieren, hat der Frauengesprächskreis schon öfter gedacht. "Aber das ist in der kleinen Schule eigentlich nicht möglich", bedauerte Marion Klug. Es gebe keinen Platz für Umkleidekabinen, "und von Erwachsenen bekommen wir eventuell nur noch uralte Klamotten, die überhaupt nicht mehr in Mode sind".

Denn darauf legen die Frauen vom Gesprächskreis bei ihren Kinder-Flohmärkten viel Wert: "Wir wollen keinen Schrott, sondern nur gut erhaltene Sachen. Schmutzige Wäsche oder Kleidung, die bald zehn Jahre alt ist, geben wir sofort zurück." Ein wenig verwundert ist der Kreis noch immer darüber, daß keine ausländischen Eltern zu den Kleider- Flohmärkten kommen. "Vielleicht müßten wir Einladungen in der jeweiligen Landessprache drucken", überlegte Frau Klug.

Mit diesem Problem will sich der Frauengesprächskreis im nächsten Jahr beschäftigen. Alle, die Lust haben mitzumachen, laden die Seckbacher Frauen zu ihren regelmäßigen Treffen an jedem ersten Montag (ab 20 Uhr) im Monat ins Gasthaus "Krone" in der Wilhelmshöher Straße ein. mug

Zisternen-Wasser fürs Sportzentrum

KALBACH. Das Sport- und Freizeitzentrum in Kalbach soll eine Zisterne erhalten, damit der Spielbetrieb auf den Tennisplätzen auch in Zeiten von Wassernotstand zukünftig weitergehen kann. Einstimmig beschloß das Stadtteilgremium auf Antrag der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 12 (Kalbach), den Magistrat zu beauftragen, ein derartiges Auffangbekken nachträglich zu errichten.

Mit dem Wasser, das in diesem Auffangbecken gesammelt werden könnte, sollte nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden, Dr. Hans-Josef Schneider, zukünftig auch die Grünanlage auf dem Gelände bewässert werden.

Durch den Wassernotstand konnten in diesem Sommer die Tenniscourts nicht genutzt werden, da diese Felder zum Schutz vor Beschädigungen durch den Spielbetrieb befeuchtet werden müssen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt hatte es jedoch untersagt, für einen derartigen Zweck das knappe Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz zu verwenden.

Damit sich derartige Einschränkungen des Spielbetriebes nicht wiederholen, sollte das Regenwasser von der deutlich mehr als 10 000 Quadratmeter messenden Dachfläche des Sportzentrums gesammelt und nicht länger in die Kanalisation abgeleitet werden, begründete Schneider den Antrag seiner Fraktion. kan

Marktball '92 in der Hofheimer Stadthalle

HOFHEIM. "Sechs satte Stunden bester Unterhaltung" sollen am Samstag, 17. Oktober, in der Hofheimer Stadthalle geboten werden: Beim Marktball 1992 locken ab 19 Uhr nicht nur ein rustikales Buffet und Markthändler, sondern auch jede Menge Unterhaltung. Erwartet werden die Mike-Melcher-Band, Marc & Chantal und Panoptikum. Veranstalter ist die Freiwillige Feuerwehr Hofheim, die den Marktball nach Auskunft von Stadtbrandinspektor Wolfgang Reinhardt "mit neuem Schwung" versehen will.

Karten für 20 Mark gibt es in der Stadthalle und im Kulturamt - der Erlös dient einem guten Zweck. pms

Einwohner melden sich nun an anderer Stelle

GLASHÜTTEN. Seit vergangenen Freitag bekommen die Glashüttener Bürger ihre Pässe an anderer Stelle: Das Einwohnermeldamt der Gemeinde ist in das Gebäude neben dem Bürgerhaus gezogen, in dem sich früher Arztpraxen befanden. Auch die Sozialstelle und die Abteilung für Renten sind dort untergebracht. Der Zugang über den Rathausvorplatz ist ebenerdig.

Mit dem Umzug gibt es im Hauptgebäude der Gemeindeverwaltung mehr Platz. Wie Helmut Diehl, Bürgermeister von Glashütten, mitteilte, will die Gemeinde nun die dort verbliebenen Abteilungen umgestalten. ca

Kunstvolle Betrachtungen

Zur Jahrestagung der Gesellschaft für Film-Wissenschaft

In Konstanz am Bodensee fand jetzt die Jahrestagung der Gesellschaft für Film- und Fernsehwissenschaft statt. Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Polen diskutierten das Verhältnis der modernen Medien Film, Fernsehen und Video zu den anderen Künsten. Aufgrund der Bildhaftigkeit dieser Medien wurde denn in zahlreichen Vorträgen immer wieder die Verbindung insbesondere zur Malerei und den bildenden Künsten betont, selbst dann, wenn sich die Vortragenden als Literaturwissenschaftler auswiesen.

In seinem Eröffnungsvortrag machte sich Joachim Paech von der Universität Konstanz, der die Tagung mit Unterstützung der Universität und der Deutschen Forschungsgemeinschaft organisiert hatte, auf die Suche nach dem Bild "zwischen den Bildern" und konstatierte: "Der Film beruht auf den Zwischenräumen zwischen den Bildern . . . Die Distanz zwischen den Bildern füllt sich mit Bewegung." Dieser Zwischenraum als "Figur ohne Grund", als leere Oberfläche oder einige Filme der zwanziger Jahre weniger ein Stilbegriff, denn eine Verwertungsstrategie war. So gelangte in der Folge expressionistischer Filme auch die expressionistische Kunst zu neuer Popularität.

Entwicklungslinien des Fernsehens wurden vor allem in den Beiträgen von Knut Hickethier aus Berlin und Lothar Prox aus Düsseldorf deutlich. Während Hickethier beschrieb, daß das Fernsehen ursprünglich noch als Ereignis angesehen wurde, man dann ab Mitte der siebziger Jahre - zunächst in England, dann auch hier - das Fernsehen als einen quasi unendlichen Fluß von Bildern betrachtete, könne man heute davon ausgehen, daß das Fernsehprogramm eine Eigendynamik entwickelt habe, in der die Ästhetik einzelner Werke untergehe.

Prox zeigte die Veränderungen in der Dokumentation und den Berichten über klassische Konzerte im Fernsehen auf. Mit den sich verändernden technischen Bedingungen ergaben sich zahlreiche neue Möglichkeiten der visuellen Gestaltung der Beiträge, die weidlich ausgeschöpft wurden. Da Prox sich nicht nur bloßer Zwischenraum könne jedoch figürliche Gestalt annehmen, und so könne der Film seine kommunikativen Strategien entwickeln, führte Paech aus. In zahlreichen anderen Beiträgen wurde ebenfalls versucht, Film als Kunst zu betrachten und zu begreifen - wohl auch um die noch junge Disziplin der Film- und Fernsehwissenschaft mit der Kunst- und Literaturwissenschaft auf eine Ebene zu stellen. Doch zeigte sich in den meisten Vorträgen, daß "die gesellschaftliche Wirklichkeit . . . ihrer institutionalisierten wissenschaftlichen, zum Beispiel akademischen Reflexion wie üblich weit voraus" ist, wie Paech bereits in seinem Referat angemerkt hatte.

Erheblich näher an dieser gesellschaftlichen Wirklichkeit waren die Beiträge, die versuchten, einzelne mediale Phänomene in einen historischen Kontext einzuordnen oder selbst historische Entwicklungslinien am Beispiel eines Mediums oder einzelner Programme aufzuzeigen. So machte Jürgen Kasten aus Berlin in seinem Beitrag deutlich, daß die Bezeichnung "expressionistisch" für auf die Macht des gesprochenen Wortes verließ, sondern seine Thesen mit zahlreichen historischen Aufnahmen untermauerte, wurde sein Vortrag zu einem Genuß, bei dem sich Erkenntnis durch Anschauung einstellte.

Während die meisten Beiträge inhaltlich nichts wesentlich Neues boten, konnte man zumindest durch zahlreiche Filmbeispiele und Ausschnitte aus Fernsehprogrammen der Veranstaltung einen gewissen Erlebnischarakter verleihen. Für wissenschaftliche Tagungen, in denen sonst die dröge Aneinanderreihung von Worten dominiert, ist das nicht nur ungewöhnlich, sondern auch ermutigend. LOTHAR gend. LOTHAR MIKOS

Aufgespießt

"Wenn wir aber mit den Skinheads und mit den Neonazis und den sich selbst ,autonom' nennenden Gewalttätern nicht rechtzeitig fertig werden sollten, dann wird uns Deutsche der Teufel holen." Helmut Schmidt, Ex-Bundeskanzler, auf dem SPD-Forum "Zwei Jahre deutsche Einheit - eine Zwischenbilanz".

SPD und Grüne sind für Asylbewerberheim Ortsbeirat 8 blockte CDU-Ablehnung ab

FRANKFURT-NORDWEST. Ob auf dem Niederurseler Hang Unterkünfte für 250 Asylbewerber errichtet werden, steht zwar noch nicht fest, klar aber ist: SPD und Grüne im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) sperren sich nicht gegen die Pläne des Landes Hessen. CDU und FDP wollen hingegen kein Sammellager auf dem ehemaligen VDM-Gelände. Die Christdemokraten legten jetzt dem Ortsbeirat einen entsprechenden Antrag vor, der jedoch von der rot-grünen Mehrheit abgelehnt wurde. Die CDU schlug vor, die Asylbewerber auf den ehemaligen Hubschrauberlandeplätzen in Bonames oder in einer der geräumten US-Kasernen unterzubringen. "Zumindest soll der Magistrat das einmal prüfen", forderte CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke, "schließlich ist an diesen Orten noch nichts anderes vorgesehen." Auf dem Niederurseler Hang sind langfristig Studentenwohnheime für das benachbarte Chemische Institut der Goethe-Universität geplant. Die sehen CDU und FDP gefährdet, wenn Asylbewerber auf dem Hang untergebracht werden.

Roland Frischkorn, Referent des Sozialdezernenten Martin Berg (SPD), sieht das anders. Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte er: "Wir wollen mit dem Sammellager nicht die Studentenwohnheime torpedieren", für die es außerdem "überhaupt noch keine konkreten Pläne gibt". Für Frischkorn stellt sich deshalb die Frage, warum der Niederurseler Hang nicht übergangsweise für die Asylbewerber genutzt werden soll.

Hinter den Argumenten von CDU und FDP vermutet der Referent "ohnehin eher die Angst vor Fremden" und eine "Das-Boot-ist-voll-Philosophie". In ihrem Antrag prophezeit die CDU Zustände wie in Slums und Gettos. Sie begründet ihr Nein zu dem Sammellager außerdem mit dem Ausländeranteil in der Frankfurter Bevölkerung. Der sei mit 25 Prozent der höchste aller deutschen Großstädte, behaupten die Konservativen und warnen zudem vor der mangelnden Akzeptanz der Niederurseler Bürger. Bislang allerdings blieben Proteste der Bevölkerung aus. Und die FDP wollte in einer von SPD und Grünen abgelehnten Anfrage wissen, wieviel Ausländer sich in Frankfurt illegal aufhalten.

In einer der nächsten Sitzungen will Roland Frischkorn den Ortsbeirat 8 besuchen, um über das Sammellager zu diskutieren. Denn: "Wir nehmen die Angst der Menschen sehr ernst." Aber der Referent macht auch deutlich: "Es ist widersprüchlich, daß man einerseits die Beschleunigung der Asylverfahren fordert, andererseits nirgends Unterkünfte bauen läßt." Denn "dann darf man sich nicht wundern, daß die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach überfüllt ist".

SPD und Grüne im Ortsbeirat 8 unterstellten der Opposition, nach dem "Sankt-Florians-Prinzip" zu handeln: Asylbwerber ja, aber nicht im eigenen Ortsbezirk. Helga Diehl, SPD-Fraktionsvorsitzende, appelierte an CDU und FDP: "Auch der Ortsbezirk 8 muß seinen Beitrag leisten."

Dennoch: Eine Diskussion unter Politikern und Bürgern der verschiedenen Ortsbezirke scheint vorprogrammiert. In Bonames beispielsweise kam bereits der erste leise Protest gegen mögliche Asylbewerber-Unterkünfte auf dem Hubschrauberlandeplatz auf (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Roland Frischkorn will sich auf solche Diskussionen erst gar nicht einlassen: "Wir werden die Menschen nicht zum Verschiebebahnhof machen." cob

Kleine FR

SPD besucht Westerfeld NEU-ANSPACH. Westerfeld ist das Ziel der nächsten Ortsbegehung von Parteivorstand und Fraktion der Neu-Anspacher SPD. Der Termin ist am kommenden Samstag, 17. Oktober. Der Treffpunkt, um Probleme, Anregungen oder Kritik vorzubringen, ist ab 14 Uhr an der Gaststätte "Zur Eiche". Buchfinkenfest in Hundstadt GRÄVENWIESBACH. Spiel- und Bastelaktionen und ein kleiner Markt stehen auf dem Programm des Buchfinkenfestes in Grävenwiesbach. Es beginnt am Sonntag, 18. Oktober, um 10.30 im Dorfgemeinschaftshaus im Ortsteil Hundstadt. Landfrauen feiern Erntedank USINGEN. Der Landfrauenverein veranstaltet am Samstag, 24. Oktober, seine alljährliche Erntedankfeier. Um 20 Uhr beginnt das Fest in der Stadthalle. Ein buntes Programm, darunter auch besinnliche Gedanken zum Erntedank, erwartet die Gäste. Zum Tanz spielt der "Musikexpreß" auf.

Schwimmbadbus von Niddatal ein Erfolg

NIDDATAL. Fast 2000 Besucher/innen nutzten in diesem Sommer den Schwimmbadbus nach Bad Nauheim. Das berichtete Bürgemeister Wilfried Martin (SPD) im Stadtparlament. Damit sei das Angebot der Stadt, Kinder und Jugendliche sechs Wochen lang zum Schwimmbad zu bringen, besonders gut angekommen. Genau wurden 1932 Buben und Mädchen zum Schwimmen und wieder zurück gefahren. Im Tagesdurchschnitt macht das 77 Besucher. Davon entfielen zwei Drittel auf Niddatal und ein Drittel auf Wöllstadt.

Die Steigerung in der Benutzerfrequenz hängt nach Ansicht Martins auch mit dem guten Sommerwetter zusammen. Jedenfalls hält er die Aufwendung von drei Mark pro Person für "gut angelegt". de

Workshops mit Alison Gould Mit der Stimme kam das Selbstbewußtsein

FRANKFURT A. M. "Setz dich mit deiner Stimme durch!", hieß eine Serie von Workshops mit der bekannten Sängerin Alison Gould. Im Rahmen der Reihe "Frauen nehmen sich die Stadt" bot die Musikerin in Rödelheim, Bockenheim und Höchst Abende an, zu denen jeweils zwischen zehn und 20 Frauen kamen, um nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihr Selbstbewußtsein zu schulen.

Mit dem Mittel der Stimme will Alison Gould das Selbstwertgefühl von Frauen stärken: "Wir sind nicht mit sanfter weiblicher Stimme geboren, sondern mit kräftigen Organen, deren richtigen Einsatz wir im Laufe des Zivilsationsprozesses verlernt haben."

Einige technische Grundlagen aus der Gesangsausbildung halfen den Teilnehmerinnen, zunächst einmal mit ihrer Stimme einen "guten Klang" zu erzeugen. Bei der Nachahmung einer Operndiva konnten sie voll aus sich herausgehen; eine weitere Steigerung gab es bei einem Duett, denn "mit zwei Stimmen kommt noch mehr Kraft auf", wie Alison Gould meinte. Ein "Streitgesang" folgte, und in Rollenspielen trainierten die Teilnehmerinnen, sich selbst zu produzieren. Die Ergebnisse fand die Kursleiterin "manchmal sehr witzig und oft sehr schön".

Zufriedene Kommentare gab es auch bei den Teilnehmerinnen. Petra, eine Lehrerin, erzählte, sie komme jetzt viel besser mit ihren Schülern zurecht.

Die Geographin Monika staunte, welche kräftigen Töne eine Frau herausbringen kann und wie sich Talent erarbeiten läßt. Frauen aus allen Gesellschaftsschichten kamen zu den Workshops, die jüngste gerade 16 Jahre alt, die älteste "nicht weit von sechzig", wie sie sagte.

Auch Alison Gould zeigte sich beglückt über den Erfolg ihrer Workshop-Reihe: "Ich konnte Frauen vermitteln, was mir wichtig ist - und: sie können alle mehr, als sie dachten." li

Geld und Sorgen sparen mit "Sharing" Auto fahren Gemeinschaftskarosse setzt sich (noch) nicht durch

WESTLICHE STADTTEILE. Flop oder Fehlstart? Car-Sharing kommt im Frankfurter Westen (noch) nicht vom Fleck. Während sich in Bockenheim, Bornheim, Sachsenhausen und im Nordend bereits jeweils zwölf Leute ein Auto teilen, hat die umweltfreundliche Idee in Höchst und Umgebung noch nicht gezündet. Mit einem Infoabend wollte die Car-Sharing Deutschland Genossenschaft jetzt auch in Höchst Fahrt aufnehmen, verschickte Idee hat nicht gezündet 600 Einladungen. Ins Bikuz kamen gerade mal elf Leute. Denen machte Thomas Grüßing, Ortskoordinator der Genossenschaft in Frankfurt, eine einfache Rechnung auf: "800 bis 1500 Kilogramm Blech täglich lediglich 45 Minuten bewegen und sonst vor der Wohnung ungenutzt rumstehen lassen, das ist nicht rentabel." Da "fährt" man günstiger mit den Genossenschaftswagen.

"Mein Konto sieht jetzt viel besser aus", sagt Hans Niebergall, einer der 66 Genossen und Genossinnen in Frankfurt, die bereits aufs eigene Auto verzichtet haben. Alle haben sie vor allem eine Erfahrung gemacht: "Wer die Kiste nicht vor der Haustür stehen hat, überlegt sich dreimal, ob er denn jetzt wirklich Auto fahren muß." So schonen die Genossenschaftler nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel. Besonders die Wenigfahrer. Wer 8000 Jahreskilometern zurücklegt, spart 2100 Mark im Vergleich zu einem privaten Pkw, rechnet Grüßing vor. Bei 5000 Kilometern sind es sogar 4100 Mark.

Hinters Steuer der Gemeinschafts-Autos kann sich setzen, wer 250 Mark Eintrittsgeld zahlt, zudem elf Genossenschaftsanteile im Gesamtwert von 1100 Mark zeichnet und so Mitglied von Car-Sharing Deutschland wird. Dazu kommt eine gestaffelte Nutzungsgebühr. Für einen Opel Corsa sind zum Beispiel zwischen 8 und 16 Uhr pro Stunde drei Mark fällig. Den Kilometer berechnet die Genossenschaft mit 35 Pfennig. "Bei der zweistündigen Einkaufsfahrt vor 16 Uhr mit insgesamt sieben Kilometern sind wir unschlagbar, da kommt preislich keine Autovermietung mit", sagt Thomas Grüßing. "Teuer wird's für den, der mit einem unserer Wagen übers Wochenende mal schnell nach Hamburg und zurück fährt."

Die bislang vier Wagen der Car-Sharing Genossenschaft stehen in den Stadtteilen jeweils an zentralen Plätzen, in der Nähe einer Bus-Haltestelle. Wer ein Auto braucht, ruft die rund um die Uhr besetzte Telefonzentrale an und bucht die Fahrt. Ist ein Wagen frei, kann der Genosse aus einem Tresor am Parkplatz Schlüssel und Fahrzeugschein entnehmen und starten. Am Ende der Tour ist lediglich ein Fahrtbericht auszufüllen - und der Nutzer ist viele Sorgen los: keine Wagenpflege, keine Inspektions-, Reparatur- und Versicherungskosten, keine Fahrt zum TÜV, keine nervige Parkplatzsuche.

Zwölf Leute, so die ursprüngliche Kalkulation, müssen sich ein Auto teilen. Doch mittlerweile könnten es fast noch mehr sein. Weil die meisten nur noch selten und manche fast gar nicht mehr fahren, stehen die Gemeinschaftsautos oft ungenutzt rum. 150 Kilometer - den betriebswirtschaftlich rentablen Schnitt - bringt jedenfalls kaum jemand monatlich zusammen.

Die 1991 in Sossenheim gegründete Genossenschaft hat mittlerweile bundesweit 240 Mitglieder und auch Autos in Wiesbaden, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden. Elf "Genossen" werden noch gesucht Langfristig soll in Deutschland ein geschlossenes Car-Sharing-Netz aufgebaut werden. Dann könnte die Frankfurter Genossin zum Beispiel mit dem Zug nach Leipzig fahren und dort in einen Car-Sharing-Wagen umsteigen. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Erstmal sucht Car-Sharing Genossinnen und Genossen in den westlichen Stadtteilen. "Wir bekommen bald ein fünftes Auto für Frankfurt und könnten das sofort nach Höchst stellen", verspricht Tomas Grüssing. Dafür braucht's aber noch mindestens elf weitere, die auf die eigene "heilige Kuh der Deutschen" (Grüßing) verzichten und Mitglied werden. Ein Unterliederbacher hat seine Genossenschaftsanteile bereits gekauft und wartet auf Mitfahrer. TOBIAS SCHWAB

Gitarrenunterricht für Jazzmusikfans

FRANKFURT A. M. Drei neue Kurse für Freunde der Jazzmusik bietet "Waggong", die Gesellschaft zum Transport von Jugendkultur, im Oktober an. Außer Gitarrenunterricht für Anfänger oder Fortgeschrittene steht auch ein Saxophon-Workshop auf dem Programm in der Germaniastraße 89 (Nordend).

Der Grundkurs Jazzgitarre richtet sich an Spieler, die die ersten Übungen auf dem Instrument schon hinter sich haben. Inhaltlich wird Leiter Jürgen Höbel vor allem auf Harmonik und Rhythmik Wert legen. Kursbeginn für die sechswöchige Reihe ist am Montag, 12. Oktober, um 19 Uhr; Teilnahmegebühr 60 Mark.

Der Kurs "Jazzgitarre für Fortgeschrittene" läuft als Einzel- und Gruppenunterricht am Wochenende des 10. und 11. Oktober. Unter Leitung von Axel Hagen wird auch über Geschichte und Praxis der Jazzgitarre informiert. Die Teilnahme kostet 80 Mark, ermäßigt 60 Mark.

Ebenfalls an diesem Wochenende und zum selben Preis bietet "Waggong" einen Saxophon-Workshop an. Unter Leitung von Bastian Fiebig ist allerdings nur das klassische Spiel Unterrichtsgegenstand. Nähere Informationen und Anmeldung sind unter Telefon 46 62 02 möglich. ak/40

Aus Sicherheitsgründen soll der Verbindungsweg zwischen den Straßen An der Wellenburg und An der Bergstraße in Kalbach mit einer zusätzlichen Straßenlampe vor den Häusern An der Wellenburg 10 / 10 a versehen werden. Das haben alle Fraktionen des zuständigen Kalbacher Ortsbeirats 12 in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Den entsprechenden Antrag hatten die Christdemokraten eingereicht. kan

Grab wird nicht sofort abgeräumt Garten- und Friedhofsamt handelt erst bei Verwilderung

"Wir müssen uns ja vor den Leuten schämen", klagt der 76jährige Rentner Wilhelm B., "die kennen uns doch alle." Wilhelm B. hat am 8. April dieses Jahres den Nutzungsvertrag für die Grabstätte seiner Eltern und Großeltern auf dem Sachsenhäuser Südfriedhof auslaufen lassen. Die Pflege der Grabstätte wurde dem alten Mann zu aufwendig. "Man ist ja nicht mehr der Jüngste." Noch dieses Jahr will der Rentner sein Auto abschaffen; mit der S-Bahn ist ihm der Weg von seinem Wohnort Niederrad nach Sachsenhausen zu weit. Das ist eine Tagesreise", meint er, "und für uns kommt das Grab nicht in Frage, wir wohnen in Niederrad."

Jetzt verwildere die Grabstätte völlig, beklagt der Rentner, da die Friedhofsverwaltung es in einem halben Jahr nicht geschafft habe, den Grabstein abzuräumen. Der Leiter des Garten- und Friedhofamtes, Horst Heil, räumt ein: "Ein halbes Jahr ist schon lang - normalerweise dauert es nicht so lange." Allerdings sagt Heil auch: "Der Besitzer hat kein Recht darauf, daß sein Grab am nächsten Tag abgeräumt wird." Nur wenn die Grabstätte verwildert sei, schritten die Friedhofsgärtner sofort zur Tat.

Wie aber definiert das Gartenamt ein "verwildertes" Grab? Verwildert heiße, führt Horst Heil aus, daß das Grab nicht mehr gepflegt werde, daß Unkraut wuchere und daß andere Gräber in der Nachbarschaft davon in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies sei aber im konkreten Fall nicht so.

Bevor die Friedhofsgärtner den Grabstein entfernen können, muß ihnen eine Abräumungsverfügung vorliegen. "Es ist für unsere Mitarbeiter wesentlich wirtschaftlicher zu warten, bis sie einmal Luft haben", sagt Heil, "als jeden Tag die Gräberkartei durchzublättern." Außerdem komme es vor, daß Angehörige sich nach einigen Wochen entschieden, das Grab weiterzuführen.

Seine Mitarbeiter, fährt der Gartenamtsleiter fort, müßten sich ihre Arbeitszeit einteilen: "Unsere personelle Situation ist angespannt - es ist nicht einfach, im Rhein-Main-Gebiet Gärtner zu finden." mku

Ein höllisches Paradies Die "Harmonie" bringt im Oktober spannende Filme

SACHSENHAUSEN. In diesem Jahr wird die Entdeckung Amerikas gefeiert: Vor 500 Jahren wagte Kapitän Christoph Columbus eine Reise, die ihn eigentlich auf dem westlichen Seeweg in das Wunderland Indien führen sollte, ihn aber zum Entdecker eines neuen Kontinents werden ließ. Um dieses Ereignis auch in die Kinos zu bringen, haben die Produzenten einige Filme herstellen lassen, die jetzt zeitgerecht in die Lichtspielhäuser kommen. Einer davon trägt den Titel "1492". Er ist in Originalfassung ab Donnerstag, 15. Oktober, in der Harmonie, Dreieichstraße 54, im Hauptprogramm um 20.15 Uhr und in der Spätvorstellung um 22.30 Uhr zu sehen. Zum Inhalt: Die Schönheit der Natur Amerikas und die Freundlichkeit der Eingeborenen auf dem neuen Kontinent soll Columbus paradiesisch erschienen sein. Aber vor seinen Augen verwandelte sich dieses Paradies in eine Hölle... Regisseur Rideley Scott hat diesen Film mit Hauptdarsteller Gérard Depardieu, Fernando Rey und Sigourney Weaver - die erst kürzlich mit Alien 3 gute Kritiken einheimsen konnte - in Szene gesetzt. Der Film läuft voraussichtlich bis zum Ende des Monats Oktober.

Sehr amerikanisch geht es auch im kleinen Kino der Harmonie zu: Dort wird ab Donnerstag, 8. Oktober, bis einschließlich Mittwoch, 22. Oktober, der Film "Bob Roberts" zu sehen sein. Die Vorführungen beginnen um 20.15 Uhr. Bob Roberts ist ein junger erfolgreicher Millionär, der zum Idol der konservativen Yuppie-Generation avanciert ist. Er sucht nun den Einstieg in die Politik und inszeniert eine üble Schlammschlacht, um den amtierenden Senator aus dem Amt zu jagen. Roberts hat jedoch selbst viel "Dreck am Stecken", es fallen Schüsse, und ab sofort betreibt der verletzte Roberts seine Kampagne aus dem Rollstuhl... Der Film wurde von Tom Roberts gedreht, der zugleich auch die Hauptrolle in dem 103 Minuten langen Streifen übernommen hat.

Zu später Stunde zeigen die Kinobetreiber von Donnerstag, 8. Oktober, eine Woche lang den Film: Kinder, Kader, Kommandeure. 40 Jahre real existierende DDR-Propaganda wurden zu einem Kinoereignis zusammengeschnitten. So gibt es jeweils um 22.30 Uhr ein Wiedersehen mit Medienpersönlichkeiten wie Walter Ulbricht oder Eduard von Schnitzler, der mit seiner DDR-Serie "Der schwarze Kanal" zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte.

"Die blaue Stunde" wird ab Donnerstag, 15. Oktober, auf den Spielplan gesetzt. Der Film hat den "Preis des saarländischen Ministerpräsidenten" erhalten und das zu Recht, wie einige Kritiker meinen. Jeweils um 17.45 und in der Spätvorführung um 22.30 Uhr können sich die Kinobesucher selbst ein Bild davon machen: Ein Callboy trifft einen alten Bekannten in einer Kneipe und nimmt ihn mit nach Hause. Es folgt die Kopie der Verführung einer Ehefrau: Mit Sprüchen á la "Ich bin verheiratet" oder "Vielleicht sollte ich doch besser gehen" versucht sich der Ehemann aus der Affäre zu ziehen - nur um dem Verführer im nächsten Moment um den Hals zu fallen. Der Film wurde von Marcel Gisler 1991 auf Zelluloid gebannt.

Selbstverständlich haben die Programmacher der Harmonie auch in diesem Monat wieder ein Kinderprogramm zusammengestellt. Jeweils um 16 Uhr laufen die folgenden Filme: Noch bis zum Mittwoch, 14. Oktober, können die Sprößlinge ab sechs Jahren den Detektivfilm "Tommy - der Träumer" anschauen. Der Inhalt: Der zwölfjährige Tommy Doyle führt ein recht beschauliches Leben, bis sein Vater überfallen wird. Die Nachforschungen der Ordnungskräfte erscheinen ihm jedoch unzulänglich, und daher beschließt er, die Ermittlungen auf eigene Faust zu führen. Ab Donnerstag, 15. Oktober, läuft der Comicfilm "Feivel, der Mauswanderer", und dann kommt ein Klassiker in die Harmonie, der ohne Altersbeschränkung von allen Kindern gesehen werden kann: "Peter Pan". Schon 1953 gedreht, nimmt dieser Held auch die Erwachsenen immer wieder mit auf seine Traumreisen.

Da das Programm der Harmonie kurzfristigen Änderungen unterworfen sein kann, empfiehlt sich ein Anruf in dem Programmkino: Die Telefonnummer lautet: 61 35 50. kan

Olympia Mörfelden, SC Offenbach, KSC Hainstadt: Zweite Kegler-Bundesliga Der Spitzenkampf des Wochenendes steigt in Frankfurt Beide Mannschaften noch ohne Verlustpunkt / Offenbacher müssen sich steigern, wenn sie die Klasse halten wollen

Mit "weißer Weste" führt auch nach dem vierten Spieltag das Team von Olympia Mörfelden die Tabelle der Zweiten Bundesliga der Kegler an. Gegen Gut Holz Ingelheim kamen die Mörfelder zu einem ungefährdeten 4634:4495-Erfolg. Verfolgt werden die Mörfelder von Einig Frankfurt-Riederwald, das ebenfalls noch verlustpunktfrei ist.

Der SC Offenbach mußte hingegen bei der SG Frankfurt-Bockenheim eine Niederlage hinnehmen und erzielte nur enttäuschende 4131 Holz, die schlechteste Marke des Tages. Der KSC Hainstadt mußte sich dem bärenstarken Team von Vollkugel Eppelheim beugen und unterlag mit 4450:4773-Punkten. Der fünfte Spieltag wird am 17. Oktober ausgetragen. Spitzenreiter Mörfelden muß dann zum Verfolger Frankfurt-Riederwald reisen (Samstag, 13.15 Uhr). Nur noch ein Team wird danach eine makellose Bilanz vorweisen können. Gemessen an der Leistung des vierten Spieltages und den bislang erzielten Holz reisen die Mörfeldener mit guten Siegesaussichten nach Frankfurt. Der SC Offenbach empfängt die TSG Kaiserslautern (Samstag, 13.15 Uhr), während die Hainstädter nach Ingelheim reisen (Samstag, 13.15 Uhr).

Die Mörfelder siegten gegen Ingelheim sicher. Bereits nach den überragenden 970 Holz durch Ludwig Keller, Martin Keßlers 935 und Steffen Ulbrichs 927 Holz war die Entscheidung gefallen: Zur "Halbzeit" lagen die Mörfelder bereits mit 143 Holz in Front. Stephan Michel (902), Manfred Schulmeyer (900) und Ralf Biermann (888) brauchten sich kein Bein mehr "auszureißen". Übertroffen wurde Ludwig Keller am vierten Spieltag nur von Ulrich Herzog (Vollkugel Eppelheim), der grandiose 998 Holz aus dem Weg räumte. Die Eppelheimer lieferten auch mit 4773 Holz die Mannschafts-Bestmarke und ließen ihren Gästen aus Hainstadt keine Chance. Selbst gute Leistungen von Jürgen Götz (933, persönliche Bestleistung), Alexander Ankert (906) und Uwe Korb (880) brachten den Hainstädtern nichts ein. Kein Wunder, denn gleich alle sechs Eppelheimer Kegler spielten sich in die Top-Ten des vierten Spieltages. Das Streich-Ergebnis lieferte Dieter Zieher mit beträchtlichen 917 Punkten. Da war für die Hainstädter wirklich nichts auszurichten.

Enttäuschend dagegen der Auftritt des Offenbacher Teams. Mit 4131 Holz lagen sie in Bockenheim wirklich völlig daneben. Klaus Oswald, dessen Saisonbestmarke bei 987 Holz liegt, lieferte mit katastrophalen 533 Holz das Streichergebnis. Bester Offenbacher war noch Stefan Jochum mit 874 Holz. Mit einem solchen Resultat kann man in der Zweiten Liga allerdings gegen keine Mannschaft bestehen. Mit 17 368 Holz erzielten die Offenbacher bislang die geringste Ausbeute aller Mannschaften, worüber der Punktestand von 4:4 ein wenig hinwegtäuscht. Bislang gelang es den SC-Keglern, aus wenig viel zu machen, doch nun erwarten sie gegen die TSG Kaiserslautern eine richtungweisende Partie. Wer verliert, der rutscht in gefährliche Tabellen-Regionen ab. Für die Hainstädter ist mit 2:6-Punkten ohnehin keine Zeit zum Ruhen. Bei Gut Holz Ingelheim, die in Mörfelden immerhin 4495 Holz erzielten, wird es schwer für die Hainstädter. Mit größter Spannung wird jedoch sicher das Spitzenspiel zwischen den verlustpunktfreien Teams aus Frankfurt-Riederwald und Mörfelden verfolgt. Der Sieger darf schon ein wenig vom Aufstieg träumen . . .

RESULTATE DES VIERTEN SPIELTAGES: TSG Kaiserslautern - Adler Neckargemünd 4484:4344, SG Frankfurt- Bockenheim - SC Offenbach 4349:4131, Bahn Frei Damm Aschaffenburg - Einig Frankfurt-Riederwald 4378:4401, Vollkugel Eppelheim - KSC Hainstadt 4773:4450, Olympia Mörfelden - Gut Holz Ingelheim 4634:4495.

DIE TABELLE: 1. Olympia Mörfelden 8:0 Punkte/18 284 Holz, 2. Einig Frankfurt-Riederwald 8:0/17 630, 3. Vollkugel Eppelheim 6:2/18 381, 4. TSG Kaiserslautern 4:4/17 924, 5. Gut Holz Ingelheim 4:4/17 723, 6. SG Frankfurt-Bokkenheim 4:4/17 564, 7. SC Offenbach 4:4/17 368, 8. KSC Hainstadt 2:6/17 570, 9. Adler Neckargemünd 0:8/17 614, 10. Bahn Frei Damm Aschaffenburg 0:8/17 496. ina

"Erneute Beprobung" des Bodens Im Gewerbegebiet sollen Schutt und Sperrmüll verschwinden

HANAU. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) hat dem Hanauer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen per Brief versichert, daß die 5000 Tonnen Bauschutt, zig Fahrzeugwracks und Sperrmüll von einem anderthalb Hektar großen Gelände im Klein-Auheimer Gewerbegebiet zwischen Siemens- und Gutenbergstraße verschwinden (die FR berichtete).

Battenhausen hatte nicht ausgeschlossen, daß im Erdreich auch giftiger Elektronikschrott lagere, weil der Aushub vom Mühlheimer Industrieabbruchunternehmen Wellnitz stammt, das deswegen andernorts in die Schlagzeilen geriet. Fischer kündigte in diesem Zusammenhang eine "erneute Beprobung" durch das Wasserwirtschaftsamt Hanau an.

Die Firma Wellnitz will laut Fischer-Brief im November damit beginnen, den abgelagerten Bauschutt aufzubereiten und abzutransportieren. Der entsprechende Antrag liege vor. Ein Nutzungsverbot der Stadt Hanau soll verhindern, daß auf dem Grundstück des Baugeschäftbesitzers Karl-Heinz Reinhardt weitere Ablagerungen erfolgen.

Wellnitz lagert seit 1989 Bauschutt auf dem Gelände. Die Firma wollte das Material schon damals beseitigen, doch Anlieger legten sich quer. Eine chemische Untersuchung der Ablagerungen ergab im September 1989, daß sie durchschnittlich pro Kilogramm mit 250 bis 300 Milligramm Kohlenwasserstoffen belastet waren.

Daher besteht für die Umweltbehörden Handlungsbedarf. Der jüngste Ortstermin war im vergangenen Juli. Danach erging eine Räumungsaufforderung. Die Fahrzeugwracks sind bereits entsorgt worden, so das Ministerium. Daß dabei ordnungsgemäß gehandelt worden sei, überprüfe das Regierungspräsidium dieser Tage.

Der Boden ist durch eine Müllkippe, die es früher in der ehemaligen Kiesgrube gab, möglicherweise schon von unten her vorbelastet. Das Hanauer Umweltamt sieht das Gelände deswegen als Altablagerung an. Eigentümer Karl-Heinz Reinhardt will dort Wohnhaus und Lagerhalle bauen. Er verweist auf Bodenuntersuchungen, wonach das problemlos möglich sei. him

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19

Beratung auch für nichtstädtische Kitas

HANAU. Für die katholischen Kindergartenträger in Hanau hat Norbert Gänge als Gemeindereferent von Heilig Geist (Lamboy) im Jugendhilfeausschuß erneut gefordert, die psychologische Beratung für Kita-Erzieherinnen durch die städtische Erziehungsberatungsstelle auf nichtstädtische Kitas auszudehnen. Diesem Wunsch schloß sich Sozialdezernent Klaus Remer in der jüngsten Sitzung an.

Für den Leiter der Beratungsstelle, Wolfgang Reis, läßt sich das aber nur ändern, wenn die Beratungsstelle personell besser besetzt sei als jetzt. Das könne sich ergeben, wenn von 1993 eine weitere Beratungsstelle für den Altkreis Hanau ihre Arbeit aufnehme, dieses aber finanziell nicht zu Lasten der städtischen Einrichtung gehe.

Bisher aber gebe es wegen der Überlastung keine Chance, den wachsenden Trennungs- und Scheidungsproblemen in der Familienberatung gerecht zu werden. Langfristig sei in Hanau ein Krisenzentrum nötig, wo davon betroffene Kinder auch kurzfristig unterzubringen seien und Eltern fachlich beraten oder begleitet werden könnten.

Die Personaldecke der städtischen Beratungsstelle zu halten, dafür votierte der Jugendhilfeausschuß der Stadt einstimmig. him

Hart und zart: Das Oktoberprogramm im Berger Kino Serners "Tigerin" faucht

BORNHEIM. Die Harten und die Zarten treffen sich zum Rendezvous im Berger Kino: Die Liebeleien in Eric Rohmers "Wintermärchen" und die gefährlichen Leidenschaften von Walter Serners "Die Tigerin" setzen die Akzente im Oktober- Programm des Kinos in der Berger Straße 177. Da ist die nächste "Lange Erotic- Nacht" nicht weit. Außerdem zu sehen: Frank Oz' Hollywood-Komödie "Housesitter" und Dietmar Kleins deutsche Real- Satire "Der Erdnußmann".

Mit Shakespeares gleichnamigem Bühnenklassiker hat Rohmers "Wintermärchen" natürlich wenig gemein. Außer, daß auch bei Rohmer Märchen wahr werden können. Nicht gerade wortgewaltig wie Shakespeares Charaktere sind seine Liebenden, aber (wie gewohnt) wortreich und manchmal auch gewitzt. Gerade die Alltäglichkeit und Einfachheit dieser Konversationen ist es freilich, die Rohmers Geschichten märchenhafte Leichtigkeit verleiht. So geht am Ende seines "Wintermärchens" der Traum vom Märchenprinzen natürlich in Erfüllung. Teil zwei von Rohmers "Vier Jahreszeiten"-Filmzyklus bleibt voraussichtlich bis Mitte Oktober im Programm. Im Anschluß daran läuft in Erstaufführung "Die Tigerin". Karin Howard inszenierte den Roman des Schriftstellers Walter Serner in dieser deutschen Produktion. Das Berlin der "wilden zwanziger Jahre" dient als pittoresker Hintergrund für die Geschichte der lebensdurstigen "Tigerin" Pauline. Zwischen billigen Absteigen und dem trügerischen Glanz der großen Casinos entwickelt sich das Drama von Liebe, Eifersucht und Rache. Valentina Vargas und Hannes Jaenicke sind in den Hauptrollen zu sehen.

"Die Tigerin" ist außerdem Anlaß für eine "Lange Nacht" im Berger: Am 16. und 17. Oktober läuft der Film zusammen mit Jean-Jaques Annauds "Der Liebhaber", nach dem Roman von Marguerite Duras, sowie "Der Vierte Mann", Paul Verhoevens früher Versuch eines Erotik-Thrillers, mit zahl- und wahllosen Hitchcock-Zitaten veredelt.

Weiterhin im Berger-Programm: "Zombie and the Ghost Train", die Loser-Ballade von Mika Kaurismäki. Auch hier gibt's eine "Lange Nacht". Am 23. und 24. Oktober zeigt das Berger den Film im Doppel-Pack mit Aki Kaurismäkis Blues- Wunder "Leningrad Cowboys Go America" - die Besetzung ist in beiden Filmen etwa deckungsgleich. two

ENDE gut, alles gut: War es tatsächlich das Vertrauen in eine bessere Zukunft oder nur bittere Selbstironie, die das Ensemble "I Macap" 1981 diesen Titel wählen ließ? Gleichviel: Die Produktion des Gallus-Theaters mit jungen Leuten aus dem Stadtteil hatte Erfolg. Über 400mal wurde sie inzwischen auf Bühnen im In- und Ausland aufgeführt. Das Stück markierte für einige der Beteiligten den Start zu einer Theater-Laufbahn. Regisseur Brian Michaels arbeitet heute unter anderem an der Staatsoper in Stuttgart. Jetzt kehrt er nach elf Jahren ins Gallus zurück, um sein "Ende gut, alles gut" noch einmal zu inszenieren (mit dem alten Ensemble). Anlaß: Im Rahmen der Stadtteil-Kulturwochen feiert das Gallus-Zentrum seinen 17. Geburtstag mit dem optimistischen Motto: "Mit 17 hat man noch Träume". Das Programm der Woche Donnerstag, 8. Oktober, 20 Uhr: Premiere für "Ich bin meine beste Freundin", die neue Travestie-Show von und mit dem Frankfurter Chansonnier Reinhard Lila, 20 Uhr, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Harakiri à go go", eine musikalische Revue mit den Stuttgarter Anarcho-Komikern "Shy Guys", im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).

Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr: Reinhard Lilas Lieder im Gallus Theater; die "Shy Guys" in Höchst. 20.30 Uhr: "Extremeties", eine Produktion der Jungen Bühne Frankfurt, im Kellertheater (Mainstraße 2); "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein 'Hui'", eine Lesung mit Texten zur Liebe, zusammen- und vorgetragen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17).

Samstag, 10. Oktober, 15 Uhr: "Herr Sturm und sein Wurm", ein schwedisches Kinderstück (ab drei Jahren), Gastspiel des Kinder- und Jugendtheaters Speyer, im Gallus Theater.

20 Uhr, an gleicher Stelle: "Ich bin meine beste Freundin" mit Reinhard Lila; "Harakiri à go go" im Neuen Theater Höchst. 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie" - das Freie Schauspiel Ensemble liest aus dem Satz der Wiener Kaffeehaus-Kultur im Philanthropin; "Extremeties" im Kellertheater.

Sonntag, 11. Oktober, 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die neue Produktion des Freien Theaters Höchst mit Artisten, Clowns und Musikern und Conférencier Rainer Bange.

Montag, 12. Oktober, 20 Uhr: The Return of Heinz Becker, alias Gerd Dudenhöffer. Der munter räsonierende "Allerwelts-Philosoph" trägt seine neuesten gesammelten Volksweisheiten im Neuen Theater Höchst vor, mit dem vorbeugenden Titel: "Sie müsse entschuldiche".

Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr: "Ende gut, alles gut", das Haus-Ensemble "I Macap" kehrt mit seiner alten Produktion ans Gallus Theater zurück - für zwei Tage immerhin.

Ebenfalls um 20 Uhr: "Die verkauften Pflastersteine" - der Schriftsteller Thomas Risenlöcher liest aus seinem "Dresdner Wendetagebuch" in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); außerdem: "Sie müsse entschuldiche" im Neuen Theater Höchst.

Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr: Dudenhöffers Schmähreden in Höchst und noch einmal "Ende gut, alles gut" im Gallus. two

Ruhe durch den Sturm Windiger Bewacher befreite Harheims Kerbeburschen

HARHEIM. Der Kerbelies machte die 559. Harheimer Kerb am meisten zu schaffen. Fest angebunden saß sie in der Krone des Kerbebaums, vom Herbststurm schwer gebeutelt. "Aber sie sitzt noch immer", stellte Vereinsringvorsitzender Robert Janisch am Montag erleichtert fest. Immerhin verhinderte der starke Wind, daß das Kerbemaskottchen geklaut wurde. Zu gefährlich wäre die Kletterpartie auf den geschmückten Baum gewesen. Und so konnten sich die Harheimer Kerbeburschen ruhigen Gewissens ins hektische Treiben stürzen.

Was anderen Kerbeveranstaltern im Frankfurter Norden meist Kopfzerbrechen macht, belastet die Harheimer Vereine überhaupt nicht: Sie haben keinen Nachwuchsmangel. Im Gegenteil. "Dieses Jahr sind so viele Kerbeburschen aktiv wie schon lange nicht mehr", freute sich der Vereinsringvorsitzende.

14 junge Männer stimmten sich wochenlang auf das Dorffest ein: Trinkfestigkeit wurde trainiert, Kerbegesang einstudiert. Dann schlug die Stunde ihres großen Auftrittes. Mit Säge und Leiterwagen ausgerüstet, zogen die Burschen in den Wald, den Kerbebaum zu schlagen und auf dem Festplatz aufzustellen.

Der Musikzug des Katholischen Jugendvereins unterstützte sie musikalisch. Auch diesmal wurde nicht im Festzelt, sondern im Bürgerhaus gefeiert. "Das ist eine saubere Angelegenheit", erklärte Janisch. Die Besucher kommen dann auch bei schlechtem Wetter, und niemand muß sich um Toilettenhäuschen kümmern, die ohnehin nicht gern benutzt werden.

Die Organisation ist ohnehin langwierig genug. Schon Ende August setzten sich Vertreter von 16 ortsansässigen Vereinen zusammen, planten und teilten die Arbeit auf. Da alle Abendveranstaltungen keinen Eintritt kosteten, "müssen wir vor allem über den Verkauf von Getränken und Essen die Kosten decken", so der Vereinsringvorsitzende. An allen drei Abenden lud die Showband "Vis à Vis" zum Tanz ein. Eine tolle Stimmung stellte sich schnell ein. Am Samstag etwa verließen die letzten Gäste das Fest erst in den frühen Morgenstunden.

Mit Kind und Kegel zogen die Harheimer Bürger am Montag zum Frühschoppen. Ab 11 Uhr gab es "Freibier", und der Harheimer Musikverein präsentierte sein aktuelles Kerbeprogramm. Die besten Plätze im Saal ergatterten sich die jüngsten Besucher: Ohne Hemmungen zogen die Kinder mit ihren Stühlen mitten auf das Parkett und beobachteten gebannt das Orchester. Attraktion des letzten Kerbetages war wieder der traditionelle "Gickelschmiß", anschließend kürten die Burschen ihr Kerbemädchen. tin

Die Tempo-30-Zone wird grüner Heddernheim: Straßen werden umgebaut und Bäume gepflanzt

FRANKFURT-NORDWEST. Die Raser in Alt-Heddernheim werden gestoppt: In der Tempo-30-Zone, die vor einem Jahr mit Schildern und Markierungen eröffnet worden war, werden jetzt einige Kreuzungen umgebaut.

Die Kosten für die Bauarbeiten, die dieser Tage begannen, betragen 348 000 Mark. Am 18. Dezember soll die Zone zwischen Dillenburger Straße und der Straße In der Römerstadt fertig sein. Das teilten Mitarbeiter der Frankfurter Aufbau AG (FAAG) und des Straßenbauamts kürzlich in einer Pressekonferenz im Bürgerhaus Nordweststadt mit.

Die wichtigsten Maßnahmen: Die Straßeneinmündungen werden verengt, Bürgersteige verbreitert und Bäume gepflanzt. Außerdem werden sogenannte Kölner Teller - das sind runde Metallscheiben mit Noppen, die in der Mitte auf eine Höhe von etwa fünf Zentimetern zulaufen - auf den Fahrbahnen installiert. Sie können zügig mit 30 Stundenkilometern überfahren werdenund verursachen dabei keinen Lärm.

Folgende Kreuzungen werden verändert: Heddernheimer Kirchstraße/In der Römerstadt (allein dort werden fünf Bäume gepflanzt); In der Römerstadt/Kastellstraße; Heddernheimer Kirch-/Gerningstraße; Heddernheimer Kirch-/Heddernheimer Land/Nassauer Straße; Dillgasse/Dillenburger Straße; Heddernheimer Land/Dillenburger Straße an der Maybachbrücke; Alt-Heddernheim/katholischer Kindergarten und Heddernheimer Kirchweg/Hebelstraße. cob

Das Programm des Privatfernsehens kommt bei den ostdeutschen Jugendlichen offenbar besser an als das von ARD und ZDF. Das ergab eine Studie zu "Jugend und Medien 92" der Außenstelle Leipzig des Deutschen Jugendinstitutes (München), die am Montag in der Messestadt vorgestellt wurde. An der repräsentativen schriftlichen Umfrage hatten sich im Frühjahr 1573 Schüler aus den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie aus dem östlichen Teil Berlins beteiligt. Danach sehen knapp drei Viertel aller Befragten vorzugsweise Sat 1 und RTL plus, im Jahre 1990 waren es nur etwa die Hälfte.

Die Azteken tanzten im Gallus Ein buntes Erntedankfest

GALLUS. Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde die Sondershausenstraße wegen eines Straßenfestes gesperrt. Nicht Autos, sondern Gänse, Enten und Hühner bevölkerten den Asphalt. Ein Kinderkarussell und Jahrmarktbuden wurden aufgebaut. Der Kleingärtnerverein "Ackermann" öffnete seine Pforten für die Kirchengäste. Etwa 2000 Bürger besuchten den "Erntedank-Tag", der im Rahmen der "Kulturwochen" von zahlreichen Vereinen und Initiativen aus dem Gallus mitgestaltet wurde.

Birgit war beeindruckt. Denn so könnte eine Kirche immer aussehen. Von wegen kahle Räume, kaum Schmuck und unendliche Stille im Gotteshaus. Der Saal der Versöhnungsgemeinde (Sondershausenstraße 51) präsentierte sich zum Erntedanktag in ungewöhnlichem Gewand: überall lagen Äpfel und Birnen in Körben, Laub war auf dem Boden verteilt, Stroh rechts und links des Altars aufgehäuft. Kinder krabbelten auf allen Vieren und spielten mit den welken Blättern. Und jeder, der Hunger hatte, durfte nach den Früchten und den selbstgebackenen Brötchen greifen. Die Vielfalt wurde gepriesen, der Reichtum der vielen Kulturen auf der Veranstaltung der "Kulturwochen" als Geschenk gefeiert.

Im Arbeiter- und Immigrantenviertel Gallus leben mittlerweile 28 Nationalitäten auf engem Raum neben- und miteinander. Das geht nicht immer ohne Konflikte, und so sollte am 4. Oktober nicht nur symbolisch die Ernte eingefahren, sondern auch die Versöhnung der Völker geprobt werden. "Es gibt nur eine Erde, und die geht kaputt im Gegeneinander", formulierte Ulrich Wegner im Gottesdienst. Dezent, aber bestimmt schlug er auch Töne gegen die Übergriffe auf Ausländer und Asylanten in der Bundesrepublik an: Die Menschen sollen "als gute Nachbarn" miteinander leben.

Über allem Trubel des Erntedankfestes stand eine Botschaft: Friedliches Zusammenkommen funktioniert und macht Spaß. Egal, ob mittags im Zelt auf dem Hof der Versöhnungsgemeide miteinander gekocht und gegessen wurde oder Künstler aus aller Welt in der Kirche auftraten: Ganz nach dem Geschmack der Besucher waren Essen sowie Kulturprogramm. Und das lief fast wie geplant über die Bühne. Keine extremen Zeitverzögerungen oder technischen Pannen, wie noch am "Tag der internationalen Musik". Übung macht den Meister im Versuch, die "multikulturelle Gesellschaft zu leben".

Im Gemeindesaal entfaltete sich eine bunte Mischung: Schöpfungsgeschichten, Märchen, Tänze und Musik. Die Künstler präsentierten ihre Kulturen. Die sardische Tanzgruppe "Amicos Sardos" bot Folkloretänze und die Aztekentänzer "Matlaltotol" glänzten mit ihren prächti-

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Wehr gegen Öffnung der Auerfeldstraße

SECKBACH. Die Auerfeldstraße wird möglicherweise eine Einbahnstraße bleiben. Das Konzept der Verkehrs-AG für die Tempo-30-Zone in Seckbach sieht zwar vor, die Auerfeldstraße für beide Richtungen zu öffnen, doch die Feuerwehr äußerte Bedenken. "Wenn die Straße zu eng ist, kommen die Löschfahrzeuge nicht durch", meinte Karlheinz Koslowski, Mitglied der Tempo-30-Kommission für die Branddirektion, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.

Allerdings räumte Koslowski ein, bislang nur die Tempo-30-Pläne für die Auerfeldstraße zu kennen. Bei einem Ortstermin will sich der Amtmann ein "vollständiges Bild" machen. Denn: "Vielleicht finden wir ja eine Lösung, die zwar nicht den Bestimmungen entspricht, aber dennoch paßt." Nach den Sicherheitsvorgaben müßte die Auerfeldstraße Einbahnstraße bleiben. Denn mit Schrägparkplätzen auf der einen Seite ist die Fahrbahn mit 4,25 Metern "eigentlich zu knapp", erklärte Koslowski. Aber da es dort weder eine Schule noch eine Kindertagesstätte gibt, "kann vielleicht auf die vorgegebene Breite von 5,50 Metern für eine zweispurige Straße verzichtet werden".

Das Ordnungsamt hat sich hingegen schon gegen die beidseitige Öffnung ausgesprochen. Ein entsprechendes Schreiben verlas Rita Präsel, Bewohnerin der Auerfeldstraße, in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 11 (Seckbach, Fechenheim, Riederwald). Sie hatte vor Wochen mit anderen Bewohnern einen Protestbrief an das Ordnungsamt geschickt.

Darin hatten auch die Bewohner der Straße Im Staffel gefordert, in ihrer Straße wieder Einbahnverkehr einzuführen. Die "Staffel" war wegen der Tempo-30Zone bereits im April für beide Fahrtrichtungen geöffnet worden. SPD-Ortsbeirat Dieter Dahlmann sagte dazu: "Wenn die Auerfeldstraße nach Osten einbahnig bleibt, muß auch Im Staffel der Zwei- Richtungs-Verkehr abgeschafft werden."

Der Ortsbeirat will jetzt erst einmal den Ortstermin mit der Branddirektion abwarten. Eine endgültige Entscheidung über die beiden Straßen wollen die Stadtteilpolitiker im November treffen. cob

Georg-August-Zinn-Schule Griesheimer Eltern gegen Ausländerhaß

GRIESHEIM. Die Elternbeiräte der Georg-August-Zinn-Schule haben in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin verurteilen sie die "Zunahme menschenverachtender Gewalt an Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern".

Die Eltern wenden sich zudem gegen die "lebensbedrohliche Eskalation" und weisen auf das friedliche Miteinander in ihrer Schule hin: Im neuen Schuljahr säßen Kinder aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, die miteinander im Stadtteil leben und voneinander lernen. Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen und andersartigen Gebräuchen an der Schule "führt bei uns zu keinen Konflikten". Viele Eltern erlebten die Vielfältigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Daß das weiter so bleibt, dafür wollen sich die Elternbeiräte auch in Zukunft einsetzen. mad

Die Gemeinde gibt eigenen Wurmhumus ab

WEHRHEIM. Wer seinen Garten umweltfreundlich düngen möchte, kann dazu Wurmhumus von der Kompostierungsanlage in Pfaffenwiesbach (an der Straße Richtung Usingen) verwenden. Die Komposterde trägt als Torf-Ersatz auch dazu bei, die wenigen noch bestehenden Torfmoore zu schützen.

Jeweils freitags von 14 bis 17 Uhr können in der Anlage kleinere Mengen abgeholt werden. Bei Abnahme von Mengen über einem Kubikmeter liefert die Gemeinde auch frei Haus. Informationen und Bestellungen bei der Gemeindeverwaltung unter der Telefonnummer 58961 (Frau Langhammer). cn

Grüne schlagen Reform bei Abwassergebühren vor: Regenrabatt Entsiegelung, Zisternenbau und gerechtere Kostenverteilung / Stadtwerke haben noch Bedenken aufgrund der HGO

SCHWALBACH. Fast jedes Eigenheim hat eine Zisterne. Mit dem gesammelten Regenwasser werden die Blumen im Garten bewässert und die großen und kleinen Geschäfte in der Toilette beseitigt. Die Höfe sind nicht mit Beton und Asphalt zugepflastert. Gras sprießt durch Rasengittersteine - eine Vision von Ökofreaks? Vielleicht nicht ganz so, aber so ähnlich könnte es eines Tages in Schwalbach aussehen, wenn ein Antrag der Grünen eine Mehrheit im Parlament findet.

Es geht um eine knochentrockene Materie: die Abwassergebührensatzung. Der Stadtverordnete Arnold Bernhard schlägt vor, die Tarife in eine Niederschlags- und eine Schmutzwassergebühr zu splitten. Der Effekt: "Die Kosten für die Abwasserreinigung werden gerechter verteilt", erläutert Arnold Bernhard. Und Hausbesitzer bekommen einen finanziellen Anreiz, zu entsiegeln und Zisternen zu bauen, ohne daß es die Stadt auch nur einen Pfennig koste.

Bislang wurde das Abwassergeld auf der Grundlage des bezogenen Trinkwassers berechnet. Im Rathaus ging man einfach davon aus, das kühle Naß, das aus der Leitung abgezapft wird, fließt via Waschbecken, Klo, Dusche oder Badewanne irgendwann wieder in den Kanal. Dabei wurde nicht berücksichtigt, daß viele tausend Liter Regen, der auf Höfe und Dächer fällt, ebenfalls durch die unterirdischen Rohre zur Kläranlage in Sindlingen rauscht. Und das führt zu enormen Kosten: Regenrückhaltebecken mußten gebaut werden. Die Größe der Kanalrohre und die Dimensionen der Kläranlage wurden auf das Niederschlagswasser ausgerichtet.

Doch bei den Abwassergebühren wurde dies bislang nicht berücksichtigt. So ist bespielsweise die kuriose Situation denkbar, daß der Besitzer einer Firma mit wenigen Angestellten, aber einer großen Halle weniger Gebühren zahlt als eine große Familie, die in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Obwohl der Firmenbesitzer mit seinem großen Dach dem Abwasserverband erheblich mehr Kosten als die Familie verursacht.

"Das wollen wir ändern", sagt Bernhard. Die Abwassergebühren müßten zum Teil aus dem Trinkwasserbezug und zum Teil aus dem Niederschlagswasser berechnet werden.

Doch wie soll das funktionieren? Recht einfach. Die Stadt Dietzenbach hat's vorgemacht. Sie hat Fragebogen ausgeteilt, in die jeder Hausbesitzer die Größe eines Daches und der anderen versiegelten Flächen einträgt. Damit läßt sich anhand der durchschnittlichen Niederschlagsmengen berechnen, wieviel Liter Regenwasser pro Jahr in den Kanal fließen. Und dies wiederum macht es möglich, eine Niederschlagsgebühr zu kalkulieren.

Der Clou an der Sache: Wer das Regenwasser in einer Zisterne, einem Tank im Keller oder einfach nur in einer Regentonne im Garten speichert, bekommt bei den Gebühren Rabatt. Denn er entlastet ja die Kläranlage. Damit werde, so Bernhard, über die Gebühren der Anreiz geschaffen, in Haus und Garten mehr auf Brauchwasser zu setzen. Denn früher oder später amortisiere sich die Investition über die eingesparten Gebühren.

Bernhard: "Ganz nebenbei wird noch etwas für die Umwelt getan." Denn wer mit Regenwasser Blumen gieße oder die Toilette betreibe, schone die Trinkwasser-Ressourcen.

Außerdem ermutige die neue Regelung Hausbesitzer dazu, in ihrem Hof das Verbundplaster herauszureißen und statt dessen dort das Gras wachsen zu lassen. Denn auch damit lasse sich Geld sparen. Hierbei ergibt sich ebenfalls der Umwelteffekt fast von selbst: Der Regen kann versickern und hilft so, den Grundwasserspiegel aufzubessern.

"Gegenwärtig liegt der Antrag noch auf Eis. Es gibt eine Stellungnahme der Stadtwerke, wonach die Vorlage noch nicht entscheidungsreif ist", erläutert Siggi Fay, Pressesprecher der Stadt. Die Grünen müßten zusätzliche Informationen nachliefern. Laut Fay machen die Stadtwerke aber vorab schon geltend, daß durch die Aufteilung der Gebühr die Wasserpreise de facto ermäßigt werden. "Das ist laut Hessischer Gemeindeordnung nicht Rechtens." Dort stehe, daß Wassergebühren kostendeckend sein müßten.

Trotz der noch offenen Fragen denkt Bernhard schon einen Schritt weiter: Mit der neuen Gebühr werde möglicherweise die finanzielle Unterstützung der Stadt für Hausbesitzer, die eine Zisterne bauen, überflüssig. "Das Geld könnten wir dann für andere Programme zum Schutz der Umwelt verwenden." fw

Kallweit denkt an Wahlkampf FDP verspricht jetzt, Lärm zu bekämpfen

GRIESHEIM. Gegen den "zunehmenden Schwerlastverkehr" im Stadtteil möchte der FDP-Ortsverband Westliche Stadtteile vorgehen. Ihr Vorsitzender, Michael Kallweit, schlägt "ein ganzes Bündel" von Verbesserungen vor, um gerade ältere Menschen und Kinder von dem "unzumutbaren Lärm" zu verschonen. Rot-grüne Ortsbeiräte und Stadtverordnete hätten bei diesem Problem "völlig versagt".

Kallweit fordert für Griesheim eine "lärmschutzdämmende Zone": Am Rand der Siedlung Neufeld im Norden Griesheims soll "schnellstens" die vom Magistrat versprochene Lärmschutzwand entlang der A 5 Frankfurt - Kassel gebaut werden. Weiter wird in der Pressemitteilung vorgeschlagen, den Lärmschutzwall für die Mainzer Landstraße im Bereich zwischen A 5 und Elektronstraße zu erweitern.

Außerdem soll es ein "grundsätzliches Durchfahrtverbot" für Lastwagen über 7,5 Tonnen im südlichen Griesheim und in Alt-Griesheim geben. Eine "umfangreiche internationale Zielbeschilderung" könne die Zufahrt zum Griesheimer Gewerbegebiet regeln. Die aus der City kommenden Brummis würden dann ab der Galluswarte nur noch über die Mainzer Landstraße in die Straße "In der Schildwacht" abbiegen. Lastzüge aus Richtung Kelsterbach oder Schwanheim könnten künftig zu den Werkstoren "über die in Kürze fertiggestellte Anbindung Schwanheimer Brücke / Mainzer Landstraße" gelangen und den westlichen Teil der Lärchenstraße befahren.

Damit der Schwerverkehr das Gewerbegebiet verlassen kann, sieht die FDP nur noch zwei Möglichkeiten vor: "In der Schildwacht" und durch die westliche Lärchenstraße. Kallweit kündigte an, mit der Forderung nach einer "lärmschutzdämmenden Zone" für Griesheim in den Kommunalwahlkampf 1993 zu gehen. mad

FDP: Polizeistation muß nach Dietzenbach

DIETZENBACH. Auch die Dietzenbacher FDP setzt sich dafür ein, daß der Polizeiposten Dietzenbach zur Polizeistation ausgebaut wird. Dafür - und das ist ein neuer Vorschlag - soll die Polizeistation Rödermark zum Posten abgestuft werden, der nachts und an Wochenenden nicht besetzt ist.

Die Fraktion der Freien Demokraten im Dietzenbacher Stadtparlament fordert in einem Antrag, daß der Magistrat mit der Landesregierung über diese Lösung verhandeln soll.

Die Liberalen begründen ihren Vorstoß damit, daß Dietzenbach eine wesentlich höhere Kriminalitätsrate habe als Rödermark.

Fraktionssprecher Rüdiger Werges sagt: "Es bleibt nur noch diese Möglichkeit. Die jetzige Landesregierung von SPD und Grünen wird voraussichtlich zwei Polizeistationen in unmittelbarer Nähe wohl nie einrichten.

In einem weiteren Antrag verlangen die Freien Demokraten in Dietzenbach die Gründung einer Arbeitsgruppe "Sicherheit".

In diesem Gremium "Sicherheit", das sich um die Vorbeugung von Kriminalität kümmern soll, sollen Vertreter aus den städtischen Ämter, von der Polizei sowie andere Fachleute mitwirken. fin

Siebzigmal wird der Natur ein Denkmal gesetzt Von der Eibe übers Flachmoor bis zum Steinbruch / Kreisausschuß verabschiedet Verordnung

KREIS OFFENBACH. Im Kreis Offenbach gibt's demnächst siebzig geschützte Naturdenkmale. Der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann berichtete, daß der Kreisausschuß eine Rechtsverordnung verabschiedet habe, die Eichen, Buchen, Ulmen, Speierlinge und Eiben sowie ein Flachmoor, Dünen und ehemalige Steinbrüche unter Schutz stelle. Die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt muß dem Entwurf noch zustimmen.

Wie Kaufmann sagte, handele es sich bei den nunmehr geschützten Naturdenkmalen "um Einzelschöpfungen der Natur, deren besonderer Schutz aus naturgeschichtlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist". So laute ein entsprechender Passus der Verordnung, in dem die Kriterien beschrieben werden, die nach den Maßgaben des Hessischen Naturschutzgesetzes erfüllt sein müssen.

Die neue Verordnung des Kreises Offenbach, so Kaufmann, "verbietet beispielsweise die Beseitigung des Naturdenkmals, seine Beschädigung oder Veränderung". Wenn bald die Naturdenkmale unter Schutz gestellt sein werden, endet ein Verfahren, das mit der Anhörung der Eigentümer, Naturschutzverbände und der Städte und Gemeinden begonnen hatte. "Erfreulicherweise", so erwähnt der Erste Kreisbeigeordnete, "kam es nur in wenigen Fällen zu Einwendungen gegen die Schutzverordnung." Er appelliert an die Bevölkerung, weitere Bäume oder Landschaftsbestandteile als Naturdenkmal vorzuschlagen. fin

Anreiz zu mehr Eigeninitiative Kreis Offenbach verteilt Landesgelder des Sofortprogramms

KREIS OFFENBACH. Mit rund 336 000 Mark fördert das Land Hessen 1992 im Kreis Offenbach 16 Initiativen zur Kinderbetreuung. Der Kreisausschuß entschied jetzt über die Verteilung der Mittel.

"Mit dem Sofortprogramm ,Kinderbetreuung' hat die Landesregierung auf den gestiegenen Bedarf an qualifizierten und kindergerechten Betreuungsangeboten außerhalb der Familie reagiert", sagte Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann. "Wir wollen noch mehr Elterninitiativen ermuntern, Betreuungsangebote zu schaffen." Laut Kaufmann werden nicht nur Investitionen bezuschußt, sondern auch Starthilfegelder ausgezahlt.

Folgende Vereine und Initiativen bekommen Geld: Krabbelstubeninitiative Dreieich (13 100 Mark), Hortgruppe Offenthal (26 000 Mark), Tagesmütter-Werbeaktion (1000 Mark), Verein der Freunde und Freundinnen der Langener Albert-Einstein-Schule (41 5000 Mark), Langener Verein zur Förderung der Pädagogik Rudolf Steiners (23 000 Mark), Mütterzentrum Langen (2500 Mark), Die Kinderstube Langen (20 000 Mark), Verein zur Förderung von Kinderbetreuung Neu- Isenburg (3300 Mark), Kaleidoskop Neu- Isenburg (3300 Mark), "Wirbelwind" Obertshausen (18 000 Mark), Rodgauer Rasselbande (17 000 Mark), "Die kleinen Strolche" Dudenhofen (40 000 Mark), Hort der Stadt Rodgau (14 200 Mark), offener Rodgauer Spieltreff (9200 Mark), Kinder im Rodgau (7600 Mark), "Engelchen und Bengelchen" Rodgau (15 000 Mark), "Die Wichtel" Rödermark (7500 Mark), Kindergruppe am Rödermarker Hallenbad (13 250 Mark) und Bereitschaftspflege des Kreises Offenbach (25 650 Mark). fin

Aufgespießt

"Sie schmeißen industriell vorgefertigte Schnitzel in altes Frittenfett, tragen das Ganze mit totgebackenen Kroketten, Einheitssalat und unverschämtem Gehabe auf und verlangen dafür Höllenpreise."Renate Peiler, Redakteurin von Essen und Trinken, über die ostdeutsche Küche, zitiert im Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Mölbis aus der Asche oder Unter dem Ruß liegt eine Perle Im einst dreckigsten Dorf Europas gibt es seit 1990 wieder einen blauen Himmel - und keinen Herbst mehr im Mai Von Bernhard Honnigfort (Mölbis)

Mölbis, ein 400-Seelen-Dorf, 20 Kilometer südlich von Leipzig, inmitten einer Braunkohle-Kraterlandschaft. 80 Häuser, ein Dutzend Straßen und Wege, ein Rathaus mit vier Amtsstuben, daneben das Postzimmer. Eine Kirche, ein Gasthaus, Baustellen. Der Bürgermeister heißt Dietmar Haym, der Pfarrer Karl-Heinz Dallmann, der Briefkasten wird einmal am Tag geleert. Eine kleine Stahlbaufirma ist der größte Arbeitgeber am Platz: 60 Leute sind hier beschäftigt.

Über tausend Jahre hat das Dorf auf dem Buckel. Slawen haben es gegründet - Mölbis, das kommt von "Milobuz", einer Ableitung von "lieb". Seit zwei Jahren hat Mölbis wieder etwas, auf das es mehr als ein halbes Jahrhundert verzichten mußte: einen richtigen Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Bis zum 24. August 1990 wurde das Wetter im drei Kilometer entfernten Espenhain gemacht, in der größten Dreckschleuder der DDR. Aus einer gigantischen Braunkohleverschwelerei, die schon Görings Luftwaffe mit Flugbenzin versorgte, zogen bei Nordwestwind unerträgliche Schmutzschwaden durch das Dorf, in Mengen, die in Westdeutschland Katastrophenalarm ausgelöst hätten. Täglich 20 Tonnen Schwefeldioxid, vier Tonnen Teer, 4,4 Tonnen des nach faulen Eiern stinkenden Gases Schwefelwasserstoff, 1,6 Tonnen Ammoniak, 1,6 Tonnen Mercaptane (eine Mixtur aus Kohlenstoffverbindungen). Der Regen verwandelte sich in schwefelige Säure, die es in zwei Jahren schaffte, neue Dachrinnen oder Blitzableiter wegzuätzen und Dachziegel bröselig wie Knäckebrot zu machen. Das ganze Dorf war stets mit einer schwarzen Rußschicht überzogen. Wer ein Haus betrat, mußte die Schuhe ausziehen, wer eine Türklinke runterdrückte, wischte sie gleichzeitig sauber.

Im Winter betrug die Sicht oft weniger als 300 Meter, und manchmal, wenn in Espenhain die Schlote besonders weit aufgedreht wurden, kam der Herbst schon im Mai: Obstblüten wurden schwarz, die Blätter fielen von den Bäumen, kaum daß sie an den Zweigen waren. Die Luft stank nach faulen Eiern, und die Häuser alterten doppelt so schnell wie anderswo. Der Putz hielt die aggressive Luft nicht aus, wurde schwarz und mürbe oder kräuselte sich, bis er abfiel. Vergeblich habe eine ältere Frau sogar versucht, Erdbeeren in ihrem Garten anzubauen. Was nicht vorzeitig wegfaulte, schmeckte wie Altöl. Eine Begebenheit, die heute gern in Mölbis erzählt wird.

Und die Menschen. Atemwegserkrankungen wie Pseudo-Krupp oder Bronchitis traten bei Mölbiser Kindern dreimal häufiger auf als anderswo. Erwachsene klagten über Kopfschmerzen, Husten oder tränende Augen. Wer konnte, packte seine Sachen und zog weg, wer blieb, litt weiter. In vierzig Jahren sank die Einwohnerzahl von tausend auf 400. Meist blieben die Alten.

Am 24. August 1990, als die Modrow- Regierung die Verschwelungsanlage abschaltete, begann für Mölbis die Zukunft. Erstmals nach Jahrzehnten spannte sich ein blauer Himmel über das grauschwarze Dorf. "Ein Luftkurort", witzeln manche Bewohner heute - und das, obwohl aus dem Strom erzeugenden Braunkohlekraftwerk immer noch gelblich-weißer Qualm aufsteigt. In Mölbis, das als "dreckigster Ort Europas" Schlagzeilen machte, hat sich Hoffnung breitgemacht. Noch Anfang 1990 wollten die meisten den Ort aufgeben und anderswo neu anfangen. Die Diskussion im Dorf ging hin und her. Der Bürgermeister wollte bleiben, der Pfarrer träumte von "blühenden Bäumen und roten Ziegeldächern" an anderer Stelle. Heute will keiner mehr weg. Ganz im Gegenteil: "Sogar Städter wollen herziehen", berichtet Bürgermeister Haym voller Stolz von Neuzuzüglern. Die Euphorie, mit der nicht nur er über die Zukunft des tristen Dörfchens spricht, wirkt ein wenig befremdend. Haym: "Kaum eine Ecke, in der nicht gebaut wird. Unsere Kinder werden einmal die Früchte unserer Arbeit ernten."

Am 2. Oktober vor zwei Jahren pflanzten die Mölbiser eine Linde und starteten ihr "Projekt Hoffnung". Das Dorf, das Christliche Umweltseminar in Rötha, das Braunkohlewerk Borna, die Braunkohleveredelung Espenhain und der Bezirk Leipzig gründeten eine Dorfsanierungsgesellschaft. In fünf Jahren sollte Mölbis den "Vorsprung" anderer Ex-DDR-Gemeinden aufholen. Geschäftsführer wurde der sauerländische Leihbeamte Horst Frese. Schon jetzt, nach zwei Jahren, meinen die Mölbiser, den Abstand wettgemacht zu haben. Die erste von 34 geplanten Sozialwohnungen ist fertig, der Ort ist erstmals an eine Schmutzwasserleitung angeschlossen, die zur Kläranlage Espenhain führt, es werden Gas- und Elektroleitungen verlegt, außerdem Rohre für Trinkwasser. Die Straße des Friedens bekommt eine Teerdecke, der Bach, der unter einer Kohleabraumhalde entspringt, ist entschlammt worden.

"Einen Sprung vom Mittelalter ins 20. Jahrhundert" mache das Dörfchen zur Zeit, beschreibt Frese das Treiben. "Das Bild hat sich gewandelt." Auch die Superlative, mit denen Bürgermeister Haym sein Mölbis von heute schildert, machen deutlich, wie grausig das Dorf noch vor fünf Jahren ausgesehen haben muß. Wer ihm zuhört, glaubt sofort, daß es nur besser werden konnte. Man habe einen "Wahnsinnserfolg" erreicht, schwärmt er von dem "fast großstädtischen Projekt".

Daß es gut voranging, dürfte nicht zuletzt dem sauerländischen Leihbeamten zu verdanken sein. Nach der Wende fuhr der nämlich nach Bonn, um die vom Ex- Ministerpräsidenten Hans Modrow versprochenen 50 Millionen Mark einzufordern. Das Geld sollte dazu dienen, entweder das Dorf zu sanieren oder es an anderer Stelle wieder aufzubauen. Als Frese mit seiner Bitte im Wirtschaftsministerium vorstellig wurde, habe man dort "gelacht": Im Einigungsvertrag stand nichts von Modrows Versprechen. Also erlernte Frese die mühselige Kunst, Fördertöpfe von Bund und Ländern anzuzapfen und kam so auf immerhin 14 Millionen statt der versprochenen 50 Millionen Mark Zuschüsse. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt er.

Pfarrer Dallmann, der noch vor vier Jahren mit anderen heimlich Plakate gegen die Umweltzerstörung druckte, hält nach zwei Jahren "Projekt Hoffnung" eine kleine Andacht ab. Wenig Leute sind an diesem Freitag Anfang Oktober in seine Kirche neben dem verfallenen Friedhof gekommen. Davor steht ein altes Auto mit einem Aufkleber am Heck. "Luft entschwefeln, Politik entschwafeln." Der Pfarrer ist voll Euphorie. Der kleine Boom in Mölbis hat auch ihn gepackt: "Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist, dann weiß ich es nicht", predigt er. Aber er warnt auch. Es gebe mehr als nur eine Wahrheit. Grüne Wiesen würden jetzt wahrscheinlich zubetoniert. "Hoffnung und Enttäuschung", wie es auf dem Plakat über dem Altar steht, würden immer noch dicht nebeneinanderliegen. Aber: "Es wird das geknickte Rohr nicht brechen", zitiert er aus der Bibel.

In Mölbis, einst wegen seines Drecks berüchtigt, ist jetzt Großreinemachen. Elf verfallene Häuser, die vor Jahren von ihren Bewohnern zurückgelassen wurden, legte schon die Abrißbirne flach. "Todgeweihte leben länger", kalauert ein älterer Herr auf der Straße über seinen Geburtsort. Jetzt, endlich, gehe es voran. Auf dem Gelände der ehemaligen Verschwelungsanlage soll ein Gewerbepark entstehen, wenn geklärt ist, wer die Entgiftung der Altlast bezahlt. Kurt Biedenkopf, Sachsens Ministerpräsident, wünschte dem "in der Vergangenheit besonders hart getroffenen Dorf für die Zukunft, daß es möglichst bald wieder eine der Perlen Sachsens werde".

Das war vor einem Jahr. Seitdem ist auch die Schule wieder hergerichtet. Sie hat ein neues Dach bekommen, wurde innen renoviert und steht leer. Kinder im schulpflichtigen Alter, erzählt jemand bei einem Rundgang durchs Dorf, die gebe es in Mölbis nämlich nicht.

Leasing auf Probe

Ganz neu auf dem Leasingsektor ist das Probeleasing. Damit möchte eine in Bad Homburg ansässige, unabhängige Leasinggesellschaft besonders Privatkunden ansprechen, die sich noch nicht so ganz sicher sind, ob man ein Privatauto leasen sollte. Dieses Angebot ist so neu, daß es bisher nur mit einem großen Händler einer schwedischen Automarke durchgeführt wird. Der noch unsichere Leasingnehmer zahlt 20 Prozent als Mietsonderzahlung an und kann nun sechs Monate lang das Auto fahren. Daß zu den monatlichen Leasingraten noch Steuer, Versicherung und einmal die Überführungskosten kommen, dürfte klar sein, die müßte man als Autobesitzer nach einem Autokauf auch entrichten, außerdem haben diese Zusatzkosten nichts mit der Leasingfirma zu tun.

Ist der Kunde mit dem Auto oder der ganzen Vertragsform nicht zufrieden, kann er nach sechs Monaten den Wagen zurückgeben, erhält 75 Prozent der geleisteten Anzahlung zurück und die Sache ist für ihn erledigt. Möglicherweise wird man sich noch über Mehr- oder Minderkilometerleistung unterhalten. Falls das Angebot konvinierte, wird der Leasingvertrag um 24 Monate verlängert und die Leasingraten verringern sich pro Monat. li

Leasing News

Mit heute knapp zwei Millionen geleasten Kraftfahrzeugen ist das Automobil das führende Leasingobjekt in Deutschland. 1991 wurden etwa 24 Milliarden Mark Bruttoanlageinvestitionen von den Leasinggesellschaften für den Kauf von Automobilen geleistet. Schätzungsweise kümmern sich von den rund 1500 in Deutschland agierenden Leasingunternehmen rund 300 (auch) um Autos, wobei nur eine gerine Anzahl von Leasinggebern überregionale Bedeutung haben. Die Autobanken oder Leasinggesellschaften der Hersteller haben inzwischen eine Vorrangstellung mit über 60 Prozent des gesamten Auto-Leasing-Volumens erreicht. Sie sind besonders stark im Privatleasing engagiert. li

Keine Änderungen

Es ist ja wunderschön, ein Auto zu fahren, das man sich sonst vielleicht nicht so ganz hätte leisten konnen. Nun ja, Leasing macht's möglich, außerdem steht es nirgends angeschrieben, daß man sich dieses Auto nicht selbst gekauft hat. Auf der anderen Seite darf man nie vergessen, daß der wirtschaftliche Eigentümer die Leasinggesellschaft ist. Veränderungen am Auto, die den Wert heben oder senken könnten, müssen immer vorher angemeldet und genehmigt werden. li

Laufzeit

Die Laufzeit von Autoleasingverträgen liegt aus steuerlichen Gründen zwischen 40 und 90 Prozent der "betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer", die in den Richtlinien des Bundesfinanzministers (19. 4. 1971, 22. 12. 1975 und die amtlichen AfA-Tabellen) genau definiert wurden. Die meisten Leasinggesellschaften bieten deshalb Verträge mit Restwertausgleich zwischen 20 und 43 Monaten Laufzeit an. Bei Verträgen nach Kilometerberechnung kann die Laufzeit auf zwischen 12 und 20 Monaten verringert werden. li

Warum ausgerechnet dieses Vorbild?

Offener Antisemitismus nun auch in der FR ("Und alle Menschen schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes" von Pierre Simonitsch Genf in der FR 2./3. 10. 1992)? Das wohl (noch?) nicht, aber allzuviel Mühe, sich zu verbergen, macht er sich nicht mehr, was wohl an den Zeiten liegt: "Die ethnischen Säuberungen auf dem Balkan haben viele historische Vorbilder" - wer wollte das bestreiten. Warum aber fällt Herrn Pierre Simonitsch dazu ausgerechnet "die Landnahme der Israeliten zu Kanaan" vor 3000 Jahren ein - bei der Fülle sehr viel treffenderer Beispiele und "historischer Vorbilder" aus der jüngeren Geschichte? Und warum exponiert die FR ausgerechnet dieses Vorbild in der Artikelüberschrift?

Sicher, auch jene Landnahme vor 3000 Jahren kannte entsetzliche Grausamkeiten - das Buch Josua ist voll davon ; sie kannte aber auch friedliche Formen der Koexistenz und das Entsetzen über unmenschliche Ausrottungspolitik - die alte Geschichte vom Blutbad zu Sichem (1. Mose 34) ist Zeugnis dieses Schrekkens und Erschreckens.

Das Alte Testament berichtet, daß Jakob noch auf dem Sterbebett seine beiden Söhne Simeon und Levi wegen diesen Verbrechen an der kanaanäischen Bevölkerung Sichems verfluchte: Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge des Frevels sind ihre Waf- fen . . . Fluch über ihren Zorn, daß er so heftig, und über ihren Grimm, daß er so grausam ist! Ich will sie zerteilen in Jakob, will sie zerstreuen in Israel (1. Mose 49).

Aber was kümmert's, wie Geschichte war "Thut nichts! Der Jude wird verbrannt" oder heute und kaum vornehmer: der Jude ist das große historische Vorbild für: die Judenvernichtung im Dritten Reich und . . . Im O-Ton: "Und alle Menschen schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts, bis sie sie vertilgten, und ließen nichts übrigbleiben, was Atem hatte". So beschreibt das Alte Testament die Landnahme der Israeliten zu Kanaan. Auch (!) die jüngste Geschichte kennt Rückfälle in die Barbarei, wie den Völkermord der Nazis an den Juden oder die Armenien-Massaker in der Türkei.

Dr. Thomas von Freyberg, Frankfurt am Main

Ein trauriger Feiertag

Von Stephan Hebel (Santo Domingo)

Heute ist Feiertag. Ein Feiertag für Sieger. Vor 500 Jahren, am 12. Oktober 1492, hat der Seefahrer Christoph Columbus aus Genua "Amerika entdeckt", wie es in Europas Sprachgebrauch immer noch heißt. Von einer letztlich fruchtbaren "Begegnung zweier Kulturen" reden die Sieger, von einem halben Jahrtausend Ausbeutung und Unterdrückung die Opfer - Welten liegen zwischen diesen beiden Sichtweisen, so wie vor 500 Jahren Welten zwischen Europa und Amerika lagen. Die Chance, Brücken zu bauen, wurde auch im "Jubiläumsjahr" vertan.

Natürlich hat sich der Sprachgebrauch der Sieger - der politischen "Eliten" Europas und auch Lateinamerikas - verändert. Niemand bejubelt mehr einfach den Siegeszug der (christlichen) Zivilisation im Reich der (heidnischen) Wilden. Es gelte, sich an "das Gute und das Schlechte" zu erinnern, antwortete dieser Tage der spanische Botschafter in Bolivien in belehrendem Ton, als "Indianer" aus ganz Amerika von seinem Land zehn Milliarden Dollar Entschädigung forderten. Das sei "irreal", fertigte der Diplomat die Ureinwohner gleichzeitig ab. Heute sind wir Europäer, das belegt dieser Wortwechsel beispielhaft, zwar bereit, "das Schlechte", sogenannte Fehler und Auswüchse unserer Vorfahren, einzugestehen. Doch unser Geschichtsbewußtsein hat seine Grenze genau da, wo die Diskussion über die Konsequenzen aus 500 Jahren wirtschaftlicher Ausbeutung beginnen müßte. Deshalb bleiben die selbstkritischen Töne, die die Sieger der Geschichte auch heute hören lassen werden, folgenlose Lippenbekenntnisse.

Das liegt nicht daran, daß wir Europäer etwa eine besonders uneinsichtige Spezies von Menschen wären. Es hat einen ganz realen Grund: Eine ehrliche Analyse der Geschichte europäischer Expansionspolitik müßte eine durchaus schmerzhafte Wende in der Politik des Nordens gegenüber der sogenannten Dritten Welt zur Folge haben. Es ist nicht ernsthaft zu bestreiten, daß europäischer Reichtum bis heute zu einem großen Teil auf den Reichtümern jener Weltteile beruht, deren Eroberung vor 500 Jahren begann - vom Gold und Silber aus der "Neuen Welt" über Bananen, Baumwolle und Kaffee bis zur billigen Arbeitskraft. Wer immer vom Norden "entdeckt" wurde mit seinen natürlichen Reichtümern, saß am Ende auf einem Berg von Schulden. Der Wohlstand, dem wir nicht zuletzt auch unsere vergleichsweise "zivilisierten" politischen Verhältnisse verdanken, hat Wurzeln in den durchaus barbarischen Eroberungszügen unserer Vorfahren.

Niemand ist daran gehindert, mit dem zynischen Verweis auf das Recht des Stärkeren zur vom Norden dieser Welt geschriebenen Tagesordnung überzugehen. Nichts anderes tut - meist unbewußt - die Mehrheit von uns Europäern, indem wir uns Columbus als schillerndes Requisit längst vergangener Zeiten und die Indianer, überspitzt gesagt, als folkloristisches Überbleibsel der Geschichte mit Tomahawk und Federschmuck ausmalen, also Geschichte romantisieren.

Für "die Indianer", wie viele andere Völker der "Dritten Welt", sollten wir uns vielmehr aus ganz eigennützigen Motiven interessieren: Die Geschichte der vergangenen fünf Jahrhunderte zeigt, daß sich die europäischen Gesetze der Kapitalanhäufung eben nicht ungestraft weltweit durchsetzen lassen.

Sicher werden Amerikas Ureinwohner, selbst im Bündnis mit den anderen marginalisierten Teilen der dortigen Gesellschaften, die Mechanismen einer Wirtschaft nicht aushebeln, die sie ständig ihrer Kultur zu berauben und zu Handlangern der "modernen" Eliten zu machen drohen. Aber sie werden auch keine Ruhe geben, so wie sie sich 500 Jahre lang weder ganz vernichten noch ganz assimilieren ließen. Entweder wir erkennen diesen Fingerzeig der Geschichte, oder wir werden erleben, daß auch dieser Konflikt uns in eskalierter Form wiederbegegnet - sei es als bewaffnete Rebellionen in den Filialen der Weltwirtschaft, sei es als "Flüchtlingsproblem".

Besser wäre es, jetzt die Ursachen zu benennen und zu handeln. Das bedeutete nicht einfach Milliardenzahlungen an Indianer-Organisationen, aber es bedeutete eine Überprüfung unseres Wohlstandes auf seine Ursachen. Das Ergebnis wäre sicherlich auch hier Verzicht auf einen Teil unserer Annehmlichkeiten, auf den aggressiven Export etwa von Agrarprodukten, der den Anbau von Nahrungsmitteln zur Selbstversorgung in vielen Ländern unter unerträglichen Konkurrenzdruck setzt. Schuldenerlaß gehörte ebenso dazu wie freier Zugang von Drittwelt-Produkten auf unsere Märkte.

Die Zeichen, daß sich diese Einsichten durchsetzen, stehen schlecht. Wir scheinen unfähig zu erkennen, daß "die Indianer" uns einen Spiegel vorhalten, in dem wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise mitsamt ihren Fehlern wiedererkennen könnten. Der deutsche Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg, geboren im Jahr 250 nach der Eroberung Amerikas, schrieb: "Der Amerikaner, der zuerst einen Europäer entdeckte, machte eine böse Entdeckung." Die Chance zur Selbsterkenntnis, die darin steckt, ist bis heute weithin unerkannt. Ein trauriger Feiertag, dieser 12. Oktober.

Nach dem Brandanschlag auf eine Herberge in der Möhnestraße geht unter den Bewohnern die Angst um Leben der Asylbewerber im Heim "ist kein Luxus" Sozialhilfe garantiert lediglich "Existenzminimum" Von Regine Schlett HANAU. Die Diskussion um die Unterbringung von Asylbewerbern in Hanau bewegt die Bürger, seit der Magistrat neue Standorte in den Stadtteilen ins Gespräch brachte. Daß bereits knapp 1000 Flüchtlinge in der Stadt leben, hat vor der politischen Auseinandersetzung kaum Probleme bereitet. Das mag auch daran liegen, daß ein Großteil der Asylsuchenden in Wohnungen im Stadtgebiet verteilt wurde. Doch bereits derzeit wohnen rund 250 Menschen in Gemeinschaftsunterkünften. Zu den größeren zählt auch das Heim in der Möhnestraße im Lamboygebiet, auf das vor zwei Monaten - erstmals im Hanauer Raum - ein Brandanschlag verübt worden ist. mmer wieder ist bei den Bürgerver- sammlungen der vergangenen Mona- te die Rede von "Scheinasylanten" ge-

I wesen, die es sich auf Kosten der Steuerzahler auch in Hanau gutgehen lassen. Flüchtlingsinitiativen warnen vor solchen Vorurteilen, die meist aus Unkenntnis entstehen. Persönliche Kontakte, so lautet die Erkenntnis des "Hanauer Helferkreises für Flüchtlinge und Asylbewerber", vermitteln schnell ein anderes Bild. Oberbürgermeister Hans Martin hat es treffend beschrieben: "Dieses Leben ist kein Luxus."

Fatima G. (Name geändert) streicht die Decke auf dem Metallbett glatt und setzt sich auf die Kante vor den schmalen niedrigen Tisch. Ein Schrank, ein weiteres Bett als Sitzgelegenheit und eine alte Kommode aus den 50er Jahren ergänzen das Mobiliar. Einige Bilder und der Liebling der Kinder, ein großer Bär, hängen an der Wand. Zwei kleine Zimmer im Asylbewerberheim in der Möhnestraße dienen als Wohn- und Schlafraum für eine sechsköpfige Familie. In neuen Richtlinien fordert das Land Hessen inzwischen immerhin neun Quadratmeter pro Person.

Der vierjährige Sohn Mohammed kommt weinend zur Tür hinein. Fatima G. nimmt ihn auf den Schoß. Dann erzählt die Mutter von fünf Kindern, warum sie vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland kam. Die Frau stammt aus Beirut, lebte als Palästinenserin zwischen den Fronten des Bürgerkriegs im Libanon. Eines Nachts, Fatima G. war mit den Kindern bei Verwandten zu Besuch, fielen Bomben auf das Haus. Ihr Mann war zu Hause geblieben. Seine zerfetzte Leiche wurde aus den Trümmern geborgen.

Die Familie floh zunächst in die Berge. Als sich die Lage beruhigte, versuchte Fatima G. einen Neuanfang. Doch als Palästinenserin auch im Libanon diskriminiert, fand sie keine Wohnung. Die Kinder, sagt sie, durften nicht zur Schule gehen. 1000 Dollar, zum Teil von Nachbarn geliehen, zahlte sie einem Schlepper, der sie nach Deutschland brachte. Als Bürgerkriegsopfer dürfte ihr Asylantrag keine Chance haben, auch wenn Palästinenser staatenlos sind und damit in jedem Land als Flüchtlinge diskriminiert werden. Die Entscheidung der Behörden steht noch aus. Weil Palästinenser, die erst in den vergangenen vier Jahren nach Deutschland eingereist sind, inzwischen auch nicht mehr geduldet werden, muß Fatima G. mit einer Abschiebung rechnen. Ihre Kinder, die inzwischen die Schule oder den Kindergarten im Lamboyviertel besuchen, will sie auf jeden Fall in Deutschland lassen: "Sie haben in Beirut keine Zukunft."

Rund 70 Menschen, Familien und junge Männer aus 17 Nationen, leben in der Unterkunft in der Möhnestraße. Der graue Zweckbau paßt in die Umgebung im Industriegebiet. Auf dem schmalen Grundstück hinter dem Haus steht eine Schaukel. Kinder spielen auf der Straße, manchmal auch im Hof des benachbarten Gewerbebetriebes, mit dem es deswegen schon Beschwerden wegen herumliegender Abfälle gab. Ansonsten blieb größerer Ärger mit der Nachbarschaft, die sich weitgehend auf Firmen beschränkt, bisher aus. Das ist mit ein Grund, warum das Heim bei der Stadt Hanau als "problemlos" gilt.

Dieses Etikett gewinnt in der derzeitigen politischen Lage bei der Beurteilung von Flüchtlingsunterkünften an Gewicht. Die Stadt rechnet es als ein Verdienst des privaten Betreibers, der Saßmann GmbH. Früher wurde das Haus unter städtischer Regie geführt. Beschwerden über mangelnde Ordnung, verglühte Herde oder verdreckte Sanitäranlagen häuften sich. Jetzt zählt, daß die dunklen und kahlen Flure sauber sind, der schmale Streifen Rasen zwischen Haus und Straße regelmäßig gemäht wird. Daß die Aufenthalts- und Spielräume häufig geschlossen sind und nur unter Aufsicht der Betreuer zur Verfügung stehen, beklagen höchstens die Bewohner. Sozialdezernent Klaus Remer lobt: "Ein privater Betreiber arbeitet effektiver."

ieser Grundsatz gilt auch bei der Betreuung. Die "Projektleiter" des Unternehmens sind keine Sozialar-

D beiter, sondern angelernte Kräfte. Ein Großteil ihrer Arbeit beschränkt sich auf Verwaltungsaufgaben. Darüber hinaus, bestätigt der städtische Sozialarbeiter Reinhard Wulf, der mit Kollegen die Einrichtung betreut, werde aber in den Sprechstunden auch praktische Hilfe geleistet. Sie reiche von der Organisation eines Arztbesuches bis zur Konfliktbewältigung zwischen den Bewohnern. Streitereien bleiben bei der engen Nachbarschaft unterschiedlicher Kulturen nicht aus, drehen sich um Alltägliches wie den Lärm spielender Kinder auf den Fluren oder die Versuche alleinstehender junger Männer, die Töchter der Familien anzumachen. "Ansonsten herrscht hier Ruhe", versichert Geschäftsführer Hans-Jürgen Saßmann.

Auch Bewachung ist bei der Betreuung von Flüchtlingen inzwischen ein Indiz für gute Arbeit. In der Möhnestraße wohnt ein Hausmeister, ein älterer Mann, der sich auch um den technischen Betrieb kümmert. Vor zwei Monaten, so bescheinigt ihm der Geschäftsführer, habe er seine Umsichtigkeit unter Beweis gestellt. Ende August warfen Jugendliche nachts eine mit Benzin gefüllte brennende Flasche gegen die Hauswand. Der Hausmeister löschte mit Hilfe wachgewordener Bewohner das Feuer. Saßmann denkt seit dem Vorfall über eine nächtliche Beleuchtung des Hauses nach, beispielsweise mit Halogenstrahlern, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind und bis zu 40 Meter weit reichen.

Für die Menschen, die in der Möhnestraße wohnen, war der Brandanschlag ein Schock. In den ersten Nächten danach schlief Fatima G. mit ihren Kindern auf der Erde. Vor das Fenster rückte sie den Schrank: "Wer weiß, was noch möglich ist." Ihr Zimmernachbar, ebenfalls ein Palästinenser, kennt das Leben mit der Angst. Nach Verfolgung durch die syrische Polizei saß er drei Jahre im Gefängnis in Beirut. "Im Libanon war es schlimmer. Wir hoffen, daß nicht mehr passiert."

Der Bulgare Onur S., Angehöriger der unterdrückten türkischen Minderheit in seiner Heimat, fährt jetzt immer mit einem unsicheren Gefühl zur Nachtschicht. Seine Frau und die zwei kleinen Kinder schlafen in einem leicht zugänglichen Zimmer auf der Straßenseite im Erdgeschoß.

ie Onur S., der am Flughafen put- zen geht, hat etwa ein Drittel der Bewohner Arbeit gefunden. Asyl-

W bewerber kommen in der Gastronomie, im Bauhandwerk oder in Reinigungsbetrieben unter, in Jobs, für die sich kein Deutscher interessiert. Daß Zuwanderer sogar ein belebender Wirtschaftsfaktor sind, fand eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen heraus. Das Wohlstandsniveau in den alten Bundesländern habe sich durch ausländische Flüchtlinge sowie Aus- und Übersiedler aus der DDR beträchtlich verbessert, so das Fazit. Die bezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge der Eingereisten lagen nach den Berechnungen der Wirtschaftsforscher, die die Jahre 1988 bis 1991 untersuchten, unterm Schnitt etwa doppelt so hoch wie die staatlichen Aufwendungen von Kinder- und Wohngeld bis zur Sozialhilfe. Auch Onur S. würde gerne eine eigene Wohnung beziehen. Doch die Chancen, in Hanau eine Sozialwohnung oder eine Gelegenheit auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden, sind gering.

Andere bleiben, weil sie sich keine Miete leisten können. Der Ghanese Boakye Y. zum Beispiel. Er teilt sich sein Zimmer in der Möhnestraße mit zwei jungen Männern. In der Gemeinschaftsküche hat der 28jährige sein Mittagessen gekocht. Den heißen Teller mit Rührei trägt er zurück ins Zimmer, zieht sich einen Stuhl ans Bett, der gleichzeitig als Tisch dienen muß. Einen Speiseraum gibt es nicht.

Der junge Afrikaner wurde wegen seiner Mitgliedschaft bei den "Zeugen Jehovas", verfolgt, erzählt er. Zum Beweis sucht er Unterlagen aus einem Koffer heraus, in dem seine Habe verstaut ist. Seit zwei Jahren lebt Boakye Y. in der Bundesrepublik. Bisher konnte er nur eine Aushilfstätigkeit finden, die 800 Mark im Monat einbringt - immerhin mehr als der Sozialhilferegelsatz von 510 Mark, der nach Paragraph 120 des Bundessozialhilfegesetzes für Flüchtlinge außerdem noch auf das "Unerläßliche" beschränkt werden kann.

In einschlägigen Kommentaren wird dieser Ermessensspielraum der Behörden für Sozialhilfekürzungen genauer formuliert: Einem Asylbewerber muß einzig das "physische Existenzminimum" garantiert werden.

Reiseschecks Doppelt abkassiert

Johanna Redwood war "shocked". Wütend und fassungslos starrte die Studentin aus Oxford auf vier Zehnmarkscheine, die ihr die Kassiererin einer Bad Homburger Commerzbank- Filiale soeben in die Hand gedrückt hatte. Die Engländerin wollte eigentlich einen Schein mehr - schließlich hatte sie einen 50-Mark-Reisescheck über den Tresen gereicht. Doch Pustekuchen: Zehn Mark kassierte die "Bank an Ihrer Seite" ab - eine Provision von satten 20 Prozent. Und die Besucherin von der Insel mußte somit gleich doppelt zahlen: Schließlich hatte sie bereits beim Kauf des Reiseschecks in England eine - wenn auch geringe - Gebühr zu berappen.

Ein Commerzbank-Sprecher bestätigt, daß sein Haus beim An- und Verkauf von Reiseschecks seit 1991 eine Gebühr von einem Prozent des Betrages, mindestens aber zehn Mark, erhebe. Beim Rückkauf nicht verwendeter, auf Fremdwährungen lautender Formulare sei ebenfalls ein Obolus fällig (eine Mark pro Scheck, mindestens zwei und maximal fünf Mark).

Daß Banken Nutzern von Reiseschecks in die Tasche greifen, ist Verbraucherschützern denn auch nicht ganz neu. Ein "mittlerweile unüberschaubares Geflecht von Mindestgebühren und anteiligen Provisionen" bei der Einlösung sieht Rainer Metz, Finanzdienstleistungsexperte der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen. Eine rechtliche Bestimmung, die es den Geldhäusern verbietet, Touristen oder Geschäftsreisende beim "Flüssigmachen" dieses Bargeldersatzes erneut zur Kasse zu bitten, gebe es noch nicht. Allerdings, so Metz, müsse der Kunde in jedem Fall vor dem Einlösen der Schecks über die anfallenden Gebühren informiert werden. Sein Tip: "Wenn die Bank zuviel verlangt, mit dem Scheck zur billigeren Konkurrenz gehen." Es gebe schließlich immer noch Institute, die Reiseschecks gebührenfrei einlösten.

Können Betroffene im Fall unverschämter Konditionen die ausgebenden Reisescheck-Unternehmen in die Pflicht nehmen? Diese berufen sich darauf, keinen Einfluß auf die Preispolitik der Banken zu haben. Eine Rückerstattung gezahlter Provisionen gebe es prinzipiell nicht, heißt es etwa bei American Express in Frankfurt. Sprecherin Susanne Wegerhoff verspricht jedoch dann "Kulanz", wenn allzu dreist an der Gebührenschraube gedreht wurde. Liege ein im Ausland kassierter Obolus deutlich über den durchschnittlichen Sätzen hierzulande, würde der Finanzriese zumindest die Differenz erstatten. los

Das FR-Interview: Hans Heimerl zum Wohnungsbau

"Investitionen sind schwer einzuholen"

HANAU. Der Geschäftsführer der Baugesellschaft Hanau, Hans Heimerl, kann auf eine 30jährige Amtszeit zurückblicken. Jetzt zieht er Bilanz über die Entwicklung von 1962 bis heute, beschreibt Gründe und Perspektiven für die ungeminderte Wohnungsnot. 1962 wurde der Vorsitzende der Hanauer SPD ehrenamtlich als Geschäftsführer angestellt, seit 1963 arbeitet er hauptamtlich für die Gesellschaft. Viele Jahre war er Mitglied des Hessischen Landtages. Mit Heimerl (Archivbild) sprach FR-Mitarbeiter Holger Münch.

FR: Herr Heimerl, wie sah der Wohnungsmarkt in Hanau bei Ihrem Amtsantritt aus?

Heimerl: Diese Zeit war geprägt vom Wohnungsmangel der Nachkriegsjahre ebenso wie vom Aufbauwillen. Der Stadtteil Tümpelgarten entstand mit rund 700 Wohnungen, Schule und Altenwohnheim. Mitte der 60er Jahre ist die Baugesellschaft am Bau der Weststadt maßgeblich beteiligt. Sie errichtet Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen, Reihenhäuser und Einfamilienhäuser. Nach Fertigstellung finden hier über 10 000 Personen ihr Zuhause. FR: Was hat sich im Lauf der Zeit geändert? Heimerl: Die Entwicklung vollständig neuer Stadtteile wie Tümpelgarten und Weststadt ist aufgrund des restlichen Bodenangebotes nicht mehr möglich. Auch hat sich der Trend von flächensparenden Hochhäusern wegbewegt, so daß heute beim Neubau noch vorhandene Baulücken geschlossen werden. Bauen ist sehr teuer und öffentlicher Wohnungsbau ohne kommunale Unterstützung sogar unmöglich geworden.

FR: Woran liegt das?

Heimerl: Einer der Gründe ist die Wohnungsbauförderung, die zum Teil vom Bund, zum Teil von den Ländern mitfinanziert wird. Die Förderrichtlinien sind sehr eng gefaßt. Ein Großteil der Finanzierung muß über freie Kapitalmärkte abgewickelt werden, auf denen sehr hohe Zinsen herrschen. Die vorgeschriebenen Bewilligungsmieten lassen sich nur noch unter hoher Beteiligung der Kommunen und 15-20prozentiger Eigenfinanzierung einhalten. (Die Anfangsmiete darf in Hanau bisher 6,75 Mark pro Quadratmeter nicht überschreiten. Eine Mieterhöhung ist unter Auflagen erst nach fünf Jahren erlaubt. Das heißt, die Investitionen sind durch die niedrigen Mieten schwer wieder einzuholen; die Red.). Eine vernünftige Rendite läßt sich nicht erzielen. Auf der Nachfrageseite wurden die Einkommensgrenzen seit Jahren nicht angehoben, so daß die Förderung nur noch Bezieher geringer Einkommen erreicht, die sich knapp über dem Existenzminimum, bei höchstens 1800 Mark monatlich bewegen. Wer nur geringfügig mehr verdient, muß sich auf dem freien Wohnungsmarkt umsehen.

FR: Ist eine Verbesserung zu erwarten? Heimerl: Da sich die Schaffung von Wohnraum naturgemäß zeitaufwendig gestaltet, wird der Nachfrageüberhang in den nächsten Jahren sicherlich bestehen bleiben. Über ein weiteres Anwachsen und den dadurch ausgelösten Druck möchte ich keine Prognose wagen. FR: Wie sehen die Perspektiven der Baugesellschaft für die Zukunft aus?

Heimerl: Im Geschäftsjahr 1991 standen 6641 Neubewerbungen und circa 3700 Altbewerbungen 242 Neuvermietungen gegenüber. Gerade 4,5 Prozent der bestehenden Nachfrage konnte befriedigt werden. Das Wohnungsproblem läßt sich nur durch Neubau lösen, der sich allerdings nicht in dem notwendigen Umfang realisieren läßt. Im vergangenen Jahr hat die Baugesellschaft erstmals wieder ein größeres Bauprogramm beschlossen und 74 Wohnungen in sechs Objekten begonnen. Die Neubautätigkeit soll auch in den nächsten Jahren in ähnlichem Umfang fortgeführt werden. Mit dem Festplatz in Mittelbuchen und dem Schulgelände in Langenselbold stehen dann auch wieder größere zusammenhängende Flächen für die Beplanung zur Verfügung, zusammen rund 112 Wohneinheiten. Die Baugesellschaft versucht innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen die Wohnungsnot in Hanau zu lindern.

FR: Wo liegen Gründe für die anhaltenden Wohnungsnot? Bildet Hanau bundesweit eine Ausnahme?

Heimerl: Als Industriestandort innerhalb des Einzugsbereiches von Frankfurt bildet Hanau sicherlich keine Ausnahme gegenüber anderen Ballungsgebieten in der Bundesrepublik. Gründe für die Wohnungsnot wurden bereits erwähnt. Das Gut Wohnung läßt sich weder schnell noch unbegrenzt produzieren. Auf der Nachfrageseite wurden sicherlich sowohl der Einwanderungszustrom nach der Wiedervereinigung sowie der gestiegene Wohnraumbedarf unterschätzt.

FR: Sehen Sie Lösungsansätze für das Problem, zum Beispiel in der Änderung von Richtlinien der Wohnungsbauförderung? Heimerl: Wenn Sie die Wohnungsbauförderung ansprechen, so hat sicherlich die Fehleinschätzung dieses Sektors Ende der 80er Jahre zu der heutigen Situation einiges beigetragen. Nachdem die Ergebnisse der Volkszählung vorlagen und die Rufe nach preiswertem Wohnraum laut wurden, wurde die Wohnungsbauförderung neu belebt. Was der Markt aber benötigt, ist eine kontinuierliche und vor allem für den Investor verläßliche Förderpolitik, die sich an realen Vorgaben orientiert und nicht mit den Ansichten der Regierungspartei beziehungsweise dem öffentlichen Druck wechselt.

Für das Waldschwimmbad war's ein heißer Sommer 380 000 Badegäste: Die meisten hatten eine Dauerkarte

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mehr Besucher und mehr Einnahmen wurden in der zu Ende gegangenen Saison im Mörfelder Waldschwimmbad registriert. Kein Wunder, daß Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran, zugleich auch Kultur- und Sportdezernent und städtischer Kämmerer, insgesamt zufrieden ist: Exakt 404 751,50 Mark beträgt die Bruttoeinnahme unterm Strich, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von fast 35 775 Mark gleichkommt.

Die sommerliche Hitze ließ die Besucherzahlen steigen: 380 151 Badelustige wurden in diesem Jahr im Waldschwimmbad gezählt - 66 644 mehr als 1991. Die Mehrzahl besaß eine Dauerkarte: Allein die mit 100 Mark veranschlagte Familienkarte wurde 683mal ausgestellt und an insgesamt 2752 Familienmitglieder ausgegeben - gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 29,4 Prozent.

Aber auch die Dauerkarten für Erwachsene (50 Mark) und Jugendliche (25 Mark) gingen weg: 942 Erwachsene (30,8 Prozent mehr als 1991) und 1201 Jugendliche (plus 28,2 Prozent) banden sich für die gesamte Saison ans Waldschwimmbad - für Vorndran ein Beweis für dessen Attraktivität.

Dafür ging's bergab mit den Zehnerkarten, die für 15 und 30 Mark zu haben waren. Die setzten mit einem Verkaufsminus von 21,7 Prozent bei den Erwachsenen und 10,6 Prozent weniger bei den Jugendlichen zu einer deutlichen Talfahrt an. Dagegen konnten sich die Zwanzigerkarten (Kostenpunkt 40 und 20 Mark) so eben halten und bei den Jugendlichen sogar noch um 9,9 Prozent auf 432 verkaufte Blocks zulegen.

Zugelegt haben auch die Einzelkarten: 25 931 Erwachsene (3,5 Prozent mehr als im Vorjahr) zahlten fünf Mark beim Eintritt. Bei Jugendlichen, die 2,50 Mark zahlen, waren es 22 689 (sieben Prozent mehr).

Das Waldschwimmbad liegt bei denen stark im Trend, die zu ermäßigten Preisen oder gratis reinkommen: 50 891 Menschen machten diesen Sommer davon Gebrauch - 41 498 im Vorjahr.

In etwa gleich geblieben sind die Zahlen am Walldorfer Badesee, die inzwischen auch vorliegen. Dort gibt's keine Eintrittsgelder - Geld kommt nur über die Parkgebühren für Motorräder und Autos in die Kasse, wobei die Zweiradfahrer 2,50 Mark, die Automobilisten fünf Mark berappen müssen.

Die Einnahmen aus dieser Quelle addieren sich auf insgesamt knapp 132 445 Mark. Das entspricht einem durchschnittlichen Andrang von 264 Fahrzeugen pro Tag, wie Kämmerer Vorndran ausgerechnet hat.

Am Badesee tut sich jetzt etwas in Sachen Neubau der Rettungsstation. Wie der Erste Stadtrat verkündete, ist nunmehr die Baugenehmigung da. Er hofft, daß es jetzt bald losgehen kann, schließlich wurden die Aufträge für die Arbeiten am Rohbau schon vergeben. wal

CDU-Delegation in Prag Gäste spürten die Aufbruchstimmung

RÖDELHEIM. Die 473 Türme und Türmchen der Stadt, die weltbekannte Karlsbrücke mit ihren berühmten Skulpturen, das "Altstädter Rathaus" mit der astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert, das "Goldene Gäßchen", in dem Franz Kafka wohnte, waren nicht die einzigen Gründe für den Besuch einer Delegation der CDU Rödelheim-Hausen in der Frankfurter Partnerstadt Prag.

Bei einem Empfang im Prager Rathaus diskutierten Stadträtin Cerna und Stadtrat Mrazeck mit den Christdemokraten über soziale und wirtschaftliche Fragen wie Eigentumsverhältnisse und Privatisierung und erläuterten den Gästen ihre marktwirtschaftlichen Ziele.

Die Situation älterer Bürger und das wachsende Drogenproblem wurden ebenfalls angesprochen. Die Aufbruchstimmung, der Ideenreichtum und die Eigeninitiative der Prager Bürger war auch bei diesen Gesprächen zu spüren. Ein Besuch der ältesten Synagoge Prags, der "Starnov Synagoge", und des Jüdischen Friedhofs stimmte die Rödelheimer Besucher nachdenklich.

Die Vorsitzende der CDU Rödelheim /Hausen, Walburga Zizka, hofft, daß neben den großen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen auch die zwischenmenschlichen Begegnungen, Besuche und Gespräche "kleine, aber wichtige Schritte zu einem friedlichen Europa sein werden". mad

2000 Jahre Städtebau in einer Stunde Von der Römersiedlung über die Frankfurter Küche zum Wohnraum ohne Hierarchie

FRANKFURT-NORDWEST. "Es ist eigentlich völlig unmöglich", warnte der Frankfurter Autor Jürgen Engelhardt das Publikum. Doch schließlich gelang ihm ein kleines Kunststück: Er faßte 2000 Jahre Geschichte in kaum mehr als einer Stunde zusammen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur-Buffet" der Volkshochschule, der Stadtteilbücherei und der Katholischen Familienbildungsstätte machte Engelhardt einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Frankfurter Stadtbaukunst. Unter dem Titel "Nidda, Nida, Nordweststadt und das ,Neue Frankfurt'" eilte er mit den Zuhörern durch die Entwicklungsgeschichte der näheren Umgebung.

Am Anfang waren die Römer. Sie besiedelten die Niddalandschaft, machten sie urbar und errichteten die Siedlung Nida. "260 nach Christus verließen sie plötzlich die Gegend", berichtete Engelhardt und bezeichnete es als "ungeklärtes Rätsel der Archäologie", warum nachrückende Völker Nida nie wieder besiedelten. "Vielleicht war die Siedlung für die damalige Zeit zu modern", meinte der Referent und schlug den Bogen zur Neuzeit mit ihren modernen Wohnsiedlungen.

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Römerstadt und der Nordweststadt spielte Ernst May. Eine Figur, "die bis heute noch umstritten ist". Unter seiner Leitung entstand zwischen 1927 und 1929 die Römerstadt. Um den reibungslosen Ablauf zu sichern, vereinigte er alle wichtigen Ämter unter seiner Führung. Für die einen "die beste Methode, um in Zeiten der Wohnungsnot effektiv zu arbeiten", sagte Engelhardt. Die Kritiker aber warfen dem damaligen Stadtrat vor, "die Demokratie ausgeschaltet zu haben".

Zwei Prinzipien verfolgte May konsequent: Jede Wohnung sollte mindestens ein Zimmer im Süden oder Westen haben, damit "Sonne, Luft und Licht" in den Wohnbereich kommen. Und jedem Wohnungsinhaber sollte ein Stück Land gehören, "um ein Leben im Freien zu ermöglichen", erzählte Engelhardt.

Die Planungen von Ernst May waren seiner Zeit weit voraus: In jeder Wohneinheit gab es einen festinstallierten Radioanschluß. Die Wohnungen wurden vollständig möbliert. May hatte die Römerstadt für untere Einkommensschichten konzipiert: für Familien, die wegen der Altstadtentkernung ihre Wohnungen aufgeben mußten, über wenig Einkommen und Besitz verfügten. "Die Wohnungen waren eine Sensation", erinnerte Engelhardt. Zum ersten Mal hatten "Kinder eigene Zimmer". Einziger Nachteil: die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen kosteten die damals horrende Summe von 70 Mark. Doppelt so viel wie die meist heruntergekommenen Wohnungen in der Altstadt.

Und so zogen, entgegen der eigentlichen Planung, viele Beamtenfamilien in die Römerstadt. Neu war damals auch die relativ kleine Küche: ein minimierter Arbeitsraum, in dem die "Hausarbeit optimal und zeitsparend erledigt werden sollte".

Frankfurter Küche - das war das Stichwort für das zweite Referat des Abends. Beatrice Kustor beschäftigt sich im Rahmen der Arbeitsgruppe "Frauen und Wohnen" mit diesem Thema und bezeichnete die Zehn-Quadratmeter-Küche als "isolierten Bereich" in der Wohnung. Im Gegensatz zur Wohnküche, in der "gearbeitet, gegessen, gelebt wird". Die Frankfurter Küche war Vorbild für die reine Funktionsküche.

In den hessischen Landesrichtlinien des sozialen Wohnungsbaues für 1993 wendet man sich nun von der Arbeitsküche ab: Es soll künftig erlaubt sein, Wohnküchen zu bauen. "Das entspricht den veränderten Lebensformen", sagte die Referentin.

Der Trend geht weg von "der Hierarchie der Wohnräume" (Wohnzimmer, Elternschlafzimmer, Kinderzimmer, Küche) hin zum "multifunktionalen Wohnraum". Das bedeutet: alle Zimmer sind etwa gleich groß, "um sie flexibel nutzen zu können". Der Balkon grenzt nicht mehr an das Wohnzimmer, sondern an die Küche. Kustor: "Die Lebensweisen sind vielfältiger geworden."

Dort leben außer zahlreichen Familien nur 36,5 Prozent der Bürger in Ein-Personen-Haushalten. In der gesamten Stadt gibt es, so Frau Kustor, etwa 50 Prozent von Ein-Personen-Haushalten. 20,7 Prozent der Bewohner sind Alleinerziehende, 90 Prozent davon Frauen.

Überdurchschnittlich viele Frauen seien erwerbstätig. Beatrice Kustor wollte Alternativen im sozialen Wohnungsbau aufführen. Ob diese Ideen ab 1993 auch in bester May-Tradition umgesetzt werden, wird sich zeigen. *tin

SL will eine Bürgerversammlung Treffen am Schleucher-Denkmal als "Zumutung" gewertet

LANGENSELBOLD. Eine Bürgerversammlung zur geplanten Bebauung entlang der Gelnhäuser Straße fordert die Selbolder Liste (SL). Den entsprechenden Antrag wollen die Freien Wähler den Stadtverordneten in ihrer kommenden Sitzung zur Abstimmung vorlegen. Anlaß ist das "als Zumutung empfundene Treffen am Schleucher-Denkmal", zu dem der Magistrat eingeladen hatte, um seine "unheilige Planung am südlichen Weinberg zu rechtfertigen".

Besucher des Ortstermin seien "arg enttäuscht" worden: Die Sicht vom Schleuder-Denkmal aus zum geplanten Baugebiet sei durch Hecken versperrt gewesen. Mangels Mikrofonanlage hätten die Bürger die Erläuterungen der Planer nicht verstanden. "Dabei ist die teilweise Versiegelung von rund 5700 Quadratmeter Boden der wohl schwerwiegendste Eingriff in eine intakte Erholungslandschaft, den Langenselbold in den letzten Jahren erlebt hat", meint die SL.

Der Magistrat hat auf die Kritik reagiert. Stangen zeigen jetzt an der Gelnhäuser Straße die maximale Höhe möglicher Gewerbebauten, heißt es in einer Pressemitteilung. Dieses Verfahren soll den Bürgern ermöglichen, sich ein Bild darüber zu machen, "wieweit eine Bebauung der landwirtschaftlich genutzten Flächen den Blick vom Weinberg beeinträchtigen kann", so Bürgermeister Ebner. jur

Flughafen: FDP kritisiert kommunalpolitische Finte

KREIS GROSS-GERAU. Kritik der FDP gibt es an dem Beschluß des Kreistags, die Landesregierung solle auf die Flughafen AG (FAG) einwirken, zusätzliche Gebühren von Fluggesellschaften zu erheben, um damit Lärmschutz und Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren. Die Kritik kommt vom wirtschaftspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dirk Pfeil, der darauf hinwies, daß es bereits nach Lärmintensität bemessene Start- und Landegebühren auf Rhein- Main gebe. Er wähnt, daß derlei Beschlüsse den Wohlstand der gesamten Region gefährden könnte.

Für Pfeil ist der Beschluß eine kommunalpolitische Finte, weil der Kreistag selbst sich ja nicht gebunden, sondern die Verantwortung der Landesregierung zugeschanzt habe. Dabei wüßten die Kreispolitiker genau, "daß auch der von der SPD gestellte Landesverkehrsminister weitere Umweltabgaben für den Flughafen" ablehne. Pfeil wittert hinter dem Kreistagsbeschluß eine publicityträchtige Resolution, wo ein "klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Rhein-Main" gefragt sei. wal

Hessische Folkore in der Steinheimer Kulturhalle

HANAU. Tanz und Unterhaltung stehen im Mittelpunkt des "Hessenfestes", das das Freizeit- und Sportamt am Donnerstag, 29. Oktober, in der Kulturhalle Steinheim veranstaltet. Karten gibt es im Vorverkauf. Auf dem Programm stehen Präsentationen der Spitzenpaare vom TSC-Hanau, einer Tanzgruppe des TFC mit eigenen Choreographien und einer Kindertanztruppe. Zum krönenden Abschluß zeigt die Volkstanzgruppe Linsengericht hessische Folklore.

Der Alleinunterhalter "Schmidtchen Schleicher" und Spiele sollen die Besucher unterhalten. Auf der Speisekarte stehen Frankfurter Würstchen und hausgemachter Kartoffelsalat. Sonderbusse bringen die Gäste nach der Veranstaltung in die Stadtteile oder an den Freiheitsplatz.

Karten zum Preis von acht Mark (inklusiv Essen) vertreiben das Freizeit- und Sportamt (Rufnummer 29 55 56 oder 29 55 57), das Sozialamt (Telefonnummer 29 52 77) und die Verwaltungsstellen. jur

Die Azteken tanzten im . . .

Fortsetzung von Seite 1 gen Kostümen. Der aus Federn bestehende Kopfschmuck "bildet eine Verbindung zwischen Mutter Erde und Kosmos", wurde den Zuschauern erläutert. Die aztekischen Kreistänze symbolisieren das Streben des Menschen nach Harmonie, innerer Ruhe und Energie.

Die Tänzerin Adakû sowie die Musiker Annan und Lantéyden zeigten den Erntedank-Tanz "Bambaya". Auch heute noch wird das Ritual in Nord-Ghana vor allem von dem moslemischen Stamm der Moshi gepflegt. Trotz Islamisierung und Europäisierung haben sich viele afrikanische Völker ihre sogenannten "Agrar-Riten" erhalten.

Auf die masirische Band "Isenannen" warteten die vielen marokkanischen Jugendlichen voller Ungeduld. Sie spielten traditionelle Berber-Musik und vertonten das kabylische Märchen "Der erste Anbau der Feldfrüchte". Märchen und Mythen aus Europa, Afrika und Lateinamerika lockerten das anspruchsvolle Kulturprogramm als "kleine Häppchen zwischendurch" auf.

Mit der "Hommage an Kavafis" vertonten der Frankfurter Musiker Alexandros Karozas und die Londoner Opernsängerin Alexandra Grisopoulou Exil-Gedichte von Konstantinos Kavafis: "In ihren Koffern schmuggelten sie die Hoffnung, die sie verkauften samstags auf dem Markt." Ein Kontrastprogramm boten das "Herchenröder Quartett" und der "Chor der Lokbediensteten" - beides Chöre aus dem Gallus.

An die 200 Jugendliche tanzten auf dem "Ernte-Dance-Floor" in den nächsten Tag. Denn im Haus Gallus ließen die senegalesische Band "N'Gewl Saf Sap" und die brasilianische Gruppe "Fernando Cruz" den besinnlichen und fröhlichen Tag mit heißen Rhythmen ausklingen. tin

Jagdsaison im Stadtwald Wildbestand wird reduziert

Im Herbst wird nicht nur Obst oder Wein geerntet, der Oktober und November ist auch Jagdzeit. Im Stadtwald, immerhin der größte kommunale Forst in Deutschland, gibt es ebenfalls noch Wild, vor allem Rehwild, wie aufmerksame Spaziergänger und Radfahrer beobachten können. Vor allem, wenn sie sich auf einsamen Pfaden bewegen.

Am Donnerstag und Freitag, 5. und 6. November, sagt Förster Martin Lamberti, zuständig für diese Planung, werden wieder je 25 bis 30 Förster, Beamte und Angestellte des Forstamtes, soweit sie einen Jagdschein haben, zusammen mit einigen Gästen erlegen, was erlaubt ist und ihnen vor die Flinte kommt. Das besorgen dann einige Dutzend Treiber.

Immerhin gibt es neben dem Niederwild wie Hasen, Kaninchen, Füchsen oder Enten auch noch Hochwild, zuerst die Rehe, vereinzelt jedoch auch noch Schwarzwild oder das seltene Muffelwild (vor allem im westlichen Bereich um Niederrad und Schwanheim). Sogar Damwild-Bestände sind noch vorhanden. Wobei die Forstverwaltung mit genauen Zahlen nicht aufwarten kann.

Bei allen Arten hat die Population im Laufe eines Jahres doch so zugenommen, daß der Bestand im Sinne der Hege und Pflege "reduziert" werden muß, wie es Lamberti umschreibt. Die Hubertusjagd sei also nicht das Privatvergnügen einiger schießwütiger Menschen. Vieles "erlegen" ohnedies längst die Autos. Sie "jagen", vor allem in der Schwanheimer Bahnstraße und der Neu-Isenburger Schneise, "das ganze Jahr hindurch". 30 bis 40 Stück Rehwild verenden unter Pneus oder werden oft nur angefahren, worauf sie irgendwo im Wald qualvoll verenden.

Wobei sich die Frage stellt, warum vor allem die "Bahnstraße", als Rennstrecke verschrien, bei der sich nur wenige Autofahrer an die 60 bis 80 Kilometer-Geschwindigkeitsbegrenzung

halten, als einzige noch nicht eingezäunt ist. Die anderen Schneisen durch den Wald, vor allem die Autobahnen, sind längst abgegrenzt. -vau

Auf den Spuren der Nibelungen

RÜSSELSHEIM. "Xanten, Worms, der Odenwald und Lorsch - Namen im Niebelungenlied als Zeugen der Geschichte" titelt sich der Vortrag, der am Donnerstag, 22. Oktober, im Vortragsraum der VHS in der Marktstraße 27 auf dem Programm steht. Unter anderem wird Referent Ernst Metzner erläutern, warum er der Ansicht ist, daß Kriemhild, Siegfried, Gunther und all die anderen tatsächlich gelebt haben. Beginn: 19 Uhr. wal

Elternschule lädt zum Malen ein

KELKHEIM. Malen und Zeichnen lernen die Teilnehmer eines Kursus der Elternschule Taunus. Mitmachen können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene. Der erste Unterricht beginnt am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr in der Nähstube der Unterkirche von St. Dionysius in Münster.

An insgesamt fünf Abenden sollen die Teilnehmer Wissenswertes über die Aquarelltechnik erfahren. Auch der Umgang mit Temperafarben wird geübt. Anmeldungen und Auskunft unter der Rufnummer 0 61 95 / 46 97. kkü

Ost-West-Filmfest in Wiesbaden

Das "Ost-West-Filmfest Wiesbaden" zeigt vom 26. bis 29. November aktuelle Filme aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Der thematische Schwerpunkt des vom Verein für Volksbildung und Kultur organisierten Festivals liegt bei der Beschreibung der nachsozialistischen Verhältnisse in den neuen Staaten.

Im Rahmen der "Werkschau" haben Filmemacher Gelegenheit, ihre Produktionen vorzustellen und für zukünftige Projekte zu werben. Am 30. November können sich die Filmschaffenden aus dem Osten über die Arbeitsweise der westeuropäischen Branche informieren.

Junge armenische Regisseure stellt eine Sonderschau "Der junge armenische Film zwischen Tradition und Moderne" vor. Der Filmentwicklung in der Mongolei ist eine weitere Sonderschau von Spiel-, Dokumentations, Kurz- und Trickfilmen gewidmet. gem

Kasernen-Bebauung wird Bürgern gezeigt

FRANKFURT-NORD. Die Drake- und die Edwards-Kaserne in Preungesheim stehen im Mittelpunkt der Bürgeranhörung, zu der der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) für Montag, 12. Oktober, einlädt. Beginn in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule, Berkersheimer Weg 26, ist um 19.30 Uhr.

Magistratsvertreter werden über die beiden Bebauungspläne informieren. Anschließend können Bürger ihre Anregungen oder Bedenken zu Protokoll geben.

Außerdem sollen die Ergebnisse des Planungswettbewerbs, der für die beiden Kasernenareale ausgelobt war, vorgestellt werden: die UNtzerlagen liegen bereits ab 19 Uhr zur Einsicht aus. ak

Die Königin der Instrumente Französische Orgelwoche in Frankfurt und Wiesbaden

Zur ersten "Internationalen Französischen Orgelwoche" lädt das Institut Français für die Zeit vom 29. Oktober bis 8. November nach Frankfurt und Wiesbaden ein. Am Dienstag, 29. Oktober, um 23 Uhr beginnt die Konzertreihe, die unter der Schirmherrschaft des französischen Botschafters steht, mit einer Orgelnacht "The majesty of Widor" in der Alten Oper. Odile Pierre, eine der erfolgreichsten Konzertorganistinnen Frankreichs, spielt Werke von Charles-Marie Widor und eigene Kompositionen.

Eine Orgelmatinee folgt am Samstag, 31. Oktober, um 11.30 Uhr in der Marktkirche in Wiesbaden. Am gleichen Tag um 16 Uhr spielt der Orgelkomponist Jean Guillon eigene Werke in der Kirche St. Elisabeth (Wiesbaden). Ein "Großes Improvisationskonzert" nach Texten von Wolfram Adolph steht am Sonntag, 1. November, um 20 Uhr in der Marktkirche in Wiesbaden auf dem Programm. "Messiaca I" gibt Thorsten Laux am Dienstag, 3. November, um 19.30 Uhr in der Kirche Mutter zum guten Rat in Frankfurt-Niederrad. "Messiaca II" ist am Mittwoch, 6. November, um 20 Uhr in der Frankfurter Katharinenkirche zu hören.

Der Titularorganist der Pariser Basilique du Sacré Coeur am Montmartre spielt am Mittwoch, 4. November, 20 Uhr, in der Wiesbadener Marktkirche "La Tradition de Saint Sulpice". Am gleichen Ort folgt am Samstag, 7. November, um 11.30 Uhr eine weitere Orgelmatinee. In St. Bonifatius (Wiesbaden) gibt es am Samstag, 7. November, um 20 Uhr eine lange französische Orgelnacht "Vierne und Duruflé" mit Yves Castagnet und Gabriele Dessauer. Auf dem Programm steht am Sonntag, 8. November, 10 Uhr, ein feierliches Hochamt mit französischer Chor- und Orgelmusik in St. Elisabeth (Wiesbaden). Mit einem Abschlußkonzert der Tschechischen Staatsphilharmonie endet die Orgelwoche im Kurhaus Wiesbaden am Sonntag, 8. November, um 15 Uhr. gem

Rollhockey, 2. Bundesliga: Hanauerinnen wurden Vierte Verband bot den Aufstieg an Eldagsen konnte als Reserveteam nicht erstklassig werden

Werden die Rollhockeyspielerinnen des 1. Hanauer Roll- und Eissport-Clubs gleich in ihrem zweiten Jahr in der Rollhockey-Bundesliga an den Start gehen ? Die Möglichkeit besteht, doch Vorstand und Mannschaft wollen sich erst eingehend beraten, ob sie den Sprung in die höchste Spielklasse bereits wagen sollen. In ihrer ersten Saison belegten die Hanauerinnen auf Anhieb Rang vier in der 2. Bundesliga, die allerdings auch die niedrigste Klasse der noch nicht allzu verbreiteten Sportart darstellt. Die Qualifikation zur 1. Liga erlangen eigentlich nur die ersten drei Teams, doch da mit Eldagsen II eine "Reservemannschaft" Meister wurde und nicht aufsteigen darf, machte der Verband den Hanauerinnen das Angebot aufzusteigen. Vor dem letzten Spieltag hatten die Hanauerinnen eigentlich Platz drei im Visier. Doch hierzu reichte es nicht ganz, der Heimvorteil wirkte sich zugunsten des SCC Eldagsen III aus. Gegen Remscheid unterlagen sie trotz Torerfolgen von Sonja Hofferberth (2), Sylke Müller und Petra Schäfer mit 4:10 und mußten alle Hoffnungen auf das Spiel gegen Eldagsen III setzen. In einem spannenden Kampf bot das Hanauer Team eine gute Leistung, mußte jedoch auch gegen die Begeisterung der Eldagser Zuschauer ankämpfen. Sonja Hofferberth war mit vier Treffern überragende Schützin, Sylke Müller steuerte ein Tor bei. Eine erfreuliche Leistung bot Torfrau Ulrike Jäger, die ursprünglich "nur" für die verletzte Carina Blum eingesprungen war. Mit 6:18 Punkten schloß der 1. HREC die Runde ab.

Auch der Nachwuchs des 1. HREC ging in die letzte Saisonphase. Daß es nicht zum erhofften vierten Rang in der Süddeutschen Meisterschaftsrunde der Schüler reichte, lag zu einem guten Teil an der Verletzung des Torhüters Nils Nitschke. Auch auf Verteidigerin Nathalie Heinz, die im Rollkunstlauf verpflichtet war, mußten die Hanauer teilweise verzichten. So konnte das HREC-Team die Leistung beim 10:9-Erfolg gegen Weil nicht bestätigen. Gegen Weil hatten Alexander Knöll und Matthias Vonbirn mit jeweils fünf Treffern den Sieg sichergestellt. In der Endrunde setzte es zunächst gegen den späteren Vizemeister Konstanz ein 3:11 und ein 2:14. Zwar erkämpften die Hanauer gegen Bayreuth dann ein 6:6, doch im entscheidenden Spiel gegen Bamberg unterlag man mit 2:8. Es blieb nur der siebte Rang für die Hanauer Jugend, allerdings punktgleich mit den davor plazierten Bayreuther und Darmstädtern. dies Unangefochtener Meister wurde das Team der TGS Ober-Ramstadt vor dem REC Konstanz. ina

Radball-Bezirksmeisterschaft Langenselbold traf am Ende einmal mehr

Zu einer fast ausschließlich Hochstädter Veranstaltung wurden die Radball-Bezirksmeisterschaften, die auch vom RV Hochstadt ausgetragen wurden. Da zu dieser Runde nur die Teams aus dem Main-Spessart-Bezirk antreten und das Team aus Offenbach-Bieber wegen einer Verbandssperre nicht dabei war, ging neben den drei Hochstädter Vertretungen nur noch eine Langenselbolder Mannschaft an den Start. Und ausgerechnet die beiden Langenselbolder Wolfgang Rösch und Ralf Schäfer schafften es, der gesamten Hochstädter Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen und sich den Titel des Bezirksmeisters zu sichern.

Allerdings stand das Team Hochstadt II mit Gerhard Heussener und Frank Sonntag ganz kurz vor dem Triumph. Nach einem 3:3 gegen Hochstadt I, Harald Wenke und Rainer Wölfel, besiegten sie die jungen Thorsten Puth und Patrick Roog (Hochstadt III) mit 5:2. Die Langenselbolder Wolfgang Rösch und Ralf Schäfer kamen jedoch Thorsten Puth und Patrick Roog nicht über ein 4:4 hinaus.

So waren Langenselbold und Hochstadt II vor der letzten Partie punktgleich. Das Spiel zwischen diesen beiden Teams mußte die Entscheidung bringen und es nahm einen dramatischen Verlauf. Nach Ablauf der regulären Spielzeit von 14 Minuten stand es 4:4 unentschieden und das entscheidende Spiel mußte verlängert werden. Auch in der Verlängerung kam es nicht zur Entscheidung: Sie endete mit 1:1. Im Viermeterschießen waren die Langenselbolder die glücklichere Mannschaft und verwandelten fünf Viermeter, während die Hochstädter nur viermal trafen.

Die Langenselbolder brachen also den Hochstädter Heimvorteil und sicherten sich den Titel. Auf dem dritten Rang hinter Gerhard Heussener und Frank Sonntag landeten Harald Wenke und Rainer Wölfel auf Rang drei. Für die jungen Hochstädter Thorsten Puth und Patrick Roog reichte es nur zu dem einen Punktgewinn gegen Langensselbold und damit dem vierten Platz. ina

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OBERURSEL. Werke von Chopin und Mozart spielt die polnische Musikerin Halina Czerny-Stefanska (Klavier) am Mittwoch, 11. November, um 20 Uhr. Begleitet wird sie dabei von der "Capella Cracoviensis", einem 38-köpfigen Kammermusikensemble aus Krakau. Das Konzert wird vom Kulturkreis Oberursel zusammen mit der Chopin-Gesellschaft Taunus organisiert.

Am 6. Dezember und am 28. Februar folgen zwei Sonntags-Matinéen: Paul Hartwein (Violine), Franz Vorraber (Klavier) und Peter Wolf (Violoncello) präsentieren jeweils um 11 Uhr Sonaten und Trios von Ludwig van Beethoven.

Die Schlagzeugerin Cornelia Monske tritt bei einem Gesprächskonzert am Samstag, 6. Februar, auf. Ein Sinfoniekonzert mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester Hessen folgt am 26. April. Das Programm liegt bisher noch nicht fest. Beim Preisträgerkonzert "Jugend musiziert" des Landeswettbewerbs Hessen am 7. Mai zeigt der Nachwuchs, was er kann.

Die Konzerte, alle vom Kulturkreis Oberursel organisiert, werden in der Stadthalle dargeboten. Karten dafür gibt es auch im Abonnement. Abo oder Karten können beim Kulturkreis Oberursel e.V. (Zeppelinstr. 11, Tel. 33 74) bestellt werden. teb

Melitia lädt zu einem großen Chorkonzert ein

HANAU. Ein großes Chorkonzert veranstaltet die Großauheimer "Melitia" am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr in der Lindenauhalle. Im ersten Teil werden Ausschnitte aus Opern wie Mozarts "Zauberflöte", "Hoffmanns Erzählungen" von Offenbach und Verdis "La Traviata" vorgetragen.

Der zweite Teil beginnt mit getragener Chorliteratur, danach gibt es ein "Heidepotpourri", bekannte Operettenmelodien und als Abschluß ein Potpourri aus dem Vogelhändler.

Der Bassist Hans Otto Vetter und Professor Wilhelm Ossberger am Flügel unterstützen die Melitia. Die Leitung liegt bei Musikdirektor Fridolin Wissel. Nach dem Konzert spielt die Band "Fancy" zum Tanz auf. mün

Leser-Forum

Parlament einigt sich auf zusätzliche Baugebiete Erweiterung des Flächennutzungsplans beschlossen / SPD warnt vor Ausfransung der Ortslagen

BRUCHKÖBEL. Der Flächennutzungsplan für Bruchköbel wird erweitert, um für die nächsten Jahre weiteres Bauland ausweisen zu können. Darauf einigten sich die im Parlament vertretenen Parteien im Grundsatz, auch wenn es Meinungsverschiedenheiten im Einzelfall gab.

Zusätzliche Baugebiete sollen demnach östlich des Pelleweges, am Nordwestrand von Roßdorf "Im kleinen Feld", auf den jetzigen Gärtnereiflächen an der Waldseestraße, am Galgengarten und an der Hammersbacher Straße, nördlich des neuen Friedhofs, westlich des Wilhelm- Busch-Rings, außerdem zwischen Domänengelände und Kirlesiedlung entstehen. Außerdem wird das Areal für die geplante Ballsporthalle auf dem "Dreispitz" eingezeichnet.

Vor allem der letztgenannte Punkt forderte den Widerspruch der Grünen heraus. Die beharrten auf ihrer Ansicht, in diesem Bereich, werde ein wertvolles Biotop und Brutstätte für den vom Aussterben bedrohten Kiebitz für ein Prestigeprojekt geopfert, für das es keinen Bedarf gebe.

Zudem verfüge die Stadt noch über Baulandreserven, die bislang noch nicht ausgereizt worden seien. Zusätzliche Flächen nur für Zugereiste lehnt die Ökofraktion, so ihre Sprecherin Antje Schöny-Tietje, ab. Der Bereich westlich des Pelleweges sei schon deswegen ungeeignet, weil die Lärmbelastung, vom nahen Fliegerhorst in Langendiebach ausgehend, niemandem zuzumuten sei. In diesem Punkt waren sich die Grünen auch mit der SPD einig.

Für die Sozialdemokraten hatte Manfred Lüer vor einer Ausfransung der Ortslagen gewarnt. Dafür zog er sich den Unmut von Christdemokrat Karlheinz Dziony zu.

Der wollte von der SPD wissen, wie man es ihr denn recht machen könne. Weise die Stadt kein Bauland aus, werde ihr Untätigkeit bei der Behebung der Wohnungsnot vorgeworfen. Wolle sie aber neue Flächen erschließen, werde die Verwaltung für die Versiegelung des Bodens verantwortlich gemacht.

Von der Mehrheitsfrakion abgelehnt wurde ein Zusatzantrag der Grünen, ein Sportgelände in Oberissigheim im neuen Flächennutzungsplan vorzusehen. Die Unionsfraktion begründete ihr Nein damit, daß mögliche Baumaßnahmen in diesem Stadtteil bei der anstehenden Dorferneuerung ohnehin beraten würden.

hein

Ortsbeirat aktuell

Der Bürgersteig auf der nördlichen Seite der Engelthaler Straße zwischen Eckenheimer Landstraße und Steinkleestraße soll bis spätestens November ausgebessert werden, forderte jetzt der Ortsbeirat 10 auf Antrag der CDU-Fraktion. Für Fußgänger stelle dieser Bereich eine Gefahr dar, weil sie sich - vor allem in der Dunkelheit - verletzen könnten. Der Ortsbeirat 10 moniert, daß das Straßenbauamt bisher trotz einer Zusage nichts unternommen habe. jot

Keltische Musik mit der Gruppe "Moyland"

HANAU. "Moy" ist ein Wort aus der niederrheinischen und niederländischen Sprache, das auch im Irischen vorkommt. Es bedeutet soviel wie "schön, angenehm". Moyland ist ein Quintett vom linken Niederrhein, das sich der keltischen Kultur und Tradition verschrieben hat. Am Samstag, 17. Oktober, gastieren die Musiker um 20 Uhr im Weißen Saal von Schloß Philippsruhe.

Die mit dem WDR-Folk-Wettbewerb ausgezeichnete Gruppe ist vor allem eine Live-Band. Auf ihrem keltischen Programm stehen traditionelle Lieder irischer, schottischer und bretonischer Herkunft, gesungen in Englisch, Französisch, aber auch in keltischen Originalsprachen. Einstudierte Tänze gehören ebenfalls dazu. "Die Spontaneität und Spielfreude der Musiker läßt den Funken schnell auf's Publikum überspringen", verspricht das Konzert-Info. Wer es überprüfen möchte, bekommt für zehn Mark eine Eintrittskarte zu der Veranstaltung des Hanauer Kulturvereins. mün

Pflege von Angehörigen

USINGEN. Der nächste Kurs des Roten Kreuzes für die Pflege von Angehörigen geht von Montag, 19. Oktober, bis 9. Dezember und findet im Kümmelsalon der Usinger Stadthalle jeweils von 19 bis 21 Uhr statt.

Neben den Fragen und Problemen, die bei der Pflege von Angehörigen zuhause auftauchen, sollen auch die finanziellen und technischen Hilfen erörtert werden. Der Kurs kostet 60 Mark. Anmeldungen unter Tel. 06172 / 129535. ca

Kurs zum Entspannen

GLASHÜTTEN. Aktiv entspannen - Streß abbauen können vom Alltag Geplagte in den nächsten Wochen in Glashütten.

Dort bietet das Rote Kreuz von Montag, 19. Oktober, bis 7. Dezember ein Entspannungstraining an. Es findet jeweils montags von 19 bis 20.30 Uhr im Gemeindezentrum Schloßborn am Caromber Platz statt.

Der Kurs kostet 80 Mark. Anmeldung ist unter der Rufnummer 06172 / 12 95 35 möglich. ca

Israel und die Neonazis Leise Hilfe bei der Geschichtslektion

Von Armin Wertz (Jerusalem)

Ob sich Deutschland nicht, wie jedes Land, ein paar Extremisten leisten könne, fragte vor zwei Jahren ein deutscher Politiker. Damals wußte er noch nicht, daß Ende 1991 genau 1483 rechtsextremistische Übergriffe für das Jahr in Deutschland registriert sein würden. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 1296 solcher Verstöße verzeichnet. Doch bereits damals antwortete Israel mit einem klaren "Nein". Die Deutschen, so mahnte etwa der israelische Schriftsteller und Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels Amos Oz, müßten sich endlich ihrer "besonderen Verantwortung" bewußt werden: Aber "wo sind all die Leute, die jetzt auf den Straßen sein müßten, um dieses Land zu verteidigen?"

"Unsere Tragödie soll euch eine Warnung sein", lautet die Inschrift auf einem Holocaust-Mahnmal in Polen. "Und ich rufe euch, den Deutschen, zu: Zögert nicht, gegen den Neonazismus vorzugehen", appellierte Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin bei seinem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen an seine deutschen Gastgeber, "verurteilt und unterdrückt jeden Versuch der neonazistischen Bestie, das Haupt zu erheben."

Beinahe täglich erfahren die Israelis über den wachsenden Ausländerhaß und Antisemitismus im wieder erwachenden Großdeutschland. Die Schändung jüdischer Friedhöfe, die Zerstörung der Holocaust-Denkmäler auf der Putlitzer Brücke in Berlin- Tiergarten und in Sachsenhausen, die brennenden Asylantenheime sowie das Geschrei hirnloser Randalierer mit zum Hitlergruß ausgestrecktem Arm rufen bittere Erinnerungen und Schrecken wach in Israel.

Aber nicht schrille Töne sind aus Israel zu vernehmen. Daß die lahme Entschuldigung, man habe in Peenemünde nur "die Geburt des Raumzeitalters" feiern wollen, eine "Beleidigung der kollektiven Intelligenz der internationalen Gemeinschaft" sei, ist schon eine der schärfsten Formulierungen.

Die Israelis scheinen sich der Stimme zu enthalten. Und wenn sie sich doch äußern, dann zitieren sie lieber Deutsche. "Daß so viele Deutsche so wenig aus ihrer Geschichte gelernt haben, ist sehr beunruhigend", so der deutsch-jüdische Autor Ralph Giordano. Dreimal in den vergangenen 140 Jahren seien die Deutschen am Aufbau einer Demokratie gescheitert, zitierte die Jerusalem Post die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher: "Wir hatten nicht genug Demokraten." Was sich in Deutschland zutrage, so wiegelte Moshe Zimmermann ab, Professor für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität, "ist ein Versagen der liberalen und pluralistischen Gesellschaft. Wenn es dort passiert, kann es sich überall ereignen." Als einen "Unfall im politischen System" betrachtete der israelische Essayist Amos Elon die Erfolge der Rechten, will aber keine Parallelen zu 1933 ziehen: "Die wirtschaftlichen Probleme waren damals weit größer als im heutigen Europa."

Zwar erwähnt der Direktor des israelischen Büros der Antidiffamierungs-Liga, Harry Wall, eine Studie, wonach 55 Prozent aller Deutschen immer noch antisemitische Positionen vertreten, oder eine Umfrage, derzufolge 40 Prozent aller Deutschen glauben, die Juden nutzten das Holocaust- Drama für "ihre finsteren Absichten" aus. Wall weiß zwar, daß der Geschichtsunterricht an bundesdeutschen Schulen oft bei Bismarcks Sozialgesetzgebung endet und eine Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit möglichst vermieden wird. Doch nur zwei Sätze weiter in seinem Essay "Deutschlands wiedergeborener Rassismus" stellt er dem "häßlichen Deutschen" den guten gegenüber. "Präsident Richard von Weizsäcker erinnerte seine Landsleute an ungeliebte Tatsachen: daß sich Deutschland seiner völkermörderischen Vergangenheit stellen muß, wenn es eine zivilisierte Zukunft haben will." Und Bonns Politik habe die wissenschaftlichen und kulturellen Bindungen zwischen den beiden Völkern sehr vertieft.

"Der Faschismus ist tot", verkündete der deutsch-jüdische Historiker Walter Laqueur eine gewagte These. Und Robert Goldmann von der Antidiffamierungs-Liga betonte, die Wähler der rechten Parteien seien keine Nazis, das seien nur Protest-Wähler. Es klingt, als wollten die Israelis den Deutschen helfen, vielleicht doch noch ihre Lektion aus der Geschichte zu lernen, wenn sie Unterrichtsmängel für die Wiedergeburt des Nationalsozialismus verantwortlich machen.

Kurz notiert

Rita Isa Worch ist beim geplanten Nachrichtensender n-tv für den Bereich Marketing, Verkauf, Werbung und Promotion verantwortlich. Worch war zuvor geschäftsführende Gesellschafterin bei dem Berliner Radiosender Hundert,6.

Vielleicht leidet die Begeisterungsfähigkeit vieler Lehrer, die ihre eigene pädagogische Begeisterung verloren oder gar nicht erst entwickelt haben, darunter, daß sie sich selbst allzu schnell den Usancen der ökonomischen Anspruchsgesellschaft anbequemten, in der kaum noch etwas "umsonst" geleistet wird. Die zusätzliche Einsatzbereitschaft und damit zugleich die Begeisterungsfähigkeit vieler Lehrer scheint heute darunter zu leiden. Und im Gewirr der Verordnungen, Erlasse und Pläne hat man die Freiheit der Lehrer wohl auch ministeriell-behördlich so zusammengestutzt, daß die begeisternde Eigenmotivation, die Fähigkeit, sich und andere für eine Sache, eine Aufgabe zu begeistern, sank. Probleme der Bildung, auch Probleme der Begeisterung oder Begeisterungsfähigkeit. Leider lassen sich Begeisterung und eigenmotivierter Leistungswille nicht erzeugen und erhalten. Daran krankt unser ganzes Schulwesen, scheint mir. Und nicht nur unser Schulwesen, sondern auch die ganze Gesellschaft. Gerade in der viel Flexibilität und relative Autonomie erforderlichen Informationsgesellschaft der Zukunft werden Eigenleistung, Eigenverantwortung und Eigenmotivation eine besonders wichtige Rolle spielen. Bildungsplaner und wir alle - auch persönlich - sollten dies deutlicher betonen und der Einsicht zur praktischen Wirksamkeit verhelfen: Nur in Eigenleistung und Eigenverantwortung bildet sich die Persönlichkeit! Hans Lenk, Professor für Philosophie der Universität Karlsruhe, in einem Vortrag "Zur Bildungsproblematik im Informationszeitalter".

Leser-Forum

"Die Schwulenbewegung ist längst dabei, die Seiten zu wechseln" Die Lage in der Bundesrepublik: Erhebliches Demokratiedefizit gegenüber Homosexuellen / Von Volker Beck und Günter Dworek

Homolulu. "Ein autonomes Treffen mit Schwulen für Schwule. Dort wird Schwulsein zur Lust. Frei von Zwang uns gegen den Hetero-Terror abzugrenzen, werden wir eine Woche Theater spielen, singen, einander lieben, miteinander arbeiten, uns zu Gesprächen zusammenfinden, lachen, tanzen, feiern." Ein Aufruf aus einer anderen Welt? Er sollte 1979 Schwule zum ersten "Homolulu"-Treffen nach Frankfurt am Main locken.

Zwölf Jahre später muß man sich zwar zum Tanzen und Lieben nicht mehr auf eine Insel träumen. Dennoch wird zu einer Neuauflage von "Homolulu" nach Berlin gerufen. Wieder geht es um so spannende Fragen wie "Gibt es (noch) eine schwule Identität?" 1992 ist aber weniger der Blick nach innen gefragt, sondern eine neue gesellschaftliche Standortbestimmung.Schwulenpolitisches Entwicklungsland

Schwulenpolitisch ist die BRD ein Entwicklungsland geblieben. In vielen Lebensbereichen ist gleiches Recht für Schwule immer noch nicht durchgesetzt, prägt gesellschaftliche Diskriminierung den Alltag. Während in Nachbarstaaten wie Frankreich, Niederlande und in Skandinavien strafrechtliche Sonderbehandlungen aufgehoben wurden, Parlamente und Regierungen im letzten Jahrzehnt über Antidiskriminierungsgesetze eine ausdrücklich homosexuellenfreundliche Gesellschaftspolitik betrieben, hat die Bundesrepublik ein erhebliches Demokratiedefizit gegenüber Homosexuellen.

Seit der Aufhebung der generellen Strafbarkeit (männlicher) Homosexualität im Jahre 1969, können Schwule zumindest in großen Städten immer unbehelligter von institutioneller Diskriminierung leben. Es sei denn, man will als offen Schwuler in einem katholischen Krankenhaus arbeiten, eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr einschlagen oder mit einem ausländischen Partner aus einem nicht EG-Land dauerhaft zusammenleben. Hier definiert die Rechtsordnung Sperrbezirke für Schwule. Die Liste ließe sich fortschreiben.

Noch immer besteht ein Sonderparagraph gegen männliche Homosexualität. Zwar wird die Streichung des § 175 von der Bonner Koalition seit 1990 angekündigt, die Umsetzung schleppt sich aber quälend lange hin. Für wichtige Lebensbereiche (z. B. Wohnen und Arbeit) fehlt bislang ein wirksamer gesetzlicher Diskriminierungsschutz. Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften werden vom Staat weitgehend rechtlos gehalten.

Die politische Entwicklung hinkt der gesellschaftlichen hinterher. In den Medien ist das Tabu Homosexualität längst gebrochen. Schmidt-Mitternachtsshow in öffentlich-rechtlichen Anstalten, Carsten Flöter in der Lindenstraße, ja selbst ein Lesben-Paar zu Gast in Michaels "Flitterabend": selbstverständlicher schwul-lesbischer Alltag flimmert in bundesdeutsche Wohnzimmer.

In der veröffentlichten Meinung wurde eine "tolerante" Sichtweise bis hinein in die Boulevardpresse zur Regel. Diskriminierungsversuche von Regierungsseite wie in der Kießling-Affäre haben den Liberalisierungstrend eher beschleunigt. Selbst Aids hat trotz seiner verheerenden Folgen für die schwule Gemeinschaft politisch und in der öffentlichen Diskussion über Homosexualität eine Enttabuisierung bewirkt. Es geht also voran. Oder doch nicht?

Der fast schon als naturwüchsig erlebte Prozeß immer weiter fortschreitender Liberalisierung ist ins Stocken gekommen. Erstmals seit 20 Jahren formiert sich eine militante politische Gegenbewegung.

68 von rechts?

Im Demokratisierungsprozeß nach 1968 haben sich auch die Einstellungen zur Homosexualität in der Gesellschaft langsam liberalisiert. Wirkliche Akzeptanz gegenüber Schwulen konnte der Berliner Soziologe Michael Bochow bei seiner 1991 durchgeführten Repräsentativerhebung allerdings nur bei einem knappen Drittel der Bevölkerung ausmachen. Im Zuge der Individualisierung von Wertorientierungen und Lebensstilen zeigt aber ein weiteres Drittel eine ambivalente, duldende Haltung im Sinne eines "Laissez faire". Bestehen blieb ein Bodensatz an militanter Schwulenfeindlichkeit. Über ein Drittel der Befragten befürworten repressive staatliche Maßnahmen gegen Homosexuelle. Etwa 10 Prozent fordern ein strafrechtliches Verbot der Homosexualität und sogar die Kastration der Schwulen.

Bei diesen Ergebnissen muß man es schon als Fortschritt werten, wenn sich bei vielen Deutschen Indifferenz gegenüber Schwulen breit gemacht hat, wohl nicht zuletzt durch das Wissen, daß Diskriminierung heute in der öffentlichen Meinung verpönt ist. Diese Hegemonie der Humanität aber droht zu bröckeln. Duldung ohne Akzeptanz steht unter ständigem Rückrufvorbehalt. Militante Minderheitenfeindlichkeit, autoritäre und intolerante Lebensstilkonzepte finden heute im Rechtsextremismus anders als in den letzten 20 Jahren einen politischen Träger. Eine rassistische Ideologie der Ungleichheit zieht erschreckend viele junge Menschen in ihren Bann, die nun wieder einen Wert darin sehen, für einen "gesunden Volkskörper" und für ein "sauberes Deutschland" zu kämpfen.

Vielleicht ist das Schlagwort des Hamburger Verfassungsschutzchefs Uhrlau von einer "68er Bewegung von rechts" etwas zu überspitzt. Aber es deutet in der Tat vieles darauf hin, daß sich "die innere Ausrichtung von großen Teilen der Gesellschaft umkehrt". Werte, die im Demokratisierungsprozeß seit 1968 immer stärker Anklang fanden, wie Integration von Minderheiten, mehr Partizipation und Bürgerrechte, werden auf den Straßen von Rostock bis Quedlinburg mit Füßen getreten. Die Meute applaudiert.

Die deutsche Vereinigung und die künftig zu lösenden Aufgaben in Osteuropa rauben dem bislang sozial abgefederten Modernisierungsprozeß der alten Bundesrepublik die ökonomisch-finanzielle Basis. Der zivilisierende Effekt wachsenden Wohlstandes entfällt. Rassistische, antisemitische und homophobe Eruptionen folgen auf dem Fuße. Die Haß-Kriminalität konzentriert sich derzeit nahezu ausschließlich auf Einwanderer. Die Opposition von Rechts wird aber keine Ein-Punkt-Bewegung bleiben. Und machen wir uns nichts vor: Weder durch Lehrstellen, noch durch akzeptierende So- zialarbeit oder durch Polizeiknüppel wird das rechte Gedankengut verschwinden.

Selbst wenn sich die brutale Gewaltbereitschaft der Brandstifter vor den Asylbewerberheimen als Übergangsphänomen der Adoleszenz erweisen sollte, ein viel größerer Teil der Jugend wird nachhaltig rechts sozialisiert. 20 bis 30 Prozent der Jugendlichen sympathisieren mit rechten Parteien. Es spricht vieles dafür, daß sich diese in der Jugend erworbenen Grundeinstellungen lebensgeschichtlich verfestigen. Der Rechtsruck in der Gesellschaft ist kein Strohfeuer, sondern wirkt langfristig. Er ist auch nicht alleine Produkt der deutschen Einheit. Was die Einstellungen zur Homosexualität betrifft, zeigten soziologische Untersuchungen bereits in den 80er Jahren, daß sich der Trend zur Liberalisierung gerade in der Jugend verlangsamt. (. . .)

Auch in anderen westlichen Ländern deutet sich eine antihomosexuelle Trendwende an, wird eine Zunahme gewalttätiger Übergriffe auf Schwule gemeldet. Um so fataler, wenn der Staat antihomosexuelle Einstellungen noch fördert, wieder selbst aktiv Diskriminierungsprogramme auflegt. Vom Rollback besonders betroffen sind Länder, in denen der Schwulenbewegung trotz vieler Erfolge ein nationaler politischer Durchbruch versagt blieb. Das Großbritannien des Thatcherismus hat hier bereits 1988 den Vorreiter gespielt und Ausnahme und Zensurgesetze gegen die "Förderung der Homosexualität" verhängt, die das schwule Leben im Alltag empfindlich treffen. (. . .)

So stellt sich die Frage, wie verteidigungsbereit die zivile Gesellschaft der Bundesrepublik ist. Auf dem bisherigen politischen Höhepunkt der Aids-Krise 1986/87 hat sich die westdeutsche Gesellschaft im großen und ganzen in der Lage gezeigt, den Repressionsgelüsten von Gauweiler und einigen MontagsmagazinJournalisten eine Abfuhr zu erteilen. Die Verfechter einer repressiven Aids-Politik haben es nicht geschafft, außerhalb der CSU nennenswerte Verbündete für ihr Remoralisierungsprojekt zu finden. Heute ist die Situation kritischer. Es ist nicht gesichert, daß der zivile Konsens auf Dauer trägt. Zufall, daß der "Spiegel" prompt wieder mit Aids titelt?

Strukturelle Formschwäche

Es könnte sich bald als fatal erweisen, daß in der Bundesrepublik auf nationaler Ebene ein politisch-rechtliches Absicherungsinstrumentarium für Schwule fehlt. Eine vom Staat geduldete Minderheit zu sein, reicht als Sicherheit nicht aus, wenn sich Teile deer Gesellschaft einer gewaltträchtigen antihumanen Orientierung verschreiben.

Zum politischen Nullwachstum in Sachen Schwulenrechte hat eine strukturelle Formschwäche der bundesdeutschen Schwulenbewegung durchaus beigetragen. Sie war und ist zersplittert. Es hat sich zwar ein wertvolles Netz schwuler Infrastruktur entwickelt, vom Buchladen bis zum schwulen Sportverein. In vielen Gruppen aber hat man sich in einer bequemen Opferidentität eingerichtet (. . .).

Dabei steckt die Schwulenbewegung als spätgeborenes Kind der Studentenbewegung im gleichen Dilemma, wie die meisten (gar nicht mehr so neuen) sozialen Bewegungen. Entstanden mit (kultur-)revolutionärem Anspruch, haben sie ihre Ausgangsziele nie erreicht, aber dennoch zur Demokratisierung der Bundesrepublik beigetragen. Dagegen aber formiert sich jetzt die Revolte von rechts.

Während die Aufbrecher von 1968 heute aus gutem Grund versuchen, die demokratischen Standards einer zivilen Gesellschaft zu verteidigen (und das nicht nur gegen die Attacken auf Art. 16 GG), hat man in der Schwulenbewegung die Gezeitenwende noch nicht so recht realisiert. In ihr blieben reichlich lächerliche ideologische Ladenhüter bis heute in Mode. Da hält man Schwulsein per se für politisch und verkündet: "Der Schwule ist lebender Protest." Wer so die eigene Person zum wandelnden Systemwiderspruch stilisiert, wird schnell von Identitätskrisen ereilt, wenn die Gesellschaft mit Gleichberechtigung droht.

Dabei ist auch die Schwulenbewegung längst dabei, die Seiten zu wechseln. Man gibt es nur nicht gerne zu. Mehr und mehr bedienen wir uns der Mittel etablierter Politik und das mit Erfolg. In drei Landesregierungen wurden Referate für die Belange der gleichgeschlechtlichen Bürger und Bürgerinnen eingerichtet. Die Berliner Polizei kann sich seit diesem Jahr mit einem hauptamtlichen Schwulenbeauftragten schmücken. Brandenburg hat den Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität in seiner Landesverfassung verankert.

Während sich manche immer noch auf der Suche nach dem "subversiven Rest" schwuler Identität befinden, hat so ein Teil der Schwulenbewegung Schwulenpolitik immer stärker als Bürgerrechtsfrage formuliert. (. . .)

Kritische Kooperation mit der Polizei zur Bekämpfung antischwuler Gewalt, die Arbeit der aus den eigenen Reihen abschätzig "Homo-Beamten" genannten Schwulenreferenten in Verwaltungen sind ebenso wie Initiativen zur rechtlichen Gleichstellung schwuler Lebensgemeinschaften in der Bewegung hart umstritten. "Systemstabilisierend, integrationistisch" lauten die Bannsprüche.

In der Tat muß es schwuler Bürgerrechtspolitik heute darum gehen, das demokratische "System" gegen die autoritäre Revolte von Rechts zu stabilisieren. Und es geht um Integration, das heißt vollständige Gleichberechtigung und Minderheitenschutz unter Anerkennung des Pluralismus schwuler Lebensweisen.

Mehr Politik wagen!

Die Parole muß lauten: Mehr Politik wagen. Schwule sind gesellschaftspolitisch derzeit noch in der Offensive. Im Staatsapparat, in den Führungsstäben der Polizei, in den Chefetagen von Ministerien rücken nun immer mehr Menschen der Generation auf verantwortliche Stellen, die am Liberalisierungstrend voll partizipiert und damit ein entkrampftes Verhältnis zur Homosexualität haben. Gleiches gilt für den Medienbereich. Die Resonanz der Aktion Standesamt, bei der am 19. August 1992 über 250 schwule und lesbische Paare demonstrativ ihr Aufgebot bestellten, hat gezeigt, daß Gleichberechtigung von der öffentlichen Meinung mehrheitlich unterstützt wird. Die Debatte um die Homo-Ehe wird gesellschaftlich als symbolische Anerkennung eines Pluralismus der Lebensformen verhandelt.

Die Dynamik gilt es zu nutzen und rasch umzusetzen. Es könnte nämlich sein, daß wir nicht mehr viel Zeit haben. Es geht darum, rechtzeitig Rechtsgarantien für Schwule und Lesben festzuklopfen. Die Restbestände antihomosexueller Gesetzgebung müssen auf die Müllhalde der Geschichte entsorgt werden. Über die Debatte um ein Antidiskriminierungsgesetz und die Gleichberechtigung homosexueller Lebensgemeinschaften müssen wir die gesellschaftliche Sympathie für Schwulenrechte in eine politische Hegemonie umsetzen. In Zeiten von Aids bedeutet schwule Bürgerrechtspolitik freilich aus, für das Recht einzutreten. Krankheit und Tod ohne Angst vor sozialer Verelendung begegnen zu können. So müssen die spezifischen Probleme schwuler Aids-Kranker in der Ausgestaltung der Pflegeversicherung und des Gesundheitsstrukturgesetzes Berücksichtigung finden.

Wollen wir dem Rechtsruck erfolgreich begegnen, bedarf es aber auch eines Ende der politischen Unverantwortlichkeit in der Schwulenbewegung. Politisches Sektierertum und Gettoinnenpolitik können wir uns derzeit nicht leisten. (. . .)

Der Hauptfeind von Schwulenemanzipation steht heute nicht mehr im Staatsapparat, sondern tobt auf den Straßen. Da können wir uns nicht nur mit einem Stück vom kleiner werdenden Finanz-Kuchen für schwule Projekte zufriedengeben. Wir müssen um Einfluß auf staatliche Institutionen kämpfen. Wir brauchen kein immer schöneres Getto, sondern gesellschaftliche Macht. Auch auf Homolulu sollte man begreifen: Niemand ist eine Insel.

Im Politikmonopoly muß es ja nicht gerade die Schloßallee sein. Aber auch für die Schwulenbewegung gilt: Vom Opernplatz aus spielt es sich leichter als von der Badstraße. Gehen wir endlich über Los.

Poller sollen an der Ecke Schloßstraße / Hamburger Allee die Kraftfahrzeuge von den Bürgersteigen fernhalten. Das hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) auf Antrag der sozialdemokratischen Fraktion einstimmig gefordert. Die Poller sollen zwischen dem Leitungsmast hinter der Straßenbahnhaltestelle und den Pollern kurz vor dem Zebrastreifen an dem Restaurant "Boccaccio" aufgestellt werden. Der Zebrastreifen wird von Schülern der Bonifatius-Grundschule und Kindern, die zum Türkischen Volkshaus wollen, benutzt. Derzeit wird der Zebrastreifen durch die geparkten Autos teilweise verdeckt. mic

"Wir sind keine Vorschule" Epiphanias-Kindergarten feierte 25jähriges Bestehen

NORDEND. Pfarrer Siegfried Sunnus wollte es genau wissen: "70 Kinder jeweils über drei Jahre, den Schuljahrgang muß man abziehen, also durch drei teilen, das Ganze mal 25 Jahre - ach was . . ., es waren etwa 1000 Kinder." So viele Jungen und Mädchen kennen den Kindergarten der Epiphaniasgemeinde. Sie alle haben ihn irgendwann in den letzten 25 Jahren besucht. Am 17. September 1967 wurde die Eröffnung des Kindergartens in der Cronstettenstraße gefeiert; ein Vierteljahrhundert später feierte die Gemeinde erneut: das Jubiläum.

Im Mittelpunkt des Festes, das die Gemeinde dem Kindergarten "geschenkt" hatte, standen - natürlich - die Kinder. Gekommen waren neben den 71 Jungen und Mädchen, die zur Zeit die Räume in der Cronstettenstraße mit Leben füllen, auch viele Ehemalige. Der Festtag begann mit einem Familiengottesdienst, der dem Anlaß entsprechend höchst ungewöhnlich verlief.

Mit 300 Leuten, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche, war die Kirche "proppenvoll". Der Kindergottesdienst brachte dem "Geburtstagskind" ein Ständchen, Konfirmanden spielten ein Interview mit der Kindergarten-Leiterin vor, und begleitet von einem in der Kirche unüblichen Instrument, der Gitarre, sangen die Kinder zu bekannten Melodien eigene Texte: "Ohne Kinder wär die Erde, wie 'ne Suppe ohne Salz". Für die größte Überraschung sorgte jedoch die Partnergemeinde aus Merseburg: Pfarrer Kindler war mit einer Gruppe von Jugendlichen zum Jubiläum angereist und überreichte den Frankfurtern sieben kleine selbstgebackene "Kekskinder".

Auf den Gottesdienst folgten Spiel und Spaß: Vor und im Saal der Gemeinde konnte sich der Nachwuchs in Geschicklichkeitstests bewähren oder eigene Buttons herstellen. Im Hof der Kirche schmurgelten derweil Bratwürstchen auf dem Grill, Eltern hatten eine Salatbar und eine Kuchentheke aufgebaut.

Der gute Ruf, den der Epiphanias-Kindergarten genießt, hat nach Meinung von Pfarrer Sunnus zwei Gründe: Zum einen lehnen es die Erzieherinnen ab, aus dem Kindergarten eine Vorschule zu machen. Manche Eltern meinten, sagte Siegfried Sunnus, daß der Kindergarten die volle Erziehung der Kinder übernehmen und schon auf die Schule vorbereiten müßte - "das gibt es bei uns nicht", betonte er. Die Kinder sollen sich austoben und spielen können ohne (vor)schulischen Leistungsdruck.

Zum anderen arbeitet hier seit Jahrzehnten ein aufeinander eingespieltes Team: Die Leiterin des Kindergartens, Karin Pleuger, feiert am 1. Oktober nämlich ebenfalls ihr silbernes Dienstjubiläum - sie ist die "Frau der ersten Stunde". Auch ihre Kolleginnen Ursula Müller und Ilse Keck sind bereits seit 21 beziehungsweise 20 Jahren dabei. "Unser Team ist unglaublich stabil", sagt Pfarrer Sunnus stolz.

So kann Ursula Müller inzwischen die zweite Generation aufwachsen sehen - gerade wurde ein Mädchen angemeldet, dessen Mutter ebenfalls schon den Epiphaniaskindergarten besucht hat. rea

Idee der Sperrung gefiel Ortsbeirat 9 band Planerin von vornherein die Hände

FRANKFURT-NORDWEST. Der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hat einen Fehler gemacht. Dieser Meinung waren zumindest die 80 Bewohner der Dornbuschsiedlung, denen Pläne zur Verkehrsberuhigung in ihrem Viertel vorgestellt wurden (die FR berichtete.) Die Pläne stammten zwar aus dem Planungsbüro BGS, verantwortlicher Auftraggeber ist dennoch der Ortsbeirat. Und der hatte die Arbeitsmöglichkeiten der Planerin von vorneherein eingeschränkt: Die Verkehrsführung sollte sich nicht ändern.

Ingenieurin Angelika Klein stellte deshalb gleich klar: "Die Möglichkeit des Durchgangsverkehrs bleibt!" Sie schlägt "Kölner Teller", Aufpflasterungen, verengte Fahrbahnen, Schrägparkplätze und erweiterte Bürgersteige vor, damit Autofahrer langsamer und vorsichtiger fahren müssen.

Der Schleichweg, auf dem die Autofahrer der Kreuzung zwischen der Eschersheimer Landstraße und dem Marbachweg ausweichen, bleibt - auch wenn die Siedlung nach den Plänen der Ingenieurin verkehrsberuhigt wird.

Die Planerin sieht in der Fritz-Tarnow- Straße zwei Aufplasterungen vor: eine vor und eine hinter der Kreuzung mit der Carl-Goerdeler-Straße. An beiden Kreuzungen (mit der Carl-Goerdeler-Straße und der Mierendorffstraße) soll die Fahrbahn der Fritz-Tarnow-Straße verengt werden.

Auch in der Carl-Goerdeler-Straße werden zwei Aufpflasterungen die Autofahrer zwingen, auf die Bremse zu treten. Eine Aufplasterung ist hinter der Kreuzung mit der Fritz-Tarnow-Straße, eine zweite in der Mitte der Straße geplant. Entscheidend soll sich die Kreuzung zwischen der Mierendorffstraße und der Carl-Goerdeler-Straße verändern. Damit die derzeit noch 15 Meter breite Fahrbahn schmaler wird, wird der Bürgersteig verbreitert. Außerdem werden Schrägparkplätze abmarkiert; die Fahrbahn wird nur sechs Meter breit.

Die Anwohner sind mit diesen Plänen nicht zufrieden. "Die Vorgabe, die Sie bekommen haben, ist falsch. Sie ist nicht im Interesse der Anwohner", sagte ein Besucher der Anhörung. Er schlug vor, die Fritz-Tarnow-Straße sperren zu lassen. Zwar müßten dann auch die Anwohner einen Umweg in Kauf nehmen, um in die Dornbuschsiedlung zu fahren, doch abzuschrecken schien das niemanden. "Bis zum Alleenring - das sind fünf Minuten mehr", verteidigte ein anderer Bewohner den Vorschlag.

Auf die Antwort der Politiker warteten die Bewohner aber an diesem Abend vergeblich. Sie hatten sich in ihren Sitzungen lediglich mit einer Variante beschäftigt, die inzwischen längst vom Tisch ist. Ihrer Meinung nach sollten die Autofahrer nur noch nach rechts aus der Mierendorffstraße in den Marbachweg einbiegen dürfen. Das würde den Schleichweg für jene unattraktiv machen, die in die Bertramstraße geradeaus weiterfahren wollen. Diese Idee ist allerdings am städtischen Planungsamt gescheitert. Das genehmigte die Schleife in der Straße Am Dornbusch nicht, in der die Autofahrer hätten wenden müssen.

Eine "Überlegung wert" sei der Vorschlag einer gesperrten Fritz-Tarnow-Straße sicherlich, verriet der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hans-Günther Müller, nach der Anhörung. Er befürchtet aber schon jetzt, daß die Feuerwehr eine solche Sperre nicht billigen wird. *sen

Teurer Golf aus Mexiko Versicherungsprämie richtet sich nach den Reparaturrisiken

Mit seinem neuen Auto wollte FR-Leser Peter M. auf Nummer sicher gehen. Er hatte sich vorgenommen, für sein neues Gefährt wie schon für seinen ausrangierten Wagen eine Vollkasko-Versicherung

abzuschließen. Bei der Versicherung erlebte er jedoch eine böse Überraschung. Anders als Peter M. es sich ausgerechnet hatte, stufte das Unternehmen den VW Golf GL in eine viel höhere Beitragsklasse ein. "Das macht rund 300 Mark Unterschied", erläuterte der FR-Leser, der den plötzlichen Sprung in eine höhere Klasse nicht recht versteht.

Das Auto hat er bei einem örtlichen Händler gekauft. Gebaut wurde es jedoch in Mexiko - was nach Meinung von Peter M. jedoch nichts zur Sache tut: "Der Wagen ist mit dem in Deutschland gebauten Golf GL absolut vergleichbar." Sein "mexikanischer" Golf habe zwar ein paar PS mehr, aber in der Endgeschwindigkeit sei er einige Kilometer langsamer als die auf heimischen Fließbändern gefertigten Modelle. "Außerdem", sagt der auf Sicherheit bedachte Autofahrer, "bin ich seit 20 Jahren unfallfrei gefahren." Daran könne es also auch nicht liegen, daß er plötzlich stärker zur Kasse gebeten werde.

Der Geschäftsführer der HUK-Versicherung in Frankfurt konnte den Fall auch nicht auf Anhieb erklären. Seine Nachforschungen ergaben jedoch, daß der in Mexiko gefertigte Golf GL mit dem deutschen GTI baugleich ist. "Wir haben uns extra bei VW rückversichert, weil es mehrere Fälle dieser Art gab", erklärte der Geschäftsführer. Entscheidend sei jedoch ein anderer Umstand. Eine Sachverständigenkommission ermittele jedes Jahr Reparaturanfälligkeit und -kosten der verschiedenen Marken und Modelle. Danach bemesse sich der Beitrag für die Vollkasko-Versicherung. "Viele Ersatzteile dieses mexikanischen Modells sind hier nicht lieferbar und müssen extra in Mexiko bestellt werden", erläuterte der Versicherungsmann. Das könne unter Umständen ziemlich teuer werden, deshalb gehe der Beitragssatz für den Wagen von Peter M. mächtig nach oben. Die Unfallhäufigkeit spiele bei der Berechnung dagegen keine Rolle.

Peter M. bleibt nichts anderes übrig, als für seinen Vollkasko-Schutz tiefer in die Tasche zu greifen. vo

Job-Tickets fordert der Ortsbeirat 2 für zahlreiche Betriebe im Bezirk. Der Magistrat solle Verhandlungen der Unternehmen mit dem FVV anregen. Im Antrag von SPD und Grünen werden folgende Betriebe genannt: Bundesbank, das St.- Markus- und das Elisabethen-Krankenhaus, die Oberpostdirektion, die Messe GmbH und die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Außerdem soll sich die Stadt um alle weiteren Firmen im Bezirk mit mehr als 200 Beschäftigten kümmern. SPD- Fraktionschef Bernd Scherf warnte vor einer Überforderung der Ämter und enthielt sich der Stimme. mic

"Bankenforum" in der EBS Das "Bankenforum 1992" wird am 31. Oktober in der European Business School (EBS) auf Schloß Reichartshausen, 6227 Oestrich-Winkel, veranstaltet. Nähere Informationen gibt die dortige Studenteninitiative Junior Investment Management, Telefon 0 61 23/50 24 und Fax 0 67 23/69-133.

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Künstlerin führt Rakubrand vor

HOFHEIM. Ingrid Honnef lädt für Samstag, 24. Oktober, um 15 Uhr zum Besuch ihres Ateliers in der Eichendorffstraße 11 ein. Die Künstlerin präsentiert ihre Plastiken und Skulpturen, demonstriert Raku- und Kalkofenbrand.

Ingrid Honnef hat in den vergangenen Jahren beachtliche internationale Erfolge erzielt. Zur Zeit stellt sie ihre Arbeiten auf der 13. Internationalen Biennale der Kunstkeramik im Picasso-Museum in Vallauris (Spanien) aus.

Wer das Atelier der Künstlerin besuchen will, muß sich beim Kunstverein Hofheim, Tel. 0 61 92 / 3 97 32 oder Tel. 0 61 92 / 73 58, anmelden. fw

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DLF-Runfunkrat: Abwahl Grubers bekräftigt

Der Rundfunkrat des Deutschlandfunks (DLF) hat jetzt in Bonn die bereits Ende September beschlossene Abwahl des bisherigen Intendanten Edmund Gruber bekräftigt. Wie der DLF mitteilte, stimmten 23 von 24 anwesenden Rundfunkratsmitgliedern für die Auflösung des Dienstvertrages.

Der Rundfunkrat hatte Gruber bereits am 29. September mit sofortiger Wirkung abgewählt und ihm Führungsmängel und Fehlinformation der Öffentlichkeit über die Zukunft des Nationalen Rundfunks vorgeworfen. Gruber will über das Verwaltungsgericht erwirken, daß die nach seiner Auffassung nicht ordnungsgemäß zustandegekommene Abwahl für unwirksam erklärt wird. Eine Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts steht noch aus.

Der Rundfunkratsvorsitzende, Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair (CSU), betonte nach dem neuerlichen Votum, klarer "kann ein Schlußstrich nicht sein". Auch extrem formalistischen Einwänden Grubers sei damit der Boden entzogen.

Über die Vertretung des Intendanten sollen die Gremien im November entscheiden. Beobachter rechnen damit, daß der Nachfolger erst bei einer endgültigen Klärung über die Zukunft eines bundesweiten Hörfunks und die Einbindung des DLF in ein solches System benannt wird. Die Geschäfte des Senders führt derzeit der technische Direktor Helmut Haunreiter, der bei Abwesenheit des Intendanten als Stellvertreter fungiert. dpa

Kulturminister Lang verteidigt Arte

Der französische Kulturminister Jack Lang hat sich gegen eine Bewertung des deutsch-französischen Kulturkanals Arte nach Einschaltquoten verwahrt. Er sei zum Kampf gegen eine Gesellschaft bereit, die Kultur an solchen Kriterien bemesse, erklärte Lang jetzt in Paris auf Fragen nach der Zuschauerresonanz auf den neuen Sender. "Dieser Sender wurde nicht geschaffen, um an der Elle der Einschaltquoten gemessen zu werden - außer, man verurteilt alles, was wir hier tun. Dann müssen wir auch die Museen und Theater abschaffen und die Universitäten schließen!" erklärte der Minister.

AFP

Landesregierung an Waldpflege desinteressiert

Am 24. 9. fand in Wiesbaden die erste Demonstration hessischer Förster statt (FR vom 25. 9. 1992 "Zur Demo mit dem Jagdhorn"). Alleine dieser Vorgang muß richtig gewertet werden, denn Förster sind alles andere als sehr protestfreudig.

Die hessische Landesforstverwaltung muß mit einem Fünftel der Personalstärke der Frankfurter Stadtverwaltung 42 Prozent der hessischen Landesfläche betreuen. Unter den vergleichbaren Forstverwaltungen der Länder ist sie damit die mit Abstand kleinste Forstverwaltung, gemessen an der von ihr zu betreuenden Waldfläche. Dies ist die Folge eines sich über viele Jahre hinziehenden personellen Ausblutungsprozesses, den die verschiedenen Landesregierungen der Forstverwaltung im Zuge von Einsparungen angedeihen ließen.

Es ist heute unter den hessischen Forstleuten unstrittig, daß die Landesforstverwaltung nicht mehr in der Lage ist, den Wald ordnungsgemäß, d. h. im Rahmen des gesetzlichen Auftrages, zu betreuen. Dies ist um so mehr unmöglich geworden, seit unsere Wälder durch Waldsterben, Stürme, Trockenheit und Insektenvermehrungen in eine tiefe Krise geraten sind, aus welcher sie, wenn überhaupt, nur durch schnell und konsequent eingeleitete "Reparaturmaßnahmen" herausgeführt werden können. Hierzu bedürfte es jedoch einer personell intakten Forstverwaltung.

Vor der Landtagswahl 1991 wurde die Situation von den Fraktionen der heutigen Regierungsparteien auch in diesem Sinne eingeschätzt. Eine naturgemäße und zukunftsorientierte Waldpflege sei ohne die seit 20 Jahren versprochene, aber nie erfolgte Personalanpassung unmöglich und daher sagte sie übereinstimmend zu, bis 1994 jährlich 25 Stellen im Außendienst der Forstverwaltung zu schaffen. Die Förster atmeten auf. Der Waldverfall hatte sich seit den Stürmen 1990 erheblich beschleunigt.

Nach der Wahl baute die rot-grüne Regierung alleine 1992 zwanzig Stellen im besonders arbeitsintensiven Außendienst der Forstverwaltung ab, was deren Arbeitskapazität wiederum spürbar minderte. An den Forstämtern vor Ort brach vollends Krisenstimmung aus. Die Fraktionen der SPD und der GRÜNEN wollen heute nichts mehr von ihren früheren Bekenntnissen zur Waldpflege wissen, obwohl selbst der zuständige Minister Jordan die Erfüllung der gegebenen Versprechen für im Interesse des Waldes unabdingbar hält, wie er gegenüber Vertretern der Demonstranten bestätigte. Wie seine Pressesprecherin am gleichen Tage dazu kommt, gegenüber der Presse das Problem als rein organisatorischer Natur zu verharmlosen, bleibt demgegenüber rätselhaft (siehe FR-Bericht).

Der Wald ist inzwischen an einem Punkt angelangt, an welchem die Förster sich erstmals in der 180jährigen Geschichte der hessischen Forstverwaltung gezwungen sehen, die Öffentlichkeit von der Tatsache in Kenntnis zu setzen, daß die Landesregierung Wald und Förster in einer tiefen Krise alleine läßt und dabei weitreichende Schäden am der Lebensgemeinschaft Wald billigend in Kauf nimmt. Es geht hier somit nicht um vordergründiges Stellengerangel einiger zu kurz kommender Beamter! Wenn die Forstverwaltung nicht bald von der Landesregierung wieder voll handlungsfähig gemacht wird, sehen wir dem Verfall eines großflächigen Ökosystems entgegen. Mit ihm werden wir zumindest auf größeren Teilflächen auch dessen Wohlfahrtsfunktionen verlieren: gesundes Wasser, Regulation des Klimas, Schutz des Bodens, Rückzugsgebiet für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, Erholungsraum und andere der Gesellschaft vom Wald kostenlos zur Verfügung gestellte Wohltaten mehr.

Büttner, Initiative "Förster ohne Zukunft",Mörlenbach-Weiher

Hamburger Schattenseiten Soziale Notstandsgebiete bringen Senat in Verdrückung

Nicht alle Rekorde Hamburgs bieten Anlaß zum Feiern: Einerseits erwirtschaftet die Hansestadt mit 67 000 Mark pro Kopf das höchste Bruttoinlandsprodukt aller Bundesländer und ist eine der reichsten Regionen in Europa. Andererseits liegt die Elbmetropole bei Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe erheblich über dem westdeutschen Durchschnitt. Slums und Not ballen sich auf engstem Raum zusammen.

"Mit erheblichem Aufwand", betont Bürgermeister Henning Voscherau, "sind seit Jahren einige Regionen speziell gefördert worden. Dennoch hat sich die Situation teilweise verschlechtert." So wiesen die Bezirke Mitte und Harburg im August Arbeitslosenquoten von 12,6 und 8,7 Prozent auf. Die Hansestadt insgesamt kam auf 7,7 Prozent, das sind immerhin sechs Punkte weniger als im August 1987.

Erschreckend hoch ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den Problem-Bezirken: In St. Pauli, Wilhelmsburg, Veddel-Rothenburgsort und Billstedt leben zwischen 15 und 17 Prozent der Bevölkerung von der Fürsorge. Sie gehören zu den insgesamt 95 000 notleidenden Männern, Frauen und Kindern in der 1,7- Millionen-Einwohner-Stadt. Noch diejenigen hinzugezählt, die Einzelhilfe erhalten, etwa für Kleidung und Unterstützung in besonderen Lebenslagen, kommt Hamburg auf mehr als 180 000 Fürsorgeempfänger. Kosten: 1992 mehr als zwei Milliarden Mark.

In den Bezirken Mitte und Harburg, das geht aus der "Stadt-Diagnose" der Gesundheitsbehörde hervor, sind die Umweltbelastungen besonders hoch, die Bildungsabschlüsse niedrig und die Sterberisiken am größten. Von den 30 000 neuen Arbeitsplätzen, die 1991 geschaffen wurden, konnten lediglich 10 000 mit Erwerbslosen besetzt werden. Anderen fehlte die Qualifikation. 1,3 Milliarden Mark sind in diesem Jahr für die Verbesserung der Situation benachteiligter Bürger bewilligt. Davon gehen rund 230 Millionen in die Förderung von ABM-Projekten, Beschäftigung für Sozialhilfeempfänger und in Qualifizierungsangebote. Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp möchte Wohnen und Arbeiten wieder zusammenführen, bevorzugt in seiner Planung Mischgebiete, vor allem mit kleineren und mittleren Betrieben. Seine Behörde bemüht sich um Grundstücke, die in Hamburg für Unternehmens-Ansiedlungen rar sind. Große Hoffnungen setzt die Stadtregierung in ihre Strukturimpulse. Seit 1982 wurden in Harburg mit Milliardenaufwand neue Projekte aus dem Boden gestampft: das Mikroelektronik-Anwenderzentrum (MAZ), das Hamburger Institut für Technologieförderung (HIT) und die Technische Universität. Im MAZ-Verbund arbeiten jetzt 60 Betriebe. Es sollen hunderte werden, sagt die Wirtschaftsbehörde. Bürgermeister Voscherau beklagt heute die "anhaltende Erosion in allen deutschen Großstädten, die Abdrängung von immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft und die wachsende Kluft zwischen arm und reich": "Ursachen sind die verfehlte Sozial-, Finanz-, Steuer-, Wohnungsbau- und Arbeitsmarktpolitik in Bonn." Dauerhaftes wirtschaftliches Wachstum ist für ihn nur auf dem Fundament eines gesicherten sozialen Friedens möglich. Auch DGB-Vertreter Jochen Steffens kritisiert scharf die geplanten Bonner Kürzungen bei Fortbildung, Umschulung und bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Grünen/GAL im Stadtparlament teilen die Diagnose jedoch nur bedingt: "Hamburgs Problem ist, daß es kein Konzept gibt, sondern daß man sich von einer Maßnahme zur anderen durchwurstelt. Das verweisen auf Bonn zieht nicht immer." Die Hansestadt müsse mehr tun, etwa für Qualifizierung und ABM.

Im Frühjahr soll die gerade begonnene Arbeit der "Lenkungsgruppe" aller Behörden an einem Plan "zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in den sozialen Brennpunkten" abgeschlossen sein. Ziel ist es, eine "wirksame soziale Großstadt- Strategie" zu finden.

HANS JÜRGEN NORDHOFF

Treffendes Bild

Den Leitartikel "Kanzler der Zufriedenheit" in der FR vom 1. 10. 1992 kann man nur mit verhaltenem Atem lesen und überdenken.

Solch treffendes Bild von Helmut Kohl dürfte noch nie jemand gezeichnet haben.

Freilich drängt sich einem dabei die Frage auf: was ist von einem Volk zu halten, das sich vor einem halben Jahrhundert in seiner Mehrheit an den Rattenfänger von Braunau prostituierte und mit ihm uns selbst und der halben Welt zum einmaligen Verhängnis wurde, das aber alsbald wieder Populisten folgte und schließlich gar einem eitlen, selbstzufriedenen, machtbesessenen Populisten vom Schlag Helmut Kohl?

Dabei darf und will ich nicht vergessen, daß ich zu diesem Volk gehöre.

Alfons Beil, Heidelberg

Explosion mit Pop und Pep

BAD HOMBURG. "The Sing and Dance Explosion Heike Schoch" powert heute ab 20 Uhr in der Englischen Kirche. Mit einem Repertoire von Musical bis Pop, einer Choreographie von klassisch bis experimentell bringt die Zwanzigjährige eine Show auf die Bühne, die, so sagen Kritiker, "die anderen Interpeten der Songs vergessen läßt".

Heike Schoch ist ausgebildet in den Bereichen Ballett, Musicaltanz und Gesang. Mit einer voluminösen, kraftvollen und zugleich gefühlvollen Stimme legt sie los und überzeugt ihre Zuhörer mit eigenen Interpretationen von berühmten Liedern wie "Somewhere over the Rainbow", "On my own" oder "New York, New York".

Die Münchener Presse hat sie als Stimm- und Tanzwunder beschrieben und bereits mit Liza Minelli verglichen. s

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte

Eschborn. Eschborn K, Jahnstraße 3: "Eco Latino" lateinamerikanische Musikgruppe, 20.15 Uhr.

Flörsheim. Stadthalle, Clubräume: Rocknacht mit "Mistress", 22 Uhr; Vorgruppe "Jinxed", 20.30 Uhr.

Hattersheim. Posthofkeller: Konzert mit Birgit Kley, Chansons, Songs aus Südamerika, musikalische Poesie, 20.30 Uhr.

Kelkheim. Alte St. Martinskapelle in Hornau: Tage alter Musik "Sonata in Dialogho", 20 Uhr

Sulzbach. Eichwaldhalle: Live Festival mit "Tomorrow's Delight", "Beliman's Contract" und "Getaway", 20 Uhr. Vorträge / Kurse Hofheim. Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38: Literarisches Seminar mit Dr. Gerd Zimmermann, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Stadthalle Eschborn (neben dem Rathaus): 20 Jahre Briefmarkenfreunde Eschborn, 14 bis 17 Uhr.

Hattersheim. Stadthalle: Familienabend der Chorgemeinschaft Hattersheim, 20 Uhr.

Hofheim. Gallusmarkt mit ländlichem Markt in der Hofheimer Innenstadt und auf dem Kellereiplatz, Veranstalter: Stadt Hofheim und Industrie-Handel-Handwerk Hofheim e.V.

Stadthalle: "Marktball" der Freiwilligen Feuerwehr Hofheim und des Magistrats (Kulturamt), 20 Uhr.

Kleintierzuchtverein 1909: "Lokalschau" im Haus der Jugend (Scheune), Burgstraße 26, 10 Uhr.

Turnverein 1860, Familienabend in der Turnhalle Zeilsheimer Straße 2, 20 Uhr.

Tischtennisverein Diedenbergen: Kreismeisterschaft in der Brühlwiesenhalle, 10 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Kelkheim. Jugendtreff Münster: "Tag der offenen Tür", 15 Uhr. Sonstiges Eschborn. Flohmarkt auf dem Eschenplatz. Flörsheim. Besichtigung der Mülldeponie Flörsheim-Wicker, Treffpunkt: Berliner Platz, 9.30 Uhr.

Flörsheimer Kerb (bis 20. 10.)

Hofheim. Waldbegang des Umwelt- und Forstausschusses, Abfahrt 10 Uhr am Hallenbad Hofheim.

Sulzbach. Sulzbacher Kerb auf dem "Platz an der Linde". Sonntag

Theater / Konzerte Hochheim. TIK-Theater im Keller, Hochheimer Hof, Mainzer Straße 22-26: "Schutzlos glücklich", satirisches Allerlei, 20 Uhr.

Bad Soden. Kath. Gemeindezentrum, Salinenstraße: Operettenmelodien, Lieder und heitere Gedichte im sonnigen Herbst, 15 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Stadthalle (neben dem Rathaus): 20 Jahre Briefmarkenfreunde Eschborn, 10 bis 17 Uhr.

Hattersheim. Stadthalle: "Radwandertreff für jedermann/frau" des Radsportclubs "Radsportfreunde Hattersheim", 10 Uhr.

Alter Posthof: Schachwettkämpfe des Schachclub Hattersheim, 13.30 Uhr.

Hofheim. Tischtennisverein Diedenbergen: Kreismeisterschaft in der Brühlwiesenhalle, Diedenbergen.

Gallusmarkt mit ländlichem Markt in der Hofheimer Innenstadt und auf dem Kellereiplatz.

Kleintierzuchtverein 1909 Hofheim: "Lokalschau" im Haus der Jugend (Scheune), Burgstraße 26, 10 Uhr. Kinder / Jugendliche Schwalbach. Bürgerhaus: "Ein Indio darf den Tag nicht verschlafen", Kindermusical, 16 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Sporthalle im Karl-Ekkel-Weg, Spielwarenbörse, 14 bis 17 Uhr.

Kelkheim. Bürgerhausplatz Fischbach: Mahnmalfeier am Stockborn mit Schlußrast, 13 Uhr.

Schwalbach. Ökumenischer Gottesdienst in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, 11 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kurtheater: Kinderkino "Feivel der Mauswanderer im wilden Westen" (Sa., So. 15.30 Uhr); "Salz auf unserer Haut" (17.30, 20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz: "In einem fernen Land" (Sa., So. 15, 20.15).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (Sa., So. 15 Uhr); "Grüne Tomaten" (Sa., So. 17.30, 20.15).

Kino 3: "Steinzeit junior" (Sa., So. 15 Uhr); "Boomerang" (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 2: "TKKG" (kik), Sa. So. 15 Uhr; "Steinzeit junior" (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Alte Schule Hornau, Rotlintallee: "Drachenauge" (15 Uhr); "Easy Rider" (20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Wolfsblut" von Jack London (So. 15 Uhr); "Salz auf unserer Haut" (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende

Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel, Sa., So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Foyer der Volksbank in Bad Soden: Afrikanische Mystik "Du kannst Dein Leben nicht verlängern noch verbreitern - nur vertiefen", Ölbilder auf Papier von Emil Stoimenoff, während der Schalterstunden (bis 6. 11.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So. 10 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, 15 bis 20 Uhr (bis 18. 10.).

Hofheim. Rathaus Hofheim: Ausstellung vom Diedenberger Malkreis '77, es stellen aus: Ulrich Geckeler, Ursula Heinbuch, Ulrich Kusserow, Marianne Mohnberg, Fritz Noll, Sieglinde Schäffer und Christa Pier. Mo. bis Fr. 9-12 Uhr, Di. 16-18 Uhr, Sa., So. 11-18 Uhr (bis 1. 11.). WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Bewegungstheater Mobilé "Drunter und Drüber", Akrobatik, Komik, Pantomime, 20 Uhr.

Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Café anders, Bolongarostraße 110: Brasilianische Rhythmen und Harmonien mit "Ximo und Judi", 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.

Sonstiges

Nied. Kinderhaus an der Wörthspitze 1: Flohmarkt Sonntag

Theater / Konzerte

Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm "Boleks und Loleks große Reise (So.: 15 Uhr); "Warnung vor einer heiligen Nutte" (Sa. 18.30 Uhr; So.: 20.45 Uhr); "The Player" dt. Fass. (Sa.: 20.45 Uhr; So.: 18.30 Uhr); "Monty Pythons Ritter der Kokosnuß" (Sa.: 22.45 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen

Wochenende Nied. Heimatmuseum, Beunestraße: Fotodokumentation "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", So.: 10 bis 12 Uhr und auf Anfrage (bis 31. 10.). WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "La Boheme" (Wiederaufnahme), 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie", 19.30 Uhr.

Studio: "Der Bär/Der Heiratsantrag", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Mitglieder des orchestre du pain "Butzbacher & Brommelmeier auf Korsika", 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Total verrückt", 20.15 Uhr.

Cicero, Kirchgasse 50: "Drift'n the Blues is back", 20.30 Uhr. Parteien / Parlamente "Anderer Stadtspaziergang" mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Treffpunkt: Am Marktbrunnen, Schloßplatz, 15.30 Uhr. Anmeldung Tel. 59 99 54. Sonstiges Zelt am Bürgerhaus WI-Delkenheim: Europäisches-Circus-Nachwuchsfestival, (15.30, 19.30 Uhr).

DRK, Flachstraße: Pflegemaßnahmen Sommerberg, Naturschutz-Arbeitsgruppe.

Wissensexkursion: "Früchte als Vehikel der Pflanzen", Treffpunkt: Haltestelle Thermalbad (Linie 18), 14 Uhr.

Kurhaus/Kurhaus-Kolonnade: Puppenbörse Eurodoll. Sonntag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere", 18 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Des Teufels General", 18 Uhr.

Foyer: "L'Ormindo" geschlossene Vorstellung, 11 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Mitglieder des orchestre du pain "Butzbacher & Brommelmeier auf Korsika", 20.30 Uhr.

Evang. Kirche, WI-Bierstadt, Venatorstraße: Concerto vocale Frankfurt, 17 Uhr.

Kurhaus: Meisterkonzert "Nederlands Philharmonisch Orkest Amsterdam", 20 Uhr.

Cicero, Kirchgasse 50: Das erste Jazz- Frühstück dieses Herbstes mit der Oliver Klenk Band, 11.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Zelt am Bürgerhaus WI-Delkenheim: Europäisches-Circus-Nachwuchsfestival, Gala 15.30 Uhr

Wiesbadener Wandertage: Start und Ziel Sportplatz Frauenstein, Start 8 bis 13 Uhr.

Forum, Kellerskopfstraße, WI-Naurod: 2. Wiesbadener Telefonkarten-Börse, 9 bis 16 Uhr. Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" (14 Uhr); "Columbus 1492 - die Eroberung des Paradieses" (16, 20 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20,Sa. auch 23 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21, Sa. auch 23.30 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Die Tigerin" (13, 15.30, 18, 20.30, Sa. auch 23 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter - Lügen haben schöne Beine" (13, 15.30, 18, 20.30, Sa. auch 23 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Fatale Begierde" (14, 16.30, 19.00, 21.30 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20, Sa. auch 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Hear my Song" (17.15, 19.45, Uhr); "Boomerang" (Originalfassung), Sa. 22.15 Uhr; "Mediterrand", (So. 22.15 Uhr).

KiKi-Kinderkino: "Die Abenteuer von Pico und Columbus", Zeichentrickfilm (13.15, 15.15 Uhr).

Archivkino Caligari: "Figment 1: Fluxgram Voyage in search of the real Maciunas" (So. 20.30 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Rhein-Main-Halle: 9. Wiesbadener Edelstein-, Schmuck-, Mineralien- und Fossilien-Tage, Sa. und So. 11 bis 18 Uhr.

Kurhaus-Kolonnade: Puppenbörse Eurodoll, Sa. und So.

Museum Wiesbaden, Friedrich- Ebert-Allee 2: "Bilder aus Dresden zurückgekehrt", (bis 7.2.93);

Architektur von Herzog & de Meuron (bis 29.11.);

Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz, (18. 10. bis 21. 2. 93).

Öffnungszeiten: Di. 10-20 Uhr, Mi. bis So. 10 bis 16 Uhr.

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.).

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, So.: 10 bis 12 Uhr.

- ohne Gewähr -

PSAG zur Wohnungsnot

GROSS-GERAU. Mit der Wohnungsnot im Kreis Groß-Gerau beschäftigt sich die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Groß- Gerau (PSAG) in ihrer Sitzung am Dienstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr. Wolfgang Stork, Beigeordneter von Riedstadt, wird Aufgaben der Riedstädter Kommission zum Thema "Soziale Hilfen für Problemhaushalte und Wohnungsnotfälle in Riedstadt" vorstellen. Im Gebäude der AOK Kreis Groß-Gerau wird getagt. wal

Kunst ist für Thomas Reinelt vor allem eines: Kommunikation Wohnung als Galerie / Bilder und Skulpturen gehören für den Flörsheimer zum alltäglichen Leben wie die Küchenuhr an der Wand

FLÖRSHEIM. Das Tor zu dem alten Fachwerkanwesen in der Flörsheimer Hauptstraße 55 ist wie immer offen. Und wie immer hat auch "Hexe" den Wachhund in sich bezähmt; gelassen schaut der Vierbeiner zu, wie eine wildfremde Frau das Treppenhaus in Beschlag nimmt, sich in Küche und Wohnzimmer umschaut, derweil die Bewohner Rosemarie und Thomas Reinelt draußen zu tun haben. In der intimen Atmosphäre ihres Hauses gibt sich auch die Kunst, die dort zu sehen ist, ungewohnt nahbar und privat. Bilder und Skulpturen gehören ebenso zum alltäglichen Leben wie die Küchenuhr an der Wand oder die Kaffeemaschine auf der Anrichte. Einziger Unterschied: die kleinen Preisschilder, die unscheinbar an den Arbeiten des Flörsheimer Künstlers kleben. "Wir scheuen uns nicht, unsere Wohnung preiszugeben", unterstützt Rosemarie Reinelt das Anliegen und künstlerische Programm ihres Mannes. Denn für ihn ist Kunst vor allem eines: Kommunikation. Sie ist der rote Faden, der sich in allen Facetten durch Reinelts Arbeit zieht. Der Flörsheimer ist keiner, der auf Abstand geht. Er braucht den offenen Austausch mit anderen Leuten, Kritik und Auseinandersetzung - und immer wieder Reflexion, das "Sich-und-andere-in-Frage- stellen".

Ohne direkten Kontakt geht das nicht, lautet Reinelts Credo. Die oft elitäre, anonyme Scheinwelt von Galerien interessiert ihn nicht. Er will raus aus dem Elfenbeinturm der Museen. Kunst ist nichts Abgehobenes, sagt er. In seinem Haus ist sie "im ganz normalen Zusammenhang" zu erfahren. Seine Besucher sehen, daß Bilder und Skulpturen genauso zum alltäglichen Leben gehören wie die Wurst auf dem Brot. Seine Mitmenschen sollen aber auch den Künstler als "dazugehörig" akzeptieren. "Deshalb ist es wichtig, daß sie mich hier in meinem Haus erleben. Daß sie sehen, wie ich arbeite und ganz normal lebe wie jeder andere auch." Reinelt versteht sich nicht nur als Teil des Ganzen, er nimmt auch an allem teil. Daraus erwächst für ihn gesellschaftliche Verantwortung.

Ein Künstler darf nicht schweigen, er muß reflektieren, Spiegel vorhalten, zum Nachdenken anregen. Und so setzt Reinelt einfach alles um, was er "von außen" wahrnimmt. Zeitungsbilder spielen denn auch in seinen neueren Arbeiten - die zweifellos mit zu den interessantesten gehören - eine wesentliche Rolle. In Frottage-Technik druckt er sie ein zweites Mal auf Papier, und auf dieser, nur in schwachen Grautönen erkennbaren Vorlage arbeitet er weiter; kommentiert sie mit sich stets wiederholenden Worten und Sätzen oder stellt sie in ein Spannungsfeld zwischen angedeuteten Landschaftsattributen und Draht- oder Gitterfragmenten als Symbol für den gewaltsamen, zerstörerischen Umgang der Menschen untereinander oder mit der Natur.

Reinelts Gesellschaftskritik ist jedoch nicht plakativ. Seine Stärke ist die Anspielung und versteckte bittere Ironie. Er provoziert den Betrachter zum Nachdenken, die Bilder und Skulpturen sind gewissermaßen "nur" der Anschaltknopf fürs Kino im Kopf. Der funktioniert aber nur, wenn sich der Betrachter einläßt, die Distanz zu der Arbeit aufgibt.

Die private Atmosphäre des Wohnhauses sei dazu der rechte Ort, ist Reinelt überzeugt. Indem er die Distanz zu seinen Besuchern aufgibt, sind die wiederum bereit, sich mit den Arbeiten auseinanderzusetzen: "In Galerien können sie anonym an den Bildern vorbeilaufen." Genau darin liegt das pägagogische Moment seines Schaffens. Der Städelschüler hat sich von Anfang an als sozial engagierter und sozialkritischer Künstler verstanden. Bereits in den Siebzigern - "lange bevor es die Grünen gab" - klagte er den Raubbau an der Natur an, den umweltzerstörerischen und gewaltsamen Umgang mit dem Lebensraum, bedrohlich für Mensch und Tier. Sein Fingerzeig ist dabei von eindringlicher, nüchterner Symbolik. Zu sehen etwa bei der Farblithographie "Rheinfisch", der sich vor schmutzig-lilablauem Hintergrund windet. Reinelts scharf gespitzte Feder nimmt aber auch den Umgang der Menschen untereinander aufs Korn. Im Treppenaufgang des Wohnhauses wird der Betrachter mit surrealen Landschaften aus kargem Gestrüpp, hartem Fels, und "immer wiederkehrenden" Draht- und Gitterfragmenten konfrontiert, ein "Spannungsfeld zwischen Lebendigem und Leblosem", sagt er - und Symbol für den Gegensatz von Freiheit und Gefangensein, Zerbrechlichem und Standhaftem.

Doch Reinelt ist kein Pessimist. Im Gegenteil. Das dokumentieren nicht nur die vielen kleinen Lachfältchen um seine Augenwinkel, Optimismus und Lebensfreude spiegeln vor allem seine Vogelbilder wider. Die Fähigkeit zum Fliegen, das ist Neugier - die Lust, Neues zu entdecken; sie steht aber auch für die Möglichkeit, abzuheben, auszubrechen, sich über etwas hinwegzusetzen. Einer seiner Vögel fliegt aus braunem "Morast" in klare, blaue Sphären, erhält Aus- und Einblicke, die im Moment noch niemand erahnen, geschweige denn greifen kann. So banal es klingen mag, für Rosemarie Reinelt ist es dennoch wichtig zu wissen, "daß man auch mal den ganzen Schlamassel hinter sich lassen kann".

Ein Besuch in der Hauptstraße 55 lohnt jedoch noch aus einem anderen Grund: Kaum ein Künstler ermöglicht Einblicke in eine derart große Palette verschiedener Arbeitstechniken. Von Bleistiftzeichnungen über alle Arten von Drucktechniken bis hin zur Bildhauerkunst und Kupfergießerei - der Mittvierziger ist in jedem Metier zu Hause. Und: Er ist einer der wenigen, die jeden Arbeitsschritt - von der geistigen Auseinandersetzung mit einem Thema über die Idee bis zur handwerklichen Endausführung - vollständig alleine schaffen. Eine Erfahrung, sagt er, die den Menschen im Zeitalter von Spezialisierung und Arbeitsteilung mehr und mehr verlorengeht. Und auch hier ist Reinelts "Sendungsbewußtsein" nicht zu überhören: Der einzelne verliert den Blick für den Gesamtzusammenhang; und wofür man nicht zuständig ist, dafür fühlt man sich nicht verantwortlich. Deshalb sein großer Traum: Wenn die Scheune am Haus ausgebaut ist, will er Mal- und Bildhauerseminare anbieten . . .

ANITA STRECKER

Die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu

STADT UND KREIS OFFENBACH. Beim Arbeitsamt waren Ende September 6840 Arbeitslose und nur 929 offene Stellen registriert. Das entspricht einer Quote von 4,6 Prozent. Im Vergleichsmonat des Vorjahres waren es nur 3,9 Prozent. Im Bezirk Offenbach liegt die Quote sogar bei 5,2 Prozent, in Rodgau bei 3,3 und in Seligenstadt bei vier Prozent.

Von der Arbeitslosigkeit sind mit 9,5 Prozent besonders Ausländer betroffen.

In seiner Analyse über die Situation auf dem heimischen Arbeitsmarkt prophezeit das Arbeitsamt in den nächsten Monaten einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Wegen der flauer werdenden Konjunktur und der zunehmenden Exportschwierigkeiten würden die Unternehmen nicht mehr in die Kurzarbeit ausweichen, sondern verstärkt Mitarbeiter entlassen.

Das Arbeitsamt geht davon aus, daß vor allem minderqualifizierte Beschäftigte im Maschinenbau, in der Elektrotechnik und in der Lederverarbeitung entlassen werden.

Kaum eine Branche plant derzeit, neue Mitarbeiter(innen) einzustellen, berichtet die Arbeitsbehörde in Offenbach.

Im September konnten nur 417 Arbeitssuchende in ein neues Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden. lz

"Sicherheit für die Bürger im Main-Taunus-Kreis"

HOFHEIM. Die CDU Main-Taunus lädt für den heutigen Montag zu einer Podiumsdiskussion über das Thema "Sicherheit für die Bürger im Main-Taunus- Kreis" ein. Ab 20 Uhr wollen Vertreter der Staatsanwaltschaft, der Kriminalpolizei und des Weißen Rings im kleinen Casino der Stadthalle informieren - und anschließend mit den Gästen diskutieren. Der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Axel Wintermeyer moderiert. pms

Uni-Seminar vermittelt Chefs mehr Feingefühl

Etwas mehr Feingefühl für Chefs soll ein Weiterbildungsseminar der Frankfurter Universität vermitteln. "Psychologie der Personalführung" ist das Thema von sechs halb- und ganztägigen Wochenendseminaren, bei denen über Führungsstile und konkrete Führungsaufgaben diskutiert werden soll.

Das Seminar beginnt am Samstag, 17. Oktober. Informationen: Telefon 798-38 09.

Film und Fiesta Latina beenden die Projektwoche

HÖCHST. Weiter geht's auf der "Sehreise in die Karibik". Die Projektwoche des Kinderhauses zur Entdeckung Amerikas vor 500 Jahren wird am heutigen Dienstag, 13. Oktober, mit dem Videofilm "Kinder der Welt" fortgesetzt. Beginn ist in der Adolf-Haeuser-Straße 6 um 14 Uhr. Ans Ziel ihrer aufregenden Sehreise in die Karibik kommen Kinder und Betreuer am Freitag, 16. Oktober. Dann wird von 15 Uhr an eine bunte Fiesta Latina gefeiert.

Das Festessen bereiten die Teilnehmer im Kinderhaus zu. Wer möchte, kann aber etwas zum Trinken mitbringen. tos

Massage für Paare auch gegen Rückenschmerzen

HOCHHEIM. Den verspannten Nacken lockern, die Rückenmuskulatur sanft kneten - das lernen Paare bei einem neuen Massagekursus des Volksbildungswerkes. Hand angelegt wird erstmals am Montag, 26. Oktober, in der Heinrich-von- Brentano-Schule.

An insgesamt sechs Abenden üben die Paare einfache Massagegriffe, lernen, wie Rückenschmerzen behandelt werden können. Schriftliche Anmeldungen nimmt der VBW Hochheim, Stettiner Straße 15/12, entgegen. Die Gebühr für den Kursus beträgt 120 Mark. kkü

Fragen darf man ja mal

Spannung im Römer

Nachdem sich SPD und CDU schon seit Monaten darüber streiten, ob der Magistrat alles nur möglich dazu beiträgt, die Stadt sicherer zu machen - wie die Sozialdemokraten ein um das andere mal beteuern - oder ob diese Aufgabe nur zaghaft angepackt wird - wie die CDU behauptet -, ist diese Frage im Römer jetzt endlich auch offiziell in den Geschäftsgang gekommen. Die Fraktion der SPD brachte gestern mit der laufenden Nummer A 1351 eine Anfrage ein, in der erkennbar beleidigt und auch etwas traurig festgestellt wird, daß die Christdemokraten immer noch an ihren schlimmen Vorwürfen festhalten, der Magistrat "nehme die berechtigten Sorgen der Bürgerinnen und Bürger um ihre Sicherheit nicht ernst". Dabei habe man der Union schon mehrfach eindringlich bedeutet, daß diese Kritik aber nun wirklich völlig aus der Luft gegriffen sei.

Nun fragen die Sozialdemokraten in der Fraktion die Sozialdemokraten im Magistrat: "Ist es möglich, diese polemischen Behauptungen (wider besseres Wissen) nochmals zu widerlegen?". Trotz der irritierenden Satzstellung (natürlich wird der Magistrat nicht wider besseres Wissen lügen) und der etwas unglücklich formulierten Frage (die doch nur wissen will, ob eine Stellungnahme möglich ist) hoffen die Genossen Stadtverordneten offensichtlich auf eine detaillierte Antwort.

Zunächst aber muß die brisante Anfrage den zuständigen Römerausschuß passieren, ehe sie das Stadtparlament und damit die erhoffte breite Darstellung in der Öffentlichkeit erreicht. Unterdessen liegt gespannte Erwartung über dem Rathaus: die Kommunalpolitiker fiebern der Antwort des Magistrats entgegen.

Zuständig ist der SPD-Oberbürgermeister persönlich. Wird Andreas von Schoeler eingestehen, daß die Christdemokraten völlig zu recht eine lasche Sicherheitspolitik anprangern? Daß er versagt und die CDU die besseren Konzepte hat? Daß die SPD-Parteifreunde sich in eine haltlose Agitation gegen die Opposition verirrt haben? Oder wird er in einer umfangreichen Antwort in allen Facetten schlüssig darlegen, wie erfolgreich seine bewundernswerte, energische Sicherheitspolitik zum Wohle aller Frankfurter ist?

Man darf gespannt sein. cg

Geheimnis der schönen Aussicht Alte und neue Frankfurter und ihr Belvederchen

Fried Lübbecke, der Frankfurter Geschichtsforscher, den man den Altstadtvater genannt hat, hat es besonders geschätzt und ihm (symbolisch) manche Träne nachgeweint, denn es gehörte zu den sympathischsten Erscheinungen der spätmittelalterlichen Architektur und nicht zuletzt des Frankfurter Bürgertums: das Belvederchen.

Im ausgehenden Mittelalter hatten sich einige der gutbetuchten Frankfurter Bürger diese Belvederchen - das hessische Wort für "Belvedere", also "schöne Aussicht" - als phantasievolle Dachgärtchen oben auf ihre Wohnhäuser gesetzt.

Sie taten das mit viel Geschmack, mit Balkenholz und Schindeldächern - und mit ebensoviel Diskretion: Der Ausguck ganz oben war von unten kaum zu sehen; man wollte zwar die Dächer und Straßen überblicken, aber ungesehen, und andererseits der Nachbarschaft nicht zu viel Einblick gewähren.

Im Sommer war "das Belvederche", ein großzügiger Verwandter von Balkon und Erker, die luftige gute Stube des Hauses, wo man sich an den Nachmittagen zum Kaffee oder am frühen Abend zu einem Schoppen getroffen haben mag.

Das schloß nicht aus, daß die Mägde am manchen Tagen auch die Wäsche dort zum Trocknen aufhängten, denn sie hing hier (wenn man sie nicht zur Bleiche gegeben hatte), vor den Augen Neugieriger verborgen und (vor raschen Regengüssen geschützt) am sichersten. Im schönsten und bekanntesten Belvederchen Frankfurts, im Haus zur Goldenen Waage, am alten Markt, gegenüber dem Domturm, das 1944 den Bomben zum Opfer fiel, hatte man sogar ein Brünnlein installiert. Dieses Belvederchen war auf der Hinterseite des Hauses gebaut, so daß man es von vorn garnicht sah, und es erlaubte nur einen Blick über die Dachlandschaft. Eigentlich hatte es sogar etwas geheimnisvolles an sich.

Natürlich wird sich auch manch verschwiegenes Paar (Gretchen und Heinrich?) zu lauschigen Stunden in diese Gärtchen zurückgezogen haben, halb verborgen von hölzernen, mit Efeu bewachsenen Scherengittern und blühendem Oleander, halb geschützt vom herabgezogenen Schieferdach - doch mit dem Gefühl, im "Freien" zu sein und sich nicht verstecken zu müssen.

Dabei waren diese "Aussichtspunkte" oder "Dachgärten" meist kleine architektonische Meisterwerke, wie eben das des Hauses zur Goldenen Waage: ganz und gar aus der Struktur des Hauses heraus gewachsen, ganz so, als sei es von Anfang an vom Architekten so vorgesehen gewesen - was es auch war.

Kein Wunder, daß sich manche der neuen Architekten und Hausherrn dieser Belvederchen-Mode von einst wieder erinnern und nun - wie zum Beispiel in der Hynspergstraße im Nordend - vielleicht nicht ganz so geschmackvoll, unaufdringlich und rücksichtsvoll operieren, wie es die alten Frankfurter taten: Ein Glaskasten auf einem Gründerzeitbau mag vielleicht dem Stil unserer Zeit entsprechen und Ausdruck von entschlossener Kreativität sein. Ein Gestaltungswille dieser Art zeugt kaum von Geschichts-, dafür aber umso mehr von einem hoch entwickelten Selbstbewußtsein. wp

Litauen - Schwierige Suche nach dem Ausweg Privatwirtschaft wächst nur langsam / Hoffnung konzentriert sich auf ausländische Investoren

Die Privatwirtschaft in Litauen wächst nur langsam. Ökonomie-Professor Julijus Novickas, der das Litauische Informationszentrum - eine Art Datenzentrale für Unternehmen und die "Institutionen der Macht" - leitet, rechnet nicht damit, daß die neuen Arbeitslosen dort neue Jobs finden können. Anfang März wurden in der größten der drei baltischen Republiken (3,7 Millionen Einwohner) 14 550 Arbeitslose gezählt, Ende September schon 30 000, 1,3 Prozent der Erwerbsbevölkerung. "Der Anteil kann bis Frühjahr auf zehn bis zwanzig Prozent steigen", befürchtet Novickas. Er ist dennoch optimistisch; denn im Grunde gibt es einen Ausweg ins Private. "Bisher kommt der Privatsektor in der Statistik gar nicht vor, obwohl die Schattenwirtschaft früher in der Sowjetunion, also auch in Litauen, sehr stark war."

Ökonomisches Einzelgängertum hat nicht mehr den Ruch des Verbotenen, der kleinkapitalistischen Bereicherung. Diese kriminalisierende Geringschätzung haben sich Litauens Wirtschaftspolitiker und Analytiker längst abgewöhnt. Sie sehen sich aber außerstande, die "verdeckte Beschäftigung" in Zahlen zu fassen. Die Gründe für die Zunahme der offenen Arbeitslosigkeit hingegen kennen sie sehr genau. Je mehr Betriebe aus der planwirtschaftlichen Vergangenheit abgewikkelt werden, desto mehr Leute müssen sich nach neuen Stellen umsehen. Frauen und Jugendliche zuerst.

Denn ein Markt im Osten ist kaum noch da. Der Chef des Industriellenverbandes in Kaunas, Direktor Romas Petrikis, erzählt von den Schwierigkeiten: Sein Betrieb war früher ein "Monstrum", produzierte "technische Maschinen" hauptsächlich für das Militär. Inzwischen ist die Konversion mit italienischer und nordamerikanischer Kapital- und Ingenieur-Hilfe einigermaßen geglückt. Statt Waffen werden nun medizinische Geräte exportiert. Der Jahresumsatz hat immerhin 80 Millionen Dollar erreicht. "Aber sogar in Litauen wird zu teuer für den russischen Markt produziert, trotz unserer niedrigen Löhne, die übrigens noch lange Zeit niedrig bleiben werden", argumentiert Petrikis. Die Energie sei siebenmal teurer als in Rußland, Erdöl und Benzin wenigstens viermal. Und für Buntmetalle ist sogar das Zehnfache zu bezahlen. Da schlägt der Kostenvorteil beim Lohn nicht mehr durch.

Bis Oktober hat Litauen, noch Mitglied der Rubel-Zone, an der russischen Inflation teilgenommen, ohne die geringste Ahnung zu haben, wieviele der schnell wertlos gewordenen Banknoten im Lande kursierten; es hat andererseits Preise freigegeben, die in Rußland noch dem Plan unterliegen, und drittens einiges anders als Moskau subventioniert. Wirtschaftspolitik war unter diesen Umständen kaum möglich. Trotzdem wurden parallel zum Rubel eigene geldähnliche Gutscheine, Talonas genannt, herausgegeben. Seit Monatsbeginn sind sie einzig erlaubtes Zahlungsmittel.

Freilich nehmen Straßenhändler und Geschäftsleute die harte Mark oder den etwas weicheren Dollar viel lieber entgegen. Sie müssen sich auch erst daran gewöhnen, daß statt des vertrauten Lenin- Kopfes nun eine Singdrossel oder (in einer anderen Talonas-Serie) eine Fischotter den Zehner kennzeichnet, und der Fünfundzwanziger statt Lenin einen Luchs zeigt. Der Zweihunderter (der mit dem Hirsch) ist ungefähr 1,18 Mark wert. Der entsprechende Rubelschein notiert fast dreißig Pfennig niedriger.

Irgendwann nach dem Wahltag (25. Oktober) wird Litauen sogar wieder "richtiges Geld" haben, die Vorkriegs-Währung Litas soll dann wieder kommen - sofern der Internationale Währungsfonds und die neue Regierung sich auf die Voraussetzungen für eine Unterstützung einigen können. Privatisierung heißt eine davon. Anteilscheine sind ausgegeben worden an jeden Staatsbürger, der sie nehmen wollte; eine vierköpfige Familie kann an die 20 000 Rubel (Nennwert, der mit einem willkürlichen Inflationsfaktor, derzeit acht, multipliziert werden muß) Eigentum an Produktionsmitteln erwerben oder ihren Schein zum Tageskurs verkaufen.

Für den Lehrer, der mit 4000 Talonas für seine Tätigkeit abgefunden wird, oder für den Facharbeiter, der vielleicht das Doppelte mit nach Hause nimmt, ist die Verlockung wohl größer, die Anteile an Investoren zu verkaufen, die sich in Litauen etablieren wollen. Für einen kleinen Laden, erzählen Wirtschaftswissenschaftler der Universität Vilnius, braucht man mindestens anderthalb Millionen. Wer hat das schon? Ein Kilo Fleischwurst kostet auf der Vilniaus gatve schon 156 Talonas, Karpfen sind für 132 zu haben, Käse für 90, und nebenan werden Lederjacken, eine litauische Spezialität, für 37 000 bis 50 000 angeboten.

Wer soll sich, wenn er seine monatlich 2000 Talonas Heizungskosten bezahlt hat, noch selbständig machen können? Kleine Ladengeschäfte sind fünfzig Jahre lang nicht mehr gebaut worden, und die bestehenden wurden entweder zu Wohnungen oder zu Büros; wenn sich nicht eine Apotheke, die zu Weltmarktpreisen und nur gegen Devisen Medikamente umsetzt, die begehrte Immobilie gesichert hat.

So setzen die Wirtschaftspolitiker ihre Hoffnungen auf ausländische Investoren. "Wir kennen den russischen, ukrainischen und weißrussischen Markt seit Jahrhunderten", weiß man in der Handelskammer Kaunas. "Litauen hat eine Brückenfunktion zwischen Ost und West". Aber - Ausländer dürfen keinen Grund und Boden kaufen. Sie können ihn höchstens auf 99 Jahre pachten. Kein Problem, meint Vize-Justizminister Junevicius, "Hongkong ist unter solchen Voraussetzungen doch auch groß geworden".

KARL GROBE

DRK und AOK bieten Kurse zur Gesundheit

BAD HOMBURG. "Aktiv entspannen - Streß abbauen" können Interessierte in einem gemeinsamen Kurs von Rotem Kreuz und AOK. Er beginnt am 20. Oktober und dauert bis zum 8. Dezember. Die Treffen sind jeweils dienstags von 19 bis 20.30 Uhr im Altenheim "Haus Luise" in Dornholzhausen (Lindenallee).

Häusliche Krankenpflege ist Thema eines Kurses, der am 21. Oktober im DRK-Zentrum anfängt. In acht Treffen werden mittwochs von 19 bis 21 Uhr Theorie- und Praxis-Grundkenntnisse vermittelt.

Tips zur Pflege von Angehörigen kann man sich im DRK-Zentrum auch in einem weiteren Kurs donnerstags um 19 Uhr holen. Er umfaßt acht Doppelstunden und beginnt am 22. Oktober.

Die Stärkung der Wirbelsäule ist das Ziel des Kurses "Gymnastik für den Rükken". Dazu trifft man sich donnerstags zwischen 19 und 19.45 Uhr im "Haus Luise", erstmals am 22. Oktober.

Für alle vier DRK-Kurse ist eine telefonische Voranmeldung erforderlich (Tel. 12 95 35). teb

Im Blickpunkt: Kirchenaustritte Christen widmen Steuer um

Die Zahlen machen den großen Kirchen alljährlich schwer zu schaffen: Rund 143 000 Katholiken und etwa 140 000 Protestanten sind 1990 aus ihrer Kirche ausgetreten. Nicht nur, daß damit die Basis der Kirchen zunehmend schrumpft, Sorgen bereitet den Bischöfen auch, daß mit den Austritten die Kirchensteuereinnahmen sinken. Daß die Kirchen den Abtrünnigen oft vorwerfen, sie wollten mit ihrem Schritt nur Geld sparen, hat einige engagierte Christen, die auch sonst einiges an den Amtskirchen auszusetzen haben, geärgert. Sie gründeten 1990 den Verein zur Umwidmung von Kirchensteuern. Die einbehaltene Kirchensteuer wird in einen Fonds eingezahlt, der direkt Hilfsprojekten eigener Wahl zufließt. Jetzt unternahm der Verein auch einen Vorstoß bei der Verfassungskommission von Bund und Ländern. "Wer aus der Kirche austritt, erlebt am Anfang so etwas wie ein Befreiungsgefühl", erinnert sich der Zweite Vorsitzende des Vereins, Friedrich Halfmann, an seine eigenen Empfindungen bei diesem Schritt. Doch bei vielen wachse dann das Bedürfnis, "die einbehaltene Kirchensteuer nicht einfach individuell und privat einem guten Projekt zukommmen zu lassen, sondern dies in Gemeinschaft zu tun."

Die Initiative, die sich als ökumenisch versteht, hat derzeit 220 Mitglieder, die meisten allerdings, wie Halfmann einräumt, ehemalige oder Noch- Katholiken, die schon länger kirchenkritischen Gruppen, etwa dem Bensberger Kreis oder dem Verein Christenrechte in der Kirche, angehören. Der Kirchenaustritt ist keine Bedingung für die Mitgliedschaft, "wir wissen nicht, wer von unseren Mitgliedern tatsächlich ausgetreten ist", sagt Halfmann, "aber wir wollen die Leute ermutigen, die Austrittserklärung beim Amtsgericht zu unterschreiben".

Trotz des Kirchenaustritts verstehen sich die meisten Vereinsmitglieder als engagierte Christen, den Glauben haben sie keineswegs aufgegeben, allerdings die Hoffnung, innerhalb der Kirche etwas verändern zu können. "Wir fühlen uns als Basis-Christen, die Abschied nehmen von der bürokratisch verwaltenden Kirche, aber wir möchten keine Leute ansprechen, die radikal vom Glauben Abschied nehmen", stellt Halfmann klar.

Erst kürzlich hat die Initiative bei einer Mitgliederversammlung beschlossen, das bis Sommer 1992 angesammelte Geld dem Projekt Westfälische Kinderdörfer in Peru zukommen zu lassen. Das nächste Projekt, das gefördert werden soll, ist die Arbeit mit Straßenkindern in Brasilien, eine Initiative des von der Amtskirche drangsalierten Befreiungstheologen Leonardo Boff, der vor kurzem sein Priesteramt niedergelgt hat.

Aber auch unbequeme kirchliche Projekte, "die von der Amtskirche finanziell ausgetrocknet werden", sollen Zuschüsse bekommen, sagt Halfmann, ebenso wie "Einzelpersonen, die von der Kirche geschädigt wurden". Die kleine Initiative ist selbst erstaunt, daß sie "ein dermaßen großes Echo in den Ordinariaten" bekommt. Halfmann: "Offenbar haben wir den wirklichen Punkt erwischt, nämlich das Geld." Die Vereinsmitglieder werden inzwischen als Experten eingeladen zu Seminaren der kirchlichen Akademien zum Thema Kirche und Geld.

Der neueste Vorstoß des Vereins ist ein Vorschlag, der an die gemeinsame Verfassungskommission von Bund und Ländern gerichtet ist, die sich nach der deutschen Vereinigung des Grundgesetzes annehmen soll. Demnach soll die Verfassungsbestimmung, wonach der Staat für die Kirchen die Kirchensteuer einzieht, gestrichen werden. Ein neuer Artikel soll lauten: "Der Einzug von Mitgliedsbeiträgen, die Mitglieder den Kirchen und Religionsgemeinschaften schulden, geschieht nicht mehr in Form von Kirchensteuer." Dem "Tatbestand einer nicht mehr flächendeckenden Kirchlichkeit und des Schwindens der Volkskirchen" würden die bisherigen Grundgesetzbestimmungen, die den Kirchen eine privilegierte Sonderstellung einräumen, nicht mehr gerecht, heißt es zur Begründung. Weiter wird darauf verwiesen, daß die Kirchen "nur zehn Prozent der Kirchensteuer für soziale Leistungen aufwenden". Außerdem stelle die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche, denen das Priesteramt und Leitungsfunktionen verweigert werden, eine "Verletzung von Grundrechten" dar. Der hoheitliche Akt, Kirchensteuern zu erheben, dürfe einer solchen gesellschaftlichen Gruppierung nicht zugestanden werden. Aus der vorläufigen Antwort der Verfassungskommission auf die Eingabe hat Halfmann allerdings den Eindruck gewonnen, "daß an dieses Thema niemand rangehen will". Es sei noch nicht klar, so schrieb die Verfassungskommission, ob das Thema Kirchensteuer überhaupt behandelt werde. DANIEL RIEGGER

Telefonsprechstunden der Steinbacher SPD

STEINBACH. Die Steinbacher SPD hat auch im Monat Oktober wieder feste Telefonsprechstunden für die Bürger eingerichtet.

Am Dienstag, 20. Oktober, wartet Gerhard Röhn, der Finanzfachmann der Stadtverordnetenfraktion, zwischen 17.30 und 18.30 Uhr auf Anrufe der Bürger.

Karl-Heinz Stahl, Stadtverordneter und Baufachmann, ist am Dienstag, 27. Oktober, an der Reihe, um sich eschwerden oder Lob anzuhören.

Seit kurzem gibt es im übrigen auch die Möglichkeit, den Steinbacher Sozialdemokraten per Fax Wünsche oder Anregungen mitzuteilen. Die Fax-Nummer lautet 0 61 71 / 7 41 71. jom

Ab heute jonglieren junge Artisten um die Wette

WIESBADEN. Junge Artisten und Jongleure aus Europa geben sich vom 16. bis 18. Oktober in Delkenheim ein Stelldichein. Dort wird im Zelt am Bürgerhaus das Circus Nachwuchs Festival ausgerichtet - übrigens bereits zum sechsten Mal in Wiesbaden. In mehreren Einzelwettbewerben (Freitag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, Samstag, 17. Oktober, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr) werden die jugendlichen Talente ausgeguckt, deren Können mit Elefanten in Gold, Silber und Bronze prämiert wird. Diese Stars präsentieren dann die "Gala der Preisträger" am Sonntag, 18. Oktober, um 15.30 Uhr. Eintrittskarten gibt es im beim Carsch-Haus, Kichgasse und an der Circuskasse. maf

Der Trend geht jetzt auch beim Ebbelwei in Richtung "do-it-yourself" / Die Streuobstwiesen brauchen dringend eine Verjüngungskur Vom Apfel zum eigenen Stöffche Eine aufwendige Prozedur

Schafsnase, Berlepsch, Goldparmäne, Kanada-Renette, Kaiser Wilhelm: Was für so manchen städtischen Konsumenten klingen mag, wie die Aufzählung der Pferdenamen eines gut geführten Rennstalls, sind für den echten Frankfurter Ebbelwei-Genießer wohlvertraute Klänge. Zusammen mit dem Boskop, dem Bohnapfel, dem Trierer Weinapfel, dem Gravensteiner, Bismarck- und gelbem Edelapfel bilden die genannten Apfelsorten die ideale Streuobstwiesenmischung für den besten Ebbelwei. "Vielfalt", so Otto Rumeleit, Chef des Vereins der (zur Hälfte noch selbstkelternden) Ebbelwei-Wirte, sei hier gefragt, "je mehr Sorten, desto besser der Ebbelwei."

Der Trend geht jedoch auch beim Ebbelwei in Richtung "do-it-yourself". So mancher Kleingärtner und private Obstbaumbesitzer macht sich in der klassischen Kelterzeit von Ende September bis Anfang Oktober daran, das eigene Stöffsche zu produzieren.

Rolf Gasser, selbstkelternder Wirt der Seckbacher Wirtschaft "Zum Rad" weiß, worauf es ankommt: "Das A und O bei der Ebbelwei-Herstellung ist die Sauberkeit."

Doch alles der Reihe nach. Da ist zunächst einmal die Frage, wie kommt der Kunde mit seinen zwei, fünf oder zehn Zentnern Äpfeln zum "Süßen", mit dem der ganze Prozeß der "Weinherstellung" beginnt? Rolf Gasser macht es wie die meisten Keltereien: Er nimmt die Äpfel entgegen, wiegt sie und füllt dem Kunden an Ort und Stelle pro Zentner Äpfel 30 Liter Süßen ab. 40 Pfennig Preßlohn muß jeder noch zusätzlich pro Liter bezahlen.

Einige wenige Keltereien bieten den Service an, den Kunden separat den Saft aus ihren eigenen Äpfeln zu keltern. Die Sachsenhäuser Kelterei Hella Kaufmann verlangt dafür 45 Pfennig pro Liter "und wir behalten nichts zurück", betont die Chefin.

Wer's ganz bodenständig will, kann natürlich mit der eigenen Mini-Spindelpresse die eigene Ernte verarbeiten. "Das Mischungsverhältnis", sagt Rolf Gasser, "ist nicht so wichtig." Heftig verwahrt er sich dagegen, daß der bittere Speierling (kein Apfel, sondern die kleine grüne Frucht der bis zu 20 Meter hoch wachsenden Ebereschenart Sorbus domestica) notwendig sei für einen guten Ebbelwei. "Und wenn, dann höchstens einen halben Liter auf ein 1200-Liter Faß." Die neben dem Zucker für guten Ebbelwei notwendige Säure bringen laut Gasser auch andere Äpfel, und nennt, neben dem besonders sauren Trierer Weinapfel, den Boskop.

Der einzige Apfel, den er meidet, ist der Delicious. Ob rot oder gelb, für Ebbelwei sei dieser Tafelapfel nicht tauglich, da er keine Säure habe. "Wenn ein Lastwagen vollbeladen mit Delicious hier ankäme, den würde ich geradewegs wieder vom Hof schicken." Sei bei einer größeren Ladung mal der eine oder andere dabei, drückt Gasser schon mal ein Auge zu. Sein Kollege Rumeleit zählt auch den "Jonathan" zu den Tabu-Sorten.

Sprudelt der Saft dann aus der Presse, ob aus der altmodischen Spindel- oder hochmodernen Packpresse, wird er - beim Ebbelwei-Wirt Gasser in Eichenfässer - für den Kunden jedoch in Korbflaschen oder Plastikbehälter abgefüllt. "Immer spundvoll", betont Fachmann Gasser, "auch während des Gärungsprozesses, und immer picobello sauber halten." Das bedeutet viel Arbeit: Jeden Abend gilt es, die Korbflaschen, aus denen immer wieder der Gärschaum spru- Der Keller muß kühl sein delt, sauber zu wischen und mit neuemSüßen aufzufüllen - spundvoll, das heißt bis zum Rand. Um den kostbaren Saft vor den unerwünschte Bakterien anschleppenden Fruchtfliegen zu schützen, muß man sich als flexiblen Verschluß etwas einfallen lassen. Kenner empfehlen ein simples Natur-"Ventil": Einen kleinen Apfel nämlich, der gerade eben nicht durch den Flaschenhals rutscht. Der läßt den aufsteigenden Schaum immer wieder entweichen und verschließt die Flasche nachher wieder dicht. Nach demselben Prinzip funktioniert ein konisch zulaufender Joghurtbecher, der mit einem Steinchen beschwert, gerade so eben in den Flaschenhals paßt. Innerhalb der ersten acht bis zehn Tage verwandelt sich der Süße zum "Rauscher", die heftigsten Turbulenzen der Gärung sind jetzt vorbei.

Über Ebbelwei verfügt der Privat-Produzierer dann allerdings noch nicht. Nachdem das letzte Mal spundvoll aufgefüllt wurde, muß der Behälter luftdicht verschlossen werden. Wer Plastikkanister verwendet, wird sich für ein Gärröhrchen (aus der Drogerie) entscheiden, Glasballons hingegen lassen sich wiederum natürlich verschließen. Ein Privat-Hersteller aus der Wetterau etwa wählt einen großen Winterapfel (acht bis zehn Zentimeter Durchmesser), schneidet ihn "äquatorial" durch und preßt ihn auf den Hals der Korbflasche. Der Apfel fault dann zwar ganz langsam, zerfällt aber nicht und bietet fast ein Jahr lang einen idealen Schutz gegen fremde Bakterien und Pilzkulturen.

Frühestens zu Weihnachten, spätestens aber, so sagen es sich die alten Seckbacher, zur ersten Apfelblüte Ende April, kann man dann das edle Gesöff "von der Hefe nehmen". Die Hefe, das sind die Feststoffe, die sich am Boden des Behälters absetzen. Mit einem Schlauch saugt der Ebbelwei-Macher den Wein an und läßt ihn in Literflaschen laufen: Die Hefe bleibt im alten Gefäß zurück. Runter von der Hefe muß der Wein, weil sie sehr schnell die Säure des Weins abbaut, dadurch wird er bakterienanfällig und kann, wenn es ganz schlimm kommt und er einen Essigstich kriegt, zur "Gorgebrieh" (neudeutsch: Gurkenbrühe, sprich: ungenießbar) werden. Ein Problem für die Hausproduzierer ist der geeignete Lagerraum. Wer über einen Gewölbekeller mit Lehmboden verfügt, braucht sich keine Sorgen zu machen. Darin bleibt das Stöffche kühl genug, um wohlbehalten über den Sommer zu kommen. Schwieriger gestaltet sich die Lagerung schon für Neubaubewohner mit isolierten Kellerräumen: wärmer als 15 bis 18 Grad darf der Lagerraum nämlich nicht sein.

Müll fällt bei der Ebbelwei-Produktion nicht an, denn für den Trester, die trockene, ausgepreßte Apfelmasse, haben die Keltereien in Förstern und Schäfern dankbare Abnehmer: Vermischt mit Salz und Kastanien dient der Trester im Winter als Futter für Schafe und Wild. fra

(Siehe unten: "Süßer, garantiert . . .")

Birgit Kley singt Chansons aus Südamerika

HATTERSHEIM. Chansons aus Südamerika stimmt Birgit Kley am Samstag, 17. Oktober, im Hattersheimer Posthofkeller an. Um 20.30 Uhr gastiert dort die Sängerin mit ihrem Programm "Ohne zu zögern". Begleitet wird sie vom Pianisten Jonathan Schaffner. kkü

In Langenselbold wird Kinzigufer bepflanzt

LANGENSELBOLD. Bäume und Weidenbewuchs will die Stadtverwaltung vor allem im Bereich der Auerbrücke und des Segelfluggeländes anpflanzen. Für die Unterhaltungsarbeiten an der Kinzig hat der Magistrat einen Auftrag in Höhe von 60 000 Mark vergeben.

Das Land Hessen steuert einen Zuschuß aus Mitteln zur Beseitigung von Hochwasserschäden bei. mün

"Benefiz-Telefonkarten sind ein Renner" Die von der Telekom Anfang September erstmals herausgegebenen Benefiz- Telefonkarten mit einem Zuschlagserlös zugunsten der Freien Wohlfahrtspflege entwickeln sich bei der Caritas im Bistum Limburg zu einem Renner. Binnen weniger Tage konnten bereits 500 Telefonkarten der Hilfe verkauft werden. Die Telefonkarten kosten 12 Mark zuzüglich 3 Mark Zuschlag für die Caritas.

Im Wortlaut: Ehemalige zweite NGG-Vorsitzende Kaminsky Wette um zwei Kisten Sekt

Schlaglichter auf das innergewerkschaftliche Miteinander wirft ein Brief, den die frühere zweite Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG), Jutta Kaminsky, an Freunde und frühere Mitarbeiter verschickt hat. Darin begründet Kaminsky, warum sie zurückgetreten war und auch den ihr angetragenen Vorsitz dieser Gewerkschaft nicht mehr anstrebt. Die FR veröffentlicht im folgenden wesentliche Auszüge des Briefs im Wortlaut: Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen!

In der GHV-Sitzung (Sitzung des geschäftsführenden Hauptvorstandes, d. Red.), der Sitzung des GHV mit den Landesbezirksvorsitzenden sowie mehrheitlich in der HV-Sitzung (Hauptvorstand, d. Red.) in Inzell wurde beschlossen, mich als Kandidatin für die 1. Vorsitzende unserer NGG vorzuschlagen.

Insbesondere meine Kollegen im GHV haben deutlich erklärt, daß es ab sofort nur noch ein Miteinander gibt.

Die Tage und Wochen nach Inzell haben mir zumindest deutlich gezeigt, daß dieses Miteinander sich nur auf einige wenige Kolleginnen und Kollegen bezieht. Oder wie käme es sonst zu Ausführungen, die beinhalten, daß ich bis 1994 zum ordentlichen Gewerkschaftstag in einer repräsentativen Funktion des DGB, wozu die Strukturreform Gelegenheit bietet, untergebracht werden müsse? Oder, wie käme es sonst zu Wetten zwischen Hauptamtlichen einer DGB-Gewerkschaft und Betriebsräten von NGG aus Hessen, die um zwei Kisten Sekt wetten, daß ich nicht gewählt werde. Wobei die Hauptamtlichen der Mitgliedsgewerkschaft des DGB auf mich "gesetzt" haben?

Oder, wie kommt es zu sogenannten interfraktionellen Treffen bundesweit, in denen über mich hergezogen wurde? Oder, wie kann ein hauptamtlicher Sekretär durch die Lande ziehen und ohne Widerspruch gegenüber Haupt- und Ehrenamtlichen erklären - ich hätte den Ansprüchen, die man 1990 an mich - aus seiner Sicht - gestellt hat, nicht gerecht werden können -, da ich mich nur um Randfelder - wie z. B. den ökologischen Tarifvertrag und die Aktion zur Erhalt der Arbeitsplätze in den neuen Ländern kümmere, und somit nicht wählbar sei?

Dies, Kolleginnen und Kollegen sind Beispiele, die sich beliebig fortsetzen ließen.

Die Art und Weise, wie man hinter meinem Rücken über mich hergezogen ist, den Boden der Sachlichkeit verlassen hat, zeigte mir ganz eindeutig, wohin die Reise gehen soll.

Die Delegierten sollten davon überzeugt werden, mich für nicht geeignet und tragfähig zu halten.

Zur weiteren Vorbereitung dieser bösartigen Auseinandersetzungen dienen leider auch organisierte Treffen wie z. B. die GBR-Vorsitzenden (Gesamtbetriebsrats-Vorsitzenden, d. Red.) einer Branche. Dazu dienen aber auch Aussagen wie, wir stehen hinter jedem "guten Mann" in dieser Organisation, der Vorsitzender werden will.

Mir war von Anfang an bewußt, daß mich in einer demokratischen Organisation nicht alle meinen können, dies wäre auch sehr ungewöhnlich.

Meine Linie war und ist, durch sachlich konkrete Arbeit im Interesse unserer Mitglieder zu überzeugen.

Ich habe es weggesteckt, daß ich im Auftrag eines Kollegen überwacht wurde, meine Rundschreiben analysiert wurden. Einen solchen Vorgang muß man erst einmal nachvollziehen.

Mir war und ist keine Aufgabe zu schwer, für mich hat es auch nie die Flucht aus der Verantwortung gegeben.

Verantwortlich sind wir gegenüber den Mitgliedern. Wenn es jedoch darum geht, nicht mehr für das Mitglied und die Sache, sondern für sich selbst oder für Personen tätig zu sein, dann ist das nicht mehr mein Betätigungsfeld. Mein Selbstverständnis war und ist anders.

Die von mir aufgezeigte Entwicklung schadet ganz eindeutig unserer NGG. Eine Kehrtwende war für mich nicht abzusehen, darum bin ich am 25. 9. 1992 von allen Funktionen zurückgetreten. Damit ist der Weg frei für einen Neuanfang . . .

Euch allen und Euren Familien sowie unseren Mitgliedern wünsche ich Erfolg und Wohlergehen.

Mit freundlichen Grüßen Jutta Kaminsky

Caritas-Forum über Altenpflege Zu dem Thema "Zukünftige Bewohnerschaft von Alten- und Pflegeheimen" veranstaltet der Caritasverband für die Diözese Limburg am Dienstag, 20. Oktober, sein 2. Caritas-Forum Altenpflege in der Stadthalle der Bischofsstadt. Der besondere Akzent liegt auf den Bewohnergruppen psychisch Verwirrte, Schwerstkranke/hochgradig Pflegebedürftige, Sterbende und Aidskranke. Weitere Informationen beim Caritasverband für die Diözese Limburg e. V., Referat Altenhilfe, Roßmarkt 12, 6250 Limburg, Tel. 0 64 31/ 29 55 13.

Es ist hohe Zeit zu handeln Türken in Deutschland fordern Schutz vor rechtem Terror

Die türkische Bevölkerung ist über die seit Wochen andauernde brutale Gewalt der Neo-Nazis gegen Asylbewerber und alle übrigen Ausländer äußerst beunruhigt. Infolge dieser pogrommäßigen rassistischen Brutalität wurden einige Ausländer getötet, viele hundert verletzt und alle in Deutschland lebenden Nichtdeutschen seelisch zutiefst verletzt und beunruhigt. Diese Verletzung, Beunruhigung und Empörung wurde besonders durch den Jubel und das tatenlose Zuschauen von Teilen der deutschen Bevölkerung weiter verstärkt. Vor allem in Rostock, aber auch in manchen anderen Orten haben wir beobachten können, daß Polizei und verantwortliche Politiker durch ihr abwartendes, ja behutsames Vorgehen oder einfach durch Abwesenheit die rassistische und antisemitische Gewalt noch mehr eskalieren ließen.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, blieben die Gewalttäter völlig ungestraft. Nur zögerlich eingeleitete Verfahren und milde Urteile der Justiz waren für Gewalttäter einladend und ermutigend.

Während alltäglich Tausende und Hunderttausende Ausländer ihre Nächte in Angst und Schrecken verbringen, blieb die Politik, blieben die Regierungen - außer beim Debattieren - untätig. Mit Räumung jeder neuen Asyl- oder allgemein Ausländerunterkunft ging der Rechtsstaat vor Steinewerfern und Brandstiftern in die Knie. Damit entsteht zum einen das Gefühl, als ob mit Hilfe dieses Terrors auf den Straßen nicht nur die Asylfrage gelöst, sondern auch die Vertreibung wirtschaftlich "unnützlicher" Ausländer erreicht werden soll. Zum anderen werden Ausländer pauschal für die ökonomischen und sozialen Schwierigkeiten bei der deutschen Vereinigung zu Sündenböcken gemacht.

Zwei Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands, die auch wir Einwanderer emotional und finanziell unterstützen, befinden wir uns atmosphärisch und faktisch in einem völlig veränderten, von Rassismus, Ausländerhaß und Antisemitismus geprägtem Deutschland. Nicht nur bei uns, weltweit wird sehr ernst und besorgt danach gefragt, ob das vereinigte Deutschland erneut in Weimarer Verhältnisse treibt. Die Welt blickt mit Sorge auf Deutschland. Das Ansehen dieses, auch unseres Landes ist weltweit stark erschüttert. (. . .)

Die türkische Bevölkerung lebt und arbeitet seit über drei Jahrzehnten friedlich in Deutschland und erfüllt alle staatsbürgerlichen Pflichten. Sie wird, das ist unsere Beobachtung, diese brutale Gewaltanwendung und Terrorisierung nicht auf Dauer ohne Gegenwehr hinnehmen wollen. Wir haben stets kategorisch jede Art von Gewalt, auch zur eigenen Verteidigung, abgelehnt und, soweit unser Einfluß reichte, davon abgeraten. Die Neigung zur Verteidigung wächst jedoch und wird konkrete Formen annehmen, wenn sich die oben geschilderte Entwicklung zuspitzen sollte. Die türkische Bevölkerung, die sich als Bestandteil Deutschlands versteht, wird nicht mehr länger bereit sein, sich terrorisieren, demütigen und beschimpfen zu lassen, sowie tagtäglich mit Angst auf die Straße, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Diese ungeheure Zumutung muß möglichst bald ein Ende finden.

Den politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit wollen wir mit dieser Situationsanalyse unser Empfinden über die jüngste Entwicklung in Deutschland darlegen und eigene Lösungswege aufzeigen. Wir erwarten Sofortmaßnahmen für ein Leben ohne Angst, in Sicherheit und Würde für alle Menschen in Deutschland, ob mit deutschem oder ausländischem Paß.

Uns sind die Schwierigkeiten durch die Zuwanderung der letzten Jahre wohl bekannt. Es war aber vorauszusehen, daß Deutschland nicht jährlich über eine halbe Million Asylsuchende und Aussiedler ohne größere Reibungen aufnehmen kann. Gerade deshalb werfen wir allen politisch Verantwortlichen Versagen und Taktieren aus politischem Kalkül vor. Es war ebenso vorauszusehen, daß die seit über zehn Jahren andauernde und immer wieder ganz gezielt angeheizte Diskussion des Asylthemas ohne einen Konsens zwischen allen im Parlament vertretenen Parteien letztendlich ein Nährboden für den Rechtsradikalismus sein und zur Gewalt einladen würde. Trotz klarer Signale in diese Richtung bei den Wahlen der letzten Jahre wurde die Asyldebatte nicht beendet, sie wurde im Gegenteil verschärft weitergeführt, ohne Lösungen anzubieten. Im Interesse des sozialen Friedens und der Demokratie in Deutschland wollen wir zur Lösung des Gesamtthemas mit folgenden konkreten Vorschlägen beitragen. Eine Grundgesetzänderung oder Ergänzung des Art. 16 GG allein wird die Zuwanderung vom Süden oder Osten in den reichen Westen nicht eindämmen. Deshalb brauchen wir:

- eine Regelung bei Zuwanderung aus wirtschaftlichen Gründen,

- eine Regelung über die Zuwanderung von Aussiedlern,

- eine Klärung des Rechtsstatus der nach Deutschland Eingewanderten,

- eine Beschränkung des Asylrechts auf politisch Verfolgte sowie

- eine klare Abgrenzung zu allen übrigen Flüchtlingen.

1. Deutschland und andere westeuropäische Staaten werden auch in Zukunft mit Zuwanderern aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen konfrontiert werden. Diese Zuwanderung muß aber kontrollier- und regulierbar sein. Deshalb braucht Deutschland ein Einwanderungsgesetz mit einer Quotenregelung. Den Zuwanderungswilligen müßte im Rahmen dieser Quotierung die Möglichkeit eröffnet werden, auf legalem Wege nach Deutschland zu kommen und hier zu leben. Die Quotierung sollte von Vertretern der Regierung, der politischen Parteien, Verbände, Kirchen und Hilfsorganisationen festgelegt werden. (. . .)

2. Ein Großteil derer, die in den letzten Jahren nach Deutschland kamen, sind Aussiedler. Gerade sie treten - wenn überhaupt - als Konkurrenten bei der Arbeits- und Wohnungssuche auf. Deshalb bedarf die Zuwanderung insbesondere dieser Gruppe ebenfalls einer überschaubaren Regelung, da weit über zwei Millionen potentielle Aussiedler in Kasachstan, Rußland, Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei bereitstehen. Auch die Anzahl dieser Aussiedler muß in das Konzept einer Quotenregelung einbezogen werden.

3. Ein sehr großer Teil der Ausländer und ihrer Familienangehörigen, die als Arbeitsimmigranten in Folge von bilateralen Verträgen aus den Anwerbeländern nach Deutschland kamen, leben seit Jahrzehnten hier. Ein Drittel von ihnen sind mittlerweile gebürtige Bundesrepublikaner oder in Deutschland aufgewachsen. Dieses Land ist für sie zur Heimat geworden. (. . .)

Zu Intoleranz und Haß gegenüber Ausländern trägt die bisherige falsche und zum Teil orientierungslose Ausländerpolitik entscheidend bei. Daher müßte die Einbürgerungspolitik in Deutschland grundlegend geändert und der längst vollzogenen Entwicklung angepaßt werden. Die bisherige Einbürgerungspolitik nach deutschem Blut und aufgrund deutscher Abstammung ist rassistisch. Deutschland hat deshalb weltweit die niedrigsten Einbürgerungsquoten. Daher fordern wir:

- allen in Deutschland geborenen Einwandererkindern von Amts wegen die deutsche Staatsbürgerschaft zu gewähren, und zwar ohne das Verlangen der Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft; - den in Deutschland dauerhaft lebenden Einwanderern nach Erfüllung bestimmter Kriterien (zum Beispiel acht Jahre regelmäßiger Aufenthalt, keine schwerwiegenden Straftaten) der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft als Regeleinbürgerung zu gewähren, ohne erzwungene Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft. 4. Für politisch Verfolgte im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention muß das Asylrecht ohne Einschränkung bewahrt bleiben. Asylsuchende sowie anerkannte Asylbewerber müßten in menschenwürdigen Verhältnissen in Deutschland leben und arbeiten können.

Menschen, die nach Angaben des UNFlüchtlingskommissars aus Ländern kommen, in denen es keine politische Verfolgung gibt, sollten nicht in ein Asylverfahren aufgenommen werden. Sie könnten vielmehr aus ihrem Heimatland heraus im Rahmen der Zuwanderungsquoten versuchen, nach Deutschland zu kommen.

5. Kriegs- und Katastrophenflüchtlinge, wie zur Zeit aus dem ehemaligen Jugoslawien, sollten ohne Asylverfahren für die Dauer des Krieges aufgenommen werden.

Eine Lösung der Asylfrage wird nur dann etwas bewirken, wenn dies im Rahmen einer Gesamtkonzeption geschieht, da sonst bei der Bevölkerung geweckte Erwartungen stets aufs neue enttäuscht werden.

Unabhängig von dieser Aufgabenstellung müssen Rassismus, Ausländerhaß und Antisemitismus mit rechtlichen wie administrativen Maßnahmen bekämpft werden, bevor es zu spät wird. Alle rassistisch oder antisemitisch motivierten Gewalttaten, Angriffe und Beschimpfungen müssen mit eindeutig formulierten Gesetzen verfolgt und rasch abgeurteilt werden. Hierfür ist ähnlich wie in Frankreich, den Niederlanden, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern gerade auch in Deutschland ein Antidiskriminierungsgesetz dringend erforderlich.

Es ist an der Zeit, den Mut für eine dauerhafte Gesamtlösung zu finden. Es ist an der Zeit, über die Parteigrenzen hinaus einen Konsens in dieser sensiblen Frage zu erreichen. Es ist hohe Zeit zu handeln!

Die Fledermaus als Kulturfolger Einige Arten fühlen sich in der Großstadt ausgesprochen wohl

Wenn es Nacht wird in Frankfurt, dann schwärmen die Fledermäuse aus: Die Breitflügelfledermaus jagt im Höchster Stadtpark, die Zwergfledermaus schwirrt um die Straßenlaternen am Mainufer und der Abendsegler gleitet über die Schwanheimer Düne. Besonders beliebt ist die Bürostadt Niederrad bei den Nachtjägern: 28mal haben Forscher allein am Arabella-Center den Großen Abendsegler gesichtet - ursprünglich eine im Wald lebende Art. "Noch in den 70er Jahren dachte man, die Fledermäuse sterben aus", sagt der Zoologe Klaus Richarz, "jetzt weiß man: für gewisse Fledermausarten ist die Großstadt fast ein besserer Lebensraum als das Land."

Der gebürtige Licher Richarz, 44, leitet seit einigen Monaten die Staatliche Vogelschutzwarte in Fechenheim. Der Zoologe, über die Verhaltensbiologie des Spitzhörnchens promoviert, hat mehrere Bücher über Fledermäuse geschrieben, die jetzt auch für US-Verlage ins Englische übersetzt werden. Auf die Rückkehr der Nachttiere in die Großstädte will Richarz nun mit einer Fledermauskartierung reagieren.

1981 hatte Richarz, damals Artenschutzreferent für Oberbayern, sein Schlüsselerlebnis: Der Vater schickte ihm "zum Geburtstag" eine vertrocknete Fledermaus, die er auf dem Dachboden gefunden hatte. Welche Art das sei, fragte der Vater. Richarz konnte nur den Kopf schütteln. "Wozu habe ich dich dann studieren lassen?" knurrte der Vater. Seitdem haben den Biologen die Fledermäuse nicht mehr losgelassen. Immer noch sind zahlreiche Fledermausarten in Deutschland vom Aussterben bedroht, während andere den Lebensraum Großstadt für sich entdeckt haben. Zu den "anpassungsfähigen Arten", die in Frankfurt eine "Nischenexistenz" führen, gehören die Breitflügel-, die Rauhaut- oder die Zweifarbfledermaus. Sie nisten zum Beispiel unter der Verschalung von Bürogebäuden oder unter der Eternitabdeckung von Hochhäusern. Daumenbreite Öffnungen ebnen den fliegenden Säugetieren den Weg. Oft sind es ehemals im Gebirge lebende Arten, die den Weg der "Urbanisierung" gehen. "Für diese Tiere stellen Hochhäuser Berge dar", sagt Richarz. Bedroht sind dagegen Arten wie die Hufeisennase oder das Mausohr, die Richarz als "Traditionalisten" bezeichnet. "Diese Tiere hängen in großen Kolonien auf dem Dachboden oder in Höhlen", erklärt Richarz, "und können sich keine neuen Lebenssräume erschließen." Der Lebensraum Großstadt bietet den anpassungsfähigen Arten Vorteile: Müllkippen am Stadtrand sorgen für einen hohen Insektenbestand; die Grünanlagen bestehen oft aus alten Laubbäumen, auf die manche Fledermäuse angewiesen sind. "Viele Wälder bestehen fast nur aus Fichten", sagt Richarz, "und Fichten bilden keine Baumhöhlen aus."

Den in Frankfurt Winterschlaf haltenden Fledermäusen aus Nordosteuropa bietet die Stadt eine um einige Grad höhere Durchschnittstemperatur als das Umland. Bei starken Temperaturstürzen kann es aber schnell zu katastrophalen Bestandseinbrüchen kommen. Richarz erinnert sich an den Winter 1986 als Artenschutzreferent in München, als das Thermometer kurzfristig auf minus 20 Grad fiel. "Die Leute haben uns Hunderte von toten Abendseglern gebracht." Die Fledermäuse, die an Bürogebäuden überwinterten, spürten den Temperatursturz weit stärker als ihre in Höhlen lebenden Artgenossen, ihr Weckmechanismus setzte ein und geschwächt verendeten die Tiere. Wie etwa der Fuchs, der Steinmarder oder die Taube haben sich einige wenige Fledermausarten somit als Kulturfolger des Menschen erwiesen - "und dies bereits seit den Zeiten unserer Vor- Vor-Väter", meint Richarz. "Wenn es heute im Rhein-Main-Gebiet keine Menschen mehr gäbe, gäbe es auch einige Fledermausarten bald nicht mehr." mku

Halberstadt, ein Schlaglicht

Von Jutta Roitsch

Tausend wütende Männer und Frauen mauern die Tür des Arbeitsamts in Halberstadt zu, weil sie arbeiten wollen, aber nicht dürfen. Nicht mehr. Das Arbeitsamt, das die tausend Menschen über ABM bezahlt, sperrte ihren Arbeits-, Qualifikations- und Beschäftigungsgesellschaften in Quedlinburg, Oschersleben und Osterwieck das Geld, weil sie die ABM- Männer und -Frauen zu Privatunternehmen "hospitieren", sprich arbeiten schickten. Und verlangt Rückzahlung.

Der zornige Protest in Halberstadt war keiner überregionalen Agentur eine Meldung wert. Niemand im Westen nahm Notiz von dieser Aktion, obwohl sie ein Schlaglicht auf die Situation in den neuen Bundesländern wirft. Der Protest von Halberstadt macht klar, daß die Auseinandersetzung über die Zukunft der Arbeit in den neuen Bundesländern eine Dimension erreicht hat, die längst nicht

mehr verengt werden kann auf die Fragen: Soll ABM gekürzt werden, sollen Tarifverträge im Osten Öffnungsklauseln haben oder nicht? Immer mehr Menschen fallen - wie die in und um Halberstadt - im Osten aus Tarifverträgen hin-

aus, immer mehr fragen, woraufhin sie qualifiziert, umgeschult und beschäftigt werden. Die Protestierer aus Sachsen- Anhalt sehen, was um sie herum passiert: Mehr als eine Million Männer und Frauen sind vorzeitig "in Rente" geschickt worden oder in den Vorruhestand oder in "Altersübergang"; auch dies gehört zu den neudeutschen Wortschöpfungen, die harmlos klingen. In der Alltagswirklichkeit zwischen Elbe und Oder bedeutet es aber: Praktisch sind Männer und Frauen über 55 Jahren (oft weit darunter) auf dem arbeitsmarktpolitischen Abstellgleis. Die mehr als 560 000 Menschen mit "Altersübergangsgeld" zählen nicht als Arbeitslose. So registriert es der September-Bericht der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg in einer Fußnote. Das heißt, sie stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und erhalten damit keine Vermittlungsangebote mehr.

Auch in den mehr. sellschaften haben sich unscheinbare Fußnoten in die Richtlinien eingeschlichen. Überall in den neuen Bundesländern sind diese ABS-Gesellschaften aus dem Boden gestampft worden, um all die Menschen aufzufangen, die die Treuhand nicht mitverkaufen konnte. Es sind vor allem Frauen, oft Anfang Fünfzig. Doch Bildungs- und Qualifikationsangebote werden für die Jüngeren reserviert. Die Rechnung, die die Arbeitsämter bei der Verteilung des ohnehin knappen Gutes aufmachen, ist einfach: Warum soll eine 53jährige Frau sich noch weiterbilden oder für teures Geld gar umschulen lassen, wenn es doch nur um eine Überbrükkung bis zum frühen Vorruhestand geht?

Die Erfahrungen mit den ersten Jahrgängen, die umgeschult oder weiterqualifiziert worden sind, verheißen auch für die jüngeren Frauen nichts Gutes. Im Durchschnitt, so ist aus den Arbeitsämter zu erfahren, die überhaupt Auskunft geben, haben nach einer anderthalb- oder zweijährigen "Maßnahme" nur dreißig Prozent einen Job gefunden. In der ersten Euphorie sind viel zu viele Frauen in Büro- und kaufmännische Berufe geschickt worden. Für die Anbieter war das ein schnelles Geschäft zu Lasten der Arbeitsverwaltung. Doch niemand prüfte, ob der "Markt" im Osten für so viele Bürokräfte eigentlich da ist. Und nun? Der "Rest" bleibt aufgefangen, taucht irgendwann in der Statistik auf unter der Rubrik "Langzeitarbeitslo-

se", dann unter Sozialhilfeempfänger. So sind die in Quedlinburg und anderswo, vermutlich ohne großes Nachdenken über die Folgen, einen anderen Weg gegangen: Die ABMler fanden oder suchten sich Arbeit außerhalb der Gesellschaften und

brachten ihren Lohn mit. Diese Idee ist nicht neu. Sie wurde im Westen verknüpft mit der Vorstellung eines staatlich oder kreditfinanzierten Grundeinkommens. Sie blieb hängen im dornigen Gestrüpp zwischen Tarifautonomie, Mitnahmeeffekten und Furcht vor "Sozialdumping".

Doch das Grundeinkommen ist in der ehemaligen DDR inzwischen für Millionen von Menschen eingeführt, auch wenn es nicht so heißen darf. Streng genommen sind das "Altersübergangsgeld", das vorgezogene Vorruhestandsgeld wie das "Kurzarbeitergeld Null" oder die Beschäftigungstherapie mancher ABM-Programme Formen von Grundeinkommen, geknüpft an die Bedingung, nur nicht (sinnvoll) zu arbeiten. Eine absurde Situation angesichts der schleppenden Verwaltung, der mangelhaften Infrastruktur, abgebauter Sozialeinrichtungen und fehlender Selbsthilfeorganisationen.

Der Protest in Halberstadt weist mit aller Dringlichkeit darauf hin, daß die bisherigen "Instrumentarien" überprüft werden müssen. Die Entscheidung des Arbeitsamtes versteht dort niemand. Für alle Beteiligten erfordert das ein hohes Maß an Einsicht, Verantwortungs- und Risikobereitschaft, wenn im Osten andere Wege eingeschlagen werden, als sie bisher im Westen gewagt wurden. Doch wie sonst können Millionen von Männern und Frauen noch daran glauben, daß sie gebraucht werden, auch für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft?Weisen der Wiener Klassik

HANAU. Weisen der Wiener Klassik mit Werken von Beethoven, Haydn, Mozart und Schubert spielt Ludwig Sommer am Samstag, 24. Oktober, von 11 Uhr an auf dem Glockenspiel des Hanauer Rathaus-Turms.Kleine FR

Staugefahr am Bahnhof Steinheim HANAU. Vom 19. bis 28. Oktober ist auf der Bundesstraße 45 am Steinheimer Bahnhof mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen, weil Versorgungsleitungen verlegt werden. Die Fahrspuren verringern sich in beide Richtungen auf eine. Ortskundigen ist daher geraten, den Bereich weiträumig zu umfahren. Anregungen von Senioren gesucht HANAU. Interessierte Senioren können am Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr in der Begegnungsstätte Freigericht, Alfred-Delp-Straße, mit Vertreterinnen und Vertretern des Freizeit- und Sportamts Programmvorschläge für das Freizeitprogramm 1993 einbringen. Um entsprechend planen zu können, bittet Barbara Heddendorp im Amt um telefonische Anmeldung. Ihre Rufnummer lautet 29 52 92. Konzert für Harfe und Baß HANAU. Im Hanauer Kultur-Café Zeitlos, Martin-Luther-Anlage 8, beginnt am Freitag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr ein Konzert für Harfe und Baß. Ulrike Maier und Earl Hope spielen Folk und Jazz. Der Eintritt kostet zwölf Mark. Kostenloser Kompost LANGENSELBOLD. Wer seine Garten- oder Topfpflanzenerde verbessern möchte, kann bei der Stadt kostenlos Kompost erhalten. Dieses Angebot verbindet die Verwaltung mit dem dringenden Appell, auf Torf zu verzichten, weil dadurch die wenigen noch verbliebenen Hochmoorflächen weiter zerstört werden. Interessenten wenden sich an den Stadtbiologen Matthias Wissel im Rathaus, Telefon 8 02 57. Bahnübergang ist gesperrt HANAU. Wegen dringender Gleisbauarbeiten ist der Bahnübergang "In den Heideäckern" zwischen Dunlop und Großauheim von Montag, 19. Oktober, 7 Uhr bis Mittwoch, 21. Oktober, 17 Uhr, für den gesamten Verkehr gesperrt.

Hilfe im Haus fehlt Interview mit Rüsselsheimer Stadträtin Thurn

RÜSSELSHEIM. Alt sein in Rüsselsheim: Wie sich die Lebenssituation der 12 000 Senioren aus Sicht des Magistrats darstellt, welche Probleme zu lösen sind, darüber sprach FR-Redakteur Gerhard Bayer mit der SPD-Stadträtin und Sozialdezernentin Liesel Thurn (rundes Bild).

FR: Bereits heute ist ein Fünftel der rund 60 000 Rüsselsheimer älter als 60 Jahre. Das sind etwa 12 000 Senioren, die potentiell betreut werden müssen. Wie sieht das Angebot der Stadt aus?

Thurn: Wenn wir zum Jahresende 1994 ein zweites Altenheim anbieten können, stehen damit etwa 300 stationäre Pflegeplätze zur Verfügung. Hinzu kommen zehn Seniorenwohnanlagen mit jeweils 15 bis 40 Plätzen und sechs Altentagesstätten.

FR: Es heißt, die Altentagesstätten würden nicht so angenommen, wie es die Stadt gerne hätte. Stimmt das?

Thurn: Ja und nein. Einerseits kommen die Leute zwar und trinken Kaffee, spielen Skat oder bilden einen Arbeitskreis. Andererseits beobachte ich überall einen Hang zur Abschottung. Es ist für Neulinge teilweise sehr schwer, von den Gruppen aufgenommen zu werden. Außerdem scheinen sich jüngere Senioren mit Bekannten lieber daheim zu treffen. Weil sozusagen der Nachwuchs fehlt, muß beispielsweise über die Altentagesstätte in Bauschheim nachgedacht werden, damit auch neue Besucher angesprochen werden.

FR: Welche Probleme beschäftigen Sie im Bereich der Altenbetreuung derzeit am stärksten?

Thurn: Wir kommen nur sehr schwer an arme alte Menschen heran, denen selbst das Geld fehlt, um die preisgünstigen städtischen Freizeitangebote zu nutzen. Das sind meistens alleinstehende, isoliert lebende Frauen, denen mit dem Mann auch der Kontakt zur Außenwelt verlorengegangen ist.

Sorgen bereiten uns auch diejenigen, die zu Hause wohnen und von Verwandten oder Nachbarn keine Hilfe erwarten können. Pflegefall wird man nicht von heute auf morgen. Zuerst hapert es oft nur am Fensterputzen, Geschirrspülen oder Einkaufengehen. Solche ambulanten Haushaltsdienste gibt es viel zu wenig.

FR: Um eine bessere Koordination der Hilfsangebote ging es auch bei den Gesprächen, die Sie jüngst mit den Wohlfahrtsverbänden geführt haben. Gibt es ein greifbares Ergebnis?

Thurn: Vor allem die Caritas hat sich dagegen ausgesprochen, mit allen anderen Helfergruppen einen gemeinsamen Dachverband zu gründen. Selbst ein lockerer Verbund wurde mit der Begründung abgelehnt, die Eigenständigkeit sei dadurch gefährdet.

Ich werde den Stadtverordneten in den nächsten Wochen ein Konzept vorschlagen, das etwa so aussieht: Die städtischen Gemeindeschwestern verändern ihr Angebot von der reinen Pflege weg in Richtung einer Sozialstation. Das heißt, auch Hauswirtschaft und psycho-soziale Betreuung. Gleichzeitig eröffnet der Landesverein der Inneren Mission zusammen mit evangelischen Gemeinden und möglicherweise anderen Verbänden eine zweite Sozialstation, die ans neue Altenheim angegliedert wird. Mit diesen beiden Stationen wäre Rüsselsheim gut versorgt.

FR: Was würde das für die Wohlfahrtsverbände bedeuten?

Thurn: Das heißt, daß diese Verbände langfristig keine Zuschüsse mehr für Hilfsdienste bekommen werden, die von den beiden Sozialstationen abgedeckt werden. Dann müssen sie sich entweder auf Hilfsangebote beschränken, die sich selbst tragen. Oder sie finden Nischen, die das Angebot ergänzen, wie beispielsweise Telefonketten oder Besuchsdienste. Nur dafür gäbe es in Zukunft eine Unterstützung aus der Stadtkasse.

FR: Immer mehr ältere Menschen müssen immer umfassender versorgt werden. Kann die Stadt Rüsselsheim das überhaupt bezahlen?

Thurn: Wenn die Seniorenbetreuung allein an den Kommunen hängen bleibt, ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Ich hoffe, daß mit der künftigen Pflegeversicherung zumindest ein Teil der Kosten abgedeckt werden kann. Alte Menschen sollen, so sagt man heute, möglichst bis zu ihrem Lebensende zu Hause bleiben können. Im Extremfall bedeutet das bis zu 24 Stunden intensiver Pflege. Wer dafür plädiert, und dazu gehöre ich ebenfalls, muß auch zu den Kosten stehen.

FR: Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die kommenden Jahren?

Thurn: Wie ich schon sagte, die ambulanten sozialen Dienste müssen ausgebaut werden. Zwei Sozialstationen wären meiner Meinung nach der richtige Weg. Dann müssen wir die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, um eine ortsnahe Rehabilitation zu ermöglichen. Wer etwa einen Schlaganfall hatte und nach Hause kommt, der sollte es nicht weit bis zum Logopäden oder der Krankengymnastik haben. In dieser Hinsicht ist Rüsselsheim noch schlecht ausgestattet. Und schließlich diskutieren wir darüber, auch im Krankenhaus künftig eine geriatrische Versorgung einzurichten.

Fotoclub stellt 90 seiner Arbeiten aus

BAD HOMBURG. "Subjektiv durchs Objektiv" lautet das Motto einer Ausstellung des Fotoclubs Bad Homburg. Vom 17. bis zum 25. Oktober zeigt der Verein 90 Bilder im Theaterfoyer des Kurhauses. Die Fotos sind allesamt von den Vereinsmitgliedern "geschossen".

Angeschaut werden können die Fotos von Montag bis Freitag zwischen 16 und 19 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. teb

Sozialwohnungen mit Flair

MARBURG. Ein Bild von seelen- und geschichtslosen sterilen Betonburgen in Stadtrandlage drängt sich so manchen Zeitgenossen beim Stichwort Sozialwohnung auf. In einem Haus mit historischem Ambiente leben dagegen neuerdings einige Marburger Sozialmieter. Mitten in der Altstadt liegt der denkmalgeschützte Fachwerkbau an der schmalen Gasse vom Marktplatz zum Landgrafenschloß, eines der ältesten Häuser der Stadt und eines der größten mittelalterlichen Bürgerhäuser dazu.

Weil es über die Jahrhunderte etliche Male umgebaut wurde, ist das Giebelhaus in der Nikolaistraße 8 ein "Flickenteppich" vieler Bauelemente. Die ältesten Teile der Mixtur aus Ständer- und Rähmbauweise stammen, wie Nachforschungen des Marburger Instituts für Bauforschung ergaben, aus der Zeit um 1330.

Zwei Geschosse Balkenwerk über dem gemauerten Gewölbe wurden völlig abgetragen, repariert, ergänzt und neu errichtet. Besonders stolz sind die Zimmerleute darauf, daß, dem historischen Vorbild folgend, nur Holz, aber gar kein Stahl verwendet wurde.

Nach gründlicher Sanierung des zuvor völlig verkommenen großen Fachwerkhauses stehen dort jetzt fünf Sozialwohnungen zur Verfügung. Das Haus setzt damit eine gute Tradition der Marburger Altstadtsanierung fort.

Die begann schon Anfang der siebziger Jahre, als allerorten in der Republik noch mit Abrißbirne "saniert" wurde. Statt Luxussanierung und Vertreibung angestammter Mieter stand von Anfang an die Erhaltung gewachsener sozialer Bindungen und erschwinglicher Wohnungen auf dem Programm. Das Fachwerk-Ambiente soll "eben nicht nur eine schöne historische Attrappe für Touristen" sein, meint der Marburger Sozialplaner Burkhard Neuer, sondern ein Wohnquartier, mit dem sich die Menschen identifizieren können.

Über 100 marode Häusern sind seit Beginn der siebziger Jahre modernisiert worden, mit fast 60 Gewerbeeinheiten und mehr als 350 Wohnungen. Von denen unterliegen etwa 80 Prozent einer mindestens 15jährigen Mietpreisbindung, ähnlich der im sozialen Wohnungsbau. Neben den nötigen Privatinvestitionen flossen rund 100 Millionen Mark Fördermittel von Stadt, Land und Bund in die Altstadt.

Mit Hilfe solcher Gelder finanzierte die städtische gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft auch die mehr als zwei Jahre dauernde Sanierung in der Nikolaistraße 8, die mit 1,7 Millionen Mark zu Buche schlug. Aber dafür konnten auch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: neue Sozialwohnungen und die Erhaltung eines historisch bedeutsamen Gebäudes. Außerdem "hätte ein Neubau an dieser Stelle genausoviel gekostet", da ist sich Stadtplaner Fichtner sicher.

Wenn Privateigentümer ihre mit öffentlichen Geldern sanierten Häuser nach Auslaufen der Bindungen allerdings zu horrenden Preisen von mehreren Millionen Mark verkaufen, wie es jetzt vorkommt, fließt von den Gewinnen nichts zurück. "Da ist der Arm des Gesetzes zu kurz", sagt Sozialplaner Neuer.

Dem enormen Mangel an bezahlbaren Wohnungen steht die Stadt Marburg, wie andere Kommunen auch, trotz überdurchschnittlicher Bemühungen mit Millionenaufwand eher hilflos gegenüber. Mehr als 2000 Namen stehen auf der Warteliste des Wohnungsamtes, da sind auch die wenigen Neubauprojekte nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und ob die Stadt freiwerdende innerstädtische Kasernen in Wohnraum verwandeln kann, ist angesichts der hohen Preise, die der Bund kassieren will, unsicher.

Sicher ist nur, daß es durch einen neuen Rekord bei den Studentenzahlen (erstmals über 19 000 im Wintersemester) in Marburg enger wird als je zuvor. Stadt und Studentenwerk drängen deshalb darauf, daß ein bereits freier Block der Jägerkaserne wenigstens übergangsweise als studentisches Notquartier freigegeben wird.

ANDREA TERSTAPPEN

Wer zu spät kommt, der verpaßt die Ehrung

BAD HOMBURG. Zur Volkswanderung lädt der Turn- und Sportverein Ober-Erlenbach für Sonntag, 18. Oktober, ein. Im Rahmen einer bundesweiten Aktion wurden für die Wanderfreunde zwei sechs und zwölf Kilometer lange Strekken ausgesucht, die rund um den Erlenbach führen. Gestartet wird zwischen 7.30 und 11.30 Uhr an der Turnhalle. Dort liegt auch das Ziel, das bis 15 Uhr passiert sein muß. Die Siegerehrung findet bereits gegen 13 Uhr statt.

Für Speisen und Getränke ist an der Turnhalle gesorgt; unterwegs gibt es Tee. Die Jüngeren und der älteste Teilnehmer werden mit einem Geschenk belohnt. Zur Stimmung sollen Unterhaltungsmusik sowie Volks- und Wanderlieder beitragen. Die Startgebühren betragen zwei Mark; Kinder und Jugendliche zahlen eine Mark. Nähere Einzelheiten weiß Wanderwart Ludwig Euler (Tel. 4 21 64). teb

Kurz notiert

Programmaustausch und redaktionelle Kontakte haben die Intendanten Friedrich Nowottny (WDR) und Jiri Mejstrik vom Tschechischen Rundfunk vereinbart. Bei einem Besuch in Köln wies Mejstrik darauf hin, daß mit der bevorstehenden Teilung der CSFR auch für den Rundfunk eine Fülle von Struktur- und Organisationsproblemen entstünden und daß er auf die Hilfe der ARD hoffe.

Von der Radtour bis zur "Feuerzangen-Bowle"

DIETZENBACH. Die Abteilung Seniorenarbeit der Stadt muntert die alten Leute dazu auf, am Freitag, 16. Oktober, in die Pedale zu treten. Die herbstliche Radtour beginnt um 14.30 Uhr am Seniorenzentrum Steinberg. Dort gibt's am Sonntag, 18. Oktober, bis 17 Uhr eine bunte Kaffeetafel. Mittwoch, 21. Oktober, 16 Uhr, ist ein Filmnachmittag: Gezeigt wird der Klassiker "Feuerzangen-Bowle", zuvor von 15 Uhr an werden Kaffee und Kuchen gereicht. Am Donnerstag, 22. Oktober, 17 Uhr, trifft sich der "Dämmerschoppen" im Göpfert-Haus zu Informationen über gesunde Ernährung. Anmeldungen: Tel. 0 60 74 / 2 49 49. fin

Junge Mütter können Erfahrungen austauschen

BAD HOMBURG. Mütter mit sechs bis neun Monate alten Babys lädt die Arbeiterwohlfahrt Ober-Eschbach / Ober- Erlenbach jeweils mittwochs von 15.30 bis 16.30 Uhr ein. In dem "Mütter-Baby- Treff" können die Frauen Erfahrungen untereinander austauschen, erstmals am 21. Oktober.

Für Kinder im Alter zwischen ein und zwei Jahren ist der "Spielkreis", donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr, gedacht. Den Eltern wird gleichzeitig die Gelegenheit zu einem Gesprächskreis geboten, in dem verschiedene Themen erörtert werden können. Der Spielkreis beginnt am 22. Oktober.

Beide Treffs finden im Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach statt. Anmeldungen nimmt Frau Stark (Tel. 7 83 38) entgegen. teb

Werkstattkunst und Marino Marini Künstlergruppen aus Oberursel und Steinbach zeigen Neues aus den Ateliers

BAD HOMBURG. Mensch, Tier, Umwelt und Natur sind die Themen der Malerin Susanne Wittmer-Kliem. Bilder und Zeichnungen von ihr sind von Samstag, 17., bis zum 25. Oktober in der Galerie im Stadthaus ausgestellt. Die Künstlerin hat auch Plastiken geschaffen und als Bühnenbildnerin und Dekorationsmalerin gearbeitet.

Ausstellungseröffnung ist am Samstag um 17 Uhr, sonst ist die Schau im Stadthaus montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Fotoserie, die Nicola Kutzmann von Proben und Aufführungen der Kinderoper "Gretel und Hänsel" während des Bad Homburger Sommers gemacht hat, sind bis zum 31. Oktober in der Stadtbibliothek ausgestellt. Öffnungszeiten sind montags und mittwochs 14 bis 17.30 Uhr, dienstags von 10 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr, donnerstags von 14 bis 19.30 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr.

Bilder von Hann Trier aus vier Jahrzehnten seines künstlerischen Schaffens sind in der Galerie Scheffel, Ferdinandstraße 19, ab Sonntag, 18. Oktober, bis zum 21. Oktober zu sehen. Bei der Vernissage am Sonntag um 11 Uhr ist der Künstler anwesend.

Öffnungszeiten der Galerie sind dienstags bis freitags 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

OBERURSEL. Die Malgemeinschaft "altelier", in der sich Maler und Zeichner unterschiedlichster Richtungen zusammengeschlossen haben, eröffnet am Samstag, 10. Oktober, 18 Uhr, in der Stadtbücherei die Herbstausstellung. Sie dauert bis zum 21. Oktober.

STEINBACH. Die traditionelle Jahresausstellung des Steinbacher Werkstattkreises zeigt ab Freitag, 23. Oktober, im Bürgerhaus wieder einen Querschnitt durch die jüngsten Schaffensperioden der Werkstatt-Mitglieder, die ausschließlich in und um Steinbach ihre Ateliers haben. Sie vertreten die verschiedensten Kunstrichtungen, malen abstrakt oder naturalistisch in Öl, Pastell oder auf Seide. Es sind Bilder folgender Künstler/innen zu sehen: Zdenka Bartz, Martin Brandenburg, Hans Busch, Franz Dinges, Renate Götz, Günther Haas, Horst Käse, Irene Klimpel, Hans Schlag, Elfriede Schreiber, Erwin Waas und Hans Wendt.

Bürgermeister Edgar Parnet wird die Ausstellung am Freitag, 23. Oktober, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus eröffnen. Zu sehen ist sie bis zum Samstag, 31. Oktober. Öffnungszeiten sind täglich von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr (31. Oktober bis 17 Uhr).

KRONBERG. Originalgraphik - ausgewählte Lithographien und Radierungen - von Marino Marini zeigt die Galerie Hellhof (Königsteiner Straße 2) ab Samstag, 17. Oktober. Marino Marini (1901-1980) gilt als einer bedeutendsten Graphiker und Bildhauer der modernen Zeit, Werke von ihm sind in den wichtigsten Museen der Welt zu finden.

Bei der Vernissage am Samstag, 17. Oktober, 18 Uhr, wird der Leiter des Italienischen Kulturinstituts Frankfurt, Luigi Romani, Grußworte sprechen, die ins Werk einführenden Worte spricht Christa von Helmolt (Frankfurt).

Die Ausstellung ist vom Frankfurter Galeristen Christian Goldberg eingerichtet worden, geöffnet ist sie bis zum 22. November mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr.

Bilder aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert sind bis 27. Oktober im Altkönigstift in Oberhöchstadt zu sehen. Die Bilder können täglich von 9 bis 19 Uhr betrachtet werden.

In der Receptur werden Bilder von Henning Schrader gezeigt. Der Maler ist Autodidakt (er arbeitet als Richter in Frankfurt). Seine Motive findet er in Kronberg und im Taunus. Die Ausstellung dauert bis zum 18. Oktober, geöffnet ist samstags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr.

KÖNIGSTEIN. Aquarelle von Monika Schumak sind in den Räumen der Königsteiner Volksbank, Frankfurter Straße 4, ab Donnerstag, 22. Oktober, 19 Uhr, zu sehen. Die Malerin, die im Hauptberuf Deutsch und Gemeinschaftskunde unterrichtet, hat sich schon früh für die aktive Kunst interessiert und begann vor zehn Jahren mit der Aquarellmalerei. Die Ausstellung dauert bis zum 13. November und ist während der Bank-Schalterstunden geöffnet.

Dem informellen Bereich ordnet Anne Reichardt ihre Bilder zu, die bis 25. Oktober im Kurhaus zu sehen sind. Die farbintensiven Eigenkompositionen entstanden alle Anfang der 90er Jahre und sollen zu neuem Denken anregen.

Anschauen kann man die Bilder montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr; montags, dienstags und donnerstags auch von 15 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Malerei und Graphik von Wolfgang Defant zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12. Defant - der 1957 geborene Österreicher lebt seit 1961 in Kiel -, hat der Druckgraphik in seinem Schaffen neben der Rohrfederzeichnung immer einen hohen Stellenwert eingeräumt. Seine Arbeiten sind weitgehend literarisch stimuliert und in eigenständiger Bildsprache formuliert. Sie zeigen psychologisches Einfühlungsvermögen in die Werke der Weltliteratur. Inzwischen hat er sich auch der Malerei zugewandt, ist vom Illustrator selbst zum Erzähler geworden, der seine Bildideen in großen Formaten mit archaisch anmutenden Figuren im alten Werkzusammenhang sieht.

Defants Bilder sind in der Galerie im Haus Bender bis zum 19. November zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. nau

Wenn Taunusstein kopf steht, regnet es Gold, Silber und Bronze mit dem Rhönrad Im nächsten Jahr ist der Terminkalender noch praller gefüllt Beim Gerade-Turnen hat Wolfgang Bientzle einfach kein Glück / Maike Klatte düpierte ältere Konkurrenz mit dem Titelgewinn

Taunusstein steht kopf. Wenn auch nicht alle Bürger des idyllischen hessischen Städtchens im rollenden Rhönrad akrobatische Höchstleistungen vollbringen, so sind die meisten von ihnen doch mehr oder weniger "Rhönrad-verrückt". Und stolz darauf, daß aus "ihrer" Stadt die deutsche und mittlerweile auch europäische Elite kommt. Mit sechs Goldmedaillen, viermal Silber und einmal Bronze kehrten die zwölf Athleten des TSV Taunusstein-Bleidenstadt von den deutschen Rhönrad-Meisterschaften in Wirges/Westerwald zurück. Schon seit vielen Jahren ist Taunusstein in der Rhönrad-Welt in aller Munde - und es sieht ganz danach aus, daß dies auch so bleibt.

Diese Leistung ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß die Konkurrenz immer stärker wird. Wolfgang Bientzle, Vorzeige-Athlet seines Vereins und zweifacher Europameister, brachte von diesen "Deutschen" seine 13. Mehrkampf-Goldmedaille mit nach Hause. Er siegte ungefährdet mit mehr als zwei Punkten Vorsprung. Marc Weber, amtierender Europameister im Gerade-Turnen, freute sich über seine Bronzemedaille. Auch Katja Homeyer konnte ihren Meistertitel bei den Frauen verteidigen. Ihr Vorsprung aus der Pflicht ließ der zweitplazierten Stuttgarterin Nane Gerok keine Chance, obwohl diese eine gleichwertige Kürleistung zeigte. Bei den Frauen rückte die Konkurrenz derart dicht zusammen, daß abgesehen von Katja Homeyers erwartetem Sieg die Rangfolge auf den Plätzen zwei bis sechs völlig offen war und für Spannung bis zum Schluß sorgte. Tanja Getto, die hessische Meisterin, turnte sogar die zweitbeste Gerade-Kür, versiebte dann aber mit einem Sturz in der Spiral- Kür ihre Medaillenchancen, so daß sie Sechste wurde. Ihre Trainingskameradin Eva Weber, erstmals in der höchsten Leistungsklasse, kam auf den 14. Rang.

Als vielversprechendes Nachwuchstalent präsentierte sich Nico Budniok vom SV Taunusstein-Neuhof, der ganz überraschend Vize-Jugendmeister wurde. Der 15jährige, der auch bei Jürgen Bientzle in Bleidenstadt trainiert, schaffte gleich bei seinem zweiten Start in der L9 den phänomenalen Sprung auf den zweiten Platz. Einen schönen Erfolg erzielte auch Marco Eckl, jüngster Teilnehmer, mit seinem fünften Platz. Sechster wurde Holger Schneider, Zwölfter - mit Fehlern in der Spiral-Pflicht - Björn Beck.

Die zweifache Jugend-Europameisterin Maike Klatte hatte in ihrem Mehrkampf nicht das Glück der Tüchtigen. Wie schon im vergangenen Jahr verpaßte sie haarscharf den Meistertitel, diesmal gar nur um fünf Hundertstel. Ein nervositätsbedingter Sturz in der Spiralkür nahm ihr alle Chancen. Ihre jüngere Vereinskameradin Sonja Schäfer hingegen strahlte über ihren sechsten Rang bei ihrem ersten Start in der Jugendklasse. Auch Maike Dursch, die deutsche Vize-Schülermeisterin, war bei ihrem Debüt in der Jugendklasse mit Rang 11 zufrieden. Kirsten Zettlotz (TB Wiesbaden) wurde 30.

Einen besonderen Reiz haben die Finals, zu denen sich jeweils die L10-Turner und -turnerinnen und zwei Jugendliche qualifizieren. Im Gerade-Finale erturnte sich Maike Klatte mit einer Spitzenleistung den deutschen Meistertitel und verwies ihre älteren Vereinskameradinnen Katja Homeyer und Tanja Getto punktgleich auf Platz zwei. Im Spiral- Turnen jedoch ließ sich Katja Homeyer Gold nicht nehmen. Wolfgang Bietzle siegte, wie erwartet, im Sprung- und Spiral-Finale und wollte diesmal Revanche nehmen an dem verpaßten Titel im Gerade-Turnen der letzten Meisterschaften. Doch ein Blackout in der Mitte der Kür kostete Punktabzüge.

Fürs nächste Jahr machen sich Trainer Jürgen Bientzle und seine Turnerinnen und Turner auf einen prallgefüllten Terminkalender gefaßt. Ab dann müssen sich alle Aktiven über nord- bzw. süddeutsche Meisterschaften qualifizieren. Die deutschen Titelkämpfe werden dann getrennt ausgetragen für Jugendliche und Erwachsene. SYLVIA HORNUNG

Die CDU schlägt Wahlkampftöne an

SELIGENSTADT. Der bevorstehende Kommunalwahlkampf wird im Mittelpunkt stehen, wenn sich die CDU Froschhausen am Donnerstag, 29. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus zur Generalversammlung trifft.

Die Christdemokraten wollen über ihr Programm diskutieren und entscheiden.

Anschließend werden Josef und Wilhelm Salg für 35jährige CDU-Mitgliedschaft und Luise Schwarz und Edmund Sticksel für 20jährige Mitgliedschaft in der Union geehrt. fin

"Süßer", garantiert aus eigenen Äpfeln

Nur wenige Keltereien bieten privaten Obstbaumbesitzern, die Wert darauf legen, für ihre Ebbelwei-Herstellung von der Kelterei auch genau den Saft ihrer eigenen Äpfel zu bekommen, noch diesen Service an. Einer der wenigen ist der Sachsenhäuser Betrieb Hella Kaufmann, Offenbacher Landstraße 366, Telefon 65 12 98. Gegen 45 Pfennig pro Liter bekommen private Apfelanlieferer hier den Saft ihrer eigenen Ernte.

Auch die Süßmosterei Dietmar Loos in der Mainzer Landstraße 733 in Nied, Telefon 39 63 13, bietet - freitags und samstags - diese Möglichkeit.

Kunden, die eine Menge von mindestens zehn Zentnern Äpfel zu pressen haben, können sich auch an die Kelterei Fritz Walther in der Heddernheimer Kirchstraße 50, Telefon 57 19 65, wenden. Dort kostet der Preßlohn 50 Pfennig je Liter.

Alle Keltereien bitten um telefonische Voranmeldung. fra

Reiche betreiben Festungspolitik "Germanwatch" setzt auf die weltweite Bekämpfung der Armut

Ohne Überwindung der globalen Apartheid werden immer mehr Menschen vor der Armut auf die Insel der Reichen flüchten

GERMANWATCH fordert den Bundestag zum Kampf gegen die Fluchtursachen und dem Schutz des Artikels 16 GG auf.

1. Selbst die Befürworter einer Änderung des Artikels 16 GG räumen inzwischen ein, daß damit keine Lösung des wachsenden Flüchtlingsdrucks zu erreichen ist. Ganz im Gegentei: Der Illegalität wird Tür und Tor geöffnet, wie bereits in Frankreich und Italien zu erkennen ist. Alle Industriestaaten sind heute Ziel von Armutsflüchtlingen. (. . .)

2. Die Industriestaaten als entscheidende Verursacher der globalen Apartheid reagieren auf die Symptome und umgehen die Fragen nach den Ursachen des Flüchtlingselends.

3. Dramatische Fehlentwicklungen in Deutschlands Innenpolitik begünstigen den Versuch der Ablenkung von den Ursachen. Fehlende Wohnungen, Arbeitslosigkeit, Überschuldung, Zerstörung der Strukturen in den neuen Ländern und Perspektivlosigkeit sind Quellen der Depression und brutaler Gewalt gegen Ausländer. Sie dienen als Sündenböcke und werden von der Regierung über den Druck auf Artikel 16 gezielt eingesetzt, um vom eigenen nationalen und globalen Versagen abzulenken.

Im Oktober 1992 steht im Bundestag die Änderung des Artikels 16 GG auf der Tagesordnung. Auch ein Jahr danach werden sich die Flüchtlingszahlen weiter erhöht haben.

Obgleich die Parteien wissen, daß sie das Grundrecht auf Asyl einer von ihnen selbst erzeugten Stimmung in der Bevölkerung opfern, nehmen sie die Gefahr vorhersehbarer weiterer Enttäuschung und Abkehr von den demokratischen Strukturen billigend in Kauf. Wahrscheinlich noch zutreffender ist die Vermutung des Vorsatzes, wenn man die Verschleppung des Verfahrens in Zirndorf und die oft fragwürdige Zuweisungspraxis in Erinnerung ruft.

4. Jahrzehnte verfehlter Nord-Süd-Politik und eine Fortsetzung der politischen und ökonomischen Unterdrückung der früheren Kolonien haben die Zukunftschancen im Süden vernichtet. Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Eliteförderung und steigender Rüstungsexport vollenden das grausame Werk.

5. Unterentwicklung, Krieg, Armut und Umweltzerstörung sind die wichtigsten Ursachen für wachsende Flüchtlingsbewegungen geworden. Erst dann folgen Menschenrechtsverletzungen und Folter als Gründe, das eigene Land zu verlassen. (. . .) Ohne Armutsbekämpfung wird es keine Erfolge für eine erträgliche Bevölkerungsentwicklung, den Schutz der natürlichen Umwelt und gegen wachsende Flüchtlingsströme geben. (. . .)

6. Mit der Überwindung des Ost-WestKonflikts ergibt sich zum ersten Mal die Chance einer ideologiefreien Analyse der Situation aller Menschen auf dieser Erde. Die Forderung heißt: Sicherung des Friedens durch menschenwürdige dauerhafte Entwicklung und wirtschaftlichen Ausgleich zwischen Arm und Reich in Nord, Süd und Ost.

7. Die Zukunftsperspektive für diese Länder ist dramatisch. Während die reichen Nationen immer reicher werden, werden die armen Länder immer ärmer. Schon jetzt verbrauchen die reichen Nationen 85 Prozent des Holzes, 75 Prozent der Metalle, 70 Prozent der Energie und 60 Prozent der Nahrungsmittel. (. . .)

8. 80 Prozent des Treibhausgases Kohlendioxyd kommen aus den Industrieländern, über 90 Prozent des Fluorkohlenwasserstoffes (FCKW). Gestiegene Ölpreise und Zinsen, Kapitalflucht und Schuldendienst, Handelsbeschränkungen und gesunkene Rohstoffpreise kosten nach Berechnungen der UN die Entwicklungsländer jährlich rund 200 Milliarden Dollar. Dagegen beträgt die jährliche weltweite Entwicklungshilfe nur rund 50 Milliarden Dollar. Der Süden finanziert also den Norden und nicht umgekehrt, wie immer noch viele denken. (. . .)

9. Die Probleme verschärfen sich zusätlich dadurch, daß jeder Versuch, den verschwenderischen Lebensstil der Industriestaaten des Nordens auf alle Menschen zu übertragen, weit über die Belastungsgrenzen und Ressourcen unseres Planeten hinausgehen würde. Alle vorliegenden wissenschaftlichen Studien weisen seit Jahren nach daß das Modell der Energie- und Rohstoffverschwendung nicht auf 6 Milliarden, bald 8 Milliarden Menschen übertragbar ist. (. . .)

10. Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio, im Juni 1992, hat in erschreckender Weise das Versagen der reichen Industrienationen bei der Lösung des Nord-Süd-Konflikts deutlich gemacht. Der Versuch des Nordens, diesen Erdgipfel zur Klimakonferenz zu degradieren, bei der es weniger um Entwicklungsinteressen des Südens als vielmehr um die Umweltinteressen des Nordens ging, macht deutlich, daß die Dimension der Probleme bislang nicht begriffen worden ist bzw. verdrängt wird.

11. Weder die Bundesregierung noch die Europäische Gemeinschaft, Japan oder die USA sind ihrer globalen Verantwortung gerecht geworden. Als Skandal ist die Weigerung zu bezeichnen, sich weder auf einen Entschuldungsplan noch auf konkrete Zusagen über die Verringerung des Treibhausgases CO 2 und nicht einmal auf einen Zeitplan für die Erreichung des 0,7-Prozent-Zieles festzulegen.

Auch wenn Entwicklungshilfe den Arm-Reich-Konflikt nicht einmal ansatzweise lösen kann, kommt ihr als einziger konkreter Beitrag zugunsten der Opfer weltweiter wirtschaftlicher Unrechtsstrukturen eine wichtige Funktion auch als Gradmesser für den Warheitsgehalt so vieler solidarischer und partnerschaftlicher Lippenbekenntnisse zu.

12. Die bisherige Verkürzung des Nord- Süd-Konflikts auf den Bereich der Entwicklungshilfe hat verhindert, Entwicklung als politische Querschnittsaufgabe zu verstehen und aktiv an globalen Entwicklungskonzepten zu arbeiten. Diese fehlen bis heute. Sogar im Gegenteil: Die Euphorie, mit der quantitatives Wachstum in allen Nationalstaaten im Wettbewerb untereinander angestrebt wird, trägt inzwischen krebsartige und damit zerstörerische Züge. (. . .)

13. Entwicklungspolitk muß auch auf Reformen in Süd und Ost drängen. Korrupte Regime, die überdies fundamentale politische, kulturelle, soziale, rechtliche, wirtschaftliche und ökologische Menschenrechte mißachten und mit hohen Militärausgaben ihre Wirtschaft schädigen, tragen in aller Rgel erheblich zu der Misere in den unterentwickelten Ländern bei. Daraus folgt, daß Länder mit Demokratie- und Menschenrechtsdefiziten Hilfe nur unter der Auflage deutlicher Fortschritte in diesen Bereichen gewährt werden sollten. Dazu gehören dann allerdings auch z. B. einschneidende Reduzirungen von Waffen-, Gift- und Giftmüllexporten etc.

14. Politik und Öffentlichkeit müssen der globalen Entwicklungspolitik - d. h. auch unter Einbeziehung der eigenen Entwicklungsziele - einen weit höheren Rang auf der politischen Prioritätenliste einräumen als bisher. Zwar besteht bei vielen Politikern sowie Bürgerinnen und Bürgern inzwischen die Überzeugung, daß an den Ursachen angesetzt werden müsse, gemeint sind jedoch stets die Verhältnisse im Süden und Osten. Weder besteht bei Politikern noch im eigenen Bereich die Bereitschaft, z.B. zur Einschränkung des Konsumverhaltens, bzw. zur Umstellung der Produktionsweise.

Im Gegenteil: Aus Angst, womöglich Lebensstandardeinbußen hinnehmen zu müssen, ist zur Zeit eher eine Verfestigung des Besitzdenkens bis hin zu einem aggressiven Wohlstandschauvinismus bemerkbar, der sich politisch teilweise als Rechtspopulismus äußert. Angeboten wird nicht eine Politik des Umdenkens, sondern der Glaube, durch eine "Festungspolitik" sich von den weltweiten Entwicklungen und Strömungen abkoppeln zu können. Eurozentrismus und die gegenwärtige Asyldebatte sind hierfür Beispiele. Eine parteiübergreifende Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Kirchen, Wirtschaft, Wissenschaft, Bürgerbewegungen und Pädagogik ist daher das Gebot der Stunde. Demokratische Parteien müssen dabei eine Schrittmacherrolle übernehmen.

15. Im Bericht über menschliche Entwicklung 1992 hat das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) eine grundlegende Reform von GATT, Weltbank, IWF und der Organisation der Vereinten Nationen sowie die Einrichtung eines "Entwicklungssicherheitsrates" der Vereinten Nationen gefordert.

UNDP hat den Verlust für die Ärmsten durch die Weltmärkte auf 500 Mrd. US $ beziffert, das entspricht inzwischen dem Zehnfachen des Betrages, den diese Länder als Entwicklungshilfe erhalten. Dabei werden nur 7 Prozent der Gesamthilfe für die menschlichen Prioritäten Grundbildung, elementare Gesundheitsvorsorge, Trinkwasser sowie Ernährungs- und Familienplanungsprogramme ausgegeben. Länder mit hohen Militärausgaben erhalten ungefähr die doppelte Menge an Hilfeleistungen wie Länder mit mittleren Ausgaben. Auch seitens der Bundesregierung gibt es einen krassen Widerspruch zwischen politischer Erklärung und tatsächlicher Handlung in diesen Bereichen.

16. GERMANWATCH appelliert eindringlich an den Deutschen Bundestag, den Artikel 16 GG unverändert zu lassen und stattdesen eine grundlegende Überprüfung der bisherigen Rolle Deutschlands im Nord-Süd-Konflikt als ersten Schritt zu einer Bekämpfung der Fluchtursachen vorzunehmen.

Alle reden von "wilder Ehe" Keine Bundesbahn Card für unverheiratete Paare

"Ist die Bundesbahn so weit hinterm Mond?" fragt FR-Leser Peter L. "Ist sie ein Dienstleistungsunternehmen oder eine obrigkeitsgeile Behörde?" Seine ganze Empörung kann L. zu seinem Bedauern nicht in die richtigen Worte fassen, "weil ich sonst mit Paragraph 185 Strafgesetzbuch in Konflikt gerate." - Der Hintergrund von L.s Empörung: Für sich und seine Familie wollte L. in einem Reisebüro an der Zeil eine Bahn Card erstehen, da er gerade aus "Umwelt- und anderen Gründen" seinen Wagen verkauft hatte.

Der Kauf scheiterte jedoch an der Tatsache, daß L. mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind seit neun Jahren ohne Trauschein zusammenlebt, in "eheähnlicher Gemeinschaft", wie er sagt. Die ermäßigten Karten für 110 Mark aber erhalten nur Ehepaare. "Will die Bahn, daß ich und meine Familie mit dem Zug fahre oder nicht?" möchte L. wissen.

Mit der Bahn Card für 110 Mark kann eine Familie ein Jahr zum halben Preis verreisen - "unter der Bedingung, daß mindestens zwei Familienmitglieder, zum Beispiel Mutter und Kind, zusammen reisen", erklärt Bundesbahn-Sprecher Hartmut Lange. Alleinstehende dagegen kostet diese Vergünstigung den doppelten Preis, 220 Mark. Nur den halben Preis zahlen Rentner, Studenten oder alleinerziehende Väter und Mütter. Die Mutter beispielsweise kann die 110 Mark teure Karte für sich und ihre Tochter erstehen; der mit ihr ohne Trauschein zusammenlebende Vater zahlt noch einmal 220 Mark für die Single-Karte. "Wir machen das, weil es sonst nur noch ,Paare' in Deutschland gibt", erklärt Bahnsprecher Lange, "das kann ja keiner kontrollieren, ob die wirklich zusammenleben." Wenn die Partner aber ihren gemeinsamen Wohnsitz für sich und ihr Kind nachweisen können? "Dann geht das auch nicht", sagt Lange.

In einer offiziellen Stellungnahme teilt die Bundesbahn mit, ihre Preisgestaltung orientiere sich "an der gültigen Gesetzgebung des Familienrechtes". Unverheiratet zusammenlebende Personen genössen keinen "rechtlich sanktionierten Status".

Ein weiteres Motiv, Familien ohne Trauschein die Ermäßigung zu verweigern, nennt die Bundesbahn in schöner Offenheit: "Aus Gründen der Sicherung der Fahrgeldeinnahmen" sehe die Bahn keine Möglichkeit, unverheirateten Paaren Bahn Cards zu verkaufen. mku

Verkehrsentlastung für Nied Teilstück der B 40a im November fertig

NIED. Das neue Teilstück der Bundesstraße 40 a wird voraussichtlich im November fertig. Fast vier Jahre wurde an dem Straßenabschnitt zwischen Mainzer Landstraße und Schwanheimer Brücke gebaut. Zuletzt rollten noch die Dampfwalzen über die 1,7 Kilometer frischen Aspahlt; bald fahren dort Autos.

Damit kann der im Frühjahr angekündigte Termin nach Angaben von Gabriele Dehmer eingehalten werden. Die Leiterin des Straßenbauamtes schätzt die Baukosten auf zwölf bis 15 Millionen Mark. Geplant waren zehn Millionen.

Das Projekt wurde teurer, weil das Gelände um den neuen Straßenabschnitt verseucht war. Die kontaminierte Erde mußte erst abgetragen werden.

Die Verbindung zwischen Mainzer Landstraße und Schwanheimer Brücke wird vor allem Nied entlasten. Pendler, die gen Schwanheim fahren, können den Stadtteil künftig umkurven. Auch der Anschluß an die A 66 ist schneller zu erreichen, denn die Autofahrer müssen nicht mehr die Kreuzung Mainzer Landstraße / Nieder Kirchweg umfahren.

Höchst wird die neue Verbindung kaum entlasten: Über den Höchster Weg könnten Autofahrer zwar zur Schwanheimer Brücke gelangen. Wenn aber ab Dezember die neue Walter-Kolb-Fähre eingesetzt wird, kommen sie nur noch ohne Wagen über den Main. Eine Möglichkeit, den Fluß zu überqueren, böte dann die Leunabrücke. Doch ob und wann die Brücke angebunden wird, steht derzeit noch nicht fest. clk

Bei der neuen Schrift geht es um fünf Hundertstel Die meisten Wetterauer Schulkinder lernen bereits die schnellere vereinfachte Ausgangschrift

WETTERAUKREIS. Denken sie an ihre Schulzeit zurück, liebe Leserinnen und Leser. Können sie sich noch an die Brause-Schreibhefte erinnern? An die Schönschrift in den Westermann-Fibeln, die wir mühsam nachmalen mußten? Als Erwachsene haben wir diese kringelreiche Kalligraphie weit hinter uns gelassen. Die Großbuchstaben setzen wir wie gedruckt aufs Papier, ohne Wellenlinien und Drehrichtungs-Wechsel. Die römischen Rundbögen des kleinen m und n, des w und u sind zu "Girlanden" geworden, die man viel schneller schreiben kann. Dennoch wunderten sich manche Eltern, als ihre Kinder in der Friedberger Musterschule plötzlich nicht mehr die Schönschrift aus den Westermann-Fibeln lernten. Sondern die vereinfachte Ausgangschrift. Nach Schätzung der Friedberger Schulrätin Magdalene Haas übt bereits die Hälfte der Wetterauer Grundschulkinder diese neue Schrift. Zur Irritation ihrer Eltern beginnen die Sprößlinge das kleine e bei den Hausaufgaben nicht mehr auf der Grundlinie, sondern höher, am Köpfchen. Es endet mit einem ungewöhnlich hoch gezogenen Strich. Warum? Birgit Hollender vom Elternbeirat der Musterschule bat den Professor und Schrift-Erfinder Kurt Warwel zum Vortrag.

Die vereinfachte Ausgangschrift sei um 20 Prozent schneller zu schreiben, behauptete der Frankfurter Grundschuldidaktiker vor den Eltern in der Musterschule. Mit der vereinfachten Ausgangschrift habe sie gute Erfahrungen gemacht, sagte auch Schulrätin Haas später zur FR. "Die Kinder können die Wörter deutlicher gliedern und schneller schreiben. Die Rechtschreibung ist auch besser". Kurt Warwel: "Die Schrift bleibt lesbar, obwohl sie sich individuell entwickelt." Linkshänder und ausländische Kindern lernen die neuen Buchstaben leichter als die alte Version, so der Professor. Die von ihm und einigen Kollegen bereits 1973 entwickelte Reform-Schrift habe sich an den Frankfurter Grundschulen fast völlig durchgesetzt.

Allzuviele Mängel habe nämlich die nach dem Zweiten Weltkrieg von einem gewissen Melchior im Darmstädter Westermann-Verlag entwickelte Schönschrift unserer Kindertage. Beim kleinen h müsse das Kind zum Beispiel zweimal die Drehrichtung wechseln. Beim Wort "Sachen" gebe es in der althergebrachten Schönschrift sieben Drehrichtungs-Wechsel. Erwachsene meiden diese Wechsel, wo immer es geht.

Bei Schreibtests mit 3000 Frankfurter Kindern stellten Warwel und seine Kollegen fest, daß die Kleinen oft für fünf Hundertstel Sekunden den Stift anhalten. Manche an der unteren Grundlinie, manche an der oberen, andere Kinder irgendwo im Verlauf eines Wortes. Es fällt ihnen nämlich schwer, den Übergang von einem Buchstaben zum nächsten zu finden. Die althergebrachte Schreibschrift des Herrn Melchior ist nach Warwels Auffassung unlogisch: Wenn sein kleines e allein oder am Wortende steht, hört es unten auf. Folgt dahinter jedoch ein r, müßte eigentlich eine Lücke zwischen dem e-Ende und dem höherliegenden r-Anfang sein. Willkürlich werden sie mit einem Strich verbunden. Kein Wunder, daß die Kinder die erlernten Einzelbuchstaben in diese Schreibschrift nur mühsam integrieren. Und auch Schwierigkeiten haben, beim Lesen die einzelnen Buchstaben zu erkennen. Das findet jedenfalls Kurt Warwel.

Als Mitglied einer bundesweiten Arbeitsgemeinschaft schuf er deshalb die vereinfachte Ausgangschrift. Die Großbuchstaben werden den Kindern darin gleich so beigebracht, wie sie die Erwachsenen schreiben: wie gedruckt. Kleine Buchstaben fangen stets an der oberen Grundlinie an und hören dort auch auf. Um die Verbindung zum nächsten Buchstaben sicherzustellen, haben das kleine e, m, n, l, und alle einst unten endenden Zeichen einen Aufstrich bekommen. Drehrichtungswechsel werden vermieden. Beim kleinen t klaffen Auf- und Abstrich etwas auseinander; der Querstrich klammert und beendet den Buchstaben. Das kleine z bekommt wieder eine Unterschleife, wie sie in der Sütterlin-Handschrift unserer Großeltern und laut Warwel bereits bei den Phöniziern üblich war.

Am liebsten hätte Warwel die problematischen Rundbögen beim m, n, u und w zugunsten der eckigen Sütterlin-Formen abgeschafft. Denn die seien formstabiler als die Bögen. Doch die Mehrheit der "Arbeitsgemeinschaft Schreiberziehung" sprach sich dagegen aus.

Bei den Lehrern und Eltern löste die Schreib-Reform in den siebziger Jahren oft Proteste und bewegte Schulkonferenzen aus, erinnert sich Warwel. Vielleicht, weil jede Änderung der Orthographie Gewohntes in Frage stellt: Wer in jahrzehntelanger Übung endlich "das" und "daß" richtig zu schreiben lernte, den empört, daß nach neuester Expertenmeinung "daß" künftig nur noch wie "das" geschrieben werden soll. Doch wer kann uns zwingen, das ß wegzulassen? Und für die Kinder, die es nicht mehr lernen, wird das Schreiben leichter. KLAUS NISSEN

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20

Die Asyldebatte fördert einen unerwünschten kulturellen Wandel Sie lenkt von innergesellschaftlichen Konflikten ab und folgt politischen Strategien / Aus der Sicht von Psychologen

Mit großer Sorge beobachtet der Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) die gegenwärtige Radikalisierung der öffentlichen Auseinandersetzung über den Umgang mit Minderheiten, besonders anläßlich einer angestrebten Änderung des Asylrechts. Die mit Form und Tenor dieser Debatte verbunden politischen Änderungen haben aus Sicht der berufstätigen Psychologinnen und Psychologen nicht allein politische Auswirkungen, sondern drohen einen tiefgreifenden und nach geltenden Verfassungsnormen und Werten unerwünschten kulturellen Wandel in der Bundesrepublik einzuleiten, der auch die Arbeitsbedingungen psychosozialer Versorgung langfristig in Mitleidenschaft ziehen muß. Erste Symptome dieses Wandels sind die durchgehende Hysterisierung der politischen Rhetorik und das Wiedererstarken rechtsextremer Parteien.

Zur Schadensbegrenzung bereits eingetretener Fehlentwicklungen und zur Prävention weiterer Schäden an politischer Kultur und menschlicher Offenheit ist ein entschiedener und sorgfältiger Wandel der politischen Umgangsformen und Auseinandersetzungen dringend geboten. Der BDP fordert die politischen Akteure der Bundesrepublik Deutschland auf, von Kalkulationen mit vermeintlich erträglichen Folgekosten der Asylrechtsänderung abzugehen und öffentlich eine ursachenorientierte Diskussion sowohl der Migrationbewegungen wie vor allem der gesellschaftlichen Reaktionen und der eskalierenden Gewaltbereitschaft in der Bundesrepublik Deutschland nachdrücklich zu führen.

I. Diagnose

Der Zusammenbruch der osteuropäischen Gesellschaften hat eine Krise psychosozialer Identitäten in Osteuropa und Ostdeutschland nach sich gezogen. Damit verbunden traten Erschütterungen und Anomie-Erscheinungen auch im Westen auf (namentlich ein Verlust von Feindbildern und Projektionsmöglichkeiten). Diese makro-sozialen Belastungen traten als Stressoren zu wirtschaftlicher Unsicherheit und ökologischer Bedrohung hinzu und potenzierten sich z.T. mit ihnen. Ein Resultat dieser Entwicklung sind individuell und sozial frei flottierende, relativ objektungebundene und diffuse Zukunftsängste und ein Gefühl des Verlustes tragfähiger und vertrauenswürdiger gesellschaftlicher und persönlicher Bindungen. Ethnische bzw. kulturelle Minderheiten bieten sich als Objekt zur Kanalisierung dieser Verunsicherungen an, was sich in der Hysterisierung der öffentlichen Debatte über internationale Migration schon seit längerem vorbereitet hat.

Die gegenwärtige, vor allem von professionellen parteipolitischen Akteuren beherrschte öffentliche Diskussion über Migration und Migrationsfolgen konstruiert als ihren Gegenstand eine als homogen hingestellte Gruppe, die der "Ausländer" oder schärfer "Asylanten". Allein Blickwinkel und Wortwahl machen eine Minderheit als Problemquelle kenntlich und blenden die kulturellen Hintergründe, institutionellen Vorbedingungen und persönlichen Verstrickungen der grassierenden Gewaltbereitschaft gegen Minderheiten aus. Dieses Grundmuster für ein soziales Konstrukt - nämlich die Minderheit selbst zum Problem zu erklären, sie ohne Unterscheidungsvermögen zu vereinheitlichen und daher einer spontanen Ablehnung ohne Verständnisbereitschaft Vorschub zu leisten - läßt sich paradoxerweise stigmatisierend auch auf jene politischen Minderheiten übertragen die die Minderheit "der Ausländer" angreifen: "die Jugendlichen" ,"die Ostdeutschen", "die Rechtsextremen".

Die Auseinandersetzung über Änderungen des Asylrechts lenkt also von innergesellschaftlichen Konflikten und Deprivationen ab und ist erkennbar absichtsvoll auch von sachfremden Strategien politischer Mobilisierung bzw. Ruhigstellung geprägt. (. . .)

II. Auswirkungen

Angesichts dieser Entwicklung befürchtet der BDP langfristige Verschiebungen des öffentlichen und familialen Klimas, irreparable Dauerschäden an der politischen Kultur und damit mittelbar an den Chancen, individuelle Selbstentfaltung herrschaftsfrei zu erkunden. Denn ein ausschließender, stigmatisierender und rigider Umgang mit Minderheiten hat auch innergesellschaftlich extrem hohe qualitative Folgekosten.

(1) Politisch begündete kollektive Gewalttätigkeit wird als wirkungsvolles Mittel in politischen Konflikten vorgeführt und toleriert.

Ein erpresserisches Politik-Kalkül macht also Schule, und zwar in doppelter Hinsicht:

(a) Eine Akzeptanz für Gewalt als zielführendes, wenn nicht gar angemessenes Mittel zur Erreichung politischer Ziele wird hergestellt.

(b) Der Eindruck beginnt sich in der Bevölkerung zu verdichten, daß Teile des politisch-administrativen Systems die sozialen Brennpunkte von Migrationsfolgen absichlich unbearbeitet ließen (z. B. systematische Unterbesetzung von Abfertigunsbehörden für Asylanträge) und die gewalttätigen Ausschreitungen nicht mit allen Mitteln eindämmten (z. B. anfangs träge Polizeieinsätze vor Ausländerwohnheimen). Die wissentliche Duldung oder gar Eskalation von Problemen seitens der Eliten muß ebenfalls als legitimierbare Taktik politischer Kämpfe empfunden werden und Skrupel vor rücksichtslosem Vorgehen abbauen, politisches Vertrauen zersetzen und bei den Gewalttätern den Eindruck hervorrufen, daß die seitens mancher Bevölkerungsteile erlebte komplizenhafte Unterstützung auch Teile des politisch-administrativen Systems umfaßt. (2) Die Problemreduktion auf Minderheiten wirkt als selbsterfüllende Prophezeiung. Die politische Definition von Minderheiten als alleinige Problemquelle (seien es "die Ausländer" oder "die Rechtsextremisten" oder "die Ostdeutschen") hilft interessierten Organisationen, diesen Gruppen ein Wir-Gefühl einzuflößen. Reagiert das politisch-administrative System auf diese Gruppen im Sinne dieser stereotypisierenden Wahrnehmung, so wirkt diese Reaktion auf die zunächst nur "konstruierten" Gruppen zusammenschließend, mithin als selbsterfüllende Prophezeiung. (3) Opfer-Täter-Konstellationen tragen zur Radikalisierung bei.

Als Folge derartiger Entwicklungen polarisieren besonders die Opfer-Täter-Konstellationen nachhaltig die gesamte Gesellschaft, ihre sozialen Konstrukte, da differenzierende Sichtweisen systematisch verschüttet, ja obsolet werden. Dies leistet radikalen "Lösungen" Vorschub.

(4) Neue Rigididät als Faktor gesamtgesellschaftlichen Wertewandels.

Die Fähigkeiten und die Bereitschaft, offen mit dem "Fremden in uns" umzugehen, sich auf weniger vertraute oder verdrängte Persönlichkeitsanteile, Selbstkonzepte und Lebensentwürfe einzulassen, werden durch diese neuen Parameter politischer Kultur gesamtgesellschaftlich geschädigt, eine Neue Rigidität wird praktiziert. (. . .)

(5) Individuelles und soziales Vertrauen in das politisch-administrative System wird verspielt.

Die Gültigkeit und Durchsetzbarkeit rechtsstaatlicher Konfliktregelungen wird als einschränkbar erlebt, die Zuversicht, demokratischer Diskurs könnte konsensfähige und gerechte Konfliktlösungen herbeiführen, lächerlich gemacht. Die Inszenierung oder Duldung örtlicher, zeitlicher und gruppenspezifischer Einschränkungen der Öffentlichen Sicherheit führt deren Partikularisierung vor Augen und weckt Ängste, nicht zu jenen zu gehören, die mit dem offenbar knapp gewordenen (oder gemachten) Gut "Sicherheit" bevorzugt staatlich bedient werden. (. . .)

(8) Wohlstandschauvinistische Einstellung und nationale Überheblichkeitsgefühle: Die Abwertung des Status von Minderheiten befördert wohlstandschauvinistische Einstellung und die Ausbreitung diffuser nationaler Überheblichkeitsgefühle. Diese belasten die Politische Kultur in doppelter Hinsicht:

(a) Einerseits verstärken sie sich selbst durch wachsende Lernunfähigkeit gegenüber ungewohnten Verhaltensweisen oder unbekannten Subkulturen und Gruppen. (. . .)

(b) Andererseits führen sie weitere innergesellschaftliche Entsolidarisierungsprozesse herbei, da sie privatistische Konkurrenz anheizen und dazu führen, psychosoziale und sozio-ökonomische Verelendung als "natürlich" und unveränderlich anzusehen.

Dadurch wird schon kurzfristig der innerdeutsche Ost-West-Konflikt vertieft statt gelöst. Langfristig wird die gesellschaftliche Bewältigung von sozialen Problemen generell verengt. (. . .)

III. Konsequenzen

B) Das Vier-Punkte-Programm des BDP:

(1) Der BDP fordert von den politischen Amtsträgern eine umgehende Versachlichung der Debatte und die Vermeidung jeder Andeutung von Kriminalisierung und Stigmatisierung gesellschaftlicher, kultureller und ethnischer Minderheiten. (. . .)

(2) Der BDP verweist auf die Notwendigkeit, kurzfristig alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den tatsächlichen und psychologischen Problemdruck in der Zuwanderungs- und Asylfrage abzubauen. Die Diskussion über die erforderlichen Maßnahmen darf allerdings nicht so gestaltet sein, daß massenhysterische Reaktionen weiter gefördert werden.

(3) Der BDP fordert dazu auf, Verständigungs- und Kommunikationsbemühungen nachdrücklich zu fördern. Versuchen, solche Bemühungen als Tendenzen zur Duldung gewalttätiger Ausschreitungen zu diffamieren, muß entschieden entgegengetreten werden. (. . .)

(4) Der BDP empfiehlt dringend langfristige Maßnahmen zur Entfaltung der Partizipationsformen wie Runde Tische, Zukunftswerkstätten o. ä. Diese Formen können Modelle offener, vertrauensgetragener Verständigungsformen bilden und Räume für die Ausbildung der erforderlichen Kompetenzen anbieten. (. . .)

Wolfsschanze wird Museum

WARSCHAU, 11. Oktober (AFP). Die Wolfsschanze, das ehemalige Hauptquartier Adolf Hitlers im nordostpolnischen Ketrzyn (Rastenburg), soll in ein Museum zu Ehren des Widerstandskämpfers Graf von Stauffenberg umgewandelt werden. Das Waldgelände mit Bunkern, die die Deutschen bei ihrem Rückzug sprengten, soll zusammen von der Gemeinde Ketrzyn, der österreichischen Gesellschaft Carpatia und der polnischen Firma Wilczy Szaniec bewirtschaftet werden. Dies kündigte der Sprecher von Wilczy Szaniec, Tadeusz Wazynski, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP an. Die Wolfsschanze solle touristisch erschlossen werden, aber nicht zu einem "Disneyland" werden, sagte Wazynski. Es sei geplant, in einiger Entfernung von der historischen Stätte ein Hotel zu bauen. Bislang können Gäste lediglich in einer Baracke übernachten, die einst von Offizieren der Wehrmacht genutzt wurde.

Am 20. Juli 1944 war Hitler in der Wolfsschanze nur knapp einem Attentat Stauffenbergs entgangen.

Von Specht droht mit Klage Stadt Dreeich will Burgfestspiele übernehmen

Die Burgfestspiele Dreieichenhain sollen von der Stadt Dreieich (Kreis Offenbach) in eigene Regie übernommen und die Finanzierung über den städtischen Haushalt abgewickelt werden. Als organisatorischer und künstlerischer Leiter ist der Chef der Bürgerhäuser, Gustav Halberstadt, vorgesehen, berichtete Bürgermeister Bernd Abeln dieser Tage. Wenn die Stadtverordnetenversammlung dem neuen Konzept zustimmt, wäre der bisherige Veranstalter, die Konzertdirektion Mirco von Specht, aus dem Rennen.

Um den Anwohnern der Freilichtspiele entgegenzukommen, von denen sich einige über die Dauer der Veranstaltungen beschwert hatten, sind nach den Vorstellungen der Stadt innerhalb von vier bis fünf Wochen nur noch 25 Spieltage vorgesehen. Die geschätzten Kosten für das reduzierte Programm liegen nach Bernd Abeln bei 1,2 Millionen Mark. Mit Einnahmen von etwa 900 000 Mark errechnet sich ein städtischer Zuschuß von 300 000 Mark. In diesem Sommer waren in neun Wochen 40 Freilichtveranstaltungen innerhalb von neun Wochen vorgesehen, die zum Teil wegen schlechten Wetters in das Bürgerhaus Sprendlingen verlegt werden mußten. Bei einem Etat von 2,5 Millionen Mark hatte die Stadt einen Zuschuß von 120 000 Mark übernommen. Das erwartete Defizit von etwa 300 000 Mark muß der private Veranstalter tragen.

Trotz dieses Fehlbetrages ist Mirco von Specht nicht bereit, auf die Festspiele zu verzichten. "Das sind meine Festspiele, die von mir gegründet und bekannt gemacht wurden". Nach fünfjähriger Aufbauphase gebe es inzwischen ein festes Stammpublikum, Kontakte zu Künstlern und auch eigene Produktionen. Die Stadt habe ihn zwar technisch unterstützt, sei aber mit ihrem Zuschuß von jetzt 120 000 Mark Zuschuß nicht Eigentümer der Festspiele. Deshalb könne sie die Veranstaltung auch nicht an sich ziehen. Diesen Standpunkt will von Specht nötigenfalls auch gerichtlich vertreten. lhe/ma

China: Geschäfte statt Politik

Ein Ritual läuft ab, wenn auch ein seltenes. Am heutigen Montag beginnt in Peking ein Kongreß der Kommunistischen Partei Chinas, der erste seit 1987. Es gilt, die für die nächsten fünf Jahre gültige Parteilinie zu verabschieden und eine Reihe von führenden Positionen neu zu verteilen. Doch privat reden auch die Politiker lieber vom Geldverdienen. Dem Willen des Patriarchen und Reformarchitekten Deng Xiaoping entsprechend soll auf diesem 14. Parteikongreß eine große Anzahl jüngerer und reformfreudiger Kader befördert werden. Als inhaltliches Leitmotiv für die Versammlung hat die Partei vor Wochen den Slogan vom Aufbau einer "sozialistischen Marktwirtschaft" ausgegeben. Was das genau sein soll, weiß jedoch niemand - und das wiederum scheint niemanden besonders zu irritieren. Schon auf seiner inzwischen legendären Reise nach Südchina zu Anfang dieses Jahres hatte Deng eine Beschleunigung der Wirtschaftsreformen gefordert, die er selbst Anfang der achtziger Jahre begonnen hatte. Dengs Äußerungen, besonders seine Aufforderung zu mehr "marktwirtschaftlichen" Experimenten, sollen nun als "Deng-Theorie" zur offiziellen Parteilinie erhoben werden. Einige Beobachter sehen in dem Parteitag die letzte Chance für den inzwischen 88jährigen Deng, seine Reformpolitik für die kommenden Jahre fest zu verankern. Und die jetzt verteilten Führungsposten könnten eine wichtige Vorentscheidung für den nach Dengs Tod zu erwartenden Machtkampf bedeuten. Doch das gleiche hörte man auch schon vor dem letzten Parteitag im Jahr 1987.

"Der schwammige Begriff ,sozialistische Marktwirtschaft' läßt vermuten, daß die Reformer auch dieses Mal eine Menge Kompromisse mit den stalinistischen Planwirtschaftlern eingehen mußten", sagt ein westlicher Diplomat in Peking. In den vergangenen Wochen hatten die chinesischen Zeitungen Andeutungen gedruckt, wie das neue Mischsystem aus Markt und Plan aussehen könnte. Demnach soll sich etwa die Zentralregierung künftig weniger in die Führung großer Staatsbetriebe einmischen, und "Marktmechanismen" sollen gestärkt werden. Zwar soll ein Teil der unrentablen Unternehmen privatisiert werden, doch der Löwenanteil der chinesischen Wirtschaft soll weiterhin Staatseigentum bleiben.

Obwohl die wichtigsten Personalentscheidungen schon lange vor dem Kongreß gefallen sind - etwa während der üblichen Sommertreffen der Altpolitiker im Badeort Beidaihe -, wurde zuvor in gewohnter Geheimniskrämerei wenig an die Öffentlichkeit weitergegeben. Auch die knapp 2000 Delegierten werden erst während des Parteitages mit der vorbereiteten Namensliste für das neu zu wählende Zentralkomitee überrascht. Die Liste der Kandidaten ist traditionell nur wenig länger als die der zu vergebenden Posten. "Die Delegierten werden eine Woche lang viel essen, schlafen und ab und zu den Arm heben", sagt ein chinesischer Journalist.

Unmittelbar nach dem Ende des Parteikongresses wird dann das neugewählte Zentralkomitee zusammentreten und ein Politbüro benennen, das Führungsgremium der Partei. Wer in das bisher 14köpfige Politbüro und dessen mächtigen Ständigen Ausschuß aufsteigt, darüber gibt es unzählige Spekulationen. So wird von einem angeblichen Handel zwischen Deng und seinem Widersacher Chen Yun gemunkelt, das Amt des Parteichefs vorerst nicht neu zu besetzen.

Parteichef Jiang Zemin, obwohl als eher konservativ verrufen, wird also seinen Posten voraussichtlich behalten - doch das sagt in China wenig über die wirklichen Machtverhältnisse aus. "Sowohl Premier Li Peng als auch Parteichef Jiang werden ihre Macht stärker als bisher mit getreuen Deng-Leuten teilen müssen", sagt ein chinesischer Beobachter voraus. Offenbar soll das Politbüro um einige Sitze erweitert werden, um Platz für Deng-Schützlinge zu schaffen.

Im Vorfeld des Kongresses war lange spekuliert worden, ob nun endlich eine Entscheidung über das weitere Schicksal des kurz vor dem Pekinger Massaker im Jahr 1989 gestürzten Parteichefs Zhao Ziyang getroffen wird, der seither unter Hausarrest steht. Bisher deutet jedoch nichts auf eine Klärung des "Falles Zhao Ziyang" hin.

So scheint der Kongreß vor allem in einer Hinsicht zu einem "historischen Ereignis" (Premier Li Peng) zu werden: Noch nie waren die Chinesen weniger an einem Parteitag interessiert als an diesem. "In China reden alle nur noch vom Geldverdienen, von Parteipolitik läßt sich heute kaum noch jemand ablenken", beschreibt ein westlicher Geschäftsmann die vorherrschende Stimmung. Auch die Partei-Elite ist schon von dem "Marktwirtschafts-Fieber" angesteckt. Ein Beispiel dafür ist der Rat, den ein langjähriger Weggefährte Maos und hochrangiger Parteikader kürzlich seinem Sohn gab: "Mein Leben lang habe ich für die Revolution gearbeitet. Wenn du schlau bist, machst du lieber Geschäfte."

Walldorfer Bücherei meldet große Nachfrage

MÖRFELDEN-WALLDORF. Post aus dem thüringischen Walldorf an der Werra ging dieser Tage in der Stadtbücherei von Mörfelden ein. Absenderin: Kerstin Braun, Leiterin der Walldorfer Bücherei, die sich noch einmal schriftlich für die aus Mörfelden-Walldorf spendierten Sachbücher bedankte. Die Bücher waren vom Erlös eines Büchereiflohmarktes gekauft und vom Ersten Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran und Büchereileiterin Eleonore Frank Anfang September in Thüringen übergeben worden.

Hintergrund der Geschenk-Aktion: Das kleine Städtchen an der Werra hält, trotz der nach der Wende aufgetretenen finanziellen Schwierigkeiten, seine Bücherei offen. Das fand man in Mörfelden-Walldorf lobens- und unterstützenswert.

Die Bücher sind zwar noch nicht alle für die Ausleihe vorbereitet, doch "es kamen schon viele Leute, schauten sich die noch nicht eingearbeiteten Bücher an, wählten aus, was sie gerne entleihen würden", berichtet Kerstin Braun. "Sie haben uns wirklich geholfen und damit in gewisser Weise unsere Hoffnung auf Weiterexistenz gestärkt." wal

Knallende und klirrende Geräusche stören die Ruhe Anwohner der Feldbergstraße fühlen sich durch die Glascontainer gestört / Tag und Nacht werden Flaschen eingeworfen

STEINBACH. Die Nerven von Ilse B. in der Feldbergstraße liegen blank. Jeden Tag erschrickt sie mehrmals über knallende und klirrende Geräusche. Beim Telefonieren versteht sie oft ihren Gesprächspartner nicht, und mit der Ruhe am Wochenende ist es auch nicht weit her. Die Lust, klassische Musik zu hören, ist ihr durch den Lärm vergangen, ihre Balkontür und die Fenster läßt sie nur noch ungern offen. Was Ilse B. und ihren Mann so stört, ist der Altglas-Container schräg gegenüber ihrem Haus. Genaugenommen der Lärm, der beim Einwerfen von Flaschen und Gläsern entsteht. "Der Schall breitet sich hier zwischen den Häusern wie in einem Amphitheater aus", sagte Ilse B., "es ist nicht auszuhalten." Der Krach sei schlimmer als Auto- und Fluglärm, da er unregelmäßig und mit einem Schlag auftrete. "Viele Leute halten sich auch nicht an die vorgeschriebenen Zeiten", berichtet die Lärmgeschädigte, "manche fahren am Sonntag nachmittag mit einem Kofferraum voller Flaschen vor. Dann ist es mit der Ruhe vorbei." Umweltschutz ist für Ilse B. wichtig, doch müsse es auch einen Schutz vor Lärm für sie und die anderen Anwohner geben.

Vor einigen Monaten hat sie sich in einem Brief bei der Stadtverwaltung über die Belästigung beschwert. Die Antwort war aus ihrer Sicht jedoch unbefriedigend: Die Stadt habe ihr nur mitgeteilt, daß sie sich mit dem Lärm abfinden müsse, andere Einwohner ertrügen noch schlimmere Belästigungen.

Wolfgang Gehrig, Leiter des Steueramtes und für die über 20 Altglascontainer in Steinbach zuständig, sind Briefe wie der von Ilse B. nicht unbekannt. "Etwa einmal pro Vierteljahr beschwert sich jemand", sagt er. Er wirbt jedoch um Verständnis: "Das Aufstellen der Container im dicht besiedelten Steinbach bringt in einem gewissen Bereich leider immer Belästigungen mit sich." Die Container ausschließlich am Stadtrand zu plazieren, sei keine Lösung, da viele Bürger einen langen Anfahrtsweg scheuten und ältere Menschen dazu auch oft nicht mehr in der Lage seien.

Eine spürbare Minderung der Lärmbelästigung erwartet Gehrig für Anfang nächsten Jahres. Alle Container sollen dann durch neue Modelle ersetzt werden, die mit Kunststoff ausgeschäumt und damit geräuschgedämpft sind. Außerdem sind sie so gebaut, daß weißes, braunes und grünes Glas getrennt recycelt werden kann. Zur Zeit laufen zwischen Stadt und Entsorgungsunternehmen die Verhandlungen.

Entscheidend ist für Gehrig jedoch die Rücksichtnahme der einzelnen Bürger. "Es wäre viel geholfen, wenn die Ruhezeiten eingehalten würden", betont er. "Ich appelliere an alle Steinbacher, das im Interesse der Anwohner auch zu tun."

Altglas in die Container werfen sollte jeder umweltbewußte Bürger nach Anordnung der Stadt von Montag bis Freitag zwischen 8 und 13 Uhr sowie 15 bis 18 Uhr. Da der dabei entstehende Lärm auch eine Art Umweltverschmutzung ist, sollte in der übrigen Zeit darauf verzichtet werden, vor allem abends und am Wochenende. jom

Neue Türme und Stege "sind umgeweltgerecht"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Knapp 19 300 Mark kostet die neue Kombispielanlage, die für den Spielplatz in der Niddastraße angeschafft wird. Die Anlage besteht aus drei durch Tunnel- und Wackelsteg miteinander verbundenen Türmen und hat nach Meinung des Magistrates den Vorzug, "umweltgerecht" zu sein.

Wie Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran erläuterte, besteht die Anlage aus Lärchenholz, das gegen Pilzbefall resistent sei. Auch würden umweltfreundliche Farben verwandt. wal

Mit Lärm und Nationalismus kommt die neue Zeit Lettische Schwierigkeiten beim langen Abschied von den Relikten der sowjetischen Ordnung Von Karl Grobe

Ohrenklappen tragen sie nicht, die jungen Frauen am Fließband. Die erste automatische Lippenstift-Verpackungsanlage in Europa, wie Direktor Ilja Gercikovs seine Einrichtung stolz nennt, würde jeglichen personenbezogenen Lärmschutz ohnehin durchdringen. Damit anderes als das bis zur Schmerzschwelle kletternde Klappern der Förder- und Verpackungsapparate an die Trommelfelle gelangt, hat die fürsorgliche Betriebsleitung einige Lautsprecherboxen aufgehängt. Aus denen tönt es wie in westeuropäischen Supermärkten, nur natürlich lauter, und die Musik soll nicht die Kauffreude heben, sondern die Arbeitsproduktivität.

Die jungen Frauen am Fließband werden außerdem durch die Technik zu rascherer Arbeit angehalten. Aus der Maschine rollt ein Förderband. Darauf stehen, bis zum Anschlag aufgeschraubt, nagelneue Lippenstifte. Da heißt es genau hingreifen; eine blitzschnelle Drehung, ob der Stift sich bewegen läßt; ein Blick mit gelinder Mißbilligung, wenn's nicht funktioniert; so ungefähr jeder dritte Stift fliegt mit Schwung in die Kiste. Zwei Arbeiterinnen sitzen einander gegenüber, kontrollieren und stülpen mit monotonem, mehrere hundertmal in der Minute wiederholtem Handgriff die Kappe auf das Endprodukt, sofern es die Überprüfung bestanden hat. Die Kollegin nebenan packt ein und versiegelt. Ringsum rattern, rattern, rattern Transport- und Montiergeräte, als wären sie fürs Krachmachen angeschafft worden.

Direktor Gercikovs ist stolz auf seinen Betrieb. Er hat, als es noch eine Sowjetunion gab, von Riga aus deren ganzes Territorium mit Kosmetika versorgt, "Dzintars", was "Bernstein" bedeutet, ist Marktführer gewesen kraft der lettischen Qualität seiner Erzeugnisse. Nun muß der Betrieb sich auf dem Weltmarkt behaupten. Wer kennt schon "Dzintars"? Vielleicht der dänische biznesman, der 15 Prozent der Anteile erworben hat; gewiß der lettische Staat, dem 29 Prozent gehören, und ganz sicher die Belegschaft, die über 56 Prozent der paja hält, was die Dolmetscherin mit "Aktien" übersetzt; eigentlich sind es aber Anteilscheine.

Gercikovs versteht sich als Manager. Er, ein Russe, der seinen Lamens in lettischer Orthographie schreibt und ein wundersam verqueres Deutsch spricht, sieht auf dem GUS-Markt schwere Probleme; dort, so klagt er, ist in keiner Regierung ökonomischer Sachverstand versammelt, dort haben Physiker, Lehrer und Journalisten das Sagen; was verstehen die wohl von der Ökonomie? Wie können die wohl seinen wunderbaren Betrieb vor der unlauteren Konkurrenz aus der weiteren Nachbarschaft schützen, die hemmungslos mit geklauten französischen Namen wirbt, obwohl sie eigentlich polnisch oder bulgarisch ist? Der ehrliche Name des Bernsteins kommt nur mühsam dagegen an. Da muß "Dzintars" eben seine von zwanzig Ärzten kontrollierte Natur-Kosmetik in Ägypten verkaufen.

Gercikovs leitet den Betrieb seit 18 Jahren. Das Managen, das damals noch nicht so hieß, hat er in einer Zuckerfabrik gelernt; nun, auch ein kußechter Lippenstift ist süß. Er meint es gut mit seinen tausend Arbeiterinnen: 25 000 Rubel verdienen sie im Monat, sagt er, und dafür kann man den Lärm wohl aushalten. Das sehen die Fließband-Frauen nicht ganz so. Sechstausend verdienen sie wirklich, mit allen Zuschlägen vielleicht allerhöchstens elftausend. Wohl, die Direktionssekretärin gesteht uns, daß sie 18 000 im Monat einnimmt. In den Banken, die gern lettische Rubel für westliche Valuta verkaufen, könnte man dieses Gehalt in gut 140 Mark umtauschen. Das macht die Relationen klar. Dafür hat sie ihren Arbeitsplatz auch sicher, solange es "Dzintars" gibt.

Die Frauen am Band hingegen, sie haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Da klagt man nicht über den Lärm. Da läßt man sich vom Fließband schneller und schneller antreiben. Die Produktivität muß wachsen. Es ist Marktwirtschaft. Übrigens: "Dzintars" zahlt wesentlich besser als Rigas Industrie im allgemeinen, das macht betriebstreu.

Die andere Seite läßt sich hinter dem Hauptbahnhof der Millionenstadt in den vier Hallen besichtigen, die in den dreißiger Jahren für Zeppeline gebaut worden sind und seitdem mangels Luftschiffen den größten Markt der ehemaligen UdSSR beherbergen. Da stehen wir ratlos vor den weit ausladenden, durch die Fülle des Angebots Überfluß suggerierenden Ständen mit den Erzeugnissen der genossenschaftlichen Agrarunternehmen: das Kilo Rindfleisch für vierhundert Rubel, eine Piroge mit Käsefüllung hingegen schon für sechs; dafür muß man gar Schlange stehen. Sechs Rubel? Viereinhalb Pfennig, zum Tageskurs. Für die einheimischen Käufer und Seh-Leute, die meist nicht mehr Rubel verdienen als ihre deutschen Kollegen harte Mark, ist der Spaß teurer.

Draußen, zwischen den Hallen und inmitten tiefer Pfützen, die der Herbstregen auf den Markt geworfen hat, bieten die Privaten Gemüse und allerlei andere Landesprodukte an. Tomaten soll man für fünfzig Rubel das Kilo kaufen; wer kann das? Am Ausgang, im Schatten des Zuckerbäckerstil-Hochhauses der Akademie der Wissenschaften, versetzen andere Private, was sie auf dem Leib haben, die bei diesem Wetter eigentlich unverzichtbare Lederjacke für fünfstellige Summen. Die Szene: Männer mit halbgeöffneten Jacken, ein Dutzend in einer Reihe im Gedränge; das erinnert eine kritische Beobachterin aus Hamburg an eine Reihe Exhibitionisten, und es ist doch nur Illustration materieller Armut.

Lettland, so hat es uns Ojars Kehrins vor einigen Stunden erläutert, wird noch geraume Zeit ein Land mit sehr niedrigen Löhnen sein. Kehrins, 1956 geboren, Wirtschaftsdozent mit Erfahrungen beim Internationalen Währungsfonds, ist seit zwei Jahren Leiter der Staatsrats-Kommission für Wirtschaft. Ein baumlanger, eleganter Mann, der beim Treff des Establishments im exklusiven "Club 21" seine Prominenz sichtlich genießerisch spazierenführt; ein Realist, wenn er über die Ökonomie des Landes redet in leisen Tönen, die von Satz zu Satz leiser werden; ein trauriger Riese, scheint es.

Kehrins analysiert die Arbeitslosigkeit: Vier Prozent der Arbeitsfähigen trifft sie jetzt, aber es werden mehr werden. Im Sommer haben zahllose Betriebe vier Wochen bezahlten und weitere vier bis sechs Wochen unbezahlten Urlaub verhängt. Ob sie alle wieder öffnen werden, wagt er nicht zu hoffen. Da kann die Arbeitslosenquote bis zum Winter sehr hoch werden, "wir hoffen, daß es nicht mehr als zwanzig oder 25 Prozent sein werden".

Das ist ein Erbe des alten Systems. "Bei siebzig Endprodukten", sagt Ojars Kehrins, "hat Lettland in der früheren Sowjetunion eine Monopolstellung gehabt." Früher, vor der Unabhängigkeit, stand eine hochspezialisierte, hochkonzentrierte Industrie im Land an der Düna. Jetzt ist sie vom Hinterland abgenabelt; und doch werden noch immer 87 Prozent des Außenhandels mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) abgewickelt, der Lettland nicht mehr angehört. In dieser Verflechtung liegt aber das Problem. Die Industrie, darin sind sich die lettischen Nationalisten mit den zahlreichen Russen im Lande einig, ist nach russischen Plänen mit russischen Arbeitern und russischen Produktionsanlagen für den russischen Bedarf entwikkelt worden; daß das Adjektiv "sowjetisch" lautete, war Verschleierung.

Es werden also vorwiegend russische Arbeitslose sein in einem Land, dessen regierende Kraft, die Tautas Fronte (Volksfront), ausgesprochen lettisch ist. Die politischen Vertreter der Russen im Lande sehen es mit Angst und Unbehagen. Vladilens Dozorcevs, Russe, 1939 in Riga geboren, Mitautor der ersten Volksfront-Programme, ist über deren nationalistische Radikalisierung bitter enttäuscht und gehört jetzt zur Opposition: "Beim Referendum über die Unabhängigkeit hat eine halbe Million Russen mit Ja gestimmt. Daher fühle ich mich von der jetzt betriebenen Politik beleidigt. Wenn ich von einem Termin aus Tula komme, muß ich ein lettisches Einreisevisum vorweisen und eine Aufenthaltsgenehmigung."

Er übertreibt vielleicht in bißchen. Er könnte sich leichter als die Zuwanderer die Staatsbürgerschaft beschaffen. Die von jeher oppositionelle Mathematik-Professorin Tatjana Zdanoka, deren Familie 1951 auf der Flucht vor dem Stalinismus ins etwas weltoffenere Riga gekommen ist, sieht deutlicher die soziale Dimension der Staatsbürgerfrage. Nur Letten können bei der Privatisierung Eigentum erwerben, "hier aber wird die Hälfte der Bevölkerung von der Staatsbürgerschaft, also auch vom Eigentum, erst einmal ausgeschlossen". Wohin sollen die Russen, die nicht Letten werden wollen oder können, denn gehen? Nach Pskow, nach Nowgorod, in die unmittelbare Nachbarschaft werden sie gehen, sagt Frau Zdanoka, "und das sind die besten Vertreter der nichtlettischen Bevölkerung, hochqualifizierte Arbeiter, Ärzte, Programmierer. Sie werden dort aber keine Freunde des sie vertreibenden Staates sein".

Denen, die bleiben, bietet die Landreform auch keine Perspektive. Besitz haben schon am Anfang der Unabhängigkeit, vor einem Jahr, an die neuntausend Neu-Bauern erworben, im Durchschnitt zwanzig Hektar. Nur: Das nützt ihnen noch nicht viel. Lettlands Agrarsektor beruht zu drei Vierteln auf der Fleisch- und Milchproduktion - aber nur zwei von fünf Betrieben haben Melkmaschinen, nur sieben von hundert eine Milch-Kühlanlage, und Schlachthöfe haben nach wie vor nur die großen (bisher) "sozialistischen Betriebe", von denen es 1988, in einem Land traditioneller Einzelbauernschaft, genau 651 gab - dafür gab es damals keine Einzelbauern mehr.

Die Neu-Landwirte murren. Die technische Rückständigkeit hat das alte System verursacht. Wer hat es aufgebaut? Die Russen. Die findet man nicht im Agrarsektor; der ist schon immer zu neunzig Prozent lettisch gewesen. Die Bauern werden nationalistisch, um so mehr, je kleiner ihre Betriebe sind. Doch auch den großen blüht in der Zukunft der Weizen nicht. Der Wirtschaftspolitiker Ojars Kehrins will, im Gegensatz zu manchen Tautas-Fronte-Politikern, die Agrarproduktion am liebsten um ein Drittel oder gar die Hälfte herunterfahren; "die Schere zwischen Öl- und Agrarpreisen geht immer weiter auf, für Landwirtschaftsprodukte kann man immer weniger Energierohstoffe kaufen - und Lettland ist ganz vom Energieimport abhängig".

Darum wird die Millionenstadt Riga nicht beheizt in diesen kühlen, regnerischen Herbsttagen. Das treibt die Stimmung der überwiegend slawischen Bevölkerung (48 Prozent Russen, je zehn Prozent Ukrainer und Bjelorussen) gegen den Gefrierpunkt. In dieser Stadt, in der sie gelebt und gearbeitet haben wie in jeder anderen sowjetischen Stadt, sind sie nun Fremde, im besten Fall russische Gastarbeiter, bald gar arbeitslose Ausländer. Die Stadt entfremdet sich ihnen auch von selbst. Die Straßenschilder im Zentrum sind mit schlagfester Farbe übermalt, die kyrillische Schrift ist bis zur Unlesbarkeit überdeckt, man spricht und schreibt Lettisch - wie 37 Prozent der Einwohner. Früher war die russische Nation viel gleicher als die anderen; jetzt steht sie auf der untersten Sprosse der sozialen Leiter, und uns West-Ausländer sehen sie, denen das Dasein als Ost-Ausländer neu und so ungewohnt ist, aus besonderer Perspektive. Unermeßlich reich und frei müssen wir für sie sein.

Wir haben noch einige lettische Rubelscheine übrig (sie stehen trotz des gleichen Namens höher im Kurs als die russischen). "Ach, wozu wollen Sie tauschen?" fragt Olga, Russin und lettische Staatsbürgerin aus Riga. "Kaufen Sie doch etwas. Kaviar kann ich Ihnen empfehlen." Kaviar aber gibt es im Devisengeschäft, das nur harte Währung nimmt, "immer die Elizabeta Iela hinunter, hinter der gelben Kirche, gleich rechts." Es ist nicht leicht zu entdecken im Nieselregen. Der Laden führt, wie es scheint, Textilien. Doch, Kaviar hat er auch. Das Döschen für vier Mark. Sechshundert Rubel (ins Lettische übersetzt). So viel Geld hat ein Rentner in der Millionenstadt für eine ganze Woche zur Verfügung. Wenn er das Glück hat, Lette zu sein.

Die Alten sind einfach nicht zu fassen Volle Terminkalender und jede Menge "action" / Generation im Unruhe-Stand Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel

as Debüt kam spät. Der Schlußap plaus im Frankfurter "Titania" ent ließ die Damen und Herren fortge-

D schrittenen Alters in eine neue "Karriere": die der Amateurschauspieler. Dies in einem Lebensabschnitt, wo der Mensch gemeinhin von der Bühne des öffentlichen Lebens abgetreten ist. Das Ensemble "Mixtour", unlängst bei den Frankfurter Seniorentheatertagen präsent, veranschaulicht ein gesellschaftliches Phänomen: Noch nie gab es so viele alte Menschen, und noch nie waren die Alten so jung.

In Frankfurt ist etwa jeder fünfte Einwohner jenseits der gesetzlichen Altersgrenze: Das städtische Amt für Statistik zählte im vergangenen Jahr 143 000 Personen, die unabhängig von der subjektiven Befindlichkeit der Gruppe der Senioren zugerechnet werden. Die Hälfte von ihnen, zwischen 60 und 70 Jahre alt, repräsentieren im strengen Sinne der sozialen Gerontologie die "neuen Alten".

Diese Alten ignorieren den von einer wohlmeinenden Sozialgesetzgebung verordneten Ruhestand, lassen ihn zum Unruhe-Stand werden und vertreten selbstbewußt den Anspruch auf jede Menge Leben. "Die sind sehr aktiv", bestätigt die Kasseler Wissenschaftlerin Maren Brakker, die an der Gesamthochschule Kassel in einer Arbeitsgruppe für Angewandte Soziale Gerontologie tätig ist. Dies gelte auffallend für die Frauen. Viele Frauen entdeckten etwa erst im (hohen) Alter die Lust am Sport, probierten Yoga, experimentierten mit Karate.

Längst haben Turnvereine reagiert auf die späte Freude an der Bewegung. So zählt die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft unter ihren 4700 Mitgliedern dreihundert Männer und Frauen, die erst im Rentenalter Spaß und Zeit am sportlichen Tun fanden. Seit zehn Jahren bietet der Verein Seniorensport - laut Sportreferentin Anne-Marie Pröll mit Erfolg.

(Fortsetzung auf Seite 20)

Die Gespräche zwischen Staat, Gewerkschaften und Arbeitgebern über einen Solidarpakt sollten nicht überfrachtet werden, meint Möllemann auf Seite 5.

Autos sollen aus der Innenstadt verschwinden Groß-Gerauer Grüne stellen Konzept vor: Weniger Parkplätze, mehr Verkehrsberuhigung

GROSS-GERAU. Ein Verkehrskonzept haben die Groß-Gerauer Grünen vorgelegt. Hauptziele: Die Belastung der Bürger durch den Autoverkehr zu verringern und die Lebensqualität in der Innenstadt zu verbessern. Für die Grünen heißt das vor allem: ein möglichst autoarmes, attraktives Zentrum mit geringerer Lärmentwicklung und wenig Autoabgasen.

Darüber hinaus wollen die Grünen im innerstädtischen Verkehr mehr Sicherheit. Bei der Gestaltung der Verkehrswege soll generell mehr auf die Belange von Radfahrern und Fußgängern Rücksicht genommen und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) verbessert werden.

"Hauptaufgabe der zukünftigen Verkehrspolitik muß es sein, das Autoverkehrsaufkommen in der Stadt zu verringern und möglichst viele Menschen zum Umsteigen vom Auto auf andere Verkehrsmittel zu bewegen", erklärte Rolf Pomplum vom Grünen-Ortsverband. Um diese Ziele umsetzen zu können, fordert die Partei, den Nordring zügig auszubauen, die B 44 aus der Innenstadt heraus zu verlegen, eine Fußgängerzone in der City und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den angrenzenden Straßen. Im Gegenzug soll der Autoverkehr möglichst draußen bleiben, was aus der Sicht der Grünen zum Teil schon durch eine Verringerung des Parkangebotes bewerkstelligt werden könnte: "Solange es möglich ist, fast überall zu parken, wird niemand sein Auto freiwillig zu Hause lassen."

Die Grünen machen sich für die stadtweite Einführung von Tempo 30 - als zusätzliche Sicherheit für Radler und Fußgänger - stark. Auch sollten die Hauptverkehrsstraßen nicht als Einbahnstraßen firmieren, "weil der fehlende Gegenverkehr viele Autofahrer zum Rasen animiert".

Im ÖPNV gelte es, durch kurze Taktzeiten, direkte Verbindungen und bessere Anschlüsse sowie niedrigere Fahrpreise das Angebot gezielt auch für Berufspendler so attraktiv zu machen, daß der Umstieg vom Auto auf Bahn und Bus leichterfalle.

Was die Grünen indes nicht wollen, sind Radwege entlang der innerstädtischen Straßen: Das behindere nicht nur beim Linksabbiegen, sondern berge durch die Bordsteinkanten auch Unfallgefahren.

Das vom Ortsverband der Grünen beschlossene Verkehrskonzept findet auch die Unterstützung der grünen Fraktion im städtischen Parlament, die von einer "unzumutbaren Verkehrssituation im Stadtgebiet" spricht und mit der SPD, die über die absolute Mehrheit verfügt, hart ins Gericht geht. Seit Jahren, so Christoph Wilms von der Fraktion, würden entsprechende Anträge und Vorschläge der Grünen immer wieder abgebügelt mit dem Argument, man warte auf das Verkehrskonzept und den Umbau der Kanalisation.

Dabei, so Willms, gebe es den Verkehrsrahmenplan längst. Allerdings beschränke sich das Konzept darauf, "die vorhandenen Autoströme irgendwie möglichst zügig durch die Stadt zu leiten und den Autofahrer gegen die Radfahrer abzuschirmen", so der Grünen-Fraktionär. Ein Ziel sei nicht erkennbar.

Willms kritisiert vor allem, daß der Verkehrsrahmenplan in keiner Weise im Parlament zur Debatte gestellt werde. Statt dessen würden im Bauausschuß "in Salamitaktik nach und nach ein Bündel von Einzelmaßnahmen" beschlossen - Entscheidungen, die den Bürgern noch schwer im Magen liegen könnten, wie Willms orakelt, denn all das gebe unterm Strich kein Ganzes, meinte Wilms, der der Mehrheitspartei vorwirft, "nicht nur in Verkehrsfragen ohne Konzept" zu sein. wal

(Foto: A. Fontaine)

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Verantwortlich für die Verlagsbeilage "Leasing aktuell": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Graphisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU; Anzeigen: Peter Schwalm; Gesamtherstellung: Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, W-6000 Frankfurt am Main.

Verlustgeschäft mit dem Wasser Stadtwerke: 422 000 Mark Minus / Gebühren werden steigen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Rund 422 000 Mark Verluste verbuchten die Stadtwerke im Wirtschaftsjahr 1991. Das Defizit erklärte der Erste Stadtrat Hans- Jürgen Vorndran mit verstärkten Instandsetzungsmaßnahmen. Entsprechend geringer ist das Defizit, mit dem in diesem Rechnungsjahr kalkuliert wird. Man werde vermutlich sogar unter den zunächst veranschlagten 184 000 Mark bleiben, sagte der Kämmerer. Weil aber auch noch eine ganze Reihe von Investionen und Unterhaltungsmaßnahmen anstehen - laut Vorndran "wurde da mal in Gesprächen die Zahl von sechs Millionen genannt" - will sich die Stadt jetzt die notwendigen Investitionen, Instandhaltungsmaßnahmen und alles was dazugehört, genau auflisten lassen. "Dann müssen wir sehen, welche Entwicklung das auf den Wasserpreis hat", so Vorndran. Denn der könnte dann im Falle eines Falles angehoben werden.

Steigen wird der Preis fürs Wasser aber ohnehin - denn da ist noch die Grundwasserabgabe des Landes, die im Sommer in Kraft trat. Danach müssen die Kommunen zunächst 20, ab 1994 40 Pfennig pro gefördertem Kubikmeter Wasser ans Land entrichten. Kosten, die wohl nicht nur in Mörfelden-Walldorf auf die Endverbraucher umgelegt werden.

Im Klartext heißt das, sofern das Parlament sein Plazet gibt, daß der Wasserpreis zum 1. Januar um 30 Pfennig auf 2,10 Mark pro Kubikmeter steigen wird, zum 1. Januar 1994 wird die Gebühr noch einmal um zehn Pfennig auf dann 2,20 pro Kubikmeter umgelegt. Damit, hofft Vorndran, werde man die Kosten decken können, die durch die Grundwasserabgabe auf die Kommune zukomme. wal

KREIS GROSS-GERAU. Auch bei den Kreis-Grünen ist die Grundwasserabgabe ein Thema. Wie die umweltpolitische Sprecherin der Kreistagsfraktion, Elke Cezanne, und Kreisvorstandsmitglied Dirk Langolf jetzt erklärten, flösse ein Teil der Abgabe wieder an die Kommunen zurück, die damit Vorhaben finanzieren könnten, die einer sparsamen und rationellen Grundwasserverwendung dienten. Demnach kriegen die Kommunen überwiegend pauschalierte Zuwendungen, deren Höhe sich nach Einwohner- und Beschäftigungszahl sowie der Finanzkraft bemißt.

Bis Ende September sind nach Aussage von Cezanne und Langolf bereits 22 Millionen Mark als Vorauszahlung eingegangen. Was mit diesen Geldern nicht finanzierbar ist, kann über die Projektförderung mit 60 bis 80 Prozent bezuschußt werden. Anträge können die Städte und Gemeinden bis zum 1. März stellen. wal

Georg-August-Zinn-Schule Griesheimer Eltern gegen Ausländerhaß

GRIESHEIM. Die Elternbeiräte der Georg-August-Zinn-Schule haben in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin verurteilen sie die "Zunahme menschenverachtender Gewalt an Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern".

Die Eltern wenden sich zudem gegen die "lebensbedrohliche Eskalation" und weisen auf das friedliche Miteinander in ihrer Schule hin: Im neuen Schuljahr säßen Kinder aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, die miteinander im Stadtteil leben und voneinander lernen. Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen und andersartigen Gebräuchen an der Schule "führt bei uns zu keinen Konflikten". Viele Eltern erlebten die Vielfältigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Daß das weiter so bleibt, dafür wollen sich die Elternbeiräte auch in Zukunft einsetzen. mad

Franz-Josef Degenhardt gastiert in Langenselbold

LANGENSELBOLD. Einen Abend mit dem Liedermacher Franz-Josef Degenhardt veranstaltet die DKP am Samstag, 24. Oktober, ab 20 Uhr in der Klosterberghalle. Der Eintritt beträgt 12 Mark im Vorverkauf und 15 Mark an der Abendkasse. Karten vertreiben Foto-Fries, die Buchhandlung Schell und die Firma Steinbrecher in Langenselbold, in Hanau die Buchhandlung Dausin und Erb am Freiheitsplatz sowie alle DKP-Mitglieder. jur

Namen+Notizen

ECKHARD SCHULZE aus Nidderau ist seit 25 Jahren im Öffentlichen Dienst. Als Arzt beim Kreisgesundheitsamt ist er zuständig für Lungen- und Bronchialheilkunde. 1940 in Halle/Saale geboren, war er nach Studium und Staatsexamen an der Universität Frankfurt zunächst an verschiedenen Kliniken tätig, bevor er 1981 zum Main-Kinzig-Kreis wechselte.Die Angst vor Asylbewerbern loswerden Flüchtlings-Arbeitskreis eröffnete ein Nachbarschaftsbüro an der McNair-Kaserne

HÖCHST. Noch bevor die ersten Asylsuchenden in der McNair-Kaserne untergekommen sind, eröffnete die Höchster Flüchtlings-Arbeitsgemeinschaft dieser Tage ein "Nachbarschaftsbüro" im Haus der Evangelischen Christophorusgemeinde. An drei Tagen in der Woche werden Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft (AG) Sprechstunde halten, sich anhören, welche Ängste und Probleme Anwohner mit der Unterbringung von Asylsuchenden in der Kaserne haben.

Ein zweites Büro will die Arbeitsgruppe auf dem ehemaligen US-Gelände als Anlaufstelle für die Flüchtlinge einrichten. Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten hat zudem vier Dolmetscher engagiert und plant eine Spielstube.

Wann die ersten Menschen in die Höchster Dependance der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) einziehen, hängt laut Manfred Racky, Referatsleiter im Hesssichen Sozialministerium, vom Ergebnis der Prüfung von Wasser- und Elektroleitungen ab. Einen Zeitpunkt für den Einzug der ersten 100 bis 120 Menschen nannte Georg Dick, Sprecher des Hessischen Familienministeriums, der FR gestern nicht. Sie sollen in einem vorderen Gebäudeteil der Kaserne wohnen.

Auf die Ankunft der ersten Gruppe hat sich die 40 Mitglieder starke Flüchtlings- AG gut vorbereitet. Die Dienstpläne für die Sprechstunden stehen, Telefon ist beantragt, Blumen schmücken das etwa 15 Quadratmeter große Nachbarschaftsbüro.

"Auf den Raum zu verzichten, ist uns nicht leichtgefallen", gesteht Gisela Breuer vom Kirchenvorstand der Christophorusgemeinde. Immerhin hat Pfarrer Hans-Georg Döring, Initiator der Flüchtlings-AG, seine Sakristei geopfert. Wo bislang Talare und Kerzenständer untergebracht waren, können jetzt die Bewohner des Kasernenviertels "Dampf ablassen" und ihre Beschwerden vorbringen. "Damit es bei uns in Höchst nicht zu Ausschreitungen wie in anderen Städten kommt", erklärt Josef Fenzl von der Flüchtlings-AG, "können Bürger hier über ihre Angst vor den Fremden, Sorgen um das soziale Gleichgewicht, Furcht vor Übergriffen Rechsradikaler und Wünsche für die zukünftige Nutzung des Militärgeländes reden."

Mit diesem Angebot will der Flüchtlings-Arbeitskreis vor allem die Anwohner ernst nehmen, die über Nacht eine vielköpfige neue Nachbarschaft bekommen, und bei Konflikten vermitteln. Der direkte Kontakt zu den Asylsuchenden selbst soll über ein zweites Büro auf dem McNair-Gelände hergestellt werden. Auch dort werden Menschen aus Kirchengemeinden, Parteien, Lehrer und Sozialpädagoginnen ehrenamtlich Dienst schieben, um mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Unterstützt wird der Höchster Arbeitskreis vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten. Dessen Leiterin, Rosi Wolf-Almanasreh, hat vier Dolmetscher versprochen, die insgesamt zehn Sprachen beherrschen.

Auch für Kinderbetreuung ist gesorgt. Die Lehrerkooperative wird laut Irene Khateeb, Pressesprecherin des "Multikulti"-Amtes, eine Spiel- und Lernstube einrichten. Und um die Supervision für die Flüchtlingshelfer will sich das psychosoziale Zentrum des evangelischen Regionalverbandes kümmern.

Während Dolmetscher, Betreuer und Supervisoren allerdings noch auf dem Sprung stehen, hat das Nachbarschaftsbüro in der Hospitalstraße 42 (Eingang Familienbildung) bereits seine Arbeit aufgenommen. Die Öffnungszeiten sind montags von 14 bis 16 Uhr, mittwochs von 18 bis 20 Uhr und freitags von 18 bis 20 Uhr.

Bis das Büro über ein eigenes Telefon erreichbar ist, kann mit der Arbeitsgemeinschaft über die Christophorusgemeinde unter der Telefonnummer 30 24 64 oder über die Gemeinde Alt Höchst unter der Telefonnummer 31 30 85 Kontakt aufgenommen werden.

Den Bürobetrieb finanziert die Gruppe derzeit noch aus Spenden. Wer die Arbeit unterstützen möchte, kann seinen Beitrag auf das Konto 81 83 21 des Diakonischen Dienstes Höchst bei der Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 502 01) überweisen. tos

Feste und Theater für Senioren Auch Ausflüge stehen im Programm für ältere Bruchköbler

BRUCHKÖBEL. Für Senioren wird in diesem Monat folgendes Programm angeboten: Das Fototeam zeigt seine besten Schnappschüsse am Mittwoch, 14. Oktober, um 15 Uhr im Seniorentreff Mitte. Die Jahreshauptversammlung des Seniorensportvereins beginnt am Mittwoch, 28. Oktober, um 17.30. Eine Fahrt nach Oberkainsbach unternehmen Ältere am Donnerstag, 15. Oktober. Karten sind zum Preis von 12 Mark bereits im Vorverkauf erhältlich. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 61 83 / 10 74.

Ein Oktoberfest steht am Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr im Oberissigheimer Bürgerhaus im Programm. Wer mehr über die Insel Madagaskar, von der die meisten nur das Lied kennen, erfahren möchte, kann sich den Diavortrag am Donnerstag, 22. Oktober, um 15 Uhr im Seniorentreff Ost anhören und -sehen. Die Roßdorfer Senioren feiern ihr Oktoberfest am Freitag, 23. Oktober, um 15 Uhr in der Mehrzweckhalle.

Zur Theaterwerkstatt lädt das ortsansässige "Junge Projekttheater" für Samstag, 24. Oktober, um 17.30 Uhr in den Seniorentreff Mitte. Ein Gespräch zum Thema "Liebe im Alter" ist für Mittwoch, 28. Oktober, um 15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Niederissigheim geplant. hein

Tempo 30 in Heimatsiedlung Die "Kölner Teller" sollen Raser stoppen

SACHSENHAUSEN. Der Verkehr in der Heimatsiedlung wird mit "Kölner Tellern" beruhigt. Die runden Metallscheiben mit Noppen sollen in den Eingangsbereichen der neun Straßen, die von der Stresemannallee in die Siedlung führen, installiert werden, damit die Autofahrer die Geschwindigkeit reduzieren. Das teilte der Magistrat kürzlich dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) mit, der sich im März jedoch noch für eine weitergehende Verkehrsberuhigung in dem Wohnquartier eingesetzt hatte.

So regte der Ortsbeirat an, den Heimatring ab der Straße "Unter den Buchen" als Sackgasse einzurichten, damit dem Schleichverkehr das Schlupfloch von der Mörfelder Landstraße zur häufig verstopften Stresemannallee verbaut ist.

Doch diese Sackgasse hält der Magistrat nicht für erforderlich, denn nur zehn Prozent des Gesamtverkehrs im Heimatring sei Durchgangsverkehr, der Rest sogenannter Ziel- und Quellverkehr. Das hätte eine Verkehrszählung ergeben, die 1988 auf Anregung des "Mietervereins der Siedlung Heimat" ausgeführt worden sei. "Da seitdem in diesem Bereich keine Veränderungen vorgenommen wurden, kann von der Aktualität dieser Zahlen ausgegangen werden", verteidigt der Magistrat die Ergebnisse gegen den Vorwurf, sie seien überholt.

Auch der Anregung, auf den neuen Stichstraßen zum Heimatring in großen Lettern "Tempo-30" aufzumalen, wird der Magistrat nicht folgen. Verkehrszeichen, die die Geschwindigkeit regeln, dürften nämlich nur in Ausnahmefällen auf der Fahrbahn angebracht werden. kan

Heute zum Ensemble Modern

"Mach mal Pause" gilt nicht für das Frankfurter Ensemble Modern: Soeben haben die agilen Kammermusiksolisten Frank Zappa den beachtenswerten Flickenteppich "The Yellow Shark" von Frank Zappa in europäischen Konzertsälen vorgezeigt, schon treten sie in großer Besetzung wieder in heimischen Gefilden auf. Werke von Helmut Lachenmann, Luigi Nono und Györgi Ligeti stehen heute auf dem Programm.

Fast eine Uraufführung ist Lachenmanns "Zwei Gefühle", ein Stück zu Texten von Leonardo da Vinci, das erst am Freitag in Stuttgart Premiere hatte. Als Hommage an Lachenmanns Lehrer Nono spielt das Ensemble erstmals in Frankfurt dessen serielle Kompositionen "Polifonica - Monodia - Ritmica" und "Canti per 13" aus den fünfziger Jahren. Einen Kontrapunkt soll Ligeti bilden: er hat sein Violinkonzert nun fünf- statt dreisätzig arrangiert - keine Uraufführung, aber ein Novum.

Dem erfolgsgewohnten Ensemble ist zuzutrauen, daß es die Produktionshektik (die in den nächsten Monaten schon wegen der geplanten fünf Plattenaufnahmen nicht abnehmen wird) professionell und interpretatorisch wertvoll bewältigt: zu hören von 20 Uhr an im Mozart-Saal der Alten Oper. pin

Radler sollen Vorfahrt haben Dreieichs Grüne haben eine Liste mit Fahrradstraßen parat

DREIEICH. Beim Thema "Fahrradstraßen" machen die Grünen nun Nägel mit Köpfen. Sie haben eine Liste mit Straßen vorgelegt, in denen der Radverkehr Vorrang bekommen und der Autoverkehr gebremst werden soll. Das sind der Schlesien- und der Tannenweg, die Immanuel-Kant- und die Erich-Kästner-Straße, am Kerbplatz der Weg zwischen der Erich-Kästner- und der Kanonenstraße sowie die Kanonen- und die Auestraße.

Diese Liste umfaßt einen Teil der Straßen, die auch der Verkehrsplaner Dr. Jürgen Wolf als Fahrradstraßen vorgeschlagen hatte. Dafür spricht nach Darstellung der Grünen, daß hier bereits viele Radler unterwegs sind. Außerdem würden durch diese Straßen wichtige Ziele wie Schulen, Bürgerhaus, Sporthalle und Ortszentrum miteinander verknüpft.

Die Bedeutung dieser Straßen für den Autoverkehr ist nach Ansicht der Grünen eher gering. Deshalb würde es sich anbieten, dort bestehende Hemmnisse für den Radverkehr wie Einbahnregelung und hohe Bordsteinkanten abzubauen. Würden sie in Fahrradstraßen umgewandelt, könnten die Radler auf einem abmarkierten Streifen mitten auf der Fahrbahn in beide Richtungen fahren, während für Autofahrer eine Einbahnregelung und mäßiges Tempo gelten würde.

"Rechtliche Bedenken sind seit der Novellierung der Straßenverkehrsordnung von 1988 unbegründet", meinen die Grünen. Für diese Haltung hatten sie bei einer öffentlichen Expertenanhörung im Juni Unterstützung gefunden. Praktiker empfahlen ihnen auf Grund ihrer guten Erfahrungen in Bremen und Münster, auch in Dreieich die rechtlichen Spielräume für Fahrradstraßen auszuschöpfen.

Dagegen hatte auf derselben Anhörung ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums vor derartigen verkehrstechnischen Neuerungen gewarnt. Er zog die Grenzen des rechtlich Zulässigen deutlich enger als die Praktiker aus fahrradfreundlichen Städten und nährte damit die Skepsis von Bürgermeister Bernd Abeln (CDU). Der hatte in der Vergangenheit häufig Initiativen der Grünen mit juristischen Einwänden abgeblockt.

Ein Vorteil von Fahrradstraßen ist nach deren Ansicht, daß Radfahrer riskante Straßen meiden könnten. Voraussetzung dafür sei eine sorgfältige Detailplanung vor allem für Kreuzungen und Einfahrten in verkehrsreichere Straßen.

Laut Ökopartei ist eine Umwandlung der Straßen ohne bauliche Veränderungen nicht möglich. Diese seien natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. "Wir haben unsere Prioritäten gesetzt", heißt es dazu. Ihre Vorschläge will sie demnächst dem Parlament unterbreiten. dac

Zunächst Ampel, dann Kreisverkehr

BRUCHKÖBEL. Nach einem schweren Verkehrsunfall mit einem Todesopfer an der Durchgangsstraße in Höhe des Seniorenheims bemühen sich die Stadtverordneten, die Auto- und Motorradfahrer in diesem Bereich zu bremsen. In der Aussprache zu einem Dringlichkeitsantrag der SPD zu diesem neuralgischen Punkt berichtete Bürgermeister Irmen während der jüngsten Stadtverordnetensitzung, es gebe bereits fertige Planungen des Straßenbauamtes, in dem angesprochenen Bereich einen Kreisverkehr einzurichten, um die vorherrschende Raserei zu stoppen. Das Projekt verzögere sich dadurch, daß der Zuschußantrag an das Land Hessen noch nicht entschieden sei. Die Stadt könne auf die avisierten 65 Prozent Beihilfe für die Gesamtkosten von 300 000 Mark schwerlich verzichten.

Die Sozialdemokraten hielten dagegen, es müsse sofort etwas unternommen werden. Sie schlugen die Aufstellung einer sogenannten "Alles-Rot-Ampel" vor. Wie der Name schon sagt, zwingt eine solche Anlage grundsätzlich zum Halten. Eine Induktionsschleife zeigt an, ob ein Fahrzeug davor wartet. Dann schaltet die Ampel nach einigen Sekunden auf Grün.

Die Parlamentsparteien einigten sich schließlich darauf, beim Straßenbauamt nachzufragen, ob eine derartige, zusätzliche Vorsichtsmaßnahme getroffen werden könne. hein

Der australische "Gänsefuß" hat Frankfurt erobert Das Senckenberg-Institut forschte im Auftrag der Stadt und erstellte auf 877 Seiten eine Biotopkartierung

FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.

Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können.

Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.

Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.

Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden.

So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden. Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.

Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.

Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen. Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.

Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia

Die Liebe im Mittelpunkt Literaturkreis nahm sich des ewig jungen Themas an

FRANKFURT A. M. "Der Mensch existiert nur für und wegen der Liebe, und seine einzige Daseinsberechtigung ist die Liebe." Mit diesem Satz von Ernesto Cardenal, dem Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, beendete das "Transparente Theater" seine Vorstellung, in deren Mittelpunkt "sie" stand: die Liebe. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Ökumenischen Literaturkreises Frankfurt spielte und las die Schauspieltruppe Szenen und Texte, die sich alle um das 3ewig junge Thema drehten.

Im Pfarrsaal der Gemeinde St. Bernhard im Stadtteil Nordend verfolgten die annähernd 150 Mitglieder des Literaturkreises begeistert die ungewöhnliche Reise quer durch die Weltliteratur. Ob im Hohen Lied des Königs Salomo, in der Bibel, ob Walther von der Vogelweide, Franz von Assisi oder Thomas von Aquin - überall ist dieses menschliche Phänomen beschrieben. Fast jeder Schriftsteller hat sich im Laufe seines Lebens mit den verschiedenen Arten der Liebe auseinandergesetzt.

Unter der Leitung von Eva Zeidler, die aus zahlreichen Fernsehserien bekannt ist, verwandelten Roland Krebs, Oliver Behrens, Anette Scharper, Wenke Mayer, Christiane Blumenberg sowie Karl-Heinz Flach und Silke Specht auch Erzählpassagen in kurze Dramen. Oft noch mit dem Text in der Hand improvisierten sie kurze Spielszenen auf der Bühne und machten reine Leseliteratur anschaulich.

Die Wanderung durch die Liebesliteratur der verschiedenen Jahrhunderte führte von Martin Luther, über Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Bertolt Brecht und bot einen Überblick über die anscheinend unendlichen Variationen des Themas. Musikalisch umrahmt wurden die Stücke von zwei Schülerinnen der Adolf-Reichwein-Schule. "Texte rund um die Liebe erschienen uns besonders passend für unser Jubiläum", betonte Gabriele von Altrock, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen den Literaturkreis leitet. Genaugenommen war's eine verspätete Feier - die Leserunde besteht bereits seit 27 Jahren. 1965 fanden sich evangelische und katholische Frauen zusammen, um gemeinsam nach dem Menschenbild oder der Weltsicht in den Texten bekannter und weniger bekannter Autoren zu fragen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Christentum steht im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Mitglieder des Kreises, die sich einmal im Monat im Dominikanerkloster treffen, beschäftigen sich dabei auch mit Autoren, die das Christentum auch einmal ankratzen, wie Brecht oder Dürrenmatt. In der Auseinandersetzung könne man die eigene Position bestimmen, bei Bedarf den Standort auch korrigieren, betonte Gabriele von Altrock: "Wir verstehen uns als kritisierbare Christen." *rea

Die Liebe im Mittelpunkt Literaturkreis nahm sich des ewig jungen Themas an

FRANKFURT A. M. "Der Mensch existiert nur für und wegen der Liebe, und seine einzige Daseinsberechtigung ist die Liebe." Mit diesem Satz von Ernesto Cardenal beendete das "Transparente Theater" seine Vorstellung, in deren Mittelpunkt "sie" stand: die Liebe. Zum 25jährigen Bestehen des Ökumenischen Literaturkreises Frankfurt spielte und las die Schauspieltruppe Szenen und Texte über das ewig junge Thema.

Im Saal von St. Bernhard folgten etwa 150 Mitglieder begeistert der ungewöhnlichen Reise durch die Weltliteratur. Ob im Hohen Lied des Königs Salomo, in der Bibel, ob Walther von der Vogelweide, Franz von Assisi oder Thomas von Aquin - überall ist die Passion beschrieben.

Unter der Leitung von Eva Zeidler verwandelten Roland Krebs, Oliver Behrens, Anette Scharper, Wenke Mayer, Christiane Blumenberg sowie Karl-Heinz Flach und Silke Specht auch Erzählpassagen in kurze Dramen. Oft noch mit dem Text in der Hand improvisierten sie Spielszenen und machten Lesestoff anschaulich.

Die Wanderung durch die Liebesliteratur der verschiedenen Jahrhunderte führte von Martin Luther, über Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Bertolt Brecht und bot einen Überblick über die anscheinend unendlichen Variationen des Themas. Musikalisch umrahmt wurden die Stücke von zwei Schülerinnen der Adolf-Reichwein-Schule.

"Texte rund um die Liebe erschienen uns besonders passend für unser Jubiläum", betonte Gabriele von Altrock, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen den Literaturkreis leitet. Genaugenommen war's eine verspätete Feier, die Leserunde besteht bereits seit 27 Jahren. 1965 fanden sich evangelische und katholische Frauen zusammen, um gemeinsam nach dem Menschenbild oder der Weltsicht in den Texten bekannter und weniger bekannter Autoren zu fragen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Christentum steht im Zentrum der Diskussionen. Die Mitglieder des Kreises, die sich einmal im Monat im Dominikanerkloster treffen, beschäftigen sich dabei auch mit Autoren, die das Christentum auch einmal ankratzen, wie Brecht oder Dürrenmatt. In der Auseinandersetzung könne man die eigene Position bestimmen, bei Bedarf den Standort auch korrigieren, betonte Gabriele von Altrock: "Wir verstehen uns als kritisierbare Christen." *rea

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Liebig- Apotheke, Bad Homburg, Graf-Stauffenberg-Ring 3, und Rosen-Apotheke, Ober-Erlenbach, Wetterauer Str. 3 a.

Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.

Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22.

Kronberg/Königstein. Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5, und Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.

Weitere Hilfe für Droyßig Gerätewagen übergeben

OBERURSEL. Die Verwaltung, Institutionen und Vereine aus Oberursel unterstützen auch weiterhin die Gemeinde Droyßig in Sachsen-Anhalt, mit der seit mehr als zwei Jahren freundschaftliche Verbindungen bestehen. Wichtig ist vor allem die Hilfe beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung und bei der Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur.

Wie Bürgermeister Thomas Schadow mitteilte, will Droyßig mit zunächst vier und später noch mit weiteren Nachbargemeinden eine Verwaltungsgemeinschaft bilden. Das Oberurseler Haupt- und Personalamt berät in diesem Zusammenhang die Verwaltungsleitung in Droyßig bei den Planungen für das Verwaltungsgebäude und bei der Organisation der Verwaltung.

Nicht abseits stehen bei der Unterstützung von Droyßig will auch die Freiwillige Feuerwehr in Oberursel. Mitte September besuchte eine Abordnung der Feuerwehrleute ihre Kameraden in Sachsen-Anhalt und übergab ihnen einen noch gut erhaltenen Feuerwehr-Gerätewagen.

Die Leiterin der Oberurseler Stadtbücherei und einige Mitglieder des Vereins "Freunde der Stadtbücherei" waren am "Tag der deutschen Einheit" zu Gast in Droyßig. Sie hatten jede Menge Bücher mitgebracht, die auf einem Flohmarkt verkauft wurden.

Außerdem überreichten sie im Auftrag der Stadt Oberursel einen Scheck in Höhe von 5000 Mark. Mit dem Geld soll der Um- und Ausbau des Gemeinde-Kindergartens unterstützt werden. Mit Hilfe der Firma Braas erhält der Kindergarten zudem besonders kostengünstig ein neues Dach.

Im Frühjahr des kommenden Jahres will eine siebenköpfige Abordnung aller Parteien, die in der Oberurseler Stadtverordnetenversammlung vertreten sind, nach Droyßig fahren. Bei dem Besuch sollen die bereits bestehenden Kontakte vertieft und weitere Hilfen erörtert werden. jom

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Tom und Jerry (15 Uhr); Grüne Tomaten (17.30, 20 Uhr).

Central: Fatale Begierde (15, 17.30, 20).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20).

Kino II: Housesitter (14.45, 17.15, 20.15).

Kino III: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Eine ganz normal Verrückte Familie (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Hear my song (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Steinzeit Junior (19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45).

Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Steinzeit Junior (20.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (20.15 Uhr). Kulturmix Maintal. "Der Trauschein", Komödie von Ephraim Kishon, 20 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse.

Katholische Familienbildungsstätte, im Bangert 4, 9.15 Uhr Seidenmalerei, 9.30 Uhr Basteln für Kinder. Parteien/Parlamente Hanau. Verkehrsforum der SPD zum Thema "Von der autogerechten Stadt zum stadtverträglichen Verkehr, die Verkehrsentwicklung der Zukunft" mit Professor Hartmut Topp, Universität Kaiserslautern, 19 Uhr Stadthalle, Gelbes Foyer.

Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.

Erlensee. Öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses 19 Uhr Rathaus. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.

Sprechstunde pro familia 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatung, 17 bis 19 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe) 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Treff für Jugendliche in Berufsnot: 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Maintal. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 9 bis 12 Uhr, Feuerwehrhaus Bischofsheim.

Beratung über die neuen Einberufungsrichtlinien für Wehrdienstleistende durch das Hochstädter KDV-Beratungsteam, 19.30 Uhr Bürgerhaus Hochstadt.

Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 Uhr Erlenhalle Langendiebach. Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Erlensee. "Buntes Drachensteigen gegen Hubschrauberlärm", Veranstaltung des Aktionsbündnisses gegen den Fliegerhorst", 16.30 Uhr THW-Brücke "Auf dem Hessel" (Brücke über der Umgehungsstraße). Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, Gaststätte Da Raffaele. Verschiedenes Hanau. Senioren-Kaffeenachmittag 15 Uhr in der Altentagesstätte Großauheim, Alte Langgasse 9.

Rundfahrt mit Betriebsbesichtigung im Rahmen des Programms "Hanauer lernen Hanau kennen", Busabfahrt 14 Uhr an der Bedarfshaltestelle Marktplatz/ Kaufhof.

Bürgerkeller Großauheim 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Kochgruppe des Mutter-Kind-Treffs im Gemeindezentrum Großkrotzenburg.

Maintal. Frauentreff, 20 Uhr Bürgerhaus Hochstadt.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Jonglieren, 14 Uhr Töpfern, 15 Uhr Fotowettbewerb für 9- bis 12jährige, 15 Uhr Oktoberfest der "Fröhlichen Senioren", 20 Uhr Ferienübungsstunde des Posaunenchors.

Seniorengymnastik 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.

Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi-Club; Hobbythek: 9 Uhr Nähkursus, 19.15 Uhr Patchworkkursus, 19.15 Uhr Puppenkursus, 19.30 Uhr Aquarell und Zeichnen.

Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für 7- bis 9jährige.

Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder, 20 Uhr Elterngesprächskreis, Gemeindezentrum. Seniorentreff: 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Seniorentreff: 9.30 Uhr Wassergymnastik und Schwimmen im Hallenbad Bruchköbel, 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt, 14 Uhr Altennachmittag im Pfarrheim St. Peter und Paul, Oberrodenbach, 14 Uhr Altennachmittag Gemeindezentrum Buchbergstraße, 15 Uhr DRK- Gymnastikgruppe Ahornweg 3, 15 Uhr Übungsstunden der Rodenbacher Rentnerband. Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 15 bis 17 Uhr evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.

Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 22 Uhr.

Seniorentanztee 15 Uhr Bürgerhaus.

Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.

Wissens- und Hobbybörse in der Selbsthilfekontaktstelle, 14 bis 18 Uhr, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.

Bad Soden-Salmünster. Dia-Vortrag von Horst Brand "Blühendes Kinzigtal", 19.30 Uhr Kleiner Konzertsaal.

"Schenkt man sich Rosen...", ein Abend mit dem Rosenau-Trio, 19.30 Uhr Konzerthalle.Ein Treff für junge Leute Die Kinder- und Jugendhilfe in Nied öffnet ihre Türen

NIED. Jugendliche sollen in Nied nicht länger auf der Straße stehen. Weil es noch zehn Jahre dauern kann, bis an der Ecke Mainzer Landstraße / Birminghamstraße ein Jugendhaus gebaut wird, sorgt die "Initiative für Kinder- und Jugendliche in Nied" jetzt zumindest für eine Zwischenlösung. In den Räumen des Vereins für Kinder- und Jugendhilfe, der sonst mit straffällig gewordenen Heranwachsenden soziale Trainigsprogramme macht, soll es für Jungen und Mädchen an zwei Tagen in der Woche Freizeitangebote geben. Leiten soll den Treffpunkt zunächst nur ein Sozialpädagoge oder eine Sozialpädagogin. Die Kosten will die Stadt übernehmen. Seit gut einem Jahr ist für die dem Kinderhaus an der Wörthspitze entwachsenen Jungen und Mädchen der Zug abgefahren. Damals stoppte die Pfarrgemeinde St. Markus den "Speisewagen", einen offenen Jugendtreff am Nieder Kirchweg. Zu groß waren die Probleme geworden: Jugendliche dealten mit Drogen, richteten im Pfarrgarten Kampfhunde ab und attackierten die Betreuer. Reihenweise kündigten Sozialarbeiter oder kamen nur noch bewaffnet zum Dienst.

Der Versuch, als Ersatz für diesen letzten offenen Jugendtreff ein leerstehendes Gebäude in der Luthmerstraße herzurichten, scheiterte. Nachbarn drohten mit Klage wegen der befürchteten Lärmbelästigung, und der Stadt war's zu teuer, den Fabrikbau instandzusetzen. Die "Initiative für Kinder und Jugendliche in Nied" ließ nicht locker und schafft jetzt mit der Kinder- und Jugendhilfe die Übergangslösung. Doch mit einer pädagogischen Kraft ist es nach Meinung der Initiative nicht getan.

Von der Stadt fordert sie deshalb mehr Geld für die offene Jugendarbeit in der Mainzer Landstraße 719. "Einer allein wird wieder scheitern, da brauchen wir gar nicht erst anzufangen", meint Hilde Lüssen vom Trägerverein und erinnert an den "entgleisten" Speisewagen.

Der Stadtteil, so Dagmar Thiel, verfüge über keinerlei jugendspezifische soziale Infrastruktur: kein Kino, keine Bibliothek, kein Jugendcafé . . . Die Zahl der Einzelfallhilfen und Einzelbetreuungen, die das Jugendamt in Nied leisten muß, ist hoch. "Das wird alles noch zunehmen, wenn die Neubaugebiete fertig sind und hier bald 21 000 Menschen wohnen", prophezeit Dagmar Thiel.

Eine zweite Stelle für die Jugendarbeit ist laut Roland Frischkorn, Referent im Sozialdezernat, nicht drin. "Wir können unseren Etat nicht sprengen." Zugesagt sind lediglich 90 000Mark - die Summe, die auch für den "Speisewagen" floß.

Hilde Lüssen zufolge kann es in den Räumen des Vereins für Kinder- und Jugendhilfe bald losgehen. Gefunden werden muß jetzt nur noch ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin. Die soll dann in das Team des Vereins eingebunden werden. "Denn Einzelkämpfer resignieren schneller", sagt Hilde Lüssen. Für die Jugendlichen wird es dann bald Freizeit- und Beratungsangebote geben. tos

Herbst-Regatta um den Offenbacher "Maa-Cup" Steife Brise ließ Boote kentern Von denen, die durchkamen, war Thomas Laukhardt der beste

Daß Hessen nicht an der Nordsee, sondern mitten auf dem Festland liegt, hat für die hiesigen Freunde des Segelsports naturgemäß negative Auswirkungen. In Ermangelung eines "hessischen Meerbusens" müssen sie mit den spärlichen Binnengewässern vorliebnehmen - und dort haben sie meist schlechte Karten. Die Seen im Frankfurter Umland werden von Schwimmern und Surfern bevölkert, was schon allein aus Sicherheitsgründen zur Folge hat, daß dort nur die ganz kleinen Segel-Jollen mitmischen dürfen. Was bleibt, sind weite Anreisen oder das Ausweichen auf den Main.

Eben dort tummelten sich 24 Boote der 420er-, 470er- und Laser-Klasse zum Zwecke des sportlichen Wettsegelns. An der vom SC Undine Offenbach ausgerichtete Herbst-Regatta um den "Offenbacher-Maa-Cup" beteiligten sich Wassersportler aus drei Vereinen. Neben den Seglern vom Veranstalter-Club waren auch die Jollen- und Kajüt-Schipper vom Offenbacher RV sowie vom Schwimmclub Niederrad zur Mainverbreiterung vor der Kaiserleibrücke gekommen. Dort herrschte am Sonntag eine derart steife Brise, daß gleich mehrere Boote der Laser-Klasse auf dem rund zehn Kilometer langen Kurs Schlagseite bekamen und schließlich kenterten. Zu jenen, die ungeschoren davonkamen zählte Thomas Laukhardt vom SC Undine. Der beim amtierenden Hessenmeister in der Schwertvogel-Klasse als Vorschoter beschäftigte Offenbacher hatte in der Laser-Klasse die Nase vorn. Dahinter plazierte sich der für Niederrad startende Zieh Roth. Dritter im Bunde war Stephan Laukhardt (SC Undine). Bei den Kajütbooten dominierte ein Boot aus Frankfurt. Dieter Prehn und Vorschoterin Birgit Hochbaum (SC Niederrad) ließen sich den Wind nicht aus den Segeln nehmen und siegten vor der für den Offenbacher RV startenden Besatzung Gunter Kramp/Michael Herzberg. Das Niederräder Duo Jörg Kitzging/Martin Neubeck schipperte auf Rang drei.

Nachdem die Frankfurter Kreuzer-Boote wegen der auf dem Weg zur Regattastrecke flußaufwärts befindlichen Schleuse auf eine Teilnahme verzichteten, steuerte die Kreuzer-Crew um Rolf und Petra Naumann sowie Bernd Hoffmann (SC Undine) an die Spitze. Jürgen Deichmann und Walter Duttine vom Offenbacher-RV segelten als zweite durchs Ziel, dritte wurden Heinz Klein/Erika Galonska- Klein/Beate Breimer vom SC Undine.

MARGIT REHN

Ohne den Kokain-Anbau verdienen die Bauern nichts SPD-Reihe: Drogendiskussion mit Experten / Der Weltmarkt zwingt Südamerika zur Rauschgiftproduktion

FRANKFURT A. M. "Es geht nicht darum, ein Patentrezept gegen Drogenmißbrauch zu finden", sagte Uli Zimmer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Nordend II, gleich zu Beginn des Abends. Vielmehr wolle die SPD über dieses "angstbesetzte Thema" aufklären, um Angst "mit Hilfe von Wissen abzubauen". Am zweiten von vier Info-Abenden sollten die Gäste vor allem etwas über die Situation in den Kokainanbau- und Erzeugerländern erfahren. "Herkunft der Drogen" war der Titel der Diskussion, mit der die SPD ihre Reihe über ein Thema fortsetzte, das gerade in Frankfurt eine traurige Aktualität hat.

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Reinhold Strauß, einem Mitglied des Ortsvereins. Als Referenten hatten die Sozialdemokraten diesmal Experten eingeladen, die ihre Erfahrungen im Ausland gesammelt haben: Ilse de Manrique, Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat 25 Jahre in Peru gelebt. Der Agrarwissenschaftler Dr. Hans Äppli arbeitet für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW). Die KFW ist unter anderem an Projekten in Südamerika beteiligt, die Alternativen zum Anbau des Kokastrauches suchen, aus dem Kokain gewonnen wird.

Hans Äppli versuchte zunächst, die Lebensumstände der Kokabauern in den Regenwäldern Perus und Boliviens zu erklären. Nur in diesen beiden lateinamerikanischen Ländern wird Kokain in nennenswerten Mengen produziert. Doch sei der Anbau des Kokastrauches kein lukratives Geschäft, mit dem die Bauern dieser Länder große Gewinne machen. Die Arbeit sei hart und bringe nicht mehr Geld als die herkömmliche Landwirtschaft. Der Unterschied liege für die Bauern vor allem darin, daß die Produkte regelmäßig abgenommen werde, berichtete der Wissenschaftler.

Ziehe man alle Kosten für Transport, Dünger und Pflanzenschutzmittel ab, erhalte ein Kokabauer für einen harten Arbeitstag nicht mehr als umgerechnet etwa fünf bis sieben Mark, sagte Äppli. Dies entspreche dem Gewinn, der in diesen Ländern auch mit dem Anbau von Kaffee erzielt werden könne. Dennoch seien nahezu alle Versuche, die Kokabauern wieder zu herkömmlicher Landwirtschaft wie etwa dem Gemüseanbau zu bringen, bis auf wenige Ausnahmen gescheitert.

Erfolg brachte beispielsweise ein neues Bewässerungssystem in Bolivien. Dort ist der Gemüseanbau wieder ausgeweitet worden, die Bauern kehrten aus den Kokainbaugebieten in ihre Heimat zurück, wo sie nun wieder ein erträgliches Einkommen haben.

Ilse de Manrique berichtete von einem anderen Versuch, das Problem des illegalen Kokainanbaus zu bewältigen: Im Auftrag der GTZ untersucht derzeit ein Biologe die Inhaltsstoffe des Kokablattes. Langfristiges Ziel dieser Studie soll es sein, alternativ zur Kokainherstellung andere, beispielsweise medizinische Verwendungen für die Pflanze zu finden. Der in Peru seit Jahrtausenden als Heilpflanze verehrte Strauch ließe sich dann als Nutzpflanze legal anbauen und auf dem Weltmarkt verkaufen, so die Hoffnung der GTZ.

Äppli meinte, daß die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der weltweiten Überschußproduktion den Bauern armer Länder grundsätzlich keine Chance lasse, mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt zu konkurrieren. Das Problem des Drogenmißbrauchs führte er auf Mißstände in der modernen Gesellschaft zurück.

Der Agrarwissenschaftler schlug vor, auch die Drogenpolitik grundlegend zu ändern. Nach seiner Ansicht sollte der Konsum legalisiert werden, um dem illegalen Handel weltweit den Markt zu entziehen. Nur die ärztlich kontrollierte Abgabe von Drogen und der "differenzierte" Umgang mit dem Problem werde es auf lange Sicht auch verringern. *gap

Schon 6200 Flüchtlinge warten auf die Kommunen Rückstand wächst weiter / 9000 in Erstaufnahme

WIESBADEN. Die hessischen Städte und Kreise sind gegenüber dem Land jetzt schon mit der Aufnahme von knapp 6200 Asylbewerbern im Rückstand. Obwohl sich einige Kreise zuletzt spürbar um mehr lokale Unterbringungsplätze bemüht hatten, ist der "Überhang" von Flüchtlingen in den Erstaufnahmestellen des Landes binnen zwei Monaten um rund 1600 angewachsen.

9000 Menschen drängen sich inzwischen zur Registrierung in den Erstaufnahmelagern - fast 6200 von ihnen müßten diese Sammellager eigentlich schon längst wieder in Richtung Kommunen verlassen haben. Das geht aus neuesten Zahlen des Wiesbadener Familienministeriums hervor, die der stellvertretende Regierungssprecher Georg Dick auf Anfrage mitteilte.

Dick kündigte an, daß die Landesregierung künftig von sich aus die Zahlen über die Unterbringungssituation offenlegen wolle. Regelmäßige Veröffentlichungen seien "in Vorbereitung". Damit solle auch verdeutlicht werden, daß hier ein "gemeinsames Problem" von Land und Kommunen auch nur "gemeinsam gelöst" werden könne. Letztlich sei das Land "eingeklemmt zwischen Bund, Städten und Kreisen".

Bei "vielen" Kommunen sei in den vergangenen Wochen der Wille erkennbar gewesen, den Engpaß gemeinsam abzubauen, die Aufnahme als "Dauerproblem" zu sehen und nicht den "leichten Weg" zu gehen, den vor Ort entstehenden Druck "auf das Land umzuleiten". Das habe immerhin dazu geführt, daß auf Landesebene in den vergangenen beiden Wochen keine zusätzlichen Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen (Sammellagern) gebraucht worden seien.

In den Monaten August und September sind knapp 5800 Asylbewerber neu in hessische Erstaufnahmestellen gekommen, während die Kommunen im gleichen Zeitraum rund 4200 Menschen von dort abgenommen hätten. Mehr als 300 Flüchtlinge sind in diesem Zeitraum von den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Marburg-Biedenkopf und Rheingau-Taunus aufgenommen worden. Marburg-Biedenkopf bleibt trotz dieser neuen Anstrengungen nach einer Landesliste vom 25. September Schlußlicht der Kreise mit dem größten Aufnahme-Soll (minus 810).

Erneut belegen die Zahlen des Landes, daß das Engagement für die Flüchtlingsaufnahme in den hessischen Regionen oft sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Auch der nordhessische Schwalm-Eder- Kreis (642) und die Stadt Kassel (571) waren zu diesem Zeitpunkt mit der Aufnahme von mehr als 500 Flüchtlingen im Rückstand.

Mehr Menschen, als nach der Landesquote nötig, aufgenommen hatten nur noch der Hochtaunuskreis (plus 24) sowie die Städte Offenbach (plus 105), Wiesbaden (plus 153), Gießen (plus 31) und Wetzlar (plus zwei). me

RSG-Nachwuchsrennen In der Leuchte ohne Lizenz losstrampeln

FRANKFURT A. M. Die Radsport-Gemeinschaft Frankfurt 1890 (RSG) beendet die Reihe ihrer diesjährigen Nachwuchsrennen für Jungen und Mädchen am Samstag, 17. Oktober, auf der bewährten Rennstrecke in der Leuchte in Bergen- Enkheim. Start ist um 15 Uhr.

An dem Rennen können sich Jugendliche aus Frankfurt und Umgebung beteiligen, die nicht im Besitz einer Lizenz des Bundes Deutscher Radfahrer sind. Damit gibt der Veranstalter dem Nachwuchs Gelegenheit, Rennluft zu "schnuppern".

Ausgeschrieben sind zwei Renndistanzen über drei und fünf Kilometer. Teilnehmermeldungen nimmt Ferdi Hamann vor dem Rennen am Start und Ziel entgegen. Mädchen und Jungen fahren zusammen, werden jedoch getrennt gewertet.

Die Gewinner der Rennen erhalten Siegerschleifen, Blumen und gestiftete Sachpreise; jeder Teilnehmer bekommt eine Urkunde. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten sowie ein verkehrssicheres Fahrrad. dixi/41

Strukturpläne finden wenig Gegenliebe CDU und Grüne üben heftige Kritik an Landrat Eyerkaufers Personalpolitik Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Während Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) das Hohelied von einer effektiveren Kreisverwaltung singt, holt die CDU-Opposition aus ihrem Wahlkampfköcher Pfeile hervor und schießt sie gegen die SPD-Führung im Landratsamt ab. Wegen der jüngsten Strukturpläne im Kreishaus hält auch der einstige Koalitionspartner der SPD, die Grünen-Riege, nicht mit Kritik hinter den Berg. Wie berichtet, treibt Eyerkaufer ehrgeizige Vorstellungen voran, wonach die Arbeits- und Personalstruktur im Hanauer Landratsamt und seinen Außenstellen in Gelnhausen und Schlüchtern - insgesamt knapp 1500 Bedienstete - vollkommen umgekrempelt werden soll. Der Kreisausschuß läßt sich die Untersuchung rund eine Million Mark kosten. Die CDU-Kreistagsfraktion geißelt nun Eyerkaufer, weil jener als Personaldezernent ihrer Meinung nach "versagt" habe. Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Rolf Frodl: "Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen, Herr Eyerkaufer. Erst schlagen Sie alle Warnungen der CDU in den Wind, sich bei ihrer ungezügelten Ausweitung des Personenstandes zu mäßigen, und wollen sich jetzt als Personal- Sparkommissar feiern lassen, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist." Das auch vom Darmstädter Regierungspräsident "festgestellte Versagen" koste jährlich mehr als zehn Millionen Mark.

Frodl fragt sich, was denn eigentlich die so großartig angekündigte Bewertung der Personalstellen durch ein Büro außerhalb des Landratsamtes solle, wenn Eyerkaufer bereits feststelle, daß ohnehin wegen der von ihm geschaffenen Fakten keine Vorschläge gemacht werden könnten, die in der nächsten Zeit zu Einsparungen führen würden. Für Frodl stellt dies "einen weiteren Pferdefuß" der vorzunehmenden Stellenbewertung dar. Der CDU-Mann: "Wie sollen da die externen Stellenbewerter unabhängig arbeiten können, wenn sie schon vor Beginn ihrer Tätigkeit an die Leine gelegt werden?" Eyerkaufer trage die Verantwortung für die außerordentliche Stellenausweitung in den vergangenen Jahren im Landratsamt. Sich jetzt selbst zum "Personalsparkommissar" zu ernennen, sei der Versuch, "den Bock zum Gärtner zu machen", meint Frodl.

Die Grünen wurmt indessen, daß die hochgesteckten Ziele nach außen verkauft würden, die Rationalisierung sich aber eigentlich ganz anders darstelle. Aus der Perspektive von Fraktionssprecher Peter Stahl spielt sich das so ab: "Da werden Ämter zusammengelegt und Abteilungsleiter zu Sachgebietsleitern degradiert, da werden Mitarbeiter/innen zu Sündenböcken ernannt und müssen für das Fehlverhalten ihrer Vorgesetzten beziehungsweise der politisch Verantwortlichen haften, da wird qualifizierten Mitarbeitern/innen der Aufstieg verwehrt - ganz ohne Begründung." Die angestrebte Motivation bleibe aus. Im Gegenteil, nach Stahls Ansicht bleibt nur die ",typische' Verwaltung" übrig, die "wenig innovativ" sei und "kein Interesse an klugen und selbstbewußten Mitarbeitern/innen" habe. "Eine Verwaltung, für die Wörter wie Kooperation, selbstverantwortliches Handeln und Motivation schlichtweg Fremdwörter sind", erklärt der Grünen-Sprecher. In diesem Zusammenhang verweist Stahl darauf, im November 1991 sei mit der Eröffnung der Infothek der Kreisverwaltungs-Umbau in ein Dienstleistungsunternehmen mit großem Pomp gefeiert worden. Nun müsse festgestellt werden, daß diese zentrale Informationsstelle seit drei Monaten verwaist sei. Stahl fällt das Urteil: "Die Kreisspitze ist offenbar mehr an Werbung für die Gegenwart - um im Gespräch und an der Macht zu bleiben - interessiert als an einer Verwaltung für die Zukunft." "Diffamierungsmasche" Die herbe Kritik an den Umstrukturierungsplänen läßt Eyerkaufer nicht gelten. "Denn wer Stellenbewertung nicht von Organisationsgutachten unterscheiden kann, tarifliche Ansprüche nicht von Beförderungen, hat den Anspruch, als Kritiker ernstgenommen zu werden, vertan", erwidert er im barschen Ton. Der CDU hält Eyerkaufer vor, "mangelnde Kenntnis und das Weglassen von bekannten Fakten" sei eine "hinlänglich bekannte Diffamierungsmasche".

Als "völlig absurd" werden Vorwürfe zurückgewiesen, wonach mit der Stellenbewertung eine Beförderungswelle in Gang gesetzt worden sei. Eine "Blamage" sei für die CDU weiter die Behauptung, durch die Stellenbewertung wären externe Organisationsgutachter in ihrer Tätigkeit behindert. Beide Vorgänge seien voneinander "absolut unabhängig", betont Eyerkaufer.

Der Chef der Main-Kinzig-Verwaltung ist sich im klaren darüber, daß auch der Personalbereich zur Sanierung der Finanzverhältnisse beitragen müsse. Gerade diese Erfordernis verlange aber eine Neubewertung und -verteilung der Arbeit, ein Qualifizierungskonzept und ein System von persönlichen Leistungsanreizen. Den Vorwurf der Stellenausweitung bezeichnet Eyerkaufer als "falsch". Zahlen würden dies eindeutig belegen. Seit 1987 sei der Stellenplan des Main-Kinzig-Kreises "im wesentlichen gleich geblieben". Auch die tarifliche Arbeitszeitverkürzung um eineinhalb Stunden pro Woche sei "ohne Neueinstellung" verkraftet worden. Dem Landrat zufolge betrug der Ausfall etwa 2 000 Arbeitsstunden in der Woche, was rund 20 Stellen entsprechen soll. Weiter läßt Eyerkaufer wissen: "Der Stellenplan wurde seitdem nur dann ausgeweitet, wenn neue Aufgaben auf die Verwaltung zukamen oder tariflichen Veränderungen Rechnung getragen werden mußten." Diese Neueinstellungen sollen allerdings die Personalausgaben nicht erhöht haben, da sie über Gebühren und Kostenerstattungen abgedeckt seien.

Schließlich kramt Eyerkaufer in der Erinnerung. Es sei ja doch wohl hinreichend bekannt - meint er -, daß 1987 mit dem Wechsel im Amt des Landrats der Stellenplan um 106 Stellen erweitert worden sei. Davon hätten allein 40 Stellen zur Übernahme der Auszubildenden gedient. "Im übrigen ging es uns darum, die unerträglich langen Wartezeiten der Bürgerinnen und Bürger durch eine ausreichende Zahl von Beschäftigten abzubauen", rechtfertigt der Landrat auch heute noch die damalige Entscheidung. Die Beseitigung von Engpässen in den publikumsintensiven Bereichen sei mit der Erklärung einer generellen Stellenbesetzungssperre einhergegangen. Jede freiwerdende Stelle dürfe seitdem sechs Monate lang nicht besetzt werden. Auch das führe zu unvermeidlichen Mehrbelastungen der Beschäftigten. Damit - so Eyerkaufer letztendlich - hätten in den vergangenen Jahren "Millionen an Personalkosten eingespart" werden können.

Saarland Quatsch keine Opern, denkt sich mancher, wenn er salbungsvolle Politikerdebatten anhört. Im Saarland, da wird im Landtag nicht nur gequatscht, sondern seit neuestem auch gesungen - Opern.

Das Opernensemble des Staatstheaters Saarbrücken besetzte, nach Absprache, versteht sich, während einer Plenarsitzung die Regierungsbank und sang, grell geschminkt und in farbenprächtigen Kostümen vom Politikeralltagsgrau abstechend, für die Herren und Damen Abgeordneten. Da hielt es sogar den Ministerpräsidenten, sonst von Debatten eher gelangweilt und häufig gerade an Parlamentstagen mit wichtigeren Terminen ausgebucht, im Plenarsaal. Kunst auf der Regierungsbank, das war auch für Oskar Lafontaine ein neues Erlebnis.

Daß Teile einer komischen Oper, Rossinis "Reise nach Reims" aufgeführt und europagerecht interpretiert wurden, läßt keine Rückschlüsse auf sonstige Regierungskünste zu. Daß die Opernschau allerdings gerade in eine (unterbrochene) Debatte zur Bekämpfung der Wohnungsnot platzte, das veranlaßte lediglich einen FDP-Abgeordneten zur Kritik. Das Staatstheater verstand den Auftritt als Dank an die Politiker für die Nicht-Kürzung von Zuschüssen. Vielleicht singen dann in Zukunft auch die Sozialhilfeempfänger, die Schüler oder die Bergarbeiter im Landtag. Den Politikern an der Saar jedenfalls hat das erste gesungene Dankeschön gefallen. gra Mecklenburg-Vorpommern Die Alt-Badener haben es Anfang der 50er Jahre vorgemacht: Mochte das Bindestrich-Bundesland Baden-Württemberg längst beschlossene Sache sein, die Badenser fühlten sich innerlich weiterhin als eigenständig. Ähnlich geht es jetzt den Vorpommern. Am liebsten würden viele Bewohner des 400 Jahre lang durch die Geschichte geschubsten Landstrichs zwischen Wolgast und Anklam, Pasewalk oder Altentreptow für sich bleiben. Schon die ersten "Runden Tische" von Stralsund und Greifswald haben dies Anfang 1990 gefordert, vergebens. Wie einst die Badener führen nun die Vorpommern (Nationalhymne: "Wenn in stillen Stunden Träume mich umwehn") Nachhutgefechte um die ungeschmälerte Identität. Genüßlich wird festgestellt, daß der pommersche Schreiadler (Aquila pomarina) sich beharrlich weigert, jenseits des Grenzflusses Recknitz im Mecklenburgischen zu horsten. Mit Sorgfalt wird registriert, wie wenig es Post und Reichsbahn gelingt, sich grenzübergreifend in dem Küstenland zu organisieren.

Kein Wunder, daß der Plan der Schweriner Landesregierung, im Zuge der Gebietsreform einen beide Bindestrich-Teile umfassenden Kreis Ribnitz-Damgarten zu bilden, auf vorpommersche Dickschädel stößt. Nix da, die Stralsunder Bürgerschaft fordert einen eigenen, landsmannschaftlich lupenreinen Großkreis "Nordvorpommern", der - von der alten Hansestadt ausgehend - im Osten auf den Zentimeter dort zu enden hat, wo Mecklenburg anfängt. Breite Niederungen und Sumpfgebiete hätten schließlich seit jeher eine "natürliche Grenze" zu Mecklenburg gebildet; das gelte bis heute.

Man spotte nicht. Der Streit um den Kreis "Nordvorpommern" ist das spannendste an der ganzen Gebietsreform. Er weckt wahre Leidenschaften. Deswegen sei auch der Schreiadler vor einem Fehltritt jenseits der Recknitz gewarnt. Es könnten ihm Acht und Bann drohen. Auch der König der Lüfte muß wissen, wo seine Grenzen sind. ojw Brandenburg "Nein, sicher kann man sich nirgendwo mehr fühlen", sagt die Sekretärin der Jüdischen Gemeinde in Potsdam. An antisemitische Beschimpfungen, Hakenkreuzschmierereien und Sachbeschädigungen an der Wohnungstür des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Brandenburg, Alexander Kogan, habe man sich gewöhnen müssen. Die Mitglieder der Gemeinde fühlen sich bedroht - nicht erst seit dem Anschlag auf das ehemalige KZ Sachsenhausen. Doch die Potsdamer Polizei reagiere kaum, nicht einmal, als die Gemeinde für eine Veranstaltung Personenschutz angefordert habe, klagt Kogan. Und als eine sogenannte "Antizionistische Aufsichtsbehörde" ultimativ per Telefon die Räumung des Gemeindezentrums innerhalb von 48 Stunden verlangt habe, sei die Polizei erst nach mehreren Aufforderungen aktiv geworden.

Der Gemeindevorsitzende hat denn auch öffentlich darüber nachgedacht, ob er mit seiner Ausreise aus Rußland vor zwei Jahren eine richtige Entscheidung getroffen habe. Er habe auf einen Neubeginn als Jude in Deutschland gehofft. Statt dessen: Das Gemeindeleben müsse seit der Gründung im März 1991 in zwei winzigen Büroräumen und einem Gebetszimmer stattfinden. Die meisten der 120 Gemeindemitglieder - bis auf drei Emigranten aus der GUS - wohnten in einem Aufnahmelager. Zwar habe Potsdams Oberbürgermeister vor einem Jahr das Gelände für den Bau eines Gemeindezentrums und einer Synagoge versprochen. Aber es blieb beim Versprechen.

Dabei war man stolz in Potsdam über die Gründung der Jüdischen Gemeinde, damals. Vielleicht hat man heute in der Landeshauptstadt einfach zu viele andere Sorgen, vielleicht denkt man aber auch, daß weniger Juden weniger Antisemitismus bedeuten. Immerhin, nach Kogans lauten Klagen hat der Polizeipräsident Besserung gelobt: Seine Beamten würden in Zukunft sorgfältiger aufpassen. Schwarz auf weiß haben es Potsdams skeptische Juden zu lesen gekriegt, und können es getrost nach Hause tragen. Nur: Haben sie ein Zuhause? uf

Vereinsleben

Kleingärtnerverein Taunusgärten: Dem Mitglied Karl Meckel wurde für 40jährige Vereinstreue die goldene Ehrennadel des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner verliehen. wd/41

Kleingärtnerverein Flughafen: Die Gartenfreunde Peter Langenberger und Manfred Müller absolvierten mit Erfolg einen Fachberaterlehrgang. Damit erwarben sie den Fachwarteausweis der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. wd/41

Kleingärtnerverein Bockenheim: Die Gartenfreunde Karl-Heinz Wagner und Kurt Rahn absolvierten mit Erfolg eine Fachberaterausbildung. Damit erwarben sie den Fachwarteausweis der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. wd/41

Kleingärtnerverein "Am Ochsengraben": Nach erfolgreicher Ausbildung zum Fachberater erwarb der Gartenfreund Robert Birkler den amtlichen Fachwarteausweis der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. wd/41

Kleingärtnerverein Taunusblick: Nach erfolgreicher Fachberater-Ausbildung erhielten die Gartenfreunde Sepp Walter Saltuari und Dietmar Siebenhaus den Fachwarteausweis der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. wd/41

Naturfreunde Rödelheim: Zur nächsten Wanderung der Untergruppe am Sonntag, 18. Oktober, treffen sich die Teilnehmer um 9 Uhr am Parkplatz Brentanobad. Ziel der Wanderung ist der Hintertaunus (von Wörsdorf über Nieder- und Oberauroff durchs Haubental zur Saubrücke). Weitere Auskunft gibt Emil Guntermann (Tel. 78 54 76). wd/41

Gastspiel in vier Städten "Concordia" reist zu Konzerten in die CSFR

BORNHEIM. Eine Konzertreise in die Tschechoslowakei tritt am Donnerstag, 22. Oktober, die "Concordia-Sippe" an. Hinter diesem Namen verbergen sich engagierte Sänger des einst erfolgreichen Männerchores, der Ende der 70er Jahre durch Nachwuchsprobleme und Überalterung dezimiert wurde: Manfred Bürkle, Herbert Gerlich, Klaus Ladwein, Hans- Martin Schneidmüller, Julius Seiler, Herbert Seyerlein, Karl Steffan, Helmut Vetter und Friedrich Winhofer.

In der schwierigen Zeit öffnete sich der Männerchor dann den Frauen und führt seitdem als gemischter Chor den Namen "Concordia-Chor 1846". Nach KonzertGastspielen der "Sippe" 1988 in Smolensk und 1989 in Saporoshje in der Ukraine, hat der Sänger Karl Saffran nun Kontakte in die CSFR geknüpft. Über Karlsbad und Prag geht es nach Gablonz und Reichenberg. Gastgeber der Sänger aus Frankfurt ist der Janacek-Chor in Jablonec (Gablonz), zu dem die Bornheimer Concordia eine dauerhafte freundschaftliche Verbindung anstrebt.

Unter dem Dirigenten Reinhold Decker - er feierte kürzlich sein 40jähriges Dirigentenjubiläum - wird das Doppelquartett in der CSFR Werke von Schubert, Brahms, Beethoven, Silcher sowie von zeitgenössischen Dichtern wie Heuken, Lissmann, Sendt und Zoll zu Gehör bringen. Extra für diese Reise hat die "Sippe" Anton Dvoraks "Das verlorene Liebchen" einstudiert. dixi

Afghanistan Auch die Nachbarn fürchten den Zerfall

Von Gabriele Venzky

In Afghanistan überstürzen sich die Ereignisse. Wenn die Usbeken-Milizen des General Dostam nicht bis Mitte Oktober aus der Hauptstadt Kabul abgezogen wären, hatte Fundamentalisten-Führer Gulbuddin Hekmatyar der jetzigen Interimsregierung angedroht, würde er wieder angreifen. Egal wie dieser Machtkampf dann ausginge, er würde wohl den endgültigen Zerfall Afghanistans in verschiedene Herrschaftsgebiete bedeuten. Und das hätte katastrophale Konsequenzen für die gesamte Region; denn die nach Eigenstaatlichkeit strebenden Völkerschaften siedeln auch jenseits der Grenzen Afghanistans.

Interimspräsident Rabbani und sein Kommandant Ahmed Schah Massud repräsentieren eine der wenigen noch verbliebenen vernünftigen Kräfte in Kabul. Doch Rabbanis Amtszeit endet am 28. Oktober. Wenn es ihm bis dahin nicht gelingt, eine neue Führung auf die Beine zu stellen, ist das Machtvakuum vollkommen. Daß Rabbani sich angeblich mit Hekmatyar auf eine Verlängerung des Ende August geschlossenen Waffenstillstands über den 11. Oktober hinaus geeinigt habe, wagt niemand zu glauben.

Die heftigen Kämpfe im westlichen Herat und in den nördlichen Provinzen Baghlan und Paghman zeigen, wie sehr der Islamist Hekmatyar darauf aus ist, seine Position zu festigen. Schon die erste Runde im Kampf um Kabul hatte im August mehr Tod und Verwüstung gebracht als zwölf Jahre Bürgerkrieg zuvor. Mehr als 1500 Tote und eine halbe Million Einwohner auf der Flucht, das war die Bilanz der dreiwöchigen Angriffe Hekmatyars. Die Geflüchteten warnte er vor einer Rückkehr: "Diesmal wird es noch schlimmer werden."

Wird Dostam abziehen?

Die große Frage ist nun: Wird General Dostam mit seinen Usbeken-Horden aus Kabul abziehen oder nicht? Rabbani versichert, dies werde der Fall sein. Er behauptet jedoch im gleichen Atemzug, die umstrittenen Milizen seien längst in die regulären Streitkräfte integriert, so daß sich die Frage eines Abzugs gar nicht mehr stelle. Dostam selbst erklärt, er werde bleiben. Der bullige Milizen-Kommandeur, der zuvor für seinen früheren Zahlmeister Najibullah, den Statthalter Moskaus, die Schmutzarbeiten erledigt hat, gibt sich selbstbewußt: "Wir werden uns nie mehr von Paschtunen tyrannisieren lassen", verkündet er.

Der Gegenspieler von Dostam und Massud, der machthungrige Gulbuddin Hekmatyar, ist Angehöriger des bisher in Afghanistan dominierenden Stammes der Paschtunen. Seit er gemerkt hat, daß seine fundamentalistische Karte nicht mehr sticht, weil im Grunde alle Mujaheddin-Fraktionen mehr oder weniger radikal islamistisch sind, setzt er zunehmend auf den paschtunischen Trumpf.

Das ist auch der Grund, warum der endgültige Zerfall Afghanistans kaum mehr aufzuhalten sein wird. Denn gewinnt Hekmatyar Kabul, dann werden die nicht-paschtunischen Völker sich in ihre Gebiete zurückziehen und eigene Staaten gründen wollen. Verliert Hekmatyar, dann wird er sich auf die paschtunischen Gebiete südlich und westlich von Kabul zurückziehen und bis zur Konsolidierung eines Groß-Paschtunistans auf den Norden verzichten.

Beide Möglichkeiten haben in den umliegenden Staaten zu hektischen Aktivitäten geführt. Eine Schlüsselrolle hat nach wie vor das Nachbarland Pakistan, dessen militärischer Geheimdienst all die Jahre Hekmatyar gepäppelt hatte, in der Hoffnung, später eine willige Marionette in Kabul zu haben. Wiewohl das Militär immer noch Sympathien für Hekmatyar zu hegen scheint, ist der Regierung in Islamadad inzwischen klar geworden, was ein afghanisches Paschtunistan für sie bedeuten kann: nämlich den Zerfall des eigenen Landes. Schließlich beherbergen die beiden Ostprovinzen eine große paschtunische Minderheit, die mit den Brüdern jenseits der Grenze liebäugelt.

So fanden in Islamabad in den vergangenen Tagen Gespräche mit dem iranischen Präsidenten Rafsandschani und mit dem saudischen Geheimdienstchef Prinz Turki Al-Faisal statt, dessen Land mit dem Iran um den größeren Einfluß in Afghanistan wetteifert. Aber auch mit Rabbani und Dostam wurde konferiert.

Hektische Aktivitäten

Ziel dieser Bemühungen ist es, den Zerfall des Landes zu verhindern - da sind sich die Beteiligten auch bei den islamischen ehemaligen Sowjetrepubliken im Norden, mit China und Indien, der Türkei und den alten Bürgerkriegsparteien in Washington und Moskau einig. Der bedrängte Rabbani hat sogar zu allgemeiner Überraschung die bisher geschmähten Vereinten Nationen und die Organisation Islamischer Staaten aufgefordert, Beobachter zu einer "großen Versammlung" zu schicken, die Ende Oktober eine neue Interimsregierung bestellen und Wahlen vorbereiten soll.

Dieser Schura oder Loya Jirga, wie die traditionelle afghanische Versammlung genannt wird, müßte es freilich gelingen, die Milizen Dostams in das Gesamtkonzept zu integrieren. Aber dagegen wehrt sich Hekmatyar und mit ihm eine Vielzahl der neuen Lokalfürsten aus den Reihen ehemaliger Mujaheddin-Führer, die längst große Teile des Landes auf eigene Faust regieren. Zwölf Jahre Afghanistan- Krieg haben, sagen viele Experten, zu keiner Veränderung der Ausgangslage geführt. Nach wie vor verläuft die Front zwischen sogenannten Modernisten und radikalen Islamisten - wobei der Fundamentalist Massud nun allerdings gemeinsame Sache mit den ehemaligen Kommunisten macht, wohl wissend, daß nur dieses Bündnis mit der Technokratie-Elite den nicht-paschtunischen Völkerschaften ermöglichen kann, sich gegen die alte Paschtu-Vorherrschaft zu behaupten.

Solche fast schon staatsmännischen Überlegungen gelten jedoch nicht für das flache Land. Die Schlächtereien innerhalb der Reihen der Mujaheddin nach der Machtübernahme im April, für die zum großen Teil Hekmatyar verantwortlich ist, haben dazu geführt, daß noch unendlich viele Rechnungen zu begleichen sind. Ein Ende des Blutvergießens ist deshalb nicht abzusehen; denn nach wie vor will jeder in Afghanistan im Grunde nur eines: die Macht.

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Puppentheater Fata Morgana: Bremer Stadtmusikanten, 15 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Bambi: Die total verrückte Nuß (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Fatale Begierde (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15 Uhr); Housesitter (17.45, 20.15 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Boomerang (18, 20.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kleine Haie (19.30 Uhr); Alien 3 (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Barravento (20 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Don Luis aus Masatepe im Gespräch: So lange man Träume hat, 20 Uhr, Stadtbücherei.

Groß-Gerau. PSAG-Sitzung zum Thema Wohnungsnot im Kreis Groß-Gerau, 19.30 Uhr, AOK, Gernsheimer Straße 43. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. VdK-Walldorf: Sprechstunde, 19 Uhr, Waldenser-Schule.

Kelsterbach. VdK-Frauennachmittag, 15 Uhr, im Altenwohnheim. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.

Kreissparkasse Walldorf: Ausstellung und Dekoration: Portugiesische und spanische Gebrauchsgegenstände, zu den Sparkassen-Öffnungszeiten, bis 16. Oktober. Pfarrgemeindezentrum Walldorf, Flughafenstraße: Der Jakobspilgerweg, zu den Gemeindezentrums-Öffnungszeiten, bis 20. Oktober.

Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Ausstellung der Bilderbuchillustratorin Lilo Fromm, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Oktober.

Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Umweltamt: Ökosystem Wattenmeer - Erst stirbt der Seehund und dann der Mensch, zu den Umwelt-Öffnungszeiten, bis 30. Oktober.

Groß-Gerau. Stadtmuseum, Marktplatz 3: Die neue Zeit und ihre Folgen, geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr, bis 1. November.

Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Plakatausstellung zum Thema Rauchen, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Ende Oktober. Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.

Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).

Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150, 10 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 42 / 56 15 53.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Musical: Phantom of the Opera, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Peter Pan (15 Uhr); Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Fantasia: Boomerang (15, 20.15 Uhr).

Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dreieich. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus Sprendlingen.

Langen. CDU-Babbelrund, 20 Uhr, Deutsches Haus, Darmstädter Straße 23.

Egelsbach. Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses, 20 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, 14.15 Uhr, ab Freischwimmbad. Verschiedenes Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Bansamühle. Kunsttage Dreieich Dreieich. Volksbank Dreieich, Sprendlingen, Offenbacher Straße 2: Neue Plastiken von Wanda Pratschke, Mo. - Fr., 8 bis 12.30 Uhr, Mo. und Do., 14 bis 18 Uhr, Di. und Fr., 14 bis 16 Uhr, bis 15. Oktober.

Bürgerpark Sprendlingen, Wiese zwischen Kindergarten und Ricarda-Huch- Schule: "Plastik im öffentlichen Raum" der Ricarda-Huch-Schule. Ausstellungen Neu-Isenburg. Rathaus-Foyer, Hugenottenallee 53: Ein Netz das trägt - Ambulante soziale Dienste stellen ihre Arbeit vor, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 16. Oktober.

Haus zum Löwen, Löwengasse 24: Mitglieder des Klöppeltreffs Oberrad zeigen ihre Arbeiten, geöffnet montags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr (1. Samstag im Monat geschlossen), bis Jahresende.

Galerie Patio, Waldstraße 115: Bürolandschaft - Istallation, Objekte und Photographien von Marion Gülzow, heute 16 bis 20 Uhr; freitags 19 bis 22 Uhr, samstags 16 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 13 Uhr, bis 25. Oktober.

Stadtbücherei, Frankfurter Str.: Handgearbeitete Puppen von Helga Nass (bis 17. Okt.); sowie: Mexiko - eine kleine Sammlung volkskundlicher Objekte, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 7. Nov.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Lebenslagen älterer Menschen - Fotografien von Stefan Morgenstern, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 16. Oktober.

Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Monotypien und Ölbilder von Zdenêk Kindl, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 31. Oktober.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Grabhügel - Geschützte Kulturdenkmäler, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, bis 22. November.

Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Gemälde von Arturo Mojica, montags bis samstags 17 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr, bis 17. Oktober.

Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Neue Masken von Heide Ellinghaus, dienstags bis sonntags 14.30 bis 19.30 Uhr (laufende Ausstellung).

Volksbank Dreieich, Offenbacher Straße 2: Neue Plastiken von Wandra Prtaschke, zu den banküblichen Öffnungszeiten, bis Ende Oktober.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Werke von Karin Porath - Die Geschichte einer Wanderung, geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, bis 25. Oktober.

Rathaus, Südliche Ringstraße 80: Werke des Langener Künstlers Johannes Georg Görg, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 25. Oktober.

Museum für Zeitnössische Glasmalerei im Alten Rathaus: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.

Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechtunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Sprendlingen, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Baby-Treff (ab vier Monaten), 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 16 bis 18 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 601-242.

Verein zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Eltern e. V., Lachweg 14: Spielkreis für Eltern und Kinder, 15.30 bis 18 Uhr.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Sprechstunde für Senioren, AWO, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Wachsender Bedarf bei sinkenden Preisen Hoher Sicherheitsstandard moderner Dialyse-Geräte

Die modernen Dialysegeräte zur Blutwäsche bei chronischem Nierenversagen haben einen Standard erreicht, der etwa dem eines Oberklassewagens entspricht. Wurde bei den ersten Apparaten noch ein Fehler pro Monat je Gerät festgestellt, so fällt heute bei etwa 2000 Laufstunden nur einmal ein Versagen an. Dies entspricht, wie auf einem Seminar der Firma Medizinisch- Technische Systeme (MTS) Schweinfurt mitgeteilt wurde, rund 100 000 pannenfrei gefahrenen Kilometern im Auto.

"Der Dialyse-Patient, ein Mensch ohne Urin, lebt mit dem Nierenersatz heute länger als je zuvor - und mit beträchtlicher Lebensqualität", betonte Dr. Günter Seyffart, Leiter des Dialysezentrums Bad Homburg, auf der Veranstaltung. "Manche von ihnen werden bereits seit 25 Jahren und länger dialysiert, und vielfach auch in hohem Alter." Insgesamt seien Komplikationen bei der Anwendung der Künstlichen Niere, die zur langfristigen Therapie erstmalig 1963 eingeführt wurde, heute in Westeuropa selten geworden.

Derzeit - im Jahre 1992 - unterziehen sich in Deutschland etwa 28 500 Nierenkranke regelmäßig der Blutwäsche, der einzigen Behandlungsmöglichkeit des meist schleichend auftretenden, irreversiblen Funktionsverlusts der Nieren. Zu diesen Patienten müssen noch rund 7000 Transplantierte hinzugezählt werden, die alle ebenfalls vor der Verpflanzung einer Spenderniere dialysiert worden waren.

Grundsätzlich stehen nach Darstellung von Dr. Jutta Paßlick-Deetjen, der wissenschaftlichen Leiterin der Abteilung Medizintechnik der MTS-Muttergesellschaft Fresenius AG Bad Homburg, zwei Dialyse-Verfahren zur Verfügung: die Hämodialyse und die Peritoneal- oder Bauchfell-Dialyse. Beiden Methoden liegen die gleichen physikalischen Prozesse zum Austausch gelöster Stoffe durch halbdurchlässige Membranen zugrunde.

Bei der Peritoneal-Dialyse wird eine sterile Spülflüssigkeit über einer Dauerkatheter in den Bauchraum eingeführt. Die Entgiftung des Blutes übernimmt somit als natürliche Membran das mit zahlreichen Kleinzotten ausgestattete Bauchfell (Peritoneum), das die Bauch- und Beckenhöhle auskleidet. Die Spülflüssigkeit - das "Dialysat" - verbleibt für etwa vier bis acht Stunden im Körper. In dieser Zeit findet osmotisch der Giftaustausch ("Equilibration") statt. Etwa viermal täglich muß das Dialysat, das jeweils zwei Liter ausmacht, gewechselt werden. Bei dem Verfahren ist also ständig Austauschflüssigkeit im Körper. Diese "Kontinuierliche Ambulante Peritoneal-Dialyse" (CAPD) führt der Nierenkranke selbst aus. Als Varianten dieser Methode werden Verfahren angewandt, bei denen mit Hilfe eines Geräts nachts oder in zweitägigen Abständen die Dialyseflüssigkeit ausgewechselt wird.

Als Alternative zur Bauchfellentgiftung und parallel mit ihr entwickelten Mediziner und Industrie in mehreren Ländern fast zeitgleich ein Verfahren, das die Blutwäsche außerhalb des Körpers verlegt. Bei dieser extrakorporalen Hämodialyse wird das Blut des Patienten mit Hilfe einer Zahnradpumpe von einer Fistel, einem unter der Haut angelegten Kurzschluß zwischen Vene und Arterie, über ein Schlauchsystem an eine künstliche Membrane geführt, an der entlang in Gegenstromrichtung der Austausch stattfindet. Von der Kunstmembran, dem eigentlichen Dialysator, wird das Blut wieder über eine Vene dem Körper zugeleitet. Zur Sicherheit erhält das Blut dabei unter anderen auch gerinnungshemmende Stoffe (Heparin). Bei diesem Verfahren muß der Patient in der Regel dreimal wöchentlich für vier bis fünf Stunden an die komplizierte Maschine angeschlossen werden, die aus rund 5000 Einzelteilen besteht und zwischen 30 000 und 50 000 Mark kostet.

Etwa die Hälfte aller Dialyse-Patienten wird in Einrichtungen von drei gemeinnützigen Stiftungen mit Sitz in Neu-Isenburg, Bad Homburg und Nürnberg behandelt, denen aber nur 182 der etwa 700 deutschen Dialyse-Zentren angeschlossen sind. Der Rest gehört nach Darstellung Seyffarts niedergelassenen Ärzten oder ist in Krankenhäusern untergebracht. Kliniken, die nur wenige Behandlungsplätze haben, arbeiten infolge des hohen personellen und technischen Aufwandes für die Dialyse vielfach weit kostenungünstiger als die Spezialzentren.

In Europa nimmt Deutschland bei den verschiedenen Formen des Nierenersatzes vor vergleichbaren Ländern wie Frankreich, Italien und dem dialyserestriktiven Großbritannien einen vorderen Platz ein, allerdings hinter der Schweiz, Österreich und Belgien. Das Schlußlicht in Europa bildet - mit einer katastrophalen Bilanz - Rumänien.

Insgesamt werden in Deutschland jährlich etwa eine Milliarde Mark für die 28 500 Dialyse-Patienten ausgegeben - mit wachsender Tendenz offenbar wegen der Zunahme der Zivilisationskrankheiten Diabetes und Bluthochdruck, die neben anderen Erkrankungen wie Entzündungen in der Niere oder Medikamentenmißbrauch ein chronisches Nierenversagen verursachen können. Wegen des geringeren Geräteaufwandes breitet sich die CAPD etwas stärker aus als die Hämodialyse.

Im Gegensatz zum Arzneimittelmarkt sind jedoch nach Darstellung von Dr. Gerd Krick, Spartenleiter Medizintechnik bei der Fresenius AG und seit kurzem deren Vorstandsvorsitzender, die Preise medizinischer Geräte ständig gesunken. Kostete noch 1975 ein Dialysator 150 bis 180 Mark, so liegt dessen Stückpreis heute bei 20 bis 28 Mark. Wegen der sinkenden Preise hat laut Krick ein harter Konzentrationswettbewerb unter den Herstellern eingesetzt. "Wir haben jedoch die besten Geräte weltweit und einen hervorragenden Service." Das Unternehmen, das neben Dialysatoren unter anderm Infusions- und Analysiergeräte, Ernährungspumpen und einen Zellseparatortyp herstellt, ist in zahlreichen Ländern Europas und in Übersee vertreten.

Die Gründung einer Niederlassung in der damaligen Sowjetunion, die Hans Kröner, Kricks Vorgänger als Vorstandsvorsitzender, engagiert schon lange vor dem politischen Umschwung in die Wege geleitet hatte, ließ sich nur unter großen Schwierigkeiten realisieren. Das Werk des Gemeinschaftsunternehmens im weißrussischen Borissow bei Minsk ist zwar fertiggestellt, aber wegen Problemen mit Moskau trotz des enormen Bedarfs an Dialysegeräten in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nicht voll einsatzfähig. KLAUS DALLIBOR

Den Walen dieser Welt Ausstellung "A Blue Piece for a Green Peace"

HEIDELBERG. Dizzy Gillespie schickte eine Serviette aus dem Blue Note. Ronald Reagan eine blaue Krawattennadel. Dieter Thomas Heck sandte ein blaues Jugendstilglas und Sir John Gielgud ein Parfümfläschchen, selbstredend blau. Leni Riefenstahl und Ernst Jünger waren ebenso in Geberlaune wie Elfriede Jelinek und Ernst Jandl.

Derart schillernde Namen - 200 an der Zahl - zieren die Spenderliste für eine Ausstellung, die jetzt im Heidelberger Schloß eröffnet wurde. "Weltwunden Walwelten" heißt sie, Untertitel "A Blue Piece for a Green Peace".

Zusammengetragen wurden die blauen Promi-Reliquien vom Deutsch-Amerikanischen Institut, das sich in der Heidelberger Kulturszene einen bescheidenen Ruf erworben hat. DAI-Chef Jakob Köllhofer hat in einer weltumspannenden Aktion 800 vermeintlich Prominente angeschrieben, irgend etwas "Blaues" beizutragen. Der Erlös der anschließenden Versteigerung käme, via Greenpeace, den bedrohten Walen und Delphinen zugute.

Die Resonanz war überwältigend. Weit über 200 Kuriosa in Blau sind seither in Heidelberg eingetrudelt, diese Woche erst eine blaue Pappmaché-Skulptur von Tom Wait. Im ehrwürdigen Ott-Heinrichs-Bau des Schlosses hängt nun Hans-Jochen Vogels Badehose neben einem Globus von Brooke Shields, Skizzen von Christo neben einer Starpostkarte von Arnold Schwarzenegger. Der Zufall wollte es, daß einer der letzten Briefe von John Cage dessen Jeanshemd begleitete.

Mancher gar hat sich nicht an den kleinsten gemeinsamen Nenner der Exponate gehalten. Yassir Arafat etwa schickte eine olivgrüne Uniform. Als Köllhofer skeptisch nachfragte, ob der Tarnanzug denn auch wirklich aus der Garderobe des PLO-Chefs stamme, hat dieser höchstpersönlich ein Echtheitszertifikat nachgereicht. Erstaunlich vor allem die unterschiedlichen Reaktionen auf diese "engagierte Meinungsumfrage" (Köllhofer): Bei manchen Adressaten habe man den Eindruck gehabt, einen "heißen Ofen aufzustoßen, so heftig sind die Funken rausgeschlagen". Will Quadflieg etwa habe sich vor überschwenglicher Begeisterung "gar nicht mehr eingekriegt". Die kreativsten Beiträge leisteten William S. Burroughs und Yoko Ono. Der Grand Old Man des amerikanischen Undergrounds beweist mit seiner Tuschezeichnung eines blauen Herzens auf grauer Stahlplatte ungeahnte Talente. Die Lennon-Witwe beglückte die Heidelberger Reliqiensammler mit einer Installation: weißer Turnschuh auf blauem Grund.

Doch Originalität ist auch in Promi-Kreisen nicht jedermanns Sache. So reiht sich die Starpostkarte Don Johnsons ein neben einem Notizblockzettel Björn Engholms. Kosmetische Möglichkeiten der Ausstellungsdidaktik zeigen sich dann, wenn Sir Georg Soltis Dirigentenstab auf Otto Waalkes Ami-Mütze deutet. Der Sinn des Projekts wurde einzig im Vorzimmer Helmut Schmidts verkannt. Ein ausführliches Schreiben begründet wenig plausibel, warum der gestreßte Alt-Bundeskanzler für derlei Aktionen keine Zeit habe.

Wohltuend dagegen Gabriele Wohmanns schlichter Beitrag: sie schickte eine zerknüllte Gauloises-Schachtel nach Heidelberg. Wim Wenders hingegen ließ die Veranstalter dezent wissen, die von ihm gestifteten Fotos würden auf herkömmlichen Auktionen mühelos 1500 bis 1800 Dollar erzielen.

Gagreich und damit sehenswert macht die Heidelberger Ausstellung allein das bizarre Nebeneinander der Promi-Gaben. Darüber kann auch der Versuch nicht hinwegtäuschen, mit Arbeiten junger Künstler für zusätzliche Kittmasse zu sorgen. Weniger den inhaltlichen Akzenten als dem beeindruckenden Name-Dropping ist es wohl zu verdanken, daß die Ausstellung bereits im Vorfeld ziemliches Aufsehen erregte.

So werden die Exponate nicht, wie ursprünglich vorgesehen, bereits nach vier Wochen versteigert. Ende November geht die Sammlung auf Tournee, nach Madrid und nach Prag, später dann in die USA und nach England.

Bezahlen müssen die Folge-Aussteller nichts: Sie haben vertraglich zugesichert, ihrerseits je 20 Exponate hinzuzufügen.

SEBASTIAN HESSE

Herbstausflug der Senioren von Dortelweil

BAD VILBEL. Zu einem Herbstausflug durch die bunten Laubwälder des Vogelsbergs lädt der Senioren/-innenclub Dortelweil der Arbeiterwohlfahrt am Dienstag, 13. Oktober, ein. Abgefahren wird um 13 Uhr am Friedhof des Stadtteils und wenig später an der S-Bahn-Haltestelle. Das turnusmäßige Treffen am 12. Oktober im Vereinshaus fällt aus. Spielenachmittage veranstalten die Clubs Talstadt am Dienstag, 13. Oktober, in der Frankfurter Straße 85, Gronau am Mittwoch, 14. Oktober, in der Berger Straße und Heilsberg am Donnerstag, 15. Oktober, in der Jahnstraße 17 jeweils ab 15 Uhr. hm

Schmuck spiegelt die Sozialgeschichte

Juwelier Schlesicky seit 150 Jahren in Frankfurt

"In den 50er Jahren, als man noch Nachholbedarf hatte, da konnten die Klunker gar nicht groß genug sein", erzählt der Juwelier Günter Sponsel. Sein Nachfolger als Inhaber des Juweliergeschäfts Schlesicky an der Börse kann dem alten Herrn nur beipflichten. "Früher trug man Schmuck", sagt Goldschmied Heiko Mühlbichler zum 150jährigen Jubiläum des Hauses, "heute unterstreicht Schmuck die Persönlichkeit." Von der Geldanlage der Jahrhundertwende über die neureiche Üppigkeit des Wirtschaftswunders zur neuen, aber edlen Bescheidenheit der 90er Jahre - in der Stilgeschichte des Schmucks spiegelt sich die Sozialgeschichte einer Nation.

Am 16. Oktober 1842 hatte Ferdinand Carl Schlesicky das heutige Juweliergeschäft an der Börse als Uhrenfachhandel in der Fahrgasse gegründet; erst 1893 zog das Unternehmen in die Schillerstraße, wo es noch heute seinen Sitz hat - in einem "potthäßlichen Anbau" (Inhaber Mühlbichler) der 50er Jahre freilich, denn das "Älteste Uhrenfachgeschäft Frankfurts" wurde im März 1944 von allierten Bomben zerstört.

Unter dem Motto "Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr" stürzten sich 1914 auch die Uhrmacher und Juweliere für Kaiser und Reich in den Krieg. Schlesicky stellte seine Produktion auf Bordchronometer für die Marine und Stahltaschenuhren für die Frontsoldaten um; manch patriotische Dame im königlich-preußischen Frankfurt tauschte gar ihr Collier gegen schwarzen Eisenschmuck ein. Mit dem Krieg ging auch die letzte verbindliche Stilrichtung im Uhren- und Schmuckgeschäft zu Ende: Jugendstil und Art deco. Seitdem herrscht das Zitat vor.

Taschenuhren blieben das Hauptgeschäft der Firma. "Eine eiserne Uhr zur Konfirmation oder zum Abitur und eine goldene Uhr zur Hochzeit - das waren damals Statussymbole für den Herrn", erzählt der ehemalige Inhaber Günter Sponsel, dessen Vater für den im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn des alten Schlesicky in die Firma eingetreten war. Die Uhrwerke bezog die Firma aus der Schweiz, das Gehäuse fertigte sie selbst. "Man kaufte eine Uhr von Schlesicky", erzählt Sponsel, "keine Omega oder Tissot. Das Geschäft mit den Markenuhren kam erst nach dem Krieg auf."

An kontinuierliche Goldschmiedearbeit oder Uhrmacherhandwerk war bis zur Währungsreform nicht zu denken. Uhren waren eine begehrte Mangelware. Sogar das Amt des Bürgermeisters wandte sich am 30. Mai 1945, wenige Wochen nach der Befreiung, an die Firma Schlesicky: "Herr Bürgermeister Dr. Schlosser benötigt dringend eine Uhr, da er zur Zeit keine besitzt. Wir bitten um gefl. Auskunft, ob Sie noch in ihren Warenbeständen solche besitzen und würden in diesem Fall eine Bezugsmarke oder einen Berechtigungsschein für ihn ausstellen."

Der heutige Inhaber des Hauses, Heiko Mühlbichler, Goldschmiedemeister, legt den Akzent verstärkt auf selbst hergestellten Qualitätsschmuck. Er pflegt, dem Zeitgeist folgend, einen schlichten klassischen Stil bei edlen Materialien. Getreu seinem Motto "Schmuck muß Spaß machen" lockert er die einfachen Formen durch innovative, gelegentlich bizarre Elemente auf. "Den Repräsentationskäufer gibt es heute nicht mehr", sagt Mühlbichler, "und auch nicht den Käufer, der Schmuck als Geldanlage erwirbt." mku

Fachseminar zum Thema Sozialversicherung

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Main-Kinzig veranstaltet am Dienstag, 20. Oktober, in ihrer Hanauer Geschäftsstelle in der Mühlstraße 2 a ein Fachseminar (Beginn: 13.30 Uhr) über die "Feinheiten in der Sozialversicherung". Der Lehrgang zielt auf Beschäftigte in Personalabteilungen, in Lohn- und in Gehaltsbuchhaltungen ab. Angesprochen werden all jene, die sich mit der komplizierten und vielfältigen Thematik vertraut machen oder bereits vorhandene Kenntnisse auffrischen wollen.

Zwei Tage später, am Donnerstag, 22. Oktober, wird das gleiche Thema im AOK-Zentrum in der Schulstraße 7 in Gelnhaus behandelt (Veranstaltungsbeginn: 13.30 Uhr).

Während und nach den Vorträgen der beiden AOK-Referenten Michael Rasch und Ralf Mülhause besteht für die Teilnehmer die Gelegenheit, Fragen zu stellen oder Probleme aus der Praxis eingehend zu erörtern. hok

Krankenpflege in Familie HANAU / NEUBERG. Der DRK-Kreisverband Hanau gibt wieder Tips zur Krankenpflege in der Familie. Die Lehrgänge über acht bis neun Abende beginnen am Mittwoch, 14. Oktober, um 20 Uhr in Ravolzhausen und am Dienstag, 3. November, um 19 Uhr in Hanau. DAK- und AOK-Versicherten entstehen dabei keine Kosten. Anmeldung und Auskunft telefonisch unter 0 61 81 / 1 06 15.

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (16, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Rasenmähermann (16 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).- Saalbau-Lichtspiele: 2001 - Odyssee im Weltraum (20 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Mainhausen. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 20.30 Uhr, Rathaus Mainflingen. Verschiedenes Rödermark. Hobby-Treff für Senioren, 14 Uhr, im Rektorhaus. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: geöffnet sonntags 10 bis 12 Uhr.

Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Stadtbücherei, Trinkbrunnenstraße 8: Die Kreativitätstheorie - Desingcollagen von Martin Fieber, montags bis freitags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr, bis 30. Oktober.

Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: Karin Bartling - Großformatiges in Mischtechnik, montags und samstags 9.30 bis 11.30 Uhr, dienstags bis freitags 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, bis 31. Oktober.

Seligenstadt. Galerie im Alten Haus, Frankfurter Straße 13: Werke von Uschi Zepter, samstags, sonn- und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 25. Oktober.

Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Sommergalerie: Bilder von Ekkehard R. Schlesinger, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 30. Oktober.

Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.

Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: göffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Schlachten (bis 25. Oktober); Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.

Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Rathaus Ober-Roden.

VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden,16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.

Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Mütterberatung in Steinberg, 14 bis 15 Uhr, Kita Martinstraße.

Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Theater / Musik / Literatur Obertshausen. Knobi-Bonbon-Kabarett: Der Beschneider von Ulm, 20 Uhr, Bürgerhaus Hausen. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); Fatale Begierde (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Dia-Reportage von Burkhard Klahr: Naturwunder Afrika - Namibia, 20 Uhr, Ledermuseum. Parteien / Parlamente Offenbach. Ziele und Zwecke des Bebauungsplans Nr. 566 werden erläutert, 19 Uhr, Rathaus.

Mühlheim. Sitzung des Ausschusses für Kultur, Volksbildung und Sport, 18 Uhr, Archiv der Stadtverwaltung, Friedensstraße 20.

Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: Vicente Rojo - 40 Jahre Graphik-Design in Mexiko (bis 1. November); "Die alte Bibel neu" (bis 1. November); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Schmuck aus Menschenhaar (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; Di, Do bis So, 10 bis 17 Uhr, Mi. 14 bis 20 Uhr.

Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Handschuhausstellung, täglich 10 bis 17 Uhr, bis 15. November.

Rathausfoyer, Berliner Str. 100: Gartenkunst und Gartenlust - Historische Parks und Gärten in Hessen, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 15. Oktober.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.

Galerie Rosenberg, Ludwigstr. 134: Thomas Ludwig - Arbeiten 91/92, dienstags und mittwochs 11 bis 18.30 Uhr, donnerstags 11 bis 19.30 Uhr, freitags 11 bis 16 Uhr, bis. 20. Oktober.

Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Skulpturen des russischen Bildhauers Walerij Michejew, Dienstag und Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr.

Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1: "Gralsuche" - mit einem Zyklus von Monotypien von Christine Eckert, während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes, bis 1. November.

Honeywell AG, Kaiserleistraße 39: Aquarelle und Ölbilder von MitarbeiterInnen und RentnerInnen, montags bis freitags 7 bis 18 Uhr, bis 14. Oktober.

Mühlheim. Stadtmuseum, Marktstr. 2: Landschaften von Heidrun Heinzelmann, Mi., 14 bis 19 Uhr, So., 10 bis 16 Uhr.

Rathaus-Foyer, Friedensstraße 20: Aquarelle von Hanneke Sadgui, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 5. November.

Heusenstamm. Galerie Rekus, Ludwigstraße 7: Bilder von Inga Mihailovic, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 17. Oktober.

Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230.

Pro Familia, Bahnhofstr. 35, Termine: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.

DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).

Beratung für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Lortzingstraße 10.

Aktionsbündnis gegen Rassismus, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (HH).

Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle Kreis Offenbach, Paulstr. 49, 9-12 Uhr, 14-16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Grün für die Wirtschaftswege In Wehrheim wird gerade die Herbstpflanzaktion vorbereitet

WEHRHEIM. Die Vorbereitungen für die Herbstpflanzaktion laufen auf vollen Touren. Apfelbäume und Hecken im Wert von insgesamt 20 000 bis 25 000 Mark sollen von Anfang November an zum Landschafts- und Wildtierschutz in der Wehrheimer Gemarkung eingepflanzt werden. "Die Aktion wird eine größere Sache als im letzten Jahr", stellte Bürgermeister Helmut Michel zufrieden fest.

Die Gemeinde hat den Schwerpunkt der Maßnahmen diesmal auf die Wirtschaftswege zwischen Hessenpark und Obernhain gelegt. Mit dem Pflanzen von Hochstammobstbäumen, darunter auch Speierling, sollen die kahlen Wege wieder wie früher von Grün gesäumt werden. Die Hecken bieten außer Windschutz auch Igeln, Vögeln und Rebhühnern Unterschlupf. Im vergangenen Jahr stand die Riedwiese in Wehrheim im Mittelpunkt der Feldgehölzplanung.

Im Rahmen der Aktion werden Gemeinde- und Waldarbeiter zugleich nachpflanzen, was im Laufe des Jahres beschädigt wurde. Durch die Trockenheit sind nach Schätzungen Michels rund 30 Obstbäume und mehr als 200 Sträucher eingegangen. Auch das "Mahnmal" gegen Umweltfrevel wird bei dieser Gelegenheit entfernt. Im letzten Winter hatten Unbekannte auf einen Schlag zehn Bäume abgesägt. Michel hatte die vertrocknenden Stämme als Mahnmal in den Halterungen stehenlassen. "Was für eine Schande für die Gemeinde", meint er.

Außerdem stehen Begrünungen des Sportplatzes Friedrichsthal und der neuen Kleingartenanlage auf dem Programm. Das hessische Landesamt für Landwirtschaft und Landentwicklung hat rund 5700 Mark Zuschuß für die Feldgehölzpflanzungen in Obernhain gewährt. Zusätzlich erwartet die Gemeinde noch Fördermittel aus dem Flurbereinigungstopf. cn

Oberursel feiert seine Taunuskerb

OBERURSEL. Die Taunuskerb in Oberursel lockt Einheimische und Fremde in diesem Jahr von Freitag, 16. Oktober, bis Montag, 19. Oktober.

Erstmals geht die Oberurseler Kerb damit nur über ein Wochenende. Wegen der oft schlechten Witterung zu dieser Jahreszeit war der Festplatz am zweiten Wochenende in den letzten Jahren meistens sehr schlecht besucht, wodurch sich das Geschäft für die Schausteller nicht lohnte.

Eröffnet wird die Kerb am Freitag um 15.30 Uhr von Stadtrat Gerd Krämer. Dabei unterstützen ihn Brunnenkönigin Ana Carina I. und ihr Brunnenmeister Joachim. Bei einer besonderen Kinderkerb-Eröffnung sorgen die Clowns "Lupelly's" für Spaß und Unterhaltung.

Anschließend beginnt das allgemeine Kerbetreiben auf dem Festplatz an der Bleiche und dem Marktplatz. Auto-Scooter, Kinderkarussell, Los- und Schießbuden, gebrannte Mandeln und Popcorn warten auf die Festbesucher. Von 15.30 bis 16.30 Uhr müssen übrigens behinderte Kinder an den Fahrgeschäften nichts bezahlen.

Am Kerbsamstag werden beim Oberurseler Stadtlauf zum vierten Mal die Sieger ermittelt. Start ist auf der Bleiche, um 15.30 Uhr zum 5000-Meter-Jedermannslauf, um 16.00 Uhr zum 10 000- Meter-Lauf mit Sportlern aus ganz Hessen. Die große Siegerehrung beginnt ungefähr um 17 Uhr in der Turnhalle der Grundschule Nord.

Am Sonntag geht es ab 14.30 Uhr auf dem Vergnügungspark weiter. Am Montag treffen sich die Oberurseler Bürger zum Frühschoppen in den Gaststätten und lassen sich nachmittags zum letzten Mal über die Kerb auf der Bleiche und dem Marktplatz treiben. Die Sperrstunde für die Gaststätten ist über die Festtage üblicherweise aufgehoben, auf der Bleiche und am Marktplatz ist jeweils um 23 Uhr Ende des Ausschanks.

Zu ihrem traditionellen Kerbetanz lädt die Oberurseler CDU dann am Samstag um 20 Uhr in die Stadthalle. Bei dem rustikalen Abend mit viel Gemütlichkeit werden die Band "Vis-à-Vis" zum Tanz aufspielen und die Jongleure der Gruppe "Allegro" ihr Können unter Beweis stellen.

Die Kerbeburschen aus Bommersheim, Stierstadt und Oberstedten lockern mit verschiedenen Einlagen das Programm auf. Der Eintritt kostet für Jugendliche zehn Mark, Erwachsene zahlen an der Abendkasse 20 Mark, im Vorverkauf an den üblichen Verkaufsstellen 15 Mark.

Zu einem zünftigen Kerb- und Erntedanknachmittag sind die Senioren der katholischen Kirchengemeinden Liebfrauen, St. Ursula und Aureus am Mittwoch, 21. Oktober, um 15 Uhr ins Pfarrer- Hartmann-Haus eingeladen. Neben Kaffee und Kuchen gibt es ein buntes Programm mit Liedern, Gedichten und Tänzen. Die "Kerbelies" hat ihr Kommen ebenfalls zugesagt. jom

Hexenhäuschen eröffnet Eine "Infothek" für Jugendliche in der Palleskestraße

HÖCHST. Nach fast zweijähriger Vorbereitungszeit war es dieser Tage soweit: Die "Infothek" des Stadtteilarbeitskreises im Hexenhäuschen des Jugendzentrums an der Palleskestraße wurde eröffnet. Sie soll die Kinder- und Jugendarbeit der westlichen Stadtteile bündeln und Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer bei Sorgen und Nöten sein. Das Ziel: Bestehende Angebote sollen für Ratsuchende übersichtlicher werden, lange Laufereien oder Frust der Vergangenheit angehören.

Nach den Erfahrungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Stadtteilarbeitskreis ist die Hemmschwelle, ein städtisches Amt oder eine offizielle Beratungsstelle aufzusuchen, relativ hoch. Hier will die "Infothek" ansetzen. Und sie will eine Lobby für Kinder und Jugendliche sein, sagt Hans-Georg Ulmer vom Jugendhaus.

23 Institutionen sind im Höchster Stadtteilarbeitskreis vertreten, die Kirchengemeinden ebenso wie städtische Häuser, Wohlfahrtsorganisationen und kleinere Vereine. Aber nicht alle mischen in der "Infothek" mit.

Das Katholische Jugendamt, die Katholische Gemeinde St. Josef, das Jugendzentrum (Juz), die Beratungsstelle der Caritas und der Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, um zunächst an drei Tagen in der Woche die Öffnungszeiten zu sichern (montags von 10 bis 12 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 17.30 Uhr).

Wachsender Drogenkonsum, kommerzialisierte Freizeit, Gewaltbereitschaft und zugespitzte Wohnungssituation - das sind die Schlagworte, die die beteiligten Gruppen dazu brachten, künftig ein ganzes Netzwerk für Kinder und Jugendliche anzubieten.

Das Netz soll mit Hilfe eines rund 8000 Mark teuren Computers gesponnen werden, der mit allen wichtigen Daten, Adressen und Informationen gefüttert wird.

Ein Füllhorn des Lobes schüttete Martin Berg (SPD), Sozialdezernent der Stadt Frankfurt, über den Initiatoren aus. Nicht nur weil sie die "Infothek" aus eigenen Mitteln, ohne Hilfe der Stadt, aus dem Boden gestampft haben, sondern weil sie "Egoismen und Zuständigkeistgerangel" ausgeschaltet hätten - zugunsten eines Miteinanders. Seine Hoffnung: Daß die "Infothek" auch in den anderen Stadtteilen Frankfurts Schule macht. kug

Gespräch und Diskussion über Sängernachwuchs

Über den "Sängernachwuchs aus deutschen Hochschulen" unterhalten sich am kommenden Dienstag, 13. Oktober, um 18 Uhr im Café-Foyer (Ebene 3. Rang) der Oper am Theaterplatz, Generalmusikdirktor Hans Drewanz, Wolf-Hildebrand Moser von der Zentralen Bühnenvermittlung Frankfurt und Rolf Reinhardt, ehemals Leiter der Abteilung Oper an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Eingeladen hat der Patronatsverein für die Theater der Stadt.

Die Frage nach dem Sängernachwuchs insbesondere von deutschen Hochschulen ist in den letzten Jahren immer wieder mahnend gestellt, zum andern aber auch beschwichtigend beantwortet worden. Nach dem Dreiergespräch soll sich eine Diskussion anschließen, an der auch die Zuschauer gebeten werden sich zu beteiligen. wp

Langenselbolder feiern neugestalteten Markt

LANGENSELBOLD. Mit Information, Musik und natürlich mit Gaumenfreuden wird am Samstag, 17. Oktober, von elf bis 13 Uhr der neugestaltete Markt gefeiert. Eine Ausstellung zeigt die erfolgreichen Modernisierungen und Instandsetzungen. Wer sich über Förderungsmöglichkeiten im Rahmen des Landesprogramms "Einfache Stadterneuerung" informieren will, kann die Feier als Gelegenheit nutzen: Vertreter der Stadtverwaltung und des Planungsbüros haben für alle Fragen ein offenes Ohr. gf

Briefe an die Redaktion

"Tunnel ist gefährlicher als eine Schranke" In der Bürgerversammlung Rodgau wurde erstmals massiv Protest gegen die geplanten acht Unterführungen unter die S-Bahn laut. Bürgermeister Scherer will jetzt "nochmals nachdenken".

Wenn der Protest der Rodgauer Bürger gegen die geplanten S-Bahn-Unterführungen teilweise polemische Untertöne aufwies, so hat das seine Vorgeschichte: Ein erheblicher Teil der Bürger fühlt sich fehlinformiert, wozu die Informationspolitik der Repräsentanten der Stadt bedauerlicherweise beigetragen hat. So wurde mit Bezug auf gesetzliche Bestimmungen immer wieder betont, der Ausbau der S-Bahn sei nur zu haben, wenn alle Schranken beseitigt und durch Tunnelröhren ersetzt würden. Die Veranstaltung hat gezeigt, daß dem nicht so ist.

Bürgermeister Scherer wies darauf hin, daß in der seit zehn Jahren bestehenden Unterführung noch nie etwas passiert sei. Das wird sicherlich stimmen. Worauf er nicht hinwies, weil es ihm wahrscheinlich nicht bekannt war, ist der Umstand, daß die Tunnelröhre in Weiskirchen von der Bevölkerung nie angenommen wurde und deshalb auch nicht oder kaum genutzt wird. Raub und Körperverletzung gehören zum "Tagesgeschehen" in solchen Röhren. Experten sind sich einig, daß die Gefahr, die für die nichtmotorisierte Bevölkerung von Tunnelröhren ausgeht, die Gefahr an modernisierten, beschrankten Bahnübergängen um ein Vielfaches übertrifft.

Auch die Entwässerungsprobleme für die geplanten Tunnelröhren in Rodgau sind keineswegs gelöst. Schon jetzt ist das Kanalnetz bei größeren Regengüssen überfordert, von der künftigen kanalmäßigen Entsorgung der zusätzlichen acht Tunnelröhren ganz zu schweigen.

Erfahrungsgemäß ziehen Tunnelröhren darüber hinaus den Durchgangsverkehr an. Der Verkehr wird somit in Straßen von reinen Wohngebieten gezogen. Es ist nur verständlich, daß sich die hier wohnenden Menschen dagegen wehren. Nachdem die für die Stadt politisch Verantwortlichen durch verkehrsberuhigende Maßnahmen in anderen Wohnbereichen den Durchgangsverkehr beseitigt oder zurückgedrängt haben, kann es doch nicht angehen, durch die Schaffung von Tunnelröhren in Wohngebieten wieder zusätzlichen Durchgangsverkehr hineinzuziehen. Dieser gehört auf die bereits verfügbaren großen Verkehrstangenten der Stadt.

Horst Degenhard, Jügesheim Bürgerinitiative "Rodgau gegen Tunnelröhren"

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Da capo für "Ende gut" I MACAP sind wieder da: im Gallustheater

Anlässe zum Feiern gibt es unzählige, hat man keinen passenden, dann muß eben einer gefunden werden. Aber wer sucht, der findet schließlich auch: Das Gallus Theater in der Krifteler Straße, eines der beliebtesten Theater-Kinder der Stadt, feiert die Tatsache, daß es seit 17 Jahren besteht - eine Woche lang mit Foto-Ausstellungen mit Dias, Videos und natürlich mit Disko und Schwoof.

Vielleicht ist es auch Grund zum Feiern, daß Brian Michaels, der "Mann der ersten Stunde" und Regisseur des Teatro Siciliano und der I MACAP-Truppe wieder mal in Frankfurt war (er führte Regie beim Zappa-Spektakel). Jedenfalls wird nun die "alte" I MACAP-Truppe zusammenholt und bringt nun ihr Erfolgsstück "Ende gut, alles gut" - es wurde von den Frankfurtern in Heidelberg, Graz, Wien und Berlin gespielt - wieder auf die alte Bühne: früher war hier eine Autoglaserei untergebracht.

Klar, daß Brian Michaels die Zeit in Frankfurt nicht hatte vergehen lassen, ohne sich um seine "Ehemaligen" zu kümmern, die jetzt zum Teil Restaurant und Familie haben. Michaels hat sich gesagt: "Wir wollen mal sehen, was dabei herauskommt, wenn wir das ganze jetzt nochmal machen" und hat seine Kollegen von damals wieder auf die Bretter gestellt. Das Ensemble ist das alte (etwas älter geworden), nur die Kostüme paßten nicht mehr, denn die Mimen haben in den vergangenen Jahren doch etwas zugelegt.

Zweifellos aber wird sich das Publikum wieder amüsieren, wenn I MACAP am kommenden Dienstag und Mittwoch (jeweils 20 Uhr) beweisen, daß "Ende gut" auch bei einer Wiederholung nach elf Jahren noch gilt.

Am Freitag, 16. Oktober, ist um 20 Uhr im Gallus Theater eine Diskussion angesetzt, die an das Credo des guten Hilmar Hoffmann erinnert: "Kultur für alle" ist das Thema (der Titel seines bekanntesten Buches). Das wird aber keine Wiederaufnahme: Nicht Hilmar, sondern seine Nachfolgerin Linda Reisch debattiert, auch mit Michaels, der damals im Zentrum der Frankfurter Kultur war, sie seither aber aus kritischer Distanz (vom Staatstheater Stuttgart aus) verfolgt. Damaliger Anspruch - heutige Wirklichkeit: ein interessanter Kontrast. wp

Bilderbuch aus einer Nachricht

Rabeneltern kämpfen um ihr Junges

chwarze Raben belagern eine Straße, greifen Häuser an und stürzen sich auf Menschen. Und

S wer's nicht glaubt, muß nicht erst Hitchcocks "Vögel" sehen, sondern nur die Frankfurter Rundschau lesen. Die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben selbst - und wenn's auch nur ein Rabenleben ist.

Weil auch Schüler nicht nur für die Schule, sondern auch für das Leben lernen sollen, hatte die Lehrerin Annette Georgsdorf im Mai aufmerksam die FR gelesen. In einer kleinen Meldung auf der allerletzten Seite hatte sie dann das Passende gefunden.

Der 25-Zeilen-Bericht bot den Schülern und Schülerinnen der 5a der Bettinaschule die Vorlage für ein großartiges Projekt. Aus den dürren Zeilen der Nachrichtenagentur machten die Jungen und Mädchen ein schönes "Bilderbuch", das die anrührende Geschichte der Raben noch einmal erzählt.

Das Rührstück, das sich - so die französische Nachrichtenagentur AFP - Anfang Mai in Tel Aviv ereignete, gibt aber auch wirklich einen tollen Stoff für eine schöne Geschichte her. Eine Schar von Raben besetzt eine Straße, lärmt, schreit, versetzt die Anwohner in Angst und Schrecken. Schließlich gehen die großen schwarzen Vögel zum Angriff über, stürzen sich auf Passanten, verletzten gar zwei Anwohner.

Nicht Alfred Hitchcock hat hier Regie geführt, sondern zwei Rabeneltern. Denn ein Haus haben die Vögel besonders auf dem Kieker. Hier, stellt sich heraus, haben die Bewohner arglos einen jungen Raben aufgenommen, der aus seinem Nest gefallen war.

Das Happy-End folgt dieser Erkenntnis auf dem Fuß. Die Menschen geben das Rabenkind frei, Rabeneltern schnappen sich die Brut. "Die anderen Raben flogen fort", endete die Meldung aus der Frankfurter Rundschau, die sich die Klasse 5a der Bettinaschule so zu Herzen und dann als Vorlage genommen hatte. Aus der schönen Geschichte haben die Jungen und Mädchen eine noch viel schönere gemacht. Satz für Satz haben sie die Story bebildert. Oft reichten nur wenige Worte, um die Phantasie der Jungen und Mädchen anzuregen. Dunkel und bedrohlich flattern die schwarzen Raben durch das Bilderbuch, belagern Häuser, sammeln sich auf Drähten. "Pieps", macht kläglich das Rabenkind, als es aus seinem Nest fällt.

Und eines lernen wir auf jeden Fall dabei. Schule muß bei weitem nicht so öd und langweilig sein, wie es unsere Erinnerung will. Und: Rabeneltern sind noch lange keine Rabeneltern. luf

Dialog

"Die Strahlen der Herbstsonne fielen über den Börsenplatz in die Schillerstraße. Die Gäste an den Straßentischen des Bistrots knöpften die Jacken auf und rückten Stühle aus dem Schatten. Vor dem nobel renovierten Gründerzeithaus spielte der Drehorgelmann erst "Alte Kameraden auf dem Siegspfad" und dann "Am Brunnen vor dem Tore". Der kleine alte Mann mit dem sorgfältig gebürsteten grauen Frack und dem hohen Zylinder gehört seit langem zum Frankfurter Straßenbild.

Die Passanten verlangsamten ihre Schritte. Einige blieben ein Weilchen stehen und warfen Münzen in das Körbchen des Orgelspielers. Die Verkäuferin in der Drogerie lächelte durch die Scheibe. Da riß in der ersten Büroetage - wo "Consulting" und "Rechtsanwälte" an den Türen steht - ein dynamisch wirkender Mann im weißen Hemd das Fenster auf und schrie wütend hinunter: "Wir müssen hier arbeiten". Die Fußgänger und Bistrogäste sahen erschreckt hoch - der Drehorgelmann spielte ungerührt weiter. Dann drehte er in würdevoller Geste den Kopf und sagte nach oben: "Isch hab nix degesche".

Da schloß der dynamisch ausehende Mann das Fenster wieder. Er sah irgenwie verwirrt aus. Ihr Bastian

Da sind "Mädchensachen" nicht albern Egelsbacher Jugendpflege will weg von ausschließlich offener Jugendarbeit Von unserer Mitarbeiterin Susanne Ackermann

EGELSBACH. Silke, 12 Jahre alt, blickt prüfend auf ihre Seidenmalerei. Fünf große Blüten mit lila, hellgrünen und blauen Blättern hat sie auf dem weißen Stoff gemalt. "Eigentlich wollte ich das ganze Bild machen", sagt sie, nicht ganz zufrieden mit ihrem Werk. "Mach' doch, du kannst das doch gut", ermutigt ihre Freundin Andrea, ebenfalls zwölf Jahre. Aber Silke gibt das Vorhaben auf: "Nee, nee", grummelt sie vor sich hin. "Gib's zu, du bist zu faul", kontert Andrea.

Die neue Egelsbacher Mädchengruppe soll ein neues Konzept der städtischen Jugendpflege einleiten. Wie Sozialpädagoge Dieter Büttner erläutert, wollen die Mitarbeiter den Schwerpunkt verlagern: Weg von der ausschließlich offenen Jugendarbeit, hin zu mehr thematischer Arbeit in Gruppen.

Damit will die Jugendpflege künftig auch jüngere Jugendliche ab zwölf Jahren ansprechen, für die die offenen Jugendtreffs noch nicht so interessant sind. Büttner nennt ein Problem der offenen Jugendarbeit: Häufig trifft sich in den Jugendräumen des Bürgerhauses nur eine einzige Clique, was andere Jugendliche abschrecken kann. Nach den Wünschen der Jugendpflege soll es künftig nur noch zwei anstatt vier offene Abende geben.

Die Kurse, mit denen die Egelsbacher Sozialarbeiter den Jugendlichen ihre Angebote schmackhaft machen wollen, umfassen Sport, Vorbereitungen von Freizeiten, politische Bildung. Eine besondere Rolle spielt für die Sozialarbeiter die "emanzipatorische Arbeit". Die ist nach wie vor dringend notwendig, hat die Sozialarbeiterin Petra Biedinger, die die Mädchengruppe leitet, erfahren.

"Wenn die Jungs schlecht drauf sind, sind alle schlecht drauf", faßt die 27jährige ihre Beobachtungen zusammen, daß die Jungen das Geschehen bestimmen und die Mädchen sich immer noch anpassen: "Mädchen nehmen sich zurück." Sie kämen schon sehr häufig "als Freundin von" oder wegen der Jungen und ganz selten einfach unabhängig von ihnen.

Würden dann Aktivitäten angeboten, berichtet Petra Biedinger weiter, laufe das so ab: Die Jungen machen das, was sie können und wenn die Mädchen beispielsweise beim Jonglieren geschickter seien, dann fänden die Jungen das langweilig und versuchten abzulenken.

Mädchen, so meint die Sozialarbeiterin, brauchen also nicht deshalb eigene Gruppen, weil sie andere Dinge gern tun, sondern weil sie im Zusammensein mit den Jungen "zu wenig Entscheidungsspielraum" haben. Sie müßten mal erleben: "Wie ist das, wenn ich wütend bin", ohne dabei gleichzeitig hübsch und sexy sein zu müssen.

Eines will Petra Biedinger dabei aber vermeiden: Es gehe nicht darum, mit den Mädchen "Defizite" aufzuarbeiten, wie das in früheren Jahren üblich war. Vielmehr sollten sie sich selbst als Vorbild nehmen und ihre eigene Entwicklung im Auge haben. Dafür müsse man allerdings schon mit den Zwölf- und Dreizehnjährigen anfangen und zu ihnen langsam eine Vertrauensbasis herstellen. Die älteren Mädchen seien schwieriger zu motivieren. "Die müssen von sich aus kommen," sagt Petra Biedinger.

Von den Vorstellungen der Egelsbacher Jugendpflege hat inzwischen auch der Sozial-Kulturausschuß Kenntnis genommen. Wie Gemeindesprecher Manfred Kraus mitteilte, werden diese Ideen wohl auch Überlegungen der Gemeinde zum Bau eines neuen Jugendzentrums beeinflussen.

Noch gehören der Egelsbacher Mädchengruppe erst drei Mädchen an. Silke und Andrea sind jedenfalls froh, im Keller des Bürgerhauses in Ruhe über "Mädchensachen" reden zu können. Was an den Jungen nervt? Seidenmalerei wäre da nicht in Ruhe möglich. "Die würden mit dem Pinsel alles vollspritzen", fürchtet Andrea und erzählt vom Kunstunterricht, wo sie Gipsmasken herstellten. Da habe einer mit einem breiten Pinsel über ihre Maske gemalt. Kommentar der Zwölfjährigen: "Wir waren so sauer." ac

Jeder darf tuten und blasen

Amt: Straßenmusikanten brauchen keine Genehmigung

Auf den Kaufhof in Bockenheim ließ FR-Leserin Anke W. bislang nichts kommen. Vor allem samstags kurz vor 14 Uhr, wenn alle Läden in der Leipziger Straße schon verrammelt sind, kann sie dort noch schnell ein paar Kleinigkeiten fürs Wochenende erstehen. Ihr wohlwollendes Urteil änderte sie erst, als der Kaufhof sein 20jähriges Bestehen zu feiern begann. Mit dabei war auch eine Kapelle, die sich mit Hammondorgel und Gitarre vor dem Eingang auf dem Bürgersteig postierte. Als die Combo am Nachmittag zum Soundcheck ansetzte, saß Anke W. ahnungslos in ihrem Arbeitszimmer und "wäre beinahe vom Hocker gefallen". Und als das phonstarke Ensemble dann richtig loslegte, "hätte ich von der Lautstärke her ohne weiteres mittanzen können", erinnert sich die lärmgeplagte FR-Leserin.

Nachdem zwei Stunden später "New York, New York" ihr Ohr erreicht hatte, wurde ihr es doch zu bunt. Sie ging um die Ecke zum Kaufhof und beschwerte sich. Allerdings ohne Erfolg. Die Band gab, wie geplant, erst um 18 Uhr Ruhe. "Wenn ein paar Schritte weiter im Café Exzess so laut Musik gemacht würde", mutmaßt Anke W., "hätte es von allen Seiten Beschwerden gehagelt." Ob der Kaufhof überhaupt eine Genehmigung für die Live-Musik habe, will sie nun wissen.

Der Geschäftsführer gab sich überrascht. Nein, Beschwerden über die Musik seien ihm bislang noch nicht zu Ohren gekommen. Den Kunden gefalle es, die Band habe nur zweimal gespielt, und eine Genehmigung dafür "braucht man nicht".

"Straßenmusikanten bedürfen keiner Erlaubnis", sagt auch Rolf Menzer, Leiter des Ordnungsamtes. "Und in Frankfurt wird das auch gut toleriert." Er schließt jedoch nicht aus, daß der Kaufhof wegen der Benutzung des öffentlichen Verkehrsraums nicht doch eine Erlaubnis hätte beantragen müssen.

"Im Prinzip kann jeder Bürger eine Lärmbelästigung zur Anzeige bringen", erläutert Menzer. Seine Behörde gehe solchen Hinweisen so weit wie möglich nach: "Wenn's zu laut wird, dann marschiert jemand vom Ordnungsamt da hin." Für Wirtshaus-Gärten und im Freien gebe es im übrigen Lärmgrenzen. Tagsüber sei der Wert schon erreicht, "wenn man sich zu zweit oder zu dritt einigermaßen intensiv unterhält". vo

Frauenzentrum bietet zwei neue Kurse an

BAD HOMBURG. Um Entspannung geht es in einem Kurs, den das Frauenzentrum mittwochs von 9.30 bis 11 Uhr in Ober-Erlenbach in der Fasanenstraße 16 anbietet. Trainiert werden soll dabei die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Der Kurs beginnt am 21. Oktober; die Teilnahme kostet 80 Mark.

Lernen, sich selber zu bejahen, ist Gegenstand eines Kurses dienstags um 20 Uhr im Frauenzentrum. Im Mittelpunkt steht dabei der liebevolle Umgang mit der eigenen Person. Der erste Termin am 20. Oktober ist zur Information. Die Gebühren liegen bei 60 Mark. teb

Der Fahrer muß einschreiten Kunde braucht Belästigung in der U-Bahn nicht hinzunehmen

Als FR-Leser Thomas-Michael M. dieser Tage am Enkheimer Volkshaus in den letzten Wagen der U 7 stieg, traf er eine Situation an, die ihn an die Pennerszene auf der Zeil erinnerte. Drei junge Burschen tranken Flaschenbier, rauchten Zigaretten und legten die Füße auf die Sitzbänke. Quer im Gang lag ein nicht angeleinter Schäferhund. Während andere Fahrgäste ihr Mißfallen aus Angst lediglich durch Kopfschütteln und Stirnrunzeln äußerten, beschloß M. zu handeln: Er sprach den Fahrer an und schlug diesem vor, den Ordnungsdienst der Stadtwerke zu informieren. Doch nach dem Eindruck des FVV- Kunden reagierte der mit "offensichtlichem Desinteresse". Er könne in diesem Fall auch nichts machen, so ließ er den Beschwerdeführer wissen und setzte das Gespräch mit einem uniformierten Kollegen fort.

M. hat den Stadtwerken seine Erfahrung schriftlich geschildert und in dem Brief die Ansicht vertreten, er habe als Inhaber einer Jahreskarte im öffentlichen Verkehrsmittel Anspruch auf "Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit". Dafür trage auch das Fahrpersonal Verantwortung. Die Stadtwerke haben ihren Mitarbeiter inzwischen mündlich angehört und dabei erfahren, "daß es leider so gewesen ist, wie von dem Fahrgast geschildert" (Pressesprecher Dirk Hess). Der Fahrer sei eindringlich ermahnt worden, künftig seinen Pflichten nachzukommen. Die werden in der für ganz Deutschland geltenden "Dienstanweisung für den Fahrdienst mit Straßenbahnen" klar definiert. Darin heißt es im Paragraphen 56: "Vorfälle, die den Betriebsablauf stören, hat der Fahrer der Leitstelle sofort durch Funk zu melden."

Wenn sich Fahrgäste nicht an die Bestimmungen für die Betriebsordnung Straßenbahnen halten, wie in diesem Fall das Rauch- und Alkoholverbot mißachten, dann muß der Fahrer so- gar eine schriftliche Meldung erstat- ten.

Dirk Hess: "Er hätte den Ordnungsdienst herbeirufen oder die jungen Leute wenigstens per Lautsprecher ermahnen müssen."

Der Stadtwerke-Sprecher bat andererseits um Verständnis für eine gewisse Zurückhaltung des Fahrpersonals: "Mancher hat da schon was aufs Dach bekommen, weil er sich eingemischt hat." habe

Kleine FR

Zu schnell gefahren WEHRHEIM. Nicht angepaßte Geschwindigkeit ist nach der Vermutung der Polizei die Ursache, daß ein Autofahrer Freitag vormittag in Obernhain beim Abbiegen von der L 3041 auf die Straße nach Wehrheim auf die dortige Verkehrsinsel fuhr und in der Böschung landete. Schaden rund 7000 Mark. Zu langsam reagiert USINGEN. Nicht schnell genug reagierte ein Autofahrer Freitag mittag in der Nauheimer Straße, als zwei Autos vor ihm anhielten, weil der vorderste in eine Tankstelle abbiegen wollte. Er fuhr auf seinen Vordermann und schob diesen auf das erste Auto. Der Schaden an den drei Autos beläuft sich auf 9000 Mark. Kartoffelessen der Gymnastikfrauen GRÄVENWIESBACH. Die Gymnastikfrauen des TSV 08 Grävenwiesbach laden für Montag, 12. Oktober, um 20 Uhr zum Kartoffelessen ins Sportlerheim Grävenwiesbach ein. Anmeldung für Hobby-Künstler FRIEDRICHSDORF. Alle Hobbykünstler, die an der Ausstellung teilnehmen möchten, die ab 30. Oktober im Rathaus stattfindet, sollen sich bis Donnerstag, 15. Oktober, beim Kulturamt im Rathaus, Zimmer 409, Tel. 06172 / 731 296, anmelden.

Ein Einzelkämpfer und ein Aspirant für Höheres Die Schwäche der Opposition macht Hessens rot-grüner Landesregierung das Leben leicht

Joschka Fischer läuft in diesen Tagen etwas ziellos durch die Landtagshallen. Die Rücktrittsforderungen gegen die Grünen-Ministerin Iris Blaul wegen des Durcheinanders bei der Asylunterbringung sind erst einmal abgewehrt. Die meisten SPD-Ressortchefs und der Ministerpräsident gönnen sich Herbstferien, Fischers in Buchform verpackter, an vielen langen Abenden vor dem heimischen Von Richard Meng (Wiesbaden) Computer verfaßter Nachruf auf linke Utopien im allgemeinen und geschlossene sozialdemokratische Gesellschaftsmodelle im besonderen liegt auf den Ladentischen vor. "Mal eine Woche nichts arbeiten, nur regieren", hat der Vize-Ministerpräsident sich also vorgenommen.

Es klappt. Die Landesregierung läßt nur mit ein paar Pflichtmeldungen von sich hören. Regiert wird, wenn überhaupt, ganz im stillen. Das hat, neben den Ferien, auch einen politischen Hintergrund: Die Wiesbadener Opposition ist schon seit Monaten nicht gerade lautstark. CDU und FDP haben, bei recht dünner Personaldecke, eher mit sich zu tun als mit der rot-grünen Koalition.

Alle sechs Wochen, wenn der Landtag zur Plenarsitzung zusammenkommt, ringt die Opposition sich wenigstens zu einer kleinen Parlamentsoffensive durch. Das Asylthema muß dafür zur Zeit meist herhalten. Das Ganze aber wird eher als Pflichtübung inszeniert. Nicht selten waren Kontroversen zwischen den Oppositionsparteien oder gar innerhalb von ihnen eine interessantere Nachricht als die gesamte Debatte. Auch zur Halbzeit der hessischen Legislaturperiode ist bei CDU und FDP nirgendwo der Drang spürbar, es bald besser zu machen als Rot-Grün.

Der Grund liegt nicht zuletzt im Personellen. Hessens CDU wird nach Walter Wallmann von einem Einzelkämpfer geführt, der von Beginn an keine Profilierung neben sich wollte. Manfred Kanther, der geradeaus marschierende Partei- und Fraktionschef ohne Sinn für Schaufensteraktionen, hat die Landes-CDU ganz auf seine Person zugeschnitten. Die Nachrücker aus der Jungen-Union-Generation der 70er Jahre (Ex-Minister Karlheinz Weimar, Ex-Staatssekretär Volker Bouffier, Ex-Generalsekretär Franz-Josef Jung und Ex-Fraktionschef Roland Koch) sind mit Kanthers Inthronisierung erst einmal in der zweiten Reihe festgenagelt. Sie tauchen gelegentlich mit Einzelinitiativen aus der Versenkung auf - aber es bleibt der Eindruck, daß die heimische Rechtsanwaltspraxis für eine Weile wichtiger geworden ist als die Oppositionsarbeit. Man wartet ab. Sollte Kanther die nächste Landtagswahl wirklich gewinnen, wird er auf sie sowieso zurückgreifen müssen. Wenn er sie verliert, ist die Nachwuchsriege erst recht an der Reihe. Warum also sich jetzt verschleißen?

Kanther selbst, über den Joschka Fischer gern sagt, man merke ihm stets ein "inneres Strammgestanden" an, ist tatsächlich weit offener, als er nach außen wirkt - offen auch im Benennen von Bonner Managementfehlern, die massiv auf die CDU-Stimmung in den Ländern durchschlagen. Seine Landespartei profiliert er dennoch fast ausschließlich nach rechts. Das hat taktische Hintergründe; in Hessen sitzen Rechtsradikale schon jetzt in vielen Kommunalparlamenten, und im CDU-Landesverband beginnt (trotz Kanther) der ganz rechte Flügel, sich zu organisieren. Bei Kanther wirkt es dennoch, als käme es von ganz innen - und darüber wird immer fraglicher, mit wem diese CDU eigentlich einmal eine Regierungsmehrheit bilden will. Bislang galt als unbestritten, daß Konservative in Hessen nur gewinnen können, wenn sie die liberale Mitte erreichen.

Im Landtag stand die Kanther-CDU seit 1991 schon mehrmals allein da, und das will angesichts der Landes-FDP einiges heißen. In ihr gibt es zwar viele Einzelfiguren mit politisch schwer einzuordnenden Grundlinien. Insgesamt aber steht die hessische FDP recht bruchlos für einen Koalitionskurs mit der CDU. Die gesamte politische Karriere ihres Partei- und Fraktionschefs Wolfgang Gerhardt zeugt davon, der 1982 nach dem Ende der sozialliberalen Zusammenarbeit und dem Abtritt einer ganzen FDP-Generation die Führung übernommen hatte.

Gerhardt ist jemand, der im Detail, solange es eben geht, unpräzise bleibt, aber im Prinzip sozialliberaler Gedanken stets unverdächtig war. Seit dem Wiesbadener Regierungsverlust strebt er nach anderen, Bonner Ufern und begleitet die Landespolitik eher uninteressiert. Inzwischen läßt er sich als Nachfolgekandidat für Parteichef Lambsdorff handeln, definiert sich oft ganz auf dessen wirtschaftsliberaler Linie - und hofft mindestens auf einen Platz am Bonner Kabinettstisch (Wunschressort: Bildung und Wissenschaft). Gerhardt bleibt erklärtermaßen nur bis zur Bundestagswahl 1994 in Hessen, ist aber klaren Nachfolgeregelungen bisher ausgewichen. Hinter ihm rangeln einige Jungliberale der 80er Jahre um künftige Führungsplätze, aber ihnen wird inner- wie außerparteilich eher noch weniger zugetraut als den nachwachsenden CDU-Leuten hinter Kanther.

Ein gewisser Hang zum Klein-Klein geht so bereits von der Opposition aus - um so leichter für die rot-grüne Landesregierung, selbst auf dieser Ebene zu bleiben. Vor allem das Spannungsfeld zwischen Kommunen und Land steht im Mittelpunkt der Tagespolitik. Die aktuell "größten Probleme" der Landesregierung: ein fehlplaziertes Asyl-Zeltlager auf einem Parkplatz im Taunus und Bleiberechte türkischer Kurden in Hessen.

Rot-Grün blickt nicht ohne Bangen auf die hessische Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres. Dann haben SPD und Grüne ein Rekordergebnis zu verteidigen, das die CDU 1989 erstmals seit Jahrzehnten fast flächendeckend wieder zur kommunalen Oppositionspartei gemacht hat. Der kleine Unterschied in der Erwartungshaltung: Für Union und FDP kann es, von Erdrutschen in rechtsextreme Richtung abgesehen, nach dem 7. März 1993 kaum mehr schlechter werden.

Für Rot-Grün aber kann das Regieren in einigen Landesteilen dann sehr viel schwieriger sein. Weil ab 1993 zudem in Hessen Bürgermeister und Landräte direkt gewählt werden, tut sich die Regierungspartei SPD schon jetzt schwer, die unbequemeren Entscheidungen der Landespolitik (Beispiel: Asyl) manch eigenen Kommunalfürsten zu vermitteln - mit Rückwirkungen auf die überwiegend kommunal denkenden Landespolitiker.

Was als unpopulär erscheint, wird zunehmend als politisches Risiko bewertet. Zunehmend wird vor allem an die eigenen, ganz persönlichen Chancen gedacht - und die Landespolitiker haben in Hessen zuletzt nach innen nicht die Autorität gehabt, Kirchturmsdenken zu durchbrechen. Bei Regierung wie Opposition.

Jetzt wissen wir endlich, warum wir die Weltraumfahrt haben: Um zu erfahren, daß wir nicht überall alles können. Die Fans von Science-fiction mag es enttäuschen, deren Erwartungen durch ihre Lieblingslektüre hochgeschraubt sind. Aber, was wir auf der Erde leicht bewältigen, verlernen wir da oben. Zum Beispiel Brotbacken. Solch tristes Wissen angesichts so mancher Höhenflüge vermittelte die jüngste Exkursion der US-Raumfähre "Endeavour".

Bekommen wir auf der Erde längst schon nicht mehr alle Menschen satt, schenkt uns auch die Flucht in außerirdische Welten keine Hoffnung, leicht und schnell zum täglichen Brot zu kommen. Oder lag es nur daran, daß bei "Endeavour" nicht die richtigen Krümel-Monster Hausmänner im Raumanzug saßen? Jedenfalls produzierten sie beim angesetzten Backversuch nur Krümel.

In denen wollen wir gewiß nicht suchen, aber der Flug fügte den unbeantworteten Fragen, die bereits auf der Menschheit lasten, noch eine weitere hinzu: Geht Hefeteig auch in Schwerelosigkeit auf?

Das können jene nicht leichtnehmen, die im Süden der unruhigen Erde hungern und schon lange nicht mehr so was wie ein Stück Brot gesehen haben und im nicht minder unruhigen Osten für einen Brotlaib gelegentlich wie im verblichenen Kommunismus Schlange stehen müssen. Denen hätten wohl selbst die im Weltraum hergestellten Krümel und Klumpen gemundet, die Forschungsleiterin Diane Chenevert aus Kanada wie jemand rügte, der sonst fünf Sterne für Gourmet-Essen zu verteilen hat.

Vielleicht war ja auch allerhöchste Sabotage im Spiel, damit selbst Astronauten wieder beten lernen: Unser täglich Brot gib uns heute. Dabei ist oder war die Erkenntnis, daß Manna nicht vom Himmel regnet, doch eigentlich Allgemeingut. Und wieso gelüstet es die Überflieger eigentlich nach so etwas Elementarem wie Brot. Engel hätten ohnehin Kuchen bevorzugt. Aber das einschlägige Kinderlied "Backe, backe Kuchen" gehört nun mal nicht zum Trainingsprogramm der Himmelsstürmer. So bleiben sie halt hilfslose Krümel-Monster.

Die Tester der Allküche am Boden haben auch nicht verraten, was die Brotkrumenproduktion gekostet hat. Wozu auch. Ein Raumflug, der die Bezeichnung Pioniertat verdient, dürfte leicht mehr Geld ins All pusten als die Armenspeisungen, die das Rote Kreuz in den Krisengebieten der Erde vornimmt. Aber wir wollten ja nicht in den Krümeln suchen, auch wenn es sich eigentlich um ganz schön unverdauliche Brocken handelt. Nicht die Allköche verderben den Brei, sondern die vielen irdischen, die jeder für sich ihr Süppchen kochen. Na, dann: Mahlzeit! Ko-ko

Kleine FR · Kleine FR

EDV zum Kennenlernen KÖNIGSTEIN. Die Hessische Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein bietet gemeinsam mit dem DGB ein EDV-Seminar an für Arbeitnehmer, an deren Arbeitsplätzen Computer eingesetzt sind oder werden sollen. Das Seminar ist in zwei Blöcke aufgeteilt: 31. Oktober/1. November sowie 21./22. November, samstags von 10 bis 17 und sonntags von 9 bis 15 Uhr. Anmeldung: Tel. (0 69) 23 50 93. "Apokalypse" KRONBERG. Der Deutsche Frauenring (DFR) lädt zu zwei Dia-Vorträgen von Ursula Woeckel ein. Am 14. und 21. Oktober, jeweils 15 Uhr, spricht sie im Rosenhof über das Thema "Apokalypse" über Kunst des Mittelalters. Koreanische Folklore STEINBACH. 15 koreanische Sänger mit Instrumenten aus ihrer Heimat treten am Mittwoch, 14. Oktober, um 10 Uhr in der Seniorenwohnanlage in der Kronberger Straße 2 auf. Der Eintritt ist frei. Anmeldung zum Weihnachtsmarkt STEINBACH. Am 5. und 6. Dezember findet der Steinbacher Weihnachtsmarkt statt. Anmeldung ist möglich - ausschließlich für Steinbacher Bürger, Vereine und Gewerbetreibende - unter der Telefonnummer 0 61 71 / 7 51 05. Anmeldeschluß ist der 6. November. Laut Auflagen der Stadt dürfen für den Verkauf von Speisen und Getränken keine Produkte aus Kunststoff verwendet werden. Neue Bushaltestelle KRONBERG. Nach mehrmaligen Verhandlungen mit dem Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund (FVV) erreichte die Stadtverwaltung Kronberg, daß ab Mitte Oktober die Buslinie 72 auf der Rückfahrt aus Richtung Nordwest-Zentrum nach Anfahrt des Bahnhofs zum Berliner Platz fährt und dann erneut den Bahnhof anfährt. Das Aussparen der Haltestelle Berliner Platz war in der Vergangenheit häufig kritisiert worden.

Kursus lehrt alles für die festliche Tafel

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Kursus der Volkshochschule mit dem Titel "Rund um die festliche Tafel" erhalten von einem Serviermeister Informationen und Tips für die Vorbereitung und festliche Gestaltung einer Feier zu Hause. An neun Kursusabenden geht es unter anderem um Planung und Organisation, Zusammenstellung des Menüs und um die Auswahl der passenden Getränke sowie das Eindecken der Tafel (Besteckfolge, Servietten falten und Tischdekoration).

Der Kursus beginnt am Dienstag, 20. Oktober, 18.15 Uhr. Die Kursusgebühr beträgt 70 Mark, zusätzliche Kosten entstehen für ein Abschlußessen und eine Weinprobe.

Anmeldungen sind möglich in der VHS-Geschäftsstelle, Eschersheimer Landstraße 2, montags bis donnerstags 13 bis 18 Uhr, freitags 12 bis 14 Uhr, telefonische Auskunft: 2 12 - 3 97 07. pia

Montag Anhörung zu den "Kasernen-Plänen"

Eine Bürgeranhörung zu den Bebauungsplänen Nr. 706 und Nr. 707 "Drake- und Edwards-Kaserne" findet am Montag, 12. Oktober, in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule (Berkersheimer Weg 26) statt. Vertreter der Stadt informieren über Ziele und Zwecke der Planung und nehmen Anregungen und Einwände der Bürgerinnen und Bürger zu Protokoll.

Vorgestellt werden zudem die Wettbewerbsergebnisse zur Stadtplanung auf dem Areal der Drake- und Edwards-Kaserne. Wettbewerbsentwürfe und Planungsunterlagen können Interessenten bereits von 19 Uhr an in der Turnhalle besichtigen. pia

Maria Scholz räumt den Stuhl der Vorsteherin im Bad Homburger Parlament Sie will in den Magistrat / Weitere prominente CDUler nicht mehr auf der Liste / Delegiertenausschuß muß über neue Köpfe entscheiden / Assmann als Zugpferd

BAD HOMBURG. Bad Homburgs "erste Bürgerin", Stadtverordnetenvorsteherin Maria Scholz, will nach der Kommunalwahl im März 1993 nicht mehr für das Amt der Parlamentsvorsitzenden kandidieren, das sie seit 16 Jahren innehat. Stattdessen strebt sie, wie sie der FR gestern bestätigte, die Mitgliedschaft im Magistrat an.

Die 67 Jahre alte pensionierte Lehrerin hatte bei ihrer letzten Wahl zur Parlamentschefin in der CDU-Fraktion nur noch eine knappe Mehrheit hinter sich bringen können. Beobachter sehen darin einen Grund für ihre Absicht, eine andere Aufgabe zu übernehmen.

Die in der Bevölkerung sehr populäre "erste Bürgerin" weist ihrerseits darauf hin, daß 16 Jahre in einem Amt "genug" seien. Sie hofft, im Falle einer Wahl zur ehrenamtlichen Stadträtin ihre intensiven Kontakte zur Bevölkerung nutzen zu können, "um zwischen Bürger und Verwaltung nutzbringend zu vermitteln".

Im Hintergrund steht dabei auch die Annahme, daß die langjährige Stadträtin Erika Bublitz, die bisher inoffiziell als Lobbyistin der Senioren und der Wohlfahrtsorganisationen wirkte, nicht mehr kandidieren will.

Eine Bestätigung von Erika Bublitz war gestern nicht zu erhalten. Auch weitere prominente Namen werdennach der Kommunalwahl im März 1993 fehlen. Der langjährige Fraktionsvorsitzende Franz Kaunzner hat vor wenigen Wochen sein Mandat niedergelegt hat, weil er vom Siebener-Ausschuß seiner Partei nicht mehr nominiert werden sollte.

Im März wollen auch der langjährige Fraktionsvize Karl Heinz Kromer von Baerle, der Sozialausschußvorsitzende Robert Eul, der Ober-Eschbacher Eftimie Moise, der Ober-Erlenbacher Alfred Wingefeld und Marianne Roth-Profenius aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr antreten. Wer stattdessen die Union im Stadtparlament vertreten soll, muß die Delegiertenversammlung entscheiden.

Der Siebener-Ausschuß, der nach dem Rückzug Kaunzners zuletzt nur noch aus sechs Mitgliedern bestand, hat in dieser Woche seine Vorschlagsliste beschlossen.

Es wird allgemein erwartet, daß der Stadtverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernd Hamer auf Platz 1 kandidiert. Beobachter erwarten allerdings, daß im Wahlkampf Oberbürgermeister Wolfgang Assmann als Hauptzugpferd auftritt. che

Geheimdienstchef abgelöst

SEOUL, 11. Oktober (AP). Auf Druck der Opposition hat der südkoreanische Präsident Roh Tae Woo den umstrittenen Geheimdienstchef des Landes abgelöst. Zugleich stellte er am Freitag ein auf vier Positionen verändertes Kabinett vor, das als erste parteiunabhängige Übergangsregierung in der Geschichte des Landes für einen fairen Verlauf der für den Dezember erwarteten Präsidentschaftswahl sorgen soll.

Neuer Geheimdienstchef und Nachfolger des von der Demokratiebewegung heftig kritisierten Lee Sang Yon wird der frühere General Lee Hyun Woo. Dem Geheimdienst waren bei früheren Wahlen Manipulationen vorgeworfen worden.

Nach der Berufung des 72jährigen Juristen Hyun Soong Jong zum neuen Ministerpräsidenten wurden am Freitag die beiden Schlüsselressorts Inneres und Justiz mit parteilosen Fachleuten neu besetzt. Außerdem wurden der Informationsminister und der Staatsminister für politische Angelegenheiten abgelöst.

Schitthelm: Kollektiv-Leitung ist "absolut hirnrissig"

BERLIN. Jürgen Schitthelm, Direktor der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, hat die Vorstellungen von Kultursenator Roloff-Momin über die künftige Leitungsstruktur des Berliner Ensembles als "absolut hirnrissig" abgelehnt. Roloff- Momin hatte als neues Leitungsgremium des einstigen Brecht-Theaters am Schiffbauerdamm Heiner Müller, Peter Zadek, Peter Palitzsch, Fritz Marquardt und Matthias Langhoff durchgesetzt.

In der jüngsten Ausgabe des Berliner Stadtmagazins "Tip" meint Schitthelm: "Mir ist es nicht gegeben, mir vorzustellen, daß fünf bekannte Theaterleute, die sich nicht einmal alle fünf durch gemeinsame Arbeiten kennen, in der Lage sind, ein Theater zusammen zuführen. So etwas kann nicht funktionieren."

Er äußerte sich auch über die Situation an seinem Hause, das von den allgemeinen, zum Teil drastischen Sparmaßnahmen nicht verschont werde. So sei die Stadt der Schaubühne in diesem Jahr noch etwa 2,3 Millionen Mark schuldig, "die wir unbedingt brauchen, um das Jahresende zu erreichen". Das Scheitern des "Faust"-Projektes von Peter Stein bezeichnete Schitthelm als die bitterste Niederlage in seinen 30 Schaubühnen- Jahren. Er hoffe, daß dieses Zerwürfnis nicht von Dauer sei und man wieder zueinander finden werde.

Unterdessen hat Stein sein Interesse "als Regisseur" am Deutschen Theater in Berlin bekundet, dessen Intendant Thomas Langhoff ist. Es gebe dort hervorragende Schauspieler, mit denen er noch nie gearbeitet habe, sagte Stein im Sender Freies Berlin. Eine Sprecherin des Theaters bestätigte, daß Steins Interesse "auf Gegenliebe" stoße. dpa

Flüchtlingskomitee rügt UN

NAIROBI, 11. Oktober (dpa/AFP). Das US-Flüchtlingskomitee hat am Freitag dem Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) vorgeworfen, durch "beabsichtigte Nachlässigkeit" den Tod von mindestens 2000 somalischen Flüchtlingen geduldet zu haben. Etwa 70 000 somalische FLüchtlinge haben in dem kenianischen Grenzgebiet Mandera und El Wak Zuflucht vor dem kriegerischen Treiben und der Hungersnot in ihrem Heimatland Zuflucht gesucht. Seit Mai hätten diese Menschen keine Lebensmittel, Decken, oder sonstige Hilfen erhalten. Die Washingtoner Organisation beschuldigt das UNHCR einer "Politik des Entzugs", um einen weiteren Zuzug von Flüchtlingen in dieses Gebiet im Nordosten Kenias zu verhindern.

In der vergangenen Woche hatte die irische Staatspräsidentin Mary Robinson nach einem Besuch ihr Entsetzen über die Zustände in diesen Lagern geäußert. Sie beschuldigte das Hochkommissariat für Flüchtlinge, mit "unverantwortlicher bürokratischer Verzögerung" auf die große Not der Menschen zu reagieren.

Am Sonntag ließen die UN wieder Pakete mit Nahrungsmitteln über Somalia abwerfen. Eine kanadische Transall-Maschine habe 12 Tonnen Weißen für etwa 40 000 Hungernde in der Stadt Dinsoor abgeworfen, teilten die UN mit.

IG Bau prangert ÖTV an

STUTTGART, 11. Oktober (dpa). Auf der Baustelle für einen Neubau der Hauptverwaltung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in der Stuttgarter City sollen "Billigarbeiter" aus Osteuropa beschäftigt werden. Das hat die Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden am Freitag scharf kritisiert. Die IG Bau befürchtet, daß durch den Einsatz osteuropäischer Bauarbeiter in Deutschland immer mehr deutsche Kollegen ihren Job verlieren. Da die osteuropäischen Bauarbeiter zu wesentlich geringeren Löhnen als deutsche Arbeitnehmer beschäftigt würden, sprach die IG Bau auch von Dumping-Preisen.

Der Vertrag der ÖTV mit einer Baufirma lasse polnische Werkarbeiter zu, bestätigte die ÖTV in Stuttgart. ÖTV-Sprecher Rainer Hillgärtner sagte, man hoffe jetzt auf eine Verständigung. "Auf der ÖTV-Baustelle soll es keine Dumping-Preise geben." Die ÖTV will Ende 1995 in ihren Neubau umziehen, der 80 Millionen Mark kostet. Die IG Bau schätzt, daß ohne den Einsatz osteuropäischer Bauarbeiter der Neubau um acht Millionen Mark teurer würde. Diese Zahl wurde von der ÖTV nicht bestätigt.

Schlagzeuger Ed Blackwell gestorben

NEW YORK. Ed Blackwell, einer der bedeutendsten Jazz-Schlagzeuger, ist 63jährig in Connecticut (USA) gestorben. Er spielte mit vielen wichtigen Gruppen, oft mit Ornette Coleman und Ray Charles. Beeinflußt war er vor allem von Max Roach; ausführlich beschäftigte er sich mit afrikanischen und anderen ethnisch geprägten Schlagzeug-Techniken. dpa

Stasi-Entlassungen auch am Opernhaus Halle

HALLE. Elf Angehörige des Opernhauses Halle müssen wegen früherer Tätigkeit für die Staatssicherheit der DDR zum Jahresende die Bühne verlassen. Die betroffenen Sänger und Techniker seien gegenwärtig beurlaubt, der Spielplan des Hauses sei nicht gefährdet.

Nach Angaben des Stadtrates für Organisation und Personal stehen 90 Angestellte des Magistrats, davon etwa zwei Dutzend im kulturellen Bereich, im Verdacht der Stasi-Mitarbeit. In 60 Fällen habe es bereits einvernehmliche Kündigungen zum Jahresende gegeben.

Anfang dieser Woche hatte das Staatsschauspiel Dresden, wie gemeldet, drei Stasi-belastete Schauspieler entlassen und Stücke vom Spielplan gestrichen, in denen sie auftraten. dpa

Opfer gab Vergewaltiger Kondom - Freispruch

NEW YORK, 11. Oktober (dpa). Der Freispruch für einen Vergewaltiger, der auf Bitten seines Opfers ein Kondom angelegt hatte, empört Frauenverbände in den USA. Ein 27jähriger war in das Haus der Frau in Austin (Texas) eingebrochen, hatte dort mit einem Messer in der Hand auf die Heimkehr seines Opfers gewartet und es dann zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Die Frau gab ihm ein Kondom, um sich gegen eine Infektion mit Aids oder Geschlechtskrankheiten zu schützen, und der Täter legte es an.

Erst allmählich kam der Fall in die Öffentlichkeit, weil der Mann aus dem Gefängnis heraus Interviews gab und sich darüber beklagte, daß er immer noch festgehalten werde. Eine Jury hatte am 30. September entschieden, daß eine Anklage wegen Vergewaltigung nicht gerechtfertigt sei.

"Da war keine Vergewaltigung", sagte der Täter der Zeitung Austin American- Statesman: "Sie war es, die mir die Kondome gab. Wenn sie es nicht wollte - warum gab sie mir die Kondome?" Die Frau dagegen berichtete, daß sie keine Möglichkeit gehabt habe, dem betrunkenen Täter mit dem Messer in der Hand zu entkommen. In höchster Not habe sie ihn gebeten, wenigstens ein Kondom anzulegen.

Die Staatsanwaltschaft hatte bei der Jury-Anhörung darauf verzichtet, die Frau als Belastungszeugin zu benennen, weil sie den Fall für eindeutig hielt. Nach dem Quasi-Freispruch sagte sie: "Ich bin sprachlos. Ich habe das Gefühl, daß alles noch einmal geschieht. Ich wurde von einem Mann vergewaltigt, und jetzt werde ich von der Gesellschaft vergewaltigt."

WILLIBALD GLAS, als "Kirchenrebell" bekanntgewordener Priester im oberbayerischen Arget, ist von der katholischen Kirche des Amts enthoben worden. Kardinal Friedrich Wetter verbot dem 65jährigen Geistlichen nach dessen kirchenkritischen Äußerungen die Priestertätigkeit. Entscheidend für die Amtsenthebung war nach Angaben des Ordinariats das von Glas wiederholt öffentlich herausgestellte eheähnliche Verhältnis zu seiner Haushälterin und die fehlende Bereitschaft, sich darüber mit seinen Vorgesetzten auseinanderzusetzen. (Reuter)

Ozonloch über bewohnter Insel

BUENOS AIRES, 11. Oktober (Reuter). Das Ozonloch über der Antarktis hat sich nach Angaben des argentinischen Wetterdienstes ausgedehnt und befindet sich erstmals über bewohntem Gebiet. Wie der Wetterdienst weiter mitteilte, reichen die stark ausgedünnten Ozonschichten nun über die Insel Tierra del Fuego im äußerten Süden Südamerikas, wo rund 50 000 Argentinier leben. Das Ozonloch hat den Angaben zufolge mittlerweile eine Ausdehnung von 23 Millionen Quadratkilometer. Das Ozon filtert in der Atmosphäre die UV-Strahlung, die bei Menschen Hautkrebs auslösen kann.

Mexikos Coach Menotti in der Kritik "Als Trainer und Mensch eine Niete"

Cesar Luis Menotti gilt als Exzentriker unter den Fußball-Trainern. Als Nationalcoach Mexikos, dem Gegner von Weltmeister Deutschland, läßt sich der Argentinier dabei fürstlich entlohnen. Umgerechnet 80 000 Mark beträgt die Monatsgage von "El Flaco" - dem Dürren - wie er genannt wird. Damit ist Menotti der höchstbezahlte Fußball-Nationaltrainer der Welt.

In Mexiko kassiert der "Gaucho" nicht nur eine Traumgage, sondern wohnt kostenlos in einer Traumvilla und fährt eine Nobelkarosse. Nach dem WM-Triumph seines Heimatlandes 1978 war er der am meisten gefeierte Mensch. Doch großer Beliebtheit kann sich Menotti nicht erfreuen. Zu oft ist er mit seinen Sprüchen angeeckt, hat viele verbal vor den Kopf gestoßen. In Argentinien schuf sich der Kettenraucher einen zweifelhaften Ruf, weil er sich als Hobbyjournalist in auflagestarken Tageszeitungen des Landes schon mehrmals abschätzig über Trainerkollegen äußerte.

Mit einem Artikel im beliebten Sportmagazin "El Grafico" vermieste er beispielsweise Daniel Passarella - 1978 in Menottis WM-Elf Kapitän sowie jetzt Trainer von Rekordmeister River Plate Buenos Aires - die Nachfolge von Carlos Bilardo als Nationalcoach. Bilardo selbst, immerhin Verantwortlicher des Weltmeisterteams von 1986 und WM-Zweiter von 1990, wurde von Menotti abschätzig als "eine Figur, die nichts vom modernen Fußball versteht" bezeichnet.

Nach seinem mißglückten Gastspiel beim FC Barcelona Anfang der 80er- Jahre meinte Argentiniens Fußball- Genius Maradona über "El Flaco": "Menotti ist selbstherrlich und stur, als Mensch und Trainer eine Niete."

Vor einem Jahr hat der Coach das Amt des mexikanischen Teamchefs übernommen, nachdem er zuvor ein Angebot Costa Ricas, der Überraschung bei der WM "Italia '90", noch hochnäsig abgelehnt hatte. Die Offerte des mexikanischen Verbandspräsidenten Jesus Reynoso Cuevas vermochte Menotti allerdings nicht abzuschlagen, obwohl die Erwartungshaltung seines neuen Arbeitgebers überaus hoch ist. Menotti müsse die "seleccion mexicana" nicht nur zur WM '94 führen, sondern in den USA gar den Welttitel erringen, fordert Reynoso Cuevas in aller Bescheidenheit.

Das fürstliche Salär Menottis liegt rund 400mal höher als das monatliche Mindesteinkommen in dem mittelamerikanischen Land, das zu den Staaten mit den höchsten Auslandsschulden zählt. Zudem behaupten Kritiker, Menotti leiste äußerst wenig für die Nationalelf. "Seit der Argentinier unser Land betreten hat, ist die Mannschaft kaum einen Schritt weitergekommen", urteilte "Nacional".

Völlig daneben liegt die Tageszeitung damit keineswegs. Vor wenigen Wochen hatte Mexiko bei einem Turnier in Los Angeles gegen eine Verlegenheitself aus Brasilien gleich 0:5 verloren, und gegen den bescheidenen Gastgeber reichte es gerade zu einem 0:0. Ende August kam Mexiko in Rumänien mit Glück um eine weitere Kanterniederlage herum (0:2).

"Das mexikanische Volk soll sich nicht beunruhigen, die Stunde des Nationalteams muß und wird erst 1994 in den USA schlagen", meinte Menotti nach der schallenden Ohrfeige durch die Brasilianer scheinbar unberührt.

Die Euphorie und Hysterie, in der sich Don Cesar bei Amtsantritt badete, wird von Volk und Medien aber zunehmend gedämpft. Inzwischen haben auch einige Nationalspieler Mut gefaßt und den Sprücheklopfer öffentlich an den Pranger gestellt. Menotti hat auf seine Art auf die Schelte reagiert: Er verpaßte seinen Schützlingen einen Maulkorb. sid

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2, Vortragsraum: Stereokonzert mit einer Einführung von Dr. W. Herforth, 16.30 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Grüne Tomaten" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz Okriftel: "Feivel der Mauswanderer im wilden Westen" (15 Uhr); "Hydrotoxin - Die Bombe tickt in dir" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 2: "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (17.30 Uhr); "In einem fernen Land" (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Peter Pan" Walt Disney (17.30 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel der Sodener Kunstwerkstatt, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa. und So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm, 15 bis 18 Uhr (bis 14.10.).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25. 10.).

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, 15 bis 20 Uhr (bis 18.10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungszeiten der Verwaltung (bis 23.10.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr.

Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechtag der CDU- Fraktion mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 061 96 / 4 21 50.

Flörsheim. Bürgersprechstunde mit dem Vorsitzenden der CDU, Günther Chwalek, Gallusstraße 63, 18 bis 19 Uhr.

Hofheim. Stadthalle, kleines Casino: "Sicherheit für Bürger im Main-Taunus- Kreis", Podiumsdiskussion, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.

Anonyme Alkoholiker, Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr (jeden 1. Montag im Monat offenes Treffen). Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung des Caritasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Hattersheim. Treffen der Stillgruppe, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr; telefonische Stillberatung unter Tel. 061 90 / 7 27 11 (jeden zweiten und vierten Montag im Monat)

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englischer Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei in der Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Kurs, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr; Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß); Werkstatt, 14 Uhr.

Kelkheim. Seniorenheim Görlitzer Straße 2: Unterhaltungsnachmittag mit Canasta, Rommé und Bingo, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim-Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Schwalbach. Kinderkulturtage für Kinder von 6 bis 12 Jahren: Turnhalle der Friedrich-Ebert-Schule, Start 9.30 Uhr (keine Anmeldung erforderlich). WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Gerd Dudenhöfer "Sie müsse entschuldiche", das neue Heinz- Becker-Programm, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.

Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalgasse 48: Psychosoziale Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 10 bis 12 Uhr.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.

Turnverein: Ski-Gymnastik für jedermann, 19 bis 20 Uhr, Turnhalle, Hospitalstraße 34 (bis zu den Osterferien).

Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße.Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, 13.30 bis 16.30 Uhr, "Treffpunkt", Burgunderweg 2. WIESBADEN

Theater / Konzerte CICERO, Kirchgasse 50, City-Passage: Konzert mit dem Babik Reinhardt Quintett, 20.30 Uhr Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" (12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14, 17, 20 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Allein unter Frauen", 22.30 Uhr.

Archivkino Caligari, Marktplatz 9: "Beau Brummell" (17.30 Uhr); "Faust" (19.30 Uhr); "Mahler" (21.45 Uhr). Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.). Lesungen Stadtbibliothek, Rathauspassage, Neugasse 15-17: "Keine Gewalt gegen Kinder" Autorenlesung, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, 12 bis 14 Uhr persönliche Beratung ohne Terminvereinbarung, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache,

Tel. 06 11 / 94 94 35 6.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr. Vereine / Organisationen

Verein für Alltagsökologie: "Süße Sachen - gesund und lecker", Wiesbadener Ratskeller, "Hochzeitszimmer", 19 Uhr.Informationen unter Tel. 06 11 / 37 51 57.

- ohne Gewähr -

ZDWF kann wesentlich freier arbeiten

Den Artikel "Ein Weg durch fremde Länder - Wiesbadener Informationsstelle für Asyl- und Ausländerrecht" in der FR vom 2. 10. 1992 von Monika Hillemacher (dpa) über die IuD-Stelle des Wiesbadener Verwaltungsgerichts haben wir mit Interesse gelesen und möchten zur Korrektur und Vervollständigung anmerken, daß die genannten IuD-Stellen nicht die einzigen bundesweit arbeitenden Einrichtungen sind und sogar erst seit kurzem Teile ihrer Informationen (eingeschränkt) der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Hauptaufgabe ist dort dennoch die "hausinterne" (Richter, Entscheider) Informationsversorgung.

Anders bei der ZDWF. Sie informiert alle bei ihr anfragenden Personen und Organisationen. Seit 1980 arbeitet unsere Einrichtung - die Zentrale Dokumentationsstelle der Freien Wohlfahrtspflege für Flüchtlinge e. V. (ZDWF) - bundesweit und für die Öffentlichkeit. Sie wurde von den Wohlfahrtsverbänden aufgrund des damaligen Flüchtlingsprogramms der Bundesregierung von 1979 gegründet.

Die Kernaufgabe der ZDWF besteht in der Dokumentation und Information von ihr zugänglichem Material über den gesamten Flüchtlingsbereich, einschließlich Fragen der Migration. Unterstützt wird die Informationstätigkeit durch zwei allgemeinzugängliche Datenbanken zu Asyl-Rechtsentscheidungen mit derzeit ca. 10 000 Entscheidungen und zu Daten/ Fakten zu Fluchtursachen und Hintergründen sowie den Situationen in den Herkunftsländern mit derzeit ca. 30 000 Einträgen, die zum Jahresende voraussichtlich ebenfalls bei Juris angeboten werden.

Insbesondere in Asylsachen tätige Richter bekundeten ein gezieltes Interesse, die ZDWF-Datenbanken gemeinsam mit den Datenbanken der IuD-Stelle des VG Wiesbaden und des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge zugänglich zu haben.

Die Dienstleistungen und Datenbestände der ZDWF erweitern die der anderen IuD-Stellen ganz wesentlich. So kann die ZDWF, da sie kein Amt ist, wesentlich ,freier' (unabhängiger) arbeiten. Kontakte zum europäischen Ausland (Organisationen), mit und über die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, schaffen zusätzliche z. B. im Zusammenhang mit der sog. Europäischen Harmonisierung des Asylrechts notwendige Informationsverbindungen und -quellen und unterstützen somit den (politischen) Entscheidungsprozeß in der Bundesrepublik.

Bernd Martens-Parrée, stellv. Geschäftsführer der ZDWF, Bonn

Die neue Pfarrerin kommt an jede Tür Gisa Reuschenberg möchte Kelsterbacher kennenlernen / Freiheit ist ihr ein Anliegen Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer KELSTERBACH. Triste Wohnsilos, parkende Autos, wenig Spielplätze, kaum Leben auf den Straßen: "Als ich mich zum ersten Mal umgeschaut habe, glaubte ich, hier verkümmern alle jungen und alten Pflanzen." Mittlerweile ist Gisa Reuschenberg seit einem Vierteljahr Pfarrerin in Kelsterbach. Heute denkt sie anders über "ihre" Friedensgemeinde: "Das ist gar kein unbestellter Acker. Es braucht nur hier und da ein Samenkorn, damit es auf ihm wächst." Weniger blumig äußert sich die 40jährige, wenn sie über Freiheit spricht und davon, daß niemand Untertan sein muß. Gisa Reuschenberg paßt von ihrem Äußeren wenig ins althergebrachte Bild eines Menschen, der tagaus, tagein die Lehre Gottes verbreitet: Jeans, Schlabberpulli, Halstuch, dazu kurze Haare und Nickelbrille. Auch die Worte, die sie gebraucht, zeugen davon, daß diese Frau nicht nur sanftmütig sein, sondern im Zweifelsfall entschieden dazwischenfahren kann. "Frei ist in unserer Welt doch nur, wer die Macht hat, sich die Freiheit zu nehmen", sagt sie. Und schimpft, daß heute noch, wie seit Jahrtausenden, die unteren sozialen Schichten als "Knechte" herhalten müßten.

Sich aufzulehnen gegen solche Mißstände, mehr zu tun, als gemeinhin gestattet ist, lernte die geborene Bielefelderin schon als Teenager. Damals, Ende der sechziger Jahre, der Zeit der Studentenunruhen, erfuhr sie vom Pfarrer ihrer evangelischen Heimatgemeinde, "daß christliche Freiheit unabhängig sein muß von gesellschaftlicher Macht". Sie sah, wie sich auch andere Pfarrer auf die Seite von "Randgruppen" schlugen: Obdachlose, Alte, Kranke, Kinder. All das habe ihr geholfen, erzählt sie, sich zu lösen - von der Mutter, einer Hausfrau, und vom Vater, der Kaufmann war.

Gisa Reuschenberg zog nach Berlin, studierte Sozialarbeit und arbeitete anschließend zwei Jahre lang im Jugendamt. Im Märkischen Viertel habe sie Elend erlebt, das größer war, als sie es jemals zuvor vermutet hatte: "Ich sah siebenjährige Alkoholiker und Menschen, die so arm waren, daß sie mitten unter uns zu verhungern drohten." Sie glaubte zu erkennen, als Sozialarbeiterin "unfrei" zu sein. "Im Grunde kannst du nix machen, außer dich selbst fertig."

Mittlerweile 27 Jahre alt, tauschte sie die Wohngettos wieder gegen den Campus ein - "ich brauchte damals unbedingt das beschützte Leben in der Uni und auch die Nähe zu Gott" - und begann in Berlin mit dem Theologie-Studium. Ihre ersten Stellen als Pfarrerin fand Gisa Reuschenberg in den mittelhessischen Orten Heuchelheim und Kinzenbach. Am 1. Juli diesen Jahres trat sie ihren Dienst in der Kelsterbacher 540-Seelen-Gemeinde am Brandenburger Weg an.

"Als ich kam, schien das Gemeindeleben eingeschlafen zu sein", schildert sie ihre ersten Eindrücke. Doch nach den Sommerferien meldeten sich einige ältere Anwohnerinnen, die ihre ehemals wöchentlichen Treffen als "Frauenhilfe" fortsetzen wollten. Und obwohl es zunächst schien, als gäbe es keine Konfirmanden, kam letzten Endes eine fünfköpfige Gruppe zustande. Dazu die Zusammenkünfte der "Jungschar" mit 15 bis 20 Kindern, der neue Kindergottesdienst und ein für die kommenden Wochen geplantes Seminar über Frauenprobleme. "Das Gemeindeleben funktioniert", lautet ihre Drei-Worte-Bilanz nach den ersten drei Monaten.

Welche Menschen die Kelsterbacher sind, was sie bedrückt, worauf sie hoffen - um all das zu erfahren, will sich die neue Pfarrerin mindestens zwei Jahre Zeit lassen. Die Frage, "Warte ich auf die Leute, oder gehe ich auf sie zu?" sei eigentlich keine gewesen: "Kirche kann es sich heute nicht mehr leisten, sich zurückzulehnen." Gisa Reuschenberg ist bereits aufgestanden. In den nächsten Monaten will sie an jeder einzelnen Haustür im Gemeindebezirk klingeln und sich persönlich vorstellen. Bei Betriebsbesichtigungen hofft sie zu erfahren, unter welchen Bedingungen die Männer und Frauen arbeiten: "Auch das ist ein Stück der hiesigen Lebenskultur, die ich kennenlernen muß."

Daß es in Kelsterbach keine offene Jugendarbeit gibt, will sie nicht akzeptieren. Weil die Kirche für ihre Arbeit als Pfarrerin nur eine halbe Planstelle zur Verfügung gestellt hat, wird sie möglicherweise schon bald auch als Sozialarbeiterin in Diensten der Stadt aktiv sein. Der Magistrat habe bereits zugestimmt, dafür eine halbe Stelle einzurichten. Jetzt brauche nur noch die Stadtverordnetenversammlung "grünes Licht" zu geben. Dann könnte Gisa Reuschenberg den jungen und alten Kelsterbachern zeigen, was Freiheit ist - die christliche und die weltliche.

Aufklärungsunterricht

Den Nachhilfeunterricht, den der Kapitän Gustav Schneeclaus (53) den beiden Skinheads "Hitler sei ein großer Verbrecher gewesen und außerdem Österreicher", gegeben hat, hat ihm das Leben gekostet (FR vom 29. 9. 1992 "Skinheads verurteilt").

In einem kürzlichen Gespräch mit zwei jungen Frauen (25) gebrauchte ich das Wort "Holocaust". Da beide mit dem Begriff nichts anzufangen wußten, habe ich ihnen meinerseits Aufklärungsunterricht gegeben, allerdings hatte ich das Glück, dies nicht mit dem Leben bezahlen zu müssen. Eine Gesellschaft, die unfähig ist, ihren Kindern "deutsche Geschichte" zu vermitteln, gehört m. E. ebenso auf die Anklagebank wie die beiden Skinheads. Im Verdrängen und Wegsehen sind wir Deutschen wohl Weltmeister. Wenn Jugendliche die Wahrheit zum Anlaß nehmen, einen Menschen totzuschlagen, so sind die Schuldigen eigentlich nicht sie, sondern diese Gesellschaft.

Den Angehörigen des Kapitäns bleibt nur der Trost, daß ihr Mann/Vater nicht ermordet, sondern "nur totgeschlagen" wurde, und das gilt für alle 12 in diesem Jahr von Skinheads umgebrachten Menschen, gleich welcher Nationalität oder Hautfarbe.

Um dieses und andere Versäumnisse wieder auszugleichen, muß man natürlich das Grundgesetz (Art. 16) ändern. Wann ändern wir den Artikel 1 GG?

Simone Glaab, Frankfurt am Main

Überschrift diskriminiert Rollstuhlfahrer

Die Vertrauensleute der Schwerbehinderten der Mercedes-Benz AG nahmen während einer Tagung mit Betroffenheit den Zeitungsbericht der Frankfurter Rundschau vom 29. 9. 1992 mit der Überschrift "Ekel brachte Preisnachlaß" zur Kenntnis. Die Überschriftsformulierung diskriminiert die Gruppe der Rollstuhlfahrer in einer Form, wie sie eines sozialen Rechtsstaates nicht würdig ist.

Die tendenziöse Beschreibung des Falles leistet den Kräften unseres Landes Vorschub, welche zur Zeit dabei sind, auf brutale Weise Säuberungen durchzuführen und ihrem Gedankengut entsprechend "unwertes Leben" zu beseitigen.

Die journalistische Sorgfaltspflicht sollte gerade dieser Tage mehr Fingerspitzengefühl entwickeln, um bei der Berichterstattung die Behinderten nicht zu verletzen. Die Haltung und innere Einstellung des zitierten Urlauberehepaares spiegelt den Verfall sozialer und ethischer Werte unserer Gesellschaft wider. Möge dem Ehepaar innerhalb seiner Familie ein Rollstuhlfahrerschicksal erspart bleiben.

Der Gipfel der Schamlosigkeit ist allerdings erreicht, wenn ein Hüter unseres Rechtsstaates des Amtsgerichtes Flensburg durch sein Urteil die Abscheu gegenüber Behinderten noch rechtfertigt. Wenn die Begründung des Urteils in unserem Land unwidersprochen hingenommen wird, kann man nur sagen: "Gute Nacht, Deutschland".

Frey und 36 weitere Vertrauensleute, Mercedes-Benz, Sindelfingen

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2: "Die kluge Närrin", Lustspiel, 20 Uhr.

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Magische Nacht mit "Namu", 20 Uhr.

Schwalbach. Bürgerhaus: Kammerorchester des Rimski-Korsakow Konservatoriums, St. Petersburg, spielt Werke von Vivaldi, Purcell, Corelli, Rossini und Tschaikowsky, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Grüne Tomaten" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz Okriftel: "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (16 Uhr); "Die Liebenden von Pont Neuf" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 2: "Liquid Sky" (17,20 Uhr).Uhr).

Kino Rotlintallee: Wunschfilm . . . wählen Sie Ihren Lieblingsfilm (17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Peter Pan" Walt Disney (17.30 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpart 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel der Sodener Kunstwerkstatt, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa. und So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm, 15 bis 18 Uhr (bis 14.10.).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25. 10.).

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, 15 bis 20 Uhr (bis 18. 10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung (bis 23. 10.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Frauenselbsthilfe nach Krebs. Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum-Initiative: Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr; Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Hochheim. Vereinshaus Kolpingfamilie, Wilhelmstraße: "Umweltschutz - Energie sparen im Haushalt (II)", 20 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Seniorentreff, 14.30 Uhr . Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 /48 67, 11 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Hausaufgabenhilfe und/oder Aktionsmalen, 14 bis 15 Uhr; Mädchengruppe I, 15 bis 16 Uhr; Sprechstunde mit Susanne Wiedemann, 16 bis 17 Uhr; Treffen für 13- bis 18jährige, 18 bis 20 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte an der Stadthalle: Mädchentag, Jugendpflege der Stadt, 15 bis 18 Uhr.

Schwalbach. Kinderkulturtage 1992: Der dicke Spielmobilbus steht ab 14 Uhr am Mittelweg (bei schlechtem Wetter Spiele in der Turnhalle der Friedrich- Ebert-Schule). WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Gerd Dudenhöfer "Sie müsse entschuldiche", das neue Heinz- Becker-Programm, 20 Uhr.

Filmspiegel

Höchst. Filmforum im Neuen Theater: "Mau Mau" (20.30 Uhr), Emmerich-Josef- Straße 46 a.

Beratung / Selbsthilfe

Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 /31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 10 bis 12 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.

DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 16 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen

Höchst. BUND: Treffen, Katholisches Pfarrheim, Schleifergasse 2, 19.30 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Senioren-Gymnastik, 15 bis 17 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Endstation Sehnsucht", 19.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" (12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14, 17, 20 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Delikatessen", 22.30 Uhr.

Archivkino Caligari, Marktplatz 9: "Filme von Yoko Ono" (19.30 Uhr); "Liebe 1962" (21.45 Uhr). Ausstellungen Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Bilder aus Dresden zurückgekehrt" Einführung in die Ausstellung, 18.30 (bis 7. 2. 93); Architektur von Herzog & de Meuron (bis 29. 11.), Öffnungszeiten: Di. 10-20 Uhr, Mi. bis So.

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.). Beratung/Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77: 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine/Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder/Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr. - ohne Gewähr -

Auf dem Sparaltar des Vaterlandes geopfert Protest der Betroffenen gegen die Schließung von 27 Bibliotheken an Goethe-Instituten

Einerseits gibt Bonn Geld für sogenannte Goethe-Bibliotheken in Städten des ehemaligen Ostblocks, die (noch) nicht über ein Goethe-Institut verfügen. Damit wird, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Buchhandel, der Hunger nach mittlerweile vor Ort unbezahlbarer deutscher (Fach-)Literatur ein wenig gelindert. Gleichzeitig werden andernorts aus Kostengründen die Bibliotheken bestehender Goethe-Institute geschlossen. Dazu erreichte uns nachfolgender, hier gekürzter Text von 17 Regionalbibliothekaren des Goethe-Instituts. fr

Wir haben es bis zum Überdruß vernommen: unsere Regierung muß und will endlich sparen. An was gespart werden soll, will allerdings gut überlegt sein. Schließlich möchte man wiedergewählt werden. Also rührt man besser nicht an Steuergeschenken. Bei Sozialleistungen kann man schon eher ansetzen. Nahezu lautlos aber lassen sich bekanntlich Einsparungen an Kulturetats machen. Zur Zeit probiert man es beim Goethe-Institut.

Der Rechnungsprüfungsausschuß des Bundestags hat verlangt, das Goethe-Institut solle 27 Institutsbibliotheken im Ausland schließen.

Was, so muß wohl gefragt werden, läßt sich durch die Eliminierung von 27 Bibliotheken effektiv einsparen, und welcher Art Verluste würden durch diese radikalen Maßnahmen entstehen? Also: eingespart würden jährlich weniger als 500 000 Mark an Sachkosten und weniger als zwei Millionen an Personalkosten, also etwa 0,8 Prozent des gesamten Goethe- Etats aus öffentlichen Mitteln (fast 300 Millionen).

Da es aber zur Beruhigung erregter Gemüter heißt, daß die Personalstellen nicht gestrichen, sondern nur verlagert werden sollen, betrüge die Einsparung materiell nur etwa 0,16 Prozent des Gesamtetats. Nicht gedacht ist dabei allerdings an die ortsansässigen BibliothekarInnen, die ja nicht "verlagert" werden können, die gekündigt und abgefunden werden müßten, nachdem sie über viele Jahre Bibliotheken aufgebaut haben.

Nicht bedacht ist wohl auch, daß in der Welt eine halbe Million deutsche Bücher, Zeitschriften und audiovisuelle Medien weggespart würden, das zuverlässigste und wohl auch effektivste Informationsmaterial über unser Land und seine Menschen. Wer an Bibliotheken spart, spart an einem Grundnahrungsmittel der Demokratie.Für die Silvesterparty gibt es jetzt schon Karten

KELSTERBACH. Es hat zwar noch ein paar Wochen Zeit, doch der Vereinsring macht schon jetzt auf die "Happy Hour 1993", die große Silvesterparty im Bürgerhaus, aufmerksam. Aufgeboten wird das Showorchester Synkopers, Tanzdarbietungen und Gesangseinlagen. Die Karten kosten einschließlich Silvesterbuffet 65 Mark pro Nase und sind im Vorverkauf über die Kelsterbacher Vereine oder Manfred Becker, Telefon 0 61 07 / 77 33 41, zu haben. wal

WIK stellt die Kommunalwahlliste auf

KELSTERBACH. Die grün-orientierte Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) rüstet zur Kommunalwahl. Die Listenaufstellung steht an. Welche Männer und Frauen nach dem 7. März 1993 für die WIK ins städtische Parlament einziehen sollen, das wird am Mittwoch, 28. Oktober, diskutiert und geklärt. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Gemeinschaftsraum des Altenwohnheims in der Moselstraße. wal

Kreis informiert über Weiterbildung

GROSS-GERAU. Wie kann ich den Realschulabschluß nachholen? Was brauche ich, um die Fachoberschule, das Abendgymnasium oder den Hessenkolleg besuchen zu können? Um diese und ähnliche Fragen dreht sich alles beim Informationstag, den die Beratungsstelle für Weiterbildung des Kreises Gross-Gerau am Samstag, 7. November, veranstaltet. Antworten aus erster Hand erhalten alle Interessenten zwischen 10 und 12 Uhr im Volkshochschul-Zentrum an der Darmstädter Straße. leo

Kinder versinken im Buch . . . und tauchen mit phantastischen Werken wieder auf

BORNHEIM. "Lesezauber" ist noch bis Ende des Monats in der Kinder- und Jugendbibliothek (KiBi) im Bornheimer Bürgerhaus angesagt. Motto: "Wir zaubern uns ins tiefe Meer". Die jährliche Aktion, die früher "Lesesommer" hieß, soll Kinder jeden Alters nicht nur zum Schmökern animieren, sondern sie auch dazu bringen, sich mit der Lektüre auseinanderzusetzen.

In der KiBi liegen Bücher aus, die Kinder mal bildhaft, mal erzählerisch, mal wissenschaftlich in die Meereswelt einschleusen. Bildergeschichten, Abenteuer- Keine Altersgrenzen romane ("Eroberung der Tiefe", "Meeressagen"), Jugendbücher über Meereskunde oder etwa "Das Lied der Delphine" sollen die Phantasie der Jungleser beflügeln. Bis Samstag, 31. Oktober, kann jeder etwas zu "seinem Buch" machen. Wie, spielt keine Rolle. Die Bücherwürmer können ihren Lesestoff malen, weiterschreiben, in ein Theaterstück umsetzen, oder etwas dazu basteln. "Wir hatten auch schon eine Gruppe, die einen Videofilm über ein Buch gedreht hat", erinnert sich Kerstin Herkströter, Mitarbeiterin der Bibliothek. Die "Resultate" werden in der Bücherei abgegeben.

Am Mittwoch, 4. November, steigt dann das große "Lesefest". Dazu ist ein Clown eingeladen, die Ergebnisse der Aktion werden ausgestellt und ein paar Tips über das eine oder andere Buch ausgetauscht. Außerdem erhält jeder Teilnehmer einen Preis. "Die Preise sind aber in keiner Rangfolge, jeder bekommt etwas Gleichwertiges", verspricht Frau Herkströter. Um das Geschenk individuell gestalten zu können, befragt die Bücherei die Kinder anfangs per Fragebogen nach Alter und Hobbys.

Die bisher jüngste Teilnehmerin ist fünf Jahre alt, "in der Regel sind die Kinder aber zwischen sechs und elf Jahren", berichtet die Bibliothekarin. Von der KiBi seien aber keinerlei Altersgrenzen gesetzt: "Wer lesen kann, kann mitmachen, wer nicht lesen kann, muß halt ein Bilderbuch nehmen und so mitmachen."

Für Jugendliche ist das Angebot in der Regel nicht mehr sonderlich attraktiv. "So mit zwölf oder 13 Jahren finden die meisten den Lesezauber dann kindisch", schmunzelt Kerstin Herkströter. Sie wird bis zum Ende der Aktion jeweils dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr am Informationsstand der KiBi in der Arnsburger Straße 24 (Tel. 21 23 36 31) neue Teilnehmer begrüßen und ihre Produkte in Empfang nehmen. col

Laßt rote Rosen regnen

Aristokratin im Aufwind

Unlängst absolvierte Frau R. ihren überfälligen Besuch in einem Frankfurter Waschsalon und entschied sich für das Programm Buntwäsche-ohne Vorwäsche-40 Grad. Was zu erwähnen, nur insofern von Belang ist, als bis zum finalen Schleudergang das Interesse von Frau R. von Haupt- und Spülgang auf eine im Salon ausliegende Illustrierte sich verlagerte, die ihre bunte Themenvielfalt bereits im Namen trägt. Darin war Erstaunliches zu lesen. Die Rose als leicht verderbliche Galanterieware blüht wieder, die Umsätze mit der Aristokratin in der weitverzweigten Gesellschaft der Korbblütler und Liliengewächse schnellen wie falsche Triebe in die Höhe. Einfach gesagt: Man(n) sagt es wieder durch die Blume, vornehmlich durch die edelste.

Eine eindrucksvolle Statistik kommt von der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft. Die stellte, mit einem Blick in deutsche Blumenvasen, fest: Während 1989 30 von hundert Haushalten mindestens einmal im Jahr nach der dornenreichen Schönen griff, waren es zwei Jahre später bereits vierzig. Ein Strauß von 1,5 Milliarden Rosen wurde so 1991 mit blumenreichen Worten überreicht.

Kompliment, die Herren. Denn sie sind die Hauptabnehmer, die unsicheren Schrittes und zumeist unsicheren Geschmacks auf den gläsernen Rosengarten sich zubewegen, entschlossen allein zur galanten Geste. Die Rose, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesfachverbands Deutscher Floristen, soeben vom Wettbewerb "Die goldene Rose" aus Saarbrücken zurückgekehrt, wo die geschicktesten Floristenhände prämiert wurden, ist leider nicht vom Fach und daher auf durch subjektive Erfahrung genährte Spekulation angewiesen: Folglich hat der Floristenfunktionär für die unangefochtene Herrschaft der Rosen-Dynastie im Reich der kurzlebigen Schnittblumen nur als Mann, nicht als Fachmann eine Erklärung: "Stellen Sie sich vor, ein Mann will Ihnen Gutes tun. Dann schenkt der Rosen."

Nun hat ausgerechnet eine Frau die Behauptung aufgestellt: Eine Rose ist eine Rose . . . Will heißen, was ist dran am grünen Stengel, außer Kelch-, Kron- und Staubblätter? Erinnern wir uns: Einst durfte Dietrich von Bern seiner Kriemhild zuliebe gegen elf Mannen zum Kampf antreten, seine (gefühlsmäßige) Stärke zu zeigen. All dies ließ Kriemhild, die Stolze, im Garten der Rosen geschehen. Wir fragen, warum? Warum forderte eine deutsche Diseuse musikalisch anspruchsvoll "Für mich soll's rote Rosen regnen"? Warum keine roten Kochtöpfe, Bügelbretter, Schuhbürsten? Die Antwort lautet: Eine Rose ist mehr als eine Rose.

Im Diminuitiv hat die Rose als Röschen seit Jahren eine feste Rolle im TV-Dauerdrama "Lindenstraße". Wobei Röschen allenfalls morgens, die Haare auf Lockenwickler gedreht, deren Borsten wie Dornen konzentrisch um das welke Gesicht abstehen, eine gewisse Analogie zur floralen Namensgeberin. Gatte Hubertchen, der sich derzeit mehr auf dem Dachfirst des Anwesens Lindenstraße, wo es ihm um die Konstruktion einer Windmaschine zu tun ist, herumtreibt als im Rosengarten der Gefühle, Hubertchen, dieser verholzte Pedant, ignoriert Lockenwickler und Morgenatem. Für ihn erblüht diese Frau, die uns Zuschauern so unscheinbar wie die Blüte der Sauerampfer dünkt, jeden Morgen wieder zum Röschen. Wir fordern, auch im Namen des Floristenverbands: Für Männer wie Hubertchen soll's rote Rosen regnen. sar

Weiterer Streit um die Bizonale Siedlung Bewohner fürchten um die Idylle und den Charakter

Eigenständiges Wohnen und Idylle der Bizonalen Siedlung in Frankfurt-Griesheim ist nach wie vor nicht nur einer ungewissen Zukunft ausgesetzt. Vielmehr geht es außer der kontroversen Diskussion zwischen der Frankfurter Siedlungsgesellschaft (FSG) und dem Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung neuerdings auch verschärft um eine weitgehende Modernisierung der vorhandenen Baustruktur, wobei dem Magistrat der Stadt Frankfurt eine Wohnflächenerweiterung vorschwebt. Die Bewohner wehren sich jetzt dagegen mit dem Argument, die Siedlung würde bei diesen Maßnahmen ihren seit Jahrzehnten gewachsenen Charakter verlieren und die Lebensbedingungen vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger verschlechtern.

Die Römer-CDU hat sich zum Anwalt dieser Sorgen der Siedlungsbewohner gemacht. Sie verweist dabei auf bisherige Veränderungen im Umfeld der Siedlung, die nach Auffassung der Bewohner die Lebensqualität ohnehin schon verschlechtert habe. So werde zur Zeit die Freifläche Nied-Ost, die im Westen unmittelbar an die Bizonale Siedlung angrenzt, für etwa 2000 Menschen bebaut. Auch werde das nördlich der Siedlung liegende frühere Bundesbahn-Ausbesserungswerk an der Oeserstraße mit über 1000 Wohnungen bebaut. Und schließlich, so die Bürger, sei an der südlichen Siedlungsgrenze die Mainzer Landstraße zur Hochleistungsstraße ausgebaut worden, wobei allerdings zum Lärmschutz ein Wall errichtet wurde.

Die Bewohner, meint die CDU, hätten die notwendigen Belastungen bisher ohne Murren und mit Verständnis hingenommen, und auch eine zumutbare Bebauung freier Flächen am Siedlungsrand werde vom Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung mitgetragen. Die Aufstockung vorhandener Gebäude jedoch werde wegen der zu erwartenden sozialen und ökologischen Eingriffe nicht akzeptiert.

Vom Magistrat ist zu erfahren, daß die Diskussionen zwischen der FSG und dem Wohnbund als Anwaltplaner, der die Interessen beider Seiten koordiniert, bisher noch nicht abgeschlossen seien. Das Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung nehme als Beisitzer an den regelmäßigen Tagungen teil.

Owohl inzwischen die Planungen zur Entwicklung der Bizonalen Siedlung als Modellvorhaben in das Forschungsprogramm "Städtebauliche Qualitäten im Wohnungsbau" aufgenommen wurden, gibt es bis heute keine Annäherung der Gesprächsparteien in der Aufstokkungs-Auseinandersetzung. Ungeklärt sei darüber hinaus die Umsetzung der vom Bund bereitgestellten Modernisierungsmittel von etwa drei Millionen Mark, die nur unter den gesetzlichen Bedingungen im Rahmen der Wohnflächenerweiterung zur Verfügung stehen.

Im übrigen sagt der Magistrat unmißverständlich voraus, daß mit einer Änderung des Landschaftsschutzgebietes im Westen der Siedlung zu rechnen sein wird. Dadurch könnten auch Baurechte über einen Bebauungsplan oder über eine Abrundungssatzung geschaffen werden. amm

In Butzbach arbeitet eine Bundesbehörde, die angeblich niemand kennt und die es eigentlich nicht gibt Wer lüftet das Geheimnis vom Speckweg? Die spärlichen Hinweise weisen in die Richtung des Geheimdienstes in Pullach

BUTZBACH. Wer hätte gedacht, daß man Geheimnisse anrufen kann! Im Butzbacher Telefonbuch steckt ein mächtiges Mysterium auf Seite 190, zweite Spalte, hinter der Nummer 0 60 33 / 41 33. Es heißt "Bundesstelle für Fernmeldestatistik". Die Behörde residiert am Speckweg zwischen Butzbach und Hoch-Weisel. Sie liegt dort auf freiem Felde in der Nähe des Heldenfriedhofs, hinter einem Bretterzaun. Neben zwei Häuschen ragen Antennen in die Höhe. Die FR wollte genau wissen, wozu die gut sind. Sie bekam auf ihre Nachfragen jede Menge Abfuhren, wolkig-unbestimmte Antworten und drei Hinweise auf den Bundesnachrichtendienst in Pullach.

"Meßstelle, guten Tag!" wünschte die freundliche Telefonistin am Speckweg dem neugierigen Anrufer. Er fragte den Dienststellenleiter Schumacher, was die Fernmeldestatistiker so machen. Statistiken vielleicht, wie oft die Wetterauer telefonieren? "Nein", sagte Herr Schumacher. "Mit Telefonen haben wir gar nichts zu tun. Wir machen Statistiken über Fernmeldeanlagen und ähnliches." Die Tätigkeit seiner Behörde sei überregional. "Es werden halt alle Fernmeldeanlagen, die es in der Bundesrepublik gibt, statistisch erfaßt. Ob ziviler Natur oder behördlicher Natur, da muß es ja irgendwelche Unterlagen drüber geben. Über die Art und so weiter."

"Sie sind also ein Inventar-Amt?", fragte der FR-Redakteur. "Ja, so könnte man es in etwa bezeichnen." Die Meßstelle achte darauf, daß beispielsweise Funkamateure die ihnen zugewiesenen Frequenzen nicht verlassen.

Ob sein Amt zur Telekom gehöre? "Ja," sagte Herr Schumacher, "da gehören wir zu". Aber nicht nur. "Wir werden von anderen dirigiert", sagte der Chef von angeblich sieben Bediensteten auf penetrantes Nachfragen. Ihm war partout nicht zu entlocken, wer sein oberster Dienstherr sei.

Bei der Bundespost sind die Fernmelde-Statistiker unbekannt. "Hab ich noch nie gehört", hieß es im Bonner Bundespostministerium. "Das ist sicherlich keine Geschichte der Telekom", meinte der Pressesprecher der Frankfurter Oberpostdirektion. "Vermutlich gehört das Ganze zum Bundesinnenministerium". Aber dort war ebenfalls fernmeldestatistische Fehlanzeige. "Uns ist das auf jeden Fall nicht unterstellt", versicherte eine Dame in der Pressestelle des Herrn Seiters.

Im Mainzer Bundesamt für Post und Telekommunikation sitzen die regulären Frequenzwächter der Republik. Sie unterhalten 55 Außenstellen, aber keine am Butzbacher Speckweg. Die nächsten Stützpunkte des Funkmeßdienstes sind nach Auskunft eines Mainzer Bundesamt-Bediensteten in Eschborn, Kassel und Fulda.

Wo bleibt da die Butzbacher Bundesstelle für Fernmeldestatistik? "Es gibt doch so drei Geheimdienste", sagte der sachkundige Gesprächspartner. "Die horchen rein, was sich so im benachbarten Ausland tut. Eventuell auch im Inland". Derartige Stationen hätten vor der Wiedervereinigung in Richtung DDR gehorcht. Beispielsweise zum "Kanal fünf - Inselberg". Dieser Berg in Thüringen habe einst als Relaisstation für Polizei- und andere Mobilfunkdienste der DDR gedient.

Die Antennen der Butzbacher Fernmeldestatistiker müssen hochempfindlich sein, erinnert sich der ehemalige Polizist und jetzige Butzbacher Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke. Zweimal habe die Bundesstelle Feuer im Bereich Butzbach gemeldet, da die Hitze offenbar den Empfang gestört habe. Falls jemand in die Meßstelle einzubrechen versuche, gehe in der Butzbacher Polizeiwache ein automatischer Alarm los. Als stellvertretender Polizeichef und jetzt als Bürgermeister wurde Fricke niemals über die genaue Funktion der Butzbacher Bundesstelle eingeweiht. Sie habe etwas mit "Pullach" zu tun, vermutet er.

Im Camp King bei Oberursel gründete der US-Geheimdienst CIC Ende 1946 die "Organisation Gehlen", erfuhr der Bad Homburger Historiker Bernd Vorlaeufer-Germer bei seinen Recherchen für ein Buch über die Militärgeschichte im Hochtaunuskreis. Im Dezember 1947 habe man die einst für Hitler tätigen Geheimdienstler unter Gehlens Kommando nach Pullach versetzt. Mitte der fünfziger Jahre sei ihre Dienststelle in "Bundesnachrichtendienst" (BND) umbenannt worden. Eine Filiale sei offenbar als "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" etwa 15 Jahre lang im US-Militärstützpunkt auf Schloß Kransberg bei Usingen ansässig gewesen. Danach, so Vorlaeufer- Germer, wirkte sie angeblich bei Butzbach. Die BND-Leute hätten von dort Funkkontakt zu ihren Agenten in der DDR gehalten.

Die DDR gibt es nicht mehr. Was machen die vermeintlichen Geheimdienstler am Speckweg jetzt? Hören sie etwa Telefongespräche ab, die vom Steinkopf-Fernsehturm abgestrahlt werden? Der Fachmann vom Mainzer Bundesamt für Telekommunikation glaubt nicht, daß sich die Leute vom Speckweg in den Richtfunkstrahl mit seinen 960 parallelen Telefonverbindungen einschalten können. Aber vielleicht wisse ja das Bundeskanzleramt Genaueres über die Fernmeldestatistiker.

Natürlich nicht. Die Dame in Helmut Kohls Pressestelle fand nur eine Bundesstelle für Büroorganisation in der Übersicht der Regierungs-Dienststellen. Doch immerhin rückte sie die Telefonnummer des Pullacher Bundesnachrichtendienstes heraus. Wenn man dort anruft, meldet sich der Pressereferent mit seiner Durchwahl: "Hier 089 / 793 010, guten Tag?"

"Guten Tag", sagte der Anrufer von der FR. "Ich wüßte nur gern, ob die Butzbacher Bundesstelle für Fernmeldestatistik zu Ihrer Behörde gehört." Der Geheimdienstler gab sich freundlich zugeknöpft: "Wenn Sie's nicht wissen, weiß ich es auch nicht. Dazu kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen."

In Bonn fand die Fernsprechauskunft übrigens eine weitere Bundesstelle für Fernmeldestatistik. "Wir sind nur die örtliche Bauleitung" beschied die Dame am Telefon dem Anrufer. Wo denn die zentrale Dienststelle liege? In 8035 Gauting 2, bei München, Wanneystraße 10. Hoffnungsfroh wählte der Journalist die angegebene Nummer: 089 / 85 03 684. Doch die Telefonistin weigerte sich, den Kontakt zum Dienststellenleiter oder einer vorgesetzten Behörde herzustellen. Einen Pressesprecher habe man nicht: "Wir geben keine Antwort. Sie müssen schreiben, wenn Sie was wollen. Vielleicht kriegen Sie dann eine Antwort . . ."

KLAUS NISSEN

Hochheimer Kinder sollen ihre Stadt malen

HOCHHEIM. "Ich und meine Stadt" ist das Motto eines Malwettbewerbes für Kinder, den die Hochheimer SPD ausgelobt hat. Der Nachwuchs ist aufgefordert zu Papier zu bringen, was ihm an der Stadt gefällt - oder auch, was nicht.

Die Bilder sollen bis zum 31. Oktober abgegeben werden bei Mechthild Schellheimer, Görlitzer Straße 3, Helga Haacke, Saarstraße 3, oder bei Norbert Christmann, Wintergasse 14. Im November bewertet eine Jury die Bilder. kkü

Tagestip: Steuerbescheid Genau nachprüfen

Mindestens einmal im Jahr gibt es Post vom Finanzamt: Der Steuerbescheid flattert ins Haus, und nicht immer steht dort nur Erfreuliches zu lesen. Unerwartet hohe Steuerbelastungen oder allzu mickrige Rückzahlungen haben dabei jedoch gelegentlich eine einfache Ursache: Fehler der Finanzbehörde.

Jahr für Jahr, so berichtet der Bund der Steuerzahler (BdSt), gehen den Bundesbürgern Millionenbeträge durch die Lappen, weil sie dem Fiskus nicht ordentlich auf die Finger schauen. Der BdSt rät daher, jeden Steuerbescheid akribisch zu kontrollieren - notfalls auch mit Hilfe eines Fachmanns. Denn Nachlässigkeit kann hier eine Menge Geld kosten.

Wichtig ist vor allem der Vergleich zwischen Steuererklärung und -bescheid. Entscheidende Fragen: Weichen die Daten voneinander ab? Falls ja: Warum? Und: Sind vom Steuerzahler gestellte Anträge auch berücksichtigt worden? Hilfestellung kann dabei die Rubrik "Erläuterungen" am Ende des Steuerbescheids geben, in der das Finanzamt auf vorliegende Abweichungen von der Steuererklärung eingehen soll. Außerdem gilt: Ein allzu blindes Vertrauen in die Rechenkünste der Finanzbehörde ist nicht angebracht. Der BdSt rät, alle Ergebnisse nachzurechnen.

Der Verband weist zudem auf eine Besonderheit hin: In einigen verfassungsrechtlich umstrittenen Fällen erteilt das Finanzamt den Steuerbescheid nur "vorläufig". Entscheiden die Gerichte später gegen den Fiskus, werden die Bescheide automatisch geändert. Bei der Überprüfung ihrer Unterlagen sollten Steuerzahler daher kontrollieren, ob die für sie wichtigen Vorläufigkeitsvermerke auch tatsächlich eingetragen worden sind. Die Vermerke gibt es nach BdSt-Angaben unter anderem beim Grund-, Ausbildungs- und Kinderfreibetrag, bei Kinderbetreuungskosten, der Pensionsbesteuerung, dem Solidaritätszuschlag, Schuldzinsenabzug und Arbeitnehmer-Pauschbetrag. Tauchen in der Benachrichtigung tatsächlich einmal Fehler auf, können die Betroffenen innerhalb eines Monats Widerspruch gegen das Papier einlegen. Dieser ist kostenfrei, muß aber schriftlich abgefaßt werden und eine Begründung enthalten. los

Naturkosmetik steht im Mittelpunkt

FLÖRSHEIM. Cremes gegen Falten, Puder für die Wangen und Sälbchen gegen blaue Flecken rühren der Flörsheimer Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die "Gemütlichkeit Weilbach" an. Beide Vereine stellen am Donnerstag, 15. Oktober, die Naturkosmetik in den Mittelpunkt eines Informationsabends.

Sonja Becker, Lehrkraft an einer Berufsfachschule für pharmazeutisch-technische Assistenten, wird um 19.30 Uhr im Clubraum der Weilbachhalle das Herstellen von Salben, Ölen und Cremes vorführen. Dabei geht es nicht nur um Teint und straffe Haut, auch gegen Sportverletzungen, Verbrennungen und sogar Rheuma werden Tinkturen gemischt.

Die Rezepte dazu gibt es ebenfalls, und zwar kostenlos - zum Nachahmen daheim. kkü

"Soziale Hilfe" bittet um Spielzeug-Spenden

Die in der Straffälligenfürsorge tätige "Aktion Soziale Hilfe Frankfurt" bittet um Spielzeugspenden für die Familien von inhaftierten Menschen. Auch für geistig behinderte Kinder und Kinder von Asylbewerbern aus der Nähe von Potsdam sucht der Wohltätigkeitsverein noch Spielsachen.

Wer sein Kinderzimmer entrümpeln möchte, kann die "Aktion Soziale Hilfe" in der Großen Spillingsgasse 5 unter der Telefonnummer 45 10 23 erreichen. mku

"Wir hoffen, daß nicht mehr als zwanzig oder 25 Prozent arbeitslos sein werden."

Probleme mit Kindern Themen zweier Seminare

HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte bietet einen Gesprächsabend über "Sprachentwicklung - Sprachstörungen bei Kindern" am Montag, 26. Oktober, und ein Seminar über Kinderernährung ab Donnerstag, 22. Oktober, an (jeweils 20 Uhr). Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81 / 2 23 12. him

Die Bauern werden um so nationalistischer, je kleiner ihre neu erworbenen privaten Betriebe sind.

"Die halbe Bevölkerung wird von Staatsbürgerschaft und Eigentum ausgeschlossen."

Mittelbuchen freut sich auf das eigene Museum Sanierung des historischen Oberhofes kann in den nächsten Wochen beginnen

HANAU. Noch in diesem Jahr sollen in Mittelbuchen die Instandsetzungsarbeiten für das geplante Museum am Obertor beginnen. Die Sanierung des historischen Oberhofes wird in zwei bis drei Wochen starten, erklärte dieser Tage Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) bei einer Ortsbegehung. Bis Ende des Jahre 1993 soll das Haus in neuem Glanz erstrahlen. Wenn der Heimat- und Geschichtsverein jedoch nicht mit Eigenarbeit in die Bresche springen würde, wäre das Vorhaben finanziell nicht realisierbar, denn der Aufwand gestaltet sich höher als angenommen.

Das Obertor wurde erstmals 1535 erwähnt. Bereits 1480 soll mit seinem Bau begonnen worden sein. Es war Bestandteil der Dorfbefestigung mit einem der vermutlich vier Wehrtürme. Ein kleines Fachwerkhäuschen direkt auf der Oberseite des Tores diente dem Wärter als Wohnung. Später wurde ein größeres Haus angebaut.

Bis vor zwei Jahren war es noch bewohnt, seither steht es leer. Um aus dem historischen Gebäude ein Museum zu machen, gründeten einige Mittelbuchener den "Heimat- und Geschichtsverein", der sich der Renovierung annahm. Dafür stellte der Magistrat im Haushalt dieses Jahres 150 000 Mark zur Verfügung. Vieles sollte der Verein in Eigenarbeit erledigen.

270 Arbeitsstunden leistete ein fester Kern von freiwilligen Helfern bereits, der sich hauptsächlich mit dem Aufräumen und Entkernen des Hauses beschäftigte. Dabei stellte sich heraus, daß die Kellerdecke eingebrochen war. Erhebliche Einsturzgefahr besteht, die Helfer können seitdem aus Sicherheitsgründen nicht mehr weiterarbeiten.

Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird, wenn es nach Stadtbaurat Dressler geht, mit der Instandsetzung begonnen. Eine Betondecke soll eingezogen werden. Die Vergabe des Auftrags "steht kurz bevor", erklärte er. Kostenpunkt: 25 000 Mark.

Insgesamt will der Magistrat die Mittel um 125 000 Mark aufstocken. Für die gesamte Sanierung wären somit 275 000 Mark vorgesehen. Den größten Teil wird es kosten, das Fachwerk wieder herzurichten. Die Balken sind überwiegend morsch und brüchig, Teile bereits abgebrochen. Die Bereitstellung der Haushaltsmittel wird nach dem Willen des Stadtbaurats bei der übernächsten Stadtverordnetensitzung beschlossen.

"Endlich haben wir etwas Handfestes", freut sich der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Achim Bopp. "Jetzt können wir uns auf den Magistrat berufen". Der will mit dem Projekt Ende nächsten Jahres fertig sein. Die Leiterin des Hochbauamtes, Hiltrud Herbst, hält das jedoch für unrealistisch. Sie geht davon aus, "daß wir noch eine Heizung installieren". Eventuell kommt außerdem die Restauration der alten Wandbemalungen hinzu, die bei den Aufräumarbeiten entdeckt wurden. Das Amt für Natur- und Denkmalschutz prüft die Ornamente noch auf ihren geschichtlichen Wert. Doch das kann die Freude der engagierten Mittelbuchener nicht trüben. Bopp meint: "Es ist doch normal, daß es bei der Stadt ein halbes Jahr länger dauert". mün

Fatale Begierde - "Sie schließen sich ein und warten auf die Kavallerie. Das sind wir", sagt der Polizist (Ray Liotta) in Jonathan Kaplans Thriller "Fatale Begierde" zu dem jungen Ehepaar, das zusieht, wie sich sein Badezimmer unter den Händen der Experten in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt.

Michael (Kurt Russell) und Karen Carr (Madeleine Stowe) bewohnen eine hübsche Villa in einer Gegend von Los Angeles, die eigentlich als gutbürgerliche gilt - dennoch sind sie von einem Einbrecher überrascht worden, und Michael mußte hilflos miterleben wie der Eindringling seine Frau mit dem Messer bedrohte. Daß Kriminalfälle sich immer nur komplizieren, wenn die Polizei hinzugezogen wird, ist eine Lehre, die schon Hitchcock seinem Publikum erteilt hat, aber die Carrs sind offensichtlich nicht einschlägig geschult: Vor allem Karen faßt Zutrauen zu dem attraktiven, fürsorglichen Officer Pete und übersieht alle Hinweise auf seine psychopathische Veranlagung.

Die Geschichte um den heißgelaufenen Cop, dem im Laufe anstrengender Dienstjahre das Bewußtsein seines gesellschaftlichen Auftrags - "to protect and to serve" - zu Kopf gestiegen ist, wäre durchaus geeignet gewesen, kritische Funken zu zünden. Leider aber setzt "Unlawful Entry" (der Originaltitel weist die Richtung) wie viele aktuelle Thriller aus den Vereinigten Staaten auch nur wieder jenes diffuse Unbehagen des Normalbürgers ins Bild, der sich von allen Seiten umzingelt fühlt.

Ob wir es mit Kindermädchen, Untermieterinnen, dem Mann "im eigenen Bett" oder eben einem Gesetzeshüter zu tun haben, ist nicht weiter von Belang - die einprägsamsten Schurkenfiguren, die Hollywood in den letzten Jahren hervorgebracht hat, sprechen vor allem davon, daß die Gefahr den Anständigen immer näher auf den Leib rückt: Wie die Kolleginnen und Kollegen wirkt der irre Pete dann am bedrohlichsten, wenn er in der Küche der Carrs so selbstverständlich den Kochlöffel schwingt, als wären Haus und Herd sein Eigen.

Am Ende darf der Ehemann das ganze Magazin einer Magnum entleeren, um sich wieder in seine Rechte einzusetzen und die ursprünglichen Besitzverhältnisse herzustellen. Da hat der Zuschauer freilich längst das Interesse verloren an einem Film, der mit dem obligaten Hubschrauberanflug in der Eingangssequenz, mit seinen durchschaubaren Weitwinkeleinstellungen - Unheil! - und den bedeutsamen Schwenks auf Messer, Haustiere oder Türen auch handwerklich wirkt, als sei er am Fließband zusammengesetzt worden - und zwar an einem Montagmorgen. SABINE HORST

(Royal, Elite, Autokinos Gravenbruch und Main-Taunus-Zentrum; OF Turm 3)

Kaum Chance für Krebsregister Bedenken des Landes gegenüber Forderung von der Bergstraße

HEPPENHEIM / WIESBADEN. Die vor allem an der Bergstraße erhobene Forderung, in Hessen ein flächendekkendes Krebsregister einzuführen, stößt im Haus von Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) offenbar auf wenig Gegenliebe. So blieben Versuche der im Kreis Bergstraße zuständigen Gesundheitsdezernentin, Eva-Maria Krüger, die bis vor wenigen Monaten selbst den Grünen angehörte und in deren Region sich Fälle von Krebs zu häufen scheinen, weitgehend erfolglos, in Wiesbaden ein Interesse für eine vollständige Erhebung in dem Bundesland zu wecken. Wiesbaden macht vor allem Datenschutzgründe für seine Zurückhaltung geltend.

Es sind nicht nur die potentiellen Luftverschmutzer, die im und vor allem rund um das Kreisgebiet arbeiten und sofort genannt werden, wenn in Südhessen vom Krebs die Rede ist - das Atomkraftwerk in Biblis, die chemische Industrie in Mannheim/Ludwigshafen, der Sondermüllofen in Biebesheim. Doch ob diese Emittenten bei der Auslösung schwerer Erkrankungen eine Rolle spielen und welche, muß offenbleiben. Die vor zwei Jahren gegründete Bürgerinitiative "Bergsträßer gegen den Krebstod", mit angeregt von Frau Krüger, erhofft sich deshalb von einem Krebsregister ein wenig mehr Aufschluß bei der Suche nach den Verursachern. Denn zur Zeit gibt es nur Zahlen aus der Sterbestatistik, wenn von einer lokalen Häufung der Todesursache Krebs die Rede sein kann.

Sterbestatistiken aber, so sagt auch der derzeitige Sprecher des hessischen Gesundheitsministeriums, Georg Dick, "sind ungenau". Schon deshalb seien sie unzuverlässig, weil bisweilen mit Rücksicht auf familiäre Verhältnisse Todesursachen nicht mit ihrer tatsächlichen Bezeichnung weitergegeben würden. Aufgrund dieser Statistik jedoch läßt sich für die Bergstraße vor allem bei Magen- und Darmkrebs eine signifikante Häufung ablesen. "Das aber reicht uns nicht aus", sagt die Kreispolitikerin, die auch Daten von noch lebenden Krebspatienten sammeln will.

Diese Menschen müßten befragt werden, und zwar etwa nach ihren Lebensgewohnheiten. Sie müßten abgeklopft werden auf möglicherweise identische Verhaltensweisen, die dann Aufschluß über den Grund ihrer Erkrankung und letztlich der anderer Menschen geben könnten. So könnte am Ende einer derartigen Untersuchung nach dem Abgleich der gesammelten Daten herauskommen, daß bei verschiedenen Personen die Krankheitsursache beim Trinkwasser zu suchen wäre. So stellt sich die Parteilose beispielsweise ein mögliches Ergebnis vor. In Wiesbaden entgegnet man, auch ein Krebsregister allein könne noch keine Antwort auf einen Verursacher geben. Lediglich Hypothesen, so Dick, werde es als Resultat geben. Allerdings ließe sich die Erhebung als ein Hilfsinstrument für die Wissenschaft betrachten. Eine Beweisführung hin zu einem konkreten Verursacher sei jedoch nicht möglich. Problematisch sei überdies, daß, soll ein möglichst genaues Ergebnis erzielt werden, bei der Ursachenforschung auch andere Datensysteme einbezogen werden müßten, zum Beispiel Informationen über Menschen, die unter oder in der Nähe von Starkstromleitungen wohnen. Eine solche Koppelung werfe indes Datenschutz-Rechtsprobleme auf, sagt Dick. Diese Hürden sowie die schließlich auch entstehenden "immensen Kosten" hinderten derzeit daran, Gedanken für die Erstellung eines Krebsregisters fortzuentwickeln.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, daß die Kreisgesundheitsdezernentin in einer Zwischenbilanz für den Kreistag nur eine Negativliste vorlegen konnte, als sie über ihre Bemühungen während der letzten zwölf Monate für die an der Bergstraße von allen Parteien gewünschte Einführung des Krebsregisters berichtete. Für den Juni vergangenen Jahres (damals war die Dezernentin noch Mitglied der Grünen) vermerkt das Protokoll zum Beispiel ein "Schreiben an Ministerin Blaul mit umfangreichen Unterlagen" sowie die "Übergabe ausführlicher Unterlagen am Hessentag" und die Weitergabe von 2000 Unterschriften der Bürgerinitiative an die Landesregierung. "Ministerin sagt kurzfristige Bearbeitung zu", notierte Frau Krüger dazu.

Davon, so die Kreispolitikerin heute, könne kaum die Rede sein, sie sei "frustriert". Denn auch ein Jahr nach Abgabe des Wunschkatalogs habe ihr die bisherige Staatssekretärin Brigitte Sellach erklärt, es gebe keine abschließende Beratung im Ministerium zum Thema, ein Krebsregistergesetz scheitere zur Zeit am Datenschutz. Eva-Maria Krüger hegt einen anderen Verdacht: Sie glaube, sagt sie im Gespräch mit der FR, daß die Politik ein Vorpreschen auf diesem Gebiet scheue, denn sie könne eines Tages aufgrund der Ergebnisse solcher Erhebungen zu unpopulären, auf den ersten Blick gegen die Industrie gerichteten Schritten gezwungen werden. Dabei sei ein Krebsregister keineswegs als ein industriefeindliches, sondern als ein "Umwelt-Instrument" zu begreifen.

Den Kopf in den Sand stecken will die Initiative freilich nicht. "Wir suchen einen Sponsor", der zur Finanzierung einer - wenn es landesweit eben nicht geht - lokalen, auf die Bergstraße beschränkten Untersuchung bereit ist, sagt Frau Krüger. Eine halbe Million Mark würde das kosten, diese Summe sei aufgrund der signifikanten, noch vorläufigen Erkenntnisse über die hohe Zahl von Krebsfällen in dieser Region nötig. In dieser Ansicht werde sie sowohl von Toxikologen als auch vom Krebsforschungszentrum Heidelberg bestärkt. STEPHAN BÖRNECKE

Licht aus - Schalter zu Ärgerliches Erlebnis im Hanauer Hauptbahnhof

HANAU. "Schwarz ärgern" könnte er sich, schreibt FR-Leser Helmut A. aus Hammersbach, wenn er an das Verhalten der Bundesbahn gegenüber ihren Kunden denkt. An einem Sonntag, kurz vor 18 Uhr, wollte er am einzigen geöffneten Schalter im Hanauer Hauptbahnhof eine ICE-Fahrkarte erster Klasse nach München kaufen und zwei Auskünfte einholen. Als Helmut A. in der üblichen Warteschlange jedoch bis auf den ersten Platz vorgerückt war, habe der Beamte vor seiner Nase die Jalousie heruntergelassen, das Licht ausgeschaltet und damit den Schalter geschlossen. Auf seine Nachfrage erhielt der Hammersbacher die lapidare Antwort: "Feierabend".

Walter Henss, Sprecher der Bundesbahn-Direktion Frankfurt, und Helmuth Faß, auch für die Fahrkarten-Ausgabe zuständiger Dienststellenleiter in Hanau, können den Ärger verstehen, geben jedoch einiges zu bedenken. So habe der Schalterbeamte dessen Angaben zufolge die wartende Kundenschlange zuvor darauf hingewiesen: "Bis dahin kann ich noch bedienen, dann ist Schluß". Und irgendwann, so Henss und Faß, muß der Schalter schließen, auch wenn die Beamten hinter der Glasscheibe zur "Kulanz" angewiesen seien.

Der Sprecher der Direktion bestreitet nicht, daß die Situation grundsätzlich unerfreulich ist. Der Bahn gebricht es an Personal, nicht nur aus Gründen der Einsparung, sondern auch, weil kaum noch jemand bereit ist, derartige Dienste zu versehen. Helmut A. hatte in seinem Brief an die Hauptverwaltung der DB vorgeschlagen, die Bahn bald zu privatisieren, dann seien die Mitarbeiter vermutlich eher für Kundenfreundlichkeit zu motivieren.

Henss warnt: "Wenn das Unternehmen privatwirtschaftlich organisiert wird, werden nur noch Dienstleistungen angeboten, die sich rentieren." Möglicherweise würde dann der Schalter im Hanauer Hauptbahnhof - und anderswo - sonntags nicht pünktlich um 18 Uhr schließen, sondern gar nicht erst öffnen. az

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2, Theaterfoyer: Schnupperstunde Tanz am Vormittag, 10 bis 11.30 Uhr; Stiftstheater: "Die kluge Närrin", 20 Uhr.

Flörsheim. Stadthalle: Konzert mit Bill Ramsey und die Big Band, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Ein Fall für TKKG - Drachenauge" Kinderkino (16 Uhr); "Herr der Gezeiten" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz Okriftel: "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (16 Uhr); "Die Liebenden von Pont Neuf" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Nacket Lunch" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 2: "Twin Peaks" (20 Uhr).Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Peter Pan" Walt Disney (17.30 Uhr); "Die Liebenden von Pont Neuf" 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpart 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel der Sodener Kunstwerkstatt, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa. und So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm, 15 bis 18 Uhr (bis 14.10.).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25. 10.).

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, 15 bis 20 Uhr (bis 18.10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung (bis 23.10.). Parteien / Parlamente Hattersheim. Bürgertelefon der F.D.P. mit dem Stadtverordneten Wolfgang Deul, 18 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 90 / 67 52

Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr (jeden 1. Mittwoch im Monat offenes Meeting, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs- Kontakt- und Beratungsstelle: Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Wandergruppe, 10 Uhr (Anmeldung unter Tel. 49 66); Musikgruppe mit der "Altmünster- Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: "Frauen gestern und heute",Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab 8 Jahren, "Interessantes von Kindern aus anderen Ländern", 15 Uhr.

Kelkheim.Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr.

Schwalbach. Kinderkulturtage 1992: Turnhalle der Friedrich-Ebert-Schule, Jonglage-Gruppe "Keule und Co" aus Bad Homburg, 16 Uhr. Sonstiges Hochheim. Kath. Vereinshaus, Wilhelmstraße, Modenschau im Herbst, Ref. Marianne Braun, 15 Uhr.

Hofheim. Gemeindezentrum St. Peter und Paul, kfd-Bezirksversammlung, Ref. Frau Keiling, 15 bis 17 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Gerd Dudenhöfer "Sie müsse entschuldiche", das neue Heinz- Becker-Programm, 20 Uhr.

Filmspiegel

Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: "Der Pannwitzblick" (20.30 Uhr, in Anwesenheit des Regisseurs).

Beratung / Selbsthilfe

Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Beratungs- und Vermittlungsdienst für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 1/7: Sprechzeiten: 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, 13.30 bis 16.30 Uhr, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2.

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Endstation Sehnsucht", 19.30 Uhr.

Theater, Studio: "Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben", 19.30 Uhr.

Staatstheater, Friedrich-von-Thiersch- Saal: 2. Symphoniekonzert, 20 Uhr, Einführungsvortrag von Bernhard Wünsch, 19 Uhr Dostojewski-Saal.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: "Ladies' Choice", 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36, "Total verrückt", 20.15 Uhr.

Rhein-Main-Hallen, Reinhard Mey, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" (12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14, 17, 20 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Mau Mau" (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Delicatessen",(22.30 Uhr). Ausstellungen Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Bilder aus Dresden zurückgekehrt", (bis 7.2.93); Architektur von Herzog & de Meuron (bis 29.11.), Öffnungszeiten: Di. 10-20 Uhr, Mi. bis So. 10 bis 16 Uhr.

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.).

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges Umweltladen, Michelsberg 32: Sprechstunde des Umwelt- und Verkehrsdezernenten Dieter Berlitz, 16 bis 18 Uhr.

- ohne Gewähr -

Geschäftsleute sparen: Hotels spüren Rezession Statistik weist Rückgang der Übernachtungszahlen aus Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Wir haben eine Rezession, das spürt man", sagte Hermann Jäger. Der Geschäftsführer der Hotel- und Gaststättenvereinigung Frankfurt kommentierte Zahlen, die das Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen gestern vorlegte. Danach übernachteten in den ersten sechs Monaten des Jahres 1992 etwa 5200 Besucher weniger in Frankfurter Hotels und Pensionen als im Vergleichszeitraum 1991. Jäger ergänzte aus einer Erhebung bei den Mitgliedsbetrieben, daß von Januar bis Ende August 1992 im Vergleich zum Vorjahr sogar 85 000 Übernachtungen fehlten. Die städtischen Statistiker sprachen von 1,6 Millionen Übernachtungen im ersten Halbjahr 1992: "Das bedeutet einen Rückgang von fünf Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres". Wie Jäger sagte, wirke sich aus, daß viele Geschäftsreisende wegen der angespannten finanziellen Lage ihrer Unternehmen nicht mehr so viel Geld wie früher ausgeben könnten: "Da ist jetzt Zurückhaltung fühlbar." Frankfurt stehe aber im Vergleich zu anderen bundesdeutschen Großstädten noch "äußerst günstig" da. Im Jahre 1990 hatte die Vereinigung noch 3,49 Millionen Übernachtungen in Frankfurt gezählt, im Jahre 1991 gab es einen geringfügigen Rückgang auf 3,44 Millionen.

Die Situation wird sich nach Einschätzung Jägers "in den nächsten Jahren weiter verschlechtern". Neben der wirtschaftlichen Lage wirke sich aus, daß im Umfeld von Frankfurt allein bis 1994 neue Hotels mit 5800 Betten entstünden. Als Beispiele nannte der Geschäftsführer die Gemeinden Raunheim, Langen und Kelsterbach. Diese Herbergen zählten vor allem zur Zwei-Sterne-Kategorie in der Preisspanne von 110 bis 160 Mark für eine Übernachtung. Damit wachse die Konkurrenz für Frankfurter Betriebe: Gerade internationalen Geschäftsreisenden sei es egal, ob sie im Rhein-Main-Gebiet innerhalb oder außerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen übernachteten.

Als negatives Signal wertet es die Branche, daß die Zahl der Hotels in Frankfurt zum ersten Mal seit langer Zeit sinkt. 1990 gab es laut Jäger 167 Hotels in Frankfurt, 1991 waren es 160 und in diesem Jahr gibt es noch 148. Dies gilt, obwohl immer noch neue Häuser entstehen. So wächst an der Hanauer Landstraße nach Jägers Worten bald ein Apart-Hotel mit 360 Zimmern. Und der Hilton-Konzern plane ein Haus am künftigen Terminal Ost des Flughafens.

Aber gerade kleine und mittelständische Häuser sind dem Konkurrenzdruck der großen Konzerne nach Einschätzung der Fachleute nicht mehr gewachsen und müssen schließen. Jäger: "Viele können zum Beispiel die Renovierungskosten nicht mehr bezahlen."

Indessen hat der Luftverkehr auf dem Rhein-Main-Flughafen, der viele Gäste auch für die Stadt bringt, wieder zugenommen. Die Experten registrierten 166 805 Starts und Landungen im ersten Halbjahr 1992 - etwa 14 000 mehr als in den ersten sechs Monaten 1991.

Bei der Gräfin fehlt noch "ein bißchen Angst" Egelsbacher Laientheater bereitet sich auf die neue Premiere am 22. Oktober vor

EGELSBACH. "Ich war mit der gestrigen Probe zufrieden", ruft Regisseur Reinhard Richter seinen Darstellern zu, die noch ein wenig hölzern auf der Bühne auf den Einsatz warten. Dort wirkt alles noch improvisiert: Die Kulissen sind noch untapeziert, der Teppich fehlt und die alte, beige Couch soll für die Premiere durch eine schicke schwarze ersetzt werden. Kühl ist es im Saalbau-Eigenheim, wo die Proben des Egelsbacher Laientheaters zwei Wochen vor der Premiere des Stücks "Die Balkonszene" in die anstrengende Endphase kommen.

Das Laientheater Egelsbach, 1977 gegründet, entspricht durchaus dem, was man sich gemeinhin unter einer solchen Gruppe vorstellt: Die Hobbyschauspieler proben volksnahe Komödien einfachen Zuschnitts und Humors, gewürzt mit lokalen Episoden. Reinhard Richter, ausgebildeter Schulmusiker und Mitglied bei den Neu-Isenburger Spott-Lichtern, führt in diesem Jahr zum zweitenmal bei den Egelsbachern Regie und hat die Komödie von John Chapman und Anthony Marriott auf heimatliche Verhältnisse getrimmt: Es geht um eine erfolgreiche Heiratsvermittlung und "seltsame Vorgänge" auf dem Balkon derselben.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Laien- und Profitheater sei, erläutert der Regisseur, daß bei den Hobbydarstellern alles etwas langsamer vorankomme. "Wir müssen es heute nochmal genauso wie gestern machen", ermuntert Richter die Schauspieler zum Probenbeginn. Unterdessen wird noch diskutiert, wer denn den Text fürs Programm schreiben soll, wo der Teppich herkommmen soll, wer die Möbel wann abholt. Einer der Darsteller prüft auf der Bühne die Standfestigkeit eines Tisches. "Du Bernd, du bist in drei Sekunden dran", mahnt Richter einen der Darsteller und hört: "Andere stehen doch auch noch unten."

Mehr Zeit brauchen die Laiendarsteller auch, weil es länger dauert, bis der Text sitzt - der zu Hause gründlich auswendig gelernt werden muß; nicht so einfach bei voller Berufstätigkeit. Da wird der kurze Satz "Was glaubst Du" mehrmals mit "Was glauben Sie" verwechselt. Und "Frau Wiese" hat vergessen, daß ihr Auftritt mit dem Satz "Diese Formulare..." beginnt. Ohne die Souffleuse läuft noch wenig. Wegen solcher Verzögerungen kann der Regisseur einer Laientruppe erst spät mit der eigentlichen schauspielerischen Arbeit anfangen.

Der Knicks, mit dem eine junge Dame auf die Bühne kommt, gefällt Richter nicht: "Dein Knicks wird immer kleiner, und außerdem bist du zu früh aufgetreten", sagt er. Also noch mal das Ganze: "Schon besser." Und die Gräfin sollte noch "ein bißchen Angst" in ihre Worte legen. Schließlich ist es gar nicht so einfach, im Hinausgehen noch etwas zu sagen, sich dabei nicht zu fest an der Kulissentür festzuhalten und genau mit dem Zuknallen der Tür den Satz zu beenden: Das sitzt erst nach fünf Wiederholungen.

Reinhard Richter arbeitet gern mit Laien: Die Atmosphäre sei besser, es komme mehr auf das Gefühl der Zusammengehörigkeit an, "als auf die harte Arbeit". Trotz der längeren Anlaufzeiten während der Proben - die schauspielerische Qualität gleiche der von Profis.

Premiere ist am Donnerstag, 22. Oktober, weitere Aufführungen: 23. bis 25. Oktober und 29. bis 31. Oktober.

SUSANNE ACKERMANN

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: SV Melitia Roth - SG Bruchköbel (Mi., 19 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: VfB Höchst - SG Bindsachsen (Fr., 19.45 Uhr). hdp

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: SG Melbach - TSV Ostheim (Do., 20.15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: SV Rosbach - FC Nieder- Florstadt/Reserve (Do., 19 Uhr). bo

HESSENPOKAL, VIERTELFINALE: FC Gelnhausen - SV Brachttal (Di., 19.30 Uhr). wh

Frauen BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FC Kickers Obertshausen - SG Rosenhöhe Offenbach (Di., 19.30 Uhr). hdp

Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts sowie das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wird als ein "Zeitalter der Migration" bezeichnet werden. Diese These erläutert im folgenden Vortrag der australische Soziologe Stephen Castles, der Professor und Leiter eines Forschungsinstituts für "multicultural studies" in der Universität von Wollongong in Australien ist. Seinen Vortrag, der einen Blick über den deutschen Tellerand ermöglicht, hielt er auf einer Tagung der niedersächsischen Landesregierung und der Universität Oldenburg über "Migration - Einwanderungspolitik - ziviler Umgang mit Minderheiten " Anfang September in Hannover. Wir dokumentieren ihn gekürzt.

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- OST: SV Melitia Roth - SG Bruchköbel (Mittwoch, 19 Uhr).

Frauen BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FC Kickers Obertshausen - SG Rosenhöhe Offenbach (am heutigen Dienstag, 19.30 Uhr). hdp

Fußball-Termine

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: FV Stierstadt - Helvetia Bad Homburg (Mi., 20.15 Uhr), CCP Bad Homburg - Spvgg. Bad Homburg II (verl. auf 21. 10., 20 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: Spvgg. Sonnenberg - Spvgg. Igstadt (Donnerstag, 19 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Eschbach - FC Laubach (Mi., 19 Uhr).

BEZIRKSPOKAL FRANKFURT: Spvgg. 05 Bad Homburg - KSV Klein-Karben (Mittwoch, 20 Uhr, Nordwest-Stadion). hdp

Ungeliebtes Kind: Büdinger Kreispokal nur lästiges Anhängsel

Ein Wettbewerb schreit nach Reformen, aber keiner erhört ihn: der Fußball- Kreispokal. Die erste Runde im Kreis Büdingen dümpelt vor sich hin, kaum einer registriert es. Selbst Mitte Oktober ist die erste Runde noch nicht abgeschlossen, in anderen Kreisen steht bereits das Halbfinale ins Haus. Auch im Kreis Büdingen, wo es keine Konkurrenz durch höhere Klassen (mit Ausnahme der KSG Ober- Seemen/Bezirksoberliga) gibt, lockt der Pokal an Wochentagen nur in geringem Umfang die Zuschauer auf die Sportplätze. Acht Tage vor Saisonbeginn (Anfang August) sollte diese erste Runde geschlossen an einem Wochenende (Freitag bis Sonntag) über die Bühne gehen, feste Pokaltage gehören zu den Intentionen aller Pokalleiter in diesem Bezirk. Bisher vergeblich. Besonders in Büdingen wird eine große Chance verpaßt, denn hier hat der Fan prinzipiell noch mehr Interesse an diesem nicht unumstrittenen Wettbewerb als in städtischen Gefilden. Zudem sind andere Regularien erforderlich, andere Anreize zu schaffen. Mit einem Ball für den Kreispokalsieger ist niemand mehr hinter dem Ofen hervorzulocken, im Bezirkspokal bedeutet die erste Runde für den hiesigen Vertreter im Regelfall das Ende aller Hoffnungen. Viktoria Nidda hatte dabei mit dem Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach ein Traumlos gezogen und eine traumhafte Kulisse zu vermelden. Aber auch das ist die Ausnahme der letzten Jahre. Der Pokal bleibt für viele ein zwangsweises Anhängsel, wenngleich die Meldung freiwillig ist. Im Kreis Büdingen schert kaum ein Verein aus, was ebenfalls atypisch ist. Die ganz großen Überraschungen bleiben meistens aus, im Finale treffen immer wieder die ranghöchsten Klubs aufeinander. Allerdings bedeutet das Endspiel einen der großen Fußballtage im Kreis. Es findet an einem günstigen (Sommer-)Termin vor stets guter Kulisse (zirka 500 bis 700 Zuschauer) auf neutralem Terrain statt. Am Ende (ab Halbfinale) wird dieser Wettbewerb noch einmal wirklich interessant, vorher findet er in aller Regel bei fast leeren Rängen (etwa 60 bis 80 pro Spiel) nur wenig Beachtung. Eine günstigere Termingestaltung (die ersten beiden Runden mit 32 beziehungsweise 16 Begegnungen sollten bis Mitte August absolviert werden) würden die Fans bei sommerlichen Temperaturen mit Sicherheit in größerer Zahl anlocken. Auch an Wochentagen. HANS-DIETER PUTH

Fußball-Bezirkspokal Homburg gegen Klein- Karben jetzt morgen

Das in der vergangenen Woche fixierte Fußball-Bezirkspokalspiel zwischen der Spvgg. 05 Bad Homburg und dem KSV Klein-Karben, das kurzfristig und ohne Informationen an die entsprechenden Stellen (Pokal-Leiter, Presse) verlegt wurde, soll endgültig am morgigen Mittwoch (20 Uhr) im Nordwest-Stadion ausgetragen werden. Der Oberligist hatte versäumt, rechtzeitig die Weichen zu stellen. Ursprünglich sollte am 6. Oktober gespielt werden, da am Mittwoch die zweite Mannschaft ein Bezirksligaspiel (an gleicher Stätte) gegen die SG Oberhöchstadt absolvieren sollte. Auch am 14. Oktober hätte es eine Kollision mit der "Zweiten" gegeben. Das Lokalderby gegen CCP Bad Homburg wurde deshalb auf 21. Oktober (20 Uhr) verlegt. hdp

Asyl für Wellensittich und Cockerspaniel saniert Tierheim Bad Nauheim investierte 560 000 Mark / Frische Fliesen und ein neues Dach

BAD NAUHEIM. Aus dem grauen Zottelfell blicken traurige Hundeaugen. Sehnsüchtig mustert der Schäferhundmischling die Besucher des Tierheims Wetterau. Sein Nachbar, ein Cockerspaniel mit eingezogenem Schwanz, bellt durch das Eisengitter seines Zwingers Landrat Rolf Gnadl (SPD) und dessen beide Amtsvorgänger Herbert Rüfer und Erich Milius an. Zur Einweihungsfeier des frisch gefliesten und überdachten Hundehauses, der umgebauten Katzenvoliere und der neuen Futterküche besichtigten gestern etwa 25 Gäste das Tierheim im Bad Nauheimer Stadtteil Rödgen.

560 000 Mark kostete die Sanierung der 20 Jahre alten Einrichtung, die gequälten und ausgesetzten Tieren, egal ob Wellensittich, Meerschweinchen oder Reitpferd, Unterschlupf gewährt. Dem Trägerverein gehören neben dem Wetteraukreis, der die zwei angestellten Tierpfleger bezahlt, die Tierschutzvereine Bad Vilbel, Friedberg und Bad Nauheim sowie 19 Wetterauer Städte und Gemeinden an.

Fünf weitere Kommunen des Kreises zahlen Zuschüsse an das Heim, ohne Mitglied zu sein. Unrühmliche Ausnahme: Altenstadt. Die 11 000 Einwohner zählende Gemeinde unterstützt das Tierheim in Rödgen nicht. Schon "aus der moralischen Pflicht gegenüber der Kreatur Tier" appellierte Landrat Gnadl an die sechs Gemeinden, ebenfalls in den Trägerverein einzutreten. Durch zweckgebundene Überweisungen an die 19 Mitgliedskommunen will Gnadl dem Heim helfen, beim Umbau entstandene Schulden in Höhe von etwa 100 000 Mark abzubezahlen.

Das Tierheim Wetterau nimmt Zwei- und Vierbeiner aus dem Kreisgebiet während der Ferien auch in Pension, vorausgesetzt, sie sind geimpft. Tagespreis pro Katze: fünf Mark. Für einen Hund sind, je nach Größe, 8 bis 14 Mark zu zahlen. Etwa 500 Pensionstiere hatte das Heim im vergangenen Jahr. Weitere 226 Hunde und 342 Katzen wurden an ihre Halter oder neue Besitzer vermittelt. Vom Veterinäramt eingewiesene Fälle wurden in der Quarantänestation auf Krankheiten untersucht.

"Die Jahresstatistik ist gleichbleibend", zieht Manfred Straub, eine Bilanz seines 20jährigen Engagements als ehrenamtlicher Betriebsleiter. Alle eingelieferten Tiere bleiben mindestens drei Wochen im Heim. Eine Frist, in der sich der rechtmäßige Besitzer melden kann. Straub ist froh über den Ausbau der Anlage: "Wir schläfern keine Tiere wegen Überfüllung ein." Nach dem Umbau kann das Tierheim nun gleichzeitig 60 Hunde und 75 Katzen aufnehmen - Tiere mit teilweise erschütternden Schicksalen. So erinnert sich Tierpflegerin Kerstin Agel an einen Hund, der in einem Kühlschrank eingesperrt worden war, einen Bullterrier, der in einer Kiste gehalten wurde und deshalb nur im Kreis lief, sowie Mischlinge, deren Fell so verfilzt war, daß sie sich nicht mehr bewegen konnten. Kerstin Agel: "Da werden sie bissig, wenn sie sich nicht mehr bewegen können."

Wer bei der offiziellen Feier und am Tag der offenen Tür nicht in Rödgen sein konnte, kann unter der Telefonnummer0 60 32 / 63 35 weitere Informationen beziehen. kop

In süßen Klängen gebadet Russischer Chor gastierte in der St. Katharinenkirche

FRANKFURT A. M. Es heißt, die russische Seele sei schwermütig und sentimental. Nach dem Konzert mit russisch-orthodoxer Kirchenmusik in der St. Katharinenkirche glaubt man es gern. Tragisch klangen die meisten Werke, als ob der Glaube eine durch und durch traurige Angelegenheit wäre. Glaubt man dem Programmheft, so war in der evangelischen Kirche an der Hauptwache der beste Chor von St. Petersburg zu Gast, der Chor des Spaso Preobragensky Doms.

Exzellent sangen die zwölf russischen Sänger und spielend füllten ihre Stimmen die große Kirche, was sie gleich im ersten Stück eindrucksvoll demonstrierten: Dimitrij Bortnjanskys "Kommt herzu" begann mit einem gewaltigen Forte. Ein Forte, wie man es nur von erheblich größeren Chören kennt. Doch ebenso gut gestalteten sie zartes Pianissimo. Vom Gesang war dann leider so gut wie nichts mehr zu hören, denn der Verkehr übertönte ihn spielend.

So zentral die Kirche auch liegt und so gut Akustik und Orgel sind: die Unruhe an der Hauptwache ist bei einem Konzert kaum erträglich. Auch Dirigent Jurij Walotkowskij blickte irritiert um sich, wenn die herrlichsten Kantilenen seiner Sänger im Geheul eines Martinshorns oder einer Straßenkehrmaschine untergingen.

Der Chor aus St. Petersburg sang alle Werke a capella, das heißt: ohne Instrumentalbegleitung. Ein Laienchor käme deswegen ins Schwimmen, die russischen Profis intonierten aber selbst schwierige Kompositionen tadellos. Viele Stücke verlangten einen Solisten. Kein Problem für den Domchor, denn in seinen Reihen stehen nur hervorragendeSänger. Etwa der Solobassist, dessen Organ selbst in tiefsten Lagen sonores Volumen hatte, oder die Sopranistin, die mit brillanter Stimme und divahafter Attitüde auf jeder Opernbühne bestehen würde.

Wer sich unter russisch-orthodoxer Kirchenmusik etwas Exotisches vorstellt, ist auf dem Holzweg. Bortnjansky klang wie Joseph Haydn, Alexej Lwow wie Mendelssohn und Tschaikowsky wie Tschaikowsky. Damit der Zuhörer auch verstand, um was es in den Texten ging, bekam er eine Übersetzung der russischen Lieder in die Hand gedrückt. Ein Name tauchte besonders häufig auf: Pawel Grigorewitsch Tschesnokow. Zwölf Werke standen auf dem Programm, allein sechs waren vom 1944 gestorbenen Moskauer Komponisten. Auch sein Stil war spätromantisch und keine Spur modern. So badete das Publikum die meiste Zeit in süßen Chorklängen.

Bei den Stücken von Sergej Rachmaninow geriet man dabei dem Kitsch sehr nahe. Es wurden Taschentücher gezückt, Tränen getrocknet. Empfindsam ist nicht nur die russische Seele. ECKART BAIER

Bauernfang mit Rap Drei weiße Hip Hop-Acts: J, Galliano und House Of Pain

Wir suchen nach der politischen Aussagekraft in den Text-Reimen dreier ganz unterschiedlicher weißer Rap-Formationen. Und wir stellen fest: Galliano zelebriert eine riesige Party im Volksbildungsheim, House Of Pain verwandelt das Cookys in einen Hexenkessel. Im ersten Fall ein sympatischer Ire mit seiner multikulturellen Band, im zweiten Fall drei unsympathische Amerikaner irischer Abstammung. "Jump around", heißt es schlicht bei House Of Pain, und die versammelte Fanschar springt willig zum Straßenecken-Rap im Cookys herum. Nach knappen 40 Minuten ist die Bauernfängerei vorbei.

Bleibt noch "J" (Jens Müller), der 21jährige Ostberliner mit Wahlheimat Paris. J gilt derzeit als einer der politischsten deutschen Rapper. Sein Album "We are the majority" ist seit einer Woche auf dem Markt. Zeitgleich mit dem Erscheinen bekam der Musiker in Paris Ärger mit - wie er vermutet - deutschen Neonazis. Dennoch bringt J weiterhin sein wöchentliches antifaschistisches Fax-Info "Germany Alert" heraus, das von Amsterdam aus an Redaktionen und Menschenrechtsorganisationen in aller Welt verschickt wird.

Rapper J bleibt im Volksbildungsheim an diesem Tag die undankbare Rolle vorbehalten, den Einheizer für Galliano zu spielen. Im Vobi steht jedoch das falsche Publikum für die harte Musik J's. Von Soul und Jazz keine Spur, es gibt gitarren-orientierten Crossover-Rock. Doch die Leute wollen jazzige Vibes.

Dabei ist J der einzige an diesem Abend, der eine politische Botschaft mitbringt, die von schwarzen Hip-Hop-Acts wie Public Enemy beeinflußt ist. J singt von Wiedervereinigung und Ausländerfeindlichkeit: "Sie versprachen uns Freiheit, was wir bekamen war Armut", und vom dem Biest, das bisher keiner gezähmt hat: ("damit meine ich Deutschland"). Im Song "First they came" verarbeitet er einen Text Martin Niemöllers.

Die nächste Falle: J rappt nicht etwa in seiner Heimatsprache, sondern auf englisch. Der Sound ist wie so oft im Vobi zu schlecht, um die Texte zu verstehen. Außer "Danke!" kommt dem Mann auch kein deutsches Wort über die Lippen. Stattdessen denkt er nach dem Konzert darüber nach, demnächst vielleicht Waschzettel mit deutschen Übersetzungen zu verteilen. "Ich will der Welt erzählen, was hier passiert. Wenn ich deutsch singe, versteht das keiner mehr."

STEFAN MÜLLER

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.

LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechstunde 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "Gichtgefährdet - was tun", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.

Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurgastsingen mit Karen Ennulat, Trinkkuranlage, 16 Uhr.

Nidda."Fröhliche Weinlese" mit Gerhard Fay und den Fernwalder Hofsängern, Bad Salzhausen, Kursaal, 19.30 Uhr.

Vorträge / Kurse Katholische Kirchengemeinde St. Gottfried: Vortrag zum Thema "Schottland - Burgen, Seevögel und Tölpel", 20 Uhr. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.

Johanniter-Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücherstr.

Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Bad Vilbel.Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Schützengesellschaft 1410: Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle.

VdK-Ortsgruppe: Stammtisch, 14 Uhr, Gasthaus Sommerlad.

Karben. Mütterzentrum: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen.

Altenstadt. Jugenclub Treff: 19-22 Uhr, Altenstadthalle.

Gedern. ÜBG: Stammtisch, Gaststätte Stöhrbalser. Verschiedenes Bad Nauheim. Internationale Modenschau Heinrich, Kurhaus, Café, 15.30 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: WuWei-Theaterworkshop mit Andreas Wellano und Angelika Sieburg, Alte Mühle.

Rosbach. Kirchweih Rodheim, Bürgerhaus. Ferienprogramm: "Bemalen von Tassen", Taunusblick. Ausstellungen Bad Nauheim.Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8.11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November).Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (15, 20.15 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr). - Keller: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood - König der Doene (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (20 Uhr). - Bambi: Alien 3 (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernhard und Bianca im Känguruhland (16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Van Gogh (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Schlafwandler (20 Uhr). - Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Hear my song (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: BeFreier (19.30 Uhr).

Hirzenhain. Feuerwehrgerätehaus: Arielle, die kleine Meerjungfrau (19 Uhr)

Weil "nur" ein Ausländer geschlagen wurde . . .? Für die Polizei war der Angriff auf einen Iraner "ein Fall wie Hunderte tagtäglich" Von Ingrid Müller-Münch (Köln)

Sie waren auf dem Weg zum Bahnhof, der 28jährige Iraner Ali Ajdadi und seine deutsche Freundin. Es war Sonntagabend 20 Uhr. Die Kaiserstraße im Kölner Vorort Porz war - bis auf zwei schick gekleidete deutsche Männer - so gut wie menschenleer. "Gehst Du zum Bahnhof? Bist Du Türke?" sprachen die Deutschen Ali Ajdadi und seine Freundin plötzlich an. "Ali komm mit, gehen wir", drängte das Mädchen sofort mit ungutem Gefühl. Doch der antwortete zunächst: "Nein, ich bin Iraner." Woraufhin die beiden Männer ihn als "Scheiß-Iraner" beschimpften, anpöbelten, zu provozieren versuchten. Als sie dem Pärchen dann noch den Weg verstellten und jeder sich den jungen Mann von einer Seite schnappte, rannte die Freundin in eine nahegelegene Kneipe, um Hilfe zu holen. Während einer der Männer Ali Ajdadi festhielt, schlug der andere ihn gezielt mit den Fäusten ins Gesicht. Solange, bis er zu Boden sank. Dort traten sie ihn mit solcher Wucht immer wieder und wieder ins Gesicht, daß es Ali Ajdadi vorkam, als sei dies "60- bis 70mal" passiert.

Für die Kölner Polizei ist das ein ganz normaler Vorfall, "wie er", so ein Sprecher aus dem Präsidium, "tagtäglich hundertfach vorkommt". Für die ehemalige Generalsekretärin der Gefangenenhilfsorganisation amnesty international Deutschland, Brigitte Erler, ist der weitere Verlauf des Abends dagegen Anlaß genug, die Sache als Menschenrechtsverletzung an die ai-Zentrale nach London zu melden und ihn in ihrer jetzigen Eigenschaft als Vorstandsmitglied von "Buntes Deutschland - SOS Rassismus" mit großer Sorge dem Kölner Polizeipräsidenten Jürgen Hosse zu vermelden.

Ali Ajdadis Rechtsanwalt hat zeitgleich beim leitenden Kölner Oberstaatsanwalt Strafanzeige gegen die am nun Folgenden beteiligten Polizeibeamten erstattet. Sie alle befürchten, daß das Verhalten der Polizei an diesem Sonntagabend geradezu "gewisse rassistische Gruppen dazu provoziert, weiterhin mit Gewalt gegen Ausländer vorzugehen", so Anwalt Klaus Riekenbrauk in seiner Beschwerde.

Zunächst fing alles den Umständen entsprechend korrekt an: In kürzester Zeit traf ein Streifenwagen am Tatort ein, gefolgt von einem Krankenwagen. "Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn uns niemand so schnell geholfen hätte", fragt sich Alis Freundin noch immer. Was nun geschah, beschreiben sie und ihr Freund so: Keiner der Beamten machte Anstalten, die gerade erst vor den hinzugeeilten Kneipengästen geflohenen Täter zu verfolgen. Obwohl das Opfer blutüberströmt am Boden zurückblieb, erkundigte sich die Polizei erst einmal nach seinen Personalien, statt Erste Hilfe zu leisten. Auch die kurz darauf eintreffenden Sanitäter hätten sich erst um den Zerschlagenen gekümmert, nachdem die Polizei mit der Befragung der Umstehenden fertig war. "Mir haben sie nur ein Handtuch zugeworfen, damit ich das Blut im Gesicht abwische", sagt Ali Ajdadi noch immer fassungslos und vermutet, "ich glaube, sie hatten Angst, vielleicht von meinem Blut wird ihre Kleidung schmutzig?" Weder ihn noch seine Freundin bat die Polizei um Darstellung des Geschehens. Auch als Ali Ajdadi, später am Abend aus dem Krankenhaus kommend, mit einem Freund noch einmal auf die Porzer Polizeiwache ging, um Anzeige zu erstatten, beschied man ihm dort lediglich: das sei schon alles im Gange, er solle sich da gedulden, in vierzehn Tagen bekäme er Bescheid. "Sie haben mich nicht gefragt, was passiert ist."

Als sich am darauffolgenden Dienstag Rüdiger Berger, Leiter des Studienheimes, in dessen Internat Ali Ajdadi als Stipendiat lebt, auf der Wache telefonisch danach erkundigte, was denn nun weiter geschehe, sagte ihm der zuständige Beamte: Einer der Täter sei der Polizei auf jeden Fall bekannt. Vor allem, weil Kneipengäste ihn noch erwischen und ihm die Jacke samt Ausweispapieren entreißen konnten. Der habe wohl, da sei man ziemlich sicher, am nächsten Tag eine weitere vergleichbare Tat verübt. Nein, festnehmen könne man ihn deshalb nicht. Solange er einen Wohnsitz und eine Arbeit nachweisen könne, sei da nichts zu machen. "Was wollen Sie", so auch die Auskunft der Polizeipressestelle, "es ist alles in Ordnung. Ein Motiv war nicht erkennbar. Wenn hier der Bursche am nächsten Tag wieder zugeschlagen hat, dann ist das eben ein jugendlicher Schläger." Haftgrund, nein der bestehe nicht. Auch kein Anlaß, den Tatverdächtigen zu Hause aufzusuchen. Vernommen, nein das wurde er bislang noch nicht, der werde schriftlich vorgeladen.

Nach Einschätzung von Ajdadis Kölner Anwalt hat die Polizei hier mehrfach gegen ihren Auftrag verstoßen, Straftaten angemessen zu verfolgen: Zum einen, als sie keinerlei Anstalten machte, die erst kaum 100 Meter vom Tatort wegrennenden Männer zu verfolgen. Dann, als sie weder das Opfer noch dessen Freundin auch nur befragten, was denn geschehen sei. Was erklärt, daß der Polizeisprecher von Fußtritten ins Gesicht des Iraners überhaupt nichts wußte. "Mit offensichtlichem Desinteresse", so Ali Ajdadis Anwalt, habe man seinem Mandanten am Abend auf der Wache lediglich mitgeteilt, er bekäme in zwei Wochen Bescheid. "Selbst die Frage, welcher Art die Verletzungen seien, wurde nicht gestellt." Wo doch, wenn einer mit gezielten mehrfachen Tritten ins Gesicht traktiert wird, Tötungsabsicht nicht auszuschließen sei. "Man kann davon ausgehen", so Rechtsanwalt Riekenbrauk, "daß die Polizei entweder kein Interesse an den erforderlichen umfassenden Ermittlungen gehabt hat oder aber vielleicht mit klammheimlicher Sympathie diesen Taten gegenübersteht." Für ihn wirft das die Frage auf, "ob dieses Desinteresse allein daran liegt, daß es sich hier ,nur' um einen Ausländer handelte?". Eine Vermutung, die der offizielle Polizeisprecher weit von sich weist, ein Kölner Sprecher der "Kritischen Polizisten" jedoch ebenfalls teilt: "Wenn dieser Mensch, der da getreten und geschlagen worden ist, ein Abgeordneter oder ein Wirtschaftsmanager gewesen wäre, dann hätte es einen Aufstand gegeben. Aber es war ja nur ein ganz normaler Ausländer."

Ali Ajdadi - vor 19 Monaten mit Folterwunden an Füßen und Beinen in die Bundesrepublik geflohen und anerkannter politisch Verfolgter - kann noch immer nicht richtig essen. Seine Zunge ist dick geschwollen, sein linkes Auge blutunterlaufen, die Haut geplatzt, Brustkorb und Hals schmerzen. Seit dem Vorfall traut er sich nur noch in Begleitung vor die Tür. Kürzlich erst ist er mit knapper Not einem Trupp Skinheads entkommen. "Ich weiß nicht", sagt er traurig, "wann kommt das dritte Mal. Was mache ich dann. Sie töten mich oder ich töte jemanden." Am Tag, als die Beschwerde von Brigitte Erler beim Kölner Polizeipräsidenten einging, die Strafanzeige des Anwalts bei der Staatsanwaltschaft, bekam Ali Ajdadi eine Vorladung: Anfang dieser Woche soll er auf der Porzer Wache nun endlich schildern, was ihm am Sonntag widerfuhr.

Erst die Klarheit, dann der Dreh Der Bau der 25 Auffangwohnungen verzögert sich weiter

BAD HOMBURG. Der Bau von 25 Notwohnungen an der Ecke Feldstraße/Wiesenstraße verzögert sich weiter. Er war im Frühjahr gestoppt worden, nachdem Arbeiter beim Ausbaggern der Baugrube auf eine versteckte Müllkippe gestoßen waren. In ersten Erdproben wurden daraufhin giftige Spuren von Arsen, Blei, Zink und Schwefelverbindungen gefunden.

Über das Ausmaß der notwendigen Sanierung der vermutlich mindestens 40 Jahre alten Müllkippe herrscht im Rathaus nach wie vor keine Klarheit. Laut Aussage von Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP) hat der Magistrat beim Regierungspräsidenten Genehmigung und Zuschuß für eine umfassende Untersuchung des Bodens der Baustelle und ihrer Umgebung beantragt. Die Antwort stehe noch aus. "Vorher kann definitiv nicht gebaut werden", versichert Gerhold.

Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU) hatte dieser Tage am Rande eines Gesprächs mit Journalisten angekündigt, das Hochbauamt wolle den geplanten Bau "drehen", so daß das Haus auf einem nicht verseuchten Teil des Bodens zu stehen komme. Auf diese Weise könne mit den Arbeiten begonnen werde, ohne die - vor einem halben Jahr schon auf 2,65 Millionen Mark Kosten geschätzte - Sanierung abzuwarten.

Umweltdezernent Gerhold bestätigt zwar, daß derartige Überlegungen angestellt wurden, bleibt aber bei seiner Aussage: "Gebaut werden kann erst, wenn klar ist, daß keine Gefahr mehr besteht."

Die 25 "Auffangwohnungen" werden in Bad Homburg dringend benötigt. Sie sind gedacht für Leute, die ihre derzeitige Wohnung aufgrund von Zwangsräumungen oder Unglücksfällen kurzfristig verlassen müssen. 1991 gab es in Bad Homburg 44 Zwangsräumungen, in diesem Jahr bisher 20. Dem stehen 18 vorhandene Notwohnungen gegenüber, die längst voll belegt sind. che

Kein Verfahren gegen Skowski Schüler hatte gegen CDU-Vorsitzenden Anzeige erstattet

GRÜNDAU/HANAU. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Hanau hat ein Verfahren gegen den Ersten Vorsitzenden der Gründauer CDU, Günther Skowski, wegen Anstiftung zur Körperverletzung eingestellt. Skowski war vom Mitbegründer der Schülerinitiative für eine ausländerfreundliche Gesellschaft (SIAG), David Bach, nach einer Pressemitteilung in einem lokalen Anzeigenblättchen angezeigt worden (die FR berichtete).

Der CDU-Mann hatte in einer Anfang September verfaßten Stellungnahme zum Thema "Asyl" unter anderem geschrieben: "Wir Gründauer Bürger wollen nicht tatenlos zusehen, daß die Verfassung stündlich mit weiteren 62 Asylbewerbern ausgehöhlt wird, bei einer Anerkennungsquote von vier Prozent." Skowski hatte dann die mißdeutige Aufforderung angefügt: "Handelt endlich." Der Schüler sah darin vor dem Hintergrund eines von der Polizei vereitelten Angriffes auf die Asylbewerberunterkunft in der Kaserne eine Anstiftung zur Straftat.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sind die Formulierungen des Christdemokraten in keiner Weise strafbar. In der Begründung der Entscheidung heißt es, der inkriminierte Artikel stelle "eine völlig unübersichtliche Vermengung" von CDU-Presseerklärung und dem "Anschein" eines möglicherweise von der Zeitung "recherchierten Vorfalles" dar. Insoweit sei es bereits fraglich, in welchem Zusammenhang der erwähnte Satz in der Presseerklärung stehe, zumal ein die gleiche Presseerklärung betreffender Artikel vom 3. September im Anzeigenblättchen "keine entsprechende Äußerung enthält". Entscheidend sei letzlich, daß vor der Aufforderung "Handelt endlich" keine Ausführungen zu Gewalttätigkeiten erfolgt seien.

Für die CDU in Gründau ist die Einstellung des Verfahrens eine Bestätigung ihrer Einschätzung, daß die Anzeige ohne jede Grundlage sei. Die "Weitergabe" der Anzeige hat nach Einschätzung der Christdemokraten "eine zusätzliche Empörung der Gründauer Bürger gegen den Mißbrauch des Asylrechts" erzeugt. schu

Austritte wegen Honecker

DRESDEN, 11. Oktober (dpa). Der Eintritt des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hat zu ersten personellen Konsequenzen in der linken Splitterpartei geführt. Aus Protest gegen die Mitgliedschaft Honeckers sowie gegen den Kurs der etwa 500 Mitglieder starken Partei stellte der bisherige KPD-Vorsitzende Ekkehard Uhlmann aus Chemnitz sein Amt zur Verfügung. Mit ihm seien alle acht Mitglieder der Gebietsorganisation Chemnitz aus der KPD ausgetreten, sagte Uhlmann auf dpa-Anfrage am Freitag in Dresden. Die neue KPD wurde am 31. Januar 1990 im damaligen Ost-Berlin wiedergegründet.

Kleine Lokalrundschau

Vortrag fällt aus MÖRFELDEN-WALLDORF. Der für Dienstag, 20. Oktober, geplante Vortrag im Frauentreff, der sich mit der "Rolle der Frauen in den Gewerkschaften" auseinandersetzen sollte, muß wegen Krankheit der Referentin ausfallen. Wie die Veranstalterinnen vom Verein Frauentreff erklären, soll die Veranstaltung nachgeholt werden. Ausstellung im Theater RÜSSELSHEIM. Bilder der in Wiesbaden lebenden Malerin Marianne Kirchner sind von Freitag, 16. Oktober, im Stadttheater zu sehen. Die Ausstellung, die bis zum 29. November läuft, ist beiTheaterveranstaltungen geöffnet sowie montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr. Kontaktstudium RÜSSELSHEIM. Ob elektronische Schaltungen, Integralrechnung oder Konstruieren mit dem Computer - zu diesen und anderen Themen sind beim Kontaktstudium der Fachhochschule Rüsselsheim Kursusplätze frei. Informationen und Programm zum Wintersemesters, das am 19. Oktober beginnt, gibt es bei der Volkshochschule Rüsselsheim, Am Treff 1, Tel. 0 61 42 / 600-402. Thema Ortsumgehung NAUHEIM. Wie es mit der Ortsumgehung weitergeht, steht im Mittelpunkt der Bürgerversammlung am Dienstag, 20. Oktober, im Saalbau Ruhland. Die Versammlung, bei auch Vertreter des Hessischen Straßenbauamtes und der verschiedenen Fachbüros für Fragen zur Verfügung stehen, beginnt um 20 Uhr. Königsball der Schützen BÜTTELBORN. Zum Königsball lädt die Schützengesellschaft für Samstag, 24. Oktober, 20 Uhr, ins Schützenhaus. Herbstbasar der Landfrauen NAUHEIM. Zum Herbstbasar laden die Landfrauen für Sonntag, 25. Oktober, in die Grundschule ein. Ab 14 Uhr gibt es hausgemachte Latwerge, Marmelade, Gelee, Süßsaures und Kuchen zu kaufen. Wie immer kommt ein Teil des Erlöses einem sozialen Zweck zugute. Anträge im Kulturausschuß KELSTERBACH. Mit Zuschußanträgen befassen sich die Mitglieder des Kultur- und Sportausschusses am Freitag, 30. Oktober. Beginn ist um 18 Uhr im Magistratssitzungszimmer des Rathauses. Seminar für Frauen RÜSSELSHEIM. Die Volkshochschule bietet am 7. und 8. November ein Seminar an, das sich unter dem Titel "Von Casablanca bis heute" mit der Darstellung von Männern und Frauen im Film befaßt. Im Mittelpunkt steht der Film "Basic Instinct". Information und Anmeldung: VHS, Tel. 0 61 42 / 60 04 03.

Stadt sieht den "Kölner Teller" nicht in Gefahr Igor Vogt gibt Klage gegen Alu-Scheiben keine Chance

Für den Leiter der Straßenverkehrsbehörde ist die Diskussion über die strafrechtliche Relevanz der Kölner Teller vom Tisch. Igor Vogt bezog sich auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt, wonach die gewölbten Aluminiumscheiben "keinen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr" darstellen. Das Bauelement sorge vielmehr für eine "größere Sicherheit". Vogt gibt deshalb der aktuellen "Teller"-Klage eines Frankfurter Rechtsanwalts keine Erfolgschance mehr.

Der beim Oberlandesgericht Frankfurt zugelassene Bockenheimer Anwalt Peter Finger hatte die Verantwortlichen im Straßenbauamt in einer Anzeige beschuldigt, die sechs Zentimeter hohen Aluminiumscheiben seien "gefährliche Hindernisse", deren Errichtung im Straßenverkehr unter Strafe stehe.

In der verganenen Woche legte der Rechtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft noch einmal nach und versuchte seine Argumentation zu untermauern. In dem Schriftsatz bezog er sich auf Aussagen von Rettungssanitätern, wonach die Patienten beim Überfahren der Hubbel "durchgeschüttelt werden".

Die Kölner Teller waren vom Sachverständigenrat für die Tempo-30-Zonen als Gestaltungsmerkmal für die Einfahrten in die Quartiere vorgeschlagen und von den Stadtverordneten akzeptiert worden. Tatsächlich hatten Feuerwehr und Polizei Bedenken geäußert, weil sie Probleme bei Einsatzfahrten voraussahen.

Der Anwalt gibt in seinem Schriftsatz an die Strafverfolgungsbehörde die Äußerung eines "Polizisten aus einem Revier im Frankfurter Norden" wieder, wonach dort "immer wieder Unfälle aufgenommen werden", die durch die Teller verursacht wurden. In der Verkehrsabteilung der Polizei ist darüber nichts bekannt.

Nach Auskunft des Deutschen Städtetages in Köln werden die Teller seit Jahren in einer ganzen Reihe von deutschen Kommunen als wirkungsvolle Tempobremse bei der Einfahrt in verkehrsberuhigte Zonen verwendet. Die Polizei betont ausdrücklich, daß diese Elemente wegen der besseren Erkennbarkeit den grauen Asphaltschwellen vorzuziehen sind. Im Planungsamt wird hervorgehoben, die Aluminiumscheiben ließen sich problemlos an den Stellen beseitigen, wo sie unnötig odr störend seien.

Mit der Rechtmäßigkeit der Scheiben hat sich das Frankfurter Oberlandesgericht bereits im April letzten Jahres befaßt. Damals landete die Klage einer Radfahrerin vor den Oberrichtern, die in einer hessischen Stadt auf einem Teller die Balance verloren hatte und auf die Fahrbahn gestürzt war. Igor Vogt hat die Entscheidung in der Neuen Zeitschrift für Verkehrsrecht gefunden.

Der Magistratsdirektor bezieht sich auf den - wie er sagt - "Leitsatz" des OLG- Beschlusses, wonach die Teller geeignet sind, um Tempo 30 durchzusetzen. Von einem Hindernis, das den Straßenverkehr gefährlich mache, könne keine Rede sein. Vogt betont, gerade den Interessen der Radfahrer werde dadurch Rechnung getragen, daß zwischen der Tellerreihe und dem Fahrbahnrand ein Streifen von einem Meter freigelassen werde.

Vogt ergänzte, die Straßenverkehrsbehörde habe dem Votum der Sachverständigen für die Tempo-30-Gebiete ausdrücklich zugestimmt und die Kölner Teller als geeignetes Mittel zur Verkehrsberuhigung bezeichnet. habe

Für Eltern ist die "Hochsicherheitsschule" tabu

Striktes Sperrgebiet für Eltern ist die neue "Zweigstelle" der Grundschule der Verbandsgemeinde Kirchberg im Hunsrück. Die neue Schule liegt schwer bewacht hinter einem Drahtzaun, mit NATO-Stacheldrahtrollen und Wachtürmen abgesichert, von Wachmannschaften rund um die Uhr auch außerhalb der Schulzeiten beschützt, auf dem Gelände des US-Luftwaffenstützpunktes Hahn. Seit die US-Kampfbomber, die auch für Atomwaffen ausgerüstet waren, abgezogen und in die USA abgeflogen sind, ist mit dem Fluglärm rund um die Basis ein Teil der amerikanischen Bevölkerung aus dem Hunsrück verschwunden, die den Flughafen zur größten Hunsrück-Stadt machte. Und mit dem Teil-Rückzug stand auch die halbe Schule auf dem Flughafen leer.

Für die rheinland-pfälzischen Schulbehörden waren das geeignete Räume auf einem zunächst ungeeignet erscheinenden Gelände, das allerdings im Laufe des Jahres 1993 komplett an die Bundesrepublik zurückgegeben werden soll. Was dann mit den gegen Atombomben gehärteten Flugzeugbunkern oder den Schnellbeladeeinrichtungen für die atomare Fracht, sogenannte "Atomgrüfte", geschehen soll, weiß noch niemand. Die Landesregierung möchte aus dem Flughafen Hahn einen "zivilen Nacht- und Fracht-Flughafen" machen, möglichst schnell, möglichst reibungslos.

Was dem rheinland-pfälzischen Verkehrsminister Rainer Brüderle (FDP) bisher noch nicht gelungen ist, die Schulverwaltung der Mainzer Kultusministerin Rose Götte (SPD) hat es geschafft. Die Schulbehörden haben einen Mitbenutzungsvertrag für einen kleinen Teil des Riesen-Flughafengeländes in der Tasche. Sechs Klassenräume und drei weitere Räume für die Differenzierung im Unterrricht können für deutsche Schulzwecke genutzt werden.

Schüler gibt es für diese "Hochsicherheitsschule" im dünn besiedelten Hunsrück genug. 130 Erstkläßler wurden mit Beginn des neuen Schuljahres in das Gebäude eingeschult, das zunächst zur Hälfte leerstand. Diese Kinder sind allerdings kein Beweis für die mangelnde Vorsorge der Gemeinde beim Bau von neuen Schulgebäuden, sondern ebenfalls Folge des Truppenabzuges. Für die US-Soldaten rückten Aussiedler in den vom Militär teilweise geräumten Rhein-Hunsrück-Kreis nach. Und von denen leben rund 45 Prozent im Bereich der Verbandsgemeinde Kirchberg, nahe des Flughafens Hahn, weil sich dort Quartiere anboten, die von den Amerikanern nicht mehr belegt sind.

Die Aussiedlerfamilien und ihre Kinder brachten für die Gemeinde als Schulträger große Unterbringungsprobleme. Wohin in einer strukturschwachen Region mit den vielen schulpflichtigen Kindern? Die Lösung, die sich anbot, lag wieder auf "militärischem Gebiet". Das Mainzer Kultusministerium spricht von "zähen Verhandlungen", bis die Amerikaner erlaubten, daß deutsche Schüler auf ihr Gelände ausweichen durften. Und die Bundesvermögensverwaltung als künftiger Besitzer des gesamten Geländes trotzte der Gemeinde als Schulträger eine happige Miete ab. 3200 Mark monatlich hat die Verbandsgemeinde zu zahlen. Außerdem werden die Nutzer des Objektes für alle Schäden in Regreß genommen, die durch die Aussiedler-Kinder entstehen könnten.

In der Schulverwaltung in Koblenz und im Ministerium in Mainz gilt die Schule auf dem Flughafen inzwischen als sinnvolle und vor allem finanziell vertretbare Übergangslösung. Die Amerikaner hätten der Gemeinde aus einer echten Notlage geholfen. Vergleichbare Gebäude waren nicht zu mieten, Container wären viel teurer gekommen, und ein Neubau wäre unbezahlbar gewesen.

Allerdings bringen die militärische Rest-Infrastruktur ("als letzte gehen die Wachen") und das "berechtigte Sicherheitsinteresse der Amerikaner", so ein Ministeriumsvertreter, auch kleine und größere Unannehmlichkeiten mit sich. Eltern bleiben in jedem Fall als unerwünschtes Sicherheitsrisiko draußen vor dem Tor. "Dafür ist aber gewährleistet", schiebt ein Ministeriumssprecher in Mainz Bedenken beiseite, "daß die Kinder, wenn ihnen zum Beispiel schlecht wird oder sie aus anderen Gründen früher nach Hause müssen, bis zur Wache ans Kasernentor gebracht werden." Für Elternversammlungen und nachmittägliche Klassenfeste ist das Schulgebäude allerdings tabu. Dafür gibt es dann die "Mutter"-Grundschule außerhalb des Zaunes.

MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)

Die VHS hat einen neuen Chef

KELSTERBACH. Franz Neufing (Bild) heißt der neue Chef der Volkshochschule. Zum 1. Oktober trat er die Nachfolge von Ulrich Kaczenski an, der bei der Stadtverwaltung jetzt als hauptamtlicher Personalratsvorsitzender fungiert. Neufing hat im städtischen VHS-Angebot eine Verlagerung auf berufsbezogene Sparten erkannt. Er will sich dafür einsetzen, mehr Intensivkurse in beruflicher Weiterbildung und Sprachen anbieten zu können.

Der 33jährige Neufing, in Rodgau- Dudenhofen zu Hause, ist gelernter Betriebswirt und Sozialpädagoge. Bevor er die Leitung der Kelsterbacher VHS übernahm, arbeitete Neufing beim DRK- Kreisverband Offenbach in der Familienbildung im "Mobilen Sozialen Hilfsdienst", wechselte dann als Sozialpädagoge in die hessische Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber nach Schwalbach, bevor er 1990 in Kelsterbacher Dienste trat. Auch dort gehörte die Arbeit mit Asylbewerbern und -berechtigten zu seinen Hauptaufgaben. wal

CDU Buchschlag verteilt

Fragebögen an Haushalte

DREIEICH. Die Einbruchserie in Buchschlag hat in Dreieich das Thema "Kriminalität" in die öffentliche Diskussion gebracht.

Jüngst startete die Stadt eine Aufklärungskampagne mit Hilfe der Polizei, bei der über Maßnahmen zum Schutz des Eigentums informiert wird.

Die CDU Buchschlag will ein eigenes sogenanntes Sicherheitspaket anbieten. Sie hat im Stadtteil Fragebögen verteilt, um zu erfahren, ob die Bürger Sicherheitsseminare, Kurse in Selbstverteidigung, Nachbarschaftshilfe und/oder mehr Sicherheitskräfte wollen. Außerdem lädt die Fraktion zu einer öffentlichen Sitzung ein.

"Wir wollen nicht Angst schüren", beteuert Hartmut Schmidt-Ackermann, Chef der Buchschlager CDU, in einer Pressemitteilung. Die CDU wolle die Sensibilität stärken, zur Eigeninitiative aufrufen und klare Forderungen stellen. dac

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Wir gratulieren

Frau Maria Kaufmann, Bad Vilbel, zum 91. Geburtstag.

Frau Elisabeth Hinkel, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.

Herrn Franz Atzert, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Anna Grimm, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Arsham Manaskan, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Charlotte Langhammer, Petterweil, zum 80. Geburtstag.

Frau Rosa Schwalm, Petterweil, zum 81. Geburtstag.

Herrn Heinrich Heppner, Assenheim, zum 76. Geburtstag.

Frau Erna Werner, Assenheim, zum 71. Geburtstag.

Frau Barbara Schulmeier, Ilbenstadt, zum 77. Geburtstag.

"Mehrzahl der hiesigen Zahnärzte vernünftig" Die Kassenärztliche Vereinigung in Hessen erwartet keine Zulassungsrückgabe aus Protest

Die Frankfurter Zahnärzte werden nach Einschätzung des stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Ulf Utech, ihre Zulassung nicht zurückgeben. Auch Ulrich Blondin von der Barmer Ersatzkasse "glaubt nicht daran". Der Leiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), Hans-Georg Kraushaar, äußerte sich skeptischer. Schließlich werde das "Korb-Modell" des Freien Verbandes der Zahnärzte auch in Frankfurt propagiert.

Aus Verärgerung über den Entwurf von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) zur Reformierung des Gesundheitswesens hatte der Verband bundesweit dazu aufgerufen, den Antrag auf Niederlegung der Kassenzulassung solange beim Notar zu hinterlegen, bis drei Viertel aller Zahnärzte ebensolche Anträge eingereicht haben. Erst dann sollen sie an die Zulassungsausschüsse der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen geschickt werden. "Ob der Korb sich füllt, das wissen wir nicht", sagte Kraushaar.

Um am 1. April 1993 wirksam werden zu können, muß eine Kündigung noch in diesem Jahr erfolgen. Sich von einem Zahnarzt ohne Kassenzulassung behandeln zu lassen, bedeutet für die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen, daß sie die Rechnung aus der eigenen Tasche begleichen müssen. Die Krankenkassen haben bereits deutlich gemacht, daß sie Privatrechnungen nicht übernehmen werden.

Derzeit wird bei der Barmer und der AOK überlegt, wie die Versorgung der Versicherten für den "Fall X" gewährleistet werden kann. Sollten tatsächlich drei Viertel aller Zahnärzte ihre Kassenzulassungen zurückgeben, würde es kurzfristig zu Engpässen kommen, erklärte Ulrich Blondin von der Barmer.

Mittelfristig könnte die Barmer eigene Zahnärzte anstellen und Kliniken einrichten, in denen sowohl eine ambulante als auch eine stationäre Behandlung möglich wäre.

Blondin geht jedoch davon aus, daß "die Mehrzahl der Zahnärzte vernünftig ist." Zumal mit der neuen Gesundheitsreform auch das Behandeln von Privatpatienten weit weniger lukrativ werde als bisher. Es sei vorgesehen, daß die Rechnungen von Privatpatienten künftig nur noch genauso hoch ausfallen dürfen wie die der Kassenpatienten.

Die Reform, so Blondin weiter, bringe deutliche Einkommenseinbußen für die Zahnärzte mit sich.

"Die Stimmung sei noch nie so mies gewesen", beschrieb der stellvertretende Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Ulf Utech, die Reaktionen auf die geplante Reform. "Die zehn Prozent Honorarabschlag bei Zahnersatz und Kieferorthopädie bezogen auf 1991 - das sind de facto 15 Prozent." Daß die Krankenkassen 1993 für Zahnersatz und Zahnbehandlung nur soviel ausgeben sollen wie 1991, führe dazu, "daß zum Beispiel im Oktober diese Gesamtsumme erreicht wird und daß dann kostenlos gearbeitet wird."

Mehr noch als über die Honorarkürzungen seien die Zahnärzte über die Ausgrenzung bestimmter Leistungen bestürzt. Daß es keinen Zuschuß für festsitzende Brücken geben soll, wenn mehr als vier Zähne fehlen, hält Utech für verfassungsrechtlich ebensowenig tragbar wie die Regelung, daß die Kassen die üblichen 60 Prozent bei Prothesen nur noch dann zahlen dürfen, wenn der Zahnersatz mit zwei Verbindungsstücken versehen ist.

Wenn die Prothese an drei Zähnen befestigt werde, entfalle der Zuschuß. Dies widerspreche dem zahnärztlichen Bemühen, soviel Zähne als möglich zu erhalten.

In Hessen gibt es laut Utech derzeit rund 3300 Zahnärzte. Das verfügbare Durchschnittseinkommen nach Steuern liege zwischen 80 000 und 85 000 Mark. ft

Auch in Thüringen wächst das Bewußtsein für Energie-Sparen Beratungs-Fahrzeug des Main-Kinzig-Kreises drei Tage in Gotha / Neueste Technik gefragt / Chance für Beutelschneider sinkt

MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einem deutlich veränderten Verbraucherbewußtsein hatte es die Besatzung des kreiseigenen Energiemobils bei ihrem jüngsten Besuch in Gotha zu tun. Waren noch vor anderthalb Jahren Grundinformationen gefragt, ging es diesmal am Energiebus wesentlich zielgerichteter zu. Das Beratungsteam stellte denn auch "kaum einen Unterschied zu Fragen im Main-Kinzig-Kreis" fest. Der dreitägige Aufenthalt in Gotha sei "von großem Interesse" begleitet gewesen, wird berichtet.

Die Veranstaltung war von der Energieabteilung der Kreisverwaltung Gotha organisiert worden. Daß es im Thüringer Land mittlerweile ebenfalls eine solche Anlaufstelle gibt, ist letztlich auf die vom Main-Kinzig-Kreis geleistete Aufbauarbeit zurückzuführen.

Wo dämme ich mit wieviel Dämmstoff? Benötige ich eine Dampfsperre? Ist eine Solaranlage wirtschaftlich oder soll der Kessel gewechselt werden? Alles Fragen, mit denen das Team des Energiemobils diesmal konfrontiert wurde.

Auch die Umstellung auf Erdgas oder Fernwärme war ein wichtiges Thema. Beim Komplex Heizungstechnik konnten die Berater zwei unterschiedliche Trends ausmachen. So wurde festgestellt, daß Heizungsbauer in erheblichem Umfang ihren Kunden ältere Kesseltypen verkaufen - also nicht den neuesten Stand der Technik berücksichtigen. Zum anderen soll die Brennwerttechnik für Gasheizungen im Raum Gotha "weitaus bekannter" sein als die Berater dies vom Main-Kinzig-Kreis her kennen.

Auch im Dämmstoffbereich zeigt sich offenbar der Trend, gleich auf die neueste Technik umzusteigen. Dabei kommen die Energieberater zu dem Ergebnis: "Die Zeiten, in denen Fänger die schnelle Mark machen konnten, indem sie den Leuten vorgehängte Kunststoffassaden als Wärmedämmung verkauften, scheinen offensichtlich vorbei zu sein." Zahlreichen positiven Ansätzen stehen in Gotha aber Finanzierungsprobleme im Weg.

So fehlen oftmals die notwendigen Gelder für eine komplette Sanierung der Häuser. Umso wichtiger wird eine fachgerechte Beratung im Energiesektor eingestuft, damit die wenigen verfügbaren Mittel so effektiv wie möglich verwendet werden könnten.

Das Energieamt des Main-Kinzig-Kreises hat bereits zugesagt, die Beratungsstelle in Gotha weiter zu unterstützen. Dabei wird auch an die Ausstattung mit EDV-Technik gedacht. hok

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 14. Oktober, bis Dienstag, 20. Oktober

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zu einem Glückwunschkonzert für Alfred Pfortner, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feierte, laden die Vorsitzenden all jener Vereine, bei denen Pfortner schon einmal den Dirigentenstab schwang, für Sonntag, 18. Oktober, in die Stadthalle ein. Den bunten Melodienstrauß binden der Walldorfer Akkordeonclub, das Musikschul-Orchester, das Blasorchester des TSV Heusenstamm und der Walldorfer Volkschor. Das Geburtstagskind steht selbst am Dirigentenpult und gibt den jeweiligen Takt vor. Das Konzert beginnt um 17 Uhr, die Eintrittskarten kosten sieben und zwölf Mark. Jeweils zwei Mark werden für krebskranke Kinder gespendet.

Wer geistliche Musik mag, ist am Sonntag, 18. Oktober, in der evangelischen Kirche in Walldorf an der richtigen Adresse. Ab 17 Uhr steht beim Kirchenkonzert Musik für zwei Cembali auf dem Programm. Sabine Bauer und Harald Hoeren spielen auf zweimanualigen Cembali Werke von François und Armand-Louis Couperin, Antoine Forqueray und Johann-Sebastian Bach. Der Eintritt kostet zehn und 15 Mark.

"Peterchens Mondfahrt" können Kinder ab vier Jahren am Montag, 19. Oktober in der Stadthalle miterleben. Die Vorführung beginnt um 15 Uhr, der Eintritt kostet drei Mark.

"500 Jahre Einsamkeit - die Geschichte einer tödlichen Entdeckung" ist der musikalisch-poetische Abend überschrieben, den die "Grupo Sal" am Dienstag, 20. Oktober, in der Stadthalle bestreitet. Die Besucher sind eingeladen, sich mit den Akteuren auf eine Reise nach Lateinamerika zu begeben und sich dabei nicht nur von einer Collage aus Texten, Szenen und Musik verführen zu lassen, sondern auch zu erkennen, welche Folgen die Entdeckung Amerikas für die Ureinwohner hatten. Die Veranstaltung in der Reihe "Begegnungen mit Spanien und Portugal" beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet fünf Mark.

GROSS-GERAU. Feministisches Kabarett nicht nur für Frauen ist am Freitag, 16. Oktober, in der Jahnturnhalle zu sehen. Dort gastiert "Aspirin- Feminin" mit dem Programm "Laptop-Lipstick". Ab 20 Uhr geht es um die Schwierigkeiten von Frauen, Karriere und Familie unter einen Hut zu kriegen.

Eine afro-brasilianische Nacht steht am Samstag, 17. Oktober, im Kulturcafé ins Haus. Zu Gast sind Tonhio dos Santos und die Gruppe "Caipora", die mit treibenden Rhythmen, Jazzsoli und Percussion-Einlagen an die Musik eines Carlos Santana erinnern. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet acht und zehn Mark.

Musik steht auch bei der Matinee am Sonntag, 18. Oktober, im Kulturcafé auf dem Programm. Ab 11 Uhr ist Roland Behrens zu Gast, der das Auditorium mit Folk-Rock, Rhythm'n Blues und deutschen Liedern unterhalten will.

RÜSSELSHEIM. "Der Vetter aus Dingsda" besucht am Mittwoch, 14. Oktober, das Stadttheater. Die Operette von Eduard Künneke ist in einer Inszenierung der Städtischen Bühnen Zwickau zu sehen, die Hauptrollen spielen Evelyn Künneke - des Komponisten Tochter - und Gerd Vespermann. Beginn ist um 20 Uhr.

Mal besinnlich, mal satirisch: so klingen die Lieder von Reinhard Mey. Der Chansonier ist am Donnerstag, 15. Oktober, im Stadttheater zu Gast. Beginn: 20 Uhr.

"Hart, aber nicht heavy" ist das Motto von "Macs Pennywise", die am Freitag, 16. Oktober im "Rind" gemeinsam mit der Gruppe "The Change" zu Gange sind. Das Rock-Konzert beginnt gegen 22 Uhr, Karten gibt's im Vorverkauf für acht, an der Abendkasse für zehn Mark.

Für Senioren ist das Konzert am Samstag, 17. Oktober, gedacht. Die Veranstaltung wird vom Großen Opel-Werksorchester bestritten, das ab 15 Uhr sein Publikum im Stadtheater mit vielen Melodien verwöhnen will.

Wer Folkmusik mag, sollte am Samstag, 17. Oktober, in den Museumskeller gehen: Hier gibt's ab 20 Uhr sizilianische Folklore mit der Gruppe "Agricantus", die auf Einladung des Folk- und Jazz-Clubs "Dorflinde" spielen.

Als Auftragswerk zur Eröffnung des Italienischen Theaters in Kairo ist sie entstanden - Giuseppe Verdis Oper "Aida", die 1871 uraufgeführt wurde und seither von der Bühne nicht mehr wegzudenken ist. Am Sonntag, 18. Oktober, ist die dramatische Geschichte aus dem alten Ägypten in einer Inszenierung der Danziger Staatsoper im Stadttheater zu sehen. Die Aufführung in italienischer Sprache beginnt um 20 Uhr.

Absurdes Theater steht am Dienstag, 20. Oktober, auf dem Programm des Stadttheaters. Dann jagen "Die Nashörner" von Eugène Ionesco über die Bühne. Akteure sind die zwölften Klassen der Mainzer Waldorfschule, die sich Ionescos surreales Drama für ihre theatralische Abschiedsarbeit aussuchten. Beginn: 20 Uhr. Zum Vormerken

GROSS-GERAU. Das Frankfurter Fronttheater, Garant für vergnügliches Kabarett, kommt am Dienstag, 10. November, um 20 Uhr mit einem neuen Programm in die Jahnturnhalle. Wer nicht verpassen will, wie bei Hendrike von Sydow und Dieter Thomas "das Bio tobt": Der Kartenvorverkauf am Info-Schalter des Stadthauses beginnt am Donnerstag, 15. Oktober, um 15 Uhr. Die Billetts kosten zwölf und 14 Mark. wal

Freie Aussprache

Zwangsarbeiterlager Zu "Zwangsarbeiterlager in Frankfurt" vom 30. 9. 1992:

Ich wundere mich schon lange, daß in all den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an dem ehemaligen Zwangsarbeiterlager der Kriegsgefangenen in Frankfurt, zwischen Eschersheimer Landstraße und dem Ende der oberen Hansaallee gelegen, noch kein Hinweisschild bzw. Gedenktafel angebracht worden ist - und das nach über einem Vierteljahrhundert! Dabei ist noch ganz gut zu erkennen, daß hinter dem Wellblechzaun mit den typischen oben gebogenen Eisenpfosten mit Stacheldraht in mehreren Reihen übereinander sich nicht "irgendein" Grundstück verbirgt. Sogar einer der Wachtürme war noch vor 2 bis 3 Jahren an einer Ecke der Walter-vom-Rath-Straße hinter dem Zaun deutlich zu erkennen. Jetzt ist das Ganze eine amerikanische Militäranlage, wie auf einem Schild am Zaun zu lesen ist. Da wir in der Nähe dieses Kriegsgefangenenlagers wohnten (und noch wohnen - es war vor dem Krieg ein großer Tennisplatz, der, soviel ich mich erinnere "Bonnie" genannt wurde) konnte ich oft als Kind beobachten, wie, selbst im Winter, manche Kriegsgefangenen, völlig unzureichend gekleidet, teilweise ohne Schuhe, am Zaun standen und die vorübergehenden Deutschen hilfeflehend anschauten.

Es war der deutschen Bevölkerung unter Androhung schwerster Strafen untersagt, den "Fremdarbeitern" irgend etwas durch den Zaun zu reichen oder auch nur mit ihnen zu reden. Trotzdem konnte ich einige Male beobachten, wie ein paar beherzte Frauen im Vorübergehen, so unauffällig wie nur möglich, den armen Menschen etwas zu essen, ein Stück Brot oder Kartoffeln, durch eine Zaunlücke reichten oder notfalls über den Zaun warfen. Noch heute kann ich an dieser Umzäunung nicht vorbeigehen ohne an die armen Menschen zu denken, die im Krieg dort, bleich und ausgemergelt, ihr armseliges Dasein fristen mußten. Sicher sind nicht alle lebend aus dieser Misere davongekommen.

M. Bierbach, Frankfurt "Lächerlich gemacht" Zum Artikel über das Radfahren unter herbstlichen Bedingungen ("Zitternde Suche nach einer Kastanien-Furt", FR vom 7. 10. 92).

Als Radfahrer dieser Stadt fühlen wir uns durch diesen Artikel in unerträglicher Weise lächerlich gemacht. Nicht die Zweifel über das Tragen von Handschuhen "martert die Gehirne", sondern die bestehende tägliche Katastrophe verpesteter Luft und ständiger Lebensgefahr, der wir gemeinsam mit Fußgängern ausgesetzt sind.

"Ein paar Verwegene sind es noch", leider, doch indem man den Spott auf diese wenigen wirklich umweltbewußt handelnden Menschen zieht, fördert man nicht zuletzt auch die Nicht-Akzeptanz von Radfahrern und mangelnde Rücksichtnahme der uns alle gefährdenden Menschen, die sich nicht ohne eine Tonne Blech um sie herum fortgewegen können.

Berichte über die wirklichen Probleme von Radfahrern sind gefragt.

Carsten Joost, AStA FH Teures Richtfest Zur Berichterstattung über das Richtfest des Flughafengebäudes am 5. 10. 1992: Es verblüfft mich, mit welcher Leichtfertigkeit und Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit Abertausende für Feierlichkeiten ausgegeben werden und die "kritische" Presse durch entsprechende Hofberichte jede Distanz vermissen läßt. Auf den ersten Blick erscheinen die Ausführungen eines FAG-Sprechers in sich schlüssig.

750 000 Mark oder 0,03 Prozent der Baukosten des Flughafengebäudes werden für ein Richtfest ausgegeben. Ein privater Bauherr gibt in etwa den gleichen prozentualen Anteil für ein Richtfest seines Neubaus aus. Bei einer angenommenen Neubausumme von DM 500 000 für ein kleines Einfamilienhaus in Frankfurt kostet das Richtfest DM 150 = 0,03 Prozent. Leider kann niemand mit diesem Betrag die Feier bestreiten. Die Summe von DM 500 ist da schon angemessener, um ca. 20 Leute zu bewirten. Das wären schon 0,1 Prozent. Was nun die Angemessenheit der Summer für das Flughafenrichtfest angeht, müssen strenge Richtlinien angelegt werden. Hier wird gespart. So sind 2500 Gäste geladen, für die nur DM 750 000 benötigt werden. Hier reichen 0,05 Prozent der Baukosten glücklicherweise aus.

Wenn in der Zahl der geladenen Gäste die Bauarbeiter enthalten sind (aus dem Bericht geht das nicht klar hervor), werden pro Kopf DM 300 für die Bewirtung angesetzt. Wenn nun die Bauarbeiter gesondert gezählt werden, sind weitere 1800 zu bewirten. Es verbleibt dann immer noch ein Betrag von DM 174 pro Person. Jeder soll für sich selbst einmal überlegen, wieviel und weas er für den oben genannten Betrag verzehren kann.

In der jetzigen Situation, in der ein Partner der FAG, die Lufthansa, hohe Verluste einfliegt und über Entlassungen, Abfindungen, Lohnkürzungen usw. diskutiert, die öffentliche Hand Einsparungen in sozialen Bereichen vornimmt, sind Ausgaben dieser Art unvertretbar. Von der Frankfurter Rundschau hätte ich mir eine kritischere Berichterstat- tung gewünscht.

Joachim Roth, Langenselbold

Kurz gemeldet

Vom Krach zur Streitkultur Streit - auch das ist Kommunikation; kaum jemand hat jedoch richtig streiten gelernt. In der Gesprächsgruppe für Frauen und Männer mit dem Titel "Streiten lernen" will sich die Evangelische Familienbildung spielerisch mit dem Thema auseinandersetzen. Die Teilnehmer/innen wollen erkunden, wie man fair streiten kann. Die Gruppe, für die sich Interessierte umgehend anmelden sollten, trifft sich erstmals am 22. Oktober, danach immer donnerstags um 20 Uhr. Weitere Informationen unter Telefon 61 03 08. Kurs für Schriftführer in Vereinen Ehrenamtliche Mitarbeit in Vereinen bedeutet in vielen Fällen auch schriftliche Kommunikation in den verschiedenen Formen. In einem Kurs der Volkshochschule haben Vereinsmitglieder nun Gelegenheit, Formen des Schriftverkehrs formal, inhaltlich und stilistisch zu erproben und weiterzuentwickeln. Der Kurs findet statt am 23./24. sowie 31. Oktober im Vereinshaus "Einigkeit", Oeserstraße. Weitere Informationen unter Telefon 212-3 57 43 und -3 76 59. Geld für ambulante Obdachlosenhilfe Mit 5,3 Millionen Mark fördert der Landeswohlfahrtsverband (LWV) in diesem Jahr 34 ambulante Hilfen für alleinstehende Wohnungslose. Die Projekte, die zum Teil auch vom hessischen Sozialministerium und den Kommunen unterstützt werden, vermitteln unter anderem Unterkünfte, ärztliche Hilfe sowie Möglichkeiten zum Duschen und Wäschewaschen. Computerkurse für Frauen Nach den Herbstferien beginnen am 19. und 20. Oktober neue Computerkurse beim Kolpingbildungswerk zur Einführung in MS DOS und Word. Ein Vormittagskurs nur für Frauen startet am 26. Oktober. Auskunft unter Telefonnummer 28 19 37.

Kirchenaustrittswelle in NRW

adt DÜSSELDORF, 11. Oktober. Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Land Nordrhein-Westfalen dramatisch angestiegen und hat 1992 für die Kirchen einen historischen Höhepunkt erreicht. Erstmals überhaupt haben weit mehr als 100 000 Gläubige die katholische und evangelische Kirche verlassen.

(Bericht auf Seite 5)

Volkshochschule bietet Englischkurse an

BAD VILBEL/KARBEN. Wer in Bad Vilbel oder Karben einen Englischkursus der Volkshochschule des Wetteraukreises (VHS) besuchen wollte, dieser aber mangels Teilnehmerzahl abgesagt wurde, kann jetzt doch noch zum Zuge kommen, teilt die VHS überraschend mit. Nach den Herbstferien sollen ein oder mehrere Kurse neu beginnen.

Mit dem Titel "Englisch im Beruf" sollen Interessenten/-innen angesprochen werden, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen und/oder im Beruf einsetzen wollen.

Die Kenntnisse, so Volkshochschuldozent Bernd Winter, der montags bis donnerstags von 18 bis 19 Uhr telefonisch unter der Nummer 0 60 39 / 55 73 für weitere Informationen zur Verfügung steht, sollten den Stand eines Realschulabschlusses möglichst nicht unterschreiten.

Kurstermin wird montags (bei ausreichender Teilnehmerzahl auch donnerstags) von 19 bis 21.15 Uhr sein. Der Beginn ist für Montag, 19. Oktober (und gegebenenfalls für Donnerstag, 22. Oktober) geplant. Vorgesehen sind jeweils 20 Abende, heißt es abschließend in einer Mitteilung der VHS. mu

"Du spinnst wohl, hast Du das denn nötig?" Von den Problemen der Hausfrauen auf dem Land, die wieder berufstätig werden wollen

KASSEL/GÖTTINGEN. Auf Unverständnis und sogar Entsetzen stieß eine etwa 40jährige Frau aus einem nordhessischen Dorf in ihrer Familie und in der Nachbarschaft. Dabei hatte sie nur mitgeteilt, daß sie jetzt, da ihre beiden Kinder nicht mehr am Rockzipfel hängen, wieder berufstätig sein will. Die Kinder (denen bisher alles hingelegt und weggeräumt wurde) wie auch der Ehemann (schließlich hat er die Familie mit seiner Arbeit immer allein "ernähren" können) rieten ab. Am heftigsten reagierten die Eltern, die darauf gebaut hatten, daß die (Schwieger-)Tochter sie natürlich immer umsorgen und irgendwann auch pflegen werde. Und dann die Nachbarn: "Hat die das nötig?", haben sie gefragt.

Dahinter steht ein offensichtlich in vielen ländlichen Regionen noch wohlbehütetes Verständnis, wonach die Frau ins Haus gehört. Daß diese Einschätzung durchaus noch eine wichtige Rolle spielt, hat eine Untersuchung der in Göttingen ansässigen Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) über Berufsrückkehrerinnen im ländlichen Raum gezeigt. Da wurden unter anderem Frauen aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg befragt.

Aus den Antworten zu schließen, Nordhessen sei halt noch etwas rückständig, wäre falsch: Die Befragung von Frauen in anderen Bundesländern - so im Saarland, in Bayern und in Niedersachsen - hat im wesentlichen zu den selben Ergebnissen geführt: Berufsrückkehrerinnen aus dem ländlichen Raum werden auf verschiedenen Ebenen mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert.

Auch hat die Studie gezeigt, daß Frauen, die sich durch das familiäre Lamento nicht abhalten lassen und zum Arbeitsamt gehen, auch dort auf eine abwehrende Haltung stoßen.

"Sie brauchen sich gar nicht hinzusetzen", ist einer Nordhessin im Arbeitsamt gesagt worden, "Sie sind sowieso zu alt". "Was wollen Sie noch, in dem Alter, es suchen so viele Junge", wurde einer 46-jährigen vorgehalten.

Unterstützung wird ihnen nur zuteil, so sehen es die ASG-Projektmitarbeiter Dieter Czech und Ines Fahning, wenn sie als "unversorgt" gelten: Witwen zum Beispiel, daneben auch geschiedene Frauen und solche, die "mitverdienen" müssen. Die anderen haben schließlich ihren Mann und damit einen Ernährer.

Rechtfertigen müssen sich die Frauen also zunächst einmal (und das auch in den Ämtern) und erklären, daß es ihnen nicht nur ums Geldverdienen, sondern um mehr Selbständigkeit, berufliche Anerkennung und mehr Zufriedenheit geht. Vielfach werden sie dann allenfalls auf Teilzeitarbeit verwiesen, und das scheinen auch die Familien eher hinzunehmen. Diese Arbeitsform werde akzeptiert, so die Erkenntnis der ASG-Forscher, "weil sie am ehesten gewährleistet, daß keine (entscheidenden) Veränderungen im häuslichen und familiären Bereich eintreten".

Einwände kommen gleichwohl immer wieder: "Du fängst an zu spinnen, Du liest zu viel Alice Schwarzer, bist zuviel mit Emanzen zusammen", ist da einer Frau gesagt worden. Das Wohl der Kleinen sahen andere in Gefahr: "Jetzt", so ein Kommentar, "müssen Deine Kinder mittags nur Dosengerichte essen".

Nicht nur wegen dieser Vorwürfe würden viele Frauen dann tatsächlich lieber Kompromiß Teilzeitarbeit einen Teilzeit-Arbeitsplatz nehmen, aber die sind in ländlichen Regionen rar. Und das Angebot an Vollzeitplätzen ist ebenfalls ausgesprochen mager.

Einen Job in der nächsten Kleinstadt anzupeilen, will wohl überlegt sein. Denn anders als in städtischen Regionen ist der öffentliche Nahverkehr äußerst lükkenhaft. Extra ein (zweites) Auto anzuschaffen, kommt schon meist aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Denn von den Frauen, die es dann endlich "geschafft" und einen Arbeitsplatz gefunden haben, werden viele äußerst schlecht bezahlt. Selbst qualifizierte Frauen, die etliche Jahre Berufserfahrung vorweisen können, haben da schlechte Karten. Denn ihre berufliche Biografie weist aufgrund der kinder- und familienbedingten Unterbrechung eine "Lücke" auf.

Und weil überwiegend wohl davon ausgegangen wird, daß sie damit den "Anschluß" verpaßt haben, werden sie als Anfängerinnen behandelt und oft als billige Arbeitskräfte mißbraucht.

Als "Schande" bezeichnete eine gelernte, inzwischen 43jährige, rückkehrwillige Einzelhandelskauffrau ein ihr unterbreitetes Angebot: "Sieben Mark die Stunde hätten sie mir gezahlt. Da hab ich gesagt, ich bin doch nicht verrückt. Das ist doch kein Geld, das ist eine Unterschämtheit".

So hat die ASG bei den Befragungen festgestellt, daß viele der Rückkehrerinnen in ungeschützten Beschäftigungsverhältnissen landen: Ohne Sozialversicherung, folglich ohne Absicherung bei Krankheit, und natürlich auch ohne Kündigungsschutz.

Auch in regulären Arbeitsverhältnissen standen viele der befragten Frauen aufgrund ausgesprochen niedriger Stundenlöhne schlecht da. Wer sich daheim im Dorf beklagt, wartet vielleicht wieder vergeblich auf Verständnis: Sie sollen doch "froh sein, wenn sie überhaupt eine Stelle haben", ist etlichen gesagt worden.

Und in der Tat gibt es Frauen, die froh darüber wären. Es sind jene, die vielleicht schon aufgrund der massiven Abwehrhaltung in der Familie resigniert haben. Oder die an anderer Stelle auf dem hürdenreichen Weg in die Berufstätigkeit "auf der Strecke" blieben und ihr gestecktes Ziel nicht erreichten. Denn auch ohne die aufgestellten Hürden ist die Rückkehr für Frauen, die zehn Jahre oder gar länger keinen Kontakt zur Berufswelt hatten und die womöglich unter mangelndem Selbstwertgefühl leiden, nicht einfach.

Eine ganze Fülle von Forderungen hat die ASG am Ende ihrer Studie aufgestellt - mehr oder weniger realistische. Auf taube Ohren dürfte wohl der Vorschlag stoßen, zum Beispiel einen gesetzlichen Anspruch auf Teilzeitarbeit zu schaffen und Kindererziehungszeiten als Grundlage für Arbeitslosengeld anzuerkennen. Mehr Chancen dürfte die Forderung etwa nach Seminaren für Mitarbeiter ländlicher Arbeitsämter zum Thema "Berufsrückkehrerinnen" haben.

Und helfen könnten auch eine Ausweitung beruflicher Weiterbildung im ländlichen Raum, spezielle Angebote für Rückkehrerinnen und die oft beschworenen "strukturellen Maßnahmen" zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation auf dem Land.

Übrigens: Daß auch Frauen aus städtisch geprägten Regionen auf ihrem Weg zurück in den Beruf jede Menge Schwierigkeiten haben, ist unbestritten. Das kann gewiß die Mehrheit jener weit über 300 000 Frauen, die allein in den alten Ländern diesen Weg Jahr für Jahr gehen, bestätigen. Mit der ASG-Studie ist lediglich nachgewiesen, daß die Frauen in ländlichen Regionen nur ein paar mehr Hürden zu nehmen haben.

ANNE RIEDEL

Richterrat stellt sich hinter Wolfgang Stammler

Der Richterrat des Verwaltungsgerichts (VG) Frankfurt hat den Vorsitzenden der Zweiten Kammer dieses Gerichts, Wolfgang Stammler, gegen den Verdacht einer Rechtsbeugung in Schutz genommen.

Stammler, stellvertretender CDU-Fraktionschef im Römer, hatte am 21. September gemeinsam mit zwei Richterkollegen einen Beschluß gefaßt, der Aufsehen erregte: Das Land muß 50 000 Mark für jeden Tag zahlen, an dem die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber (HGU) in Schwalbach mit mehr als 500 Personen belegt ist.

Da Stammler als engagierter Kritiker der rot-grünen Asylpolitik in Wiesbaden bekannt ist, will das Land in der nächsten Stufe des Rechtsstreits auch prüfen lassen, ob der Richter nicht befangen war.

Der Richterrat des VG weist nun darauf hin, daß am 21. September drei Berufsrichter gemeinsam entschieden hätten. Dem Kammervorsitzenden komme dabei "keine ausschlaggebende Relevanz" zu. Der Richterrat geht freilich nicht darauf ein, daß Stammler bei der Entscheidung der Zweiten Kammer als Berichterstatter auftrat - er schlug seinen Kollegen also vor, wie der Urteilstenor ausfallen sollte. jg

Chamber Orchestra unter Harnoncourt

Das Chamber Orchestra of Europe, das jetzt in etwa die Nachfolge der ehemaligen Deutschen Kammerphilharmonie angetreten hat, gibt am kommenden Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr, im Großen Saal der Alten Oper sein erstes in Frankfurt erarbeitetes Konzert mit Werken von Beethoven, Haydn und Schumann.

Das Chamber Orchestra of Europe, das als eines der besten Orchester seiner Art überhaupt gilt, ist mit internationalen Musikern aus vielen Ländern zusammengesetzt, die sich bisher, je nach Aufführungsort, in verschiedenen "Residenzen", in Berlin, Ferrara und in London, zu den Proben getroffen haben. Jetzt ist auch die "Musikfabrik" in der Frankfurter Schwedlerstraße, der Standort des "Ensemble modern", als weiterer Probenort sowie als Zentralverwaltung dazugekommen.

Das Orchester, das sich unter seinem Mentor Claudio Abbado und durch zahlreiche Platteneinspielungen einen Namen gemacht hat, spielt am Mittwoch in dem Konzert der Kunstgemeinde Beethovens erste Sinfonie, Haydns Sinfonia concertante B-Dur und Schumanns dritte Sinfonie.

Die Leitung hat Nikolaus Harnoncourt, der in den letzten Jahren durch seine überzeugenden Klassiker-Interpretationen von sich reden gemacht hat. wp

Mitspieltheater weckt die Kinderträume

FLÖRSHEIM. Mit einem Stück über Kinderträume gastiert das Helios Theater am Mittwoch, 21. Oktober, im Flörsheimer Keller. "Timuria - eine Reise um die Welt" ist der Titel des Mitspieltheaters, das um 15 Uhr beginnt.

Die Geschichte erzählt vom Clown Phantasie. Begleitet von Liebe, Angst und Mut reist er um die Welt und sammelt Wünsche für ein Kinderland. kkü

Wer den Drahtseilakt mit Gardinen auf der Leiter kennt, sieht die Bedeutung dieser Erfindung Mühelos mit dem Betty-Lift Halb Schwanheim hat ihn

Alle Jahre wieder ist die Prozedur durchzustehen. Faule raffen sich nur einmal - meist im Frühjahr - dazu auf, fleißige Lieschen und Hänschen hingegen bis zu achtmal im Kalenderjahr: die Gardinenwäsche. Wer einmal in drei Meter Höhe auf der Stehleiter balancierte, mit über dem Kopf ausgestreckten Armen, die schweren, noch feuchten Vorhänge über die Schulter geworfen, Häkchen für Häkchen in schwindelnder Höhe bei trüb und trüber werdendem Blick in das winzige Löchlein der Schiene hakend, weiß was die Erfindung, die die Schwanheimerin Betty Kohaut vor über 25 Jahren machte, für eine Erleichterung in den Reinemache-Alltag bringt.

Der "Betty-Lift" genannte Vorhangaufzug der technisch begabten Hausfrau, die nächste Woche 80 Jahre alt wird, ist eine genial einfache Konstruktion. Sie funktioniert nach dem "Prinzip Bast-Rollo": Nach dem energischen Ruck an einer Schnur läßt man den Vorhang mitsamt der Schiene herunter und nimmt ihn ab. Nach dem Waschen und wieder Aufhängen, zieht man Vorhang und Schiene bequem wie ein Rollo nach oben: Ein erneuter Ruck, und die Schiene sitzt wieder bombensicher an Ort und Stelle.

Doch der Reihe nach. Angefangen hat alles mit Betty Kohauts Autounfall im Jahre 1965: Sechs Wochen lag sie danach zu Hause im Bett. Als sie ihrer Haushaltshilfe, die sich während dieser Zeit ans Gardinenwaschen machte, beim Auf- und Abhängen der schweren Vorhänge zusah, dachte sie sich "Kerle, ist das eine anstrengende Arbeit".

Während der langen, erzwungenen Mußestunden im Bett sann die Hobbywerklerin dann über eine mechanische Erleichterung der beschwerlichen Aufgabe nach. Kaum gesund, machte sie sich auch schon ans Werk und bastelte zunächst einmal ein kleines Modell ihres "Betty- Lifts". Dem folgte bald ein zusammen mit ihrem Mann gebauter Prototyp, den das Paar sogleich am kleinen Wohnzimmerfenster installierte.

Die simple Idee schlug bei Nachbarn und Freunden ein wie eine Bombe. "Alle wollten unseren Lift haben, aber so viele konnten wir ja nebenbei gar nicht bauen", erinnert sich Erfinderin Kohaut. Also meldete sie zunächst ein Gebrauchsmuster, dann ein Patent an und für die geborene Neusserin begann "eine sehr interessante Zeit".

In über dreißig Ländern meldete sie ihren Vorhanglift an. 24 Staaten erteilten ein Patent und Betty Kohaut reiste rund um die Welt, präsentierte ihre Erfindung auf Messen, im Fachhandel und vor den sogenannten Endverbrauchern. "Die waren immer wieder fasziniert", sagt Kohaut, "und jeder der ihn sah, wollte den Lift haben." Doch das war gar nicht so einfach, denn der Fachhandel, nachdem er sich zunächst sehr für den Lift interessierte, stellte sich alsbald klammheimlich quer. Nicht nur von einer Firma hat Kohaut es schriftlich: Ihr Produkt mache den Dekorateuren unerwünschte Konkurrenz, die mit dem Auf- und Abhängen von Gardinen bei vornehmen Adressen, in Hotels und Krankenhäusern gutes Geld verdienen.

Stolze 6,5 Millionen Mark steckten Berliner Geldgeber in das Geschäft mit dem Vorhanglift. Die flossen nahezu sämtlich in die Werbung - 1972 etwa lief allabendlich ein Werbespot über die Mattscheibe. Das Interesse am bequemen Lift war groß, "kistenweise hatten wir hier Anfragen", erinnert sich Kohaut. Aber ein Verkauf und Vertrieb über die Fachgeschäfte erwies sich als "unmöglich: die haben ganz massiv gemauert". Nach wenigen Jahren schon mußte die Berliner Firma dichtmachen: "Manche haben dabei Geld verloren, manche nicht", erinnert sich Kohaut.

Ihre ausländischen Patente hat die Erfinderin sämtlich verkauft, nur das österreichische und das deutsche behielt sie. Mittlerweile sind jedoch alle abgelaufen - das letzte vor einem Jahr. Im Laufe der Zeit wurde die patente Frau, die auch im Präsidium des Deutschen Erfinder- Rings sitzt, "zwangsläufig" zur Spezialistin im Patentwesen. "Ich hatte damals ja keine Ahnung, was da alles auf mich zukommt." Blitzschnell sammelte sich eine Wand voller Aktenordner an, die den Briefwechsel mit aller Welt belegen. In nahezu jedem Land, in dem sie ein Patent anmeldete, fand sich auch jemand, der dagegen Einspruch erhob: "Furchtbar viel Arbeit, aber es hat mir Spaß gemacht."

Vertreiben und verkaufen muß die Erfinderin ihr Produkt nun selbst, nur in Österreich wird der Vorhanglift serienmäßig hergestellt. Von dort und von einer Mühlheimer Firma bezieht Sohn Robert auch die Bauteile für den Lift, von dem er immer noch 150 bis 200 Stück im Monat verkauft.

"In Schwanheim hat bestimmt jeder zweite Haushalt den Lift", schätzt Betty Kohaut. Doch obwohl auch einige Großaufträge hereinkamen - das Foyer eines Berliner Hotels mit 26 Metern Vorhangschiene, ein großer Raum im Frankfurter Bürgermeister-Gräf-Haus - reich geworden ist Betty Kohaut mit ihrer Erfindung nicht. "Aber mein Sohn lebt heute noch vom Verkauf des Lifts." FRAUKE HAß

Mehr Buchen als bisher krank Das Waldsterben geht weiter / Schadensbericht aus Düsseldorf

vs DÜSSELDORF, 11. Oktober. Das Waldsterben ist nicht zu stoppen. Im Gegenteil: Der Anteil der kranken, von der Umwelt geschädigten Bäume ist zumindest in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Der Düsseldorfer Umweltminister Klaus Matthiesen teilte jetzt bei der Vorstellung des diesjährigen Waldschadensberichtes mit, daß der Anteil der nicht gesunden Bäume innerhalb der vergangenen zwölf Monate von 42 auf 50 Prozent gestiegen ist. Als "besonders besorgniserregend" nannte Matthiesen die Entwicklung bei der Buche. Der Anteil der geschädigten Bäume stieg vom ohnehin schon hohen Niveau von 57 Prozent auf 70 Prozent. Von 59 auf 67 Prozent stieg der Anteil der nicht mehr als gesund geltenden Eichen. Daß unter dem Strich gerechnet bei der Summe aller Baumarten der Schadensanteil die 50-Prozent-Marke noch nicht überschritten hat, ist den großen Fichtenbeständen zu verdanken, die "nur" zu 36 Prozent geschädigt sind. Mehr als ein Drittel aller nordrhein-westfälischen Wälder besteht aus Fichten.

Matthiesen machte für die weitere Verschlechterung des Waldzustandes an erster Stelle die schmutzige Luft verantwortlich. Während Kommunen und Industrie in den vergangenen Jahren mit Investitionen in Milliardenhöhe den Schadstoffausstoß aus Fabriken und Kraftwerken in Größenordnungen zwischen 70 und 90 Prozent verringert haben, bleibt nach Matthiesens Darstellung das Auto als der größte Feind der Bäume. Der Anteil der Autos mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator hat die Zehn-Prozent- Schwelle noch immer nicht übersprungen. Stickoxide und Kohlenwasserstoffe aus den Auspuffs der Autos schädigen nicht nur direkt die Bäume, sondern verursachen auch gerade in den warmen Sommermonaten die erhöhte Ozonbelastung der Luft. Ozon wiederum verursacht nach inzwischen fast einhelliger Auffassung der Wissenschaft in Verbindung mit säurehaltigem Regen und Nebel die den Wäldern gefährlich werdenden Nährstoffauswaschungen.

Matthiesen wiederholte deshalb seine Forderung nach einer "grundlegenden ökologischen Ausrichtung der gesamten Verkehrspolitik".

Der Kämmerer schickt seine Aufpasser in alle Stadtämter Knapp 90 "Haushaltsbeauftragte" sollen Alarm schlagen, bevor gegen "Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit" verstoßen wird

Die schlechte Finanzlage der Stadt provoziert ungewöhnliche Aktionen: Dieser Tage beriet der rot-grüne Magistrat über die Ernennung von "Haushaltsbeauftragten" für sämtliche der knapp 90 Ämter und Referate der Kommune. Die Männer und Frauen sollen bei der Stadtkämmerei Alarm schlagen, wenn nur "erkennbar wird" (Vorlage-Text), daß in der Verwaltung gegen "Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit" verstoßen wird. "Abweichungen" vom Haushaltsplan haben die Beauftragten unverzüglich dem Kämmerer zu melden. Die Kontrolleure müssen über alle "Verhandlungen und Besprechungen" in der 27 000 Köpfe starken Verwaltung informiert werden, die in der Folge Geld kosten können.

Kommentar von Kämmerer Martin Grüber (SPD): "Wir wollen das Haushalts-Geschehen etwas transparenter machen." Die CDU-Opposition sah nicht weniger als eine "Teil-Entmachtung der anderen Magistratsmitglieder" (Fraktionschef Horst Hemzal), mit der "die ganze Dramatik der Finanz-Situation" deutlich werde. Grüber wies weit von sich, seine Magistrats-Kollegen deckeln zu wollen: "Es geht nur darum, daß der Rat des Kämmerers rechtzeitig eingeholt wird."

Tatsächlich gibt es zwischen Grüber und anderen Dezernenten seit geraumer Zeit scharfe Auseinandersetzungen um das schwindende Geld im Stadtsäckel. Wieviel Millionen Mark im Jahr die Frankfurter Steuerzahler begleichen müssen, weil Mehrkosten von Stadträten nicht rechtzeitig erkannt oder zugegeben wurden, wollte im Römer niemand schätzen. Daß die "Haushaltsbeauftragten" im Magistrat zunächst auf zähe Abwehr stießen, könnte eine Zeitspanne verraten: Schon seit April ist Grübers Vorlage im Geschäftsgang - am kommenden Freitag soll der Beschluß gefaßt werden.

Seit Frühjahr erlebte das brisante Papier mehrere Fassungen - immer ging es um die Frage, welche Kompetenzen die "Haushaltsbeauftragten" haben werden. So sollen sie auch darauf achten, (Fortsetzung auf Seite 14)

AT: Marley

Der eine ist vor elf Jahren gestorben, der andere vor drei Jahren in den Vorruhestand getreten - Pioniere waren sie beide: Bob Marley und sein Förderer Chris Blackwell, der Ex-Chef von Island Records. Die Lücke, die Marley hinterließ, haben die zahlreichen Reggae-Epigonen nie ausfüllen können, und ähnliches wird auch nach dem Weggang von Blackwell befürchtet. Der auf Jamaica lebende Brite galt als leidenschaftlicher Musik- Freak, hat neben Spencer Davis und Steve Winwood auch Jethro Tull und U 2 entdeckt und sein anfangs kleines Island- Label in 30 Jahren zu einer sehr großen Independent-Firma aufgebaut. 1989 hatte er von der Hektik die Nase voll, verkaufte seine "Insel" an den Branchenriesen Phonogram und wollte mit dem Business nichts mehr zu tun haben.

Für seinen Freund Marley machte er allerdings eine Ausnahme. Blackwell stöberte mit den Produzenten Trevor Wyatt und Neville Garrick monatelang in den Archiven von Marley-Witwe Rita und hat nun die 4-CD-Box "Songs Of Freedom" (Ariola) herausgebracht - eine exzellente Werkschau von 1962 bis 1980, mit vielen bisher unveröffentlichten Live- und Studio-Aufnahmen sowie neuen Versionen bekannter Hits wie "No Woman No Cry" oder "Could You Be Loved". Marleys Musik sei zeitlos, schwärmt Blackwell, "ich fand es sehr aufregend, Songs auszugraben, die ich selbst noch nicht gehört hatte."

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung überrascht allerdings - wäre Marleys zehnter Todestag im vergangenen Jahr doch ein besserer Anlaß gewesen. Blackwell seufzt, spricht von etlichen Gerichtsprozessen und "einem sehr lästigen Gerangel um seinen Nachlaß. Wir wollten dieses Projekt nicht angehen, bevor diese Probleme vom Tisch waren und sicher war, daß Marleys Familie die Einnahmen bekommen würde".

Doch so sicher ist das noch immer nicht. Marleys Witwe Rita mußte sich erst kürzlich in New York wegen Erbschleicherei vor Gericht verantworten. Sie soll mit Hilfe ihrer Anwälte Unterlagen vordatiert und die Unterschrift ihres Mannes gefälscht haben, um sich einen größeren Anteil zu sichern. So kann's kommen, wenn ein Pop-Star kein Testament hinterläßt.

Den Fans kann's egal sein: "Songs Of Freedom" ist kein Schnellschuß aus dem Nachlaß, sondern eine liebvolle Dokumentation von Marleys Gesamtkunstwerk. Blackwell, der sich als einer der ersten traute, Reggae-Rhythmen auf dem westlichen Pop-Markt zu etablieren, weiß die Originale immer noch mehr zu schätzen als die zeitgemäßen Adaptionen. "In den 70ern war Reggae etwas völlig Neues - Songs mit ungewohnten Rhythmen und vorwiegend politischen Texten. Heute ist es nur noch Teil eines großen Mosaiks", klagt er, "ich finde, dadurch hat es an Ausdruckskraft verloren. Viele junge Bands, egal ob im Metal- oder Pop-Bereich, knallen heute auf ihre LPs ein, zwei Reggae-Nummer drauf - so nach dem Motto: Das hätten wir nun auch abgehakt."

Der schon ergraute Selfmademan macht keinen Hehl daraus, daß ihn die heutige Musikszene nicht mehr interessiert. Früher, so meint er, sei vieles leichter und unkomplizierter gewesen. "Für mich persönlich war es eine bessere Zeit, ich war mittendrin, hatte die Künstler unter Vertrag genommen, produziert und die Platten verkauft. Ein paar hundert Dollar reichten damals aus, um eine LP aufzunehmen", blickt er zurück, "ich war immer ein Musik-Fan, aber auch ein Fan der Menschen hinter der Musik. Die Marktriesen sind heute doch nur noch an Profiten orientiert."

Daß Blackwell nun eben jenen Giganten das Feld überließ, empfanden viele Kenner als Verrat. Und als kurz nach ihm Richard Branson, wie Blackwell lange Zeit ein musikverrückter "kleiner Gigant", seine Virgin Records an EMI verkaufte, skizzierten die Kritiker ein bedrückendes Bild: Die Charakterköpfe gehen, die Buchhalter kommen, und die Musik bleibt auf der Strecke.

Blackwell aber sieht nicht so schwarz. "Leute wie ich", hofft er, "können sich immer einen Teil vom Kuchen abschneiden und das Monopol der Großen brechen. Zu meiner Zeit gab es in England auch nur zwei Firmen, die 95 Prozent des Marktes beherrschten, und ich hab' mich auch durchgesetzt."

In der Rolle des großen Zwerges hat er sich gefallen, ein Riese wollte er nie sein. "In den letzten Jahren war Island auch nicht mehr die gleiche Firma wie zehn Jahre zuvor. Es war sehr schwer geworden, mit den Großen zu konkurrieren, ich hatte keine Lust mehr, mich unter den harten Wettbewerbsbedingungen aufzureiben", meint er doch ein wenig verbittert. Seinen Abschied sieht er als Abschied für immer. Als Talentsucher durch die Clubs zu ziehen, und sei es nur zum Spaß? Nein, da schüttelt er nur amüsiert mit dem Kopf: "Das überlasse ich Leuten, die 30 Jahre jünger sind als ich. Als ich anfing, war ich der Neue, heute sind es andere." Einzig mit U 2 steht er noch in Kontakt, "und irgendwie wohl immer mit Marley". Den hört er dann in seinem Refugium in Jamaica - "Rastaman Chant Forever." MARTIN SCHOLZ

Wir gratulieren

Frau Minna Jüngling aus Nidderau-Eichen zum 80. Geburtstag am Montag, 12. Oktober.

Frau Auguste Diehl aus Erlensee-Langendiebach zum 90. Geburtstag am Montag, 12. Oktober.

Frau Anna Prenzlow aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Montag, 12. Oktober.

Dylan sagt "Thankya" Er läßt sich nicht gerne feiern, nimmt Auszeichnungen wie den Grammy meist nur mit einem knurrenden "Thankya" entgegen, aber nach 30 Rock-Jahren ist selbst Bob Dylan nach Festivitäten zumute. 1962 spielte der junge Folk-Musiker, gerade nach New York gekommen, seine erste LP "Bob Dylan" ein. Und im New Yorker Madison Square Garden will der krächzende Barde am Freitag, 16. Juni, auch sein Jubiläum feiern. Als Gäste haben sich Tom Petty, Neil Young, George Harrison, John Mellencamp, Eric Clapton, Tracy Chapman, Johnny Winter, Sinead O'Connor und Willie Nelson angekündigt. Die ARD überträgt das "Bob Dylan Live Tribute"-Konzert in der Nacht vom 16. auf den 17. Oktober in der Zeit von 1.55 bis sechs Uhr morgens. Im November will der 51jährige Jubilar sein neues Album "Good As I Been To You" (Sony Music) veröffentlichen, das er ausschließlich auf akustischen Instrumenten eingespielt hat. So hat er vor 30 Jahren angefangen, und damit liegt er in Zeiten von "MTV-Unplugged" wieder voll im Trend. art

Der May ist gekommen Queen ohne Ende: Gitarrist Brian May versucht's solo

Queen-Boom und kein Ende. Gut ein Jahr, nachdem Freddie Mercury an den Folgen seiner Aids-Infektion starb, sind die beiden "Best Of"-LPs von Queen noch immer in den Top Ten der Charts vertreten. Gitarrist Brian May nutzt nun die Gunst der Stunde und versucht es mit

"Back To The Light" (EMI) unter eigenem Namen. Der Queen-Bonus ist ihm auch solo sicher, zumindest in England, wo er mit der Single "Too Much Love Will Kill You" bereits einen Hit hat.

Dennoch: Mit seiner weinerlichen, dünnen Stimme kann er Freddie Mercury hinter dem Mikro nicht ersetzen. "Back To The Light" ist nichts anderes als eine Queen-LP ohne Freddie - mit kitschig- schönen Balladen, wuchtigen Rocknummern und einer nach wie vor virtuosen, wilden Gitarren-Arbeit. Nur reicht das allein nicht aus.

Das Singen sollte Struwwelkopf May wirklich anderen überlassen - wie bei dem Tribut-Konzert für Mercury im Londoner Wembley Stadion. Da hatten die drei verbliebenen Queen-Musiker mit Gästen wie Robert Plant, Roger Daltrey, David Bowie oder Axl Rose ihre alten Hits noch einmal live gespielt. "Sie haben uns alle sehr geholfen. Es war wirklich verrückt, bei den Proben saßen sie wie die Hühner auf der Stange - Daltrey, Plant und Elton John. Ich konnte es gar nicht glauben", erinnert sich May, "es gab überhaupt keine Ego-Probleme, wir haben ganz locker zusammen gejammt. Ich werde das nie vergessen."

Teile der britischen Presse waren auf das gigantische Aids-Benefiz-Festival weniger gut zu sprechen: Das Konzert habe kein Geld für die Aids-Hilfen eingespielt, sondern wegen der immensen Produktionskosten sogar noch Unsummen verschlungen. May schüttelt den Kopf. "Das ist nicht wahr, aber ich kann es nicht mehr hören", seufzt er, "wir hatten das Konzert aus zwei Gründen organisiert - als Abschied für Freddie, und um mit einer weltweiten Fernsehübertragung auf das Aids-Problem hinzuweisen. Es ging nicht darum, Geld zu sammeln, aber durch die TV-Rechte ist doch einiges zusammengekommen."

Als Benefiz-Apostel sieht er sich deshalb nicht. Der 45jährige Brite möchte zu dem Ganzen mehr Abstand gewinnen und einfach wieder Musik machen. "Das hat auch Freddie ausgezeichnet. Er hat weder in der Bibel gelesen, noch war er ein Vorreiter für die Schwulen-Bewegung", sagt May, "er hat die meiste Zeit seines Lebens Musik gemacht - und das ist nichts, wofür er sich schämen müßte." Die Spekulationen über ein Weiterleben von Queen mit neuem Sänger reißen indes nicht ab. Das fällt dem Gitarrist gewaltig auf die Nerven. May rigoros: "Das würde für uns drei keinen Sinn machen, deshalb sollte jeder seinen eigenen Weg gehen."

Einmal jedoch wollen sie noch zusammenkommen. Von den Aufnahmesessions zur letzten Queen-LP "Innuendo" sind noch mehrere Songs mit Freddie übriggeblieben. "Einige sind fast fertig, an anderen muß noch gefeilt werden", sagt May, "wir werden uns wohl im nächsten Jahr daransetzen, es sorgfältig zu Ende bringen und dann weiterziehen."

Zunächst aber möchte der schlaksige Gitarrist endlich wieder durch die Clubs ziehen. Als Mitglieder seiner Wunschband nennt er Bassist Neil Murray und Drummer Cozy Powell (Ex-Black Sabbath, Whitesnake) sowie Chris Thompson, den ehemaligen Sänger von Manfred Mann's Earthband. Und mit Thompsons stimmlicher Verstärkung könnte der Ausnahme-Gitarrist vielleicht doch noch seinen Weg "Back To The Light" machen. art

Godfathers of Rap

Revival-Tourneen mit verblaßten und aufgedunsenen Sternchen aus besseren Pop-Tagen sind meist nur noch peinlich. Das Klassentreffen der "Godfathers Of Rap" am Mittwoch, 21. Oktober, in der Frankfurter Music-Hall könnte angenehme Abwechslung bieten. Grandmaster Flash, Kurtis Blow und die Sugarhill Gang - alles gestandene, aber wieder vergessene Rap-Pioniere, haben sich noch einmal zusammengerauft. Und aus der Distanz können heute alle drei von sich behaupten, auch ein Stück Pop-Geschichte geschrieben zu haben.

Die Gang machte vor zwölf Jahren den Anfang mit ihrem "Rappers Delight" - ein Song, der sich längst als Dauerbrenner seinen Platz in den Discos der Welt gesichert hat. Weitere Erfolge blieben zwar aus, aber mit Neuauflagen des alten Hits konnte das Trio aus New Jersey immer wieder die Kasse auffüllen.

Kurtis Blow, ihr Kollege aus Harlem, hatte mehr Stehvermögen und lieferte zu seinen pulsierenden Rhythmen auch die passenden LP-Titel mit. 1983 war er der selbsternannte "Best Rapper In The Scene", und nach kleiner Flaute fünf Jahre später "Back By Popular Demand".

Um große Sprüche war auch Ex-DJ Joseph Saddler alias Grandmaster Flash nie verlegen. Mit seiner Furious Five-Band kultivierte er den Straßen-Beat und wetterte mit seinem heruntergeratterten Sprechgesang gegen politische Fehlleistungen der Reagan-Regierung.

Das hatte die Politiker damals noch weniger aufgeregt als heute. Jüngere Rapper wie Public Enemy, Run DMC oder auch Ice T nahmen sich an dem Großmeister ein Beispiel, nur daß sie mittlerweile von den Regierenden öffentlich geächtet werden, wenn sie gegen die Unterdrückung der Schwarzen ansingen. Was als Spaß vor zwölf Jahren begann, hat sich heute zu einer Form des politischen Protestes entwickelt, die auch noch in die Charts klettert. art

"Songs Of Freedom" heißt eine neue Bob-Marley-Box, die auf vier CDs das Gesamtkunstwerk des Reggae-Idols dokumentiert. In der umfassenden Werkschau sind bisher unveröffentlichte Live- und Studio-Aufnahmen des 1980 verstorbenen Sängers zu hören. Zusammengestellt wurde die Auswahl unter anderem von Marley-Entdecker Chris Blackwell, dem ehemaligen Chef von Island Records. Vor drei Jahren hat sich die Talent-Spürnase aus dem Geschäft zurückgezogen. In der FR zieht Chris Blackwell Bilanz.

Throw That Beat . . . Sie zählen zu den innovativsten und zweifellos auch verrücktesten jüngeren deutschen Bands. Es besteht also kein Grund, ihre Beats in die Mülltonne zu werfen. Aber wer sich Throw That Beat In The Garbagecan nennt, muß halt damit rechnen, nicht auf Anhieb für voll genommen zu werden. Ihre aktuelle CD "Cool" (Electrola) räumt jedoch alle Zweifel beiseite. Das Nürnberger Sextett setzt sich zwischen alle Stühle und ist dort gut aufgehoben. Die ehemaligen Independent-Heroen haben nach wie vor keine Berührungsängste, klauen ganz frech beim Wucht-Rock der Who, mischen psychedelische Melodien darunter, haben aber auch ein offenes Ohr für The Cure, The B 52's oder Lou Reed - ein dreistes Potpourri mit unwiderstehlichem Charme. Sänger und Gitarrist Klaus Cornfield, nebenbei noch leidenschaftlicher Zeichner, hat die Band-Geschichte nun auch in einem Comic-Band ("Throw That Beat In The Garbagecan", Alpha-Verlag) festgehalten. Am Mittwoch, 21. Oktober, kommen Throw That Beat in die Frankfurter Batschkapp. tin

Am Altarm der Nidder sollen viele hungrige Amphibien lästige Stechmücken fressen In Altenstadt zwischen Höchst und Oberau reparieren Menschen die einst von ihnen verursachten Schäden an der Natur / Erdaushub landet auf der Deponie

ALTENSTADT. Altarme, längst zur Rarität geworden, gelten bei Fachleuten als die "amphibischen Teile eines Flusses" und sind als die "bedeutungsvollsten Laich- und Jungtierareale" hoch geschätzt. In Altenstadt ist diese Erkenntnis lange Zeit nicht berücksichtigt worden. Der Altarm der Nidder, der sich zwischen der Eisenbahnbrücke bei Höchst und dem Oberauer Neubaugebiet durch die Aue schlängelt, wurde Jahrzehnte vernachlässigt, durch mehrmaliges Abholzen am Ufer sogar in seiner ökologischen Bedeutung gemindert. Nun, nach einem fast zwanzigjährigen Ringen der Naturschützer mit Karl Winter an der Spitze, sorgen das Land, die Gemeinde Altenstadt und die angrenzende Stadt Nidderau dafür, daß das Öko-System Altarm wieder intakt wird.

Vor einigen Tagen sind Bauarbeiter mit Baggern und Lastwagen in der Aue angerückt. Was sie tun, geschieht sozusagen auf wissenschaftlicher Grundlage. Bereits vor fünf Jahren untersuchte der Professor Werner Gnatzy vom Zoologischen Institut der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität den Altarm und entwickelte Vorschläge für dessen Renaturierung. Das jetzige Vorhaben - den Löwenanteil von 100 000 Mark bestreitet das Land Hessen aus seinem Investionsprogramm für Landschaftspflege, Altenstadt und Nidderau steuern jeweils 20 000 Mark bei - orientiert sich streng an den Vorschlägen des Experten und sieht insbesondere den Wegfall des Dammes an der Mündung des Altarmes in die Nidder vor.

Durch eine "direkte Anbindung" erwartet Gnatzy, daß der Altarm "wieder seine ursprüngliche Bedeutung als Laichgewässer für Fische und Lebensraum für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten erlangt". Eine weiterer Effekt: Ist der Damm erst einmal verschwunden, wird ein Rückstau des Wassers aus den angeschlossenen Gräben verhindert. Sommerhochwasser kann wesentlich schneller als bisher abfließen und das wäre für die Entwicklung der Population eines fiesen menschlichen Peinigers, der Stechmücke, ein schwerer Schlag.

Von der Mündung aufwärts wird in einem Teilstück des Flußbetts eine Rinne geschaffen, die den kontinuierlichen Abfluß von Schlamm und organischem Material aus dem Altarm gewährleisten soll. Das verhindert nicht nur die Zunahme unerwünschter Pflanzen in der Nidder, sondern beeinflußt auch die Sauerstoffversorgung günstig.

Unweit des Endpunktes der Rinne gestalten die Bauarbeiter bereits eine Schilfzone. Das Ufer ist deutlich abgeflacht und kein Hindernis mehr für Kröten und Frösche, die nur zeitweise im Wasser leben.Schilfzonen gelten auch als Nahrungs- und Lebensraum für viele räuberische Insekten und Wirbeltiere, beispielsweise Amphibien und Vögel, "darunter auch zahlreiche Mückenfeinde" (Gnatzy).

Von ähnlicher Bedeutung ist ein Tümpel, gleich in der Nachbarschaft, der bereits wesentlich vergrößert und an der Böschung ebenfalls abgeflacht wurde. Dort können Teichmolch, Bergmolch, Kreuzkröte und Erdkröte eine Heimat finden und ihren ungeheuren Appetit stillen. Aus von Gnatzy zitierten Untersuchungen über die Bedeutung von Amphibien im Naturhaushalt geht hervor, daß zirka 100 Kröten mit etwa neun Kilogramm Gesamtgewicht nahezu 90 Kilogramm Insekten, Schnecken und andere Kleinlebewesen pro Jahr fressen. Für den Wissenschaftler ein eindrucksvoller Beleg für die Bedeutung von Amphibien in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Für die Uferböschungen ist vorgesehen, standortgemäße Bäume zu pflanzen. Die Schwarzerle, der Wasserschneeball, die Traubenkirsche, der Faulbaum und die Hasel kommen dafür in Frage. Ob es obendrein gelingen wird, im Anschluß daran eine Weich- und Hartholzaue zu gestalten, läßt sich augenblicklich noch nicht absehen. Der Grunderwerb scheitert noch an der Bereitschaft der Eigentümer. Der Uferbepflanzung kommt eine enorme ökologische Bedeutung zu. Nachdem Ende der siebziger und achtziger Jahre erheblich abgeholzt wurde, liegt der Altarm kaum noch im Schatten. Die Folge ist eine deutlich erhöhte Pflanzenproduktion. Schon jetzt bedeckt die gelbe Teichrose, die Nymphea lutea, im mittleren und hinteren Altarm große Teile der Wasseroberfläche. Die große Menge an absterbenden Pflanzenresten, einer logische Folge der hohen Pflanzenproduktion, führt zu einem beträchtlichen Sauerstoffverbrauch. Gnatzy schließt nicht aus, daß es bei Untätigkeit erneut zu einem Fischsterben kommen würde. Insbesondere die Fischbrut wäre dann gefährdet. Der Erdaushub, der während der Bauarbeiten anfällt, immerhin 2500 Kubikmeter, landet übrigens auf der gemeindeeigenen Mülldeponie Lückengrund. Dort wird er, wie Altenstadts Bürgermeister Gerd Göllner berichtet, in einer zehn bis zwanzig Zentimeter dicken Schicht als sogenannte Schlußabdeckung verwendet. Der Rathauschef schlägt so zwei Stechmücken mit einer Klappe. sal

"CDU-Antrag wieder auf Tagesordnung nehmen" Mühlheimer Grüne lehnen Sondersitzung wegen Asylbewerber-Resolution aus Kostengründen ab

MÜHLHEIM. Die Grünen-Stadtverordnetenfraktion plädiert dafür, den umstrittenen Antrag der Christdemokraten - der in der jüngsten Parlamentssitzung durch den Beschluß auf "Nichtbefassung" von der Tagesordnung genommen worden war - in der nächsten Sitzung Anfang November zu behandeln.

Die Christdemokraten hatten nach Zahl und Unterbringung der Asylbewerber in Mühlheim gefragt, zugleich allerdings auch die Forderung nach Änderung von Paragraphen des Grundgesetzes erhoben.

SPD und Grüne hatten die Beschäftigung mit dem Antrag abgelehnt, da nach ihrer Meinung das Mühlheimer Plenum nicht sachlich zuständig war - zumindest nicht für den zweiten Teil der Resolution. Die Christdemokraten waren daraufhin kurzerhand aus dem Sitzungssaal ausgezogen.

Inzwischen haben sie einen Antrag auf Sondersitzung gestellt. Die SPD-Fraktion hat diesen Wunsch mit dem Hinweis auf die nicht vorhandene Eilbedürftigkeit und die Nichtzuständigkeit des Parlamentes abgelehnt.

"Die CDU-Scharfmacher im Kreis Offenbach von Frank Lortz bis Volker Hoff haben jetzt auch in Mühlheim ihre Asyldebatte", stellen die Grünen fest, nachdem sie im Vorfeld der jüngsten Sitzung die Christdemokraten mehrfach vergeblich gebeten hatten, den Antrag zu überdenken und ihn um des Friedens in Mühlheim willen zurückzuziehen. Das hatten die Alternativen nicht zuletzt deshalb erreichen wollen, weil einige CDU- Formulierungen nach ihrer Einschätzung den Eindruck hätten erwecken Taktischer Strohhalm können, daß viele Asylbewerber kriminell seien und darin das Problem läge.

Zunächst haben Grüne und SPD die Diskussion der Resolution verhindert. "Spätere Nachprüfungen und eine Rückfrage bei der Kommunalaufsicht ergaben aber, daß der CDU durchaus das Recht zugestanden hätte, den Antrag zu begründen", stellen nun aber die Grünen fest.

Der Antrag der CDU auf eine Sondersitzung erfüllt nach Meinung der Alternativpartei "die formellen Voraussetzungen für ein solches Begehren".

Schließlich habe die Stadtverordnetenversammlung in Mühlheim auch in der Vergangenheit Resolutionen zu Themen beraten, die außerhalb ihrer Kompetenz standen.

Die Grünen schlagen allerdings vor, aus Gründen der Sparsamkeit - eine Sondersitzung würde mindestens 3000 Mark kosten -, und nicht zuletzt wegen der fehlenden Eilbedürftigkeit auf eine Sondersitzung zu verzichten und den Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu bringen.

Schlußfolgerung der Fraktion der Grünen: "Festzuhalten bleibt aber, daß die neue Mühlheimer CDU mangels eigener kommunalpolitischer Alternativen jeden noch so untauglichen Strohhalm nutzen will, um sich im Hinblick auf den Wahltermin im März 1993 in Positur zu bringen. Die Zeiten, in denen in Mühlheim CDU und Grüne eine gemeinsame Liste zur Wahl der Stadtverordneten für den Ausländerbeirat aufstellten, gehören der Vergangenheit an." hf

Büdesheimer Ortsumgehung soll Priorität haben Örtliche Abgeordnete machen Druck, unterstützt von der Mehrheit im Schönecker Parlament

SCHÖNECK. Dem Verkehrsausschuß des Bundestags und dem hessischen Verkehrsminister könnte fast angst und bange werden. Sie sehen sich einer breiten Front von Lokalpolitik und örtlichen Abgeordneten gegenüber, die darauf bestehen, die Ortsumgehung der B 521 in Büdesheim beim Bundesverkehrswege-Plan in den "vordringlichen Bedarf" aufzunehmen. Projekte dieser Priorität werden noch in diesem Jahrzehnt gebaut. So ist es jedenfalls heute politische Absicht; wieweit sich die nach weiteren Ressourcenverlagerungen in den ostdeutschen Aufbau durchhalten läßt, ist abzuwarten.

Bundestagsabgeordneter Bernd Reuter (SPD) unterstützt das örtliche Anliegen; er nutzte dazu unter anderem ein Gespräch der hessischen Bundestagsabgeordneten mit Landesverkehrsminister Ernst Welteke über den Verkehrswege- Plan. Der Verkehrsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Klaus Daubertshäuser, hat in dieser Zusammenkunft laut Reuter versichert, "daß sich die SPD-Arbeitsgruppe Verkehr im Bundestag nachdrücklich für den Bau von Umgehungsstraßen einsetzen wird, um Anwohner vor Lärm- und Abgasbelästigungen zu schützen".

Bernd Reuter führte als zusätzliches Argument für die Büdesheimer Umgehung an, daß "der volle Verkehrswert der B 521 erst dann erreicht wird, wenn die Umgehungsstraße in Nidderau und Schöneck-Büdesheim gebaut wird". Immerhin zwängen sich heute schon 13 000 Fahrzeuge durch des Nadelöhr, Tendenz: steigend.

Landtagsabgeordneter Dirk Pfeil (FDP) wirft der Landesregierung in diesem Zusammenhang mangelnde Entschlossenheit vor. Ein schwacher SPD-Minister, werde da von grünen Fundamentalisten blockiert. Dabei sei es vor der Sitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses im November noch "durchaus möglich", die Umgehungsstraße in den vordringlichen Bedarf zu heben. Die FDP, die Pfeil als Schönecker Ortsvorsitzender gern wieder ins Gemeindeparlament zurückführen möchte, sei im übrigen daran interessiert, zusammen mit den örtlichen Sozialdemokrat(inn)en wegen der beiden Straßenprojekte in Wiesbaden vorstellig zu werden. Das Schönecker Parlament hat indessen auf Initiative der SPD einen letzten Versuch unternommen, vor der Bonner Ausschußsitzung das Ruder zugunsten einer Beschleunigung der Büdesheimer Umgehung herumzureißen. Die CDU unterstützte ihren Antrag, der die Parteien auffordert, sich bei ihren Land- und Bundestagsabgeordneten für die Sache einzusetzen. Der Antrag beauftragt zudem den Gemeindevorstand, sich auf allen Ebenen dafür stark zu machen. Für absolut nötig hält der Antrag die "Gleichsetzung" der Büdesheimer B 521-Umgehung mit den Umghehungen von Heldenbergen und Windecken im Zug der Neutrassierung der B 45 (B 45a), welche als vordringlicher Bedarf vorgesehen seien.

Die Grünen weigerten sich, darüber abzustimmen, was Parteien tun sollen. Der Antrag zeuge nur von Verlogenheit und Ideenlosigkeit, täusche aber Betriebsamkeit vor. Ul

Bessere Chancen für Tschernobyl-Kinder Frankfurter Hilfe zur Selbsthilfe hat sich bewährt

Die Kinder aus Tschernobyl können wieder hoffen. Mehr als sechs Jahre nach der Atom-Katastrophe in der Ukraine haben strahlengeschädigte Kinder durch Hilfe aus dem Westen nun wieder bessere Überlebenschancen. Inzwischen könnten die Ärzte im Kinderkrebszentrum der weißrussischen Hauptstadt Minsk bis zu 85 Prozent der krebskranken Jungen und Mädchen heilen. Noch vor wenigen Jahren lagen die Chancen gerade bei fünf Prozent, sagte der Frankfurter Oberarzt Valentin Gerein vom Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" jetzt.

Die ersten Erfolge bei den mehr als 400 Patienten der Kinderklinik zeigten, daß es richtig gewesen sei, "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten, betonte der Arzt der Uni- Kinderklinik. Der Verein war entscheidend daran beteiligt, das Kinderkrebszentrum in Minsk aufzubauen und durch Geld, Materialien und praktische Ratschläge die Arbeit zu unterstützen. "In ein, zwei Jahren kommen die Ärzte in Minsk aus eigener Kraft weiter", sagte Gerein.

In der weißrussischen Stadt arbeitet ein Team von 18 Medizinern, die sich in Frankfurt weiterbilden konnten.

Den Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" hatten Frankfurter vor zwei Jahren gegründet, um den strahlengeschädigten Kindern in Weißrußland und der Ukraine besser helfen zu können. Damals waren gerade Viktor und Valentina, die ersten krebskranken Kinder aus Minsk, zur Behandlung nach Frankfurt gekommen.

Zunächst bemühten sich die Frankfurter Mediziner um Soforthilfe, auf längere Sicht wollten sie helfen, in Minsk ein Krebszentrum aufzubauen. Das Projekt ist inzwischen gut vorangekommen. Mit 20 Betten in einem abbruchreifen Haus hatten die Kollegen in Weißrußland angefangen. Jetzt haben sie schon hundert Betten und konnten mittlerweile mehr als 400 Patienten versorgen.

Minsk sei inzwischen zum Modell für die GUS-Staaten geworden, so Gerein. Kollegen aus den anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion informierten sich in der Klinik, und nach dem Vorbild Minsk seien zwölf weitere Krebszentren im Aufbau.

Die Starthilfe für das Projekt hatte der Frankfurter Verein mit mehr als 1,5 Millionen Mark Spendengeldern gegeben. Aber es seien noch erhebliche Summen erforderlich, um ein geplantes Krebszentrum für 32 Millionen Mark zu bauen.

Gerein betonte, es sei richtig gewesen, vor Ort zu helfen. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern des Westens seien begrenzt, und hier sei eine umfassende Hilfe für die Kinder aus Tschernobyl gar nicht zu bezahlen. So habe er bei seinem Besuch in den letzten Tagen zehn Kinder aus dem 40 Kilometer von Tschernobyl entfernten Slawutitsch untersucht.

In Deutschland würde die Behandlung für jedes der Kinder bis 150 000 Mark kosten, in Minsk hätten sie für ein Zehntel des Betrags gute Überlebenschancen. Nur eines der zehn Kinder sei wegen einer komplizierten Infektion nach Deutschland zu überweisen, den anderen könnten Ärzte in Weißrußland helfen.

Spenden für den Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" an die Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 502 01) Kontonummer 297 666. luf

Gefährliche Leuchtstoffröhren Kreis: nicht auf Deponien bringen, sondern getrennt sammeln

MAIN-KINZIG-KREIS. Leuchtstoffröhren enthalten Quecksilber und dürfen daher nicht auf den Mülldeponien des Kreises entsorgt werden. Darauf macht Abfalldezernent Erich Pipa aufmerksam. Die Kommunen und der Kreis würden deswegen Sammelbehälter für die schadstoffreie Abfuhr bereithalten, teilt er weiter mit. Annahmezeiten und Standort könnten bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung erfragt werden.

Sein Bedauern drückt Pipa über die Gemeinde Freigericht aus, die sich nicht an dem Sammelsystem beteilige. In diesem Fall müsse sich die Bevölkerung direkt an die Kreismülldeponie nach Hailer wenden, wo separat Leuchtstoffröhren gesammelt werden. Das gilt ebenfalls für Hohenzell. Je Anlieferung können maximal 15 Leuchtstoffröhren abgegeben werden. Die Höchstanlieferung pro Lieferant und Jahr ist auf 100 Stück begrenzt.

Der Kreis weist besonders darauf hin, daß die Lampen "bei der Entsorgung unbeschädigt" sein sollten. Besitzer von größeren Mengen seien verpflichtet, dies auf eigene Kosten und in eigener Verantowrtung zu übernehmen.

Informationen hierzu können über die Abfallberatung des Main-Kinzig-Kreises eingeholt werden. Um Umweltbelastungen weiter zu reduzieren, bittet Pipa alle Bürgerinnen und Bürger, die Sammelmöglichkeit auch zu nutzen. hok

Gut für den Müll Kulturkalender Hessen

Im hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat man sich auf den Hosenboden gesetzt und sich der Aufgabe angenommen, einen "Hessischen Kulturkalender" vom Oktober 1992 bis April 1993 zusammenzustellen.

Nun ist die Fleißarbeit getan und alles ist aufgelistet, wessen man habhaft werden konnte - alles, bis auf das Wichtigste.

So findet sich unter den Ausstellungsorten das Rathausfoyer in Hofheim ebenso wie das Heimatmuseum Dietzenbach, die Brüder-Grimm-Stube in Marburg, aber nicht die Frankfurter Kulturschirn. Unter Ballett wird auf das New Zealand Ballett im Kurtheater Homburg hingewiesen, nicht aber auf William Forsythes Premieren an den Städtischen Bühnen in Frankfurt, genausowenig wie auf das Staatstheater Wiesbaden oder Kassel. Wenn Valentin Senger in der Klosteraula von Schlüchtern liest, wird das kundgetan, ebenso eine Lesung im Frankfurter Feministisch-Literarischen Salon (ohne Adresse), aber die Lesungen im Literaturhaus und im Hessischen Literaturbüro in Frankfurt fehlen. Die Frankfurter Oper kommt nicht vor, das Schauspielhaus bleibt ungenannt, die Konzerte der Alten Oper fehlen; das Philharmonische Orchester Brabant spielt am 23. April 1993, aber niemand weiß wo; die Bad Hersfelder Bachtage finden vom 9. bis zum 11. April statt: "genauer Ort siehe Tagespresse . . ."

"Verzichten mußten wir allerdings auf die Aufnahme sehr umfangreicher Programme, die den Rahmen dieser Publikation gesprengt hätten", schreibt die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer, in ihrem Vorwort. Aber diese Entschuldigung ist unannehmbar, denn wenn alles aufgelistet wird, nur das Wichtige nicht, dann hätte man gleich auf das ganze Projekt verzichten sollen. Und das alles in 120 Seiten auf Hochglanzpapier mit vielen, zum Teil farbigen Bildern.

Sicher kein billiges Produkt, dieser Kalender, der gerade mal für den Müllcontainer taugt. Und wenn er irgend jemanden interessieren wird, dann (leider zu spät) den Rechnungshof. wp

UBG und CDU gehen aneinander hoch

KRONBERG. Eine Äußerung des CDU- Spitzenkandidaten Edmund Knapp während eines Frühschoppens seiner Partei in Schönberg bringt den Wahlkampf in Schwung. "Tiefe dunkle Schatten", hatte Knapp gesichtet, "Aggression und Unruhe" seien in der Bürgerschaft entstanden, und verantwortlich dafür sei zuallererst die Unabhängige Bürger-Gemeinschaft. Deren Einfluß wolle die CDU "einschränken und beseitigen".

UBG-Sprecher Ulrich Brandt dazu: "Warum nicht gleich ausmerzen?" Er sieht im Vokabular des CDU-Kontrahenten "das Anknüpfen an Dumpfes, Unbewußtes, eine gewollte Diffamierung mit assoziativen Wirkungen". Bisher habe die UBG geglaubt, sie befinde sich in einem demokratischen Wettbewerb - "und nun diese negativ besetzten Verdrängungsparolen, nur weil wir mit unseren Koalitionspartnern aktiv geworden sind nach all den Jahren der Untätigkeit seitens der CDU, nicht nur in Sachen Verkehr".

Es sei legitim, wenn Knapp und die CDU die Politik der Mehrheit nicht gut fänden, undemokratisch aber - so Brandt - sei "dieser Diffamierungsversuch, der bewußt darauf abzielt, die UBG und damit ein knappes Fünftel der Wähler aus dem Kreis der Gemeinschaft zu drängen". hko

Weitere Informationen zur Fehlbelegungsabgabe

Wegen des großen Interesses bei den Bürgern plant die Stadt weitere sieben öffentliche Informationsveranstaltungen zum Thema Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen. Das Amt für Wohnungswesen gab jetzt bekannt, daß die städtischen Fachleute dabei folgende Stadtteile aufsuchen wollen: Praunheim, Sossenheim, Goldstein, Seckbach, Frankfurter Berg, Griesheim und Sindlingen. Konkrete Termine werden noch genannt.

Am Donnerstag hatte die Stadt eine erste Folge von sechs Veranstaltungen angekündigt. Inzwischen hat sich in einem Fall das Datum geändert: Die Berater kommen nicht am Donnerstag, 15. Oktober, sondern erst am Dienstag, 20. Oktober, nach Nied-Ost. Es bleibt bei Ort und Zeit der Veranstaltung im Haus Birminghamstraße 20 von 14 bis 18 Uhr. jg

Namen + Notizen

WILHELM KRESS, Bürgermeister von Kronberg, ist erneut in die Mitgliederversammlung der Oberurseler Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft (OWG) gewählt worden. Die fünfjährige Amtszeit beginnt Anfang nächsten Jahres. Kreß wohnt in der Waldsiedlung Oberhöchstadt, die vor drei Jahren von der OWG übernommen wurde.

PHILIPP ALTER, Mitgründer des Burgvereins Königstein, wurde von seinem Verein als Dank für seine langjährige Mitarbeit mit dem Comodore-Orden ausgezeichnet. Der Orden ist die höchste Auszeichnung, die der Burgverein vergibt. Er darf von maximal fünf Personen gleichzeitig getragen werden. Philipp Alter war 18 Jahre lang Schatzmeister des Königsteiner Vereins und stets intensiv an der Gestaltung des jährlichen Festzugs beteiligt.

Sozialarbeiterin berät im Rathaus Somborn

FREIGERICHT. Die Sozialarbeiterin der Gemeinde bietet regelmäßig Sprechstunden im Somborner Rathaus an. Folgende Termine steht für Ratsuchende fest: Mittwoch, 28. Oktober, in der Zeit von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr.

Nach Auskunft der Kommune entfallen damit für zahlreiche Bürgerinnen und Bürger "die oftmals beschwerlichen und kostenintensiven Fahrten zum Jugendamt nach Gelnhausen". Selbstverständlich sei es jedem Ratsuchenden freigestellt, sein Anliegen zu den üblichen Sprechzeiten - oder nach vorheriger Vereinbarung - auf dem Jugendamt in Gelnhausen vorzutragen. schu

Junger Räuber schlug einer Frau ins Gesicht

Ein bewaffneter Räuber hat dieser Tage innerhalb von zweieinhalb Stunden zwei Geschäfte im Nordend überfallen und dabei 1000 Mark erbeutet. Der Mann trug einen Pullover mit Rautenmuster.

Mittags stand der Mann vor einem Kiosk im Oeder Weg, in dem eine 48jährige Frau bediente. Dort zog er plötzlich seinen grauen Pullover über das Gesicht, zog einen Revolver und warf der Frau eine grüne Plastiktüte zu. Dann forderte er sie auf: "Los Kasse auf und Geld rein!"

Das Opfer öffnete zwar die Schublade, erklärte jedoch, sie habe kein Geld. Daraufhin griff der Räuber in die Kasse und mußte dabei feststellen, daß diese lediglich Hartgeld enthielt. Er zog es vor, ohne Beute zu verschwinden. Die 48jährige war durch den Überfall derart geschockt, daß sie die Polizei erst eine Viertelstunde später alarmieren konnte.

Wenig später überfiel der auf 18 Jahre geschätzte Mann ein Lottogeschäft in der Koselstraße. Er zog den Revolver aus dem Hosenbund und verlangte von der 64jährigen Eigentümerin die Herausgabe der Tageseinnahmen. Die Frau versuchte, in einen Nebenraum zu flüchten, worauf der Täter über die Theke hechtete und ihr mit der Faust ins Gesicht schlug. Die Frau wurde später mit einem Notarztwagen in die Klinik gebracht, wo sie an Gesichtsprellungen behandelt wurde.

Der Täter wird als etwa 1,65 Meter groß beschrieben. Er ist schlank und hat einen dunklen Teint. Die Haare sind schwarz und gelockt. Er soll auffallend lange Finger haben.

Hinweise auf den Gesuchten nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. habe

380 Millionen für Sozialhilfe Ausgaben der Stadt Frankfurt in sieben Jahren verdoppelt

In nur sieben Jahren haben sich die Ausgaben der Stadt Frankfurt für Sozialhilfe mehr als verdoppelt - von 187,9 Millionen Mark im Jahre 1984 auf 380,4 Millionen im vergangenen Jahr. Diese Zahlen finden sich in der jüngsten Ausgabe der "Frankfurter Statistischen Berichte" des städtischen Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen. Jährlich wuchs die Summe, in der sich die Armut in der Dienstleistungsgroßstadt widerspiegelt, damit um 10,7 Prozent.

Jetzt gab das Sozialamt zusätzlich Auskunft über die Entwicklung bei den Sozialhilfeempfängern: Bezogen 1984 37 073 Menschen diese Unterstützung, so waren es im Jahre 1991 bereits 49 895.

Zusammen mit dem Geld, das überörtliche Träger ausgaben, kostete die Sozialhilfe im vergangenen Jahr in Frankfurt sogar 396,4 Millionen Mark. Die Statistiker weisen darauf hin, daß in dieser Summe nur Geld- und Sachleistungen zusammenfließen. Nicht erfaßt werden die Aufwendungen für umfangreiche Beratungen, Zuschüsse, Kosten für die Schaffung und Erhaltung sozialer Einrichtungen sowie der Verwaltungsaufwand.

In den vergangenen sieben Jahren ergab sich der größte Anstieg der Sozialhilfe von 1985 auf das Jahr 1986 mit 15,4 Prozent. Die absolute Zahl der Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, wuchs am stärksten im Jahr 1987 mit 44 978 Personen gegenüber lediglich 41 854 im Jahr 1986. Dieser Sprung, so ein Fachmann im Sozialamt, ergab sich damals unter anderem durch den Zustrom von Asylsuchenden nach Frankfurt.

Die Statistiker ermittelten dann, wieviel Geld pro Einwohner hessische Städte für die Sozialhilfe aufwenden müssen. Hier liegt Frankfurt an dritter Stelle mit 587,71 Mark im Jahr hinter Offenbach (708,98 Mark) und Kassel mit 635,97 Mark. Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden folgt ganz dicht hinter der Stadt Frankfurt mit 569,21 Mark.

Die Zahlen stützen aus der Sicht des Amtes die einleuchtende These, daß "gesellschaftliche Entwicklungen, die zum Sozialhilfebezug führen, vornehmlich in den Städten, insbesondere in den Ballungsräumen anzutreffen sind". Nur Darmstadt fällt aus diesem allgemeinen Trend heraus, ohne daß die Statistiker dafür einen Grund nennen können - die Kommune muß nur 245,50 Mark pro Kopf ihrer Einwohner jährlich für Sozialhilfe zahlen. Ganz deutlich ergibt sich der Unterschied zu den 21 hessischen Landkreisen: Sie gaben im Durchschnitt lediglich 232,38 Mark pro Bewohner für ihre Sozialhilfe aus. jg

Wenn das Cholesterin aus dem Gleichgewicht ist

FREIGERICHT. Die Gemeinde Freigericht bietet in Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Gelnhausen einen Kochkursus unter dem Titel "Natürlich genießen - auch bei erhöhtem Cholesterinspiegel" an . Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, 13. Oktober, um 17 Uhr in der Freigerichthalle im Ortsteil Altenmittlau.

Weitere Termine sind: Dienstag, 20. Oktober, von 17 bis 20 Uhr und eine Woche später, am 27. Oktober, ebenfalls in der Zeit von 17 bis 20 Uhr. Anmeldungen nimmt Frau Geppert unter der Telefonnummer 0 60 55 / 8 88 27 im Rathaus entgegen.

"Mit unserem Kursangebot möchten wir zeigen, warum der Körper Cholesterin braucht, aber dennoch leicht zuviel davon hat", schreiben die Veranstalter. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen darüber informiert werden, warum der Fettstoffwechsel aus dem Takt geraten kann und wie der Cholesterinspiegel wieder ins Gleichgewicht kommt. schu

Sprechstunde mit Bürgermeister Unger MAINTAL. Die nächste Sprechstunde des Maintaler Bürgermeisters Dr. Walter Unger findet am Montag, 19. Oktober, im Rathaus des Stadtteils Wachenbuchen statt. Von 17 bis 18 Uhr ist er ansprechbar.

Guter Rat in allen Versicherungsfragen

MAINTAL. Der Versichertenälteste der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Friedrich Volz, bietet am Mittwoch, 14. Oktober, von 9 bis 12.30 Uhr im Feuerwehrgerätehaus des Stadtteils Bischofsheim (Dörnigheimer Weg) kostenlose Beratung an.

Volz berät nicht nur Rentenanwärter, sondern auch Personen, die an der Überprüfung ihres Versicherungskontos interessiert sind. Das gilt auch für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes bezüglich Zusatzversicherungskasse. pom

Bürger sollen sich zur neuen Insel äußern

RÖDERMARK. Die Traminer Straße soll eine Insel bekommen. Sie soll zwischen der Pestalozzistraße in Urberach und dem Ortseingang von Eppertshausen gebaut werden. Für die Seitenstreifen der Bundesstraße 486 ist eine Begrünung vorgesehen. Das Hessische Straßenbauamt hat dazu mehrere Varianten geplant, die am Mittwoch, 14. Oktober, den Anwohnern vorgestellt werden. Ab 19.30 Uhr liegen die Vorschläge im Rathaus Urberach, Zimmer 300 im zweiten Stock, aus. fuh

Kurs vom Bundesverband für Selbstschutz

OBERURSEL. Ein Grundlehrgang in Selbstschutz wird am Donnerstag, 22. Oktober, von 8 bis 15.15 Uhr, und am Freitag, 23. Oktober, von 8 bis 13 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Mitte angeboten. Organisiert wird er von der Gemeinde und dem Bundesverband Selbstschutz (BVS).

Bei Gefahren aller Art - von der Naturkatastrophe bis zum Kriegsfall - sollen Bürger sich und anderen helfen können. Sie lernen unter anderem, Verbände anzulegen und Blutungen zu stillen. Der Grundkurs wird für die Führerscheinprüfung als Erste-Hilfe-Kurs anerkannt.

Anmeldung beim Ordnungsamt unter Tel. 0 61 71 / 502-444 oder beim BVS, Tel. 0 60 31 / 58 76. jom

Fundsachenversteigerung Mittwoch im Betriebshof

MAINTAL. Fundsachen aus den vier Stadtteilen werden am Mittwoch, 21. Oktober, von 14 bis 16 Uhr auf dem städtischen Betriebshof im Stadtteil Dörnigheim, Berliner Straße, öffentlich versteigert.

Die Gegenstände - es handelt sich wesentlich um Fahrräder, Uhren, Schmuck und Kleidung - können bereits ab 13.30 Uhr von Interessierten besichtigt werden. pom

CDU stellt den Standort des Bauhofs in Frage

STEINBACH. "Die Arbeitsbedingungen sind für eine 11 000-Einwohner-Stadt nicht mehr zeitgemäß und würden in Privatbetrieben den Betriebsrat aktiv werden lassen." Dieses Urteil fällte die CDU-Fraktion nach einem Besuch des städtischen Bauhofs. Wie ihr Sprecher Gustav Schreiber mitteilt, haben die Fraktionsmitglieder Zweifel, ob die Möglichkeiten dort für ein wirtschaftliches Arbeiten ausreichen: "Dinge müssen umständlich, sogar außerhalb gelagert werden, in dem einen Mehrzweckraum sind stete Konflikte gegeben, da er als Garage, Arbeits- und Lagerraum dient."

Der Standort im Stadtkern muß nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden Dieter Hagenlocher "generell in Frage gestellt werden". Er kündigte entsprechende parlamentarische Initiativen an. hko

Preisschub bei Wohnungseigentum

Eigentumswohnungen und Grundstükke im Frankfurter Stadtgebiet sind 1991 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich teurer geworden. Die Statistiker beobachten zwar keine sensationellen Veränderungen auf dem Markt, registrieren aber einen erheblichen Preisschub, der den Trend der vergangenen Jahre bestätigt.

Wie aus einem Bericht des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen hervorgeht, sind die kleinsten Eigentumswohnungen am teuersten. Für eine 20 bis 50 Quadratmeter große Wohnung in einem Altbau mußten 1991 im Schnitt 4100 Mark pro Quadratmeter gezahlt werden. Der Preisindex für diese Kaufobjekte hat sich damit seit 1985 fast verdoppelt. Auch in Neubauten, die zwischen 1981 und 1991 entstanden, erreichen Wohnungen dieser Größenordnung den Spitzenwert in der Statistik: 6200 Mark pro Quadratmeter wurden verlangt und von finanzstarken Singles auch bezahlt. Zum Vergleich: Für Eigentumswohnungen mit 71 bis 90 Quadratmetern waren in Altbauten durchschnittlich 4000 Mark, in Neubauten 5200 Mark fällig.

Aus dem Preisspiegel geht auch hervor, daß die eigenen vier Wände nicht nur in Innenstadtlage (Westend, Sachsenhausen, Nordend, Bockenheim) horrende Summen kosten. Eigentumswohnungen in Altbauten sind in Hausen oder Nieder- und Oberrad teilweise kaum noch billiger. Und in den nach 1948 entstandenen Gebäuden wurde in Seckbach und Eschersheim im Durchschnitt schon mehr verlangt als in der City.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den unbebauten Grundstücken. Der Bodenpreisindex stieg zwischen Januar 1990 und Januar 1992 für Wohnbauflächen um 140 Punkte, für den Handel um 400 Punkte und für Büros in Spitzenlage um 500 Punkte. Bauland in guten Lagen von Eigenheimgebieten weist der Bericht mit einem Quadratmeterpreis von 1010 Mark aus. Die Bodenpreise für Geschäftslagen sind je nach Standort auf 1200 bis 2600 Mark geklettert. Die höchsten Erlöse sind mit Grundstücken für Büros in Spitzenlagen der City zu erzielen: Für durchschnittlich 11 500 Mark ist der Quadratmeter zu haben. vo

Heimspiel für "Mistress" mit rockigen Klängen

FLÖRSHEIM. Breit ist das Repertoire, lang die Nacht - am Samstag, 17. Oktober, geht in der Stadthalle die Post ab. Von 20 Uhr an ist fetzige Musik angesagt.

Den Auftakt übernimmt "Jinxed". Die Band aus Kelsterbach präsentiert Rock im Stil der 70er Jahre. Von Funk-Rock bis Heavy-Metal reicht das Spektrum von "Mistress" aus Flörsheim. Mit eigenen Stücken und Interpretationen bekannter Songs will sie dem Publikum einheizen.

Rotes Kreuz bangt um die Fortsetzung seiner Arbeit Wehrheimer Ortsgruppe sucht ein akzeptables Zuhause

WEHRHEIM. "Wir hätten so gern ein Zuhause." Betty Simon, Vorsitzende des Roten Kreuzes in Wehrheim, befürchtet manchmal, ihre Arbeit nicht fortsetzen zu können. Seit ihr von der Gemeinde eröffnet wurde, daß das Rote Kreuz den Raum in der Obernhainer Saalburghalle räumen muß, hat sie das Gefühl, "zwar in Obernhain raus-, aber nach Wehrheim nicht rein"zukommen. Dort ist für die Ortsvereinigung einfach keine in ihren Augen akzeptable Alternative aufzutreiben. Und einen Raum, in dem sich die Mitglieder der Ortsgruppe treffen können, hält Betty Simon für unabdingbar.

Nur so, meint sie, sei es möglich, auch junge Leute wieder für das Rote Kreuz zu gewinnen. Die Jugendgruppe, die zu Beginn der Obernhainer Zeit existierte, besteht nicht mehr. Ob es genügend Interessierte für eine neue Gruppe gäbe, weiß Betty Simon nicht. "Aber wie soll ich das herausfinden, wenn wir nicht mal einen Raum haben, wo wir uns treffen können?" Auch Obernhain sei da nur ein Kompromiß gewesen. Da es für viele schlecht zu erreichen war, habe man sich dort nur noch selten getroffen.

Genau dies war der Grund für die Gemeinde, dem DRK zu kündigen: Der Raum in der Saalburghalle müsse auch anderen Vereinen zugänglich gemacht werden, meint Wehrheims Bürgermeister Helmut Michel. Für ihn, selbst im Vorstand des Roten Kreuzes, hat der Verein in Wehrheim dennoch eine Perspektive: Die Sozialstation, in der bislang noch der Kindergarten untergebracht ist, werde 1994 nach dem Neubau des Kindergartens frei. Und damit auch Räume für das DRK. "Die müssen eben auch mal eine Übergangslösung akzeptieren", meint er.

Zwar ist eine solche dem DRK in Form eines Kellerraumes in der Wiesenau angeboten worden. Für Betty Simon ist diese Offerte jedoch "unannehmbar": Bis heute sei nicht geklärt, welche Toiletten die Vereinsmitglieder dort benutzen dürfen. Außerdem sei der Raum nur zu den Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung zugänglich. Einen eigenen Schlüssel hat das Rote Kreuz nicht bekommen. Und gerade die Abendstunden sind für die Helfer wertvoll: "Schließlich machen wir unsere ganze Arbeit ehrenamtlich, müssen tagsüber unserem Beruf nachgehen. Da müssen wir uns doch mal abends treffen können", erläutert Betty Simon.

Für sie ist der fensterlose Raum symbolträchtig: "Die Sozialarbeit gehört in den Keller." So scheine es in den Augen der Verantwortlichen zu sein. "Wir haben keine Lobby und können unsere Arbeit auf keiner Bühne vorführen", sagt sie. "Wir arbeiten im stillen."

Gearbeitet wird zur Zeit vor allem im Wohnzimmer: Das Haus der Simons ist zum Büro des DRK geworden. Die Menschen, die Hilfe suchen, stehen als erstes dort auf der Schwelle. Einstweilen wird sich daran, so fürchtet Betty Simon, wohl auch nichts ändern. "Aber wenn ich es sein lasse", meint sie, "dann trifft es die Falschen." ca

Kleine Lokalrundschau

Jazz im Bürgerhaus SCHWALBACH. Swing der 30er und 40er Jahre gehört zu den Vorlieben der sieben Jazzer von der "Leathertown Jazzband". Sie sind am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus zu hören. Börse für Spielwaren HATTERSHEIM. Spielzeug, Kleider und Kinderwagen werden bei einer Tauschbörse der Hattersheimer Jugendpflege gehandelt. Gefeilscht wird am Sonntag, 18. Oktober, von 14 bis 17 Uhr in der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg. Wer einen Stand aufschlagen möchte, soll sich im Rathaus, Tel. 0 61 90 / 80 81 52, melden. Ortsbeirat Vockenhausen tagt EPPSTEIN. Über sieben Themen berät der Ortsbeirat Vockenhausen am Montag, 19. Oktober, ab 20 Uhr im Rathaus I. Die Stellungnahme zum Nachtragshaushalt und Änderung des Flächennutzungsplanes stehen zur Diskussion. Der Radweg ist ein Thema EPPSTEIN. Über den geplanten Fuß- und Radweg von B 455 bis zur S-Bahn- Station soll im Ortsbeirat Niederjosbach gesprochen werden. Die Sitzung beginnt am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr in der Kita Niederjosbach (Schulstraße). Pont-Neuf im Kino SCHWALBACH. "Die Liebenden von Pont-Neuf" zeigt das Bürgerhauskino am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr. Der Streifen erzählt eine Liebesgeschichte unter den Brücken von Paris. Beratung für Mütter HOCHHEIM. Eine Mütterberatung bietet das Kreisgesundheitsamt am Mittwoch, 21. Oktober, von 10 bis 11.15 Uhr in der Verwaltungsstelle in Massenheim an. Gleichzeitig bieten die Mediziner Impfungen gegen Diphterie, Tetanus, Masern und Mumps an. Märchenabend bei Kerzenlicht BAD SODEN. Um "die Frau im Märchen" geht es am Dienstag, 27. Oktober, von 20 Uhr an im katholischen Gemeindezentrum St. Katharina in der Salinenstraße. Anmeldungen für das "besinnliche Zusammensein" unter Tel. 0 61 96 / 2 23 70. Der Eintritt kostet fünf Mark.

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Alien 3 (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bolek und Loleks große Reise (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (17 Uhr); Kleine Haie (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Walt Disney's Peter Pan (17.30 Uhr); Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 14 bis 17.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Versteigerung, 8 bis 16.30 Uhr.

Kronberg. Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.

Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Königstein. Kurhaus: Bilder von Anne Reichardt, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Einzelausstellung mit Werken von Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Vorträge/Kurse Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstr. 25: "Reise ins Baltikum", Dia- Vortrag von Archibald Bajorat, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.

Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstr. 16, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.

Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Beratung bei Frau Ruf 10 bis 11 Uhr, Tanz 14 bis 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz 19.30 bis 22 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag 14 bis 18 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Filme über die Römer für Kinder ab 10 Jahre, 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.

Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.

Wir gratulieren

Lisette Herr, Am Euwerig 1, Gemünden, zum 93. Geburtstag.

Am Deich klafft nur ein millionenschweres Loch Bau einer Kurklinik in Norddeich liegt brach / Baufirma wurde auch anderen Städten zum Verhängnis Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 13. Oktober. An der Badestraße in Norden-Norddeich, gleich hinter dem Deich, klafft ein großes Loch in der ostfriesischen Ferienlandschaft. Es ist die Baugrube für eine Kurklinik. Seit etlichen Wochen ruhen die Bauarbeiten. Die Grube füllt sich allmählich mit Wasser. Mit der angekündigten Fertigstellung der 240-Betten-Klinik im Sommer nächsten Jahres rechnet selbst Hinrich ("Hinni") Swieter nicht mehr. Der ostfriesische Landrat und niedersächsische Finanzminister ist auch Vorsitzender der Klinik- Betreibergesellschaft. Noch bis in die letzten Wochen hinein versuchte der Sozialdemokrat allzeit Optimismus zu verbreiten, obwohl es schon seit Juli 1991 Grund zur Skepsis gab. Damals war nämlich der Kaufpreis für das Grundstück fällig. Aber die Firma Unitas zahlte bis heute nicht.

Die Unitas wollte die Klinik errichten und dann an die Betreibergesellschaft verpachten, an der sie auch selbst beteiligt ist. Obwohl sich schlechte Nachrichten über diese in Frankfurt am Main ansässige Firma häuften, beteuerte Swieter im Mai 1992, er habe keine Sorgen um die Finanzierung des 66-Millionen-Mark- Projekts. Im Juni, nachdem Klagen der beauftragten Baufirma über nicht bezahlte Rechnungen und auch Sorgen der Stadt Norden um eine möglicherweise Finanzminister sprach noch im Juni von Stimmungsmache verlorengehende Bürgschaft immer lauter geworden waren, empörte sich Swieter über die "windigen Stimmungsmacher" und deren "Lust an destruktivem Spekulieren". Für ihn gebe es keinen Zweifel, daß die Klinik zügig gebaut werde, sagte er. Das Projekt schaffe Arbeitsplätze, zusätzlichen Umsatz für den Handel, "mindestens 100 000 zusätzliche Übernachtungen" und beträchtliche Einnahmen für die Stadt aus den Kurbeiträgen.

Gleichzeitig wurde aber publik, Swieter verhandele bereits mit einem anderen Partner, der brieflich im Steuerparadies Liechtenstein zu erreichenden Mer AG. Wie sich bald herausstellte, verbesserte sich die Lage dadurch nicht, denn dieses Unternehmen ist personell und finanziell eng mit der Unitas verwoben. Das erhoffte Geld floß weder aus Frankfurt noch aus Liechtenstein noch von einer der Banken, zu denen sich die Unitas bester Beziehungen gerühmt hatte. Nun droht ein Konkurs, der für die Stadt auch zur Folge haben könnte, daß sie das von ihr eingebrachte wertvolle Grundstück verloren geben muß.

Kritiker des Projekts, die vor allem in den Reihen der Grünen sitzen, haben freilich längst vor einem noch größeren Debakel gewarnt, zu dem es kommen könne, wenn die Klinik planmäßig gebaut würde. Denn die Betreibergesellschaft, an der maßgeblich die Stadt beteiligt ist , habe sich verpflichtet, an die Unitas jährlich sechs Millionen Mark Pacht zu zahlen. Wie sich dieses Geld erwirtschaften lasse, sei ungeklärt.

Das Loch hinterm Nordsee-Deich ist nur eine von mehreren Stellen in Niedersachsen, wo die Unitas sich und andere in Absturzgefahr gebracht hat. In Wittmund zum Beispiel sollten 43 Wohnungen für Aussiedler entstehen. Nachdem die Baufirma eine Zeitlang vergeblich auf Geld von der Unitas gewartet hatte, mußte sie die Arbeiten vorläufig einstellen.

In Hitzacker war für 60 Millionen Mark ein Rehabilitationszentrum geplant. Bis Juli hatte die kleine Stadt an der Elbe den für ihre Verhältnisse großen Betrag von 74 000 Mark für Planungskosten ausgegeben. Weil die Unitas als Bauträger-Gesellschaft ihre Zusagen nicht einhielt, rang sich Bürgermeister Christian Zühlke (SPD) Ende August zu der Einsicht durch, daß sich die Stadt besser nach anderen Investoren umsehe. Es besteht aber kaum Aussicht, daß andere in die vorliegende Planung einsteigen. Ein ähnliches Ende hatte kurz zuvor ein Unitas-Hotelprojekt in Hameln gefunden.

Um viel höhere Beträge geht es in Bad Münder. Der Kurort am Deister-Gebirge verheißt in einem Prospekt, hier entstehe "zur Zeit eine der attraktivsten Freizeitanlagen Deutschlands". Veranschlagte Kosten: 350 Millionen Mark. Aber außerden Abwasserkanälen, die von der Stadt ebenso vorfinanziert wurden wie die Planung, ist bisher kaum etwas zu sehen. Das Kur- und Kongreßzentrum, das 180- Zimmer-Hotel, die "Thermalwasserlandschaft", das Feriendorf mit vielfältigen Spiel- und Sportanlagen und der Golfplatz, der laut Prospekt "auf höchstem internationalem Niveau konzipiert" ist, blieben nach dem im Spätsommer 1991 zelebrierten ersten Spatenstich da stehen, wo sie vorher gestanden hatten: auf dem Konzeptpapier. Statt des "Deisterparks", von dem die Pläne sprechen, erhalte Bad Münder einen "Geisterpark", spöttelte inzwischen ein Lokalblatt. Geisterpark in Bad Münder

In der rot-grünen Koalition Niedersachsens bewirkt das Vorhaben seit langem immer wieder Unfrieden. Umweltschützer hatten frühzeitig gewarnt, mit den 1700 Autos, die allein nach der Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Thermen jeden Tag zusätzlich in Bad Münder erwartet werden müßten, und mit vielen anderen vom "Deisterpark" ausgehenden Umweltbelastungen widerspreche das Projekt dem Charakter des Kurorts. In der Koalitionsvereinbarung aus dem Frühjahr 1990 ist festgelegt, solche Projekte - auch die, die sich zum Zeitpunkt der Regierungsbildung bereits in der Planung befanden - müßten auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden. Aber Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) sah diese Notwendigkeit im vorliegenden Falle nicht. Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) versicherte besorgten Umweltschützern, das Land werde derartige touristische Großprojekte nicht fördern. Doch der münderische Landtagsabgeordnete Wolfgang Schultze (SPD) konnte einige Monate später eine "rechtsverbindliche Finanzzusage" des Landes ankündigen. Mit rund 20 Millionen Mark will sich das Wirtschaftsministerium an der Energieversorgung des "Deisterparks" und am Kurpark-Ausbau beteiligen. Die Grünen reagierten besonders erbittert darauf, daß die Zuschüsse ausgerechnet aus dem "Öko-Fonds" des Ministeriums fließen sollen.

Wahrscheinlich würde der "Deisterpark", wenn er entstände, immer ein Zuschußbetrieb bleiben. So scheinen jedenfalls die Banken und anderen potentiellen Geldgeber zu denken, um die sich die Unitas vergeblich bemühte. Sie winkten ab, weil sie sich offenbar keine interessante Rendite versprachen. Die Stadt stellte ein Ultimatum nach dem anderen; jedes verstrich, ohne daß die von Unitas verheißenen Summen auf dem Konto eintrafen. Dennoch äußerte sich Stadtdirektor Manfred Diesner jetzt im Gespräch mit der FR ähnlich zuversichtlich ("Wir erwarten das Geld innerhalb der nächsten Tage") wie seit Monaten - allerdings nicht mehr ganz so überzeugt wie Anfang des Jahres, als er seinen Mitbürgern mitteilte: "Die Gesamtfinanzierung ist jetzt endgültig sichergestellt." Bürgermeister Sieghardt Reiss (SPD) muß sich jetzt immer häufiger an frühere starke Sprüche erinnern lassen. Im Januar hatte er versichert, das Vorhaben werde den "Ewiggstrigen und ständigen Miesmachern" zum Trotz realisiert. Skeptiker und Mahner gab es freilich schon früh auch in seiner eigenen Partei. "Wenn das Projekt scheitert, muß der Bürgermeister gehen," hatte ihn anläßlich des ersten Spatenstichs ein erfahrener sozialdemokratischer Kommunalpolitiker gewarnt. Um so schwerer fällt es nun Reiss, Diesner und anderen, an die Möglichkeit eines Scheiterns zu denken.

Zumindest einem Bürger der Stadt Bad Münder hat der bislang nicht existierende "Deisterpark" schon genützt: Der im Wirtschaftsministerium für den "Öko- Fonds" zuständige Referatsleiter Burkhard Germeyer durfte aufgrund einer Änderung des Bebauungsplans, die ihm allein zugutekam, in der Nachbarschaft des geplanten Golfplatzes, wo sonst niemand bauen darf, für sich ein Wohnhaus bauen, das im Gegensatz zu manchen Unitas- Vorhaben schnell fertig wurde und inzwischen bezogen ist. Nach amtlicher Auffassung ist daran nichts Anstößiges, wie das Ministerium in Hannover bestätigte.

ECKART SPOO (Hannover)

Geld vom Kreis soll "Arche Noah" helfen

HAINBURG. Der Kreis Offenbach schießt noch einmal 38 000 Mark für den Neubau der "Arche Noah" zu. Vor mehr als einem Jahr war der Kindergarten in Hainstadt durch Brandstiftung teilweise zerstört worden. Die Reste werden jetzt umgebaut, das Dach soll komplett neu eingedeckt werden. Bereits kurz nach dem Brand hatte der Kreis 12 000 Mark zur Verfügung gestellt. fuh

Ein Wettbewerb um Licht und Schatten

KREIS OFFENBACH. "Licht und Schatten" heißt das Thema des Jugend-Videowettbewerbs 1992, den der Kreis und die Stadt Offenbach gemeinsam veranstalten. Bis zum 31. Oktober können die Arbeiten beim Kreisjugendamt, Berliner Straße 60, in Offenbach eingereicht werden. Auskünfte gibt es auch unter Tel. 069 / 80 68 - 8 95.

Mitmachen können Jugendliche im Alter von 13 bis 25 Jahren, Jugendgruppen und Videogemeinschaften. Zwei Kategorien sind vorgesehen: kurze Produktionen von höchstens zehn Minuten Dauer und Spielfilme, die bis zu 20 Minuten lang sein können. fuh

Rumpenheim: Überall Tempo 30 Magistrat braucht 100 000 Mark für die Verkehrsberuhigung

OFFENBACH. Ganz Rumpenheim soll flächendeckend verkehrsberuhigt werden: Nur noch Tempo 30 wird erlaubt. Die verkehrspolitische Umrüstung der Straßen kostet 100 000 Mark.

Der Magistrat verlangt jetzt in einer Vorlage von der Stadtverordnetenversammlung die Bewilligung des Geldes, nachdem das Parlament bereits im Juli 1991 einen entsprechenden Grundsatzbeschluß gefaßt hat.

Mit dem Geld will der Magistrat in der Bürgeler Straße in Höhe der Enkheimer Straße zwei gepflasterte Verkehrsinseln anlegen. In Höhe der Kurhessenstraße gibt es eine "Queraufpflasterung" über die ganze Fahrbahnbreite.

Die Fahrbahn der Kurhessenstraße wird zwischen Bürgeler Straße und Rohrstraße durch Markierungen auf 4,75 Meter verengt. Im Bereich vor der Ernst- Reuter-Schule wird die Fahrbahn ebenfalls durch Markierungen und durch rot- weiße Absperrpfosten schmaler gestaltet.

Sperrflächen-Markierungen und rot- weiße Absperrposten werden auch in der Schloßgartenstraße an der Bus-Wendeschleife angebracht.

"Eine geschwindigkeitsdämpfende Torwirkung" sollen zwei Stelen in der Marstallstraße erzielen.

Der Magistrat will noch in diesem Herbst mit dem Umbauten beginnen. Er rechnet mit einer Bauzeit von acht Wochen. Kleines Problem allerdings: Die Stadt muß alles ganz alleine bezahlen. Für diese Verkehrsberuhigung gibt es keine Landes- und Bundeszuschüsse. Auch die Anlieger können "kostenmäßig" nicht zur Kasse gebeten werden. lz

Lob und Geld für VdK

OFFENBACH. Die fünf Ortsgruppen des VdK Offenbach erhielten einen städtischen Zuschuß von 15 000 Mark. Der VdK berät insbesondere im Schwerbehindertenrecht, der Kriegsopferfürsorge, der Renten-, Kranken- und Unfallversicherung. Sozialdezernent Stefan Grüttner hob die beachtliche Leistung hervor, die von den Ehrenamtlichen erbracht wird.

Kleine FR

"Charmantes Ekel" bei der AsF SELIGENSTADT. "Ein charmantes Ekel" kommt nach Seligenstadt. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) läßt am Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr, im Turmstudio an der Bahnhofstraße diesen Streifen abspulen. In der quirligen Komödie wirken unter anderen Richard Dreyfuss, Holly Hunter und Gena Rowlands mit. Wirbelsäulengymnastik KREIS OFFENBACH. Neue Kurse "Wirbelsäulengymnastik" beginnen am Mittwoch, 14. Oktober (17 bis 18 Uhr), und Donnerstag, 15. Oktober (17.30 bis 18.30 Uhr). Das Angebot beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, Spessartring 24, in Offenbach richtet sich an Menschen mit Rückenproblemen und solche, die vorbeugend ihre Wirbelsäule stärken möchten. Anmeldung: Tel. 0 69 / 85 00 - 52 21. Funktionsgymnastik KREIS OFFENBACH. "Funktionsgymnastik für Frauen" bietet der Kreisverband des Roten Kreuzes, Spessartring 24 in Offenbach, ab Donnerstag, 15. Oktober, an. Von 16.30 bis 17.30 Uhr werden Übungen für Rücken, Bauch und Oberschenkel vermittelt. Anmeldung:Tel. 069 / 85 00 - 52 21. Wandern mit der CDU OTZBERG. Zu einer "Otzbergwanderung" lädt der CDU-Kreisverband Darmstadt-Dieburg für Sonntag, 18. Oktober, ein. Startzeit am Volkshaus in Ober-Klingen ist zwischen 10 und 12 Uhr. Töpfern für Kinder RODGAU. Für Kinder ab sechs Jahre bietet die Arbeiterwohlfahrt einen Töpferkurs an. Er beginnt am Montag, 19. Oktober, im Töpferraum der Freiherr- vom-Stein-Schule in Dudenhofen. Die Veranstaltung dauert jeweils von 16 bis 18 Uhr.

ALLE reden vom Freien Theater - aber kaum jemand geht hin. Die etwas überzogene Klage führen die Frankfurter Theatermacher in vielen Diskussionen. Besonders die Kulturpolitiker werden dann der Ignoranz geziehen - zumindest verpaßten sie manch sehenswerte Inszenierung. Beim "Festival Frankfurter Produktionen" können sie solche Versäumnisse nun nachholen: Sechs unabhängige Ensembles und Bühnen haben sich zusammengetan, um ihre Inszenierungen der jüngsten Zeit noch einmal in konzentrierter Form zu präsentieren. Im (Mammut-)Programm der nächsten vier Wochen soll sichtbar werden, welche Entwicklung das Freie Theater in Frankfurt in den vergangenen Jahren tatsächlich durchlaufen hat. Das Programm der Woche Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr: "Sie müsse entschuldiche", Gerd Dudenhöffers kabarettistische Zitate aus dem deutschen Volksmund, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef- Straße 46 a); Lesung in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21) mit Burkhard Schröder, der sein Buch "Rechte Kerle - Skinheads, Faschos, Hooligans" zur Diskussion stellt.

22 Uhr: Premiere "Exploding Faust", eine Produktion der Brigade Werther, die den Mythos "Faust" nach Silicon Valley transplantiert - im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12).

Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr: "Drunter und Drüber", eine Show aus Akrobatik, Clownereien und Musik mit dem Bewegungstheater Mobile aus Köln, im Neuen Theater Höchst; ebenfalls um 20 sowie um 23 Uhr: "Exploding Faust".

20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein Hui", eine Lesung mit Texten zur Liebe, (aus)gelesen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 21); "Extremities", William Mastrosimones populäres Psycho-Drama, im Kellertheater (Mainstraße 2).

Samstag, 17. Oktober, ab 15 Uhr: "Mit 17 hat man noch Träume", ein Kinder-Geburtstagsfest im Gallus Theater mit dem Theater Blauhaus und den Gallus Kids.

20 Uhr: "Drunter und Drüber" in Höchst; "Exploding Faust" im Freien Theaterhaus (eine weitere Vorstellung läuft wieder um 23 Uhr). 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", Wiener Kaffeehaus- und Kultur-Schmäh mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin; "Extremities" im Kellertheater.

Sonntag, 18. Oktober, 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag" mit Las Piranhas, Mister Buick, Rainer Bange und weiteren Clowns und Artisten, im Neuen Theater Höchst.

Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr: "Ich bin meine beste Freundin", Reinhard Lilas bittersüße Chansons und Geschichten im Gallus Theater; "Das alte Haus am Hang", Lesung mit der Darmstädter Schriftstellerin Ursula Sigismund in der Romanfabrik. 21 Uhr: "Der grüne Punkt", eine Performance über das Duale System in der elektronischen Musik, gespielt vom Duo Vaughn / Knauer im Freien Theaterhaus. Mittwoch, 21. Oktober, 20 Uhr: Varieté-Gala im Neuen Theater - anläßlich des fünften Geburstages sind die Highlights aus den bisherigen Varieté-Produktionen zu erleben. Ebenfalls um 20 Uhr: "Halt mich, pack mich, küß mich", ein Stück der Tagträumer über die Liebe in den Zeiten von Aids (Gallus Theater); in der Romanfabrik stellt die Lyrikerin Ulrike Albert-Kucera neue Arbeiten vor. two

Abenteuer im Spielhaus Elterninitiative zeigt Alternativen zur Mattscheibe auf

SACHSENHAUSEN. Im Spielhaus der EIS (Elterninitiative Sachsenhausen) in der Brückenstraße ist die Hölle los. In der Ferienzeit kommen jeden Tag etwa 30 Kinder, getrieben von Abenteuerlust und dem Wunsch, sich sinnvoll zu beschäftigen.

Ein produktives Durcheinander ist entstanden: Zwischen den "Vier gewinnt"- Spielsteinen liegen Apfelstückchen und einige aufgeschlagene Bücher auf dem Boden. Kastanien kullern über den großen Tisch. Angeregt vom Vorschlag der fünf Betreuer waren die Kinder zunächst zum nahegelegenen Spielplatz gepilgert, um unter den Bäumen die rotbraunen Herbstfrüchte zu sammeln. Danach haben sie ihre runde Beute mit Zahnstochern zu wilden Phantasietieren und anderen Figuren zusammengesteckt.

Während der gesamten Ferienzeit bieten die Mitarbeiter der EIS den Sprößlingen ein abwechslungsreiches Programm: Da bauen die Kinder aus vielfarbigem Herbstlaub Menschengestalten auf, formen geschmeidigen Speckstein oder basteln Naturschmuck. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Auch praktische Fertigkeiten werden spielerisch vermittelt: So können die Kinder an einem Tag ihre Fahrräder mitbringen. Die Drahtesel werden dann sorgfältig inspiziert, Mängel unter den wachsamen Augen der Betreuer repariert. Bei der anschließenden Fahrradtour am Main läßt sich der Erfolg der Tüftelei prompt überprüfen - eine attraktive Alternative zum Fernsehnachmittag.

"Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, die Ferien sinnvoll zu gestalten, denn die Eltern der Kinder, die zu uns kommen, haben nicht so viel Geld, um mit ihrem Nachwuchs in den Urlaub zu fahren", erläutert Patrick Wild das Spielangebot der EIS. Er selbst betreut eine Kindergruppe. Damit Daheimgebliebene auch verreisen können, organisieren die Betreuer zwei Tagesfahrten: Ein Ausflug führt mit der S-Bahn zum Biebricher Schloß, wo zur Zeit die Ausstellung "Fünf Sinne erfahren" zu sehen ist. Eine Woche später heißt das Ziel "Schlitzer Tierfreiheit". Die Fahrten sind billig: Der Ausflug nach Biebrich kostet drei, die Tour nach Schlitz sieben Mark.

Das Angebot der EIS kommt gut an. "Wir haben hier viele Kinder, die den ganzen Tag sich selbst überlassen sind. Daher ist die Arbeit hier auch viel Sozialarbeit", berichtet Gabriele Petry, die schon seit mehreren Jahren die Kinder an der Brückenstraße betreut. Viele Nachkommen von Flüchtlingen seien darunter, und der Ausländeranteil sei mit rund 70 Prozent stets sehr hoch.

Doch nicht alle Kinder möchten an den Spielnachmittagen der EIS teilnehmen. Für sie besteht die Möglichkeit, entweder montags, donnerstags oder freitags unter Aufsicht im Textorbad eine Stunde lang schwimmen zu gehen, oder einfach nur auf der Wiese vor dem Spielhaus der EIS Fußball zu spielen. kan

FDP will FPÖ-Chef Haider nicht einladen

Die Frankfurter FDP wird den rechtsgerichteten FPÖ-Vorsitzenden Österreichs, Jörg Haider, nicht zu einer Diskussion laden, sagte der stellvertretende Frankfurter FDP-Vorsitzende, Hans-Jürgen Hielscher. Gleichzeitig plädierte er für mehr "innere Gelassenheit", wenn ein "Rechtsaußen wie Haider seine Positionen zur Diskussion stellt". In den letzten Tagen hatte es heftige Kritik an der FDP gegeben, weil die Bad Homburger Freidemokraten Haider zu einer Podiumsdiskussion geladen haben. Haider ist unter anderem wegen seiner lobenden Äußerungen über den Nationalsozialismus umstritten.

Zugleich wies Hielscher Kritik an seinem eigenen Besuch in Kärnten zurück. Gemeinsam mit dem FDP-Landtagskollegen Jörg-Uwe Hahn war Hielscher im Frühjahr 1991 bei Haider in Kärnten gewesen. "Ich bin nicht hingefahren, um Haider kennenzulernen." Vielmehr habe es sich um einen Besuch der FPÖ-Landtagsfraktion in Kärnten gehandelt, um sich über "Parteiaufbau und Fraktionsmanagement" zu informieren. luf

Die VHS lehrt jetzt auch Flötentöne

Obwohl das Herbstsemester der Frankfurter Volkshochschule bereits seit mehreren Wochen läuft und die Teilnehmer der meisten Kurse schon dabei sind, fremde Sprachen, die Geheimnisse des Computers oder der Seidenmalerei zu erforschen, beginnt nach den Herbstferien noch ein Schwung neuer Kurse. Frankfurter können mit der Volkshochschule Tango oder Syrtaki lernen, den Stadtteil Oberrad erkunden oder sich die Flötentöne beibringen lassen.

So werden viele der mehr als hundert Angebote des Stadtteilzentrums Süd erst im Oktober oder November beginnen. Am 24. Oktober, startet die VHS mit ihrer Reihe "Samstags um 12 im Südbahnhof".

Gemeinsam mit der Saalbau GmbH will die Volkshochschule an diesem Termin Unterhaltendes, Kulturelles und Soziales aus dem Stadtteil präsentieren. Bereits ab 16. Oktober beschäftigt sich ein Kursus mit dem Thema "Älter werden, klüger werden".

Frauenbilder in den Medien nehmen sich die Teilnehmerinnen eines Kurses ab 19. Oktober vor. Andere Angebote untersuchen das Rollenverhalten im "heimlichen Drehbuch unserer Beziehungen" oder vermitteln Kochkenntnisse speziell an Jugendliche, Singles oder die Liebhaber der persischen Küche.

Informationen für die Kurse des VHS- Stadtteilzentrums Sachsenhausen gibt es unter der Nummer 212-3 85 97. Anmeldung am Montag, 19. Oktober, 18 bis 20 Uhr, und am Donnerstag, 22. Oktober, 15 bis 17 Uhr, in der Bezirksbücherei am Lokalbahnhof, Dreieichstraße 59.

Die Flötentöne können die Frankfurter ab 21. Oktober bei der Volkshochschule lernen. Für Anfänger, Fortgeschrittene und Ensemblespieler wird die VHS eigene Kurse anbieten. Die Flöte - ob Sopran-, Alt-, Tenor- oder Baßblockflöte - gehöre schließlich zu den Orchesterinstrumenten, die auch für Laien leicht zu lernen seien, macht die Erwachsenenbildungsstätte auch den musikalisch weniger Versierten Mut.

Anmeldung: montags bis donnerstags 13 bis 18 Uhr, freitags 12 bis 14 Uhr in der VHS-Geschäftsstelle, Eschersheimer Landstraße 2. luf

Zieht der Mini den kürzeren? Maxi auf dem Vormarsch

Seit Jahren heißt es, der Saum fällt. Aber nichts da, der Mini überstand alle Anfeindungen und rutschte keck nach oben. In den Sechzigern häufig noch als Provokation empfunden, hat er sich längst im Kleiderschrank etabliert. Egal, was die Modemacher auch predigten, die Frauen mißachteten das Diktat und blieben ihrem Mini treu.

In diesem Herbst ist plötzlich alles anders. Jetzt heißt es wieder Maxi, wird von der neuen "langen, schmalen Linie" gesprochen. Die Röcke, die erst an der Wade enden, "werden mir förmlich aus der Hand gerissen", berichtet eine Verkäuferin. "Die Kundschaft ist sofort drauf angesprungen."

Erst sei sie ja unsicher gewesen, ob sich die neuen Röcke durchsetzen würden. "Ich dachte, das sei nur etwas für junge Mädchen". Doch auch ältere Frauen verlangten danach. "Vor allem große Frauen, denen keine Minis stehen, waren total dankbar." Und die "mit kräftigem Knie".

Ein Geschäft weiter. Auch da zieht der Mini den kürzeren: "Wir haben diese Woche mehr lang" verkauft. "Mir persönlich gefällt das überhaupt nicht", sagt Verkäuferin Irmfriede S. "Höchstens mit Stiefeln." So rich- tig gut würden die neuen Röcke nur großen, schlanken Frauen stehen. Doch auch die müssen mit Prostest rechnen.

Denn: "Die Männerwelt ist damit gar nicht zufrieden. Wahrscheinlich, weil sie kein Bein mehr sehen." Ein Mitfünfziger, typisch, fühlte sich angesichts der schlichten grauen Kleidungsstücke an "Betschwestern" erinnert.

Ihm zum Trost: Nicht alle Frauenbeine werden verschwinden. Kurze Faltenröcke, vor allem aber Shorts aus winterfestem Material bleiben im Angebot, gelten allerdings unter Experten als schon nicht mehr ganz zeitgemäß. Barbara Lutz von der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode: "In Paris gab es nichts mehr in Kurz."

Geschlitzt oder geknüpft und damit vor allem auch bequem, werde sich "die neue Linie" auch hierzulande durchsetzen, prophezeite sie kürzlich.

Wir werden sehen. Frankfurt ist nicht Paris, und noch führt im Straßenbild Mini meilenweit vor Maxi. ft

Die tödliche Kugel wurde aus einem Polizeipanzer abgefeuert Im kurdischen Teil der Türkei bezahlen Journalisten Kritik an der Regierung oft mit dem Leben / Von medico international

Journalismus in Kriegsgebieten ist gefährlich. Ein solcher Kriegsschauplatz liegt im Südosten der Türkei. Dort stehen zehn Provinzen unter Ausnahmezustand, und seit acht Jahren kämpfen kurdische Guerillas gegen türkische Sicherheitskräfte. Diese Auseinandersetzungen haben bisher mehr als 4000 Menschenleben gefordert, wobei knapp die Hälfte der Opfer unter der Zivilbevölkerung zu suchen sind.

Journalisten und Redakteure in der Region sind aber nicht nur von Minen und Querschlägern bedroht. Spätestens seit Beginn dieses Jahres sind sie zur Zielscheibe von hinterhältigen Morden geworden, mit denen eine freie und kritische Berichterstattung unterbunden werden soll. Von den 160 "Hinrichtungen", die von Todesschwadronen, die unter dem Namen Konter-Guerilla geläufig sind, seit Beginn des Jahres vollstreckt wurden, richteten zehn sich gegen Journalisten. Viele von ihnen arbeiteten für Zeitungen unter kurdischer Leitung wie "Özgür Gündem" (Freie Tagesordnung) oder "Yeni Ülke" (Neues Land). Zusammen mit anderen kritischen Presseorganen wie "2000e Dogru" (in Richtung 2000) legen diese Zeitschriften einen Schwerpunkt auf Menschenrechte.

amnesty international sagte zu den jüngsten Vorfällen, daß gerade in Gebieten, in denen Menschenrechtsverletzungen zur Tagesordnung gehören, insbesondere Journalisten Opfer vor allem von außergerichtlichen Hinrichtungen werden. Hierdurch soll eine Berichterstattung über Menschenrechtsverstöße verhindert werden.

Obwohl in der Türkei keine staatliche Zensur stattfindet, hat es dennoch immer eine Beschneidung der Pressefreiheit gegeben. Für die 80er Jahre ermittelte der Istanbuler Journalistenverein 26 Gesetze, die eine Beschneidung der Pressefreiheit beinhalten. Erst im Jahre 1991 entstand für einen kurzen Augenblick der Eindruck, als könne sich dies nach mehr als 50 Jahren ändern. Die harschesten Gesinnungsparagraphen wurden im April 1991 aus dem Strafgesetz gestrichen. Knapp 30 Chefredakteure von Zeitschriften, die vor dem Militärputsch vom September 1980 legal erschienen waren, kamen nach mehr als zehn Jahren Haft aus den Gefängnissen, wo sie für ihre in lebenslängliche Haft umgewandelten Strafen von bis zu über 700 Jahren insgesamt 36 Jahre hätten absitzen müssen.

Gleichzeitig aber wurden mit dem "Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus", dem sogenannten "Anti-Terror-Gesetz" (ATG), neue politische Straftatbestände geschaffen. Neben dem Vorwurf von Separatismuspropaganda (§ 8 ATG) haben Zeitschriften nun mit einem Prozeß zu rechnen, wenn sie Namen von Gesetzesübertretern in den Reihen der Polizei veröffentlichen oder Mitteilungn von sogenannten terroristischen Vereinigungen abdrucken. Die Publikationen werden sodann eingestampft, und nicht nur die Redaktionen, sondern auch die Drukkereien können anschließend geschlossen werden. In den darauf folgenden Prozessen können neben mehrjährigen Haftstrafen auch noch drastische Geldstrafen verhängt werden, die für viele kleinere Zeitschriften einen sicheren finanziellen Bankrott zur Folge haben.

Die Menschenrechtsstiftung der Türkei ermittelte für das Jahr 1991 die Beschlagnahme von 29 Büchern und 121 Zeitschriften. 17 der Bücher und 63 der Zeitschriften waren von der Konfiszierung nach der Verabschiedung des "Anti-Terror-Gesetzes" betroffen. Für die ersten sechs Monate des Jahres 1992 lagen die Zahlen bei zwölf Büchern und 41 beschlagnahmten Zeitschriften.

Unter den beschlagnahmten Büchern waren alle neun Bücher, die der türkische Soziologe Ismail Besikci, der für seine Werke schon mehr als zehn Jahre inhaftiert gewesen ist, in den Jahren 1991 und 1992 zu Problemen der Kurden herausgegeben hatte. Sein Verleger, Ünsal Öztürk, wurde im Mai 1992 vom Staatssicherheitsgericht in Ankara verurteilt, eine Strafe von 900 Millionen türkischen Pfund (ca. 200 000 Mark) zu zahlen, während die Prozesse gegen Ismail Besikci weiter andauern.

Die Mehrheit der Verfahren (nicht nur gegen Besikci) sowie Anordungen zur Beschlagnahme werden unter § 8 ATG ( Separatismuspropaganda) geführt. So wurden z. B. 33 der bis Juni 1992 erschienenen 83 Ausgaben des prokurdischen Wochenblattes "Yeni Ülke" (Neues Land) beschlagnahmt. Neben kurdischen und sozialistischen Publikationen sind aber auch Zeitschriften der fundamentalistischen Opposition von Strafverfolgung betroffen. Ömer Okcu, der in der Tageszeitung "Zaman" (Zeit) unter dem Pseudonym "Hekimogin Ismail" schrieb, wurde am 12. Mai 1992 inhaftiert, weil er in einem Artikel die Militärschulen der Türkei kritisiert hatte. Unter dem Vorwurf, die Autoritäten beleidigt zu haben (§ 159 des türkischen Strafgesetzbuches - TSG), wurde er von einem zivilen Gericht in Ankara zu einem Jahr Haft verurteilt.

Demgegenüber lag die Strafe für Hüseyin Eben, dem Repräsentanten der Zeitschrift "Özgür Halk" (Freies Volk) in Diyarbakir mit zwei Jahren und zwei Monaten deutlich höher. Das Urteil wurde Mitte des Jahres vom Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir wegen Separatismuspropaganda gefällt. Im Juni 1992 wurde auch die Strafe von 16 Monaten für den Chefredakteur der humoristischen Zeitschrift "Girgir" (Scherz), Ismail Pehlivan, vor dem Revisionsgericht bestätigt. Ihm war unter § 158 TGS vorgeworfen worden, den Präsidenten der Republik beleidigt zu haben. Fast noch bedrohlicher als gerichtlich verhängte Haftstrafen sind die kurzfristigen Verhaftungen von Journalisten, die dann bei der politischen Polizei oder Spezialteams unter Anwendung vielfältiger Formen von Folter verhört werden. Burhan Karadeniz von der Tageszeitung "Özgür Gündem" (Freie Tagesordnung) (19 Jahre, nach einem Mordanschlag vom 5. August 1992 inzwischen querschnittsgelähmt zur Behandlung in einem Krankenhaus in Frankfurt) und Fahri Özlahlan von der Zeitschrift "Gercek" (Realität) wurden im Vorfeld von Gedenkfeiern zum Mord an dem kurdischen Politiker und Menschenrechtler Vedat Aydin am 9. Juli 1992 in Diyarbakir verhaftet und sechs Tage festgehalten. Nach ihrer Freilassung sagten sie, daß sie am ersten Tag von der Polizei verprügelt wurden und daß man ihre Kameras zerstört habe. Physische Übergriffe auf Journalisten geschehen aber nicht nur in der Polizeihaft, sondern häufig auch in aller Öffentlichkeit. Im Jahresbericht 1991 der Menschenrechtsstiftung der Türkei ist zu lesen, daß in 24 Vorfällen insgesamt 52 Journalisten von Staatsvertretern verprügelt wurden. In den ersten 6 Monaten dieses Jahres lag die Zahl der Überfälle bei zwölf, von denen insgesamt 31 Journalisten betroffen waren.

Diese Überfälle dauern trotz aller Versprechungen der Regierung weiter an. So wurden Ilkay Demir und Metin Göktepe von der Zeitschrift "Gecek" bei ihrer Verhaftung in Istanbul, wo sie am 20. Juli 1992 einen Protestmarsch von Arbeitern beobachteten, von der Polizei verprügelt. Der freie Journalist Ümit Öztürk wurde bei einer Razzia in seinem Buchladen "Arkadas" (Freund) in Ergani (bei Diyarbakir) von Mitgliedern eines Spezialteams verprügelt, und neben der Schaufensterscheibe wurden auch eine Reihe von Publikationen zerstört.

Die bislang aufgeführten Beispiele belegen, daß Reporter in den zehn Provinzen unter Ausnahmezustand besonders gefährdet sind. Dieses Gebiet mit vorwiegend kurdischer Bevölkerung hat seit Dezember 1978 keine "Friedenszeiten" mehr erlebt. Nach dem Militärputsch vom September 1980 eröffnete die illegale kurdische Arbeiterpartei PKK im August 1984 den bewaffneten Kampf mit Angriffen auf Gendarmeriestationen in Eruh und Semdinli.

Die türkische Regierung begnügte sich zunächst damit, Mitglieder einzelner Stämme als sogenannte Dorfschützer zu bewaffnen. Dadurch wurde erreicht, daß die Getöteten in jedem Fall Kurden waren. Die Dorfschützer waren aber den geschulten und entschlossenen Kämpfern der PKK nie gewachsen. Da auch die regulären Truppen des Heeres und der Gendarmerie keine Erfahrung mit einem Guerillakrieg hatten, wurden schließlich Spezialteams der Polizei im Nahkampf ausgebildet. Schon bald wurden die "Rambos" der Spezialteams mit ersten Einsätzen im Stil der "Konter-Guerilla"bekannt. So begaben sie sich z. B. als Guerillas verkleidet in die Dörfer und forderten die Bevölkerung mit Waffengewalt auf, ihnen Verpflegung zu geben. Am nächsten Tag wurden dann bei Razzien Dorfbewohner als Unterstützer der PKK verhaftet.

Die "Konter-Guerilla", ein dem Generalstab untergeordneter und bisher erfolgreich geheimgehaltener Teil des "Amtes für besondere Kriegsführung", wurde Anfang der 70er Jahre bekannt. Damals waren die Spezialisten für das Foltern von prominenten Linken verantwortlich.

Während der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen Ende der 70er Jahre versuchten Einheiten der "Konter-Guerilla" durch provokative Aktionen wie die Beschießung der 1.-Mai-Kundgebung 1977 in Istanbul, der 34 Menschen zum Opfer fielen, die Entwicklung zur Militärdiktatur zu beschleunigen.

Im Krieg im Südosten der Türkei, der mit dem Ziel eines unabhängigen Kurdistans begonnen wurde, ist die "Konter-Guerilla " verstärkt seit 1991 aufgetreten. Zusammen mit militanten Anhängern einer türkischen "Hizbullah"-Variante, die nach Zeugenaussagen in Trainingszentren der Polizei und des Militärs geschult werden, werden sie für die Mehrzahl der Morde an Zivilisten (darunter auch denen an Journalisten) verantwortlich gehalten. Allein im ersten Halbjahr 1992 wurden 86 Morde durch sogenannte "Hizbi-Kontra"-Schwadrone gezählt. Inzwischen wurden auch von Guerillakämpfern der PKK 45 Personen getötet, denen Verbindung zu der "Hizbullah" nachgesagt wurde.

Mit den gezielten Mordanschlägen auf Journalisten soll offenbar die Berichterstattung über die bewaffneten Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen in Türkisch-Kurdistan unterbunden werden. Von staatlicher Seite wird jegliche Verantwortung für die Morde geleugnet. Bezeichnend ist jedoch, daß die Täter praktisch nie ermittelt werden können und daß selbst dort, wo Informationen vorliegen, die Behörden nicht tätig werden. Hier nun die traurige Bilanz von Morden an Journalisten im Jahre 1992:

Bilanz

1. Halit Güngen

Halit Güngen war Reporter für die Wochenzeitschrift "2000e Dogru" (In Richtung 2000) in Diyarbakir. Am Abend des 18. Februars drangen unbekannte Täter in das Büro ein und ermordeten ihn durch Schüsse in den Kopf. Bei ihrer Flucht warfen sie Explosiva in das Büro.

2. Cengiz Altun

Der 24jährige Korrespondent von "Yeni Ülke" (Neues Land) wurde am 24. Februar auf dem Weg zur Arbeit in Batman angeschossen und verstarb im Krankenhaus. Cengiz Altun soll kurze Zeit vor dem Mord auf der Gendarmeriestation von Gercüs verhört und dort mit dem Tode bedroht worden sein.

3. Izzet Kezer

Der Reporter für die regierungsnahe Tageszeitung "Sabah" (Morgen) war nach Cizre gefahren, um die Feierlichkeiten zu Newroz (kurdisches Neujahrsfest) zu beobachten. Die Sicherheitskräfte eröffneten das Feuer auf demonstrierende Zivilisten. Zwischen dem 21. und dem 25. März starben allein in Cizre 24 Menschen. Izzet Kezer wurde am 23. März durch eine aus einem Polizeipanzer abgefeuerte Kugel in den Kopf getroffen, als er und andere Journalisten, die eine weiße Fahne trugen, zu einer schreienden Frau vordringen wollten.

4. Bülent Ülku

Der langjährige Chefredakteur einer lokalen Zeitung in Bursa wurde am 1. April schwer verletzt und mit verbundenen Augen gefunden. Er verstarb im Krankenhaus an den Folgen der Schläge und Schüsse, die auf ihn während seiner "Entführung" vor fünf Monaten abgegeben worden waren. Bei der Autopsie der Leiche wurden an den Handgelenken von Bülent Ülkü Einschnitte von Handschellen und an seinen Fingern Tintenspuren festgestellt.

5. Mecit Akgün

Der Nusaybin-Korrespondent von "Yeni Ülke" wurde im Mai des Jahres entführt. Am 2. Juni wurde Mecit Akgün in der Nähe vom Dorf Colova bei Nusaybin tot aufgefunden.

6. Hafiz Akdemir

Der Diyarbakir-Korrespondent von "Özgür Gündem" (Freie Tagesordung) wurde am 8. Juni auf seinem Weg zur Arbeit erschossen. Die 18 bis 19 Jahre alten Täter konnten in der Menschenmenge untertauchen und entkommen.

7. Cetin Abayay

Der Korrespondent von "Özgür Halk (Freies Volk) wurde am 29. Juli in Batman angeschossen und verstarb im Krankenhus in Diyarbakir.

8. Yahya Orban

Der Gercüs-Korrespondent von "Özgür Gündem" wurde am 31. Juli gegen 22.30 Uhr durch einen Kopfschuß ermordet.

9. Hüseyin Deniz

Der 36jährige Korrespondent von "Özgür Gündem", der als Schriftsteller Mitglied im internationalen PEN war, wurde am 9. August auf dem Weg zur Arbeit in Ceylanpinar durch einen Kopfschuß so schwer verletzt, daß er am 10. August im Krankenhaus verstarb. Die Zeitung veröffentlichte später die Namen der vermeintlichen Mörder. Die Polizei aber ließ einen Verdächtigen, den sie vorläufig festgemommen hatte, wieder frei.

10. Musa Anter

Der 74jährige kurdische Schriftsteller und Journalist Musa Anter wurde am Abend des 20. September 1992 auf dem Rückweg von einer Kulturveranstaltung gegen 20.30 Uhr in Diyarbakir auf der Straße erschossen. Musa Anter hatte vier Bücher über die kurdische Frage veröffentlicht. Er schrieb als Kolumnist für die Zeitung "Özgür Gündem".

11. . . . . . . .

Hier steht kein Name, in der Hoffnung, daß kein weiterer eingetragen zu werden braucht.

Lebendige Vergangenheit Bockenheimer Senioren basteln ein Erinnerungspuzzle

BOCKENHEIM. "Erinnerungspuzzle" ist das Stichwort, unter dem zehn bis 15 ältere Damen und Herren aus den Jahrgängen 1918 bis 1933 einmal im Monat im Bockenheimer Seniorentreff des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe zusammenkommen. Sie wollen hier Erinnerungen austauschen: Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Jugend und an die Jahre danach.

Doch nicht nur das Geschichtchenerzählen steht hier auf dem Programm, stellt Initiatorin Alexandra Stolze fest: "Wir wollen verschiedene Erinnerungspünktchen sammeln und sie zu einem großen Puzzle zusammenfügen. So wollen wir private Erlebnisse und historisch bedeutende Ereignisse nebeneinander betrachten, vergleichen und auswerten."

Aber in der Runde wird nicht nur Vergangenes besprochen, auch aktuelle Themen werden gemeinsam erläutert und zuweilen lebhaft diskutiert. "Wir geben uns aber Mühe, bei den Diskussionen sachlich und vor allem tolerant zu bleiben, schließlich erwartet jeder, das man ihm zuhört."

Für die meisten Teilnehmer ist der Zweite Weltkrieg mit sehr einschneidenden Erinnerungen verbunden. Flucht, Angst, Tod von Familienangehörigen und eine ungewisse Zukunft verbinden viele mit den Jahren zwischen 1939 und 1945. So auch Gastzuhörerin Irmgard Herth, die Kriegsende aus Schlesien fliehen mußte und "dort die Kindheit zurückließ". Sie erinnert sich: "Als ich zehn Jahre später in meine alte Heimat zurückkehrte, war das nicht sehr einfach für mich, obwohl die dort angesiedelten Polen sehr nett zu mir waren."

Als viele Menschen flüchteten, lag Friedrich Liebmann noch im Schützengraben in Rußland. Er ist der älteste in der Runde und überzeugt durch fundiertes geschichtliches Wissen.

Thematisch scheinen den Mitgliedern des Kreises keine Grenzen gesetzt zu sein. "Wir haben zwar ein Konzept, nach dem wir vorgehen, kommen aber trotzdem oft vom Hundertsten ins Tausendste", berichtet Alexandra Stolze.

Wer Interesse hat, an dem Treffen teilzunehmen oder zunächst einfach nur einmal reinzuschnuppern, kann an jedem zweiten Donnerstag im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr in die Straße Am Weingarten 18-20 kommen.

Der nächste Termin der "Historiker" ist am Donnerstag, 12. November. jan

KSV Langen, Gewichtheben Salvatore Costa mit persönlichem Rekord

Aus der Sicht des KSV Langen waren die Landesmeisterschaften im Bankdrükken in Oberursel ein großer Erfolg. Der Verein schickte vier Athleten - am Ende standen ausnahmslos obere Ränge und zahlreich persönliche Bestleistungen zu Buche.

So konnte zum Beispiel Salvatore Costa in der Klasse bis 75,0 Kilogramm seinen Rekord auf 135,0 Kilogramm verbessern. Am Ende wurde er Zweiter.

In der Klasse bis 100 kg wurde Udo Köhler ebenfalls mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 170,0 kg Dritter.

Im Schwergewicht, der Klasse bis 110,0 Kilogramm, wurde Eric Hähnel vom KSV Dritter. Er bewältigte 180,0 kg und wurde lediglich vom zweifachen Weltmeister Arno Meiser (FCL Rüsselsheim, 205,0 kg) und Rüdiger Boin (KFC Erbach, 197,5 kg) geschlagen.

Auch Reinhard Füll, der Senior und Sportwart des KSV, konnte sich verbessern. In seiner Klasse stemmte er 95 kg und wurde hinter Heinz Kovara (Blau Gelb Fulda, 112,5 kg) Zweiter. zs

SPD macht sich erneut für Plakettensystem stark Parkautomaten nicht ausreichend / Kritik am Parkhaus

OBERURSEL. Parkautomaten allein lösen das Problem des ruhenden Verkehrs in der Innenstadt nicht, da muß noch mehr geschehen, meint die Oberurseler SPD-Stadtverordnetenfraktion und ruft damit das Thema "Anwohner-Parken" in Erinnerung. Die beiden Gutachten der niederländischen Planungsgruppe "StaadtPlan" enthalten zwar konkrete Vorschläge dazu, doch Oppositionssprecher Hans-Georg Brum hat den Verdacht, "daß Oberursel relativ viel Geld für Untersuchungen ausgibt und sie dann - nach Fototermin mit Bürgermeister Thomas Schadow - im Rathaus verstauben läßt".

Dabei wäre eine Umsetzung der Expertenvorschläge mit recht einfachen Mitteln machbar, meint Brum: "Mit einem Plakettensystem, ähnlich dem in Frankfurt, ließen sich in der Altstadt problemlos Stellflächen für Anwohner schaffen, die ihnen zu bestimmten Zeiten das Parkvorrecht einräumen."

"Die ganze südliche Altstadt ist tagsüber durch den Verkehr blockiert und nachts durch Kneipenbesucher", stellt der Stadtverordnete Markus Schmidt von der SPD fest. Eine Parkbevorrechtigung für Anwohner zwischen 18 und 22 Uhr würde nach seiner Meinung verhindern, daß Kneipengäste den Anwohnern die Parkplätze wegnehmen.

Die Bewohner rund um den Oberurseler Marktplatz könnten davon profitieren, und vielleicht könnte das "Anwohner- Parken" sogar bis in die Untere und Obere Hainstraße ausgedehnt werden. Schmidt: "Es herrscht Handlungsbedarf. Ein erster Schritt sollte eine Befragung der Anlieger sein, um die benötigte Kapazität zu ermitteln."

Die Sozialdemokraten bringen auch erneut die nächtliche Öffnung der Schule Mitte für die Autos der Anwohner ins Gespräch. Die Verkehrsexperten von StaadtPlan hatten sich davon eine deutliche Entlastung dieses Altstadtbereichs versprochen.

Nach Auskunft des Ersten Stadtrats Eberhard Häfner ist darüber schon mit dem Kreis verhandelt worden. Das Problem sei allerdings, daß morgens möglicherweise immer noch Autos von Anwohnern auf den Schulparkplätzen stehen könnten.

Häfner rät im übrigen dazu, "sich behutsam ranzutasten", also es zum Beispiel erst in der oberen Altstadt mit dem Anwohner-Parken zu versuchen und dann Erfahrungen abzuwarten. Wichtig sei das Anliegen auf jeden Fall, zumal die Idee von einer Tiefgarage unter dem Marktplatz aus Kostengründen sowieso gestorben sei.

Für Behutsamkeit plädieren auch die Koalitionäre im Stadtparlament. Jörg Gampfer von der CDU, selbst Altstadtbewohner, ist der Meinung, daß zwischen den Geschäftsstraßen und dem Marktplatz oder der oberen Altstadt differenziert werden müsse. Im übrigen sei schon die parlamentarische "Arbeitsgemeinschaft Verkehrsberuhigung" mit dem Thema befaßt. Karl Böhle von der OBG meint, der Parkplatzbedarf der Anwohner sei unbestritten, andererseits dürfe aber auch nicht die Attraktivität der Altstadt für Besucher leiden.

Ein "Knackpunkt", wenn's um Parkraumbewirtschaftung geht, ist für die SPD auch das Parkhaus am Holzweg. Zwar sei der Standort gut, der obere Teil der Fußgängerzone schnell erreichbar, doch leider werde es "wegen seiner durchweg unattraktiven Gestaltung von der Oberurseler Bevölkerung kaum angenommen", bedauert der Stadtverordnete Markus Schmidt. Hier müsse schnell Abhilfe geschaffen werden. hko

Rauschgifthund "Charly" wurde im Koffer fündig

Bei Gepäckkontrollen haben Beamte der Zollfahndung auf dem Rhein- Main-Flughafen zwölf Kilogrammm Kokain sichergestellt. Der Koffer gehörte einem 31jährigen Passagier, der von Rio de Janeiro eingereist war. Wie bei Flügen aus Südamerika üblich, hatte der Zoll das Gepäck einer Stichprobe unterzogen und dabei den Rauschgift-Spürhund "Charly" eingesetzt.

In einer Presseerklärung teilt der Zoll mit, der Vierbeiner habe bei seinem Schnüffeleinsatz zunächst "verhalten gekläfft" und sich "dann auf den Koffer gestürzt". habe

"Ungeheures Potential" Alte suchen nach Aufgaben

Die Veränderung begann mit einer Verweigerung: Nach Jahrzehnten der Kindererziehung, der stillschweigenden Anpassung und selbstverständlichen Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer verkündete Frau S.: "Ab jetzt stehe ich nicht mehr zur Verfügung." Die Frankfurterin gehört zu einem Kreis von sieben Frauen und drei Männern, der sich einmal wöchentlich in den Räumen des Frankfurter Instituts für Sozialarbeit trifft. Zusammengeführt hat die (Vor-)Ruheständler die gemeinsame Ablehnung eines Begriffs, den sie als untauglichen, weil schamhaften Versuch sehen, den offenbar als beschämend empfundenen Zustand des Altwerdens zu retuschieren. Mit dem Begriff des "Seniors" lehnen die Männer und Frauen auch die vorgegebene Alltagswirklichkeit jenseits der gesetzlichen Altersgrenze ab. Ihr Ziel: Für ältere Bürger müssen neue gesellschaftliche Handlungsfelder gefunden werden.

Unter dem gleichnamigen Titel hatte die Frankfurter Universität des dritten Lebensalters unter Leitung der Diplom-Pädagogin Evelin Schwank ein mehrsemestriges Projekt veranstaltet, an dessen Ende der kleiner gewordene Kreis der Teilnehmenden eine Studie präsentierte. Die Untersuchung, welche die Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeit für Menschen in der sogenannten nachberuflichen Phase in Frankfurt herausfinden sollte, kam zu dem Ergebnis: Nicht nur in kirchlichen Einrichtungen, auch in Organisationen, die sich Bildungsaufgaben oder dem Umweltschutz widmen, ist das Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit groß.

Kein Ehrenamt ohne Gegenleistung: Ältere Menschen sollen nicht als stille Reserve funktionalisiert werden, sondern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Beschäftigung finden. Denn, so Evelin Schwank, alte Menschen haben ein "ungeheures Potential an Wissen, Kenntnissen und gelebter Geschichte". Anfang kommenden Jahres soll ein Vermittlungsdienst seine Tätigkeit aufnehmen. Der Name steht bereits fest: "Büro Aktiv nach Beruf und Familie". sar

Die Wasseruhren werden ausgetauscht

KELKHEIM. Einen Blick auf den Deckel ihrer Wasserzähler sollten Hausbesitzer in der Kernstadt Kelkheim und den Stadtteilen Münster und Hornau werfen: Steht dort die Jahreszahl 1984, so muß das Meßgerät laut Eichordnung ausgetauscht werden.

Ab sofort sind die Monteure der Firma unterwegs, die die Stadt für diese Arbeit beauftragt hat: Die Hauseigentümer werden gebeten, den Zugang zum Wasserzähler freizuräumen, damit die Wasseruhren schnell ausgetauscht werden können. bhe

Blende '92: "Treppauf - treppab" an der Werkshallen-Fassade brachte einen Preis

Kein Ansturm auf die Wein-Raritäten

Das Pflaster der Frankfurter Freßgass' ist weingetränkt. Zum alljährlichen Rheingauer Weinfest strömen die Besucher, halten sich am Schoppen fest - und sie möchten das Ereignis, das sie in Kontakt mit dem Rheingauer Riesling bringt, auf gar keinen Fall missen.

Wenn aber die "Vereinigung Rheingauer Traditionsweingüter", gegründet 1897, erstmals ein "Festival der Rheingauer Oldies" in Frankfurts Rheingauer Riesling Keller, dem "Vinum" in der Kleinen Hochstraße veranstaltet, da bleiben die Freunde edler und vor allem älterer und alter Tropfen fern.

Es fanden sich nicht allzu viele Weinfreunde und auch Weinfreundinnen, in Ehren ergraut, am neuen Feiertag, 3. Oktober, ein, um das Angebot zum Probieren von 56 Weinen aus drei Jahrzehnten zu nutzen. Einschließlich kaltem und warmem Buffet und den Tönen von Hessens bester Oldie Band, den "Stumble Beats", kostete es 75 Mark.

Zu probieren galt es Raritäten aus den Schatzkammern der Weingüter, die nur noch bei Auktionen zum Verkauf kommen. Es galt, den Hochgenuß der völlig ausgereiften Weine zu beweisen, die glashell und mit erlesenem Bukett Auge und Nase erfreuen. Wer aber Wein verkosten und genießen, ihn prüfen und für diesen und jenen sich entscheiden will, der braucht dazu keine ohrendröhnende Musik, die jeden Gedankenaustausch unmöglich macht.

Die Weinfreundinnen und -freunde mögen es lieber leiser. Schunkeln ist was für die Drosselgasse. E - S

Die Liebe zum Panorama der großen Leinwand Die Frankfurter "Klangfilm-Gesellschaft" will dem Kurzfilm wieder auf die Beine helfen

Fette Orchesterklänge werden aufgetragen. Der Chor setzt ein. Ein Melodram kündigt sich an. Fünfziger-Jahre-Schrift, weiß auf schwarz: "An Affair To Remember". Dann der Absturz ins Nichts: Die folgenden zehn Minuten Kurzfilm erzählen eine spröde Liebesgeschichte, irgendwo in der Pampa, ringsum Ödnis und Stille, schließlich lassen Frau und Mann ihren kaputten Benz auf der Landstraße stehen und brechen auf ins Nichts, aus dem sie gekommen waren. So beginnt der Abend mit der "Klangfilmgesellschaft" und ihrer Kurzfilmrolle.

Peter Rippls "An Affair To Remember", eine wunderschön fotografierte Existenzialisten-Komödie, erzählt neben seiner eigenen Geschichte auch viel über die Wege und Ziele der Filmgruppe. Als Aufbruch inmitten karger Kino-Landschaft läßt sich die Gründung der "Klangfilmgesellschaft" Anfang 1991 verstehen: "Wir machen Werbung, um den Kurzfilm wieder ins Bewußtsein zu bringen, beim Publikum wie bei den Verleihern", sagt Johannes Fluhr.

Mit den anderen Mitarbeitern der Filmgruppe, zur Gründungszeit noch sämtlich Studenten der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, teilt Fluhr die Liebe für den Kurzfilm. Der kommerzielle Markt ist für sie natürlich Niemandsland. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, mußten die Kurzfilme der Vorprogramme in den Kinos längst dem Trailer- und Werbespot-Geflimmer weichen. Ausgerechnet die Werbefilmer haben den Kurzfilm (wenngleich als Videoclip) wieder zur abendfüllenden Größe gemacht: Die "Cannes"-Rolle gab den Anstoß für eine Reihe von Sammel-Programmen, die nun im Kino in Konkurrenz zu den langen Spielfilmen laufen - wenngleich nur tageweise. Nach diesem Muster stellen auch die "Klangfilmer" ihre Kurzgeschichten zusammen.

Das Interesse beim Publikum sei groß, sagt Frank Barbian. Aber der Weg dorthin ist mühsam. Von der weiten Kinolandschaft sind nur wenige Programmkinos erobert, in Sachsen, Hessen, Baden- Württemberg; außerdem lief die Rolle beim Max-Ophüls-Festival.

Die schöne Schnulzenmusik am Anfang der "Affair To Remember" weckt Erinnerungen an episches Erzählkino vergangener Tage. Rippl benutzt es als ironisches Zitat - aber tatsächlich ist es den Filmemachern ziemlich ernst damit. "Der Spaß, mit klassischen Erzählmitteln aus dem Kino zu arbeiten", eint die Gruppe.

Natürlich läuft dieses Erzählen dann doch anders ab als bei den zitierten "Klassikern". Barbian montiert Bilder innerer und äußerer Bewegung zu einer melancholischen Reise ("Come Heavy Sleepe"); Fluhr empfindet in "Das Fenstertheater" die poetische Zartheit einer Ilse-Aichinger-Kurzgeschichte nach; Christian Deubel erzählt in "C & S" eine Beziehungs-Geschichte in einer surrealen Trümmerlandschaft - die Vorliebe für das Weitwinkelobjektiv, das jede Szene zum Panorama auffächert, teilt er mit seinen Kollegen. Wenn sie sich auf "klassische Mittel" berufen, bedeutet das auch die Abkehr von der "am Fernsehen orientierten Bild-Ästhetik", die für die vielen flauen Filme aus deutschen Landen mitverantwortlich sei. "Die große Leinwand" ist das Ziel, nicht die Video-Kopie.

Mit dem Koffer in der Hand verschwinden die Protagonisten in Rippls "Affair" schließlich in der Ferne. Das Tingeln über Land ist Programm der "Klangfilmgesellschaft": Bei jeder Vorstellung der Rolle ist mindestens einer der Filmemacher zugegen. Die persönliche Präsentation soll "wieder den Kontakt zwischen Filmemacher und Publikum herstellen". Und den Kurzfilm aus dem Getto der Festivals herausholen. Rolle Nummer zwei ist gerade fertiggestellt; jetzt heißt es wieder: Koffer packen, Reklame machen, den Kurzfilm ins Gespräch bringen. Mit 35-Milimeter-Kopien und höherem technischen Standard soll die Rolle "besser handhabbar werden für das normale, kommerzielle Kino", sagt Barbian. Denn dahin geht die Reise, auch, wenn sich am Horizont noch wenig regt.

Der neue Film von Frank Barbian, "Tage des Falken", nach Giovanni Boccaccios "Decameron", läuft am heutigen Montag als Premiere im Kommunalen Kino Frankfurt; der Veranstalter "Filmhaus Frankfurt" bittet um Anmeldung: 069 / 23 41 42 oder 25 28 34. two

Kreatives Handwerk im Rathaus-Pavillon

SCHWALBACH. Patchwork, Broschen, Klöppelarbeiten . . . nur einige der Weihnachtsgeschenke, mit denen sich Besucher bei der Ausstellung des Bastelkreises "Kreatives Handwerk" eindecken können.

Der Pavillon des Rathauses ist von Dienstag, 20. Oktober, bis 31. Oktober geöffnet, montags bis donnerstags von 15 bis 18 Uhr, freitags von zehn bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. bhe

Als Freizeitstadt kriegt Frankfurt schlechte Noten

Ins Rhein-Main-Gebiet, insbesondere aber in die Mainmetropole Frankfurt, zieht man nur, wenn man muß, sprich: um zu arbeiten. Diesen Schluß läßt zumindest eine Untersuchung zu, die das Geographische Institut der Universität Mannheim im Auftrag des Amtes für Touristik in Stuttgart machte. Fragebögen zum Image der 15 größten deutschen Städte wurden bundesweit an 5000 Haushalte in 37 Städten geschickt. 35,6 Prozent der Fragebögen, also 1747 Stück, wurden ausgefüllt zurückgeschickt.

Danach liegt Frankfurt, wenn es um seine Beliebtheit als Freizeitstadt oder "Stadt zum Wohnen" geht, auf den Plätzen zehn oder elf hinter München, Berlin, Hamburg, Nürnberg, Stuttgart, Köln, Dresden, Düsseldorf und Bremen beziehungsweise Hannover. Viel besser schneidet die Stadt am Main jedoch ab, wenn es um die Arbeit geht. Bundesweit wurden in Sachen Job nur München, Berlin, Hamburg und Stuttgart besser eingestuft.

Das Image der Mainmetropole an sich ist bundesweit folgerichtig auch nicht das beste: Bei der Benotung der 15 Städte liegt Frankfurt, so die Untersuchung, ebenfalls auf Platz zehn, hinter München, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Nürnberg, Köln, Düsseldorf, Bremen, Hannover. fra

&blt; Böses mit Musik und Zingler

In der Reihe "Böses mit Musik - Kriminalliteratur in Frankfurt" treten heute um 19.30 Uhr im Holzhausenschlößchen Krimi-Autor Peter Zingler und Geräuschemacher Willi Klute auf.

Hausbrandbeihilfe jetzt beantragen

BAD SODEN. Sozialhilfeempfänger und Menschen mit niedrigem Einkommen können vom Kreis einen Zuschuß zu ihren Heizkosten erhalten. Die Wohnungsbrandhilfe müssen sie beim Sozialamt beantragen. Ein- und Zweipersonenhaushalte erhalten für das Winterhalbjahr maximal 660 Mark, Haushalte mit drei und mehr Personen 840 Mark.

Leuten, die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt erhalten, wird das Geld dagegen mit der Sozialhilfe überwiesen. bhe

Kleine FR

Flohmarkt im Kindergarten GRÄVENWIESBACH. Im Kindergarten von Grävenwiesbach findet am Mittwoch, 14. Oktober, ein Flohmarkt statt. Vor allem Kinderkleidung und Spielzeug sollen interessierten Besuchern zum Verkauf angeboten werden. Der Markt im Kindergarten in der Gartenstraße beginnt um 14.30 Uhr. Anmeldung für Hobby-Künstler FRIEDRICHSDORF. Alle Hobbykünstler, die an der bevorstehenden Ausstellung teilnehmen möchten, sollten sich Donnerstag, 15. Oktober, vormerken: Bis zu diesem Tag müssen sie sich beim städtischen Kulturamt im Rathaus anmelden: Zimmer 409, Tel. 06172 / 731 296. Die Ausstellung beginnt am 30. Oktober im Rathaus.Vor und nach der Geburt FRIEDRICHSDORF. Kurse für Geburtsvorbereitung und für Beckenbodengymnastik (für die Zeit nach der Geburt) werden regelmäßig dienstags um 19.30 Uhr und um 20.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus angeboten. Anmeldung unter Tel. 06172 / 5864. Nähkurse BAD HOMBURG. Ein Nähkurs für Anfänger und Fortgeschrittene beginnt am Montag, 19. Oktober, im Schwesternhaus Kirdorf. Von 9.30 bis 12 Uhr lernen Anfänger Grundtechniken des Nähens, den Umgang mit der Nähmaschine und die Anfertigung von Schnittmustern. Fortgeschrittene stellen zur selben Zeit ein Kleid ihrer Wahl her. Anmeldung unter Tel. 06172 / 690 945. Kindertanzgruppe FRIEDRICHSDORF. Eine neue Tanzgruppe für Kinder ab neun Jahre beginnt am Dienstag, 20. Oktober. Jüngere Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren tanzen ab Freitag, 23. Oktober. Beide Gruppen treffen sich jeweils von 15 bis 16 Uhr im Katholischen Gemeindesaal in Köppern, Dürerweg 1. Anmeldungen unter 06175 / 7157.

Vortragsreihe zu Liebe, Nähe und Gewalt

Unter dem Motto "Komm mir nicht zu nahe" veranstalten die evangelischen Kirchengemeinden im Dornbusch eine Vortragsreihe über den Zusammenhang von Liebe, Nähe und Gewalt. Alle Vorlesungen zu Beziehungs-, Generations- und ethnischen Konflikten finden donnerstags um 20 Uhr im Haus der Andreasgemeinde an der Kirchhainer Straße 2 statt.

Am Eröffnungsabend, 22. Oktober, spricht die Psychoanalytikerin Marina Gambarow unter dem Titel "Frau-Mann- Macht" über Vertrautheit und Fremdheit unter Paaren. mku

Wie Frauen die materielle Existenz sichern können

Mit der finanziellen Absicherung von Frauen beschäftigt sich eine Veranstaltung gleichen Titels am Dienstag, 20. Oktober. Gegenstand eines Vortrags mit anschließender Diskussion ist die materielle Absicherung von Frauen für den Fall, wo Unfall, Berufsunfähigkeit oder der Tod des Partners die materielle Existenz bedrohen.

Veranstalter ist der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen; der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Ökohaus, Kasseler Straße 1 a. sar

"Parteiunabhängige" Hilfe für Petra Roth

"Zur Unterstützung der Spitzenkandidatin der CDU für das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters, Petra Roth, hat sich eine parteiunabhängige Bürgerinitiative gegründet". Es haben sich Menschen zusammengefunden, "die in der Stadt leben oder arbeiten und die den aktuellen Stillstand der rot-grünen Magistratsmehrheit beenden wollen".

Die Bürgerinnen und Bürger sollen zum Mitmachen eingeladen werden. Die über die kommunalpolitische Entwicklung tiefbesorgten Initiatoren wollen mit Anzeigen und "Zielgruppenveranstaltungen" der CDU-Kandidatin "den Weg in den Römer ebnen". Auf dem Briefbogen ist eine Kontonummer angegeben.

Verantwortlich für die uneigenützige, völlig parteiunabhängige Aktion ist Volker Hoff, einst Landesvorsitzender der Junge Union, unterdessen CDU-Abgeordneter im hessischen Landtag . . . cg

Alleinerziehende fahren zum Tierpark

KELKHEIM. Der Tierpark "Fasanerie" ist Ziel eines Auflugs des Verbandes alleinstehender Mütter und Väter am Sonntag, 25. Oktober. Los geht es um 13 Uhr am Bahnhof in Kelkheim-Mitte.

Wandern ist am Sonntag, 8. November, angesagt. Treffpunkt ist am selben Ort zur selben Zeit. Es geht zunächst zur "Roten Mühle" und von dort aus weiter durch die Natur.

Den 1. Advent feiern die Alleinerziehenden am 29. November im Lokal "Zum Alten Rathaus" auf dem Kirchplatz. bhe

Den Fahrplan einfach zum Müll-Kalender legen Jugendparlament will Stadtbus populärer machen / Eine S-Bahn-Haltestelle in Gonzenheim?

BAD HOMBURG. Schule, Amtsgericht, Seedammbad, Thermalbad und Bundesausgleichsamt - rund um den Bad Homburger Seedammweg sind die unterschiedlichsten Einrichtungen konzentriert, die aber eines gemeinsam haben: Sie verursachen Verkehr. Verkehr, der nach Ansicht des Jugendparlaments in einem Schul- und Kurgebiet nichts zu suchen hat. In einer Klausurtagung haben die Jungparlamentarier jetzt einen Katalog von Gegenvorschlägen unterbreitet. Sie fordern unter anderem den Bau einer S-Bahn-Haltestelle in Gonzenheim.

Damit wären alle genannten Einrichtungen an das Herzstück des öffentlichen Nahverkehrs im Rhein-Main-Gebiet angeschlossen, begründet das Jugendparlament seine nicht ganz neue Idee. Vor allem für die Schüler der Kaiserin-Friedrich-Schule, die aus Friedrichsdorf und Oberursel kommen, wäre damit eine Alternative zu riskanten Radtouren, zeitaufwendigen Busfahrten und umweltschädigenden Autofahrten geschaffen. Außerdem regen die Jugendlichen an, in den kurparknahen Straßen wie Seedammweg, Promenade und Kisseleffstraße Tempo 30 einzuführen.

Auf ihrer Wunschliste, die jetzt der Stadtverordnetenversammlung zugeleitet wird, stehen noch eine Reihe weiterer Vorschläge: So soll die Stadt mit dem privaten Busunternehmen Röder darüber reden, ob dieses seine Fahrten zwischen Kur- und Hugenottenstadt erhöhen und den Schulzeiten anpassen kann. Gegen die "Flut von Parksündern und Rasern" sollten nach Meinung der Jugendlichen Privatunternehmen zu Felde ziehen, die - ausgestattet mit amtlichen Lizenzen - Tempokontrollen durchführen und Falschparker abschleppen.

Ein Lob aus dem Jugendparlament erfährt das Bad Homburger Stadtbusnetz. Die Busverbindungen seien "gut", heißt es, nur wüßten das zu wenig Leute. Um dies zu ändern, regen die Nachwuchs-Politiker an, kostenlose Fahrpläne alljährlich zusammen mit dem Umweltkalender zu verteilen. Derzeit gebe es zwar auch kostenlose Pläne (unter anderem im Stadthaus und bei der Taunus-Sparkasse (d. Red.), "aber keiner weiß, wo." che

Freie Aussprache

Amsterdamer Menetekel 2500 geladene Gäste hatten die Bewirtungs- und Unterhaltungsshow zu einem Richtfest im Rahmen der großmogulischen Flughafenerweiterung noch nicht verdaut, da erreichte die Öffentlichkeit die Nachricht vom Absturz des vollgetankten Jumbo-Jets auf ein dichtbesiedeltes Amsterdamer Wohnviertel. Dort also hat sich der Alptraum realisiert, den nachdenkliche Bürger seit langem für Frankfurt befürchten. Bei entsprechender Wetterlage kann schon der Laie das Gedränge im Luftraum über Frankfurt nicht nur hören sondern mit Blick auf die Uhr auch ziemlich genau verfolgen: Bereits im 4-Minuten-Takt wird das Stadtgebiet von fliegenden Passagier- und Warencontainern überdonnert. Dabei handelt es sich nur um einen der verschiedenen Luftkorridore, das Umland ist noch schlimmer dran.

Leider ist nicht zu erwarten, daß das Amsterdamer Menetekel die Verantwortlichen davon abhält, ihre maßlosen Pläne für die weitere Steigerung des Luftverkehrs voranzutreiben. Was könnte der unbeteiligte aber künftig noch mehr gefährdete Bürger zu seinem Schutz gegen die Bedrohung aus der Luft unternehmen? Vermutlich nichts. Aber vielleicht beten nach altväterischer Sitte "Oh heiliger St. Florian, verschon' das Haus, zünd' andre an . . .!" - Die Reihe der nicht unbekannten Verantwortlichen möge sich aber jetzt schon warm anziehen.

Odina Bott, Frankfurt

Es geht um feste Fingernägel

Finger- und Fußnägel wachsen in einer Woche ungefähr einen halben bis einen Millimeter. Diese Entwicklung geht von der Wurzel der Nagelplatte aus, der sogenannnten Matrix. Die Platten schieben sich nach vorne, sobald von unten her neue Nagelzellen nachwachsen. Sie bestehen hauptsächlich aus Keratin, das die Nägel kräftigt. Ihre gewölbte Form macht sie außerdem zu kleinen Schutzschildern, mit denen Finger und Zehen gegenüber Belastungen aller Art abgeschirmt werden. Zusätzliche Festigkeit gibt den Nägeln eine körpereigene Kittsubstanz. Sie hält die einzelnen Nagelzellen zusammen. Wächst der Nagel gesund aus seinem Bett heraus, so sind seine Zellen wie Dachziegel in einer Richtung übereinandergeschichtet und behalten diese Struktur stets bei.

Brüchige oder zu weiche Nägel hingegen zeigen - wie der Hautarzt unter dem Mikroskop leicht erkennt - ein ungeordnetes Zellwachstum. Sie bilden keine schuppenförmige, feste Platte, sondern wachsen kreuz und quer. Auf diese Weise wird der Nagel nicht fest und widerstandsfähig. Die Platte erreicht dementsprechend ihre normale Dichtigkeit und Dicke nicht, die bei Frauen durchschnittliche 0,3 bei Männer 0,4 Millimeter beträgt.

Über zu weiche oder brüchige und splitternde Fingernägel klagen etwa 20 Prozent aller Bundesbürger. Dermatologen berichten, daß ungefähr zwei bis vier Millionen Menschen jährlich nur aus diesem Grund zum Doktor gehen: sie glauben, daß mit ihrer Gesundheit etwas nicht stimmt, weil sie keine stabilen Nägel haben. Diese Annahme ist zwar richtig, doch handelt es sich in den meisten Fällen um harmlose Störungen, die leicht zu beheben sind. Die Mehrzahl der Patienten mit zu weichen Fingernägeln (die Festigkeit der Fußnägel wird leider nur selten überprüft) ernähren sich nicht vollwertig. Der Kalziummangel allein, verursacht durch eine ungenügende Versorgung mit Milch und Milchprodukten wie Käse, Quark oder Joghurt, ist aber nach neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich nicht schuld an brüchigen Nägeln. Auch das Fehlen anderer Spurenelemente wie Eisen, Kupfer oder Zink läßt ebenso wenig die Fingernägel splittern wie eine Unterversorgung mit Vitamin A oder Eiweißstoffen.

Diskutiert wird hingegen das Fehlen von genügend Vitamin E. Es kommt vor allem in grünem Gemüse, in Vollkornprodukten, Fleisch, Eigelb und Sojaerzeugnissen vor. Man kann es aber auch als Öl-Kapseln in der Apotheke bekommen. Damit läßt sich sogar eine direkte Nagelkur machen: man schneidet die Kapseln einfach auf und massiert das Öl kräftig ins Nagelbett ein.

Noch erfolgreicher in der Behandlung brüchiger Nägel ist nach ärztlicher Erfahrung eine kurweise Anwendung von Biotin, das auch Vitamin H genannt wird. Es ist in der Bierhefe enthalten, in Gemüsen, Samen, Nüssen, in der Milch und im Eigelb. Man kann dieses Vitamin H aber auch als Tabletten einnehmen, empfiehlt der Baseler Dermatologe Professor Dr. Floersheim.

Elektronenmikroskopische Untersuchungen an brüchigen Nägeln zeigten, daß täglich 2,5 Milligramm Biotin die beste Dosis waren, um die Nägel wieder kräftiger und härter zu machen. Das Vitamin Biotin greift offenbar direkt in den Keratinstoffwechsel des Nagels ein und repariert schon dort angehende Fehlentwicklungen. Die Kenntnis über den Biotinbedarf der Nägel stammt übrigens aus der Tiermedizin: Veterinärmediziner hatten beobachtet, daß brüchige Klauen und Hufe heilten, wenn Rinder und Pferde Biotin ins Futter bekamen.

Dr. med HANNS H. WENK

"EG verschleudert Gelder"

HAMBURG, 11. Oktober (AP). Die Europäische Gemeinschaft (EG) verschleudert nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" Steuergelder in Milliardenhöhe. Diesen Vorwurf enthielten vertrauliche Kontrollberichte des Europäischen Rechnungshofs und der EG-Kommission, schreibt das Blatt in seiner neuesten Ausgabe.

Angeprangert würden Betrug, Vetternwirtschaft und Mißmanagement. Die Eurobeamten seien mit der Kontrolle völlig überfordert. Es herrsche "ein einziges Chaos", kritisiert laut "Spiegel" ein Experte des Rechnungshofs.

Die Bilanz zahlreicher mit Milliardenbeträgen aus EG-Steuermitteln ausgestatteter Programme falle vernichtend aus: Bei der Hilfe für Osteuropa und die GUS (3,8 Milliarden Mark bewilligt) seien zumeist nutzlose Experteneinsätze mit bis zu 4000 Mark je Mann und Tag abgerechnet worden, "ohne daß irgendein Know-how vermittelt wurde", heißt es nach Darstellung des "Spiegel" in dem 735 Seiten starken, bislang unveröffentlichten Bericht. Zudem habe die EG-Kommission "weitere Vorschüsse gezahlt, ohne zu kontrollieren, was mit den vorherigen geschah".

Rekordsumme nach Spielunfall

WASHINGTON, 11. Oktober (AP). Ein zehnjähriger Junge hat nach einem Unfall auf einem asphaltierten Spielplatz von einem US-Gericht eine Entschädigung in Höhe von 15 Millionen Dollar zugesprochen bekommen. Der Junge war 1988 von einem Klettergerüst gefallen und mit dem Kopf auf den Asphalt aufgeschlagen. Dabei hatte er sich einen bleibenden Gehirnschaden zugezogen. Die Summe wird den Anwälten zufolge als Rente ausgezahlt werden. Sie ist die höchste, die in den USA in einem vergleichbaren Fall einem Unfallopfer zuerkannt wurde.

Bereits vor elf Jahren hatte ein Verbraucherverband in den USA darauf hingewiesen, daß Asphalt, Beton und festgetretene Erde ungeeignete und unsichere Bodenbeläge für Spielplätze seien. Sie schlugen als Ersatz Gummimatten vor.

ANC gibt de Klerk kein Pardon "Entschuldigung reicht nicht" / Neue Proteste in Südafrika

JOHANNESBURG, 11. Oktober (AP/Reuter). Die Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat am Wochenende die Entschuldigung von Präsidenten Frederik de Klerk für die jahrzehntelange Rassentrennung in Südafrika als nicht ausreichend bezeichnet. Zwar begrüßte der ANC in einer Erklärung das Eingeständnis de Klerks, dessen regierende Nationale Partei habe Fehler gemacht, jedoch habe er es mit dem "Versuch, sich für die Apartheid zu entschuldigen", versäumt, den gesamten Sachverhalt darzustellen. "Er hat nicht zugegeben, daß Apartheid grundsätzlich falsch und schlecht ist", hieß es in der Erklärung.

De Klerk hatte als erster weißer südafrikanischer Spitzenpolitiker in einer Rede in Winburg sein Bedauern über das System der Apartheid geäußert. Er sagte, die Weißen hätten zu lange an der Apartheid festgehalten, selbst dann noch, als bereits klar gewesen sei, daß sie nicht funktionieren könne, "das tut uns leid".

Der Führer der weißen Konservativen Partei, Andries Teurnicht, reagierte mit scharfer Kritik auf de Klerks Entschuldigung. Die weißen Siedler Südafrikas lehnten eine Beherrschung durch nichtweiße Führer ab.

Der ANC und seine Verbündeten kündigten neue Massenaktionen in Südafrika an, um die weiße Regierung zur Umsetzung der Vereinbarungen des Gipfeltreffens zwischen ANC-Führer Nelson Mandela und de Klerk Ende September zu veranlassen. Als Auftakt der Kampagne sei für den heutigen Montag ein Marsch auf das Parlamentsgebäude in Pretoria vorgesehen, sagte ANC-Sprecher Carl Niehaus.

Mandela und de Klerk hatten sich auf Maßnahmen zur Beendigung der politischen Gewalt unter den Schwarzen verständigt und strengere Auflagen für das Tragen von Waffen vereinbart.

In Johannesburg haben Unbekannte einen führenden Politiker des ANC erschossen. Drei Jugendliche, die Prince Mhlambi begleiteten, seien ebenfalls getötet worden, berichtete die Polizei.

Bundesbahn-Erpresser gefaßt

RIEHEN, 11. Oktober (AP). Ein 42jähriger Deutscher, der seit Juli mit Briefen und Anrufen versucht haben soll, die Deutsche Bundesbahn um drei Millionen Mark zu erpressen, ist laut Schweizer Polizei in Riehen im Kanton Basel verhaftet worden. Der am Freitag gefaßte Mann habe ein Geständnis abgelegt, doch sei das Tatmotiv noch nicht klar ersichtlich, sagte ein Polizeisprecher.

Der Mann, der aus dem südbadischen Raum stammt, hatte seine Forderungen jeweils an die Bundesbahn in Karlsruhe gerichtet.

Jazz-Preis an Trompeter Wollmann

VILLINGEN-SCHWENNINGEN. Der 26jährige Trompeter Thorsten Wollmann hat den Jazz-Preis des Landes Baden- Württemberg erhalten. Die mit 15 000 Mark dotierte Auszeichnung bekam er vor allem für seine Leistungen als Arrangeur und Komponist. dpa

Tischtennis-Europapokal

Außer Altena kamen alle

deutschen Klubs weiter

Einen fast totalen Erfolg mit zehn Siegen feierten die deutschen Tischtennis- Klubs bei den europäischen Pokal-Wettbewerben. Nur der TTC Altena mit Altmeister Wilfried Lieck tanzte aus der Reihe. Der Bundesligist unterlag in der ersten Runde des ETTU-Pokal 2:4 gegen Postas SE Budapest. Der Deutsche Frauenmeister SpVg. Steinhagen erreichte bereits die 3. Runde im Europapokal durch ein glattes 4:0 gegen AO Telamon Salaminas aus Griechenland.

Pokalverteidiger VfB Lübeck hatte im ETTU-Pokal keine Mühe beim 4:0 gegen Nord Donetsk aus der Ukraine. Zweitligist TTF Bad Honnef überraschte mit einem 4:3 gegen das kroatische Team STK Metalac Osijek. Außerdem erreichten TTC Jülich (4:0 gegen Sparta Barnaul/Rußland), die SpVg Steinhagen (4:1 bei Libertas Nocera-Inferiore/Italien), TSV Sontheim (4:0 gegen Sondos Thessaloniki/Griechenland), TTC Grenzau (4:0 gegen Maccabi Yosef Tel Aviv) sowie das Damen-Quartett TSV Betzingen (4:1 bei STK Topolcany/CSFR), Bayer 05 Uerdingen (4:0 gegen WCT Wloclawek/Polen), TuS Glane (4:0 gegen Banga Kaunas/Litauen) und Rot-Weiß Klettham-Erding per Freilos die zweite Runde. dpa

NASA lauscht ins All hinein

LOS ANGELES, 11. Oktober (dpa). Die US-Raumfahrtbehörde NASA startet am heutigen Montag eine ungewöhnliche Lauschaktion: In der südkalifornischen Mojave-Wüste und in Arecibo in Puerto Rico machen sich Wissenschaftler auf die akustische Suche nach außerirdischem Leben. Dabei richten sich die Wissenschaftler auf eine jahrzehntelange Wartezeit ein. Das Projekt "Search for Extraterrestial Intelligence" (SETI) läuft zunächst bis zum Jahr 2003.

Trainer Gelsdorf war zutiefst enttäuscht: "War kein Klassenunterschied zu erkennen" Am Tag des Dienstjubiläums feierten andere VfL kassiert 90 000 Mark / "Verdient ausgeschieden" / Osnabrück - Mönchengladbach 4:1 (0:1)

Osnabrück stand kopf: Die "la ola-Welle" schwappte durchs Stadion Bremer Brücke, "standing ovations" für die Mannschaft und Jubel ohne Ende nach der 4:1-Überraschung des VfL Osnabrück im DFB-Pokalwettbewerb über Borussia Mönchengladbach. Der Zweitliga-Verein feierte mit diesem Sieg einen der größten Erfolge der vergangenen Jahre. Die Gladbacher, die im Mai dieses Jahres noch im Finale gegen Hannover standen und erst nach Elfmeterschießen verloren, waren geschockt. Der Bundesligist war blamiert.

Am Tag des einjährigen "Dienstjubiläums" von Jürgen Gelsdorf hatte nur der VfL Osnabrück etwas zu feiern. Bei Borussia Mönchengladbach dürfte die Diskussion um den Trainer erneut ausbrechen. Gelsdorf machte sich in Osnabrück zunächst Sorgen um den Borussen-Anhang: "Es tut mir leid für unsere Fans."

Die Gladbacher, die schon zwei Tage vor dem Spiel ein Trainingslager vor den Toren Osnabrücks bezogen hatten, fanden selbst nach der schmeichelhaften Pausenführung durch Steffen (44.) nicht zu einer sicheren Spielkontrolle. Im Sturmlauf der Osnabrücker in der zweiten Halbzeit gingen die Borussen zwar nicht kampflos, aber kopflos unter. "Es war kein Klassenunterschied zu erkennen", sagte Gelsdorf nachher. Es klang wie Resignation. "Wir sind völlig verdient ausgeschieden."

In der tollen Atmosphäre des ausverkauften Stadions Bremer Brücke rissen die Osnabrücker Spieler die 19 300 Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hin. Karp (47.), Wollitz (60./Foulelfmeter), Meinke (63.) und da Palma (88.) schossen den VfL mit ihren Toren ins Achtelfinale. Und dort treffen sie wieder auf einen Bundesligisten - Eintracht Frankfurt.

Für den Zweitligaverein, der eine Nettoeinnahme von etwa 90 000 Mark verbuchte, ist der fünfte Pokaltriumph gegen einen Bundesligaverein Bestätigung eines radikalen Schnitts. Nach Jahren des Abstiegskampfes wurden die Trainer Hubert Hüring und Klaus-Peter Nemet sowie Manager Hans-Dieter Schmidt verpflichtet, um eine völlig neue Mannschaft aus dem Boden zu stampfen. Die bisherige Entwicklung im Punktspielalltag übertraf schon viele Erwartungen. Jetzt wurde ein "Extra-Knaller" gezündet. "Wir haben fantastisch gespielt", freute sich Hüring. "Wir sind auf einem guten Weg. Hoffentlich läßt man uns Zeit."

Der Spieler dieses denkwürdigen Abends war Gerrit Meinke. Der lange Stürmer laborierte zuletzt an einen Kapselriß im Fußgelenk und galt als nicht einsatzfähig. Doch dann zauberte der VfL-Trainer den Ex-Bielefelder, der bis kurz vor Beginn nicht auf dem Spielbericht stand und sich in der Kabine warm machte, doch noch aus dem Hut. Nachdem er den Elfmeter herausgeholt und das entscheidende 3:1 erzielt hatte, strahlte Meinke: "Das war das Größte, was ich bisher im Fußball erleben durfte." Und das ausgerechnet gegen die Gladbacher, für die Meinke einst als Fußball-Steppke schwärmte. dpa

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - Karp, Hofmann (69. Greve), da Palma, Grether, Wollitz - Meinke, Balzis (76. Marquardt).

Mönchengladbach: Heyne - Kastenmaier - Neun (69. Max), Eichin - Klinkert, Mölby, Pflipsen, Schneider, Steffen (52. Salou) - Dahlin, Criens.

Schiedsrichter: Scheuerer (München).

Tore: 0:1 Steffen (44.), 1:1 Karp (47.), 2:1 Wollitz (60., Foulelfmeter), 3:1 Meinke (63.), 4:1 da Palma (88.).

Zuschauer: 19 000 (ausverkauft).

Gelbe Karten: Hofmann, Wollitz - Neun, Kastenmaier.Bus stürzte in Tiefe - 34 Tote

RIO DE JANEIRO, 11. Oktober (dpa). Auf dem Wege zum Oktoberfest der deutschstämmigen Brasilianer in Blumenau rund 600 Kilometer südlich von Sao Paulo haben 34 meist junge Menschen bei einem Busunglück ihr Leben verloren. Der Bus mit 48 Insassen stürzte bei Curitiba rund 50 Meter tief in eine Urwaldschlucht, wo er fünfeinhalb Stunden unentdeckt liegenblieb, da er von der Landstraße nicht zu sehen war. Die Polizei bemerkte das Unglück erst, als ein Streifenwagen wegen eines anderen Verkehrsunfalls die Straße entlangfuhr und Spuren des Absturzes entdeckte.

In der Traditionsstadt der deutschen Auswanderer nach Brasilien findet dieses Fest jährlich nach Münchner Vorbild statt - mit Bierzelten und Blasmusik.

Tödliche Seilbahnfahrt

OBERSTDORF, 11. Oktober (dpa). Tödlich endete für einen 19jährigen Mann die unerlaubte Fahrt mit einer Materialseilbahn in den Allgäuer Bergen. Nach den bisherigen Ermittlungen wollte der Wirt der Kemptener Hütte am Freitag nachmittag seinen Sohn und seine Tochter mit einer Materialseilbahn zur Hütte transportieren. Der junge Mann wurde aus dem Behälter geschleudert und stürzte ab. Am späten Abend barg die Bergwacht das Mädchen unverletzt aus der über dem Steilgelände schwebenden Kiste. Die Suche nach ihrem Bruder wurde wegen Nebels und Steinschlags in der Nacht abgebrochen. Am Samstag barg die Bergwacht die Leiche.

Blüm mahnt Solidarität an

NÜRNBERG, 11. Oktober (dpa). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) haben zu Solidarität beim wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Bundesländern aufgefordert. "Jetzt ist keine Zeit für Anspruchsdenken und Besitzstandsmentalität", sagte Waigel bei einer Tagung der Arbeitnehmer-Union CSA am Samstag in Nürnberg. So müßten die Lohnpolitik der Gewerkschaften wie auch die Investitionspolitik der Unternehmen auf die gesamtdeutsche Situation abgestellt werden.

Blüm betonte, daß "alle, auch Beamte, Handwerksmeister und Minister", ihren Beitrag zum Umstrukturierungsprozeß leisten müßten. Als "rotzige Redereien" kritisierte er Äußerungen des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, Sozialpolitik sei eine "Spielwiese". Blüm: "Wir sind die Malocher im Bergwerk des Sozialstaates."Torunarigha brach den Bann Mit glanzlosem Sieg eine Runde weiter

Ricklingen - Chemnitz 0:2 (0:1)

Mit einer glanzlosen Vorstellung ist Fußball-Zweitligist Chemnitzer FC ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Die Sachsen gewannen am Samstag beim niedersächsischen Landesligisten Sportfreunde Ricklingen mit 2:0 (1:0). Mit dem Stadtteil-Klub aus Hannover schied der unterklassigste Verein in der dritten Runde aus. In der mäßigen Partie erzielte Torunarigha (42.) die Führung. Heidrich (72.) stellte den verdienten Erfolg sicher.

Vor 4000 Zuschauern im ausverkauften Stadion waren die Profis von Beginn an feldüberlegen, ohne ihre spielerischen und technischen Vorteile gegenüber dem fünftklassigen Gegner auszunutzen. Beim Führungstreffer durch Torunarigha profitierte man von einem schweren Abwehrfehler: Hannovers Ahlgrimm schlug nach einer Flanke von Mehlhorn über den Ball, so daß der Afrikaner aus kurzer Entfernung einschießen konnte. dpa

Chemnitz: Hiemann - Barsikow - Bittermann, Mehlhorn - Köhler (61. Keller), Veit, Torunarigha (85. Zweigler), Heidrich, Laudeley - Boer, Renn.

Schiedsrichter: Pohlmann (Felde).

Tore: 0:1 Torunarigha (42.), 0:2 Heidrich (72.).

Zuschauer: 4000.

Gelbe Karten: Goslar.

Carl Zeiss ließ nichts anbrennen Landesligist hielt lange Zeit gut mit

Plattling - Jena 1:3 (0:2)

Der Tabellenzehnte der 2. Bundesliga Carl Zeiss Jena setzte sich 3:1 (2:0) beim bayerischen Landesligisten SpVgg Plattling durch. Klee (2.), Bliss (33.) und Fankhänel (65.) erzielten vor 2000 Zuschauern die Treffer für die Thüringer; das einzige Tor für die Niederbayern schoß Klostermeier (46.).

Trotz der Niederlage bot der Tabellenführer der Landesliga Mitte eine respektable Leistung und gestaltete das Spiel vor allem in der zweiten Hälfte ausgeglichen. Nach dem 1:2-Anschlußtreffer durch Klostermeier hatten die Plattlinger ihre beste Phase und standen einige Male sogar vor dem Ausgleich. Doch ein weiterer Treffer wollte der Elf von Trainer Alfred Kohlhäufl, früher Profi beim TSV 1860 München, nicht mehr glücken. dpa

Jena: Bräutigam - Szangolies - Bliss, Wentzel - Gerlach, Molata, Holetschek, Fankhänel, Schneider - Klee (75. Löhnert), Akpoborie (85. Celic).

Schiedsrichter: Fux.

Zuschauer: 2500.

Tore: 0:1 Klee (2.), 0:2 Bliss (33.), 1:2 Klostermeier (46.), 1:3 Fankhänel (65.).

Gelbe Karten: Klee.

MOTORSPORT INT. FORMEL-3-MEISTERSCHAFT in Hokkenheim: 1. Lamy (Portugal) Reynard-Opel 19:50,28 Min. (Durchschnitt: 185,507 km/h), 2. Ingall (Australien) Dallara-Opel 1,03 Sekunden zurück, 3. Peter (Österreich) Dallara-Alfa Romeo 3,53, 4. Liesner (USA) Reynard-Opel 6,79, 5. Müller (Hückelhofen) Reynard-Opel 8,29, 6. Maassen (Aachen) Ralt-VW 8,69. - Stand der Internationalen Deutschen Formel-3-Meisterschaft nach 25 Rennen: 1. Lamy 320 Punkte, 2. Werner (Reddinghausen) 293, 3. Maassen 256, 4. Castro Santos (Portugal) 229, 5. Peter 153, 6. Krumm (Reutlingen) 148.

Zur Person:

GREGOR GYSI, PDS-Vorsitzender, hat vorgeschlagen, von jeder Mark für Werbung einen Pfennig gegen den Rassismus abzuzweigen. Gysi schrieb an die Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und des Deutschen Industrie- und Handelstages, bei Werbe- Ausgaben der deutschen Wirtschaft allein in diesem Jahr von 45 Milliarden Mark (Schätzung des Zentralverbandes der Werbewirtschaft) könnten 450 Millionen Mark für die dringend zu verstärkende Aufklärung gegen Rassismus aufgebracht werden. Damit griff Gysi die Forderung von BDI-Präsident Tyll Necker nach einer "Offensive gegen den Fremdenhaß" auf. Nach Ansicht Gysis könnten die großen Unternehmensverbände dieser Forderung Nachdruck verleihen, wenn sie einen Fonds für Aufklärung gegen Rassismus gründen würden, in den sie "in einer Art Selbstverpflichtung" ein Prozent ihrer Werbe-Etats einzahlen. (dpa)

Schewardnadse droht Moskau mit Truppen

TIFLIS, 11. Oktober (dpa/AP). Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse hat seine Entschlossenheit bekräftigt, ein Losbrechen der abtrünnigen Region Abchasien zu verhindern. Er sagte laut Nachrichtenagentur Interfax am Wochenende: "Notfalls werden wir alle sterben, aber unser Land werden wir nicht hergeben."

Seine Regierung sei nötigenfalls bereit, Truppen nach Rußland zu schicken, um dort gegen Kämpfer vorzugehen, die die abchasischen Separatisten unterstützen, betonte Schewardnadse. Am Freitag hatte er "reaktionären Kräften" in Rußland vorgeworfen, sie mischten sich in die inneren Angelegenheiten Georgiens ein, indem sie die Abchasier in ihrem Kampf um Unabhängigkeit unterstützten.

Trotz des Bürgerkriegs in Abchasien waren drei Millionen Georgier am Sonntag aufgerufen, ein neues Parlament sowie den Parlamentspräsidenten zu wählen. Ersten Wählerbefragungen zufolge stimmten 80 Prozent für Schewardnadse als Parlamentspräsident, der einziger Kandidat für das Amt war. Auch wurde über eine hohe Wahlbeteiligung berichtet.

Erstmals wird ein Bundeswehroffizier an einer Mission der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) teilnehmen. Nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums wird der Offizier in einer vierköpfigen Expertengruppe zu einer Erkundungsmission für den Einsatz von internationalen Militärexperten in Südossetien nach Georgien reisen. (Weiterer Bericht auf Seite 2)

Binnen drei Minuten Rotweiß Essen stürmte ins Pokal-Achtelfinale

Essen - Eisenhüttenstadt 3:2 (0:1)

Mit vehementem Angriffsfußball hat Amateur-Oberligist Rotweiß Essen am Samstag vor 8000 Zuschauern den gleichklassigen Eisenhüttenstädter FC Stahl aus dem Pokal geworfen.

Der Tabellenführer der Oberliga-Nordrhein mußte beim hochverdienten 3:2 (0:1) gegen den seit September 1991 in 27 Pflichtspielen ungeschlagenen FC jedoch zweimal einem Rückstand hinterherlaufen.

Den Gästen gelang im Stadion an der Hafenstraße vor der Pause mit einem Konter durch Weber die überraschende Führung. Die Essener hatten bis dahin das gegnerische Tor ununterbrochen berannt, konnten aber selbst ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen nicht verwerten.

Erst nach dem Wechsel wurde das besser. Dondera (63.) glich zunächst zum 1:1 aus. Dann schlug der FC Stahl mit einem zweiten Konter wiederum durch Weber zum 2:1 zu. Innerhalb von drei Minuten drehten die Essener, die in der zweiten Runde Bundesligist FC Schalke 04 ausgeschaltet hatten, den Spieß aber noch durch Tore von Lipinski (76.) und nochmals Donderea (79.) um. dpa

Basketball-Europaliga

Leverkusen trifft auf

Treviso und Madrid

Der italienische Meister Benetton Treviso, für den unter anderem der kroatische Weltstar Toni Kukoc spielt, sowie die spanischen Spitzenmannschaften Real und Estudiantes Madrid sind die schwersten Gegner, auf die der deutsche Basketball-Rekordmeister TSV Bayer 04 Leverkusen in der Endrunde der Europameisterschaft für Vereine ("Europaliga") trifft. Bei der am Samstag in München vorgenommenen Auslosung der beiden Endrunden-Gruppen wurden den Leverkusenern außerdem noch KK Zadar (Kroatien), Vrai Pau Orthez (Frankreich), Maes Pils Mechelen (Belgien) und Olympiakos Piräus (Griechenland) zugelost.

In der Gruppe A wird aufgrund der UN-Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien der ursprünglich "gesetzte" Titelverteidiger Partizan Belgrad durch ein noch zu bestimmendes Team ersetzt. Die sieben feststehenden Vereine der Gruppe A sind: Maccabi Tel Aviv, CSP Limoges, Knorr Bologna, Scavolini Pesaro, PAOK Saloniki, Cibona Zagreb und Joventut Badalona.

Start der Endrunde ist der 29. Oktober. Die jeweils ersten vier Mannschaften beider Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale. dpa

Realo führt Österreichs Grüne

WIEN, 11. Oktober (dpa). Der Wiener Stadrat Peter Pilz ist zum ersten Parteisprecher der österreichischen Grünen gewählt worden. Pilz, der der mit Abstand populärste Politiker der grün-alternativen Partei in Österreich ist, setzte sich auf dem Parteitag in Bad Gleichenburg (Steiermark) am Wochenende mit großer Mehrheit gegen den bisherigen Bundesgeschäftsführer Franz Floss durch.

Der Parteisprecher hat praktisch die Funktion eines Parteivorsitzenden. Bisher standen zwei Geschäftsführer an der Spitze der grünen Partei, die auch im Bundesparlament vertreten ist. Die Wahl von Pilz war erst möglich geworden, weil die Grünen zuvor Abschied vom Prinzip der Trennung von Parteiamt und politischem Mandat genommen hatten. Die Aufgabe dieser alten Grundsatzposition hatte auf dem Parteitag nur knapp die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit gefunden. Pilz gilt als eher realpolitischer Vertreter der österreichischen Grünen.

60 Tote durch Monsunregen

NEU DELHI, 11. Oktober (AFP/Reuter). Bei heftigen Monsunregengüssen sind im südindischen Bundesstaat Kerala mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen, meldete am Samstag die indische Nachrichtenagentur PTI. In der Hauptstadt Keralas, Trivandrum, wurden 40 Flüchtlingslager errichtet, da in tiefliegenden Bezirken Hunderte von Menschen ihre Häuser verlassen mußten. Bei dem Unwetter stürzten mehrere Häuser ein, Bäume wurden entwurzelt und Stromverbindungen unterbrochen.

EKD macht Politikern Druck Erklärung zu Ausländerhaß / Wieder Anschläge auf Asylheime

HANNOVER, 11. Oktober (AFP/gra/ AP/dpa). Zu schnellem Handeln gegen den sich ausbreitenden Ausländerhaß in der Bundesrepublik hat am Wochenende der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Politiker aufgerufen. In einem Kommuniqué heißt es, es sei Auftrag des Staates, gegen die Ausbrüche von Haß und Gewalt entschlossen die Mittel des Rechtsstaats einzusetzen. Der Rat bitte die "politisch Verantwortlichen, sich unverzüglich über rechtliche Schritte und Verfahren, insbesondere in der Asylbewerberfrage, zu einigen".

Rechtsradikale Gewalttäter griffen am Wochenende erneut Asylbewerberheime mit Steinen und Brandflaschen an. In Remplin im mecklenburgischen Kreis Teterow sowie in Großräschen (Brandenburg) warfen Jugendliche Brandsätze auf Flüchtlingsunterkünfte, wobei geringer Sachschaden entstand. Im sächsischen Meißen schossen Unbekannte vermutlich mit einem Luftgewehr auf ein Asylheim, niemand wurde verletzt. Bei einer Razzia in Magdeburg nahm die Polizei 60 Skinheads vorübergehend fest.

Auch im saarländischen Wiebelskirchen warfen Unbekannte Brandsätze in den Eingang einer Asyl-Unterkunft. Es entstand aber nur geringer Sachschaden.

Mehr als die Hälfte der Asylbewerber könnte nach Einschätzung des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, unmittelbar wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden, wenn das Grundgesetz entsprechend geändert würde. Schäuble sagte im Deutschlandfunk, es gehe der Union darum, Asylbewerber aus Ländern, in denen keine politische Verfolgung herrscht, vom vorläufigen Aufenthaltsrecht in Deutschland auszuschließen. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) warf den Parteien in der Asylfrage mangelnde Handlungsfähigkeit vor. Dieses Problem vertrage nicht eine so lange Diskussionsphase, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

(Weitere Berichte auf Seite 4)

Mit der Zunge Apparate bedienen

ASSENHEIM. Ein Mundstück, das vollständig gelähmten Menschen über eine Computersteuerung die Bedienung von Elektro- und Haushaltsgeräten möglich macht, ist in Niddatal-Assenheim (Wetteraukreis) vorgestellt worden.

Damit können die Gelähmten mit Hilfe ihrer Zunge Apparate bedienen, stellten Tester fest.

Das Mundstück besteht aus einem 20 Millimeter langen und zehn Millimeter dicken Rundkörper, an dessen einem Ende ein konisches, fingerhutähnliches Gebilde festgemacht ist, in das die Zunge gesteckt wird, um durch Bewegungen im Rundkörper Signale zu erzeugen.

Mit diesen Signalen können Computer gesteuert werden, die es dem Gelähmten ermöglichen, viele Geräte wie Telefon, Radio, Fernsehapparat, Lichtschalter und Heizung ein- und auszuschalten.

Entwickelt hat das Gerät der 26jährige Diplomingenieur Niels Buchold aus Assenheim, dessen gleichaltriger Freund seit einem Motorradunfall vollständig gelähmt ist. lhe

Blaul: Rücksicht auf blinde Menschen nehmen

WIESBADEN. Um "größtmögliche Rücksicht auf blinde Menschen im Straßenverkehr" hat die hessische Sozialministerin Heide Pfarr (SPD) gebeten. Oft sei es Gedankenlosigkeit der Sehenden, die den Blinden das Leben schwermache, meinte die Ministerin in einer am Samstag in Wiesbaden veröffentlichten Mitteilung im Vorfeld des Tages des weißen Stockes am kommenden Donnerstag.

Als Beispiele nannte Frau Pfarr unachtsames Liegenlassen von Gegenständen auf Gehwegen, falsch geparkte Autos, nachlässig in den Weg gestellte Fahrräder oder Mülltonnen sowie schlecht gesicherte Baustellen.

Für Menschen, denen das Augenlicht fehle, könne wegen solcher Hindernisse das Fortbewegen gefährlich werden, meinte die Ministerin. Sie bekundete "Bewunderung für die Energie und Beharrlichkeit", mit der sich Blinde ihre Mobilität erkämpfen und verteidigen. Wer ihnen dabei helfen wolle, müsse im Sinne des Wortes Stolpersteine aus dem Weg räumen.

An die Arbeitgeber appellierte Ministerin Pfarr, blinden Frauen und Männern eine Chance im Berufsleben zu geben. Blinde nähmen viele Mühen auf sich, um im Beruf herausragende Leistungen zu erbringen. lhe

Immer mehr Abiturienten mit Ziel Bauingenieur

DARMSTADT. Wegen der günstigen Berufsaussichten wollen immer mehr deutsche Abiturienten Bauingenieur werden, gleichzeitig sinkt wegen des Zulaufs die Qualität der Ausbildung. Das erklärte am Wochenende der Vorsitzende des Fakultätentags für Bauingenieur- und Vermessungswesen, der Darmstädter Professor Walter Durth, zum Abschluß eines dreitägigen Treffens. In den vergangenen 15 Jahren sei die Zahl der Studenten um 70 Prozent gestiegen, die der Lehrkräfte jedoch nur um sechs Prozent.

Dauere der Trend an, müßten viele Hochschulen im kommenden Jahr für dieses Fach einen Numerus clausus einführen, sagte Durth. Zulassungsbeschränkungen bestünden bereits in Berlin, Dortmund, Braunschweig und Hannover. Wegen des Andrangs sei es kaum möglich, die durchschnittliche Studiendauer von 13 Semestern der Regelstudienzeit von zehn Semestern anzunähern. lhe

3,5 Millionen Mark teure Wasserenthärtunganlage

RUNKEL. Die Gemeinden Runkel, Villmar und Beselich im Kreis Limburg-Weilburg verfügen nunmehr über eine 3,5 Millionen Mark teure Wasserenthärtungsanlage. Das bislang einmalige Pilotprojekt in der Bundesrepublik wurde von Bund und Land mit je 30 Prozent der Kosten gefördert.

Die Anlage gilt als besonderes umweltfreundlich, weil sie mit Vakuumtechnik arbeitet. Damit könne dem Verbraucher weicheres Wasser angeboten, das Versorgungsnetz vor Kalkablagerungen geschützt und die Kosten für Energie und Waschmittel reduziert werden. lhe

GÜNTER STRACK, Schauspieler und Hobbywinzer, ist der 30. Preisträger des Deutschen Weinkulturpreises. Strack erhielt die Auszeichnung, eine Bronzeplastik des Pfälzer Bildhauers Eberhard Linke, am Samstag im Schloß Reinhardshausen im Rheingau. In vielen seiner mehr als 300 Rollen auf der Bühne und im Fernsehen habe Strack nicht nur für den Wein geworben, sondern sei eine Art Symbolfigur für den kultivierten Leibes- und Lebensgenuß geworden, meinte ZDF- Intendant Dieter Stolte in seiner Laudatio. "Sie haben nur deshalb so viel Leib, weil so viel Seele darin Platz haben muß", meinte Stolte in Anspielung an Stracks Fernsehrolle als Pfarrer. Mit seinem Leben und in seiner Künstlerlaufbahn verkörpere Strack die Symbiose des Weingottes Dionysos mit dem Gott der Künste und Kultur, Apollon, so Stolte. Frühere Preisträger waren unter anderen Carl Zuckmayer, Robert Stolz, Karl Holzamer, Walter Scheel, Helmut Kohl.

JÖRG VEIGEL, niedergelassener Arzt aus Jever, und LAJOS SCHÖNE, Medizinjournalist aus München, sind für ihre Aufklärung über Schutzimpfungen ausgezeichnet worden. Veigel und Schöne teilen sich den mit insgesamt 20 000 Mark dotierten Helmut-Stickl-Preis, der ihnen am Sonntag in Bad Orb (Main-Kinzig-Kreis) bei der Eröffnung eines Kongresses der Kinderärzte überreicht wurde. Veigel brachte in Niedersachsen gemeinsam mit Ärzten, Schulen und Eltern eine Aufklärungsaktion über Schutzimpfungen auf den Weg. Schöne berichtete in verschiedenen Blättern über den richtigen Impfschutz. Der von einer Pharma-Firma gestiftete Preis wurde zum ersten Mal vergeben. Mit der Auszeichnung sollen Arbeiten oder Initiativen gewürdigt werden, die den Kenntnisstand über Impfungen verbessern helfen.

JÖRG-UWE HAHN, stellvertretender Fraktionschef der Liberalen im Landtag, hat eine "Herbst-Winter-Offensive" zur Polizeipräsenz vor Ort gefordert. Der Bürger habe ein Recht darauf, Polizisten nicht nur manchmal im Streifenwagen vorbeifahren zu sehen, sondern ihn bei der Fußstreife auch ansprechen zu können, meinte Hahn. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen lasse dramatisch nach. Nicht mehr nur ältere Frauen würden sich in den Abendstunden aus Angst nicht mehr auf die Straße, in Busse oder Eisenbahnen trauen. Die rot-grüne Landesregierung muß nach Ansicht des Freidemokraten Hahn endlich konsequent Maßnahmen ergreifen, damit die Polizisten der Kriminalitätsbekämpfung und dem Schutz der Bevölkerung als ihrer Hauptaufgabe nachkommen könnten.

JOSEF MÜLLER-PAULY, über Limburg hinaus bekannter Künstler, wurde anläßlich seines 75. Geburtstags mit einer Ausstellung In den Kunstsammlungen geehrt. Gezeigt werden seine neuesten Blumen-Aquarelle sowie 15 der 30 Landschafts-Aquarelle, die er der Stadt geschenkt hat. Die Ausstellung ist bis 15. November geöffnet.

Hack und Diegmüller machten alles klar

Fulda - Marburg 4:0 (1:0)

Einen standesgemäßen Sieg landete Fulda gegen Schlußlicht Marburg. Lange Zeit fanden die Gastgeber kein Mittel, um gegen den äußerst defensiv agierenden Aufsteiger zu Torchancen zu kommen. Erst kurz vor der Halbzeit gelang Stürmer Hack dann doch der Führungstreffer.

Auch in der zweiten Hälfte taten sich die Borussen lange Zeit schwer. Erst als bei den Gästen die Kräfte sichtlich nachließen, kamen die Fuldaer durch zwei weitere Treffer von Hack und einem von Diegmüller verwandelten Foulelfmeter zu weiteren Toren. Marburg hatte während der ganzen Partie keine nennenswerte Torchance und zeigte im Gegensatz zu den letzten Auftritten, wo es sich von Spiel zu Spiel steigerte und teilweise unglücklich verlor, nicht einmal Landesligaformat.

Fulda: Zeljko, Hirsch, Ferber, Michel, Lesser (70. Wischermann), Reith, Kress (75. Czekalla), Diegmüller, Schlieck, Hack, Dressel.

Marburg: Marquardt, Streich (46. Streich), Ruiz, Faust, Rasijiewski, Winkler, Vollmer, Budde, Laus, Reinhardt (Siasia), Brizzi.

Tore: 1:0 Hack (44.), 2:0 Hack (66.), 3:0 Diegmüller (68., Foulelfmeter), 4:0 Hack (87.).

Schiedsrichter: Weber (Walluf).

Zuschauer 1200.

Foale und Lang hatten die besten Chancen

Bürstadt - Haiger 0:0

In einer nur auf mittelmäßigem Niveau stehenden und für die Zuschauer oft langweiligen Begegnung trennten sich die beiden Tabellennachbarn mit einem torlosen und nach den beiderseits gezeigten Leistungen auch gerechten Unentschieden. Die Bürstädter traten dabei wieder einmal den Beweis an, daß es ihnen äußerst schwerfällt, die Initiative zu ergreifen und somit auf eigenem Platz ein Spiel zu gestalten.

Ein Lattenschuß von Foale war die auffälligste Angriffsaktion der Gastgeber, auf der Gegenseite traf Lang nur die Latte des gegnerischen Tores. Die Konterversuche der Haigerer, die noch nie so dicht an ihrem ersten Saison-Auswärtssieg waren, waren nicht konsequent genug, um die Bürstädter Abwehr entscheidend zu überwinden. Während bei den Gästen Torwart Kässmann herausragte, bot der Sieger eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Bürstadt: Schäfer, Vukadinovic, Müller, Franck (64. Glaser), Schlösser, Dörrich, Hahn (74. Lazaro), Ramadani, Gräf, Foale, Kar.

Haiger: Kässmann, Zeise, Hof, Weber, Klein, Kessler, Waldschmidt, Boller, Schneider, Michel, Lang (86. Schuster).

Schiedsrichter: Clemens (Boppard).

Zuschauer: 350.

EG will Bauern Äpfelabgabe an Kinder bezahlen

BRÜSSEL, 11. Oktober (Reuter). Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) will Landwirte dafür bezahlen, Äpfel an Kinder, Kranke und Notleidende abzugeben, anstatt sie verrotten zu lassen. Es seien große Mengen an Äpfeln vom Markt genommen worden, teilte die EG-Kommission jetzt mit. Wenn die Landwirte diese an Schulen, Krankenhäuser, Wohlfahrtorganisationen und Gefängnisse abgäben, sollten ihnen die entstandenen Transportkosten aus der EG- Kasse ersetzt werden.

Zollunion für Ex-CSFR

PRAG, 11. Oktober (Reuter). Die Tschechische und die Slowakische Republik wollen nach ihrer Trennung am Jahresende eine Zollunion und zunächst auch eine gemeinsame Währung beibehalten. Darauf einigten sich am Wochenende der tschechische Ministerpräsident Vaclac Klaus und sein slowakischer Kollege Vladimir Meciar.

Der Warenaustausch solle ab Januar nicht unterbrochen werden, sagte Meciar. Experten sollten in den nächsten zwei Wochen die Details der Vereinbarungen ausarbeiten, damit sie den Republikparlamenten vorgelegt werden könnten. Die Zollunion soll bereits am 28. Oktober, dem Unabhängigkeitstag der 1918 gegründeten Tschechoslowakei, in Kraft treten. Der slowakische Regierungssprecher Bohuslav Geci hatte zuvor mitgeteilt, es werde über die Beibehaltung einer gemeinsamen Währung bis zum 30. Juni 1993 verhandelt. Danach sollten getrennte Währungen eingeführt werden. Meciar sagte, es gebe keinen Grenzstreit zwischen Tschechen und Slowaken.

Kurz gemeldet: Neue Zentrums-Partei in Frankreich

PARIS, 11. Oktober (Reuter). Frankreichs Landwirtschaftsminister Jean- Pierre Soisson hat eine neue zentristisch orientierte Partei ins Leben gerufen. Die "Reformer-Bewegung" ist ein Zusammenschluß der Gruppierung Vereinigtes Frankreich und der linksstehenden Vereinigung der Demokraten unter dem früheren Minister Jacques Pelletier. Athener Akademie ehrt Weizsäcker ATHEN, 11. Oktober (AP). Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist die Ehrenmitgliedschaft der Athener Akademie der Wissenschaften und Künste verliehen worden. Er ist nach dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand das zweite europäische Staatsoberhaupt, dem diese Ehre zuteil geworden ist. UN wollen Inspektion durchsetzen NEW YORK, 11. Oktober (Reuter). Die UN wollen den Termin für eine weitere Inspektion des irakischen Rüstungspotentials durchsetzen, obwohl Bagdad um eine Verschiebung gebeten hat. Eine aus 50 bis 60 Fachleuten bestehende Gruppe wird wie geplant am 17. Oktober mit ihrer Arbeit beginnen. Berg-Guerilla stoppt Krieg ORWEI, 11. Oktober (AFP). Die indochinesische Berg-Guerilla, die im Vietnamkrieg auf seiten der USA kämpfte, hat ihren langjährigen Krieg gegen die kommunistische Regierung Hanois beendet. Die letzten 15 von 250 Bergstamm-Kämpfern übergaben ihre Waffen UN-Friedenstruppen in Kambodscha. Neuer Präsident Guyanas vereidigt GEORGETOWN, 11. Oktober (AP). In dem südamerikanischen Staat Guyana ist der ehemalige Marxist Cheddi Jagan als neuer Präsident vereidigt worden. Bei der Parlamentswahl hatte seine Fortschrittliche Volkspartei (PPP) mit 54,2 Prozent die absolute Mehrheit errungen.

Massenfestnahmen in Südirak?

NIKOSIA, 11. Oktober (Reuter). In Südirak sind Berichten schiitischer Oppositioneller zufolge Massenfestnahmen im Gange. Der in Teheran ansässige Exil-Organisation Oberster Rat für die Islamische Revolution in Irak (SCIRI) teilte am Samstag mit, tausende Männer und Frauen seien bei dieser größten Operation seit dem Aufstand in Südirak 1991 festgenommen und verschleppt worden. Die Operation, die nach einem SCIRI vorliegenden vertraulichen Brief vom Präsidentenbüro Saddam Husseins angeordnet worden sei, habe bereits am Mittwoch begonnen. Am Dienstag hätten Soldaten bei Basra ähnliche Verhaftungsaktionen vorgenommen.

Dem Schreiben zufolge seien die Offiziere der irakischen Republikaner-Garde und andere Armeechefs im Süden autorisiert worden, das Kriegsrecht zu verhängen, Feldgerichte zu etablieren und Todesurteile auszusprechen sowie Eigentum zu konfiszieren. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben war zunächst nicht erhältlich.

TISCHTENNIS ETTU-POKAL der Männer, 1. Runde: VfB Lübeck - Nord Donetsk 4:0, TTC Plaza Altena - Postas SE Budapest 2:4, Libertas A.N. Inferiore - Spvg. Steinhagen 1:4, TTC Jülich - Sparta Barnaul 4:0, TSV Maxell Sontheim - MPS Sindos Theassaloniki 4:0, TTC Zugbrücke Grenzau - Maccabi Yosef Tel Aviv 4:0, TTC Bad Honnef - STK Metalac Olt Osijek 4:2

ETTU-POKAL der Frauen, 1. Runde: STK ZTS Topolcany - TSV Betzingen 1:4, FC Bayer 04 Uerdingen - Wloclawski Klub Tenisa Wloclawek 4:0, TuS Glane - Banga Kaunas 4:0, Rot-Weiß Klettham-Erding Freilos.

EUROPAPOKAL der Landesmeisterinnen, 2. Runde: Spvg. Steinhagen - AC Salaminas 4:0.

Hochmut kommt vor dem Fall "Club" kommt erst im Nachsitzen weiter

Nürnberg - Remscheid 5:2 n.V.

Hochmut kommt vor dem Fall. Gerhard Voack, Präsident des 1. FC Nürnberg, tönte schon vor zwei Wochen: "Wir stehen schließlich bald auch im Pokal-Achtelfinale." Der Boß des Fußball-Bundesligisten hatte die Begegnung gegen Zweitligist FC Remscheid längst abgehakt.

Der "Club", durch die vorläufige Festnahme seines Ex-Schatzmeisters Dr. Udo Böbel wegen des Verdachts der Untreue und der Gerüchte um eine "schwarze Kasse" wieder ins Zwielicht gerückt, stand beim 5:2 (2:2, 2:1) nach Verlängerung im DFB-Pokal jedoch am Rande der Niederlage. Erst im "Nachsitzen" schafften die Franken erstmals seit 1982 den Sprung unter die letzten 16. sid

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner (24. Eckstein), Kurz - Oechler, Wolf (56. Bustos), Olivares, Kramny, Bäurle - Rösler, Wück.

Remscheid: Stocki - Tilner - Schiermoch (66. Schmidt), Hausen, Sturm - Putz, Bridaitis, Pröpper, Kröning - Gemein, Sedlacek (84. Glöde).

Schiedsrichter: Witke (Mönchzell).

Tore: 1:0 Bäurle (4.), 1:1 Putz (20.), 2:1 Eckstein (33.), 2:2 Putz (89.), 3:2 Rösler (102.), 4:2 Wück (108.), 5:2 Kramny (117.).

Zuschauer: 11 500

Gelb-Rote Karte: Sturm wegen wiederholten Foulspiels (80.)-

Ulmer pfiffen Schiedsrichter an Zwei Treffer der Gastgeber annulliert

Ulm - Borussia Dortmund 1:3 (1:1)

Die Verlierer ließen die Korken knallen. Mit Sekt spülten die Spieler des SSV Ulm ihren Ärger nach dem 1:3 (1:1) gegen Borussia Dortmund in der dritten Runde des DFB-Pokals hinunter. "Wir sind die moralischen Sieger", erklärte Manfred Kastl, zuletzt mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld gab dem Mittelstürmer des Amateur-Oberligisten indirekt recht: "Die Ulmer haben phantastisch gespielt."

Die "Spatzen" schossen sogar zwei Tore mehr als im Endergebnis: eines in der 71. Minute, eines in der 76. Minute. Doch beim ersten wollte Schiedsrichter Alfons Berg aus Konz ein Foul gesehen haben. Beim zweiten, als Manfred Kastl Torhüter Stefan Klos den Ball wegspitzelte, war ihm das Bein Kastls zu hoch. sid

Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Povlsen, Zorc, Rummenigge, Franck, Reinhardt - Mill (72. Lusch), Chapuisat

Schiesrichter: Berg (Konz)

Tore: 0:1 Reinhardt (1.), 1:1 Simon (18.), 1:2 Zorc (50.), 1:3 Lusch (90.)

Zuschauer: 15 000

Gelbe Karten: Allgöwer, Grimminger - Kutowski, Mill, Zorc

UEFA verhängt 220 000 Mark Geldstrafen Die Trainer Stielike und Neumann gesperrt

Geldstrafen in Höhe von insgesamt 196 000 Schweizer Franken (umgerechnet rund 220 000 Mark) verhängte die Kontroll- und Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) wegen Verstöße im Europapokal und anderen UEFA-Wettbewerben. Der Deutsche Meister VfB Stuttgart muß wegen des Einsatzes eines vierten Ausländers beim Rückspiel der ersten Runde im Landesmeister-Wettbewerb bei Leeds United 10 000 Schweizer Franken (11 200 Mark) zahlen.

Am härtesten betroffen ist Thomas Häßlers Klub AS Rom, der wegen des Werfens von Feuerwerkskörpern und Wurfgegenständen durch seine Fans beim UEFA-Cup-Spiel bei Wacker Innsbruck zu 20 000 Schweizer Franken (22 400 Mark) verurteilt wurde. Wegen der gleichen Vorkommnisse in der UEFA- Cup-Partie gegen Kattowitz muß Galatasaray Istanbul 5600 Mark zahlen.

Die nächsten beiden Europacup-Begegnungen muß Trainer Uli Stielike vom Schweizer Nationalligisten Xamax Neuchatel auf der Tribüne verfolgen. Der frühere deutsche Nationalspieler hatte im UEFA-Cup-Spiel bei Frem Kopenhagen das Spielfeld ebenso unerlaubt betreten wie sein deutscher Trainer-Kollege Herbert Neumann von Vitesse Arnheim, der ein Spiel gesperrt wurde. sid

Schlag mit Alu-Schläger verletzte den Torjäger Köpf des Eishockey-Bundesligisten Düsseldorf DEG-Coach Zach ist trotz Startrekord sauer Unrühmlicher Sieg von München bei den Eisbären / Verteidiger Kießling bestritt 807. Spiel

Trotz des atemberaubenden Startrekords von 16:0 Punkten herrscht beim Deutschen Eishockey-Meister Düsseldorfer EG trübe Stimmung. Das 8:4 beim alten Rekordhalter Mannheimer ERC am Freitag wurde durch die Nachricht von der schweren Verletzung des DEG-Torjägers Ernst Köpf getrübt. Der Kölner Zugang erlitt nach seinem Treffer zum 6:4 einen Bruch der Speiche im Unterarm, der ihn zu einer rund sechswöchigen Pause zwingt. Köpf wurde noch am selben Abend operiert.

"Übeltäter" war der Mannheimer Venci Sebek, der den bislang erfolgreichsten DEG-Schützen (sieben Treffer) bei einem Stockschlag mit dem Aluminium-Kopf seines Schlägers traf. Jene vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) zugelassenen Schläger, die aber nur von wenigen Bundesligaspielern benutzt werden, sind DEG-Coach Hans Zach ein Dorn im Auge. "Die müssen verboten werden. Bei einem normalen Stockschlag wie in diesem Fall haut's einem den Arm durch. Selbst die Spieler sprechen von einem erhöhten Verletzungsrisiko", schimpft Hans Zach, der darauf verweist, daß Aluminiumschläger den Hieb nicht dämmen. Zach will nun mit medizinischen Gutachten energisch gegen die weitere Zulassung vorgehen. Für die DEG ist es bereits der dritte Langzeitverletzte nach den Stürmern Rainer Zerwesz und Benoit Doucet.

Die Entscheidung in Mannheim fiel Anfang des letzten Drittels. Nach einem 3:4-Rückstand brachte ein Doppelschlag in der 43. Minute durch Hölscher und Valentine die Rheinländer auf die Siegerstraße. "Das hat uns das Genick gebrochen", konstatierte MERC-Coach Jiri Kochta. Zach fand auch Lob für sein Team: "Wenn wir so weiterspielen, werden uns nur wenige Paroli bieten können."

Die DEG sorgte am Freitag abend nicht für den einzigen Rekord. Landshuts 37 Jahre alter Starverteidiger Udo Kießling nahm Gratulationen für sein 807. Bundesligaspiel entgegen, mit dem er seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Alois Schloder als alleinigen Spitzenreiter ablöste. Versüßt wurde sein "großer Tag" durch das 3:3 seiner jungen Truppe, die sich damit vom achten auf den siebten Tabellenplatz verbesserte, beim Berliner SC Preußen. "Das ist ein besonderer Tag für mich, vor allem nach dem Punktgewinn", meinte der Jubilar. Gast hinter der Landshuter Bande war Alois Schloder, der sich den persönlichen Glückwunsch nicht nehmen ließ. Nicht mit Ruhm bekleckerte sich der EC Hedos München beim 5:1 gegen Aufsteiger Eisbären Berlin. So haderte Trainer Hardy Nilsson nach dem Spiel mit dem laschen Einstellung seiner Leistungsträger und wetterte: "Es genügt nicht, nach einem 2:0 nicht mehr in die Zweikämpfe zu gehen, zwei Punkte zu holen und anschließend mit der Freundin nett essen zu gehen. Der einzige Star in der Mannschaft ist Karl Friesen." Der ehemalige Rosenheimer war auch gegen die Berliner ein sicherer Rückhalt des Tabellenzweiten (13:3).

Fast unbemerkt hat sich Ex-Meister Kölner EC mit einem 5:3 gegen den ERC Schwenningen auf den dritten Tabellenplatz (9:7 Punkte) vorgeschoben. Dennoch ist bei den "Haien" weiter viel Sand im Getriebe.

Den freien Fall stoppte der Krefelder EV mit einem 4:1 beim EHC Freiburg. Für die Rheinländer war es der erste Sieg nach vier Niederlagen in Serie. "Ich glaube, es wird eine interessante Saison, in der jeder jeden schlagen kann." Dies bewies auch Aufsteiger EC Ratingen, der mit einem 4:1 gegen den ESV Kaufbeuren zum zweiten Saisonsieg kam, aber weiter Schlußlicht ist. sid

Vorentscheidung durch Lehmann Nachwuchs besiegt Profis Torschütze überragte / Hertha Berlin (A) - Leipzig 4:2 (1:1)

Das Nachwuchsteam der "alten Dame" Hertha hat die Sensation geschafft: Nach einem 4:2 (1:1)-Heimsieg gegen den Fußball-Zweitligisten VfB Leipzig stehen die Oberliga-Amateure des Hertha BSC Berlin im Achtelfinale des DFB-Pokals. Held des Tages war der Berliner Stürmer Daniel Lehmann, der die beherzt angreifenden "Junioren" von Trainer Jochen Ziegert mit zwei Treffern (53. und 59.) zum 2:1 und 3:1 vorentscheidend auf die Siegesstraße schoß.

Die rund 1700 Zuschauer an der Olsoer Straße trauten zunächst ihren Augen nicht, als der Amateur-Oberligist von Beginn an die Initiative an sich riß und durch Gezen in der neunten Minute überraschend in Führung ging. Für Leipzig waren Edmont (45.) und mit Turowski (75.) der beste Gästespieler erfolgreich. Kaiser (84.) setzte mit seinem Tor den Schlußpunkt.

"Wir haben keine Chance, aber die nutzen wir", hatte Ziegert vorher geflachst. Die Prognose stimmte. Die Gastgeber, Tabellenelfter der Amateur-Oberliga Mitte, setzten von Beginn an auf kompromißlose Offensive.

Mit einem unhaltbaren Freistoß aus 18 Metern von Gezen wurden die Berliner Mühen belohnt.

In der 38. Minute gelang dem ehemaligen Frankfurter der erste Warnschuß. In der 41. Minute stand Hecking frei vor dem Berliner Tor - Herthas Nachwuchs- Schlußmann Fiedler parierte jedoch sicher.

Kurz vor dem Pausenpfiff sorgte Edmont aus naher Distanz für den Ausgleich. Doch auch in der zweiten Halbzeit waren die unbekümmerten Berliner von der Mannschaft aus der zweiten Bundesliga nicht zu stoppen. In der Gäste-Abwehr häuften sich die Fehler, die den Gastgebern eine um die andere Chance eröffneten.

Lehmann nutzte seine beiden Chancen und sorgte mit zwei Treffern in Folge für die Vorentscheidung. Zwar keimte nach Turowskis Treffer bei Leipzig wieder Hoffnung, aber vergeblich.

Neben dem zweifachen Torschützen überzeugte Fiedler. Beste Spieler der Gäste waren Edmont und Turowski. sid

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmont, Kracht - Oroku (30. Turowski), Egelmann, Gyamfi, Heching, Anders - Rische, Hobsch.

Schiedsrichter: Fleske (Schürow).

Tore: 1:0 Gezen (9.), 1:1 Edmont (45.), 2:1 Lehmann (53.), 3:1 Lehmann (59.), 3:2 Turowski (75.), 4:2 Kaiser (83.).

Zuschauer: 1800.

Gelbe Karten: Lindner.

Ausgeglichene Partie Jurgeleit sorgte für die Entscheidung

Salmrohr - Homburg 0:1

Erst ein Treffer von Daniel Jurgeleit in der 88. Minute besiegelte den 1:0 (0:0)- Sieg des Fußball-Zweitligisten FC Homburg bei den Amateuren des FSV Salmrohr und den Sprung ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

2500 Zuschauer erlebten eine ausgeglichene Partie, in der ein Klassenunterschied kaum zu erkennen war. Die Spielanteile waren gleichmäßig verteilt. Waren die Gäste aus dem Saarland in der ersten Hälfte noch überlegen, dominierte der gastgebende Südwest-Meister im zweiten Durchgang. Die beste Gelegenheit für Homburg vergab Kluge (64.), als er das leere Tor verfehlte. Zwei Minuten nach der Pause hätte auch der Tabellenführer der Oberliga Südwest in Führung gehen können, aber Gäste-Torwart Eich parierte den Schuß von Thömmes (47.).

Bei den Profis aus Homburg konnten lediglich Cardoso und Torschütze Jurgeleit überzeugen. sid

Homburg: Eich - Wruck - Korell, Kluge (80. Finke) - Homp, Dudek, Landgraf, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Gries (70. Gallego).

Schiedsrichter: Funken (Heinsberg).

Tor: 0:1 Jurgeleit (88.).

Zuschauer: 2500.

Gelbe Karten: - Homp, Jurgeleit, Dudek.

Steigerung nach der Pause Nijhuis beseitigte Zweifel am MSV-Sieg

Duisburg - Braunschweig 3:1 (2:1)

Durch einen 3:1 (2:1)-Sieg im Duell der Zweitligisten gegen Eintracht Braunschweig hat Bundesliga-Absteiger MSV Duisburg das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Preetz (10.) sowie Tarnat (23.) und Nijhuis erzielten die Treffer für den erst in der zweiten Hälfte überzeugenden Pokalfinalisten von 1966 und 1975, während Loechelt in der 24. Minute nur zum Anschlußtreffer traf.

Die Halbzeitführung der "Zebras" war eher glücklich als verdient. Einer weiteren guten Chance für Duisburg, das in der zweiten Runde den Bundesligisten 1. FC Köln ausgeschaltet hatte, durch Nijhuis standen ebenso hochkarätige Möglichkeiten der Gäste durch Cirocca und Geilenkirchen gegenüber. Nach der Pause steigerten sich die Platzherren enorm, während die ohne fünf Stammspieler angereisten Gäste erheblich einbrachen. sid

Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Nijhuis, Böger - Steininger, Schmidt, Notthoff, Tarnat, Minkwitz (85. Hopp) - Seitz, Preetz (70. Sailer).

Braunschweig: Hain - Buchheister - Wiehle, Köritzer (78. Kretschmer) - Metschies, Butrej, Heskamp, Geilenkirchen, Loechelt - Aden, Cirocca.

Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen).

Tore: 1:0 Preetz (10.), 2:0 Tarnat (23.), 2:1 Loechelt (24.), 3:1 Nijhuis (67.).

Zuschauer: 10 000.

GOLF PGA-TURNIER in Alveslohe bei Hamburg (1,4 Millionen Dollar/Par 72), Stand nach dem dritten Tag: 1. Langer (Anhausen) 204 Schläge (69+65+70), 2. Clarke (Nordirland) 207 (71+69+67), 3. Westner (Südafrika) 208 (72+70+66), 4. Couples (USA) 209 (69+70+70) und Chapman (England) 209 (72+65+72), 6. Kuramoto (Japan) 210 (70+73+67) und Malley (USA) 210 (68+70+72), ... 39. Strüver (Hamburg) 217 (74+72+71) und Thül (Köln) 217 (72+72+73), ... 56. Gögele (Augsburg) 219 (74+72+73), ... 74. Cejka (Offenbach) 225 (74+73+78).

Pokal-Ergebnisse

Nürnberg - FC Remscheid 5:2 (2:2, 2:1) n.V. Osnabrück - Mönchengladbach 4:1 (0:1) Bayer Uerdingen - Hannover 96 0:1 (0:0) Eintracht Frankfurt - Mannheim 4:1 (0:0) n.V. Werder Bremen - FSV Mainz 05 3:1 (2:0) SSV Ulm - Borussia Dortmund 1:3 (1:1) Bischofswerda - Karlsruher SC 0:1 (0:0) n.V. VfR Heilbronn - Bayer Leverkusen 0:2 (0:0) MSV Duisburg - Braunschweig 3:1 (2:1) Düsseldorf - Hansa Rostock 2:2 (1:1, 0:1) n.V., 3:0 im Elfmeterschießen SV Meppen - Hertha Berlin 2:4 (2:2, 2:1) n.V. Hertha BSC Berlin (A) - VfB Leipzig 4:2 (1:1) Ricklingen - Chemnitzer FC 0:2 (0:1) SpVgg Plattling - FC Carl Zeiss Jena 1:3 (0:2) FSV Salmrohr - FC Homburg 0:1 (0:0) Rot-Weiß Essen - Eisenhüttenstadt 3:2 (0:1).

Torhüter entschied das Elfmeterschießen Schmadtke wurde zum Held Düsseldorf - Rostock 2:2 (1:1, 0:1) n.V., 3:0 i.E.

Fortuna Düsseldorfs Torwart Schmadtke avancierte beim 3:0-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Hansa Rostock zum Pokalhelden. Der Düsseldorfer Schlußmann wehrte nicht nur zwei Elfmeter von Sänger und Dowe ab, sondern verwandelte auch den ersten Schuß seiner Mannschaft zur 1:0-Führung. Nachdem Lange über das Tor gezielt hatte, anschließend Backhaus und Loose für die Gastgeber ihre Elfmetern verwandeln konnten, war das Elfmeterschießen frühzeitig für die Mannschaft der Gastgeber entschieden.

Nach 120 Minuten hatte es im Duell der Bundesliga-Absteiger 2:2 (1:1, 0:1) gestanden. Wahl hatte in der 98. Minute die Gäste überraschend mit 2:1 in Führung gebracht, ehe Albertz in der 109. Minute per Kopf noch das 2:2 für Düsseldorf gelang.

Rostock war in der regulären Spielzeit durch Lange drei Minuten vor der Halbzeit in Führung gegangen. Nur vier Minuten nach dem Seitenwechsel gelang dann Buncol nach einer sehr schönen Einzelleistung der verdiente Ausgleich für Fortuna.

Tabellen-Schlußlicht Düsseldorf war gegen den Zweitliga-Vierten über weite Strecken das dominierende Team. Die Platzherren, die in der Zweiten Liga seit sechs Spielen ohne Sieg sind, versäumten es aber aus ihren zahlreichen Chancen Kapital zu schlagen. Nach dem Ausgleich zum 1:1 hätten Schütz, Loose, Winters und Amateur Hagenes frühzeitig für einen Düsseldorfer Erfolg sorgen können oder gar müssen.

Beste Akteure bei Fortuna waren der sichere Libero Loose sowie Mittelfeldspieler und Torschütze Buncol. Bei den Ostdeutschen überzeugten vor allem Dowe und Chalaskiewicz als ständiger Unruheherd im Angriff. sid

Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Backhaus, Quallo - Hutwelker, Schütz, Breitzke (87. Strerath), Buncol, Hagenes, Albertz - Degen (46. Winter)

Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Lange, Zallmann, Wahl, Schlünz (60. Weilandt), Dowe - Chalaskiewicz, Schmidt (73. Bodden)

Schiedsrichter: Kiefer (Baunatal)

Tore: 0:1 Lange (42.), 1:1 Buncol (49.), 1:2 Wahl (98.), 2:2 Albertz (109.). - Elfmeterschießen: Schmadtke hält gegen Sänger, 1:0 Schmadtke, Lange schießt über das Tor, 2:0 Backhaus, Schmadtke hält gegen Dowe, 3:0 Loose.

Zuschauer: 4000.

Gelbe Karten: - Hoffmann, Dowe, Chalaskiewicz.BADMINTON GERMAN OPEN in Leverkusen, Männer, Einzel, Finale: Kusuma (Indonesien) - Suprianto (Indonesien) 15:11, 15:2.

Doppel, Halbfinale: Holst-Christensen/Lund (Dänemark) - Jönsson/Axelsson (Schweden) 15:7, 10:15, 15:9, Suprianto/Gunawan (Indonesien) - Poulsen/Svarrer (Dänemark) 15:6, 17:15. - Viertelfinale: Holst-Christensen/Lund - Mainaky/Indrajaya (Indonesien) 15:6, 15:3, Jönsson/Axelsson (Schweden) - Goode/Hunt (England) 15:9, 18:16, Suprianto/Gunawan - Jakobsen/Wang (Dänemark/Kanada) 15:11, 15:5, Paulsen/Svarrer - Österberg/Antonsson (Schweden) 15:5, 18/16. - Achtelfinale: Österberg/ Antonsson - Ossenbrink/Keck (Wiebelskirchen/Regensburg) 15:10, 15:11.

Frauen, Einzel, Finale: Susanti (Indonesien) - Kusumawardhani (Indonesien) 11:7, 10:12, 11:8.

Doppel, Viertelfinale: Xiao Qing/Magnusson (Schweden) - Julien/Pichä (Kanada) 15:2, 15:4, Thomsen/Stuer-Lauridsen (Dänemark) - Bradbury/Wright (England) 17:18, 15:10, 15:9, M. Bengtsson/C. Bengtsson (Schweden) - Bille/ Rasmussen (Dänemark) 15:9, 15:9, Gowers/Clark (England) - Dupont/Olsen (Dänemark) 12:15, 15:9, 15:4. - Achtelfinale: Qing/Magnusson - Stechmann/Schmidt (Stade/Wiebelskirchen) 15:7, 15:8, Bille/Rasmussen - Seid/Baldewein (Regensburg/Düsseldorf) 15:2, 15:9, M. Bengtsson/C. Bengtsson - Vang-Nielsen/Franke (Mainz) 15:2, 15:8.

Mixed, Finale: Lund/Dupont (Dänemark) - Lönsson/M. Bengstsson (Schweden) 15:9, 15:12.

Amateure gleichwertig Umstrittenes Tor bringt KSC weiter

Bischofswerda - Karlsruhe 0:1 n.V.

In der Kabine mit der Aufschrift "Gäste" herrschte Totenstille - Grund zur Freude gab den Profis des Fußball-Bundesligisten Karlsruher SC lediglich das Ergebnis. 120 Minuten mußten die Badener Schwerstarbeit leisten, dann war der mühevolle 1:0 (0:0) n. V. in der dritten DFB-Pokalrunde beim sächsischen Amateur-Oberligisten Bischofswerdaer SV 08 unter Dach und Fach.

"Schnell abhaken", wollte KSC-Manager Karl-Heinz Rühl den Kurztrip in die Oberlausitz und Karlsruhes Coach Winfried Schäfer war froh, "daß wir überhaupt weitergekommen sind". Bedanken durfte sich Schäfer nicht zuletzt beim ansonsten tadelsfreien Schiedsrichter Bodo Brand-Scholle. Der Berliner hatte einen von Schmarow in der 113. Minute all zu fix ausgeführten Freistoß nicht wiederholen lassen. Während sich die Hintermannschaft der Sachsen noch formierte, besorgte Carl den KSC-Siegtreffer.

"Wenn wir schon verlieren müssen, dann aber ehrlich", moserte Bischofswerda-Coach Jörg Bär. sid

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Reich, Metz - Schütterle, Carl, Rolff, Wittwer (44. Neustädter), Bender - Krieg (118. Kling), Schmarow.

Schiedsrichter: Brand-Scholle (Berlin).

Tor: 0:1 Carl (113.).

Zuschauer: 6000.

DFB-Pokal ausgelost Eintracht trifft auf den VfL Osnabrück

Die Auslosung des Achtelfinales (6. bis 8. November) um den DFB-Vereinspokal durch Junioren-Nationalspielerin Tanja Laumen, Nichte des früheren Mönchengladbacher Torjägers Herbert Laumen, hat unter anderem das Spitzen-Duell Werder Bremen gegen Borussia Dortmund ergeben. ewintracht Frankfurz empfängt den Zweitligisten VfL Osnabrück.Hertha BSC Berlin (A) - Hannover 96 Leverkusen - Hertha BSC Berlin FC Homburg - 1. FC Nürnberg Carl Zeiss Jena - MSV Duisburg Rot-Weiß Essen - Chemnitzer FC Fortuna Düsseldorf - Karlsruher SC Werder Bremen - Borussia Dortmund Eintracht Frankfurt - VfL Osnabrück

Calmund packt den Hammer aus "Wir waren heute mehr als schlecht"

Heilbronn - Leverkusen 0:2 (0:0)

Namen wollte Rainer Calmund nicht nennen, aber der Manager von Bayer Leverkusen war sauer. "Für einige Spieler und auch Nationalspieler werde ich jetzt einen Hammer kaufen und ihnen die richtige Einstellung einhämmern", schimpfte der schwergewichtige "Calli" nach dem blamablen 2:0 (0:0) seiner Millionentruppe beim nur viertklassigen VfR Heilbronn. Vor 7152 Zuschauern quälte sich der Bundesligist förmlich ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

Auch Trainer Reinhard Saftig suchte, wenn auch diplomatischer, nach Erklärungen für die peinliche Vorstellung seiner Spieler. "Auch gegen unterklassige Vereine muß man zunächst einmal die Zweikämpfe gewinnen, aber das hat wieder mal keiner meiner Spieler beherzigt", kritisierte der sichtlich entsetzte Coach.

Nach dieser Vorstellung, so Saftig, könne er nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Und Manager Calmund wollte ebenfalls nicht "verhehlen, daß es mehr als schlecht war, wie sich unsere Mannschaft hier verkauft hat". sid

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - von Ahlen, Scholz, Hapal (63. Rydlewicz), Nehl, Hoffmann (90. Tolkmitt) - Kirsten, Thom.

Schiedsrichter: Weise (Könitz).

Tore: 0:1 Kree (56.) 0:2 Rydlewicz (86.).

Zuschauer: 7152.

TRAMPOLIN INT. DTB-POKAL in Frankfurt, Männer, Einzel: 1. Hansen (Dänemark) 38,8 Punkte, 2. Swertz (Frankreich) 38,7, 3. Bukovtcev (Ukraine) 38,4, 4. van Stedingk (Schweden) 36,6, 5. Emmes (Bad Kreuznach) 36,5, 6. Tjabus (Ukraine) 36,3, ... 8. Berger (Bielefeld) 35,9.

Frauen, Einzel: 1. Merkolova (Rußland) 38,1, 2. Luschina (Rußland) 37,9, 3. Tsebrenko (Ukraine) 36,5, 4. Dogonadze (Georgien), Holmes (Großbritannien) beide 36,1, 6. Roewe (Moers), Khoperia (Georgien) beide 35,4, ... 8. Ludwig (Melle) 35,3.

Synchron, Männer: 1. Bukovtcev/Tjabus (Ukraine) 48,3, 2. Hansen/Christiansen (Dänemark) 48,3, 3. Hennique/Swertz (Frankreich) 47,2, 4. Kemmer/Emmes (München/Bad Kreuznach) 45,8.

Synchron, Frauen: 1. Merkolova/Luschina (Rußland) 47,5, 2. Roewe/Ludwig (Moers/Melle) 45,9, 3. Dogonadze/Khoperia (Georgien) 45,5, ... 6. Dreier/Beck (München/Schwäbisch Gmünd) 43,9.

MODERNER FÜNFKAMPF WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Budapest, Endstand nach fünf Wettbewerben: 1. Kowalewska (Polen) 5.491 Punkte, 2. Dolgatchewa (Bulgarien) 5.407, 3. Idzi (Polen) 5.387, 4. Krapf (Heidenheim) 5.382, 5. Delemer (Frankreich) 5.374, 6. Kovacs (Ungarn) 5.348. - Mannschaftswertung: 1. Polen 16.099 Punkte (Kowalewska, Idzi, Sulima), 2. Ungarn 15.592 (Kovacs, Pecsi, Tulok), 3. Deutschland 14.875 (Krapf, Ginser/Nürnberg, Eichel/Berlin), 4. Rußland 14.711, 5. Großbritannien 14.539.

Hobsch-Transfer an die Weser perfekt Jubel erst nach dem Abpfiff "Traumlos" Dortmund gezogen / Bremen - Mainz 3:1 (2:0)

Knapp zwei Stunden nach dem 3:1 (2:0)-Pflichtsieg gegen den FSV Mainz 05 hatte Europacup-Sieger Werder Bremen doch noch wahren Grund zur Freude "Ein Traumlos, besser konnte es überhaupt nicht kommen", jubelte Manager Willi Lemke, in Gedanken schon beim Bargeldzählen. Mit Borussia Dortmund erwischten die Hanseaten für das Achtelfinale am 7. oder 8. November den wohl lukrativsten Achtelfinal-Gegner des DFB- Vereinspokals.

Beim einzigen Bundesliga-Duell dieser Runde werden die Kassen in Weserstadion unüberhörbar und anhaltend klingeln. Ein sehnlichst erhoffter warmer Regen für die Bremer Vereinskasse, denn die Pflichtnummer gegen den Zweitliga- Sechsten wollten nur exakt 4864 Zuschauer sehen.

Die grün-weißen Kicker schienen zu ahnen, welch' attraktiver Kontrahent in der Runde der letzten 16 auf sie warten würde. Zumindest eine Stunde lang nahmen sie den niederklassigen Gegner ernst und sorgten durch Tore von Marco Bode in der 21., Wynton Rufer per Foulelfmeter in der 45. und Stefan Kohn in der 60. Minute früh für klare Verhältnisse. Erst im Gefühl des sicheren Sieges schlichen sich Konzentrationsschwächen ein, die der erst 60 Sekunden zuvor eingewechselte Jürgen Klopp in der 73. Minute zum Ehrentreffer nutzte.

Die zu erwartende Pokaleinnahme in siebenstelliger Höhe werden die Norddeutschen in Stürmer Bernd Hobsch investieren. Der Torjäger des Zweitligisten VfB Leipzig war trotz der 2:4-Pokalschlappe der Sachsen bei den Amateuren von Hertha BSC Berlin begleitet vom VfB-Präsidium und Trainer Jürgen Sundermann mit einem Privatflugzeug in die Hansestadt gedüst. Das Ergebnis: Ab 15. Dezember dieses Jahres bis zum 30. Juni 1995 wird der Stürmer das grün-weiße Trikot tragen, bei der Ablösesumme einigten sich beiden Klubs auf zwei Millionen Mark. sid

Bremen: Reck - Bratseth (26. Harttgen) - Beiersdorfer, Borowka - Wolter, Votava, Eilts, Bode - Kohn, Rufer, Allofs (83. Van Lent).

Mainz: Kuhnert - Kasalo - Zampach, Herzberger, Weiß (55. Jaworek) - Schäfer, Schuhmacher, Buvac, Hayer - Müller, Wagner (72. Klopp).

Schiedsrichter: Strampel (Handorf).

Tore: 1:0 Bode (21.) 2:0 Rufer (45.) 3:0 Kohn (60.) 3:1 Klopp (73.).

Zuschauer: 4864.

Gelbe Karten: Borowka, Beiersdorfer, Votava - Kasalo, Schäfer, Hayer, Zampach.

Springreiter-Weltcup Hauke Luther wurde Dritter in Oslo

Nur um 88 Zehntelsekunden hat Hauke Luther aus Wedemark beim Weltcupspringen der Reiter in Oslo den Sieg verpaßt. Auf Gaylord blieb Luther auch im Stechen mit sieben weiteren Konkurrenten fehlerfrei, war in 34,00 Sekunden aber langsamer als der niederländische Sieger Jan Tops auf Abbeville la Silla (33,12) und Meredith Michaels aus den USA mit Quick Star (33,36). Ohne Abwurf blieb auch Ex-Weltmeister Gerd Wiltfang als Fünfter in 35,95 Sekunden auf Warum.

Zu den Geschlagenen gehörten am Samstag Vize-Europameister Franke Sloothaak aus Mühlen und der niederländische Mannschafts-Olympiasieger Piet Raymakers, die beide je einen Abwurf im ersten Umlauf verzeichneten und sich am Ende mit dem gemeinsamen zwölften Platz begnügen mußten.

In der Weltcup-Gesamtwertung führt Tops nach zwei Wettbewerben das Europa-Klassement mit 30 Punkten an. Zweiter mit 27 Zählern ist Wiltfang vor dem Niederländer Henk van der Pol (23) und Luther (22). Die Plätze zehn und zwölf belegen Ralf Schneider (11) und Olympiasieger Ludger Beerbaum (9). sid

REITEN WELTCUP-SPRINGEN in Oslo: 1. Tops (Niederlande) Abbeville la Silla 0 Fehler/33,12 Sekunden, 2. Michaels (USA) Quick Star 0/33,36, 3. Luther (Wedemark) Gaylord 0/34,00, 4. Sarasola (Spanien) Minstrel 0/34,28, 5. Wiltfang (Thedinghausen) Warum 0/35,95, 6. van de Pol (Niederlande) Juriquilla 0/36,03, 7. Martin (Frankreich) Quina de Bruyeres 4/35,41, 8. de Irjo (Spanien) Winston Elegast 4/35,91 (alle im Stechen), ... 12. Sloothaak (Mühlen) Dexter 4 Fehler im Normalparcours. - Weltcup-Gesamtstand nach zwei Wettbewerben der Europa- Wertung: 1. Tops 30 Punkte, 2. Wiltfang 27, 3. van der Pol 23, 4. Luther 22, 5. Vangenberghe (Belgien) und Lansink (Niederlande) je 20, ... 10. Schneider (Buchloe) 11, ... 12. Beerbaum (Buchloe) 9, 13. Sloothaak 8.

Handball

Bundesliga TBV Lemgo - SG Leutershausen 19:14 (9:7) - Tore: Marosi (6/2), Ziegler (4), Lause (3), Krewinkel (2), Zerbe (2), Mudrow (1), Bezdicek (1) für Lemgo - Nagel (3/2), Schuppler (2), Grupe (2), Kunze (2), Roth (2), Voinea (2/2), Croy (1) für Leutershausen.

SG Flensburg-Handewitt - VfL Gummersbach 15:15 (7:6) - Tore: Schneider (5/3), Coordes (3), Menzel (2), Leidreiter (2), Jörgensen (2/1), Schubert (1) für Flensburg - Erland (5/3), Dörhöfer (3/1), Plohmann (2), Lehnertz (2), Petersen (1), Manhenke (1), Jaeger (1) für Gummersbach. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).

TV Eitra - THW Kiel 19:19 (8:9) - Tore: Jarak (7/2), Beck (5), Wörner (4), Zlattinger (1), Kemmler (1), Fichtner (1/1) für Eitra - Schwenke (5/2), Knorr (3), Germann (2), Scheffler (2), Zehe (2), Lüdtke (2/1), Bech (1), Schmidt (1), Zierke (1) für Kiel. - Zuschauer: 2100 (ausverkauft).

TV Großwallstadt - VfL Fredenbeck 25:22 (12:8) - Tore: Lakenmacher (6), Roos (5/2), Karrer (4/1), Bjarnason (3/1), Lehmann (2), Hein (2), Julius (2), Hochhaus (1) für Großwallstadt - Neitzel (5), Heinemann (5/1), Baruth (5/3), Tluczynski (3), Koch (2), Bölk (1), Schmidt (1) für Fredenbeck. - Zuschauer: 1800.

TSV Bayer Dormagen - SG VfL Hameln 18:17 (9:7) - Tore: Kohlhaas (4), Scheuermann (3), Springel (3/3), Handschke (2), Fitzek (2/2), Spross (1), Klemm (1), Schmidt (1), Andersson (1) für Dormagen - Tempelmeier (5), Fegter (4), Koring (3), Hönnige (2), Wahl (2/2), Lache (1) für Hameln. - Zuschauer: 1400.

TV Niederwürzbach - SG Wallau/Massenheim 21:19 (9:8) - Tore: Hartz (9/7), Schmitt (4), Olsson (4), Kordowiecki (3), Bohrmann (1) für Niederwürzbach - Schwalb (5/2), Källman (3), Schoene (3), Beuchler (2), Stoschek (2), Oster (2), Heckmann (2) für Wallau/Massenheim. - Zuschauer: 1800.

HCE Rostock - SC Magdeburg 13:21 (6:9) - Tore: Borchardt (4), Ganschow (3), Wegner (3), Steinke (2), Weißheitel (1/1) für Rostock - Küster (6/6), Jankevicius (5), Michel (3), Winselmann (2), Fink (2), Triepel (2), Stiebler (2) für Magdeburg. - Zuschauer: 2500.

TURU Düsseldorf - TSV Milbertshofen 21:18 (12:9) - Tore: Gilsson (9/5), Ratka (4/1), Rothenpieler (3), Metzke (2), Schulz (1), Tam (1), Strauch (1) für Düsseldorf - Ochel (10/5), Walther (1), Neitzel (1), Rastner (1), Kofler (1), Michaeler (1), Sahm (1), Löhr (1), Rösler (1) für Milbertshofen. - Zuschauer: 500.

TuS Schutterwald - TUSEM Essen 21:26 (8:14). - Tore: Armbruster (6), Bohn (4), Andersson (4/3), Eckhardt (3), Eßlinger (2), Schilling (1), Derr (1) für Schutterwald - Tutschkin (11), Fraatz (6/2), Töpfer (4), Arens (3), Seidel (1), Menke (1) für Essen. - Zuschauer: 2500.

Basketball

Bundesliga Brandt Hagen - MTV Gießen 93:114 (43:52) - Hagen: Hollis (35), Fiedler (18), Dinkins (17) - Gießen: Armin Andres (37), Thomas Andres (22), McDonald (22), Villwock (13) - Zuschauer: 1000.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - ALBA Berlin 75:91 (33:46) - Beste Werfer: Baker (17), Kujawa (17), Montgomery (12), Koch (12) für Stuttgart/ Ludwigsburg - Baeck (25), Mutapcic (21), Machowski (20), Primorac (18) für Berlin - Zuschauer: 1100.

TTL Basketball Bamberg - SG Braunschweig 88:87 (48:42) - Beste Werfer: Swearengen (27), Jackel (22), Martin (13), Nürnberger (12) für Bamberg - Stein (21), Svitek (18), Pelkowski (15), Miglinieks (11), Weiß (11) für Braunschweig - Zuschauer: 1200.

SSV Ulm - SVD Dortmund 82:69 (29:37) - Beste Werfer: Oldham (23), Walker (21), Knörr (16) für Ulm - Mlynarski (21), Truskowski (15), Lehmkuhl (11) für Dortmund - Zuschauer: 2000.

Tübinger SV - TuS Bramsche 78:85 (42:44) - Beste Werfer: Key (19), Schomers (16), Schiano (14), Reisewitz (12) für Tübingen - Wendt (27), Shields (21), Behnke (10) für Bramsche - Zuschauer: 1500.

RINGEN BUNDESLIGA, Gruppe Nord: RWG Mömbris/Königshofen - AC Goldbach 11:11, KSV Elgershausen - RSV Frankfurt/Oder 7:19, VfK Schifferstadt - KSV Witten 20:8, SC Luckenwalde - ASV Mainz 88 40:0. - Die Tabellenspitze: 1. Mömbris/Königshofen 158,0:53,0 Mannschaftspunkte/13:1 Punkte, 2. Goldbach 129,5:60,0/13:1, 3. Schifferstadt 126,5:71,0/10:4, 4. Luckenwalde 118,0:83,5/8:6.

BUNDESLIGA, Gruppe Süd: AC Bad Reichenhall - KSV Aalen 8:21, SV Hallbergmoos - ASV Lampertheim 6:23,5, KSV Wiesental - KSC Graben-Neudorf 21,5:4, SC Leipzig - AV Reilingen 18,5:12,5. - Die Tabellenspitze: 1. Wiesental 162,0:37,5 Mannschaftspunkte/14:0 Punkte, 2. Aalen 149,5:48,5/12:2, 3. Lampertheim 110,0:74,5/10:4, 4. Graben-Neudorf 80,0:104,5/6:8.E (sid) sid uz

China öffnet seinen Markt für US-Waren

WASHINGTON (rtr). Die USA und China haben ein umfassendes Handelsabkommen geschlossen, von dem sich die Regierung in Washington zusätzliche Exporterlöse in Milliardenhöhe verspricht. Wie der stellvertretende US-Handelsbeauftragte Michael Moskow mitteilt, wird China die bestehenden Importhindernisse über fünf Jahre hinweg schrittweise abbauen. Moskow dementiert Berichte, wonach die USA im Gegenzug den von Peking gewünschten Beitritt zum Welthandelsabkommen (Gatt) zusicherte. China hatte zunächst um einen weit längeren Zeitraum zur Öffnung des Handels gebeten. Die USA drohten für den Fall einer Fortsetzung der Einfuhrbarrieren mit Strafzöllen für chinesische Waren.

Bislang exportieren die USA nach China vor allem Flugzeuge und Computer, die Gesamtausfuhr lag zuletzt bei 5,6 Milliarden Dollar. In der Gegenrichtung verkauft das "Reich der Mitte" vor allem Spielwaren, Schuhe und Textilien. Die Einfuhr der USA von dort belief sich 1991 auf immerhin 18,3 Milliarden Dollar.

Politisch hat sich das Verhältnis zwischen Washington und Peking zuletzt deutlich abgekühlt, nachdem US-Präsident George Bush den Verkauf von Kampfflugzeugen an Taiwan genehmigte und der US-Kongreß beschlossen hatte, Hongkong auch nach dem für 1997 vereinbarten Anschluß an China als eine eigenständige Einheit zu betrachten.

Irak läßt US-Bürger frei

BAGDAD, 11. Oktober (AP). Die irakische Regierung hat die zweitägige Gefangennahme eines US-Sprengstoffexperten als Versehen bezeichnet und ihn am Sonntag wieder nach Kuwait ausreisen lassen. Der 50jährige Chad Hall traf zur medizinischen Untersuchung im Stützpunkt der Vereinten Nationen in der kuwaitischen Hafenstadt Um Kasr ein. Seine Festnahme im Grenzgebiet zu Irak hatte die Beziehungen zwischen Washington und Bagdad erneut belastet.

Hall und zwei pakistanische Spezialisten waren damit beschäftigt, aus dem Golf-Krieg stammende Munition im Grenzgebiet zu bergen und zu entschärfen. Vorausgegangen war ein Streit darüber, ob die entmilitarisierte Zone entlang der Grenze zu Kuwait oder Irak gehört. Irakische Sicherheitskräfte hatten Hall am Donnerstag festgenommen, zwei Kilometer vom ehemaligen irakischen Marinestützpunkt Chor entfernt.

IRA droht mit neuen Anschlägen Sieben Bomben in London explodiert / Polizist erschossen

LONDON, 11. Oktober (AP/Reuter). Zu der Anschlagserie in London, bei der seit Mittwoch sieben Menschen verletzt wurden, hat sich die Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee bekannt. Parallel zum Parteitag der Konservativen in Brighton explodierten in London innerhalb von vier Tagen sieben Sprengsätze. In einem Schreiben der IRA vom Wochenende wurde die Fortsetzung der Bombenanschläge in der britischen Hauptstadt angekündigt.

Der jüngste Anschlag ereignete sich am Samstag in der Nähe der gut geschützten Polizeiwache Paddington Green, wo verdächtige Terroristen vernommen werden. Um 9.01 Uhr explodierte eine Bombe in einer Telefonzelle. Nach Mitteilung der Polizei erlitt ein Passant leichte Verletzungen. Am Freitag abend waren innerhalb von zwölf Minuten zwei Sprengsätze detoniert, der eine vor dem Gebäude des Royal British Legion Clubs, einer Organisation britischer Kriegsveteranen, im Stadtteil Southgate, der andere auf dem Parkplatz des U-Bahnhofs Arnos Grove. Dabei wurden insgesamt fünf Fahrzeuge beschädigt. Schon am Mittwoch hatte die IRA nach der Detonation zweier Sprengsätze in einem Schreiben erklärt, sie habe die Anschläge verübt, und sie werde so lange Bomben legen, bis die britische Besetzung Nordirlands beendet sei. Bei den Explosionen im Londoner Theaterbezirk waren fünf Menschen verletzt worden. Ein Passant erlitt einen Schock bei einem der beiden Bombenanschläge vom Donnerstag.

In der nordirischen Hauptstadt Belfast wurde am Samstag ein Polizist von der IRA erschossen. Der Beamte, der nicht im Dienst war, saß nach Angaben der Polizei in einem gut besuchten Pub und trank ein Bier, als die Attentäter das Feuer eröffneten. Die Polizei fand in dem Lokal ein Paket, das sich als Bombenattrappe herausstellte. Zuvor waren die Gäste aufgefordert worden, das Lokal zu verlassen.

Insgesamt sind bei Attentaten der IRA in diesem Jahr bereits 67 Menschen in Nordirland umgekommen.

Referendum in Serbien

BELGRAD, 11. Oktober (AP). In einer Volksabstimmung haben die Bürger der Republik Serbien am Sonntag über vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abgestimmt. Das Referendum war in der vergangenen Woche von der Sozialistischen Partei angesetzt worden - offenbar im Bemühen, eine vorzeitige Ablösung von Präsident Slobodan Milosevic zu verhindern. Der parteilose Ministerpräsident Milan Panic hatte im August Neuwahlen versprochen, die das endgültige Ende des "alten kommunistischen Jugoslawiens" markieren sollten.

Bei regnerischem Wetter zeichnete sich am Sonntag mittag eine mäßige Beteiligung ab. Die den sieben Millionen Stimmberechtigten vorgelegte Frage lautete, ob sie einem Verfassungszusatz zustimmen, der die Möglichkeit vorgezogener Wahlen zum Inhalt hat. Das Ergebnis der Abstimmung soll am Dienstag verkündet werden.

Reisebus fing im Tunnel Feuer

AIROLO, 11. Oktober (AP). Ein deutscher Reisebus ist am Samstag abend im Gotthard-Straßentunnel in Brand geraten. Verletzt wurde niemand, wie die Tessiner Kantonspolizei am Sonntag mitteilte. Der 16,9 Kilometer lange Tunnel mußte vorübergehend geschlossen werden.

Die rund 50 Insassen des in nördlicher Richtung fahrenden Busses konnten das Fahrzeug rechtzeitig verlassen und sich in einem der Sicherheitsräume im Tunnel vor der heftigen Rauchentwicklung schützen. Der Busfahrer hatte zuvor einen Motorenausfall bemerkt und einen der Notparkplätze angesteuert. Gleichzeitig fing der hintere Teil des Fahrzeuges Feuer.

Stasi hat Stolpe angeblich als KGB-Kontaktmann geführt

HAMBURG, 11. Oktober (AP). Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR soll den Inoffiziellen Mitarbeiter "Sekretär" als Kontaktmann zum sowjetischen Geheimdienst KGB geführt haben. Das berichtete das Fernsehmagazin "Spiegel TV" am Sonntag unter Berufung auf einen Vertrag zwischen dem MfS und dem KGB aus dem Jahr 1978. Unter dem Decknamen "Sekretär" ist nach Überzeugung der Stasi-Akten-Behörde mehr als 20 Jahre der heutige brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe geführt worden.

Das als "streng geheim" klassifizierte Dokument, das "Spiegel-TV" in einer deutschen und einer russischen Version im Original vorliegt, ist dem Bericht zufolge von Stasi-Chef Erich Mielke sowie vom damaligen KGB-Chef und späteren UdSSR-Staatschef Juri Andropow unterzeichnet. Im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Weltkirchenrates habe der Plan vorgesehen, "gemeinsame Absprachen zur Instruierung der IM zu treffen, um den Einfluß antikommunistischer Kräfte auf den Weltkirchenrat zurückzudrängen". Je zwei Inoffizielle Mitarbeiter würden dazu mit ihren Decknamen in dem Vertrag aufgeführt: "Seitens der Hauptabteilung XX kommen hierzu die IM ,Dietrich' und ,Sekretär' zum Einsatz."

Nein zu Asylrechts-Änderung

AUGSBURG, 11. Oktober (AP). Mit einem Aufruf an die Gewerkschaften, "die deutsche Demokratie vor Gewalt und Rechtsbruch zu schützen", hat der erste gesamtdeutsche Gewerkschaftstag der IG Medien am Sonntag nachmittag in Augsburg begonnen. Der scheidende Vorsitzende Erwin Ferlemann sprach sich vor den Delegierten gegen eine Änderung des Grundgesetzartikels zum Asyl aus.

"Heute sind es die Ausländer, morgen die Demokraten, gegen die marschiert wird", sagte Ferlemann. Er wandte sich in diesem Zusammenhang auch gegen Waffenexporte: "Waffen werden an die Türkei geliefert, dann gegen die Kurden eingesetzt, und wenn diese letztendlich hier Zuflucht suchen, sollen sie gnadenlos verjagt werden." Nachdrücklich verurteilte der IG-Medien-Vorsitzende den Rechtsradikalismus, der im wiedervereinigten Deutschland "wieder offen sein häßliches Gesicht" zeige.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Heinz-Werner Meyer, wandte sich ebenfalls gegen jede Änderung des Asylartikels im Grundgesetz.

Bomben auf Khomeinys Grab

NIKOSIA, 12. Oktober (AP/Reuter). Auf das Grabmal des 1989 verstorbenen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeiny in Teheran ist am Wochenende ein Bombenanschlag verübt worden. Über etwaige Schäden meldete die iranische Nachrichtenagentur IRNA nichts. IRNA machte "terroristische Elemente" für den Anschlag verantwortlich und meldete, daß die Polizei mehrere Personen festgenommen habe.

Die iranische Untergrundorganisation Volksmudschaheddin erklärte demgegenüber, es seien drei Bomben explodiert, eine außerhalb und zwei innerhalb des Grabmals. Einige in dem Gebäude postierte Revolutionsgardisten seien verwundet worden, hieß es aus dem Volksmudschaheddin-Hauptquartier in Bagdad. Die Täter seien jedoch entkommen. Die in Irak ansässige Exil-Organisation übernahm nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuter auch die Verantwortung für den Anschlag.

Akademie-Plaketten für Grass und Yun

HAMBURG. Günter Grass und der südkoreanische Komponist Isang Yun erhalten die Plakette der Freien Akademie der Künste in Hamburg für die Jahre 1991 und 1992. Sie wird für hervorragende Verdienste und in Anerkennung eines Lebenswerks verliehen; als erster erhielt sie 1955 Thomas Mann, zuletzt ging sie an Marion Gräfin Dönhoff. dpa

Stalins Blüten Eine umfängliche Bilder-Schau des "Sozialistischen Realismus"

BRÜSSEL. Stalin soll in seinem Leben nur zwei Kunstausstellungen besucht haben, eine davon veranstaltet vom Verband der Revolutionären Künstler Rußlands zum zehnten Jahrestag der Roten Armee 1928. Es war das Jahr der Kulturrevolution mit der Wende zum "Sozialistischen Realismus", bevor dieser Stil 1934 von der KPdSU per Dekret zur allein gültigen Kunsttheorie erhoben wurde.

Eine Ausstellung im Brüsseler Palast der Schönen Künste bietet nun als erste ihrer Art auf dem westeuropäischen Kontinent ein Panorama dieser plakativen, naiv-realistischen Kunstrichtung, der offiziellen Malerei von den 30er Jahren bis in die 60er; bis zum 3. Januar sind mit über 60 Gemälden künstlerische Produkte der Sowjetherrschaft zu sehen.

"Sozialistischer Realismus", das heißt ideologische Prägung der Werktätigen durch die Widerspiegelung - oder besser Vorspiegelung - einer gesellschaftlichen Wirklichkeit in ihrer revolutionären Entwicklung. Der Künstler wurde von Stalin zum "Ingenieur der menschlichen Seele" erklärt.

Die vom Museum of Modern Art in Oxford aus allen Republiken der ehemaligen Sowjetunion zusammengetragene Sammlung macht den Gang durch die Ausstellung zum Ausflug in die Etappen der Geschichte. Anfangs inspiriert vom massiven Ausbau der Schwerindustrie, wurde die Malerei ab Mitte der 30er Jahre beherrscht von einer lächelnden, blühenden Bauernschaft - um die Erinnerung an Millionen Tote der Hungersnot während der Kollektivierung zu verscheuchen. Dem Verbot der Abtreibung 1936 folgten Symbole der Mutterschaft, Erotik reduzierte sich auf jugendliche Körper in Sportkleidung.

Nach 1936 schürte das Regime zur Ablenkung von der ersten Säuberungswelle Stalins und den politischen Spannungen der Vorkriegsjahre wieder den Nationalgeist. Nach dem Krieg entfaltete der Personenkult um Stalin seine volle Blüte. Die Zeit des Kalten Krieges schließlich wollte ein Gefühl der Nähe und des Vertrauten vermitteln, vorwiegend durch die Darstellung von Räumen und typischen Lebensformen.

Auch nach dem Tod Stalins 1953 lebte der "Sozialistische Realismus" zunächst fort, zwar mit größerem Spielraum, doch weiterhin als Illusion einer gedeihlichen Gegenwart, der unerschütterlichen Macht der UdSSR. Erst Anfang der 60er Jahre setzte das "Tauwetter" mit der Rückkehr zum Alltäglichen, zu vereinfachten, abstrakten Formen langsam ein.

MARINA ZAPF (dpa)

Forscher sehen neue Chance Möglicher Impfstoff gegen Aids wird in Hannover getestet

HANNOVER, 11. Oktober (dpa). Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erproben einen neuen Impfstoff gegen die tödliche Immunschwächekrankheit Aids. Die Studien zur Verträglichkeit der Substanz seien abgeschlossen und erfolgversprechend verlaufen, sagte der Leiter der Aids-Forschungsgruppe an der MHH, Professor Ingolf Schedel, am Wochenende in Hannover der Deutschen Presse- Agentur.

Mit einer weiteren Untersuchung zur Wirksamkeit solle der Impfstoff nun in den kommenden sechs bis neun Monaten an 100 HIV-infizierten Patienten in mehreren deutschen Kliniken erprobt werden.

Grundlage des Impfstoffes ist nach Angaben Schedels erstmals kein abgestorbenes HI-Virus oder ein Bestandteil davon. Das MHH-Team habe "den im Reagenzglas produzierten Antikörper" als Basis der neuen Substanz erst entdeckt. Als Nebenwirkungen sind nach Angaben der Wissenschaftler bisher Schwellungen im Bereich der Injektionen und Rötungen einzelner Hautpartien aufgetreten.

Vor zu großen Erwartungen vor allem bei Betroffenen wollte Schedel jedoch "unbedingt warnen". "Übertriebene Hoffnungen" auf ein wirksames Mittel gegen die Immunschwächekrankheit müßten "bis nach der Wirksamkeitsstudie zurückgestellt werden", so der Forscher. Bei der Erprobung in Kliniken in Hannover, Hamburg, München, Frankfurt, Berlin und Köln seien weitere Wissenschaftler und Mediziner beteiligt.

Bei den bisher durchgeführten mehrmaligen Impfungen wurden die in Frankreich gentechnisch hergestellten Antikörper als "eine Art Kopie" gespritzt, meinte Thomas Gabrysiak, Mitglied der seit vier Jahren an dem Projekt arbeitenden Forschungsgruppe. Bei der ersten Anwendung sei bei elf von zwölf HIV-positiven Patienten mit beginnendem Immundefekt die Zahl der sogenannten T-Helfer-Zellen um 30 bis 50 Prozent angestiegen. Die Zahl dieser Zellen ist bei Aids- Patienten stark verringert. Bei einem Patienten habe es keine Reaktionen gegeben, weil die Krankheit zu weit fortgeschritten und das Immunsystem zu sehr geschwächt gewesen sei.

"Zölibat ist kein Dogma"

SAARBRÜCKEN, 11. Oktober (dpa). In der katholischen Kirche ist Bewegung in die Diskussion um das Zölibat gekommen. Nach dem Trierer Bischof Spital hat jetzt auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) die Veränderbarkeit des Zölibats unterstrichen. ZdK-Präsidentin Rita Waschbüch sagte am Wochenende dem Saarländischen Rundfunk, das Gebot der Ehelosigkeit für Priester sei "nicht dogmatisch, sondern in der Tradition der Kirche begründet, und damit auch veränderbar".

Wenn die Kirche ihre Priester weiterhin zur Ehelosigkeit verpflichten wolle, müsse das "neu begründet" werden, erklärte Frau Waschbüsch. Wie bereits der katholische Bischof Spital in der vorigen Woche, forderte auch die ZdK-Präsidentin die Kirche auf, sich der Diskussion über den Zölibat zu stellen: "Die Kirche wird nicht umhin können, sich in ihrer Gesamtheit mit dieser Frage intensiver zu beschäftigen." Waschbüsch sprach sich ferner für die Weihe von Diakoninnen aus und bezeichnete auch Frauen im Priesteramt als "durchaus möglich".

VfB Stuttgart steckt nach der Niederlage im Europacup gegen Leeds United tief in der Krise Der Tanz auf drei Hochzeiten endete in Katerstimmung Mayer-Vorfelder schließt personelle Konsequenzen aus / Kapitän Guido Buchwald: "Uns bleibt jetzt nur noch der Meistertitel"

Der deutsche Fußballmeister VfB Stuttgart hat seine letzte Europacup-Chance verspielt und ist tief in die Krise geschlittert. 15 Stunden nach dem Schlußpfiff beim bitteren, aber völlig verdienten 1:2 (1:1) im Erstrunden-Spiel gegen Leeds United griff VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder auf dem Heimflug von Barcelona zum Bordmikrophon und versuchte, seine völlig am Boden zerstörte Truppe samt angeknackster Führung in die Pflicht zu nehmen. "Die Niederlage hat den VfB Stuttgart ein großes Stück zurückgeworfen. Jetzt verlange ich von allen, den Haupt- und Ehrenamtlichen und den Spielern, daß sie sogar mehr als nur ihre Pflicht tun, um das verlorene Terrain wiederzugewinnen", forderte er hoch einen Stehaufmännchen-Effekt.

Das aufreibende Hin und Her der vergangenen zehn Tage hatte am Freitag das aus VfB-Sicht schlimmste Ende genommen. Im von der UEFA angesetzten Entscheidungsspiel der 1. Runde "bestrafte" Leeds United Stuttgarts völlig unnötigen Verstoß gegen die Ausländer-Regel in der Vorwoche mit den Toren von Strachan (33.) und Shutt (77.). Golkes Gegentreffer (38.) konnte das Ende aller VfB-Hoffnungen und die seiner Fans und Sponsoren auf internationales Renommee nicht verhindern.

Die Krisen-Symptome liegen auf der Hand: Statt wie geplant auf drei Hochzeiten zu tanzen, ist der schwäbische Klub in DFB- und Europapokal bereits gestolpert. Die Hauptverwortlichen für den Fehler in Leeds, Trainer Christoph Daum und Manager Dieter Hoeneß, werden von in diesem Maße bisher ungewohnten Selbstzweifeln heimgesucht - Daum: "Mir geht es saudreckig" - und haben sowohl in der Öffentlichkeit wie wohl auch in der Mannschaft an Ansehen verloren.

Mit jeder Europacup-Runde, die sich die VfB-Spieler nun per TV ansehen müssen, wird die Erinnerung an die verpatzte Chance wieder wach werden. Zum erstenmal, wenn Leeds am 21. Oktober bei den Glasgow Rangers antritt. Doch in der Meisterschaft, die in fremden Stadien nun durchaus auch zum Spießrutenlauf unter Spottgesängen werden kann, stehen schon mit den nächsten drei Spielen (zu Hause gegen Dresden und München, dazwischen in Köln) Wochen der Wahrheit an.

"Für mich ist die Frage nach personellen Konsequenzen abschließend beantwortet", stärkte Mayer-Vorfelder seinem angekratzten Führungs-Doppel Daum/ Hoeneß den Rücken. Sicherlich ist es nicht nur ein Lippenbekenntnis, als Kapitän Guido Buchwald sagte: "Sie haben sich zu ihrem Fehler bekannt, und das zeugt von Stärke." Zudem können sowohl Trainer wie Manager auf die ihnen eigene Kämpfernatur verweisen. Hoeneß: "Wir müssen die Mannschaft jetzt wieder aufrüsten." Daum: "Ich werde weiterkämpfen. Eine Kurzschlußreaktion nützt niemandem."

Doch sogar Daum gab zu, daß er "in ein Loch gefallen" ist, und reagierte sich derweil mit Medien-Schelte ab. Hoeneß sprach offen von "der schlimmsten Niederlage meiner sportlichen Karriere". Nun muß sich zeigen, ob beide auch mit angeschlagenem Selbstbewußtsein zu Außergewöhnlichem fähig sind. Sollte der VfB freilich ins Bundesliga-Mittelmaß absinken, hätte dies wohl fast zwangsläufig den Abgang des bisher so erfolgreichen Duos Hoeneß/Daum zur Folge.

Wie schon im ersten Versuch 1984 ist der VfB nicht über die 1. Runde des Landesmeister-Pokals hinausgekommen. Gut zwei Millionen Mark Einnahmen durch das Entscheidungsspiel milderten die finanziellen Konsequenzen des frühen Scheiterns nur wenig. Trotzdem weiß Mayer-Vorfelder, daß die "Chance, den Verein auf Jahre hinaus zu sanieren" passé ist.

Für Guido Buchwald, den besten Stuttgarter Spieler in Barcelona, steht nach dem Abschied von zwei Hochzeiten - den vergebenen Chancen in Europa- und DFB-Pokal - eines fest: "Wir müssen uns jetzt an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Uns bleibt nur noch der Meistertitel." dpa

Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer, Buchwald - Buck, Sverrisson (80. Knup), Strunz (23. Strehmel), Kögl, Frontzeck - Walter, Golke.

Leeds: Lukic - Batty, Fairclough, Whyte, Dorigo - Newsome, Strachan, McAllister, Speed - Cantona (76. Shutt), Champman.

Schiedsrichter: Baldas (Italien).

Tore: 0:1 Strachan (33.), 1:1 Golke (39.), 1:2 Shutt (77.).

Zuschauer: 8000.

Gelbe Karten: Frontzeck - Dorigo, Batty.

Dissident in Kuba verhaftet

HAVANNA, 11. Oktober (dpa). Der kubanische Dissidentenführer und Menschenrechtsaktivist Elizardo Sanchez Cruz ist von der Polizei verhaftet worden. Dies gab ein Sprecher der von Sanchez Cruz geleiteten Kubanische Kommission für Menschenrechte und Nationale Aussöhnung am Wochenende in Havanna bekannt.

Polizeibeamte seien in Havanna in die Wohnung des Oppositionellen eingedrungen und hätten ihn festgenommen. Über die Verhaftung und deren Gründe gab es zunächst keine amtliche Mitteilung. Sanchez Cruz, der in den letzten Jahren mehrmals von der Polizei festgenommen wurde, ist unter anderem Gründer der gemäßigten oppositionellen Gruppierung Kubanische Sozial-Demokratische Strömung. Vor kurzem hatte er einen an US- Präsident George Bush gerichteten Brief mitunterzeichnet, den mehrere kubanische Dissidenten-Gruppen verfaßt hatten. Darin wurde Washington aufgerufen, eine Entspannung im Verhältnis zu der Regierung von Staats- und Parteichef Fidel Castro anzustreben.

Trainer versteht seine Elf nicht mehr Erneuter Husarenstreich ist Vogel ein Rätsel

Uerdingen - Hannover 0:1 (0:0)

Die Pokal-Helden des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 erbeuteten mit dem 1:0 (0:0)-Triumph bei Bayer 05 Uerdingen bereits den siebten Skalp eines Eliteklubs in Serie. Der jüngste Husarenstreich zum Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale glückte dem Titelverteidiger in der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn sogar nur mit zehn Akteuren, da Abwehrspieler Dejan Rajckovic (30.) bereits früh wegen wiederholten Foulspiels von Schiedsrichter Manfred Amerell (München) mit der gelb-roten Ampelkarte vom Platz geschickt worden war. Als Schütze des Tores (59.) wurde Reinhold Daschner von den rund 500 angereisten 96er-Fans unter den 6000 Zuschauern gebührend gefeiert.

Wie um die Konkurrenz eindringlich vorzuwarnen, bescherte die 15jährige Glücksfee Tanja Laumen den Hannoveranern bei der Auslosung der nächsten Runde eine Reise nach Berlin, wo die Niedersachsen am 23. Mai im Finale Borussia Mönchengladbach in die Knie gezwungen hatten: Am 7. November stehen die "Roten" hier nun zunächst den Amateuren von Hertha BSC gegenüber. Ein Gegner zum Aufwärmen? Trainer Eberhard Vogel graust der Gedanke. "Das Unglaubliche ist doch, daß meine Mannschaft an den großen Namen ihrer Gegner wächst. Da spielt sie wie aufgedreht", stellte er fest. "Gerade deswegen ist sie mir oft ein Rätsel." Ihm wäre lieber, die 96er würden sich endlich in der Meisterschaft stabilisieren, "um vielleicht doch noch den Aufstieg zu schaffen". Denn: "Mit zehn Mann hat mein Team super gespielt und Erstliga-Niveau geboten."

Nach zuletzt Bochum hießen die Stationen des Triumphzugs des Zweitliga- Zwölften in der letzten Saison Gladbach, Bremen, Karlsruhe, Dortmund und noch einmal Bochum, bevor jetzt die harmlosen Uerdinger das siebte Opfer aus dem Oberhaus wurden. Trainer Friedhelm Funkel war enttäuscht: "Wir hätten noch zehn Stunden spielen können und kein Tor geschossen." dpa

Uerdingen: Dreher - Jüptner - Rahner, Kranz - Bremser (43. Krümpelmann), Kutschera, Posch, Sassen, Klein - Hartenberger (75. Küsters), Laessig.

Hannover: Sievers - Wojcicki - Rajckovic, Klütz - Sirocks, Groth, Sundermann, Kretzschmar, Daschner - Jursch (46. Schönberg), Heisig (75. Djelmas).

Schiedsrichter: Amerell (München).

Tore: 0:1 Daschner (59.).

Zuschauer: 6000.

Gelb-Rote Karten: Rajckovic wegen wiederholten Foulspiels (30.).

Gelbe Karten: Sassen - Sirocks.

Greenpeace-Schiff beschossen

MOSKAU, 11. Oktober (dpa). Ein russisches Patrouillenboot hat am Sonntag vor Nordrußland auf das Expeditionsschiff "Solo" der Umweltschutzorganisation Greenpeace drei Warnsalven gefeuert. Es wollte damit die "Solo" an der Fahrt durch die Kara-Meerenge bei der Insel Nowaja Semlja hindern. Nach Angaben des Moskauer Greenpeace-Büros wich die "Solo" jedoch nicht von ihrem Kurs ab und erreichte in der Kara-See wieder internationale Gewässer.

Die Expedition soll die radioaktive Verseuchung in den Polargewässern um Nowaja Semlja erforschen.

In der Turn-Bundesliga fällt Halle auf Rang drei zurück Cottbus gewann Spitzenduell

Frankfurt mußte sich gegen KTV Stuttgart geschlagen geben

Mit seinem erst mit der letzten Übung sichergestellten 227,75:227,50-Sieg beim Mitfavoriten SV Halle hat der SC Cottbus in der Turner-Bundesliga einen wichtigen Schritt in Richtung Titelverteidigung getan. Mit nunmehr 6:0 Punkten bei 26:10 Gerätewertungen rangiert die Riege um "Altmeister" Sylvio Kroll hinter Ex-Meister TK Hannover (6:0/30:6), der beim Chemnitzer SC mit 224,35:222,40 Punkten gewann. Die ersten Siege meldeten Andreas Weckers SC Berlin (224,50:224,00 gegen OSC Potsdam) und KTV Stuttgart (225,35:219,65) gegen Eintracht Frankfurt), der auf die neue Ausländerregel hofft und deshalb schon erste Gespräche mit Mannschafts-Olympiasieger Waleri Belenki aus der GUS-Riege geführt hat.

Vor nahezu 500 - darunter etwa 50 Stimmungsmacher aus Cottbus - Zuschauern wurde das Duell in Halle erst im letzten Durchgang entschieden. Die Gastgeber, nach drei Geräten schon mit 1,10 Punkten vorn, besaßen vor der Reck- Kür immer noch einen eigentlich komfortablen Vorsprung von 7/10, aber nach Krahbergs und Weyhs Absteigern bei der Tkatschew-Grätsche und Krolls fehlerloser Übung mit 9,70 war die Niederlage dann doch perfekt. "Glück gehabt, aber das ist eben Nervenstärke", freute sich der 27jährige Kroll.

Der SV Halle fiel mit 4:2 Punkten und 27:9 Gerätewertungen auf den dritten Platz zurück und wird es nun schwer haben, das Ziel Meisterschaft noch zu erreichen. Erste Anwärter auf den Titel sind nun Hannover und Cottbus, die sich am 7. und letzten Wettkampftag (28. November) in Cottbus gegenüberstehen.

Der SC Berlin gewann nicht nur überraschend 224,50:224,00 gegen den nunmehr viertplazierten OSC Potsdam, sondern stellte mit dem dreifachen Medaillengewinner von Barcelona, Andreas Wecker, den erneut überragenden Wettkämpfer. 58,40 im Sechskampf und 9,90 am Reck bedeuteten zweimal Tageshöchstnote. Ihm am nächsten kamen Reck-Weltmeister Ralf Büchner (Hannover) mit 57,45 in Chemnitz und Oliver Walther (Halle) mit 57,10 Punkten.

Nach zwei Niederlagen glückte der KTV Stuttgart mit einem immer stärker werdenden Uwe Billerbeck (56,60) mit dem 225,35:219,65 gegen Eintracht Frankfurt endlich der erste Sieg. Hinter den Kulissen machte derweil die Runde, daß möglicherweise in der nächsten Saison der Aserbaidschaner Waleri Belenki - Mehrkampf-Dritter in Barcelona und dreifacher Weltmeister - die Riege verstärken könnte. Sollte der Bundesliga-Ausschuß Anfang Januar eine von Bundeskunstturnwart Eberhard Gienger befürwortende Ausländerregelung beschließen, könnten die bereits angelaufenen Gespräche mit Belenki - Gienger: "Auch der sechsfache Olympiasieger Witali Scherbo möchte nach Stuttgart" - zum Ende gebracht werden. Beide Kandidaten reisen bereits Mitte November in Stuttgart an, um sich auf ihren Einsatz beim DTB-Pokal vorzubereiten. dpa

Polen will durch höhere Steuern Defizit abbauen

WARSCHAU (dpa/VWD). Die polnische Regierung will zusätzlich zu den Zollgebühren eine Importsteuer von sechs Prozent einführen. Gleichzeitig sollen die Umsatzsteuern um zwei bis vier Prozentpunkte erhöht werden. Dies gehört zu den wichtigsten Teilen des Haushaltsgesetzes, das in Warschau vom Ministerrat beschlossen wurde.

Trotz neuer Abgaben und drastischer Spareinschnitte auf allen Gebieten wird das Haushaltsdefizit in diesem Jahr statt der geplanten 65 Billionen Zloty (sieben Milliarden Mark) rund 82 Billionen Zloty (8,7 Milliarden Mark) betragen. Grund für die größer als erwartete Finanzlücke sind Mindereinnahmen in den Staatsbetrieben und eine nur schleppende Privatisierung dieser Unternehmen. Zu den Einsparungen gehört, daß die Renten im Dezember nur zu 91 Prozent statt des vorgesehenen vollen Ausgleichs an die Inflationsrate angepaßt werden. Der Haushalt muß noch vom Parlament gebilligt werden.Favoritensiege beim Ultra-Triathlon Eisenmänner auf Big Island Rang vier von Dittrich vor Zäck bestes deutsches Ergebnis

Wolfgang Dittrich (Witten) und Jürgen Zäck (Viernheim) haben beim Ironman-Triathlon auf Hawaii die hochgesteckten Erwartungen sogar noch übertroffen: Dittrich als Vierter in 8:23:19 Sunden, dem besten deutschen Ergebnis aller Zeiten, und Zäck als Fünfter (8:25:04 Stunden) machten am Samstag den strapaziösen Dreikampf zu Lande, zu Wasser und auf dem Rad zur deutschen Jubelfeier. Sieger mit jeweils neuen Streckenrekorden wurden wie erwartet der US-Amerikaner Mark Allen (8:09:09 Stunden), der damit seinen vierten Titel in Folge holte, und Paula Newby- Fraser (Zimbabwe/8:55:31 Std.) bei den Frauen.

Wie bei seinem fünften Platz im Vorjahr lag der 30 Jahre alte Dittrich nach dem vier Kilometer langen Ozeanschwimmen in Führung, aber wie im Vorjahr kostete ihm seine Schwäche im Laufen eine noch bessere Plazierung. Freund Zäck führte sein bestes Abschneiden bei seinem vierten Ironman-Start auf die Vorbereitung zurück: "Wir haben uns einen Monat vor dem Ironman in San Diego trainiert und sind wegen der Schwüle auf Hawaii erst kurz vor Wettkampfbeginn angereist."

Kein Rekord, aber großer Stolz bei Dittrich: "Ich bin mit Platz vier wahnsinnig zufrieden. Vor allem beim Laufen bin ich sehr gut zurechtgekommen", sagte der ehemalige Schwimmer 15 Minuten nach der Tortur am Pier von Kailua-Kona strahlend in die Kameras der US-Fernsehteams. Seiner Freude im Ziel war gehöriger Ärger vorausgegangen. Ein unbekannter Konkurrent hatte ihn im Ozean stark irritiert. "Der konnte wirklich einigermaßen schnell schwimmen, hatte sonst aber keine Ahnung, was hier abgeht. Der schwamm kreuz und quer vor mir her und verpaßte sogar die Markierungsbojen." Das ließ sich Dittrich nicht gefallen und drängte den Umherirrenden kurzerhand ab. Den Schwimmsieg und die entsprechende Extra-Prämie wollte sich der 30jährige nicht entgehen lassen.

Während die Deutschen ihr Soll mehr als erfüllt haben, war Titelverteidiger Allen eine Klasse für sich. Der 34 Jahre alte Kalifornier, Zehnter nach dem Schwimmen, lieferte sich im abschließenden Marathon 20 Kilometer lang einen erbitterten Kampf mit dem zweitplazierten Chilenen Christian Bustos (8:16:28 Std.), ehe er davonzog und am Ende mehr als sieben Minuten Vorsprung hatte.

"Ich wollte den Rekord, aber am Ende allein gegen die Uhr zu laufen, war sehr, sehr schwer", sagte Allen, der sich Anfang des Jahres bei einem Autounfall einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte, nach dem Empfang des 20 000 Dollar-Siegerschecks.

Paula Newby-Fraser blieb bei ihrem ungefährdeten Start-und-Ziel-Sieg als erste "Ironwoman" unter neun Stunden. Erst mehrere Stunden nach ihr kamen ein Staatsanwalt aus Tokio und ein Dirigent aus Florida Arm in Arm ins Ziel, völlig abgekämpft, mit steinharter Muskulatur, aber glücklich, das 17 Stunden-Zeitlimit unterboten zu haben. Sie hatten wie alle der knapp 1400 Teilnehmer 400 Dollar Startgebühr bezahlen müssen. dpa/sid

Fußball - Kurz gemeldet

WM-Gastgeber USA 0:0 gegen Kanada Trotz drückender Überlegenheit kam WM-Gastgeber USA in einem Fußball-Länderspiel in Greensboro im US- Bundesstaat North Carolina nicht über ein 0:0 gegen Kanada hinaus. Das US- Team dominierte während der gesamten 90 Minuten und erspielte sich gegen die äußerst defensiv eingestellten Nachbarn ein Chancenverhältnis von 16:6. Marseille will Savicevic ausleihen Der französische Fußballmeister Olympique Marseille, Klub des deutschen Nationalspielers Rudi Völler, will den jugoslawischen Mittelfeldspieler Dejan Savicevic vom italienischen Titelträger AC Mailand zunächst bis zum Saisonende ausleihen. Der 26jährige ist einer von insgesamt sechs ausländischen Akteuren, die Milan derzeit unter Vertrag hat. VfB Oldenburg spielt 3:3 gegen Bayern Fußball-Zweitligist VfB Oldenburg hat sich gegen Bundesliga-Tabellenführer Bayern München achtbar aus der Affäre gezogen. Die Niedersachsen trotzten am Samstag in einem Freundschaftsspiel der Mannschaft von Trainer Erich Ribbeck ein 3:3 (1:2) ab. Scholl (15./31.) und Wohlfarth (46.) trafen für die Münchner, die ohne Labbadia, Wouters und Jorghino antraten. Die VfB-Treffer erzielten Drulak (42./Foulelfmeter), Menke (72.) und Malchow (83.). Saarbrücken hat Trikot-Werbepartner Fußball-Bundesligist 1. FC Saarbrükken hat als letzter Verein der deutschen Eliteliga einen Werbepartner für das Trikot gefunden. Ein Unternehmen aus der Umwelt- und Reinigungstechnik ("HaRa"), soll dem Aufsteiger bis zum Saisonende knapp eine Million Mark zahlen. "Der Vertrag ist so gut wie sicher", erklärte Geschäftsführer Herbert Angel. Wagner für "U 21" nominiert Für das Test-Länderspiel der "U 21"-Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen die Türkei hat Trainer Hannes Löhr David Wagner von Mainz 05 nachnominiert. Der Stürmer kam für das Treffen am Dienstag (19.30 Uhr) in Unterhaching bei München in das Aufgebot, weil sich Patrick Weiser vom 1. FC Köln wegen einer Verletzung abmeldete. Südafrika beim Comeback ohne Chance Das Comeback auf der internationalen Fußball-Bühne endete für die südafrikanische Nationalmannschaft am Samstag mit einer bitteren Niederlage: Die Südafrikaner unterlagen Nigeria im Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft der Afrika-Gruppe D in Lagos deutlich mit 0:4 (0:1).

Franziska van Almsick und der Sprint-Cup der Schwimmer Eis, Erfolg und Essensgeld Nächster Termin sind die Mannschaftsmeisterschaften

Knapp zehn Minuten vor ihrem Vorlauf lutscht sie noch genüßlich am Vanilleeis, zwischendurch streicht sie noch 30 Mark Verpflegungsgeld ein: Wie ein Superstar gab sich Franziska van Almsick auch beim Sprint-Cup in der Magdeburger Elbe-Schwimmhalle wirklich nicht. Die gerade 14 Jahre alte vierfache olympische Medaillengewinnerin (zweimal Silber/zweimal Bronze) von Barcelona kam erkältet und mit Trainingsrückstand zum Wettkampf und siegte dennoch leicht und locker.

"Warum soll ich denn das Essensgeld unserem Klub schenken, das steht mir doch zu. Wenn ich das nicht nehme, denken doch alle gleich, daß ich großkotzig bin", ereifert sich die Schwimmerin vom SC Berlin. Mit der Prämie für den überlegen gewonnenen Sprintpokal (951 Punkte für 28,01 Sekunden über 50 m Schmetterling) erhöhte die kesse Brünette ihr "Taschengeld" an diesem Tag auf 1030 Mark.

Der Olympia-Trubel und Medienrummel der vergangenen Wochen um ihre Person hat sie offenbar nicht aus der Bahn geworfen. "Schwimmen macht mir weiter Riesenspaß. Und was die Presse über mich schreibt, ist mir ganz egal", sagt die Schülerin aus Berlin-Treptow trotzig. Ihr Riesentalent hatte sie mit dem Gewinn von sechs Goldmedaillen bei den Jugend- Europameisterschaften in Leeds nochmals unter Beweis gestellt. Nun ist Franziska van Almsick bei einer Umfrage der Deutschen Welle unter Hörern in 87 Ländern sogar zum Top- Star der Olympischen Spiele gekürt worden. "Was ich dazu sage? Ich freue mich einfach riesig", meint der Jungstar lakonisch.

Besessen von ihrem Sport, bleibt die flinke "Franzi" natürlich und bescheiden. Auf ihren Trainer Dieter Lindemann hält sie große Stücke: "Er ist ein Kumpel, ein echter Freund. Herr Lindemann hat den Hauptanteil an meinen Erfolgen." Der Sport und die Schule bestimmen ihren Lebenrhythmus -, für ihre Hobbys Reiten und Segeln bleibt nur wenig Zeit.

Trainer Lindemann hat die nächsten Ziele für seine Musterschülerin längst abgesteckt. Das Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften Mitte Dezember steht als nächster wichtiger Wettkampf an. "Langfristig gibt es aber nur einen Höhepunkt: Olympia 1996 in Atlanta", verrät der Coach. Mit "Franzi" hat Lindemann keine Probleme, denn er schwört auf seine alte Trainer-Weisheit: "Außergewöhnliche Talente mußt du behandeln wie Otto Normalverbraucher." dpa

TANZEN WELTMEISTERSCHAFT der Profis in den Standardtänzen in Kolding: 1. Hilton/Hilton (England), 2. Wood/Wood (England), 3. Oedegard/Krageboel (Norwegen), 4. Rygel/Rygel (Norwegen), 5. Amano/ Amano (Japan), 6. Weis/ Serve (Dänemark), ... 8. Jörgens/Jörgens-Neubert (Hamburg), 16. Müller/Maibauer (Mannheim).TANZEN GERMAN OPEN im Rock'n'Roll in Düsseldorf: 1. Angueira/Blanpain (Frankreich), 2. Lackner/Peischl (Schwäbisch-Gmünd), 3. Reinhardt/Sorup (Dänemark), 4. Schulz/Mandt (Bergisch Gladbach), 5. Zeitvogel/Ludwig (Fellbach), 6. Fenkl/Hartmann (Offenbach), 7. Frysing/Schmidt (Speyer).

Kartellamt rügt Verkauf von Minol-Tankstellen

BERLIN (dpa/VWD). Das Bundeskartellamt will nur in einer "angemessenen Übergangszeit" - bis voraussichtlich Ende 1993 - eine Sonderstellung des französischen Ölkonzerns Elf Aquitaine im deutschen Autobahn-Tankstellennetz dulden. Das berichtet Der Spiegel unter Berufung auf ein Schreiben der Wettbewerbsbehörde an die Treuhandanstalt.

Elf hatte Ende Juli die insgesamt 900 Tankstellen der ostdeutschen Mineralölgesellschaft Minol, darunter 16 an Autobahnen, von der Treuhand übernommen. Das Kartellamt sieht es laut Spiegel als "eine rechtswidrige Gesetzesumgehung" an, daß die Treuhand erst einmal alle Autobahn-Zapfstellen an die Franzosen verpachten will, bevor sie die Stationen ins Eigentum der bundeseigenen Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen (GfN) überführt. Nicht rechtens sei auch, daß der Elf mit Einverständnis von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) zugesichert worden sei, sie brauche keine Benzin-Belieferungsrechte für westdeutsche Autobahn-Tankstellen abzugeben, wenn sie sämtliche Minol- Stationen in Ostdeutschland erhalte.

Nach geltendem Recht richtet sich die jährlich zu bestimmende Lieferquote für Autobahn-Tankstellen nach gesamtdeutschen Marktanteilen der Konzerne. Durch die Übernahme von Minol hat sich der Elf-Anteil in Gesamtdeutschland von drei auf acht Prozent erhöht.

Nach dem Wechsel von Leverkusen zum Konkurrenten Alba blüht der Nationalspieler auf Berliner Baeck warf sich an die Spitze der Korbjägerliste Mit 35 Punkten stellt der Gießener Armin Andres Saisonrekord in der Basketball-Bundesliga auf / Nürnbergers wichtige Treffer

Armin Andres mit Saisonrekord, Stephan Baeck an der Spitze der Korbjägerliste: Ein ehemaliger und ein in der Form seines Lebens auftrumpfender derzeitiger Nationalspieler lieferten die Schlagzeilen des 7. Spieltages der Basketball- Bundesliga. Der aus Altersgründen mit 32 Jahren aus der Nationalmannschaft ausgemusterte Armin Andres vom MTV Gießen stellte beim 114:93-Sieg der Hessen bei Brandt Hagen mit 37 Korbpunkten einen neuen Saisonrekord auf und legte mit einer bisher 100prozentigen Freiwurf-Ausbeute (35 von 35) eine Serie hin, die in der Bundesliga-Geschichte ihresgleichen sucht.

Der Neu-Berliner Stephan Baeck verlor zwar seine Saison-Bestmarke (34) an den Gießener Spielmacher, der in Hagen mit fünf Drei-Punkte-Würfen glänzte, doch der 27jährige Flügelspieler sorgte mit seinen 25 Punkten zum Berliner 91:75-Sieg bei der BG Stuttgart-Ludwigsburg dafür, daß erstmals nach Jahren ein deutscher Spieler die amerikanischen und jugoslawischen Importe von der Spitze der Korbjägerliste verdrängte. 180 Punkte erzielte Baeck in den bisherigen sieben Spielen, was einem Durchschnitt von 25,7 pro Spiel entspricht.

"Stephan ist ein absoluter Glücksfall für uns", lobt Berlins Manager Marco Baldi den nach seinem Wechsel von der Ersatzbank des Meisters Leverkusen in die Anfangsformation des Vizemeisters an der Spree förmlich aufblühenden Basketball-Ästheten. "Berlin tut gut", sagt auch Baeck, der von Alba-Coach Kulenovic viele Freiheiten erhält und fast in jedem Spiel 40 Minuten auf dem Parkett steht.

Beim klaren Sieg in Ludwigsburg, deren erfolgreichste Werfer mit je 17 Punkten Baker und Kujawa waren, verrieten die Berliner eine deutliche Formsteigerung und schlossen mit 8:6 Punkten hinter dem unbesiegten Spitzenreiter TSV Bayer 04 Leverkusen (12:0) zur SG Braunschweig auf.

Die Niedersachsen mit Stein (21) und Svitek (18) als besten Werfern verloren hauchdünn mit 87:88 bei dem im Süden mit 10:4 Punkten zu Ludwigsburg aufschließenden Pokalsieger TTL Bamberg (Swaerengen machte 27 Punkte, Jackel kam auf 22), dessen denkbar knappen Sieg Nationalspieler Kai Nürnberger erst sechs Sekunden vor Schluß mit zwei Freiwürfen sicherstellte.

Die beiden Neulinge zahlen weiter Lehrgeld in der Eliteliga: Die Kräfte des SVD Dortmund (Mlynarski/21) reichten bei der 69:82-Niederlage beim SSV Ulm (Oldham/23) nur eine Halbzeit (37:29). Der als einziger Bundesligist noch sieglose Tübinger SV (Key/19) mußte sich mit 78:85 gegen TuS Bramsche-Osnabrück (Wendt/27) geschlagen geben. dpa

Merkel ermuntert Ost-Frauen

HALLE, 11. Oktober (dpa). Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) hat die Frauen in den neuen Bundesländern aufgefordert, stärker als bisher um ihre Rechte zu kämpfen. Sie seien besonders vom wirtschaftlichen und strukturellen Umbruch betroffen und dürften nicht glauben, daß sie ihre Rechte "auf dem Silbertablett" präsentiert bekämen, sagte die Ministerin und stellvertretende CDU- Bundesvorsitzende am Wochenende auf dem Landesdelegiertentag der CDU- Frauen-Union Sachsen-Anhalts in Halle.

Arbeitslose Frauen auf dem Land sollten nach Ansicht der Bundesvorsitzenden der CDU-Frauen-Union, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, verstärkt Möglichkeiten zur Umschulung in einen handwerklichen oder technischen Beruf bekommen. Sie verlangte zudem, selbständige Frauen genauso zu fördern wie solche in einem Anstellungsverhältnis. In den neuen Bundesländern gebe es im Vergleich zu den alten Ländern eine doppelt so hohe Bereitschaft der Frauen, sich selbständig zu machen.

Frau Merkel verwies darauf, daß von 100 Frauen in Ostdeutschland 67 arbeitslos seien. Bei 100 Einstellungen hingegen würden nur 39 Frauen angenommen.

Moskau dreht Litauen Öl ab

VILNIUS, 11. Oktober (dpa). Die Energiekrise in Litauen spitzt sich wegen ausbleibender russischer Öllieferungen zu: Am Samstag wurde auf staatliche Anordnung der Verkauf von Benzin eingestellt, wodurch der private und öffentliche Verkehr weitgehend zusammenbrach. Lediglich Krankenwagen und Feuerwehr erhielten noch Treibstoff aus staatlichen Reserven, aber auch ihr Betrieb wurde eingeschränkt. Zahlreiche Gebäude konnten wegen Energiemangels nicht mehr beheizt werden.

Litauen hat nach eigenen Angaben seit zwei Monaten kein Erdöl mehr aus Rußland erhalten. Moskau begründet den Lieferstopp mit einem Zahlungsverzug der Baltenrepublik. Außerdem konnten sich beide Seiten bei dem schwankenden Rubelkurs bisher nicht über einen Abrechnungsmodus einigen.

Wahl zum NOK-Chef Kandidat Tröger auf der Suche nach Daume

Walther Tröger, seit Freitag einziger Kandidat für das Präsidentenamt im Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland, sucht so schnell wie möglich ein Gespräch mit Willi Daume. "Es ist doch ganz klar, daß der ernsthafte Kandidat alle Probleme mit dem Amtsinhaber bespricht", sagte Tröger am Sonntag. Aus "zeitlichen Gründen" habe diese Unterredung bisher nicht stattfinden können.

Der 63jährige, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und NOK-Generalsekretär, steht bei der Mitgliederversammlung des NOK am 12. Dezember in Stuttgart nach dem Verzicht von August Kirsch, dem Ehrenpräsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sowie des früheren Präsidenten des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Harm Beyer, als einziger Kandidat für die Daume-Nachfolge bereit.

"Ich stehe als Kandidat zur Verfügung, wenn eine Wahl ansteht", betonte Tröger. Der kleine Unsicherheitsfaktor: Willi Daume, dessen Kandidat Tröger nicht ist, könnte sich noch einmal anders besinnen. Die Wahl-Periode des 79jährigen läuft eigentlich bis 1993. Allerdings hatte Daume, der seit 1961 Präsident des NOK ist, nach seiner siebten Wiederwahl 1989 angekündigt, daß er sein Amt vor Ablauf seiner Amtszeit zur Verfügung stellen werde. Tröger hält eine Umbesinnung von Daume nicht für wahrscheinlich, meint aber: "Ich würde auch in diesem Falle nichts verlieren."

Zum Verzicht von Beyer sagte Tröger: "Es gibt noch keine offizielle Erklärung von ihm." Dies sei aber auch gar nicht wesentlich, denn die Wahl treffe die NOK-Mitgliederversammlung. Der Hamburger Jurist hatte auf eine Bewerbung ins höchste NOK-Amt nach einem Gespräch mit Ulrich Feldhoff, Präsident des Bundesausschusses Leistungssport verzichtet.

Tröger ist offensichtlich nicht ganz glücklich, einziger Kandidat zu sein. "Es sollte Alternativen geben", meinte er, fügte aber an, daß es wohl eigenartig klinge, wenn dies der Kandidat sage, der offensichtlich von einer Mehrheit getragen werde. dpa

Zur Person:

ERICH HONECKER, ehemaliger DDR- Staats- und Parteichef, will seinen voraussichtlich im November beginnenden Prozeß als politische Bühne benutzen, um sich an die Bürger der früheren DDR zu wenden. Der Berliner Sprecher des Solidaritätskomitees für Honecker, Klaus Feske, sagte am Wochenende in Berlin, der Ex-DDR-Chef habe ihm bei einem Besuch im Gefängnis Moabit gesagt: "Ich werde unsere Sache so verteidigen, wie es sich für einen Kommunisten gehört." Trotz des Leberkrebses hatte die zuständige Kammer des Berliner Landgerichts Honecker für vernehmungs- und eingeschränkt verhandlungsfähig erklärt und eine Haftverschonung abgelehnt. Weitere Untersuchungen über den Gesundheitszustand des 80jährigen, der seit Juli in Untersuchungshaft sitzt, seien im Oktober angesetzt. Dann werde auch über den Beginn des Hauptverfahrens entschieden, der nicht vor Ende des Monats sein werde, so eine Justizsprecherin. (dpa)

Verwirrung über die Opferbilanz des Unglücks von Amsterdam Teile des Unglückstriebwerks gefunden / Die Hälfte der Maschine entdeckt / 10 000 Menschen gedachten der Toten

AMSTERDAM, 11. Oktober (dpa/AP). Über 10 000 Menschen sind am Sonntag zum Gedenken an die Opfer der Amsterdamer Flugzeugkatastrophe durch den Stadtteil Bijlmermeer gezogen. Vor der Stelle, wo der israelische Fracht-Jumbo vom Typ Boeing 747 eine Woche zuvor auf zwei Wohnblocks gestürzt war, legten Hunderte bei strömendem Regen Kränze und Blumen nieder. Viele Ghanaer, Surinamer und frühere Einwohner der niederländischen Antillen brachten ihre Trauer um Familienmitglieder mit traditionellen Gesängen und Riten zum Ausdruck. "Der Schmerz verbindet uns, wenn auch jeder auf seine eigene Weise trauert", sagte Bürgermeister Ed van Thijn.

Die Zahl der Vermißten hat sich inzwischen weiter verringert. Am Sonntag mittag lag sie bei 59. Von den 51 geborgenen Toten konnten bisher 16 identifiziert werden. Bürgermeister van Thijn glaubt, daß niemals genau geklärt werden kann, wie viele Menschen bei dem Absturz ihr Leben verloren. Mitte der Woche war die Zahl der Todesopfer noch auf über 250 geschätzt worden. Zwar stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, daß ein Teil der 239 offiziell gemeldeten Bewohner nicht zu Hause gewesen war, als sich das Unglück ereignete. Doch sollten sich in den beiden Häusern auch viele illegale Einwanderer aufgehalten haben. Wie die Polizei am Samstag berichtete, mußte sie "Abertausende" von Vermißtenmeldungen prüfen. Die meisten seien falsch gewesen. "Es gab sehr makabre Anrufe." So habe sich in einigen Fällen herausgestellt, daß die "Vermißten" schon jahrelang tot waren. Andere Anrufer hofften offenbar darauf, als vermeintliche Hinterbliebene Schmerzensgeld zu erhalten.

Erste Zweifel an der Zahl von 250 Toten entstanden, als die Bergungsarbeiten am Unglücksort beendet wurden, nachdem nicht mehr als 51 Leichen gefunden worden waren. Am Freitag abend veröffentlichte Bürgermeister van Thijn schließlich eine Vermißtenliste mit 111 Namen. Schon nach wenigen Stunden zog er sie wieder zurück: Rund 20 Menschen, die noch aufgeführt worden waren, hatten sich gemeldet. Weitere 30 folgten im Laufe des Wochenendes, unter ihnen viele Afrikaner. Die meisten waren noch in der Unglücksnacht von Verwandten oder Freunden aufgenommen worden.

Suchmannschaften haben am Samstag Teile des Triebswerks entdeckt, das vermutlich den Absturz der Maschine verursacht hat. Ob der jüngste Fund Aufschlüsse über den genauen Hergang der Katastrophe geben wird, ist noch völlig unklar. Bisher gibt es nur Vermutungen darüber, warum die Boeing 747-200 kurz nach dem Start in Schiphol auf Bijlmermeer stürzte.

Das niederländische Verkehrsministerium teilte mit, die Verkleidung und ein weiteres Teil des Unglückstriebwerks seien in der Nähe des Naarder-Sees 15 Kilometer östlich der Absturzstelle entdeckt worden. Möglicherweise könne nun die bisherige Vermutung bestätigt werden, daß ein Feuer in diesem Triebwerk die Katastrophe ausgelöst habe, sagte Sprecher Hans Scholten. Knapp eine Woche nach dem Unglück sei fast die Hälfte der Flugzeugteile gefunden worden. Sie würden in einem Hangar in Schiphol aufbewahrt und Stück für Stück untersucht.

Außen am Flugzeug angebrachte Kameras, die zum Beispiel Motoren und Turbinen ständig beobachten, könnten nach einem Bericht der US- Fachzeitschrift Aviation Week and Space Technology künftig mehr Sicherheit bringen. Mit dem Kamerasystem könnten Piloten im Cockpit Motoren und Außenteile der Maschine auf dem Boden und während des Fluges kontrollieren und bei der Verhütung von Unfällen und Rettungsaktionen helfen.

Ob die Außenkameras auch im Fall des Unglücks in Amsterdam hilfreich gewesen wären, werde von britischen Experten allerdings bezweifelt, schreibt die Zeitschrift.

CDU Niedersachsen denkt an Rotation und Ämterbegrenzung

HANNOVER, 11. Oktober (dpa). Die CDU in Niedersachsen hält die Rotation von Abgeordneten und Begrenzung von Parteifunktionen für notwendig. Als erster CDU-Landesverband beschlossen die 100 Delegierten des Landesausschusses - der sogenannte kleine Parteitag - am Samstag in Hannover bei einer Gegenstimme ein Grundsatzpapier zur Partei- und Parlamentsreform. Danach sollten nach jeder Wahlperiode in den Parlamenten möglichst ein Drittel der CDU-Abgeordneten ersetzt werden. Minister in Bund und Land sollten zudem keine zusätzlichen Bezüge als Abgeordnete mehr erhalten. Die Zahl der parlamentarischen Staatssekretäre im Bund will die CDU "deutlich reduziert" wissen.

Die Delegierten forderten ferner eine Verlängerung der Wahlperioden von Bundes- und Landtag von vier auf fünf Jahre. Abgeordnete sollen ein Mandat möglichst nicht länger als drei Wahlperioden wahrnehmen. Innerhalb der Partei soll ein CDU-Mitglied künftig nicht länger als acht Jahre eine Vorstandsposition und von Kreisebene aufwärts nicht mehr als zwei Parteiämter innehaben. Mit den Reformen solle die CDU attraktiver werden, sagte der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Schneider. Es gehe darum, Verkrustungen aufzubrechen und auch unbequeme Meinungen zuzulassen.

Abschied der SPD von Brandt Leichnam wird in Berlin aufgebahrt / Staatsakt am Samstag

BONN, 11. Oktober (dpa). Der Leichnam des früheren Bundeskanzlers und langjährigen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt wird nächsten Freitag im Berliner Rathaus Schöneberg aufgebahrt. Damit soll der Berliner Bevölkerung Gelegenheit gegeben werden, ihrem ehemaligen Regierenden Bürgermeister die letzte Ehre zu erweisen, teilte Senatssprecher Eduard Heussen mit. Am Samstag um 11 Uhr findet im Berliner Reichstagsgebäude ein Staatsakt für Brandt statt.

In Bonn nahm am Samstag die SPD- Führung Abschied von dem Ehrenvorsitzenden der Partei, der am Donnerstag im Alter von 78 Jahren gestorben war. Mit Brandt sei ein "Staatsmann von Weltgeltung, Freund und Vorbild von uns gegangen", sagte SPD-Chef Björn Engholm bei der Trauerfeier des Parteivorstandes im Erich-Ollenhauer-Haus. Er würdigte den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger als "die letzte große prägende Gestalt der Gründergeneration der zweiten deutschen Demokratie". Sein Tod bedeute einen "unermeßlichen Verlust für die SPD, Deutschland, Europa und die ganze aufgeklärte politische Weltgemeinschaft". Sein Kniefall vor dem Mahnmal für die Opfer des Warschauer Gettos sei "das schönste, das einfachste, das beeindrukkendste Bild von geschichtlicher Versöhnung und Gnade". Für die SPD sei der Verlust noch gar nicht einzuschätzen. Brandt habe alte und junge Menschen aller Schichten gleichermaßen in seinen Bann gezogen.

Bis Sonntag hatten sich viele tausend Menschen in die Kondolenzbücher eingetragen, die im Rathaus Schöneberg, in der Bonner SPD-Zentrale sowie in SPD-Büros in ganz Deutschland ausliegen. Am Freitagabend hatten Tausende bei Fackelzügen in Berlin und in Bonn Abschied von Brandt genommen.

Bonn in Sorge um Gorbatschow

HAMBURG, 11. Oktober (dpa). Westliche Politiker äußerten sich am Wochenende besorgt über das faktische Reiseverbot, das die russische Regierung über den früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow verhängt hat.

Die Bundesregierung erwartet, daß Moskau Gorbatschow zum Staatsakt für den verstorbenen Willy Brandt am kommenden Samstag reisen läßt. "Die Bundesregierung würde die Teilnahme Gorbatschows begrüßen", sagte ein Sprecher. Gorbatschow hatte seinen Diplomatenpaß im Moskauer Außenministerium für ein Visum für Südkorea abgegeben. Der Paß wurde ihm bislang nicht wieder ausgehändigt. Auch Frankreich und Italien äußerten sich besorgt wegen des Reiseverbots. (Weiterer Bericht auf Seite 2)

Spasski unterlag mit Schwarz Fischer soll Kampf gegen Polgar planen

Der frühere Schach-Weltmeister Bobby Fischer hat in Belgrad die 17. Partie seines Schaukampfes gegen Boris Spasski (Frankreich) gewonnen. Der 49jährige US-Amerikaner führt nach dem Erfolg mit den weißen Steinen nach 58 Zügen nun in dem Duell mit 7:3. Fischer benötigt nach dem vereinbarten Reglement nur noch zwei Erfolge zum Gesamtsieg, Spasski dagegen müßte noch sieben Partien für sich entscheiden.

Die 17. Partie war mit zweitägiger Verspätung erst am Samstag gespielt worden, weil Spasski am Donnerstag eine Auszeit wegen gesundheitlicher Probleme genommen hatte und für Freitag programmgemäß ein Ruhetag anstand.

Das Spasski-Team ist inzwischen reduziert: Trainer Alexander Nikitin reiste zurück nach Moskau. Auch Bobby Fischer hat weniger Beistand. Seine 19jährige Freundin Zita Rajczanyi ist am Wochenende zur Junioren- Weltmeisterschaft nach Argentinien geflogen.

Fischer will nach Berichten aus Budapest angeblich im Dezember in Monte Carlo gegen die derzeit beste Spielerin der Welt, die Ungarin Judit Polgar, antreten.

Deren Vater und Trainer Laszlo Polgar bestätigten der ungarischen Nachrichtenagentur MTI, daß der niederländische Sponsor Joop van Oosterom eine Million Dollar für das auf zwölf Spiele angesetzte Match zur Verfügung stellen will.

Nach den Berichten soll eine jugoslawische Bank weitere 1,5 Millionen Dollar beisteuern (ein jugoslawischer Bankier sponsert auch die Schaubegegnungen zwischen Fischer und Spasski). Der genaue Spielbeginn stehe noch nicht fest. Der Sieger oder die Siegerin soll 1,5 Millionen Dollar Prämie erhalten. Laut MTI wird erwartet, daß Fischer den Vertrag nach dem Match in Belgrad unterschreibt. dpa

Drehbuchautor Ben Maddow gestorben

HOLLYWOOD. Der amerikanische Romancier, Lyriker und Drehbuchautor ("Asphalt Dschungel") Ben Maddow ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Er gehörte zu jenen Hollywood-Autoren, die in den 50er Jahren wegen der antikommunistischen Kampagne des McCarthy-Ausschusses nicht beschäftigt werden durften und daher oftmals als Ghostwriter unter Pseudonym arbeiten mußten. dpa

Expo '92 schließt die Pforten

SEVILLA, 11. Oktober (dpa). Mit einer Ansprache des spanischen Königs Juan Carlos schließt am heutigen Montag in Sevilla die Weltausstellung Expo '92 nach 176 Tagen ihre Pforten. Mit voraussichtlich 42 Millionen Besuchern übertraf die Mammutschau alle Prognosen, die von 36 bis 40 Millionen Gästen ausgegangen waren. Rund 70 Prozent der Pavillons - unter ihnen auch der deutsche - werden abgerissen. Die übrigen sollen einen Technologie- und Vergnügungspark beherbergen.Protest gegen Luftangriffe Bosnien: Serben bombardieren Städte trotz UN-Flugverbots

SARAJEWO, 11. Oktober (dpa/Reuter/AFP). Wegen der fortgesetzten Angriffe der serbischen Luftwaffe hat die bosnische Regierung am Sonntag scharf bei den Vereinten Nationen (UN) und der internationalen Jugoslawien-Konferenz in Genf protestiert. Ungeachtet des vom UN-Sicherheitsrat verhängten Flugverbots für Militärmaschinen über Bosnien setzten die Serben kroatischen und bosnischen Berichten zufolge im Norden Bosniens erneut Kampfflugzeuge ein.

Sprecher der selbsternannten Serbischen Republik in Bosnien widersprachen den Berichten. Die UN-Friedenstruppen in Zagreb konnten die Berichte weder bestätigen noch dementieren.

Nach Angaben der bosnischen Medien bombardierten Flugzeuge am Wochenende die Städte Gradacac, Mionica und Brkko. Demnach wurden mindestens 19 Menschen in Gradacac getötet. Die Stadt wurde von den vorrückenden serbischen Truppen auch mit Artillerie beschossen. Brcko stehe in Flammen. Es werde mit "Dutzenden von Toten" gerechnet. Die Städte Zupanja, Orasje und Jajce lagen unter Artilleriefeuer. In Sarajewo waren am Wochenende drei Kinder und zwei Erwachsene durch Granaten getötet und neun weitere Kinder schwer verletzt worden. Ein ukrainischer UN-Soldat wurde getötet und drei weitere verletzt, als ihr Fahrzeug über eine Landmine fuhr.

Die Bundeswehr nahm ihre Hilfsflüge wieder auf. Eine erste mit Abwehrwaffen ausgerüstete Transall C-160 flog mit Lebensmitteln von Zagreb nach Sarajewo.

Das Oberhaupt der islamischen Religionsgemeinschaft Bosniens, Reis-ul-Ulema Selimoski, bezifferte die bisher von Serben getötete Zahl von Moslems auf rund 140 000. Auch 28 Geistliche seien getötet worden. In diesem "Krieg der serbischen Orthodoxie gegen den Islam" versuche die serbische Seite, die Moslems "endgültig auszurotten".

(Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 3)

LEICHTATHLETIK INT. NÜRBURGRING-LAUF, 23,8 Kilometer, Männer: 1. Tesacek (CSFR) 1:15:24 Stunden, 2. Brücker (Schweiz) 1:16:15, 3. Ongeri (Kenia) 1:16:49, 4. Najmowicz (Polen) 1:18:25, 5. Kardos (Ungarn) 1:18:38; 9. Michel (Erfurt) 1:22:35.

Frauen: 1. Parljuk (GUS) 1:24:49, 2. Jerschabek (Sieg) 1:24:55, 3. Matwejewa (Rußland) 1:24:59, 4. Dziubinska (Polen) 1:27:41, 5. Timkina (Ukraine) 1:30:14.

9 Kilometer, Männer: 1. Struganow (GUS) 26:12 Minuten, 2. Konowalow (GUS) 26:26, 3. Naumann (Mayen) 26:45, 4. Simatei (Kenia) 26:57, 5. Joppich (Berlin) 26:59.

Frauen: 1. Kowina (Polen) 30:01, 2. Kanana (Kenia) 30:25, 3. Brutoczki (Ungarn) 31:06, 4. Skotzke (Alsbach) 31:21, 5. Elena Petrowa (GUS) 31:41.

Ludwig führt im Weltcup der Radprofis

Christian Henn wurde

überraschend Zweiter

Eigentlich fehlt nur noch der Pokal. Olaf Ludwig steht nach seinem dritten Platz beim zehnten Weltcup-Rennen der Radprofis am Sonntag von Paris nach Tours unmittelbar vor dem Sieg der Gesamtwertung. Die Entscheidung fällt am 24. Oktober beim Weltcupfinale auf Mallorca, einem 55-km-Einzelzeitfahren. Der 32jährige Olympiasieger von Seoul führt den Wettbewerb, der von März bis Oktober elf Klassiker umfaßt, jetzt mit 126 Punkten souverän an.

Am Sonntag reichte Ludwig, der in der nächsten Saison den einzigen deutschen Rennstall Telekom als Mannschaftskapitän anführen wird, nach 284 km ein dritter Rang hinter dem 29jährigen Belgier Henrik Redant und dem Überraschungs-Zweiten Christian Henn aus Heidelberg. Der Weltranglisten-Fünfte Ludwig ist die Beständigkeit in Person. Sein sechster Platz zum Saison-Auftakt bei Mailand - San Remo brachte ihm in der Weltcup-Gesamtwertung immerhin 16 Punkte ein, sein zweiter Rang bei Paris - Roubaix 35. Der erste Klassiker-Sieg des in Aachen lebenden Thüringers beim Amstel Gold Race war 50 Punkte wert. Insgesamt stehen bei Ludwig, bisher 17 Saisonsiege zu Buche. dpa

Nervenstärke bewiesen Hertha-Profis machten es Amateuren nach

Meppen - Berlin 2:4 (2:2, 2:1) n.V.

Als 16. und letzte Mannschaft erreichten die Profis von Hertha BSC Berlin durch ein 4:2 (2:2, 1:2) nach Verlängerung beim Zweitliga-Konkurrenten SV Meppen das Achtelfinale im Fußball-Pokal. Die Berliner, die nun beim Erstligisten Bayer Leverkusen antreten müssen, schafften damit ein besonderes Kunststück und sind als einziger Verein noch mit zwei Mannschaften im Wettbewerb vertreten.

Einen Tag nach dem 4:2-Erfolg der Amateure gegen VfB Leipzig bewiesen auch die Hertha-Profis Nervenstärke. Die Meppener gingen vor 5200 Zuschauern durch einem Frühstart mit 2:0 in Führung. Gartmann (11.) und Marell (18.) nutzten ihre Chancen konsequent. Die Berliner schafften in einer spannenden und abwechslungsreichen Partie noch das schier Unmögliche. dpa

Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Vorholt (46. Deters) - Gartmann, Helmer, Zimmer, Marell, Raufmann - Dlugajczyk (30. Thoben), Lau.

Berlin: Junghans - Basler - Zimmermann, Scheinhardt (57. Seckler) - Winkhold, Kovac, Feinbier, Gries (70. Gezen), Klews - Lünsmann, Demandt.

Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).

Tore: 1:0 Gartmann (11.), 2:0 Marell (18.), 2:1 Feinbier (27.), 2:2 Basler (90.), 2:3 Klews (108.), 2:4 Demandt (115.).

Zuschauer: 5200.

Gelbe Karten: Faltin, Dlugajczyk - Scheinhardt, Klews, Zimmermann, Seckler.

Badoer Formel-3000-Europameister

Durch einen Start-Ziel-Sieg sicherte sich der Italiener Luca Badoer am Sonntag im französischen Nogaro schon vor dem zehnten und letzten Lauf in Magny Cours die Formel-3000-Europameisterschaft. Zweiter wurde der Franzose Jean Marc Gounon im Lola vor dem Briten David Coulthard.

Fußball in Zahlen

WM-QUALIFIKATION, Afrikazone, Gruppe C: in Harare: Simbabwe - Togo 1:0 (0:0).

Gruppe D: in Lagos: Nigeria - Südafrika 4:0.

Gruppe E: in Abidjan: Elfenbeinküste - Botswana 6:0 (3:0).

Gruppe F: in Tunis: Tunesien - Benin 5:1 (3:1), in Casablanca: Marokko - Äthiopien 5:0 (4:0).

Gruppe G: in Libreville: Gabon - Mosambique 3:1 (2:1).

Gruppe H: in Lusaka: Sambia - Tansania 2:0 (2:0), in Antananarivo: Madagaskar - Namibia 3:0 (2:0).

TESTLÄNDERSPIEL in Greensboro: USA - Kanada 0:0.

Viertelfinale zur EM der Frauen Britta Unsleber trifft gleich zweimal

Rußland - Deutschland 0:7 (0:4)

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen wurde am Sonntag im Viertelfinal-Hinspiel zur Europameisterschaft gegen Rußland in Moskau ihrer Favoritenrolle noch souveräner gerecht als erwartet worden war: Die von Bundestrainer Gero Bisanz betreuten deutschen Frauen schlugen ihren international ziemlich unerfahrenen Gegner 7:0 (4:0). Das Rückspiel soll am 14. November angepfiffen werden; der Spielort steht allerdings noch nicht fest.

Erfolgreichste Torschützinnen im DFB-Team waren wieder einmal Martina Voss (5./17.) und Britta Unsleber (19./79.) vom TSV Siegen mit je zwei Treffern.

Für die übrigen deutschen Tore sorgten Silvia Neid (TSV Siegen), deren Einsatz wegen einer Oberschenkelverhärtung lange Zeit äußerst fraglich gewesen war, in der 16. Minute, Patrizia Grigoli (VfR Saarbrücken) in der 42. und Heidi Mohr (TuS Niederkirchen) in der 71. Minute. Von ihren Konkurrentinnen wurden die deutschen Frauen nie ernsthaft gefordert. dpa

Mehr Profil für's Goethe-Gegenstück Die "Association Française d'Action Artistique" orientiert sich neu

PARIS. Die ersten Deklamationen des französischen Schauspielers Gérard Philipe auf einer Bühne im China von Mao, die gleichzeitige Uraufführung eines Konzerts von Maurice Ravel in 15 europäischen Städten, Tourneen des Komponisten Pierre Boulez in die Sowjetunion und der Bühnenregisseurin Ariane Mnouchkine nach Nordamerika: Das ist eine Auswahl aus den Erfolgen der Association Française d'Action Artistique (AFAA), einer dem breiten Publikum wenig bekannten Vereinigung zur Förderung des französischen Kulturexports. Die Organisation, die dem Außenministerium untersteht und dem jüngeren deutschen Goethe-Institut vergleichbar ist, begeht nun ihr 70jähriges Bestehen.

Den Anfang bildete ein Häufchen von Künstlern und Intellektuellen, die 1922 eine Vereinigung mit dem Ziel gründeten, ihre Arbeiten im Ausland bekannt zu machen. Der Staat interessierte sich für die Idee und sagte seine Unterstützung zu, die AFAA war geboren. In den letzten Jahren wurde die ehrwürdige Institution jedoch zunehmend kritisiert. Man bezichtigte sie als abgeschotteten, mondänen Klub, in dem die wahren Probleme der heutigen Künstler verkannt würden. Vor Eintritt in ihr achtes Jahrzehnt sucht die AFAA nun nach einer neuen Standortbestimmung.

Direktor Jean Digne, der seit 1990 amtiert, strebt an, daß die internationale kulturelle Zusammenarbeit in den gleichen Rang wie technische oder wissenschaftliche Zusammenarbeit erhoben wird. Sie soll "nicht länger die Tänzerin sein, die man an einem Cocktail-Abend vorführt". Mit diesem Ziel hat die AFAA ihre Arbeitsmethoden verändert. Zwar organisiert sie weiterhin kulturelle Großunternehmen wie die französische Beteiligung an der Biennale von Venedig, Auslandsreisen wichtiger kultureller Institutionen oder die Vermittlung herausragender ausländischer Ausstellungen in Frankreich; doch daneben wird die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden in anderen Ländern neuerdings intensiv betrieben.

Daneben wurde auch die Zusammenarbeit mit Partnern in Frankreich verstärkt, etwa dem Kulturministerium, der Delegation für Bildende Kunst, dem französischen Institut für Architektur. Bisher waren die Institutionen eher auf Besitzstandswahrung und eifersüchtige Verteidigung ihres Territoriums bedacht.

Die AFAA ist inzwischen allerdings schon aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, nach Partnern Ausschau zu halten. Ihre Mittel sind nämlich nicht parallel zur Aufstockung des Kulturetats gestiegen. Der Jahresetat stagniert bei knapp 96 Millionen Franc (30 Millionen Mark), ein Fünftel des Budgets, über das allein das Pariser Centre Pompidou verfügt. EMMANUEL FESSY (AFP)

Präsidenten-Wahl in Kamerun

DUALA/JAUNDE, 11. Oktober (AFP). In der zentralafrikanischen Republik Kamerun haben am Sonntag die Präsidentschaftswahlen begonnen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt der amtierende Präsident Paul Biya, der vor zehn Jahren von seinem Vorgänger Ahmadou Ahidjo ernannt worden war. Nach Angaben von Beobachtern verlief die Wahl zunächst ohne Zwischenfälle.

Anders als bei den vorangegangenen Präsidentschaftswahlen von 1988 sieht Biya sich der Konkurrenz verschiedener oppositioneller Kandidaten ausgesetzt. Zur Wahl stellten sich zuletzt allerdings nur noch fünf Kandidaten. Zwei Bewerber um das Präsidentschaftsamt verzichteten noch am Samstag auf ihre Kandidatur. Ähnlich wie bei den Parlamentswahlen im März klagte die Opposition im Vorfeld über zahlreiche Unregelmäßigkeiten, die den demokratischen Verlauf der Wahlen gefährdeten. Ministerpräsident Simon Achidi Achu hatte bestätigt, daß die Zahl der Wahlberechtigten unklar sei. Die ersten Ergebnisse wurden für den heutigen Montag abend oder Dienstag vormittag erwartet.

Drei Palästinenser erschossen Auch Israeli getötet / Schwere Unruhen in besetzten Gebieten

JERUSALEM, 11. Oktober (Reuter/AFP). Bei schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern sind am Samstag und Sonntag in den israelisch besetzten Gebieten drei Araber getötet und rund 100 verletzt worden. Auch ein Israeli wurde von einem Palästinenser getötet.

Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen und von Palästinensern brachen die Unruhen an zahlreichen Stellen im Westjordanland, im Gazastreifen sowie in Ostjerusalem bei Solidaritätskundgebungen für hungerstreikende palästinensische Gefangene aus. In Beita im Westjordanland wurden ein 23jähriger Araber erschossen und zwei Männer verletzt. Aus israelischen Militärkreisen verlautete, die drei hätten Steine geworfen.

Im arabischen Ostjerusalem schoß nach Polizeiangaben ein Grenzsoldat auf einen jugendlichen Demonstranten und verwundete ihn. Der Jugendliche habe eine Waffe bei sich gehabt. In Dschenin, Hebron und Ramallah im Westjordanland schossen Soldaten auf mehrere hundert Demonstranten und verwundeten mehrere. Auch im Gazastreifen sei das Militär mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen und habe bei Zusammenstößen mindestens 24 Palästinenser durch Schüsse verletzt. Besonders schwer seien die Zusammenstöße in Ramallah gewesen, berichteten Anwohner. Am Sonntag wurden zwei Palästinenser bei einem Zusammenstoß mit Einheiten der israelischen Armee im Flüchtlingslager Nusseirat im Gazastreifen erschossen. Wie aus palästinensischen Kreisen verlautete, wurden weitere 35 Personen verletzt.

Nach Angaben der israelischen Behörden beteiligten sich im ganzen Land rund 3000 der insgesamt 12 000 aus politischen und sicherheitspolitischen Gründen inhaftierten Palästinenser an dem Hungerstreik, bei dem es den Palästinensern um bessere Haftbedingungen geht. Die Palästinenser sprachen von 10 000 Teilnehmern. Der Streik wurde am Sonntag ausgesetzt, nachdem Israel eine Prüfung des Beschwerden zugesagt hatte.

Der Israeli, ein Techniker, wurde von einem Palästinenser erschlagen, als er eine Siedlung in Gazastreifen besuchte.

Deng schaltet Gegner aus

PEKING, 11. Oktober (AFP). Chinas Kommunistische Partei schafft eines ihrer mächtigsten Parteigremien ab und schaltet damit zugleich einen erbitterten Gegner des marktwirtschaftlichen Reformkurses aus. Die Zentrale Beraterkommission unter Führung des Altkommunisten Chen Yun werde beim am heutigen Montag beginnenden Parteitag aufgelöst, wurde am Sonntag in Peking offiziell mitgeteilt. Der 88jährige Chen gilt als einflußreichster Gegner des Reformkurses von Deng Xiaoping. Deng, der ebenfalls 88jährige starke Mann Chinas, bemüht sich seit Jahren, die Beraterkommission aufzulösen, in der rund 200 ehemalige Spitzenfunktionäre der KP vertreten sind.

Kämpfe in Angolas Hauptstadt Nach Attentat Gefechte zwischen Polizei und UNITA-Kämpfern

LUANDA, 11. Oktober (AFP/Reuter). In der angolanischen Hauptstadt ist es am Sonntag zu heftigen Gefechten zwischen Sondereinsatztruppen der Polizei und Kämpfern der UNITA gekommen. Wie Augenzeugen berichteten, gab es in der Nähe des Hotels Turismo, in dem Vertreter von UNITA-Führer Jonas Savimbi wohnen, Gewehrfeuer und Granateneinschläge. Die Meldungen wurden zunächst nicht offiziell bestätigt. Die UNITA habe zwölf Polizisten als Geiseln genommen, hieß es weiter.

Vor dem Beginn der Kämpfe war am Sonntag morgen in Luanda eine Autobombe explodiert. Über mögliche Opfer wurde nichts bekannt. Die UNITA teilte mit, das Attentat habe ihr gegolten, da die Explosion sich beim Hotel Tropico, nicht weit vom Hotel Turismo, ereignet habe, in dem ihre Vertreter untergebracht sind. Ein UNITA-Vertreter warnte, falls sich ein solcher Vorfall in der Nähe von Savimbi wiederhole, werde es "sofort Krieg geben". Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

Bereits am Freitag waren bei einem Sprengstoffanschlag auf den Flughafen der ostangolanischen Stadt Luena vier Menschen getötet worden. In Angola hatten am 29. und 30. September Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Dabei liegt der bisherige Amtsinhaber Eduardo Dos Santos nach vorliegenden Ergebnissen deutlich vor seinem Rivalen Savimbi.

Beobachter der Vereinten Nationen (UN) trafen in Luanda ein, um die nach den Wahlen entstandene Krisensituation zu entschärfen und einen neuen Bürgerkrieg zu verhindern. Nach UN-Angaben sollen die Diplomaten aus den USA, Rußland, Marokko und den Kapverden Savimbi überreden, das für ihn ungünstige Wahlergebnis zu akzeptieren.

Savimbi hatte einer UN-Beauftragten am Freitag gesagt, er werde die Niederlage akzeptieren, falls Wahlbetrug ausgeschlossen werden könne. UNITA-Funktionäre und Beauftragte der UN haben bei der Überprüfung der Wahlurnen und der Wahlcomputer bislang keinerlei Hinweise auf Wahlbetrug gefunden.

Große Koalition in Kongo

BRAZZAVILLE, 11. Oktober (AFP). Die ehemalige kongolesische Einheitspartei PCT und die oppositionelle Union für eine Demokratische Wiedergeburt (URD) haben vereinbart, eine Regierung des "großen nationalen Konsenses" zu bilden. Wie am Sonntag aus der Führung der Kongolesischen Arbeitspartei (PCT) verlautete, wurde ein entsprechendes Abkommen bereits am 3. Oktober unter völliger Geheimhaltung geschlossen.

Es werde weiterhin Stillschweigen bewahrt, da sich innerhalb des Zentralkomitees der PCT großer Widerstand gegen das Abkommen geregt habe, hieß es weiter. In der URD sind sieben Oppositionsparteien zusammengeschlossen. 1991 wurde das kongolesische Parlament nach mehr als 20 Jahre dauernder Militärherrschaft aufgelöst und durch einen Obersten Nationalrat ersetzt. Nach einem Putschversuch des Militärs im Februar wurde in einem Volksentscheid eine neue, demokratische Verfassung gebilligt.

Kuwait verwarnt Journalisten

KUWAIT, 12. OKTOBER (AFP). Die kuwaitischen Behörden haben am Sonntag den Chefredakteur und einen weiteren Journalisten der oppositionellen Tageszeitung El Qabas vorgeladen, um sie über eine Serie von Artikeln zu verhören, die die Regierung des Emirats als "diffamierend" bezeichnete. Das kuwaitische Informationsministererium hatte nach Angaben der Zeitung Klage gegen El Qabas wegen acht Artikeln erhoben, in denen der Journalist Abdellatif Duaiedsch die Regierung als "fünfte Kolonne Saddam Husseins" beschrieben hatte. Nach dreieinhalb Stunden Verhör sei der herzkranke Chefredakteur Mohammed Dschassem el Saqr gegen eine Kaution von umgerechnet rund 8800 Mark freigelassen worden, erklärten Redaktionsangehörige. Duaiedsch dagegen sei am Sonntag abend weiter verhört worden.

Im Januar dieses Jahres hatte die kuwaitische Regierung die Pressezensur aufgehoben, die seit Februar 1991 bestanden hatte.

RINGEN ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Mitte: KG Bretzenheim/Worms - ASV Hüttigweiler 4:27,5, KSG Ludwigshafen - KSV Köllerbach 13:14,5, KSV Waldaschaff - AV Schaafheim 14,5: 18,5, FSV Münster - Langenlonsheimer SC 24:8, KG Schwalbach - ASV Pirmasens 26:9.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nordost: SC Berolina Berlin - SV Halle 10:17,5, SV Barnstädt - SV Magdeburg 6:22,5, SC Roland Hamburg - PSV Potsdam-West 9,5: 15, PSV Preußen Berlin - KG Warnemünde/Rostock 21:10,5, SV Hennigsdorf - RV "Türkei" Berlin 8:28.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Ost: RWG Jena-Kahla - RSV Greiz 12:16,5, SV Sachsen Werdau - FC Wismut Aue 14,5:22, PSV Erfurt - Albrechts/Zella-Mehlis 12:17, SV Erdachse Pausa - AC Taucha 19,5:9, SV Tanne Thalheim - SV Lok Altenburg 26:4,5.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nordwest: AC Hörde 04 - TKSV Bonn-Duisdorf 0:37, TV Aachen-Walheim - SG Köln-Worringen 22:10, AC Köln-Mülheim - TSG Herdecke 10,5:16,5, RC Lünen 60 - TuS Aldenhoven 13,5:21.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd: ASV Kornwestheim - TSV Berchtesgaden 8:17,5, TV Unterdürrbach - KG Winzeln-Schramberg 15:20, SV Johannis Nürnberg - KG Baienfurt 6:23, VfL Neckargartach - SV Freising 16:14,5, ATSV Kelheim - SC Anger 15,5: 11,5.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Südwest: ASV Kollnau - AC Ziegelhausen 13:12, SV Triberg - KSV Lahr-Kuhbach 13,5:17,5, ASV Urloffen - AV Freiburg-St. Georgen 18,5:6,5, SV Freiburg-Haslach - KSV Kirrlach 19,5:6,5, KSV Sulzbach - RG Hausen-Zell 22:6,5.

RINGEN OBERLIGA HESSEN: Gailbach - Fahrenbach 20:12,5, Elgershausen II - Goldbach II 25:8, Mömbris/Königshofen II - Großostheim 29,5:8, Kahl - Haibach 0:37, Rimbach - Obernburg 16:16,5.

18jähriger verlor die Kontrolle über den Pkw

GEILSHAUSEN. Ein 66jähriger Mann aus Rabenau-Geilshausen (Kreis Gießen) ist bei einem Unfall auf der Landstraße zwischen seinem Wohnort und Rabenau- Odenhausen am Samstag ums Leben gekommen.

Sein Wagen stieß frontal mit einem Auto zusammen, über das ein 18jähriger Fahranfänger nach einer scharfen Linkskurve die Kontrolle verloren hatte, berichtete die Polizei in Gießen am Sonntag. Beide mußten aus ihren Autos geschweißt werden, der ältere starb noch am Unfallort.

Das von dem 18jährigen gelenkte Auto seiner Mutter fing Feuer, das von Helfern schnell gelöscht werden konnte. lhe

TISCHTENNIS ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: FTG Frankfurt - TTC Grenzau II 5:9, TTF Ochsenhausen - DJK Offenburg 9:0, FTG Frankfurt - Post SV Augsburg 2:9.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen: TV Bergenenkheim - Rot-Weiß Klettham II 8:4, SV Neckarsulm - Darmstadt 98 3:8, TSV Röthenbach - ATSV Saarbrücken 8:0, SV Böblingen - KSV Hessen Kassel 6:8, VfL Sindelfingen - TV Großenlinden 7:7, Viktoria Wombach - Rot-Weiß Klettham II 3:8, SV Neckarsulm - ATSV Saarbrücken 8:4, TSV Röthenbach - Darmstadt 98 8:5, SV Böblingen - TV Großenlinden 8:2.

TISCHTENNIS REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: 1. FC Saarbrücken - TTC Heusenstamm 5:9, Darmstadt 98 - TTC Herbornseelbach 9:6, SV Bous - TV Burgholzhausen 3:9, TV Müller Gönnern - TTC Lampertheim 9:2, SV Bous - TTC Heusenstamm 8:8, TTC Herbornseelbach - TTC Lampertheim 4:9.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TTC Pirmasens - DJK Elversberg 3:8, TSG Zellertal - ETuS Konz 8:6, TTC Assenheim - TTV Andernach 8:3, TTC Assenheim - TFC Wolfhagen 8:1, TTC Pirmasens - ETuS Konz 5:8, TSG Zellertal - DJK Elversberg 7:7.

TISCHTENNIS OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: TSV Besse - Post SV Mühlhausen 9:3, TSV Besse - TTC Asslar 9:4, Sömtrom Sömmerda - Electronic Erfurt 3:9.

OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Mitte: FTG Frankfurt II - Mainz 05 II 9:0, ASG Altenkirchen - TFC Steinheim 1:9, Mainz 05 I - SG Arheilgen 9:4, TTC Saalmünster - TV Eich 9:7.

OBERLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: TSV Langstadt - SKG Frankfurt 4:8, SSV UT Erfurt - TTV Schmalkhalden 6:8, SS UT Erfurt - SG Dornheim 0:8, TSV Erfurt - SG Dornheim 8:3.

HESSENLIGA, Frauen: Dillenburg - Lahr 6:8, Watzenborn-Steinberg - Hessen Kassel III 6:8, Pfungstadt - Staffel 4:8.

BOXEN SÜDWEST-MEISTERSCHAFTEN der Amateure, Fliegengewicht: Joos (Speyer) Aufgabesieger 1. Runde über Enrico Raszbach (Gotha). - Federgewicht: Müller (Neunkirchen) Abbruchsieger 3. Runde gegen Buchstaller (Oberursel). - Halbweltergewicht: Rostek (Hanau) Punktsieger über Karl (Gera). - Weltergewicht: Heym (1. BC Frankenthal) Punktsieger über Kühne (Gera). - Halbmittelgewicht: Seidel (Frankenthal) KO-Sieger 2. Runde gegen Appel (TG 46 Worms). - Halbschwergewicht: Boy (Suhl) Aufgabesieger 2. Runde gegen Windecker (Worms). - Schwergewicht: Hamm (Erbach-Michelstadt) Aufgabesieger 1. Runde über Grund (Koblenz). - Superschwergewicht: Bohn (Oberursel) Punktsieger über Kopp (Frankenthal).

Rainer Prewo OB in Nagold Ortsbeirat gewinnt Wahl

Der Frankfurter Fachhochschulprofessor und Ortsbeirat Rainer Prewo (SPD) ist zum Oberbürgermeister der baden- württembergischen Stadt Nagold (Kreis Calw) gewählt worden. Auf Prewo entfielen im zweiten Wahlgang 41,4 Prozent der Stimmen. Der Frankfurter wird Nachfolger von Joachim Schultis (CDU), der Ende Juli erster Bürgermeister in Heidelberg geworden war.

Von den rund 14 150 Wahlberechtigten gaben nach Angaben des Wahlamtes 55,1 Prozent ihre Stimme ab, gut drei Prozent mehr als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen.

Prewo setzte sich knapp gegen den Verwaltungsjuristen Eberhard Wurster (CDU) durch, der nur noch auf 40,9 Prozent kam, nachdem er im ersten Wahlgang vor 14 Tagen noch mit 44,3 Prozent deutlich besser als Prewo (29,5 Prozent) abgeschnitten hatte.

An dritter Stelle landete auch beim zweiten Wahlgang der Politikwissenschaftler Jürgen Schwarz, ebenfalls CDU-Mitglied, mit 16,7 Prozent.

Die übrigen Bewerber kamen zusammen gerade auf 86 Stimmen. lsw

Zwei Festnahmen nach der Tonband-Fahndung

KASSEL. Die Kasseler Polizei hat nach einer Tonband-Fahndung zwei Männer festgenommen, die offenbar in einen Raubüberfall auf einen 49 Jahre alten Gastwirt verwickelt sind.

Zeugen hätten nach Abhören des Bandes einen 21jährigen als den anonymen Anrufer identifiziert, den die Polizei daraufhin in einem Kasseler Lokal aufgespürt habe, berichtete das Regierungspräsidium (RP) in Kassel. Ein 22jähriger Mann habe sich später der Polizei gestellt, verweigere aber jede Aussage, hieß es außerdem.

Der 21jährige gestand den Anruf bei der Feuerwehr. Er gab jedoch an, drei Männer in der Nähe der überfallenen Wirtschaft getroffen zu haben, die ihm 100 Mark für die Alarmierung gezahlt hätten. Mit dem Überfall selbst habe er nichts zu tun.

Die Polizei fahnde weiter intensiv nach zwei Tätern, so ein Sprecher des RP. Der Anrufer hatte in der Nacht zum Dienstag, 6. Oktober, nach dem Überfall die Feuerwehr verständigt.

Die Täter hatten dem Gastwirt mit einem Barhocker den Schädel eingeschlagen und aus Kasse und Münzautomaten Bargeld geraubt. Der Wirt ist, wie bereits berichtet, nicht mehr in Lebensgefahr. lhe

Ehefrau mit Eisenstange auf den Kopf geschlagen

HOPFMANNSFELD. Mit einer Eisenstange hat ein Mann in Lautertal-Hopfmannsfeld (Vogelsbergkreis) seine 35jährigen Frau am Sonntag schwer am Kopf verletzt. Wie die Polizei in Lautertal jetzt mitteilte, wurde die Mutter von zwei ein und sechs Jahre alten Kindern mit Verdacht auf Schädelbasisbruch ins Krankenhaus geflogen. Sie sei mittlerweile außer Lebensgefahr.

Was der Grund für den Ehestreit war, sei bislang unbekannt, hieß es. lhe

Kirgistan droht mit Austritt

BISCHKEK, 11. Oktober (Reuter). Die zentralasiatische Republik Kirgistan könnte nach den Worten ihres Präsidenten Askar Akajew schon bald aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) austreten. Der Staatschef sagte am Wochenende in der Hauptstadt Bischkek, Kirgistan müsse lediglich noch für eine Übergangsphase Mitglied der GUS bleiben. Die politischen Strukturen des Staatenbündnisses sollten bald aufgelöst werden. Wirtschaftlich sollten die derzeit elf Mitgliedsstaaten jedoch weiter miteinander verbunden bleiben.

Auf absehbare Zeit seien die zentralasiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion wirtschaftlich auf Rußland angewiesen, sagte Kirgistans Präsident weiter. Sobald sich die Volkswirtschaften der Republiken stabilisiert hätten, werde jeder Staat seine eigenen Wege gehen.

SCHACH SCHAUKAMPF zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky. Fischer gewann 17. Partie und führt mit 7:3 Punkten. Notation der 17. Partie, Eröffnung Sizilianische Verteidigung, Fischer (weiß) - Spassky(schwarz): 1. e4, c5. 2. Nc3, Nc6. 3. Nge2, e6. 4. g3, d5. 5. exd5, exd5. 6. Bg2, d4. 7. Nd5, Nf6. 8. Nef4, Nxd5. 9. Nxd5, Bd6. 10. O-O, O-O. 11. d3, Be6. 12. Nf4, Bf5. 13. h3, Rb8. 14. Bd2, Re8. 15. Re1, Rxe1+. 16. Qxe1, Qd7. 17. g4, Re8. 18. Qd1, Bxf4. 19. Bxf4, Be6. 20. Qf3, Nb4. 21. Qxb7, Nxc2. 22. Rc1, Qxb7. 23. Bxb7, Nb4. 24. Be4, Bxa2. 25. Bd2, Bd5. 26. Bxd5, Nxd5. 27. Rxc5, Nb6. 28. Kf1, f6. 29. Ra5, Re7. 30. Bb4, Rd7. 31. Bc5, Kf7. 32. Ke2, g5. 33. Kf3, Kg6. 34. Ke4, h5. 35. Bxd4, Re7. 36. Kf3, h4. 37. Bc5, Re1. 38. Rxa7, Nd5. 39. Bf8, Re8. 40. Bd6, Re6. 41. Rd7, Nb6. 42. Rd8, Nd5. 43. b4, Re1. 44. b5, Rb1. 45. Rb8, Rb3. 46. Ke4, Nc3+. 47. Kd4, Nxb5. 48. Kc4, Rc3+. 49. Kxb5, Rxd3. 50. Kc6, Rh3. 51. Kd5, Rf3. 52. Ke6, Rxf2. 53. Rg8+, Kh7. 54. Kf7, Ra2. 55. Rg7+, Kh6. 56. Bf8, Ra7+. 57. Kxf6, Ra6+. 58. Kf7, Schwarz gibt auf.

Rom setzt den Rotstift an

ROM, 11. Oktober (Reuter). Die Regierung des italienischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato hat am Wochenende ihr umstrittenes Sparpaket durchs Parlament gebracht. Sie gewann am Wochenende im Abgeordnetenhaus ein Mißtrauensvotum über die Vorlage, nachdem sie sich bereits zuvor in getrennten Abstimmungen die Zustimmung zu den vier Teilbereichen des Pakets gesichert hatte. Die Abgeordneten stimmten mit 303 gegen drei Stimmen bei elf Enthaltungen für Einsparungen von umgerechnet rund 27 Milliarden Mark. Die Abgeordneten der Opposition hatten zuvor den Saal verlassen.

Am Freitag und Samstag hatten die Abgeordneten bereits einer Reform des Gesundheitswesens, Einsparungen bei den Renten, einem Stellenabbau im öffentlichen Dienst sowie der Finanzierung in der Kommunalpolitik abgestimmt.

Das Gesamtpaket muß nun noch vom Senat gebilligt werden.

Kinkel bleibt bei Sanktionen hart Lockerung des Embargos gegen Rest-Jugoslawien abgelehnt

BONN/MOSKAU, 11. Oktober (Reuter/ dpa). Außenminister Klaus Kinkel (FDP) lehnt zum jetzigen Zeitpunkt eine Aufhebung der UN-Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien strikt ab. Solche Überlegungen seien in einer Situation unverantwortlich, in der Serbien seine Eroberungen festige und seine Flugzeuge offenbar in eklatanter Weise das Flugverbot der Vereinten Nationen (UN) verletzten, sagte Kinkel am Sonntag in Bonn. Er reagierte damit auf Äußerungen seines russischen Amtskollegen Andrej Kosyrew.

Ohne den russischen Außenminister Kosyrew direkt mit Namen zu nennen, sagte Kinkel weiter, angesichts des anhaltenden Kriegselends seien derartige Überlegungen verwunderlich. Immer noch lebten Zehntausende Menschen unter schrecklichen Bedingungen in Lagern und immer noch würden ethnische Säuberungen in menschenverachtender Weise fortgesetzt. Nach Einschätzung Kinkels beginnen die Sanktionen "offenbar endlich zu greifen".

Kosyrew hatte am Samstag in Moskau nach Gesprächen mit den Jugoslawien- Unterhändlern der UN und EG, Cyrus Vance und Lord Owen, eine Lockerung der Sanktionen daran geknüpft, daß sich der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic und Staatspräsident Dobrica Cosic mit ihrem gemäßigten Kurs durchsetzten. Owen sagte, eine Lockerung des Embargos hänge von mehreren Bedingungen ab. Die Belgrader Führung müsse zum einen Kroatien in den bestehenden Grenzen anerkennen. Zum anderen müsse Serbien bei der Beendigung der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina helfen sowie die angestrebte Entmilitarisierung Sarajewos unterstützen.

Innerhalb der US-Regierung gibt es angeblich Überlegungen, den Moslems im Kampf gegen die Serben in Bosnien-Herzegowina Waffen zu liefern. Gegen solche Pläne sind nach einem Bericht der Zeitung New York Times der amtierende Außenminister Lawrence Eagleburger und Generalstabschef Colin Powell. Sie befürchteten, daß eine solche Intervention die Kämpfe verschärfen würde.

Italien will noch 1992 ins EWS zurückkehren

BONN/ROM (rtr). Im Vorfeld des Sondergipfels der EG am Freitag in Birmingham sind Bundeskanzler Helmut Kohl und sein italienischer Amtskollege Giuliano Amato am Samstag überraschend in Kohls Privathaus in Oggersheim zusammengetroffen. Über den genauen Inhalt ihrer Beratungen teilten sie nichts mit.

Wenige Stunden nach der Unterredung mit Kohl brachte die Regierung Amato am Samstag abend ihr umstrittenes Sparpaket durchs italienische Parlament. Sie wehrte im Abgeordnetenhaus ein Mißtrauensvotum über die Vorlage ab. Dabei geht es um Einsparungen in Höhe von 27 Milliarden Mark.

Amato hofft, daß die Lira zum Jahresende in den Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) zurückkehren wird. Eine Rückkehr bis Jahresende sei "glaubwürdig", sagte er in Rom nach der Abstimmung über sein Sparpaket. "Es gibt eine Verbindung zwischen der parlamentarischen Bestätigung und einer Rückkehr in das EWS", betonte Amato. "Wenn wir die Begrenzung der öffentlichen Schulden zögerlich angehen, dann wird die Lira nicht gut angesehen", erklärte er. Sobald die Haushaltskürzungen auch vom Senat bestätigt seien, könne Italien in den Wechselkursmechanismus zurückkehren, was einen deutlichen Rückgang der Zinsen zur Folge haben werde.

DGB-Chef löst Proteste aus

AUGSBURG, 11. Oktober (Reuter). Heftige Proteste hat der Auftritt von DGB- Chef Heinz-Werner Meyer auf dem Gewerkschaftstag der IG Medien am Sonntag in Augsburg ausgelöst. Meyer, der wegen seiner Befürwortung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr auf Kritik aus den eigenen Reihen stößt, mußte sich lautstarker Zwischenrufe zahlreicher Teilnehmer erwehren, die schließlich aus Protest den Saal verließen und im Foyer die Friedenshymne "We shall overcome" sangen.

Dem Gewerkschaftstag der IG Medien liegt ein Initiativ-Antrag aus Hessen vor, in dem die Ablösung von Meyer als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gefordert wird. Meyer bekräftigte jedoch seine Auffassung.

Zuvor hatte der scheidende Vorsitzende der IG Medien, Erwin Ferlemann, die Gewerkschaften aufgerufen, die "Demokratie vor Gewalt und Rechtsbruch zu schützen". Eine Änderung des Asylrechts, die das Grundgesetz gewährt, dürfe es nicht geben. Der Rechtsextremismus müsse bekämpft werden.

Gefangene setzen Hungerstreik aus

JERUSALEM, 12. Oktober (Reuter). Im Konflikt zwischen den seit zwei Wochen hungerstreikenden palästinensischen Gefangenen und der israelischen Regierung zeichnet sich ein Kompromiß ab.

Aus Palästinenserkreisen und dem israelischen Polizeiministerium verlautete am Sonntag abend, die Häftlinge hätten zugestimmt, ihre Aktion für eine Woche auszusetzen, nachdem mit den Gefängnisbehörden eine Vereinbarung über eine Reihe von Forderungen der Häftlinge erreicht worden sei. Der Sprecher des Polizeiministeriums, Rafi Levy, sagte, der Hungerstreik, der neue Palästinenserunruhen ausgelöst hatte, sei damit faktisch beendet.

Ein Anwalt der Palästinenser sagte nach einem Treffen im Dschnaid-Gefängnis zwischen dem Chef der Gefängnis- behörde, Gabi Amir, Vertretern des Polizeiministeriums und Vertretern der Häftlinge, hätten letztere zugestimmt, ihre Aktion für zunächst eine Woche auszusetzen. Levy sagte, Polizeiminister Mosche Schahal habe im Gegenzug zugesagt, ab Dienstag Forderungen nach einer Abänderung der nach Palästinenserangaben menschenunwürdigen Haftbedingungen für politische Gefangene zu überprüfen. Für einige, die bislang in Beerscheba und Ramle in Isolierungshaft gehalten würden, bestehe eventuell die Möglichkeit in andere Anstalten verlegt zu werden.

Zunächst hatten die nach israelischen Angaben 2000 bis 3000 am Hungerstreik beteiligten Palästinenser die Schließung der Einzelhaftflügel der Anstalten verlangt. Ihr Vertreter Adnan Abu Laila sagte, die Zusage der Regierung werde von den Häftlingen als Erfolg gesehen. Nach den Angaben der Palästinenser werden in den beiden Haftanstalten 130 Gefangene in feuchten Keller-Zellen gehalten, in die kein Sonnenstrahl fällt. Manche Gefangenen säßen in diesen Isolierzellen schon über drei Jahre ein. Palästinensischer Darstellung zufolge beteiligten sich seit 27. September rund 10 000 Häftlinge an der Protestaktion.

TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Zürich (350 000 Dollar), Einzel, Finale: Graf (Brühl) - Navratilova (USA) 2:6, 7:5, 7:5. - Halbfinale: Graf - Novotna (CSFR) 6:2, 4:6, 7:6 (7:2), Navratilova - Fendick (USA) 6:3, 4:1 Aufgabe Fendick.

Doppel, Finale: Sukova/Zwerewa (CSFR/ GUS) - Shriver/Navratilova (USA) 7:6 (7:5), 6:4. - Halbfinale: Sukova/Zwerewa - Graf/Novotna 6:4, 6:2, Navratilova/Shriver - Adams/Garrison (USA) 6:3, 6:3.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Sydney (1,1 Millionen Dollar), Einzel, Finale: Ivanisevic (Kroatien) - Edberg (Schweden) 6:4, 6:2, 6:4. - Halbfinale: Edberg - Holm (Schweden) 6:2, 3:6, 6:3, Ivanisevic - Krajicek (Niederlande) 6:3, 1:0 Aufgabe Krajicek.

Doppel, Finale: Grabb/Reneberg (USA) - P. McEnroe/Stark (USA) 6:2, 6:3.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, Finale: Forget (Frankreich) - Korda (CSFR) 6:3, 6:2. - Halbfinale: Korda - Siemerink (Niederlande) 7:6 (7:5), 6:3, Forget - Boetsch (Frankreich) 6:3, 6:4. - Viertelfinale: Korda - Svensson (Schweden) 3:6, 6:1, 6:0, Forget - Medwedew (GUS) 6:3, 7:6 (7:3).

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Athen (130 000 Dollar), Einzel, Finale: Arrese (Spanien) - Bruguera (Spanien 7:5, 3:2 (Aufgabe). - Halbfinale: Bruguera - J. Sanchez (Spanien) 7:5, 6:7 (1:7), 6:4, Arrese - Clavet (Spanien) 7:5, 6:2.

Doppel, Halbfinale: Carbonell/Roig (Spanien) - Clavet/Solves (Spanien) 6:1, 6:2.

VOLLEYBALL EUROPAPOKAL, Frauen, Qualifikationsrunde: TSG Tübingen - Sporting Lissabon 3:0 (15:5, 15:2, 15:12).

BUNDESLIGA, Frauen: VfL Vechta-Oythe - VG Alstertal-Harksheide 1:3 (8:15, 11:15, 15:9, 9:15).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: VBC Ludwigshafen - SV Schwaig 3:0, FTM Schwabing - Internat Höchst 3:0, USV TU Dresden - SSG Etzbach 1:3, USC Gießen - SV Eintracht Mendig 3:0, Nordhausen - VfL Sindelfingen 3:1.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: VfK Südwest Berlin - USC Münster 3:0, VBC Paderborn - SC Norderstedt 1:3.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TG Rüsselsheim - DJK Karbach 2:3, TV Metternich - TSV Schmiden 1:3.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: VC Misburg - TvdB Bremen 0:3, Post Tele Berlin - Braunschweig 1:3, TV Hörde - VC Marl 0:3, WTV Langenfeld - SCV Emlichheim 1:3, 1. VC Hamburg - TV Fischbek 3:1.

Tennis-Grand-Prix in Sydney Ivanisevic gewann den Titel gegen Edberg

Der Champagner spritzte, von der Tribüne hallte es "Go-ran, Go-ran, Go-ran", stolz schwenkte die Hundertschaft kroatischer Fans riesige rot-weiß-blaue Fahnen: Der 21 Jahre alte Wimbledon- Finalist Goran Ivanisevic (Kroatien) gewann das Grand-Prix-Turnier in Sydney mit einem souveränen 6:4, 6:2, 6:4-Finalsieg gegen Titelverteidiger Stefan Edberg (Schweden).

"Ich stand irgendwie unter Strom. Morgens schon wußte ich, daß ich nicht verlieren würde", strahlte Ivanisevic, bevor er seinem Trainer Bob Brett (ehemaliger Becker-Coach) "zum Dank für alles, was er bisher getan hat", eine Sektdusche verpaßte. "Die Hälfte des Titels gehört auch euch", wandte sich der Sieger an die riesige Anhängerschar kroatischer Einwanderer, die jeden seiner Punkte mit lautem Gebrüll feierte: "Hier in Australien gibt es so viele meiner Landsleute, es ist fast wie zu Hause."

135 000 Dollar und voraussichtlich mindestens Platz sieben der Weltrangliste sind der Lohn für Ivanisevic, der 1991 an gleicher Stätte an Titelverteidiger Edberg gescheitert war. Für den Schweden indes, seit vorigen Montag von der Spitze auf Platz drei der Weltrangliste zurückgefallen, ist die Rückeroberung der Nummer eins in diesem Jahr kaum noch möglich.

"Goran hat unglaublich aufgeschlagen", lobte Edberg. "Wenn er so spielt, ist es fast unmöglich zu gewinnen." Der ehemalige Weltranglisten-Erste aus Västervik hat die letzten drei Begegnungen mit "Aufschlagwunder" Ivanisevic (elf Asse am Finalsonntag) verloren.

Talent sehr gut, Psyche mangelhaft - so sah das Zeugnis des 1,92 Meter langen Hitzkopfes aus Kroatien bis zu seinen diesjährigen Auftritten in Wimbledon und Barcelona aus. Erst langsam (er gewann insgesamt sechs Fünfsatzmatches) wich in der Öffentlichkeit das alte Urteil der Erkenntnis: Der Mann hat sich verändert.

In Sydney sprach Ivanisevic über den Hintergrund seiner Wandlung. "Ich habe Anfang des Jahres vier Tage wegen Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus gelegen." Nichts Ernstes, wie sich später herausstellte. "Aber für mich waren es die schlimmsten Tage, die ich je erlebt habe. Als es vorbei war, spürte ich einen Wendepunkt. Seither bin ich ein wirklicher Profi geworden."

Nicht erst der Titel von Sydney, sondern die Konstanz seiner Leistungen hat Ivanisevic den Mut gegeben, jetzt auch öffentlich zu sagen: "Nummer eins, warum nicht? Ich habe alles, um dieses Spiel zu beherrschen."

Beweisen kann er dies schon am heutigen Montag, beim Turnier in Tokio. Außer den beiden Amerikanern Jim Courier und Andre Agassi tritt die erste Garde - neben Edberg auch Boris Becker und Ivan Lendl - der Tennisspieler an. Für Edberg ist das Turnier eine Chance, wieder an Platz eins der Weltrangliste zu kommen. Sollte er frühzeitig ausscheiden, bleiben ihm noch die ATP-Hallen-Wettkämpfe in Stockholm, Paris und abschließend in Frankfurt. dpa/sid

12. Frauen-Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf Krapf holte Kastanien aus dem Feuer Bronze mit der Mannschaft hinter Ungarn und Polen / Mit Medaille jetzt auf Sponsorensuche

"Fünfkampf-Oma" Sabine Krapf hat die Kastanien für die deutschen Frauen bei den 12. Weltmeisterschaften in Budapest wieder einmal aus dem Feuer geholt. Die 28jährige Heidenheimerin, wie nur drei weitere Athletinnen in der Welt schon seit der ersten Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf 1981 in London dabei, legte mit ihrem vierten Platz in der Einzelwertung die Grundlage für die Bronzemedaille der Mannschaft, die sie gemeinsam mit Gabi Ginser aus Nürnberg und der Berlinerin Steffi Eichel hinter Titelverteidiger Polen und Gastgeber Ungarn gewann.

Dabei wollte Sabine Krapf eigentlich sportlich kürzer treten, doch nun verschob die angehende Journalistin sogar ihr Examen. "Wenn es so gut läuft, kann man nicht zurückstecken", meinte sie bereits nach dem zweiten Platz beim Weltcup Ende Juni in Rom. Beinahe wäre es in der ungarischen Hauptstadt Budapest optimal gelaufen. Nach drei Disziplinen war sie sogar noch auf Gold-Kurs, im abschließenden Springreiten konnte sie jedoch ihren hauchdünnen Rückstand auf die neue Weltmeisterin Iwona Kowalewska aus Polen nicht wettmachen. Nur um ganze fünf Punkte verpaßte sie Einzel- Bronze.

Sabine Krapf, 1990 mit den Degen-Spezialistinnen Mannschafts-Weltmeisterin und als Fünfkämpferin einmal mit Silber und dreimal mit Bronze im Einzel dekoriert, ist nach wie vor das Aushängeschild. Hiltrud Reder, Frauenwartin des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf (DVMF), wird nun vor allem mit ihrem Namen "Klinken putzen" müssen. Den nicht-olympischen Frauen steht im nächsten Jahr ein finanzieller Existenzkampf bevor.

Zuschüsse aus Bonn haben sie nie bekommen. Dahingehend dürfen sich die Männer, als Elfte bei Olympia bessere Barcelona-Touristen, wieder über 305 000 Mark vom Bundesinnenministerium freuen. Damit verringerte sich der Jahresetat nur um 15 000 Mark.

Die Frauen hatten zuletzt nur 100 000 Mark durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) zur Verfügung, doch im Zuge der knapper werdenden Mittel nach Olympia wurde selbst dieser Betrag gestrichen. Jetzt haben sie nichts mehr. Größere Sponsoren müssen daher einspringen, doch in der Randsportart finden sich allenfalls einige kleine lokale Geldgeber.

An Auslands-Flugreisen zu Wettkämpfen - Trainingslager in Übersee standen bei den Fünfkämpferinnen ohnehin nie zur Debatte - ist kaum noch zu denken. Schon einmal waren die Fünfkämpferinnen, die seit Jahren vergeblich um die Aufnahme ins olympische Programm kämpfen, in dieser kniffligen Situation. Damals bezahlten sie ihre Wettkämpfe, Trainingsmaßnahmen und die aufwendige Ausrüstung aus eigener Tasche. Ein Glück für das kleine Häuflein der Aufrechten, daß die Weltmeisterschaften 1993 in Darmstadt quasi vor der Haustür stattfinden. sid

Squash-Weltmeisterschaft Devoy gewinnt Titel und tritt zurück

Susan Devoy ist neue Squash-Weltmeisterin. Die Weltranglistenerste aus Neuseeland besiegte im Endspiel der Titelkämpfe im kanadischen Vancouver die an Nummer drei gesetzte Australierin Michelle Martin 9:4, 9:6, 9:4 und feierte damit den vierten WM-Erfolg ihrer Karriere. Wenige Minuten nach dem Finale erklärte die 28jährige Devoy ihren Rücktritt: "Ich wollte immer als Nummer eins abtreten, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt."

Die Neuseeländerin war in ihrer Laufbahn ähnlich erfolgreich wie der Pakistani Jahangir Khan, der ebenfalls unlängst seinen Rücktritt erklärte. Seit 1984 steht Devoy an Position eins der Weltrangliste und gewann insgesamt achtmal die British Open, vergleichbar mit Wimbledon im Tennis. Beste deutsche Spielerin in Vancouver war die Landshuterin Sabine Schöne. Die 18 Jahre alte Deutsche Meisterin unterlag im Achtelfinale der an Nummer vier gesetzten Engländerin Cassandra Jackman glatt in drei Sätzen. sid

KUNSTTURNEN BUNDESLIGA, 3. Wettkampftag: WKTV Stuttgart - Eintracht Frankfurt 225,35:219,65, SC Berlin - OSC Potsdam 224,50:224,00, SV Halle - SC Cottbus 227,50:227,75, Chemnitzer SC - TK Hannover 222,40:224,35.

Handball-Bundesliga der Männer Punkt für Kiel durch Tor von Schwenke

An der Spitze der Handball-Bundesliga der Männer hat sich mit 9:3 Punkten der THW Kiel nach dem 19:19 beim TV Eitra etabliert. Wolfgang Schwenke rettete den Kielern einen Punkt, als er fünf Sekunden vor Schluß nervenstark einen Siebenmeter zum Ausgleich verwandelte. Eitras Ex-Nationalspieler Michael Roth beleidigte danach die Schiedsrichter Henneking/Krietemeyer aus Porta Westfalica, sah die rote Karte und muß mit einer Sperre rechnen. Das Gespann mußte unter Polizeischutz aus der Halle geleitet werden, aufgebrachte TVE-Fans wollten den Unparteiischen ans Fell.

Jürgen Hahn, Coach der SG Leutershausen, war nach dem 14:19 beim TBV Lemgo sauer auf das Nationalspieler- Quartett Marc Nagel, Torsten Löffler, Jörg Kunze und Holger Löhr und nahm es Anfang der zweiten Halbzeit demonstrativ vom Parkett. "Von Nationalspielern muß man eine andere Leistung erwarten, zumindest kämpferischen Einsatz. Wenn der nicht stimmt, fliegt man eben raus", meinte Hahn.

Bei Leutershausen versagten die Youngster, bei der SG Hameln die Routiniers Frank-Michael Wahl, Matthias Hahn, Stephan Hauck und Janos Gyurka. Sie warfen beim 17:18 beim TSV Bayer Dormagen kein Feldtor gegen Andreas Thiel.

Der VfL Gummersbach schaffte mit de Trainer-Duo Klaus Brand/Hrvoje Horvat ein 15:15 in Flensburg. Die Oberbergischen standen sogar vor dem ersten Sieg. Aber Holger Schneider gelang per Siebenmeter 30 Sekunden vor Schluß der Ausgleich für den Aufsteiger. Klaus Brand war aber dennoch zufrieden: "Wir freuen uns über den Punkt wie über einen Sieg." sid

sp/Fußball/DFB- Pokal/Schemenzusam menfassung .

1. FC Nürnberg - FC Remscheid 5:2 (2:2, 2:1) n.V.

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner (24. Eckstein), Kurz - Oechler, Wolf (56. Bustos), Olivares, Kramny, Bäurle - Rösler, Wück

Remscheid: Stocki - Tilner - Schiermoch (66. Schmidt), Hausen, Sturm - Putz, Bridaitis, Pröpper, Kröning - Gemein, Sedlacek (84. Glöde)

Schiedsrichter: Witke (Mönchzell)

Tore: 1:0 Bäurle (4.), 1:1 Putz (20.), 2:1 Eckstein (33.), 2:2 Putz (89.), 3:2 Rösler (102.), 4:2 Wück (108.), 5:2 Kramny (117.)

Zuschauer: 11.500

Beste Spieler: Oechler, Köpke - Pröpper, Kröning

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karte: Sturm wegen wiederholten Foulspiels (80.)

Gelbe Karten: - Bridaitis, Hausen

VfL Osnabrück - Borussia Mönchengladbach 4:1 (0:1)

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - Karp, Hofmann (69. Greve), da Palma, Grether, Wollitz - Meinke, Balzis (76. Marquardt)

Mönchengladbach: Heyne - Kastenmaier - Neun (69. Max), Eichin - Klinkert, Mölby, Pflipsen, Schneider, Steffen (52. Salou) - Dahlin, Criens

Schiedsrichter: Scheuerer (München)

Tore: 0:1 Steffen (44.), 1:1 Karp (47.), 2:1 Wollitz (60., Foulelfmeter), 3:1 Meinke (63.), 4:1 da Palma (88.)

Zuschauer: 19.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Wollitz, Meinke - Steffen, Dahlin

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Hofmann, Wollitz - Neun, Kastenmaier

Bayer Uerdingen - Hannover 96 0:1 (0:0)

Uerdingen: Dreher - Jüptner - Rahner, Kranz - Bremser (43. Krümpelmann), Kutschera, Posch, Sassen, Klein - Hartenberger (75. Küsters), Laessig

Hannover: Sievers - Wojcicki - Rajckovic, Klütz - Sirocks, Groth, Sundermann, Kretzschmar, Daschner - Jursch (46. Schönberg), Heisig (75. Djelmas)

Schiedsrichter: Amerell (München)

Tore: 0:1 Daschner (59.)

Zuschauer: 6.000

Beste Spieler: Kranz, Rahner - Daschner, Sievers

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: Rajckovic wegen wiederholten Foulspiels (30.)

Gelbe Karten: Sassen - Sirocks Hertha BSC Berlin (A) - VfB Leipzig 4:2 (1:1)

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmont, Kracht - Oroku (30. Turowski), Egelmann, Gyamfi, Heching, Anders - Rische, Hobsch

Schiedsrichter: Fleske (Schürow)

Tore: 1:0 Gezen (9.), 1:1 Edmont (45.), 2:1 Lehmann (53.), 3:1 Lehmann (59.), 3:2 Turowski (75.), 4:2 Kaiser (83.)

Zuschauer: 1.800

Beste Spieler: Lehmann, Fiedler - Edmont, Turowski

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Lindner

Eintracht Frankfurt - Waldhof Mannheim 4:1 (0:0) n.V.

Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald - Penska (91. Schmitt), Wolf, Bein, Weber, Studer (58. Okocha) - Kruse, Yeboah

Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Schnalke - Hecker, Schanda, Lasser, Fellhauer, Hofmann - Freiler (108. Winkler), Schmäler (80. Naawu)

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen)

Tore: 1:0 Yeboah (100.), 2:0 Schmitt (106.), 3:0 Schmitt (109.), 4:0 Binz (110.), 4:1 Winkler (120.)

Zuschauer: 9.000

Beste Spieler: Binz, Penska - Schnalke, Wohlert

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karte: Lasser (103.) wegen wiederholten Foulspiels

Gelbe Karten: Roth, Kruse - Schnalke

Werder Bremen - FSV Mainz 05 3:1 (2:0)

Bremen: Reck - Bratseth (26. Harttgen) - Beiersdorfer, Borowka - Wolter, Votava, Eilts, Bode - Kohn, Rufer, Allofs (83. Van Lent)

Mainz: Kuhnert - Kasalo - Zampach, Herzberger, Weiß (55. Jaworek) - Schäfer, Schuhmacher, Buvac, Hayer - Müller, Wagner (72. Klopp)

Schiedsrichter: Strampel (Handorf)

Tore: 1:0 Bode (21.) 2:0 Rufer (45.) 3:0 Kohn (60.) 3:1 Klopp (73.)

Zuschauer: 4.864

Beste Spieler: Bode, Allofs - Schuhmacher, Hayer

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Borowka, Beiersdorfer, Votava - Kasalo, Schäfer, Hayer, Zampach

SSV Ulm - Borussia Dortmund 1:3 (1:1)

Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Povlsen, Zorc, Rummenigge, Franck, Reinhardt - Mill (72. Lusch), Chapuisat

Schiesrichter: Berg (Konz)

Tore: 0:1 Reinhardt (1.), 1:1 Simon (18.), 1:2 Zorc (50.), 1:3 Lusch (90.)

Zuschauer: 15.000

Beste Spieler: Weh, Simon - Rummenigge, Zorc

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Allgöwer, Grimminger - Kutowski, Mill, Zorc

MSV Duisburg - Eintracht Braunschweig 3:1 (2:1)

Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Nijhuis, Böger - Steininger, Schmidt, Notthoff, Tarnat, Minkwitz (85. Hopp) - Seitz, Preetz (70. Sailer)

Braunschweig: Hain - Buchheister - Wiehle, Köritzer (78. Kretschmer) - Metschies, Butrej, Heskamp, Geilenkirchen, Loechelt - Aden, Cirocca

Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen)

Tore: 1:0 Preetz (10.), 2:0 Tarnat (23.), 2:1 Loechelt (24.), 3:1 Nijhuis (67.)

Zuschauer: 10.000

Beste Spieler: Schmidt, Westerbeek - Metschies

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: - Cirocca, Aden

Fortuna Düsseldorf - Hansa Rostock 2:2 (1:1, 0:1) n.V.,

3:0 im Elfmeterschießen

Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Backhaus, Quallo - Hutwelker, Schütz, Breitzke (87. Strerath), Buncol, Hagenes, Albertz - Degen (46. Winter)

Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Lange, Zallmann, Wahl, Schlünz (60. Weilandt), Dowe - Chalaskiewicz, Schmidt (73. Bodden)

Schiedsrichter: Kiefer (Baunatal)

Tore: 0:1 Lange (42.), 1:1 Buncol (49.), 1:2 Wahl (98.), 2:2 Albertz (109.). - Elfmeterschießen: Schmadtke hält gegen Sänger, 1:0 Schmadtke, Lange schießt über das Tor, 2:0 Backhaus, Schmadtke hält gegen Dowe, 3:0 Loose

Zuschauer: 4.000

Beste Spieler: Loose, Buncol - Chalaskiewicz, Dowe

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: - Hoffmann, Dowe, Chalaskiewicz

Sportfreunde Ricklingen - Chemnitzer FC 0:2 (0:1)

Chemnitz: Hiemann - Barsikow - Bittermann, Mehlhorn - Köhler (61. Keller), Veit, Torunarigha (85. Zweigler), Heidrich, Laudeley - Boer, Renn

Schiedsrichter: Pohlmann (Felde)

Tore: 0:1 Torunarigha (42.), 0:2 Heidrich (72.)

Zuschauer: 4.000

Beste Spieler: Goslar, Hering - Torunarigha, Mehlhorn

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Goslar -

SpVgg. Plattling - FC Carl Zeiss Jena 1:3 (0:2)

Jena: Bräutigam - Szangolies - Bliss, Wentzel - Gerlach, Molata, Holetschek, Fankhänel, Schneider - Klee (75. Löhnert), Akpoborie (85. Celic)

Schiedsrichter: Fux

Zuschauer: 2.500

Tore: 0:1 Klee (2.), 0:2 Bliss (33.), 1:2 Klostermeier (46.), 1:3 Fankhänel (65.)

Beste Spieler: Fankhänel, Bliss

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Klee

FSV Salmrohr - FC Homburg 0:1 (0:0)

Homburg: Eich - Wruck - Korell, Kluge (80. Finke) - Homp, Dudek, Landgraf, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Gries (70. Gallego)

Schiedsrichter: Funken (Heinsberg)

Tor: 0:1 Jurgeleit (88.)

Zuschauer: 2.500

Beste Spieler: - Cardoso, Jurgeleit

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: - Homp, Jurgeleit, Dudek

VfR Heilbronn - Bayer Leverkusen 0:2 (0:0)

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - von Ahlen, Scholz, Hapal (63. Rydlewicz), Nehl, Hoffmann (90. Tolkmitt) - Kirsten, Thom

Schiedsrichter: Weise (Könitz)

Tore: 0:1 Kree (56.) 0:2 Rydlewicz (86.)

Zuschauer: 7.152

Beste Spieler: - Kree

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: - Scholz, Hapal, Nehl

Bischofswerdaer FV - Karlsruher SC 0:1 (0:0) n.V.

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Reich, Metz - Schütterle, Carl, Rolff, Wittwer (44. Neustädter), Bender - Krieg (118. Kling), Schmarow

Schiedsrichter: Brand-Scholle (Berlin)

Tor: 0:1 Carl (113.)

Zuschauer: 6.000

Beste Spieler: - Bender, Schütterle

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: - Krieg, Metzsid dr

Entscheidung Ende Oktober DSV-Gericht verhandelt Sperre der Wasserballer

Das Schiedsgericht West des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) wird am 24. Oktober in Hannover über die von DSV-Wasserballwart Eckhard Bade (Isernhagen) ausgesprochene Vier-Jahres-Sperre gegen die Hannoveraner Nationalspieler Lars Tomanek, Dirk Schütze und Jürgen Vogt beraten. Das Schiedsgericht Nord hatte sich in dem umstrittenen Fall für befangen erklärt.

Die drei Nationalspieler waren in einer spektakulären Aktion im Juli vor laufenden Fernsehkameras in Lünen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, nachdem der damals noch amtierende Bundestrainer Karl-Heinz Scholten (Duisburg) den Hannoveraner Michael Meyer aus dem Olympiaaufgebot für Barcelona gestrichen hatte.

Bade hatte den siebten Rang der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen vor allem auf die Querelen im Vorfeld zurückgeführt und den Hannoveranern vorgeworfen, mit ihrer Aktion die Aufbauarbeit von vier Jahren kaputtgemacht zu haben. Bade hatte auf eine vierjährige Sperre entschieden.

Die Spieler verloren durch die Suspendierung auch die Förderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Sie hatten gegen die Sperre Widerspruch eingelegt. Der Wasserball-Hauptausschuß hatte in seiner Sitzung in Berlin die Vorgehensweise von Bade einstimmig gestützt. Das Schiedsgericht West hat sich nun mit der Klage der Wasserballer auseinanderzusetzen. Der Ausgang der Verhandlung ist vollkommen offen.

Nach dem siebten Rang in Barcelona steht die Nationalmannschaft vor dem totalen Neuanfang. Die Nachfolge von Karl-Heinz Scholten soll Nicolae Firoiu antreten, der die Nationalmannschaft bis zu den Olympischen Spielen 1988 in Seoul betreute und seither für den Nachwuchs verantwortlich war. sid

TRIATHLON IRONMAN auf Hawaii (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad, Marathon), Männer: 1. Allen (USA) 8:09:09 Stunden (Strekkenrekord), 2. Bustos (Chile) 8:16:28, 3. Kiuru (Finnland) 8:17:29, 4. Dittrich (Neuss) 8:23:19, 5. Zäck (Koblenz) 8:25:04, 6. Welch (Australien) 8:26:52, 7. Huddle 8:27:26, 8. Devlin (beide USA) 8:30:28, 9. Vesala (Finnland) 8:37:29, 10. Browning (USA) 8:40:35.

Frauen: 1. Newby-Frazer (USA) 8:55:31 (Streckenrekord), 2. White (Kanada) 9:21:40, 3. Sybesma (Niederlande) 9:26:54, 4. Schneider-Egger 9:29:06, 5. Whelan 9:35:01, 6. Peters (alle USA) 9:38:03, 7. Keller (Brasilien) 9:39:03, 8. Wiltenburg (Niederlande) 9:46:46, 9. Williams 9:49:43, 10. Nievergelt (beide USA) 9:52:37.

MOTORSPORT DEUTSCHE FORMEL-3-MEISTERSCHAFT in Hockenheim, 13. und letzter Lauf, Rennen 1 (9 Runden = 61,335 km): 1. Lamy (Portugal) Reynard-Opel 19:50,28 Minuten (185,507 km/h), 2. Ingall (Australien) Dallara-Opel 19:51,31, 3. Peter (Österreich) Dallara-Alfa 19:53,81, 4. Liesner (Baldham) Reynard-Opel 19:57,07, 5. Müller (Hückelhoven) Reynard-Opel 19:58,57, 6. Maaßen (Aachen) Ralt-VW 19:58,97, 7. Arnold (Großbritannien) Ralt-Mugen 20:11,21, 8. Pfeil (Frankfurt) Dallara-Opel 20:12,57, 9. Vallant (Österreich) Reynard-Alfa 20:12,86, 10. Kremer (Bonn) Ralt-Opel 20:22,69. - Rennen 2 (8 Runden = 54,52 km): 1. Lamy 17:39,09 Minuten (185,321 km/h), 2. Peter 17:41,38, 3. Maaßen 17:43,22, 4. Krumm (Reutlingen) Ralt-Opel 17:52,64, 5. Arnold 17:57,06, 6. Wartmann (Schweiz) Dallara- Opel 17:57,44, 7. Müller 17:58,59, 8. Vallant 17:59,61, 9. Watson (Südafrika) Ralt-Mugen 18:00,49, 10. Hürtgen (Aachen) Reynard-Alfa 18:01,37. - Endstand: 1. Lamy 340 Punkte (Meister), 2. Werner 293, 3. Maaßen 268, 4. Castro Santos (Portugal) Ralt-VW 229, 5. Peter 168, 6. Krumm 158, 7. Müller 108, 8. Kaufmann (Molsberg) Dallara-Opel 102, 9. Ingall 95, 10. Liesner 66.

MOTORSPORT PORSCHE CARRERA CUP, 10. und letzter Lauf in Hockenheim (15 Runden = 102,57 km): 1. Müller (Schweiz) 36:08,28 Minuten (169,724 km/h), 2. Alzen (Betzdorf) 36:08,62, 3.von Gartzen (Friedrichsdorf) 36:08,88, 4. Eichmann (Schweiz) 36:09,17, 5. Pacher (Österreich) 36:26,04, 6. Manthey (Bonn) 36:27,95, 7. Oberndorfer (München) 36:28,40, 8. Grohs (Essen) 36:31,94. - Endstand: 1. Alzen 156 Punkte (Meister), 2. Eichmann 138, 3. von Gartzen 126, 4. Land (Niederdreisbach) 103, 5. Manthey 92.

MOTORSPORT DEUTSCHE TOURENWAGEN-MEISTERSCHAFT (DTM) in Hockenheim, 12. und letzter Lauf, erstes Rennen (15 Runden = 92,775 km): 1. Ravaglia (Italien) BMW M3 33:42,51 Minuten (181,957 km/h), 2. Thiim (Dänemark) Mercedes 190 E 33:43,07, 3. Ludwig (Roisdorf) Mercedes 190 E 33:54,96, 4. Winkelhock (Korb) BMW M3 34:00,86, 5. van Ommen (Moers) Mercedes 190 E 34:01,28, 6. Asch (Ammerbuch) Mercedes 190 E 34:01,40, 7. Cecotto (Venezuela) BMW M3 34:03,39, 8. Heger (Essen) BMW M3 34:03,65, 9. Pirro (Italien) BMW M3 34:03,98, 10. Nissen (Dänemark) BMW M3 34:28,38. - Gesamtwertung: 1. Ludwig 228 Punkte (Meister), 2. Thiim 192, 3. Schneider (St. Ingbert) Mercedes 190 E 191, 4. Cecotto 170.

Revanche beim Tennisturnier in Zürich für die Niederlage bei den US Open Graf hatte Mühe gegen Rivalin Navratilova Brühlerin kam erst im zweiten Satz zu ihrem Spiel / Forget gewann gegen Korda in Toulouse

Steffi Graf ist in Zürich nicht zu schlagen und setzte in der Schweizer Metropole nach dem Turniersieg von Leipzig in der Vorwoche ihre reiche Oktober-Ernte fort. Die 23jährige aus Brühl besiegte in dem mit 350 000 Dollar dotierten Turnier am Sonntag Martina Navratilova nach 109 Minuten mit 2:6, 7:5, 7:5 und revanchierte sich so für die Niederlage bei den US Open 1991. Für die Weltranglisten- Zweite war es der achte Sieg im 16. Duell mit der 35 Jahre alten Amerikanerin - die letzte Spielerin aus den Top Ten, gegen die die Deutsche bisher eine negative Bilanz hatte.

Bei ihrem sechsten Turniersieg in Zürich hintereinander mußte Steffi Graf, die damit auch ihr 30. Spiel am Zürichsee gewann, in einem teilweise hochklassigen Finale durch Höhen und Tiefen. Die Brühlerin begann wie die Feuerwehr, kam nach dem 1:0 aber aus dem Rhythmus, als sie fünf Breakchancen zum 2:0 nicht nutzen konnte. Danach machte Martina Navratilova sieben Tage vor ihrem 36. Geburtstag Dampf, stürmte in gewohnter Manier ans Netz und machte die Punkte. Dabei mußte sie allerdings oft auch nur auf die Fehler der Deutschen warten. Nach 25 Minuten hatte die dynamische Linkshänderin den ersten Satz mit 6:2 gewonnen.

Im zweiten Durchgang schien sich ein schnelles Ende anzubahnen, als der Weltranglisten-Vierten ein Break zum 3:2 gelang. Doch plötzlich war Steffi Graf wieder stark und damit im Spiel. Ein Re-Break zum 4:4, nach dem die Amerikanerin einem Linienrichter wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung wütend mit dem Finger drohte, brachte die Brühlerin heran, mit einem zweiten Break zum 7:5 gewann sie nach 39 Minuten den Satz. Auch der entscheidende Durchgang war voller Dramatik. Die Titelverteidigerin, die sich schon beim Halbfinale am Samstag gegen ihre Leipziger Finalgegnerin Jana Novotna (CSFR) mit 6:2, 4:6, 7:6 (7:2) zum Sieg gezittert hatte, verlor nach einer 40:0-Führung gleich ihr erstes Aufschlagspiel und lief dem Vorsprung der Amerikanerin, die im Halbfinale Patty Fendick (USA) ausgeschaltet hatte, hinterher. Doch wie so oft zeigte Martina Navratilova Nerven: Mit einem Doppelfehler "schenkte" sie Steffi Graf das Re-Break zum 3:3. Danach gewann jede Spielerin auf dem äußerst schnellen Belag der Züricher Saalsporthalle ihren Aufschlag bis zum 6:5 für Steffi Graf, die dann nach 45 Minuten ihren ersten Matchball zum zweiten Break und Sieg nutzte.

Mit dem 67. Sieg ihrer Karriere feierte Steffi Graf zugleich zum dritten Mal den sechsten Sieg bei einem Turnier: Zuvor war ihr das bereits in Hamburg und Berlin gelungen. Außerdem hielt eine andere imponierende Serie der Olympia-Zweiten: Seit dem 6. Oktober 1985, als sie als 16jährige das Finale von Fort Lauderdale mit 3:6, 1:6 gegen Martina Navratilova verlor, hat Steffi Graf nie wieder im Oktober eine Niederlage einstecken müssen.

Der französische Titelverteidiger Guy Forget gewann erneut das mit 315 000 Dollar dotierte Tennis-Grand-Prix-Turnier in Toulouse. Im Endspiel entschied der 27jährige das Linkshänder-Duell gegen den vor ihm an Nummer eins gesetzten Tschechoslowaken Petr Korda mit 6:3, 6:2 für sich. Für Korda, der im Halbfinale den Niederländer Jan Siemerink mit 7:6 (7:5), 6:3 ausgeschaltet hatte, war es die zweite Finalniederlage binnen einer Woche nach dem in vier Sätzen verlorenen Endspiel gegen Boris Becker in Basel. Forget hatte in der Vorschlußrunde seinen Landsmann Arnaud Boetsch mit 6:3, 6:4 bezwungen. dpa/sid

Test-Länderspiel in Dresden gegen Mexiko Lothar Matthäus kehrt zurück Achse mit Libero Thon? / Erneut ohne verletzten Kohler

In der Experimentierphase, zweiter Teil, für Fußball-Weltmeister Deutschland kehrt Kapitän Lothar Matthäus an Bord zurück: Im Länderspiel am Mittwoch (20.15 Uhr/live in der ARD) gegen Mexiko in Dresden feiert der 31jährige voraussichtlich nach fast siebenmonatiger Nationalmannschafts-Abstinenz sein Comeback. Zweiter Clou von Bundestrainer Berti Vogts dürfte die Besetzung des Liberopostens mit Matthäus' Teamkollege Olaf Thon sein.

Zwar hat sich Vogts noch nicht endgültig festgelegt, doch deutet einiges auf die Achse Matthäus-Thon hin. Letztmals im Länderspiel-Einsatz war der ehemalige Inter-Star Matthäus am 25. März dieses Jahres beim 0:1 in Turin gegen Italien. Am 12. April erlitt er einen Kreuzbandriß im rechten Knie und feierte erst vor einem Monat sein Bundesliga-Comeback. Die Anreise zum Comeback will der Routinier jedoch nicht als schlechtes Omen interpretiert wissen, denn zusammen mit Thon und Thomas Helmer verpaßte Matthäus in München das Flugzeug. Wie auch der Nürnberger Andreas Köpke, dessen Flug sogar gestrichen worden war, erreichten sie verspätet das Quartier in Freital vor den Toren Dresdens. Vom Personellen her plagen Vogts vor dem Dresden-Spiel nur geringe Sorgen. Lediglich Jürgen Kohler, der an einer Bauchmuskelzerrung laboriert, winkte bezüglich eines Einsatzes ab. Doch wird der Abwehrspieler von Juventus Turin zum Kader gehören und anreisen.

"Auch Karlheinz Riedle ist angeschlagen. Thomas Häßler hat sich gesund gemeldet, doch will ich erst das Training abwarten", erklärte Vogts. Fünf Wochen nach der Euro-Revanche in Kopenhagen nutzt er die Partie gegen die allenfalls zweitklassigen Mexikaner, trainiert von Argentiniens WM-Coach von 1978, Cesar Luis Menotti, für weitere Versuche, sein Personalpuzzle hinsichtlich der WM 1994 in den USA zu komplettieren.

Dabei spielen sicherlich auch die drei Neulinge im 22köpfigen Kader für Dresden - die Frankfurter Ralf Weber und Axel Kruse sowie der Leverkusener und Ex-Dresdener Heiko Scholz - eine Rolle.

Ein Freundschaftsspiel gegen die A- Jugend von Dynamo Dresden gewann die DFB-Elf mit 6:1 (3:0). Reinhardt, Völler, Matthäus, Kruse, Klinsmann und Kirsten schossen die Tore. Weber verschuldete einen Handelfmeter, den Milovanovic zum Gegentor nutzte. sid/dpa

Auslandsfußball

England, First Division: FC Barnsley - Luton Town 3:0, Birmingham City - Leicester City 0:2, Bristol City - Charlton Athletic 2:1, FC Millwall - Cambridge United 2:2, Newcastle United - Tranmere Rovers 1:0, Notts County - Grimsby Town 1:0, Peterborough United - Brentford 0:0, FC Portsmouth - Swindon Town 3:1, Southend United - Wolverhampton Wanderers 1:1, FC Watford - Bristol Rovers 4:2, Derby County - Oxford United (Sonntag), West Ham United - FC Sunderland (Sonntag). - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle United 10 Spiele/23:6 Tore/30 Punkte, 2. Charlton Athletic 11/15:5/22, 3. Wolverhampton Wanderers 11/19:8/21, 4. Leicester City 11/15:11/21.

Griechenland (5. Spieltag): Apollon Saloniki - Aris Saloniki 0:1, Ionikos - Panathinaikos Athen 1:2, Athinaikos Athen - Olympiakos Piräus 1:1, PAOK Saloniki - AO Xanthi 4:1, Doxa Drama - Edessaikos 1:1, Apollon Athen - Larissa 2:0, Panachaiki Patras - Iraklis Saloniki 3:1, Korinthos - Pierikos Katerini 2:1, OFI Kreta - AEK Athen 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. Olympiakos 11:2 Tore/13 Punkte, 2. AEK Athen 12:4/13, 3. Panathinaikos 8:4/10, 4. OFI Kreta 11:8/10.

Schottland, 1. Division (12. Spieltag): FC Airdrieonians - Partick Thistle 2:2, FC Falkirk - FC Dundee 2:2. - Die Tabellenspitze: 1. Glasgow Rangers 33:9 Tore/20:4 Punkte, 2. Celtic Glasgow 20:15/15:9, 3. FC Aberdeen 17:10/14:10, 4. Hearts of Midlothian 13:9/14:10.

Schweden (Meisterrunde, 8. Spieltag): IFK Norrköping - Malmö FF 0:0, Östers IF - AIK Stockholm 0:2, Trelleborg FF - IFK Göteborg 2:4. - Die Tabellenspitze: 1. AIK Stockholm 8 Spiele/18:7 Tore/30 Punkte, 2. Östers IF 8/15:9/29, 3. IFK Norrköping 8/9:14/28, 4. Malmö FF 8/9:9/24.

Tourenwagen-Finale in Hockenheim Ludwig krönte sich zum Tourenwagen-Kaiser Platz drei reichte zum zweiten Titel / Ravaglia Doppelsieger / Lamy gewann in der Formel 3

"König" Klaus Ludwig hat sich in Hockenheim selbst zum Tourenwagen-Kaiser gekrönt. Dem Mercedes-Werksfahrer

aus Roisdorf reichte beim Finale um die Deutsche Meisterschaft (DTM) ein dritter Rang im ersten Rennen zum zweiten Titelgewinn nach 1988. "Es war eine wunderbare Geschichte, eingangs des Motodroms in die jubelnde Menge einzutauchen und zu wissen, man hat es geschafft", schwärmte der 43 Jahre alte Rennfahrer mit Tränen in den Augen.

Ludwig, der im zweiten Durchgang mit Motorschaden ausschied, bescherte Mercedes den ersten Fahrer-Titel seit dem Einstieg der Stuttgarter 1988. Einen versöhnlichen Abschluß feierte BMW mit dem Doppelsieg des Italieners Roberto Ravaglia. Es war der 40. Erfolg für den BMW M3, der 1993 durch ein Nachfolgemodell ersetzt wird. Zweiter großer Sieger des Wochenendes war der Portugiese Pedro Lamy, der sich in seinem Debütjahr durch einen eindrucksvollen Doppelsieg die Deutsche Formel-3-Meisterschaft sicherte.

Pechvogel des Tages war Bernd Schneider (St. Ingbert). Der ehemalige Formel-1-Fahrer, mit einem Rückstand von 25 Punkten als ärgster Verfolger Ludwigs gestartet, schied in beiden Rennen aus und belegte in der DTM-Abschlußwertung mit 191 Zählern den dritten Rang hinter Ludwig (228) und seinem Mercedes-Kollegen Kurt Thiim (192). Nach einem zweiten Platz im ersten Lauf schied der Däne im zweiten Durchgang nach einer Kollision mit Ravaglia aus. "Schade, jetzt habe ich mit dem zweiten Platz auch mein letztes großes Ziel verloren", sagte Schneider enttäuscht.

Rund 75 000 Zuschauer bekamen beim zwölften und letzten Saisonlauf ein dramatisches erstes Rennen geboten, das erst in der letzten Runde von Roberto Ravaglia entschieden wurde. Der Tourenwagen-Welt- und Europameister überholte wenige Meter vor dem Ziel den führenden Kurt Thiim, der mit 39 Punkten Rückstand auf Ludwig nur eine theoretische Titelchance besaß.

Grenzenloser Jubel herrschte beim Schwenken der Zielflagge in der Mercedes-Box. Die Mechaniker kreischten, AMG-Chef Hans Werner Aufrecht klatschte mit stolzem Blick vor dem TV-Bildschirm und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug schüttelte den Kopf und wiederholte immer wieder: "Sensationell". Unterdessen wippte Ludwig wie ein ungeduldiger Schuljunge in seinem Auto, ballte die Fäuste und genoß den Jubel der Fans.

Der 43jährige ist der erfolgreichste deutsche Fahrer. Er feierte die meisten Siege (24), sammelte als einziger Fahrer mehr als 1000 DTM-Punkte (1034,5) und ist der erste, der einen Titelgewinn wiederholt hat.

Ludwig setzte mit seiner Meisterfahrt den Schlußpunkt unter eine turbulente neunte DTM-Saison. Für den ersten Knall abseits der Piste sorgte im Juni Audi, Meistermarke 1990 und 1991, mit dem vorzeitigen Ausstieg wegen eines Reglementstreits um die von den Ingolstädtern verwendete Kurbelwelle. Auch ohne die dritte deutsche Kraft verlor das Championat, im folgenden spöttisch als Süddeutsche Tourenwagen-Meisterschaft bezeichnet, vor Ort und an den TV-Schirmen keine Zuschauer.

Für den zweiten Aufruhr sorgte Mercedes mit einer ungeschickt inszenierten Stallregie beim vorletzten Lauf auf dem Nürburgring. Der frühere Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg (Finnland) mußte Ludwig vor dem Ziel den Sieg schenken, obwohl der Stuttgarter Konzern zu diesem Zeitpunkt den Marken-Titel bereits in der Tasche hatte. Für Hockenheim hatte Norbert Haug freie Fahrt für seine Schützlinge angekündigt. sid

Frauen-Bundesliga Lasrich traf zweimal gegen SG Praunheim

Der TuS Ahrbach verbesserte sich durch den 4:2 (1:0) Heimsieg über die SG Praunheim in der Gruppe Süd der Frauen-Fußball-Bundesliga vom vorletzten auf den siebten Rang. Als zweifache Torschützin zeichnete sich dabei Melanie Lasrich (12. und 57.) vor rund 100 Zuschauern aus. Nachdem Deborah Bianco (44.) zum 1:1 ausgelichen hatte, sorgten Elfrun Wende (75.) und Bianca Bräcker (80.) für die Entscheidung. Praunheim gelang mit dem Schlußpfiff durch Martina Walter noch das 2:4.

Zwei Treffer von Birte Weiß sicherten dem VfR Eintracht Wolfsburg das 2:2 (1:1) beim Aufsteiger STV Lövenich in der Gruppe Nord. Vor rund 250 Zuschauern waren die Gastgeberinnen durch Dorothee Schotten (4.) und Marlene Feitz (42.) jeweils in Führung gegangen. Doch mit ihren Saisontreffern drei und vier in der 13. und 68. Minute egalisierte die Wolfsburgerin zweimal den Rückstand.

Torlos endete die zweite Partie im Norden zwischen den beiden Kellerkindern TVJ Delmenhorst und den Gästen der SSG Bergisch-Gladbach. Vor rund 200 Zuschauern hatten die Gastgeberinnen leichte Vorteile, ohne allerdings zwingende Chancen herauszuspielen. sid

Golf-Turnier in Alveslohe Langer beweist Nervenstärke Sieg mit drei Schlägen Vorsprung /Strüver stellt Platzrekord auf

Bernhard Langer gewann die Veranstaltung, und Sven Strüver stellte einen Platzrekord auf: Zwei deutsche Golfer prägten den Schlußtag des mit 1,4 Millionen Mark dotierten PGA-Turniers in Alveslohe vor den Toren Hamburgs. Der Weltranglisten-Vierte aus Anhausen ließ auf der Schlußrunde nichts mehr anbrennen und behauptete seinen Vorsprung bei insgesamt 273 Schlägen knapp.

Hinter dem 35jährigen, der nach dem Erfolg bei den Dutch Open seinen zweiten Turniersieg feierte und dafür 190 000 Mark kassierte, belegten Darren Clarke aus Nordirland (276) und der Engländer Roger Chapman (278) die Plätze zwei und drei.

Die Nummer vier der Weltrangliste war jedoch bis zum Schluß voll gefordert, denn insbesondere Clarke saß Langer unentwegt im Nacken und war zwischenzeitlich bis auf einen Schlag herangekommen. Letztlich setzte sich jedoch die Nervenstärke des Publikumslieblings durch.

Die Sensation des Tages war aber Sven Strüver. Der Lokalmatador legte - begeistert angefeuert vom Publikum - eine sensationelle Runde hin. Neun Birdies bei nur einem Bogey markierten den Erfolgsweg des 25jährigen, der sich im Abschlußklassement vom 39. auf den siebten Platz verbesserte.

Sein Preisgeld in Höhe von 11 650 Pfund wird dem gebürtigen Bremer reichen, um sich erstmals für die europäische Tour zu qualifizieren.

"Das war die wichtigste Runde der Saison, in Zukunft kann ich mir mit der Tour-Card die Turniere aussuchen", sagte der Blondschopf nach seinem Erfolg freudestrahlend. Besonders seine Annäherungsschläge seien so gut wie noch nie gewesen: "Der Druck, vor heimischem Publikum zu spielen, war sehr groß, aber die Zuschauer haben mich phantastisch unterstützt."

Im Sog von Langer und Strüver schlossen weitere deutsche Teilnehmer die Veranstaltung auf dem schleswig-holsteinischen Gut Kaden mit erfreulichen Ergebnissen ab. Mit einer 68er-Runde verbesserte sich der Kölner Heinz Peter Thül vom 39. auf den 23. Platz, mit 69 Schlägen im letzten Durchgang machte Thomas Gögele aus Augsburg einen Sprung von Rang 56 auf Rang 40.

Im Gegensatz dazu konnte sich der Offenbacher Alexander Cejka nicht behaupten. Mit einer 78er-Runde zum Schluß blieb er auf dem 74. und letzten Platz hängen.

Insgesamt 25 000 Zuschauer, davon kamen allein 10 000 zum sonntäglichen Finale, verfolgten die vier Veranstaltungstage, das Turnier soll auch in den kommenden Jahren stattfinden. Turnierchef Harald Hartmann sagte zufrieden in einer ersten Bilanz: "Die Veranstaltung ist toll angenommen worden. Im nächsten Jahr legen wir noch eine Schippe drauf." Geplant ist dabei eine Erhöhung des Preisgelds um fast zehn Prozent auf 1,5 Millionen Mark.

Dann wird sicherlich auch Eoghan O'Connell wieder mit von der Partie sein, der in den Kampf um die Spitze nicht eingreifen konnte und dennoch hochzufrieden die Heimreise antrat. Mit einem "Hole-in-One" am 16. Loch verdiente er sich eine handfeste Sonderprämie: Wie auch andernorts üblich, gab es allein für diesen einen erfolgreichen Schlag einen Sportwagen. sid

sp/Fußball/ Schema/Meppen .

SV Meppen - Hertha BSC Berlin 2:4 (2:2, 2:1) n.V.

Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Vorholt (46. Deters) - Gartmann, Helmer, Zimmer, Marell, Raufmann - Dlugajczyk (30. Thoben), Lau.

Berlin: Junghans - Basler - Zimmermann, Scheinhardt (57. Seckler) - Winkhold, Kovac, Feinbier, Gries (70. Gezen), Klews - Lünsmann, Demandt.

Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).

Tore: 1:0 Gartmann (11.), 2:0 Marell (18.), 2:1 Feinbier (27.), 2:2 Basler (90.), 2:3 Klews (108.), 2:4 Demandt (115.).

Zuschauer: 5200.

Gelbe Karten: Faltin, Dlugajczyk - Scheinhardt, Klews, Zimmermann, Seckler.id jm ny

sp/ Handball/Stenogramme .

Handball-Bundesliga im Stenogramm

TBV Lemgo - SG Leutershausen 19:14 (9:7). - Tore: Marosi (6/2), Ziegler

(4), Lause (3), Krewinkel (2), Zerbe (2), Mudrow (1), Bezdicek (1) für Lemgo - Nagel (3/2), Schuppler (2), Grupe (2), Kunze (2), Roth (2), Voinea (2/2), Croy (1) für Leutershausen).

SG Flensburg-Handewitt - VfL Gummersbach 15:15 (7:6). - Tore: Schneider (5/3), Coordes (3), Menzel (2), Leidreiter (2), Jörgensen (2/1), Schubert (1) für Flensburg - Erland (5/3), Dörhöfer (3/1), Plohmann (2), Lehnertz (2), Petersen (1), Manhenke (1), Jaeger (1) für Gummersbach. - Zuschauer: 2.000 (ausverkauft)

TV Eitra - THW Kiel 19:19 (8:9). - Tore: Jarak (7/2), Beck (5), Wörner (4), Zlattinger (1), Kemmler (1), Fichtner (1/1) für Eitra - Schwenke (5/2), Knorr (3), Germann (2), Scheffler (2), Zehe (2), Lüdtke (2/1), Bech (1), Schmidt (1), Zierke (1) für Kiel. - Zuschauer: 2.100 (ausverkauft).

TV Großwallstadt - VfL Fredenbeck 25:22 (12:8). - Tore: Lakenmacher (6), Roos (5/2), Karrer (4/1), Bjarnason (3/1), Lehmann (2), Hein (2), Julius (2), Hochhaus (1) für Großwallstadt - Neitzel (5), Heinemann (5/1), Baruth (5/3), Tluczynski (3), Koch (2), Bölk (1), Schmidt (1) für Fredenbeck. - Zuschauer: 1.800. (sid)

TSV Bayer Dormagen - SG VfL Hameln 18:17 (9:7). - Tore: Kohlhaas (4), Scheuermann (3), Springel (3/3), Handschke (2), Fitzek (2/2), Spross (1), Klemm (1), Schmidt (1), Andersson (1) für Dormagen - Tempelmeier (5), Fegter (4), Koring (3), Hönnige (2), Wahl (2/2), Lache (1) für Hameln. - Zuschauer: 1.400 (sid)

TV Niederwürzbach - SG Wallau/Massenheim 21:19 (9:8). - Tore: Hartz (9/7), Schmitt (4), Olsson (4), Kordowiecki (3), Bohrmann (1) für Niederwürzbach - Schwalb (5/2), Källman (3), Schoene (3), Beuchler (2), Stoschek (2), Oster (2), Heckmann (2) für Wallau/Massenheim. - Zuschauer: 1.800 (sid)

HCE Rostock - SC Magdeburg 13:21 (6:9). - Tore: Borchardt (4), Ganschow (3), Wegner (3), Steinke (2), Weißheitel (1/1) für Rostock - Küster (6/6), Jankevicius (5), Michel (3), Winselmann (2), Fink (2), Triepel (2), Stiebler (2) für Magdeburg. - Zuschauer: 2.500

TURU Düsseldorf - TSV Milbertshofen 21:18 (12:9). - Tore: Gilsson (9/5), Ratka (4/1), Rothenpieler (3), Metzke (2), Schulz (1), Tam (1), Strauch (1) für Düsseldorf - Ochel (10/5), Walther (1), Neitzel (1), Rastner (1), Kofler (1), Michaeler (1), Sahm (1), Löhr (1), Rösler (1) für Milbertshofen. - Zuschauer: 500.

TuS Schutterwald - TUSEM 21:26 (8:14). - Tore: Armbruster (6), Bohn (4), Andersson (4/3), Eckhardt (3), Eßlinger (2), Schilling (1), Derr (1) für Schutterwald - Tutschkin (11), Fraatz (6/2), Töpfer (4), Arens (3), Seidel (1), Menke (1) für Essen. - Zuschauer: 2.500.(sid)sid jn

Golf-Turnier in Alveslohe Langer beweist Nervenstärke Sieg mit drei Schlägen Vorsprung / Strüver stellt Platzrekord auf

Bernhard Langer gewann die Veranstaltung, und Sven Strüver stellte einen Platzrekord auf: Zwei deutsche Golfer prägten den Schlußtag des mit 1,4 Millionen Mark dotierten PGA-Turniers in Alveslohe vor den Toren Hamburgs. Der Weltranglisten-Vierte aus Anhausen ließ auf der Schlußrunde nichts mehr anbrennen und behauptete seinen Vorsprung bei insgesamt 273 Schlägen knapp. Hinter dem 35jährigen, der nach dem Erfolg bei den Dutch Open seinen zweiten Turniersieg feierte und dafür 190 000 Mark kassierte, belegten Darren Clarke aus Nordirland (276) und der Engländer Roger Chapman (278) die Plätze zwei und drei.

Die Nummer drei der Weltrangliste war jedoch bis zum Schluß voll gefordert, denn insbesondere Clarke saß Langer permanent im Nacken und kam zwischenzeitlich bis auf einen Schlag heran. Letztlich setzte sich jedoch die Nervenstärke des Publikumslieblings durch.

"Zweimal habe ich die Grüns falsch gelesen, aber es hat ja gereicht", sagte Langer anschließend erleichtert. Der Anhausener zeigte sich mit seiner aktuellen Form sehr zufrieden und blickt optimistisch auf den Rest der Saison: "Jetzt stehen noch sechs Turniere auf meinem Programm. Ich bin zuversichtlich und traue mir den einen oder anderen Sieg noch zu."

Die Sensation des Tages war aber Sven Strüver. Der Lokalmatador legte - begeistert angefeuert vom Publikum - eine sensationelle Runde hin. Neun Birdies bei nur einem Bogey markierten den Erfolgsweg des 25jährigen, der sich im Abschlußklassement vom 39. auf den siebten Platz verbesserte. Sein Preisgeld in Höhe von 11 650 Pfund wird dem gebürtigen Bremer reichen, um sich erstmals für die europäische Tour zu qualifizieren. "Das war die wichtigste Runde der Saison, in Zukunft kann ich mir mit der Tour-Card die Turniere aussuchen", sagte der Blondschopf nach seinem Erfolg freudestrahlend. Besonders seine Annäherungsschläge seien so gut wie noch nie gewesen: "Der Druck, vor heimischem Publikum zu spielen, war sehr groß, aber die Zuschauer haben mich phantastisch unterstützt."

Im Sog von Langer und Strüver schlossen weitere deutsche Teilnehmer die Veranstaltung auf dem schleswig-holsteinischen Gut Kaden mit erfreulichen Ergebnissen ab. Mit einer 68er-Runde verbesserte sich der Kölner Heinz Peter Thül vom 39. auf den 23. Platz, mit 69 Schlägen im letzten Durchgang machte Thomas Gögele aus Augsburg einen Sprung von Rang 56 auf Rang 40. Aus der Rolle fiel lediglich der Offenbacher Alexander Cejka, der mit einer 78er-Runde auf dem 74. und letzten Platz hängenblieb.

Insgesamt 25 000 Zuschauer verfolgten die vier Veranstaltungstage. Deshalb soll das Turnier auch in den kommenden Jahren stattfinden. Turnierchef Harald Hartmann: "Die Veranstaltung ist toll angenommen worden. Im nächsten Jahr legen wir noch eine Schippe drauf." Geplant ist eine Erhöhung des Preisgelds auf 1,5 Millionen Mark.

Dann wird sicherlich auch Eoghan O'Connell wieder mit von der Partie sein, der in den Kampf um die Spitze nicht eingreifen konnte und dennoch hochzufrieden die Heimreise antrat. Mit einem "Hole-in-One" am 16. Loch verdiente er sich eine handfeste Sonderprämie. Wie andernorts auch üblich, gab es allein für diesen einen erfolgreichen Schlag einen Sportwagen. sid

ENGLAND, First Division: FC Barnsley - Luton Town 3:0, Birmingham City - Leicester City 0:2, Bristol City - Charlton Athletic 2:1, FC Millwall - Cambridge United 2:2, Newcastle United - Tranmere Rovers 1:0, Notts County - Grimsby Town 1:0, Peterborough United - Brentford 0:0, FC Portsmouth - Swindon Town 3:1, Southend United - Wolverhampton Wanderers 1:1, FC Watford - Bristol Rovers 4:2, Derby County - Oxford United 0:1, West Ham United - FC Sunderland 6:0. - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle United 10 Spiele/23:6 Tore/30 Punkte, 2. Charlton Athletic 11/15:5/22, 3. Wolverhampton Wanderers 11/19:8/21, 4. Leicester City 11/15:11/21.

Achtelfinale im Basketball-Pokal Eintracht hielt sich gegen Bundesligisten gut

Frankfurt - Braunschweig 78:98 Bundesligist SG Braunschweig steht als erste Mannschaft im Viertelfinale des Wettbewerbs um den Pokal des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) der Männer. Die Niedersachsen gewannen am Sonntag abend vor 250 Zuschauern beim Regionalligisten Eintracht Frankfurt 98:78 (45:47).

Eintracht-Trainer Wolfgang Schädlich war trotz der erwarteten Niederlage sehr angetan von der Leistung seiner Schützlinge. Daß sie in der zweiten Halbzeit nicht mehr mithalten konnten, befand der Coach als nicht sonderlich tragisch, schließlich trainierten die Profis auch ein bißchen öfter.

Beste Werfer im Team der Braunschweiger waren Flügelspieler Stein (27 Punkte) und der lettische Aufbauspieler Miglinieks (19). Bei den Hessen, die in der vergangenen Saison Nord-Meister der Regionalliga Südwest geworden und nur knapp am Aufstieg gescheitert waren, traf Behringer (18) am besten. Zweistellig für die Gastgeber punkteten auch Matthews (15) und Falk sowie von Moller (je 10). sid/rs

Nur Hedos hält mit in der Eishockey-Bundesliga DEG mit neuem Startrekord Gegen Köln neunter Saisonsieg / Für Ratingen wird's eng

Meister Düsseldorfer EG und Kronprinz Hedos München schwingen in der Eishockey-Bundesliga das Zepter. Die Rheinländer blieben auch im neunten Saisonspiel nach dem 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) über den Kölner EC ungeschlagen und damit Tabellenführer. Die Münchner setzten sich beim Schwenninger ERC knapp 3:2 (1:0, 1:1, 1:1) durch und lauern drei Punkte hinter der DEG auf den ersten Ausrutscher des Titelverteidigers. Hinter der DEG und Hedos klafft bereits ein riesiges Loch, denn der Krefelder EV als nächster Verfolger liegt schon fünf Zähler zurück.

Die Düsseldorfer bauten vor 11 200 Zuschauern im erstmals in dieser Spielzeit ausverkauften Eisstadion an der Brehmstraße ihre Rekordserie aus, nachdem sie am Freitag nach dem Sieg in Mannheim den bisherigen Rekord des MERC eingestellt hatten. Der Erfolg im Prestigeduell gegen den großen Rivalen aus Köln war am Ende glücklich, zumal die Torausbeute sehr mager war.

Im Mittelpunkt der spannenden Begegnung standen die beiden Torhüter. Auf Kölner Seite erwies sich Nationaltorwart Heiß als absoluter Meister seines Fachs. Düsseldorfs Reservetorwart Frütel, der in jedem dritten Spiel Nationaltorwart de Raaf ablöst, blieb nach einer starken Leistung bereits zum zweiten Mal in dieser Spielzeit ohne Gegentreffer.

Der auswärts weiterhin unbesiegte EC Hedos München um die Ex-Düsseldorfer Gerd Truntschka und Dieter Hegen wahrte den Anschluß zum Spitzenreiter und erhielt damit die Spannung für das am Dienstag an der Düsseldorfer Brehmstraße stattfindende Spitzenspiel.

Die zu Saisonbeginn als Mitfavorit genannten Preußen aus Berlin schafften bei den einen Platz besser notierten Kufencracks des ESV Kaufbeuren nach einem wenig begeisternden Spiel nur ein 3:3 (1:2, 0:0, 2:1). Zum dritten Saisonsieg kam dagegen Preußens Lokalrivale EHC Eisbären Berlin beim 4:2 (1:1, 1:0, 2:0) gegen den Mannheimer ERC und zog damit nach Punkten mit dem SC Preußen gleich.

Der Krefelder EV konnte endlich seine Talfahrt stoppen und gewann das Nachbarschafts-Duell gegen Schlußlicht EC Ratingen 4:1 (1:0, 1:1, 2:0). Die Seidenstädter hatten vor dem Wochenende die vergangenen vier Spiele verloren. Für die Ratinger wird es am Tabellenende immer schwerer, denn der EHC Freiburg gewann beim EV Landshut 6:2 (3:0, 2:1, 1:1).

sid

Eishockey

ESV Kaufbeuren - Berliner SC Preußen 3:3 (1:2, 0:0, 2:1) . - Tore: 0:1 Schinko (5:15), 1:1 Purves (7:53), 1:2 Holzmann (8:32), 2:2 Purves (45:35), 3:2 Karpuk (46:00), 3:3 Malo (56:26). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 3700. - Strafminuten: Kaufbeuren 12 - Berlin 18.

EHC Eisbären Berlin - Mannheimer ERC 4:2 (1:1, 1:0, 2:1). - Tore: 0:1 Lala (6:49), 1:1 Moeser (11:09), 2:1 Gentges (31:46), 3:1 Radant (43:22), 4:1 Kuhnke (47:25), 4:2 Obresa (50:24). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 3100. - Strafminuten: Berlin 8 - Mannheim 14.

Krefelder EV - EC Ratingen 4:1 (1:0, 1:1, 2:0). - Tore: 1:0 Meyer (13:15), 1:1 Antipow (22:55), 2:1 Thomson (30:35), 3:1 Micheller (56:54), 4:1 Pyka (57:47). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 5150. - Strafminuten: Krefeld 18 - Ratingen 10.

EV Landshut - EHC Freiburg 2:6 (0:3, 1:2, 1:1). - Tore: 0:1 Prochazka (0:19), 0:2 Smicek (10:33), 0:3 Mann (16:00), 0:4 Prochazka (31:20), 0:5 Smicek (33:39), 1:5 Biakin (39:48), 1:6 Plachta (53:39), 2:6 Hantschke (58:28). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 4400. - Strafminuten: Landshut 18 + 5 Disziplinar (Boiger) - Freiburg 18 + 5 Disziplinar (Zemlicka).Länderspiel der DFB-Frauen gegen die GUS Mit einem Bein im Finale Gäste dominierten / Voss und Unsleber trafen jeweils zweimal

Titelverteidiger Deutschland steht mit einem Bein in der Endrunde der Fußball- Europameisterschaft der Damen. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewann am Sonntag in Moskau das Viertelfinal-Hinspiel gegen die GUS 7:0 (4:0) und kann dem Rückspiel, das voraussichtlich am 14. November in Rheine ausgetragen wird, nun gelassen entgegensehen.

Mit jeweils zwei Treffern waren Martina Voss und Britta Unsleber vom amtierenden Deutschen Meister TSV Siegen vor nur 500 Zuschauern im Torpedo-Stadion die erfolgreichsten Spielerinnen im Team von Frauen-Bundestrainer Gero Bisanz.

"Wir wollen uns ein gutes Polster für das Rückspiel verschaffen", hatte Bisanz vor der erst am vergangenen Mittwoch angesetzten Partie gefordert, wegen der ein Großteil des sechsten Spieltages in der laufenden Bundesliga kurzfristig verlegt werden mußte. Seine Mannschaft setzte die Maßgabe ihres Bundestrainers konsequent und eindrucksvoll um. Schon nach fünf Minuten in der ersten Spielhälfte brachte Martina Voss den zweimaligen Frauen-Fußball-Europameister in Führung, es folgten Treffer von Spielführerin Silvia Neid (16.) (Siegen) sowie erneut Voss (17.) und Unsleber (19).

Nach dem Wechsel dominierten die Gäste weiter, die GUS-Auswahl konnte dem hohen Tempo der DFB-Damen zu keiner Zeit folgen. Patricia Grigoli vom TuS Niederkirchen erhöhte in der 42. Minute auf 5:0, ehe ihre Klubkollegin und Torjägerin Heidi Mohr zum 6:0 (71.) traf. Den Schlußpunkt unter den zweithöchsten Sieg der Damen-Nationalelf nach dem 9:0 in Polen in der Vorbereitung auf diese Begegnung setzte Britta Unsleber per Foulelfmeter eine Minute vor dem Ende. sid

Trotz des ersten Punkts für Eishockey-Zweitligist Nauheim: Sindelar ließ sich nicht blenden Niveauloses Geplänkel / Punktgewinn nur dank Ersatztormann

Man hörte den Stein, der EC-Trainer Rudolf Sindelar vom Herzen fiel, förmlich plumpsen. Mit dem 2:2 (0:0-1:1-1:1) im Heimspiel gegen den maßlos enttäuschenden Erstligaabsteiger ES Weißwasser sicherte sich die völlig neuformierte Zweitligatruppe des Schlußlichtes EC Bad Nauheim am siebten Spieltag endlich den ersten Punkt. "Vielleicht die Wende zum Guten, aber noch stimmt einiges nicht im Team", ließ sich auch der EC-Trainer nicht blenden.

Dazu bestand auch angesichts des niveaulosen Geplänkels auf dem Eis keinerlei Anlaß. Während der EC vor der Minuskulisse von nur 1 000 Zuschauern wenigstens auf gleich vier verletzte Stammspieler hinweisen konnte - nach Emminger, Torwart Greb und dem grippekranken Paschek erwischte es nach 53 Sekunden Verteidiger Volker Lindenzweig mit Nasenbeinbruch -, blieb Weißwasser-Trainer Zdenek Haber fast die Sprache weg. "Wir haben noch mehrere Erstligaspieler in unseren Reihen stehen. Aber die wollen zum Teil in die erste Liga nach Berlin. Was die noch bieten, grenzt teilweise an Arbeitsverweigerung. Ihr Geld wollen sie aber regelmäßig überwiesen bekommen", schimpfte Haber, der aber auf Nachfrage eingestehen mußte: "Ob die Spieler und meine Person regelmäßig und im vollen Umfang ihr Geld bekommen, fragen Sie besser das Präsidium".....

Haber und Sindelar sahen die unzähligen technischen Fehler auf beiden Seiten, nur dem hervorragend disponierten Greb-Ersatz Frank Riede zwischen den Pfosten verdankten die Badestädter den ersten Punktgewinn. "Greb wird noch einige Zeit ausfallen, aber mit Riede bin ich hochzufrieden. Das gilt jedoch nicht für alle Feldspieler", begann Sindelar seine erste kritische Zwischenbilanz nach vierwöchigem Meisterschaftsbetrieb. "Schnobrich spielt im Angriff oft zu eigensinnig, Poddubny ist nach vielen Jahren im Profigeschäft noch etwas eishokkeymüde." Beim Kanadier fielen die zahlreichen guten Szenen (eine führte zum 1:1, das 2:2 markierte Trainersohn Roman Sindelar) ebenso ins Auge wie die vielen "Kunstpausen". Der angesichts der Verletztenmisere gleich in den ersten Sturm gekommene Stephan Kadow - ein Sohn des ehemaligen VfL-Stürmers Werner Kadow - zeigte gute Ansätze.

Dagegen bereitet ein weiterer "Filius" einer einstigen VfL-Größe derzeit große Sorgen. Juniorennationalspieler Steffen Michel befindet sich derzeit in der Krise. Gegen Weißwasser unterliefen dem Verteidiger wieder mehrere frappierende Stellungsfehler. "Michel steht oft falsch. Er benötigt noch ein bis zwei Jahre Spielpraxis. Juniorennationalmannschaft und zweite Liga, das ist noch immer ein gewaltiger Sprung nach oben", meinte Sindelar und wies damit zugleich indirekt auf das (schwache) Niveau der Nachwuchselite hin. Und auf diesen Nachwuchs muß der EC angesichts seiner finanziellen Probleme setzen. jo

Bad Vilbeler Bauernmarkt auf dem alten Stadtschulhof bietet Qualität aus der Region / Sieben Stände / Einkauf ohne Gedränge Wunsch nach größerer Produktpalette Wetterauer Direktvermarkter ziehen nach fünf Monaten positive Zwischenbilanz

BAD VILBEL. Die Atmosphäre ist eher beschaulich, Gedränge herrscht an den sieben Ständen des Bad Vilbeler Bauernmarktes nicht. Doch die Beschicker sind zufrieden. Bislang stimmt die Kasse, der Standort im alten Stadtschulhof ist der schlechteste nicht, und wenn sich die Produktpalette noch weiter abrunden ließe, würde das gewünschte Quantum an Konsumenten wohl auch erreicht.

Seit Mai dieses Jahres können die Bad Vilbeler hier frische Produkte direkt vom Erzeuger kaufen. Händler, bei denen es auch im Winter Tomaten oder Erdbeeren gibt, sind von der Bildfläche verschwunden. Regionale Landwirte, Imker, Obstbauern oder Gärtner bieten ihre je nach Saison wechselnden Erzeugnisse an. Aus dem einstigen Wochenmarkt ist ein reiner Bauernmarkt geworden - nach Bad Nauheim, Butzbach, Altenstadt und Büdingen der fünfte im Wetteraukreis, den der im Auftrag des Kreises arbeitende Verein zur Förderung eigenständiger Regionalentwicklung Hessen in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune organisiert, um für die Landwirte der Region bessere (Direkt-)Vertriebsbedingungen zu schaffen.

Der Vilbeler Bauernmarkt ist der kleinste im Kreis. Doch die Produktpalette ist bereits recht umfangreich: Neben Hausmacher-Wurst und Gemüse (auch aus Bioland-Anbau) sind ebenso Brot, Ziegenkäse, Honig, Obst(ler) und auch Blumen erhältlich. Ein Käsestand soll das Spektrum bald noch erweitern, so Elmar Dimpl, Regionalplaner des Fördervereins. Ob sich der Markt noch durch weitere Stände vergrößern läßt, ist weniger eine Frage des Platzes als eine Frage der Interessenten. Dimpl zur FR: "Wir finden nicht genügend Beschicker."

Dabei liegt der in Bad Vilbel zu erzielende Umsatz durchaus im Schnitt. Josef Ewald, Imker und Obstbauer aus Ockstadt, dessen selbstgebrannte Schnäpse sehr begehrt sind, ist denn auch zufrieden. "Ein Markt braucht zwei bis drei Jahre, bis er richtig angelaufen ist", weiß er aus Erfahrung mit seinem Stand in Bad Nauheim. "Für den Anfang ist der Markt in Bad Vilbel gut."

Klaus Schultheiß aus Bauernheim pflichtet dem bei. Der Absatz seiner Wurstwaren, Kartoffeln und Eier laufe gut. Ein Fischanbieter fehle vielleicht noch, ansonsten sei die Angebotspalette komplett. Christine Heintz, die in Langgöns Ziegen, Schafe und Kühe hält, hat da mit nicht ganz so häufig gefragten Produkten wie ihrem Frischziegenkäse etwas mehr Probleme. "Es waren anfangs mehr Kunden", sagt sie, "inzwischen hat es etwas nachgelassen." Grund zur Klage hat sie freilich nicht. Ihr Bauernbrot, ihre Kartoffeln oder der Bauernhandkäse finden ordentlichen Absatz.

Besonders jetzt, zur Haupterntezeit, läuft das stark saisonabhängige Geschäft überdurchschnittlich. Am Samstag, beim sogenannten Herbstmarkt, fanden denn auch mehr Vilbeler als sonst den Weg in den Stadtschulhof. Zu Leierkastenklängen konnten die Kinder aus Dickwurzen Laternenköpfe schnitzen und sich die Erwachsenen bei frischem Most und Kuchen vom Blech verwöhnen lassen.

Die Wünsche der Beschicker für die Zukunft sind unterschiedlich: Einige halten das Angebot für ausreichend, andere, wie zum Beispiel der Biolandwirt Volker Weber aus Hüttenberg, der bald auch einen Hausbelieferungsservice anbieten will, könnten sich noch ein paar Stände mehr vorstellen, die dann entsprechend mehr Käufer anlockten - auch wenn die Konkurrenz damit größer würde.

Und was wünschen sich die Verbraucher? Sie hatten am Samstag Gelegenheit, Erwartungen oder Kritik in Fragebögen zum Ausdruck zu bringen. Die Mühe lohnte sich, weil jeder, der mithalf, mit der Teilnahme an einer Verlosung von Wetterauer Spezialitäten belohnt wurde. Von der Auswertung erhofft sich der Förderverein wichtige Aufschlüsse für eine weitere Verbesserung des Vilbeler Bauernmarktes. JÖRG MUTHORST

Jelzins Rache und neue Schüsse der "Aurora"

Valentin Falin schlug die feinere Klinge. Während sein ehemaliger Generalsekretär sich grundsätzlich eine Vorladung bei dem seit Monaten ziellos dahintreibenden Prozeß über die Tätigkeit der einstigen KPdSU verbat, türmte der Ex-Sekretär für internationale Verbindungen aus sicherer Entfernung zunächst allerlei formelle Hinderungsgründe vor dem russischen Verfassungsgericht auf, die sein Nichterscheinen absichern sollten. Als Falin dann am Beispiel seines vormaligen Chefs demonstriert bekam, wie ärgerlich die Reaktion der düpierten Richter ausfallen kann, drehte er aus deutschen Landen bei und machte Ende vergangener Woche den unverfänglichen Zeugen.

Michail Gorbatschow war solch ein Schwenk verwehrt. Er hat das Verfahren einen politischen Prozeß, eine Show und eine Farce genannt und sich dadurch in eine Sackgasse manövriert, aus der ihm nur ein Mann heraushelfen konnte - der russische Präsident. Und auf Boris Jelzin war Verlaß. Zwar ließ sich bei großzügiger Auslegung mit Hilfe eines alten Sowjetgesetzes von 1970 noch eine juristische Begründung für das vom Verfassungsgericht angeregte Reiseverbot gegen Gorbatschow zurechtzimmern, die auch international plausibel klang. Gorbatschows Versuche, sich als Opfer einer politischen Willkür des früheren Kontrahenten darzustellen, gingen hier ins Leere.

Als Jelzin dann selbst eingriff, den Kampf mit seinem entmachteten Widersacher per Präsidenten-Ukas wieder aufnahm und ihm am Donnerstag die Räume der Gorbatschow-Stiftung sperrte, war die Auseinandersetzung tatsächlich auf die persönliche Ebene gerutscht. Zu offensichtlich war der Zeitpunkt der Milizaktion im Augenblick der Schwäche des Gegners gewählt. So etwas schickt sich nicht, auch wenn es Unzulässigkeiten bei der Finanzierung der Stiftung gegeben haben sollte. Die gibt es heute in Rußland überall.

Zurückhaltung wäre für Jelzin auch deshalb angebracht gewesen, meinen Beobachter, weil die Sympathien im Ausland eindeutig verteilt sind. Keinem Staatslenker, der sich in den vergangenen Jahren oft auch zum eigenem Nutzen einen Freund des damaligen UdSSR-Präsidenten nannte, kann die Demütigung Gorbatschows behagen. Frankreichs François Mitterrand hat den Geschaßten am Freitag demonstrativ nach Paris eingeladen. Die italienische Regierung hat gegen Gorbatschows Reiseverbot protestiert.

Der Auftritt von Rußlands Informationsminister Michail Poltoranin am Freitag vor der Presse in Moskau führte denn auch weg von jeglichen juristischen Begründungen für die Maßnahmen gegen den Ex-Präsidenten. "Gorbatschow", so sagte Poltoranin unter Bezug auf die Stiftung, "hat ein zweites Zürich etabliert, ein bolschewistisches Zentrum, von dem aus er jederzeit entscheiden kann, wann die Aurora den Befehl zum Sturz der Ordnung im Lande erhält." Das spricht zwar für die Wortgewalt des Ministers, nicht aber für politischen Instinkt. Seinem Präsidenten Boris Jelzin jedenfalls hat er mit der groben Unterstellung nicht geholfen. Derweil geht Gorbatschow in die Offensive: Ein "Akt der politischen Rache" sei der Rausschmiß aus den Stiftungs-Räumen gewesen, sagt er, das müsse nun jedermann klar sein. Vom KPdSU-Prozeß und der zweiten durch den einstigen Generalsekretär mißachteten Zeugenladung spricht vorläufig niemand mehr. Gelöst ist das Problem für Gorbatschow damit aber nicht.

Die mit der russischen Regierung offen geführte Auseinandersetzung stellt auch die Frage neu, welche Rolle dem letzten Sowjet-Präsidenten in der politischen Landschaft Rußlands künftig noch bleibt. Bis zuletzt hat Gorbatschow Ambitionen angedeutet. Mal sprach er von der möglichen Gründung einer eigenen Partei. Dann wieder gab er dem Gerücht, er werde als Botschafter Rußlands nach Washington gehen, neue Nahrung. Am Wochenende hat er sich gar angeboten im Kaukasus-Krieg zwischen Georgiern und Abchasen zu vermitteln, sollten die Verhandlungen mit Rußland weiterhin ergebnislos verlaufen. Weder die einen noch die anderen würden sich freilich auf eine Gorbatschow-Mission einlassen. In den einstigen Sowjetrepubliken nimmt die Ratschläge des früheren Unions-Befürworters ohnehin niemand mehr ernst.

Wie unfreundlich für ihn schließlich auch das öffentliche Klima im eigenen Lande ist, hat die vergangene Woche einmal mehr gezeigt. Und als "symbolischer Botschafter Rußlands" kann Gorbatschow - sollte man ihn denn wieder fahren lassen - nach dem erneuten Eklat mit der russischen Führung die Welt auch nicht mehr bereisen.

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Fußball-Kreispokal Main-Taunus Höchst gegen Sportfreunde? Der Austragungsort für das Finale steht noch nicht fest

Die SG 01 Höchst respektive der Fußballkreis Main-Taunus sorgten jetzt im Pokalwettbewerb 92/93 für eine kleine Terminposse: Zwei Tage vor dem großen Derby gegen den VfB Unterliederbach mußte partout (auf wessen Intention auch immer) das Kreispokalspiel beim Außenseiter DJK Schwarz-Weiß Flörsheim ausgetragen werden. Der Verein vom Stadtpark wollte (verständlicherweise) kein Risiko eingehen und trat beim A-Klassisten mit der zweiten Garnitur (immerhin auch in der Bezirksoberliga Wiesbaden angesiedelt) an und siegte auch mit 2:1.

So weit, so gut. Der vor sich hin siechende Kreispokal, der in fast allen Kreisen zum Schattendasein verurteilt ist - auch durch die oftmals unbegreifliche (Wochentags-)Termingestaltung - hätte fast ein weiteres Eigentor kassiert. Fünf Minuten vor dem regulären Spielende "schröpfte" Ralph Schröpfer den Gastgeber mit dem Höchster Siegestor. Verlängerung und möglicher Penalty-Kick sowie eine höchst peinliche Höchster Überraschung blieben aus. Zuvor hatten "Alt-Star" Michael Göbel für den Gast sowie Ludwig für die farbig spielenden Schwarz-Weißen getroffen. "Das war eine offenbar sehr unüberlegte Ansetzung", drückte es Kreisfußballwart Horst Zeiser vorsichtig aus. Zumal Pokalleiter Horst Raab die Spiele generell für Dienstag angesetzt hatte und nachträglich eine Verschiebung auf Donnerstag erfolgte.

Eine weitere Rarität: Ohne eine allgemein übliche Zwischenrunde beziehungsweise anfangs eine Qualifikationsrunde zu spielen, blieben nach der vierten Runde mit dem FC Sportfreunde Schwalbach (6:0 beim 1.FC Lorsbach; Tore: Sommerfeld/3, Reusch, Reinke und Meyer), TuRa Niederhöchstadt (2:1 gegen Sportfreunde Schwanheim; Tore: 0:1 Benesch (10.), 1:1 Trierweiler/35./HE, 2:1 Trierweiler/58.) und der SG 01 Höchst drei Mannschaften übrig. Für ein Halbfinale zuwenig, für ein Endspiel zuviel.

Dieser gordische Konten mußte durch ein Freilos gelöst werden. Und dieses erhielt ausgerechnet die SG 01 Höchst, die den Pokalwettbewerb mit dem Auftritt ihrer zweiten Garnitur diskreditierte. Der FC Sportfreunde Schwalbach und TuRa Niederhöchstadt sollen am 20. Oktober (18.30 Uhr), somit an einem unattraktvien Dienstagabend (vor vermutlich leeren Rängen), den Finalpartner ermitteln.

Das Finale selbst soll übrigens am 23. Mai 1993 (!) steigen. Damit stehen die beiden Endspielteilnehmer bereits sieben Monate vor dem Finale fest. Als Austragungsort für das allseits erwartete Endspiel SG 01 Höchst gegen FC Sportfreunde Schwalbach kommen Unterliederbach, Zeilsheim oder Sindlingen am ehesten in Frage. Zeiser will das Cupfinale möglichst mit dem Endspiel um die Reserve-Kreismeisterschaft koppeln. Trotz dieser geplanten Doppelveranstaltung soll übrigens kein Topzuschlag erhoben werden . . . HANS-DIETER PUTH

Niddas Bürgermeister stellt Etatentwurf vor

NIDDA. Bürgermeister Helmut Jung wird am Dienstag, 20. Oktober, ab 20 Uhr im Bürgerhaus Ulfa den Entwurf für den städtischen Haushalt 1993 vorstellen. Außerdem wird er noch den Wirtschaftsplan für die Stadtwerke Nidda präsentieren.

Die Tagesordnung der öffentlichen Parlamentssitzung sieht außerdem noch den städtischen Erwerb und Verkauf von Grundstücken in Eichelsdorf und Nidda vor. str

Ferienspiele ohne Angst vor Krieg Flüchtlingskinder eingeladen

BAD VILBEL. Hausaufgaben, wie sonst üblich, gab es diesmal nicht zu erledigen. Gelernt wurde dennoch etwas, von den 17 Jungen und Mädchen ebenso wie von deren Betreuerinnen, Studentinnen und Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes. Etwas, das üblicherweise in der Schule nicht benotet und das auch in der Frankfurter Uni kaum jemals vermittelt wird: wie man aufeinander hört, sich in eine Gemeinschaft einfügt und doch seine Bedürfnisse geltend macht und wie man eine Horde wild umherschreiender Kinder bändigt und ohne autoritären Zeigefinger zu einem halbwegs produktiven und friedlichen Miteinander führt.

Fünf Tage lang dauerte das aus der Hausaufgabenhilfe des Kinderschutzbundes heraus entwickelte Projekt, das die drei Initiatorinnen, die beiden Grundschul-Lehramtsstudentinnen Anja Jörges (23) und Sabine Faust (23) sowie die Pädagogikstudentin Heike van Hasseln (29) mit finanzieller Hilfe des Kinderschutzbundes und des Abenteuerspielplatz-Vereins betrieben haben. Jeweils von 11 bis 16 Uhr arrangiertensie in den engen Räumen in der Frankfurter Straße 85 Ferienspiele für ausländische Kinder. Mädchen und Jungen, die mehr individuelle Zuwendung benötigen, als dies bei den städtischen Ferienfreizeiten möglich wäre.

Die Sechs- bis Zwölfjährigen gehören den verschiedensten Nationalitäten an, einige von ihnen stammen aus Asylbewerberfamilien, andere flüchteten mit ihren Eltern aus dem zerfallenen Jugoslawien. Mit der Sprache gibt es die geringsten Probleme. Doch nicht wenige von ihnen zeigen Verhaltensauffälligkeiten, können kaum stillsitzen und anderen zuhören, hinken manchmal mit der Auffassungsgabe hinterher oder sind nicht gewöhnt, Entscheidungen zu treffen. Kinder, die von den häufig Schicht arbeitenden Eltern nicht gefördert werden (können), die viel Zeit auf der Straße verbringen und die noch in ihrer Unterprivilegiertheit eine Hierarchie der Nationalitäten aufgebaut haben, in der die Italiener und Spanier ganz oben, die Türken im Mittelfeld und die Flüchtlinge am untersten Rand der sozialen Skala rangieren.

Da bliebe folglich über die Hausaufgabenbetreuung hinaus eine Menge zu tun, dachten sich die drei studentischen Mitarbeiterinnen und entwickelten in Absprache mit den Eltern die Ferienspielidee. Im Schnellverfahren lassen sich die genannten Probleme nicht auflösen. Doch beim Spielen, Fotografieren und Basteln, beim gemeinsamen Einkaufen und Kochen oder bei den kleinen Ausflügen verschwinden die vermeintlichen Nationalitätenunterschiede schon eher als beim vereinzelten "Büffeln" für die Schule, bei dem sich die 45 in der Hausaufgabenhilfe betreuten Kinder nicht wirklich kennenlernen.

In der Ferienspielwoche bildeten Betreuerinnen und Kinder allmorgendlich einen Stuhlkreis. In dieser Runde wurde das Tagesprogramm besprochen, wurden aber auch Regeln für das eigene Verhalten ("reden statt schlagen") aufgestellt oder Probleme erörtert. Für die meisten Kinder eine neuartige Erfahrung, bei der erstmals ihre Eigenverantwortlichkeit, aber auch ihr Gemeinschaftssinn gefordert war. Neue Erfahrungen, so berichten Heike van Hasseln und Anja Jörges übereinstimmend, hätten aber auch sie gemacht. Zum Beispiel, wie ausländische Kinder beim Einkaufen behandelt werden: "Die werden angeguckt, als wollten sie alles stehlen." Wenn es nach den drei Studentinnen ginge, würden sie nun, nachdem das Projekt so positiv verlaufen ist, jede Woche einmal einen Spielnachmittag anbieten. Probleme gibt es jedoch mit den wenigen, häufig genutzten Räumen in dem ehemaligen Stadtschulgebäude. "Vielleicht", so hofft Karin Holzheimer vom Kinderschutzbund, "stellt uns der ASB seinen Raum von 15 bis 17 Uhr leihweise zur Verfügung." mu

Pianistin Sabine Falter gastiert in Butzbach

BUTZBACH. Die in Rockenberg lebende Pianistin Sabine Falter wird am Sonntag, 25. Oktober, ab 17 Uhr in der Wendelinskapelle in Butzbach einen Klavierabend geben.

Die Rockenbergerin wurde an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt ausgebildet.Im August 1991 absolvierte Sabine Falter einen von dem New Yorker Professor Jacob Lateiner geleiteten Meisterkursus im Rahmen der Internationalen Sommerakademie Mozarteum.

Am Sonntag spielt sie Fantasie und Sonate c-Moll von Mozart, Chopins 1. Ballade in g-Moll und die einsätzige Sonate Nr. 3 von Prokofieff.

Die Veranstaltung ist ein Beitrag der Reihe "Junge Künstler stellen sich vor", die vom Kulturamt der Stadt Butzbach zusammen mit der Musikschule Butzbach organisiert wird. Eintritt wird nicht erhoben. str

Erdapfel-Fest für das Image Bauern hoffen auf dicke Kartoffeln

WETTERAUKREIS. Der Hessische Bauernverband setzt seine Imagekampagne fort: Am Beispiel der "Erzeugergemeinschaft für hessische Qualitätskartoffeln" zeigt der Bauernverband am 23. Oktober in Wölfersheim, welche Anstrengungen derzeit unternommen werden, von der Saat bis zur Vermarktung das Angebot an landwirtschaftlichen Produkten zu bündeln und zu steuern.

Deutlich werden soll dabei, daß der Bauernverband die regionalen Konzepte zur Direktvermarktung unterstützt. Denn der Absatz anonymer Massenware wird zunehmend schwieriger, weil der Verbraucher immer mehr nach regional erzeugten landwirtschaftlichen Produkten fragt und deshalb auch der Absatz durch die direkte Vermarktung steigt.

Eröffnet wird das Kartoffelfest am Freitag, 23. Oktober, ab 11 Uhr im bäuerlichen Betrieb von Hermann Hofmann im Wölfersheimer Ortsteil Södel. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des hessischen Bauernverbandes wird gezeigt, wie Kartoffeln geerntet und gelagert werden. Anschließend werden bäuerliche Eigeninitiativen bei der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte vorgestellt, so auch die aus integriertem Anbau stammende Qualitätskartoffel "Hessenknolle". Außerdem werden noch die Absatz- und Vermarktungsmethoden der Erzeugergemeinschaft für hessische Qualitätskartoffeln dargestellt. str

an Ingrid Scheithauer

Liebe Ingrid, folgend der Teil des Bubis- Interviews, der Dich besonders interessieren dürfte.

Gruß

Karl-Heinz

FR: Herr Bubis, ich darf ganz schnell noch zwei Fragen, kurze Fragen, zu etwas anderem stellen.

Bubis: Ja.

FR: Sie sind ja auch Vorsitzender des Rundfunkrates.

Bubis: Richtig.

FR: Der Bericht des Landesrechnungshofes, wissen Sie schon ungefähr, was da drinsteht?

Bubis: Nein. Der ist gestern beim Intendanten abgegeben worden, in genügenden Exemplaren für alle Rundfunkratssmitglieder. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß dieser Bericht der Presse immer früher bekannt wird, wie den Rundfunkräten. Ich habe bewußt mir, früher hat der Vorsitzende es zuerst bekommen, sofort bekommen, ich wollte es gar nicht haben. Aber wir werden am 22., wird der Rundfunkrat am 22. Oktober darüber debattieren. Und da will ich vom Intendanten, daß er schon eine Woche vorher das zuschickt. Der Bericht soll über 200 Seiten haben, dann kann man auch nicht zumuten, daß das als Tischvorlage kommt, das wäre ein bißchen spät. Obwohl, wie ich gehört habe, die ersten 25 Seiten relevant sein sollen. Ich habe gehört, nicht vom Rundfunk, sondern von der Presse habe ich bereits das gehört, daß die ersten 25 Seiten relevant sein sollen und hinten nur noch praktisch Anhang ist. Aber was wirklich drinsteht . . .

FR: Wie schätzen Sie denn die Stimmung im Rundfunkrat ein?

Bubis: Die Stimmung im Rundfunkrat, die Stimmung im Hause ist nicht gut.Das ist generell nicht gut. Man mag stehen, wie man will, man die Dinge beurteilen, wie man will. Leider herrscht im Moment im Hause Hessischer Rundfunk keine gute Stimmung. Jetzt habe ich mich sehr vorsichtig ausgedrückt. Ich werde von Angestellten, von Beschäftigten des Hessischen Rundfunks, die völlig unverdächtig sind, illoyal zu sein gegenüber dem Haus, im Gegenteil, die aus Loyalität zum Haus zu mir kommen und sagen, wir haben eine Atmoshäre, in der wir so gar nicht mehr arbeiten können. Und der ständige Streit, der sich, das hat es früher auch nicht gegeben, zwischen Betriebsrat und der Geschäftsleitung abspielt. Das alles hat es . . .

FR: Glauben Sie, daß der Intendant bleiben kann?

Bubis: Ich glaube schon, daß er seine Amtszeit, die noch knapp anderthalb Jahre andauert, ich glaube schon, daß er bleiben wird. Für eine Abwahl bedarf es einer Zweidrittelmehrheit des Rundfunkrates. Ich sehe keine Zweidrittelmehrheit, ich sehe eine Zweidrittelmehrheit, die mit ihm nicht zufrieden ist, aber ich sehe keine Zweidrittelmehrheit, die bereit wäre auch abzuwählen, die sehe ich nicht

"Michelsbräu" steht jetzt ein Arbeitskampf bevor Angebot der Firmenleitung niedriger als Tarifvertrag

BABENHAUSEN. "Michelsbräu" in Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) steht vor einem Arbeitskampf: In einer Urabstimmung votierten 93,2 Prozent der Belegschaft der Brauerei für einen unbefristeten Streik, um der Forderung nach Lohnerhöhungen gemäß des hessischen Brauerei-Tarifvertrags Nachdruck zu verleihen.

Der Tarif gilt seit 1. September, wurde aber von der "Michelsbräu" nicht übernommen, weil das Unternehmen, das laut Gewerkschaft und Firmenleitung derzeit keineswegs Absatzprobleme hat, Ende 1991 aus dem zuständigen Arbeitgeberverband ausgetreten ist.

Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) sind von den 37 Beschäftigten des Familienbetriebs 90 Prozent Gewerkschaftsmitglieder. Der für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständige NGG-Landesbezirk kündigte an, beim Hauptvorstand den unbefristeten Ausstand zu beantragen.

Der Konflikt entzündete sich, als die Michelsbräu-Geschäftsführerin und Inhaberin Susan Schubert das Angebot vorlegte, den Brauern und übrigen gelernten Beschäftigten eine Mehrzahlung von insgesamt 1000 Mark, verteilt auf die Laufzeit von einem Jahr, zu gewähren. Das sind 1600 Mark weniger als für diese Lohngruppe im hessischen Tarifvertrag vereinbart - die Tarifpartner hatten sich auf Einkommenssteigerungen von 5,8 Prozent (monatlich 200 Mark mehr plus denselben Aufschlag beim 13. Monatsgehalt) verständigt.

Die Fronten blieben auch verhärtet, als sich der NGG-Landesbezirksvorsitzende Hans Volpp einschaltete und in einem persönlichen Gespräch mit der Geschäftsleitung keine Annäherung der Positionen erzielen konnte. Die promovierte Juristin Schubert zeigte sich nicht bereit, einen Haustarifvertrag abzuschließen, sondern beharrte auf einzelvertraglichen Regelungen.

"Aufgrund der unbeweglichen Haltung der Firmenleitung sind die Arbeitnehmer entschlossen, Flagge zu zeigen", verkündete die NGG daraufhin in einer Mitteilung. Der "Frust" der Belegschaft, so berichtete NGG-Landessprecher Erich Zibotke, schäume allmählich über.

Einen Tag vor der Urabstimmung erhöhte die Inhaberin im Gespräch mit dem Betriebsrat ihr Angebot auf 1950 Mark (Aufbesserung der 13 Monatsgehälter um je 150 Mark). Auf Anfrage der FR sagte Susan Schubert: "Das ist das Äußerste, dabei wird es bleiben". Sie sei schließlich "nicht auf einem türkischen Basar." Schubert äußerte die Erwartung, daß es in dieser Woche nochmals zu Verhandlungen und am Ende zu einer Einigung komme.

Ihre harte Position begründet die Geschäftsführerin mit der Konkurrenzsituation gegenüber den Großbrauereien und der "Gefahr, daß wieder eine kleine Brauerei vom Markt verschwindet": "Michelsbräu" müsse sich bei Lohnerhöhungen an der Produktivität orientieren.

Die Babenhäuser Firma könne mit dem Maschineneinsatz der Konzerne nicht mithalten, die vergleichsweise mit ihren Belegschaften das Zehnfache an Biermengen produzierten. Michelsbräu stößt jährlich 33 000 Hektoliter Bier aus und erzielt eine Jahresumsatz von 7,5 Millionen Mark.

Schubert sieht bei der jetzigen Tarifauseinandersetzung den Erhalt von Arbeitsplätzen "am Ort" (die Beschäftigten "können mit dem Fahrrad zum Betrieb fahren") gefährdet. Das Unternehmen habe zudem gerade in einen neuen Flaschenkeller und in die Umstellung auf die umweltfreundlichen Energieträger Gas und Leichtheizöl investiert.

Das Familienunternehmen, das sich 1982 durch die Zahlung eines Ablösebetrags in Millionenhöhe von der Binding-Brauerei trennte ("eine Entscheidung für mehrere Generationen", so Susan Schubert), besitzt noch eine Mälzerei in Bamberg und eine Brauerei in Bayern.

JÖRG FEUCK

Vilbels CDU für Kreisel an Theodor-Heuss-Straße

BAD VILBEL. Für einen Verkehrskreisel an der Einmündung der Dortelweiler Theodor-Heuss-Straße in die B 3 macht sich die CDU-Fraktion im Stadtparlament stark. Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz kündigt für die nächste Stadtverordnetenversammlung an, die CDU werde einen entsprechenden Prüfungsantrag an den Magistrat einbringen.

Die Bedeutung der Dortelweiler Erschließungsstraße werde mit den neuen Wohngebieten und dem neuen Gewerbe weiter steigen, argumentiert die Union. Ein Kreisverkehr erscheine ihr als "besonders geeignet, den Verkehr aus Karben am Ortseingang sanft abzubremsen und gleichzeitig ein reibungsloses Ausfahren aus der Theodor-Heuss-Straße zu ermöglichen".

Diese Maßnahme, so Josef Maetz, passe auch gut zur geplanten Rückstufung der Bundesstraße 3. Der Kreisverkehr biete mehr Sicherheit und lasse sich auch optisch ansprechend gestalten. mu

Bundesbahn bittet wegen Baulärm um Verständnis

WETTERAUKREIS. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (13. zum 14. Oktober) muß entlang der Bahnstrecke von Beienheim nach Nidda wegen Gleisbauarbeiten mit Lärmbelästigungen gerechnet werden. Die Deutsche Bundesbahn bitte die Bevölkerung um Verständnis. str

Familien-Bildungsstätte hilft Kindern in Litauen

WETTERAUKREIS. Die Evangelische Familien-Bildungsstätte Friedberg/Bad Nauheim möchte mit Kleiderspenden den 5 bis 13 Jahre alten Bewohnern eines Kinderheimes in Vilnius (Litauen) durch den kalten Winter helfen.

Gebraucht werden insbesondere Schuhe, Stricksachen und Anoraks. Den Transport der Garderobe wird der Wetteraukreis übernehmen. In Vilnius wird eine Lehrerin der deutsch-litauischen Gesellschaft dafür sorgen, daß die Kleidung unverzüglich an die blinden und behinderten Kinder des Heimes verteilt werden, die oft nur wenig oder keinen Kontakt zu ihren Eltern und Verwandten haben. Von der Familien-Bildungsstätte wird Ingrid Starke die Aktion begleiten und die Sachen sammeln. Wer ihr helfen will, kann sie unter der Rufnummer 0 60 31 / 9 19 76 erreichen.

Die Kinderkleidung kann bei der Evangelischen Familienbildungsstätte in der Frankfurter Straße 34 in Bad Nauheim von Montag bis Mittwoch (19. bis 21. Oktober) jeweils von 8 bis 13 Uhr abgegeben werden. Weitere Informationen gibt die Bildungsstätte unter Tel. 0 60 32 / 3 33 43. str

Bei Pasta und Paella an den Urlaub denken

BAD NAUHEIM/FRIEDBERG. 13- bis 17jährige können jetzt mit der Evangelischen Bildungsstätte Friedberg an drei Nachmittagen (jeweils drei Stunden) verschiedene Spezialitäten aus den beliebtesten Reiseländern zubereiten und in netter Runde über ihre Urlaubserinnerungen plaudern.

Der Kursus beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 15 Uhr in der Bildungsstätte in der Frankfurter Straße 34 in Bad Nauheim. Anmeldungen werden bis zum 19. Oktober von der Bildungsstätte in der Kaiserstraße 167 in Friedberg montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76 entgegengenommen. str

Görlach spricht über Chancen junger Europäer

BUTZBACH. Über die Zukunftschancen junger Europäer referiert der in Butzbach lebende Europaabgeordnete Willi Görlach (SPD) am Freitag, 13. November, 8.30 Uhr, im Butzbacher Bürgerhaus. Anschließend dürfen die eingeladenen 90 Primaner mit ihm diskutieren. Zu der Veranstaltung, an der auch interessierte Bürger teilnehmen können, lädt die Europa-Union ein. str

Stephan Kolb spricht über Einwanderer in Israel

BAD NAUHEIM. Über die Situation der russischen und äthiopischen Einwanderer in Israel referiert der Buchautor Stephan Kolb am Dienstag, 20. Oktober, ab 19.30 Uhr im Haus der Buber-Rosenzweig-Stiftung in der Otto-Weiss-Straße 1 in Bad Nauheim. Kolb ist Autor des Buches "Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden".

Zu dem Vortrag lädt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau ein. Eintritt wird nicht erho- ben. str

Volkshochschule lehrt die Aktfotografie

WETTERAUKREIS. Die Volkshochschule bietet an drei Samstagen einen Einführungskurs in die künstlerische Aktfotografie an. Er findet am 24. Oktober, 7. und 21. November, jeweils zwischen 10 und 17 Uhr, in der Friedberger Burg statt. Anmeldungen nimmt die VHS unter Tel. 0 60 31 / 8 38 41 entgegen. str

Ortsbeiräte behandeln Entwürfe zum Haushalt

BAD NAUHEIM. Mit dem 3. Nachtragshaushalt 1992 und dem Haushaltsentwurf 1993 beschäftigen sich die Mitglieder des Steinfurther Ortsbeirates am morgigen Dienstag, 13. Oktober, von 20 Uhr an in der alten Schule des Bad Nauheimer Stadtteils. Weiterer Tagesordnungspunkt: Für einige noch unbenannte Straßen im Neubaugebiet Ölberg werden die Mitglieder des Stadtteil-Gremiums Namen suchen. Die Sitzung des Ortsbeirats ist öffentlich.

Mit dem Entwurf des Nachtragshaushalts und dem Haushalt 1993 wird sich auch der Ortsbeirat der Kernstadt beschäftigen. Das Gremium tagt am kommenden Freitag, 16. Oktober.

Die Ortsbeiräte treffen sich dabei außerplanmäßig um 19 Uhr an der Burgpforte, da die Parlamentarier zunächst noch einige Straßenlaternen in Augenschein nehmen werden. Interessierte Bürger können an der Sitzung teilnehmen. str

Salzsieder-Schädel reizt zu Sparkassenbesuch Ausstellung über die "Kelten in Wetterau und Vogelsberg" / Donnerstag Vortrag

FRIEDBERG/Bad NAUHEIM. Die "Kelten in Wetterau und Vogelsberg" heißt eine Ausstellung, die ab heute elf Tage lang in der Sparkasse Friedberg zu sehen ist. Gezeigt werden der Schädel eines Salzsieders und zahlreiche Gegenstände, mit denen die Kelten einst in der Wetterau Salz gewannen. Außerdem sind ein Siedeofen und das Modell einer Salzgewinnungsanlage dargestellt. Allgemeine Erläuterungen zu den Kelten in der Region, die einst auch die Höhenfestung auf dem Glauberg schufen, fehlen ebenfalls nicht.

Wer mehr über die seit dem ersten Jahrhundert in der Wetterau und im Vogelsberg ansässigen Kelten wissen will, der sollte sich den kommenden Donnerstag, 15. Oktober, merken. Dann wird ab 20 Uhr in der Stadthalle Friedberg Dr. Uwe Vogt von der Universität Marburg über das Thema referieren und die Ergebnisse der jüngsten Grabungen in Bad Nauheim - auch bildlich - vorstellen.

Die heutige Kurstadt soll nach neueren Erkenntnissen vor 2000 Jahren ein europäisches Zentrum der Salzgewinnung gewesen sein. Die Kelten kochten die in Bad Nauheim entlang der Usa an die Oberfläche tretende Sole zu festen Salzkuchen ein.

Durch die Grabungen auf dem Gelände des abgerissenen Hilberts Parkhotels in Bad Nauheim, die in diesem Herbst fortgesetzt werden, konnten erstmals die Siedeöfen der keltischen Saline detailliert erforscht werden. Darüber hinaus war es aufgrund der groß angelegten Grabungsfläche möglich, auch die räumliche Verteilung der Öfen zu erfassen und Aufschlüsse über die Produktionsabläufe bei der Salzherstellung zu gewinnen.

Die Ausstellung "Kelten in Wetterau und Vogelsberg" entstand durch die Zusammenarbeit der Sparkasse Wetterau mit dem Friedberger Geschichtsverein, dem Verein Niddaer Heimatmuseum, dem Geschichtsverein Nieder-Mörlen und der Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim. Mitte Dezember wird die Sparkasse noch eine etwa 50 Seiten dicke Publikation herausgeben. str

Guntram Vesper liest in Hirzenhain

HIRZENHAIN. Aus seinem neuesten Werk liest der Schriftsteller Guntram Vesper am Mitwoch, 28. Oktober, ab 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Hirzenhain.

Der 1941 geborene Sohn eines Landarztes in der sächsischen Kleinstadt Frohburg, kam 1957 über West-Berlin in die Bundesrepublik, wo er als Hilfsarbeiter, Heimschüler und Student sich verdingte. Heute lebt der Autor von Romanen und Gedichten in Göttingen und in Steinheim am Vogelsberg.

Vesper wurde bereits mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt. In diesem Jahr gründete Vesper die Freie Akademie der Künste in Leipzig mit. str

Fünf Einsätze innerhalb von zehn Tagen: Ein Pyromane hält die Feuerwehr in Usingen-Michelbach auf Trab Brandstifter schlug erneut zu Tatort wieder Scheune / 40 000 Mark Schaden / Fahndung läuft

USINGEN. Im Usinger Stadtteil Michelbach grassiert die Angst vor einem gefährlichen Brandstifter. In der Nacht zum Samstag fiel erneut eine Scheune hinter der Hubertusstraße den Flammen zum Opfer. Fünf Schafe konnten selbst vor den Flammen fliehen. Erst eine Woche zuvor hatten drei Reitpferde und eine Ziege nur durch eine spektakuläre Rettungsaktion aus einer 100 Meter entfernt gelegenen, brennenden Scheune gerettet werden können.

Für Polizei und Feuerwehr steht außer Zweifel, daß im 365 Einwohner zählenden Stadtteil Michelbach ein Pyromane sein Unwesen treibt. Für die Wehrleute war der vierstündige Einsatz in der Nacht zum Samstag der fünfte binnen zehn Tagen. Neben den beiden genannten spektakulären Bränden hatten sie vor wenigen Tagen noch ein drittes, kleines Feuer in einer Scheune an der Hubertusstraße löschen müssen: Damals hatten Unbekannte einen Kunststoff-Gegenstand in der Tenne entzündet. Außerdem wurde die Feuerwehr noch zweimal per Telefon zu angeblich in Flammen stehenden Scheunen an der Hubertusstraße gerufen, als in Wahrheit nichts brannte.

Bei dem jüngsten Feuer in der Nacht zum Samstag entstand nach Angaben von Stadtbrandinspektor Heinz Dienstbach ein Schaden in Höhe von rund 40 000 Mark. Die diesmal betroffene, acht mal zehn Meter breite und vier Meter hohe Scheune wurden weitgehend zerstört. Neben den freilaufenden Schafen waren darin Heu, Stroh und Holz untergebracht. Nur eine kleine, als Stall genutzte Ecke des Gebäudes konnte gerettet werden.

Die Feuerwehren aus Usingen und Michelbach waren mit rund 50 Leuten und sechs Fahrzeugen im Einsatz.

Die Suche der Polizei nach dem oder den Brandstiftern läuft unterdessen auf Hochtouren. "Auch die Bevölkerung ist sehr wachsam", ergänzt Stadtbrandinspektor Heinz Dienstbach, "aber sie ist auch beängstigt. Es ist so schon sehr schlimm." che

Tahiti - oder wie man bei der Zeitung zum Bauchtanz kommt

BAD HOMBURG. Ein letzter Termin noch, dann ist die Hälfte vom Wochenend-Dienst geschafft. Denke ich, als ich am frühen Samstag abend die Redaktion verlasse und mich auf den Weg in den Kurpark mache.

Im neuen Golfhaus soll eine Soirée Tahiti stattfinden, angerichtet von einer Agentur für Touristikwerbung aus Frankfurt. Exotische Eindrücke aus der Südsee, farbenprächtige Dias, tahitianische Tänzer/innen, pazifisch-kulinarische Genüsse, während draußen im Kurpark herbstlich die Blätter welken.

Die Veranstalter klotzen: Sie haben die Anfang Juli gewählte Miß Tahiti, ganze 21 Jahre jung, bemüht. So etwas sieht man in der Kurstadt nicht alle Tage. Tania Nobli strahlt für ihr Land. Braune Haut, weiße Zähne, lange Haare, eben wie man sich eine tahitianische Schönste vorstellt. Zum ersten Mal in Deutschland, frösteln sie und ihre Freunde etwas angesichts des herbstlichen Klimas, wie sie berichtet.

Ein Begrüßungstrunk zum Auftakt, die Vertreter der verschiedenen Reiseunternehmen plaudern. Es folgt eine Dia-Show, die Lust aufs Verreisen weckt. Was ja auch Sinn und Zweck des Ganzen ist. Jetzt noch die tanzenden "Huriama" aus Tahiti, und dann in den verdienten Feierabend. Die Künstlergruppe "Huriama" werde die Gäste verzaubern, verspricht die Einladung.

Ich sitze in einer der hinteren Reihen, als neutraler Beobachter sozusagen. Doch die Veranstalter bitten die vorderen Gäste, weiter nach hinten auszuweichen, um für die Tanzgruppe Platz zu machen. So befinde ich mich plötzlich in der ersten Reihe - an vorderster Front, wie sich gleich herausstellt. Das Unglück nimmt seinen Lauf.

Bei dumpfen Trommel-Rhythmen und melodisch-melancholischem Gesang zeigen die Tänzer ihr Können. In ständig neuen Bewegungen und Schritten tanzen drei Frauen und zwei Männer mal schnell und hart, mal langsam und weich. Die Musik wird immer leiser und verstummt schließlich.

Als ich gerade denke, die Tänze seien zu Ende und der Abend für mich gelaufen, passiert es: Ich werde aufgefordert, die Rolle des passiven Zuschauers aufzugeben und mitzutanzen. Eine der braunen Schönheiten ergreift meine Hand und zieht mich auf die Tanzfläche. Ablehnendes Gestammel und Kopfschütteln imponieren ihr nicht.

Die Musik setzt wieder ein, und unter Trommelwirbel bedeutet mir meine Dame, es ihr gleichzutun. In die Knie soll ich gehen und mit der Hüfte kreisen. Obwohl ich kaum jemals die Gelegenheit hatte, diese Kunst überhaupt nur zu beobachten. Immer schneller kreist meine Leibesmitte, und immer näher kommt meine ebenfalls mit den Hüften schwingende Partnerin. Das Publikum hat seine helle Freude.

Doch alles hat ein Ende, und mit einem lieblichen Lächeln auf den Südsee-Lippen bedankt sich die Tahitianerin, die mich für einige Minuten ins Unglück gestürzt hat. Schwacher Trost: Noch mehr der Geladenen verfielen dieser Art von Südseezauber.

Übrigens, wenn Ihnen im Reisebüro demnächst Tahiti empfohlen wird, dann wissen Sie: Der Bauchtanz hat schon ganz andere Gemüter beeindruckt. Auch ohne Baströckchen. teb

Frauen-Fußball-Oberliga An Tabellenspitze gestürmt SV Flörsheim nach Sieg in Wölfersheim morgen im Pokal tätig

Noch feiern gingen am Samstagabend in der Wetterau die Spielerinnen des Fußball-Oberligisten SV 09 Flörsheim. Mit einem klug herausgespielten 1:0 (1:0)-Auswärtserfolg beim gestürzten Spitzenreiter TSG Wölfersheim eroberten sich die Schützlinge von Trainer Winkler mit stolzen 9:1-Punkten den Platz an der Sonne. Der Neuling aus der Wetterau, bisher ohne Verlustpunkt, scheiterte immer wieder an der nach wie vor ohne Gegentreffer (!) in den bisherigen fünf Spielen bleibende Flörsheimer Abwehr.

Der Siegeszug der SV-Frauen kommt um so überraschender, fehlen doch mit Libera Birgit Hense und Regisseurin Kerstin Höhl seit Wochen zwei Top-Spielerinnen. Flörsheim hat damit bereits die zwei hohen Auswärtshürden Hungen und Wölfersheim genommen, kann in der Rückrunde (voraussichtlich wieder mit den Frauen Höhl und Hense) jeweils zu Hause alles klar für den Hessenmeistertitel und die damit verbundene Bundesliga-Aufstiegsrunde machen.

In Wölfersheim kehrte Verteidigerin Fabiola van Heek ins Team zurück. Sie hatte ebenso wie ihre Abwehr-Kolleginnen Schwerstarbeit zu verrichten. Im Mittelpunkt der oft zu stürmischen Bemühungen der balltechnisch überlegenen Gastgeberinnen stand SV-Torfrau Elke Ringel. "Die Elke hat uns Sekunden vor Schluß wieder einmal den Sieg mit einem tollen Reflex gerettet", lobte Abteilungsleiter Karlheinz Hochgesand die seit Wochen in Glanzform spielende Schlußfrau. Das "goldene Tor" markierte Heike Herbstritt nach genau halbstündiger Spielzeit. Eine genau getimte Flanke von Sabine Gangolf drückte Heike Herbstritt aus neun Metern Entfernung ins Netz. Anschließend verließ sich der Gast vom Main nur aufs Kontern, von denen in der Schlußphase zwei fast noch zu weiteren Treffern durch Sabine Gangolf und Heike Herbstritt geführt hätten. "Wölfersheim hatte zuvor 8:0-Punkte und unglaubliche 18:2-Tore. Das zeigt die Superleistung unserer Abwehr", strahlte Hochgesand. Als absoluter Glücksgriff für den nun heißen Bundesliga-Aspiranten erwies sich bisher Heike Höntsch auf der ungewohnten Libera-Position. Die etatmäßige Torjägerin hält die Abwehr toll zusammen. Nun tanzt Flörsheim gleich auf drei Hochzeiten: Neben der Oberliga bestimmt der Pokal den Rhythmus. Am morgigen Mittwoch erwartet der SV (20 Uhr) auf eigenem Platz im Bezirks-Halbfinalspiel den Landesligisten Limburg- Lintern. Außerdem steht noch der DFB- Pokal (in Duisburg) an, aber zunächst gilt die volle Konzentration dem nächsten Meisterschafts-Heimspiel am Samstag (bereits um 15 Uhr) gegen den Nachbarn Wiesbaden-Schierstein. jo

Zweite Handball-Bundesliga, Männer Manfred Freisler fehlt an allen Ecken und Enden

Wiesbaden - Erlangen 19:19 (7:6) Meister werden ist schon schwer, den Titel verteidigen noch viel mehr. An dieser alten Weisheit haben derzeit die "Nachbarn" SG Wallau/Massenheim und der klassentiefere, letztjährige Zweitligameister Eintracht Wiesbaden zu knabbern. Beide Teams rangieren nur im Mittelfeld, die Eintracht aus der Landeshauptstadt mußte mit dem sogar noch glücklichen 19:19 (7:6) gegen Spitzenreiter CSG Erlangen das dritte aufeinanderfolgende Spiel ohne Sieg registrieren. Platz sieben mit 6:4-Punkten lassen jedoch noch Hoffnungen auf wieder bessere Zeiten, bei lediglich zwei Zählern Rückstand zu Erlangen, aufkommen.

Trainer Manfred Bengs verschloß jedoch nicht die Augen vor der Angriffsmisere, in dem der zurückgetretene Manfred Freisler an allen Ecken und Enden vermißt wird. "Freisler wird nur bei einer Verletzung im Rückraum ein Comeback feiern. Notfalls müssen wir diese Spielzeit als Übergangsjahr ansehen", meinte Bengs. Symbolisch für die schwache Verfassung der Wiesbadener: Der mit vielen Vorschußlorbeeren bedachte Ex-Gelnhäuser Christoph Klotz kam erst in der 40. Minute wieder aufs Parkett. Immerhin erzielte der nervenschwache Ex-Torjäger mit vier Treffern noch neben dem agilen Schulze (5) die meisten Eintracht-Tore. Wiesbaden führte bis zur 45. Minute ständig, geriet aber in der Schlußphase mit 16:19 in Rückstand. Erst ein toller Endspurt in den beiden Schlußminuten bescherte noch das 19:19 durch Suttner auf den allerletzten Drücker. jo.

Wallau/Massenheim verliert zwei Punkte und einen Spieler Schwalb fällt länger aus Neun Tore von Jürgen Hartz zum Sieg der Niederwürzbacher

Der Deutsche Handball-Meister SG Wallau/Massenheim stellt derzeit nur Mittelmaß dar. In der von nur 1600 Zuschauern besuchten Homburger Sporthalle unterlag er dem TV Niederwürzbach zwar unglücklich mit 19:21 (8:9), aber die Schuld für die Niederlage - Wallau hatte zweimal schon mit drei Treffern Vorsprung geführt - lag an vielen individuellen Fehlern.

"Man soll nicht nur die Schuld bei den oft merkwürdig pfeifenden Schiedsrichtern suchen. Natürlich waren 2:9 Siebenmeter zuviel des Guten, aber trotzdem hätten wir den Sack zumachen müssen", kritisierte Wallaus Trainer Heiner Brand den fehlenden "Killerinstinkt" in den Schlußminuten. Der große Pechvogel war Ralf Heckmann, der sich in der Schlußphase vier folgenschwere Patzer erlaubte.

Heckmann mußte für den bereits im ersten Abschnitt zwölf Minuten pausierenden Martin Schwalb einspringen. Der SG-Torjäger schien zu Beginn der zweiten Hälfte die Saarländer mit drei Treffern in Folge im Alleingang zu bezwingen, ehe eine Achillessehnenreizung Schwalb zum endgültigen Aufgeben zwang. "Nun müssen wir wohl einige Zeit ohne ihn auskommen", verkündigte Manager Ströhmann die zweite Hiobsbotschaft für die mitgereisten SG-Fans.

Schwalb selber befürchtet sogar einen Achillessehnenabriß, wenn er nicht sofort eine längere Pause einlegt. "Mein Freund Michael Roth hat letztes Jahr trotz einer Reizung unbedingt weiterspielen wollen. Kurz darauf ist trotz aller ärztlicher Kunst die Sehne gerissen, war die ganze Saison futsch. So weit will ich es nicht kommen lassen", sagte der angehende Journalist, der in den nächsten Spielen auf den Presseplätzen Platz nehmen wird.

Wie sehr Wallau Schwalb vermissen wird, unterstrichen seine fünf Treffer trotz nur geringer Spielanteile. Niederwürzbach konnte sich so in der Schlußphase mit einer Doppeldeckung durch Hartz und den Schweden Olsson gegen den fast abgemeldeten Kaellman (3) konzentrieren.

"Eine Topleistung von Hartz", lobte TVN-Coach Lommel den Managersohn auch für seine Angriffsleistungen. Alleine neunmal überwand der Jung-Nationalspieler den gut disponierten SG-Keeper Hofmann, der am Ende trotz zweier gehaltener Siebenmeter mit leeren Händen dastand. Hartz erzielte alleine sieben Strafwurftore, davon fünf in den letzten zehn Minuten.

Für Wallau waren erfolgreich: Schwalb (5/2), Kaellman, Schoene (je 3), Beuchler, Stoschek, Heckmann und Oster (je 2). Beim Sieger verdiente sich neben Hartz (9/7) der frühere Hüttenberger Olsson (4) mit vielen gut getimten Anspielen sowie der letztes Jahr noch beim Zweitligisten TV Gelnhausen spielende Kordowiecki (4) die besten Noten.

"Wir haben glücklich gewonnen, aber mit dieser hervorragenden Moral beißen hier noch andere Spitzenteams auf Granit", versprach TVN-Trainer Lommel den gebeutelten Gästen. Deren Manager Ströhmann sieht (noch) keinen Grund zur Panik: "Die Liga ist so ausgeglichen wie noch nie besetzt. Da kann jeder jeden schlagen." HANS ECKE

Ureinwohner wollen ihr eigenes Amerika wiederentdecken Proteste gegen "Erste Welt" zum Jahrestag der Kolumbus-Landung / "Keine Hungerlöhne, sondern Ausrottungslöhne" Von unserem Redaktionsmitglied Stephan Hebel

SANTO DOMINGO, 11. Oktober. 500 Jahre nach Ankunft von Christoph Kolumbus in der Karibik stehen sich die unterschiedlichen Bewertungen der "Entdeckung Amerikas" unversöhnlich gegenüber. Während viele Regierungen Lateinamerikas die Landung Kolumbus' am 12. Oktober 1492 als "Begegnung der Kulturen" feiern, denken vor allem indianische Ureinwohner an Massaker und Vertreibungen, die sie den spanischen Eroberern und deren Nachfolgern vorwerfen.

Besonders die Regierung der Dominikanischen Republik nutzt den Jahrestag zu einem festlichen Spektakel. Der eigens errichtete "Leuchtturm des Kolumbus", der offiziellen Angaben zufolge knapp 40 Millionen Mark, nach seriösen Schätzungen das Vierfache, gekostet hat, soll am heutigen Montag ein riesiges Lichtkreuz an den Himmel werfen. Studentengruppen, Gewerkschafter und Bürgerinitiativen wollen indes ihre Proteste gegen die "fortdauernde Ausbeutung" fortsetzen, unter anderem mit einem "Kreuzweg" zum Gedenken an die Opfer der Eroberung.

Protestveranstaltungen finden auch in anderen Ländern Lateinamerikas statt. In der nicaraguanischen Hauptstadt Managua geht das "Kontinentale Treffen des Widerstandes von Eingeborenen, Schwarzen und Volksgruppen" mit einem "Marsch für das Leben" und einem "Konzert für die Würde von Mutter Erde" zu Ende. Sechs Tage lang hatten mehrere hundert Delegierte aus ganz Nord- und Südamerika über Alternativen zu ihrer Existenz am Rande der amerikanischen Gesellschaften diskutiert. Als Ziele wurden in einem Arbeitspapier des Konferenzsekretariats unter anderem genannt:

- die "historische Erinnerung wiederzuerlangen", - einer "breiten Volksbewegung für die Selbstentdeckung unseres Amerikas" Impulse zu geben,

- "pluralistische und demokratische Alternativen zu den unterdrückerischen und ausbeuterischen Bedingungen" zu fördern,

- "Handelnde und Subjekte unseres eigenen Schicksals" zu werden durch Stärkung und Zusammenarbeit der bestehenden Gruppen.

Rigoberta Menchu, Führungsmitglied der guatemaltekischen Bauernorganisation CUC, hatte wie viele andere Redner vor allem die neoliberale Wirtschaftspolitik der "Ersten Welt" und zahlreicher Regierungen auf dem ganzen Kontinent für Armut, Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Mißachtung traditioneller Kulturen verantwortlich gemacht. "Wir reden nicht mehr von Hungerlöhnen", sagte sie, "sondern von Ausrottungslöhnen". Die 33jährige Indianerin, die mehrere Angehörige durch Todesschwadronen und Militäreinsätze verloren hat, appellierte an die Delegierten, den "würdigen Kampf" für Menschenrechte, für die Anerkennung der eigenen Identität von Ureinwohnern und Minderheiten sowie für "Harmonie mit Mutter Erde und Mutter Natur" auch nach dem Jahrestag fortzusetzen. Sie wies auch darauf hin, daß der Kampf der Ureinwohner nur Erfolg haben könne, wenn er gemeinsam mit den Nachfahren der afrikanischen Sklaven und mit sozial benachteiligten Abkömmlingen der weißen Eroberer geführt werde. Einige Indianer-Organisationen, die eine enge Zusammenarbeit mit Schwarzen und Weißen ablehnen, waren dem Kongreß ferngeblieben.

Die Mapuche-Indianerin Ana Yao aus Chile verwies darauf, daß Menschenrechte und Demokratie ohne Verbesserung der sozialen Lage nicht zu erreichen seien. In Chile lägen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung bei 60 Prozent. "Wie kann man da von Zivilisation und Demokratie reden?", fragte sie.

Das Kongreß-Sekretariat legte zur sozialen Lage Zahlen vor: 55 Millionen Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikaner seien unterernährt, 30 Prozent hätten keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten, von 100 Schulanfängern beendeten 56 nicht einmal die Grundschule, 13,7 Millionen Wohnungen fehlten. Um das zu ändern, seien, so hieß es, 282 Milliarden Dollar nötig - zwei Drittel der bis 1990 aufgelaufenen Auslandsschulden. Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel erinnerte denn auch an die "Herausforderung, darüber nachzudenken, was wir gegen die Systeme der Vorherrschaft der Auslandsschulden tun können".

Zweifel wurden am Willen der Amtskirche laut, sich "auf die Seite der Armen zu stellen". Papst Johannes Paul II., der heute in Santo Domingo die 4. Lateinamerikanische Bischofskonferenz eröffnen wird, hatte am Samstag bei einer Messe in der dominikanischen Hauptstadt die Priester ermahnt, sich nicht von der Kirchenhierarchie zu entfernen oder "ihre pastoralen Orientierungen zu mißachten". Allerdings gibt es auch unter den lateinamerikanischen Würdenträgern Bestrebungen, die praktische Arbeit für die benachteiligten Schichten stärker zu betonen. Wie die Deutsche Presse-Agentur ergänzend meldete, bat der Papst in einer Messe zum Gedenken an 500 Jahre Evangelisierung Amerikas am Sonntag in Santo Domingo um Vergebung für die Sünden gegen die Menschenrechte während dieser Jahrhunderte.

(Kommentar auf Seite 3)

Handball-Bundesligist Wallau-Massenheim vor Mittwochspiel: Keinen Ausrutscher mehr leisten SG erwartet in Rüsselheim starken Aufsteiger aus Flensburg

"Wir haben uns bereits unmittelbar nach unserer unnötigen 19:21-Niederlage beim TV Niederwürzbach in der Kabine zusammengesetzt, dabei habe ich unmißverständlich die zahlreichen individuellen Fehler bei den beiden Auswärtsniederlagen in München und im Saarland aufgezählt", nahm Wallaus Handball- Trainer Heiner Brand seine Schützlinge nach der enttäuschenden Zwischenbilanz (5:5 Punkte) "ins Gebet". "Es war jedoch kein Verriß. In Niederwürzbach wurde im Gegensatz zum Spiel in Milbertshofen wenigstens gekämpft. Aber die Leistungsschwankungen fallen doch bisher ins Auge", hofft Brand auf "Wiedergutmachung" in Form von zwei Punkten beim Mittwoch-Heimspiel gegen den starken Aufsteiger SG Flensburg-Handewitt.

Um 20 Uhr treten beide Teams in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle aufs Parkett. Die SG kämpft gegen das weitere Abrutschen in der Tabelle, nach vorne und hinten ist die Differenz nur äußerst gering. "Noch ist erst ein Siebtel der Runde absolviert. Seine Heimspiele muß man aber einfach gewinnen", meinte ein nachdenklicher SG-Manager Bodo Ströhmann nach dem Reinfall von Niederwürzbach. Noch hat der Deutsche Meister keinen entscheidenden Boden verloren (Lemgo als Team mit den wenigsten Minuspunkten liegt drei Zähler besser), aber ein weiterer Ausrutscher gegen die starken Nordlichter von der dänischen Grenze könnte böse Folgen haben.

Martin Schwalb wird wegen seiner starken Achillessehnenreizung nicht auflaufen können, sein Ausfall bedeutete in Niederwürzbach den Anfang vom Ende. Da kommt es Heiner Brand sicherlich nicht ungelegen, daß mit Martin Baumann (Muskelfaserriß ausgeheilt) ein zusätzlicher Rückraumspieler wieder zur Debatte steht. Schwalb wird derzeit mit Ultraschall, Elektrotherapie und Eis behandelt, eine längere Pause ist absehbar. Ströhmann hofft jedoch spätestens beim Europacupspiel der Landesmeister gegen den rumänischen Meister Universität Craiova auf das Mitwirken des SG-Torjägers. Die erste Partie steigt am 8. November (15.00 Uhr) in der Opelstadt. "Wegen des Rückspiels eine Woche später verhandeln wir noch mit Craiova, wir wollen den Rumänen das Heimrecht abkaufen", versucht Ströhmann "Unmögliches möglich zu machen".

"Bisher hat Craiova noch nie sein Heimrecht verkauft. Craiova ist zu Hause eine Macht", besitzt der Marmorfabrikant nur geringe Hoffnungen, das Rückspiel in die anvisierte Koblenzer Oberwerthhalle verlegen zu können. "Zunächst konzentrieren wir uns ganz auf das schwere Heimspiel gegen Flensburg, die haben zuletzt Essen an den Rande einer Heimniederlage gedrängt", will Brand noch nichts vom Europacup wissen. Gegen die kompakten Norddeutschen mit ihren Stars Coordes (Torjäger), Spielgestalter Schubert (früher Düsseldorf), den Dänen Jörgensen und Kreisläufer Wiemann (zuvor Kiel) wird Heckmann die Chance zur Rehabilitation bekommen. jo

Eintracht Wiesbaden, Handball Merten und Karrer hat es erwischt

Vor fünf Monaten herrschte noch große Freude beim frischgebackenen Handball- Zweitliga-Meister Eintracht Wiesbaden. Erst der am letzten Spieltag hauchdünn verpaßte Erstliga-Aufstieg sowie der Rücktritt von Manfred Freisler ließ die Euphorie abschwellen. Inzwischen ist leider wieder der graue Alltag in der Landeshauptstadt eingekehrt. Beim 19:19- Remis gegen den nach wie vor zwei Punkte besser plazierten Überraschungs- Spitzenreiter CSG Erlangen schrammte die Eintracht (16:19-Rückstand bis zwei Minuten vor Schluß) nur hauchdünn an der ersten Heimniederlage vorbei.

"In Aue muß nun wieder der Knoten nach drei zuvor sieglosen Spielen mit 2:4 Punkten platzen. Aber Aue will als Erstliga-Absteiger am liebsten sofort wieder aufsteigen", fürchtet Manager Heinz Seliger nicht nur die lange Anfahrt ins Erzgebirge. Angesichts von bisher "nur" 6:4 Zählern und Rang 7 kann Seliger kaum mit Resonanz für den obligatorischen Fan-Bus rechnen. Bereits um sechs Uhr müssen sich die Fans an der Elsässer Sporthalle einfinden.

Wiesbaden muß ohne Lutz Merten und Helmut Karrer antreten. Karrer wurde am Montagmorgen am Meniskus operiert. Der Ex-Sulzbacher fällt laut Trainer Manfred Bengs bis Anfang Dezember aus. Noch weitaus schlimmer hat es den vom TV Wicker stammenden zweiten Außenstürmer Lutz Merten erwischt. "Bei Merten ist so ziemlich alles im Bein kaputt. Seine Verletzung ist noch weitaus schlimmer als die beim über ein Jahr ausfallenden Essener Tutschkin. Diese Saison ist definitiv für den Lutz gelaufen. Ich wäre schon froh, wenn er nächste Saison wieder halbwegs mitmischen kann", meinte Bengs nach einer zweiten Operation des unglücklichen Youngsters. Wiesbaden "lahmt" also auf beiden Flügeln. Noch hinkt die Eintracht aber nicht hoffnungslos dem Vorderfeld hinterher. Das könnte aber bei einer Niederlage am Samstagnachmittag in Aue passieren. Trainer Bengs hat schon einmal vorgebaut: "Notfalls müssen wir diese Spielzeit, das Jahr eins nach Manfred Freisler, als Aufbaujahr ansehen. Die Spieler sind zum Teil total nervös und verunsichert. Vielleicht kann man ohne den ganz großen Druck beispielsweise einen Riesenspieler wie Christoph Klotz etwas näher an sein wahres Leistungsvermögen heranführen." jo

High-Tech kann sich Bush nicht mehr leisten

Silicon Valley, wo 1959 der Computerchip erfunden wurde, wo "Apple"- Gründer Steve Jobs vor gut einem Jahrzehnt in seiner Heimgarage den ersten marktfähigen Personal Computer zusammenschraubte. Das Tal der High Technology, wo sich mit Zypressen bestandene Vorstadtstraßen und überschaubare Werkstätten nur 50 Meilen südlich von San Francisco zu einem produktiven Idyll aus sorgenfreiem Wohnen und hemdsärmeligem Arbeiten zusammengefügt haben. Konservatives Land, wo der kreative Entrepreneur der König und die Regierung der Feind des hochtechnologischen Fortschrittes ist. Nicht mehr! Denn die Vorstandsvorsitzenden der großen Computer-Hersteller, die Ingenieure mittelständischer Chip-Produzenten und die findigen Köpfe hinter den kleineren Software-Firmen verlassen in diesen Wahlkampftagen das republikanische Lager wie Ratten das sinkende Schiff. Noch einmal vier Jahre unter einer hilflosen statt hilfreichen Bush-Administration, so der neue politische Konsens in Silicon Valley, das kann sich die US-amerikanische High-Tech-Industrie im Wettbewerb mit Fernost und Europa nicht mehr leisten.

Starke Zweifel an dem Eintreten der Bush-Administration für ihre Belange waren den Führern der US- Computer- und Halbleiter-Industrie gekommen, als die US-Handelsbeauftragte Carla Hills im letzten Jahr die nationale Bedeutung von Computerchips mit denen von Kartoffelchips gleichsetzte. Endgültige Klarheit darüber, daß sie von George Bush nichts mehr zu erwarten hatten, erhielten die Computerchefs, als der Präsident im Januar mit einigen Autobossen, aber ohne Vertreter aus Silicon Valley nach Japan fuhr, wo es dem Präsidenten auch noch in aller Öffentlichkeit übel wurde. "Dies hat unsere Branche in die Fänge von Bill Clinton getrieben", erklärt Gary Bonham von der "Semiconductor Industry Association" das Überwechseln einer ganzen Industrie ins demokratische Lager.

Als auf einer Geschäftskonferenz in Südkalifornien unlängst eine präsidentielle Testwahl abgehalten wurde, stimmten 57 Prozent der anwesenden Computer-Experten für Clinton. Vor vier Jahren waren in dem High-Tech- Korridor am Fuße der San-José-Berge mit der größten Konzentration von Doktoren und Ingenieuren in der Welt und einem der höchsten Lohnniveaus in den USA noch fast 75 Prozent aller Stimmen an George Bush gegangen.

Zu Beginn der 80er Jahre galt Silicon Valley noch als die sich vorschiebende Grenze der Hochtechnologie, an der sich die Cowboy-Mentalität von Computer-Genies und waghalsigen (Venture-) Kapitalisten im Laisser-faire der Reagan-Jahre ungehindert und produktiv entfalten konnte. Erst die Marktverluste bei den Computerchips an die Japaner und die anschließende Rezession haben der High-Tech-Industrie verdeutlicht, daß die sich auf dem Weltmarkt vollziehende Integration von Computer-Hardware, Software, von Telekom-Produkten und Verbraucher-Elektronik nur noch über eine vom Staat koordinierte Zusammenarbeit von Forschung, Entwicklung und Produktion zu leisten ist, will man auf diesen zukunftsträchtigen Sektoren wettbewerbsfähig bleiben. Im Kampf gegen Japan und Europa sind die "sozialistischen" Tabus von gestern so plötzlich zum Rettungsanker für die Zukunft geworden.

Rasch lernfähig treten die Vorständler von Apple, Hewlett Packard, Intel und Xerox nun öffentlich als Anhänger Bill Clintons auf, dem sie ihre Wünsche nach steuerbegünstigten Investitionen und staatlich koordinierter Forschung ins demokratische Wahlkampfprogramm diktiert haben. Im Austausch für ihre großzügigen Spendendollars. George Bush dagegen wird für die Novemberwahlen nicht nur Silicon Valley, sondern auch ganz Kalifornien abschreiben müssen. Dabei hätten die Republikaner für die High-Tech-Industrien gar nicht so viel tun müssen, sagt Gary Bonham. "Ein bißchen ideologische Flexibilität und ein Wandel in der Einstellung gegenüber den High-Tech-Industrien hätten schon genügt."

ROLF PAASCH (Silicon Valley)

Baufälliges Korporalhaus soll restauriert werden

OTZBERG. Das Land Hessen wird das baufällige Korporalhaus auf der Veste Otzberg restaurieren lassen. Damit soll das Museum sich mit der Sammlung zur Volkskunde in Hessen erweitern können.

Finanzministerin Anette Fugmann- Heesing (SPD), die mit ihrer Familie Herbstferien im Odenwald macht, unternimmt heute, Dienstag, einen Abstecher nach Otzberg. Die Landespolitikerin will den Museumsleitern und Sammlern, Gerd J. Grein und Hubert Alles, bestätigen, daß die Finanzierung der Restaurierungsarbeiten gesichert ist. Das Museum wird sich jedoch selbst um den Innenausbau kümmern müssen. fin

Eine Disco mit viel Chlorgeruch in der Nase Tauchsportclub und DLRG rühren im Hallenbad die Werbetrommel für ihre Vereine

MÜHLHEIM. Blitze zucken aus der Lichtorgel im Rhythmus von Rapmusik. Die Mühlheimer Rettungsschwimmer Ralf Neumaier und Andreas Dorn legen als Hobby-DJs runde Silberlinge in den CD-Player. Und im Schwimmbecken mit blauem Wasser so warm wie in der Badewanne planscht das Volk: Eine Disco mit viel Chlorgeruch in der Nase - Abschluß des Tags der offenen Tür im Mühlheimer Hallenbad.

Mit einem "Volkschwimmen für jung und alt" begann der Samstag im Mühlheimer Hallenbad. Die Stadt, die Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und der örtliche Tauchsportclub hatten gemeinsam eingeladen, um die Werbetrommel zu rühren. Der Vorsitzende der rund 350 Mitglieder starken Mühlheimer DLRG, Claus Bühler, erzählt: "Wir wollen auf unsere Spendenaktion aufmerksam machen, die heute angelaufen ist."

DLRG und Taucher appellieren an die Mühlheimer Geschäftswelt, die Vereine finanziell zu unterstützen. "Denn", so sagt Bühler weiter, "für ein neues Einsatzfahrzeug, einen etwa 51 000 Mark teuren Kleinbus, der im kommenden Jahr gekauft werden soll, fehlen noch rund 10 000 Mark." Besonders die Ausrüstung für den Mannschaftstransportwagen kostet laut Bühler viel Geld.

Auch der Tauchsportclub um seinen Vorsitzenden Rolf Richter packte fleißig mit an, um das Hallenbad farbenfroh zu dekorieren.

An einer Wand: ein riesige Poster mit einem weißen Hai und dem Spruch: "Wurde auch Zeit, daß Sie hier mal auftauchen". DLRG-Chef Bühler: "Ein Gag. Das Plakat hängt sonst in unserem Vereinsraum." Beide Vereine nutzten die Gelegenheit, sich vorzustellen. Es gab Schnuppertauchen, Demonstrationsschwimmen und ein Wasserballturnier. Wer in der Halle mit Treibhausklima Durst verspürte, konnte sich am Tresen einen kalten Drink holen. fin

Allzeit gute Fahrt in Gottes Namen Die Schiffer-Tradition von Mainflingen / Drei Schiffe haben dort noch ihren Hafen Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann MAINHAUSEN. Beim Anblick des Mains gerät er ins Schwärmen. "Schon Karl der Große hat von einer Wasserstraße geträumt, die von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer reicht", sagt Karl Steil, Tausendsassa aus der Vereinswelt im Mainhäuser Ortsteil Mainflingen. "Steile-Karl", der in seiner Heimatgemeinde "so bekannt wie ein bunter Hund" ist, wie er erzählt, sieht und hört ein Motorschiff vorbeituckern. "Allzeit gute Fahrt in Gottes Namen", sagt er und erklärt dann, daß so der Gruß der Schiffer laute. Der Ehrenbürger hält den Schifferverein "Sankt Nikolaus" mit auf Kurs. Steil: "Mainflingen hat eine große Tradition als Schifferdorf." "Sankt Nikolaus" Mainflingen wurde am 4. Januar 1909 in der "Mainlust" gegründet - als Standesorganisation der örtlichen Schiffer. Solche Vereine entstanden überall in den deutschen Binnenhäfen. Am Rhein und seinen Nebenflüssen fanden sie sich im "Sankt-Nikolaus- Verband" zusammen, um mit den Behörden und Reedereien über Arbeit- und Freizeit. Lohn- und Frachtsätze sowie über Ausbildung, Kranken- und Altersversorgung verhandeln zu können.

"Sankt Nikolaus ist der Schutzpatron der christlichen Fahrensleute", sagt Karl Steil. Der Vorsitzende des Mainflinger Vereinsrings erwähnt, daß der Schifferverein mit 19 Mitgliedern angefangen habe. "Darunter waren auch die Fährleute".

Heute schippern in dem Verein 107 Leute mit - "16 Frauen und 91 Männer", rechnet Steil zusammen. Der 68jährige spricht von den vielen Sportbootfahrern und den ehemaligen Fährleuten, deren Ära in der Gemeinde zu Ende ging, als im Sommer 1989 die Kilianusbrücke zwischen Dettingen und Mainflingen eröffnet wurde - für Fußgänger und Radfahrer. Steil, der Gedichte schreibt und auch federführend im örtlichen Geschichts- und Heimatverein ist, hebt hervor, daß Mainhausen immer noch der Heimathafen für drei große Lastenschiffe sei. Sie können im Ortsteil Mainflingen anlegen, weil die Fahrrinne dort besonders nah am Ufer vorbeiführt.

Schiffseigner sind Werner und Werner Otto Stegmann, zumeist werden beide auch nur kurz Werner genannt. Werner und Werner entstammen dem Mainflinger Schifferadel Stegmann, sind aber nach mehreren Generationen nur noch weitläufig miteinander verwandt. Der eine Werner, der mit den Tankern "Taunus I" und "Taunus II" für eine Duisburger Reederei auf dem Rhein zwischen Rotterdam und Basel unterwegs ist oder auch in die Nebenflüsse vorstößt, wohnt inzwischen in Klein-Welzheim. Der andere Werner residiert unübersehbar in der Schillerstraße von Mainflingen, wo im Vorgarten - wie in einem Hafen üblich - ein Schiffermast steht. Außerdem fällt neben der Haustür ein Stockanker auf. Kapitän Stegmann setzt sich die Schiffermütze auf. Der 56jährige hat fast das ganze Leben auf Planken verbracht. "Schon als Schulbub' war ich mit dabei", erzählt der zweite Mann vom Schifferverein, in dem sein Bruder Gerd den Vorsitz führt. "Das Schiff war führer unser Zuhause. Heute ist das alles anders. Meistens wird ein Auto mitgenommen, das mit dem Ladebaum runtergeholt werden kann. Wenn irgendwo angelegt wird, kann man fürs Wochenende mal schnell nach Hause fahren", sagt Stegmann, Privateigner der "Mainhausen II", die Güter wie Kohle, Futtermittel und Getreide befördert. Das 80 Meter lange Frachtschiff mit rund 1400 Tonnen, das 1958 eine Werft in Köln-Deutz verließ und kürzlich mit viel Aufwand renoviert wurde, kann mit 900 PS aufwärts gegen den Strom kämpfen.

Nochmals zu Karl dem Großen. Karl Steil unterstreicht, daß nun seit der Öffnung des Main-Donau-Kanals Nordsee und Schwarzes Meer verbunden seien. Wer frührer von Mainz mainaufwärts dieselte, mußte spätestens in Bamberg kehrtmachen - nach 384 Kilometern, fast 150 Metern Höhenunterschied und 34 Schleusen. Karl Steil, der trotz einer Beinampuation nach einer Kriegsverletzung immer noch aktiver DLRG-Schwimmer ist, entstammt selbst einer alten Schifferfamilie. "Geboren wurde ich in einem der ältesten Häuser Mainflingens, einst ein Gasthof, in dem sogar schon Schinderhannes getanzt hatte", erzählt er. Und das sei kein Klabautermann gewesen. Der Heimatverbundene, der in den frühen 80er Jahren für Aufsehen sorgte, "als ich wegen eines völlig überzogenen Polizeieinsatzes an der geplanten Giftmüllkippe mein Bundesverdienstkreuz per Einschreiben zurück nach Bonn schickte, erinnert daran, "daß die Mainflinger Fährchronik schon 1730 begann". Ebenso stamme das Mainflinger Wappentier, der Schimmel, aus der "Leinereiterzeit", als die Schiffe noch mit Pferden gezogen worden seien. Später hätten sich die ersten Dampfschiffe mit Winden an der Kette emporgearbeitet, die in der Mitte des Mains verlegt war und bis Bamberg reichte. Die Kettenboote seien auch "Mähkuh" genannt worden - wegen ihres Pfeiftones.

Laut Steil haben diese Schiffe stromaufwärts etliche beladenen Kähne im Schlepp gehabt. "Schon vor 1900 begann die Kanalisierung des Mains mit Schleusenbau und Flußkorrekturen", berichtet Steil. Der Main sei damals noch sehr sauber gewesen.

Die Mainflinger feiern stets in der Zeit um die "Heiligen drei Könige" ein Schifferfest. Steil: "Kurzum, wir sind stolz auf unsere über 1200jährige Ortsgeschichte sowie auf die Tradition unserer Schifferzunft."Im Blickpunkt: Besuch im Schiffahrtsmuseum

Der Schifferverein "Sankt Nikolaus" aus Mainflingen unterstützte den Aufbau des Schiffahrts- und Schiffbaumuseums in der Stadt Wörth, einem uralten Marktflecken zwischen Aschaffenburg und Obernburg. Das Museum, das im Sommer 1991 in der ehemaligen Sankt-Wolfgang-Kirche eröffnet wurde, ist das einzige seiner Art am Untermain.

Wie Karl Steil von "Sankt Nikolaus" Mainflingen berichtet, präsentiert das unmittelbar am Main gelegene Museum, für das der Bund, das Land Bayern, der Bezirk Unterfranken und ein Förderverein rund fünf Millionen Mark aufgebracht haben, die Entwicklung der Schiffahrt und des Schiffbaus - angefangen von den Segel-, Treidel-, Dampf- bis zu den Motorschiffen. Im Erdgeschoß des früheren Sakralbaus geht's um Schiffbau aus Holz, Eisen und Stahl sowie um den "Main als Wasserstraße". Auf der ersten Empore dreht sich alles um die "Entwicklung der Mainschiffahrt" und Schiffstypen, Fähren und Flöße.

Das Schifferleben ist auf der zweiten Empore zu sehen. Ausgestellt sind Schiffsmodelle, Schiffsteile, Zubehör, Werkzeug, Geräte, Fotos, Dokumente, Schiffspläne, Patente, Dienstbücher, Atteste und dergleichen mehr. Karl Steil, der in der jüngsten Broschüre des Kreises Offenbach zu "Heimat und Geschichte" einen Aufsatz über das Museum veröffentlicht hat, berichtet weiter: "Es stehen weiterhin eine umfangreiche Bibliothek zur Verfügung - sonstige Schriften sowie ein Archiv mit Fotos des Fördervereins." Auf dem Gelände vor dem Museum gibt's hin und wieder Sonderausstellungen. Steil, der auch auf die Wörther Schriftenreihe "Main-Schiffahrts- Nachrichten" hinweist, empfiehlt dringend einen Museumsbesuch. Nähere Auskunft im Wörther Rathaus unter 09372 / 54 57 oder 59 06. fin

Wetterauer Unfallserie Fahrer sahen häufig zu tief ins Glas

WETTERAUKREIS. Mehrere Unfälle und ein vorsätzlich angezündeter Wagen beschäftigten die Wetterauer Polizei am Wochenende.

Das brennende Auto bemerkte ein aufmerksamer Bürger am Samstagmorgen gegen 3.30 Uhr auf einem Feldweg bei Trais-Münzenberg. Obwohl die Feuerwehr den Brand rasch löschte, konnte sie nicht verhindern, daß der Wagen vollkommen ausbrannte. Nach Angaben des Fahrzeughalters war der Wagen zuvor in Staden entwendet worden. Vermutlich wollte der Dieb durch den Brand seine Spuren beseitigen. Den Schaden gab die Polizei mit 20 000 Mark.

In Ockstadt setzte am Samstagmorgen ein vermutlich berauschter Fahrer seinen Wagen gegen eine Mauer und einige hundert Meter weiter auch noch gegen einen geparkten Wagen, bevor er davonraste.

Mangelnde Aufmerksamkeit dürfte wohl der Grund für einen Zusammenstoß zweier Autos am Samstagmittag an der Kreuzung der B 457 mit der B 275 bei Ortenberg gewesen sein, bei dem Fahrer und Beifahrer leicht verletzt wurden.

Am Sonntagmorgen kurz vor 2 Uhr war ein Autofahrer aus Richtung Bad Nauheim kommend am Ortseingang von Ockstadt auf die Verkehrsinsel gefahren. Anschließend flüchtete der alkoholisierte Mann jedoch zu Fuß. Die Polizei, die ihn kurze Zeit später festnehmen konnte, ordnete eine Blutprobe an. str

Treffsicherer Anthony Yeboah ist gegen Bayern München auf alle Fälle dabei Waldhof ärgert die Eintracht und ärgert sich über Edgar Schmitt Libero Manfred Binz wieder auf dem besten Weg zu alter Stärke / Lasser sieht gelb-rot / Frankfurt - Mannheim 4:1 (0:0) n.V. Aus dem Waldstadion berichtet unser Mitarbeiter Christian Frommert

Nun gilt der Eintracht-Fan eigentlich nicht als genügsamer und geduldiger Zeitgenosse. Vielmehr zeichnet ihn eine eher kritische Einstellung zum Gebotenen aus. Doch bisweilen läßt er sich auch durch eine dürftige Vorstellung seiner Mannschaft nicht verdrießen. Also intonierte er unabläßlich optimistischen Frohgesang, obwohl doch die Kicker unten auf dem Rasen scheinbar die adäquate Einstellung, die nun einmal ein Spiel in der DFB-Pokal-Hauptrunde gegen einen Zweitligisten auch dem hohen Favoriten abnötigt, vermissen ließen. Und wer Geduld beweist, der wird ab und an belohnt, was gleichermaßen die Freude ob einer in dem Maße unerwarteten Wendung und die Sensibilität bei der Suche nach neuen Lieblingen steigert.

Edgar Schmitt war als solcher schnell ausgemacht, bereitete er doch den befreienden Führungstreffer vor und erzielte zwei selbst (siehe Bericht auf dieser Seite). Doch bevor es so weit war, schlechte Laune und Frust in Begeisterung umschlugen, sahen 9000 Zuschauer eine Partie, deren akribische Beobachtung kaum lohnte. Allenfalls der Anhänger der Mannheimer durfte sich am couragierten Auftreten seiner Mannschaft erfreuen.

Ein Verlangen, das der Gast vorerst gar nicht zu hegen schien. Vor Ort bescherte er sich selbst ein das eigene Befinden stärkende Gefühl, suchte mutig die Offensive, was ihm hinterher allenthalben Komplimente einbrachte. "Wir waren 90 Minuten ein ebenbürtiger Gegner. So lange wie wir hat noch kein Verein die Eintracht zu Hause geärgert", lobte Waldhofs Coach Klaus Toppmöller seine "Buben". Doch zunächst waren ihre Bemühungen eher harmloser Art, mußte Uli Stein lediglich bei Flanken die Hände ins Spiel bringen. Nach 15 Minuten riß diese allerdings Waldhof-Stürmer Olaf Schmäler in die Höhe, als er den Ball zur vermeintlichen Führung ins Frankfurter Netz setzte. Ein Treffer, dem die Anerkennung wegen Abseits indes versagt blieb - eine zumindest fragwürdige Entscheidung. Der Eintracht vermittelte sie jedenfalls die letzte notwendige Erkenntnis, daß fehlende Einstellung während der Partie auch nur schwerlich wieder zu finden ist. Hartnäckig blieb den Leistungsträgern die Bindung zum Spiel versagt. Die Stürmer Kruse und Yeboah waren von Wohlert und Schnalke sicher behütet, Bein hatte in dem von der Eintracht an Mannheim ausgeliehenen Lasser einen ebenso bärbeißigen wie hochmotivierten Widerpart.

So war nichts zu sehen von Bewegung, Kreativität und Offensivgeist. Einzig der starke Binz und der fleißige, aber wenig effiziente Penksa wußten sich abzuheben. Um die wenigen Chancen machte sich lediglich Binz verdient. Zunächst scheiterte er mit einem Distanzschuß an Waldhof- Torhüter Laukkanen, dann landete ein erneuter Versuch des Liberos am Außenpfosten. Ohnehin scheint Manfred Binz seine Krise überwunden zu haben. Gewohnt stark auf dem Weg nach vorne, hielt der unlängst Vielgescholtene seine Abwehr erneut zusammen. Daß die Eintracht in 390 Minuten lediglich ein Gegentor - und selbiges durch Winkler erst mit dem Schlußpfiff zum 4:1 - kassierte, liegt sicherlich an der gewachsenen Stärke des Manfred Binz. Vor allem an seine Adresse, aber auch an Roth und Bindewald, war Trainer Stepanovics Lob gerichtet, "hinten sehr gut gestanden" zu haben. Darüber hinaus legte die Eintracht erneut eine nicht zu übersehende Cleverneß an den Tag. Obwohl kein Paß überraschend, kein Torschuß plaziert und keine Flanke präzise genug - kurzum, scheinbar kein Mittel gegen diese Mannheimer zu finden war - ließ sich der Erstligist nicht dazu verleiten, seiner Favoritenrolle durch unberechenbares Risiko auf die Sprünge zu helfen. Die Defensive blieb stets gut besetzt.

So wartete die Eintracht ab, bis die "sehr gute taktische Einstellung" (Toppmöller) der Waldhöfer bei teilweisen Anflügen spielerischer Intuition zu knacken war. In der regulären Spielzeit gelang dies allerdings nicht mehr. Als dann schließlich Schmitt das Feld betrat, die Eintracht endlich mehr Elan offenbarte, da hatte auch die Begeisterung der Fan-Gemeinde ihre Berechtigung. Bindewalds weiten Schlag und Schmitts Kopfballvorlage nutzte Yeboah zur Führung, die die Eintracht endgültig auf gewohnte Pfade zurückbrachte. Binnen zehn Minuten schienen die Frankfurter für das Vorangegangene entschädigen zu wollen. Zupaß kam ihnen dabei auch die gelb-rote Karte für Lasser wegen Meckerns. Yeboah, dessen Mitwirken im Spiel gegen Bayern München gesichert ist, weil er bereit am Montagabend vom WM-Qualifikationsspiel zwischen Burkina Faso und Ghana zurückkehrt, leistete die mustergültige Vorarbeit zu Schmitts erstem Treffer, dem er mit einem Schuß aus 13 Metern in den Winkel die endgültige Entscheidung folgen ließ. Binz, der erneut erst den Pfosten traf, setzte den Schlußpunkt zum hohen Sieg. Was freilich die Fans bestätigte und sie von einer Reise nach Berlin träumen läßt. Vielleicht per Flieger, in dem Trainer Stepanovic saß, um den UEFA-Pokal-Gegner Galatasaray Istanbul unter die Lupe zu nehmen.

Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald - Penksa (91. Schmitt), Wolf, Bein, Weber, Studer (58. Okocha) - Kruse, Yeboah.

Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Schnalke - Hecker, Schanda, Lasser, Fellhauer, Hofmann - Freiler (108. Winkler), Schmäler (80. Naawu).

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Tore: 1:0 Yeboah (100.), 2:0 Schmitt (106.), 3:0 Schmitt (109.), 4:0 Binz (110.), 4:1 Winkler (120.).

Zuschauer: 9000

Gelb-Rote Karte: Lasser (103.) wegen Mekkerns. Gelbe Karten: Roth, Kruse - Schnalke.

Mensch gegen Elektronik Wettstreit in Darts und Tischfußball - voll digitalisiert

GROSSKROTZENBURG. Der Bär von einem Mann kommt aus Elmshorn. Daß sonst niemand aus seiner Mannschaft mitfuhr, hinderte ihn nicht, den langen Weg nach Großkrotzenburg auf sich zu nehmen. Dennoch hält er die Farben seines Clubs hoch, besser gesagt: die seiner Stammkneipe, der "Banane". Im weitgeschnittenen knallgelben Hemd mit schwarzem Bund lehnt er sich immer wieder über die Markierungslinie und wirft Pfeilchen gegen eine der elektronischen Dartsscheiben, von denen an den Wänden der Krotzenburger Großsporthalle nicht weniger als 45 aufgereiht sind.

Am Wochenende war dort der Austragungsort für das letzte "Open" vor der deutschen Meisterschaft im sogenannten Electronic Darts und im ebenfalls elektronisch aufgemotzten Tischfußball, nun "Soccer" genannt.

Wohl 800 Spieler(innen) aus der ganzen Republik werden es sein, die insgesamt an dem Turnier teilnehmen, rechnete einer der Organisatoren am Samstagnachmittag hoch, als immerhin schon 550 Teilnehmende gemeldet waren. Die Halle ist berstend voll, ein Gewusel wie in einem Bienenstock.

Über allem die Stimme der Ansagerin, die die Fremden in einem fast ununterbrochenen Schwall an die Maschinen dirigiert, an denen sie auf ihren nächsten Gegner treffen. Auch der unübersehbare Gelbe aus dem hohen Norden hängt ständig mit einem Ohr an den Lautsprechern und strebt wieder quer durchs Getümmel einer der numerierten Scheiben zu. Die Punktelisten werden im Hintergrund von einem halben Dutzend Schreibkräften verwaltet.

Seit wann er dem elektronischen Pfeilwurf-Spiel huldigt? Anderthalb Jahre erst, aber diese gleich organisiert in der Mannschaft. Ja, in der Gaststätte sei er dazu gekommen. Das traditionelle englische Darts, bei dem die Scheibe noch aus einem ganz dicht aufgerollten Papierstreifen besteht und die Pfeile eine Stahlspitze haben, hat der Mann aus Elmshorn zuvor nie betrieben.

Damit verglichen, sind die Pfeile des Electronic Darts wesentlich ungefährlicher. Ihre Spitzen bestehen aus Kunststoff, ihr Maximalgewicht ist mit bis zu 25 Gramm auch nur halb so groß. Bei Electronic Darts wird die Berührung im richtigen Scheibensegment gezählt, beim traditionellen gilt der Treffer nur, wenn der Pfeil auch steckt. Die Maschine mit ihrer digitalen Leuchtanzeige nimmt den Spielenden das Kopfrechnen ab, rechnet die Resultate auch über mehrere Sätze und bei bis zu sieben Spielvarianten zusammen.

Entscheidender Nachteil für den Spieler: Er muß für jeden Satz eine Mark in den Schlitz der Maschine werfen. Das gilt auch beim Turnier in Großkrotzenburg, bei dem zuvor schon ein Startgeld entrichtet worden ist. Leute, die bei diesem Open auf dem Gewinnertrip sind, spielen bestimmt 20, 30 Sätze; wer in der Verliererstraße steckt, sogar doppelt so oft.

Die Darts-, aber auch die ebenfalls elektronisch zählenden Soccermaschinen sind pausenlos in Betrieb. Kein Wunder also, daß der "Deutsche Sportautomatenbund" als Ausrichter ausschließlich von einer Firma gesponsert wird - natürlich der des in Bingen ansässigen Herstellers dieser Maschinen. Guter Dartsspieler zu werden ist also ein teurer Spaß? Der Mann aus Elmshorn - wie wahrscheinlich viele seiner Mitbewerber(innen) - hält die Kosten wenigstens dadurch etwas in Grenzen, daß er intensiv daheim trainiert. Er hat sich nämlich längst eine traditionelle Scheibe zugelegt; und die will nicht ständig gefüttert sein. Ul

Verstaubte, verlogene Annie Uralt-Musical dramaturgisch perfekt - und peinlich

HANAU. "There's No Business Like Showbusiness" ist einer der Hits aus dem amerikanischen Musical "Annie Get Your Gun". Mittlerweile steht der Song als Synonym für Glitter und Glamour nicht nur von Broadway-Produktionen, sondern für perfektes Entertainmant überhaupt.

The American Musical Company of New York erbrachte nun auf ihrer ersten Europatournee auch dem Publikum der Kombi-Abos von Volksbühne und Kulturamt den Beweis: there is still no business like showbusiness. Mit eigener Beleuchtungsbrücke und Beschallungsanlage, mit "Full Chorus And Orchestra", einer Crew von zehn Hauptdarstellern plus "Indians, Cowboys And Showfolks" reiste die Company an.

Um die Legende der schießwütigen Annie zu erzählen, verwandelte sich ein Dutzend Bleichgesichter in Rothäute, knallten ebenso viele Cowgirls mit ihren Lassos, ballerten Soldaten bürgerkriegsmäßig und tanzten Barbie-Puppen-Squaws indianische Rituale mit phosphoreszierenden Hula- Hoop-Reifen. Buffalo Bill, beim Töten von 4280 Büffeln für die hungrigen Mägen der transkontinentalen Eisenbahnbauer ergraut, trug eine Catwheezle-Perücke und fungierte als Manager. Sitting Bull, einer der berühmtesten nordamerikanischen Häuptlinge, avancierte zum Showstar in Karl-May-Festspiel-Manier.

"There Is No Business Like Showbusiness": Da gehörten blitzschnelle Umbauten ebenso zum reibungslosen Ablauf wie Kostümwechsel und Tanzpartnertausch.

Bravourös: die CD-Qualität der Stimmen via Mikro Ports. Doch all das - Tempo, Action und Flitter - konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß dieses Musical restlos überaltert war, peinlichste Klischees transportierte und die Entscheidung, diese verlogene Wild-West-Romantik ausgerechnet im Columbus-Jahr aus der Versenkung zu holen, einer Geschmacklosigkeit gleichkam. "There Is No Business Like Showbusiness" - quod erat demonstrandum.

RUTH DRÖSE

"Die Wirtschaft wurde überstrapaziert" Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann zu fehlenden Arbeitsplätzen und Lohnniveau

FR: In Deutschland fehlen fünf Millionen Arbeitsplätze. Für das Beschäftigungsniveau seien die Tarifparteien zuständig, sagen Sie. Was haben die denn falsch gemacht?

Jürgen Möllemann: Wir müssen für West- und Ostdeutschland ein differenziertes Bild zeichnen. Im Westen haben sich Löhne, Lohnnebenkosten und Arbeitszeit so entwickelt, daß nicht mehr genug in neue Arbeitsplätze investiert wird. Die kräftige Beschäftigungszunahme ist jetzt zum Erliegen gekommen. In den 80er Jahren blieb der Zuwachs der Löhne hinter dem der Produktivität zurück, deshalb war Geld zum Investieren übrig. Das hat sich Anfang der 90er Jahre geändert und dies bei aufkommender Konkurrenz. Das gesamtwirtschaftliche Leistungsvermögen ist durch Tarifverträge insbesondere in den letzten beiden Jahre überstrapaziert worden, bei unzureichender Flexibilität der Arbeitszeit und der Besoldungsstruktur. Im Osten hat man die vorhandene Lohn/Produktivitätslücke durch dramatische Anpassungssprünge weiter vergrößert und damit die Anreize für Investitionen gemindert. Dies macht vor allem angeschlagenen Treuhandfirmen den Wettlauf noch schwerer.

FR: Sie wollen dies durch Öffnungsklauseln in Tarifverträgen, die ein Abweichen von Vereinbarungen erlauben, korrigieren.

Möllemann: Das ist die Position der FDP für den Notfall. Vorziehen würden es meine Partei und ich als Wirtschaftsminister, wenn die Tarifpartner im Rahmen ihrer Autonomie eigenständig zu einer entsprechenden Regelung kämen.

FR: Wenn die Gespräche über den Solidarpakt keine Entlastung bei Löhnen und Gehältern bringen, werden Sie dann eine Änderung der Gesetze fordern, sollen dann auch Betriebsräte über Löhne verhandeln?

Möllemann: Wir haben in der Bundesregierung etwas anderes vereinbart. Anknüpfend an Empfehlungen der Deregulierungskommission wollen wir zunächst einen kleinen Schritt machen. Wir wollen Öffnungsklauseln, die zeitlich befristet und räumlich auf die neuen Länder begrenzt sind und zudem der Zustimmung der Tarifpartner bedürfen. Die Reihe der Einschränkungen signalisiert schon, daß wir uns wünschen, daß Gewerkschaften und Arbeitgeber dies selber machen. Sie signalisiert zudem, daß dieser begrenzte Eingriff nicht die Tarifautonomie aushebeln soll. Meine Besorgnis ist, daß die Tarifparteien auf dieses Signal nur schwerfällig reagieren und letztlich ihre Ordnungsfunktion verloren gehen könnte. Dies wäre der Fall, wenn bei einer Abstimmmung mit den Füßen immer mehr Betriebe aus den Arbeitgeberverbänden austreten. Und ähnliches könnte bei den Beschäftigten passieren.

FR: Die Deregulierungskommission wollte mehr. Sie warnte davor, Öffnungsklauseln von der Zustimmung betroffener Tarifparteien abhängig zu machen. Reicht Ihnen der Beschluß des Kabinetts?

Möllemann: Die Experten der Kommission hatten gestützt auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht unrecht, glaube ich. Aber wir haben im Kabinett einen Kompromiß vereinbart. Den vertrete ich. Aber ich füge hinzu, seine Beibehaltung setzt voraus, daß keine Blockadepolitik betrieben wird.

FR: Die räumliche Beschränkung behagt Ihnen nicht? Sie betonen, Unterbeschäftigung müsse zunehmend als gesamtdeutsches Problem gesehen werden. Heißt dies, daß der FDP-Politiker und Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann im Prinzip auch für Öffnungsklauseln in Westdeutschland plädiert?

Möllemann: Das wäre notwendig, wenn wir die zweifellos kritische konjunkturelle Lage nicht als Chance begreifen und im Rahmen der Tariffreiheit die notwendigen Schlußfolgerungen ziehen. Geschieht dies nicht, wird sich der Gesetzgeber der Frage nicht entziehen können, ob er tatenlos zusehen will, daß dauerhaft etwa fünf Millionen Menschen Arbeit suchen. Ich betone aber nochmals: Ich zöge es vor, im Rahmen der Solidarpaktgespräche eine freiwillige Aktion der Tarifpartner anzuschieben.

FR: Die Gewerkschaften hören die Signale und schlagen Alarm. Sie warnen vor einem Eingriff in die Tarifautonomie durch Öffnungsklauseln. Sie sehen keinen Handlungsbedarf. So enthalten Tarifverträge etwa in der Druck- oder der Textilindustrie Nachverhandlungsklauseln. Insgesamt gibt es im Osten über 670 Lohnverträge auf Firmenebene. Beweist dies nicht, daß flexibel agiert wird?

Möllemann: Ich stelle einfach fest, daß wir eine vollkommen unbefriedigende Situation auf dem Arbeitsmarkt haben. Ich finde es wenig fruchtbar, sich permanent nur zu bescheinigen, woran es nicht gelegen habe. Unser Denkansatz ist richtig. Auch innerhalb der Gewerkschaften wird diese Diskussion längst geführt. Und in der SPD ebenso. Dies hat der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse jüngst verdeutlicht.

FR: Woher nehmen Sie die Zuversicht, daß der Verzicht auf zehn oder 15 Prozentpunkte Lohn ein angeschlagenes Unternehmen retten könnte? Die Betriebe der ehemaligen DDR leiden doch vor allem unter dem Mangel an konkurrenzfähigen Produkten, dem Wegbrechen der Ost-Märkte und dem fehlenden Zugang zu westlichen Kunden.

Möllemann: Das trifft alles zu. So wie auch zutrifft, daß eben Löhne in die Preise eingehen. Und wenn die von Ihnen genannten Bedingungen so gegeben sind, dann wird die Lage der entsprechenden Unternehmen durch überhöhte Lohnabschlüsse noch schlechter. Wir müssen allen Ursachen nachgehen und dürfen nichts ausklammern.

FR: Ist die nachlassende Investitionsbereitsschaft nicht im Kern dadurch bedingt, daß wir am Vorabend einer Rezession stehen? Niemand investiert gern in solch unsicherer Zeit in zusätzliche Kapazitäten. Wiegt da das Argument, das Lohnniveau muß hier und dort runter, nicht vergleichsweise leicht?

Möllemann: Nein. Nach allem, was ich von Unternehmern höre - und die müssen ja investieren -, stimmt das nicht. Richtig ist jedoch, daß die gesamtwirtschaftliche Entwicklung maßgeblich entscheidet, ob es einen Aufschwung Ost gibt. Dies heißt: Wenn wir unser gesamtwirtschaftliches Leistungsvermögen weiterhin überfordern, wenn wir in eine Rezession hineingehen, hätte dies besonders fatale Folgen für Ostdeutschland. Ein Grund mehr, sich auf das Machbare zu besinnen.

FR: Die Tarifrunde '93 hat bereits begonnen. In der Stahlindustrie an Rhein und Ruhr ist ein Streik nicht ausgeschlossen. Wird dies zum Thema der Solidarpakt-Gespräche?

Möllemann: Man muß darüber reden. Aber in den Solidarpakt-Gesprächen - die man nicht überfrachten sollte - können natürlich keine Lohnleitlinien vorgegeben werden. Vielleicht ist es doch möglich, daß man sich daran orientiert, daß der im vergangenen Jahr bereits vereinbarte Abschluß der IG Metall für 1993 eine drei vor dem Komma vorsieht.

FR: Das Gesamtpaket einschließlich Arbeitszeitverkürzung und höherem Weihnachtsgeld liegt aber jenseits der vier Prozent.

Möllemann: Die drei vor dem Komma bei den Lohnprozenten ist als Signal schon nicht schlecht. Und seit dem Abschluß hat sich die konjunkturelle Entwicklung nicht verbessert. Insofern setze ich auf Vernunft.

Mit Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) sprach FR-Korrespondent Peter Ziller.

Trampolin-Elite aus 16 Nationen faszinierte in der Ballsporthalle Nur fliegen ist schöner als springen Himmlische Akrobaten Von Petra Mies

HÖCHST. Es geht einfach zu schnell. Waren das jetzt drei Salti mit einer Schraube? Oder zwei Schrauben mit nur einem Salto? Aber bevor eine Antwort auf diese Fragen gefunden ist, fahren die Augen schon wieder Karussell. Auf und ab, rückwärts und vorwärts, immer höher, immer schneller. Zehn atemberaubende Sprünge mit Drehungen um die Längs- und Querachse des Körpers machen die Flugakrobaten, bevor sie in die Knie gehen, den Schwung bremsen - und sich nach vorn zur Kampfrichterbank drehen. Und was dort passiert, scheint zunächst noch undurchsichtiger zu sein. Mittelwerte aus den fünf Noten der Haltungsrichter werden mit dem Schwierigkeitsgrad der Übung addiert, der wiederum eine Summe aus Anzahl aller Salti und Schrauben ist . . .

Punkte hin, Kür her - schön ist's. Zu schön, als daß das Trampolinturnen verdient hätte, weiterhin eine Randsportart zu bleiben. Tina Ludwig, 17 Jahre altes Nachwuchstalent aus Melle bei Osnabrück, sagt nach einem Blick auf die unbesetzten Sitze der Ballsporthalle: "Das sieht hier halt ein bißchen leer aus, weil die Tribünen so groß sind." Immerhin: 500 Fans der fliegenden Körper sind gekommen, darunter viele junge Mitglieder der SG Nied. Im Verein des Frankfurter Westens turnen einige Nachwuchsturner mit Talent fürs Trampolin, die noch hoch hinaus wollen und heute ihre Vorbilder einmal live bestaunen wollen.

Die Flughöhe der Könner ist denn auch ein wichtiges Argument dafür gewesen, den Internationalen DTB-Pokal im Trampolinturnen in der Ballsporthalle auszutragen. Neun Meter und höher fliegen die drahtigen Körper - da wäre eine Hallenhöhe von acht Metern das Ende eines fairen Wettstreits. In Höchst jedoch, sagt Tina Ludwig und zupft ihren glänzenden Anzug zurecht, "da wird dem internationalen Standard von 15 Metern dicke entsprochen". Für sie selbst spiele das keine Rolle. "Mir reichen sechs."

Die Trampolin-Elite aus 16 Nationen macht den World-Cup-Wettbewerb, zu dem der Deutsche Turner-Bund einen Monat nach den Weltmeisterschaften in Neuseeland geladen hat, zum ästhetischen Höhenrausch. Einzel- und Synchronspringer der Weltspitze, Könner aus Georgien und Großbritannien, Dänemark und Deutschland, der Schweiz und Schweden. Die Männer in eng anliegenden weißen Hosen und muskelbetonenden Träger-Trikots, die Frauen in bunten Turnanzügen. Sie alle klettern nicht nur deswegen aufs Sprungtuch, um Punkte für den Weltcup zu sammeln - für einen ersten Platz gibt's zudem 1000 Mark, für den zweiten Finalrang 500 und für den dritten 250 Mark. Geld, das die Verbände für ihre Nachwuchsarbeit nutzen wollen.

Nach den Pflichtübungen am Vormittag steigt die Spannung. Die jeweils zehn Starter, die sich in vier Disziplinen für die entscheidende Kür qualifizieren konnten, zeigen Kaskaden der Springkunst. Weltmeisterin Elena Merkulova aus Leningrad beispielsweise vermittelt mit ihrer Darbietung den Eindruck, als sei sie schwerelos. Sie siegt beim Frauen Einzel, der Däne John Hansen jubelt über seinen ersten Platz bei den Männern. Und bei den Synchron-Wettkämpfen, bei denen zwei Turner möglichst parallel abspringen und sich gleichzeitig in der Luft drehen, triumphieren nicht nur Sergej Bukhovtcev und Sergej Tjabus aus der Ukraine bei den Männern oder die russischen Weltmeisterinnen Tatiana Luschina und Elena Merkulova bei den Frauen - auch Tina Ludwig strahlt: sie landet mit Hiltrud Roewe auf Platz zwei.

"Das hätte ich nicht gedacht", sagt Tina stolz. Mit fünf mal eineinhalb Trainingsstunden pro Woche, erzählt sie, "muß ich nicht so viel üben wie zum Beispiel die Geräteturnerinnen". Gymnastik mache sie, aber Lauf- und Krafttraining, "das ist nichts für mich". Sie springe eben am liebsten, "dabei gibt's auch Kraft". Nicht nur ihre Figur belegt: Kinderkörper produziert die nichtolympische Disziplin nicht. Die Sportlerinnen sind durchtrainiert, aber immer noch so weiblich, daß sie Frauen genannt werden können.

Und das, meint ein Zuschauer, "macht diesen Sport ja so schön. Die Leute sind nicht überzüchtet, zeigen aber dennoch perfekte Übungen". Damit nichts passieren kann, stehen immer Trainer oder Teamkameraden rund ums Sprungtuch - und wenn mal ein Sprung außerhalb der Srungfläche landet, müssen die Wettkämpfer ihre Übung abbrechen. Der Sicherheit zuliebe. Die Stars sollen nicht aus den unmöglichsten Positionen heraus weiterturnen - und sich damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Aus katapultieren. Zakarie Abramsvili aus Georgien zum Beispiel landet nach dem dritten Dreifachsalto auf der Abdeckung des Gerätes und muß trotz Protests aufgeben.

Solche Unterbrechungen kratzen die Illusion vom Fliegen an. Atemlos sehen die Zuschauer den Übungen zu, zu hören ist nur das Quitschen der Trampolin-Federn, manchmal klatscht ein Sportler im Flug die Hände auf die Oberschenkel. Die Ballsporthalle wird zur Manege. Bevor die Artisten ihre Körper kreisen lassen, springen sie mehrfach gestreckt in die Höhe, einfache Fußsprünge ohne Schnörkel. Erst wenn ein Starter sich sicher fühlt und der Körper gespannt ist, beginnt die Vorführung. Turnerin Tina sagt: "Das ist wirklich ein himmlisches Gefühl."

Kostenloser Aktivurlaub: Mit der Schere in der Hand den Geheimnissen des gegorenen Rebensaftes auf der Spur Nach zwei Stunden ist das Rückgrat gefühllos Erfahrungen als Weinleser in einem Wickerer Wingert Von Klaus Kühlewind

FLÖRSHEIM. "Nee, das geht doch nicht." Walburga hat das Laub des Rebstockes zur Seite geschoben, blickt skeptisch auf die Trauben. Zwischen goldgelb schimmert es dunkel.

Die Westfälin rümpft die Nase ob der bläulich-schwarzen Beeren, deutet auf den grauen pelzigen Belag zwischen den Früchten. "Nee", schüttelt sie den Kopf. "Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren: Ich pflück' doch keine faulen Trauben." Reiner Flick, Vorsitzender des Wickerer Winzervereins, grinst schelmisch. "Mach nur", fordert er Walburga auf und erklärt: Die vermeintlich verdorbenen sind die edelfaulen unter der Beeren. Walburga guckt ungläubig. Na eben wie beim Käse, sagt Flick, schlägt eine Brücke zum Gorgonzola: Der Käse ist schließlich auch nur wegen seines Schimmels von edlem Geschmack. Und so ist's auch bei den Trauben: Die Edelfäule macht was her, bringt ein höheres Mostgewicht. Und das bekommt dem Wein gut.

Harald ist guter Dinge. Der Bänker aus Münster blinzelt in die Sonne, die am frühen Morgen über den Wickerer Weinbergen steht. "Besser könnt's doch gar nicht sein." Mit fünf Freunden ist der Westfale angerückt zu tun, was Reiseveranstalter als Aktivurlaub teuer verkaufen würden: Bei der Weinlese wollen sie mitmachen, von A bis Z erfahren, welche Arbeit dahintersteckt für das, was abends so mühelos die Kehle herabrinnt.

Die Instruktionen sind knapp: Jede(r) bekommt einen Eimer und eine Zange. Abgeknipst werden reife Trauben. Die süßen Früchte hängen tief. "Zwischen 60 Zentimeter und einem Meter", gibt Reiner Flick den Aktionsradius vor. Was drüber hängt, die Geize mit ihren fünf, sechs Trauben, sollen am Rebstock bleiben: Die Beeren sind zu sauer.

Susanne geht in die Hocke, packt die Zange. Schnapp, schnapp - die Trauben platschen in den Eimer. Die Westfälin schiebt sich eine Beere zwischen die Lippen. "Schmeckt toll, der Kabinett." Unter den Reben ringsum keifendes Gekicher. "Ja, ja", tröstet Hartmut im Schutz zweier Stöcke. Susanne bleibt dabei: "Die heißen doch Kabinett." Zehn Eimer später: "Die Riesling-Trauben schmecken doch wenigstens", läßt sich Reiner Flick eine Beere auf der Zunge zergehen, "ganz anders als die im Obstladen." Susanne: "Äh, ist doch Kabinett." Die Nachhilfe in Sachen Weinkunde ist auf den Abend vertagt - doch bis dahin sind noch 4,1 Tonnen Trauben zu lesen.

"Wie liegen wir?" sucht Hartmut den Vergleich. Zwei Köpfe schauen über die Reben. Nichts zu sehen. Über der Grasnarbe ist die Aussicht besser: Die Gummistiefel drei Reihen weiter südlich haben 15 Meter Vorsprung. Drinnen steckt Erika, über drei Ecken mit den Flicks verwand. "Was für ein Tempo." Harald nickt. Zusammen sind wir so alt wie Erika. "Muß ein Profi sein", sagt er. Erika lacht ob derlei Spekulationen: "Ich mach' das in diesem Jahr zum erstenmal." Zwei Anfänger lassen die Köpfe sinken, blikken auf die Zangen in müden Händen. Erika weiß Erbauendes: "Den Dreh hat man schnell raus."

Seniorchef Joachim Flick guckt aufs Kneifwerkzeug. Zeigefinger und Daumen drohen von Schnitt zu Schnitt mehr, mit dem geschärften Stahl in Konflikt zu geraten. "Wir lesen doch heute keinen Rotwein", spricht der Fachmann. Hartmut spottet: "Das gibt doch höchstens Rosé." Eine halbe Stunde später rutscht die Zange keinen Millimeter mehr: Sie klebt wie festgebacken in der Hand: "Ja", nickt Reiner Flick, "je mehr es klebt, desto besser wird der Wein." Der Kleisterkraft des 92ers nach zu urteilen, muß es ein Jahrtausendwein sein.

Hundert Meter weiter röhrt die Zukunft: Ein Stahlmonster schiebt sich durch die Rebenreihen. Der Vollernter rüttelt an den Zweigen, die Trauben plumpsen in die Maschine. In knapp sechzig Minuten schafft das Gefährt, wozu wir dreizehn Leser einen halben Tag brauchen. "Das Monster ist aber nicht so gefühlvoll", fällt Susanne in den Motorenlärm. "An der Qualität des Weines gibt es da keinen Unterschied", raubt Flick Illusionen. Die Motivation für klebrig-zerschundene Hände indes ist die Zukunft: Reben sind Dauergewächse, stehen Jahrzehnte am selben Fleck. Rollt der Vollernter Jahr für Jahr durch dieselben Reihen, verdichtet er das Erdreich. Und irgendwann haben die Reben keine Luft mehr zum Atmen.

Hartmut schnauft, bringt sich ächzend aus der Hocke in die Senkrechte: "Jetzt 'ne Massage", stöhnt er, stützt sich mit beiden Händen den Rücken. "Bei mir sind's die Knie", gibt Harald einen Kurzbefund seines Zustands. Die Diagnose seines Leidensgenossen ist globaler: "Ich spüre gar nichts mehr." Arme, Beine und Rücken machen der Lage des Anbaugebietes alle Ehre: sie sind schwer wie (Wickerer) Stein.

"Die Hälfte haben wir ja schon", sagt Flick, deutet die schier endlose Reihe den seichten Hang entlang, schiebt sich eine Beere in den Mund und wartet auf den Ruf der Leser. "Butt, butt, butt", kichert Martina und lockt den Kiepenträger. "Wir sind doch nicht im Hühnerstall", meldet sich Hartmut nach längerer Pause wieder zu Wort. "Irgendwie läßt die Konzentration nach", sagt Walburga. "Stimmt", pflichtet ihr Harald bei: "Du schneidest immer mehr Laub ab", spricht's und verstummt bis zum Endspurt. Auf dem Traktorhänger türmen sich Trauben. Viel kommt nicht mehr dazu: Die letzten fünf Stöcke sind flugs abgeerntet. Hartmut äfft Darwins Lehre im Zeitraffer nach: vom gebeugten Primaten zum Menschen in 48 Sekunden.

Aufrecht wanken wir ins Weingut. "Und jetzt?" fragt Harald. Flick deutet auf die pneumatische Presse: Der Zylinder faßt 2000 Liter, angeschlossen ist ein Kompressor. Der drückt Luft hinter ein Tuch, das die Trauben zusammenquetscht.

Ein Glas des Frischgepreßten geht reihum. "Einfach lecker", ist Walburga begeistert. Und auch der Winzer ist zufrieden. Aus mehr als vier Tonnen Trauben fließen 3000 Liter Most. Die Oechsle- Waage pendelt sich bei 84 Grad ein - der Kabinett könnte glatt eine Spätlese sein. Susanne dämmert's: "Ach so, das ist das mit dem Kabinett." Auch bei Walburga klingelt's ob der Oechsle-Grade: "Und das alles nur wegen der faulen Träubchen."

Ein Komponist, immer wieder zu entdecken Zwei Opern von Bohuslav Martinu, "Julietta" und "Griechische Passion", erneut im Praxistest

BIELEFELD/MAINZ. Mit Walt Disney wollte er zusammenarbeiten und Mikkey-Mouse-Popularität erlangen - der Wunsch blieb unerfüllt. Von Charlie Chaplin persönlich wollte er die Technik des Witzes lernen und unsterblich werden - vergebliche Hoffnung. In einer Oper "Alexis Sorbas" wollte er den dithyrambischen Rausch des Lebens Klang werden lassen - der Romancier selber, Nikos Kazantzakis, redete ihm diesen Plan aus. Statt dessen entstand die "Griechische Passion".

Oft genug auf seinem Lebensweg stand der tschechische Komponist Bohuslav Martinu (1890-1959) vor verschlossenen Türen, die er sich allenfalls - wie sein autobiographischer Opernheld Michel in "Julietta" - mit dem Traumschlüssel für ein paar lustbringende Augenblicke öffnen konnte. Wolkentraumgebilde waren ihm näher als reale Menschen.

Gerade weil sich das Heimweh nur in der Ferne empfinden läßt, nützten ihm vielleicht ungewollt die Pariser Jahre und das amerikanische Exil bis zur Rückkehr nach Europa, um seinen naiv-direkten, romanisch-sensualistischen Tonfall zu erfinden. Nichts sehnlicher wünschte er sich, als in seiner Musik "ein wenig von der Bejahung des ruhigen und glücklichen Lebens wiederzugeben".

Ist wohl gar dieser Hedonismus daran schuld, wenn es um Martinu so still geworden war, daß erst sein hundertster Geburtstag das Interesse zumal an seinen Opern neu belebte? Immerhin gab es in Bonn "Die Heirat", in Brünn die "Marienspiele", in Lyon "Die drei Wünsche". Jetzt hat ein Wettrennen wider das Vergessen eingesetzt. Die Berliner Festwochen, Thema "Prag", erinnern an Martinus Exilschaffen: die "Feldmesse" (1939), Kammermusik, die Sechste Symphonie. Mannheim kündigt die "Komödie auf der Brücke", 1937 in Prag gesendete Funkoper, an. Mit "Julietta" und der "Griechischen Passion" bieten Bielefeld und Mainz derzeit Abendfüllendes.

In Zeiten des Fremdenhasses und der Völkerwanderschaft wächst Martinus spätem Hauptwerk trübselige Aktualität zu, doch Peter Brenners realistisch-konventionelle "Passions"-Regie in Mainz beutet nur abrufbereite Flüchtlingsfilmassoziationen im Kopf des Betrachters aus, anstatt einen theatergenuinen Kontrapost zu setzen. Im Gegenteil, Brenner setzt auf Reality-TV und verschärft ohne ästhetische Not noch im Detail. Wo das Libretto nur von Ausgrenzung handelt, hebt Brenner den Stein zum Totschlag, Wo gestorben wird, da klappern Knochen.

Imitatio Christi und Passionsritual im anatolischen Dorf, das Umschlagen von christichem Rollenspiel in unchristliches Gruppenverhalten, in Hilfsverweigerung, Haß und Mord - all das faßt man in Mainz nur als Alltagsprotokoll auf, mitunter quälend anzuschauen, wäre da nicht Heidrun Schmelzers respektables Bühnenbild: steiniges Wegkreuz und dornenvoller Kreuzweg in großzügigem Aufriß mit atmosphärischen Hintergrundprojektionen. Mit massenschiebendem Theaterspektakel reicht Mainz freilich nicht an die religiöse Authentizität heran, die das Prager Smetana-Theater beim Wiesbaden-Gastspiel 1990 beglaubigte. Die Provokation der "Griechischen Passion", die ja kirchliches Pharisäertum geißelt, verpuffte im planen Elendsbild - die bischöfliche Zensur, die gegen "Jesu Hochzeit" 1987 einschritt, wurde diesmal nicht bemüht. Mainz bleibt - gläubiges Mainz.

Selbst die Dorfhure Katerina hat bei Elaine Woods soviel von einer Betschwester, daß sie sich nicht erst entsagungsvoll zur büßenden Maria Magdalena wandeln muß. Keusch tönt ihr Lied vom Nußbaum, verklärt der Schlußgesang, worin sich chromatische Pathosformel mit sextenseligem Segnungsmotiv vereint. Lenios Mondlied klang bei Konstanze Esser unzart und unsauber intoniert. Die Prister (Friedemann Kunder, Hannu Niemelä) hatten wohl den Hirtenstab verschluckt und wirkten steif, sonst nichts. Den Judas gab Christian Elsner als bloßen Gemütspudding, ohne Schrecken vor sich selbst. Leidend inmitten des Unrechts: der leichte Tenor Robert Ciesla als Hirte und Christusdarsteller.

Martinus "Passions"-Idiom mischt Liturgisch-Archaisches mit den hitzigen böhmischen Tanzweisen der Hochzeitsmusik, setzt kirchliches gegen bäurisches Genre, stellt Chortableaus gegen lyrische Verinnerlichung. Differenzierter Gestus im Gesang findet seine Entsprechung im Farbenreichtum des Orchesters, das Peter Erckens in Mainz mit Eifer antreibt. Stileinheit schien der späte Martinu - die 1959 fertiggestellte Partitur wurde erst postum 1961 in Zürich uraufgeführt - freilich kaum noch anzustreben. Vielmehr hielt er sich offen für divergierende Einflüsse: Puccini-Melos ("Geh nicht, Manolios!") bis zu plakativer Filmmusik (Überleitung im zweiten Akt). Ein chef d'oeuvre in allem Glanz und Elend.

Umso geschickter ergänzt Bielefeld das Bild durch die 1938 in Prag unter Václav Talich uraufgeführte Traumoper "Julietta" in Regie und Bühnenbild von John Dew. Lag der "Passion" ein Roman zugrunde ("Der wiedergekreuzigte Christus" von Nikos Kazantzakis), so folgt Martinu im zwanzig Jahre älteren Pariser Werk dem gleichnamigen surrealistischen Schauspiel von Georges Neveux, "Julietta oder Der Schlüssel der Träume" (1930). Lucia Popp sang die Oper letztes Jahr in Salzburg konzertant. Doch Traumwitz und Alptraumverzweiflung eines reisenden Buchhändlers namens Michel, den es auf der Suche nach dem Urbild der Geliebten bis ins "Zentralbüro der Träume" treibt, verlangen nach der Szene.

Bielefelder Dramaturgie gemäß pointiert John Dew absurde Komik auf sinnfällig-simpler Drehbühne mit schreienden Farben und groben Mustern: ein Sieg der Travestie. Auf seiner Traumwanderschaft durchläuft Michel (diesseitig-sicher der Berliner Tenor Richard Decker) seltsame Orte von leicht entschlüsselbarem Symbolgehalt: die Hafenstraße mit dem unauffindbaren Hotel "Zum Matrosen" oder den dunklen Wald erotischer Verheißung. Offenes Fenster und verschlossene Türen, ein damenloser Schleier, ein schockierender Schuß und dumpfes Erwachen - die Traummuster sind geläufig.

Überall trifft Michel Menschen ohne Erinnerung, neckische Paare, die Widersprüchliches behaupten, Leute auf ewig gedankenloser Reise. Wiederkehrende Bilder, Traumfiguren - ungreifbar wie die Pastellklänge der neoklassizistischen, Roussel hörigen Partitur. Lyrisches ertönt von Flöte und Englischhorn. Soloklavier und Ziehharmonika erweitern das Orchesterkolorit. Unüberhörbar die Anklänge an Debussy und die Six, an Strawinskys "Petruschka" oder Janáceks Sprechmelodien.

Trotz Aufführungen in Wiesbaden 1959 oder Hannover 1965 blieb "Julietta" hierzulande kaum beachtet, dabei ragt der munter-nachdenkliche Dreiakter unter Martinus sechzehn Opern auffällig hervor. Traumszenen schrieb er häufiger, so auch in der "Passion", eine Traumoper jedoch nur einmal. Entsprechend flüchtig und sensitiv die Tonsprache in "Julietta". Kein hartes Temperament spricht sich darin aus, eher ein Musiker, der Gefälligem zuneigt und nur an Poesie denkt. Bezeichnend die leise flirrenden Tramsphärenklänge, die Martinu später in der Sechsten Symphonie wieder zitiert: als Liebesgruß des Exilanten an die verlorene Heimat.

"Julietta" verläuft im Kreis. Der dichterisch-berauschte Träumer, an "Hoffmanns Erzählungen" gemahnend, verstrickt sich in Erosphantasien und landet unsanft dort, wo alles begann: am Hafen, im Rotlichtbezirk. Diese Traumrotation zeichnet Martinu mit Leitmotiven nach, bis zuletzt klar wird, daß Julietta (Claudia Taha mit lichtem, gleichsam körperlosen Sopran) nur eine Fiktion, eben das Traumbild jeden Mannes ist. Wer nach ihr greift, stößt ins Leere.

Handfest und derb hingegen klingt das "Julietta"-Orchester unter Geoffrey Moull, der dem tänzerisch-wiegenden Puls der Musik wenig traut. Auch Dews bonbonkitschige Bühnenvision mit karger Hausfront, grünem Steilhang und futuristischem Traumbüro zielt zu flach und zu kurz: auf einen Surrealismus ohne Schrecken. Alles war nur Spaß - und Bohuslav Martinu bleibt weiterhin zu entdecken. HEINZ-HARALD LÖHLEIN

Der Weg des Teufels Technokraten aufs Schaffott "Der öffentliche Ankläger" beeindruckt das Hanauer Volksbühnen-Publikum

HANAU. "Gib mir ein gutes Gesetz und maßvolle Befehle - und du hast in mir einen gewissenhaften Beamten, der keinen Finger breit davon abweicht. Gib mir blutige Befehle - und ich werde zum Satan!" erklärt Fouquier sein fürchterliches Tun als öffentlicher Ankläger. Ein Untertan an den Schaltstellen der Macht, der zum technokratischen Massenmörder wird. Der antifaschistisch gesinnte Autor Fritz Hochwälder nimmt den historischen Stoff von der Schreckensherrschaft der Jacobiner, um ein Drama gegen Terror und Willkürjustiz zu schreiben.

"Der öffentliche Ankläger", am 10. November 1948 uraufgeführt, wird während der Nachkriegsjahre an allen großen Bühnen in Westeuropa gespielt, 1967 kommt es in Prag heraus, 1974 in Warschau als Exempel für die Totalitarismustheorie. Angesichts der Stasi-Diskussionen hat die "Bühne 64" die Zeit offensichtlich für reif befunden, die "Tragödie der Angst", wie sie im Untertitel heißt, für den deutschsprachigen Raum wieder auszugraben. In einem kafkaesken Bühnenbild, dessen beherrschendes Element eine monumentale Regalwand mit Anklageschriften ist, schürzt Regisseur Werner Tietze den dramatischen Knoten. Raffiniert, wie er Fouquier vor den Augen seiner fragwürdigen Mitarbeiter die Exekutionsmaschinerie in Gang setzen läßt, Spitzel auf den Weg schickt, Denunzianten empfängt, den arbeitsüberlasteten Scharfrichter besänftigt und listenweise Todesurteile unterschreibt. Sein präzises, eiskaltes Handeln rechtfertigt er obendrein damit, "der Vernichtung des Schreckens durch den Schrecken zu dienen". Als Tallien, der Mann, der Frankreich von Robespierre befreit hat, und Therese Cabarrus "Unsere Liebe Frau vom Thermidor" Fouquiers Aktenverlies betreten und fordern, das Prairialgesetz ein letztes Mal anzuwenden, um sich einen Feind der Freiheit vom Hals zu schaffen, ahnt der Ankläger nicht, daß es sich um ihn selbst handelt.

Mit Akribie bereitet er das Schnellverfahren vor, erpreßt Falschaussagen, terrorisiert Richter und Henker, ja hält selbst die anklagende Rede, die ihn um Kopf und Kragen bringen wird. Mit Würde geht des Teufels Technokrat zum Schaffott. Zurück läßt er die Gegner des Terrors: Tallien, Carabusse und Richter Montané, die erschreckt feststellen müssen, daß sie sich selbst in den Netzen der Despotie verfangen haben.

Ezard Haußmann spielt den Fouquier als Eminenz des Grauens. Dabei rasselt er den Text streckenweise dermaßen atemlos herunter, als weise er auf Risiken und Nebenwirkungen von Pharmaprodukten hin. Dagmar Hessenland wandelt sich als Therese Carabusse von der Volksheiligen über die Eiserne Lady zu einer Madame Macbeth; Dominik Stein, in der Rolle des Tallien ein Beau, ihr Spiel- und Werkzeug.

Die übrigen Räder des Schreckensapparates (Grebeauval: Egon Hofmann, Montané: Peter Mönch; Fabricius: Herbert Lange; Héron: Jim Kain; Sanson: Jupp Saile) wirken anfangs ausgesprochen narzißtisch, gewinnen mit zunehmender Dramatik des Schauspiels aber an Dynamik und Überzeugungskraft, so daß das Publikum der Volksbühne am Ende anhaltend applaudiert. RUTH DRÖSE

Standbein, Spielbein und ein Spagat bis an die Schmerzgrenze An der grünen Basis wächst die Enttäuschung über die Koalitionspolitik in Niedersachsen Von Eckart Spoo (Hannover)

Gila Altmann, Landesvorsitzende der Grünen in Niedersachsen, neigt nicht dazu, sich und anderen etwas vorzumachen. "An der Basis wächst die Enttäuschung", stellt sie nach zweieinhalb Jahren rot- grüner Koalition fest. "Der Frust greift um sich." Unzufriedenheit in den Kreisverbänden entzünde sich jeweils an einzelnen Bauprojekten, die von den Grünen aus ökologischen Gründen abgelehnt, von der Regierung aber wegen ökonomischer Interessen gefördert würden. Ihre Partei gerate in eine schwierig Lage: Konturen könnten sich verwischen, ihre Glaubwürdigkeit könnte Schaden nehmen.

In den letzten Jahren der von Ernst Albrecht geführten CDU/FDP-Koalition in Niedersachsen war die Opposition (als deren Wortführer meist die Grünen auftraten) so stark geworden, daß sich die Regierung kaum mehr getraute, umstrittene Großprojekte voranzutreiben. Jetzt aber sorgt das Wirtschaftsministerium dafür, daß Straßen- und Autobahn-Pläne schnell realisiert werden. Im Papenburger Moor wird die Mercedes-Teststrecke gebaut, die Lothar Späth in Baden-Württemberg mit einer CDU-Alleinregierung nicht durchsetzen konnte. Entgegen den gesetzlichen Bestimmungen soll im Nationalpark Wattenmeer, wo Urlauber nicht barfuß hintreten dürfen, eine Pipeline verlegt werden. Die Fraktion der Grünen wirkte sogar an einem einstimmigen Beschluß des Landtags für die geplante Weltausstellung in Hannover mit, die auf Parteitagen stets als unsozial und umweltschädlich verdammt worden war.

Das zehrt am Vertrauen der Parteimitglieder zu den Mandatsträgern. Erbitterung, teils Verbitterung entsteht vor allem bei Aktiven aus Bürgerinitiativen, die, wenn sie die Fraktion an Parteitagsbeschlüsse oder den Wortlaut der Koalitionsvereinbarung erinnern, gelegentlich erleben müssen, daß sie als "Fundis" belächelt und barsch abgefertigt werden.

Die Ems wird im alleinigen Interesse einer Papenburger Werft weiter vertieft, obwohl Grüne und auch Sozialdemokraten immer gegen diese Absichten protestiert hatten. Der Bau eines Endlager- Bergwerks in Gorleben sollte verhindert werden, aber die rot-grüne Landesregierung genehmigte die Hauptbetriebspläne für den Schachtbau. Die benachbarte Konditionierungsanlage, in der abgebrannte Reaktor-Brennstäbe für die Endlagerung zerkleinert und verpackt werden sollen, war bei Amtsantritt der von Gerhard Schröder geführten Regierung noch nicht über die Fundamente hinaus gediehen; inzwischen hat sich dieses in der Regierungserklärung strikt abgelehnte Projekt zu einem imposanten Bauwerk entwickelt. Verbrennung von Hausmüll sollte nicht sein, aber die Regierung genehmigte eine neue Anlage in Hameln. In der Praxis verkehrte sich das Programm oft ins Gegenteil.

Besonders schmerzlich erfuhren das die Umweltschutz-Initiativen und die aus ihnen hervorgegangene Partei in der Giftmüll-Politik. Jahrelang widersetzten sie sich allen Plänen, Giftmüll zu verbrennen, weil bei hoher Temperatur neue, noch gefährlichere Gifte entstehen. In einem von der Regierung Schröder eingeholten Gutachten hieß es dann, trotz möglicher Vermeidung oder Verwertung von Sonderabfällen würden wohl etwa 70 000 Tonnen im Jahr übrig bleiben, die nicht auf eine Deponie gehörten. Die Grünen fanden, die Menge sei zu hoch geschätzt; sie müsse durch zusätzliche Bemühungen reduziert werden, sonst könnten sie dem Konzept nicht zustimmen. Der Landesparteitag in Hildesheim rang sich dann zu dem von Ministerpräsident Schröder begrüßten Kompromiß durch, daß unvermeidlicher Giftmüll in der Pyrolyse-Anlage des Preußag-Konzerns in Salzgitter verschwelt werden könne. Hochtemperaturverbrennung (HTV) komme nicht in Frage und sei damit erledigt. Dabei mogelten sich die Delegierten allerdings an der Tatsache vorbei, daß besonders gefährliche Reststoffe auch in dieser Anlage verbrannt werden.

Doch die niedersächsischen Unternehmerverbände waren mit diesem Zugeständnis längst nicht zufrieden. Sie bestanden darauf, daß die von der früheren CDU/FDP-Regierung konzipierte HTV- Anlage in Dörpen (Emsland) errichtet werden müsse. In der rot-grünen Koalitionsvereinbarung hieß es zu diesem Projekt knapp und deutlich, das Genehmigungsverfahren werde beendet. Immer wieder versicherten die Grünen wie auch der SPD-Landesvorsitzende Johann Bruns, eine HTV-Anlage in Dörpen werde es nicht geben. Aber das Genehmigungsverfahren wurde nicht beendet, und vor wenigen Tagen einigte sich die Regierung mit den Unternehmerverbänden darauf, daß die Anlage in Dörpen errichtet wird. Das vereinbarte Giftmüll-Konzept sieht zudem vor, daß erheblich mehr als 70 000 Tonnen im Jahr verschwelt oder verbrannt werden. Bruns und Thea Dückert, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, begrüßten die Einigung.

Gila Altmann zeigt sich über diese Entwicklung empört. Auf die Basis der Grünen wirke es unerträglich, wenn CDU und FDP mit hämischer Genugtuung feststellten, es sei ihre alte Linie, die nun von Rot-Grün fortgesetzt werde.

Was aber sind die Gründe für diese Entwicklung? Bessere Einsicht derjenigen, die aus der Opposition in die Regierung gewechselt sind? Anpassung an gesellschaftliche Realitäten, die sich gegenüber Umbauvorstellungen resistent erweisen? Altmann sieht es so: "Die Zeiten haben sich geändert, das gesellschaftliche Umfeld der Grünen hat sich geändert, die Partei selber hat sich verändert und entwickelt. Wohin die Entwicklung geht, will ich mal offenlassen. In der Regierungsverantwortung müssen wir jedenfall den Spagat schaffen zwischen dem Wunsch, unsere politische Programmatik durchzusetzen, und dem Zwang, als kleiner Koalitionspartner Kompromisse zu schließen." Leider habe ihre Partei bislang versäumt, diese Auseinandersetzung offen zu führen. "Aus Sorge vor dem Vorwurf, wir würden zu viel streiten", wie Gila Altmann meint.

Ein Großteil der Frustrationen, vor allem in den Bürgerinitiativen, kommt nach Altmanns Ansicht aus zu hohen Erwartungen. "In den ersten zwei Jahren haben viele stillgehalten und sich zurückgelehnt - auch um den Abgeordneten und Ministern nicht in die Quere zu kommen. Dahinter steckte eben die falsche Scheu vor Kontroversen. Das führte auch zu falschem Rollenverständnis von Abgeordneten. Die grünen Parlamentarier sind nicht die Grünen. Eine Fraktion kann nicht im luftleeren Raum agieren. Sie braucht Druck von der Basis."

Klagen über eine Ablösung der Fraktion von der Partei häufen sich. Über Professionalisierung der Politik und Hierarchisierung von Informations- und Entscheidungsprozessen ist auch innerhalb der Fraktion ein heftiger Streit entbrannt. Im Zorn über die Fraktionsvorsitzende Dückert legte die Landtagsvizepräsidentin Doris Herrmann gar ihr Mandat nieder. Unverhohlene Wut richtet sich gegen Politiker, die entgegen ihren Zusicherungen von ihren Diäten nicht den vereinbarten Anteil an den Fonds abführen, aus der Basis-Arbeit finanziert wird. Es war eine Konsequenz aus solchen Querelen, als vor einigen Monaten der Parteitag in Walsrode beschloß, der Fraktion einen professionellen Vorstand entgegenzusetzen. Gila Altmann und der im Streit mit der Fraktion aus seinem zeitweiligen Amt als Umwelt-Staatssekretär zurückgetretene Peter Bulle sollen nun als hauptamtliche Vorstandsmitglieder ein Gegengewicht bilden.

Aber gelingt das? Kann sich der Vorstand noch auf eine Basis stützen wie ehedem in Oppositionszeiten? Inwiefern hat sich die Partei selbst verändert? Dazu Altmann: "Früher sprachen wir von einer Bewegungspartei. Der erste Schritt war, daß wir uns überhaupt als Partei konstituierten. Der zweite, daß wir ins Parlament gingen. Der dritte dann, daß wir in eine Regierungskoalition gingen. Zeitweilig hieß es, die außerparlamentarische Arbeit sei das Standbein, die parlamentarische das Spielbein." Heute aber bewegten sich die Grünen fast nur noch in Parlamenten, habe nahezu jedes Mitglied ein Gemeinderatsmandat oder eine Funktion auf Kreisebene. "Daraus entsteht eine eigene Dynamik."

Die Landesvorsitzende kennt das auch von sich selbst. In Aurich (Ostfriesland) hat sie eine Stadtratskoalition mit der CDU geschmiedet - nicht aus Zuneigung zu den Christdemokraten, sondern wegen der Unbeweglichkeit der örtlichen Sozialdemokraten.Schriftstellerohne Papier

Wer in Rußland monatlich einhundert Westmark hat, kann damit gut leben. Wer keine Westmark hat und trotzdem ein Buch kaufen will, hat Pech. Das Buch ist zu teuer. Das Buch ist kein "Volksbedarfsgut", und die Papierkombinate sind vom Wettbewerb weiter entfernt, als Konsalik von Dostojewski. Konsalik behauptet sich mit Agatha Christie und Alexendre Dumas in dieser neuen Zeit ganz ober und frißt das verfügbare Papier auf. Wegen des Nachhol-Geschmacks kamen Dostojewskis bis zum Wetterumschlag verbotene "Dämonen" nicht über die Vorbestellungsquote von 1500 Exemplaren. Deshalb wurden sie gar nicht erst gedruckt. Auch Heilige haben dienstfrei. Tschechow und Lermontow zum Beispiel. Ihre alte Großfamilie liebt jetzt leichte Ware oder den Schnabelbecher mit flüssiger Kost.

Ein Gegenwartsautor weiß nicht, was schwieriger ist: einen Verleger zu finden oder das nötige Papier. Die Verlage schrumpfen. Lektoren sind arbeitslos, "Lyrik-Abteilungen" geschlossen. Wjatscheslaw Kuprijanow ist dreiundfünfzig Jahre alt, wurde in Sibirien geboren, hat während seiner Militärakademiezeit erste Gedichte verfaßt, in Moskau studiert, ein Deutsch gelernt, das fast fehlerlos ist, hat Hölderlin, Rilke, Brecht und Jandl ins Russische übersetzt, Lyrik und Prosa geschrieben. Seine Bücher sind nicht in Rußland, sondern in Deutschland und England in kleinsten Verlagen erschienen. Ein Band mit Lyrik wurde vom Ostberliner Tribüne-Verlag nach dem Fall der Mauer eingestampft. Solche Verhältnisse sind gut für die antiutopische Satire. Damit steht Kuprijanow in Michail Bulgakows Tradition.

Wjatscheslaw Kuprijanows Roman "Das feuchte Manuskript" (Alkyon Verlag, Weissach) handelt von Ochsen und Eseln, Riesen und Zwergen. "Zwerge waren mit den Riesen auch noch deswegen vorsichtig, weil ein plötzlich zu Boden geworfener Riese viele Zwerge erdrücken konnte . . ." Der Romanheld erwirbt das feuchte Manuskript mitsamt einer Sektflasche. Diese Rahmenhandlung gibt dem Autor Platz zum Aufräumen. Er nutzt ihn mit Raffinesse und Humor.

Zur Zeit muß ein russischer Dichter Emigrant werden oder West-Reisender sein, Bänkelsänger in eigener Angelegenheit oder sich zwingen, ein Popularist zu sein, populär im Illustriertenstil, sonst nichts. Im neuen Moskau, wo Intellektuelle die Schriften des "prophetischen" Philosophen Nikolai Berdjajew lesen, der sich in den zwanziger Jahren vom Marxismus ab und im Pariser Exil der ostkirchlichen Mystik zuwandte, verschenkt Kuprijanow aus eigener Tasche finanzierte Leporellos mit Gedichten von Goethe bis George. In Deutschland sucht er einen neuen Verleger oder die Aufmerksamkeit, die er auch hier verdient und die er braucht, damit sich zu Hause in der von Geld bestimmten Freiheit zwischen Parteifunktionären und Kriminellen jemand findet, der seine Werke druckt.

Weil das so schwer ist, schreibt er weiter über Zwerge, die mit ihren Eltern nur noch telefonisch korrespondieren, damit die Kinder nicht mit eigenen Augen sehen müssen, daß Vater oder Mutter Riesen sind und die Zwergüberlieferung ohne Irration an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden kann. Einige von Wjatscheslaw Kuprijanows Gedichten ("Wie man eine Giraffe wird", Russisch/Deutsch, Alkyon-Verlag) hat Felix Philipp Ingold übersetzt, der Band ist trotzdem ohne Öffentlichkeit geblieben. In der zur Buchmesse herausgekommenen Sondernummer der Zeitschrift "Sowjetunion heute" steht, daß das russische Verlagsangebot die Nachfrage in den Gebieten Management, Computertechnik, Autos, Eigenheimbau, Dienstleistung, Kochen, alternative Medizin und Massensportarten besonderen in entlegenen Gegenden nicht befriedigen konnte.

VERENA AUFFERMANN

Passive bleiben dann eben zu Hause hocken

RÜSSELSHEIM. Im Treppenhaus steht eine Bank zum Ausruhen, die Hängeschränke in der Küche können auf Knopfdruck abgesenkt werden, auch Toilette und Waschbecken sind in der Höhe verstellbar, die Dusche hat einen Klappsitz. Was sich eine Gruppe von Senioren zum Thema "Altengerechtes Wohnen" überlegt hat, ist zum Greifen nah: aus Holz zusammengebaut scheint die zwei mal drei Meter große Etage einem Puppenhaus zu entstammen.

Alte Männer und Frauen bleiben stehen, beäugen das Modell und gehen weiter, zu anderen Ständen oder setzen sich nieder, zu Kaffee und Kuchen. Wo sonst Sportler um Erfolge kämpfen, erklingen am Samstag besinnliche Flöten- und Gitarrenklänge: Es ist der "Tag der älteren Generation" in der Walter-Köbel-Halle.

Der übliche Frühjahrstermin war dem Streik im öffentlichen Dienst zum Opfer gefallen. Daß die knapp 30 hiesigen Gruppen, Vereine und Institutionen ihr Angebot für Senioren diesmal erst im Herbst vorstellen, hat keine sichtbaren Folgen: Lediglich ein paar Honoratioren, darunter der Oberbürgermeister, fehlen ob ihres dichten Terminplans.

Untätig wollen auch die älteren Rüsselsheimer nicht sein, wie Dorothea Hausen vom Sozialamt zu wissen glaubt: "Die wollen nicht nur dasitzen und Kaffee trinken. Die wollen was tun, - wenn man sie nur läßt." Etwa wie der von der Stadt initiierte Arbeitskreis "Technik im Alter", der seine Vorstellungen über seniorengerechtes Wohnen in hölzerne Wirklichkeit umgesetzt hat. Oder der Video-Kreis, der sich an jedem Dienstag um 10 Uhr in der Stadtbildstelle trifft. Oder das Seniorentheater. Oder die Tanzgruppe der Luther-Gemeinde. Oder die 300 Aktiven des Rentner-Clubs "Sorgenbrecher". "Wer net will, bleibt ewe in de' Wohnung hocke", sagt einer. Er hat wohl recht, denn "Passive" dürften auch an diesem Tag nicht vor die Tür gegangen sein. Etwa in die Walter-Köbel- Halle. leo

Mit Hölzenbein Doppelpaß gespielt Edgar Schmitt - der Herzbube von der Bank

Dem Manne mangelte es auch nicht an einer gehörigen Portion Schlagfertigkeit. Nein, beschied er lächelnd die berufsmäßigen Frager, es seien nicht seine ersten Tore in Pflichtspielen für die Eintracht gewesen. Beileibe nicht. Schließlich habe er im letzten Jahr schon das "vorentscheidende 4:0 gegen Spora Luxemburg geschossen". Edgar Schmitt, erst in der Verlängerung auf den Rasen getreten, hat zwar mit seinen beiden Toren und einer Vorlage zur spielentscheidenden Führung durch Yeboah maßgeblichen Anteil daran, daß sein Arbeitgeber auch weiterhin auf drei Hochzeiten tanzen kann, doch einer wie er hebt deswegen noch lange nicht ab.

Dazu hat er auch keinen Grund. Denn die Bilanz des Edgar Schmitt, der im Sommer 1991 als Torschützenkönig der Oberliga Südwest (39 Tore) von der Eintracht aus Trier zur Eintracht aus Frankfurt wechselte, ist alles andere als beeindruckend. Drei Einwechslungen in dieser, acht Einsätze in der vergangenen Saison stehen bislang auf seinem Konto, dazu hat er dreimal im UEFA-Cup kurzgearbeitet (und dabei das oben erwähnte Tor geschossen), allenfalls in den zahllosen unbedeutenden Freundschaftsspielen durfte der Edgar ran. Für einen wie Schmitt, der wegen seines ausgeprägten Ehrgeizes im vergangenen Jahr zuerst den Bogen und dadurch die Muskulatur überspannte, ist dies natürlich keine befriedigende Situation. "Das ist schon frustrierend, wenn man so lange wartet und nicht spielt." Aber eben nicht zu ändern. "Ich habe mir ja nicht gerade den leichtesten Verein ausgesucht. Yeboah gehört mit Marco van Basten zum besten Stürmer Europas, Axel Kruse ist bei der Nationalelf. Das hat es einer, der aus der Oberliga kommt, schwer."

Doch der "Herzbube von der Bank" (Zeugwart Toni Hübler), der dank seiner umgänglichen und unkomplizierten Art vor allem menschlich in der Mannschaft Achtung genießt, ließ sich nicht unterkriegen, legte im Training noch eine Schippe drauf und hoffte auf den berühmten Knoten, der schon mal platzen werde: "Irgendwann wirst du die Kiste auch wieder treffen", habe er sich gesagt. Vor allem durfte sich der verhinderte Schütze vom Dienst, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, eines mächtigen Fürsprechers sicher sein: Bernd Hölzenbein. Denn der Vizepräsident der Eintracht hält große Stücke auf den 29jährigen: "Der Edgar ist ein Spieler, der alles mitbringt, was sich ein Verein wünscht - er ist dynamisch, kämpferisch stark und hängt sich mächtig rein." Und es war Hölzenbein ("ein bißchen Selbstlob ist dabei"), der Edgar Schmitt seinerzeit entdeckt hatte. Denn "Holz" und Schmitt spielten 1986 ein halbes Jahr gemeinsam beim FSV Salmrohr in einer Mannschaft. "Ich mag den Edgar, wir sind miteinander befreundet, und deswegen wünsche ich ihm, daß er endlich den Durchbruch schafft." Hölzenbein, kein Wunder, empfand den Auftritt des Edgar Schmitt denn auch schlicht als "das Erfreulichste überhaupt an diesem Spiel".

Und für Hölzenbein steht unerschütterlich fest, daß die Eintracht Schmitt, dem nach Aussage des Vizepräsidenten ("keiner ist so gefragt wie er") Angebote "aus der halben zweiten Bundesliga" vorlägen, während der Saison "auf keinen Fall abgeben" werde. "Es hat mich gefreut", lobte prompt Trainer Dragoslav Stepanovic, der momentan einsetzen kann, wen er will, stets hat er Erfolg damit, "daß da ein Spieler von der Bank kommt und die Partie umbiegt."

Schmitt, ruhig und besonnen, bringen derlei Komplimente nicht aus dem Konzept. Er bleibt Realist: "Heute freue ich mich, morgen geht's wieder von vorne los." Ansprüche auf einen Platz in vorderster Reihe meldet er nicht an. Wahrscheinlich sitzt er im nächsten Spiel wieder nur auf der Bank. THOMAS KILCHENSTEIN

Verlust nach Fetzzelt-Party Gruppe steht vor einem 20 000-Mark-Schuldenberg

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Rechnung der "Einhörner" ist nicht aufgegangen: Statt hungernden Kindern in Somalia und dem ehemaligen Jugoslawien mit Nahrungsmitteln helfen zu können, muß das Quintett jetzt versuchen, seine Schulden zu bezahlen. "1-Horn"-Sprecher Robert Poth schätzte am Sonntag, daß die zweitägige "Fetzzelt-Party" auf dem Gelände der Bertha-Suttner-Schule mehr als 20 000 Mark Verlust eingebracht habe.

Erst im August hatten die fünf Männer und Frauen den Entschluß gefaßt, eine Musikveranstaltung zu organisieren, deren Erlös notleidenden Menschen zugute kommen sollte. Sie planten ein Rockkonzert und einen Disco-Abend, an dem sich auch der Hessische Rundfunk beteiligte. Gesamtkosten: etwa 50 000 Mark.

Während die "hr-Club-Disco" am Samstag mit mehr als 2000 Besuchern die hochgesteckten Erwartungen erfüllte, erwies sich das Konzert am Abend zuvor als "Flop". Nur zwei der drei angekündigten Musikgruppen seien vor rund 500 Menschen aufgetreten, technische Probleme hätten den Ablauf empfindlich gestört und auch bei den Preisen für Getränke und Speisen habe die Kalkulation nicht gestimmt: "Das Bier war zu billig, Steaks und Wurst wollte kaum einer."

Auf die Frage, wie die "Einhörner" den fehlenden Betrag bezahlen wollen, reagierte Poth mit Schulterzucken. In den nächsten Monaten müsse jeder der Fünf dafür einen Großteil der Gehälter verwenden. "Aber wir werden es auf alle Fälle noch einmal versuchen. Aber dann mit mehr Zeit für die Vorbereitungen." leo

Namen+Notizen

ROBERT CACHANDT, Pfarrer der evangelischen Markusgemeinde in Butzbach, wird Ende Oktober seine seelsorgerische Tätigkeit in Butzbach beenden, um fortan Patienten und Mitarbeiter im Universitätsklinikum Gießen zu betreuen. Seinen Schritt begründete Cachandt mit dem Wunsch, "mal etwas anderes zu machen und eine neue Herausforderung anzunehmen". Vor siebzehn Jahren trat Cachandt erstmals seinen Dienst als Pfarrer der Markusgemeinde Butzbach an. Es war seine erste Pfarrstelle. - Cachandt engagierte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für die Belange der Kinder und Jugendlichen. So gründete er die Spiel- und Lernstube mit, aus der sich dann das Psychosoziale Beratungszentrum in der August-Storch-Straße entwickelte. Cachandt gab zusammen mit der Markusgemeinde auch den Anstoß für die Bildung des Arbeitskreises Asyl, der die im Schloß untergebrachten Flüchtlinge betreut. - Einen Nachfolger für den 51jährigen Geistlichen, der in Gambach ein neues Domizil gefunden hat, ist derzeit noch nicht gefunden. Cachandt hofft jedoch, daß die Stelle bis zum März des nächsten Jahres besetzt werden kann. Bis dahin werden die Butzbacher Pfarrerinnen DORIS VOLK-BRAUER, die das Degerfeld betreut, und LORETTA STROH, die für den östlichen Pfarrbezirk in Butzbach verantwortlich ist, die Arbeit von Cachandt übernehmen. Offiziell verabschiedet wird Cachandt während eines Gottesdienstes am Sonntag, 8. November, ab 17 Uhr in der Markuskirche. str

Ratlosigkeit prägt Ost-West-Dialog in Leipzig

Der Mann kommt nicht mehr dazu, seine Frage zu Ende zu formulieren, weil in der Nikolaikirche donnernder Applaus ertönt. Regine Hildebrandt ist gekommen, die brandenburgische Arbeitsministerin. Eine gute Stunde zu spät zwar, aber immer noch früh genug, um Schwung in eine Diskussion zu bringen, die sich bis dahin eher brav und müde dahinschleppte. Heinz-Werner Meyer, der DGB-Chef, stellt sich der Diskussion, der Präsident der Arbeitgeberverbände Klaus Murmann, Sachsens Bischof Christoph Demke. Drei Jahre, nachdem 70 000 Leipziger für mehr Freiheit demonstriert hatten, sitzen 400 von ihnen in der Nikolaikirche, um über "Teilen für eine gemeinsame Zukunft" zu reden.

Vom Stolz der "Heldenstädter", die 1989 auf die Straßen gezogen waren und ihr Leben riskiert hatten, vom Elan der Wendezeit und den Hoffnungen, die damals sprossen, ist an diesem Abend an der Stätte der Montagsgebete kaum noch etwas zu spüren. Es sind Leipziger gekommen, die die Gegenwart eingeholt hat. "Warum machen Arbeitgeber und Gewerkschaften der Treuhand nicht mehr Druck, die kann doch hier nicht alles plattmachen?", fragt ein älterer Mann. Oder: "Früher hat die BRD billig Textilien bei uns eingekauft. Heute soll das nichts mehr wert sein?" Dann ein Mann, um die 50, der gerade seine Stelle verloren hat: "Wenn man eine Industrie aufbauen will, wieso entläßt man gerade die Ingenieure?"

Einfache Fragen, auf die weder Murmann noch Meyer einfache Anworten haben. "Nur mit Produkten, die wettbewerbsfähig im Westen sind", könne die ostdeutsche Wirtschaft etwas werden, erklärt Murmann. Nur sei das ein Prozeß mit "viel längeren Fristen" als vorher gedacht und gesagt. Dann verspricht der Arbeitgeberpräsident, sich "an diesem 9. Oktober" dafür einzusetzen, daß in Ostdeutschland zwei Millionen Industriearbeitsplätze entstehen. Was dem DGB-Chef zu wenig ist: Bonn müsse endlich Industriepolitik machen, fordert er.

Irgendwann erhebt sich Leipzigs Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube von seiner Kirchenbank. Er erinnert an das Thema "Teilen für eine gemeinsame Zukunft" und fragt Murmann und Meyer unter dem Beifall der Leute: "Wo haben sie eigentlich in ihren Verbänden eine andere Politik mit dem Ziel Teilen gemacht?" Murmann berichtet davon, nach der Vereinigung "bei einem Frühstück um 6.30 Uhr mit Meyer" durchgesetzt zu haben, daß die Löhne so umgestellt wurden, wie sie es heute sind, verweist auf seine Unternehmensgruppe, die in Nordrhein- Westfalen 200 Arbeitsplätze abbaut, um in Sachsen in einer kleinen Fabrik 300 neue zu schaffen. Was die Leute auch beklatschen, bis jemand aufsteht und fragt, wieso sich dann gerade die westdeutsche Industrie zusammengetan habe, um den konkurrenzfähigen Kühlschrank der dkk-Scharfenstein in Sachsen zu verhindern.

Es gibt Augenblicke, in denen Regine Hildebrandt der Kragen platzt und sie noch schneller schimpfen möchte, als es ihr flinkes Mundwerk eh schon erlaubt. Sie trifft die Tonlage der Kirchenbesucher: Nicht noch zusätzliche Gesprächsrunden in Bonn! Wenn die Regierung nur wollte, würde ihr auch etwas einfallen! Im Osten helfen, nicht absahnen! Das Geld muß im Osten bleiben! Hildebrandt: "Wir müssen wieder auf die Straße gehen, wenn wir merken, es geschieht nichts." Das kommt an, die Leute in der Nikolaikirche danken solche Worte mit langem Applaus - während die beiden Spitzenfunktionäre aus dem Westen genervt die Deckenbemalung des Kirchenschiffs studieren.

Teilen für eine gemeinsame Zukunft? Es wird an diesem Abend in der Nikolaikirche wenig darüber gesprochen, wie das funktionieren könnte im Osten und Westen. "Mensch, das sind doch zwei Welten", murmelt eine ältere Frau. Dann steht sie auf und bringt der von Verehrerinnen und Verehrern umlagerten Hildebrandt einen Strauß Blumen.

BERNHARD HONNIGFORT (Leipzig)

Bei Rot über die Straße: Fußgänger schwer verletzt

RÜSSELSHEIM. Schwere Verletzungen zog sich am Freitag nachmittag ein Mann zu, als er den Rugbyring überqueren wollte, obwohl die Fußgängerampel auf Rot stand. Wie die Polizei mitteilte, wurde er gegen 15.20 Uhr von einem Auto erfaßt, das aus Richtung Raunheim kam und dessen Fahrer zwar bremste, aber nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte. Der Fußgänger wurde zu Boden geschleudert und mußte schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Der Schaden am Fahrzeug wird auf 1500 Mark geschätzt. leo

Was vor der Steckdose so alles passieren kann EAM öffnete die Türen ihrer neuen Hanauer Betriebsstelle / Anschauen und Ausprobieren

HANAU. Nach sechs Jahren, drei Bauabschnitten und einem Kostenaufwand von 14 Millionen Mark hat die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) ihren Neubau der Hanauer Betriebsstelle abgeschlossen. Die früheren Gebäude standen schon seit der Nachkriegszeit. Sie waren nach Worten des Betriebsdirektors des Hanauer Werkes, Wolfgang Hoffmann, "einfach abgewirtschaftet". Für die rund 100 Mitarbeiter wurden nun angenehmere und rationellere Arbeitsplätze geschaffen. "Zusätzlich haben wir die Energieberatung verdoppelt", so Hoffmann.

Mit einem Tag der offenen Tür wurde der Neubau am Samstag der Bevölkerung vorgestellt. Der Direktor faßte das Angebot der Veranstaltung zusammen: "Wir wollen den Besucherinnen und Besuchern zeigen, was vor der Steckdose passiert."

Ein wichtiger Punkt des Informationsangebotes umfaßte auch das Thema "Energiesparen". In einer Küche demonstrierten Mitarbeiterinnen, wie man Elektrogeräte sparsam benutzt, angefangen vom Waffeleisen über die Chipsmaschine bis zur Zuckerwattentrommel. Diese Vorführungen sollen keine einmalige Angelegenheiten sein. "Wir haben früher nur Vorträge gehalten, wie eine Küche praktisch benutzt werden kann. Jetzt können die Frauen unsere Vorschläge selbst ausprobieren", erklärte Hoffmann. Dabei geht es von kleineren Küchengeräten über energiesparende Waschmaschinen bis hin zur Beleuchtung. Letzterem wurde ein Stockwerk tiefer ausreichend Raum geschaffen. Im Lichtstudio bestand die Möglichkeit, sich über die richtige, stromsparende Beleuchtung zu informieren. Ein Thema, das Wolfgang Hoffmann besonders am Herzen liegt: "Viele Leute geben beispielsweise für eine Kücheneinrichtung 20 000 Mark aus, die Lampe über dem Herd darf dann aber nicht mehr als 150 Mark kosten."

Auf dem Hof des neuen Gebäudes tummelten sich zahlreiche Besucher. Leicht grinsend blieben sie vor dem Solarboot und dem gelben Elektroroller stehen. Interessiert begutachteten sie die Ausstellung und die Filmvorführungen über die Ausbilung zum Energieanlagenelektroniker. Sie klatschten Beifall, als der Feuerspucker die Flammen gegen die Sonne warf und klopften mit dem Fuß den Takt zur Blasmusik, während sie ihre Erbsensuppe löffelten.

Der Erlös der Veranstaltung wird einem guten Zweck zukommen: Zum einen werden zwei besonders bedürftige Familien im Main-Kinzig-Kreis untersützt, zum anderen soll der Verein der Selbsthilfe Körperbehinderter in Hanau einen Zuschuß zum Bau der 19 behindertengerechten Wohnungen in Erlensee erhalten. gf

100 000 Mark Schaden bei Brand in Ebert-Schule

RÜSSELSHEIM. Rund 100 000 Mark Schaden ist am Samstag morgen bei einem Brand im Dachgeschoß der Friedrich-Ebert-Straße entstanden. Nach Angaben der Polizei kann es sich dabei möglicherweise um die Tat von Brandstiftern handeln, da ein Fenster im Erdgeschoß und mehrere Innentüren aufgebrochen vorgefunden wurden.

Anwohner hatten gegen sieben Uhr das Feuer in einem Seitentrakt der Schule entdeckt. Die alarmierte Feuerwehr konnte verhindern, daß sich der Brand auf das Hauptgebäude ausweitete. leo

Scheckbetrüger jetzt auch in Rüsselsheim unterwegs

RÜSSELSHEIM. Die Scheckbetrüger, die derzeit das gesamte Rhein-Main-Gebiet unsicher machen, sind auch in Rüsselsheim aufgetaucht: Wie die Polizei berichtet, boten zwei Männer und eine Frau einem Geschäftsinhaber eine Kiste Wein zur Probe an und verlangten dafür einen Scheck über zehn Mark. Offenbar veränderten die drei Unbekannten die eingetragene Summe und versuchten, mit dem gleichen Scheck 4900 Mark von einem Rüsselsheimer Geldinstitut abzuheben. Als der Kassierer zögerte, verließ das Trio fluchtartig die Bank. leo

Der Verein, bei dem sich alles ums Drehen dreht Filmclub feierte mit Nonstop-Programm Geburtstag

BAD HOMBURG. Ob China oder Japan, Rußland oder Indonesien, gedreht wird bei den Bad Homburger Amateurfilmern immer, wenn sie sich in ferne Länder aufmachen. Seit Oktober 1967 im Filmclub Taunus Bad Homburg e.V. organisiert, feierten sie am Samstag mit einem Nonstop-Programm - alles Früchte der eigenen Filmerei - ihren 25. Geburtstag. Eine Foto-Ausstellung über die Vereins-Aktivitäten und eine Tombola, deren Reinerlös dem Kinderheim "Landgräfliche Stiftung" zugute kommen soll, rundeten das Jubiläum ab.

"In der Kürze liegt die Würze", bringt Arnold Battel, seit 1976 mit Ehefrau Hannelore Clubmitglied, seine Film-Erfahrungen auf den Punkt. "Wir lernten damals, sparsam zu filmen", erklärte er, "Filmmaterial war sehr teuer". Der Verein hielt damals Seminare unter freiem Himmel ab. Die Kameras wurden in einer Reihe aufgebaut, und diejenigen mit dem meisten Wissen erklärten den Neulingen die Theorie, bevor die Kamera zu surren begann. So standen zum Beispiel Bildgestaltung und Farbkomposition auf dem Programm.

Doch nicht nur ferne Länder lockten die Amateurfilmer. Auch daheim wurde gedreht. "Die längste Festtafel der Welt" - jeder Bad Homburger hat sicherlich noch das Bild der über 2000 Meter langen Tischreihe in der Fußgängerzone vor Augen - aktivierte seinerzeit auch die Amateurfilmer. Mit mehreren Kameras bewaffnet, zogen sie früh am Morgen los, um das Ereignis in Bild und Ton zu dokumentieren. Aufs Zelluloid gebannt wurden auch Städte. Portraits entstanden, so über die Homburger Partnerstädte. Ins Programm der Hobbyfilmer gehören aber auch Naturfilme und technische Dokumentationen: "Kreischende Funken" zeigt die Bundesbahn beim Abschleifen der Gleise. Festgehalten wurden auch die Untertunnelung des Mains beim Bau der S-Bahn und das Aufstellen von Lichtmasten im Frankfurter Hauptbahnhof per Hubschrauber. An jedem ersten Montag im Monat werden der Öffentlichkeit ausgewählte Eigenproduktionen der Vereinsmitglieder im Stadthaus vorgeführt. Der Filmclub geht auch in Altersheime, um dort seine Werke zu zeigen.

Gefilmt wird vorwiegend mit Super-8. Doch Video befindet sich auf dem Vormarsch. Elfriede Urban, Frau des Vereinsvorsitzenden: "Geliebäugelt wird mittlerweile auch mit Video."

Jeden zweiten Dienstag treffen sich die Club-Mitmitglieder im Haus der Altstadt, um Erfahrungen auszutauschen. Eigene neue Filme werden besprochen, Referate gehalten oder auch mal über einen Messebesuch berichtet. Zum nächsten Treffen, das morgen ist, sind alle Interessierten eingeladen. Wer nur eine fachliche Frage hat oder mal probeweise reinschauen will, darf gerne kommen, beteuern die Filmfreunde (Info: Tel. 29509).

Vorbereitung ist das A & O, soll ein guter Film entstehen. Zuerst machen sich die Filmer kundig. Dann wird ein Drehbuch geschrieben. Sind endlich die Aufnahmen im Kasten, folgen Schnitt und zuletzt der Ton. "Filmer sind keine Leute, die im Urlaub nur am Strand liegen", sagt Elfriede Urban. Und Arnold Battel fügt hinzu: "Bei der nachträglichen Sprachaufnahme muß man am Film erzählen und sich davor hüten, den Text abzulesen."

Der Filmclub richtet am 31. Oktober und 1. November übrigens die 25. Hessischen Filmfestspiele im Stadthaus aus. Bei dem Wettstreit um den besten Amateur-Streifen werden zehn Clubs mit 30 bis 40 Filmen um den ersten Platz konkurrieren. teb

Eishockey-Stenogramm

Spiele vom Freitag Kölner EC - Schwenninger ERC 5:3 (1:1, 3:1, 1:1). - Tore: 0:1 Kirchmeier (7:49), 1:1 Hock (13:34), 2:1 Hock (22:29), 3:1 Kwasigroch (24:17), 4:1 Pokorny (28:06), 4:2 Held (30:19), 4:3 Held (49:34), 5:3 Mayr (55:23). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Köln 6 - Schwenningen 10.

EHC Freiburg - Krefelder EV 1:4 (0:1, 1:2, 0:1).- Tore: 0:1 Gebel (16:13), 1:1 Reichel (29:58), 1:2 Mayer (36:18), 1:3 Walker (37:15), 1:4 Walker (56:37). - Schiedsrichter: Schneider (Iserlohn). - Zuschauer: 3000. - Strafminuten: Freiburg 14 - Krefeld 14.

Mannheimer ERC - Düsseldorfer EG 4:8 (1:1, 3:2, 0:5).- Tore: 1:0 Heidt (10:33), 1:1 Lee (14:17), 2:1 Sebek (25:08), 2:2 Valentine (30:20), 2:3 Kummer (34:59), 3:3 Lala (36:19), 4:3 Lala (39:13), 4:4 Hölscher (42:07), 4:5 Valentine (42:56), 4:6 Köpf (50:11), 4:7 Lee (53:36), 4:8 Valentine (58:44). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 8500. - Strafminuten: Mannheim 8 - Düsseldorf 8.

Berliner SC Preussen - EV Landshut 3:3 (1:2, 1:0, 1:1). - Tore: 1:0 Malo (3:13), 1:1 Preuss (8:21), 1:2 Hantschke (8:42), 2:2 Malo (27:16), 3:2 Schinko (41:23), 3:3 Handrick (56:18). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4150. - Strafminuten: Berlin 12 - Landshut 16.

EC Hedos München - EHC Eisbären Berlin 5:1 (2:0, 1:1, 2:0). - Tore: 1:0 Fabian (1:23), 2:0 Truntschka (13:28), 2:1 Kuhnke (23:51), 3:1 Fabian (25:02), 4:1 Hegen (49:43), 5:1 Franz 59:23). - Schiedsrichter: Zelfel (Wilhelmshaven-Stickhausen). - Zuschauer: 5600. - Strafminuten: München 10 - Berlin 12.

EC Ratingen - ESV Kaufbeuren 4:1 (2:0, 0:1, 2:0). - Tore: 1:0 Boris Fuchs (14:34), 2:0 Anatoli Antipow (16:01), 2:1 Ustorf (39:05), 3:1 Swetlow (41:42), 4:1 Antipow (54:21). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 2046. - Strafminuten: Ratingen 22 - Kaufbeuren 22 + 10 Disziplinar (Fous). Spiele vom Sonntag Düsseldorfer EG - Kölner EC 2:0 (0:0, 1:0, 1:0). - Tore: 1:0 Amann (23:37), 2:0 Kummer (59:50). - Schiedsrichter: Moor (Schweiz). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 18 - Köln 22.

Schwenninger ERC - EC Hedos München 2:3 (0:1, 1:1, 1:1). - Tore: 0:1 Franz (5:51), 1:1 Martin (38:27), 1:2 Volland (39:06), 1:3 Franz (41:49), 2:3 Schreiber (57:55). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4500. - Strafminuten: Schwennningen 8 - München 12.

Im Blickpunkt: Wahl in Georgien Hoffnung auf Demokratie

Das bürgerkriegszerrüttete Georgien hat seinen zweiten Anlauf in Richtung Demokratie unternommen. Etwa 3,5 Millionen Einwohner des Kaukasus-Landes waren am Sonntag aufgerufen, für die Amtszeit von drei Jahren ein neues Parlament sowie dessen Vorsitzenden zu wählen. Einziger Kandidat für dieses höchste Amt Georgiens war Eduard Schewardnadse. Der frühere sowjetische Außenminister steht nach dem Sturz des 1991 gewählten Präsidenten Swiad Gamsachurdia seit März diesen Jahres an der Spitze des von Militärs dominierten provisorischen Staatsrates. Erste Wahlergebnisse werden für den heutigen Montag erwartet. Schewardnadse hatte die Bevölkerung Georgiens noch am Samstag abend dazu aufgerufen, sich an der Wahl zu beteiligen. Nur eine legitimierte Führung könne Georgien aus der katastrophalen wirtschaftlichen Lage herausführen und das Chaos beenden. Die Wahl Schewardnadses zum neuen Parlamentschef stand kaum in Frage. Laut "Iswestija" hatten sich bei jüngsten Umfragen 65 bis 70 Prozent der Georgier für ihn entschieden. Nach den Niederlagen der georgischen Truppen in Abchasien Anfang Oktober wurde jedoch ein Nachlassen der Unterstützung erwartet.

Um die 234 Parlamentssitze haben sich etwa 3500 Kandidaten von 36 Parteien oder Listenverbindungen beworben. Entsprechend der ethnischen und territorialen Zersplitterung des Landes vertreten sie meist aber nur regionale Interessen. Die größten Chancen wurden den Blöcken "11. Oktober" und "Frieden" eingeräumt.

Im Wahlbündnis "11. Oktober" haben sich die eher gemäßigte Republikanische Partei Georgiens, die Christlich-Demokratische Union sowie der Bund "Demokratische Wahl für Georgien" mit der populären Volksfront- Bewegung um den als radikal geltenden Nodar Natadse zusammengeschlossen. Den Block "Frieden" bildet ein Zweckbündnis aus früheren Parteifunktionären und Vertretern der Intelligenz mit Ex-Dissidenten und Monarchisten. Für diese Liste wollte ursprünglich auch Schewardnadse kandidieren. Gute Chancen wurden weiterhin den georgischen "Grünen" eingeräumt, die besonders von kriegs- und politikmüden Teilen der Bevölkerung unterstützt werden.

Wegen der unruhigen Lage fand die Wahl in mindestens sieben Wahlkreisen nicht statt. Betroffen waren Teile der umkämpften autonomen Republik Abchasien, die Wahlkreise um Zchinwali und Dchawa in Südossetien sowie zwei Gebiete Westgeorgiens, die als Hochburgen des gestürzten Ex-Präsidenten Gamsachurdia gelten. Hier sollen insgesamt etwa 200 000 Stimmberechtigte leben.

Nach den Parlamentswahlen scheinen sowohl eine Eskalation des Krieges in Abchasien als auch verstärkte Friedensbemühungen möglich. Schewardnadse hatte es vom Wahlausgang abhängig gemacht, was bei einem möglichen Treffen am morgigen Dienstag mit dem im Konflikt vermittelnden russischen Präsidenten Boris Jelzin "die Themen sein werden".

Georgien fordert den Rückzug der abchasischen Streitkräfte auf die im Moskauer Waffenstillstandsabkommen vom 3. September festgelegten Stellungen. Anderenfalls wurde die Entsendung von 40 000 Mann der Nationaltruppen angekündigt. Zuvor hatte die vom abchasischen Parlamentspräsidenten Wladislaw Ardsinba geführte Unabhängigkeits-Bewegung Anfang Oktober die Schwarzmeerstadt Gagra sowie mehrere Siedlungen im Nordwesten der autonomen Republik besetzt. Mehrere tausend georgische Soldaten flohen über die Grenze nach Rußland. Die von kaukasischen Freiwilligen-Trupps unterstützten Abchasen setzten bei ihrer Offensive schwere Waffen ein, die nach Ansicht Georgiens aus russischen Quellen stammen. Diese "Einmischung" hat das georgisch-russische Verhältnis zusätzlich belastet.

Neben dem Krieg in Abchasien zerrütten die immer wieder aufflammenden Unruhen in Süd-Ossetien sowie Terroranschläge der Gamsachurdia- Anhänger das unruhige Georgien, für das nun der zweite Demokratieversuch seit der Unabhängigkeits-Erklärung im April 1991 beginnt.

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Berlepsch und Boskop gesammelt und eingesackt Frischer Süßer beim Apfelerntefest am Berger Hang

Die letzten Frankfurter Bergkühe bekamen Gesellschaft: Hoch oben am Berger Hang stapften einige Dutzend Erntehelfer über die Wiesen, um Äpfel in Säkke, Tüten und Taschen zu füllen. Über den Boden gebückt suchten sie die Wiesen ab und sammelten ein, was von den Bäumen gefallen war: den Trierer Weinapfel und die Bischofsmütze, Schafsnase, Berlepsch, Boskop und Speierling. Schon beim Einsammeln und Schütteln der markierten Bäume wurde über die Belohnung für den freiwilligen Einsatz geredet. Aus den Kelteräpfeln, die vielleicht nicht so schön, dafür aber schmackhafter als Obst von EG-Plantagen sind, sollte noch am gleichen Tag der "Süße" gepreßt werden.

Dafür sorgte der "Runde Tisch Streuobstwiesen", der das Apfelerntefest am Berger Hang organisiert hatte. Die Kelterei Possmann stand mit Waage und Lastwagen bereit, um die Apfelsäcke entgegenzunehmen, die den steilen Weg nach oben geschleppt werden mußten. Yvonne Walther von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hatte zwar bei dem sonnigen Herbstwetter mit mehr Andrang gerechnet, doch der Effekt der Aktion war für sie unzweifelhaft: "Wenn hier oben viele Leute rumlaufen, kümmern sich auch einige Besitzer der Wiesen wieder mehr um ihre Bäume." In der Tat: Gleich neben dem Possmann-Stand waren zwei Männer mit Leitern, Eimern und Sense dabei, ihre Bäume zu ernten und das wuchernde Gras zurückzustutzen.

Trotz aller Pflegemaßnahmen der Naturschützer ist jedoch klar: Der Berger Hang braucht eine Verjüngungskur. "80 Prozent der Bäume sind über 30 Jahre alt", sagte Yvonne Walther. Die Stadt will immerhin demnächst 200 Bäume pflanzen, wie Matthias Muncke vom Umweltamt bestätigte. Ihm und den Naturschützern wäre es jedoch lieber, wenn die Frankfurter Bürger sich mehr um die Wiesen kümmern würden. Für einen eher symbolischen Jahresbetrag verpachtet das Liegenschaftsamt Wiesen aus städtischem Besitz. Als Lohn für die Pflegearbeit können die Pächter dann im Herbst eine - hoffentlich reichliche - Apfelernte einfahren. Schließlich nahm der Seckbacher Kelterer August Bornschier das Obst in Empfang. Während sich die Helfer bei einem Imbiß stärkten, verwandelten sich die Äpfel in frischen "Süßen". Zwölf bis 20 Liter, je nach Saftgehalt, gab's für einen Zentner Äpfel. Im nächsten Jahr sollen bei dem Fest, das wahrscheinlich auf Streuobstwiesen in Sossenheim und Schwanheim ausgeweitet wird, auch Zwetschen und Kirschen in die Erntekörbe fallen. Besonderer Anreiz für die Freiwilligen: Die heimischen Früchte sollen vielleicht zu wohlschmekkendem Schnaps veredelt werden. vo

Lichtblick durch Aleksic Müde Partie / Croonen untröstlich / Egelsbach - FSV 1:0 (0:0)

Erleichtertes Aufatmen und Jubel auf der Seite des Siegers, betretene Mienen und Ratlosigkeit in den Reihen der Verlierer. Während FSV-Torhüter Croonen nach dem Abpfiff erst einmal "die Schnauze voll hatte" und sich beim Gang in die Kabine auch nicht von Präsident Baecker trösten lassen wollte, rannte Egelsbachs Trainer Schäty auf den Rasen und fiel seinen Spielern in die Arme. Nach dem glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg dürfte er sich so mancher Sorgen entledigt haben.

In einer äußerst schwachen Partie agierte die Mannschaft vom Bornheimer Hang von Anfang an ohne Druck aus dem Mittelfeld und viel zu defensiv, obwohl Trainer Dörenberg eigentlich eine aggressivere und vor allem offensivere Spielweise als taktische Marschroute ausgegeben hatte. Die einzige nennenswerte Chance in der ersten Hälfte eröffnete sich Matthaei in der 27. Minute, als Torhüter Arnold einen Schuß von Grau gerade noch parieren konnte und der Abpraller direkt vor den Füßen des FSV-Spielers landete. Doch der war so überrascht, daß er den Ball am leeren Tor vorbeischoß.

Auch nach dem Wechsel setzte sich das ideenlose Spiel beider Mannschaften im Mittelfeld fort. Für den einzigen Lichtblick des Nachmittags sorgte Aleksic, der mit einer Einzelaktion den entscheidenden Treffer erzielte. In der 57. Minute zog er mit dem Ball aus der eigenen Hälfte an mehreren Gegenspielern vorbei, ließ auch FSV-Keeper Croonen aussteigen und schoß aus spitzem Winkel flach ins Gehäuse. Zwar brachte Dörenberg danach mit Duzel und Lauf noch zwei Angriffsspieler und machten die Frankfurter in den letzten zehn Minuten auch mächtig Druck, aber nennenswerte Chancen ergaben sich keine. Für die Platzherren, die auf Abwehrspieler Bellersheim verzichten mußten, der sich im Abschlußtraining verletzt hatte, ergab sich in den Schlußminuten sgoar noch zweimal die Chance, das Ergebnis zu erhöhen. Beim ersten Konter verzog Krapp freistehend vor dem Tor, und beim zweitenmal setzte Müller seinen Schuß an die Latte. Überzeugen konnten die Egelsbacher aber im sechsten Heimspiel die meisten ihrer Anhänger noch immer nicht. Weil aber wenigstens beide Punkte am Berliner Platz blieben, spendeten die Fans nach dem Schlußpfiff aufmunternden Applaus. CLAUS SCHIEDERIG

Egelsbach: Arnold, Dörr, Kaiser, Krapp, Franusch, T. Lauf (80. Cyrys), Aleksic, Reljic, Löwel, Müller.

FSV: Croonen, Fischer, Lakies, Conrad, Traupel, Haupt, Sandt, Matthaei, Etebu, Jörgensen (62. A. Lauf), Grau (62. Duzel).

Tor: 1:0 Aleksic (57.).

Zuschauer: 400.

Schiedsrichter: Lehnardt (Heringen).

Die liebe Not mit Deutschland Biermann, Tabori u. a. bei der Verleihung des Büchner-Preises

DARMSTADT. We are the champions: George Tabori hat die Bühne verlassen, ist in die erste Reihe zurückgekehrt, nimmt dort stehend den weiterprasselnden Beifall im Großen Haus des Darmstädter Staatstheaters entgegen und geht schließlich die paar Schritte zu seinem Lobredner Wolf Biermann, zieht ihn zu sich empor, teilt mit ihm die Ovationen. Biermann seinerseits hatte zuvor in seiner Laudatio auf Tabori, der längsten dieses Spätnachmittags, keinen Zweifel daran gelassen, daß der eine dem anderen an Bedeutung nicht nachsteht und sich allenfalls fragen ließe, wer von beiden der eine, wenn nicht der einzige sei.

In typisch biermannesk anmaßender Bescheidenheit teilte er, Taboris Preis- Vorgänger, dem Publikum mit, daß "gemessen an Büchner keiner von uns den Preis verdient hat. Aber gemessen an den Deutschen, die sich in all den Jahren hier in Darmstadt von der Akademie feiern ließen" - Biermann stockt, blickt hoch, das Publikum begreift und rührt gehorsam die Hände: großer Beifall; der Redner fährt zufrieden lächelnd fort: Dressurakt hat geklappt - "gehörst Du Englischer zu den Erfreulichsten" (jetzt nurmehr kleiner Beifall des Publikums, das sein Soll bereits erfüllt hatte).

"Du Englischer": mit meisterhafter Nuancierung packt Biermann zwei Bedeutungen in diesen doch ein wenig fremd klingenden Begriff. Als immer noch Fremden unter uns hatte er Tabori gleich im ersten Satz mit der ironischen Anrede begrüßt: "Mit Ihnen, ehrwürdige Damen und gesetzte Herren, genieße und feiere ich heute einen herzerfrischenden Skandal: Der Ausländer George Tabori kassiert den Georg-Büchner-Preis". Zugleich schwang noch die alte deutsche Bedeutung von "englisch" gleich "engelhaft" mit: George Tabori, dessen Vater und andere Angehörige in Konzentrationslagern ermordet wurden, als ein Engel des Nievergessens, der Mahnung vor diesem ewig offenstehenden Höllenschlund, dem er selbst entkommen ist und aus dem neuerlich Flammen züngeln.

Eines derart pathetischen Bildes würde sich Biermann niemals bedienen, er bevorzugt Provokation durch scheinbare oder tatsächliche Schnoddrig- und Geschmacklosigkeit. Das Kernwort seiner Laudatio war "Jude", über Stichworte wie Hoyerswerda, Rostock, Asylantenhatz drang er zu ihm vor:

"Jude Jude. Wer will schon wissen, was das eigentlich ist: ein Jude. In einer der Erzählungen des Preisträgers fand ich mal so was wie: Jude ist ein Jude eigentlich nur, weil er von den anderen schmerzhaft daran erinnert wird. Diese Definition leuchtet mir ein. So erging es auch unseren beiden Vätern, die beide durch denselben Schornstein in Polen auferstanden." - Im Schicksal ihrer Väter, teilt dies nebenbei mit, gleichen sie sich, auch hierin. Biermann gesellt sich zu Tabori, noch bevor der ihn neben sich holt in den Applaus, den seinigen.

Über des diesjährigen Büchner-Preisträgers Werk erfuhr man vom letztjährigen wenig. Dafür genierte er sich nicht, seinen Laudator vom vergangenen Jahr ernstlich und bar aller Ironie als nächsten Kandidaten auszuloben. "Wer kriegt nach Tabori den begehrten Georg-Büchner-Preis?", sagte Biermann, und qualifizierte diese Formulierung gleich anschließend als "Peinliche Frage, peinliche Antwort".

Erstere ist's durchaus nicht, letztere war's um so mehr. Gewitzt genug, den Namen Marcel Reich-Ranicki nicht zu nennen, ließ Biermann überhaupt keinen Zweifel daran, wen er meine: "Ein Kritiker, der - das gebe ich selbstkritisch zu - einige meiner Gedichte schätzt". Was wurde da getuschelt und geschmunzelt im Parkett: ein Schlaufuchs, dieser Wolf, schlägt Haken wie ein Hase. "Ein Literaturkritiker, der bei aller komplizierten Kompliziertheit immer klar Ja und Nein sagt". Gegensätze ziehen sich eben an, Biermann sagt sowohl ja als auch nein, so was kann man immer als Dialektik ausgeben oder notfalls als alptraumhaft gewalttätiges Gedankenspiel mit friedfertigem Augenaufschlag beim Aufwachen. "Mein Kandidat für den Büchnerpreis '93 ist ein Homme de Lettres, zu alt und zu stolz, zu ausgefuchst und zu scheu, als daß er für sich selbst sprechen dürfte. Zudem ist er so deutsch, wie es nur ein polnischer Jude sein kann. Und obendrein ist der Mann ein furchteinflößendes Medienmonster."

Da kann Tabori nur von Glück sagen, daß sein Laudator den Büchner-Preis schon gekriegt hat - wer weiß, was er & wir sonst von dem zu Darmstadt noch zu hören bekommen hätten.

George Tabori: Auch er schweigt nicht von Judenmord und Fremdenhaß, doch spricht er zumal von Liebe. Seine Eingangsworte sind die von Kafkas "Bericht an eine Akademie", den er "eine Liebesgeschichte über den Fremdling unter Eingeborenen, zum Beispiel einen Juden unter Deutschen" nennt. "Liebe", das ist ihm nicht Liebe zu Deutschland, wie denn auch, sondern Liebe zu Ausblicken, Plätzen, Orten hierzulande; auch liebt er nicht die Deutschen, sondern Menschen, die ihm begegnen, "nicht viele Deutsche" kenne er, aber von ihnen liebe er die meisten, "weil sie mir Verständnis, Hilfe, Schutz, Treue oder eine stumme Umarmung gaben".

Tabori ist so souverän, sich von einer Formulierung zu trennen, die in seinem Manuskript steht: Weil sie gerade ihm so schrecklich nahe geht, glaubte er vielleicht, sie läge doch zu nahe. In Anspielung auf den Lear schrieb er nieder: "Schon riecht der Fremde, wie ich, Gas, und riecht den irren entfremdeten Alten auf der Heide, der sich immer wieder gegen die Tränen wehrt, bis er am Ende, endlich, heult, heult, heult gegen die versteinerte Menscheit und um das tote Kind in seinen Armen." Gesagt hat er dann in Darmstadt: "Schon wittert der Fremde, wie ich, den irren entfremdeten Alten . . ."

Der Fremde wie er. Die tiefste Liebeserklärung Taboris gilt der deutschen Sprache, "obwohl ich sie nie bewältigt habe, und das ist gut für den Fremdling, der fremd bleiben will, weil er damit sein drittes Ohr bewahren kann, so daß er, mit der Neugier des Fremden, die Wörter wörtlich nehmen, und so immer wieder in den Eingeweiden der Sprache herumwühlen kann." Natürlich kann Tabori sehr gut Deutsch, spricht mit rollendem "R", englisch eingefärbt, bisweilen wehen k.u.k.-Töne herein. Er schreibt amerikanisch/englisch und ungarisch, seine Werke wurden von Ursula Tabori-Grützmacher ins Deutsche übersetzt.

Ihr Name taucht nirgends auf, das Redemanuskript trägt keinen Übersetzervermerk, und in der Satzung des Büchner-Preises heißt es: "Zur Verleihung können Schriftsteller und Dichter vorgeschlagen werden, die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben."

Wenn schon die preisverleihende Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sich erstmals durchringt, einen zwar nicht deutsch schreibenden, aber tief nach Deutschland hinein und aus Deutschland heraus Schreibenden auszuzeichnen: Warum wird dann ausgerechnet jene verschwiegen, die seine Fremd- Worte im Deutschen nachformulierte?

Der Verleihung des Hauptpreises war die der ebenfalls hochdotierten Nebenpreise vorausgegangen. Das Dampfroß unter den deutschen Schauspielern, Ulrich Wildgruber, pries, hinterm Rednerpult heftig tänzelnd und mit den Füßen scharrend, den "Zeit"-Theaterkritiker Benjamin Henrichs zumal als einen Freund des darstellenden Bühnenpersonals, was dieser, Träger des Johann-Heinrich-Merck-Preises für literarische Kritik und Essay, in seiner Dankrede als richtig beobachtet bestätigte. Henrichs zitierte den Namensgeber seines Preises zusammen mit dessen Zeitgenossen Goethe und wiederum dessen Clavigo auf die Bühne und inszenierte mit dem Trio ein gar artiges Theaterspiel, dem er, in diesem Fall der Schöpfer, sich als Kritiker und Teilnehmer in gebührender Distanz beigesellte.

Akademie-Präsident Herbert Heckmann hatte den geradewegs dem Rednerpult entgegenstrebenden Henrichs zum Vergnügen des Publikums nachgerade abfangen müssen, um ihm erst mal, wie's Brauch ist, den Text der Preisurkunde vorlesen zu können. Als der joviale Präsident dann zwecks Übergabe des Sigmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa in Begleitung eines ihm keineswegs enteilenden Herrn die Bühne betrat, gab es im Publikum nurmehr verdutzte Gesichter, hatte man doch soeben aus dem Munde von dessen Laudators Ludger Lütkehaus erfahren, daß der 90jährige Günther Anders seine Wiener Wohnung seit geraumer Zeit nicht mehr verlassen kann. Auch war der Herr in Heckmanns Begleitung, der sich nach der Verleihung der Urkunde - die er allerdings gar nicht in die Hand nahm, die vielmehr der Präsident unüberreicht gleich wieder zurücklegte - ans Pult begab, deutlich jünger. Immerhin überbrachte er Dankesgrüße von Günther Anders, und nach seinem Abtritt wurde die Vorstellung nachgeholt: es war der Verleger. Also eine sinnvolle, und nicht nur eine Verlegenheits-Lösung. HELMUT SCHMITZ

Notfalls für Öffnungsklausel Möllemann denkt über Eingriff in die Tarifautonomie nach Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 11. Oktober. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) hat Gewerkschaften und Arbeitgeber aufgefordert, aus der "zweifellos kritischen konjunkturellen Lage" im Rahmen der Tarifautonomie die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen. "Geschieht dies nicht, wird sich der Gesetzgeber der Frage nicht entziehen können, ob er tatenlos zusehen will, daß dauerhaft fünf Millionen Menschen Arbeit suchen", sagte Möllemann der FR in einem Interview. Er warb auch dafür, sich in der beginnenden Tarifrunde an dem bereits im vergangenen Jahr vereinbarten Abschluß der IG Metall für 1993, der eine drei vor dem Komma vorsieht, zu orientieren.

Notfalls will Möllemann Öffnungsklauseln auch für westdeutsche Tarifverträge durchsetzen. Solche Klauseln erlauben ein Abweichen von zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelten verbindlichen Verträgen. Er zöge es aber vor, wenn die Tarifparteien im "Rahmen ihrer Autonomie eigenständig zu einer entsprechenden Regelung kämen". Die Bundesregierung hatte im Sommer zeitlich befristete und nicht gegen das Veto einer Tarifvertragspartei anwendbare Öffnungsklauseln für die neuen Bundesländer befürwortet.

Mehrheit für Engholm bröckelt Auch SPD-Bezirk Mittelrhein lehnt neuen Asylkurs ab Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel

BONN, 11. Oktober. Fünf Wochen vor dem außerordentlichen SPD-Parteitag muß Parteichef Björn Engholm immer stärker um die Mehrheit für seinen Asylkurs bangen. Am Wochenende lehnte der Bezirk Mittelrhein bei einem Parteitag in Bonn mit einer Zweidrittelmehrheit jede Änderung oder Ergänzung des Asylartikels und der Rechtsweggarantie ab.

Eindringlich, aber vergeblich mahnte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor die Delegierten, sich einer Grundgesetzänderung nicht zu verschließen. "Die Gefahr eines Schisma (Spaltung) droht", warnte Schnoor und äußerte die Sorge, "daß uns die Menschen nicht verstehen, wenn wir nicht zu einer sachgerechten Regelung kommen".

Schnoor, der in einer Beratergruppe des Parteivorsitzenden und in einer Arbeitsgruppe des Parteirates maßgeblich an der Formulierung eines neuen Asylbeschlusses beteiligt ist, stellte erstmals öffentlich seine Idee vor, wie eine Ergänzung des Grundgesetzes aussehen könnte. Demnach soll der Verfassungsartikel 16, Absatz 2, Satz 2 - "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" - unverändert stehen bleiben.

Die folgenden Sätze könnten nach Schnoors Vorstellung sinngemäß so lauten: "Durch Bundesgesetz kann bestimmt werden, daß für Personengruppen widerlegbar vermutet wird, sie seien nicht verfolgt. Wer zu diesen Personengruppen gehört, wird durch Rechtsordnung mit Zwei-Drittel-Zustimmung des Bundesrates festgelegt." Dazu solle im Schnoor- Modell ein "vereinfachtes Verwaltungs- und Gerichtsverfahren" eingeführt werden, wobei zu klären sei, "daß Artikel 19 (Garantie des Rechtsweges) das zuläßt". Weiter solle festgelegt werden, daß Asylanträge, die in einem anderen Land der EG entschieden worden sind, "nicht mehr geprüft werden". Schließlich solle in der Verfassung stehen: "Asylanspruch hat nicht, wer es versäumt, in Mitwirkungspflichten nachzukommen", das heißt, wer falsche Angaben macht.

Nach stundenlanger Diskussion verlangte der Bezirksparteitag Mittelrhein. aus dem Beschluß des Parteivorstands die Passage ersatzlos zu streichen: "Änderungen oder Ergänzungen der Verfassung werden wir mit auf den Weg bringen." Mit einer Mehrheit, die oberhalb von zwei Dritteln lag, wurde dann beschlossen, "daß das Asylrecht als individuelles Grundrecht zu bewahren ist. Der Artikel 16 ist für uns unveränderbar."

Damit stellte sich ein weiterer SPD-Bezirk gegen Engholms Asylkurs. In der Parteiführung wird intern die Frage gestellt, ob Engholm in dieser Frage eine Abstimmungsniederlage verkraften könnte. Die Vorsitzende des Bezirks Mittelrhein, SPD-Vorstandmitglied Anke Brunn, sagte: "Wir können uns keine lange Kontroverse mehr leisten, denn die Menschen verstehen auch nicht mehr, wenn solche Fragen nicht zu klären sind." Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping, ebenfalls SPD-Vorstandsmitglied, forderte, die Entscheidung in der SPD sei "unumgänglich".

Die Partei müsse sich "der Realität stellen" und deshalb das Asylrecht "für die ursprünglich Gemeinten, nämlich die tatsächlich politisch Verfolgten, reservieren", sagte Scharping.

Frauengruppe hatte zur Kleidertausch-Aktion eingeladen - auch, um sich gegenseitig besser kennenzulernen Mode als Lockmittel für Gespräche untereinander Erfolgreicher Versuch, an die Öffentlichkeit zu treten Von Gabriele Fischer HANAU. An der Eingangstür zum "Treff für Jugendliche in Berufsnot" sitzen zwei Frauen. Empfangskomitee und Türsteher gleichzeitig. Aus einer Kartoffel haben sie einen Stempel gemacht. Jede Frau, die Kleider tauschen will, bekommt ein rotes ÷ auf die Hand. Männer, die beim Tragen helfen oder einfach mal schauen wollen, haben keine Chance. "Naja, dann gehe ich eben zum Auto, hole meinen Hut und mache einen kleinen Spaziergang", meint ein älterer Herr einsichtig. In einer männerfreien Zone wollen die Frauen nicht nur Kleider, sondern auch sich selbst austauschen. "Frauen hautnah erleben" steht als Motto des Nachmittages auf den Plakaten. Es ist die erste Aktion der Frauengruppe in dem Jugendtreff. Schon längere Zeit haben sich die Frauen intern getroffen, haben Themen diskutiert, die sie als Frau beschäftigen: Frauen im Berufsleben, Lebensorganisation, Klischees in der Gesellschaft, Konflikte zwischen Männern und Frauen. Mit dem Kleidertausch wollten sie an die Öffentlichkeit treten.

"Wir haben vor kurzem ein Seminar gemacht über Frauen und Schönheit", erklärt Maxi Petersein, zuständig für Angebote für junge Mädchen und Frauen in der Jugendwerkstatt. "Dabei haben wir festgestellt, daß Frauen sich oft mit Kleidung identifizieren oder andere das tun. Was liegt also näher, als Frauen mit Kleidern zu locken?" fragt sie.

Die Überlegung erweist sich als logisch. Mit Säcken bepackt kommen zahlreiche Frauen. Es ist eine bunte Kleidermischung zusammengekommen: von der Taucherbrille über Jeans, T-Shirts bis hin zum dreiteiligen Abendkleid.

Wer sich für ein Kleidungsstück interessiert, muß einen Zettel mit seinem Namen anheften. Zu jeder vollen Stunde werden die auserwählten Sachen dann verteilt.

Während sich unten noch einige durch die Kleiderständer wühlen und nach passenden Roben suchen, wird die obere Etage zur Plauderecke. Bei Kaffee und Kuchen unterhalten sich die Frauen, informieren sich über die Arbeit in der Gruppe. "Das ist das eigentliche Ziel der Aktion: Die Frauen sollen sich gegenseitig und uns kennenlernen", erklärt Maxi Petersein. Um 16 Uhr läutet sie die erste Tauschrunde ein. Die Frauen tragen ihre Holzstühle die schmale Wendeltreppe hinunter zum Büro, das kurzfristig zum Tauschraum auserkoren wurde.

Auf dem Schreibtisch stapelt sich ein Kleiderberg. "Wo sind denn die Würfel?" ruft eine der Organisatorinnen aufgeregt. Ein wichtige Frage. Denn wenn sich mehrere Frauen für ein Kleidungsstück interessieren, entscheidet die niedrigste Augenzahl über den Zuschlag.

Sehr häufig kommt das in der ersten Runde nicht vor. Nur auf eine Lederjacke haben es zwei Frauen abgesehen. Großes Geschrei - Enttäuschung und Freude -, als die Würfel gefallen sind. Immerhin gibt es für die Verliererin einen Trostpreis. Einige Frauen haben auch ihre Kinder zum Kleidertausch mitgebracht. Eine Mutter bietet freudestrahlend mindestens ein Dutzend Gürtel an - in der Hoffnung, nicht alle wieder mit nach Hause nehmen zu müssen. Nach der ersten Tauschrunde haben drei Gürtel den Besitzer gewechselt: Ihre Tochter wollte sich von den geliebten Stücken nicht trennen und heftete einen Zettel mit ihrem Namen an. Als einzige.

Um einige ausrangierte Kleidungsstükke ärmer, dafür um ein paar neue reicher beenden die Frauen die erste Runde. Eine Stunde später wird es ein neue Chance geben.

"Eigentlich wollte ich ja zum langen Samstag in die Stadt gehen", sagt eine Frau nach dem Tausch, "hier bin ich besser weggekommen." Sie besitzt jetzt nicht nur ein paar neue Kleider, sondern hat Frauen kennengelernt und Denkanstöße erhalten.

Grünglas hat Zukunft Von Sammlern und Sammlungen

Der 30. ist für Tobis Vater ein sehr wichtiger Tag. "Heute wird meine Zukunft in der Firma entschieden", hat er gesagt, während er sein weißes Hemd und den dunkelblauen Anzug aus dem Kleiderschrank holt. Ausnahmsweise gibt es mitten in der Woche frische Brötchen und Croissants zum Frühstück, und die Mutter hört klassische Musik im Radio. Es ist ein feierlicher Morgen. Tobi liegt noch im Bett. Er steht erst auf, wenn der neunte Wecker ihm die letzte Warnung gegeben hat. Das Spektakel jeden Morgen in Tobis Zimmer ist grauenhaft. Um zehn vor sieben geht es los. Zuerst räuspert sich der kleine Reisewecker in dem Lederetui vorsichtig mit einem leisen Piepsen. Zwei Minuten später schlägt die Blechuhr mit einem energischen Ging- Gong zu, wiederum zwei Minuten später summt der elektronische Wecker, Punkt sieben springt der Kuckuck aus dem Holzhäuschen, und so geht es weiter, bis um sieben Uhr und acht Minuten der runde Wecker, so groß wie ein Kuchenteller, zum Hammerschlag ausholt.

"Verflixt nochmal", brüllt der Vater jetzt aus dem Schlafzimmer, "wo ist denn meine rotgestreifte Krawatte?" In diesem Moment tritt Tobis Radiowecker in Aktion, letzte Aufforderung: Es ist sieben Uhr fünfzehn. "Meine Krawatte!!!" schreit der Vater. Die Mutter durchwühlt den Kleiderschrank, reißt alle Schubladen auf, die Brötchen verbrennen im Backofen. Tobi unterdessen hat eine schwere Entscheidung getroffen: Von seinen siebzehn Armbanduhren trägt er heute die ganz alte von Opa, die mit der Goldauflage. "Zur Feier des Tages", sagt Tobi zu seinem Vater, "vielleicht wirst du ja heute Abteilungsleiter." "Aber auch nur vielleicht", brummt der Vater, "wenn ich meine Krawatte finde."

In der Mutter steigen mittlerweile düstere Erinnerungen auf. Die rotgestreifte Krawatte, wann hatte der Vater sie das letzte Mal getragen? Das ist jetzt schon zwei Jahre her, zu Opas siebzigstem Geburtstag. Und hatte Oma nicht immer gesagt, alles, was länger als zwei Jahre unbenutzt im Kleiderschrank hängt, könnte man getrost in die Altkleidersammlung geben . . .? Du lieber Himmel, die rotgestreifte Krawatte . . .!! "Das kann doch nicht wahr sein", schreit der Vater entsetzt, "was soll ich denn jetzt anziehen zu meinem blauen Anzug, etwa die mit den grünen Punkten."

"Die ist auch weg," grinst Tobi, dann überlegt er einen Moment und sagt zu seinem Vater: "Aber wir könnten ins Geschäft kommen. Du weißt doch, daß deine Werkstatt unten im Keller für meine Blechdosensammlung mittlerweile viel zu klein geworden ist. Im übrigen habe ich vor einer Woche begonnen, grüne Flaschen zu sammeln." "Warum ausgerechnet grüne Flaschen?" fragt der Vater so verständnislos, wie Eltern eben sein können. "Weil ich gelesen habe, daß grüne Flaschen in der Zukunft unheimlich viel bringen. Also grünes Glas ist ein Rohstoff, so wie Gold oder Silber. Ihr werdet es vielleicht nicht mehr miterleben ("wie reizend", wirft die Mutter ein), aber wenn ich ungefähr 48 Jahre lang grüne Flaschen sammle, besitze ich im Alter von 62 Jahren die größte Grünglas-Rohstoffsammlung der Welt."

"Also", fragt der Vater ermattet, "was willst du haben?" "Deine Garage", antwortet Tobi mit fester Stimme. "Ich glaub', mich laust der Affe", lacht der Vater. "Meine Garage? Und was krieg ich dafür?" - "Deine Krawatte!"

Tobi nahm seinen Vater mit in sein Zimmer, in dem sich die Wecker und Wanduhren mittlerweile beruhigt hatten und fröhlich vor sich hin tickten. Er zog eine Kiste unter dem Bett hervor mit den feinsten Stoffen. Kleine und große Lappen in allen Farben. Der Vater staunte Bauklötzer. "Aha", sagte er, "Stoff hat also auch Zukunft." "Wie du siehst", sagte Tobi stolz. "Wie war das mit der Garage, krieg ich die für mein Grünglas?" Weil der Vater nicht mehr an die rotgestreifte Krawatte glaubte, sagte er leichtsinnig, "jaja, du kriegst sie." Tobi vertiefte sich in seine Stoffkiste und zog dann ganz langsam mit triumphierendem Blick die rotgestreifte Krawatte heraus. Der Vater war platt. "Ich habe deine Beförderung gerettet", sagte Tobi mit feierlicher Stimme: "Krawatten haben Zukunft!"

Dankbar verließ der Vater das Zimmer, sein Versprechen bezüglich der Garage hatte er längst vergessen. Und als er gerade aus dem Haus gehen wollte, hörte er aus Tobis Zimmer ein klägliches Geheule. Er stieg die Treppe wieder hinauf und sah Tobi mit traurigem Gesicht auf dem Bett. Jetzt wollte der Vater den Sohn retten. "Amanda, Amanda, sie ist verschwunden", schluchzte der Sohn. "Wer um Himmels willen ist Amanda?" Tobi schneuzte sich die Nase: "Naja, ich wollte euch nicht aufregen, aber in meiner Stoffkiste wohnen seit einer Woche vierzehn Schnecken, und eine davon ist Amanda." Weil Tobis Vater immer noch Gefühle der Dankbarkeit für seinen Sohn empfand, reagierte er verhältnismäßig gelassen: "Hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, jetzt auch noch Schnekken sammeln." Dann mußte der Vater gehen, weil er sonst seine Beförderung verpaßt hätte. Tobi packte traurig seine Schultasche, und die Mutter versprach, Amanda zu suchen, wenn Tobi im Gegenzug dafür die Schnecken im Garten aussetzen würde.

Am Abend dann hatte die Mutter eine grüne Flasche Sekt gekauft, um mit Vater die Beförderung zu feiern. Vater hatte die rotgestreifte Krawatte gelockert und berichtete von dem Gespräch mit seinen beiden Vorgesetzten, wie sie ihn und seine Arbeit gelobt hatten. Es hatte Champagner und Brötchen mit unechtem Kaviar gegeben, und als der Chef-Senior ihm die Hand drückte, hatte er zu Tobis Vater mit einem Augenzwinkern gesagt: "Wir hoffen, daß Sie sich in Zukunft mit einem größeren Tempo in der Firma bewegen als die Schnecke auf Ihrer Krawatte." DORIS WEBER

Ärger um CDU-Abfindungen Biedenkopf gibt Unregelmäßigkeiten in Sachsens Parteikasse zu

bho DRESDEN, 11. Oktober. Sachsens CDU-Landesvorsitzender und Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat am Samstag beim Landesparteitag in Riesa eingeräumt, 1990 seien bei der Zahlung von Abfindungen durch die CDU an ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter "Unregelmäßigkeiten" aufgetreten. Ehemalige CDU-Mitarbeiter hätten vom damaligen Schatzmeister Gerd Medger Abfindungen in zum Teil fünfstelliger Höhe erhalten, hieß es in Riesa. Insgesamt flossen 1,8 Millionen Mark, von denen die Bundes- CDU 1,3 Millionen Mark beisteuerte.

Biedenkopf sagte, Wirtschaftsprüfer würden in den nächsten Monaten die Abrechnungen des alten Vorstandes durchforsten. Abgesehen von der knappen Erklärung Biedenkopfs wurde über das Thema beim Landesparteitag nicht weiter diskutiert. Auch ein Untersuchungsausschuß, wie ihn ein CDU-Kreisverband einrichten wollte, wurde nicht installiert. Der Vorstand des Biedenkopf-Vorgängers Klaus Reichenbach erhielt in Riesa wie schon beim Parteitag 1991 in Annaberg- Buchholz keine Entlastung durch die rund 200 Delegierten.

Mit dem Geld, hieß es in Riesa, sei ehemaligen Mitarbeitern der Abgang "schmackhafter" gemacht worden. Es sei "undifferenziert" gezahlt worden, egal, ob jemand durch Stasi-Mitarbeit belastet sei oder weil er eine einträglichere Beschäftigung gefunden habe.

Die Delegierten des Landesparteitages verabschiedeten am Wochenende einen von Biedenkopf gefertigten Arbeitsplan, mit dem sich die CDU bis zur Landtagswahl im Herbst 1994 ein Programm geben will. Ende Oktober 1993 will die CDU ihr politisches Programm beraten. Biedenkopf forderte angesichts der Kommunalwahlen 1994, die Partei müsse sich öffnen und "Leute kennenlernen, die mitmachen wollen". Rund 16 000 bis 18 000 Mandatsträger benötige die CDU im Wahljahr 1994. Der Mitgliederbestand gehe aber zurück: Derzeit sind es rund 28 000. Jeden Monat träten 40 Personen bei, zirka 200 verließen die CDU, sagte Biedenkopfs Stellvertreter Fritz Hähle.

Biedenkopf forderte in Riesa den Widerstand aller Bürger gegen rechtsextremistische Gewalt. Neonazis würden "unsere Kultur mit Füßen treten und damit das zerstören, was die Deutschen zusammenhält", sagte er. Er griff eine Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes auf und rief zu der Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt am 9. November in Dresden auf.

Neuapostolische Kirche in Schwanheim vorgestellt

Mit Beiträgen des Jugendchores, des Orchesters und der neuen Resonatorenorgel stellten die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche in Schwanheim ihr neues Gotteshaus in der Nürburgstraße 7 der Öffentlichkeit vor. In Vertretung des Oberbürgermeisters von Schoeler besichtigte Stadträtin Ilse Vaupel das neue Kirchengebäude und überbrachte die Grußworte der Stadt. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Bezirksapostel und Kirchenpräsident Klaus Saur das Gebäude mit einem Gottesdienst eingeweiht, das in zweijähriger Bauzeit auf einem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück fertiggestellt werden konnte. Da die neuapostolische Kirche nicht über Steuereinnahmen verfügt, mußte der Neubau ausschließlich über Spenden finanziert werden.

Mit der Einweihung der neuen Kirche fand auch die Trennung der beiden selbständigen neuapostolischen Gemeinden von Schwanheim und Goldstein ein Ende: Sie wurden vom Kirchenpräsidenten in Hessen zur Gemeinde Frankfurt-Schwanheim vereinigt. Der Andachtsraum des Kirchengebäudes bietet 170 Gläubigen Platz. Zusätzlich stehen ein Raum für Kindergottesdienste und einige Wirtschaftsräume zur Verfügung. Die neuapostolische Kirche ist mit rund 2500 Angehörigen die drittgrößte christliche Glaubensgemeinschaft in Frankfurt. kan

Pokal-Kommentar Bewährter Schreck

Da waren's nur noch sechs. Die Bundesligisten wurden an diesem Pokal-Wochenende zwar nicht so gerupft wie eine Runde zuvor, als gleich neun Erstliga- Vereine auf der Strecke blieben. Aber zwei von acht Klubs aus dem deutschen Fußball-Oberhaus erwischte es trotzdem. Die beiden Finalisten der vergangenen Saison waren daran beteiligt - auf unterschiedliche Weise.

Cup-Verteidiger Hannover setzte seine erstaunliche Serie fort und gewann unbeeindruckt eines frühen Platzverweises in Uerdingen. Es war der neunte Sieg hintereinander seit Beginn des Pokal-Höhenflugs im August 1991 und der siebte gegen einen Bundesligisten. Dagegen leisteten sich die Ende Mai in Berlin den 96ern unterlegenen Mönchengladbacher wieder einmal eine wenig überzeugende Vorstellung gegen einen Zweitligisten und schieden somit frühzeitig aus. Es hätte nicht viel gefehlt und das Favoritensterben hätte erneut größere Ausmaße angenommen. Erst nach Verlängerung kamen Frankfurt gegen Mannheim und Nürnberg gegen Remscheid zu klaren Erfolgen. Wenig glanzvoll waren außerdem die Siege von Dortmund in Ulm, Leverkusen in Heilbronn und Karlsruhe in Bischofswerda - im ungünstigsten Fall wären beinahe die über Mainz erfolgreichen Bremer der einzige Bundesligist in der Runde der letzten 16 gewesen. Wo das möglich ist, da blüht die Pokal-Idee. Was wäre dieser Wettbewerb, wenn immer alles nach Plan laufen würde?

Das Interesse an diesem Wochenende galt in Deutschland jedoch nicht nur dem DFB-Pokal, sondern auch dem Europacup der Meister. Der K. o. für die Stuttgarter im dritten Aufeinandertreffen mit Leeds in Barcelona ist der Endpunkt eines spektakulären Falls, der auf dieser Ebene seinesgleichen sucht. Die Niederlage bietet neue Nahrung für die Spekulationen, ob Trainer Daum und Manager Hoeneß für ihren nun hinreichend diskutierten Fehler beim Auftritt in England nicht entlassen werden oder selbst demissionieren sollten. Die Äußerungen von Präsident Mayer-Vorfelder und der Spieler signalisieren, daß man trotz allem Verdruß in den Reihen der sonst so cleveren Schwaben alles dransetzen will, die beiden Top-Angestellten in der Öffentlichkeit nicht zu Buhmännern stempeln zu lassen. Diese Solidarität verdient Respekt. Und da Daum und Hoeneß ihrerseits den Gedanken, die Konsequenzen aus ihrem Faux-pas zu ziehen, verworfen haben und um neue Reputation kämpfen wollen, scheinen klare Verhältnisse geschaffen, so sehr den Stuttgartern in naher Zukunft vielfach schadensfrohe Häme entgegenschlagen dürfte. HARALD STENGER

"Niemand kann Brandt den Respekt versagen" Walter Wallmann trug sich in das Kondolenzbuch ein Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Tief betroffen vom Tod von Altbundeskanzler Willy Brandt, haben sich am Samstag viele Frankfurter in das Kondolenzbuch eingetragen, das im Parteihaus der SPD an der Fischerfeldstraße ausgelegt war. Zu ihnen gehörte auch der frühere Oberbürgermeister Walter Wallmann, der morgens als erster seine Unterschrift in das Kondolenzbuch setzte: Der Christdemokrat würdigte Brandt als "einen der ganz großen Staatsmänner unserer Zeit". Brandts Tod habe ihn "persönlich betroffen gemacht". Samstag, morgens, nicht einmal 9.30 Uhr und keine 40 Stunden nach der Nachricht, die kaum einen kalt gelassen hat: "Der Willy", wie Brandt auch an diesem Vormittag immer wieder respektvoll genannt wird, war gestorben. "Er war ein Mann mit entscheidender Bedeutung für die Nachkriegsgeschichte", sagt Wallmann und nähert sich dem Eingang des schmucklosen Parteihauses der Frankfurter SPD. Der erste Stock, links, die Fenster verdunkelt, ein schmaler, lang gezogener Raum, erhellt durch Neonlicht: Ganz hinten, auf einem Tisch, der in eine schwarze Samtdecke gehüllt wurde, steht ein großes Bild von Willy Brandt.

Ein Moment, in dem Vergangenes augenblicklich wieder präsent wird. Zuletzt, erzählt Wallmann, habe er Brandt am Frankfurter Flughafen getroffen. Kurz bevor der Golf-Krieg ausbrach, noch 1990. "Eine einprägsame Begegnung" mit Brandt habe es auch 1974 vor dem Ausschuß gegeben, der die Einschleusung des DDR-Spions Günther Guillaume ins Kanzleramt untersuchte. Wallmann war damals Vorsitzender des Untersuchungsausschusses. "Als Bundeskanzler hat er die 70er Jahre entscheidend geprägt", sagt Wallmann. Innenpolitisch wie auch nach außen hin: Bei Brandt sei es "für die Deutschen ein Glück gewesen, daß er weltweit Anerkennung gefunden hat". Als Staatsmann und als Politiker: "Alles in allem", fügt Wallmann hinzu, "kann niemand ihm seinen Respekt verweigern."

Weder die Alten, die Brandt in seinen Bann zog, noch die Jungen, die noch heute nach der frischen Luft des "mehr Demokratie wagens" schnappen. "Für mich", erklärt Lutz Ullrich, "war er der bedeutendste Bundeskanzler". Ein Vorbild, "als Politiker, wie auch als Person".

(Fortsetzung auf Seite 14)

FSV streicht Prämien und will ruhig bleiben

Als am Samstag nachmittag beim Gastspiel des FSV auf der Sportanlage am Berliner Platz in Egelsbach ein kalter Herbstwind über den Rasen pfiff, dachte zwar noch kein Frankfurter Spieler daran, in langer Hose zu spielen, aber einige Akteure sollten sich in den nächsten Wochen vielleicht doch besser "warm anziehen". Denn wenn es aufgrund der enttäuschenden Situation des Verein irgendwelche Veränderungen geben sollte, "dann in der Mannschaft", wie das einflußreiche Verwaltungsratsmitglied Edgar Drexel nach der Niederlage in Egelsbach verlauten ließ. Bis zur Winterpause wollten Trainer und Verantwortliche die Mannschaft erst einmal in Ruhe beobachten. Darüber hinaus werden aufgrund des derzeitigen Tabellenstandes keinerlei Prämien mehr an die Spieler gezahlt.

"Im Mittelfeld muß einiges passieren, vor allem auf den äußeren Positionen", denkt Drexel laut über "Ergänzungen" des am meisten enttäuschenden Mannschaftsteils nach. Nachdem der insgeheim angestrebte Titelgewinn nach allgemeiner Einschätzung der FSV-Offiziellen unrealistisch geworden ist, wurde jetzt als neues Ziel Platz zwei bis vier ausgegeben. "Vor fünf Jahren hätte in dieser Situation der Posten des Trainers zur Disposition gestanden. Aber das ist jetzt bei uns kein Thema", trat Drexel jeglichen Spekulationen entgegen. Herbert Dörenberg genießt weiterhin das volle Vertrauen der FSV-Führung. sch.

Demonstration gegen die Weltwirtschaftsordnung

"Gegen die herrschende Weltwirtschaftsordnung, die für Neunzehntel der Weltbevölkerung Elend und Tod bedeutet", haben nach Angaben der Polizei 130 Menschen in der Innenstadt protestiert. Zu der Demonstration, die unter anderem von medico international unterstützt wurde, hatten auch der Allgemeine Studenten Ausschuß (AStA) und autonome Gruppen aufgerufen. Die Demonstranten forderten, gemeinsam Widerstand zu leisten "gegen Unterdrückung und Ausbeutung", die ihren Ausgang vor 500 Jahren genommen hätten: Mit der Fahrt des Christoph Kolumbus begann damals "im Zeichen der spanischen Krone und unter dem Zeichen des Kreuzes die Tragödie des Kolonialismus, der bis heute etliche Millionen Menschenleben gefordert hat".

Nach der von einem starken Polizei-Aufgebot begleiteten Auftaktkundgebung am Nibelungenplatz vor dem spanischen Konsulat zogen die Demonstranten über die Konstablerwache in die Innenstadt. ing

Das Brettspiel ist nicht tot Spielerischer Test vorm Kauf

Ein wunderbares Vergnügen, findet Vera. Endlich "kann man ungestraft mal einem eine reinwürgen". Fantastisch. Vera spielt gerne. "Das verrückte Labyrinth" oder was auch immer. Hauptsache: Spielen, stundenlang, nicht selten bis in die tiefe Nacht hinein. "Gewinnen macht Spaß", sagt die 32jährige. Aber klappt eben nicht immer. Etwa bei Glücksspielen. Doch dann stört das die junge Frau aus Kalbach auch nicht. "Wenn ich aber durch einen blöden Fehler verliere", gesteht sie, "dann wurmt mich das schon ziemlich."

Ob gewonnen oder schmerzlich abgezockt - darauf kommt es nicht an. Ausnahmsweise. Im Bürgerhaus Nordwest probiert Vera einfach mal aus, was es neues auf dem Spielemarkt gibt: "Frankfurter Spielerlei" ist die Veranstaltung überschrieben, die Jürgen Picard und Uwe Hohnstein bereits zum dritten Mal organisiert haben. "Damit sollen die Leute wieder ans Spielen gebracht werden", erklärt Hohnstein. Zugleich gehe es darum, "Fehlkäufe zu vermeiden": Die Besucher können sich etwa "Republic of Rome" erst einmal ausleihen, bevor sie sich zum Kauf entscheiden.

400 bis 500 neue Spiele werden jedes Jahr auf den deutschen Markt gebracht, "Tendenz steigend", sagt Hohnstein. Kein Wunder, schätzt der Spielehändler, daß dadurch die Übersicht verloren geht: "Da gibt es Spiele, die einfach keinen Sinn machen", und nicht selten würden Spiele nicht einmal halten, "was die Packung verspricht". Deswegen: Erst testen, dann kaufen.

Das machen sie, die Spieler, von denen viele in den vergangenen Jahren vom Bildschirm ans Brettspiel zurückgekehrt sind. Damals, erinnert sich Bernward Thole, als die Woge der Videospiele über den Markt hereinbrach, sei doch prognostiziert worden: Das Brettspiel ist tot, es lebe das elektronische Medium. "Doch da fehlt der Kontakt und die Berührung", ist der Sprecher der Jury "Spiel des Jahres" überzeugt. "Ein Erlebnis" aber wird das Spiel erst gemeinsam mit anderen. Daher werde sich das Brettspiel auch behaupten können. Keine Frage. Und Vera wird es weiter wurmen, wenn sie den Weg durch "das verrückte Labyrinth" nicht findet. Es sei denn, sie hat es geschafft, zuvor einem so richtig eine rein zu würgen. ing

Wirtschaft leicht pessimistisch Betriebe sehen laut IHK Umsatzeinbußen und Personalabbau

WETTERAUKREIS. Dunkle Wolken am Konjunkturhorizont: Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Friedberg für das dritte Quartal 1992 wird die gegenwärtige Lage in den einzelnen Branchen zwar unterschiedlich bewertet. Was die Aussichten für die Zukunft betrifft, ist man sich hingegen branchenübergreifend weitgehend einig: düster.

In der Industrie nennen 73 Prozent der Unternehmen die gegenwärtige Situation befriedigend. Das sind 14 Prozent weniger als im Quartal zuvor. Während in drei von vier Betrieben die Zahl der Aufträge konstant blieb, melden 17 Prozent der Unternehmen einen Rückgang.

In der Branche wächst der Pessimismus: Nahezu jeder vierte Betrieb sieht einen konjunkturellen Abwärtstrend; im Quartal zuvor waren es lediglich acht Prozent. Optimistisch sind hingegen 18 Prozent der Befragten. Nahezu jeder dritte Betrieb erwartet eine "Abnahme" der Beschäftigtenzahl.

Anders die Situation im Baugewerbe: Äußerte sich im zweiten Quartal jeder zweite Bauunternehmer zufrieden, so gilt dies heute für knapp zwei Drittel der Branchenvertreter. Auch die Zukunft im Baugewerbe wird mit 28 Prozent deutlich positiver beurteilt. Ein Drittel erwartet befriedigende Abschlüsse. Dennoch sprechen auch im Baugewerbe 68 Prozent der Unternehmen (44 Prozent im Vorquartal) von Personalabbau.

Im Einzelhandel bewerten nur noch 15 Prozent der Betriebe die gegenwärtigen Umsätze positiv; 46 Prozent nennen die Lage "befriedigend". Die Zukunft macht 71 Prozent der Einzelhändler Sorgen. Der Großhandel beurteilt die Situation insgesamt günstiger.

Jeweils die Hälfte der Gastgewerbler schätzen die momentane Situation als "gut", beziehungsweise "befriedigend" ein. Drei Viertel der Unternehmer des Verkehrsgewerbes bezeichnen ihre jetzigen Geschäfte als befriedigend. Jeweils 43 Prozent erwarten für die nächste Zukunft keine oder nachteilige Veränderungen; nur 14 eine Verbesserung.

Bei den Banken ist zwar die Stimmung schlechter geworden. Dennoch erwarten 43 Prozent eine zufriedenstellende, 57 Prozent sogar eine gute Entwicklung. str

Aufgespießt

"Ich lebe ganz gut von den Schwächen der Gesetze, die ich mit zu verantworten habe." Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR, heute Anwalt.

Auto eines Karbeners überschlug sich mehrfach

KARBEN. Leichte Verletzungen zog sich am Samstag abend ein Karbener Autofahrer bei einem Unfall zu, der sich gegen 19.20 Uhr auf der Landesstraße 3205 zwischen Ober-Erlenbach und Kloppenheim ereignete.

Wie die Polizei berichtet, wurde der Karbener in Höhe des Eckhardsgrabens von einem nachfolgenden Auto überholt. Nach dem Überholmanöver wurde das Auto zu dicht vor dem Wagen des Karbeners eingeordnet und ohne ersichtlichen Grund abgebremst. Der Karbener mußte ebenfalls bremsen, sein Auto kam daraufhin nach links von der Straße ab. Der Wagen überschlug sich mehrfach, beschädigte einen Zaun und mehrere Bäume und blieb schließlich auf dem Dach liegen.

Der überholende Wagenlenker flüchtete von der Unfallstelle. Den Schaden schätzt die Polizei auf 31 000 Mark. mu

77 Nationen in einer Stadt Langen hat 13,6 Prozent Ausländer, darunter viele Jugendliche

LANGEN. In Langen leben Menschen aus 77 Nationen. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Kommunale Gebietsrechenzentrum in Frankfurt erstellt hat. Danach gab es am Stichtag, dem 22. August, in der Stadt 4 617 Ausländerinnen und Ausländer. Das sind 277 mehr als bei der letzten Erhebung am 31. Dezember 1991. Die Quote, die ganz leicht gestiegen ist, liegt nun bei 13,6 Prozent.

Die Liste wird angeführt von den Türken: 1 032 Personen. Dicht auf Platz 2 folgen die Jugoslawen: 1 029 Personen. Eine kroatische oder slowenische Staatsangehörigkeit (55 beziehungsweise 9 Personen) billigten die Statistiker nur denen zu, die einen entsprechenden Paß vorweisen können. "In der Praxis sind es mehr", sagt Bürgermeister Dieter Pitthan.

Auf eine nennenswerte Zahl - für die Statistiker sind das mehr als 100 Personen - bringen es noch sechs weitere Nationen: Italien (585), Spanien (159), Marokko (149), Österreich und die USA (jeweils 133) und Großbritannien (112).

Viele andere Länder sind dagegen nur mit einer einzigen Person vertreten. Das sind Australien, Costa Rica, die Dominikanische Republik, Indonesien, Kuba, Libyen, Mauretanien, Maritius, Myanmar, Neuseeland, Panama, Syrien, Uruguay, Zaire und Zypern. Diese Übersicht nahm Pitthan zum Anlaß, "eine Bildungslücke zu schließen", wie er selbstironisch meinte. Er machte sich kundig, daß der Staat Myanmar in Asien liegt.

In der ausländischen Bevölkerung überwiegt die Zahl der Männer (2 458). Es gibt 2 159 Ausländerinnen. Die Statistiker zählten 1 025 Jugendliche unter 16 Jahren. Ihr Anteil an der Langener Jugend beträgt 20,3 Prozent und liegt dabei höher als bei den anderen Generationen.

Insgesamt leben in Langen 33 854 Personen. Dabei sind allerdings auch die Nebenwohnsitze mitgezählt. dac

20 Jahre Kampf gegen Gesetze Frauen mit ausländischen Ehemännern feierten ihre Erfolge

Die kunterbunte Mischung Mensch, die an diesem Tag frohgelaunt, doch in kämpferischer Stimmung die Flure, Rampen, Räume und Nischen des Ökohauses am Westbahnhof eroberte, um den 20. Geburtstag der Interessengemeinschaft mit Ausländern verheirateter Frauen (IAF) zu feiern, war mit Sicherheit ganz nach dem Geschmack des Dezernenten für Multikulturelles im Frankfurter Römer, Daniel Cohn-Bendit, der auch zu den Geburtstagsgästen zählte. Denn Fröhlich feierten Besucher aus Asien, Afrika, Amerika und Europa zusammen die langen Jahre gemeinsamen Auftretens für die Belange binationaler Familien.

In Grußworten würdigten zahlreiche Gäste den jahrelangen Einsatz der Frauen, darunter die hessische Ministerin für Frauen, Familie und Gesundheit, Iris Blaul und die Bundesbeauftragte für die Belange der Ausländer, Cornelia Schmaltz-Jakobsen. In einer Talk-Show debattierte Rosi Wolf-Almanasreh mit Gästen zum Thema Rassismus.

Die IAF, 1972 gegründet, konnte zum 1. Januar 1975 ihren ersten Erfolg verbuchen. Dann nämlich wurden endlich auch die Kinder deutscher mit Ausländern verheirateter Frauen automatisch Deutsche: zuvor waren in diesen Genuß Kinder aus binationalen Ehen nur dann gekommen, wenn der Vater Deutscher war. Gründe, massiv weiter zu kämpfen, gibt es heute immer noch mehr als genug, findet Katja Saage-Fain, die im Bundesvorstand der IAF sitzt. So ficht die Interessengemeinschaft derzeit heftig gegen das im Januar 1991 in Kraft getretene neue Ausländergesetz. Danach gelten Asylbewerber, die Deutsche heiraten, während ihr Asylverfahren läuft, als "illegale Einwanderer". Bevor sie eine befristete Aufenthaltserlaubnis bekommen, müssen sie, so das Gesetz, wieder zurück in ihr Land und von dort ein Visum beantragen, das sie zum Leben, Arbeiten und "Ehe führen" berechtigt. "Ein schlechter Witz" sei das, meinte Saager-Fain, wenn man bedenkt, daß Asylbewerber ja in der Regel in ihrem Land verfolgt werden.

Ein weiterer "Dauerbrenner" ist der Kampf der IAF gegen die Koppelung der Aufenthaltserlaubnis ausländischer Ehepartner deutscher Frauen an den Bestand der Ehe. So erhalten die Gatten deutscher Frauen nach derzeitigem Recht zunächst eine dreijährige Aufenthaltserlaubnis. Unbegrenzt erteilt wird sie in der Regel erst, wenn die Ehe vier Jahre lang auf deutschem Boden geführt wurde. Unberücksichtigt lasse der Gesetzgeber hier, ob das Paar etwa im Ausland schon jahrelang verheiratet war. fra

Abertausende zog es am Wochenende wieder zum Schelmenmarkt, dem größten Vergnügen im weiten Umkreis Wenn Gelnhausens Gassen zu vielen Bühnen werden Laut und leise, volkstümlich und modern: Impressionen Von Ulrich Gehring

xzessiver Rummel mit Discoflair, romantischer Kulissenzauber, Gelnhausens Selbstinszenierung

E als quicklebendige Einkaufsstadt und ein traditioneller Krammarkt - wie will man das alles unter einen Hut bekommen? Der Schelmenmarkt versucht den Spagat zwischen laut und leise, zwischen altertümlich und modern; Topografie und mittelalterlicher Städtebau gehen ihm dabei zur Hand, bieten mit dem Ober- dem Untermarkt, den winkeligen Gassen, nicht zuletzt der Müllerwiese eine Vielzahl von "Bühnen".

Zehntausende ließen sich am Wochenende wieder in die Barbarossastadt lokken. Der Vergnügungssektor bei diesem "größten Markt im Kinzigtal" hat sich in solche Größenordnungen ausgewachsen, daß man - das nötige Kleingeld in der Hosentasche - durchaus auch einen ganzen Abend lang hätte von einem aufwendigen Gerät ins nächste wechseln können.

Aber nur, wenn man noch eine zweite Voraussetzung erfüllte: Dringender denn je zuvor scheint hierbei eine stabile Magengegend zu sein. Nicht nur auf der in ihrem Wirbelkurs einfach nicht mehr berechenbaren "Break-Dancer"-Maschine. Auf den abendlichen Müllerwiesen gab es zwischen wirklichem und künstlichem Nebel im hektisch zuckenden Scheinwerferlicht einen Lunapark, wie er weit und breit nirgends aufgeboten ist.

Als der späte Nachmittag in den Abend überging, eben noch der Himmel über der Schelmenstadt voller Gleit-Fallschirme und gleich darauf voller Sterne hing, durchlebte das große Volksfest seine wohl schönsten Viertelstunden. Eben noch trugen vor den Geschäften der Unterstadt noch Damen verschiedenen Alters plüschreiche neue Mode aus, brachte ein Animateur an der Kinzigbrücke - Gelnhausens Geschäfte im weltweiten Trend - Amüsement ins "Einkaufserlebnis.

Klar wird die Nacht. Langsam, aber sicher ist es frisch. Doch Uwe Henniger, der am Zugang zur Müllerwiese seine Drehorgel spielt, steht noch im T-Shirt da: Der Mann mit dem manchmal nicht ganz anständigen Kunst-Äffchen auf und nicht weniger als 400 Melodien in seinem Kasten härtet sich ab für die Weihnachtsmärkte, die er per Eisenbahn bald wieder in ganz Deutschland aufsuchen wird.

Eine Menschentraube hält sich vor dem fliegenden Verkäufer einer Wundercreme auf, mit der man ohne Anstrengung und angeblich auch ohne Gift in der Atemluft den Backofen und die Herdplatte blank kriegt. Brezelbuben und eine Mutti in Landsknecht-Uniform mühen sich mit Körben respektive dem Kinderwagen durchs bergauf schiebende Gedränge.

In der schnieke gewordenen Röther Gasse kommt unterdessen leicht verspätet ein Musikzug an, welcher? Natürlich der aus Roth. Mit Beifall werden die Männer und Frauen begrüßt. An der nächsten Straßenecke spielt schon eine andere Kapelle auf.

Junge Blasmusikhasser, die für diesen Tag das heimische Fachwerkhäuschen nicht fluchtartig verlassen haben, brauchen nun niemandem mehr leid zu tun. Eher schon die älteren Anlieger(innen) rund um Ober- und Untermarkt, die vielleicht doch nicht so sehr auf das stampfende Lautsprecher-Gedudel stehen, das von Buden und Vergnügungsgeräten zu ihren Fenstern hochschallt.

Am Haitzer Tor entzünden die Schelmen ihre Fackeln. Barbarossa mit umgebundenem Bart und Gela besteigen ihren Prunkwagen. Das Polizeiwagen mit zwei vergnügt dreinschauenden Beamten und der soeben 25 Jahre alt gewordenenen

Fanfarenzug "Barbarossa" samt Gardemädchen in extra dicken Nylons voraus, setzt sich nun ein Lichterzug in Bewegung, vor dem mancher Sankt Martin vor Neid erblassen würde.

Bestimmt gegen 1000 Kinder und Eltern nahmen teil, vielleicht ist die Zahl noch zu niedrig gegriffen. Mit den vielfach noch selbstgemachten Lampions zogen sie im weiten Bogen um den schlimmsten Rummel herum und gaben dabei unter dem Vollmond gerade den etwas seitab liegenden Gäßchen ihren ganz besonderen Glanz. Wie auf einem anderen, und eben doch auf dem selben Fest.

Leverkusen verlor im Feldhockey-Finale der Frauen ein typisches 0:0-Spiel und damit den Titel Rüsselsheimer RK gewann erstmals die begehrte Meisterschale Britta Becker verwandelte Siebenmeter zum einzigen Tor / Unter Kampf, Härte und der Taktik litt die Attraktivität der Partie

Einen Schönheitspreis haben sie nicht gewonnen, die Hockeyspielerinnen des Rüsselsheimer Ruderklubs, aber was hätte der auch schon gezählt angesichts der Belohnung, die sie nach dem 1:0(1:0)-Sieg vor 1000 Zuschauern gegen RHTC Bayer Leverkusen dann wahrhaftig in den Händen hielten. Die Meisterschale machte die Runde unter den Spielerinnen aus Rüsselsheim, als der letztlich verdiente Sieg feststand. "Wir können den Zuschauern natürlich auch ein 10:9 bieten", meinte RRK-Trainer Berthold Rauth später, "aber das hätten wir dann womöglich verloren." Wo er recht hat, hat er recht, der neue Meistertrainer vom Main, der dem Hallentitel nun dank des von Britta Becker kurz vor der Pause sicher verwandelten Siebenmeters auch noch den Feldtitel hinzugefügt hat.

Der kühle Samstag nachmittag am Sommerdamm war ein Tag, an dem Berthold Rauth alles gelang - bis auf den Gewinn des Schönheitspreises eben. Seine Erwartungen über den Spielverlauf trafen ein, seine Taktik stimmte und die Spielerinnen waren hervorragend auf den Gegner eingestellt. Beide Mannschaften lieferten sich ein kampfbetontes Mittelfeldduell ohne viele Torchancen, ohne große technische Feinheiten, immer wieder unterbrochen von verbissenen Zweikämpfen und den daraus folgenden Pfiffen der sicher leitenden Schiedsrichterinnen. Vor dem Spiel hatte es auf Rüsselsheimer Seite geheißen, mit der Härte der Gäste sei nur schwer zurechtzukommen. Im Spiel wurde dann schnell deutlich, daß sich beide Teams in dieser Beziehung nur wenig schenkten, ohne daß die Partie allerdings überharte Züge angenommen hätte.

Zu gut kannten sich beide Mannschaften, als daß sich eine bedeutende Vorteile hätte sichern können. Immerhin trainieren auch die fünf Rüsselsheimer Nationalspielerinnen oft genug gemeinsam mit ihren vier Kolleginnen aus Leverkusen bei RHTC- und Nationaltrainer Rüdiger Hänel. Aber nicht nur die international erfahrenen, sondern vor allem Rüsselsheimer Spielerinnen, die sonst hinter den großen Namen aus der Nationalmannschaft im zweiten Glied stehen, Sabine Lersch, Anja Mück oder Katrin Schmidt etwa, zeigten hervorragende kämpferische Leistungen und ließen Leverkusen nie ins Spiel kommen.

Dennoch war die Führung zur Pause glücklich, denn die Gäste zeigten sich vergleichbar stark bei ihren Ambitionen, der Gegnerinnen Spiel zu zerstören. Nach starken Anfangsminuten des RRK neutralisiserten sich beide Teams in zunehmendem Maße. Die Mittelfeldzweikämpfe zwischen Eva Hagenbäumer und Tina Peters endeten meist ausgeglichen. Lediglich Anja Mück gegen die nach schwerer Bänderverletzung wieder mitwirkende Franziska Hentschel und auf der Gegenseite Ilhelm Merabet gegen Britta Becker sowie Anja Brandes und Simone Tomaschinski gegen Tanja Dickenscheid hatten zeitweise Vorteile.

So erkämpften sich die Gäste nach und nach sogar ein leichtes optisches Übergewicht, konnten das RRK-Tor aber nur bei zwei Strafecken halbwegs in Gefahr bringen. Die sichere Bianca Weiss zeigte sich dabei auf dem Posten. Die Aktionen der Rüsselsheimerinnen bestanden zu diesem Zeitpunkt nur aus vereinzelten Kontern von Tanja Dickenscheid und Britta Becker. Einer davon sollte jedoch zum Siegtreffer führen: In der 34. Minute, nach einem geschickten Durchspiel von Tanja Dickenscheid, gab es die erste Strafecke für den RRK. Eva Hagenbäumer schoß, Torfrau Bettina Hörstke hielt die Kugel zwar, brachte sie aber nicht aus der Gefahrenzone. In die dann entstandene unübersichtliche Situation schrillte der Pfiff der Berliner Schiedsrichterin Carola Heinrichs: Siebenmeter wegen "Stockfouls". Während Rüdiger Hänel noch mit der Entscheidung haderte, verwandelte Britta Becker sicher zum Führungs- und letztlich auch Siegtreffer.

In der zweiten Hälfte bewährten sich zwei weitere taktische Maßnahmen Rauths. Zum einen hatte er erkannt, daß die Gäste "enorme Probleme" - so Franziska Hentschel - mit dem ungewohnten Boden beim Stoppen hoher Bälle hatten. Wenig attraktiv, aber sehr erfolgreich bedienten sich die Gastgeberinnen jetzt zunehmend dieses Mittels, um in die gegnerische Hälfte zu gelangen. Zum anderen spielte Tanja Dickenscheid ungewohnt in vorderster Spitze, dort wurde sie zur besten Spielerin der Partie. Vor allem gegen Ende des Spiels hatte sie ihre besten Szenen, als die Gäste in einem wilden und hektischen Sturmlauf noch einmal alles versuchten, um eine Verlängerung zu erzwingen. Wenige Minuten vor Schluß strich ihr Rückhandschuß nur knapp am Tor vorbei, nachdem sie bei einem Konter Torfrau Bettina Hörstke ausgespielt hatte und erst in allerletzter Sekunde noch gestört wurde.

"Innerlich habe ich immer tiefgestapelt, habe immer Angst vor einer kurzen Ecke gehabt", gab Berthold Rauth nach dem Spiel zu - und hätte um Haaresbreite auch hier recht behalten. Denn kaum größer war der Abstand zwischen Ball und Torpfosten, als Franziska Hentschel kurz vor dem Ende eine Strafecke knapp neben das Tor schoß. Aber knapp war an diesem Nachmittag für Leverkusen immer noch zu weit, und auch Rüdiger Hänels Aussage, Leverkusen habe "ein typisches 0:0-Spiel verloren", konnte die Freude der Rüsselsheimer Spielerinnen nicht trüben. Beim RTHC gab es dagegen einige Tränen - zu gerne hätten sie den Titel nach 1982, 1983, 1985 und 1990 zum fünften Mal gewonnen. Aber da war Rauths Mannschaft und seine taktische Einstellung vor. Unattraktiv zwar, aber erfolgreich. "Alles andere wäre töricht gewesen", sagte der Trainer - und hatte zweifelsohne recht. fes/ws

21 Autoaufbrüche am Wochenende in Vilbel

BAD VILBEL. Hochbetrieb herrschte am Wochenende bei der Bad Vilbeler Polizeistation, wo für den Zeitraum zwischen Freitag und Sonntag insgesamt 21 Autoaufbrüche im Vilbeler Stadtgebiet angezeigt wurden. Den Tätern fielen Autoradios und andere Gegenstände wie Fotoapparate, Taschencomputer oder Golfschläger im Gesamtwert von 17 000 Mark in die Hände. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 10 000 Mark. Die meisten Autos wurde im Bereich Erz-, Ulmen- und Ahornweg aufgebrochen. mu

Darmstadt 98 testete Stürmer in Offenbach Statt Aufschluß gab es Tore Kickers siegten 2:0 / Hölzenbein schließt Schmitt-Wechsel aus

Oben auf der Tribüne konnte Rolf Kaiser, Vize-Präsident des Zweitligisten Darmstadt 98, dem Präsidenten des Spitzenreiters der hessischen Oberliga Kikkers Offenbach, Norbert Rocker, die Vorgehensweise seiner Kicker unten auf dem Spielfeld nur mit einer Notlüge plausibel machen. "Was testet ihr eigentlich?" lautete des OFC-Präsidenten Frage. "Das Verhalten unserer Defensive", gab Kaiser ebenso keck wie spontan zur Antwort.

Natürlich wollten sie den Angriff üben, die "Lilien". Zu diesem Zwecke hatten sie den US-Amerikaner Chris Brauchle von den Tampa Bay Rowdies zum Vorspielen gebeten. Doch zu sehen bekam Trainer Mandziara von ihm nicht viel; weil die Kollegen den nötigen Einsatz vermissen ließen, konnte der zu Prüfende nie den adäquaten Tritt gegen den Ball demonstrieren. Also verwunderte es auch nicht, daß der Oberligist die klar bessere Mannschaft war und verdient 2:0 gewann.

Darmstadts Schatzmeister Uwe Wiesinger war's egal, wie das Spiel ausging. Der Mann setzt ganz andere Prioritäten. "Wir brauchen einen Stürmer!" heißt seine Forderung. Dabei will der Drittletzte der Zweiten Liga aber keineswegs in Panik verfallen.

"Notkäufe gibt es nicht, wir suchen einen potenten Angreifer, von dem Trainer und Präsidium gleichermaßen überzeugt sind", erklärt Kollege Kaiser. Aus diesem Grunde wird Wiesinger auch nicht müde, bei Eintracht Frankfurt vorstellig zu werden. Also saß er beim Pokalspiel des Erstligisten auf der Tribüne und mußte mitansehen, wie Edgar Schmitt sich endgültig den Darmstädter Begierden entzog. "Das ist überhaupt kein Thema", erteilte Vize-Präsident Hölzenbein von der kooperierenden Eintracht die erwartete Absage.

Aber nicht nur Schmitt, keiner der Frankfurter zweiten Garnitur wird ans Böllenfalltor kommen. Dafür sondieren beide Vereine intensiv den Markt, und die Frankfurter signalisierten bereits, daß sie den Darmstädtern "bis Weihnachten auf alle Fälle geholfen haben wollen", so Hölzenbein.

Wiesinger bestieg am Sonntag einen Flieger, dessen Zielflughafen er aber nicht benennen wollte. "Wir haben aber auch noch weitere Spieler im Probetraining", verweist Trainer Mandziara auf weitere Tests, bei denen ein Ghanaer und der Uerdinger Baiertz bereits durchgefallen sind. CHRISTIAN FROMMERT

Tricom-Center stört nicht nur Fernsehempfang Alt-Schwalbacher beschweren sich auch über den reflektierten Autolärm / CDU fordert Abhilfe

SCHWALBACH. Ob der blitzende Bürobau schön ist, darüber streiten sich Anhänger funktionaler Bauweise mit jenen Menschen, die eher für unauffällige Architektur schwärmen. Am Aussehen des Tricom-Centers ist jedoch nicht mehr viel zu ändern. Aber was das klotzige Gebäude an der Schnellstraße L 3005 immer unbeliebter macht, ist nicht sein Erscheinungsbild - es ist vielmehr das, was sich seit seinem Bau für die Anwohner verändert hat. Zum Beispiel der Lärm. Die Geräusche der vorbeirasenden Autos würden am riesigen Bürohaus in Richtung Schwalbach reflektiert, beklagen sie. Die CDU fordert daher, die Lärmschutzwand an der vielbefahrenen Landesstraße zu verlängern. Christoph Arneth, stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbandes: "Da ohnehin der Bau eines Lärmschutzes in Richtung Kronberg geplant ist, sollte der betreffende Teil Schwalbachs in größerer Umgebung des Tricom-Centers in diese Planungen miteinbezogen werden."

Was auch ein Schutzwall nicht ändern könnte, stört die Menschen in einem Teil Alt-Schwalbachs außerdem: der Fernsehempfang über herkömmliche Antennen, monieren sie, sei stark beeinträchtigt. Tagesthemen mit grauen Streifen und Krimis, bei denen die Kommissare genauso schlecht zu erkennen sind wie die Mörder. Zudem seien die Sender RTL plus und Bayern drei in einigen Bereichen überhaupt nicht mehr zu empfangen, sagt Arneth.

Und auch daran sei das neue Tricom- Center schuld. "Funkern ist bekannt, daß schon ein Meter hohe Hindernisse vor dem Empfangsgerät den Einstrahlwinkel der Wellen und somit den Empfang beeinträchtigen können", erklärt der CDU- Stadtverordnete. "Uns selbst und von uns befragten Technikern und Funkern erscheint es durchaus wahrscheinlich, daß das recht hohe Tricom-Center den Einstrahlwinkel so verschlechert, daß Wellen nicht mehr ungehindert passieren können und so der Fernsehempfang mancher Bürger gestört ist."

Einen ähnlichen Fall der Funkstörungen habe es schon einmal beim Bau des Gebäudes von Procter & Gamble gegeben, meint Arneth. Zwar sei das in der Vogel-Siedlung gebaut worden, aber die Folgen seien vergleichbar gewesen. Und: "Damals erhielten die betroffenen Bürger finanzielle Hilfe von Procter & Gamble zum Kauf von besseren Antennen."

In einer Anfrage an den Magistrat will die CDU jetzt klären lassen, ob die Stadt Schwalbach mit der Stadt Eschborn, dem Bauherrn oder Betreiber des Tricom-Centers oder mit der Post darüber verhandeln werde, auf welche Weise der Fernsehempfang wieder verbessert werden könne - etwa mit dem Bau einer Zusatzantenne oder eines Verstärkers auf dem Tricom-Center.

Allein, begründet Arneth die Forderung seiner Partei, könnten sich die Betroffenen nämlich nicht helfen, auch nicht mit Verkabelung. "Eine Verkabelung dieses Teiles von Alt-Schwalbach ist in nächster Zeit nicht von der Telekom geplant." Die Bürger müßten also mit terrestrischen Anlagen ihre Fernsehprogramme empfangen können. pms

Trampolin-Weltcup in Frankfurt Um Popularität bemüht Turner sehen ihre Anstrengungen nicht genügend honoriert

Trotz seiner vielbesagten optischen Attraktivität ist dem Trampolinturnen immer noch nicht die erwünschte Zuschauerresonanz beschieden. Zum vierten von insgesamt zehn Wettbewerben um den neueingeführten World-Cup hatten sich am Samstag nur ungefähr 500 Zuschauer in die Frankfurter Ballsporthalle bemüht. Die angesichts der beinahe vollzählig versammelten Weltelite spärliche Insider- Kulisse tat jedoch weder den sportlichen Leistungen noch der Zuversicht des Organisations-Komitees merklichen Abbruch. Wolfgang Steiger, Pressereferent des Deutschen Turner-Bundes (DTB) betrachtet das World-Cup-Debut auf deutschem Boden ohnehin als "Auftakt in eine bessere Zukunft".

Mit einem veränderten Wettbewerbsmodus, der unter anderem die völlige Abschaffung des Pflichtprogramms ab 1993 vorsieht, soll die Popularität des Trampolinturnens neue Dimensionen erreichen. Dies ist um so wichtiger, als sich bei den Aktiven Unzufriedenheit breit macht. Wo es an olympischer - und damit selbstredend an öffentlicher - Anerkennung mangelt, fließen Sporthilfe-Gelder in dünnem Rinnsal. Mannschafts-Vizeweltmeisterin Bafke Spang (25) hält mit ihrem Unmut nicht hinterm Berg: "Die Kunstturnerinnen kriegen nichts auf die Reihe und bekommen trotzdem mehr finanzielle Unterstützung. Daß unsereins sich genauso plagen muß, wird übersehen."

Obwohl das deutsche Team bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Neuseeland die Nationen-Wertung überraschend gewann, ist es um die Leistungsdichte beim Nachwuchs nicht zum Besten bestellt. Um international mithalten zu können, sei schon heute ein derart immenser Trainingsaufwand vonnöten, daß das Amateurdasein mit den sportlichen Anforderungen in Kollision gerate. Für nichts als den reinen Spaß an der Freud' mögen da nur wenige all die Anstrengungen in Kauf nehmen.

Der Rücktritt von altgedienten Leistungsträgern wie den Team-Weltmeistern Michael Kuhn (28) und Ralf Pelle (28) hinterläßt Lücken in der Männermannschaft. "Ich mache weiter, weil ich weiß, daß nach mir nichts kommt", fühlt sich die Dillenburgerin Bafke Spang in die Pflicht genommen.

Die Schwierigkeit, sportliche und berufliche Anforderungen unter einen Hut zu bringen, werden künftig jedoch auch die ehemaligen Staatsamateure aus Osteuropa spüren. Obwohl sich die Leistungsdichte im untergegangenen Sowjetreich durch die neugeschaffenen Staaten multipliziert hat, zeigen die finanziellen Engpässe erste Folgen. Georgien und die Ukraine konnten sich die kostspielige Reise zur WM in Neuseeland nicht leisten. Bundes-Kampfrichterwart Heinz-Peter Engels sieht die Tage der osteuropäischen Dominanz noch aus einem anderen Grund gezählt. "Die müssen jetzt arbeiten gehen. Da bleibt ihnen auch nicht mehr so viel Zeit zum trainieren."

Vorerst kann von Leistungseinbußen noch keine Rede sein, wie sich auch wieder in Frankfurt zeigte. Die russische Weltmeisterin Elena Merkulova gewann den World-Cup mit 38,10 Punkten vor ihrer Synchronpartnerin Tatjana Lushina (37,90 Pkt). Beste Deutsche war Hiltrud Roewe (TV Schaafheim) auf Rang sechs. Im Frauen-Synchronwettbewerb siegten die beiden Russinnen zur Abwechslung gemeinsam. Die deutschen Vize-Weltmeisterinnen Hiltrud Roewe/Tina Ludwig erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen und wurden Zweite.

Für die einzige sportliche Überraschung sorgte der 26jährige Däne John Hansen im Männer-Einzel. Ihm gelang bei seinem letzten internationalen Wettkampf eine unerwartete Formsteigerung. Weder der am Ende zweitplazierte Franzose Fabrice Schwertz, noch der nach dem Vorkampf in Front liegende Georgier Zakarie Abramsvili konnten den Sieg des dänischen Ex-Weltmeisters verhindern. Im Synchronspringen der Männer wirbelten die Ukrainer Sergej Bucovtcev/Sergej Tjabus an die Spitze des Klassements. MARGIT REHN

Landesliga-Schlager Winkler überragte

Höchst - Unterliederbach 4:0 (3:0) Die Höchster Torfabrik erhöhte auch im zweiten Derby hintereinander ihre Trefferquote. Aber die Unterliederbacher waren doch ein unbequemer Gegner, der sich das Toreschießen selber schwermachte. Beim Stand von 2:0 scheiterte Rank mit einem Foulelfmeter an dem großartig aufgelegten Höchster Torwart Winkler. Fast im Gegenzug schoß Joch das 3:0 und 60 Sekunden später scheiterte Rank alleine vor Winkler erneut an dem Höchster Torsteher. Peukert, für den verletzten Andreas Schreier spielend, hatte mit einem seiner gefürchteten Freistöße das 1:0 erzielt und eine Lehrbuchkombination Grabitsch - Joch - Turjacanin - Crolly das 2:0 gebracht. Crolly, von Pelayo nur schwer zu stoppen, machte dann per Kopf das 4:0 komplett. Marin, der mit Grabitsch ebenso viel Mühe hatte, spielte ziemlich knorrig und erhielt vom Unparteiischen eine zehnminütige Verschnaufpause (68.), die die Höchster jedoch nicht nutzen konnten. Unterliederbachs Trainer Toni Schießer hatte seinen anfälligen Libero Abel herausgenommen, Gonzales nach hinten beordert und den aggressiven Velicovic neu ins Spiel geschickt. Es kam zu einem 20minütigem Schlagabtausch. Der fleißige Ludwig traf die Unterliederbacher Latte (70.) und Winkler verhinderte zweimal Unterliederbacher Gegentreffer durch Caraf und Pohlenz. Torhüter Ettig auf der Gegenseite vereitelte das fünfte Tor, als er Grabitschs Kopfball parierte, ehe auch der Höchster wegen Unsportlichkeit zehn Minuten kassierte (81.) und den Rest auf der Bank verbrachte. Lang anhaltender Beifall auch für die nie aufsteckenden Gäste waren der Lohn für ein flottes und spielerisch gutes Derby. HEINZ BERZ

Tore: 1:0 Peukert (17.), 2:0 Crolly (30.), 3:0 Joch (43.), 4:0 Crolly (54.).

Schiedsrichter: Kraft (Ober-Ohmen).

Zuschauer: 800.

Zwei Leichtverletzte nach Wendemanöver

BAD VILBEL. Ein Bruchköbeler Autofahrer, der am Freitag gegen 19.15 Uhr auf der B 3a in Richtung Karben unterwegs war, wollte seinen Wagen wenden und nach Frankfurt zurückfahren, übersah jedoch ein nachfolgendes Auto aus Hungen und stieß mit ihm zusammen. Das berichtete die Polizei.

Beide Männer zogen sich bei dem Unfall leichte Verletzungen zu. Den Schaden an den Fahrzeugen schätzt die Polizei auf über 11 000 Mark. mu

Nachrichten-Börse

Ost-Bauminister gegen Altschulden Die neuen Länder wollen die 36 Milliarden Mark Altschulden der DDR-Wohnungswirtschaft nicht anerkennen. Nach einer Konferenz in Magdeburg sagten die ostdeutschen Bauminister am Sonntag, im Gegensatz zur Bundesregierung gingen sie davon aus, daß es sich nicht um rechtlich wirksame zurückzuzahlende Darlehensverbindlichkeiten handele. Diese Rechtsauffassung sei durch ein Gutachten gestützt worden, erklärte Sachsen-Anhalts Bauminister Karl-Heinz Daehre (CDU).

Subventionsbetrug in der EG Auf zwölf Milliarden Mark jährlich schätzen Experten das Ausmaß des Subventionsbetruges in der EG, den Schwerpunkt sehen sie in der Landwirtschaft. Allein im vergangenen Jahr seien 1190 Fälle mit einem Schaden von 252 Millionen Mark aufgedeckt worden, hieß es bei einer Tagung der Europäischen Rechtsakademie in Trier.

Moskau verdoppelt Benzinpreise Die Benzinpreise in Rußland werden von der Regierung von 16 auf 35 Rubel (18 Pfennig) je Liter Super verdoppelt. Eine vollständige Freigabe für Energie, wie sie der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert, soll aber erst 1994 in Kraft treten.

Wall Street auf Jahrestief Die New Yorker Börse hat am Freitag auf dem tiefsten Stand des laufenden Jahres geschlossen. Sorgen über die bislang ausgebliebene Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed habe die Aktienkurse gedrückt, berichteten Händler. Der Dow-Jones-Index fiel um 39,45 Punkte auf 3136,58.

EG-Arbeitslosigkeit weiter hoch Die Arbeitslosenquote in der EG hat im August weiter mit saisonbereinigt 9,5 Prozent auf dem höchsten Stand seit November 1988 gelegen. Insgesamt 14 Millionen Menschen sind in der Gemeinschaft ohne Job, verglichen mit 13,1 Millionen vor einem Jahr. Besonders stark stieg die Zahl der Erwerbslosen in Großbritannien, Deutschland und Spanien.

Radioaktives Material am Hauptbahnhof und vor einem Hotel im Nordend sichergestellt Tödliche Fracht im Kofferraum Schmuggler verstrahlt Von unserem Redaktionsmitglied Axel Bernatzki Schwerste gesundheitliche Folgen - in mindestens einem Fall voraussichtlich tödliche - wird der Versuch aus Polen stammender Schmuggler haben, mit dem illegalen Verkauf von radioaktivem Material Geld zu machen. Das unzureichend gegen Strahlung abgeschirmte Schmuggelgut, vermutlich Cäsium 137 und Strontium, wurde in der Nacht zum Samstag in Frankfurt sichergestellt. Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr blockieren die Heinestraße. Auf der Fahrbahn diskutieren Feuerwehrleute mit dem hessischen Umweltminister Joschka Fischer das weitere Vorgehen. Freitag nacht, kurz nach 23 Uhr, im Frankfurter Nordend: Im Kofferraum eines am Hotel Mondial geparkten BMW ist strahlendes Material gefunden worden, vermutlich Cäsium. In einen gelben Spezialbehälter verpackt, soll der Fund nun an einen sicheren Ort gebracht werden; die Lufthansa verfügt auf dem Rhein-Main-Flughafen über einen geeigneten Lagerraum, erklärt Fischer.

Während Feuerwehrleute den Abtransport organisieren, Polizeibeamte das Sicherstellen des in Polen zugelassenen schweren BMW vorbereiten, erläutert der Minister kurz die Vorgeschichte. Zwei Quellen hätten die Ermittler auf die Spur des Schmuggels gebracht: Ein Arzt habe nach der Behandlung eines verstrahlten Patienten einen Hinweis gegeben, zum anderen sei "Spiegel TV" eine größere Charge radioaktiven Materials angeboten worden.

Fischer zeigt sich entsetzt über den "Wahnsinn, dieses Zeug zu schmuggeln und dabei sich selbst und andere in tödliche Gefahr zu bringen". Mindestens einer der mutmaßlichen Schmuggler aus Polen, möglicherweise auch ein zweiter, würden, so Fischer, ihren Kontakt mit der strahlenden Fracht voraussichtlich nicht überleben. Der Fund in der Heinestraße ist nur die eine Hälfte des entdeckten Materials. In einem Schließfach am Hauptbahnhof wurde ebenfalls radioaktives Schmuggelgut in einem Behälter sichergestellt. Auch dieses Material wurde am Flughafen in Verwahrung genommen.

Von sechs beteiligten Schmugglern war in der Nacht zum Samstag die Rede; im Zusammenhang mit den Funden seien mehrere Verdächtige aus Polen festgenommen worden. Die Ermittlungen von Polizei, Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft dauern an.

Zweite Basketball-Bundesliga Langener siegen in dramatischer Partie

Langen - Oberelchingen 104:102 n.V.

Langens Basketballer sind im Aufwind. Nach dem überraschenden Auswärtserfolg bei Lotus München wies der TVL in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Spiel den SV Oberelchingen mit 104:102 (85:85, 46:44) nach Verlängerung in die Schranken. Dabei sahen die Gäste noch sieben Minuten vor dem Ende wie der sichere Sieger aus, als sie bis auf 77:69 enteilt waren. Doch nach der anschließenden Auszeit, in der Langens Trainer Joe Whitney von Zonen- auf Manndeckung umstellte, gelang den Oberelchingern gegen die nun aggressiv zu Werke gehende Verteidigung der Gastgeber fünf Minuten lang nicht ein Korberfolg. 85:80 hieß es kurz vor Schluß, ehe die mit nur sieben Spielern angetretenen Gäste durch einen Langener Ballverlust begünstigt den Ausgleich schafften.

In der fünfminütigen Verlängerung hatte der Bundesliga-Absteiger seine überragenden Kräfte in US-Amerikaner Frank Sillmon (insgesamt 35), Carsten Heinichen (25) und Rainer Greunke (19). Auf Seite der Gäste waren der Pole Christof Fikiel (35) sowie David Jones (32) kaum zu stoppen. CWO

Bahnhofsviertel: zwei Fußgänger angefahren

Schwer verletzt wurden am frühen Samstag morgen zwei Fußgänger im Bahnhofsviertel. Sie hatten nach Angaben der Polizei aus Richtung Hauptbahnbahnhof kommend um 2.20 Uhr die Moselstraße in Höhe der Kaiserstraße überquert: Dabei wurden sie von dem Wagen eines 38jährigen erfaßt, der auf der Moselstraße in nördlicher Richtung unterwegs war.

Der eine der beiden Fußgänger, ein 41jähriger, wurde auf den linken Fahrstreifen geschleudert. Der andere flog gegen einen am rechten Rand der Fahrbahn abgestellten Pkw und schlug auf dessen Kofferraum auf. Auf diesen Wagen prallte auch das Auto des 38jährigen: Er hatte nach dem Unfall seinen Wagen zu stoppen versucht, doch das Auto zog nach rechts und prallte auf den geparkten Pkw.

Die beiden Fußgänger mußten mit schweren Beinbrüchen und Schädelprellungen ins Krankenhaus gebracht werden. An dem abgestellten Wagen und dem Auto des 38jährigen entstand erheblicher Sachschaden. Bei allen drei Beteiligten wurden von der Polizei Blutproben angeordnet.

Während ihres Einsatzes wurden Sanitäter und Polizisten von Schaulustigen behindert, die sich am Unfallort versammelt hatten.

Einige der etwa 150 Schaulustigen, berichtete die Polizei, seien förmlich vom Ort des Geschehens verwiesen worden. ing

Spitzenreiter in der 1. Frauen-Handball-Bundesliga zu Gast Walle wankte, fing sich aber Grünweiß nicht wie Schlußlicht / Frankfurt - Bremen 20:23

Grünweiß Frankfurt spielte beim 20:23 gegen TuS Walle Bremen nicht wie das Schlußlicht der Frauen-Handball-Bundesliga, der Deutsche Meister nicht wie ein Spitzenreiter. Mit hohem kämpferischen Einsatz wurden spielerische und technische Defizite kompensiert, beim 16:18 (42. Minute) beziehungsweise 17:19 (49.) waren die Frankfurterinnen vor nur 250 Zuschauern dran. Der nie meisterhaft spielende Meister wankte, aber er fiel nicht.

Dafür sorgten Silke Fittinger (7/1), Renata Zienkiewicz (6/1) und Cordula David (4/1). Fittingers Hattrick vom 5:6 zum 5:9 diente vor der Pause zur Weichenstellung, später hatte sich jedoch die rechte Abwehrseite (Sandra Mielke) besser auf die überragende Linksaußen eingestellt, dafür trumpfte Renate Zienkiewicz auf.

"Wir hatten in der Abwehr Probleme, zudem klappte die Verständigung mit Irena Staneva nicht. Ihr hätte ich vor allem mehr Explosivität gewünscht", tadelte Trainer Volker Ligges die fünffache Schützin.

"Hanne Koch spielte erneut vorbildlich", fand er lobende Worte für die ebenfalls fünfmal erfolgreiche Ex-Nationalspielerin. Da auch Heike Goslar (4), die wie keine andere rackerte und ihre Mannschaft nach vorne trieb, im Rückraum ihr Soll ebenso wie Sabine Quednau (3) erfüllte, fehlte auf den Außenpositionen (Sandra Mielke, Katrin Höninger) sowie am Kreis (Jelena Tolkacheva) der große Zug, um den Favoriten zu bezwingen. "Ich muß in diesem Jahr kein Meister werden", sagte Ex-Bundestrainer Uli Weiler der erstaunten Journalistenrunde. Er will den erfolgreichen Stil der Bremer Individualistinnen zum Mannschaftssport bringen, trainiert entsprechend und hangelt sich bisher mit seinem Team trotz optisch brillanter 12:0 Punkte durch.

Technische Mängel, unglaubliche Fangfehler der 34 Jahre alten Dagmar Stelberg (2), aber auch von Marina Basanova (3), eine durchschnittliche Torfrauenleistung (Nationaltorhüterin Sabine Adamik) und wenig brillante Spielzüge kennzeichneten den eher biederen Auftritt des TuS Walle. hdp

Schön war's, als es brannte Mit den Herbst-Spielen endete die Saison im Riederwald

RIEDERWALD. "Wir basteln Trommeln und andere Instrumente", hieß es vielversprechend im Herbstferienprogramm des Abenteuerspielplatzes Riederwald. Doch das Thema, das für diesen Tag vorgesehen war, konnte nur vorübergehend das Interesse der Kinder wecken: Viel verlockender war es, an den Holzhäusern oder am Staudamm weiterzubauen. Außerdem gab es noch ein knisterndes Lagerfeuer, wo man so schön zündeln konnte.

Nur der "harte Kern" ließ sich nicht von seiner Bastelarbeit ablenken: Zwei Betreuer werkelten unermüdlich an ihren kunstvollen Trommeln herum. "Wir sind es gewohnt, daß die Kinder für solche Sachen nicht so viel Geduld aufbringen", sagt Kerstin Rupprecht, die seit August den Abenteuerspielplatz im Riederwälder Forst leitet. "Wenn die hier sind, wollen sie hauptsächlich herumtoben. Deswegen hatten wir auch die meisten Besucher, als wir unser Luftkissen im Luftbad aufgebaut hatten." Etwa hundert Kinder waren an diesem Tag gekommen, um auf keinen Fall ihre Lieblingsattraktion zu versäumen. Dabei zeigten sie eine nahezu grenzenlose Ausdauer und waren am Abend ausnahmsweise genauso "geschafft" wie ihre Betreuer.

Zu Beginn der ersten Herbstferien-Woche hatten die Kinder Heißluftballons aus Seidenpapier gebastelt. Anschließend wurden die Ballons mit spiritusgetränkter Watte in die Luft geschickt. Einer stieg zwar sogar zwei bis drei Meter in die Höhe, die anderen beiden jedoch fingen gleich nach dem Start Feuer. "Das hat den Kindern fast noch mehr Spaß gemacht als der gelungene Flug des ersten Ballons", verrät Kerstin Rupprecht.

Auch als es daran ging, ein chinesisches Essen zu kochen, waren die Kinder mit Feuereifer bei der Sache. In den Topf kam dann so ziemlich alles, was den kleinen und großen Köchen spontan eingefallen war. Gewürzt wurde auf gut Glück, danach durfte jeder einmal umrühren. Und viele Köche verdarben den Brei in diesem Fall keineswegs: Es schmeckte einfach phantastisch. Da lohnte sich auch die Mühe, das Essen mit zunehmender Treffsicherheit mit Stäbchen in den Mund zu befördern.

In der zweiten Woche des Herbstferienprogramms hatten die Betreuer einen Besuch im Kino und im Panoramabad vorgesehen. Zum Abschluß wird am Freitag, 16. Oktober, noch einmal das Luftkissen aufgebaut, anschließend dürfen die Kinder, wie jedes Jahr am Ende der Herbstferien, auf dem Spielplatz übernachten.

Danach ist erst einmal Pause: Die Betreuer wollen den Platz aufräumen, außerdem ist eine Inventur fällig. Wenn das Spielhaus, das seit einem Jahr im Bau ist, demnächst fertig wird, soll es auch im Winter ein Programm geben. Der Abenteuerspielplatz ist dann zum ersten Mal auch in der kalten Jahreszeit geöffnet - allerdings nur an drei Tagen, um dem Kinder- und Jugendhaus Riederwald keine Konkurrenz zu machen. ima

Landesliga Nord Soden/Ahl im Pech

Die Spitzenklubs Eintracht Baunatal (4:1 gegen Hönebach), RSV Petersberg (3:1 gegen Bad Hersfeld) und FSC Lohfelden (4:0 gegen KSV Hessen Kassel II) siegten in der Landesliga Nord im Gleichschritt. Die SG Bad Soden/Ahl belegt nach ihrem 1:1 in Dillich mit ausgeglichenem Konto den neunten Platz.

SG Dillich - SG Bad Soden/Ahl 1:1 (1:0). Der Aufsteiger hatte vor 250 Zuschauern einen Blitzstart, der durch Brandts Volleyschuß (2.) die Führung bescherte. Die Steigerung der Sodener wurde nach der Pause durch den Ausgleich von Gaul (79.), der einen Paß von Jäckel aus spitzem Winkel vollendete, belohnt. Andic (50.), Gaul (60./66.) und Milijasevic (70.) hatten zuvor beste Möglichkeiten ausgelassen, wobei die Platzherren zweimal auf der Torlinie klären konnten. Torwart Leipold, Jäckel und Thomas Kloberdanz (S) sowie Vrandt und Obach (D) ragten heraus. hdp

Frauen-Oberliga Flörsheimerinnen vorne

Im Schlagerspiel der Frauen-Oberliga siegte der SV 09 Flörsheim beim bisherigen Spitzenreiter TSG Wölfersheim (1:0) und übernahm mit 9:1-Punkten selbst die Führung. Vor 250 Zuschauern (Saisonrekord in der Oberliga) markierte Heike Herbstrieth (31.) mit einem Konter das Tor des Tages. Torfrau Elke Ringel war bei Schüssen von Ilka Sämann, Carmen Bilkenroth, Jutta Roth und Kirsten Mattern auf der Hut. Aufsteiger TSV Hungen (4:0 in Münchhausen) und die Spvgg. 1910 Langenselbold (3:1 in Schwarzbach; Tore: Ute Schneider, Sabine Hof und Pia Meyer) rückten zu weiteren Verfolgern auf.

Die TSG 51 Frankfurt kam im fünften Spiel beim FSV Schierstein (0:0) zu ihrem ersten Punktgewinn und verteidigte Rang sieben gegenüber Schlußlicht TSV Münchhausen. Die Fußballerinnen vom Niedwiesenweg verstärkten sich während der Woche mit der Regionalliga-Handballerin Anke Nels (TV 1860 Hofheim) sowie der 31 Jahre alten Ruth Grzyb, die zuletzt in Nieder-Erlenbach dem runden Leder nachjagte. Ruth Grzyb vergab auch die besten Möglichkeiten zum Sieg. In der 50. Minute kreuzte sie frei vor FSV-Hüterin Kristina van Loyen auf, die sich mutig entgegenwarf. Schrecksekunde beim Gast: Mit einer klaffenden Rißwunde über dem Knie mußte Frankfurts Torfrau Astrid Sterlepper (64.) ins Krankenhaus gebracht werden. Sie wurde jedoch durch die letztjährige Stammkeeperin Steffi von der Au glänzend vertreten. Daneben garantierten Ellen Henkel und Eva Grawitz in der Abwehr den ersten Teilerfolg. hdp

Zweite Handball-Bundesliga, Männer Randoll gegen Ende nicht zu bremsen

Heppenheim - Gelnhausen 23:21 (10:9) Das Hessenderby der 2. Handball-Bundesliga-Süd zwischen dem VfL Heppenheim und dem TV Gelnhausen wurde erst in letzter Minute durch Uwe Randolls 23:21 entschieden. Gelnhausens sechsfacher Schütze Martin Coors hatte mit dem Anschlußtreffer noch einmal für Spannung gesorgt, aber der in der Endphase nicht zu bremsende Randoll, der vier der fünf letzten VfL-Tore erzielte, raubte dem Gast die letzte Chance.

Trainer Dotzauer war erneut von Marian (1) sowie dem völlig indisponierten Maslanka, den er nach fünf Minuten wieder vom Feld nahm, enttäuscht. "Wenn diese beiden Akteure im Rückraum keine bessere Leistung bringen, steigen wir ab", malte er den Teufel an die Wand. Die aus der Oberliga gekommenen Mayer und Gyöngyösi (je 2) erfüllten in der Stammformation ebenso wie Seidel (3), Coors (6) und Krüger (1) die Erwartungen, aber gerade im Falle Krüger monierte der Coach die fehlenden Anspiele vom Rückraum an den Kreis.

Und das wäre bei der Heppenheimer 3-2-1-Deckung das einzig probate Mittel gewesen. Auf der Linksaußenposition "verhungerte" Thomas Grimm (5/5), der nur bei Siebenmetern zum erfolgreichen Abschluß kam. Im Abwehrverhalten stellten die Leistungen von Torwart Helge Bretschneider sowie der gesamten Formation soliden Durchschnitt dar, der Russe Vladimir Petrov (7/6), der überragende Karl-Ludwig Gaydoul (5) sowie Randoll und Joest (je 4) garantierten vor 350 Zuschauern den Heppenheimer Sieg. Auch die Torsteher Zilg und Greb, die auch einige freie Bälle abwehrten, waren maßgeblich am glücklichen Heimsieg beteiligt. hdp

Liebe Kinder

Wer von Euch so ein echter Sammler ist, der weiß: Sammeln ist eine Leidenschaft. Wer einmal begonnen hat, bestimmte Dinge zu sammeln, der kann sich von diesem Schatz kaum mehr trennen. Nun kommt es darauf an, was ein Mensch sammelt. Klar, viele Leute sammeln Briefmarken oder Münzen, das ist ja eine Wissenschaft für sich. Briefmarkensammler haben oft sehr jung begonnen und pflegen diese Leidenschaft bis ins hohe Alter.

Aber stellt Euch vor, es gibt Leute, die sammeln Autos. Wir kennen einen, der sammelt Wände von alten Bauernhäusern. Manche sammeln Möbel. Sammler sind eine ganz eigene Sorte von Leuten. Sie treffen sich auf Flohmärkten zum Beispiel, oder sie inserieren in Zeitungen. Und einen Sammler, den haut so schnell keiner übers Ohr, der weiß, was ihm seine Sammlung wert ist.

Überhaupt gibt es ja nicht nur den sogenannten materiellen Wert, also die Frage, was die Gegenstände kosten. Es gibt in erster Linie den ideelen Wert, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist. Da sammelt einer Knöpfe, und mit jedem Knopf verbindet sich eine Erinnerung. Wer sammelt, erlebt auch den Wandel der Zeit. Da kann man plötzlich vergleichen: Guck mal, der Knopf ist fünfzig Jahre alt, die Farbe, das Material, das war noch Handarbeit, und guck, der Knopf ist zwanzig Jahre alt, und heute, das ist das Modernste vom Modernen, Die Gegenstände sind Zeitzeugen, und je älter sie werden, desto wertvoller werden sie. Eine leere Cola- Dose ist heute vielleicht keinen Groschen wert, aber wer weiß, in zwanzig Jahren . . . dann ist sie vielleicht ein Museumsstück. Ja, so denken Sammler. Die Gründe, warum ein Mensch gerade das und nichts anderes sammelt, sind sehr unterschiedlich. Wenn Menschen erzählen, warum sie sammeln, dann hat jeder seine eigene Geschichte. Sammler sind mindestens genauso interessant wie die Sammlung selbst, die sie oft stolz präsentieren. Sammler, sagt man, seien von gestern. Aber auch das stimmt nicht: der Tobi in unserer Geschichte, der sammelt für die Zukunft.

Sammler haben meistens Platzprobleme. Ihre Wohnungen sehen anders aus, als "normale" Wohnungen, und sie riechen auch anders. Sie haben das Aroma von gestern. Also, was braucht ein Sammler? Geduld. Seine eigene aber auch die seiner Mitmenschen. Er braucht Platz, wenn er große Gegenstände sammelt, und er braucht Liebe und Verantwortungsbewußtsein, wenn er Tiere sammelt. Wenn diese Voraussetzungen stimmen, dann gibt es auf dieser Welt kaum etwas, was ein Sammler nicht sammeln könnte.

Wenn Ihr Lust habt, dann schreibt uns doch mal, ob Ihr selber auch sammelt oder ob Ihr jemanden kennt, der ein leidenschaftlicher Sammler ist, wir würden uns über Eure Post freuen. Die Redaktion (Das sind Ulla und Doris, die auch immer weiter sammeln; Ideen und Erfahrungen.)Gerechte Punkteteilung der Handball-Aufsteigerinnen Insgeheim mehr erhofft Drei Siebenmeter verworfen / Wiesbaden - Minden 17:17

Nach den knappen Niederlagen gegen die deutschen Handball-Spitzenteams Lützellinden und in Bremen hatte Bundesliga-Aufsteiger DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden mit mehr als einem 17:17 gegen Eintracht Minden gerechnet. Diese Hoffnung machte Anne Schneider in der vorletzten Minute zunichte. Zuvor hatte die trotz "Fraudeckung" durch Katrin Reckeweg im zweiten Abschnitt dominierende Katrin Mietzner mit zwei Treffern den Spieß nach dem 15:16-Zwischenstand umgedreht.

Unter dem Strich war das Remis gerecht. Wiesbaden versäumte es, nach dem 13:10 mit drei freien Bällen das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. Im Rückraum kam Christine Hermann (3) nach ihren großen Auftritten gegen die Ligaelite nicht wie gewohnt zum Zuge, feierte Vera Radic (3/2) nach ihrer krankheitsbedingten Pause ein gelungenes Comeback.

Der Schub von den Außenpositionen (Simone Hegebart und Petra Ritter blieben mit jeweils einem Treffer unter ihren Möglichkeiten) war nicht optimal, stärker trat Alexandra Istel (3) am Kreis in Erscheinung. Andrea Lipp (3) setzte bei der Eintracht vor, Kornelia Kunisch (7/3) nach dem Wechsel die Akzente.

Mitentscheidend für den Ausgang der Partie war, daß Christine Hermann (2) und Katrin Mietzner drei der sieben Wiesbadener Siebenmeter vergaben, während die Norddeutschen alle fünf Strafwürfe verwandelten. hdp

Vereint in der verschachtelten Kirche Neuapostolische Christen in Schwanheim und Goldstein weihten neues Gotteshaus ein

SCHWANHEIM. Die Trennung der neuapostolischen Kirchengemeinden in Goldstein und Schwanheim hat ein Ende: Bei der Einweihung der neuen Kirche in der Nürburgstraße 7 vereinigte Bezirksapostel und Kirchenpräsident Klaus Saur kürzlich die beiden selbständigen Gemeinden zur Kirchengemeinde Frankfurt-Schwanheim.

Jetzt hatte die neue Gemeinde die Öffentlichkeit eingeladen, den Gesängen des Jugendchors, einigen Orchesteraufführungen und den Klängen der neuen Resonatorenorgel zu lauschen und das neue Kirchengebäude zu besichtigen: Dabei erläuterte der Frankfurter Bezirksvorsteher der neuapostolischen Glaubensgemeinschaft, Dieter Bundt, die Vorzüge der Vereinigung: "Das Gemeindeleben kann jetzt noch vielfältiger werden. So hatte die Schwanheimer Gemeinde beispielsweise bislang keinen eigenen Chor. Es ist sehr schön, daß wir den Gottesdienst jetzt in einem angemessenen Rahmen feiern können."

Stadträtin Ilse Vaupel war in Vertretung des Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler in das neue Kirchengebäude gekommen, um die Grußworte der Stadt zu überbringen. Sie bewunderte die verschachtelte Konstruktion, die eine, in freundlichen weiß- und türkisfarbenen Tönen gehaltene, Inneneinrichtung beherbergt.

Der Neubau ist großzügig dimensioniert: Allein in dem Andachtsraum finden alle 120 Gemeindemitglieder Platz. Weitere Sitzgelegenheiten befinden sich auf einer Empore, für Eltern mit Kleinkindern wurde zudem ein spezieller Raum an der Seite des Kirchenschiffs eingerichtet, der durch eine Glasscheibe abgetrennt ist. Darüber hinaus gibt es eine kleine Sakristei und einen Platz für Kindergottesdienste. Einige Wirtschaftsräume ergänzen das Raumangebot. Das etwa 1000 Quadratmeter große Grundstück für den Kirchen-Neubau hat die Gemeinde von der Stadt Frankfurt in Erbpacht übernommen.

Raumnot hatte zuvor die Trennung der neuapostolischen Kirchengemeinden in Goldstein und Schwanheim erzwungen. Die geteilte Gemeinde versammelte sich dann in einem gemieteten Haus "Am Tannenkopfweg" und in den Räumen über einer stillgelegten Schreinerei "Am Graben".

Der Wunsch, beide Teile in einem neuen Kirchengebäude wieder zusammenzuführen, blieb aber lebendig. Da die Neuapostolische Kirche keine Steuern eintreiben kann, mußte das Gebäude über die Spenden der Mitglieder finanziert werden. Allerdings sammelten nicht nur die Angehörigen der Gemeinschaft in Schwanheim für ein würdiges Gotteshaus, sondern der gesamte "Apostelbezirk" war daran beteiligt, das benötigte Geld bereitzustellen.

In Frankfurt existieren zur Zeit 15 neuapostolische Gemeinden mit rund 2500 Mitgliedern. Nach Aussagen des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden, Fritz Nicolaus, ist die Neuapostolische Kirche die drittgrößte christliche Kirchengemeinde in Deutschland. Entstanden ist die Kirche aus einer Bewegung, die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Deutschland und England auflebte.

Im Zentrum der Lehre stehen die Aposteln, von denen etwa 230 über die gesamte Erde verteilt wirken. Die Gottesdienste sind zumeist von Chorgesang umrahmt und bilden den Kern des Gemeindelebens. Einen besonderen Segen empfangen die Gläubigen bei Taufe, Konfirmation, Verlobung, Trauung und Hochzeitsjubiläen. kan

Orgelmusik kündigt im Café heitere Gedichte an Die samstägliche "Dämmerstunde" von Renate Rauffmann ist eine Einladung zum Schmunzeln

DREIEICH. Das Café an der Stadtbücherei in Sprendlingen bietet am Samstagnachmittag das gewohnte Bild: hier ältere Damen beim Kaffeekränzchen, dort Mutter und Sohn in ein Gespräch vertieft, einzelne Zeitungsleser und Grüppchen von Ausflüglern. Es sind wie immer Stammgäste und Zufallsbesucher.

Ungewohnt sind die leisen Orgeltöne. Kurz vor fünf kündigen sie ein Ereignis an, auf das die Cafébesucher warten: die "Dämmerstunde". So nennt Renate Rauffmann die Mischung aus Literatur und Musik, die sie zusammen mit dem jungen Organisten Thomas Reißert für ihr Publikum vorbereitet hat.

Kurz nach fünf nimmt die Leiterin der Sprendlinger Stadtbücherei auf einem Hocker neben der Orgel Platz, läßt sich die Leselampe richten, öffnet ihre Textmappe. Die Lyrik hat das Wort.

"Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß": Diese Zeile aus einem Gedicht von Joachim Ringelnatz ist der Auftakt zu einer heiter-besinnlichen Reise zurück in den Sommer, in die Sonne und in den Urlaub. Summende Bienen und Sommerfrischler, Schnaken, die zum Angriff blasen, und offenherzige, weil leicht bekleidete Mädchen tauchen vor dem geistigen Auge wieder auf. Der Blick zurück wird gelenkt von den Schriftstellern Erich Kästner, Julie Schrader, Wilhelm Busch, Robert Walser.

Wie in den vorausgegangenen Dämmerstunden hat Renate Rauffmann heute heitere Texte gewählt. Es wird viel geschmunzelt, gelegentlich laut gelacht, immer applaudiert. Nach drei oder vier Gedichten macht die Rezitatorin eine Pause. Thomas Reißert greift wieder in die Tasten. An den Tischen werden die Gespräche wieder aufgenommen, wird Kaffee nachbestellt, werden Fotos herumgereicht.

Und bei Renate Rauffmann legt sich die Spannung, die sie vor jedem Auftritt befällt. Solches Lampenfieber kennt sie, die kein Profi ist, von den Vorstellungen der Studio-Bühne, bei der sie seit den Anfängen vor zehn Jahren Theater spielt. Dort stärken sich allerdings die Amateurschauspieler gegenseitig den Rücken, hier muß sie ihre Angst alleine überwinden. Was ihr die Sicherheit und den Mut zu ihren Soloauftritten gibt, ist die strenge Schule von Hans Obermann, der die Studio-Bühne aufgebaut hat. Der im Januar verstorbene Regisseur hatte viel Wert auf das Handwerk der Schauspielkunst wie beispielsweise die richtige Stimmtechnik gelegt. Das kommt Renate Rauffmann zugute.

Mit den Dämmerstunden hat sie vor knapp einem Jahr begonnen. "Eine Frau namens Ingelore, die in einer Sachsenhäuser Kneipe Anfang der 60er Jahre Gedichte vortrug, hat mich auf die Idee gebracht", erinnert sie sich. Soviel Selbstbewußtsein imponierte ihr.

"Ich war früher eher schüchtern", sagt Renate Rauffmann. Ihr Hobby hat sie verändert: "Auf der Bühne bin ich ein anderer Mensch." Dieser Wandlung ist ihre Initiative zu verdanken, mit Unterstützung der Familie Schorrmann vom Café an der Stadtbücherei eine Lücke im Kulturleben der Stadt zu schließen: "kleine Kunst in Caféhausatmosphäre".

"Ich gehe dorthin, wo die Leute sind. Schließlich bin ich keine Berühmtheit, sondern müßte um mein Publikum werben", meint Renate Rauffmann. Anfangs wunderte sie sich, wie gut sie ankommt. Mittlerweile erklärt sie sich das so: "Die Leute wollen lachen." Zur Dämmerstunde wird gelacht. "Es ist ein Geben und Nehmen", sagt Rauffmann. Sie selbst habe zwei Seelen in der Brust: die ernste Bibliothekarin und die Frau, die gerne heiter ist. Deshalb sind Tucholsky, Kästner und Ringelnatz ihre Lieblingsautoren, schätzt sie den hessischen Mundartdichter Friedrich Stoltze und amüsiert sich über die Frechheit von Julie Schrader.

Manchmal würde sie nach einem langen Tag in der Stadtbücherei lieber die Füße hochlegen als Texte üben. Doch dann siegen die Selbstdisziplin und die Freude an der Literatur. So steht auch schon das Programm für die Weihnachtszeit: "Weinachde nahd, es is Advent, un jeder lääfd un jeder rennt".

Despektierliches zur Weihnachtszeit: Auch für dieses Programm wird Renate Rauffmann ihr Publikum finden. Dann werden sich - am Samstag, 5. Dezember, wieder nachmittags gegen fünf - im Café diejenigen einfinden, die von allzu viel Besinnlichkeit, Glockengeklingel und Kerzenduft die Nase voll haben. Es wird geschmunzelt, gelacht und applaudiert werden. KARIN DALKA

Erfolgreiche Nachwuchs-Kicker der Frankfurter Eintracht OFC hatte nichts zu bestellen Kickers unterlagen im Derby der A- und auch der B-Jugend

Die Frankfurter Eintracht siegte wieder einmal überlegen. Auch am neunten Spieltag um die hessische A-Jugend-Meisterschaft blieben die Schützlinge von Trainer "Charly" Körbel durch einen klaren 4:0-Sieg über Erzrivalen Kickers Offenbach ungeschlagen.

Nach dem Spiel gab es unterschiedliche Bewertungen der Coaches. Kickers- Trainer Edgar Fischer hielt das Ergebnis dem Spielverlauf entsprechend für zu hoch. Sein Gegenüber Körbel ging gar nicht erst näher auf Details ein und beschrieb sogleich die allgemeine Situation seiner Mannschaft in dieser Saison: "Wir haben in unserer Klasse einfach keine Konkurrenz".

Es war zu Beginn des Spiels, und da hat Edgar Fischer recht, lediglich die gute Chancenauswertung, die die Frankfurter den Offenbachern voraus hatten. Während die Kickers klare Chancen vergaben, spielte die Eintracht eiskalt. Uwe Allmann (10. Min) und Kapitän Matthias Hagner (16. Min) trafen für die Frankfurter bereits nach einer Viertelstunde. Vor der Pause waren es dann noch Thomas Sobotzik (30. Min) und erneut Matthias Hagner (43. Min) die den frühen Endstand besorgten.

Nach anfänglich ausgeglichenem Spiel wurde die technische und läuferische Überlegenheit der Eintracht mehr und mehr deutlich; die Offensiv-Bemühungen der Kickers wirkten harmlos und blieben im Frankfurter Forechecking schon frühzeitig stecken. In der zweiten Hälfte verstand es die Eintracht geschickt, den Vorsprung zu waren.

Das B-Jugend-Derby am Bieberer Berg endete mit einem 5:2(1:1)-Sieg der Frankfurter Eintracht. In einem gutklassigen und spannenden Spiel waren allerdings die Offenbacher Kickers leicht überlegen und hatten sogar die besseren Torchancen. Die Entscheidung fiel eine Minute vor dem Abpfiff in der 79. Minute beim Stande von 2:3.

Erst traf Cavus für die Kickers nur den Pfosten, dann markierte Born im Gegenzug das vorentscheidende 4:2 für die Eintracht. Neben ihm trafen Horst (2 Foulelfmeter), Duric und Seubert für Frankfurt. Offenbach machte durch Sedlacek und Schwarz aus einem 0:1 vorübergehend ein 2:1. zs/FR

Räuber schlug seinem Verfolger ins Gesicht

Plötzlich hat am frühen Samstag morgen ein etwa 25 Jahre alter Mann im Bahnhofsviertel einem 27jährigen aus Rüsselheim einen Zehn- und einen 20-Mark-Schein aus der Hand gerissen. Der Rüsselheimer folgte dem Täter, konnte ihn einholen, erhielt dann aber einen Schlag ins Gesicht.

Gemeinsam mit einem zweiten Mann flüchtete der Dieb nach Angaben der Polizei in Richtung Gutleutstraße. ing

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Reif und darum aromatischer als Massenware Äpfel aus Karben sind beliebt / Anbauer von der Gemeinschaftsanlage stellten ihr Obst vor

KARBEN. Offene Türen bei der Gemeinschafts-Obstanlage in Klein-Karben: Alljährlich zur Erntezeit präsentieren die rund 40 Obstbauern ihre Erzeugnisse, vornehmlich Äpfel, aber auch einige Birnensorten, und klären darüber auf, wie und wo sie angebaut werden. Bei strahlendem Sonnenschein nutzten viele Karbener die Gelegenheit, bei ihrem Herbstspaziergang am Sonntag einen Abstecher zu Speis' und Trank im Vereinshaus der Obstanlage zu unternehmen.

Das drei Hektar große Areal mit 4500 Bäumen ist nach Auskunft von Vereinsvorsitzendem Rolf Weber die größte und zugleich am fortschrittlichsten geführte Anlage im Wetteraukreis. Die Klein-Karbener setzten auf den kontrollierten und integrierten Anbau, eine Art Kompromiß zwischen biologischem und herkömmlichem Verfahren, bei dem ein begrenzter Einsatz von nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln zugelassen ist. Rolf Weber: "Drei bis vier Spritzungen im Jahr, das ist das Geringste, was man machen muß."

Kontrolliert wird die Anlage vom Landesverband für Erwerbsobstanbau, der auch ein jährliches Gütesiegel vergibt. Die Früchte werden regelmäßig, insbesondere noch einmal zwei Wochen vor Erntebeginn, auf Schadstoff-Rückstände hin untersucht. Weil sie bis zur Ernte am Baum reifen und nicht, wie die Supermarktware, schon vorher gepflückt werden und nachreifen müssen, verfügen die Klein-Karbener Äpfel über ein unweit größeres Aroma, das den Geschmack mancher Massenware denn auch in den Schatten stellt.

Dennoch ist die Konkurrenz groß, die Elbe-Obstanbauer etwa drängen mit ihren Produkten bis ins Rhein-Main-Gebiet vor, hat Vereinsvorsitzender Weber beobachtet.

Gleichwohl brauchen die Karbener, die üblicherweise eine 90-Tonnen-Ernte einholen (in diesem Jahr ist der Ertrag nur durchschnittlich, weil die Bäume im Vorjahr nicht genügend ausgedünnt wurden), den Vergleich nicht zu scheuen. Die Friedberger oder Karbener Direktvermarkter-Veranstaltungen ausgenommen, haben sie es kaum noch nötig, umherzufahren und ihr Obst auf Märkten anzubieten. Die Klein-Kärber Äppel sind bekannt und beliebt, die Kundschaft rennt in der Obstanlage die Türen ein.

Und soll doch einmal, wie in Friedberg, der integrierte Obstanbau repräsentiert werden, so steht den Klein-Karbenern ab sofort ein prächtig herausgeputzter Ausstellungs- und Verkaufswagen zur Verfügung: ein von Vereinsmitglied Heinz Kling in wochenlanger Arbeit umfunktionierter Miststreuer, den der gelernte Karosseriebauer entrostet, mit einem Aufbau versehen und frisch lackiert hat. Das aufwendige Stand-Aufbauen entfällt damit künftig. Der Anhänger wird per Traktor zum Einsatzort gezogen. mu

KGV-Volksfest mit einem Schlag eröffnet

Einen neuen Rekord zum "Goldjubiläum" auf dem "Schwarzen Platz" am Nordwestzentrum schaffte die Schirmherrin Gudrun Schaich-Walch: Mit nur e i n e m kräftigen Schlag gelang ihr im Festzelt der traditionelle Faßbieranstich zum 50. Volksfest des Kultur- und Geselligkeitsvereins Nordweststadt (KGV). Der Musikzug des Turnvereins Oberursel- Stierstadt "gratulierte" spontan zu dieser Glanzleistung mit "Military Escort".

Die sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete eröffnete gemeinsam mit dem KGV-Vorsitzenden Rainer Zug das Volksfest. Verbunden mit einem Dank würdigte sie die Arbeit der Aktiven des Vereins.

Weil Jubiläum verpflichtet, hatte der KGV einige Glanzpunkte im Festprogramm. Da versetzten zum Beispiel die "Steps" mit Oldie-Hits ihre Fans in helle Begeisterung.

Von "Dicker-Backe-Musik" bis Tina Turner reichte das Repertoir der immer pupulärer werdenden Formation "Vis à Vis". Und den obligatorischen Frühschoppen gestaltete musikalisch die Bernd- Schütz-Band.

Zeitweise sehr guten Zuspruch - bei schönem Wetter - hatten die Schausteller, insbesondere die Betreiber der Fahrgeschäfte.

Den Höhepunkt zum Abschluß am Montagabend bildete die KGV-Tombola, zu der es noch einmal ein vollbesetztes Festzelt gab. Vorher war Familiennachmittag auf dem Rummelplatz. dixi

Der Telegrammbote klingelte zweimal

BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Als Telegrammbote gab sich am frühen Sonntag morgen ein Mann aus, der versuchte, sich auf diese Weise Zutritt zu Wohnungen in Bad Homburg und Friedrichsdorf zu verschaffen.

Gegen 6.50 Uhr klingelte der Mann an einer Homburger Haustür und gab vor, ein Telegramm abgeben zu wollen. Als die Wohnungsinhaberin die Tür öffnete, wollte der angebliche Bote, der statt eines Telegramms eine Pistole in der Hand hatte, in die Wohnung eindringen. Die Frau stieß jedoch geistesgegenwärtig den Mann zurück und warf die Haustür zu. Daraufhin rannte der falsche Telegrammbote zu einem VW-Bus, der in der Nähe abgestellt war, und floh.

Eine knappe dreiviertel Stunde später versuchte vermutlich derselbe Mann, auf die gleiche Art in Friedrichsdorf in eine Wohnung zu kommen, was ihm jedoch auch dort nicht gelang. Aufgrund von Zeugenaussagen und der sofort eingeleiteten Fahndung wurde der VW-Bus kurz darauf in Friedrichsdorf entdeckt und gestellt. Die Polizei nahm fünf Insassen im Alter von 21 bis 36 unter dringendem Tatverdacht fest. teb

Kurden besetzten Büro von Turkish-Airlines

Besetzt worden ist am vergangenen Samstag vormittag das Büro der Turkish- Airlines in der Baseler Straße. Um 9.55 Uhr, berichtete die Polizei, waren etwa 30 bis 40 Kurden in das Büro eingedrungen, während etwa 60 bis 70 Kurden auf der Straße protestierten.

Gegen die Besetzer wurde Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt. Die Polizei forderte sie daraufhin auf, die Räume zu verlassen, und stellte die Personalien fest. Die Besetzer verließen schließlich das Büro. ing

Die Bettwürste in den Kartoffelferien Spannendes Programm für die kleinen Besucher des Kinderhauses Sachsenhausen

SACHSENHAUSEN. Herbstferien für ganz Ausgeschlafene: Mit dem Projekt "Schlaf, Kindchen schlaf . . ." lockte das Kinderhaus Sachsenhausen am Affentorplatz alle "Frühaufsteher, Nachtwandler, Schlafmützen und Alpträumer" in den "Kartoffelferien" vom Fernsehgerät weg.

17 Kinder hatten sich für das spezielle Programm angemeldet: "Das sollte im Rahmen bleiben, da wir auch mittags gemeinsam kochen, und wir wollten nicht, daß die Kinder unser Angebot nur als Restaurant nutzen", erklärte die Sozialpädagogin Christine Ahlvers die Einladung der städtischen Einrichtung. Deshalb mußten sich die "Bettwürste" vorher verbindlich anmelden.

Den Zugang zum Thema "Schlaf" fanden die Kinder über ihre eigenen Erfahrungen: "Wir haben einmal über Träume und Kuscheltiere geredet", sagte Frau Ahlvers. Nach diesem Gespräch konnten die Kinder ihre Vorstellungen künstlerisch mit Pinsel und Farben widergeben. Dabei kam es den Betreuern nicht auf ein Ergebnis an. Ahlvers: "Wir gucken einfach, was daraus wird."

So einfach lief's beim zweiten Programmpunkt nicht: Obdachlose, die unter einer Mainbrücke nächtigen müssen, wurden bei einem Vorgespräch von den Mitarbeitern des Kinderhauses für eine Zusammenarbeit gewonnen; sie beschrieben den Kindern ihre Lebenssituation.

Anlaß dieser ungewöhnlichen Aktion: Die Kinder würden sich gegenseitig häufig als "Penner" beschimpfen, klagte Christine Ahlvers: "So wie das abgeht, ist das ganz schön heftig." Schon öfter war die Kinderhausgruppe bei Besuchen auf dem Spielplatz "Am Nizza" mit den Wohnsitzlosen in Berührung gekommen.

"Der Obdachlose, der sich neben der Untermainbrücke ein Häuschen gebaut hat, war sehr nett. Die Kinder durften sich sogar seine Behausung von innen ansehen", berichtete Renate Süß über die ersten Kontaktversuche.

Außer den üblichen Angeboten des Kinderhauses - Besuche im Bornheimer Panoramabad, Besichtigung des Film- museums oder Bastelnachmittagen mit Kastanien - stand als Höhepunkt der Ferienzeit eine Übernachtung im Kinderhaus auf dem Programm. Das war ein Großeinsatz für die Betreuer, denn eine Horde von aufgekratzten Kindern zum Schlafen zu bringen, ist jedesmal wieder schwierig.

Schon kurz nach Schulbeginn sollen sich die sechs- bis zwölfjährigen Besucher des Kinderhauses in einer weiteren Projektwoche (vom 26. bis 30. Oktober) mit dem Thema "Gewalt" auseinandersetzen.

In Kooperation mit dem Landesfilmdienst und dem Jugendamt der Stadt Frankfurt werden zur Zeit unter dem Motto "Sport und Körper" vom Kinderhaus Besuche in Body-Building-Studios, bei Ringkämpfen und bei einem Karateverein vorbereitet. "Wir haben jede Menge kleiner Jungen, die ständig mit Kung-fu rummachen", so Renate Süß.

Höhepunkt der Projektwoche: Bei einer Exkursion können sich die Kinder am Dienstag, 27. Oktober, einmal mit den "Muskelmännern", den Football-Profis der Frankfurt Galaxy, an einen Tisch setzen, um mit ihnen Interviews zum Thema Gewalt und Sport zu machen.

Damit auch die Mädchen dieser Veranstaltungreihe etwas abgewinnen können, sind für sie Besuche bei einer Karnevalsgarde und in einem Tanzstudio vorgesehen. Auch ein Selbstverteidigungskurs für Mädchen soll besucht werden. Sunny Graf bietet derartige Kurse in der Gaußstraße schon seit Jahren an. Noch ist der Termin nicht festgelegt, doch Renate Süß ist optimistisch, daß sich eine Demonstration einrichten läßt: "Die haben auch schon Kurse für Mädchen in verschiedenen Jugendhäusern gemacht." kan

Raumnot: Ehrenteller im Keller Narren fehlt Vereinsheim

SACHSENHAUSEN. Die Fastnachtkampagne 1992/93, die Auswertung der Erfahrungen vom Straßenfest auf der Schweizer Straße und die Raumnot der Narren waren die wichtigsten Themen beim jüngsten Treffen der Sachsenhäuser Karnevalsgesellschaft (SKG) 1947.

Die SKG beteiligt sich unter dem Motto "Vier unter einer Kapp'" wieder an den Vorbereitungen für die große Eröffnungssitzung der Karnevalsvereine am 11. November. Doch schon zwei Tage später, am 13. November, kommen die Narren der SKG im Bürgerhaus Depot in Oberrad allein zum Zug, wie Bernard Braun, Erster Vorsitzender der SKG, erläuterte. Eine besondere Attraktion soll dann das "Schrubber-Ballett" von ehemaligen Garde-Tänzerinnen werden. "Die lassen sich jedes Jahr wieder einen schönen Schautanz einfallen", verspricht Braun.

Weitere Sitzungen werden zusammen mit den "Sachsenhäuser Bergspatzen" und den Oberräder "Wespen" für den Januar des nächsten Jahres vorbereitet. Bernard Braun: "Wir gehen davon aus, daß unsere Sitzungen wie in den vergangenen Jahren wieder ausverkauft sind und alle viel Spaß haben."

Weniger lustig ging es für die Mitglieder der SKG beim Straßenfest auf der Schweizer Straße zu: Die Besetzung des vereinseigenen Kuchen- und Sektstandes mußten mit dem Geschirr weite Wege bis zum Geschirrmobil zurücklegen, das die umweltbewußten Vereinsmitglieder extra bestellt hatten. Neue Arbeitspläne sollen im nächsten Jahr Besserung bringen. Immerhin waren die Einnahmen beim Straßenfest zufriedenstellend: Knapp 3000 Mark blieben für die Ausstattung ihres Zuges und der Garde mit neuem Schuhwerk.

Sorge bereitet Braun, daß es trotz jahrelanger Suche immer noch nicht gelungen ist, ein eigenes Vereinsheim für die 183 Mitglieder der SKG aufzutreiben: "In Sachsenhausen ist es sehr, sehr schwer, etwas für uns zu finden." Im Archiv lagerten "Tausende" von Pokalen, Orden und Ehrenteller: weggepackt in Kisten.

So hangelt sich der Verein von Notlösung zu Notlösung weiter: Immerhin bot der "Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard" jetzt ein Lager für die Requisiten an, die bislang privat untergebracht waren.

So große Räume wie der Partnerverein benötigt die SKG gar nicht. Rund 25 Quadratmeter würden nach Angaben des Vorsitzenden ausreichen, doch dürfe der Mietpreis 300 Mark nicht überschreiten. Braun: "Ich wäre sehr glücklich, wenn wir bald einen solchen Raum als Vereinsheim finden könnten." kan

Trotz allem: Festhalten am "dritten Weg" In Schmitten diskutierten Gewerkschaftler und linke SPDler über Demokratischen Sozialismus

SCHMITTEN. Spätestens seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik scheint für viele Menschen die Entscheidungsschlacht der politischen Systeme endgültig geschlagen: Das Schlagwort vom "historischen Sieg des Kapitalismus" macht die Runde; für den Sozialismus, heißt es, bleibe nur die Müllhalde der Geschichte. Mit dem Zusammenbruch des sogenannten "real existierenden Sozialismus" sind für einen großen Teil der Deutschen nicht nur einige verbrecherische Diktaturen von der politischen Landkarte verschwunden, jedweder marxistischer Ansatz wird als eine Art philosophisch-geschichtlicher Irrtum betrachtet. Die politische Rechte feiert "ihren" Sieg, die Linke versinkt in Agonie.

Doch nicht alle Linken, wie sich zur Zeit viele mehr trotzig als selbstbewußt nennen, wollen diese grobschlächtige Analyse akzeptieren; ein Teil versucht wieder auf die Beine zu kommen. Am Samstag traf sich in der Bildungs- und Familienstätte Oberreifenberg ein Kreis linker Sozialdemokraten und Gewerkschaftler. Ihr Thema: die Chancen eines demokratischen Sozialismus, des vieldiskutierten "dritten Wegs".

Daß sie an eine Chance glauben, war schnell klar: Nach kurzer Diskussion waren die Beteiligten sich einig, auf den Begriff des "demokratischen Sozialismus" in der gesellschafltichen Debatte nicht aus Gründen der politischen Opportunität verzichten zu wollen. Daß jedoch nichts so bleiben kann, wie es früher war, das war ebenso schnell festgestellt.

Horst Heimann, Leiter der Heinemann- Akademie Freudenberg, die von der SPD- nahen Friedrich-Ebert-Stiftung getragen wird, erklärte die Methoden des Marxismus als nicht mehr ausreichend, um die Veränderungen der Gesellschaft zu erfassen. Der sich selbst als "Revisionist" bezeichnende Gewerkschaftler verwies auf frühere Fehleinschätzungen: die einseitige Orientierung des Marxismus am Wirtschaftswachstum; der Glaube, daß durch eine historisch zwingende Verelendung der Massen der Sieg des Sozialismus nur eine Frage der Zeit sei. "Es gibt keine platte Frontstellung zwischen Kapital und Arbeiterschaft mehr", stellte er fest. Ein wichtiges Ziel ist für ihn, "die gesellschaftlichen Produktivkräfte unter Kontrolle zu bringen", um der Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten.

Ökologische Fragen durchzogen die gesamte Diskussion. Der Umgang der Industriegesellschaft mit den natürlichen Ressourcen steuere auf eine Katastophe zu. Von Gerechtigkeit, Internationalität und einem Zukunftspakt der Bürger sprachen die Teilnehmer - teils noch in blumig-klassenkämpferischen Floskeln, teils konkret auf die Wirklichkeit bezogen.

Dieter Dehm, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt und Kultur-Impresario, forderte einen Schuldenerlaß für die Dritte Welt, die Einberechnung der ökologischen Kosten in die industrielle Produktion und vor allem einen neuen Glücksbegriff. "Die Ideologie des Dernier-Cri in der Konsumgesellschaft muß durchbrochen werden", sagte Dehm. Die Menschen müßten "innere Bewegung" finden und sich nicht nur über äußere Mode-Intervalle definieren.

Mehrfach beklagten die Teilnehmer, daß "über Auklärung heute in der gesellschaftlichen Situation nur schwierig zu reden" sei. Dennoch: Der Gedanke eines demokratischen Sozialismus mit ökologischen Aspekten soll weiter offensiv verbreitet werden. Das gemeinsame Ziel sei geblieben: eine bessere Welt. jom

IG Metall ist zu Solidarpakt bereit Franz Steinkühler fordert dafür aber von Bonn Streichung der Öffnungsklauseln Von unserem Redaktionsmitglied Jutta Roitsch

HAMBURG, 11. Oktober. Mit der Industriegwerkschaft Metall wird es nur dann einen "Solidarpakt Ost" geben, wenn die Bundesregierung "die Angriffe auf die Tarifautonomie und die Eingriffe in die Tarifautonomie aufgibt und die verfassungswidrigen Öffnungsklauseln aus ihrem Katalog" streicht. Diese Bedingungen stellte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Franz Steinkühler, am Sonntag in Hamburg. In seinem mündlichen Geschäftsbericht vor den rund 770 Delegierten des 17. ordentlichen Gewerkschaftstags griff Steinkühler massiv die Bundesregierung insgesamt und Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) gezielt an.

Dies sei nicht die Stunde des "Lohnverzichts" und der "Lohnräuber", rief Steinkühler unter starkem Beifall der Delegierten. Er fragte die Bundesregierung, ob sie das "große Projekt einer sozialen Gestaltung der Einheit schon aufgegeben" habe. "Gehen dieser Regierung die Privilegien der Reichen und Einflußreichen in Westdeutschland tatsächlich über alles, auch über die Not und Sorgen der Menschen in Ostdeutschland?", fügte der IG Metall-Vorsitzende hinzu und kündigte massiven Widerstand seiner Organisation an. Bundesminister Möllemann warf er vor, keine wirtschaftspolitische Strategie für die neunziger Jahre zu haben. Er wolle statt dessen "den Rückfall in die Tarifpolitik der dreißiger Jahre durchsetzen". Wer die Not im Osten "als Vorwand für die Bereicherung der Unternehmen mißbrauchen will, der steht bei uns vor geschlossenen Türen", sagte Steinkühler.

An einem Solidarpakt für die neuen Bundesländer werde sich die IG Metall nur beteiligen, wenn es "verbindliche Zusagen" der öffentlichen und privaten Investoren gebe und in einem "klaren Fahrplan" die Sanierungsaufgaben in den restlichen Treuhandunternehmen "verbindlich geregelt werden". Der "Berliner Mammutbehörde" warf Steinkühler politische Borniertheit vor.

Zur Unterstreichung dieser Kritik zogen am Mittag 250 Frauen, Männer und Kinder aus Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) mit roten Fahnen und Plakaten in den Kongreßsaal und protestierten gegen die Schließung ihres Maschinenbaubetriebes "Nagema". Stehend applaudierten die Delegierten der Ankündigung der Demonstranten, von Neubrandenburg aus werde es im gesamten Osten "den Aufstand der Zwerge" gegen die "verfehlte Treuhandpolitik" geben.

In den mündlichen Geschäftsberichten nutzte der gesamte geschäftsführende Vorstand die Gelegenheit, sich massiv von Rechtsradikalismus, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit abzugrenzen. Geschlossen lehnten die Vorstandsmitglieder eine Änderung des Grundgesetzes beim politischen Asyl ab und forderten dessen "uneingeschränkte Erhaltung".

Schlägerei: Das Opfer ist in Lebensgefahr

Bei einer Schlägerei am Samstag mittag auf dem Flohmarkt erlitt ein 36 Jahre alter Mann lebensgefährliche Verletzungen. Der Mann hatte zuvor versucht, auf dem Flohmarkt einen Teppich zu stehlen. Von den beiden Betreibern des Teppichstandes am Schaumainkai wurde er jedoch verfolgt, eingeholt und zusammengeschlagen.

Er schwebt nach Angaben der Polizei in Lebensgefahr, da er durch die Schläge Gehirnblutungen erlitt. Gegen die beiden Standbetreiber wurde Strafanzeige erstattet. ing

Schulze steht vor Comeback Neues Führungstrio und neuer Trainer in Bad Homburg in Sicht

Steht die neue Führungsmannschaft bei der Spvgg. Bad Homburg schon? Noch halten sich die Offiziellen mit Namen zurück, doch seit dem Wochenende deutet vieles auf drei Personen hin. Zusammen mit Günter Raber - der Vorsitzende des Verwaltungsrats ist beauftragt, bis Ende Oktober ein personelles und wirtschaftliches Konzept zu erarbeiten - werden Hans-Jürgen Müller und Peter Schulze hoch gehandelt. Müller, Inhaber einer Frankfurter Presseagentur, war ohnehin als neuer Vorsitzender des Verwaltungsrats vorgesehen, ehe er sich Ende des vergangenen Monats nach internen Angriffen gegen seine Person aus dem Gremium zurückzog. Und Schulze war nach seinem Ausscheiden als Präsident der Offenbacher Kickers schon einmal für eine Vorstandsposition an der Sandelmühle gehandelt worden, ehe sich das zerschlug, der Kontakt aber blieb.

"Jeder Name wäre Spekulation", hielt sich Günter Raber in der vergangenen Woche noch bedeckt, doch bereits am heutigen Montag soll eine endgültige Entscheidung fallen, wer die Nachfolge des im September zurückgetretenen Präsidenten Josef Gromöller antreten wird. Der sofortige Handlungsbedarf ist durch die wirtschaftlichen Zwänge gegeben. Selbst der stets zuversichtliche Georg Oppermann sprach von einer "sehr ernsten Situation für den Verein" und drückte deshalb in seiner Funktion als Sprecher des Freundeskreises auch aufs Tempo hinsichtlich der Entscheidungsfrist für ein neues Konzept. Und das neue Führungstrio ist offensichtlich bereit, zunächst einmal die dringendsten Verpflichtungen zu erledigen.

Ob der Vizepräsident Klaus Beckerling, der zusammen mit Schriftführer Georg Siegel und Schatzmeisterin Ilona Diehl derzeit die Verantwortung trägt, dem neuen Vorstand angehören wird, ist noch offen. "Die Frage stellt sich derzeit nicht. Wichtig ist vor allem, daß der Spielbetrieb weiterläuft", blockt er ab. Angesichts der leeren Kassen und erneut hoher Verschuldung ist nämlich auch schon wieder vom drohenden Konkurs die Rede. Nicht nur die Spieler, auch die Trainer warten seit Monatsbeginn vergeblich auf die vereinbarten Zahlungen und wurden ständig vertröstet.

Sicher ist, daß mit dem Vorstand auch ein neuer Trainer kommen wird. Werner Friese und Jürgen Sparwasser sind zwei Kandidaten. Hubert Neu soll die Bad Homburger in Wiesbaden beobachtet haben und gilt als weitere Alternative. Eine Entscheidung wird ebenfalls für Wochenbeginn erwartet. Zumindest die nach dem auf eigenen Wunsch erfolgten Ausscheiden von Harald Faust als Interimstrainer tätigen Gilbert Mirtillo und Klaus Fiederer scheinen darauf bereits vorbereitet und fassen das nicht als "persönlichen Affront" auf. VOLKER SAAL

Bundesliga Frauen, Gruppe Süd

Die nächsten Spiele: TuS Niederkirchen - SC Klinge-Seckach (So., 11.00), VfL Sindelfingen - TSV Battenberg, VfR Saarbrücken - TSV Ludwigsburg, FSV Frankfurt - Wacker München (alle So., 14.00).

"Der große Wunsch wurde zur bleiernen Wirklichkeit" Von Politikern als Sündenböcken und Journalisten als Hüter der Demokratie / Oskar Lafontaine zum Thema Verdrossenheit

Das politische Stimmungsbarometer zeigt Verdruß an. Tendenz: weiterhin fallend. Dieses Stimmungstief über Deutschland ist ein Ausläufer der internationalen Großwetterlage - Turbulenzen, wie sie der Zusammenbruch einer festgefügten Weltordnung auch andernorts verursacht hat. Kurz vor dem vermutlichen Ende der Reagan-Bush-Ära hat sich die amerikanische Gesellschaft als handlungsfähiges Subjekt selber in Frage gestellt. Die Schweiz - gerade 700 Jahre alt geworden - schlittert auf der Suche nach einer verbindlichen Identität in eine midlife-crisis. In Italien zerfallen die römischen Institutionen schneller, als nach dem Untergang des weströmischen Reiches im Jahre 476. Damals konnten die Germanen wenigstens noch eine intakte Beamtenschaft in die neue Zeit hinüberretten.

Die politischen Paradigmen, in denen man seit 1945 zu denken und zu handeln gewohnt war, haben sich über Nacht verändert. Fühlten sich viele Menschen schon durch die technologischen Umwälzungen der Arbeitswelt oder durch das Tempo der gesellschaftlichen Modernisierung überfordert, waren durch die Vorboten der ökologischen Krise schon Zukunftsängste geweckt worden, so kam jetzt zu dieser allgemeinen Verunsicherung noch eine politische hinzu.

Die Symptome sind eindeutig: Nirgends politische Entwürfe, die faszinieren; statt dessen eine Politik, die wirkt, als stünde sie unter Valium. Die reichen westlichen Demokratien kranken an einer Sinn- und Orientierungskrise. Und die gründlichen Deutschen scheinen noch gründlicher verdrossen zu sein als viele andere. In der Geschichte ist offenbar nichts so demotivierend wie der Erfolg, auf dem man sitzen bleibt.

Dabei hatte es sich doch zumindest für die Konservativen gut angelassen. Wie reife Früchte sind ihnen plötzlich und unerwartet ihre beiden Herzensprojekte in den Schoß gefallen: Deutschland vereint und der Kapitalismus ohne Alternative. Aber des angeblichen Sieges werden sie nicht froh. Der große Wunsch wurde zur bleiernen Wirklichkeit. Nun sind sie "wunschlos unglücklich".

Mit der schlichten Botschaft, daß der Kommunismus des Teufels sei, konnten die konservativen Parteien ihr Publikum nur so lange fesseln, wie eine kommunistische Bedrohung bestand. Jetzt, da der Kommunismus tatsächlich zum Teufel gegangen ist, wird offenkundig, daß sich hinter dieser Botschaft nicht die Spur eines Planes für die nachkommunistische Zukunft verbarg. Die Rechte überbietet die Linke an Ratlosigkeit noch. Dieser Mangel an zukunftsweisenden Konzeptionen unterstreicht die prinzipielle Kurzsichtigkeit der vorherrschenden Politik.

Auch die Linke fühlt sich nicht wohl. Zwar gewinnt sie in Deutschland eine Landtagswahl nach der anderen, aber sie managt den politischen Prozeß ohne echte Inspiration. Erst wenn sie die Macht hat, sucht sie ihren Zweck. Das liegt auch daran, daß, anders als in Amerika und England, in Deutschland so etwas wie eine konservative Revolution nach 1982 gar nicht erst versucht wurde. Selbst in ihren Fehlern hat die liberal-konservative Bundesregierung keine Größe und taugt daher nicht einmal als Feindbild: An vielen Stellen hat sie nur die sozialdemokratische Politik weitergeführt und den Text mit konservativen Fußnoten versehen.

Die Linke leidet mehr an sich selber. Mancher sozialistischen Illusion beraubt, wirkt sie zur Zeit wie gelähmt. Zwar trägt sie im Herzen nach wie vor einige schöne, konkret-utopische Projekte - die globale Ausweitung und lokale Vertiefung der gesellschaftlichen Solidarität etwa oder die Umwandlung der Arbeitsgesellschaft zu einer Partizipations- und Kulturgesellschaft, auch die Überwindung der Nationalstaaten durch eine Weltinnenpolitik -, aber sie traut sich nicht so recht, sich zu solchen Projekten zu bekennen.

In Zeiten der Verunsicherung sind weniger die Utopien denn die pragmatischen Lösungen gefragt. Um so schwerer wiegt, daß es den Parteien der demokratischen Linken nicht einmal mehr gelingen will, pragmatische Alternativen zur desolaten konservativen Regierungspolitik deutlich und verständlich zu machen. Für eine politisch interessierte und nach sozialen oder ökologischen Reformen verlangende linke Öffentlichkeit bleibt nur Frustration.

Den Preis allerdings, den Europa für den Zusammenbruch der alten Ordnung und für die wirtschaftlich wie moralisch verheerende Hinterlassenschaft des Kommunismus zu zahlen hat, bekommen alle auf unterschiedlich schmerzliche Weise zu spüren. Die Menschen sind politikverdrossen, weil die politische Lage so verdrießlich ist. In Deutschland vielleicht mehr als im sonstigen Westeuropa.

Infolge der deutschen Einheit sind die Befürchtungen, die nahe Zukunft könnte Abstriche am materiellen Besitzstand mit sich bringen, zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte wirklich begründet. Höchstwahrscheinlich hätte die Mehrheit der Deutschen die staatliche Vereinigung auch dann bejaht, wenn die Bundesregierung den Bürgerinnen und Bürgern zuvor reinen Wein über das ungefähre Ausmaß der zu erwartenden Kosten und Opfer eingeschenkt hätte, doch stand diese Zustimmung immer unter dem Vorbehalt jener doppelten gesellschaftlichen Moral, die auch den Umweltschutz so schwierig macht: Die Einsicht in das Notwendige ist eines, die Bereitschaft, es zu leisten, ein anderes.

Die Gesellschaft hat vor den notwendigen Umverteilungsprozessen von West nach Ost kapituliert. Der im gesellschaftlichen Verteilungskampf angestaute Mißmut entlädt sich auf die Organisatoren der Verteilung - auf die Politiker.

Auch in wichtigen staatlichen Bereichen ist längst die Entscheidungsebene von der Verantwortungsebene getrennt. Der Staatsapparat, d. h. das beamtete Fachwissen, auf das die politische Exekutive angewiesen ist, hat sich weitgehend gegen diese verselbständigt. Der Politik verbleibt nur die Rolle des Legitimationsbeschaffers: Eine zur Fiktion gewordene Kontroll- und Entscheidungskompetenz dient als Argument für die Allverantwortung der Politik und befriedigt so die mit der Komplexität der gesellschaftlichen Strukturen gewachsene Nachfrage nach Verantwortlichen. Zwar wollen die Menschen die freie Marktwirtschaft - aber mit politisch gesichertem Ergebnis.

Obwohl einzelne Politiker die wirtschaftliche Lage eines Landes und das materielle Wohlergehen der Menschen kaum beeinflussen können, werden sie in Krisenzeiten zu allverantwortlichen Sündenböcken gestempelt. Freilich sind die Politiker an diesem Los nicht unschuldig. Wer, um gewählt zu werden, hohe Erwartungen weckt, setzt sich gleichsam unter großen Erfolgszwang. Will er diesem Erfolgsdruck gerecht werden, muß er möglichst viel Positives mit seinem Wirken oder seiner Person in Verbindung bringen - von der schöngerechneten Beschäftigungsstatistik bis zum gewonnenen Fußballspiel. Die Kehrseite der Medaille: Wer alles Gute zu verantworten sucht, bietet sich selbst als Sündenbock für alles Schlechte an.

Sündenböcke werden in Krisenzeiten gemacht, indem man sie ausmacht. Entscheidend dabei ist der öffentlich gestreckte Zeigefinger: "Seht her, da ist er, der Schuldige." Diesen Part des Zeigefingers, eine moderne Fassung des Prangers, spielen die Medien. Sie machen Stimmung und schüren den Verdruß. Die veröffentlichte Meinung wird so zu einem wesentlichten Bestandteil der allgemeinen Politikverdrossenheit - das Echo und zugleich der Verstärker einer diffusen öffentlichen Meinung. Die Medien iszenieren ihre eigenen Drehbücher und Dramen.

Wie die politischen Parteien, so müssen auch die Medien auf jeden Umschlag der Volksstimmungen reagieren. Denn gegen den Strom einer gerade vorherrschenden Stimmung zu schwimmen, hieße für die einen, Wähler zu verlieren und für die anderen, Leser, Hörer oder Zuschauer zu verprellen. Mit der Nase im populistischen Wind hingegen lassen sich Wahlen gewinnen und Auflagen erhöhen.

Der gute Chefredakteur weiß, wann es fürs Geschäft erforderlich ist, den Daumen über einen Sündenbock zu senken. Und er weiß auch, daß ein kollektiver Sündenbock nicht so einfach zu schlachten ist. Also wird er versuchen, sein Thema an einer Person, am einzelnen Beispiel festzumachen. Die Personifizierung des Sündenbocks war den Meistern der Propaganda zu allen Zeiten geläufig. "Der Jude hat einen Namen" - bleute schon Goebbels der Nazi-Presse ein.

Daß der Populismus der Medien nicht unbedenklich ist, versteht sich von selbst. Leicht könnte er jenen unseligen Irrationalismus wiedererwecken, der gerade in Deutschland lange Zeit das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zur Politik bestimmt und der in 40 Jahren Bundesrepublik - Gott sei Dank - durch einen nüchternen Pragmatismus verdrängt wurde. Über die Diskreditierung der politischen Klasse insgesamt sowie einzelner ihrer demokratischen Repäsentanten insbesondere haben Diktatoren aller Schattierungen gerne ihr Spiel aufgezogen - auch die Weimarer Republik ist dafür ein Beispiel.

Gilt in der Politik selbst der notwendige Schuß Populismus als unfein, so wird in der Medienwelt noch der geschäftstüchtigste, auflagenträchtigste Populismus als Tugend gepriesen: Indem sie den latenten Volkszorn auf "die da oben" ausbeuten und schüren, stilisieren sich Journalisten zu Hütern der Demokratie. Gewiß hat ein derartiges journalistisches Selbstverständnis, trotz aller Bedenken, auch sein Gutes. Ist nicht die kritische Schlagzeile, trotz aller Bedenken, auch sein Gutes. Ist nicht die kritische Schlagzeile, auch wenn sie nur auf die Erhöhung der eigenen Auflage zielt, dennoch ein Stück öffentlicher Machtkontrolle?

Aus der "Bienenfabel" wissen wir ja, daß sich Eigennutz zum Wohle aller auswirken kann. Aber der Grat zwischen geschäftsfördernder Denunziation und demokratischer Machtkontrolle ist schmal. Gar mancher Journalist ist da schon abgestürzt aus Mangel an Verantwortungsbewußtsein.

Für die Politik weist der deutsche Idealismus die Logik der Bienenfabel entrüstet zurück. Sympathisch und volksnah wünscht man sich die Politiker, pflichtbewußt und unabhängig, fachkundig und arbeitsam, entscheidungsfreudig und zum Handeln entschlossen, kein bißchen machtversessen, aber durchsetzungsfähig und stets sachbezogen, selbstverständlich völlig uneigennützig, für das Gemeinwohl sich aufreibend, nicht Lobbyisten und nicht Beamte, doch beruflich hochqualifiziert und vor allem bereit, für wenig Lohn ihrer ehrenvollen Tätigkeit nachzukommen. Kurzum: Politik nicht als Beruf, sondern als Berufung. Weil aber das politische Parkett derzeit von selbstsüchtigen Opportunisten besetzt gehalten werde, blieben unzählige edlere politische Talente in den Betrieben, in den Redaktionsstuben, in den Geschäftsführungen oder auf den Lehrstühlen brachliegen - dies suggeriert die veröffentlichte Meinung.

Das Idealbild des Politikers, das sich aus der verbreiteten Politikverdrossenheit herausfiltern läßt, scheint die Sehnsucht vieler Menschen nach der "heilen Welt" widerzuspiegeln. Nicht von ungefähr ist dieses Idealbild ein Gegenbild dessen, was sich innerhalb unserer Gesellschaft selber an politischen Verhalten äußert. Die heutige Gesellschaft ist stärker als früher "ausdifferenziert", in ihr koexistiert friedlich eine Vielfalt von Lebensstilen. Dementsprechend schwerer fällt den Volksparteien das politische Integrieren, das Bündeln der vielfältigen Meinungen und die Vertretung der unterschiedlichen Interessen. Unter den unzähligen Partikularinteressen ist die "volenté générale" nicht mehr so leicht auszumachen und vor allem nicht mehr so leicht durchzusetzen. Ein halbes Jahrhundert praktizierter Demokratie hat auch in Deutschland das staatsbürgerliche Selbstbewußtsein erheblich gestärkt.

Nicht jede Wahlenthaltung geht auf den Politikverdruß des Wählers zurück. Wo Demokratie zur Selbstverständlichkeit geworden ist, werden Wahlen eher als rituelle Banalität empfunden, als staatbürgerliche Pflichtstunde, die man schon mal schwänzen darf, ohne daß das demokratische Gewissen quält. Was die Wahlbeteiligungen angeht, so werden wir uns in Deutschland mit "europäischem Normalmaß" in Zukunft abfinden müssen.

In dem Maße, wie in Deutschland die Demokratie von den Menschen verinnerlicht wurde, ist der Widerspruch gegen die staatliche Obrigkeit habituell geworden. So erfreulich dies ist, der demokratische Interessenausgleich, den die Politik herbeiführen muß, wird dadurch gleichwohl zu einem mühsameren Geschäft. Denn überall dort, wo Partikularinteressen nicht oder nur ungenügend berücksichtigt werden können, wird Protest laut. Dieser allgegenwärtige Protest verstärkt den Eindruck, daß die Politik unfähig sei, Probleme zu lösen. Dabei ist es oft gerade die Problemlösung, weil sie nicht allen paßt, die den heftigsten Protest hervorruft.

Ob im Bund, in den Ländern oder den Kommunen, was immer von den Verwaltungen entschieden wird, die Chance ist groß, daß sich Organisationen, Gruppen oder Bürgerinitiativen, deren Partikularinteressen berührt werden, kritisch zu Wort melden. Um jedes Mißverständnis auszuschließen - der Einspruch aus dem Mund von Bürgerinnen und Bürgern gehört in meinen Augen zum Wesen einer Demokratie, auch wenn die Einseitigkeit der Kritik oft dazu angetan ist, bei Politikern so etwas wie "Volksverdrossenheit" aufkommen zu lassen: Während zum Beispiel Proteste gegen eine größere Betriebsansiedlung überall unvermeidlich sind, wird man auf die erste Bürgerinitiative für ein solches Projekt vergeblich warten.

Seit der Studentenbewegung der 60er Jahre gilt es als progressiv, politisches Bewußtsein auf persönliche Betroffenheit zurückzuführen. Was aber, wenn das politische Bewußtsein der persönlichen Betroffenheit verhaftet bleibt, wenn es bis in die Dimension des Allgemeininteresses, in die Dimension des "volonté générale" gar nicht erst hineinreicht? Machen wir uns nichts vor: Was viele der kleinen Bürgerinitiativen oder Ein-Punkt-ProtestBewegungen zusammenführt, ist nichts weiter als pures Gruppeninteresse.

So legitim ein derartig motivierter Protest auch sein mag, er scheint der Gesellschaft ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Denn gleichsam als Katharsis projiziert sie das ideale Gegenbild ihres eigenen Verhaltens auf die Politik. Den politischen Parteien und ihren Repräsentanten wird stellvertretend abverlangt, was die Gesellschaft ihrerseits nicht leistet: selbstlosen Einsatz für das Allgemeininteresse.

Die Vorbildfunktion, die den Politikern somit auferlegt wird, soll weniger zum Nacheifern anhalten denn zur Entlastung herhalten. Mit dem Wahlritual treten die Bürgerinnen und Bürger auf bestimmte Zeit nicht nur einen Teil ihrer politischen Souveränität an die Kandidaten für ein öffentliches Mandat ab, sondern anscheinend auch die Zuständigkeit für moralisches Handeln. Um so stärker der Verdruß, wenn Politiker diesen hohen Erwartungen nicht gerecht werden, wenn die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu groß ist.

Natürlich ist an alle Personen, die ein öffentliches Amt bekleiden, der Anspruch zu stellen, daß sie sich dem Gemeinwohl verpflichten, daß sie uneigennütz und moralisch, sachbezogen und qualifiziert handeln. Doch allzu idealistische Erwartungen müssen zwangsläufig enttäuscht werden. Die politischen Parteien sind nicht moralischer als die Gesellschaft, aus der sie sich rekrutieren.

Das war früher nicht anders als heute, auch die Politik-, Staats- oder Parteiverdrossenheit ist ja nichts Neues. Schon früher ist der Verdruß mit den Krisenstimmungen auf- oder abgeflaut, schon früher haben die politischen Parteien die öffentliche Macht organisiert, schon früher ist dabei ein gewisses Maß an Machiavellismus nicht ausgeblieben.

Eine Kritik aber, die den großen Parteien vorwirft, sie beuteten den Staat schamlos aus, ist stark überzogen und zeugt von großer Ignoranz über die unschätzbare gemeinnützige und unbezahlte Arbeit, die in diesen Parteien auf allen Ebenen geleistet wird. Auch wenn diejenigen, die in den Parteien aktiv mitarbeiten, keine besseren Menschen sind, bessere Staatsbürger als die privatisierenden Stillen im Land sind sie allemal.

Das soll nicht heißen, daß in der Politik nicht manches im argen läge und daß an den Parteien nicht vieles reformbedürftig wäre. Es ist sicherlich notwendig, die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Menschen an die Politik und der politischen Realität zu verringern.

Richard von Weizsäcker hat die politischen Parteien ermahnt, die Impulse aufzugreifen, die aus der Gesellschaft kämen. Zugleich aber hat er mit unnachahmlicher Ausgewogenheit festgestellt, daß die Rufe gar nicht so laut seien, denen die Politiker sich dauerhaft verschließen würden. Mit anderen Worten: Auch das intellektuelle Potential in unserer Gesellschaft scheint unter Valium zu stehen. Wo bleiben denn die Denkschriften der großen Kirchen, die die Prinzipien eines situationsgerechten Handelns formulieren? Außer zum Paragraphen 218 gibt es kaum eine herausfordernde Denkhilfe für die Politiker. Wo bleiben die Intellektuellen, an denen sich Politiker reiben können?

Seit Jahren leiden die Hochschulen an einem Überlastprogramm, verharren in festgefügten Traditionen. Anscheinend ist nicht einmal mehr der akademische Mittelbau fähig oder willens, die Aufgaben der Hochschulen neu und zeitgerecht zu definieren. Wo bleiben die Philosophen, die Wege aus der Sinnkrise aufzeigen? Methodisch einwandfrei haben sie die Ethik auf regulative Prinzipien zurückgeführt, die so unangreifbar sind, daß sie in keiner praktischen Situation greifen.

In den 60er Jahren machte das Bonmot die Runde, daß erst mit einer SPD-Regierung die politische Alphabetisierung Deutschlands begönne. Solch pubertärer Anspruch mußte enttäuscht werden. Das Volk wollte seine Ruhe haben. Daß aber eine kritische Öffentlichkeit kaum noch Anstalten macht, Visionen auszudenken, an denen sich Politik bemessen läßt, ist beunruhigend. Und weil sich die Gesellschaft so schnell nicht ändern wird, muß die politische Klasse darüber nachdenken, was sie selber besser machen kann. Ja, was denn?

Zunächst einmal muß die politische Klasse auf ein rationales Verhältnis der Menschen zur Politik bedacht sein. Gegen eine kritische Einstellung der Bürgerinnen und Bürger zum Staat ist nichts zu sagen. Im Gegenteil, sie ist das Gütesiegel einer jeden Demokratie. Ein gewisses Maß an daraus resultierender Staatsverdrossenheit ist auch noch kein Beinbruch. Problematisch wird der Verdruß erst dann, wenn er in politischen Irrationalismus umzuschlagen droht. Dies zu verhindern ist eine Frage der politischen Kultur. Wo die politische Auseinandersetzung zwischen den Parteien in gegenseitige Beschimpfung, Beleidigung oder Herabsetzung ausartet, kann die wechselseitige Rolle von Opposition und Mehrheit von den angewiderten Bürgern leicht mißverstanden werden. Damit Erwartungen und Wirklichkeit möglichst wenig auseinanderklaffen, müssen die politischen Kontrahenten auch in Wahlkampfzeiten den Wählerinnen und Wählern reinen Wein einschenken.

Für mich bleibt der Regierungskampf vom Herbst 1990 ein Lehrstück dafür, wie Politikverdrossenheit erzeugt werden kann. Genauso wenig macht es Sinn, den Menschen Utopien zu verheißen, die auf absehbare Zeit keine Chance auf Verwirklichung haben. In dieser Hinsicht hat in der Vergangenheit die Linke viel gesündigt. Gerade in Zeiten der Verunsicherung fordern die Menschen von der Politik pragmatische Konzeptionen, um die dringendsten Probleme zu lösen, sowie die erforderliche Tatkraft, um sie umzusetzen. Um so besser, wenn hinter den pragmatischen Konzeptionen auch noch Visionen stehen, die weit in die Zukunft reichen. Mit anderen Worten: Politische Führung ist gefordert. Solange daran Mangel herrscht, wird die Politikverdrossenheit groß bleiben.

Die Politiker müssen klar sagen, was sie verantworten können, und was nicht. Es ist unredlich, den Menschen freie Marktwirtschaft, Tarifautonomie und Vollbeschäftigung zugleich zu versprechen, wo doch alle wissen, daß das eine das andere - bis auf weiteres - ausschließt. Die Politiker müssen den Mut aufbringen, Zumutungen durchzusetzen - die richtigen Zumutungen allerdings.

In Wirklichkeit haben sie den Bürgerinnen und Bürgern in den letzten Jahren eher zu wenig - und manchmal das Falsche - denn zuviel zugemutet. Sie haben die Menschen in dem Glauben gelassen, daß eine Zukunft ohne grundlegende Verhaltensveränderung möglich sei, obwohl die erforderliche ökosoziale Wende ohne Selbstbescheidung nicht machbar ist. Auf Selbstbescheidung ist unser Wirtschaftssystem des "Größer - Schneller - Weiter" nicht eingerichtet. Es hat dafür keinen Instrumentenkasten. Also müssen wir es neu ordnen.

Aber wir müssen uns auch darüber klar werden, daß der prinzipielle Pluralismus unserer Gesellschaft so wenig gesellschaftliche Identität stiftet, wie die Verheißung einer multikulturellen Gesellschaft. Das tolerante Nebeneinander kann das geregelte Miteinander nicht ersetzen. Die Menschen brauchen Freiheit nicht nur wovon, sie brauchen Freiheit auch wozu.

Derzeit ist diese Gesellschaft meines Erachtens nur durch zwei Projekte zu faszinieren: Zum einen durch eine ökosoziale Ordnungspolitik einschließlich der erforderlichen Verhaltens-, Einstellungs- und Werteveränderung und zum anderen durch eine Vereinigungspolitik, die die Chance ergreift, das ganze Deutschland nach innen wie nach außen neu zu definieren.

Was ansonsten nötig ist, sollten wir so schnell und so lautlos wie möglich in Angriff nehmen, damit nicht von der Hauptsache abgelenkt wird: Transparenz in die Gehälter der Politiker und die Finanzierung der Politik bringen, die Parteien für Impulse aus der Gesellschaft, wenn sie denn kommen, weiter öffnen und sie raushalten aus den Entscheidungsbereichen, für die ihnen die Verfassung keinen Auftrag erteilt. Sonst wird uns auf ewig der Vorwurf des konservativen Historikers Heinrich von Treitschke ankleben bleiben: "Gut oder schlecht, wie die Parteien von jeher waren, werden sie auch in Zukunft sein."

Perfektion zum Jubiläum Riederwälder Züchter feierten 75jähriges mit Lokalschau

RIEDERWALD. Sie mußten in jeder Hinsicht perfekt sein: die Tiere, die auf der Lokalschau des Geflügel-Zuchtvereins Riederwald mit der Note "HV" (hervorragend) oder "V" (vorzüglich) ausgezeichnet werden wollten. Die Preisrichter achteten auf Bein- und Federfarbe, Größe, Körperbau, Kopfform und auch rassespezifische Merkmale. Nur wenn die Hühner und Tauben exakt den bundesweit einheitlichen Vorschriften entsprachen, gab's gute Noten.

So manches Tier, das nicht den Vorstellungen seines Züchters entspricht, landet daher im Kochtopf und beendet seine Karriere als Leckerbissen auf dem Mittagstisch. "Es gibt aber auch Züchter, die ihren mißlungenen Tieren das Gnadenbrot gewähren", beruhigt Werner Brücke vom Riederwälder Geflügelzuchtverein. "Besonders wenn man dem Tier einen Namen gegeben hat, bringt man es kaum übers Herz, es abzuschlachten."

So etwas war in diesem Jahr auch gar nicht nötig. Um das 75jährige Jubiläum des Vereins gebührend zu feiern, waren sich alle 21 Züchter einig: Die Lokalschau mußte dieses Mal größer und besser werden als je zuvor. Mit mehr als 300 Tieren brach der Verein seinen bisherigen Rekord. Auch die Bewertungen der Jury stellten frühere Erfolge in den Schatten.

In vergangenen Jahren war es schon vorgekommen, daß etwa 90 Prozent der ausgestellten Tiere nicht dem Standard entsprachen. "Doch dieses Jahr haben wir es geschafft, die Rassen besonders rein zu halten", bemerkt Werner Brücke nicht ohne Stolz. 18 verschiedene Hühnerrassen und sieben Taubenarten tummeln sich auf dem Gelände des Geflügelzuchtvereins, darunter auch so ausgefallene und schwer zu züchtende Tiere wie Strupphühner und Schapo.

Die Küken wachsen in sechs großen Brutmaschinen auf, weil die Hennen erst immer im Juli beginnen, ihre Eier auszubrüten. Für die Ausstellungssaison, die traditionell im Oktober beginnt, wären die Jungtiere ohne die Brutmaschinen noch nicht alt genug. "Außerdem gibt es so viel mehr Nachwuchs. Vierzig Küken würde eine normale Henne ja gar nicht packen", rechtfertigt Werner Brücke dieses Verfahren. Im Brutkasten entscheidet sich auch meist schon, welche Tiere für die Zucht geeignet sind und welche nicht.

Von Zeit zu Zeit müssen sich die Züchter neues "Material" von anderen Vereinen besorgen, um Inzucht zu vermeiden. Besonders beliebt sind dabei natürlich prämierte Tiere. Gelegenheit zur Auswahl und Auffrischung bietet die kommende Kreisschau in Nieder-Eschbach und die "Internationale", deren Schauplatz in diesem Jahr Frankfurt sein wird.

Der Geflügel-Zuchtverein Riederwald wurde 1917 als Kleintierzuchtverein gegründet. Auf dem Farmgelände Am Erlenbruch tummelten sich damals noch Schweine, Schafe, Ziegen und Kaninchen. In den zwanziger Jahren beschränkten sich die Züchter dann auf Hühner und Tauben. 1952 zog der Verein auf sein neues Gelände mit 21 Farmanlagen in der Motzstraße. Sieben Jahre später feierten die Riederwälder Züchter ihre ersten großen Erfolge auf Kreisebene. ima

Mehr Unterstützung

Betr.: Sport-Tribüne vom 5. 10. 1992.

Im Grunde kann man den Auffassungen von Frau Schreiber-Rietig nur zustimmen. Für Kinder ist Sport besonders wichtig. Er ist auch besonders wichtig für Jugendliche und für Erwachsene. Die Kritik an der Sportdezernentin der Stadt Frankfurt jedoch kann ich aus Gesamtsicht nicht nachvollziehen. Aus meiner Tätigkeit beim Deutschen Sportbund weiß ich, daß es gerade die Städte und Gemeinden sind, die sich um die Unterstützung der Sportangebote für Kinder und Jugendliche besondere Verdienste erwerben. Natürlich könnte es mehr sein! Die Angebote sollten neben den Schulen vor allem von den Vereinen gemacht werden. Es sind weniger die Länder und es ist schon gar nicht der Bund, die hier unterstützen.

Und es sind auch nicht die Medien, auch nicht die Frankfurter Rundschau, die sich für den Kindersport stark machen. Seit langer Zeit vermisse ich, der ich ehrenamtlich eine Fachabteilung für Junged- und Breitensport in einem großen Turnverein als Abteilungsleiter zu organisieren versuche, Beiträge in Ihrer Zeitung zum Kinder- und Jugendsport in den Vereinen. Alles, was von Frau Schreiber-Rietig als Problem am 4. 10. 1992 angerissen wurde, ist der Vertiefung wert.

Spiel und Bewegung für Kinder und Jugendliche, Spiel- und Bewegungsräume für Kinder und Jugendliche sollten nicht nur vom Deutschen Sportbund und der Deutschen Sportjugend, von den Landessportbünden und den Sportjugenden in den Ländern sondern vor allem von aufmerksamen und zukunftsorientierten Zeitungen, wie es die Frankfurter Rundschau ist, zum Dauerthema gemacht werden.

Jochen Kühl, Frankfurt

Wie geht die Kirche mit dem Geld um?

SINDLINGEN. Über den "Umgang der Kirche mit dem Geld" referiert Professor Georgi von der Evangelischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität am heutigen Montag. Der ökumenische Arbeitskreis der beiden Kirchen Sindlingen-Süd lädt für 19.30 Uhr ins katholische Gemeindehaus (Huthmacherstraße 17). Beim Diskussionsabend soll es um Kritik an der Kirche, Kirchensteuer, Kirchenaustritte und andere Themen gehen. pms

Auf der Spur geheimnisvoller Gräben Lothar Lehmann (BUND) führte geschichtlich Interessierte durchs Kirdorfer Feld

BAD HOMBURG. Das Kirdorfer Feld hält so manche Überraschung bereit. Nicht nur mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, deren Glanzstücke Orchideen sind, wartet es auf. Ein dichtes Netz von Gräben durchzieht den Wald oberhalb des Feldes und läuft in den Kirdorfer Wiesen aus. Einzelheiten erläuterte am Samstag nachmittag Lothar Lehmann, Vorstandsmitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND, den Mitgliedern des Vereins für Geschichte und Landeskunde bei einer Führung.

Als Lehmann, von Beruf Geograph, vor über vier Jahren den Wasserzufluß der Kirdorfer Wiesen für den Bund für Umwelt- und Naturschutz untersuchte, entdeckte er in diesem Gebiet das weitverzweigte Grabensystem. Bereits 1477 wurde die sogenannte Landwehr, ein Graben, der einst quer durch die Felder verlief und heute noch an einigen Stellen zu erkennen ist, erwähnt. Die Landwehr markierte im Mittelalter die juristische Grenze zwischen der Markgenossenschaft - dem Land, das den Bürgern gemeinsam gehörte, vor allem Wald - und dem privatrechtlichen Bereich. Doch vermutlich sind die Gräben noch wesentlich älter, glaubt Lehmann. Möglicherweise wurden sie bereits unter den Römern angelegt.

Charakteristisch ist für die Gräben, daß sie mit geringem Gefälle schräg zum Hang verlaufen. Senkrechte Rinnen, wie sie auf natürliche Weise durch Bodenerosion entstehen, fand Lehmann dagegen nicht. Sie seien vielmehr bewußt angelegt worden, schließt er. Folgt man ihnen bis zu ihrem Ursprung zurück, so stellt man fest, daß sie entweder von Quellzonen oder von extrem nassen Bereichen aus wegführen.

Daher glaubt Lehmann auch, daß die Gräben Bestandteil eines alten Systems zur Bewässerung des Kirdorfer Feldes waren. Sie sollten dort vermutlich eine ausgeglichene Wasserversorgung sicherstellen. Dies legt auch die Tatsache nahe, daß die meisten Gräben am Kirdorfer Feld enden. Glaubwürdig ist dies in den Augen Lehmanns auch daher, weil das Kirdorfer Feld in regenarmen Jahren trocken ist, es somit einen Bedarf für Bewässerung gibt. Daß es sich bei den Gräben um alte Hohlwege handelt, scheint nach Auskunft Lehmanns eher unwahrscheinlich zu sein. Diese müßten andere geologische Eigenschaften und einen anderen Verlauf aufweisen. teb

Kämmerer schickt Aufpasser . . .

(Fortsetzung von Seite 13)

daß die Einnahmen der Stadt "rechtzeitig und vollständig" kassiert werden. Wenn einer der Kontrolleure künftig Bedenken gegen eine Ausgabe oder ein Projekt anmeldet, so bedarf es einer ausdrücklichen "Weisung" des jeweiligen Dezernenten, um sich darüber hinwegzusetzen. Kann die Entscheidung des Stadtrates "nicht ohne Nachteil für die Stadt abgewartet werden", so darf nur der zuständige Amtsleiter schriftlich Weisung erteilen.

Der Zweck dieser Vorschriften ist eindeutig: Künftig soll die politische und persönliche Verantwortung der einzelnen Stadträte und Behördenchefs für teure Mehrkosten deutlich werden. Zu oft haben die Politiker in der Vergangenheit beteuert, die Vorgeschichte eines teuren Fehlers lasse sich nicht nachverfolgen.

Daß der Magistrat allen Anlaß hat, die "Haushaltsbeauftragten" zu ernennen, weiß man auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden: Die Fachleute des hessischen Innenministers Herbert Günther (SPD) denken gerade darüber nach, ob sie den von Grüber eingereichten Nachtragshaushalt 1992 genehmigen sollen. Wilhelm Jordan, Leiter der Abteilung Kommunale Finanzen im Ministerium, bestätigte am Freitag erstmals offiziell, daß der Kämmerer Anfang 1992 nach Wiesbaden reisen mußte, um die Erlaubnis für den Doppelhaushalt 1992/93 einzuholen. Es sei bei dem Gespräch im Ministerium damals darum gegangen, "einige Probleme auszuräumen und Dinge klarzustellen". Nach der Unterredung beließ es der Innenminister noch einmal bei "Anmerkungen" zum städtischen Etat, formelle Auflagen gab es nicht. jg

Das Aroma ist noch da Crosby, Stills & Nash in der ausverkauften Alten Oper

FRANKFURT A. M. Man tunke die Suppenkelle in den Vielfruchtmarmeladetopf und gieße die süße Beute auf einen dick mit Butter bestrichene Weißbrotschnitte. Das ist seit Jahr und Tag das Rezept von Crosby, Stills & Nash, kurz CSN, die nun nach langer Pause auch in Frankfurt wieder Konfekt verteilten. Sie taten das akustisch, in einer ausverkauften Alten Oper, vor einem begeisterten Publikum, das wohl nur deshalb nicht gleich von den Stühlen sprang, weil der Haussprecher zuvor an die Fairneß gegenüber den Leuten auf den besser bezahlten Plätzen appelliert hatte.

Sittsam sitzt man also da und läßt auf der Zunge zergehen, was sich zwei Stunden lang ins Ohr schmeichelt . . . Die Bilder passen hier wie da nicht, die Metaphern sind Piemontkirschen in Zartbitterschokolade mit einem Schuß We(h/r)mut; die Revolution findet bekanntlich seit 20 Jahren auf dem Wohnzimmersofa statt, und die akustische Tapete, die das Trio dazu in der Oper ausrollt, gehört sowieso ins Museum. Warum auch nicht? Schließlich ist es auch erlaubt, Picassos "Guernica" zu genießen.

Wie ein deplazierter Scherz wirkt das Flehen des Haussprechers, bitte das strikte Rauchverbot im Saal und auf den Gängen einzuhalten, einige im Publikum beklatschen das sogar. Spinnen die? Die Geburtsstunde dieser Supergruppe war ihr Auftritt auf dem Woodstock-Festival 1969: 300 000 lagen im Matsch, rauchten tonnenweise Dope, versauten ein Farm- gelände von der Größe eines Flugplatzes mit Aludosen und Einwegflaschen, kloppten sich mit Hell's Angels und Toilettenpapier-Wucherern, zeugten und brachten in aller Öffentlichkeit Kinder in die und zur Welt, legten sich mit der Polizei an, konnten sich tagelang nicht waschen - und heute wird von einigen ihrer Fans schon ein Rauchverbot für Leicht-Zigaretten beklatscht?

Naja. Da sei David "Almost-Cut-My- Hair" Crosby vor, der sich jahrelang standhaft weigerte, Rockmusik zu intellektualisieren, statt dessen Drogen in Massen nahm und dealte, Gefängnismauern ziemlich gut von innen kennt und mit seinem Abflug in gelebte SpäthippieGegenkultur dafür sorgte, daß die Erfolgscombo CSN(&Y) vierzehn Jahre lang keinen Ton von sich geben konnte. Sein Haar hat er noch immer nicht geschnitten, und seine Exzesse haben seiner Stimme nicht geschadet. Hände in des Hosentaschen, manchmal fast einen halben Meter vom Mikro entfernt steht er da und beweist mit der Gelassenheit eines Teddybärs, daß er noch immer der beste Sänger der Combo ist: Gewaltig im Ausdruck, drei Oktaven mit links beherrschend, mit sowohl Kopf- als auch Bruststimme.

Vor pflegeleichten Verbrämungen krümmt sich auch der Trunkenbold und Anti-Establishment-Kämpfer Stephen "Carry-On" Stills in der Manier eines E-Gitarristen, der offenbar noch heute damit hadert, daß er kein zweiter Jimi Hendrix geworden ist. Wann immer es paßt, läßt er sich vom Roadie die Telecaster reichen, spuckt Kirschkerne in die Marmelade seiner beiden Kollegen, scheut sich nicht zu brüllen statt zu singen und kann in der zweiten Hälfte auch mit seinem Solovortrag die Illusion erwecken, hier spielte eine komplett besetzte Rockband. nicht immer erweist er sich als so fingerfertig, wie er gern wäre (vor allem nicht auf der akustischen Gitarre), aber er setzt die herben Akzente in der Folk-Konditorei nebenan.

Schließlich Graham "Our-House" Nash, Spiritus rector der Gruppe: Der Ex-Hollies-Mann und Brite ist der eigentliche Zuckerbäcker des Trios. Er spielt einen hochsympathischen Ansager, und seine Songs werden vom Publikum mit erstaunlicher Textkenntnis mitgesungen, natürlich "Our House", natürlich "Teach Your Children", etc.

Aber das Ganze ist mehr als das Summen seiner Teile. CSN wurden als die amerikanischen Beatles gehandelt, als der notorische Querkopf Neil Young noch das "&Y" im Namen ausmachte. Sein Diadochen-Kampf mit dem befreundeten Rock-Pendant Stephen Stills war schon zu Buffalo-Springfield-Zeiten höchst spannend, sein Fehlen erzeugt in der legendären Truppe eine harmonische Schlagseite, bei der sich ganz gut schunkeln und schwelgen läßt. CSN&Y, das waren eben vier Personen, das war nie eine klassische Band mit Frontmann, es war, damals zeitgemäß, ein brutal demokratisches Individualisten-Projekt mit Markenzeichen-Charakter, dem nun die Ecke Neil Young fehlt.

Aber wie hieß es noch? "If you can't be with the one you love, love the one you're with." Hinreißende Chorgesänge, eine fast familiäre, Atmosphäre, eine erfreuliche Uneitelkeit der Akteure - Nostalgie- Freaks, die dazu stehen können, daß CSN schon immer eine Mischung aus Kleinbürgertum und -protest waren, erlebten einen wunderschönen Abend.

Es gibt offenbar auch moderne Musik ohne Verfallsdatum. Bei CSN hat sich vorwiegend das Aroma erhalten, weniger die Substanz. Vielleicht heißt das auch: eher die Musik als der Text, oder: Kunst lebt länger als Politik. Und die Harmoniegesänge soll den alternden Jungs erstmal einer nachmachen. WOLFGANG SPINDLER

Oberliga Hessen

Die nächsten Spiele: Vikt. Aschaffenburg - SV Wiesbaden (Di.), SV Wehen - FV Bad Vilbel (Fr.), Eintracht Haiger - SG Egelsbach, KSV Hessen Kassel - Borussia Fulda, VfB Marburg - Vikt. Aschaffenburg, Rot-Weiß Walldorf - SV Wiesbaden, Spvgg. Bad Homburg - VfR Bürstadt, Kickers Offenbach - Rot-Weiss Frankfurt (alle Sa.), SC Neukirchen - Eintracht Frankfurt Amat. (So.) Landesliga Süd Die nächsten Spiele: Klein-Krotzenburg - Bayern Alzenau, Bernbach - Mörlenbach (beide Sa.), Wolfskehlen - Jügesheim, Progres Frankfurt - Germ. Ober-Roden, Erbach - Dietesheim, Klein-Karben - Riedrode, SGK Bad Homburg - Italia Frankfurt, Vikt. Griesheim - Langenselbold (alle So.). Landesliga Mitte Die nächsten Spiele: Vikt. Sindlingen - Wetter, Limburg 19 - Steinbach, Battenberg - Wehen II, Dillenburg - Kastel, Gießen - Biebrich, Herborn - Höchst (alle Sa.), Nieder-Brechen - Kirchhain, Unterliederbach - Würges (beide So.). Landesliga Nord Die nächsten Spiele: Germ. Fulda - Eiterfeld, Gilsa-Jesberg - Flieden, Hünfeld - Dillich-Nass-Tro., Bad Soden-Ahl - Willingen, KSV Baunatal - Petersberg, Hessen Bad Hersfeld - Lohfelden (alle Sa.), Wattenbach - Eintr. Baunatal, KSV Hessen Kassel II - Herm. Kassel (alle So.).

Ist Aschaffenburger Konkurs unvermeidbar? VdV-Anwalt Kletke hält nicht mehr still / Klärungsprozeß nach Strack-Entlassung eingeleitet

"Der Konkurs des Vereins ist nach meiner Einschätzung nicht mehr aufzuhalten." Klare Worte zur Situation bei Viktoria Aschaffenburg. Gesprochen von dem Frankfurter Rechtsanwalt Horst Kletke, der im Auftrag der "Vereinigung der Vertragsfußballer" (VdV) den entlassenen Trainer Jürgen Strack sowie weitere acht Viktoria-Spieler vertritt, die auf ihre Bezüge aus der letzten und teilweise auch schon wieder aus der laufenden Saison warten. Eine Gemeinschaft ehemaliger Aschaffenburger Vorstandsmitglieder hegt dagegen ganz andere Hoffnungen. Erfüllen sich ihre Vorstellungen, dann wird der Klub bis Mitte November deutlich entschuldet sein. Dazu wurden in den letzten Wochen intensive Gespräche mit den meisten Gläubigern geführt, die zum Verzicht auf bis zu 70 Prozent ihrer Forderungen bereit sein sollen.

So verwirrend die unterschiedliche Beurteilung sein mag, eins ist klar: Die Trennung von Trainer Strack, dessen Nachfolger Manfred Brunner angeblich kostenlos bis zum Saisonende arbeitet, dürfte nur der Auftakt zu turbulenten Tagen sein. Der Klärungsprozeß um die Zukunft des schon seit Jahren mit erheblichen Finanzproblemen und damit um seine Existenz kämpfenden Vereins scheint in die entscheidende Phase zu gehen. So macht der mit dem Eintreiben von rund 150 000 Mark Außenständen von Spielern beauftragte Kletke unmißverständlich deutlich: "Ich habe in fast allen Dingen zuletzt bewußt stillgehalten, aber nach der aktuellen Entwicklung werde ich wohl in relativ naher Zukunft einen Konkursantrag stellen." Spätestens dann wird es nach permanentem Hin- und Her-Lavieren ernst - bereits am heutigen Montag wird Kletke für Strack eine Kündigungsschutz- und Zahlungsklage bei Gericht einreichen.

Das Prozedere, das dann fällig wäre: Ein gerichtlich bestellter Gutachter oder Konkursverwalter müßte die Finanzlage der Viktoria prüfen. Eine Alternative wäre dabei, daß der Klub den Spielbetrieb in der Oberliga sofort einstellen müßte. Die ganze Angelegenheit ist zusätzlich delikat, weil laut Kletke überhaupt kein Verantwortlicher der Aschaffenburger mehr im Vereinsregister eingetragen ist. Deshalb ist aus seiner Sicht auch die Kündigung für Strack formal und arbeitsrechtlich unwirksam, selbst wenn sie ihm von dem bei der Jahreshauptversammlung im März von den Mitgliedern gewählten Fußball-Abteilungsleiter Norbert Honer erst mündlich mitgeteilt und dann nochmals schriftlich zugestellt wurde.

Honer gehört derzeit einem intern "Elefantenrunde" titulierten Gremium an, das sich um die Geschicke der Viktoria müht. Weitere Mitglieder sind Wolfgang Rath, der von allen stets das meiste Ansehen in der Oberliga-Szene genoß und dem am ehesten eine Wende zum Guten des Vereins zuzutrauen ist, Wolfgang Staab, Heinz Heymanns, Georg Theilig, Heinz Stenger und Wolfgang Waschulewski. Alle massiven Animositäten und Zerwürfnisse außer acht lassend, setzten sie sich an einen Tisch, als nach dem Rücktritt des vorübergehenden Präsidenten Herbert Neumeyer im Sommer die Ereignisse eskalierten und schon damals der Konkurs unmittelbar bevorstand. Aktueller Aufhänger war der Streit um die Freigabe für Rudi Bommer, als dieser zu Eintracht Frankfurt wechseln sollte, worauf Kletke einen Konkursantrag stellte, den er aber nach einer einvernehmlichen Lösung in diesem Fall zurückzog.

Vieles deutet darauf hin, daß sich nun das Aschaffenburger Führungsgremium mit seiner Taktik im "Fall Strack" endgültig vergaloppiert hat. Die Absicht scheint klar: Mit der Begründung, den fachlich unumstrittenen Trainer allein aus wirtschaftlichen Gründen entlassen zu müssen, soll auch Druck auf die Spieler ausgeübt werden. Die sollen nämlich ebenfalls in für diese Woche anberaumten Gesprächen auf einen größeren Teil ihrer Bezüge verzichten oder müssen damit rechnen, daß sie ebenfalls die fristlose Kündigung erhalten. Die finanziellen Ansprüche der mit guten Aussichten auf die VdV-Aktivitäten hoffenden "Geschaßten" dürften freilich damit nicht abgegolten sein. Und wer bezahlt alles, wenn der Konkurs tatsächlich unvermeidbar ist? Für Kletke ist das klar: Im Zuge der Durchgriffshaftung müßten in letzter Konsequenz alle bisher nicht entlasteten Vorstandsmitglieder des Vereins in die Tasche greifen.

Dazu gehört auch der nach dem Rückzug von Sponsor Alois Ammerschläger - der Frankfurter Modehausbesitzer stellte Anfang 1991 seine großzügigen Zahlungen nach einem Streit mit dem Duo Honer/Heymanns ein - im März 1992 als Retter gewählte neue Präsident Herbert Neumeyer, seines Zeichens Bett- und Matratzen-Fabrikant. Daß die Situation in dieser Saison finanziell so mißlich ist, ist das Erbe seiner kurzen Ära. Denn bis zu seinem Rücktritt im Juli plante er die laufende Runde und ließ es immerhin zu, für den laufenden Spielbetrieb monatlich 45 000 Mark für den gegen den Abstieg kämpfenden Oberliga-Kader zu zahlen - im Vorjahr erhielt die Meister-Mannschaft gerade 10 000 Mark mehr pro Monat. Ein Reizthema in diesem Zusammenhang ist die Frage, wie Neumeyer verschiedene Abtretungen aus Viktoria-Einnahmen verrechnet: So soll er sich die Ablösesummen für Bommer, Hock, Winter und Braun abtreten haben lassen und die Einnahmen aus den Zweitliga-Aufstiegsspielen gegen Reutlingen und Unterhaching auf seinem Konto verbucht haben.

Es bleibt also in jeder Hinsicht spannend in Aschaffenburg und ein Ende der Dauer-Querelen scheint nicht in Sicht. HARALD STENGER

Grüne lehnen Ausbau der Autobahn A 66 ab

FRANKFURT-OST. Die Bergen-Enkheimer Grünen lehnen den Weiterbau der Autobahn A 66 kategorisch ab. Weil über die verlängerte Schnellstraße nach offiziellen Schätzungen täglich 90 000 Autos fahren werden, müßten die Bürger im ohnehin belasteten Frankfurter Osten "zwangsläufig gesundheitliche Auswirkungen" hinnehmen, erklärte Grünen- Sprecher Thomas Hellmeck.

Die Jahreshauptversammlung der Öko-Partei verwarf deshalb beide derzeit diskutierten Varianten, die A 66 von ihrem momentanen Endpunkt am Hessen- Center westwärts an die Autobahn 661 anzuschließen. Im Gespräch sind ein Tunnel unter dem Riederwald, oder eine Hochstraße, die auf Stelzen südlich der Siedlung verlaufen soll.

Nach Ansicht der Grünen sollte der Fernverkehr weiter über das Frankfurter Kreuz geleitet werden. Die Pendler, die heute zu 80 Prozent die A 66 beführen, könnten in den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Diese Perspektive werde realistisch, sobald 1995 die südmainische S- Bahn fertiggebaut und auch die nordmainische Schnellbahntrasse verwirklicht sei. Damit könnte die A 66 "die erste Autobahn werden, die zurückgebaut" - abgerissen - wird, spekuliert Hellmeck.

Die Römer-Grünen fordert er auf, in einer "disharmonischen Partnerschaft" auf die SPD einzuwirken, daß der Ausbau der Autobahn endgültig gekippt wird. star

Tote Enten aus dem Teich an Heilig-Kreuz geborgen

Die Feuerwehr hat am Sonntag mittag sieben tote Enten aus einem Teich beim Heilig-Kreuz-Krankenhaus in der Lange Straße gefischt. Spaziergänger hatten die toten Tiere entdeckt und die Feuerwehr alarmiert.

Nach Auskunft eines Sprechers der Feuerwehr-Leitstelle wurden die Enten geborgen und anschließend "entsorgt". Über die Ursache des Enten-Sterbens konnte der Sprecher am Sonntag keine Angaben machen. vo

SCHLUSSWORT

"Ich wurde von vielen gefragt, ob ich verrückt bin, und ich habe gesagt, ein bißchen." Die Nonne Madonna Buder über ihre Teilnahme am Ironman-Triathlon auf Hawaii.

Illegaler Atomhandel aufgedeckt Verdächtige in Frankfurt festgesetzt / Fahndung nach Bombenuran Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann FRANKFURT A. M., 11. Oktober. Die deutschen Ermittlungsbehörden haben am Wochenende den bisher umfangreichsten illegalen Handel mit hochradioaktivem Material aufgedeckt. In der Nacht zum Samstag stellten Beamte des Landeskriminalamtes Wiesbaden in einem Schließfach des Frankfurter Hauptbahnhofs und im Kofferraum eines Personenwagens mit polnischen Kennzeichen Bleibehälter mit Cäsium 137 und Strontium 90 sicher. Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) verlangte von der Bundesregierung schnelle politische Konsequenzen aus dem brisanten Handel. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und das Auswärtige Amt forderten in Bonn die osteuropäischen Länder auf, ihre Grenzkontrollen zu verschärfen. Nach Darstellung des hessischen Innenstaatssekretärs Christoph Kulenkampff gelang die Sicherstellung der radioaktiven Metalle, die bei der Atomspaltung entstehen, durch Hinweise von Journalisten, die über Kontakte zu Schmugglern aus Osteuropa verfügten.

Im Verlauf der Aktion wurden fünf Polen im Sheraton-Hotel am Rhein-Main- Flughafen sowie eine deutsche Frau festgenommen. Der Hauptverdächtigte habe an seinem Wohnort in Bochum gegenüber der Staatsanwaltschaft ein ausführliches Geständnis abgelegt, teilte die Polizei weiter mit. In diesem Zusammenhang würden noch nach 20 Kilogramm bombenfähigem Uran gefahndet.

Hessens Umweltminister Fischer sagte zu der von den Bleibehältern ausgehenden Strahlenintensität: "Für Mensch und Umwelt hat keine Gefährdung stattgefunden." Offen blieb zunächst, welche Mengen darin deponiert waren. Es handelt sich vermutlich um einige Gramm. Fischer vereinbarte mit Hessens Innenminister Herbert Günther noch am Sonntag die Bildung einer Arbeitsgruppe, in der alle Fachämter zusammengefaßt werden. Sie soll die Verfahrensregeln für den Umgang mit radioaktiven Stoffen entwikkeln. Fischer sagte: "Wir müssen mit solchen illegalen Geschäften auch weiterhin rechnen." Polizei und Staatsanwaltschaft haben eine Sonderkommision gebildet. Der Umweltminister drängte die Bundesregierung zu Gesprächen mit den GUS- Staaten, um den Schmuggel wirksamer zu unterbinden. Fischer sagte, alle Bundesbehörden müßten sich darauf einstellen, "daß die nukleare Hinterlassenschaft der führeren Supermacht Sowjetunion in Teilen verscherbelt wird".

Die Bundesregierung rief, wie dpa ergänzend meldete, mehrere osteuropäische Staaten auf, den illegalen Export von radioaktivem Material zu unterbinden. Das Auswärtige Amt beauftragte die Botschaften in Polen, Rußland, Weißrußland, der Ukraine und den Baltenstaaten, die dortigen Regierungen um zusätzliche Grenzkontrollen zu bitten. Bundesumweltminister Töpfer warnte davor, radioaktives Material ohne Strahlenkontrolle anzunehmen. Den betroffenen Personen müsse klar sein, daß sie sich erheblichen gesundheitlichen Gefahren aussetzten. Die Bevölkerung müsse aufgeklärt werden, daß in Westeuropa kein Markt für solche Stoffe vorhanden sei und sich der illegale Handel nicht lohne.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz forderte die Bundesregierung auf, das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter mit einer Sonder-Truppe auszustatten. Die Vorfälle zeigten, daß der "sofortige Ausstieg" aus der Atomenergie "überfällig" sei.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht im Lokalteil)

Ob in Rüsselsheim oder in der Dreieich, die Senioren wollen kein Kaffeekränzchen, sondern zeigen, was sie können - wenn man sie nur läßt

Montag, 12. Oktober

Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung. Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "New Sleep / Herman Schmerman / Die Befragung des Robert Scott".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester; Hindemith-Saal: 19.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal; Mozart Saal: 20 Uhr, Ensemble Modern.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The Immaculate Fools.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Spider.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Murphy and the Magic Tones.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Salvador y Juan Gonzales.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 20.30 Uhr, Cabaret & Co. und Frankfurter Salontrio. Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, The Mojo Club.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Izio Gross Trio. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Kinder- u. Jugendbuchautoren-Stammtisch.

Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Birgit Aussheuer liest Edgar Allen Poe. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel, heute auf Seite 11 im Anzeigenteil.Museen / Galerien Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine der Museen lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Single-Treff Ffm Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 0 61 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken über zwei, vier und acht Kilometer.

Albert-Schweitzer-Schule, Turnhalle, Berkersheimer Weg 26: 19 Uhr, Bürgeranhörung zu Bebauungsplänen "Drake- und Edwards-Kasernen". Bildungszentrum des Hess. Handels e. V., Westendstr. 70: 19 Uhr, Info-Veranstaltung zum Thema "Handelsfachwirt".

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus.Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Mo., 12. 10., 17 bis 19.30 Uhr, Nieder-Erlenbach, Ev. Gemeindehaus, An der Bleiche 10; Di., 13. 10., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 13. 10., 16.30 bis 20 Uhr, Rödelheim, Feuerwache, Assenheimer Str. 24. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der Bundeswehr Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 433; nach Dienstshluß und an Wochenenden ist die SanZentr. 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42 zuständig. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 /2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr

Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Montag, 12. Oktober

Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöffer - "Sie müsse entschuldiche". Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung. Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "New Sleep / Herman Schmerman / Die Befragung des Robert Scott".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester; Hindemith-Saal: 19.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal; Mozart- Saal: 20 Uhr, Ensemble Modern.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The Immaculate Fools.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Spider.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Murphy and the Magic Tones.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Salvador y Juan Gonzales.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 20.30 Uhr, Cabaret & Co. und Frankfurter Salontrio.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, The Mojo Club.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Izio Gross Trio. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Kinder- u. Jugendbuchautoren-Stammtisch. Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstraße 102: um 16 Uhr, Birgit Aussheuer liest Edgar Allan Poe.

Gallusmarkt an anderer Stelle

HOFHEIM. In der Kurhausstraße wühlen die Bagger. Aus diesem Grund wird der traditionelle ländliche Markt des Vereins Industrie, Handel, Handwerk in diesem Jahr auf der Hauptstraße vom Alten Bach bis zur Burgstraße und zudem auf dem Tivertonplatz gefeiert. Am Samstag, 17. Oktober, und Sonntag, 18. Oktober, wird bei der 640. Auflage des Festes wieder Kunsthandwerk vom Schmuck bis zum Glockenspiel, aber auch einiges andere geboten: Die Landfrauen verkaufen selbstgebackenen Kuchen, der Lions Damenclub hausgemachte Marmeladen sowie Rumtöpfe mit fruchtigen Einlagen. Und auch die Krifteler Heimat- und Festwagengesellschaft wird in Krifteler Tracht auf einem alten Leiterwagen von 1917 frisches Sauerkraut, saure Gurken, Fischbrötchen und Kirschwein verkaufen.

Die Hofheimer Spinnerinnen gehen nicht nur an die Wolle, sie wollen diesmal auch singen und hoffen am Sonntag auf stimmgewaltige Unterstützung; Gerd Gröhl kommt mit seiner Drehorgel ebenso wie der Gitarrist Norbert Langensiepen - und am Marktsamstag werden ab 14 Uhr auf dem Tiverton-Platz die Preisträger des Straßenkünstler-Wettbewerbs vorgestellt.

Der Gallusmarkt ist an beiden Tagen von zehn bis 18 Uhr geöffnet. Zur offiziellen Eröffnung schenken die Diedenberger Trachtengruppen Süßen aus und verteilen Brezeln. pms

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212-3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" und "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.);

Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212-3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der zehner und zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr; Günther Förg/Meuser (bis 12. 10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F.K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. - Fr., 12 - 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-1961 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald F. Müller - Skulptur & Fotoarbeiten (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 - 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen

Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Straße 23: Mo., Mi. und Do., von 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di., 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

HOCKEY DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Frauen, Endspiel: Rüsselsheimer RK - RTHC Leverkusen 1:0 (1:0).

DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Männer, Halbfinalspiele: Uhlenhorst Mülheim - Münchner SC 2:1 (0:0), Dürkheimer HC - Rotweiß Köln 3:1 n. 7m-Schießen, 0:0 n.V.

REGIONALLIGA SÜD, Männer, Gruppe West, letzter Spieltag: Wiesbadener THC - Höchster THC 0:1 (0:0), VfL Bad Kreuznach - TSV Schott Mainz 2:2 (1:1), TFC Ludwigshafen - 1.HC Kaiserslautern 5:0 (3:0), Eintracht Frankfurt - TEC Darmstadt 3:0 (1:0). - Abschlußtabelle: 1. Höchster THC 31:7, 23:5, 2. Eintracht Frankfurt 32:4, 22:6, 3. TFC Ludwigshafen 25:13, 18:10, 4. TEC Darmstadt 19:15, 14:14, 5. Wiesbadener THC 24:15, 13:15, 6. TSV Schott Mainz 9:17, 12:16, 7. VfL Bad Kreuznach 10:29, 8:20, 8. 1.HC Kaiserslautern 4:54, 2:26. Höchster THC nimmt an den Aufstiegsspielen zur 2.Bundesliga der Herren, Gruppe Süd teil. VfL Bad Kreuznach und 1.HC Kaiserslautern müssen in die Oberliga Rheinland/Pfalz/Saar absteigen.

DEUTSCHE JUGENDMEISTERSCHAFT, männl. A-Jugend in Frankfurt, Endspiel: SC 1880 Frankfurt - Crefelder HTC 2:4. - Spiel um Platz 3: Carl-Zeiss Jena - Münchner SC 1:6. Zwischenrunde: SC 1880 Frankfurt - Carl- Zeiss Jena 7:0, Münchner SC - Crefelder HTC 1:5.

Feldhockey-DM der Männer Dürkheim und Mühlheim stehen im Finale

Das Finale der 50. Deutschen Feldhokkeymeisterschaft der Männer bestreiten am kommenden Samstag (14.30 Uhr in Bad Dürkheim) der Dürkheimer HC und Titelverteidiger Uhlenhorst Mülheim. Im Halbfinale besiegte der Dürkheimer HC den Nordzweiten Rotweiß Köln erst im Siebenmeterschießen 3:1. Uhlenhorst Mülheim war dem Südzweiten Münchner SC 2:1 überlegen.

Zwei völlig ausgeglichene Mannschaften standen sich am Samstag im Bad Dürkheimer Stadion gegenüber. Da weder die normale Spielzeit noch die zweimal 15 Minuten Verlängerung zu einem Treffer führte, mußte der Finalteilnehmer durch Siebenmeterschießen ermittelt werden. Dabei hielt der Dürkheimer Torhüter Martin Wehrle zwei Schüsse. Während Jens Fischer, Michael Metz und Christian Mayerhöfer für die Gastgeber trafen, konnte Köln durch Jo Hürter nur einmal antworten.

In Mülheim stand die Partie trotz 10:1 Strafecken bis zur 50. Minute 0:0. Dann gelang Andreas Becker die Mülheimer Führung, die Sven Meinhardt neun Minuten später per Siebenmeter auf 2:0 ausbaute. Zwar verkürzte der MSC drei Minuten vor Schluß durch Peter Streich auf 1:2, der Mülheimer Sieg blieb aber unangetastet.(ws)

Höchster THC um Aufstieg

Der Zweikampf in der süddeutschen Hokkey-Regionalliga der Männer um die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga zwischen dem Höchster THC und der Frankfurter Eintracht endete am letzten Spieltag mit einem Erfolg für die Höchster. Nach dem 1:0 durch einen Treffer von Thomas Ruppel beim Wiesbadener THC erreichte der Höchster THC, dank der guten taktischen Einstellung durch seinen Trainer Brösdorf, den Sieg in der Gruppe West der Süd-Regionalliga und damit das am nächsten Wochenende stattfindende Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga beim SV Böblingen.

Eintracht Frankfurt verpaßte wie im Vorjahr mit einem Punkt das Ziel. Müller (10.), Glib (45.) und Ohlert (65.) erreichten zum Abschluß der Gruppenspiele zwar ein 3:0 gegen den TEC Darmstadt, konnten aber die Höchster nicht mehr einholen.

In die Oberliga Rheinland/Pfalz/Saar müssen der VfL Bad Kreuznach (nach 2:2 gegen Schott Mainz) und der HC Kaiserslautern (nach 0:5 beim TFC Ludwigshafen absteigen.

(WS)

Kasernen-Gelände: Pläne werden heute vorgestellt

Die Entwürfe für das Gelände der Drake- und Edwards Kasernen wurden am Montag, 12. Oktober, öffentlich vorgestellt. Die Anhörung in der Albert- Schweitzer-Schule, Berkersheimer Weg 26, fand am selben Abend statt.

Vertreter des Magistrats und des zuständigen Ortsbeirats 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) erklären und notieren Anregungen und Einwände der Bürger.

Polizei verhaftete Exhibitionisten Kinder auf Spielplatz belästigt

WIESBADEN. Einen 38jähriger Exhibitionisten nahm die Polizei am Samstag nachmittag auf dem Spielplatz in der Hellmundstraße fest, nachdem mehrere Kinder von einer Telefonzelle auf dem Revier angerufen hatten. Der Mann hat dort, wie auch schon in den vergangenen Wochen "unsittliche Handlungen vor den Kindern vorgenommen und sich in schamverletzender Weise gezeigt", so der Polizeibericht.

Der 38jährige mußte auf der Wache zunächst in eine Ausnüchterungszelle gesperrt werden, weil er stark angetrunken war und randalierte. gre

Zucht lief nicht so gut Schau der Niederräder Volkswohl-Kleintierzüchter

NIEDERRAD. Die Hähne waren schon von weitem zu hören: In langen Käfigreihen hatten die Züchter auf der traditionellen Lokalschau des Kleintierzuchtvereins Volkswohl Niederrad ihre "weißen Mondena", "wildfarbige Seidenhühner" und "Zwerg-Wyandotten" ausgestellt.

Doch nicht nur Geflügel wurde dem Publikum zum Eintrittspreis von einer Mark präsentiert: Auch mehrere Dutzend Kaninchen und Wassergeflügel (Enten) zeigten die Züchter an zwei Tagen den etwa 400 Gästen, die sich auf der Anlage des Vereins "Im Mainfeld" einfanden.

Die Besucher konnten sich auch an einer Tombola beteiligen, die zugunsten der Vereinskasse organisiert wurde. Zum Preis von einer Mark durften sie zwei Lose in der "Käfighalle" des Vereins erwerben und ihr Glück versuchen: außer vielen anderen Gewinnen warteten ein Radiocassettengerät und eine Kaffeemaschine auf ihre Besitzer. Darüber hinaus hatten die Vereinsmitglieder auch für das leibliche Wohl des Publikums mit Spezialitäten vom Grill und diversen Getränken ausreichend Sorge getragen.

Bereits am Vormittag des ersten Tages der Leistungsschau war der "ernste Teil" über die Bühne gegangen: Die Preisrichter hatten auf der Zuchtanlage die jungen Tiere begutachtet und die besten Züchter ausgezeichnet. So wurde Michael Böttger Vereinsmeister mit seinen Zuchterfolgen bei den Tauben, Karl Woller bekam den Preis für die besten Hühner und Helga Raudis erhielt eine der begehrten Auszeichnungen für ihre Kaninchen.

Dabei werden von den speziell ausgebildeten Bewertern sehr strenge Maßstäbe angelegt: Sind die Ohren der Kaninchen zu lang, oder stimmt der "Stand" der Hähne nicht ganz, erfolgt sofort ein Punktabzug und die Tiere werden chancenlos bei den großen Leistungsschauen der Tierzüchter im Herbst und Winter.

In diesem Jahr waren die Vereinsmitglieder mit ihrem Tiernachwuchs nicht zufrieden: "Die ganze Zucht hätte in diesem Jahr besser laufen können. Wo wir früher 60 Jungtiere hatten, konnten wir in diesem Jahr nur 30 Tiere großziehen", erläuterte Peter Sulzmann, der Farm-Obmann des Vereins Volkswohl. Allerdings seien die Bewertungen durch die Preisrichter diesmal durchschnittlich etwas besser ausgefallen als in früheren Jahren: "Die Züchter geben sich mit ihren wenigen Jungtieren einfach mehr Mühe bei der Pflege", vermutete Sulzmann.

Auch in diesem Jahr werden einige der zwölf Züchter, die sich das Gelände Im Mainfeld teilen, an den großen Tierschauen teilnehmen. Dabei steht die "Nationale" im Mittelpunkt des Interesses: "Das ist eine der größten Rassegeflügelschauen überhaupt", erklärte Sulzbach das Besondere der Ausstellung, die im Dezember in der Festhalle organisiert wird.

Der größte Wunsch der 80 Vereinsmitglieder des Kleintierzüchtervereins bezieht sich aber in diesem Jahr nicht auf hohe Auszeichnungen für die Tiere. Andere Bedürfnisse stehen im Vordergrund: "Wir warten auf die Baugenehmigung für unser Vereinsheim - und das schon seit drei Jahren", sagte Farm-Obmann Sulzbach. 1989 hatte der Verein seine alte Zuchtanlage mitten in der Bürostadt aufgegeben, seither läuft der Bauantrag. kan

Aus dem Leuchtturm der Erinnerung Günter Grass zum 65. Geburtstag / Von Fritz Rudolf Fries

Zugegeben: auch ich lasse mich gern mit Günter Grass vergleichen und freue mich wie sich Hans Mayer freut, wenn er seinen Renaissance-Sessel aus Kalbsleder mit eingepreßtem sächsischem Fürstenwappen in Uwe Johnsons Drittem Buch über Achim wiederfindet. Ziehväter hier und dort. Da mag der Kenner (ironisch) lächeln und der Fachmann (der Sparte Komperatistik etwa) sich seine weiterführenden Gedanken machen. Parallelen, die sich bekanntlich erst in der Ewigkeit treffen, auf der einen Spur Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch; auf der anderen erkenne ich Mateo Alemán in meiner Ahnenreihe, und dann ziehe ich mich stillschweigend in mein Lerchennest zurück. Einmal glaubte die Kritik mich ertappt zu haben: die naseweisen Kinder in meinem Roman Das Luftschiff, die waren doch adoptiert aus jenem Wurf, der im Tagebuch einer Schnecke die väterliche Autorität unterminiert. Wenn denen der Vater etwas über Eduard Bernstein erzählen will, "als Revisionist bekannt", und über seine Schrift "Die Grundlagen des Sozialismus . . ." referiert, geben Bruno und die anderen Kinder zurück:

"Wissen wir schon. Wissen wir schon."

"Erzähl mal von dir. Über dich. Wie du bist."

"Aber ehrlich und nicht erfunden."

Bei mir schauen die Kinder dem Erzähler über die Schulter und sagen höchstens, angefeuert von ihrem Schulwissen: "Kein wissenschaftliches Weltbild hat er, dein Großvater . . . Bedenklich, was dieser junge Mann, der dein Großvater ist, so treibt."

Abgesehen davon, daß weder die Kinder noch die Zensur in den siebziger Jahren der DDR den Namen Eduard Bernstein in einem Roman geduldet hätten, kann ich auf Eid schwören, das Tagebuch einer Schnecke damals nicht gelesen zu haben. Aus einem einfachen Grund. Der Zoll der deutschen demokratischen Republik wollte es nicht. Uwe Johnson, der das Buch geradezu einführen wollte, mußte es den Grenzern aushändigen. Das Papier über die ordentliche Beschlagnahmung kann man heute einsehen, auf der Uwe-Johnson-Wanderausstellung, die Wilfried F. Schoeller zusammengetragen hat. So waren wir uns in jenen Jahren im Geben und Nehmen und in den mit List ausgeglichenen Defiziten näher als heute. Im hurtigen Grabenkrieg der Vorwürfe, wie er nun ausgetragen wird, ist Günter Grass einer, der zuverlässig im Leuchtturm der Erinnerung sitzt.

Die Bekanntschaft mit Grass verdanke ich, wenn ich mich recht erinnere, meinem Lehrer Werner Krauss. 1963 flogen wir, der Professor und sein Assistent, auf Einladung der Kubanischen Akademie der Wissenschaften via Prag und Gander nach Havanna. Krauss, der seine germanistischen Kollegen mit der Frage nach Franz Kafka provozieren konnte, war ein Spürhund auch auf fremdem Terrain.

Kennen Sie Grass, Die Blechtrommel? Der Assistent, abgelenkt von den exotischen Getränken an der Prager Flughafenbar, fragte zurück: Der kaschubische Rock? Nicht der Rock, Sie Vulgärmaterialist, sagte der Professor, die Sprache, ein unglaublicher Geniestreich! Und der Assistent, der des Professors, 1942 im Zuchthaus geschriebenen, Romans PLN - Die Passionen der halykonischen Seele für den absoluten Geniestreich deutscher Sprache hielt, wunderte sich. Wer hätte auch bei Werner Krauss, der sich mit solchen papiernen Aufklärern beschäftigte wie Cartaud de la Villate oder Spazier, diese subversiven Laster vermutet. In Gander sprachen wir über diese neuen Realisten ohne Ufer, die das Ufer, das wir verlassen hatten, so nachhaltig kultivierten. In Havanna, wenn ich die kreolischen Moden der schwarzen Mädchen sah, dachte ich an die kaschubischen Unterröcke von Grass' Großmutter. Womöglich habe ich deshalb Grass nie für einen schlichten deutschen Autor gehalten, so moralisch wie Böll, so unbestechlich wie Johnson. Hier hatte einer ins Binnenland eingeschleppt, was eine Hafenstadt wie Danzig (oder Havanna) an Konterbande anbietet. Aus Havanna zurück legte ich anstelle einer Dissertation einen Roman vor, und flog aus der Akademie. Der im gleichen Jahr emeritierte Professor erwartete mich am Ausgang des wuchtigen Gründerzeitgebäudes in der Leipziger Straße, machte seine Einwände zum Roman und empfahl in der Geste des Sensualisten Grass doch nicht den Aufklärer zu verkennen.

Ich stelle mir vor, dieser Grass, aus vertriebener Familie, hätte mit mir auf der Schulbank gesessen. Die paar Jahre, die er mir voraus hat, wären nicht aufgefallen. Meine besten Freunde waren Nachzügler, begabte Sitzenbleiber, die auf dem Treck von Danzig oder Breslau nach Mitteldeutschland auf Schulwissen verzichten mußten. Ich weiß nicht, ob eine Freundschaft auf Dauer daraus geworden wäre. Den Umgang unter Schriftstellern regeln oft die Zugeständnisse der Diplomatie. Die Widmung im Roman Die Rättin, "mein böses Märchen", die mich als einen bezeichnet, "mit dem sich reden und reden läßt und ließe", ist sozusagen das platonische Zeichen einer anhaltenden Zuneigung. Auch habe ich bis heute nicht die abgebrannten Streichhölzer entfernt, die dem Autor als Lesezeichen dienten, als er aus diesem Exemplar in Hamburg vorlas.

Leser hat er in aller Welt; hierzulande wünsche ich ihm Leser, die sich von seiner Klugheit, seinem Spaß am Dasein, seiner Lust an der deutschen Sprache gegen die Dummheit der Parolen immunisieren lassen, von einem der und in diesem Land die Lichter aufsteckt.

Grüne Fusion in kritischer Phase Länderrat hält Forderungen des Bündnis 90 für zu weitgehend Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 11. Oktober. Die Partei der Grünen hat Forderungen der im Bündnis 90 zusammengeschlossenen früheren DDR- Bürgerrechtsbewegung als zu weitgehend verworfen. Die beiden Organisationen wollen sich 1993 vereinigen. "Die Verhandlungen werden jetzt schwieriger", sagte Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer am Sonntag zur FR. Er ist jedoch zuversichtlich, daß die Hürden genommen werden. Am Freitag hatte das Bündnis 90 in der gemeinsamen Verhandlungskommission die Grünen mit einer Wunschliste konfrontiert, auf der unter anderem der Vorrang bei der Namensgebung und Privilegien bei der Besetzung von Ämtern standen.

Der Länderrat der Grünen lehnte am Wochende in Kassel die Bedingung des Bündnis 90 ab, sein Name müsse im künftigen Parteinamen vor dem der Grünen stehen. Diese Forderung hält Volmer angesichts der Größenverhältnisse - die Grünen zählen 40 000, das Bündnis 3000 Mitglieder - für nicht vermittelbar und unakzeptabel.

Zurückgewiesen wurde auch der Wunsch, dem Bündnis über eine "formale Proporz-Regelung" im künftigen Bundesvorstand Mandate von vorneherein zu sichern. Ferner beschloß der Länderrat, das höchste beschlußfassende Organ der Grünen zwischen den Parteitagen, daß auch in der Übergangszeit das grüne Frauenstatut gelten soll. Somit müßte auch das Bündnis 90 die Hälfte der Plätze auf Wahllisten für Landtags- und Bundestagswahlen mit Frauen besetzen. "Dies ist faktisch ein schwieriges Problem", sagte Volmer unter Hinweis auf die geringe Zahl weiblicher Mitglieder im Bündnis 90. Hier hätte er sich mehr Flexibilität des Länderrates gewünscht.

Im Beschluß der Grünen zur Besetzung des Übergangsvorstandes der neuen Partei heißt es, der Länderrat sei mehrheitlich der Ansicht, daß auch ohne Proporz-Regel bei Wahlen ein "angemessenes Verhältnis zwischen Ost- und West- Mitgliedern erreicht werden dürfte". Sollte das Bündnis gleichwohl auf Garantien bestehen, könnten die grünen Unterhändler höchstens eine Mindestquote von drei Plätzen vereinbaren. Insgesamt sollen dem im kommenden Frühjahr zu wählenden Vorstand elf Personen angehören. Dieser amtiert zwei Jahre. Für alle späteren Vorstandswahlen verweigert der Länderrat eine Ost- oder Bündnis-Quote. Ostdeutsche Grüne hatten in Kassel erfolglos ebenfalls Sonderrechte reklamiert.

Beim Länderrat wurde auch Kritik am Vorstand laut, berichtete dpa ergänzend aus Kassel. Er lasse sich durch die Bündnis-Gespräche zu sehr binden und vernachlässige die aktuelle Politik. Die Grünen blockierten "mehr als 80 Prozent ihrer Energie mit Verhandlungen, statt Politik gegen einen erstarkenden Rassismus zu machen", klagte die Europaabgeordnete Claudia Roth. Für sie laufen manche Forderungen des Bündnis 90 auf eine "Entsorgung der grünen Programmatik" hinaus.

Am Sonntag beschlossen die Delegierten, den Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu einem Schwerpunkt der Arbeit zu machen. Die Partei wird sich an der Großdemonstration gegen die Abschaffung des Asyl-Artikels im Grundgesetz am 14. November in Bonn beteiligen.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 11. Oktober (FR). Im Norden und Osten zeitweise starke Bewölkung und vereinzelte Schauer, im übrigen Deutschland nach örtlichen Frühnebeln sonnig und trocken bei Höchsttemperaturen um 10 Grad, die Tiefstwerte um den Gefrierpunkt, sagt das Wetteramt vorher.

(Siehe auch Lokalteil)

Schon wieder Wartelisten Neue Rödelheimer Krabbelstube ist bereits ausgebucht

RÖDELHEIM. Ein Jahr ist es jetzt fast her, daß Gabriele Zetzsche und Silvia Franke, zwei junge Mütter, nach dem Schwangerschaftsurlaub wieder arbeiten wollten. Auf der Suche nach freien Plätzen in einer Krabbelstube, wo sie ihren Nachwuchs für den Vormittag in guten Händen wissen, merkten sie, daß auch Rödelheim mit derartigen Einrichtungen schlecht versorgt ist. Anstatt zu resignieren und sich in die Rolle der "Hausfrau" zu fügen, setzten sich die beiden Frauen zusammen und dachten über Abhilfe nach. Ergebnis: eine neue private Krabbelstube mit zehn Betreuungsplätzen konnte jetzt in der Straße Alt-Rödelheim 11 eröffnet werden.

Ende 1991 führten die beiden Mütter erstmals Gespräche mit dem heute als Trägerverein fungierenden "Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern". "Damit begann ein langer Marsch durch den Dschungel der Bürokratie", erinnert sich Gabriele Zetzsche. "Eine der schwierigsten Aufgaben war es, bezahlbare Räume zu finden - es mußten ja Gewerberäume sein." Daß die Krabbelstube in Alt-Rödelheim 11 noch "bezahlbar" ist, führt sie auch auf deren Zustand zurück: Zunächst mußte gründlich renoviert werden, und zwar in Eigenarbeit.

Als zweite große Schwierigkeit entpuppte sich die Aufgabe, eine Erzieherin zu suchen, die bei dem schmalen Budget, das zur Verfügung steht, mitmachte. Denn das Jugendamt gibt genau vor, wie viele Erzieher für eine bestimmte Zahl von Kindern mindestens bereitstehen müssen. Es fand sich die Sozialpädagogin Karin Karalus, die gemeinsam mit einer Praktikantin auf die ein- bis zweijährigen Kinder aufpaßt. Die Eltern helfen auch mit - sie kochen beispielsweise.

Vor allem den Geschäftsleuten aus Alt-Rödelheim ist es zu verdanken, daß die Krabbelstube nicht schon früh aus Geldmangel scheiterte: Sie sammelten beim jüngsten Straßenfest Sach- und Geldspenden. "Jetzt fehlen noch Spenden für Schaukel und Rutschen - aber das kommt sicher noch", hoffte eine der Krabbelstuben-Mütter bei der Eröffnung.

Die Kosten für einen Betreuungsplatz sind hoch. Michael Burbach vom Trägerverein, der neben Krabbelstuben auch Schülerläden und Horte finanziell und organisatorisch unterstützt, rechnete vor: Die Eltern bezahlen mit allen Nebenkosten knapp 600 Mark, von der Stadt kommen pro Kind noch einmal 500 Mark dazu. "Unsere größte Sorge ist es deshalb, daß die Stadt uns die Unterstützung irgendwann kürzt oder streicht", schaut Frau Zetzsche etwas mulmig in die Zukunft.

In der "Rödelheimer Krabbelstube" ist derzeit kein Platz mehr frei. "Wir haben sogar bereits eine Warteliste", freuen sich die Betreiber über den regen Zuspruch. Burbach lobte bei der Eröffnung dann auch das Engagement der Eltern: "Private Initiatoren, die so viel Arbeit und Zeit in ein Projekt stecken, können wir in Frankfurt mehr gebrauchen." col

SPD-Anfrage zum Test der Kölner Teller

KRIFTEL. Sie haben nur eines gemacht: Ärger. Die "Kölner Teller", handgroße Erhöhungen, die Raser auf der Königsberger Straße bremsen sollten, wurden erst installiert und dann wieder entfernt. Autofahrer hatten sich über die runden Geschwindigkeitsbremser geärgert, und Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) ordnete an: Weg mit den Kölner Tellern. Die SPD-Fraktion im Gemeindeparlament wollte mehr über die Sache wissen und hakte in einer Anfrage nach. Nach welchem Beschluß, wollte sie beispielsweise wissen, wurden die "Tellerminen" oder "Börs-Teller" in Kriftel montiert? Die Antwort des Gemeindeparlaments liegt jetzt vor. Die Teller, heißt es darin, seien "eine legitime Maßnahme zur Beruhigung und Verlangsamung des rollenden Straßenverkehrs".

Und daher habe der Gemeindevorstand beschlossen, die 2342 Mark teuren Exemplare zu testen. Daß sie wieder entfernt werden mußten, sei nicht schlimm.

Im benachbarten Frankfurt beispielsweise bestehe ein "außergewöhnlicher Bedarf" für die Verkehrshindernisse. Insgesamt habe der Versuch die Gemeinde 4036 Mark gekostet. pms

Feuerwehr half bei der Verbrecherjagd

WIESBADEN. Hilfe von den Kollegen, die normalerweise fürs Brandlöschen zuständig sind, bekamen die Wiesbadener Polizeibeamten am Samstag gegen 14 Uhr vorm Staatstheater. Dort nämlich bauten ein 17jähriger und sein 23 Jahre alter Komplize in aller Ruhe ein Autotelefon mit Antenne aus einem zuvor aufgebrochenen Wagen aus. Pech für die beiden Täter, daß sie von einer Gruppe von Feuerwehrleuten beobachtet wurden. Die Männer von der Wehr waren eigentlich gerade dabei, Wiesbaden während eines Betriebsausfluges zu erkunden, als sie die beiden Autoknacker beobachteten. Sie nahmen die Verfolgung zu Fuß auf; die Täter entkamen in Richtung Kurpark.

Jedoch konnten die Feuerwehrleute der Polizei genaue Personenbeschreibungen geben, so daß der 23jährige und sein Mittäter wenig später dingfest gemacht werden konnten.

Bei der Festnahme hatten die beiden das Autotelefon noch bei sich. Für die Polizeibeamten waren die Täter keine unbekannten, beide sind schon wegen verschiedenster Eigentumsdelikte vorbestraft. gre

Bad Vilbel - Neukirchen

Bad Vilbel: Grüneisen, Rang, Sommer, Rodriguez, waldschmidt, Pucher, Jung, Webert, Nix, Deuerling, Erk.

Neukirchen: Seum, Winkler, Englert, Stuckhardt, Schmier, Müller, Sicaja, Rikkert, Münn, Wendler, Meckbach.

Schiedsrichter: Windsperger(Reichenberg).Strontium in . . .

(Fortsetzung von Seite 13)

reits "in einem geringen Abstand" keine auffälligen Ergebnisse mehr gebracht. Der Minister folgerte daraus: "In dem für uns überschaubaren Zeitraum hat eine Gefährdung für Mensch und Umwelt nicht stattgefunden."

Fischer wies jedoch ausdrücklich auf die "erhebliche Strahlenexposition" hin, die "bei einer unsachgemäßen Öffnung solcher Behälter entsteht". Bei den Metallen handele es sich um hochgiftige Substanzen, die bei der Kernspaltung entstünden.

Cäsium 137 und Strontium 90 werden in der Nuklearmedizin zum Bestrahlen von Krebszellen verwendet. Joschka Fischer ist davon überzeugt, "daß man so etwas nicht einfach auf dem schwarzen Markt kaufen kann". Die Dosierung müsse vom Käufer genau vorgegeben werden.

Fischer kann auf dem herkömmlichen Markt "keinen Bedarf" für die radioaktive Schmuggelware erkennen. "Es gibt dafür legale Bezugsquellen."

Für die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat Hubert Harth das "strafrechtliche Risiko für Verkäufer und potentielle Käufer" der illegal eingeführten Strahlungsquellen deutlich gemacht. Nach dem Gesetz drohten bei schwerer Umweltgefährdung bis zu fünf Jahren Haft. Die Anklage lasse sich je nach Einzelfall aber auch noch auf schwere Körperverletzung und Totschlag ausdehnen. Er könne sich sogar eine Anklage wegen Mordes vorstellen, wenn die Voraussetzung der "Heimtücke" erfüllt sei, meinte der Pressesprecher am Sonntag vor Journalisten in Frankfurt.

Kondolenz-Buch für Brandt: Ein Abschied in Trauer . . .

(Fortsetzung von Seite 13)

SPD-Ortsvereins in der Nordweststadt, gebe es "noch immer bedeutende Leute in der Politik, aber das sind nicht mehr Visionäre wie Brandt".

Damals, als Brandt das Mehr an Demokratie und eine neue Ostpolitik angekündigt hatte, "konnte sich noch niemand so recht vorstellen, was er für die Ostpolitik auf die Bahn bringen wollte", berichtet Artur Pöhlmann am Vormittag vor dem Parteihaus. Dann aber, sagt der SPD-Stadtverordnete, "hat sich erwiesen, wie er den Kalten Krieg von Adenauer aufgeweicht hat".

Im kleinen Kreis habe er Brandt vor vielen Jahren kennengelernt, sagt der 67jährige: Damals im BfG-Haus, bei einem Essen, auch dort habe Brandt dafür plädiert: "Wir müssen die Verhärtung gegen den Osten stufenweise abbauen." Allmählich, behutsam, "ohne Zwang und ohne Krieg".

In seinem früheren Ortsverein, in Eschersheim, erzählt Pöhlmann, "da haben wir Aktivitäten im Strom dessen entwickelt, was Brandt in Gang gesetzt hatte". Für ihn, gerät der Stadtparlamentarier geradezu ins Schwärmen, für "den Willy" seien damals Flugblätter verteilt, Stimmen gesammelt, eben Wahlkampf gemacht worden.

Mit einer ganzen Reihe nun erst politisch aktiv Gewordener: 1965 habe der Eschersheimer Ortsverein, dessen Vorsitzender Pöhlmann 13 Jahre lang war, 245 Mitglieder gezählt. Sieben Jahre später waren es 485 Mitglieder. Motiviert von Willy Brandt, denn "der konnte begeistern".

Er, sagt Sonja Gunkel aus Goldstein nachdem sie sich in das Kondolenzbuch eingetragen hat, "er hat meine politische Arbeit geprägt". Er war es auch, der die 45jährige 1967 dazu brachte, in die Partei einzutreten.

"Willy Brandt trägt großen Anteil daran", erzählt auch der Posaunist Albert Mangelsdorff am Sonntagvormittag bei einer von Diether Dehm moderierten Talkshow der SPD in Rödelheim, daß Mangelsdorff sich der Partei anschloß. In Wahlkämpfen hat der Musiker sich für ihn engagiert, auf einer Schallplatte die Rezitate Brandts mit seiner Posaune untermalt. Alles für den großen alten Mann der Sozialdemokratie, den Großvater von Karsten Voigt.

Doch er zählt sich nicht zu denen, berichtet der Bundestagsabgeordnete Voigt im Rödelheimer Vereinsringhaus, "die sagen, zu Brandt immer nur ein gutes Verhältnis gehabt zu haben". Vor über zwei Jahrzehnten, damals noch als Vorsitzender der Jungsozialisten, sei das eben anders gewesen.

Später habe er ihn als einen gesehen, "der Arbeitergeschichte nicht nur erlebt hat, sondern der voll drin war": Bei Veranstaltungen "ging er in den Raum rein, sog auf, was die Leute dachten, und sagte dann: Ich verstehe Euch . . ."

Polen wirbt um Auslandskapital Grundsatzprogramm vorgestellt / Banken sollen Last mildern

Wenn die Konjunktur den Erwartungen der polnischen Ministerpräsidentin Hanna Suchocka folgt, verläßt sie im nächsten Jahr die Rezession und geht in einen dauerhaften Aufschwung über. Darauf baut jedenfalls das Ende vergangener Woche vorgestellte wirtschaftspolitische Grundsatzprogramm auf. Es fixiert unter anderem die Verdoppelung des Sozialprodukts innerhalb einer Dekade als Ziel, was eine reale Wachstumsrate von sieben Prozent per annum bedingt. Um sie zu erreichen, dürften Löhne und Gehälter noch mindestens fünf Jahre lang nur mäßig steigen.

Die größten Hoffnungen setzt die Regierungschefin auf die Privatwirtschaft, die in den ersten sechs Monaten mehr als ein Drittel des Sozialprodukts erwirtschaftet und im vergangenen Jahr die Zahl der Beschäftigten um 600 000 erhöht hat. Für Suchocka ist es allerdings "selbstverständlich", daß die polnische Wirtschaft nicht gleichzeitig den Aufschwung schaffen und die volle Last der Auslandsschulden tragen könne. Sie appelliert deshalb an die im Londoner Klub vereinten Banken-Gläubiger, eine "mutige Entscheidung" zu fällen, die dem Ausmaß der Veränderungen in ihrem Land gerecht werde. Die Verhandlungen darüber laufen bislang sehr zäh ab. Aus diesem Grund "drängt sich uns immer wieder die bittere Frage auf, welche Bedingungen haben die westlichen Kreditgeber den Regierenden in Polen in den siebziger Jahren gestellt", rügt sie das Zögern der Kreditinstitute. Am liebsten wäre es Warschau, wenn die privaten Gläubiger dem Beispiel der Regierungen im Pariser Klub folgten und die Altschulden ebenfalls um 50 Prozent reduzierten. Die neuen Kreditlinien nutzt Polen laut Suchocka derzeit nur zu 30 Prozent. Grund dafür seien die flankierenden Bedingungen, die sich als "völlig praxisfern" erwiesen hätten. Die Regierung werde sich um die Modifikation bemühen.

Intensiviert werden die Anstrengungen, ausländisches Kapital hereinzuholen. Fremde und heimische Investoren sollen nach den Worten der Ministerpräsidentin künftig eine "gleichberechtigte" Behandlung erfahren. Konkret verspricht sie, das politisch umstrittene und daher restriktiv gehandhabte Problem des Immobilenerwerbs durch Ausländer künftig "pragmatisch zu lösen". Auch fordert sie die Gewerkschaften auf, ausländische Investitionen zu unterstützen und deswegen "keine Konflikte zu organisieren".

Den eigenen Außenhandel sieht sie durch die Bonner Politik zugunsten der ostdeutschen Betriebe behindert. Diese sei für den Verlust traditioneller polnischer Absatzmärkte in Rußland verantwortlich: "Reichere Länder" könnten es sich leisten, mit den postsowjetischen Staaten auf Pump zu handeln. Die Wahrscheinlichkeit, daß diese Kredite zurückgezahlt würden, sei gering, so daß es sich in Wirklichkeit um Subventionen für die eigene Industrie handele.

EDITH HELLER

Firmen-Telegramm

CDU-Politiker kritisiert Bayer Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Wonneberger aus Cottbus fordert, die Rolle des Chemiekonzerns Bayer bei der Privatisierung von Chemiebetrieben im Osten unter die Lupe zu nehmen. Die dafür zuständige Treuhandabteilung werde von einem Bayer-Angestellten geleitet. Wonneberger hegt den Verdacht, daß die Leverkusener beim Verkauf der Firmen Märkische Faser und Wolfen ("Orwo-Filme") nur "lästige Konkurrenten aus dem Markt verdrängen" wollten. Russischer Investor in Pirna Ein russischer Investor will die Vereinigten Zellstoffwerke Pirna mit noch 450 Beschäftigten kaufen. Das Werk gilt als einer der größten Verschmutzer der Elbe. Höhere Postgebühren beschlossen Der Aufsichtsrat der Gelben Post hat in einer Sondersitzung die Pläne für eine drastische Gebührenerhöhung im Briefdienst vom 1. April 1993 an gebilligt.

Lufthansa verkauft Kempinski Die Lufthansa will dem Spiegel zufolge ihre 42,6prozentige Beteiligung an den Kempinski-Hotels bis auf einen Rest von zehn Prozent an die Investorengruppe Advanta des Frankfurter Geschäftsmannes Hans Dieter Bock verkaufen. Bock war am Bau des Kempinski-Hotels in Budapest beteiligt. BMW und Renault recyceln zusammen Die beiden Autokonzerne BMW und Renault sind die erste europäische Kooperation beim Auto-Recycling eingegangen. Das Abkommen sieht vor, daß ausrangierte BMW-Fahrzeuge in Frankreich im Renault-Verwertungszentrum Compagnie-Française in Athis-Mons entsorgt werden, während Altautos beider Unternehmen in Deutschland von der Firma Günter Schmitt in Würzburg verwertet werden. BMW und Renault wollen außerdem gemeinsam ein Demontageverfahren für alte Autos entwickeln.

Einbrecher erbeuteten Schmuck für 20 000 Mark

HOCHHEIM. Schmuck für 20 000 Mark erbeuteten am Samstag zwischen 19 und 22 Uhr bislang unbekannte Täter bei einem Einbruch in ein Einfamilienhaus in der Straße "Auf der Schlicht". Sie waren durch ein Kellerfenster eingestiegen, daß sie aufgehebelt hatten. Anschließend durchwühlten sie das Haus. Den Schaden, der dabei entstand, schätzt die Polizei auf 5000 Mark. gre

Kinder sollen Vorrang vor den Autos haben Tempo-30-Zone in Rödelheim vorgestellt

RÖDELHEIM. In dem Gebiet zwischen der Lorscher Straße und der Thudichumstraße wird in Rödelheim eine Tempo-30-Zone entstehen. Joachim Seiler vom Planungsbüro "Peschke und Partner", das der Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim und Westhausen) mit der Ausarbeitung der Zone beauftragt hatte, stellte bei einer Bürgeranhörung im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius den Rödelheimer Bürgern die einzelnen Schritte vor.

Nicht in das Planungsgebiet fallen die Lorscher- und die Thudichumstraße selbst, die als Grundnetzstraßen nicht mehr in das Aufgabenfeld des Ortsbeirates 7 fallen, sondern dem Magistrat vorbehalten sind. "In dem Gebiet gibt es viele Einbahnstraßen und es soll kein Gegenverkehr eingeführt werden, da sonst Parkplätze verloren gehen würden, die die Rödelheimer brauchen", erläuterte Seiler die Grundlagen, auf denen die Planungen seines Büros basierten.

Bei der Einführung einer Tempo-30-Zone zwischen der Lorscher Straße und der Thudichumstraße habe das Büro die folgenden Schwachpunkte des Gebietes bedenken müssen: "Es gibt einen sehr hohen Schleichverkehr durch die Alexanderstraße, um über die Reifenberger Straße wieder auf den Hausener Weg zu kommen; die Kinder einer Schule und einer Kindertagesstätte werden durch hohes Verkehrsaufkommen in der Niddagaustraße gefährdet und die Kreuzung Alexander- / Reifenberger Straße ist extrem unübersichtlich."

Außerdem seien im gesamten Gebiet die Radwege ständig zugeparkt. Das habe zu den Randbedingungen der Planung gehört, ebenso wie die dichte, mehrgeschossige Bebauung und ein hohes Eigenverkehrsaufkommen. "Der Verkehr der stark belasteten Grundnetzstraßen drängt ständig in das Gebiet."

Die möglichen Verbesserungen durch Tempo 30 sah Seiler in erster Linie in einer Verkehrsberuhigung. "Das ist Verkehrsverlangsamung und eine erhöhte Verkehrssicherheit." Die Umkehrung der Einbahnrichtung in der Niddagaustraße zwischen der Straße Am alten See und der Reifenberger Straße sei so die wichtigste Änderung, die das Planungsbüro gemeinsam mit dem Tempo-30-Arbeitskreis des Ortsbeirats vorgenommen habe.

"Dazu kommen Sperrflächen, das sind Markierungen auf Kreuzungen, damit diese nicht weiter zugeparkt werden und wir wollen die Straßen, die in das Gebiet hineinführen, als Eingangsbereiche markieren." So sollen "Kölner Teller" außer Schildern für die Einhaltung des 30-Stundenkilometer-Limits in der Zone sorgen.

Nicht zufrieden mit der Regelung in der Niddagaustraße waren Eltern von Kindern der dort gelegenen Kindertagesstätten. "Die Umkehrung der Einbahnstraße ist zwar ein guter Vorschlag, uns aber noch nicht genug", fand eine der Betroffenen. Ihr Vorschlag: "Macht aus diesem Abschnitt vor der Schule und der Kita eine Spielstraße."

Beidseitig von der Spielstraße solle aus der Niddagaustraße eine Sackgasse werden. "Dann hätte die Sicherheit der Kinder wirklich Vorrang vor den Autos." Aus der Spielstraße könne zudem ein Treffpunkt für alte Rödelheimer werden und so deren "Isolation vorbeugen".

Sowohl Seiler als auch die anwesenden Ortsbeiratsmitglieder (bis auf Peter Gärtner, der für die Grünen in dem Stadtteilparlament sitzt) wiesen diesen Vorschlag jedoch zurück. "Das wäre eine Umwidmung der Straße und wird vom Ordnungsamt mit Sicherheit nicht genehmigt." Auch koste so eine Umwidmung extrem viel Geld.

Seiler: "Das Ordnungsamt vertritt außerdem die Interessen der Allgemeinheit, nicht nur der Anlieger aus diesem Gebiet, sondern auch der von der Lorscher- und Thudichumstraße, auf die der Verkehr dann aus der Tempo-30-Zone gedrängt würde."

Gärtner und die betroffenen Anwohner mochten diese Argumente nicht akzeptieren. Der Grüne versprach ihnen, sich für eine Umwidmung der Straße einzusetzen: "Hier fehlt doch lediglich der politische Wille der überwiegenden Mehrheit der Ortsbeiratsmitglieder und der Stadt."

Eine Zuhörerin fand: "Auch wenn die Ortsbeiratsmitglieder hier nichts dafür können - aber indem man die Grundnetzstraßen aus der Tempo-30-Planung herausgenommen hat, spielt man die Bürger gegeneinander aus. Um auf die Interessen der Anwohner von Grundnetzstraßen Rücksicht zu nehmen, kann man bei uns bestimmte Maßnahmen nicht durchführen."

Sie verstehe nicht, warum darüber, daß Grundnetzstraßen für Tempo 30 nicht angetastet werden dürfen, nie eine öffentliche Diskussion entstanden sei. mug

Ein Lotse leitet durchs Klinik-Labyrinth Die Evangelische Krankenhaushilfe in St. Markus ist eine Stütze für die Patienten

GINNHEIM. Eigentlich ist der Raum im sechsten Stock die Krankenhauskapelle. Aber wochentags wird sie nicht kirchlich genutzt. Lotte Döring öffnet die Schränke: Etwa 2000 Bücher reihen sich auf den Schrankbrettern aneinander, sorgfältig sortiert: Romane, Sachbücher, Krimis, Fremdsprachen.

Auf dem Tisch stehen Karteikästen, Listen stapeln sich. Auch den Bücherwagen haben Iris Frind und Erika Laasch haben schon mal hineingerollt. Alltag im Markus-Krankenhaus: Die Patienten-Bücherei, hat sich längst bewährt und lebt von den ehrenamtlichen Helfern der "Evangelischen Krankenhaushilfe im St. Markus-Krankenhaus".

Vor sechs Jahren kamen die Aktiven auf die Idee, den Patienten die Langeweile im Krankenzimmer ein bißchen zu vertreiben und sie mit Lektüre zu versorgen. Das war zunächst nicht einfach. Einige Bände konnten die Damen zwar aus der alten Krankenhaus-Bücherei übernehmen - aber neuer Lesestoff fehlte. Die 750 Mark, die die Krankenhaushilfe jährlich vom Markus-Krankenhaus und aus dem Etat der Evangelischen Gemeindebüchereien in Hessen bekommt, ließen nur kleine Schritte zu.

Inzwischen "haben wir schon keinen Platz mehr für neue Bücher", sagt Renate Becker, die Vorsitzende der Krankenhaushilfe. Regelmäßig müssen die aktiven ehrenamtlichen Helfer - zehn arbeiten je einen Vormittag lang in der Bücherei - aussortieren, damit die Schränke auch wieder für Aktuelles reichen.

Heute steht die Unfallstation auf dem Programm. Lotte Döring hat den Arm voller Bücherlisten und macht sich auf den Weg durch die Zimmer. Einmal in der Woche wird jede Station bedient. "Ach, heute ist ja wieder Dienstag", sagt eine alte Frau, als Frau Döring die Tür aufmacht, und guckt von ihrem Bett auf. Man kennt sich. In wenigen Stunden wird Lotte Döring die Bestellungen notieren, die Lektüre auf den Bücherwagen laden und ihn durch die Zimmer rollen.

Das ist aber nur eine Aufgabe, die die 32 Helferinnen der Krankenhaushilfe erledigen, um den Patienten die unangenehme Zeit leichter zu machen.

Die Vorsitzende Renate Becker arbeitet im "Besuchsdienst". Nicht nur, um den Kranken "ganz praktisch" zu helfen, ihnen Obst und Zeitungen beim Krankenhaus-Kiosk oder gegenüber aus dem Supermarkt zu besorgen. "Zeit ist das größte Gut, was wir einbringen." Die Helfer sind da, um zuzuhören, um Einsamkeit und Angst zu vertreiben.

"Es kommt immer wieder vor, daß hier Leute liegen, die nie Besuch bekommen." Manchmal wundert sie sich, wie rasch Patienten Vertrauen zu den Helferinnen fassen. "Oft ist es wohl einfacher, seine Probleme und die eigene Krankengeschichte bei Fremden loszuwerden."

Die Angst nehmen - das möchte auch Edelgard Kirchhof, die als Lotsin arbeitet, unten bei der "Aufnahme". "Lotse ist ein komischer Name", meint Frau Kirchhof, die schon morgens früh um halb neun auf die ersten Patienten wartet. "Es heißt einfach, daß ich den Weg zeige, die Leute auf die richtige Station bringe und sie vielleicht etwas beruhige."

Vor dem Zimmer, in dem die Aufnahme-Prozedur erledigt wird, wächst die Schlange. Die meisten sind gleich mit einer großen Tasche gekommen, warten nervös, reden nicht. Das alte Ehepaar muß in den sechsten Stock, zur Urologie.

Frau Kirchhof bringt sie hinauf, dort ist der Patient aber nicht vorgemerkt. "Kein Bett frei", sagt die Schwester. Die Helferin muß ein bißchen herumlaufen, damit die Organisation klappt. Aber Frau Kirchhof hat Routine: Seit drei Jahren ist sie dabei, und kennt sich mittlerweile aus im Krankenhaus-Labyrinth.

Damals hatte sie selbst gerade schlechte Erfahrungen in einem Frankfurter Krankenhaus gemacht. "Ich wollte, daß sich andere nicht auch so ärgern müssen", sagt sie auf dem Weg zurück zur Aufnahme, wo die Schlange noch ein bißchen länger geworden ist an diesem ganz gewöhnlichen Morgen.

Die "Evangelische Krankenhaushilfe im St. Markuskrankenhaus" sucht Unterstützung. Gebraucht werden vor allem Helfer, die Besuche am Krankenbett machen oder als "Lotse" arbeiten wollen. Die Arbeit ist ehrenamtlich. Wer sich dafür interessiert, sollte einen Vormittag in der Woche Zeit haben. Nähere Informationen erteilt die Vorsitzende Renate Becker unter der Telefonnummer 52 48 80. sen

Akteneinsichtsausschuß konstituiert sich

KRIFTEL. Ob er nichtöffentlich tagen wird, steht noch nicht fest. Fest steht jedoch: Am Samstag, 17. Oktober, wird sich der Akteneinsichtsausschuß zu Grundstücksverkäufen "In den Reden" konstituieren. Ab zehn Uhr sollen im Saal II des Rat- und Bürgerhauses zunächst Vorsitzender, Stellvertreter und Schriftführerin gewählt werden. Der Akteneinsichtsausschuß setzt sich übrigens aus den Mitgliedern des Planungsausschusses zusammen. pms

Fußball-Bundesliga

Die nächsten Spiele Mönchengladbach - Wattenscheid

Bochum - Schalke

Karlsruhe - Uerdingen (alle Fr.)

Stuttgart - Dresden

Saarbrücken - München

Dortmund - Hamburg

Leverkusen - Kaiserslautern

Nürnberg - Frankfurt

Bremen - Köln (alle Sa. 15.30 Uhr)

Feldhockey-DM der Männer Dürkheim und Mühlheim stehen im Endspiel

Das Finale der 50. Deutschen Feldhokkeymeisterschaft der Männer bestreiten am kommenden Samstag (14.30 Uhr in Bad Dürkheim) der Dürkheimer HC und Titelverteidiger Uhlenhorst Mülheim. Im Halbfinale besiegte der Dürkheimer HC den Nordzweiten Rotweiß Köln erst im 7m-Schießen 3:1. Uhlenhorst Mülheim war dem Südzweiten Münchner SC 2:1 überlegen. Zwei völlig ausgeglichene Mannschaften standen sich am Samstagnachmittag im Bad Dürkheimer Stadion gegenüber. Beide Abwehrreihen waren immer Herr der Situation, und da weder die normale Spielzeit noch die zweimal fünfzehn Minuten Verlängerung zu einem Treffer führten, mußte der Finalteilnehmer durch 7m-Schießen ermittelt werden. Dabei hielt der Dürkheimer Torhüter Martin Wehrle zwei Strafstöße. ws

Polizei konnte Briefchen mit Kokain sicherstellen

OFFENBACH. Eine Polizeistreife konnte am Freitag abend in einem Gebüsch an der Bieberer Straße sechs Briefchen mit einer weißen Substanz sicherstellen, bei der es sich nach ersten Untersuchungen um Kokain handelt. Eine Anwohnerin hatte die Polizei verständigt. Der Frau war ein Mann aufgefallen, der vor einem Anwesen mehrere "kleine Briefchen" versteckt hatte. Der Unbekannte mit längeren dunklen Haaren soll eine schwarze Lederjacke und Blue Jeans getragen haben. Hinweise an die Kripo Offenbach (069 / 8090 259). fin

Die Stadt ist beim Schelmenmarkt Kulisse eines facettenreichen Vergnügens. Bei aller Neuerung tragen aber die "Schelmen" die Fackel der Tradition doch immer weiter. (FR-Bilder: Markus Miorandi)

Leserbrief

Atomschmuggel

Daß die Auflösung der ehemaligen Sowjetunion auch militärisches Material auf den Schwarzen Markt schwemmen würde, das kündigte sich mit Uniform- und Waffenverkäufen in Ostdeutschland durch die dort stationierten Truppen an. Im Westen wurde es augenfällig, als auf Flohmärkten Nachtsichtgeräte auftauchten. Mit tausend Mark war man dabei. Gerüchte, daß ganze Atombomben aus den Lagern der Sowjetarmee in Richtung Iran verschwanden, wurden von Moskau heftig dementiert. Aber daß ganze Gruppen hochspezialisierter Kernphysiker nicht mehr auf den Aufbau der Marktwirtschaft warten wollten, sondern in arabische Länder abwanderten, das blieb nicht unter der Decke.

Im Ausland werden auch finanzkräftige Interessenten für Atommaterial erhofft. Vor wenigen Tagen waren es "nur" zwei Gramm radioaktives Cäsium - möglicherweise eine Warenprobe -, die von der Polizei beschlagnahmt wurden.

An diesem Wochenende nun flog ein weiterer Atomschmuggel auf. Die Forderungen der Bundesregierung angesichts dieser dramatischen Entwicklung kann nur hilflos wirken: Schärfere Grenzkontrollen, Hilfsprogramme für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Atomwissenschaftler, Hinweise auf den fehlenden Markt im Westen oder die tödliche Gefahr für die Schmuggler. Die Hexenmeister des Atomzeitalters haben endgültig die Kontrolle über die von ihnen geschaffenen Waffen verloren. Ihre Gesellen vagabundieren um die Erde. kal

Länder wollen Gutachten über Werbung einholen

Die Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder haben den Ministerpräsidenten empfohlen, vor einer möglichen Lockerung der Werbegrenzen im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen zunächst ein Gutachten über die Folgen einzuholen. Dies sieht eine Beschlußempfehlung der Kanzleichefs vor, die sich jetzt in Kassel erstmals mit dem Antrag von ARD und ZDF auf Lockerung des Werbeverbots nach 20 Uhr befaßt hatten. Danach soll bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) ein Sondervotum zu möglichen Einträgen aus der zusätzlichen Werbung in Auftrag gegeben werden. Dieses Gutachten soll bis Ende Mai 1993 vorliegen, hieß es aus Teilnehmerkreisen.

Nach dem Votum der hochrangigen Regierungsbeamten sollen die Intendanten der ARD-Anstalten sowie des ZDF ferner aufgefordert werden, der KEF zur Bestellung des Gutachtens auch Einsparmöglichkeiten bei den Programmen aufzusteigen. Dazu sollen die Intendanten insbesondere eine "Integration oder Kooperation" des ARD-Satellitenprogramms Eins Plus und/oder des ZDF-Programms 3Sat mit dem deutsch-französischen Kulturkanal ARTE prüfen, heißt es in der Beschlußvorlage.

Die Ministerpräsidenten werden sich voraussichtlich auf ihrer nächsten Konferenz Ende Oktober in Dresden mit dem Thema befassen. ARD und ZDF hatten im September wie berichtet eine Aufhebung des Werbeverbots nach 20 Uhr im Zusammenhang mit Sportübertragungen beantragt. Dadurch soll insbesondere der Erwerb der teuren Übertragungsrechte finanziert werden. Die Unionsparteien hatten dies bisher strikt abgelehnt. Einzig die SPD im Saarland hatte sich bisher für eine Lockerung der Werbegrenzen ausgesprochen. (nar)

Der Winter schreckt mehr als alle Armeen Für die Flüchtlinge in Kroatien wird in den kommenden Wochen die Not dramatisch

Das unerträgliche Leid der Flucht hat eine uralte Bäuerin in einen milden Wahn fallen lassen. Als sei sie noch auf ihrem gar nicht so weit entfernten Gehöft in der nordbosnischen Heimat, erkundigt sie sich immer wieder bei ihrem Mann, ob er auch die Kühe und das restliche Vieh versorgt habe. Der Bauer kann seine Frau nicht aus den Augen lassen, weil sie sonst orientierungslos in dem inzwischen mit mehr als dreieinhalbtau- Von Roman Arens (Djakovo) send Menschen überbelegten Flüchtlingslager Gasinci bei der ostslawonischen Bischofsstadt Djakovo umherirrt.

Hier konnte man vor einigen Tagen noch den Lärm des Artilleriefeuers auf Bosanski Brod wie nervöses Donnergrollen hören. Mit kroatischen und bosnischen Truppen, die die Stadt nach mehr als sechsmonatigem Kampf aufgaben, sind über die rettende Save-Brücke gerade noch vor ihrer Sprengung zwischen acht- und fünfundzwanzigtausend Flüchtlinge gekommen, davon sechs- bis achthundert nach Gasinci.

Ruza Grgic rettet keine Illusion, kein Wahn; die Mutter von zwei Kindern, 9 und 12 Jahre alt, ist über den Rand der Verzweiflung hinausgeraten. Das Lager, das bei schönem, milden Wetter wie bei ihrer Ankunft oberflächlich den Eindruck eines bunten Camping-Erholungsortes unter Eichen macht, sich jetzt aber bei herbstlichem Dauerregen schnell wieder in eine Lehmwüste verwandeln kann, wird ihr keine Ruhe geben können. Ruza Grgic, die in Bosanski Brod eine verbrannte Wohnung und jeglichen Besitz zurückgelassen hat, ist mit ihrem aus dem bosnischen Zivilschutz entlassenen Mann geflohen. Er soll die von einer lebensbedrohlichen Lungenkrankheit befallene Frau pflegen können, der nun schon seit einer Woche die Medikamente fehlen und der der Aufenthalt im feuchten Zelt noch zusätzlich schadet.

"Wir haben alles überlebt: Artillerie, Scharfschützen, Granaten", berichtet Nada Isice, Frau eines jetzt schwer verletzten Offiziers der bosnischen Armee und Mutter von drei Kindern. "Unsere Wohnung ist verbrannt. Wir wissen nicht, wohin." Aber mehr noch als Zukunftsangst beherrscht sie das Entsetzen über das gerade Erlebte und über den Abzug der moslemisch-kroatischen Verteidiger ihrer Heimatstadt, ein Vorgang, der von vielen beargwöhnt wird und die Spekulationen über serbisch-kroatische Kungeleien neu belebt hat. "Kein Kämpfer kann das verstehen. Es ist doch ein schwerer Verlust", sagt auch Senada Colic, die das gefleckte Uniformhemd der bosnischen Truppen noch nicht abgelegt hat.

"Die Leute wissen natürlich, daß der Winter kommt. Aber sie verdrängen das", meint Nedjeljko Simic, Leiter des Lagers Gasinci, das übrigens früher ein Truppenübungsplatz der jugoslawischen Armee in bevorzugter Lage gewesen war, woran heute noch der Zaun, die zweifach gesicherte Zufahrt und ein übriggebliebenes Ehrenmal erinnern. Vor dem Winter haben alle, die mit Flüchtlingen und Vertriebenen zu tun haben oder für sie verantwortlich sind, eine weitaus größere Angst als vor allen Armeen zusammen.

Es ist kaum ein Tag, an dem nicht eine Wohlfahrts-, Regierungs- oder Kircheninstitution ein Schreckensbild von Zig- oder Hunderttausenden Toten an die Wand malt, wenn nicht dieses oder jenes geschehe, und zwar sofort. Abgesehen von der gewagten Nennung irgendwelcher Zahlen, scheinen doch all diese Warnungen von großer Berechtigung. Für eine unübersehbare Menge von Entwurzelten, die ihre Wohnung verloren, jetzt Unterschlupf gefunden haben oder von Bleibe zu Bleibe umherirren, fehlen Geld, Unterkünfte und Rückkehrmöglichkeiten. Trotz der internationalen Hilfe und des zähen Engagements der ausgewanderten Ex-Jugoslawen wird sich die Not drastisch verschärfen.

Die kroatische Region Slawonien, wo es Ende September 280 612 registrierte Flüchtlinge und Vertriebene (plus eine mutmaßlich recht hohe Dunkelziffer) gab, rechtfertigt schon jetzt ihren Schlechtwetterruf. In der grauen feuchten Phase drohen Erkältungskrankheiten nicht nur denen, die in Zelten untergebracht sind. Auch viele Häuser können nur schlecht oder gar nicht beheizt werden, weil Energie und Brennmaterial fehlen oder Kriegsschäden für Durchzug sorgen, wenn kaputte Wände, Dächer, Türen oder Fenster noch nicht repariert werden konnten.

Man kann sich unschwer vorstellen, wie sich die Situation weiter verschärfen wird, wenn erst der Winter Einzug hält. Und das dauert, so sagen Einheimische, möglicherweise gar nicht mehr lange. Es würde nicht verwundern, wenn der erste Schnee schon in zwei Wochen fiele. Die jetzige Regenperiode wird von manchen als Anfang eines starken Temperaturabfalls angesehen, so daß der, der helfen will, sich beeilen muß.

In Gasinci hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zusammen mit dem Zentralverband des Baugewerbes in der vergangenen Woche für 216 Frauen, besonders schwangere, Kinder und Alte winterfeste Unterkünfte aufgestellt. 28 Rotkreuzler und zehn Männer vom Bau haben in wenigen Tagen die 37 einfachen Holzhäuschen aufgestellt, Ein-Zimmer- Häuser ohne Schrank - wofür auch? -, mit Tisch und Stockbetten für sechs Personen. Die Kanonenöfen, die noch installiert werden müssen, dienen nicht nur der Heizung, sondern auch als Kochgelegenheit. Eigenes Feuer scheint den vielen bosnischen Bauern, die nicht von weither, aber aus einer ganz anderen Welt kommen, offensichtlich unerläßlich, auch wenn es Gemeinschaftsverpflegung gibt. Vor den Zelten waren selbst, als das Wetter noch gut war, viele Feuerstellen in Betrieb, um die sich orientalisch gewandete Flüchtlinge gruppierten. Auch in den einfachen, aber festen früheren Armee- Unterkünften rauchten die Kamine schon bei noch angenehmen Außentemperaturen.

Der tatkräftige DRK-Projektleiter Bernd Hausmann, ein pensionierter Marineflieger und studierter Historiker, möchte noch vierzig weitere Häuser der gleichen Art wie die aus Deutschland im Lkw-Konvoi hergebrachten aufstellen. Wenn er dafür grünes Licht bekommt, sollen diese dann in Kroatien hergestellt werden - was aus Kostengründen, aber auch als Hilfe für die darniederliegende hiesige Wirtschaft naheliegt.

Für feste Unterkünfte gibt es auch von Staats wegen Geld. Mit fünfzig Millionen Mark aus dem bundesdeutschen Staatssäckel sollen drei Flüchtlingsdörfer für achttausend Menschen bei Karlovac, Cepin (nahe Osijek) und Rotkovci (nahe Vinkovci) errichtet und für zwölftausend Menschen Kasernen, Fabriken, Altersheime und ein Krankenhaus wohnlich gemacht werden. Mit der kroatischen Regierung, die die festen Dörfer angeblich überhaupt nicht gerne sieht, weil damit auch der Aufenthalt der bosnischen, also ausländischen Flüchtlinge verfestigt und verlängert wird, konnten vor zehn Tagen die entsprechenden Abkommen unterzeichnet werden.

Auch mit den Gemeinden, die mit den Einrichtungen an ihrem Rande, aber nicht ganz abseits beglückt werden sollen, gab und gibt es etliche Schwierigkeiten, nicht nur der Baugenehmigungen wegen, sondern ebenfalls "hinsichtlich der Akzeptanz", wie Bauingenieur Marian Trojanow, Projektmanager im Dienst der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, es formuliert. "Die Gemeinden möchten was Besseres", sagt Trojanow über die Wünsche nach Häusern, die mit entsprechenden Erschließungsmaßnahmen, Größe und Ausstattung auch nach den Flüchtlingen noch genutzt werden können. Es scheint eine Sorge zu bestehen, daß aus diesen Häusern mit 65 &sqmet; für zwei Familien mal so etwas wie Dorfslums werden könnten. Für Unmut in der Bundesrepublik hat gesorgt, daß eine deutsch-türkische Firma die Häuser liefern soll. Immerhin sollen slawonische Unternehmen mit den Arbeiten an den Bauplätzen betreut werden. "Wenn es regnet, ist auf dem schwarzen Lehm schwer zu arbeiten", berichtet der Projektleiter. Aber die Arbeiten sollen "womöglich" noch vor Jahresende, in "extrem kurzer Zeit", abgeschlossen sein. Es wäre nötigst.

Kroatien ist mit seinen rund 700 000 Vertriebenen (das sind die eigenen Landsleute aus serbisch besetzten Gebieten) und Flüchtlingen (das sind die bosnischen Nachbarn) bis aufs äußerste strapaziert. Ein kroatischer Staatsangestellter sagt: "Die Flüchtlinge sind eine genauso große Gefahr wie die Serben." Er meint die zusätzliche Destabilisierung seines zu fast einem Drittel besetzten Landes durch die ökonomischen, politischen und psychologischen Probleme mit den zu großen Teilen sehr fremdartigen Bosniern, die schon unter früheren Verhältnissen nicht sehr angesehen waren.

Viele von ihnen seien "nicht integrationsfähig", meint Bernd Hausmann. Und aus der ihnen noch bevorstehenden Erkenntnis, daß sie kaum mehr in ihre Heimat zurückkönnten, werde noch viel Verzweiflung entstehen.

So weit sind Muhiba und ihre Schwiegertochter Fehita Hrustic noch lange nicht. Die beiden moslemischen Frauen, die das KZ-ähnliche Lager Trnopolje hinter sich haben und von fürchterlichen Erlebnissen berichten, hocken mit untergezogenen Beinen auf ihrem Bett und freuen sich, daß zwei Männer ihrer Familie per Gefangenenaustausch das gleiche Lager verlassen konnten. Bei ihrer Bettnachbarin Nahida Zecevic, die zwei Monate nur im Keller verbracht hat, lösen die Traumatisierungen durch Krieg und Flucht Weinkrämpfe aus. Die alte Frau weint und weint und weint.

Abgegriffene

Argumente

Zu den Münchner Medientagen

In München, der Geburtsstadt von Schicki-Micki, weiß man, wie man Feste feiert. So sind es denn vor allem die vielbegehrten "Abendveranstaltungen - nur auf besondere Einladung", die die Medientage München unterscheiden von profaneren Zusammenkünften ähnlicher Art in Köln, Berlin, Stuttgart oder sonstwo. Sie dürften auch der Hauptgrund sein, warum jedes Jahr, am Ende der Medienzirkus-Saison, so viele Medienmanager, -politiker, -journalisten, -macher, -stars und -sternchen an die Isar eilen, auch wenn die Angemeldeten 5000 nicht alle erschienen sind, sondern mehr die Rekordstatistik bereichern.

Und noch ein entscheidender Unterschied: Die Medientage München dauern länger, unerbittlich eine Woche lang. Vom unvermeidlichen Festvortrag - in diesem Jahr der unionsberatende, Talk-show-erprobte Pater Streithofen, der Medienschelte nach links austeilte - bis zur ebenso unvermeidlichen Abschlußtagung, die immer irgend etwas mit Post, jetzt Telekom, und Kabel und Satelliten zu tun hat, damit die Medientechniker auch noch einen Grund haben, nach München zu reisen.

Dazu gehören Prominente wie Neil Postman, der es doch tatsächlich schaffte, mit seinen aus der Luft gegriffenen Thesen über das Buh-Medium Fernsehen ausgerechnt die TV-Experten zu ehrfürchtigem Staunen zu bewegen. Heiße Luft auch von der Privatfunk-Lobby vom VPRT, der anläßlich der Medientage seine Forderung hinausposaunen ließ, das Erste Programm der ARD müsse eingestellt werden - als ob die Privaten nicht genug vor ihrer eigenen Tür zu kehren hätten.

Institutionalisert ist inzwischen die Diskussion in der "Medienarena", die zwar architektonisch gelungen ist und gesprächsanregender sein könnte als das übliche, oben thronende Podium - doch wenn die Argumente der Diskutanten so abgegriffen sind wie Helmut Thomas Hugenberg-Vorwurf an Leo Kirch, dann hilft eben auch keine Architektur. Immer die gleichen Mannen (und wenige Frauen) zu den immer gleichen Themen mit oft gehörten Argumenten - ein Problem, daß in Köln oder Berlin ebenso besteht wie in München.

Was nicht heißen soll, daß es nicht auch interessante Ansätze gab, zu Europa, beispielsweise, zu Qualität im Fernsehen oder zu Rechtsfragen. Übrigens ein Glücksfall für die Münchner Medientage, daß die Landesmedienanstalten kurz zuvor mit der Konzentrationsfrage auf einen Zug aufgesprungen sind, von dem sie selbst noch nicht so genau wissen, wie schnell er in welche Richtung fährt - so gab es wenigstens ein neueres, noch nicht ausgelutschtes Diskussionsthema.

Im vierten Jahr fast schon Tradition hat auch der Bayerische Fernsehpreis - der wohl doch deshalb bayerisch heißt, weil man ihn besonders gerne an Bayern vergibt, was mit dem landesüblichen Filz selbstverständlich nichts zu tun hat. Es ist wohlfeil, Jury-Entscheidungen zu kritisieren, und jedem sei sein Preis gegönnt - aber beim Ehrenpreis an Rudolf Mühlfenzl für sein "eindrucksvolles Lebenswerk beim Auf- und Ausbau eines freiheitlichen Rundfunks in Deutschland" denkt man doch zu sehr an seine jüngste Aufgabe, eben den Abbau, die für viele schmerzhafte Abwicklung in den neuen Bundesländern.

Ad absurdum aber führt sich der Preis durch die Auszeichnung normaler journalistischer Arbeit, noch dazu, wenn sie der Kriegsberichterstattung dient. Preisträger: Der von der Hanns-Seidel-Stiftung zum BR gewechselte Detlef Kleinert, Korrespondent im ehemaligen Jugoslawien.

Für die nächsten Jahre bietet sich als Preisträger so manches, dann ehemaliges Jury-Mitglied an - spätestens in vier Jahren Manfred Purzer zum 10jährigen Jubiläum der so erfolgreichen Medientage München. Sip

Überfall auf Spielothek

DREIEICH. Am Freitag ist gegen 23 Uhr eine Spielothek in Sprendlingen ausgeraubt worden. Wie die Polizei mitteilt, schlugen die bislang unbekannten Täter den Angestellten, der allein in den Räumen war, nieder, so daß er die Besinnung verlor. Dann bedienten sie sich aus der Kasse. Außerdem brachen sie sämtliche Geldspielautomaten auf. Wie hoch der Schaden ist, konnte noch nicht beziffert werden. dac

Bein-Amputierte kamen zum Frankfurter Turnier

Zu einem Sitzballturnier für Bein-Amputierte und Beinbehinderte empfing die Versehrtensportgemeinschaft Frankfurt (VSG) 16 Teams aus dem gesamten Bundesgebiet in der Wilhelm-Merton-Schule. Der VSG hat zwei Sitzball-Gruppen, wobei die Damen im Frühjahr dieses Jahres den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Stuttgart erreichten.

Turniersieger wurden bei den Damen die Herausforderer aus Frankfurt, die im Endspiel 14:11 gegen Herne punkteten. Bei den Herrenmannschaften bezwang Leipzig das Frankfurter Team mit 18:14.

HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen: SC Leipzig - Buxtehuder SV 23:21 (11:12), BFV Frankfurt/Oder - VfL Oldenburg 24:19 (13:10), PSV GW Frankfurt/Main - TuS Walle Bremen 20:23 (10:15), TV 05 Mainzlar - SC Magdeburg 30:22 (15:7), VfL Sindelfingen - Bayer 04 Leverkusen 22:27 (13:12).

1. TuS Walle Bremen 6 6 0 0 128:104 12:0 2. TV Lützellinden 4 4 0 0 101:64 8:0 3. SC Leipzig 6 4 0 2 124:126 8:4 4. Bayer 04 Leverkusen 5 3 1 1 126:99 7:3 5. TV 05 Mainzlar 6 3 1 2 132:122 7:5 6. Buxtehuder SV 6 3 0 3 138:125 6:6 7. SC Magdeburg 6 3 0 3 117:117 6:6 8. VfL Sindenfingen 6 2 1 3 121:135 5:7 9. BFV Frankfurt/Oder 3 2 0 1 52:53 4:2 10. TuS Eintracht Minden 4 1 1 2 77:78 3:5 11. DJK SC SW Wiesbaden 5 1 1 3 90:89 3:7 12. TSC Berlin 5 1 0 4 91:115 2:8 13. VfL Oldenburg 6 1 0 5 107:149 2:10 14. PSW GW Frankfurt 6 0 1 5 118:146 1:11

EISHOCKEY

BUNDESLIGA, 8. Spieltag: Kölner EC - Schwenninger ERC 5:3 (1:1, 3:1, 1:1), EC Ratingen - ESV Kaufbeuren 4:1 (2:0, 0:1, 2:0), EC Hedos München - EHC Eisbären Berlin 5:1 (2:0, 1:1, 2:0), EHC Freiburg - Krefelder EV 1:4 (0:1, 1:2, 0:1), Mannheimer ERC - Düsseldorfer EG 4:8 (1:1, 3:2, 0:5), Berliner SC Preussen - EV Landshut 3:3 (1:2, 1:0, 1:1).

1. Düsseldorfer EG 8 8 8 8 48:17 16: 0 2. EC Hedos München 8 6 1 1 34:15 13: 3 3. Kölner EC 8 4 1 3 31:29 9: 7 4. Schwenninger ERC 8 4 1 3 27:26 9: 7 5. Mannheimer ERC 8 4 0 4 32:30 8: 8 6. Krefelder EV 8 4 0 4 29:28 8: 8 7. EV Landshut 8 3 1 4 19:28 7: 9 8. ESV Kaufbeuren 8 3 0 5 26:30 6:10 9. Berliner SC Preussen 8 2 2 4 19:25 6:10 10. EHC Freiburg 8 2 1 5 20:27 5:11 11. EHC Eisbären Berlin 8 2 1 5 23:35 5:11 12. EC Ratingen 8 2 0 6 18:36 4:12

Gestohlene Wagen auf Automarkt Gravenbruch

NEU-ISENBURG. Auf dem Automarkt in Gravenbruch konnte die Polizei am Samstag einen Mann festnehmen, der gestohlene Autos verkauft hatte. Das verdankt sie einem Zeugen, der selbst geschädigt worden war.

Der Zeuge verständigte die Beamten, nachdem er den Mann wiedererkannt hatte, der ihm vor einer Woche in Nürnberg einen gestohlenen Wagen verkauft hatte. Laut Polizei werden dem Täter drei solcher Fälle zur Last gelegt. Er soll im Auftrag eines Hintermanns aus Bonn gehandelt haben. dac

"Strategie des Verkehrssparens" Symposium des VCD / Zunehmende Lkw-Schwemme erwartet

MARBURG. Eine gezielte "Strategie des Verkehrssparens" und Transportverlagerungen hin zur Bahn forderte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) anläßlich seines ersten Güterverkehrssymposiums, das am Wochenende im Marburger Landgrafenschloß stattfand.

Nach einem erheblichen Zuwachs beim Lkw-Verkehr in den letzten 20 Jahren sei Prognosen zufolge durch die Einführung des EG-Binnenmarktes mit einem "europaweiten Anwachsen der Lkw-Schwemme um weitere 50 bis 100 Prozent" zu rechnen, so Wulf Hahn, der Sprecher des VCD-Fachausschusses Güterverkehr. Dabei seien die Belastungsgrenzen der Lärm- und Schadstoffemission für Mensch und Umwelt schon heute erreicht oder sogar überschritten.

Der durch mangelnde Unterstützung seitens der Bundesregierung politisch gewollte Rückzug der Bundesbahn aus der Fläche sei in dieser Situation das falsche Signal. Bundesweit sei die Stillegung von etwa 80 Prozent der bestehenden Gütertarifpunkte durch die Bahn geplant. Von ehemals 120 Tarifpunkten in Hessen würden dann nur 18 übrigbleiben. Diesen Plänen müsse ein regional orientiertes Güterverkehrsmanagement entgegengesetzt werden.

Von der hessischen Landesregierung erwartet der VCD daher erste Planungsschritte für ein Güterverkehrsentwicklungskonzept.

Als Beispiel für ein innovatives System zur Verkehrseinsparung beim innerstädtischen Gütertransport stellte Markus Hesse vom Wuppertaler Büro des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung das Modell "City-Logistik" vor - ein Versuch, durch die Zusammenarbeit vieler Produzenten, Spediteure und Abnehmer Lkw-Laderaum möglichst optimal zu nutzen und Leer- und Doppeltfahrten zu vermeiden. Die Kostenersparnis käme auch den Unternehmen zugute, und der innerstädtische Lastwagenverkehr lasse sich um bis zu 50 Prozent reduzieren. Das Modell, das in Wuppertal in der Planung ist, werde in Zürich und Bremen bereits erfolgreich erprobt.

Neben derartigen Lösungen für den unvermeidlichen Transport mit schweren Fahrzeugen im Nahbereich ist nach Ansicht von Stefan Schulte vom VCD-Bundesvorstand zusätzlich eine Wende in der europaweit praktizierten Politik nötig, etwa durch Einführung einer Schwerverkehrsabgabe, die sich an der zurückgelegten Strecke und am Gewicht orientieren müsse. So sollten gerechte Wettbewerbsbedingungen für die Schiene geschaffen werden. Eine entsprechende Petition des VCD an den Bundestag werde von allen großen Umweltverbänden unterstützt. Pauschale Abgaben, wie sie jetzt geplant würden, seien hingegen ein Anreiz, die Kosten zu amortisieren und noch mehr zu fahren.

Das Symposium "Güterverkehr 2000" sollte auch ein Forum sein, um Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Bundesbahn und Umweltschutz konstruktive Diskussionen statt öffentlicher Scheingefechte zu ermöglichen. Die Resonanz blieb bei Unternehmern und Politikern zur Enttäuschung des VCD jedoch sehr gering.

Immerhin signalisierte ein Vertreter der Industrie- und Handelskammer Kassel am Wochenende Gesprächsbereitschaft in Hinblick auf "Güterverkehrsrunden", die der VCD demnächst in Mittel- und Nordhessen initiieren will, um alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen.

Ziel ist es nach Auskunft eines VCD- Sprechers, "ökologisch und auf weite Sicht auch ökonomisch tragfähige" Lösungen zu finden. tap

Sportvereinigung Weiskirchen, Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost Von Gintaras Oleknavicius werden Wunderdinge erwartet

"Vorderes Mittelfeld, mit Tendenz nach oben", hatte Fußball-Bezirksoberligist Sportvereinigung Weiskirchen vor Beginn der Saison vollmundig als Ziel ausgegeben. Hintere Tabellenregion, mit Tendenz zur Bezirksliga, so lautete die Analyse der tatsächlichen Tabellensituation nach neun Spieltagen. Damit war der Zeitpunkt erreicht, um zu handeln: Harry Roth mußte den Trainersessel räumen, der 42 Jahre alte langjährige Profi Gintaras Oleknavicius wurde als neuer Cheftrainer verpflichtet. Und tatsächlich: im zehnten Saisonspiel gab es unter dem Ex-Offenbacher gegen Melitia Roth - wie berichtet - gleich den ersten Saisonsieg. Im siebten Spiel war den Weiskirchern der erste Punktgewinn überhaupt gelungen, nach dem sie so schlecht wie noch nie in die Saison gestartet waren.

Ex-Trainer Harry Roth, der das Amt von Daniel Coleman zu Saisonbeginn übernahm, glaubte dennoch nicht, daß sein Team auch gegen Ende der Saison noch auf einem Abstiegsplatz stehen wird. "Es wurde vor Beginn zuviel von der Mannschaft erwartet. Wenn ich den Kader realistisch betrachte, muß ein gesicherter Mittelplatz zu erreichen sein. Alles andere wäre Utopie", meint der langjährige Spieler und Torjäger. Jetzt will er es als Spieler unter Oleknavicius noch einmal wissen. Nicht nur Roth, sondern auch die kurzfristig verpflichteten Michael Krumbe (der Torwart trainierte Germania Dörnigheim) und Tamer Uslu (Spvgg. Langenselbold) sowie Steffen Schroth (Tempelsee, erst von einer Weltreise zurück) sollen im Rodgauer Stadtteil den Rettungsanker werfen.

Woher, so fragt man sich ohnehin, nahmen die Verantwortlichen der Sportvereinigung ihren Optimismus? Gut, mit Alberto Agnetelli holten sie einen Mann zurück, der auch bereits in höheren Klassen Tore geschossen hat. Doch dem stand eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Abgängen gegenüber. Mit Thomas Marton, Jochen Tkaltschewitsch, Rainer Bock verließen die drei erfolgreichsten Torschützen der Saison 91/92 die Sportvereinigung. Insgesamt hatte dieses Trio 25 Treffer erzielt, was fast die Hälfte aller Weiskirchener Saisontore bedeutete. Dennoch entging Daniel Coleman mit seinem Team auch in der vergangenen Saison nur um einen Punkt einem Entscheidungsspiel um die Relegationsteilnahme mit dem späteren Absteiger Düdelsheim und dem SV Birstein. "Unter den Abgängen waren Leistungsträger, die man nicht so ohne weiteres ersetzen kann", weiß auch der jetzt als Co-Trainer fungierende Harry Roth, der sich den Saisonstart wesentlich anders vorgestellt hatte. "Das Mannschaftsgefüge war überhaupt nicht so, wie ich mir das dachte", meint er und glaubt, daß dieses Problem mittlerweile behoben ist.

Nach dem 1:4 gegen Hanau 93 sowie dem 0:2 in Niederrodenbach hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt, glaubten die Macher um Fußball-Chef Richard Helm und Vereinsboß Helmut Jäger, etwas unternehmen zu müssen. Sie wurden bei Gintaras Oleknavicius vorstellig und überredeten ihn zum sofortigen Einstieg. Alberto Agnetelli, der zu Saisonbeginn oft aus dem Mittelfeld heraus agierte, spielte beim 4:3 gegen Roth Libero (!) anstatt in seiner seit Jahren gewohnten Stürmerrolle. Dafür avancierte Oliver Quell zum neuen Jungborn der Sportvereinigung. Auch Andreas David spielte beim ersten Sieg wie ein Goliath. Die Konkurrenz ist durch die Neuverpflichtungen wesentlich größer geworden. Hierdurch soll das Feld von hinten aufgerollt werden.

Verbessert werden muß auch die Disziplin. Die Sperre von Feuerbach war bereits die zweite Rote Karte der Sportvereinigung in der noch jungen Saison. Nach dem Fehlstart hatte sich Roth entschieden, noch einmal die Stiefel zu schnüren. "Ich fühle mich noch wohl auf dem Platz und glaube, daß ich dem Team nütze", erklärt Roth diese Entscheidung. Als Assistent kann er zudem in Ruhe die Details im schweren Trainerjob kennenlernen.

Hoffnungen setzt Oleknavicius auch in Steffen Schroth, der aus Australien zurückkehrte und zusätzlich für frischen Wind im Sturm sorgen soll. Auch bei seinen jungen Spielern wie Andreas und Quell scheint der Wechsel am Regiepult sofort gefruchtet zu haben. Zudem setzt er auf Torwart Michael Krumbe. Der 36 Jahre alte Ex-Profi soll retten, was zu retten ist. "Eine schwierige Aufgabe für mich und die Mannschaft, aber wir haben gegen Roth gezeigt, daß es für diese Klasse reichen könnte", freut sich Krumbe. Zusammen mit Oleknavicius stand er 78/79 im Zweitliga-Team des 1. Hanauer FC 1893, dem heutigen Klassenrivalen der Rodgauer, die mit 3:17-Punkten wenigstens den Anschluß zu den anderen "Kellerkindern" wahrten. Der erste Erfolg auf dem Sportplatz hinter dem Bürgerhaus nährt die Hoffnungen auf mehr, was auch bei vier Fix-Absteigern als unabdingbare Forderung an "Olek" und seine Schützlinge gilt.

Der Versuch, nur mit Akteuren aus den eigenen Reihen (Jugend, zweite Mannschaft) zu hantieren, mußte eigentlich scheitern. Die Einsparungen vom Sommer dürften mit den "Nachschlägen" auf dem Trainer- und Spielermarkt allerdings aufgezehrt worden sein.

HANS-DIETER PUTH

AW Bornheim zieht eine positive Bilanz

BORNHEIM. "Vielleicht werden wir schon nächstes Jahr unseren Partnerverein in Leipzig besuchen können", freute sich Heinz Gehrmann, der Vorsitzende des Ortsvereins Bornheim der Arbeiterwohlfahrt (AW). Dann könne man endlich auch persönliche Kontakte zu den neuen Freunden aufnehmen, mit denen man schon so erfolgreich zusammengearbeitet habe.

Auch ansonsten konnte der AW-Vorstand bei der Jahreshauptversammlung viel Gutes berichten: Die Mitgliederzahl habe sich trotz einiger Abgänge und Todesfälle auf 377 Personen eingependelt, die finanzielle Situation des Ortsvereins "ist gesund". Die Zusammenarbeit mit dem Vereinsring laufe ebenfalls wie geschmiert, und beim Bornheimer Nikolausmarkt am 4. Dezember wird auch die AW mit einem Stand nicht fehlen.

Selbstverständlich darf auch die Bildung bei der AW nicht zu kurz kommen: Historisches über ihren Stadtteil können die Mitglieder am 14. November bei einem Spaziergang durch Bornheim unter der Führung des Vereinsring-Vositzenden Bernhard Ochs erfahren.

Bei der Wahl des Vorstands gab es kaum Änderungen - lediglich Eugenie König ist neue Beisitzerin. Ansonsten setzt sich die Vereinsspitze wie folgt zusammen: Heinz Gehrmann (Vorsitzender), das Amt der Stellvertreterin teilen sich Maria Bender und Ursula Happ, Schriftführer ist Max Koch, Irma Greuel fungiert als Kassiererin. Beisitzer sind Helga Koch, Eugenie König, Marga Derbort, Hildegard Bornschlegel, Hermann Dickmann und Bernhard Ochs; Revisorinnen sind Charlotte Fischer und Edith Schön-Aswendt. aar

Marktburschen spendeten Neuer Fernseher für aidskranke Kinder

BERGEN-ENKHEIM. Für einen besonders guten Zweck hatten die Berger Marktburschen in diesem Jahr auf dem traditionellen Berger Markt rund 1000 Mark gesammelt: Ihnen war zu Ohren gekommen, daß auf der Infektionsstation 32/1 der Uniklinik ein Fernseher abhanden gekommen war und das Geld fehlte, einen neuen anzuschaffen.

Auf der Station 32/1 liegen viele unheilbar kranke Kinder und Jugendliche, die an der schweren Erbkrankheit Mukoviszidose oder Aids leiden. "Leider spenden die meisten Leute immer nur an die Kinderkrebsstation und vergessen ganz, daß auch andere Abteilungen der Universitätsklinik finanzielle Unterstützung nötig haben", sagte Karsten Gandor, der Vorsitzende der Berger Marktburschen.

Stolz konnten die 25 jungen Männer am vergangenen Freitag der Station einen schönen Farbfernseher und noch etwas Geld überreichen. aar

Züchten ist ein zeitaufwendiges Hobby Der Kleintierzuchtverein Griesheim zeigte die schönsten Ergebnisse seiner Arbeit

GRIESHEIM. Eine richtige Viecherei ist so ein Schönheitswettbewerb bei einem Kleintierzuchtverein schon: Eine krumme Zehe, ein kaum sichtbar schiefer Schnabel oder ein kleiner Doppelzacken im Hahnenkamm kann dem Federvieh gnadenlos die Note "U" wie ungenügend einbringen - ein durchaus niederschmetterndes Urteil.

Aber auch ein paar Gramm Gewicht zuwenig oder zuviel, eine Drehfeder oder ein kleiner Farbtupfer an der falschen Stelle - nicht die kleinste Kleinigkeit entgeht den Augen der Preisrichter.

Kein Wunder also, wenn bei der LokalSchau des Kleintierzuchtvereins Griesheim die Konkurrenten und Konkurrentinnen nervös sind: Die Hähne flattern unruhig in ihren kleinen Käfigen umher und krähen so laut; die Besucher können ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen. Die Tauben gurren und stolzieren mit geschwellter Brust umher. Allein die Kaninchen sehen das ganze Spektakel etwas gelassener: leicht lethargisch oder zumindest mit unendlicher Ruhe betrachten sie das hektische Gebaren ihrer gefiederten Genossen.

155 Nummern Geflügel und 20 Kaninchen waren am vergangenen Wochenende in einem Zelt auf dem Vereinsgelände in Griesheim vorgestellt worden und buhlten um eine gute Bewertung. "Zehnmal konnten wir beim Geflügel die Note HV (Hervorragend) verbuchen, ein überaus gutes Ergebnis", freute sich Günther Ladmann, der Ausstellungsleiter.

Vereinsmeister mit den Kaninchen wurde Horst Dehlen, mit ihren Tauben Susanne Ladmann, und mit den Hühnern Günther Ladmann, der auch gleichzeitig die Plakette der Stadt Frankfurt für sechs Hühner gewann. Ebenfalls eine Plakette gewann Günther Basquit für seine Kaninchen. Eine besondere Ehrung, den Preis des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt, bekam Susanne Ladmann für eine Taube Deutsche Modeneser gelb. Das beste männliche Kaninchen der Schau war mit 96 Punkten ein Marburger Feh-Kaninchen von KarlHeinz Richter.

Für die zahlreichen Besucher der Lokal-Schau gab es außer Kaffee und Kuchen, Bratwurst und Kartoffelsalat auch viele attraktive Preise bei der Tombola zu gewinnen.

Lediglich neun aktive Züchter hat der Verein zur Zeit, an Jungzüchtern fehlt es ganz. "Unser Hobby ist äußerst zeitaufwendig und recht kostspielig", erklärte Günther Ladmann das mangelnde Interesse der Jugend.

Jeder Züchter müsse etwa 50 Tiere aufziehen, sie jeden Tag füttern und pflegen, um dann höchstens zehn Tiere bei einer Schau ausstellen zu können. Besonders das Futter reiße manchmal ein großes Loch in den Geldbeutel. Die Tiere, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, werden meistens als Haustiere an Privatpersonen verkauft oder landen auch mal im heimischen Kochtopf.

Jahrelange Arbeit muß der Hobbyzüchter investieren, um beispielsweise einen bestimmten Farbschlag anzuzüchten. Derzeit bemüht sich Günther Ladmann um die Anerkennung des neuen Farbschlags Weiß-Blau-Columbia. Noch sind seine Tauben nicht so weit; er hofft, seine Tiere werden schon nächstes Jahr die erforderliche Mindestbewertung erreichen, um zu Schauen zugelassen zu werden.

Nächstes Jahr steht bei den Kleintierzüchtern ein wichtiges Ereignis an: Ihr Verein feiert am 28. August seinen 100jährigen Geburtstag. Und weil das so ein schöner Anlaß ist, schließt sich der Kreisverband Frankfurt mit seinem Kreisehrenabend gleich an. aar

SV Mörlenbach, Fußball-Landesliga Süd Platz unter ersten Vier als Ziel Spiele in Bernbach und gegen Griesheim geben Richtung vor

Beim SV Mörlenbach muß eigentlich die Fußballwelt in Ordnung sein: Mit 15:3 Punkten rangiert der Klub auf dem ersten Platz der Fußball-Landesliga Hessen Süd, hat schon 32 Tore erzielt und ist auf dem besten Wege in die Oberliga Hessen. Kann man da etwa meckern? Nein, man kann nicht. Nur ein einziges Mal verstimmten die Mörlenbacher ihre Anhänger und das dann gleich gründlich: Bei den bis dahin eher schwachen Neu-Isenburgern leisteten sie sich eine 0:3-Niederlage. Doch der "Ausrutscher" blieb ein einmaliger Fehltritt und die Fans nehmen ihn schon nicht mehr übel.

Zumindest die treuen Anhänger nicht, denn auch beim spektakulären 5:0-Erfolg gegen den TSV Wolfskehlen wurden am Samstag - trotz Konkurrenzlosigkeit in der Umgebung - nur rund 300 Besucher im Weschnitztal-Stadion registriert. Sie wurden von der angriffsstärksten Mannschaft der zweithöchsten Amateurklasse nicht nur durch fünf Treffer, sondern ein insgesamt attraktives Spiel der Platzherren belohnt. "Klar, gegen Wolfskehlen mußten wir gewinnen, um damit die Tabellenführung übernehmen zu können", freut sich Vorsitzender Manfred Klein. Die Südhessen überflügelten hiermit den spielfreien KSV Klein-Karben und können jetzt gelassener den Schlagerspielen an diesem Samstag (15 Uhr, Birkenhainer Weg) beim SV Bernbach (Wiedergutmachung für das 0:4 im Vorjahr ist angesagt) und gegen Viktoria Griesheim (24. Oktober) entgegenblicken. "Die Stunde der Wahrheit" nennt Klein die kommenden Aufgaben, aus denen er eine Ausbeute von drei Zählern erwartet. "Zuhause müssen wir immer gewinnen und in Bernbach will ich einen Punkt."

Was macht den Vorsitzenden so selbstbewußt, was macht den SV Mörlenbach so stark? "Wir haben einen großen, ausgeglichenen Kader und sind in der Defensive stabiler geworden", erklärt Klein. "In Schönheit sterben", das kommt beim neuen SV Mörlenbach nicht mehr vor. Besonders der Zugang von Ludger Werni als Manndecker macht sich bezahlt. Auch im Offensivbereich verstärkten sich die Mörlenbacher: Aktan Ak schlug gut ein, Stephan Baumann wird immer besser und Lutz Hofmann erzielte bei acht Einsätzen schon zehn Treffer. Jungtalent Andreas Michael faßte auch bereits Fuß in der Landesliga. Mußte er auch, denn durch die Verletzungen von Markus Rettig, Thorsten Ginader und Spielertrainer Hans-Jürgen Boysen war die Elf zeitweise stark dezimiert. "Wir hatten einiges Pech", berichtet Klein. "Teilweise fehlten gleich sieben Spieler." Noch fehlen Hein Becht (Handoperation) und Torsten Makko (Rückenzerrung).

Das Ziel des SV bleibt ein Platz unter den ersten Vier. Bernbach, Klein-Karben, Italia und Griesheim hält Klein für die Favoriten auf den Titel. Aber, "einen Aufstieg brächten wir natürlich auch über die Bühne".

"Vorhang auf" heißt es spätestens im nächsten Jahr, denn dann will Klein "einen gezielten Angriff unternehmen". Im 8000-Einwohner-Städtchen, wo zwei Vereine um die Fußball-Fans buhlen, muß allerdings das Umfeld noch etwas mitwachsen. Ein 300er-Schnitt wird dem hohen Leistungsniveau des Teams um die Ex-Profis Hofmann, Tsionanis und Spielertrainer Boysen eigentlich nur in geringem Umfang gerecht. Neidisch schielen die Mörlenbacher auf diesem Gebiet nach Bernbach oder Alzenau, wo 700 bis 800 Fans zur Tagesordnung gehören. HANS-DIETER PUTH

Byrd pfeift auf die Anatomie Deutsche Erstaufführung von "Drastic Cuts" im Mousonturm

Donald Byrd ist ein schwarzer William Forsythe, basiert wie jener auf George Balanchines Neoklassik und sucht neue Methoden von Tanzexpression. Dazu mixt er einen Schuß köstlichen Humors und ursprüngliche Freude am Bewegen, wie er sie bei Alvin Ailey erfahren hat. Nach einem faszinierenden Sologastspiel vor fünf Jahren im Gallus-Theater kommt er nun mit seiner "The Group" (USA) nach Frankfurt. Im Mousonturm zeigt er als Deutsche Erstaufführung "Drastic Cuts", einen anregenden Verschnitt aus Choreographien der letzten beiden Jahre.

Sieben Tänzer, darunter drei Frauen, zucken wie Blitze in heftigem Gewitter über die Bühne. Gottseidank brauchen die tobenden Irrwische keine Deokration, sonst würden sie den engen Raum sprengen. Mio Morales' Musik forciert noch den Tanz. Seine heißen Rhythmen vom Soundcomputer mixen Jazzelemente, Songfetzen, Naturlaute oder Klassikmotive zu irisierender Klangwucht.

Die Akteure biegen sich geschmeidig. Nie scheint sie ein Gelenk zu sperren. Der Choreograph Byrd pfeift auf die Gesetze der Anatomie. Im ersten Teil seines Tryptichons marschieren vier Herren als Corps de ballet auf. Klassische Grundelemente brechen zu skurrilen Variationen und ironisieren so steife Ballettkonvention. In die Gruppe drängen mit verführerisch-erotischen Posen nacheinander alle Damen. Ganz barfuß ohne Spitzenschuhe verulkt man Neoklassik in ständig neuen Formationen. Quirrlige Extremitäten schießen pfeilartig aus korkenziehermäßig geschraubten Rümpfen. Elegische Hebungen dauern schier unendlich. Ständiger Wechsel zwischen poetischer Ruhe und Wahnsinnstempo erzeugt elektrisierende Spannung.

Der Mittelteil erregt und ärgert zugleich. Er ist dem sorglosen Sextreiben einer naiven Jugend in New York abgeschaut, die hemmungslos ohne Aidsfurcht querbeet liebt und sich ausgelassen amüsiert.

Am Schluß kulminiert der Abend in erotischer Orgiastik. Mit hautengen, schwarzen Trikots bekleidet, legen die grazile Ruthlyn Salomons und ihr kräftiger Partner Michael Blake ein fulminantes Duo aufs Parkett wie aus Forsythes legendären "Love Songs", nur etwas zartfühlender in engen Umschlingungen. Bei seinen drastischen Schnitten explodiert Donald Byrds "The Group" voller Energie wie ein Atom nach seiner Kernspaltung, ein mitreißendes Stück modernen Tanzes. RONALD LANGER

Erk und Proß total abgemeldet Münn der große Antreiber / Bad Vilbel - Neukirchen 0:3 (0:1)

Neukirchen nahm im Aufsteiger-Duell zu Recht beide Punkte mit nach Hause. Die Gäste waren im Mittelfeld wesentlich stärker und gingen dort sehr effektiv zu Werke. Außerdem war Wendler im Sturm ein ständiger Gefahrenherd. Auf der Gegenseite waren dagegen Erk bei Englert und Proß bei Stuckhardt abgemeldet. Besonders in der ersten Hälfte wirkte deshalb die Abwehr der Bad Vilbeler, in der nur Torwart Grüneisen einen starken Eindruck hinterließ, total verunsichert. Trotz aller Bemühungen konnte auch Libero Rang die von seinen Vorderleuten verursachten Löcher nicht stopfen.

Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis die Gäste in Führung gingen. Nach Zuspiel von Münn markierte Schmier den ersten Treffer. Danach hätte schon frühzeitig die Entscheidung zugunsten von Neukirchen fallen müssen. Erst rettete Grüneisen nach einem Solo von Wendler in höchster Not, dann parierte er einen Schuß von Müller per Fuß. In dieser Phase tat sich Münn als unermüdlicher Antreiber im Mittelfeld hervor, sein Bewacher Webert bekam ihn nicht unter Kontrolle. Die einzige nennenswerte Chance der Platzherren war in der 23. Minute zu registrieren, als Torwart Seum bei einem Freistoß von Erk auf der Hut sein mußte.

Nach dem Wechsel waren dann die Bad Vilbeler überlegen, weil der eingewechselte Pucher im Mittelfeld für mehr Druck sorgte. Aber der Ausgleich fiel nicht. Statt dessen machte sich die Kontertaktik der in Auswärtsspielen bisher punktlos gebliebenen Neukirchner bezahlt. Rickert nach Zuspiel von Meckbar und Schmier nach Vorarbeit von Rickert waren die Torschützen. Allen voran der von Jung nicht zu bremsende Rickert tat sich dabei neben Münn im Mittelfeld hervor. Obwohl sich die Gastgeber bis zuletzt anstrengten, war der Gegner dem 4:0 näher als die Bad Vilbeler dem Anschlußtor. Dabei verhinderte Torwart Grüneisen eine höhere Niederlage seiner Mannschaft, als er in der Schlußphase unter anderem gegen Sicaja rettete.

HEINZ BERZ

Bad Vilbel: Grüneisen, Rang, Sommer, Rodriguez, Waldschmidt (60. Becker), Jung, Webert, Nix (46. Pucher), Deuerling, Proß, Erk.

Neukirchen: Seum, Winkler, Englert, Stuckhardt, Schmier, Müller, Sicaja, Rickert, Münn, Wendler, Meckbach (73. Schneider).

Schiedsrichter: Windsperger (Reichenbach).

Tore: 0:1 Schmier (14.), 0:2 Rickert (59.), 0:3 Schmier (67.).

Viel Mittelmaß im Käfig Hitze beeinträchtigte Sachsenhäuser Kleintierzucht

SACHSENHAUSEN. "Herausragend ist in diesem Jahr gar nichts", zeigte sich Rudolf Fischer, stellvertretender Ausstellungsleiter des Kleintierzüchtervereins Sachsenhausen, enttäuscht von den Zuchtergebnissen des Jahres. "Es war in diesem Jahr zu heiß und zu trocken", erklärte er am Rande der fünften Freilandschau des Vereins. "Und eincremen kann man das Geflügel ja nicht", meinte er lachend.

Dennoch hatten sich die Vereinsmitglieder viel Mühe gegeben und ihre "Chabo" und "Holländischen Zwerghühner", die "Hamburger Silberlack" und hochnäsige "Zwerg-Paduaner" sorgsam in Käfigen auf der vereinseigenen Anlage "Am Speckweg 2" zur Begutachtung durch das Publikum ausgestellt. Die Preisrichter waren am ersten Tag der zweitägigen Leistungsschau erschienen. Otto-Werner Fischer konnte für seine Hühner der Rasse "Zwerg-Hamburger" die Landesverbandsprämie entgegennehmen und Michael Dettmer wurde für seine Zuchterfolge mit den "gold-weizenfarbigen Chabo" gleich mehrfach ausgezeichnet. Lorbeer auch für Rudolf Fischer: Seine "Pfautauben" wurden mit dem Vereinspokal prämiert.

An vielen anderen Hühnern hatten die Bewerter jedoch Kritik geübt: Bei einigen Zwerghühnern fehlte die "Besichlung" an den Beinen - als Bewertung gab es nur noch ein "B" für befriedigend. Als ältestes Vereinsmitglied verfügt Fischer freilich über einen Vorrat an kleinen Tricks, solche Mängel zu kaschieren. Fehler in der Zeichnung der Hühner können beispielsweise mit Zinksalbe übertönt werden. Auch der gefürchtete "Doppelkamm" bei den Hähnen ließe sich durch einen - "Schnibbeln" genannten - kosmetischen Eingriff korrigieren. Doch davon rät Fischer ab: "Auf diese Weise hat sich schon so mancher Züchter seine Zucht versaut und ein ganzes Jahr verloren."

Zum Bedauern der etwa 70 Vereinsmitglieder kann auf der Zuchtanlage am Speckweg kein Wasssergeflügel gezogen werden: "Es ist kein Gewässer mit einem Zu- und Ablauf vorhanden", sagte Ausstellungsleiter Klaus Fuchs. Aber auch Kaninchen sind nicht zu sehen. Zum Ausgleich halten die Kleintierzüchter jedoch eine Ziege: "Das ist vor allem für die Kinder schön, denn die können im Frühjahr mit den Zicklein spielen", erläuterte Fuchs. Zur Freude des Nachwuchses werden in der Sommerzeit auch Meerschweinchen ausgesetzt.

Schon jetzt schmieden die Mitglieder des Kleintierzüchtervereins Pläne für die 100-Jahr-Feier im übernächsten Jahr. "Wir wollen die Anlagen mal wieder auf Vordermann bringen, die Wege entkrauten und die Zäune ausbessern", erklärte Fuchs das Arbeitsprogramm für die Vereinsmitglieder im nächsten Jahr. Zudem solle eine Chronik der Vereinsgeschichte erarbeitet werden, die bis ins Jahr 1894 zurückreicht. kan

Der Schelmenmarkt: Das heutige Programm

GELNHAUSEN. Für den heutigen Montag steht auf dem Programm des Schelmenmarktes der "Gellhäuser Frühschoppen" mit Musik und Gebabbel im Festzelt. Beginn ist um 10.30 Uhr.

Um 14 Uhr startet ein Kindernachmittag auf der Müllerwiese. Ein Feuerwerk ab 21 Uhr signalisiert schließlich den Festausklang. lex

HANDBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SC Leipzig - EHV Aue 18:18, VfL Heppenheim - TV Gelnhausen 23:21, SG Stuttgart-Scharnhausen - TuS Kaiserslautern 22:20, VfL Pfullingen - TSG Ludwigsburg-Oßweil 23:21, TuS Eintr. Wiesbaden - CSG Erlangen 19:19, TuS Fürstenfeldbruck - VfL Günzburg 18:17.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Mitte: Dessauer SV ZAB - SV Versmold 24:15, VfL Eintracht Hagen - TV 05/07 Hüttenberg 20:16, ThSV Eisenach - TV Emsdetten 23:25.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Blau-Gelb Berlin - 1. SV Eberswalde/Britz 17:18, BSV Stahl Brandenburg - SV GW Wittbg. Piesteritz 25:11, 1. SC Göttingen 05 - FSV Magdeburg 30:23, TuS Nettelstedt - SV Post Schwerin 21:18, VfL Bad Schwartau - TSV GWD Minden 23:17, Blau-Weiß Spandau - SC Cottbus 27:21.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: TSV Nord Harrislee - HC Empor Rostock 26:16 (13:8), TSG Wismar - SV Neubrandenburg 16:16 (10:8), Hastedter TSV Bremen - TH Eilbeck 23:20 (8:10), VfL Oldesloe - Rein. Füchse Berlin 21:13 (11:6), SV Berliner VB 49 - Blau-Weiß Frankfurt/Oder 18:17 (12:6), TuS Alstertal - Holstein Kiel 18:16 (7:8).

Türken lieben Mercedes

Im Konsumverhalten sind die in Deutschland lebenden Türken nicht nur längst integriert, sondern in manchen Bereichen sogar investitionsfreudiger als deutsche Konsumenten. So fahren zum Beispiel gut 20 Prozent der türkischen Autofahrer einen Mercedes, bei den Deutschen sind es nur 7,6 Prozent. Die Hälfte der türkischen Haushalte bevorzugt beim Sparen Bausparverträge, bei den Deutschen haben nur 20 Prozent einen. Im Gegensatz zu 5,8 Prozent der deutschen Familien besitzen 20,8 Prozent der türkischen eine Videokamera, 61,5 Prozent der türkischen Haushalte verfügen über eine, 10,1 Prozent sogar über zwei HiFi-Anlagen. 15,2 Prozent der türkischen Haushalte und damit mehr als deutsche (10,9 Prozent) sind mit einem Home- oder Personalcomputer ausgestattet. Diese Zahlen gehen aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Zentrum für Türkeistudien an der Universität/Gesamthochschule Essen erarbeitet hat. dfd

HANDBALL BUNDESLIGA, Männer: TSV Bayer Dormagen - SG VfL Hameln 18:17 (9:7), TV Niederwürzbach - SG Wallau-Massenheim 21:19 (9:8), TV Eitra - THW Kiel 19:19 (8:9), SG Flensburg-Handewitt - VfL Gummersbach 15:15 (7:6), TBV Lemgo - SG Leutershausen 19:14 (9:7), TV Großwallstadt - VfL Fredenbeck 25:22 (12:8).

1. THW Kiel 6 4 1 1 113:105 9:3 2. TBV Lemgo 5 4 0 1 86:86 8:2 3. TV Großwallstadt 5 3 1 1 104:90 7:3 4. TUSEM Essen 5 3 1 1 107:105 7:3 5. SG VfL-BHW Hameln 5 3 0 2 113:101 6:4 6. TSV Bayer Dormagen 5 2 2 1 96:90 6:4 7. TSV Milbertshofen 4 2 1 1 73:72 5:3 8. SG Wallau-Massenh. 5 2 1 2 103:93 5:5 9. SG Leutershausen 5 2 1 2 91:91 5:5 10. TW Niederwürzbach 5 2 1 2 109:110 5:5 11. TuS Schutterwald 4 2 0 2 85:91 4:6 12. VfL Fredenbeck 5 1 2 2 112:113 4:6 13. TV Eitra 5 1 2 2 106:112 4:6 14. SC Magdeburg 4 1 1 2 76:80 3:5 15. SG Flensburg-H. 5 1 1 3 92:92 3:7 16. NCE Rostock 6 1 1 4 108:119 3:9 17. TURU Düsseldorf 4 1 0 3 76:88 2:6 18. VfL Gummersbach 5 0 2 3 80:92 2:8

Spitzensport im Sitzen Das VSG-Damenteam gewinnt Behindertenturnier

FRANKFURT A. M. "Ich habe sogar meinen Ehemann hier kennengelernt", lacht eine Sportlerin vom Damen-Sitzballteam der Versehrten-Sportgemeinschaft Frankfurt (VSG). Für sie und viele andere ist der Klub für körperlich behinderte Menschen nicht nur ein Verein rein sportlicher Natur, sondern eine wichtige Anlaufstelle für soziale Kontakte. Hier trifft sie Menschen mit ähnlichen Problemen, mit denen sie einfach mal reden kann. Und Erika Frisch, Pressewartin der VSG, fügt hinzu: "Bei uns geht es immer locker und fröhlich zu."

Zum Sitzball- Freundschaftsturnier neulich in der Wilhelm-Merton-Schule beispielsweise sind 16 Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Das Turnier ging über den sportlichen Anlaß hinaus, es wurden Kontakte in die ganze Republik geknüpft. Dabei ist Sitzball nur eine von vielen Sportarten, die die VSG ihren 400 Mitgliedern zu bieten hat.

"Es gibt bei uns zum Beispiel viele Sportarten für Blinde - das reicht von Leichtathletik bis Kegeln", erläuterte Erika Frisch. Weiter wird für Kinder jeden Freitag von 16 bis 17 Uhr Schwimmen im Stadtbad Mitte angeboten, zum Tischtennis geht's in die Riedhof-Schule. "Bei uns ist jedes Alter und jede soziale Schicht vertreten", versichert Frau Frisch, "das jüngste Mitglied ist drei Jahre alt, unser Ältester jetzt 87". Diese ausgewogene Mischung sei wichtig, jederzeit könne man dazustoßen. "Es gibt ja Menschen, die erst im Alter beispielsweise ein Bein verlieren. Die können jederzeit hier mitmachen, ohne Angst haben zu müssen, den sportlichen Einstieg eventuell schon verpaßt zu haben."

Im Sommer treffen sich die VSG-Mitglieder regelmäßig im Rödelheimer Brentanobad, wo auch ihr Vereinsheim steht. Sie haben dort ihre eigene Liegewiese mit einer Tür zur großen Wiese des Freibades. Eine generelle Gruppeneinteilung gibt es nicht, jeder kann jederzeit in seinem Verein Sport treiben.

Am erfolgreichsten ist derzeit das Damen-Sitzballteam. Bei der Deutschen Meisterschaft im Mai in Stuttgart belegten sie den dritten Platz. Beim Freundschaftsturnier in der Wilhelm-Merton- Schule erreichten sie den ersten Platz, gefolgt von Herne und Neunkirchen. Bei den Herren erreichte Leipzig Platz eins, Frankfurt wurde Vize und Rüsselsheim Dritter. col

Im Kampf um Einschaltquoten wird Aggression zum Programm Wie haben private Radio- und TV-Sender die politische und journalistische Kultur verändert / Eine Diskussionsveranstaltung der FR

Reifenrath: Sie lenken und leiten eine Sendung, die nicht in dem Ruf steht, einen zimperlichen Ton zu favorisieren. Herr Meyer, stimmen Sie unserer Diskussionsthese "Aggression als Progamm" zu?

Meyer: "Einspruch" ist natürlich eine neue Form von Journalismus. Die privaten Anstalten gehen von den klassischen Formen des Journalismus weg. Es ist eine neue Form. Aggression ist nicht einzig und allein Programmgegenstand, sondern lediglich ein Vehikel. Es geht nach wie vor um Inhalte, aber Aggression, Aggressivität ist etwas außerordentlich Wichtiges. Das setzt sich in der Entwicklungsgeschichte der privaten Anstalten, die 1984 angefangen hat, sicherlich fort und läßt sich sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im journalistischen Bereich betrachten.

Reifenrath: Frau Bußmann, "Aggression als Programm", würden Sie dem zustimmen, insbesondere im Privatfernsehbereich. Und würden Sie Herrn Meyer zustimmen, wenn er sagt, daß das eine zulässige, notwendige Form ist?

Bußmann: Ich komme aus einem anderen Programm, aus einer anderen Kultur. Die Kultur im Hörfunk ist eine Nische, in der es allerdings mittlerweile ziemlich kalt wird. Ich meine, daß die Aggression ohnehin Programm ist bei den Privaten, aber auch bei den ÖffentlichRechtlichen. Das ist eine unvermeidliche Folge der Einführung des dualen Systems. Daß das eine journalistische Position ist, die Herr Meyer vertritt, da habe ich meine Zweifel, jedenfalls nicht im traditionellen Sinn journalistisch.

Reifenrath: Herr Graf, würden Sie auch für Ihren Sender Pro 7 der These zustimmen, "Aggression als Programm", oder sehen Sie das aus Ihrer Warte anders, und würden Sie zumindest das für andere Bereiche des Privatfernsehens dann so akzeptieren?

Graf: Wenn wir die Aggression definieren im Sinne von Programm und Werbung wird schneller, wird direkter, zielt auf den Zuschauer, würde ich dieser These zustimmen. Der Erfolg des Privatfernsehens liegt genau darin, daß es sich mehr an den Zuschauer wendet, daß es schneller ist, daß es irgendwie interessanter ist, daß es auch neue, andere Inhalte transportiert und mit diesem neuen, anderen Inhalt auch andere Dinge macht. Ich glaube, daß die Fernsehanstalten (seit der Einführung des Privatfernsehens, die Red.) sich sehr viel direkter auf das Publikum ausgerichtet haben. Die Jagd nach den Einschaltquoten ist nichts anderes als der Versuch, dem Wunsch des Publikums nachzukommen, genau das zu senden, was das Publikum sehen will und das nicht zu senden, was das Publikum nicht sehen will. Ich glaube, daß es sich auch noch verändern wird, weil, wenn alles schneller, direkter, bunter usw. wird, dann wird sicherlich irgendwann wieder derjenige Sender mehr Erfolg haben, der genau dieses nicht macht, der ruhig, nachdenklich wird usw., das wird aber der Markt mit der Zeit regeln.

Reifenrath: Herr Bolz, von Ihnen hätte ich gerne aus der Sicht des Wissenschaftlers gewußt, kann man das, was bisher gesagt worden ist, auch quantifizieren? Könnten Sie die Dimension der Veränderungen darlegen?

Bolz: Ich bin kein Kommunikationswissenschaftler, sondern ein Kommunikationstheoretiker, das ist ein gewaltiger Unterschied. Die Kommunikationswissen- schaftler jagen dem Phantom von Quantifizierung nach, sie machen diese wunderbaren Statistiken mit Einschaltquoten, mit irgendwelchen Erhebungen über Veränderungen der Sehgewohnheiten.

Kommunikationstheorie dagegen unternimmt den Versuch zu untersuchen, ob es gewisse Wahrnehmungsmuster gibt, die sich im Zusammenhang mit Medien rückkoppeln, verstärken oder verändern. Da würde ich sagen, daß die Formulierung "Aggression als Programm" geschickt gewählt ist. Wenn Sie's vor dem Hintergrund der berühmten alten Formel von Marshall McLuhan lesen "The medium is the message", dann heißt das im Klartext, Aggression ist selber das Medium, das hier als Botschaft gesendet wird. Und das, finde ich, ist eine positive Entwicklung.

Denn die Alternative zu Aggression als Programm ist - was wir bisher hatten - Langeweile als Programm. Daß dies in Deutschland als Problem empfunden wird, ist nur verständlich vor dem Hintergrund, daß in Deutschland journalistische Techniken ganz besonders langweilig und ganz besonders betulich sind. (. . .)

Bei uns sind zumindest die öffentlichrechtlichen Journalisten unfähig, unter die Oberfläche der Politik auch nur einen Millimeter zu dringen auf Grund ihrer Langweiligkeit, Betulichkeit und Ängstlichkeit. Es ist bittere Notwendigkeit, mit einer - meinetwegen - amerikanisierten Aggressivität die Langeweile der Berichterstattung und der Interviews zu durchbrechen. Daß das dann auch Folgen für andere Programmteile hat, scheint mir sinnvoll zu sein.

Die Angst vor Aggression ist ein spezifisch deutsches Phänomen, dahinter steckt meines Erachtens ebenfalls diese Wahnvorstellung, die Menschen seien friedlich, gut und brav, und das beste wäre, dieses Verhalten und dieses Pattern rückzukoppeln. Ganz im Gegenteil, die Lust, die man empfindet, wenn jemand aggressiv interviewt wird - das macht Spaß zuzuhören. (. . .) Also, ein entschiedenes Plädoyer für die Aggressivität.

Reifenrath: Frau Scheithauer, können Sie sagen, ob es denn wirklich um diese harten Alternativen Aggression gegen Betulichkeit geht oder ob es nicht kompliziertere Zwischentöne gibt?

Scheithauer: Ich will ja nicht sagen, daß das, was Herr Bolz sagte, mich aggressiv gemacht hat, aber ich stimme ihm in keinem Fall in dieser scharfen Form zu. Natürlich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in die Jahre gekommen und natürlich hat er auch langweilige Programme, natürlich sind viele Politiker viel zu lange viel zu sanft angefaßt worden. Aber die Alternative kann wohl nicht Aggressivität sein. Aggressiv im Sinne von laut, nicht mehr den Argumenten zuhörend. Die Alternative ist ein journalistisches Programm, daß der Interviewer seine professionelle Position nicht verläßt.

Es kann ja wohl auch nicht wahr sein, daß wir einer Phantom-Diskussion hier aufsitzen oder daß vor Beginn des Kommerzfernsehens das Programm nur langweilig war. Gewiß, in die Jahre gekommen ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit vielen Fehlentwicklungen. Aber wir hatten auch einen gesellschaftlichen Konsens, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Teil der Kultur beschrieb.

Mit dem Verfassungsgerichtsurteil von 1986 und dem Rundfunkstaatsvertrag von 1987 hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tritt das Privatfernsehen - und das ist business. Das muß man zur Kenntnis nehmen, nur daraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen - bis in die Programme hinein.

Bußmann: Wenn das so ist, so fabelhaft, wie Sie das geschildert haben, Herr Bolz, dann möchte ich Sie bitten, zu beschreiben, welche Fortschritte die politische Kultur in diesem Land gemacht hat mit der Einführung des privaten Rundfunks.

Bolz: Die politische Kultur hat sich nicht dadurch verändert, daß private Fernsehanstalten über sie berichten oder sie prägen, sondern sie paßt sich langsam an an das, was sie tatsächlich de facto tut, nämlich Scheinpolitik zu betreiben. Man weiß doch, daß das per se sehr viel mehr Schauspielerei als souveräne Entscheidung ist.

Bußmann: Ich muß Sie noch mal fragen, Sie haben gesagt, es ist ein enormer Vorteil, daß endlich die langweiligen Politikinterviews in den Öffentlich-Rechtlichen ersetzt werden durch eine amerikanische Art zu interviewen, daß man direkt darauf zugeht und wirklich die Hintergründe abfragt. Wird das in den privaten Serien und Interviews wirklich gemacht? Haben wir das erreicht, daß Politiker wirklich gefragt und Hintergründe aufgedeckt werden, das Gegenteil ist der Fall. Es ist oberflächlicher geworden. (. . .)

Bolz: (. . .) Es ist eine Illusion zu glauben, Argumente zu entwickeln. Um ein Argument zu entwickeln, braucht man Zeit, man braucht Besonnenheit, das sind Dinge, die man in Massenmedien nicht entwickeln kann. Man kann unter Bedingungen von Massenmedien nicht argumentieren. Man muß mit ganz anderen Techniken operieren. (. . .)

Wenn einer anfängt, im Fernsehen über eine Minute zu reden, dann muß jemand sagen, entschuldigen Sie, Sie sind in der falschen Sendung. Genau das können unsere Leute nicht, sie müssen umgekehrt Politiker genauso belehren wie andere Leute, die sich in Massenmedien profilieren, in wenigen Strukturen, in wenigen Sätzen, in headlines, das zu sagen und zu präsentieren, was sie zu sagen haben. Das heißt ja nicht, daß das die ganze Wahrheit ist, das heißt nur, daß unter Massenmedienbedingungen es keine andere Form von Darstellung gibt.

Reifenrath: Herr Meyer, wie konstruieren Sie Ihre Sendung, wie läuft das ab? Mein Eindruck ist, Ihre Sendung hat Arenencharakter. Frau Scheithauer hat gesagt, das Studio sei die eine Hälfte und die andere Hälfte das Publikum zu Hause.

Meyer: (. . .) Wir müssen die Frage, in welchem Umfang kann neuer privater Journalismus politische Kultur beeinflussen, auch aus der Geschichte der privaten Anstalten herauslesen. Es ist kein Zufall, daß die Erfolgsgeschichte der Privaten wesentlich auch mit der Geschichte des Journalismus zusammenhängt. (. . .)

Es gab 1984 ein kurzes Programm von täglich nur fünf Stunden bei RTL, und das Herzstück dieses Programms war eine Nachrichtensendung, die von Journalisten gern als "Nachrichten-Show" bezeichnet wurde. Aber damals haben sie gemerkt, daß in der ganz kurzen Nachrichtenform sicherlich keine neue Form von Journalismus steckt. (. . .)

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte privater Sender gab es dann solche Veranstaltungen wie der "Heiße Stuhl", den ich über einige Jahre moderiert habe, der zum ersten Mal in einer sehr arenenartigen Form auch die Überlegung durchgesetzt hat, daß man mit den Politikern anders umgehen muß. In einer Minute dreißig kann man nicht eine andere Antwort herausfordern, egal wie man fragt, das funktioniert nicht. Aber wenn man Politiker vor sich hat, und ich meine durchaus physisch vor sich hat, sieht das alles schon wieder völlig anders aus, dann kann man mit ihnen auch anders umgehen.

Wenn Frau Bußmann danach fragt, in welchem Umfang sich politische Kultur verändert hat, so ist das zunächst einmal über den Eintritt in die Unkultur geschehen. Denn was in diesen Sendungen, die auf Arenenartigkeit, auf Konfrontation, auch auf körperliche Nähe und Auseinandersetzung angelegt sind - das war beim "Heißen Stuhl" genauso wie jetzt auch bei "Einspruch" -, dann hat das damit zu tun, einen Kontrahenten, der sich bitte schön äußern möchte, nicht entwischen zu lassen. Dieses hängt weniger - und das gebe ich gerne zu - mit Hintergründen zusammen, als vielmehr mit der Art und Weise, wie derjenige, der sich dort äußern soll, darauf reagiert, was man ihn fragt, was andere ihm zum Beispiel vorhalten.

In dieser Zeit von sehr heftigen Konfrontationen, die wir suchen, entsteht für mein Gefühl eine neue Qualität von Diskussion dadurch, daß das Interesse allein darauf gelenkt wird, wie reagieren Menschen, wenn man sie mit ungewöhnlichen Argumenten konfrontiert. (. . .)

Wir versuchen u. a. in einer arenenartigen Form mit 200 Zuschauern auf amphitheatermäßig ansteigenden Rängen, Politiker mit Leuten, die in irgendeiner Art und Weise an Gesetzesverfügungen, Verordnungen oder sonstwas leiden, miteinander ins Gespräch zu bringen. Da wird es bisweilen sehr, sehr heftig. Daran merkt man auch, wie wenig diskussionsfähig viele der Damen und Herren in Verantwortung bisweilen sind, wenn sie sich mit denen, für die sie Gesetze machen, fast schon nicht mehr unterhalten können.

Scheithauer: Wenn ich Herrn Bolz richtig verstehe, dann kann ich seine Aussage so zuspitzen, daß das Fernsehen das völlig untaugliche Medium ist für jedwede Art der intellektuellen Auseinandersetzung. D. h. dieses Medium taugt weder für journalistische Konzepte noch für journalistische Ansprüche. Dann aber kommt Herr Meyer und erfindet den Journalismus neu. Dabei räumt Herr Meyer ein, daß er eine Unkultur des Streits pflegt - vielleicht dem höheren Ziel gewidmet, jemals die Stufe der Kultur zu erreichen.

De facto geht es Ihnen aber nur um eine Form von Entertainment. Sie hetzen Diskussionsgladiatoren aufeinander. Es zählt nicht das Argument, es zählt nur die Vehemenz, mit der es vorgetragen wird, die Heftigkeit, vielleicht auch Lautstärke.(. . .)

Graf: (. . .) Momentan klingt es so, als wären "Explosiv" oder "Einspruch" das, was das private Fernsehen zu bieten hat, und damit wäre das Ende der Fahnenstange bereits erreicht, und dieses müßte sich nun mit dreißigjähriger öffentlich-rechtlicher Kultur messen - das ist sicherlich nicht so. Diese politischen Magazine sind ein Teil der Entwicklung. Wo das hinläuft, wird der Markt, die Nachfrage via Einschaltquoten regeln.

Diese Einschaltquoten sind ja nichts anderes als Wunschäußerungen von mündigen Bürgern. Wenn sie nun per Knopfdruck "Explosiv" oder "Einspruch" wählen, dann sollte man das so hinnehmen. Man sollte nicht die ganze Zeit darüber diskutieren, wie soll Journalismus eigentlich aussehen, sondern man soll mindestens auch die andere Seite sehen und fragen, was wollen die Leute eigentlich sehen.(. . .)

Soll die Entwicklung abwarten, was passiert in den nächsten Monaten, was passiert in den nächsten Jahren.

Bußmann: Ich finde schon, daß es wichtig ist, grundsätzlich zu argumentieren. Was Herr Bolz sagt, ist vermutlich richtig, daß das Fernsehen notwendigerweise, ob öffentlich-rechtlich oder privat, die politische Kultur verändert und verändert hat. Die Öffentlich-Rechtlichen haben es langsamer getan, und die Privaten tun es jetzt in dem dualen System im wirklichen Galopp. Ich hab' ein Zitat gefunden von 1984, wo jemand gesagt hat, die Mediensituation, das Fernsehen in den neunziger Jahre, wird gnadenlos werden.

Es geht um Unterhaltung, und Unterhaltung ist entweder erfolgreich oder sie ist nicht erfolgreich. Über Qualität wird nicht gesprochen. Daß das Fernsehen eine kulturschmelzende Kraft hat, das glaube ich, ist richtig. Die Aufnahme von Bildern und von schnell geschnittenen Bildern mindert die Distanz des Zuschauers. Dabei wird die Distanz zu dem, was wir geboten bekommen, immer geringer.

Eine Grundsatzdiskussion über das, was Medien uns zumuten oder zumuten können, gibt es ja schon lange nicht mehr. Es hat sie auch nicht gegeben, als das duale System eingeführt wurde. (. . .) Gerade die Wertkonservativen, die so vieles zu bewahren trachteten, haben dafür gestimmt, daß es die Kommerziellen geben soll, und haben sich klar dagegen ausgesprochen, daß das von den Besatzungsmächten uns geschenkte System des Öffentlich-Rechtlichen - daß das dann weiß Gott nicht so sonderlich gut ausgenutzt worden ist, das will ich überhaupt nicht bestreiten -, daß dieses Konkurrenz bekam, das ist eine gewollte Entwicklung, die zu dem führt, was wir heute haben. Und, ich glaube es ist ganz richtig, wir sind noch lange nicht am Ende dessen, was uns dieser Medienmarkt zu bieten hat. Das kann man gar nicht pessimistisch genug sehen.

Reifenrath: Herr Meyer, mich würde interessieren, da Sie hochgradig emotional belegte politische Themen zu Ihrem Pro-

TISCHTENNIS BUNDESLIGA, Männer: TTC Helga Hannover - Post SV Mülheim 2:6, Spvg. Steinhagen - TTC Esslingen 6:0.

BUNDESLIGA, Frauen: DSC Kaiserberg - TSG Dülmen 1:8, VfB Lübeck - FC Langweid 6:8, Spvg. Steinhagen - TuS Jahn Soest 8:1, TuS Glane - FC Bayer Uerdingen 8:5.

Neuer BMW-Designer

Die Bayerische Motoren Werke AG (BMW München) hat einen neuen Chefdesigner. Es ist der Amerikaner Christopher Edward Bangle (35), der nach BMW-Angaben zuletzt das Design-Zentrum des italienischen Automobilkonzerns Fiat in Turin leitete und am 1. Oktober bei BMW eintrat.

Bangle, der nach seinem Studium in den USA zunächst für Opel tätig war, tritt die Nachfolge von Claus Luthe an, der 1990 seinen drogenabhängigen Sohn nach einem Streit erstochen hatte. Luthe, vorzeitig aus der Haft entlassen, ist für BMW weiterhin als Berater tätig. In der BMW-Abteilung "Entwicklung und Design" sind rund 130 Mitarbeiter tätig. vwd

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 7. Spieltag: Brandt Hagen - MTV Gießen 93:114 (43:52), BG Stuttgart/Ludwigsburg - Alba Berlin 75:91 (33:46), TTL Basketball Bamberg - SG FT/MTV Braunschweig 88:87 (48:42), Tübinger SV - TuS Bramsche 78:85 (42:44), SSV Ulm - SVD Dortmund 82:69 (29:37).

Gruppe Nord:

1. TSV Bayer 04 Leverkusen 6 6 0 559:429 12: 0 2. SG Braunschweig 7 4 3 582:592 8: 6 3. ALBA Berlin 7 4 3 593:605 8: 6 4. TuS Bramsche 6 3 3 533:540 6: 6 5. Brandt Hagen 7 3 4 632:647 6: 8 6. SVD Dortmund 7 2 5 542:615 4:10

Gruppe Süd:

1. BG Stuttg./Ludwigsburg 7 5 2 604:573 10: 4 2. TTL Basketball Bamberg 7 5 2 590:569 10: 4 3. MTV 1846 Gießen 7 4 3 633:569 6: 8 4. SSV Ulm 1846 7 3 4 550:546 6: 8 5. TVG Basketball Trier 7 3 4 500:518 6: 8 6. Tübinger SV 7 0 7 523:638 0:14

EG und USA ringen um Welthandel Geheimverhandlungen in Brüssel / Pariser Vorbehalte / Bushs plötzliches Interesse

ha BRÜSSEL. Vertreter der USA und der EG sind zu Geheimverhandlungen zusammengetroffen, um die möglicherweise letzte Chance für einen Kompromiß bei den Gatt-Verhandlungen zu nutzen. Ein "Durchbruch" bei der Reform des Welthandels hängt wesentlich von diesen beiden Hauptkontrahenten ab. Unterrichtete Kreise betonen, es gehe dabei nicht nur um die seit Ende 1990 in den Vordergrund gerückten Agrarprobleme, sondern um einen Globalkompromiß zwischen den mehr als hundert Partnerstaaten des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens Gatt.

Da die Initiative für diesen neuen Anlauf von US-Präsident George Bush inmitten seines Wahlkampfs ausgegangen war, wurden die Erfolgsaussichten der heute zu Ende gehenden Gespräche in diplomatischen Kreisen skeptisch bewertet.

Einzelheiten des erwarteten Washingtoner "Kompromißangebots" wurden zunächst nicht bekannt, denn beide Delegationen verhängten eine strikte Nachrichtensperre. Andeutungen zufolge wird jedoch erwartet, daß Washington die von den zwölf EG-Regierungen beschlossene Reform der europäischen Agrarpolitik als Fortschritt anerkennen wolle und deshalb auf den bisher geforderten schrittweisen Abbau der den Bauern der Gemeinschaft zugesicherten "direkten Einkommens-Ausgleichsbeihilfen" verzichten werde. Andererseits, so heißt es, verlange die US-Regierung mit Rücksicht auf ihre eigene Farmer-Lobby um so nachdrücklicher die Reduzierung der Brüsseler Exportbeihilfen für Agrarüberschüsse um 36 Prozent sowie eine Reduzierung der EG-Getreideexporte um rund ein Viertel. Dies hatte der Schweizer Gatt-Generaldirektor Arthur Dunkel im Januar als "Kompromiß" vorgeschlagen.

Die Gemeinschaft vertritt die Gegenposition, daß jegliche Beschränkung der Getreideausfuhren aufgewogen werden müsse durch einen höheren Futtergetreidebedarf in der EG. Deshalb müsse man die in den sechziger Jahren festgelegte Zollfreiheit für Einfuhren von anderen Futtermitteln (Getreideersatz, vor allem aus den USA) aufheben. Darüber hinaus ist in Brüssel auch bekannt, daß trotz des besonderen deutschen Interesses an einem erfolgreichen Abschluß der Uruguay-Welthandelsrunde eine "Isolierung Frankreichs" mit seinen Getreide-Exportinteressen im Kreis der zwölf von Bonn nicht mitgetragen wird.

Da über den gemeinsamen Außenhandel letztendlich alle zwölf EG-Regierungen gemeinsam entscheiden müssen, hatte der Pariser Außenminister Roland Dumas in einem Vorgespräch mit Kommissionspräsident Jacques Delors daran erinnert, Frankreich sei nach den USA weltweit der größte Weizenexporteur und erziele nur durch seine Agrarausfuhren (mit Hilfe der Brüsseler Subventionen) einen Überschuß in seiner gesamten Außenhandelsbilanz.

Die Bundesregierung befindet sich in der Klemme, weil über das eventuelle Ergebnis der EG-USA-Verhandlungen voraussichtlich auf dem Sondergipfel der zwölf Regierungschefs am kommenden Freitag in Birmingham entschieden werden soll. Dort müssen andererseits aus Bonner Sicht auch die Weichen für die Verabschiedung des Maastrichter EG- Unionsvertrages gestellt werden, weshalb Paris nicht verprellt werden darf. Deshalb hegt man in Brüssel Zweifel, ob Bush seinen verspäteten Gatt-Kompromißversuch günstig terminiert hat.

Als mitentscheidend für die Gesamtbewertung des US-Angebots gilt aber auch die Frage, welche Zollsenkungen Washington für den Wettbewerb zwischen den Industriestaaten vorschlagen würde und ob sich die USA in der Problematik der Zulassung ausländischer Finanzinstitute sowie bei intellektuellen Eigentumsrechten (Copyright, Markenschutz) "bewegen" würden.

BASKETTBALL BUNDESLIGA, Frauen: SG DJK/TV Aschaffenburg-Mainhausen - HSG HU Berlin 84:65 (41:28), SC Hallesche Pumpenwerke - MTV Wolfenbüttel 79:89 (37:37), TSV Bayer Leverkusen - TV Bensberg 92:52 (49:27), TSV Weilheim - Lotus München 66:75 (37:40), Barmer TV - SSC Karlsruhe 102:64 (56:31).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: TuS Iserlohn - MTV Wolfenbüttel 81:88 (41:42), Osnabrücker BV - TuS Herten 78:86 (37:37), Oldenburger TB - Paderborn Baskets 84:88 (42:41), SC Aplerbeck - SG AdW/BT Berlin 98:88 (50:40).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TV Lich - BG Offenbach/Neu-Isenburg 92:78 (49:50), TSV Breitengüßbach - Steiner Bayreuth 77:92 (36:48), TV Langen - SV Oberelchingen 104:102 (85:85, 46:44).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: Basketball Berlin - SG Göttingen 61:97 (33:45), BG Oberhausen - TG Neuss 70:57 (34:26), BG Dorsten - TuS Lichterfelde 81:75 (44:29). ZWEITE BUNDESLGIA,Frauen, Gruppe Süd: DJK Don Bosco Bamberg - MTSV Schwabing 81:36, KuSG Leimen - DJK Würzburg 53:58, Heidenheimer SB - Eintracht Frankfurt 81:42.

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Angola Kämpfe in der Hauptstadt Seite 2

Leitartikel 500 Jahre Kolumbus Seite 3

SPD Engholms Rückhalt schwindet Seite 4

Feuilleton Büchnerpreis für Tabori Seite 8

Wirtschaft Schwierige Gatt-Gespräche Seite 9

Dokumentation Neue Völkerwanderungen Seite 12

Kulturspiegel Liebe zur großen Leinwand Seite 18

Hessen Arbeitskampf bei "Michelsbräu"? Seite 19

Aus aller Welt Aids-Impfstoff im Test Seite 22

Fernsehen und Funk Seite 10

Roman Seite 11

Filmspiegel Seite 11

SPORTRUNDSCHAU VfB Stuttgart Depremierte Schwaben Seite 25

Tennis Graf bezwang Navratilova Seite 27

Handball Schwalb fällt aus Seite 28

Schönhubers Stolz auf einen Männerhaufen

Fast könnte man ihn mögen, den Franz Schönhuber, wenn er so dasitzt und blitzenden Auges erzählt, wie er der Jugend in den neuen Bundesländern ihre "Ausländer raus!"-Parolen ausredet, wie er Gnade für Deutschland erfleht, falls es seinen "Republikanern" nicht gelingen sollte, die deutsche Rechte "demokratisch zu halten", wie er sich von den Rechtsextremisten abgrenzt, die er hinausgeworfen hat aus der Partei und mit denen er von Medien und mißgünstigen Politikern dann doch immer wieder in einen Topf geworden wird - da kann dieser bayerische Haudegen auch bei denen Punkte sammeln, die ihm und seiner Partei mit tiefer Ablehnung gegenüberstehen. Denn dafür, wie der Landesparteitag der baden-württembergischen "Republikaner" in Konstanz wieder zeigte, gibt es Gründe die Menge. Der Blick in die Delegiertenreihen lehrt: Diese "Republikaner" sind noch immer ein beinahe reiner Männerhaufen, und ein autoritärer dazu, was gleich zu Beginn in der Aufforderung des Tagungsleiters sichtbar wird, jetzt Ruhe einkehren zu lassen "für den Einzug des Tagungspräsidiums und des Bundesvorsitzenden", und später im gänzlichen Fehlen jeder Debatte. Die Partei steht, wie Schönhuber stolz berichtet, "wie ein Mann hinter mir", sie ist geschlossen, nennenswerte Differenzen gibt es nicht - stutzig läßt das in dieser Partei niemanden werden.

Der Geschlossenheit nach innen entspricht die maßlose und zugleich wehleidige Aggressivität nach außen. Vokabeln wie "Gesinnungslumpen" (Schönhuber), Heuchelei, Demagogie, Vollidioten und Selbstbediener beherrschten die Aussagen über die politische Konkurrenz. Schönhubers Beitrag zur Asyldebatte bestand im wesentlichen in der hetzerischen Aufforderung, Asylbewerber auf "Schicki- Micki-Viertel, Klöster, Bischofsitze und Gewerkschaftshäuser" zu verteilen. Der Landesvorsitzende Christian Käs, ein möglicher Schönhuber Nachfolger, pries danach "deutsches Selbstwertgefühl, das aus Leid, Wiederaufbau und Wiedervereinigung erwachsen" sei und es "uns Republikanern unmöglich macht, die deutsche Staatsbürgerschaft Milliarden Ausländern anzubieten wie Sauerbier", denn: "Wer die deutsche Staatsbürgerschaft will, muß sie sich erarbeiten und ihrer würdig erweisen."

Käs präsentierte sich erneut als einer der Jüngeren, Hartgesottenen, denen Deutschland wieder über alles geht. Rabiate Durchsetzung deutscher Interessen, dafür glasklare Absage an Liberalismus und ethnischen Pluralismus - das gehört zum politischen Programm einer Riege von Ideologen wie Käs, der in Konstanz derart vom "Weg zur Macht" sprach, der noch vor den "Republikanern" liege, daß Schönhuber im Vergleich dazu schon rührend wirkte mit seinem Charme - und mit seinem ständigen Streben nach Anerkennung durch das politische Establishment.

Dieses ließ den Parteitag mit 400 Polizisten vor über 2000 Demonstranten schützen, von denen viele "Nazis raus" riefen.

PETER HENKEL (z. Z. Konstanz)

Räuber entriß 52jähriger Sodenerin Handtasche

BAD SODEN. 80 Mark Bargeld und eine Euroscheckkarte erbeutete ein etwa 20 Jahre alter Unbekannter, der am Samstag gegen 17 Uhr eine 52jährige Krankenhaus-Angestellte aus Bad Soden überfallen und ihr die Handtasche aus einer Plastiktüte heraus entrissen hatte. Anschließend flüchtete der Täter in Richtung Bahnhof. Den Paß der Frau, den der Räuber ebenfalls erbeutet hatte, fanden Passanten etwa zwei Stunden später am Thermalbad. gre

Auf einen Blick

DFB-Pokal

Hertha Amateure stoppen Leipzig S. 24

VfB Stuttgart

Depremierte Schwaben S. 25

Hockey

Titel nach Rüsselsheim S. 27

Moderner Fünfkampf

Frauen holten WM-Bronze S. 27

Tennis

Graf bezwang Navratilova S. 27

Handball

Schwalb fällt aus S. 28

Oberliga Hessen

Aschaffenburg vor Konkurs? S. 29

Triathlon

Dittrich auf Platz vier S. 32

Trampolin

Anstrengung nicht honoriert S. 32

gramm machen, ob Sie dabei auch noch das Bedürfnis haben, Informationen oder Einsichten zu vermitteln, und ob Sie glauben, daß Sie das mit Ihren Methoden hinkriegen? Jeder, der so hochgradig emotional angesprochen ist, ergreift doch spontan Partei für den einen oder anderen.

Meyer: Ich habe die Hybris in mir, in der Tat Informationen vermitteln zu wollen. Das kommt weniger volkshochschulartig rüber, wie das sicherlich bei einigen anderen Fernsehveranstaltungen in diesem Lande passiert, aber ich denke, ein gewisser Erkenntnisgewinn ist durchaus möglich, wenn man diese Sendung betrachtet. (. . .) Wir haben vor wenigen Wochen eine Sendung gemacht über die Krawalle in Rostock, hatten ungefähr 60 Rostocker Bürger in unser Studio eingeladen und haben in einer Sequenz der Sendung u. a. mit diesen Rostocker Bürgern darüber gesprochen, wie sie Nähe von Ausländern empfunden haben, was an Übergriffen sie persönlich erlebt haben. Aus 15 Wortmeldungen gab es nicht eine einzige persönliche negative Begegnung nach dem Motto "ich habe einen Übergriff erlebt". Das Ganze wurde zurückgeführt auf "ich habe gehört" und "man hat mir gesagt" und "alle reden darüber", und das, was zum Schluß herauskam, war: man geht davon aus, daß Sinti und Roma die Katze einer Dame gebraen haben ( . . . ) Es war für mich ein außerordentliches Phänomen, wie man auch über Emotionalität Information gewinnen kann, und zwar in dem Umfang, daß ich gesehen habe, all das, was uns verkauft worden ist über diese nahezu unhaltbaren Zustände in Rostock, das wir in kleinen Vignetten in unseren Zeitungen lesen können an herausgeklaubten, offensichtlich mühsam zusammengetragenen Überlegungen, Erlebnissen und kleinen Schmonzetten am Rande - dieses stellt sich anders dar, wenn man mit einer Masse Menschen spricht. Ich glaube also, daß selbst in dieser emotionalisierten Form durchaus Information rüberkommen kann. ( . . . )

Bußmann: Was auffällt in den Diskussionen mit Vertretern der privaten Anbieter, ist, daß sie einerseits stolz darauf sind, daß sie von den Einschaltquoten her erfolgreiche Unterhaltung bieten, daß sie auf der anderen Seite aber doch ein großes Interesse daran haben, den tiefschürfenden Journalismus, den sie bei den Öffentlich-Rechtlichen kritisieren als betulich, doch auch einzubeziehen. Da würde es mich mehr überzeugen, sie würden wirklich knallhart dazu stehen, sie machen Unterhaltung und sie gucken auf Einschaltquoten.

Meyer: Die Leute, die die privaten Anstalten von Anfang an groß gemacht haben, waren Journalisten. Die Sender-Bindung, die Sie erreichen bei privaten Anstalten, erfolgt natürlich nicht über die 29. Abnudelung eines Clint-Eastwood-Films oder die 83. Wiederaufnahme von Onkel Bill, sondern es geht ausschließlich über Gesichter.

Und die ersten Gesichter, die in den privaten Anstalten auf den Bildschirm durften, waren Nachrichtenmoderatoren. Insofern ist das kein Feigenblatt, sondern es war tatsächlich das Gerippe, um das herum sich alles aufgehängt hat. Insofern sind wir jetzt sicherlich in der Lage, auch sauberen Journalismus zu bieten. Journalismus ist sicherlich ein Teil des privaten Fernsehens.

Unsere Riesenquoten werden sicherlich damit gemacht, daß man Fußball versendet oder daß man Leute heiraten läßt, die das vielleicht gar nicht so richtig wollen, daß man die demnächst auf dem Bildschirm auch dann wieder scheiden läßt. Aber es werden genauso Einschaltquoten gemacht, und die sind nicht von schlechten Eltern, von Leuten wie Stefan Aust oder anderen Gestalten, die sich mit dem Journalismus beschäftigen. Und wir sehen natürlich auch, wie sich Öffentlich- Rechtliche bewegen, daß eine Befruchtung durchaus stattgefunden hat. Ich sehe durchaus, daß "Brennpunkte" nicht mehr ganz so langweilig sind, wie sie das schon mal waren.

Reifenrath: Herr Meyer hat einen bemerkenswerten Satz gesagt: daß ein Teil der Programme zumindest bei den privaten Sendern sich über die Unkultur zur Kultur hin bewegten. Da möchte ich Herrn Bolz bitten, das differenzierter auseinanderzunehmen.Bolz: Ich glaube, der scheinbare Zusammenhang zwischen Journalismus und politischer Kultur ist ein Phantom. Das, was wahrscheinlich unter dem Titel politische Kultur noch in unseren Köpfen spukt, hat etwas zu tun mit alten traditionellen Formen von Öffentlichkeit, die unter neuen Medienbedingungen längst nicht mehr existieren. Man muß Abschied nehmen von dem Zusammenhang Journalismus und politische Kultur. (. . .) Journalismus hatte nie etwas mit politischer Kultur zu tun, sondern war immer orientiert an Sensationen. Sensation war schon immer das Selektionsprinzip des Journalismus. (. . .)

Es wird immer wichtiger, Begriffe zirkulieren zu lassen, Schlüsselformeln zirkulieren zu lassen, die Politiker haben eine eigentümliche Sensibilität dafür entwickelt, wie wichtig es ist, bestimmte Begriffe in Zirkulation zu versetzen und zu besetzen, wie das so schön auch heißt. Formeln zu prägen, die in Umlauf gehen und verstärkt und rückgekoppelt werden von Zeitungen und Fernsehen. (. . .)

Wenn der auf diesem "Heißen" oder "explosiven Stuhl" sitzt, können Sie zumindest klären, ob der geistesgegenwärtig ist. Und das ist eine Qualität, die wichtig ist. Unsere Welt hat sich so beschleunigt, daß Geistesgegenwart zu einer intellektuellen Qualität allerersten Ranges geworden ist. (. . .)

Man sollte nicht so heuchlerisch sein und sagen, "infotainment" ist Betrug der Massen. Infotaintment ist die einzige Form, in der Leute überhaupt noch Informationen entgegennehmen. Und es ist nur noch eine winzige Subkultur, die so hochabstrakte Sendeformen wie ein politisches Magazin der alten Prägung überhaupt wahrnimmt. (. . .)

Scheithauer: Dieses Wort infotainment, was Herrn Bolz so umtreibt, natürlich ist das der Begriff, der den politischen Journalismus im Fernsehen prägt. Aber Sie sagten, man lockt sozusagen überhaupt keinen Zuschauer mehr an den Kasten mit diesen alten Formen der Magazine. Das ist nicht wahr. Nun mögen Sie ja Zahlen nicht, wie Sie uns vorher schon erklärt haben, aber diese alten Magazine, diese verstaubte Art der Unterrichtung, der Informationsvermittlung, das ist das, womit die Öffentlich-Rechtlichen derzeit ordentlich Punkte machen. Und wenn die Öffentlich-Rechtlichen damit nicht so ihre Punkte machen würden, würde Herr Meyer nicht so sehr die Fahne des Journalismus vor sich hertragen.

Bußmann: Die Polarisierung: auf der einen Seite Unterhaltung, auf der anderen Seite Journalismus, der nicht zur politischen Kultur gehört. Herr Bolz, da muß ich Ihnen energisch widersprechen. Es gibt eine Tradition des politischen Journalismus . . . Wir haben Dinge, die wir zu beschreiben haben, und die Probleme sind so kompliziert und so vertrackt, daß wir wirklich alle Argumente brauchen, um sie zu beschreiben.

Wenn Herr Meyer sagt, daß er nach Rostock wohlgemerkt, 60 Menschen - "Masse Mensch" hat er gesagt, befragt und 60 Rostocker in sein Studio holt, dann kann ich nur sagen, dieses ist ein Nachklapp. Das Asylthema ist ein hervorragendes, um zu fragen, wo wird dieses journalistisch so bearbeitet, daß man auch sieht, daß das ein über alle Maßen schwieriges und vielschichtiges Problem ist und nicht mit einfachen Antworten oberflächlich zu beantworten - und oberflächlich zu lösen.

Reifenrath: Für mich hochgradig problematisch, um nicht zu sagen gefährlich, ist es, wenn man politische Themen, die draußen in einer Weise ablaufen, daß Brandsätze fliegen und Steine auf Häuser geschmissen werden, vor breitem Publikum nicht in der gleichen Schärfe, aber mit der gleichen inneren Aggression abhandelt und nicht das tut, was man als verantwortlicher Mensch tun sollte, das herunterzurechnen, herunterzudividieren, sondern im Grunde genommen argumentativ und verbal anheizt. Wenn dann also in solchen Veranstaltungen die Leute auch nur kreischend sich gegenübersitzen und jeder seinen Emotionen freien Lauf läßt und dann parallel etwas abläuft, was man jeden Abend im Fernsehen in den Nachrichten sehen kann, dann würde ich sagen, sind die Grenzen überschritten, dann ist Aggression für mich absolut nichts Positives mehr, dann würde ich dann doch an Zivilisation und Kultur und Liberalität etc. appellieren.

Sportnotizen

Indonesierinnen unter sich Im Finale der German Open im Badminton in Leverkusen setzte sich im rein indonesischen Finale Olympiasiegerin Susi Susanti nach 80 Minuten in drei Sätzen gegen Sarwendah Kusumawardhi durch. Franzosen rocken am besten Die Internationale Deutsche Meisterschaft im Rock 'n' Roll-Tanz in Düsseldorf gewann das französische Paar Mikael Angueira/Dorothee Blanpain mit 3:2 Richterstimmen gegen Martin Lackner/Elke Peischl aus Schwäbisch-Gmünd. Berliner Turnier am höchsten dotiert Die Internationalen Deutschen Tennis-Meisterschaften in Berlin werden 1993 das einzige deutsche Frauen-Turnier in der sogenannten ersten Kategorie sein. Vom 10. bis 16. Mai geht es in der Hauptstadt um ein Preisgeld von 750 000 Dollar (1992: 550 000). Die vier anderen Frauen-Turniere in Deutschland sind im kommenden Jahr mit jeweils 375 000 Dollar dotiert, und zwar Hamburg, Leipzig, Filderstadt und Essen. Tischtennis-Cup geht nach Karlsruhe Das mit 150 000 Mark dotierte Tischtennis-Turnier um den European Nations Cup findet vom 15. bis 17. Januar 1993 erstmals in Karlsruhe statt. In München, wo die deutsche Mannschaft 1991 und 1992 den Mannschaftswettbewerb gewinnen konnte, hatte die Zuschauerresonanz nicht den Erwartungen entsprochen. Faldo gewinnt Matchplay-WM Nick Faldo sicherte sich auf dem schweren West-Kurs von Wentworth bei London zum zweitenmal nach 1989 die Matchplay-Weltmeisterschaft der Golfer. Im Finale bezwang der Weltranglistenerste aus England den Amerikaner Jeff Sluman. Verstärkung auf dem Eis Der ehemalige Niederländer Cornelius Smulders, der 1988 in Seoul hinter dem Berliner Michael Spielmann Vizeweltmeister der Junioren wurde, wird in der kommenden Saison in der deutschen Eisschnellauf-Nationalmannschaft starten. Smulders hat nach zweijähriger Antragszeit die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Die Stärken des ehemaligen Niederländers liegen im Mehrkampf. Amigos wurden Baseball-Meister Der VfR Amigos Mannheim ist neuer deutscher Baseball-Meister. Im Lokalderby wurde der bereits achtmal erfolgreiche Titelverteidiger BC Tornados im Entscheidungsspiel - beide hatten vorher je eine Partie gewonnen - vor 800 Zuschauern mit 11:6 bezwungen. Bester Spieler war Amigos-Pitcher Martin Helmig.EISHOCKEY

Trauer um Willy Brandt: "Niemand kann ihm Respekt versagen". . .

(Fortsetzung von Seite 13)

Damals, als Brandt das Mehr an Demokratie und eine neue Ostpolitik angekündigt hatte, "konnte sich noch niemand so recht vorstellen, was er für die Ostpolitik auf die Bahn bringen wollte", berichtet Artur Pöhlmann am Vormittag vor dem Parteihaus. Dann aber, sagt der SPD- Stadtverordnete, "hat sich erwiesen, wie er den Kalten Krieg von Adenauer aufgeweicht hat". Im kleinen Kreis habe er Brandt vor vielen Jahren kennengelernt, sagt der 67jährige: Damals im BfG-Haus, bei einem Essen, auch dort habe Brandt dafür plädiert: "Wir müssen die Verhärtung gegen den Osten stufenweise abbauen." Allmählich, behutsam, "ohne Zwang und ohne Krieg".

In seinem früheren Ortsverein, in Eschersheim, erzählt Pöhlmann, "da haben wir Aktivitäten im Strom dessen entwickelt, was Brandt in Gang gesetzt hatte". Für ihn, gerät der Stadtparlamentarier geradezu ins Schwärmen, für "den Willy" seien damals Flugblätter verteilt, Stimmen gesammelt, eben Wahlkampf gemacht worden. Mit einer ganzen Reihe nun erst politisch aktiv Gewordener: 1965 habe der Eschersheimer Ortsverein, dessen Vorsitzender Pöhlmann 13 Jahre lang war, 245 Mitglieder gezählt. Sieben Jahre später waren es 485 Mitglieder.

"Willy Brandt trägt großen Anteil daran", erzählt auch der Posaunist Albert Mangelsdorff am Sonntagvormittag bei einer von Diether Dehm moderierten Talkshow der SPD in Rödelheim, daß Mangelsdorff sich der Partei anschloß. In Wahlkämpfen hat der Musiker sich für ihn engagiert, auf einer Schallplatte die Rezitate Brandts mit seiner Posaune untermalt. Alles für den großen alten Mann der Sozialdemokratie, den Großvater von Karsten Voigt. Doch er zählt sich nicht zu denen, berichtet der Bundestagsabgeordnete im Rödelheimer Vereinsringhaus, "die sagen, zu Brandt immer nur ein gutes Verhältnis gehabt zu haben". Vor über zwei Jahrzehnten, damals noch als Vorsitzender der Jungsozialisten, sei das eben anders gewesen. Später habe er ihn als einen gesehen, "der Arbeitergeschichte nicht nur erlebt hat, sondern der voll drin war": Bei Veranstaltungen "ging er in den Raum rein, sog auf, was die Leute dachten, und sagte dann: Ich verstehe Euch . . ."

Junger Dieb wurde von Jugendlichen beraubt

Ein 14jähriger Junge, der in einem Spielwarengeschäft auf der Zeil ein Computerspiel gestohlen hatte, ist im Südbahnhof selbst beraubt worden. Auf der S-Bahn-Fahrt wurde er von zwei Jugendlichen gezwungen, das Spiel herauszugeben. ing

Von Puppen, Bären und Kindheitserinnerungen

"Jeder Bär hat ein anderes Gesicht", schwärmte eine Sammlerin am Sonntag auf der Bären-, Puppen-, Steifftier- und Blechspielzeugbörse in der Halle 4 des Messegeländes. "Entweder bleibt man davor stehen und sagt: Den möcht' ich haben - oder man läßt es!" Und nahm einen mit, der aus den USA stammt, den Unschuldsblick drauf hat, einen roten Klecks unter der Nase, als wollte er sagen: "Ich hab Mamas Lippenstift nicht benutzt!"

Es waren aber auch finanziell ziemliche "Schätzchen", die da saßen, standen oder lagen. Da konnte man leicht 3000 Mark für einen antiken Zottelfritzen aus dem Jahr 1920 mit hohem Sammlerwert ausgeben.

Von den Käthe Kruse-Puppen mal ganz abgesehen. Auch Puppenstuben von anno dazumal, französische Porzellankopfpuppen, seltene Celluloidpuppen und Puppenwagen in allen "Spiel"-Arten waren im Angebot.

Da wurden Erinnerungen an die eigene Kindheit wach.

Kleine Kinder aber waren im übrigen kaum zu sehen, nur "große", die teilweise von weither angereist waren, um sich schon mit Weihnachtspräsenten einzudecken. -vau

Rollstuhl-Sportclub Der RSC Frankfurt feiert 25. Geburtstag

FRANKFURT A. M. Der Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt feiert am Samstag, 17. Oktober, ab 17 Uhr, im Kasino der Jahrhunderthalle Hoechst sein 25jähriges Bestehen. Eingeladen sind neben Vereinsmitgliedern auch Sportdezernentin Sylvia Schenk und Vertreter der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik sowie mehrerer Verbände. Der RSC ist einer der größten Behindertensportvereine in Deutschland (siehe Chronik). gun

Die "Roten" schlossen zum Nachbarn FSV auf

Während Oberliga-Tabellenführer Offenbach an diesem Wochenende spielfrei war und ein Freundschaftsspiel gegen Zweitligist Darmstadt mit 2:0 gewann, setzte sich Fulda dank des 4:0 über Schlußlicht Marburg wieder an die Spitze des Verfolgerfelds, weil Kassel bei Eintracht Frankfurts Amateuren mit 1:4 verlor. Ihre Position in gehobenen Gefilden festigten außerdem Egelsbach durch ein 1:0 über den FSV Frankfurt und Wiesbaden durch ein 3:1 über Bad Homburg. Dahinter klafft nach Minuspunkten schon eine recht deutliche Lücke zu den anderen Vereinen.

Während der FSV seine günstigen Perspektiven durch eine Negativ-Serie von 0:6-Punkten verspielte und die Stimmung am Bornheimer Hang nicht gerade rosig ist, baute Nachbar Rot-Weiss durch das 3:1 über Wehen seine Erfolgsserie der letzten Wochen auf 10:2-Zählern aus und hat sich nach seinem Fehlstart wenigstens im gesicherten Mittelfeld etabliert. Die "Roten" liegen jetzt nach Punkten gleichauf mit dem FSV und haben nur die schlechtere Tordifferenz.

Für den meisten Gesprächsstoff an diesem Wochenende sorgte die Entlassung von Trainer Strack in Aschaffenburg nach dem 3:2 über Walldorf. Obwohl die Spieler ihr September-Gehalt frühestens Ende Oktober ausgezahlt bekommen, bewiesen sie Moral, denn immerhin holten sie 5:1-Punkte aus den letzten drei Spielen, womit der abstiegsgefährdeter Meister wieder neu hoffen kann. Es bleibt abzuwarten, wie es bei der Viktoria weitergeht, weil Strack-Nachfolger Brunner aus beruflichen Gründen nicht mehr so intensiv trainieren kann. -ger-

Der Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt (RSC) besteht nunmehr seit 25 Jahren Behinderte Sportler sammelten Titel

FRANKFURT A. M. Mit einem knappen Dutzend Rollstuhlfahrern fing alles an. In der Unfallklinik in Seckbach gründeten sie und Kurt Nicklas, der sportliche Leiter der Klinik, den Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt (RSC). Das ist jetzt 25 Jahre her.

In den frühen sechziger Jahren führten die Berufsgenossenschaftlichen Krankenhäuser den Sport für Rollstuhlfahrer ein. Dadurch sollten die gefürchteten Folgeerkrankungen einer Querschnittslähmung verhindert werden.

Nach der Entlassung aus der Klinik wünschten viele Rollstuhlfahrer, weiter trainieren zu können. Mit Unterstützung der Unfallklinik und der Bau-Berufsgenossenschaft entstand schließlich die "Hessische Versehrtensportgemeinschaft für Querschnittsverletzte", die später in "Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt" umbenannt wurde.

Alle 14 Tage trafen sich die Mitglieder auf dem Gelände des Krankenhauses zum Bogenschießen und Speerwerfen. Im Rollstuhl fuhren sie die Wege des Gartens der Klinik ab. Auch Tischtennis und Basketball gehörten zu ihrem Programm.

Seit der Gründung im Jahre 1967 sorgten die Mitglieder des RSC oft für Schlagzeilen - ihre beeindruckenden Leistungen brachten eine wahre Medaillen- und Pokalflut. Ganze Siegesserien im Tischtennis, Sportschießen, Basketball und in der Leichtathletik sind in der Vereinschronik aufgelistet. Ein knappes Dutzend deutsche Meistertitel und nochmal soviele internationale Wettbewerbe haben die Athleten im abgelaufenen Vierteljahrhundert gewonnen.

Bereits 1968, ein Jahr nach der Club- gründung, gewannen sie bei der Behindertenolympiade in Israel zwei Gold- und drei Silbermedaillen. Wegen der stetig steigenden Mitgliederzahlen reichten die Trainingsmöglichkeiten in der Klinik schon bald nicht mehr aus. 1978 mußte die Basketballabteilung deshalb in die Turnhalle der Kaufmännischen Berufsschule in der Nordweststadt ausweichen.

Im gleichen Jahr wurde auch der sperrige Name geändert. Nicht mehr nur den Querschnittsgelähmten, sondern allen, die beim Sport auf den Rollstuhl angewiesen sind, sollte der Verein, der fortan "Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt" hieß, offenstehen.

Bundespräsident Walter Scheel verlieh den Tischtennisspielern Bernd Börstler und Manfred Emmel die Silbermedaille für ihre Leistungen als Behindertensportler. Und 1979 zogen die Basketballer wieder um - diesmal ins Höchster Bikuz. Die besseren Trainingsmöglichkeiten zahlten sich prompt aus: 1980 wurde die Mannschaft des RSC Deutscher Meister. Ohne eine einzige Saisonniederlage errangen die Basketballer 1983 diesen Titel zum zweiten Mal. Bei den Weltspielen im niederländischen Arnheim 1980 gewannen Vereinsmitglieder drei Gold- und fünf Silbermedaillen mit der Nationalmannschaft. Bernd Börstler und Manfred Emmel legten eine glänzende Siegesserie hin: Nach dem deutschen Meistertitel wurden sie 1981 Europameister und ein Jahr später sogar Weltmeister.

Als in der Wilhelm-Merton-Schule im Dornbusch eine rollstuhlgerechte Sporthalle fertiggestellt wurde, konnte der Verein dort eine Tanzsportgruppe aufbauen. Der Rollstuhltanz ist mittlerweile zu einer Paradedisziplin des Clubs avanciert. Auch viele Nichtbehinderte fanden über den Tanz zum RSC, da in der Regel ein "Fußgänger" und ein Rollstuhlfahrer ein Tanzpaar bilden. Bis heute ist der Erfolg den Sportlern des RSC treu geblieben: Letztes Jahr belegten die Basketballer beim Euro-Cup-Finale in Stockholm den fünften Platz. Sechs Vereinsmitglieder nahmen an den Paralympics in Barcelona teil. Dabei gewannen drei Frankfurter in der deutschen Basketball-Nationalmannschaft die Bronzemedaille.

Um immer wieder auf das Siegerpodest steigen zu können, müssen die RSCler hart trainieren. Daß sie die Möglichkeit dazu haben, ist nicht selbstverständlich, denn die Mitgliederzahl ist auf mehr als 250 gestiegen. Etwa 100 Rollstuhlsportler aus dem Rhein-Main-Gebiet nehmen am Sportgeschehen des Clubs teil: Der RSC Frankfurt ist damit einer der größten deutschen Rollstuhl-Sportvereine. gun

Am Geldautomaten beraubt und geschlagen

An einem Geldautomaten an der Berger Straße / Ecke Wiesenstraße ist in der Nacht zum Sonntag ein 27jähriger von zwei Unbekannten beraubt worden. Begleitet von einem 26 Jahre alte Freund hatte der 27jährige an dem Automaten die Geheimzahl und den Auszahlungsbetrag eingetippt, als er von hinten so gestoßen wurde, daß er mit dem Gesicht gegen den Automaten fiel. Gleichzeitig wurde sein Freund nach Angaben der Polizei von einem zweiten Täter bedroht.

Der 27jährige versuchte zu flüchten, wurde von einem der beiden Täter verfolgt, fiel zu Boden und wurde geschlagen. Die Täter flüchteten. Als der 27jährige und sein Freund zum Geldautomat zurückgingen, stellten sie fest, daß die Räuber Geld und Scheckkarte mitgenommen hatten. ing

Rubins Patzer stimulierte Erfolgsserie ausgebaut / Eintracht-Amat. - Kassel 4:1 (3:1)

Lange war Eintracht-Manndecker Rubin verletzt. Mit seiner seiner Rückkehr stellte er jedoch seine Unverzichtbarkeit eindrucksvoll unter Beweis, denn mit ihm als Stabilitätsanker in der Abwehr sammelten die Frankfurter zuletzt 6:2 Punkte hintereinander. Nun passierte ihm gegen Kassel sein erstes, großes Mißgeschick. In einer keineswegs brenzligen Situation holte er Liebers, den gegnerischen Torschützen vom Dienst, im eigenen Strafraum ungeschickt von den Füßen: Den fälligen Elfmeter verwandelte Liebers sicher zu seinem sechsten Saisontreffer.

Doch Rubins Unbeholfenheit hatte auch ihr Gutes, sie setzte Akzente. Denn plötzlich wachte und drehte der in Rückstand geratene Gastgeber auf. Libero Oezcan, er vertrat den gesperrten King, und Mittelfeldstratege Komljenovic schlüpften in die Dirigentenrollen. Die Gäste gerieten stark unter Druck. Die KSV-Abwehr feierte fortan Schwimmfest. Die spielerische Demontage der Kasseler begann, die Überraschung nahm ihren Lauf.

Zunächst nutzte Würzburger ein herrliches Zuspiel von Becker und vollstreckte aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Kurz darauf hatte Torwart Kneuer einen doppelten Aussetzer. Erst unterlief er einen langen Paß von Bunzenthal, dann wußte er sich nur noch mit einem Foul an dem davoneilenden Komljenovic zu helfen. Den Elfmeter verwandelte Balzer zum Frankfurter Führungstor.

Das Räderwerk der Eintracht lief nun rund. Der dribbelstarke, oft aber zu verspielte Becker zu verspielt, erhöhte schon bald auf 3:1. Bei Bunzenthals Distanzschuß bald nach der Pause hatte Kneuer erneut das Nachsehen. Schon hallte es "Schützenfest" von den Zuschauerrängen. Ein Aufbäumen war bei den Gästen nicht festzustellen: Nahezu wehrlos ergaben sie sich dem Spielwitz der Platzheren, die damit ihre Erfolgsserie der letzten Wochen auf 8:2-Punkte ausbauten.

JÖRG DANIELS

Eintracht: Schimek, Oezcan, Rubin, Kaymak, Bunzenthal (81. Mai), Balzer (74. Da Silva), Komljenovic, Reis, Schlösser, Würzburger, Bekker. Kassel: Kneuer, Dickhaut, Kumpe, Deppe, Arndt, Becker, Höhle (57. Cakici), Matys, Jordache, Liebers, Kistner.

Tore: 0:1 Liebers (18., Foulelfmeter), 1:1 Würzburger (24.), 2:1 Balzer (30., Foulelfmeter), 3:1 Becker (35.), 4:1 Bunzenthal (54.).

Schiedsrichter: Becker (Egelsbach).

Zuschauer: 300.

Gegen den neuen "Betroffenheitskult" Prominente Gäste diskutierten beim ersten "Sonn-Talk" der SPD in Rödelheim

RÖDELHEIM. Der Versuch, Politik und Kultur in Form einer Talkshow unter dem Titel "Sonn-Talk" zu verbinden, ist den Frankfurter Sozialdemokraten jetzt auch in Rödelheim geglückt. Nachdem der "Sonn-Talk" im Norden der Stadt bereits zu einer Institution geworden ist, traf man sich zum ersten Mal im Rödelheimer Vereinsringhaus.

Damit der Start gut läuft, hatte Moderator Diether Dehm prominente Gäste eingeladen: der legendäre Jazz-Posaunist Albert Mangelsdorff, der Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt, Hans-Dieter Hillmoth, Programmchef von Radio FFH und der Rödelheimer Karnevalist Norbert Roth stellten sich Dehms Fragen.

Voigt berichtete eingangs von seinen letzten Zusammenkünften mit dem verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt. Voigts hob hervor, Brandt sei nicht weinerlich geworden, als er von seiner unheilbaren Krankheit erfuhr. "Ich hatte ein erfülltes Leben", habe der Alt- Bundeskanzler dem Frankfurter Abgeordneten kurz vor seinem Tod gesagt.

Ansonsten habe er in Brandt immer den mitreißenden Redner gesehen, der nicht mit rhetorischen Künsten, sondern mit Gefühl für die Lage anderer "Leute gesammelt" habe. "Dagegen war Wehner der Aktivist aus der Arbeiterbewegung und Schmidt ein kalter Analytiker, der allen Zuhörern das Gefühl vermittelte, sie hätten keine Ahnung." Was er keineswegs leiden könne, sei der neue "Betroffenheitskult" unter Politikern. "Man hat das Gefühl, als komme es nur noch darauf an, wer von was am betroffensten ist beziehungsweise so tut als ob", scherzte Voigt und nannte auch Namen: "Wie heißt er gleich, der Wirtschaftsminister - ach ja, Möllemann . . ."

Auf reges Interesse bei den Zuhörern stieß Albert Mangelsdorff. Ob er, der sich dem Free Jazz verschrieben habe, nicht oft davon geträumt hätte, in die USA zu ziehen - und "warum wohnst du noch immer in Frankfurt?", fragte Dehm.

"Als ich in den sechziger Jahren nach Amerika wollte und sah, wie namhafte Kollegen von mir dort leben mußten, habe ich mir das schnell überlegt", führte der Musiker aus. Selbst amerikanische Superstars des Jazz hätten ihr Geld eher in Europa und Japan verdient, als in den Vereinigten Staaten.

Mangelsdorff erinnerte sich an die Zeit im Dritten Reich, als Jazz verpönt und teilweise verboten war. Als "jüdische Negermusik" sei Jazz bezeichnet worden, eine NS-Zeitung habe das Foto eines Klarinettenspielers mit der Unterschrift "jüdische Verbrecherfinger" bedacht.

Im Hotel "Kyffhäuser" auf der Kaiserstraße hätten sich damals die Frankfurter Jazzfans getroffen, "die natürlich mit den Nazis nichts zu tun hatten"; alle dort gespielten Titel erhielten deutsche Tarn- Namen und Späher schauten vor dem Eingang, ob Nationalsozialisten im Anmarsch waren, um Ärger zu machen.

Der Jazzer beschrieb auch seine Flucht vom Südbahnhof, wohin er kurz vor Kriegsende schon zum Transport zur Front gebracht worden war. Er floh über die bereits zum Sprengen vorbereiteten Mainbrücken in den Taunus. Im Wald kampierte er ein paar Tage, bis die amerikanischen Truppen in Frankfurt angekommen waren.

"Später war es vor allem Willy Brandt, der mich dazu bewegt hat, Mitglied der SPD zu werden", beschrieb er seine weitere politische Laufbahn. Er schloß seinen Beitrag mit einem dreistimmigen Stück auf seiner Posaune ab - einem Instrument, das allerdings nur für eine Stimme konstruiert ist.

"Was haben die Privatsender gebracht außer mehr Werbung, mehr Unterbrechung, weniger Bundesliga?" - so begrüßte Moderator Dehm den Programmchef von "FFH". Als jedoch Hillmoth zum Fernsehen anmerkte, dessen Niveau sei nicht gesunken, erntete er nur Lacher aus dem Publikum im voll besetzten Vereinsringhaus.

Er schätzt für die Zukunft, die privaten Sender - Fernsehen wie Rundfunk - werden sich mehr spezialisieren. Der Konsument würde dann etwa aus dem Angebot eines Jazz-, eines Pop-, eines Kultur- und eines Sportsenders wählen können. Eine Vorstellung, der Dehm die Realitäten des amerikanischen Medienmarktes entgegenhielt.

Der Karnevalist Norbert Roth, ehemaliger Chef der "Goldenen Elf", rundete das Talkshowprogramm mit Informationen zur Rödelheimer Vereinswelt ab. col

Flamenco-Tänzer bitten: Gebt die Kostüme zurück

Die Mitglieder einer Flamenco- Tanz-Gruppe aus Berlin haben am Sonntag darum gebeten, daß die Kleider und die Schuhe sowie die Tage- und Adressbücher aus den beiden Reisesäcken, die ihnen in der Nacht zum Samstag gestohlen worden waren, zurückgegeben werden. Wer die Flamenco-Kleider und -Schuhe findet, möge sie zur Brotfabrik in Hausen bringen. Dort waren die Tänzer am späten Freitag abend aufgetreten. Gegen 1 Uhr fanden sie ihren Tourneebus aufgebrochen. ing

Heddernheim löst FSV II ab Bezirksliga Frankfurt: Auch Niederursel auf dem Vormarsch

Die Bezirksliga Frankfurt hat einen neuen Tabellenführer: Den SV 07 Heddernheim. Mit einem klaren 3:0 beim FC Tempo überholten die "Nordlichter" die am Sonntag spielfreien Griesheimer sowie den bisherigen Spitzenreiter, die FSV-Reserve. Die mußte sich dem Drittletzten Union Niederrad geschlagen geben. Ebenfalls im Kommen ist Niederursel, das sich innerhalb eines Monats vom 15. Rang bis auf den dritten Platz vorgearbeitet hat. Schon etwas abgeschlagen, doch noch nicht ohne Hoffnung sind Aufsteiger Eschersheim und FC Maroc. Zu Unruhen und einem Polizeieinsatz kam es am Rande der Begegnung Tempo gegen Frankfurter Berg.

FC Dubrovnic - TSG Niederrad 4:1 (0:0). Bereits am Samstag nachmittag setzte sich in einem guten Spiel das kombinationssicherere Team durch. Nach der von Taktik geprägten ersten Hälfte hatte die TSG den besseren Start. Doch schon fünf Minuten nach deren Führung glich Damjanovic aus (52.); kurz darauf gelang ihm das 2:1. In der 65. und 75. traf Hrvoic. Daneben überzeugten beim FC Damir und Drazen Mamic, Raguz, Kristo sowie Keeper Znaor.

SKG Frankfurt - FV 09 Eschersheim 2:1 (0:1). Wenn man unten steht, dann fehlt einem oft auch das Glück: Diese Erfahrung mußten - wieder einmal - die Eschersheimer machen. In der ersten Hälfte hätten sie schon deutlicher als mit einem Treffer führen müssen. Als der Ball im zweiten Abschnitt nicht mehr so gut lief, kam die SKG auf. Zum Sieg benötigte sie indes die Hilfe des Referees: "Die Tore von Pericevic waren beide abseitsverdächtig", sagte nach dem Spiel sogar SKG-Trainer Koch, der nur seinen Libero Gerats in guter Form sah.

Union Niederrad - FSV Frankfurt II 2:1 (0:0). "Neue Besen kehren besser". Wieder einmal bestätigte sich diese alte "Fußballweisheit". Unter ihrem neuen Trainer Ivesic gelang der Union die Überraschung des neunten Spieltages. Sie boten dem bisherigen Tabellenführer paroli und wurden schließlich für ihren Kampf belohnt; spielerisch allerdings war die FSV-Reserve klar überlegen. Obermeier (47.) und Fartak (52.) brachten die Platzherren gleich nach Wiederanpfiff in Front; Schäfers Anschlußtreffer (75.) half da auch nichts mehr.

Germania Enkheim - FFV 04 Sportfreunde 2:3 (0:0). Eine 2:0-Führung gegen einen Gegner in Unterzahl und damit zwei Punkte verschenkt, das ist die Bilanz der Enkheimer am neunten Spieltag. Zum Matchwinner aber wurde FFV-Spieler Schreiber. Erst machte er ein Eigentor (50.), doch am Ende gelang dem Verteidiger der Siegtreffer. Buschbeck hatte Enkheims Führung noch ausgebaut (53.). Aber nach der roten Karte für Gästespieler Höfler und dem Anschlußtreffer durch Lage (60.) wurden die Hausherren immer nervöser. Cacmak glich aus, (65.), dann traf Schreiber (80.).

SG Riederwald - SV Niederursel 1:4 (0:2). Immer besser in Fahrt kommt der Drittplazierte des Vorjahres, SV Niederursel. So präsentierte er sich am Sonntag läuferisch und spielerisch der SG klar überlegen und gewann durch vier Tore von Humpel verdient. Moosbauer steuerte den Ehrentreffer (82.) bei.

FC Maroc - SV 07 Heddernheim 0:3 (0:1). In einer technisch hochstehenden Partie setzte sich am Ende die zielstrebigere Mannschaft durch. Etzroth hatte schon nach zehn Minuten für die Gäste vorgelegt. Danach zauberten die Marokkaner den neuen Tabellenführer zwar aus, konnten aber kein Kapital daraus schlagen. Wiederum Etzroth traf kurz nach dem Seitenwechsel, den dritten Treffer für die "07er", bei denen sich Selle die beste Note verdiente, steuerte Ersatzspieler Zimmermann bei.

FC Tempo - Frankfurter Berg 6:2 (2:1). Einen in jeder Hinsicht turbulenten Nachmittag erlebten die Zuschauer an der Ginnheimer Woogwiese: Auf dem Spielfeld acht Treffer und eine rote Karte für Tempo- Spieler Kovacic, viel Unruhe und am Ende sogar einen Polizeieinsatz jenseits der Kreidelinien. Tempo führte bereits 2:1, als Kovacic "Rot" sah (43.). Danach war das Spiel minutenlang unterbrochen, Zuschauer rannten über den Platz. Trotz des sicheren Sieges, den sich Tempo in Unterzahl herausspielte, blieb die Stimmung laut Gästetrainer Nagel "aggressiv". Er sah sich schließlich gezwungen, ein Überfallkommando zu rufen. Tempo-Betreuer Jovicic kritisierte unterdessen die Schiedsrichterleistung. ask

Auf den Medientagen machte das Wort vom Euro-Föderalismus die Runde Wie Fernsehen in Europa künftig zwischen EG-Verordnungen und nationaler Verantwortung gestaltet werden soll - zu einer Tagung in München

In drei Monaten ist - Europa. Denn im Januar 1993 entsteht, trotz aller Turbulenzen um Maastricht, der europäische Binnenmarkt. "Fernsehen ohne Grenzen" ist dank Satellitentechnik schon seit längerem möglich, und es bedarf der europaweiten Regulierung. Wie sie gestaltet werden, soll im Spannungsbogen zwischen EG-Verordnungen, die Fernsehen als Wirtschaftsgut und Dienstleistung definieren, und nationaler Verantwortung, die sich auf Rundfunk als kulturelles Medium richtet, darüber diskutierten Eurokraten, Medienrechtler, Programm-Verantwortliche und -kontrolleure in der vergangenen Woche im Rahmen der 6. Münchner Medientage.

Mit der 1989 verabschiedeten EG-Fernsehrichtlinie wurde ein erster Schritt in Richtung Harmonisierung getan, vor allem in bezug auf Jugendschutz, Programmförderung, Werbung und Sponsoring - dem verdankt das deutsche TV- Publikum beispielsweise die seit Anfang des Jahres erlaubte, vielgescholtene Unterbrecherwerbung.

Derzeit bereitet die EG-Kommission ein weiteres "Grünbuch" vor, das sich mit Medienkonzentration beschäftigt. Eine Frage, die in Deutschland im Vordergrund der Mediendiskussion steht, denkt man an den spektakulären Lizensierungsstopp für RTL 2 und Tele 5. Doch daß es nicht nur darum geht, den Einfluß von Medienkonzernen wie Springer, Kirch oder Bertelsmann kritisch zu überprüfen, machte Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), beim diesjährigen BLM-Rundfunkkongreß unter dem Motto "EuroMedienDimensionen" deutlich: Man müsse auch nach der Stellung von Berlusconi, der 60 Prozent des italienischen Fernsehmarktes beherrscht, bei Tele 5 fragen können. Oder die geplante Zusammenarbeit des ZDF, des größten Fernsehsenders in Europa, mit dem weltweit tätigen US-Sender CNN hinterfragen, die Ring, so sie denn zustandekommt, "ein Paradebeispiel für die Zusammenballung medialer Meinungsmacht" nannte.

Ring forderte spezifische, medienrechtliche Regelungen, um solch grenzüberschreitender Medienkonzentration entgegenwirken zu können. Dazu sei nicht nur eine Harmonisierung der Gesetze, sondern auch ein einheitlicher Vollzug unter Berücksichtigung der föderalen Strukturen notwendig. Diese Umsetzung konkretisierte Thomas Kleist, Direktor der Saarländischen Landesmedienanstalt: Er forderte eine "Arbeitsgemeinschaft der Medienaufsichtsstellen in Europa" - eine Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis statt der Abgabe von immer mehr Kompetenzen an die EG oder gar die Installierung einer eigenen, europäischen Medienaufsichtsbehörde, wie sie das Europäische Parlament unlängst angeregt hat.

Die Zeit der pauschalen Vorverurteilungen und Emotionen scheint in der Diskussion um das Europa der Medien doch vorbei zu sein. Ring verwies in seiner Kongreßbilanz darauf, daß die Sensibilität der EG-Vertreter größer geworden sei, daß häufiger das Subsidaritätsprinzip betont werde, d. h. europäische Regelungen nur dort zu schaffen, wo dies zwingend notwendig sei. Kleists Wort vom "Euroföderalismus" machte die Runde.

Ulf Brühann, Medienspezialist in der EG-Kommission, verdeutlichte dazu das in der EG-Fernsehrichtlinie festgeschriebene "Sendestaat-Prinzip": Es soll verhindern, daß verschiedene Vorschriften und Kontrollinstanzen für einen Programmveranstalter Gültigkeit haben, der in mehreren Ländern ausstrahlt - dies gilt für paneuropäische Sender wie MTV oder Eurosport genauso wie für deutsche Programme von Eins plus bis SAT 1, die auch in den Nachbarländern verbreitet werden. Zuständig ist allein die Aufsichtsbehörde des Staates, in dem der Sender seinen Sitz hat, und ihre strikte Kontrolle ist Voraussetzung dafür, daß eine entsprechende Kontrolle in den Empfangsstaaten wegfallen kann.

So soll beispielsweise verhindert werden, daß aus einem Land Pornoprogramme in ein anderes gesendet werden. Im übrigen steht es den Mitgliedsstaaten der EG - und nur für diese gelten die Richtlinien - frei, strengere Auflagen für ihre nationalen Sender zu erlassen. Daher sind auch die Werbeeinschränkungen für die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland zulässig.

Doch gerade die öffentlich-rechtlichen Sender in Europa haben mit den EG-Behörden zu kämpfen. Ihre Regelungswut richtet sich vor allem auf die Europäische Rundfunkunion (EBU), deren Programmaustausch - bekannt als Eurovision - und gemeinsamer Programmeinkauf - beispielsweise bei Sportrechten wie Olympia oder Weltmeisterschaften - als unzulässiges Kartell angesehen wird, von der EG ebenso wie von der privaten Konkurrenz.

Richard Dill, Auslandskoordinator der ARD, warnte eindringlich davor, die EBU zu zerschlagen: Hier werde seit 40 Jahren Europa partnerschaftlich praktiziert, und zwar weit über die Grenzen der EG hinaus. Beim Aufbau neuer, demokratischer Rundfunkstrukturen im Osten - der bisherige Ostblock-Zusammenschluß OIRT wird 1993 mit der EBU fusionieren - sei eine solche Unterstützung, die sich nicht an kommerziellen Interessen orientiere, unabdingbar. Dill forderte Förderung statt Behinderung europäischer Programmvorhaben von EBU-Mitgliedern, ob wie bei ARTE im kulturellen Bereich oder wie bei Euronews auf dem Informationssektor: "Wir können nicht alles dem Markt überlassen. Ein Europa ohne gegenseitige Bereicherung ist uninteressant, wir dürfen nicht nur abgeben, was käuflich ist. Es muß zu kooperativen, europäischen Programmen kommen - sonst wird es auch kein Europa geben."

SISSI PITZER

20 Kilo Uran sollen nach Aussage einer verhafteten Person eingeschmuggelt worden sein Strontium

in der

Hotelgarage

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Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Es war in aller Frühe, als der Besitzer des Hotels Mondial am Samstag an seinem Allgäuer Urlaubsort aus dem Schlaf geklingelt wurde. Es meldete sich die Rezeption der 21-Zimmer-Herberge in der Heinestraße 13 - zwischen Eschersheimer Landstraße und Bornwiesenweg. Der Bericht über den Strontium 90-Fund in der Garage veranlaßte den Empfänger der Nachricht umgehend zur Rückkehr in das fünfstöckige Haus im Nordend. Hier hatte der Meßzug der Berufsfeuerwehr in der Nacht zuvor den Kofferraum eines BMW mit polnischem Kennzeichen geöffnet und den Behälter mit dem radioaktiven Material geborgen. Vier Stunden zuvor, gegen 18 Uhr, leerten die Männer in den Schutzanzügen und den Atemmasken bereits das Schließfach 579 im Hauptbahnhof, in dem das nicht minder gefährliche Cäsium 137 deponiert war. In der letzten Woche ist den Ermittlern im Rhein-Main-Gebiet das Ausmaß des illegalen Handels mit strahlenden Substanzen aus dem Osten des Kontinents so richtig deutlich geworden. Am Dienstag erfuhren sie von einer "Connection", drei Polen und einem Deutschen, die über Wiesbaden Cäsium 137 in die Schweiz eingeschmuggelt hatten. Dabei erlitten zwei Männer so schwere Strahlenschäden, daß sie von den örtlichen Behörden sogleich in ihre Heimat zurückgeschickt wurden. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer schließt daraus, daß für die Transporteure verstrahlter Materialien "eine enorme Selbstgefährdung" besteht. Dieser Fall und die Ereignisse vom letzten Wochenende hängen zusammen. Das Landeskriminalamt hatte ihn kaum veröffentlicht, da erhielt es die Nachricht eines Journalisten von "Spiegel TV", er verfüge über Kontakte zu Lieferanten radioaktiver Stoffe aus Osteuropa.

Am letzten Freitag trafen sich der Informant, seine Rechtsanwältin sowie Vertreter von Staatsanwaltschaft und LKA. Dabei erfuhren die Behörden von den Depots im Hauptbahnhof und in der Heinestraße. Dort, im Hotel Mondial, waren am Abend zuvor zwei Polen in dem BMW mit polnischem Kennzeichen vorgefahren. Im Gästebuch trugen sie sich unter den Wohnorten Bochum 1 und 6 (Stadtteil Wattenscheid) ein.

Am Freitag morgen ließen sie den Wagen in der offenen Garage stehen und fuhren mit einem Mercedes davon. Dem Empfang teilten sie mit, den BMW wollen sie "ein, zwei Stunden" später abholen. Daraus wurde nichts.

Möglicherweise gehörten die beiden zu den drei polnischen Tatverdächtigen die im Verlauf des Freitag im Sheraton-Hotel am Flughafen festgenommen worden sind. Fest steht, daß die Staatsanwaltschaft in Bochum für den Fall zuständig ist, weil die Haupttäter in der Ruhrstadt gemeldet sind.

Die Anklagebehörde gab am Sonntag bekannt, in dem Verfahren "wegen schwerer Umweltgefährung" seien fünf Polen und eine Deutsche in Haft gegangen. Eine Person habe ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Danach sind in die Bundesrepublik 20 Kilogramm des Uran 235 eingschmuggelt worden, das für den Bau von Atombomben geeignet ist. Nach dem Versteck wird gefahndet.

Hessens Innenstaatssekretär Christoph Kulenkampff hat aus dieser alarmierenden Information die Konsequenz gezogen und eine Sonderkommission des Landeskriminalamtes gebildet, der auch Experten des Umweltministeriums und der Landesanstalt für Umwelt angehören. Bei der Suche nach dem Uran soll der versammelte Sachverstand genutzt werden. Die Landesanstalt hatte die in Frankfurt gefundenen Behälter mit Cäsium und Strontium am Samstag in ihrem Darmstädter Labor untersucht. Der Analysebericht beschreibt den Gegenstand aus dem Schließfach als einen 17 Kilo schweren Bleikörper mit Tragegriff - Durchmesser 13, Höhe 15 Zentimeter. Der Behälter in der Heinestraße war mit Blei ausgegossen und mit fünf Kilo wesentlich leichter. Die radioaktiven Stoffe sind in kleinen Metallkapseln enthalten, weshalb eine Mengenbestimmung noch nicht möglich ist. Es handelt sich jedoch vermutlich um einige Gramm.

Umweltminister Joschka Fischer gab vor der Presse im Polizeipräsidium am Sonntag bekannt, die Messungen der Feuerwehr an den Fundorten hätten be- (Fortsetzung auf Seite 14)

Guerra beendete Zittern in der Schlußminute Hübner vor Zwangspause / Schröder patzte am Anfang / RW Frankfurt - Wehen 3:1 (2:1)

Der Mann kennt die Unwägbarkeiten des Fußballs ganz genau. "Wir spielen so offensiv, wie es unser Kader zuläßt", versprach Wehens Heinz Wulf vor dem Anpfiff und wollte sich am Brentanobad auf keinen Fall verstecken. "Aber", fuhr er fort, "die Frage ist, ob es der Gegner zuläßt." Er ließ, ja er zwang den Gast sogar dazu, doch der demonstrierte im entscheidenden Moment wenig Sorgfalt. Und so nutzte es Wulf auch wenig, daß er statt Jakob den offensiveren Bals auflaufen ließ, weil Schröder in der Defensive schnell patzte. Seinen Querpaß im eigenen Strafraum schoß Roth aus sechs Metern ein. Den "Roten" bescherte das Geschenk schnell die gewünschte Ausgangsbasis. Die Gäste mußten jetzt angreifen.

Und das offenbarte Freiräume, die Kunz zunächst nach einem Kopfball nicht nutzen konnte, dafür aber nur wenige Minuten später mit einen satten Schrägschuß, nachdem er Bals aussteigen ließ - eine beruhigende Führung, die Trainer Jung mit dem lapidaren, aber zufriedenen Kommentar "Weiterspielen" quittierte. Und während sich der Rot-Weiss-Coach äußerst extrovertiert zeigte, jede Aktion lautstark, meist lobend, kommentierte und nebenbei auch noch die taktischen Varianten den Zuschauern transparent machte, mußte sich Kollege Wulf über den verletzungsbedingten Ausfall von Stürmer Raab, individuelle Fehler und wenig Bewegung seiner Spieler ärgern.

Wehen fand gegen die offensiv und läuferisch agilen Frankfurter lange kein Mittel, eigene Akzente für die Offensive zu setzen. Doch statt des möglichen 3:0 - Roth scheiterte an Vogler - gelang mit der ersten ernsthaften Annäherung an das Tor von Wimmer dem eingewechselten Sauer der Anschlußtreffer, als er nach Feyens Kopfball an die Latte nur noch einzuschießen brauchte. Ein Erfolgserlebnis, das beflügelte. So mußte Wimmer einen Kopfball von Süß reaktionsschnell parieren.

Auch nach der Pause konnten die Gäste das Geschehen ausgeglichen gestalten, waren Ehrgeiz und Elan erkennbar. Die erste Chance hatten dennoch die Platzherren: Roth traf mit einem Heber nur das Außennetz. Dann war wieder Wimmer gefordert, als er bei einem Distanzschuß von Brummer mit einer Glanztat zur Stelle war. Der zunehmende Druck der Wehener brachte ihnen allerdings keine echten Möglichkeiten. Effektivität bewies nach bis dahin anhaltendem Zittern in der Schlußminute dagegen Roth, als er Kampfgeist bewies und Guerra nach seiner Vorarbeit die Entscheidung markierte. Sechs Spiele ungeschlagen, 10:2 Punkte hintereinander - Trainer Jung war über den Aufwärtstrend hocherfreut. Sein Kollege Wulf darf dagegen weiter in Harnisch geraten. Eine verschlafene erste Halbzeit und die Fortsetzung der scheinbar unendlichen Geschichte indvidueller Fehler seiner Mannschaft, die weiter ein Dasein im Mittelmaß fristet, lassen den Trainer vergeblich auf Konstanz hoffen. Unpopuläre Personal-Entscheidungen sind nicht mehr ausgeschlossen. Bereits in Frankfurt kündigte Wulf an, daß Kapitän Hübner in seiner derzeitigen Verfassung nicht mehr oberliga-reif sei.

CHRISTIAN FROMMERT

RW Frankfurt: Wimmer, Hoßmang, Schur, Dahl, Klepper, Wöber, Kraaz, Pistauer (70. Brunetti), Schneidt (70. Guerra), Kunz, Roth.

Wehen: Vogler, Kornhuber, Süß, Schmidt (70. Jakob), Boche, Hübner, Bals, Schröder, Feyen, Raab, (30. Sauer).

Tore: 1:0 Roth (10.), 2:0 Kunz (15.), 2:1 Sauer (41.), 3:1 Guerra (90.)

Zuschauer: 300.

Schiedsrichter: Dörr (Ober-Ramstadt).

Serbe nur knapp einem Anschlag entkommen

WIEBADEN. Nur knapp ist am Sonntag vormittag der serbische Wirt einer Gaststätte in der Stegerwaldstraße einem Sprengstoffanschlag entronnen.

Wie die Polizei mitteilte, fiel einer Mitarbeiterin des Serben bei Reinigungsarbeiten im Hof ein Gegenstand auf, der unter dem Wagen des Wirtes abgelegt war. Sie verständigte die Polizei, deren Sprengstoffexperte feststellte, daß es sich bei dem Gegenstand um eine Handgranate handelt.

Sofort wurden das Nachbarhaus sowie Teile des gegenüberliegenden Hotels geräumt. Wie der Sprengstoffexperte versicherte, war die Handgranate entsichert und wäre bei der geringsten Bewegung des Autos detoniert. Die Sprengkraft hätte ausgereicht, das Fahrzeug in die Luft zu sprengen. - In den vergangenen Wochen hatte der Gastwirt mehrfach Morddrohungen erhalten. gre

Posniak tritt beim FC Italia die Lottermann-Nachfolge an Landesliga Süd: Bayern Alzenau auch gegen die Griesheimer souverän / Bernbach nimmt auch die Langenselbolder Hürde

Die Wege von Stefan Lottermann und dem FC Italia werden sich trennen, nachdem der einstige Profi-Fußballer diese Woche seinen Posten zu Verfügung gestellt hatte. Lottermann trainierte den Verein seit über zwei Jahren und kapitulierte offenbar wegen unüberbrückbarer Differenzen mit einem Teil des Vereinsvorstandes über den Einsatz von Neuzugang Sebastian Rogara, einem in Argentinien aufgewachsenen Italiener. Rogara, dessen Bezüge von einer Sponsorengruppe finanziert werden, wurde von Lottermann wohl zuwenig eingesetzt. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde der Druck auf den Trainer durch einen Teil des Vorstands für Lottermann unerträglich, so daß er die Konsequenzen zog und sich auch im Laufe der Woche nicht mehr umstimmen ließ, zumal bereits zuvor mit eventuellen Nachfolgern für ihn verhandelt wurde. Weitermachen wird dagegen der Erste Vorsitzende Paolo Rustignoli, der den Verein über Jahre hinweg maßgeblich unterstützt und ihn in die Landesliga geführt hatte. Ursprünglich wollte er aus Verärgerung über das Verhalten einiger Vorstandskollegen im "Fall Lottermann" seinen Posten zur Verfügung stellen. Als neuer Trainer beim FC Italia wurde am Wochenende Oliver Posniak engagiert. Der Ex-Profi, der zu Saisonbeginn von Viktoria Aschaffenburg zum Frankfurter Landesligisten wechselte, ist ab sofort als Spielertrainer tätig.

FC Bayern Alzenau - Viktoria Griesheim 3:0 (1:0). Diszipliniertes und konzentriertes Spiel war der Garant für den Erfolg Alzenaus im Spitzenspiel gegen Griesheim. Die Gäste machten sich durch übertriebene Härten und Meckern das Leben schwerer als nötig. Beide Mannschaften waren offensiv eingestellt, keiner versteckte sich. Ein Eigentor Griesheims brachte Alzenau nach 30 Minuten in Führung. In der zweiten Hälfte bauten Naumann und Sewers den Vorsprung der Gastgeber aus.

Spvgg. Langenselbold - SV Bernbach 0:2 (0:2). Wer eine klare Überlegenheit der Bernbacher im gesamten Spiel erwartet hatte, sah sich getäuscht. Zwei schnelle Treffer durch Krüger in der ersten Viertelstunde ließen zunächst ein Debakel für die Gastgeber befürchten. Aber Langenselbold konnte sich wieder fangen und stand bis zum Pausenpfiff kompakt und sicher in der Abwehr, auch wenn Bernbach noch einige Möglichkeiten hatte, den Vorsprung zu erhöhen. Das Blatt wendete sich im zweiten Spielabschnitt. Langenselbold bot eine enorme kämpferische Leistung, so daß Bernbach kaum noch zum Zug kam. Die Gastgeber hatten eine Reihe von sehr guten Torchancen. Es wurde aber deutlich, daß den Langenselboldern in dieser Saison ein Vollstrecker fehlt. Wenn niemand die herausgespielten Chancen nutzt, kann man auch keine Punkte gewinnen, obwohl dies gegen Bernbach durchaus im Bereich des Möglichen lag.

Spvgg. Dietesheim - Spvgg. Neu-Isenburg 2:2 (1:2). In dieser wechselhaften Begegnung waren sowohl Dietesheim als auch Neu-Isenburg zeitweilig überlegen. Dietesheim begann stark, mit viel Druck und ging durch einen Foulelfmeter von Kasselitz in Führung. Danach kam Neu-Isenburg besser ins Spiel und hatte seinerseits einige Möglichkeiten. Haffner traf nach guter Voararbeit von Martin Stahr zum 1:1. Kurz vor der Pause brachte Stahr die Gäste nach einer turbulenten Strafraumszene in Führung. Auch nach dem Seitenwechsel bestimmten zunächst die Gäste das Spielgeschehen. Dietesheim stand unter starkem Druck und leistete in der Abwehr Schwerstarbeit. Doch die Gastgeber konnten sich wieder befreien und hatten eine weitere gute Phase, in der Dymaschewski den Ausgleich erzielte. Nach dem 2:2 beschränkten sich beide Kontrahenten darauf, das Ergebnis über die Runden zu bringen.

SV Mörlenbach - TSV Wolfskehlen 5:0 (1:0). Alles in allem war es eine klare Sache für die Tore-Fabrikanten aus Mörlenbach, die in neun Spielen bereits 32 Treffer erzielt haben. Lediglich in der ersten Hälfte lief es nicht so gut für die Gastgeber, Wolfskehlen konnte sein Tor einigermaßen sauber halten. Nach dem Wechsel agierte Mörlenbach druckvoll und gewohnt torgefährlich, Wolfskehlen hatte keine Chance mehr. Boysen (2), Baumann, Hofmann und Müller erzielten die Tore für den Gastgeber.

SV Jügesheim - Progres Frankfurt 0:4 (0:0). Im ersten Spielabschnitt hatte Jügesheim die Chance, alles klarzumachen. Aber Godulla verschoß einen Foulelfmeter und zweimal vergaben die Jügesheimer Stürmer allein vor dem Tor. Auch nach dem Wechsel hatten die Gastgeber die eine oder andere Möglichkeit, Progres erwies sich jedoch als konditionell deutlich überlegen und war zu ausgebufft für die junge und unerfahrene Jügesheimer Mannschaft. Zwei Doppelschläge durch Cuk und Micolby nach gut einer Stunde sowie durch Micolby und Brcic kurz vor Schluß brachten die Gäste auf die Siegerstraße.

SG Riedrode - SGK Bad Homburg 1:0 (1:0). Beide Mannschaften zeigten in diesem Spiel eine schwache Leistung. Die unerwartete und eigentlich völlig unnötige Nervosität der Spieler bewirkte reihenweise Fehlpässe, so daß während der gesamten Spieldauer kein Spielfluß entstehen konnte. Bad Homburg konnte sich gegen Ende steigern und war dem Ausgleich näher als Riedrode dem zweiten Treffer, konnte aber das nötige Tor nicht erzielen. Den entscheidenden Treffer erzielte Heilmann nach gut 30 Minuten per Foulelfmeter.

FC Italia - SG Klein-Krotzenburg 3:1 (1:0). Italia dominierte das Geschehen klar, Klein- Krotzenburg fand nicht zu seinem Spiel. Zaza (20.) und Schell (50.) brachten den FC Italia mit zwei Toren in Führung. Nach dem Anschlußtreffer der Gäste, den Morida per Foulelfmeter erzielte (60.), kamen die Gastgeber etwas ins Schwimmen. Klein-Krotzenburg hatte nun einige Chancen. Das 3:1 durch Esposito (75.) nahm den Gästen aber den Wind aus den Segeln und sorgte für die Entscheidung.

Germania Ober-Roden - FC Erbach 3:0 (1:0). Ober-Roden nahm von Beginn an das Heft in die Hand und ließ die Gäste nicht ins Spiel kommen. Erbach war seinerseits zu schwach und zeigte zuwenig, um noch die Wende herbeiführen zu können. Die drei Tore durch Lippusch (33. und 53.) und Grimm (88.) fielen in regelmäßigen Abständen. In der 87. Minute erhielt der Erbacher Stefanowski die rote Karte wegen Foulspiels. -oli-

"Weinpreis von Mainz-Ebersheim" der Radamateure Zemkes Schokoladenseite Im Herbst 1992 erlebt Uwe Winter seinen zweiten Frühling

Auch im letzten Rennen der langen Radsportsaison, dem 45 Jahre alten "Weinpreis von Mainz-Ebersheim", zeigten sich die so erfolgreichen Frankfurter Fahrer noch einmal von ihrer Schokoladenseite. Es gab zwar keinen Sieg mehr in den insgesamt elf verschiedenen Klassen, aber im Hauptrennen wurde Jens Zemke, der Vierermeister und Zweite der Bergmeisterschaft, 45 Sekunden hinter Ex-Meister Uwe Winter aus Stuttgart Zweiter, Klaus Lungershausen (RSG) Sechster, Roland Nestler (MRW) Siebter und Oliver Roth (VC) Zwölfter.

"Da vorne wird's gefährlich, wir sollten mal nachfahren", meinte Uwe Winter unterwegs zu Jens Zemke. Die beiden erwischten gerade noch die Spitzengruppe, die mit ihrer Führungskraft bald mehr als zwei Minuten Vorsprung hatte, aber stetig kleiner wurde. Fünf Fahrer stark war sie noch, als man zu vier Neun-Kilometer-Runden nach Ebersheim zurückkam, dann trat 25 Kilometer vor dem Ziel Uwe Winter überraschend an und zog allein davon. "Er hatte im Nu 15 Sekunden Vorsprung, und wir anderen haben uns angeschaut, wer die Führungsarbeit machen soll", erklärte Zemke, der sich dann auf der vorletzten Steigung 15 Kilometer vor dem Ziel von den anderen absetzte und Winter vergeblich nachjagte.

Winter hatte 1987 hier schon einmal gewonnen. Auf acht Siege kam er in dieser Saison, auf sieben Jens Zemke, der lange Frankfurter, und Winter, der 1989 auch deutscher Meister war, erklärte, "seit ich nicht mehr im BDR-Kader bin, fahre ich viel lockerer. Im Vorjahr, als ich in Stuttgart die WM fuhr, war das eine große nervliche Belastung."

Trotz der nur 109 Kilometer in diesem Rennen kam das Feld zersplittert zum Ziel zurück. Zwei Minuten hinter Winter und 1:15 hinter Zemke die Dreiergruppe Matuszek (Nürnberg), Koberschinsky (Berlin) und Vorjahressieger Upahl (Stuttgart). Zweieinhalb Minuten Rückstand hatten Lungershausen, Nestler und der Dortmunder Labe, schon mehr als drei Minuten Roth, der knapp vor dem Schlüchterner Egner (RSG Wiesbaden) ins Ziel kam. Bei den Senioren wurde Heinz Feuerbach (RV Sossenheim) Zweiter. Er hatte in den letzten drei Jahren gewonnen. Diesmal war der Hannoveraner Hans Joachim Schippel um zwei Reifenstärken vor ihm. Boe.

Serbe sollte mit Handgranate unterm Auto getötet werden

WIESBADEN. Der Aufmerksamkeit einer Mitarbeiterin hat es ein 42jähriger serbischer Wirt zu verdanken, daß er am Sonntag vormittag nicht Opfer eines Sprengstoffanschlages wurde. Wie die Polizei mitteilt, hatten unbekannte Täter eine Handgranate unter den Wagen des Wirtes gelegt, der in der Hofeinfahrt in der Dotzheimer Stegerwaldstraße geparkt war. Seiner Mitarbeiterin fiel der Sprengsatz auf: sie rief sofort die Polizei an. Ein Sprengstoffexperte ließ zunächst das Nachbarhaus sowie Teile des gegenüberliegenden Hotels räumen. Die Stegerwaldstraße wurde für den gesamten Verkehr gesperrt. 20 Menschen mußten ihre Wohnungen für etwa eine Stunde verlassen. Dann wurde die Handgranate entschärft. Der bereits entsicherte Sprengkörper hätte nach Angaben des Kampfmittel- Spezialisten gereicht, das Fahrzeug des Serben in die Luft zu sprengen. Wie die Polizei weiter mitteilt, hat der Wirt in den vergangenen Wochen mehrfach telefonische Morddrohungen von Unbekannten erhalten. Zu den Hintergründen der Tat liegen den Beamten keine Erkenntnisse vor. Die Polizei setzte einen Sprengstoff-Suchhund ein, der die gesamte Gaststätte nach Explosivkörpern absuchte. gre

Blaue Linie kündigt den Frankfurt-Marathon an

Blaue Striche auf dem Apshalt kündigen bereits den Weg an, den einige tausend Läufer am 25. Oktober vor sich haben werden: Die Strecke für den elften Marathon, der in zwei Wochen gestartet wird, ist am Sonntag abmarkiert worden.

Zugleich wurde die Strecke von der Festhalle aus über Höchst, Schwanheim und Niederrad in Richtung Innenstadt vermessen: 42,195 Kilometer werden die Läufer bis zum Ziel in der Kaiserstraße zurücklegen müssen. ing

Bezirksliga Gelnhausen Neuses für Lieblos

Mit einem eindrucksvollen 2:0-Sieg über Viktoria Lieblos setzte sich am Freitag abend zum Auftakt des Schelmenmarktes im Duell der beiden Bezirksoberliga-Absteiger der SC 03 Gelnhausen für 48 Stunden an die Tabellenspitze der Bezirksliga Gelnhausen. Nicht nur die Punkte, sondern auch Libero Kirsten Schlitzer verlor der TSV Haingründau im Heimspiel gegen den lange Zeit sieglosen TSV Wirtheim (1:5). Am Sonntag nutzte der SV Neuses im Verfolgerduell gegen Neuenhaßlau die Gunst der Stunde, besiegte nach einem 0:1-Pausenrückstand die Viktoria am Ende noch mit 3:1 und löste Lieblos auf dem Platz an der Sonne ab.

Gelnhausen - Lieblos 2:0 (0:0). Tore: 1:0 Acevedo, 2:0 Caspar. Beste Spieler bei Gelnhausen: Acevedo und Weitzel, bei Lieblos: Farley und Weidmann.

Haingründau - Wirtheim 1:5 (1:2). Tore: 0:1 Weingärtner, 1:1 Lerch, 1:2 Lacke, 1:3 Schwarzkopf, 1:4, 1:5 (Foulelfmeter) Weingärtner. Besonderes Vorkommnis: Rote Karte Schlitzer (Haingründau) in der 19. Min. wegen Foulspiels. Beste Spieler bei Haingründau: Lerch und Sascha Böcher, bei Wirtheim: Weingärtner und Schwarzkopf.

Neuses - Neuenhaßlau 3:1 (0:1). Tore: 0:1 Röder, 1:1, 2:1 Zellmer, 3:1 Börner. Beste Spieler bei Neuses: Zellmer und Heil, bei Neuenhaßlau: Lauber und Torhüter Botzem.

Rothenbergen - Hesseldorf 2:0 (0:0). Tore: 1:0 Rainer Kling, 2:0 Dressbach. Beste Spieler bei Rothenbergen: Höf und Lauber, bei Hesseldorf: Antoni und Guiard.

Kassel - Wächtersbach 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Back, 1:1 Schubert. Beste Spieler bei Kassel: Uwe Senzel und Norbert Schumm, bei Wächtersbach: Torhüter Müller und Martin Magnon.

Eidengesäß - Großenhausen 0:0. Beste Spieler bei Eidengesäß: Bemert und Schelling, bei Großenhausen: geschlossene Mannschaftsleistung.

Pfaffenhausen - Hailer 6:0 (2:0). Tore: 1:0 Eich, 2:0 Thomas Sinsel, 3:0 Bernd Christ (Foulelfmeter), 4:0, 5:0 Thomas Sinsel, 6:0 Dieter Sinsel. Beste Spieler bei Pfaffenhausen: Jürgen Christ, Torhüter Wilhelm und Amend. wh

Liberale fordern Günther

zum Haushalts-Stop auf

Gemeinsam haben am Wochenende die hessischen und die Frankfurter Liberalen gefordert, daß der hessische Innenminister Herbert Günther "kommunalaufsichtlich tätig werden und die Fortsetzung des Frankfurter Finanzdebakels stoppen muß".

Denn "nur durch einschneidende Sparmaßnahmen und nicht durch die wahlkampfmotivierte Fortsetzung der verfehlten Haushaltspolitik" könne die Verschuldung Frankfurts abgebaut werden, betonte Hans-Jürgen Hielscher. Er ist parlamentarischer Geschäftsführer der FDP- Fraktion im hessischen Landtag und stellvertretender FDP-Vorsitzender in Frankfurt.

Hielscher kündigte an, daß die FDP im Landtag die Initiative ergreifen werde, um die Landesregierung "zu zwingen, trotz gleichgelagerter Parteienkonstellation ihrer haushaltsrechtlichen Verantwortung nachzukommen und Sparmaßnahmen über Auflagen zu erzwingen". ing

MSC Erster der Zweiten

Was die "Großen" nicht schafften, holten am Sonntag in Nordhastedt die Zweitligafahrer des Speedway-Bundesligisten MSC Diedenbergen nach. Vor 1800 Zuschauern siegten die Hofheimer auf dem Dithmarschener Motodrom mit 35 Punkten vor MC Ludwigslust (24), dem MSC Olching (23) und den Gastgebern aus Nordhastedt (14). Für den in drei Rennen das Maximum von neun Punkten herausfahrenden Robert Kessler war es bereits der dritte bundesdeutsche Titel (nach zwei Einzelerfolgen bei den Junioren) in dieser Saison. jo

Krabbelstube in Rödelheim eröffnet

Nach einem knappen Jahr Vorbereitungszeit ist am Wochenende die "Rödelheimer Krabbelstube" offiziell eröffnet worden. Michael Burbach vom "Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern", dankte bei der Eröffnung für das Engagement der Eltern und die Spendenfreudigkeit der anliegenden Geschäftsleute aus der Straße Alt-Rödelheim.

Die neue Einrichtung ist das Ergebnis einer Initiative, die von Gabriele Zetzsche und Silvia Franke Ende vergangenen Jahres ins Leben gerufen wurde. Gemeinsam mit dem heutigen Trägerverein haben sie sich auf die Suche nach geeigneten Räumen und einem Betreuerteam gemacht. Das besteht nun aus einer Sozialpädagogin und einer Praktikantin. col

Bezirksliga Hanau Dörnigheim wieder vorne

Nur einen Spieltag lang sonnte sich der FC Langendiebach an der Tabellenspitze der Bezirksliga Hanau. Die überraschende Erlenseer 0:4-Niederlage beim Aufsteiger Eichen verhalf der spielfreien Dörnigheimer Germania erneut zur Führung, zumal auch die weiteren Verfolger patzten. So kassierte Wachenbuchen beim 2:3 in Oberrodenbach die erste Saisonniederlage.

TSV Niederissigheim - Spv. Rosdorf 3:2 (2:1). Tore: 1:0 Wiesmeier (Handelfmeter), 1:1 Traband (Foulelfmeter), 2:1 Wiesmeier, 2:2 Celic, 3:2 Wiesmeier (Foulelfmeter). - Beste Spieler: Wiesmeier, Lauf (N), Traband, Celic (R).

TSG Niederdorfelden - Dörnigheimer SV 3:0 (1:0). Tore: 1:0 Falke, 2:0 Falke, 3:0 Chmielewski. - Beste Spieler: Falke, Holhorst (N), Hirn, Flajsman (D).

KSV Eichen - FC Langendiebach 4:0 (1:0). Tore: 1:0 Wilbert, 2:0 Schmidt, 3:0 Raab, 4:0 Heppner. - Beste Spieler: Weber, Nazarenus (E), Rustler (L).

Eintracht Oberrodenbach - Kewa Wachenbuchen 3:2 (2:0). Tore: 1:0 Schilling, 2:0 Smola, 2:1 Kistner, 3:1 Niepold, 3:2 Gerlach. - Beste Spieler: Niepold, Ruhnau (O), Karber, Romeiser (W). - Besonderes Vorkommnis: Rote Karte an K. Kirchner (W).

SG Marköbel - Eintracht Oberissigheim 1:0, (0:0). Tor: 1:0 Wolf. - Beste Spieler: Gräulich, Dörner (M), Flasar, Blaut (O).

TSV 1860 Hanau - Spfr. Ostheim 2:1 (1:0). Tore: 1:0 Drefs, 2:0 Naranjo, 2:1 Leisegang. - Beste Spieler: Naranjo, Balistreri (H), Wirth, Eberlei (O).

Viktoria Heldenbergen - FC Türk Gücü Hanau 4:2 (2:0). Tore: 1:0 Mahr, 2:0 Frech, 3:0 Groebel, 4:0 J. Bezemer, 4:1 Güngermez (Foulelfmeter), 4:2 Güngermez. - Beste Spieler: Geschlossene Mannschaftsleistung (H), Güngermez, Farol (Hanau).

SV Kilianstädten - KSV Langen-Bergheim 3:0 (1:0). Tore: 1:0 A. Loosen, 2:0 Schäfer, 3:0 H. Schmidt. - Beste Spieler: B. Kuhn, H. Schmidt (K). gö

FC Hochstadt stürmte an die Spitze Bezirksoberliga West: Oberrad gewinnt Spitzenspiel gegen Germania 94

Neuer Spitzenreiter der Bezirksoberliga Frankfurt-West ist nach einem 2:0-Sieg in Reichelsheim überraschand Aufsteiger FC Hochstadt. Punktgleich rangiert auf Platz zwei die Spielvereinigung Oberrad, die das Spitzenspiel gegen Germania 94 mit 2:0 gewann. Bad Vilbel II fiel durch die Niederlage in Offenbach auf Platz sieben zurück. Die SG Ober-Erlenbach hält den positiven Trend (1:1 gegen Dietzenbach) und verbesserte sich auf Rang 15. Schlußlicht Tempelsee feierte den ersten Punktgewinn der Saison in Steinfurth.

SV Reichelsheim - 1. FC Hochstadt 0:2 (0:0). Mit seinen Treffern elf und zwölf bezwang FC- Torjäger Alex Krapf den SV Reichelsheim im Alleingang. Einen Freistoß (70.) und einen 12- Meter-Kracher (80.) brachte er im Tor unter. Die SV-Abwehr, im ersten Spielabschnitt noch standfest, hatte in der Schlußphase den überlegenen Gästen nichts mehr entgegenzusetzen.

SV Steinfurth - Gemaa Tempelsee 0:0. Eine schwache Begegnung zeigten Steinfurth und Tempelsee. Torraumszenen waren Mangelware. Die verletzungsbedingten Ausfälle einiger Stammspieler schwächten den SV enorm. Die beste Chance hatte Tempelsee: Ein Weitschuß donnerte jedoch nur an die Latte des SV-Tores.

SG Ober-Erlenbach - FC Dietzenbach 1:1 (0:0). Zunächst ging die gut aufspielende SG durch einen Treffer von Quintela (83.) in Führung. In der hektischen Schlußphase gelang Dietzenbach per Foulelfmeter der Ausgleich. Firle (88.) verwandelte souverän. Torhüter Jedda erregte sich bei der Strafstoß-Entscheidung so sehr, daß er sich eine Zeitstrafe einhandelte. Kurz zuvor mußte Wesser ebenfalls vom Platz. Mit acht Feldspielern verteidigte die SG dann das Unentschieden.

FSV Bischofsheim - 1. FC Rödelheim 1:3 (0:1). Bei der Begegnung zweier gleichwertiger Gegner führte die bessere Chancenverwertung die Gäste zum Sieg. Pigot (20.) und Stöckl (48.) schossen eine 2:0-Führung für den FC heraus. Nach dem Anschlußtreffer von Wünsche (72.) drängte der FSV auf den Ausgleich. Ein Abwehrfehler von Braun verhalf Pigot (78.) zum entscheidenden 1:3.

Spvgg. Fechenheim - Vatan Spor Bad Homburg 2:1 (0:0). Fechenheim nutzte die Überlegenheit in der ersten Hälfte nicht entscheidend. Lediglich Fröhlich (25.) nach Vorarbeit Plaum zeigte sich treffsicher. Nach der Pause spielte Vatan Spor besser und kam durch Guecel (73.) zum verdienten Ausgleich. Der eingewechselte Fischer zirkelte dann eine Ecke auf den Kopf von Hantusch (78.), der keine Mühe hatte, den Siegtreffer zu erzielen.

Germania 94 Frankfurt - Spvgg. Oberrad 0:2 (0:1). Das Spitzenspiel des Tabellenführers gegen die auf Platz fünf liegenden Oberräder entschied Sellig mit zwei Alleingängen (25./48.) für die Gäste. Nach seinen zwei Toren handelte sich Sellig eine Zeitstrafe wegen Reklamierens (75.) ein. Die "94er" nutzten die personelle Überzahl jedoch nicht aus. Schiedsrichter Grieben aus Offenbach leitete das Derby souverän.

Kickers Offenbach II - FV Bad Vilbel II 3:1 (1:1). Einen umstrittenen Foulelfmeter nutzte Lorenz (14.), um die Gäste in Front zu bringen. Zuvor soll Albayrak FV-Stürmer Pfaff gefoult haben. Arifi (42.) egalisierte den Rückstand. Dann trafen die Brüder Kriegsch: Zunächst war Rainer (60.) erfolgreich, zehn Minuten später zeigte sich auch Peter zielsicher. Torhüter Glasenhardt glänzte mit tollen Paraden.

SG Rot-Weiss Frankfurt II - SG Rodheim 0:1 (0:1). Die "Roten" beherrschten ihren Gegner nach Belieben, nur ein Tor wollte nicht fallen. Rodheim-Torhüter Bommersheim machte eine Vielzahl von Chancen zunichte. Ein abgefälschter Schuß von Hoffmann (30.) brachte die überraschende Führung der Gäste. Rot-Weiss stürmte weiter, aber außer einem Pfostentreffer (Wozniezki, 70.) gelang nichts mehr.

Germania Ockstadt - SV Nieder Weisel 1:6 Das Duell der Tabellen-Nachbarn entschied überraschend deutlich der Aufsteiger für sich. Dreimal Otto, zweimal Brod und Mäckl trafen für Nieder Weisel. Der Gegentreffer fiel per Strafstoß. Roth hatte zuvor mit der Hand auf der Linie geklärt. Dafür sah er die rote Karte. jpm

Jüdisches Museum wird am 29. November eröffnet

Das Museum Judengasse wird am 29. November eröffnet. Dies hat Kulturdezernentin Linda Reisch am Wochenende klargestellt. Sie bezog sich auf die Kritik, die der Direktor des Jüdischen Museums, Georg Heuberger, in der vergangenen Woche daran geäußert hatte, daß noch immer kein Termin für die Eröffnung der Dependance am Börneplatz feststehe.

Die Einladungen, entgegnete nun die Kulturdezernentin, könnten verschickt werden - für den 29. November. ing

Birligi überrascht in Eckenheim Kreisligen A Frankfurt: In der Gruppe West fielen 34 Tore

Souverän verteidigte Nieder-Erlenbach in der Kreisliga A Frankfurt, Gruppe Nord, die Tabellenführung. Aber auch die beiden Verfolger des verlustpunktfreien Spitzenreiters sind weiterhin ungeschlagen; Preußen siegte bei Italia Reserve und Concordia Eschersheim spielte bei Bonames unentschieden. Überraschend deutlich schlug Harheim Makkabi und ebenso unerwartet punktete Schlußlicht Birligi bei Eckenheim.

FV SAZ-Rock - FV Berkersheim 1:2 (1:1). Tore: Monaco für SAZ-Rock, Banek und Berschet für Berkersheim. Geschlossene Mannschaftsleistungen auf beiden Seiten.

Italia II - Viktoria Preußen 0:3 (0:0). Tore: Flies und Schilha (2) für Preußen. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Preußen.

SG Harheim - TuS Makkabi 6:1 (3:0). Tore: A. Stöger, W. Stöger, Lameiras (3) und Fischer für Harheim, Lind für Makkabi. Beste Spieler bei Harheim: Kaus und A. Stöger.

TSG 1951 - Germania Ginnheim 1:1 (0:1). Tore: Vogel für TSG 51, Hubbuch für Ginheim. Beste Spieler: Dorrmann und Müller bei TSG 51, Torhüter Betz, Büllent und Gagel bei Ginnheim.

SV Bonames - Concordia Eschersheim 1:1 (0:1). Tore: Bellini für Bonames, Müller für Eschersheim. Beste Spieler: Hochmut und Müller bei Concordia.

TSG Nieder-Erlenbach - FC Kalbach 2:1 (1:0). Tore: Becker und Ohmeis für Nieder-Erlenbach, Pavlaszek für Kalbach. Beste Spieler bei Kalbach: Torhüter Thomas Epp und Seubert bei Kalbach, geschlossene Mannschaftsleistung bei Nieder-Erlenbach.

In der Gruppe Ost tat sich Tabellenführer Croatia unerwartet schwer bei den an vorletzter Stelle stehenden Schwarz-Blauen, die beherzt Gegenwehr leisteten. Die vier Mannschaften am Tabellenende müssen weiterhin auf den ersten Sieg beziehungsweise Punktgewinn warten. Sehr stark präsentierte sich nach der Niederlage in der vergangenen Woche an diesem Spieltag wieder Italia Enkheim/Delfini. Tabellennachbar Mladost bekam dort eine 5:1- Packung.

GSU/Pansereikos - Borussia Sachsenhausen 3:0 (0:0). Tore: Hakan (2) und Bilal für die Spielgemeinschaft.

DJK Schwarz-Blau - SV Croatia 1:2 (0:0). Tor für Schwarz-Blau durch Röder. Geschlossene kämpferische Mannschaftsleistung bei Schwarz-Blau.

SG Bornheim GW - FSV Bergen 2:2 (0:1). Tore: Haas und Güneser für Bornheim, Sedler und Rajnprecht für Bergen. Beste Spieler: Haas, Sikorski und Stöckel bei Bornheim, Knöffel, Löw und Ebert bei Bergen.

TSV Taras - SSV Heilsberg 2:5 (2:4). Tore: Neubacher und von Sydow für Taras, Schmidt (3), H. und W. Melchert für Heilsberg. Bester Spieler bei Heilsberg: Mallon.

Italia Enkheim/Delfini - AC Mladost 5:1 (1:1). Tore: Sanchez, Curia (2), Defrancesco, Massimo und Madeo für Italia Enkheim/Delfini. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Delfini.

Spvgg. Kickers 16 - JUZ Fechenheim 2:0 (2:0). Tore: A. Hallstein und Mosch für Kickers 16. Beste Spieler bei Kickers 16: T. Hallstein und Bürkle.

BSC 1919 SW - SV Sachsenhausen 4:1 (2:1). Tore: Scherts, Postel, Gimbel und Salinas für den BSC. Beste Spieler beim BSC: Postel, Burkhardt und Wolf.

Besonders torhungrig zeigten sich am siebten Spieltag bei hervorragenden äußeren Bedingungen die Stürmer in der Gruppe West. In den sechs Begegnungen fielen insgesamt 34 Treffer. Ein Top-Spiel und die meisten Treffer sahen die Zuschauer der Partie zwischen Weiß- Blau und der Progres-Reserve, das die Weiß- Blauen 5:4 gewannen. Das Schlagerspiel zwischen City und SW Griesheim entschied Solmaz Kadir fast im Alleingang. Der letzjährige Torschützenkönig von City erzielte alle drei Tore und schraubte damit seine Trefferbilanz in der laufenden Saison auf zehn hoch.

SC Weiß-Blau - Progres II 5:4 (2:1). Tore: Jehne (2) und Kosok (3) für Weiß-Blau. Sadik (2), Sasa und Nikola für Progres.

FC 66 - SG Westend 2:4 (1:2). Tore: Velasquez (2) für den FC 66, Bachmann, Greul (2) und Schlosser für Westend. Beste Spieler: Krompanopoulos, Bachmann und Greul bei Westend.

FC City - SW Griesheim 3:1 (1:1). Tore: Kadir (3) für City, Müller (Elfmeter) für Griesheim.

FV Hausen - ESV Blau-Gold 4:3 (2:1). Tore: Pfahl (2), Rüb und Wötzold für Hausen, Kolzenburg (3) für Blau-Gold. Bester Spieler bei Blau- Gold: Pleß.

Barisspor - SG Praunheim 3:3 (2:1). Tore: Levent, Arthur und Ersin für Barisspor, Thiel, Schneider und Kammerer für Praunheim. Beste Spieler: Ahmet bei Barisspor, Grundmann und Born bei Praunheim.

SG Griesheim - FSV Hellas 1:1 (1:1). Tore: Holler für Griesheim, Tsenekidis für Hellas. chs

Ludwig führt im Weltcup der Radprofis Christian Henn wurde überraschend Zweiter

Eigentlich fehlt nur noch der Pokal. Olaf Ludwig steht nach seinem dritten Platz beim zehnten Weltcup-Rennen der Radprofis am Sonntag von Paris nach Tours unmittelbar vor dem Sieg der Gesamtwertung. Die Entscheidung fällt am 24. Oktober beim Weltcupfinale auf Mallorca, einem 55-km-Einzelzeitfahren. Der 32jährige Olympiasieger von Seoul führt den Wettbewerb, der von März bis Oktober elf Klassiker umfaßt, jetzt mit 126 Punkten souverän an.

Am Sonntag reichte Ludwig, der in der nächsten Saison den einzigen deutschen Rennstall Telekom als Mannschaftskapitän anführen wird, nach 284 km ein dritter Rang hinter dem 29jährigen Belgier Henrik Redant und dem Überraschungs- Zweiten Christian Henn aus Heidelberg.

Der Weltranglisten-Fünfte Ludwig ist die Beständigkeit in Person. Sein sechster Platz zum Saison-Auftakt bei Mailand - San Remo brachte ihm in der Weltcup-Wertung 16 Punkte ein, sein zweiter Rang bei Paris - Roubaix 35. Der erste Klassiker-Sieg des in Aachen lebenden Thüringers beim Amstel Gold Race war 50 Punkte wert. Insgesamt stehen bei Ludwig, der auch bei der diesjährigen Tour de France wieder "seine" Etappe gewann, 17 Saisonsiege zu Buche.

Beim "Klassiker der Sprinter" lief auf dem Weg von Paris nach Tours fast alles nach Ludwigs Wunsch. In der Schlußphase erhielt er durch Henn sogar Unterstützung eines Telekom-Fahrers. In der entscheidenden Phase des Rennens hatte sich eine neunköpfige Spitzengruppe gebildet, aus der sich Redant und der Olympia-Dritte von Seoul, Christian Henn, vier Kilometer vor dem Ziel gelöst hatten. Im Schlußspurt hatte Henn, der von seinem Team nicht für die Tour des France berücksichtigt worden war, allerdings gegen den Belgier keine Chance. Sechs Sekunden nach den beiden stürmte Ludwig ins Ziel und sicherte sich damit 25 wertvolle Weltcup-Punkte. dpa

"Tag der Bergstraße" in Niederrad Riding ritt ohne Fehl und Tadel Fünf Siege für britischen Jockey / Glücksritter und Burgfräuleins

Zwiebelkuchen, Federweißer und Auersbacher Ritterspiele: am "Tag der Bergstraße" ging es auf der Galopprennbahn Niederrad bunt und volkstümlich zu. 5000 Zuschauer genossen das gelungene Gastspiel von edlen Rittern und holden Burgfräuleins im Rahmenprogramm und sahen einen Sieger im Hauptrennen des Tages, der mit Unhold durchaus passend benannt war. Der sechsjährige Hengst des Gestüts Norina lieferte den Höhepunkt einer fünffachen Siegesserie von Jockey Andy Riding, der sich als Ritter ohne Fehl und Tadel erwies.

Mit Superlativa gewann Riding für Trainer Wilfried Kujath, mit Edmonton für Clemens Zeitz und mit Unhold für den Dortmunder Arnold Zweifel jeweils Außenseiterquoten, bevor er mit Radscha endlich auch für Fritz Drechsler, seinen eigentlichen Iffezheimer Chef, vorne war. "Es gibt solche Tage", rätselte der 25jährige aus Liverpool selbst über seinen Lauf. Im letzten Rennen des Tages setzte er mit Nomination erneut für Wilfried Kujath noch eins drauf. Seit zehn Monaten lebt Riding in Deutschland - 30 Siege feierte er bisher, einen seiner größten mit Iron Fighter im Frühjahr in Frankfurt. Weil die Besitzer dieses Pferdes ihn als Jockey nicht mehr akzeptierten, verließ der in seinem Stolz verletzte Brite vor ein paar Wochen den Stall von Trainer Horst Steinmetz Richtung Iffezheim.

Auf Unhold fühlte sich Riding eingangs der Zielgerade eigentlich schon geschlagen. Zacateno, geritten von Andzej Tylikki, stürmte im mit 20 000 Mark dotierten "Preis der Stadt Bensheim" vom Start weg an die Spitze. Der Schimmel kam mit Vorsprung auf die Zielgerade und wartete dort förmlich auf seine Artgenossen. "Erst als die anderen gleichauf waren, hatte er wieder Lust", sagte Tylicki etwas traurig über den "unehrlichen Hengst", der Zweiter wurde. Für Unhold kam die zweite Lust von Zacateno zu spät. Zur Überraschung von Riding machte der Hengst Riesenkräfte frei und gewann letztlich leicht. Unhold war, bevor ihn eine Verletzung lange zurückwarf, immerhin mal ein heißer Derbyaspirant. Mit dem erneuten Sieg galoppierte er den Gerretsheimern bereits 100 000 Mark in die Gestütskasse. Dritter wurde Lavaderos, die Favoriten Hombre und Mansura gingen wie die meisten Wetter leer aus. 120 für zehn Mark Einsatz gewannen die Siegwetter, stolze 11 919 für zehn erhielten die Gewinner der Dreierwette. Sie konnten sich als Glücksritter fühlen. WILFRIED GEIPERT

Eine Gala der Bartzwerge Eckenheimer Züchter zeigten 338 Tauben und Hühner

ECKENHEIM. Es war ein sonniger Herbsttag, als die Eckenheimer Geflügelzüchter vom "Kleintierzuchtverein Alt-Eckenheim" sich zu ihrer letzten Geflügelschau in diesem Jahr trafen. Eine Lokalschau mit Preisvergaben war angekündigt, und 15 aktive Züchter stellten 338 Tiere zur Schau.

Auf dem Farmgelände in der Niederbornstraße herrschte ausgelassene Volksfeststimmung, die lautstarke Unterhaltung wurde nur dann und wann kurz von Hahnengeschrei unterbrochen. Nur drei Kategorien wurden ausgestellt: Hühner, Zwerghühner und Tauben. Dennoch sahen sich nur die wenigsten der mehr als 300 Vögel ähnlich.

Eine der größten Hühnerrassen, die asiatischen Brahma-Hühner, unterscheidet eben doch einiges von den heimischen Thüringer Bartzwerghühnern. Bundesweit einheitliche Rassestandards geben deshalb für jede Art genaue Maßstäbe vor, an denen sich die fünf Preisrichter orientierten.

An den Käfigen befestigte Zettel dienten den Juroren für ihre Vermerke: Vorzüge, Wünsche und Mängel. Wie Walter Schuchardt vom KTZV Alt-Eckenheim erläuterte, ist es das erklärte Ziel jedes Hobbyzüchters, mit Hilfe der Mendelschen Vererbungslehre bei der nächsten Zucht die beanstandeten Mängel zu vermeiden. Kriterien sind neben der Farbe und der richtigen Körperhaltung auch winzige Unregelmäßigkeiten im Gefieder der Hoffnungsträger, die ein ungeschultes Laien-Auge gar nicht erkennen würde. Immerhin konnten fast 100 Preise verliehen werden. Unter den Stiftern befand neben dem Kreisverband der Kleintierzüchter auch die Stadt Frankfurt.

Bis in die Abendstunden feierten die Züchter ihre Ausstellung, es gab Gegrilltes und eine Tombola, deren Erlös die Vereinskasse ein wenig auffüllen soll. Schließlich kostet die Erhaltung der Anlage eine Stange Geld, "und wer kann sich heute schon ein eigenes Haus mit Stall leisten", meint Schuchardt. In der Anlage können alle Züchter ihre Tiere unterbringen. Ein Vorteil: "Wenn sie dann mal in Urlaub fahren, kann sich ein Parzellen-Nachbar um ihre Tiere kümmern." Denn einmal am Tag nach den Tieren zu schauen, das sei wohl das Mindeste, was von einem Tierzüchter erwarten werden könne. col

Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen In den ersten Minuten schlief die Eintracht

Heidenheim - Frankfurt 81:42 (39:17)

Erst ein Fehler beim Sprungball, beim ersten Ballbesitz zu viele Schritte, schließlich ins Aus gedribbelt. Erst als die Gastgeberinnen 6:0 führten, warf die Eintracht erstmals auf den Korb. Die Serie der leichten Fehler aber setzte sich fort, und so baute der SB Heidenheim seine Führung über 12:0 auf 26:3 nach neun Minuten aus und hatte damit die Zweitliga-Partie im Basketball bereits gewonnen, ohne von den Gegnerinnen aus Frankfurt etwas gemerkt zu haben.

Nach der katastrophalen Anfangsphase war der Eintracht naturgemäß der Spaß vergangen; der Sieg Heidenheims fiel mit 81:42 (39:17) außerordentlich hoch aus. Im übrigen machte sich bei Frankfurt bemerkbar, daß hinter Sandra Kojic ein Loch auf der Center-Position ist. Um eine zu frühe, zu hohe Foulbelastung von Kojic zu vermeiden, stellte Usa Medin Memed, Trainer der Frankfurter Eintracht, Michaela Ferle gegen die Heidenheimer Centerin Ruzickova, die 24 Punkte machte, viele Rebounds holte und Ferle dominierte. Die meisten Punkte bei der Eintracht machten Eva Santina (13) und Sandra Kojic (11). ah

Bezirksliga Friedberg Spitzenduo souverän

Das punktgleich an der Spitze liegende Führungsduo ließ sich am neunten Spieltag nichts vormachen: Während Friedberg in Hochweisel mit 3:1 siegte, bezwang Butzbach den Tabellenletzten Kloppenheim mit 5:3. Rang drei verteidigte Aufsteiger Niederwöllstadt durch ein 2:2- Remis in Bingenheim.

VfR Ilbenstadt - SV Obermörlen 3:1 (2:1). Tore: 1:0 Palki, 2:0 Meusel, 2:1 Schimpf, 3:1 Meusel. Beste Spieler bei Ilbenstadt Weber und Palki, bei Obermörlen Schimpf und Geck.

SV Echzell - SC Dortelweil 1:3 (0:1). Tore: 0:1 Steul, 1:1 Stiefel, 1:2 Steul, 1:3 Rachfahl. Beste Spieler bei Echzell Mogk und Schild, bei Dortelweil Steul und Rachfahl.

SKV Beienheim - FC Niederflorstadt 0:0. Beste Spieler bei Beienheim Wuttke und Reif, bei Florstadt Zimmer und Moll.

VfR Butzbach - FSV Kloppenheim 5:3 (1:2). Tore: 0:1 Martinez, 0:2 Dillenseger, 1:2 Mader, 2:2 Meinecke, 3:2 Steppan, 3:3 Altmann, 4:3 und 5:3 Vivencio. Beste Spieler bei Butzbach Glaum und Bingel, bei Kloppenheim Kehl und Müller.

KSV Klein-Karben Res. - TuS Rockenberg 5:2 (1:1). Tore: 1:0 Kacmaz, 1:1 Gogol, 2:1 Kobinger, 2:2 Gogol, 3:2 und 4:2 Riem, 5:2 Freund. Beste Spieler bei Klein-Karben Bruno und Kobinger, bei Rockenberg Baier und Stieler.

SV Hochweisel - VfB Friedberg 1:3 (1:1). Tore: 0:1 Funk, 1:1 Hesse, 1:2 Müller, 1:3 Jacobi. Beste Spieler bei Hochweisel Klopsch und Hesse, bei Friedberg Maier und Sturm.

KSV Bingenheim - SV Niederwöllstadt 2:2 (1:0). Tore: 1:0 Hinkel, 1:1 Wagner, 1:2 Kraft, 2:2 Gunderloch. Beste Spieler bei Bingenheim Stoll und Perez, bei Niederwöllstadt Helget und Köbel. bo

Bezirksliga Offenbach BSC 99 überrascht

Sensationell mit 4:1 gewann der BSC 99 Offenbach das Offenbacher Derby beim Tabellenführer SG Rosenhöhe. Neuer Tabellenführer ist nun Susgo Offenthal nach dem 3:0-Erfolg über die Spvg. Dietesheim II. Die SG Götzenhain holte beim SV Zellhausen ein 1:1, ebenso wie der SV 06 Sprendlingen beim SV Dreieichenhain sowie die SSG beim Türk SV Neu-Isenburg. Heusenstamm und Hainstadt trennten sich 0:0, Klein-Auheim und der FC Offenthal spielten 2:2. Schlußlicht KV Mühlheim bezwang Kickers Obertshausen mit 3:1.

SG Rosenhöhe - BSC 99 Offenbach 1:4 (0:1). Tore: 0:1 Melcangi, 0:2 Lorenz, 0:3 Spannaus, 0:4 Lepple, 1:4 Schnarr. - Beste Spieler: BSC geschlossene Mannschaftsleistung.

SV Zellhausen - SG Götzenhain 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Hitzel, 1:1 Seum. - Beste Spieler: Jagemann, Munkelberg, Schouten (Z), Annouri (G).

SV Dreieichenhain - SV 06 Sprendlingen 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Segeth, 1:1 Kutschera. - Beste Spieler: Zimmermann (S).

TSV Heusenstamm - Spvg. Hainstadt 0:0. Beste Spieler: Zelk (H), Schnur (Hainstadt).

Alemannia Klein-Auheim - FC Offenthal 2:2 (1:0). Tore: 1:0, 2:0 Spielmann, 2:1 Völker, 2:2 Acone. - Beste Spieler: Blumör (KA), Tadic, Acone (O).

Susgo Offenthal - Spvg. Dietesheim 3:0 (0:0). Tore: 1:0 Leberle, 2:0 Kraft, 3:0 Jung. - Beste Spieler: Behnke (O), Knecht (D).

Türk SC Neu-Isenburg - SSG Langen 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Mandic, 1:1 Hassan. - Beste Spieler: Auf beiden Seiten jeweils die Torschützen.

KV Mühlheim - Kickers Obertshausen 3:1 (1:1). Tore: 1:0 Kinnel, 1:1 Ries, 2:1 Hirschl, 3:1 Hirschl. - Beste Spieler: Cmok , Schwanke von Bargen (M), Geyer, Ries (O). app

Bezirksoberliga Darmstadt Pfungstadt unbesiegt

In der Bezirksoberliga Darmstadt sorgte Germania Pfungstadt durch den klaren 4:0-Erfolg gegen den bisherigen Tabellenführer SKV Mörfelden für Aufsehen. Pfungstadt ist nunmehr die einzige ungeschlagene Mannschaft der Liga; auf den zweiten Platz rückte der FSV Riedrode vor. Weiterhin gut im Rennen: FCA Darmstadt, der gegen den ebenfalls zur Verfolgergruppe zählenden TSV Neustadt einen Punkt abgab.

SV Groß-Bieberau - TS Ober-Roden 1:3 (1:2). Groß-Bieberau begann stürmisch, erarbeitete sich auch einige gute Möglichkeiten. Durch Reek (Handelfmeter/16.) gingen die Gastgeber vor 250 Zuschauern auch in Führung, dann riß jedoch der Faden: Ein Abstauber von Neu (30.), ein Konter von Gregorio (38.) sowie Bickelhaupt (Eigentor/50.) führten zum zunächst nicht erwarteten Sieg der Gäste.

VfR Groß-Gerau - TSV Pfungstadt 3:1 (0:1). Nach verteilter erster Halbzeit, in der ein Patzer von Groß-Geraus Schlußmann Kekule, den Koslowski (32.) nutzte, zum unerwarteten Rückstand führte, drehten die Gastgeber auf. Sie boten nun mehr Einsatz, spielten insgesamt druckvoller und wendeten durch Martiny in der 56. und 69. sowie durch Baum in der 67. noch das Blatt. Bemerkenswert: Die Tore fielen, als Pfungstadts Feldmann eine Zeitstrafe verbüßte.

SV Raunheim - SG Arheilgen 1:0 (1:0). Arheilgen, das auf vier Stammspieler verzichten mußte, drängte im zweiten Abschnitt auf den Ausgleich, zeigte jedoch des öfteren Abschlußschwächen. Das 1:0 der zunächst sehr stürmisch angreifenden Platzherren erzielte Kunz (26.). In der Folge scheiterte Raunheim noch dreimal am Torpfosten.

SG Überau - SV Bischofsheim 1:4 (1:3). Lediglich 20 Minuten hielt das weiterhin sieglose Schlußlicht mit, baute dann jedoch stark ab und mußte ab der 43. Minute ohne Hadi (Rote Karte) auskommen. Keßler (10.) und Klodt (18. sowie 35.) und Conradi (88.) verhalfen Bischofsheim zum auch in der Höhe verdienten Sieg. Die Gäste, die in der Schlußphase ohne Hodek und Jansen - beide sahen die rote Karte - auskommen mußten, kassierten einen Treffer von Rodenhäuser (20.). ka

Bezirksliga Hochtaunus Hattstein großartig

Für die Überraschung des 13. Spieltages der Bezirksliga Hochtaunus sorgte diesmal die Spvgg Hattstein, die gegen Spitzenreiter TuS Weilnau mit 2:1 erfolgreich war. Damit rückte die Usinger TSG nach ihrem 3:2-Sieg über die SG Hausen auf den Platz an der Sonne vor. Mit nur zwei Verlustpunkten und immer noch ungeschlagen bleibt allerdings die Spvgg. Bad Homburg, die gegen FC Inter Oberursel klar mit 5:0 triumphierte. Das Spiel der Verfolger zwischen FC Weißkirchen und dem FSV Friedrichsdorf endete mit einem 3:1-Erfolg der Zwiebackstädter.

Spvgg Hattstein - TuS Weilnau 2:1 (1:0). Tore: 1:0 Haller, 2:0 Schwohl, 2:1 Brück. Beste Spieler: Malcher, Günter (H).

Usinger TSG - SG Hausen 3:2 (1:0). Tore: 1:0 Favaro, 1:1 Maike Stephan, 2:1 Pippinger, 2:2 Maik Stephan, 3:2 Aiello. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (U), Reinhardt Stephan.

FSV Steinbach - DJK Bad Homburg 4:2 (2:0). Tore: 1:0 Zeitschel, 2:0 Böhme, 2:1 Müller, 3:1 Ziegelmeier, 3:2 Holger Wächtershäuser, 4:2 Zardvec. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (St), Tureno (BH).

Spvgg Bad Homburg - FC Inter Oberursel 5:0 (2:0). Tore: Ziegler (2), Richter (2), Brüssow. Beste Spieler: Ziegler, Brüssow (BH).

SCCP Bad Homburg - TSG Pfaffenwiesbach 0:2 (0:1). Tore: Jörg Bodenröder, Helder Barboda (Eigentor). Beste Spieler Nohl (Pf).

FC Oberursel - EFC Kronberg 4:2 (2:0). Tore: 1:0 Hoffmann, 2:0, 3:0, 4:0 Friedrich, 4:1 Thomsen, 4:2 Jochmann. Beste Spieler: Hoffmann, Friedrich (O), Jochmann (K).

FC Weißkirchen - FSV Friedrichsdorf 1:3 (0:2). Tore: 0:1 Zimmermann, 0:2 Ellmers, 0:3 Herbert, 1:3 Pleines.

SG Schneidhain/Falkenstein - TG Wernborn 5:0 (0:0). Tore: Lampert, Segner, Poeschl (2), Zickler. Bester Spieler: Lampert (Sch./F.).

Eintracht Oberursel - FC Königstein 3:3 (2:0). Tore: 1:0, 2:0 Eickermann, 3:0 Schwartz, 3:1 Mertner, 3:2 Boese, 3:3 Barun (FE). Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (K).

SG Oberhöchstadt - SV Seulberg 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Schnidka, 1:1 Fink. Beste Spieler: Wloch (O), Spahn (S). mar

Bezirksligen Darmstadt Gräfenhausen jubelt

In der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe West, setzte sich die Spitzengruppe - SV Darmstadt 98 II und TSV Niederramstadt - weiter ab. Denn der Tabellenführer Darmstadt 98 besiegte den bisherigen Tabellendritten SV Klein- Gerau und Rotweiß Darmstadt, ein weiterer Verfolger, unterlag dem SV Weiterstadt. Den ersten Saisonsieg feierte die SKG Gräfenhausen, die beim heimschwachen Grünweiß Darmstadt 2:0 gewann.

SV Klein-Gerau - Darmstadt 98 II 1:3 (1:2). Tore: 0:1 und 0:2 Rodrigues, 1:2 Veick, 1:3 Kaplinovic.

TSV Nieder-Ramstadt - Eintracht Rüsselsheim 5:0 (3:0). Tore: 1:0, 2:0 und 3:0 Förster, 4:0 Wagner, 5:0 Förster.

Opel Rüsselsheim - SV Geinsheim 0:2 (0:2). Tore: 0:1 Glasl, 0:2 Henning.

SKG Ober-Ramstadt - 1. FC Langen 2:2 (1:0). Tore: 1:0 Neumann, 1:1 und 1:2 Meyerhöfer, 2:2 Betal.

Hassia Dieburg (2:1 gegen Viktoria Kleestadt) bleibt weiterhin unangefochten Tabellenführer der Gruppe Ost, profitierte von der überraschenden Niederlage des bislang hartnäckigsten Kontrahenten Viktoria Urberach (1:2). Lokalrivale KSV Urberach rückte nun auf Platz zwei vor. Den ersten doppelten Punktgewinn feierte Schlußlicht SV Rheinheim im Derby gegen Spachbrücken.

KSV Urberach - SV Münster 3:2 (3:1). Tore: 0:1 Adena, 1:1 und 2:1 Uwe Kuhl, 3:1 Bernd Kuhl (Foulelfmeter), 3:2 Weidner.

Spielvereinigung Groß-Umstadt - TG Ober- Roden 1:3 (0:0). Tore: 0:1 Syrowatka, 0:2 Emich, 1:2 Göttmann (Foulelfmeter), 1:3 Stork (Foulelfmeter). Hassia Dieburg - Viktoria Kleestadt 2:1 (1:1). Tore: 1:0 Fuhrländer, 1:1 Hofmann, 2:1 Allmann. TSV Höchst - Viktoria Urberach 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Weißbrod, 1:1 Uwe Trautmann, 2:1 Udo Trautmann.

FV Eppertshausen - TSV Lengfeld 0:0. Besonderes Vorkommnis: Eppertshausens Schmidt vergibt in der 60. Min. einen Foulelfmeter. ka.

Fußball-Bundesliga

Olympiade der Köche mit 30 Nationalmannschaften Messe "Menue & Logis" mit breiter Produkt-Palette

Fünf Tage lang ist auf dem Messegelände die internationale Küche der Welt zu Hause. Die Messe "Menue & Logis", verbunden mit der Olympiade der Köche und der Kochkunstausstellung (IKA), bringt an den Herden der fünf Messerestaurants auch Koch-Nationalmannschaften aus 30 Ländern zusammen, die sich bis zum 15. Oktober um Titel und Medaillen bemühen.

Beim "Einmarsch der Nationen" wurden die rund 300 Männer mit den weißen Mützen, die sich in der Kongreßhalle ihrem Publikum präsentierten, mit herzlichem Applaus begrüßt. Jedes Team wurde von einer Frau in der typischen Landestracht angeführt. Bei den Amerikanern ging eine hübsche Squaw mit Indianerfeder voran. Auch die Kanadier hatten Indianer und Eskimos dabei. Sie wollen in den nächsten Tagen ausschließlich auf traditionelle Rezepturen und Zutaten ihrer Vorfahren zurückgreifen. Die Deutschen ließen sich von einem Schwarzwald-Mädchen anführen.

Das Jugend-Musikcorps aus Bad Kissingen hatte keine leichte Aufgabe: Galt es doch, 30 Nationalhymnen zu intonieren. Die zahlreichen Redner, darunter Siegfried Schober, Präsident des Verbandes Köche Deutschlands, begrüßten die Messegäste. Die Anfänge der Internationalen Kochkunstausstellung in Frankfurt reichen fast hundert Jahre zurück.

Essen, so sagte Schobert, sei durchaus ein Stück Kultur. In den kommenden Tagen seien die "Künstler am Herd", darunter auch 13 Jugendmannschaften und neun Kochteams verschiedener Heeres-Streitkräfte, gefordert "Kreativität zum Wohle des Gastes" zu entwickeln. Frankfurt trete mit dieser Großveranstaltung wieder einmal den Beweis an, daß es nicht nur das "ökonomische Zentrum" Deutschlands sei, sondern auch Bedeutung als Kulturmetropole habe.

Unterdessen lief das Geschäft in den Hallen 8 und 9 voll an. Dort findet schließlich die eigentliche Fach-Messe statt, zeigt die einschlägige Industrie, was sie der Gastronomie und Hotellerie anzubieten hat. Ganze Bäder und Hotelzimmereinrichtungen sind zu sehen. Es geht um die Sicherheit in den Häusern, etwa im Falle eines Brandes. Spezielle feuersichere Wäsche und Vorhänge sind seit vielen Jahren Standard. Bei einer Löschvorführung wurde im Freien demonstriert, wie so ein Feuer am besten bekämpft werden kann.

Die Hersteller von Glas und Porzellan bieten ebenfalls ihre breite Produkt-Palette an. Bezeichnend, daß sich ein Designner vom Range eines Luigi Colani, der sonst Autos und Flugzeuge kreiert, um stilvolles Geschirr oder auch Toiletten bemüht. Eine von ihm entworfene Abfallsäule findet viel Aufmerksamkeit im Bereich des Umweltschutzes auch in Küche und Keller. Der patentierte Dekkelsack ist reißfest und verschließt den Abfall jeweils wieder geruchsdicht und auslaufsicher.

Der Messe angeschlossen sind Fachseminare und Vorträge. Dabei lautet das Referat von Kriminalhauptkommissar Dieter Einert: "Der Hoteldieb, Arbeitsweisen und Vorbeugung". Auch Scheckbetrug ist ja mittlerweile ein Problem, wie der Polizeibericht oft genug ausweist. So soll der Mann an der Hotelkasse mit geschultem Blick schnell erkennen, ob Scheck und Banknote echt sind.

"Menue & Logis", soviel wurde schon am ersten Messetag klar, wird einer Entwicklung gerecht, die in Deutschland in den letzten 30 Jahren eine spürbare Wandlung zu hohem Standard mit sich gebracht hat. Kochen ist vielseitiger und internationaler geworden, nicht zuletzt dank der Urlaubsreisen in die ganze Welt.

Aber nicht nur in den privaten Haushalten wird besser und vernünftiger gekocht als früher. Auch viele Kantinen und Kasinos haben mittlerweile ein Niveau erreicht, das mit guter Gastronomie durchaus Schritt halten kann. (-vau)

Die Polizei stellte in der Nacht zum Samstag am Hotel Mondial in der Heinestraße den BMW mit polnischem Kennzeichen sicher, in dessen Kofferraum der Behälter mit Strontium 90 gefunden wurde.

(FR-Bild: Ullrich)

Neuer Trainer, erster Saisonsieg Bezirksoberliga Ost: Gleich gab Weiskirchen die rote Laterne ab

Neue Besen kehren gut: Der vor wenigen Tagen verpflichtete Trainer der Spvgg. Weiskirchen, Gintaras Oleknavicius (löste Harry Roth ab), feierte mit dem 4:3 gegen Melitia Roth in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost gleich den ersten Saisonsieg. Hierdurch gaben die Rodgauer die rote Laterne an Neuling TSV Höchst (0:5 gegen Germania Niederrodenbach) ab. Der Trainerwechsel in Ravolzhausen (Karl-Heinz Falk für Julio Alvarez) half beim 0:2 in Bruchköbel allerdings nicht. Germania Bieber blieb trotz eines 0:0 gegen Orb Tabellenführer.

Spvgg. Weiskirchen - SV Melitia Roth 4:3 (3:2). Oliver Quell (3) schöpfte die Chancen beim Gastgeber am besten aus. Dazwischen war der abgelöste Trainer Roth (42.), der jetzt als Assistent fungiert, mit dem 3:1 erfolgreich. Beim Gelnhausener Stadtteilverein verwandelte Holger Hofmann einen Foul- und einen Hand-Elfmeter. Desweiteren traf Bernd Hoffmann (80.) zum 4:3-Endstand. Agnetelli (W) schoß einen weiteren Elfmeter an die Latte.

SG Bruchköbel - FSV Ravolzhausen 2:0 (1:0). Im Hanauer Kreistreffen markierte Kosch (8./47.) die beiden SGB-Tore. Bode legte beim 1:0 auf, während Gäste-Torwart Körner das Leder beim 2:0 durch die Hosenträger ließ. Bode (30.) traf zudem die Latte, während der Gast durch Heck, Alvarez, Jamann und Rücknagel vor 300 Zuschauern seine besten Chancen versiebte.

Spvgg. Seligenstadt - SV Birstein 2:2 (0:0). Die Zajber-Elf berannte 90 Minuten das Gästetor, kam aber durch Unaufmerksamkeiten in der Abwehr nicht über ein Remis hinaus. Sticher (50.) und Kaminski (55.) besorgten vor 300 Fans die zweimalige Führung, Lorey (52.) und Torjäger Guhlke (87.) egalisierten für das Vogelsberg-Team.

FC Teutonia Hausen - FC Hanau 93 1:2 (0:1). Ohne Damir Bognar (vier Wochen Sperre) kam der FCT im Angriff nicht wie gewohnt zum Zuge. Bei Jägers Lattenschuß (70.) war auch Pech im Spiel. Der Gegentreffer durch Henderkes (88.) kam zu spät. Koc (31.) und Jablonski (60.) erzielten die Tore für den Gast. Ullmann (93) schied nach einem Gerangel mit einem Ordner verletzt aus (siehe gesonderte Meldung).

TSV Höchst - Germania Niederrodenbach 0:5 (0:2). Der Aufsteiger war wiederum völlig von der Rolle, brachte kaum 50 Prozent seines Leistungsvermögens. Treffer von Kirchner (13./56.), Frey (16./46.) sowie ein Eigentor von Heimrich (65.) führten zur klaren Niederlage. Neben den zweifachen Schützen überragte Strutt beim Sieger.

TSV Lämmerspiel - Eintracht Windekken 3:1 (1:0). Ein schnelles Spiel mit Vorteilen für den TSV, der nach 20 Minuten stärker wurde und durch Jörges (23./Kopfball), Beheim (22m-Winkelschuß) und Diehl (74.) die Entscheidung herbeiführte. Schäfer (82.) traf für Windecken.

KSG Ober-Seemen - SG Nieder-Roden 1:3 (1:1). Wacker (13.) münzte die KSG-Vorteile zur Führung um. Nach Pauls Ausgleich (22.) drehte sich das Spiel vor 380 Fans für die Rodgauer, die durch Roth (77.) und Bogisic (80.) zum Erfolg kamen.

VfB Oberndorf - Sportfreunde Seligenstadt 5:2 (2:0). Kleespies (12./FE und 51.), Lingenfelder (30.), Glassen (55.) und Walz (73.) überraschten den abwehrschwachen Favoriten, dessen Tore durch Frühauf (53.) und Lindenau (64./FE) zu spät kamen. Zumal der Gast teilweise mit acht Akteuren (Zeitstrafen gegen Lindenau, Klein und Kittler) agieren mußte.

Germania Bieber - FSV Bad Orb 0:0. Der Spitzenrieter vergab durch Grimm, Simmer und Monetti, Reinhold Jessl bei den Orbern. Gräf (B) schied mit einer Nasenverletzung aus. Köstler, Machura (B) sowie Torwart Stadkler und Weisbecker (O) boten die besten Vorstellungen. hdp

Höchster Sieg in der Eishockey-Oberliga Hauptstadt war für die "Löwen" eine Reise wert

Berliner SC - Frankfurter ESC 1:16 Berlin war eine Reise wert. Für die 60 Fans des Frankfurter ESC, die das Spiel zu einem Wochenend-Trip in die Hauptstadt nutzten, ebenso wie für die Eishokkeyspieler des Oberliga-Spitzenreiters, die erstmals bei einem Auswärtsspiel das Flugzeug als Transportmittel benutzt hatten. Trotz ungewohnter Spielzeit, am Sonntag kurz nach dem Mittagessen, sicherten sie sich mit dem 16:1 (7:0, 0:1, 9:0) über den Tabellenletzten Berliner SC den bisher höchsten Saisonsieg.

Die Berliner, in deren Reihen unter anderem die ehemaligen Bad Nauheimer Gordon Whitaker und Richie Jarocki stehen, wären wohl noch schlimmer unter die Räder gekommen, wenn die "Löwen" nicht auch diesmal ihr fast schon obligatorisches schwaches zweites Drittel genommen hätten, das der BSC sogar mit 1:0 für sich entschied. Doch in der übrigen Spielzeit wurden die Frankfurter ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht. Teamchef Toni Forster freute sich erneut über die Vielzahl derer, die sich in die Torschützenliste eintrugen: "Das zeigt, daß bei uns jeder Block ein Spiel entscheiden kann."

Diesmal war Trevor Erhardt mit drei Toren am erfolgreichsten, gefolgt von Nocon, Wolf, Hall, Nicholas (je 2) sowie Zimlich, Thornbury, dem Ex-Berliner Eckert, Jaufmann und Forster.Auch die Verstärkung der "Löwen"-Abwehr trug wieder Früchte. In drei Auswärtsspielen mußte sie ganze vier Gegentreffer hinnehmen. Sim.

Frauen-Bundesliga Durch eigene Fehler den Sieg verschenkt

Ahrbach - Praunheim 4:2 (1:0)

"Wie ein Weltmeister", so Trainer Dieter Richter, hatten die Frauen der SG Praunheim ihr fälliges Punktspiel gegen den TuS Ahrbach begonnen, um dann nach einem individuellen Fehler krass abzufallen. Bianco, Jones und Walter hatten in den ersten 20 Minuten hochkarätige Chancen, die sie leichtfertig vergaben. Das 0:1 durch Melanie Lassrich resultierte nach einem bösen Abwehrschnitzer: Libero Lisa Häusler spielte den Ball zu Torfrau Susanne Möhlig zurück, die den Ball aus der Gefahrenzone zu beförderte suchte, was ihr mißriet. In den Ball spitzte Lassrich und schoß ihn ins Tor.

Danach verloren die Praunheimerinnen ihre spielerische Linie. Bianco konnte zwar noch ausgleichen, doch die Tore von Lassrich, Wende und Bräscher (Eigentor) ließen die Frankfurterinnen schnell in Rückstand geraten. Martina Walter betrieb nur Ergebniskosmetik. FR

Praunheim: Möhlig; Häusler; Bräscher, Hasche, Heck; Apholte, A. Walter, Jones, Schmidt; M. Walter, Bianco.

Tore: 1:0 Lassrich (13.), 1:1 Bianco (44), 2:1 Lasrich (58.), 3:1 Wende (74.) 4:1 /Bräscher (Eigentor) 79.), 4:2 (M. Walter (80.).

Schiedsrichter Braun.

Zuschauer: 150.

Bezirksliga Büdingen Düdelsheim holt auf

Der SV Phönix Düdelsheim (2:0 gegen Steinberg/Glashütten) schloß in der Bezirksliga Büdingen zum Spitzenreiter SV Mittel-/Nieder- Seemen (verlor bereits unter der Woche 2:3 in Orleshausen) auf. Orleshausen (13:5) hat die beste Ausgangsposition, der SV Calbach (1:0 gegen Schotten) bleibt ebenso wie Ulfa (1:1 gegen Höchst) am Drücker.

SV Phönix Düdelsheim - SG Steinberg/ Glashütten 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Timo Scholz, 2:0 Bopp. - Beste Spieler: Leistner, Müller, Timo Scholz (D) sowie Ritzel und Unger(SG). - Besonderes Vorkommnis: Baum (SG) traf in der 9.Minute die Latte.

SV Calbach - Blau-Weiß Schotten 1:0 (1:0). Tor: 1:0 Fibiger (10.). - Beste Spieler: Torwart Laumann (C) sowie Hussein und Husam Mustafa (S).

Rohrbacher SV - TV Kefenrod 4:0 (1:0). Tore: 1:0 Herrmann, 2:0 Reich, 3:0 und 4:0 Steffen Schäfer. - Beste Spieler: Reich, Rabe (R) sowie Peuker (K). - Besonderes Vorkommnis: Mulfinger (K) verschoß in der 30. Minute einen Foulelfmeter.

SC Viktoria Nidda - VfR Hainchen 0:4 (0:1). Tore: 0:1 Nuhn, 0:2 Thoma (FE), 0:3 Meub, 0:4 Eckhardt. - Beste Spieler: Torwart Schweitzer (N) sowie Nuhn, Eckhardt (H). - Besonderes Vorkommnis: Tuncay (N) schied in der 46. Minute mit einer Knieverletzung aus.

SG Bindsachsen - Sportfreunde Oberau 1:4 (1:1). Tore: 1:0 Schrimpf, 1:1 und 1:2 Schaller, 1:3 Scholl, 1:4 Köhler (FE). - Beste Spieler: Schrimpf, Jurek (B) sowie Torwart Kalkhof, Schaller (O).

VfR Ulfa - VfB Höchst 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Jörg Schmidt, 1:1 Nazarenus (90.). - Beste Spieler: Jörg Schmidt (U), Nazarenus (H). - Besonderes Vorkommnis: Eichenauer (H) traf in der 88. Minute den Pfosten.

FC Alemannia Gedern - FC Rommelhausen 3:3 (1:2). Tore: 0:1 Mohr, 0:2 Paga, 1:2 Jost, 2:2 Wörner, 3:2 Jost, 3:3 Jochen Kuntz. - Beste Spieler: Jost, Appel (G) sowie Mohr (R). - Besondere Vorkommnisse: Hensel (G) scheiterte in der 65. Minute mit einem Foulelfmeter an Torwart Schmitt, Jochen Kuntz (R) traf in der 80.Minute die Latte. hdp

Eklat bei Hausen gegen Hanau 93

HFV-Präsident

als Beobachter

Der Hanauer Spieler Daniel Ullmann wurde in der Halbzeit des Bezirksoberligaspiels FC Teutonia Hausen gegen FC Hanau 93 von einem Platzordner zusammengeschlagen und mußte sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Neutraler Beobachter dieses Vorfalls war Verbandsvorsitzender Hans-Hermann Eckert (Obertshausen), der als Verbandsmitarbeiter Anzeige gegen den Hanauer Spieler Jaouid Alami (als vermutlichen Auslöser dieses Vorfalls) sowie gegen den Hausener Platzordner erstatten wird, da Schiedsrichter Dworschak (Braunfels) diesen Vorgang nicht beobachtete und keine Stellungnahme dazu abgeben kann. hdp

Lichtzeichen

Die Klage geht um über die zunehmende Rücksichtslosigkeit, ja Brutalität im Straßenverkehr. Wer immer wieder erlebt, wie berechtigt diese Klage ist, versucht gelegentlich, es besser zu machen.

Heim aus der nächtlichen Innenstadt, nach eiligem Fahrerwechsel mit der Gattin. Beim Wagen vor uns flakkern die Rücklichter: an-aus-an- aus-an. Von dem offenkundigen Wakkelkontakt muß der Mann vor uns unbedingt erfahren.

Die nächste rote Ampel bringt die Gelegenheit, raus aus dem Wagen, vorgelaufen, angehoben mit "Sie haben . . ." - da fährt der andere schon dazwischen, und zwar durchaus freundlich: "Sie haben kein Licht an."

Er hatte keinen Wackelkontakt, er hatte recht. Ihr Bastian

Zweite Tischtennis-Bundesliga Köstner meldete sich krank Zwei Niederlagen für FTG / Erster Sieg für Bergen-Enkheim

Seinen ersten Saisonsieg im fünften Spiel buchte der TV Bergen-Enkheim in der 2. Tischtennis-Bundesliga, Gruppe Süd, der Frauen. Und der fiel mit 8:4 gegen den favorisierten TTC Erding- Klettham auch noch überraschend deutlich aus. Bei Bergen-Enkheim lief diesmal alles optimal. Cornelia Reckziegel war mit drei Erfolgen im Einzel die stärkste Spielerin. Je einmal waren Julia Scheich, Cornelia Krüger und Kirsten Dünkler siegreich. Außerdem wurden die beiden Doppel durch Reckziegel/Scheich und Krüger/Dünkler gewonnen.

Zwei Niederlagen kassierte dagegen die Frankfurter TG in der 2. Tischtennis- Bundesliga, Gruppe Süd, der Männer. Erst gab es ein 5:9 gegen die Reserve des Bundesligisten TTC Grenzau, dann ein 2:9 gegen den PSV Augsburg, womit sich das FTG-Sextett in der Tabelle erheblich verschlechterte. Keine Chance besaßen die Frankfurter in der Partie gegen Augsburg, in der nur Mesaros/Gehm und Debo einen Punktgewinn verbuchten. Dafür wäre gegen Grenzau durchaus ein Unentschieden möglich gewesen, denn einige Spiele wurden nur knapp und unglücklich verloren. Im Einzel beendete der in dieser Saison stark aufspielende Debo seine beiden Auftritte erfolgreich. Außerdem verließen noch Mesaros und Geyer sowie Mesaros/Gehm im Doppel die Platte als Sieger.

Die Grenzauer traten übrigens ohne Jugend-Nationalspieler Köstner an, der im Streit um seinen beabsichtigten Wechsel nach Düsseldorf eine Niederlage vor dem Arbeitsgericht erlitten hatte. Köstners Vater, in Fachkreisen für viele der Hauptschuldige am Eskalieren des Konflikts, legte am Freitag dem Deutschen Tischtennis-Zentrum Heidelberg und auch dem Verein seines Sohnes ein ärztliches Attest vor. Danach ist Sascha Köstner derzeit wegen einer Gastritis nicht einsatzfähig. Gleichzeitig kündigte sein Vater an, daß er Berufung gegen das Urteil einlegen werde, wonach das Tischtennis-Talent bis zum Saisonende für Grenzau spielen muß.

Die Grenzauer Verantwortlichen überlegen wiederum, ob sie Schadensersatzansprüche stellen, weil der 17 Jahre alte Köstner seit Anfang dieses Jahres kein Punktspiel mehr für sie bestritten hat, obwohl er zumindest bis zum Sommer regelmäßig nominiert wurde. -ger-

Zweite Basketball-Bundesliga, Männer Reboundprobleme und zu schwache Nerven

Lich - Offenbach/Neu-Isenburg 92:78 Eine sehr schwache zweite Hälfte kostete der neugegründeten Basketball-Gemeinschaft BG Offenbach/Neu-Isenburg den Sieg und "festigte" den vorletzten Tabellenplatz vor dem Münchener Schlußlicht. Zu viele Abspielfehler und große Schwächen in der Verteidigung sorgten bei dem über weite Strecken sehr ausgeglichenen Spiel für den letztlich verdienten Sieg des TV Lich mit 92:78 Körben. Zur Halbzeit lagen die Gäste noch mit 65:66 in Führung, konnten dann aber die immer stärker aufspielenden Licher nach der 35. Minute nicht mehr einholen, die nach mißlungenen Korbwürfen viele Rebounds holen und dann doch noch punkten konnten. Schuld waren wohl auch die Nerven, die in der kleinen Halle extrem durch am Spielfeldrand herumlaufende Zuschauer belastet wurden.

Beste Werfer bei Offenbach/Neu-Isenburg waren der US-Amerikaner Brandt Johnson mit 26 Punkten sowie Ralf Bülter (24) und Dirk Großschmidt (10).

Auch der nach Spielende eingelegte Protest wird an der Tatsache nichts mehr ändern können, daß sich der Aufsteiger langsam am Tabellenende einrichtet. awe

Bezirksoberliga Wiesbaden Hochheimer Heimsieg

In der Bezirksoberliga Wiesbaden kamen alle fünf vorne liegenden Mannschaften zu doppelten Punktgewinnen, so daß sich am Tabellenbild nichts änderte. Mit dabei der FC Schwalbach als 4:2-Sieger bei der SG Germ. Wiesbaden und mit dabei auch der SV 07 Kriftel, der am Schwarzbach mit 1:0 Derbysieger über die SG 01 Höchst II blieb. Einen ersten Sieg zu Hause feierte die Spvgg. Hochheim, der mit 7:1 gegen TuS Ahlbach sogar alle Erwartungen übertraf.

SV 07 Kriftel - SG 01 Höchst II 1:0 (0:0). Obwohl die Landesliga-Reserve der SG 01 mit Michael Göbel, Matthias Hau, Dirk Schäfer und Mahmut Oerten vier Spieler vom Oberliga-Kader eingesetzt hatte und Helmut Wagner und Ralph Schröpfer wieder spielten, mußte die Mannschaft von Trainer Michael Gabriel eine sicherlich zu diesem Zeitpunkt unglückliche Niederlage hinnehmen. Die knappe Entscheidung, die Di Meglio in allerletzter Minute herbeiführte, war allerdings abzusehen. Zunehmend nämlich wuchs der Krifteler Druck, und die Gäste bauten mit ihren Kräften ab, die im ersten Spielabschnitt, ganz besonders aber die ersten 15 Minuten nach der Pause gute spielerische Akzente gesetzt hatten und auch Chancen besaßen. So feierten die Krifteler das glückliche Ende überschwenglich.

Spvgg. Hochheim - TuS Ahlbach 7:1 (3:1). Der erste Heimsieg der Hochheimer fiel deutlich aus. Er war das Ergebnis einer insgesamt guten Hausherren-Leistung gegen allerdings schwache Gäste, die nach dem 4:1 in der 68. Minute zunehmend resignierten. Vor dem Wechsel freilich hatten sie dem 1:0 von Swiatek noch einiges entgegengesetzt und durch Wendel auch ausgeglichen. Weitere gute Szenen schlossen sich an. Die Wende aber bahnte sich mit dem 2:1 und 3:1 noch vor der Pause mit den Toren von Swiatek und Szwecyk an. Edgar ließ nach dem Wechsel einen Hattrick folgen, und der eingewechselte Unal schloß zum 7:1 ab.

SV Hattersheim - SV Frauenstein 1:1 (1:1). Auch bei der Punkteteilung gegen den Frauensteiner Neuling machte sich das Fehlen von Torjäger Jorge Alvarez deutlich bemerkbar. Herbert Pest brachte zwar die Gastgeber bereits in der 11. Minute in Führung. Das war es aber dann auch schon. Die Gäste überzeugten durchaus und verdienten sich das Remis mit dem Torerfolg von Stefan Höhn redlich.

SG Germ. Wiesbaden - FC Schwalbach 2:4 (0:1). Eine spannende Partie an der Waldstraße, die erst in der 90. Minute mit dem Tor zum 4:2 durch den eingewechselten Bern Sommerfeld ihren verdienten Sieger fand. Sieben Minuten zuvor hatte der Wiesbadener Remark zum 2:3 eingeschränkt und die Gäste noch einmal zum Zittern gebracht. Sie hatten durch Bruno Banic das Pausen-1:0 erzielt, dem Zufall das 1:1 gleich nach Wiederantritt entgegensetzte. Mit dem 2:1 von Banic und dem 3:1 von Dietmar Rompel wähnten sich die Gäste bereits auf einem sicheren Weg.

FC Eschborn - Sg Walluf 1:3 (0:0). Erst beim Schlußakkord mußte sich Klassen-Neuling FC Eschborn der SG Walluf geschlagen geben in einem Spiel, in dem die siegreichen Rheingauer ein spielerisches Übergewicht nicht aufzeigen konnten. Gewiß, die Gäste hatten in der ohnehin klassenarmen Begegnung im ersten Abschnitt gewisse Vorteile, in Tore jedoch vermochten sie sie nicht umzusetzen. Dank eines Horst Fabrizius im Tor des FCE, der in dieser Begegnung auf so gewichtige Kräfte wie Oliver Süss, Hendryk Pietruschka und Stephane Beli- aoff verzichten mußte. Das 0:1 in der 57. Minute von Frädrich konnte Guido Hirschhäuser sieben Minuten vor Schluß zwar noch ausgleichen, doch zu einem Remis reichte es dennoch nicht, weil die Gäste durch Frädrich (84.) und Renneisen (89.) noch zum 1:2 und 1:3 kamen. -ll-

Ergebnisse und Tabellen

Landesliga Mitte Sindlingen gut erholt

Nach dem 4:0-Derbyerfolg im Stadtpark gegen den VfB Unterliederbach (siehe Schlagerspiel) zieht die SG 01 Höchst in der Landesliga Mitte weiter einsam ihre Spur. Gut erholt von der letzten Niederlage gegen den Tabellenführer zeigte sich derweil der FC Viktoria Sindlingen, der mit 3:2 vom RSV Würges beide Punkte mitbrachte.

TSV Würges - Vikt. Sindlingen 2:3 (0:1). Mit diesem weiteren Auswärtssieg konnte die Viktoria ihr Punktekonto wieder ausgleichen. Damit kann man die nächsten Aufgaben wieder beruhigter angehen. Thomas Sieling sorgte nach der bekannten Eckenvariante für das 0:1, das durch Thomas Schaidt und Claus Plattek noch vor der Pause ausbaufähig war. Nach einer Stunde startete Markus Bilz einen schnellen Vorstoß über die rechte Seite, und Thomas Pehlke schloß seine Hereingabe mit dem 0:2 ab. Als Jürgen Laub nach einem Elfmeter von Plattek, den der RSV-Torwart abwehren konnte, die Führung erhöhte, war alles gelaufen, auch wenn Würges in den letzten beiden Minuten noch durch Schmidt und Heil herankam. Trainer Bernd Fuhr hat sein Amt beim Oberliga-Absteiger niedergelegt, Harald Ringel soll Nachfolger werden. -ll-

Bezirksliga Main-Taunus Zweikampf hält an

In der Bezirksliga Main-Taunus hält an der Spitze der Zweikampf zwischen Viktoria Kelsterbach (2:0 in Okriftel) und der SG Kelkheim (8:0 gegen Unterliederbach) weiter an. Der SV Flörsheim verlor mit dem 0:0 gegen Nied weiter Boden, die SG Hattersheim und Germania Weilbach konnten sich durch Siege verbessern. Schlußlicht SV Zeilsheim unterlag klar gegen Fischbach wie auch Sulzbach gegen Hornau.

Germ. Okriftel - Vikt. Kelsterbach 0:2 (0:1). Tore: 0:1 Degenhardt, 0:2 Rodler. Beste Spieler: Osterling, Grund, Kochlowski (O), Lieven (K).

SV Flörsheim - Alem. Nied 0:0. Beste Spieler: TW Rupsch, Libero Petschik und Abwehr Nied.

SV Hofheim - SG Hattersheim 1:3 (0:1). Tore: 0:1 Schwartz, 1:1 Kaufmann, 1:2 Schwartz, 1:3 Karageordis. Beste Spieler: TW Müller (Ho), Schwartz (Ha).

SV Zeilsheim - SV Fischbach 2:5 (0:4). Tore: 0:1 Georg, 0:2 Matter, 0:3 und 0:4 Dirk Schmitt, 1:4 Wehner, 2:4 Buchta, 2:5 FE Messinger. Beste Spieler: Dirk Schmitt, Georg (F).

FC Sulzbach - TuS Hanau 1:4 (0:2). Tore: 0:1 Scharmann, 0:2 Salewski, 1:2 Maresch, 1:3 Rudolph, 1:4 Scharmann. Beste Spieler: Scharmann, Rudolph (H).

Germ. Weilbach - FC Eddersheim 2:0 (2:0). Tore: 1:0 Christ, 2:0 Jürgens. Beste Spieler: TW Höntsch und Abwehr (W).

DJK Zeilsheim - FC Lorsbach 3:1 (0:0). Tore: 1:0 Cicek, 2:0 und 3:0 Prill, 3:1 Neumann. Beste Spieler: TW Tuka, Cicek (Z).

SG Kelkheim - VfB Unterliederbach II 8:0 (5:0). Tore: 4 x Kilb, Schütt, Güttler, Walter, Strabel. Bes. Vorkommn.: Ait Bouhou (U) verschießt Elfmeter. kw

Fußball in Zahlen

Stadtteilerkundung: ,Schwestern vergeßt nicht Moringen'

RÖDELHEIM. Die Geschichte der Frauenkonzentrationslager in der Zeit des Nazi-Regimes will die Gruppe "Stadtteilerkundung" der evangelischen Cyriakusgemeinde genauer untersuchen. Drei Veranstaltungen sind dazu im Rahmen der Reihe "Widerworte - Gegen das Verleugnen, Verdrängen und Vergessen" geplant.

Unter dem Titel "Schwestern vergeßt nicht - Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück" werden die Historikerin Ursula Krause-Schmitt und zwei Zeitzeuginnen am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus (Alexanderstraße 37) über die Geschichte der Frauenkonzentrationslager referieren.

Bereits am Tag zuvor ist Anmeldeschluß für die Teilnehmer einer Fahrt zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Moringen (Niedersachsen). Die Fahrt, die für das Wochenende, 24. und 25. Oktober, angeboten wird, kostet 50 Mark.

Die Podiumsdiskussion am Freitag, 30. Oktober, unter dem Titel "Wenn aus Tätern Opfer werden" moderiert Claudia Sauter (Hessischen Rundfunk). Am Gespräch über den Umgang mit Gedenkstätten (Beispiel ist das KZ Buchenwald) nehmen Paul Grünewald von der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora, Thomas Hofmann (Leiter der Gedenkstätte), Hanno Loewy vom Lern- und Dokumentationszentrum Frankfurt sowie Barbara Bromberger vom Studienkreis Frankfurt teil.

Nähere Auskünfte gibt es in der Alexanderstraße 37 oder unter der Telefonnummer 78 53 44. Vorbereitende Gespräche für die Fahrt sind während der Informationsveranstaltung am 20. Oktober geplant. ask

Frauen-Fußball-Oberliga: Wölfersheim mußte zuhause Tabellenführung an Flörsheim abgeben An Torfrau Elke Ringel die Zähne ausgebissen Flörsheimerin gilt zurecht als beste Keeperin der Klasse / Gastgeberinnen nervös / 250 Fans

Die TSG Wölfersheim unterlag im Schlagerspiel der Frauen-Fußball- Oberliga Hessen dem SV 09 Flörsheim mit 0:1 und mußte hierdurch auch die Tabellenführung an die Minimalistinnen aus dem Main-Taunus-Kreis abgeben. Mit nur sieben Treffern erzielte der Main-Taunus-Kreisvertreter bereits 9:1 Punkte und führt jetzt vor Wölfersheim (8:2 Zähler) sowie dem TSV Hungen (4:0 in Münchhausen) und der Spielvereinigung 1910 Langenselbold (3:1 in Schwarzbach), die jeweils 6:4 Punkte aufzuweisen haben. Trotz der Niederlage hatte die TSG auch eine Siegerin in ihren Reihen: die Kassiererin. Sie freute sich über die Rekordzahl von 250 Zuschauern. Dieser soll jedoch bereits am Samstag beim ersten Derby in der Vereinsgeschichte beim Mitaufsteiger TSV Hungen (15 Uhr) überboten werden. Dort sollen sich alle Anhänger des Frauenfußballs aus dem Grenzgebiet Wetteraukreis /Gießen einfinden. Die Spvgg. Langenselbold spielt an diesem Tag gegen Schlußlicht TSV Münchhausen (15.30 Uhr, Hinser Brühl).

TSG Wölfersheim - SV 09 Flörsheim 0:1 (0:0). War es die große Kulisse, HFV-Verbandstrainer Rainer Piekarski oder schlichtweg die stabile Flörsheimer Abwehr, die zur übergroßen Nervosität im TSG-Angriff führte? "Wir hätten noch drei Stunden spielen können und vermutlich keinen Treffer markiert", konstatierte Abteilungsleiterin Rosemarie Stösser. Als große Hexenmeisterin erwies sich einmal mehr Elke Ringel im Tor des SV 09. Auch im fünften Spiel, somit genau in 400 Minuten, blieb die als beste Torfrau dieser Klasse anerkannte Spielerin ohne Gegentreffer. Bereits in den ersten zehn Minuten versiebte die erfolgsgewohnte Wölfersheimer Formation zwei Möglichkeiten durch Ilka Sämann, die sofort die Qualitäten von Elke Ringel erkennen mußte. Als Carmen Bilkenroth mit einem 20-Meter-Schuß das Gehäuse nur um Zentimeter verfehlte, erstarb den rund 200 TSG-Fans (der Rest war aus Flörsheim angereist) der Torschrei auf den Lippen. Auch Jutta Roth (27.) hatte kein grünes Licht zum Torschuß erhalten. Besser machte es Heike Herbstrieth (31.) auf der Gegenseite, die nach einem der wenigen konstruktiven Konter über den rechten Flügel frei zum Schuß kam und das Leder volley an Mandy Goodyear vorbei ins Tor schoß. Mit diesem Treffer begnügte sich der neue Spitzenreiter, der mit seiner Spielweise nicht nur den Verbandstrainer verwunderte. Zwar hatte der SV 09 in der 65. Minute durch Heike Höntsch eine weitere Möglichkeit, ansonsten berannte der Aufsteiger unablässig das Gästetor. In der 65. Minute brachte Trainer Michael Sauer Bianca Feuerbach, somit eine dritte Stürmerin. Sie war jedoch ebensowenig wie ihre Teamgefährtinnen in der Lage, das Spiel noch aus dem Feuer zu reißen. Anstatt eines einfachen Torschusses wollte sie einen spektakulären Fallrückzieher anbringen, welcher der U-19-Auswahlspielerin jedoch mißlang. Als der Gast auch konditionell stark nachließ, witterte Wölfersheim eine gute Chance, den Spieß doch noch umzudrehen. Kirsten Mattern und Jutta Roth (70.) prüften in zwei Versuchen Elke Ringel, und auch in der Schlußminute sorgte die Flörsheimerin mit einer Glanzparade gegen Kirsten Mattern dafür, daß es beim schmeichelhaften 0:1 blieb. Obgleich viel Pech, aber einiges Unvermögen im Spiel war, waren die TSG-Frauen nicht sonderlich traurig und wollen Versäumtes in Hungen nachholen. 18:3 Tore in den anderen vier Spielen halfen nicht weiter, gegen Elke Ringel bleibt es eine Kunst, zu treffen.

TSG WÖLFERSHEIM: Mandy Goodyear - Monika Magin - Heike Eberhardt, Claudia Löflath (65. Bianca Feuerbach), Bettina Metzger - Michelle Marks, Kristin Mattern, Martina Sauer, Carmen Bilkenroth - Jutta Roth, Ilka Sämann.

Tor: 0:1 Heike Herbstrieth (31.). - SCHIEDSRICHTER: Albert Walz (Nieder-Wöllstadt) - ZUSCHAUER: 250 (Ligarekord). HANS-DIETER PUTH

Jubelszenen bei den Langenselbolder Oberliga-Fußballerinnen Für das Vorjahr revanchiert Das 0:7 gegen den FSV Schwarzbach mit 3:1 wettgemacht

FSV Schwarzbach - Spvgg. 1910 Langenselbold 1:3 (0:2). Es war eine ausgelassene Freude, die der 3:1-Erfolg beim FSV Schwarzbach bei den Fußballerinnen der Spvgg. 1910 Langenselbold auslöste. Vielleicht hatte die 0:7-Niederlage des Vorjahres noch in den Köpfen der Langenselbolderinnen gesteckt, vielleicht war es die mannschaftlich geschlossene Einstellung, die solche Jubelszenen zur Folge hatte. Zu Beginn hatten die Gäste das Glück auf ihrer Seite: Einen indirekten Freistoß aus sechs Metern schoß Schwarzbachs Torjägerin Anita Mihm in die Mauer (10.), zwei Minuten darauf traf sie die Latte. Etwas überraschend kam das 1:0 für Langenselbold. Eine mustergültige Vorlage von Gabi Prasse verwertete Ute Schneider mit links. Immer besser bekamen die Gäste ihre Gegenspielerinnen in den Griff. Anita Mihm, Oberliga-Torschützenkönigin der Vorsaison, hatte in Alexandra Fuchs eine schnelle und hartnäckige Bewacherin, die sie von nun an kontrollierte. Das 2:0 war logische Folge des technisch versierteren und konstruktiveren Spieles der Langenselbolderinnen. Sabine Hof erzielte es aus kurzer Distanz auf eine Kopfballvorlage von Kirsten Bellof.

Kurz nach der Pause mußten die Gäste jedoch den Anschlußtreffer durch Sandra Noll hinnehmen, die im Nachschuß die Lücke fand. Es wurde noch einmal eng, aber Schwarzbachs Astrid Pappert zielte aus drei Metern über das Tor (58.), und die wenigen weiteren gefährlichen Bälle der zu ungestüm agierenden Gastgeberinnen wurden von der sicheren Carmen Wicklein gemeistert. Auf der Gegenseite traf Pia Meyer mit schönem Drehschuß die Latte (60.). In der 63. Minute mußte Ina Schneider nach einem Foul an der eckigen Sonja Rehm für fünf Minuten vom Platz. Kurz darauf eine weitere Schrecksekunde für Langenselbold: Sabine Hof mußte nach einem Tritt von Anita Mihm mit dickem Knöchel vom Feld. Das Auswechselkontingent war bereits erschöpft. Mit nur acht Feldspielerinnen schafften die Gäste jedoch das 3:1. Die pfeilschnelle Pia Meyer erlief einen Ball von Ute Schneider und schloß konsequent zur Entscheidung ab. Bei einem Kopfball von Jutta Bittner (73.), den FSV- Keeperin Martina Flügel parierte, waren die Langenselbolderinnen dem 4:1 nun gar näher als die resignierten Gäste dem Anschluß. Endlich hatten die "Zehnerinnen" ihrem Vorjahres-"Peiniger" den Schneid abgekauft. Und - eine Seltenheit - sie hatten über den Kampf zu ihrem Spiel gefunden.

SPVGG. 1910 LANGENSELBOLD: Carmen Wicklein- Doris Schäfer - Alexandra Fuchs, Wencke Häuser (55. Corinna Reichert), Ina Schneider - Sabine Hof, Pia Meyer, Gabi Prasse, Ute Schneider - Toni Wagner (60. Jutta Bittner), Kirsten Bellof.

Tore: 0:1 Ute Schneider (15.), 0:2 Sabine Hof (24.), 1:2 Sandra Noll (43.), 1:3 Pia Meyer (68.). - Schiedsrichter Hibinger (Schlitz). - Zuschauer: 40. jbp

Montag, 12. Oktober

Museen / Galerien Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine der Museen lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Single-Treff Ffm Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 0 61 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken über zwei, vier und acht Kilometer.

Albert-Schweitzer-Schule, Turnhalle, Berkersheimer Weg 26: 19 Uhr, Bürgeranhörung zu Bebauungsplänen "Drake- und Edwards-Kasernen". Bildungszentrum des Hess. Handels e. V., Westendstr. 70: 19 Uhr, Info-Veranstaltung zum Thema "Handelsfachwirt".

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus.Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Mo., 12. 10., 17 bis 19.30 Uhr, Nieder-Erlenbach, Ev. Gemeindehaus, An der Bleiche 10; Di., 13. 10., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 13. 10., 16.30 bis 20 Uhr, Rödelheim, Feuerwache, Assenheimer Str. 24. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11 / Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der Bundeswehr Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 433; nach Dienstshluß und an Wochenenden ist die SanZentr. 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42 zuständig.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Frankfurt-Niederrad, unter der Telefonnummer 66 07 /2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr

Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Evangelischen Volksdienst: Telefon 1 11 01.

Telefonseelsorge im Haus der katholischen Volksarbeit: Telefon 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit Sprechstunden und Terminen für die Woche.

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TV Lich - BG Offenbach/Neu-Isenburg 92:78 (49:50), TSV Breitengüßbach - Steiner Bayreuth 77:92 (36:48), TV Langen - SV Oberelchingen 104:102 (85:85, 46:44) n. V., FC Baunach - TSV Speyer 96:83 (45:39), DJK Würzburg - Lotus München 87:73 (40:32), Bayern München - Post-SV Karlsruhe 81:91 (41:49).

1. Steiner Bayreuth 5 4 1 352:304 8:2 2. FC Baunach 5 4 1 413:371 8:2 3. TV Langen 5 4 1 452:421 8:2 4. TSV Speyer 5 3 2 452:444 6:4 5. DJK Würzburg 5 3 2 393:385 6:4 6. Lotus München 5 3 2 454:470 6:4 7. SV Oberelchingen 5 2 3 454:450 4:6 8. TV Lich 5 2 3 407:425 4:6 9. TSV Breitengüßbach 5 2 3 400:440 4:6 10. Post -SV Karlsruhe 5 1 4 399:417 2:8 11. BG Offenb./Neu-Isenb. 5 1 4 386:412 2:8 12. Bayern München 5 1 4 337:360 2:8

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd, KuSG Leimen - DJK Würzburg 53:58 (30:32), DJK Don Bosco Bamberg - MTSV Schwabing 81:36 (37:18), Heidenheimer SB - Eintracht Frankfurt 81:42 (39:17), MTV Kronberg - TVG Trier 75:106 (39:45), USC Freiburg - TSV Nördlingen 47:72 (24:36).

1. SB Heidenheim 4 4 0 288:214 8:0 2. DJK Würzburg 4 3 1 285:200 6:2 3. DJK Don Bosco Bamb. 4 3 1 300:234 6:2 4. TSV Nördlingen 4 3 1 289:252 6:2 5. TVG Trier 4 2 2 326:297 4:4 6. KuSG Leimen 4 2 2 283:278 4:4 7. Eintracht Frankfurt 4 1 3 241:283 2:6 8. MTV Kronberg 4 1 3 302:354 2:6 9. MTSV Schwabing 4 1 3 199:283 2:6 10. USC Freiburg 4 0 4 179:297 0:8

TURF FRANKFURTER GALOPPRENNEN, 1. Rennen: Sagamore, Wiesenlerche, Colleoni, Sieg 19, Plätze 15, 21, 26, ZW 241, DW 1326. - 2. Rennen: Superlativa, Amalaswintha, Benetta, Sieg 224, Plätze 13, 11, 16, ZW 341, DW 2754. - 3. Rennen: Edmonton, Tabaluga, Arento, Sieg 73, Plätze 26, 14, 17, ZW 298, DW 1563. - 4. Rennen: Alvaro, Korcovado, Navajo, Sieg 13, Plätze 12, 16, 30, ZW 135, DW 915. - 5. Rennen: Unhold, Zacateno, Lavaderos, Sieg 120, Plätze 34, 27, 21, ZW 815, DW 11 919. - 6. Rennen: Bunbury, Fenton Lake, Leading Jame's, Sieg 31, Platz 15, 24, 77, ZW 116, DW 2962. - 7. Rennen: Radscha, Escorte, Trust, Sieg 48, Plätze 15, 14, 19, ZW 157, DW 861. - 8. Rennen: Marvin, Rhodo-Prinz, Siribel, Sieg 58, Plätze 29, 16, 20, ZW 374, DW 2652. - 9. Rennen: Nomination, Chang, Morgano, Sieg 27, Plätze 12, 15, 15, ZW 78, DW 292.

RUGBY BUNDESLIGA, Gruppe Süd: SC Neuenheim - TSV Handschuhsheim 67:3, RG Heidelberg - Heidelberger RK 8:21, Post SG Stuttgart - Heidelberger TV 3:41. 1. RG Heidelberg 5 160: 56 13 2. Heidelberger RK 5 90: 61 13 3. SC Neuenheim 5 164: 67 11 4. Heidelberger TV 5 123: 67 11 5. Post SG Stuttgart 5 102:147 7 6. TSV Handschuhsheim 5 18:259 5 BUNDESLIGA, Gruppe Nord: VfR Hannover- Döhren - Hannover 78 6:25, Berliner RC - Victoria Hannover-Linden 10:13, Ricklingen 08 Hannover - DRC Hannover 12:34. 1. Victoria Hannover-Linden 4 170: 16 12 2. DRC Hannover 4 86: 59 10 3. Hannover 78 4 85: 57 8 4. Berliner RC 4 80: 67 8 5. Ricklingen 08 4 35:156 6 6. VfR Hannover-Döhren 4 37:138 4

HANDBALL BEZIRKSLIGA I, FRANKFURT, Männer: VfL Goldstein - TV Gelnhausen II 23:19, TGS Niederrodenbach - TSG Ober-Eschbach 14:17, TG Dörnigheim - TV Altenhaßlau 20:20, HSV Götzenhain - SG Nied 15:20, TV Petterweil - BSC Kelsterbach 17:11, SG Bruchköbel - TuS Nieder-Eschbach 22:16.

BEZIRKSLIGA II, FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - SG Dietzenbach 20:11, TV Langenselbold - TuS Zeppelinheim 19:13, TG Hainhausen - FTG Frankfurt 14:18, SV Seulberg - SG Wehrheim/Obernhain 17:21, TV Kesselstadt - TSG Oberursel 21:17.

POKALRUNDE im Bezirk Frankfurt, Frauen: MTV Kronberg - SV Erlensee kampflos für SVE; VfL Goldstein - TSG Neu-Isenburg kampflos für VfL, TG NIeder-Roden - SG Wehrheim/Obernhain kampflos für TGN, TSG Nordwest Ffm. - TuS Steinbach kampflos für TSG, TV Gelnhausen - TV Niedermittlau kampflos für TVN, SV Dreieichenhain - SG Dietzenbach kampflos für SGD, SV Zellhausen - TG Hainhausen 9:8, TSV Klein-Auheim - Artemis Sport Ffm. 14:17, TG Sachsenhausen - TGS Niederrodenbach 12:15, SG Rosenhöhe Offenbach - TV Altenhaßlau 14:5, FSV Ffm. - SG Hainburg 9:16, Usinger TSG - TV Bad Vilbel 16:11, HSV Götzenhain - SG Dietesheim/ Mühlheim 14:7, SG Riederwald - TuS Nieder- Eschbach 6:10.

Ergebnisse und Tabellen

HANDBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SC Leipzig - EHV Aue 18:18 (10:6) SG Stuttgart-Scharnhausen - TuS Dansenberg 22:20 (11:12), VfL Heppenheim - TV Gelnhausen 23:21 (10:9), Eintracht Wiesbaden - CSG Erlangen 19:19 (7:6), VfL Pfullingen - TSG Oßweil 23:21 (10:10), TuS Fürstenfeldbruck - VfL Günzburg 18:17 (9:7), TSV Rintheim - Frisch- Auf Göppingen 19:19 (10:10).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: TSG Groß-Bieberau - TuS Griesheim 23:14, SSV UT Erfurt - TuSpo Obernburg 23:32, SV Hermannia Kassel - SV Hermsdorf 15:17, TV Lützellinden - TV Groß-Umstadt 27:22, TV Bürgstadt - TSG Münster 9:17, TSV Eschwege - TV Kirchzell 24:22, HSV Apolda - HSG Asbach-Modau 11:15.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Süd: TBS Saarbrücken - TV Hochdorf 18:21, SG Saulheim - HSV Lingenfeld 11:24, HSC Frankenthal - TV Dirmingen 25:18, SC Saarlouis-Lisdorf - TV Nieder-Olm 14:15, SF Budenheim - HSV Merzig-Hilbringen 19:15, TSG Haßloch - TV Altenkessel 24:21, TSV Speyer - SGE Herrnsheim 22:15.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Süd: HSG Herrnsohr-Jf. - TB Oppau 21:10, TG Osthofen - TV Mainz 13:8, TV Nußdorf - TV Kirkel 22:9, FSV Mainz 05 - SC Lerchenberg 11:24, TSV Speyer - TV Ruchheim 15:13, TSG Bretzenheim - SC Alsweiler 12:13.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: SG Hessen Hersfeld - BSC Urberach 20:5, SG Bruchköbel - TV Hofheim 16:20, TuS Eintr. Wiesbaden - HBV Jena 20:6, SG Kirchhof - TV Flörsheim 23:20, TSG Ober-Eschbach - TSG Leihgestern 12:11, SV Darmstadt 98 - ThSV Eisenach 15:14.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Nord: TV Eitra II - SG Langgöns 25:20, TV Großen-Linden - VfB Kassel 22:27, SSV Großenlüder - HSG Dutenhofen-Münchholzhausen 20:28, SG Lollar - SVH Kassel 21:19, SG Pohlheim - HSG Heringen 20:23, TV Dipperz - HSG Gensungen 13:16, TSF Heuchelheim - TV Holzheim 17:14.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Nord: Hünfelder SV - TV Gedern 15:13, VfL Kassel - TSV Kirchhain 12:10, TSF Heuchelheim - TV Hersfeld 20:13, TV Ost-Mosheim - SG Nordeck 16:9, TG Melsungen - TV Ortenberg 16:11, SV Trendelburg - TSV Klein-Linden 10:10.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TV Wicker - TuS Dotzheim 17:19, TV Büttelborn - TV Großwallstadt II 23:20, TuS Holzheim - TSG Offenbach-Bürgel 17:21, TV Flörsheim - SG Anspach 19:15, TG Nieder-Roden - TSG Sulzbach 13:12.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Süd: TSG Walldorf - TV Sulzbach 16:9, TV Groß- Umstadt - SU Mühlheim 11:15, SV Crumstadt - TSV GW Frankfurt II 16:14, TSG Offenbach- Bürgel - SSG Bensheim 12:12, TuS Kriftel - TSG Oberursel 18:7.

Zweite Eishockey-Bundesliga Trainer Sindelar geht zu den Spielern auf Distanz

Essen-West - Bad Nauheim 14:1 Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim blieb auch im vierten Auswärtsmatch ohne Punktgewinn. Am Sonntag unterlag das Schlußlicht beim EHC Essen-West mit 1:14 (1:4, 0:5, 0:5). Dabei hatte EC-Trainer Rudolf Sindelar noch nach dem 2:2 am Freitag gegen Weißwasser gemeint: "Jetzt müßte der Knoten geplatzt sein."

Davon war in Essen nichts zu spüren. Gegen die stark ersatzgeschwächten Nauheimer (ohne vier Stammspieler) hatten die vom früheren Nauheimer Gordon Blumenschein trainierten Gastgeber leichtes Spiel. Zumal sich auch noch EC-Ersatzkeeper Frank Riede, für den verletzten Greb eingesprungen, nach 18 Minuten beim vierten Essener Gegentreffer eine Leistenzerrung zuzog. Juniorenkeeper Steffen Berndt mußte noch zehnmal hinter sich greifen. Den einzigen Treffer für die nun 1:15-Punkte aufweisenden Nauheimer markierte Jehner zum zwischenzeitlichen 1:1 (8.). Danach bestimmte nur noch Essen das Geschehen. Viermal war der Kanadier Yewchuck erfolgreich. Dreimal traf der Ex- Düsseldorfer Kasper gegen die Nauheimer, die schon 66 Gegentreffer kassierten. Sindelars Reaktion: Bei einer Auszeit stellte er sich demonstrtiv in die Ecke und ließ die Spieler allein diskutieren. jo.

Die Ruhe in Sachsens CDU ist trügerisch

Es klang wie eine Entschuldigung für eigenes Versagen. Dahinter verbarg sich jedoch etwas ganz anderes: die einzige verbale Ohrfeige, die beim Landesparteitag der sächsischen CDU in Riesa am Wochenende ausgeteilt wurde. Arnold Vaatz, Landesumweltminister und in der CDU als Parteireformer angesehen, war ans Rednerpult geeilt. Er erklärte, warum er die Bundesministerin Angela Merkel beim CDU-Bundesparteitag Ende Oktober in Düsseldorf bei der Kandidatur für einen der vier Stellvertreter-Posten des CDU-Vorsitzenden Kohl unterstützt. Seine Sympathie gilt nicht dem Innenminister des Freistaates, Heinz Eggert, der in letzter Minute vorgeprescht war. "Wenn es darum geht, die Geschwindigkeit des Aufstiegs zu beeinflussen", begründete Vaatz auch seinen Verzicht auf eine eigene Kandidatur für das CDU-Präsidium, "ist zu bedenken, daß es einem nicht wie zu schnell gewachsenes Holz geht. Denn das verwirft der Zimmermann." Eggert verstand den Affront: "Die Botschaft hab ich wohl gehört."

Die Botschaft, die man dem kleinen Wortwechsel entnehmen konnte: Zwischen den beiden Kronprinzen Biedenkopfs für die Nachfolge als CDU-Vorsitzender Sachsens steht es bedenklich schlecht. Vaatz, der die CDU reformieren wollte, ist ziemlich isoliert. Ging es vor einem Jahr unter den Christdemokraten noch darum, die "Blockflöten" aus den entscheidenden Ämtern zu entfernen, ist heute vom Reformwillen wenig übrig. Im Landesvorstand ist der Austausch gelungen, an die Ebenen darunter hat man sich nicht herangetraut.

Ruhe heißt derzeit die Devise; nichts kann Biedenkopf bei seinen Auseinandersetzungen mit Kohl und Waigel weniger gebrauchen als eine eigene Landespartei, in der es rumort. Ruhiger geworden ist auch Reformer Vaatz, den Biedenkopf aus der Staatskanzlei ins Umweltministerium steckte, wo Vaatz beim Einarbeiten ins neue Sachgebiet auf andere Gedanken kommen sollte.

Die der CDU verordnete Ruhe ist jedoch trügerisch: Während Biedenkopf von Deutschland als Einwanderungsland spricht, während er davor warnt, die Asylfrage mit der explodierenden Gewalt von rechts zu vermischen, marschiert ein nicht unwesentlicher Teil seiner Partei in genau diese Richtung. In einem "Brief aus Leipzig", den nicht nur der nationalkonservative Landtagsabgeordnete Volker Schimpff, sondern auch CDU-Fraktionschef Herbert Goliasch unterzeichnet hat, treten die Autoren für mehr Polizei, deutsche Soldaten in den "jungen Demokratien im Osten und Südosten" und weniger Sozialstaat ein. Außerdem sprechen sie sich gegen "ökologisch getarnte Fortschrittsfeindlichkeit" oder die "hoch gerühmte Runder-Tisch-Mentalität" aus, die "wertfreie Stromlinienförmigkeit" produziere. Die Ansichten der Autoren, die sich auf Franz-Josef Strauß beziehen, sind im Ost-Freistaat durchaus salonfähig: "Eine ganze Menge CDU- Mitglieder steht hinter den Thesen", sagt Fritz Hähle, Biedenkopfs Stellvertreter.

Bis Ende 1993 - im Herbst darauf sind die Landtagswahlen - will die sächsische Union ein eigenes Programm erarbeitet haben. Daß ihren Mitgliedern im Moment offensichtlich die Orientierung abhanden gekommen ist, vermitteln auch Äußerungen von Partei-Prominenten. Im Lande verfolge jeder seine eigene politische Linie, beklagt sich Hähle. Und die sieht bei nicht wenigen so aus, daß sie dem Rechtstrend nachlaufen. Vaatz entdeckt plötzlich in der multikulturellen Gesellschaft einen "Alptraum" und meint, die alte DDR habe doch richtig gehandelt, als sie kriminell gewordene Ausländer gleich abschob. Justizminister Steffen Heitmann entdeckt die Grenzen des liberalen Rechtsstaates, Innenminister Eggert will das Versammlungsgesetz überprüfen und kritisiert Mißstände im Asylgesetzverfahren.

"Die Gewährung von Asyl ist eine kulturelle Leistung. Nie werden wir Toleranz und Kultur nötiger haben als in diesen Übergangszeiten zu einem geeinten Deutschland", mahnte Biedenkopf seine Partei angesichts des Neonazi-Umzuges durch Dresden am 3. Oktober zu mehr Liberalität. Auch wenn die Delegierten seine Rede artig beklatschten: Der CDU-Chef ist mit seiner Haltung Minderheit in der eigenen Partei.

BERNHARD HONNIGFORT (Dresden)

Vereine hoffen aufs Depot Karnevalisten wollen Material in der Heidestraße lagern

BORNHEIM. Elf der im Vereinsring Bornheim vertretenen Vereine hoffen, künftig ihr Dekorationsmaterial sowie sperrige Wagen- und Bühnenaufbauten in einer Halle des alten Straßenbahndepots in der Heidestraße lagern zu können. Bei einer Begehung in diesen Tagen zeigten Stadtwerke-Betriebsleiter Dieter Oehm und der für die Vermietung zuständige Verantwortliche Karlheinz Fettel sich bereit, den Vereinen zu helfen. An dem Rundgang nahmen unter anderem auch Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) und der Vereinsring-Ehrenvorsitzende Fritz Klein teil.

Noch während seiner Amtszeit als Bornheimer Ortsvorsteher hatte sich der heutige SPD-Stadtverordnete und Vereinsring-Vorsitzende Bernhard Ochs bemüht, den örtlichen Karnevalvereinen eine Unterstellmöglichkeit für ihr Material zu verschaffen. Dazu bekam Ochs einen Tip: das Straßenbahndepot. Nun ist für die Vereine das Thema aktueller denn je, da die Bornheimer "Stutzer" ihr Vereinsheim in der Rendeler Straße räumen mußten, der Carneval-Verein "Pierrette" sein Domizil in der Berger Straße ebenfalls aufgeben muß und andere Vereine nicht sicher sind, ob sie ihre Bunkerräume behalten können.

Jetzt teilten die Stadtwerke dem Vereinsring-Vorsitzenden mit, daß zwar in der in Frage kommenden Halle, die an die Rendeler Straße grenzt, einer der drei Baubezirke des Betriebszweiges Nahverkehr untergebracht sei. "Dennoch sehen wir gewisse Möglichkeiten", signalisierten die Stadtwerke Bereitschaft, beispielsweise für die Unterbringung von Bühnendekorationen der Karnevalvereine zu sorgen. Den Platzbedarf schätzen die Vereine auf rund 150 Quadratmeter.

Ein zweites Problem dagegen dürfte nur schwer zu lösen sein: Fehlende Parkmöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge der Ortsvereinigung Bornheim/Nordend des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Dem Roten Kreuz wurde an der Unterkunft in der Burgstraße Parkraum weggenommen. Das DRK, das in den Frankfurter Katastrophenschutz eingegliedert ist, sucht nun Platz für einen Lkw, einen Mannschaftstransporter sowie für eine Gulaschkanone.

Stadtwerke-Betriebsleiter Oehm will sich bemühen, dem Roten Kreuz ebenfalls zu helfen. Platz in der Halle könne er jedoch nicht anbieten: "Vielleicht läßt sich auf unserem Betriebsgelände ein Eckchen finden." Ortsvorsteher Stein: "Es müßte doch möglich sein, wenigstens die Gulaschkanone in der Halle unterzustellen." Weitere Verhandlungen mit den Stadtwerken wird der Vereinsring-Vorstand führen. dixi

Chinas KP setzt auf Wirtschaftsreformen

PEKING, 12. Oktober (AP). Der 14. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas hat am Montag mit einem Bekenntnis zu den Wirtschaftsreformen des greisen Spitzenpolitikers Deng Xiaoping begonnen. Generalsekretär Jiang Zemin sagte den 2000 Delegierten zum Auftakt der einwöchigen Veranstaltung, eine "neue Revolution" solle die Wirtschaftsstruktur grundlegend verändern, die die Entwicklung der Produktivkräfte behindere. Der 88jährige Deng wohnte der Eröffnung des Parteitages nicht bei. Parteisprecher Liu Zhongde teilte mit, daß Deng den Status eines Sonderdelegierten erhalten habe, machte aber keine Angaben über einen öffentlichen Auftritt des Spitzenpolitikers. Deng, der offiziell keine Ämter in Partei und Regierung mehr ausübt, will von dem alle fünf Jahre stattfindenden Parteitag offenbar einen weiteren Teil seiner Wirtschaftsreform absegnen lassen, der auch die großen Staatsbetriebe marktwirtschaftlichen Kriterien unterwerfen soll. Die Hälfte der chinesischen Industrieproduktion kommt bereits aus nichtstaatlichen Unternehmen. Deng hält seit 1978 die Fäden der chinesischen Politik in der Hand und hat bei seinen Wirtschaftsreformen immer wieder Pausen eingelegt, um sich mit konservativen Kräften zu arrangieren. Jiang ließ in seiner Rede erkennen, daß die Partei nun wieder ein schnelleres Tempo einlegen werde.

Jiang machte in seiner zweistündigen Rede deutlich, daß die Führung auch drei Jahre nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung durch die Armee nicht an eine Liberalisierung des politischen Lebens denkt. "Wir dürfen weder Liberalismus noch irgendwelchen Widerstand gegen Disziplin und Ordnung dulden", sagte er den Delegierten, die erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zusammen kamen. "Um das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, müssen wir uns unabhängig machen . . . und uns nicht in eine abstrakte Debatte verfangen, was sozialistisch und was kapitalistisch ist."

"Leuchtender Pfad" verübte Massaker

LIMA, 12. Oktober (AP/AFP). Etwa 100 Guerilleros der peruanischen Untergrundorganisation "Leuchtender Pfad", eine maoistischen Rebellenbewegung, haben nach Augenzeugenberichten bei einem Überfall auf ein Dorf in den Anden 44 Menschen, darunter zwölf Kinder, getötet. Dies wäre der blutigste Angriff seit der Festnahme von Rebellenführer Abimael Guzman am 12. September. Am Sonntag haben Mitglieder des Kommandos, das Guzman in Ayacucho gründete, einen Polizeioffizier in Lima erschossen. In Erwartung neuer Attentate der Untergundorganisation wurden die Sicherheitsmaßnahmen in der peruanischen Hauptstadt verstärkt.

Bündnis 90 sieht Fusion gefährdet

OSNABRÜCK, 12. Oktober (AP). Vera Wollenberger, Bundestagsabgeordnete vom Bündnis 90, hat den Grünen vorgeworfen, durch "lächerliche und bedauerliche Hindernisse" die geplante Fusion mit dem Bündnis 90 zu gefährden.

Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Wollenberger, die Grünen besäßen offenbar nicht genügend Mut und Fairneß, um dem Bündnis 90 für eine Übergangszeit größere Mitspracherechte einzuräumen. Der Länderrat der Grünen hatte am Wochenende in Kassel einen Zusammenschluß bis Mai 1993 beschlossen.

Wollenberger sagte, es sei "mehr als merkwürdig", daß der Länderrat vom Bündnis 90 praktisch den gleichen "bedingungslosen Beitritt" verlangt habe, wie ihn die Grünen seinerzeit im Falle der DDR gegenüber der Bundesrepublik so heftig kritisiert hätten. Sie forderte die westdeutschen Grünen auf, endlich größere Komptomißbereitschaft zu zeigen. Es müsse berücksichtigt werden, sagte die Abgeordnete, daß sich das Bündnis 90 laut Umfragen mit über zehn Prozent in Ostdeutschland im Aufwind befinde, während die westdeutschen Grünen derzeit "auf dem absteigenden Ast" seien, betonte Wollenberger.

Nach den Beschlüssen der Grünen sollen vor dem Vereinigungsparteitag die knapp 40 000 Grünen- und fast 4000 Bündnis-90-Mitglieder in einer Urabstimmung befragt werden.

Der Zusammenschluß ist in Form eines Assoziationsvertrages vorgesehen, der im Januar nächsten Jahres auf parallelen Bundesdelegiertenkonferenzen zur Abstimmung gestellt werden soll. "In dieser Organisation wird das Bündnis 90 als Nachfolgerin der BürgerInnenbewegung der ehemaligen DDR mit eigener Identität vertreten sein", erklärten die Grünen in Kassel. Der Länderrat beschloß, daß der Name der Partei mit "Die Grünen" beginnen müsse.

Zwei Araber von Israelis an jordanischer Grenze getötet

JERUSALEM, 12. Oktober (AFP/AP). Israelische Soldaten haben zwei Araber erschossen, die von Jordanien aus ins besetzte Westjordanland eindringen wollten. Wie ein israelischer Militärsprecher am Montag mitteilte, waren die Männer am Sonntag abend von Jordanien aus in das besetzte Gebiet eingedrungen. Sie seien mit Messern und Stöcken bewaffnet gewesen.

Ebenfalls am Sonntag wurde ein 20jähriger palästinensischer Demonstrant bei einem Zusammenstoß mit der israelischen Armee im Westjordanland erschossen. Die jungen Leute hätten ihre Solidarität mit den hungerstreikenden palästinensischen Gefangenen bekunden wollen, hieß es.

Die Mehrzahl der 5000 Häftlinge hatte am Sonntag ihren am 30. September begonnenen Hungerstreik nach Zusage von Verbesserungen vorläufig beendet. Am Montag setzten jedoch rund 1000 Gefangene in den südisraelischen Gefängnissen Nafha, Aschkelon und Beer Schewa ihren Protest fort, teilten Anwälte mit.

Ein führender Funktionär der Organisation des palästinensischen Terroristen Abu Nidal wurde am Montag in der südlibanesischen Hafenstadt Sidon von einem einzelnen Attentäter erschossen.

Attentat auf Funktionär Abu Nidals

SIDON, 12. Oktober (AP). Ein führender Funktionär der Organisation des palästinensischen Terroristen Abu Nidal ist am Montag ermordet worden. Wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, wurde der 35jährige Ahmed Antar in der südlibanesischen Hafenstadt Sidon von einem einzelnen Attentäter erschossen. Der Anschlag gilt als weitere Eskalation in der blutigen Fehde zwischen der von PLO- Chef Jassir Arafat geführten Fatah und der von ihr abgespaltenen Untergrundgruppe Fatah-Revolutionsrat. Dabei kamen seit Juni elf Palästinenser ums Leben. Beide Seiten werfen sich vor, im Auftrag des israelischen Geheimdienstes zu handeln.

Mehr als 90 Prozent für Schewardnadse

TIFLIS, 12. Oktober (AP/dpa). Mit einem überwältigendem Ergebnis ist Eduard Schewardnadse (AP- Bild) nun auch in direkter Volkswahl zum Staatschef der Republik Georgien berufen worden: Bei der Abstimmung am Sonntag erhielt er mehr als 90 Prozent der Stimmen, wie am Montag mitgeteilt wurde. Formell wurde der 64 Jahre alte ehemalige sowjetische Außenminister zum Präsidenten des Parlaments gewählt und hat damit die Vollmachten eines Staatschefs.

Schewardnadse war der einzige Kandidat für den Posten des Parlamentsvorsitzenden und Staatschefs. In einer Fernsehrede in der Nacht zu Montag erklärte er, ihm sei der hohe Sieg sogar "unangenehm", da das Resultat an "die alten Zeiten" erinnere.

Rund 70 Prozent der 3,6 Milionen Stimmberechtigten in Georgien beteiligten sich an der Parlaments- und Präsidentenwahl vom Sonntag, wie Nugsar Skhirkladse von der zentralen Wahlkommission am Montag mitteilte. Auf den bisherigen Staatschef seien etwa 90 Prozent der abgegebenen Stimmen entfallen. Erforderlich war nur die Zustimmung von einem Drittel der Wähler. Schewardnadse selbst hatte das Referendum über die Legitimität seiner Berufung an die Staatsspitze gefordert, nachdem er im März vom regierenden Staatsrat berufen worden war. Er rückte damals an die Stelle des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia, der im Mai 1991 als Sieger aus der ersten freien Wahl in Georgien hervorgegangen war.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen durfte Schewardnadse nicht im Namen einer Partei für das höchste Staatsamt kandidieren. Bei der Wahl am Sonntag wurden auch 234 Abgeordnete gewählt, 84 in den Wahlkreisen und 150 über Listen. Insgesamt 47 Parteien bewarben sich um Mandate, viele dabei in Bündnissen mit anderen. In neun Bezirken im Westen der Republik, in den von separatistischen Unruhen erschütterten Gebieten Abchasien und Südossetien, wurde die Wahl zunächst vertagt. Damit konnten dort 316 000 Bürger nicht abstimmen. In Abchasien dauerten am Sonntag die Kämpfe mit Aufständischen an, wobei die Regierungstruppen zwei Flugzeuge verloren. Mindestens einer der Piloten wurde getötet. Wie aus Militärkreisen in Tiflis verlautete, schossen Rebellen über Escherad einen Bomber des Typs Su-25 ab. Bei der abchasischen Hauptstadt Suchumi sei ein Hubschrauber abgeschossen worden. Iliescu siegte bei Stichwahl

BUKAREST (dpa). Erste offizielle Ergebnisse der Stichwahl zum rumänischen Präsidentenamt vom Sonntag bestätigen den Sieg des bisherigen Amtsinhabers Ion Iliescu. Sogar in der Hauptstadt Bukarest, die als Domäne der Opposition galt, liegt er nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen mit 52,7 Prozent in Führung.

Für den Oppositionskandidaten Emil Constantinescu wurden 47,3 Prozent ermittelt. Die Wahlbeteiligung lag in der Hauptstadt bei 70 Prozent und war damit um mehr als sechs Prozent niedriger als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen, in dem sich Constantinescu in Bukarest noch klar vor Iliescu plazieren konnte. Vor allem die studentische Jugend fehlte diesmal an den Wahlurnen.

Nach inoffiziellen Schätzungen anhand von "Schnellzählungen" durch die Bürgervereinigung "Für Demokratie" haben etwa 60 Prozent der Rumänen für Ion Iliescu und 40 Prozent für Emil Constantinescu gestimmt.

Von den nahezu 100 000 Bukarester Studenten wählten nur wenige. "Die meisten halten nichts von Politik", meinte ein Studienanfänger. "Viele sind nicht wählen gegangen, weil der Sieg von Iliescu sowieso nicht zu vermeiden war", sagte eine 44jährige Bukarester Buchhalterin. "Die Bauern wählen doch alle Iliescu."100 000 Umschulungen zum Bauarbeiter

NÜRNBERG, 12. Oktober (AP). Die Bundesanstalt für Arbeit will in den neuen Bundesländern bis Mitte der 90er Jahre 100 000 Arbeitskräfte für das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe umschulen. Wegen der hohen Nachfrage nach Fachkräften in dieser Branche sei ein Aktionsprogramm mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden vereinbart worden, teilte die Bundesanstalt am Montag in Nürnberg mit. Der erste Schritt des Programms sehe vor, Aus- und Weiterbildungspersonal aus den neuen Ländern für die Bauwirtschaft zu qualifizieren, hieß es in der Mitteilung.

Zahl der Opfer sinkt auf 67

AMSTERDAM, 12. Oktober (AP). Bei der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam sind nach dem letzten Stand der Ermittlungen 67 Menschen getötet worden. Richard Lancee von der Stadtverwaltung sagte am Montag, Polizisten hätten am Wochenende anhand von Unterlagen der Post und von Ärzten, von Mitgliederverzeichnissen von Vereinen und ähnlichem eine neue Liste aufgestellt. Dabei habe sich ergeben, daß viele der Menschen, die zunächst als vermißt gegolten hätten, gerade in Urlaub gewesen seien oder sich nach dem Absturz eines Fracht-Jumbos der israelischen El Al auf einen Wohnblock nicht gemeldet hätten.

Panzerfäuste im Gepäck

MÜNCHEN, 12. Oktober (AP). Mit zwei Panzerfäusten und 105 Päckchen Plastiksprengstoff zu je 100 Gramm im Gepäck haben eine Mutter und ihr Sohn versucht, im Auto nach Deutschland einzureisen. Wie das Zollfahndungsamt München erst am Montag mitteilte, wurde das Paar bereits am Sonntag vor einer Woche am Autobahn-Grenzübergang Bad Reichenhall bei der Einreise aus Österreich kontrolliert. Die Zollbeamten fanden in dem in Frankfurt zugelassenen Wagen auch ein Schnellfeuergewehr, 285 Gewehrpatronen, 18 Sprengkapseln und drei Handgranaten.

Nach Angaben der Zollbehörde hatten die 51jährige deutsche Staatsbürgerin jugoslawischer Abstammung und ihr 25jähriger jugoslawischer Sohn die Waffen aus Kroatien mitgebracht.

Protestmarsch in Kapstadt ANC demonstrierte gegen Amnestie für Apartheid-Verbrecher

KAPSTADT, 12. Oktober (AP/AFP/ Reuter). Mit einem Marsch zum Parlament haben rund 10 000 Menschen am Montag in Kapstadt gegen Amnestiepläne der südafrikanischen Regierung protestiert, von denen auch Polizisten und Soldaten profitieren würden, die während der Apartheid Verbrechen begangen haben. Präsident Frederik de Klerk wollte noch am Montag auf einer Sondersitzung des Parlaments die formelle Begnadigung bekanntgeben.

Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) teilte zuvor mit, es sei klar, daß die Regierung die Absicht habe, sich "und ihre Gehilfen vor der öffentlichen Untersuchung ihrer Verbrechen gegen das südafrikanische Volk zu schützen". Das Parlament, in dem die schwarze Bevölkerung nicht vertreten ist, habe weder die Legitimität noch die moralische Berechtigung, ein derartiges Gesetz zu verabschieden. De Klerk hat in letzter Zeit die Freilassung von Hunderten von schwarzen Häftlingen angeordnet, deren Taten zum großen Teil politisch motiviert waren. Es wurde erwartet, daß nun im Gegenzug auch Angehörige der Sicherheitskräfte, die strafbare Handlungen begangen haben, amnestiert werden.

Das Parlament sollte sich auch mit Vorlagen der Regierung de Klerks über eine weitere Lockerung der Apartheid- Gesetzgebung befassen. Der ANC kritisierte die Regierungsinitiative als "einseitig". Das Parlament, in dem weiße, gemischtrassische und indische Abgeordnete getrennt tagen, sollte der Regierung unter anderem erlauben, Nichtabgeordnete in die Regierung zu berufen, um damit erstmals auch Schwarze zu Ministern ernennen zu können.

In einer Vorstadt Johannesburgs erschossen unbekannte Attentäter den führenden ANC-Politiker Prince Mhlambi in seinem Auto. Drei Jugendliche, die Mhlambi begleiteten, seien ebenfalls getötet worden, berichtete die Polizei.

Schewardnadse gewinnt Wahl Georgischer Staatschef droht nun mit militärischer Lösung

TIFLIS/MOSKAU, 12. Oktober (AP/ AFP/dpa). Mit einem überwältigenden Ergebnis ist Eduard Schewardnadse nun auch in direkter Volkswahl zum Staatschef der Republik Georgien berufen worden und hat den Separatisten in Abchasien unmittelbar danach eine militärische Lösung angedroht. Bei der Abstimmung am Sonntag erhielt er rund 95 Prozent der Stimmen, wie am Montag offiziell mitgeteilt wurde. Der 64 Jahre alte ehemalige sowjetische Außenminister war der einzige Kandidat für das Amt des Parlamentspräsidenten, in dem er die Vollmachten eines Staatschefs hat. In einer Fernsehrede in der Nacht zu Montag erklärte er, ihm sei der hohe Sieg sogar "unangenehm", da das Resultat an "die alten Zeiten" erinnere.

Rund 83 Prozent der 3,6 Millionen Stimmberechtigten in Georgien beteiligten sich an der Parlaments- und Präsidentenwahl vom Sonntag, wie Merab Alsksidse, der Vorsitzende der zentralen Wahlkommission, in Tiflis bekanntgab.

Schewardnadse selbst, dem ein Drittel der Stimmen für die Wahl genügt hätten, hatte das Referendum über die Legitimität seiner Berufung an die Staatsspitze gefordert, nachdem er im März vom regierenden Staatsrat berufen worden war.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen durfte Schewardnadse, der von 1972 bis 1985 kommunistischer Parteichef in Georgien war, nicht im Namen einer Partei für das höchste Staatsamt kandidieren. Er ist nun Präsident des Parlaments mit den Vollmachten eines Staatschefs, aber ohne den formellen Titel eines Staatspräsidenten. Schewardnadse äußerte am Montag in einer kurzen Fernsehansprache die Hoffnung auf eine Beendigung der Kämpfe in der abtrünnigen Region Abchasien und warnte allerdings gleich darauf: "Wenn es eine solche Lösung nicht gibt, werden wir eine militärische Lösung in Betracht ziehen müssen, die so wenig Opfer wie möglich fordern wird." Eine Bedingung bleibe auf jeden Fall bestehen: "An der Grenze zwischen Georgien und Rußland müssen georgische Streitkräfte stehen."

Vorwürfe nach Krawallen bei Pardubitzer Pferderennen

WIEN/PRAG, 12. Oktober (AP). Wiener Tierschützer haben einen Tag nach den Krawallen beim Military-Reitturnier in Pardubitz östlich von Prag heftige Vorwürfe gegen die tschechische Polizei erhoben. Der Sprecher der Organisation "Vier Pfoten", Helmuth Dungler, sagte am Montag in Wien, die Polizei sei gegen die Demonstranten, die versucht hätten, den Parcour zu besetzen, vorgegangen "wie im alten Kommunismus".

Die Aktivisten wollten laut Dungler mit der Blockade einzelner Hindernisse Tierquälerei verhindern. Beim Polizeieinsatz wurden sieben der 100 Demonstranten aus Deutschland, Österreich und Luxemburg verletzt. 17 Aktivisten wurden festgenommen. Filmteams und Fotografen wurden die Kassetten und Filme aus den Apparaten gerissen, Kameras auf den Boden geworfen. Die Veranstalter hätten hinterher erklärt, von einem brutalen Polizeieinsatz nichts bemerkt zu haben, sagte Dungler.

Dungler erklärte, nach dem als besonders hart geltenden Rennen seien fünf Pferde gestorben.

Die Veranstalter rechneten nach Protesten im vergangenen Jahr laut Dungler bereits mit Störungen. Insgesamt habe die Polizei einen Beobachtungshubschrauber und 2000 Mann aufgeboten. Dazu seien mehrere Busse mit Spezialeinheiten sowie mit Holzprügeln ausgerüstete Sicherheitsleute der Veranstalter gekommen. CSTK schrieb, die meisten Zuschauer hätten die Demonstranten beschimpft und den Polizeieinsatz "mit starkem Beifall quittiert".

Fehlgeburten durch Computer

NEW YORK, 12. Oktober (AP). Frauen, die Computerchips fertigen, sind nach einer Studie im Auftrag der US-Computerfirma IBM dem erhöhten Risiko einer Fehlgeburt ausgesetzt. Wie die New York Times am Montag meldete, stellten Wissenschaftler der Universität Baltimore, die 30 Arbeiterinnen untersuchten, eine Fehlgeburtenrate von 33,3 Prozent fest. Die Frauen hatten alle mit zwei Lösungsmitteln zu tun, die bei der Herstellung von Computerchips verwendet werden.

Unter weiblichen Angestellten, die mit den beiden Chemikalien keinen Kontakt hatten, betrug die Fehlgeburtenrate der Studie zufolge nur 15,6 Prozent.

Bei den Chemikalien handelt es den Angaben zufolge sich um die Lösungsmittel Diäthylenglykoldimethyläther und Äthylenglykolätherazetat, mit deren Hilfe auf Silikonplättchen abgelagertes Material gelöst wird. Nach Darstellung der New York Times veröffentlichte IBM die Ergebnisse der Untersuchung nicht, informierte aber alle Mitarbeiter.

Iliescu setzt sich klar durch Herausforderer ist zu großer Koalition in Rumänien bereit

BUKAREST, 12. Oktober (Reuter/AP) Rumäniens Staatschef Ion Iliescu hat sich bei den Stichwahlen um das Präsidentenamt klar gegen seinen liberalen Herausforderer Emil Constantinescu durchgesetzt. Constantinescu gestand am Montag seine Niederlage ein und gratulierte dem Altkommunisten zum Sieg. Er respektiere den Willen der Wähler, erklärte Constantinescu. Nach Auszählung der Stimmen aus 88 Prozent der Wahllokale lag Iliescu mit 60,5 Prozent vorn, während auf Constantinescu nur 39,5 Prozent der Stimmen entfielen. Ausländische Beobachter nannten die Wahl vom Sonntag demokratisch und fair. Nach amtlichen Schätzungen lag die Wahlbeteiligung bei 73 Prozent. Die Bekanntgabe des Endergebnisses wurde für den heutigen Dienstag angekündigt.

Der zweite Wahlgang war nötig geworden, weil Iliescu beim ersten Wahlgang am 27. September mit 47 Prozent die absolute Mehrheit knapp verfehlt hatte. Nach der ersten freien Wahl vor zwei Jahren wird seine Amtszeit nunmehr vier Jahre dauern. Der 62jährige Iliescu, dessen Nationaldemokratische Rettungsfront bei der Parlamentswahl mit 166 der 484 Sitze stärkste Fraktion geworden war, hatte die Bildung einer großen Koalition mit dem antikommunistischen Bündnis Demokratischer Konvent vorgeschlagen, das mit 116 Sitzen die zweitstärkste Fraktion stellt. Nach anfänglicher Ablehnung deutete Spitzenkandidat Constantinescu nun erstmals seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit an. Der 53jährige Constantinescu sagte, er wolle Iliescus Gesprächsangebot akzeptieren. Andere führende Konvent-Politiker äußerten sich jedoch skeptisch.

Die Front hätte mit anderen exkommunistischen Parteien und extremen Nationalisten ebenfalls eine Koalition eingehen können, wobei die Mehrheit jedoch knapp gewesen wäre. Außerdem meinen viele Rumänen, dies könne die Isolierung des Landes vom Westen vertiefen, der sich bisher mit Finanzhilfen wegen Zweifeln an Iliescus demokratischem Engagement zurückgehalten hatte.

Die Kapuziner sterben aus

MÜNCHEN, 12. Oktober (AP). Da der Nachwuchs ausbleibt, muß das Kapuzinerkloster im bayerischen Laufen nach 335jährigem Bestehen am 15. Oktober schließen. Es war das Noviziatshaus für die restlichen 18 bayerischen Kapuzinerklöster. In den vergangenen 25 Jahren hätten 72 junge Männer ihre Ausbildung in Laufen begonnen, aber nur 24 von ihnen seien dem Orden treu geblieben, berichtete das Erzbischöfliche Ordinariat am Montag in München. In diesem Zeitraum hätten schon zwölf Kapuzinerkonvente in Bayern schließen müssen. Die Zahl der Kapuziner sei in den vergangenen 25 Jahren von 400 auf derzeit 150 zurückgegangen, von denen ein Drittel zwischen 70 und 95 Jahre alt sei.

Bombe gegen Flüchtlingsheim

ROSENHEIM, 12. Oktober (AP). Auf ein Asylbewerberheim in Kolbermoor im Landkreis Rosenheim ist in der Nacht zum Montag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Wie das bayerische Landeskriminalamt in München mitteilte, wurde keiner der 60 Bewohner durch die Rohrbombe verletzt, die in der Eingangstür ein 20 Zentimeter großes Loch riß. Die unbekannten Täter hätten Flugblätter mit der Überschrift "Der Asylbetrüger in Deutschland" zurückgelassen.

Aus Angst hätten die Bewohner die Polizei zunächst nicht verständigt, hieß es in der Mitteilung. Erst die Hausmeisterin meldete den Anschlag, als sie am Morgen das Loch in der Eingangstür entdeckte.

Starkes Erdbeben ließ in Kairo Häuser einstürzen

KAIRO, 12. Oktober (AP). Bei einem heftigen Erdbeben in weiten Teilen Ägyptens sind am Montag mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Erschütterungen, die ihr Epizentrum nach Angaben der Erdbebenwarte in Golden im US-Staat Colorado in der Nähe Kairos hatten, ließen mehrere Gebäude einstürzen. Wie es hieß, hatte das Beben eine Stärke von 5,9 auf der Richter-Skala. In der Hauptstadt brachen die Strom- und Wasserversorgung sowie das Telefonnetz zusammen.

Der staatlichen ägyptischen Nachrichtenagentur MENA zufolge war das Beben, das 20 Sekunden dauerte, in den meisten der 26 Provinzen des Landes zu spüren gewesen. Laut israelischem Rundfunk wurden die Erschütterungen auch im 400 Kilometer entfernten Jerusalem registriert.

Millionenbeute bei Kunstraub in Weimar

WEIMAR, 12. Oktober (AP). Aus dem Stadtschloß in Weimar sind in der Nacht zum Montag acht Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren im Wert von mindestens 60 Millionen Mark gestohlen worden. Nach Angaben des leitenden Staatsanwalts Otto Kretschmer in Erfurt trennten die Täter das Eisengitter in der Nordseite des Schlosses durch, hebelten das Parterrefenster auf und kletterten in das Gebäude. Der Polizei fehlte am Montag nachmittag nach eigenen Angaben noch jede Spur der Täter.

Ein erster Alarm, der um kurz nach vier Uhr morgens bei den Wachleuten in der Kunstgalerie und bei der Polizei einging, sei zunächst als Fehlalarm gedeutet worden, sagte Polizeisprecher Michael Menzel. Als zwei Minuten später erneut Alarm ausgelöst worden sei, sei die Polizei in das Museum gefahren und habe eine Ringfahndung eingeleitet.

Bei den gestohlenen Gemälden handelt es sich um die Bildnisse der Sybille von Cleve, des Herrn von Schleimitz, das Bildnis Luthers als Junker Jörg, das des Kurprinzen Johann-Friedrich von Cleve und der Frau von Schleimitz. Außerdem wurden drei Bilder gestohlen, die aus der Werkstatt des Meisters stammen. Es sind die Porträts des Kurfürsten Johann des Beständigen, Martin Luthers und seiner Frau Katharina von Bora. Die Diebe stahlen offenbar bewußt die Gemälde von Lucas Cranach: Zwei in unmittelbarer Nähe hängende Werke von Albrecht Dürer blieben unangetastet.

(Weiterer Bericht auf "Aus aller Welt")

Verbrecher auf Flucht gefaßt

AMSTERDAM/MAINZ, 13. Oktober (AP). Zwei Wochen nach seiner Flucht aus der Landesklinik Andernach ist der Gewaltverbrecher Gerhard Börner am Montag nachmittag in Amsterdam festgenommen worden. Börner, der 1971 vier Frauen getötet hatte, habe sich in Begleitung seiner Ehefrau Jutta befunden.

Kaufte Iran Atombomben?

WASHINGTON, 13. Oktober (AP). Die iranische Regierung hat nach übereinstimmenden Berichten der gegen Teheran kämpfenden Untergrundorganisation Volksmodjaheddin und der US-Zeitung Washington Post in der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan Atomsprengköpfe gekauft. Wie der Chef der Abteilung für internationale Beziehungen der Volksmodjaheddin, Mohammed Mohadesin, am Montag sagte, sind die vier Sprengköpfe bereits bezahlt, aber noch nicht geliefert worden. Die Informationen stammten von Gewährsleuten in Iran.

In dem Bericht der Washington Post heißt es, die Angaben der Volksmodjaheddin deckten sich mit Erkenntnissen des US-Geheimdienstes. Es gibt Berichte, das mehrheitlich von Moslems bewohnte Kasachstan stehe unter Druck anderer islamischer Staaten, die auf seinem Gebiet stationierten Atomwaffen der Ex-Sowjetunion zu behalten, anstatt sie an Rußland zwecks Vernichtung abzuliefern.

Krieg in Mosambik beendet

MAPUTO, 13. Oktober (AP). Das Parlament von Mosambik hat am Montag das zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation RENAMO unterzeichnete Waffenstillstandsabkommen zur Beendigung des 16jährigen Bürgerkrieges in dem ostafrikanischen Land ratifiziert. Wie die amtliche Nachrichtenagentur AIM mitteilte, stimmten die Abgeordneten einstimmig für das Dokument, das sofort nach seiner Veröffentlichung im Regierungsanzeiger in Kraft treten soll. Danach müssen sich sowohl die Regierungstruppen als auch die Renamo-Verbände unter Aufsicht der Vereinten Nationen innerhalb von sechs Tagen auf bestimmte Gebiete zurückziehen, um sich dort zu sammeln. Im Zusammenhang mit dem Abkommen verabschiedete das Parlament ein neues Gesetz über die Parteienregistrierung und eröffnete die Debatte über ein Amnestiegesetz für gefangene Guerillas und nach Kriegsrecht verurteilte Soldaten.

Doch mehr Tote in Amsterdam

AMSTERDAM, 13. Oktober (AP). Die Zahl der Opfer der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam ist am Montag von den niederländischen Behörden um fünf auf 72 heraufgesetzt worden. Die Korrektur sei vorgenommen worden, nachdem Räumtrupps in den Trümmern des zusammengestürzten und ausgebrannten Wohnblocks weitere Leichenteile gefunden hätten, sagte ein Sprecher der Amsterdamer Stadtverwaltung.

Unterdessen haben US-Experten, die die Ursache des Absturzes der israelischen Transportmaschine untersuchen, nach Angaben des niederländischen Verkehrsministeriums weitere wertvolle Erkenntnisse aus der Auswertung des Flugschreibers gewonnen. Danach werde immer klarer, daß es im Triebwerk 3 an der Steuerbordseite der Maschine eine Fehlfunktion gegeben habe, die zu einer Kettenreaktion geführt habe. Beide Steuerbordtriebwerke waren kurz vor dem Absturz abgerissen. Worin die Fehlfunktion jedoch konkret bestanden habe, sei immer noch völlig unklar, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Doch habe man die Fehlerquelle eingrenzen können. Entweder sei das Triebwerk 3 selbst ausgefallen oder der Fehler habe in dem Aufhängungsmechanismus gelegen, hieß es in der Erklärung weiter.

In Angola droht erneut Krieg

LUANDA, 12. Oktober (dpa). Die regierende marxistische Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA) hat um internationale Hilfe gebeten, um ein Wiederaufflammen des Bürgerkrieges zu verhindern.

In einer vom staatlichen Rundfunk in der Nacht zum Montag verbreiteten Erkärung hat die MPLA außerdem die Guerilla-Organisation UNITA beschuldigt, die Gefahr eines neuen Krieges heraufzubeschwören, um an die Macht zu gelangen. Die MPLA sei aber nicht bereit, die Ergebnisse der jüngsten Wahlen in Frage zu stellen.

Die UNITA wirft der Marxistischen Regierungspartei MPLA vor, die Wahlergebnisse vom 29. und 30. September gefälscht zu haben.

Nach den bisherigen unvollständigen Ergebnissen liegt die MPLA weit vor der UNITA. In Angola war nach 16 Jahren Bürgerkrieg und einem vor eineinhalb Jahren eingeleiteten Friedensprozeß erstmals frei gewählt worden.

Serben verstärken Offensive in Bosnien

SARAJEWO / ZAGREB, 12. Oktober (dpa / Reuter). Die serbische Offensive im Norden Bosnien-Herzegowinas hat nach bosnischen Angaben in der Nacht zum Montag an Intensität zugenommen.

Die schon seit Tagen dauernden schweren Artillerieangriffe gegen Gradacac, Maglaj und Doboj wurden noch verstärkt, meldete der bosnische Rundfunk. Allein in Gradacac seien dabei mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Serbische Truppen griffen die Stadt inzwischen von drei Seiten an.

Aus einem schmalen Landstreifen im Osten Bosniens, der von regierungstreuen bosnischen Truppen kontrolliert wird, erfolgte am Montag morgen ein Appell an internationale Hilfsorganisationen. Darin baten die Behörden der Städte Vlasenica und Zvornik um dringende Versorgung mit humanitären Hilfsgütern. Die Reserven der Stadt reichen nach diesen Angaben nicht mehr aus, um die über 70 000 Flüchtlinge zu versorgen.

Die bosnische Hauptstadt Sarajewo erlebte nach Angaben der Sicherheitspolizei eine der ruhigsten Nächte seit Beginn des Kriegs.

Wie die Polizei am Montag morgen weiter mitteilte, gab es nur in den Vororten vereinzeltes Gewehrfeuer. In Vogosca, nördlich von Sarajewo, habe es leichtes Luftabwehrfeuer gegeben. Die Polizei führte die relative Ruhe auf die Anwesenheit des Kommandeurs der UN-Einheiten in Bosnien-Herzegowina, General Philippe Morillon, zurück.

. . . und außerdem TV-Debatte: Clinton auf der Siegerstraße

Bill Clinton war glücklich. Sichtlich bewegt und dankbar nahm er die Glückwünsche entgegen. "Es hat mir gefallen heute abend", sagte er zufrieden. Nahezu problemlos hatte der Gouverneur aus Arkansas zuvor die erste Fernsehdebatte überstanden und damit eine weitere Hürde übersprungen. Die Frage "Hat er's geschafft?" beantwortete Parteichef Ron Brown mit einem verschmitzten "Yeah", nachdem er Clinton auf dem Weg vom Podium in die Arme geschlossen hatte. Die Demokraten sind zufrieden, ihr Kandidat und Spitzenreiter ist den Erwartungen gerecht geworden.

"Ich bin richtig stolz auf den Jungen", meinte sein Berater Paul Begala. Präsident George Bush habe nur den Status Quo verteidigt. "Wir haben gewonnen", verkündete Begala nach der Debatte in der Washington University in St. Louis im Bundesstaat Missouri. Wie die Demokraten versuchten aber auch die Republikaner, ihre Sicht unter das Volk zu streuen. Der Abgeordnete John Danforth, der die Debatte in seine Heimat geholt hatte, meinte: "Die Unterschiede sind deutlich geworden."

So prallten gleich zu Beginn die Gegensätze aufeinander, als der Präsident seine Vorwürfe gegen Clinton wegen dessen Teilnahme an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg Ende der 60er Jahre in England wiederholte. "Ich finde es einfach unmöglich zu verstehen, wie ein Amerikaner im Ausland gegen sein eigenes Land demonstrieren kann, Demonstrationen organisiert, wenn junge Männer in Hanoi gefangengehalten oder Kinder aus den Gettos einberufen werden", sagte Bush. "Das ist nicht eine Frage des Patriotismus, sondern von Charakter und Urteilsvermögen."

Als Antwort erinnerte Clinton den Präsidenten daran, wie einst Kommunistenhasser Joe McCarthy den Patriotismus vieler Amerikaner in Frage gestellt und Bushs eigener Vater Prescott sich ihm entgegengestellt hat. "Ihr Vater ist zu Recht gegen Joe McCarthy angegangen", sagte Clinton zu Bush. "Sie haben zu Unrecht meinen Patriotismus angezweifelt. Ich war gegen den Krieg, aber ich liebe mein Land, und wir brauchen einen Präsidenten, der dieses Land zusammenbringt, nicht spaltet."

Nach dieser persönlichen Auseinandersetzung schien die Luft bereinigt, und die Debatte wandte sich den brennenden Problemen der USA zu, wobei Ross Perot offenbar die meisten Punkte sammelte. Er prangerte das Defizit an, rief zu Opfern auf, lieferte wenig detaillierte Lösungen, verordnete aber eine griffige "Pakken wir's an, es gibt viel zu tun"-Medizin. Clinton präsentierte seine Vorschläge wie mehr Investitionen, Arbeitsprogramme, Krankenversicherung für jeden und höhere Steuern für die Reichen.

Bush warf Clinton vor, die Steuern auch für die Mittelklasse erhöhen und das Geld mit immer neuen Programmen aus dem Fenster werfen zu wollen. Zugleich hob der Präsident auf Erfolge in der Außenpolitik und seine Erfahrung ab. "Ich hoffe, ich habe ihr Vertrauen geerntet", bat Bush die Amerikaner, ihn wiederzuwählen. Er zog wieder seinen "Joker" Jim Baker, der nun die Innen- und Wirtschaftspolitik koordinieren soll. Doch hätte es nach Ansicht von Meinungsforschern mehr bedurft, um den Rückstand in der Wählergunst aufzuholen. Bush bleiben nun nur noch drei Wochen und zwei Debatten.

Bush wandte sich vehement gegen vom Kongreß vorgeschlagene Kürzungen der US-Truppenpräsenz in Europa. Eine Verringerung der Truppenstärke von derzeit 150 000 auf 100 000 Mann gefährde den Frieden. Man könne nicht einfach in die Isolation zurückkehren. Die NATO als "Versicherungspolice" dürfe nicht geschwächt werden.

Clinton sprach sich dagen für einen weiteren Truppenabzug aus Europa aus. 100 000 Soldaten seien genug, es komme darauf an, mehr Geld für Rüstungstechnologie und Transportsysteme auszugeben. "Wir können uns einfach keine 150 000 Soldaten in Europa leisten, noch brauchen wir sie", sagte er.

ANDREAS LANDWEHR (dpa)

Fischer fordern Milliarden

KUALA LUMPUR, 12. Oktober (dpa). Drei Wochen nach dem schweren Tankerunglück in der Seestraße von Malakka haben indonesische Fischer umgerechnet 4,8 Milliarden Mark Schadenersatz vom Eigentümer des japanischen Tankers "Nagasaki Spirit" gefordert. Die 12 000 Fischer klagen nach offiziellen Angaben aus Kuala Lumpur vom Montag über einen drastischen Rückgang der Fangerträge. Der mit 40 000 Tonnen Rohöl beladene Tanker war am 20. September mit einem unter panamaischer Flagge fahrenden Containerschiff aus Hongkong zusammengestoßen. Bei der Kollision waren mindestens 5000 Liter Rohöl ausgelaufen.

Auch die Regierung des westmalaysischen Staates Kedah verlangt Schadenersatz von dem japanischen Schiffseigentümer, weil die Strände und das Wasser vor der Ferieninsel Penang von dem Ölteppich verschmutzt wurden.

US-Wahlen Bush verliert am Schirm

ST. LOUIS, 12. Oktober (dpa). US-Präsident George Bush ist offenbar der Verlierer der ersten Fernsehdebatte der Bewerber um die amerikanische Präsidentschaft am Sonntag abend in St. Louis. Nach einer am frühen Montag veröffentlichten Umfrage gaben gerade 14 Prozent der Befragten den Ideen Bushs gute Noten. Nach einer Umfrage der TV-Gesellschaft ABC unmittelbar nach der Debatte sahen die Zuschauer den demokratischen Kandidaten Bill Clinton mit 28 Prozent als knappen Sieger vor dem unabhängigen Bewerber Ross Perot mit 24 Prozent. Für Bush (68) stimmten 18 Prozent.

Nach der Gallup-Umfrage fanden 47 Prozent der Zuschauer, daß sich der texanische Milliardär Perot am besten geschlagen haben. 30 Prozent fanden die Vorstellung Clintons am überzeugendsten. Schlußlicht war auch hier Bush mit 16 Prozent. In der Wählergunst verbesserte sich Perot nach der ABC-Umfrage von sechs auf 14 Prozent. Für Bush gingen die Werte von 34 auf 31, für Clinton von 48 auf 46 Prozent zurück. Die Umfrage hat eine Fehlerquote von 4,5 Prozent.

Für Bush war es nach einstimmiger Ansicht von Beoachtern darauf angekommen, vor den rund 70 MillionenZuschauern mit überzeugenden Vorschlägen zur Behebung der Wirtschaftskrise den Rückstand von zwölf bis 13 Punkten in der Wählergunst gegenüber Clinton aufzuholen. Für Clinton ging es darum, mit klaren Stellungnahmen zu seiner Person und zur Sache seinen Vorsprung zu festigen.

Leidenschaftliche wurde es nur zu Beginn, als Bush die aktive Beteiligung Clintons vor 23 Jahren an Vietnam-Kundgebungen im Ausland für falsch hielt. Clinton entgegnete: "Ich war gegen den Krieg, aber ich liebe mein Land, und wir brauchen einen Präsidenten, der das Land zusammenbringt und nicht spaltet".

In Amsterdam weniger Tote als befürchtet

AMSTERDAM, 12. Oktober (dpa). Die mutmaßliche Zahl der Opferbei der Amsterdamer Flugzeugkatastrophe vor neun Tagen hat sich weiter verringert. Montag vormittag zählte die Liste von Toten und Vermißten noch 67 Namen. Ursprünglich rechnete man bei dem Unglück mit mehr als 250 Todesopfer. 51 geborgene Leichen konnten bislang kaum identifiziert werden. Auch am Montag setzten Taucher die Suche nach dem zweiten abgebrochenen Triebwerk der Unglücksmaschine im Ijsselmeer fort. Inzwischen fand man einen Teil des rechten Flügels, von dem sich die Experten Aufschlüsse über den Unglücksverlauf erhoffen. (Siehe auch Seite 22 "Aus aller Welt")

Forderung nach Pflichtjahr

BONN, 12. Oktober (dpa). Die Bundeswehr soll nach den Vorstellungen des Bundeswehr-Verbandes für Wehrpflichtige attraktiver werden. Die Versammlung von Vertretern der Wehrpflichtigen fordert, daß alle Bürger ein allgemeines Pflichtjahr ableisten müßten. Dabei solle der Dienst in den Streitkräften gleichberechtigt neben Zivilschutz, Pflegedienst, Umweltschutz und ähnlichem stehen.

Wie der Bundeswehr-Verband am Montag in Bonn betonte, sind die Wehrpflichtigen zu Sondereinsätzen der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen (UN) bereit, bestünden aber auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Angestrebt werde eine europäische Organisation der Wehrpflichtigen unter dem Dach von EUROMIL, der Organisation europäischer Militärverbände und Militärgewerkschaften.

Rock gegen Rassismus in Rom

ROM, 12. Oktober (dpa). Mehr als 200 000 Menschen haben in Rom bei einem Freiluft-Konzert im antiken Circo Massimo gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Das kostenlose Konzert des Popsängers Antonello Venditti am Sonntag abend war von der römischen Stadtverwaltung organisiert worden. Aus ganz Italien waren vorwiegend Jugendliche sowie viele "extracomunitari", Ausländer aus Staaten außerhalb der EG, zu der Veranstaltung gekommen. Bürgermeister Franco Carraro wertete das wohl größte Popkonzert in Rom in den vergangenen zehn Jahren als "wahre Volksdemonstration" gegen die Welle rassistischer Übergriffe, die in der jüngsten Zeit Italien erfaßt hatte.

Aus der Luft Elefanten geimpft

LONDON, 12. Oktober (dpa). Mit Betäubungsgewehren aus dem Hubschrauber heraus haben Wildbiologen eine Elefantenherde in Namibia gegen Milzbrand geimpft. Im Juni war im Nordwesten des Landes ein verendetes Tier gefunden worden, das mit dem Milzbranderreger Bacillus anthracis infiziert war. Die Krankheit kann sowohl Menschen als auch Tiere befallen und schon nach wenigen Tagen zum Tode führen.

Die Elefanten im Nordwesten Namibias sind etwas Besonderes. Anders als ihre Artgenossen auf dem übrigen Kontinent haben sie spezielle Lebensgewohnheiten entwickelt, die ihnen ein Überleben in den Wüsten und Halbwüsten dieser Region gestatten.

Greenpeace

Russen entern

Umwelt-Schiff

im Polarmeer

M O S K A U / H A M B U R G , 12. Oktober (dpa). Zehn russische Soldaten und zwei Offiziere haben am Montag im Nordpolarmeer das Greenpeace-Schiff "Solo" aufgebracht.

Wie die Umweltschutzorganisation in Hamburg berichtete, hatten die Greenpeace-Aktivisten zuvor versucht, mit einem Schlauchboot in die Nähe eines Atom-U-Bootes zu gelangen, das nach Angaben der Umweltschützer in 50 Meter Tiefe auf einem "Atom-Friedhof" vor der Inselgruppe Novaja Semlja liegt. Die Aktivisten hatten Unterwasser-Aufnahmen von dem angeblich vor zehn Jahren in der Kara-See mit zwei Atomreaktoren und Kernbrennstäben versenkten U-Boot machen wollen.

Ein russisches Küstenwachschiff habe zunächst drei Warnschüsse abgefeuert. Außerhalb des Sperrgebietes, das das Atomtestgelände Novaja Semlja umgibt, hätten die Militärs dann das Greenpeace-Schiff "geentert". Laut Greenpeace ist die Kara-See "die größte atomare Müllkippe der Welt".

"Kopernikus" erfolgreich gestartet

OBERPFAFFENHOFEN, 12. Oktober (dpa). Ihren dritten Kopernikus-Fernmeldesatelliten hat die Deutsche Bundespost Telekom am Montag mit einer amerikanischen Delta-II-Trägerrakete ins All geschossen. Der von einem deutschen Industriekonsortium gebaute, 1,4 Tonnen schwere Satellit dient vor allem als Reserve für die beiden bereits 1989 und 1990 gestarteten und voll ausgelasteten Kopernikus-Satelliten. Daneben soll er zum Aufbau von Fernmelde-Infrastruktur in Osteuropa eingesetzt und Kapazitäten vermietet werden, sagte Andreas Langemeyer von der Telekom-Generaldirektion im deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München. Der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida erfolgte pünktlich um 10.47 Uhr (MEZ).

Skinheads griffen Roma an

DUCHCOV, 13. Oktober (dpa). Rund 80 Skinheads haben jetzt im ostböhmischen Ort Duchcov (Dux) mehrere Roma angegriffen und ein Haus in Brand gesetzt. Das Feuer habe schnell gelöscht werden können, berichteten tschechoslowakische Zeitungen am Montag.

Die Polizei habe die angereisten Jugendlichen schließlich zusammengetrieben und zum Bahnhof von Duchcov gebracht. In dem Zug hätten die Skinheads dann drei weitere Roma zusammengeschlagen.Gemälde aus Cranach-Galerie gestohlen

WEIMAR, 12. Oktober (dpa). Aus der Cranach-Galerie der Kunstsammlungen Weimar (Thüringen) sind sieben Gemälde gestohlen worden. Bei den Kunstwerken soll es sich nach dpa-Informationen auch um Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) handeln. Zunächst wollten am Montag weder die Staatsanwaltschaften in Erfurt und Weimar noch die Kunstsammlungen Angaben zu verschwundenen Gemälden machen. Das Weimarer Schloßmuseum besitzt insgesamt 20 Gemälde von Lucas Cranach und seiner Werkstatt. Eines der bekanntesten ist das Bild der Prinzessin Sybille von Cleve. Cranach, der neben Albrecht Dürer als einer der Hauptmeister der deutschen Kunst im 16. Jahrhundert gilt, war 1553 in Weimar gestorben.

Topspiel der Eishockey-Bundesliga Düsseldorfer EG empfängt München

Der Herausforderer macht sich Mut, und der Favorit stapelt tief. "Wir können und wollen auch in Düsseldorf gewinnen", sagte Hedos Münchens Kapitän Gerd Truntschka vor dem Gipfeltreffen in der Eishockey-Bundesliga am Dienstag beim Deutschen Meister DEG.

Die Düsseldorfer hingegen üben sich trotz ihrer makellosen Bilanz von 18:0 Punkten in Bescheidenheit. Trainer Hans Zach: "Die Bundesliga ist viel ausgeglichener, als es unsere souveräne Position vermuten läßt. 18:0 Punkte sagen gar nichts."

Der Düsseldorfer Meistermacher sah sich in dieser Einschätzung durch das schwer erkämpfte 2:0 gegen den Kölner EC bestätigt. Nach dem emotionsgeladenen rheinischen Derby dachte Zach auch erstmals laut über eine mögliche Verstärkung seines Teams durch einen Stürmer aus Übersee nach. Immerhin fallen in nächster Zeit mit Benoit Doucet und Ernst Köpf zwei fest eingeplante Leistungsträger aus.

Köpf muß nach seinem Armbruch am Freitag in Mannheim mindestens sechs Wochen pausieren, Doucet kann nach seinem Kreuz- und Innenbandriß frühestens Anfang nächsten Jahres aufs Eis zurückkehren. Da die Düsseldorfer bislang keine ihrer beiden Ausländer-Stellen besetzt haben, könnten sie sofort auf dem Transfermarkt zuschlagen. Manager Rolf van Hauten hat bereits die Order erhalten, entsprechende Kontakte zu knüpfen.

Herausforderer München sieht sich vor dem Spitzenspiel im mit 11 500 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Brehmstraße psychologisch sogar im Vorteil. "Zum ersten Mal in dieser Saison erwartet keiner einen Sieg von uns", meinte Truntschka, und sein Trainer Hardy Nilsson ergänzte: "Natürlich ist die DEG nach dem bisherigen Saisonverlauf Favorit. Aber wir fahren natürlich nach Düsseldorf, um einen oder sogar zwei Punkte zu holen." Die Generalprobe vor dem Gipfel fiel beim knappen 3:2 in Schwenningen eher durchwachsen aus. Nilsson: "Das ist mir egal. Die Punkte zählen, sonst nichts."

Mit 15:3 Zählern haben sich die Münchner trotz bislang wenig überzeugender Leistungen als ärgster Verfolger der DEG etabliert. Der Rest patzt regelmäßig. Der zu Saisonbeginn so hoch eingeschätzte Mannheimer ERC blamierte sich beim Aufsteiger EHC Eisbären Berlin bis auf die Knochen und war mit der 2:4-Niederlage noch gut bedient. "Bei uns gibt es einige Herren mit großen Namen, die auswärts aber nur ihr Trikot spazierenfahren", grantelte MERC-Trainer Jiri Kochta an seinem 46. Geburtstag. "Demnächst werde ich keine Rücksicht mehr nehmen und mit Junioren antreten."

Enttäuschung herrscht auch bei den Berliner Preussen. Der selbsternannte Mitfavorit kam in Kaufbeuren zum dritten 3:3 in Folge und liegt mit 7:11 Punkten weit unter den eigenen Erwartungen. Auch der mit großen Hoffnungen verpflichtete Kanadier Tony Tanti vermochte den Berliner Angriff nicht auf Touren zu bringen. "Er braucht noch seine Zeit", meinte Trainer Craig Sarner, dessen Position trotz der anhaltenden Mißerfolge laut Präsident Herrmann Windler nicht zur Disposition steht. Im Hintergrund aber steht als möglicher Nachfolger schon der vorerst als Juniorencoach verpflichtete Billy Flynn bereit. Flynn hatte schon einmal die Nachfolge Sarners angetreten, vor sechs Jahren beim ERC Schwenningen. dpa

Skin verhandlungsunfähig?

MAGDEBURG, 12. Oktober (dpa). Im Prozeß um den Überfall von 60 Skinheads auf eine Gruppe von Punkern in der Magdeburger Gaststätte "Elbterassen" wird einer der fünf Angeklagten amtsärztlich auf Verhandlungsfähigkeit und möglicherweise auch auf Schuldunfähigkeit untersucht. Der 18jährige Berufslose aus Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) hatte nach Angaben seines Verteidigers am Freitag einen Herzanfall erlitten und konnte deshalb gestern nicht zum zweiten Verhandlungstag erscheinen. Sein Mandant leide an einem Herzfehler und einem frühkindlichen Hirnschaden. Daraufhin wurde die Verhandlung auf Mittwoch vertagt.

Erst nach einer ärztlichen Stellungnahme will das Gericht über ein psychiatrisches Gutachten zur Schuldfähigkeit befinden. Bei dem Überfall der Skinheads auf die Punker im Mai dieses Jahres waren der 23 Jahre alte Magdeburger Torsten Lamprecht erschlagen und acht weitere Menschen schwer verletzt worden.

Ausländer kaufen mehr deutsche Wertpapiere

FRANKFURT A. M. (dpa/vwd). Das hohe deutsche Zinsniveau hat im August vermehrt ausländisches Geld ins Land gelockt. Im langfristigen Kapitalverkehr verdoppelte sich der Zufluß binnen Monatsfrist auf 9,5 Milliarden Mark. Wie aus der jüngsten Zahlungsbilanz der Bundesbank hervorgeht, flossen in den ersten acht Monaten insgesamt aber noch 13 Milliarden ab, ein Drittel des vergleichbaren Vorjahreswertes. Noch nicht die große Rolle wie im September spielten bei den im Berichtsmonat erfaßten Kapitalbewegungen die spekulativen Zuflüsse aufgrund der Währungsturbulenzen.

Im August war "entscheidend für das Gesamtergebnis der Anstieg der Kapitalimporte durch Wertpapiertransaktionen mit dem Ausland", schreibt die Währungsbehörde. Während Ausländer netto gut elf Milliarden Mark in hiesigen Titeln anlegten, erwarben Inländer für 2,3 Milliarden fremde Effekten. Die deutschen Direktinvestitionen jenseits der Grenzen stagnierten bei gut 1,6 Milliarden.

Comeback als Spieler-"Methusalem" Uerdingens Trainer Funkel als Fußball-Profi

Not macht erfinderisch. Der personell gebeutelte Bundesliga-Aufsteiger Bayer 05 Uerdingen plant ein überraschendes Comeback seines fast 39jährigen Trainers Friedhelm Funkel als Fußball-Profi. "Wir haben diesen Schritt in Erwägung gezogen, weil wir derzeit große personelle Engpässe haben. Sollten neben den vielen Verletzten jetzt auch noch einige der angeschlagenen Spieler ausfallen oder sich gar weitere verletzen, kann es durchaus sein, daß ich einspringe", schloß Funkel am Montag einen Rücktritt vom Rücktritt schon beim Auswärtsspiel am Freitag in Karlsruhe nicht aus. Funkel, der am 10. Dezember 39 wird, wäre dann vor Uli Stein (Eintracht Frankfurt/23. Oktober 1954) der "Methusalem" der Liga.

Die Krefelder, die schon die Langzeitverletzten Paßlack, Peschke, Adler, Bittengel und Walz beklagen und nun auch noch um Jüptner, Kranz und Bremser (alle angeschlagen) sowie um Gorlukowitsch (Länderspieleinsatz für Rußland) bangen müssen, haben für den Fall des Falles bereits vorgesorgt: "Heute vormittag haben wir den Antrag an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) weitergereicht, um zu erfahren, ob ein Comeback von Friedhelm möglich ist", bestätigte Geschäftsführer Edgar Geenen das Vorhaben am Montag auf Anfrage.

Die Statuten des DFB erlauben es normalerweise zwar nicht, daß ein Fußball- Lehrer oder Coach mit A-Lizenz gleichzeitig als Spieler tätig ist. Geenen ist aber dennoch optimistisch, denn Bayer 05 kann offenbar alle nötigen Voraussetzungen für eine Reaktivierung erfüllen. "Ich denke, es geht nur so, daß Funkel seine Trainer-Lizenz vorübergehend ruhen läßt und wir seinen ausgelaufenen Vertrag als Vertragsamateur reaktivieren. Dies wäre sofort möglich, weil er für keinen anderen Verein mehr gespielt hat." Auf diese Weise würde der - zum Glück für Bayer - lizensierte Co-Trainer Armin Reutershahn zum Chefcoach auf Zeit und Funkel den notwendigen Spielerpaß erhalten.

Funkel bringt die Erfahrung aus 310 Bundesligaspielen für Bayer Uerdingen und den 1. FC Kaiserslautern mit, für die er im Oberhaus insgesamt 83 Tore erzielte. Mit 59 Treffern ist der am 4. Juni 1991 als "Timo"-Konietzka-Nachfolger vom Co- zum Cheftrainer beförderte Ex-Profi der erfolgreichste Goalgetter von Bayer 05, für die er vor zweieinhalb Jahren zum letzten Mal die Stiefel geschnürt hat. Klappt alles mit dem Comeback, könnte es am 21. November in der heimischen Grotenburg-Kampfbahn gegen den 1. FC Kaiserslautern sogar noch einmal zum Duell mit Bruder Wolfgang kommen. dpa

Medizin-Nobelpreis an zwei US-Biochemiker vergeben

STOCKHOLM, 12. Oktober (dpa). Fast 40 Jahre nach ihren wichtigen Forschungen in der Biochemie sind zwei US-Amerikaner mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt worden. Edmond H. Fischer und Edwin G. Krebs von der Universität Washington (Seattle) bekommen diese höchste wissenschaftliche Auszeichnung für die Entdeckung von Mechanismen, die das Zusammenspiel von bestimmten Eiweißen im Körper steuern. Das teilte am Montag das Karolinische Institut in Stockholm mit.

(Bericht auf "Aus aller Welt")

Kunst/ .(Überblick) Gemälde im Wert von 60 Millionen aus Weimarer Schloß gestohlen

Weimar (dpa). Bei dem wohl spektulärsten Kunstdiebstahl seit dem Krieg in Deutschland sind Gemälde im Wert von etwa 60 Millionen Mark aus der Cranach- Galerie im Weimarer Schloßmuseum gestohlen worden. Die unbekannten Täter hätten in der Nacht zum Montag wohl acht rpt acht wertvolle Bilder entwendet, sagte ein Justizsprecher am Montag der dpa. Zunächst war von sieben Gemälden die Rede gewesen. Die Polizei habe eine Ringfahndung um Weimar ausgelöst, bestätigte das Thüringer Polizeipräsidium auf Anfrage.

Bei den Kunstwerken soll es sich auch um Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) handeln, erfuhr dpa aus Justizkreisen. Weder die Staatsanwaltschaften in Erfurt und Weimar noch die Kunstsammlungen wollten zunächst Angaben zu den gestohlenen Gemälden machen. Für den Nachmittag wurde eine Pressekonferenz mit dem Leiter der Erfurter Staatsanwaltschaft, Otto Kretschmer, in Weimar angekündigt.

Das Weimarer Schloßmuseum besitzt insgesamt 20 Gemälde von Lucas Cranach und seiner Werkstatt. Eines der bekanntesten ist das Bild der Prinzessin Sybille von Cleve. Cranach, der neben Albrecht Dürer als einer der Hauptmeister der deutschen Kunst im 16. Jahrhundert gilt, starb 1553 in Weimar. Achtung: Bis 14.00 Uhr sendet dpa eine erste Zusammenfassung.

Nach der für 15.00 Uhr anberaumten Pressekonferenz erhalten

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Außerdem sind ein Stichwort "Weimarer Schloßmuseum"

sowie einen Hintergrund über die größten

Kunstdiebstähle in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg

geplant. dpa mh gs

Weniger Chemie im Rhein

DÜSSELDORF, 12. Oktober (dpa). Die Belastung des Rheins mit chemischen Stoffen hat im vergangenen Jahr weiter deutlich abgenommen. "Vielfach ist inzwischen Grundwasser als Rohwasser schlechter als das Uferfiltrat aus dem Rhein", meinte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Wasserwerke (ARW), Helmut Haumann, am Montag in Düsseldorf bei der Vorstellung des ARW-Jahresberichts 1991. So sei der Gehalt an Ammonium im Rhein zwischen Ludwigshafen und Mainz gegenüber 1985 um knapp 60 Prozent zurückgegangen.

Die Umstellung von der Chlor- auf die Sauerstoffbleiche in der Papier- und Zellstoffindustrie habe den Rhein von organischen Halogenverbindungen stark entlastet. Gleichzeitig seien aber als Folge der Sanierung auf den rund 480 Rhein-Kilometern zwischen Karlsruhe und der niederländischen Grenze neue belastende Stoffe hinzugekommen, meinte Haumann. Viele dieser Verbindungen seien den Erkenntnissen zufolge zwar nicht gesundheitsgefährdend, aber aus Sicht der Wasserwerke "grundsätzlich unerwünscht".Zur Person:

JÜRGEN SUDHOFF, deutscher Botschafter in Frankreich, hat darauf hingewiesen, daß Übergriffe gegen Asylbewerber zunehmend die Beziehungen Deutschlands zu den anderen europäischen Ländern belasteten. Dem Berliner Radiosender "Hundert,6" sagte Sudhoff, die Sorge in Frankreich sei "unübersehbar und unüberhörbar". Wenn es nicht gelinge, diese "schädlichen Angriffe" ein für allemal zu verhindern, werde die Zeit kommen, wo die "Außenbeziehungen einer Katastrophe entgegengehen". (dpa)

250-Meter-Absturz überlebt

INNSBRUCK, 12. Oktober (dpa). Mit schweren Verletzungen hat ein 43 Jahre alter deutscher Tourist am Sonntag abend in Tirol einen 250 Meter tiefen Absturz seines Pkw überlebt. Wie die Polizei am Montag bekanntgab, war der Urlauber aus Nagold bei dichtem Nebel auf der mit Streusplitt bedeckten Fahrbahn der Ötztaler Gletscherstraße ins Schleudern geraten.

Wahlbetrug in Kamerun?

NAIROBI, 12. Oktober (dpa). Alle Oppositionsparteien in Kamerun haben am Montag über "weitverbreitete Fälschungsversuche" bei den am Sonntag stattgefundenen, ersten freien Präsidentschaftswahlen geklagt. Die sechs Kandiaten der Opposition in dem westafrikanischen Staat bemängelten vorwiegend die Tatsache, daß manche Wahllokale nicht über eine ausreichende Anzahl von Stimmzetteln verfügten. Dies sei vor allem in Wahlbezirken der Fall gewesen, wo die Rivalen von Präsident Paul Biya besonders populär sind.

Obwohl die Regierung von Kamerun keine internationalen Wahlbeobachter eingeladen hatte, war ein Team des National Democratic Institut aus Washington am Wochenende in Kamerun gewesen. Ein Sprecher sagte im britischen Rundfunk BBC, es sei zu früh, um über "großangelegten Wahlbetrug" von Regierungsseite zu sprechen. "Technische Fehler" seien zu erwarten in einem Land, in dem es zuvor noch nie freie Wahlen gegeben habe.

Wien spricht von Bedrohung durch Massenwanderungen

PARIS, 12. Oktober (dpa/AFP). Der österreichische Präsident Thomas Klestil hat die Wanderungsbewegungen als "größte Gefahr" für die europäische Sicherheit bezeichnet. "Die Bedrohungen der Sicherheit sind nicht mehr militärischer Natur. Heute ist die größte Gefahr für die Sicherheit Europas die Massenzuwanderung", sagte Klestil vor Beginn eines Frankreich-Besuchs der Pariser Zeitung Le Figaro.

Österreich habe offiziell bisher 65 000 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, vorwiegend moslemische Bosnier, aufgenommen. Zu dieser Zahl müsse man "sicher 100 000 Illegale" hinzuzählen. Eine Rückkehrmöglichkeit für diese Flüchtlinge gebe es nicht, und daher müsse man deren Integration in Österreich vorsehen.

Alle Politiker seien sich einig, daß es "psychologische Grenzen" für die Aufnahme von Ausländern gebe, sagte Klestil zur Frage des Rechtsradikalismus.

Verwirrspiel um Kandidaten für das Amt des NOK-Präsidenten Kirsch und Beyer bleiben Tröger-Konkurrenten Verzicht auf Daume-Nachfolge dementiert / Schwimm-Funktionär sieht "Intrige und Manipulation"

Die Nachfolge von Willi Daume als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland entwikkelt sich zu einem Verwirrspiel. August Kirsch und Harm Beyer haben am Montag Meldungen dementiert, sie stünden nicht mehr als Kandidaten für das höchste NOK-Amt zur Verfügung. Der Vertreter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Beyer, sprach sogar von einer "Intrige" und einer "gewollten Manipulation". "Ich bin weiterhin Kandidat", sagte der 57 Jahre alte Strafrichter aus Hamburg und nannte gegenteilige Meldungen als "erstunken und erlogen".

Damit hat es den Anschein, als würde Generalsekretär Walther Tröger am 12. Dezember bei der NOK-Mitgliederversammlung in Stuttgart doch nicht alleiniger Bewerber für die Präsidentschaft sein. Daume (79) will an diesem Tag nach 31jähriger Amtszeit zurücktreten.

Die Ursache für die Verwirrung um die Kandidaturen war in der vergangenen Woche nach einem informellen Treffen von Verbandsvertretern am Montag in Bonn entstanden. In einem Bericht hatte es geheißen, alle 22 (von 27) anwesenden Fachverbände hätten sich für Tröger ausgesprochen. Daraufhin habe zunächst Kirsch seine Kandidatur zurückgezogen. Am Wochenende sei ihm auch Beyer gefolgt, nachdem ihm Kanu-Verbandspräsident Ulrich Feldhoff von der Aussichtslosigkeit der Kandidatur unterrichtet habe.

Feldhoff bestätigte zwar das "klare Meinungsbild" bei dem Bonner Treffen für Tröger. Doch "es ist nicht abgestimmt worden, und ich hatte auch keinen Auftrag, mit Harm Beyer zu sprechen. Ein solches Gespräch hat nicht stattgefunden". Beyer vermutet hinter "der ganzen Sache System". "Ich frage mich, ob dahinter eine Intrige steckt oder eine gewollte Manipulation, um andere Kandidaten für das Amt aus dem Feld zu schlagen. Warum diese Intrige?", erkärte Beyer.

Der ehemalige DSV-Präsident zielt mit seinen Vorwürfen auf Tröger: "Eines ist sicher, Nutznießer einer solchen Manipulation ist Tröger. Wenn das Spiel aufgeht, ist Tröger Alleinkandidat. Hat er die Furcht, daß Beyer oder Kirsch mehr Stimmen bekommen könnten? Oder geht es vielleicht um mehr? Gibt es vielleicht die Furcht, daß ich dann, wenn ich gewählt würde, Vorgänge entdecke, die man nicht bekannt werden lassen will?" Im NDR sagte Beyer: "Ich habe gesagt, daß ich NOK-Präsident werden möchte. Aber ich habe nie gesagt, daß ich auf Teufel komm raus in einen aussichtslosen Wahlgang gehen werde. Solange ich den Eindruck habe, daß es eine Chance gibt, werde ich die Kandidatur aufrechterhalten." Kirsch sagte: "Den Kandidaten Kirsch gibt es im Augenblick noch." Er wolle seine Entscheidung von der Präsidiumssitzung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) am 26. Oktober abhängig machen. Das DLV-Präsidium hatte im Juli 1991 Kirsch zum Kandidaten für das NOK-Amt benannt. "Daran hat sich nichts geändert. Das Präsidium wird am 26. Oktober noch einmal darüber beraten", sagte DLV-Generalsekretär Jan Kern. DLV-Präsident Helmut Meyer hatte laut Feldhoff in Bonn "klipp und klar gesagt, daß er mit Kirsch noch einmal über die Kandidatur sprechen werde".

Gegen eine Kandidatur Beyers hat sich auch der DSV ausgesprochen, dessen Vertreter Beyer in der NOK-Mitgliederversammlung neben Präsident Klaus Henter ist. "Harm Beyer hat sich durch seine vielen Äußerungen außerhalb der Möglichkeiten einer Kandidatur gestellt", sagte Henter. Theoretisch könnte der DSV Beyer als seinen Vertreter im NOK zurückziehen und damit die Kandidatur unmöglich machen. "Diese Möglichkeit wird das Präsidium diskutieren. Aber ich sehe im Moment keine Notwendigkeit", erklärte Henter. Beyer sagte dazu: "Es gibt einen Beschluß des Präsidiums, mich als Kandidaten vorzuschlagen." dpa/sid

Kurz gemeldet: Kuwait bildet Regierung neu

KUWAIT, 12. Oktober (AFP). Der Emir von Kuwait, Scheich Dschaber el Ahmed el Sabah, hat den Thronfolger und bisherigen Ministerpräsidenten Scheich Saad El Abdallah El Sabah mit der Bildung der zukünftigen Regierung beauftragt. Äthiopien will Pressefreiheit einführen ADDIS ABEBA, 12. Oktober (dpa). Die Übergangsregierung von Äthiopien hat die Einführung der Pressefreiheit angekündigt. Der neue Erlaß über das Pressegesetz besagt, daß nun jedem Äthiopier freigestellt ist, im Informations- oder Medienbereich tätig zu werden. Seoul darf KGB-Akten einsehen SEOUL, 12. Oktober (Reuter). Der Abschuß eines südkoreanischen Jumbo-Jets durch russische Kampfflugzeuge im Jahr 1983 soll durch Akten des einst sowjetischen Geheimdienstes KGB aufgeklärt werden. Südkoreanische Experten dürfen in Moskau die Unterlagen sehen. Rücktritt wegen Bestechung gefordert TOKIO, 12. Oktober (dpa). Japans Bauminister Taku Yamasaki hat den Rücktritt des in eine Bestechungsaffäre verwickelten Spitzenpolitikers Shin Kanemaru verlangt. Der liberale Politiker hatte zugegeben, umgerechnet rund sechs Millionen Mark als illegale Spenden von einer Spedition angenommen zu haben.

Kurz notiert

Als "beste Unterhaltungssendung Europas" ist die von Radio Bremen produzierte Fernsehsendung "Gala" ausgezeichnet worden. Wie der Sender mitteilte, erhielt Harald Schmidt für seine Samstagabendshow "Gala - Heiraten mit Harald Schmidt" den ersten Preis beim erstmals ausgerichteten europäischen Fernsehfestival "Palmares" in Madrid. Die Jury bewertete die Produktion nach den Angaben als eine gelungene Satire auf die Flut von Unterhaltungsshows. In drei Kategorien haben Kritiker aus zwölf Ländern die Beiträge gesichtet und gewertet.

Zum Medizin-Nobelpreis: Zellen als Fabrik

Die lebende Zelle ähnelt einer chemischen Fabrik: Eiweiße werden auf- und abgebaut, Hormone freigesetzt, Wachstum und Teilungen in die Wege geleitet. Doch das alles muß auch gesteuert werden. Ein wichtiger Mechanismus hierfür ist die reversible Proteinphosphorylierung, für deren Entdeckung Edmond H. Fischer und Edwin G. Krebs jetzt mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt wurden. Ohne diese reversible Proteinphosphorylierung stände die Arbeit in der "chemischen Fabrik" Zelle still: Sehen und Laufen, Wachstum und Immunreaktionen wären unmöglich. Gefunden haben die beiden Wissenschaftler den grundlegenden Mechanismus an Muskeln. Damit der Muskel sich zusammenziehen kann, braucht er Energie. Der Treibstoff lebender Zellen und folglich auch des Muskels ist Traubenzucker (Glukose). Doch dieser lagert nicht gebrauchsfertig in der Muskelzelle, sondern ist in Form des Kohlenhydrates Glykogen gespeichert.

Fischer und Krebs zeigten schon in den 50er Jahren, wie der Energievorrat der Muskelzelle rasch für die Muskelarbeit zugänglich gemacht wird. Hierbei spielen bestimmte Enzyme eine entscheidende Rolle, die sogenannten Phosphorylasen. Aber auch diese sind in der Zelle zunächst in Wartestellung und müssen erst aktiviert werden. Wie sie vom ruhenden in den aktiven Zustand umgewandelt werden, ist die entscheidende Entdekkung von Fischer und Krebs.

Seit den Arbeiten von Fischer und Krebs finden Wissenschaftler immer neue regulierende Enzyme in der Zelle. Schritt für Schritt wurde klar, daß sie fast alle lebenswichtigen Prozesse beeinflussen. Störungen im Gleichgewicht der Enzyme können Krankheiten und Fehlreaktionen überall im Organismus verursachen. Wenn es einmal gelingen sollte, das komplizierte Zusammenspiel der fein aufeinander abgestimmten Komponenten bis ins Detail zu entschlüsseln, wäre ein Eingriff in die "chemische Fabrik" Zelle denkbar. (dpa)

Kurz notiert

Für einen Bericht über die rechtsradikalen Krawalle in Rostock sind mehrere Journalisten des ZDF mit dem Ehrenpreis der Industriegewerkschaft (IG) Medien ausgezeichnet worden. Das Team um die Redakteure Thomas Euting und Dietmar Schumann erhielt die Auszeichnung für einen Beitrag, den das ZDF am 25. August 1992 in der Sendung "Kennzeichen D" ausgestrahlt hatte, teilte der Mainzer Sender mit. In dem Film ging es um gewaltsame Angriffe von Rechtsradikalen gegen ein von Asylbewerbern bewohntes Haus in Rostock. Die Journalisten waren in dem brennenden Gebäude zusammen mit einer Gruppe Vietnamesen eingeschlossen. In der Begründung hieß es, die Reporter hätten Zivilcourage bewiesen und der Öffentlichkeit gezeigt, welches Ausmaß Rassismus und Fremdenfeindlichkeit inzwischen erreicht hätten.FDP rückt von Stolpe ab

POTSDAM, 12. Oktober (dpa/AP). Die brandenburgische FDP ist nach den jüngsten Stasi-Vorwürfen gegen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) vorsichtig auf Distanz zu dem Regierungschef gegangen. "Die Koalition hängt nicht an Stolpe", sagte Landeschef Detlef Paepke nach einer FDP-Klausurtagung am Montag in Potsdam. Stolpe sei zwar eine wichtige Persönlichkeit, jedoch nicht die Person, an der die Koalition festzumachen sei.

Der Ampelpartner Bündnis 90 in der Koalition mit der SPD hatte bereits vor Wochen eine ähnliche Haltung eingenommen und begrüßte am Montag die neue FDP-Auffassung. SPD-Fraktionschef Wolfgang Birthler sagte dagegen, die Koalition sei ohne Stolpe nicht vorstellbar. Nach einem Bericht des Fernsehmagazins "Spiegel TV" soll das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Stolpe als Kontaktmann zum sowjetischen Geheimdienst KGB geführt haben. Stolpe hatte das am Sonntag zurückgewiesen. Am Montag sagte Stolpes Sprecher Erhard Thomas, für einen Rücktritt Stolpes gebe es keinen Grund.

Mordanklage bleibt bestehen

STUTTGART, 13. Oktober (dpa). Die früheren RAF-Terroristen Christian Klar und Peter-Jürgen Boock müssen sich weiterhin wegen Mordes, versuchten Mordes und Raubes vor Gericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft hält diese Anklage auch nach einem rechtlichen Hinweis des Oberlandesgerichts Stuttgart aufrecht. Oberstaatsanwalt Rainer Griesbaum begründete in Stuttgart-Stammheim diese Entscheidung damit, daß einige RAF-Mitglieder "so schwere Schuld auf sich geladen" hätten.

In der vergangenen Woche hatte der 2. Strafsenat die Anklagebehörde darauf hingewiesen, daß der Züricher Banküberfall der RAF-Mitglieder am 19. November 1979 entgegen der Anklageschrift als Raub mit Todesfolge gewertet werden könne. Während der Flucht der Terroristen durch die Innenstadt waren damals eine Frau getötet, eine lebensgefährlich sowie zwei Polizisten schwer verletzt worden.

Weg frei für Gorbatschow?

MOSKAU, 12. Oktober (dpa). Der Reise des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zur Trauerfeier für Willy Brandt steht offenbar nichts mehr im Wege. Das russische Verfassungsgericht, vor dem Gorbatschow im KP-Prozeß aussagen soll, teilte am Montag mit, es gebe prinzipiell keine Einwände gegen die Reise Gorbatschows zum Staatsakt am Samstag in Berlin.

Das russische Außenministerium, das Gorbatschow alle Auslandsreisen bis auf weiteres verboten hatte, wollte seine Entscheidung vom Verfassungsgericht abhängig machen. Hintergrund des Verbots ist die Weigerung Gorbatschows, im Prozeß über die Rechtmäßigkeit des von Präsident Boris Jelzin verhängten Verbots der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) auszusagen.

Über 20 Tote in der Türkei

ANKARA, 12. Oktober (dpa). Bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind am Sonntag und Montag im Osten und Südosten der Türkei mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Das teilten die Sicherheitsbehörden am Montag in Diyarbakir mit.

Den Berichten zufolge hatten Rebellen am Sonntagabend Uludere an der türkisch-irakischen Grenze mit Raketenwerfern und Mörsern angegriffen. Dabei seien elf Zivilisten, darunter sechs Kinder und zwei Frauen, getötet worden. Nach dem anschließenden Gefecht seien neun mutmaßliche PKK-Guerilleros tot aufgefunden worden. Zwei weitere militante Kurden seien bei einem Gefecht am Sonntagabend in der Provinz Elazig getötet worden. In Silvan in der Provinz Diyarbakir wurden zwei Männer auf offener Straße vermutlich von kurdischen Separatisten beschossen und schwer verletzt. Eines der Opfer starb später im Krankenhaus.

Theaterlandschaft intakt, sagt Berlins Kultursenator

BERLIN. Die Umstrukturierung der Berliner Theaterlandschaft ist nach Ansicht von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin bisher positiv verlaufen. Vor dem Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses, der über die aktuelle Situation staatlicher und privater Bühnen debattierte, betonte er, daß im vereinigten Berlin im Theaterbereich "nichts weggebrochen" sei, was "mit großem Substanzverlust" verbunden gewesen wäre. Ausgeblieben sei auch der vielbehauptete Besucherschwund: es sich lediglich ein "leichter Abwärtstrend" beobachten, die durchschnittliche Besucherzahl liege bei 59 Prozent.Zwei von drei Mark der Subventionen erhielten zur Zeit die Bühnen im Ostteil der Stadt.

Einen "nahtlosen Übergang" hätten das Deutsche Theater, die Deutsche Oper, die Lindenoper sowie die Komische Oper vollzogen, sagte der Kultursenator. Noch im Umbruch begriffen sieht Roloff-Momin das Metropol-Theater, den Friedrichstadtpalast und das Berliner Ensemble. Diese Häuser stünden vor einer schwierigen Situation. dpa

Anschlag auf Londoner Pub

LONDON, 12. Oktober (dpa). Bei einem Bombenanschlag in der Londoner Innenstadt sind am Montag fünf Personen verletzt worden. Der Sprengsatz war nach Angaben der Polizei in einem Pub nahe dem belebten Markt- und Restaurantkomplex Covent Garden plaziert. Durch die Detonation gingen zahlreiche Fensterscheiben zu Bruch. Ein Mann wurde mit schweren Gesichts- und Nackenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Vier weitere Personen waren durch umherfliegendes Glas leicht verletzt worden.

Ein Rundfunksender hatte kurz vor der Explosion eine telefonische Warnung erhalten. Der Anrufer gab sich als Mitglied der irischen Terror-Organisation IRA aus. Laut Polizei war die Warnung jedoch so vage und kurzfristig, daß sie keine Vorsichtsmaßnahmen treffen konnte.

Die IRA hatte in der vorigen Woche eine Serie von Anschlägen in der britischen Hauptstadt verübt. Zwischen Mittwoch und Samstag waren sieben Bomben in London explodiert und dabei sieben Personen verletzt worden.

Bei Triumph-Adler grassiert Angst vor Abwicklung Olivetti will 1000 Stellen in Nürnberg streichen / Einschnitte auch in Frankfurt befürchtet / Vorstand schweigt

NÜRNBERG (rtr/dpa/VWD/FR). Der italienische Informatikkonzern Olivetti läßt seine mit hohen Verlusten kämpfende Tochter TA Triumph-Adler auf eine Restgröße schrumpfen. Die Produktion am Standort Nürnberg (vornehmlich tragbare Computer) werde eingestellt, die Firma nur noch als Vertriebsgesellschaft mit einem "gewissen Restbestand an Entwicklung" weitergeführt, erfuhren die Beschäftigten von Oberbürgermeister Peter Schönlein. Dies bedeute, daß in der Stadt nur 200 bis 250 von gut 1200 Stellen erhalten blieben. Die Belegschaft verlangte gestern auf einer Versammlung von der bayerischen Staatsregierung, dem Arbeitsplatzabbau entgegenzutreten. "Die müssen etwas tun", forderte die neue Betriebsratschefin Heide Wichmann, "die können doch nicht einfach zuschauen." Die Beschäftigten seien "vom Donner gerührt" und "voller Zorn", beschrieb sie die Stimmung. Konkrete Protestaktionen seien aber noch nicht beschlossen worden. So soll am Rande der Aufsichtsratssitzung morgen nicht am Flughafen München demonstriert werden.

Unklarheit herrscht weiter über den Zeitraum, in dem die Fertigung der Kleinrechner (Laptops und Notebooks) in Nürnberg wegen anhaltend hoher Verluste von monatlich 15 Millionen Mark auslaufen soll. Zusätzlich erwartet die Betriebsratsvorsitzende Einschnitte auch in Frankfurt am Main, wo rund 300 Arbeitskräfte Schreibmaschinen herstellen.

Zu Details schweigt der Vorstand des fränkischen Unternehmens beharrlich. Dies beklagt auch Wichmanns Vorgänger Dieter Klaus. Nach seinen Informationen

könnte eine Mischung aus Vertrieb und einer kleinen Mannschaft für die Entwicklung sowie für Produktionsanläufe bis zur Serienreife übrig bleiben. Man warte nun auf Einzelheiten von der Leitung. Dabei bezweifelt er aufgrund jahrelanger Erfahrung, daß die Nürnberger Manager selbst wissen, was sie wollen.

Die Arbeitnehmervertreter wollten den Beschäftigten Mut zum Kampf um ihre Jobs machen und die Öffentlichkeit mobilisieren. Der Oberbürgermeister sei eingeschaltet und habe bereits dem bayerischen Wirtschaftsminister August Lang geschrieben. Dieser soll die TA-Führung am Freitag treffen. Der Betriebsrat werde zudem versuchen, Alternativen aufzuzeigen. So hält Klaus eine Teil-Kooperation mit anderen Firmen etwa in der Entwicklung für möglich. Auf jeden Fall werde man "am Lack von Olivetti kratzen".

Denn die Hauptursache für die Misere von Triumph-Adler liegt nach Ansicht von Klaus bei der Mutter in Ivrea, die die Entscheidungen für die hiesige Tochter fälle. Zwar spricht er auch von Management-Fehlern hierzulande, doch hätten die im scharfen Wettbewerb am Computermarkt selbst rote Zahlen schreibenden Italiener den Franken kaum einzuhaltende Vorgaben gemacht und Abnahmezusagen für Rechner nicht eingehalten.

Oberbürgermeister Schönlein nannte als Grund für den Beschluß der Konzernspitze einmal die TA-Verluste. Daneben halte Olivetti Deutschland für zu teuer, um auf Dauer als Produktionsstandort eine größere Rolle zu spielen. Hinter vorgehaltener Hand wird bei TA von geradezu "mafiosen Methoden" der italienischen Eigentümer, einer anstehenden "Totalamputation" oder "Abwicklung" des Traditionsunternehmens geflüstert.

Die Geschichte des Hauses reicht bis 1880 zurück, als die Firma Kleyer, Vorläuferin der späteren Adler- Werke, mit dem Handel und wenig später der Fertigung von Fahrrädern begann. Auch die Triumph-Werke in Nürnberg starteten 1896 als Fabrik für Drahtesel. Um 1930 arbeiteten Adler und Triumph dann bereits bei der Produktion von Schreibmaschinen zusammen.

Kuseler Autohändler frei

KAISERSLAUTERN, 12. Oktober (dpa). Der 43jährigen Autohändler Karl-Josef Zulier, der sich rund 220 Millionen Mark bei mehreren tausend Sinti geliehen haben soll, ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Pfälzische Oberlandesgericht Zweibrücken hat den Haftbefehl am Montag mit Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt. Dies hatte zuvor das Landgericht Kaiserslautern wegen Fluchtgefahr abgelehnt.

Zulier soll sich den Millionenbetrag für dubiose Geldgeschäfte bei Sinti aus dem In- und Ausland geliehen und Zinsen von 30 Prozent versprochen haben.

Schwarzfahr-Reform abgelehnt

BONN, 12. Oktober (dpa). Gegen den Gesetzesantrag von Rheinland-Pfalz, das "Schwarzfahren" nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden, hat sich nachdrücklich der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Otto Regenspurger, gewandt. Die Bevölkerung verlange mit Recht vom Staat auch den Schutz vor Alltagskriminalität, sagte er am Montag in Bonn. Geschädigte seien beim "Schwarzfahren" die ehrlichen Fahrkartenkäufer und die Steuerzahler, die defizitäre Nahverkehrsbetriebe unterstützen müßten.

Grüne enttäuschen Bündnis 90

BONN/BERLIN, 12. Oktober (dpa). Das Bündnis 90 hat die Grünen zur Rücknahme ihrer Beschlüsse über die Verhandlungen für einen Zusammenschluß beider Organisationen aufgefordert. Anderenfalls werde der Geschäftsführende Ausschuß den Gremien des Bündnis 90 ein "zeitweiliges Aussetzen" der Verhandlungen empfehlen, erklärte die Bündnis 90-Führung am Montag nach einer Sitzung in Berlin. Der Länderrat der Grünen hatte am Wochenende Forderungen des Bündnis 90 nach der Festlegung einer bestimmten Ost-West-Parität im Vorstand der angestrebten gemeinsamen Partei und nach der Voranstellung der Bezeichnung "Bündnis 90" im Parteinamen abgelehnt.

Offenbar glaubten Teile der Grünen, "Bündnis 90 sei mit wenigen, für sie schmerzlosen Zugeständnissen unkompliziert zu vereinnahmen", erklärte die Bündnis-Spitze. Solches für den Westen typische Besitzstandsdenken eigne sich aber nicht als Wegweiser in ein gemeinsames politisches Projekt.

Maastricht Wird Europa kleiner?

LONDON, 12. Oktober (AFP). Hohe Beamte der Europäischen Gemeinschaft haben nach einem Bericht der britischen Tageszeitung The Times einen Vertrag entworfen, der den föderalistisch gesinnten Mitgliedern der EG die Gründung einer kleineren Gemeinschaft ermöglicht, falls der Vertrag von Maastricht nicht ratifiziert wird. Demzufolge soll der Vertrag in Kraft treten, wenn er von acht Staaten akzeptiert wird. Er sehe kein Vetorecht der einzelnen Mitglieder vor, so die Times. Der geheime Vertragsentwurf sei nach dem Treffen von Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem französischen Präsidenten François Mitterrand vor drei Wochen in Paris erarbeitet worden, berichtet das Blatt weiter.

Auf diesem Treffen "haben Kohl und Mitterrand sich geeinigt, eine Version von Maastricht voranzutreiben, selbst wenn Dänemark und Großbritannien nicht ratifizieren", hieß es in der Times unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten der EG-Kommission, der nicht genannt wurde. Seit dem Treffen zwischen Mitterrand und Kohl sei verstärkt über ein "Mini-Europa" aus Frankreich, Deutschland und den Benelux-Staaten beraten worden.

Die Zeitung erinnerte daran, daß EG- Kommissionspräsident Jacques Delors bereits Ende September eine Initiativeeiniger europäischer Länder für eine kleine Währungsunion nicht ausgeschlossen hatte. "Wenn einige Länder Vorwände suchen, um die Anwendung des Maastricht-Vertrages hinauszuzögern, schließe ich nicht aus, daß andere eine Initiative ergreifen", hatte Delors gesagt, ohne allerdings Einzelheiten zu nennen.

Nach dem Treffen Kohl-Mitterand war über ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten" spekuliert worden, sollte der Maastrichter Vertrag nicht wie geplant zustande kommen.

In Irak ist Sprudel 30mal teurer als Benzin

BAGDAD, 12. Oktober (AFP). Mineralwasser 30mal teurer als Benzin? In Irak ist dies Wirklichkeit geworden, seit die Vereinten Nationen (UN) vor mehr als zwei Jahren gegen das Land von Staatspräsident Saddam Hussein ein Embargo verhängt haben.

Für eine Flasche des kostbaren Naß müssen die Iraker heute zwei Dinar bezahlen, das sind umgerechnet etwa zwölf Pfennig auf dem Schwarzmarkt, den Liter Benzin bekommt er für 70 Fils der Landeswährung (rund O,4 Pfennig). Der Preis für irakischen Treibstoff gehört allerdings zu den niedrigsten weltweit. Obwohl beide Produkte aus dem Land selbst kommen, wird Benzin vom irakischen Staat subventioniert.

Der Kurs des Dinar auf dem Schwarzmarkt schwankt je nach Gerüchten und den Entscheidungen der UN. Etwa 30 Dinar erhält ein Iraker für einen Dollar heute, während es vor einem Jahr noch rund sechs bis sieben Dollar waren. Der offizielle Umtauschkurs liegt unverändert bei 3,20 Dollar. Die große Mangellage infolge des Embargos, die Lebensmittelsubventionen der irakischen Regierung, die Spekulationen über die politische Zukunft des Landes, das Horten von Vorräten und die Kursschwankungen des Dinar haben dazu geführt, daß die Preise in Irak mit logischer Berechnung nichts mehr zu tun haben. Auf dem freien Markt haben sie astronomische Höhen erreicht.

Die Regierung versucht gegenzusteuern, indem sie die Preise für Grundnahrungsmittel sehr niedrig hält. Seit Inkrafttreten des UN-Embargos nach der irakischen Invasion in Kuwait im August 1990 werden sie zu 95 Prozent bezuschußt. In der vergangenen Woche haben die irakischen Behörden den Brotpreis per Dekret um 40 Prozent gesenkt. 100 Gramm kosten nun umgerechnet etwa 0,8 Pfennig. Bei einem durchschnittlichen Monatslohn von umgerechnet rund 15 Mark ist dieser Preis immer noch nahezu unbezahlbar. "Früher reichte ein Dinar, um meine Einkäufe zu machen", sagte ein Familienvater, der namentlich nicht genannt sein will. "Heute gehe ich nicht mehr aus dem Haus, ohne mindestens 100 Dinar in der Tasche zu haben."

Die Auswirkungen der Inflation sind schwer in Zahlen zu fassen. Die Hussein- Regierung versucht, die Bevölkerung davor zu schützen, indem ein Großteil der Lebensmittel, der öffentliche Verkehr, Schulen und der Gesundheitsbereich subventioniert werden. Die Lebensmittelrationen decken allerdings nur etwa die Hälfte des Nahrungsbedarfes einer Großfamilie. Den Rest müssen die Iraker auf dem Schwarzmarkt besorgen. Dort klettern die Preise ohne Unterlaß. Kostete ein Kilo Reis im vergangenen Frühjahr noch etwa drei Dinar, mußten vergangene Woche schon acht Dinar dafür ausgegeben werden. Die Preise für Fisch und Fleisch verdoppelten sich innerhalb eines Jahres. Für ein 1,3 Kilo schweres Hähnchen aus brasilianischer Aufzucht, bezahlt der Kunde 42 Dinar. Die Preise für Wohnungen steigen im Tagesrhythmus; nahezu unerschwinglich wird der Kauf eines Autos. Ein Mercedes ist etwa eine Million Dinar wert. Ein gebrauchter Toyota, der im Frühsommer noch für 120 000 Dinare gehandelt wurde, kostet nach Auskunft eines Autohändlers im Oktober schon 250 000 Dinar.

Die Entscheidung des UN-Sicherheitsrates vom 4. Oktober, einen Teil der stillgelegten Auslandsguthaben der Iraker zu beschlagnahmen und das Verbot der irakischen Regierung vom August, als Luxusartikel angesehene Waren wie alkoholfreie Getränke, Schmuck, Elektrogeräte und Süßigkeiten zu importieren, haben zu der Verunsicherung am Inlandsmarkt entscheidend beigetragen. Bis zum 20. November muß der Einzelhandel darüber hinaus seine Lager leergeräumt haben.

Geld in Irak wird in diesen Tagen vorzugsweise in 25-Dinar-Bündeln gezählt. Die 50-Dinar-Scheine haben den Ruf, gefälscht zu sein, und werden von den Händlern oft nicht genommen. Im Suk, dem arabischen Markt, bieten die Boutiquen normalerweise Kleider, Schmuck und Haushaltswaren an. Die teuersten Auslagen sind jetzt von Staub bedeckt. Goldschmuck, als traditionelle Notwährung bekannt, können nur noch reiche Iraker ihren Frauen schenken. Mehr als 300 Dinar kostet heute ein Gramm guter Qualität. Vor zwei Jahren lag der Preis noch bei 65 Dinar je Gramm. Glücklich, wer bereits verheiratet ist. Ein irakischer Marktbesucher freute sich: "Der Goldschmuck meiner Frau kostete bei der Eheschließung vor 15 Jahren zehn Dinar. Heute ist er bereits 1000 Dinar wert".

Steinkühler beharrt auf Lohnangleichung

KÖLN, 12. Oktober (AFP). IG-Metall-Chef Franz Steinkühler will keinesfalls von der für 1994 vereinbarten Anpassung der Ost-Löhne auf West-Niveau abrücken. Man könne nicht mit "sozialistischen Löhnen kapitalistische Preise" bezahlen, sagte Steinkühler dem Kölner Express. Den Menschen in Ostdeutschland sei vor und nach der Einheit von Politikern alles mögliche versprochen worden. Nichts davon sei gehalten worden. Die IG Metall werde dies nicht mitmachen. "Der Tarifvertrag hält. Das ist das einzige, worauf sich unsere Kollegen im Osten noch wirklich verlassen können."

Steuerzahler nehmen Politiker aufs Korn

BERLIN, 12. Oktober (AFP). Die Präsidentin des Bundes der Steuerzahler, Susanne Tiemann, will den Bundestagsabgeordneten die Pensionen und Versorgungsansprüche streichen. Auch die steuerfreie Kostenpauschale müsse "im Grunde" abgeschafft werden, sagte Tiemann der Berliner Tageszeitung B. Z..Die Steuerzahler-Präsidentin beklagte die "Versorgungsmentalität von Politikern, die es sich offensichtlich - wie die Beamten - im Schlaraffenland bequem gemacht haben." Sie forderte eine Kehrtwende "weg vom Berufspolitiker, hin zum Volksvertreter mit eigenem Beruf". Politiker dürften nicht länger "an ihren Sesseln kleben".

Israelische Soldaten töteten junge Araber

JERUSALEM, 12. OKTOBER (AFP). Eine israelische Patrouille hat am Sonntag abend im von Israel besetzten West-Jordanland zwei junge Araber getötet. Dies teilte ein israelischer Militärsprecher am Montag mit. Die beiden Männer waren den Angaben zufolge illegal von Jordanien aus in das besetzte Gebiet eingedrungen und planten einen anti-israelischen Anschlag. Sie waren mit langen Messern und Stöcken ausgerüstet. Zunächst war nicht bekannt, ob es sich um Palästinenser oder Jordanier handelte.

Prozeß um Massenkarambolage begann

HOF, 12. Oktober (AFP). Vor dem Landgericht in Hof/Saale hat am Montag der Prozeß um die verhängnisvolle Massenkarambolage in der Münchberger Senke vom Herbst 1990 begonnen. Angeklagt ist der 26jährige Fahrer eines Milchtankzuges. Ihm wird fahrlässige Tötung in acht Fällen vorgeworfen. Nach den Ermittlungsergebnissen soll der Fernfahrer auf der Autobahn Nürnberg-Berlin bei dichtem Nebel und hoher Geschwindigkeit praktisch ungebremst in einen Stau gerast sein. Insgesamt kamen bei der Karambolage zehn Menschen ums Leben, mehr als hundert erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Der Prozeß soll zehn Tage dauern.

Gorbatschow: Neue Regierung notwendig

MOSKAU, 12. Oktober (AFP/dpa). Rußland braucht nach Ansicht des früheren sowjetische Staatschefs Michail Gorbatschow eine neue Regierung. Der russische Präsident Boris Jelzin und sein Kabinett wüßten einfach nicht mehr, was sie tun sollten, sagte Gorbatschow am Montag im russischen und italienischen Rundfunk. Innerhalb von sechs Monaten sei der Lebensstandard in Rußland äußerst drastisch um 50 Prozent gesunken. Heute befinde sich das Land in der gleichen wirtschaftlichen Situation wie Anfang der 70er Jahre.

Das von den russischen Behörden gegen ihn verhängte Ausreiseverbot wies Gorbatschow erneut zurück. Die Entscheidung sei auf der Grundlage einer Anweisung aus dem Jahr 1972 getroffen worden, die sich gegen Dissidenten richtete und die nicht einmal Gesetzesrang gehabt habe. "Ich bin nicht nur ein Mann, der sein Land nicht verlassen darf, ich bin schon ein Dissident", witzelte der frühere Staatschef. Die russischen Behörden hatten Gorbatschow untersagt, das Land zu verlassen, weil er sich weigert, im KPdSU-Prozeß vor dem russischen Verfassungsgericht auszusagen. Die Bundesregierung will sich nach Informationen der Bild am Sonntag dafür einsetzen, daß Gorbatschow von der russischen Regierung die Erlaubnis erhält, an dem Staatsakt für Willy Brandt am Samstag in Berlin teilzunehmen. FRANKFURT AM MAIN, 12. Oktober (AFP). Bei einem Hubschrauberabsturz in Frankfurt am Main sind am Montag vormittag die beiden Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Dies teilte die Frankfurter Feuerwehr mit. Die beiden Männer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der einmotorige Hubschrauber gehört einer Privatfirma, die über dem Ortsteil Sachsenhausen Fotoaufnahmen von einem Hotel machen wollte. Die Maschine sei aus bisher ungeklärter Ursache auf den Südfriedhof gestürzt und habe einen "Aufschlagbrand" verursacht. Offenbar habe der Pilot des Privathubschraubers versucht, auf einer Wiese notzulanden. Dies sei ihm aber nicht mehr geglückt. Die Ermittlungen dauerten bei Redaktionsschluß noch an. Auch das Bundesluftfahrtamt wurde eingeschaltet.

AMSTERDAM (dpa). Die mutmaßliche Zahl der Opferbei der Amsterdamer Flugzeugkatastrophe vor neun Tagen hat sich weiter verringert. Montag vormittag zählte die Liste von Toten und Vermißten noch 67 Namen. Ursprünglich rechnete man bei dem Unglück mit mehr als 250 Todesopfer. 51 geborgene Leichen konnten bislang kaum identifiziert werden. Auch am Montag setzten Taucher die Suche nach dem zweiten abgebrochenen Triebwerk der Unglücksmaschine im Ijsselmeer fort. Inzwischen fand man einen Teil des rechten Flügels, von dem sich die Experten Aufschlüsse über den Unglücksverlauf erhoffen.

(Siehe auch Seite 22 "Aus aller Welt")

Diepgen fordert neuen Anlauf

BERLIN, 12. Oktober (AFP/dpa). Die Ministerpräsidenten der Bundesländer sollen bei ihrer Konferenz Ende Oktober in Dresden nach Ansicht des Berliner Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) über die Bekämpfung extremistischer Gewalt beraten. Die am Freitag gescheiterte Konferenz der Innen- und Justizminister zu diesem Thema dürfe "nicht die letzte Antwort des Rechtsstaates" sein, meinte Diepgen am Montag in Berlin.

Wichtig sei ein geschlossenes Vorgehen gegen den Gewaltextremismus und Ausländerfeindlichkeit auf allen Ebenen und gemeinsam durch alle Länder. Vorschläge der unionsregierten Länder wie etwa eine verschärfte Fassung des Straftatbestandes Landfriedensbruch dürften nicht unter den Tisch fallen.

Diebe bauten Straßensperre

SAINT-ETIENNE, 12. Oktober (AFP). Um beim Einbruch in ein luxuriöses Bekleidungsgeschäft ungestört zu sein, haben Gangster in der Nacht zum Sonntag in dem mittelfranzösischen Ort Montrond-les-Bains eine durch die Stadt führende Fernstraße gesperrt. Wie die Gendarmerie mitteilte, stellten sie ihre drei Autos auf der Fahrbahn quer, nachdem sie das Schaufenster des Geschäfts eingefahren hatten. Mehrere Autofahrer mußten an der improvisierten Straßensperre umkehren, während die Räuber die Herbst-Winter-Kollektion aus dem Laden räumten.

Nach der Karambolage Tachoscheibe geschluckt Fernfahrer vor Gericht / Unfall vor zwei Jahren: Zehn Tote, 100 Verletzte, 120 Autos demoliert

HOF, 12. Oktober (AFP). Vor dem Landgericht im oberfränkischen Hof/ Saale hat am Montag der Prozeß um eine Massenkarambolage im Herbst 1990 begonnen. Wegen fahrlässiger Tötung in acht Fällen muß sich dabei der aus Braunschweig stammende Fahrer eines Milch-Tankzuges, Andreas B., verantworten. Den Ermittlungen zufolge soll der 26jährige am 19. Oktober 1990 auf der Autobahn Nürnberg-Berlin bei Morgennebel übermüdet und mit überhöhter Geschwindigkeit in einen Stau gerast sein. Zum Verhandlungsauftakt bestritt der Angeklagte allerdings, erschöpft und damit fahruntüchtig gewesen zu sein. Mit seinem 40-Tonner sei er "mit dem flüssigen Verkehr mitgeschwommen". Plötzlich sei der Nebel "wie dicke Suppe" dagewesen. Danach will Andreas B. nur noch ein Hindernis und verschiedene Kollisionen wahrgenommen haben.

Dem Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft. Bei der Massenkarambolage waren vor dem Tankzug auch schon andere Fahrzeuge im Nebel zustammengestoßen. Insgesamt starben zehn Menschen in den Trümmern ihrer Autos, darunter auch mehrere Kinder. Mehr als 100 erlitten zum Teil schwere Verletzungen. 120 Autos wurden demoliert. Unmittelbar nach dem Unglück habe er die Tachoscheibe des Fahrtenschreibers verschluckt, räumte Andreas B. vor der Ersten Strafkammer bei seiner Vernehmung ein. Sicher sei dies ein "Riesenfehler" gewesen. Man habe ihm dieses Vorgehen für den Fall der Fälle jedoch "regelrecht eingebleut".

Entschieden verneinte er die Frage des Vorsitzenden Richters Siegfried Neubert, ob es entsprechende Anweisungen seitens seines Arbeitgebers, einer im fränkischen Wörnitz bei Ansbach ansässigen Spedition, gegeben habe. Von der Tachoscheibe hätten sich die Geschwindigkeit und auch die vorausgegangenen Lenk- und Ruhezeiten des Fernfahrers ablesen lassen. Über das Einhalten dieser Zeiten äußerste sich B. nur sehr vage. Er wolle "keine Angaben machen". Jeder wisse doch, wie es in der Transportbranche zugehe. Da mache auch die Wörnitzer Spedition keine Ausnahme.

Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklageschrift davon aus, daß der Unglücksfahrer die vorgeschriebenen Pausen regelmäßig nicht einhielt. 30 000 Kilometer sei der Angeklagte in 30 Tagen gefahren, zitierte Richter Neubert aus den Akten. Zudem habe man im Lkw Spuren eines Wachhalte-Medikaments gefunden. Mehrmals fragte Neubert, ob die Spedition möglicherweise ihre Fahrer zu dem Überschreiten der EG-Sozialvorschriften gedrängt habe. Stets verweigerte Andreas B. daraufhin die Aussage. Er wolle die "Schuld nicht auf andere abwälzen".

EG dementiert "Mini-EG"

BRÜSSEL, 12. Oktober (AFP). Die EG- Kommission hat am Montag Berichte der britischen Presse dementiert, in der Brüsseler Behörde seien Pläne für eine kleine EG ohne Großbritannien oder Dänemark vorbereitet worden. Diese Berichte "haben keinen Sinn", sagte ein Sprecher der EG-Kommission. Dies sei "ein Phantasiegebilde", dessen Bedeutungslosigkeit sich darin zeige, daß in den EG-Staaten die Bemühungen um die Ratifizierung des Maastrichter Vertrages weitergehen, sagte der Sprecher.

Die britische Tageszeitung The Times hatte am Montag berichtet, die EG-Kommission habe Ersatzpläne für den Fall des Scheiterns des Maastrichter Vertrages ausgearbeitet, denenzufolge sich allein die Anhänger eines föderalen Europas enger zusammenschließen sollten und Staaten wie Großbritannien und Dänemark ausgegrenzt würden.

Gorbatschow weiter ohne Paß

MOSKAU, 12. Oktober (AFP). Das russische Verfassungsgericht hat am Montag bekräftigt, daß die Ausreiseerlaubnis für den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow an die Aussagebereitschaft im Prozeß um das Verbot der KPdSU gekoppelt ist. Dies geht aus einer am Montag von der Nachrichtenagentur Itar-Tass veröffentlichten Erklärung hervor. Darin heißt es, Gorbatschow habe "genügend Zeit, seine Pflichten als Bürger zu erfüllen, bevor er nach Deutschland ausreist, um am Staatsakt für Willy Brandt teilzunehmen".

Gorbatschows Diplomatenpaß war von den Behörden eingezogen worden, weil er sich weigert, in dem Prozeß um das Verbot der Kommunistischen Partei auszusagen. Er hatte diese Weigerung in mehreren Interviews wiederholt.

Erdbeben in Ägypten läßt Hochhäuser einstürzen Mehrere hundert Tote befürchtet / Panik im ganzen Land / Assuan-Damm nicht beschädigt

KAIRO, 12. Oktober (AFP/AP/dpa). Das bisher stärkste Erdbeben in der Geschichte Ägyptens hat am Montag möglicherweise mehrere hundert Todesopfer gefordert. Nach Angaben des Innenministeriums wurden allein in der 15-Millionen-Stadt Kairo bis zum Abend 205 Tote und mehr als 2000 Verletzte gezählt. Das Epizentrum des Bebens lag 45 Kilometer südwestlich von Kairo. Das Beben erreichte eine Stärke von 5,8 Punkten auf der Richterskala.

In Kairo stürzten insbesondere kleinere baufällige und häufig ohne Genehmigung errichtete Gebäude, nach offiziellen Angaben aber auch Schulen und mehrere Hochhäuser ein, eins davon mit 20 Stockwerken. Passanten wurden von herabstürzenden Balkonen und Fassadensteinen erschlagen. In der Altstadt fielen drei von vier Minaretten der Hanafia-Moschee aus dem neunten Jahrhundert um. Wie die ägyptischen Fernseh- und Radiosender berichteten, brach unter den rund 15 Millionen Einwohnern der ägyptischen Hauptstadt eine Panik aus. Acht Schüler seien von flüchtenden Studenten zu Tode getrampelt worden.

Nach Angaben von Radio Kairo begann das Beben um 15.15 Uhr Ortszeit (14.15 Uhr MEZ). In vielen Gegenden Ägyptens seien nach den Erdstößen die Elektrizitäts- und Telefonleitungen unterbrochen worden. Wie Zeugen berichteten, stürzten viele Menschen auch hier in Panik aus den Häusern. Auf den Straßen sei es zu zahlreichen Autounfällen gekommen. Der Assuan-Staudamm im Süden des Landes sei nicht beschädigt worden, ebensowenig die Sphinx, die Pyramiden und andere historische Baudenkmäler, hieß es.

Das Innenministerium rief die Bevölkerung über Rundfunk auf, die Rettungswagen nicht zu behindern. Ärzte und medizinisches Personal wurden aufgefordert, sich in die Krankenhäuser zu begeben, um sich um die Verletzten zu kümmern. Radio Kairo zufolge gründete Minsterpräsident Atef Sedki einen Notstandsausschuß, der die Rettungsarbeiten koordinieren soll.

Staatspräsident Hosni Mubarak beschloß, seinen Staatsbesuch in Peking zu unterbrechen und umgehend nach Kairo zurückzukehren, meldete die Nachrichtenagentur MENA. Mubarak habe auch Besuche in Nordkorea, Rußland und Polen abgesagt.

Israels Präsident Chaim Herzog sandte am Montag ein Beileidstelegramm an Mubarak, in dem er den Verletzten seine Wünsche zur baldigen Genesung übermittelte. Das israelische Außenministerium bot Ägypten Hilfe an, etwa Experten und Material zum Aufspüren der unter Trümmern verschütteten Erdbebenopfer.Ureinwohner weltweit rechtlos Schutzorganisation erinnert an "vergessene" Völkermorde

KOPENHAGEN, 13. Oktober (AFP). Anläßlich des 500. Jahrestages der Landung von Christoph Kolumbus in Amerika hat die Internationale Arbeitsgrupppe zur Unterstützung von Urvölkern (IWGIA) an die weltweite Gewalt und Rechtsverletzung gegenüber eingeborenen Minderheiten erinnert. Wie ein Sprecher der Organisation am Montag in Kopenhagen sagte, werde das Schicksal der 250 Millionen Ureinwohner in der Welt angesichts der aktuellen Ereignisse auf dem Balkan, in der früheren Sowjetunion und in Somalia oft vergessen. Als Beispiel für die von der Weltöffentlichkeit unbeachteten Völkermorde an Minderheiten von Ureinwohnern nannte die IWGIA die Nomaden in der Wüstenregion Chittakong Hills Track in Bangladesch. 1200 von ihnen seien getötet worden und 50 000 nach Indien geflohen. Auch die Eingeborenen in Ost-Timor und die Indios in Südamerika seien Verfolgungen und ungerechter Behandlung ausgesetzt, hieß es.

Die Indianer hatten den 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas am Montag mit massiven, aber meist friedlichen Protesten begangen. In fast allen Ländern Mittel- und Südamerikas sowie in vielen US-amerikanischen Städten erinnerten die Indios an die Opfer der Eroberung.

Lediglich in Peru und in der Dominikanischen Republik kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei. In Lima ging die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten vor.

In San Francisco sprach ein "Internationales Tribunal von eingeborenen Völkern" die US-Regierung des Völkermords, der Rassendiskriminierung und Menschenrechtsverletzungen für schuldig. Die amerikanische Indianerbewegung AIM will das Verfahren nun vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bringen, sofern sie dabei von einem UN- Mitgliedsland unterstützt wird.

Papst Johannes II. betonte in Santo Domingo den Respekt der Kirche vor der Kultur der Indios sowie vor der afroamerikanischen Kultur.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Kolumbus-Feiern Protest gegen den Jubel

GUATEMALA-STADT/SANTO DOMINGO, 13. Oktober (AFP). Von Guatemala bis Feuerland haben am Montag hunderttausende Indios in ganz Südamerika gegen die Feierlichkeiten anläßlich des 500. Jahrestages der Landung von Christoph Kolumbus in Amerika demonstriert. Während die Kirchenglocken zur Feier des Tages läuteten, und an Kolumbus-Statuen Blumengebinde niedergelegt wurden, bezeichneten die indianischen Gemeinschaften auf Kundgebungen und Protestmärschen den Jahrestag als "Beginn des Völkermordes".

In Guatemala hatten Indio-Gemeinschaften sowie auch die Indianer-Führerin Rigoberta Menchu zu Messen und Feiern in der Tradition der Mayas aufgerufen, bei denen "500 Jahre Raub, Zerstörung und Diskriminierung" angeprangert wurden.

In der Dominikanischen Republik versuchten sogenannte Volkskollektive der Indios mit brennenden Reifen Straßensperren zu errichten. In die peruanische Andenstadt Cuzco, der ehemaligen Hauptstadt des Inka-Reiches, kamen am Sonntag 40 000 Indios zu einer Gedenkfeier für "unbekannte Helden" des Widerstandes gegen die spanischen Eroberer.

30 000 Menschen versammelten sich in der bolivianischen Hauptstadt La Paz zu einer Protestkundgebung. In Quito, der Hauptstadt Ecuadors, gingen Militär und Polizei gewaltsam gegen einen Demonstrationszug von mehreren tausend Indios vor.

In San Salvador wurde am Montag die Statuen von Kolumbus und der spanischen Königin Isabella I. mit roter Farbe beschmiert. In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires schließlich hatten die Gemeinschaften der Indios zu einem "Trauertag für die Millionen Opfer der einheimischen Bevölkerung" aufgerufen.

Reparaturtrupps unter Beschuß Sarajewo ohne Strom und Wasser / Serben drohen mit Luftwaffe

SARAJEWO/BELGRAD, 13. Oktober (AP/AFP/dpa). In Sarajewo sind am Dienstag Reparaturmannschaften, die für die Stadt lebenswichtige Strom- und Wasserleitungen wieder in Gang setzen wollten, unter Dauerbeschuß geraten. Der stellvertretende Befehlshaber der UN- Friedenstruppe in Bosnien-Herzegowina, Cedric Thornberry, sagte, die Lage in der Stadt sei "verzweifelt".Die angekündigte Evakuierung von 2700 Kindern, Frauen und älteren Personen aus der Stadt wurde "bis auf weiteres vertagt".

Der Luftwaffenkommandant der selbsternannten "Serbischen Republik" in Bosnien-Herzegowina, General Zivomir Ninkovic, sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug, trotz des Flugverbotes in Bosnien habe "jedes Volk, das einen Verteidigungskrieg führt, das Recht, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen". Sollten die UN dazu übergehen, serbische Flugzeuge anzugreifen, werde es "eine Eskalation der Konflikte auf den gesamten Balkan und Europa geben", drohte Ninkovic.

Nachdem das bosnische Militär schon am Wochenende damit gedroht hatte, Kesselwaggons mit Chlorgas an die Front zu bringen, schloß auch Bosniens UN-Botschafter Mohamed Sacirbej den möglichen Griff der Verteidiger zum Giftgas "mangels besserer konventioneller Waffen" nicht aus. Diesem Plan zufolge sollen an strategisch wichtigen Punkten aufgestellte Kesselwagen mit Chlorgas "ohne Rücksicht auf eigene Verluste" dem gegnerischen Beschuß ausgesetzt werden, falls die Serben nicht ihre Angriffe gegen Gradacac einstellen.

Beim Anflug auf Sarajewo ist am Montag ein Flugzeug der Vereinten Nationen (UN) beschossen worden. Die UN-Schutztruppe UNPROFOR teilte am Dienstag mit, in die linke Seite des Cockpits der Maschine sei am Vortag ein Geschoß eingedrungen. Es habe die Beine des Navigators nur um zehn Zentimeter verfehlt. In der Nähe des Tanks der linken Tragfläche seien fünf weitere Einschüsse entdeckt worden. Niemand sei bei dem Vorfall verletzt worden.

Wildschwein auf der Autobahn

OBER-MÖRLEN, 12. Oktober (lhe). Ein Wildschwein hat in der Nacht zum Montag auf der Autobahn Frankfurt-Kassel bei Ober-Mörlen (Wetteraukreis) Autofahrer in Bedrängnis gebracht. Ein Fahrer wurde schwer verletzt, als sein Wagen mit dem Tier kollidierte und von der Autobahn abkam. Nach Auskunft der Polizei entstand Schaden von rund 60 000 Mark. Das Wildschwein war zunächst in einen englischen Pkw hineingelaufen und getötet worden. Drei nachfolgende Wagen überrollten das tote Tier, einer davon durchbrach die Leitplanke und fuhr in die Böschung.

Trend zu Theaterstücken über das Thema Gewalt

Theaterstücke für Kinder mit Themen über Gewalt werden verstärkt auch von Amateurbühnen verlangt. Ferner stehen geeignete Texte über Suchtkrankheiten, die Immunschwächekrankheit Aids oder den sexuellen Mißbrauch von Kindern auf dem Wunschkatalog von Kinder- und Jugendtheatern. Von dieser inhaltlichen Trendwende berichtete das Kinder- und Jugendtheaterzentrum jetzt in Frankfurt.

Neben diesen neuen Tendenzen bevorzugen Laienbühnen nach wie vor Kinderstücke mit christlichen Botschaften, traditionellen Vorlagen wie Märchen oder kinderspezifische Unterhaltungsstücke. Speziell für Aufführungstermine in der Weihnachts- und Osterzeit haben solche Bühnentexte Konjunktur, berichtete Henning Fangauf vom Theaterzentrum nach einer Tagung von 25 Mitarbeitern aus Verlagen, Theatergruppen und Fachverbänden.

Neu in der Theaterarbeit mit Nicht- Profis ist die Beteiligung von Hobby- Schauspielern quer durch die Jahrgänge. Großeltern und Enkelkinder, aber auch Schüler und Lehrer finden sich häufig zu Ensembles zusammen. Damit habe das Amateurtheater speziell für Heranwachsende eine weitaus größere Palette anzubieten als noch vor Jahren. Das Frankfurter Zentrum versteht sich als Mittler zwischen Kindertheatern, Autoren, Kommunen, Schulen, Kirchen und Einrichtungen der Jugendbildung. In Berlin besteht eine Zweigstelle der bundesweit einzigen Einrichtung dieser Art. lhe

Bewährungsstrafe für 24jährigen wegen Meineids

Mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten ist ein 24jähriger Automechaniker davongekommen, der in zwei Instanzen einen Meineid geschworen hatte. Der Mann hatte damit einen einschlägig vorbestraften Bekannten (25), dem eine Trunkenheitsfahrt zur Last gelegt wurde, entlastet und die Tat auf sich genommen.

Polizisten bezeugten in dem Prozeß vor einem Frankfurter Schöffengericht jedoch, daß der Automechaniker bei der Verkehrskontrolle in der fraglichen Nacht im November 1987 lediglich als Beifahrer in dem kontrollierten Fahrzeug war.

Die Mindeststrafe für Meineid liegt bei einem Jahr. Die Staatsanwaltschaft hatte auf eineinhalb Jahre ohne Bewährung plädiert. lhe

&blt; "Die Atlantonauten" Monats-Hörspiel

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste hat "Die Atlantonauten" von Patricia Görg zum Hörspiel des Monats September gewählt. Die Autorin habe eine erdachte Reise von zwei Philosophen nach Atlantis mit ironischer Leichtigkeit und romantischer Elegie beschrieben, begründete die Jury ihre Entscheidung. Das Hörstück in der Regie von Hermann Naber wurde vom Südwestfunk produziert. &blt; hr startet Funkkolleg "Der Mensch" Das neue Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute" beginnt am 15. Oktober im Hessischen Rundfunk (hr). Die Serie gibt Auskunft über Herkunft, Möglichkeiten und Grenzen des Menschen und behandelt seine Ethik, Konflikte und Zukunft. Sieben ARD-Anstalten beteiligen sich an dem Kolleg. Der hr strahlt die Beiträge an jedem Donnerstag (21 Uhr) im zweiten Hörfunkprogramm aus und wiederholt sie samstags (15 Uhr, 1. Programm). &blt; Zeichnungen von Rudolf Steiner Eine historische Ausstellung bereitet der Portikus in Frankfurt vor. Vom 17. Oktober bis 22. November werden Wandtafelzeichnungen des Anthroposophen Rudolf Steiner präsentiert, die er zu seinen mehr als 5000 Vorträgen schuf. Unter dem Titel "Vom Raum in die Zeit" werden 40 Stücke des Begründers der Waldorfschulen vorgestellt, um die Einheit von Mensch und Natur, Kunst, Wissenschaft und Religion zu belegen. Parallel zu der Ausstellung laufen wissenschaftliche Vorträge.

Heinemann-Friedenspreis an Zitelmann

ESSEN. Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Kinder- und Jugendbücher, dotiert mit 10 000 Mark, wird in diesem Jahr an den Kinderbuchautor Arnulf Zitelmann (Ober-Ramstadt). Wie die Landeszentrale für sein 1991 erschienenes Buch "Paule Pizolka oder Eine Flucht durch Deutschland", in dem die Geschichte eines Jungen im Zweiten Weltkrieg erzählt wird. lhe

Paraden und Proteste am Kolumbus-Tag

NEW YORK, 12. Oktober (Reuter). Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert Amerika den 500. Jahrestag der Entdeckung des Kontinents durch Christoph Kolumbus. Auf der Insel San Salvador auf den Bahamas soll die erste Begegnung des europäischen Entdeckers mit den amerikanischen Ureinwohnern nachgestellt werden. In New York ist ein großer Festumzug geplant. Auch Protestveranstaltungen sind vorgesehen. So wollen sich rund 30 000 Indios an einem Marsch auf die bolivianische Hauptstadt La Paz beteiligen, um gegen "500 Jahre Ausbeutung" zu protestieren. Aus Protest gegen die offiziellen Feierlichkeiten hatten am Sonntag 20 000 Menschen an einem Marsch durch Genua teilgenommen. In der Kundgebung in der Geburtsstadt Kolumbus' beteiligten sich Vertreter pazifistischer Gruppen und Organisationen aus zahlreichen Ländern, darunter Indios aus Lateinamerika. Die Veranstaltung stand unter den Motto "1492 bis 1992, keine Eroberungen mehr". (Siehe auch Seite 3)

Russische Atomsprengköpfe nach Iran?

WASHINGTON, 12. Oktober (Reuter). Iran strebt nach einer Meldung der Washington Post den Kauf atomarer Gefechtsköpfe von der früheren Sowjetrepublik Kasachstan an. Wie die Washington Post am Montag unter Berufung auf US-Regierungskreise weiter berichtete, hat die Regierung in Teharan möglicherweise mit Kasachstan bereits ein Abkommen unterzeichnet und die Gefechtsköpfe bezahlt. Iran habe für das Waffengeschäft die Zeit des Wahlkampfes in den USA genutzt. Ein führender iranischer Dissident habe die Regierung Bush in der vergangenen Woche vor dem angeblichen Abkommen gewarnt.

Medizin-Nobelpreis für US-Amerikaner

STOCKHOLM, 12. Oktober (Reuter). Den Nobelpreis für Medizin erhalten in diesem Jahr die US-Amerikaner Edwin Krebs und Edmond Fischer. Das schwedische Karolinische Institut in Stockholm teilte am Montag mit, Krebs und Fischer hätten gezeigt, wie die Proteine in den Muskelzellen für die Energiezufuhr der Muskeln sorgten. Der Preis ist mit umgerechnet 1,71 Millionen Mark dotiert. Krebs und Fischer sind Forscher an der University of Washington in Seattle.

Die Chips liegen Siemens schwer im Magen Mittelfristig sollen weitere 2300 Stellen gestrichen werden / Verluste unverändert hoch

MÜNCHEN (rtr/FR). Die Situation auf dem Halbleiter-Markt veranlaßt Siemens zu einem weiteren drastischen Personalabbau auf diesem Arbeitsgebiet. Spartenchef Jürgen Knorr taxiert die Belegschaft in vier bis fünf Jahren auf weltweit gerade noch 11 000 Leute. Das wären 3500 weniger als Ende 1991. Der Fehlbetrag bei Halbleiter habe in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr 1991/92 entgegen früheren Planungen nicht verringert werden können, aber "erheblich" unter einer Milliarde Mark gelegen. Die Gewinnschwelle soll nunmehr 1994/95 erreicht werden.

Anfang des Jahres war noch von "weit über 2000" Stellenstreichungen und einer Planzahl von 13 000 gesprochen worden. Inzwischen ist aber nach Knorrs Worten bereits ein Stand von 13 300 Männer und Frauen erreicht. "Wir werden uns schlanker aufstellen müssen. Man wird auf 11 000 am Ende des Restrukturierungsprogramms kommen." Die Geschäftsentwicklung bei den Halbleitern war laut Knorr vor allem durch den dramatischen Einbruch der Nachfrage aus der Unterhaltungselektronik und den dem Maschinenbau verbundenen Branchen geprägt. So sei das angestrebte Plus von sechs Prozent in den Kassen nicht erreicht worden. Der Umsatz war auch durch die forcierten Einsparungen lediglich "knapp" gehalten. "Wir dümpeln weiter um die zwei Milliarden herum."

Dementsprechend war es auch Essig mit der erhofften Verringerung des Verlustes. In der Branche geht immer wieder eine Zahl von rund 500 Millionen Mark herum. Knorr widerspricht in diesem Zusammenhang energisch Spekulationen, der Fehlbetrag könne sich inzwischen auf rund eine Milliarde Mark erhöht haben. "Wir liegen Gott sei Dank erheblich drunter", versichert er.

Bessere Marktbedingungen zeichnen sich ihm zufolge auch im laufenden Quartal nicht ab. Für das nächste Jahr erwartet er aber gewisse Impulse, die insbesondere von der Telekommunikation und dem Mobilfunk kommen sollten. Knorr betont ferner, daß es für Siemens "lebensnotwendig" sei, sich mit seinen Geschäften in der Elektroindustrie unmittelbaren Zugriff auf Know-how in der Mikroelektronik zu sichern. Dem dienten auch Kooperationen mit kompetenten Partnern.

Im ersten Halbjahr 1993 werden vom schleppend anlaufenden 16-Megabit-Chip die ersten einigen hunderttausend Stück aus Corbeil-Essonnes geliefert. Planmäßig laufe die Zusammenarbeit mit IBM bei der Entwicklung des 64 MB-Chip. Die Vorlage erster Zwischenergebnisse für den 256 MB-Chip, an dem gemeinsam mit IBM und Toshiba getüftelt wird, kündigt Knorr für Ende 1994 an.

"Zähne ziehen statt heilen" Zahnärzte nennen Gesundheitsreform unsinnig und schädlich

BONN, 12. Oktober (Reuter). Die geplante Gesundheitsreform gefährdet nach Ansicht der Kassen-Zahnärzte die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung. Nach dem Lahnsteiner Parteienkompromiß lehne die Ärzteschaft jede Verantwortung für die Folgen des Gesetzesvorhabens ab, sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Wilfried Schad, am Montag in Bonn.

Besonders unsinnig und sogar schädlich für die Patienten sei die angestrebte zweijährige Gewährleistungsfrist für Zahnersatz und Füllungen, sagte Schad. In der Fachwelt sei man sich einig, daß niemand eine solche Garantie geben könne. Die Vorschrift werde sich für die Versicherten nachteilig auswirken, fügte der Direktor des Zahnärztlichen Fortbildungsinstituts in Karlsruhe, Michael Heners, hinzu. Da jeder Arzt versuchen werde, sein Risko zu mindern, sei zu befürchten, daß dann mehr Zähne gezogen werden. Statt für den Erhalt eines Zahnes werde sich ein Arzt im Zweifel für seine Entfernung entscheiden.

KZBV-Chef Schad beklagte vor der Presse weitere Mängel des angestrebten Gesundheits-Strukturgesetzes. Es sei nicht vertretbar, daß angeblich zahnheilkundlich umstrittene Leistungen komplett aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen herausgenommen würden.

Wer beispielsweise eine Brücke mit mehr als vier neuen Zähnen benötige, solle jeden Anspruch auf einen Zuschuß verlieren. Diese Regelung sei ungerecht. Wer sich für eine teure Designer-Brille entscheide, behalte schließlich auch seinen Zuschuß für eine sogenannte Kassenbrille.

Die KZBV-Vertreter wiederholten ihre Auffassung, die geplante Vergütungsabsenkung werde das Honorareinkommen der Zahnärzte drastisch drücken. Nicht hinnehmbar seien auch die beabsichtigten Zulassungsbeschränkungen für den ärztlichen Nachwuchs. Junge Menschen würden mit beträchtlichen Kosten an den Universitäten ausgebildet, dürften dann aber praktisch nicht ihren Beruf ausüben.Bayer-Konzern verspricht 750 Bitterfeldern Arbeit

GREPPIN (rtr/FR). Der Chemieriese Bayer will mit seiner seit längerem angekündigten Großinvestition in der ostdeutschen Region Bitterfeld nunmehr 750 Arbeitsplätze schaffen. Dies versprach Vorstandsmitglied Pol Bamelis bei der Grundsteinlegung des Werkes in Greppin. Ende April waren noch 650 Stellen in Aussicht gestellt worden. Auch die Investitionssumme hat sich um 100 Millionen auf 750 Millionen Mark erhöht. Rund 40 Prozent davon läßt die öffentliche Hand springen. Von 1994 an sollen in den neuen Betrieben Harze, Arzneimittel und Methylcellulose hergestellt werden.

Das ostdeutsche Werk soll laut Bamelis bereits im ersten vollen Betriebsjahr mit Gewinn arbeiten. Mitte 1994 werde zunächst die Anlage zur Methylcellulose- Produktion in Betrieb gehen, die anderen drei Betriebe würden dann mit jeweils drei Monaten Abstand die Fertigung aufnehmen. "Wir haben in Europa genug Standorte, aber die schönsten Projekte haben wir nach Bitterfeld verlagert".

Russen entern Greenpeace-Schiff Erkundung der "Atom-Müllkippe" in der Kara-See gestoppt

HAMBURG, 12. Oktober (Reuter/dpa). Die russische Marine hat nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace am Montag deren Schiff "Solo" in der polaren Kara-See aufgebracht. Wie die Umweltschutzorganisation in Hamburg mitteilte, wurde das Schiff an die Kette gelegt und an einen unbekannten Zielort geschleppt. Die 33köpfige Besatzung - Umweltschützer und Journalisten - sei verhaftet worden. Bereits am Morgen hatte die Küstenwache das Schiff den Angaben zufolge beschossen und dann geentert.

Wie eine Greenpeace-Sprecherin mitteilte, wollte die Mannschaft im Golf von Stepowow radioaktive Abfälle und ein versenktes Atom-U-Boot filmen. Nach Ansicht der russischen Grenztruppen sei das Schiff dabei unerlaubt in russische Hoheitsgewässer eingedrungen. Dagegen betonen die Umweltschützer, der Zwischenfall habe sich in internationalen Gewässern ereignet. Für die Filmaufnahmen habe allerdings ein Schlauchboot mit sechs Mitarbeitern in russische Hoheitsgewässer fahren wollen.

Das Seegebiet östlich der Insel Nowaja Semlja ist nach Angaben von Greenpeace die größte atomare Müllkippe der Welt. Das sowjetische Militär habe dort 15 Atomreaktoren von U-Booten und 17 000 Fässer mit atomarem Müll versenkt. An Bord des 1982 versenkten U-Bootes befänden sich zwei Atomreaktoren mitsamt den Kernbrennstäben. Russische Wissenschaftler befürchteten, der Seegang könne die Reaktorbehälter beschädigen und so radioaktives Material freisetzen.

Auf Nowaja Semlja selbst seien zudem bislang 132 Atomtests erfolgt.

(Kommentar auf Seite 3)

Terror in Peru fortgesetzt

AYACUCHO, 12. Oktober (Reuter). In Peru haben linksgerichtete Rebellen nach amtlichen Angaben am Sonntag abend den Regierungspalast in Lima mit Granaten beschossen. Wie die Polizei mitteilte, schlugen die Granaten im Umkreis von 30 Metern ein. In der Nähe des Regierungspalastes wurden nach Rundfunkmeldungen Flugblätter der pro-kubanischen Revolutionsbewegung Tupac Amaru gefunden.

Zuvor hatten rund 50 Guerilleros der Untergrundorganisation "Leuchtender Pfad" in dem Andendorf Huayao ein Massaker angerichtet, wie aus Militärkreisen verlautete. Dabei wurden mindestens 44 Menschen, darunter zwölf Kinder, getötet. Fast alle Getöteten seien Mitglieder der Selbstverteidigungseinheit des Dorfes gewesen.

Der Überfall auf das Andendorf war der schwerste der peruanischen Terrorgruppe seit der Festnahme ihres Anführers, Abimael Guzman, im September.

Nachrichten-Börse

100 000 neue Fachkräfte für den Bau Die Arbeitsämter in den neuen Bundesländern wollen bis Mitte der neunziger Jahre 100 000 Fachkräfte für Jobs im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe qualifizieren. Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hat dazu mit Branchenverbänden und der Gewerkschaft IG Bau ein Aktionsprogramm vereinbart. Es soll dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel Rechnung tragen. Rußland bittet um Schuldenaufschub Die russische Regierung wird voraussichtlich Ende Oktober um einen weiteren zweimonatigen Aufschub bei der Rückzahlung seiner Auslandsschulden bitten. Das Moskauer Außenhandelsministerium rechnet für 1993 mit einem Zahlungsbilanzdefizit von vier bis fünf Milliarden Dollar.

Ausländer legen hierzulande mehr an Das hohe deutsche Zinsniveau hat im August vermehrt ausländisches Geld ins Land gelockt. Im langfristigen Kapitalverkehr verdoppelte sich der Zufluß binnen Monatsfrist auf 9,5 Milliarden Mark. Wie aus der Zahlungsbilanz der Bundesbank hervorgeht, flossen in den ersten acht Monaten insgesamt aber noch 13 Milliarden ab, ein Drittel des vergleichbaren Vorjahreswertes. Noch nicht die große Rolle wie im September spielten im Berichtsmonat spekulative Zuflüsse aufgrund der Währungsturbulenzen. Handelsverband kritisiert Postgebühren Als "völlig unpassend" kritisiert der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels die zum 1. April 1993 vorgesehene Gebührenerhöhung der Post durch Abschaffung billiger Drucksachen.

Serben fordern die UN heraus Berichte über Luftangriffe auf Bosnien alarmieren den Westen

SARAJEWO/NEW YORK, 12. Oktober (AFP/Reuter/ FR).Nach Berichten über serbische Luftangriffe auf Nordbosnien droht den Serben jetzt eine neue Resolution der Vereinten Nationen, die auch militärische Schritte der UN erlauben würde. Damit soll die Einhaltung des von den UN verhängten Flugverbots über Bosnien-Herzegowina erzwungen werden. Auch Bonner Politiker forderten, daß serbischen Flugzeugen mit Abschuß gedroht werden müsse. In Bosnien verstärkten serbische Truppen ihre Angriffe auf die Stadt Gradacac. Radio Zagreb meldete, die Serben seien in drei Angriffsgruppen auf Gradacac vorgerückt. Es sei ihnen aber nicht gelungen, die Verteidigungslinien der Moslems zu durchbrechen. Die Stadt habe unter intensivem Granatwerferfeuer gelegen. Andauernde Kämpfe wurden auch aus der Umgebung der Stadt Brcko gemeldet, 30 Kilometer von Gradacac entfernt. Die Serben hatten am Wochenende Berichten widersprochen, trotz des UNFlugverbots Luftangriffe auf Gradacac geflogen zu haben. In der Arbeitsgruppe für Vertrauensbildung der Genfer Jugoslawien-Konferenz stimmten Rest-Jugoslawien und Kroatien zu, ihre Flughäfen von UN-Beobachtern kontrollieren zu lassen. Das berichtete Konferenzsprecher Fred Eckhard. Ein Vertreter der bosnischen Serben betonte jedoch, die Vereinbarung gelte nicht für die von Serben kontrollierten Flugplätze in Bosnien.

Ein bosnischer Armeechef hatte den Serben mit einer Umweltkatastrophe gedroht, falls sie ihre Angriffe nicht einstellten. Er werde andernfalls mit Chlor gefüllte Eisenbahn-Waggons an die Front schaffen lassen, sagte der Regionalkommandeur der nordostbosnischen Stadt Tuzla, Zeljko Knez. Falls sie getroffen würden, habe das "schreckliche Folgen" im gesamten Becken der Save.

Wie die kroatische Nachrichtenagentur Hina unter Berufung auf Krankenhäuser meldete, wurden bei den Kämpfen in den von Kroaten und Moslems kontrollierten Regionen in Bosnien am Wochenende 53 Menschen getötet und 260 weitere verletzt. Das zwischenstaatliche Komitee, das die Normalisierung der Beziehungen zwischen Kroatien und der Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ) in die Wege leiten soll, hat sich am Montag zu seiner ersten Sitzung in Zagreb getroffen. Die Bildung dieses Komitees war am 30. September in Genf vom kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman und seinem jugoslawischen Kollegen Dobrica Cosic schriftlich vereinbart worden. Das Komitee setzte eigenen Angaben zufolge fünf gemischte Arbeitsgruppen ein, die sich insbesondere mit den Fragen Verkehr, Energie und Finanzen beschäftigen sollen. Geregelt werden sollen auch Fragen, die die Nachfolge des zerfallenen Vielvölkerstaates betreffen. Eine weitere Kommission, deren Gründung noch ausstehe, solle sich außerdem mit den "sehr delikaten" Problemen der Rückkehr von Bürgerkriegsflüchtlingen sowie der freiwilligen Migration zwischen beiden Staaten befassen.

Politiker von CDU und SPD verlangten, das Flugverbot der UN mit wirksamen Sanktionen zu verknüpfen. Serbische Maschinen im Luftraum über Bosnien- Herzegowina müßten damit rechnen, abgeschossen zu werden, sagte der SPD- Sicherheitsexperte Karsten Voigt im Mitteldeutschen Rundfunk. "So bitter das ist: Ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, die bleibt." Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Heinz Hornhues, forderte die UN auf, "mit allen verfügbaren Mitteln" für eine Durchsetzung des Flugverbots Sorge zu tragen.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar Seite 3)

Jugendunruhen in Lyon

LYON, 12. Oktober (Reuter). In einem Vorort der ostfranzösischen Stadt Lyon ist es in der Nacht zum Montag wieder zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen aus arabischen Einwandererfamilien und der Polizei gekommen. Nach Polizeiangaben wurden in Vaulx-en-Velin sechs Menschen festgenommen, ein Dutzend Autos brannten aus. Die Polizei setzte Tränengas gegen die steinewerfenden Jugendlichen ein. Die Unruhen hatten begonnen, nachdem am vergangenen Donnerstag ein Anwohner einen 18jährigen Marokkaner erschossen hatte, der ein Auto gestohlen hatte.

Schlappe für Siemens

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben sich die Kurse am Montag nach schwachem Auftakt im Verlauf etwas erholt. "Der Umschwung kam von der Deutschen Terminbörse. Kaufaufträge von institutionellen oder privaten Kunden haben wir kaum gesehen", meinte ein Händler. Der Auftrieb gegen Ende markiere jedoch nicht den Beginn eines Aufwärtstrends für die Börse. "Wegen des schwachen wirtschaftlichen Umfelds ist ein Rückfall auf Jahrestiefstkurse jederzeit möglich", hieß es. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß am Montag mit 1432,54 Punkten knapp ein halbes Prozent niedriger als am Freitag. Sein Tagestief hatte der Dax früh mit 1415,94 Zählern erreicht.

Zu den Verlierern gehörten gestern Siemens, die 6,30 Mark einbüßten. Der Konzern hatte zuvor mitgeteilt, angesichts der Flaute auf dem Halbleitermarkt in den kommenden vier bis fünf Jahren 3500 der jetzt noch 15 000 Stellen zu streichen. Der Verlust in dieser Konzern-Sparte habe im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 1991/92 entgegen früherer Planungen nicht reduziert werden können.

In der Gruppe der Finanztitel stiegen lediglich Deutsche Bank um 1,30 Mark. Dresdner fielen um drei und Commerzbank um 1,50 Mark. Allianz sanken um neun Mark.

Am Rentenmarkt gaben die Titel der öffentlichen Anleihen um bis zu 0,60 Mark nach. Die Durchschnittsrendite erhöhte sich auf 7,57 (Freitag: 7,52) Prozent. Die Bundesbank kaufte Titel im Nennwert von 146,8 Millionen Mark.

Sedlmayr-Fall wird aufgerollt

MÜNCHEN, 12. Oktober (Reuter). Im Mordfall Walter Sedlmayr ist das Hauptverfahren eröffnet worden. Damit könne am 23. November 1992 der Prozeß gegen die des Mordes an dem Schauspieler verdächtigen Halbbrüder Wolfgang Werle und Manfred Lauber beginnen, sagte der Vorsitzende Richter vom Schwurgericht München, Heinz Alert, am Montag. Die Kammer des Schwurgerichts habe die 451 Seiten umfassende Mordanklage zugelassen.

Sedlmayr wurde im Juli 1990 in seiner Schwabinger Wohnung getötet. Zuvor hatte er sich mit seinem Ziehsohn und Geschäftspartner Werle zerstritten. Rund ein Jahr später wurden Werle und sein Halbbruder verhaftet und unter Mordanklage gestellt. Einem Mitgefangenen, der im Indizienprozeß als einer von über 100 Zeugen auftreten soll, hat Werle die Tat angeblich Ende 1991 gestanden.

Nerviger Papagei

OXFORD, 12. Oktober (Reuter). Umgerechnet 1500 Mark mußte ein englischer Geschäftsmann zahlen, weil er den wertvollen Papagei seines Nachbarn erwürgt hatte. Vor Gericht gab der Geschäftsmann Mark Leach an, triftige Gründe für sein Verhalten zu haben. Vier Jahre lang habe ihn der Vogel gequält. Der Nachbar habe das Tier nämlich darauf abgerichtet, Leachs Namen bis zu 100mal am Tag zu kreischen. Irgendwann platzte dem 43jährigen der Kragen. Er trat den Gartenzaun nieder, brach in den Käfig des Papageis ein und machte dem Gekrächze für immer ein Ende.

Neue Prüfung in Remscheid

DÜSSELDORF, 12. Oktober (Reuter). In Zusammenhang mit dem Absturz eines US-Kampfflugzeuges in Remscheid hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht weitere Bodenuntersuchungen angeordnet. Damit soll geklärt werden, ob die Schadstoffbelastung auf dem Grundstück des klagenden Ehepaares auf den Absturz zurückzuführen sei, sagte Gerichtssprecher Klaus Forsen am Montag.

Erst kürzlich war eine Expertise des Verteidigungsministeriums bekannt geworden, nach der in Gasen, die nach der Verbrennung abgestürzter Militärmaschinen entstehen, mit Dioxinen, Furanen und Phosgenen zu rechnen sei. Nach dem Absturz der US-Militärmaschine Thunderboldt A10 Anfang Dezember 1988 hatten Anwohner unter rätselhaften Hauterkrankungen gelitten. Besonders hohe Schadstoffkonzentrationen hatten Wissenschaftler im Zimmer eines siebenjährigen Jungen gefunden, der rund zweieinhalb Jahre nach dem Unglück an Leukämie gestorben war.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat sich am Montag im Verlauf der ersten Stunde weiter gefestigt. Händlern zufolge profitierte der Markt von termingebundenen Käufen. Der Dow-Jones-Index stellte sich nach einer Stunde mit 3172,24 um 35,66 Punkte höher als bei Börsenschluß am Freitag.

In Japan stieg der Nikkei-Index um 242,23 auf einen Schlußkurs von 17 302.

Voith verordnet bald noch mehr Zwangspausen

HEIDENHEIM (rtr/FR). Das Maschinenbauunternehmen J. M. Voith bereitet einen größeren Teil seiner Belegschaft auf Zwangspausen vor. "Wir erwarten, daß in den Winter hinein die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter deutlich ansteigt", sagt ein Sprecher. Man gehe von "circa 600 oder knapp darüber" aus. Derzeit beziehen rund 200 Beschäftigte einen Einkommensausgleich vom Arbeitsamt.

Wie der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung, Michael Rogowski, mitteilt, ist der Umsatz des Konzerns in dem Ende September beendeten Geschäftsjahr 1991/92 um rund sieben Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Mark geschrumpft. Der Auftragseingang sei allerdings entgegen dem allgemeinen Trend im gleichen Zeitraum um sechs Prozent auf 2,4 Prozent gestiegen. Obwohl auch der Gewinn zurückging, sind weder Dividende noch Rücklagen-Dotierung gefährdet. Im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte Voith annähernd drei Milliarden Mark umgesetzt und einen Überschuß von 68,7 Millionen ausgewiesen.

Urteil in Schmiergeld-Affäre um Flughafen München II

MÜNCHEN, 13. Oktober (Reuter). Im Zuge einer Serie von Schmiergeld-Prozessen in München ist am Montag ein früherer Flughafen-Angestellter wegen Bestechlichkeit zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten Haft verurteilt worden. Der vom Dienst suspendierte 52jährige wurde verurteilt, weil er nach Überzeugung des Gerichts Elektro-Firmen gegen ein Schmiergeld in sechsstelliger Höhe Aufträge für den Bau des Flughafens München II zukommen ließ. Auf den Mann kommen noch erhebliche zivilrechtliche Forderungen zu.

Greenpeace-Schiffe geentert Russen und Franzosen gehen gegen Umweltschützer vor

HAMBURG, 12. Oktober (Reuter/dpa). Zwei Schiffe der Umweltschutzorganisation Greenpeace sind am Montag bei Protesten gegen den Umgang mit Atommüll in Rußland und Frankreich beschlagnahmt worden. In der polaren Kara-See sei die "Solo" von der russischen Marine aufgebracht und abgeschleppt worden, als Mitarbeiter radioaktive Abfälle und ein versenktes Atom-U-Boot filmen wollten, teilte Greenpeace in Hamburg mit. Die französische Armee habe im Hafen von Cherbourg die "Beluga" beschlagnahmt, die den Transport von Plutonium nach Japan verhindern wollte.

Die See vor der russischen Küste ist nach Angaben von Greenpeace die größte Atommüllkippe der Welt; das Militär habe dort 15 Atomreaktoren von U-Booten und 17 000 Fässer mit strahlendem Müll versenkt. An Bord eines 1982 versenkten U-Bootes sollen sich zwei Atomreaktoren mitsamt den Kernbrennstäben befinden. Bei dem Versuch, Informationen über die Verseuchung der Gewässer zu sammeln, seien 33 Besatzungsmitglieder der "Solo", darunter auch Journalisten, festgenommen worden. Die Umweltschützer betonen, der Zwischenfall habe sich in internationalen Gewässern ereignet.

In Cherbourg wurden vier Besatzungsmitglieder der "Beluga" vorübergehend festgenommen, nachdem sie versucht hatten, den geplanten Transport von 1,7 Tonnen Plutonium nach Japan zu verhindern. Greenpeace zufolge könnte man damit 120 Atombomben bauen. Durch das Freisetzen der Strahlung auch nur eines Bruchteils der Ladung könnten Millionen Menschen an Krebs erkranken und die Umwelt auf Tausende von Jahren verseucht werden. (Kommentar auf Seite 3)

Deutscher Satellit gestartet

CAPE CANAVERAL, 12. Oktober (Reuter). An der Spitze einer amerikanischen Delta-2-Rakete ist am Montag der deutsche Fernmeldesatellit Kopernikus 3 ins All geschossen worden. Nach Auskunft der Bodenkontrolle verlief der Start völlig problemlos. Der rund 300 Millionen Mark teure Satellit der Deutschen Telekom soll in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht werden und ab Dezember ähnlich wie seine beiden Vorläufer Kopernikus 1 und 2 bis zu 13 Fernsehprogramme und 6000 Telefongespräche gleichzeitig übertragen können. Er soll vor allem die Verbindungen nach Osteuropa verbessern helfen.

Die beiden ersten Kopernikus-Satelliten waren von der europäischen Arianespace gestartet worden. Die Telekom entschied sich aber diesmal für einen US- Träger, weil die Herstellerfirma McDonnell-Douglas die Startkosten der Europäer mit 50 Millionen Dollar um gut ein Viertel unterbot. Telekom-Vorstandsmitglied Gerd Tenser sagte in Cape Canaveral, der Zwang zur Kostensenkung habe die Entscheidung bestimmt.

Internationale Tennis-Turniere Erstrunden-Aus für Kühnen Probst in Filderstadt weiter / Rittner und Porwick draußen

Wenige Tage nach seinem Überraschungssieg gegen Wimbledonsieger Andre Agassi aus den Vereinigten Staaten in Sydney herrscht für den Bamberger Tennisprofi Patrik Kühnen wieder grauer Turnier-Alltag. Der ehemalige deutsche Daviscupspieler verlor beim mit 1,1 Millionen Dollar dotierten Grand Prix in Tokio gleich sein Auftaktspiel gegen den Amerikaner Bryan Shelton 6:7 (4:7) und 2:6. Knapp zwei Stunden dauerte das Match, in dem diesmal nicht Kühnen, sondern sein Gegner meisterlich aufschlug und insgesamt neun Asse plazierte. Anschließend unterlag Baur (Neuss) dem Australier Richard Fromberg mit 6:4, 2:6 und 2:6.

Außer Spesen ist für Barbara Rittner beim mit 350 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Filderstadt nicht viel gewesen: Die 19jährige aus Leverkusen verlor gegen Radka Zrubakova (CSFR) 3:6, 6:7 (6:8). Rittner, im vergangenen Jahr Siegerin des Juniorenturniers in Wimbledon, unterliefen zu viele leichte Fehler, von denen Zrubakova, die bei den US- Open 1991 immerhin bis in die vierte Runde vordrang, profitierte. Der 21jährigen aus Preßburg genügte eine durchschnittliche Leistung, um die mit sich hadernde Rittner in Schach zu halten. Als erste und bisher einzige deutsche Spielerin hat dagegen Wiltrud Probst die zweite Runde erreicht. Die 23jährige aus Neunkirchen bezwang die Heidelbergin Claudia Porwik 6:1, 6:3. Im Achtelfinale trifft Probst auf die Gewinnerin der Begegnung zwischen Lori McNeil (USA) und Andrea Temesvari (Ungarn).

"Mir ist es gelungen, das Spiel von Claudia Porwik zu zerstören und selbst Druck auszuüben", erklärte Wiltrud Probst ihren deutlichen Erfolg. Vor allem im ersten Satz fand Porwik, die mit einer Wildcard ins Hauptfeld gelangt war, kein Mittel gegen die variablen Schläge von Probst.

Als achte deutsche Spielerin war am Nachmittag die in Luxemburg lebende Karin Kschwendt durch ein souveränes 6:0, 6:1 im Finale der Qualifkation gegen Temesvari ins Hauptfeld vorgedrungen. Dort trifft sie auf die an Nummer eins gesetzte Argentinierin Gabriela Sabatini. Nur mit viel Mühe überstand die an Nummer zwei gesetzte Spanierin Arantxa Sanchez am Montag die erste Runde. Die Weltranglisten-Vierte setzte sich gegen Pascale Paradies-Mangon aus Frankreich mit 7:5, 6:4 durch. sid

Bei elf Geschwistern früh das Durchsetzungsvermögen erlernt Teuerster Zweitligaspieler Hobsch als sechster Werder-Stürmer bis 1995 verpflichtet

Der teuerste Transfer eines Zweitliga- Fußballers ist perfekt: Bernd Hobsch vom VfB Leipzig wird ab 15. Dezember das Trikot von Werder Bremen tragen. Zwei Millionen Mark muß der Bundesligist für den 24jährigen Stürmer auf den Tisch legen. Eine Investition, die dem Europapokalsieger leicht fällt. "Auch aus steuerlichen Gründen war es sinnvoll, noch vor der Jahreswende zu investieren", argumentierte Manager Willi Lemke.

"Die Bundesliga stellt für mich eine große Herausforderung dar", meinte ein zufriedener Hobsch nach der Vertragsunterzeichnung. Bis zum 30. Juni 1995 hat der 1,78 m große Torjäger, der in dieser Zweitliga-Saison bislang zehnmal traf, bei den Norddeutschen unterschrieben.

Bremens Trainer Otto Rehhagel erwartet keine Wunderdinge von seinem Neuen: "Seine Verpflichtung steht im Zusammenhang mit einer langfristigen Strategie. Er soll erst einmal bei uns mittrainieren und wird dann langsam herangeführt."

Der 56jährige Fußball-Lehrer will den Druck des hohen Preises von dem relativ unerfahrenen gebürtigen Sachsen nehmen. Gut möglich, daß Rehhagel sich von Hobsch eine ähnliche Entwicklung erwartet, wie sie einst Rudi Völler und Karlheinz Riedle nahmen, die der Bremer Trainer zu Topstars formte.

"Es gibt in Deutschland nur wenige Spieler, die ähnliche Voraussetzungen wie Hobsch mitbringen", so Otto Rehhagel.

Bernd Hobsch, der aus einer kinderreichen Familie - mit elf Geschwistern - stammt und über die TSG MAB Schkeuditz/Leipzig und Chemie Böhlen 1987 zur damaligen Lok Leipzig kam, findet beim SV Werder starke Konkurrenz vor: Mit Rufer, Bode, Kohn, Neubarth, Allofs und dem Deutsch-Holländer van Lent streiten sich bereits sechs Stürmer um die beiden Plätze im Angriff. sid

Badminton Deutscher Verband spürt den Aufwind

In den Sog der asiatischen Dominanz mischen sich erste deutsche Hoffnungen. Als bei den Badminton German Open in Leverkusen der 21jährige Oliver Pongratz als einziger Deutscher das Viertelfinale erreichte, entdeckten die Funktionäre den Begriff "Hoffnungsträger" neu. Letztmals brachte man dieses Wort 1982 mit den Namen Thomas Künstler und Harald Klauer in Verbindung.

Die Weichen für dauerhafte deutsche Erfolge sind jedenfalls gestellt. In Saarbrücken existiert ein Olympiastützpunkt Badminton, in der Bundesliga dürfen ab der laufenden Saison zwei Ausländer pro Team antreten. Die deutschen Badminton-Spieler werden also künftig mit dem Weltstandard konfrontiert, treten gegen Spitzenprofis der europäischen Hochburgen Dänemark oder Schweden an.

Ein dritter Platz bei den Europameisterschaften 1992 durch Stefan Frey und Stefan Kuhl sowie das Erreichen des Viertelfinales bei den German Open durch Oliver Pongratz sind erste Keimzellen des Erfolgs. 10 000 Zuschauer in Leverkusen unterstreichen das Interesse in der Bevölkerung. Und der Deutsche Badminton Verband (DBV) setzt Zeichen. Günther Huber ist der erste hauptamtliche Sportdirektor, der sich um den Spitzensport kümmern soll.

"In Leverkusen", so Huber, "wurde eine Woche Spitzen-Badminton geboten. Die Video-Analysen werden für unsere Arbeit von großem Nutzen sein." Das Potential für Spitzenleistungen "Made in Germany" ist groß. In über 2000 Vereinen sind rund 180 000 Spieler aktiv.

"Hoffnungsträger" im weitesten Sinne waren auch die Olympiasieger Alan Bodi Kusuma und Susi Susanti aus Indonesien. Ihre Anwesenheit löste ein großes Medien-Echo aus, auch das "Aktuelle Sport-Studio" des ZDF zeigte Interesse. Doch der indonesische Verband verbot seinen Superstars ohne Angabe von Gründen den Fernsehauftritt. Uwe Scherpen, 13maliger Deutscher Meister und Veranstalter der German Open: "Es ist unfaßbar, daß eine so einmalige Chance wie das Sportstudio vertan wird. Badminton ist in Deutschland im Aufwind und wird so brutal vom Himmel geholt."

Um so intensiver demonstrierten Spieler und Funktionäre Einigkeit. "Das Umfeld soll für interessierte und talentierte Spieler Vertrauen schaffen", erklärt Huber die Erwartungen des DBV. Als erster reagierte Oliver Pongratz. Am Schlußtag der German Open erklärte er seine persönliche Zielsetzung der kommenden Jahre: "Ich will Vollprofi werden." sid

Neubeginn bei der Frauen-Handball-Nationalmannschaft Doerings Debüt gegen CSFR Trainer hat gleich Probleme: Wichtige Spielerinnen sagten ab

Kaum ist Lothar Doering als neuer Bundestrainer der deutschen Handballerinnen im Amt, gibt es Probleme. Vor seinem Debüt in den Test-Länderspielen gegen die CSFR in Oldenburg (Dienstag, 19.30 Uhr) und Nordenham (Mittwoch, 19.30 Uhr) gab es Absagen von wichtigen Spielerinnen.

Die beiden Olympia-Teilnehmerinnen Bianca Urbanke und Sybille Gruner (beide Bayer Leverkusen) sind nicht dabei. Andrea Bölk (Buxtehuder SV), ebenfalls in Barcelona dabei, und Janett Ohlmann (VfL Sindelfingen) sagten für die CSFR-Spiele ebenfalls ab, sind aber beim Turnier in Holland (16. bis 18. Oktober) dabei. Katja Kittler und Birgit Wagner (beide TV Lützellinden) sind erst gegen die Niederlanden dabei. Neu in den Kader berief Lothar Doering Sylvia Leis und Silvia Lang (beide VfL Sindelfingen), Sabine Wagner (Bayer Leverkusen) und Debütantin Heike Schmidt (VfL Oldenburg).

Der 98malige DXDR-Auswahlspieler Lothar Doering versammelte die Nationalmannschaft am Montag in Oldenburg, ehe sie dann am Dienstag das erste gemeinsame Länderspiel in Angriff nehmen.

"Ich habe den Spielerinnen bei meiner Antrittsrede zu verstehen gegeben, daß ich künftig nur mit denen plane, die gerne in der Nationalmannschaft spielen und es auch mit dem Beruf vereinbaren können", kündigte der 42jährige Doering an, der aggressive und harte Entscheidungen bevorzugt.

Sein Konzept will er über die Europameisterschaft 1994 im eigenen Land hinaus bis zu den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta konsequent durchziehen. "Ich will mittel- und langfristig planen. Ich setze auf Spielerinnen, die im Hinblick auf die EM in Deutschland Perspektive haben", umriß Doering seine Pläne. "Wir haben genug spielerisches Potential, um in der Weltspitze mitzuhalten." sid

Rallye San Remo Auriol scheidet aus und wechselt den Rennstall

Frühes Aus für Didier Auriol: Der in der WM-Wertung führende Franzose ist bei der Rallye San Remo, dem elften von 14 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, bereits auf der ersten der insgesamt 25 Prüfungen ausgeschieden. Fünf Kilometer nach dem Start verlor Auriols Lancia Delta das rechte Vorderrad. Wenige Stunden zuvor hatte Toyota bekanntgegeben, daß Auriol in der nächsten Saison gemeinsam mit Carlos Sainz für den japanischen Rennstall fahren wird.

Mit einem Überraschungssieg durch die italienischen Lancia-Piloten Andrea Aghini und Sauro Farnocchia endete die erste Etappe. Auf dem 726,61 Kilometer langen Teilstück von San Remo nach Arezzo erwischte das Duo den besten Start und bewältigte die 148,02 Wertungs- Kilometer in 1:48:34 Stunden. Härteste Verfolger sind die Franzosen Delecour/ Grataloup, die im Ford Sierra Cosworth 34 Sekunden Rückstand haben. Finnlands Weltmeister Juha Kankkunen liegt mit seinem Landsmann Juha Piironen in einem Lancia Integrale vorerst 1:21 Minuten zurück auf dem dritten Rang. sid

Umstrittene Mediengebühren vor Gericht Spanische Presse klagt gegen Fußballklubs

Vor einem Madrider Gericht beginnt heute die Anhörung über die Rechtmäßigkeit der von den spanischen Fußball- Erstligisten Atletico Madrid und Rayo Vallecano geforderten Platzmieten für Medienvertreter bei Spielen der Klubs. Der Gang vor den Kadi ist von der in Madrid ansässigen Pressevereinigung angestrengt worden, nachdem Atletico am ersten Spieltag Gebühren zwischen umgerechnet 30 000 Mark und 550 000 Mark verlangt hatte.

Aufsteiger Vallecano hat ähnliche Absichten angekündigt, diese aber ebenso wie Atletico Madrid bis zum 15. November zurückgestellt. Bis dahin soll eine Liga-Kommission die Vorgehensweise der Erstliga-Klubs in dieser Frage beraten.

Hauptstreitpunkt in der Kontroverse scheinen die zahlreichen Radiosender zu sein, die in Konferenzschaltungen von den Begegnungen berichten. Die Fernsehstationen stehen außerhalb der Diskussion, sie haben separate Verträge.

In einem Umkehrschluß kann sich Victor de la Serna von der Madrider Tageszeitung "El Mundo" sogar vorstellen, daß die Vereine für die Berichterstattung in den Zeitungen zahlen sollten: "Wir geben den Klubs ja schließlich kostenlose Publicity. Vielleicht sollten wir beginnen, die Vereine für die Seiten mit Berichten über sie bezahlen zu lassen." sid

Zum siebenten Male S-Klassen-Meisterschaften auf Offenbacher Parkett Paare der absoluten Weltklasse treten in der Stadthalle an Veranstalter Maingold-Casino hält das Rahmenprogramm knapp, um auch dem Publikum Möglichkeiten zum Tanzen zu geben

Am Samstag, dem 7. November, wird sich die Offenbacher Stadthalle in einen Ballsaal verwandeln. Anläßlich der deutschen S-Klassen-Meisterschaft im Standardtanz werden 24 Paare um den begehrten Titel tanzen.

Pressesprecher Stefan Heberer vom Veranstalterverein Maingold-Casino Offenbach betrachtet die bevorstehende Veranstaltung als "das Tanzsportereignis in Deutschland." Dies läge nicht nur daran, daß der Standardtanz im Gegensatz zur latein-amerikanischen Version auf eine längere Tradition zurückblicke, sondern auch an dem überaus illustren Teilnehmerfeld. Mit den Hamburger Titelverteidigern Asis und Iran Kadjeh-Nouri werden die dritten der aktuellen Weltrangliste am Start sein, was jedoch noch lange nicht heißt, daß sich das Geschwisterpaar auf seinen Lorbeeren ausruhen kann.

Thomas Derner und Henriette Wagner (TC Längerich) dürfen sich als Weltranglisten-Sechste ebenfalls zu den Titelanwärtern zählen. Auch das Norderstädter Nachwuchspaar Stefan Ossenkopp/Pia David wird versuchen, an der Spitze ein Wörtchen mitzureden. Während sich die zwölf in der nationalen Rangliste erstplazierten Paare automatisch für die deutschen Meisterschaften qualifizieren, werden die restlichen Teilnehmer in den noch ausstehenden Landes-Gebietsmeisterschaften ermittelt.

Aus hessischer Sicht werden Thomas und Anita Schmidt (TC 74 Gießen) die besten Chancen auf eine Plazierung im Vorderfeld eingeräumt. Wenn's gut läuft, könnte das hessische Meisterpaar sogar bis in die Endrunde vordringen. Darüber hinaus rechnen die Veranstalter auch mit dem Start von Matthias und Claudia Jässel vom TC Schwarz-Silber Frankfurt. Über die Tatsache, daß für den Veranstalterverein kein Paar an den Start gehen kann, trösten sich die Organisatoren mit dem neuerlichen Zuschlag, einen derartigen Turnierball überhaupt ausrichten zu dürfen, hinweg. Im Laufe der Jahre habe sich Maingold-Casino Offenbach immer wieder als routinierter Gastverein hervortun können. Seit 1968 sind dies bereits die siebten S-Klassen-Meisterschaften auf Offenbacher Parkett.

Wie immer, wenn die Offenbacher Organisations-Meister zum Turnierball laden, dürfen auch diesmal die Zuschauer das Tanzbein schwingen. Damit der Publikumstanz auch nicht zu knapp ausfällt, wird auf ein allzu ausgedehntes Rahmenprogramm verzichtet. Lediglich die Oberliga-Formation von Maingold-Casino Offenbach sowie eine Rollstuhl-Tanz-Freestyle-Vorführung durch Sonja Keller und Pietro Fabris werden die sportlichen Höhepunkte ergänzen.

Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei der Offenbach-Information am Stadthof erhältlich. Die Preise bewegen sich zwischen 25 und 80 Mark. reh

Celi 35 000

Für die demokratischen Chancen der Massenkommunikation hat sich der Dirigent Sergiu Celibidache bisher immer außerordentlich wenig interessiert gezeigt. Im Gegenteil. Wann auch immer wetterte er, ein Fanatiker des hic et nunc, wider die Verfälschung von Musik durch ihre technische Reproduktion. Tonkonserven und Schallübertragung bieten für ihn bekanntlich nurmehr die armselige Klang- Fotografie, nicht den Klang selber.

Um so überraschender, ja fast eine Art Damaskus-Erlebnis mag es darum jetzt für den achtzigjährigen Chef der Münchener Philharmoniker gewesen sein, als er in Taipeh, der vierten und vorletzten Station seiner gegenwärtigen Fernost- Tournee, einer jubelnden Masse von schätzungsweise 35 000 Hörern gegenüberstand, die zuvor zwei Stunden und länger still und gebannt auf dem Platz vor der Musikhalle gelauscht hatte.

Denkwürdiger Kontrast: Hier die hektisch-laute Hauptstadt Taiwans, die mit einer Mischung aus paramilitärischem Drill und karnevalistischer Buntheit ihren Nationalfeiertag feierte. Da die mystische Versenkung eines Klangmagiers, der in der "Don Juan"-Tondichtung von Richard Strauss die Sinnlichkeit des Leisen und des Immateriellen entdeckt und der schließlich an Tschaikowskys Fünfter Symphonie eine Meditationsübung über den transzendentalen Charakter des Walzers versucht - bester "Celi" in nachdrücklicher Intensität.

Und ein Ereignis eben nicht nur im Zweitausend-Personen-Saal, sondern auch draußen auf dem weitläufigen Platz vor der protzigen Tschiang-Kai-schek-Gedenkstätte, zwischen dem im alten Tempelstil neuerbauten Konzerthaus und dem Großen Theater. Während drinnen das Celibidache-Mysterium aufdämmerte, leuchtete draußen das Festfeuerwerk über dem Präsidentenpalast und mischte sich krachend mit den Strauss-Klängen und dem nobel geblasenen Hornmotiv der "Don-Juan"-Fantasie.

Auch wenn das urbane Ganzheitserlebnis all seinen bekannten Kraftworten zutiefst widersprach - ein Zen-Buddhist wie Sergiu Celibidache muß einfach eine geheime Freude empfunden haben an diesem Ineinander von Lust und Askese, von Yin und Yang. Als saftiges musikalisches Satyrspiel folgten Show und Amüsement hinterdrein: der Münchener "Blechschaden", muntere Bläserformation der Philharmoniker, schmetterte Schmissiges. Da war der Musikmönch schon entschwunden. HHL

Verspätung und Verstörung 3x "steirischer herbst" mit Haubenstock, Schwab und nKoltès

GRAZ. Die Operndramaturgie der Vereinigten Bühnen Graz hat tief in die Archive der österreichischen Nachkriegsmoderne gegriffen, um sich zur Eröffnung des diesjährigen "steirischen herbstes" mit einer Uraufführung präsentieren zu können. Genau genommen hatte die Uraufführung schon 1966 in Berlin stattgefunden - und war durchgefallen. Roman Haubenstock-Ramati hat seinen Versuch, Franz Kafkas Romanfragment "Amerika" im Auftrag der Deutschen Oper für das Musiktheater zu adaptieren, inzwischen neugefaßt.

An der musikalischen Substanz änderte sich nichts, Serien von Geräuschen, festgehalten in einer Partitur, die das Klangfeld graphisch beschreibt, werden auf Tonband eingespielt, die Wiedergabe durchmischen mehrere Kleinorchester mit Live-Musik, die Sänger-Darsteller tragen eine Art verfremdeten Sprechgesang vor, der zuweilen in "Arien" mündet. Das Ergebnis verstört heute wohl weniger als damals, vor allem, weil man die Radikalität solcher Kompositionsweise inzwischen nicht mehr als Experiment empfindet, nur mit einer gewissen Nostalgie aufnimmt und als Avantgarde von gestern ad acta legt.

Mit seinem Ausstatter TZoer van Schayk inszeniert der niederländische Choreograph Rudi van Dantzig die Abenteuer des Karl Rossmann auf dem Weg nach Amerika als Revue mit surrealistischen Szenen und Tanznummern. Die Inszenierung wahrt gewisse Elemente des Romans als Mischung von Groteske und Alptraum. Wenn es die Absicht des Komponisten war, zu verstören, dann muß man die in sich geschlossene, elegant perfekte Bebilderung Dantzigs als verfehlt bezeichnen. Amerika ist heute keineswegs mehr Symbol für den Traum vom besseren Leben, die existenzielle Not des Emigranten begreift man gerade jetzt wieder als schmerzlich, ja unerträglich. Die letztlich ermüdend gleichförmige Geräuschcollage des Komponisten vermittelt diese Erfahrung des Grundthemas von "Amerika" auf einer zu direkten sensorischen Ebene, eine adäquate Ausdeutung müßte wohl weniger um Perfektion als eben um aktuell verstörende Bilder bemüht sein.

Im Grazer Schauspielhaus realisiert der Hausherr, Marc Günther, das neueste Opus des erfolgsgewohnten Jungdramatikers Werner Schwab, "Messalliance", als Kraftakt der schieren Widerwärtigkeit. Der Untertitel, "Aber wir ficken uns prächtig", umschreibt einen Großteil dessen, wovon die Rede ist und was stattfindet im Garten des Pädagogenehepaares Pestalozzi, das sich einer vom Bildungsgut durchsetzten Sprache befleißigt. Jaspers, Heidegger und Wittgenstein fliegen mit gröbsten Invektiven durchmischt als Wechselrede durch die spekulationsschwangere Bühnenluft, lebende und tote Personen der Zeitgeschichte wie der hingerichtete Wehrdienstverweigerer Hans Jägerstätter (im Stück ein Priester), der Maler-Sänger Arik Brauer (leicht verfremdet heißt er bei Schwab Erik Brauser), der völkische Politiker Haider, der Entertainer Sepp Moik (als Briefträger auftretend) werden apostrophiert und sollen dadurch decouvriert werden, daß ihnen dümmstes Gerede in den Mund gelegt wird.

Tochter und Sohn der Pestalozzis treten als nietzscheanisches Übermensch-Paar an und zertrümmern das bildungsbeflissene Gartenfest ihrer Eltern. Sie prügeln sich halbtot, geißeln sich bis aufs Blut und vollziehen dann den Inzest, den sich Schwab offenbar als das Delikt vorstellt, mit dem man das Boulevard-Bürgertum am nachhaltigsten provozieren kann.

Die rabiate Enteignung des literarischen Besitzes der 68er-Generation, der Wut, mit der Dramatiker wie Bernhard und Elfriede Jelinek den Status quo der Gesellschaft überprüfen, betreibt Werner Schwab als Spekulation auf dem Aktienmarkt der gerade richtigen kritischen Gesinnung, und der Regisseur leistet ihm mit einer denunziatorisch realistischen Inszenierung Vorschub. Schwab ist auf raschen Kursgewinn auf der Terminbörse des Theaters aus, solang er noch als Nachwuchsautor notiert.

In dem Hörspiel "Dumpfe Stimmen", das Bernard-Marie Koltès 1974 geschrieben hat, kündigen sich fraglos einige charakteristische Eigenheiten seiner späteren Theaterarbeiten an: Die Handlung ist wenig strukturiert, und die konkrete soziale Position der Personen wird gerade nur angedeutet. Ein Fremder, Stevan, taucht in der Provinz auf und bedroht das Gleichgewicht von Nicolas, eines Gutsbesitzers, der es mit zwei Frauen zu tun hat, der Bauerntochter Anna und der schönen Hélène. Stevan hat es auf das Geld von Nicolas abgesehen, auf Hélène, verschmäht aber auch Anna nicht. Immer wieder äußern sich die einzelnen Personen in poetisch-philosophischen Monologen, legen ihre existenzielle Befindlichkeit bloß. Dumpf sind ihre Stimmen deshalb, weil ihre Sprache sie gegen ihr Handeln nicht in Schutz nehmen kann. Was sie sagen, verhallt, bleibt ein ungehörter Hilferuf, rettet sie nicht vor ihrem Schicksal.

Der Berliner Bühnenbildner Peter Schubert inszeniert das in seinem Regiedebüt als eine Art "film noir", als düsteren Krimi mit all den bewährten Versatzstücken des Genres. Auf der neu eingerichteten Bühne im ehemaligen Thalia- Kino befindet sich ein alter roter Citroën DS, der den diversen Akteuren als Behausung dient und im Kofferraum irgendeine Konterbande enthält; weiter hinten gegen einen zeitweise ausgeleuchteten Horizont sieht man die Silhouette eines schweren Motorrads, am Ende läuft dann ein französischer Nachspann mit der Besetzung.

Trotz etlicher gelungener poetischer Bilder fehlt es vor allem an Timing, an Knappheit. Drei Stunden ohne Pause sind viel zu lange, vor allem für die Schauspieler, die einfach die angespannte Stilhaltung nicht durchziehen können. Nach dem Muster "Zehn kleine Negerlein . . . dann war es nur noch neun" sterben nacheinander alle auftretenden Personen eines gewaltsamen Todes, abgestochen, abgeknallt, und die Stimmungslage schlägt ins Lächerliche um. Der alte Citroën wird angezündet, mit einer Granate in die Luft gejagt; was im Film ein jederzeit willkommenes Spektaktel, Kürzel für Gewalt sein kann, verpufft als Bühneneffekt in Rauchwölkchen und feuerpolizeilich zugelassenen Gasflämmchen.

PAUL KRUNTORAD

Eigentlich war "Charlie" schon für den Schlachter bestimmt . . . Pferdeschutzhof kauft Tiere, päppelt sie auf und verkauft sie an Pferdefreunde / Schlimme Transportzustände angeprangert

GLADENBACH-SINKERSHAUSEN. Ein bißchen unheimlich ist die ganze Chose dem kleinen Haflinger ja schon. Mit geblähten Nüstern, die Ohren steil aufgestellt und aufgeregt mit dem Schweif schlagend läßt er sich nur widerwillig die wenigen Meter von der Koppel zum Transporter bringen. Während die neue Besitzerin "Charlie" zieht, schieben zwei Helferinnen. Stur wie ein Esel steht das Hengstfohlen noch ein paar Minuten vor der Rampe und läßt sich schließlich mit einem Büschel Gras hineinlocken. Sein neuer Heimatstall steht in Gießen- Wieseck - und dort warten schon seinesgleichen auf ihn.

Eigentlich war Charlie für ein Schlachthaus in Italien bestimmt, so wie die übrigen 19 kleinen Haflinger, von denen einige zum Abschied von der Koppel herüberwiehern. Statt dessen haben sie vor ein paar Wochen die lange Reise von Österreich nach Hessen gemacht. Der Pferdeschutzhof Marburg hat sie dem Schlachter vor der Nase weggekauft, päppelt die erst wenige Monate alten Fohlen in einem großen Stall im Dörfchen Sinkershausen bei Gladenbach auf und sucht neue liebevolle Besitzer für sie.

Schon seit ein paar Jahren hatten einige der engagierten Pferdefreunde und Tierschützer in Privatinitiative Pferde auf Schlachthöfen oder aus Schlachttransporten freigekauft. Manche, denen das gleiche Schicksal blühte, wurden auch direkt von Rennbahnen, Reitställen oder aus nicht artgerechter Privathaltung geholt. Schließlich entstand im vergangenen Frühjahr der Verein "Pferdeschutzhof Marburg", der heute rund 30 Mitglieder zählt.

"Wir nehmen keine Pferde auf, die sich hoffnungslos quälen", erklärt Mitgründerin Gabi Gothe. Wohl aber solche, die zwar völlig verwahrlost sind oder kleinere Blessuren haben, die mit etwas Mühe auskuriert werden können. Wie bei der jungen Stute "Elfie", die von einem Schlachtpferdetransport von Polen nach Frankreich losgekauft werden konnte. Sie litt an einer schmerzhaften Hufentzündung und konnte kaum noch laufen. Durch mehrmaligen orthopädischen Hufbeschlag und spezielle Fütterung war sie nach einiger Zeit schmerzfrei und konnte weitervermittelt werden.

Abgegeben werden grundsätzlich nur gesunde Tiere, manche der Vierbeiner sind ja nicht nur körperlich angeschlagen, sondern völlig verängstigt. Für die aufgeweckten, zutraulichen Haflingerfohlen, die der Pferdeschutzhof seit einigen Monaten in Österreich freikauft, gilt dies freilich nicht. Es sind junge, völlig gesunde Hengstfohlen, sogenannter "Überschuß". Ihre Züchter suchen unter den vielen guten Pferden die besten für die Zucht heraus und verkaufen den "Ausschuß" zum Schlachten. Ihre "Mängel" sind für Freizeitreiter allerdings marginal, sie haben zum Beispiel kleine Farbfehler im Fell oder schwarze Pünktchen in der Blesse. Über 60 Haflingern hat der Pferdehof in den letzten Monaten ein neues Zuhause verschafft.

Prompt gab es Ärger mit hiesigen Züchtern, die meinen, der Verein mache die Preise kaputt. "Manche glauben sogar, wir würden die Pferde verschenken", erzählt Gabi Gothe. Aber es gibt auf dem Schutzhof keine Billig-Pferde zu Schleuderpreisen. Zum einen muß der Verein beim Freikauf die ausländischen Preise für Schlachtvieh bezahlen. Und die liegen in Frankreich, wo viel Pferdefleisch gegessen wird, und in Italien, wo Fohlenfleisch sehr begehrt ist, mit rund 1000 Mark erheblich höher als in Deutschland. Dazu kommen Zölle und Kosten für den Transport.

Wenn der Marburger Verein seine Schützlinge weiterverkauft, fließt alles Geld wieder zurück in neue Freikäufe, Futter sowie Hufschmied- und Tierarztrechnungen. Die Vereinsmitglieder zahlen für die Stallmiete sogar noch drauf, und die viele Arbeit, die sie ehrenamtlich bei Tierpflege und Organisation leisten, bleibt ohnehin außen vor.

Vom Druck auf die Tränendrüse hält man beim Pferdeschutzhof allerdings nichts. Die Tierschützer sind auch nicht interessiert an Käufern, die sich aus Mitleid oder einer Laune heraus ein Pferd zulegen wollen. Gesucht werden Leute, die sich die Entscheidung reiflich überlegt haben und den Tieren ein artgerechtes Leben bieten können. Und das heißt: keine Einzelhaltung, großräumige Boxen und täglicher Auslauf im Freien. Kommt der neue Halter mit dem Pferd nicht zurecht, verpflichtet sich der Schutzhof zur Rücknahme. Dies alles wird beim Kauf in einem Tierschutzvertrag festgehalten. "Und wir kontrollieren das auch", heißt es beim Verein.

Falls ein Pferd später einmal getötet werden muß, "erwarten wir vom Besitzer außerdem, daß er es vom Tierarzt einschläfern und nicht schlachten läßt", betont Gabi Gothe, "damit ihm auch wirklich der Transport ins Ausland erspart bleibt".

Denn die tierquälerischen Massentransporte quer durch Europa sind für die engagierte Pferdefreundin der springende Punkt. Sie will den Italienern und Franzosen aber nicht ihren Pferdefleischkonsum madig machen, sondern toleriert den Unterschied in der Essenskultur. Aber die "schlimmen Transportbedingungen, denen Pferde und anderes Schlachtvieh ausgesetzt sind", die sollen viel mehr publik werden.

So würden jährlich allein Abertausende Schlachtpferde von Polen nach Frankreich geschafft, meist dichtgedrängt in verplombten Containern und oft tagelang ohne Wasser und Futter. Häufig verletzen sich die verängstigten Tiere gegenseitig; vor allem bei großer Hitze verenden immer wieder einige. Tierschützer beklagen, daß der jämmerliche Tod solcher Tiere bewußt einkalkuliert werde.

"Dabei ging es früher auch einmal anders", meint Gabi Gothe, "da ließen die Franzosen die Pferde in Polen schlachten und tiefgefroren importieren." Jetzt wähle man die billigeren Lebendtransporte, angeblich weil französischen Gaumen das tiefgefrorene Fleisch nicht mundet.

Sollten die österreichischen Haflingerfohlen Abnehmer gefunden haben, dann wollen die Mitarbeiter des Pferdeschutzhofes versuchen, direkt an der deutsch- polnischen Grenze Schlachtpferde auszulösen, die sonst durch Deutschland nach Frankreich geschafft würden. Aber weil der kleine Verein unmöglich jedes einzelne Pferd vor dem frühen Tod in einem Schlachthaus retten kann, wollen seine Mitglieder künftig mehr an die Öffentlichkeit gehen. Sie hoffen, daß durch intensive Information über die unsäglichen Transportbedingungen bei der europaweiten Verschiebung von Schlachtpferden und -vieh "endlich etwas ins Rollen kommt".

Denn ab und an kursieren zwar schreckliche Bilder von Tiertransporten durch die Medien, aber die Mißstände dauern an. Beim Schutzhof denkt man daran, prominente Reiter oder Schauspieler, die mit Pferden zu tun haben, als "Lobbyisten" zu gewinnen. Direkt in Frankreich könnte vielleicht Brigitte Bardot, die sich seit Jahren für Tiere einsetzt, öffentlich mobil machen.

Aber das ist Zukunftsmusik. Heute ist wieder einmal großer "Misttag", und der ganze Stall wird von ein paar Helfern ausgeräumt. Neue aktive Mitglieder sind beim Pferdeschutzhof gern gesehen, auch Unterstützung durch Futter- oder Geldspenden ist hochwillkommen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Patenschaften für schwer vermittelbare Pferde und Ponys zu übernehmen. Informationen gibt es bei Gabi Gothe (Tel. 0 64 20 / 76 49, nur abends) oder Karin Bolesta (Tel. 0 64 62 / 62 31, auch tagsüber).

ANDREA TERSTAPPEN

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Brüderliche Staatsoperette José Ignacio Cabrujas Theater-Farce "Der wahre Amerikaner"

BONN. Was zum Teufel haben Friedrich Engels und Karl Marx, der gerade den ersten Band seiner Gesellschaftstheorie "Der Produktionsprocess des Kapitals" herausgegeben hat, in Venezuela zu suchen? Und warum bedienen sie sich wie Siegfried, Gunther und der Wanderer Wotan einiger Holperverse aus dem "Nibelungenring" jenes Richard Wagner, den Karl Marx ein paar Jahre später als Staatsmusikant denunzieren sollte?

José Ignacio Cabrujas, ein 1937 geborener Dramatiker des Anden- und Orinocolandes, gibt ihnen das erste Wort im Prolog seiner 1986 in Caracas ur- und nun im Bonner Schauspiel für Europa erstaufgeführten historischen Farce "Der wahre Amerikaner". Und Marx hat im Epilog auch das vorletzte Wort, wenn er den Außenminister des Landes fragt, ob er wisse, wohin er ihn führe. Doch der hat nichts verstanden, hebt einen kugellosen Revolver an die Stirn, drückt ab und ruft: "Es passiert nichts. Laß uns feiern!"

Noch weniger als Minister Aristide Lander dürfte sein Präsident Guzmán verstanden haben, im Gegensatz zu einem späteren Namensvetter im benachbarten Peru, der aus Marx und Engels einen blutleuchtenden Pfad machte. So ernst und gegenwartsnah allerdings hat Cabrujas seine Farce nicht gemeint, und die Bonner tun es ihm darin nach. Bernd Holzapfel hat mit dem Preis langer Umbauzeiten eine komplizierte Bühne mit exotischem Patio und altmodischem Palast entworfen, auf der sich zunächst in magischen Blautönen der Orinoco zu den Marx- und Engelsfüßen windet, umrauscht vom Es-Dur-Anfang des "Rheingold"-Vorspiels. Was wir sehen, ist eine Opernparodie, die für Aristide - der spätere Außenminister - das Liebesduett aus Verdis "Othello", sein Chef das Trinklied des Hamlet aus Ambroise Thomas' Oper zitiert.

Das ist die eine Ebene der historischen Farce: eine operettige Kunstwelt, in der sich die dekadente Oberschicht des südamerikanischen Staats mit realitätsblinder Sicherheit bewegt, alles Fremde nachahmend und nie zu einer eigenen Identität findend. Hinzu kommt eine zweite Schicht, die klerusfeindliche. Aristide hat einen älteren Bruder. Während er als promovierter Jurist den Staatsdienst anstrebt, hat sich Anselmo der anderen Großmacht verschrieben: der Kirche. Mit der dort erworbenen Eloquenz hält er im Auftrag seines Bruders um die Hand der schönen Maria Eugenia an: erfolgreich. Doch er selbst, bei der Werbung vom coup de foudre getroffen, muß sich mit seinem Küster auch weiterhin an der Lektüre eines Kloster-Pornos vergnügen: "Bruder Stephan und sein Betthupferl".

Nach fünfzehn Jahren sehen wir die Brüder wieder: Aristide, frustierter Protokollchef im Auswärtigen Amt, wird durch eine Laune des Diktators Guzmán zum Minister ernannt und tritt nicht ohne Erfolg im Verzögern mit den Briten in schwierige Verhandlungen über die Staatsverschuldung ein. Sein Bruder Anselmo ist zum Bischof aufgestiegen und hat sich in eine Politaffäre gegen den Diktator verstrickt. Während Aristide späte Karriere macht, legt Anselmo mit dem Ornat auch sein Amt nieder. Ungerührt kann er seine Herde verlassen, weil er seine Schäfchen ins trockene gebracht hat. 100 000 Pfund Sterling erwarten ihn, der wie ein Dandy abreist, in Hamburg.

Zwischen beiden Männern Maria Eugenia: kinderlos mit Aristide verheiratet, heimlich in Anselmo verliebt. Das merken wir, als er ihr endlich seine Liebe gesteht. Doch die Konsequenz daraus: die Vereinigung zur gemeinsamen Flucht, träumen sie sich nur auf dem Klosterbett vor, unter dessen Matratze der Küster gerade das vergilbte Leseexemplar des Fortsetzungspornos von Bruder Stephan und seinem Betthupferl gefunden hat. Da kann Maria Eugenia - wenigstens in Bonn - dem Abgereisten nur noch ein spanisches Lied nachträllern, mit dem sie ihm bleibendes Erinnern verspricht.

Zwischen diesen Hauptfiguren tummeln sich mancherlei Knallchargen herum: Rosamunde, die in karmeliterhafte Dauerekstase verfallene Schwester der beiden Brüder (Eva Scheurer), die nach dem Fehltritt Anselmos in Sippenhaftung aus dem Kloster gefeuert wird; der triefende Sekretär des Aristides (Karsten Gaul); natürlich Präsident Guzmán selbst (Elmar Roloff); und der mit schwerem Sonnenbrand erscheinende britische Delegationsleiter im Tropenanzug samt farbigem Dolmetscher aus Trinidad (Ullo von Peinen und Walter Hess spielen auch Engels und Marx).

Der personale Aufwand ist gewaltig, doch das Ergebnis fragwürdig. Cabrujas hat den einzelnen Teilen seiner Farce die Satzüberschriften der Symphonie fantastique von Hektor Berlioz mitgegeben. Doch der Umschlag von Träumen, Leidenschaften, Ball und ländlicher Idylle in den Gang aufs Hochgericht und den Hexensabbath schafft Regisseur Frank Hoffmann nicht. Zwar gelingen ihm einige Momente in schön ausgestellter Komik, an denen Rudolf Kowalskis Bischof mehr Anteil hat als Michael Prelle mit dem zwischen brutaler Motorik und plötzlichem Stillstand gespielten Aristide oder Susanne Seidler als blasse Maria Eugenia.

Insgesamt sind die Abläufe zu gewichtig, ihre Bosheit gerät ledern. Die bei der Lektüre der trefflichen Übersetzung von Gerd-Rainer Prothmann sich schnell einstellende Belustigung kommt allzu selten von der Bühne herüber ins Parkett. Marxs und Engels haben wenig zu lachen. Gleichwohl viel Beifall in Bonns Kammerspielen für den Versuch, einen südamerikanischen Autor zu gewinnen. ULRICH SCHREIBER

(Weitere Aufführungen in den Kammerspielen Bad Godesberg geplant für den 17., 18., 20., 21., 29. und 30. Oktober.)

28. bis 29. Oktober 1992: "Forum Umweltschutz '92" in Köln. Hauptthema: "Altlasten und kontaminierte Böden". Auskunft: Technischer Überwachungsverein Rheinland, Postfach 10 17 50, W-5000 Köln 1, Telefon (02 21) 80 60.

18. bis 22. November 1992: Informationsveranstaltung und Ausstellung "Gesundheit '92" in Berlin. Hauptthema: "Ernährung - Fitness - Umwelt". Auskunft: AMK Berlin Ausstellungs-Messe- Kongreß GmbH, Messedamm 22, D-1000 Berlin 19, Telefon (0 30) 30 38 20 24.

19. bis 20. November 1992: Kolloquium zum Thema "Stickstoff-Eliminierung aus höher belasteten Abwässern" in Berlin. Auskunft: Technische Universität Berlin, Sonderforschungsbereich 193 (Biologische Behandlung industrieller und gewerblicher Abwässer), Straße des 17. Juni 135, D-1000 Berlin 12.

26. bis 28. November 1992: Fachtagung zum Thema "Zwischen Lust und Technik - Unsicherheiten mit dem Sexuellen" in Göttingen. Auskunft: Pro Familia, Deutsche Gesellschaft für Sexualberatung und Familienplanung, Frau Mia Volling, Cronstettenstr. 30, W-6000 Frankfurt (Main) 1, Telefon (0 69) 53 32 57.

21. bis 24. Januar 1993: "alternativ MOBIL '93" - Fachmesse mit Workshops für Antriebe mit regenerativen Energien in Karlsruhe. Hauptthema: "Nutzung erneuerbarer Energien im Automobil". Auskunft: MESAGO, Rotebühlstraße 83-85, W-2000 Stuttgart 1, Telefon (07 11) 61 94 60.

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 14. Oktober, bis Dienstag, 20. Oktober

RÖDERMARK. "The young Generation of Swing" spielt am Samstag, 17. Oktober, im Jazzkeller Combo-Jazz à la Benny Goodman. Das Konzert, zu dem Jazzclub und Stadt gemeinsam im Rahmen von "Kunst in Rödermark" einladen, soll das Highlight des Herbst- und Winterprogramms sein. Beginn: 20.30 Uhr. Zu den Solisten zählen Peanuts Hucko (Klarinette) und Dan Barrett (Posaune).

Ebenfalls in der Reihe "Kunst in Rödermark" gibt's am Sonntag, 18. Oktober, 17 Uhr, im Rothaha-Saal der Stadtbücherei einen Konzertnachmittag mit dem Oberurseler Pianisten Matthias Kellig und dem Solocellisten des Israel-Philharmonic-Orchestra Michael Haran. Sie spielen Werke von Bach, Kodaly, Schumann, Prokofieff und de Falla.

Dirk Bielefeldt wirbelt am Sonntag, 18. Oktober, um 20 Uhr als Herr Holm über die Kleinkunstbühne "Halle Urberach": grotesk-komisches Schauspiel in der Person eines Polizeiwachtmeisters zwischen Korruption, größenwahnsinnigen Politikern, Süchtigen, Opfern, Hooligans, Autonomen und Kampfhunden.

DIETZENBACH. Leonie Ossowski liest am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, in der Stadtbücherei aus "Von Gewalt kann keine Rede sein".

MÜNSTER. Die Band "Milton Fisher" wirft am Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr, zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "500 Jahre Amerika - 500 Jahre Völkermord" in den Räumen des Vereins für Bildung, Kultur und Arbeit ihre Verstärker an.

Der SPD-Ortsverein lädt für Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, in die Gersprenzhalle. Dort erklingt Zigeneuer-Rock der Gruppe Pecado. Eintritt: zehn Mark. fin

Ein bißchen Marktwirtschaft soll Chinas Sozialismus stärken KP-Chef Jiang Zemin stellt auf Parteitag kaum Reformen in Aussicht / Niederschlagung der Demokratiebewegung verteidigt Von unserem Korrespondenten Henrik Bork

PEKING, 12. Oktober. Mit einem Aufruf zur Fortsetzung der begrenzten Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings hat am Montag in Peking der 14. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas begonnen. Zugleich betonte Parteichef Jiang Zemin in seiner Eröffnungsrede, daß China am Sozialismus und der "Diktatur des Volkes" festhalten werde. Zwar solle eine "sozialistische Marktwirtschaft" aufgebaut werden, jedoch nicht von der "Grundlage" des Volkseigentums an den Produktionsmitteln abgewichen werden.

Dem Markt solle unter der "makrowirtschaftlichen Steuerung" des sozialistischen Staates eine entscheidende Funktion bei der Verteilung der Ressourcen zukommen, sagte der Parteichef vor den fast 2000 Delegierten. Gegenüber dem Gemeineigentum sollten "die individuelle Wirtschaft, die Privatwirtschaft und die Unternehmen mit Auslandskapital "eine ergänzende Rolle" spielen.

Mit einigen Sätzen erwies der Parteichef Chinas Altpolitiker Deng Xiaoping seinen Respekt und wiederholte dessen Formel vom "Ergreifen der günstigen Gelegenheit, die Reform, die Öffnung und die Modernisierung zu beschleunigen". Doch im Vergleich zu der seit Anfang des Jahres von Deng und seiner Reformfraktion geführten politischen Offensive blieben die Ausführungen des Parteichefs eher vage. Der 88jährige Deng war als Ehrendelegierter zu dem Kongreß eingeladen worden, erschien am Montag jedoch nicht zu dessen Eröffnung.

Große Teile seines Rechenschaftsberichtes vor dem Parteikongreß widmete Jiang Zemin dem Thema politischer Stabilität. China werde unter kei- nen Umständen vom Sozialismus abweichen.

Politische Beobachter in Peking zeigten sich in ersten Reaktionen enttäuscht. Nach der Südchina-Reise Deng Xiaopings und dessen Aufruf zu einer "Beschleunigung" der Wirtschaftsreformen hatten viele Chinesen auf ein deutlicheres Signal gehofft. Der Parteikongreß, der alle fünf Jahre tagt, ist die wichtigste politische Versammlung der chinesischen Führung seit dem Ende des Kommunismus in Osteuropa und in der Sowjetunion.

Auf dem vorigen Parteitag im Jahr 1987 hatte der damalige Parteichef Zhao Ziyang eine wesentlich deutlicher reformorientierte Rede gehalten. Zhao war kurz vor dem Pekinger Massaker im Juni 1989 gestürzt worden. Erst am vergangenen Freitag hatte das Zentralkomitee eine politische Rehabilitierung des ehemaligen Parteichefs ausgeschlossen.

Zhaos Nachfolger verteidigte in seiner Rede erneut die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989. "Partei und Regierung schlugen den konterrevolutionären Aufruhr nieder, verteidigten damit die sozialistische Staatsmacht, schützten die grundlegenden Interessen des Volkes und gewährleisteten den weiteren Vormarsch der Reform und Öffnung", sagte Jiang Zemin. Alle "Faktoren", die in China Unruhe oder Aufruhr auslösen könnten, müßten "beseitigt" werden, sagte der Parteiführer.

Mit starken Worten beschwor Jiang die "sozialistische Kultur und Moral". "Abscheuliche gesellschaftliche Phänomene", so der Parteichef, "vergiften körperlich und seelisch die Menschen, insbesondere Jugend und Kinder. Das Volk verabscheut das." Politische Beobachter werteten dies als Anzeichen der Besorgnis über wachsende Probleme wie Drogensucht, Korruption von Regierungsbeamten und Gewaltkriminalität.

"Mindestens den Sozialhilfesatz sollten alle behinderten Mitarbeiter verdienen" Freundeskreis der Schlocker-Stiftung fordert bessere Bezahlung und sucht Sponsoren / Mit modernen Geräten gegen die Monotonie / Gemeinnütziger Verein

HATTERSHEIM. "Ich bin die Ivonne, ich bin 19. Wie heißt du, und wie alt bist du? Wo wohnst du?" Besuch in der Werkstatt, das ist selten. Für einen Moment läßt die junge Frau die Arbeit ruhen: Rote und grüne Weihnachtskärtchen liegen vor ihr auf dem Tisch, immer zwei und zwei müssen sie in Klarsichtfolie verpackt werden.

Ivonne ist eine von rund 100 geistig Behinderten, die in der Hattersheimer Schlocker-Stiftung arbeiten. Fast anderthalb Jahre sind vergangen, seit Werkstätten und Wohnanlage eröffnet wurden. Bäckerei und Gärtnerei sind mit modernsten Geräten bestückt, durch den Direktverkauf kommen Behinderte und "Normale" in Kontakt. Trotzdem: Gerhard Ruschek, Leiter der Werkstatt, zieht eine positive Bilanz mit Einschränkung: "Die Pflegesätze für die Behinderten decken nur den Grundbedarf ab: Heizung, Kleidung, Essen. Für Extras fehlt das Geld." Abhilfe will hier der "Freundeskreis der Schlockerstiftung" schaffen. Bereits im Mai haben sich Angehörigen von Frauen und Männern, die in der Einrichtung leben und arbeiten, zusammengeschlossen. Jetzt ist der Verein als gemeinnützig anerkannt worden.

"Wir haben die Leute gefragt, was sie sich wünschen", erläutert Vereinsvorsitzende Maria Elisabeth Pihera die bunten Zeichnungen, mit denen beim Erntedankfest der Schlocker-Stiftung um neue Mitglieder und Spenden geworben wurde: Eine afrikanische Trommel steht auf der künstlerisch gestalteten "Wunschliste" neben Tennisschlägern, Dia-Projektor und Leinwand. Eine Disco mit bunter Lichtorgel hat Richard gezeichnet. Für den Fußballplatz fehlen Bälle und Tore.

Doch verbessert werden könnten nicht nur die Lebens- sondern auch die Arbeitsbedingungen: "Gerade für Menschen, die nicht nur geistig sondern auch körperlich behindert sind, bieten sich abwechslungsreiche Arbeiten am Computer an", sagt Maria Elisabeth Pihera. Doch die sind teuer, nur mit den Mitgliedsbeiträgen nicht zu finanzieren: Weil die Eltern von Behinderten finanziell sowieso stark belastet sind, habe man den Beitrag niedrig gehalten: 50 Mark im Jahr. Nun gilt es, Spender und Sponsoren für Freizeitgeräte und Maschinen zu finden.

Doch Pihera kritisiert nicht nur, daß die Arbeit aufgrund fehlender Apparate monoton sei: "Schlecht ist auch die Bezahlung." Ihre Tochter Ursel arbeite täglich von acht bis 16 Uhr, habe sechs Wochen Urlaub im Jahr und bekomme monatlich gerade einmal 180 Mark. "Mindestens den Sozialhilfesatz," so die Forderung der Mutter, sollten alle behinderten Mitarbeiter verdienen. "Behinderten eine Lobby zu schaffen", ist deshalb ein weiteres Ziel des Freundeskreises. Darüber hinaus will man die "Schwellenangst der Gesellschaft" abbauen: "Viele denken bei Behinderten nur an Wim Thoelke und Ende." Dabei böten sich etliche Möglichkeiten zum direkten Kontakt. Einige der Bewohner der Schlocker-Stiftung haben keine Angehörigen: "Für sie ist es besonders schlimm, wenn ihre Mitbewohner zu Ausflügen oder Eisessen abgeholt werden, und sie zu Hause bleiben müssen." So denkt der Freundeskreis an Patenschaften: "Wichtig ist, das so etwas dauerhaft bleibt, denn wer nach ein paar Besuchen und Einladungen wieder alleine bleibt, leidet doppelt."

Auch im Vereinsleben, so Freundeskreis-Vorsitzende Pihera, könnte das Zusammenleben von Behinderten und Nichtbehinderten gefördert werden: "So wichtig zum Beispiel Behinderten-Sportgruppen sind . . . besser wäre es, wenn unsere Leute im normalen Breitensport mitmachen könnten." Eine Idee, an der die Hattersheimer Sportgemeinschaft schon Interesse bekundet habe und die nicht nur den Behinderten nutze: "Was beispielsweise die Hilfsbereitschaft untereinander angeht, können sich viele bei Behinderten eine Scheibe abschneiden."

Informationen über den "Freundeskreis der Schlockerstiftung" geben Elisabeth Maria Pihera unter Tel. 0 61 45 /5 24 66 und die Schlocker-Stiftung, Tel. 0 61 90 / 89 98 0. BARBARA HELFRICH

Ankara will Brücke zwischen Christen und Moslems schlagen Regierung lockt westliche Firmen mit "turkish connection" und lobt sich als Entwicklungshelfer für Ex-Sowjetrepubliken

Im Blaumann mit dem aufgenähten dreizackigen Stern bauen Arbeiter in einem Werk bei Istanbul unter ohrenbetäubendem Lärm und zum Teil in Handarbeit Busse. Mehr als 20 000 Stück hat Mercedes-Benz Türk in 25 Jahren produziert. Den Anteil am lokalen Markt beziffert das Unternehmen, an dem Daimler- Benz die Mehrheit hält, mit heute 62 Prozent. 1970 begann es auch zu exportieren. Rollten die Busse vom Bosporus zunächst vor allem nach Nahost und dann nach West- und Osteuropa, so hofft der Hersteller nun auf zusätzliche Geschäfte mit ehemaligen Sowjetrepubliken.

Ähnlich wie man sich hierzulande von der Wende im Osten neue Chancen versprach, zeigen sich die Türken optimistisch, daß sie vom Ende des Kalten Krieges profitieren werden. Und Ankara lockt deutsche Investoren, das europäisch-asiatische Land als Tor für den Weg ans Schwarze Meer und in die Ex-Sowjetrepubliken zu nutzen. Während die Bundesrepublik der wichtigste Handelspartner der Türkei ist, spielt der Staat als Standort für deutsche Unternehmen bisher keine große Rolle. Gut 350 Firmen haben sich dort mit Direktinvestitionen von rund 600 Millionen Mark (Stand 1990) engagiert. Sie verdienen am Lohngefälle zur Heimat, das Siemens-Manager Arnold Hornfeld zum Beispiel für einen Werkzeugmacher mit eins zu vier angibt. Trotz harter Zeiten, die der Elektromulti in seinen 35 Jahren vor Ort durchgemacht habe, empfiehlt Hornfeld den Standort weiter. "Schließlich haben wir es mit guten, zuverlässigen und fleißigen Menschen zu tun". Wie Mercedes und Siemens bedienen Ableger hiesiger Konzerne nicht mehr nur die Türkei selbst. Sie nehmen sie vielmehr verstärkt als Basis für ihre globale Absatzstrategie, wie DIHT-Vertreter Wulf Martin in Istanbul auf einem Seminar der Westdeutschen Landesbank (WestLB) berichtet.

Das trifft sich mit der Vision der Regierungskoalition aus Konservativen und Sozialdemokraten in Ankara. Sie preist die Türkei als Brücke zwischen dem Westen und künftigen Märkten am Schwarzen Meer, in den türkischstämmigen Republiken Zentralasiens, des Kaukasus und am Kaspischen Meer an. Bindeglied zwischen christlicher und islamischer Welt zu werden, darin sieht die junge Staatsministerin für Finanzen und Wirtschaft, Tansu Ciller, die Herausforderung für ihr Land. Was den Westen angeht, zeigt sie sich sicher, daß der "christliche Club" EG die Türken letztlich nicht abweisen kann. Ankara hat 1987 einen Antrag auf Vollmitgliedschaft gestellt und wird seitdem von Brüssel immer wieder vertröstet. Die Ökonomie-Professorin stellt sich den Weg in die Gemeinschaft als natürlichen Integrationsprozeß vor. Politisch sei die Türkei stabil, meint sie. Ein Kurdenproblem gebe es nicht. Mit Blick auf die radikale Arbeiterpartei PKK spricht sie von einem Terroristen- Problem. Viel zu tun, das räumt sie ein, sei in der Wirtschaft. So müsse die Jahresinflationsrate von über 60 Prozent gedrückt, die Staatsfinanzen müßten über die nächsten Jahr konsolidiert werden. Dazu will die Regierung Demirel unter anderem die Privatisierung von Staatsunternehmen beschleunigen.

In Richtung Norden und Osten setzt Frau Ciller auf die religiöse und kulturelle Verwandtschaft mit den Nachbarn (von Zentralasien über den Kaukasus bis in die Türkei sind Turksprachen verbreitet). Der von der Weltbank als Entwicklungsland mit mittlerem Einkommen eingestufte Staat mit seiner ganz überwiegend moslemischen Bevölkerung präsentiert sich jetzt seinerseits den noch ärmeren Partnern als Helfer. Eine wichtige Rolle spielt dabei das im Juni unterzeichnete Schwarzmeer-Abkommen für wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zwischen der Türkei, Griechenland, Albanien, Rumänien, Bulgarien sowie Rußland, der Ukraine, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und Moldawien (die FR berichtete). Sükrü Elekdag, der als "Vater" der Kooperationsidee gilt, betont, daß es sich um einen Integrationsplan mit zunächst bescheidenen, dafür aber realistischen Zielen handele. Zum Abbau der Handelshürden etwa werde man erst einmal die Formalitäten vereinfachen, bevor man an Zollsenkungen denkt. Die meisten der Unterzeichner könnten von seinem Land, das sich bereits von einer Staats- zur Marktwirtschaft gewandelt habe, lernen, unterstreicht der ehemalige Diplomat den Führungsanspruch Ankaras. Wer die "turkish connection" nutzen wolle, könne von der türkischen Präsenz vor Ort mit Botschaften, Banken und Entwicklungsbüros profitieren, wirbt Botschafter Umut Arik um ausländische Investitionen.

Wenn in westlichen Ohren angesichts der Ernüchterung nach der Osteuphorie der türkische Optimismus auch nach Zukunftsmusik klingt, so will doch niemand Chancen verpassen. Gille Léraillé, Leiter der WestLB Istanbul, zählt denn auch die Beobachtung der Nachbarmärkte zugunsten der Firmenkunden zur Strategie seiner Bank, die im Konzern im übrigen als Perle gilt. Bis August verdiente sie 8,8 Millionen Mark - bei einem Eigenkapital von 7,5 Millionen. Und Hans Peter Peters, WestLB Europa-Vorstandschef, begründet die Präsenz am Bosporus außer mit der Entwicklung der deutsch- türkischen Wirtschaftsbeziehungen auch mit der Brückenfunktion des Landes zu den GUS-Nachbarn und Südosteuropa. HANS GEORG SCHRÖTER

Der Champion war ungewohnt nervös 44 Hunde starteten beim Wettbewerb der Bezirksgruppe des Pudelclubs Deutschland

FRANKFURT A. M. Trocken und nicht zu warm - da fällt den Pudeln der Weg zum TÜV nicht schwer. Bei den Frauchen und Herrchen ist das genauso. So sonnten sich am zweiten Tag der Leistungsprüfung des Pudelklubs beinahe 200 Teilnehmer und Besucher auf der Terrasse des Vereinsheims in Harheim.

Heilfroh war der erste Vorsitzende der Bezirksgruppe Frankfurt des Deutschen Pudel-Klubs (DPK), Heinz Köhler, über die optimalen Bedingungen. Das gute Wetter bescherte ihm aber auch viel Arbeit: 44 Hunde waren von ihren Besitzern zum Wettbewerb um den Siegeslorbeer vorgestellt worden; da jede Prüfung fast fünf Minuten in Anspruch nahm, bedeutete dies ein volles Programm.

Mit und ohne Leine hatten die Vierbeiner den Prüfungsparcours in verschiedenen Geschwindigkeiten zu bewältigen - ein Sprung über die Hürde inbegriffen. Außerdem mußten sich die Pudel bei der Wesensprüfung ins Gebiß schauen lassen und neben einer Straße ihre Verkehrssicherheit unter Beweis stellen - eben wie beim richtigen TÜV.

Je nach Turniererfahrung starteten die Tiere in drei verschiedenen Klassen, die Senioren unter ihnen wurden in der Altersklasse separat gewertet. Jedes überhörte oder nicht ausgeführte Kommando ahndete die Richterin mit Punktabzug.Da auf dem Übungsgelände bei Mensch und Tier höchste Konzentration angesagt war, herrschte auf der Terrasse eher eine entspannte Stimmung. Dutzende von Pudeln sorgten für eine Geräuschkulisse, die der Nicht-Hundehalter höchstens aus dem Wartezimmer eines Tierarztes kennt. Sogenannte Großpudel, die etwa so groß sind wie Schäferhunde, bellten da im tiefsten Baß, während die Toy- oder Zwergpudel in schneller Folge hochfrequente Töne von sich gaben.

Doch bei der Kaffeetafel ließ sich niemand davon stören. Auch der Holzknochen lag wie selbstverständlich neben dem Kuchenteller und Napfkuchen gab's sowieso. Die ersten Probanden ließen es schon erahnen - die guten Bedingungen ermöglichten noch bessere Leistungen.

Schon der erste Zwerg-Rüde, "Bärle von der Limburg" von der Bezirksgruppe Ludwigshafen-Vordere Pfalz, lag mit 97 erreichten Punkten nur knapp unter der Höchstpunktzahl 100. Noch ein bißchen fügsamer und weniger beeindruckt von allen Irritationen waren aber die beiden Zöglinge des Zwingers "Zur blauen Rose", Amor und Zarinka, die jeweils 100 Punkte gewannen und mit der Note "vorzüglich" bewertet wurden.

In der Leistungsstufe II schaffte "Xaver Unsinn von Aristodogs" einen unangefochtenen Turniersieg, allerdings mit für den allseits als Wunderhund gepriesenen Xaver enttäuschenden 97 Punkten.

"Völlig neben der Kapp" waren laut Heinz Köhler die international erfahrenen Pudel der Leistungsklasse III. Diese mußten zwar zusätzlich ihre Eignung als Wachhund unter Beweis stellen, patzten aber bei vergleichsweise leichten Übungen wie dem normgerechten "Sitz". Ungewohnt nervös war der Champion "Conen Midnightsun". Vielleicht lag das magere Ergebnis (nur 87 Punkte) aber auch an der Eile des Frauchens. Denn das wollte so schnell wie möglich zurück zum Ludwigshafener Metzelfest. "Eyreen vom Swenter Moor" ließ sich mit 98 erreichten Punkten den Sieg nicht mehr nehmen.

Gänzlich andere Maßstäbe wurden an die Senioren in der Altersklasse angelegt: Sie mußten nur über die niedrigere der beiden (40 und 60 Zentimeter hohen) Hürde springen, selbst wenn sie zu den Großpudeln zählten. Der Wachhundtest entfiel völlig. Trotzdem bewies die schneeweiße "Odine zur blauen Rose" mit ihren 98 Punkten, daß sie noch sehr rüstig ist.

Nicht mehr ganz so fit war dagegen "Cliff of Black Winner". Die Hürde war für den Riesenrüden zwar nur eine bessere Bordsteinkante, doch hing er die ganze Zeit in der Leine, ließ sich regelrecht unwillig über den Rasen ziehen. Nach dem Rapport bei der Prüferin räusperte der alte Herr sich denn auch erleichtert. gun

Witzige Arrangements von Bellman's Contract

SULZBACH. In der Rhein-Main-Region bekannte Bands treten am kommenden Samstag, 17. September, von 20 Uhr an während eines Festivals in der kleinen Eichwaldhalle auf: "Tomorrow's Delight" aus Neuenhain spielen zum Auftakt eine fetzige Funk-Rock-Latin-Mischung. "Bellman's Contract" treten mit dem Sulzbacher Saxophonisten Christoph Wüstenhagen auf und bieten ungewöhnliche, witzige Arrangements.

Im Anschluß sorgt "Getaway" aus Hofheim und Hattersheim dafür, daß der Pop-Rock den Zuhörenden in die Beine fährt. Der Eintritt zum Konzert der Jugendpflege kostet acht Mark Eintritt. she

TGO bietet auch ein Ballett-Training

ROSBACH. Mit der Freude über den erfolgreichen Abschluß der Wettkampfsaison kündigt die Turngemeinde 1862 Ober-Rosbach (TGO) für die Zeit nach den Herbstferien monatlich zwei Trainingsstunden mit Ballett an. Damit soll die Präsentation der Boden- und Balkenübungen verbessert und speziell die Körperspannung geschult werden. Teilnehmen an diesem Training können alle Turner/-innen sowie die Mädchen der Leistungsgruppen I und II. Als Übungstage sind der erste und der dritte Montag im Monat von 17 bis 18 Uhr vorgesehen.

Die Turner und Jugendturner bereiten sich zur Zeit auf den letzten Wettkampf des Jahres, den Bernhard-Hilse-Preis, vor. Daran beteiligen sich alle aktiven Teilnehmer der Turnstunden, da die Zahl der Mannschaftsmitglieder nicht beschränkt ist.

Nach wie vor sind bei der TGO neue Aktive herzlich willkommen. Wöchentlich wird dreimal trainiert, wobei an jedem Tag zwei Geräte als Schwerpunkt-Übung gelten. Eine ausgiebige Aufwärmgymnastik und das anschließende Krafttraining ergänzen und runden das Training ab.

Weitere Auskünfte erteilt gerne Erik Bauss, Haingraben 20, 6366 Wölfersheim, Telefon 0 60 36 / 13 09, oder Alfred Keller, Butzbacher Pfad 12, 6365 Rosbach 1, Telefon 0 60 03 / 459. de

Handball-Oberliga, Frauen: Erste Standortbestimmung an der Spitze SU Mühlheim spielt schon wie der Meister Auch beim Tabellenzweiten Groß-Umstadt nicht in Verlegenheit gekommen /Vier Punkte voraus

Der fünfte Spieltag der Handball-Oberliga (Frauen) brachte bereits eine erste Standortbestimmung an der Spitze. Im Spitzenspiel siegte die 10:0 Punkte aufweisende SU Mühlheim sogar beim Zweitplazierten TV Groß-Umstadt, liegt jetzt vier Punkte vor dem punktgleichen Trio Groß-Umstadt, Walldorf (16:9-Sieger gegen Sulzbach) und Crumstadt (16:14 gegen Grün-Weiß Frankfurt II). Im Kellerduell landete die TuS Kriftel einen ungefährdeten 18:7-Heimsieg gegen die TSG Oberursel. Der Regionalliga-Absteiger (0:10 Punkte) scheint schweren Zeiten entgegenzuschauen. Gibt es einen "Durchmarsch" in die Bezirksliga?

Kriftel kann dagegen als jetzt Drittletzter wieder Mut schöpfen. Die Elters- Schützlinge sind allerdings am nächsten Spieltag (nur vier Begegnungen) ebenso spielfrei wie Bensheim und Oberursel. Alle Begegnungen gehen am Sonntag über die Bühne. Zunächst stehen sich die TSG Bürgel (12:12 gegen Bensheim) und Eintracht Wiesbaden in der Landeshauptstadt (Beginn 16 Uhr) gegenüber, eine halbe Stunde später dürfte Spitzenreiter Mühlheim den sechsten Sieg zu Hause im Derby gegen Neuling PSV Heusenstamm (zuletzt spielfrei) einfahren. Grün- Weiß Frankfurt empfängt Aufsteiger TGS Walldorf (18 Uhr). Zum gleichen Zeitpunkt versucht der Zweite Groß-Umstadt in Sulzbach wenigstens halbwegs den Anschluß an Mühlheim zu halten.

TV Groß-Umstadt - SU Mühlheim 11:15 (4:5). Wer soll die SU Mühlheim noch stoppen? Diese bange Frage stellen sich die Oberliga-Kontrahenten des Offenbacher Vorortvereins spätestens nach dem ungefährdeten Erfolg im Spitzenspiel beim Zweitplazierten TV Groß-Umstadt. Bereits vier Punkte Vorsprung weist nun Mühlheim auf die Konkurrenz auf. Auch der bisher trotz der guten Plazierung nicht überzeugende TV Groß-Umstadt konnte dem Gast vom Main nicht den ersten Fleck auf der nach wie vor blütenweißen Weste beibringen. "Unser Sieg war insbesondere in der zweiten Halbzeit nicht mehr ernsthaft gefährdet", freute sich SU-Pressesprecher Reinhard Klose über den tollen und möglicherweise schon vorentscheidenden Derbysieg.

Dabei sah es zu Beginn nach einem Sieg der vor Saisonstart zum Favoriten gekürten TVG aus. Groß-Umstadt führte schnell mit 4:1, aber in der Folgezeit hatte sich die Gästeabwehr besser auf den torgefährlichen TVG-Rückraum eingestellt. Mühlheim ließ 19 Minuten lang keinen einzigen (!) Treffer mehr zu, ging folgerichtig mit 5:4 bis zum Pausentee in Führung. Primär Anja Gronostay konnte sich in einigen Szenen gegen die hart zupackende TVG-Abwehr durchzusetzen.

Nach dem Wiederanpfiff das gleiche Bild: Groß-Umstadt legte los wie die Feuerwehr, führte schnell mit 6:5. Beim Stande von 6:6 vergaben die zu emotionsgeladen spielenden Gastgeberinnen einen Strafwurf, der Knackpunkt im Spiel.

Mühlheim zog unaufhaltsam davon. Beim Stande von 10:6 war die Entscheidung gefallen. Primär Stephanie Haus zog alle Register ihres Könnens mit drei herrlichen Toren in Folge. In den letzten sieben Minuten fielen in der zuvor torarmen Partie noch acht Treffer. "Wir waren die bessere Mannschaft im Spitzenderby. Nun kann Trainer Herbert Wehnert in Ruhe auf das Heimspiel gegen Heusenstamm hinarbeiten. Da erwarten wir einen weiteren Derbysieg. Zum Glück haben wir mit unserem quantitativ großen Aufgebot derzeit die Qual der Wahl", resümierte Klose nach dem Derby-Ende.

Nicht nur die Quantität stimmt, auch die Qualität beim derzeit ungefährdeten Spitzenreiter SU Mühlheim. Die Tore markierten Stephanie Haus (5/2), Ingrid Banzerus (4), Anja Gronostay (3), Susanne Franke, Rita Fromm und Heike Lindner (je 1). Beste Werferin für den Verlierer war noch Ingrid Belkowski (7/1). jo

TSG Bürgel - SSG Bensheim 12:12 (7:9). Nur zu einem Remis kam die TSG Bürgel im Heimspiel gegen das schwächer eingeschätzte Bensheim. Die TSG-Frauen vergaben einen Sieg durch einige unkonzentrierte Abschlüsse. Bürgel vergab mit dem "verschenkten" Heimpunkt gegen den Tabellennachbarn SSG Bensheim den Sprung auf Rang zwei, hätte in das Verfolgertrio von Mühlheim vordringen können. So bleibt es für Bensheim und Bürgel einträchtig bei 5:5 Punkten. Die TSG-Frauen scheinen einiges von ihrer Heimstärke eingebüßt zu haben, während die Gäste von der Bergstraße in dieser Saison sich frühzeitig aus gefährdeten Zonen verabschieden könnten. Bürgel will und muß nun den verlorenen Zähler beim Auswärtsspiel am Sonntag in Wiesbaden (4:4 Punkte) zurückerobern. Die TSG-Tore: Petra Bröckling (7/2), Martina Weisbach (3/2), Annette Ebeling (2).

TGS Walldorf - TV Sulzbach 16:9 (9:5). Hut ab vor der TGS Walldorf. Der Klassenneuling aus der Bezirksliga schob sich mit dem Kantersieg bereits auf Rang drei (6:4 Punkte, 64:61 Tore) vor. Die Gäste aus Sulzbach (bei Limburg) besaßen nicht den Hauch einer Chance. Das gesamte TGS-Team beteiligte sich am Torsegen. Die kompakte Mannschaftsleistung läßt auch für das schwere Auswärtsspiel am Sonntag bei der Bundesliga-Reserve von Grün-Weiß Frankfurt Hoffnungen auf einen Punktgewinn offen. Walldorf stellt bisher eine echte Bereicherung für die Liga dar, dürfte kaum das Schicksal des in der vorigen Saison sang- und klanglos abgestiegenen Aufsteigers Neu-Isenburg teilen. Trotzdem bleibt der Neuling auf dem Boden, hebt nicht ab: "Das waren bereits sechs Punkte gegen den Abstieg", lautete der allgemeine Tenor im TGS-Lager. Die TGS- Treffer erzielten: Simone Schwäbig (4), Ester Kurth (4/1), Claudia Müller (3), Jenny Pons (2), Dorle Häuber (2/2), Petra Reinhold (1). hdp

Rund 120 Teilnehmer/-innen mit ihren geschmückten Booten waren bei der zehnten Frankfurter Funzel-Fahrt Flußabwärts mit einer Dschunke

Von Jörn Koppmann KARBEN. Sternenklarer Himmel. Das Wasser der Nidda schimmert im fahlen Vollmondschein. An der Flußbiegung tauchen kleine Lichter auf. Geheimnisvoll leuchtende Punkte, die wie Irrlichter auf dem begradigten Flußlauf in Karben tanzen. Je näher sie der Brücke am GüntherReutzel-Sportfeld kommen, desto deutlicher sind die Umrisse von Booten zu sehen. Hölzerne Kanus, Plastikkajaks und Schlauchboote. Auf dem Bug vieler Boote sind Laternen befestigt. Manche Paddler haben über ihren Köpfen bunte Lampions an Leinen aufgehängt. "Rechts!" Aufgeregt warnte die Handvoll Zuschauer, die am vergangenen Samstag den Ausblick von der Brücke genoß, die Teilnehmer der "Frankfurter- Funzel-Fahrt". Zu spät: Die erste nächtliche Ruderin sitzt bereits fest. In der gerade hereingebrochenen Dunkelheit hatte sie die Wellen übersehen, die sprudelnd über die großen Steine im Flußbett fließen. Ein kurzes Rucken der Kanutin und weiter geht die Fahrt auf der etwa elf Kilometer langen Strecke nach Bad Vilbel.

Die Nidda ist kein Wildwasser. Auch deshalb hatte der Eisenbahn-Sportverein Frankfurt den Fluß 1983 für die Extratour im Herbst ausgesucht. "Um diese Jahreszeit gibt es außerdem keine brütenden Vögel mehr", erklärt Horst Wolf, Vereinschef der Kanu-Abteilung. Der Preis für das naturschützende Verhalten: Die etwa 120 Frauen, Männer und Kinder starteten zur zehnten Funzelfahrt bei eisigem Wind.

Tilo Held (20) vom Wiesbadener Kanuverein schützte sich mit langer Unterwäsche, dickem Pullover, Skijacke und Motorradkombi gegen die Kälte. Bevor er sich selbst vermummte, zog er die ausrangierte Schneiderpuppe an, die als überdimensionale Gallionsfigur seines Bootes eine Laterne in ihren Händen hielt.

Gegen 18 Uhr, etwa eine Stunde vor dem Startschuß, bastelten noch sämtliche Teilnehmer an ihren Kanus. Schließlich sollte die originellste Funzel prämiert werden. Silvia Schmidt (34) und Eriks Lellis (36) verwandelten ihr Kajak mit Jute-Stoffbahnen und Lampions in eine chinesische Dschunke. Stilgerecht setzte sich Lellis einen spitzen Strohhut auf und ließ chinesische Volksmusik vom Tonband ertönen. "Das lasse ich solange laufen, wie sie es aushält", setzt der 36jährige mit Blick auf seine Begleiterin hinzu.

Vom Schwellkopf mit feurigen Augen bis zur blinkenden Baustellenbeleuchtung oder einem einfachen Grablicht: Zur etwa anderthalbstündigen Fahrt brachen die Ruderer mit allen nur denkbaren Lichtern auf.

Das Ziel war ein Garten an der Bad Vilbeler Kläranlage. Dort erwarteten die Frankfurter Gastgeber die Kanuten mit warmem Kaffee, Glühwein und Grillwürstchen. Ganz Hartgesottene übernachteten in Zelten auf dem Grundstück an der Nidda. "Kanuten wollen raus in die Wildnis", erklärte Klaus Krehbast, selbst begeisterter Paddler, diesen Tatendrang. Die Karbener Zuschauer, die von der trockenen Brücke aus das bunte Spektakel beobachtet hatten, schliefen lieber im Warmen. Und erinnerten sich an die schwimmenden Lichter, denen sie nachgeschaut hatten, bis sie - so plötzlich wie sie gekommen waren - hinter der nächsten Biegung wieder verschwanden.

Im Main-Taunus-Kreis werden jährlich rund 1000 Fahrräder als gestohlen gemeldet / Polizei empfiehlt Paß Doppeltes "U" macht es Dieben schwerer Bei Flohmarkt-Schnäppchen ist Mißtrauen angesagt Von Barbara Helfrich

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein durchtrenntes Schloß. Das war alles, was Angela B. an der Stelle fand, an der sie eine knappe Stunde zuvor ihr Fahhrad abgestellt hatte. Der Drahtesel war weg - gestohlen.

Niemand weiß ganz genau, mit wie vielen Leuten die junge Frau ihr Schicksal teilt. Doch rund 1000 Fahrraddiebstähle werden pro Jahr allein im Main-Taunus- Kreis bei der Polizei angezeigt. "Weniger PKW-Aufbrüche, dafür mehr Fahrrad- Diebstähle", beobachtet Wolfgang Strauß, Leiter der Hofheimer Kripo. Im Sommer sei Hochsaison: "Geklaut wird besonders vor Schulen und Schwimmbädern oder am Bahnhof." Und besonders begehrt sind Nobel-Velos: schicke Tourenräder oder Mountainbikes.

Nur zwei Prozent der Bestohlenen bekommen ihre Fahrräder dank polizeilicher Hilfe zurück. Doch je besser die Radler ihren fahrbaren Untersatz beschreiben können, um so höher die Chancen der Polizei, den Diebstahl aufzuklären: "Bei der Anzeige genügt es nicht, einfach aus dem Kopf daherzureden", sagt Dietmar Wecke von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Frankfurt und empfiehlt den Fahrradpaß, den es in den Dienststellen der Polizei gibt. Darin soll neben der Beschreibung vor allem die Rahmennummer notiert werden. Auch Fotos können die Identifizierung erleichtern. Bei teuren Fahrrädern sei es außerdem ratsam, Sattel, Felgen oder Lenker extra zu kennzeichen: "So können wir auch Diebe überführen, die aus mehreren Zweirädern eins zusammenbauen." Schlagzahlen empfiehlt Wecke, um Einzelteile zu markieren. Wie mit einem Meißel kann man damit Metall prägen.

Der Weg des Fahrrads zurück zum Besitzer führt manchmal auch über das Fundbüro. Dort wird geprüft, ob ein Rad bei der Polizei als gestohlen gemeldet ist, bevor es nach einem Jahr ver- steigert wird: Für Bestohlene oft eine günstige Gelegenheit, ein neues Rad zu erstehen.

Vorsicht ist dagegen bei "Schnäppchen" auf dem Flohmarkt und über Zeitungsanzeigen geboten, sagt Strauß: Wer ein nagelneues Mountainbike im Wert von 2000 Mark für 200 Mark kaufe, ohne sich vom Verkäufer Belege zeigen zu lassen, könne leicht das Nachsehen haben. Dann nämlich, wenn jemand sein gestohlenes Fahrrad auf der Straße wiedererkennt und auch beweisen kann, daß es seins ist: "An gestohlenem Gut kann kein Eigentum erworben werden", betont der Kripomann.

Vorbeugen ist auch beim Fahrradklau besser als anzeigen: Doppelt gemoppelt hält besser, ist das Motto. Vorderrad und Hinterrad jeweils mit einem Schloß an den Rahmen anschließen, empfiehlt Wekke. Mit einem der Schlösser solle der Drahtesel zusätzlich "an einen Fahrradständer oder ein Verkehrsschild" gekettet werden. Verwaiste Felgen und Rahmen zeugten davon, daß es "schon lange nicht mehr reicht, nur ein Teil des Fahrrads anzuschließen". "Das gute Stück am besten gar nicht mehr aus den Augen lassen", ist das einzig wirklich sichere Patentrezept, das der Beamte gegen den Fahrradklau weiß.

Wenn man dem Diebstahl auch kaum einen Riegel vorschieben könne, so könne man es den Langfingern doch schwer oder leicht machen: Fahrradschlösser gibt es in allen Preis- und Qualitätsklassen. Fünf Mark kostet beispielsweise das billigste Zahlenschloß bei Zweirad-Mayer in Lorsbach. "Das dient aber bestenfalls zur Gewissensberuhigung", meint Klaus Mayer. "So ein Ding kann ich in weniger als zwei Minuten knacken."

Für 20 bis 40 Mark gibt es Seilschlösser, je nach Länge und Dicke des Drahtseils und der Qualität des Schlosses. Doch mit einem Bolzenschneider könnten Diebe auch den Seilschlössern ein Ende bereiten, sagt Mayer und empfiehlt das "Hyperschloß", mit 85 Mark das teuerste im Sortiment: Ein U-Schloß, samt Halterung. Sicherheit hat hier jedoch nicht nur ihren Preis, sondern auch ihr Gewicht. Gerade für Besitzer eines superleichten Alu-Rennrades sei der "Zwei Kilo schwere Klotz" eine ärgerliche Belastung.

Abgeschlossen muß das Fahrrad auch gewesen sein, damit die Versicherung zahlt. Wer das Rad ungesichert "sozusagen auf dem Präsentierteller" stehen lasse, handele nämlich fahrlässig, sagt Ingrid Merx vom Versicherungsbüro Schulz in Hofheim. Automatisch inbegriffen seien Fahräder in Hausratsversicherungen, die vor 1984 abgeschlossen worden seien. Bei späteren Verträgen müsse der Kunde extra zahlen. Bei einer Hausratsversicherung über 100 000 Mark ist man laut Merx zum Beispiel mit zusätzlich 40 Mark im Jahr gegen Fahrraddiebstahl bis zu 1 000 Mark abgesichert. Wer keine Hausratsversicherung hat, zahlt für die gleiche Deckungssumme rund doppelt soviel. 1 500 Mark ist die Höchstsumme, über die das Büro Schulz Fahrrad-Versicherungen anbietet: Das kostet rund 160 Mark. Wer ein 500 Mark teures Fahrrad hat, kann sich mit knapp 40 Mark pro Jahr absichern.

In Seligenstadt gärte es früher überall Brauerei-Geschichten: Ohne Eis im Keller ging nichts / Der Lehrling kroch ins Faß Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. "Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren", sagt sich der 91jährige Johann Malsy und öffnet eine Flasche Pils. Immer zum Abendessen teilt sich der ehemalige Braumeister von Seligenstadt mit seiner Frau Franziska einen halben Liter Bier. Er prostet ihr zu und stellt dann jedesmal fest: "Ei, das schmeckt." Trotz seines hohen Alters ist Johann Malsy sehr rüstig und geistig rege. Er kann viel erzählen - von seiner Heimatstadt, in der es schon früher kräftig gärte. Die Seligenstädter waren dafür bekannt, daß sie gern ein Faß aufmachten. Vier Brauereien existierten noch um die Jahrhundertwende am Ort. Wenn Malsy in Fotoalben blättert, werden Erinnerungen wach. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre", wußte der junge Malsy, als er im Juli 1917 in der Brauerei "Zum Römischen Kaiser" - so hieß einst die Brauerei Glaab - seine Ausbildung als Brauer und Mälzer begann. Elf Jahre später wechselte er nach München. Nach Besuch der Doemensschule legte er vor der Industrie- und Handelskammer die Meisterprüfung ab. Dann zog es ihn zurück in den Schatten der Einhard-Basilika, um sich weiter um Hopfen und Gerstenmalz zu kümmern.

Hatte zuvor Ferdinand Glaab allein das Brauen gemeistert, übernahm der Kellermeister Malsy 1937 die Verantwortung über den ganzen Brau- und Gärprozeß - bis 1967, als er in den Ruhestand trat. In den fünf Jahrzehnten seines Schaffens änderte sich viel, nicht nur die Brauverfahren, sondern auch der Geschmack. Früher wurde zumeist das sogenannte Lagerbier mit nur elf Prozent Stammwürze und 4,5 Prozent Alkohol produziert - oder aber auch ein Export mit satten 13,5 Prozent Stammwürze und sechs Prozent Alkohol. Unter Stammwürze, so erläutert Malsy gern allen Laien, verstehe man den Prozentgehalt an gelösten Stoffen in der noch unvergorenen, zuvor erhitzten Würze aus Wasser und Malz. Kurzum: "Auf die Würze kommt es an. Je stärker die Würze, um so mehr Alkohol."

Später schwappte dann auch die Pilswelle über Seligenstadt. Malsy: "Wir haben damals Einhard-Edel gebraut - stärker als Export gehopft und entsprechend bitter." Neben Glaab waren früher in Seligenstadt noch "Hofbräu Appelmann", Fescher und Ruppel, auch Brauerei "Zur Stadt Hanau" genannt, für ihren Biereifer bekannt. Malsy: "Ruppel konnte nur im Winter brauen, weil das Haus keinen eigenen Eiskeller hatte."

Das Brauereisterben begann in Seligenstadt schon in den zwanziger Jahren. Die Familie Ruppel ohne Eis im Keller gab das Brauerhandwerk auf. Glaab und Appelmann schlossen sich 1921 zu den vereinigten Brauereien Seligenstadts zusammen, bis die Appelmanns 1936 wieder ausstiegen und die Zunft verließen. Bei den Glaabs waren Hopfen und Malz nicht verloren: Sie brauten weiter und konnten den jährlichen Bierausstoß bis heute steigern. Auch die Brauerei Fescher überlebte - bis 1980, als sie von Binding in Frankfurt aufgekauft wurde. Der Seligenstädter Familienbetrieb wurde geschlossen.

Im vergangenen Jahrhundert war es noch in vielen Wirtshäusern Usus gewesen, wie in Franken und Bayern selbst zu brauen. Malsy: "Die Hausbrauer, die einen Gasthof hatten, waren meistens gleichzeitig auch Küfer und Landwirte."

Von den guten alten Holzfässern kann der 91jährige noch ein Lied singen. "Sie wurden bis nach dem Zweiten Weltkrieg noch benutzt", sagt er. "Sie wurden regelmäßig gepicht, das heißt, daß sie mit heißem Baumharz ausgegossen wurden. Mußten die kleinen Transportfässer oft gepicht werden, waren die großen Lagerfässer alle zwei Jahre an der Reihe."

Malsy kann sich auch noch daran erinnern, als er als Lehrling in die dicken Fässer gekrochen ist, um Hefeablagerungen zu entfernen und mit einem Schrubber die Wände zu bürsten. "Anschließend wurden die Fässer geschwefelt."

"Und überhaupt", so Malsy, "Brauen war früher noch viel mehr Handwerk." Die Brauereien mußten im Winter auf den Weihern Eisblöcke schneiden, die dann in die Keller gekarrt wurden. So war es möglich, auch im Sommer die Lagerfässer zu kühlen. Malsy: "Es gab vom Eis ein spezielles Schachtsystem zu den Lagerkellern, das im Winter auch nach draußen hin geöffnet werden konnte, so daß eisige Luft eindringen konnte." Das gebunkerte Eis schmolz bis zum folgenden Winter langsam dahin. "Problematisch wurde es immer in einem milden Winter", erwähnt Malsy. "Da haben wir sogar dünne Eisplatten gekauft, die nach einer Frostnacht von den Bauern auf nassen Wiesen aufgesammelt wurden." Erst mit dem Kauf eines Linde-Kühlaggregats änderten sich die eisigen Zeiten.

Daß früher das Bier vollmundiger schmeckte, versichert Johann Malsys Sohn Andreas. Der 62jährige, der inzwischen im Ruhestand lebt, hat bei seinem Vater das Brauerhandwerk erlernt. An der Brauerschule von Weihenstephan machte er sein Diplom, um im Spessart, in einem holländischen Trappisten-Kloster und dann bei Fecher in Seligenstadt zu brauen. Nach dem Ende von Fecher wechselte er zur Henninger-Brauerei nach Frankfurt. "Ich bin der fünfte Malsy, der als Bierbrauer gearbeitet hat."

Andreas Malsy - er braut noch bei sich für den Hausgebrauch - versichert, daß der Gerstensaft in den fünfziger und sechziger Jahren nicht so extrem wie heute gefiltert worden sei. "Er schmeckte runder, war dafür aber nur höchstens vier Wochen haltbar." Dauerte das Brauen früher acht Stunden, die Hauptgärung im offen Bottich acht Tage und das Nachgären in den Lagerfässern bis zu zwölf Wochen, liegen heutzutage in vielen Brauereien nur noch zehn Tage zwischen Sudhaus und Abfüllen. Moderne Technik beschleunigt alles. Manchmal träumen Johann und Andreas Malsy davon, "wie die Seligenstädter das Bier für daheim in Milchkannen aus dem Wirtshaus holten".

"Fremdenhaß weiter geschürt" Sozialdemokratin Ruth Zeitler stellt sich vor Flüchtlinge

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Es ist scheinheilig, von Beschleunigungsverfahren zu reden, Verbesserungen anzupreisen, aber gegensätzlich zu handeln." Die Kriftelerin Ruth Zeitler, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, reagiert "bestürzt" auf die Äußerungen von Landrat Jochen Riebel (CDU) zur Beschleunigung der Abschiebung abgelehnter Asylsuchender. Der Landrat, moniert sie, schüre durch seine Äußerungen lediglich den Fremdenhaß - dabei gelte es ihrer Ansicht nach nicht, das Verhalten der Flüchtlinge zu kritisieren. Anzuprangern sei vielmehr die Praxis auf der Verwaltungsebene, sei der Gesetzes-Vollzug.

"Die Verfahren dauern zu lange", sagt Ruth Zeitler mit Hinweis auf 400 000 Altanträge, die sich beim Bundesamt für die Anerkennung von Flüchtlingen stapeln - und dies bei gleichzeitiger Besetzungssperre. Solche Zustände hätten nicht die Betroffenen sondern Bonn zu verantworten. Krieg, Verfolgung, Mißachtung von Menschenrechten, Hunger und Naturkatastrophen - das seien die Ursachen, die Menschen dazu zwingen, ihr Heimatland zu verlassen. "Weder Europa, noch die reiche Bundesrepublik, noch der Main- Taunus-Kreis können sich dem aus diesen weltweiten Wanderungsbewegungen entstehenden sozialen, ökonomischen und politischen Problemdruck entziehen." Aber statt ein Signal für die Flüchtlinge zu setzen, wirft die Sozialdemokratin Riebel vor, werde durch seine Aussagen der Eindruck erweckt, "als ob unsere Demokratie eine Gefährdung durch die nicht ausreisewilligen oder geduldeten Flüchtlinge erführe".

Die tatsächliche Gefährung der Demokratie gehe vom Rechtsextremismus aus, "dem man durch Äußerungen wie denen des Landesrats nur weiteren Vorschub leistet, indem Ängste und Fremdenhaß weiter geschürt werden". Vor dem Hintergrund der wachsenden Ausländerfeindlichkeit "wäre es wichtig, wenn gerade der Landrat Flagge für die Ausländer gezeigt hätte, wie es beispielhaft die Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises bei einem Forum zu Asylfragen im November plant". Ein Beispiel würden auch andere Landräte geben wie Rüdiger Veit in Gießen.

"Es wäre auch einmal interessant zu erfahren, wie viele anerkannte Asylsuchende wieder ausreisen", sagt die Kommunalpolitikerin. "Darüber gibt es wohl keine Zahlen!" Es würde allen demokratischen Parteien gut anstehen, sagt Ruth Zeitler, gemeinsam für ein fremdenfreundliches Klima einzutreten, für mehr Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge in der Bevölkerung zu werben und auch danach zu handeln. "Wir Sozialdemokraten sind durch unsere Geschichte in besonderer Weise geprägt und gerade in diesen Tagen durch den Tod Willy Brandts an unsere alten Grundwerte erinnert: Werben für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit." pms

Kleine TGO-Turnerinnen trainieren mittwochs

ROSBACH. Die Turner-Mädchen der TGO trainieren seit einiger Zeit in der Leistungsgruppe III unter Leitung von Inge Gornik jeden Mittwoch. Angestrebt wird die Teilnahme an der Nachwuchsrunde des Turngaues Feldberg, die zwei Wettkämpfe am 14. und 28. November umfaßt. Der erste Wettkampf findet in Oberursel statt, der zweite in Bad Homburg. Eine Riege kann aus vier bis sechs Mädchen bestehen.

Informationen bei Alfred Keller, Butzbacher Pfad 12, 6365 Rosbach 1, Telefon 0 60 03 / 459. de

Gerade ihr Erfolg beschert der Umweltbewegung die Probleme Es müssen klare Ziele und Handlungspfade erarbeitet werden, meint der Herausgeber der "Politischen Ökologie" Von Jacob Radloff

Die Debatte über die Zukunft der Umweltbewegung darf nicht als Anzeichen einer wirklichen Krise mißverstanden werden, meint der Herausgeber der Zeitschrift Politische Ökologie, Jacob Radloff, aber sie könnte der Beginn einer überfälligen Selbstreflektion sein. Im folgenden mit freundlicher Genehmigung des Verlages das Editorial aus dem neuen Heft.

Wer die Beiträge verfolgt, die derzeit in Publikationen wie den Ökologischen Briefen, der Frankfurter Rundschau oder natur zur aktuellen Situation der Umweltbewegung Stellung beziehen, kann leicht zu dem Schluß kommen, daß diese in einer tiefen Krise stecke. Sobald man jedoch die Symptome näher ausleuchtet, die für diese Diagnose als Beleg herhalten sollen, verliert der Befund an Dramatik.

Ein Beispiel hierfür ist der immer wieder unterstellte Mitgliederschwund der Umweltverbände: Nach wie vor wachsen die organisierten Umweltschützer, wenn es auch - und dies ist wohl das kennzeichnendere an der gegenwärtigen Situation - Verschiebungen von den lose organisierten Bürgerinitiativen hin zu den professionellen "Allroundumweltverbänden" wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) oder dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und von diesen wiederum hin zu den spezialisierten Organisationen wie Verkehrsclub Deutschland und die Verbraucherinitiative zu geben scheint.

Schon schwerer - und verständlicher - wiegt die Feststellung, die Umweltbewegung seien erfolglos gewesen, im Verhältnis zur Dimension der Umweltprobleme seie ihre Aktivitäten bedeutungslos: "Passiert ist gar nichts", faßte Hubert Weinzierl, der Vorsitzende des Bund Naturschutz, diese Sicht resigniert in einem Buchtitel zusammen. Sicher, nach wie vor geht die Zerstörung weiter, werden Luft, Boden und Wasser in einem langfristig tödlichen Ausmaß vergiftet (der Wegfall des Eisernen Vorhanges hat das Dilemma nur noch offensichtlicher gemacht) - doch angesichts der Frustration darüber, sollte man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und alles für nichtig erklären, was bisher an Veränderung im Bewußtsein, aber auch im Handeln geschehen ist. Wohl kaum eine andere soziale Bewegung hat in so kurzer Zeit so viel erreicht. Wer für einen schonenderen Umgang mit der Natur plädiert, sollte auch die Wandlungsfähigkeit einer Gesellschaft berücksichtigen und hier nicht plötzlich das menschliche Maß aus den Augen verlieren.

Die Frage nach dem Erfolg - und die unterschiedliche Bewertung desselben innerhalb der Umweltbewegung - ist jeoch trotzdem hilfreich, weil sie darauf hinweist, daß die Umweltbewegung Kriterien für ihr Handeln entwickeln muß, eine Meßlatte, an dem sie ihre Aktivitäten messen kann. Denn das eigentliche Problem der Umweltbewegung scheint nicht zu sein, daß sie zuwenig Erfolg hat, sondern daß sie die Auswirkungen ihres Handelns so schlecht bewerten kann. Ohne Orientierung aber bleibt jedwede Fortbewegung auf die Dauer unbefriedigend.

Hätten die Umweltverbände hier klare Zielkriterien und Handlungspfade entwickelt, wäre jetzt die Hilflosigkeit nicht so groß. Denn wahrscheinlich ist es gerade der Erfolg, der der Umweltbewegung jetzt die Probleme beschert. Das politische System hat sich den Umweltschützern geöffnet und damit eine Aufgabenfülle an sie herangetragen, die nur schwer zu bewältigen ist: "Der Erfolg holt uns ein und nimmt uns zeitlich zu stark in Anspruch", so Alexander Gaede, Verbandsratsvorsitzender des BUND.

Eine Folge dieser Entwicklung sind die - für jeden Organisationsfachmann wahrscheinlich alltäglichen - Probleme, wie sie auch andere Organisationen mit schnellem Wachstum geradezu gesetzmäßig durchlaufen: Personelle und organisatorische Überlastung und damit einhergehende Spannungen und Frustration bei den professionellen und ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Eine andere Folge trifft die Umweltbewegung in der ihr bisher eigenen Erscheinungsform. Ursprünglich eine Protestbewegung hat sie mit der Etablierung ihre Unschuldigkeit verloren. Das klare Weltbild der Umweltbewegung bekommt Risse, seitdem sie - egal ob in der Person des ehrenamtlichen Abfallexperten oder des zum Minister mutierten ehemaligen Demonstranten - gezwungen ist, in der Welt des Machbaren zu agieren. Mehr und mehr treten Zielkonflikte auf, die in der Öffentlichkeit nur schwer zu vermitteln sind - ob sich nun "gegen umweltfreundliche Windmühlen Protest bei Natur- und Umweltschützern" regt, wie der Spiegel (38/91) süffisant notiert oder sich "Umweltschützer gegen Solarzellenfabrik" (Süddeutsche Zeitung, 3. Januar 92) aussprechen.

Natürlich gibt es keine Patentrezepte für das richtige Handeln, keine mit Sicherheit erfolgreiche Strategie in dieser Situation. Im Gegenteil: Oft ergänzen sich Strategien, die zunächst unversöhnlich gegenübergestellt werden. So kann beispielsweise gerade ein harter Konfrontationskurs in der Öffentlichkeit, der sogenannte "Druck von der Straße", die Bedingung sein für ein erfolgreiches Aushandeln von akzeptablen Kompromissen mit den Akteuren aus Staat oder Industrie.

Im politischen Raum mit all seinen Fallgruben zu agieren, verlangt von der Umweltbewegung mehr politisches Verständnis, als einfache Schwarz- Weiß-Schemata ermöglichen. In diesem Sinne ist die laufende Debatte - wenn man sie mal trotz ihrer Beschränkung auf eine kleine Personenzahl so nennen möchte - nicht Anzeichen einer Krise, sondern möglicherweise der Beginn einer schon seit Jahren notwendigen und inzwischen überfälligen Selbstreflexion der Umweltbewegung.

Nur auf diesem Weg können bislang verdrängte Widersprüche und vernachlässigte Probleme diskutiert und in konstruktivere Bahnen als resignatives Zurückziehen oder frustrierte Aggressivität gelenkt werden. Die Umweltbewegung braucht die kontinuierliche Diskussion um ihre Möglichkeiten und Grenzen, um die Bewertung der gemachten Erfahrungen, wenn sie langfristig Erfolg haben will.

Stadtmeisterschaft im Hallenfußball

SCHWALBACH. Zum zweiten Mal tragen Schwalbacher Kicker am Samstag, 31. Oktober, die Stadtmeisterschaft im Hallenfußball aus. Anpfiff ist um 13 Uhr in der Sporthalle des Albert-Einstein-Gymnasiums (gegenüber der VDO).

Betriebsmannschaften, Freizeitteams und Fußballer aus verschiedenen Sportvereinen treten an. Für 19.45 Uhr ist die Siegerehrung vorgesehen. Für Zuschauer gibt es auch etwas zu essen und zu trinken. she

Namen + Notizen

WERNER ROST ist seit 25 Jahren im städtischen Dienst. In einer kleinen Feierstunde ehrte Oberbürgermeister Hans Martin den Steinheimer.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14 bis 16 Uhr, Telefon: 0 60 31 / 6 40 00.

Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Mütter- und Familienzentrum: Gesprächskreis "Glücklose Schwangerschaft", Altes Rathaus, 2. Stock, 20 bis 22 Uhr.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 12 Uhr; "Kohlenhydrate - Leistung - Ausdauer", Vortrag der Ernährungsberaterin", 15.30 Uhr.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.

Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 Uhr.

Bad Vilbel. Seniorenkonzert mit Catherine Le Ray (Gesang) und Thomas Gratza (Klavier), Kurhaus, 15 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 und 19.30-21 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Parteien / Organisationen Bad Nauheim. Sitzung des Ortsbeirates, Vereinstreff Alte Schule, Alte Schulstr. 1 a, 20 Uhr. Kurse / Vorträge Bad Nauheim. Kurs "Weidenkranz mit Seidenblumen" (mit Kinderbetreuung), Mütter- und Familienzentrum, Alte Feuerwache, 11.30 bis 12 Uhr (Vorbesprechung).Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache; Kinderbuchausstellung (mit Kinderbetreuung), 10 bis 12 Uhr.

Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bund der Vertriebenen: Tag der Begegnung, Blücherstr. 23.

Bad Vilbel.Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Seniorenclub Dortelweil: Herbstausflug nach Schlüchtern, Treffpunkt Friedhof, 13 Uhr.

Seniorenclub Talstadt: Gemütliches Beisammensein mit Spielen, Seniorenbegegnungsstätte, Frankfurter Str. 85, 15 Uhr.

Butzbach. Verband der Heimkehrer: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Rolandsbogen.

Hausfrauenverband: Handarbeit, Bürgerhaus, Gruppenraum, 14.30 Uhe.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof. Jagdgenossenschaft Burg-Gräfenrode: Jahreshauptversammlung, Gaststätte "Petri", Ilbenstädter Str. 8, 20 Uhr.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr , Räume der Gemeinde.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, Kurhaus, Konzertsaal, 19 Uhr.

"Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser", Parkhotel, 16.30 bis 17.30 Uhr.

Rosbach. Jugendpflege: Kreatives Gestalten eigener T-Shirts, Hauptstr. Ausstellungen Bad Nauheim. Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8. 11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober). Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November).Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (15, 20.15 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr). - Keller: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood - König der Diebe (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Keine Vorstellung. - Bambi: Keine Vorstellung.

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernhard und Bianca im Känguruhland (16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Van Gogh (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Keine Vorstellung.- Princess: Keine Vorstellung.

Schöneck. Sternpalast: Hear my song (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Befreier und Befreite (19.30 Uhr).

Nachmessungen bei

Nukem nötig?

Gutachten jetzt ausgewertet

HANAU. Nachdem 1987 in der Nukem- Schrottaufbereitung ungewohnte Plutoniumspuren in Fässern aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe gefunden worden waren, hatte die Hanauer Staatsanwaltschaft seinerzeit ein Gutachten beim Bundesgesundheitsamt erstellen lassen. Die Staatsanwaltschaft arbeitete dieses Gutachten erst jetzt auf, so daß es seine Auswirkungen auf den jüngsten Quartalsbericht zur Stillegung der atomaren Altanlagen von Nukem und Hobeg hatte.

Nukem und Hessisches Umweltministerium prüfen derzeit gemeinsam, ob wegen dieses Gutachtens "eventuell Nachmessungen nötig sind, wenn die Ergebnisse von damals nicht ausreichen", so Nukem-Sprecher Helge Dyroff zur FR. Durch die Plutoniumspuren könnte der Abbau der Urananlage in Wolfgang komplizierter werden.

Kritisch setzt sich Nukem im Quartalsbericht mit dem Hessischen Umweltministerium auseinander, weil es die sogenannte Innehaben-Genehmigung für den zu überbrückenden Zeitraum bis zum Erhalt der Abrißgenehmigung noch immer nicht erteilt habe. Dieses Schriftstück war zunächst für das Ende des zweiten und dann des dritten Quartals 1992 aus Wiesbaden angekündigt.

Aber laut Ministeriumssprecherin Renate Gunzenhauser müsse die Genehmigung vor Gericht bestandskräftig sein. Das sei beim vorherigen Vertrag zwischen Nukem und dem CDU-geführten Umweltministerium nicht der Fall gewesen. Für mehr Vertragsqualität bedürfe es auch mehr Zeit.

Von den im dritten Quartal 1992 abgebauten Maschinen gab Nukem nach eigenen Angaben die meisten unterdessen nach Japan ab. him

Kleine FR

Untertor wird trockengelegt BAD ORB. Um Überschwemmungen nach starken Regenfällen im Kreuzungsbereich künftig zu vermeiden, wird am Untertor ein zusätzlicher Oberflächenwasserkanal gebaut. Im Nachtragshaushalt wurden 30 000 Mark bereitgestellt. Ortsbeirat Ahl tagt BAD SODEN-SALMÜNSTER. Mit dem Nachtragsetat und der Friedhofsgestaltung wird sich der Ortsbeirat in Ahl am Donnerstag, 15. Oktober, beschäftigen. Die Sitzung in der "alten Schule" beginnt um 20 Uhr. Besuch im Zirkus Roncalli BIEBERGEMÜND. Im Rahmen ihres Freizeitprogramms bietet die Gemeinde am Sonntag, 1. November, einen Besuch im Zirkus Roncalli an, der seine Zelte dann in Frankfurt aufgebaut hat. Der Preis für die Busfahrt und Vorführung (Beginn: 15 Uhr) beträgt für Erwachsene 30, für Kinder 20 Mark. Anmeldungen bei der Gemeindeverwaltung, Telefon 0 60 50 / 7083 oder 7084. Beratung bei Rentenproblemen BIRSTEIN. Rat in Rentenfragen bietet der Versichertenälteste Friedrich Volz am Donnerstag, 15. Oktober, in der Raiffeisenbank Birstein. Die Sprechstunde dauert von 14 bis 17 Uhr. DRK sammelt alte Kleidung BRACHTTAL. Zur Kleidersammlung hat sich das Rote Kreuz, Ortsvereinigung Vogelsberg, angekündigt. Die Sammelautos sind am Samstag, 24. Oktober, in allen Brachttaler und Birsteiner Ortsteilen unterwegs.Müllauto kommt seltener FLÖRSBACHTAL. Die normale Müllabfuhr soll nach dem Vorschlag des Bürgermeister künftig nur noch zweimal im Monat kommen, da sich die Abfallmengen durch Getrenntsammlungen reduziert hätten. Die Gebühren bleiben vorläufig unverändert, doch rechnet Horst Sakschewski im kommenden Jahr mit einer 45prozentigen Steigerung. Nach Unfall geflohen FREIGERICHT. 10 000 Mark Schaden hat ein alkoholisierter Autofahrer am Sonntagmorgen in der Max-Planck-Straße verursacht. Mit seinem Toyota hatte er einen parkenden Audi gerammt und diesen gegen ein weiteres Auto geschoben. Der 24jährige aus Hasselroth machte sich aus dem Staub, konnte jedoch ermittelt werden. Eine Blutprobe wurde angeordnet, der Führerschein sichergestellt.Diakonie sucht Nähmaschinen GELNHAUSEN. Funktionstüchtige Nähmaschinen sucht das Diakonische Werk für die Einrichtung einer Nähstube in der Flüchtlingsunterkunft Coleman- Kaserne. Kontaktaufnahme: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, Telefon 0 60 51 / 39 39. Platz für ein Festzelt GRÜNDAU. Für rund 40 000 Mark hat die Gemeinde Pflasterarbeiten im Bereich des Gemeinschaftshauses in Niedergründau in Auftrag gegeben. Damit soll unter anderem die Möglichkeit geschaffen werden, im Anschluß an den Kollegraum ein Festzelt anzuhängen. Forstamt räumt auf SCHLÜCHTERN. Das Forstamt Schlüchtern kündigt in seinem Bereich bis zum Dezember Pflegearbeiten in den Naturschutzgebiet an, bei denen zahlreiche Grundstückseigentümer mit Einschränkungen auf ihrem Gelände rechnen müssen. Nähere Auskünfte erteilt das Forstamt unter 0 66 61 / 80 80. Debatte um Schul-Umbau SINNTAL. Der Umbau der ehemaligen Schule zum Dorfgemeinschaftshaus beschäftigt den Ortsbeirat in Weiperz am Mittwoch, 14. Oktober. Das Gremium tagt um 19 Uhr im Feuerwehrgerätehaus. Vereine wollen in den Marstall STEINAU. Das Marstallgebäude ist in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, seit bekannt geworden ist, daß für das bisher dort untergebrachte THW eine neue Unterkunft in der Nähe der Großsporthalle errichtet werden soll. Mehrere Vereine haben bereits ihr Interesse für die bisherigen THW-Räumlichkeiten bekundet. Ob aus dem Gebäude ein Vereinsheim werden kann, ist ungewiß. Vortrag über das Columbus-Jahr WÄCHTERSBACH. Betrachtungen zum Columbus-Jahr präsentiert der Heimat- und Geschichtsverein am Mittwoch, 14. Oktober. Der Vortrag von Dr. Ernst- Peter Siegert im Hotel Erbprinz über den Entdecker und die Entdeckten beginnt um 20 Uhr.

Kleine FR

FDP will Information über Baugebiete BAD ORB. Um den Bürgern in Bad Orb Klarheit zu verschaffen, wann und wie sie bauen dürfen, verlangt die FDP vom Magistrat eine Aufstellung mit Informationen über sämtliche Baugebiete in der Stadt und den Stand der jeweiligen Genehmigungsverfahren. Ortsbeiräte treffen sich BAD SODEN-SALMÜNSTER. Mit dem Ausbau der Kreisstraße 950 beschäftigt sich der Ortsbeirat Wahlert am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr im Gemeindehaus. Das Gremium in Eckardroth kommt am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr im Gasthaus "Zur Salz" zusammen. Ein Thema: Geschwindigkeitsbegrenzung.Volkstümliches Konzert BIEBERGEMÜND. Melodien von Ernst Mosch und Robert Stolz erklingen am Samstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr im Bürgerhaus beim Herbstkonzert des Musikvereins Kassel. Treffen der Landfrauen BIRSTEIN. Der Landfrauenverein Oberreichenbach lädt zu einem gemütlichen Treffen am Donnerstag, 15. Oktober, in den Gmeinschaftsraum der ehemaligen Schule ein. Es beginnt um 20 Uhr. Langohren zum Anschauen BRACHTTAL. Rassekaninchen sind in einer Lokalschau am 24. und 25. Oktober in der Neuenschmidtener Gaststätte "Zur Linde" zu bewundern. Geöffnet ist am Samstag von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag von 9 bis 17 Uhr. Kaum einer will die Biotonne FLÖRSBACHTAL. Die geplante Einführung der Biotonne stößt in der Spessartgemeinde auf wenig Begeisterung. Nur 50 der 2493 Einwohner haben bei einer Umfrage Interesse für die Tonne gezeigt, erklärte Bürgermeister Horst Sakschweski. Die meisten Flörsbachtaler kompostierten bereits selbst. Behindertenbeauftragter berät FREIGERICHT. Der Behindertenbeauftragte der Gemeinde, Robert Weigand, hat heute im Rathaus der Gemeinde in der Zeit von 10 bis 12 Uhr in Zimmer 15 eine Sprechstunde. Der Beauftragte berät Behinderte und deren Angehörige in allen Fragen, die im Zusammenhang mit der Behinderung stehen. Er vermittelt Kontakte und gibt Informatio- nen über Erleichterungen und Vergünstigungen.Vierjähriger Junge leicht verletzt GELNHAUSEN. Glück im Unglück für einen kleinen Jungen in Höchst: Der Vierjährige war am Montagnachmittag "Am Rückersberg" hinter einem parkenden Wagen hervorgelaufen und auf der Straße von einem Auto erfaßt worden. Der Zusammenstoß verlief glimpflich, der Junge erlitt nur leichte Blessuren. Alles über den "Grünen Punkt" GRÜNDAU. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung lädt alle Bürgerinnen und Bürger zu einer Versammlung für Donnerstag, 22. Oktober, in das Gemeinschaftshaus Lieblos ein. Thema des Abends ist die "Einsammlung von Verpackungsmaterialien im Rahmen des Dualen Systems". Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Sextant hat ausgedient LINSENGERICHT. Um elektronische Navigation drehen sich zwei Vorträge des Wassersportclubs Main-Kinzig im Haus der Jugend in Geislitz ab 19 Uhr: am Donnerstag, 22. Oktober, geht es um die Hyperbelnavigationssysteme Loran C und Decca, am Donnerstag, 29. Oktober, um das Satellitennavigationssystem GPS. Wanderung nach Gänsebratenessen SCHLÜCHTERN. Der Kneipp-Verein lädt in diesem Jahr zum Gänsebratenessen nach Eckarts ein. Nach dem Mahl wollen Veranstalter und Gäste zu einer kleinen Wanderung aufbrechen. Ein Bus bringt die Ausflügler zum Zielort. Abfahrtszeiten: 10.30 Uhr am HA-WE-GE und 10.35 Uhr am Feuerwehrgerätehaus. Anmeldungen nimmt Frieda Hölzinger unter der Nummer 0 66 61 / 3283 oder das Büro des Vereines unter 0 66 61 / 5604 an. Bürgerversammlung verschoben SINNTAL. Die Bürgerversammlung in Schwarzenfels zum Thema Dorferneuerung ist verschoben worden. Statt des ursprünglichen Termins am Donnerstag, 15. Oktober, findet die Informationsveranstaltung nun am Dienstag, 27. Oktober, um 19 Uhr in der Gaststätte "Zur Burg" statt. Noch 53 Tage . . . STEINAU. Die Mitglieder des Gewerbe- und Verkehrsvereines Steinau richten am 5. und 6. Dezember 1992 den 16. Weihnachtsmarkt aus. Wer an der Veranstaltung rund ums Rathaus teilnehmen möchte, kann sich unter der Nummer 0 66 63 / 57 17 jeweils nach 18 Uhr anmelden.Unterhaltung für Alte WÄCHTERSBACH. Senioren aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis treffen sich auf Einladung der Arbeiterwohlfahrt am Samstag, 17. Oktober, um 14.40 Uhr im Wächtersbacher Bürgerhaus. Heimische Künstler sorgen für ein mehrstündiges Unterhaltungsprogramm.

Kleine FR

Beratung über Stadterneuerung BAD ORB. Das Beratungsbüro in Sachen "Einfache Stadterneuerung" hat einen Sondertermin für modernisierungsinteressierte Altstadtbewohner eingerichtet: am Dienstag, 22. Oktober, von 15.30 bis 17 Uhr im "Kleinsten Haus". Gesprächstermine können unter Telefon 0 60 52 / 86 19 vereinbart werden. Film für junge Mütter BAD SODEN-SALMÜNSTER. Ein Film über das Stillen läuft am Freitag, 16. Oktober, um 15 Uhr im Eltern-Baby-Treff in Salmünster, Am Krebsrain 14. Kontaktadresse: Helga Aull, Telefon 0 60 56 / 24 80. Bastelkursus im Pfarrzentrum BIEBERGEMÜND. Im Wirtheimer Pfarrzentrum beginnt am Montag, 19. Oktober, um 20 Uhr ein Bastelkursus, in dem Modeschmuck aus Keramik, Holz oder Metall angefertigt wird. Interessenten sollten sich umgehend bei Hildegund Ottmann, Telefon 0 60 50 / 77 13 anmelden. VdK informiert über Gesundheitsfragen BIRSTEIN. Gesundheitsfragen stehen im Mittelpunkt eines Informationsnachmittags der VdK-Ortsgruppe Schlierbach am Montag, 26. Oktober, 15 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus. Krankenkassenmitarbeiter, eine Ernährungsberaterin und ein Klinikchef halten Vorträge. Ein gemütlicher Teil mit Musik schließt sich an. Neue Wege auf dem Friedhof BRACHTTAL. Der erste Abschnitt der Wegebauarbeiten auf dem Friedhof Neuenschmidten ist fertiggestellt. Rund 25 000 Mark wurden dafür ausgegeben. Der zweite Bauabschnitt soll 1993 folgen, teilte Bürgermeister Werner Gölz mit.

Erste-Hilfe-Kursus des DRK

FLÖRSBACHTAL. Im neuen Kindergarten in Lohrhaupten startet am kommenden Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr ein Erste-Hilfe-Kursus. Ausrichter ist der DRK-Kreisverband. Unfall beim Einbiegen FREIGERICHT. Einen zu großen Bogen hat ein Autofahrer in Somborn geschlagen, als er nach rechts in die Ziegelstraße einbog und mit einem entgegenkommenden Wagen zusammenstieß. Schaden: 10 000 Mark. Weiterer Lehrgang bei der Sekos GELNHAUSEN. Einen Kursus für Angehörige von Pflegebedürftigen bietet die Selbsthilfekontaktstelle Sekos in Gelnhausen an. Auskünfte und Anmeldungen unter Telefon 0 60 51 / 7 45 77. Preisskat der Angler GRÜNDAU. Kartenspieler treffen sich am Sonntag, 18. Oktober, im Vereinsheim des Angelsportvereins Gründau am Bahndamm. Ab 9.30 Uhr beginnt dort ein Preisskat-Turnier. Startgebühr: zwölf Mark. Rotes Kreuz sammelt Altkleider HASSELROTH. In Neuenhaßlau und Gondsroth sammelt das DRK am Donnerstag, 22. Oktober, Altkleider. Die Kleidersäcke sollten bis 8 Uhr am Straßenrand bereitstehen. Jacken, Hemden oder Hosen können zusätzlich am heutigen Donnerstag von 20 bis 22 Uhr in der DRK-Unterkunft in Neuenhaßlau, Kirschstraße 2, abgeliefert werden.

Probleme des Älterwerdens

SCHLÜCHTERN. Über die Probleme des Älterwerdens diskutiert ab Freitag, 16. Oktober, künftig jede Woche zwischen 10 und 11.30 Uhr ein Gesprächskreis in der Weitzelbücherei. Bei der VHS-Veranstaltung gibt es dann natürlich auch Informationen über Freizeit und Bildungsangebote.Feuerwehr sucht junge Musiker SINNTAL. Der Spielmanns- und Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr in Altengronau sucht Nachwuchsmusiker. Kinder und Jugendliche, die gerne Quer- oder Blockflöte spielern lernen oder gerne auf die Pauke hauen möchten, sollten mal bei einer der Übungsstunden jeweils dienstags um 18 Uhr im Feuerwehrgerätehaus vorbeischauen. Vereine sollen Termine melden STEINAU. Um den Steinauer Veranstaltungskalender für 1993 wieder möglichst prall und übersichtlich füllen zu können, bittet das Verkehrsamt Vereine, Verbände, Schulen und andere Institutionen, ihre geplanten Aktivitäten bis spätestens 23. Oktober unter Telefon 0 66 63 / 56 56 anzumelden. "Fantasie" im Bürgerhaus WÄCHTERSBACH. Die Rockband "Fantasie" tritt am Freitag, 16. Oktober, im Wächtersbacher Bürgerhaus auf. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Schau mit Kaninchen und Wasservögeln

SCHWALBACH. Kaninchen, Tauben, Hühner und Wasservögel sind bei der Schau des Schwalbacher Kleintierzuchtvereins zu sehen, die am Samstag, 7., und Sonntag, 8. November, in der Jahnturnhalle veranstaltet wird.

Ein Streichelzoo ist aufgebaut, eine Cafeteria lädt zum Ausruhen ein, und die Tombola ist reich bestückt. Sechs- bis Zwölfjährige können mit einem Kinderlotto ihr Glück versuchen. Die Ausstellung ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet. she

Kleine FR

Das Reh wird leicht unwirsch BAD ORB. Der Orber Wildpark bleibt für Besucher bis Mitte November geschlossen, teilt die Stadtverwaltung mit. Der Grund: die Brunftzeit, in der das Damwild oft aggressiv ist. Kinder profitieren vom Fest BAD SODEN-SALMÜNSTER. Rund 2300 Mark, die beim Fest in der Ziegelhüttenstraße zusammengekommen sind, haben die Initiatoren dem Kerbersdorfer Ortsvorsteher Heinrich Lauer übergeben. Mit dem Geld sollen neue Geräte für den über 20 Jahre alten Spielplatz im Dorf angeschafft werden. Loch buddeln, Baum rein, fertig? BIEBERGEMÜND. Wie Obstbäume gepflanzt werden, demonstriert der Obst- und Gartenbauverein am Samstag, 17. Oktober, in Lanzingen. Interessenten treffen sich um 14 Uhr an der alten Hauptstraße Richtung Roßbach, etwa 300 Meter hinter dem Ortsausgang. Eloquenz ist gefragt BIRSTEIN. Die Kommunalpolitiker sollen am Mittwoch, 21. Oktober, in einer Bürgerversammlung zu Angelegenheiten der Gemeinde Rede und Antwort stehen. Die Versammlung für alle Birsteiner im Dorfgemeinschaftshaus Lichenroth beginnt um 20 Uhr. Sicherer zur Haltestelle FLÖRSBACHTAL. Die Bushaltestelle am Brunnenplatz in Flörsbach soll sicherer werden. Die Gemeinde will dort einen Bürgersteig errichten und den Übergang auf die andere Straßenseite mit einem Zebrastreifen markieren. Es geht um Bahn und Feuerwehr BRACHTTAL. Die Gemeindevertretung tagt am Dienstag, 20. Oktober, ab 20 Uhr öffentlich in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Themen sind unter anderem die Schnellbahnstrecke Hanau- Erfurt und der Feuerwehrgerätehausbau in Spielberg. Alte Zeiten beim Heimattag FREIGERICHT. Vertreterinnen und Vertreter der Geschichtsvereine des Main-Kinzig-Kreises treffen sich am Samstag, 17. Oktober, von 14 Uhr an auf der Burg Alzenau zum Heimattag. Im Verlauf des Treffens wird ein Referent über das Thema "Das Freigericht Somborn-Wilmundsheim und seine Bindung zum Gericht Mömbris." Darüber hinaus können die Heimatfreunde einen Dia- Vortrag über das Thema "Aus den späten 50er Jahren - Wanderung von Frankfurt nach Kälberau" sehen. Krankenpflege in der Familie GELNHAUSEN. Einen Lehrgang für Krankenpflege in der Familie bieten die katholische Kirche Höchst und das Rote Kreuz gemeinsam an. Der Kursus beginnt am 27. Oktober, 19.30 Uhr, im katholischen Pfarramt, Hauptstraße 7, wo man sich auch anmelden kann. Hessisches Kleinod GRÜNDAU. "Das Kinzigtal - ein Kleinod in Hessen" heißt ein Vortrag, den Friedel Kling am Mittwoch, 21. Oktober, von 19.30 Uhr an im Gemeinschaftshaus in Lieblos halten wird. Der Gründauer Kreis, der die Veranstaltung organisiert hat, lobt den Referenten wegen seines "Wirkens und Könnens". Kling sei in besonderer Weise ein Kenner der Heimat. DRK sammelt alte Kleider HASSELROTH. Das Deutsche Rote Kreuz sammelt am Donnerstag, 22. Oktober, in den Ortsteilen Neuenhaßlau und Gondsroth neue und gebrauchte Klamotten. Der Veranstalter bittet die Bürgerinnen und Bürger, die Kleidersäcke bis spätestens acht Uhr gut sichtbar an den Straßenrand zu stellen. Darüber hinaus können Säcke jeweils donnerstags zwischen 20 und 22 Uhr in der DRK-Unterkunft in der Kirschstraße 2 abgegeben werden. Autogenes Training für Kinder SCHLÜCHTERN. Im Kursus "Autogenes Training" für Kinder sind noch Plätze frei. Anmeldungen für die Veranstaltungen nimmt Antje Steinfeld unter der Telefonnummer 0 66 61 / 2440 und der Kneipp-Verein unter der Nummer 0 66 61 / 5604 entgegen. Die nächste Trainingsstunde beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 16 Uhr in der Bergwinkelschule. Die kleinen Teilnehmer treffen sich im 1. Stock des Gebäudes in Raum 33. Insel und Bäume als Bremsklötze SINNTAL. Um die Raser in Sannerz zu stoppen, soll im Bereich der Ortseinfahrt aus Richtung Herolz eine Verkehrsinsel errichtet werden. Neben dem Fahrbahnteiler seien auch noch Bäume als "optische Bremse" vorgesehen, erklärte Bürgermeister Priemer dem Ortsbeirat. Baubeginn: nächstes Jahr. Computern in der Gesamtschule WÄCHTERSBACH. Eine Netzwerk-Computer-Anlage mit 14 Arbeitsplätzen kann sich die Gesamtschule Wächtersbach nun dank eines Zuschusses aus der Stadtkasse leisten. Der Kreis zahlt 32 500 Mark für die Geräte, während die Stadt 10 000 Mark für den Mehraufwand der Vernetzung spendiert. Bürgermeister Rainer Krätschmer wünscht entsprechendes Engagement auch von Nachbarkommunen, aus denen Kinder in Wächtersbach zur Schule gehen.

Kleine FR

Chance für Hobbykünstler BAD ORB. Bei der Herbstausstellung der Orber Hobbykünstler am 7. und 8. November im Haus des Gastes ist noch Ausstellfläche frei. Wer seine Werke einmal in der Öffentlichkeit zeigen möchte, sollte sich umgehend mit der Stadt- und Kurbücherei, Telefon 0 60 52 / 86 48 in Verbindung setzen. Vertreter Opfer von Dieben BAD SODEN-SALMÜNSTER. Schreck am Morgen für einen Vertreter aus Mernes: Über Nacht hatten Diebe den Kofferraum seines Autos geplündert. Ihre Beute: zwei Autotelefone, drei Videorecorder und vier Radiouhren. Der Schaden beträgt knapp 10 000 Mark. Wärmedämmung: Tips und Ausstellung BIEBERGEMÜND. Eine Ausstellung über Wärmedämmstoffe ist bis zum Freitag, 23. Oktober, im Bürgerhaus zu sehen. Weitere Tips gibt ein Energieberater des Kreises am Mittwoch, 21. Oktober, von 14 bis 16 Uhr. Information über Kanalgebühren BIRSTEIN. Zur Bürgerversammlung sind die Einwohner von Wüstwillenroth und Wettges für Dienstag, 3. November, 20 Uhr, in das Dorfgemeinschaftshaus Wüstwillenroth eingeladen. Nach Abschluß der Kanalbauarbeiten will die Verwaltung erklären, wie sie fortan Wasser- und Abwasserbeiträge berechnet. Filter für die Kohlensäure FLÖRSBACHTAL. Um die aggressive Kohlensäure aus dem Trinkwasser zu filtern, installiert die Gemeinde am Flörsbacher Brunnen und der Quelle der Flörsbacher Mühle probeweise eine Aufbereitungsanlage. Die Kosten von 15 000 Mark werden auf die Gebühren umgesetzt, der Kubikmeterpreis steigt um zehn Pfennig. Zwei Millionen gingen baden FREIGERICHT. Das Freigerichter Hallenbad zählte in dieser Woche nach Angaben der Gemeindeverwaltung seinen zweimillionsten Besucher. Jubiläumsgast war die achtjährige Elisabeth Horn. Das Hallenbad wurde vor genau 20 Jahren eröffnet.Schulung für "Alkoholauffällige" GELNHAUSEN. Ein Schulungsprogramm für alkoholauffällige Kraftfahrer wird in der Selbsthilfekontaktstelle Sekos, Altenhaßlauer Straße 21, für 450 Mark (acht Doppelstunden) angeboten. Kursbeginn ist am Mittwoch, 4. November, 18.30 Uhr. Kollision beim Abbiegen GRÜNDAU. 20 000 Mark Schaden hat ein heftiger Zusammenstoß auf der Bundesstraße 457 am Donnerstagabend gefordert. Nach Angaben der Polizei kollidierte ein Autofahrer beim Linksabbiegen mit einem Wagen aus Richtung A 66 kommenden Fahrzeug und schleuderten dieses herum.

Altenhaßlauer planen Weihnachtsmarkt LINSENGERICHT. Die 25 Altenhaßlauer Vereine planen einen Weihnachtsmarkt für den 5. und 6. Dezember rund um die Martinskirche. Nachdem die Premiere 1991 großen Erfolg hatte, rechnet der Vereinsring dieses Mal mit noch größerer Beteiligung von Vereinen und Kunsthandwerkern.

Jäger feiern einen Ball SCHLÜCHTERN. Den Hubertusball feiert der Kreisjagdverein Schlüchtern am heutigen Samstag ab 20 Uhr in der Gastwirtschaft Nau in Herolz. Zwei Stunden zuvor findet in der dortigen Kirche die Hubertmesse statt. Sinntal debattiert Nachtrag SINNTAL. Den Nachtragshaushalt legt Bürgermeister Hans Eberhard Priemer am Montag, 19. Oktober, der Gemeindevertretung vor. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im kleinen Saal der Mehrzweckhalle in Sterbfritz. Oktoberfest der Kleingärtner STEINAU. Der Kleingärtnerverein feiert am heutigen Samstag sein Oktoberfest. Ab 20 Uhr gibt es im Vereinhaus Musik und Tanz.

Tennisspieler schließen Saison ab WÄCHTERSBACH. Die Tennisvereine aus dem Kinzigtal feiern am Samstag, 24. Oktober, ihren gemeinsamen Saisonabschlußball im Bürgerhaus Wächtersbach. Eintrittskarten sind über die Vereine erhältlich.KulturspiegelVom 14. bis 20. Oktober

NEU-ISENBURG. Robin Hood einmal anders: Als Musical inszeniert das Landestheater Burghofbühne Wiesel die Geschichte des "Rächers der Geknechteten". Zu erleben: im Theater für Kinder am Montag, 19. Oktober, 15 Uhr, im Großen Saal der Hugenottenhalle.

"Laß nur einen Fürsten siegen und seine Herrschaft behaupten, so werden die Mittel dazu stets für ehrenvoll gehalten und von jedermann gelobt werden" - schon Niccolo Machiavelli machte sich da nichts vor, und der französische Komödiendichter Louis Boit Picard (1769 bis 1828) zog aus dieser Erkenntnis den Stoff für seine Komödie "Der Parasit". Die Inszenierung des Stücks von der Württembergischen Landesbühne Esslingen ist am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, in der Hugenottenhalle zu sehen.

DREIEICH. Wer gerade Single geworden ist und sich fragt, warum, findet vielleicht am Freitag, 16. Oktober, im Sprendlinger Bürgerhaus eine Antwort: Beim Kabarett "Verdammt, wer liebt mich?!?" zeichnet das Koffer- Theater die Psyche derer nach, die zwischen den Welten, also Beziehungen, leben. Beginn: 20 Uhr.

Neue Interpreten und musikalische Tendenzen der irischen Folk-Szene präsentiert "The Irish Folk Festival, das am Montag, 19. Oktober, im Sprendlinger Bürgerhaus gastiert. Diesmal stellen sich ab 20 Uhr Musiker der jüngeren irischen Szene dem deutschen Publikum vor

LANGEN. Mit dem Herbstkonzert präsentiert das 1. Mandolinenorchester sein neues Programm: am Sonntag, 18. Oktober, 17 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus, Bahnstraße 46.

Die kleine Olli langweilt sich ganz schrecklich, weil sie niemanden zum Spielen hat. Ärgerlich knufft sie ihr altes Schmusekissen, und plötzlich sieht sie, daß es ein Gesicht hat: Wie daraus die Geschichte "Rosinen im Kopf" wird, zeigt das Puppentheater zum Mitmachen mit dem Turbine-Figuren-Theater aus Dortmund am Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr in der Stadthalle. ac

Hits mit Säge und Drehleier Liederjan: Boshafte Spaßmacher im Rathaus

FRIEDRICHSDORF. "Oh, haben die viele Instrumente." Die Erwartungen des Publikums steigen schon beim Anblick der Bühne: Posaune und Säge, Quetschkommode und Drehleier, Mandoline, Keyboard und Tuba . . .

Doch die drei Jungs aus dem Norden fangen a cappella an: "Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, sie müssen warten - saudumm, saudumm." Hazy Osterwalds Hit, um einige aktuelle Nuancen zu Korruption und Parteispenden ergänzt, das ist genau die richtige Einstimmung zur Matinee im Friedrichsdorfer Rathaus. Wo sonst Stadtverordnete und Magistrat um Entscheidungen ringen, haben am nicht mehr ganz so frühen Sonntagmorgen drei bitterboshafte Spaßmacher das Wort: Liederjan.

Wer meint, ein paar altgewordene Vertreter der Folkszene aus den 70er und 80er Jahren zu erleben, hat sich ge-, wird aber nicht enttäuscht. Satire, Parodien und unbekümmerter Sarkasmus vom Besten, dazu jede Menge Blödelei. Roy Blacks größte Hits in zweieinhalb Minuten auf der singenden Säge präsentiert, eine norddeutsch-brasilianische Samba oder ein Abgesang auf die aussterbenden Männergesangvereine - das Publikum ist dankbar, spielt mit und applaudiert begeistert. Gut hundert sind gekommen, Eltern mit Kindern, ältere Leute, auch ein paar eingefleischte Fans. Zu spät kommende werden einzeln begrüßt, die Stimmung ist locker.

Statt alter Lieder der Handwerksburschen begleitet die Drehleier nun den Heimwerker-Rap - so schräg kann kein Disc-Jockey scratchen. Zwischendurch auch mal ein Liebeslied in alter Folk-Manier, schön, aber irgendwie harmlos in diesem sonst so bissigen Programm. Und je sarkastischer es wird, um so fröhlicher klatschen die Zuhörer mit; auch wenn die Hans- Albers-Parodie "Flieger, grüß mir die Keller, grüß mir die Zimmer und grüß mir das Klo" ein paar Tage nach der Katastrophe von Amsterdam etwas sehr flapsig klingt. Sonntagspredigten sind nicht ihre Sache.

Eddi, Jörg und Anselm liefern knapp zwei Stunden lang gute Musik und etliche Pointen, dann endlich ist "Land in Sicht". Der Song, der dem Programm den Titel gab, als Zugabe - gemeint ist die Aussicht aufs Mittagessen, damit das Publikum nicht gar zu lange klatscht und echte Zugaben fordert.

JEANETTE GREVEN-PRAUTZSCH

Einer der Siegerpokale steht nun in Karben Arbeiter-Samariter-Jugend war beim hessischen ASB-Wettbewerb / Lern- und Freizeitangebote

KARBEN. Mit einem Siegerpokal für die Jugendlichen (16 bis 21 Jahre) kehrte die Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ) von einem Wettbewerb der ASJ-Hessen nach Karben zurück. Die "Oldies" (22 bis 27 Jahre) konnten immerhin einen zweiten Platz erreichen, die ASJ-Schüler der Karbener Jungsamariter (zwölf bis 15 Jahre) lagen auf dem vierten und sechsten Platz.

Es galt, bei drei gestellten Unfällen richtig zu handeln und Erste Hilfe zu leisten. Daneben mußten die Teilnehmer-/ innen Fragen zur Staatsbürgerkunde, zum Allgemeinwissen und zur Ersten Hilfe beantworten. Im Austragungsort, dem nordhessischen Emstal, forschten sich die Karbener durch eine knifflige Fußgänger-Rallye.

Das Jugendteam mit Johanna Bickel (19), Daniela Dickenbrock (16), Constanze Martell (19), Mathias Röhler (18) und Martin Schmid (17) hatte schließlich deutliche 25 Punkte Vorsprung vor der Mannschaft aus Wiesbaden. Fernziel für sie ist nun der Wettbewerb auf Bundesebene.

Neben der Ausbildung in Erster Hilfe bietet die Arbeiter-Samariter-Jugend Wetterau ein vielfältiges Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche von zehn bis 20 Jahren an, berichtet der Kreisverband der ASJ mit Sitz in Karben. Durch Aktionen wie zum Beispiel die Silvesteraktion "Brot statt Knaller" oder die Mithilfe beim Spazierweg für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer in Rosbach demonstriert die ASJ zudem soziales Engagement. "Die Welt ohne Scheuklappen erleben" und "bei Problemen nicht wegsehen" heißen Devisen des ASB-Jugendverbandes. Diese offene Haltung sei nicht zuletzt auch beim Wettbewerb in Emstal gefragt gewesen.

Die ASJ ist immer offen für weitere interessierte Kinder und Jugendliche. Die Gruppe der zehn- bis 13jährigen trifft sich freitags um 18 Uhr bei dem Zivildienstleistenden Albrecht Göbel, alle zwischen 14 und 20 Jahren sind donnerstags bei Student Joachim Barowski ab 16.45 Uhr willkommen. Treffpunkt ist jeweils an der ASB-Unfallwache im Karbener Gewerbegebiet, Dieselstraße 9. Informationen gibt Barowski auch unter Telefon 0 60 39 / 72 07.

Als nächste Termine kündigt der ASB an: am 15. Oktober, 17.30 Uhr, Erste Hilfe, Trageübung. Am 27. und 29. Oktober, jeweils um 17 Uhr im Jugendkulturzentrum: Übung einer realistischen Unfalldarstellung. Am 5. November ist Video- Abend um 17.30 Uhr; am 12. November geht es um Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Kleinkindern und Babys. Am 19. November treffen sich die Jungen und Mädchen zu Bowling, Kegeln und Billard. Am 26. November wird die Anatomie des Herz-Kreislaufgeschehens gelehrt, am 3. Dezember gehen alle Schlittschuh laufen; am 10. Dezember geht's um Erste Hilfe bei Vergiftungen und Koliken; 17. Dezemberr, Spieleabend und Weihnachtsfeier; 28. bis 31. Dezember: Aktion "Brot statt Knaller". de

Der Teufel steckte unter dem teuren Blech FR-Leser kaufte bei Händler optisch gut wirkendes schrottreifes Auto für 10 800 Mark

LANGENSELBOLD. "Anderen soll nicht das gleiche passieren. Man sollte einfach vorsichtiger sein." Und beim Autokauf einen Experten zu Rate ziehen. Nicht hilfesuchend, sondern mahnend wandte sich Heinz L. aus Langenselbold an die FR, um seine Geschichte zu erzählen. Es ist die eines klassischen Betruges, die einer Bredouille, in die jeder ohne eigenes Verschulden geraten kann.

Auf dem Hof von Heinz L. steht ein VW Polo, etwas über zwei Jahre alt. Niemand fährt mit ihm, und das ist auch nicht anzuraten. Vor einigen Monaten hat der Langenselbolder den Wagen für seine Frau gekauft, von einem angeblichen Händler in einem Nachbarort, der zunächst recht vertrauenerweckend wirkte.

10 800 Mark kostete das Auto, nicht zuviel für einen doch noch recht neuen Wagen. "Oberflächlich", so der FR-Leser, "wirkte der Polo gut in Schuß." Der Teufel steckte unter dem Blech.

Merkwürdiges Fahrverhalten ließ das Auto schnell in eine Werkstatt wandern. Des Mechanikers vernichtendes Urteil: "Totalschaden". Der Polo mußte in einen schweren Unfall verwickelt worden sein, irgend jemand - wer, steht noch nicht fest - hat ihn anschließend nach allen Regeln der Kunst wieder aufgebaut, zumindest optisch. Technisch blieb der Wagen Schrott.

Heinz L. gelang es nach einigen Mühen, den früheren Besitzer aufzutreiben. Der besaß sogar noch Fotos von dem verbeulten Fahrzeug, entstanden nach der Kollision seinerzeit. Er habe den Polo dann an einen Frankfurter Autohändler verkauft. Anschließend verlor sich die Spur des Unfallwagens. Wie er zu dem Händler in L.'s Nachbarschaft gelangte, ist ebenfalls nicht bekannt.

Heinz L. verlangte von dem Händler zu Recht die Rücknahme des Polo und die Erstattung der 10 800 Mark. Der winkte jedoch ab, schaltete auf stur.

Daran änderte sich auch nichts, als er gerichtlich dazu verdonnert wurde, den Wagen zurückzunehmen. Er habe kein Geld, bei ihm sei nichts zu holen. Juristisch ist der Fall noch lange nicht ausgestanden, gegen den Geschäftsmann läuft nun eine Betrugsanzeige.

Inzwischen modert der Polo auf L.'s Hof vor sich hin. Der Langenselbolder wird möglicherweise in den sauren Apfel beißen und ihn auf irgendeine andere Weise losschlagen müssen.

Ein Autohaus hat ihm 6500 Mark geboten - wenn er sich einen fabrikneuen Wagen kauft. az

Handball-Oberliga, Frauen Kriftel schöpft wieder Mut Doch der Sieg gegen Oberursel kann kein Maßstab sein

Der fünfte Spieltag der Handball-Oberliga (Frauen) brachte bereits eine erste Standortbestimmung an der Spitze. Im Spitzenspiel siegte die 10:0-Punkte aufweisende SU Mühlheim sogar beim Zweitplazierten TV Groß-Umstadt, liegt jetzt vier Punkte vor dem punktgleichen Trio Groß-Umstadt, Walldorf (16:9-Sieger gegen Sulzbach) und Crumstadt (16:14 gegen Grün-Weiß Frankfurt II). Im Kellerduell landete die TuS Kriftel einen ungefährdeten 18:7-Heimsieg gegen die TSG Oberursel. Der Regionalliga-Absteiger (0:10-Punkte) scheint schweren Zeiten entgegenzuschauen, gibt es einen "Durchmarsch" in die Bezirksliga?

Kriftel kann dagegen als jetzt Drittletzter wieder Mut schöpfen. Die Elters- Schützlinge sind allerdings am nächsten Spieltag (nur vier Begegnungen) ebenso spielfrei wie Bensheim und Oberursel. Alle Begegnungen gehen am Sonntag über die Bühne. Zunächst stehen sich die TSG Bürgel (12:12 gegen Bensheim) und Eintracht Wiesbaden in der Landeshauptstadt (Beginn 16 Uhr) gegenüber. Eine halbe Stunde später dürfte Spitzenreiter Mühlheim den sechsten Sieg zu Hause im Derby gegen Neuling PSV Heusenstamm (zuletzt spielfrei) einfahren. Grün- Weiß Frankfurt empfängt Aufsteiger TGS Walldorf (18 Uhr), zum gleichen Zeitpunkt versucht der Zweite TV Groß-Umstadt in Sulzbach wenigstens halbwegs den Anschluß an Mühlheim zu halten. Ansonsten könnte eine frühe Vorentscheidung im Kampf um den Regionalliga-Aufstieg fallen . . .

TuS Kriftel - TSG Oberursel 18:7 (7:4). Einen wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt landete die TuS Kriftel. Im Spiel der beiden einzigen Oberliga-Vereine aus dem Taunus dominierte Kriftel von Beginn an, während Oberursel über die Rolle eines besseren Trainingspartners kaum herauskam. In dieser Verfassung müssen die Spielerinnen des nach wie vor punktlosen Schlußlichtes als erster Abstiegskandidat angesehen werden. Nicht nur depremierende 0:10-Punkte bilden die schwere Hypothek. Noch aussagekräftiger dürften die bereits 69 Gegentore sein. In der Abwehr wackelt die TGS ganz gehörig. So ist der direkte "Durchmarsch" von der im letzten Jahr noch eingenommenen Regionalliga in die Bezirksliga vorprogrammiert. Oberursel hatte praktisch sein gesamtes Team verloren. Der Neuaufbau erfordert Zeit . . .

Dagegen kann sich Sieger Kriftel möglicherweise doch noch in Richtung Mittelfeld etablieren. Der Anschluß ist mit 4:6-Punkten bereits hergestellt. Allerdings sollte die Leistung gegen das derzeit nicht konkurrenzfähige Oberursel nicht als Gradmesser für zukünftige Spiele herangezogen werden. Kriftel bestimmte gleich das Geschehen. Mit 5:0 gingen die Schützlinge von Trainer Thomas Elter in Führung. Um so unverständlicher der anschließende "Stillstand". Zehn Minuten lang dominierte Oberursel und kam mit kämpferischem Einsatz zum 6:8-Anschluß.

"Unerklärlich. Warum haben wir nach der beruhigenden 5:0-Führung so zusammenhanglos agiert?", schüttelte Elter zum Pausentee den Kopf. Immerhin konnte der Gastgeber den Vorsprung wenigstens wieder auf drei Tore ausbauen. Das reichte als psychologische "Wegzehrung" für die zweite Hälfte des Derbys: Mit einem imponierenden Sturmlauf zog Kriftel auf 15:6 davon. Oberursel gelang nach dem 6:8 nur noch ein einziger Treffer in vierzig Minuten. Und das, obwohl der Sieger kurzfristig auf die erkrankte Nicole Pfaff verzichten mußte.

Ein Sonderlob verteilte Elter an Marion Blume (5/2) und Carola Grübel (ebenfalls fünf Treffer), die über die Hälfte der TuS-Tore markieren konnten. Die übrigen Treffer im Taunus-Derby gingen auf das Konto von Brigitte Simons (2), Corinna Striepen (3) und Judith Zeidler (3). jo

Waschen nach dem Baukastenprinzip

Aus ökologischen Gründen die Wäsche nach dem Baukastenprinzip zu waschen, rät die Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 0 61 81 / 1 66 05).

Der wichtigste Baustein ist dabei ein Basiswaschmittel, das weder bleichende Perborate noch optische Aufheller enthält und den Feinwaschmitteln ähnelt. Bei härterem Wasser kommt nur ein Enthärter als zweiter Baustein hinzu.

Die Stiftung Warentest hat keinen Zweifel daran gelassen, daß die Baukästen in ihrer Waschwirkung keinen Vergleich fürchten müßten. Deren Umweltverträglichkeit gilt gegenüber Kompakt- und Vollwaschmitteln (ohne Phosphat) als besser.

Noch in diesem Jahr soll der erste "Blaue Engel" als Zeichen für Umweltverträglichkeit für ein Baukasten- Waschmittel vergeben werden.

him

Dienstag, 13. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, I Macap - "Ende gut, alles gut".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbstrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Nederlands Philharmonisch Orkest Amsterdam; Mozart Saal: 20 Uhr, Kammermusik-Abend - Colorado String Quartet; Hindemith-Saal: 20 Uhr, Agricantus.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Shake it up - the 80's Fun Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, At the Crossroads.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Spider.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Tanz.

Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jerrome Hindmon & Friends.

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße: 15 Uhr, Caféhaus unterwegs - Cafehausmusuk, Schellackplatten und Gäste. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Thomas Rosenlöcher: "Die Wiederentdeckung des Gehens beim Wandern - Harzreise".

Hessisches Literaturbüro, Mousonturm, Waldschmidtstraße 4: 20 Uhr, Lesung mit Peter Rosei.

Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Wolf Krämer liest Mark Twain; 20 Uhr, Lesungen - Zulmira Ribeoro Tavares: "Herr P. in Kalamitäten" und Sergio Sant' Anna: "Amazone".

Buchladen/Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung Antoine Volodine: "Alto Solo".

Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Lesung Barbara Yurtdas "Heimat in der Fremde". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Zur Fotografie im MMK".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Kino im Bunker, Germaniastr. 89/91: 20.30 Uhr, Werkschau - Manuel Francescon und Bernhard Lenz.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Vorträge/Diskussionen Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28: 20 Uhr, Vortrag Dr. Christine Hohmann-Dennhardt "Neue Verfassung - eine andere Politik?". Oper, Theaterplatz: 18 Uhr, Gespräch "Sängernachwuchs aus deutschen Hochschulen"; Café-Foyer.

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortragsreihe "Denken ohne Geländer": Gabriella Fiori - "Macht als Unterdrükkung - Macht als Mut zur Freiheit".

Polytechnische Gesellschaft, Neue Mainzer Str. 47-53: 19 Uhr, Vortrag Osamu Ishikawa "Intensivierung der Beziehungen zwischen Deutschland und Japan".

VHS/DGB Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben: 18 Uhr, Vortrag Prof. Dr. Ulrich Mükkenberger "Ökologiekrise als Problem gewerkschaftlicher Politik".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: um 20 Uhr, Dia-Show "Abenteuer Mountain Bike - Mit dem Fahrrad durch Tunesien und Nepal".

Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Singen; 14 Uhr, Besichtigung Mousonturm und GdA-Wohnstift, Treff Eingang Waldschmidtstr. 6.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Steinernes Haus, Braubachstr. 35.

Kommunikationszentrum KOZ, Uni, Campus: 21 Uhr, Kneipenabend. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - Ohne Gewähr -

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Alien 3 (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bolek und Loleks große Reise (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Keine Vorstellung.

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung. Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Walt Disney's Peter Pan (17.30 Uhr); Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandplatz: Kammerkonzert für Seniorinnen und Senioren und andere Interessierte, 15 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Auktion, 8 bis 16 Uhr.

Oberursel. Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Frankfurter Volksbank, Ebertstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.

Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Königstein. Luxemburger Schloß: Einzelausstellung mit Werken des Malers Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.

Kurhaus: Ausstellung mit Werken von Anne Reichardt, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kino im Schwedenpfad (KiS): "Bad Homburg von A bis Z", Dia- Vortrag von Heidi Delle, 19.30 Uhr.

Stadthaus-Forum: "Indian-Summer", Filmabend des Film- und Videoclubs, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt, Ev. Gemeindehaus, 19.30 Uhr, Anmeldung: Tel. 0 61 72 / 58 64. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Nottelefon während der Herbstferien, Tel. 2 44 34, 9 bis 12 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: schulärztliche Sprechstunde, 9 bis 11 Uhr, Tel. 6 69 66.

Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Oberstedten, Hauptstr. 52, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 0 61 72 / 3 35 76.

Gymnastik der Osteoporose-Selbsthilfegruppe, Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele 14.30 bis 15.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Atem- und Sitzgymnastik, 9 bis 10 Uhr; Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus, 10 bis 12 Uhr; Blumengestecke selbsgemacht, 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.

Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Kronberg. Seniorenwohnanlage Rosenhof, Am weißen Berg 7: Christian Lange liest aus der Novelle "Brennendes Geheimnis" von Stefan Zweig, 19.30 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik ab 10 Uhr; Beratung für pflegende Anghörige, 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Kurparkführung: Kaiser-Wilhelms-Bad, 15 Uhr.

Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.

CDU-Veranstaltung mit Innenminister Seiters

RÜSSELSHEIM. "Mehr Sicherheit für alle Bürger" ist das Thema der Informationsveranstaltung, zu der der CDU-Kreisverband Groß-Gerau für Mittwoch, 14. Oktober, in die Stadthalle Rüsselsheim einlädt. Neben Bundesinnenminister Rudolf Seiters diskutieren Rudolf Schmitt, Richter am Darmstädter Amtsgericht, Oberstaatsanwalt Frieder Rothenberger aus dem Rheingau-Taunus-Kreis und Klaus Hardt, Chef der Rüsselsheimer Kriminalpolizei.

Ebenfalls dabei: Bundestagsabgeordneter Heinz-Adolf Hörsken, Kreisverbandsvorsitzender Gerald Weiß und CDU-Kreis- tagschef Rudi Haselbach. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. wal

&blt; Rockworkshop für Frauen

Am 17. und am 18. Oktober findet in der Kulturwerkstatt Germaniastraße ein Bandworkshop statt. Angesprochen sind Mädchen und Frauen, die Grundkenntnisse am Instrument und Lust aufs Rokken haben. Interessentinnen können sich anmelden bei Waggong, Germaniastraße 89, 6000 Frankfurt/M 60, Telefon (069) / 46 62 02. &blt; Phantom of the Opera "Phantom of the Opera", das Musical von Arthur Kopit mit deutschen Dialogen und englischen Songs, ist heute um 20 Uhr im Großen Saal der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg zu sehen. &blt; Zeichnungen bei Witzel Die Zeichnungen von Johannes Schreiter sind noch bis zum 18. November in der Wiesbadener Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63, zu besichtigen. Die Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr, samstags von 11 bis 13 Uhr. &blt; Landschaften und Figuren Die Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstraße 22, zeigt bis Samstag, 17. Oktober, Landschaften von Gerhard Altenbourg. Am Montag, 20. Oktober, beginnt dann eine Ausstellung mit Figuren des Künstlers, die bis Mitte November dauert. &blt; Jugend musiziert Interessierte für den Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" können sich bis zum 1. Dezember in der Solowertung für Blasinstrumente, Blockflöte, Zupfinstrumente, Gesang anmelden. Bei der Gruppenwertung für Streichinstrumente, Klavier-Kammermusik und Harfe gilt der gleiche Termin. Der Wettbewrb findet am Samstag, 6. Februar 1993, im Dr. Hoch's Konservatorium (Hebelstraße 15) statt. Anmeldung beim Stadtschulamt unter der Nummer 21 23 48 38 (Herr Böhner). &blt; Brasilianische Literatur Die brasilianischen Autoren Zulmira Ribeiro Tavares und Sérgio Sant' Anna sind am heutigen Dienstag um 20 Uhr im Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, zu Gast. Tavares liest aus seinem Werk "Herr P. in Kalamitäten" und Sant' Anna aus "Amazone". Moderation und Übersetzung von Frank Heibert. &blt; Junge Kunst in Hessen Werke von Christiana Crüger und Stefan S. Schmidt präsentiert das Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) von Mittwoch, 14. Oktober bis 5. November. Der Eintritt ist kostenlos. &blt; Werkschau im Bunker Den zwei Offenbacher "Trash-Video- Filmern" Manuel Francescon und Bernhard Lenz hat das Kino im Bunker am heutigen Dienstag um 20 Uhr eine Werkschau im Filmsaal der Medienwerkstatt (Germaniastraße 89 gewidmet. &blt; Literatur aus Frankreich Der französische Schriftsteller Antoine Volodine liest am heutigen Dienstag um 20.30 Uhr im Ypsilon Buchladen (Berger Straße 18) aus seinem Roman "Alto Solo". &blt; Sächsischer Wanderer Sein neues Buch "Die Wiederentdekkung des Gehens beim Wandern - Harzreise" stellt der sächsische Autor Thomas Rosenlöcher heute abend um 20 Uhr in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21, vor.

Ökologie als Flickwerk

Ob als Pflichtbegriff im Wortschatz der Manager oder als Vorsilbe "Öko" auf den Produkten: Die Wirtschaft scheint vom Umweltboom erfaßt. Kaum ein Tag, an dem nicht ein neues Produkt, ein noch umweltfreundlicheres Produktionsverfahren oder gar die neue Öko-Managementmethode auf den Markt geworfen wird.

Doch was ist wirklich dran am ökologischen Wandel der Wirtschaft? In der Neuerscheinung "Ökologie als Flickwerk - Über die Schwierigkeiten einer umweltorientierten Umgestaltung von Unternehmen" (Heft 28 der Zeitschrift Politische Ökologie) bilanzieren namhafte Autoren aus Wirtschaft und Wissenschaft (unter anderem Professor Martin Jänicke, Professor Lutz von Rosenstiel) den Prozeß der Veränderung innerhalb der Branchen und der einzelnen Unternehmen - und zeigen auf, wo die Defizite liegen.

Gleichzeitig analysiert das Heft, welche Rahmenbedingungen, Verfahren und Einstellungen den Prozeß hin zu einem ökologisch verträglicheren Wirtschaften der Unternehmen befördern könnten. Anhand von Beispielen aus den unterschiedlichsten Bereichen diskutierten die Autoren die Möglichkeiten und Grenzen einer Umgestaltung durch Management, Gewerkschaften, Umweltverbände und die Politik.

Für 9,80 Mark (plus Versandkosten) kann das Heft 28 bezogen werden bei: Politische Ökologie, Cosimastraße 4, 8000 München 81, Telefon (0 89) 91 79 40, Fax (0 89) 9 10 15 17. FR

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Linden- Apotheke, Bad Homburg, Ober-Eschbacher-Straße/Ecke Jahnstraße.

Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.

Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16.

Wir gratulieren

Friederike Häfner, Am Kirschberg 5, Köppern, zum 85. Geburtstag, und

Georg Jenschke, Lochmühlenweg 4, Friedrichsdorf, zum 80. Geburtstag.

Ein großer alter Mann am Pult Wenn Ferdinand Leitner mit dem Hochschulorchester probt

Eine Hundertschaft von sorgfältigst ausgebildeten Musikern, ein großes Sinfonieorchester, international besetzt: Deutsche, Japaner, Amerikaner, Briten, Skandinavier. Aus St. Petersburg sind allein zwanzig Russen angereist, die unter dem großen alten Mann als Dirigenten musizieren wollen. Links vom Pult stehen elf Kontrabassisten und stimmen ihre Instrumente, schrubben wie wild ins Getümmel der anderen hinein. Als die Tür aufgeht, ist schlagartig Ruhe. Applaus für Ferdinand Leitner, den achtzigjährigen, der von Professor Hans-Dieter Resch, dem Rektor der Musikhochschule, eingeführt und bekanntgemacht wird: Schlohweißes Haar, eine große, prägnante Nase, vorgeschobene Unterlippe, hinter einer großen Brille mit Goldrand ein paar wache, freundlich blickende Augen. Na, dann wollen wir mal. Keine langen Reden und großen Worte - er greift zu Tankstock und beginnt zu schlagen: Bruckner, neunte Sinfonie, erster Satz.

Der Anfang ist noch ein bißchen hölzern und unsicher, aber nicht lange, denn Leitner weiß, wie er mit Orchestermusikern - auch wenn es lauter Twens sind - umzugehen hat. Er schreit nicht, er tadelt nicht, er fuchtelt nicht mit dem Stock - er ist ganz leise, aber sein Blick ist überall, und wenn er den Zeigefinger seiner linken Hand an die Lippen führt, sehen es alle und werden leiser. Oder er hebt die Linke abwehrend, das gilt den Streichern; der Kopf ruck hoch und die Augenbrauen heben sich: Das Holz hat eine wichtige Passage. Nur wenn er sich dann und wann von seinem Sitz erhebt und grimmigen Gesichts mit der rechten, die sonst ausschließlich taktiert, zusticht, dann reckt sich der blechgepanzerte Bruckner zu seiner wahrlich gigantischen Größe empor, dann werden kosmische Kräfte spürbar.

Die Pausen zwischen den Sätzen nutzt der Dirigent - abgesehen von kurzen Zwischenrufen während des Spiels - zu Erläuterungen, in denen er bestimmte Phrasierungen oder Bögen beschreibt, alles andere macht er während des Dirigats mit dem Kopf, den er sachte schüttelt, mit dem er nickt, der plötzlich hochruckt, mit dem er ein "Ja" andeutet oder mit einem Lächeln, mit den er sagen kann "fein, das hab ihr gut gemacht".

Hausherr Resch hat die Absicht, das Hochschulorchester, das zuvor zweimal in der Woche zu Proben unter seinem ständigen Dirigenten (zuletzt Jiri Starek) zusammengekommen ist, künftig von ständig wechselnden Dirigenten proben und öffentlich spielen lassen. "Das ist mehr Orchesteralltag als zuvor, und wenn die Studenten schon die Plakate sehen, bevor sie die erste Probe gehabt haben, dann ist das schon eine starke Motivation für sie", sagt Hans-Dieter Resch.

Nun, Ferdinand Leitner, der mehr als zwanzig Jahre lang die Staatsoper in Stuttgart leitete und später Chef in Zürich war, macht jetzt den Anfang: Am kommenden Sonntag findet das Konzert im Großen Saal der Alten Oper statt. Auf dem Programm stehen Bruckners Neunte und Haydns Sinfonie Nr.98. wp

FDP will diesmal die Fünfprozenthürde nehmen Liberale werden ein Programm erstellen und Kandidaten für die Kommunalwahl 1993 benennen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Im nächsten Anlauf soll es klappen: Nachdem die Liberalen seit dem Zusammenschluß von Mörfelden und Walldorf im Jahr 1977 nicht mehr in der Stadtverordnetenversammlung vertreten sind, soll mit der Kommunalwahl im März 1993 wieder eine FDP-Fraktion den Sprung ins örtliche Parlament schaffen. Zuletzt, bei den Kommunalwahlen 1985 und 1989, scheiterten die Liberalen mit 4,6 und 4,1 Prozent an der Fünfprozenthürde.

Die Liberalen haben nach der Sommerpause, von der Öffentlichkeit unbemerkt, einen neuen Vorstand gewählt. Der im Amt bestätigte Parteichef Dr. Wolfram Kroner, sein Vize Harald Pons und der Kassierer Jörg Peters bilden den Vorstand der Freien Demokraten, die in der Vergangenheit auf Ortsebene außer vor Kommunalwahlen kaum in Erscheinung traten. Für die nächste Zeit kündigen die Liberalen ein Wahlprogramm für Mörfelden-Walldorf und die Benennung von Kandiaten für Stadtverordnetenparlament und Kreistag an.

Die FDP will wieder in Erscheinung treten, Mitglieder und Sympathisanten aktivieren. "Gerade das Engagement der FDP-Mitglieder für die Allgemeinheit in Kirche, Verein und Jugendarbeit" solle zeigen, "daß nicht nur politisch bei den Wahlen Flagge gezeigt wird, sondern auch im täglichen Leben", heißt es in der von Kroner unterzeichneten Mitteilung.

Daß Engagement nötig ist, wissen die Liberalen, die auch Selbstkritik üben. Demnach hapert es nicht an Ideen, sondern an Hartnäckigkeit bei der Durchsetzung. Doch dies sei bei fehlender parlamentarischer Präsenz auch schwer durchzuhalten, findet Kroner. Die FDP erfahre dadurch vieles zu spät, um sich noch aktuell äußern zu können.

Dennoch sind die Liberalen optimistisch, daß die vom Wähler verordnete Parlamentsabstinenz im März zu Ende geht. Schließlich seien einige der zentralen Themen, die die politische Szene der Stadt beherrschen, "ursprünglich von der FDP herausgebracht oder aktualisiert worden", meint Kroner. Einige seiner Stichworte: Südumgehung, Querspange, Schnellbahntrasse, Neubau der Polizeistation und die Gewerbeansiedlung.

Der FDP macht "die Frage der Zusammensetzung künftiger Parlamente" Sorge, "wenn der leidige Trend zu radikalen Parteien (DKP, Reps oder ähnlichen) anhält". Aber: Dies sei möglicherweise auch eine Chance für die Liberalen, "wenn der Weg von den Volksparteien weg zu den Kleinen anhält". wal

In Schöneck tagt das Parlament Bürgermeister stellt den Haushalt '93 vor

SCHÖNECK. Die Parlamentarier werden sich bei ihrer Sitzung am Dienstag, 20. Oktober, zunächst mit den Punkten befassen müssen, zu denen sie bei ihrem letzten Treffen nicht mehr kamen. Es geht unter anderem noch um die Themen Einrichtung eines Ausländerbeirats, Neugestaltung des Spielplatzes "Hanauer Pfad", Entwurf des Kindergartens Waldstraße, Bildung einer gemeinsamen Sozialstation für die drei Ortsteile, die (in einem ersten Anlauf gescheiterte) Wahl von Schöffen, Jugendbericht und Kindertagesstätten-Bericht 1991/92.

Neu auf die Tagesordnung treten Fraktionsanträge etwa zur Aufstellung eines Bebauungsplans für die Zuwachsgebiete im Süden Kilianstädtens. Es werden der Nachtragshaushalt 1992 und der Etat 1993 eingebracht, eine Neufassung für die gemeindliche Abfallsatzung, eine Änderung der Abwasser-Beitrags- und Gebührensatzung und die zweite Änderung des Flächennutzungsplans.

Der Bebauungsplan "Biebesen" soll als Satzung beschlossen werden. Schließlich wird die Gemeindevertretung auch noch über die umstrittene Engestellenregelung für die Frankfurter Straße in Kilianstädten befinden, durch die der Verkehr immer nur noch in eine Richtung geführt werden kann. Wegen der langen Tagesordnung beginnt die Sitzung bereits um 18.30 Uhr. Ul

Telefonaktion zur Mietanhebung

Seit Tagen schon bekommen die über 150 000 Mieter von Sozialwohnungen in Frankfurt Post aus dem Rathaus, die für nicht wenig Aufregung sorgt.

Die Kommune erbittet unter anderem Auskunft über die persönlichen Einkünfte jedes Haushalts: Es geht um die Berechnung der Fehlbelegungsabgabe für alle Mieter, die eigentlich schon zu viel verdienen, um noch in einer Sozialwohnung zu leben. Nach Einschätzung von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) müssen 20 Prozent der angeschriebenen Haushalte mit einer Mieterhöhung rechnen. Vom 1. Juli 1993 an werden zunächst 50 Prozent der Mietanhebung fällig, vom 1. Juli 1994 an ist der volle Aufschlag zu zahlen.

Zahlreiche Anfragen zur Fehlbelegungsabgabe sind bei der FR eingegangen. Sie hat deswegen fünf Fachleute gebeten, den betroffenen Mietern am Telefon Rede und Antwort zu stehen.

Am kommenden Samstag, 17. Oktober, können Sie in einem Zeitraum von fünf Stunden, von 10 bis 15 Uhr, die Experten in der FR-Redaktion erreichen. Aus dem hessischen Wohnungsministerium in Wiesbaden, das die Fehlbelegungsabgabe entwickelte, kommen Walter Roth und Peter Spielmann. Aus dem städtischen Amt für Wohnungswesen in Frankfurt, das die Abgabe erheben muß, haben sich Irene Dudek, Sabine Keller und Ute Saiks angesagt.

Unter den folgenden Telefonnummern sind die fünf Fachleute am Samstag, 17. Oktober, zu erreichen: 2199-322; 2199-367; 2199-323; 2199-324 und 2199-577. Noch vor dem Samstag werden wir sie auch im Bild vorstellen. FR

BUND kritisiert Braun wegen Plastikgeschirr Firmensprecher: Umstellung bringt wenig und ist teuer Von Joachim Mohr KRONBERG. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kronberg ist sauer auf die Braun AG, das größte Unternehmen in der Taunusgemeinde. Der Grund: In der betriebseigenen Kantine von Braun wird seit Jahren nur Einweg-Plastikgeschirr benutzt. Der BUND hält dies für unverantwortlich. Braun erklärt dagegen, daß das Plastikgeschirr "nach einer Gesamt-Ökobilanz" gar nicht so schädlich sei und verweist auf umweltfreundliche Neuerungen in der Produktion des Konzerns. Grundsätzlich habe man sich schon für die Einführung von Porzellangeschirr entschieden, die Umstellung stehe "jedoch nicht oben auf der Prioritätenliste". Rund 2000 Beschäftigte arbeiten bei der Firma Braun in Kronberg, etwa 1000 Angestellte lassen sich pro Tag das Essen in der Kantine schmecken - aus Plastiktellern und mit Hilfe von Plastikbesteck. Der BUND wurde von mehreren Mitarbeitern auf "diesen Mißstand aufmerksam gemacht". Nach der Mahlzeit landet das Geschirr - ex und hopp - in großen Müllsäcken. Nach Informationen der Umweltschutzorganisation läuft bereits seit einiger Zeit im Betrieb eine Diskussion "über den Sinn und Unsinn solch verschwenderischer Wohlstandspraktiken".

Barbara Streun vom BUND Kronberg weist darauf hin, daß die Herstellung von Kunststoffgeschirr sehr energieaufwendig sei, außerdem benötige man dafür viel Rohöl und verschiedene andere Rohstoffe. Zudem werde die Entsorgung des Mülls wegen des knapper werdenden Deponieraums immer problematischer. Streun hofft, daß das Unternehmen auf wiederverwendbares Porzellangeschirr und Besteck umstellt, auch wenn die Anschaffung erst einmal Kosten verursache. Die Umweltbelastung müsse in die Rechnung eben auch einbezogen werden.

Für Norbert Gehrig, Personalvorstand bei Braun, ist das Plastikgeschirr weniger eine ökologische Frage als ein "psychologisch-ästhetisches Problem". Nach einer Gesamt-Ökobilanz des Frankfurter Battelle-Instituts sei das Plastikgeschirr "nicht so schädlich wie angenommen", sagt er. Bei Mehrweggeschirr müsse man den Wasser-, Energie- und Spülmittelnbedarf bei der Reinigung mitrechnen.

Außerdem habe sich die Firma Braun sehr für eine umweltfreundlichere Produktion engagiert, betont Gehrig und zählt auf: die großen Werke würden Ende des Jahres FCKW-frei arbeiten, die Verpackungen von Braun seien 100 Prozent recycelfähig, die neuen Rasierer hätten quecksilberfreie Batterien. Das seien "Zeichen von wirklich großer Dimension". Der Nutzen einer Umstellung von Plastik- auf Porzellangeschirr sei im Vergleich dazu für die Umwelt gering.

Und natürlich seien auch die Kosten eine Schwierigkeit, sagt der leitende Angestellte. Die Rezession habe auch Braun erreicht. Die Umstellung der Kantine würde mit dem nötigen Umbau für eine Großspülmaschine rund drei Millionen Mark kosten. "Drei Millionen für eigentlich nur mehr Optik, das ist jetzt nicht drin", erklärt er. (Der Braun-Konzern erzielte 1991 weltweit einen Umsatz von rund 2 Milliarden Mark und einen Gewinn von ungefähr 90 Millionen Mark).

Grundsätzlich habe die Firmenleitung die Einführung von Mehrweggeschirr auch schon beschlossen, berichtet Gehrig. Das stehe in der momentanen Situation "nur nicht oben auf der Prioritätenliste". Der BUND ist sich sicher, daß Firmen, die Umweltverträglichkeit nicht als äußerst wichtig betrachten, "an gesellschaftlicher Akzeptanz verlieren, so daß ihnen irgendwann der Markt verlorengeht".

Alte Postkarten aus Paris Jubiläumsausstellung der Eschborner Briefmarkenfreunde

ESCHBORN. Eine Jubiläumsausstellung mit internationaler Beteiligung veranstalten die Eschborner Briefmarkenfreunde am kommenden Wochenende zu ihrem 20jährigen Bestehen. Sie zeigen 40 Sammlungen, auch vom französischen Partnerverein, der beispielsweise mit Postkarten aus Paris um 1900 aufwartet. Es gibt auch Motivsammlungen, unter anderem Frisuren und Kopfschmuck aus verschiedenen Zeiten und Ländern.

Im dritten Teil der Ausstellung werden Briefe gezeigt, die sich mit der Deutschen Einheit befassen. Die Philatelisten suchten für die Ausstellung nicht besonders teure oder seltene Sammlungen aus, sondern solche, die interessante Ideen beinhalten. Sie wollen damit ihr Hobby als eine Beschäftigung präsentieren, die vom Austausch mit anderen lebt, sich nicht nur im "stillen Kämmerlein" abspielt.

Die Ausstellung wird am Freitag, 16. Oktober, um 18 Uhr in der Stadthalle neben dem Rathaus eröffnet. Fachkundige Führer zeigen kleinen Gruppen von Interessierten die gezackten Kostbarkeiten auch am Samstag von 14 bis 17 Uhr. Die Briefmarkenfreunde führen außerdem Geräte vor, mit denen man Echtheit und Qualität der Postwertzeichen prüfen kann.

Die Marken sind auch noch am Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr zu sehen. Außerdem können Sammler Marken kaufen und während eines Regionaltausches neue erwerben. she

Kunsthandwerk war im Nordwestzentrum

NORDWESTSTADT. Für zwei Wochen ist das Nordwestzentrum um eine Attraktion reicher: Mehr als 30 Handwerker aus ganz Deutschland haben unter dem Glasdach des Einkaufszentrums ihre Stände aufgeschlagen. Von der münsterländischen Schafwollsocke bis zur handgefertigten Marionette gibt es (beinahe) alles, was das Käuferherz begehrt.

"Meine Güte, für was braucht man denn solche Schuhe?" Ratlos mustert eine mit schweren Einkaufstaschen beladene Frau ein Paar geschnitzte Holzschuhe. Ein ganzer Berg dieser klobigen Pantinen ist neben dem Stand aufgehäuft und läßt einen unwillkürlich an Windmühlen und Hollandkäse denken. "Die sind praktisch im Garten und beim Camping", klärt die Handwerkerin aus dem Münsterland auf. Neugierig schlüpft die Kundin in die Schuhe, dreht und wendet sich wie auf der Modenschau. "Nicht gerade elegant, aber unbequem sind sie auch nicht." Nach kurzer Bedenkzeit zückt sie ihr Portemonnaie und zieht mit einem Paar Holzpantoffeln von dannen.

Die Verkäuferin aus dem Münsterländischen ist mit dem Geschäft im Nordwestzentrum ebenso zufrieden wie der Korbmacher aus Bayern. Staunend stehen drei Kinder um ihn herum und schauen ihm beim Flechten eines großen Weidenkorbs zu.

Genausogut wie das Geschäft mit Körben, Bürsten, Socken und Fellhandschuhen läuft der Verkauf von allerlei Nippes und dekorativem Krimskrams. Mundgeblasene Glasgefäße und parfümierte Kerzen finden ebenso ihre Abnehmer wie Trockenblumensträuße und putzige Keramikfiguren. Noch bis Samstag, 17. Oktober, ist der Kunsthandwerkermarkt im Nordwestzentrum geöffnet. bai

Briefe an die Redaktion "Stilles Chaos"

Zum heftig diskutierten Thema Tempo 30 und Verkehrsumlenkung in Kronberg erreicht uns dieser Leserbrief:

"Seit nunmehr acht Wochen erleben wir in Kronberg "Tempo 30 und Verkehrsumlenkung" - Zeit für eine Zwischenbilanz. Tempo 30: Kaum ein Auto, einschließlich Busse, Taxis und städtische Fahrzeuge, halten dies ein. Es gibt Straßen mit aufgemalter 30, auf denen Autos mit 50 und mehr rasen. Kontrollen finden unzureichend, zu offensichtlich oder zu den falschen Zeiten (z. B. nicht zwischen 6 und 8.20 Uhr morgens) statt.

Bürgermeister Kreß muß sich als Ortspolizeibehörde die Frage stellen, weshalb diese an sich vernünftige verkehrspolitische Maßnahme in Kronberg keine Akzeptanz findet. Die Ablehnung des Tempo-30-Konzeptes hat Gründe: Flächendeckend verordnet, streckenweise durch Tempo 50 unterbrochen, ist Tempo 30 in vielen Bereichen für die Verkehrsteilnehmer unverständlich und nicht nachvollziehbar. Schwerwiegend ist die Tatsache, daß aus politischen Gründen (Koalitionsabsprache SPD/UBG/Die Grünen) das Tempo-30-Konzept, belastet, überfrachtet und zu Grunde gerichtet wird durch die in der Bürgerschaft höchst umstrittene Verkehrsumlenkung. Diese wurde im Stadtparlament mit einer Stimme Mehrheit 19:18 durchgesetzt. Tempo 30, sinnvoll in bestimmten Stadtbereichen, wurde damit ein Bärendienst erwiesen. Tempo 30 ist gescheitert.

Verkehrsumlenkung: Viele Verkehrsteilnehmer benutzen in Kronberg Straßen, die durch das neue Verkehrskonzept eigentlich beruhigt werden sollten (z. B. Friedrich-Ebert-Straße) beziehungsweise solche, in denen es bisher ruhig zuging. Die Suche nach und die Benutzung von Schleichwegen streut den Automobilverkehr durch fast die ganze Stadt bis auf entlegene Teile in Oberhöchstadt. Die Fahrtstrecken sind insgesamt für die Mehrzahl der Bürger länger geworden. Das führt zu mehr Luftverschmutzung und Lärm. Die Beschilderung wie z. B. in der Jacques-Reiss-Straße bleibt weiter mangelhaft; das gelbe Schild mit schwarzem Pfeil auf geradeaus fehlt immer noch. Auswärtige Fahrer irren in der Stadt herum, denn sie folgen zumeist dem Vorfahrtschild in die Oberhöchstädter Straße. Diese wiederum befindet sich im baulich schlechtesten Zustand aller Kronberger Straßen.

Die angebliche Zufriedenheit der Bürger mit der städtischen Verkehrspolitik kommt in der Gründung weiterer Bürgerinitiativen zum Ausdruck. Gerichtliche Verfahren sind durch sie in Gang gekommen. Die Bürger wollen nicht Opfer einer verfehlten Verkehrspolitik der augenblicklichen Rathausmehrheit werden.

"Das erwartete Chaos hat nicht stattgefunden", hieß es vor einiger Zeit in einer Zeitungsmeldung aus dem Rathaus, "der Versuch funktioniert".

Viele Bürger leiden unter den durch die derzeitige Stadtregierung, getragen von SPD/UBG/Die Grünen, verursachten Verkehrszuständen. Die Bürger leiden unter einem "stillen Chaos!"

Paul Wolf, Minnholzweg 4 b 6242 Kronberg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

"Wieder Pogromstimmung" Max Willner sieht "Zeichen, die uns angst machen"

FRANKFURT A. M. "Ich muß mich leider fragen - und ich fürchte mich davor, eines Tages von anderen gefragt zu werden -, ob wir es wirklich richtig gemacht haben, Gemeinden zu gründen, Synagogen zu bauen und Religionsunterricht zu erteilen. Nach meiner Befreiung aus dem KZ Dachau hätte ich es, hätte niemand es für möglich gehalten, daß wir noch einmal erleben müßten, was jetzt in Deutschland geschieht. Niemals hätte ich geglaubt, daß Haß und Gewalt gegen Minderheiten in dieser Weise jemals wieder zu spüren wären."

Der Mann, der dieses gegenüber der FR sagt, ist stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und seit vielen Jahren Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen sowie Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach.

Der ehemalige Berliner Kaufmann Max Willner hat fünfeinhalb Jahre seines Lebens unter den Nazis in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Dachau und Auschwitz gelitten. Der 86jährige gehört zu den Begründern neuen jüdischen Lebens nach der deutschen Katastrophe.

Max Willner, den der einstige hessiche Ministerpräsident Holger Börner als "Mann der leisen Töne" apostrophierte, erhebt seine Stimme angesichts "einer Zeit der schlimmsten Pogromstimmung in Deutschland" und der Trümmer der durch Brandstiftung zerstörten einstigen "jüdischen Barakke" des Konzentrationslagers Sachsenhausen.

Was in jüngster Zeit geschehe, sei in höchstem Maße alarmierend. Besonders deprimierend ist für "den großen alten Mann des jüdischen Lebens" bei den fast alltäglichen Brandstiftungen und Mordversuchen an Asylsuchenden, "daß solche Brutalitäten von Zuschauern mit erkennbarem Beifall bedacht werden".

Darin sieht Max Willner "Zeichen, die uns angst machen - die schweigende Mehrheit, die plötzlich nicht einmal mehr nur schweigt, sondern johlt, pfeift und applaudiert". Hier offenbare sich die wahre Gefahr: "Diese Menge ist gefährlicher, als es die Straftäter selbst sind. Denn Beifall- Klatscher können vom Rechtsstaat nicht zur Rechenschaft gezogen werden."

Der "Gefahr von rechts" sollte der Staat nach Meinung des langjährigen Zentralrat-Mitglieds "mit Stärke und Entschlossenheit begegnen, "denn das ist eine der Lehren aus Weimar". Den Politikern und Bürgern, die der Angst vor "Überfremdung" das Wort reden, schreibt der Erfahrene ins Stammbuch: "Niemand muß Angst haben, nur weil Flüchtlinge an seine Tür klopfen - Hände weg von der Änderung des Asylrechts."

Der 86jährige erinnert daran, "daß es Hunderttausenden verfolgter Menschen das Leben gerettet hätte, wenn in der Nazi-Zeit andere Länder ein solches Asylrecht gehabt hätten wie heute die Bundesrepublik". Ausgerechnet dies aber nun freiwillig aufzugeben, "das wäre fatal".

Realist Willner sieht natürlich auch die wirtschaftlichen Probleme des Landes vor dem Hintergrund der deutschen Einheit, die sehr viel mit den Ängsten in der Bevölkerung zu tun hätten. Doch sei Deutschland heute "sehr viel potenter als in den Zeiten der Republik von Weimar". Es existierten viel stärkere internationale Wirtschaftsbindungen, weshalb die Politik bei ihrem Handeln und ihrem Verhalten auch die europäischen Gesamtinteressen im Blick habe. Und dies macht ihm "letztendlich wieder Hoffnung".

Für den Repräsentanten jüdischer Menschen zeigen die Ereignisse von Hoyerswerda bis Rostock ferner, daß die Kritik am verstorbenen Zentralratsvorsitzenden Heinz Galinski, er reagiere zu empfindlich auf bestimmte Ereignisse und melde sich zu eifrig und zu vernehmlich zu Wort, "ganz und gar unberechtigt war".

Willner: "Galinski und wir sind von einer Entwicklung eingeholt worden, die wir so ganz gewiß nicht für möglich gehalten hätten." Und er befürchtet, daß weitere Eskalationen möglich sind, daß rechtsextreme Gruppen bei den Wahlen der Jahre 1993 und 1994 an politischem Einfluß gewinnen werden.

Trotzdem sieht Max Willner die Zukunft der Juden in Deutschland "nicht unbedingt düster", denn die Situation jüdischen Lebens in Deutschland von heute sei in einem ganz wesentlichen Punkt mit jener im 1933 nicht zu vergleichen. Die Gründung des Staates Israel habe die Juden in der ganzen Welt selbstbewußter und selbstsicherer gemacht. Was auch immer geschehe: "Israel ist unser Rettungsboot." Jeder Jude könne sich dort in Sicherheit bringen, "das macht die Situation von Juden in Deutschland letztendlich sicherer". ekr

ST. LOUIS, 12. Oktober (dpa). US-Präsident George Bush ist offenbar der Verlierer der ersten Fernsehdebatte der Bewerber um die amerikanische Präsidentschaft am Sonntag abend in St. Louis. Nach einer am frühen Montag veröffentlichten Umfrage gaben gerade 14 Prozent der Befragten den Ideen Bushs gute Noten.

Nach einer Umfrage der TV-Gesellschaft ABC unmittelbar nach der Debatte sahen die Zuschauer den demokratischen Kandidaten Bill Clinton mit 28 Prozent als knappen Sieger vor dem unabhängigen Bewerber Ross Perot mit 24 Prozent. Für Bush (68) stimmten 18 Prozent.

Nach der Gallup-Umfrage fanden 47 Prozent der Zuschauer, daß sich der texanische Milliardär Perot am besten geschlagen haben. 30 Prozent fanden die Vorstellung Clintons am überzeugendsten. Schlußlicht war auch hier Bush mit 16 Prozent. In der Wählergunst verbesserte sich Perot nach der ABC-Umfrage von sechs auf 14 Prozent. Für Bush gingen die Werte von 34 auf 31, für Clinton von 48 auf 46 Prozent zurück. Die Umfrage hat eine Fehlerquote von 4,5 Prozent. Für Bush war es nach einstimmiger Ansicht von Beoachtern darauf angekommen, vor den rund 70 Millionen Zuschauern mit überzeugenden Vorschlägen zur Behebung der Wirtschaftskrise den Rück- stand von zwölf bis 13 Punkten in der Wählergunst gegenüber Clinton aufzuholen. Für Clinton ging es darum, mit klaren Stellungnahmen zu seiner Person und zur Sache seinen Vorsprung zu festigen.

Leidenschaftliche wurde es nur zu Beginn, als Bush die aktive Beteiligung Clintons vor 23 Jahren an Vietnam-Kundgebungen im Ausland für falsch hielt. Clinton entgegnete: "Ich war gegen den Krieg, aber ich liebe mein Land, und wir brauchen einen Präsidenten, der das Land zusammenbringt und nicht spaltet".

(Siehe auch Seite 2: . . .und außerdem)

Während einer der Männer Ali Ajdadi festhielt, schlug der andere ihn gezielt mit den Fäusten ins Gesicht. So lange, bis er zu Boden sank. Dort traten sie ihn mit solcher Wucht immer wieder und wieder ins Gesicht, daß es Ali Ajdadi vorkam, als sei dies "60- bis 70mal" passiert. Für die Kölner Polizei ist das ein ganz normaler Vorfall, wie er, so ein Sprecher aus dem Präsidium, "tagtäglich hundertfach vorkommt".

"Barbarischer Akt seit der Antike" Vilbeler FDP spricht bei Grabsteinumlegung von Schändung

BAD VILBEL. Der "Grabschändung" haben sich nach Ansicht der FDP die hauptamtlichen CDU-Magistratsmitglieder, insbesondere Zweiter Stadtrat Jörg Frank, durch die veranlaßten Grabsteinumlegungen schuldig gemacht. Klaus Peter Kubitza, ehrenamtlicher FDP- Stadtrat: "Es wäre für den jungen neuen hauptamtlichen Stadtrat Frank empfehlenswert gewesen, die Bestimmungen der Friedhofsordnung genau zu beachten und jetzt objektiv vorliegende Grabschändungen zu vermeiden."

Gegenüber der Frankfurter Rundschau präzisierte Kubitza seinen Vorwurf. Auch eine Stadtverwaltung müsse sich auf dem Friedhof vorsichtig bewegen. Die Zerstörung oder Beschädigung einer Beisetzungsstätte stelle nach Paragraph 168 des Strafgesetzbuches den Straftatbestand der Störung der Totenruhe dar.

Für eine von der Verwaltung geltend gemachte "Gefahr im Verzuge" seien keine ausreichenden Anhaltspunkte vorhanden, erklärte Stadtrat Kubitza. Der "allzu forsche neue CDU-Stadtrat" habe bereits zu Beginn seiner Amtszeit "seine Machtbefugnisse unter Verstoß gegen geltendes Recht mißbraucht". Auf berechtigte Kritik werde aus dem Rathaus "mit ehrenrührigen Beschimpfungen" reagiert. Dies ändere jedoch nichts an der Tatsache, daß der Magistrat "unter Verstoß gegen die Friedhofsordnung die Totenruhe gestört" habe. Klaus Peter Kubitza: "Das Umlegen von Grabsteinen ist schließlich seit der Antike ein barbarischer Akt und zum Beispiel mit dem Abräumen und dem Fällen von Bäumen im öffentlichen Verkehrsraum nicht zu vergleichen."

Den Vorwurf des Verstoßes gegen die Friedhofsordnung untermauert der FDP- Stadtverordnete Gregor Weiser. In Paragraph 41 werde ausdrücklich zwischen einem "ordnungsgemäßen", einem "ordnungswidrigen" und einem Zustand unterschieden, bei dem "Gefahr im Verzuge" sei. Weiser: "Diese abgestufte Trias der Verhältnismäßigkeit gibt der Verwaltung erst bei ,Gefahr im Verzuge' das Notrecht, die Grabsteine umzulegen."

Der FDP-Politiker kritisiert, CDU- Stadtrat und Jurist Frank habe die Begriffe "ordnungswidriger Zustand" und "Gefahr im Verzuge" gleichgesetzt. Gregor Weiser: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß bei allen Grabsteinen Gefahr im Verzuge war. Richtig wäre dann aber eine schriftliche Benachrichtigung der Inhaber und Nutzungberechtigten gewesen. Doch gerade dies ist nicht geschehen." Es sei betrüblich, daß der nunmehr aus drei Juristen bestehende hauptamtliche CDU-Magistrat "vermehrt durch rechtlich fragwürdige und vor allem politisch und menschlich instinktlose Entscheidungen" Aufsehen errege.

Stadtrat Jörg Frank war für die FR trotz mehrfacher Bemühungen nicht zu sprechen. mu

Ruf nach Umgehungsstraße: Verkehr hat zugenommen Hegmann schickt Rundbrief an die Anwohner

FLÖRSHEIM. Die Anwohner der Wickerer Straße bekommen einmal mehr Post vom Ersten Stadtrat und Verkehrsdezernenten Norbert Hegmann (CDU). Bereits Mitte September hatte er ihnen angekündigt, daß das Hessische Straßenbauamt ab Ende des Monats die Fahrbahn, Kanalisations- und Wasserversorgungsleitungen der Landesstraße erneuern werde. Nachdem Anwohner 170 Unterschriften gesammelt hatten, mit denen ihre Forderung nach Entlastung der Straße untermauert werden sollte, wendet sich Hegmann jetzt erneut mit einem Rundbrief an die Anwohner. Die waren aktiv geworden, weil die Wickerer Straße nicht nur überfüllt sei, sondern weil auch oft auf ihr gerast werde.

Hegmann schreibt, daß er "die Sorgen" der betroffenen Flörsheimer teilt. Lärm, Abgase, Erschütterungen und Verkehrsgefahren auf Landesstraßen, "die wegen der fehlenden Umgehungsstraße noch mitten durch unseren Ort hindurchgehen", würden insbesondere die schwachen Verkehrsteilnehmer gefährden: Radler und Fußgänger. Der Verkehrsdezernent: "Die Sperrung der Hauptstraßen für den Schwerlastverkehr hat zwar eine Minderung des Problems, aber keine endgültige Lösung gebracht."

Nach Untersuchungen des Verkehrsplaners Wolfgang Mensebach brausten 1990 täglich 7550 Autos über die Wickerer Straße. Inzwischen jedoch, schreibt Hegmann, habe der Verkehr erheblich zugenommen, "und er wird weiter zunehmen". Die Hälfte sei Durchgangsverkehr, auch dies hätten Befragungen und Zählungen ergeben. "Deshalb fordern wir die baldige Verwirklichung der geplanten Umgehungsstraße. Nur dadurch kann der Verkehr in der Wickerer Straße auf die Hälfte reduziert werden."

Die Stadtverordnetenversammlung habe sich mehrmals mit großer Mehrheit für die Umgehungsstraße ausgesprochen. Aber es gebe auch "politische Kräfte", die gegen das Projekt seien. Abgesehen von der Forderung nach der Umgehungsstraße veranlasse die Stadtverwaltung auf der Wickerer Straße aber auch immer wieder Radarkontrollen, sagt Hegmann.

Nach dem Flörsheimer Verkehrsberuhigungskonzept, das Hegmann im Mai vorgelegt hat und über das die Parlamentarier in ihrer Sitzung am 27. Oktober abstimmen werden, sollen zusätzlich zu den Radarkontrollen der Polizei weitere Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen werden. pms

Bush: Verlierer des TV-Schlagabtauschs

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd TV Flörsheim steht nicht mehr auf dem letzten Tabellenplatz Klarer Heimsieg gegen SG Anspach / TSG Sulzbach jetzt auf dem drittletzten Platz: Protest nach der Niederlage in Nieder-Roden

Nur fünf Spiele standen am vergangenen Wochenende auf dem Programm der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer. Die Tabellenspitze behauptete die TSG Bürgel mit dem überraschend deutlichen 21:17-Erfolg in Holzheim. Bürgel weist 9:1-Punkte auf. Einen Zähler dahinter folgt das spielfreie Rüsselsheim. Im Kellerduell schlug die TG Nieder-Roden knapp mit 13:12 die auf den drittletzten Platz zurückgefallene TSG Sulzbach. Großer Jubel beim Neuling TV Flörsheim: Mit dem klaren Heimsieg gegen die SG Anspach, bei der ab sofort nur noch Peter Wünsch als Trainer das Sagen hat - Jörg Kleinschmidt beschränkt sich zukünftig auf seine Rolle als Spielgestalter - gab der TVF erstmals die rote Laterne an den Verlierer ab. Im Duell der beiden ursprünglichen Titelaspiranten TV Wicker und TuS Dotzheim setzten sich die Wiesbadener Gäste durch. Kommt der hohe Favorit Dotzheim doch noch nach verheerendem Start in die Gänge?

Am Wochenende gibt es wieder ein voles Programm mit sechs Begegnungen, von denen die Partien zwischen dem Dritten Idstein und Gast Büttelborn sowie das Derby zwischen Spitzenreiter Bürgel und Nieder-Roden bereits am Samstag angepfiffen werden. Am Sonntag spielen: Anspach - Breckenheim, Großwallstadt II - Dotzheim, Rüsselsheim - Holzheim und Sulzbach im MTK-Derby gegen das wieder Mut schöpfende Flörsheim (alle 18.30 Uhr).

TV Wicker - TuS Dotzheim 17:19 (9:9). Im Duell der beiden bisher so stark enttäuschenden Titelaspiranten dürfte sich die "Spreu vom Weizen" getrennt haben. Der TV Wicker unterlag im "Ausweichquartier" Weilbacher Sporthalle verdient, muß sich nun angesichts von 5:7-Punkten mehr in Richtung Tabellenkeller als nach oben orientieren.

"Bei uns ist derzeit einfach der Wurm drin. Im Angriff läuft es nicht. Auch unser Torwart Kessler ist derzeit von seiner Bestform ein gehöriges Stück entfernt", resümierte TVW-Pressesprecher Edmund Volk nach der ersten Heimniederlage. Trainer Norbert Anthes wechselte Kessler sogar aus, aber sein Nachfolger Fritsch fand ebenfalls nicht zur Normalform. So kehrte Kessler Mitte der zweiten Halbzeit wieder zwischen die Pfosten zurück. Da führte der bisher so böse gerupfte Titelaspirant Dotzheim (nun 6:6-Punkte) bereits vorentscheidend mit 15:12 (44. Minute), ehe Wicker es noch einmal mit der Brechstange versuchte. Das Gegenteil trat ein: Dotzheim zog unaufhaltsam auf 19:15 (55.) davon. Da konnten auch die beiden (zu) spät fallenden Anschlußtreffer nicht mehr versöhnen, geschweige die Wende einleiten. Zumal Wicker in den beiden Schlußminuten durch Strafzeiten in Unterzahl agierte.

Bester Werfer beim verdienten Sieger aus der Landeshauptstadt war der Schiersteiner Neuzugang Schwinn (5), gefolgt von Graffe (4), Volknandt (3) und Nitzke (3/1). Wicker verpaßte in der Anfangsphase eine bessere Weichenstellung mit gleich drei vergebenen, hochkarätigen Chancen. "Ein Sieg hätte uns endlich die nötige Sicherheit zurückgegeben. Nun wird es ganz schwer am Wochenende bei der heimstarken Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt", schaute Volk bereits sorgenvoll nach vorne.

Der TV Wicker spielte mit: Kessler, Christoph Fritsch; Krollmann (2), Anthes (4), Bill (4), Möschl (1), A. Fritsch (3), Heiß (1), Mehler (2), Wolf, Franz, Volk.

TG Nieder-Roden - TSG Sulzbach 13:12 (5:6). Im Kellderduell zwei wichtige Punkte für Gastgeber TG Nieder-Roden. Für den Tabellen-Nachbarn TSG Sulzbach (5:7-Zähler) eine unnötige Niederlage. Zur Halbzeit führe die Schreiber- Truppe noch knapp. Dabei wäre das zumindest eine Halbzeit schwache Nieder- Roden zu bezwingen gewesen, aber Sulzbach verpaßte die Vorentscheidung vor 200 Fans in der TGN-Sporthalle.

Bis zur 45. Minute führte nämlich Sulzbach mit 9:8, doch mit dem 12:10 hatte Nieder-Roden mit drei Treffern in Folge die Wende geschafft. Den knappen Vorsprung rettete das abwehrstarke Gastgeber-Team über die Zeit.

Noch könnte es aber ein Nachspiel geben: Sulzbach, das seine besten Schützen in den Ex-Breckenheimern Hieronimus (5/3) und Rangoonwala (4/2) besaß, legte Protest gegen die Spielwertung ein. Der Grund: Nach einem Feldverweis für die TGN ging das Spiel mit Ballbesitz für Nieder-Roden weiter. Grund für eine Neuansetzung?

TV Flörsheim - SG Anspach 19:15 (10:5). Erster Sieg für den Oberliga-Neuling TV Flörsheim im sechsten Spiel, womit man die rote Laterne an den Verlierer aus dem Taunus abgab. "Es wurde auch höchste Zeit. Jetzt können wir mit leichtem Optimismus dem Derby am Sonntag in Sulzbach entgegenschauen", fielen TVF-Trainer Norbert Schleith Zentnerlasten vom Herzen. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können, aber nach einer komfortablen 16:8-Führung nach 42. Minuten schlich sich Bruder Leichtsinn in die Reihen der TVF-Cracks ein. "Da hatten wir wieder einmal den obligatorischen Durchhänger. Wenn wir das abstellen können, geht es steil aufwärts", meinte Kapitän Thomas Brauße nach seinem ersten Oberliga-Heimspiel. Der lange verletzte Keeper kristallisierte sich einmal mehr als der Rückhalt des bisher punktlosen Neulings heraus.

Die Tempo-Gegenstöße gegen die doch enttäuschenden Gäste, die eine Woche zuvor den ersten Punkt geholt hatten, liefen wie am Schnürchen. Und das, obwohl mit Thomas Jung (Grippe) ein wichtiger Spieler letztmals fehlte. Vor allem Dirk Ostmann bestach anfangs durch seine Treffsicherheit. Alleine sechs Tore gingen auf sein Konto. Erst als Schleith experimentierte und sämtliche Feldspieler einsetzte, kam Anspach etwas besser zur Geltung. Die Gäste aus dem Taunus wurden in ihrer vergeblichen Aufholjagd gebremst, nachdem sich Dotz bei einem unglücklichen Zusammenprall mit Brauße böse am Knie verletzte. Bester Werfer beim neuen Schlußlicht war so noch Sehl (3). Vor allem Kleinschmidt und Wünsch (je 2 Tore) blieben hinter den Erwartungen etwas zurück.

Beim Sieger verdienten sich Ostmann, Brauße (wehrte einen Siebenmeter ab) und Nauheimer (vier Tore) die besten Noten. "Es gab bei uns aber keinen Ausfall. Eine gute Mannschaftsleistung", strahlte Männerwart Heinrich Eckert beim anschließenden Frühschoppen in der Graf- Stauffenberg-Halle. Endlich einmal gab es Grund zum Feiern. "Nun kann es nur noch bergauf gehen. Jetzt müßte sich auch die psychologische Verkrampfung legen", freute sich Schleith über den Premierensieg der nun 2:10-Punkte aufweisenden Untermainstädter.

Der TVF spielte mit: Brauße, Divito (n. e.); Schütz (3), Kohl (1), Breckheimer (2), Blaha, Gröschl (2), Kirchner (1), Ostmann (6/1), Pitz, Nauheimer (4). jo

GWG sorgt sich um die Kanalsanierung

GROSSKROTZENBURG. Mit der Kanalsanierung befaßt sich ein Antrag der Großkrotzenburger Wähler-Gemeinschaft (GWG), den die Fraktion am Freitag, 23. Oktober, in die Gemeindevertretersitzung einbringt. In der Vorlage, die sie jetzt der Presse zusandten, fragen die Freien Wähler, "welche weiteren Maßnahmen im Zuge der Sanierung des Kanals gleichzeitig durchgeführt werden können und müssen".

So möchte die GWG wissen, ob Wasserleitungen und Stromkabel erneuert werden müssen. Auch wünschen sie Informationen über die Form, in welcher die Bahnhofstraße-Kirchstraße eventuell als Fußgängerzone ausgebaut werden soll.

Die Schritte müßten rechtzeitig vorbereitet werden, heißt es in der Antragsbegründung der GWG.

Außerdem regt die Fraktion an, dieses Thema in der nächsten Bürgerversammlung zu behandeln. jur

Zwei Überfälle vom Langfinger Junger Räuber schlug einer Frau ins Gesicht

Ein bewaffneter Räuber hat dieser Tage innerhalb von zweieinhalb Stunden zwei Geschäfte im Nordend überfallen und dabei 1000 Mark erbeutet. Der Mann trug einen Pullover mit Rautenmuster.

Mittags stand der Mann vor einem Kiosk im Oeder Weg, in dem eine 48jährige Frau bediente. Dort zog er plötzlich seinen grauen Pullover über das Gesicht, zog einen Revolver und warf der Frau eine grüne Plastiktüte zu, dann forderte er sie auf: "Los Kasse auf und Geld heraus!" Das Opfer öffnete zwar die Schublade, erklärte jedoch, sie habe kein Geld. Daraufhin griff der Räuber in die Kasse und mußte dabei feststellen, daß diese lediglich Hartgeld enthielt. Er zog es vor, ohne Beute zu verschwinden. Die 48jährige war durch den Überfall derart geschockt, daß sie die Polizei erst eine Viertelstunde später arlarmieren konnte. Wenig später überfiel der auf 18 Jahre geschätzte Mann ein Lottogeschäft in der Koselstraße. Er zog den Revolver aus dem Hosenbund und verlangte von der 64jährigen Eigentümerin die Herausgabe der Tageseinnahmen. Die Frau versuchte in einen Nebenraum zu flüchten, worauf der Täter über die Theke hechtete und ihr mit der Faust ins Gesicht schlug. Die Frau wurde später mit einem Notarztwagen in die Klinik gebracht, wo sie an der Gesichtsprellung behandelt wurde.

Der Täter wird als etwa 1,65 Meter groß beschrieben. Er ist schlank und hat einen dunklen Teint. Die Haare sind schwarz und gelockt. Er soll auffallend lange Finger haben.

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. KARSTEN STORK

Fußball am Dienstag

OBERLIGA HESSEN: Vikt. Aschaffenburg - SV Wiesbaden (19.30 Uhr).

Kreis-Grüne kritisieren: "Treutels Rede stärkt die Rechtsextremen"

KREIS GROSS-GERAU. Scharf kritisiert haben die Grünen des Kreisverbandes die Äußerungen des Kelsterbacher Bürgermeisters Friedrich Treutel (SPD) zur steigenden Zahl an Asylbewerbern. Politiker wie Treutel müßten endlich einsehen, daß sie mit ihren fremdenfeindlichen Stellungnahmen rechtsextreme Gruppen stärkten. Er müsse sich besinnen, wenn hierzulande nicht eines Tages wieder Demokraten zu Flüchtlingen werden sollten, erklären die Grünen.

Der Kelsterbacher Verwaltungschef hatte Ende vergangener Woche in einem Gespräch mit der FR erneut betont, daß die Bundesrepublik kein Einwanderungsland sei. Die Bürger würden kaum noch zwischen den immer zahlreicher werdenden "Wirtschaftsflüchtlingen" im Containerdorf am Südpark und jenen Ausländern unterscheiden, die in Kelsterbach seit Jahrzehnten "ohne aufzufallen" arbeiteten. Falls Asylbewerber in Zukunft auch zwangsweise in Privatwohnungen untergebracht werden sollten, werde er sich an die Spitze einer Bürgerbewegung setzen und dagegen protestieren.

Dagegen machten die Grünen darauf aufmerksam, daß die deutsche Volkswirtschaft auch nach der Wiedervereinigung auf eine Zuwanderung von außen angewiesen sei: "Deutschland wäre heute nicht eines der ökonomisch reichsten Länder, wenn es nicht faktisch ein Einwanderungsland wäre." Nach dem demographischen Trend lebten im Jahr 2030 nahezu zwanzig Millionen Deutsche weniger als heute. Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft seien bei gleichbleibender Konjunktur jährlich mindestens 300 000 Zuwanderer erforderlich, um den derzeitigen Wohlstand zu halten. leo

Wir gratulieren

Frau Charlotte Jackson, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.

Frau Barbara Graf, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Elisabeth Hofmann, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.

Frau Wilhelmine Knöbl, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Franz Tobisch, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Emma Meister, Klein-Karben, zum 88. Geburtstag.

Herrn Erwin Kluge, Petterweil, zum 70. Geburtstag.

Herrn Adolf Hesse, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Berndt, Ilbenstadt, zum 72. Geburtstag.

Frau Elisabeth Schmidberger, Kaichen, zum 90. Geburtstag.

"Das Rind" startete mit australischen Klängen Der Nachfolger des Rüsselsheimer Kulturcafés öffnete am Wochenende erstmals die Pforten

RÜSSELSHEIM. Zwar hat die Wiedereröffnung des ehemaligen Kulturcafés an der Mainstraße am Wochenende keine "Stampede" ausgelöst, aber dennoch war der Nachfolger "Das Rind" an seinem ersten Abend mit mehr als 300 Interessierten sehr gut besucht. Zum Auftakt spielte die australische Rockformation "Wild pumpkins at midnight", die gerade ihre Europa-Tournee abgeschlossen hat. Danach demonstrierte Joe Geia, welche eindrucksvolle Musik die Ureinwohner des Inselkontinents, die Aborigines, zu spielen vermögen. Einem speziell geformten, hohlen Ast entlockte er vielfältige Klangvariationen.

Ist der Name des frisch eröffneten Treffpunkts ebenso neu wie ungewöhnlich, so wollen die jetzigen Inhaber, sechs junge Leute, die Tradition als Kulturzentrum und Gaststätte in einem fortsetzen. Mit einer zusätzlichen Café-Bar im ersten Stock soll das gastronomische Angebot attraktiver gestaltet werden. Das Interieur ist etwas heller gehalten als früher, Neonlicht und Schwarzweiß-Kontraste bestimmen die Atmosphäre.

Die alten Betreiber hatten keine Perspektive mehr gesehen und schließlich aufgegeben. Die neue "Kulturcafé GmbH" mietet die Räume vom "Förderverein Kulturcafé", der das Gebäude wiederum von der Eigentümerin, der Stadt Rüsselsheim, gepachtet hat. leo

Private vor Kostenexplosion Bund der Versicherten fürchtet unbezahlbare Beiträge für Alte

mak FRANKFURT A. M. Auf eine "Versicherungs-Katastrophe" steuern nach Erkenntnissen des Bundes der Versicherten (BdV) viele Bürger zu, die sich gegen Krankheitsrisiken privat abgesichert haben. Im Alter könnten die Beiträge an die Assekuranzen bis auf die Hälfte der Rente ansteigen und damit unbezahlbar werden, warnt die Hamburger Verbraucherschutz-Organisation. Über die drohende Kostenlawine würden Einsteiger in die private Krankenversicherung (PKV) jedoch durch anfangs besonders günstige Angebote hinweggetäuscht.

Hauptmanko sei das Kapitaldeckungsverfahren der PKV. Nach diesem Modell sparen die Versicherten durch ihre Zahlungen an die Assekuranzunternehmen die Mittel für künftige Leistungen an. Weil Gesundheit wegen der Fortschritte in der Apparate- und Ersatzteilmedizin und wegen der längeren Lebenserwartung aber immer teurer werde, könnten die PKV-Beiträge niemals richtig kalkuliert werden. Ergebnis: An Altersrückstellungen fehlen den Privaten "zig Milliarden", so der Bund der Versicherten.

Deshalb muß nach der Überzeugung des BdV der Gesetzgeber einschreiten. Die private Absicherung sollte nicht mehr als Alternative, sondern nur noch als Ergänzung zu den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen sein. Diese arbeitet nach dem risikoärmeren Umlageverfahren, bei dem sich die Beiträge nach dem Einkommen richten. Denen, die schon zur PKV gewechselt sind, sei allerdings "nicht mehr zu helfen", fürchtet der Versicherten-Bund - wenn keine "politische Lösung" für die drohende Kostenexplosion gefunden werde. Gegen den irreführenden Passus in den Versicherungsbestimmungen der PKV, daß Beitragserhöhungen "wegen des Älterwerdens" ausgeschlossen seien, will die Organisation Klage einreichen.

Auch die Kapital-Lebensversicherer werden vom BdV derzeit mit Prozessen überzogen. Denn deren Praxis, auf vorzeitige Kündigungen (den sogenannten Rückkauf) der Verträge nur einzugehen, wenn der Versicherte hohe Verluste hinnimmt, sei "legaler Betrug". Benachteiligt würden die Assekuranzkunden aber auch bei der "Überschußbeteiligung", weil ihnen am Fälligkeitstag ein zu geringer Anteil des mit dem Versichertengeld erwirtschafteten Gewinns zugute komme.

Ergebnis-Telegramm

HANDBALL BEZIRKSLIGA II - FRANKFURT, Männer: SG Eintracht Frankfurt - TG 1837 Hanau 11:14. - Tabellenspitze: 1. HC Friedrichsdorf, 2. SG Wehrheim/Obernhain beide 8:0 Punkte, 3. TG 1837 Hanau 7:1.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - TV Bad Vilbel 9:18, TG Schwanheim - SG Sossenheim 23:12, TuS Nieder-Eschbach II - MTV Kronberg 13:17. - Tabellenspitze: 1. TV Bad Vilbel, 2. MTV Kronberg beide 8:2 Punkte, 3. TV Gonzenheim 7:1.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Frauen: TS 1856 Griesheim - PSV Grünweiß Frankfurt III 13:3, SB 1877 Nied - SG Riederwald 7:21. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 10:0 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen 6:2, 3. SG 1877 Nied 6:4. TENNIS

FRAUEN-TURNIER in Filderstadt (350 000 Dollar), erste Runde: Probst (München) - Porwik (Heidelberg) 6:1, 6:3, Zrubakova (CSFR) - Rittner (Leverkusen) 6:3, 7:6 (8:6), Sanchez (Spanien/Nr. 2) - Paradis-Mangon (Frankreich) 7:5, 6:4, Appelmans (Belgien) - Rehe (USA) 6:2, 6:3, Zrubakova (CSFR) - Rittner (Leverkusen) 6:3, 7:6 (8:6).

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Tokio (1,1 Mio. Dollar), erste Runde: Shelton (USA) - Kühnen (Bamberg) 7:6 (7:4), 6:2, Fromberg (Australien) - Baur (Neuss) 4:6, 6:2, 6:2. TURF

FRANKFURTER GALOPPRENNEN, 1. Rennen: Sagamore, Wiesenlerche, Colleoni, Sieg 19, Plätze 15, 21, 26, ZW 241, DW 1326. - 2. Rennen: Superlativa, Amalaswintha, Benetta, Sieg 224, Plätze 13, 11, 16, ZW 341, DW 2754. - 3. Rennen: Edmonton, Tabaluga, Arento, Sieg 73, Plätze 26, 14, 17, ZW 298, DW 1563. - 4. Rennen: Alvaro, Korcovado, Navajo, Sieg 13, Plätze 12, 16, 30, ZW 135, DW 915. - 5. Rennen: Unhold, Zacateno, Lavaderos, Sieg 120, Plätze 34, 27, 21, ZW 815, DW 11 919. - 6. Rennen: Bunbury, Fenton Lake, Leading Jame's, Sieg 31, Platz 15, 24, 77, ZW 116, DW 2962. - 7. Rennen: Radscha, Escorte, Trust, Sieg 48, Plätze 15, 14, 19, ZW 157, DW 861. - 8. Rennen: Marvin, Rhodo-Prinz, Siribel, Sieg 58, Plätze 29, 16, 20, ZW 374, DW 2652. - 9. Rennen: Nomination, Chang, Morgano, Sieg 27, Plätze 12, 15, 15, ZW 78, DW 292.

Aus dem Geschäftsleben

Das Neueste der Elektronik Neueste Entwicklungen im Audio- und Videobereich präsentiert Veranstalter Radio Diehl bei seiner 23. Hifi-Video- Messe, die von Freitag, 23., bis Montag, 26. Oktober, in der Halle 5 der Messe Frankfurt über die Bühne geht. 60 nationale und internationale Hersteller präsentieren von 9 bis 18.30 Uhr das Neueste der Unterhaltungselektronik.

Mit der digitalen "Mini-Disc" (MD) hat ein japanischer Konzern jetzt die erste Platte auf den Markt gebracht, die sich bespielen und löschen läßt und zumindest in die Nähe der Wiedergabequalität einer normalen CD kommen soll.

Im Rahmenprogramm der Messe gibt der Bronzemedaillen-Gewinner im olympischen Marathon am Samstag, 24. Oktober, um 16 Uhr eine Autogrammstunde. Am Sonntag soll ein Karaoke-Wettbewerb Besucher/innen in die Messe-Halle locken. fra

Im Main-Kinzig-Kreis ist die Zuckerrübenernte in vollem Gang / Abtransport nur noch mit dem Lastwagen "Bauernglatteis" auf den

Straßen gibt es nicht mehr

Befürchtete Zerstörung von Feldwegen blieb aus

Von Holger Klös

MAIN-KINZIG-KREIS. Früher beschlich Autofahrer oftmals ein mulmiges Gefühl, wenn im Herbst die Zuckerrübenkampagne bevorstand. Verdreckte Straßen in der Region, durch Schlepperfahrzeuge verschlammt, konnten sich bei einsetzendem Nieselregen in Minutenschnelle in schlüpfrige Pisten verwandeln. Alljährlich wurden Warnungen in den Wind geschlagen, mußte die Polizei von verhängnisvollen Rutschpartien auf "Bauernglatteis" berichten. Mittlerweile scheint diese Gefahrenquelle während der Rübenernte weitgehend ausgeschaltet. Das eigentlich Paradoxe: Gerade weil der Transport von Zuckerrüben auf Betreiben der Firma "Südzucker" aus Rentabilitätsgründen in Groß-Gerau von der Schiene auf die Straße verlegt wurde, kommt es zu weniger Dreck auf der Fahrbahn.

Die Firma "Südzucker" in Groß-Gerau hatte Anfang 1990 für Wirbel gesorgt, als sie auf die sogenannte "Feldrandabholung" drängte. Nicht nur Landwirte, auch Bürgermeister liefen zunächst Sturm gegen die Verlagerungs-Idee. Mehrheitlich sprachen sich Verladegemeinschaften für das Beibehalten des Bahntransports aus. Befürchtet wurde insbesondere, daß Lastwagen bei der Abfuhr nun verstärkt Feldwege ramponieren und sich wegen Termindrucks niemand mehr um die gerade herrschenden Witterungsbedingungen schert.

In Niederdorfelden mußte die zum Preis von 220 000 Mark neu angeschaffte Verladestation wieder eingemottet werden. Von dort rollten früher mehr als 500 Früher 500 Waggons Waggons mit Rüben im Jahr in Richtung Groß-Gerau. Niederdorfeldens Bürgermeister Wilfried Schneider wetterte damals, es sei paradox, wenn gerade in der jetzigen Zeit entgegen üblicher Verfahrensweise Transporte von der Schiene auf die Straße verlagert würden. Auch heute hält Schneider dies noch für einen "volkswirtschaftlichen Schwachsinn", wenn "man die Schiene hat" und die Straßen überlastet seien. Allerdings bekundet er im gleichen Atemzug, daß befürchtete Schäden durch den Abtransport der Lastwagen auf den Feldwegen so nicht eingetroffen seien. Der Bürgermeister zur FR: "Das ist nicht so schlimm."

Das konstatiert auch Hans-Werner Marhauser, Hauptamtsleiter im benachbarten Schöneck. In dieser Gemeinde findet seit 1990 alljährlich vor und nach der Zuckerrübenernte eine Begehung der Felder statt. Dabei wird der Zustand der etwa 2,50 Meter breiten Wege dokumentiert, die nach den vorlegten Plänen befahren werden.

"Wir haben zumindest keine negativen Erfahrungen gemacht", sagt Marhauser heute. Es seien "keine Nachteile erwachsen". Laut Marhauser mußte im vergangenen Jahr ein Feldweg ausgebessert werden. In "Abnahmeverhandlungen" sei dies über das Hanauer Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung bereinigt worden.

Eins hat sich aber deutlich herauskristallisiert: Die Straßen sind erheblich weniger verschlammt als noch in Zeiten des Bahntransports, wo sich die Traktoren mit ihren vollbeladenen Anhängern über die Fahrbahnen zu Verladestationen der Region quälten. Auch atmen Landwirte auf, weil sie nun in der Hochsaison keine langen Wartezeiten mehr am Bahnhof in Kauf nehmen müssen, andererseits sind sie aber in eng bemessene Lieferplanungen eingepreßt.

Im Main-Kinzig-Kreis sind Verladegemeinschaften in sogenannten "Gesellschaften des Bürgerlichen Rechts" (GBR) zusammengefaßt. Der Gründauer Kreislandwirt Friedhelm Schneider spricht mit Blick auf die jetzige Art der Abfuhr von großen Vorteilen für den einzelnen Bauern. Zuvor seien die Landwirte "von allen Seiten beschimpft" worden. Die zum Abtransport bereitgestellten Lastwagen werden jetzt an Ort und Stelle gesäubert. Kommt es dennoch zu Fahrbahnverschmutzungen, springt ein Unimog mit Wasser in die Bresche und spült den Asphalt ab. Auch werden Kehrvorrichtungen bereitgehalten.

Walter Scheuerle von der Staatsdomäne Baiersröderhof in Hammersbach-Marköbel - er unternimmt in seinem Betrieb auch Sortenversuche - schildert die Umstellung auf den Lastwagenransport so: "Es ist wesentlich besser und ruhiger."

Heutzutage sehe man keine bäuerlichen Gespanne mehr mit Rüben auf der Straße. Scheuerle hatte bereits bei der Umstellung darauf hingewiesen, daß das Abspülen eines Eisenbahnwaggons doppelt soviel Zeit in Anspruch nehme. Hinzu komme das mehrmalige Umladen.

Die Zuckerrübenernte läuft derzeit jedenfalls auf Hochtouren. Der Ertrag pro Hektar soll in der Region im Schnitt "über normal" liegen. Allerdings fehlt es der "92er Riewe" etwas am Zuckergehalt. Dies war im vorigen Jahr noch anders. Damals meldeten die Anbauer wegen des knochenharten Bodens: "klein, aber süß".

a a a

In der Zweiten Basketball-Bundesliga der Damen kam der Aufsteiger MTV Kronberg vor eigenem Publikum kräftig unter die Räder. Gegen den Erstliga-Absteiger TVG Trier setzte es eine deftige 75:106-Niederlage (39:45). Vor 60 Zuschauern gerieten die Gastgeberinnen schon zu Beginn deutlich in Rückstand. In den ersten acht Spielminuten hatten die Gäste bereits einen komfortablen Elf-Punkte-Vorsprung herausgespielt und führten mit 17:6. Bis zur Pause kamen die Kronbergerinnen noch auf sechs Punkte heran, ehe sie mit Beginn der zweiten Halbzeit endgültig auf die Verliererstraße gerieten. Trier zog mit zwölf Punkten in Folge auf 75:46 davon.

Topscorer für die TVG Trier war Center- Spielerin Gabriela Nagy mit 26 Punkten. Für Kronberg waren Herzog (22), Klimentova (23) und May (13) am erfolgreichsten.(zs)

Für die Händlerschürze bitte:

Russen entern Greenpeace-Schiff

"Palazzo Prozzo" ist eine Palast-Revolution wert Ein Streit um das künftige Gesicht der Hauptstadt Berlin Von Otto Jörg Weis (Berlin)

Wenn die offizielle Kommission von Bundesregierung und Berlin, die dem künftigen Regierungssitz in der Hauptstadt möglichst einvernehmlich Konturen verleihen soll, am heutigen Mittwoch zu ihrer konstituierenden Sitzung im Roten Rathaus zusammentritt, wird fürs Abtasten nicht viel Zeit sein. Der erste Zankapfel liegt bereits unübersehbar auf dem Verhandlungstisch: Honeckers asbestverseuchter, seit zwei Jahren stillgelegter Palast der Republik.

Ihm droht der Abriß. Die Bonner Phalanx, angeführt von den Vertretern des Bundesbauministeriums, hat sich auf einer Vorbesprechung Mitte vorigen Monats weitgehend festgelegt: Da drei am Rhein ausgeguckte Investoren vom Typ Baulöwen (Berlin kennt deren Kalkulationen bis heute nicht) nach kursorischer Prüfung zum Ergebnis gekommen sind, rein privatwirtschaftlich rechne sich der knapp 25 Jahre alte Bau wohl kaum, soll er vom Erdboden verschwinden. Und um die Berliner gefügig zu machen, wurde ihnen für den Weigerungsfall schon einmal finanzieller Liebesentzug angedroht: Sollte der "Palazzo Prozzo" tatsächlich erhalten bleiben, werde der Bund das Land Berlin hinsichtlich der laufenden Kosten allein im Regen stehen lassen. Sollen sie sehen, wo sie dann bleiben . . .

Die Bonner Hintergedanken sind unschwer zu erraten. Der Palast steht auf altem preußischem Terrain; von hier aus über den heutigen Marx-Engels-Platz erstreckte sich das 1950 geschleifte Stadtschloß der Hohenzollern. Preußisches Erbe reklamiert die Bundesregierung für sich. Im Falle eines Abrisses wäre die Bundesregierung ihrer (umstrittenen) Rechtsauffassung nach Bauherr mitten auf der Spreeinsel, Berlins heiligstem Stückchen Erde, und nicht bloß Gast der Hauptstadt auf Mietbasis.

Freilich: Die sechs Berliner Senatoren und Senatorinnen in der gemeinsamen Kommission sind bereit, es in diesem Punkt notfalls auf eine Palast-Revolution ankommen zu lassen. Schon vor Monaten hat die Landesregierung nämlich beschlossen, daß das bronzefarbene Gebäude zwischen den Spreearmen erhalten bleiben soll, auch wenn es sich rein privatwirtschaftlicher Gewinn-Kalkulation entzieht. Das hat zunächst mit Ost-Berliner Befindlichkeit zu tun. Für die ehemaligen DDR-Bürger ist der Palast ein Objekt von hohem Identifikationswert, ein Beweisstück, auch etwas geleistet und gebaut zu haben "von unserem Geld"; man könne "Geschichte nicht einfach per Abriß entsorgen", wie Berlins Bausenator Wolfgang Nagel meint, und ob man den Palast der Republik abreiße oder saniere, kommt nach Expertenmeinung von den Kosten her ohnehin auf dasselbe hinaus.

"In diesem Haus hat die Volkskammer am 24. August 1990 den Beitritt und damit die Deutsche Einheit beschlossen", ergänzt Kultursenator Ulrich Roloff-Momin. "Man kann diesen Ort nicht einfach beseitigen." Auch das Bundesbauministerium scheint von Skrupel nicht gänzlich frei zu sein. Eine (von ihr dann aber verworfene) Variante sah vor, alles plattzumachen - mit Ausnahme des geschichtsträchtigen Volkskammer-Plenarsaals: Der könne ja als historisches "Zitat" in der Stadtlandschaft erhalten bleiben, als Geschichts-Stummel sozusagen.

Aber es geht noch um mehr. Der Streit berührt gleich am Anfang Grundsatzfragen über Gesicht und Funktion der Hauptstadt des Jahres 2000. Hier im Herzen Berlins wird entschieden: Sollen Regierung und Parlament nach Bonner Tradition weiterhin abgeschottet unter ihrer eigenen Glocke werkeln oder sollen sie mit dem Leben einer Metropole schon planerisch verflochten, gegebenenfalls auch konfrontiert werden. Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer sieht den Palast bereits als "Agora der Deutschen", als Marktplatz für alle.

In einer ressortübergreifenden Berliner Projektgruppe, die der Demokratie als Bauherrn eine Chance geben will, fällt immer wieder der Vergleich mit dem berühmten Pariser Centre Pompidou. In Blickweite des künftigen Bundespräsidialamtes, zahlreicher Ministerien und Botschaften soll der Palast der Republik als "öffentliches Festhaus ohne Schwellen" ein Bibliothekszentrum, Hallen für nationale und internationale Wechselausstellungen, für ausländische Kulturhäuser oder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz um Foyers und gastronomische Betriebe herum gruppieren. Hier, wo die Touristen vom Alexanderplatz oder dem Nikolaiviertel vorbeiflanieren, soll dann auch das Bundesbesucherzentrum ohne lange Irrwege zu finden sein.

Eigentlich soll über das künftige Gesicht der Spreeinsel ja erst noch ein internationaler Wettbewerb entscheiden. Es geht schließlich um nichts Kleineres als um die einmalige Jahrhundertaufgabe, in einer bis vor drei Jahren geteilten Stadt auf weithin unbebautem, vielfach verödetem Terrain (Spreebogen, Pariser Platz, Potsdamer Platz, Teile der Spreeinsel) die Metropole von morgen zu entwerfen. Was für ein Entwurfsfeld . . .

Bloß die Bonner Bürokratie scheint das Ergebnis bereits zu kennen: Sie möchte den internationalen Wettbewerbsteilnehmern den Abriß des Palastes der Republik von vornherein als Vorgabe mit auf den Weg geben, damit die ja nicht auf unerwünschte Gedanken kommen. In der Berliner Bürokratie herrscht darüber geharnischte Wut. Auf "Chefebene" zwischen dem Bundeskanzler und dem Regierenden Bürgermeister soll versucht werden, das Feuerchen rasch auszutreten. Selbst wenn es gelingt, ist dies kein guter Anfang für die paritätische Kommission, die im Roten Rathaus doch eigentlich deswegen zusammentritt, um den im Sommer geschlossenen "Hauptstadtvertrag" mit Leben zu erfüllen. Im Prinzip jedenfalls.

Röther graben am Freitag ihre Kerb aus

GELNHAUSEN. Kaum ist der Schelmenmarkt überstanden, stehen schon die nächsten Festivitäten ins Haus. Die Bürger des Stadtteils Roth machen sich am Freitag, 16. Oktober, auf, im Schulhof die Kerb auszugraben. Um 18 Uhr beginnt das Spektakel, das sich mit einem Umzug zur Kinzighalle fortsetzt, wo um 19 Uhr der Kerbbaum errichtet werden soll. Zum folgenden Beisammensein musiziert der Blasmusikverein aus Wittgenborn.

Für Samstagabend lädt der Gesangverein Sängerlust, der in diesem Jahr die Kerb gestaltet, zum traditionellen Kerbtanz mit der Combo Casablanca ein. Für Sonntag, 10.30 Uhr, steht ein Kerbgottesdienst auf dem Programm. Um 14 Uhr beginnt ein Siebenkampf der Ortsvereine. lex

Seit drei Wochen sitzt Kauffrau auf Chefsessel / Karriere-Start als SPD-Stadtverordnete Ehrlich zueinander zu sein ist ihr das Allerwichtigste

Kulturdezernentin Eva Müller arbeitet für wenig Geld Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. "Wenn ich geahnt hätte, was auf mich zukommt, hätte ich mir das Ganze noch einmal überlegt." Eva Müller, ehrenamtliche Stadträtin und kommissarische Kulturdezernentin in Wiesbaden, denkt mit Schrecken an das Lampenfieber zurück, das sie vor ihrer ersten Rede gepackt hatte. Das war 1989, als die Gesamtschule in der Kastellstraße ihrer Bestimmung übergeben wurde. Mittlerweile meistert sie ihre öffentlichen Auftritte routiniert und selbstbewußt - beste Voraussetzung für ihren Interims-Job im Goldmann-Büro. Denn seit drei Wochen sitzt sie auf dem Chefsessel des Kulturdezernats, den die an parteipolitischen Machtstrukturen gescheiterte Stadträtin Goldmann räumen mußte.

Eva Müller, die 45 Jahre alte Verlagskauffrau und Mutter von zwei Söhnen, begann ihre politische Karriere 1985 in der SPD als Stadtverordnete. Viel Zeit FR-Porträt habe sie damals investieren müssen. "Und ich hatte eine Menge zu lernen." Denn als parlamentarisches Greenhorn waren ihr die ganzen Formalien "böhmische Dörfer". Vier Jahre später wurde sie ehrenamtliche Stadträtin - eine aus der "Freizeit-Politiker-Riege" im Magistrat, die ihre hauptamtlichen Kollegen vertreten sollen. Sie wählte damals als Aufgabengebiet das Kulturdezernat und wurde Margarethe Goldmanns politische Stellvertreterin. Ein Arbeitsfeld, das sich mit ihren persönlichen Interessen deckt. Schon immer habe sie sich für Literatur, Musik und bildende Kunst begeistert.

Als sie sich dann professionell mit Kultur befaßte, entdeckte sie vieles, "von dem ich früher keine Ahnung hatte". In den Jahren zuvor sei sie "wesentlich engstirniger" gewesen und eher geneigt abzulehnen, was sie nicht sofort verstand. Jetzt macht sie sich die Mühe, tiefer in die künstlerische Materie einzudringen, "und da sieht man plötzlich die Dinge mit ganz anderen Augen". "Ich habe keine Hemmungen, nachzufragen." Ehrlichkeit im Umgang miteinander hält sie für das Wichtigste. Sie werde weder "mit Nebel werfen", noch "Phrasen schmieden", um von Unsicherheit und Irritation abzulenken. Und sie werde sich niemals durch joviales Geschwätz anbiedern.

Als "Mittler und Vermittler" sieht sie ihre Aufgabe im Kulturamt. Man müsse an "alle denken und alle bedenken". Das klingt einfach. Aber im Alltag stellt sie dieser Grundsatz vor immer neue argu- mentative Herausforderungen. Der Egoismus der einzelnen Gruppen und Verbände sei stark ausgeprägt. Da ist es schwer zu sagen: "Wir haben kein Geld." Hinzu komme die Überzeugungsarbeit im Magistrat, wo auch die anderen Dezernenten versuchten, möglichst viel Geld für ihre Projekte herauszuschinden.

Und nach dem 1. April? Wird sie sich da ganz offiziell um das Kulturdezernat bewerben? Eva Müller verneint. Sie sei Realistin genug, um zu wissen, daß in einem Allparteienmagistrat dieses Ressort den Grünen vorbehalten bleibt. "Ich habe da keinerlei Ehrgeiz." Im Moment komme es ihr nur darauf an, ihre Arbeit gut zu machen. Sie tut dies übrigens nicht für ein üppiges Salär, sondern nur für eine bescheidene Aufwandsentschädigung. Ein Idealismus, der nicht zum geschmähten Bild der Politikers paßt, die nur auf ihre Vorteile bedacht sind. Eva Müller will mit ihrem Beispiel zeigen, daß es auch solche gibt, "die sich um der Sache willen ins Zeug zu legen".

Selbolder Liste lobt Sozialdemokrat Engholm

LANGENSELBOLD. Lob erntete SPD-Bundesvorsitzender Björn Engholm jetzt von der Selbolder Liste (SL). Die Freien Wähler beziehen sich auf die Fernsehsendung von Pro 7 am vergangenen Sonntag über die Zusammenarbeit zwischen SPD und DKP in Langenselbold. Im Vorfeld hatten die Recherchen der Journalisten bereits für politischen Wirbel gesorgt (die FR berichtete).

In der Reportage habe Engholm eindeutig Stellung zu der Zusammenarbeit mit Kommunisten bezogen, so die SL. Eine derartige Kooperation sei "eine Geschmacksfrage. Bei ihm gäbe es das nicht", zitiert sie den Bundesvorsitzenden.

"Eine erfrischend klare Antwort", freuen sich die Freien Wähler. Andere sozialdemokratische Größen hätten bislang "immer einen wahren Eiertanz" aufgeführt, wenn sie zu dem Thema befragt wurden. jur

Kleinkünstler am Faden bieten eine skurile Show "Kein bißchen etabliert": Wiesbadener Puppenspiele

WIESBADEN. Bei der Programm-Vorstellung geriet Stadtrat Wolfgang Hessenauer ins Schwärmen: "Zum 16. Mal und kein bißchen etabliert." Gemeint sind die Wiesbadener Puppenspiele, die große und kleine Freunde des Marionetten-Theaters begeistern werden. "Experimentelles, Gewagtes und Ungewöhnliches" versprechen die insgesamt zwölf Aufführungen vom 31. Oktober bis 12. November. Die Stücke wurden von Dieter Brunner ausgewählt, der Leiter des Frankfurter Puppenzentrums ist. Der wird übrigens demnächst im Auftrag der Landeshauptstadt das Kinderhaus am Elsässer Platz - bislang Haus der Jugend - zu einem "zentralen Ort der Kinderkultur" umgestalten.

Eröffnet werden die Wiesbadener Puppenspiele am Samstag, 31. Oktober, von 11 bis 13 Uhr vor dem ESWE-Haus mit Marios Roadshow. Die Kleinkünstler am Faden: Schimpanski, Henry, Ratte, Keule und Caravan. Sie werden ein skurriles Spektakel bieten. Weiter geht es am Sonntag, 1. November, um 11 Uhr und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Schelmengraben mit dem Frankfurter "Theater im Laden". Das Ensemble läßt für Jungen und Mädchen ab sechs Jahren die Puppen tanzen. Name des Stücks: "Der Baum, Ben und die Beule. Beim Klappmaul-Gastspiele am Dienstag, 3. November um 10 und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Klarenthal kommen vor allem die Jüngsten auf ihre Kosten. Junioren ab drei Jahre sind eingeladen zum Riesenspaß um "Die Nähmaschine". "Spurensuche" heißt die Reise durch abenteuerliche Welten, die der kleine Marlou am Mittwoch, 4. November, um 15 Uhr im Pariser Hoftheater unternehmen wird - dargestellt vom Figurentheater "Marmelock" aus Hannover.

Die Geschichte von drei "Freunden" erzählt das Offenbacher Figurentheater am Freitag, 6. November, um 10 Uhr und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Klarenthal. Auf der Suche nach seinem Knuddelbär irrt Hollebolle durch den Kuddelmuddel-Wald. Was er dort erlebt, zeigt das holländische Puppentheater Damiet van Dalsum am Sonntag, 8. November, um 10 Uhr und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Klarenthal. Für Tom Troll erfüllt sich am Dienstag, 10. November, um 10 Uhr und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Schelmengraben "Der große Traum" - gespielt vom Ensemble "Fantasia" aus Haale. Beim Märchenspiel "Hänsel und Gretel" am Donnerstag, 12. November, um 10 Uhr und um 15 Uhr im Gemeinschaftszentrum Schelmengraben hält das Berliner Schalousie-Theater die Fäden in der Hand.

Für Erwachsene wird im Pariser Hoftheater eine Puppenbühne aufgebaut. Tristans aus Nürnberg stellt am Sonntag, 1. November, um 20.30 Uhr die Frage "Gibt es ein Leben nach der Vorstellung?" Die spannende Geschichte der "Spurensuche" wird am Mittwoch, 4. November, um 20.30 Uhr noch einmal für die Großen gezeigt. "Vor gestern noch Paris" heißt das Marionettenstück, das das Stuttgarter Figurentheater am Sonntag, 8. November, um 20.30 Uhr aufführt. Und die Niederländische Gruppe Triangel zeigt seine "Metamorfosen" gleich zweimal: Am Mittwoch, 11. November, und am Donnerstag, 12. November, jeweils 20.30 Uhr.

Verbunden sind die Wiesbadener Puppenspiele mit einem Amateurtheater- Treffen. Drei Bühnen werden im Bonhoefferhaus gastieren: "s'Gustele" aus Mannheim mit dem Kinderstück "Die Geburtstagsüberraschung" (Samstag, 7. November, 15 Uhr), das Fadentheater "Kuddelmuddel" aus Bielefeld mit der Erwachseneninszenierung "Jonathan" (Freitag, 6. November, um 19.30 Uhr) und schließlich die Berliner Gruppe "apT" mit "Traumzeit" (Samstag, 7. November, 19.30 Uhr).

Karten gibt es im Vorverkauf vom 26. bis 30. Oktober zwischen 10 und 12 Uhr im Jugendamt, Dotzheimer Straße 97-99, Zimmer 229. Für die Abendveranstaltungen können Karten im Hoftheater (Telefon 06 11 / 30 06 07) reserviert werden. maf

Kleine FR

Sport mit Kindern "Sport und Training mit Kindern" heißt das Thema eines Vortrags am Dienstag, dem 13. Oktober, um 19 Uhr im Saal der Industrie- und Handelskammer, Wilhelmstraße 24, den Dr. Günter Frey vom Institut für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen auf Einladung des Landessportbundes Hessen halten wird. Berlitz hält Sprechstunde Umwelt- und Verkehrsdezernent Dieter Berlitz hält am Mittwoch, 14. Oktober, von 16 bis 18 Uhr im Umweltladen, Michelsberg/Ecke Schwalbacher Straße, Sprechstunde. Rheingauer Geschichten Heitere Geschichten und Gedichte aus dem Rheingau und dem alten Nassau trägt Ulrike Neradt am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr in der Villa Clementine, Frankfurter Straße, vor. Sie wird von Theo Blum am Klavier begleitet.

Bürgerreferent vor Ort Wiesbadens Bürgerreferent Gunther Michler hält Mittwoch, 14. Oktober, von 16 - 18 Uhr gemeinsam mit Ortsvorsteherin Rose-Marie Künz und dem stellvertretenden Leiter der Ortsverwaltung Mainz-Kastel, Detlef Esser, Sprechstunde im Bürgerhaus Kastel, Zehnthofstraße 41. Konzert im Kurhaus Chopins Klavierkonzert Nr. 1 steht im Mittelpunkt eines Symphoniekonzerts am Mittwoch, 14. Oktober, um 20 Uhr im Kurhaus. Solistin ist Siiri Schütz. Es spielt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden unter der Leitung von Agnieszka Kreiner. Bernhard Wünsch stimmt um 19 Uhr mit einem Einführungsvortrag auf das Konzert ein.

Blues im Cafe Cicero "The Blues ist back" heißt das Motto eines Konzerts mit der Wiesbadener Blues und Rhythm'n Blues Band am Samstag, 17. Oktober, ab 20.30 Uhr im Cafe Cicero.

Klinik-Manager weiß nicht, wo er sparen soll Geldnot durch geplante Gesundheitsstrukturreform befürchtet / Patienten sollen nicht leiden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Helmuth Hahn-Klimroth hat sich für die ersten Amtsjahre als Verwaltungschef der Main-Taunus-Kliniken schon auf eine harte Durststrecke vorbereitet. Denn der Bonner "Diätplan", als Idealkur gegen überschüssige "Kostenpfunde" im Gesundheitswesen gepriesen, ist besonders für "seine" Krankenhäuser in Hofheim und Bad Soden ein schwerer Brocken: "So wie der Entwurf des Gesundheits- Strukturgesetzes im Moment aussieht, werden unsere Häuser, die schon seit Jahren wirtschaftlich rentabel und rationell arbeiten, nun auch noch bestraft."

Wirtschaften die Krankenhäuser bislang noch nach dem sogenannten Selbstkosten-Deckungsprinzip - sprich: die Kostenträger gewähren ein Jahresbudget, das sich nach den tatsächlichen Betriebskosten richtet -, sieht das neue Gesetz für die kommenden drei Jahre eine Höchstgrenze vor. Die wiederum wird auf der Basis der sogenannten Grundlohnentwicklung festgelegt - ein Faktor, der nicht nur kompliziert klingt, sondern in Bonn alle Jahre wieder ebenso kompliziert aus der Summe aller beitragspflichtigen Löhne bis zu einer bestimmten Höhe errechnet wird.

Für Klinikmanager Hahn-Klimroth ein spannendes Spiel mit der großen Unbekannten. Denn wie hoch die Zahl ausfällt - ob nun 2,8 Prozent oder bis zu vier Prozent, wie die Spanne in Fachkreisen gehandelt wird - wird endgültig erst im kommenden Frühjahr ermittelt. Von der Höhe der Quote macht Hahn-Klimroth auch abhängig, ob die Kliniken weiterhin schwarze oder künftig rote Zahlen schreiben werden: "Bei unserem Haushaltsvolumen von rund 100 Millionen Mark pro Jahr bedeutet ein Prozent ja gleich eine Million haben oder nicht haben."

Immerhin, der Hofheimer Verwaltungschef präsentiert Optimismus und setzt auf geldbringendes Glück im "Zahlenroulette". Dennoch steht für ihn fest: Die erhofften zusätzlichen Arztstellen müssen sich die Hofheimer und Bad Sodener Klinikverwalter wohl abschminken und alle weiteren Leistungsangebote unter Umständen auch ohne zusätzliches Geld auf die Beine stellen. Wie dieses Rechenkunststück zu lösen ist, weiß Hahn-Klimroth allerdings noch nicht: "Wir haben schon derart hohe Leistungszahlen erreicht, es gibt einfach keine Rationalisierungsreserven mehr."

So sei allein die Zahl der Entbindungen in den vergangenen fünf Jahren von 650 auf 1 400 gesteigert worden - "ohne das Personal zu verstärken und die Bettenzahlen zu erhöhen". Ähnliche Leistungssteigerungen wiesen aber auch die anderen Abteilungen vor. Und mit einer "Patienten-Verweildauer von unter zehn Tagen" lägen die Kreiskrankenhäuser weiter unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von gut 13 Tagen. Zwölf zusätzliche Arztstellen, rechnet der Verwaltungsdirektor vor, könnten die beiden Häuser im kommenden Jahr denn auch aufgrund der Leistungszahlen beantragen. "Und wegen dieser Aussicht haben schließlich auch die Pflegekräfte und Ärzte bis jetzt bereitwillig Überstunden geschoben." 1 600 zusätzliche Arbeitsstunden seien bereits im ersten Halbjahr verbucht. Im personellen Bereich, so viel steht für Hahn-Klimroth fest, können die Kliniken nicht mehr sparen. Gerade der aber verschlinge 72 Prozent der Gesamtkosten.

Sparen will der Verwaltungsdirektor aber auch nicht an den Leistungen für die Patienten: "Das kann ja wohl nicht Ziel eines Gesundheitsstrukturgesetzes sein." Zumal die beiden Häuser in Bad Soden und Hofheim gerade mit verbessertem Patienten-Service "gute wirtschaftliche Erfolge erzielt" hätten und einen "guten Ruf" genießen würden.

Hahn-Klimroth will deshalb eher einen "dritten Weg" der Finanzierung einschlagen, der zusätzlich zum gewährten Jahresetat Geld in die Kasse bringen könnte: Für besondere Leistungen sollen mit den Krankenkassen spezielle "Sonderentgelte" oder - anstelle des gültigen Tagespflegesatzes - "Fallpauschalen" ausgehandelt werden. Ein Weg, den die Kreiskliniken bereits beschritten haben, letzteres sogar als erste in Hessen: So zahlen die Krankenkassen für eine Nierenstein-Zertrümmerung pro Patient eine Pauschale von 1850 Mark inklusive und haben damit gleichzeitig alle Pflegekosten abgegolten.

Hahn-Klimroth dürfte "gute Karten" haben, denn der Gesetzgeber hat für 1995 eine umfassende Liste für "Sonderentgelte und Fallpauschalen" angekündigt. Hahn-Klimroth: "Wenn uns schon jetzt Verhandlungsspielraum dafür bleibt, ist mir für unsere Kliniken nicht bange." ana

Schreibwerkstatt statt Glotze

WIESBADEN. Fernseher abschalten und Bleistift spitzen: Dies genügt laut der Evangelischen und Katholischen Erwachsenenbildung bereits, wenn man Briefe, Tagebücher oder gar Erzählungen schreiben möchte. Anregungen und Sprachspiele bieten sie in einer Schreibwerkstatt an, die zehn Abende geöffnet hat. Beginn: Dienstag, 20. Oktober, um 19 Uhr im Haus der Evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6. Anmeldungen unter Tel. 0611 / 140922. maf

Spielen mit Leib und Seele

WIESBADEN. Spielen mit Leib und Seele ist das Motto des diesjährigen Spielmarkts Rhein-Main vom 18. bis 20. November im Wilhelm-Kempf-Haus in Naurod. 40 Aussteller aus der Bundesrepublik präsentieren einen Fachmarkt mit Literatur, Beratung, Workshops und Performances. Eingeladen sind alle, die gern spielen, und Pädagogen. Der Spielmarkt ist am 18. November (Buß- und Bettag) vom 14 bis 18 Uhr, am 19. und 20. November von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet. maf

Rhein-Main-Halle für zwei Tage Kristallpalast

WIESBADEN. Für zwei Tage verwandelt sich die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden in einen glitzernden und funkelnden Kristallpalast. Am 17. und 18. Oktober zeigen mehr als 60 in- und ausländische Aussteller ihre kostbaren Schätze auf den neunten Wiesbadener Edelstein-, Schmuck-, Mineralien- und Fossilien-Tagen. Präsentiert werden kristalline Steine und fossile Funde - manche dieser Preziosen sind über eine halbe Milliarde Jahre alt. Gezeigt werden mehr als 100 000 Exponate. Die Ausstellung ist jeweils zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. maf

"Afrika-Wochen" sollen eine Lobby schaffen für den Kontinent Vorträge, Diskussionen und ein kulturelles Rahmenprogramm bis Anfang November / Empfang für die "Africa Foundation"

Eine Lobby für den Schwarzen Kontinent: Diese zu schaffen, ist das Ziel der "Afrika-Wochen", die seit Dienstag mit zahlreichen Veranstaltungen in Frankfurt über die politische und sozio-kulturelle Situation in den Ländern dieses Erdteils informieren will. Für die mehrwöchige Informationsreihe zeichnet die "Africa Foundation" verantwortlich, ein 1987 von in Deutschland lebenden Afrikanern gegründeter Verein mit Sitz in Frankfurt. "Africa Foundation" versteht sich als eine regierungsunabhängige Organisation, die in den hochindustrialisierten Ländern Problembewußtsein für die Nöte der Menschen in der sogenannten Dritten Welt schaffen will. Darüber hinaus versteht sich "Africa Foundation" auch als ein kritischer Kommentator des entwicklungspolitischen Engagaments der "Ersten Welt" und versucht kleine, überschaubar Projekte vor Ort zu unterstützen.

Auftakt der mehrwöchigen Veranstaltungsreihe bildet eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 15. Oktober, im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. Thema der um 19 Uhr beginnenden Diskussion: "Perspektiven für die Demokratie in Afrika". Mit der Bedeutung einer "neuen Weltordnung" für den Schwarzen Kontinent beschäftigt sich am 19. Oktober ein Vortrag im Bürgerhaus Nordweststadt, Nordwestzentrum. Start ist um 19 Uhr. "Strangulierte Perestroika in Afrika" ist das Thema eines Referats, welches am selben Ort am 21. Oktober von 19 Uhr an zu hören ist.

Die Situation der Frauen und den Demokratisierungsprozeß im Schwarzen Erdteil thematisiert ein Vortrag am 30. Oktober im Dominikanerkloster, Beginn: 19 Uhr. Zu Problemen von Jugendlichen in ihrer Heimat äußern sich am 26. Oktober um 19 Uhr afrikanische Studenten und Studentinnen im Ökozentrum, Kasseler Straße 1 a. Mit einer Diskussion über die Perspektiven der Entwicklungspolitik, an der auch Vertreter der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) teilnehmen werden, enden die "Afrika-Wochen" am 5. November.

Neben den politischen Veranstaltungen gibt es ein kulturelles Programm: Am 28. Oktober gibt es "Musik und Erzählungen" im Pferdestall, Ulmenstraße 20. "Drums and music" heißt es am 17. und 20. Oktober im Ökumenischen Zentrum Christuskirche, Beethovenplatz. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Nähere Auskünfte gibt es telefonisch unter der Rufnummer 59 21 27.

Als Schirmherr der "Afrika-Wochen" firmiert Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Mit einem Empfang für "Africa Foundation" am Dienstagabend im Kaisersaal des Römer durch den Stadtrat für Multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit, wurde die Veranstaltungsreihe offiziell eröffnet. sar

Frauentreff bietet Seidenmalwerkstatt an

NEU-ANSPACH. Die Seidenmalwerkstatt des "Frauentreffs" öffnet am Samstag, 17. Oktober, wieder ihre Türen. Der Tageskurs bietet Frauen und Mädchen die Gelegenheit, mit Seide und Farben zu experimentieren und Tücher, Broschen oder Bilder selbst herzustellen.

Zwei Kursleiterinnen erläutern die Arbeitstechniken und helfen den Anfängerinnen beim Einstieg in das Hobby. Aber auch die Fortgeschrittenen kommen nicht zu kurz. Für sie haben die Kursleiterinnen einige Seidenexperimente parat, wie Crinkle-Schals oder Arbeiten mit Wachs. Außerdem ist das Bemalen in Gutta- oder Salztechnik ohne eigene Vorbereitungen möglich.

Die Teilnahme, einschließlich eines gemeinsamen Mittagessens, kostet 60 Mark; Mitglieder zahlen zehn Mark weniger. Die Seidenmalwerkstatt findet von 10 bis 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Rod am Berg statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Telefonnummer 0 60 81 / 4 12 11 (Renate Gertz). cn

Lernort ist der Hessische Landtag

WIESBADEN. "Lernort Hessischer Landtag" heißt eine Veranstaltungsreihe der Volkshochschule, die am Montag, 2. November, mit der Besichtigung des hessischen Parlaments beginnt. Zwei Tage später, am 4. November, wird über Bedeutung und Aufgaben des Landtags informiert, am Dienstag, 10. November, besuchen die Teilnehmer dieses Kurses eine Plenarsitzung und diskutieren anschließend mit Landtagsabgeordneten aller Fraktionen. Nachbereitung und Auswertung sind am Montag, 16. November. Alle Veranstaltungen beginnen um 16 Uhr. Anmeldungen: Tel. 06 11 / 16 09 24. maf

Senioren-Abo im Theater

WIESBADEN. Das Hessische Staatstheater bietet ein Senioren-Abonnement an: Die betagten Wiesbadener sind eingeladen zu vier oder fünf besonders ausgewählten Vorstellungen, die bereits um 16 Uhr beginnen und um 30 Prozent ermäßigt sind.

Vorverkauf ist ab 20. Oktober an der Abonnementkasse im Kleinen Haus - dienstags bis freitags von 11 bis 14 Uhr und von 17.30 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 12.30 Uhr. maf

Das PCB stammte aus den Brandschutzfarben

KASSSEL. Nachdem festgestellt worden ist, daß 22 von 74 Schulen im Kreis Kassel mit PCB (polychlorierte Biphenyle) belastet sind - die FR berichtete -, scheinen nunmehr die Hauptursachen für die Verseuchung gefunden zu sein: Nach Mitteilung des Kreises sind es die Brandschutzfarben, mit denen vor allem Decken- und Holzverkleidungen behandelt wurden. Daneben kämen dauerelastische Dichtungsmassen an Fenstern und Dehnungsfugen "in Betracht", hieß es unter Hinweis auf ein Meßprogramm des Instituts für Umwelthygiene und Sanierungstechnologien.

Ob damit wirklich alle PCB-Quellen gefunden sind, ist zumindest fraglich. Tatsache ist, daß man zum Beispiel in der geschlossenen Schule in Wahlsburg-Lippoldsberg (wo ein Spitzenwert von 8800 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft gemessen wurde) nach dem Ausbau der Deckenverkleidung, des Teppichbodens sowie der Abdichtung der belasteten Fugenmassen noch eine Belastung von rund 2200 Nanogramm (nano = milliardstel) PCB registriert hat. 3000 Nanogramm gelten zwar nach wie vor als "Interventionswert", Experten fordern aber seit langem eine Reduzierung des Grenzwertes auf 100 Nanogramm.

Unterdessen wird auch in anderen Schulen belastetes Material entfernt. Der Kreisausschuß habe außerdem verfügt, daß bei der Verwendung neuer Materialen nur solche verwendet werden dürfen, die von allen zur Zeit bekannten Schadstoffen frei sind. rvk

Heute in die Galerie Wullkopf

Mit der Ausstellung "William Gear - Bilder von Cobra bis heute" eröffnet Doris Wullkopf ihre neuen Ausstellungsräume in der Darmstädter Villa Viktoria, Räume, die viel heller und großzügiger geschnitten sind als die der früheren Galerie in Darmstadt-Eberstadt.

Bei William Gear lohnt es sich zu verweilen. Von dem schottischen Künstler, der 1915 in Methil, Fife, geboren wurde, sind Ölbilder und Gouachen aus den vergangenen 45 Jahren zu sehen.

Von 1947 bis 1950 lebte der Maler in Paris, wo er COBRA-Künstler kennenlernte und Mitglied der Gruppe wurde, die sich dem abstrakten Expressionismus verschrieben hatte.

Vor allem in den Sechziger Jahren experimentierte Gear mit reduzierten Formen, seine konstruktivistischen Bilder sind deutlich strenger. Die reine Geometrie war ihm bald zu eng, er wurde informeller, konstruktive Elemente blieben aber in seinem Repertoire.

Da Gear als wichtiger Vertreter der "lyrischen Abstraktion" gilt, sind die meisten seiner Arbeiten auch als Landschaftsimpressionen lesbar, geschrieben in ihrer eigenen ungegenständlichen Sprache. (Zu sehen in der Galerie Wullkopf, Villa Viktoria, Dieburger Straße 111 in Darmstadt, noch bis 21. Oktober.)

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Kerb am Lindenplatz bringt Parkplatzmangel

SULZBACH. Karussells drehen sich, Kinder schlecken Zuckerwatte, Jugendliche lassen ihre Autoscooter zusammendonnern: Vom Samstag, 17. Oktober, an ist eine Woche lang Kerb auf dem Platz an der Linde. Die Stände und Fahrgeschäfte sind täglich zwischen 14 und 22 Uhr geöffnet. Am Mittwoch ist Familiennachmittag, am Freitag können sich die Kinder nachmittags bei Freifahrten vergnügen.

Wegen der Kerb sind alle Parkplätze rund um den Platz an der Linde gesperrt. Die Autofahrer werden deshalb vom Gemeindevorstand gebeten, möglichst wenig in die Umgebung zu fahren. she

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd Bürgel ließ sich von Holzheim nicht bremsen Führung mit Auswärtssieg ausgebaut / Bartolovic gab bei Büttelborn Abschiedsvorstellung

Nur fünf Spiele standen am vergangenen Wochenende auf dem Programm der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer. Die Tabellenspitze behauptete die TSG Bürgel mit dem überraschend deutlichen 21:17-Erfolg in Holzheim. Bürgel weist 9:1-Punkte auf. Einen Zähler dahinter folgt das spielfreie Rüsselsheim. Im Kellerduell schlug die TG Nieder-Roden knapp mit 13:12 die auf den drittletzten Platz zurückgefallene TSG Sulzbach. Großer Jubel beim Neuling TV Flörsheim: Mit dem klaren Heimsieg gegen die SG Anspach, bei der ab sofort nur noch Peter Wünsch als Trainer das Sagen hat - Jörg Kleinschmidt beschränkt sich zukünftig auf seine Rolle als Spielgestalter - gab der TVF erstmals die rote Laterne an den Verlierer ab. Im Duell der beiden ursprünglichen Titel-Aspiranten TV Wicker und TuS Dotzheim setzten sich die Wiesbadener Gäste durch. Kommt der hohe Favorit Dotzheim doch noch nach verheerendem Start in die Gänge?

Am Wochenende gibt es wieder ein volles Programm mit sechs Begegnungen, von denen die Partien zwischen dem Dritten Idstein und Gast Büttelborn sowie das Derby zwischen Spitzenreiter Bürgel und Nieder-Roden bereits am Samstag angepfiffen werden. Am Sonntag stehen sich gegenüber: Anspach gegen Breckenheim , Großwallstadt II - Dotzheim, Rüsselsheim - Holzheim und Sulzbach im MTK-Derby gegen das wieder Mut schöpfende Flörsheim (alle 18.30 Uhr).

TuS Holzheim - TSG Bürgel 17:21 (5:11). Souverän behauptete die TSG Bürgel ihren Platz an der Sonne. Gegen den Achtplazierten Holzheim, für seine Heimstärke bekannt, gab es einen sicheren Auswärtssieg. Damit bleibt Bürgel weiterhin ungeschlagen, scheint sich gute Chancen auf den Titel machen zu können. Einmal mehr bestimmten die beiden Spielmacher Holger Zindt und der Pole Jerzy Olschowka das Geschehen im Limburger Vorort. Olschowka traf sechsmal ins Schwarze (davon zwei Strafwürfe), TSG-Torjäger Zindt gar achtmal. Bereits zum Pausentee war das Rennen vor knapp 400 Zuschauern entschieden. Der Tabellenführer aus dem Offenbacher Vorort führte mit sechs Treffern Vorsprung (11:5), ließ mit seiner Routine nichts mehr in den zweiten 30 Minuten anbrennen.

"Wir haben das Spiel eindeutig bestimmt. Holzheim konnte nur Resultatskosmetik betreiben", freute sich Matchwinner Holger Zindt über den bereits fünften Auswärtspunkt für Bürgel. Der Vorsprung auf den überraschend starken Verfolger TG Rüsselsheim (der Neuling hinkt eine Partie hinterher) beträgt aber nach Minuspunkten nur einen Zähler. Da kann sich Bürgel am Samstag (19.30 uhr) im Heimderby gegen das gegen Sulzbach siegende Nieder-Roden keinen Ausrutscher leisten. Ansonsten wäre bei einem Punktverlust gegen den Erzrivalen der "Platz an der Sonne" stark gefährdet.Mit der kompakten Mannschaftsleistung von Holzheim, wo Angriff und Abwehr sehr konzentriert agierten, muß Bürgel jedoch keinen Gegner in der 13er-Liga fürchten. Der Weg zum Regionalliga-Aufstieg führt derzeit nur über die TSG Bürgel . . .

TV Büttelborn - TV Großwallstadt 23:20 (12:11). Ein knapper Sieg für den TV Büttelborn, bei dem Spielertrainer "Nono" Bartolovic seinen Ausstand mit drei Toren gab. Der bereits 41jährige Handball-Oldtimer wollte eine hauptamtliche Stelle. Dazu fehlen dem TVB aber wohl die Mittel. Der Nachfolger soll in dieser Woche vor dem Spiel in Idstein vorgestellt werden. Beim Heimsieg gegen die Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt markierten Etzold (8/2), Schmidt, Bartolovic und Janz (je 3) die meisten Treffer für den verdienten doppelten Punktgewinn. Büttelborn konnte sich damit vor dem ganz schweren Gang zum Meisterschafts-Aspiranten TV Idstein auf den siebten Platz (6:6-Punkte) vorschieben. Nur schade, daß die Presseinformationen des TVB ausbleiben . . .

TG Nieder-Roden- TSG Sulzbach 13:12 (5:6). Im Kellerduell zwei wichtige Punkte für Gastgeber TG Nieder-Roden, das sich nun wieder ans Mittelfeld als Zehntplazierter mit 5:7-Punkten heranschob. Für den Tabellen-Nachbarn TSG Sulzbach (5:7-Zähler) eine unnötige Niederlage. Zur Halbzeit führe die Schreiber-Truppe noch knapp. Dabei wäre der Gäste-Trainer zugerne endlich einmal zu einem positiven Punktekonto gekommen, aber die Auswärtsschwächen sind unübersehbar. Das zumindest eine Halbzeit sehr schwache Nieder-Roden war zu bezwingen gewesen, aber Sulzbach verpaßte die Vorentscheidung vor 200 Zuschauern in der TGN-Sporthalle. In einem nur von Kampf und Krampf beherrschten Match war die TGN schließlich der etwas glücklichere Verein mit dem am seidenen Faden hängenden Arbeitssieg.

Bis zur 45. Minute führte nämlich Sulzbach mit 9:8, doch mit dem 12:10 hatte Nieder-Roden mit drei Treffern in Folge die Wende geschafft. Den knappen Vorsprung rettete das abwehrstarke Gastgeber-Team über die Zeit.

Noch könnte es aber ein Nachspiel geben: Sulzbach, das seine besten Schützen in den Ex-Breckenheimern Hieronimus (5/3) und Rangoonwala (4/2) in der torarmen Partie besaß, legte Protest gegen die Spielwertung ein. Der Grund: Nach einem Feldverweis für die TGN ging das Spiel mit Ballbesitz für Nieder-Roden weiter. Grund für eine Neuansetzung? jo

Betrunkener legt sich mit Polizisten an

HANAU. In der Ausnüchterungszelle durfte ein 42 Jahre alter Mann aus Großauheim übernachten, nachdem er sich zuvor mit einem Polizisten angelegt hatte.

Die Polizeistreife war am Sonntag abend zu einem Schnellimbiß am Rochusplatz gerufen worden. Dort wollte der erheblich angetrunkene 42jährige offenbar nicht das Lokal verlassen.

Als die Polizei eintraf, befand der Mann sich allerdings vor dem Lokal, laut grölend, mit einem Serviettenhalter in der Hand und nicht willens, sich auszuweisen.

Statt dessen wurde er gegenüber einem der Beamten handgreiflich. Dabei litt dessen Uniform und ein Funkgerät. az

36 Autoaufbrüche an nur einem Wochenende

BAD VILBEL. Autoaufbrüche und kein Ende: Wie die Polizei mitteilt, wurden ihr am Wochenende zu den bereits gemeldeten 21 Straftaten (siehe FR vom 12. Oktober) jetzt noch weitere elf Delikte angezeigt.

Die Gesamtzahl der Autoaufbrüche in der Brunnenstadt erhöht sich damit auf die Rekordzahl von 36 zuzüglich fünf versuchten Aufbrüchen. mu

. . . sagte der Mann: "Ich maan, Malwine, die neue Schuh wärn merr ze groß! Die dhun schlabbe, wann ich geh!" - "Ei, wann se schlabbe, leechste e Söhlsche enei!" - "Ich maan, Malwine, deß die aach middeme Söhlsche schlabbe!" - "Ei, dann nimmste e Sohl!"

. . . sagte die Kollegin zum Kollegen: "Ei, Herr Amrei! Wie sehe Sie dann aus! Ei, Sie hawwe ja en Kobb wie e Kloberscht! Wer hat Ihne dann die Haar geschnitte?" - "Mei Fraa. Im Zorn."

. . . stieg ein Mann in den Bus und stimmte, von ein paar Schöppchen angefeuert, ein munteres Liedlein an. Ein Mann weiter hinten sagte zu seinem Nachbarn zur Rechten: "Ei, der kann iwwerhaupt net singe, awwer er singt lauthals!" Der Nachbar sagte: "Genau! Wann der e bissi jinger wär, hätter e Mordskarrijär vor sich!"

. . . sagte die Kundin zum Trödler: "Ach, ist das ein süßes Tischlein! Ist das am Ende ein Louis-Seize?" Der Trödler sagte: "Leider net, Madam! Des is en Luis Messenzehl! Awwer wann der sei Bierscher hat, mächter aach sauwere Arrweit!"

. . . sagte die Frau zu der Nachbarin, die im Sommer über die Hitze geklagt hatte: "Jetzt derrf merr sich awwer schon warm aaziehe, wann merr schwitze will!"

. . . sagte die Frau, die gerade Zeitung las: "Du, Willi, da werrn Nikelees gesucht ferr die Vorweihnachtszeit, Bärt un Mäntel werrn gestellt, un pro Stunn gibt's zehn Mack!" Der Mann sagte: "Ich saddel in meim Alter net mehr um! Ich bleib Osterhas!"

Sondermüllabfuhr in Großkrotzenburg

GROSSKROTZENBURG. Sondermüll nimmt die Gemeinde am Freitag, 16. Oktober, entgegen: von 11 bis 12.30 Uhr am Bauhof Anne-Frank-Platz sowie zwischen 13 und 14.30 Uhr in der Robert-Koch- Straße 16-18.

"Der Antisemitismus braucht keine Juden, um sich auszudrücken" Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, über das Zögern des Staates bei der Verfolgung von Gewalttätern

FR: Herr Bubis, was bedeutet es vor dem Hintergrund der derzeitigen Anschläge gegen Asylbewerber und jüdische Einrichtungen für Sie heute, jüdischer Deutscher zu sein?

Bubis: Noch habe ich habe damit keine Probleme. Antisemitische Exzesse hat es immer wieder gegeben. Schmierereien, Friedhofsschändungen, das sind wirklich Taten einzelner. Daß es Antisemitismus gibt, steht außer Frage. Dieser Antisemitismus wird da sein, ganz egal, ob Juden da sind oder nicht. Der Antisemitismus braucht keine Juden, um sich auszudrükken. Ein deutscher Diplomat hat vor einem Monat in Paris auf einer Veranstaltung gesagt, was jetzt in Deutschland ablaufe, die Ausschreitungen gegen Ausländer, gegen Asylbewerber, das habe nichts mit Antisemitismus zu tun. Daraufhin habe ich mir erlaubt, ihm zu sagen, das eine ist so schlimm wie das andere. Es handelt sich in beiden Fällen um Menschen, und da kann ich nicht sagen, gegen die Juden habe ich nichts, ich habe nur was gegen die Asylanten, ich habe nur was gegen die Ausländer, ich habe nur was gegen Schwarze, ich habe nur was gegen sonstwen, das liegt bei mir alles auf derselben Ebene wie Antisemitismus. Ich kann da keinen Trennungsstrich ziehen. Denn für diese Leute ist das alles eins. Sie werden niemals akzeptieren, daß ein Jude auch ein Deutscher sein kann, für sie ist der Jude ein Teil des Fremden. Nur im Moment werden sie nicht von 500 000 Juden im Jahr, wie sie es ausdrücken, heimgesucht, sondern von Afrikanern, von Afghanen, von Asiaten. Daß im Moment das Jüdische nicht so im Vordergrund steht, hängt schlicht und einfach mit den Zahlenverhältnissen zusammen, aber gemeint sind wir immer mit. Diese Perioden hat es in Deutschland gegeben, es hat sich allerdings nicht in dieser Gewalt ausgedrückt wie jetzt.

FR: Als Hoyerswerda geschah, da hieß es noch, das sei ein einzelner Exzeß. Aber es ging immer weiter. In diesem Jahr wurden bereits zehn Menschen von Rechtsradikalen umgebracht. Worauf ist Ihrer Meinung nach diese Eskalation zurückzuführen?

Bubis: Daß die Gewalt noch nicht abgeebbt ist, hängt meiner Meinung nach mit dem nicht energisch genug empfundenen Eingreifen des Staates zusammen. Und dazu bedarf es weder neuer Gesetze noch neuer Verordnungen. Mit dem heute geltenden Recht haben sowohl die Polizei als auch die Justiz genügend Handhaben, dagegen vorzugehen. Nur, wenn zum Beispiel eine Straftat mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann und die Mindeststrafe eine Geldstrafe ist und ich verhänge dann die Geldstrafe, dann schrecke ich niemanden ab.

FR: Wieso scheint die deutsche Justiz und die deutsche Politik nach links sehr wachsam und hart und nach rechts so mild und fast verständnisvoll?

Bubis: Ja, und zwar, obwohl in der heutigen Richterschaft schon die 68er Generation eine bedeutende Rolle spielt, die damals zum Marsch durch die Institutionen angesetzt hat, auch in der Richterschaft. Seit 1968 sind inzwischen 24 Jahre vergangen, das heißt, die damals 20jährigen sind mittlerweile 44, und da sind sie schon nicht mehr nur Amtsrichter.

FR: Es wäre sicher falsch zu glauben, daß 1968 um die 90 Prozent dieser Generation links gewesen wären, sondern es waren im Grunde wenige in Berlin und Frankfurt, die die Studentenbewegung getragen haben. Sie hat aber in vielen Bereichen in die Gesellschaft hineingewirkt, vor allem durch die Medien, die das aufgenommen haben. Aber war der revolutionäre Geist in der Bevölkerung so verankert?

Bubis: Die Medien, ganz egal, ob die elektronischen oder die schreibende Zunft, verhalten sich in den letzten Monaten hervorragend. Mit eindeutigen Stellungnahmen, mit eindeutigen Positionen. Der Richterbund hat mich zu einem Gespräch eingeladen, und da will ich dieses Thema Justiz sehr wohl ansprechen. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so ist, daß die Justiz auf dem rechten Auge blind ist, ich kann es nicht beurteilen. Bis jetzt sind ja nur ganz wenige Urteile gesprochen worden, mehrheitlich eher lasche Urteile, aber es gibt ein, zwei auch harte Urteile. Ich plädiere für die Anwendung des beschleunigten Verfahrens, auf das die Staatsanwaltschaften zurückgreifen können. Und zum Teil tun sie es ja schon.

FR: Richtet sich also der Kern Ihrer Kritik gegen die Verantwortung Tragenden in diesem Staat in Politik, in Justiz und Polizei?

Bubis: Ich werfe der Staatsmacht, Bundesregierung und Landesregierungen, vor, daß sie nicht mit der nötigen Härte gegen Gewalttäter vorgehen. Den politischen Parteien werfe ich vor, daß sie sich in ihren ganzen Handlungen als Antwort auf die Gewalttaten auf Artikel 16 des Grundgesetzes konzentrieren. Das ist ein Nebenkriegsschauplatz. Und der Justiz werfe ich vor, daß sie nicht die heute bestehenden Gesetze und gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpft. In meinem Beruf gibt es die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure mit Von-Sätzen und Bis-Sätzen. Die Justiz bewegt sich dauernd auf dem Von-Satz, statt sich endlich auf den Bis-Satz zuzubewegen.

FR: Befürchten Sie, daß wir eine Schönwetter-Demokratie haben?

Bubis: Nein, noch bin ich Optimist. Diese Gewalttaten werden von einer kleinen Minderheit begangen. Also, ich sage nicht von einer Minderheit, denn eine Minderheit kann schon sehr gefährlich werden, es ist eine kleine Minderheit. Wir haben einige hundert Randalierer, die in Sachen Gewalt unterwegs sind. Das sind in Wismar, Hoyerswerda und in Rostock immer andere. Wir haben, so wie wir früher auch in der linken Szene Reisende in Sachen Gewalt hatten, das nun auch in der rechten. Den Hamburgern kommt es gelegen, sich in Rostock oder in Wismar zu betätigen.

FR: Wie schätzen Sie die Haltung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung ein?

Bubis: Ja, nun kommt das, was mich wirklich pessimistisch stimmt. Das sind nicht die Gewalttäter selbst, sondern die Zahl derjenigen, die indifferent sind. Menschen, die zwar selbst nicht diese Gewalt ausüben, aber die Beifall klatschen, und wenn nicht draußen, so doch im Inneren eine gewisse Befriedigung über diese Vorgänge verspüren. Deren Anzahl kann man nur sehr schwer einschätzen. Aber das sind schon ganz andere Größenordnungen als die Gewalttäter selbst. Und dann ist das schlimmste die Zahl der Leute, die nach dem Motto, es interessiert mich nicht, das geht mich nichts an, handeln. Das ist die eigentlich gefährliche Menge. Bei den letzten Wahlen waren die Rechtsradikalen eindeutig auf dem Vormarsch. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Nur in den anderen Ländern ohne diese begleitende Gewalt wie bei uns. Unsere Politiker und Psychologen haben versucht, die von den rechtsradikalen Wählern ausgehende Gefahr herunterzuspielen. Das seien Protestwähler, Wähler, die mit dem Establishment und den politischen Parteien unzufrieden seien; Parteienverdrossenheit, wie es so schön heißt. In Wirklichkeit sind das ganz normale Bürger. Nur, wenn diese ganz normalen Bürger sehen, was vorgeht, und dann immer noch rechtsradikale Parteien wählen, dann sind das keine Politikverdrossenen mehr, dann sind das Gesinnungswähler.

FR: Könnte es nicht sein, daß wir uns alle jahrelang eine heile Welt vorgegaukelt haben, was den alten und neuen Nazismus angeht. Es gab ja immer wieder deutliche Anzeichen, daß das nazistische Gedankengut weiterhin virulent war. Beispielsweise der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer, der eine ganze Reihe prominenter Nazis in hohen Staatsämtern beschäftigte. Und dann wurde in den 70er Jahren plötzlich angefangen, jüdischen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus Osteuropa, die eingebürgert worden waren, nachträglich die Anerkennung als Vertriebene wieder abzuerkennen. Als Begründung wurde genannt, es mangele am "Bekenntnis zum deutschen Volkstum".

Bubis: Das geht ja noch weiter. Es gibt ein Gutachten eines Beamten im Auswärtigen Amt, das zu dem Ergebnis kommt, ein Jude könne gar kein Deutscher sein. Der Beleg, daß sie zum Beispiel deutsche Schulen besucht haben, gilt nicht. Wenn man als Jude 1942 gegen Deutschland gewettert hat, dann kann man kein Deutscher sein. Man hätte schon mindestens in der NSDAP oder SS sein müssen, um sein Deutschtum zu beweisen. So ungefähr hört sich das an, das ist ein Wahnwitz. Ich habe dieses Papier seinerzeit an Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit der Bitte um eine Stellungnahme gegeben und habe bis heute keine Reaktion darauf bekommen.

FR: Aus welchem Jahr stammt das Papier?

Bubis: Das Papier ist ungefähr vier Jahre alt. Ich werde es jetzt noch einmal an Genschers Nachfolger Klaus Kinkel übergeben.

FR: Wie beurteilen Sie den Beschluß der FDP auf dem Bremer Parteitag, sich für eine Änderung des Artikels 16 des Grundgesetzes zur Verfügung zu stellen? Sie selbst haben sich dort als Delegierter vehement dagegen ausgesprochen.

Bubis: Die FDP macht möglicherweise aus taktischen Gründen einen Fehler. Ich habe den Eindruck, daß auf diesem Parteitag die Angst vor einer großen Koalition eine wichtige Rolle gespielt hat. Ich persönlich habe das Gefühl, daß die FDP im Grundsatz eigentlich gegen die Veränderung des Grundgesetzes ist, mit Ausnahmen. Ich wollte den Absatz, der da beschlossen wurde - die FDP ist bereit, über eine Veränderung der Asylartikel zu sprechen, ohne dabei das individuelle Recht auf Asyl aufzuheben -, ganz gestrichen haben. Mit anderen Worten: überhaupt keine Änderungen der Artikel 16 oder 19. Das heißt, wenn man 16 nicht ändert, braucht man auch die Rechtswegegarantie nach Artikel 19 nicht zu ändern. Obwohl es inzwischen Stimmen gibt, die genau diese Änderung fordern. Einmal abgewiesen wäre dann für immer abgewiesen. Zu der Rede hat mich ein FDP-Mitglied aus den neuen Bundesländern provoziert. Der sagte, unsere Wähler erwarteten die Änderung von uns, so nach dem Motto, die Straße wolle das haben, und nun müßten wir es machen. Der hat mich so richtig in Schwung gebracht. Aus dem anschließenden starken Beifall der Delegierten entnehme ich, daß sich die Mehrheit in der FDP sehr wohl schwertut mit der Veränderung des Grundrechts auf Asyl. Denn ich habe auch gesagt, wenn morgen der Wähler fordert, wir sollen die Todesstrafe wieder einführen, führen wir dann wieder die Todesstrafe ein? Und übermorgen wird der Wähler verlangen, daß wir uns selbst aufgeben. Und da habe ich gesagt, wir haben ein Grundgesetz, auf das wir wohl alle, die wir hier sitzen, stolz sind, und dazu gehört auch der Artikel 16, und bevor ich mich selbst, meine Grundsätze aufgebe, verzichte ich auf diese Wähler. Ich kann nicht nur wegen der Wählerstimmen die eigenen Grundsätze, Lebensgrundsätze aufgeben, denn damit gebe ich mich selber auf.

FR: Ist das noch Ihre FDP, in die Sie auf Bitten Heinz-Herbert Karrys 1969 eingetreten sind?

Bubis: Ich würde sagen ja. Sie hat sich verändert, aber ich kann in dieser FDP immer noch leben. Ich muß sogar sagen, die hessische FDP ist eher abgedriftet als die Gesamt-FDP.

FR: Wie wird die Entwicklung in Deutschland von den Juden im Ausland gesehen?

Bubis: Auf europäischer Ebene wurde an mich die Forderung herangetragen, ob man nicht am 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von 1938, etwas Größeres in Verbindung mit Politikern, mit Kirchen machen soll. Und ich habe da Bauchweh. Im Ausland wird geglaubt, daß morgen wieder ein 9. November vor der Türe steht. Diese Vergleiche mit dem 9. November 1938 lehne ich aber ab, weil die von den Nazis organisierten Pogrome nicht zu vergleichen sind mit dem, was derzeit vorgeht. Natürlich haben wir eine schlimme Zeit, und schlimm ist sie geworden seit Hoyerswerda. Die Staatsmacht, die das Gewaltmonopol hat, hat dort nicht eingegriffen.

Sie haben in Hoyerswerda die Leute laufenlassen und die Asylbewerber evakuiert. Das kann als Aufforderung zum Weitermachen aufgefaßt werden. Auch in Rostock wurde drei Tage zugeschaut, bevor richtig eingegriffen wurde. Und was war das Ergebnis dieser Gewalttaten? Die Politiker haben angefangen, über den Artikel 16 verschärft zu diskutieren. Sie diskutieren darüber seit fünf Jahren. Und ich nehme hier keine Partei aus. Das ist die SPD, das ist die CDU, das ist die FDP, plötzlich sind sie alle wach geworden - als ob eine Änderung des Grundgesetzartikels 16 etwas verändern würde. Auch das ist eine Illusion. Ich glaube nicht, daß sich viel ändern wird, wenn hier eine Ergänzung kommen wird.

Ich bestreite nicht, daß es einen großen Mißbrauch des Asylrechts gibt. Die Erfahrung zeigt, daß höchstens fünf bis zehn Prozent anerkannt werden. Aber deshalb das ganze Grundrecht aufzuheben, das halte ich für falsch. Für die derzeitige Praxis kann das Grundgesetz nichts. Die Bürokratie benötigt derzeit fünf, sechs Jahre bis zu einer Entscheidung. Da mögen sich die Herren dazu durchringen, solche Entscheidungen schneller herbeizuführen. Und wenn sie sie schneller herbeiführen, dann wird auch der Andrang kleiner werden. Wenn jemand schon fünf Jahre hier gewartet hat, bis er seine Entscheidung hat, dann ist es auch unmenschlich, wenn man ihn dann wegschickt. Denn irgendwo hat er da fünf Jahre seines Lebens, ich will nicht sagen, vertrödelt, aber die haben ihn auch sonst aus der Bahn geworfen. Und dann wird es auch plötzlich zum Politikum. Kann ich jemanden, der hier fünf Jahre gewartet hat, der inzwischen die deutsche Sprache mehr oder weniger erlernt hat, der vielleicht hier sogar geheiratet hat, Kinder bekommen hat, zurückschicken? Die Verwaltung muß doch in der Lage sein, die Entscheidungen eher zu treffen. Statt dessen landen die Krawallmacher nicht im Gefängnis, sondern die Asylbewerber werden evakuiert, und die Politiker behaupten, wir müssen den Artikel 16 ändern.

FR: Was ist der Grund, daß deutsche Politiker bislang nicht eine Demonstration wie in Frankreich auf die Beine gestellt haben. Als es dort antisemitische Vorfälle gab, da protestierten Hunderttausende, allen voran Staatspräsident François Mitterrand.

Bubis: Der wesentliche Unterschied sind die dort gelebten Jahrhunderte Demokratie. Eine Demokratie, wie wir sie heute haben, hat es ja in Deutschland vorher nicht gegeben. Entweder das Militär hatte das Sagen oder ein Kaiser hatte das Sagen, das Volk in seinem Willen war nie so frei wie jetzt. Und das ist etwas Ungewohntes, denn mit der Freiheit muß man auch lernen umzugehen. Und da spielt noch etwas anderes, fürchte ich, eine Rolle. Die linksradikale RAF wollte nicht nur einen anderen Staat, sie haben auch die Politiker als Individuum angegriffen. Es gab Figuren, Leitfiguren, da hat der Staat sehr stark reagiert. Wer wird denn heute angegriffen? Asylbewerber. Aber der Staat übersieht etwas: Wenn Menschen angegriffen werden, dann wird auch der Staat angegriffen. Aber in den Köpfen ist das ein Unterschied, ob man Politiker und Wirtschaftsbosse oder aber Asylbewerberheime beschützen muß.

FR: Was müßte geschehen, damit der Populismus der Politiker aufhört, aber gleichzeitig auch ein Umdenken in der Bevölkerung eingeleitet werden kann?

Bubis: Die ethischen und moralischen Werte der Religionen spielen heute bei der Bevölkerung eine sehr untergeordnete Rolle. Einerseits könnte ich als Liberaler sagen, es ist gut, daß der Kirchenbesucher sich nicht danach richtet, was ihm

Einkauf - mit Flirtgelegenheit

Die Tendenz zum Single-Haushalt ist auch in Frankfurt steigend, immer mehr Einsame, Geschiedene und Getrennte streifen nächtens durch die Kneipen auf der Suche nach dem einen, das Leben (wieder) verändernden Blickkontakt, einem interessanten Gespräch und mehr.

Vor allem am Wochenende breitet sich graue Depression aus in den Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments der Alleinwohnenden: Während die Einsamkeit unter der Woche noch wirksam mit allerlei Aktivitäten bekämpft werden kann, ziehen sich am geheiligten "weekend" Pärchen und Kleinfamilien ins Private zurück.

Um hier Abhilfe zu schaffen, tut sich auch in Frankfurt einiges. Mit dem Trend der Vereinzelung sind viele Singleclubs entstanden. Diese Idee griff die Zeilgalerie "Les facettes" jetzt auf. Um den Erlebniseinkauf neben Shopping-Spaß und Flaneur-Feeling um einen weiteren (intimen) Aspekt zu erweitern, veranstaltet sie jeden zweiten Donnerstag zwischen 19 und 21 Uhr das Kennenlernspiel "Zeit zum Flirt": Auf Ebene 7 werden an einem Stand kostenlos Buttons ausgegeben, zu denen es jeweils mindestens ein passendes Gegenstück gibt. Finden sich zwei mit passenden Buttons sympathisch, lädt der Veranstalter sie zu einem Freigetränk ein. Ob mehr daraus wird, bleibt dann den Buttonträgern überlassen.

Am Donnerstag, 15. Oktober, beginnt um 19 Uhr die erste Runde. fra

Lesezauber in Griesheim Plastiktüten-Fische kreisen im Aquarium

GRIESHEIM. Kinderhände wühlen in Muscheln, um die schönsten herauszufischen, zerschneiden alte Plastiktüten zu Meerestieren. Die größeren Kinder helfen den Kleinen beim Schneiden und Einkleben der Muscheln in alte Marmeladengläser, aus denen Miniatur-Aquarien werden sollen.

"Wir zaubern uns ins tiefe Meer" ist das Motto des Frankfurter Lesezaubers in diesem Herbst. Auch in der Griesheimer Stadtteilbücherei gingen Jungen und Mädchen im Ferienprogramm auf Tauchstation. Wenn sie wieder die Schulbank drücken, soll der Lesetempel sich dank ihrer Basteleien und Bilder als Unterwasserwelt zeigen.

Die kleinen Zauberer gingen mit Feuereifer daran, die vorgelesenen Geschichten aufs Malpapier und ins Glas zu bringen. Doch so richtig in Fahrt konnten sie nicht kommen, denn Mütter und Büchereiangestellte bremsten die Kinder manchmal. Ihnen schien es eher darum zu gehen, ihre Vorstellungen im Werk der jungen Künstler wiederzufinden, als sie ihren spontanen Einfällen zu überlassen.

Das von Horst Dörgeloh, dem Leiter der Griesheimer Stadtteilbücherei, formulierte Ziel, Kinder mit dem Lesezauber vom Fernsehen wegzulocken, hat immerhin funktioniert. Die Erfahrung zeige allerdings, so Dörgeloh, daß durch die Ferienaktion kaum dauerhaft neue Nachwuchsleser gewonnen werden. Die Kinder, die beim Lesezauber mitmachen, seien ohnehin Stammkunden. Generell gehe auch in Griesheim die Zahl der Jungen und Mädchen, die regelmäßig in die Bücherei kommen, zurück. Dörgeloh macht für diesen Trend das Kabelfernsehen verantwortlich. mad

Im "Äktschen"-Programm der Griesheimer Stadtteilbücherei (Bürgerhaus, Schwarzerlenweg 57) gibt es für die kleinen Besucher zwei weitere Termine der Reihe "Lesezauber - Wir zaubern uns ins tiefe Meer". Am heutigen Donnerstag, 15. Oktober, dürfen ab 15 Uhr bunte Meeresbilder gebastelt werden. Am morgigen Freitag, 16. Oktober, steht der Titel "Der tiefe Tauch" auf dem Veranstaltungsprogramm (15 Uhr). ak/41

der Pastor von der Kanzel erzählt. Der Pastor hat aber auch eine Verantwortung. Die moralischen und ethischen Werte sind bei allen Religionen sehr ausgeprägt. Viele haben die Kirchen verlassen, gleiches gilt für die jüdische Religionsgemeinschaft. Sehr viele aus dem Grund, weil sie keine Kirchensteuer zahlen wollen. Manche sind gegangen, weil sich die Kirchen zum Teil von der Politik haben vereinnahmen lassen. Auch die Gewerkschaften haben nach dem Neue- Heimat-Skandal an Einfluß verloren. Das einfache Gewerkschaftsmitglied sieht in seiner Organisation nicht mehr das, was sie früher einmal war. Diese Einflüsse haben stark nachgelassen, ganz eindeutig. FR: Woran machen Sie den Verlust des Einflusses fest?

Bubis: Wenn früher eine Kirche zu einer Demonstration aufgerufen hat, dann kamen die Menschen. Heute leider nicht mehr. Helmut Schmidt hat in der Paulskirche dieses Thema angesprochen. Man muß versuchen, den Bürgern geistige Werte, Ideale zu vermitteln. In den letzten Jahren hat sich alles auf das Soziale, auf das Wirtschaftliche konzentriert. Das beste Beispiel ist der nicht eingetretene wirtschaftliche Ausgleich zwischen den neuen und alten Bundesländern. Den Bürgern wurde das Gefühl vermittelt, euch wird es morgen schon genauso gut gehen wie uns. Das war nicht zu halten, denn man kann nicht 40 Jahre über Nacht wegwischen. Und unter dieser Erwartungshaltung ist das Wesentliche, die deutsche Einheit, untergegangen.

FR: Im Gegensatz zu vielen anderen Juden haben Sie sich für die deutsche Einheit ausgesprochen und sind Ängsten entgegengetreten. Wie sehen Sie das heute?

Bubis: Wenn Sie 1987/88 im Westen eine Umfrage gemacht hätten, wollt Ihr die deutsche Einheit, dann hätten sich mindestens 90 Prozent dafür ausgesprochen. Das gleiche gilt für den Osten. Heute wird über Kosten, über Wirtschaftlichkeit gesprochen, auch Arbeitslosigkeit, die eine ganz schlimme Sache ist. Und hier zeigt sich auch aus dem Bereich der Arbeitslosigkeit ein eigenartiger Wechsel. Wir haben ja schon mal die Situation mit einer No-future-Generation erlebt, die zu den Linksradikalen gegangen ist. Dann hat der Kommunismus die Schlappe erlitten, heute gehen nur ganz wenige zu den Linksradikalen, die große Mehrheit dieser neuen No-future-Generation geht zu den Rechtsradikalen. Jetzt kommt im Osten noch etwas anderes dazu: die Erziehung der letzten 40 Jahre. Ein junger Mensch ist dort unter der Botschaft aufgewachsen, unser Sozialismus ist das einzig Wahre. Das, was im Westen Deutschlands ist, das ist Imperialismus, das ist Faschismus, das ist Neonazismus. Hier das Paradies und dort ist alles böse. Wenn dann plötzlich das bis gestern verteufelte System zum Vorbild erhoben wird, dann muß der dort angeblich herrschende Nazismus auch Vorbild werden. Und wenn jemand zum Extremismus neigt, wird er immer wieder eine Heimat finden, mal bei den Linken, mal bei den Rechten.

FR: Glauben Sie, daß, abgesehen von der Öffnung der Grenzen in Richtung Osten und der zu uns kommenden Menschen aus Polen, der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern, die deutsche Vereinigung eine Rolle spielt in dem, was wir gegenwärtig an Rechtsruck, an Rechtsradikalismus in diesem Land erleben?

Bubis: Ein wenig, und zwar an den Rändern. Die Rechtsradikalen glauben, jetzt sind wir wieder wer. Ich habe mich gehütet, das Wort Wiedervereinigung in den Mund zu nehmen. Ich spreche immer von der deutschen Einheit, von der Vereinigung beider deutscher Staaten, weil Wiedervereinigung für mich wieder das Alte wäre. Für viele junge Leute, die sich im rechten Grenzbereich bewegen, hat dieses "wieder" auch die Bedeutung: jetzt ist Schluß mit der Besatzungsmacht, jetzt sind wir wieder wer. Natürlich im Osten noch stärker als im Westen. Aber wir haben auch Anschläge in Saarlouis, in Hamburg oder Darmstadt gehabt.

FR: Herr Bubis, Ihre Vorgänger als Vorsitzende im Zentralrat der Juden, Werner Nachmann und Heinz Galinski, waren nicht unumstritten in der Jüdischen Gemeinde. Vor allem Jugendliche kritisierten, daß der größte Teil der Auseinandersetzungen zwischen Nachmann und Galinski seinerzeit ausmachte, wer den Aufmacher auf Seite 1 der Allgemeinen Wochenzeitung der Juden in Deutschland schreiben darf und wie groß der Name dabei gedruckt wird. Oder Nachmanns Ehrenerklärung von 1978 für den einstigen NS-Marinerichter und damaligen Ministerpräsidenten Hans Karl Filbinger. Werden Sie, Herr Bubis, die jungen Juden, auch linke, die sich in dieser Zeit abgewendet haben, wieder in die Gemeinde zurückholen?

Bubis: Die Ära Nachmann war zu einem großen Teil geprägt von einem Streit Nachmann - Galinski. Nachmann meinte, mit leiser Politik, und das hatte nichts mit Hofjudentum zu tun, mehr erreichen zu können als mit lautem Poltern. Galinski war mehr für das Laute. Und in dem Moment, wenn einer leise und der andere laut ist, und sie auch noch persönlich von unterschiedlichem Charakter sind, hat sich beides überpointiert. Auf diesem Gebiet, würde ich sagen, liege ich in der Mitte. An und für sich neige ich mehr zu der stillen Diplomatie, aber zur Zeit ist das kaum möglich.

FR: Sie haben eine gewaltige Aufgabe, Sie müssen eine große Zahl von Juden aus der Sowjetunion, aus Osteuropa integrieren. Welche Programme haben Sie?

Bubis: Das macht die Zentralwohlfahrtsstelle in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat. Die Zentralwohlfahrtsstelle entspricht der Caritas oder der Arbeiterwohlfahrt, und wir arbeiten auch in der Arbeitsgemeinschaft freier Wohlfahrtsverbände mit. Wir haben eine Menge Betreuer für die Heime eingestellt, in denen sich die Menschen noch befinden. Wir haben zwar Büros in Berlin, Leipzig, Erfurt, aber wir können nicht mit diesen wenigen Büros die ganze Republik betreuen, und deshalb haben wir mobile Beratungsstellen eingerichtet. Unser Bestreben ist es, diese Menschen in die Gesellschaft einzugliedern und ihnen gleichzeitig beizubringen, was Judentum bedeutet. Die Menschen aus den Ostblockländern hatten in den 45 Jahren Kommunismus, in der früheren Sowjetunion waren es 75 Jahre, gar keine Möglichkeit, sich mit dem Judentum zu identifizieren. Da kam man ja fast schon in einen Gulag, wenn man sich zum Judentum bekannte. Wir erleben jetzt, wie schnell die antisemitischen Vorurteile wieder hochkommen, auch in der früheren Sowjetunion oder in Polen. In Polen ist es noch der christliche Antijudaismus.

FR: Es hat Auseinandersetzungen um die Zahl der Menschen gegeben, die kommen dürfen.

Bubis: Es gibt keine Obergrenze. Zunächst einmal sind da jene, die mit Touristenvisum gekommen sind und hierbleiben wollen. Dann kamen welche ohne Visum in die frühere DDR, weil sie da kein Visum brauchten. Und sie sind dageblieben und gingen von dort nach West- oder Ostberlin. Wir haben dann einen Stichtag mit der Bundesregierung ausgehandelt: November 1991. Bis dahin sind etwa 10 000 Menschen gekommen und wurden als Kontingentflüchtlinge anerkannt. Jetzt gibt es die Zuwanderung nur noch für Familienangehörige und bei Härtefällen.

FR: Man kann also nicht einfach nach Deutschland kommen?

Bubis: Nein, nein. Es muß in der Sowjetunion beim deutschen Konsulat ein Antrag gestellt werden. Die Bewilligung wird beim Bundesverwaltungsamt in Köln erteilt, und nur wer in Köln die Bewilligung bekommt, darf dann einreisen.

FR: Der an der Münchner Bundeswehrhochschule lehrende Historiker Michael Wolffsohn hat Ihre Wahl zum Zentralratsvorsitzenden in der ARD scharf kritisiert. Er behauptete, durch die Wahl eines Immobilienkaufmanns, der im Frankfurter Häuserkampf Ende der 60er Jahre im Mittelpunkt des Protestes gestanden habe, würden antisemitische Vorurteile bestätigt.

Bubis: Am besten ist es nach Wolffsohns Meinung wahrscheinlich, sich vom Judentum abzuwenden. Das war ja im Grunde genommen lange auch seine Methode. Denn Herr Wolffsohn war bis vor vier Monaten kein Mitglied einer jüdischen Gemeinde, obwohl er schon zwanzig Jahre hier lebt. Er wollte den jüdischen Gemeinden aber immer Ratschläge geben. Nachmann war für ihn der Hofjude, mit Galinski hat er auch Probleme gehabt. Er hat ein Buch geschrieben, in dem er sowohl über Galinski als auch über mich behauptet, wir würden das Judentum ganz schlecht repräsentieren. Ich weiß nicht, vielleicht haben die Republikaner ihm nahegelegt, jetzt in die jüdische Gemeinde einzutreten. Ich weiß es nicht.

FR: Er ist doch nicht Mitglied der rechtsextremen Republikaner.

Bubis: Ich meine nein, aber er ist deren Alibi-Jude, und so wie er spricht, könnte er es sein. Wenn er über das Judentum oder über Israel spricht, dann ist er schnell dabei zu sagen, die Juden schwingen wieder die "Auschwitzkeule". Das könnte Schönhuber auch nicht schöner sagen.

FR: Wie stellen Sie sich nun die künftige Arbeit innerhalb der jüdischen Gemeinden vor? Zunächst einmal haben Sie ja nach Ihrer Wahl zum Zentralratsvorsitzenden sehr deutlich Stellung bezogen zu den Übergriffen auf Ausländer.

Bubis: Das ist eine der Aufgaben, in die ich jetzt leider hineingekommen bin. Die Situation erfordert Stellungnahmen, und die Öffentlichkeit erwartet sie auch von mir. Ansonsten will ich mich in erster Linie darauf konzentrieren, die Gemeinden zu stabilisieren. Wir haben in Frankfurt Gruppierungen gehabt, die mit der Gemeinde, wie sie war, nicht einverstanden waren. Ich habe mich bemüht, zu einer Einheitsgemeinde zu kommen, in der sich jeder wiederfinden kann. Das ist mir auch, glaube ich, weitgehend gelungen. Die Orthodoxen sind mit mir zufrieden, und die Liberalen scheinen sich auch mit mir versöhnt zu haben.

FR: Und die linke Jüdische Gruppe?

Bubis: Auch die. Die tageszeitung hat mich jetzt in einem Artikel verteidigt, das wird auch manchem nicht gefallen. Ich habe mit keiner politischen Richtung Probleme, solange die Parteien sich auf demokratischem Boden bewegen. Unsere Demokratie muß wehrhaft sein, denn wenn sie das nicht bleibt, wird sie untergehen. Wir neigen in Deutschland sehr schnell zum Extremen. Mir fehlt die ganz breite Mitte, die ist nicht da. Wir haben eine starke Linke und eine starke Rechte - ich spreche jetzt nicht von den Radikalen. Sicherlich sind in der SPD und in der CDU auch Leute der Mitte. Aber eine richtige Partei der Mitte, die gibt es nicht. Die FDP bezeichnet sich als solche. Immerhin glaube ich, daß ich da noch die Mitte am besten wiedergefunden habe. Die CSU macht im Moment eine Politik nach dem Motto, wie kann ich die Republikaner ausschalten. Und da fehlt, muß ich sagen, Franz-Josef Strauß, der ein Demokrat war. Für mich, aus meiner Überzeugung, darf es keine Taktik geben. Ich darf keine Grundsätze aufgeben, nur weil es ein Teil der Wählerschaft so will. Das muß ich durchstehen können, und ich muß die Menschen überzeugen können.

Die jüdische Gemeinschaft hier ist sehr klein, mit bis vor kurzem 28 500 Mitgliedern in Deutschland. Jetzt, auf Grund der Zuwanderung, sind wir schon 35 000, wir bewegen uns auf die 40 000 zu. Ich habe mir vorgenommen, diese sehr kleine Gemeinschaft nicht auch noch zu zersplittern in Liberale, Junge und Orthodoxe oder reine Kulturjuden. Aber die Zeiten einen uns auch. Nie stand die jüdische Gemeinschaft so hinter mir wie im Augenblick mit meinen Erklärungen.

Das Gespräch mit Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, führten die FR-Redakteure Jochen Siemens und Karl-Heinz Karisch.

Angst und Körper Aquarelle in Nidda / Plastiken in Bad Nauheim

NIDDA. Aquarelle und Collagen zum Thema "Massenflucht und dann. . . ?" der Künstlerin Ingrid Schneidewind sind ab Samstag, 17. Oktober, bis Sonntag, 25. Oktober, im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche in Nidda zu sehen. Eröffnung ist um 17 Uhr. Die Ausstellung ist Montag, Donnerstag, und Freitag von 15 bis 17 Uhr zugänglich, am Dienstag von 15 bis 18 Uhr, am Mittwoch von 15.30 Uhr bis 18 Uhr, am Samstag von 17.30 Uhr bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 25. Oktober von 11 bis 12 Uhr.

BAD NAUHEIM. "Der menschliche Körper in der Abstraktion" ist nur eines der Themen, mit denen sich Christiane Gaubatz in ihren Objekten und Plastiken auseinandersetzt. Ab Sonntag, 18. Oktober, 11 Uhr, ist eine Auswahl ihrer Werke in der Trinkkuranlage zu sehen.

Neben den bildhauerischen Arbeiten von Christiane Gaubatz zeigt die bis Sonntag, 25. Oktober, jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnete Ausstellung Bilder von Helga Jäger. Im April 1991 war die Malerin schon einmal Gast in der Trinkkuranlage. In der Ausstellung ab Sonntag sind vor allem Bilder aus den beiden vergangenen Jahren zu sehen. Der Eintritt ist frei.

WÖLFERSHEIM. Noch bis Freitag, 23. Oktober, zeigen Schülerinnen und Schüler der Singbergschule in der Zweigstelle Wölfersheim der Sparkasse Wetterau Radierungen, die im Rahmen des Wahlpflichtfachunterrichts entstanden sind. In den Kursen lernten die Jungen und Mädchen den Umgang mit der Druckpresse ebenso wie das Erstellen von Kaltnadelradierungen. Ihre Arbeiten sind während der Schalterstunden der Sparkasse der Öffentlichkeit zugänglich.

FRIEDBERG. "Die Kelten in Wetterau und Vogelsberg" präsentiert eine Ausstellung der Sparkasse Wetterau in Zusammenarbeit mit dem Friedberger Geschichtsverein, dem Verein Niddaer Heimatmuseum, dem Geschichtsverein Bad Nauheim Niedermörlen und der Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim in ihrer Zweigstelle in Friedberg. Eröffnet wird die Ausstellung heute, Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr im Saal drei der Stadthalle mit einem Diavortrag von Dr. Uwe Vogt.

Am dreibeinigen Tisch Das "Musikfest Bremen": etabliert und finanziert

BREMEN. Das kultur- und finanzpolitische Skandalon des Jahres 1989, als das "Musikfest Bremen" zum ersten Mal und mit einem gewaltigen Minus am Ende stattfand, ist der Erfolgseuphorie gewichen. Nicht nur strömen inzwischen die Massen, aus der Stadt selbst und aus der Region, in die Konzerte, akzeptieren das Ereignis vor der eigentlichen Saison und spendierten dieses Jahr den strahlenden Veranstaltern über 90 Prozent Platzauslastung; auch der Finanzierungsmodus scheint sich zu bewähren, ja mehr, er läuft wie geschmiert.

Ein dreibeiniger Tisch steht bekanntlich am besten, da er nicht wackeln kann, und der dreifache Schulterschluß von Kultursenatorin, Finanzsenator und Sponsoren aus dem Großkapital hat sich so fest etabliert, daß Planungen auf Jahre hinaus durchaus realistisch erscheinen. Thomas Albert, künstlerischer Leiter des Musikfestes Bremen, das demnächst als GmbH konstituiert werden soll, hat sein Dreibein-Konzept nicht nur den Parteien und der Wirtschaft schmackhaft gemacht, sondern auch die etablierten Konzert-Institutionen Bremens in wenigen Jahren ausgetrickst: Sollte dort jetzt noch jemand auf die Idee kommen, auch Sponsoren anwerben zu wollen, so käme er zu spät; das Musikfest hat diesen "Markt" abgeschöpft.

Die Parteien sehen inzwischen ein künstlerisch hochkarätig bestücktes und überregional beachtetes Festival als Werbefaktor für den "Wirtschaftsstandort Bremen", die Sponsoren von der lilaweißen Schokolade bis zum guten Stern auf allen Straßen setzen auf die Creme de la Creme der Musikszene, die ihnen Thomas Albert, ein Macher mit der instinktiven Witterung für das gerade Aktuelle und nach oben Strebende, kundig serviert.

Die gutbürgerliche Philharmonische Gesellschaft wankt im alten Trott hinterher; Signalwirkung, Ansporn, Konkurrenz als Belebung - man will's nicht wahrhaben, lieber die Augen schließen und unter sich bleiben.

Nun wäre es falsch, eine auf Sponsoring basierende Konstruktion zu idealisieren und für alleinseligmachend zu halten. Zufällige, subjektive, keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegende Entscheidungen zugunsten mal dieser, mal jener Förderung können bei Wechsel der wirtschaftspolitischen Windrichtung auch plötzlich ganz anders ausfallen; es wäre verhängnisvoll, mit kurzfristigen Sponsorengeldern in der Tasche die öffentliche Hand aus ihrer Verantwortung für die kulturelle Breitenarbeit zu entlassen.

Auf dem "Zug der Zeit" mitzufahren kann sich jemand wie Thomas Albert hier, Justus Frantz dort leisten, der das Instrumentarium des Managements, der Werbung und der politischen Kungelei virtuos beherrscht - ein nicht zu unterschätzendes Risiko bleibt, wie im kapitalistischen Wirtschaftsleben, gleichwohl auch hier.

Neben diesen ökonomischen Betrachtungen ist auch die künstlerische Bilanz wohl der Rede wert. Die neueste Kreation der amerikanischen Performance-Künstlerin Meredith Monk "Facing North" erlebte im Bremer Theater am Goetheplatz ihre deutsche Erstaufführung, ein karges, reduktionistisches Werk über menschliche Beziehungen in unwirtlicher Natur, typisch Monk, wenn auch klanglich nicht mehr so stringent wie ihre früheren Stimmrituale in der Art der "Dolmen Music".

Die Tallis Scholars, ein Vokalensemble der Extraklasse unter der Leitung von Peter Phillips, umrahmten ein Renaissance- und Frühbarock-Programm durch die zweimalige Aufführung eines kontrapunktischen Wunderwerkes: der selten zu hörenden vierzigstimmigen Motette "Spem in alium" von Thomas Tallis - eines der großartigsten Konzerte seit Jahren im Bremer Dom.

Der politisch-musikalische Atlantik- Überflieger Kurt Masur bescherte mit dem Leipziger Gewandhaus-Orchester Spielkultur vom Feinsten mit Beethoven und Mahler, und der unermüdliche Originalklang-Romantiker Roger Norrington peitschte seine "London Classical Players" atemberaubend durch die Zweite Sinfonie von Johannes Brahms - und das Publikum zu einem Begeisterungssturm.

Nicht zuletzt debütierte gleich zu Beginn des Musikfestes die neu angesiedelte "Deutsche Kammerphilharmonie Bremen" unter Dennis Russell Davies mit einem amerikanischen Programm: an allen Pulten glänzend besetzt, konzeptionell gut vorbereitet, präsentierte man "Klassiker" wie Charles Ives und Aaron Copland neben Lou Harrison und Philip Glass - des letzteren Violinkonzert fuchtelte Gidon Kremer hingebungsvoll, doch schmeckte diese minimalistische Soft Machine klebrig wie ein in einem Bahnhofsrestaurant stundenlang abgestandener Instant-Pudding.

Daß es trotz der leeren Töpfe gelungen war, die Kammerphilharmonie aus Frankfurt praktisch wegzukaufen - wiederum nur dank Sponsorenhilfe -, bescherte der Hansestadt nicht nur quasi aus dem Stand eine neue Musikinstitution, sondern auch der Ampelkoalition das Sahnekrönchen auf dem (kultur)politischen Bilanzkuchen. Ob das aber angesichts der ideenlosen Wurschtelei bei anderen, viel drängenderen Problemen wie Staatsverschuldung, Asyl-, Wohnungsbau- und Verkehrspolitik zum Überleben auch des farbig schillernden politischen Dreibundes an der Weser reicht, das ist eine Frage, die besser nicht gestellt wird, da man sie ohnehin mit einem klaren "Nein" zu beantworten hätte. HARTMUT LÜCK

Junge Frau bei Unfall schwer verletzt

BIEBERGEMÜND. Eine 20jährige Frau aus Wächtersbach ist Sonntag nacht bei einem Unfall in Neuwirtheim schwer verletzt worden. Laut Polizeibericht war sie in der Ortsmitte frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammengestoßen, dessen Fahrer alkoholbedingt über die Straßenmitte geraten war.

Der Unfallverursacher, ein 25jähriger aus Wächtersbach, wurde leicht verletzt. Seinen Führerschein stellte die Polizei nach einer Blutprobe sicher. jan

Neue Erziehungsberatung im Schweitzer-Kinderdorf

MAIN-KINZIG-KREIS. Aus der gemeinsam mit der Stadt Hanau geführten Erziehungsberatungsstelle steigt der Main-Kinzig-Kreis zum Jahresende aus. Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf wird die Aufgaben übernehmen, wie Landrat Karl Eyerkaufer mitteilte. Die entsprechenden Verträge würden dem Kreistag zur abschließenden Beratung vorliegen.

Die Mitarbeiter der gemeinsamen Beratungsstelle hätten auch Kinder aus dem Altkreis Hanau betreut. Sie sollen ab Dezember keine Klientel aus dem Kreisgebiet annehmen. Die am 1. Januar 1993 noch laufenden Beratungen würden dagegen weitergeführt.

Die neue Erziehungsberatungstelle im Albert-Schweitzer-Kinderdorf am Pedro- Jung-Park in Hanau soll ein eigenes Haus beziehen. Das Personal besteht aus diplomierten Psychologen, Pädagogen, Sozialpädagogen oder Sozialarbeitern, einem Sachbearbeiter sowie einem Mediziner auf Honorarbasis. An der Finanzierung in Höhe von rund 450 000 Mark jährlich beteiligen sich der Träger und der Landkreis.

Zu den Aufgaben der Erziehungsberatungsstelle zählen beratende und therapeutische Ansätze, Prävention sowie entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. jur

Rote Spuren auf dem US-Markt General Motors fährt erneut Verlust ein / Wende bei Ford

whp NEW YORK. General Motors wird auch das laufende Jahr mit einem Verlust abschließen, nachdem es 1991 den Rekord-Fehlbetrag von 4,5 Milliarden Dollar gesetzt hatte. Ford, der zweitgrößte amerikanische Autokonzern, bereitet seine Aktionäre auf Verluste nicht nur im gerade beendeten dritten Quartal vor, sondern sagt auch Miese für den Zeitraum Oktober bis einschließlich Dezember voraus. Lediglich Chrysler könnte es schaffen, rote Zahlen in der Bilanz für 1992 zu vermeiden.

Diese Trends zeichnen sich zu Beginn dieser Woche ab, in der die Quartalsberichte der PS-Branche erwartet werden. Analysten taxieren bei der Opel-Mutter General Motors das Minus von Juli bis einschließlich September auf 935 Millionen Dollar. Das wäre nicht viel weniger als in der gleichen Zeit des Vorjahres und würde das kumulierte Defizit für die ersten neun Monate auf annähernd 1,5 Milliarden Dollar hieven. Ford dagegen kann die roten Zahlen des dritten Quartals - die Rede ist von 34 Millionen Dollar - noch leicht mit dem Gewinn in der ersten Jahreshälfte (840 Millionen Dollar) verrechnen. Allerdings dürfte die Negativ-Wende bei dem Unternehmen, dessen Deutschland-Tochter gerade Kurzarbeit angekündigt hat und das seinen langjährigen Europa-Chef Lindsey Halstead am 1. Januar durch den bisher in Australien tätigen Jacques Nasser ablösen wird, nicht nur vorübergehender Natur sein. Denn die Flaute auf dem US-Markt ist hartnäckig und treibt die Konzerne dazu, der Kundschaft hohe, ertragsschmälernde Rabatte und sonstige Kaufanreize zu gewähren, um nicht auf den Halden sitzenzubleiben.

Dank seiner Mini-Lkw und des flotten Jeep-Geschäfts winkt allerdings Chrysler im dritten Quartal ein Gewinn von rund 100 Millionen Dollar.

Das Gemeinschaftshaus Rosengärtchen bleibt nun doch erhalten Allerdings können künfitg nur noch zwei Räume genutzt werden / Wohnungsbaugenossenschaft nimmt Hausmeister in Schutz

OBERURSEL. Die Bewohner des nördlichen Stadtgebiets werden auch künftig das Gemeinschaftshaus Rosengärtchen als Treffpunkt und Kommunikationszentrum nutzen können. "Über das Schicksal des Gemeinschaftshauses ist nichts Negatives entschieden worden", versicherte der Vorstandsvorsitzende der Oberurseler Wohnungsbaugenossenschaft (OWG), Karlheinz Pfaff, auf Anfrage.

Allerdings: künftig werden nur noch zwei der bisher drei Räume für Familienfeiern, VHS-Kurse oder Versammlungen von Parteien zur Verfügung stehen. Grund ist die Erweiterung der benachbarten Massagepraxis. "Es gibt einen Riesenbedarf an Krankengymnastik", sagt Pfaff, deshalb benötige die Praxis (Vermieterin ist die OWG) einen Raum des Gemeinschaftshauses. Die Arbeiten werden am 9. November beginnen. Während der Umbauzeit können nur ein Raum und die Küche genutzt werden.

Im Stadtparlament hatte vor kurzem die SPD Alarm geschlagen; ihre Sprecherin Renate Lütgert befürchtete, daß dem Gemeinschaftshaus die Schließung drohe. Wie wichtig das Haus für das Rosengärtchen sei ("de facto ist das ein Stadtteil mit 4000 Bewohnern"), zeige, daß es 1991 etwa 200 Mal vermietet worden sei, auch für Gruppen aus anderen Stadtteilen. Als das Gerücht umlief, daß es die OWG wegen wachsenden Defizits zumachen wolle, hatte die SPD 400 Unterschriften gesammelt. Zur Not, meinte SPD-Fraktionschef Hans-Georg Brum, müsse halt die Stadt "als Betreiber auftreten". Das komme nicht in Frage, sagte dazu der Stadtverordnete Horst-Dieter Geburtig von der CDU, und auch OBG-Sprecher Karl Böhle meinte, es gehe nicht an, "daß sich die OWG aus der Verantwortung rausziehen will".

Geburtig (selbst Rosengärtchen-Bewohner) und Brum sprachen auch das Thema "Hausmeister" an. Der habe schon Leute "vertrieben", sagte der CDU-Mann, "große Macht und wenig Bürgernähe" bescheinigte ihm Brum. Der Vorstandsvorsitzende Karlheinz Pfaff dazu: "Wir haben unsere Mitarbeiter angehalten, höflich, aber bestimmt zu sein." Immer wieder komme es leider vor, daß das Gemeinschaftshaus nach Veranstaltungen "wie ein Schlachtfeld" aussehe. Der Hausmeister achte sehr darauf, daß alles in Ordnung sei, und wenn er ständig Zigarettenkippen auf dem Teppichboden aufsammeln müsse, könne man schon verstehen, daß er ärgerlich werde.

Mietfrei werde auch das "geschrumpfte" Gemeinschaftshaus nicht sein, versicherte Pfaff, denn: "Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb wie jeder andere und keine Wohlfahrtsgesellschaft." Die OWG, die in Kürze 100 Jahre alt wird, besitzt und vermietet rund 1600 Wohnungen. hko

Da capo für Gitarre

NIDDA. Gioachino Rossinis Ouvertüre zur Oper "Die diebische Elster" und Mario Gangis Suite spagnola sind nur zwei der Werke, die das Duo da capo am Sonntag, 18. Oktober, ab 17 Uhr in der Evangelischen Kirche anstimmen wird. Das Repertoire der Gitarristen Sabine Schweiger und Georg Kreutzer umfaßt Transkriptionen und Orginalkompositionen von der Renaissance bis heute.

BAD VILBEL. Von klassischen Stükken bis zum Evergreen reicht die Vortragspalette beim Lieder- und Konzertabend des gemischten Chores Liederzweig der KSG Dortelweil am Samstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, im Saalbau Steul. Dirigent ist Professor Klaus Assmann, als Solistin ist Mechthild Böckheler zu hören.

FRIEDBERG. Musikalisch werden morgen, 16. Oktober, die "Jugendkulturtage Wetterau" fortgesetzt. Ab 21 Uhr spielt im Bürgerhaus Dorheim die Reggae- Band "Ras Abraham and the irie vibes".

cor

FR-Journalist berichtet über den Bürgerkrieg

WEHRHEIM. Nachrichten und Informationen aus erster Hand von der zerrissenen Front des Bürgerkrieges auf dem Balkan bietet die Wehrheimer SPD in einer Veranstaltung am Dienstag, 20. Oktober. Als Referent ist Roman Arens, Reporter der Frankfurter Rundschau, eingeladen. Er wird von seiner jüngsten Reise durch mehrere Regionen des einstigen Jugoslawien berichten, von der er erst einen Tag zuvor zurückkommt.

Arens hat den Krieg mitten in Europa in den vergangenen Monaten auf vielen Reisen erlebt. Sein Beruf führte ihn zuletzt nach Kroatien, Ostslawonien und in die Herzegowina. Der Journalist wird eine knappe Darstellung der politischen, kulturellen, ethnischen und religiösen Strukturen dieser Region, wie sie sich in den letzten hundert Jahren entwickelt haben, seinen aktuellen Berichten und Analysen vorausschicken.

Die öffentliche Veranstaltung der SPD beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Wehrheim, Saal 2. cn

Helikopter stürzte in

Frankfurt ab: zwei Tote

Ausschuß debattiert über den Nachtragshaushalt

ERLENSEE. Zum "Abarbeiten" der in der jüngsten Parlamentssitzung gestellten Anträge und zur Debatte des Nachtragshaushaltes treffen sich die Ausschüsse der Gemeindevertretung in dieser Woche. Den Anfang macht der Haupt- und Finanzausschuß am Mittwoch, 14. Oktober, 19 Uhr im Rathaus. Neben dem Etat werden die Punkte Wochenmarkt, gemeinsamer Ordnungsbehördenbezirk und die Sicherung öffentlicher Fahrradständer mit Diebstahlschutz besprochen.

Am Donnerstag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr tagt der Bau- und Umweltausschuß zu den Themen: Verringerung des Trinkwasserverbrauchs, Bezuschussung von Solaranlagen und Ordnungsbehördenbezirk. hein

Reich-Ranicki erster Gast bei "Nidda literarisch"

NIDDA. "Gott sei Dank bin ich eitel!", gestand Marcel Reich-Ranicki, Deutschlands bekanntester Literaturkritiker, vor kurzem in einem Interview. Am Mittwoch, 15. Oktober, haben Niddas Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, und sich gleichzeitig von dem 72jährigen in gewohnt charmant-süffisanter Wortplauderei über das Thema "Wozu Literatur?" aufklären zu lassen.

Die Einführung in die Eröffnungsveranstaltung der Reihe "Nidda literarisch" ab 20 Uhr im Bürgerhaus übernimmt Jochen Hieber. cor

Anderswo gehört

"Bis in höchste Ränge"

Ich halte die Gauck-Behörde, was die Stasi-Verwicklung von Schriftstellern angeht, in vielen Fällen für viel zu vorsichtig. Wolf Biermann hatte schon bei Durchsicht seiner Akte den heftigen Verdacht, daß es sich bei den Hinweisen auf einen "IM Martin" um den ehemaligen Präsidenten des DDR-Schriftstellerverbandes Hermann Kant handeln müsse. Biermann bat die Gauck-Behörde um Bestätigung seines Verdachts, aber die Behörde hat sich da bedeckt gehalten . . . Leider muß man sagen, daß es bei uns derzeit eine unheilige Allianz gibt bei den beiden großen Volksparteien. Es gibt dort immer noch Leute, die sich den Betondeckel auf die Akten wünschen. Die Bürgerrechtler, so scheint es, werden in der Gauck-Behörde an den Rand gedrängt, und es werden eher unpolitische Zeitgeschichtler engagiert. Was die Akte Kant angeht: Die Stasi hat niemandem im Unklaren über seine Tätigkeit gelassen, im übrigen hat Kant die eigenen Berichte mit "IM Martin" unterzeichnet.

Stephan Hermlin war dabei sein bevorzugtes Opfer. Niemand kommt so oft vor wie Hermlin . . . Auch war Hermlin Opfer eines eigenen operativen Vorgangs. Er hätte sich einmal die Akte anschauen sollen, dann hätte er keine vorschnelle Solidaritätsbekundung für Kant abgegeben. Kant hatte überdies ein breites Spektrum von Tätigkeiten, das sich auf den westdeutschen VS genauso bezog wie auf Zeitungsredaktionen. Und wenn das Feuilleton der Zeit den Fall Kant so tief hängt, dann sollte sie sich mal die Dossiers anschauen, die Kant in den 60er Jahren über die damals amtierende Zeit-Redaktion abgeliefert hat.

Da werden Persönlichkeitsprofile von sieben oder acht Leuten geliefert, das reicht von Marion Gräfin Dönhoff bis zu Marcel Reich-Ranicki. Dieser Kontakt zur Zeit war für die Stasi sehr wichtig. Aufgrund dieser Persönlichkeitsprofile konnte man unter Umständen wieder operativ ansetzen von seiten der Stasi . . . Ich bin sicher, daß in den nächsten Monaten und Jahren noch viele Bomben hochgehen. Wir müssen befürchten, daß die Stasi-Verwicklungen bis in die höchsten literarischen Ränge der DDR-Literatur gehen, wobei klar ist, daß der Schriftstellerverband der DDR fest in der Hand der Stasi war.

Karl Corino im Hessischen Rundfunk, nachdem er bei der Berliner Gauck-Behörde die Akte Kant ("IM Martin") eingesehen hatte.

Abfahrt von der Autobahn: Vorfahrt mißachtet

OBER-MÖRLEN. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich am Sonntag nachmittag ein Zusammenstoß auf der Bundesstraße 275 in Höhe der Anschlußstelle der Bundesautobahn 5 in Richtung Frankfurt.

Ein Autofahrer verließ die A 5 in Richtung Frankfurt in Höhe der Anschlußstelle Bad-Nauheim mit der Absicht, nach links auf die Bundesstraße 275 abzubiegen. Dabei übersah er einen von links kommenden anderen Personenwagen, der die B 275 aus Richtung Nieder-Mörlen in Richtung Ober-Mörlen befuhr. Es kam zu einem Unfall, bei dem die Fahrer beider Fahrzeuge leicht verletzt wurden.

Aktive Medienvertreter sorgten beim 8. Schottener Radrennen für genügend Teilnehmer Kameramann, Volontär und Sportchef traten in die Pedalen Erste ARD-Meisterschaften / Jürgen Emig verhalf Kollegen mit seinem Vorderrad zum Sieg / Fischer gewann Amateur-Rennen

Die achte Auflage des Schottener Radrennens um den "Großen Preis" der Marktstadt wird nicht gerade durch sportliche Höchstleistungen in die hiesigen Radsport-Annalen eingehen. Der späte Termin und die Tatsache, daß zur gleichen Zeit im thüringischen Waltershausen ein Durchgang um den Bundesliga-Aufstieg stattfand, hielt die einheimischen Asse fern. Die komplette Mannschaft der RSG Frankfurt zog ins benachbarte Bundesland, die "zweite Reihe" im Schlepptau zur stimmgewaltigen Unterstützung. So war das Amateur-Rennen über 72 Kilometer zwangsläufig bereits auf dem Papier entschieden, bevor der erste Reifen rollte. Die favorisierten Radler der RSG Wiesbaden hielten das mit nur 19 Fahrern spärlich besetzte Feld in Schach. Der vereinseigene "Weizen" namens Thorsten Fischer und Matthias Sterly trennte sich alsbald von der schwächeren Spreu. Nach 1:55:14,0 Stunde hatte Thorsten Fischer die 60 Runden à 1,2 Kilometer als Erster absolviert. Lediglich vier der gemeldeten 20 Junioren stritten sich um den Siegerpokal über 36 Kilometer. Boris Müller vom RSC Fuldabrück war nach 1:02:41,0 der Schnellste.

Die totale sportliche Pleite der Veranstaltung verhinderten die zahlreich angereisten Medienvertreter. Doch nicht etwa durch eine schönfärberische Darstellungsweise, sondern - man mag es kaum glauben - durch aktive Teilnahme. Auf Initiative der "Breitensportgruppe Radsport" des Hessischen Rundfunks wurde die ARD-Radmeisterschaft ins Leben gerufen, die in Schotten Premiere feierte. Vertreter aller öffentlich-rechtlicher Anstalten der alten Bundesländer trafen sich zum pedalistischen Kräftemessen. Ob Kameramann oder Kabelträger, Sportchef oder Volontär - im Schweiße ihres Angesichts waren alle gleich. Dabei ging es nicht in erster Linie um Sieg oder Niederlage, sondern um den Spaß auf dem Rad und einen guten Zweck: Startgeld und Spendenerlös einer Tombola brachten einen beachtlichen Betrag von 16 000 Mark, der strahlungsgeschädigten Tschernobyl-Kindern zugute kommen wird.

Um der Chronistenpflicht Genüge zu tun, sei erwähnt, daß Jürgen Dossinger vom Südwestfunk in der Klasse 1 (bis 39 Jahre) die Gesamtwertung aus Rundstreckenrennen und Bergzeitfahren für sich entschied. In der Klasse 2 (40 bis 49 Jahre) trägt ab sofort Harald Nicht (HR) den Titel des 1. ARD-Radmeisters. Hermann Eckerle (SWF) heißt der Sieger in der Klasse 3 (ab 50 Jahre). Vom gleichen "Verein" kommt die erste und einzige Frauensiegerin Eva Müller. In der "Funkhauswertung" rangiert der Südwestfunk an erster Stelle. Pikanterweise waren auch zwei "Beinarbeiter" des Zweiten Deutschen Fernsehens am Start. Beide landeten jedoch (gezwungenermaßen?) im geschlagenen Feld. Ein ZDF-Mann als ARD-Meister? Undenkbar...

Gerüchte, denen zufolge auch Pedaleure privater Anstalten gesichtet wurden, konnten sich nicht erhärten. Für das bemerkenswerteste Ereignis sorgte allerdings der prominenteste Teilnehmer. Jürgen Emig, seines Zeichens HR-Sportchef und anerkannter Radsportexperte, setzte den oft zitierten Fair-play-Gedanken in die Tat um. Emig stellte seinem Kollegen Harald Nicht kurzerhand sein Vorderrad zur Verfügung, da dieser mit "Plattfuß" unterwegs war. Harald Nicht gewann und Emig wurde, nachdem er bis zum Zielbereich mit luftleerem Vorderrad unterwegs war, um auf ein Ersatzrad umzusteigen, noch Siebter. odo

Handball-Regionalliga Männer, Südwest: Groß-Bieberau neuer Spitzenreiter TSG mit Brestovansky und richtigem Konzept 850 sahen Derby gegen Griesheim / Lützellinden nutzte konfuse Abwehr der Groß-Umstädter

Mit einem imponierenden 23:14-Derbysieg gegen den abermals enttäuschenden Absteiger aus der Zweiten Bundesliga, TuS Griesheim, stürmte die TSG Groß- Bieberau an die Spitze der Männer- Handball-Regionalliga Südwest. 8:0 Punkte schlagen vor dem Schlagerspiel am Sonntag (18 Uhr) beim Nachbarn TV Groß-Umstadt zu Buche. Da Verfolger TSV Eschwege 8:2 Zähler auf seinem Konto hat und die TSG zwei Tore vorne liegt, kann sie sich theoretisch eine hauchdünne Niederlage mit einem Treffer Differenz erlauben und wäre immer noch Spitzenreiter.

Auf solche Rechnereien will sich die Mannschaft von Milan Brestovansky jedoch keineswegs einlassen, sondern auch beim Neuling gewinnen. Die Groß-Umstädter (22:27 in Lützellinden) rutschten zunächst mit 4:4 Punkten auf Rang neun ab, können aber mit einem Erfolg zum Rangdritten TSG Münster aufschließen, außerdem für neue Spannung an der Spitze sorgen. In der Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule wird ein volles Haus (rund 1000 Zuschauer) erwartet. 150 Tikkets (maximales Kontingent für den Gast) gingen nach Groß-Bieberau.

TSG Groß-Bieberau - TuS Griesheim 23:14 (10:8). Bundesliga-Stimmung "Im Wesner", wo sich 850 Zuschauer zum Derby eingefunden hatten. Bis zur 35. Minute (11:10) konnte Griesheim seinen "Senf" dazugeben, dann zogen die Groß-Bieberauer in großartiger Manier über 16:11 (45. Minute) und 19:13 (50.) unaufhaltsam davon. Die tolle Kulisse, aber auch eine ausgezeichnete Kondition und das richtige taktische Konzept führten zum Erfolg. "Wir nahmen Wolfgang Laubenheimer nicht in Manndeckung, er alleine konnte es auch nicht herumreißen", bilanzierte Pressewart Wolfgang Hoppe. Der Routinier des Gastes warf sieben Tore, aber seine Teamgefährten konnten nicht mithalten. Siebenmal war auch der 125fache CSFR-Nationalspieler Milan Brestovansky, der ebenso wie Tobias Maurer (beide spielten bereits beim Zweitbundesligisten Eintracht Wiesbaden) eine überragende Partie lieferte, erfolgreich. Sie machten zusammen das Dutzend Tore voll. Stark auch die Keeper Wolfram Volk (erste Halbzeit) und Frank Schumann, der später sogar nur sechs Treffer in 30 Minuten kassierte.

Die hartumkämpfte Partie blieb prinzipiell fair, wenngleich Türke (Griesheim) nach drei Zeitstrafen die rote Karte (48.) erhielt. Da auch Jens Wackerfuß, Oliver Setterl und Stefan Beißer vor dem gegnerischen Tor "bissen", hatte der langjährige Zweitligist keine Chancen.

TSG GROSS-BIEBERAU: Wolfram Volk (bis 30.), Frank Schumann (Tor); Stefan Beißer (3), Tobias Maurer (5), Milan Brestovansky (7/2), Jens Rousselot, Dirk Wackerfuß, Oliver Setterl (3), Achim Schnellbächer, Roland Puhl, Jens Wakkerfuß (4), Christopher Malik (1). - Zuschauer: 850.

TV Lützellinden - TV Groß-Umstadt 27:22 (16:10). Der bisher nicht restlos überzeugende Verein aus der Frauen- Handball-Hochburg "explodierte" vor 350 Zuschauern im Angriff und besiegte damit einen keineswegs schwachen Neuling. Noch beim 24:22 (57.) gab es für den TVG eine kleine Chance, aber der Schuß ging nach hinten los. Der TVL agierte cleverer, nutzte die zunächst konfuse Abwehrarbeit des Gastes rigoros zu einer Trefferflut aus. Nach dem allgemeinen Abtasten (7:7) zogen die Gießener Vorstädter binnen weniger Minuten auf 14:9 davon, aber nach dem 21:16 kam die Mannschaft von Peter Fischer dank bewundernswerter Moral wieder auf 21:20 (48.) heran. Pech für den Aufsteiger: Die fünf letzten Lützellindener Treffer resultierten aus Siebenmetern, das Verhältnis 8/8:4/4 entsprach nicht den Gegebenheiten, auch in punkto Strafminuten (4:10 gegen den Gast) fühlte sich der TVG nicht unbedingt im Vorteil.

Bernd Hax (50.) erhielt nach der dritten Zeitstrafe zudem die rote Karte, die jedoch keine Sperre nach sich zieht. Er kann also im Derby gegen Groß-Bieberau spielen. Martin Rauch zeigte nach dem Wechsel im Tor die bessere Leistung, wird vermutlich im Knüller beginnen. Steffen Böhm und Markus Allendörfer (je 7) waren die besten Werfer beim Sieger, der nach der Verletzung seines CSFR-Stars Pavel Libiu leicht aus dem Takt kam. Den schlugen jetzt Fred Müller und Joachim Czwikla beim Gast.

TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch, Michael Hahn (20. bis 30. im Tor); Jörg Riecke (4), Dietmar Tippe (2), Fred Müller (7), Per Brauneck, Klaus Keller, Thomas Müller (2), Bernd Hax, Oliver Kreß, Steffen Frankenberg (1), Joachim Czwikla (6/4). - Zuschauer: 350. HANS-DIETER PUTH

Handball-Regionalliga Südwest, Männer Münster schon auf Rang 3 Schreiber überragte in der Schlußphase gegen Bürgstadt

Die TSG Münster auf dem Vormarsch: Der einzige Main-Taunus- Kreisvertreter in der Männer-Handball-Regionalliga Südwest, der unbedingt zur Elite der Zweiten Bundesliga (Eintracht Wiesbaden) aufschließen will, setzte sich beim TV Bürgstadt klar mit 17:9 durch und verbesserte sich im 14er-Feld auf den dritten Platz. Der Kelkheimer Stadtteil-Verein reflektiert am Sonntag (Nachholtermin) auf eine Niederlage von Spitzenreiter TSG Groß-Bieberau (8:0- Punkte, 23:14-Sieger gegen TuS Griesheim) im Derby beim TV Groß-Umstadt. Dann wäre nämlich das Meisterschaftsrennen wieder völlig offen. Erst am 31. Oktober folgt das nächste Punktspiel gegen den punktgleichen Tabellen-Nachbarn und Mitfavoriten TV Lützellinden. Ein absoluter Schlager für die Münsterer, die bereits am 28. Oktober (20.15 Uhr, Großsporthalle der Joseph-Eichendorff- Schule) gegen den VfL Pfullingen (Zweite Bundesliga) keinen "Käse" machen wollen. Vorrangig ist jedoch die Qualifikation für die Zweite Bundesliga.

TV Bürgstadt - TSG Münster 9:17 (5:6). Die erste Halbzeit war von einem Toremangel, resultierend aus technischen Fehlern, Schrittfehlern, konsequenter Schiedsrichterleistung, hervorragender Abwehrarbeit und guten Torhüterleistungen geprägt. Heraus kam ein typisches "Frauen-Handball-Halbzeitergebnis" (5:6). Mit dem 2:1-Anschlußtor durch Oliver Klump (13.) kam der Favorit zu seinem ersten Treffer, mit dem 5:4 durch René Scheu (22.) zur ersten Führung und beim 9:7 nach exakt 45 Minuten stellte der Gast die Weichen auf Sieg. Beim 12:8 (53.) kehrte bei den Mainfranken sowie den 200 TVB-Anhängern in der Miltenberger Realschulsporthalle Resignation ein.

In der Endphase ging es Schlag auf Schlag. Bsonders der dreimal mit Tempogegenstößen erfolgreiche Andreas Schreiber schrieb jetzt seinen Namen in die Statistik. Neben dem fünffachen TSG-Schützen imponierten Oliver Klump sowie Torwart Uwe Simon, der beim 7:7 einen Penalty von Reichert parierte und damit Bürgstadt ins Obligo brachte. 70 Münsterer Fans feierten laustark die Mannschaft von Trainer Kecskemethy, die in der Schlußviertelstunde erstmals Spitzenklasse verriet. Der Ausfall von Mark Nitschky (Bänderdehnung) fiel nicht ins Gewicht, Peter Heimburger kam nicht einmal zum Einsatz, Reinhold Klang wurde an die zweite Mannschaft abgetreten. Münster kann personell aus dem vollen schöpfen, was als großer Vorteil betrachtet werden kann.

TSG MÜNSTER: Uwe Simon (Tor); Andreas Schreiber (5), Artur Kollek (2/2), Michael Anthes, René Scheu (2), Stefan Kirch (1), Thomas Egenolf (1), Joachim Schreiber, Rüdiger Finckh (2), Oliver Klump (4). - Zuschauer: 250. hdp

Rosenau-Trio spielt Melodien aus Wien

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die schönsten Melodien, Duette, Walzer und Märsche aus Wien erklingen am morgigen Mittwoch, 14. Oktober, in der Konzerthalle.

Das Programm des Rosenau-Trios aus Baden-Baden verspricht neben einem bunten Musikstrauß auch heitere Anekdoten und Sketche. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf am Informationsschalter der Kurverwaltung oder an der Abendkasse. jan

Kleine FR

Obstbäume zum halben Preis GROSSKROTZENBURG. Obstbäume zum halben Preis verkauft die Gemeinde Großkrotzenburg. Interessenten müssen ihre Bestellungen bis Donnerstag, 15. Oktober, im Rathaus, Zimmer 7, bei Frau Link (Rufnummer 20 09 34) abgeben. Am Samstag, 31. Oktober, können sie die Pflanzen zwischen 9 und 10 Uhr im Gemeindebauhof abholen. Landwehrstraße wird gesperrt ERLENSEE. Wegen der Hochwasserfreilegung des Fallbachs in Langendiebach wird die Landwehrstraße ab sofort bis voraussichtlich Ende November komplett gesperrt. Weiter teilt die Verwaltung mit, daß der Verkehr über Bleich-, August-Bebel- und Fröbelstraße umgeleitet wird. Anlieger dürfen bis zur Baustelle fahren. Fahrdienst zum Friedhof LANGENSELBOLD. Auf ihren Fahrdienst zum Friedhof "Am Röderberg" am Donnerstag, 15. Oktober, weist die Stadt hin. Ab 14.30 Uhr bedient der Bus folgende Haltestellen: Haus Gründautal, Ringstraße, Schloßmauer, Kreisparkasse, Gelnhäuser Straße (Aral-Tankstelle), Vogelsbergstraße, Marktplatz und Lindenplatz. Der Aufenthalt auf dem Friedhof beträgt 30 Minuten. Die Fahrt kostet eine Mark.

Als das Dreschen noch reine Handarbeit war . . . Hofgut Entenfang ließ erneut alte Zeiten aufleben / Passender Quiz-Preis: ein halbes Schwein

BIRSTEIN. Im Hofgut Entenfang, nur wenige Kilometer vor Mauswinkel, lebten am Wochenende alte Zeiten wieder auf. Zum fünften Mal wurde das Dreschfest gefeiert - für den Hofbetreiber Christoph Hoss wieder eine Gelegenheit, seine nostalgische Landmaschinensammlung vorzuführen. Im Vordergrund stand dabei natürlich das Dreschen.

Der letzte mit Wasser gekühlte Deutz- Traktor (Baujahr 1949) tuckerte während des ganzen Sonntag Nachmittages vor sich hin. Ab und zu erhöhten die Landwirte die Drehzahl. Dann kam die Dreschmaschine aus der Nachkriegszeit zu ihrem Recht, mit einem Riemen vom Traktor angetrieben. Anschließend gingen drei Landwirte noch eine Geschichtsepoche zurück. Mit Dreschflegeln schlugen sie in dumpfem Rhythmus die Körner aus den Ähren. Im Laufe des Tages hatten sie einige Arbeit geleistet. Drei Getreidesäcke lehnten schließlich prall gefüllt an der Scheunenwand.

Das Dreschfest ging aber weit über die Körner hinaus. Pferde ließen sich im Stall die Nüstern kraulen, Schafe (unter anderem der Coburger Fuchs) blökten die Besucher an. Heiß begehrt waren die handgefertigten Hufeisen mit eingeprägtem Namen. Auf die Aktionen des Hufschmiedes wurden die Besucher schnell aufmerksam: Eine gelbe Rauchwolke qualmte aus dem Ofen, als er ihn für neue Aktionen schürte. Die Funken stoben, als die beiden Franzosen auf die glühenden Eisenstücke schlugen.

Das Dreschfest sollte für die Besucher auch lehrreich sein. Zum ersten Mal hatten die Veranstalter ein Quiz vorbereitet. Zu gewinnen gab es ein halbes, unzerlegtes Schwein. Damit bei den schwierigen Aufgaben der Gaumen nicht zu kurz kam, waren einige traditionelle Gerichte vorbereitet. Zum Mittag gab es Beutelsches, eine Vogelsberger Spezialität, und für zwischendurch standen hausgemachte Bratkartoffeln parat. Den Weg vom rotbackigen Apfel zum trüben Saft konnten die Besucher ebenfalls verfolgen. Das Geheimnis des guten Geschmacks: verschiedene Apfelsorten zu einem Saft verwerten. In diesem Jahr mußte die Besucher das fruchtige Getränk aus Plastikbechern trinken. "Heuer hatten wir noch organisatorische Probleme. Im nächsten Jahr wird es dann Gläser geben", versprach Christoph Hoss. gf

Handball-Regionalliga Südwest, Frauen Schlimme Abfuhr für Urberach Darmstadt 98 leichtfertig gegen Eisenach noch in Bedrängnis

Sie befinden sich jeweils mit 6:2 Punkten in der oberen Tabellenhälfte der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest, sind jedoch offenbar nicht zur Spitzenklasse der dritthöchsten Liga zu zählen: Aufsteiger SV Darmstadt 98 (15:14 gegen den thüringischen SV Eisenach) und der bisherige Rangdritte BSC 47 Urberach, der bei seiner ersten Niederlage fürchterliche Prügel kassierte: 5:20 verloren die Rödermarkerinnen beim Neuling SG Hessen Hersfeld, der jetzt mit 6:2 Zählern auf Rang drei hinter die TSG Ober- Eschbach und SG Kirchhof (je 8:0) vorrückte. Die Gotta-Schützlinge haben 14 Tage Zeit, um am 25. Oktober gegen Flörsheim (2:6 Zähler) die Scharte auszuwetzen. Gespielt wird am Sonntag (17 Uhr, Sporthalle Schellbusch). Darmstadt erwartet am 31. Oktober (17.30 Uhr, Halle am Böllenfalltor) jene Hersfelderinnen, die Urberach aus der Halle fegten.

SG Hessen Hersfeld - BSC 47 Urberach 20:5 (10:3). "An eine Niederlage in dieser Größenordnung kann ich mich nicht erinnern", rekapitulierte Trainer Claus-Peter Gotta. Schließlich spielt der BSC im 13. Regionalliga-Jahr, und Gotta war überwiegend als Trainer, ansonsten immer als Betreuer dabei. Das Kuriose: In der Geistalhalle waren die BSC- Frauen in der ersten Viertelstunde keineswegs von allen guten Geistern verlassen, sondern hielten mit dem 3:3 wie erwartet mit. Dann häuften sich die Fehlpässe, fand sich der Gast mit der 5:1-Dekkung der SGH nicht mehr zurecht. Mit dem 10:3 zur Pause war der Markt gehalten, die Badestädterinnen wurden von einer Glückswelle im Abschluß nach oben getragen. Nach 23 Minuten ohne Treffer kam der BSC beim 12:4 (38.) wieder einmal zum Zuge.

"Wir haben den Gegner durch unsere Abwehr durchgewinkt. Das war die weitaus schlechteste Saisonleistung", ergänzte Gotta. Kerstin Lenhardts Geburtstagstor zum 19:5 heiterte auch nicht mehr auf. "Wir spielen wie erwartet gegen den Abstieg, müssen uns fortan nach hinten orientieren", zeigt der Coach das realistische Leistungsvermögen seines Teams auf. "Das sind so Momente, wo man gerne ein Tarnkäppchen dabei hätte", zeigte er das Stimmungsbild am besten auf. Als Krönung kam die staubedingte vierstündige Heimfahrt dazu.

BSC 47 Urberach: Silvia Löhr (Tor); Inge Hose, Beate Thierolf-Seida (2/2), Siggi Gotta (1/1), Claudia Rettner, Sabine Thimm (1), Kerstin Braunschweig, Kerstin Lenhardt (1), Sandra Rinnenburger, Tanja Emrich. - Zuschauer: 150.

SV Darmstadt 98 - ThSV Eisenach 15:14 (10:9). Das Ergebnis gaukelt einen Krimi vor. Die "Lilien" blühten jedoch bis zur 50. Minute (15:10) prächtig auf, um am Ende fast noch umzuknicken. Leichtfertige Aktionen, technische Fehler und eine schwache Wurfleistung hätten fast noch zur Wende geführt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Thüringerinnen die überragende Anke Schmitz (8/2) durch eine vorgezogene offene Deckung ausgeschaltet, stotterte der SV-Motor gehörig. Beim 13:10 beziehungsweise 14:10 hatte zudem Ina Eberle mit der Abwehr von zwei Strafwürfen großen Anteil am guten Ergebnis. Eisenach verwarf vier seiner acht Siebenmeter. Beim SVD wurden zwei versiebt. Bei 12:8 Strafminuten gegen Darmstadt konnte nicht von Heimschiedsrichtern gesprochen werden.

SV DARMSTADT 98: Ina Eberle (Tor); Anke Schmitz (8/2), Lis Helleboe (2), Claudia Wolf (3), Anette Unsleber (1/1), Nicole Bassenauer, Petra Mares (1), Susanne Schmälter, Kirsten Heppert, Elke Seibert, Sabina Wallwey. - Zuschauer: 60. hdp

DKP tritt mit dem Zusatz "offene Liste" zur Kommunalwahl an "Opposition, die kritische Fragen stellt" / Sozial- und Verkehrspolitik alsSchwerpunkte / "Eine hauptamtliche Stelle einsparen"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einer auch für Nichtmitglieder offenen Liste will die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) in die Kommunalwahl am 7. März 1993 ziehen und das mit der Bezeichnung DKP / Offene Liste auch nach außen deutlich machen. Damit sollen auch jene angesprochen werden, die sich linker Politik verbunden fühlen und zu parlamentarischem Engagement bereit seien. Entsprechende Interessenten gebe es, sagte Rudi Hechler, Chef der fünfköpfigen Fraktion der DKP, die beim Urnengang 1989 10,2 Prozent Wählerstimmen bekam.

Ein Rückzug der DKP steht in Mörfelden-Walldorf trotz des Umbruchs in Deutschland und Osteuropa nicht zur Debatte. Zwar gebe es Probleme, doch die beträfen die linke Politik allgemein, sagte Hechler. Er sieht seine Partei nach wie vor in der Verantwortung, an der Lösung aktueller Probleme "mitzustricken".

Die DKP glaubt, "daß in unserer Stadt weiterhin eine Opposition gebraucht wird, die den Rathausparteien und ihren Hauptamtlichen auch unangenehme Fragen stellt", heißt es in einer vom DKP-Vorsitzenden Gerd Schulmeyer unterzeichneten Mitteilung.

Wie das Programm der DKP endgültig aussehen wird, muß noch abgestimmt werden. Doch der Entwurf existiert und gibt die Marschrichtung vor, die die DKP / Offene Liste einschlagen will. Nachgefragt werden soll vor allem bei sozial- und verkehrspolitischen Themen.

Dabei will sich die DKP in der nächsten Legislaturperiode vor allem für ein mehr an Kindergarten- und Hortplätze einsetzen. Aber auch mit den baulichen Zuständen an den städtischen Schulen sind die Kommunisten unzufrieden. Neben der Waldenserschule hat die DKP vor allem die Bertha-von-Suttner-Schule im Auge, denn "wenn die gymnasiale Oberstufe in unserer Stadt einen guten Start haben soll, dann muß jetzt dringend etwas für die Verbesserung der räumlichen Voraussetzungen getan werden".

Die DKP hat sich die schnelle Einführung von Tempo 30 auf die Fahnen geschrieben. Außerdem will sich die Partei dafür ins Zeug legen, daß sich Mörfelden-Walldorf möglichst schnell zu einer fahrradfreundlichen Stadt entwickelt.

Engagieren will sich die DKP auch dafür, daß dem Expansionsdrang des Flughafens Widerstand entgegengesetzt wird. Gleiches gilt auch für die Ausweisung weiterer Bau- und Gewerbegebiete, wo die DKP ebenso nein sagen will wie in Sachen Gebührenerhöhungen.

Die Kommunisten finden, daß städtischerseits viel Geld gespart oder anders eingesetzt werden könnte. Sie nennen in diesem Zusammenhang neben der ihrer Meinung nach überflüssigen Anmietung von Fraktionsräumen auch die Stelle eines hauptamtlichen Stadtrates, die eingespart werden könne. Die Meinung, daß der von Umweltdezernent Dirk Treber besetzte Posten überflüssig sei, ist indes nicht neu: "Wir waren schon 1989, als die Stelle geschaffen wurde, der Meinung, daß sie nicht nötig ist", erinnert Schulmeyer daran, daß die DKP Treber seinerzeit aus diesem Grund nicht mitgewählt hat. "Wir sind nach wie vor der Ansicht, daß die Stelle gestrichen werden sollte, wenn es denn soweit ist." wal

Der Ortsbeirat 4 tagt Die alte Wurstfabrik steht weiterhin leer

FRANKFURT-OST. Die "unendliche Geschichte" der ehemaligen Wurstfabrik in der Petterweilstraße 4-8 wird den Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) beschäftigen. Die Nachbarschaftshilfe Bornheim und der Schülerladen "Dino Diplodocus" können nicht wie geplant in diesen Tagen ihre neuen Räume beziehen, weil der Bau, der schon 1990 umgebaut sein sollte, immer noch nicht bezugsfertig ist.

In einer gemeinsamen Anfrage wollen SPD, CDU und Grüne vom Magistrat wissen, ob eine weitere BodenrecyclingAnlage auf dem ehemaligen Esso-Gelände im Oberhafen tatsächlich nötig ist. Die Fraktionen verweisen auf die bereits existierende Anlage der Firma Lurgi in Heddernheim und meinen, das Esso-Grundstück könne sinnvoller genutzt werden.

Außerdem müß sich der Beirat mit rund einem Dutzend Einzelanträgen zum Thema Verkehr auseinandersetzen. ck

Für Handball-Regionalligist SG Bruchköbel geht es weiterhin bergab Mit Torfrauwechsel ersten möglichen Sieg zunichte gemacht TSG Leihgestern konnte sich bei der Niederlage gegen Ober-Eschbach mit vielen Schiedsrichterentscheidungen nicht abfinden

Die Talfahrt der SG Bruchköbel (Frauen-Handball-Regionalliga Südwest) hält an: Im Kellertreffen verloren die Bruchköbelerinnen nach desolater Vorstellung im zweiten Abschnitt mit 16:20 gegen den TV Hofheim und sackten mit 0:6 Punkten auf den vorletzten Platz ab. Nur der HBV 90 Jena (0:8) ist noch schwächer, andererseits auch der Thüringische SV Eisenach (14:15 beim SV Darmstadt 98) nach drei Spielen ohne zählbaren Erfolg. Eisenach und Bruchköbel treffen im Nachholspiel am 24. Oktober (17 Uhr, Sporthalle "An der Katzenaue") zusammen. Es geht um den weiteren Weg der Weber-Schützlinge in dieser Runde.

Unvermögen in Bruchköbel stand Unverständnis der TSG Leihgestern über die Schiedsrichterleistung beim 11:12 in Ober-Eschbach gegenüber. Es war in der Tat haarsträubend, was die Herren Lampert und Schmitt aus Groß-Rohrheim zusammenpfiffen. Im nächsten Punktspiel erwartet die TSGL in der Stadthalle Linden in einem weiteren Treffen der "Underdogs" die SG Bruchköbel, die hierdurch mit einem 0:10-Punktestart rechnen muß. Ob Bruchköbel oder Jena schwächer ist, wird sich am Samstag (19 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule Nord) im Spiel um den DHB-Pokal weisen.

SG Bruchköbel - TV 1860 Hofheim 16:20 (8:6). Noch in der 43. Minute führte die SGB mit 13:11 und steuerte dem erwarteten Sieg entgegen. Als Fehlgriff erwies sich jedoch der Torfrauenwechsel, denn die erfahrene Julia Voggenberger mußte binnen 20 Minuten zehn Treffer kassieren, bevor wieder Elke Müller zwischen die Pfosten ging. Zu diesem Zeitpunkt führte der Gast mit 16:14, setzte sich danach weiter auf 20:15 ab und siegte unangefochten gegen eine jetzt desolate Abwehr der Gastgeberinnen. Regionalliga-Niveau erreichte in der letzten Viertelstunde keine SGB-Akteurin. Kristina van Loyen, die über 1,80 m große Rückraumspielerin des TVH, warf jetzt Tor um Tor, avancierte mit sieben Treffern zur ungekrönten Königin. Königlich agierten auch Caroline König (5) sowie Sabine Henninger, die ihren ehemaligen Grünweiß-Kolleginnen Julia Voggenberger, Frederique Seminara, Felicitas Döring und Renate Spiegel viermal "zuprosten" konnte. Renate Spiegel erfüllte mit vier Treffern noch am ehesten ihr Angriffssoll, auch Petra Hoin (3) blieb im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Vier Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung, eine Trainerin (Ottrun Weber) mit internationaler Reputation - und dennoch sinkt das Niveau unter ihrer Regie immer mehr ab. Ursachenforschung ist angesagt.

SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller, Julia Voggenberger (31. bis 52. im Tor); Monika Berweiler (1), Andrea Wohland (1), Petra Hoin (3), Frederique Seminara (1), Stephanie Höflich-Schmidt (5/5), Heike Janus (1), Renate Spiegel (4), Felicitas Döring, Martina Lindenthal, Eva Klose. -Zuschauer: 80.

TSG Ober-Eschbach - TSG Leihgestern 12:11 (6:6). Der Kelch ging noch einmal am Spitzenreiter (8:0 Punkte) vorbei. Mit viel Glück, Unterstützung der überforderten Unparteiischen und Abschlußschwächen bei Leihgestern blieb die TSGO obenauf. Katrin Nüchter-Schmidt (58.) markierte die Entscheidung. In der 45. Minute führten die Lindenerinnen durch die vierfache Siebenmeter-Schützin Andrea Utschig mit 10:9, hatten dann eine elfminütige Durststrecke zu überwinden, um wiederum durch die besonders auffallende Andrea Utschig zum 11:11 (56.) zu gelangen.

Andrea Utschig war auch am Eklat in den letzten Sekunden beteiligt, als die Schiedsrichter einen erfolgversprechenden Tempo-Gegenstoß der Gäste unterbrachen und Andrea Utschig zehn Sekunden vor Schluß den Freiwurf sofort ausführte, dabei jedoch Birgit Specht mit dem Leder mitten ins Gesicht traf. Wie vom Blitz getroffen sank die Ober-Eschbacherin zusammen. Andrea Utschig kassierte hierfür die rote Karte, die eine Sperre nach sich ziehen wird. Die Aufregung bei Trainer Dirk Langsdorf wollte sich nicht legen. Auch Betreuer Rainer Breidenbach konnte sich mit vielen Entscheidungen nicht abfinden. Deutlicher Vorwurf an den Schiedsrichtereinsetzer: Das Gespann Lampert/Schmitt, das am Saisonende aufhören will, pfiff zum dritten Mal hintereinander Ober-Eschbach gegen Leihgestern. Und jedes Mal ging der Gast auf die Barrikaden. Ohne Erfolg.

TSG LEIHGESTERN: Ulrike Zeiss (Tor); Carmen Velten, Anke Wacker (1), Heike Münch, Katja Dölz, Andrea Utschig (4/4). Pia Schmidt, Britta Lenz (3), Sabine Weidmann (1), Regina Mühlich (2). - Zuschauer: 200. HANS-DIETER PUTH

Gemeinde verschenkt Hochstamm-Apfelbäume

ERLENSEE. Noch bis zum 20. Oktober können Garten- und Wiesenbesitzer bei der Verwaltung Obstbäume bestellen, die von der Gemeinde kostenlos ausgegeben werden.

Zur Wahl stehen hochstämmige Apfelbäume, darunter Rambour, Gloster, Boskoop und Rheinischer Bohnapfel, sowie Mollebusch und Butterbirne, Kirschen, Hauszwetsche, Mirabellen- und Aprikosenbäume.

Interessenten wenden sich an die Verwaltung unter der Telefonnummer 81 65, oder das Bauhofpersonal, Telefon 28 41. Die Pflanzen werden in der letzten Oktoberwoche angeliefert. hein

Die 18jährige Christine Wiegelmann gewann mit einer Arbeit über Europa Preis der Kultusministerkonferenz Eine Schülerin las, schrieb und siegte Teilnahme an Wettbewerb stärkte auch Selbstvertrauen: "Ich kann nun mitreden" Von Jürgen Schultheis FREIGERICHT. Eigentlich ist es wie im Sport: "Erst lesen, dann schreiben und schließlich gewinnen", sagt die 18jährige Christine Wiegelmann. Die deutsche Speerwurf-Meisterin von 1990, die im dritten Jahr beim TV Gelnhausen trainiert, hat kürzlich in einer anderen Disziplin den großen Wurf gemacht. Beim "Europa-Wettbewerb" der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat die Schülerin der Gesamtschule Freigericht den Ehrenpreis der Kultusministerkonferenz erhalten. Die hohe Auszeichnung errang die Niederrodenbacherin für ihren kenntnisreichen Aufsatz über die Probleme der europäischen Einigung. Mit vorsichtigem Optimismus und präziser Kritik hat die Schülerin das Thema behandelt. Der Erfolg hat Selbstvertrauen gegeben. "Jetzt", sagt die 18jährige, "hab' ich meine eigene Meinung und vertrete sie auch." Der Wettbewerb hat für Christine Wiegelmann nicht nur die Einstellung zum Thema verändert. Seit die Oberschülerin Zeitungsausschnitte über die Maastrichter Verträge studiert und für ihr zwölfseitiges Manuskript ausgewertet hat, interessiert sich die junge Frau auch für das politische Tagesgeschehen. Zugleich hat der Einblick in die Welt der Gestalter des gemeinsamen Europas bei der 18jährigen Verständnis für die Kompromisse geweckt, ohne die der Plan für eine enge Gemeinschaft der zwölf EG- Länder längst gescheitert wäre.

"Diese Entscheidungen der Politiker", sagt die Leistungssportlerin mit einem entwickelten Blick für Pragmatismus, "sind bestimmt nicht leicht zu treffen." Die Rücksicht auf nationale Egoismen gebe dem Einigungsprozeß eben jenen Charakter eines fortlaufenden Kompromisses, den Christine Wiegelmann auch in ihrer Arbeit fordert. "Europa", folgert die junge Frau, "ist kein Ideal. Ein Ideal wäre makellos. Jeder muß Kompromisse machen, weil soviel Interessenunterschiede unter einen Hut zu bringen sind. Das ist ziemlich schwer und deshalb ist es fraglich, ob Europa jemals zu einem Ideal wird." Den großen Egoismus der Menschen hierzulande kritisiert Christine Wiegelmann deshalb vehement. "Wir müssen Abstriche machen, darüber müssen wir uns im klaren sein", weiß die junge Frau, "die ärmeren Länder in der EG wie Irland oder Portugal haben ja nichts mehr." Wer aber von einem gemeinsamen Europa rede, der müsse auch bereit sein, zu teilen.

Soviel Einsicht in die Situation würde den deutschen Vertretern extremer Flügel ebenso zur Ehre gereichen wie manchem konservativen englischen oder französischen Parlamentarier. Die erworbene Sachkenntnis nach wochenlanger und nicht immer einfacher Zeitungslektüre hat der Oberstufenschülerin aber auch Selbstvertrauen gegeben. "Wenn die Erwachsenen jetzt über Politik reden, weiß ich, daß ich mitreden kann und auch Ahnung habe." Die aufgezwungene Rolle einer Jugendlichen, die im Diskussionsfieber der Erwachsenen wenig ernst genommen und im besten Falle belächelte wird, hat die Speerwerferin aus eigener Kraft ablegen können. Sie setzt inzwischen ihre eigenen Marken im Meinungswettbewerb: "Auch wenn der andere älter ist oder vielleicht sogar ein großes Tier - ich vertrete meine Meinung, auch wenn es sich später als falsch herausstellen sollte."

Im Dezember des vergangenen Jahres war die Schülerin durch Plakate auf den Wettbewerb aufmerksam geworden. Zunächst hatte sie kein Interesse an der Ausschreibung: "Ich war mit nicht sicher, ob ich nun teilnehmen soll oder nicht." Die Aktualität des Themas gab schließlich den Anstoß, sich mit der Frage der europäischen Einigung auseinanderzusetzen. "Ich hab' ganz locker angefangen" erinnert sich die Schülerin, "und wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was für eine Arbeit auf mich zukommt."

Zunächst sammelte die 18jährige Artikel großer Zeitungen und ordnete sie nach den Themen "Sozialpolitik", "Währungs- und Wirtschaftsunion" und "Außen- und Sicherheitspolitik." 40 bis 50 Ausschnitte kamen so zusammen. Anfang Januar dieses Jahres begann die junge Frau mit der Lektüre: Zwei oder dreimal in der Woche saß die Leistungssportlerin nachmittags zwischen Schulschluß und Training über ihrer Sammlung. "Ich habe wohl die Nachrichten verfolgt, mir aber keine Gedanken über das Thema gemacht", erinnert sich die Schülerin. "Ich hab's hingenommen, wie es präsentiert wurde und bin passiv geblieben." Wegen des manchmal unnötig komplizierten Stils der Journalistinnen und Journalisten und des komplexen Themas wurde die Lektüre zur schwierigen Herausforderung. Zugleich wuchs mit der Information das Bewußtsein für die Bedeutung der Einigung. "Da habe ich schon gedacht, was ich mir da habe entgehen lassen", räumt die Schülerin heute ein. Ende der ersten Februar-Woche hat Christine Wiegelmann ihre Arbeit schließlich bei ihrem Sozialkunde-Lehrer Dieter Klein abgegeben. "Das war ein Super- Gefühl, sowas zustande gebracht zu haben", sagt die 18jährige.

Zu Beginn des Schuljahres kam schließlich die Nachricht vom Sieg im Landesentscheid. Bei der Verleihung des Preises auf dem Frankfurter Flughafen im August erfuhr Christine Wiegelmann vom Ehrenpreis des Kultusministerkonferenz. Die junge Frau erhielt eine Kurz- Reise nach Luxemburg Anfang nächster Woche. Referate zum Thema "Europa" und Besichtigungen von EG-Einrichtungen stehen auf dem Programm.

(Siehe auch "Im Wortlaut")

Handball-Regionalliga Südwest, Frauen TSG Ober-Eschbach tat sich über alle Maßen schwer Gegen Angstgegner Leihgestern nur mit einem Treffer Unterschied gewonnen / Jena war für Wiesbaden eine Nummer zu klein

Die Ergebnisse der vier Taunus-Vertreter in der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest waren in drei Fällen positiv und einem Fall (der TV Flörsheim verlor beim Spitzenklub SG Kirchhof knapp mit 20:23) negativ. Nur zum biederen 12:11-Arbeitssieg reichte es für Tabellenführer TSG Ober-Eschbach gegen die TSG Leihgestern, zum besonders wertvollen 20:16 im Kellertreffen bei der SG Bruchköbel gelangte der TV 1860 Hofheim, während TuS Eintracht Wiesbaden den schwachen HBV 90 Jena mit 20:6 abkanzelte. Die Kosenquenzen aus diesen Resultaten: Ober-Eschbach und Kirchhof (je 8:0-Punkte) rangieren ganz oben, Bad Hersfeld (sensationeller 20:5-Sieger gegen Urberach), Wiesbaden, Darmstadt 98 (15:14 gegen Eisenach) und Urberach folgen mit jeweils 6:2-Zählern. Dann kommt ein deutlicher Abriß zur zweiten Tabellenhälfte, die Flörsheim, Leihgestern und Hofheim (je 2:6) anführen. Eisenach, Bruchköbel (je 0:6) und Jena (0:8) sind noch ohne Erfolg.

Am Pokalwochenende spielt Ober- Eschbach am Samstag (19.30 Uhr, Massenheimer Weg) gegen den SV Allensbach (Zweite Bundesliga), im nächsten Punktspiel muß Flörsheim am 25. Oktober (17 Uhr) nach Urberach. Komplett geht es erst am 31. Oktober/1. November weiter. Dabei steht Flörsheim gegen Ober-Eschbach (1. November, 17 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle) im Blickpunkt.

TSG Ober-Eschbach - TSG Leihgestern 12:11 (6:6). 60 Minuten Spannung, Dramatik, Hektik, diffuse Schiedsrichterentscheidungen, Fehlwürfe, Fangfehler - die gesamte Palette an positiven und negativen Dingen im Frauen-Handball wurde den etwa 200 Fans angeboten. Die knalligsten Würfe kamen von Petra Sattler (O) sowie Britta Lenz (L), die je dreimal aus dem Feld heraus trafen. "Der Gast hatte einen Punkt verdient, denn wir haben uns das Spiel des Gegners aufzwingen lassen und Nerven gezeigt", bilanzierte Trainerin Sigrid Zernikow. Sie wollte nur etwa 60 Prozent an Stimulans im eigenen Team, aber eine 200prozentige Motivation bei Leihgestern erkannt haben. Zudem kam eine mäßige Gegenstoßverwertung, die schwache Form von Angela Jordan, Monika Engel, Kathrin Nüchter-Schmidt und Sybille Arras im Angriff. Am Abwehrverhalten gab es trotz kleiner Mängel wenig auszusetzen. Kathrin Nüchter-Schmidt warf allerdings 90 Sekunden vor Schluß das entscheidende Tor. Ebenso wichtig war Susanne Meuers einziger Treffer (10:10/52.) sowie Birgit Spechts Siebenmeter zum 11:10 (54.), welches Andrea Utschig (56.) mit ihrem vierten Strafwurftor wieder ausglich. In der dramatischen Schlußphase avancierte Andrea Utschig, die auffallendste Gästespielerin, zur Buhfrau: Sie feuerte einen Freiwurf zehn Sekunden vor Schluß ab und traf Birgit Specht genau im Gesicht. Diese fiel wie vom Blitz getroffen zu Boden. Andrea Utschig erhielt hierfür die rote Karte, was den Gast noch mehr in Harnisch brachte. Er fühlte sich wiederholt benachteiligt, hatte zu gewissen Teilen recht damit. Lampert/Schmitt (Groß-Rohrheim) erwiesen sich nicht immer als Unparteiische.

TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (Tor); Susanne Meuer (1), Birgit Specht (2/2), Petra Sattler (3), Petra Kuch, Kathrin Nüchter-Schmidt (3/1), Monika Engel, Nasaria Makey, Angela Jordan, Sabine Zernikow (2/1), Sybille Arras (1). - Zuschauer: 200.

SG Bruchköbel - TV 1860 Hofheim 16:20 (8:6). Erst als Ines Madaler nach dem 11:13-Rückstand in der 42. Minute Sabine Claas zwischen den Pfosten ablöste und Bruchköbel andererseits nach dem Wechsel Julia Voggenberger für die starke Elke Müller gebracht hatte, drehte sich die Partie zugunsten der Hofheimerinnen. Plötzlich erzielten Kristina van Loyen, Caroline König und Sabine Henninger Treffer nach Belieben und drehten binnen weniger Minuten den Spieß vom 13:14 zum 20:15 um. Fünfmal traf Kristina van Loyen nach dem Wechsel, als auch ein weiterer SGB-Torfrauenwechsel (ab der 52. Minute stand wieder Müller im Kasten) nichts mehr half. Die konditionellen Mängel beim Gastgeber wurden vom Riedel-Team rigoros genutzt. Die beste Saisonleistung nährt die Hoffnung auf eine weitere Regionalligarunde.

TV 1860 HOFHEIM: Sabine Claas (bis 42.), Ines Madaler (Tor); Anke Nels, Caroline König (5), Petra Westenberger (2), Kristina van Loyen (7), Sabine Henninger (4), Astrid Bender (1), Martina Plankl (1/1). - Zuschauer: 80.

Eintracht Wiesbaden - HBV 90 Jena 20:6 (10:5). Die Jenaer Abwehr war brüchiger als Glas. Und im Angriff zeigte das Team eine sehr durchsichtige Leistung, was sich in zwei Feldtoren (!) niederschlug. Michaela Kettenbach beziehungsweise Constanze Lendle mußten ansonsten nur vier Siebenmeter passieren lassen. An der hervorragenden Deckungsarbeit bei der Eintracht gab es nichts auszusetzen, der Angriff wirklte gegen den nicht regionalliga-tauglichen Gast noch zu unkonzentriert, ließ einen deutlicheren Sieg aus. Bettina Rau überragte mit sechs Treffern. Bewundernswert auch der Einsatz von Marianne Sprenger (4), die trotz der Tatsache, daß ihr Kind im Krankenhaus liegt, spielte und dazu noch eine hervorragende Leistung zeigte.

EINTRACHT WIESBADEN: Michaela Kettenbach (bis 45.), Constanze Lendle (Tor); Martina Peter, Bettina Rau (6/2), Erika Müller (2), Marion Jüngst, Marianne Sprenger (4), Sabine Eichner, Ulrike Koczyra (2), Marianne Lohaus (1), Andrea Wenzel (2), Heike Wallrabenstein (3). - Zuschauer: 150.

SG Kirchhof - TV Flörsheim 23:20 (15:9). "Wir verloren das Spiel in der ersten Halbzeit, nachdem wir den Start bereits verschlafen haben", resümierte Flörsheims Coach Stefan Hartmann. Die inkonsequente Abwehr, eine nicht überragende Torfrau Alexia Pfeifer, einiges Pech im Abschluß (Lattenkracher von Gabi Dietz, Corinna Fehler und Duiana Knopp) führten zum klaren Sechs-Tore- Rückstand. Mitte der zweiten Halbzeit (17:15) war der Gast herangekommen, dann fehlte das Quentchen Glück zum Teilerfolg. Bis zur 59. Minute (22:20) verteidigte die SGK ihren Zwei-Tore-Vorsprung. TV FLÖRSHEIM: Alexia Pfeifer (bis 30.), Ursula Thon-Müller (Tor); Corinna Fehler (4/2), Conny Moritz (4), Katja Szünder (2), Birgit Wolf, Kristina Blaha (1), Diana Knopp, Ulrike Körner (3), Jutta Kaufmann (4), Andrea Kretzschmaar (1), Gabio Dietz (1). - Zuschauer: 180. HANS-DIETER PUTH

Freddy Quinn verkleidet sich als "Charlys Tante"

BAD ORB. Das "St. Pauli Theater", über 150 Jahre alte Traditionsbühne aus Hamburg, gastiert am Montag, 19. Oktober, in Bad Orb. Aufgeführt wird an diesem Abend um 19.30 Uhr "Charlys Tante", eine Jubiläumsinszenierung mit Freddy Quinn in der Hauptrolle.

Die Kurverwaltung verspricht einen Abend bester Unterhaltung mit viel Humor und beliebten Melodien.

Karten zum Preis von 20 bis 35 Mark sind im Vorverkauf im Verkehrsbüro (Telefon 0 60 52 / 10 15) erhältlich. jan

Kleine FR

Labskaus-Essen BRUCHKÖBEL. Das traditionelle Labskaus-Essen veranstaltet der Plattdeutsche Verein "Snack Platt" am Samstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr im Seniorentreff in Bruchköbel. Für Kurzentschlossene sind noch einige Plätze frei. Interessenten wenden sich an den Verein unter der Telefonnummer 0 61 84 / 5 10 33. Das Seefahrergericht Labskaus besteht aus einer Mischung von Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Eiern und roten Beeten. KAB-Nachtwanderung BRUCHKÖBEL. Zu einer Nachtwanderung treffen sich die Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) am Freitag, 16. Oktober, am Parkplatz Fußballplatz / Lauftreff. Die Tour endet mit einem gemütlichen Beisammensein im Haus Shalom. Interessenten wenden sich an Frau Optenhövel, Telefonnummer 7 39 42. Lärm wegen S-Bahn-Bau HANAU. Wegen Arbeiten im Rahmen des S-Bahn-Baus zwischen Steinheim und Mühlheim und damit verbundenen Warnungen durch Mehrklanghörner kommt es am Sonntag, 18. Oktober, zwischen 6 und 18 Uhr zu Lärmbelästigungen für die Anwohner.

Gutachter entlastet Atrott Keine Anklage wegen Zyankali-Verkaufs an Lebensmüden

adt MÜNSTER, 12. Oktober. Der angebliche Verkauf von Zyankali-Kapseln an einen Münsteraner Rechtsanwalt, der sich im Juli vergangenen Jahres mit dem Gift umbrachte, wird für den Präsidenten der "Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS)", Hans-Henning Atrott (47), keine Anklage wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung zur Folge haben. Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft in Münster (Westfalen) ist nach Vorlage eines umfangreichen Gutachtens durch den Direktor der Abteilung Forensische und Kriminalpsychiatrie an der Universitätsklinik Hamburg, Professor Horn, nur noch Formsache.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, daß der lebensmüde Rechtsanwalt zum Zeitpunkt seines Selbstmords zurechnungsfähig gewesen sei. Obwohl er sich nachweislich in eine krankhafte Angst vor Aids hineingesteigert hatte, aber keine Infektion vorlag, war er laut dem Sachverständigen-Urteil für seinen "Willensentschluß zur Selbsttötung frei verantwortlich". Beihilfe zum Selbstmord ist nach deutschem Recht nur strafbar, wenn der Lebensmüde sein Handeln nicht mehr überblicken und nicht mehr selbst entscheiden kann.

Der Münsteraner Fall hatte die Sterbehilfe-Praktiken und die Giftgeschäfte Atrotts wieder in die Schlagzeilen gebracht. Der Verdacht eines Zyankali- Handels aus Gewinnsucht war aufgekommen. Die Staatsanwaltschaft in Augsburg, dem Sitz der DGHS, ermittelt gegen Atrott wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung. Dem Münsteraner Rechtsanwalt soll Atrott zwei Zyankalikapseln für 7000 Mark verkauft haben (Normalpreis pro Kapsel etwa 50 Pfennig). Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wurde auch die Düsseldorfer Geschäftsstelle der DGHS durchsucht. Beschlagnahmt wurden zehn in Folie eingeschweißte Zyankalikapseln und über 26 000 Mark an Bargeld. Das Verfahren wegen verbotenen Handels mit Zyankali, das nach einer Bestimmung des Strafrechts ein Verstoß gegen das Chemikalien-Gesetz darstellt, wird ebenfalls an die Behörde in Augsburg abgegeben.

Dienstag, 13. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, I Macap - "Ende gut, alles gut".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche". Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbstrevue.

Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Nederlands Philharmonisch Orkest Amsterdam; Mozart Saal: 20 Uhr, Kammer- musik-Abend - Colorado String Quartet; Hindemith-Saal: 20 Uhr, Agricantus.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Shake it up - the 80's Fun Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, At the Crossroads.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Spider.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Tanz.

Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jerrome Hindmon & Friends.

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße: 15 Uhr, Caféhaus unterwegs - Caféhausmusik, Schellackplatten und Gäste.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderaus- stellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der zehner und zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 21 23 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: bis 25. November geschlossen.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinbarung; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte" (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, 16. 0., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

"Stark wie der Tod ist die Liebe"

BAD HOMBURG. Das katholische Bildungswerk setzt die "Glaubensgespräche am Vormittag" am Mittwoch, 21. und 28. Oktober, 9.30 Uhr, im Bischof-Ketteler- Haus, Dorotheenstraße 9-11, fort. Auf Wunsch der bisherigen Teilnehmer wird das Grundthema "Stark wie der Tod ist die Liebe" (Hohelied 8,6) weiter diskutiert.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder & Aquarelle (bis 24. 10.); Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 4 94 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F. K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Jan Van Munster (bis 3. 11.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald F. Müller - Skulptur & Fotoarbeiten (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9 bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di., 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika Haus, Staufenstr. 1: A Collection for Contemporary American Indian Painting (bis 7. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 9.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Schützender Status kam zu spät

"Fall Eiche": Umweltdezernent gibt Staatsanwaltschaft Kontra

SCHLÜCHTERN. Der "Fall Eiche" vom Schlüchterner Baugebiet Ziegelanger wird zusehends Gegenstand einer Kraftprobe zwischen Kreisumweltdezernent Dr. Harald Friedrich (Grüne) und der Hanauer Staatsanwaltschaft. Auch nach der Einstellung des Verfahrens wegen des Anschlags auf den 150 Jahre alten Baum ist zumindest nach Friedrichs Auffassung das letzte Wort noch nicht unbedingt gesprochen. Er hofft darauf, daß juristische Gutachten den Strafverfolgungsbehörden ein forscheres Vorgehen nahelegen.

Vorerst gilt allerdings, was die Staatsanwaltschaft auf die Strafanzeige des Dezernenten antwortete: "Die Überprüfung hat ergeben, daß das - verwerfliche - Handeln der unbekannten Täter nicht gegen die Strafgesetze verstößt." Wie die FR berichtete, ist die Pyramideneiche im Juli so schwer beschädigt worden, daß sie möglicherweise in den nächsten Jahren absterben wird. Jemand hatte mit Säge, Hammer und Meißel einen zehn Zentimeter breiten Streifen auf Dreiviertel des Stammumfangs entrindet.

Hintergrund dieser Tat ist ein Streit um die Eiche, der im Oktober 1991 begann, als eine illegale Fällaktion von der Polizei gestoppt wurde. Interesse am Verschwinden des Baumes haben die Eigentümer des Areals, das nur ohne Eiche als Bauplatz vermarktet werden könnte.

Bei den Eigentümern handelt es sich nicht um private Häuslebauer, sondern um professionelle Baulandhändler und Bauträger. Die Immobilienspezialisten von der Bauträgergesellschaft Nink, Kimpel und Schomann GmbH hatten vor Jahren das Gelände der ehemaligen Drahtweberei am Ziegelanger erworben und in Bauplätze aufgeteilt. Das Stück mit der als "erhaltenswert" im Bebauungsplan eingezeichneten Eiche blieb übrig.

Wer immer nun den Anschlag verübt hat, muß keine Konsequenzen fürchten. Nach der Bewertung der Staatsanwaltschaft liegt ein Verstoß gegen die Vorschriften zum Schutz der Umwelt "offensichtlich nicht vor". Die Anklagebehörde hat aus Sicht der Polizei die zurückhaltende Gangart der Schlüchterner Ermittler bestätigt, die bei Friedrich auf Kritik gestoßen war. So hatten die Beamten den Beauftragten der Naturschutzbehörde, die zur Begutachtung des Schadens und Wundversorgung gekommen waren, nicht gegen den Willen der Eigentümer den Zugang ermöglicht. Für die Hanauer Polizeidirektion hat sich nun bestätigt, daß "das von den Naturschützern erwartete Vorgehen der Polizei gegen den Grundstückseigentümer mit der möglichen Konsequenz der Anwendung unmittelbaren Zwanges der notwendigen Rechtsgrundlage entbehrt".

Die Naturschutzbehörde selbst hätte es in der Hand gehabt, für einen besseren Schutz des Baumes zu sorgen. Die erst nach dem Attentat verfügte Ausweisung der Eiche als Naturdenkmal hat zur Folge, daß künftige Beschädigungen mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bedroht sind. Mit diesem schützenden Status eines Naturdenkmals wollte die Naturschutzbehörde ursprünglich schon im Oktober 1991 dafür sorgen, daß nicht nochmals jemand die Säge ansetzt. Ein entsprechendes Verfahren wurde aber nicht eingeleitet. Friedrich hielt den Aufwand für überflüssig und wähnte die Eiche wegen ihrer vom Naturschutzgesetz privilegierten Stellung als "landschaftsprägender Einzelbaum" sicher genug.

Nach der nun deutlich gewordenen Rechtslogik, sofern sie Bestand hat, ist nach Ansicht des Dezernenten dem Naturfrevel Tür und Tor geöffnet. Denn danach könne jeder mit jedem Baum in seinem Eigentum nach Gutdünken verfahren und müsse keine ernsten Konsequenzen fürchten, solange nicht eine förmliche Unterschutzstellung erfolgt sei. lex

Die Misere der Geologen könnte ein Ende haben

Unipräsident Klaus Ring beklagt, daß das Land nicht auf das Angebot der Kreditanstalt eingeht

Durch die Risse im Gemäuer huschen Mäuse, die Studenten müssen zwischen unzähligen Gebäuden hin- und herhasten, und der gesamte Fachbereich zersplittert sich inzwischen über 21 Dependancen. Die Geowissenschaftler an der Frankfurter Universität klagen seit Jahgren über ihre maroden Gebäude und mangelhaften Arbeitsmöglichkeiten. Jetzt bietet sich ihnen eine "einmalige Chance", einen schicken Neubau zu bekommen - und das Land greift nicht zu. So bewertet jedenfalls Universitätspräsident Klaus Ring ein Interesse der benachbarten Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an dem Areal und die zögerliche Reaktion des Landes darauf.

Seit Jahren hat die Kreditanstalt ein Auge auf die Gebäude des Fachbereichs 17 geworfen. Der langgestreckte 50er- Jahre-Bau und zwei benachbarte Villen an der Senckenberganlage grenzen direkt an den vor fünf Jahren errichteten Neubau der KfW an der Bockenheimer Landstraße. Nach der deutschen Einigung könnte die Kreditanstalt, die öffentliche Förderaufgaben wahrnimmt, gut und gerne weitere Räumlichkeiten gebrauchen. Eine naheliegende Überlegung sei es da gewesen, das Areal des Nachbarn zu übernehmen, sagt Heinrich Heims von der Kreditanstalt.

Mit dem Verkauf an die potente KfW könnten die Geowissenschaftler mit einem Schlag ihrer Misere entkommen, unterstreicht Ring. Mit dem Verkaufserlös könne das Land dem Fachbereich einen Neubau an den Niederurseler Hang setzen. Das gesamte Institut wäre dann endlich unter einem Dach und hätte Anschluß an die benachbarten Naturwissenschaften, mit denen die Geologen gemeinsam Großgeräte nutzen könnten.

Der Plan hat nur einen Haken: Das Land hat noch nicht angebissen, obwohl die "Zeit drängt", wie Ring mahnt. Schließlich drohe der Bund sich nach und nach aus der Förderung des Hochschulbaus zurückzuziehen und niemand wisse, ob die Kreditanstalt sich nicht nach anderen Optionen umsehen werde. Keinen Grund zur Hektik sieht dagegen die Sprecherin der hessischen Finanzministerin Fugmann-Heesing, Susanne Wünsche-Reitter. Die KfW habe schließlich schon vor mehr als zwei Jahren beim damaligen CDU-Finanzminister Kanther ihr Interesse angemeldet und sei erst einmal an das Wissenschaftsministerium weitergereicht worden. Inzwischen seien die Stadt, der drei der betroffenen fünf Grundstücke gehören, Universität, KfW und Land übereingekommen, die Alternativen erst einmal auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Dies sei ein Gebot verantwortlichen Finanzgebarens. Außerdem habe die Kreditanstalt noch gar kein konkretes Angebot gemacht.

Mit der Alternative einer millionenteuren Sanierung der jetzigen Gebäude kann sich Ring allerdings kaum anfreunden. Der Standort sei nicht zukunftsträchtig und nicht ausbaufähig, der gesamte Fachbereich wolle hinaus an den Niederurseler Hang ziehen. luf

Tricks der Scheckfälscher werden immer schwerer durchschaubar Polizei warnt: Selbst das korrekte Ausstellen kann nicht mehr davor schützen, betrogen zu werden / 45 Geschäftsleute betroffen

Professionelle Scheckfälscher arbeiten mit immer raffinierteren Methoden, um ihre Opfer aufs Kreuz zu legen. Sie begnügen sich längst nicht mehr damit, eine zusätzliche Null an die eingetragene Summe zu hängen. Mit Spezialmitteln löschen Profis die eingesetzten Beträge in unterschriebenen Schecks aus und setzen selbst eine gewünschte Summe ein. Selbst das korrekte Ausstellen von Schecks könne nicht mehr davor schützen, von gewieften Fälschern betrogen zu werden, sagt der Leiter des zuständigen Kommissariates, Heinz Bachmann.

Die Tricks der Scheckbetrüger hatten in den vergangenen Wochen mindestens 45 Geschäftsleute aus dem Rhein-Main-Gebiet zu spüren bekommen. Im Vertrauen auf ein "Schnäppchen" hatten sie den angeblichen Vertretern eines Weinhandels Schecks über zehn Mark ausgehändigt und dafür ein "Werbegeschenk" mit sechs Flaschen italienischen Weins erhalten. Die Betrüger kamen trotz des "günstigen Angebotes" auf ihren Schnitt. Bei den Banken der Geschädigten lösten sie Schecks über jeweils 3900 Mark ein.

Nach Angaben des Ersten Hauptkommissars Bachmann waren die Betrüger sehr gekonnt vorgegangen. Mit einer chemischen Substanz löschten sie die ausgeschriebenen Beträge und Ziffern auf den ausgestellten Schecks und setzten ihre eigenen Summen ein. Selbst mit "dokumentensicheren" Stiften könne man sich heute nicht vor solchen Tricks schützen, betont Bachmann. "Die Betrüger sind so phantasievoll. Die lassen sich jeden Tag was Neues einfallen", stöhnt er. Der Leiter von K 33 rät darum zur Vorsicht beim Ausstellen von Schecks. Wenn es Anlaß zum Mißtrauen gebe, solle man auf der Zahlung mit Bargeld bestehen und sich hüten, Schecks aus der Hand zu geben. Im geschilderten Fall sei Mißtrauen angebracht gewesen, weil die Unbekannten aus dubiosen Gründen darauf bestanden, selbst kleinste Beträge per Scheck ausgezahlt zu bekommen.

Die Zahl solcher und anderer Scheckbetrügereien habe deutlich zugenommen. Angesichts des immensen Umfangs im bargeldlosen Zahlungsverkehr könnten die Banken auch nicht immer die nötige Sorgfaltspflicht bei der Prüfung der Dokumente an den Tag legen.

Wenn die Manipulation nicht zu erkennen gewesen sei, "geht der Schaden zu Lasten des Kunden", unterstreicht Adolf Albus von der Frankfurter Sparkasse. In jedem Fall sollten die Kunden Schecks sorgfältig ausstellen. Beträge sollten auch ausgeschrieben und Leerräume durch kräftige Striche entwertet werden. Statt eintausend sei es sinnvoll, nur tausend zu schreiben, denn nach Erfahrung der Sparkasse machen Betrüger aus eintausend schnell elftausend.

Mit dem Hinweis "zur Verrechnung" in der linken oberen Ecke des Schecks könnten Kontoinhaber sicherstellen, daß die Schecks nicht bei der nächsten Filiale gegen Bargeld eingelöst, sondern über ein Konto eingezogen werden. Das hilft aber auch nur, wenn Betrüger den Hinweis nicht mit Chemie wegzaubern. luf

Die Bürger sparten 15 Prozent

Wassernotstand in Südhessen wird zum Monatsende beendet

Der Mitte August ausgerufene Wassernotstand in weiten Teilen Südhessens wird Ende Oktober beendet sein. Die Gefahrenabwehrverordnung des Regierungspräsidenten in Darmstadt (RP) werde wohl zum 1. November wieder aufgehoben, sagte am Montag der Wasserexperte im RP, Heinz Lehr. Die Verordnung, die es den Bürgern untersagte, mit kostbarem Trinkwasser Gärten zu sprengen, Autos zu waschen oder Höfe abzuspritzen, war nach Ansicht von Lehr ein deutlicher Erfolg. Nach den Angaben der Wasserwerke sei in Südhessen bis zu 15 Prozent weniger Trinkwasser als im Vorjahr verbraucht worden. Allein im Bereich der Frankfurter Stadtwerke sank der Verbrauch um nahezu zwei Millionen Kubikmeter Wasser, teilte Stadtwerkesprecher Frank Döbert am Montag mit.

Trotz des deutlichen Rückgangs werde sich der Erfolg der Verordnung erst in Monaten am Grundwasserspiegel ablesen lassen, sagte Lehr. Weil Regenwasser geraume Zeit benötigt, um zu versickern, werde der Spiegel wohl erst im Winter ansteigen. Der Grundwasserpegel im ausgetrockneten Hessischen Ried sei im September noch gesunken, sagte Lehr.

Trotz des Rückgangs beim Verbrauch wollen Fachleute noch keine klaren Aussagen über das Ergebnis der Verordnung machen. Erst ein Vergleich von Witterung und Niederschlägen erlaube einen Rückschluß auf deren Auswirkung, sagte Döbert. Bereits in der ersten Jahreshälfte sei der Verbrauch zurückgegangen. Freilich fiel die Ersparnis in der Zeit vom 15. August bis 10. Oktober besonders deutlich aus: nach 13,4 Millionen Kubikmetern 1991 zapften die Frankfurter und benachbarten Gemeinden diesmal nur 11,5 Millionen Kubikmeter - ein Rückgang von 15 Prozent.

Ein Ergebnis ist für den Wasserexperten Lehr aber gewiß. Ein "Aha-Effekt" habe dem Bürger bewußt gemacht, mit welch kostbarem Lebensmittel er tagtäglich zu tun hat. luf (Siehe auch: "Nur 15 Anzeigen gegen . . .")

Erlensee:

US-Soldaten räumen

250 Wohnungen

ERLENSEE. Ausnahmsweise eine gute Nachricht erhielt Erlensees Bürgermeister Manfred Heller jetzt vom Standortkommandanten des Langendiebacher Fliegerhorstes, Neely. Demnach machen die US-Soldaten in den nächsten zwei Jahren rund 250 Wohnungen frei.

Wie die Gemeindeverwaltung mitteilte, ziehen die GIs in der Kastellstraße 8 bis 14 bis zum 30. November aus. Dann werden insgesamt 163 Einheiten zunächst leerstehen.

Bis zum 31. Oktober 1993 sollen weitere 56 Wohnungen in der Waldstraße 31 bis 43 geräumt werden, außerdem rund 20 bis zum Januar 1994 in der Taunusstraße. Hinzu kommen bis Ende diesen Jahres neun Wohnungen, die nicht von der US- Armee, sondern privat angemietet wurden.

Bürgermeister Heller hofft nun, daß diese Einheiten über den freien Wohnungsmarkt neu vergeben werden, und damit auf eine deutliche Entspannung in der Kommune.

Derzeit sei die Nachfrage in Erlensee riesengroß. Heller: "Die Leute rennen uns die Türen ein und wir können ihnen nicht helfen."

Nicht einmal die kommunalen Verpflichtungen, etwa zur Unterbringung von Obdachlosen, könne die Gemeinde ausreichend nachkommen. hein

"Hilfe nur gegen gemeinnützige Arbeit" Aus dem Wahlprogramm-Entwurf der CDU: Mehr Polizei, weniger Sozialhilfe

OFFENBACH. "Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen", gibt CDU-Vorsitzender Hermann Schoppe all jenen zu bedenken, die aus Politik- und Parteienverdrossenheit am 7. März 1993 bei den Kommunalwahlen nicht wählen wollen. Eine niedrige Wahlbeteiligung senke die Fünf-Prozent-Hürde für Parteien, die auch der Nichtwähler auf keinen Fall im Stadtparlament sehen wolle. Bei der Vorstellung ihres Kommunalwahlprogrammes kündigten Schoppe und CDU-Fraktionsvorsitzender Günther Hammann gestern einen fairen Wahlkampf gegen die Wahl- und Politikmüdigkeit an.

Schoppe und Hammann bekräftigten, daß die CDU zur Koalitionsvereinbarung steht und das Bündnis mit der SPD bis 1997 fortsetzen wird, und zwar mit "sachgerechter Politik in einer gleichberechtigten und gleichwertigen Partnerschaft". Als wichtigstes Ziel nennt die CDU in ihrem Wahlprogramm-Entwurf dann auch die Sanierung der städtischen Finanzen, damit "Offenbach nirgends eingemeindet wird". Die CDU wirbt mit dem Slogan "Zukunft sichern für Offenbach", die SPD betonte seit dem letzten Wahlkampf "Offenbach hat Zukunft".

Neben der Wirtschaftsförderung, dem Wohnungsbau, der Verkehrsberuhigung, dem Umweltschutz, der Kultur- und Sportförderung setzt die CDU Schwerpunkte mit den Themen "Sicherheit", "Ausländer und Asylbewerber" und "Sozialpolitik". Die CDU behauptet in ihrem Programm: "Immer mehr Offenbacherinnen und Offenbacher beklagen sich über Pöbeleien und Belästigungen - auch am hellichten Tag. Viele Frauen vermeiden es, den einen oder anderen Ort überhaupt zu betreten. Sie haben Angst in ihrer eigenen Stadt."

Die CDU verlangt deshalb von der Landesregierung eine erhebliche Verstärkung der Polizei in Offenbach und appelliert an die Ermittlungsrichter: "Schluß mit dem Unsinn, daß erfaßte Straftäter nach Feststellung der Personalien umgehend wieder auf freien Fuß gesetzt werden - mit der Gefahr, daß sie sofort wieder straffällig werden. Statt dessen sollte man sie schnell ihrer gerechten Strafe zuführen."

Die CDU bekennt sich zum Asylrecht für politisch Verfolgte, verlangt aber, daß abgelehnte Asylbewerber ebenso "schnell abgeschoben werden wie rechtskräftig verurteilte ausländische Straftäter". Die CDU verspricht in ihrem Wahlprogramm, daß sie das ausländerfreundliche Klima in der Stadt erhalten will und schreibt dann:

"Wir als Christdemokraten wollen nichts mit Leuten zu tun haben, die Fremdenangst schüren und diskriminierende Parolen verbreiten. Deutsche und Ausländer unterliegen den gleichen Wertmaßstäben. Doch die Ausländer ihrerseits müssen bereit sein, unsere Normen, Rechtsvorschriften und Lebensart zu achten. Die soziale und kulturelle Integrationsfähigkeit einer jeden Gesellschaft ist begrenzt."

Unter Sozialpolitik versteht die CDU vor allem Kampf dem Mißbrauch von Sozialhilfe und Einsparen freiwilliger Leistungen: "Kürzung der Sozialhilfe bei allen, die sich nicht um eine Stelle bewerben oder regelmäßig beim Arbeitsamt vorsprechen, obwohl sie arbeitsfähig sind. - Statt Bargeld gibt es Wertgutscheine. Damit ist eine korrekte Verwendung der Sozialhilfe gesichert. - Hat der Sozialhilfeempfänger ein eigenes Auto, wird die Unterstützung gekürzt. - Geregelte Arbeit für Hilfeempfänger. Gedacht ist an gemeinnützige Arbeiten. Entsprechende Angebote sind zu schaffen."

Die CDU will heimische Betriebe dafür gewinnen, daß sie zusammen mit der Stadt Kindergärten bauen. Und sie will die sozialen Angebote der Freien Wohlfahrtsverbände kritisch unter die Lupe nehmen: "Gleiche Angebote verschiedener Träger werden nach dem Prinzip bezuschußt: Den Zuschlag bekommt das günstigste Angebot.

Im übrigen soll in Zukunft gelten: Die Stadt engagiert sich nur noch dort, wo kein Freier Träger vergleichbare Leistung anbietet."

Auf die Frage, ob die CDU glaubt, daß der Koalitionspartner SPD alle diese Forderungen mittragen wird, gab sich Schoppe verhandlungsbereit: "Das ist ein Wahlprogramm. Es dient vor allem unserer eigenen Identitätsbeschreibung."

Der Programm-Entwurf des Vorstandes wird in den nächsten Wochen in den CDU-Stadtbezirksverbänden diskutiert. lz

EG-Vorträge in der FH Telekommunikation als Antriebsmotor

FRIEDBERG. Die besondere Rolle des Europaparlaments im Prozeß der europäischen Einigung betonte Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) während eines Vortrags in der Reihe "Europäischer Binnenmarkt" der Fachhochschule Friedberg. Es wirke derzeit zwar noch weitgehend im stillen wie die spärlichen Meldungen in den Abendnachrichten im Fernsehen zeigten, müsse jedoch zu einem Zentrum der politischen Auseinandersetzung werden, sagte er nach Angaben aus der Fachhochschule.

Der EG-Binnenmarkt stellt aus der Sicht des Christdemokraten eine große Chance dar. Die wegfallenden Kosten für Personen- und Warenkontrollen an den Grenzen bedeuteten einen enormen Fortschritt, die Vorteile einer marktwirtschaftlichen Ordnung könnten durch die Freiheit von Arbeit, Dienstleistungen und Kapital besser genutzt werden. Die Telekommunikation, betonte der Fachminister, spiele heute als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung eine vergleichbare Rolle wie vor 30 Jahren der Automobilbau.

Die Vortragsreihe wird am Mittwoch, 14. Oktober, 17.15 Uhr, im Raum 24 der Fachhochschule mit einem "Der EG-Binnenmarkt aus Sicht der Industrie- und Handelskammer" betitelten Beitrag fortgesetzt. Es spricht Robert Malzacher, Abteilungsleiter Außenhandel der IHK Friedberg. sal

Im Hintergrund: Belgien Bundesstaat rückt näher

Belgiens Premierminister Jean-Luc Dehaene (51) hat sich in jüngster Zeit wieder einmal als ein politischer Gleichgewichtskünstler erwiesen. Es ist ihm gelungen, innerhalb seines im Frühjahr gebildeten "Notkabinetts" Übereinstimmung über die letzte Phase der Umgestaltung Belgiens vom Einheitsstaat zu einem Bundesstaat zu erzielen und damit das Land vor dem Zerfall zu retten. Dehaene, das "Zugpferd von Brabant", hat tatsächlich imponierende Kraft entwickelt, um die flämischen und wallonischen Christdemokraten und Sozialisten als Regierungspartner zu einer klaren Einigung zu bringen. Nach den jetzt vorgelegten Plänen werden Flandern und Wallonien definitiv selbständig, bleiben aber gemeinsam mit einer gesonderten Brüsseler Zone unter einem Dach im Bundesstaat Belgien mit insgesamt knapp zehn Millionen Einwohnern. 162 Jahre nach der Gründung des belgischen Staates soll nun die Krone auf das Werk der Staatsreform gesetzt werden, dessen Fundamente in den 60er Jahren mit der Festlegung der Sprachengrenze geschaffen worden waren.

Im neuen Bundesstaat sollen künftig die regionalen Parlamente in direkter Wahl bestellt werden. Die Zentralregierung soll mehr Befugnisse an die Regionalregierungen Flanderns und Walloniens übertragen, zu denen teilweise auch internationale Beziehungen sowie Außenhandel, Entwicklungszusammenarbeit, Umweltschutz, Kultur-, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Agrarpolitik sowie die eigene Verantwortung für die öffentlichen Dienste und die Verkehrspolitik gehören. Die Regionen Flandern, Wallonien und die Brüsseler Zone werden auch Steuern einziehen dürfen.

Aufgaben und Befugnisse des nationalen Parlaments sollen im künftigen Bundesstaat neu abgegrenzt werden. Vorgesehen ist, die Zahl der Mitglieder in der Abgeordnetenkammer von 212 auf 150 zu verringern und die Zahl der Mitglieder des Senats von 184 auf 71 herabzusetzen. Die Befugnisse der Zentralregierung müßten sich auf "nationale" Angelegenheiten beschränken, wie Währungs-, Außen-, Justiz- und Verteidigungspolitik. Auch die Sozialversicherung soll der Zentralregierung unterstellt bleiben.

Doch Dehaene hat die Ernte seiner Anstrengungen noch nicht völlig einholen können. Das im Mitte-Links-Kabinett erzielte Abkommen bedarf der Zustimmung des Parlaments mit einer Zweidrittel-Mehrheit. Da sie den Regierungsparteien fehlt,liegt der Schlüssel zur Vollendung der Staatsreform bei der Opposition, namentlich bei den Grünen und der Flämisch-Nationalistischen Volksunion. Die Liberalen haben die Vorschläge der Regierung bereits mit Hohngelächter zurückgewiesen und von den Rechtsextremisten des Flämischen Blocks ist natürlich sowieso gar nichts zu erwarten. Die Grünen und die Volksunion verlangen für ihre Mitwirkung einen Preis, über den man sich noch wird einigen müssen.

Dennoch: Das Abkommen zwischen den tonangebenden Parteien der Christdemokraten und Sozialisten in Flandern und Wallonien hat die Bedeutung eines Durchbruchs, der um so mehr erstaunt, als noch kurz vor der Sommerpause der sogenannte Dialog von Gemeinschaft zu Gemeinschaft gescheitert war, weil Flamen und Wallonen nicht zueinander finden konnten. Möglicherweise haben die in letzter Zeit verstärkten separatistischen Tendenzen zu der Erkenntnis beigetragen, daß im gemeinsamen Interesse doch besser ein Weg zur Vollendung der Staatsreform im Sinne des Föderalismus gefunden werden müsse.

1980 konnte die erste Phase der Staatsreform mit der Aufteilung Belgiens in flämische und wallonische Regionen und Sprachengemeinschaften, einschließlich einer deutschsprachigen Gemeinschaft, vollendet werden. Über die zweite Phase wurde 1988 Übereinstimmung erzielt. Die Befugnisse der Regionen und Gemeinschaften wurden erweitert und ihre Finanzausstattung verbessert.

Der große Wurf zur Einigung über die dritte und letzte Phase der Staatsreform ist jetzt auf jeden Fall innerhalb des Kabinetts Dehaene geglückt. Dieses Abkommen ist von historischer Bedeutung, weil damit endgültig ein Strich durch den Einheitsstaat Belgien gezogen wird und die Umgestaltung zu einem Bundesstaat erfolgen kann. Führende Politiker konstatieren erleichtert, im Wettlauf zwischen Separatismus und Föderalismus habe letztere Zielsetzung gesiegt. Die Sprachengrenze von 1962 wird künftig eine Art politische Grenze zwischen Flandern und Wallonien sein.

Belgien ist eigentlich schon immer ein ziemlich künstliches Staatsgebilde gewesen, in dem zwei Völker zusammenleben mußten, die nicht zusammengehören wollten. Die Bildung eines vollwertigen Bundesstaates erzeugt ein günstiges Klima für die Beendigung des immer wieder aufflammenden flämisch-wallonischen Streits.

Die Föderalisierung Belgiens ist eine Folge der unglücklichen Geschichte dieses Landes. In Belgien besaßen lange Zeit die Französischsprachigen Macht und Geld, während die Niederländischsprachigen diskriminiert wurden. Wenngleich Flandern nach dem Krieg wohlhabender geworden ist als Wallonien, konnte niemals von einer Versöhnung die Rede sein.

HERMANN BLEICH (Den Haag)

Die Alternative zur Aggression ist Langeweile, die Zunahme von Aggressivität in Rundfunk und Fernsehen als Stilmittel deshalb eine positive Entwicklung. So sah es der Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz von der Universität Gesamthochschule Essen. Die Frankfurter Rundschau hatte im Rahmen der Frankfurter Buchmesse am 2. Oktober zu einer Diskussionsrunde mit dem Thema "Aggression als Programm - Medien in der entpolitisierten Gesellschaft" eingeladen. Neben Bolz diskutierten Hildegard Bußmann, Chefredakteurin Kultur Hörfunk beim Süddeutschen Rundfunk, Ingrid Scheithauer, Medienredakteurin der FR, Gerhard Graf, Mitglied der Geschäftsführung des Privatsenders Pro 7, und Ulrich Meyer, Leiter der Sendung "Einspruch" beim Privatsender SAT 1. Die Moderation hatte Roderich Reifenrath, Chefredakteur der FR, übernommen. Wir dokumentieren die Diskussion in Auszügen.

Drogenprozeß Zwölf Jahre Haft gefordert

HANAU / OFFENBACH. Staatsanwalt Wolfgang Popp war einigermaßen überrascht. Nach einem ungemein langwierigen Prozeß gegen den 32jährigen Serben Milos S., der als Kopf des Drogenhandels im Raum Hanau und Offenbach gilt, schloß die Erste Große Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Heinz Frese am vergangenen Freitag vorläufig die Beweisaufnahme und überließ dem Ankläger das Feld für sein Plädoyer. Der forderte für den Beschuldigten eine Haftstrafe von zwölf Jahren für fortgesetzten Drogenhandel. Dabei sah Popp es als erwiesen an, daß Milos, genannt Misco, mindestens siebeneinhalb Kilogramm Heroin in Umlauf gebracht hatte.

Knapp ein Jahr quält sich der Mammutprozeß gegen den mutmaßlichen Drogenboß, der aus der Nähe von Belgrad stammt, nun schon über die Runden. In bislang 47 Verhandlungstagen versuchte die Kammer die Mosaikstückchen von Indizien und Aussagen zu einem Bild zusammenzusetzen, immer wieder unterbrochen durch neue Beweisanträge der Verteidigerin Annemarie Pospisil.

Dabei wurden die Kernaussagen - der Angeklagte schwieg bisher beharrlich - schon zu Jahresbeginn getroffen. Zwei Kronzeugen konnte die Staatsanwaltschaft gegen die Brüder S. - Alexander, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, soll Milos das Heroin aus Serbien über Kuriere beschafft haben - aufbieten. Beide belasteten Misco schwer. So sagte ein ehemaliger Kleindealer aus Hanau aus, der 32jährige, der seit Sommer 1990 in Untersuchungshaft sitzt, gelte als einer der ganz großen der jugoslawischen Drogenmafia. Ähnlich äußerte sich eine 29 Jahre alte Kauffrau und Landsmännin. Beide wurden im Vorfeld massiv bedroht und waren nur unter Polizeischutz bereit, Angaben zu machen. Ihre derzeitigen Aufenthaltsorte werden geheimgehalten.

Die Kronzeugin hatte besonders unter Repressionen zu leiden. Sie wurde von unbekannten Tätern krankenhausreif geschlagen, erlitt Kiefer- und Nasenbeinbrüche und verlor dabei ein Auge. Ihrer zehnjährigen Tochter, die sich zu dieser Zeit in Jugoslawien, in der Nähe von Belgrad aufgehalten hatte, wurde ein Teil des Ohres abgeschnitten.

Die Verhandlung soll am kommenden Dienstag um 9 Uhr im Saal 113 des Hanauer Landgerichts fortgesetzt werden. Bis dahin muß die Kammer über einen Befangenheitsantrag gegen Richter Frese entscheiden. Rechtsanwältin Annemarie Pospisil hatte geltend gemacht, nicht genügend Zeit für die Akteneinsicht bekommen zu haben.

Falls der Antrag abgelehnt wird, könnte das Verfahren an diesem Tag mit dem Plädoyer der Verteidigung abgeschlossen werden. hein

Politiker-Tip: Hunde sollen angeleint sein

KELSTERBACH. Hundebesitzer/innen sollten ihre Vierbeiner auch bei Spaziergängen in Feld und Wald anleinen, empfiehlt Hans Draisbach, der Vorsitzende des Stadtverordnetenausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten. Erst vor wenigen Tagen hätten im Kelsterbacher Stadtwald zwei Schäferhunde eine trächtige Boxerhündin angefallen und schwer verletzt. Freilaufende Hunde gefährdeten außerdem unnötigerweise das Rehwild, meinte Draisbach. cas

Wenn der Funke nicht überspringt Die Neville Brothers waren mit ihrem Auftritt in der Alten Oper am falschen Platz

Die Szene wirkt tragikomisch: Auf der Bühne würzt Cyril Neville einen Neville- Brothers-Hit mit Bob Marleys Aufforderung "Get up, stand up, fight for your rights, don't give up the fight", und der Kampf findet im Publikum statt. Ein begeisterter weiblicher Fan nahm den Appell ständig wörtlich und wurde vom Hintermann in der bestuhlten Alten Oper ständig zur Ordnung gerufen: "Setz dich, ich seh' nichts mehr!" Es gibt Konzerte, die in der Alten Oper einfach fehl am Platz sind, dies war so eins.

Es wäre unfair, das Versagen den Neville Brothers vorzuwerfen; die Kritik geht an die Adresse des Veranstalters. Solche Tanzmusik gehört nicht in mahagoni-getäfelte Konzertsäle mit Klappstuhlaustattung, schließlich spielt auch niemand Fußball im Wohnzimmer. Was bei Jethro Tull oder Crosby, Stills & Nash okay war, beim "Family Groove" aus New Orleans wurde es absurd. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es, aber man muß es auch tun dürfen.

Daß Arthur Nevilles Hammond-B3 wie eine Jahrmarktsorgel klang, daß Charles Nevilles jazzinspiriertes Saxophon wie banales Gebläse daherkam, daß Cyril Nevilles jamaicanisch-karibische Libero-Position an den Percussions (auch wegen schlechter Soundabmischung) nur wie hohles Gebolze wirkte, daß die herrliche Pseudo-Kastratenstimme des Muskelprotzes Aaron Neville wie Chorknabengesang den Raum füllte - all das hat auch mit der Situation zu tun, in der solche Musik aufgeführt wird. Wenn der Funke nicht überspringt, ist alle Liebesmüh' vergeblich.

Schade war das vor allem deshalb, weil die Neville Brothers mit ihrem biografisch-biologischen Anti-Rassismus (Indianerblut in der Familie) durchaus ein kämpferisches Statement hätten abgeben können - zur rechten Zeit im rechten Deutschland dieser Tage.

Na klar, auf den Leonard-Cohen-, Bob-Dylan-, Chuck-Berry- und sonstigen Coverversionskitsch, den die vier Brüder unverdrossen auftischten, sollte man auch in anderen Umgebungen kritisch reagieren. Auch die Behauptung, daß sie sich - so eine Ansage - zu den "Wurzeln des Rock 'n' Roll" zählen, wäre im nostalgischen Medien-Hype dieser Tage mit Vorsicht zu genießen. Aber man sollte ihnen keine schlechten Motive unterstellen. Irgendwer hat offenbar nur "Tell it like it is" aus dem Jahr 1966 gehört und geglaubt, daß diese Gruppe allein operngerecht pflegeleicht anzuhörende Schnulzen bietet.

Erwähnenswert die Vorgruppe: fünf Frauen (g/voc, g/voc, bg, Violine, Bratsche) plus ein männlicher Trommler, Name Indigo Girls. Das Sextett bewies, daß auch Anheizer richtig gut sein können, und die Schnittstelle zwischen Vor- und Hauptgruppe war die beste Situation des Abends: Aaron Neville kam zum Schluß auf die Bühne und sang Gershwins "Summertime" - eine solidarische Geste.

Ansonsten ist es woanders wahrscheinlich anders und besser. In Frankfurt sei ein Hilferuf an den Autor von "Besternte Ernte" ausgestoßen: "Bestuhlte . . .??"

WOLFGANG SPINDLER

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 14. Oktober, bis Dienstag, 20. Oktober

OFFENBACH. Die Gruppe "Melissa Etheridge" gibt am Mittwoch, 14. Oktober, ein Konzert in der Stadthalle Offenbach. Los geht's um 20 Uhr.

Auf der Studiobühne im Theater an der Goethestraße gastiert am Donnerstag, 15. Oktober, das Freie Schauspielensemble mit dem Theaterstück "Die Freuden der Liebe. Sie dauern nur ein Hui." Die Hauptrollen sind besetzt mit Dagmar Casse und Moritz Stoepel. Aufführungsbeginn ist um 20 Uhr.

Karten gibt es noch im freien Verkauf beim Verkehrsbüro/Offenbach Information, Stadthof 15, Telefon 069 / 80 65-29 46 oder 20 52.

Zum Easy-Listening-Jazz lädt die Jazz e. V. Offenbach alle Jazzfans der Rhein-Main-Region ein am Freitag, 16. Oktober. Von 22 Uhr an will die OFFJAZZGROUP exzellente Jazzmusik darbieten. Tilman Gasch wird ins Saxophon oder Altsaxophon blasen, Dr. Volker Bellmann bearbeitet die schwarz-weißen Pianotasten, Artur Hartmann zupft den Kontrabaß, und Herbert Müller gibt am Schlagzeug mit modernen jazzigen Themen den Rhythmus an.

Ort des Geschehens ist das Bootshaus der Rudergemeinschaft "Undine", im Fechenheimer Mainbogen, Dieburger Straße 68.

Das Südwestdeutsche Kammerorchester aus Pforzheim gibt am Samstag, 17. Oktober, um 19 Uhr, ein Konzert in der Evangelischen Markuskirche. Auf dem Programm steht die Sinfonia in D-Dur von Josef Myslivcek, die Elegie von Peter I. Tschaikowski, Franz Schuberts Sinfonie Nummer 5, B-Dur sowie das Konzert für Oboe. Als Solist wird Simon Dent Oboe spielen. Am Pult dirigiert Vladislav Czarnecki.

"Kopfüber in die Nacht" heißt das Motto der heißen Disko-Nacht im Isenburger Schloß am Samstag, 17. Oktober. Von 22 Uhr an wird DJ Woodstock dort die schwarzen Scheiben auflegen oder die kleinen Silberteller in den CD-Player schieben.

Zum vierten Mal präsentiert die Sparkasse Offenbach gemeinsam mit der Tanzschule Weiss am Sonntag, 18. Oktober, eine "Tanzparty" anläßlich des Welttanztages 1992. Von 16 bis 20 Uhr dauert das Spektakel in der Stadthalle. Neben klassischen Tanzrunden für Cha Cha Cha oder Wiener Walzer, werden auch Mit-Mach-Tänze für Stimmung sorgen. Darüber hinaus gibt es Vorführungen im Rock'n'Roll oder eine Dance-Fashion-Show. Einlaß ist von 15.30 Uhr an. Der Eintritt kostet zehn Mark.

HEUSENSTAMM. Im Rahmen der Reihe "Literatur & Kunst am Torbau Heusenstamm" liest Christian Graf von Krockow aus seinem Buch "Fahrten durch die Mark Brandenburg" am Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr, im Alten Rathaus. Seit wieder alle Deutschen die Mark Brandenburg neu erfahren können, hat der Schriftsteller Krockow auf Fontanes Spuren das herbe, schöne Land erkundet. Der Autor huldigt mit seinem Buch Fontane, indem er das Damals und das Heute vergleicht.

Als Eintritt wird ein Kostenbeitrag von neun Mark (ermäßigt: fünf Mark) erhoben.

OBERTSHAUSEN. Das Lustspiel "Rache ist süß" von Donald Churchill, aufgeführt vom Berliner Theater am Kurfürstendamm, bildet den Auftakt der Theatersaison in Obertshausen am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr. In den Hauptrollen werden zu sehen sein Wolfgang Spier, Ricci Hohlt und Gaby Gasser. Spielort ist das Bürgerhaus Hausen. dok

Tagestip: Parabolantenne Mieter haben Anspruch

Das Angebot an privaten Fernsehprogrammen wächst ständig. Gleichwohl stellen sich manche Hauseigentümer auf den Standpunkt, daß sich ihre Mieter mit den öffentlich-rechtlichen Sendungen zufriedengeben müssen und verweigern die nötigen Einrichtungen für den Empfang der Satellitenprogramme. Damit handeln sie aber nicht Rechtens, klärt der Deutsche Mieterbund auf und verweist auf ein entsprechendes Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt. Demnach muß ein Vermieter einem Bewohner erlauben, auf eigene Kosten eine Parabolantenne anbringen zu lassen, sofern eine Gemeinschafts-Satellitenanlage oder ein Kabelanschluß nicht vorhanden sind (Az: 20 ReMiet 1/919). Das Informationsrecht, so die Begründung der Juristen, habe grundsätzlich Vorrang. Allerdings muß der Mieter den Eigentümer zuvor um Erlaubnis bitten. Einen "Antennenwald" kann dieser nur vermeiden, indem er selbst eine Gemeinschafts-Parabolantenne oder einen Kabelanschluß anbietet.

Bei Eigentumswohnungen muß vor Anbringen des Satellitenempfangs die Eigentümergemeinschaft gefragt werden. Auch für eine Antenne ist - wie bei allen das gesamte Gebäude betreffenden Veränderungen - die Zustimmung aller Parteien nötig. FR

Bernhard Hertel ist seit einem Jahr Umwelt- und Abfallberater der Stadt Rosbach "Unser Ziel wird die Müllvermeidung sein" Anregungen und auch Kritik sind willkommen

ROSBACH. "Noch nie ist ein Parlamentarier aus den Fraktionen zu mir gekommen und hat direkt mit mir gesprochen", bemerkt Bernhard Hertel, Umwelt- und Abfallberater der Stadt Rosbach, zum Abschluß des Gespräches mit der Frankfurter Rundschau, in dem er die Bilanz seiner einjährigen Tätigkeit zog. Er wünscht sich, nicht nur Seitenhiebe auf sich und seine Arbeit aus der Presse zu entnehmen, sondern direkte Kritik oder Anregungen von den Fraktionen zu bekommen.

Hertel erläutert, was er von seinen Vorstellungen umgesetzt hat. Dazu gehören zwei Bereiche, der Umwelt- und speziell der Abfallbereich. "Der Abfallbereich ist viel arbeitsintensiver, wird aber gar nicht so wahrgenommen wie die Umweltarbeit", gibt Hertel zu bedenken.

Es sei vor allem viel Verwaltungsarbeit im Abfallbereich, die nach außen kaum auffalle. Immer wieder riefen zum Beispiel Bürger an, daß ihre Mülltonne nicht geleert worden sei. Dann gelte es zu klären, warum. Das Abfuhrunternehmen hefte Zettel an die Tonne, wenn die etwa zu voll sei, nicht die richtige Wertmarke darauf klebe oder Wertstoffe enthielte. Auch wenn er diesen Beschwerden nur stichprobenartig nachgehen könne, seien sie doch sehr zeitaufwendig.

Dabei würden die Einsparmöglichkeiten im Abfallbereich immer geringer, sieht Hertel, und durch das duale System immer mehr eingeschränkt. Alle bisherigen Erfahrungen deuteten darauf hin, daß dies nicht der richtige Weg sei. "Wichtig ist für uns die Beratung, wie man in Rosbach Müll vermeiden kann", kündigt der städtische Berater die Broschüre "Verpackungsarmer Einkauf in Rosbach" an. Sie soll Hinweise darüber enthalten, in welchen Geschäften (und bei Landwirten) man verpackungsarm einkaufen kann. Die Stadt wolle das nicht auf den Entsorger-Kreis abwälzen: "Vermeidung betrifft uns alle." Das soll auch ein Arbeitsschwerpunkt für das nächste Jahr sein.

Aus der statistischen Auswertung über Abfallaufkommen und Gebührenanpassung ist laut Hertel zu ersehen, daß das Müllaufkommen trotz Getrenntsammlung wieder zunimmt, auch pro Person in Rosbach. Woran das liegt? "Es sieht so aus, als sei die Grenze bei dem Getrenntsammeln erreicht", schließt der Umweltberater. Es scheine auch, daß der abschreckende Effekt höherer Gebühren mit der Zeit abstumpfe. Einige engagierte Bürger beteiligten sich mit Vorschlägen und eigenem Bemühen, doch die Masse scheine sich nicht viel Gedanken zu machen.

Liegt eine Lösung womöglich im Wiegesystem? "Wir wollten das Wiegen der Abfalltonne ja als erste im Kreis einführen", bestätigt Hertel. Doch die Erfahrungen anderswo seien nicht so optimal. So sei ein Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz wieder abgeschafft worden, da die Schwankungen zu groß waren. "Es ist zu befürchten, daß Abrechnungen auf der Basis des Wiegesystems anfechtbar wären", begründet er die abwartende Haltung der Verwaltung in dieser Frage.

Gut angelaufen ist der Verkauf von Kompostern ("Vor meiner Zeit eingeführt"), die wachsenden Bestellungen der Bürger entlasten die Müllmenge, zumal es noch eine Weile dauern dürfte, bis Rosbach seine organischen Abfälle auf eine kreiseigene Kompostmiete fahren kann.

Der Umweltbereich sei angesichts der Abfallproblematik bisher etwas zu kurz gekommen, räumt Hertel ein. Zunächst habe er sich auch in Lehrgängen "Umweltschutz für kommunale Mitarbeiter" weiter ausgebildet. "Ich komme nicht aus der Verwaltung, sondern von der Hochschule", erklärt der Berater. Nach Erwerbung seines Diploms als Agrar-Ingenieur habe er an der Universität in der Tierproduktion gearbeitet, danach in der Erwachsenenbildung.

Schwerpunkte im Umweltbereich sieht Hertel in der verstärkten Regenwassernutzung. Dazu sind in Rosbach schon Förder-Richtlinien erlassen worden. Angesprochen auf Befürchtungen der Verschmutzung von Trinkwasser bestätigt er, daß dies unterschiedlich eingeschätzt wird. Das Bundesgesundheitsministerium sehe die Gefahr der Vermischung von Trink- mit Regenwasser, wissenschaftliche Institute sähen die nicht, wenn die Anlagen dem Stand der heutigen Technik entsprechen. Die Rosbacher Richtlinien seien so ausgelegt, daß Gefahr für die Vermischung mit Trinkwasser ausgeschlossen sei. Das könne nur passieren, wenn unsachgemäß die Regenwasser- mit der Trinkwasserleitung verbunden werde. Bei zwei separaten Leitungen, etwa zur Nachspeisung der Toilettenspülung, wenn das Regenwasserreservoir leer ist, könne das nicht passieren.

Erst kürzlich hätten bei einer Versammlung zu diesem Thema rund 60 Leute Interesse an einer solchen Anlage geäußert. Ein Umwelt-Ingenieurbüro aus Schotten nehme die Anlagen ab, bevor sie bezuschußt werden. Dann arbeitet er die städtischen Wassermeister ein, die anschließend diese Aufgabe übernehmen. Vor allem sollen die Anlagen schon in der Planungsphase kontrolliert werden. Als Zukunftsziel sieht der Umweltberater, die Planung solcher Anlagen in den Bebauungsplänen festzuschreiben. Denn immer mehr wachse auch in der Bevölkerung das Bewußtsein, daß angesichts der Grundwasserknappheit etwas getan werden müsse.

Auf wenig Interesse sei bisher der städtische Zuschuß zum Gebrauch eines Windelwaschdienstes gestoßen. Diese Idee hatte Hertel aus Niddatal übernommen, wo er für die Grünen im Stadtparlament arbeitet. Mit der Gratulation zu einem Neugeborenen übergibt der Bürgermeister einen Gutschein und ein Infoblatt für den Zuschuß zum Windelwaschdienst. Durch Vermeidung der Papierwindelberge haben die Familien außerdem eine Ersparnis bei der Müllgebühr. "Es macht aber nur Sinn, wenn sich mehrere Familien dafür interessieren, da der Waschdienst von außerhalb kommt", so Hertel. Hertel ist auch Anlaufstelle für Anträge und Fragen im Zusammenhang mit der Sicherstellung der Streuobstwiesen. Veränderungen müssen beantragt werden. Auf Anregung von Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) bündelt die Stadt viel Verwaltungsaufwand für die Besitzer, damit sich nicht jeder einzelne an das Land Hessen wenden muß und die Behörden abschätzen können, wie viele Anträge auf sie zukommen. "Ich bin überhaupt für gute Zusammenarbeit im Umweltbereich. Viele Probleme können wir nur gemeinsam lösen", plädiert der Umweltberater. Zu seinem Arbeitsbereich gehört auch die Kieselrot- und Altlastsanierung. Sein Ziel: "Jedes Jahr wollen wir eine Altlast aufarbeiten."

In der Bearbeitung der Ausgleichsabgabe für die Wasserschutzzonen an die Bauern sind mit der Zeit gute Kontakte zu den Landwirten entstanden. Auch dabei ziele die Zusammenarbeit darauf, etwas für die Umwelt zu erreichen.

Von wachsender Bedeutung sei die Ausgleichs- und Eingriffsregelung. Bei Bebauung von Landschaft müssen Ausgleichsabgaben wegen Versiegelungen erhoben, das Geld muß in den Naturschutz gesteckt werden. Mögliche Ausgleichsflächen und Einsatz der Abgabegelder sollen zunehmend in Verbundplanung umgesetzt werden, damit keine isolierten Biotop-Flecken entstehen, die ihre Funktion nicht erfüllen können. Jetzt sollen außerdem drei Teichbiotope im Wald angelegt werden.

Die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen wäre Hertel wichtig, um das Bewußtsein für den Umweltschutz früh zu wecken, doch bisher fehlte ihm die Zeit dazu. GEORG LINDE

Landfrauen machen sich für Ehrenämter stark

USINGEN. Die Ortsvorstände der elf Landfrauenverbände aus dem Usinger Land haben anläßlich ihres Besuchs in Bonn der heimischen Bundestagsabgeordneten Bärbel Sothmann (CDU) eine Petition überreicht. Darin bitten sie um eine Honorierung ehrenamtlicher Arbeit, die sich bei jahrelangen Diensten zum Beispiel in der Altersversorgung niederschlagen könnte.

"Gerade die Landfrauen sind in vielen sozialen Gebieten ehrenamtlich tätig. Dies trägt in großem Maße zur besseren Lebensqualität ganzer Personengruppen bei. Es ist ein Dienst, den staatliche Hilfen nicht erbringen können", sagte Bezirksvorsitzende Margareta Schmitz.

Beim Besuch der Bonner Vertretung der EG-Kommission brachten die Landfrauen ihre Kritik an der Agrarpolitik der EG vor. "Mit der Agrarreform steht die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe auf dem Spiel", warnten die Frauen. Rund 45 Mitglieder der Landfrauenvereine nahmen an der Informationsfahrt nach Bonn teil, zu der Bärbel Sothmann eingeladen hatte. cn

Kondolenzliste für Willy Brandt

HOCHTAUNUSKREIS. Ein Kondolenzbuch zum Tod Willy Brandts legen die Hochtaunus- und die Steinbacher SPD am Donnerstag, 15. Oktober, von 10 bis 19 Uhr für alle zugänglich im Foyer des Bürgerhauses Steinbach aus.

Kreisbewohner können sich zudem während der Bürostunden in der Geschäftsstelle des SPD-Unterbezirks in der Bad Homburger Louisenstraße 44 in eine Kondolenzliste eintragen. Die Sozialdemokraten erfüllen damit laut eigener Aussage den Wunsch ihrer Mitglieder, aber auch vieler anderer Bürgerinnen und Bürger im Kreis. Sie wollten "dem großen Staatsmann, der mit seinem Wirken für das Bild der Deutschen in aller Welt so unendlich viel getan hat, eine letzte Ehre und Anerkennung zukommen lassen". stk

Norbert Leber ist neuer Dekan

HOCHTAUNUSKREIS. Norbert Leber, Pfarrer in den katholischen Gemeinden Herz Jesu und St. Marien in Bad Homburg, ist zum Bezirksdekan ernannt worden. Er löst Rainer Frisch ab, der jetzt Hochschulpfarrer in Frankfurt ist. Leber (Jahrgang 1947) war nach seiner Priesterweihe 1975 unter anderem in Bad Homburg und Oberursel Kaplan.

Zum Bezirk Hochtaunus gehören 34 Pfarreien in den Dekanaten Bad Homburg und Königstein. Die Aufgabe des Bezirksdekans besteht unter anderem in der Koordinierung der Arbeit der Gemeinden mit Behörden und nicht-kirchlichene Organisationen.

Den Zufall gestalten Mit einer Retrospektive auf sein Werk ehrt das Frankfurter "Städel"-Museum den Maler Emil Schumacher

FRANKFURT. "Über Kunst kann man im Grunde nicht reden", sagt Emil Schumacher. Bereitwillig würde man ihm glauben, zumal vor seinen Bildern, die sich schon gegen beschreibende Aneignung sperren, sich Deutungen völlig verweigern. Man würde ihm glauben - wäre da nicht auch ein Emil Schumacher, der in schlichter und reicher Sprache von seiner Arbeit erzählt - nie vom einzelnen Werk, doch von der Entstehung seiner Kunst. Auch in der Sprache findet er Bilder: Daß er als Maler "der Erde näher als den Sternen" ist, Farben wählt, wie er in einen Apfel beißt oder einem Freund die Hand gibt, oder daß Formen "Farben an sich reißen".

Die Vorstellung vom "glücklichen Künstler", dem Bilder in einem Zustand naturhafter Unbewußtheit zufallen, ist wahr und trügerisch zugleich. Trotz der Skepsis Schumachers, den das Städel zu seinem 80. Geburtstag im August mit einer Rückschau auf die seit 1936 entstandenen Werke ehrt, sind seine eigenen Worte über Malerei nach der Versenkung in seine Bilder der einzig mögliche Zugang zu seinem Oeuvre.

Emil Schumacher hatte zwei Anfänge als Maler, einen zu Beginn der 30er Jahre, als der Zwanzigjährige in Dortmund ein Studium der Werbegrafik aufnimmt und bis zum Beginn des Krieges als freier Künstler arbeitet, den zweiten 1945. Wie bei anderen Künstlern seiner Generation waren die Vorkriegsjahre von der Kulturpolitik der braunen Machthaber überschattet. Als "entartet" diffamiert und aus den Museen entfernt wurde jede moderne Kunst, die für ihn von Bedeutung war: die Expressionisten, Picasso, Braque und Matisse; auch Christian Rohlfs, den er 1937 in dessen Hagener Atelier kennenlernte.

Schon seine erste Einzelausstellung, die 1934 in Witten geplant war, fiel der Hetzkampgane einer NS-Zeitung zum Opfer. Im Städel ist ein kleines Interieur aus dieser Zeit zu sehen. Ein Schrank, an dem ein Mantel hängt, davor ein Stuhl; die Betonung liegt auf den in eine Balance lebhafter Ruhe gesetzten Flächen in sanften, matten Farben.

Es war nicht allein die erzwungene Unterbrechung durch die Kriegsjahre, die verhinderte, daß Schumacher 1945 seine frühen Ansätze einfach weiterentwickeln konnte. Ihn hatte die Emigration nach innen geführt - den Krieg überstand er als technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb. In den Jahren des Wiederaufbaus war die gegenstandslose Kunst, da sie frei schien von ideologischen Bindungen, Ausdruck persönlicher innerer Freiheit. Noch heute ist Kunst für Emil Schumacher, wie er zuletzt in einem in diesem Jahr im Cantz Verlag veröffentlichten Interview bekräftigte, durch ihre bloße Existenz ein Politikum, ganz einfach, weil sie für Individualität und das Recht auf Bedürfnisse des einzelnen Menschen steht. Sein erstes gegenstandsloses Bild malte er 1952. Dabei soll er, so heißt es im Katalog zur Ausstellung, von Pollock oder Wols noch nie etwas gehört haben. Es kann aber seine Bedeutung keineswegs schmälern, daß er sich in seiner Wendung zum gegenstandslosen Bild in einer Zeitströmung bewegt, die den Prozeß des Schaffens, den Malgestus und die Farbe als bildnerische Materie zu neuer Bedeutung erhebt.

Schumacher hält eine ganz eigene Stellung im Informel. Die Form löst sich zu kaum mehr benennbaren Gebilden auf, doch eine Struktur bleibt erhalten. Nie läuft der Blick des Betrachters völlig haltlos über ein Farbenchaos. So ist "Lavaloh" aus der Frühphase seiner informellen Malerei ein Werk mit einer immanenten Bildarchitektur. Unter und über dem bewegten Rot, in das tiefe Risse gegraben sind, liegt in gelenkter Unregelmäßigkeit ein Gerüst schwarzer Balken, die die freien Farbformen an das Rechteck des Bildformates binden. In vielen späteren Arbeiten sind schwere Bögen und Linien in die Fläche gespannt, auch sie greifen um diffuse Farbräume wie um Formen.

Daran, daß der Zufall Mittel und nicht Ergebnis seiner Arbeit ist, läßt Schumacher selbst keinen Zweifel. Was die Intuition, die spontane Eingebung hervorbringt, entkommt nie seiner strengen Kontrolle. Dazu gehört die Zerstörung: "Oft muß ich schöne Einzelheiten, alles Gefällige und Genüßliche zerstören im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt dessen, was ich mit dem Bild meine." Auch wenn er vor der unberührten Leinwand noch nicht weiß, wie das Ergebnis aussehen wird, weiß er doch immer genau, wann er ein unfertiges Bild vor sich hat, eines, das ihn an die Grenzen seiner Möglichkeiten führte, wenn die Arbeit abgeschlossen ist, oder eines, bei dem die Zerstörung nicht mehr gestaltet, sondern gesiegt hat.

"Mossul" heißt seine 1986 entstandene, mehr als zwei Meter breite Arbeit. Über warmen, erdigen Brauntönen liegen matt glänzende, dicke Linien, in der oberen Bildhälfte schweben weiße, grau gesprenkelte Farbwolken. Man kann die Farbe mit den Augen betasten. Mal liegt sie wie dunkler Puder auf dem Bildgrund, mal haftet sie porös und krustig, weil Sand untergemischt ist. Nach dem weichen Braun stößt das Auge auf hartes, emaillartig schimmerndes Weiß. Schumacher malt nicht mit fertigen Tubenfarben, die ihm zu glatt sind, er mischt sich die Pigmente selbst. Farbe ist für ihn nicht allein optischer Reiz, sie ist körperlicher Stoff, steht neben anderen tastbaren Materialien wie Sisal, Draht, Steinen oder Teer.

Nach der Bedeutung von Bildtiteln zu suchen, ist sinnlos; wenn Titel Assoziationen wecken, nützen sie dem Betrachter vor dem Bild nichts. Erst wenn die Bilder fertig sind, gibt Schumacher ihnen Namen, manchmal von Orten, manchmal nach Autokennzeichen oder nach mythischen Gestalten. Nach einem Brüderpaar der archaischen griechischen Sage nennt er zwei Bilder "Kleobis" und "Biton" (siehe unsere Abbildung). So gehören sie zusammen wie im Mythos die Söhne der Herapriesterin.

Schumacher arbeitet heute wechselnd im heimischen Hagen, im Engadin und auf Ibiza; er bereiste den Norden Afrikas, Tunesien und Marokko, und noch vor einigen Jahren den Irak. Doch wer eilig Reflexe fremder Länder in seinen Bildern benennen will, tappt schnell im dunklen. Sie existieren, etwa Spiegelungen der marokkanischen Marabuts in seinen linearen Bildbögen. Doch hat er sich seine Eindrücke so einverleibt, daß mögliche Assoziationen vor der Sprache sofort wieder fliehen.

Vor den neuesten Werken Emil Schumachers, allein angesichts der nochmals gewachsenen Formate, über seine nicht nachlassende künstlerische Vitalität zu staunen, ist nach den vielen Ehrungen des Achtzigjährigen in diesem Jahr fast eine Selbstverständlichkeit. Doch staunen dürfen wird man immer wieder über die Konsequenz einer Entwicklung, die so naturgewollt scheint, daß man die Anstrengung darunter vollkommen vergißt.

(Bis zum 10. 1. 1993. Geöffnet täglich außer Montag. Es erscheint ein Katalog zum Preis von 38 DM.)

ANTJE TERRAHE

Konkursverwalter verhandelt mit Banken Schaaf will Kredite für Autohäuser lockermachen / Wohnungsgeschäfte in Dortmund

Von Klaus Kühlewind

ESCHBORN. Die Stimmung in den Werkstätten ist gedrückt. "Wir werden doch ausgehungert. Dabei könnte der Betrieb ganz normal weiterlaufen." Seinen Namen will der Beschäftigte nicht genannt wissen, aus Angst vor Scherereien. Denn er gehört zu mehr als 800 Bediensteten in der Kammler-Gruppe, die um ihre Arbeitsplätze bangen. Der Betrieb läuft zwar weiter, aber mit verminderter Kraft. Die Ersatzteile im Lager reichen nicht ewig, neue können derzeit nur aus den laufenden Einnahmen gekauft werden: Die Konten sind gesperrt - eine Folge des Konkursverfahrens gegen die Henning Kammler GmbH.

Bankrott oder durchhalten - die Entscheidung fällt heute abend in Frankfurt. Konkursverwalter Wilhelm A. Schaaf wird mit Vertretern der betroffenen Banken zusammenkommen. Er will weitere Kredite lockermachen.

Über die Erfolgsaussichten mochte Schaaf gestern wenig sagen. "Das wird alles, wenn die Banken zustimmen", gab er sich optimistisch. Und wenn nicht? Dann, sagte Schaaf, seien die Holding und einige Niederlassungen bankrott.

Soweit mag es der Konkursverwalter aber nicht kommen lassen. Vor zehn Tagen vom Amtsgericht bestellt, ist sein Ziel der Erhalt der Arbeitsplätze. Um das zu erreichen, sollen auch einige der zur Kammler-Gruppe gehörenden Autohäuser verkauft werden. "Dafür", sagt Schaaf, "gibt es viele Interessenten."

Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit nannte das Amtsgericht Frankfurt als Grund dafür, das Konkursverfahren gegen die Henning Kammler GmbH zu eröffnen. Laut Schaaf belaufen sich die Verbindlichkeiten auf etwa 300 Millionen Mark. Um die roten Zahlen zu vertuschen, sollen Henning Kammler und sein Prokurist die Geschäftsbücher frisiert haben. Beide zeigten sich bereits Anfang vergangener Woche selbst wegen Bilanzfälschung an. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt seitdem - auch wegen Betrugs und Untreue.

Laut Hubert Harth, Sprecher der Justizbehörde, geht es dabei um eine Summe zwischen 50 und 100 Millionen Mark. Daraufhin durchsuchten Beamte der Kriminalpolizei Ende vergangener Woche die Geschäftsräume in Eschborn, den Sitz der Henning Kammler GmbH. Beschlagnahmt wurden Computer und Disketten. Harth zum Stand der Ermittlungen: "In solchen Fällen dauert das Monate."

Betrogen haben soll Kammler in erster Linie die Banken. Gemeinsam mit seinem Prokuristen soll er Kraftfahrzeugbriefe gleich mehrfach als Sicherheit für Kredite verwendet haben. Auf ein Dokument gewährten mitunter drei oder vier Banken Darlehen. Auf diese Praxis angesprochen, lehnte die Deutsche Bank jede Stellungnahme ab. Pressesprecher Bernhard Schmaltz: "Wir äußern uns nicht zu laufenden Verfahren." Auch die Berliner Bank, ein weiteres der offenbar elf geprellten Geldinstitute, hielt sich bedeckt. Normalerweise werde da mit großer Sorgfalt geprüft, sagte Pressesprecherin Constanze Stempel. Sie verwies auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Arbeit des Konkursverwalters.

Als Ursache für die Insolvenz der Henning Kammler GmbH gilt unter anderem die Krise auf dem Automarkt - besonders bei Gebrauchtwagen. Durch das Flottengeschäft mit Autovermietern war Kammler gezwungen, Fahrzeuge en masse zurückzunehmen, die erst wenige Monate alt waren. Zwar setzte er so wieder Neuwagen in hohen Stückzahlen ab, mit den Gebrauchten aber machte er Verlust: Er mußte sie weit unter dem Preis verkaufen, den er den Autovermietern anrechnete. Eine Stellungnahme von Henning Kammler war nicht zu erhalten.

Keine Auskunft gab es auch von einem anderen Unternehmen Kammlers: der "Immobilien-Treuhand und Wirtschaftsbüro GmbH" (ITW) in Eschborn. Kammler ist Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens. Das hat zusammen mit einer Wiesbadener Immobilien-Gesellschaft in Dortmund 180 Wohnungen gekauft. Gegen beide Firmen ermittelt seit geraumer Zeit die Staatsanwaltschaft Dortmund - unter anderem wegen Nötigung.

Die ITW begann vor einigen Monaten, die Wohnungen in der Arbeitersiedlung zu sanieren. Danach bot sie den Mietern neue Verträge an - zu weit höheren Mieten, berichtet Helmut Lierhaus, Vorsitzender des Dortmunder Mietervereins. Zwölf Mark pro Quadratmeter sollten sie bezahlen - ortsüblich seien aber drei bis fünf Mark. Um die Mieten sozialverträglich zu gestalten, bot die Stadt Dortmund einen Modernisierungszuschuß an. Die ITW schlug das Angebot aus.

Helmut Lierhaus spricht von "knallharten Methoden". So habe die ITW mit der Sanierung begonnen, dazu zahlreiche Leitungen in den Kaminen verlegt. Die Schornsteine seien dadurch blockiert. Die Folge für die Bewohner: Sie könnten ihre Kohleöfen nicht mehr befeuern, säßen im Kalten. Der Mieterverein habe unterdessen mit einer einstweiligen Verfügung vor Gericht erreicht, daß der alte Zustand wieder hergestellt werden soll. Doch damit, sagte Lierhaus der FR, sei niemandem gedient.

Die Mieter reagierten mit einem Brief an das von der ITW beauftragte Verwaltungsunternehmen: Sie baten um bezahlbare Mieten. Die Antwort kam prompt: In einem Schreiben drohte die ITW jenen Mietern, die sich von Lierhaus vertreten ließen, sie hätten "keine Chance, in Zukunft eine Wohnung von uns zu erhalten, noch ihre derzeitige Wohnung zu behalten." Lierhaus erstattete daraufhin namens des Mietervereins Strafanzeige wegen Nötigung. Dazu Günter Rüter, Oberstaatsanwalt in Dortmund: "Unsere Ermittlungen dauern an" - auch in einer anderen Sache. Im Juni war Lierhaus mit einer Eisenstange zusammengeschlagen worden. Die Polizei schnappte Täter und Auftraggeber: Der Anstifter arbeitete als Leibwächter für einen Anwalt der Wohnungsverwaltungsgesellschaft. Der Mann gestand, den Auftrag erteilt zu haben. Der Schläger kassierte 3000 Mark. Der Auftraggeber indes beteuerte, aus eigenen Stücken gehandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft Dortmund geht allerdings davon aus, daß der Mann mit seinem Teilgeständnis von den Hintergründen ablenken wolle. Günter Rüter: "Wir ermitteln noch in der Angelegenheit.""Weiche Landung" angestrebt Kammler-Konkursverwalter will nochmals Geld lockermachen

ESCHBORN. "Wir wollen versuchen, die Niederlassungen weich zu landen." Mit diesem Ziel geht Konkursverwalter Wilhelm A. Schaaf heute abend in eine Verhandlungsrunde mit den Banken der Kammler-Gruppe. Die Geldinstitute sollen trotz der Verbindlichkeiten der Autohandelsgesellschaft in Höhe von etwa 300 Millionen Mark noch einmal Kapital lokkermachen. Dann könne der Betrieb in den Autohäusern weiterlaufen. Gibt es kein Geld, drohe der Henning Kammler GmbH und einigen ihrer neun Tochtergesellschaften der Bankrott, sagte Schaaf.

Wie berichtet, hat das Amtsgericht Frankfurt vor zehn Tagen das Konkursverfahren gegen die Henning Kammler GmbH in Eschborn (Main-Taunus-Kreis) eröffnet. Die Firma soll überschuldet und zahlungsunfähig sein. Zum Konkursverwalter wurde der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar Wilhelm A. Schaaf bestellt. Er hatte einst die AEG saniert.

Mit einer Finanzspritze von den Banken versucht Schaaf nun, den neun Betrieben der Kammler-Gruppe und ihren mehr als 800 Beschäftigten Luft zu verschaffen. Die Betriebe sollen später verkauft werden, um die Verbindlichkeiten zumindest zum Teil zu decken. "Es gibt viele Interessenten", sagte Schaaf.

In den Werkstätten wird zwar gearbeitet, allerdings nur mit gebremster Kraft. Wie die FR aus Kreisen der Belegschaft erfahren hat, seien die Geschäftskonten gesperrt. Ersatzteile würden deshalb erst gar nicht geliefert. Hans-Peter Blechinger, Pressesprecher des VW-Werkes in Wolfsburg, wollte dazu gestern "keine detaillierte Stellungnahme abgeben". Da werde von Fall zu Fall entschieden - und zwar mit dem Konkursverwalter. Schaaf sprach von "nicht so lang andauernden Schwierigkeiten". Die seien aus dem Weg geräumt, wenn die Banken den Geldhahn wieder aufdrehten.

Kurzgeschlossen haben sich unterdessen die Staatsanwaltschaften von Frankfurt und Dortmund. Ende vergangener Woche durchsuchten Ermittlungsbeamte die Geschäftsräume in Eschborn, beschlagnahmten unter anderem Computer und Disketten. Während die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen Betruges, Untreue und Bilanzfälschung gegen Henning Kammler und seinen Prokuristen ermittelt, geht es der Dortmunder Justizbehörde um einen "komplizierten Fall".

Zusammen mit einer Wiesbadener Immobilien-Gesellschaft hat Kammler namens der "Immobilien-Treuhand und Wirtschaftsbüro GmbH" (ITW) in der Dortmunder Nordstadt mehrere Blocks mit insgesamt 180 Wohnungen gekauft. Kammler ist Geschäftsführer und Gesellschafter der ITW.

Ziel beider Gesellschaften ist es, die für neun Millionen Mark gekauften Häuser zu sanieren. Dafür sind sechs Millionen Mark im Gespräch. Den Mietern kündigte die ITW an, die Mieten auf zwölf Mark pro Quadratmeter erhöhen zu wollen - ortsüblich sind drei bis fünf Mark.

Gemeinsam mit dem Dortmunder Mieterverein versuchten die Bewohner gegen die ITW vorzugehen, forderten bezahlbare Mieten. Die Antwort kam prompt: Schriftlich kündigte die ITW jenen an, die sich durch den Vorsitzenden des Mietervereins, Helmut Lierhaus, vertreten ließen, daß sie keine Chance hätten, "in Zukunft von uns eine Wohnung zu erhalten, noch ihre derzeitige Wohnung zu behalten". Lierhaus erstattete daraufhin Anzeige wegen Nötigung.

Aber auch wegen Körperverletzung ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft: Lierhaus war im Juni des Jahres mit einer Eisenstange niedergeschlagen worden. Auftraggeber war nach Angaben der Justizbehörden ein Leibwächter, der für die Rechtsanwälte der Wohnungsgesellschaft tätig war. Der Mann beteuerte, "aus eigenen Stücken" gehandelt zu haben. Oberstaatsanwalt Günter Rüter bestätigte gestern, daß diese Vorgänge Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen sind. KLAUS KÜHLEWIND

Einbahnstraße beschlossen

OBERURSEL. Die Dillstraße zwischen Nidda- und Hohemarkstraße wird in Richtung Hohemark zur Einbahnstraße.

Das hat der Magistrat beschlossen, um den "Kfz-Schleichverkehr" zur Dornbachstraße zu unterbinden und den Bereich um das Einkaufszentrum "Dillwiese" vom Verkehr zu entlasten. hko

Auf einen Blick

Seite II HOCHTAUNUSKREIS. Kampf dem Zwetschgenrost: Seit 15 Jahren hilft "Pflanzendoktor" Bernd Feuerstack Gummibaumfans und Gärtnern. Seite III KRONBERG. Das Einweggeschirr aus Plastik in der Kantine der Braun AG treibt Umweltschützer des BUND auf die Palme. Seite IV SPORT. Ober-Eschbachs Handballerinnen taten sich gegen Leihgestern über alle Maßen schwer: nur ein Tor Unterschied.

Kollision vor Einfahrt: Beifahrer verletzt

HATTERSHEIM. Leichte Verletzungen erlitt ein 19jähriger am Freitag bei einem Unfall in der Flörsheimer Straße. Ein 21jähriger aus Hattersheim wollte von der Flörsheimer Straße in einen Hof einbiegen. Der Mann scherte nach links aus, um mit dem Wagen die Kurve in die Einfahrt zu kriegen. Ein hinter ihm fahrender 19jähriger aus Okriftel glaubte, sein Vordermann wolle abbiegen, und versuchte ihn nach Angaben der Polizei rechts zu überholen. In diesem Moment lenkte der 21jährige seinen Wagen jedoch nach rechts in die Einfahrt.

Bei dem Zusammenstoß erlitt sein Beifahrer leichte Verletzungen. Den Schaden schätzt die Polizei auf 7000 Mark.

Weil der 21jährige laut Polizei unter Alkoholeinwirkung stand, zog diese seinen Führerschein erst mal ein. tos

Mit Schlüchtern wird es stetig aufwärts gehen Gutachten prognostiziert wirtschaftliche Blütezeit Von Jörg Andersson SCHLÜCHTERN. Die Entwicklungschancen stehen gut: Die ehemalige Kreisstadt Schlüchtern, einst abseits im förderungsbedürftigen Zonenrandgebiet beheimatet, darf sich auf eine wirtschaftliche Blüte freuen. Die Zahl der Einwohner, derzeit knapp 15 000 in der Kernstadt und den umliegenden 13 Stadtteilen, wird sich langfristig auf etwa 20 000 erhöhen, prognostiziert die Gesellschaft für Forschung, Planung und Entwicklung (HLT) in einem aktuellen Gutachten. Auch die Zahl der Arbeitsplätze im Bergwinkel werden sich nach der vor wenigen Monaten veröffentlichten Expertise (die FR berichtete) erhöhen. Schlüchtern, bisher in erster Linie ein Wohnstandort, kann nicht zuletzt durch den Autobahnanschluß in ungefähr zwei Jahren mit mindestens 1500 neuen Arbeitsplätzen rechnen.

Doch nicht nur hinsichtlich der Prosperität scheinen die HLT-Gutachter in ihrer 150seitigen Broschüre Optimusmus im Bergwinkel verbreiten zu können. Auch die aufgezählten Entfaltungsmöglichkeiten in einer Stadt, der es bereits derzeit an Wohn- und Gewerbegebieten mangelt, werden in Schlüchtern fast durchweg begrüßt. "Das Gutachten ist eine wertvolle Grundlage für eine geplante qualitätvolle Stadtentwicklung", lobte nun die alternative Bürgerinitiative im Schlüchterner Stadtparlament (BISS) die HLT-Arbeit. Stephan Henrich, Stadtverordneter und Bauausschußmitglied, sieht in dem Papier die Politik der eigenen Fraktion bestätigt und ihre Konzeption konkretisiert. Die Studie müsse öffentlich diskutiert und von allen politischen und gesellschaftlichen Gruppen getragen werden, um Schlüchterns Stadtentwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken.

Das von der HLT planerisch angestrebte "qualitative Wachstum" innerhalb eines mit den Nachbarstädten abzustimmenden regionalen Entwicklungskonzeptes ist aus Sicht der BISS der richtige Weg für Schlüchtern. Henrich: "Die Zielvorstellung entspricht einem Kompromiß zwischen dem kleinstädtischen Charakter der Stadt, dem hohen landschaftlich- ökologischen Wert der Umgebung und den künftigen Anforderungen an einen attraktiven Wohn- und Arbeitsplatzstandort." Oberstes Ziel einer gesunden Stadtentwicklung müsse es sein, den hohen Pendlerzahlen entgegenzuwirken. Dies bedeute, ansiedlungswillige Betriebe vorrangig nach der am Ort vorhandenen Arbeitsplatznachfrage auszuwählen.

Außerdem sollten Pendler von außerhalb Zuzugsmöglichkeiten in Schlüchtern erhalten. Der entsprechende Baubedarf soll durch eine sogenannte Innenentwicklung befriedigt werden. Nach Angaben von Henrich listet die Studie zahlreiche unbebaute Grundstücke in allen Stadtteilen auf und gebe Empfehlungen für die Baulückenschließung.

Auch bei der notwendigen Ausweisung neuer Baugebiete in der Innenstadt deckten sich die vorgeschlagenen Standorte der Gutachter mit den ursprünglichen Vorstellungen der BISS. In den Stadtteilen müsse die Eigenentwicklung durch Beispiel "Spiegelwiese" die Bereithaltung von Bauland für Einheimische gesichert werden, um damit auch Spekulationen mit Grund und Boden zu verhindern.

Voraussetzung für eine behutsame und und verträgliche Ortserweiterung ist laut Henrich, Bauerwartungsland in städtisches Eigentum zu übertragen. Entsprechende Verhandlungsstrategien und die rechtlichen Möglichkeiten seien in der HLT-Expertise vorgegeben. Ein erstes Beispiel für eine flächensparende und ökologische Bauweise könnte das Neubaugebiet "Spiegelwiese" sein, erklärt Henrich.

Auch das Gewerbeansiedlungskonzept der HLT enthält nach Angaben der BISS zahlreiche konkrete und brauchbare Vorschläge. Allein die dort erwähnte Ausdehnung des Gewerbegebietes in Richtung Elm wird von den Alternativen in Schlüchtern weiterhin abgelehnt.

Ruhig durchatmen und dann laut schreien

HÖCHST. Bequeme Kleidung, rutschfeste Schuhe, Decke, Schreibzeug und vor allem viel Puste sollten Teilnehmerinnen für den Kursus des Frauenreferats "Selbstbehauptungstraining" mitbringen. Von 19 bis 22 Uhr gibt es am kommenden Donnerstag eine Einführung in Atemtechnik und Körpersprache. Unter anderem sollen Frauen lernen, im Notfall durch lautes Schreien Angreifer zu vertreiben. Oder durch ruhiges Atmen Streßsituationen zu bewältigen. Der Kursus findet im katholischen Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2-4 statt, Anmeldung unter Tel. 30 32 98 oder beim Frauenreferat Tel. 212-30115. clk

Peter-Weiss-Preis an Ophüls

BOCHUM. Der französische Filmautor und -regisseur Marcel Ophüls erhält den mit 25 000 Mark dotierten Peter-Weiss- Preis der Stadt Bochum und wird ihn am 1. November entgegennehmen. Der durch Filme wie "Hotel Terminus - Leben und Zeit von Klaus Barbie" bekannt Gewordene bringe "die quälenden Dinge von gestern und die unwägbaren Verhältnisse von heute zum Tanzen", heißt es in der Begründung der Jury. fr

Strahlenschutzzug der Wehr übt monatlich Für Umgang mit radioaktiven Stoffen geschult Von Susanne Hoerttrich MAIN-TAUNUS-KREIS. Radioaktives Strontium 90 bargen Feuerwehrleute am Wochenende in einer Frankfurter Hotelgarage. Aus einem Schließfach im Hauptbahnhof der Mainmetropole holten sie Cäsium 137. Die FR fragte den Leiter des Strahlenschutzzuges im Main- Taunus-Kreis Anno Respondeck, ob die hiesige Feuerwehr ausreichend ausgerüstet und geschult ist, um auch hier mit solch gefährlichen, strahlenden Substanzen umzugehen, falls es einmal notwendig sein sollte. "Für solche Fälle haben wir seit 1979 den Strahlenschutz-Einsatzzug, der beim Feuerwehrhauptstützpunkt in Hofheim stationiert ist", sagt Respondek. 20 Männer aus verschiedenen Wehren im Kreis sind speziell für den Umgang mit radioaktivem Material ausgebildet. Einmal im Monat treffen sie sich, um an einem der rund 30 Strahlenschutzobjekte im Kreis ihre Kenntnisse aufzufrischen und vor Ort zu überprüfen. Im gewerblichen Bereich sind das beispielsweise Hersteller von Meßanlagen. Hinzu kommen die Krankenhäuser und nuklear- 500 000 Mark teures Spezialfahrzeug medizinische Privatpraxen. Alle haben eine Genehmigung, mit radioaktivem Material umzugehen.

Einen Einsatz, wie die Frankfurter Kollegen ihn am Wochenende abwikkelten, hatte die Strahlenschutzeinheit im Main-Taunus-Kreis mit ihrem 500 000 Mark teuren Spezialfahrzeug bisher noch nicht zu bewältigen. Aber nach Tschernobyl waren die Feuerwehrleute "monatelang beschäftigt". Und einen einzigen "kleineren Fall" hatten sie vor drei bis vier Jahren zu bearbeiten. Damals ging ein rund 20 mal zehn Zentimeter großes Transportpäckchen mit Flüssigkeit für einen Nuklearmedizinier zu Bruch. "Das war sehr schnell in Ordnung zu bringen", sagt Respondeck. Die Feuerwehrleute dekontaminierten damals auch gleich das Behältnis.

Das wäre in einem Fall von der Größenordnung der Frankfurter Funde nicht mehr möglich. Bergen könnte der Strahlenschutzzug im Kreis auch solche Mengen. Doch zum Entgiften müßten sie an das Gewerbeaufsichtsamt oder andere Behörden weitergeleitet werden. Respondeck: "Das ist keine Feuerwehraufgabe mehr."

Für einen Einsatz im Ernstfall haben die 20 Feuerwehrmänner eine persönliche Strahlenschutzsonderaus- Alarmdosimeter piepst bei Gefahrenwerten rüstung. Dazu gehören neben Spezialkleidung auch drei Dosimeter. Ein Filmdosimeter, den auch Menschen am Körper tragen, die mit Röntgenapparaten arbeiten, ein Stabdosimeter, auf dem die Männer die aufgenommene Dosis selbst ablesen können und ein Alarmdosimeter, der piepst, wenn der Grenzwert während des Einsatzes überschritten wird . . .

Die Kirche, die über den Dächern thront

ZWINGENBERG. Auf hoher Warte über den Häusern errichtet, eingerahmt von zwei gewaltigen Linden, ist sie zum Wahrzeichen des 5800-Einwohner-Städtchens Zwingenberg an der Bergstraße geworden - die mehr als 700 Jahre alte Bergkirche. So wechselvoll wie die Landschaft ist auch die Historie des 100 Meter hoch gelegenen Ortes. Anno 1012 war's, daß Kaiser Heinrich II. den Wildbann im Odenwald - das herrschaftliche Jagdrecht - dem Kloster Lorsch zum Geschenk machte, wie aus einem Schriftstück hervorgeht. Soviel zu den Ursprüngen des Gemeinwesens.

Eine andere Urkunde aus dem Jahre 1258 gibt Kunde vom Entstehen des Gotteshauses. Der Katzenelnboger Markgraf Diether III. bat den Mainzer Erzbischof um die Erlaubnis, in Zwingenberg ein Gotteshaus errichten zu dürfen. Zuvor gehörten die Einheimischen zur Pfarrkirche von Bensheim. Von 1787 an zählte das Städtchen am Melibokus zur Landgrafschaft Hessen- Darmstadt. Es fungierte als Sitz des Amtes Zwingenberg und Jägersburg. Dem Amt unterstanden zehn Gemeinden, darunter auch das Auerbacher Schloß. 1803 wurde Zwingenberg dem Kreis Bensheim zugeordnet, später dann dem Kreis Bergstraße. reb

Der Ortsbeirat 1 tagt SPD: Wohnraum im Gallus neu verteilen

FRANKFURT-WEST. Die lange Zeit umstrittene Sperrgebietsverordnung will die CDU-Fraktion in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) noch einmal zum Thema machen. Am Dienstag, 20. Oktober, trifft sich das Stadtteilparlament um 19 Uhr im Saal der evangelischen Weißfrauengemeinde, Gutleutstraße 20.

Die SPD fordert außerdem in einem Grundsatzantrag, daß die städtischen Wohnungsbaugesellschaften nicht sozialgebundenen Wohnraum im Gallus künftig anders vergeben: "Im Sinne einer Quotierung" sollten Kriterien wie Alter, Geschlecht, Einkommen, Kinderzahl und Nationalität berücksichtigt werden.

Die SPD schlägt ein "Gesamtkonzept" vor, weil ihrer Ansicht nach die bisherige Wohnraumvergabe "in weiten Gebieten des Gallus zu einer Gettoisierung" geführt habe. Die bisherigen Einkommensgrenzen seien so niedrig angesetzt, daß Wohnungen zu oft an Spätaussiedler und Ausländer vergeben worden seien.

Diese Aussage sei "nicht als Fremdenfeindlichkeit mißzuverstehen" - die SPD-Fraktion habe vielmehr festgestellt, daß die "angestammte, meist im Gallusviertel verwurzelte Bevölkerung für sich und ihre Kinder keinen Wohnraum finden kann" und plädiert für eine ausgewogenere "Verteilung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen über das gesamte Stadtgebiet". ck

Büdinger Arzt spricht über "Entdeckung" Amerikas

BÜDINGEN. "500 Jahre - Entdeckung Amerikas" ist ein Vortrag von Victor Becerra-Urtiaga betitelt, zu dem der Büdinger Geschichtsverein für den heutigen Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr, in den oberen Saal des "Heuson-Museums im Rathaus" einlädt. Natürlich steht ein Mann im Mittelpunkt des Vortrages: Kolumbus, der sich unter spanischer Flagge auf die Suche nach einem neuen Seeweg nach Indien machte.

Becerra-Urtiaga ist Mediziner, arbeitet im Büdinger Mathilden-Hospital als Facharzt für Chirurgie und Sportmedizin, studierte in seiner spanischen Heimat aber auch Kunst und Geschichte. sal

Im Hintergrund: (K)ein Fertighaus fürs DRK

WEHRHEIM / GLASHÜTTEN. Fast hätte dem Wehrheimer Roten Kreuz in seiner Raumnot geholfen werden können: Ein transportables Fertighaus im Glashüttener Ortsteil Schloßborn schien die Lösung. Der Eigentümer des Hauses hatte dem DRK das Gebäude im Juli kostenlos angeboten.

In Wehrheim jedoch mangelt es an Grund und Boden zum Aufstellen. Außerdem fand Wehrheims Bürgermeister Helmut Michel das Haus "zu groß dimensioniert". Er hielt Ausschau nach einem Unternehmer, der ein Grundstück im Industriegebiet hätte kaufen und ein Teil des Gebäudes nutzen wollen. Allein, der Unternehmer ließ sich nicht finden.

Dazu kam, daß für den Transport nach seiner Schätzung Kosten von rund 100 000 Mark entstanden wären. Nicht eingerechnet den Ab- und Aufbau des Hauses.

Darüber aber braucht sich nun in Wehrheim keiner mehr Gedanken zu machen. Das Haus wird zwar in Schloßborn abgebaut, aber nicht in Wehrheim aufgebaut. Endgültig. ca

Zweite Bundesliga der Ringer, Gruppe Mitte: FSV Münster, AV Schaafheim Jubel über den klaren Sieg in Waldaschaff Damit machte der AV Niederlage gegen Ludwigshafen vergessen / Münster verteidigt Rang 2

Durch ihren sicheren 24:8-Erfolg gegen den Langenlonsheimer SC schoben sich die Ringer des FSV Münster auf den zweiten Rang der Zweiten Bundesliga Mitte vor. Auch der AV Schaafheim verbuchte einen wichtigen Sieg: Vor 400 Zuschauern sicherte sich die AV-Staffel beim starken Aufsteiger KSV Waldaschaff einen 18,5:14,5-Derbysieg. Im Spitzenkampf der Zweiten Ringer-Bundesliga hatte der AV Schaafheim gegen die KSG Ludwigshafen im vorangegangenen Kampf eine 8,5:17,5-Niederlage hinnehmen müssen. 400 Zuschauer vermochten ihre Mannschaft nicht zum Sieg zu treiben, die daher den zweiten Tabellenplatz den Ludwigshafenern überlassen mußte. Auch der FSV Münster war bereits bei dieser Gelegenheit an den Schaafheimern vorbeigezogen: In Pirmasens kam die FSV-Staffel zu einem ungefährdeten 22:11,5-Erfolg und verbesserte sich auf Rang drei.

Der Sieg für den FSV Münster in Pirmasens war Pflicht. Die Aufgabe wurde von den Münsterern schnörkellos gelöst. Der ehemalige Zuschauermagnet Pirmasens kann in dieser Saison nicht an frühere Zeiten anknüpfen. Dies wurde gegen Münster deutlich. Bereits nach dem Wiegen verbuchten die Gäste acht Punkte: Im Schwergewicht fehlte Klaus Roth der verletzte Gegner, in der 48-Kilo-Klasse brachte der Pirmasenser Garus einige Gramm zuviel auf die Waage. Im außer Konkurrenz ausgetragenen Kampf siegte Thomas Wörner zudem nach 40 Sekunden. Ganze 14 Sekunden benötigte Harald Hört, offenbar beflügelt durch die Geburt eines Stammhalters, um Christ auf die Schultern zu zwingen. Auch Markus Rill (gegen Kroh) und Burkhard Meidhof (gegen Samnoudi) siegten vorzeitig und brachten vier Punkte ein. Lediglich Ralf Kotsch war chancenlos gegen den Weltklasseringer Wroblewski und unterlag in drei Minuten mit 2:17. Auch Dieter Löbig unterlag Dirie mit 5:9.

Die Punktniederlagen von Thomas Hasieber (1:6) gegen den tschechischen Meister in Pirmasenser Reihen und Lubos Jelinek (0:6) gegen den Deutschen Meister Josef Raczek stellten jedoch weitere gute Leistungen der Münsterer Ringer dar. In einem tollen Kampf der 90-Kilo- Klasse, der stärksten Klasse der Liga, sicherte sich Klaus Schmitt gegen Busse einen 6:2-Erfolg. Insgesamt präsentierte sich die FSV-Staffel in toller Verfassung, die sie nun gegen Langenlonsheim bestätigte. Die Schaafheimer standen gegen Ludwigshafen auf verlorenem Posten. Nur der Start gelang mit einem vorzeitigen Sieg durch Holger Karschall gegen Bergunde in der 48-Kilo-Klasse. Doch dann ging es langsam bergab. Mit zunehmender Kampfdauer schwammen den Schaafheimern die Felle davon. Der Kampf zwischen Ralf Markgraf und Andy Dechant wurde wegen Unsportlichkeit beider Ringer abgebrochen: keine Wertung. Dann gelang Engin Ürün ein 9:1 über René Dechant. Noch lief es ganz gut für den AV. Auch Reinhard Markgraf kam gegen Breyer noch zu einem knappen 2:1-Erfolg und verbuchte zwei Punkte. Damit war jedoch die Ausbeute der Gastgeber komplett. Kubilay Özcandarli wurde von Woitkowiak nach nicht einmal einer Minute mit einer Kopfbeinklammer besiegt. Siggi Sauer unterlag knapp mit 3:4 gegen Wagner. Deutlich mußte sich hingegen Mormen Krautwurst Rotermund beugen (1:14). Tino Hempel (0:1 gegen Potstada), Mario Gattnar (0:8 gegen Koeteles) und Bernd Fröhlich (0:14 gegen Gössner) konnten ebenfalls nichts ausrichten. Der Höhenflug der Schaafheimer wurde von den Ludwigshafenern jäh gestoppt. Nun gelang es ja den AV-Ringern, sich in Waldaschaff zu rehabilitieren. DIE ERGEBNISSE DES 6. KAMPFTAGES: ASV Hüttigweiler - KG Schwalbach/Schwarzenholz 22,5:4,5, ASV Pirmasens - FSV Münster 11,5:22, Langenlonsheimer SC - KSV Waldaschaff 10,5:20, AV Schaafheim - KSG Ludwigshafen 8,5:17,5, KSV Köllerbach - KG Bretzenheim/Worms 33,5:2,5.

ERGEBNISSE DES 7. KAMPFTAGES: KG Bretzenheim/Worms - ASV Hüttigweiler 4:27,5, KSG Ludwigshafen - KSV Köllerbach 13:14,5, KSV Waldaschaff - AV Schaafheim 14,5:18,5, FSV Münster - Langenlonsheimer SC 24:8, KG Schwalbach/Schwarzenholz - ASV Pirmasens 26:9.

DIE TABELLE: 1. KSV Köllerbach 14:0/164,5:56,5 Punkte, 2. FSV Münster 11:3/138,5:72, 3. KSG Ludwigshafen 10:4/129,5:79,5, 4. AV Schaafheim 10:4/129,5:85,5, 5. ASV Hüttigweiler 9:5/116,5:94, 6. KSV Waldaschaff 7:7/109:108,5, 7. KG Schwalbach/Schwarzenholz 5:9/108,5:108,5, 8. Langenlonsheimer SC 2:12/83,5:144, 9. KG Bretzenheim/ Worms 2:12/51:185, 10. ASV Pirmasens 0:14/69:165,5. ina

FDP Butzbach will "einmalige historische Chance für die Stadtentwicklung" nicht vergeben und rechnet vor: "Das Schloß gibt's zum Nulltarif" CDU und SPD: Unseriös

BUTZBACH. Für die FDP ist es eine "einmalige historische Chance für die Stadtentwicklung". Für die Vertreter von CDU und SPD hingegen ein "Traum, den die Stadt nicht finanzieren kann": Um die Schloßkaserne ist seit kurzem wieder ein heftiger parlamentarischer Streit entbrannt, in dessen Mittelpunkt die zentrale Frage steht, ob es sich die Stadt leisten kann, das komplette zwölf Hektar große Schloßkasernenareal zu erwerben, um es dann besser für die städtebauliche Entwicklung nutzen zu können. Für die neuerliche Diskussion hat die Butzbacher FDP gesorgt, die sich nicht mit dem Parlamentsbeschluß vom September zufriedengibt, demzufolge "die Stadtverordnenversammlung aufgrund der derzeitigen und mittelfristigen Finanzlage den Ankauf des gesamten Schloßareals als auch die Mehrheitsbeteiligung der Stadt an einer zu gründenden Finanzierungsgesellschaft ablehnt". Gegen diesen von CDU und SPD gemeinsam gefaßten Mehrheitsbeschluß hatten die drei kleinen Fraktionen - Bürgerforum Butzbach, FDP und Grüne - gestimmt. Der Vorschlag der FDP, daß die Stadt vorsorglich eine Option auf das gesamte Schloßgelände beim Bund als Eigentümer beantragen sollte, hatten CDU und SPD abgelehnt. Daraus folgert nun die FDP, daß CDU und SPD "nie ernsthaft in Erwägung gezogen haben, das gesamte Schloßgelände zu erwerben". Damit hätten beide verhindert, daß "ein Viertel der Innenstadt wieder in den städtischen Besitz kommen würde, wodurch die so dringend notwendige Stadtentwicklung in der Kernstadt behindert werde".

Die Behauptung, daß die Stadt durch ihre Bauleitplanung maßgeblich die zukünftige Nutzung beeinflussen könne, kann die FDP so auch nicht akzeptieren, weil die Stadt nach einem Verzicht ihres nach wie vor vom Bund eingeräumten Vorkaufsrechtes keinen Einfluß mehr darauf habe, welchem Bieter der Bund bestimmte Teile des Geländes verkauft.

Für die FDP ist die Stadt durchaus in der Lage, das gesamte Areal einschließlich der Gebäude für rund 25 Millionen Mark zu erwerben. Von dem vom Bund geforderten Pauschbetrag gehen nach Angaben der FDP noch die Rabatte für Grün- und Freiflächen (15 Prozent), sozialen Wohnungsbau (50 Prozent) und altengerechte Wohnungen und soziale Einrichtungen wie Kinderhort (50 Prozent) ab, wodurch sich der Betrag um "sechs bis acht Millionen Mark" reduziere.

Der Rest könne weiter verringert werden, wenn die Stadt auf den 12 Millionen Mark teuren Anbau an das historische Rathaus verzichte und die Verwaltung in die Gebäude des ehemaligen Marstallgebäudes umziehe. Dieses, gegenüber dem historischen Schloß im Norden liegende Gebäude sei in einem guten Zustand und eigne sich hervorragend für die Stadtverwaltung. Verlege man das seit Jahren geplante Markt- und Freizeitgelände, für das seit langem im Haushalt schon fünf Millionen Mark zur Verfügung stehen, in die stadtnahe Schloßkaserne, würden von dem Gesamtbetrag noch lediglich drei Millionen Mark bleiben. Würde die Stadt noch das 50 000 Quadratmeter große Freizeitgelände als Bauland verkaufen, könnte sie das Schloß zum Nulltarif bekommen.

Für die CDU und SPD ist die Rechnerei der FDP jedoch unseriös, denn sie gehe lediglich von dem Kaufpreis aus, berücksichtige jedoch nicht die Kosten für die dann anstehenden Investitionen für Abriß, Neubauten, Renovierung und Instandsetzung. Hinzu komme, daß die Verlegung des Markt- und Freizeitgeländes mit erheblichen Investitionen verbunden sei. Dick-Wenzel: "Schadenersatzforderungen, die eventuell mit der Verlegung des Marktgeländes auf uns zukämen, läßt die FDP ebenfalls außer acht. Auch hier ist mit Aufwand in Millionenhöhe zu rechnen." Die Stadt könne es sich nicht leisten, das einzige zusammenhängende Gelände zu veräußern, da es Butzbach jede Planungsmöglichkeit über das Jahr 2000 hinaus nehme.

Insgesamt würde der Erwerb des Schloßgeländes, so SPD und CDU, die städtischen Investitionen auf Jahre hinaus so binden, daß Projekte in den Stadtteilen nicht mehr verwirklicht werden könnten. str

Noch mehr fremdes Wasser verbraucht Grüne: Muß endlich gespart werden

BAD HOMBURG. Bad Homburg hängt dieses Jahr noch stärker am Tropf fremder Wasserquellen als in der Vergangenheit. So stieg der Bezug von fremdem Trinkwasser in der ersten Jahreshälfte 1992 laut dem Halbjahresbericht der Stadtwerke gegenüber 1991 um 56 800 Kubikmeter und damit um mehr als 13 Prozent. Darauf weisen die Grünen hin. Sie verurteilen den "ständig steigenden Fremdwasserbezug der Stadtwerke" als "nicht länger akzeptablen Zustand".

Ihn zu ändern, fordern die Grünen einmal mehr "endlich" ein Konzept, wie der Wasserverbrauch gesenkt werden kann, und schlagen eine Reihe von Maßnahmen vor. Unter anderem sollen Neubauten nur noch dann genehmigt werden, wenn sie Regenwasseranlagen enthalten.

Laut Stadtwerke-Bericht kann Bad Homburg inzwischen mit 20,6 Prozent mehr als ein Fünftel des verbrauchten Trinkwassers nicht aus eigenen Quellen decken. Im ersten Halbjahr 1991 deckte das über den Wasserbeschaffungsverband bezogene Fremdwasser nur 18,2 Prozent des Verbrauchs ab, rechnen die Grünen vor. Sie wollen den Trend umkehren und die Stadt binnen fünf Jahren von Fremdwasser unabhängig machen.

Allen Debatten über Wassernot zum Trotz - schuld an der Steigerung ist für den Grünen-Stadtverordneten Michael Korwisi "offensichtlich" ein höherer Pro- Kopf-Verbrauch: "Denn die Bevölkerung Bad Homburgs ist in den letzten Jahren praktisch nicht gewachsen".

Die Grünen fordern nun, das von ihnen initiierte städtische Förderprogramm für den Bau von Regenwasserzisternen "erheblich" auszuweiten. Für Neubauten wollen die Grünen sie darüber hinaus per Baugenehmigung erzwingen. Zudem sollen neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern jeweils eigene Wasserzähler erhalten, Altbauten möglichst nachgerüstet werden.

Auch Brauchwasseranlagen von Firmen sollen bezuschußt werden. Die Stadt muß laut Grünen-Sicht zudem "endlich" bei Sportanlagen mit gutem Beispiel vorangehen, statt "irrwitzig" Rasen und selbst Kunstrasen mit Trinkwasser zu gießen.

Finanzprobleme sehen die Grünen nicht. Schließlich erhalten die Städte jetzt über die neue Grundwasserabgabe vom Land Geld fürs Wassersparen. stk

Ballettänze von Béjart - Stuttgarter zu Gast

HÖCHST. "Ein junger Mann kommt nach Paris, um Tänzer zu werden. Er begegnet einem Tanzlehrer, der ihn gleichzeitig anbetet und tyrannisiert." So beschrieb Maurice Béjart den Anfang seines Balletts "Gaité Parisienne". Die Musik dazu hat Jacques Offenbach komponiert.

"Gaité Parisienne" steht mit einem weiteren Stück von Béjart am Mittwoch um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle auf dem Programm: "Die Stühle".

Béjart hat das absurde Theaterstück von Ionesco mit Wagner-Musik vertont und bei der Uraufführung die männliche Hauptrolle getanzt.

Am Mittwoch abend tanzt das Ensemble des Stuttgarter Balletts in der Jahrhunderthalle. In den Hauptrollen sind Marcia Haydée und John Neumeier zu sehen. clk

Aufgespießt

"Die erforderliche Zeit zur Vervollständigung des Formulars errechnet sich wie folgt: (1) 2 Minuten für die Durchsicht des Formulars; (2) 4 Minuten zur Vervollständigung des Formulars bei einer durchschnittlichen Zeit von 6 Minuten pro Antwort. Falls Sie sich zu der Genauigkeit dieser Schätzung äußern oder Vorschläge unterbreiten möchten, wie dieses Formular vereinfacht werden kann, wenden Sie sich bitte an folgende Stel- len . . ." Text am Ende des Formulars I-94W ("Willkommen in den Vereinigten Staaten") der US- Einwanderungsbehörde.

Im Blickpunkt: NOK-Präsidentschaft Fair geht unter

Mehrheitsentscheidungen zu fällen, ist der Wesenszug der Demokratie. Das setzt freilich voraus, daß den Stimmberechtigten alternative Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die im Falle von Personalentscheidungen mehr Optionen offen lassen als nur ein Votum pro oder contra eines einzigen Kandidaten. Insofern ist es nur zu begrüßen, wenn bei der am 12. Dezember (voraussichtlich) anstehenden Wahl des Nachfolgers von Willi Daume als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Deutschland (NOK) die Delegierten sich nach dem Stand vom Montag nun doch zwischen drei Bewerbern entscheiden können.

Daß diese Möglichkeit der politischen Praxis zuwiderläuft, in der im Gegensatz zur reinen demokratischen Lehre sich anstehende Personalentscheidungen häufig dadurch auszeichnen, daß das zu besetzende Amt schon im Vorfeld der Abstimmung vergeben ist und die Wahl nur noch Alibicharakter hat, muß man nicht bedauern. Demokratie ist, wenn man trotzdem wählt.

Das Hickhack um die Kandidatur für einen der spektakulärsten Posten, den der deutsche Sport zu vergeben hat, ist andererseits aber auch bezeichnend für die Art und Weise, wie auf hoher Funktionärsebene miteinander umgesprungen wird. Von wegen "Fair geht vor". Stattdessen wird unter den Sportführern mit genau denselben harten Bandagen gekämpft, die auch in der Politik stets angelegt werden und die mit ein Grund der Staatsverdrossenheit sind.

Da werden Meldungen verbreitet, wonach die zwei Kandidaten mit den vermeintlich schlechteren Chancen ihren Verzicht erklärt hätten zugunsten des bei den Verbänden mit großer Mehrheit favorisierten Walther Tröger. Interessanterweise dementieren August Kirsch und Harm Beyer diese Nachrichten erst einige Tage nach ihrer Veröffentlichung, nicht ohne dem Favoriten vorzuwerfen, Drahtzieher dieser "Intrige" (Beyer) zu sein. Nicht zu vergessen das Verhalten des noch amtierenden NOK-Präsidenten, der alles daransetzte, einen Nachfolger nach seinen Vorstellungen durchzubringen, mit seinem zutiefst undemokratischen Vorhaben aber mangels Interessenten scheiterte. Es gehört zu den bemerkenswerten Nuancen dieses unwürdigen und für den Sport letztlich schädlichen Gezerres, daß Daume und Tröger, deren Verhältnis nicht eben unter freundschaftlicher Zuneigung leidet, bislang noch "keine Zeit" (Tröger) für ein Gespräch über den künftigen NOK-Vorsitz hatten. Wenigstens das läßt aber auch einen positiven Schluß zu: Es gibt im Sport doch noch wichtigeres als Postenschacher. REINHARD SOGL

Umweltbewegung wohin?

Gegen Mexiko will die deutsche Nationalmannschaft die gute Leistung von Kopenhagen bestätigen Experimente mit einigen Häuptlingen und vielen Indianern Abschied für Völler, Neubeginn für Matthäus und Thon / Kruse will sich "das Ganze mal anschauen" / Einige Herzenwünsche

Hans-Georg Moldenhauer hat sich den 14. Oktober ganz dick im Terminkalender angestrichen. An diesem Mittwoch nämlich geht ein ganz persönlicher Herzenswunsch des Präsidenten des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes in Erfüllung. "Um ein Signal zu setzen", mit diesem dringlichen Abliegen hatte der Magdeburger immer mal wieder in der DFB-Zentrale vorgesprochen, sollten die deutsche Fußball-Nationalmannschaft doch endlich einmal auch im Osten der Republik gegen den Ball treten. "Das wäre für die Menschen in dieser Region so eminent wichtig", hat Moldenhauer sein Bemühen um ein Länderspiel jenseits der Elbe von jehr artikuliert, wohlwissend, daß 51 Jahre lang keine DFB-Auswahl dort gespielt hat. Zuletzt wurde das geplante Freundschaftsspiel Deutschland West gegen Deutschland Ost am 21. November 1990 in Leipzig aus Sicherheitsgründen abgesagt. Ähnlich empfindet auch Bundestrainer Berti Vogts: Das Testspiel gegen Mexiko in Dresden soll gleichsam als verspätetes Dankeschön an all jene ostdeutschen Fans verstanden werden, die der Nationalmannschaft stets die Treue gehalten haben.

Für Berti Vogts und die Nationalmannschaft ist die Partie im 30 000 Zuschauer fassenden Rudolf-Harbig-Stadion selbstverständlich noch über den emotionalen Aspekt hinaus gleich in vierlei Hinsicht von Bedeutung: Vordergründig natürlich, weil Rudi Völler, beliebtester Fußballer im schwarz-weißen Dress, das National-Trikot mit der legendären Nummer neun endgültig in den Schrank hängt. Schon auf dem Höhepunkt seiner Karriere, dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1990, wollte der gebürtige Hanauer aufhören, ließ sich dann aber noch einmal von Vogts zum weiteren Toreschießen überreden. Prompt schoß "Ruuudi" die Deutschen zur EM nach Schweden, die eigentlich Völlers gelungener Abschied sein sollte. Doch dann nahm sie einen für ihn so unglücklichen Verlauf, als er im ersten Spiel mit einem Armbruch ausschied. Jetzt aber, mit seinem 85. Länderspiel, sei definitiv Schluß, sagt der leicht angegraute Publikums-Liebling, und würde doch nur zu gerne mit seinem 44. Treffer an Ehrenspielführer Uwe Seeler in der Torjägerliste vorbeiziehen.

Der Abschied für den einen, und dies ist eine weitere Facette dieser Begegnung, ist der Neubeginn für zwei andere: Lothar Matthäus und Olaf Thon. Für den Neu-Bayern ist das Länderspiel gegen die ohne Stürmer Hugo Sanchez angereisten, allenfalls zweitklassigen Mittel- Amerikaner das erste seit dem Kreuzbandriß im rechten Knie, den er sich Mitte April zugezogen hatte. Und vor allem Vogts, der in Dresden explizit die vielzitierte Hackordnung festgelegt hat, ist glücklich, den Routinier wieder dabei zuhaben. "Lothar Matthäus und Rudi Völler sind meine Oberhäuptlinge, Stefan Effenberg oder Karlheinz Riedle meine Häuptlinge. Ich bin froh, daß ich viele Häuptlinge habe, aber sie müssen auch wissen, daß Indianer gebraucht werden, um zu siegen", sagte Vogts am Montag.

Auch Mannschaftskamerad Olaf Thon, der letztmalig im WM-Halbfinale gegen England spielte, bastelt eifrig an seinem Comeback - und das auf der Position des Libero. Thon, der 24. Libero post-bekkenbauer'scher Zeitrechnung, hat Vogts mit konstant guten Leistungen bei den Münchner Bayern überzeugt. Für die Verrichtung der Kärrner-Arbeit davor ist nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jürgen Kohler der Leverkusener Christian Wörns ausgeguckt, Guido Buchwald steht ihm im Notfall zur Seite, die Brehme-Rolle wird Knut Reinhardt übernehmen, am Schwungrad sollen vornehmlich Thomas Häßler, Stefan Effenberg und Andreas Thom drehen, und neben Völler, der nach einer Stunde Thomas Doll weichen wird, soll Riedle stürmen. Nicht dabei ist, neben Matthias Sammer, erneut Andreas Möller, der trotz seiner starken Leistungen in Turin, aber wegen seiner wieder einmal unbedachten Äußerungen derzeit bei Berti Vogts alles andere als wohlgelitten ist. Und fehlen wird in der Anfangs-Formation, wie schon gegen Dänemark, auch Torhüter Bodo Illgner, der erneut Andreas Köpke den Vortritt lassen muß.

Mit der Partie gegen Mexiko, gegen die die DFB-Elf in sechs Spielen nur einmal (0:2) unterlag, soll die gute Leistung von Kopenhagen gegen Europameister Dänemark bestätigt werden. Vor allem aber will Vogts, und das ist ein weiterer Aspekt, die 90 Minuten erneut zum Experimentieren nutzen. Deshalb hat er auch mit dem früheren Dresdener Heiko Scholz sowie den beiden Frankfurtern Ralf Weber und Axel Kruse gleich drei Debütanten eingeladen. Als "Sensation" hat Weber, vor allem im Schlußdrittel der vergangenen Saison mit überragenden Leistungen, seine Nominierung eingeschätzt, Teamkamerad Kruse, ohnehin nicht auf den Mund gefallen, dagegen - nach dem "Schnupper-Lehrgang" in Duisburg - beinahe schon "damit gerechnet".

Axel Kruse, der bei der Eintracht derzeit mit Yeboah zusammen eines der torgefährlichsten Sturm-Duos der Liga bildet, will "sich das Ganze mal angucken." Dies sei "ein Erlebnis, das mir keiner wegnehmen kann." Natürlich weiß auch der selbstbewußte, zuweilen vorlaute 25 Jahre alte Rostocker, daß er zunächst auf der Bank Platz nehmen wird. Trotzdem hat er die Hoffnung nicht fahren lassen. "Ein Einsatz, und wenn's nur zwei Minuten sind, wäre schon Weltklasse." Vielleicht wird ja am Mittwoch in Dresden nicht nur Moldenhauers Herzenswunsch erfüllt. THOMAS KILCHENSTEIN

Voraussichtliche Mannschaftsaufstellung

Köpke - Thon - Wörns, Buchwald - Häßler, Matthäus, Effenberg, Thom, K. Reinhardt - Völler, Riedle.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Norwegische Handarbeitstechnik KARBEN. Noch bis Donnerstag, 15. Oktober, können sich Interessentinnen bei der Evangelischen Frauenhilfe unter Telefon 0 60 31 / 9 19 76 anmelden, die in dem am Montag, 19. Oktober, um 20 Uhr beginnenden Kursus "Harangerstickerei" alte norwegische Handarbeitstechniken erlernen möchten. Der Kursus umfaßt sechs mal drei Stunden und findet vierzehntägig in Karben statt.

Naturfreundehaus geschlossen KARBEN. Wegen eines Ausflugs der "Hüttendienstler/-innen" bleibt die Schutzhütte des Touristenvereins "Die Naturfreunde" am Sonntag, 18. Oktober, geschlossen. Die für Buß- und Bettag geplante Wanderung nach Mühlheim wird auf Sonntag, 8. November, vorverlegt. Gemeinsam mit den Mühlheimer Naturfreunden wird ein etwa 15 Kilometer lange Tour im Spessart unternommen.

Eutonie und Meditation BAD VILBEL. "Leben aus der Stille - Ein Wochenende mit Eutonie und Meditation" lautet der Titel einer Wochenendverantaltung, zu der die Evangelische Frauenhilfe am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Oktober, jeweils von 15 bis 18 Uhr einlädt. Durch leichte eutonische Bewegungen und eine meditative Einführung in eutonisches Sitzen soll dieses Wochenende einen Zugang zur Stille und Präsenz eröffnen. Die Teilnehmerinnen werden gebeten, warme Kleidung, Wollsocken und eine Decke mitzubringen. Anmeldung unter Telefon 0 60 31 / 9 19 76. In Tankstelle eingebrochen

ROSBACH. In der Nacht zum Sonntag drangen unbekannte Täter gewaltsam in den Verkaufsraum der Tankstelle in der Taunusstraße ein. Sie erbeuteten hauptsächlich Zigaretten und Tabak sowie 65 Mark.

Aktionen gegen Terror verlangt

pit FRANKFURT A. M., 12. Oktober. Mit einem "strikten Nein" lehnen Organisationen für Friedensarbeit und Freiwilligendienste nicht nur den "Terror von rechts" in Deutschland ab, sondern auch eine Änderung des Grundgesetzes. Den entsprechenden Beschluß faßten die Mitglieder der "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden" (AGDF) am Wochenende in Neuwied.

"Wir brauchen heute eine breite Bewegung gegen den Terror von rechts", heißt es in der Erklärung, die die 26 Verbände verabschiedeten. "Notwendig ist die Unterstützung von Initiativen, die eine direkte Begegnung mit ausländischen MitbürgerInnen suchen; notwendig ist auch, sich als BürgerInnen schützend vor die Heime der AusländerInnen zu stellen und sich den Telefonketten anzuschließen." Die AGDF-Mitglieder riefen zur Teilnahme an der zentralen Demonstration am 14. November in Bonn auf.

Loch im Zaun, Diebe im Vereinsheim

FRIEDRICHSDORF. Zwei Musikboxen, vier vereinseigene Tennisschläger und rund 180 Mark Münzgeld waren die Ausbeute unbekannter Langfinger, die am Wochenende in die Vereinsräume eines Sportvereins in der Seulberger Landwehrstraße einstiegen. Die Täter schnitten ein etwa 80 mal 80 Zentimeter großes Loch in den Zaun, der das Gelände umgibt. teb

Kennt ihr den Panda-Club? Das ist die Kinder- und Jugendorganisation der Umweltstiftung WWF-Deutschland. Der Club unterhält im gesamten Bundesgebiet Arbeitsgruppen und ist weltweit in vielen Ländern der Erde vertreten. Die Gruppe Rhein-Main-Taunus besteht seit 1985 und hat ihr Büro in Frankfurt, Hachenburger Straße 15, 6230 Frankfurt 80, Telefon 069 / 34 32 58.

Zur Zeit bestehen in Frankfurt fünf Arbeitsgruppen, die mit Exkursionen in die nähere Umgebung, mit praktischer Naturschutzarbeit und Naturschutzaktionen beschäftigt sind. Die Kinder in den Gruppen sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Für Jugendliche besteht bisher noch keine Gruppe. FR

Für Kinder in Deutschland ist der Umweltschutz ein wichtiges Thema. Bei einer Umfrage unter 15 000 Kindern am Kindertag 1992 kam heraus, daß 89 Prozent aller Kinder der Umwelt helfen möchten. 48 Prozent wären sogar bereit, einen Teil des Taschengeldes für den Umweltschutz zur Verfügung zu stellen.

Deshalb hat der Verein "Mehr Zeit für Kinder", Schmidtstraße 12, 6 Frankfurt am Main 1, Telefon 069 / 75 80 43 25, Kinder aufgerufen, ihre Ideen zum Thema Umweltschutz aufzuschreiben und an obige Adresse zu schicken. Die Ideen werden gesammelt und im nächsten Jahr in einem Umweltbuch von Kindern für Kinder veröffentlicht. FR

Auf den Spuren der Salier

DREIEICH. Die heimatkundliche Vortragsreihe des Geschichts- und Heimatvereins Dreieichenhain "Archäologie der Salierzeit" wird heute, 13. Oktober, 20 Uhr, im Burgkeller mit einem Referat über die salische Oberschicht eröffnet: "Aus Bauern werden Ritter - Die Gesellschaftsstruktur der Salierzeit." dac

Gallusmarkt zum 640. Mal in Hofheim

In Hofheim wird an diesem Wochenende wieder der traditionelle Gallusmarkt gefeiert - bereits zum 640. Mal. Am Samstag, 17., und Sonntag, 18. Oktober, jeweils von 10 bis 18 Uhr, wird Kunsthandwerk vom Schmuck bis zum Glokkenspiel angeboten; selbstgebackener Kuchen wird von Landfrauen feilgeboten und von einem 75 Jahre alten Leiterwagen verkaufen Trachträgerinnen frisches Sauerkraut, saure Gurken, Fischbrötchen oder etwa Kirschwein. Die Hofheimer Spinnerinnen werden diesmal auch singen, am Sonntag mit stimmgewaltige Unterstützung: Gerd Gröhl kommt mit seiner Drehorgel, außerdem tritt der Gitarrist Norbert Langensiepen auf. pms

Trotz "Hysterie" eine rationale Auseinandersetzung in der Asyldebatte gefordert Reinhard Mohr sprach im "Oberurseler Salon" / Einwanderungsgesetz und Reform des Asylverfahrens vorgeschlagen / Staat soll Neonazis klar entgegentreten

OBERURSEL. Die sogenannte Asylfrage bestimmt seit Monaten die gesellschaftliche Auseinandersetzung in der Bundesrepublik wie kein zweites Thema: In den Schulen, in den Betrieben, in allen politischen Parteien wird mehr oder weniger rational über den Paragraphen 16 des Grundgesetzes gestritten. Auf den Straßen greifen Kampftrupps rechtsradikaler Glatzköpfe Ausländer mit Molotow- cocktails und Baseballschlägern an. Über "Prinzipientreue und Pragmatismus - Kritik der Fronten in der Asyldebatte" sprach am Sonntag der Journalist und Publizist Reinhard Mohr im "Oberurseler Salon".

"Im Grunde geht es schon lange nicht mehr konkret um den Umgang mit politischen Flüchtlingen", stellte Reinhard Mohr, der früher für das Frankfurter Szene-Magazin "Der Pflasterstrand" arbeitete und heute unter anderem für die Berliner Tageszeitung "taz" tätig ist, zu Beginn seines Referats fest. Der Diskurs über die wirklichen Probleme sei längst einer "psychotischen Auseinandersetzung" gewichen. Ein Klima des Sich-umzingelt-Fühlens sei entstanden, der längst verschwunden geglaubte Mythos aus der Nazi-Zeit, das deutsche Volk werde geknebelt und geknechtet, sei dabei, wieder aufzuleben. In der augenblicklichen "Hysterie deutsch-völkischer Gefühle" sei eine rationale Diskussion über mögliche Lösungen kaum mehr möglich.

"Wirft man einen Blick auf die Zustände in vielen Teilen der Welt, ist es eigentlich ein Wunder, daß nicht noch mehr Menschen zu uns kommen", konstatierte Mohr. "Andererseits: Es können natürlich nicht alle kommen." Es gebe in jeder Gesellschaft eine Grenze für die Anzahl möglicher Zuwanderer. Für den "früheren Linksradikalen und heute irgenwie Linksliberalen", wie sich Mohr selbst bezeichnete, muß jeder demokratische Staat grundsätzlich das Recht haben, den Zuzug von Menschen zu steuern. Bei der Bewertung der gesellschaftlichen Situation fordert Mohr jedoch eine ehrliche Analyse ohne Tabus.

Für die Bundesrepbulik heiße das: Die Bürger müßten akzeptieren, daß Deutschland (längst) ein Einwanderungsland sei, daß ausländische Mitbürger zu unserem Staat gehörten. Nach den Vorstellungen des Publizisten sollte ein Einwanderungsgesetz mit Quoten für Anzahl und Herkunft der Zuwanderer geschaffen werden. Einwanderungsanträge müßten seiner Meinung nach im Ausland gestellt werden; wer dies gemacht habe, könne kein Asyl mehr beantragen. Beurteilen müßten diese Anträge Kommissionen, in denen Beamte, Vertreter der Vereinten Nationen, von amnesty international und ähnlichen Organisationen säßen.

Das Asylrecht selbst sollte in seiner jetzig Form erhalten bleiben, politische Flüchtlinge müssen nach der Ansicht Mohrs in Deutschland immer eine Zuflucht finden. Fälle offensichtlichen Mißbrauchs, er nannte in diesem Zusammenhang polnische Asylbewerber, sollten jedoch vorgezogen und schnell - möglicherweise nur von einer Gerichtsinstanz - entschieden werden. Die zuständigen Ämter müßten personell wesentlich besser ausgestattet werden.

Kriegsflüchtlingen wie aus dem ehemaligen Jugoslawien sollte der Aufenthalt für eine bestimmte Zeit gestattet werden. Diese Flüchtlinge müßten nach Ende des Krieges jedoch, so weit es möglich sei, wieder in ihre Länder zurück.

Für die hier lebenden Ausländer fordert Mohr das Wahlrecht auf allen Ebenen. Egal welche gesetzliche Regelung eingeführt werde, die Gesellschaft müsse grundsätzlich lernen, mit dem Phänomen der Flüchtlinge zu leben. "Die politische Rechte suggeriert Lösungen", sagte Mohr, "die nicht zu verwirklichen sind." Den "rechten Terroristen auf der Straße" muß der Staat seiner Ansicht nach entschiedener entgegentreten. "Politiker und Polizei hätten in Rostock klar Position beziehen müssen", kritisierte er. Die Werte dieser zivilen Gesellschaft müßten verteidigt werden. Viele wüßten es nicht zu würdigen, in einer Gesellschaft zu leben, die ihre Konflikte gewaltfrei löst.

"Am jetzigen Punkt müssen wir Lehren aus der Entwicklung in der Weimarer Republik ziehen", verlangte Mohr, der betonte, daß er noch vor einigen Monaten solch einen Vergleich abgelehnt hätte. Von jedem einzelnen wie von den Politikern sei jetzt Zivilcourage gefordert, sich der rechtsradikalen Ideologie entgegenzustellen. Die Gesellschaft müsse eindeutig an ihren Eckpunkten festhalten, und mit der Anwendung von Gewalt sei "die absolute Grenze in einem zivilen demokratischen Staat" überschritten.

Mohr warnte vor dem platten Ziel der Neonazis, "alles müsse deutsch sein": "Wenn die Ausländer weg sind, dann kommen die Linken, die Gewerkschafter und die Juden dran." jom

"Keiner will sich mehr die Hände schmutzig machen" Viele Handwerksbetriebe suchen noch nach Lehrlingen

HOCHTAUNUSKREIS. "Also, Floristen bekommen wir gar nicht." Heike Werner, Floristin in einem Betrieb in Neu-Anspach, sieht für die Unterstützung ihrer Arbeit schwarz. Kein Nachwuchs in Sicht; der Trend - weg von den Handwerksberufen, hin zu den Dienstleistungsunternehmen - hält an. Vor allem auf die schlechte Bezahlung führt Heike Werner es zurück, daß sich kaum einer für den Floristenberuf begeistern kann.

Die schlechte Bezahlung - und die Arbeitszeit - ist auch für Eberhard Haag, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, der Grund dafür, daß sich nur wenige Jugendliche entscheiden können, Bäcker zu werden. Nur fünf Ausbildungsverhältnisse gibt es derzeit im gesamten Hochtaunuskreis; zu besetzen wären nach seiner Einschätzung rund 20 Lehrstellen. "Brot wollen sie essen, aber bakken wollen sie es nicht", charakterisiert er den Lehrlingsmangel im Bäckerhandwerk. "Wir brauchen Handwerker", sagt er eindringlich, weil er besonders um die "kleinen, flexiblen Betriebe" bangt, die seiner Ansicht nach in der Landschaft des Handwerks nicht fehlen dürfen.

Das Handwerk fürchtet um den Nachwuchs, und damit - in kleinen Betrieben - um seinen Fortbestand. Insgesamt 127 Handwerksberufe sind es, in denen sich Schulabgänger eine Lehrstelle suchen können. Und dabei wählen immer mehr die Berufe im kaufmännischen Bereich oder in der Verwaltung. Für Volkmar Müller, Leiter der Abteilung Berufsberatung beim Frankfurter Arbeitsamt, eine Entwicklung, die durchaus ihre positiven Seiten hat: "Das entspricht dem Markt", sagt er. Gerade im Ballungsgebiet Rhein- Main gebe es die meisten Arbeitsplätze eben im Bereich der Dienstleistung.

Auch die anders Interessierten haben gute Chancen: Nicht nur, weil das Handwerk händeringend Auszubildende sucht. Die Lehrstellensituation hat sich insgesamt verändert: Heute kommen auf einen Lehrling rein rechnerisch zwei Lehrstellen. Volkmar Müller geht deshalb davon aus, daß auch die, die bis zum Stichtag 30. September noch keinen Lehrvertrag hatten, bis Ende des Jahres noch unterkommen. Rund 20 Schulabgänger im Kreis suchen noch. Um die, die im Usinger Land eine Ausbildung beginnen wollen, macht sich der Berufsberater die wenigsten Sorgen. "Da regelt sich noch viel am Stammtisch, so unter Nachbarn", meint er. Schwieriger wird es schon bei den 140 Schulabgängern, die im Rhein-Main- Gebiet noch eine Stelle suchen. Ihnen stehen aber 1400 Angebote gegenüber.

Der meiste Nachwuchs fehlt in der Nahrungsmittelindustrie und in der Baubranche. Dabei sind gerade dort die Zukunftsaussichten ausgesprochen gut. In der Bauindustrie sind in den nächsten Jahren Stellen in der mittleren Führungsebene zu besetzen, da dann aufgrund der Alterstruktur viele Mitarbeiter aus dem Beruf ausscheiden. Ein weiteres Plus für den Bau sind die Löhne: Der Tiefbaufacharbeiter bezieht im Handwerk das höchste Gehalt.

Doch Geld allein scheint auf die Jugendlichen nicht genug Eindruck zu machen. "Der Drang in die Büroberufe hält an", bestätigt auch Karl Klumpp von der Handwerkskammer Rhein-Main, die mit regelmäßigen Informationsveranstaltungen Schüler interessieren will. Dennoch haben sich die neu abgeschlossenen Lehrverträge "auf ein niedriges Niveau eingependelt", wie Karl Klumpp bedauert. Zumal er der Situation ins Auge sehen muß, daß es erstmals mehr Studenten als Lehrlinge gibt. Nur 1008 neue Lehrverträge wurden im vergangenen Jahr im Hochtaunuskreis abgeschlossen. Für dieses Jahr sind eher noch weniger zu erwarten, da die Zahl der Schulabgänger ständig zurückgeht.

"Früher, da konnten wir mit Lehrlingen die Straße pflastern", meint Christa Datz aus einem Elektrobetrieb im Usinger Land. Sie hat bisher noch immer keinen Jugendlichen gefunden, der den Beruf des Elektroinstallateurs lernen will. Sie hat das Gefühl, "daß sich heute keiner mehr die Hände schmutzig machen will". Ihr Betrieb bekommt die meisten Lehrlinge über Praktika, bei denen die Schüler ihre Vorliebe für Leitungen und Strom entdecken. "Aber die Auswahl ist auch da nicht mehr so groß." ca

Betriebsangehörige zeigen ihre Hobbies

MAINTAL. Ein Teil der aktiven und der bereits pensionierten Belegschaft der Honeywell in Maintal zeigen am Montag, 19. Oktober, womit sie sich in ihrer Freizeit beschäftigen.

Um 15 Uhr wird die Ausstellung mit den Aquarellen, Ölbildern, Zeichnungen, Fotos und Collagen in der Honeywellstraße eröffnet. Die Werke sind bis zum 19. November zu sehen. gf

Wehrheim soll künftig "maßvoll weiterwachsen" Baupläne wegen Wassernotstand aber weiter gesperrt

WEHRHEIM. Die Gemeinde Wehrheim soll weiterwachsen, aber maßvoll. Von diesem Ziel wollen Bürgermeister Helmut Michel (CDU) und der Erste Beigeordnete Edwin Seng (SPD) nicht abrücken, auch wenn der Wassernotstand derzeit zu einer Sperrung aller Bebauungspläne geführt hat. Die Konsequenz: "Unsere ganze Kraft muß nun in Zusammenarbeit mit dem Wasserbeschaffungsverband Usingen für eine verbesserte Trinkwasserlieferung eingesetzt werden", erklärt die Rathausspitze.

Ganz in diesem Sinne hat die Gemeinde inzwischen den Umlandverband (UVF) und den Regierungspräsidenten (RP) gebeten, sich entsprechend ihrem gesetzlichen Auftrag um eine gerechtere Verteilung des Trinkwassers im Frankfurter Umland zu bemühen. "Es kann nicht hingenommen werden, daß einerseits in unserem Raum neue Siedlungsflächen entstehen sollen, und andererseits Wasserreserven anderer Kommunen nicht gemäß den Bedürfnissen verteilt werden können", so Michel.

Welche Kommunen der Wehrheimer dabei im Blick hat, will er nicht offenlegen. "Ich mag nicht mit Nachbarn in den Clinch gehen, das muß der Gesetzgeber regeln." Ein aktuelles Beispiel nennt Michel aber trotzdem - zum Beweis, daß Reserven vorhanden sind. "Als das Zeltlager für die Asylbewerber am Hessenpark errichtet wurde, konnte der RP plötzlich über Nacht 100 Kubikmeter Wasser aus Friedberg für uns freistellen."

Diese Flexibilität gab es bei den Bebauungsplänen der Gemeinde nicht. Immerhin: Die Vorlagen stießen in Darmstadt bei einem Gespräch mit Vertretern des Referates für Raumordnung bei RP und UVF nicht auf Ablehnung. "Sie haben unsere maßvollen Überlegungen grundsätzlich begrüßt", so Michel. Doch ungeachtet dessen teilte der RP mit, daß er die Bebauungspläne solange mit einem Sperrvermerk versehen müsse, bis die Gemeinde eine ausreichende Trinkwasserversorgung nachweisen könne.

Bei den geplanten Baugebieten handelt es sich laut Michel um Erschließungen in kleinerem Umfang. In Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal will die Gemeinde in bereits erschlossenen Gebieten Baulükken ausfüllen; andererseits sind auch Neuausweisungen, unter anderem für einen Kindergarten "Am Mühlberg", vorgesehen. In das Gewerbegebiet "Am Kappengraben/Dickeheck" sollen umweltfreundliche Betriebe aus Wehrheim ziehen. Die Planungen laufen trotz der Sperren unverändert weiter. Die Gemeinde ist zur Zeit dabei, die Vorverträge mit den Grundstücksbesitzern abzuschließen.

Unabhängig von diesen Aktivitäten, betont Michel, bleibe die Einsparung von Trinkwasser und die Nutzung von Brauchwasser in der ganzen Region vorrangig. Die Gemeinde will sich um die Teilnahme an einem Pilotprojekt in Hessen bewerben, das Zuschüsse für Wassersparmaßnahmen gewährt. Was Wehrheim dafür im einzelnen leisten muß, weiß Michel noch nicht. Doch der Bürgermeister sieht die Gemeinde gut gerüstet: "Wir haben schon eine ganze Menge vorzuzeigen." Dazu gehören die Umstellung der Friedhöfe auf Brauchwasser, das Einführen von Sparmaßnahmen in allen öffentlichen Gebäuden und eine sorgfältige Kontrolle der Leitungsrohre auf Lecks. CLAUDIA NENNINGER

Elke Schütz zeigt in Bad Nauheim Acrylbilder

BAD NAUHEIM. Acrylbilder der Münzenberger Malerin Elke Schütz sind bis zum 22. Oktober in den Schaufenstern der Sparkasse Wetterau am Aliceplatz zu sehen. Es handelt sich um Landschaftsbilder und zwei Tanzszenen. Sie habe den an Expressionismus erinnernden Stil in den letzten Jahren entwickelt, so Elke Schütz zur FR. "Die Farbformationen wirken ohne grafische Mittel allein durch Hell- und Dunkelstufungen." nes

St. Petersburg, damals Pudowkins filmische Revolutionsfeier in der Alten Oper

Ein Leckerbissen für alle Kino- und Musikfreunde: Am 8. November um 22 Uhr wird in der Alten Oper eine Stummfilm-Rekonstruktion mit Live-Musik dargeboten und gleichzeitig im Fernsehen übertragen. "Die letzten Tage von St. Petersburg" heißt der sowjetische Kinoklassiker, der von Wsewolod I. Pudowkin im Jahre 1927 als Auftragsarbeit zur Zehnjahresfeier der Oktoberrevolution gedreht wurde.

Da in diesem Jahr der 75. "Jubiläumstag" der Oktoberrevolution mit dem "aktuellen Ende von Leningrad in einer gleichsam ironischen Konstellation der Geschichte" zusammenfällt, haben sich das ZDF, die Alte Oper und das Deutsche Filmmuseum an die Präsentation des Filmes gemacht.

Der Filmhistoriker und Redakteur Jürgen Labenski, kürzlich mit dem Wiesbadener Kulturpreis ausgezeichnet, hat den Film neu bearbeitet. Sechs damals wegzensierte Filmminuten - und somit auch mehrere Handlungsteile - wurden in alten Kopien entdeckt und in mühseliger Kleinarbeit wieder zu neuem Leinwand- Leben erweckt.

Pudowkins 110minütige Arbeit, in der er anhand der Erlebnisse eines armen Bauernsohnes das Bild der untergehenden zaristischen Epoche zeichnet, stieß seinerzeit im frühen Stalinismus bei offiziellen Stellen auf heftige Ablehnung: Monumentalisierung der Bourgeoisie, Schematismus, Symbolismus und sogar Primitivität wurden dem Regisseur vorgeworfen.

Im Großen Saal der Alten Oper wird bei der Uraufführung der wiederhergestellten Fassung eine eigens zu diesem Anlaß vom russischen Komponisten Alfred Schnittke und dessen Sohn Andrej geschaffene Filmmusik zu hören sein.

Das renommierte Ensemble Modern unter der Leitung des 26jährigen Dirigenten Frank Strobel will versuchen, die thematisch und klanglich auf ein Minimum reduzierte Komposition zum Hörerlebnis werden zu lassen. tob

Zwei Schwerverletzte: Sau rannte über Autobahn:

OBER-MÖRLEN. Einem Wildschein, das in der Nacht zu Montag bei Ober- Mörlen über die Autobahn huschte, konnte ein Auto aus England nicht mehr ausweichen. Der Fahrer, der das Tier plötzlich im Scheinwerferlicht auftauchen sah, wurde bei dem Zusammenstoß schwer verletzt.

Das Wildschein starb und blieb tot auf der Fahrbahn liegen, wo es von drei weiteren Autos aus Siegen, Darmstadt und Homburg überfahren wurde. Der Wagen aus Siegen kam dabei nach rechts von der Straße ab, durchbrach die Leitplanke und blieb dann an der Böschung stehen. Der Fahrer mußte schwerverletzt ins Friedberger Krankenhaus gebracht werden. An den Autos entstand ein Gesamtschaden von 60 000 Mark. sal

Braucht Deutschland wieder den Ausländerhaß?

BAD VILBEL. "Braucht Deutschland wieder den Ausländerhaß so wie einst das Feindbild Jude?" - dieser Frage will die evangelische Heilig-Geist-Gemeinde während eines Gesprächsabends am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr im Gemeindehaus in der Straße Am Kreuz 2 eingehen. Während dieser Veranstaltung wird Hanni Ullmann aus Israel über die gegenwärtige Situation in ihrem Land sowie ihre Arbeit im Kinderheim von Neva Hanna berichten. mu

Unterschiedliche Erfahrungen mit den Kinderhorten Nidderau denkt an dritte neue KiTa / Die Personalsituation wird allgemein als "angespannt" bezeichnet

NIDDERAU / SCHÖNECK. Arbeiten die beiden 1990/91 eröffneten Kinderhorte in Schöneck an der Auslastungsgrenze (in Kilianstädten und Büdesheim werden je 20 Plätze angeboten), so haben die zwei Hortgruppen im benachbarten Nidderau ("alteingesessen" die in der KiTa Allee-Mitte, seit 1991 zudem eine in der Bertha-v.-Suttner-Schule) bis heute Schwierigkeiten, ihr ebenfalls je 20 Plätze umfassendes Angebot auszulasten. Die fernere Zukunft sieht die Nidderauer Stadtverwaltung denn auch in einem dezentralen, den Grundschulen der Stadtteile zugeordneten Hortangebot. Heutige Lage und Zukunftsvisionen nicht nur im Hortbereich bestimmen die Kindertagesstätten-Berichte der beiden Kommunen.

Von 455 Kindern im Kindergarten- und 532 im Hortalter (Stand 30. Juni) können in Schöneck 322 derzeit in Kindergärten und 32 in Horten untergebracht werden. Im KiTa-Bericht Schöneck wird der Kindergarten Oberdorfelden rückblickend als "Sorgenkind" des Jahres 1991 bezeichnet. Nach einem gleich mehrfachen Wechsel in seiner Leitung hofft man jetzt auf eine Beruhigung der Situation. Zuvor waren die Erzieherinnen mit Organisationsfragen derart überlastet, daß Fortbildung und pädagogische Absprachen teilweise auf der Strecke blieben.

Die personelle Ausstattung wird hier momentan als "befriedigend" eingestuft. Verbesserungen aber seien aus pädagogischer Sicht noch möglich. Der Kindergarten Büdesheim, seit 20 Jahren unter derselben Leitung, strebt ausdrücklich eine "Verbesserung der Personalsituation" an.

Die beiden Schönecker Horte sind noch dabei, sich ein pädagogisches Konzept auszuarbeiten. In Kilianstädten versucht man dies mit einem Fortbildungsseminar im Herbst; im Kinderhort Büdesheim, der mit Personalwechseln zu Streich kommen mußte, hofft man, mit mehreren geplanten Fortbildungen in den nächsten zwei Jahren ebenfalls die pädagogische Kompetenz noch auszuweiten. Das Raumangebot im Hort Büdesheim ist "nicht befriedigend". Der guten Akzeptanz wegen sei der Nachfrageentwicklung im Hortbereich Aufmerksamkeit zu schenken, heißt es in dem Bericht.

Die Personalsituation in den kommunalen Kindertagesstätten wird allgemein als "angespannt" bezeichnet, besorgniserregend vor allem der Mangel an Jahres- und Vorpraktikant(inn)en. Positiv fällt die Selbstbeurteilung des neugeschaffenen "Sachgebiets Sozialwesen, Jugend und Kultur" bei der Gemeindeverwaltung aus (sie hat den Bericht verfaßt, der nächste Woche dem Parlament vorgelegt werden soll): Den Kindertagesstätten-Leitungen könne dadurch einiges an administrativer Arbeit abgenommen werden. Beispielsweise laufen die An- und Abmeldungen nun zentral. Es gibt regelmäßige Dienstbesprechungen.

Der absehbare Bedarf an Kindergarten-Plätzen soll in Schöneck mit dem Bau der Kindertagesstätte Waldstraße in Kilianstädten abgedeckt werden. In der Zuwachsstadt Nidderau werden jetzt schon Überlegungen angestellt, die über die zwei geplanten neuen Kindertagesstätten "Allee-Süd" und Ostheim hinausreichen. Ab 1996/97 tut sich für die Stadtteile Windecken und Heldenbergen eine Versorgungslücke auf, der nach Ansicht auch von Bürgermeister Otfried Betz mit einer zusätzlichen KiTa (Fertigstellung spätestens 1996) zu begegnen ist.

Gleichwohl wird aus dem Bericht der Nidderauer Verwaltung deutlich, daß in den kommenden Jahren der "KiTa-Tourismus" möglicherweise zunimmt. Bleiben in einer Tagesstätte Plätze frei, so stehen sie grundsätzlich Kindern aus allen anderen Stadtteilen zur Verfügung; die armen Kleinen müssen dann mit dem städtischen Bus herbeikutschiert werden. Das könnte sich vor allem bei den nun nacheinander entstehenden Tagesstätten Allee-Süd und Ostheim ergeben. Die werden zunächst von den Neubaugebieten, für die sie erbaut werden, sicher noch nicht ausgelastet.

Die Frage ist, in welchem Umfang Eltern solch ein Pendelangebot annehmen. Derzeit verkehrt ein Bus von Heldenbergen nach Eichen. Als die Stadt den Eltern von Windecker Wartelisten-Kindern ebenfalls den Kindertransfer in den nordöstlichen Stadtteil andiente, stieß sie nach Angaben von Sozialamtsleiter Friedhelm Bachhuber auf Ablehnung.

Im Januar hatten in Nidderau 534 Kinder einen Kindergarten-Platz, 15 gingen damals leer aus. Das Hortangebot kommt - vermutlich sowohl wegen seiner zentralen Lage, als auch wegen seiner Unterbringung bei einer Schule mit größeren Kindern und Jugendlichen - nicht besonders gut an; 13 Plätze, so Bachhuber, seien aktuell noch frei. Und dies, obwohl nach städtischer Einschätzung die bisherigen Erfahrungen an der Suttnerschule "durchaus positiv" seien.

Wenn die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind, hält es die Verwaltung künftig auch für denkbar, Kindergarten-Plätze für behinderte Kinder anzubieten. Beim Neubau der KiTa Ostheim könne man vielleicht eine integrative Gruppe einplanen. Eine andere inhaltliche Ausweitung des Angebots wird auf spätere Zeiten verschoben: Sollte nach der Mitte des Jahrzehnts wirklich eine zusätzliche KiTa für Windecken und Heldenbergen gebaut werden und fällt diese "viergruppig" aus, sei auch die Einrichtung einer sog. Familiengruppe zu erwägen. Solche Gruppen können Kinder zwischen sechs Wochen und zwölf Jahren aufnehmen.

Bis in Nidderau an eine Reduzierung der Gruppenstärken gedacht werden kann, wird noch viel Zeit vergehen. Dies wird laut Bericht wohl nicht möglich sein, bevor sich der Anteil der Kindergarten-Kinder an der Bevölkerung dem Landesdurchschnitt (stark drei Prozent) annähert. Für die großen Neubaugebiete, die in Nidderau das Bild prägen, geht man für die erste Zeit jedoch fast vom doppelten Wert aus. Ul

Pflanzliche Abfälle auf Kompostieranlage

EPPSTEIN. Auf der städtischen Kompostieranlage werden pflanzliche Abfälle angenommen: Am Samstag, 17. Oktober, ist die Anlage zwischen der B 455 und dem Stadtteil Niederjosbach von zehn bis 14 Uhr geöffnet. Anliefern dürfen nur Eppsteiner Bürger den grünen Abfall - pro Kubikmeter kostet das 15 Mark.

Während der Öffnungszeiten darf auch Styropor abgegeben werden, allerdings nur in Säcken. pms

Kurz gemeldet

Deutsch-kanadische Beziehungen Die aktuellen deutsch-kanadischen Wirtschaftsbeziehungen sind das Thema einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, die am 21. Oktober um 10 Uhr stattfindet. Es referiert Uwe Harack, Hauptgeschäftsführer der deutsch-kanadischen IHK in Toronto. Harnack steht interessierten Firmen auch für Einzelgespräche zur Verfügung. Weitere Informationen erteilt die IHK unter der Nummer 21 97-21 2.

Zur Person:

WOLFGANG WEBER, Ausländerbeauftragter der evangelischen Kirche Baden, hat bei der Herbsttagung der Landessynode in Bad Herrenalb die Kirche dazu aufgerufen, wachsenden Rassismus und Ausländerfeindlichkeit nicht einfach hinzunehmen. Die Kirche müsse "Zeichen setzen". Ausländische Flüchtlinge brauchten nicht nur Sympathie, sondern praktischen Beistand. Weber nannte es schwerwiegend, daß Gewalt und rechtsradikaler Terror zunehmend akzeptiert würden anstelle von politisch-demokratischen Lösungen. Der "fatale Kurzschluß", weniger Ausländer bedeuteten weniger Gewalt, und der Abbau von Grundrechten bringe mehr sozialen Frieden, setze sich leider immer mehr durch. Die Ausländerarbeit wende sich deshalb hauptsächlich an die Einheimischen: Ihnen müsse klargemacht werden, daß Flüchtlinge und Ausländer nicht das Problem darstellten, sondern als Blitzableiter für aktuelle Ängste in einer "immer unübersichtlicheren Welt" fungierten. Ausländerpolitik sei daher Sozialpolitik, meinte Weber. (epd)

Keine Beute, aber hoher Schaden

BAD NAUHEIM. 20 000 Mark beträgt der Schaden, den unbekannte Täter in der Nacht zum Sonntag nach einem beutelosen Einbruch in das Büro eines Autohändlers in der Schwalheimer Straße hinterließen.

Die Polizei nimmt an, daß die Täter außer zwei Fahrzeugschlüsseln nichts im Büro der Firma fanden und sich deshalb entschlossen, die zu den Schlüsseln gehörenden Fahrzeuge zu stehlen, die auf dem Hof abgestellt waren. Als dieses beim ersten Vorhaben mißlang, begannen sie weitere Fahrzeuge zu beschädigen, wobei sie mit einem Auto zuerst die Maschendrahtumzäunung durchstießen und das Fahrzeug gegen eine Wand prallen ließen. Dabei wurde es beschädigt. job

Zur Person:

VERA WOLLENBERGER, Bundestagsabgeordnete des Bündnis 90, hat den Grünen vorgeworfen, durch "lächerliche und bedauerliche Hindernisse" die geplante Fusion mit dem Bündnis 90 zu gefährden. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte sie, die Grünen besäßen offenbar nicht genügend Mut und Fairneß, um dem Bündnis 90 für eine Übergangszeit größere Mitspracherechte einzuräumen. Der Länderrat der Grünen hatte - wie berichtet - am Wochenende in Kassel einen Zusammenschluß bis Mai 1993 beschlossen. Wollenberger forderte die westdeutschen Grünen auf, endlich größere Kompromißbereitschaft zu zeigen. Nach den Beschlüssen der Grünen sollen vor dem Vereinigungsparteitag die knapp 40 000 Grünen- und fast 4000 Bündnis-90- Mitglieder in einer Urabstimmung befragt werden. Ludger Volmer, ein Sprecher des Grünen-Vorstandes, sagte, trotz der Einigung werde es weitere "harte Auseinandersetzungen" geben. (AP)

Eine Nacht für die Maintaler Mädels

MAINTAL. Spannend wird es in der nächsten Woche für die Kinder des Kinderclubs Dörnigheim: Am Mittwoch, 21. Oktober, steht eine Fahrt zur Eissporthalle in Frankfurt auf dem Programm. Abfahrt ist um 14.30 Uhr.

Eine Nacht für Mädels gibt es am Freitag, 23. Oktober. Geplant sind unter anderem ein gemeinsames Abendessen und Frühstück. Anmeldungen jeweils beim Kinderclub in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Telefon: 06181/494355. gf

Höhere Diäten für Schottens Politiker

SCHOTTEN. Über die aktuelle Finanzlage der Stadt wird Bürgermeister Hans- Otto Zimmermann am Montag, 19. Oktober, vor dem öffentlich tagenden Stadtparlament berichten. Ab 20 Uhr geht es in der Festhalle auch um Ehrenbrief-Verleihungen und um den Wunsch des Magistrats, künftig selbst über die Aufnahme von Krediten entscheiden zu können.

Um die Bezahlung der städtischen Politiker geht es beim Tagesordnungspunkt acht. Der Magistrat legt den Entwurf einer neuen Entschädigungssatzung vor. Demnach sollen die Parlaments- und Ausschuß-Mitglieder jeweils 20 Mark pro Sitzung bekommen. Hinzu kommen zehn Mark pro Stunde als Ersatz für den Verdienstausfall - wenn er an Werktagen bis 18 Uhr nachweislich entsteht.

Leicht erhöhte Aufwandsentschädigungen bekommen der Parlamentsvorsteher (150 Mark pro Monat), ehrenamtliche Stadträte (170 Mark), Fraktionsvorsitzende (30 Mark) und Ortsvorsteher (150 Mark). Wenn ein Stadtrat den Bürgermeister vertritt, soll er dafür 50 Mark am Tag bekommen. Bisher sind es 45 Mark.

Neu ist eine Pauschale von 50 Mark für Wochenend-Termine des Bürgermeister- Stellvertreters. Die neuen Sätze treten am 1. April in Kraft, wenn das Parlament sie am nächsten Montag billigt. nes

Auf einen Blick

Seite II

Die Kriminalpolizei fahndet nach einem Mann, der im Raum Nidda mehrere Frauen vergewaltigt hat.

Seite III

Auch die Florstädter wollen für ihre Kinder eine Betreuungsschule und haben einen Förderverein gegründet.

Seite IV

Rhein-Main-Seite: Weil die Pferdeställe weniger werden, tummeln sich im Taunus kaum noch Schwalben.

Lieder- und Konzertabend im Saalbau Steul

BAD VILBEL. Zu einem Lieder- und Konzertabend lädt der gemischte Chor "Liederzweig" der Kultur- und Sportgemeinschaft Dortelweil am Samstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr in den Saalbau Steul ein. Zum Eintritt von acht Mark verheißen der Chor unter der Leitung von Prof. Klaus Assmann sowie die Violistin der Mannheimer Musikhochschule, Mechthild Böckheler, einen "klangvollen Abend der Harmonie" mit Musik von der Klassik bis zum Evergreen. mu

Kleine Lokalrundschau

CDU streicht Bänke DREIEICH. Die CDU Offenthal will am Samstag, 17. Oktober, den Bänken einen neuen Anstrich verpassen. Zu diesem "Ausflug" mit Trecker und Wagen, Farben und Pinsel lädt sie alle Offenthaler ein. Treff: 10 Uhr, Mehrzweckhalle. Diaschau im Haus Falltorweg DREIEICH. "Dem Himmel und den Göttern nahe" nennt Horst Schade seine Dia-Tonschau über eine Reise nach Ladakh. Sie ist am Samstag, 17. Oktober, 14.30 Uhr, im Haus Falltorweg. Donauromantik bei Hobbyfilmern NEU-ISENBURG. Mit Filmen über eine Donauschiffsreise und Wanderungen in der Rhön eröffnen die Film- und Videofreunde im BfV am Freitag, 16. Oktober, die Herbst- und Wintersaison. Um 19.30 Uhr im Musikraum der Hugenottenhalle. Feuerwehr und Rettungsdienste üben NEU-ISENBURG. In einer Großübung will die Feuerwehr die Kooperation zwischen Rettungsdiensten und Feuerwehr trainieren. Am Samstag, 17. Oktober, um 9.45 Uhr auf dem Gelände der Spedition Rieck, Dornhofstraße 89. Egelsbacher SPD trauert

EGELSBACH. Die Sozialdemokraten wollen Bürgern Gelegenheit geben, ihrer Trauer um den Tod von Willy Brandt Ausdruck zu verleihen und legen am Samstag, 17. Oktober, 9.30 bis 12 Uhr, im Arresthaus ein Kondolenzbuch aus. Oktoberfest in der Stadthalle

LANGEN. Die Sport- und Sänger-Gemeinschaft 1889 feiert am Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr, in der Stadthalle Oktoberfest. Als Hauptattraktion kündigt der Verein die Damenkapelle "Die bayrische 7" an, außerdem ist Live-Musik von "Eddy's Top-Sound-Music" zu erwarten. Für Show-Einlagen wurde das Theater "Pico Bello" engagiert. Ein Biergarten, Grillstände und Wurfbuden werden aufgebaut. Fest der Taubenzüchter DREIEICH: Die Reisevereinigung Südmain, in der neue Brieftaubenvereine aus dem Westkreis Offenbach vertreten sind, feiert am Samstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, ein Fest im Bürgerhaus in Buchschlag.

Die Nervtöter

Der Böse im "Kirschgarten": der beste Mann

HEIDELBERG. Da sind sie mal wieder, die sehnsüchtig Untüchtigen, die untätig Sehnsüchtigen, die "Kirschgarten"-Menschen des Anton Tschechow.

Auf der Bühne des Heidelberger Theaters bilden sie eine mit der Zeit eher unsympathische Clique. Diese Gutsbesitzerin Ranewskaja, die der Wirklichkeit ausweicht in Erinnerungen an glänzende Tage und in Projektionen, die ohne Aussicht sind (Irene Kugler spielt sie als eine fast noch jugendliche Person, deren Verführungskräfte jedenfalls nicht abgelebt sind), dazu die Verwandten, der lahme Bruder, die nach Liebe und Leben verlangenden Kinder, das Personal auf dem abgewirtschafteten Gut: Alle diese reden und reden, jammern viel, Nervtöter, kokettieren mit ihrer Empfindlichkeit und sind außerstande zu einer anderen Bewegung als der im Kreise.

Nur der Unempfindlichste unter ihnen, der einzige aber mit Realitätssinn, der Aufsteiger Lopachin (im gelben Anzug der lebhafte Rainer Kleinstück, Typ wendiger Investor) tut endlich etwas, er ersteigert das Gut und sorgt dafür, daß man den Kirschgarten abholzt, damit auf dem Grund profitable Datschen für Sommerfrischler gebaut werden können. Ökologie hin, Bodenspekulation her, der vermeintlich Böse ist der beste Mann; wenn sich etwas entwickeln wird für die Gesellschaft im Lande der Flenner, womöglich zum Besseren sogar, dann durch ihn.

Wie die Aufführung das Stück umsetzt, wie sie die immerfort klagenden anderen schildert, muß der Mann unseren Beifall finden, einer wenigstens ist da, der, obzwar auch nicht frei von Neigungen zur Weinerlichkeit, immerhin nicht nur larmoyant ist. Sieht man das Stück heute in Deutschland, wo zu klagen in Ost und West so vielen das Liebste ist, mögen wir auf einmal den Lopachin, ein richtiger Sympathieträger wird er, der sonst immer die Negativfigur par excellence war, der Schlimme, der den angeblich Sensiblen ein Leides tut.

So kann die Einschätzung von Stücken und ihren Personen sich ändern mit den Zeiten. Das Theater spiegelt solche Veränderungen, das macht es interessant. Allerdings begünstigt die Heidelberger Darstellung des Stücks die Umwertung dadurch, daß sie die einzelnen in der Clique der Weinerlichen nicht allzu tief ausleuchtet, sie eher nur flächig erfaßt. Das liegt daran, daß der Regisseur Wolfgang Hofmann, von dem in Heidelberg zuletzt "Cyrano de Bergerac" und Hauptmanns "Ratten" sehenswert waren, ein Talent hat, das sich an Stücken mit viel Handlung besser entfalten kann als an so etwas wie dem "Kirschgarten", in dem das "Geschehen" darin besteht, daß nichts geschieht. Manchmal plätschert es nur, wo die Aufführung darauf insistieren müßte, den Figuren näher zu kommen.

Dennoch ist die Inszenierung eine ernsthafte Arbeit zu nennen. Sie verdichtet sich und gewinnt an Spannung im dritten Akt des Tanzfestes (für das Momme Röhrbein die Bühne dramaturgisch geschickt gegliedert hat, im zweiten Akt, der im Freien spielt, war das Bild zu eng gefaßt), wenn alle darauf warten, was nun die Versteigerung erbracht hat. Da kann sich das Heidelberger Ensemble gut zeigen. Auch Rudi Riegler, vierundsiebzig jetzt und immer noch auf der Höhe, gehört dazu, hier leider nur in zwei Kleinstrollen: Einiges verbindet sich mit diesem Schauspieler, dem man zuletzt in Stuttgart häufiger zuschauen konnte, Erinnerungen an Auftritte in Gerhard F. Herings Theater in Darmstadt, zwölf Jahre war er dort, später in Mannheim, auch in Frankfurt. Schon länger her, andere Bilder; andere Menschen. P.I.

(Die nächsten Vorstellungen am 13., 18., 23. und 3o. Oktober)

Kinderkleiderbasar im Gemeindehaus

BAD VILBEL. Gut erhaltene Kinder- und Jugendbekleidung, wobei es sich möglichst nur um Herbst- und Winterbekleidung handeln sollte, sowie Spielsachen und Baby"zubehör" kann am Samstag, 17. Oktober, beim Kinderkleiderbasar der evangelischen Heilig-Geist-Kirchengemeinde auf dem Heilsberg von 14 bis 15.30 Uhr im Gemeinderaum erworben und verkauft werden. mu

NIED. Das neue Teilstück der Bundesstraße 40 a wird voraussichtlich im November fertig. Fast vier Jahre wurde an dem Straßenabschnitt zwischen Mainzer Landstraße und Schwanheimer Brücke

Kärrner oder Intrigant? Wolfgang Bersch - Königsmacher der CDU Bad Homburg

BAD HOMBURG. "Er ist ein selbstloser Kärrner im Dienst der Partei und des Staatswohls." "Er ist ein rechter Putschist, der ,generalstabsmäßig vorbereitet', klüngelnd, ,hinterhältig und menschenverachtend'

unliebsame Parteifreunde abschießt." Die Urteile über Wolfgang Bersch (Bild) gehen weit auseinander. Eines ist sicher: Bersch ist zwar "politisch unbekannt" - aber höchst einflußreich. Der Vorsitzende des Siebener-Ausschusses des Bad Homburger CDU-Stadtverbands gilt nicht erst seit dem lauten Abgang des Fraktionschefs Franz Kaunzner als graue Eminenz seiner Partei.

Seit Jahren steuert Wolfgang Bersch über den Siebener-Ausschuß zur Aufstellung der CDU-Wahllisten die Personalien seiner Partei - und die Karriere von Parteifreunden. Über deren jähes Ende ging zumindest das Verhältnis zu Kaunzner in die Brüche. Der nicht mehr nominierte Fraktionschef griff ihn als "hinterhältigen" Drahtzieher einer "rechten" Mehrheit an - für Bersch wohl allein wunderliches Zeichen gekränkter Eitelkeit.

"Die Menschen sind von Natur aus feige", erklärt er den fehlenden Widerspruch zu Kaunzner trotz angeblich weit verbreiteten Unbehagens; so habe er eben die undankbare Aufgabe übernommen. Daß sein Widerspruch im Ausschuß vielfaches Echo fand, habe ihn selbst überrascht, wehrt er sich gegen den Vorwurf schlechten Stils: "Das war nicht abgesprochen."

Seit Jahren führt Wolfgang Bersch das Kuratorium Schloßkirche, rettete die Kirche erst vor dem Verfall und bescherte ihr dann Sponsoren für ein Kulturprogramm. Auch politisch eine offenkundigere Rolle zu spielen, reizt den 59jährigen zwar, aber wegen seines Berufs sieht sich der frühere Spitzenmanager von Colgate-Palmolive und Oetker und jetzige Personalberater dazu nicht in der Lage.

So kandidiert Wolfgang Bersch - bescheiden als "Kaufmann" apostrophiert - nur am Listenende seiner Partei. Dort finden sich für ihn lauter Leute wie er: bereit, ihrer Partei zu helfen, wann immer es darauf ankommt, "ganz zuverlässige Leute". STEFAN KUHN

Neuer Optimismus beim Modeforum

OFFENBACH. "Die Resonanz auf die zahlreichen Impulse der neuen Taschenmode ließ durchweg wieder ein verstärktes Interesse im Handel erkennen und darf mit aller Vorsicht als ein Signal der leichten Konjunkturbelebung in der Branche bewertet werden. Was zu diesem Modeforum bei den Einkäufern Anklang fand, wird auch den Verbraucher freuen", resümiert die Messeleitung über das gestern nach drei Tagen zu Ende gegangene "21. Modeforum" der Internationalen Lederwarenmesse.

256 Aussteller aus dem In- und Ausland präsentierten die neue Taschenmode für das Frühjahr und den Sommer 1993. 3 720 Besucher - drei Prozent mehr als beim Oktober-Modeforum vor einem Jahr - schauten sich nicht nur die Kollektionen an, sondern orderten auch. Die Messeleitung berichtet jedenfalls von überwiegend zufriedenen Ausstellern.

Besorgte Gesichter hatte es allerdings am Samstag angesichts des spärlichen Besuches in den Messehallen gegeben. Die Facheinkäufer waren zu Hause in ihren Geschäften geblieben - wegen des verschobenen langen Samstags. Grund: Als das 21. Modeforum terminiert wurde, war noch der 17. Juni der "Tag der Einheit" und noch nicht der 3. Oktober. lz

CDU kippt Kaffenberger und holt Konditor Weil Wahlliste: 13 Neulinge auf aussichtsreichen Plätzen Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "Wenn wir keine bürgerliche Mehrheit bekommen, werden alle drei Hauptamtlichen abgewählt, davon geh' ich aus." Nichtwähler und Wähler anderer Parteien als der CDU und FDP gehen für CDU-Stadtchef Bernd Hamer im Frühjahr das Risiko ein, "daß wir Herrn Assmann nicht mehr an der Spitze haben". Dies hoffen die Bad Homburger Christdemokraten, im Wahlkampf mit dem Spitzenkandidaten Hamer deutlich zu machen. 13 Neulinge auf den aussichtsreichen ersten 32 Plätzen und jüngere Kandidaten zeugen vom Ziel des Siebener-Ausschusses, "personell neue CDU-Impulse dem zukünftigen Stadtparlament zu verleihen". Der Ausschuß wollte laut seinem Vorsitzenden Wolfgang Bersch "so viel frische Farbe in unsere Abgeordneten hineinbekommen, daß auch von außen schnell erkannt wird, hier tritt ein Wandel ein". Diesem Wandel fiel, wie mehrfach berichtet, mit Fraktionschef Franz Kaunzner ausgerechnet ein Ausschußmitglied selbst zum Opfer - er ging mit lautem Knall und der Siebener-Ausschuß segnete seinen Vorschlag nur noch mit sechs Voten einstimmig ab.

27 Sitze im 59köpfigen Stadtparlament und fünf im zehnköpfigen ehrenamtlichen Magistrat haben die Christdemokraten zu vergeben, wenn sie im März ihr Wahlergebnis von 1989 halten können. Diese aussichtsreichen 32 Plätze wären laut Listenvorschlag zu mehr als 40 Prozent mit Parlamentsneulingen und zu gut einem Drittel mit Frauen besetzt. Die sieben Ortsverbände sind entsprechend ihrer Mitgliederzahl vertreten. Die Junge Union, vor vier Jahren nicht mit einem einzigen Kandidaten bedacht, fände sich nun mit zwei Vertretern im Stadtparlamentwieder. Sie tragen dazu bei, daß die Kandidatenschar der CDU im Schnitt gut drei Jahre jünger ist als vor vier Jahren.

Die Verjüngung und den Personenwechsel erreichte die CDU weitgehend durch Verzicht bisheriger Mandatsträger. Neun der 13 ausscheidenden Fraktions- und Magistratsmitglieder machten freiwillig Platz. Wenn die Mitgliederversammlung am Dienstag, 17. November, dem Vorschlag des Siebener-Ausschusses zustimmt, stehen nur zwei derzeitige Fraktionsmitglieder wider ihren Willen zu tief auf der Liste: Klaus Kaffenberger, umstritten wegen seines Schrottplatzes im Landschaftsschutzgebiet, müsse wegen seines Berufs- und Privatlebens "noch einmal über sich nachdenken", begründet Bersch den Sturz auf den Nachrückerplatz 35. Peter Peiker hingegen sei trotz seiner Verdienste aus Gesundheitsgründen nach hinten gerutscht.

Bernd Hamer, Landtagsabgeordneter und CDU-Stadtchef, hingegen hält wie vor vier Jahren den Platz an der Spitze der Liste. Ihm folgt - "eine Selbstverständlichkeit" - Maria Scholz, deren von der FR vermeldeter Verzicht aufs Amt der Stadtverordnetenvorsteherin noch keinem Gremium offiziell vorliege. Ihre Nachfolge bleibt laut Hamer allein der Fraktion vorbehalten. Die ersten zehn Plätze setzen laut Bersch Akzente - sie gehen außerdem an Josef Ernst, Fraktionschefin Gudrun Hofmann, Ursula Jungherr, Walter Söhnlein, Wilhelm Braun, Holger Fritzel, Heidrun Kaunzner ("das ist eine gute Familie", so Bersch) und - als erster Neuling - den 32 Jahre alten Konditormeister Ralph Weil.

Sie brechen mit den anderen Kandidaten "verkrustete Strukturen" der Fraktionsarbeit auf, hofft Bersch - und setzt damit eine Spitze gegen die ansonsten pflichtschuldigst hochgelobte bisherige Riege hinter Kaunzer ("er hat prima Arbeit geleistet, keine Frage"). Bersch selbst hat für den Ausschuß vor der Listenaufstellung bereits neue Wege beschritten: Er hat alle fast 700 Parteimitglieder wegen Kandidaturen angeschrieben - und erhielt volle 120 Antworten.

Rendeler feiern drei Tage lang ihre Kerb

KARBEN. Erstmals in eigener Regie führen die Rendeler Kerbburschen die diesjährige Kirmes-Veranstaltung durch - "vielleicht die letzte, die es in Rendel geben wird", wie die Kerbburschen in ihrer Einladung schreiben.

Zum Auftakt wird am Samstag, 17. Oktober, gegen 12 Uhr vor der Gaststätte "Brunnenstübche" der Kerbbaum aufgestellt. Der zweite Kerbbaum - eine Rendeler Besonderheit - wird anschließend am "Rendeler Hof" errichtet, in dessen Saal abend um 20 Uhr der Kerbtanz mit neuem Unterhaltungsprogramm der Kerbburschen sowie einer Preisverlosung stattfindet. Zum Tanz spielen die "Tonikas" aus Thüringen auf.

Am Sonntag, 18. Oktober, sind auf dem Festplatz an der Sporthalle einige Jahrmarktbuden aufgebaut. Die Kerbburschen absolvieren an diesem Tag ihre obligatorische Kneipen-Tour. Ein Frühschoppen am Montag, 19. Oktober, im "Rendeler Hof" sowie der um 19 Uhr beginnende Fackelumzug mit anschließender Verbrennung der "Kerblies" auf dem Lindenplatz beendet das Veranstaltungsprogramm. mu

Mit der Sonnenblume ist kein Staat zu machen Ernüchternde Bilanz des Kreislandwirts zur Ernte des Jahres 1992

MAIN-KINZIG-KREIS. "Von der Sonne verwöhnt - von den Stürmen geschüttelt." Dieses Fazit zieht Kreislandwirt Friedhelm Schneider, wenn er die Ernte '92 Revue passieren läßt. Die Erträge bei Getreidesorten wie Weizen, Wintergerste, Roggen und Hafer hätten "im langjährigen Durchschnitt" gelegen. Fehlende Niederschläge haben mancherorts allerdings zu erheblichen Einbußen geführt.

Die Braugerste, die in der Region "eine gewisse Bedeutung" erreicht hat, wartete in diesem Jahr mit niedrigen Erträgen und mangelhafter Qualität auf. Schneider zufolge haben die Dürreperioden im Norden mit ihren Ernteausfällen bewirkt, daß kräftige Bewegung in die Preise kam. Bei Rüben und Kartoffeln rechnet er mit "annehmbaren Erträgen".

Wie steht es um die "Exoten" im Kreis, Sonnenblume und Raps? Gerade diese "Hoffnungsträger" unter den Pflanzen haben 1992 dazu beigetragen, daß mancher Bauer schier am Verzweifeln war. Wegen Trockenheit hatte der Raps schon während der Saat im vorigen Jahr größte Schwierigkeiten "aufzulaufen". Eine "sehr verhaltene Bestockung" trug schließlich dazu bei, daß landes- und bundesweit nur miserable Erträge erzielt werden konnten. Das bedeutet letztlich für den Bauer: Die Einnahmen decken die Ausgaben nicht. Die leuchtende Sonnenblume zog es wiederum vor, nach hervorragender Entwicklung im Frühjahr vielfach regelrecht in die Knie zu gehen. Sie war den Sturmböen nicht gewachsen. Gehören die gelben Farbtupfer in der Main-Kinzig-Landschaft bald der Vergangenheit an? Der Kreislandwirt fällt ein ernüchterndes Urteil: "Unsere Region taugt nicht für Sonnenblumen.

Hier kann nicht geerntet werden, mehrere hundert Hektar liegen am Boden und werden eingearbeitet, dienen den Vögeln als Winterfutter und haben bei den Landwirten Furchen im Gesicht hinterlassen." hok

Normenkontrollklage unzulässig Verwaltungsgerichtshof sieht städtische Abwägung

ESCHBORN. Die Normenkontrollklage von vier Anliegern gegen den rechtskräftigen Bebauungsplan "Verlängerter Dörnweg" wurde vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel Ende September abgewiesen. Die Klage sei unzulässig, weil ein Nachteil für die Antragsteller durch das Baugebiet nicht zu erkennen sei, argumentierte das Gericht. Wie die Stadtverwaltung gestern weiter mitteilte, erkannte der Verwaltungsgerichtshof an, daß die Stadt zwischen ihren Planungszielen, Wohnraum zu schaffen und sparsam mit den Bodenressourcen umzugehen, und den nachteiligen Auswirkungen auf die Bewohner des angrenzenden Wohngebietes abgewogen habe.

Auf dem rund 8,4 Hektar großen Gelände am Dörnweg sollen etwa 360 Wohneinheiten entstehen. Einer der Kläger, der seinen Namen nicht veröffentlichen will, sagte auf Anfrage der FR, er lebe am Rande eines 20 Jahre alten, überwiegend eingeschossigen Einfamilienhausgebietes. Im Umkreis von 600 bis 800 Metern gebe es kein höheres Gebäude. Sein Anwesen liege am Rand eines Landschaftsschutzgebietes mit Äckern und Wiesen.

Nun sollten 14 drei- bis viergeschossige Wohnblocks mit ausbaubarem Dach "direkt vor unserem Wohngebiet entstehen mit einem Mindestabstand von 65 Metern zu uns". Zehn geplante große Reihenhausblocks mit zwei Geschossen plus ausbaubarem Dachgeschoß würden den Anliegern die Nachmittagssonne nehmen. Und 15 bis 20 Meter "vor unserer Haustüre entsteht eine Stellplatz- und Garagenanlage für 30 bis 35 Fahrzeuge".

Anwohner hatten während der vorgeschriebenen Bürgeranhörung ihrem Unmut über den Bebauungsplan Luft gemacht. Doch die Stadt, die nach Auffassung des Klägers die Belange der Anwohner im bestehenden Wohngebiet stärker hätte berücksichtigen müssen, ließ sich von ihrer Planung nicht abbringen.

Zu Recht, findet Erster Stadtrat Michael Bauer (FDP) und sieht dies auch vom Verwaltungsgerichtshof bestätigt. Im übrigen hätten zwei Kläger früher Brachland als zusätzlichen Gartenbereich genutzt. Bauer: "Da hatte ja auch niemand was dagegen. Als das Baugebiet entstand, wurden sie vorstellig und wollten Land kaufen." Das Liegenschaftsamt habe einen Preis von "mehr als 700 Mark pro Quadratmeter ermittelt." Doch das hätten die Anlieger nicht zahlen wollen und den Normenkontrollantrag gestellt.

Während der Verwaltungsgerichtshof befand, gegen seinen Beschluß könnten die Kläger keine Rechtmittel geltend machen, sehen diese noch die Möglichkeit, eine Beschwerde einzulegen, daß der Verwaltungsgerichtshof das Urteil nicht dem Bundesverwaltungsgerichtshof vorlegte. Ob sie das wirklich tun werden, ist noch offen. Die Stadt geht davon aus, daß jetzt "Rechtssicherheit für die Eigentümer" besteht. Das sind unter anderem die Hoechst AG, die dort Geschoßwohnungen für ihre Beschäftigten errichten will, die Süba Wohnungsbaugesellschaft, ein Frankfurter und ein Eschborner Investor, deren Namen Bauer nicht nennen will. Die Stadt setzt jetzt die Erschließungsarbeiten fort. she

Kleine FR

Nach Unfall geflüchtet FRIEDBERG. Ohne sich um den Schaden zu kümmern, den er verursacht hatte, fuhr ein Autofahrer laut Polizeibericht in der Nacht von Donnerstag auf Freitag davon, nachdem er ein in der Taunusstraße geparktes Auto angefahren hatte. Die Polizei vermutet, daß es sich bei dem Flüchtigen um den Fahrer eines roten Mercedes handelt. Kind angefahren ECHZELL. Ein siebenjähriges Mädchen verletzte sich am Montag nachmittag leicht, als es in Echzell über die Hauptstraße lief, ohne auf den Verkehr zu achten. Wie die Polizei mitteilt, konnte ein Echzeller nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr das Kind an. Es wurde auf die Fahrbahn geschleudert. Altpapier-Sammlung ALTENSTADT. Wer sein Altpapier loswerden will, hat dazu am Dienstag, 20. Oktober, in Altenstadt Gelegenheit. Mitgenommen werden allerdings nur festverschnürte Pakete und Kartons. Das Papier muß am Abholtag auf den Bürgersteig gestellt werden. Gesammelt werden Illustrierte, Tageszeitungen, Pappe und anderes Papier, das allerdings nicht verschmutzt und nicht beschichtet sein darf. Heute Dia-Vortrag im Altenclub ALTENSTADT. Der Seniorenclub Höchst/Oberau lädt für heute, Mittwoch, 14. Oktober, 14.30 Uhr, in den Mehrzweckraum des Kindergartens Höchst. Hans Bestehorn aus Nidda hält einen Lichtbildervortrag über eine Reise nach Alaska. Oberauer können den Gemeindebus benutzen, der um 14.15 Uhr an der Haltestelle "Beim Zehnmorgenfeld" und um 14.18 Uhr an der Kirche abfährt. In Lindheim: Donaufahrt per Dias ALTENSTADT. Der Seniorenclub Lindheim/Enzheim lädt für Donnerstag, 15. Oktober, 14.30 Uhr, in den Gemeinschaftsraum des Feuerwehrhauses Lindheim ein. Hans Bestehorn hält einen Lichtbildervortrag über eine Donaufahrt von Passau bis Budapest. Die Enzheimer können den Gemeindebus benutzen, der um 14 Uhr an der Bushaltestelle abfährt. Rückenstärkung WETTERAUKREIS. "Rückenstärkung" heißt die neue Broschüre, mit der sich die AOK Wetterau an Kinder ab sechs Jahren und ihre Eltern wendet. Untersuchungen belegten, daß acht- bis zehnjährige Kinder bereits durchschnittlich 7,5 Stunden am Tag im Sitzen verbrächten, elf- bis dreizehnjährige sitzen danach sogar knapp zehn Stunden täglich. Die Broschüre gibt es ab sofort kostenlos bei der AOK-Bewegungsfachkraft Susanne Grunwald, Tel. 06042/84108. Feuerwehr übt ECHZELL. Zu einer Großübung lädt die Feuerwehr Echzell alle Schaulustigen am Sonntag, 25. Oktober, ab 9.30 Uhr auf den Quellenhof im Ortsteil Bingenheim ein. Dort will die Wehr demonstrieren, wie Menschen aus einem Wohnhaus gerettet werden, wie ein Großbrand gelöscht wird und mit welchen technischen Mitteln eingeklemmte Menschen befreit werden können. Neben den Feuerwehren sind auch noch die Helfer des Roten Kreuzes Echzell im Einsatz. Außerdem noch ein Gerätewagen, vier Löschgruppen- und ein Tragkraftspritzenfahrzeug. Treffen in vertrautem Kreis ECHZELL. Zu einem gemütlichen Beisammensein lädt die VdK-Ortsgruppe Echzell alle Bürger am Freitag, 23. Oktober, ab 14 Uhr in den Saal der ev. Kirchengemeinde in der Lindenstraße 4 ein. Züchter stellen aus ECHZELL. Eine Geflügelzüchterausstellung bietet am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Oktober, die Horlofftalhalle in Echzell. Die vom Geflügelzuchtverein 1905 Echzell organisierte Schau ist am Samstag ab 15 Uhr und am Sonntag zwischen 9 und 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Kursus Seidenmalerei ECHZELL. Am Mittwoch, 21. Oktober, starten die Landfrauen einen neuen Kursus Seidenmalerei. Interessenten werden gebeten, an diesem Tag ab 20 Uhr in den Ge- meinschaftsraum im Bauhof zu kommen.

Protestierende Indios in Kolumbien mit Waffengewalt aufgehalten Ureinwohner demonstrierten in vielen Orten Südamerikas gegen Kolumbus-Feiern / Bombenanschläge auf spanische Institutionen Von unserem Korrespondenten Romeo Rey

BUENOS AIRES, 12. Oktober. In mehreren Ländern Südamerikas haben die Ureinwohner am Montag gegen die Gedenkfeiern zum 500. Jahrestag der Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika protestiert. Mit Kundgebungen gedachten die Indianer der Millionen ihrer Vorfahren, die unter spanischer Herrschaft versklavt und umgebracht worden sind. Dabei gab es zum Teil Unruhen, Straßensperren wurden errichtet. Mehrere Bombenanschläge richteten sich gegen spanische Institutionen und Symbole des Gedenkens an Kolumbus. In den USA und Spanien gab es Gedenkfeiern.

Die schwersten Unruhen fanden im südlichen Teil von Kolumbien statt. Mehr als 10 000 Indios, die in Popayan demonstrieren wollten, wurden von der Armee mit Waffengewalt aufgehalten, wobei mindestens 20 Personen Verletzungen erlitten. Innenminister Humberto de la Calle rechtfertigte die Maßnahmen damit, daß die Kundgebungen von der Guerilla organisiert worden seien. An verschiedenen Orten des Landes blokkierten die Eingeborenen Straßen. In Bogotá und Barranquilla explodierten Sprengkörper, die geringen Sachschaden verursachten.

In der peruanischen Provinzstadt Cuzco, einst Sitz der Inkas, versammelten sich rund 40 000 indianische Landarbeiter, um der "Opfer der Invasion" und der "Helden des Widerstands in den Anden" mit einer Schweigeminute zu gedenken. Terroristen der maoistischen Organisation "Leuchtender Pfad" sprengten in einem wohlhabenden Viertel der Hauptstadt Lima eine spanische Bankfiliale in die Luft.

Weitgehend gewaltlos verliefen zunächst massive Protestaktionen in Ecuador. Mitte der vorigen Wochen hatten Indios in der Sierra Straßen mit Steinen und Baumstämmen blockiert, Ländereien besetzt und Lebensmittellieferungen in die Städte unterbunden. Die Großgrundbesitzer seien über die anhaltende Unruhe in der Landbevölkerung "sehr besorgt und nervös", teilte die Kammer der Agrarunternehmer mit. Unter dem Motto "500 Jahre Widerstand" brachen am Montag Zehntausende von Indios zu einem Marsch nach Quito auf.

Eine große Schar von Ureinwohnern, vor allem Ketschuas und Aymaras, versammelte sich auch in der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Dort sollte eine "Versammlung der ursprünglichen Nationalitäten" gegründet werden, die in diesem Land mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen.

In Santiago de Chile zerstörten linksgerichtete Guerilleros mit einem Sprengstoffanschlag die Fensterscheiben der spanischen Botschaft. Kundgebungen fanden hauptsächlich in Temuco statt, seit Monaten Schauplatz der Mobilisierung unter den Mapuches, die das von den Weißen besetzte Land zurückfordern. Wie die Nachrichtenagentur Reuter ergänzend meldete, säumten bei Festparaden zum Gedenken an die Ankunft Kolumbus' zahlreiche Menschen in den US-Städten New York und San Francisco die Straßen. In Sevilla gedachte Spaniens König Juan Carlos der Spanier, die während der Kolonialzeit für ihr Land gestorben waren. In Genua, der Geburtsstadt von Kolumbus, fielen größere Feiern Überschwemmungen zum Opfer.Ureinwohner erbitten Beistand BONN (AFP). Zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas hat eine Gruppe von Indianern am Montag in Bonn mehr Rechte für die amerikanischen Ureinwohner gefordert. Die Vertreter der Vereinigung nordamerikanischer Indianerstämme "Kanto de la Tierra" überreichten bei einem Treffen mit Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) eine "Friedensbotschaft" mit der Bitte um Beistand bei der Durchsetzung ihrer Menschenrechte.

Die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen erklärte zum Kolumbus-Tag, es sei bei der Entdeckung Amerikas nicht um die "Begegnung zweier Welten" gegangen, sondern um "eine großangelegte Vernichtungsaktion". Bis heute dauere die Unterdrückung von Indianern an, für die Bonn über wirtschaftliche Verflechtungen mitverantwortlich sei.

Raber kandidiert für neuen Vorstand Neu wird neuer Trainer in Bad Homburg

Der hessische Fußball-Oberligist Spvgg. Bad Homburg hat Hubert Neu mit sofortiger Wirkung als neuen Trainer bis zum Saisonende verpflichtet. Neu trainierte bis zum Sommer 1991 die Oberliga-Mannschaft der Frankfurter Eintracht und war danach ein Jahr als Assistent des heutigen Rotweiß-Trainers Jung bei Mainz 05 in der 2. Liga tätig. Klaus Fiederer und Gilbert Mirtillo, die nach dem freiwilligen Ausscheiden von Harald Faust als Interimstrainer der ersten Garnitur tätig waren, übernehmen damit wieder ihre angestammten Positionen. Mirtillo wird Co-Trainer von Neu, Fiederer kümmert sich um die Reserve.

Die Verhandlungen mit Neu führte Bad Homburgs Verwaltungsratsvorsitzender Günter Raber, der bis Ende des Monats ein Konzept zur sportlichen und finanziellen Sanierung des Vereins vorlegen soll. Auf Anfrage teilte Raber in diesem Zusammenhang mit, daß er auf alle Fälle für ein Amt im neuen Führungsgremium des Klubs kandidiert. Welchen Vorstandsposten er übernehmen will, ist allerdings noch unklar. -ger-

Falter mit Köpfchen Komödie und Krimi im Kurhaus

BAD NAUHEIM. Monsieur Jourdain heißt der Bürger, der gerne Edelmann wäre. Wie es dem Protagonisten aus Molières Komödie "Der Bürger als Edelmann" dabei ergeht, können Theaterbesucherinnen und -besucher am Montag, 19. Oktober, ab 19.30 Uhr im Kurtheater verfolgen.

In der Rolle des liebenswürdigen Narren Monsieur Jourdain, der keine Torheit ausläßt, um sein Ziel zu erreichen, ist Walter Giller zu sehen. Neben ihm spielen unter anderem Monika Tabsch, Maximilian Hargaßner und Christine Brigl in dem Sitten- und Charakterstück. Regie beim Gastspiel des Euro-Studio-Ensembles Landgraf aus Titisee-Neustadt führt Peter Lotschak, das Bühnenbild arrangiert Hans Michael Heger.

BAD VILBEL. Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt des Kriminalstücks von Esther Vilar "Die Strategie der Schmetterlinge", das am Dienstag, 20. Oktober, ab 20 Uhr im Bad Vilbeler Kurhaus aufgeführt wird: So unterschiedlich ihre Charaktere sind, beide lieben denselben Mann, die eine als seine Ehefrau, die andere als seine Geliebte. Unter mysteriösen Umständen kommt er, der sie "seine Schmetterlinge" nannte, ums Leben. In den Hauptrollen der zweiten Abonnementsveranstaltung sind Lis Verhoeven und Katerina Jacob zu sehen.

FRIEDBERG. Dem Alltäglichen und Zwischenmenschlichen widmet sich Jürgen von der Lippe am Sonntag, 18. Oktober, ab 20 Uhr in der Stadthalle Friedberg. Mit Scharfblick spürt der Entertainer dabei manche Peinlichkeit im bürgerlichen Leben auf, die er - lächelnd - seziert.

BÜDINGEN. Ein Augen- und Ohrenschmaus für die ganze Familie ist am Mittwoch, 21. Oktober, in Büdingen zu sehen. Mit dem 35köpfigen Kinderchor führt Hella Heizmann ab 18 Uhr im Bürgerhaus die als Musical gestaltete biblische Geschichte von König Belsazar und Daniel "Die Schrift an der Wand auf."

Die Freie Kirchengemeinde Altenstadt, die Landeskirchliche Gemeinschaft Büdingen und die Evangelische Kirchengemeinde Büdingen laden herzlich hierzu ein.

"Spielen verboten" sollte verboten werden

Kinder und Jugendliche wünschen sich mehr Platz und Grünflächen, weniger Autos und Spielverbote, vor allem aber genügend Freiraum, um mit eigener Phantasie das unmittelbare Umfeld selbst gestalten zu können. Das sind die wesentlichen Ergebnisse eines nordrhein-westfälischen Ideenwettbewerbs "Bau- und Wohnhits von Kids". Rund 300 Teenies sind dabei in die Rolle von Architekten, Städte- und Landschaftsplanern geschlüpft und haben Dachgärten und Biohäuser, Kinder-Traumstädte oder Buden aus Altmaterialien entworfen.

Ihrer realen, eingeengten Wohnsituation setzten die Kinder und Jugendlichen vor allem Einfallsreichtum und ökologischen Weitblick entgegen. In den Häusern vermissen die Kids unter anderem Treppengeländer zum Runterrutschen, helle Keller als Spielräume, Aufenthaltsbereiche in den Hauseingängen und ökologische Baumaterialien. Draußen fehlt es an wilden Grünflächen, überdachten Spielmöglichkeiten und Plätzen, auf denen laute Spiele möglich sind. Gewünscht wird ferner mehr Naturerfahrung über Tiergehege, Teiche und Kletterbäume. Kinderwegweiser sollen aufgebaut, Schilder mit "Spielen verboten" dagegen verboten werden.

"Wir Erwachsenen müssen uns fragen, ob die Kinderideen wirklich so unrealistisch sind oder ob wir nicht einfach zu unflexibel und bequem geworden sind", meint die Sozialpädagogin Martina Werdeker von den "Kulturpädagogischen Diensten NRW", die den Wettbewerb koordiniert haben. Optimistisch stimme immerhin, daß Kinder und Jugendliche trotz unserer genormten Welt unheimlich viel Phantasie entwickelten. Man müsse sie eben nur fragen.

In Bielefeld-Steinhagen konstruierten Jugendliche ein aus Lehm errichtetes "Traumhaus", in dem statt Fensterglas eingebaute Altflaschen für Lichteinfall sorgen. In Krefeld bastelten 15- und 16jährige Pennäler das Modell: "Ein Klassenraum im grünen." Lehmbauweise, alternativer Energieeinsatz und Dachbegrünung gehören zum Standard. Damit kritisierten die Jugendlichen indirekt, daß ihnen im Unterricht ökologi- Kinder gestalten selbst sche Kenntnisse in meist unökologischen Schulgebäuden beigebracht würden, in denen Beton, Asbest und Kunststoff dominierten.

Um für das eigene Projekt eine realistische Perspektive zu haben, stellten die Krefelder Nachwuchsarchitekten bei den Behörden einen fiktiven Bauantrag. Das Planungsamt der Stadt gab grünes Licht fürs grüne Klassenzimmer. Das soll im kommenden Frühjahr auf einer 37 Quadratmeter großen Fläche im schuleigenen Biotop errichtet werden, sofern die benötigten Zuschüsse fließen.

Nicht alle Projekte hielten den strengen Behördenblicken stand. "Einige, die ihre Modelle verwirklichen wollten, mußten erheblich zurückstecken", berichtet Martina Werdeker. "Die Kinderphantasie wurde beispielsweise von baupolizeilichen Vorschriften gestutzt." Für Professor Hartmut Großhans vom "Gesamtverband der Wohnungswirtschaft" hat der Ideenwettbewerb trotzdem wichtige Impulse gebracht. "Architekten und Stadtplaner sollten die Anregungen getrost aufnehmen. Weil sie einmal mehr zeigen, daß Kinder und Jugendliche nicht nur wohnen, sondern vor allem leben wollen." Eine Neugestaltung mit mehr Spiel-, Grün- und Wasserflächen sei daher in vielen Stadtteilen nötig. Professor Großhans habe neben Vertretern aus Kultur, Verwaltung und Politik über die Verteilung von 150 000 Mark Landesmitteln auf knapp die Hälfte der 65 Projekte entschieden.

Mit ihren Ideen haben die Schulklassen und Jugendgruppen nicht nur reichlich Phantasie und Kreativität bewiesen. Gleichzeitig wurde eindrucksvoll untermauert, daß Kinder(t)räume viel Platz brauchen. Bis 23. Oktober wird die Ausstellung in einem Fabrikgebäude der ehemaligen Zeche Waltrop zu sehen sein.

Um solchen Teenieträumen eine Chance auf Verwirklichung zu geben, werden die Projekte des Ideenwettbewerbs demnächst in einer Dokumentation zusammengefaßt. Ein Ideenpool, aus dem sich besonders Architekten und Städteplaner bedienen sollen. WERNER PACZIAN (Münster)

Kleine FR

Kindergärten länger geöffnet HIRZENHAIN. Der Merkenfritzer Kindergarten ist ab 1. November durchgängib von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet. Auf Beschluß der Gemeindevertreter wird er nicht mehr zur Mittagszeit geschlossen. Die Kinder bekommen ein warmes Essen. Rüb'sches Brünnchen wird saniert HIRZENHAIN. Das lecke Wasserbekken des Rüb'schen Brünnchens soll demnächst saniert werden, beschlossen die Gemeindevertreter einstimmig. Man will damit verhindern, daß Wasser austritt und im Winter auf der vorbeiführenden Straße vereist. Hirzenhain wandert nach Eckartsborn HIRZENHAIN. Das Rathaus, der Bauhof und die beiden Kindergärten sind am 22. Oktober ab 12 Uhr mittags geschlossen. Der Grund: Alle Gemeinde-Bediensteten unternehmen an diesem Donnerstag eine gemeinsame Wanderung nach Eckartsborn. Wer fährt mit zu Grillmeyer? HIRZENHAIN. Für den Seniorenausflug zur Nieder-Erlenbacher "Appelwei- Stub Grillmeyer" am 19. Oktober gibt es nur noch wenige Plätze, meldet die Gemeindeverwaltung. Interessenten sollten sich schnell unter Tel. 0 60 45 / 377 bei Frau Haas melden.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 12. Oktober (FR). An der Küste zeitweise Bewölkung, sonst meist Sonnenschein ohne Niederschläge, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 7 und 12 Grad, die Tiefstwerte zwischen 2 und minus 3 Grad, im Osten örtlich auch darunter. Weitere Aussichten: Etwas milder.

(Siehe auch Lokalteil)

Die Sondersitzung findet statt Einziger Tagesordnungspunkt: Asylbewerber / Neue Rechtslage

MÜHLHEIM. Das Hickhack ist beendet: Am Donnerstag, 15. Oktober, 18 Uhr, versammeln sich die Stadtverordneten zu der umstrittenen Sondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt ist der Antrag der CDU-Fraktion: "Asylbewerber". Aus Protest hatte die CDU-Fraktion geschlossen die jüngste Parlamentssitzung verlassen, weil SPD und Grüne ihren Antrag mit "Nichtbefassung" abschmetterten.

Zu der Einberufung einer Sondersitzung genügt das Votum eines Viertels der Stadtverordneten. Das Parlament in Mühlheim besteht aus insgesamt 37 Abgeordneten (CDU: 13, SPD: 20; Grüne: 4). Von diesen 37 Abgeordneten haben zwölf CDU-Mitglieder am 5. Oktober einen Antrag auf Sondersitzung bei Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Stier (SPD) gestellt; damit ist das Soll für die Sondersitzung erfüllt. Die Grünen und SPD mutmaßten aber, daß es trotz der Unterschriften der Abgeordneten nicht zu solch einer Sitzung käme.

Ihr Argument: Ein wichtiger Bestandteil des CDU-Antrages beschäftige sich mit der Änderung des Grundgesetzes, und dies gehöre laut Hessischer Gemeindeordnung (HGO) nicht "zur Zuständigkeit der Gemeindevertretung". Dieses Argument trifft nicht mehr zu. "Die Rechtslage hat sich geändert", sagt Richard Otto, stellvertretender Hauptamtsleiter. Nach dem gültigen Paragraphen 56 der HGO sei unverzüglich eine Sondersitzung einzuberufen, wenn ein Viertel der Abgeordneten es wünsche. Das Präsidium habe nicht darüber zu entscheiden, ob das Thema in den Zuständigkeitsbereich der Gemeindevertretung falle. dok

Firmen-Telegramm

BASF legt Kassetten im Elsaß auf Der Chemieriese BASF konzentriert die Fertigung von Audio- und Videokassetten im elsässischen Obenheim. Die Standorte im südbadischen Ettenheim und in Gien (Frankreich) sollen bis Mitte 1993 beziehungsweise bis Ende dieses Jahres geschlossen werden. Die Produktentwicklung für diese Sparte wird von Ludwigshafen in das Werk nach Willstaett verlegt. Betroffen von diesem Beschluß sind 570 Beschäftigte. Verhandlungen über deren Zukunft, so BASF, würden mit den Betriebsräten aufgenommen. Neue Vorwürfe gegen Lloyd's Eine jüngste Untersuchung über die Praktiken des Londoner Versicherungsmarktes Lloyd's hat, wie aus der Organisation verlautet, Fehler beim Management offengelegt. Die Mitglieder des Marktes seien zu wenig über die Risiken informiert worden. Außerdem seien zu große Fälle auf zu wenig Personen verteilt worden. Linde steigt im Ostharz ein Der Linde-Konzern hat von der Treuhandanstalt das Unternehmen Hydraulik Ballenstedt im Ostharz mit 140 Beschäftigten übernommen. Boehringer kappt 200 Stellen Der Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim will am Firmensitz sowie bei der Tochter Serva in Heidelberg insgesamt 200 Stellen streichen.

"Korrekte Vermieter alten Stils sind die Ausnahme" Interessenverband Mieterschutz listet Vorwürfe auf

Wohl dem, der eine Wohnung hat - laut einer Pressemitteilung des "Interessenverbands Mieterschutz" in der Schillerstraße 31 wird es allerdings zunehmend schwieriger, das kostbare Gut gegen "immer gerissenere Methoden des Vermieters" auch zu halten. "Miese Praktiken" auf dem Wohnungsmarkt sind Alltagsgeschäft für den "Interessenverband" geworden, der seit 1985 als Mieterschutzverein tätig ist und rund 5000 Mieter berät. "Der korrekte Vermieter alten Stils", so Geschäftsführer Raimund Schaub, "ist bald die Ausnahme."

Oft genug beginnt der Ärger schon, wenn die gewünschte Wohnung erst ins Auge gefaßt ist: Mancher Eigentümer läßt offenbar den Makler aus dem Spiel, um eine Vermittlungsprovision selbst zu kassieren. So wurde eine Wohnung über Chiffre mit dem Vermerk annonciert, wer zur Besichtigung eingeladen sei, habe 100 Mark zu entrichten, weil der Hausbesitzer von weit her anreisen müsse.

Zehn Parteien bezahlten insgesamt 1000 Mark. Diejenige, die die Wohnung bekam, wurde verpflichtet, den restlichen neun insgesamt 900 Mark zu erstatten. Laut Gesetz stehe aber weder dem Verwalter noch dem Vermieter eine Vermittlungsgebühr zu; ein dermaßen hereingelegter Mieter habe vier Jahre lang das Recht, dieses Geld zurückzufordern.

Nächster Stolperstein: Die Wohnungsgröße. Oft genug stelle sich, so der Interessenverband, beim Einrichten heraus, daß die Wohnung kleiner ist, als annonciert und im Mietvertrag ausgewiesen. Da habe der Mieter schlechte Karten: Er nimmt die Wohnung "wie gesehen", nicht: wie beschrieben. Er müßte also im Zweifelsfall die Wände selber ausmessen. Im nachhinein könne die Miete nur gesenkt werden, wenn aufgrund der niedrigeren Quadratmeterzahl eine Wuchermiete vermutet wird.

Vorsicht geboten ist bei einem sogenannten Möblierungszuschlag. Auch für diesen gebe es eine Grenze: Die Miete einer möblierten Wohnung dürfe höchstens 20 Prozent über den Festlegungen der Mietwerttabelle liegen. Für den sozialen Wohnungsbau gibt der Interessenverband einen Aufschlag von 200 bis 250 Mark an - allerdings nur dann, wenn ihn das Wohnungsamt genehmigt hat.

Anlaß zum Ärger gebe neuerdings auch die Befristung von Mietverträgen; der Vermieter bietet etwa "nur ein Vertragsverhältnis für zwölf Monate an". Sobald das Jahr abgelaufen ist, teilt er mit, daß er den Vertrag nur dann zu verlängern gedenkt, wenn die Miete um einiges heraufgesetzt wird. Vor diesen Unbilden, so die Mieterschützer, könne man sich hüten, wenn man spätestens zwei Monate vor Ablauf der Befristung schriftlich die Fortsetzung des Mietverhältnisses verlangt.

Es gibt offenbar inzwischen auch Eigentümer, die die Bewohner ihrer Häuser mit Mieterhöhungsbegehren an der Haustür unter Druck setzen: Auf unangemeldetes Klingeln wird mit Hilfe eines bereits ausgefertigten Schriftstücks mehr Geld zum nächsten Monatswechsel verlangt. Kein Mieter müsse solchen "Haustürgeschäften", so "Interessenverband"- Geschäftsführer Raimund Schaub, zustimmen. Grundsätzlich sei ihm zur Prüfung zwei Monate Überlegungsfrist gegeben. clau

Betriebswirtschafter sehen Versäumnisse

czyk BERLIN. Die Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft (Schmalenbach-Gesellschaft) sieht angesichts der Internationalisierung der Märkte die bundesdeutschen Manager stärker gefordert. So müßten etwa Rechnungs- und Finanzwesen an die erhöhten Anforderungen angepaßt werden, sagte Schmalenbach-Präsident Heinz-Gerd Stein anläßlich der Eröffnung des 46. Betriebswirtschaftertags in Berlin.

"Wir haben keine Patentrezepte", räumt Thyssen-Manager Stein ein. Doch könne die Betriebswirtschaft durchaus Lösungsmöglichkeiten für aktuelle Probleme anbieten. Insgesamt agierten deutsche Unternehmen bereits recht erfolgreich auf internationalem Terrain. Professor Klaus Macharzina von der Uni Hohenheim machte jedoch eine "Steuerungslücke" aus, da das betriebswirtschaftliche Instrumentarium nicht ausreichend genutzt werde. Als weniger dienlich wertete er die Diskussion über Lean-Management oder Lean-Production: "Das ist alter Wein in neuen Schläuchen."

Über allen Festivitäten schwebt der Kerbbaum

NIEDERDORFELDEN. Drei Tage lang feiern die Bürger in Niederdorfelden Kerb. Eingeleitet wird das Kerbwochenende von einem Discoabend am Freitag, 23. Oktober, im Bürgerhaus.

Am Samstag, 24. Oktober, beginnt um 14 Uhr der traditionelle Teil. Dann nämlich wird der Kerbbaum aufgestellt. Um 20 Uhr steht ein Tanz mit Einlagen der Kerbburschen auf dem Programm.

Vom Bürgerhaus aus ziehen am Sonntag Kerbburschen und Vereine durch den Ort. Zum traditionellen Frühschoppen lädt der Veranstalter, der Kegelsportclub, zum musikalischen Frühschoppen ins Bürgerhaus ein. Getanzt wird dann noch einmal zum Kerbausklang um 20 Uhr. gf

Viel Spaß -

aber wobei?

OFFENBACH. Seit einer Woche hängt an der Fußgängerbrücke zwischen den Wäldern an der Sprendlinger Landstraße ein Transparent: "Viel Spaß, Christiane." Das Bettlaken ist mit einem Herzchen geschmückt.

Nur wer stadtauswärts, Richtung Autobahn fährt, kann das Transparent lesen. Der Autofahrer gerät ins Grübeln: Warum und wobei soll Christiane Spaß haben? Kommt der Bettlaken-Gruß von Herzen, oder ist er bissig gemeint? Ein origineller Gruß nach innigem Abschied? Oder ist er der Wink einer gequälten Seele zur Versöhnung, weil Christiane nach heftigem Streit alleine in die Sonne fuhr, vielleicht sogar mit einem anderen?

Welch ein Drama in einer Beziehungskiste verbirgt sich hinter diesem Transparent, daß irgend jemand sogar vergessen hat, daß dieses gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt, daß ihm vielleicht sogar ein Bußgeld droht? Vielleicht wünschen auch einfach nur ein paar gute Freunde und Freundinnen "Gute Reise?"

Daß junge Romeos ihrer Angebeteten Geburtstagsgrüße auf das Pflaster pinseln oder an die Hauswand sprayen, ist nichts Besonderes mehr. Auch an Zeitungsanzeigen, in der Liebe versichert und Verzeihung erbettelt werden, ist man mittlerweile gewöhnt. Aber solch ein Transparent über einer der wichtigsten Ausfallstraßen Offenbachs?

Was ist, wenn Christiane nun diese Straße nicht gefahren ist, sie diese Botschaft nicht erreicht hat? lz

Treibsand

Der Grat, auf dem die Vereinten Nationen in Bosnien-Herzegowina zwischen humanitärer Hilfe und militärischem Engagement balancieren, wird zunehmend schmaler. Die bisherige Vorgabe, militärischen Verwicklungen fernzubleiben, ist immer schwieriger einzuhalten.

Von den USA gedrängt, entschloß sich der Sicherheitsrat, über Bosnien-Herzegowina ein Flugverbot für serbische Flugzeuge zu verhängen. Und zwar, um die humanitären UN-Hilfsflüge und Lastwagenkonvois zu schützen. Daß nebenbei dem Krieg auch eine seiner grausamsten Auswüchse gekappt werden würde, war ein gewollter Nebeneffekt.

Nun, nachdem deutlich geworden ist, daß sich die Serben um das Flugverbot nicht scheren, ist der Punkt gekommen, an dem eine Sanktion zum Schutz humanitärer Maßnahmen ein Treibsand wird, in dem der Wille der UN, militärisch unbeteiligt zu bleiben, unterzugehen droht. Die USA hatten den Vereinten Nationen Kampfflugzeuge angeboten, um das Flugverbot durchzusetzen. Der Sicherheitsrat hatte zunächst abgelehnt.

Natürlich war es naiv anzunehmen, die Serben würden ein Flugverbot beachten, dessen Verletzung ohne Folgen bleibt. Nun ist der Sicherheitsrat gefangen zwischen der Notwendigkeit, Flagge zu zeigen, und seinem Willen, nicht in den Krieg hineingezogen zu werden. Ihre humanitären Ziele, insbesondere angesichts des bevorstehenden Winters, wird die Weltorganisation nur durchsetzen können, wenn sie Flagge zeigt. Die Alternative wäre, die humanitäre Hilfe einzustellen und die gefährdeten Blauhelmsoldaten abzuziehen. Wer will das verantworten? sie

Absage an bloße Sozialarbeit

sa FREIBURG, 12. Oktober. Angesichts der fortschreitenden Verarmung in der Gesellschaft wollen sich die evangelische Diakonie und die katholische Caritas in Baden nicht mehr auf die Sozialarbeit mit Betroffenen beschränken, sondern darüber hinaus wieder verstärkt auch auf der politischen Ebene die Interessen sozial benachteiligter Menschen aktiv vertreten. Vor allem auf kommunaler Ebene wollen sich die beiden kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen in die Politik einmischen, wie es in einer Erklärung des Diözesan-Caritasverbandes Freiburg heißt.

Die zunehmende Verarmung, das Entstehen immer neuer Problemgebiete in Städten mit sogenannten sozialen Brennpunkten und eine restriktive Finanzpolitik auf dem sozialen Sektor müßten, so die Stellungnahme, die beiden Verbände veranlassen, vermehrt als Anwälte der Betroffenen aufzutreten.

Eroberer, Einwanderer

BAD NAUHEIM. "Die Situation der russischen und äthiopischen Einwanderer in Israel" steht im Mittelpunkt des Vortrags von Stephan Kolb von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische-Zusammenarbeit am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Buber-Rosenzweig-Haus in der Otto-Weiss-Straße 1. Stephan Kolb ist Autor des Buches "Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden".

BÜDINGEN. Auf die Spuren des mazedonischen Feldherrn Alexanders des Großen in der Kunst begibt sich am kommenden Dienstag, 20. Oktober, Professor Dr. Alexander Remandt aus Berlin im Büdinger Rathaus. Der vom Geschichtsverein organisierte Lichtbilder-Vortrag beginnt um 20 Uhr.

FRIEDBERG. Zu einem Gesprächsabend zum Thema "Feministische Theologie" lädt der Frauenzentrumsverein Friedberg für Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr, in das Frauenzentrum in der Judengasse ein.

Gesprächspartnerinnen in der "Frauen-Kneipe" sind Pfarrerin Barbara Wilhelmi und Klaudia Teske aus Bad Nauheim.

BAD NAUHEIM. Als Video-Aufzeichnung ist heute, 15. Oktober, um 14.30 Uhr im Alten Rathaus Bad Nauheim das Schauspiel "Stella" von Johann Wolfgang von Goethe zu sehen. Veranstalter ist der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Ortsverband Bad Nauheim. cor

Der Ortsbeirat 6 tagt "Tempo 30" auch in der Jungmannstraße

GRIESHEIM. Die Jungmann- und die Autogenstraße zwischen Omegabrücke und Jungmannstraße sollen in die zweite Griesheimer Tempo 30-Zone Griesheim werden. Das fordern alle drei Fraktionen des Ortsbeirates 6 in einem interfraktionellen Antrag.

Begründung: Ohne die beiden genannten Straßen würde die zweite Zone ungünstig zerschnitten. Der Antrag kommt bei der nächsten Sitzung des Gremiums am Dienstag, 20. Oktober, um 17 Uhr, im Bolongaropalast Höchst zur Abstimmung.

Des weiteren liegt das fertige Konzept des Planungsbüros Frank und Stete für die zweite Tempo 30-Zone vor und soll verabschiedet werden.

Die CDU-Fraktion will in einem Antrag "mit allen erdenklichen Maßnahmen" den Magistrat dazu bewegen, den Containerdienst "Hof" aus der Lärchenstraße wegzubekommen. Außerdem berät der Beirat über Magistratsberichte zur Bizonalen Siedlung und zum Oktoberfest des Vereinsrings Griesheim. hen

wechsel unnötig, wenn es verläßliche Messungen gäbe, die die Antioxidantien- Menge genau bestimmen könnten.

Einen derartigen Meßfühler hat jetzt der Amerikaner Robert Kaufmann vom Forschungszentrum der Universität von Dayton (Ohio) entwickelt. Es ist ein elektronischer Sensor, der den Zustand und die Menge der im Motoröl vorhandenen Antioxidantien anzeigen kann. Nach Kaufmanns Ansicht kann dieser Sensor kurzfristig zur Marktreife gebracht werden und in großen Stückzahlen zu einem Preis von etwa hundert Dollar produziert werden. Da alle modernen Fahrzeuge heute mit einer umfangreichen Elektronik ausgerüstet sind, können zudem vorhandene Elektronik-Schaltungen die erforderlichen Berechnungen übernehmen, ohne daß der Meßfühler mit einer eigenen Elektronik ausgerüstet werden müßte. trz

Fehlbelegungsabgabe: Keine Empörung - aber . . .

(Fortsetzung von Seite 25) tern eine Zahl: "Ich bin schon 62 Jahre in der Wohnung." Oder: "1956 bin hier eingezogen." Eine 86jährige mit zitternder Stimme: "Wenn ich Formulare sehe, bin ich schon krank." Große Erleichterung, als die Sorge um die Wohnung selbst genommen ist - zwei alte Frauen fallen sich vor der Tür der Begegnungsstätte in die Arme: "Siehst du, Irene, ich hab's doch gleich gesagt."

Erstaunlich wenig Protest setzt es dagegen gegen die Erfindung der Fehlbelegungsabgabe selbst - im Gegenteil. "Die Idee ist ganz gut - wir Kleinen müssen zahlen und die Großen sitzen da drin." Eine Frau gestikuliert mit der Kuchengabel. Auch Ekard Schöppe, der den Weg aus Fechenheim zur Versammlung gekommen ist, erklärt sich "bereit, die Abgabe zu zahlen - natürlich so wenig wie möglich". Aber Schöppe weiß aus eigener Erfahrung, daß so manch einer, "der damals mit 1900 Mark netto eingezogen ist, heute viel mehr verdient". Der Fechenheimer lebt seit zehn Jahren in seiner Hochhaus-Wohnung - seitdem hat sich sein Einkommen kräftig verändert.

Der Staat, urteilt Schöppe, hat seine "Fürsorgepflicht" bei der Versorgung mit Wohnraum "ganz schön schleifen lassen" - jetzt gelte es, alles Geld für die neuen Wohnungen zusammenzukratzen. Nur Irmgard Jonas aus Bergen-Enkheim meldet leise Zweifel an, daß die Abgabe "auch gerecht organisiert" werden kann: "Die Schlauen, die finden vielleicht doch noch ein Hintertürchen." Ein anderer Wunsch, der am Kaffeetisch laut wird, hat sich bisher nicht erfüllt: "Ich find' es richtig, daß die sich freiwillig melden, die zuviel verdienen."

Die Altenwohnanlage Riederwald gehört der städtischen AG für kleine Wohnungen - und manchem Mitarbeiter dort müssen die Ohren geklungen haben. Die Senioren lassen Dampf ab: "Die sind so unverschämt am Telefon, mit denen ist doch keine Furche mehr zu ziehen." Gleich dreimal machen die alten Leute den Mitarbeitern des Wohnungsamtes klar, was es für sie bedeutet, "daß die Haltestelle von der Straßenbahnlinie 12 verlegt worden ist": "Die Verbindung mit der U-Bahn ist viel schlechter, weil wir da weiter zu laufen haben."

Sabine Keller vom Wohnungsamt und ihre Mitstreiter notieren alles und können - natürlich - nichts versprechen. Am heutigen Dienstag, 13. Oktober, sind die Berater von 17.30 Uhr an in der Nordweststadt, Nidaforum 5, zu finden. jg (Siehe auch: "Telefonaktion zur . . .")

Zur Person:

RITA SÜSSMUTH, Präsidentin des Bundestags, vertritt die Ansicht, daß die Deutschen sich "multikulturell noch wesentlich mehr zumuten" müssen als bisher. Die CDU- Politikerin (AP- Bild) sagte am Sonntag abend bei den "Landauer Gesprächen", eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Kultur in Deutschland lebender Ausländer habe noch nicht stattgefunden. Süssmuth warnte die Politiker, angesichts der sich ausbreitenden Fremdenfeindlichkeit populistisch zu reagieren. Allerdings müsse auch die Zuwanderung von Ausländern geregelt werden. (epd)

Bundesbank wird "schlanker" Personalabbau ohne Kündigungen / Aufatmen in der Belegschaft

ski FRANKFURT A. M. Beim Direktorium der Bundesbank in Frankfurt am Main dürften innerhalb der nächsten fünf Jahre zwischen 400 und 600 der gegenwärtig noch an die 3000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Dabei soll die personelle Fluktuation ausgenutzt werden (für den gehobenen und den höheren Dienst gilt schon seit Juli ein Einstellungsstopp), während betriebsbedingte Kündigungen von der Spitze der Währungsbehörde dem Vernehmen nach in einer Art "Garantieerklärung" vorerst ausgeschlossen wurden. Aufgrund einer jetzt vorliegenden Untersuchung der Unternehmensberater von McKinsey müsse kein Beschäftigter des Hauses Schlesinger mit seiner Entlassung rechnen, heißt es in informierten Kreisen. Nur falls sich die Rahmenbedingungen in einigen Jahren wesentlich änderten, müsse auch insoweit "neu nachgedacht" werden.

Radikalere personelle Einschnitte als in der Bundesbankzentrale erwarten Insider allerdings "in der Fläche", also bei den vor einer Neustrukturierung stehenden Landeszentralbanken und Filialen der Währungshüter. Dort soll es auch bereits Versuche gegeben haben, den für nötig gehaltenen Stellenabbau durch Abfindungsangebote zu forcieren. Insgesamt standen Anfang des Jahres noch 18 237 Arbeiter, Angestellte und Beamte auf den Lohn- und Gehaltslisten der Bundesbank.

In der Belegschaft des Frankfurter Direktoriums ist wegen des erklärten vorläufigen Verzichts auf Entlassungen von Erleichterung die Rede. In der Gewerkschaft ÖTV war bisher über einen drohenden Kahlschlag in der Größenordnung von bis zu 50 Prozent des Personals spekuliert worden (die FR berichtete), der kaum ohne Kündigungen hätte durchgezogen werden können. Man habe "zunächst einmal aufgeatmet", meint nun ein Bundesbanker, zumal die Behördenspitze sich endlich zu einer konstruktiveren Zusammenarbeit mit den Personalvertretern durchgerungen habe: Ende voriger Woche sei erstmals seit langem ein Gespräch in sehr sachlicher Atmosphäre gelaufen - wohl im Bemühen, angesichts der ausländischen Kritik an der deutschen Hochzinspolitik wenigstens "an der Heimatfront für Ruhe zu sorgen".

Zumindest in Teilen der Belegschaft wird eingeräumt, daß sich die Bundesbank "wohl schlanker machen" müsse. Die im Zuge dieser Entwicklung anstehenden Rationalisierungen und Versetzungen dürften zwar auch nicht ganz problemlos zu bewältigen sein, aber man werde deshalb, wenn dies sozialverträglich geschehe, "nicht auf die Straße gehen", verspricht ein Angestellter.

Die von der Bankleitung im wesentlichen praktisch abgesegneten McKinsey- Empfehlungen sehen "operative Straffungen und organisatorische Verbesserungen" vor. Unter anderem geht es um eine Ausdünnung der Führungsebene, um die Einführung einer betriebswirtschaftlichen Kontrolle und eine modernere EDV- Abteilung. Zudem wird bezweifelt, daß die Währungshüter Aufgaben wie Gartenpflege selbst erledigen müssen.

Mercedes gibt noch mehr Lizenzen nach Südkorea

SEOUL (dpa/VWD/FR). Mercedes-Benz verstärkt die Kooperation mit dem südkoreanischen Nutzfahrzeugunternehmen Ssangyong. Nach dem Pakt über die Lizenzfertigung von Dieselmotoren unterzeichneten die beiden Firmenchefs jetzt einen Vertrag über die Herstellung von Vier- und Sechs-Zylinder-Benzinmotoren nach Mercedes-Rechten. Geplant ist nun von 1994 an die Produktion von jährlich insgesamt 100 000 Aggregaten für den Einbau in Ssangyong-Geländewagen und -Transportern, die in Korea unter ihrem traditionellen Markenzeichen und außerhalb des Landes von Mercedes mit dem berühmten Stern verkauft werden sollen.

Zur Untermauerung des Vertrages wird sich die Fahrzeug-Tochter des Daimler-Konzerns mit fünf Prozent am Grundkapital des Partners in Fernost beteiligen, der zur fünftgrößten Industriegruppe des Landes gehört. Mercedes- Chef Werner Niefer bezeichnete die Verbindung als "einmalige Partnerschaft in der europäischen Geschichte" und meinte außerdem: "Strategisch haben wir jetzt mit der Ssangyong-Gruppe ein starkes Standbein im asiatischen Raum." Spekulationen über Pläne, auch Autos in Südkorea fertigen zu wollen, mochte er "zur Stunde" nicht bestätigen.

Feuer bei "Mutter Krauss" Polizei vermutet Brandstiftung

SCHWALBACH. Brandstiftung vermutet die Polizei als Ursache eines Feuers, das am Samstag abend in der Gaststätte "Mutter Krauss" in Alt-Schwalbach ausbrach. Nachdem ein Anwohner gegen 20.30 Uhr mehrere Explosionen gehört hatte, verständigte er die Polizei und die Feuerwehr.

Durch deren schnelles Eintreffen konnte verhindert werden, daß sich das Feuer noch weiter ausbreitete.

Die Ermittlungsbeamten stellten fest, daß der Brandherd im Innenhof der "Mutter Krauss" lag - die Gaststätte hat samstags Ruhetag. In dem Hof waren Mülltonnen und Leergutkästen aufgestellt. In den Mülltonnen, vermuten die Beamten, sind mehrere Spraydosen explodiert. Da das Feuer auch auf Plastikplanen übergriff, schätzt die Polizei den Schaden auf 8000 Mark. pms

Junger Mann wurde mit einem Messer bedroht

LANGEN. Ein 19 Jahre alter Mann ist am Montag um 6.35 Uhr auf dem Verbindungsweg zwischen der Raiffeisenstraße und dem Leerweg Opfer eines brutalen Raubüberfalls geworden. Drei ebenfalls junge Männer werden als Täter gesucht.

Der Mann war mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. Die bislang unbekannten Täter stießen ihn vom Rad und zerrten ihn in ein Gebüsch. Dort schlugen sie auf ihn ein, traten ihn und bedrohten ihn mit einem Messer.

Von einem der Räuber gibt es eine Beschreibung. Er soll zwischen 20 und 23 Jahre alt sein und etwa 1,80 Meter groß. Er hat dunkle kurze Haare und einen Oberlippenbart. Bekleidet war er mit einem Trainingsanzug in weiß, grün und rot mit "Nike" auf der Brust.

Die Kripo Offenbach bittet um Hinweise unter der Rufnummer 069 / 8 09 02 59. dac

FSV Schierstein, Fußball-Oberliga der Frauen Auf Rang fünf abgerutscht Morgen zum Derby beim neuen Spitzenreiter SV Flörsheim

"Völlig unerklärlich" war Günter Wilhelm, Trainer der Fußballerinnen des FSV Schierstein, die desolate Vorstellung seiner Mannschaft im Spiel gegen die TSG 51 Frankfurt. Die Frankfurterinnen trotzten den FSV- Frauen ein 0:0 ab und kamen damit zu ihrem ersten Punktgewinn der Oberliga-Saison 92/93.

Vor dem Bezirksderby bei Spitzenreiter SV Flörsheim (Samstag, 15 Uhr, An der Mainbrücke) rutschten die Schiersteinerinnen hierdurch auf den fünften Rang ab. Um den Titelaspiranten in Gefahr zu bringen, werden sich die Schützlinge von Günter Wilhelm und Klaus Kießhauer steigern müssen.

FSV Schierstein - TSG 51 Frankfurt 0:0. "Fast eine Frechheit" war es, was die Gastgeberinnen boten, so meinte Trainer Günter Wilhelm nach dem Abpfiff. "Sie haben offenbar alles vergessen, was wir vorher abgesprochen hatten", ärgerte sich der Coach. Da die Gäste als stark abstiegsgefährdet gelten und personell gegenüber dem Vorjahr einige "Federn" lassen mußten, stand die Partie zu keiner Zeit auf Oberliga-Niveau. Zum Auftakt durften die 60 Zuschauer und der FSV-Coach noch hoffen: Vom Anpfiff weg marschierte Michaela Haller auf das Gäste-Tor zu, scheiterte jedoch an TSG-Torhüterin Astrid Sterlepper.

Einziger weiterer Höhepunkt der ersten Hälfte: ein Freistoß von Simone Schulz, der sein Ziel allerdings verfehlte (25.). Auch die zweite Hälfte blieb arm an Höhepunkten, die Gäste spielten sogar feldüberlegen. So mußte FSV-Keeperin Kristina van Loyen in der 50. Minute gegen Ruth Grzyb in höchster Not retten. Auch bei Standardsituationen sah die FSV-Abwehr nicht immer gut aus. Die Torsteherin ließ jedoch nichts "anbrennen". Selbst ohne Inta Grass (Urlaub) hätte von den Gastgeberinnen mehr kommen müssen.

Gäste-Torhüterin Astrid Sterlepper mußte nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Simone Schulz verletzt ausscheiden. Für sie hütete in der Schlußphase die deswegen reaktivierte Steffi von der Au ebenso sicher das Tor. Gegen Cordula Tron rettete sie in der 70. Minute ihrem Team den Punktgewinn. Den Sieg hätten die Gastgeberinnen auch weiß Gott nicht verdient, eher sogar die Frankfurterinnen. Ein Lob von Günter Wilhelm erntete lediglich Susi Scheiber, die im Mittelfeld vergeblich um Ordnung bemüht war. Immerhin gibt zumindest die zweite "Garnitur" Anlaß zur Freude: Sie behält nach einem 2:2 in Stekkenroth die Tabellenführung in der Bezirksoberliga. Sabine Krug war zweifache Torschützin. Ob sie kommenden Samstag das Trikot der Oberliga-Elf überstreifen wird?

FSV SCHIERSTEIN: Kristina van Loyen - Elke Demski - Katja Seibel, Cordula Tron, Rosi Ding - Gerlinde Richter, Susi Scheiber, Michaela Fröhlich, Simone Schulz - Michaela Haller, Brigitte Jurek. jbp

Wie Einzelhändler ihre Lieferanten "martern" können Das Rabatt-Alphabet eines großen Markenartikel-Produzenten / Einfallsreichtum kennt kaum noch Grenzen

Immer einfallsreicher wird der deutsche Einzelhandel mit seinen Einkaufskonditionen bei der Industrie. Eine große Rolle spielen dabei Rabatte - die oft erzwungenen Nachlässe auf die Listenpreise des Herstellers oder sonstige Vergünstigungen. Ein bedeutender Markenartikel-Produzent hat einiges von der Arten-Vielfalt aufgelistet, die sich in der Branche herausgebildet hat. Genannt sind an die 50 "Spezialitäten", die nicht einmal den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Freilich - neben Forderungen des Handels winkt auch die Industrie von sich aus mit Vergünstigungen, um die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.

Für nicht direkt Betroffene mutet das neueste Rabatt-Abc (teilweise mit redaktionellen Erläuterungen) manchmal komisch an. Doch die "Marter-Werkzeuge" spiegeln ein Stück Wirklichkeit im Geschäftsleben wider.

Aktions-Rabatt für Sonderangebote.

Anschubvergütungs-Rabatt zum "Anschub" neuer Läden in Ostdeutschland.

Anti-Aktions-Rabatt für Zusage, eine Ware nicht ins Sonderangebot zu nehmen und mit Niedrigpreisen zu werben.

Anti-Auslistungs-Rabatt. Art "Schutzgeld", um zu verhindern, daß der Händler das Produkt aus der Bestelliste streicht.

Anti-Warenrückgabe-Rabatt. Handel verzichtet darauf, Ladenhüter dem Produzenten zurückzuliefern.

Ausschank- und Verkostungs-Rabatt.

Auszeichnungs-Rabatt. Belohnung für Auszeichnung durch den Händler.

Bezugspunkt-Rabatt für Lieferungen an dezentrale Teilläger eines Handelskonzerns

Börsen-Rabatt. Nachlaß bei internen Warenbörsen von Handelsfirmen.

Datenträger-Austausch-Rabatt. Nachlaß für Verrechnung per Computer-Datenträger. Dauerniedrigpreis-Rabatt für ständige Abnahme eines Billig-Kernsortiments.

Delkredere-Rabatt für Gewährleistung, daß die Rechnungen bezahlt werden.

Display-Rabatt. Vergütung für Auslage von Werbematerial im Verkaufsraum.

Einführungs-Rabatt.

Europa-Rabatt. Nachlaß für große Handelsorganisationen in verschiedenen Ländern, die sich zum gemeinsamen Einkauf zusammengeschlossen haben. Sitz der Zentrale meist in der Schweiz.

Frachtstaffel-Rabatt. Nach Größe der Bestellung gestaffelter Nachlaß.

Handzettel-Rabatt für Aufnahme eines Artikels in die Handzettel-Werbung.

Inkasso-Rabatt für Rechnungs-Inkasso durch Handelszentrale.

Investitionsbeteiligungs-Rabatt. Zuschuß zur Geschäfts-Ausstattung (z.B. Regale oder Kühltruhen). Als Gegenleistung Verkauf bestimmter Erzeugnisse.

Jahresrückvergütungs-Rabatt. Prämie für erzielten zusätzlichen Jahres-Umsatz.

Kernsortiment-Rabatt. Abschlag, damit eine bestimmte Warengruppe in allen Läden des Handelkonzerns präsent ist.

Konkurrenzabwehr-Rabatt für Absprache mit der Industrie über Konkurrenz- Ausschluß.

Kontor-Rabatt. Listung und Abrechnung über die wenigen noch vorhandenen Abrechnungskontore.

Konzentrations-Rabatt. Nachlaß, wenn mehrere Händler gemeinsam ordern.

Lager-Rabatt für Warenlagerung beim Händler.

Lagereröffnungs-Rabatt

Listungs-Rabatt für Aufnahme in die Bestell-Listen aller Großhandlungen.

Nummer-Eins-Rabatt. Sonderprämie für den Marktführer.

Ost-Rabatt für Erschließung des Marktes in Ex-DDR oder Osteuropa.

Osteröffnungs-Rabatt bei Eröffnung neuer Läden in Ostdeutschland.

Palettenabnahme-Rabatt für Bezug verschiedener Waren ähnlicher Form (z. B. Mehl oder Zucker) auf Paletten.

Preiseinhaltungs-Rabatt für Garantie des Händlers, vereinbarte Preise nicht zu unterbieten.

Preissenkungs-Rabatt für Sonderangebote. Produktförder-Rabatt für Sonderaktionen und Markteinführung.

Regal- und Truhendienst-Rabatt. Händler räumt Ware selbst in Regale und Truhen ein.

Regalmeter-Rabatt. Vergütung für die zur Verfügung gestellten Regalflächen.

Saisonwaren-Rabatt für Saison-Artikel (z. B. Schoko-Osterhasen).

Sofort-Rabatt. Abschlag bei Sofortzahlung nach Lieferung.

Sortenreine-Paletten-Rabatt für palettenweise Abnahme einer Warenart.

Steigerungs-Rabatt. Prämie für zugesagte Umsatzsteigerung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes.

Strecken-Rabatt für Großhändler, die den Transport der Ware von der Fabrik zum Laden übernehmen.

Testmarkt-Rabatt für Mithilfe beim Testverkauf neuer Produkte.

Treue-Rabatt. Honorar für Warenbezug über längeren Zeitraum.

Valuta-Rabatt für Entgegenkommen bei der Wertstellung einer Zahlung.

Vollistungs-Rabatt. Händler führt das gesamte Sortiment des Herstellers.

Vorbestellungs-Rabatt für langfristige Order für Sonderaktionen oder die neue Saison.

Waggon-Rabatt für Bestellungen in kompletten Waggons.

Zentral-Rabatt für Bestellung und Abrechnung über die Handelszentrale.

Zielstrategie-Rabatt. Abschlag, wenn der Handel ein Produkt forciert verkauft.

Zweitplazierungs-Rabatt für Warenpräsentation nicht nur im Regal, sondern an einem zweiten Verkaufspunkt im Laden (z. B. an der Kasse). spi

MTV Kronberg, Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen Auch die Fans halfen nicht Erst Werbetrommel gerührt, dann schwache Leistung geboten

Die Basketballerinnen des MTV Kronberg hatten vor ihrem zweiten Heimspiel in der Zweiten Basketball-Bundesliga die Werbetrommel gerührt: In einer Handzettel-Aktion wollten sie die Kronberger Sportinteressierten in die Halle locken. Immerhin 60 Besucher kamen - für Kronberger und für Frauenbasketball- Verhältnisse viel, für ein Spiel der zweithöchsten Spielklasse enttäuschend.

Nach dem Spiel mögen die Kronbergerinnen jedoch froh gewesen sein, daß nicht noch mehr Zuschauer gekommen waren, denn die wären möglicherweise das erste und das letzte Mal dagewesen. Mit 75:106 kassierte die Mannschaft von Trainerin Yvonne Schäfer gegen den TVG Trier die erste dreistellige Niederlage. Auf dem achten Tabellenrang (2:6 Punkte) wird es langsam brenzlig für das MTV-Team. Am Samstag haben die Kronbergerinnen in Schwabing bereits ein kleines Schicksalsspiel zu bewältigen. Auch die Münchnerinnen verbuchten erst einen Sieg. Wer dieses Spiel verliert, der gerät ernsthaft in die Bredouille.

"Wir waren so schlecht", stöhnte Pressewartin Steffi Herzog nach dem Spiel gegen Trier und fand auch nicht ein einziges gutes Haar an der Leistung ihres Teams. "Wenn mal die eine oder andere unter Form spielt, dann kann man das noch auffangen - aber diesmal waren es einfach zu viele", rekapitulierte sie.

Es lief nichts, aber auch überhaupt nichts zusammen bei den Gastgeberinnen, die erstmals mit Heidi Globig antraten. Die Außenspielerin war jedoch nach ihre Fußoperation noch gehandicapt. Centerin Ilka May, sonst eine der starken Schützinnen, verbuchte gerade einmal drei Punkte. Obwohl ihr Steffi Herzog eine starke Leistung bei den Rebounds bestätigte, blieb sie damit unter ihren Möglichkeiten. Die Pressewartin selbst erzielte immerhin drei Dreier und überzeugte in der zweiten Hälfte.

Was jedoch Steffi Herzog am traurigsten stimmte, war die die Tatsache, daß auch der Einsatz auf Kronberger Seite nicht stimmte. Die erste dreistellige Niederlage war unter solchen Voraussetzungen eigentlich nur logisch. Die Triererinnen kamen immer besser ins Spiel und hatten dann natürlich auch das nötige Selbstvertrauen, ihre Würfe ins Netz zu setzen. Fazit aus Kronberger Sicht: Es kann nur besser werden. Hoffentlich schon in Schwabing . . .

MTV KRONBERG: Silke Dehn, Marion Kühn, Marion Friedrich (3), Claudia Horn (2), Kim Salentin, Heidrun Globig (8), Stefanie Herzog (22), Marianna Klimentova (23), Helga Neumann (4), Ilka May (3).

TABELLE DER ZWEITEN BUNDESLIGA: 1. Heidenheimer SB 8:0 Punkte/ 288:214 Korbpunkte, 2. DJK Würzburg 6:2/285:200, 3. DJK Bamberg 6:2/300:234, 4. TSV Nördlingen 6:2/289:252, 5. TVG Trier 4:4/326:297, 6. KuSG Leimen 4:4/283:278, 7. Eintracht Frankfurt 2:6/241:283, 8. MTV Kronberg 2:6/302:354, 9. MTSV Schwabing 2:6/199:283, 10. USC Freiburg 0:8/179:297. ina

Fledermaus braucht im Winter ein Zuhause

NIDDATAL. Keller und Höhlen, in denen sich Fledermäuse zum Winterschlaf zurückgezogen haben, sollten im Winter absolut tabu sein für Menschen, fordert Frank Uwe Pfuhl, Naturschutzbund Wetterau. Die nahrungsarme Winterzeit zwinge viele Tierarten zu erstaunlichen Überlebensstrategien. Die heimischen Fledermäuse suchen geschützte Stellen in Höhlen, Stollen und Kellern, um den Winter schlafend und mit reduzierter Körperfunktion zu überstehen.

Dabei senken die kleinen Säugetiere ihre Körpertemparatur von 40 auf zwei bis vier Grad ab. Der Herzschlag ist um 90 Prozent verlangsamt, geatmet wird machmal eine ganze Stunde nicht. Keller und Höhlen als Schlafplätze bieten gute Verstecke und schützen durch ihre relativ hohe Luftfeuchtigkeit die Tiere vor dem Austrocknen. Pfuhl fordert Verständnis für "die hochgradig bedrohte Tierfamilie. Informationen beim Naturschutzbund, Wirtsgasse 1 in Niddatal-Assenheim, Tel. 0 60 34 / 61 19. de

Seminar: Kleidung mehr

als nur eine Hülle?

MAIN-KINZIG-KREIS. Ist Kleidung mehr als eine Hülle? Welche Bedeutung hat sie für Menschen? Kann sie als Mittel der Herrschenden eingesetzt werden? Am Beispiel Südamerikas will die Kreisstelle für Jugendarbeit in dem dreitägigen Seminar "Kolonisation des Körpers" verdeutlichen, wie Kleidung als Unterdrückungsinstrument mißbraucht werden kann. Dabei sollen auch die Zusammenhänge von Kultur und Kleidung erkennbar werden.

Als weiteren Aspekt wollen die Teilnehmer (Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren) den psychologischen Aspekt von Kleidung herausarbeiten. Es soll klar werden, wie sie sich unbewußt uniformieren, "Kleider der Zukunft" sollen gesponnen werden.

Das Seminar findet von Freitag, 23., bis Sonntag, 25. Oktober, in Geislitz statt. Interessierte sollten sich bis zum Sonntag, 18. Oktober, in der Kreisstelle für Jugendarbeit, Friedrich-Ebert-Straße 41, 6455 Erlensee, Telefon: 06 183/55 42, anmelden. gf

Fragen über Stasi an Pfarrer

GÖRLITZ, 13. Oktober (epd). Eine innerkirchliche Befragung zu Stasi-Kontakten hat die Synode der "Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz" beschlossen. Auf einem Fragebogen sollen sich Pfarrer, Synodale und Mitarbeiter des Konsistoriums dazu äußern, welches "Verhältnis" sie zum DDR-Ministerium für Staatssicherheit hatten, entschied die Synode in Görlitz. Ein kirchlicher Ausschuß soll bekanntgewordene Stasi-Kontakte prüfen. Eine Überprüfung durch die Gauck-Behörde werde für die Kirchenmitarbeiter weiterhin nur auf freiwilliger Basis erfolgen.

George Bush Verlierer der ersten Fernsehdebatte

ST. LOUIS, 12. Oktober (dpa). US-Präsident George Bush ist offenbar der Verlierer der ersten Fernsehdebatte der drei Bewerber zu den Präsidentschaftswahlen, die am Sonntag abend aus St. Louis übertragen wurde. Nach einer am Montag veröffentlichten Gallup-Umfrage für den Fernsehsender CNN und die Zeitung USA Today gaben nur 14 Prozent der Befragten dem Auftritt Bushs und seinen Ideen gute Noten. Laut einer Umfrage der TV-Gesellschaft ABC unmittelbar nach der Debatte sahen die Zuschauer den demokratischen Kandidaten Bill Clinton mit 28 Prozent als knappen Sieger vor dem unabhängigen Bewerber Ross Perot (24 Prozent) und Bush (18 Prozent).

(Bericht auf Seite 3)

Hanauer Grüne suchen Kandidaten für die Wahl

HANAU. Die Hanauer Grünen suchen neue Kandidaten für die Kommunalwahl. Interessenten können zur nächsten Versammlung am Mittwoch, 21. Oktober, ab 20 Uhr ins Nachbarschaftshaus Tümpelgarten kommen.

Wie die Partei erklärt, steht sie auch für "grünnahe" Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen zur Verfügung. Auch sie können bei der Versammlung ihre Kandidatenwünsche anmelden. res

60 Tiere aus allen Erdteilen im Schäferborn

FRIEDRICHSDORF. "60 Tiere aus fünf Erdteilen" und viel Artistik verspricht der "Circus Brumbach" seinem Publikum: Die Zirkusleute bauen ihr beheizbares Zweimastzelt am Houiller Platz auf und beginnen am Freitag, 16. Oktober, 15 Uhr, mit den Vorstellungen. Die Abendvorführung beginnt um 19.30 Uhr. Am Samstag, 17. Oktober, gibt es ebenfalls um 15 und 19.30 Uhr Vorstellungen. s

Paris setzt auf Bonner Solidarität

ha BRÜSSEL. Mit gedämpftem Optimismus haben die Vertreter der USA und der Europäischen Gemeinschaft am Montag das Spitzengespräch über einen möglichen politischen Durchbruch für die Uruguay-Welthandelsrunde fortgesetzt. Welche Bedeutung der kurzfristig anberaumte Besuch des französischen Premierministers Pierre Bérégovoy bei Bundeskanzler Helmut Kohl am Montagnachmittag für die Verhandlungen haben könnte, blieb zunächst offen.

Sprecher der amerikanischen Handelsbeauftragten Carla Hills und des US- Landwirtschaftsministers Edward Madigan sowie der Brüsseler Kommission hielten sich an die am Sonntag verhängte Nachrichtensperre und beschränkten sich auf die Auskunft, die Gespräche liefen "ziemlich gut". Indes deuteten alle offiziellen Stellungnahmen aus Frankreich darauf hin, daß Paris eine Beschränkung seiner Getreideexporte, wie von Washington gefordert, nicht akzeptieren will. Im März stehen in dem Land Parlamentswahlen an. Berichte, denenzufolge Staatspräsident François Mitterrand den bevorstehenden EG-Sondergipfel in Birmingham "notfalls boykottieren" wolle, wurden in Brüssel als taktische Begleitmusik der Gespräche betrachtet.

Da an EG-Gipfeltreffen traditionell nur der Staatschef und sein Außenminister teilnehmen, aber nicht der Pariser Premierminister, ging man in Brüssel davon aus, daß Bérégovoy bei seinem Blitzbesuch in Bonn mit Kohl lediglich die EG- USA-Verhandlungen angesprochen habe. Im Unterschied zur Bundesregierung war Frankreich bei den Verhandlungen zur EG-Agrarreform im Frühjahr bereit gewesen, eine wesentlich stärkere Senkung der Getreidepreise hinzunehmen, um seine Ausfuhren auf den Weltmarkt auch bei erheblich geminderten Brüsseler Exportsubventionen zu sichern. Paris, so wird gemutmaßt, erwarte jetzt trotz der deutschen Industrie-Interessen an der Gatt-Welthandelsrunde Bonns Solidarität, da es bei der Agrarreform zugunsten der deutschen Bauern auf die Durchsetzung einer massiveren Erzeugerpreissenkung verzichtet habe.

Wanderer erforschen eine alte Handelsstraße

WETTERAUKREIS. Der nächste "Alpine Stammtisch" ist für den Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr in der Horlofftalhalle in Echzell geplant. Besprochen wird dabei auch eine Wanderung am Sonntag, 18. Oktober, ab 10 Uhr ab Parkplatz "Wellerstraße" an der Straße zwischen Bodenrod und Michelbach im Taunus. Sie wird von Heinz Weber geführt und soll über die "Wellerstraße", eine alten Handelsstraße von der Wetterau nach Köln, nach Dietenhausen führen.

Bombendrohung gegen SB-Märkte 72jährige leugnet Vorwurf

HOFHEIM. Beamte der Hofheimer Polizei nahmen am Samstag eine Frau aus Wallau in ihrer Wohnung fest, die beschuldigt wird, gleich zweimal Bombendrohungen gegen die Massa-Märkte in Nordenstadt, Hattersheim und Kriftel ausgesprochen zu haben. Da die Wallauerin bereits 72 Jahre alt, aber nach Angaben der Polizei noch rege und geistig fit ist, können sich die Beamten das Motiv nicht erklären - sie leugnet die Tat übrigens.

Was war passiert? Gegen 15.20 Uhr klingelte bei der Einsatzleitstelle in Hofheim das Telefon. Eine Frauenstimme kündigte an, daß in den drei genannten Massa-Märkten um 16 Uhr Bomben explodieren würden. Da der Anruf aus einer Telefonzelle in Diedenbergen kam und diese bei der Ankunft der Polizisten leer war, konnten sie keine Täterin finden.

Als jedoch zehn Minuten später dieselbe Anruferin bei der Polizei in Wiesbaden dieselbe Bombendrohung äußerte, konnte die Wohnung der Frau über eine Fangschaltung eindeutig festgestellt und die Frau später auch überführt werden. Obwohl sie nach wie vor jede Beteiligung an den Anrufen leugnet, sind die Beamten sicher, daß sie dahintersteckt. pms

KSZE plant Schiedsgericht Internationale Konflikte sollen friedlich beigelegt werden

sim GENF, 12. Oktober. Die 52 Mitgliedstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) haben am Montag in Genf begonnen, die institutionellen Grundlagen eines Streitschlichtungsmechanismus und eines Schiedsgerichtshofes auszuarbeiten. Die Einberufung des Expertentreffens war am KSZE-Gipfel im Juli in Helsinki beschlossen worden. Frankreich und Deutschland haben bereits einen Vertragsentwurf unterbreitet. Danach könnte das Streitschlichtungsverfahren von einer einzigen Konfliktpartei in Gang gesetzt werden. Die Gegenseite müßte sich dem Antrag fügen. Ähnliche Vorschläge haben unter dem Eindruck des Krieges in Ex-Jugoslawien auch die USA und Großbritannien gemacht.

Den Anstoß zu einem Streitschlichtungsverfahren obligatorischen Charakters gab schon 1973 die Schweiz bei den Verhandlungen über die KSZE-Schlußakte. Die Schweizer Initiative wurde aber damals als utopisch betrachtet. Nach dem Ende des kalten Krieges machte die Idee aber ihren Weg. Im Februar 1991 nahmen die KSZE-Staaten in der maltesischen Hauptstadt La Valetta eine "Methode" an, die zur friedlichen Bereinigung internationaler Konflikte in Europa führen sollte. Diese Methode weist jedoch gravierende Mängel auf. Sie beruht auf dem Prinzip des Konsenses, so daß jeder Staat das Verfahren leicht blockieren kann. Außerdem sind die eingegangenen Verpflichtungen politisch, aber nicht rechtlich bindend.

Im deutsch-französischen Entwurf ist ein Schiedsgericht vorgesehen, dessen Entscheidungen bindend wären. Jedoch könnte weiterhin kein Staat gezwungen werden, in ein solches Verfahren einzutreten. Hingegen müßte jeder Staat der Vorladung zu einer Streitschlichtung folgen, falls andere Parteien einen solchen Antrag stellen. Die von den USA vorgeschlagene Variante eines Vergleichsverfahrens würde nicht von einer der Konfliktparteien ausgelöst, sondern vom Ausschuß hoher Beamter der KSZE, der das Verfahren auch "lenken" soll.

Arbeitskreis Asyl sucht noch Mitstreiter

HANAU. Der Arbeitskreis Asyl in Großauheim trifft sich wieder am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus Taubengasse. Sozialamtsleiter Manfred Vosbeck wird für Fragen zur Verfügung stehen.

Die Initiative hatte sich am 30. September zusammengefunden. Sie nahm bereits Kontakt mit einer Mitarbeiterin des Arbeitskreises Asyl aus Erlensee Kontakt auf. Ziel der Arbeit ist es, Feindbilder, Vorurteile und Ängste bei Asylbewerbern und Deutschen abzubauen. Wer noch mitarbeiten will, kann sich an Uta Henningsen, Telefon 54828, Ingrid Roth, Telefon 53707, und Waltraud Soyka, Telefon 52469, wenden. res

Kleine FR

Fahrt ins Städel LANGEN. Die Kunsthistorikerin Erika Hauke macht im Auftrag der Volkshochschule am Samstag, 14. November, ein Tagesseminar über die Kunst von Oskar Kokoschka und Emil Schumacher. Sie führt die Teilnehmer durch die aktuellen Ausstellungen im Frankfurter Städel. Wer dabei sein will, meldet sich bei der VHS im Rathaus, Zimmer 220, Telefon 20 31 22. Treff der CDU-Senioren LANGEN. Klaus Gerlach, Haushaltsexperte der CDU-Fraktion, ist zu Gast beim Treffen der CDU-Senioren am Donnerstag, 15. Oktober, 15 Uhr, im Restaurant "Wienerwald" in der Bahnstraße. Uta Zapf lädt nach Bonn ein DREIEICH. Die Dreieicher SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf lädt 20 Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Kreis Offenbach ein, am 30. und 31. Oktober nach Bonn zu kommen. Dort kann der neue Plenarsaal besichtigt und mit Abgeordneten gesprochen werden. Die Fahrt mit der Bahn kostet nur den halben Preis. Einladungskarten, die zur Ermäßigung berechtigen, können im Wahlkreisbüro unter der Rufnummer 069 / 81 48 84 (dienstags bis freitags 8 bis 13 Uhr) angefordert werden. SPD wählt ihre Kandidaten DREIEICH. Der SPD-Ortsverein Sprendlingen wählt bei seiner Mitgliederversammlung am Freitag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen (Klubraum 4) seine Kandidaten für das Parlament, den Magistrat und den Ortsbeirat.Webarbeiten in der Stadtbücherei DREIEICH. Am Freitag, 16. Oktober, 18.30 Uhr, wird in der Stadtbücherei Sprendlingen die Ausstellung "Mobiles Weben - Webe mit!" eröffnet. Christel Diekmann zeigt Arbeiten aus VHS-Kursen und anderen Projekten. Bis 6. November sind auch Workshops geplant. Sondermüll wird nicht geholt LANGEN. Die Sondermüll-Sammlung, die für Freitag, 16. Oktober, und Samstag, 17. Oktober, vorgesehen war, fällt aus. Als Begründung teilt der Magistrat mit, die Zwischenlager der Hessischen Industriemüll GmbH seien überfüllt. Symbole der Apokalyptik NEU-ISENBURG. In die "Symbole der Apokalyptik" sollen zwei Gesprächsabende der evangelischen Johannesgemeinde Neu-Isenburg einführen. Der erste ist am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 in der Altentagesstätte, Friedrichstraße 94, der zweite am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr.

Kritisches Theater zu Kolumbus Die junge Truppe "Videbitis" aus Erlensee zeigt Szenencollage

ERLENSEE. "Sie kommen schon . . ." heißt eine Szenencollage der Erlenseer Theatergruppe "Videbitis", die am Sonntag, 18. Oktober, um 18 Uhr im Rahmen des Veranstaltungstages der Langendiebacher evangelischen Kirchengemeinde zum Thema "500 Jahre erobertes Lateinamerika" im Gemeindehaus in der Fröbelstraße aufgeführt wird. Den Feiern in aller Welt will die junge Truppe ein Bild entgegensetzen, das ein halbes Jahrtausend der Unterdrückung und des Widerstandes gegen die weiße Herrschaft, der Ausrottung der wirklichen Amerikaner und der Plünderung des Kontinents mit Segen und Unterstützung der Kirche aufzeigen soll.

Die Gruppe "Videbitis" - aus dem Lateinischen: "Ihr werdet sehen" -, das sind elf Jugendliche unter der pädagogischen Leitung von Karin Eifert-Hidalgo, die sich bei einer Theaterfreizeit kennengelernt haben und seither das Projekt zu Lateinamerika entwickelten. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann beim wöchentlichen Treff der Akteure, freitags von 16 bis 20 Uhr, im Langendiebacher Gemeindehaus vorbeischauen. hein

Im Blickpunkt: Flugverbot über Bosnien Schritt zum UN-Kampfeinsatz

Die USA, Frankreich und Großbritannien wurden sich einig, Rußland und China erhoben keinen Einspruch, der Rest war eine Formalität: Der UN-Sicherheitsrat hat vergangenen Freitag das Verbot aller militärischen Flüge über Bosnien-Herzegowina beschlossen. 14 Ratsmitglieder unterstützten die Resolution, China enthielt sich. Der Text ist ein Kompromiß zwischen den USA, die ein striktes Vorgehen gegen die Serben forderten, und der differenzierten Enthaltung der EG. In der ersten Phase ist noch keine Gewaltandrohung zur Durchsetzung des Flugverbots vorgesehen. Man hoffe, daß sich die Serben, die als einzige Konfliktpartei Kampfflugzeuge besitzen, dem Beschluß fügen. Sollte dies nicht der Fall sein - und nach neuen serbischen Angriffen auf Gradacac sieht es ganz so aus -, will der Sicherheitsrat in Kürze eine zweite Resolution verabschieden, die den Einsatz militärischer Mittel erlauben würde. Das Hauptorgan der Vereinten Nationen (UN) hat damit den ersten Schritt in Richtung auf eine Militärintervention in Ex-Jugoslawien getan. UN-Generalsekretär Butros Ghali hatte aus diesem Grund Vorbehalte angemeldet, will sich aber der Entscheidung der Großmächte nicht widersetzen. Auf dem Spiel steht auch die Zukunft der Genfer Verhandlungen über das ehemalige Jugoslawien.

Eigentlich hatten die Serben bereits im August bei der Londoner Jugoslawien-Konferenz zugestimmt, sich des Einsatzes der Luftwaffe in Bosnien- Herzegowina bedingungslos zu enthalten. Später rückte der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic von diesem Übereinkommen ab und verlangte Gegenleistungen. Unter anderem müßten die moslemischen und kroatischen Einheiten alle Angriffe gegen die serbischen Truppen einstellen. Karadzic behauptete, daß sich bei einem Flugverbot das strategische Gleichgewicht zuungunsten der Serben verändern würde. Daß von einem solchen Gleichgewicht keine Rede sein kann, bezeugten der serbische Durchbruch in Nordbosnien und die Einnahme der Stadt Bosanski Brod. Auch in anderen Landesteilen befinden sich die Serben in der Offensive und treiben die "ethnischen Säuberungen" weiter. Von der Feuerkraft der rund 50 Kampfflugzeuge, welche die jugoslawische Bundesarmee großzügig den bosnischen Serben überließ, wurde dabei nicht zu knapp Gebrauch gemacht. Und auch am Wochenende gab es bosnischen und kroatischen Berichten zufolge wieder schwere Luftangriffe auf die Stadt Gradacac.

Die Regierung Bosnien-Herzegowinas protestierte bei den UN gegen die Angriffe aus der Luft. Die Serben hingegen beteuern, alle ihre Flugzeuge seien auf dem Boden geblieben. Der Präsident Rest-Jugoslawiens, Dobrica Cosic, und sein kroatischer Amtskollege Franjo Tudjman hatten am 30. September in Genf schriftlich der Entsendung von UN-Beobachtern auf ihre Militärflughäfen zugestimmt. Diese Offiziere sollen feststellen, ob Flugzeuge zu Kampfmissionen aufsteigen. Der Stützpunkt Banja Luka in Nordbosnien, wo die an Karadzic geliehenen Maschinen stehen, wird von dem Abkommen allerdings nicht erfaßt.

Es gibt genügend Gründe, der bosnisch-serbischen Luftwaffe die Flügel zu stutzen, um die Kampfhandlungen einzudämmen und weitere Eroberungen zu erschweren. Damit droht die Staatengemeinschaft aber aktiv in den Krieg verwickelt zu werden. Wenn es dazu kommt, daß Streitkräfte der NATO oder der Westeuropäischen Union den Luftraum Bosnien-Herzegowinas sichern müssen, sind kriegerische Zusammenstöße vorprogrammiert. Die alliierte Luftwaffe wäre dann gezwungen, serbische Flugzeuge abzuschießen.

Wohin eine solche Eskalation führen kann, ist nicht abzusehen. Die 400 Kampfflugzeuge Rest-Jugoslawiens sind kein Kinderspielzeug; darunter befinden sich hochmoderne MiG-29. Die auf dem Boden stationierten, nur leicht bewaffneten "Blauhelme" würden zwischen die Mühlsteine geraten. Auch Provokationen seitens der bosnischen Regierung wären nicht auszuschließen. Präsident Alija Izetbegovic versucht seit langem, eine ausländische Militärintervention und die "Internationalisierung" des Krieges herbeizuführen. P. SIMONITSCH (Genf)

Entgiftung in Köppern vertagt Erst Hessen-Bedarf prüfen

FRIEDRICHSDORF. Die Entscheidung darüber, ob am Waldkrankenhaus Köppern ein Pilotprojekt für eine sozial-therapeutisch und medikamentengestützte Entgiftung von Drogenabhängigen gestartet wird, ist aufgeschoben. Die Mehrheit in Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) beschloß, daß zunächst ein Konzept für alle LWV- Kliniken erarbeitet werden soll, ehe ein Modellprojekt gestartet wird.

Die CDU-Fraktion hatte, wie berichtet, einen Antrag direkt auf das Waldkrankenhaus zugeschnitten mit dem Hinweis, gerade im Rhein-Main-Ballungsgebiet herrsche Handlungsbedarf. Das sieht zwar auch die SPD so, doch sie forderte in einem Ergänzungsantrag, dem die Mehrheit schließlich zustimmte, eine breiter gefächerte Untersuchung: Der Bedarf soll für alle Regionen Hessens ermittelt und dann erst die Entscheidung über den Standort des Modellprojektes getroffen werden.

In den meisten LWV-Krankenhäusern gibt es bereits Entgiftungstationen, auch in Köppern. Auf ihnen wird nach herkömmlichen Methoden gearbeitet: Die Patienten werden wieder entlassen, wenn ihr Körper von Drogen-Giften frei ist.

Das neue Konzept soll die Kranken über die Entgiftung hinaus zu weiterführenden Therapien motivieren. Um das zu erreichen, soll der Zugang zur Entgiftungsstation für die Betroffenen unbürokratisch und ohne Wartezeiten sein. Sie sollen individuell in kleinen Gruppen behandelt werden, um "dem Entstehen eines klassischen Drogenmilieus vorzubeugen". Außerdem soll die Entgiftung mit Medikamenten wie Methadon gestützt werden.

Der Verwaltungsausschuß des LWV, der das Modell erarbeiten soll, hat bereits eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Kommunen und des Land gebildet. Wie lange es dauert, bis die Verbandsversammlung über die Untersuchung diskutieren kann, steht noch nicht fest, sagt Gisela Heimbach, Pressereferentin des LWV.

Auch wo die erste Entgiftungsstation nach neuem Modell im Ballungsgebiet Rhein-Main installiert werden könnte, ist offen. Heimbach: "Es kann Köppern sein, aber auch Frankfurt." nau

LAZ Bruchköbel Lauftreff seit fünf Jahren

Der Lauftreff des LAZ Bruchköbel feierte Jubiläum. Seit fünf Jahren treffen sich jeden Sonntag um zehn Uhr etwa 70 bis 90 Läuferinnen und Läufer am Parkplatz an der Haagstraße. Entprechend ihrer Kondition haben sie die Möglichkeit, sich neun verschiedenen Laufgruppen anzuschließen, die Strecken zwischen sechs und zwölf Kilometer absolvieren. Die jüngsten Teilnehmer sind sechs Jahre alt, ältester Lauftreffler in Bruchköbel ist der 82jährige Waldemar Wenzel. Zum Jubiläum am 18. Oktober gibt es ein Vollwertfrühstück. ih

Güttler-Ensemble in der Marienkirche

GELNHAUSEN. Das Blechbläser-Ensemble Ludwig Güttler hat der evangelische Kirchenvorstand für einen Auftritt in der Marienkirche engagiert. Karten für das Konzert am Dienstag, 27. Oktober, 19.30 Uhr, sind ab sofort zu Preisen von fünf bis 50 Mark im städtischen Verkehrsbüro am Obermarkt, in der Brentano-Buchhandlung und bei Bürobedarf Guthmann erhältlich.

Das Bläser-Ensemble, 1978 von Güttler gegründet, vereinigt Solisten der Staatskapelle Dresden und der Dresdener Philharmonie. Gerühmt werde vor allem, so die Selbstdarstellung, wie es Güttler gelinge, seine durch kammermusikalisches und solistisches Spiel erworbenen Erfahrungen auf die Blechbläserbesetzung zu übertragen und ein höchst lebendiges, flexibles und schattiertes Musizieren zu erreichen.

Das Programm enthalte eine Reihe bisher unbekannter oder sehr selten gespielter Werke, die Ludwig Güttler ausgegraben oder für das Ensemble spielbar gemacht habe. In der Marienkirche erklingen unter anderem Werke von Tylman Susato, Moritz Landgraf von Hessen, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. lex

Romantisch, mystisch, melancholisch Das Frankfurter Radio-Sinfonie-Orchester unter Dmitrij Kitajenko

Recht defensiv steuerte Dirigent Dmitrij Kitajenko das Frankfurter Radio-Sinfonie-Orchester durch ein Konzert in der Alten Oper, das mit Werken Anton Weberns, Felix Mendelssohn-Bartholdys und Alexander Skrjabins den Akzent auf romantische Sinfonik setzte, ohne freilich die konzertante Geste, die so ein Programm fast selbstverständlich fordert, von Grund auf anzunehmen und zu vertiefen. Derlei Konventionen schienen Dirigent und Ensemble, ja auch Cho-Liang- Lin, Solist in Mendelssohns Violinkonzert, recht bewußt zu umschiffen. Defensiv, eben indem man kammermusikalische Auffächerung der großen Geste vorzog.

So im Hauptwerk des Abends, Alexander Skrjabins zweite Sinfonie, c-Moll, op. 29, eine der drei kaum je aufgeführten des Russen. Spielt man überhaupt einmal Sinfonik Skrjabins, fällt die Entscheidung zugunsten des episch vehementen "Poème de l'Ecstase", ein schwül-sinnliches, dennoch publikumswirksames Epigramm. Klarer in der Diktion, triftiger in der Aussage bleibt da die frühe zweite Sinfonie, die 1901 entstand.

Mystisch, dennoch, bahnte sich das Werk an, da hatte die beredte Minimalgestik Kitajenkos auch einmal zu Recht die sinfonischen Kreisungen geglättet; dann entwickelte sich, zögernd, Ton für Ton, Strich für Strich, eine aus gelungener Streicheraura wachsende Linie, die rasch, allzu rasch, wie es schien, auf Eskalation zielte, damit an Spannung auch wieder einbüßte, indem allzu dringlich, allzu offensiv gehobene Dynamik sich durchsetzt.

Ein bißchen Melancholie lebte in diesem Fin-de-siècle-Monument und allzuviel Kontemplation, zu der Kitajenko beharrlich - und ohne Nuancen spielen zu lassen - zurückschaltete. Eine Darstellung, die echte, eindringliche und faßbare Klangdifferenzierung allenfalls in Pianokreisungen von philosophierender Ruhe einbezog, ehe sich der Apparat wieder von Kitajenko auch schon mal genüßlich auszelebrierten Tutti-Welten in orchestraler Grandeur zuwandte. Immerhin, die diffizile, von Skrjabin akribisch auskomponierte Gratwanderung dieses "Jugendstil-Epos" konnte der Dirigent herauskristallisieren.

Addition von Ausdruckseinheiten war in Mendelssohns Violinkonzert, op. 64, zu erleben. Cho-Liang-Lin sorgte da nicht nur, sentimental Melodischem nachhängend, für bizarr wechselnde Tempi, sondern setzte insgesamt, übersensibel und fast schon ängstlich Zuspitzungen ausweichend, auf eine matt lyrische Linie. Das war nicht im Sinn dieses Bravourstücks, das nach wie vor in der Hauptsache ein Virtuosenkonzert bleiben sollte, und reduzierte den Gesamtkomplex zu gewollt sensitiver Geste. Suggestion, Faszination dieses einzigartig dicht komponierten Genrestücks setzten sich auch dann kaum durch, wenn der Solist, sich auf seine Technik besinnend, einmal zügig voranging.

Eine seltene, eine seltsame Diktion entwickelte sich da in nicht nachvollziehbarer, ja befremdender Intimität.

Intimität, andererseits, die im einleitenden "Passacacglia", op. 1 Anton Weberns mit einigen Recht fungierte. Das kaum zwölf Minuten dauernde Stück des Wieners, das noch zu seinen Schülerzeiten bei Arnold Schönberg entstanden war, gilt als eines der frühen Werke der zweiten Wiener Schule, die vom Publikum damals akzeptiert wurden (Schönberg: "Es ist noch nicht so gefährlich.").

Kitajenko gelang eine spannungsvolle, immer wieder geballte Stille heraufbeschwörende Fassung. Romantische Muster ließ er sich durchsetzen, machte aber auch Spannungsfelder wie Entwicklungsmomente in konsequenter Akzentuierung bewußt. ALEXANDER ULLMANN

26jähriger festgenommen: in Eschborn Auto gestohlen

KELKHEIM. Unter dem Verdacht des Pkw-Diebstahls steht ein 26 Jahre alter Maschinenschlosser aus Kelkheim, den die Polizei am Sonntag gegen elf Uhr in seiner Wohnung festnahm. In Wohnungsnähe soll der Mann einen VW abgestellt haben, der in der Nacht zum Freitag in einem Eschborner Autohaus gestohlen worden war. An dem Wagen waren laut Polizei Kennzeichen angebracht, die ebenfalls als gestohlen gelten. Auch Kennzeichen im Inneren des Wagens werden vermißt. Der 26jährige war bei der Festnahme im Besitz der Originalschlüssel des Autos.

20.15 Uhr live in der ARD

MSC Diedenbergen, Speedway Dritter Titel für Robert Kessler Zweite Mannschaft überrascht mit deutscher Meisterschaft

Was die "Großen" vor einer Woche nicht schafften, holten im norddeutschen Nordhastedt die Zweitliga-Fahrer des Speedway-Bundesligisten MSC Diedenbergen nach. Vor 1800 Zuschauern siegten die PS-Artisten aus dem Hofheimer Stadtteil im Dithmarschener Motodrom überlegen mit 35 Punkten vor Vizemeister MC Ludwigslust (24), dem Geheimfavoriten MSC Olching (23) und den weit abgeschlagenen Gastgebern aus Nordhastedt (14). Ein Fahrer im MSC-Dreß freute sich ganz besonders: Für den in drei Rennen das Maximum von neun Punkten herausfahrenden Robert Kessler war es bereits der dritte bundesdeutsche Titel (nach zwei Einzelerfolgen bei den Junioren) in der nun auslaufenden Saison.

Von Beginn an führte Diedenbergen in diesem Mannschafts-Endlauf des Speedway-Unterhauses. Nach den zahlreichen Vorläufen (seit März) der beiden zweiten Ligen hatten sich die besten vier Teams für das krönende Finale qualifiziert. Und hier bestimmte das MSC-Team eindeutig das Geschehen. Spätestens nach dem schweren Sturz des Olchinger Star-Fahrers Joachim Kugelmann in dessen zweiten Lauf war die Bahn für Diedenbergen frei. Kontinuierlich wurde der Vorsprung vor den ständig gleichaufliegenden Verfolgern Ludwigslust (einziges für das Finale qualifizierte Team aus den neuen Bundesländern) und Olching ausgebaut. "Daß wir zum Schluß einen Kantersieg mit zwölf Punkten Vorsprung herausfahren würden, hatte ich mir nicht träumen lassen. Dieser Sieg unserer jungen Mannschaft hat uns für das Verletzungspech in der Ersten Liga reichlich entschädigt", setzt Pressesprecherin Silvia Ziller auch in Zukunft auf den Nachwuchs. Bereits seit Jahren geht Diedenbergen diesen Weg, den MSC-Boß Horst Zahn "angesichts der fallenden Zuschauerzahlen und der Kostenexplosion für den einzig machbaren" hält.

Bester Einzelfahrer bei gutem und trockenem Rennwetter war der aus Herxheim (Pfalz) stammende Diedenbergener Kapitän Martin Theobald (zehn Punkte in vier Läufen). Gleichauf lag der für Olching startende Russe Viktor Sachajew. Die weiteren Punkte für den Titel holten für Diedenbergen der Pole Irek Szewczyk (9), Robert Kessler (9) und die nur in zwei Rennen eingesetzten Markus Winter (5) sowie Oliver Schäfer (2).

Zum Saisonabschluß trifft sich die bundesdeutsche Speedway-Elite am kommenden Sonntag in Norden (Ostfriesland) zum Kampf um den deutschen Einzeltitel. Dabei die besten 16 Bundesliga- Fahrer. Unter ihnen der Diedenbergener Klaus Lausch, Robert Kessler und Martin Theobald als "Zweitliga-Aufsteiger". jo

Motor-Sport-Club Wiesbaden Patrick Simons Premiere in der Formel Ford-Serie

Auf dem Österreich-Ring in Zeltweg nahm Patrick Simon (17) vom Wiesbadener Motor-Sport-Club an seinen beiden ersten Rennen in der Formel Ford-Serie 1600 teil. Bereits nach dem ersten Zeit- Training zeigte sich, daß der Umstieg von der ADAC-Sonax-Formel-Junior in die Formel Ford 1600 richtig war. Simon belegte den neunten Trainingsrang. Im zweiten Zeittraining für die österreichische Staatsmeisterschaft, das bei Regen stattfand, belegte Simon bereits den vierten Platz.

Im Formel-Ford-Cuplauf, ebenfalls bei Regen, verbesserte sich Simon durch einen hervorragenden Start vom neunten auf den fünften Rang, fiel jedoch ausgangs der ersten Runde durch einen Dreher in der sogenannten Rindt-Schikane auf den zwölften Rang zurück. Im Ziel war es dann noch der allerdings unbefriedigende zehnte Platz. Im letzten Lauf am Sonntag kam Simon als Achter aus der ersten Runde und verbesserte sich bis ins Ziel noch auf den sechsten Rang. Dabei kam der Wiesbadener in diesem letzten Rennen bis auf fünf Hundertstel an die Rundenbestzeit des deutschen und österreichischen Formel Ford-Meisters Alexander Wurz heran.

Am Wochenende steigt der Finallauf zur Formel Renault-Meisterschaft. Joachim Beule (WMSC) hat als Titelverteidiger die Chance, Meister zu werden. wsi

Gaby Höhne geht im Kinder- und Jugendkeller neue Wege/Erstmals Ferienspiele im Herbst Alles auf freiwilliger Basis Im Winter Bastelkurse Von Gabriele Fischer MAINTAL. Die kleine Julia beherrscht es schon fast perfekt, eine Runde mit drei Bällen zu jonglieren. Um das zu lernen, hat sie nur zwei Stunden gebraucht. Jetzt will sie ihr Können noch weiter ausbauen. Doch jedes Mal fallen ihr nach einer Runde die Bälle aus der Hand. "Du mußt dich vor die Wand stellen, dann kannst du die Bälle nicht mehr so weit nach vorne werfen", erklärt ihr die Sozialarbeiterin Gaby Höhne. Jetzt, in der zweiten Ferienspielwoche, nehmen weniger Kinder das artistische Training wahr. "Jonglieren ist halt etwas, das man nicht in einer Stunde lernt. Julia ist da die Ausnahme. Den meisten Kindern fehlt es wohl an Durchhhaltevermögen", glaubt Gaby Höhne. Doch enttäuscht ist sie darüber nicht. "Die Ferienspiele stellen für mich ein Experiment dar."

Gaby Höhne ist seit 1. Juli Sozialarbeiterin im Kinder- und Jugendkeller Hochstadt. Ihr Vorgänger Manfred Giersch hat nach acht Jahren Jugendarbeit die Obdachlosenbetreuung in Hanau übernommen. Die Diplom-Sozialarbeiterin richtet ihre Arbeit nach einem Ziel aus: Nachwuchs für den Kinder- und Jugendkeller heranziehen. "Denn irgendwann muß man auch mal was in dieser Richtung unternehmen", betont sie überzeugt. Die Ferienspiele, die auf ihre Initiative hin ins Leben gerufen wurden, sollten zur ersten Kontaktaufnahme dienen. "Ich habe solche Veranstaltungen früher selbst gerne besucht", erklärt Gaby Höhne ihr Engagement. "Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, die Kinder auf unser Angebot aufmerksam zu machen." Daß die Spiele zum ersten Mal in den Herbstferien und nicht in den Sommerferien angeboten wurden, hat einen Hintergrund. Zum einen gehen die Kinder im Sommer lieber ins Schwimmbad, zum anderen "kann ich sie jetzt schon für den Winter gewinnen". Die Theatergruppe beispielsweise will sich nach den Herbstferien regelmäßig weiter treffen. Momentan improvisieren die sechs Kinder noch. Sie denken sich Szenen aus, die sie aufschreiben und nachspielen. "Mir kommt er darauf an, daß die kleinen Mimen ein Gefühl fürs Theaterspielen bekommen. Sie sollen lernen, daß es nicht auf jedes Wort, sondern auf den Sinn des Dialoges ankommt", beschreibt Gaby Höhne ihr Konzept. Während ihres Studiums an der Fachhochschule in Frankfurt spielte sie selbst gerne Theater. Sie würde sich deshalb über eine feste Truppe im Kinder- und Jugendkeller freuen. Dabei könne man auch die Jongleure mit einbeziehen und eine Art Zirkus entstehen lassen. Doch sie bleibt realistisch: "Ich rechne auch damit, daß es nichts wird. Die Kinder sind so vollgepackt mit der Schule, daß ihnen nur wenig Freizeit bleibt."

Damit dem Nachwuchs die Schulbürde ein wenig erleichtert wird, hat Gaby Höhne eine Hausaufgabenbetreuung eingerichtet. Momentan können sie und "ihre drei Zivis" die Kinder nur beaufsichtigen. Später allerdings will sie "auch mit den Kindern üben". Zwischendurch sollen die Kleinen immer die Möglichkeit haben, zu spielen und sich auszustoben. Um Nägel mit Köpfen zu machen, will Gaby Höhne jetzt mit den Lehrern in Kontakt treten. "Falls Probleme auftreten, kann ich dann wenigstens auf die richtigen Leute zugehen", erklärt die Sozialarbeiterin.

In der Winterzeit will sie verstärkt Bastelkurse anbieten. Wie das genau aussehen soll, weiß sie noch nicht. Das müssen die Kinder mitentscheiden. Das gilt für alles, was Gaby Höhne im Kinder- und Jugendkeller plant: "Ich handle nach dem Grundsatz: Alles muß auf freiwilliger Basis geschehen, denn nur wer etwas freiwillig macht, macht es gerne und gut." Aus diesem Grund sind auch die Altersgrenzen nicht so streng festgelegt. Die Gruppen umfassen manchmal eine Altersspanne von fünf bis 15 Jahren.

Trotzdem müssen die Regeln eingehalten werden. Die Sozialarbeiterin hat ein grobes pädagogisches Konzept im Hinterkopf: Die Kinder sollen Sozialverhalten lernen. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch die Auseinandersetzung. "Solange es nicht gewalttätig wird, gehe ich nicht dazwischen, wenn sich zwei Kinder zanken. Denn auch Streiten will gelernt sein."

Gaby Höhne ist sich aber bewußt, daß diese Freizügigkeit auch ausgenutzt werden kann. "Um eine derartige Einstellung in der Einrichtung effektiv durchzusetzen, müssen sich die Kollegen einig sein", meint sie. In Hochstadt sei das der Fall. Doch bei ihrer früheren Arbeitsstelle hat es in dieser Hinsicht öfter Probleme gegeben. Was die eine Kollegin erlaubte, verbot die andere.

Die pädagogischen und praktischen Vorhaben von Gaby Höhne im Kinder- und Jugendkeller stecken im Moment in den Kinderschuhen. Die Akzeptanz der Ferienspiele läßt sie allerdings hoffen, daß sich "anschließend etwas entwickelt". Und wenn nach den Ferien keiner kommt? "Dann habe ich aus der Sache gelernt und werde mir eine neue Strategie überlegen", erklärt sie wie selbstverständlich.Ungeheuer im Nordmeer

Das ist die Ironie der Geschichte: Während die Spaltprodukte des einst übermächtigen sowjetischen Atomimperiums freizügig nach Westen und Süden verschoben werden, zeigt das alte Nuklear-Ungeheur im Norden noch einmal seine Klauen. Bei der Verdunkelung der Gefahren, die der jahrzehntelang fahrlässig ins Nordmeer abgekippte Atommüll heraufbeschwört, beweist es altböse Größe.

Die Greenpeace-Mannschaft, die dem skandalösen "Atom-Dumping" in der Karasee auf den Grund gehen wollte, machte dieselbe Erfahrung wie vor ein paar Wochen ein anderes zu diesem Zweck angereistes russisch-norwegisches Forscherteam. Das Militär verhinderte jede genaue Untersuchung der Nuklearmüllkippe um das Testgelande Novaja Semlja, wo neben 17 000 strahlenden Fässern auch ausgediente Reaktoren und ein komplettes Atom-U-Boot-Wrack liegen sollen. Diesmal gaben die Atom-Soldaten sogar Warnschüsse ab und enterten das Boot der Regenbogen-Aktivisten.

Der Trost, daß durch diese Aktion das Problem des Atomfriedhofes im Nordmeer wieder einmal ins Gedächtnis geholt wurde, ist gering. Er wird erst dann groß genug, wenn die nord- und westeuropäischen Staaten genügend Druck auf Moskau machen, "Glasnost" endlich auch um Novaja Semlja einziehen zu lassen. Es muß geklärt werden, wie groß die Gefahr austretender Radioaktivität ist und ob besonders bedenkliche Teile des Atommülls gehoben werden müssen.

Ob es dazu kommt? Man erinnere sich daran, daß sich jüngst auch die so umweltbewußten Anrainer der Nordsee nicht auf ein dauerhaftes Atom-Dumping- Verbot vor den eigenen Küsten verständigen konnten. jw

Bleiben Franzosen in Baden? Paris dürfte Truppen dem geplanten Eurokorps zuordnen Von unserem Mitarbeiter Karl-Otto Sattler

FREIBURG, 12. Oktober. Immer mehr Anzeichen deuten darauf hin, daß die noch in Deutschland stationierten französischen Truppen entgegen ursprünglichen Ankündigungen aus Paris doch nicht vollständig abgezogen, sondern zum Teil dem neuen deutsch-französischen Eurokorps zugeordnet werden - und daß diese neue Truppe vor allem im Umfeld des Oberrheins in Baden und in Rheinland-Pfalz stationiert sein wird. In diese Richtung deutet jedenfalls eine Antwort des Bonner Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage des Freiburger SPD- Bundestagsabgeordneten Gernot Erler zur Zukunft der zunächst binationalen Truppe, die mit rund 50 000 Mann 1995 einsatzbereit sein soll.

In der Stellungnahme der Hardthöhe heißt es, daß es noch keine offizielle Erklärung aus Paris über eine Zuordnung von französischen Truppen zum Eurokorps gebe. Allerdings "ist davon auszugehen, daß die französischen Truppenteile, die derzeit in der Bundesrepublik stationiert sind, dem Eurokorps zugeordnet werden und auch zukünftig in der Bundesrepublik stationiert bleiben werden", so die Hardthöhe. Angesichts der noch ausstehenden Pariser Entscheidung könne indes keine zuverlässige Aussage überfranzösische Garnisonen in Baden und Rheinland-Pfalz getroffen werden.

Nach jetzigem Stand ist laut Verteidigungsministerium die Auflösung des in Baden-Baden stationierten Stabes des Zweiten Korps und dazugehöriger Einheiten für 1993 vorgesehen, wobei es im einzelnen um ein Feldjägerregiment in Achern, um ein Nachschubregiment in Baden-Baden, um ein Instandsetzungsregiment in Trier und um ein Flugabwehrregiment in Wittlich geht. Nähere Aufschlüsse soll ein Gespräch im Januar mit dem Oberkommando der französischen Streitkräfte in Deutschland bringen.

Schon die bisherigen Entscheidungen über das Eurokorps weisen darauf hin, daß vor allem die Grenzregionen im deutschen Südwesten der Stationierungsort der neuen Truppen sein werden.

Erler und die badische SPD kritisieren, daß die durch den Truppenabzug im Zuge der gesamteuropäischen Entspannung möglich gewordene Demilitarisierung Südwestdeutschland durch die Stationierung des Eurokorps in dieser Region konterkariert werde - samt den damit verbundenen Belastungen durch Truppenbewegungen und Manöver.

Ski und Kanugesellschaft Hanau Hanauer Kanuten erfolgreich im Oetztal

Während der traditionellen Herbstregatten im österreichischen Oetztal ermittelten die deutschen Kanusportler unmittelbar vor den nationalen Titelkämpfen die Plazierungen in der deutschen Rangliste.

Die Hanauer Kanuten konnten nach den Rennen auf der anspruchsvollen Regattastrecke zufrieden sein und optimistisch in Richtung Deutsche Meisterschaften blicken. An Zwei Tage hintereinander wurden die Wettbewerbe ausgetragen, die unabhängig voneinander gewertet wurden und für die jeweils ein neuer Slalomparcous über den Fluß gehängt wurde. Peter Weidert errang im C 1-Wettbewerb der "Mater-Class" Platz acht und neun, Hanna Baumann erreichte Rang zwei und sieben und Schwester Katrin verbuchte die Ränge sieben und neun im Wettbewerb der Frauen. Manuela Kuczma etablierte sich hier auf den Plätzen 13 und 14.

Die beiden Kajakfahrer Peer Doubrawa und Jürgen Kress hatten mit den wechselhaften Bedingungen des Wasserstandes und der starken Konkurrenz zu kämpfen. Jürge Kreß wurde Zehnter und 30., sein Vereinskamerad kam auf die Ränge acht und 22. Bei den "Deutschen" wird es für beide spannend, da sie um den Aufstieg in die "Master-Class" fahren. prd

Im Wortlaut: Prämierter Aufsatz über Europa Zeitaufwendiger Lernprozeß

FREIGERICHT. Die Auszeichnung für ihre hervorragende Arbeit versteht Christine Wiegelmann im doppeltem Sinn: Neben dem Preis für den zwölfseitigen Aufsatz schätzt die 18jährige Schülerin die Anerkennung von Jugendlichen als Gesprächspartner der Erwachsenen. "Sie wissen nun, daß wir fähig sind und Entscheidungen treffen können und daß wir bei den Entscheidungen für Europa auch mitmachen." Daß die junge Generation in der Tat fähig ist, mitzuentscheiden, zeigt die prämierte Analyse der Niederrodenbacherin, die von der FR in Auszügen wiedergegeben wird:

"Das Ziel der deutschen Regierung ist es, annähernd gleiche Rechte und Pflichten für Arbeitnehmer im gesamten EG-Gebiet zu erringen, neben den gleichen Vorschriften und Auflagen für Gewerbe und Industrie, um die Verlagerung von Produktionsstätten zu vermeiden (Abwanderung in ,Niedriglohnländer'). Daraus folgt, daß die bisherigen Regelungen im EG-Vertrag, nämlich daß die Abstimmungen über Gesetzesvorlagen in der Sozialpolitik nur einstimmig erfolgen können, geändert werden müssen. Es muß statt Einstimmigkeit ein Mehrheitsbeschluß ermöglicht werden. Dies wird unter anderem auch von der EG-Kommission, dem Europaparlament und den verschiedenen nationalen Gewerkschaften schon seit längerer Zeit gefordert . . . Doch auch hier war ein Scheitern durch die ablehnende Haltung Englands vorbestimmt, denn Großbritannien befürchtet den Machtverlust des englischen Parlaments sowie die Einbuße nationaler Souveränitäten, womit der Widerstand John Majors gegen die EG-Sozialpolitik und auch gegen mehr Machtbefugnisse für das Europaparlament begründet ist.

Meiner Meinung nach herrscht ein mangelndes Bewußtsein für ein vereintes Europa. Fast überall herrscht Angst vor Verlusten nationaler Kompetenzen. Angst überwiegt vor der Überzeugung, daß die Kompetenzabgaben das Zusammenwachsen der europäischen Staaten fördern und vor allem auch Vorteil bringen könnten. Die Bereitschaft der EG muß einfach wachsen, denn viele Beschlüsse des Rates und der Kommission haben nur einen Empfehlungscharakter . . .

Weiterhin denke ich, daß der Fahrplan zur Europaunion sehr eng gestaffelt ist und große Anstrengungen in allen Bereichen erfordert. Die Realisierbarkeit steht vor allem durch die Geldwertstabilität, die Strukturfonds und die Haltung Londons in Frage.

Wir stehen erst am Anfang einer Vereinigung, deren endgültiges Gesicht noch nicht festgelegt ist. Es wird zum Beispiel noch einige Zeit dauern, bis die Kompetenzaufteilung zwischen der EG und den Einzelstaaten geklärt werden kann. Genauso müssen wir einen Lernprozeß durchlaufen, der uns lehrt, weg vom nationalen und hin zum europäischen Denken und Handeln zu gelangen, indem wir uns mit der Demokratisierung der EG beschäftigen. Das alles wird eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, und es muß noch viel getan werden. Dennoch ist ein Anfang gemacht, und ich bin sicher, wenn sich alle Staaten kompromißbereit zeigen, daß der weitere Verlauf neuer Verhandlungen weitere Fortschritte bringen kann."

Baugruben werden zu Fallgruben "Tag des weißen Stockes": Blinde zeigen ihre Probleme auf

Baugruben am Straßenrand, Warenauslagen auf dem Bürgersteig oder offene Heckklappen von geparkten Autos stellen für Fußgänger mit normaler Sehkraft kein Hindernis dar. Für Blinde dagegen enden Begegnungen mit solchen Hindernissen "ziemlich häufig mit Beulen und Schrammen". Klaus Meyer, Öffentlichkeitsreferent beim Blindenbund in Hessen, weiß das aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit anderen Blinden in Frankfurt. Die Baugrube kann schnell zur Fallgrube werden, auch wenn sich Blinde nach langjähriger Übung einigermaßen im Verkehrsgeschehen zurechtfinden können. Als "verlängerter Zeigefinger" dient ihnen zumeist ein Stock.

Diese wichtigste Orientierungshilfe für Blinde steht am "Tag des weißen Stokkes" (15. Oktober) im Mittelpunkt.

In einer Großstadt wie Frankfurt wirft der Verkehr für Sehbehinderte besondere Probleme auf. Als Stichworte nannte Meyer mit Blick auf den Aktionstag die hohe Autodichte, Ampeln, Anzeigetafeln und Schwierigkeiten in den öffentlichen Verkehrsmitteln. So komme es ab und an vor, daß Blinde am Bahnsteig zwischen zwei S-Bahn-Wagen auf die Gleise stürzen. "Nur wenn man hört, wo die Türen aufgehen, kann man gefahrlos einsteigen", erklärte Meyer. Immerhin gibt es in einigen U- und S-Bahnstationen schon 25 Zentimeter breite Sicherheitsstreifen aus Gumminoppen, die Blinden anzeigen: von hier ist die Bahnsteigkante noch einen halben Meter entfernt. In oberirdischen Stationen funktioniert dieses System nicht. Auf dem rauhen Verbundsteinpflaster kann ein solcher Sicherheitsstreifen nicht ertastet werden.

Weniger zufrieden ist der Blindenbund mit den neuen Anzeigetafeln für die Züge. Schwarze Zeichen auf weißem Grund können Sehbehinderte unter Umständen noch erkennen, gelbe Punkte auf schwarzem Grund jedoch nicht. Der Blindenbund fordert deshalb, daß jeder Zug per Lautsprecher angesagt wird. Insgesamt wollen sich die Vertreter der Blinden jedoch nicht beklagen. Zu den Stadtwerken habe man "einen sehr guten Draht", meinte die Rehabilitationslehrerin Rotraut Teusch. Auch bei der blindengerechten Umrüstung von Ampeln hätten die Stadtwerker immer ein offenes Ohr gehabt. Schwieriger sei es dagegen mit der Bundesbahn. Ein Orientierungsstreifen an den Bahnsteigen im Hauptbahnhof stehe immer noch aus.

Finanziell sieht der Blindenbund schwierigen Zeiten entgegen. Von den rund 1400 Blinden und Sehbehinderten in Frankfurt haben sich etwa 430 der Vereinigung in der Eschersheimer Landstraße 80 angeschlossen. Die Mitgliedsbeiträge reichen jedoch nicht aus, um die Kosten für Beratungen und Service-Leistungen zu decken. Der Blindenbund ist deshalb dringend auf Spenden angewiesen. vo

Der Ortsbeirat 6 tagt Den Stadtwald zum ,Bannwald' erklären

GOLDSTEIN / SCHWANHEIM. Keine öffentlichen Zigarettenautomaten mehr im Ortsbezirk 6? Diese Frage stellen die Grünen im Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) dem Magistrat in der kommenden Sitzung des Stadtteilparlaments am Dienstag, 20. Oktober, um 17 Uhr, im Bolongaropalast Höchst, Bolongarostraße 109. Auf eine Anregung der Kinderbeauftragten Christine Schwab soll geprüft werden, ob der Verkauf von Zigaretten im Bereich städtischer Grundstücke untersagt werden kann.

Ebenfalls von den Grünen stammt die Forderung, den Stadtwald zum Bannwald zu erklären. In der Begründung wird angeführt, daß der Wald als Lebensader für nachfolgende Generationen zu sichern sei. Überdies diskutieren die Politiker noch einmal den Magistratsbericht, der die Altenwohnanlage in Schwanheim auf dem Eichgelände der US-amerikanischen Streitkräfte abgelehnt. hen

Job-Bewerber mit Sprechblasen und Einzeilern Der Sieger beim US-TV-Duell hat keine Chance, und Bush blieb sein eigenes Handikap

Der Aufwand für das Job-Interview war riesig. Drei Männer bewerben sich für einen zugegeben exklusiven, aber äußerst undankbaren Arbeitsplatz, und eine ganze Industrie setzte sich in Bewegung. Hunderte von Journalisten verließen die Kapitale, um in einer fernen Stadt am Fernsehschirm zu verfolgen, was sie sich auch daheim im Wohnzimmer hätten anschauen können. Tausende von Telefon- Von Rolf Paasch (St. Louis) leitungen wurden gelegt und Dutzende Satellitenschüsseln aufgestellt. Die Berichterstattung war total, global und mehr als abendfüllend. Ganze Heerscharen aus politischen Beratern sponnen am Ort des Geschehens Netze, in denen sich die reisende Presse vor und nach dem Bewerbungsgespräch der Kandidaten verfangen sollte. Ihr Mann, das war klar, war in jedem Falle der Sieger.

Für 70 Millionen US-Bürger war die erste Fernsehdebatte des diesjährigen Präsidentschaftswahlkampfes in St. Louis eine Gelegenheit, die Job-Anwärter im direkten Widerstreit vergleichen zu können. Für die Wahlkampfmaschinen der verschiedenen politischen Lager war es dagegen die vielleicht letzte Chance, ihren Kandidaten auf die Siegerstraße ins Weiße Haus zu manövrieren. Denn auch wenn die Herren Bush, Clinton und Perot am 15. und 19. Oktober noch zweimal debattierend vor das Fernsehvolk treten werden: der Eindruck ihres ersten Auftritts am Sonntag abend in der Stadt am Mississippi setzte den Rahmen für die verbleibenden drei Wochen des US-Wahlkampfes.

Und so waren sie denn alle drei sichtbar nervös, als sie um 18 Uhr Ortszeit auf das dunkelrote Podium der Universitätssporthalle von St. Louis hinter ihre Rednerpulte traten: der unabhängige Präsidentschaftsbewerber Ross Perot, dem niemand eine Chance gibt, der aber mit seinem überraschenden Wiedereintritt in das Rennen zum unberechenbaren Element der Fernsehdebatten wie des Wahlkampfes geworden ist. Der Demokrat Bill Clinton aus Arkansas, der sich, in den Meinungsumfragen weit vorne liegend, nur keinen Fauxpas erlauben durfte. Und Präsident Bush, der sich schon deswegen nicht auf den Lorbeeren seiner ersten Amtszeit ausruhen konnte, weil selbst die wenigen, die er geerntet hatte, rasch im Verwelken begriffen sind.

Tagelang hatten sie ihre "Briefing"-Bücher studiert, waren für das Ereignis noch einmal mit der Software ihrer Wahlkampfversprechungen programmiert und wie Schauspielschüler in der Kunst des angemessenen Vortrags trainiert worden. Präsident Bush hatte mit republikanischen Sparringspartnern jenen verbalen Schlagabtausch geübt, in dem er häufig so hölzern wirkt. Und Bill Clinton bekam noch einmal seinen Hang zur Geschwätzigkeit auf die richtige Sprechblasen-Länge zurechtgestutzt.

Nur Ross Perot war in den letzten Tagen vor der großen Debatte ganz sein unabhängiges Selbst. Er ließ sich am Samstag in Dallas wie immer für zehn Dollar die Haare schneiden und studierte ganz mutterseelenallein seine Wirtschaftsstatistiken über die Misere Amerikas. Ohne Helfershelfer, wie er betonte. Ein geborener Populist wie der so volkstümlich daherredende Milliardär aus Texas, braucht halt keine Anleitung zur Bürgernähe. Die Bush-Kampagne hatte 350 Berater mit nach St. Louis gebracht, die Clinton- Mannschaft zählte 250 Wahlkampfexperten. Der David des TV-Duells dagegen stützte sich auf ein paar Dutzend freiwillige Wahlkampfhelfer und drei Profis; von denen zwei, wie Perot behauptete, "nichts zu tun hatten".

Gleich in seiner ersten Antwort präsentierte der unkonventionelle Geschäftsmann aus Texas seine ganze Stärke. Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheide, wurde er von der vierköpfigen Journalistenrunde gefragt. Daß er nicht als Handlanger von Interessengruppen, sondern als "Diener des Volkes" ins Rennen gehe, gab Perot zurück. Und auf die Erfahrung, auf die Präsident Bush verweisen könne, nämlich die Anhäufung eines Vier-Billionen-Dollar-Defizits, auf die könne er nun wirklich verzichten. Bumm, das saß. Einer von Perots berühmt-berüchtigten Einzeilern, die sich in diesem Fernsehwahlkampf schon zuvor als effektiver erwiesen hatten, als das Herunterbeten langatmiger Regierungsprogramme.

Da konnte sich Gouverneur Clinton lange als "Agent des Wandels" verkaufen oder sich Präsident Bush den Zusammenbruch des Kommunismus ans Revers heften; gegen den flotten Zungenschlag des Spielverderbers am linken Bühnenrand hatten sie nur wenig zu bestellen. Als Außenseiter brauchte Perot im Verlauf der 90 Minuten nur seine Finger immer wieder auf die Wunden des leidenden Amerikas zu legen. Eine wirkliche Therapie erwartete von ihm, den zu Diskussionsbeginn ganze zehn Prozent der Bevölkerung unterstützten, kaum einer.

Ganz anders George Bush. Er war auch in diesem Fernseh-Schaukampf wieder einmal sein eigenes Handikap. Hinter jedem seiner präsentierten Reformpläne, stand die Frage, warum er als Präsident damit erst jetzt komme. Nach drei Jahren im Amt, so Bill Clintons vernichtendes Urteil, könne Bush immer noch keine ausgereifte Gesundheitsreform vorlegen. Und auch Bushs Versuch, die wirtschaftliche Situation zu beschönigen, ging nach hinten los. Ein Präsident, der dem Bürger erzählte, daß seine Schmerzen nicht echt seien, wirkte genau so arrogant wie ihn seine Widersacher darstellten. Nein, die große Wende in der Gunst des Publikums, die Bush für seine Wiederwahl benötigt hätte, die sollte ihm diese, von ihm so lange hinausgezögerte TV-Debatte nicht bringen.

Auch deswegen nicht, weil sein Konkurrent Clinton das Minenfeld der sogenannten Charakterthemen geschickt umging. Ob zu den sogenannten Familienwerten oder zu seiner Opposition gegen den Vietnamkrieg befragt, der Demokrat hatte - im Gegensatz zu seinem glücklosen Vorgänger Dukakis vor vier Jahren - immer die richtigen Antworten parat. Clintons Auftritt war alles andere als eine rhetorische Gala-Vorstellung. Aber nur so, nicht als schillernder Hoffnungsträger wie weiland John F. Kennedy, sondern als solider Kandidat, mit dem man es einmal versuchen könnte, wird er den Wahlkampf von 1992 gewinnen können.

Dabei kann Clinton auf die Sympathien der Medien setzten. Denn selbst die verzweifelten Versuche republikanischer Verdrehungskünstler - der sogenannten "spin doctors" -, die in St. Louis anwesenden Reporter vom vermeintlichen Debattensieg ihres Präsidenten zu überzeugen, hinterließen in der anschließenden Berichterstattung kaum Spuren. Das Urteil der Journalisten stimmte mit den ersten Meinungsumfragen unter Fernsehzuschauern überein: Als eindeutiger Sieger der TV-Debatte wird Ross Perot im Wahlkampf am Ende keine Chance haben.

Als Zweiter vor den Kameras wird Clinton am 3. November hinter dem Vorhang der Wahlurnen der Erste sein. Und als abgeschlagener Dritter im Fernsehduell wie in der Gunst des Volkes wird Präsident George Bush im Weißen Haus langsam die Koffer packen müssen.

Diskussion: Woher

kommt der Haß?

OFFENBACH. Eine Podiumsdiskussion mit dem Thema "Woher kommt der Haß? - Gesellschaftliche Ursachen von Gewalt und Rassismus" findet am Montag, 19. Oktober, ab 19.30 Uhr im Büsing-Palais statt. Veranstalter sind das städtische Jugendamt und die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der politischen Bildung.

Die Veranstaltung ist vornehmlich ein Angebot an eine breite Öffentlichkeit aus dem pädagogischen Bereich, die im weitesten Sinne mit Jugend und jungen Erwachsenen zu tun hat. Diskutiert wird die zentrale Frage: "Wie ist es zu erklären, daß sich sozial unangepaßtes und aggressives Verhalten gegen Flüchtlinge und Asylsuchende richtet? Auf dem Podium diskutieren der Münchener Sozialpsychologe Professor Dr. H. Keupp, der Esslinger Sozialarbeiter Professor Dr. K. Möller, der Frankfurter Ethnologe Dr. D. Schimag und der Frankfurter Schriftsteller Valentin Senger. lz

Rumäniens Aufbruch zur Normalität

Von Harry Schleicher

Zäh und nicht selten von Rückschlägen gebremst, vollzieht sich die politische Neuordnung im ehemals kommunistischen Osteuropa. Als einer der letzten Staaten der Region hat jetzt auch Rumänien die erste postkommunistische Übergangsphase hinter sich gelassen. Mit der zweiten pluralistischen Parlamentswahl und der notwendig gewordenen Stichwahl für das Präsidentenamt hat das noch immer schwer an der Hypothek der Diktatur Ceaucescus tragende Balkanland einen wichtigen Schritt zur politischen Normalität getan.

Dem widerspricht keineswegs, daß der von der Opposition als Neokommunist verunglimpfte Präsident Ion Iliescu für vier weitere Jahre im Amt bestätigt und seine "Demokratische Front zur Nationalen Rettung" zur stärksten politischen Kraft in beiden Häusern des Bukarester Parlaments wurde. Daß die oft allzu siegesbewußt auftretende oppositionelle "Demokratische Konvention" über das Ausbleiben der großen Wende zu ihren Gunsten enttäuscht ist, ändert nichts an der Tatsache, daß die politische Landschaft Rumäniens mit dieser Wahl neu strukturiert wurde.

Die bei den Wahlen vom Mai 1990 mit einer satten Zweidrittelmehrheit in der Abgeordnetenkammer und gar mit einer Dreiviertelmehrheit im Senat augestattete "Rettungsfront" konnte bis zu ihrer Spaltung fast ohne jede Rücksicht auf die schwachbrüstige Opposition schalten und walten. Doch bei dieser Wahl ist die "Rettungsfront", obgleich noch immer stärkste Partei, unter die 30-Prozent-Marke gesunken und verfügt in der Abgeordnetenkammer gerade noch über die Sperrminorität gegen verfassungsändernde Gesetze. Damit ist im Parlament eine neue Zeitrechnung angebrochen. Die einst schwache Opposition dürfte nun zu einer nicht mehr zu unterschätzenden, institutionellen Macht im politischen Leben Rumäniens werden.

Damit könnten gute Voraussetzungen für eine organische, konstruktive Parlamentsarbeit gegeben sein. Jede (wie auch immer zusammengesetzte) Bukarester Regierung wird sich unter tatkräftiger Kontrolle wissen. Und die Opposition muß nicht mehr unter dem Trauma ihrer parlamentarischen Impotenz leiden, was nicht selten zum Griff nach außerparlamentarischen Mitteln verleitete. Wenn die Machthaber auf der Straße gegenhielten und die berüchtigten Bergarbeiter zum Marsch nach Bukarest mobilisierten, erschütterte dies die schwachen Grundlagen der rumänischen Demokratie. Solche Methoden innenpolitischer Auseinandersetzung, die das Ansehen Rumäniens in der Welt nachhaltig diskreditierten, wird man sich künftig hüten anzuwenden. Dies anzunehmen ist um so eher berechtigt, als dieser Wahlkampf anderes als der vor zwei Jahren kaum noch von Gewalttätigkeiten begleitet war und die Legitimität der Wahlergebnisse generell nicht mehr in Frage gestellt wird.

Trotz solch positiver Ansätze wird die politische Zukunft aber auch nach dieser Wahl alles andere als rosig sein. Allein die Bildung einer arbeitsfähigen Regierung dürfte kompliziert werden. Rein rechnerisch bieten sich zwei parlamentarische Optionen an: eine von der "Rettungsfront" geführte Linksregierung oder eine von der oppositionellen "Demokratischen Konvention" - einem Wahlbündnis aus 20 Parteien - dominierte Mitte-Rechts-Regierung. Beide Formationen hätten an einem Geburtsmakel zu leiden: Wie die Dinge liegen, wäre die Iliescu- Partei auf die Zusammenarbeit mit einigen politischen Gruppierungen angewiesen, die sich während des Wahlkampfs betont nationalistisch gebärdeten. Die DK wiederum hätte zweifellos nicht die volle Rückendeckung des Präsidenten, wäre also auf eine noch zu findende rumänische Kohabitation angewiesen.

Die rumänische Wahl hat mit sieben beziehungsweise acht Fraktionen in Abgeordnetenkammer und Senat zwar "polnische Verhältnisse" einer inflationären Aufsplitterung des Parlaments in unzählige Kleinstparteien vermieden, umgekehrt aber auf Anhieb keineswegs für klare Mehrheitsverhältnisse gesorgt. Das bedeutet eine höhere Verantwortung der Abgeordneten bei der Lösung der vielen Wirtschafts- und Sozialprobleme des nach Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft ruinierten Staatswesens. Ohne Auslandshilfe sind sie ohnehin kaum in den Griff zu bekommen. Ob das neugewählte rumänische Parlament sich hierzu jenseits aller ideologischen und nationalen Differenzen durchringen kann, wird maßgeblich über die Zukunft des ins politische Abseits Europas geratenen Landes entscheiden.

Telekom schießt Kopernikus mit US-Rakete ins All Start dürfte das Ende der deutschen Alleingänge beim Bau der Fernmeldesatelliten markieren

doe CAPE CANAVERAL. Mit dem erfolgreichen Start des dritten künstlichen Himmelskörpers hat die deutsche Telekom gestern ihre Kopernikus-Satelliten-Familie im Orbit komplettiert. Der Abschuß des mehr als 200 Millionen Mark teuren "Plauder-Trabanten" mit einer amerikanischen Delta-II-Trägerrakete dürfte zugleich das Ende der deutschen Alleingänge beim Bau der Fernmeldesatelliten markieren. Bei der in zwei Jahren anstehenden Entscheidung über die Nachfolge des Kopernikus-Systems werde sich die Telekom von der "national ausgerichteten Bedeckung lösen müssen", erklärte der zustände Vorstand Gerd Tenzer mit Hinweis auf wachsenden Wettbewerbsdruck.

Bereits wegen seines Beschlusses, Kopernikus 3 mit einer Delta-Rakete des US-Herstellers McDonnell Douglas statt wie seine Schwestern mit der europäischen Ariane ins All zu tragen, war der Post-Ableger kritisiert worden. Nicht zuletzt aufgrund dieser Politik drohe die in der Entwicklung befindliche und mit Bonner Fördergeldern unterstützte Ariane 5 zu einem "ökonomischen Flop" zu werden, warnte etwa SPD-Forschungsexperte Wolf-Michael Catenhusen.

Die Wahl von Delta habe der Telekom "etwa ein Viertel der Startkosten" erspart, verteidigte Tenzer erneut die Beschaffungspolitik seines Hauses, die sich künftig noch stärker an den Kosten ausrichten werde. Branchengerüchte, der Start vom Weltraumbahnhof in Florida habe 75 Millionen Mark gekostet, werden von der Telekom nicht dementiert. Die reinen Entwicklungs- und Baukosten der drei Kopernikus-Trabanten bezifferte Tenzer mit rund 800 Millionen Mark.

Wie seine baugleichen "Kollegen", die schon seit 1989 und 1990 im All kreisen, wurde der 1400 Kilogramm schwere Kopernikus 3, der über eine Spannweite von 15,40 Metern verfügt und seine Heimat in einer Umlaufbahn rund 36 000 Kilometer über dem Äquator finden soll, von einem deutschen Konsortium unter Führung von Siemens, dem die Bosch-Tochter ANT, der Daimler-Ableger MBB und die Stuttgarter SEL angehörten, "schlüsselfertig" geliefert. Das könnte sich in Zukunft ändern: Auch beim Satelliten-Bau will die Telekom dann international Aufträge vergeben.

Eigentlich war der neue Satellit, der im Dezember für etwa zehn Jahre seinen kommerziellen Betrieb aufnehmen soll, nur als Reserve für die Vorgänger geplant. Der vor allem durch die deutsche Vereinigung und die Öffnung Osteuropas gestiegene Bedarf an Übertragungskapazität verhalf ihm jetzt doch noch zu einer Reise ins All. Wie die Schwestern kann er das Programm von 13 Fernsehkanälen abstrahlen oder bis zu 6000 Telefonleitungen für die Geschäftskommunikation bieten. Mit 33,5 Grad Ost über dem Äquator wird er aber weiter östlich positioniert als der Rest der Trabanten-Familie.

Zweimal Einbrecher in Hochheim unterwegs

HOCHHEIM. In ein Haus In der Schlicht stiegen am Samstag Einbrecher ein. Sie brachen Kellerfenster und -türen auf. Dabei, so die Polizei, entstand ein Schaden von 5000 Mark.

Die Familie hatte das Haus um 19 Uhr verlassen und kam gegen 22 Uhr zurück. Die Einbrecher nahmen Schmuck mit.

Am Sonntag traf es die Bewohner eines Hauses in der Danziger Allee, die gegen 19.15 Uhr nach Hause kamen. Die Terrassentür stand offen, auf dem Grundstück lagen Seidenteppiche herum, und im Wohnzimmer Schmuck auf dem Boden. Die Polizei vermutet, daß die Täter ohne Beute fliehen mußten. pms

Polizei nahm zwei "Autoknacker" fest

OFFENBACH. Die Polizei konnte am Sonntag aufgrund einer aufmerksamen Zeugin zwei "Autoknacker" kurz nach der Tat festnehmen. Die Frau hatte der Polizei mitgeteilt, daß in der Frankfurter Straße soeben ein Fahrzeug aufgebrochen würde. Sie beschrieb die beiden jungen Männer, die mit Fahrrädern flüchteten.

Nach einer sofort eingeleiteten Fahndung nahmen die Beamten kurze Zeit später zwei 16 und 17 Jahre alte Männer fest. Sie gaben nach anfänglichem Leugnen den Autoaufbruch zu. dok

FWG: Hermes kündigt Fraktionsvorsitz auf

NEU-ISENBURG. Der Vorsitzende der Stadtverordnetenfraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG), Alexander Hermes, tritt vom Fraktionsvorsitz zurück. Wie er auf Anfrage sagte, reagiert er damit auf Spannungen innerhalb der Fraktion um seine Arbeit als Vorsitzender und seine häufigen Aufenthalte in der Neu-Isenburger Partnerstadt Weida, wo er beruflich tätig ist. Hermes, der sein Mandat als Stadtverordneter behalten will, erklärte: "In dieser Zusammensetzung will ich mit der Fraktion nicht mehr zusammenarbeiten."

Weiter erklärte er, er habe seinen Rücktritt schon vor einigen Wochen angeboten, doch die Meinungen der Fraktionsmitglieder darüber seien "geteilt" gewesen. Außerdem habe er angekündigt, künftig häufiger als bisher in Neu-Isenburg zu sein. Anlaß für seine Entscheidung sei dann ein Streit beim "Meckerschoppen" gewesen, zu dem die FWG vergangene Woche die Bürger eingeladen hatte. Weil aber die Resonanz auf diese Einladung "gleich null" war, habe er eine Diskussion über die Gründe dafür beginnen wollen, berichtete Hermes. Es gehe ihm um die Frage, ob die FWG politisch eine "zu enges Bündnis" mit CDU und FDP eingegangen sei und künftig ausschließlich "sachbezogen" Politik machen sollte. Doch eine Diskussion darüber sei nicht zustande gekommen, statt dessen habe es "persönliche Schuldzuweisungen" gegeben. Aber er könne nicht hinnehmen, "öffentlich niedergemacht" zu werden. Eine solche Auseinandersetzung gehöre in die Fraktion.

Hermes glaubt nach eigenem Bekunden, daß die Probleme in der Fraktion "in einer guten Zusammenarbeit" hätten geregelt werden können. Doch bei dieser Art des Umgangs sei seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender "sinnlos".

Die Freien Wähler haben für den gestrigen Montagabend eine außerordentliche Fraktionssitzung anberaumt, an der Alexander Hermes allerdings nicht teilnehmen kann, er habe in Weida "sehr viel zu tun", sagte er. ac

CSU-Anzeige schafft Ärger Oppositionelle namentlich angegriffen / Waigel rechtfertigt Text Von unserem Korrespondenten Peter Fahrenholz

MÜNCHEN, 12. Oktober. CSU-Chef Theo Waigel hat eine umstrittene Zeitungsanzeige seiner Partei verteidigt, in der Abgeordnete der Opposition namentlich aufgelistet wurden, die in der vorigen Woche im Bayerischen Landtag gegen einen CSU-Antrag zur Änderung des Asylrechtes gestimmt hatten. "Das ist eine notwendige Klärung der Dinge", sagte Waigel am Montag nach einer Sitzung des CSU-Vorstandes in München. In der Bevölkerung müsse endlich Klarheit darüber geschaffen werden, wer für die "Blockade" in der Asyldiskussion verantwortlich sei, meinte er.

In der am Wochenende in mehreren Münchner Zeitungen geschalteten CSU-Anzeige wurden unter der Überschrift "Die ewig Gestrigen" alle Münchner Abgeordneten von SPD, FDP und Grünen genannt, die bei der namentlichen Abstimmung im Landtag gegen die CSU-Entschließung votiert hatten. "Diese Münchner Abgeordneten im bayerischen Parlament haben immer noch nicht begriffen, daß das Asylrecht im Grundgesetz geändert werden muß", hieß es im Anzeigentext. Nach der Aufzählung der elf Namen fragt die CSU: "Ist Ihr Volksvertreter dabei? Dann sollten Sie sich das merken. Bis zur nächsten Wahl." Bei der Opposition stieß die Anzeige auf heftige Kritik. Die panische Angst vor den "Republikanern" habe offenbar bei der CSU "alle Sicherungen der Vernunft und des menschlichen Anstandes durchbrennen lassen", urteilte der neue SPD-Fraktionschef Albert Schmid. Die CSU habe damit "die Maske fallen lassen" und gezeigt, daß es ihr in der Asylfrage nur um die Diffamierung Andersdenkender gehe. FDP-Fraktionschef Jürgen Doeblin kritisierte die CSU-Anzeige als "Ausdruck der Kompromißunfähigkeit" in der Asylfrage.

Die Münchner FDP-Abgeordnete Karin Hiersemenzel, die in der Anzeige ebenfalls genannt wurde, fragte in einem offenen Brief den Münchner CSU-Chef Peter Gauweiler: "Warum lügen Sie? Warum verbreiten Sie die Unwahrheit?". Gauweiler wisse genau, daß die FDP bei ihrem jüngsten Bundesparteitag die Bereitschaft zu einer Änderung des Artikel 16 signalisiert habe.

CSU-Generalsekretär Erwin Huber kündigte unterdessen an, daß derartige Anzeigen nach dem Ermessen der jeweiligen Kreisverbände landesweit geschaltet werden sollen.

Raserzeiten in Weilbach vorbei Tempo 30 im Kern und Verkehrsberuhigung im Neubaugebiet

FLÖRSHEIM. Im Mai hat Erster Stadtrat Norbert Hegmann es erarbeitet, am 27. Oktober sollen die Stadtverordneten darüber entscheiden - aber die Bürgerinnen und Bürger wurden schon informiert. Zumindest über Details: So soll der innere Kern des Stadtteils Weilbach, der gesamte Bereich zwischen Frankfurter, Raunheimer, Rüsselsheimer und Schulstraße endgültig zur Tempo-30-Zone werden. Anlaß sei, schreibt Hegmann an die Anwohner, die Fahrgeschwindigkeit in den Wohngebieten zu drosseln und damit die Verkehrssicherheit für alle, insbesondere die schwachen Verkehrsteilnehmer, deutlich zu verbessern.

Hegmann bittet nicht nur die Anwohner dringend darum, nicht schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren - was in einem Gebiet mit Schule und Kindergarten besonders notwendig sei. Der Erste Stadtrat: "Und was das Wichtigste ist: Die Verkehrssicherheit wird für alle, insbesondere für die schwachen Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger und Radler, deutlich erhöht."

Hegmann will es aber nicht nur beim freundlichen Appell belassen, er kündigt auch Kontrollen an. Er denkt nicht nur an Geschwindigkeitsmessungen, es würde auch überprüft werden, ob Fahrer ihre Autos auf den Bürgersteigen abstellen. Denn das sei in der großen Tempo-30-Zone ebenfalls verboten.

Und auch ein anderes Gebiet in Weilbach ist vom Konzept des Verkehrsdezernenten betroffen: das Neubaugebiet zwischen Faulbrunnenweg und Rüsselsheimer Straße. In einem Brief an die Anwohner der Dresdner Straße kündigt Hegmann an, daß das Anpflanzen von Bäumen den verkehrsberuhigten Ausbau beenden würde. Absperrungen sollen verhindern, daß Autofahrer den Wohnbereich als Schleichweg zwischen Rüsselsheimer Straße und Faulbrunnenweg benutzen, so daß die Dresdner Straße möglichst nur noch von Anwohnern befahren werde.

Im verkehrsberuhigten Bereich darf nur noch auf den schwarz gepflasterten Flächen geparkt werden. Als Tempo ist nur noch Schrittgeschwindigkeit erlaubt, alle Verkehrsteilnehmer sind mindestens gleichberechtigt - wobei der Autofahrer Fußgängern und Radfahrern "Vorfahrt" geben soll. Die dürfen die Straße "in ihrer vollen Breite" nutzen. pms

Gemeinsamer Antrag fraglich Bei Asyl beharren Union und FDP auf ihren Positionen

BONN, 12. Oktober (ff/fa/AP). CDU/ CSU und FDP in Bonn werden sich möglicherweise nicht auf einen gemeinsamen Entschließungsantrag zur Asylpolitik einigen. In der Spitze der Unionsfraktion werden die Meinungsunterschiede zwischen CDU/CSU und FDP als zu groß eingeschätzt. Ursprünglich wollte die Koalition den Antrag am Donnerstag in den Bundestag einbringen und abstimmen lassen. Am heutigen Dienstag wird eine Koalitionsrunde entscheiden, ob es einen gemeinsamen Antrag gibt.

Aus der Führung der Unionsfraktion war am Montag zu hören, daß die Verhandlungen zwischen CDU/CSU und FDP als "total verfahren" und jene zwischen CDU und CSU als "kompliziert" eingeschätzt werden. Die FDP sei nicht bereit, das Bleiberecht für die sogenannten offensichtlich unbegründeten Fälle von Asylbewerbern aufzugeben. Überdies beharre sie auf einem Einwanderungsgesetz. Die Union sei aber nicht bereit, einen "lauen Wischiwaschi-Beschluß" mitzutragen. Deshalb würden CDU und CSU voraussichtlich einen Entschließungsantrag ohne die FDP einbringen.

Auch innerhalb der Union gibt es Streit über den Antrag. Die CSU hält daran fest, daß für Asylbewerber die Rechtswegegarantie im Artikel 19 des Grundgesetzes beschnitten werden soll. Innenminister Rudolf Seiters (CDU) will diese Bestimmung bisher nicht ändern.

Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff warnte davor, durch eine zu weitgehende Formulierung der SPD für ihren Sonderparteitag im November den vom Vorsitzenden Björn Engholm geplanten Schwenk unnötig zu erschweren. Es könne nicht im Interesse der Koalition und der Bundesregierung liegen, dazu beizutragen, daß die Initiative Engholms untergehe, denn dann werde es keine Zweidrittelmehrheit für die angestrebte Verfassungsänderung geben.

(Weitere Berichte auf den Seiten 3 und 4)

Sportnotiz

Regierung sollte einig für Berlin sein "Man muß sich in Berlin vor allem einig sein und die volle Unterstützung der Regierung haben. Das ist wichtig." Mit dieser Aussage hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, in einem Interview mit dem "Kicker" zur Bewerbung Berlins um die Olympischen Spiele 2000 Stellung genommen. Beerbaum weiter siegreich Der Weltranglisten-Erste und Olympiasieger Ludger Beerbaum (Buchloe) reitet weiter in phantastischer Form. Beim internationalen Turnier in L'Isle bei Genf gewann er auf Alex den Großen Preis. Im Stechen war er in 38,45 Sekunden über zwei Sekunden schneller als Lesley Mändli (Schweiz) auf Goldrausch (40,81). Ohne Fetzner und Franz gegen Polen Ohne Steffen Fetzner (Düsseldorf) und wie schon beim Auftaktsieg gegen die Niederlande ohne Peter Franz (Lübeck) bestreitet die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft der Männer am Dienstag in Polen ihr zweites Spiel der Europaliga- Superdivision. Fetzner und Franz laborieren an Schulterverletzungen. Marseille will Savicevic ausleihen Der französische Fußball-Meister Olympique Marseille hat beim italienischen Titelträger AC Mailand Interesse an einer zeitweiligen Verpflichtung des Jugoslawen Dejan Savicevic bekundet. Nach der Rückkehr von Rafael Martin Vazquez zu Real Madrid könnte der Klub von Rudi Völler noch einen Ausländer unter Vertrag nehmen. Pferd nach Sturz gestorben Wegen eines Beinbruchs nach einem Sturz bei der "Horse of the Year-Show" in der Londoner Wembleyhalle mußte das Schweizer Springpferd Sir Arkay von Jörg Friedli getötet werden. Der Unfall ereignete sich beim Absprung von einem sogenannten Billard.

Eckard Schwandt stellt auf der Ronneburg aus

RONNEBURG. Die nächste Ausstellung der Reihe "Kunst im Kemenatensaal" auf der Ronneburg wird am Samstag, 17. Oktober, um 15 Uhr eröffnet. Ausstellen wird diesmal Gründungsmitglied und Mitarbeiter des "Förderkreises Burg Ronneburg", Ekkard Robert Schwandt. Nachdem er seit fast einem Jahr Ausstellungen verschiedener Künstler in dem alten Gemäuer organisiert und vorbereitet hat, wird der Maler und Bildhauer nun seine eigenen Werke der Öffentlichkeit vorstellen.

Der 50jährige hat eine bewegte Biographie hinter sich. Nach einem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, die er 1973 mit dem Diplom für Malerei und Grafik abschloß, arbeitete er als Maler, Grafiker und Bildhauer in Dresden und Magdeburg. In der DDR war er als Künstler angesehen, erhielt sogar den Grafikpreis der DDR. Er stellte einen Ausreiseantrag. Danach sollte an ihm ein abschreckendes Exempel für andere Künstler statuiert werden. Nach der Inhaftierung wurde er "in den Westen" abgeschoben.

Drei Jahre lebte er in Hamburg, machte sich dort mit Computergrafik und Grafikdesign vertraut. Nach einer Dozentenstelle in Mönchengladbach verlegte Eckard Schwandt 1989 seinen Wohnsitz nach Steinheim. Seit November 1991 ist er Mitarbeiter des "Förderkreises Burg Ronneburg", hat aber währenddessen in zahlreichen Städten seine Werke ausgestellt.

Jetzt hat er ein "Heimspiel". Bei der Vernissage wird die Kunsthistorikerin Eugenie Börner auf die Werke von Eckard Schwandt einstimmen. gf

Hilferuf kommt aus Angola Regierungspartei beschuldigt UNITA der Truppenkonzentration

LUANDA, 12. Oktober (dpa/AP). Die regierende marxistische Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA) hat um internationale Hilfe gebeten, um ein Wiederaufflammen des Bürgerkrieges zu verhindern. In einer vom staatlichen Rundfunk in der Nacht zum Montag verbreiteten Erkärung hat die MPLA außerdem die Guerilla-Organisation UNITA beschuldigt, die Gefahr eines neuen Krieges heraufzubeschwören, um an die Macht zu gelangen. Die MPLA sei aber nicht bereit, die Ergebnisse der jüngsten Wahlen in Frage zu stellen. Die UNITA ziehe zur Zeit Truppen zusammen.

Die UNITA drohte am Montag mit der sofortigen Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes, falls die Ergebnisse der Parlaments- und Präsidentenwahl von Ende September veröffentlicht werden sollten. Elias Salupeto Pena, Vertreter der UNITA in der Waffenstillstandskommission, forderte im portugiesischen Rundfunk Antena 1, die Abstimmung müsse annulliert werden, da es Wahlbetrug gegeben habe.

Nach den bisherigen unvollständigen Ergebnissen liegt die MPLA weit vor der UNITA. In Angola war nach 16 Jahren Bürgerkrieg und einem vor eineinhalb Jahren eingeleiteten Friedensprozeß erstmals frei gewählt worden.

Bereits am Sonntag war es zu einer heftigen Schießerei zwischen Angehörigen der UNITA und der Polizei in der Hauptstadt Luanda gekommen, nachdem vor dem Hotel Turismo eine Autobombe explodiert war. Das Hotel beherbergt zur Zeit Vertreter der UNITA und etwa 20 ausländische Journalisten. Zu dem Feuergefecht kam es, als die UNITA nach dem Anschlag zehn Polizisten gefangengenommen hatte, die mit ihren Fahrzeugen an dem Gebäude vorbeifahren wollten. UNITA machte sie für den Anschlag verantwortlich. Menschen kamen bei der Explosion jedoch nicht zu Schaden.

Am Sonntag traf in Luanda eine UN- Sonderkommission ein, die versuchen will, die angespannte Lage in Angola zu entschärfen.

Vortrag über arabische Frauenbewegung

OFFENBACH. "Frauenfrage und das islamische Patriarchat" heißt die Veranstaltung, zu der die VHS am Dienstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, Kaiserstraße 40, einlädt. Die Islamwissenschaftlerin Dr. Cherifa Magdi wird sich in dem Vortrag mit der Frauenfrage und dem Patriarchat in Ländern auseinandersetzen, in denen sich der Islam als Glaube durchgesetzt hat. Die Anfänge der arabischen Frauenbewegung reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Sie sah sich immer dem Vorwurf der Verwestlichung ausgesetzt. dok

Im Wortlaut: ,Bestürzt über Ihre Aussagen' Bürger kritisieren in offenem Brief Asyläußerungen Riebels

MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit seinem Thesenpapier darüber, wie die Abschiebung nicht anerkannter Asylsuchender verbessert werden kann, hat Landrat Jochen Riebel (CDU) breiten Protest ausgelöst. Riebel hatte unter anderem Sonderkommandos gefordert, die Asylbewerber aufspüren sollen, die sich aus Angst vor der Abschiebung vor den Behörden verstecken. 52 größtenteils politisch engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Main-Taunus-Kreis haben sich jetzt zu einer Aktionsgemeinschaft zusammengetan, die harte Kritik an den Äußerungen des Landrats übt. Sie schreiben in einem offenen Brief an Riebel, den Helmut Koller unserer Zeitung zukommen ließ:

"Wir Bürgerinnen und Bürger im Main-Taunus-Kreis, die sich zum Teil in verschiedensten Funktionen und Organisationen für ein gutes und gedeihliches Zusammenleben mit ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern einsetzen, sind bestürzt über Ihre Aussagen auf der Pressekonferenz am 8. Oktober.

Sie gaben vor, für 80 Millionen Deutsche (für ein besseres Deutschland?) der Rechtsordnung bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber wieder Geltung verschaffen zu wollen.

Mit der Verallgemeinerung von Einzelfällen und Zahlenspielereien erweckten Sie den Eindruck, unser Staat sei ausgerechnet durch eine Minderheit rechtsbrechender Asylbewerber gefährdet.

Kein Wort verloren Sie über die wirkliche Gefährdung unseres Gemeinwesens. Als ob es die gemeingefährliche Gewalt marodierender Horden gegen Flüchtlinge und deren Einrichtungen und den hämischen Beifall passiv Zuschauender nicht gäbe!

Wir erleben zur Zeit die härteste Belastungsprobe unserer Demokratie seit 1945.

Die ständige Debatte von Politikern über das Grundrecht auf Asyl führte zu einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung.

In dieser Situation Öl in das Feuer der Ausländerfeindlichkeit zu gießen, ist mit Sicherheit kein Verdienst.

Wir würden Sie gerne auf der Seite derer sehen, die sich dem Schutz ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger verschrieben haben und erwarten von Ihnen klärende Worte dazu, wie dieses auch in Zukunft bewerkstelligt werden kann." pms

Italienische DC mit neuem Chef Liberaler Martinazzoli als Kompromißlösung und Saubermann

sir ROM, 12. Oktober. Weniger als zwei Stunden und nicht wie vorgesehen zwei Tage lang kam der erweiterte Parteivorstand der "Democrazia Cristiana" (DC) am Montag zusammen, um den neuen Generalsekretär zu wählen. Nach einer Kette von politischen Rückschlägen, als deren Folge der bisherige Parteiführer Arnaldo Forlani zurückgetreten war, wählten die Delegierten den 60jährigen Lombarden Mino Martinazzoli an die Spitze der DC. Der dem linken Flügel angehörende Rechtsanwalt fand die Unterstützung aller Strömungen in der Partei und wurde per Akklamation bestimmt.

In seiner programmatischen Rede machte er deutlich, daß er keine schroffe Kurskorrektur beabsichtige, sondern eine "Besinnung auf die Quellen". Mit diesen "Quellen" zielt der neue DC-Sekretär gewiß eher auf den liberal-katholischen Alcide De Gasperi als auf den konservativen Priester und Parteigründer Don Sturzo. Zwar gehört Martinazzoli keiner der beiden Machtgruppen an, die von Giulio Andreotti und Antonio Gava geführt werden, ist aber von ihrem Wohlwollen abhängig. Politische Beobachter halten es deshalb für unwahrscheinlich, daß der von keinem Skandal betroffene Mann aus der Bischofs- und Industriestadt Brescia eine wirkliche Erneuerung der DC herbeiführen kann.

Die eigentliche Herausforderung für den neuen Parteisekretär ist die "Lega Nord" unter Umberto Bossi, die sich in seiner eigenen Heimatregion, der Lombardei, zur stärksten politischen Kraft zu entwickeln droht. Erfolg oder Mißerfolg Mino Martinazzolis hängen davon ab, ob es ihm gelingen wird, die durch zahlreiche Korruptionsaffären zerbrochene politische Moral wiederzubeleben. Parteiintern ist darüber hinaus Martinazzolis wichtigste Aufgabe, die einflußreiche Gruppe um den Neffen des ehemaligen Staatspräsidenten Mario Segni, welche Reformen durch eine Reihe von Volksabstimmungen erzwingen will, für die "Democrazia" zurückzugewinnen. In den nächsten Tagen muß die DC auch noch einen Ehrenvorsitzenden wählen.

Aufnahme-Ambulanz der Kinderklinik zieht um

OFFENBACH. Die Aufnahme- und Notfall-Ambulanz der Kinderklinik zieht aus dem Altbau um in den Neubau. Kinder, die fiebern und plötzlich von einer typischen Kinderkrankheit befallen werden, sollen ab Mittwoch, 14. Oktober, 9 Uhr, direkt in die schon fertigen Räume der noch im Bau befindlichen Kinderklinik gebracht werden. Die neue Ambulanz liegt unmittelbar hinter der Schrankenpforte am Haupteingang der Städtischen Kliniken. Die "normale Poli- und Unfallklinik" bleibt vorerst im Altbau. lz

Nach den Herbstferien beginnen neue VHS-Kurse

DIETZENBACH. Nach den Herbstferien beginnen in der Volkshochschule (VHS) neue Kurse. Am Samstag, 24. Oktober, startet die Rechtsanwältin Brigitte Gugerel den Kurs "Scheidungsrecht". Ebenfalls am 24. Oktober leitet Verena Bolesta-Hahn das Wochenendseminar "Die Energie der Chakren" - als Ergänzung zu laufenden Yoga-Kursen.

Anders als ursprünglich angekündigt beginnt ein Vormittags-Deutsch-Kurs von Monika Krapp erst am Freitag, 23. Oktober, 9 Uhr. Im Spanisch-Kurs für Anfänger (Beginn: Dienstag, 20. Oktober) sind auch noch Anmeldungen möglich bei der VHS in der Alten Schule an der Darmstädter Straße (Tel. 0 60 74 / 2 67 49). fin

Portrait auf Leinwand

ALTENSTADT. Bekannt ist er durch seine Bilder, Holzschnitte und Karikaturen: Horst Janssen, geboren 1929 in Hamburg, Zeichner, Maler und Graphiker mit exzentrischem Lebensweg. Als Schauspieler ist er in dem 110-Minuten-Film von Regisseur Peter Voss-Andreae zu sehen. Er spielt: sich selbst. Bezeichnend der Titel der Selbstdarstellung, die zwischen 1982 und 1989 entstanden ist: "Janssen: Ego". "Janssen: Ego" zeigt Janssen, "die perfekte Verkörperung des Bohemiens", beim Portraitieren eines jüngeren Mannes, mit seinen Händlern, mit seinem Rivalen Hans Wunderlich.

Zu sehen ist der Dokumentationsfilm, der, so ein Kritiker, "das Besondere der Existenz Janssens zu thematisieren vermag", ab heute, Donnerstag, 15. Oktober, ab 20.30 Uhr im Apollo-Kino in Altenstadt. Mit dem Portrait des Gegenwartskünstlers setzt Kinoinhaberin Karin Rogalski die Reihe Bildkunstlauf, in der bereits Christoph Hübners und Gabriele Voss's Filmwerk "Vincent van Gogh - Der Weg nach Courrieres" zu sehen war, fort. "Janssen: Ego" wird bis einschließlich Mittwoch 21. Oktober, jeweils um 20.30 Uhr gezeigt.

Dietzenbacher fahren ins weinselige Rüdesheim

DIETZENBACH. Die Kulturgesellschaft Dietzenbach will - mit Unterstützung der örtlichen Volkshochschule (VHS) - am Samstag, 24. Oktober, das weinselige Rüdesheim ansteuern. Während der Busfahrt wird Irmgard Hagel über die Geschichte und die Weinbautradition des Rheingaus referieren. Geplant ist auch ein Besuch des Weinmuseums Brömserburg. Dort gibt's auch eine Weinprobe.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Busfahrt, die um 9 Uhr am Dietzenbacher Bahnhof beginnt, müssen 40 Mark zahlen. Kinder sind für fünf Mark mit von der Partie. Anmeldungen nimmt die VHS, Tel. 0 60 74 / 2 67 49, entgegen. fin

In der Rodgauschule steht Gehirn-Jogging an

RÖDERMARK. Die Kreis-Volkshochschule (VHS) stellt am Sonntag, 25. Oktober, zwischen 13 und 17 Uhr in der Rodgau-Schule von Rödermark-Ober-Roden Gehirn-Jogging vor. Als Referenten konnten ein Vertreter des Jügesheimer Hordt-Instituts und ein Wissenschaftler der Uni Erlagen gewonnen werden. Sie erläutern Methoden, die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Die Kreis-VHS nimmt Anmeldungen entgegen: Tel. 069 / 80 68-564). fin

Im Ruhestand geht es für sie erst richtig los Gisela Müller-Reibling, Leiterin des Zentrums für Gemeinschaftshilfe, wird heute 60 Jahre alt

LANGEN. 25 Jahre Dienstjubiläum und der 60. Geburtstag: Gisela Müller-Reibling, Leiterin des Zentrums für Gemeinschaftshilfe der Stadt und Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, hat gleich zwei Gründe zum Feiern. Dennoch will die engagierte Dame nicht mit Geschenken überhäuft werden. Wer sie kennt, wundert sich nicht, daß sie statt dessen um Spenden für die Aktion der Awo "Hilfe im Alltag" bittet. Denn bei Gisela Müller- Reibling dreht sich fast immer alles um die sozialen Dienste für Alte und Kranke.

"Ich muß immer beim Geschehen sein", sagt Müller-Reibling über sich. Daß sie - solange sie so fit ist wie jetzt - einmal die Hände in den Schoß legt, kann man sich kaum vorstellen. Zwar geht sie am Ende dieses Jahres in Pension, doch das verschafft ihr nur mehr Zeit, noch mehr Energie in die Awo zu stecken.

Ihre berufliche Karriere hatte Gisela Müller-Reibling 1967 als eine von drei Gemeindeschwestern begonnen. Als Anfang der 70er Jahre die ersten Sozialstationen entstanden, setzte sie sich dafür ein, daß auch Langen eine solche Einrichtung bekam. Sie baute sie auf und wurde 1975 ihre Leiterin.

Bei der Arbeiterwohlfahrt wurde sie fast zur gleichen Zeit Mitglied im Vorstand und übernahm nach einigen Etappen 1986 den Vorsitz. "Sie hat die erfreuliche Entwicklung des Ortsvereins wesentlich beeinflußt", rühmen sie ihre Vorstandskollegen.

Hauptberuf und Ehrenamt griffen bei Gisela Müller-Reibling nahtlos ineinander - oder wie sie sagt: "Es paßte gut zusammen." Weil sich das Zentrum für Gemeinschaftshilfe von Anfang an auf die Krankenpflege beschränkte, gab sie der Awo die nötigen Impulse, um nach und nach ergänzende Dienste aufzubauen: Essen auf Rädern, Mobiler Sozialer Hilfsdienst und Hilfe im Alltag. "Mein Ziel war, daß sich die Kette schließt", sagt die Awo-Vorsitzende.

Ihr Antrieb ist die sozialpolitische Überzeugung, daß alles getan werden sollte, damit alte Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können. "Die Betreuung sollte im Hintergrund bleiben. Das Wichtigste ist, daß die Alten aus sich heraus aktiv bleiben."

In ihren Ruhestand, der so ruhig nicht werden wird, geht Gisela Müller-Reibling mit festen Vorstellungen, was bei der Arbeiterwohlfahrt künftig zu tun ist. "Da kann ich dann richtig anfangen", sagt sie, die schon so lange dabei ist. Erster Schwerpunkt: der Dienst "Hilfe im Alltag".

"Die Hilfe im Alltag, die es seit zwei Jahren gibt, hängt noch in der Luft", meint sie kritisch. Da die Arbeit hauptsächlich von Honorarkräften gemacht wird, will sie für "fachlichen Beistand" sorgen. Als Krankenschwester hat sie das Wissen und die Handgriffe parat, die ein Laie erst noch lernen muß, wenn er zum Beispiel einen alten Menschen aus dem Bett heben und waschen will.

Auf anderen Ebenen der Awo, nämlich im Kreisvorstand und im Bezirksvorstand Hessen-Süd, ist Gisela Müller-Reibling ebenfalls aktiv. Hier will sie künftig noch stärker ihre Erfahrungen aus der Praxis einbringen, "damit nicht am grünen Tisch entschieden wird". Ihre Themen sind die ambulanten Dienste und eine Pflegeversicherung.

"Ich bin gewöhnt, in Männervorständen zu arbeiten", sagt sie und betont, daß das durchaus Kraft koste. Auf anderen Feldern, nämlich beispielsweise bei den ambulanten Diensten, fehlen ihr die Männer dagegen: "Da haben die Frauen den Vorsprung. Die Männer müssen sich erst noch emanzipieren."

In den Reihen der Awo will sie nach den "jungen Alten" Ausschau halten. Sie hofft auf mehr Eigeninitiative im Vereinsleben - "damit nicht bei jedem Kreis immer einer vom Vorstand dabei sein muß" -, aber auch auf mehr soziales Engagement.

Trotz dieser Pläne: Das Leben von Gisela Müller-Reibling besteht nicht nur aus Arbeit. "Zum Ausgleich beschäftige ich mich mit Philosophie", erzählt sie. Regelmäßig belegt sie Kurse der Volkshochschule. Außerdem reist sie gerne mit Literatur im Gepäck, die ihr ihre Urlaubsziele noch näher bringen. Zuletzt wandelte sie in der Mark Brandenburg auf Fontanes Spuren.

Statt Geschenke wünscht sich Gisela Müller-Reibling zu ihrem 60. Geburtstag Spenden auf das Sonderkonto der Awo bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt, Nummer 027 110 774, Bankleitzahl 506 521 24. Von dem Geld soll für die Aktion "Hilfe im Alltag" ein Wagen angeschafft werden. KARIN DALKA

Internationale Kochkunstausstellung auf dem Messegelände: eine kulinarische Weltreise Chinesische Tempel ganz aus Zucker Feine Küche von 30 Nationalmannschaften

Wie wär's denn mit einer "Geflügelauswahl Goldener Herbst"? Schon die Aufzählung läßt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Auf silbernen Platten stehen da Fasanenbrust, gefüllter Gänsehals mit Backpflaumen, geräucherte Entenbrust und Mango, Putenbrust mit Leber und gepökelte Keule.

Nebenan, bei den Russen, erstmals bei der "Olympiade der Köche", der Internationalen Kochkunstausstellung (IKA) dabei, geht es schon spartanischer zu als etwa bei den Chinesen, Kanadiern oder Österreichern. Bei sportlichen Olympiaden sind Russen jedenfalls besser im Rennen.

Als Blickfang haben sie den Kreml aus Schokolade nachgebaut, drumherum brav Garniertes, Geliertes, Gesottenes und Gebackenes. Sie hatten ja auch Pech: "Vor dem Start in Moskau hat man ihnen alle Lebensmittel und Rohstoffe geklaut, mit denen sie hier arbeiten wollten!" bedauert Heinrich Koch, einer von 70 Juroren und Vorsitzender der Nationalen Jury. Man hat ihnen aber hier alles wieder zur Verfügung gestellt, was sie brauchen.

Täglich wird dort, in der Plattenschau der Halle 8 des Messegeländes, von rund 30 Nationalmannschaften auf 2000 Quadratmetern Tischfläche Filigranarbeit aus Schokolade und Marzipan geleistet. Ganze chinesische Tempel aus Zuckerwerk drohen im Blitzlicht der Fotografen und Fernseh-Scheinwerfer zu schmelzen. Tagelange Posselei ist das. Feinste barokke Schloß-Gittertore aus Schokofäden stehen da: Auf Papier flüssig aufgetragen, wird sowas, erkaltet, ein Tortenschmuck.

Aber auch ganze Hauptmenues aus Fisch oder Fleisch, raffiniert gefüllte und verzierte Pasteten, dazu die reinsten Patisserie-Kunstwerke locken Gourmets und den Köche-Nachwuchs an die Tafeln.

"Das ist ja mit der Sinn solcher Plattenschauen", sagt auch Gerhard Bauer, Vizepräsident des Verbandes der Köche Deutschlands und Chef der Internationalen Jury. "Frankfurt hat mit der IKA eine in aller Welt geschätzte, ganz wichtige Veranstaltung", sagt er. Ein junger Nachwuchs-Koch müßte, um das alles zu sehen und sich Anregungen zu holen, eine Weltreise antreten.

So gesehen, haben die Veranstalter auch Argumente gegenüber Kritikern, die solche Plattenschauen ablehnen, weil anderswo Menschen hungern und die ganze Pracht jeden Abend weggeworfen werden muß. Dazu Heinrich Koch: "Verglichen mit dem, was ein Restaurant an Schwund bei Lebensmitteln verkraften muß, sind das vielleicht zwei Prozent!" Wenn auch zwei gar köstliche. Nur: Was von morgens bis abends dasteht, mit Gelantine (aus gekochten Kalbsfüßen gewonnen) überzogen, damit es die Farben behält, ist Rauch, Husten und Betatschen ausgesetzt. "Das wäre nichts für Altenheime oder Waisenhäuser!"

Und so schlendern die Massen mit hungrigen Augen vorbei um draußen, am Pils-Stand, die brave deutsche Bockwurst zu verzehren. -vau

S-Bahn-Bau: Entscheiden die Bürger? Grüne fordern Abstimmung über Unterführung / Magistrat scheint nicht abgeneigt

RODGAU. Eine Bürgerabstimmung über die Frage, ob die schienengleichen Bahnübergänge - wie geplant - beim Bau der S-Bahn-Trasse durch Unterführungen ersetzt werden, fordert die Grünen-Fraktion. Danach soll für jeden betroffenen Stadtteil getrennt darüber befunden werden, was realisiert wird. Die Ergebnisse der Befragung sollen in die Planung einfließen. In der nächsten Stadtverordnetensitzung wird der Vorschlag diskutiert.

Erster Beigeordneter Thomas Przibilla (SPD) hält es für nicht unmöglich, daß die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich gefragt werden, was sie denn nun lieber hätten: schienengleiche Übergänge, an denen Verkehrsstaus drohen und das Unfallrisiko mitbeachtet werden muß, oder Unterführungen, in denen nach Meinung mancher Bürger/innen Raubüberfälle drohen.

Baudezernent Alfred Schüler hält solche Ängste für irrational: "Das sind doch keine Tunnelröhren, sondern ganz normale Brücken. Andernwärts passiert da auch nix." Der Bau-und Verkehrsausschuß wird sich bereits bestehende S-Bahn-Unterführungen - beispielsweise in Mühlheim - angucken.

Der Magistrat möchte beim Thema S-Bahn-Trasse Frontstellungen vermeiden. "Wir hängen nicht an den Unterführungen, sondern an der S-Bahn", meint Przibilla. In den kommenden Wochen will die Stadt in Gesprächen mit der Bundesbahn endgültig klären, ob die bisherigen schienengleichen Übergänge zumindest teilweise erhalten werden können.

Für die Stadt würde der Verzicht auf jede einzelne Unterführung viel Geld sparen. Bis zu drei Kindertagesstätten könnte Rodgau anstelle jedes Brückenbauwerks errichten, das nicht gebaut wird. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Trasse, die von der Stadt aufgebracht werden müssen, auf rund 20 Millionen Mark.

Ein Bürgerentscheid ist nach der Novellierung der Hessischen Gemeindeordnung zwar erst nach dem 1. April 1993 vorgesehen. "Verboten ist es aber nicht, schon jetzt die Bürger/innen zu bestimmten Themen zu befragen", meint Grünen- Fraktionsvorsitzender Dieter Ruckriegel. Da sich in der Bürgerversammlung am 1. Oktober erheblicher Widerstand gegen die acht Tunnellösungen der Deutschen Bundesbahn artikulierte, erscheint es den Grünen notwendig, zu dieser das Stadtbild auf Jahrzehnte prägenden Maßnahme die Meinung der Bürger/innen zu erfragen und in der Planung zu berücksichtigen.

Die Grünen erinnern im übrigen daran, daß sie vor Monaten bereits Informationsveranstaltungen in den betroffenen Stadtteilen gefordert hatten. Zuletzt war das in jener Parlamentssitzung im Juni der Fall, als die Beschlüsse über die Tunnelplanung gefaßt wurden. Damals hatten SPD und CDU diese Versammlungen abgelehnt.

Nachdem der Bürgerunwille in jüngster Vergangenheit allerdings zunehmend lauter wurde und sich auch eine Bürgerinitiative gegründet hat, plant die Stadt nun doch in den einzelnen Stadtteilen vor der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens zusätzliche Bürgerversammlungen. Fazit der Grünen: "Hätten die beiden großen Parteien sich damals den Grünen angeschlossen, wäre ihnen der Unmut der Bürger/innen früher bewußt geworden, und man hätte einiges an Zeit sparen können."

Per Antrag verlangen die Grünen außerdem, daß der Magistrat in Verhandlungen mit der Bundesbahn erreicht, daß die Planfeststellungsverfahren erst nach den Bürgerabstimmungen eingeleitet werden. Ansonsten, so die Alternativpartei, seien sicher massive Einsprüche und weitere Verzögerungen zu befürchten.

"Bei der weiteren Planung sollen die Ängste und Befürchtungen der Bürger/ innen gegen die Tunnelröhren ernstgenommen werden", meinen die Grünen. Auch die Bedenken gegen zu teure Bauwerke müßten berücksichtig werden in einer Zeit, in der alle Politiker vom Sparen redeten: "Hier bietet sich die Gelegenheit, nicht nur vom Sparen zu reden, sondern es auch in die Tat umzusetzen." hf

Kleine Fr

Lesung muß ausfallen DIETZENBACH. Die für Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr in der Stadtbücherei geplante Lesung von Leonie Ossowski ("Von Gewalt keine Rede") muß ausfallen. Die Autorin ist derzeit krank. Reinigung wird teurer RÖDERMARK. Der Preis für das Abwasser wird vom kommenden Jahr an von derzeit 2,40 Mark auf 2,68 Mark pro Kubikmeter angehoben. "Träume - Werkstatt der Seele" KREIS OFFENBACH. Die Kreis-Volkshochschule (VHS) bietet in zwei Wochenendkursen vom 30. Oktober bis 1. November noch freie Plätze an. Susanne Stolz befaßt sich in ihrem Seminar, das in den VHS-Räumen in Sprendlingen geplant ist, mit "unterschiedlichen Bewußtseinszuständen". Um die "Träume - Werkstatt der Seele" - geht's in den VHS- Räumen in Ober-Roden. Infos: Kreis-VHS Offenbach, Telefon 069 / 8068566. Taschenfahrpläne liegen aus SELIGENSTADT. Im Rathaus, in den Verwaltungsstellen Froschhausen und Klein-Welzheim sowie in der Stadtbücherei, im Verkehrsbüro und im Bahnhof liegen die neuen Taschenfahrpläne der Verkehrsgemeinschaft Offenbach aus. Erstmals sind in der Broschüre auch die Betriebszeiten und Fahrpreise der Seligenstädter Main-Fähre aufgelistet. Reparaturarbeiten notwendig SELIGENSTADT. Am städtischen Gebäude "Danziger Straße 5, 7 und 9", das fast 30 Jahre alt ist, sind Reparaturarbeiten erforderlich. Derzeit wird ein Teil der Elektroleitungen erneuert. Ebenso werden die Treppenhäuser renoviert. Das Leben auf dem Bauernhof BABENHAUSEN. Der Wanderclub "Berg auf" lädt für Samstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, zu einem Heimatabend in die Stadthalle ein. Gezeigt werden Szenen aus der "guten alten Zeit" auf einem Bauernhof.Fahrten zum Hallenbad BABENHAUSEN. Die Stadt setzt mittwochs um 16.25 Uhr ab der Stadthalle einen Bus zum Hallenbad nach Münster ein. Die Rückfahrt ist gegen 18.45 Uhr. Die Busfahrt ist kostenlos. Selbsthilfegruppe für Eßgestörte RÖDERMARK. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bittet zu einem Treffen der Selbsthilfegruppe "Eßgestörte Frauen und Männer"; Donnerstag, 22. Oktober, 17 bis 19 Uhr, im Frauentreff an der Borngasse 29. Infos: Gruppenleiterin Ute Sondershaus, Telefon 06074 / 67237.

Nach dem Seiltanz droht ein Absturz In der SPD wird dringend ein Asyl-Kompromiß gesucht; denn es könnte um Engholm gehen

"Wenn Björn den Dreh nicht findet bis zum Parteitag", ahnt Konrad Gilges, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Köln, "dann geht er baden." Fünf Wochen vor dem außerordentlichen Parteitag der Sozialdemokraten, bei dem über die Asylpolitik (Grundgesetzänderung ja oder nein?) entschieden werden soll, muß Parteichef Engholm, der eine "neue Linie" (Grundgesetz ändern) vorgegeben hat, eine Abstimmungsniederlage einkalkulieren.

Welche Folgen das hätte, ist unschwer auszumalen und wird unter führenden SPD-Leuten besorgt diskutiert: Engholm Von Helmut Lölhöffel (Bonn) könnte, so tippen manche, dann "den Bettel hinschmeißen" und von seiner Kanzlerkandidatur zurücktreten, vielleicht sogar den Parteivorsitz niederlegen. Und es schwirren Gerüchte umher, auch der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Hans- Ulrich Klose, erwäge in diesem Fall, sein Amt aufzugeben. Für beide, die den Kursschwenk in der Asylpolitik aus Überzeugung betreiben, wären diese Schritte konsequent, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen. Aber ihre Partei würde - kurz nach dem Tod des Ehrenvorsitzenden Willy Brandt, dessen Richtsschnur immer war, "den Laden zusammenzuhalten" - in eine tiefe Krise gestürzt.

Engholm hatte, als er Ende August nach einer Klausursitzung auf dem Petersberg bei Bonn die Asyldiskussion aufbrach, nicht damit gerechnet, daß die Parteibasis rebellieren würde. Erst recht nach der Vorstandssitzung Mitte September in Bad Salzuflen, bei der eine Dreiviertelmehrheit dem Satz zustimmte "Die erforderlichen Änderungen oder Ergänzungen der Verfassung werden wir mit auf den Weg bringen", rührte sich in der SPD unerwartet anhaltender Widerstand. Bisher sprachen sich die Landesverbände Baden-Württemberg, Bremen und Hessen, die Parteibezirke Pfalz, Mittelrhein, Schwaben und Mittelfranken, etliche Landes- und Bezirksvorstände sowie zahlreiche Unterbezirke mit mehr oder weniger deutlichen Mehrheiten gegen den neuen Asylkurs aus.

Selbst im einst als Hochburg der Parteidisziplin geltenden Bezirk Westliches Westfalen "stehen die gewohnten Mehrheiten nicht mehr", weiß Bezirksvorstandsmitglied Ulla Burchardt zu berichten. Demnächst wird dort entschieden - mit offenem Ausgang. Nicht überall geht es so zu wie im traditionsbewußten Unterbezirk Duisburg. Dort mußten die Kandidaten, die sich um Delegiertenmandate für den Sonderparteitag bewarben, Auskunft geben, ob sie dem Parteivorstandsbeschluß folgen wollen oder nicht. "Alle, die dagegen waren, haben wir nicht gewählt", faßte der Duisburger Bundestagsabgeordnete Günter Schluckebier das Ergebnis zusammen. Nur im Parteirat und in der Bundestagsfraktion kann Engholm bisher auf Rückhalt setzen.

Zwar gibt es Hinweise, daß bei einer Befragung der Parteibasis 80 bis 90 Prozent für eine Änderung des Grundgesetzes wären. Dies berichten jedenfalls die Bundestagsabgeordneten Ingrid Matthäus-Maier und Günter Verheugen aus ihren Ortsvereinen Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen) und Kulmbach (Bayern), wo sie schriftliche Umfragen organisierten. Aber der Trend bei Abstimmungen in Gremien und Delegiertenversammlungen, die offenbar anders zusammengesetzt sind als die Mitgliedschaft, läuft anders - ohne Rücksicht darauf, daß Björn Engholm darüber stürzen könnte, was allen bewußt ist.

Auf die Frage, ob mit dem Asylthema auch über ihn abgestimmt werde, antwortet Engholm arglos: "Ich sehe den Konflikt in der Sache begründet. Wenn es Leute gibt, die das mit Namen verbinden wollen, dann werden sie sich was dabei gedacht haben. Ich nicht." Doch längst hat der rheinland-pfälzische Minister Florian Gerster die Personaldiskussion eröffnet: "Engholm darf nicht beschädigt werden." Allen Mitgliedern der Parteiführung, und Gerster nannte ausdrücklich "den ehemaligen Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel", müsse klar sein, "daß es um das Überleben als Mehrheitspartei in Ländern und Gemeinden und um das internationale Ansehen der SPD geht".

Von Vogel, der als leidenschaftlicher Warner vor einer Verfassungsänderung auftritt, ohne daß er seine Loyalität zu Engholm in Frage stellen läßt, wird nun erwartet, "daß er sich einordnet", wie einer aus der Parteispitze formuliert. Plötzlich bauen diejenigen, die dem Parteichef eine Niederlage ersparen möchten, auf die Konsens-Künste des Vorgängers. Vogel habe jetzt, sagte Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck, "besondere Verantwortung". Und ohne diplomatische Sprachschminke ermahnte Struck jene Delegierten, die Engholms Asylkurs ihre Gefolgschaft verweigern: "Sie riskieren damit, daß die SPD am Ende kopflos und ohne Zustimmung in der Bevölkerung dasteht. Es ist eine Entscheidung über die Regierungsfähigkeit der SPD."

Mit dieser Bemerkung will Struck einer in der SPD verbreiteten Grundstimmung entgegensteuern. Viele Wortmeldungen auf Parteitagen offenbarten nämlich, daß "Regierungsfähigkeit" kein ausschlaggebendes Moment mehr ist. Ein Delegierter beim mittelfränkischen Parteitag in Weißenburg sagte klipp und kar, er werde "sozialdemokratische Grundpositionen nicht auf dem Altar einer mutmaßlichen Regierungsfähigkeit opfern". Auch der Bundestagsabgeordneten Ulla Schmidt aus Aachen geht es, wie sie beim Mittelrhein-Parteitag in Bonn bekannte, um "urdemokratische Ziele und Identität". Gegenargumente wie von Johannes Singer aus Leverkusen ("Es ist nicht so, daß wir Stimmen verlieren, wenn wir am Grundgesetz herumdoktern, sondern wir verlieren Stimmen, wenn wir es so weiterlaufen lassen") finden kaum Gehör und keine Mehrheit.

Bei Engholm gebe es "keine Anzeichen, daß er von seiner Linie abgeht", berichten Vertraute. Indessen wird in Zirkeln der SPD-Führung überlegt, wie das Kunststück vollbracht werden könnte, bis zum Bonner Parteitag einen Antragsentwurf vorzulegen, der nicht nur für einen Teil der Grundgesetz-Bewahrer tragbar ist, sondern auch der Fraktion Spielraum läßt und die Tür für Verhandlungen mit der Union nicht zuschlägt.

Ein Seiltanz, an dessen Choreographie drei Männer und eine Frau arbeiten: der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor ("Ich bin es leid, mich an der Verfassung vorbeizumogeln"); der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine ("Es geht nicht um unsere Identität, sondern darum, wie wir die Zuwanderung regeln") als Leiter der Antragskommission für den Parteitag; die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin, die auseinanderlaufende Positionen koordinieren möchte; und Hans-Jochen Vogel. Er will, so stellte er schriftlich klar, "meinem Nachfolger nach besten Kräften helfen", damit "der deutschen Sozialdemokratie eine Zerreißprobe erspart bleibt". Aber Vogel pocht darauf, daß Widersprüche geklärt, Fragen beantwortet werden. Nur dann könne "eine Entscheidung getroffen werden, bei der es um ein Stück Identität der deutschen Sozialdemokratie geht".

Prinzenorden ohne Prinz Großer Rat will von großer Ratlosigkeit nichts wissen

FRANKFURT A. M. Von "großer Ratlosigkeit" beim "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine, von der "böse Zungen" derzeit berichten, war beim Ordensfest '92 nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mehr als 200 Karnevalisten und Ehrengäste erlebten im großen Carolussaal der Binding-Brauerei eine sehr harmonische Veranstaltung.

Für die Brauerei hieß Direktor Willi Bruchertseifer die Gäste willkommen, die Grußworte des "Großen Rates" sprach Vizepräsident Geo Wahl, der auch die Grüße des Ratspräsidenten Konrad Trapp übermittelte (Trapp befindet sich derzeit in Kur). Der zweite "Vize" Klaus Fischer dankte allen, die zum Gelingen der Kampagne '92 beigetragen hatten.

Als Anerkennung und zur Erinnerung gab es den obligatorischen Prinzenorden. In das Dankeschön bezog Fischer auch Vertreter der Polizei, der Feuerwehr und der Behörden mit ein. Die Präsidiumsmitglieder Fischer, Wahl und Zugmarschall Dieter Schwarz holten dann eine Ehrung für Brauereidirektor Bruchertseifer nach, der zu einem früheren Zeitpunkt zum Senator ernannt worden war. Jetzt wurden ihm die Senatorenmütze und -nadel nachgereicht.

Sepp Gußmann, langjähriger Chef der Hauskapelle des "Großen Rates", erhielt zum 65. Geburtstag ein Präsent. Nach einem gemeinsamen Essen, das ebenfalls die Brauerei gestiftet hat, blieb noch genügend Zeit für ein "Schwätzchen" unter Karnevalisten.

Kaum Gesprächsstoff bot ein Rundschreiben des amtierenden Frankfurter Prinzenpaares, nachdem "Vize" Geo Wahl eine sachliche Erklärung dazu abgegeben hatte. Was war geschehen? Die Delegierten hatten bei der Jahreshauptversammlung dem Vorschlag zugestimmt, künftig die Verleihung des Prinzenordens aus Kostengründen weniger aufwendig zu gestalten.

Das traditionelle Zermoniell sollte bei der Herbstversammlung am 30. Oktober im Bürgerhaus Bornheim abgespult werden. Schließlich fand sich mit der Brauerei Binding wider Erwarten ein Sponsor, der dem "Großen Rat" doch noch ein echtes Ordensfest bescherte.

Das ganze hatte allerdings einen Schönheitsfehler: Frankfurts Prinzenpaar war in Urlaub gefahren und hatte sich vorab in einem Rundbrief bei den Präsidenten der Frankfurter Karnevalvereine und dem Ratspräsidium "für die schöne Zeit, die Sie uns bereitet haben", bedankt. In dem Schreiben kritisierten die Tollitäten, daß der Termin fürs Ordensfest mit ihnen nicht abgesprochen, ihr Urlaub für diesen Zeitpunkt aber schon gebucht war. "Ihren" Prinzenorden hätten sie gerne persönlich überreicht. Aber "das Prinzenpaar selbst scheint in der Terminplanung des Großen Rates keine Rolle zu spielen", hieß es in dem Rundbrief weiter.

Dieser Auffassung widerspricht der Vizepräsident Klaus Fischer ganz entschieden. Zum einen sei sehr wohl versucht worden, mit den Tollitäten in Verbindung zu treten, zum anderen sei dem Präsidium von der Binding-Brauerei der 9. Oktober 1992 als einzig machbarer Termin vor Eröffnung der neuen närrischen Kampagne angeboten worden. Dies habe man dem Prinzenpaar im Zuge der Information an die Vereine mitgeteilt. "Es gab also gar nichts mehr abzustimmen", stellt Fischer klar. Im übrigen sei der Prinzenorden ein Orden des Großen Rates und keine Sonderauszeichnung des Prinzlichen Hauses. dixi

Anwaltskanzlei räumte Büros Rossertraße 4: Disput um die Zweckentfremdung geht weiter

Die Anwaltskanzlei Paul, Paul und Schmitt hat ihre Büros im Erdgeschoß des Hauses Rossertstraße 4 im Westend geräumt. Die Sozietät kam damit einer Verfügung der Stadt nach, deren Frist ablief - für den Fall, daß die Kanzlei nicht reagiert hätte, wollte die Kommune die Büros versiegeln lassen. Die Stadt ist der Ansicht, daß es sich beim Gebäude Rossertstraße 4 um ein Wohnhaus handelt, das zweckentfremdet wird. Für die Sozietät betonte dagegen André Horstein, es sei "bis heute nicht geklärt, ob es Wohnraumzweckentfremdung darstellt". Eine Gerichtsentscheidung über diese Frage stehe noch aus.

Wie Hornstein sagte, wollen der Besitzer des Hauses und das Anwaltsbüro den Kampf für Büros im Parterre keineswegs aufgeben: Im nächsten Schritt sei daran gedacht, bei der Bauaufsichtsbehörde einen Antrag auf Genehmigung gewerblicher Nutzung zu stellen: "Wir möchten gerne in die Büros zurück." Der VGH habe nicht gegen Büroräume im Erdgeschoß entschieden.

Schon am 12. Februar hatte die Stadt die Büroräume im Erdgeschoß mit Unterstützung der Polizei schließen und versiegeln lassen. Die Sozietät wandte sich zunächst an das Verwaltungsgericht Frankfurt, das entschied, die Versiegelung müsse wieder aufgehoben werden. In zweiter Instanz entschied der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel, daß diese Aktion "rechtmäßig und eilbedüftig" gewesen sei. Hornstein beklagte dagegen, die Stadt habe der Kanzlei nur eine Anhörungsfrist von vier Tagen eingeräumt.

Das nach den Worten des Anwalts um 1890 entstandene Gründerzeit-Gebäude sei "seit 1945 permanent gewerblich genutzt" worden. Die Akten zur Baugenehmigung im 19. Jahrhundert verbrannten in der Folge eines Bombenangriffs, dem 1944 auch das städtische Katasteramt zum Opfer fiel. Bei seiner Entscheidung stützte sich der VGH jetzt Hornstein zufolge "auf einen Bewässerungsplan aus dem Jahre 1897 und Telefonbücher aus den 40er Jahren".

Während der Streit um die Zukunft des Erdgeschosses also andauert, scheint die Stadt bei den vier leerstehenden Obergeschossen ein Stück vorangekommen zu sein. Im städtischen Amt für Wohnungswesen hieß es am Montag, der Eigentümer habe die dritte und vierte Etage wieder für Wohnzwecke herrichten lassen: "Wir gehen davon aus, daß dort bald die ersten Wohnungsmieter einziehen werden."

Nicht entschieden ist die juristische Auseinandersetzung um das erste und zweite Stockwerk des Gründerzeitgebäudes. Hier hatte der Verwaltungsgerichtshof die Belege der Stadt, daß es sich um Wohnungen handele, noch nicht für ausreichend erklärt. jg

Atom-Schmuggel: Erst einmal die Schotten dicht

Es muß ganz schön Ärger gegeben haben. Versiegt erscheinen an diesem Montagmorgen die am Wochenende noch so ergiebigen Informationsquellen in Wiesbaden. Beim Landeskriminalamt ist der Pressesprecher nun in Urlaub, und der zuständige Ermittler "soll gar nicht mehr dazu Stellung nehmen" (eine kurz angebundene Mitarbeiterin). Im Innenmini- Von Richard Meng (Wiesbaden) sterium will man auch nichts mehr sagen, "Bochum" lege Wert darauf. Nachdem am Wochenende durch Polizeiaktionen in verschiedenen Städten (vor allem: Frankfurt) neue Schiebereien mit strahlenden Hinterlassenschaften der ehemaligen Sowjetunion aufgedeckt und weitergehende Verwicklungen öffentlich angedeutet worden waren, machen die Ermittlungsbehörden jetzt erst einmal die Schotten dicht.

Die Staatsanwaltschaft Bochum, die das Verfahren bundesweit "an sich gezogen hat" (Polizeijargon), bestätigt jetzt nur Ermittlungen wegen "in Verkehr bringens" von "strahlendem Material". Keine Rede mehr von einem umfassenden Geständnis eines der Verdächtigen, keine Zahlen über Umfang und Zusammensetzung des nach bisherigen Erkenntnissen in die Bundesrepublik geschmuggelten Materials - dafür aber kaum übersehbare Seitenhiebe auf die Behörden in Hessen: "Mit äußerstem Befremden" und "tief bestürzt" habe man den "Medienaufwand" vom Wochenende aufgenommen, sagt der Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft. Man bedaure das "zutiefst", weil dadurch die Ziele der Ermittlungen berührt werden könnten. Konkretere Mitteilungen könnten möglichen Mittätern "Rückschlüsse" erlauben. Als "schwer verständlich" bezeichnet man in Hessen diplomatisch geschönt solche Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen, jeden Vorwurf weist man zurück. Die Sache ist noch heiß, zumindest das ist an diesem Montag klar. In Bochum also hat man eine späte "Nachrichtensperre" verhängt, nachdem bundesweit schon viel über die Weiterungen des Themas "Atom-Schmuggel" zu lesen und zu sehen war. Seit Samstag mußten die Ermittler vom hessischen Landeskriminalamt auf Bochumer Wunsch hin ihre Arbeit einstellen, und darüber wiederum war man in Wiesbaden "verblüfft".

Insgesamt vier, bislang nicht ersichtlich in Zusammenhang stehende Fälle von illegalem Transport von Zerfallsprodukten aus der früheren Sowjetunion (Uran, Kobalt, Cäsium, Strontium) sind derweil in bundesdeutschen Landen aktenkundig, hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz summiert. Eher zurückhaltend klingt vor diesem Hintergrund die Erklärung des hessischen Innenministeriums für die begrenzte Information der Öffentlichkeit nach der Beschlagnahme von hochradioaktivem (aber in diesem Fall in einem 17 Kilogramm schweren Bleieimer fachmännisch verpacktem) Cäsium 137 und Strontium 90 in Frankfurt: Man habe die Bevölkerung über eine "Gefahrenlage" aufklären wollen, weniger über einzelne Ermittlungsergebnisse.

Während Staatsanwälte und Polizeiressorts erst einmal in Deckung gehen, ist längst klar geworden, daß hier eine neue Dimension von Kriminalität das Land erreicht hat. Im Sheraton-Hotel des Frankfurter Flughafens sollen nach Aussagen der drei dort festgenommenen Polen "Verkaufsverhandlungen" nicht nur über das später sichergestellte Cäsium und Strontium geführt worden sein, sondern auch über 20 Kilogramm Uran 235. Der Stoff wäre - nach Anreicherung - waffentauglich, die Bundesrepublik nur Durchgangsland. Nun wissen zur Stunde aber nicht einmal die Ermittler, ob es diese 20 Kilogramm überhaupt gibt und ob sie irgendwo in der Bundesrepublik zu finden wären. Im Bonner Umweltministerium hält man die Existenz der 20 Kilo immer noch für eher unwahrscheinlich. Für welchen bundesdeutschen Markt das sichergestellte Cäsium und Strontium gedacht gewesen sein soll, bleibt den Ermittlern rätselhaft.

Schon der vorige Woche öffentlich gewordene Fall (drei andere Polen hatten zusammen mit einem Aussiedler aus Hessen Cäsium über Wiesbaden in die Schweiz geschmuggelt, in dem Glauben, es handele sich um ungefährliches Osmium, wobei sich zwei von ihnen lebensbedrohliche Verstrahlungen zuzogen) hatte eher für die Betrugs-These im Zusammenhang mit den Atom-Schiebereien gesprochen. Motto: Alles, was einen Geigerzähler zum Anschlagen bringt, wo gar "Waffentauglichkeit" vorgegaukelt werden kann, läßt sich im Westen teuer verkaufen. Ob es vor allem um organisierte Betrugsversuche osteuropäischer Atom- Dealer unter Zuhilfenahme uninformierter "Kuriere" geht oder wirklich um den Aufbau eines Marktes für waffenfähiges Material, ist die große offene Frage.

Vielleicht ist auch von beidem etwas dabei, vermuten Regierungsstellen in Wiesbaden. Der Rest ist (noch) Spekulation; allein der Gedanke an Schiebereien mit Bombenstoffen aber läßt Ermittler und Politiker schaudern. "Man muß sich darauf einrichten, daß so etwas sich gelegentlich wiederholt", sagt nüchtern-realistisch der hessische Innen-Staatssekretär Christoph Kulenkampf (SPD) nach dem Frankfurter Polizei-Erfolg, bei dem freilich, wie vorher in der Schweiz, Kommissar Zufall mithelfen mußte.

Sicher ist, daß die Strahlenschutz- und Sicherheitsbehörden mit einer neuen Bedrohungssituation umgehen lernen müssen. Da war, meint Hessens Umweltminister Joschka Fischer, der Frankfurter Polizeieinsatz vom Wochenende nur die "erste Erfahrung" - und "gottseidank" sei alles gut gegangen. Herrenlos gewordenes radioaktives Material, letztlich "gefährlicher als Rauschgift" (Fischer), gab es bislang nicht. Wie beim Aufkommen von Verdachtsmomenten die Sicherheit der Bevölkerung sicherzustellen ist, darüber hat in den Amtsstuben bislang niemand konkreter nachgedacht. Wie Polizei und Zoll Gefährdungen der Beamten so weit wie möglich ausschließen können, ist ein neues Thema. Schon der unbefangene Polizistengriff in ein Bahnhofs- Schließfach, wie in Frankfurt geschehen, kann strahlende Folgen haben.

Erholung: Stadt nimmt Anmeldungen entgegen

SELIGENSTADT. Das Sozialamt der Stadt sowie die Verwaltungsstellen Froschhausen und Klein-Welzheim nehmen Anträge für Erholungsaufenthalte für Kriegsbeschädigte und -hinterbliebene an. Der Landeswohlfahrtsverband bietet Ferien zum Jahreswechsel im "Haus am Landgrafenteich" in Bad Salzhausen an. Für den kommenden Sommer sind Urlaubsfahrten nach Nord- und Süddeutschland vorgesehen.

Details sind von den Vorsitzenden der VdK-Ortsverbände zu erfahren: Peter Heindel (Tel. 2 21 46) ist für Seligenstadt zuständig, Josef Salg (Tel. 6 77 63) für Froschhausen und Albert Rickert (Tel. 2 31 34) für Klein-Welzheim. fin

Seit nunmehr 23 Jahren ist Gisela Seyboth Vorsitzende des Mietervereins in Oberursel Nicht jeder Vermieter spielt gern Napoleon Manchmal reicht ein Gespräch / 1000 Mitglieder Von Hans Konanz

OBERURSEL. "Die Vermieter kenne mich alle", sagt Gisela Seyboth in schönstem Hessisch und schaut dabei wie jemand, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Sie kennt alle, alle kennen sie - und fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser? Nein, das natürlich nicht, aber Respekt haben die Vermieter sehr wohl vor der Vorsitzenden des Oberurseler Mietervereins. Gisela Seyboth kennt auch die Rechtslage ganz genau, und ob der Fußboden aus Preßspan oder Limba ist und ob die Armaturen in Ordnung sind, das sieht sie auf einen Blick. Seit 23 Jahren ist sie jetzt schon "Präsidentin" des Mietervereins, länger als ihr Vorgänger Karl Lampe, den sie immer bewundert hat und der nach 17jähriger Amtszeit plötzlich zu ihr sagte: "Komm, Mädche, mach du das weiter." Auch wenn sie sehr resolut sein kann, Konfrontation auf Teufel komm raus ist ihre Sache nicht. "Es ist ja nicht so, daß der Vermieter nur unrecht hat", sagt ihr die Erfahrung, "es ist viel besser, Probleme einvernehmlich zu lösen." 20 bis 30 Prozesse führt der Oberurseler Verein zwar im Jahr, aber das kostet Kraft und Nerven - "und außerdem muß man ja danach vielleicht noch jahrelang miteinander auskommen."

Das sehen auch die sieben Volljuristen so, die im Wechsel jeden Freitag zur Mieterberatung ins Alte Hospital kommen. "Wenn die Mieterhöhung moderat ist, wäre es Unsinn, sich in einen Prozeß zu stürzen", sagt Rechtsanwalt Y. Und sein Kollege Z., mit gesundem Selbstbewußtsein: "Wir gewinnen zwar fast immer, aber wenn die Forderung hieb- und stichfest ist, kann man halt nichts machen." (Ihre Namen können sie wegen "Werbeverbots" nicht nennen, so will es die Standesordnung). Der eine Anwalt ist als "leidender Mieter" zum Verein gestoßen, der andere ist in der Referendarzeit in die spezielle Materie "reingerutscht". Ums Geldverdienen geht es ihnen nicht, wenn sie im Alten Hospital die Nöte der Besucher anhören und häufig genug noch Arbeit mit nach Hause nehmen: "Ich verstehe das als eine Art soziales Engagement", bekennt Y., und Z. nickt zustimmend. Im übrigen gibt es natürlich die freie Anwaltswahl: "Wer will, kann sich den Bossi nehmen", schmunzelt die Präsidentin.

Mit der Frage, ob eine Miete überhöht ist, tun sich auch die Juristen schwer. Einen Mietspiegel als verbindlichen Maßstab gibt es in Oberursel nicht, anders als in Frankfurt oder in Bayern, wo fast jedes Dorf einen hat. So ist man auf die ortsübliche Vergleichshöhe angewiesen - und da fängt's an, schwierig zu werden, da muß Frau Seyboth schon mal genau nach dem Wohnwert sehen. 22 Mark pro Quadratmeter kann heute eine Neubauwohnung in Oberursel kosten, 28 werden in der Parkallee bezahlt, aber "ortsüblich" ist das zum Glück noch nicht.

Die meisten Leute, die sich freitags von Gisela Seyboth und ihren Juristen beraten lassen, kommen nicht wegen Mieterhöhungen. Häufiger geht es um Nebenkostenabrechnungen, in die alles mögliche reingepackt wird. Oder um Räumungssachen, die teuer werden können, weil sich der Streitwert nach der Jahresmiete richtet. Anwalt Y. erinnert sich gerne an einen erfolgreichen Fall: "Der Vermieter wollte 10 000 Mark, doch am Ende bekam der Mieter noch 1000 Mark wegen Wertminderung."

Manche Vermieter führten sich auf "wie Napoleon", andere wieder seien "durchaus human" und ließen mit sich reden, wenn der Mieter nur zehn und nicht 30 Prozent mehr zahlen könne; "manchmal reicht ein freundlicher Brief oder ein Gespräch", freut sich die Vorsitzende.

Bei Gisela Aufmuth hat das nicht gereicht. Im Winter hatte sie, auch wenn die Heizung volle Pulle lief, nur 17 Grad in ihrer Wohnung: Es zog bestialisch durch sämtliche Fenster. Als der Vermieter die neuen Fenster schließlich als "Modernisierung" deklarierte und einen entsprechenden Aufpreis verlangte, ging sie vor Gericht und bekam Recht: Es war eine schlichte Renovierung, die keine Mieterhöhung rechtfertigte. So wurde Frau Aufmuth Mitglied im Mieterverein; seit einem Jahr gehört sie dem Vorstand an.

Rund 1000 Mitglieder hat der Verein inzwischen. Wer Rat und Hilfe braucht, muß Mitglied werden, 10 Mark Aufnahmegebühr und 72 Mark Jahresbeitrag zahlen. Er ist dann automatisch rechtschutzversichert. Austritte nach gelöstem Problem gibt es natürlich - "aber meistens kommen die wieder", weiß die Präsidentin, es sei denn, sie haben sich eine Eigentumswohnung gekauft. Frau Seyboth macht das alles ehrenamtlich und legt oft genug aus eigener Tasche etwas dazu, wenn sie zu Fachtagungen, wie im nächsten Jahr zum Mietertag nach Potsdam, fahren muß. Zufrieden ist sie, wenn sie helfen kann, wie an diesem Tag: "Die Eltern sind gestorben und der Sohn wollte in den Mietvertrag einsteigen - das hat geklappt." Oder: "Eine Mutter mit zwei Kindern zahlt 2000 Mark für ihre Altbauwohnung, ab 1. 1. kriegt sie eine Sozialwohnung mit drei Zimmern und Balkon für 644 Mark - es hat geklappt." Daß die Mutter mit den beiden Kindern derzeit nicht mal Blumentöpfe auf das Fensterbrett stellen darf ("hat der Vermieter untersagt, so ein Ekel ist das"), macht Frau Seyboth so wütend, daß sie wieder wie jemand aussieht, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.

Heute ins Konzert zu Brahms und Schubert

Das verspricht ein interssanter, ja sogar ein großer Abend zu werden, heute in der Alten Oper. Allein das Dreigestirn der Namen verspricht einiges. Aber die sind ja hierzulande noch relativ wenig bekannt: Liane Issakadze aus Georgien, die einstmal Meisterschülerin bei David Oistrach war und später auch eine fulminante Orchsterleiterin wurde. Heute leitet sie in Ingolstadt die Akademie für Streichinstrumente.

Gustav Rivinius begann schon mit sechs Jahren, Cello zu spielen. Er studierte später an der Juillard School in New York und war Schüler bei Zaranelsova und Heinrich Schiff. Beim Internationalen Tschaikowsky Wettberwerb 1990 erhielt er den ersten Preis und die Goldmedaille. Zahlreiche Konzertreisen führte ihn in die großen Konzertsäle der Welt.

Zusammen mit dem Dresdner Hartmuth Haenchen, einem Geheimtip, bekannt eher in der Ostdeutschen Musikszene und heute auch bei den Niederländischen Philharmonikern, einem internationalen Spitzenorchester, spielen sie das so selten gehörte Doppelkonzert a-moll op. 102 von Johannes Brahms, ein romantisches Vollblut-Stück voller technischer Schwierigkeiten einerseits, aber auch mit wunderbar zarten, verinnerlichten und mitreißenden Partien. Die wuchtige und eindrucksvolle Beethovensche Coriolan-Ouvertüreeröffnet den Abend und die Schubertsche 8. Sinfonie - die Große C-Dur-Sinfonie - ein geradezu schwelgerisches Ereignis, beschließt den Abend. wp

Ein Hubschrauber aus Augsburg verunglückte bei Fotoaufnahmen über Sachsenhausen Helikopter stürzte auf Südfriedhof Beide Insassen tot Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann "Die Maschine ist wie ein Stein heruntergefallen." So haben Zeugen der Untersuchungskommission des Bundesluftfahrtamtes ihre Beobachtungen über den Absturz eines zweisitzigen Helikopters vom Typ Hughes 269 beschrieben, der am Montag, gegen 10.50 Uhr auf einer Wiese des Südfriedhofes senkrecht aufschlug und danach wie in einem Feuerball explodierte. In dem Wrack verbrannten der 26jährige Pilot aus Cottbus und eine 27 Jahre alte Fotografin aus München. Möglicherweise hatte der Pilot das Areal zwischen Portal und Gräberfeld noch für eine Notlandung angesteuert. Friedhofsbesucher und Arbeiter, die sich in der Nähe der Unglücksstelle aufhielten, blieben unverletzt. Zur endgültigen Klärung der Unfallursache sind aufwendige Materialuntersuchungen im Labor des Bundesamtes in Braunschweig notwendig. Experten halten es für möglich, daß der Crash aus einem Triebwerksschaden resultierte.

Die 860 Kilo schwere Maschine des Augsburger Unternehmens Helikopter Service war um 10.31 Uhr in Egelsbach gestartet. Aus dem Hubschrauber sollten Luftbilder vom Holiday Inn am Sachsenhäuser Berg gemacht werden.

Die Maschine nahm Kurs auf Sachsenhausen, wo sie aus dem Tower des Flughafens angewiesen wurde, wegen der nahen Anflugschneise nach Rhein-Main die Höhe von 120 Metern aus Sicherheitsgründen nicht zu überschreiten. "Der Pilot mußte ständig über seine Aktivitäten berichten", erläuterte der Sprecher der Flugsicherung, Hans-Ulrich Ohl. Um 10.50 Uhr verschwand die Maschine vom Radarschirm des Tower, ohne daß ein Notruf vorausgegangen wäre.

Kurz vor dem Absturz vernahm Arthur Linss ein "komisches Geräusch". Als der Friedhofsbesucher aus dem Nordend nach oben blickte, konnte er beobachten, wie sich der Hubschrauber von der Darmstädter Landstraße her näherte. "Das sah aus wie eine Notlandung", erinnert sich der 67jährige.

Der Zeuge Uwe Baumann hatte den Eindruck, die Maschine habe sich noch "gedreht". Der Friedhofsverwalter über die letzten Augenblicke vor dem Absturz: "Das hörte sich an, als werde eine Feuerwerksrakete abgeschossen."

Als es unmittelbar danach "knallte", eilte der Friedhofschef aus seinem Büro nach draußen und sah, auf der Wiese - nur 50 Meter hinter dem Hauptportal - die brennenden und qualmenden Trümmer der Maschine. Ein Arbeiter rückte noch mit einem Feuerlöscher an, erkannte jedoch die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen.

Wenige Minuten später erreichte der Löschzug der Berufsfeuerwehr aus der Wache in der Mörfelder Landstraße den Einsatzort. Der Trupp hatte das Feuer zwar schnell unter Kontrolle, doch für den Piloten und seine Begleiterin gab es keine Rettung mehr. Die verkohlten Leichen wurden am frühen Nachmittag geborgen. Die dreiköpfige Kommission des Bundesluftfahrtamtes ließ die Trümmer auf einen Lastwagen verladen und nach Braunschweig bringen. Die Untersuchungen werden sich vor allem auf die Überreste des Triebwerks und der Rotoren konzentrieren.

Nach Darstellung des Leiter der Fachabteilung Unfalluntersuchung, Peter Schlegel, sind Hubschrauber dieser leichten Klasse nicht mit einem Flugschreiber ausgestattet. Solche Maschinen müssen alle 50 Flugstunden zur Inspektion.

Im Verlauf des Mittags informierte sich Polizeipräsident Karlheinz Gemmer vor Ort über das Unglück. Wenig später erschienen auch Bürgermeister Moog und Stadtrat Koenigs auf dem Südfriedhof.Städtische Exkursion führt in Wald mit Ulmen

SELIGENSTADT. Die Stadt Seligenstadt lädt für Samstag, 17. Oktober, dem Tag des Baumes, zu einer öffentlichen Exkursion in den Kortenbacher Wald ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Festplatz Froschhausen. Das Forstamt Seligenstadt übernimmt die Führung.

Der Forst im städtischen Besitz ist ein wertvoller Auenwald in einem früheren Alt-Mainarm. Dort stehen noch viele Ulmen. Diese Baumart ist seit den Zwanziger Jahren durch Blaufäulepilz stark gefährdet. Bereits vormittags will Bürgermeister Rolf Wenzel vor dem Schwimmbad eine Ulme pflanzen - allerdings eine Züchtung, die als resistent gilt. fin

Befreiungstheologe Dussel als Gastprofessor

Der Fachbereich Katholische Theologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität hat für kommendes Wintersemester den mexikanischen Befreiungstheologen Enrique Dussel auf die Gastprofessor "Theologie interkulturell" berufen. Vor dem Hintergrund der "Jubelfeiern um die Entdeckung Amerikas" halten es die Frankfurter Religionswissenschaftler "für wichtig, eine Stimme des Protests gegen diese eurozentrische Sicht der Weltgeschichte zu Wort kommen zu lassen".

Seit Herbst 1985 bereits bieten die Frankfurter Religionswissenschaftler Theologen aus außereuropäischen Ländern die Möglichkeit, in etwa achtwöchigen öffentlichen Vorlesungsreihen Christentum und Kirche aus der Perspektive der afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Welt zu beleuchten.

Mit dem 58jährigen Mexikaner Enrique Dussel hat die Frankfurter Universität einen der renommiertesten Vertreter der lateinamerikanischen Befreiungstheologie verpflichtet. Dussels öffentliche Vorlesungen werden jeweils mittwochs ab 16.15 Uhr im Hörsaal 3 in der Mertonstraße stattfinden. Dussel beginnt seine Vortragsreihe am 21. Oktober mit einem Vortrag über den Eurozentrismus und endet am 16. Dezember mit einer Lesung über "Die vielen Gesichter des einen Volkes".

Informationen erteilt der Fachbereich Katholische Theologie unter der Telefon- Nummer 79 83-127. mku

Sängerkranz vergibt Förderpreis 22jährige russische Pianistin erhält Betrag von 2000 Mark

DIETZENBACH. Der Gesangverein "Sängerkranz 1861" will junge Künstler unterstützen. Die 22jährige Russin Katrina Kitajewa wird am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus einen mit 2000 Mark dotierten Preis entgegennehmen. Den Kontakt zu der Pianistin hatte der 30jährige Chorleiter des Vereins, der Diplom-Musiker Uwe Berkemer, vermittelt. "Die junge Frau ist ein echtes Talent", weiß Berkemer. Die Russin wird anläßlich der ersten Dietzenbacher Musiktage ein Konzert geben, die für die Zeit vom 17. bis 26. September 1993 im Bürgerhaus geplant sind.

Laut Berkemer sind sechs Abende mit Klavier-, Klavierduo-, Streichquartett-, Kammermusik-, Lieder- sowie Chor- und Orchesterkonzerten vorgesehen. "Für diese Konzertreihe", so kündigt der Chorleiter an, "sollen ausschließlich junge Musiker - bis maximal 35 Jahre - auf internationaler Ebene mit höchstem künstlerischen Niveau verpflichtet werden."

Die Kosten für diese Musiktage, die bei entsprechender Resonanz alle zwei Jahre über die Bühne gehen sollen, werden voraussichtlich fast 50 000 Mark betragen. Für den Fall, daß die Kosten nicht über die Eintrittskarten gedeckt werden können, wird die Stadt eine Ausfallbürgschaft übernehmen. fin

Bowling-Bundesliga Neulinge waren überraschend stark

Für die Überraschung beim Saisonstart der Bowling-Bundesliga sorgten bei den Frauen in Hildesheim der BV Nordwest Frankfurt. Der Neuling belegte mit 12:6 Punkten den ersten Platz vor Düsseldorf, Bremerhaven und Cosmos Stuttgart (je 10:8 Punkte). Michaela Knopp: "Nachdem wir das erste Spiel gegen BV 77 glücklich gewonnen und die Nervosität abgelegt hatten, lief es gut. Wir sind recht stolz über unser Abschneiden." Der Mannschaftsdurchschnitt der Nordwestlerinnen betrug 180,06 Pins, der beste Einzelschnitt von Christa Merget 190,33 Pins.

Weniger glücklich verlief der Auftakt für den BV 77 Frankfurt, der Corinna Stiepani (Kur) durch Renate Becker ersetzen mußte. Trotzdem ist Weltmeisterin Martina Beckel mit den 8:10 Punkten zufrieden: "Weitere vier Mannschaften vor uns haben die gleiche Zahl, bis zum Spitzenreiter sind es nur vier Punkte. Ich rechne immer noch mit einem Platz unter den ersten drei."

Die Männer des BC 67 Hanau müssen bei 4:14 Punkten als Vorletzte sich wohl auf den Kampf gegen den Abstieg gefaßt machen. Auch Manfred Janka, zweitbester Bowler des gesamten Spieltags, konnte sein Team nicht nach oben führen. Dagegen darf sich der Neuling I-Bahn 34 Frankfurt mit 12:6 Punkten als Vierter (mit den drei Teams davor gleichauf) Hoffnungen auf einen Rang weiter oben machen. Peter Knopp, mit 168 Pins im Schnitt bester Oberräder, war mit den Leistungen des Teams sehr zufrieden.

In der Zweiten Bundesliga Süd in Ludwigshafen schnitt der FSV Frankfurt bei den Frauen als Vierter mit 12:6 Punkten am besten ab. Neuling Inter (10:8 Punkte) hielt sich tapfer, während die FTG mit 6:12 Punkten und Platz 8 unter ihren Möglichkeiten blieb. Enttäuscht über nur 6:12 Punkte zum Start zeigten sich die Männer von Inter Frankfurt, die eigentlich zu den Favoriten zählen. bm

Pädagogen beraten über Probleme mit Fremdenhaß

"Fremdenhaß und politischer Extremismus - Was kann die Schule tun?" So lautet die Fragestellung zu einer Tagung der "Gesellschaft zur Förderung pädagogischer Forschung" am 30. und 31. Oktober in den Räumen des Instituts.

Laut Ankündigung wird das Thema, zu dem man sich unter der Telefonnummer 70 73 890 anmelden kann, unter folgenden Schwerpunkten präsentiert: Erklärungsmuster für jugendlichen Rechtsextremismus, Ergebnisse aus der Aussiedlerforschung, Konzepte der politischen Bildung, Erfahrungen unterrichtlichen Handelns, Strategien außerschulischer Jugendarbeit. clau

Kondolenzbuch für Brandt

KREIS OFFENBACH. Ein Kondolenzbuch zum Tode von Willy Brandt liegt bis Freitag, 16. Oktober, in der Geschäftsstelle des SPD-Kreisverbandes in Dietzenbach, Lehrstraße 12, aus. Das Parteibüro ist täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. lz

Hubschrauber in Frankfurt abgestürzt

habe FRANKFURT A. M., 12. Oktober. Beim Absturz eines zweisitzigen Hubschraubers sind am Montag im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen der 26jährige Pilot und eine 27jährige Fotografin ums Leben gekommen. Der Helikopter zerschellte auf einer Wiese innerhalb des Südfriedhofs, nachdem der aus Cottbus stammende Pilot eine Notlandung versucht hatte. Das Bundesluftfahrtamt hat die Wrackteile zur Untersuchung der Unglücksursache in sein Labor nach Braunschweig gebracht. Die Maschine war 20 Minuten vor dem Absturz im südhessischen Egelsbach gestartet. Die Fotografin wollte Luftaufnahmen von Sachsenhausen machen.

(Bericht im Lokalteil)

Industrie- und Wirtschaftsverbände haben wieder einmal einen gemeinsamen Brief verfaßt. Diesmal handelt es sich um ein Protestschreiben an Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem sie sich über Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) und dessen angeblich wirtschaftlich ruinöse Abfallpolitik beschweren. Der Ton des Briefes und die gesondert beigefügten, irreführend "Eckwerte einer marktwirtschaftlichen Abfallpolitik" genannten Kritikpunkte lassen vermuten, daß sich die Verbände im Aufwind wähnen, weil Töpfer mit seinen Vorhaben in der Koalition zunehmend in die Defensive gerät. In Zeiten finanzieller Probleme ist das eben so: Umweltpolitik rangiert nur noch unter "ferner liefen".

Das neue Abfallrecht dürfe nicht dazu beitragen, eine - nicht näher benannte - "Blockade" weiter zu verfestigen, heißt es in dem Brief. Da fragt sich doch, wer da wen blockiert. Aus eigener Initiative jedenfalls hat es die Wirtschaft bisher nicht fertiggebracht, das Problem der ständig wachsenden Müllberge in den Griff zu bekommen. Maxime müsse sein, die "Leistungsverantwortung" dem Markt zu überlassen und den Staat "im Rahmen des Erforderlichen" auf die Kontrollfunktion zu reduzieren, heißt es im Schreiben weiter. Daß die "Eigenverantwortung" der Wirtschaft auch zu illegalem Export von Abfällen in andere Länder geführt hat, ist kaum zu bestreiten. Das aber wird als "kriminelles Verhalten einzelner" abgetan. Die Erkenntnis, daß hohe Entsorgungskosten zu einer "Selbstregulierung" führen, läßt eben leider die Müll-Logik Schlußfolgerung nicht zu, "daß der Staat auf dirigistische Eingriffe verzichten kann". Das Gegenteil ist der Fall. Die Verbände erdreisten sich trotz der Müllschiebereien sogar die Forderung aufzustellen, die erforderlichen Entsorgungsnachweise "auf ein verwaltbares Maß zurückzuführen". Zu kontrollieren, was mit dem Wohlstandsmüll geschieht, würde so noch schwieriger als es ohnehin schon ist.

Der Brief beweist wieder einmal, daß Industrie und Wirtschaft Umweltpolitik weiterhin als Hemmnis betrachten wollen und nicht als Chance. Es ist der einfachere Weg und zugleich der schlechtere. Die Argumente gegen Abfallvermeidungsstrategien und gegen eine dem Verursacherprinzip entsprechende Verantwortung der Hersteller für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte laufen stets auf eines hinaus: Für den selbst verursachten Müll aufzukommen, ist zu teuer, gefährdet ergo "mittelständische Strukturen in der Wirtschaft existentiell". Es ist ja auch viel einfacher und billiger, den Müll und die Kosten für seine Beseitigung wie gehabt der Allgemeinheit aufzubürden. Mit Verantwortung hat das nichts zu tun.

CHARIMA REINHARDT (Bonn)

Auch ein Ehering ist im Fundbüro abzuholen

MAINTAL. Ziemlich sorglos gehen die Maintalerinnen und Maintaler offenbar mit ihren Fahrrädern um. Im Monat September wurden allein acht Drahtesel in den Fundbüros abgegeben, davon drei im Stadtteil Dörnigheim und fünf in Bischofsheim.

Gegen Eigentumsnachweis sind in Dörnigheim unter anderem noch ein Eimer mit Hammer und Sandaletten sowie zwei Sporttaschen mit Inhalt abzuholen.

In Bischofsheim warten noch eine Damenarmbanduhr und "diverse Schlüssel" auf ihren Eigentümer.

In Bischofsheim wurden außerdem Schmuckstücke verschiedenster Art (darunter ein Ehering) vom Mittelpunktschwimmbad abgegeben.

Liebevoll restauriert und schon wieder beschmiert Wasserwerk unter Denkmalschutz / Patenschaft für Wald- und Wiesenstücke

HOFHEIM. Es ist ein kleines Schmuckstück im Grünen, das Wasserwerk in Lorsbach. Das 1902 gebaute und unter Denkmalschutz gestellte Gebäude am Ende des Hainerwegs hat indessen schwere Zeiten hinter sich. Vor einem Dreivierteljahr, erzählt Gartenbauamtsleiter Bernardus te Molder, wurde es mit viel Liebe restauriert und neu angemalt - "das ist geschehen, weil damals Schmierer die Fassade verschandelt hatten." Aber auch das neue Kleid des Wasserwerkes schreckte die "Künstler" nicht: Und so mußten Nachbarn im vergangenen Monat bei Ortsvorsteher Karl Hommel (FWG) anrufen, um ihm zu erzählen: "Es ist schon wieder vollgeschmiert."

Nach Auskunft des Ortsvorstehers wissen die Anwohner recht genau, wer die Übeltäter waren. "Aber sie trauen sich nicht, es zu sagen, aus Angst davor, daß auch ihre eigenen Häuser verschandelt werden könnten", sagt Hommel. Er hoffe jetzt darauf, daß die Stadt das alte Gebäude nochmals renovieren werde.

Das wolle sie, bestätigt te Molder, der gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. "Nicht zu fassen, daß das Wasserwerk schon wieder beschmiert wurde", sagt der Gartenbauamtsleiter verärgert. Was die Pflege der Umgebung des alten Gebäudes anbelangt, hat er eine Idee. Engagierte Lorsbacher übernehmen Patenschaften für einzelne kleinere Areale und unterstützen die Stadt auch bei der Pflege. Te Molder: "Ich kann meine Augen ja nicht überall haben und bin schon dankbar dafür, wenn die Leute mal gucken." pms

Hessen ruft Bonn zu Hilfe Fischer sieht durch Atom-Schmuggel neue Bedrohungssituation

me WIESBADEN, 12. Oktober. Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sieht bei der Aufklärung und Verhinderung des Schmuggels von radioaktiven Materialien aus der ehemaligen Sowjetunion jetzt die Bundesbehörden "in der Pflicht". Fischer sagte der Frankfurter Rundschau am Montag, die Ermittlungsbehörden in den Bundesländern bräuchten dringend Hilfen durch den Bund. Wenn die Sicherstellung von radioaktivem Cäsium und Strontium aus der ehemaligen Sowjetunion am Wochenende in Frankfurt kein Einzelfall bleibe, dann gehe es beim Atom-Schmuggel um eine "neue Bedrohungssituation", die gefährlicher sei "als das Rauschgiftproblem".

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) bat inzwischen über das Auswärtige Amt in einem Brief die bundesdeutschen Botschaften in den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) um diplomatische Vorstöße für eine Verschärfung der dortigen Kontrollen. In dem der FR vorliegenden Brief heißt es, es gebe "Hinweise", daß die jetzt bekanntgewordenen Fälle "keine Einzelfälle sein sollen". Für zusätzliche umweltpolitische Maßnahmen im Inland sieht das Ministerium aber keine neuen Ansatzpunkte.

Der Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Wolfgang von Geldern (CDU), sagte im Hessischen Rundfunk, es sei nicht auszuschließen, "daß atomwaffentaugliches Material im Umlauf ist und vielleicht sogar taktische Atomwaffen zu haben sind". Geldern forderte ebenso wie Fischer, die Polizei auf die neue Gefährdung einzustellen. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, sprach sich für eine bessere Koordination zwischen Bundes- und Landesbehörden aus.

Die Staatsanwaltschaft in Bochum hat inzwischen eine Nachrichtensperre über das gesamte Verfahren zu dem in Frankfurt aufgedeckten Atomschmuggel verhängt, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. (Weiterer Bericht auf Seite 3)

Ein Verein soll die Musikschule retten

NEU-ISENBURG. Eltern, Dozenten und die Leitung der Jugendmusikschule haben in der vergangenen Woche den Verein "Jugendmusikschule Neu-Isenburg" gegründet, um die in ihrer Existenz bedrohte Einrichtung zu retten. Wie es in einer Pressemitteilung des neuen Vereins heißt, greifen die Eltern die Warnungen von Parteien und dem Magistrat auf, die auf der Bürgerversammlung am 1. Oktober laut geworden waren.

Die Zukunft der Jugendmusikschule steht in Frage, seit die Stadt dem Bund für Volksbildung (BfV) im Frühjahr wegen dessen finanzieller Schwierigkeiten zum 1. Januar 1993 den Zuschuß von 240 000 Mark strich. Daraufhin kündigte der BfV allen Mitarbeitern. Ein im Sommer gegründetes Expertengremium aus BfV-Mitgliedern soll Konzepte für die organisatorische Trennung von Erwachsenenbildung und Musikschule vorlegen, beriet aber bisher nur über die Erwachsenenbildung. Deshalb ist immer noch unklar, was aus den 30 Dozenten und rund 700 Musikschülern wird.

Der Vorstand des neuen Vereins kündigt ein Konzept für die Organisation an und will Anfang November über eine Übernahme des Musikschulbetriebes entscheiden. Vorsitzender des Vereins ist der stellvertretende Kulturamtsleiter Mathias Schubert, bisher ehrenamtlicher Geschäftsführer der Musikschule. Auch Christof Sänger, Vorsitzender der Musikschule, gehört dem Vorstand an. ac

Zur Person:

GERHARD THOMAS, Chefredakteur der in Berlin erscheinenden evangelischen Wochenzeitung die kirche, ist als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des DDR-Staatssicherheitsdienstes geführt worden. Dies habe er aus den Stasi-Akten über einen früheren Autor der Mecklenburgischen Kirchenzeitung erfahren, deren Chefredakteur er von 1978 bis 1986 war, teilte Thomas mit. Er habe den Überprüfungsausschuß der Berlin-Brandenburgischen Kirche gebeten, tätig zu werden, und bis zur Auswertung der Ergebnisse seine Beurlaubung beantragt. Wie Thomas hinzufügte, habe er seit 1978 "gelegentlich" Gespräche mit Stasi-Vertretern geführt, die sich ausschließlich um die Arbeit der Zeitung, insbesondere um Zensurfragen, drehten. Sie seien auf Aufforderung der Stasi zustande gekommen. Weder mündlich noch schriftlich habe er eine Verpflichtungserklärung abgegeben. (epd)

IG Metall empört über Möllemann Steinkühler wertet Öffnungsklausel-Vorstoß als Absage an geplanten Solidarpakt Von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Füssel

HAMBURG, 12. Oktober. Mit scharfen Worten hat der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Franz Steinkühler, auf die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) reagiert, er wolle notfalls Öffnungsklauseln auch für Tarifverträge in Westdeutschland durchsetzen. Steinkühler wertete diese Absicht, die Möllemann in einem Interview der Frankfurter Rundschau kundgetan hatte, am Montag als Absage an die IG Metall, mit der Regierung einen Solidarpakt einzugehen, um den Aufbau in Ostdeutschland voranzutreiben. "Wir haben gestern einen Solidarpakt angeboten, Möllemann hat heute einen abgesagt", betonte der IG-Metall- Chef beim Gewerkschaftstag seiner Organisation in Hamburg.

Als Vorbedingungen für ihre Teilnahme am Solidarpakt hatte die IG Metall am Sonntag verlangt, die Bundesregierung müsse ihre "geplanten verfassungswidrigen Öffnungsklauseln" vom Tisch nehmen, wenn "sie uns am Tisch haben will". Möllemann aber habe nun angekündigt, er werde nur auf ein entsprechendes Gesetz verzichten, wenn die Gewerkschaften solche Öffnungsklauseln mit den Arbeitgeberverbänden vereinbarten. "Im Klartext" bedeute dies: "Seid ihr nicht willig, so brauch' ich Gewalt", sagte Steinkühler.

Der IG-Metall-Chef erhob den Vorwurf, es gebe innerhalb der Regierung offensichtlich schwerwiegende Differenzen über den angestrebten Solidarpakt. "Kohl propagiert, Möllemann sabotiert den Solidarpakt", sagte er. Angesichts von Millionen Arbeitslosen, zusammenbrechender Industrie, wachsender Hoffnungslosigkeit und zunehmendem Rechtsextremismus sei dies ein "makabres Schauspiel". Den Bundeskanzler forderte Steinkühler auf, "endlich und verbindlich klarzustellen, was die Bundesregierung will".

Auch der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, lehnte Möllemanns Ansinnen am Montag ab. Im Südwestfunk sagte Gottschol, Öffnungsklauseln in Tarifverträgen für den Osten wären derzeit sicher "ein positiver Ansatz". Im Westen jedoch "würde ich im Moment nicht für eine Öffnung der Tarifverträge plädieren". Öffnungsklauseln erlauben, von verbindlichen Verträgen abzuweichen, die zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausgehandelt worden sind.

Auf dem Hamburger Gewerkschaftstag erhoben sich mahnende Stimmen, die vor einem Solidarpakt mit der Regierung warnten. Es sei "Vorsicht geboten" diesen Pakt mit jemandem zu schließen, der die Gewerkschaften mit Tariföffnungsklauseln in die "Bedeutungslosigkeit" führen wolle, sagte der Delegierte Werner Bäumlein (Weilheim). Es müsse sichergestellt werden, daß die Hilfe "einzig und allein Arbeitnehmern zugute kommt und sonst niemandem". Auch der Delegierte Fritz Hofmann aus Leverkusen forderte: "Es kann keinen Solidarpakt mit diesen Herrschaften geben." Hofmann nannte es einen "Skandal", daß in Ostdeutschland die gleichen Produkte wie im Westen hergestellt würden, die Preise gleich seien - nur die Löhne halbiert. Der Delegierte Klaus Gerbsch aus Ost-Berlin appellierte an die Gewerkschaftsspitze, das erklärte Ziel einer raschen Angleichung der Ost- Einkommen an West-Niveau nicht aus den Augen zu verlieren.

Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff kritisierte in Bonn die Bedingungen der IG Metall für eine Teilnahme am Solidarpakt, wie AFP meldete. Die "strikte Ablehnung jeder Tarifflexibilität" wäre ein "Akt mangelnder Solidarität", sagte er. (Kommentar auf Seite 3)

Grüne machen sich für gekündigten Mieter stark

Die Grünen im Römer unterstützen Mohamed Safwat Hassan, den 33jährigen ägyptischen Flüchtling, der von der Nassauischen Heimstätte aus seiner Sozialwohnung herausgeklagt werden soll.

Die wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion, Carola Scholz, forderte das Wohnungsamt und die Heimstätte auf, "gemeinsam eine Lösung zu finden", damit der blinde Hassan in Frankfurt bleiben könne. So sei es möglich, dem Ägypter eine Wohnung aus nicht sozial gebundenem Bestand zu vermitteln.

"Unverständlich und menschlich nicht nachvollziehbar" nannten Scholz und die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, Martina Schmiedhofer, das Verhalten von Wohnungsamts-Leiter Klaus Miehrig. Der Behördenchef hatte beteuert, er könne Hassan keine Wohnung verschaffen und überdies bezweifelt, daß der Ägypter schon mindestens ein Jahr in Frankfurt gemeldet ist - Voraussetzung für die Vermittlung einer Unterkunft.

Nach Ansicht der Kommune soll Hassan nach Gießen zurückkehren, in die Stadt, aus der er nach Frankfurt gezogen war. Der Gießener Bürgermeister Lothar Schüler (SPD) hatte dagegen angeboten, einen Asylbewerber aus Frankfurt unterzubringen, wenn der Ägypter am Main bleibe.

Scholz und Schmiedhofer argumentieren, in Frankfurt könne der Blinde auch von Freunden betreut werden. jg

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: 1 275 444,30 DM; Kl. 2: 765 266,60 DM; Kl. 3: 65 971,20 DM; Kl. 4: 7038,80 DM; Kl. 5: 137,40 DM; Kl. 6: 85,70 DM; Kl. 7: 9,20 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 214,60 DM; Kl. 2: 12,70 DM; Kl. 3: 2,40 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 958 476,45 DM; Kl. 2: 33 920,60 DM; Kl. 3: 4212,40 DM; Kl. 4: 91,40 DM; Kl. 5: 8,50 DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 3 477 777,- DM; Jackpot: 63 343,70 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 805,10 DM; Kl. 2: 117,40 DM; Rennen B: Kl. 1: 65,50 DM; Kl. 2: 22,70 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 134 676,- DM.

(Ohne Gewähr)

HEUTE LESEN SIE

China Keine Reformen in Sicht Seite 2

Leitartikel Rumänien nach den Wahlen Seite 3

IG Medien Kritik an DGB und SPD Seite 4

Feuilleton Emil Schumacher im Städel Seite 7

Wirtschaft "Kopernikus" startet ins All Seite 10

Sport Comeback von Matthäus Seite 12

Dokumentation Aggressive TV-Programme Seite 15

Frankfurt Senioren bangen um Wohnungen Seite 17

Kulturspiegel Frankfurts "Belvederche" Seite 21

Hessen Hausfrauen und Beruf Seite 22

Aus aller Welt Cranach-Gemälde geraubt Seite 24

Börse Seite 10

Roman Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 14

Filmspiegel Seite 16

Die Giftöl-Opfer von 1981 warten auf ihr Geld Aus Protest ein Zeltlager vor der Zentrale der sozialistischen Regierungspartei in Madrid Von unserem Korrespondenten Werner Herzog

MADRID, 12. Oktober. Zwölf Jahre nach dem spanischen Speiseöl-Skandal ist das Thema wieder aktuell. Seit einer Woche kampieren in Zelten mitten auf der Straße vor dem Hauptsitz der sozialistischen Regierungspartei in Madrid Dutzende von Opfern von damals. Auf Holzkisten sitzen ältere Frauen und Männer. Ausgemergelte Gesichter sind darunter, quer über die Straße haben sie ein Spruchband gestellt. Darauf steht: "Sozialisten, helft uns". Davor eine Polizeisperre und der Eingang zum Parteigebäude. Kein Sozialist hat aber bisher mit Vertretern der Kranken gesprochen.

Die Opfer des Industrie-Rapsöls, das als Olivenöl verkauft worden war, protestieren gegen das Vergessen. 1988, sieben Jahre nach dem Ausbruch der Vergiftungskrankheit, verurteilten die Richter sieben Ölpanscher zu Gefängnisstrafen und Entschädigungszahlungen an die rund 20 000 Kranken und die Familienangehörigen der 540 Toten. Die Verurteilten hatten sich jedoch alle für zahlungsunfähig erklärt. Die Opfer haben daher bisher keinen Pfennig der festgelegten Entschädigungssumme von umgerechnet 760 Millionen Mark gesehen. Der Staat, der seine Mitschuld wegen fehlender Kontrolle eingestanden hat, will nicht einspringen. Falls die zehn zusätzlich wegen Nachlässigkeit angeklagten Staatsbeamten in einem bisher verschleppten Sonderprozeß verurteilt werden, will die sozialistische Regierung auch diesen Weg sperren und zur Verhinderung der Zahlung das Verfassungsgericht anrufen.

Die Demonstranten vor dem Parteigebäude sitzen beharrlich da und warten. Die 54jährige Pilar Alvarez etwa. Seit 1981 hat sie Muskelkrämpfe, Atembeschwerden und Ermüdungserscheinungen. Jeden Tag schluckt sie fünf verschiedene Pillenarten. Pilar kann den Haushalt nicht besorgen, doch mit ihrer mageren Rente kann sie die nötige Haushilfe nicht bezahlen.

Fernando Lago, der Delegierte der Rapsöl-Opfer, erklärt, daß sie auch mit der Auszahlung der Entschädigungssumme durch den Staat zufrieden wären. Diese ist etwas geringer als die Summe, die die Regierung für den neuen Hochgeschwindigkeitszug nach Sevilla bezahlt hat. "Ich kann nicht begreifen, wie die Regierungsleute uns sehen und ruhig schlafen", sagt Pilars Nachbarin auf der Straße.

Schlag nach im Kursbuch Wie komme ich am leichtesten nach . . .?

FRANKFURT A. M. Wer jemals das Kursbuch der Deutschen Bundesbahn in die Hand genommen hat, um eine Zugverbindung nachzuschlagen, der wird (wahrscheinlich) nicht weit gekommen sein: Was sich da auf über 1500 Seiten an Kleingedrucktem mit Quer- und Rückverweisen ausbreitet, das ist für den Normalsterblichen kaum zu entziffern.

Wer sich dennoch im Linien- und Streckengewirr zurecht finden will, der kann sich bei einem der drei Kurzseminare, die der Verkehrsclub Deutschland (VCD) anbietet, schulen lassen.

Doch dem VCD geht es nicht nur darum, den pro Kurs maximal 18 Teilnehmern die Angst vor dem "Fachchinesisch" der DB-Broschüre zu nehmen. Wenn am Jahresende die Fahrplan-Auskunftsschalter abgeschafft werden und Reisende sich nur noch telefonisch informieren können, dann dürften solide Kenntnisse in Fahrplan-Lesen durchaus hilfreich sein.

Wie das "Do-it-yourself" gelingt, zeigt Wilfried Spannknebel, Bahn-Spezialist beim Deutschen Reisebüro, in drei vierstündigen Kursen: Am Samstag, 31. Oktober (9 bis 13 Uhr), am Montag, 9., und Mittwoch, 11. November, jeweils von 19 bis 21 Uhr sowie am Dienstag, 17., und Donnerstag, 19. Oktober, ebenfalls von 19 bis 21 Uhr. Ort der Veranstaltung ist der Gutleuttreff, Rottweiler Straße 32.

Die Kursgebühr beträgt 25 Mark, für VCD-Mitglieder 20 Mark. Darin enthalten ist der für die Rhein-Main-Region wichtige "Taschenfahrplan Südhessen". Anmeldungen nimmt das VCD-Büro in der Uhlandstraße 50 (Hinterhaus) jeweils montags und mittwochs zwischen 17.30 und 20 Uhr unter Telefon 43 19 89 entgegen. ak

Hamlet tanzt seine Rache

BAD HOMBURG. Um Rache und Wut, Glück, Lust und Besessenheit geht es, wenn Hamlet am Montag und Dienstag (19. / 20. Oktober) im Kurtheater als Ballett aufgeführt wird. "Das Royal New Zealand Ballet" mit dem Choreographen Jonathan Taylor und Musik von William Southgate zeigt das Trauerspiel des englischen Dramatikers William Shakespeare um 20 Uhr. Hamlet, der den Tod seines Vaters rächen will, stirbt am Ende selber. Doch zuvor kann er nach vielen Intrigen seinen Onkel, den er für den Tod des Vaters verantwortlich macht, der verdienten Strafe zuführen. teb

Tip-Vorschau

VfB Stuttgart - Dynamo Dresden 1 1. FC Saarbrücken - Bayern München 2 Borussia Dortmund- Hamburger SV 1 Bayer Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern 1 1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt 2 Werder Bremen - 1. FC Köln 1 Fortuna Köln - Stuttgarter Kickers 1 Hertha BSC Berlin - Carl Zeiss Jena 0 SV Meppen - MSV Duisburg 0 Fortuna Düsseldorf - Hannover 96 2 FC St. Pauli - SV Waldhof Mannheim 0 Tips für 6 aus 45 15 - 22 - 29 - 34 - 41 - 42

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der heutigen Ausgabe bietet die Lokal-Rundschau ihren Leserinnen und Lesern einen neuen Service: den Kulturspiegel Wetterau. Einmal wöchentlich, jeweils donnerstags, sind dort die kulturellen Veranstaltungen im Wetteraukreis bis zum Donnerstag der nächsten Woche auf einen Blick zu finden: vom geistlichen Konzert über Theatergastspiele bis zur Vernissage und zum philosophischen Vortrag.

Die aktuellen Ankündigungen und Veranstaltungshinweise werden ergänzt durch Reportagen, Interviews, Rezensionen, Porträts und Fotos. Darüber hinaus geben Prominente ihren ganz persönlichen Buchtip ab, werden Künstlerinnen und Künstler der Region ihre Werke selbst vorstellen. Um möglichst variabel auf die aktuellen Veranstaltungen einzugehen, haben wir auf feste Rubriken verzichtet.

Der Kulturspiegel Wetterau soll neben einer Informationsbörse auch Forum für einen Austausch über kulturpolitische Themen sein. Für Anregungen aus unserer Leserschaft sind wir offen. Wir freuen uns auf Ihre Post.

Ihre Lokal-Rundschau

Abfindung für Schwangere Bedienstete eines Pflegeheims nach Vorwürfen gekündigt

GIESSEN. Ein Urteil, das keines ist, und ein Ergebnis, das juristisch nicht sonderlich befriedigt. Begonnen hatte der Streit bereits vor etlichen Monaten, doch die Klärung der Frage, ob und in welchem Falle einer schwangeren Arbeitnehmerin fristlos gekündigt werden darf, endete am Montag vor der IV. Kammer des Gießener Verwaltungsgerichts ohne richterlichen Urteilsspruch.

In einem Vergleich verpflichtete sich der Geschäftsführer eines Alten- und Pflegeheimes in Fronhausen (Kreis Marburg-Biedenkopf), seiner "gefeuerten" Bediensteten eine Abfindung von 2500 Mark zu zahlen. Im Gegenzug wird das Beschäftigungsverhältnis zum 12. März 1994 gelöst. Mit dieser "Schonfrist" kann die Altenpflegehelferin, deren Kind im September zur Welt kam, nun ihren Anspruch auf Erziehungsgeld geltend machen.

Zur Vorgeschichte: Am 3. April dieses Jahres erhielt die damals schwangere Angestellte vom Geschäftsführer des Alten- und Pflegeheimes, der die Einrichtung Anfang Februar 1992 aus einem Konkursverfahren als Pächter übernommen hatte, die fristlose Kündigung. Als Begründung wird eine ganze Latte von Anschuldigungen mitgeliefert: Mißhandlung (Schlagen) einer Heimbewohnerin, Verletzung ihrer Aufsichtspflicht (beim Waschen vor dem Waschbecken fiel eine Frau hin und brach sich den Oberschenkel). Ferner soll die Pflegehelferin einer anderen Heimbewohnerin mit der Bemerkung, diese solle doch "ins Bett machen", das Reichen eines Steckbeckens verwehrt haben. Um ihre Ruhe zu haben, soll die Bedienstete zudem die Alarmklingel aus der Steckdose gezogen haben.

Schwerwiegende Vorwürfe sind das, keine Frage. Ins Rollen kam dieser Streit, als der Chef des Altenheimes das Regierungspräsidium Gießen aufforderte, der fristlosen Kündigung der Schwangeren nach dem Mutterschutzrecht zuzustimmen. Weil die mittelhessische Behörde sowohl den Antrag als auch den anschließenden Widerspruch abschmetterte, zog der Geschäftsführer des Pflegeheimes nun vor das Verwaltungsgericht.

Dort ging es nun darum, ob die vorgebrachten Anschuldigungen zweifelsfrei bewiesen werden können und ob diese für eine fristlose Kündigung reichen. Beides hatte das Regierungspräsidium am 29. Juli 1992 verneint. Die Behauptung, die Pflegehelferin habe eine Heimbewohnerin geschlagen, konnte auch vor dem Verwaltungsgericht nicht bestehen. "Es gibt halt keine Zeugen", sagte der Vorsitzende Richter. Er habe "Bedenken, ob die Gründe mit der Klingel für eine fristlose Kündigung ausreichen".

Mit dem Vergleich war die Kammer schließlich von der Aufgabe entbunden, die Anschuldigungen juristisch zu würdigen. Das grundsätzliche Problem, das das Regierungspräsidium in seinem Widerspruchsbescheid zum Thema gemacht hatte, wird weiter bestehen bleiben. Die Bedienstete, so steht da zu lesen, "wurde mit pflegerischen Tätigkeiten betraut, obwohl die erforderliche Eignung in Frage gestellt worden ist".

Von besonderer Bedeutung sei der Umstand, daß offenbar eine qualifizierte und fachgerechte Anleitung durch examinierte Pflegekräfte gefehlt habe oder sogar noch fehle. Wenn aber die Widerspruchsführerin die Angestellte mit Aufgaben betraut, obwohl dieser die fachliche und persönliche Qualifikation fehle, "so darf sie nicht anschließend Fehlleistungen, die auf diesen Unzulänglichkeiten beruhen, geltend machen". VOLKER TRUNK

Skigymnastik beginnt nach den Herbstferien

OFFENBACH. Das Sport- und Badeamt teilt mit, daß nach den Herbstferien zwei Skigymnastik-Kurse beginnen. Skifans, die sich auf ihren Wintersport eintrainieren wollen, haben von Mittwoch an, 21. Oktober, und Donnerstag, 22. Oktober, dazu Gelegenheit.

Die Kurse beginnen jeweils um 20 Uhr in der Turnhalle der Leibnizschule, Brandsbornstraße 11 bis 15.

Die Kursgebühr beträgt 35 Mark. Das Geld soll am ersten Abend dem jeweiligen Übungsleiter übergeben werden. dok

"Poe" auf der TAT-Probebühne

Unter der Regie von Oliver Hardt erlebt am heutigen Mittwoch das Theaterstück "Poe" um 20 Uhr seine Uraufführung auf der TAT-Probebühne, Daimlerstraße 32-36. Weitere Vorstellungen folgen vom Freitag, 16., bis Sonntag, 18. Oktober, sowie am 22., 27., 29. und 31. Oktober, jeweils 20 Uhr. Eine Zusatzvorstellung ist am Samstag, 24. Oktober, um 21.30 Uhr. &blt; Theater-Performance Eine Theater-Performance des agora- Projekts-Berlin "unmöglich es leben" mit Texten von flanzendörfer ist am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Literaturhaus (Bockenheimer Landstraße 102) zu Gast. &blt; Zeichnungen von Johannes Schreiter Die Galerie Erhard Witzel in Wiesbaden zeigt bis zum 18. November Zeichnungen von Johannes Schreiter. Die Öffnungszeiten im Kaiser-Friedrich-Ring 63 sind Dienstag bis Freitag, 14-18 Uhr und samstags 11-13 Uhr. &blt; Ich werde eine Negerin sein Im Bürgertreff Westend (Ulmenstraße 20) spricht am Mittwoch abend um 20 Uhr die Literaturwissenschaftlerin Karina Kranhold zum Thema "Ich werde eine Negerin sein". Anwesend ist auch die Dichterin Rajzel Zychlinsky. Der Eintritt kostet vier (ermäßigt zwei) Mark. &blt; Literarischer Mittwoch Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino liest heute abend um 20 Uhr in der Kommunalen Galerie im Leinwandhaus (Weckmarkt 17). Der Eintritt ist kostenlos.&blt; Heinrich Droege am Literaturtelefon Der Schriftsteller Heinrich Droege liest ab heute am Literaturtelefon aus seinen Werken. Er schreibt Prosa, Lyrik und Hörspiele. Der Autor ist unter der Nummer 7 41 15 73 zu erreichen. &blt; Stadt als Kapitalfabrik In der Reihe "Capitale Mythen" beginnt am heutigen Mittwoch von 10 bis 19 Uhr in der Industrie- und Handelskammer am Börsenplatz das erste Symposion "Frankfurt: Die Stadt als Kapitalfabrik?". Von 10 bis 13 Uhr geht es um internationalisierte Stadtstrukturen, von 14 bis 16.30 Uhr um internationalisierte Arbeits- und Lebensstile in Frankfurt und von 17 bis 19 Uhr um die Dienstleistungsgesellschaft im Spiegel der Stadt. &blt; Stuttgarter Ballett Das Stuttgarter Ballett gastiert am heutigen Abend um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle Hoechst. Auf dem Programm stehen die Béjart-Arbeiten "Gaité Parisienne" (Musik: Jacques Offenbach) und "Die Stühle" (Musik: Richard Wagner).Film "Cage/Cunningham" Heute um 20 Uhr zeigt das Kommunale Kino, Schaumainkai 41, den Film "Cage/ Cunningham" aus dem Jahre 1991. Das Doppelporträt des Musikers John Cage und des Tänzers und Choreographen Merce Cunningham stellt diese beiden Künstler bei der Arbeit vor. &blt; Kammermusik aus Petersburg Das Kammerorchester des Rimski-Korsakow-Konservatoriums unter der Leitung von Wladislaw Tschernuschenko gestaltet das Konzert am Mittwoch um 20 Uhr im Mozart-Saal der Alten Oper. Auf dem Programm stehen Werke von Vivaldi, Purcell, Corelli, Rossini und Tschaikowsky.&blt; Sekt oder Selters Im Darmstädter Schloßkeller, Hochschulstraße 1, gastiert am Mittwoch die freie Theatergruppe Sekt oder Selters mit ihrem Programm "Essen und Trinken in Deutschland". Einlaß ab 20 Uhr. &blt; Network Jazz Night In der Titania, Basaltstraße 23, sind am Mittwoch das Duo Matthias Schubert & Simon Nabatov, die Daniel Guggenheim Group und das Peter Giger Trio zu hören. Beginn ist um 20 Uhr. &blt; Essentielle Malerei Die Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstraße 30, eröffnet heute um 19 Uhr eine Ausstellung mit folgenden Künstlern der Galerie: Dolf Bissinger, Günter Fruhtrunk, Raimund Girke, Gotthard Graubner, Otto Greis, Thomas Kaminsky, Michael Rögler, Jürgen Wegener, Icke Winzer und Gerhard Wittner. Besichtigen kann man die Schau bis zum 7. November, dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr. &blt; "Der Pannwitzblick" Das Filmforum Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46 a, zeigt am Mittwoch um 20.30 Uhr Didi Danquarts Film "Der Pannewitzblick", der die Ausgrenzung von geistig und körperlich behinderten Menschen thematisiert. Im Anschluß an die Vorführung besteht die Möglichkeit, mit dem Regisseur zu diskutieren. &blt; Filmpremiere "Chaupi Mundi" Das Dritte-Welt-Haus veranstaltet zusammen mit dem Jugendamt heute um 15 Uhr einen Filmnachmittag. Gezeigt wird der Film "Chaupi Mundi", über ein Mädchen aus Ecuador. Geeignet ist der Film für Kinder ab sechs Jahren. Die Regisseurin Antje Starost wird bei der Premierenvorstellung im Kinderhaus Bornheim, Ortenberger Straße 40, anwesend sein und auf Fragen der jungen Zuschauer antworten. &blt; Kartenvorverkauf "Fledermaus" Am Montag, 19. Oktober, beginnt an der Oper Frankfurt für alle fünf Vorstellungen der "Fledermaus", die am 2., 7., 11., 19. und 28. November auf dem Spielplan steht, der Vorverkauf. Für den Premierenabend der "Fledermaus-Inszenierung" am 31. Oktober sind die Karten schon seit 12. Oktober im Verkauf. Ebenfalls seit dem 12. Oktober haben alle Abonnenten und Inhaber eines Theaterkontos die Möglichkeit, Karten für die fünf November-Vorstellungen der "Fledermaus" zu erwerben.

Gewerbeverein berät über die Parkplatzsituation

USINGEN. Die Parkplatzsituation in der Usinger Kernstadt ist eines der zentralen Themen der Mitgliederversammlung des Gewerbevereins am Donnerstag, 22. Oktober. Die Geschäftswelt sieht dem Umbau des Schloßplatzes, der dadurch als Parkplatz wegfallen wird, mit Sorge entgegen. Und die Zahl der Abstellplätze wird weiter sinken, wenn die Sanierung der Hugenottenkirche abgeschlossen ist.

Neue Konzepte sind auch für das Stadtfest gefragt. Die Resonanz der Geschäftsleute unter dem seit einigen Jahren wiederholten Motto "Usingen, so bunt wie tausend Luftballons" nimmt von Jahr zu Jahr ab. Wird deshalb der Beschluß gefaßt, künftig Bewerber von außerhalb Usingens zuzulassen? Der Gewerbeverein will Bilanz ziehen.

Weitere Themen auf der Tagesordnung sind das Weihnachtsgewinnspiel, der Weihnachtsmarkt am 28. November und die Öffnungszeiten im Dezember. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Hotel "Zur Goldenen Sonne". cn

Bolz:

Zwei Drogensüchtige wurden tot aufgefunden

In der Nacht zum vergangenen Samstag ist ein 19jähriger in der Wohnung seiner Eltern in Schwanheim an einer Überdosis Heroin gestorben. Der Tote wurde gegen 3 Uhr von seinem Vater in der Toilette gefunden. Er war von der harten Droge seit Jahren abhängig. Anfang 1992 hatte er sich einer dreiwöchigen Therapie unterzogen.

Am Tag zuvor war ein 30jähriger Heroinabhängiger nach der Einnahme mehrerer Tabletten in seiner Flörsheimer Wohnung gestorben.

Mit diesen beiden Toten hat sich die Zahl der Rauschgiftopfer in diesem Jahr in Frankfurt und dem Main-Taunus-Kreis auf 105 erhöht. habe

Suchspiel im Moskauer Sakolniki-Park Geplante große Präsentation ostdeutscher Firmen gerät zu einer peinlichen Veranstaltung

Gertraude Klyscz wartet auf den großen Auftrag. In der Ausstellungshalle des Moskauer Sakolniki-Parks hat sich die Vertreterin der Textil GmbH Ostsachsen auf der Suche nach neuen Absatzmärkten hinter ihren Stoffmustern verschanzt. Dem unverkäuflichen Unternehmen aus der Oberlausitz droht 1994 laut Beschluß der Treuhandanstalt die Liquidation. Von den rund 13 000 Leuten des einstigen Textil-Kombinats sind noch 1200 beschäftigt. Einzig mögliche Rettung: "Ein Großauftrag aus dem Ostmarkt."

Auf der Suche nach Kontakten und Kunden haben etwa 60 zumeist ostdeutsche Unternehmen ihre Ausstellungsstände in der russischen Hauptstadt aufgeschlagen. Die "Made in Germany" getitelte Schau des Kölner Messe-Veranstalters Jo Glahe sollte nach der Umstellung auf marktwirtschaftliche Verhältnisse die erste große Präsentation einstiger DDR-Betriebe im früheren Bruderland sein. Für jedes der neuen Bundesländer war eine eigene Ausstellung geplant. Da aus den Landeshauptstädten jedoch außer Grußadressen der Ministerpräsidenten keine Unterstützung kam, ist das Anfang der Woche eröffnete ehrgeizige Projekt zu einem Kleinst-Ereignis verkommen, das im weitläufigen Sakolniki- Park erst einmal gefunden werden will. Glahe verteidigt sein Konzept: "Man muß zum Markt gehen, der Markt kommt nicht zum Produzenten." Ein beteiligter Unternehmer: "Eine glatte Nullnummer." Auch der Vertreter des russischen Industrie-Ministeriums erkundigt sich am Ende des kurzen Eröffnungsrundgangs diskret, ob das alles sei.

Die beiderseitig maue Stimmung ist nicht untypisch für den gegenwärtigen Stand der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Zwar sind sowohl viele ostdeutsche wie auch ehemals sowjetische Unternehmen auf die Aufträge des jeweils anderen angewiesen. Die durch die Rubelinflation noch mehr beeinträchtigte Zahlungsfähigkeit der russischen Partner lasse jedoch kaum Geschäfte jenseits des Hermes-Bürgschaftsrahmens von fünf Milliarden Mark zu, sagen die ostdeutschen Manager.

Die russische Seite wiederum kritisiert mangelnden Pragmatismus beim Handelspartner Nummer eins. In der Bundesrepublik habe sich die Meinung festgesetzt, meint ein deutscher Wirtschaftler in Diensten der Moskauer Regierung, "die Russen können sowieso nicht zahlen". Diese grundsätzliche Skepsis habe auch mögliche Barter-Geschäfte behindert. Der Ware-gegen-Ware-Tausch zwischen Rußland und Großbritannien etwa sei inzwischen größer als der mit dem traditionellen Partner Deutschland.

Für viele Firmen aus den neuen Bundesländern bringen solche Geschäfte allerdings auch zusätzliche Schwierigkeiten. Sie müssen nicht nur Kontakte in die jetzt souveränen Republiken knüpfen, sondern auch noch den Absatz der von dort gelieferten Rohstoffe auf dem Westmarkt organisieren. So sind etwa die im Sakolniki-Park vertretenen Leute von Bitterfeld-Wolfen noch immer dabei, selbst langjährige Abnehmer ausfindig zu machen. "Bisher hatten wir nur mit dem sowjetischen Chemie-Ministerium zu tun", sagt der Chef der Moskauer Repräsentanz Peter Plaul. "Von den rund 500 Betrieben hatten wir kaum mehr als die Lieferadressen." Und jetzt müssen sich die Chemie-Werker aus Sachsen-Anhalt auch noch um den Absatz der mühsam gegen Pflanzenschutzmittel und Textilfarben eingehandelten russischen und kasachischen Rohstoffe kümmern.

Was für das auf 7000 Beschäftigte geschrumpfte einstige Kombinat aus Bitterfeld und Wolfen dank potenter Partner noch möglich ist, überfordert Mittelständler völlig. Die sächsische Lackfabrik Oberlichtenau beispielsweise hat mit 140 Männern und Frauen genauso viele Mitarbeiter, wie sie Betriebe in der ehemaligen Sowjetunion beliefert. Um über Hermes-Kredite hinaus Geschäfte abzuschließen, hat sie sich an ein Spezialbüro im russischen Wirtschaftsministerium gewandt, das prompt ein Tauschangebot in der gewünschten Höhe vorlegte. Unvorbereitet, so die Moskauer Partner, seien lediglich die deutschen Ministerien gewesen. DIETMAR OSTERMANN

Schlucken wir's

Der Bundesbahn schlägt das soziale Gewissen. Nicht nur die Benutzer des ICE-"Sprinter" - der es in zwei Stunden und 59 Minuten von Frankfurt nach München schafft - nein, auch der gemeine Tagespendler nach Mannheim bekommt jetzt einen heißen Kaffee im Pappbecher gereicht. Egal, ob er in 1. oder 2. Klasse zu reisen pflegt.

Man weiß, das war nicht immer so. Seit der "fliegende Pfeil" (fast) nonstop von Frankfurt nach München rast und auf den Namen "Sprinter" hört, zog sich bei den Pendlern beim Blick auf die Fahrgäste im Nachbarzug das Wasser im Mund zusammen: Allerdings wurde diesen Privilegierten zum Kaffee noch ein Frühstück geboten (gegen Aufpreis, versteht sich). "Sprinter"-Pendler nach Mannheim also bekommen während der 40 Minuten-Fahrt wenigstens ihren Kaffee.

Ganz gratis ist der allerdings nicht. Zum Fahrplanwechsel läßt sich die Bahn für die Monatskarte 12 Mark mehr überweisen. Das sind umgerechnet 60 Pfennig pro Becher. Wie auch immer: schlürfen und genießen wir's. Ihr Bastian

Graffiti, Workshops und eine Rap-Party Ferienprogramm im Jugendhaus

SINDLINGEN. Besucher, die nur so vor Ideen "sprühen", wünschen sich die Mitarbeiter im Jugendhaus in dieser Woche. An drei Tagen läuft ein "Undercover Projekt", bei dem Jungs und Mädels einmal selbst zur Dose greifen dürfen. Am morgigen Mittwoch soll die Hauswand zum Parkplatz und zur S-Bahn hin Farbe bekommen. Mithelfen wird dabei der über das Rhein-Main-Gebiet hinaus bekannte Graffiti-Virtuose Helge Steinmann. Die Aktion beginnt um 16 Uhr und soll gegen 21 Uhr mit Grillen, Musik und Tanz auf dem Parkplatz ausklingen.

Workshops mit "Airbrush-Künstlern" werden am Donnerstag (16 bis 21 Uhr) angeboten. Wer teilnehmen möchte, sollte T-Shirts oder andere Fetzen zum Besprühen und Bedrucken mitbringen.

Der "Punk" geht am Freitag ab, wenn es heißt: "Rap-Party-Time". Dabei sind von 20 Uhr an "Undercover Highscore", die "Cashmoney brothers" und "X-Po-se". Der Eintritt beträgt fünf Mark. tos

Absage an SPD-Wende in Asylpolitik auf Kongreß der IG Medien Designierter Vorsitzender sieht "schlimmes Beispiel für Geschichtsvergessenheit" / DGB-Chef Meyer soll sich stellen Von unserem Korrespondenten Peter Henkel

AUGSBURG, 12. Oktober. Die SPD wegen ihrer Asylpolitik und der DGB-Vorsitzende Heinz-Werner Meyer wegen seiner Befürwortung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr im Rahmen der UN sind auf dem Gewerkschaftstag der IG Medien in Augsburg zum Gegenstand teilweise scharfer Kritik geworden. Der Gewerkschaftsvorsitzende Erwin Ferlemann, der in Augsburg aus Altersgründen durch seinen bisherigen Vize Detlef Hensche abgelöst werden soll, sagte in seiner Abschiedsrede vor 460 Delegierten, es werde "immer schwerer zu erkennen, welche Partei noch wirklich für die Interessen der Bürger" eintrete und sich nicht einbinden lasse in die CDU/CSU-Strategie der "Gemeinsamkeit der Demokraten". Mit Blick auf die SPD, der er selbst angehört, erwähnte Ferlemann hier besonders die Forderung nach Änderung des Asylartikels 16 im Grundgesetz.

Hensche sprach von einem "schlimmen Beispiel für Geschichtsvergessenheit". Wer dieser nationalistischen Strömung, die Lebensraum und Wohlstand mit blinder Aggressivität verteidigen und andere ausgrenzen wolle, opportunistisch nachgebe, trage selbst dazu bei, "daß das, was eingedämmt werden soll, erst hoffähig wird und die Rechtsextremen dadurch noch bestätigt werden". Die Petersberger "Kehrtwende" der SPD sei "verheerend".

Zuvor hatten die Delegierten mit großer Mehrheit DGB-Chef Meyer aufgefordert, sich einer Diskussion über seine Haltung zu den künftigen Aufgaben der Bundeswehr zu stellen. Wie in einem Teil unserer Ausgabe berichtet, hatten am Sonntag nachmittag, als Meyer zur Eröffnung des einwöchigen Gewerkschaftstages sprach, über 100 Delegierte den Saal aus Protest verlassen. Ob Meyer tatsächlich erneut nach Augsburg kommen wird, war am Montag ungewiß.

Auf spürbare Reserve bei Teilen seiner Zuhörer stieß Hensche mit seiner Forderung nach weiteren Arbeitszeitverkürzungen. Er nannte selbst seine Position in dieser Frage "nicht populär", weil in Politik und Medien derzeit eher Arbeitszeitverlängerung angesagt sei und auch die Mitglieder vor allem Einkommenverbesserungen erwarteten. Es sei aber "eine aberwitzige Aussicht: immer mehr Menschen sind zum Nichtstun verurteilt, und auf der anderen Seite müssen immer weniger Menschen arbeiten bis zum Umfallen, statt daß alle endlich wieder Arbeit haben, aber alle weniger arbeiten müssen und mehr vom Leben haben". In den Gewerkschaften müsse dazu eine neue Debatte angestoßen werden.

Der scheidende stellvertretende Vorsitzende Heinz Müller stellte fest, daß die IG Medien - sie war vor drei Jahren als Zusammenschluß von IG Druck und Papier und mehreren kleineren Arbeitnehmerorganisationen neugegründet worden und zählt 265 000 Mitglieder - seither "mit Verlust" arbeitet. Nach einem erstmals ausgeglichenen Haushalt 1992 verglich Müller die IG Medien mit einer "immer kränker werdenden Patientin, die kurz vor der Agonie auf die Intensivstation gebracht" worden sei.

Ergänzungsstudium für Versicherungs-Fachwirte

Frankfurt ist um einen Studiengang reicher: Zum Wintersemester 1993/94 wird der berufsbegleitende Studiengang zum Versicherungs-Betriebswirt erstmals auch am Main angeboten. Diesen vom Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft angebotene Studiengang können ausgebildete Versicherungs-Fachwirte in vier Semestern abschließen.

Mit der Entscheidung, diese Fortbildung auch in Frankfurt anzubieten, will der Verein für Versicherungs-Wissenschaft und -Praxis der zunehmenden Bedeutung des Rhein-Main-Raumes mit seinen 18 000 in der Versicherungsbranche beschäftigten Arbeitnehmern gerecht werden. Bislang war dieses Studium nur in München, Köln, Hamburg, Dortmund und Stuttgart möglich.

In Frankfurt will manjährlich 40 Studenten aufnehmen; die Gebühren sollen etwa 4000 Mark betragen. mku

Tagung über drogenkranke Frauen mit Kindern

"Drogenabhängige Frauen mit Kindern" ist eine Fachtagung überschrieben, die das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am 16./17. November veranstaltet. Eingeladen sind Vertreterinnen und Vertreter jener Berufsgruppen und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit mit den Problemen drogenabhängiger Frauen, die schwanger sind oder Kinder haben, beschäftigen. Anmeldungen sind umgehend an das Drogenreferat, Frau Lind-Krämer (Telefon 21 23-01 25) oder Frau Ernst (-01 21), Walter-Kolb-Straße 9-11, Frankfurt 70, zu richten. Anmeldeschluß ist der 31. Oktober.

Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung im Frauenkulturhaus Frankfurt, Am Industriehof 7-9, am 16. November begrüßen. Es folgen Einführungsreferate, bevor sich vier Arbeitsgruppen der Analyse der augenblicklichen Situation widmen. Dabei besteht die Chance, aus den unterschiedlichen beruflichen Blickwinkeln die Möglichkeiten und momentanen Grenzen der Arbeit mit drogenabhängigen Frauen und ihren Kindern zu beleuchten.

Über die Bestandsaufnahme hinaus soll in einem zweiten Schritt ein interdisziplinäres Hilfemodell für Frankfurt entwickelt werden, das sowohl die Realität drogenabhängiger Frauen als auch ihrer Kinder in angemessener Form berücksichtigt. FR

Großer Mann des Sports NOK-Mitglied Walther Tröger Gast der Altsportler

FRANKFURT A. M. "Heute morgen lasen wir, daß Walther Tröger als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, Willi Daume, gilt, und heute abend ist er bereits bei uns", freute sich der Sprecher der Frankfurter Altsportlervereinigung im Kanonesteppel in Sachsenhausen (die Sport-Rundschau berichtete).

Es war schon ein bedeutender Abend mit dem Ehrengast aus der Führungsloge des Weltsports. Schließlich beriet Walther Tröger viele Jahre den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Samaranch, als IOC-Sportdirektor. Seine zahlreichen von Erfolg gekrönten Funktionen, wie Chef de Mission der deutschen Olympiateams, zuletzt bei den Winterspielen 1992 in Albertville, Bürgermeister des Olympischen Dorfes 1972 in München, Generalsekretär des NOK für Deutschland, sicherten ihm weltweites Vertrauen und einen Sitz im höchsten Gremium des Sports, dem Internationalen Olmypischen Komitee.

Bei den Altsportlern ist Tröger mit schöner Regelmäßigkeit zu Gast, um über olympisches Geschehen zu berichten und mit den Sportgrößen von früher über den aktuellen Stand im Sport zu diskutieren. Er findet dort ein fachkundiges Publikum vor. Natürlich standen die Tagesthemen wie Ost-West-Verhältnis, Kommerz im Sport, Berlin 2000 und natürlich Doping im Mittelpunkt des Frage- und Antwortspiels. Der deutschen Mannschaft, sowohl in Albertville wie auch in Barcelona bescheinigte der designierte NOK-Präsident eine weit bessere Harmonie zwischen Ost- und Westsportlern, als sie teilweise in den Medien dargestellt worden sei.

Der Rad-Vierer, so Tröger, mit je zwei Fahrern aus West- und Ostdeutschland, habe hier zum Auftakt einen wichtigen Beitrag geleistet. Er zeigte auch Verständnis für die Kritik der alten Sportler an den Summen, die heutzutage im Sport den Besitzer wechseln. "Es gibt aber nur wenige sogenannte Millionäre. Ich denke nur an die Radsportler, die fast alle ihren Beruf wieder ausüben und außer ihren Prämien von der Sporthilfe für den Olympiasieg kein Zubrot erhalten haben", sagte Tröger.

Auf Olympia 2000 angesprochen, meinte er: "Wir brauchen Berlin. Je länger es sich hinauszieht, umso mehr verfliegt der augenblickliche Bonus. Ein Zuschlag für Berlin wäre im Hinblick auf die Bundeshauptstadt und deren künftige Struktur schon wichtig."

Neues in der Dopingfrage erfuhren die Altsportler kaum. Tröger verteidigte die seitherigen Maßnahmen und bestritt, daß es im Fall Krabbe ein Kesseltreiben der Funktionäre gegen die Sportlerinnen aus Neubrandenburg gegeben habe. Er fand Verständnis für die Schwimm-Olympiasiegerin Haase und ihre Auftritte im Fernsehen. "Da ist zuviel für eine junge Sportlerin zusammengekommen", meinte er. Daß Ex-Schwimmpräsident und Doping-Beauftragter Harm Beyer die Siegerehrung bei Dagmar Haase vorgenommen habe, sei schon länger vorher vom IOC bestimmt worden und wäre, ohne Schaden für die Deutschen, nicht zu ändern gewesen.

Walther Tröger sparte nicht mit Kritik an den Winterspielen in Albertville, die ein Olympia der weiten Wege und der Desorganisation gewesen seien, und lobte Barcelona und die Spanier, die weit bessere Spiele als Seoul und Los Angeles geboten hätten.

Daß künftig ein strengerer Maßstab bei der Nominierung vorgenommen werde, ließ Walther Tröger mit der Bemerkung, daß die deutschen Teams viel zu groß gewesen seien, anklingen. Die alten Sportler, unter ihnen Olympioniken wie Heinz Ulzheimer, Erwin Blask und der Bundestrainer der Bahnradfahrer, Wolfgang Oehme, nahmen viele neue Erkenntnisse mit in den Alltag. bm

Bonner Bauministerin greift Waigel an Schwaetzer fordert "einheitliche Position" zur Altschuldenproblematik im Osten

ptz BONN. Die ostdeutsche Wohnungswirtschaft arbeitet zwei Jahre nach der Vereinigung immer noch ohne verläßliches finanzielles Fundament. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer wies am Montag darauf hin, daß der größte Teil der Plattenbauten noch nicht in den Händen kommunaler Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften ist, wie es der Einigungsvertrag vorsieht. Gleichzeitig übte sie scharfe Kritik an Finanzminister Theo Waigel, der sich unverändert gegen eine Lösung der Altschuldenproblematik der Wohnungsunternehmen zu Lasten der Bundeskasse wehrt. Hier sei eine "einheitliche Position" der Bundesregierung notwendig. Sie selbst sei eingeklemmt zwischen Baum und Borke, zwischen den Interessen von Waigel und Ansprüchen der neuen Länder.

Gezankt wird darum, wer für die Altverbindlichkeiten der DDR-Wohnungswirtschaft aufkommen muß. Diese stand zu Beginn der Währungsunion mit 36 Milliarden Mark in der Kreide; da bis Ende 1993 weder Zinsen noch Tilgung bezahlt werden, wächst die Schuldenlast auf gut 50 Milliarden Mark. Nach Meinung der Bundesregierung sollen die Unternehmen hierfür letztendlich haften. Die Ost-Länder bestreiten hingegen, daß die Altkredite konkreten Bauten zurechenbar sind und erkennen die Schulden nicht an.

Die Ost-Bauministerkonferenz am Sonntag in Magdeburg brachte aus Sicht von Schwaetzer einen Fortschritt. Die Kollegen hätten immerhin die Bereitschaft signalisiert, von 1987 an einen Teil der Mieteinnahmen zur Bedienung von Altschulden einzusetzen. Angeboten haben die Minister 30 Pfennig pro Quadratmeter monatlich. Tatsächlich gebraucht werden aber im Schnitt drei Mark pro Quadratmeter. Die Offerte sei immerhin ein Einstieg in Verhandlungen, meinte Schwaetzer.

Wie kurz gemeldet, hatten die Ostbauminister im Magdeburg erneut jede Verantwortung für die Schulden zurückgewiesen. Diese Position sehen sie durch Gutachten gestützt. Gleichzeitig forderten sie den Bund zu praktikablen Lösungsvorschlägen auf. Ihre Kompromißbereitschaft knüpften sie an eine Reihe von Bedingungen. Unter anderem verlangten sie ein Instandsetzungsprogramm für Plattenbauten; dies soll der Bund jährlich mit einer Milliarde Mark finanzieren. Pro Quadratmeter Wohnung würden sie im Gegenzug eine objektbezogen zu begründende Zuordnung von bis zu 250 Mark Kredit akzeptieren. Der würde dann vom jeweiligen Unternehmen von 1997 an mit je einem Prozent Zins und Tilgung bedient. Dies würde bedeuten, daß Bonn den größten Teil der Finanzierungslast - die Kredite kosten Schwaetzer zufolge rund zehn Prozent Zinsen - tragen müßte.

Schwaetzer warb erneut für ihren Kompromißvorschlag, der schon mehrfach vom Bundesfinanzministerium zurückgewiesen wurde. Sie möchte erreichen, daß die Ost-Immobilieneigner die Altschulden von 36 Milliarden Mark akzeptieren und von 1997 an hierfür aufkommen. Die bis dahin anfallenden Zinsen von 32 Milliarden möchte sie im Kreditabwicklungsfonds (für den Bonn und Länder haften) unterbringen. Dies geht Waigel zu weit. Nach seinem Dafürhalten sind die künftigen Eigner der betroffenen 3,5 Millionen Ost-Wohnungen von 1994 an in der Lage, Zinsen und Tilgung zumindest teilweise aus eigener Kraft zu bestreiten. Das Finanzministerium begründet dies mit der kürzlich beschlossenen Anhebung der Ostmieten.

Mit dieser Sichtweise verstößt Waigel Frau Schwaetzer zufolge gegen getroffene Abmachungen. Es gebe einen Beschluß des Bundeskanzlers mit den Ländern, daß bis Mitte 1995 die Mieteinnahmen in der Ex-DDR voll zur Modernisierung und Instandsetzung des Bestandes und nicht zur Begleichung von Zinsen eingesetzt werden sollten, erklärte sie. "Wenn der Finanzminister da jetzt runter will, finde ich das sehr bedauerlich." Dies "läßt Konstanz der Zusagen der Bundesregierung" vermissen.

Schwaetzer rief die Kommunen jenseits von Elbe und Werra dazu auf, so schnell wie nur möglich die Bauten an Genossenschaften und kommunale Immobilienfirmen weiterzugeben. Dabei geht es um 3,5 Millionen Heime, das ist die Hälfte des gesamten ostdeutschen Wohnungsbestandes. Die Grundstücke unter den Plattenbauten seien bisher nur selten an die im Einigungsvertrag Begünstigten übereignet worden. "Kredite für die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen könnten deshalb nicht aufgenommen werden", klagte Schwaetzer. Ohne dingliche Sicherheit rücken Banken in der Regel kein Geld heraus. Besonders problematisch gestaltet sich die Weitergabe von Plattenbauten an Genossenschaften; manche Kommunen machen dies von hohen Kaufpreisen für den Boden abhängig. Die DDR hatte den Genossenschaften den Boden nicht übereignet, sondern nur ein Nutzungsrecht gewährt.

Im Regen

In der Lohnrunde plädierte er für eine Vier vor dem Komma - und erlitt damit eine politische Bauchlandung. Den Mut zu öffentlichkeitswirksamen Auftritten und präzise getimten Aussagen aber hat ihm das nicht genommen: Unser Wirtschaftsminister ist immer wieder für Inszenierungen gut.

Jüngstes Beispiel ist Jürgen Möllemanns Ankündigung, er wolle im Notfall auch für westdeutsche Tarifverträge weitreichende Öffnungsklauseln durchsetzen, wenn denn die Tarifparteien selbst nicht die - ihm genehme - Einsicht beweisen. Den Gewerkschaftstag der IG Metall in Hamburg hat der Minister damit zusätzlich angeheizt, sich selbst wieder einmal zum Prügelknaben stilisiert. Nun müssen sich die Delegierten nicht mehr an einer Gewerkschaftsspitze reiben, die den Willen zum Dialog mit Bonn - verbal jedenfalls - erklärt hat, wenn sie ihn auch an hohe Hürden knüpfte. Einen Solidarpakt schließen mit Bonn? Doch nicht mit einem wie Möllemann! Das hieße, dem Teufel selbst die Hand zum Bund zu reichen.

Selbst die Arbeitgeber rückten ab. Mit Blick auf die innergewerkschaftliche Willensbildung plädierten sie für Zurückhaltung. Möllemann steht im Regen - aber das ist er ja gewohnt. ulf (Hamburg)

Gemälde für 63 Millionen Mark in Weimar geraubt Spektakulärer Diebstahl von Cranach-Werken im Stadtschloß / Von den Tätern fehlt jede Spur

WEIMAR, 12. Oktober (dpa/AFP/FR). Bei dem wohl spektakulärsten Gemäldediebstahl in der deutschen Nachkriegsgeschichte sind am Montag in Weimar acht Bilder aus der Cranach-Galerie des Weimarer Schlosses gestohlen worden. Die Werke, von denen fünf von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) und drei aus dessen Werkstatt stammen, hätten einen Schätzwert von 63 Millionen Mark, sagte der Leitende Staatsanwalt Otto Kretschmer am Montag vor der Presse in Weimar. Nach Angaben von Weimars Oberbürgermeister Klaus Büttner waren die Bilder nicht versichert - wie wegen der hohen Versicherungsprämien fast in allen Museen üblich. Von den Tätern fehlte bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch jede Spur.

Die beiden wertvollsten Bilder mit einem Schätzwert von jeweils 15 Millionen Mark sind "Martin Luther als Junker Jörg" und "Prinzessin Sybille von Cleve". Fünf Bilder stammen aus der Hand des Meisters, drei entstanden in seiner Werkstatt.

Nach dem Entdecken des Diebstahls gab es Verzögerungen. Die Polizei sei 4.15 Uhr vom Wachdienst, der mit der Sicherung der Sammlung beauftragt ist, informiert worden, erklärte Kriminaloberkommissar Michael Menzel. Der Einbruch durch ein vergittertes Fenster im Parterre des Schloß-Nordflügels sei jedoch bereits um 4.03 Uhr bemerkt worden. Zunächst sei der private Sicherheitsdienst jedoch von einem Fehlalarm ausgegangen. Zur möglichen Bedeutung der Zeitverzögerung von etwa zehn Minuten, bis die Fahndung ausgelöst wurde, wollten sich weder Polizei noch Staatsanwaltschaft äußern. Unklar sei bisher auch, ob es sich bei den Tätern um eine organisierte Bande handelte.

Oberbürgermeister Büttner verwies darauf, daß die Bilder durch vier Alarmsysteme gesichert seien. Für den privaten Wachdienst gebe die Stadt jährlich 600 000 Mark aus. In die Ermittlungen ist mittlerweile auch das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Das Land Thüringen und die Stadt Weimar, die Eigentümer der Bilder ist, wollen eine Belohnung von 100 000 Mark für Hinweise zum Verbleib der Kunstschätze aussetzen. Nach Angaben der Kriminalpolizei handelt es sich um mittelgroße Arbeiten, die auf vier bis neun Zentimeter dicke Rotbuch-Platten gemalt sind. Sie wurden mit Rahmen abgenommen.

In Weimar habe es sich möglicherweise um einen gezielten Diebstahl gehandelt, hieß es. Ein ebenfalls in dem Raum hängendes Cranach-Gemälde mit dem Titel "Simson im Kampf mit Löwen" sowie zwei in der Nähe hängende Dürer-Bilder wurden nicht mitgenommen, sagte Rolf Bothe, der am Montag als neuer Leiter der Kunstsammlung in Weimar vorgestellt wurde, der dpa.

Das Weimarer Schloßmuseum besitzt insgesamt 20 Gemälde von Lucas Cranach und seiner Werkstatt. Cranach der Ältere gehört neben Albrecht Dürer zu den bedeutendsten Meistern der deutschen Kunst im 16. Jahrhundert. Er starb 1553 in Weimar.

Der Kunstdiebstahl von Weimar ist der "dickste Fisch" in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Zwar hat es schon viele solche Taten gegeben, aber der Schaden lag in der Regel nicht weit über einer Million Mark. Bereits 1990 und 1991 verzeichneten die Ermittlungsbehörden eine Serie von vier spektakulären Diebstählen in den neuen Bundesländern mit ihren oft noch schlecht gesicherten Kunstwerken. Der Beutewert erreichte insgesamt knapp vier Millionen Mark.

Nach den meisten spektakulären Fällen in Deutschland konnten die Täter dingfest gemacht werden. So, als der Kölner Domschatz am 2. November 1975 (Schätzwert laut Behörden: "mehrere Millionen Mark") und am 10. April 1980 rund 4300 Münzen aus der Kieler Kunsthalle (Wert: über fünf Millionen Mark) gestohlen wurden. Insgesamt liegt die Aufklärungsquote bei Kunstdiebstahl nur bei einem Viertel.

Der gravierendste internationale Kunstdiebstahl mit einer Bilder-Beute von schätzungsweise 900 Millionen Mark datiert vom 14. April 1991 in Holland, als 20 Gemälde aus dem Amsterdamer Van- Gogh-Museum entwendet wurden. Die zum Teil beschädigten Schätze konnten jedoch schnell wieder sichergestellt, die Täter einige Monate später verhaftet werden. Auch die Männer, die am 13. Dezember 1988 im niederländischen Arnheim drei Van-Gogh-Werke im Wert von zusammen 200 Millionen Mark stahlen, wurden ein halbes Jahr später gefaßt. Ihr Anwalt sorgte dafür, daß die Beute unversehrt zurückgeben wurde. Keine Spur gibt es dagegen von zwei Tätern, die am 18. März 1990 in Polizeiuniformen in ein Museum in Boston in den USA eindrangen und Gemälde im Schätzwert von bis zu 450 Millionen Mark raubten.

Reise über Kontinente Airport Gallery: Airline-Mitarbeiter zeigen ihre Fotos

FRANKFURT-SÜD. "Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein", sang einst Reinhard Mey, dessen schnulziges Freiheitsliedchen dem Betrachter der Foto-Ausstellung in der Airport Gallery auf dem Frankfurter Flughafen fast zwangsläufig einfallen muß. Mitarbeiter von zehn großen Fluggesellschaften präsentieren hier ihre Fotoarbeiten.

Die Ausstellung ist eingebettet in das 25. Jubiläum der "Airlines Sports and Cultural Association" (ASCA). Der Dachverband will "gute Beziehungen unter den Angestellten aller Linienfluggesellschaften" fördern. "Corporate identity" (Gemeinsame Identität) - eine Betriebsphilosophie, die auch die Freizeit streift und bisweilen nette Arbeitsergebnisse zutage fördert.

Abgesehen von ein paar langweiligen Pin-up-Girls und dem kläglich gescheiterten Versuch, David-Hamilton-Impressioen zu kopieren - und das auch noch ohne Weichzeichner -, birgt die Ausstellung eine reichhaltige Palette an Fotoarbeiten: von banalen Postkartenidyllen bis zu beeindruckenden Studien von Natur und Mensch. Von Skandinavien bis Asien - die Fotos zeichnen die Route einer langen Reise über die Kontinente: melancholische Naturaufnahmen aus nördlichen Gefilden, Straßenzüge, die das hektische Leben in asiatischen Großstädten zeigen, und lebensstrotzende Bilder aus den ländlichen Regionen Australiens.

In der direkten Konfrontation unterschiedlicher Arbeitstechniken zeigt sich einmal mehr, welche Aussagekraft durch die Reduktion von Farbe erzielt werden kann. Die schönsten Aufnahmen sind meistens Schwarz-Weiß-Fotos und Diapositive, die sich auf die kleine Palette der Grundtöne Gelb-Blau-Rot beschränken.

In diesem Sinne traf auch die Jury ihre Auswahl. Den ersten Preis aus dem Schwarz-Weiß-Zyklus "Bäume" gewann J. Casement (British Airways) mit dem Foto "Überfluteter Wald". Sieger in der Kategorie Schwarz-Weiß-Fotographie wurde J. Sturgeon (British Airways) mit seinem Beitrag "Neid": die Darstellung zweier Kinder unterschiedlicher Nationalität - das eine mit, das andere ohne Eis am Stiel.

Weiterer Preiträger wurde Henry Demeyer (Sabena) mit seiner Farbfotographie "Keine Angst vor Höhen". Es ist ein Foto von Bauarbeitern, die auf einem unvollendeten Strommast herumklettern.Durch den marmorierten Hintergrund und die fast eindimensional dargestellten Männer wirkt der Druck fast wie eine Collage. Unter den eingereichten Diapositiven wurde "Rotes Licht" von H. Mathys (Swissair) mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der Hobbyfotograf fing einen friedlichen Abend am Meer mit seiner Kamera ein: den in tiefes Blau getünchten Blick vom Steg bis an den Horizont.

Multinationale Konzerne wie Fluggesellschaften wissen um den Profit und den wirtschaftlichen Frieden durch internationale Zusammenarbeit. Und so steht die Ausstellung im Zeichen der friedlichen Koexistenz der Nationen, ganz im Sinne von "United Colours of . . .".

Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 25. Oktober, geöffnet und kann täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Die Preisträger werden am Samstag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr im Parkhotel Mövenpick geehrt. CHRISTINE PETERS

Eine 16jährige gestand Überfall auf 91jährige

Nach intensiven Ermittlungen hat die Polizei den Raubüberfall auf eine 91jährige Anfang Juni in der Bernadottestraße aufgeklärt. Nach ihrer Festnahme legte eine 16jährige ein Geständnis ab und beschuldigte eine 18jährige als Komplizin. Die Frauen sind bereits mehrfach wegen einschlägiger Delikte aktenkundig.

Das Opfer war bei dem Handtaschenraub am 12. Juni gestürzt und hatte sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Die Rentnerin wurde Anfang August aus dem Krankenhaus entlassen. 13 Tage später starb sie an Herzversagen. habe

Keine Empörung - aber mehr Fragen als gedacht Die erste Veranstaltung zur Fehlbelegungsabgabe Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Ich habe richtig Angst." Der Ausruf der 82jährigen Frau beschrieb die Gefühle vieler unter den über 100 Senioren, die in die Begegnungsstätte der Altenwohnanlage Riederwald gekommen waren. Die Stadt Frankfurt begann hier eine Kette von zwölf öffentlichen Versammlungen, mit denen sie über die Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen informieren will. Vier Stunden lang gaben fünf Fachleute des Amtes für Wohnungswesen Auskunft - ihre vorläufige Bilanz: "Es gab keine Empörung, aber viel mehr Fragen, als wir gedacht hatten." Viele Senioren nutzten die unverhoffte Anwesenheit städtischer Vertreter freimütig zu Klagen über Probleme, die sie ansonsten drücken im Riederwald: Etwa der Wegfall der Tramlinie 12. Am Montag hatte das Wohnungsamt die letzten von 70 000 Fragebögen zur Fehlbelegungsabgabe verschickt. Vier Wochen haben die über 150 000 Mieter in Sozialwohnungen jetzt Zeit, die Papiere ausgefüllt ans Rathaus zurückzusenden. Es geht um die Berechnung einer höheren Miete für alle, die noch in einer billigen Sozialwohnung leben, obwohl sie längst mehr verdienen, als die gesetzlichen Einkommensgrenzen zulassen. Seit die ersten Fragebögen in den Briefkästen lagen, registriert das Wohnungsamt "täglich über 300 Anrufe" (Sabine Keller, Abteilung Grundsatzangelegenheiten). Hinzu kommen viele Bürger, die jeden Tag persönlich in der Behörde vorsprechen.

Die Szenen in der Begegnungsstätte des Frankfurter Vereins für Alten- und Behindertenhilfe spiegeln, was die Briefe aus dem Römer in den Siedlungen auslösten. "Ich leb' doch gar nicht in einer Sozialwohnung und hab trotzdem Post bekommen!" - "Die meisten verstehen nicht, was da drinsteht!" - "Wie hoch wird denn nun die Miete?": Ein Stimmengewirr brach über die Berater des Wohnungsamtes herein, als Fachfrau Keller ihren Einführungsvortrag abgeschlossen hatte. Die alten Menschen griffen ihren Fragebogen mit der Rechten und ließen Kaffee und Kuchen stehen, um Auskunft zu bekommen - vor den Räumen, in denen dann die individuelle Beratung organisiert wurde, bildeten sich rasch Warteschlangen. Eine wichtige Grundregel hatte Keller noch vorab an alle loswerden können: "Wer Wohngeld bezieht oder Sozialhilfeempfänger ist, den betrifft die Fehlbelegungsabgabe gar nicht." Aber viele Gespräche machten deutlich: Gerade unter den Senioren in Frankfurt hat das Vorhaben Unruhe ausgelöst. Das wußte auch die 80jährige Irmgard Jonas zu berichten, die als "Botschafterin" einer ganzen Altenwohnanlage von Bergen-Enkheim in den Riederwald gekommen war: "Die meisten bei uns haben Angst, daß sie ausziehen müssen."

Wie zur Verteidigung nannten denn auch viele der Senioren gleich zu Beginn des Gesprächs mit den städtischen Bera- (Fortsetzung auf Seite 26)

Wirtschaftsstandort Ost Alte Vorurteile über neue Länder

Die Partei, die die letzte Bundestagswahl mit dem Slogan "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" gewann, ist sich inzwischen einig, daß genau dieses Bestreben zum entscheidenden Hindernis für den Aufbau Ost geworden ist. Das wurde auch bei einem Expertengespräch der Bonner CDU/CSU- Fraktion zum "Wirtschaftsstandort Neue Länder" unter Leitung ihres stellvertretenden Vorsitzenden Michael Glos mit Führungskräften aus der Wirtschaft deutlich. Ging es bei der ersten Tagung dieser Art nur um Westdeutschland, so wollte man sich nun besonders mit den Schwierigkeiten auseinandersetzen, die aus Investoren-Sicht für die Standortwahl im Osten Bedeutung haben.

Und immer wieder kamen die "Experten" darauf zurück, daß es an den Gewerkschaften und angeblich überzogenen Ansprüchen der Arbeitnehmer liege, wenn es im Osten nicht so aufwärts geht wie versprochen. Den Tagungsvorsitzenden Glos drängte es schon vor der Veranstaltung zu einem eindringlichen Aufruf an die Gewerkschaftsführung, "endlich ihre Aufgabe wahrzunehmen, bei den Arbeitnehmern um Einsicht in die ökonomischen Notwendigkeiten zu werben". Die lieferte der Politiker gleich mit, um "vorprogrammierte Fehlentwicklungen" zu korrigieren: Revisions- und Kündigungsklauseln in Tarifverträgen, "Notfallklauseln" in der Entscheidungskompetenz von Firmenleitungen und Betriebsräten - weil unmittelbar betroffene Arbeitnehmer das größte Interesse daran hätten, ihren Job auch unter vorübergehender Inkaufnahme von Lohneinbußen zu erhalten, "wie der Fall des sächsischen Motorradwerkes Zschopau belegt". Damit berief sich Glos freilich auf ein Beispiel, das IG Metall-Chef Franz Steinkühler immer wieder zitiert, weil es nicht funktioniert.

Immerhin gab es auch Anzeichen für Lernprozesse, etwa wenn Manfred Simon von Asea Brown Boveri einen Aufbau Ost durch die "reine Marktwirtschaft" für unmöglich hielt oder Deutsche Bank-Vorstandsmitglied Georg Krupp "nur mit Staatshilfen über mindestens zehn Jahre" den Standort Ost attraktiv finden kann. Diese Einsichten waren dem sächsischen CDU-Parlamentarier Manfred Kolbe allein schon die ganze Tagung wert. "Die neuen Länder im Osten leiden nämlich auch immer mehr unter den alten Vorurteilen im Westen", klagte er. Dazu zählte Kolbe auch die Buchhalterrechnung des Wirtschaftsstaatssekretärs Dieter von Würzen, nach der die Erhöhung der Investitionszulage von acht auf neun Prozent vier Milliarden Mark jährlich kosten würde. "Vom volkswirtschaftlichen Nutzen kam bei dem nichts vor!" rds

Arne Birk sammelt Punkte

Arne Birk vom UFC Frankfurt hat beim Weltcupturnier der Degen-Junioren in Laupheim seine ersten Weltranglistenpunkte gewonnen. Das erst 15 Jahre alte Talent belegte den beachtlichen 19. Platz, was ihm fünf Punkte einbrachte. Der deutsche Ranglisten-Erste bei der A-Jugend verbesserte damit auch seine Aussichten, für die Kadetten-Weltmeisterschaft nominiert zu werden. rs

Verdienstkreuz für Maria Radnoti-Alföldi

Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande wurde Professor Maria Radnoti-Alföldi vom Bundespräsidenten ausgezeichnet. Maria Radnoti-Alföldi hat als Leiterin des Forschungsvorhabens "Kritische Neuaufnahme der Fundmünzen des Römischen Reichs in Deutschland" wichtige Impulse für die archäologische Forschung gegeben und maßgeblich zum internationalen Ansehen der deutschen Numismatik der Antike beigetragen.

Durch archäologische Aufklärungsarbeiten auf Kongressen, in Ausstellungen und Veröffentlichungen förderte sie das öffentliche Bewußtsein für die Spuren vergangener Kulturen und Lebensweisen. Besondere Verdienste erwarb sich die Inhaberin des Lehrstuhls für "Hilfswissenschaften der Altertumskunde" und "Geschichte und Kultur der römischen Provinzen" an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in der Förderung des akademischen Nachwuchses, darunter zahlreiche ausländische Doktoranden.

Frau Radnoti-Alföldi, die 1926 in Budapest geboren wurde und seit 1957 in der Bundesrepublik Deutschland lebt, ist seit zehn Jahren Mitglied der Bahnhofsmission, wo sie an Wochenenden hilfesuchende Reisende betreut. FR

"Frauen nehmen sich die Stadt" geht zu Ende

Eine Lesung in der Frankfurter Frauenschule (Hohenstaufenstraße 8) ist die vorletzte Veranstaltung der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Am Donnerstag, 15. Oktober, wird um 20 Uhr unter dem Motto "stadtumschlungen" aus Werken von Ingeborg Bachmann, Katrin von Hutten, Marie Luise Kaschnitz, Barbara König, Frederike Mayröcker, Christa Reinig gelesen.

Zuende gehen wird die Kampagne mit künstlerischen Aktionen, Musik und Informationen am Samstag, 17. Oktober. Das große Spektakel "Nächtliche Inspektionen der Konstablerwache durch die Königinnen von Tara" soll gegen 19 Uhr beginnen. pia

Freie Aussprache

Politiker als Richter Als FR-Leser habe ich aus einer Ihrer Ausgaben erfahren, daß auch in politischen Kreisen in Hessen das Demokratie- und Verfassungsverständnis mangelhaft bis ungenügend vermittelt worden ist. In Ihrem Bericht werden gleich zwei wichtige Grundgesetzartikel und -bestimmungen in Frage gestellt, nämlich die Gewaltenteilung nach Artikel 20 und das Asylrecht nach Artikel 16.

In einer wahrhaftigen Demokratie darf kein Mitglied eines Verfassungsorgans gleichzeitig Mitglied eines anderen Verfassungsorgans sein. Das hat zu gelten sowohl für Volksvertreter (Legislative) als Regierungsmitglieder (Exekutive) wie auch für Beamte und Richter (Exekutive und Judikative) als politische Mandatsträger (Legislative), ganz gleich auf welcher Stufe der hierarchisch-föderalistischen Ordnung. Das Dilemma, in dem wir uns seit langem befinden, ist unübersehbar. Sowohl im Bund wie auch in Ländern und Gemeinden wird gegen diese demokratische Grundregel verstoßen. Vor allem dürfte kein einziger Richter politisch tätig sein, weil sonst seine "Unabhängigkeit" und seine sachliche und persönliche Neutralität in Frage gestellt werden müßten. Hans-Joachim Böhme, Neustadt bei Coburg Ein schlechtes Beispiel Angeregt durch Ihre Berichterstattung zur Situation von Schwerstbehinderten in beschützenden Werkstätten, möchte ich die Arbeitgeber-Glaubwürdigkeit sowie die der verantwortlichen Persönlichkeiten aus Unternehmen-Gewerkschaften-Verbänden und Politik ansprechen. Wer kennt schon die entwürdigenden Diskriminierungen von Betroffenen und die statistischen Zahlen aus dem Arbeitsamtsbezirk Frankfurt?

Von den 3330 Arbeitgebern erfüllen 3142 - das sind 91,4 prozent - ihre Beschäftigungspflicht nicht oder nicht voll. 1630 dieser Arbeitgeber - und das sind stolze 47,4 Prozent! - boten überhaupt keinem Schwerbehinderten Arbeit. Lediglich 298 Arbeitgeber - das sind magere 8,6 Prozent - hatten die Mindestquote von sechs Prozent erreicht bzw. lagen teilweise darüber. Im Jahre 1990 waren durchschnittlich 1180 schwerstbehinderte MitbürgerInnen im Bezirk Frankfurt arbeitslos gemeldet. Der Trend verschlechtert sich zunehmend; im Juli 1992 waren über 1400 Personen arbeitslose Schwerbehinderte! Würde ein koordiniertes Zusammenarbeiten zwischen der Arbeitsverwaltung, den Vertrauensleuten für Schwerbehinderte und den Arbeitgebern erfolgen, könnte ein besserer und schnellerer Ausgleich im Arbeitsmarkt auch mit dieser, von der Gesellschaft oftmals ausgegrenzten Personengruppe erfolgen.

Bernd Sziedat, Frankfurt, Sprecher des Fachausschusses Arbeit in der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft Auf Kosten der Stadt Zum "Mißstand beim Amt für Wohnungswesen" heißt es in einer Leserzuschrift: Die Stadt Frankfurt am Main benötigt zur Vermittlung einer leerstehenden Sozialwohnung drei Monate. In der Zwischenzeit zahlt sie an den neuen Mieter die Kosten für die Unterbringung im Hotel. Die Wohnung in der Dietesheimer Straße 28 in Frankfurt-Fechenheim wurde von meiner Schwiegermutter gekündigt. Es handelt sich um eine Drei-Zimmer-Sozialwohnung. Am 23. Juni überbrachte ich die Kündigung dem Hausbesitzer, der Nassauischen Heimstätte. Sie wurde im zuständigen Büro in Hanau abgegeben. Die Hauptverwaltung befindet sich in Frankfurt 70, Schaumainkai 47. In der Kündigung war vermerkt, daß die Wohnung bereits leersteht.

Einige Tage danach lag auf dem Amt für Wohnungswesen die Meldung von der Nassauischen Heimstätte über die freigewordene Sozialwohnung vor. Seit dem 14. Juni habe ich mehrfach beim Amt für Wohnungswesen angerufen und um schnellste Vermittlung der leerstehenden Sozialwohnung gebeten. Es dauerte bis zum 3. August, bis der neue Mieter gefunden war. Die Benachrichtigung der Nassauischen Heimstätte über den neuen Mieter erfolgte erst Anfang September. Der neue Mieter hat den Mietvertrag erst zum 1. Oktober abgeschlossen, obwohl er auf Kosten der Sozialhilfe in einem Hotel in Frankfurt am Main wohnt.

Fazit: eine Sozialwohnung steht leer. Die Vermittlung bis zum Einzug des neuen Mieters dauert drei Monate. Während dieser Zeit wohnt der neue Mieter (und viele andere) auf Kosten der Stadt im Hotel. Lothar Weiß, Karben

Arbeiter stürzte zehn Meter tief durch Glasdach

Ein polnischer Arbeiter ist am Montag morgen auf einer Universitätsbaustelle in der Gräfstraße 45 schwer verunglückt. Nach Angaben der Sanitäter war der 45jährige unter Alkoholeinfluß ein Gerüst hochgeklettert, auf dem er in zehn Meter Höhe den Halt verlor.

Beim Absturz fiel der Mann durch ein Glasdach auf ein Podest zwei Meter über dem Boden.

Der Pole erlitt einen Beckenbruch sowie Frakturen an Armen und Bei- nen. habe

Bürgermeister trifft sich mit Gebühren-Initiative

USINGEN. Der stellvertretende Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) hat Vertreter der Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" zu einem Gespräch eingeladen, um alle Fragen zu beantworten, die auf der Bürgerversammlung von Anfang Oktober unbeantwortet blieben. Das teilte die Sprecherin der Bürgerinitiative, Monika Mann, mit. Als Termin für das nichtöffentliche Treffen ist Mittwoch, 28. Oktober, vorgesehen.

"Wir haben nichts zu verheimlichen", hat Ortmann den Worten der Sprecherin zufolge zur Begründung genannt. Das Angebot drücke das Bemühen der Stadt aus, das Anliegen der Bürger ernst zu nehmen und im Gespräch zu bleiben. In der turbulenten Bürgerversammlung über die Wasser- und Abwassergebühren, zu der zahlreiche Usinger gekommen waren, war die zentrale Frage der Bürger, warum die Gebühren so extrem hoch sind, ungeklärt geblieben. "Wir werden die Bürger über das Ergebnis informieren", versicherte Monika Mann. cn

Briefe an die Redaktion

"Wer polemisiert, geht am Problem vorbei" Auf den Bericht über einen Brief örtlicher CDU-Bürgermeister zum Thema Asyl nach Bonn (FR vom 8. Oktober) sowie den Wahlkampf des CDU-Landrats- Kandidaten bezieht sich folgender Leserbrief: "Ein Blick in den Lokalteil der hiesigen Tagespresse läßt es uns ahnen: die nächste Wahl steht vor der Tür. Und so erfahren wir bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, daß der 1. Stadtrat von Gelnhausen, Hubert Müller, Landrat werden will. Seit der Kandidatenkür wird ,gemüllert' was das Zeug hält. Der Mann sucht sein Profil.

In Gelnhausen-Roth versammelten sich gut zwei Dutzend Personen um einen in künstlicher Dauerblüte stehenden Baum. Diese Ortsbeschreibung läßt uns richtig vermuten: es handelte sich nicht um irgendein geheimnisumwittertes konspiratives Treffen, sondern vielmehr um eine CDU-Veranstaltung.

Natürlich war auch ,der Kandidat' anwesend. Und natürlich wurde wieder kräftig ,gemüllert'. Doch vor der üblichen platten Schwarz-Weiß-Malerei wurden die Teilnehmer einleitend mit einer verblüffenden Erkenntnis konfrontiert: ,Heute beginnt das 3. Jahr der deutschen Einheit.' Ein Historiker war also auch da. Dann aber legte der Landrat in Lauerstellung so richtig los. Er ,müllerte' über Leistungen unter 10jähriger CDU-Verantwortung im Westen und über 40 Jahre sozialistischer Mißwirtschaft im Osten. Natürlich darüber, daß die ,Asylproblematik' wesentlich der SPD anzulasten sei und - quasi als Höhepunkt - daß mit dem Brief der CDU-Bürgermeister nun endlich die Volksmeinung nach Bonn getragen worden sei.

Diese Punkte verdienen es, ,ungemüllert' betrachtet zu werden. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik gibt es mehr Arbeitslose als jemals zuvor - nur die Statistik wurde geschönt. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in der alten Bundesrepublik ist so groß wie nie. Die Zahl der Armen und Bedürftigen in der alten Bundesrepublik war noch nie so hoch wie heute. Der Wohlstand der Republik steht auf einem riesigen Schuldenberg. Soviel zu den Leistungen unter 10jähriger CDU-Verantwortung. Müller spricht von sozialistischer Mißwirtschaft, meint aber die Mißwirtschaft einer Gruppe von Menschen, denen es unter dem Deckmantel des Sozialismus nur um die Macht ging. Eine Tarnkappendiktatur. Er weiß, daß dies mit Sozialismus nichts zu tun hatte, verschweigt es aber, weil es so besser in sein Konzept paßt (ein Kohlscher Papagei).

Die ,Asylproblematik' im wesentlichen der SPD anzulasten, ist ein Treppenwitz. Hier handelt es sich um eine bewußt gesteuerte ,Leistung unter 10jähriger CDU-Verantwortung'. Dieses ,Problem' ist durch Mißachtung des Amtseides durch die Bundesregierung seit Jahren künstlich aufgebaut worden. Die Hilfesuchenden werden geradezu genötigt, um Asyl nachzusuchen. Das einzige ,Problem' in diesem Zusammenhang ist das Machterhaltungsstreben der ,christlichen' Parteien, die billigend den möglichen Tod von Menschen in Kauf nehmen und Gesetze ändern wollen, anstatt die vorhandenen anzuwenden. Hier sei an das Brecht-Zitat von Müllers Parteifreund Heiner Geißler erinnert: Wer die Wahrheit kennt und sie verschweigt, ist ein Verbrecher.

Geradezu abenteuerlich aber ist die These, daß mit dem Brief der CDU-Bürgermeister die Volksmeinung nach Bonn getragen worden sei. Mensch Müller; die Volksmeinung artikuliert durch CDU-Bürgermeister! Diesen Satz muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Hoffentlich ergeben sich für die Unterzeichner keine parteiinternen Konsequenzen, falls es wirklich die Volksmeinung war.

Es scheint, der Stadtrat Müller braucht kein Landrat zu werden. Die Wähler sollten es ihm und sich ersparen. Auf seiner jetzigen Position als Kandidat hat er das Peter-Prinzip bereits hinreichend bewiesen. Und wir alle können etwas daraus lernen: wer müllert, polemisiert - wer polemisiert, geht am Problem vorbei. Danke, Herr Stadtrat. Wir brauchen keine Sonntagsreden mehr - davon haben wir schon genug gehört. Wir brauchen jemanden, der nicht müllert, sondern handelt. Aktiv müssen wir gemeinsam unsere Zukunft gestalten." Manfred Wallesch, Maintal

"Keine Initiative der Neuberger DKP" Nicht als parteipolitisch in Szene gesetzt will eine der Initiatoren den alternativen Arbeitskreis gewertet wissen, der in Neuberg gegründet werden soll. Sie schreibt:

"Ihr Artikel vom 30. September mit der Überschrift ,DKP versucht's nun mit Alternativarbeitskreis' im Lokalteil der Frankfurter Rundschau stellt den gemeinsamen Aufruf von Werner Funk und mir zur Unterstützung eines Arbeitskreises Alternative Kommunalpolitik als eine Initiative der Neuberger DKP dar. Dies trifft nicht zu.

Der Aufruf erfolgte durch Herrn Funk und mich, als Privatpersonen. Ich selbst gehöre weder der DKP noch einer anderen Partei an. Ich habe mich an diesem Aufruf zur Gründung eines alternativen kommunalpolitischen Arbeitskreises beteiligt, weil ich einen solchen Arbeitskreis für eine neue Form linker und grüner Politik halte, in dem es möglich ist, parteiübergreifend politische, soziale und auch umweltpolitische Problemstellungen anzugehen. Dies kann, wie in unserem Aufruf erwähnt, durchaus auch auf außerparlamentarischer Ebene geschehen.

Wie erfolgreich außerparlamentarische Gruppen arbeiten können, ergibt sich aus der Aufdeckung der Asbestzerkleinerung in der Brecheranlage Neuberger Bauschuttdeponie durch Bürger aus dem Kreis der besorgten Bürger. Erst durch die Informationen der Bürger wurde die Kreisverwaltung initiativ und erteilte entsprechende Dienstanweisungen zur Überwachung der Zerkleinerungsanlage und der Lagerung von Asbest überhaupt, obwohl dies von Anfang an hätte geschehen müssen, da die Gefährlichkeit von Asbeststaub allgemein bekannt ist."

Irmgard Müller, Neuberg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Adelheid Scheich feierte ihren 100. Geburtstag

Ihren 100. Geburtstag feierte am Dienstag, 13. Oktober, Adelheid Scheich. Bei der Feier im Alten- und Pflegeheim Heinrich-Schleich-Haus überbrachten Stadträtin Ilse Vaupel und Marion Klug, Präsidiumsmitglied der Stadtverordentenversammlung, die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters.

In Imsbach (Pfalz) geboren, heiratete Adelheid Unvericht 1915 in Frankfurt. Das Ehepaar Scheich hatte drei Söhne, von denen zwei schon im Kindsalter starben. Ihren Mann, mit dem sie von 1933 an eine Gaststätte betrieben hatte, verlor Frau Scheich 1938. Auch der Krieg brachte für sie schwere Schicksalsschläge. Erst wurde ihre Wohnung in Griesheim, danach die in Bockenheim und jene in Ginnheim durch Bomben zerstört. pia

Die Kaninchen hatten glänzende Augen Bei der Preisrichter-Schau des Kleintierzuchtvereins Eschersheim gab's Bestnoten

ESCHERSHEIM. "Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde", meinte eine der Schaubesucherinnen, "aber ich finde, die Kaninchen hier haben alle ihr Idealgewicht, ausgeprägte Rassenmerkmale, dichteres, schöneres Fell und glänzendere Augen, als ich sie bei anderen Ausstellungen gesehen habe. Liegt das daran, daß dies eine spezielle Preisrichter-Schau ist?" Jürgen Lippert, Obmann der Frankfurter Preisrichtergruppe, hob fast beschwörend die Hände. "Andere Schauen sind keineswegs schlechter", sagte er.

"Natürlich ist es für Richter eine besondere Verpflichtung, gute Zuchtergebnisse vorweisen zu können. Aber wir haben auch unsere Pechsträhnen, erleben unsere Reinfälle, wenn die Ergebnisse einer Paarung nicht so ausfallen, wie wir dachten. Viele Züchter können Besseres aufweisen. Wir sind schließlich nichts Besonderes. Allerdings haben wir natürlich eine sehr intensive Schulung."

Den guten Eindruck der Besucherin führte Lippert auch auf die günstige Jahreszeit zurück, auf die Präsentation in der Ausstellungshalle auf dem Farmgelände des Kleintierzuchtvereins Eschersheim mit den großen, geräumigen Schaukäfigen - sicherlich auch auf den Ehrgeiz der Aussteller. "Wir haben schon eher als andere einen Ruf zu verlieren."

Nach den Statuten des Zentralbandes Deutscher Kaninchenzüchter sind Preisrichter verpflichtet, nicht nur selbst zu züchten, sondern auch ihre Tiere regelmäßig auszustellen - und zwar jeweils wenigstens eine Zuchtgruppe von vier Kaninchen. Die Preisrichtergruppe Frankfurt hält dazu jährlich eine eigene Schau ab. "Natürlich gehen wir mit den Kaninchen auch auf andere Schauen. Dies aber ist unsere Spezialausstellung. Hierfür reservieren wir die besten unserer Tiere", sagt Lippert.

Er erklärt dann, wer denn nun Preisrichter der Tiere der Preisrichter sein könne: "Da einigen wir uns jedesmal auf einen Kollegen. Diesmal haben wir den Jüngsten ausgesucht, nicht dem Alter nach: Harald Beck hat als letzter von uns die Richterprüfung gemacht." Da es mehr gut 100 Tiere zu bewerten galt, mußte noch ein zweiter Preisrichter ausgesucht werden. Winfried Schmitt übernahm das Amt. "Wir vertrauen den beiden. Das muß sein. Vertrauen bedeutet Fall auch Wissen: Hier wird niemand bevorzugt, werden keine Rücksichten genommen und strenge Maßstäbe angelegt."

Vorsichtig waren die Tiere von einem Gehilfen aus den Käfigen genommen und zunächst auf die Waage gesetzt worden, denn erste Richtposition ist das Gewicht. Dann wurde weitergeprüft: Körperform und Bau, und schließlich das Fell. Sortfältig wurde durch das Fell gestrichen, manchmal auch geblasen. Es galt festzustellen, ob die Unterwolle dicht genug ist und die richtige Farbe hat. Letzteres Kriterium sind die spezifischen Rassemerkmale, beispielsweise die komplizierte Zeichnung bei den "Englischen Schekken" oder die Ohrstellung bei den "Deutschen Widdern". Und die Richter prüften, ob das Tier gesund und gepflegt ist.

Harald Beck und Winfried Schmitt entledigten sich ihres Auftrags gewissenhaft. Die Aussteller waren auch sehr zufrieden mit den Ergebnissen. "Wirklich eine gute Schau diesmal", sagte dazu Karl Heinz Metzmacher, der Kreisvorsitzende der Frankfurter Kaninchenzüchter.

Preisrichter der Kaninchenzucht müssen eine sorgfältige Ausbildung mitmachen, eine dreijährige Lehrzeit. Sie sind erst Anwärter, dann Hilfsrichter. Wer das zweite Mal bei der Prüfung durchfällt, muß ausscheiden. Lippert: "Das ist für manchen schmerzlich, aber es muß sein." Hessen hat vier Preisrichtergruppen: Hanau, Oberhessen, Darmstadt und Frankfurt; jeweils mit einem großen Bereich. 16 Richter gehören der Frankfurter Gruppe an, davon zwei Frauen. Lippert will vorschlagen, bei der nächsten Schau eine der Richterinnen zu beauftragen.

Zum besten Aussteller erklärten die beiden Richter Horst Freitag aus Limburg, der "Farbenzwerge schwarz" vorgestellt hatte. Er erhielt einen Pokal und für die sechs besten vorgestellten Tiere eine Leistungsmedaille.

Zweiter wurde Jürgen Lippert aus Frankfurt mit seinen imponierenden Wollknäueln ähnelnden "weißen Angora". Einen Pokal erhielt auch Manfred Vömel aus Bad Vilbel für das beste Jungtier (der Rasse "Weißgrannen"). Harald Beck aus Kriftel erhielt das Hessenwappen für die beste Zuchtgruppe. Seine Zuchtrasse sind "Deutsche Kleinwidder, grau".

Lippert war stolz darauf, von den 58 Rassen und über 100 Farbschlägen, die auf der ständig aktualisierten Standardliste der Kaninchenzucht stehen, 14 auf dieser Schau zu haben, unter ihnen Kurzhaar, Langhaar und Normalhaar, Zwerge und große Rassen.

Er bedankte sich bei Ursula Metzmacher und ihren Züchterfreunden aus Eschersheim für die ausgezeichnete Ausrichtung der Ausstellung. Die Vereinsvorsitzende denkt inzwischen schon an die Organisation der Kreisschau, die in Kürze ebenfalls in Eschersheim zu sehen sein wird. li

Neue Kämpfe in Ruanda gefährden Friedensgespräche

ARUSHA, 12. Oktober (epd). Neue Kämpfe zwischen den Regierungstruppen Ruandas und der Rebellenbewegung "Patriotische Front" gefährden die Friedensgespräche zwischen den Bürgerkriegsparteien, die derzeit in der tansanischen Stadt Arusha stattfinden.

Die Kämpfe konzentrierten sich nach Berichten von Beobachtern auf die Region um die Stadt Byumba, die rund 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kigali liegt.

In Kigali hatten am Samstag rund 50 000 Anhänger der Opposition bei einer Demonstration den Rücktritt von Präsident Juvenal Habyarimana gefordert.

Staatspräsident Habyarimana hatte 1973 nach einem unblutigen Putsch die Macht im Land übernommen. Seither regiert er Ruanda als Einparteienstaat. Seine Regierungsmacht stützt sich auf die Mehrheit der Hutu unter den 7,5 Millionen Einwohnern des Landes. Die Rebellen der "Patriotischen Front" gehören dagegen dem Volk der Tutsi an, das früher die aristokratische Oberschicht Ruandas bildete.

Seit Oktober 1990 griffen Tutsi-Rebellen von ihrem Exil in Uganda aus mehrfach Regierungstruppen im Norden Ruandas an. Ihr Ziel ist es, den Staatspräsidenten zu einer Teilung der Macht zu zwingen.

Der Krieg forderte bisher mehrere tausend Tote, rund 350 000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.

In den Friedensgesprächen sollen unter der Vermittlung des tansanischen Außenministers Ahmed Hassan Diria die Möglichkeiten für eine Beendigung der bewaffneten Auseinandersetzungen und für künftige demokratische Wahlen erörtert werden.

Namen + Notizen

FRIEDEL FISCHER, aus Faschingszeiten bekannt als "Prinz Friedel I.", wird am heutigen Samstag 70 Jahre alt. Der Karnevalverein Frohsinn Oberursel, dessen Mitglied er schon als Kind wurde, wird seinem Ehrenvorsitzenden heute abend im Vereinshaus im Heidegraben mit einer zünftigen Feier gratulieren. 1934 trat Friedel Fischer ins Harmonika-Orchester ein. Der Fotomeister mit Atelier in der Unteren Hainstraße hat Generationen von Erstkläßlern an ihrem ersten Schultag im Bild festgehalten. Gemeinsam mit Tochter Karin arbeitet er auch heute noch im Foto-Labor. (FR-Bild: Hoyer)

PAULA MARSCHHÄUSER, die gute Seele der Oberurseler Rathauskantine, ist in den Ruhestand gegangen. Stets freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit, war sie sehr beliebt beim Rathauspersonal.

THEODOR WEBER, Vorsitzender des Steinbacher Wandervereins, wurde die Bronzene Verdienstmedaille der Stadt Steinbach für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit verliehen.Sie wollen die Kinder verstehen Fortbildung für Erzieherinnen: Berufliche Selbsterfahrung

MAINTAL / MAIN-KINZIG-KREIS. Auf dem Parkettboden beschreiben eine blaue und eine rote Wollschnur zwei Kreise, die sich überschneiden. Im blauen Bereich steht ein Hocker, ein Sportsack lehnt an seinen Beinen, unter ihm liegen Holzspielsachen. Ein Plüschdrache und ein lila Turnschuh befinden sich im roten Kreis. Ein Blumentopf und ein Gummidinosaurier bilden die Schnittmenge. Ein angemalter Gipsarm und zwei Feuerwehrautos liegen auf den Linien. Neben den beiden Kreisen deutet ein orangefarbenes Plakat den tiefenpsychologischen Sinn an, den die Erzieherinnen mit den Gegenständen und ihrer Einteilung meinen. Die Überschrift auf dem Karton lautet "Das Lila-Turnschuh-Mädchen".

In einer Kindertagesstätte in Dörnigheim beschäftigen sich 15 Erzieherinnen mit den Problemfällen ihrer Arbeit, den "schwierigen Kindern". Diesem Thema widmet sich eines der Seminare im Rahmen der Fortbildungswoche für pädagogische Fachkräfte in Maintal. Jede Teilnehmerin hat ein Symbol für eines ihrer Problemkinder mitgebracht.

Im roten Kreis sind die Gegenstände der Schützlinge mit ruhigem und zurückgezogenem Charakter, im blauen Kreis die der aggressiven Fälle. Die Schnittmenge symbolisiert die Kleinen, die sich in einem Zwischenstadium befinden.

Ziel des Seminars ist, durch Diskussion, Rollenspiele und psychologische Hintergrundinformation den Nachwuchs zu verstehen. Losgelöst von Zeitdruck und Alltagsstreß über die Verhaltensweisen des einzelnen Kindes und der eigenen Person nachzudenken. "Was wir hier machen, ist ein Stück berufliche Selbsterfahrung", meint eine Teilnehmerin. Die Leiterin des Seminars, Elise Weiss-Zimmer, beschreibt den Hintergrund: "Wir wollen im Inneren die Erlebnisse mit den Kindern nachvollziehen."

Die Erzieherinnen bearbeiten in ihrem Seminar Fallbeispiele aus ihren Einrichtungen. Sie nehmen Verhaltensweisen der Kinder unter die Lupe, informieren sich über Empfindungen der jeweiligen Kollegin. "Wichtig dabei ist der Punkt: Wie geht das Kind mit seinen Schwierigkeiten um", erklärt eine Teilnehmerin.

Nicht selten werden ausländische Kinder als schwierige Kinder bezeichnet. Zu diesem Schluß ist Isabella Diem gekommen. Sie leitet das Seminar mit dem Thema "Multikulturelle Arbeit mit Kindern in der Tagesstätte". Dabei will sie genau dieser Stigmatisierung entgegenwirken. "Es ist beispielsweise ein großes Manko, daß in Kinderbüchern ausschließlich weiße Kinder mit blonden Haaren und blauen Augen abgebildet sind", erklärt Isabelle Diem. "Ausländische Kinder bekommen so das Gefühl, daß sie anders und nicht erwünscht sind."

In Arbeitsgruppen haben sich die Erzieherinnen und Erzieher Gedanken gemacht, wie sie die multikulturelle Arbeit verwirklichen können. "Wir haben uns überlegt, daß man Anmeldeformulare in verschiedenen Sprachen anfertigen könnte", meint eine Teilnehmerin der Arbeitsgruppe, die sich über die Zusammenarbeit mit den Eltern Gedanken macht. In speziellen Fällen könnten "die so verpönten Hausbesuche wieder ins Leben gerufen werden". Denn die Eltern sollten in die pädagogische Arbeit mit einbezogen werden. gf

Vor Baubeginn schon ausgebucht Landvolk-Hochschule im Hochtaunuskreis wird erweitert

FRIEDRICHSDORF. Am 31. Mai nächsten Jahres ist der Erweiterungsbau der Hessischen Landvolk-Hochschule am Lochmühlenweg 3 fertig; davon ist Schulleiter Gisbert Müller überzeugt, obwohl der Grundstein des Gebäudes erst in diesen Tagen eingemauert wird: "Ab 15. Juni sind die neuen Räume nämlich schon ausgebucht, zu diesem Zeitpunkt beginnt die Spadaka-Genossenschaftsbank hier mit Kursen für ihre Auszubildenden."

40 Einzelzimmer und vier Lehrsäle entstehen im neuen Trakt der Hochschule im Hochtaunuskreis. Der Bau kostet rund sechs Millionen Mark. Finanziert wird er, so Müller, vom Hessischen Bauernverband und seinen "Töchtern", ohne öffentliche Zuschüsse ("Auf diesen Hinweis legen wir großen Wert").

Zu den "Töchtern" gehören unter anderem die Genossenschaftsverbände (Raiffeisen, Volksbank, Spar- und Darlehenskasse), die "Schulungsbedarf" (Müller) für ihre Mitarbeiter haben und auf diese Weise mit dafür sorgen, daß die Friedrichsdorfer Hochschule ausgelastet ist. Durch gute Belegungszahlen hofft man, so Müller, daß sich die Millioneninvestitionen des Neubaus in zehn bis fünfzehn Jahren rentiert haben.

Die Raumkapazität wird durch den Neubau verdoppelt. Für die eigenen Veranstaltungen hätte die Landvolk-Hochschule sie nicht benötigt. Sie wird getragen vom "Verein für Landvolkbildung e.V.", dem mehr als 40 Organisationen angehören, unter anderen 35 Kreisbauernverbände, aber auch das Land, die Kirchen und die Genossenschaften.

Die 50 Veranstaltungen, die alljährlich stattfinden, dienen der Weiterbildung der Landwirte. Müller: "Es stimmt zwar, daß es immer weniger Landwirte gibt, aber für die ist es notwendig, sich ständig weiterzubilden."

Die Schule bietet keine produktionstechnischen Kurse an, sondern Veranstaltungen, bei denen sich die Landwirte theoretisch weiterbilden können: "Das reicht vom Computerkurs bis zu Informationen über Kommunalpolitik."

Wichtig und gefragt sind vor allem die Kurse, mit denen sich Landwirte und Landwirtinnen auf die Meisterprüfungen vorbereiten.

Die Teilnehmer sind im Durchschnitt 25 bis 30 Jahre alt, und unterrichtet werden sie durch Honorarkräfte: "Wir haben 80 Honorarreferenten, wir holen uns die Spezialisten - beispielsweise auch Friedrichsdorfs Bürgermeister Gerd Schmidt, wenn es um kommunalpolitische Fragen geht."

Die Friedrichsdorfer Einrichtung ist eins von zwei Bildungszentren in freier Trägerschaft für Landwirte; die zweite Schule steht in der Nähe von Fulda. Im Gebäude der Landvolk-Hochschule in Friedrichsdorf hat auch der Landfrauenverband seine Büros. nau

UN wollen Hilfe beschleunigen 100-Tage-Aktionsprogramm gegen den Hunger in Somalia Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch

GENF, 12. Oktober. Die Vertreter von 45 Staaten sind am Montag in Genf zusammengetreten, um gemeinsam mit den Vereinten Nationen und privaten Hilfswerke ein "beschleunigtes 100-Tage-Aktionsprogramm" für Somalia abzustimmen. Die wichtigsten Geberländer wiesen allerdings darauf hin, daß die Lieferung von Hilfsgütern ihren Zweck nicht erfülle, solange in Somalia der Bürger- und Bandenkrieg weitergeht. Der deutsche Staatsminister Helmut Schäfer vom Auswärtigen Amt appellierte an die somalischen Konfliktparteien, mit den UN zusammenzuarbeiten und die marodierenden Soldaten zu entwaffnen. Wichtige Voraussetzung für die schrittweise Befriedung des Landes sei die Stationierung von insgesamt 4270 Blauhelmen, die zuerst den Hafen von Mogadischu und dann größere Zonen unter Kontrolle bringen sollen. Schäfer kündigte an, daß die deutsche Beteiligung an der Luftbrücke nach Somalia bis zum Jahresende verlängert werde. Die beiden Transall-Maschinen der Bundeswehr seien in der Lage, mit Hilfsgütern auf den einfachsten Sandpisten zu landen und sich auch an einem Abwurf von Hilfsgütern für die Bevölkerung zu beteiligen.

Auch die britische Entwicklungsministerin Lynda Chalker meinte, daß der Aktionsplan "ohne den Anschein von Gesetz und Ordnung" in Somalia nicht funktionieren werde. "Mehr Nahrung bedeutet mehr Plünderungen und mehr Schutzgelder", sagte sie. Der Sonderbeauftragte der UN für Somalia, Mohamed Sahnoun, gab bekannt, daß man mit der Aufstellung kleiner lokaler Sicherheitsdienste begonnen habe, die den Kern einer späteren Polizeieinheit bilden könnten.

Das eigentliche Aktionsprogramm für eine beschleunigte humanitäre Hilfe in Somalia, für das 82,7 Millionen Dollar vorgesehen sind, hat die Unterstützung der wichtigsten Geberländer. Es sieht unter anderem die Bereitstellung von Saatgut vor, damit die brachliegenden Felder wieder bestellt werden können.

Vor 100 Jahren gründete der junge erfindungsreiche Ingenieur Wilhelm Seck die Motorenfabrik Oberursel Der "Rote Baron" kam höchstpersönlich Auch die Wirren zweier Weltkriege konnten den Aufschwung nicht verhindern Von Thomas Eberding

OBERURSEL. "Es darf sich kein Arbeiter beschäftigungslos in der Fabrik umhertreiben & weder seine Mitarbeiter durch Neckerei stören, noch Zank & Streit veranlassen." Solch hehre Verhaltensregeln formulierte man im April 1892 bei der Gründung der "Motorenfabrik Oberursel" in der Fabrikordnung. Vor kurzem konnte nun das 100jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Der Triebwerke-Hersteller ist damit praktisch so alt wie der erste erfolgreiche Flug eines Menschen: 1891 legte Otto Lilienthal in der Nähe von Potsdam ganze 15 Meter in der Luft zurück. Seit der Gründung des Oberurseler Unternehmens hat sich vieles verändert.

In der väterlichen Mühlenbauwerkstatt versuchte sich anno 1890 der gerade 22 Jahre alte Ingenieur Wilhelm Seck mit der Konstruktion eines Petroleummotors - mit Erfolg. Bereits zwei Jahre später konnte die "Motorenfabrik W. Seck & Co." gegründet werden. Der kleine "GNOM", wie Seck seinen Motor nannte, kam ganz groß raus, die Nachfrage war riesig. 1896 wurde die Motorenfabrik in eine GmbH umgewandelt. Kurz darauf verließ Seck die Firma - er fand für seine Pläne, einen Kraftwagen zu bauen, bei den Gesellschaftern kein Gehör.

Doch in Oberursel verdiente man nicht nur am "Gnom", der bald auch mit Benzin, Spiritus oder Leuchtgas betrieben werden konnte. Auch größere Rohölmotoren wurden entwickelt. Die Feldbahn- und Grubenlokomotiven wurden beim Bau des Böcksteintunnels an der Tauernlinie und der Bagdadbahn eingesetzt.

Aufgrund der gutgehenden Geschäfte entschloß sich die Geschäftsleitung zu vergrößern. Das nötige Kapital beschaffte man sich 1898 mittels einer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Ein Großbrand zerstörte im darauffolgenden Jahr den nördlichen Teil der Fabrik. Zu dieser Zeit waren etwa 250 Arbeiter in der "MO" beschäftigt. Ihr durchschnittlicher Monatslohn, so berichtet Dr. Helmut Petran in seinem Buch "Ursella II", schwankte zwischen 90 und 100 Mark.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Jugendstil-Verwaltungsgebäude in der Hohemarkstraße fertiggestellt. Die ständig wachsende Firma wollte schließlich in repräsentativen Räumlichkeiten untergebracht sein. Kurz vor Kriegsbeginn wurde in Oberursel mit der Serienherstellung von Flugzeugmotoren begonnen. Ein Motor aus Oberursel hielt übrigens auch den Jagdflieger Manfred von Richthofen in der Luft. Der "Rote Baron" suchte sich seine Motoren persönlich aus, wie es in der Firmenchronik heißt.

Aufgrund des großen Bedarfs an Flugzeugmotoren wuchs das Unternehmen während des Krieges weiter: Von 750 Beschäftigten im Jahre 1914 auf 2000 bei Kriegsende. Dann kamen ernste Schwierigkeiten: Der Versailler Vertrag verbot auch die Produktion von Flugzeugmotoren. Die Belegschaft schrumpfte. Die Folge: Die Motorenfabrik wurde in die Gasmotorenfabrik Deutz AG eingegliedert. Man stellte die Produktion auf Diesel- Zweitakter um, kehrte aber nach wenigen Jahren zu Flugzeugmotoren zurück.

Auch im sozialen Bereich änderte sich einiges. Mitte der 20er Jahre brachte der damalige Direktor Helmut Stein neue Ideen von einer USA-Reise mit: Auf dem Werksgelände wurden Blumenbeete angelegt, eine Werkskapelle und ein Sportverein wurden gegründet. Auch ein Schwimmbad für Werksangehörige entstand, damals im Umkreis von mehreren Kilometern das einzige.

Die Weltwirtschaftskrise holte 1932 auch die Motorenfabrik ein: Das Werk mußte geschlossen werden. Ein Teil der Belegschaft ging nun nach Deutz, lediglich fünf Mann blieben als Wache zurück. Doch bereits zwei Jahre später konnte die "MO" wieder eröffnet werden. Viele Oberurseler, die nach Deutz gegangen waren, konnten nun in den Taunus zurückkehren. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wuchs die Belegschaft auf rund 900 an. 1938 ging Humboldt-Deutz mit der Firma Klöckner eine Fusion ein, so daß eine erneute Namensänderung fällig wurde: "Klöckner-Humboldt-Deutz- AG, Werk Oberursel". Das Werk wurde zum "Musterbetrieb" erklärt und galt später als kriegswichtiger Betrieb, so daß viele Abteilungen erhalten blieben und nicht mehr als 70 Fremdarbeiter in den Kriegsjahren beschäftigt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sah es ähnlich desolat wie 1918 aus. Die Demontage von Rüstungsbetrieben machte auch vor dem Oberurseler Unternehmen nicht halt. Zeitweise nutzten die US-Streitkräfte das Gelände als Reparaturwerkstatt für Panzer. Es dauerte bis zu Beginn der 60er Jahre, bis in der "MO" wieder Flugzeugtriebwerke produziert wurden. Zunächst für das Kampfflugzeug Fiat G 91, dann für einen amerikanischen Hubschrauber. Auch der Tornado flog mit Hilfe aus Oberursel. In die zivile Luftfahrt stieg man erst 1987 ein.

Im Juli vor zwei Jahren brachte die BMW AG die ehemalige Motorenfabrik, die die Münchener erst kurz zuvor übernommen hatten, in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der englischen Gesellschaft Rolls-Royce ein: Die "BMW Rolls- Royce GmbH" war geboren. Langjährige Erfahrung mit Flugantrieben konnten beide Unternehmen vorweisen: Die Bayerischen Motorenwerke stellten anfangs Flugmotoren her. Deutlich wird dies noch heute im BMW-Logo: Ein rotierender Propeller wurde zum allseits bekannten blau-weißen Kreis stilisiert. Und bei Rolls-Royce werden Triebwerke serienmäßig seit den 40er Jahren hergestellt.

Mit dem Namen änderten sich auch die Ziele: Das Unternehmen will den Umsatz von über 230 Millionen Mark (1991) und 1100 Beschäftigten langfristig auf über eine Milliarde Mark heraufschrauben und bis Ende der 90er Jahre über 2000 Leute beschäftigen. Neben Oberursel und den Werken Lohhof (bei München), Derby und Bristol (Großbritannien) soll dazu auch der neue Standort in Dahlewitz (südlich von Berlin) beitragen, an dem die Arbeitsplätze entstehen sollen. Die ehemalige "MO" hat einen weiten Weg zurückgelegt.

Ost-Wohnungen Die soziale Frage

Zwei Jahre Einheit und immer noch hängen die Wohnungsunternehmen in der ehemaligen DDR in der Luft. Das Gerangel um die Altschulden ist ein Beispiel für die knapp bemessene Handlungsfähigkeit der Bonner Regierung. Die Folgen sind absurd. Weil die kommunalen und genossenschaftlichen Hauseigentümer nicht wissen, ob sie über Mieteinnahmen verfügen können oder diese bald als Zins oder Tilgung weiterreichen müssen, horten sie Geld. Die nötige Instandsetzung heruntergekommener Gebäude unterbleibt - der Aufschwung Ost geht darüber vollends in die Knie.

Eine perfekte Lösung gibt es nicht. Wer für die Milliarden-Altlast aufkommen muß - die Unternehmen oder der Bund -, wird wahrscheinlich bald die Gerichte beschäftigen. Bis die letzte Instanz entschieden hat, dürfte das nächste Jahrhundert angebrochen sein. Doch Zeit ist in diesem Fall wirklich Geld. Bonn - genauer: der dort amtierende Finanzminister - muß endlich einlenken und tun, was auf anderen Feldern längst getan wurde: Fehler eingestehen und Schadensbegrenzung betreiben. Die fragwürdigen "Bauschulden", mit denen tatsächlich auch Kindergärten oder Straßen finanziert wurden, sind eine klassische DDR- Altlast. Die Misere begann mit dem viel zu großzügig bemessenen Umtauschkurs von zwei zu eins bei der Liquidation der DDR-Mark. Wäre das Vermögen zwischen Ostsee und Erzgebirge realistisch eingeschätzt worden, hätte es erheblich weniger D-Mark dafür gegeben. Entsprechend niedriger wären die Altschulden.

Darüber hinaus muß die Regierung Kohl sich endlich zur Gleichbehandlung von Baugeld in Ost und West durchringen. Mit günstigen Darlehen - ein Prozent Zins war lange die Regel - in Höhe von 26 Milliarden Mark päppelte der Bund den sozialen Wohnungsbau im Westen hoch. Warum, das ist die Kernfrage, sollen aber die Menschen im Osten Marktzinsen von gut zehn Prozent über die Miete finanzieren? Warum wird dort durchgezogen, was hier aus sozialen Gründen nie gewagt wurde? ptz (Bonn)

Heinrich Bott: "Es war schön, in der ,MO' zu arbeiten!"

OBERURSEL. "Es war schön, in der Motorenfabrik zu arbeiten!" Heinrich Bott erinnert sich gern an seine Zeit bei der "MO". Der 92jährige ist der älteste noch lebende Jubilar der Firma: 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, hat er bei der "MO" angefangen.

Heinrich Bott ist ein waschechter "Orscheler", im Juli 1900 in der Altstadt geboren. Nach der Schule begann er eine Lehre in der Schuhmaschinenfabrik Dittmar Heinson, die aber zwei Jahre später schloß. Er fand Unterschlupf in der Motorenfabrik, wo er mit der Montage von Motoren beschäftigt war - zwölf Stunden am Tag, den Samstag miteingeschlossen. "Von sechs bis sechs hab ich in Wechselschicht gearbeitet", erinnert er sich, "und abends und an den Wochenenden noch manchmal im ,Deutschen Haus' in der Ackergasse gekellnert."

1923 zog er mit seiner Frau nach Oberstedten, 1926 wurde Tochter Rut geboren. 1932, als die "MO" für eine Zeitlang schließen mußte, sollte er mit nach Köln zu Humboldt-Deutz. Doch er beließ es bei einer Umschulung, wollte lieber im Taunus bleiben.

Am Fließband wurden fortan die Zylindermotoren für den Export montiert. Wieviel Arbeiter die Fabrik auch entlassen mußte, Heinrich Bott war nie dabei. Auch in den Krieg mußte er nicht ziehen, er wurde zurückgestellt und blieb bei der Werksfeuerwehr. Das war ihm nur recht. Die Tochter war herangewachsen, ein Haus in der Rotbornstraße wurde gebaut, damals noch von Gärten umgeben. "Das schönste Stück Land hab' ich mir ausgesucht", schwärmt er heute noch.

Bis 1965 arbeitete er noch an seinen Rohrleitungen, dann ging Heinrich Bott in Pension. Bei den Ausflügen der Jubilare war er bis vor zwei, drei Jahren noch dabei. Beim Festakt zum 100jährigen Bestehen der "MO" war er natürlich eingeladen. Ob das nicht ein tolles Gefühl war, vor allen ausdrücklich begrüßt zu werden? "Och ja, schon", meint er verschmitzt, "ganz normal eigentlich." esi

Freimaurerloge besteht 70 Jahre

Die Freimaurerloge "Goethe zum flammenden Stern" feiert am 17. und 18. Oktober ihr 70jähriges Bestehen. Die Stadt gibt aus diesem Anlaß am Samstag, 17. Oktober, einen Empfang im Kaisersaal. Stadtkämmerer Martin Grüber wird die Gäste begrüßen.

Die Loge "Goethe zum flammenden Stern" ist die älteste Freimaurer- loge Deutschlands, die gleichberechtigt Männer wie Frauen in ihre Reihen aufnimmt.

Zu den Feierlichkeiten werden auch Gäste aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich, den Niederlanden und Schweden erwartet, alles Länder, in denen die gemischten Logen weitaus stärker verbreitet sind als in Deutschland. pia

Eifrig entziffert Michael die hebräischen Schriftzeichen Beni Pollak aus Tel Aviv unterrichtet in hessischen Städten jüdische Kinder in ihrer Religion, Geschichte und Sprache

BAD NAUHEIM. "Guck, Schatzi, von hier muß der Laut kommen." Beni Pollak faßt sich an den Hals und stößt ein heiseres "A" aus. Der kleine Michael versucht es ihm nachzumachen, doch der kehlige Laut will ihm nicht so recht über die Lippen kommen. "Das macht nichts", ermutigt ihn Pollak lächelnd, "wir werden nicht aufgeben, wir kämpfen weiter."

Geduld und Ausdauer braucht Beni Pollak aus Tel Aviv für seine neue Aufgabe in Bad Nauheim. Seit kurzem unterrichtet er zwölf jüdische Mädchen und Jungen zwischen sechs und zehn Jahren einmal pro Woche in hebräischer Sprache, jüdischer Religion und Geschichte. Die Idee zu dem wöchentlichen Unterricht stammt vom Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen.

Beni Pollak soll dafür sorgen, daß die Kinder der Juden, die noch in Hessen leben, in ihrer Religion, der Sprache und der Geschichte unterwiesen werden. Der junge Lehrer hat in Israel Pädagogik und Judaistik studiert, lebt aber schon seit vier Jahren in Deutschland, "weil mich die Aufgabe reizt, den jüdischen Kindern, die hier leben, ihre Kultur nahezubringen", sagt er.

Zunächst unterrichtete er an einer jüdischen Schule in München. Als er von dem Plan des jüdischen Landesverbandes hörte, in den kleinen Gemeinden Hessens zumindest an einem Tag in der Woche jüdischen Unterricht anzubieten, bewarb er sich für die Aufgabe. "Es schien mir interessanter, hier etwas aufzubauen, als an einem Ort wie München zu arbeiten, wo die jüdische Schule bereits etabliert ist", beschreibt Pollak seine Beweggründe.

Und bis jetzt habe er die Entscheidung noch nicht bereut, sagt er überzeugt, obwohl er an jedem Wochentag in einer anderen hessischen Stadt unterrichtet. Neben Bad Nauheim betreut er die jüdischen Gemeinden in Gießen, Kassel und Offenbach.

Daß ihm die Arbeit Spaß macht, merkt man sofort. Beinahe liebvoll erklärt er an der grauen Schiefertafel die hebräischen Buchstaben. Die Tafel hat die jüdische Gemeinde in Bad Nauheim extra für den Unterricht angeschafft. Sie ist nagelneu, genau wie der Raum im dritten Stockwerk des jüdischen Gemeindehauses. Die Wände sind weiß und zartblau gestrichen, die feinen Fliesen auf dem Boden haben die gleichen Farben: blau-weiß, die Farben Israels. "Die Schüler sollen natürlich in der deutschen Gesellschaft integriert bleiben, aber sie sollen sich andererseits auch darüber bewußt werden, daß sie Juden sind", sagt Beni Pollak. Entsprechend achtet er auf die Traditionen. Michael, David und Jossi, die drei Jungen, die heute in seinen Unterricht gekommen sind, tragen, genau wie Pollak, eine Kipa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung. Vor Eifer rutscht sie Michael fast vom Kopf, als er versucht, die hebräischen Schriftzeichen zu entziffern.

Dem sechsjährigen Michael fällt es noch schwer, die Buchstaben zusammenzusetzen. Er geht in die erste Klasse und lernt gleichzeitig mit den hebräischen die deutschen Buchstaben kennen. David hat schon mehr Routine. Mit seinen zehn Jahren ist er bereits bei jüdischen Ferienlagern dabeigewesen.

Michael, Jossi und David werden noch viel Zeit haben, Geschichte und Sprache der Juden zu lernen. In der Schule sind sie vom Religionsunterricht befreit, wenn sie an Beni Pollaks Unterricht teilnehmen. Und das tun alle Kinder der rund 80 Mitglieder umfassenden Jüdischen Gemeinde Bad Nauheims. Mit dreizehn Jahren werden die Jungen dann mit der "Barmitzwa", einem Ritual, vergleichbar mit der evangelischen Konfirmation, als volle Gemeindeglieder ins religiöse Leben entlassen. Bei den Mädchen geschieht das schon ein Jahr früher. Bis dahin müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, die Thora (das jüdische Gesetzbuch) und das Alte Testament auf Alt-Hebräisch zu lesen.

Beni Pollak erteilt in Bad Nauheim den ersten jüdischen Unterricht, seit die jüdische Schule 1940 von den Nazis geschlossen wurde. Das große Interesse der jüdischen Gemeinden an seinem Angebot erklärt er sich damit, daß die Juden, die in Deutschland nach dem Holocaust geboren wurden, nach einer Phase der Verdrängung mehr und mehr Interesse an ihren Wurzeln und ihrer Herkunft entwickeln. "Sie wollen, daß ihre Kinder Kontakt zur jüdischen Kultur halten."

SABINE KLEIN

Kunst von der Bank Mit der Art Galerie/Edition Commerzbank ermöglicht die Bank ihren Kunden den Erwerb anspruchsvoller, zeitgenössischer Kunst zu einem außergewöhnlich günstigen Preis. Es ist geplant, daß jährlich ein bereits international renommierter Künstler beauftragt wird, exklusiv für das Unternehmen eine Original-Graphik zu gestalten.

Journalist Wilfried Ehrlich gestorben

Der Journalist Wilfried Ehrlich ist im Alter von 58 Jahren nach schwerer Krankheit Ende letzter Woche gestorben. Zuletzt 23 Jahre in der Lokalredaktion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" tätig, machte er sich vor allem einen Namen als durchaus streitbarer Fachmann in Fragen der Architektur und Stadtentwickklung. So schrieb er auch ein Buch über die Alte Oper, für deren Wiederaufbau er sich immer eingesetzt hatte. Doch war auch die übrige breite Palette des Lokaljournalismus sein Arbeitsfeld.

1934 in Duisburg geboren, war er später Korrespondent bei der "Oversees Weekly", arbeitete als freier Journalist zwischen 1961 und 1965 auch für die Frankfurter Rundschau, war zeitweilig beim Spiegel, bevor er zur FAZ ging.

Ehrlich hinterläßt Frau und sechs Kinder. -vau

Dürfen Kinder nur im Verein Fußball spielen, wenn sie an Wettkämpfen teilnehmen? Trainer: "Wir sind doch keine Pampers-Liga!" Mutter eines Achtjährigen aus Usingen ist empört

USINGEN. Renate Rey ist empört. "Wo darf Christian Fußball spielen?" fragt die Sportpädagogin und Mutter des achtjährigen Jungen. Im Jugendfußballclub (JFC) Usinger Land durfte er es vorübergehend nicht mehr, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht an Wettkampfrunden teilnehmen soll. Trainer Karl- Heinz Weyand zückte die rote Karte: "Wir sind doch hier nicht bei der Pampers-Liga! Es geht um eine todernste Sache: um Punkte geht es!" teilte er der sprachlosen Mutter zur Begründung mit.

Der Trainer erläuterte sein Fußballverständnis noch weiter: Wer bei den Punktespielen am Wochenende nicht mitmachen darf, "der soll zuhause bleiben", fügte er nach Darstellung der Wernbornerin hinzu. "Wohlgemerkt", betont Renate Rey, "wir sprechen nicht etwa von der Bundesliga, sondern von Kindern im Grundschulalter!" Die Mutter stellt fest, daß Christian zwar zum Spielen gesund sei. Aber: "Er ist überaktiv und steigert sich zu sehr in Sachen hinein, so daß der Hausarzt von der Teilnahme an Wettkämpfen abgeraten hat."

Die Mutter unterstützt diese Entscheidung auch aus pädagogischen Gründen. Ihre Kritik an dem Vorfall geht weit über ihren Ärger über das Verhalten des Trainers hinaus. "Muß das so sein, daß schon bei den Kleinsten nur knallhart Leistung, Aufsteigen, Absteigen und Auswahl zählen?" fragt sie besorgt. Das kommt ihr wie "Numerus clausus in der Grundschule" vor. Sie plädiert dafür, der Bewegung und Geschicklichkeit, dem Konditionstraining und Mannschaftsgeist mehr Gewicht zu geben. "Wie traurig, daß Achtjährige sich nicht mal mehr zur Freude am Fußballspielen treffen können."

Lothar Brötz, Vorsitzender des JFC und selbst Trainer einer F-Mannschaft von Sechs- bis Achtjährigen, bedauert, "daß im Fußball schon mal ein hartes Wort gesprochen wird, was man nicht so meint". Doch in der Sache gibt er seinem Kollegen recht - und beruft sich dabei auf die Satzung des Hessischen Fußballverbandes. Sie schreibt für die Teilnahme bei Punktespielen einen Spielerpaß vor, der nur ausgestellt wird, wenn ein ärztliches Attest vorliegt.

"Wer keinen Ausweis hat, kann aber trotzdem bei uns mitmachen", stellt Brötz klar. "Die Punktespiele haben mit dem Training nichts zu tun." Außerdem bietet der Verein die Möglichkeit, in der "Schnupperrunde", der sogenannten "Pampers-Liga", mitzukicken - "ohne Punkte, nur aus Lust und Freude an der Sache". Trainer Weyand, der sich inzwischen entschuldigt hat, spielt den Ball an den Deutschen Fußballbund weiter: "Der macht die Regeln. Als Trainer steht man dazwischen und kann es keinem rechtmachen."

Der Pressesprecher des Deutschen Fußballbundes, Wolfgang Niersbach, nennt den Fall einen Auswuchs. "Das ist nicht der Trend", versichert er. Trotzdem passiert ähnliches offenbar häufig genug, so daß sich sogar schon Berti Vogts in der Sache zu Wort gemeldet hat. Bis zum Alter von 14 Jahren dürfte nicht um Punkte gespielt werden, zitiert Niersbach den Vorschlag des Bundestrainers. Allerdings sind für die Auswüchse nach Ansicht des DFB-Pressesprechers weniger die Fußballsatzung als vielmehr Eltern und Jugendliche selbst verantwortlich: "Der Ehrgeiz wird von Eltern hineingetragen, die draußen auf dem Platz mit Regenschirmen bewaffnet ihre Kleinen ausschimpfen. Und die Jungen sind ganz heiß darauf, Ergebnisse zu erzielen. Das fängt beim Mensch-ärgere-Dich-nicht an", sagt Niersbach.

Thomas Funk vom Vorstand der "Sportjugend Hessen" ist der Ansicht, daß es diese Auswüchse in allen Verbänden gebe, wo Leistungssport betrieben werde. "Wir wollen nicht, daß so etwas passiert. Alle Jugendlichen müssen in einem Sportverein das finden können, was ihnen Spaß macht." Funk räumt ein, das dieser Anspruch nicht leicht in die Praxis umzusetzen ist. Besonders bei Vereinen in kleineren Kommunen, die die Aufgabe haben, sowohl Wettbewerbssport als auch Freizeitsport zu betreuen. Wenn dabei aber das Angebot an Bewegung zu kurz komme, so der Vertreter der Sportjugend, die sich als "Bewegungsanwalt für alle Jugendlichen" versteht, so "ist das ein Fehler". CLAUDIA NENNINGER

Zwei Stunden lang war die Gelastraße dicht Anwohner fordern versprochene Sperrung

FECHENHEIM. "Wir machen keine Possen, die Gelastraße wird geschlossen!" Noch ist das nur ein frommer Wunsch auf den Transparenten der Anwohner der westlichen Gelastraße. Dies soll aber nicht so bleiben. Die genervten Bürger verlangen, daß der Beschluß des Ortsbeirats 11, die Gelastraße zwischen Gwinner- und Flinschstraße zu sperren, endlich in die Tat umgesetzt wird. Um ihrer Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen, sorgten sie am Montag früh für eine Verkehrsberuhigung der radikalen Art - sie versperrten den Autofahrern einfach die Zufahrt zur Gelastraße.

Etwa 40 Anwohner des noch nicht verkehrsberuhigten Teilstücks protestierten mitten im Berufsverkehr gegen Lärm, Abgase und Raser. Und obwohl gerade Schulferien sind, konnte man in knapp zwei Stunden Dutzende Wendemanöver der vom Dauerstau am Erlenbruch genervten Autofahrer zählen. Es fiel nicht allzu schwer, ihnen ihre Meinung über die zeitraubende Umleitung von den Lippen abzulesen.

Aber nicht nur die Pendler reichern die Luft in der Einfamilienhaus-Siedlung am Seckbacher Ried mit Abgasen an. Vor allem von Lkws wird die enge Wohnstraße als Schleichweg zu den in der Flinschstraße ansässigen Betrieben mißbraucht, obwohl sie keine Anlieger der Gelastraße und damit nicht durchfahrtberechtigt sind. Die eindeutige Rechtslage hilft aber gar nichts, wenn sie nicht durchgesetzt werden kann. "Nur stichprobenartig" könne die Polizei den Verkehr kontrollieren, meint Polizeisprecher Jürgen Linker. Die Sperrung der Straße hält er für die effektivste Lösung, "da ja nicht ständig zwei Leute vom Revier abgezogen werden können".

Noch gibt es keine offizielle Verkehrszählung, doch die Organisatorin der Demonstration, Mechtild Weil, schätzte, daß sich täglich etwa 10 000 Autos durch das kurze Stück der Gelastraße quälen. "Ursprünglich sollte die Straße schon Mitte September gesperrt werden. Eine weitere Verzögerung wollen wir jetzt nicht mehr hinnehmen", ärgerte sie sich. Ein Brief an den Oberbürgermeister mit der Bitte, sich persönlich der Sache anzunehmen, habe noch keine Wirkung gezeigt.

Denn alle Verkehrsberuhigungsmaßnahmen verlangen von den Behörden die Einhaltung eines vorgeschriebenen Dienstwegs: Demzufolge müßte die Straßenverkehrsbehörde dem Straßenbauamt die Verfügung schicken, die Gelastraße zu sperren. Beim Straßenbauamt ist eine solche Verfügung aber noch nicht eingegangen. Da die zuständige Sachbearbeiterin der Straßenverkehrsbehörde zur Zeit in Urlaub ist, bleibt zunächst unklar, warum sich die Sperrung verzögert.

Eine vollkommen veränderte Rechtslage könnte sich zudem aus einem Vertrag entwickeln, der schon 1938 zwischen der "Nassauischen Heimstätte" und den damaligen Siedlern geschlossen wurde. Demnach ist der betreffende Teil der Gelastraße Privatbesitz der Anwohner. Folglich könnten sie ganz alleine entscheiden, wem sie die Zufahrt erlauben.

Im Liegenschaftsamt ist laut Mechtild Weil derzeit aber ein wichtiges Dokument unauffindbar, das den Sachverhalt aufklären könnte. Die Anwohner fürchten nun, daß die Angelegenheit bis zur Kommunalwahl im März 1993 verschleppt wird und ein neuer Magistrat die Beruhigung nicht mehr auf der Prioritätenliste führen wird. Nebenbei stellen sie sich auf wütende Gegenreaktionen der verjagten Autofahrer ein: "Was glaubste, wie die morgen hier durchrasen", prophezeite ein älterer Herr, der, wie er sagte, zum ersten Mal in seinem Leben demonstrierte. gun

Kleine FR

Grüne laden ein

KÖNIGSTEIN. Die Grünen, die bei den Kommunalwahlen im März erstmals in Königstein kandidieren wollen, laden zu einer öffentlichen Sitzung ein: Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr, Kurhaus, erster Stock. Diabetikerstammtisch

OBERURSEL. Der nächste Diabetikerstammtisch findet am Mittwoch, 21. Oktober, ab 19.30 Uhr in der ev. Versöhnungsgemeinde Stierstadt in der Weißkirchener Str. 62 statt. Diesmal steht ein Erfahrungsaustausch zum Thema "Normale Spritze, Pen, Insulinpumpe - was ist besser?" auf dem Programm. Informationen über den Stammtisch gibt es bei Mathias Fritsch, Telefon 0 61 71 / 8 55 13.

Das Feldbergkastell zwischen Königstein und Oberreifenberg ist in schlechtem Zustand Die Mauern versinken im Wald Kein Geld für Freilegung da Von Constanze Angermann

SCHMITTEN. Der Blick durch die Bäume und Sträucher fällt auf kahle Mauerreste. In der Mitte der Lichtung erhebt sich ein steinernes Rechteck mit einer halbrunden Stirnseite. Die Sonne scheint. Ganz still ist es hier im Wald, in einer Mulde zwischen dem Großen und Kleinen Feldberg. Doch die Idylle trügt.

Zumindest für Dietwulf Baatz, den Leiter des Saalburg-Museums, ist hier oben, am Feldbergkastell, die Welt nicht in Ordnung: "Traurig" findet er den Zustand des Römerkastells, beklagt das wuchernde Unkraut, die Bäume und Sträucher, die den Mauerresten zuleibe rücken. Für ihn ist das Kastell zwischen Königstein und Oberreifenberg vor allem unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten interessant: Die Ruine gehört zu den am besten erhaltenen antiken Bauwerken des obergermanischen Limes. Außerdem ist der Wehrbau, der in einer Höhe von 700 Metern liegt, das höchstgelegene Kastell am Limes in Deutschland.

Da die Umrisse der Anlage und der Gebäude gut zu erkennen sind, können sich die Besucher bei einem Gang durch die Ruine die Geschichte des Wehrbaus zusammenreimen. Zu sehen sind die Mauern eines Speichers, die Grundsteine eines Raumes im Hauptgebäude, das ansonsten aus Holz bestand und schließlich die Umrisse der Torbauten, die an den Ecken der Wehrmauer aufragen. Entstanden ist das Kastell in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

Daß heute, 18 Jahrhunderte später, die Menschen erfahren wollen, wie ihre Vorfahren gelebt haben, findet der Wissenschaftler gerechtfertigt. Die Besucher fürchtet er weniger als das Unkraut. Umso mehr müßte seiner Ansicht nach für die Wissenshungrigen getan werden. Dietwulf Baatz vermißt Besucherinformationen, die es Ausflüglern erleichtern würden, das, was das Kastell ihnen berichten kann, zu verstehen.

Auch der Umlandverband Frankfurt (UVF) möchte die Ruine "erlebbarer" machen. Nach den Vorstellungen des UVF soll das Kastell freigelegt und der Wald um die Mauern auf eine Entfernung von fünf bis zehn Metern zurückgenommen werden. Außerdem soll der Graben, der die Mauern umzieht und zum Teil zugewachsen und zugeschüttet ist, wieder ausgehoben werden. Auch Besucherinformationen sollten zusammengestellt werden. Einen Zeitplan für diese Änderungen gibt es aber noch nicht. Auch die Finanzierung ist noch ungeklärt; die Gespräche mit den zuständigen Behörden stehen noch aus.

"Wir sind da im Prinzip offen", meint Thomas Ludwig, bei der Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten zuständig für die Denkmalpflege. Das vorrangige Ziel der Verwaltung des hessischen Staatsbesitzes sei zwar, die Ruine in ihrem derzeitigen Zustand zu erhalten. Doch für Thomas Ludwig schließt das regen Besucherverkehr nicht aus. Im Gegenteil: Ruinen, in denen Besucher durch herabfallende Mauerreste gefährdet werden könnten, stehen bei der Verwaltung an erster Stelle, wenn es darum geht, etwas von den geringen Mitteln zu verteilen, die für die Denkmalpflege zur Verfügung stehen.

Doch der Spielraum ist gering: Genau 1884 Mark können pro Jahr für das Kastell ausgegeben werden. Nur ein kleiner Teil von den 475 000 Mark, die jährlich für die 31 Ruinen in Hessen zur Verfügung stehen. Da aber hierzu unter anderem auch die Stiftsruine in Bad Hersfeld und die Burg Oberreifenberg gehören, zieht das Kastell bei den Zuwendungen allein schon wegen seiner geringen Größe den kürzeren.

"Das bedeutet nicht, daß es weniger wichtig ist", betont Thomas Ludwig. Nur sei es am Kleinen Feldberg eben so, daß kein Besucher in Gefahr oder die Mauern akut einsturzgefährdet seien. Dies werde einmal im Jahr gemeinsam mit dem Hessischen Staatsbauamt in Friedberg bei einer Begehung geprüft. "Wir pflegen die Ruine", betont Ludwig.

Alle drei Jahre, wenn die jungen Bäume noch ohne Schäden für den Boden herausgerissen werden können, beseitigen Gärtner die Bäume und Sträucher. Da dafür bis zu 10 000 Mark ausgegeben werden müssen, muß in den anderen Jahren am Kastell oder an anderen Ruinen in Hessen gespart werden. So weiß auch Thomas Ludwig, daß Pläne für das Kastell in erster Linie daran gemessen werden müssen, aus welcher Quelle das Geld dafür kommt. Der UVF schätzt, daß für die Veränderungen rund 200 000 Mark nötig wären. Daß es "am Geld hapert", ahnt auch Dietwulf Baatz. Er fürchtet um das rund einen Hektar große Areal, das seiner Meinung nach "anders aussehen könnte".

Wer es sich dennoch einmal anschauen möchte: Das Feldbergkastell liegt an der Straße zwischen Königstein und Oberreifenberg. Dort zweigt am "Roten Kreuz" ein Waldweg ab, an dem der Parkplatz "Heidenkirche" liegt. Von dort aus ist es in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.

Die Debatte über die Zukunft der Umweltbewegung darf nicht als Anzeichen einer wirklichen Krise mißverstanden werden, meint der Herausgeber der Zeitschrift Politische Ökologie, Jacob Radloff, aber sie könnte der Beginn einer überfälligen Selbstreflexion sein. Im folgenden mit freundlicher Genehmigung des Verlages das Editorial aus dem neuen Heft.

Rechnei-Weiher: Enten wurden wohl vergiftet

Das Gartenamt hat die Ursache für das Entensterben im Rechnei-Weiher an der Langen Straße noch nicht endgültig klären können. Es steht jedoch zu vermuten, daß die Tiere vergiftet wurden. Nach Angaben der Sprecherin des Umweltdezernats, Dagmar Beckmann, ist es "unwahrscheinlich", daß die Wasserqualität mit dem Tod der Enten zusammenhängt. Bei der jüngsten Überprüfung des Weihers vor einer Woche seien Temperatur und Sauerstoffgehalt im normalen Bereich gewesen.

Möglicherweise haben Unrat und Abfälle, die nach Erkenntnissen des Gartenamtes im Weiher versenkt werden, zum Tod der Enten geführt. Der Teich könne jedoch aus Kostengründen nicht jedes Jahr von Grund auf gereinigt werden, sagte Dagmar Beckmann. Er sei zuletzt 1988 für knapp eine Million entschlammt worden.

Die Sprecherin des Umweltdezernats wies in diesem Zusammenhang nochmals darauf hin, daß die Wasservögel nicht gefüttert werden sollten. Ein Faltblatt zu diesem Thema kann beim Gartenamt angefordert werden. Tenor der Broschüre: Enten können sich in jeder Hinsicht allein über Wasser halten. vo

Vom Attentäter fehlt Spur

WIESBADEN. Im Fall des versuchten Sprengstoffattentats auf den 42jährigen serbischen Wirt tappt die Polizei im dunkeln. Bei der Handgranate, die unter den Wagen des Serben gelegt worden war, handelt es sich um ein osteuropäisches Modell.

Die Polizei hat eine Belohnung von 3000 Mark für Hinweise ausgesetzt, die zur Festnahme des Täters führen. Die Beamten bitten unter Tel. 06 11 / 34 53 11 um Hinweise. gre

Ehlhaltener Ortsbeirat tagt im Ratskeller

EPPSTEIN. Vier Anträge und zwei Anfragen hat die SPD-Fraktion für die Ortsbeiratssitzung Ehlhalten am Mittwoch, 21. Oktober, gestellt. Themen der Sozialdemokraten sind unter anderem die Personalsituation im Kindergarten, "Essen auf Rädern", der Ausbau der westlichen Langstraße oder die Grünanlage Königsteiner Straße.

Insgesamt stehen für die Sitzung ab 19.30 Uhr im Ratskeller der Dattenbachhalle neun Punkte auf der Tagesordnung.

Auf geht's zum Volkswandertag

FRANKFURT A. M. "Wandern - verbindet Mensch, Natur und Kultur": Unter dieser Devise starten Landessportbund Hessen und Hessischer Turnverband gemeinsam den Volkswandertag 1992. Die landesweite Auftaktveranstaltung richtet der Turngau Friedberg am Samstag, 17. Oktober, in Neu-Anspach aus.

Beginn ist um 9.30 Uhr am Parkplatz des Hessenparks. Dort können auch bis 11.30 Uhr noch Teilnehmerkarten abgeholt werden. Zwei Strecken stehen zur Auswahl: zehn Kilometer und eine behindertengerechte Route (5,5 Kilometer).

Dem aktiven Teil - zu dem auch ein Rätsel mit anschließender Verlosung gehört - folgt ein Rahmenprogramm im Hessischen Freilichtmuseum.

Größere Wandergruppen melden sich unter 67 80 11 57 bei Karl-Heinz Bickel. ak

TuS Kriftel, Erste Volleyball-Bundesliga Arnd Ludwig erstmals dabei Doch auch mit dem Allrounder in Wuppertal nichts zu holen

Nach zweiwöchiger Bundesligapause steht für Volleyball-Erstliga-Aufsteiger TuS Kriftel am Samstag (15 Uhr) die zweite schwere Auswärtsaufgabe in Folge auf dem Programm. Nach der tollen Leistung beim Europacupsieger Moers, wo Kriftel sich 80 Minuten hervorragend wehrte und sogar zwei Satzbälle vergab, geht es nun zum derzeitigen Tabellenführer SV Bayer Wuppertal.

An der weltberühmten Schwebebahn wird es mit einiger Wahrscheinlichkeit keine "Schwebepartie" geben. Zu klar sind die Gastgeber, die den großen Chemie-Konzern im Rücken haben und dementsprechend personell besetzt sind, in der Favoritenrolle.

Wuppertal hat den koreanischen Ausnahmespieler Lee Wuo Wan in seinen Reihen stehen. Der Steller gehört zu den weltbesten Spielern auf dieser Position. Aber auch die deutschen Spieler - mit den Nationalcracks Olaf Becker und Bernd Hofmann an der Spitze - zählen zu den arrivierten Spielern in der Elite-Liga. Dazu gesellt sich noch ein kanadischer Nationalspieler.

"Wir wollen uns achtbar aus der Affäre ziehen, möglichst lange spielen und dabei Erfahrungen sammeln", sieht der argentinische Trainer Luis Ferradas dem zweiten Auswärtsspiel realistisch entgegen. Wuppertal ist noch ohne Verlustpunkt. Da wäre bereits ein Satzgewinn ein tolles Erfolgserlebnis für die langen Kerls aus dem Taunus. Und gleichzeitig moralische Stütze für die eine Woche darauf folgende Heimaufgabe gegen Post-TSC Berlin.

Kriftel kann in Wuppertal erstmals auf seinen Paderborner Neuzugang Arnd Ludwig zurückgreifen, der nun spielberechtigt ist. Der Universalspieler sammelte jahrelang in Paderborn Erstliga-Erfahrung, pausierte im letzten Jahr. jo

Ortsbeirat spricht über Verkehrskontrollen

EPPSTEIN. Verkehrskontrollen und die Stellungnahme zur ersten Nachtragshaushaltssatzung - zwei von 13 Themen, über die der Ortsbeirat Bremthal am Dienstag, 20. Oktober, sprechen soll. Diskutiert wird ab 19.30 Uhr im ersten Stock der Verwaltungsstelle. pms

"Effeff" im Keller

KRONBERG. "Effeff" heißt es nun wieder im Recepturkeller: "freitags fun", der Keller ist auch an diesem Tag wieder geöffnet. Zum Auftakt spielt am 23. Oktober ab 20 Uhr die Kronberger Band "Root 66".

SPD fordert Beteiligung an Ozon-Modellversuch

KÖNIGSTEIN. Die Stadt soll sich an einem "Modellversuch zur Senkung der Ozonwerte" beteiligen. Das fordert die SPD in einem Antrag, der demnächst das Stadtparlament beschäftigen wird. Nach Auskunft des Fraktionsvorsitzenden Heinz Hertslet arbeitet eine Projektgruppe des Umweltministeriums an Plänen, wie gemeinsam mit interessierten Gemeinden für den Sommer '93 niedrigere Ozonwerte erreicht werden könnten.

Da Königstein zu den Städten mit den höchsten Werten gehöre, sollte jede Chance genutzt werden. Die Meßergebnisse seien nicht nur schlecht für die Gesundheit der Bürger, sondern auch für den Ruf als heilklimatischer Kurort. hko

Nur 15 Anzeigen gegen Wassersünder

Der vor zwei Monaten ausgerufene Wassernotstand wird für die meisten Wassersünder in Frankfurt folgenlos bleiben. Bei der Frankfurter Ordnungsbehörde werden derzeit nur 15 Anzeigen gegen Wassersünder bearbeitet. Bisher sei noch kein einziger Bußgeldbescheid erteilt worden, sagte der zuständige Abteilungsleiter Joachim Seidl am Montag. Damit sei die befürchtete Flut von Anzeigen nicht auf das Amt zugekommen.

Nach der Verordnung war es seit dem 15. August nicht mehr erlaubt, mit Trinkwasser den Garten zu sprengen, sein Auto zu waschen oder gar den Schwimming-Pool mit kostbarem Grundwasser aufzufüllen. Wassersünder hatten mit Geldbußen bis zu 10 000 Mark zu rechnen.

Die meisten Anzeigen seien wegen verbotenen Autowaschens eingegangen, berichtete Seidl am Montag. Allerding müsse die Behörde im einzelnen noch prüfen, ob wirklich ein Vergehen vorliege. Denn wer in den vergangenen Wochen beispielsweise sein Auto mit dem Wasser aus der Regentonne gewienert hatte, geht natürlich straffrei aus. luf

TUI bekommt neue Eigentümer Statt der WestLB soll vor allem deren Ableger LTU einsteigen

spi MÜLHEIM. Das Charterflug-Unternehmen LTU soll zusammen mit der Westdeutschen Landesbank (WestLB) neuer Miteigner beim größten europäischen Reiseveranstalter Touristik Union International (TUI) in Hannover werden. Wie aus Kreisen der TUI-Gesellschafter verlautet, wollen die Flieger knapp die Hälfte der Anteile der Kahn Verwaltungs-GmbH & Co. Beteiligungs KG in Braunschweig erwerben. Diese von insgesamt 15 Teilhabern gebildete Vermögensholding besitzt 30,2 Prozent des TUI- Kapitals. Als Kaufpreis sind angeblich 150 Millionen Mark im Gespräch.

Neben der LTU will auch die WestLB einen kleinen Anteil an der Kahn KG kaufen, so daß diese Beteiligungsgesellschaft künftig mehrheitlich der LTU und der Landesbank gehören würde. Die Charterfirma ist ihrerseits zu 34 Prozent im Eigentum der WestLB, der Rest der Anteile befindet sich in Privatbesitz. Der Kaufvertrag ist davon abhängig, daß das Bundeskartellamt zustimmt. Die Gespräche darüber sollen in den kommenden Tagen aufgenommen werden.

Damit scheint das Rätselraten über die künftige Eigentümerstruktur bei TUI bis auf weiteres beendet. Nach dem bisher diskutierten Modell - die FR berichtete am 11. September über die Pläne der WestLB, einen Tourismus-Riesen zu basteln - sollte ausschließlich die Düsseldorfer Landesbank die gesamten KahnAnteile und damit 30,2 Prozent des TUI-Kapitals erwerben. Das Institut hatte dafür als Kaufpreis gut 300 Millionen Mark geboten. Allerdings scheint dieses Vorhaben letztlich an kartellrechtlichen Problemen gescheitert zu sein. Denn die Bankiers besitzen über ihre Beteiligung am Warenhauskonzern Horten indirekt bereits jetzt 12,5 Prozent des TUI-Kapitals. Dieses Paket ist mit weiteren 12,5 Prozent gepoolt, die der Schickedanz- Gruppe (Quelle) gehören.

Der Kreis der TUI-Gesellschafter setzt sich im einzelnen wie folgt zusammen:

- HS Touristik-Beteiligungs GmbH in Nürnberg (Eigentümer sind die erwähnten Unternehmen Quelle und Horten) mit 25 Prozent,

- die Bundesbahn-Tochter Deutsches Reisebüro (DER) in Frankfurt/Main, das Hapag-Lloyd Reisebüro in Bremen und das Amtliche Bayerische Reisebüro (ABR) in München mit je 11,6 Prozent,

- das Hamburger Abendblatt/Die Welt Reisebüro mit gut zehn Prozent sowie

- die eingangs genannte Kahn Verwaltungs-GmbH & Co. Beteiligungs-KG in Braunschweig mit 30,2 Prozent.

In der Firma Kahn mit ihren insgesamt 15 Gesellschaftern halten die meisten TUI-Anteile das Walter Kahn Reisebüro (8,4 Prozent), Erika Scharnow (knapp sieben Prozent) sowie weitere Reisebüros, unter anderem Bangemann in Hannover, Lührs in Hamburg, das Essener Reisebüro und Alois Fischer in Wuppertal.

An der Kreuzung Schloßstraße / Hamburger Allee sollen Poller für gute Sicht sorgen Kinderfalle gleich hinter der Kurve Zebrastreifen verdeckt

Zebrastreifen werden dann zu einer gefährlichen Falle, wenn sie so in unübersichtlichen Kurven liegen, daß sie von Autofahrern zu spät eingesehen werden können. Eine derartige Situation beunruhigt Eltern und Ortsbeiräte seit längerer Zeit schon in Bockenheim an der Ecke Schloßstraße / Hamburger Allee. Zumal dort auch regelmäßig geparkte Wagen die Sicht zusätzlich versperren.

Einige zusätzliche Poller, die dort noch auf einer Länge von etwa zehn Metern schnell eingesetzt werden müßten, was nur geringe Kosten notwendig macht, würden die Situation sofort entschärfen. Zumal schon heute solche Pfosten an der dortigen Straßenbahnhaltestelle vor dem Lokal "Boccaccio" und in der Kurve selbst stehen. Daß dies bald geschieht, fordert der zuständige Ortsbeirat 2, zuständig für Bockenheim, Kuhwald und Westend, in einer Anregung an die Stadtverordnetenversammlung.

In der Begründung verweist Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel vor allem auf jene zahlreichen Kinder, die den Zebrastreifen benutzen müssen, um die Bonifatius-Grundschule und die Kindereinrichtung des nahen Türkischen Volkshauses in der Hamburger Allee 52 zu gelangen.

Wie betroffene Eltern sagen, wurden an dieser Stelle wiederholt Unfälle nur dadurch vermieden, daß Autofahrer eine Vollbremsung machten. -vau

Tour durch die Wetterau, von Friedberg nach Bad Vilbel, führt zu eher verborgenen Bauten Von Burg zu Burg auf 25 Kilometern mit dem Rad Viele hübsche Winkel an Usa, Wetter und Nidda Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Regge

Hessen ist besonders reich an Burgen und Schlössern. Neben berühmten gibt es etliche eher verborgene, den Ortsbewohnern kaum selbst bekannte. Allein sechs oder sieben lassen sich - je nach Zähl- weise - bei der Radpartie Friedberg-Bad Vilbel, 25 Kilometer durch die Wetterau, entdecken. Denn auch im umfänglichen Kloster Niddatal-Ilbenstadt mit dem weit sichtbaren "Dom der Wetterau" steckt vermutlich eine alte Befestigungsanlage.

Dank S-Bahn-Stationen am Ausgangs- und Endpunkt und an etlichen Orten dazwischen kann bei Mitnahme des Rades ganz unabhängig gefahren und notfalls abgebrochen werden. Es ist kein Fehler, mittwochs oder samstags vormittags in Friedberg zu starten. Auf der ohnehin sehr lebendigen, beherrschenden Kaiserstraße, die schon Kaiser Friedrich Barbarossa breit wie einen Marktplatz zum Warenumschlag anlegen ließ, bieten dann die Wetterauer Bauern frische Naturalien. Abgesehen von der günstigen Auswahl und ebensolchen Preisen zeigt sich dann die Straße unter Bäumen in ihrem buntesten Bild. (Vom Bahnhof aufwärts Bismarckstraße, Färbergasse, bei der schönen Stadtkirche links.)

Am Anfang der Kaiserstraße schließen Graben und breites Tor die Burg von der Stadt ab. Als kaiserliche Reichsburg mit Burgmannen besetzt, war sie wie eine eigene Stadt für sich, die mit der späteren Reichsstadt Friedberg lange im Streit lag. Das zeigt sich noch äußerlich an den Befestigungsanlagen beider. Das schönste Bauwerk der Burg, das "Schloß" der Renaissance (Finanzamt), ersteht nach einem Brand gerade neu. Das bedeutungs- vollste ist die klassizistische Burgkirche, in der Martin Niemöller zum Präsidenten der evangelischen Kirche von Hessen- Nassau erhoben wurde. Das kurioseste, das Wachthaus am Eingang, ist der Frank- furter Hauptwache abgeguckt. Das älteste und höchste, der Adolfturm, Wahrzeichen von Friedberg mit Aussicht auf die ganze Wetterau, wurde von dem sicher beträcht- lichen Lösegeld gebaut, das Graf Adolf von Nassau als Kriegsgefangener für seine Freilassung herausrücken mußte.

In Niddatal-Assenheim wartet das nächste Schloß. (Abfahrt durch die Unterführung links vom Bahnhof Gebrüder- Lang-Straße durch, Weideweg rechts ganz durch. Bei der Dorheimer Straße links stadtauswärts und hinter dem Usa-Bach rechts auf dem Radweg bis Bundesstraße 275. Dort links nach Ossenheim und rechts Assenheimer Straße.) Durch weite Wetteraulandschaft im Schmuckrahmen des Taunus radelt es sich auf diesen Talort zu, an dem die nun mit der Usa vereinte Wetter auf die Nidda trifft. Das Schloß mit großem Gutshof liegt abgeschieden in üppigem Park. Es ist würdevoll, aber nicht aufwendig, über 200 Jahre und teils älter. Einer der Schloßflügel ist Museum seiner selbst (Anmeldung Telefon 0 60 34 - 57 58), in dem auch das Abbild einer Vorgängerburg zu sehen ist.

Assenheim hat einige hübsche Winkel. Bei dem an der Pfarrkirche und der Riesenlinde der "Feier der Kirchenunion" von 1827 geht es links zum Dorf hinaus und dann niddaabwärts. Der tiefe Trog, der diesem Fluß verpaßt wurde, bestimmt nun die Route mit Abweichungen zu den (Burg-)Zielen. Schon zeigen sich die zwei romantischen Türme von Ilbenstadt hoch über dem riesigen Kloster-Wirtschaftshof. Die Abteikirche mittendrin war gegen 1160 vollendet. Im eigentümlichen Kontrast zu ihrer kräftigen, unverschnörkelten Architektur bevölkern goldverzierte Heilige des Barock fast lebensgroß das Innere.

Zurück am Fluß weist ein Schild auf Burg Gräfenrode. Dort ist von drei Burgen eine recht schlichte (Kindergarten) übriggeblieben, daneben ein Stückchen Ringmauer mit Fachwerkturm.

Lohnender ist der Schlenker nach Groß-Karben. Dort zeigt sich das Leonhardi-Schlößchen mit Zinnenturm und Erker fein renoviert mitten in einem großen Hof, den auch ein ausgedienter Renaissancebrunnen ziert. Selbst die gepflasterte Jauchegrube ist - allerdings leer - zur Ansicht geblieben. Oft verkannt wird an der Rückseite das Degenfeld'sche Schloß (zur Zeit geschlossenes Heimatmuseum), mit dessen Sanierung die Stadt ihre liebe Müh und Not hat, ein einfacherer dreiflügeliger Bau des 18. Jahrhunderts.

Ein paar Flußschlingen noch und in Bad Vilbel läuft die Radpartie unmittelbar auf Wasserburg und den Kurpark dahinter zu. Wie sie 1796 gestürmt und zerstört wurde, ist am Modell im Heimatmuseum im Palas zu sehen (sonn- und feiertags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, donnerstags 19 bis 21 Uhr). Ein Torturm und die Sandsteinmauer mit Schießscharten haben die Zeiten außerdem überdauert.

Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim vom Pech verfolgt Auch Ersatztorwart verletzt Mit Juniorenkeeper Berndt gegen Hannover und Rießersee

Steht man erst einmal im Tabellenkeller, kommt es meistens knüppeldick. Diese Erfahrung macht derzeit auch das abgeschlagene Eishockey-Zweitliga-Schlußlicht EC Bad Nauheim. Nach dem Ausfall von drei Feldspielern, von denen der Füssener Verteidiger Volker Lindenzweig trotz eines Nasenbeinbruches wieder für seinen neuen Verein auflaufen wird, beschäftigt Trainer Rudolf Sindelar primär das Torhüterproblem. Nun erwischte es nach dem bereits seit zwei Wochen fehlenden Stammkeeper Carsten Greb auch seinen bisher glänzend disponierten Stellvertreter Frank Riede. Bei der 1:14-Blamage in Essen zog sich Riede eine schwere Leistenzerrung zu, steht zunächst nicht zur Verfügung.

So mußte 42 Minuten lang der noch bundesliga-unerfahrene Juniorenkeeper Steffen Berndt das Bombardement der Blumenscheinschützlinge über sich ergehen lassen. Noch zehn Treffer fing der junge Mann ein, möglicherweise muß der moralisch angeknackste Berndt im Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen den bisher nicht gerade glänzenden Meisterschaftsaspiranten EC Hannover erneut zwischen die Pfosten. Dabei steht im Gästetor mit Markus Flemming ein Nauheimer, den man nun sehr gut gebrauchen könnte. Das gilt auch für seinen drei Jahre jüngeren Bruder Martin, der bei Hannover die Außenstürmerposition einnimmt.

Nun hofft man in Bad Nauheim insgeheim auf die Rückkehr von Carsten Greb. Der derzeit als Gastronom tätige Torwart, der von Bad Nauheims Ex-Nationalspieler Rolf Knihs die "Eishockeygaststätte Postwagen" übernahm, versuchte es letzte Woche erstmals wieder mit dem Training. "Greb hat noch große Probleme beim Bewegungsablauf, ansonsten hätte ich ihn schon letzte Woche gebracht", meinte Trainer Sindelar, der von einem übereilten Einsatz seines großen Abwehrrückhaltes nichts hält. "Die Saison ist noch lange, wir benötigen langfristig einen gesunden Carsten Greb", so Sindelar, der angesichts von 1:15-Punkten noch nicht die Flinte ins Korn wirft. "Ich habe gleich von einer langen Anlaufzeit mit der völlig neu formierten Mannschaft gewarnt." Am Sonntag wird der EC seinen fünften Anlauf in der Fremde unternehmen, um den ersten Punktgewinn auswärts zu ergattern. Die "Roten Teufel" müssen die lange Reise an die Zugspitze antreten, gastieren am Sonntag (18 Uhr) beim deutschen Altmeister SC Rießersee. Die Werdenfelser stehen nur wesentlich günstiger als der EC in der Tabelle da, für beide Teams dürfte die Teilnahme an der Play-Off-Abstiegsrunde vorprogrammiert sein. jo

Rainer Prewo wird zum OB von Nagold gewählt

Rainer Prewo, Ortsvorsteher im Nordend, ist am Sonntag zum Oberbürgermeister der baden-württembergischen Stadt Nagold (Kreis Calw) gewählt worden. Der Frankfurter Sozialdemokrat und Professor an der Fachhochschule für Verwaltung setzte sich im zweiten Wahlgang knapp gegen seinen schärfsten Konkurrenten, den Christdemokraten Eberhard Wurster, durch: Bei der Direktwahl erhielt Prewo 41,4 Prozent der Stimmen, Wurster 40,9 Prozent. Von den insgesamt 14 150 Wahlberechtigten der rund 25 000 Einwohner zählenden Stadt beteiligten sich an der Wahl 55,1 Prozent, etwa drei Prozent mehr als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen.

Ende September, beim ersten Wahlgang, hatte der 46jährigen Prewo lange nicht so gut abgeschnitten: Er erhielt knapp 15 Prozent weniger Stimmen als Wurster. "Da war ich noch nicht genug bekannt", sagte Prewo am Montag. Doch unterstützt von einer Wähler-Initiative, die sich nach dem ersten Wahlgang gegründet hatte, habe er in den folgenden Tagen dann "doch gespürt, daß ich Rükkenwind bekam".

Voraussichtlich Anfang Dezember wird der Sozialdemokrat, der auf einem aussichtsreichen Listenplatz seiner Partei für die Wahlen zur Frankfurter Stadtverordnetenversammlung im März nächsten Jahres nominiert worden war, sein neues Amt antreten. Ein wenig Erfahrung hat er dafür im Ortsbeirat 3 (Nordend) sammeln können: Nach Jahren als Fraktionsvorsitzender der SPD übernahm Prewo den Vorsitz des Stadtteilparlamentes. Vermutlich auf der nächsten Sitzung des Ortsbeirats Ende Oktober wird Prewo seinen Rücktritt als Ortsvorsteher erklären, um in den kommenden acht Jahren die Stadt Nagold zu regieren. ing

HANDBALL

BEZIRKSLIGA II - FRANKFURT, Männer: SG Eintracht Frankfurt - TG 1837 Hanau 11:14. - Tabellenspitze: 1. HC Friedrichsdorf, 2. SG Wehrheim/Obernhain beide 8:0 Punkte, 3. TG 1837 Hanau 7:1.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - TV Bad Vilbel 9:18, TG Schwanheim - SG Sossenheim 23:12, TuS Nieder-Eschbach II - MTV Kronberg 13:17. - Tabellenspitze: 1. TV Bad Vilbel, 2. MTV Kronberg beide 8:2 Punkte, 3. TV Gonzenheim 7:1.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Frauen: TS 1856 Griesheim - PSV Grünweiß Frankfurt III 13:3, SB 1877 Nied - SG Riederwald 7:21. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 10:0 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen 6:2, 3. SG 1877 Nied 6:4.

Astern und Dahlien beim AW-Herbstfest

HEDDERNHEIM. Zu einem Herbstfest trafen sich die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt (AW) Heddernheim in der Begegnungststätte in der Aßlarer Straße. Astern und Dahlien schmückten den Raum. Es gab Apfelstreusel zum Kaffee. Später wurden draußen vor der Tür auf zwei Grills Würstchen gebraten.

Karl-Heinz Henkel spielte auf dem Akkordeon flotte Lieder. Einige der Gäste tanzten auf dem kleinen "Parkett", das zwischen den Stühlen und Tischen frei geblieben war. Die Leute saßen dicht beisammen. "Da wird's erst gemütlich", sagte eine Frau, "wenn's eng wird." Alle stimmten ihr zu.

Die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt fühlten sich wohl an diesem Nachmittag. Sie bedankten sich bei Steffi Teschner und Heinz Romberg vom Vorstand der Heddernheimer AW für die gute und liebevolle Ausrichtung des Festes: "Was war des schee!"

Die Heddernheimer AW will in diesem Jahr weiter aktiv bleiben. Für Dienstag, 20. Oktober, ist eine Herbstfahrt ins Blaue geplant. Für 5. Dezember ist eine Weihnachtsfeier geplant. li

Bastelkursus in der St.-Ursula-Gemeinde

OBERURSEL. Am Dienstag, 20. Oktober, bietet die St.-Ursula-Gemeinde eine Fortsetzung des äußerst gelungenen und beliebten Teddybären-Kurses an: Ab 18 Uhr kann im Pfarrer-Hartmann-Haus unter der Leitung von Frau Schneegans eine Schmuseente gebastelt werden - ein tolle Idee für alle, die schon mit Weihnachtsgeschenken beschäftigt sind.

Der Unkostenbeitrag beträgt acht Mark pro Person. Anmeldung ist möglich unter der Telefonnummer 5 43 12. esi

Prewo hat es geschafft Der Nordend-Ortsvorsteher wird neuer OB in Nagold

NORDEND. Ortsvorsteher Rainer Prewo (SPD) tritt zurück: Voraussichtlich schon in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats 3 Ende Oktober wird er seinen Platz räumen, denn der Professor der Fachhochschule für Verwaltung wird Oberbürgermeister in der badenwürttembergischen 25 000-EinwohnerStadt Nagold (die FR berichtete).

Ende Dezember wird er wahrscheinlich sein neues Amt antreten. Doch wer wird ihn im Ortsbeirat 3 dann ersetzen? Wird Werner Schäfer, jetzt SPD-Fraktionsvorsitzender, den Vorsitz im Stadtteilparlament übernehmen? Oder folgt ihm womöglich doch Armin Eikenberg, der Nachrücker und Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Stadtteilparlament, der von seinem Ortsverein zwar nicht gerade geliebt, von der SPD-Fraktion im Ortsbeirat jedoch respektiert wird?

Die Entscheidung über die Nachfolge Prewos, sagt Schäfer, sei ja nicht nur für die noch verbleibenden Sitzungen des Beirats vor der Kommunalwahl wichtig: Im März 1993 wird schließlich ohnehin gewählt. Daher müsse sich die SPD für ihre Fraktion im Nordend-Beirat, aber auch für das Amt des Ortsvorstehers nun auf die Suche nach einem Kandidaten machen, der womöglich auch für die kommenden vier Jahre zur Verfügung steht.

Schäfer will zumindest wieder für das Stadtteilparlament kandidieren. Sein Ortsverein, der zweite von insgesamt dreien der Nordend-SPD, hat ihn bereits für die Delegiertenkonferenz im November vorgeschlagen. Und wahrscheinlich läuft es noch vor den Kommunalwahlen "wohl darauf hinaus", gesteht Schäfer zögernd, daß er neuer Ortsvorsteher wird.

Bereit dazu wäre er wohl. Fraktionsintern wollen die SPD-Beiräte in dieser Woche darüber beraten. Dann aber "haben ja auch die Vorsitzenden der Ortsvereine noch ein Wörtchen mitzureden", sagt Schäfer. Und die Grünen. "Ich kann mir nicht vorstellen", erklärt Angelika Fuchs, Grüne und zugleich stellvertretende Ortsvorsteherin, "daß es in der Fraktion Widerspruch geben wird", sollten die Sozialdemokraten Schäfer als ihren Kandidaten präsentieren. Einen eigenen Kandidaten wollen die Grünen nicht aufstellen. Sie warten vielmehr ab, für wen sich die Sozialdemokraten entscheiden werden.

Daß die SPD Eikenberg vorschlagen werde, kann sich Angelika Fuchs nicht vorstellen. Sie hielte es für ungeschickt, den Verkehrsexperten aufzustellen, der in den Debatten um die Einführung von Tempo 30 bisher stets für seine Partei den Kopf hingehalten hat. Einer, der in den Streit um "Kölner Teller" oder umgedrehte Einbahnstraßen geschickt wird und die Kritik der Anwohner über sich ergehen lassen muß, damit er kommunalpolitisch Profil gewinnt, so einer kann doch nicht auf einmal ein Amt besetzen, bei dem es auch darauf ankommt, Übereinstimmung zu finden. Das geht wirklich nicht. Also gibt es zu Schäfer, dem Lehrer von der Schillerschule, keine Alternative? Mit ihm, fügt die Grüne hinzu, habe ihre Fraktion bislang "gute Erfahrungen gemacht".

Schäfer würde ein schweres Erbe antreten. Hinterlassen von Rainer Prewo, einem, der stets quirlig in der Stadtteilpolitik mitgemischt hat. Hartnäckig, ein ganz Zäher. Seine Mühen scheinen sich jetzt endlich auszuzahlen. Nachdem der 46jährige bei den Landtagswahlen den Sprung aus dem Ortsbeirat im Nordend in den Landtag nach Wiesbaden nicht schaffte, weil sein eigener Ortsverein ihn damals nicht unterstützte, war Prewo spätestens nach Wahl zum Ortsvorsteher auch politisch auf dem Weg nach oben.

Für die nächste Kommunalwahl setzte ihn seine Partei, unterstützt von OB von Schoeler, auf einen aussichtsreichen Platz der Kandidatenliste für die Stadtverordnetenversammlung.

Doch anstatt in den Römer zieht Prewo nun ins Nagolder Rathaus ein: Im zweiten Wahlgang wurde er am vergangenen Sonntag zum Oberbürgermeister gewählt - mit einer hauchdünnen Mehrheit: 0,5 Prozent mehr als sein schärfster Gegner, der Christdemokrat Eberhard Wurster, hat er erhalten. Und das in einer Stadt, in der die CDU und eine Gemeinschaft freier Wähler fast zwei Drittel der Sitze im Parlament einnehmen. Aber Prewo hat es geschafft. Der Höhepunkt einer mühsamen politischen Karriere - vom heimlichen Bürgermeister des Nordends zum offiziellen Oberbürgermeister von Nagold. ing

Heinz Sauer jazzt in den Titus Thermen

NORDWESTSTADT. Das Reimer von Essen und das Heinz Sauer Trio jazzen am Samstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr in den Titus Thermen im Nordwestzentrum.

Der Bandleader, der Pianist und der Bassist der Frankfurt Barrelhouse Jazzband spielen nebenbei auch als Reimer von Essen Trio. Reimer von Essen (Klarinette, Saxophon und Gesang), Cliff Soden (Baß) und Agi Huppertsberg (Piano) sind für ihre ganz unkonventionelle Show bekannt. Sie haben sich auf klassische Triostücke des New Orleans Jazz und solistische Instrumentalnummern spezialisiert.

Dem modernen Traditionalismus hat sich das zweite Trio mit Heinz Sauer am Saxophon, Stefan Schmolk am Baß und Markus Becker am Klavier verschrieben. Außer Eigenkompositionen haben sie moderne Versionen von Stücken drauf, die Jazzgeschichte machten. So interpretieren sie Arrangements von Duke Ellington, Billie Holiday und Charlie Parker.

Karten für das Jazz-Konzert gibt's an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie am Infopoint der Titus Thermen. mk

Wandbild: Probleme mit der Befragung

DIETZENBACH. Sankt-Nikolaus wird in diesem Jahr von den Dietzenbachern mit Spannung erwartet. Am Sonntag, dem 6. Dezember, nämlich soll das Volk über die Zukunft des Lateinamerika-Wandbildes entscheiden. Um das Gemälde, das derzeit noch provisorisch an einem Gestell auf dem Platz vor dem Rathaus aufgestellt ist, gab es schon Wirbel. Kein anderes Thema erhitze so lange die Dietzenbacher Gemüter.

Der Magistrat hat in dieser Woche dem Stadtparlament empfohlen, in der Sitzung am Freitag, 30. Oktober, der geplanten Volksbefragung zuzustimmen. "Allerdings", so sagt Erster Stadtrat Lothar Niemann, "müssen noch einige Verfahrenfragen geklärt werden." Denn: "Es gibt Probleme mit dem Datenschutz."

Wie Niemann erklärt, darf nämlich nach der Rechtslage nur dann ein Wahlverzeichnis mit Namen, Geburtsdaten und Adressen ausgedruckt werden, wenn dies per Gesetz so festgelegt ist. Doch eine Volksbefragung sei nach der neuen Hessischen Gemeindeordnung erst vom 1. April kommenden Jahres an vorgesehen. Ein Volksentscheid sei zwar nicht verboten, das entsprechende Verfahren aber nicht festgelegt.

Was wird die Stadt Dietzenbach nun unternehmen? Zunächst wird sich das Rechtsamt nochmals mit dem Prozedere befassen und sich erneut mit dem hessischen Datenschutzbeauftragten kurzschließen. Am kommenden Montag will sich der Magistrat dann nochmals mit dem Volksentscheid auseinandersetzen.

Nach Angaben Niemanns gebe es vielleicht die Möglichkeit, "daß sich die Leute bei der Abstimmung in ein Verzeichnis eintragen". Aus anderen Städten kennt Niemann Beispiele, "daß Zettel verteilt worden sind, die dann ausgefüllt abgeben werden mußten". Die Gefahr der Manipulation sei dabei jedoch sehr groß. Wie nun die Volksbefragung auch über die Bühne gehen wird, die Kosten dafür sollen gering bleiben. Niemann: "Es sollen ehrenamtliche Helfer eingesetzt werden."

Es liegt bereits ein Entwurf für den Abstimmungszettel zum Bild "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Lateinamerikas" vor. Beispielsweise soll angekreuzt werden, ob das farbenfrohe Werk der Künstler aus der nicaraguanischen Partnerstadt Masaya auf einem öffentlichen Platz erhalten werden soll. Dazu können entsprechende Vorschläge gemacht werden. Außerdem können die Dietzenbacher auch bestimmen, ob das Bild - wie ursprünglich gedacht - an die Rathauswand soll oder nicht. Nach den bisherigen Plänen werden alle Dietzenbacher an dem Volksentscheid teilnehmen können, die mindestens 16 Jahre alt sind. Die Abstimmung soll zwischen 8 und 18 Uhr in fünf Bezirken erfolgen. Für behinderte und alte Menschen wird zusätzlich ein "fliegender Abstimmungsbezirk" angeboten. Eine mobile Wahlkabine soll auf Achse sein. fin

Der Friedhof kostet mehr Geld Im Januar sollen Gebühren um zehn Prozent angehoben werden

DIETZENBACH. Die Friedhofsgebühren sollen nach dem Willen des Magistrats zum 1. Januar um zehn Prozent angehoben werden. Wenn das Stadtparlament dem Satzungsentwurf zustimmt, kann die Stadt 1993 mit Einahmen aus den Friedhofsgebühren von rund 443 000 Mark rechnen. Die Ausgaben liegen dann jedoch immer noch bei etwa 1,012 Millionen Mark. Das Defizit wachse damit noch gegenüber 1992, erklärte Erster Stadtrat Lothar Niemann.

Das liege daran, daß von 1993 an erstmals das Anlagekapital verzinst werde. Ferner müßten Abschreibungen und interne Verrechnungen berücksichtigt werden. Niemann schlägt vor, "so lange in Schritten von zehn Prozent die Gebühren anzuheben, bis die Kosten voll und ganz gedeckt sind". Das werde Jahre dauern.

Unter anderen sind folgende Gebührenanhebungen für eine Nutzungszeit von 25 Jahren vorgesehen: Kinderreihengräber von 550 auf 605 Mark, normale Reihengräber von 1375 auf 1512,50 Mark. Die Miete für Urnenreihengräber wird für 20 Jahre 726 Mark betragen (bislang 660 Mark).

Beim Kauf eines Wahlgrabs für Erdbestattung - für eine Dauer von 30 Jahren - müssen derzeit 1694 Mark bezahlt werden, vom kommenden Jahr an 1863,40 Mark. Für ein Doppelgrab sind derzeit 3080 Mark fällig, demnächst 3388 Mark. Der Preis für drei nebeneinanderliegende Gräber klettert von 4224 auf 4646,40 Mark.

Auch das Aufbahren in der Leich- und Trauerhalle wird mehr Geld kosten - von 1993 an 60,50 Mark. Kommt bei der Trauerfeier ein Harmoniumspieler hinzu, kostet das nochmals 60,50 Mark. Für die Bestattung müssen die Dietzenbacher nach dem neuen Satzungsentwurf 847 Mark (Reihengrab) und 968 Mark (Wahlgrab) aufbringen. Für die Beisetzung von Aschenresten wird 302,50 Mark verlangt.

Für das Ausstellen einer Graburkunde ist eine Gebühr von 30,25 fällig. Wer ein Grabmal aufstellen will, muß allein für die Genehmigung 48,40 Mark zahlen.

Wer nach Ablauf der Fristen nicht die Grabanlagen entfernt, muß - nach zweimaliger schriftlicher Aufforderung - damit rechnen, daß die Arbeiter des Friedhofsamtes das Grab räumen. Es wird ein Stundensatz von 51,39 Mark in Rechnung gestellt. fin

Das Wasser soll teurer werden Magistrat schlägt Anhebung um fünf Pfennig pro Kubikmeter vor

DIETZENBACH. Trinkwasser wird teurer. Von Januar an soll der Kubikmeterpreis von bislang 2,25 auf 2,30 Mark erhöht werden. Die Mehreinnahmen werden danach rund 400 000 Mark betragen. Der Magistrat empfiehlt dem Stadtparlament, die Gebührensatzung entsprechend zu ändern. Stadtrat Joachim Huvart erläutert, daß die zweite Anhebung innerhalb eines halben Jahres wegen der seit dem 1. Juli geltenden hessischen Grundwasserabgabe - 20 Pfennig pro Kubikmeter - notwendig werde.

Laut Huvart wird Dietzenbach von 1993 an immer noch unter den derzeitigen Kubikmeterpreisen von Offenbach (3,10 Mark), Neu-Isenburg (2,50 Mark) sowie Egelsbach, Dreieich und Langen (jeweils 2,40 Mark) liegen. Laut Huvart erhält Dietzenbach Wasser von Jügesheim und der "Langen Schneise" bei Seligenstadt, während der Zweckverband das Wasser, das in Dietzenbachs Gemarkung gewonnen wird, nach Heusenstamm und Offenbach pumpt.

Erster Stadtrat Lothar Niemann erwähnt, daß er die schriftliche Bestätigung des hessischen Unweltministeriums vorliegen habe, daß von 1993 an die Städte und Gemeinden aus dem Fonds der Grundwasserabgabe Pauschalbeträge erhalten werden, um Vorhaben zum Wassersparen zu fördern - städtische und auch private Projekte. Niemann: "Somit fließt das Geld vom Land zurück." Mit den Mitteln könne der Bau weiterer Zisternen finanziell unterstützt werden. Bislang gibt's in der Stadt 46 Wassersammelanlagen, der Bau von weiteren 101 wurden beantragt. fin

Stadtteil-Fenster

Die Verkehrsführung im Oeder Weg steht am Montag, 19. Oktober, im Mittelpunkt einer Anhörung, zu der der zuständige Ortsbeirat 3 (Nordend) um 19.30 Uhr in die Freie Evangelische Gemeinde im Oeder Weg 6 einlädt. ak/41

Zum Oktoberfest lädt die VdK-Ortsgruppe Bornheim am heutigen Donnerstag, 15. Oktober, um 17 Uhr in die "Alte Post", Saalburgstraße 17. ak/41

Zur Radtour durch Fechenheim lädt die SPD für Mittwoch, 21. Oktober, ein. Um 13 Uhr wird an der DEA-Tankstelle an der Hanauer Landstraße gestartet; zusammen mit dem Fahrradbeauftragten der Stadt, Stefan Blöcher, soll "die Beschaffenheit der Radwege" im Stadtteil untersucht werden. ak/41

Ein Amateur-Tanzturnier richtet der TSC Schwarz-Silber am Sonntag, 18. Oktober, im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) aus. Beginn in der Hauptklasse D ist um 14 Uhr, die Seniorenklasse A II geht dann ab 16 Uhr aufs Parkett. ak/41

Abenteuerspielplatz Riederwald: An den beiden letzten Tagen des Herbstferien-Programms wird mit Gips eine Statue gebaut (Donnerstag, 15. Oktober) und Stockbrot gegrillt (Freitag, 16. Oktober). Geöffnet ist das Gelände im Riederwälder Forst (Nähe Licht- und Luftbad) von 10 bis 18 Uhr. ak/41

Die Situation im Krankenhaus ist Thema eines Gesprächsabends, zu dem der "Ökumenische Rat Bornheim / Nordend" einlädt. Das Gremium setzt sich aus der evangelischen Wartburg-, Heilands- und Gnadengemeinde sowie den katholischen Gemeinden St. Michael und St. Josef zusammen. Interessierte treffen sich am Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr in der Gemeinde St. Josef (Eichwaldstraße / Berger Straße). ak/41

8 mm bringen

Sozialdemokraten tappten im Dunkeln

BERGEN-ENKHEIM. Die Bergen-Enkheimer Sozialdemokraten tappten jetzt im Dunkeln auf neuen Wegen. Kein politischer Kurswechsel stand auf dem Programm, sondern die traditionelle Nachtwanderung.

Angepeilt hatten die Sozialdemokraten die Kleingartenanlage "Möllerswäldchen". Waldbrandgefahr ließ die Politiker und ihre Gäste die Fackeln am Waldrand löschen und Taschenlampen anknipsen. Auch das traditionelle Lagerfeuer fiel flach. Ein deftiges Mahl bekamen die Wanderer am Ziel dennoch aufgetischt: heiße Linsensuppe mit Rindswurst.

Derart gestärkt hielten es etliche Wandersleut' unter sternenklarem Himmel noch lange draußen aus und flüchteten sich erst spät ins Vereinshaus der Kleingärtner. mk

Ausstellung beginnt Neue Entwürfe für die "Bilderkersch"

SACHSENHAUSEN. Der "Tempel der frohen Botschaft" soll wieder bunt werden: Fast fünfzig Jahre nach der Zerstörung im Krieg präsentiert die evangelisch-lutherische Lukasgemeinde nun eine Ausstellung, in der die neuen Entwürfe für die Wandmalereien des im Volksmund "Bilderkersch" genannten Gotteshauses zu sehen sind. Die Ausstellung mit Zeichnungen von Wilhelm Steinhauer läuft von Mittwoch, 20. Oktober, bis Sonntag, 1. November.

Außer den neuen Wandmalereien können die Besucher im Buschsaal (Gartenstraße 67) aber auch einen Teil der in den Jahren 1913 bis 1918 entstandenen und noch erhaltenen 364 Vorzeichnungen und Fotos zu den Gemälden bewundern. Die farbenprächtigen Darstellungen zeigten vor allem biblische Motive.

Eröffnet wird die Ausstellung am 20. Oktober um 17 Uhr; in der Folgezeit können sich die Besucher täglich von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung (Telefon: 62 36 96) einen Eindruck von dem Renovierungsvorhaben verschaffen. Zur Ausstellung liegt ein Katalog vor. ak

Dienstag, 13. Oktober

Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Thomas Rosenlöcher: "Die Wiederentdeckung des Gehens beim Wandern - Harzreise".

Hess. Literaturbüro, Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Lesung mit Peter Rosei.

Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Wolf Krämer liest Mark Twain; 20 Uhr, Lesungen - Zulmira Ribeoro Tavares: "Herr P. in Kalamitäten" und Sergio Sant' Anna: "Amazone".

Buchladen/Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung Antoine Volodine: "Alto Solo".

Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Lesung Barbara Yurtdas "Heimat in der Fremde". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Zur Fotografie im MMK".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Kino/Filme Kino im Bunker, Germaniastr. 89/91: 20.30 Uhr, Werkschau - Manuel Francescon und Bernhard Lenz.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Vorträge/Diskussionen Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28: 20 Uhr, Vortrag Dr. Christine Hohmann-Dennhardt "Neue Verfassung - eine andere Politik?".

Oper, Theaterplatz: 18 Uhr, Gespräch "Sängernachwuchs aus deutschen Hochschulen"; Café-Foyer.

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortragsreihe "Denken ohne Geländer": Gabriella Fiori - "Macht als Unterdrükkung - Macht als Mut zur Freiheit".

Polytechnische Gesellschaft, Neue Mainzer Str. 47-53: 19 Uhr, Vortrag Osamu Ishikawa "Intensivierung der Beziehungen zwischen Deutschland und Japan".

VHS/DGB Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben: 18 Uhr, Vortrag Prof. Dr. Ulrich Mükkenberger "Ökologiekrise als Problem gewerkschaftlicher Politik".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 20 Uhr, Dia-Show "Abenteuer Mountain Bike - Mit dem Fahrrad durch Tunesien und Nepal". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Singen; 14 Uhr, Besichtigung Mousonturm und GdA-Wohnstift, Treff Eingang Waldschmidtstr. 6.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Steinernes Haus, Braubachstr. 35.

Kommunikationszentrum KOZ, Uni, Campus: 21 Uhr, Kneipenabend. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder- Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - Ohne Gewähr -

Nur wenige Teilnehmer beim Schweigemarsch

24 Menschen haben am Montag abend mit einem Schweigemarsch an den Beginn des Kolonialismus vor 500 Jahren erinnert. Der kleine Protestzug startete an der Bockenheimer Warte.

Nach eineinhalb Stunden endete der Schweigemarsch nach Angaben der Polizei vor dem US-amerikanischen Generalkonsulat in der Siesmayerstraße mit einer Mahnwache. ing

Die interessante Sportnotiz

Jürgen Werner tritt zurück Der Spielausschuß-Vorsitzende des Deutschen Fußball-Bundes, Jürgen Werner, hat seinen Rücktritt angekündigt. In einem Schreiben an das DFB-Präsidium begründete Werner den überraschenden Schritt mit "persönlichen Gründen". Er erklärte sinngemäß weiter, daß er mit den neuen Strukturen im DFB nicht einverstanden sei. Beerbaum weiter siegreich Der Weltranglisten-Erste und Olympiasieger Ludger Beerbaum (Buchloe) reitet weiter in guter Form. Beim internationalen Turnier in L'Isle bei Genf gewann er auf Alex den Großen Preis. Im Stechen war er in 38,45 Sekunden über zwei Sekunden schneller als Lesley Mändli (Schweiz) auf Goldrausch (40,81). Ohne Fetzner und Franz gegen Polen Ohne Steffen Fetzner (Düsseldorf) und wie schon beim Auftaktsieg gegen die Niederlande ohne Peter Franz (Lübeck) bestreitet die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft der Männer am Dienstag in Polen ihr zweites Spiel der Europaliga- Superdivision. Fetzner und Franz laborieren an Schulterverletzungen. Pferd nach Sturz gestorben Wegen eines Beinbruchs nach einem Sturz bei der "Horse of the Year-Show" in der Londoner Wembleyhalle mußte das Schweizer Springpferd Sir Arkay von Jörg Friedli getötet werden. Ludwig für Kriftel spielberechtigt Erstmals spielberechtigt ist Kriftels Volley-Ball-Neuzugang Arnd Ludwig. Der Ex-Paderborner wird sein Debüt im Krifteler Trikot am Samstag (15 Uhr) im Auswärtsspiel bei Tabellenführer Wuppertal feiern. Nauheim hat Torwart-Probleme Ohne etatmäßigen Bundesliga-Torhüter steht derzeit Eishockeyzweitligist EC Bad Nauheim da. Nachdem Stammkeeper Carsten Greb (Oberschenkelprellung) bereits seit längerer Zeit ausfällt, erwischte es nun auch seinen Vertreter Frank Riede (Leistenzerrung) bei der 1:14-Kanterniederlage in Essen. Num muß der bisher bei den Junioren eingesetzte Steffen Berndt ins Tor, bei seiner Einwechslung in Essen kassierte der junge Mann in zwei Dritteln noch zehn Gegentore.Fünfkampf-Staffel auf Rang zehn Zwei Tage nach dem Bronze-Gewinn in der Mannschaftswertung der Modernen Fünfkämpferinnen bei der WM in Budapest landete die deutsche Frauenstaffel nur auf Rang zehn. Gold gewann Polen vor Ungarn. Sechs Wochen Pause für Jiri Lala Die Verletzungsserie beim Mannheimer ERC reißt nicht ab. Der Eishockey- Bundesligist muß nach den verletzten Peter Draisaitl und Dieter Willmann auch auf Jiri Lala verzichten. Der 33 Jahre alte Stürmer, der mit zwölf Treffern die Torschützenliste anführt, zog sich bei den Berliner Eisbären nach einem Check von Duanne Moeser einen Bänderriß im Daumen der linken Hand zu und wird voraussichtlich sechs Wochen ausfallen. DFB gewann 83 000 neue Mitglieder Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verzeichnete im Jahr 1992 nach einer Erhebung unter den DFB-Ländesverbänden 83 213 neue Mitglieder. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl auf 5 328 748 Mitglieder, womit der DFB der mitgliederstärkste Verband der Welt ist. Insgesamt 26 214 Vereine sind registriert, 139 169 Mannschaften bestreiten Woche für Woche Wettbewerbsspiele. St. Pauli mit 2,8 Millionen Mark Verlust Der Abstieg aus der Fußball-Bundesliga ist den FC St. Pauli teuer zu stehen gekommen. In ihrer ersten Zweitliga-Saison erwirtschafteten die Hamburger ein Minus von fast 2,8 Millionen Mark. Der Schuldenstand per 30. Juni dieses Jahres erhöhte sich damit auf knapp 6,1 Millionen Mark. Langer Dritter der Golf-Weltrangliste Durch seinen Sieg beim Golf-Turnier in Alvesloe hat sich Bernhard Langer (Anhausen) in der Weltrangliste auf den dritten Platz vorgearbeitet. Vor ihm rangieren Fred Couples (USA) und der Engländer Nick Faldo. Bayer Uerdingen verpflichtete Dakic Fußball-Bundesligist Bayer 05 Uerdingen hat den Serben Zeljko Dakic unter Vertrag genommen. Die Krefelder teilten am Montag mit, daß der Kontrakt mit dem 23jährigen Offensivspieler bis zum 30. Juni 1993 läuft. Keine Auswärts-Fans bei Leeds-Glasgow Keine Fans aus dem gegnerischen Lager gibt es bei den beiden Europapokal- Duellen zwischen dem englischen Meister Leeds United und Glasgow Rangers. Darauf einigten sich am Montag beide Klubs bei einem Meeting mit Polizei-Vertretern.Fischer und Spasski spielen Remis Im Schach-Match zwischen Bobby Fischer (USA) und Boris Spasski (Frankreich) endete die 18. Partie Remis. Damit führt Fischer weiterhin 7:3. Zum vierten Mal kam es zum angenommenen Damengambit. Die Partie dauerte nur 36 Züge.

Kleine Berichte

Rugby-Eintracht verliert

Erneut eine Niederlage setzte es für die Rugy-Zweitligisten von Eintracht Frankfurt. Der Tabellenletzte der Südgruppe B war in Karlsruhe beim 15:43 chancenlos, machte aber immerhin die ersten Punkte in der laufenden Runde. Der BSC Offenbach führt dagegen nach dem 30:18-Sieg in Rottweil weiter die Tabelle an. Dritter ist der RK Heusenstamm (16:5 gegen Münchener RFC). In der Regionalliga Hessen fegte die erste Mannschaft des SC 1880 Frankfurt die zweite Garnitur mit 50:0 vom Platz und führt weiter vor Heusenstamm II (24:5 bei Offenbach II) die Tabelle an. fes

Gutachter führt Krankheiten auf Einbildung und Streß zurück Holzschutzmittelprozeß: Nach Einschätzung eines Schweizer Professors liegt bei den Opfern keine chronische Vergiftung vor

"Eine allgemeine Verängstigung und die damit verbundene Erwartungshaltung" sind nach Ansicht des Züricher Toxikologen Professor Christian Schlatter "Grund genug, um die vorhandenen Krankheitssymptome bei Holzschutzmittel-Betroffenen auszulösen". Mit einer chemischen Vergiftung durch die Wirkstoffe PCP (Pentachlorphenol) und Lindan seien die Krankheitsbilder jedenfalls "nicht zu erklären", sagte der Sachverständige im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß, in dem sich zwei Manager der Firma Desowag wegen Körperverletzung und Freisetzen von Giften verantworten müssen.

Zwar gebe es keinen Zweifel daran, daß die Betroffenen tatsächlich erkrankt sind, doch seien vor allem psychische Faktoren, "besonders Streßfaktoren" im Zusammenhang mit der 1977 beginnenden, öffentlichen Diskussion über mögliche Schädigungen, die Ursache für die angegebenen Symptome.

Daran ändere auch die Tatsache nichts, daß es allen Betroffenen immer dann sehr viel besser gegangen sei, wenn sie ihre Häuser verlassen oder saniert hätten. "Gerade psychovegetative Symptome werden außerordentlich und für Laien unerwartet stark von der Erwartungshaltung beeinflußt", sagte Schlatter.

Physisch meßbare Faktoren habe er jedoch in keinem der ihm zugänglich gemachten Fälle gefunden. Wie der Gutachter, der erst nach einem förmlichen Beweisantrag der Verteidigung zusätzlich geladen worden war, berichtete, hätten zum Beispiel bei keinem der Betroffenen veränderte Leberwerte vorgelegen. "Eine PCP- oder Lindanvergiftung ohne Leberstörung", so Schlatter, "kann es aber nicht geben."

Die Frage, warum nur bestimmte "Holzschutzmittel-Familien" Krankheitsbilder entwickelten, andere aber nicht, könne nicht mit den normalen, aber sehr geringen Unterschieden in der Empfindlichkeit erklärt werden. Außer bei allergischen Reaktionen, räumte der Schweizer Sachverständige ein, die hier allerdings nicht vorlägen.

Die einzige, in den Akten jedoch nicht nachweisbare Erklärung für dieses punktuelle Auftreten von Krankheitssymptomen könne in einer sehr viel stärkeren Giftbelastung als bei anderen liegen. Dafür gebe es aber keine Anhaltspunkte. Außerdem, so Schlatter, fänden sich in einigen beruflichen Bereichen zehnfach höhere Belastungen mit PCP und Lindan als in den mit Holzschutzmittel behandelten Häusern. Dennoch seien dort keinerlei Erkrankungen aufgetreten.

Damit steht Schlatter in direktem Widerspruch zu dem vor knapp zwei Wochen erstellten Gutachten des Münchner Toxikologen Max Daunderer. Auch den von Daunderer berichteten Wirkungsmechanismus von PCP-Vergiftungen, wonach die vielfältigen Symptome der Betroffenen mit der gestör- ten Energieversorgung in den Zellen zusammenhängen, verneinte Schlatter. Dies gelte nur bei akuten, hochdosier- ten Vergiftungen, nicht aber bei den vorliegenden chronischen Belastun- gen mit PCP.

Der Prozeß wird fortgesetzt. sol

Wandern, wo einst Prinz Charles geohrfeigt wurde Rundwege im Spessart berühren historische Punkte Von unserem Mitarbeiter Jürgen Lippert

Auf den ersten Blick hat man am Wanderparkplatz "Aurora" die Qual der Wahl. Die Hinweistafel bietet gleich acht Routen in die ringsum reizvolle Spessartlandschaft, mit unterschiedlichen Streckenprofilen, allesamt zwischen fünf und zwölf Kilometer lang. Doch beim näheren Hinsehen entdeckt man zwei besonders empfehlenswerte Wandervorschläge.

Da ist einmal die vom Reh begleitete Zwölf-Kilometer-Runde. Sie passiert das "Schächerloch", eine Höhle, in der Heinrich IV. auf dem Weg nach Canossa vor über 900 Jahren genächtigt haben soll.

Wer allerdings seine Tour mit einer zünftigen Einkehr verbinden will, folge dem roten Kreis mit der Nummer 101. Sein Weg führt direkt hinunter in den idyllischen Weihersgrund zum 20 Gehminuten entfernten "Sylvan". Das um 1830 entstandene Torwärterhaus markiert nach wie vor einen Zugang zum Fürstlich-Löwensteinschen Wildpark. Seit Jahren bewirtschaftet Dieter Krebs darin die Schänke, in der vor allem deftige Imbisse zubereitet werden. Ein Paar Rindswürste etwa kosten hier 6,30 Mark, Rippchen mit Kraut 7,50 Mark (Dienstag Ruhetag).

Damit nicht genug. Dem Wanderer offeriert der rote Kreis einen lohnenden Abstecher in den Wildpark. Zunächst auf ebenem Weg, später links ab durch prächtigen Hochwald hinauf zur knapp vier Kilometer entfernten Karlshöhe.

Dort oben, im holzverschindelten Jagdschlößchen, traf sich bis vor etwa 20 Jahren regelmäßig der europäische Hochadel zur herbstlichen Wildschweinjagd. Allen voran die englische Königsfamilie, von der man sich folgende Anekdote erzählt:

Während einer Jagd um die Karlshöhe gab es Probleme mit dem quengelnden, damals fünfjährigen Prinz Charles. Weder Prinz Philip noch die Königin wurden Herr über ihren aufmüpfigen Filius. Da griff einer der Treiber zur Selbsthilfe nach typisch Spessarter Art. Er verabreichte dem Prinzen kurzerhand eine schallende Ohrfeige - fortan war Ruhe, die Königsfamilie habe endlich ungestört ihrer Jagdleidenschaft frönen können.

Heute lockt auf der Karlshöhe eine urige Wanderer-Einkehr, die ihren Gästen etwa mit einem Schinkenbrot oder einem Linseneintopf (jeweils 6,50 Mark) zur Stärkung verhilft (Montag Ruhetag).

Den gleichen Weg zurück zum "Sylvan"? Eine Alternative eröffnet das rote Dreieck. Dieses Zeichen verschwindet bald im Wald, bleibt dabei ständig auf der Anhöhe bis zu einem Wildgatter. Dann geht es links ab mit dem roten Querstrich abwärts zurück zum "Sylvan". Dort weisen bereits bekannte Pfade den Weg zurück zum Parkplatz "Aurora".

Empfohlene Wanderkarte: Naturpark Spessart, Blatt Süd, 1:50 000, Bayerisches Landesvermessungsamt.

Anfahrt: Autobahn A 3 Frankfurt-Würzburg bis Anschlußstelle Rohrbrunn, danach links ab in Richtung Marktheidenfeld. Nach etwa sieben Kilometern, in Höhe des Torhauses "Aurora", links ab zum Wanderparkplatz "Aurora".

Auf dem Weg von der Volks- zur Bürgerpolizei Der Potsdamer Polizeipräsident über rechte Gewalt und Innere Sicherheit

Liegen Hoyerswerda und Rostock in Brandenburg?

Natürlich nicht, aber es gibt auch im Land des roten Adlers keinen Anlaß zur Selbstgerechtigkeit. Die Zeiten sind schwierig. Nicht nur im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik, sondern auch in dem der Inneren Sicherheit. Es ist eine Mischung aus Tüchtigkeit und Fortune, die uns bisher in Brandenburg derart gravierende Eskalationen wie in zwei benachbarten Bundesländern ersparte. Aber niemand der Verantwortlichen kann seine Hand ins Feuer legen, daß uns solche Prüfungen erspart bleiben.

Wie sieht es denn nun aus in der Polizei, zum Beispiel des Präsidiums Potsdam, für das ich die Verantwortung trage? Wo stehen wir auf unserem Weg von der Volkspolizei zur Bürgerpolizei? Ist die Polizei von einem Ismus in den nächsten gefallen? Vom Marxismus/Leninismus in den Faschismus, wie unterschwellig in den Medien gemunkelt wird? Gibt es eine Beißhemmung gegen "Rechts", weil das Herz von links nach rechts gerutscht ist?

Zunächst, die Menschen in Ostdeutschland durchlaufen eine Reorientierungsphase, auch die Polizei. Die Polizei ist Teil der Gesellschaft, hat die gleichen Unsicherheiten, durchleidet die gleichen Ängste, hat die gleichen Erwartungen wie die Menschen um uns herum.

Zum erstenmal in dieser Polizistengeneration sind sie aus dem Getto, das die bewaffneten Organe der DDR darstellten, entlassen. Nicht mehr überwacht innerhalb und außerhalb des Dienstes durch inoffizielle Mitarbeiter, Hausbesuche der Vorgesetzten, Abschottungsbefehle, unter Umständen auch gegenüber der eigenen (West-)Verwandtschaft, nicht mehr unterworfen den Normen marxistischen Lebenswandels und Wohlanständigkeit. Sie müssen sich selbst einen Weg wählen, und sie sind von kluger Vorsicht.

Sie, die ehemaligen Quasi-Zwangsmitglieder der SED, warfen sich keiner der neuen, demokratischen Parteien in die Arme. Sie lassen sich Zeit, sie behalten Distanz. Nicht zum zweitenmal in ihrem Leben wollen sie sich auf den falschen Pfad locken lassen. Auch aus diesem Grund entsprechen die medialen Unkenrufe einer Beißhemmung nach rechts nicht der Wirklichkeit.

Welches Erbe der Volkspolizei tragen wir in Brandenburg noch mit uns, nachdem gleichzeitig mit der "Wende" auch der Prozeß der Reorganisation und der Veränderung der Polizeistruktur begann?

Die bewaffneten Organe der DDR, zu denen auch die Polizei gehörte, waren ja das Hätschelkind des deutschen Teilstaates. Wir sind die roten Preußen, wie mir mal mehr im Ernst als im Scherz ein DDR-Zöllner zuflüsterte. Der "erste Friedensstaat auf deutschem Boden" war nach innen so militaristisch wie vor ihm nur das wilhelminische Preußen und das III. Reich.

Obwohl also die Polizei nicht nur im Gehaltsbereich privilegiert war, wurde sie in den letzten Vorwendejahren - zum Beispiel im Bereich der Ausrüstung - stiefmütterlich behandelt. Wie anders ist es zu erklären, daß die Versorgung mit Kraftfahrzeugen seit 1986/87 nicht mehr funktionierte, oder sie Übungsschießen mit Munition durchführen mußte, die gesundheitsgefährdende Quecksilberdämpfe abgab.

Warum betrieb die Polizei ein dreigeteiltes Funknetz, das schon vor der friedlichen Revolution nicht den polizeilichen Anforderungen genügte und jetzt vollkommen unzulänglich geworden ist? Wieso eigentlich hielt der DDR-Polizeihelm keinen Hieb ab und war der Schild nicht durchsichtig? Warum war die Verkehrssicherheitsausstattung der alten Streifenwagen unterentwickelt und mangelhaft? Wieso saßen Kolleginnen und Kollegen so oft in Arbeitsräumen, die nach allen Normen zu klein und zu niedrig waren? Warum waren Umkleideräume und Sanitäranlagen oft unzumutbar? Trotz aller Verhätschelung machte eben das wirtschaftliche Desaster auch vor dem "Sicherheitsorgan" Volkspolizei nicht halt.

Sehr vieles im Bereich der Ausrüstung ist bereits auf den Weg gebracht. Die Aufträge sind vergeben. Jetzt müßte die deutsche Industrie nur noch ihrem Ruf entsprechen, den sie vor allem im Ausland hat. Warum kann ein großer, deutscher Automobilkonzern in vier Monaten nur 70 Streifenwagen liefern, obwohl es der Automobilindustrie angeblich so schlecht geht? Warum kann er nicht aus staatsbürgerlicher Verantwortung - aber auch kommerziellem Interesse - hier eine Priorität setzen?

Ausrüstungsfragen werden uns bald nicht mehr in diesem drängenden Maß beschäftigen, Probleme der adäquaten Unterbringung unserer 2700 Beschäftigten - trotz aller Anstrengungen - jedoch angesichts oftmals katastrophaler Bausubstanz noch auf mehrere Jahre.

Problematischer ist ein ganz anderes Erbe der Volkspolizei. Sie kannte nicht die traditionell deutsche Auftrags-, sondern nur die Befehlstaktik. Das Resultat ist fehlende Erfahrung im nun geforderten eigenverantwortlichen, initiativen Handeln. Es wird nicht mehr vom grünen Tisch, per Telefon auf Distanz geführt, sondern direkt, persönlich. Der verantwortliche Polizeiführer ist deutlich sichtbar. Das ist neu, das verunsichert. Er muß mit Situationen umgehen, die in seinem Erfahrungsrepertoire bisher fehlten. Er will es richtig machen, und so zögert er unter Umständen mangels konkreter Einsatzkenntnis und -erfahrung. Unser Problem ist also nicht die angeblich fehlende Motivation, sondern bestimmte, in der gegenwärtigen Situation relevante Erfahrungen.

Die Männer und Frauen der brandenburgischen Polizei sind Mitstreiter in einem Neuanfang, das ist schwierig, aber auch spannend und stimulierend. Anders lautende Einzelstimmen sollten den Blick nicht auf diese Wirklichkeit verstellen. Die jetzt relevanten Erfahrungen werden gesammelt. Dieser Vorgang wird mit einem breitgefächerten Fortbildungsangebot unterstützt.

Und: Neues an Ideen - teils völlig neu, teils erstmalig in Brandenburg - kommt auf den Tisch. Da machen hierzulande bisher nicht gekannte "Mobile Polizeiwachen" Station. Da bieten Beratungsstellen inhaltlich wie personell in zunehmender Breite einen kostenlosen polizeilichen Informationsdienst an, und da nehmen in diesen Tagen - in einem bundesweit wohl bisher einmaligen Modell - eine junge Polizeibeamtin und sechs Beamten als Asylbeauftragte des Präsidiums erste Kontakte zu den über 60 Ausländerwohnheimen, vor allem aber zu den ersten der etwa 5600 Bewohner auf.

Hier zeigt sich Engagement, zeigt sich so oft in Abrede gestellte Motivation. Im Ergebnis signalisieren uns die Mitbürger Akzeptanz. Je besser die Polizei ausgebildet ist und je mehr ihre Erfahrungen der Realität entsprechen, desto enger wird ihre Verbindung zur Bevölkerung werden.

Dies ist auch dringend notwendig. Wir haben zwar eine arbeitsteilige Gesellschaft und aus diesem Grund, und weil es so am bequemsten ist, würde man die Frage der Inneren Sicherheit am liebsten der Polizei überlassen, aber auch, weil nach wie vor falsche Erwartungen gehegt werden. Der ja in der DDR nicht zuletzt politisch gewollte "Polizist für alle Lebensbereiche und alle Lebenslagen" hat zwar nicht mehr im Rechtsstaat, wohl aber noch im Bewußtsein vieler Bürgerinnen und Bürger seinen Platz behalten. Die Polizei ist jedoch nur ein Partner in einer konzertierten Aktion, die permanent notwendig ist, um Innere Sicherheit zu gewährleisten und zu verbessern.

Aus dieser Erkenntnis heraus wird in Brandenburg das Konzept Kommunaler Kriminalitätsverhütung eingeführt, welches das Zusammenwirken zwischen Polizei, Kommunen, Schulen und anderer örtlich unterschiedlicher Partner anvisiert und institutionalisiert. Letztlich ist jedoch allen Beteiligten klar, die Polizei kuriert nur an den Symptomen. Die Grundflut der in den Industriestaaten ständig ansteigenden Anzahl der Straftaten wird nicht durch die Polizei unterbunden. Hier sind ganz andere gesellschaftliche Institutionen viel entscheidender; Elternhäuser, Schulen, Arbeitgeber, Wohnungs- und Städtebau, öffentliche Verwaltung. Nur in diesem Zusammenspiel, in dem die Polizei selbstverständlich eine wichtige Rolle hat, läßt sich auch die Krise in der ostdeutschen Jugend auffangen. Nur so wird Hoyerswerda und Rostock in Brandenburg wirklich verhindert.

CDU vermißt ihren Magistrat Murren in Ober-Erlenbach

BAD HOMBURG. Ober-Erlenbachs Christdemokraten sind sauer auf ihre Parteifreunde im Stadthaus. In ihrer Jahreshauptversammlung kritisierten laut Mitteilung des Vorsitzenden Martin Demandt viele Redner die "mangelnde Präsenz" hauptamtlicher Stadträte bei den Sitzungen des Ortsbeirats. Nicht zuletzt dadurch seien "Unstimmigkeiten der letzten Zeit" zu erklären.

Differenzen zwischen der Ober-Erlenbacher CDU und der Spitze im Stadthaus habe es über die geplante Schlammtrocknung in der Kläranlage, über die Lagerung verseuchten Kieselrots und über die Planung für eine Mehrzweckhalle auf dem Grundstück der früheren Früchteverwertung gegeben.

Der Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Ober-Erlenbach Martin Demandt wurde zum Spitzenkandidaten für die Wahl des Ortsbeirats im März 1993 gewählt. Er kündigte an, im Falle seiner Wahl "sehr genau darauf achten" zu wollen, daß die Kommunikation zwischen Ortsbeirat und Magistrat "vor allem durch lückenlose Präsenz mindestens eines Hauptamtlichen" in den Ortsbeiratssitzungen verbessert werde. che

Sport am Mittwoch

Handball Bundesliga: SG Wallau/MAssenheim - SG Flensburg Handewitt (20 Uhr, Walter-Köbel-Halle, Rüsselsheim.

Ein Lichtkreuz - und eine Mehrheit, die im Dunkeln bleibt Kolumbus-Feiern in Santo Domingo: Die meisten Einwohner blieben dem Fest so fern wie dem Protest

Sogar die Stromausfälle fielen aus. Zu viel war in diesen Tagen vom Licht die Rede in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, als daß es die Regierung gewagt hätte, die Bevölkerung und die zahlreichen Gäste am 500. Jahrestag der Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika im Dunkeln sitzen zu lassen. Also wurde - trotz fast völliger Abhängigkeit von importiertem Öl bei der Stromerzeugung und trotz des für dieses Jahr vorausgesagten Handelsbilanzdefizits von mehr als zwei Milliarden Mark - die Stromversorgung an diesem Von Stephan Hebel (Santo Domingo) 12. Oktober 1992 nicht für ein paar Stunden gekappt. Sonst hätte schließlich der monströse und Schätzungen zufolge über 100 Millionen Mark teure "Kolumbus-Leuchtturm", den der greise Präsident Joaquin Balaguer zur 500-Jahr-Feier hatte errichten lassen, sein riesiges Lichtkreuz nicht an den karibischen Himmel werfen können.

Allzu seltsam hätte es auch ausgesehen, wenn Lichter und Fernsehgeräte ausgerechnet in dem Augenblick am Montag abend erloschen wären, als Papst Johannes Paul II. zur Eröffnung der 4. Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) seinen führenden Schäfchen zurief: "Wer kann die Wirklichkeit des Menschen . . . mehr erleuchten als das Evangelium Christi?" Daß die "Einpflanzung der Kirche" auf dem amerikanischen Kontinent durch "so viele und so unerschrockene Missionare" für ihn nicht etwa Kollaboration mit den skrupellosen spanischen Eroberern war, daß sie ihm vielmehr Anlaß gibt, "Gott Dank zu sagen", daran ließ der Oberhirte keinen Zweifel.

"Neue Evangelisation" heißt das Lieblingsmotto des Kirchenführers für die letzten Jahre vor der Jahrtausendwende. Sicher, der Papst vergaß während seines viertägigen Besuchs in der Dominikanischen Republik nicht diejenigen, die im Schatten leben. Er geißelte Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Menschenrechtsverletzungen, Auslandsverschuldung und ungerechte Verteilung der Reichtümer im Innern der lateinamerikanischen Staaten ("institutionalisierte Ungerechtigkeit").

Er redete der "Option für die Armen" in seiner Kirche das Wort und den Politikern ins Gewissen, forderte eine "solidarische Ökonomie" und erinnerte die reichen Länder an ihre "Verantwortung gegenüber den Entwicklungsländern". Er lobte die menschlichen Werte der alten indianischen Kulturen und versteckte im hinteren Teil seiner Sonntagspredigt unter freiem Himmel gar eine leise Bitte an die Ureinwohner um Verzeihung für die "Beleidigungen", die ihnen zugefügt wurden. Aber: "Die neue Evangelisation", so die Absage an eine auf der Realität der Benachteiligten gründende Befreiungstheologie, "besteht nicht aus einem ,neuen Evangelium', das immer aus uns selbst, unserer Kultur, unseren Analysen der menschlichen Notwendigkeiten hervorgeht". Nein, "das Evangelium muß in voller Treue und Reinheit gepredigt werden", "unergründlicher Reichtum" liegt allemal und vor allem "in Jesus Christus". Damit auch der letzte Befreiungstheologe verstand, fügte Karol Woityla eine barsche Absage an "theologischen Pluralismus" und gar "systematisch oppositionelle Einstellungen" in seiner Kirche hinzu.

Ob die lateinamerikanischen Bischöfe ihrem Oberhaupt mehrheitlich folgen werden, muß die zweiwöchige Konferenz zeigen. Nicolus de Jesus Lopez Rodriguez, Erzbischof von Santo Domingo und CELAM-Präsident, dürfte jedenfalls bei der Papst-Rede leuchtende Augen bekommen haben.

Er versteht nach eigenem Bekunden gar nicht, warum sich die Kirche bei den Indianern entschuldigen sollte, und er ließ sich in jüngster Zeit besonders gern von den staatsbraven Fernsehanstalten als Freund der von der Regierung veranstalteten Jubelfeiern zum 500. Jahrestag ins Licht rücken.

Der Versuch, den Papst zur Eröffnung des Kolumbus-Leuchtturms zu locken, schlug zwar fehl - Johannes Paul II. wahrte Distanz zum staatlich verordneten Freudenfest. Aber Gelegenheiten zur Selbstinszenierung blieben dem Kirchenfürsten von Santo Domingo zur Genüge. Dafür hatten die Herren von der "Permanenten Dominikanischen Kommission für die Feier des 500. Jahrestages der Entdeckung und Evangelisation Amerikas" gesorgt.

Die Jubel-Manager bescheinigten sich schon im September, das Jubiläumsprogramm könne "mit allem Recht als erfolgreich bezeichnet werden". Als könnte Masse als Beweis für Qualität dienen, wiesen sie darauf hin, daß es "in diesem Jahr fast keinen einzigen Tag gegeben hat, an dem keine Veranstaltung durchgeführt worden wäre".

Willkürliche (und alles andere als vollständige) Auswahl aus dem Programm der vergangenen Monate: Erste Biennale der karibischen und mittelamerikanischen Malerei; Welturaufführung der Oper "1492, Lyrisches Heldengedicht auf Amerika"; Seminar "Die Medizin in zwei Welten 1492"; Vorstellung des Buches "So sehen die Kinder den 500. Jahrestag"; "Compu-Expo 500" (Motto: Die Informatik und der 500. Jahrestag); Vorstellung eines neuen Geldscheins und von Gedenkmünzen (Werbung für Münzen: "Christoph Kolumbus war der erste Sammler in Amerika"); Ziehung der Gewinner bei der Lotterie zum 500. Jahrestag; 11. Regatta "Admiral Christoph Kolumbus"; "Gastronomische Begegnung zweier Welten - Europa und Amerika"; Golfturnier "500. Jahrestag"; 20. lateinamerikanischer Chemie-Kongreß mit Alchimie-Ausstellung zum 500. Jahrestag; Tagung "Dominikanische Geflügelzucht am 500. Jahrestag". Der dieser Tage beginnende Kongreß für Gerontologie, also die Wissenschaft vom Alter, hat, soweit ersichtlich, auf das Motto "500. Jahrestag" verzichtet.

Fazit der Festkommission: "Santo Domingo ist der wichtigste Sitz dieser Feierlichkeiten auf dem amerikanischen Kontinent. Eine Tatsache", heißt es weiter, "die von allen Sektoren des nationalen Lebens anerkannt worden ist."

Von allen Sektoren? Nicht ganz. Unter den schwarzen oder mulattischen Nachfahren der afrikanischen Sklaven, die rund 85 Prozent der Bevölkerung stellen, unter weißen Intellektuellen, unter Gewerkschaftern und linken Parteien hat sich eine kleine Gegenbewegung zum offiziellen Spektakel gebildet. Zehn Tage vor dem Jubelfest kamen zu einem alternativen Musikfestival nach Angaben der Organisatoren an zwei Tagen insgesamt 30 000 Menschen. Wochenlang wurde in mehreren Städten der Insel-Republik demonstriert; zwei Männer starben bei Auseinandersetzungen mit Polizei und Militär. Am Montag beschrieen 100 bis 200 Demonstranten in Santo Domingo den Fluch des Kolumbus. Einige Sprengsätze explodierten in den vergangenen Tagen, Verletzte gab es nicht. Santo Domingo wimmelte am festlichen Montag wie an den Tagen zuvor von "Sicherheitskräften". Die Polizei patrouillierte verstärkt in den Wohnvierteln, um, wie es hieß, Aktionen zu unterbinden, "die die öffentliche Ordnung und die Ruhe der Bürger stören".

Nach Ruhe war wohl den meisten "Dominicanos" zumute. Große Festlaune zu Ehren von Christoph Kolumbus kam ebensowenig auf wie große Proteststimmung. Wer einen Job hat, freute sich über den arbeitsfreien Montag. Wer zu den etwa 30 Prozent Arbeitslosen, den 25 Prozent Unterbeschäftigten oder den Empfängern des staatlichen Mindestlohns (gut 100 Mark im Monat) zählt, versuchte wie immer als Zeitungs-, Los- oder Getränkeverkäufer oder mit Schuhputzen ein paar Pesos zu verdienen.

Auf diese Leute, die Mehrheit der acht Millionen Dominikaner, traf - ob sie nun demonstrierten oder nicht - das Motto der Protestkampagne allemal zu: "Es gibt nichts zu feiern." Aber die indianische Gegenmusik spielte, schon wegen der besonders gründlichen Ausrottungsarbeit der Spanier in der heutigen Dominikanischen Republik, woanders.

Unter anderem in der Hauptstadt Nicaraguas. In Managua riefen 400 Delegierte aus ganz Amerika eine "Kontinentale Eingeborenen-, Schwarzen- und Volksbewegung" ins Leben. Sie forderten unter anderem Autonomie, das Recht auf Land und eigene Territorien sowie "ein soziales Wirtschaftssystem, in dem wir selbst die Hauptakteure sind".

Auf die Regierungen in "ihren" Staaten setzen sie, das wurde mehrfach betont, keine Hoffnungen. Ob sie, in der Mehrheit bekennende Katholiken, sich aber von einer Kirche vertreten fühlen, wie sie der Papst in Santo Domingo skizzierte? Wie sagte doch Johannes Paul II. zu seinen Bischöfen: "Fühlt euch aufgerufen, die Rolle des barmherzigen Samariters zu übernehmen."

Papst erregt über rege Protestanten

SANTO DOMINGO, 13. Oktober (AP). Papst Johannes Paul II. hat sich besorgt über "Expansion und Aggressivität" protestantischer Gruppen in Lateinamerika geäußert.

Zur Eröffnung der lateinamerikanischen Bischofskonferenz forderte er am Montag in Santo Domingo, die katholische Kirche müsse eine Antwort auf "diese Sekten und Pseudospiritualisten" finden.

In seiner Rede vor den 300 lateinamerikanischen Bischöfen, die in der dominikanischen Hauptstadt bis 28. Oktober die Kirchenpolitik für die kommenden zehn Jahre festlegen wollen, ließ Johannes Paul einige besonders kritische Passagen aus dem vorab veröffentlichten Manuskript aus. Dafür gab es vom Vatikan, der diese Vorabveröffentlichungen auch dann als offizielle Dokumente betrachtet, wenn eine Rede nicht gehalten wurde, zunächst keine Erklärung.

Der Papst ließ unter anderem einen Satz aus, in dem er den protestantischen Gruppen vorwarf, die führende Stellung der katholischen Kirche in Lateinamerika schwächen zu wollen. Viele arme Menschen der Region seien "leichte Beute" der aus Nordamerika mit Mitteln wie Funk und Fernsehen arbeitenden Gruppen. Der Mangel an katholischen Priestern und angemessener Gemeindearbeit habe das Wachstum dieser Gruppen begünstigt. 1967 haben sich Schätzungen zufolge vier Millionen Menschen zu protestantischen Gruppen bekannt, 1985 sollen es 30 Millionen gewesen sein.

Frau mit Schweineleber tot

LOS ANGELES, 13. Oktober (AP). Einen Tag nach der ersten Verpflanzung einer Schweineleber in einen Menschen ist die Empfängerin des Tierorgans gestorben. Wie ein Sprecher des Cedar-Sinai-Krankenhauses in Los Angeles mitteilte, trat der Tod unmittelbar vor der geplanten Transplantation einer menschlichen Spenderleber am Montag abend ein. Die Schweineleber sollte als eine "Brücke" die lebenswichtigen Funktionen im Körper der bewußtlosen Patientin übernehmen, bis ein menschliches Organ zur Verfügung steht. Ohne diesen Eingriff wäre die Frau, die im Koma lag, bereits am Wochenende gestorben, hieß es.

Kinder durch Handgranate getötet

COTABATO, 13. Oktober (AP). Ein Mann hat auf den Philippinen eine Handgranate in ein Haus geschleudert, in dem Dutzende von Kindern einen Videofilm schauten. Die Explosion riß nach Angaben der Polizei vier Kinder in den Tod, 35 wurden verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, es gebe noch keine Hinweise für ein Motiv der Tat, die in dem Ort Aleosan nahe der Provinzhauptstadt Cotabato verübt wurde.

Arbeiter finanzieren die Einheit Bonn belastet Haushalte mit hohem Einkommen am wenigsten

ESSEN, 13. Oktober (AP). Vor allem Arbeiter und Angestellte tragen die Kosten der deutschen Einheit. Dies ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Haushalte mit hohem Einkommen würden im Vergleich deutlich weniger belastet, berichteten die Forscher in Essen. Die zum Jahresende geplante Mehrwertsteuererhöhung werde diese Ungleichheit weiter vergrößern.

Der Studie zufolge werden die westdeutschen Haushalte in diesem Jahr mit mehr als 60 Milliarden Mark zur Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland herangezogen. Je Haushalt entspricht dies einem durchschnittlichen Betrag von 190 Mark im Monat oder 2,8 Prozent des Bruttoeinkommens. Die Belastung sei jedoch sehr unterschiedlich verteilt. Während Angestellte rund 3,5 Prozent (280 Mark) und Arbeiter sogar rund 4,0 Prozent (260 Mark) ihres Bruttoeinkommens für die Einheit opfern müßten, würden Landwirte, Selbständige und Beamte nur mit 1,5 bis 2,0 Prozent belastet. Unausgewogen ist nach Einschätzung der Forscher auch die Verteilung der Lasten auf die Einkommensschichten. Am stärksten belastet seien die 50 Prozent der Haushalte in den mittleren Einkommensgruppen. Bei einem Monatseinkommen zwischen 3400 und 8200 Mark müßten sie knapp über drei Prozent ihres Einkommens als Solidarbeitrag opfern. Die Haushalte des untersten Viertels der Einkommenspyramide müssen laut RWI auf 2,7 Prozent ihres Einkommens von durchschnittlich 2300 Mark verzichten. Dagegen hätten die reichsten fünf Prozent der Haushalte bei einem durchschnittlichen Einkommen von monatlich 24 500 Mark lediglich eine Belastung von etwas über zwei Prozent zu tragen. Hauptursache der "Gerechtigkeitslücke" sei die Finanzierung von Transfers der Sozialversicherung von West nach Ost aus Beiträgen. Dies wirke sich aus wie eine Sondersteuer für Arbeiter und Angestellte.

Betrunkene fuhren in Präsidenten-Sperre

CARACAS, 13. Oktober (AP). Ein vermeintlicher Angriff zweier Indios auf den Präsidenten Venezuelas hat die innenpolitische Unruhe in dem südamerikanischen Land weiter erhöht.

Leibwächter von Staatschef Carlos Andres Perez erschossen am Montag die beiden Guajira-Indianer, die in einem Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit die Absperrungen zur Einweihung eines Krankenhauses durchbrochen hatten. Mindestens elf Menschen wurden verletzt. Innenminister Luis Pinerua dementierte erste Rundfunkmeldungen, daß auf den Präsidenten geschossen worden sei.

"Es gab keinen Mordanschlag gegen den Präsidenten", betonte der Minister. Der Lastwagenfahrer habe Aufforderungen zum Anhalten mißachtet. Bevor die beiden Insassen erschossen worden seien, habe der Lkw drei Soldaten überrollt und mindestens vier Kinder verletzt. Informationsminister Angel Zambrano sagte, die beiden getöteten Männer seien offenbar betrunken gewesen. Der Vorfall ereignete sich am Kolumbustag in Paraguaipoa, 80 Kilometer nördlich der Hafenstadt Maracaibo, im Westen des Landes.

Dort patrouillierten nach den ersten Attentatsmeldungen Einheiten der Nationalgarde in den Straßen, um befürchtete Unruhen schon im Keim zu unterdrükken. Im Februar dieses Jahres war ein Putschversuch gegen Präsident Perez gescheitert. Dabei waren mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Wegen des Verfalls der Ölpreise steckt Venezuela, das zu den großen Ölexportländern zählt, seit mehreren Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise mit hoher Arbeitslosigkeit und fortschreitender Inflation.Väter sollen Erziehungsurlaub nehmen

SAARBRÜCKEN, 13. Oktober (AP). Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch hat die Väter von Babys aufgefordert, Erziehungsurlaub zu nehmen. Bisher werde nur einer von hundert Anträgen von einem Mann gestellt, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag im Saarländischen Rundfunk. Im vergangenen Jahr hätten mehr als 401 000 Mütter, aber nur knapp 3700 Väter Erziehungsurlaub genommen. Den von vielen Männern befürchteten Karriereknick als Folge des Erziehungsurlaubs müsse es nicht geben, sagte die Ministerin. Die Väter könnten sich mit den Müttern bei der Kindererziehung während des Erziehungsurlaubs mehrmals abwechseln und auch bis zu 19 Stunden wöchentlich arbeiten.

Steinkühler schließt Lohnpakt nicht aus

HAMBURG, 13. Oktober (AP). Mit überwältigender Mehrheit ist Franz Steinkühler zum drittenmal zum Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Metall gewählt worden.

Auf dem Hamburger Gewerkschaftskongreß erhielt der 55jährige Schwabe am Dienstag vormittag 89,41 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auch Steinkühlers Stellvertreter, der Tarifexperte Klaus Zwickel, wurde vom Kongreß mit überwältigender Mehrheit bestätigt: Der 53jährige gelernte Werkzeugmacher erhielt 89,05 Prozent der abgegeben Stimmen. Die IG Metall ist nach Mitgliedern die größte Industriegewerkschaft der Welt.

Vor seiner Wahl hatte sich Steinkühler zu einem Vorschlag von Bundespräsident Richard von Weizsäcker geäußert und einen fünfjährigen Lohnpakt auf der Basis der Reallohnsicherung nicht ausgeschlossen. Im ZDF-"Morgenmagazin" sagte er, wenn die Bundesregierung Arbeitgeber finde, die bereit seien, den Ausgleich für die Preissteigerung einschließlich höherer Steuern und Abgaben zu garantieren, könne er sich vorstellen, auf darüber hinausgehende Lohnzuwächse zu verzichten.

Steinkühler erneuerte die Forderung der IG Metall nach einem Solidarpakt für Ostdeutschland. Bedingung dafür sei aber "eine allgemeine Arbeitsmarktabgabe, damit auch Selbständige ihren Beitrag leisten, oder eine Investitionsabgabe der Arbeitgeber, damit die Unternehmer, die nicht investieren, auch zahlen müssen". Eine Lohnminderung schloß er aus, weil nicht jede Mark, auf die die Arbeitnehmer verzichten würden, zum Aufbau des Ostens verwendet würde.

Steinkühler bezweifelte, daß der Solidarpakt tatsächlich zustande kommen wird. Der Bonner Koalition warf er vor, den Solidarpakt "aus höchst unterschiedlichen Gründen kaputtzureden".

Anschlag auf türkische Institutionen

HANNOVER, 13. Oktober (AP). Bei Brandanschlägen auf vier türkische Einrichtungen in Hannover ist am späten Montag abend ein Schaden von 100 000 Mark entstanden. Wie die Polizei mitteilte, wurden gegen 22.30 Uhr gleichzeitig das Generalkonsulat, eine Bank, ein Reisebüro und ein Kulturzentrum durch Brandsätze beschädigt. Es sei niemand verletzt worden. Zwei Türken im Alter von 20 und 21 Jahren nahm die Polizei nach dem Anschlag auf die Bank fest. Beide verweigerten die Aussage. Es gebe auch keine Bekennerbriefe oder Parolen an den überfallenen türkischen Einrichtungen, teilte die Polizei mit. Bereits im Sommer war in Hannover eine Serie von Anschlägen auf türkische Institutionen verübt worden, zu der sich damals kurdische Seperatisten bekannt hatten.

"Todeslager in Nordkorea"

SEOUL, 13. Oktober (AP). In Arbeitslagern Nordkoreas sollen Zehntausende von politischen Häftlingen unter schlimmsten Bedingungen leben. Das berichteten zwei ehemalige Insassen am Dienstag vor der Presse in Seoul. Die 24 Jahre alten Ahn Hyuk und Kang Chul Hwan, die im August nach Südkorea entkamen, sagten, die Menschen in diesen "Todeslagern" litten an Unterernährung, müßten sehr harte Arbeit verrichten, seien Mißhandlungen ausgesetzt und würden bei Fluchtversuchen hingerichtet. Das Leben dort sei so hart, daß die meisten Gefangenen dort allenfalls 40 Jahre alt würden. Der südkoreanische Geheimdienst schätzt, daß in zwölf Lagern Nordkoreas mehr als 200 000 politische Häftlinge festgehalten werden.

Tötlicher Unfall bei Rettungseinsatz

RAMSAU, 13. Oktober (AP). Bei einem Rettungseinsatz am Blaueisgletscher am Hochkalter im Berchtesgadener Land ist der 57jährige Leiter der Bergwachtbereitschaft des Roten Kreuzes tödlich verunglückt. Wie die Polizei am Dienstag in Ramsau mitteilte, war der Mann am Montag abend nach der Bergung eines schwerverletzten Bergsteigers aus der Randkluft des Gletschers allein als letzter der Rettungsmannschaft abgestiegen. Dabei rutschte er trotz Eisausrüstung aus und stürzte etwa 250 Meter ab. Wegen dichten Nebels konnte der Verunglückte erst nach drei Stunden vom Hubschrauber aufgenommen werden. Eine Stunde später erlag er in einer Salzburger Klinik seinen Verletzungen.

Drogensüchtigen Fahrern Kampf angesagt

BONN, 13. Oktober (AP). Die Bundesregierung will rauschgift- und medikamentensüchtige Autofahrer aus dem Verkehr ziehen. Ähnlich den Testgeräten auf Atemalkohol werde derzeit eine Schnelltestmethode auf Drogeneinwirkungen gesucht, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Eduard Lintner, am Dienstag in Bonn. Den Auftrag dazu hätten das Land Nordrhein-Westfalen und die Polizeiführungsakademie in Münster-Hiltrup erhalten.

Indonesien droht mit Abholzen

JAKARTA, 13. Oktober (AP). Die indonesische Regierung hat das völlige Abholzen aller Regenwälder für den Fall angedroht, daß Umweltschützer ihre Kampagne zum Boykott von Tropenholz fortsetzen. Forstminister Hasrul Harashap sagte am Dienstag nach einem Treffen mit Präsident Suharto: "Wenn niemand mehr unser Edelholz kaufen will, dann könnten wir gezwungen sein, unsere Forstgebiete für die Landwirtschaft nutzbar zu machen."

Harashap äußerte sich im Anschluß an einen Besuch in Japan, wo Regierungsvertreter eine wesentliche Kürzung der Holzimporte aus Indonesien angekündigt hatten. Mit einer Fläche von 143 Millionen Hektar hat Indonesien nach Brasilien weltweit den größten Bestand an tropischen Regenwäldern.

Türkische Gebäude attackiert

HANNOVER, 13. Oktober (AP). Bei Anschlägen auf vier türkische Einrichtungen in Hannover und eine Bank in Hamburg ist am Montag erheblicher Sachschaden entstanden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurden in Hannover gegen 22.30 Uhr gleichzeitig das Generalkonsulat, eine Bank, ein Reisebüro und ein Kulturzentrum durch Brandsätze beschädigt. In Hamburg wurde eine türkische Bankfiliale zertrümmert.

Zwei Türken im Alter von 20 und 21 Jahren nahm die Polizei nach dem Anschlag auf die hannoversche Bank fest. Beide verweigerten die Aussage. Es gebe auch keine Bekennerbriefe oder Parolen an den überfallenen Gebäuden.

Zugunglück bei Magdeburg

MAGDEBURG, 13. Oktober (AP). Bei einem Zugunglück in der Nähe von Magdeburg sind am Dienstag acht Menschen leicht verletzt worden. Wie ein Sprecher des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt mitteilte, stießen ein Personenzug und ein Güterzug rund 1000 Meter vom Bahnhof Biederitz bei Magdeburg entfernt zusammen. Die Unglücksursache war noch nicht bekannt.

Sieben Reisende und ein Zugbegleiter wurden leicht verletzt. Die beiden Loks verkeilten sich, vier Wagen des Güterzuges entgleisten, ein Kesselwagen stürzte um. Umweltschäden sollen nicht entstanden sein.

"Honecker zu krank"

BERLIN, 13. Oktober (AP). Die Verteidiger des krebskranken früheren DDR- Staatschefs Erich Honecker wollen angesichts der Ergebnisse eines zweiten medizinischen Gutachtens die schnelle Freilassung ihres Mandanten aus der Haft erreichen. Honecker würde einen Prozeß nicht überleben, sagte Anwalt Nicolas Becker am Dienstag in Berlin. In einem neuen Gutachten habe der Gerichtsmediziner Volkmar Schneider festgestellt, daß sich Honeckers Leberkrebs schneller ausbreite als ursprünglich erwartet.

Auswanderer kommen heim

WIESBADEN, 13. Oktober (AP). Das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" hat im Lauf der vergangenen Jahrzehnte immer weniger Deutsche zum Auswandern gelockt. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtete am Dienstag, daß aus dem früheren Bundesgebiet von 1950 bis 1990 insgesamt 679 280 Deutsche in die USA ausgewandert seien. Besonders groß sei der Drang in den Aufbaujahren der Bundesrepublik gewesen. 1952 zogen allein 53 200 Deutsche in die USA. 1990 dagegen waren es nur noch 11 601. Jedoch kamen 1990 mit 12 016 Heimkehrern aus den USA 415 Deutsche mehr in die Bundesrepublik zurück.

Kurz gemeldet: Umweltvertrag mit Albanien geschlossen

BONN, 13. Oktober (AP). Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und sein albanischer Kollege Tritan Masar Shebu haben in Bonn ein Umweltabkommen unterzeichnet. Untergrundkämpfer in Algerien getötet ALGIER, 13. Oktober (dpa). Zwei Mitglieder der "Bewaffneten Islamischen Bewegung" sind in Oran (Westalgerien) von algerischen Sicherheitskräften getötet worden. Sechs weitere wurden festgenommen.Litauen stimmt über Verfassung ab WILNA, 13. Oktober (dpa). Die Litauer sind am 25. Oktober parallel zu den Parlamentswahlen zu einem Referendum über die neue Verfassung aufgerufen. Der Verfassungsentwurf sieht vor, daß die Macht zwischen dem künftigen Präsidentenamt, der Regierung und dem Parlament etwa gleich verteilt wird. Jelzin billigt Freundschaftsvertrag MOSKAU, 13. Oktober (AFP). Die Präsidenten Rußlands und Aserbaidschans, Boris Jelzin und Abulfes Elschibey, haben in Moskau einen Freundschafts- und Sicherheitsvertrag unterzeichnet. Darin erkennen sich beide Länder gegenseitig als souveräne Staaten an. Bombenanschlag auf Personenzug NEU-DELHI, 13. Oktober (dpa). Bei einem Bombenanschlag sind in einem Personenzug im Nordosten Indiens am Dienstag mindestens 21 Menschen getötet und 40 verletzt worden. Die Behörden machen für den Anschlag die militanten Bodo verantwortlich, die für einen unabhängigen Staat in Assam kämpfen. Komplize Escobars gibt auf BOGOTA, 13. Oktober (Reuter). Ein weiterer Komplize des flüchtigen Drogenbosses Pablo Escobar hat sich den kolumbianischen Behörden gestellt. Gustavo Gonzales Florez war im Juli mit Escobar aus dem Gefängnis entkommen.

Im Wortlaut: Koalitionsantrag zum Asylrecht Viele Verfahren verkürzen

Der von den Spitzenpolitikern der Koalition erarbeitete Entschließungsantrag zum Asylrecht, der am morgigen Donnerstag vormittag im Bundestag in namentlicher Abstimmung beschlossen werden soll, ist am Dienstag den Fraktionen von CDU/CSU und FDP vorgelegt worden. Seine wesentlichen Passagen lauten: "Politisch Verfolgte im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention werden auch weiterhin in Deutschland als Asylberechtigte anerkannt.

Unter Beachtung der Genfer Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention soll in einem verkürzten Verfahren beschieden werden,

- wer aus einem Land stammt, bei dem grundsätzlich davon ausgegangen wird, daß dort keine politische Verfolgung stattfindet;

- wer aus einem sicheren Drittstaat kommt;

- wer im Besitz von gültigen Einreisedokumenten für ein sicheres Drittland ist;

- wer aus einem Land kommt, in dem er in einem rechtsstaatlichen Verfahren und nach den Maßstäben der Genfer Flüchtlingskonvention bereits als Asylbewerber abgelehnt worden ist;

- wer in Deutschland in erheblicher Weise straffällig geworden ist;

- wer seine Mitwirkungspflichten, insbesondere zur Feststellung seiner Identität, in gröblicher Weise verletzt;

- wer nach Einreise in die Bundesrepublik Deutschland die Stellung seines Asylantrags grundlos verzögert." Die Asylgewährung solle ausgeschlossen sein, wenn ein anderer Staat aufgrund völkerrechtlicher Verträge zuständig ist, und wenn der Ausländer ein schweres, nicht politisches Verbrechen begangen hat, heißt es in dem Entschließungsantrag weiter. Auch wird eine schnelle Abschiebung bei offensichtlich unbegründeten Anträgen gefordert:

"Der Zugang zu einem geordneten Verfahren mit rechtlichem Gehör und Rechtsschutzmöglichkeit ist vorzusehen. Um in denjenigen Fällen, in denen ein Asylbegehren offensichtlich unbegründet ist und dem Ausländer keine irreparablen Nachteile drohen, eine rasche Aufenthaltsbeendigung vornehmen zu können, müssen aufenthaltsbeendende Maßnahmen sofort vollzogen werden können."

Bürgerkriegsflüchtlinge sollen unabhängig vom Asylverfahren einen vorübergehenden Aufenthaltsstatus erhalten, währenddessen die Stellung von Asylanträgen ausgeschlossen sein soll. Für eine europäische Harmonisierung des Asylrechts müßten die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden. Deutschland müsse gleichberechtigt an europäischen Regelungen und Absprachen auf diesem Gebiet teilnehmen können. Weiter heißt es in dem Entwurf: "Zur Erreichung dieser Ziele soll Artikel 16 Absatz zwei Satz zwei des Grundgesetzes geändert werden." Er hat bisher den Wortlaut: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht."

Bund und Länder müßten alle Anstrengungen unternehmen für die Beschleunigung der Asylverfahren, besonders auch für die Umsetzung des bereits beschlossenen Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes. Das zur Identifizierung von Asylbewerbern erforderliche automatische Fingerabdrucksystem AFIS solle schnellstmöglich einsatzbereit werden.

Um die wirtschaftlichen Anreize für Ausländer zu mindern, solle das Bundessozialhilfegesetz geändert werden. "Die Leistungen sind grundsätzlich auf das Notwendige zu beschränken." Sachleistung müsse Vorrang vor Geldleistung haben und für Ausländer in Aufnahmeeinrichtungen verbindlich vorgeschrieben werden.

Die internationale Staatengemeinschaft sei gefordert, die Ursachen von Wanderung und Flucht zu bekämpfen. Ferner heißt es in dem Entschließungsantrag: "Zusätzlich zu asylrechtlichen Neuregelungen muß geprüft werden, ob ein Zuwanderungsbegrenzungsgesetz die Asylverfahren wirksam entlasten kann." (AP)

Tausend Beben-Tote in Ägypten befürchtet

KAIRO, 13. Oktober (AP/FR). Das Erdbeben in Ägypten hat nach Befürchtungen des Roten Halbmondes bis zu 1000 Menschen das Leben gekostet. Über 10 000 Menschen seien verletzt worden, berichtete die ägyptische Hilfsorganisation am Dienstag. Diese Angaben klängen wahrscheinlich, sagte eine Sprecherin der Liga der Rotkreuz- und Halbmond-Gesellschaften in Genf, die einen internationalen Hilfeaufruf ankündigte.

Das Erdbeben, dessen Epizentrum 32 Kilometer südwestlich Kairos lag und die Stärke 5,8 auf der Richter-Skala erreichte, hatte am Montag in 13 der 26 ägyptischen Provinzen schwere Schäden angerichtet und eine Massenpanik ausgelöst. Viele Opfer, darunter über hundert Schulkinder, wurden totgetrampelt. Später folgten zahlreiche Nachbeben.

Laut einer ersten Bilanz der Regierung wurden im ganzen Land rund 200 Gebäude zerstört. Die meisten Opfer seien unter den Trümmern begraben worden. In Kairo wurde der Ausnahmezustand verhängt. Die Europäische Gemeinschaft hat eine erste Hilfe von rund 300 000 Mark bereitgestellt.

(Bericht auf "Aus aller Welt")

Mainz schafft Kindergärten

MAINZ, 15. Oktober (AP). Mit einem Aufwand von 70 Millionen Mark will die Mainzer Landesregierung bis Ende nächsten Jahres rund 14 000 neue Kindergartenplätze schaffen. "Rheinland-Pfalz wird als bisher erstes Land den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz voll verwirklichen", sagte Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) in Mainz. Insgesamt sollen rund 560 Kindergartengruppen neu eingerichtet werden.

Schmerzensgeld neu festgelegt BGH: Auch schwerstbehindertes Kind hat einen Anspruch

KARLSRUHE, 14. Oktober (AP). Bei der Berechnung von Schmerzensgeld und Schmerzensgeldrenten für schwerste körperliche und seelische Schädigungen müssen die Gerichte künftig andere Maßstäbe anlegen. Diese Entscheidung traf der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in einem am Dienstag abend verkündeten Urteil. Danach dürfen Fälle, bei denen praktisch die Persönlichkeit der Opfer zerstört ist, nicht mit "normalen" Schmerzensgeldfällen verglichen werden.

Anlaß ist ein seit 13 Jahren anhängiger Rechtsstreit um einen gerechten Ausgleich für schwerste Schäden, die ein jetzt 13jähriges Mädchen bei ihrer Geburt in der Münchner Universitätsfrauenklinik erlitt. Das Kind ist seither mehrfachbehindert, sein geistiger Entwicklungsstand entspricht dem eines sechs Monate alten Säuglings.

In dem Rechtsstreit hatte das Oberlandesgericht München als Vorinstanz den verantwortlichen Oberarzt zur Zahlung eines Schmerzensgelds in Höhe von 30 000 Mark und zur Zahlung einer Rente in Höhe von 250 Mark monatlich von Geburt an verurteilt. Die Münchner Richter hatten dabei das vom Landgericht München als erste Instanz zugesprochene Schmerzensgeld in Höhe von 50 000 Mark herabgesetzt, weil das Opfer wegen seiner geringen Erlebnisfähigkeit den Sinn des Schmerzensgeldes als eine Art von Genugtuung nicht empfinden könne. Sie hatten sich dabei auf die bisherige Rechtsprechung des BGH gestützt, der 1975 in einem Fall schwerster körperlicher Schädigung ein "symbolisches Schmerzensgeld" in Höhe von 30 000 Mark für angemessen gehalten hatte.

Diese Rechtsprechung hat der BGH jetzt aufgegeben. Wie der Vorsitzende des VI. Zivilsenats, Erich Steffen, bei der mündlichen Urteilsbegründung sagte, können derartige Fälle, bei denen praktisch die Persönlichkeit der Opfer zerstört sei, nicht mit "normalen" Schmerzensgeldfällen verglichen werden. Es handele sich vielmehr um eine eigene Kategorie. Bei der Höhe der Schmerzensgeld- und Rentenberechnung müsse der hohe Wert beachtet werden, den das Grundgesetz der Persönlichkeit und der Menschenwürde zuerkenne.

Der BGH hat den Rechtsstreit an einen Augsburger Senat des OLG München zurückverwiesen. Bei der Neufestlegung des Schmerzensgeldbetrags und der Geldrente müßten unter Berücksichtigung des jetzt gefundenen neuen Ansatzpunktes Beträge "von ganz anderen Dimensionen" festgelegt werden, sagte der Vorsitzende. (Az.: VI ZR 201/91)

UN-Soforthilfe für Somalia

GENF, 13. Oktober (AP). Auf der Somalia-Konferenz der Vereinten Nationen (UN) in Genf ist am Dienstag ein 100-Tage-Programm zur Soforthilfe für das ostafrikanische Land verabschiedet worden. Wie der UN-Sondergesandte für das von Hunger und Bürgerkrieg zerrüttete Land, Mohammed Sachnun, auf einer Pressekonferenz mitteilte, haben die Teilnehmer der Konferenz versprochen, Geld zur Lieferung von 100 000 Tonnen Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Auch das Gesundheitssystem soll wiederaufgebaut werden.

Sachnun, der sich bereits erfolgreich um die Vermittlung zwischen den Bürgerkriegsparteien in Somalia bemüht hat, forderte eine Untersuchung darüber, warum die UN auf die Katastrophe in Somalia so spät reagiert hätten. In Somalia sind nach Schätzungen bereits 300 000 Menschen an Unterernährung gestorben.

In 33 Stunden um die Erde

LISSABON, 14. Oktober (AP). Ein französisches Überschallflugzeug hat am Dienstag einen neuen Weltrekord für die Umrundung der Erde in öst-westlicher Richtung durch ein Zivilflugzeug aufgestellt. Die Concorde legte die 40 402 Kilometer in 33 Stunden und einer Minute zurück und war damit um drei Stunden schneller als die Maschine, die seit 1988 den Weltrekord hielt. Als Startflughafen war Lissabon gewählt worden, weil er der Stelle am nächsten liegt, von der aus Christoph Kolumbus vor 500 Jahren zur Weltumseglung aufbrach, bei der er Amerika entdeckte. Die Concorde, die 70 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder an Bord hatte, machte Zwischenlandungen in der Dominikanischen Republik, Acapulco, Honolulu, Guam, Bangkok und Bahrain.

Börsenfüchse brauchen mehr als Geld, Geduld und Glück Private Investmentclubs vermitteln die nötigen Kenntnisse / Kritiker halten nichts von "Tummelplätzen für Amateure"

Sie heißen "Spekulatius", "Goldener Schuß" oder "Geldregen" - Investmentclubs, in denen sich immer mehr Leute zusammenschließen, um aus Geld mehr Geld zu machen. Die Idee, hierzulande gerade 30 Jahre alt, ist denkbar einfach: Bis zu 30 Gleichgesinnte gründen einen Fonds, füttern ihn monatlich mit Beiträgen zwischen 50 und 300 Mark und spekulieren damit gemeinschaftlich an der Börse. Zugleich lernen sie, die Zahlengeheimnisse auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen zu enträtseln, die kryptischen Ziffernfolgen auf den Kurszetteln zu begreifen und die Spielregeln des Wertpapiergeschäfts zu beherrschen.

Börsenfüchse brauchen nämlich nicht nur Geld, Geschick, Geduld und Glück, sondern vor allem Wissen über Märkte, Unternehmen und ökonomische Zusammenhänge. Da es den meisten Menschen daran mangelt, werden viele private Investmentclubs von Banken betreut. "Meist hat mindestens ein Clubmitglied Erfahrung im Umgang mit Wertpapieren oder ist Mitglied einer Bank und gibt sein Börsen-ABC weiter", sagt Renate Feller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf, die die hiesigen Investmentclubs als Dachverband vereinigt.

Mitmachen kann jeder, der monatlich einen festen Betrag einzahlt sowie ein "Eintrittsgeld" von in der Regel 5000 Mark berappt, mit dem ebenfalls spekuliert wird. Einmal im Monat trifft sich die Gruppe, um Anlagestrategien zu entwikkeln, Wirtschaftsnachrichten auf den Grund zu gehen oder Nachhilfeunterricht im Börseneinmaleins zu nehmen. Dazwischen kaufen oder verkaufen eine gewählte ehrenamtliche Geschäftsführung und ein dreiköpfiger Anlageausschuß Aktien oder Rentenpapiere, je nach Risikobereitschaft der Mitglieder. Im Idealfall gehört der Anlageberater einer Bank dem Club an. Aber: "Wenn Sie in allen Clubs, die Sie beraten, Mitglied wären, würde Ihr Gehalt für die nötigen Einzahlungen gar nicht reichen", sagt Joachim Finke von der Frankfurter Sparkasse, die rund 15 solcher Vereinigungen betreut. Bundesweit verwalten laut DSW etwa 4500 Anlagevereine mit über 100 000 Mitgliedern ein Vermögen von 450 Millionen Mark. Jedes Jahr starten etwa 250 neue.

Wenn "Crash-Gurus" das Börsenparkett beherrschen und die Aktienkurse bröckeln, ist die richtige Zeit zum Zuschlagen. "Investmentclubs sollten in Baisse-Zeiten gegründet werden, aber nicht in der Hausse", rät Feller. "Aber gerade in schlechten Börsenzeiten ist die Zurückhaltung oft besonders groß."

Damit die Mitglieder bei fallenden Kursen nicht in die Bredouille kommen, verbietet die Mustersatzung der Schutzvereinigung Wertpapierkäufe auf Pump. Ansonsten sieht Friedhelm Baumann, Kaufmann aus Bad Homburg und Mitglied im Frankfurter Investmentclub "Pegasus", Chancen und Risiken von Aktienanlagen ganz klar: "Ein Börsianer muß auch mit Verlusten leben können. Es sollte daher nicht unser Notgroschen sein, den wir hier investieren." Laut Feller lehrt die Erfahrung, daß sinkende Kurse zwar auch am Kapital von Investmentclubs nagen. Diese schnitten aber immer noch besser ab als Indizes wie der Dax, die die Veränderung repräsentativer Aktien widerspiegeln. Denn weil jeden Monat frisches Geld in den Fonds fließe, könne durch Zukauf weiterer Papiere zum günstigeren Kurs der Durchschnittskaufpreis verringert werden. Konkrete Zahlen über Erfolge und Mißerfolge der Investmentclubs nennt aber kein Berater.

Börsenprofis wie der Schweizer Bankfachmann Rudolf Kaderli halten nichts von diesen Gemeinschaftsveranstaltungen. Sie seien ein "Tummelplatz für reine Amateure". Außerdem: "Früher oder später gibt es Krach. Börsengeschäfte unternimmt man im Alleingang."

Aber der Traum vom großen Geld ist für manche gar nicht das wichtigste. Manfred Semisch vom Frankfurter Club "Dribb de Bach": "Ich möchte ein bißchen was lernen, nicht reich werden." dpa

. . . und außerdem Jugendarbeit beim Abenteuer Seefahrt

Für einen Shanty-Song reichte die Puste nicht. Zu schwer drehte sich das Ankerspill. Aus 20 Meter Tiefe hievten wetterfest vermummte Gestalten das zentnerschwere Ungetüm aus dem Boden der Tromper Wiek unter die Bugklüse. "Klar zum Segelmanöver! Entert auf! "tönt es fröhlich von der Brücke," setzt die Klüver, Fock, Mars und Bram!" Katzengleich schwingen sich vier junge Mädchen an den Wanten empor ins Rigg. Zwanzig Meter unter ihnen lösen zwei Dutzend Hände die Gordings und Getaue, ziehen die Schoten, braßen die Rahen.

Alois Langforth ist zufrieden. Seine frisch angeheuerte Mannschaft scheint ganz brauchbar. Seit drei Tagen verstärken vier Frauen und 14 Männer die Stammcrew des Segelschulschiffes "Greif", eine schneeweiße Schonerbrigg. Ohne die Mithilfe der "Landratten" wäredie rahgetakelte, 14 Knoten (26 Stundenkilometer) schnelle Schonerbrigg schwerlich zu manövrieren. Dennoch sind für die Passage und Teilnahme am Segeltörn pro Tag und Nase 120 Mark (für Jugendliche 60 Mark) zu berappen.

Geboten werden dafür Auseinandersetzung mit den Naturgewalten und das Abenteuer einer Seefahrt unter den insgesamt 570 Quadratmeter großen Segelflächen des Schiffes. Die "Greif" sei trotz modernster Ausrüstung und anspruchsvoller Serviceleistung kein "Musikdampfer für Schlipskadetten", stellt Kapitän Helmut Stolle klar, sondern für alle Mitsegler ein Schul- und Ausbildungsschiff.

Seit einem Jahr kreuzt die "Greif" auf der Ost- und Nordsee. Der 280 Tonnen verdrängende Segler lief 1951 als "Wilhelm Piek" (ehemaliger DDR-Präsident) in Rostock vom Stapel und wurde im gleichen Jahr als "Geschenk für die Jungend" in Dienst gestellt. 1954 übernahm die staatliche "Gesellschaft für Sport und Technik" (GST) das Schiff. Sie nutzte es entgegen den ursprünglichen Bestimmungen für die vormilitärische Ausbildung der DDR-Volksmarine. Nach der politischen Wende in der DDR übereignete die Treuhand das vier Millionen Mark teure Schiff der Hansestadt Greifswald, die es im vergangenen Jahr für 2,5 Millionen Mark auf den neuesten Stand der Technik umbauen ließ. Gesucht werden finanzkräftige Sponsoren

Gesegelt wird das 41 Meter lange und 7,60 Meter breite Schiff von drei nautischen Offizieren und zwei Bootsleuten. Für zahlende Mitsegler, die nach kurzer Einweisung voll in den Wachtörn einsteigen müssen, stehen insgesamt 30 schmale Logisplätze, aber auch moderne und helle Sanitärräume bereit. Die "Greif", läßt Helmut Stolle wissen, sei das einzige deutsche Segelschulschiff, das als Ausbildungsschiff den Fahrerlaubnisschein der Seeberufsgenossenschaft besitze.

Der Greifswalder Kapitän möchte sein Schiff in erster Linie für die Jugend-, Schul- und Sportarbeit genutzt wissen. Der Verzicht auf eine gewinnträchtige Verwendung des Schiffes setzt jedoch die finanzielle Unterstützung von Bund und Land voraus. Doch weder das Bundesjustizministerium noch das Bonner Familienministerium haben Hilfe signalisiert. Auch der Deutsche Sportbund und der Deutsche Jugendring haben bisher kein Interesse bekundet, das einzige zivile deutsche Segelschulschiff flott zu halten. So ist zu befürchten, daß der "Weiße Schwan der Ostsee" eines Tages als "Schickeria-Klipper" in levantinische Gewässer davonsegelt.

Dagegen stemmen sich die Parteien im Greifswalder Rathaus. Trotz latenter Ebbe im Stadtsäckel der 60 000 Einwohner zählenden Hansestadt will man die finanziellen Belastungen für diese Art der Jugendarbeit tragen. Ob guter Wille angesichts einer Arbeitslosigkeit von 50 Prozent dazu ausreicht, ist mehr als fraglich. "Wir benötigen Sponsoren und eine solide und dauerhafte finanzielle Absicherung", wünscht sich der Kapitän. Der in Greifswald gegründete "Förderverein Rahsegler Greif e.V." sucht Windjammer-Liebhaber in ganz Deutschland.

HEINRICH HEEREN (dpa)

Erdbeben in Ägypten Bisher 318 Tote geborgen

KAIRO, 13. Oktober (dpa). Nach einem heftigen Erdbeben in Ägypten suchten auch am Dienstag Räumungskommandos nach Überlebenden unter den Trümmern von mindestens 84 eingestürzten Häusern. Bis Dienstag mittag zählte das Innenministerium in Kairo insgesamt 318 Tote und 3129 Verletzte. Noch heute wird Präsident Hosni Mubarak in Kairo aus Peking erwartet, der sofort nach Bekanntwerden des Unglücks den Abruch seines China-Besuches ankündigte.

Das Hauptbeben, das um 15.09 Uhr Ortszeit vor allem den Großraum Kairo erschütterte, war mit einer Stärke von 5,5 bis 6 nach offiziellen Angaben das stärkste in der neueren Geschichte Ägyptens. Auch andere Städte in Unter- und Mittelägypten waren betroffen. Das Instiut für Astronomie und Geophysik registierte um 23.21 Uhr Ortszeit ein Nachbeben mit einer Stärke von 3,7.

Am Nachmittag waren in Kairo und Umgebung insbesondere kleinere baufällige und häufig ohne Genehmigung errichtete Gebäude in den dichtbesiedelten Volksvierteln zerstört worden. Aber auch mehrere Schulen in den westlichen und nördlichen Vororten sowie zwei 14-stöckige Hochhäuser in den Vororten Maadi und Heliopolis stürzten ein, Passanten wurden von herabstürzenden Balkonen und Fassadenteilen erschlagen. Unter den Toten sind mehrere Dutzend Schulkinder, die totgetrampelt wurden, als sie fluchtartig ihre Klassenräume verließen.

In den Krankenhäusern der Stadt wurde der Notstand ausgerufen, alle Ärzte des Landes sind aufgefordert, sich in den Kliniken zu melden. Augenzeugen berichteten, die Verletzten drängten sich neben aufgebahrten Leichen in den Fluren. Die Ministerien für Verteidigung, Inneres und Gesundheit bildeten einen Krisenstab.

(Siehe auch Seite 24: "Aus aller Welt")

Serben in Bosnien drohen mit Luftwaffe

SARAJEWO, 13. Oktober (AFP/dpa/ Reuter). Die Serben in Bosnien-Herzegowina haben mit neuem Einsatz ihrer Luftwaffe gedroht, falls Kroaten und Moslems die getroffenen Waffenstillstandsvereinbarungen nicht respektierten. Der serbische Luftwaffenkommandant der selbsternannten "Serbischen Republik" in Bosnien-Herzegowina, General Zivomir Ninkovic, sagte am Montag abend in Banja Luka, trotz des Flugverbotes in Bosnien habe "jedes Volk, das einen Verteidigungskrieg führt, das Recht, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen". Sollten die Vereinten Nationen (UN) dazu übergehen, serbische Flugzeuge anzugreifen, werde es "eine Eskalation der Konflikte auf den gesamten Balkan und Europa geben", drohte Ninkovic.

Serbische Truppen setzten ihre Angriffe gegen moslemisch-kroatische Stellungen im Norden Bosniens auch in der Nacht zum Dienstag mit aller Härte fort. Wie der bosnische Rundfunk berichtete, waren die Städte Doboj und Maglaj schon beinahe vollständig eingekesselt.

Die für den gestrigen Montag angekündigte Evakuierung von insgesamt 2700 Kindern, Frauen und älteren Personen aus der umkämpften bosnischen Hauptstadt Sarajewo ist "bis auf weiteres vertagt". Das berichtete am Dienstag morgen der Belgrader Rundfunk unter Berufung auf die Nachrichtenagentur der bosnischen Serben, Srna. Ein Konvoi mit 1700 Menschen sollte Sarajewo in Richtung Rest-Jugoslawien, ein anderer mit tausend Frauen und Kindern in Richtung des kroatischen Split verlassen.

Die Stromversorgung in Teilen der von serbischen Verbänden eingekesselten bosnischen Hauptstadt Sarajewo sollte im Laufe des heutigen Dienstags wiederhergestellt werden. Wie der bosnische Rundfunk am Morgen weiter meldete, sind die Hochspannungsleitungen außerhalb der Stadt repariert worden.

(Kommentar auf Seite 3)

Konzentrationslager in Nordkorea?

SEOUL, 13. Oktober (dpa). Das kommunistische Nordkorea hält mehrere zehntausend Menschen in einem Konzentrationslager in Yodok gefangen. Das berichteten zwei Nordkorea-Flüchtlinge am Dienstag während einer Pressekonferenz in Seoul. Die beiden, die nach eigenen Angaben wegen angeblicher Spionage mehrjährige Haftstrafen in dem Lager verbüßen mußten, hatten sich bereits Ende August über China nach Südkorea abgesetzt. Bewacht wird das Lager 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Pjöngjang nach Angaben der Flüchtlinge von Sicherheitskräften mit Maschinengewehren. Die Ernährung sei so knapp, daß die Gefangenen sogar Ratten essen würden, sagten die Flüchtigen weiter.

Greenpeace-Schiff fährt nach Murmansk

MOSKAU, 13. Oktober (dpa). Das am Montag von der russischen Marine aufgebrachte Greenpeace-Schiff "Solo" ist auf dem Weg zum russischen Nordmeerhafen Murmansk. Das sagte Eleonor O'Hanlon von Greenpeace Rußland am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Moskau. Dort soll ein Gericht über das Schicksal der "Solo" und ihrer 33köpfigen Besatzung entscheiden. Die Fahrt in Begleitung russischer Kriegschiffe werde zwei Tage dauern. Das Greenpeace-Schiff war am Montag im Nordpolarmeer mit zwei Schüssen vor den Bug von einem russischen Küstenboot zum Stopp gezwungen worden.

Von Weimarer Kunsträubern keine Spur

WEIMAR, 13. Oktober (dpa). Von den Kunsträubern, die am Montag bei dem spektakulären Gemäldediebstahl im Weimarer Stadtschloß Bilder im Schätzwert von rund 63 Millionen Mark erbeutet hatten, fehlte auch am Dienstag noch jede Spur. In der Nacht zum Montag hatten Unbekannte aus der sogenannten Cranach-Galerie des Weimarer Schlosses acht Bilder gestohlen. Bei dem Einbruch durch ein vergittertes Fenster im Nordflügel des Schlosses war ein privater Sicherheitsdienst zunächst von einem Fehlalarm ausgegangen.

(Siehe auch Seite 24: "Aus aller Welt")

Steinkühler klar im Amt bestätig

HAMBURG, 13. Oktober (dpa). Der IG Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler ist heute in Hamburg mit überwältigender Mehrheit wieder an Spitze seiner Organisation gewählt worden. Von 765 Delegierten des 17. ordentlichen Gewerkschaftstages erhielt der 55jährige 684 Ja-Stimmen. 61 stimmten mit Nein und 20 enthielten sich der Stimme. Damit erhielt Steinkühler, der seit sechs Jahren IG-Metall- Vorsitzender ist, eine Zusimmung von 89,4 Prozent. Vor drei Jahren in Berlin hatte er nur 87,75 Prozent der Delegierten hinter sich gebracht. (Siehe auch Seite 2)

Laubag nach Radikalkur vor dem Neuanfang

POTSDAM (dpa/VWD/FR). Die Lausitzer Braunkohle AG (Laubag) will noch in diesem Jahr 6000 Arbeitsplätze streichen, wodurch die Belegschaft auf 26 000 Männer und Frauen schrumpfen würde. Vorstandschef Dieter Henning rechnet weiter damit, daß um die Jahrhundertwende nur noch 12 000 Leute im Lausitzer Braunkohlentagebau beschäftigt sein werden, der zu DDR-Zeiten 55 000 Stellen zählte und der wichtigste Lieferant für die Elektrizitätswerke war.

Wie Henning weiter ausführt, hat das Unternehmen vom 1. Juli 1990 bis 31. Dezember 1991 rund 6,5 Milliarden Mark umgesetzt. Die Ergebnisrechnung schließt unter Berücksichtigung eines für die Beseitigung der Altlasten gebildeten Sonderverlustkontos in Höhe von 770 Millionen Mark ausgeglichen ab. In ihrer internen Bilanz hat die Laubag 18,8 Milliarden Mark für die Beseitigung der ökologischen Altlasten zurückgestellt. Nach Ansicht Hennigs dürften etwa acht Milliarden Mark ausreichen. Bislang läßt die Feststellung der Bilanz, die auch Voraussetzung für die geplante Fusion mit dem Kohleveredelungsbetrieb Espag ist, auf sich warten, weil noch nicht endgültig entschieden ist, wer alles und in welcher Höhe für die Schäden an der Natur aufkommt. Allerdings hat inzwischen eine vom Bonner Finanzministerium eingesetzte Projektgruppe zur überprüfung der Rückstellungen für Altlasten signalisiert, daß es keine grundsätzlichen Probleme mehr gebe.

Shwo-Delphine qualvoll verendet

BUDAPEST, 13. Oktober (dpa). Zwei für Showauftritte abgerichtete Delphine sind in einem Budapester Freizeitpark qualvoll verendet. Drei weitere erkrankten schwer. Die Tiere hatten das Süßwasser in ihrem Schwimmbecken nicht vertragen. Wie eine Mitarbeiterin der ungarischen Naturschutzbehörde am Dienstag in Budapest mitteilte, waren die fünf Delphine von ukrainischen Unternehmern im Frühjahr aus dem Schwarzen Meer zu einer Delphinshow nach Budapest gebracht worden.

Botha vermittelt in Angola

LUANDA, 13. Oktober (dpa). Der südafrikanische Außenminister Pik Botha hat die Konfliktparteien MPLA und UNITA in Angola zum Frieden aufgerufen. Deshalb sei er in die einstige portugiesische Kolonie gereist, sagte Botha am Montag abend in Luanda. Er war vom angolanischen Staatspräsidenten und Vorsitzenden der Regierungspartei MPLA (Volksbewegung zur Befreiung Angolas), José Eduardo dos Santos, empfangen worden. Am Dienstag ist Botha nach Huambo geflogen, um dort mit dem Chef der Rebellenbewegung UNITA (Nationale Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas), Jonas Savimbi, zu sprechen.

Der Vorsitzende der FNLA (Nationale Front zur Befreiung Angolas), Holden Roberto, hatte sich am Montag mit Savimbi getroffen. Savimbi habe ihm gesagt, wenn der Nationale Wahlrat (CNE) das vorläufige amtliche Endergebnis der Wahl veröffentliche, werde die UNITA den Bürgerkrieg wiederaufnehmen, sagte Roberto.

Kokain im Bananenfrachter

MARSEILLE, 13. Oktober (dpa). In einem holländischen Bananenfrachter haben Dockarbeiter im französischen Hafen Marseille am Montag abend 120 Kilogramm Kokain entdeckt. Das Rauschgift im Schwarzmarktwert von rund 35 Millionen Mark war im Laderaum des Schiffes versteckt gewesen, nach ersten Ermittlungen der Polizei offenbar ohne Wissen der Besatzung. Die aus Lateinamerika kommende "Peggy Dow" hatte zuvor mehrere europäische Häfen angelaufen und lag in Marseille wegen Reparaturarbeiten auf dem Trockendock.

Wintereinbruch in Moskau

MOSKAU, 13. Oktober (dpa). Moskau hat am Dienstag nach Angaben von Metereologen mit Temperaturen bis zu minus zehn Grad den kältesten 13. Oktober seit 21 Jahren erlebt. Schneebedeckte Dächer und Straßen gaben einen ersten Vorgeschmack auf den Winter. Auch die Straßenräumdienste und der öffentliche Nahverkehr in Moskau wurden vom Wintereinbruch überrascht. Tausende kamen zur spät zur Arbeit und mußten frierend an Haltestellen auf Busse und Straßenbahnen warten.

2,7 Millionen Mark Verlust St. Pauli-Präsidium erneut gewählt worden

Der FC St. Pauli Hamburg hat sich weiter in die Abhängigkeit von Präsident Heinz Weisener begeben. Der Hamburger Architekt (64) wurde am späten Montag abend bei der Jahreshauptversammlung des Fußball-Zweitligisten im "Tivoli" auf der Reeperbahn ohne Gegenstimme bei acht Enthaltungen wiedergewählt. Zuvor hatte Weisener den 284 anwesenden Mitgliedern eine erschreckende Bilanz vorgelegt: In der letzten Saison (1991/92) hat der Kiezklub 2,76 Millionen Mark Verlust gemacht. Insgesamt belaufen sich die Schulden des Vereins auf rund 10 Millionen Mark. Ohne seinen Präsidenten wäre der FC St. Pauli nicht überlebensfähig: Mit Bürgschaften und zinslosen Krediten in Höhe von etwa acht Millionen Mark sichert Weisener, seit Februar 1990 Präsident, die Solidität des Vereins.

Doch St. Pauli hat erhebliche Sorgen: Bis zum Saisonende müssen nach einer Auflage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Transfergewinne erzielt werden, um die Lizenz zu bekommen. dpa

Wirtschafts-Nobelpreis für Gary Becker Kosten und Nutzen von Bildung

Eine noble Rendite kann sich Gary Becker (unser AP-Foto) für seine Ausbildung zum Wirtschaftsprofessor errechnen: Der mit 6,5 Millionen schwedischen Kronen (1,8 Millionen Mark) dotierte Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften fällt in diesem Jahr erneut an einen Dozenten der Universität Chicago. 1991 war der Engländer Ronald Coase ausgezeichnet worden, der ebenfalls in Chicago gelehrt hat. Die aus der Schule des (ebenfalls geehrten) Neoklassikers Milton Friedman stammenden Markt-Theoretiker waren in den vergangenen Jahren mit ihren ohne Rücksicht auf die sozialen Kosten verordneten wirtschaftspolitischen Rezepten in Lateinamerika als "Chicago-Boys" verschrieen.

Wie die schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitteilt, wird der 1930 geborene Becker für seine "Verdienste um die Ausdehnung der mikroökonomischen Theorie auf einen weiten Bereich menschlichen Verhaltens und menschlicher Zusammenarbeit, auch außerhalb von Märkten", ausgezeichnet. So hat er versucht, das Kosten-Nutzen-Denken und die Markt-Logik auf alle möglichen Felder anzuwenden unter der Annahme, das Verhalten der Menschen richte sich stets nach denselben ökonomischen Prinzipien.

So schrieb der Amerikaner ein Buch über die "Ökonomie der Diskriminierung" (1957), mit der er rassistische Benachteiligungen nach einem Kosten-/Nutzenmodell als wirtschaftlich für alle Beteiligten schädlich belegt. Einfluß auch auf die bundesdeutsche Bildungsinvestitions-Planung haben seine "Human-Capital"-Forschungen, in denen er die Rentabilität eines Hochschul-Studiums und anderer Ausbildungsgänge kalkuliert. Auch Fragen wie die, ob sich eine Heirat oder ob sich ein Verbrechen lohnt, versuchte Becker mit solchen Modellen zu beantworten. Bei seinem Ausflug in die Kriminologie kam er zu dem Schluß, daß die Wahrscheinlichkeit der Aufklärung von Straftaten eine stärker abschreckende Wirkung hat als die Länge von Strafen.

Beckers "Methoden-Imperialismus" hat nach Ansicht des Bremer Wirtschaftsprofessors Rudi Hickel "die Grenzen der Markt-Theorie deutlich gemacht". Hickel bewertet die Stockholmer Entscheidung als "nicht sehr innovatorisch". Den Wirtschafts-Nobelpreis hat 1969 die schwedische Reichsbank gestiftet. Seitdem wurden 19 US-Forscher (sieben davon aus Chicago), aber nur 13 Angehörige anderer Nationalitäten ausgezeichnet. rb/dpa

Schwere Kämpfe in Somalia

NAIROBI, 13. Oktober (dpa). In Somalia haben Anhänger des gestürzten Diktators Siad Barre in der Nacht zum Dienstag den Ort Bardera im Südwesten des unter Hungersnot und Bürgerkrieg leidenden Landes eingenommen. Dabei soll es nach Angaben internationaler Hilfsorganisationen zu schweren Kämpfen gekommen sein. Die Truppen werden von Barres Schwiegersohn, dem exzentrischen General Morgan, angeführt. Internationale Hilfsorganisationen haben in Bardera mehrere Essensausgaben eingerichtet, von denen Tausende Menschen abhängig sind.

In den Lagern von Bardera sterben täglich etwa 25 Menschen an Hunger und Krankheit. Ein Sprecher von "Save the Children" (Rettet die Kinder) sagte am Dienstag in Nairobi, die Zahl der Toten könne sprunghaft ansteigen, wenn die Hilfssendungen ausblieben.

Entführer-Boß geschnappt

AJACCIO, 13. Oktober (dpa). Einer der meistgesuchten italienischen Verbrecher, Matteo Boe, ist am Dienstag in einem Hotel in Porto-Vecchio im Süden der französischen Mittelmeerinsel Korsika von der Polizei festgenommen worden. Boe gilt als einer der Anführer der sardischen Entführer- und Erpresserbanden. Er soll an der spektakulären Entführung des kleinen Libanesen Farouk Kassan beteiligt gewesen sein, der im Juli nach sechsmonatiger Geiselhaft auf Sardinien freigekommen war.

Riemenschneider-Figur ans Licht geholt

WÜRZBURG. Eine Steinplastik aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders hat jahrzehntelang ein Schattendasein an der Würzburger Marienkapelle geführt, ohne als Hinterlassenschaft des berühmten Meisters erkannt zu werden. Materialanalysen ergaben jetzt, daß es sich nicht, wie bislang angenommen, um eine Kopie oder einen Abguß handelt, sondern um ein Original, das den Apostel Jakobus den Älteren im Pilgerkleid zeigt. Fachleute der Diözese Würzburg sprechen von einer Sensation. Der Wert der Plastik wird auf 400 000 Mark geschätzt.

Die Figur in einer Nische der Kapelle war bei den Vorbereitungen für eine geplante Jakobus-Ausstellung näher untersucht worden. Riemenschneider hatte seit 1490 im Auftrag des Würzburger Stadtrats zahlreiche Plastiken für die Marienkapelle geschaffen, darunter eigenhändig die berühmten Figuren Adam und Eva. In seiner Werkstatt wurden die Figuren der zwölf Apostel gefertigt. Riemenschneiders Anteil bestand vermutlich im Entwurf der Figuren und der Überwachung der Arbeit der Gesellen. dpa

Experten schätzen gestohlene Cranachs noch höher ein

WEIMAR. Der Wert der acht aus der Cranach-Galerie des Weimarer Schlosses gestohlenen Gemälde ist möglicherweise höher als bisher vermutet. Nach Einschätzung von Fachleuten der Stiftung Weimarer Klassik würden die Gemälde, deren Wert von der Staatsanwaltschaft auf 60 bis 63 Millionen Mark beziffert wurde, auf dem freien Kunstmarkt - auf dem sie aus naheliegenden Gründen freilich niemals gehandelt werden könnten - ähnliche Preise wie Rembrandt-Bilder erzielen. Eine konkrete Summe wurde jedoch nicht genannt. Gemälde von Cranach dem Älteren seien seit langem nicht auf Auktionen angeboten worden. Fast alle Bilder befänden sich in festem Museumsbesitz. dpa

Gorbatschow darf wieder reisen Verfassungsgericht ermöglicht Teilnahme an Brandt-Staatsakt

MOSKAU, 13. Oktober (dpa). Das russische Verfassungsgericht hat am Dienstag für den früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow den Weg zur Teilnahme an der Trauerfeier für den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt in Berlin freigemacht. Nach einer Intervention von Präsident Boris Jelzin sagte der Gerichtsvorsitzende Waleri Sorkin, Gorbatschow sei es nun freigestellt, vor oder nach seiner Reise als Zeuge vor Gericht zu erscheinen.

Gorbatschow hatte zuvor darauf bestanden, an dem Staatsakt in Berlin teilnehmen zu wollen. Notfalls werde er auch ohne Paß "und mit dem MG auf der Schulter" nach Berlin reisen, hatte er auf einem Empfang der spanischen Botschaft in Moskau angekündigt.

Nach der Gerichtsentscheidung gilt es als sicher, daß das Außenministerium in Moskau das Ausreiseverbot für Gorbatschow aussetzt. Dem Ex-Präsidenten waren vorerst alle Auslandsreisen verboten und sein Diplomatenpaß einbehalten worden, weil er sich weigerte, im Prozeß um die Verfassungsmäßigkeit des KP-Verbotes als Zeuge auszusagen.

Das Gericht milderte seine zunächst gestellte Bedingung für Gorbatschows Ausreise, nachdem Jelzin die Richter informiert hatte, daß "der Zeuge Gorbatschow" in die Bundesrepublik eingeladen worden sei. Nach Sorkins Worten trägt die Entscheidung des Gerichts "humanitären Charakter". Die Richter bestünden aber auf einer Zeugenaussage Gorbatschows.

Dieser signalisierte inzwischen Kompromißbereitschaft. Er wolle alle Fragen des Gerichtes beantworten, nicht aber öffentlich während der Verhandlung, teilte die Pressestelle der Gorbatschow-Stiftung am Dienstag mit. Denkbar sei ein Gespräch ausschließlich mit den Richtern hinter verschlossenen Türen.

WDR erwartet 1993 weniger Werbeeinnahmen

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) rechnet im kommenden Jahr mit 20 Millionen Mark weniger Einnahmen aus der Hörfunk- und Fernsehwerbung als noch 1992. Insgesamt wurden im Haushaltsplanentwurf für 1993, der jetzt dem Rundfunkrat vorgelegt wurde, die Einnahmen mit 1,792 Milliarden Mark veranschlagt, teilte der Kölner Sender mit. Weiter sehe der Entwurf Aufwendungen von 1,856 Milliarden Mark vor - 57 Millionen Mark oder 3,2 Prozent mehr als 1992. Das verbleibende Loch von 63,6 Millionen Mark könne aus Rücklagen gedeckt werden.

Intendant Friedrich Nowottny sagte laut Mitteilung, der WDR habe sich erfolgreich auf die Dynamik des Hörfunk- und Fernsehmarktes eingestellt. "Wir werden die Marktführerrolle nicht um den Preis der Qualität unserer Programme verteidigen. Im Machtkampf des Konzernfernsehens sind wir Betroffene, aber nicht Teilnehmer des Wettkampfs um das niedrigste Niveau." dpa

Sondermüll füllt Stadtsäckel

CELLE, 13. Oktober (dpa). Die in der Nähe der ehemaligen niedersächsischen Sondermülldeponie Münchehagen gelegene Stadt Petershagen in Nordrhein-Westfalen hat vom Bundesgerichtshof (BGH) Schadenersatz zugesprochen bekommen. Die für den Deponiebetrieb verantwortlichen Behörden - der Landkreis Nienburg, die Bezirksregierung Hannover und das Land Niedersachsen - waren bereits vom Oberlandesgericht Celle verurteilt worden, Petershagen die Schäden, die durch den Betrieb der undichten Deponie entstanden sind, zu ersetzen.

In seinem am Dienstag bekanntgewordenen rechtskräftigen Beschluß hat der BGH das Celler Urteil bestätigt (Aktenzeichen: III ZR 64/90). Die Richter stellten fest, daß der Landkreis über Jahre "erkennbare und erkannte systematische, vorsätzliche und gravierende Verstöße gegen die Umweltschutzbestimmungen" nicht zur Kenntnis nahm. Es habe eine "endlose Kette von Versäumnissen und Nachlässigkeiten" gegeben.

Leichtathleten kassieren statt der Antrittsprämie Preisgelder Große Kasse für die Ski-Asse 93 000 Mark für WM-Titel / Geld liegt auf der Aschenbahn

Dank Vorreiter Armin Bittner können die deutschen Skiasse im kommenden Winter groß kassieren. Vor der Ende November beginnenden alpinen Weltcupsaison hat der Skipool des Deutschen Skiverbandes (DSV) die Prämien für Weltcup-Siege und Weltmeisterschafts-Titel deutlich erhöht. 93 000 Mark erhält ein Athlet für einen Sieg bei der WM 1993 allein an offiziellen Pool-Prämien. Vor zwei Jahren betrug diese Summe laut DSV- Wirtschaftsreferent Heinz Krecek noch 25 000 Mark. Ein erster Platz bei Weltcuprennen bringt bis zu 65 500 Mark.

Ausschlaggebend für die höheren Summen ist der am Dienstag unterschriebene und bis 1994 laufende Vertrag des DSV mit seinem Hauptsponsor (Audi). Der Automobilhersteller trägt allein 50 000 Mark der WM-Siegprämien sowie 35 000 Mark der Gelder für einen ersten Platz bei den Weltcup-Klassikern. Den Rest bestreiten die im insgesamt 65 Firmen umfassenden Pool vertretenen Unternehmen der Ski-, Bekleidungs- und Brillen-Industrie.

Jeder Athlet kann höhere Verträge mit den Ausrüsterfirmen abschließen sowie die Werbefläche auf Helm, Mütze und Stirnband individuell vermarkten. Außerdem gibt es eine Grundentschädigung bis zum 45. Platz in der Weltrangliste. Nach dem Olympiawinter gingen die Zuwendungen der immer noch krisengeschüttelten Skiindustrie laut Krecek um fast 50 Prozent zurück - einerseits wegen der schwierigen Verkaufssituation, zum anderen "weil die Industrie die Chance sah, den Skipool in die Enge zu treiben".

Die Leichtathleten können in der kommenden Saison bei insgesamt 16 Grand- Prix-Meetings insgesamt 2,3 Millionen Dollar Preisgeld, umgerechnet etwa 3,4 Millionen Mark, einstreichen. Für die Athleten wird eine Gewohnheit dann der Vergangenheit angehören: Eine Antrittsprämie wird nicht mehr gezahlt.

Die IAAF lobte Preisgelder vom ersten bis achten Platz aus. Die Sieger erhalten pro Erfolg umgerechnet rund 45 000 Mark und damit dreimal soviel wie bisher. Für einen achten Platz gibt es immerhin noch umgerechnet rund 7500 Mark. Für die Gesamtsieger stehen umgerechnet 150 000 Mark Preisgeld bereit. dpa/sid

Greenpeace-Schiff im Schlepp Auf dem Weg nach Murmansk / Den Haag protestiert in Moskau

MOSKAU, 13. Oktober (dpa/Reuter). Unter Protest des Kapitäns hat die russische Küstenwache am Dienstag das beschlagnahmte Greenpeace-Schiff "Solo" nach Murmansk geschleppt. Ein Gericht in der Nordmeerhafenstadt werde voraussichtlich am Donnerstag über das Schicksal der unter niederländischer Flagge fahrenden "Solo" und ihrer 33köpfigen Besatzung entscheiden, sagte Eleonore O'Hanlon von Greenpeace Rußland in Moskau. Das niederländische Außenministerium in Den Haag protestierte offiziell gegen die Beschlagnahmung und forderte Moskau auf, die Besatzung umgehend freizulassen.

Die "Solo" war am Montag vor der Halbinsel Nowaja Semlja in der Kara- See mit Schüssen vor den Bug gestoppt, aufgebracht und beschlagnahmt worden. Die Umweltschützer wollten ein Atom-U- Boot fotografieren. Laut Greenpeace liegen in der Kara-See 15-Atom-U-Boote der früheren Sowjetmarine und 17 000 Fässer radioaktiver Müll. Auf Nowaja Semlja wurden nach offiziellen Angaben bis 1990 132 Atombombentests durchgeführt. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf die Pressestelle der russischen Grenztruppen, der niederländische Kapitän der "Solo" habe sich geweigert, freiwillig nach Murmansk zu folgen. Daraufhin habe das Küstenwachboot "Ural" die "Solo" in Schlepp genommen. Die Pressestelle teilte weiter mit, den Umweltschützern werde vorgeworfen, unerlaubt Wasserproben aus der Kara-See entnommen und dabei die Hoheitsgewässer Rußlands verletzt zu haben.

Frau O'Hanlon sagte, bisher hätten die Behörden offiziell keine Anschuldigen erhoben. Die deutsche Sektion von Greenpeace bat am Dienstag das Auswärtige Amt in Bonn, gegen die "russische Staatspiraterie" zu protestieren und auf die Freilassung der drei deutschen Besatzungsmitglieder zu dringen. Heinz Laing, Greenpeace-Atomexperte, erklärte, die "Solo" sei weder unerlaubt in russische Hoheitsgewässer eingedrungen, noch habe die Crew illegal gearbei tet.

Für Kumpel auf der Insel wird es zappenduster

LONDON (dpa/VWD). 31 britische Kohlegruben machen in den nächsten fünf Monaten dicht. Bis zu 30 000 Kumpel verlieren ihren Arbeitsplatz. Diese Entscheidung gab jetzt der Vorsitzende der staatlichen British Coal, Neil Clarke, bekannt. Damit bleiben lediglich 20 Bergwerke in Betrieb, und vier werden "eingemottet".

Im Hintergrund dieses drastischen Schrumpfkurses steht das Vorhaben, das Staatsunternehmen im übernächsten Jahr zu privatisieren. Es muß sich dann dem Wettbewerb der wesentlich billigeren Importkohle und des Erdgases stellen, auf die die Stromwirtschaft umschwenkt. Auch wenn Bergarbeiterführer Arthur Scargill entschlossen ist, gegen die Schließungen anzukämpfen, werden ihm wenig Erfolgschancen eingeräumt. Letztlich dürfte er an der anvisierten Produktionsdrosselung um 25 Millionen Tonnen jährlich wenig ändern können. Auf den Halden der Kohlekraftwerke liegen Vorräte für ein Jahr, und auch die Gruben stöhnen unter hohen, zur Zeit unverkäuflichen Beständen. Um Streiks zu verhindern, sind größere Abfindungen für die Kumpel vorgesehen.

Ein Sprecher der Arbeiterpartei bezeichnet den Stillegungsbeschluß als "Vandalismus gegen unsere Energiereserven". Die Entlassungswelle wird zu einem weiteren sprunghaften Anstieg der britischen Arbeitslosenzahl beitragen, die sich der Drei-Millionen-Marke nähert.

Industrie für Mülltonnen aus Recycling-Kunststoff

DÜSSELDOERF (AP/dpa/VWD). Die Plastikbranche weist Vorwürfe zurück, sie würde Anstöße zur Wiederverwertung verschleppen. Für einen stärkeren Einsatz von Recycling-Kunststoff sei die Änderung technischer Normen nötig, sagt Roger Kamps. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kunststofferzeugende Industrie kann nicht verstehen, daß etwa Mülltonnen noch aus Reinplastik hergestellt werden müßten. Die Kunststoff- und Kautschukmesse zeigt vom 29. Oktober bis 5. November in Düsseldorf erstmals auch Recyclingverfahren.

In Deutschland fallen nach Industrieangaben jährlich 2,5 Millionen Tonnen Plastikmüll an, davon etwa eine Million Tonnen Verpackungen. Laut Abfallgesetz sind bis 1996 rund 640 000 Tonnen wiederzuverwerten. Die Branche werde das Ziel wegen mangelnder Kapazität wohl um 100 000 Tonnen verfehlen, schätzt Kamps. Man sei mit Umweltminister Klaus Töpfer aber übereingekommen, die Menge vorübergehend zu lagern.

Generalstreik gegen Sparkurs

ROM, 13. Oktober (dpa). Mit einem vierstündigen Generalstreik und Protestkundgebungen in vielen Städten haben knapp zehn Millionen Italiener am Dienstag gegen die "unsozialen Sparmaßnahmen im Haushalt 1993" der Regierung demonstriert. Bei einer Veranstaltung mit mehr als 60 000 Menschen in Mailand wurde der Generalsekretär des Gewerkschaftsverbandes CISL, Sergio D'Antoni, mit Knallkörpern und Metallschrauben beworfen. Auch in anderen Städten wie Padua und Palermo wurden Gewerkschaftssprecher mit Kartoffeln und Tomaten beworfen. Augenzeugen berichteten auch von vereinzelten Schlägereien zwischen sogenannten Autonomen, rechtsextremen Provokateueren sowie Polizei und Gewerkschaftsordnern.

Ausgenommen vom Generalstreik waren Schulen und Krankenhäuser sowie Post und Banken.

Die Gewerkschaftsverbände, die im Konflikt zwischen der Basis und ihrer politischen Verantwortung stehen, haben weitere Proteste nicht ausgeschlossen, falls Rom am Sparkurs festhält.

Bahn geht in die Berufung

HOCHDONN, 13. Oktober (dpa). Die Bundesbahn wird gegen das Urteil des Landgerichtes Itzehoe im sogenannten Fäkalienprozeß Berufung einlegen. Das Gericht hatte die Bahn verpflichtet, ihre Zugtoiletten so zu verändern, daß weder Fäkalienpartikel noch Toilettenpapier unter der Eisenbahnbrücke im schleswig- holsteinischen Hochdonn auf ein privates Grundstück rieseln können. Das schriftliche Urteil und die Begründung liegen der Bahn zwar noch nicht vor, allerdings ist ein Beschluß gefaßt worden, auf jeden Fall in die Berufung zu gehen, sagte am Dienstag Bahnsprecher Manfred Wächter.Gutachten vorgelegt Olympia in Berlin soll 11,7 Milliarden kosten

Die Berliner Planung für die Olympischen Spiele im Jahre 2000 steht nun auf einem finanziellen Fundament: 11,7 Milliarden Mark kostet die Veranstaltung. Dies besagt ein betriebswirtschaftliches Gutachten, das Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen der Öffentlichkeit vorstellte. Kalkuliert werden darin rein olympia-bedingte Ausgaben von 3,3 Milliarden Mark, denen Einnahmen von rund 3,5 Milliarden Mark gegenüberstehen, was einen Überschuß von rund 190 Millionen Mark bringt. Etwa 8,5 Milliarden Mark müssen darüberhinaus laut Expertise vor allem für Wohnungsbau und Sportstätten ausgegeben werden.

"Das Gutachten belegt, daß die Finanzierung der Olympischen Spiele auf einer soliden Basis erfolgen kann", erklärte Diepgen, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Olympia GmbH ist. "Es hat gezeigt, daß die Spiele im Sinne der Stadtentwicklung sogar notwendig sind." Der Regierende Bürgermeister verwies darauf, daß alle Ausgaben eher zu hoch, alle Einnahmen hingegen bewußt niedrig geschätzt wurden.

Bundeskanzler Helmut Kohl hatte seit Wochen die politische Unterstützung der Regierung von der Präsentation einer soliden Finanzplanung abhängig gemacht. Das Konzept liegt inzwischen in Bonn vor. Der Aufsichtsrat hatte das 100 Seiten umfassende, vom Wirtschaftswissenschaftler (und Ruder-Olympiasieger von 1988) Wolfgang Maennig erstellte Gutachten zuvor gebilligt und GmbH-Geschäftsführer Axel Nawrocki beauftragt, auf dieser Grundlage Verhandlungen mit der Bundesregierung und den Ländern Berlin und Brandenburg zu führen. Über die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2000 entscheidet das Internationale Olympische Komitee im September des kommenden Jahres in Monte Carlo. Neben Berlin bewerben sich Sydney, Peking, Istanbul, Mailand, Manchester und Brasilia um die Spiele.

Die Olympia GmbH kalkuliert mit rund 571,8 Millionen Dollar an Einnahmen aus Fernsehrechten. Das sind 60 Prozent der insgesamt erwarteten TV-Gelder. 40 Prozent der an dieser Position kalkulierten 876 Millionen Mark verbleiben beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). In Barcelona nahm das Organisationskomitee aus TV-Rechten über 600 Millionen Dollar ein. Der olympia-bedingte Etat für Barcelona hatte 2,9 Milliarden Mark betragen, dazu kamen aus öffentlichen Investitionen rund zwölf Milliarden Mark.

Zu den über den reinen Olympia-Etat der Spiele hinausgehenden Investitionen zählen unter anderem die beiden Olympischen Dörfer (mit zusammen rund 10 000 Wohnungen) für 4,3 Milliarden Mark, der Ausbau der Messehallen (1,7 Milliarden), einige Wettkampfstätten (750 Millionen), die auch ohne Olympische Spiele gebaut werden sollen, und eine Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur (500 Millionen). dpa/sid/AP

Zur Person:

KURT REBMANN, Generalbundesanwalt a. D., vertritt die Ansicht, daß der Terror der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) viel gravierender gewesen sei als die gegenwärtigen Gewaltaktionen Rechtsextremer gegen Fremde. Der Rheinischen Post sagte Rebmann, bei den rechtsextremistischen Gewalttätern handele es sich um ganz normale Straftäter, die nicht wie die RAF der 70er und 80er Jahre in erster Linie den Staat zerstören wollten, sondern dem Haß gegen Ausländer freien Lauf ließen. Der ehemalige Generalbundesanwalt weigerte sich auch, von "Rechtsterrorismus" zu sprechen. Er plädierte dafür, die rechtsextremen Täter schneller in Haft zu nehmen. Dazu müsse der Haftgrund "Wiederholungsgefahr" auch beim Delikt "Landfriedensbruch" gelten. (dpa)

Everding: Theater im Osten müssen zusammenarbeiten

ERFURT. Theater und Orchester in Ostdeutschland müssen nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, August Everding, mehr miteinander kooperieren. Bisher hätten sich sowohl die Einrichtungen wie auch die Kommunen zu wenig Gedanken gemacht, wie in den kommenden Jahren die Existenz der Theater gesichert werden soll. Eine mögliche Perspektive könne beispielsweise in der Fusion kleinerer Orchester liegen. Everding warnte zugleich vor großflächigen kulturellen Verlusten in den ostdeutschen Ländern. - Im Bühnenverein sind alle Träger der öffentlich sobventionierten Bühnen organisiert. dpa

HR-Direktoren beurlaubt

FRANKFURT A. M., 13. Oktober (dpa). Der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), Hartwig Kelm, hat am Dienstag Fernsehprogrammdirektor Hans-Werner Conrad und Verwaltungsdirektor Artur Jerger mit sofortiger Wirkung beurlaubt. In einer Mitteilung des Senders heißt es, Kelm habe damit "die Konsequenzen aus den Ergebnissen der beiden ihm jetzt vorliegenden Untersuchungsberichte zu Vorgängen der Fernseh-Unterhaltung, dem Sonderbericht des Landesrechnungshofes und dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Peat Marwick Treuhand GmbH" gezogen.

(Bericht auf der Medienseite 21)

Asylbewerber nicht in Kaserne

KÖLN, 14. Oktober (dpa). Die Unterbringung von Asylbewerbern in einer Kölner Kaserne, deren Boden angeblich mit krebserregenden Substanzen verseucht ist, hat der Düsseldorfer Sozialminister Rolf Krumsiek (SPD) am Dienstag abend kurzfristig ausgesetzt. Ein Sprecher sagte, auf Anordnung Krumsieks solle eine Boden-Analyse vorgenommen werden. Ursprünglich sollten jetzt die ersten Asylbewerber in der Kaserne untergebracht werden.

Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Daniel Kreutz, und Dirk Otten vom Kölner "Plenum gegen Sammellager" hatten die Landesregierung aufgefordert, von der Unterbringung der Asylbewerber in der Kaserne abzusehen. Kreutz sagte, eine "menschenverachtende Deponierung" von Flüchtlingen auf Altlasten dürfe es nicht geben.

Im Wortlaut: Ex-Stasi-Offizier Roßberg "Stolpe hat Geld genommen"

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) ist von dem früheren Stasi-Offizier Klaus Roßberg beschuldigt worden, eine DDR-Verdienstmedaille aus seinen Händen entgegengenommen zu haben. Roßberg (dpa-Bild) war stellvertretender Leiter der Kirchenabteilung XX/4 des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). In Roßbergs eidesstattlicher Erklärung heißt es laut Deutscher Presse-Agentur wörtlich: Ich habe dann im Herbst 1978 die Aufgabe übernommen, Herrn Stolpe den Orden zu übergeben. (. . .) Wie bei allen Auszeichnungen wurde auch in diesem Falle ein Geldbetrag überreicht. Es war üblich, daß das Geld in einem nicht zugeklebten Umschlag, der der Urkunde beigefügt war, mit übergeben wurde. Manfred Stolpe hat das Geld in Empfang genommen. Er hat den Geldbetrag nicht für sich behalten, sondern ihn an einen kirchlichen Kindergarten in Potsdam überwiesen. Er hat mir als Beleg eine Ablichtung der Geldüberweisung zukommen lassen.

Die Verleihung des Ordens war feierlich. Ich und Herr Wiegand (Joachim Wiegand, Leiter der MfS-Kirchenabteilung XX/4, Red.), der noch hinzukam, haben in maßvollen Worten seinen Anteil am Werden der Beziehung zwischen Staat und Kirche gewürdigt. Anschließend haben wir darauf und auf die Ordensverleihung mit einem Glas Sekt angestoßen. Danach hat Herr Stolpe ein paar freundliche Worte gesagt. Wir haben uns an den Tisch gesetzt und ein kleines festliches Essen eingenommen. (. . .) Dieses Treffen fand in einem Dienstobjekt des MfS in der Ekhofstraße 17 in Berlin-Köpenick statt.

(. . .) Bei der Zusammenarbeit mit kirchlichen Vertretern legte das MfS andere formale Kriterien fest, als bei Informanten anderer Diensteinheiten. Unsere Gesprächspartner waren alle gebildete Menschen. Wir durften sie in der Regel nicht mit einer schriftlichen Verpflichtung oder einer Verpflichtung per Handschlag düpieren. Unser Kriterium war: Man mußte einen gemeinsamen Konsens finden, man mußte ständig Kontakt halten - eine Dauerverbindung schaffen. Die Vertraulichkeit mußte von beiden Seiten gewahrt werden, und unsere Informanten mußten an wichtigen Positionen sitzen, so daß es sich auch lohnte, mit ihnen zu sprechen. Diese Kriterien erfüllte Herr Stolpe. Wir waren uns einig in dem Ziel, die Kirche im Sozialismus zu verankern. Wir wußten beide, daß Staat und Kirche in friedlicher Koexistenz miteinander leben konnten und sollten. (. . .)

(. . .) In der Wendezeit wurde beim MfS ständig darüber gesprochen, in den neuen politischen Bewegungen Positionen mit Personen unseres Vertrauens zu besetzen. Entsprechend einer generellen Konzeption des MfS, Verbindungspersonen in den führenden Gremien der neuen DDR zu haben, um dort präsent zu sein, Einfluß zu nehmen und die alte Aufgabenstellung "Lagebeherrschung" vornehmen zu können, hatte das MfS Interesse daran, daß Manfred Stolpe kraft seiner Autorität und Anerkennung bei der Bevölkerung als "Zugpferd" in der neugegründeten Ost-SPD mitwirkte.

EM-Vorbereitung der U21 Leverkusener Tore für Löhrs Auswahl

Deutschland- Türkei 4:0 (2:0)

Die deutschen Fußball-Junioren sind für die Europameisterschafts-Qualifikation gerüstet. Vier Wochen vor dem ersten Spiel am 17. November in Albanien bestand die "U 21"-Nationalmannschaft den letzten Test mit dem 4:0 (2:0)-Sieg über die Auswahl der Türkei. Vor 2000 Zuschauern in Unterhaching schossen die Leverkusener Rydlewicz (6./70.), Herrlich (35.) und Happe (86.) die Mannschaft von Trainer Hannes Löhr zum ersten Erfolg in diesem Jahr. Der Sieg mußte allerdings teuer bezahlt werden: Der Nürnberger Christian Wück zog sich eine schwere Knieverletzung zu. dpa

Deutschland: Klos (46. Hoffmann) - Münch - Babbel, Schneider - Baschetti, Unger, Haber (78. Fellhauer), Lottner (63. Keuler), Wolf (46. Happe) - Rydlewicz , Herrlich (46. Wück), Wagner.

Türkei: Recber - Okuroglu - Yigit, Korkmaz (72. Semavi) - Özlan, Sarman, Buruk, Gürsu, Gözolu (46. Güler)- Aydin, Oygun (79. Bademci).

Schiedsrichter: Gerhard Kapl (Österreich).

Tore: 1:0 Rydlewicz (6.), 2:0 Herrlich (34.), 3:0 Rydlewicz (69.), 4:0 Happe (85.).

Manfred Stolpe Stasi-Offizier angezeigt

HAMBURG/POTSDAM, 14. Oktober (dpa). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sieht auch angesichts neuer Stasi-Vorwürfe keinen Grund zum Rücktritt und will mit einer Strafanzeige gegen den ehemaligen Stasi-Offizier Klaus Roßberg vorgehen. Roßberg hatte am Dienstag abend in einer eidesstattlichen Versicherung erklärt, daß die Verleihung der DDR-Verdienstmedaille an Stolpe 1978 im feierlichen Rahmen in einer konspirativen Wohnung im Ostberliner Stadtteil Köpenick stattgefunden habe. Stolpe selbst teilte am Dienstag abend in Bonn mit, die Aussagen von Roßberg seien "in Kernpunkten erfunden und eine Lüge". Er habe seinen Anwalt beauftragt, gegen Roßberg Strafanzeige wegen falscher, ehrverletzender Aussagen zu erstatten. SPD- Fraktionsvorsitzender Hans-Ulrich Klose versicherte nach einem erneuten Gespräch Stolpes mit der Fraktion: "Wir haben Vertrauen zu Manfred Stolpe."

Roßberg, langjähriger Führungsoffizier Stolpes, hatte im Fernsehsender SAT 1 berichtet, er habe dem damaligen Kirchenjuristen Stolpe die DDR-Verdienstmedaille persönlich übergeben. Der ehemalige Stasi-Offizier untermauerte seine Aussage durch eine eidesstattliche Versicherung, die er auch dem Stolpe-Untersuchungsausschuß zur Verfügung stellen will. Stolpe schloß dagegen aus, daß Roßberg ihm die DDR-Verdienstmedaille "persönlich ans Revers geheftet hat".

Roßberg und Stolpe sollen am Freitag kommender Woche vor den Stolpe-Untersuchungsausschuß des Brandenburger Landtages geladen werden. Noch Anfang Mai hatte Roßberg gemeinsam mit seinem früheren Dienstvorgesetzten Joachim Wiegand in einer nach eigenen Angaben abgesprochenen Aussage Stolpe vor dem Ausschuß entlastet.

Weizsäcker empfängt Bubis zum Antritt

BONN, 13. Oktober (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäkker empfängt morgen den neuen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, zu einem Antrittsbesuch. Bei dem Treffen, das in Weizsäckers Berliner Amtssitz Schloß Bellevue stattfindet, wird es einen "generellen Meinungsaustausch" geben, teilte Weizsäcker-Sprecher Hans-Henning Horstmann heute in Bonn mit. Dabei dürften auch die Ausländerprobleme zur Sprache kommen.

Zur Person:

RUT BRANDT, geschiedene Ehefrau Willy Brandts, wird nicht zu dem Staatsakt für den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden am kommenden Samstag in Berlin eingeladen. Dies geschehe auf Wunsch der Witwe Brigitte Seebacher-Brandt, war in Bonn zu erfahren. Die anschließende Beerdigung soll ohnehin im "engsten Familienkreis" auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf stattfinden. Nach der Darstellung Rut Brandts in ihren Memoiren hat sie ihren langjährigen Partner nach der Scheidung im Jahre 1980 nicht mehr gesehen. Das Ehepaar war 33 Jahre verheiratet und hat drei Söhne. (dpa)

Grüne wollen keine "Auszeit"

BONN, 13. Oktober (dpa). Die Grünen haben das Bündnis 90 aufgefordert, am verabredeten Zeitplan für die Verhandlungen über einen Zusammenschluß beider Organisationen festzuhalten. Gerade angesichts der unterschiedlichen Vorstellungen über Struktur und Namen der angestrebten gemeinsamen Partei sei es "umso notwendiger, die Gespräche fortzusetzen", sagte Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer am Dienstag nach einer Sitzung des Bundesvorstandes.

Werner Schulz, Vorstandsmitglied und Bundestagsabgeordneter des Bündnis 90, bekräftigte dagegen im Hessischen Rundfunk die Absicht seiner Freunde, eine "Auszeit" bei den Verhandlungen zu nehmen, "damit die Grünen sich besinnen können".

Polnischer Boß von Autodieben gefaßt

WARSCHAU, 13. Oktober (AFP). Die polnische Polizei hat in Wroclaw (Breslau) den Chef einer Bande von Autodieben festgenommen, die vor allem aus Deutschland Fahrzeuge gestohlen hatten. Wie die Polizei am Montag mitteilte, gilt Jurand Nagorski als einer der gefährlichsten Verbrecher des Landes.

Er war erstmals im Januar aufgefallen, als er in einem gestohlenen Geländewagen von Deutschland aus die deutsch-polnische Grenze durchbrach und seine Verfolger abhängte. Wenige Tage später wurde er in Gdynia verhaftet.

In der Haft schnitt er sich die Pulsadern auf und wurde auf dem Transport ins Krankenhaus von Komplizen befreit. Diese schossen auf den Konvoi und verletzten zwei Polizisten schwer.

Zum Zeitpunkt seiner Festnahme in Wroclaw trug Nagorski einen gefälschten jugoslawischen Paß, einen Karabiner des Typs Remington, eine Walter-Pistole, vier Handgranaten, eine Zolluniform und zahlreiche Nummernschilder bei sich. Zusammen mit dem Chef der Bande wurden in Wroclaw fünf weitere Personen, darunter auch Ausländer, festgenommen. Gleichzeitig wurde in Gdynia ein Mann festgesetzt, der verdächtigt wird, ein von Nagorski gedungener Berufsmörder zu sein.

Erhöhtes Fehlgeburtenrisiko

SAN JOSÉ, 13. Oktober (AFP). Für Frauen, die in der Halbleiterproduktion des US-Elektronikkonzerns IBM, beschäftigt sind, besteht ein erhöhtes Risiko von Fehlgeburten. Der Konzern informierte darüber seine Mitarbeiterinnen. Nach einer von IBM in Auftrag gegebenen Studie liegt, wie der Firmensprecher mitteilte, der Anteil der Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, bei den Angestellten in der Halbleiterproduktion bei 33,3 Prozent gegenüber 15,6 Prozent in anderen Produktionsbereichen. Ursache sei offenbar die Verwendung einer Reinigungschemikalie, die bei der Herstellung verwendet werde.

Kinder bei Attentat getötet

COTABATO, 14. Oktober (AFP). Bei einem Sprengstoffanschlag in einem philippinischen Dorf sind in der Nacht zum Dienstag vier Kinder getötet und 33 weitere verletzt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, warfen Unbekannte eine Granate in ein Kino im Dorf New Panay bei Cotabato auf Mindanao.

In dieser Region kommt es häufig zu blutigen Zusammenstößen zwischen Christen und Moslems.

500 000 Opiumabhängige in Vietnam

HANOI, 13. Oktober (AFP). In Vietnam nehmen Gebrauch und Herstellung von Drogen stetig zu. Rund 500 000 Opiumabhängige gebe es in dem südostasiatischen Land, teilte der Vorsitzende der Kommission für ethnische Minderheiten und Bergregionen, Hoang Duc Nghi, heute mit. Insgesamt würden mehr als 1000 Hektar Land für den Opiumanbau verwendet, sagte Nghi auf einem Seminar über Drogenmißbrauch. Die vietnamesische Führung bat das Drogenkontrollprogramm der Vereinten Nationen (UNDCP) um Hilfe bei der Ausarbeitung eines Planes zur Bekämpfung des Drogenmißbrauchs.

Frau starb nach Tiertransplantation

LOS ANGELES, 13. Oktober (Reuter). In den USA ist eine 26jährige Frau trotz der Nottransplantation einer Schweineleber gestorben. Wie ein Sprecher des Cedars-Sinai-Krankenhauses in Los Angeles in der Nacht auf Dienstag mitteilte, trat der Tod der Patientin kurz vor der geplanten zweiten Operation ein, in der die junge Frau ein menschliches Spenderorgan hatte erhalten sollen. Die Ärzte hatten der 26jährigen am Sonntag die Tierleber eingesetzt und eine solche Transplantaion damit nach eigenen Angaben zum ersten Mal weltweit vollzogen. Die Patientin hatte zum Zeitpunkt der Operation im Koma und im Sterben gelegen.

Student von Neonazis verprügelt

METZ, 13. Oktober (AFP). Ein 20jähriger Lothringer Student ist in der Nähe von Sarreguemines von offenbar deutschen Neonazis verprügelt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, trugen die vier oder fünf deutsch sprechenden jungen Männer Naziabzeichen und hatten kahlrasierte Köpfe. Sie waren offenbar über die nahegelegene Grenze zum Saarland gekommen. In dem Ort Walschbronn zwangen sie nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Sonntag den Studenten, auf die Knie zu fallen und "Hitler zu danken". Danach versetzten sie ihm Fußtritte und Schläge mit Fäusten und Stöcken. Der Student habe leichte Verletzungen erlitten.

Planen Rote Khmer Offensive?

PHNOM PENH, 14. Oktober (AFP). Vor einer möglichen Großoffensive der Roten Khmer in Kambodscha hat die Regierung in Phnom Penh gewarnt. Ein Regierungssprecher sagte am Dienstag, die Rebellen schafften derzeit Artillerie an die Frontstellungen in den zentralen Provinzen Kompong Thom und Siem Reap sowie in der nordwestlichen Provinz Battambang. Im Falle einer Großoffensive der Roten Khmer zu Beginn der Trockenzeit im November werde das vor fast einem Jahr unterzeichnete Waffenstillstandsabkommen hinfällig. Die Regierungstruppen würden dann zur Gegenoffensive übergehen.

Kuwait gibt Bushs Druck nach

NEW YORK, 13. Oktober (AFP). Kuwait soll zugestimmt haben, 236 Panzer vom Typ Abrams M1-A2 von den USA zu kaufen, nachdem US-Präsident George Bush persönlich einen Brief an den Emir von Kuwait, Scheich Dschaber El Ahmad El Sabah, geschrieben hatte. Das berichtete die Zeitung New York Times am Dienstag. Weiter schrieb sie unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, für insgesamt vier Milliarden Dollar (rund 5,9 Milliarden Mark) sollten Panzer, Ersatzteile und Munition gekauft werden. Mit dem Handel könne der Panzer-Hersteller General Dynamics bis zum Ende des Jahrhunderts rund 5900 Arbeitsplätze in den US-Bundesstaaten Michigan und Ohio erhalten.

Auch Vizepräsident Dan Quayle, Verteidigungsminister Dick Cheney und der amtierende Außenminister Lawrence Eagleburger seien mit der kuwaitischen Königsfamilie in Verbindung getreten, um den Panzerhandel zu unterstützen, heißt es in dem Bericht weiter. Kuwait werde voraussichtlich in den kommenden Wochen den Auftrag für das Panzergeschäft erteilen. Der Verkauf muß noch vom US-Kongreß gebilligt werden.

Rotes Kreuz schließt Stationen

TEL AVIV, 13. Oktober (dpa). Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Dienstag seine drei Stationen in dem von Israel besetzten Gazastreifen geschlossen. Dies bestätigte ein Sprecher der internationalen Hilfsorganisation. Er sprach lediglich von "Schwierigkeiten". Wie es hieß, sind die Büros des Roten Kreuzes von israelischen Soldaten umstellt, die niemanden mehr hineinlassen. Über den größten Teil des Gazastreifens ist eine Ausgangssperre verhängt. Am Dienstag wurde ein Demonstrant von Soldaten erschossen.

MOSKAU, 13. Oktober (AFP/dpa). Das russische Verfassungsgericht hat dem früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow die Ausreise nach Deutschland erlaubt. Der russische Präsident Boris Jelzin habe Gorbatschow die Ausreise aus "humanitären Gründen" vorgeschlagen, sagte der Präsident des Gerichts, Walter Sorkin am Dienstag. Der frühere sowjetische Präsident ist zum Staatsakt für den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt am Samstag in Berlin eingeladen worden. Das russische Verfassungsgericht, das derzeit einen Prozeß über die Legitimität der KPdSU führt, hatte Anfang Oktober Gorbatschow die Ausreise verboten, bevor dieser nicht als Zeuge vor Gericht ausgesagt hat. Der frühere Parteichef hatte bislang die Aussage verweigert, da es sich seiner Meinung nach um einen "politischen" Prozeß handele. Sorkin stellte am Dienstag klar, daß Gorbatschow trotz der Erlaubnis für die Ausreise nach Deutschland weiterhin als Zeuge in dem KPdSU-Prozeß aussagen müsse.

Gorbatschow signalisierte am Dienstag Kompromißbereitschaft. Er wolle alle Fragen des Verfassungsgerichtes beantworten, aber nicht öffentlich während des Prozesses, teilte die Pressestelle der Gorbatschow-Stiftung mit. Denkbar sei ein Gespräch Gorbatschows ausschließlich mit den Richtern hinter verschlossenen Türen.

De Klerk fordert ANC-Reform

JOHANNESBURG, 13. Oktober (Reuter/AFP). Der südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk hat eine Übergangsregierung unter Beteiligung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in dessen bisheriger Form ausgeschlossen. Der ANC müsse sich vorher einer Reform unterziehen, sagte er am Dienstag im Parlament. Die Organisation von Nelson Mandela müsse sich von einer "militanten Bewegung" zu einer registrierten Partei wandeln. Außerdem müsse sie sich radikaler Elemente entledigen und auf Waffen verzichten.

In mehreren südafrikanischen Townships wurden seit Montag acht Menschen aus politisch Motiven ermordet. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, befand sich unter den Toten der 73jährige Ortsleiter der Inkatha Freiheits-Partei (IFP) in der Provinz Natal. Dort liefern sich Anhänger der IFP von Mangosuthu Buthelezi und des ANC seit Jahren eine blutige Fehde. In diesem Jahr sind bereits mehr als 2700 Menschen bei politischen Auseinandersetzungen in Südafrika getötet worden.

Perus Guerilla verwüstet Dorf

LIMA, 14. Oktober (AFP). Etwa 100 Mitglieder der peruanischen Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" haben am Wochenende ein Dorf im Norden der Provinz Ayacucho überfallen und 45 Männer, Frauen und Kinder erschossen. Etwa 20 Bewohner des Dorfes Huayllao seien zum Teil schwer verletzt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Die Guerilleros sprengten das Gemeindegebäude in die Luft und setzten mehrere Häuser in Brand. Die Bauern von Huayllao hatten den Zorn der Rebellen auf sich gezogen, weil sie deren Meinung nach im Kampf gegen die Guerilla mit der Polizei zusammenarbeiteten.

Protest gegen Japans Mission

TOKIO, 14. Oktober (AFP). Begleitet von heftigen Protesten ist am Dienstag das letzte Kontingent japanischer Soldaten zu Japans erster Beteiligung an einer Mission der Vereinten Nationen (UN) nach Kambodscha abgereist. Mehr als 2000 Demonstranten hätten am Militärflughafen von Komaki gegen die Teilnahme der 376 Soldaten am UN-Blauhelmeinsatz protestiert, teilte die Polizei mit. Nach einer Schlägerei, bei der ein Polizist leicht verletzt worden war, seien 21 Personen festgenommen worden.

In verschiedenen japanischen Städten protestierten laut Polizei Anhänger linker Gruppierungen gegen die Truppenentsendung. Eisenbahnverbindungen seien unterbrochen gewesen, nachdem Stromleitungen durchtrennt worden waren. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg sind japanische Soldaten wieder an einem Einsatz in Übersee beteiligt.

Grenzdurchbrüche nach Polen von Autodieben häufen sich

BERLIN, 13. Oktober (AFP). An der deutschen Grenze nach Polen häufen sich in letzter Zeit die gewaltsamen Grenzdurchbrüche mit gestohlenen Autos aus der Bundesrepublik. Wie das Grenzschutzpräsidium Ost in Berlin mitteilte, gelang es am Dienstag dem Fahrer eines Mercedes, am Übergang Frankfurt/Oder ohne Kontrolle nach Polen durchzurasen. Die Schlagbäume auf polnischer Seite konnten nicht mehr rechtzeitig geschlossen werden, da sie noch vom letzten Durchbruch beschädigt waren. Bereits am vergangenen Freitag hatte ein Mann mit einem auf die Treuhandanstalt zugelassenen Mercedes bei Guben die Grenze durchbrochen, indem er die Ausreisespur in verkehrter Richtung benutzte und auf polnischer Seite eine Schranke gewaltsam durchbrach. Vor einer Woche waren dagegen Durchbruchsversuche mit drei hochwertigen Autos am Grenzübergang Linken gescheitert, teilte der Grenzschutz mit.

Sagte Stolpe die Unwahrheit?

HAMBURG/POTSDAM, 13. Oktober (AFP/dpa). Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) soll die umstrittene DDR-Verdienstmedaille entgegen seiner eigenen Aussage von einem Stasi-Offizier erhalten haben. Der frühere Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit, Klaus Roßberg, gab dem "Sat 1"-Fernsehen zufolge eine eidesstattliche Erklärung ab, wonach er Stolpe die Verdienstmedaille 1978 in einer konspirativen Wohnung persönlich überreicht habe. Stolpe wies diese Aussage zurück. "Ich schließe definitiv aus, daß Roßberg mir die Medaille ans Revers geheftet hat", sagte er in Potsdam.

Stolpe deutete unterdessen an, daß er möglicherweise nicht für eine zweite Amtsperiode als Ministerpräsident Brandenburgs zur Verfügung stehe. "Mein Rücktritt kommt zu dem Zeitpunkt, wo wir die nächste Wahl gewonnen haben", sagte er. Die Landtagsfraktionen von CDU, FDP und SPD sprachen sich für eine schnelle Prüfung der neuen Vorwürfe aus. Die CDU forderte, Stolpe solle sein Amt ruhen lassen.

Gezielte Schüsse bestritten

BERLIN, 13. Oktober (AFP). Vor dem Berliner Landgericht muß sich seit Dienstag erstmals ein ehemaliger DDR- Grenzsoldat wegen der Tötung eines Westberliners an der Mauer verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 42jährigen vor, 1970 den kaufmännischen Angestellten Heinz Müller erschossen zu haben. Der 27jährige war betrunken über die Mauer nach Ost-Berlin geklettert. Er starb noch in derselben Nacht an seiner Schußverletzung.

Der Angeklagte bestritt den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, er habe gezielt geschossen "Ich wollte den Menschen in keiner Weise treffen", sagte der derzeit arbeitslose Maschinenbauingenieur, "in der Aufregung" habe er die Kalaschnikow jedoch auf Dauerfeuer gestellt.

Er habe damals keine andere Alternative gesehen als zu schießen, beteuerte der Angeklagte, der sich immer wieder die Tränen aus den Augen wischte. Wenn er den "Grenzdurchbruchsversuch" nicht verhindert hätte, hätte er mit Haft rechnen müssen. Von dem Tod des Mannes habe er erst nach mehr als 20 Jahren erfahren. 1970 habe man ihm lediglich gesagt, er solle sich keine Sorgen machen, es sei ein "betrunkener Türke" gewesen.

Sammler-Börse, die tickt 18. Oktober: Treffpunkt der Swatch-Fans in Kassel

KASSEL. Die "Swatchomania" geht um, und täglich werden es mehr, die von ihr befallen werden - der "Sammelsucht" nach den phantasievoll gestalteten bunten Plastikuhren aus der Schweiz. Doch obwohl der Hersteller Swatch seit 1983 über 100 Millionen Uhren produziert hat, haben es die Fans der "tickenden Kunstwerke" schwer, an die "Objekte ihrer Begierde" zu gelangen. Denn jedes Modell wird nur einmal aufgelegt - die interessantesten Modelle der jährlich zwei Kollektionen sind innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Ihre Sammlung dennoch vervollständigen können Swatch- Fans am 18. Oktober bei einer Sammler- Börse in der Kasseler Stadthalle.

Auf die Idee zu der Sammlerbörse kam die 25jährige Angelique Katzschmann aus Kassel, die selber seit Jahren "Swatch-Freak" ist: "Ich möchte anderen Sammlern, denen es ähnlich wie mir geht, die Möglichkeit bieten, auf einfachem Weg an fehlende Modelle zu gelangen." Anfang des Jahres setzte sie diesen Wunsch erstmals in die Tat um und landete damit auf Anhieb einen Erfolg: Fast 2000 Liebhaber der Schweizer Plastik- Zeitmesser pilgerten nach Kassel, um in Ruhe unter Hunderten von Uhren zu stöbern, zu fachsimpeln und das eine oder andere "Schnäppchen" für ihre Sammlungen zu machen.

Ganz billig sind solche Schnäppchen allerdings nicht immer. Schon für normale Modelle, die im Handel neu zwischen 65 und 115 Mark kosten, müssen Sammler nach wenigen Jahren Preise bis über 1000 Mark einkalkulieren. Ausgefallene und in nur geringer Auflage produzierte Exemplare wie etwa die "Kiki Picasso" erbrachten auf Auktionen schon Summen von 73 000 Mark, die legendären "Puff"-Modelle kosten bis zu 30 000 Mark.

Ihre zweite Sammler-Börse sieht Angelique Katzschmann unter dem Motto "Noch mehr Aussteller - noch mehr Uhren". Und nicht nur das: Zusätzlich will die Kinoplakat-Künstlerin Gabriela Holzhausen ihre Ausstellung "Hollywood-live" präsentieren. Besonderes Bonbon: Jeder 33. Besucher erhält von der Malerin einen handsignierten und limitierten Druck ihres Werkes "Timeless Stars" - ein Motiv mit Filmstars und "Swatching- Zeitsymbol". ANDREAS BAUM (dpa)

Entflohener Gewalttäter festgenommen

MAINZ, 13. Oktober (lrs). Der aus der Landesnervenklinik Andernach (Kreis Mayen-Koblenz) geflohene Gewaltverbrecher Gerhard Börner (45) ist am Montag nachmittag in einem Hotel in Amsterdam festgenommen worden. Wie das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) am Dienstag in Mainz mitteilte, leistete Börner keinen Widerstand. Er war am 27. September unter ungeklärten Umständen aus der Klinik entflohen, wo er wegen vierfachen Totschlags und versuchten Mordes an Frauen untergebracht war. Laut LKA gelang es schon vor wenigen Tagen in enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden, die Spur von Börner und seiner Frau aufzunehmen.Wolken und Wind verdrängen Sonne

Mit dem frischen aber schönen Herbstwetter soll von Donnerstag an Schluß sein. Wie der Deutsche Wetterdienst am Dienstag mitteilte, treten Wolken und Wind an die Stelle von Sonne und Nachtfrost. Mitunter kann es dabei auch regnen. Entwarnung allerdings für die Autofahrer: Auch mit den eisigen Minustemperaturen in der Nacht ist es von Donnerstag an vorbei.

Im Norden zieht die Bewölkung schon am Mittwoch auf. "Dafür kriegen die zum Wochenende hin auch eher mal etwas Sonne ab", hieß es beim Wetterdienst. In Hessen, Rheinland-Pfalz und in Süddeutschland macht sich die Sonne nochmal stark und sorgt für Tagestemperaturen um 14 Grad. Nachts wird es aber nochmal bitterkalt. Die Wetterexperten sagen Werte bis zu fünf Grad unter null voraus. lhe (Wetterbericht auf Seite 28)

Prozeß gegen drei Blockierer eingestellt

HANAU. Die Staatsanwaltschaft Hanau hat drei Verfahren gegen Atomkraftgegner eingestellt, die im März dieses Jahres das Haupttor zum Siemens-Brennelementewerk Hanau blokkiert hatten. Angesichts der weltweiten Nuklear-Problematik sei eine kurzfristige Protestblockade nicht rechtswidrig, selbst wenn sie die Beschäftigten der Firma behindert habe, begründete die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung. Mehr als 40 Verfahren seien noch anhängig, weil die Beschuldigten nicht die Siemens-Zufahrt, sondern das Tor des benachbarten Degussa-Werks länger als 15 Minuten versperrt hätten.

Am 9. März hatten rund 120 Menschen in Hanau die Schließung des Brennelementewerks gefordert und dessen Haupteinfahrt blockiert. Ein Teil der Demonstranten ließ sich auch vor dem Degussa- Tor nieder, um die Siemens-Beschäftigten zu hindern, über das Nachbargelände an ihre Arbeitsplätze zu gelangen.

Diese Aktion war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft aber nicht am Ziel der Proteste orientiert und habe überdies unverhältnismäßig lange gedauert. Wenn diese Beschuldigten allerdings einer Geldbuße von je 100 Mark zustimmten, könnten auch diese Verfahren eingestellt werden. lhe

ZWI ROSEN (66), Philosophieprofessor aus Tel Aviv, soll in Kassel lehren. Die Gesamthochschule hat an ihn die diesjährige FRANZ-ROSENZWEIG-Gastprofessur vergeben. Die GhK betraut damit Wissenschaftler, die aus Deutschland stammen, aus rassischen Gründen zur Emigration gezwungen wurden und nun im Ausland tätig sind. Der in Danzig geborene Rosen war in den dreißiger und vierziger Jahren vom Nazi-Regime verfolgt und vertrieben worden. In Israel stand Zwi Rosen unter anderem von 1983 bis 1988 als Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Tel Aviv vor.

Uni startet Studie

zu Pflegesicherung

Die Frankfurter Universität beginnt jetzt eine EG-weit angelegte Studie, um die Möglichkeiten einer optimalen Pflegesicherung speziell im Alter auszuloten. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. Die Volkswagen-Stiftung finanziert das Vorhaben mit rund 800 000 Mark.

Die vergleichende Studie wird Spanien, Portugal, Italien, Österreich, die Schweiz, England, die Schweiz und Skandinavien einbeziehen, berichtete Forschungsleiter Professor Roland Eisen am Dienstag. Auch in Zukunft werde es in den Ländern des zusammenwachsenden Europa bei unterschiedlichen sozialen Bedingungen verschiedene Lösungen für eine Pflegesicherung geben.

Aus der Sicht bundesdeutscher Verhältnisse legt Eisen mit einem Team von fünf Doktoranden vier Modelle vor. Neben einer denkbaren privaten Pflege-Versicherung und deren obligatorischen Einführung sei auch eine "sechste Säule" der Sozialversicherung für die Abdeckung der Kosten im Pflegefall vorstellbar. Die Beiträge in diesen "Topf" müßten einkommensbezogen berechnet und von den Arbeitgebern mitgetragen werden. Allerdings schließe eine solche Regelung nur Beschäftigte mit Sozialversicherungspflicht ein. Das vierte Modell geht von einem Leistungsgesetz für alle Bürger aus und basiert auf dem Sozialhilfegesetz. Diese Finanzierung würde auch die häusliche Pflege und nicht nur "Essen auf Rädern" berücksichtigen.

In der Bundesrepublik ist nach Ansicht von Eisen die Absicherung von Pflege speziell im Alter aus dem stark ausgebauten Sozialsystem herausgefallen. Dies sei ein Versäumnis der Rentenpolitik in den fünfziger Jahren. Damals sei die Altersarmut noch nicht als gravierendes Problem erkannt worden. Für kritisch hält der Sozialwissenschaftler die Pflege zu Hause. Diese "nette Idee" stoße häufig auf Schwierigkeiten, weil bei veränderten Familienbindungen viele Töchter und Schwiegertöchter nicht mehr das "Pflege-Potential" stellen wollten. lhe

Kind mißbraucht und gewürgt: 7 Jahre Haft

DARMSTADT. Das Schwurgericht Darmstadt hat einen 36jährigen wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit versuchter Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Mißbrauchs eines Kindes zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das jetzt geahndete Verbrechen geschah im August 1991, als der gelernte Tischler während eines Hafturlaubs in Darmstadt- Eberstadt eine Zehnjährige traf. Er zerrte das Kind in ein Gebüsch und verging sich an ihm. Als das Kind trotz Drohungen zu schreien anfing, würgte er es und lief weg.

Der Angeklagte hat sein Leben im wesentlichen in Heimen und Gefängnissen zugebracht. Während der vergangenen 20 Jahre war er über 17 Jahre wegen Eigentumsdelikten hinter Gittern. Nach Aussage des Gutachters leidet er an Hospitalismus, an Labilität und Haltlosigkeit, ist aber schuldfähig. Bei der Strafe berücksichtigte das Gericht, daß wegen des umfassenden Geständnisses des Angeklagten dem Mädchen die Aussage vor Gericht erspart blieb. lhe

TÜH überprüft rund 70 Drucktanks in Betrieben

WIESBADEN. Die Technische Überwachung Hessen (TÜH) wird in den kommenden Wochen in rund 30 Betrieben des Landes nochmals etwa 70 Druckbehälter auf ihre Sicherheit hin überprüfen. Mit dieser Anweisung zieht das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung nach Darstellung von Staatssekretär Dietmar Glaßer (SPD) die Konsequenzen aus dem Explosionsunglück, das sich Anfang Oktober 1991 auf dem Gelände der Hanauer Firma Heraeus Quarzglas ereignete. In einem ersten Durchlauf wurden knapp 80 Wasserstofftanks kontrolliert.

Bei der Herstellung der Drucktanks, wie sie bei Heraeus verwendet wurden, seien "offensichtlich sicherheitstechnisches Nichtwissen beziehungsweise ein zu niedriger Sicherheitsstandard dafür verantwortlich" gewesen, daß es zu dem Unfall habe kommen können, so Glaßer. Untersuchungen ergaben als Unglücksursache, daß sich an den Schweißnähten der Behälter Risse gebildet hatten. lhe

Reparaturarbeiten auf der A 4 Die Autobahn Frankfurt-Eisenach (A 4) wird am Wochenende zwischen den Anschlußstellen Wildeck-Obersuhl und Wommen zeitweise gesperrt. Wie das Autobahnamt Frankfurt mitteilte, wird der Verkehr in Fahrtrichtung Eisenach von Samstag, 12 Uhr, bis Sonntag, 6 Uhr, über eine Bundesstraße umgeleitet. In Richtung Bad Hersfeld steht auf der Talbrükke Wommen nur ein Fahrstreifen zur Verfügung. Grund für die Sperrung sind laut Autobahnamt Reparaturarbeiten.

Rußland droht Estland mit Sanktionen

LONDON, 13. Oktober (Reuter). Rußlands Vize-Präsident Alexander Ruzkoi hat der baltischen Republik Estland mit Wirtschaftssanktionen gedroht, falls den dort lebenden Russen die Staatsbürgerschaft vorenthalten wird. Dem britischen Fernsehsender BBC sagte Ruzkoi in der Nacht zum Dienstag, Estlands Wirtschaft werde innerhalb einer Woche zum Stillstand kommen, wenn Rußland zu Sanktionen greife. Welcher Art diese Sanktionen sein würden, sagte Ruzkoi nicht. Die Bevölkerung in Estland besteht zu über 40 Prozent aus Russen, die vielfach im Rahmen der sowjetischen Bevölkerungspolitik dort angesiedelt wurden.

Japan: Ozonloch über Südpol so groß wie nie

TOKIO, 13. Oktober (Reuter). Die Ausdünnung der Ozonschicht über dem Südpol hat nach Angaben des japanischen Meteorologischen Amts in diesem Jahr bisher nicht gekannte Ausmaße erreicht.

Wie das Tokioter Amt am Dienstag mitteilte, wurde in der Atmosphäre 13 bis 17 Kilometer über der Antarktis kaum Ozon gemessen. Das Ozonloch werde wahr- scheinlich größer als im vergangenen Jahr werden und möglicherweise auch Teile Südamerikas betreffen. Das Ozonloch über dem Südpol ist seit Ende der 70er Jahre jeweils von September bis November gemessen worden. Seit drei Jahren überspannt es praktisch die gesamte Antarktis. Als Faktoren für die Ausdünnung der lebenswichtigen Ozonschicht nannte ein Vertreter des Tokioter Amts die Verwendung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), etwa in Kühlschränken, sowie die Nachwirkungen des Vulkanausbruchs auf den Philippinen. Das Ozon filtert in der Atmosphähre die UV-Strahlung, die bei Menschen unter anderem Hautkrebs auslösen kann.

Der argentinische Wetterdienst hat bereits die Ausdehnung des Ozonlochs über der Antarktis auf 23 Millionen Quadratkilometer und über bewohntem Gebiet auf dem Kontinent gemeldet. Demnach reichen die stark ausgedünnten Ozonschichten bereits über die Insel Tierra del Fuego im äußerten Süden Südamerikas, wo rund 50 000 Argentinier leben.

Blessing fürchtet um Mehrheit für Engholm

BONN, 13. Oktober (Reuter/AFP). Der Bundesgeschäftsführer der SPD, Karl- Heinz Blessing, hofft auf die Zustimmung zur Asylpolitik der Parteispitze durch die Delegierten des Sonderparteitags im November. Er sei sich nach der Kritik an der Parteibasis allerdings nicht mehr sicher, ob die Mehrheit für den Kurs von Parteichef Björn Engholm zustandekomme, sagte Blessing am Dienstag im Deutschlandfunk.

Der SPD-Politiker bekräftigte die Haltung der Parteiführung, die eine Änderung des Asylrechts im Grundgesetz für erforderlich hält. Den Status quo festzuschreiben, löse das Problem nicht, sagte Blessing.

Der SPD-Bundesgeschäftsführer fügte hinzu, er habe Zweifel, ob die Harmonisierung des Asylrechts in der Europäischen Gemeinschaft oder die Beschleunigung des Asylverfahrens ohne Verfassungsänderung möglich sei. Er sei jedoch dagegen, dem Parteitag einen Gesetzentwurf vorzulegen. Konkrete Gesetzesformulierungen nähmen der Bundestagsfraktion jeden Handlungsspielraum. Blessing räumte ein, der Parteivorstand habe auch Fehler gemacht, was die Darstellung des Problems betreffe. Parteichef Engholm wolle aus dieser Sachfrage aber keine Vertrauensfrage machen.

Engholm rechnet trotz ablehnender Beschlüsse mehrerer SPD-Bezirksparteitage weiter mit einer Mehrheit für sein Asyl- Konzept auf dem Sonderparteitag im November. "Auch die schärfsten Kritiker räumen inzwischen ein, daß es so wie bisher nicht weitergehen kann", betonte Engholm im Springer-Blatt Bild-Zeitung. Das Nein vieler Parteitage habe auch damit zu tun, "daß mir anderes unterstellt wird als ich will. Das tut weh", fügte der SPD-Vorsitzende hinzu. Er habe Angst um den sozialen Frieden, wenn es nicht gelinge, die Zuwanderung zu steuern. Deshalb müsse das Grundgesetz ergänzt werden.

Engholm lehnte es ab, für den Fall einer Ablehnung seines Asyl-Konzepts mit seinem Rücktritt zu drohen. Die Partei müsse "um der Sache willen und nicht wegen meiner Person" entscheiden, unterstrich er. Auf die Frage, ob ihn sein Vorgänger als Parteichef, Hans-Jochen Vogel, stürzen wolle, entgegnete Engholm: "Ich bin nicht zuletzt auf dringenden Wunsch von Hans-Jochen Vogel an die Spitze der SPD gerückt. Daran halte ich mich."

Die Spitzen der Bonner Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP trafen am Dienstag morgen im Kanzleramt zusammen, um noch eine gemeinsame Position in der umstrittenen Asylfrage zu finden.

Unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) berieten der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff, CSU-Chef Theo Waigel, CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch und die Franktionschefs von Union und FDP, Wolfgang Schäuble und Hermann-Otto Solms, über einen gemeinsamen Entschließungantrag für den Bundestag.

Streitpunkt ist vor allem, ob abgelehnte Asylbewerber aus Ländern ohne politische Verfolgung eine Klage gegen eine Ablehnung von Deutschland oder von ihrer Heimat aus betreiben sollen.

Auch in der Koalition hält der Streit um das Asylrecht an. Bonner FDP-Politiker kritisierten in scharfer Form eine Anzeigenkampagne der CSU gegen Gegner einer Grundgesetzänderung. In der in Bayern veröffentlichten Anzeige werden unter der Überschrift "Die ewig Gestrigen" die Namen der Politiker aus SPD und FDP aufgeführt, die eine Änderung des Artikels 16 ablehnen - mit dem Hinweis, sich diese Namen bis zur Wahl zu merken.

Der innenpolitische Sprecher der FDP- Bundestagsfraktion, Burkhard Hirsch, sagte dazu im Mitteldeutschen Expreß: "Wer so etwas macht, lebt in einer Zeit, in der Pranger üblich waren." FDP-Präsidiumsmitglied Bruno Menzel sagte demselben Blatt: "Das ist schlechter politischer Stil. Das kann man nicht hinnehmen. Die Möglichkeit eines Kompromisses wird damit erschwert."

Der FDP-Rechtsexperte Jörg van Essen warf der CSU im Kölner Expreß vor, eine "unerträgliche" Kampagne gegen politisch Andersdenkende zu betreiben: "Diese Art der Auseinandersetzung, zumal von einer Partei, die sich christlich nennt, ist politisch-moralisch verwerflich". Wer den mittelalterlichen Pranger hervorhole, erwecke den Eindruck, "daß er auch in der Asylfrage mittelalterliche Lösungen wünscht", betonte van Essen. (Weiterer Bericht auf Seite 3)

Rühe fordert "Neuanfang"

BONN, 13. Oktober (Reuter). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hält einen "Neuanfang" bei der Herstellung der deutschen Einheit für notwendig. "Die Devise darf nicht länger lauten: Weiter so, Deutschland", sagte Rühe der Illustrierten stern. Der Einigungsprozeß gehöre beim CDU-Parteitag Ende des Monats "auf den Prüfstand".

Rühe forderte "unkonventionelle Methoden", um den Zusammenbruch der Industrie in Ostdeutschland zu stoppen. Die Betriebe müßten für mehrere Jahre einen "gewissen Schutz" und eine "unkonventionelle Förderung" erhalten. Auch in Westdeutschland sei nicht von Anfang an eine hundertprozentige Marktwirtschaft betrieben worden. Große Firmen wie VW und die Stahlwerke Salzgitter seien so lange in Staatsbesitz geführt worden, bis sie wettbewerbsfähig gewesen seien. Zur Finanzierung solcher Maßnahmen sagte Rühe, er glaube, "daß die Opferbereitschaft der Bundesbürger noch einmal geweckt werden kann".

(Kommentar auf Seite 3)

Anschlag auf Perez dementiert

CARACAS, 14. Oktober (Reuter). Venezuelas Regierung hat Berichte über ein Attentat auf Präsident Carlos Andres Perez dementiert. Leibwächter des Präsidenten hätten in der Kleinstadt Paraguaipoa an der Grenze zu Kolumbien das Feuer auf einen Lastwagen eröffnet, der sich mit hohem Tempo der Fahrzeugkolonne des Staatschefs genähert habe, sagte Regierungssprecher Angel Zambrano. Dabei seien die Insassen des Lkw, zwei unbewaffnete Indios, getötet worden. Anders als von den Medien gemeldet, sei von dem Lastwagen aus nicht auf den Präsidenten geschossen worden.

Zambrano fügte hinzu, der Fahrer des Lkw habe unter Alkoholeinfluß gestanden und hätte trotz Aufforderungen nicht angehalten. Elf Personen seien bei dem Zwischenfall verletzt worden.

Vor knapp einem Monat hatte eine linksgerichtete Untergrundgruppe ein Attentat auf den Abgeordneten und Gewerkschafter Antonio Rios verübt und danach mit Anschlägen auf prominentere Vertreter des Staates gedroht.

Indonesien droht aus Trotz, seinen Regenwald abzuholzen

JAKARTA, 13. Oktober (Reuter). Indonesien hat angedroht, Teile seiner Regenwälder abzuholzen. Man werde den Wald roden, wenn die Industrieländer den Aufrufen von Umweltschützern zum Boykott von Tropenholz folgten, sagte am Dienstag Forstminister Hasjrul Harahap. "Wenn niemand unser Holz kaufen will, könnten wir den Wald in Plantagen umwandeln", drohte der Minister.

Indonesien will einem Boykott gemeinsam mit Malaysia begegnen. Dessen Industrieminister hatte am Montag mit einem Warenboykott gegen Österreich gedroht, weil die Alpenrepublik vor einem Monat eine Kennzeichnungspflicht für Produkte aus Tropenhölzern eingeführt hatte.

Finanzjongleur will zahlen

KAISERSLAUTERN, 13. Oktober (Reuter). Der wegen Betrugsverdachts vorübergehend in Haft genommene Kuseler Geschäftsmann Karl Josef Zulier ist möglicherweise nun doch in der Lage, große Teile seiner Schulden zurückzuzahlen. Der Kaiserslauterer Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Bleh sagte am Dienstag, er gehe davon aus, daß Zulier über erheblichen Immobilienbesitz im Inland verfüge und daraus zumindest einen Teil seiner auf 200 Millionen Mark geschätzen Schulden zurückzahlen könne. Seinen Gläubigern, etwa 4000 Sinti und Roma, habe Zulier, ebenfalls ein Sinti, mittlerweile die Rückzahlung bis zum 15. Dezember versprochen.

Christen als Zwangsarbeiter?

RANGUN, 13. Oktober (Reuter). Angehörige christlicher Bergstämme werden in Birma nach Angaben von Diplomaten als Zwangsarbeiter zum Bau einer neuen Eisenbahn eingesetzt. In den vergangenen sechs Monaten seien mindestens 90 Menschen in zwei Arbeitslagern im Nordosten des Landes gestorben, hieß es am Dienstag weiter. Etwa 8000 katholische Bergbauern seien aus ihren Dörfern dorthin verschleppt worden. Vorher habe man ihnen vorgeworfen, Aufständische zu unterstützen. Die Zwangsumgesiedelten müßten ohne Lohn arbeiten und lebten in Hütten ohne sanitäre Einrichtungen, sagten die Diplomaten.

Massenproteste in Kosovo

PRISTINA, 13. Oktober (Reuter). In der zu Serbien gehörenden Albaner-Provinz Kosovo ist die Polizei am Dienstag gewaltsam gegen demonstrierende Studenten vorgegangen. Augenzeugen berichteten, Polizisten hätten Schlagstöcke und Tränengas eingesetzt, um eine Kundgebung von mehreren hundert albanischstämmigen Studenten auf dem Gelände der Universität von Pristina aufzulösen. Die Demonstranten forderten die Freiheit von Forschung und Lehre.

Am Montag abend hatten in der Provinzhauptstadt und anderen Orten Tausende Kosovo-Albaner gegen Unterdrükkung durch die Serben protestiert, die nur zehn Prozent der Bevölkerung stellen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei in der Stadt Pec wurden nach unbestätigten Angaben 80 Demonstranten verletzt. Am Dienstag morgen nahm die Polizei den Vize-Vorsitzenden der oppositionellen Albanischen Demokratischen Liga von Kosovo, Fehmi Agani, vorübergehend fest.

Banken legen zu

FRANKFURT A. M. (FR). Deutliche Kursgewinne bei Auto-, Stahl- und Finanzwerten haben den Frankfurter Aktienmarkt am Dienstag fest schließen lassen. Gemessen am Deutschen Aktienindex (Dax), der auf 1465,50 (Vortag 1432,54) Punkte stieg, gewann der Markt 2,3 Prozent. "Ob das schon die Umkehr ist, bleibt fraglich", meinte ein Händler. "Auf jeden Fall sehen viele Marktteilnehmer jetzt stabilen Boden." Mehrere Banken nannten erneut die Terminbörse als Impulsgeber für die Kursgewinne. Zunehmend berichteten Händler aber auch von Kauforder ausländischer Kunden. Der Kursanstieg an der Wall Street zusammen mit der festeren Tendenz von Dollar und Pfund hätten zudem die Rahmenbedingungen verbessert, hieß es im Handel. Von der Zentralbankratssitzung am Donnerstag werden keine Beschlüsse erwartet. "Man glaubt generell an eine Zinssenkung in diesem Jahr, aber nicht in dieser Woche", sagte ein Händler.

Trotz dieser Erwartung stiegen am Dienstag besonders die Finanzwerte. Deutsche Bank gewannen 12,50 Mark, Dresdner acht und Allianz 39 Mark.

Prozentualer Spitzenreiter bei den Blue Chips waren aber Thyssen, die 11,90 Mark stiegen. Hier war im Handel auch von Kauforders aus England und der Schweiz zu hören. Starke Kursgewinne gab es auch für die in den Vorwochen stark gedrückten Autowerte Daimler (plus 16) und VW (plus 13,20 Mark).

Der Rentenmarkt tendierte freundlich. Die Durchschnittsrendite sank auf 7,56 (7,57) Prozent. Die kursregulierenden Stellen gaben 240,3 Millionen Mark ab.

Peking befürchtet Unruhen

PEKING, 13. Oktober (Reuter). Die kommunistische Führung Chinas befürchtet wegen der Wirtschaftsreformen Unruhen in der Arbeiterschaft und ein Wiederaufleben der studentischen Demokratiebewegung. Die Sicherheitsorgane wurden deshalb zu erhöhter Wachsamkeit und Gegenmaßnahmen aufgerufen. Das geht aus einer Anweisung an die Spitzen der Provinzen und des Militärs hervor, die der Nachrichtenagentur Reuter am Dienstag bekannt wurde.

Darin heißt es, es müsse verhindert werden, daß sich Sicherheitsprobleme zu politischen Vorgängen auswüchsen. Staatssicherheit und Polizei müßten mit vereinten Kräften gegen "Infiltration, Subvention, Separatismus und Sabotage" kämpfen.

In der Anweisung wird die Bildung von Eingreifverbänden und neuen Befehlszentralen für die Sicherheitskräfte in allen Groß- und Mittelstädten gefordert. Die Universitäten müßten überwacht werden. Die Kontrolle in den Fabriken, Bergwerken, Ölfeldern und anderen großen und mittleren Unternehmen müsse verstärkt und die Unternehmen bei der Vertiefung der Reformen unterstützt werden. Die Polizei müsse "feindliche Elemente und Konterrevolutionäre" überwachen.

Das zwölfseitige "Zentraldokument Nummer 7" wurde vom Sekretariat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei ausgearbeitet und Ende Juli vom Politbüro gebilligt. Es wurde am 7. September an die Empfänger verteilt.

KP-Generalsekretär Jiang Zemin hatte sich am Montag zu Beginn des 14. Kongresses der Kommunistischen Partei Chinas für eine sozialistische Marktwirtschaft ausgesprochen. Er hatte zugleich den Führungsanspruch der KP betont. Durch die Wirtschaftsreformen werden die Beschäftigten in den Staatsbetrieben viele soziale Vorteile einbüßen und sind von Entlassungen bedroht.

Panzerfaust in Studentenbude

LANDAU, 13. Oktober (Reuter). Bei der Durchsuchung der Wohnung eines 22jährigen Studenten aus Landau hat die Polizei umfangreiches Waffenmaterial und Munition sichergestellt. Wie die Staatsanwaltschaft Landau am Dienstag bestätigte, wurden in der Wohnung unter anderem eine Panzerfaust, drei Handgranaten sowie eine voll funktionstüchtige Maschinenpistole, Pistolen und umfangreiche Munitionsreserven beschlagnahmt. Der Student verfüge über "Verbindungen in die rechtsradikale Szene", insbesondere zum "Stahlhelm Kampfbund".

Er sei wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz auf dem Weg zu einem Treffen des "Stahlhelm-Kampfbundes" verhaftet worden. Der "Stahlhelm-Kampfbund" beruft sich auf die Organisation "Stahlhelm" der Weimarer Republik, deren Mitglieder 1934 in die nationalsozialistische SA eingegliedert wurden. Laut Verfassungsschutz unterstützt die Organisation die NPD bei Wahlen.

Zwei Polen schwer verletzt

BERLIN, 13. Oktober (Reuter). Auf einer Autobahnraststätte in Brandenburg sind zwei Polen angegriffen und schwer verletzt worden. Auf die Täter gebe es bislang keine Hinweise, sagte am Dienstag eine Sprecherin der Landespolizeibehörde in Potsdam. Bei dem Überfall am frühen Montag morgen, der sich auf der Autobahn Berlin-Dresden nahe der Ausfahrt Ortrand ereignet habe, sei einer der beiden Polen mit einem Gegenstand so auf den Kopf geschlagen worden, daß er einen Schädelbasisbruch erlitten habe. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe erklärte, er sei über den "barbarischen Übergriff" tief betroffen. Er werde sich bei der polnischen Regierung entschuldigen.

Anfang Oktober hatten polnische Skinheads einen deutschen Lkw-Fahrer zu Tode geprügelt, als Vergeltung für deutsche Übergriffe. Daraufhin hatte sich die polnische Regierung entschuldigt.

Rußland liefert wieder Öl

MOSKAU, 13. Oktober (Reuter). Rußland nimmt seine Öllieferungen an die Baltenrepublik Litauen nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax wieder auf. Der russische Ministerpräsident Jegor Gaidar und sein litauischer Amtskollege Alexandras Abisala hätten sich in Moskau zudem darauf verständigt, daß Litauen mit Rubeln bezahlen könne, meldete Interfax am Dienstag. Rußland hat die früheren Sowjetrepubliken lange zu Sonderkonditionen beliefert, will jetzt aber Weltmarktpreise.

Die Öllieferungen nach Litauen waren im Juli eingestellt worden, weil die Quotierung bereits erfüllt war. Aufgrund der folgenden Engpässe stellte die Baltenrepublik diese Woche den Verkauf von Benzin für private und staatliche Fahrzeuge ein. Ausgenommen sind Krankenwagen, Polizeiautos und Lkw für die Lebensmittelverteilung.Stolpe erstattet Strafanzeige Regierungschef wehrt sich gegen "ehrverletzende" Aussagen

POTSDAM, 13. Oktober (Reuter/AP/ dpa). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe erstattet wegen Behauptungen im Zusammenhang mit der Entgegennahme einer DDR-Verdienstmedaille Strafanzeige wegen übler Nachrede. Stolpe sagte am Dienstag abend im ARD-Fernsehen, er habe seinen Anwalt beauftragt, Strafanzeige wegen "falscher, ehrverletzender Aussagen" gegen den ehemaligen Stasi-Offizier Klaus Roßberg zu stellen. Er dementierte Angaben Roßbergs, der Stolpe den Orden persönlich verliehen haben will.

Das schließe er "definitiv aus", sagte Stolpe und deutete an, Roßberg habe Geld für seine Aussage bekommen. Roßberg hatte nach Angaben des Fernsehsenders SAT 1 eidesstattlich versichert, er selbst habe Stolpe den Orden übergeben. Stolpe hingegen hat bisher behauptet, er habe den Orden vom damaligen Staatssekretär für Kirchenfragen, Hans Seigewasser, bekommen. Er forderte Roßberg und SAT 1 auf, zu sagen, ob Geld im Spiel sei. Roßberg sagte laut SAT 1 weiter, Stolpe habe sich "stets freiwillig konspirativ verhalten". Er habe zu den Treffen "bereitwillig" Dokumente mitgebracht oder sie gar in Roßbergs Briefkasten gesteckt. Eine Verpflichtungserklärung sei nicht nötig gewesen.

Roßberg und Stolpe sollen am Freitag kommender Woche vor dem Untersuchungsausschuß des Brandenburger Landtages aussagen. Beide Aussagen müßten verglichen werden, sagte Ausschußvorsitzender Lothar Bisky (PDS).

Am ABend wurde Stolpe von der SPD- Bundestagsfraktion befragt. Anschließend erklärte der Fraktionsvorsitzende Klose, er und die Fraktion hätten Vertrauen zu Stolpe. Zuvor hatte sich bereits der brandenburgische SPD-Vorsitzende Wolfgang Birthler vorbehaltlos hinter Stolpe gestellt.

IRA-Opfer in London

LONDON, 13. Oktober (Reuter). Die von der Untergrundorganisation Irisch- Republikanische Armee (IRA) eingeleitete jüngste Terrorkampagne in London hat ein erstes Menschenleben gefordert. In einem Londoner Krankenhaus erlag am Dienstag ein Mann den schweren Verletzungen, die er am Montag erlitten hatte, als ein von der IRA gelegter Sprengsatz in einem Bierlokal im Londoner Covent Garden explodierte. Die IRA, die für einen Abzug der Briten aus der Provinz Nordirland kämpft, hat eine Fortsetzung der Anschlagserie angekündigt, die vor einer Woche begann.

Expertenrunde sieht schwarz für den Osten Vogts: Mehr Fairneß erwartet Klagen über Negativ-Entwicklung des Fußballs werden lauter

Die Zukunft des Fußballs in den neuen Bundesländern sieht düster aus. Dieses Fazit zogen vier ostdeutsche Experten - die Trainer Hans-Jürgen Dörner (DFB), Klaus Sammer (Dynamo Dresden) und Hans Meyer (Chemnitzer FC) sowie Torhüter Rene Müller (Dynamo Dresden) - bei einer Diskussionrunde in Dresden. Der Wechsel der Stars in die alten Bundesländer und ins Ausland, das Abwerben von Talenten, die schwierige ökonomische Situation und das Fehlen zahlungskräftiger Sponsoren wurden als Ursachen der Misere ausgemacht.

Bereits zuvor hatte sich Bundestrainer Berti Vogts kritisch zur Entwicklung des Fußballs in der früheren DDR nach der politischen Wende geäußert: "Ich habe mir vieles im Profi-, Amateur- und Jugendbereich anders vorgestellt. Aber da sind Dinge gelaufen, die kann, werde und will ich nicht gutheißen. So ist zum Beispiel die Basis in den neuen Bundesländern ziemlich ausgehöhlt worden. Es war nicht gut, daß schon die Jugendspieler in den Westen geholt wurden. Ich hätte mehr Fairneß erwartet."

Klaus Sammer erinnerte an die wirtschaftlichen Veränderungen im Osten. "Früher haben Sitzplatzkarten 2,10 Mark und Stehplätze 1,60 Mark gekostet, jetzt ein vielfaches. So ist es nicht verwunderlich, daß die Zuschauer nicht mehr so häufig kommen", meinte der Trainer von Dynamo Dresden. Und Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, der Präsident des von Krisen und Skandalen geschüttelten sächsischen Renommierklubs, wies darauf hin, daß der Verein zum Überleben dringend Sponsoren benötige.

Der heute für Leverkusen in der Bundesliga spielende frühere Dresdener Ulf Kristen sieht das fehlende Know-how vieler Klubs beim Einstieg in den Profi-Fußball als gravierendes Handikap an. "Außerdem haben sich offensichtlich einige Leute die Taschen vollgemacht", kritisierte der Torjäger. sid

Italiens Fußball-Milliardäre in Nöten Geldgeber und Präsident von Ancona ist in Haft

Ancona steht unter Schock. Mit der Verhaftung des "Baulöwen" und Zeitungsverlegers Edoardo Longarini wurde dem gesamten italienischen Fußball ein schwerer Schlag versetzt. Longarini wird des Betruges am Staat und der Urkundenfälschung beschuldigt. Nicht nur der Geldgeber, auch der Präsident des FC Ancona, Camillo Florini, sitzt seit Ende letzter Woche hinter Gittern. Beide werden beschuldigt, in den 70er und 80er Jahren für den Wiederaufbau der seinerzeit von schweren Naturkatastrophen heimgesuchten Adria-Stadt Ancona mehrere hundert Milliarden Lire erhalten zu haben, in erster Linie dank der Unterstützung von befreundeten Politikern, ohne auch nur ein einziges Vorhaben zu Ende zu führen.

Longarini und Florini sind keine Einzelfälle. Auch der Präsident des AS Rom, Giuseppe Ciarrapico, der bereits im Zusammenhang mit der Pleite eines Mailänder Bankhauses in erster Instanz zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war, erhielt vor wenigen Tagen eine weitere gerichtliche Vorladung.

Ciarrapico wird vorgeworfen, von einem Staatsunternehmen auf illegale Weise einen Milliarden-Kredit erhalten zu haben. In den Räumlichkeiten seiner Gesellschaft Italfin und am Sitz des AS Rom wurden zahlreiche Dokumente beschlagnahmt. Doch damit nicht genug: Der Präsident des Erstligisten Foggia, Pasquale Casillo, wurde vom nationalen Fußballverband für 21 Monate gesperrt, unter anderem weil er gleichzeitig vier verschiedene Vereine finanziell unterstützt, was gegen die Statuten verstößt.

Ärger mit der Justiz hat auch der Präsident des AC Turin, Gianmauro Borsano, der des betrügerischen Konkurses beschuldigt wird. Vor einigen Monaten war der frühere Präsident von Hellas Verona, Ferdinando Chiampan, zusammen mit dem Spielervermittler Antonio Caliendo wegen Steuerhinterziehung und betrügerischen Konkurses verhaftet worden.

Die Festnahme des Geldgebers und des Präsidenten von Ancona könnte Pressemeldungen zufolge einen möglichen Transfer des deutschen Nationalspielers Guido Buchwald vereiteln. Geübt im Umgang mit betrügerischen Finanzhaien ist anscheinend der Spielmacher von Ancona, der Ungar Lajos Detari. 1990 verließ der Ex-Frankfurter den griechischen Klub Olympiakos, nachdem dessen Präsident und Mäzen verhaftet worden war. Im letzten Sommer gab ihn der AC Bologna frei, weil der Klub vom Konkurs bedroht war. Daß Vereinspräsidenten in Skandale verwickelt sind, hat in Italiens Fußball Tradition. In den 70er und 80er Jahren wurden gleich mehrere wegen Bilanzfälschung oder Betruges vor Gericht gestellt. sid

Trainerakademie des DSB Richtungweisend für Ausbildung in Europa

Im nacholympischen Jahr tritt er ab, aber der Spitzensport in Europa versteht seine Ausbildungskonzepte als richtungweisend. Dr. Hugo Budinger, Honorarprofessor der Deutschen Sporthochschule Köln und Leiter der Trainerakademie des Deutschen Sportbundes (DSB), plädiert als deutscher Trainerausbilder für die Kombination von zentralen und dezentralen Systemen als Erfolgsrezept für den Spitzensport: "Mehr Zentralismus zu fordern, war für mich der falsche Weg."

"Der europäische Hochleistungssport braucht für die Ausbildung des Trainernachwuchses die besten Kräfte aus den Spitzenverbänden - und das geht nur dezentral. Wir können angesichts der internationalen Anstrengungen im Spitzensport keinen Gang zurückschalten, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen", sagt Budinger. Seit die Trainerakademie 1974 in Köln gegründet wurde, ist Budinger ihr Leiter - und "ihr Mittelpunkt", so DSB-Präsident Hans Hansen. 473 Diplom-Trainer wurden in Köln ausgebildet, ganze zehn fanden keinen Job. Derzeit sind 153 Trainer in der Ausbildung.

Die Trainerakademie entwickelte ihr eigenes Ausbildungskonzept, sie realisierte, was heute als beispielgebend für Europa und in der Welt gilt. Theoretische Ausbildung in der Akademie, sportpraktische Ausbildung in den Spitzenverbänden. Budinger: "Ich wollte eine Ausbildung, die zugleich praxis- und wissenschaftsorientiert ist."

Es gibt keine Alternative zu dieser Ausbildungseinrichtung, die entwickelt wurde, weil die Deutsche Sporthochschule Köln in den 70er Jahren den Standpunkt vertrat, für die Schule da zu sein und nicht für den Hochleistungssport. Budinger: "Daß die Sporthochschule damals keine Hochleistungstrainer ausbildete, habe ich immer für einen historischen Fehler gehalten." sid

Helmer spielt für Wörns Scholz gibt in Dresden sein Debüt im DFB-Trikot

Mit dem Debütanten Heiko Scholz wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am heutigen Mittwoch (20.15 Uhr/ live in der ARD) in Dresden zum Länderspiel gegen Mexiko antreten. Der 26 Jahre alte frühere Dresdener übernimmt im Mittelfeld den Platz seines Leverkusener Klubkameraden Andreas Thom, der leicht verletzt ist. Scholz bestritt bereits sieben Länderspiele für die Auswahl der ehemaligen DDR. Zweiter Manndecker neben Guido Buchwald ist nicht Christian Wörns, wie zunächst erwartet, sondern Thomas Helmer. sid

NRW-Landesverfassung Sport künftig als Staatsziel verankern

Verfassungsrechtler haben erneut engagiert für die Aufnahme des Sports in die Verfassung plädiert. In der Anhörung des Düsseldorfer Landtages hatten die Sprecher von SPD und CDU unterstrichen, daß ihre Franktionen der Aufnahme des Sports in die Landesverfassung als Staatsziel zustimmen werden. Die Staats- und Verfassungsrechtler Professor Klaus Stern (Köln) und Professor Udo Steiner (Regensburg) ließen keinen Zweifel daran, daß "viel für die Aufnahme des Sports in die Landesverfassung und nichts dagegen vorzubringen ist" (DSB-Justitiar Jochen Kühl). Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Hans Hansen, begrüßte die Initiative der Verfassungsrechtler: "Die Bedeutung des Sports hat sich ständig ausgeweitet, Sport gehört in die Verfassung."

Steiner und Stern machten deutlich, daß sich die Förderung des Sports durch den Staat und die kommunalen Körperschaften "verfassungssystematisch ohne Widerspruch in die Landesverfassungen einordnen läßt". Die Verfassung der Länder Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben bereits ein klares Bekenntnis zum Staatsziel Sport postuliert, eine intensive Diskussion gibt es in NRW. An der Diskussion um die Verfassungsreform in Berlin und Niedersachsen beteiligen sich die Sportverbände. In Bayern, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen haben sich die Landessportbünde für die Verankerung des Sports in der Landesverfassung ausgesprochen.

Steiner: "Ich bewerte die Aufnahme des Sports in die Verfassung positiv. Durch eine Verfassungsergänzung wird der Sport in die Reihe der Lebensbereiche eingeordnet, denen die Grundordnung des Landes besondere Aufmerksamkeit und besonderes Interesse zuwendet. Sport steht den Lebensbereichen Kunst und Kultur in seiner Wertigkeit in Staat und Gesellschaft nicht nach."

Sport soll zur Pflichtaufgabe des Staates werden, die Länder meinen es mit der Forderung des "Sport für alle" ernst. Es solle aber Land und Kommunen überlassen bleiben, welcher Sport mit welchen Mitteln und in welchem Umfang gefördert werden solle. Professor Klaus Stern von der Universität Köln unterstreicht: "Brandenburg, Freistaat Sachsen und Sachsen-Anhalt haben in ihren Verfassungen den Sport als Staatszielbestimmung verankert. Die anderen neuen Bundesländer werden folgen." sid

NOK-Präsidentschaft Tröger bezeichnet Vorwürfe als absurd

Walther Tröger (63), Kandidat für die Präsidentschaft des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), hat gegen ihn gerichtete Intrigen-Vorwürfe zurückgewiesen. In einer Stellungnahme erklärte er dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Die Annahme ist absurd, ich sei an Versuchen beteiligt, irgendeinen Kandidaten zum Verzicht zu veranlassen. Wer mich kennt, weiß das". Tröger ist NOK-Generalsekretär und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Der Nachfolger des bisherigen NOK-Präsidenten Willi Daume (79) soll am 12. Dezember in Stuttgart gewählt werden.

Harm Beyer (56), früherer Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), hatte am Montag mit Bezug auf Tröger und die Wahl Manipulations-Verdächtigungen ausgesprochen. Er habe seine Kandidatur entgegen anders lautenden Meldungen nicht zurückgezogen. Gleiches verlautete auch von Prof. August Kirsch (67), dem ehemaligen Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Zu Beyers Aussagen erklärte Tröger weiter: "Es ist für mich schwer erträglich, daß ich zunehmend Objekt von Entscheidungsvorgängen und Mutmaßungen werde. Auch mit dem Stil, den die Auseinandersetzung um die Wahl zum NOK-Präsidenten angenommen hat, kann und will ich mich nicht identifizieren."

Deshalb lehnt Tröger Beurteilungen zu Beyer und Kirsch nach wie vor ab. Er sagt: "An meiner Einstellung ändert sich dennoch nichts, daß ich für Aussagen zu dieser Wahl und ihrer Vorbereitung und zur Person und den Aussichten von Mitbewerbern nicht zur Verfügung stehe. Diese Einstellung bleibt auch, wenn Mitkandidaten mit Äußerungen zitiert werden, die beleidigende Unterstellungen enthalten oder sich ähnlich qualifizieren". sid

Staatsanwaltschaft beim FC Nürnberg Nach Böbel nun auch Räntsch vorgeladen

Das Ermittlungsverfahren gegen frühere Funktionäre des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg wegen Untreue nimmt immer größere Dimensionen an. Außer dem Hauptangeklagten Ingo Böbel, dem ehemaligen Schatzmeister des fränkischen Traditionsvereins, ist nun auch der frühere "Club"-Geschäftsführer Manfred Räntsch in das Verfahren vor dem Landgericht Nürnberg verwickelt.

Wie das Gericht am Dienstag mitteilte, bestehe der Verdacht, Räntsch habe Vereinseinnahmen in fünfstelliger Höhe für sich behalten. Räntsch hatte kürzlich der Staatsanwaltschaft aus freien Stücken eine Summe in der mutmaßlichen Höhe der Unterschlagungen übergeben und erklärt, das Geld nur "eingefroren" zu haben, um es "im Interesse des Vereins vor unberechtigtem Zugriff zu schützen". Nun wird auch gegen Räntsch ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft ist dank der Mithilfe einer Zeugin auch im Besitz eines Kassenbuchs für eine "schwarze Kasse" beim 1. FC Nürnberg. Böbel wurde vorläufig für eine Kaution von 200 000 Mark auf freien Fuß gesetzt. sid

Finanzierung für Berlin 2000 Olympia kostet 11,732 Milliarden

Olympische Spiele 2000 in Berlin werden Investitionen von insgesamt 11,732 Milliarden Mark verschlingen. Dies besagt eine betriebswirtschafliche Studie, die die Berliner Olympia GmbH in Auftrag gegeben hatte. Wirtschaftswissenschaftler Profesor Dr. Wolfgang Maennig errechnete 3,277 Milliarden Mark als Olympiakosten. Zudem nennt das Gutachten erforderliche Investitionen für Sportstätten, Verkehrsprojekte und Olympisches Wohnen in einem Volumen von 8,455 Milliarden Mark.

Die Expertise "Kosten und Erlöse Olympischer Spiele in Berlin 2000" hatte der Aufsichtsrat der Berliner Olympia GmbH am Montag abend gebilligt und festgestellt, "daß Olympische Spiele in Berlin solide finanzierbar sind". Olympia-Geschäftsführer Axel Nawrocki wurde beauftragt, mit der Bundesregierung detaillierte Finanzverhandlungen aufzunehmen.

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen erklärte auf einer Pressekonferenz am Dienstag nachmittag, er erwarte in Kürze eine Garantie- Erklärung von Bundeskanzler Helmut Kohl. Diese positive Stellungnahme zum Olympiaprojekt sollte den Bewerbungsunterlagen beigefügt werden, die Ende Januar 1993 dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorgelegt werden sollen. sid

Eishockey-Bundesliga DEG besiegte den Verfolger aus München

Auch Hedos München konnte die Siegesserie des verlustpunktfreien Spitzenreiters Düsseldorfer EG nicht stoppen. Vor 11 200 Zuschauern an der Brehmstraße behielt der Titelverteidiger mit 5:3 (2:2, 0:1, 3:0) die Oberhand. Bis zur 55. Minute hatte es in Düsseldorf noch nach der ersten Saisonniederlage für die DEG ausgesehen. Hauptverantwortlich für die 3:2-Führung der Gäste war ausgerechnet Dieter Hegen, der gegen seinen ehemaligen Klub zweimal erfolgreich war. Das dritte Tor für Hedos hatte Boguslav Maj erzielt. Die DEG war durch Peter John Lee und Chris Valentine 1:0 und 2:1 in Führung gegangen. Doch dank Treffern von Bernd Truntschka (55.), Kummer (59.) und Amann (60.) drehte die DEG den Spieß noch herum. sid

Kölner EC - EHC Eisbären Berlin 7:4 (2:1, 3:2, 2:1) - Tore: 1:0 Hock (14:28), 2:0 Steiger (17:12), 2:1 Möser (18:04), 2:2 Perschau (28:26), 3:2 Sikora (29:00), 3:3 Schiller (30:42), 4:3 Dubrzynski (32:29), 5:3 Brandl (35:43), 5:4 Perschau (49:44), 6:4 Mayr (52:20), 7:4 Sikora (55:14). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Köln 14 - Berlin 22.

Mannheimer ERC - ERC Schwenningen 4:3 (0:2, 3:1, 1:0) - Tore: 0:1 Kopta (08:02), 0:2 Held (11:17), 1:2 Pacula (26:00), 2:2 Poner (28:44), 3:2 Bleicher (29:12), 3:3 Held (30:18), 4:3 Obresa (55:20) . - Schiedsrichter: Schaeufl (Landsberg). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Mannheim 4 - Schwenningen 2.

EC Ratingen - EV Landshut 4:2 (2:1, 2:1, 0:0) - Tore: 0:1 Biakin (10:37), 1:1 Grossmann (11:25), 2:1 Swetlow (12:44), 2:2 Schneider (29:08), 3:2 Boris Fuchs (31:23), 4:2 Genze (38:44). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Strafminuten: Ratingen 14 - Landshut 20.

Berliner SC Preussen - Krefelder EV 2:6 (1:2, 0:2, 1:2) - Tore: 1:0 O'Regan (06:59), 1:1 Eakin (07:55), 1:2 Meyer (18:44), 1:3 Flemming (22:44), 1:4 McNeil (25:58), 1:5 Walker (40:00), 2:5 Feser (40:23), 2:6 Walker (41:14). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 3850. - Strafminuten: Berlin 14 + 10 Disziplinar O'Regan - Krefeld 12.

Düsseldorfer EG - EC Hedos München 5:3 (2:2, 0:1, 3:0) - Tore: 1:0 Lee (00:12), 1:1 Maj (06:51), 2:1 Valentine (12:23), 2:2 Hegen (16:50), 2:3 Hegen (27:58), 3:3 Truntschka (54:58), 4:3 Kummer (58:28), 5:3 Amann (59:11). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 12 - München 20.

EHC Freiburg - ESV Kaufbeuren 7:1 (2:1, 1:0, 4:0) - Tore: 0:1 Hoffmann (01:41), 1:1 Smitek (15:30), 2:1 Zemlicka (17:52), 3:1 Zemlicka (34:00), 4:1 Zemlicka (55:48), 5:1 Plachta (59:00), 6:1 Plachta (59:17), 7:1 Groß (59:38). - Schiedsrichter: Würth (Peiting). - Zuschauer: 2500. - Strafminuten: Freiburg 9 - Kaufbeuren 8 + 10 Disziplinar Frosch.

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Frau soll gegen ihren Willen in andere Sozialwohnung umziehen Stadtverwaltung nennt Baufälligkeit und Größe des Hauses als Grund / Engagierte Ärztin protestiert: "Unmenschlichkeit"

KELKHEIM. Die pensionierte Ärztin Sophie-Luise Stelzer-König sieht sich einmal mehr bestätigt: "In dieser Stadt haben sozial schlechter gestellte Leute null Komma nix zu sagen." Die "unmenschliche" Art und Weise jedoch, in der die Rathausverwaltung den erklärten Willen einer 56jährigen Kelkheimerin ignoriere und über deren Kopf hinweg entschieden habe, mag die engagierte Landärztin a. D. nicht schweigend hinnehmen: Seit 17 Jahren wohnt die 56jährige auf Sozialmiet-Basis in einem alten Haus in der Fischbacher Langstraße. Zehn Kinder zog die Alleinerziehende dort groß. Anfang Oktober nun wurde ihr gekündigt und ohne Rücksprache mitgeteilt, "die Stadt freue sich", sie mit der 17jährigen Tochter, die noch bei ihr lebt, in eine der neuen Zwei-Zimmer-Sozialwohnungen in der Paradiesstraße umsiedeln zu können.

Mutter und Tochter bräuchten schließlich kein ganzes Haus, rechtfertigt Sozialdezernent Rudolf Trapp (CDU) die Entscheidung des Sozialbeirats. Zudem wolle die Stadt das alte Gebäude von Grund auf renovieren und umbauen. Heute soll die Fischbacherin im Rathaus den Mietvertrag für die neue Wohnung unterschreiben. "Dabei hat sie unmißverständlich erklärt, nicht umziehen zu wollen. Man kann der Frau doch nicht hoppla-di-hopp das Zuhause wegnehmen." Sophie-Luise Stelzer-König, an die sich die 56jährige in ihrer Verzweiflung gewandt hat, suchte ihrerseits Verstärkung bei Albrecht Kündiger, Stadtverordneter der Unabhängigen Kelkheimer Wählerliste (UKW).

Der respektiert zwar die Arbeit des Sozialbeirats, doch erfuhr er vom Leiter des Liegenschaftsamtes, Günther Landgrebe, einen weiteren Grund für die Umzugspläne. Und der berge durchaus Stoff für Zoff im Rathaus: Demnach überlegen die Stadtoberhäupter, das Haus in der Langstraße möglicherweise künftig anders zu nutzen. Unter anderem sei im Gespräch, Wohnungen für städtische Bedienstete einzurichten, wie auch die Gleichstellungsbeauftragte und Sozialbeiratsmitglied, Edelgard Kleemann, bestätigt. Für Kündiger wäre das eine neuerliche Schlappe der Kelkheimer Sozialpolitik: "Erst wird mit großem Hallo das Engagement im sozialen Wohnungsbau angekündigt, und dann fällt der Stadt nichts Besseres ein, als von den ohnehin nur 29 Sozialwohnungen ein Haus abzuzwacken."

Daß bei den städtischen Plänen aber die Belange der betroffenen Bewohnerinnen "so gar keine Rolle spielen", mag die 72jährige Sophie-Luise Stelzer-König nicht schlucken. Was sie dabei vor allem aufbringt: Niemand habe es für nötig befunden, vorher mit der Mieterin über die Umsiedlungspläne zu reden. Obwohl Trapp der Ärztin zugesichert habe, sich um den Fall zu kümmern.

Davon wisse er nichts, sagt Trapp. Und daß niemand mit der Fischbacherin geredet haben soll, kann der Christdemokrat "so" nicht nachvollziehen. Schließlich sei eine Mitarbeiterin des Liegenschaftsamtes vor Ort gewesen, um die Mieterin zu informieren, "und vielleicht war ja gerade niemand zu Hause, als Leute vom Sozialbeirat kamen".

Tatsächlich klopfte aber niemand vom Sozialbeirat in der Langstraße an, räumt Sozialbeiratsmitglied Edelgard Kleemann ein: "Aber nicht aus bösem Willen, sondern weil jeder glaubte, die Frau sei vom Liegenschaftsamt informiert worden und für uns klar war, daß in dieser Bruchbude eigentlich niemand mehr wohnen kann." Den "Informationsbesuch" der Rathausangestellten aus dem Liegenschaftsamt hat die Fischbacherin allerdings anders in Erinnerung: Sie habe die Verwaltungsangestellte Ende August ins Haus bestellt, weil Fenster und Dach undicht seien. Lediglich beim Hinausgehen habe die Frau vom Liegenschaftsamt beiläufig gefragt, ob Mutter und Tochter nicht in eine neue Wohnung umziehen wollten, und daß demnächst ein Brief der Stadt komme. Kleemann: "Das wäre allerdings ein dicker Hund." Auf die Stellungnahme der Rathausangestellten wird sie allerdings noch bis nach deren Urlaub warten müssen.

Unabhängig davon leuchtet Fürsprecherin Stelzer-König aber auch die Begründung der Verwaltung nicht ein. Schließlich habe die Fischbacherin angeboten, sich mit einer Etage des Hauses zufriedenzugeben, die andere hätte somit "ohne Probleme" an weitere Bedürftige vermietet werden können. Der untere Stock könne im Moment ohnehin nicht bewohnt werden, weil die Zimmer feucht und nicht zu heizen seien. "Die Stadt könnte doch erst eine Wohnung renovieren und dann die andere - ohne daß die Frau ausziehen müßte."

Umziehen müßte die Fischbacherin nach Aussage eines Juristen vom Frankfurter Mieterschutzbundes in keinem Fall: "Laut geltendem Recht kann die Frau nur mit ihrer Einwilligung umgesiedelt werden." Eine Kündigung sei nur nach den gesetzlichen Fristen möglich - und in dem Fall müsse die Fischbacherin, nach den 17 Jahren in der Langstraße, nicht so schnell ans Umziehen denken. Selbst die schlechte Bausubstanz des Hauses reiche als Grund für die Umzugsaktion nicht aus. Im Gegenteil, so der Jurist: "Die Stadt müßte das Haus unter Berücksichtigung der Wohnbelange der Mieterin ausbessern." ana

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hochheim. Hochheimer Hof, Mainzer Straße 22: Kinderliedermacher Fredrik Vahle "Gehupft wie gesprungen", 15.30 Uhr; "Da steht die Kuh tschang songs", 20 Uhr. Für Menschen von 6-90. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Salz auf unserer Haut" (20 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Die Liebenden von Pont Neuf" (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa., So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung. Vorträge / Kurse Hofheim. Haus der Vereine, Kellereiplatz: "Meine Reise in die Antarktis", Diavortrag vom Geschichts- und Altertumsverein Hofheim, 19.30 Uhr.

Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).

Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr (jeden dritten Donnerstag im Monat offener Treff).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59. Vereine / Organisationen Flörsheim. Clubraum der Weilbachhalle in Weilbach: BUND Flörsheim und "Gemütlichkeit Weilbach" laden ein zum Thema "Naturkosmetik", vorgeführt von Sonja Becker, 19.30 Uhr.

Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Seniorenwohnanlage "Haus Sindlinger Wiesen", Görlitzer Straße 2: Rentenberatung der BfA durch das DGB-Ortskartell Kelkheim, 17 bis 18.30 Uhr.

Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Fischbach: Kaffeenachmittag im Café Goldemann, 15 Uhr (Anmeldung erforderlich), Tel. 6 38 81 oder 6 19 70, Willi Hackel.

Alte Schule Hornau, Rotlintallee: Treffen der Kelkheimer Philatelisten, 20 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2: Betriebsbesichtigung der Kelterei Possmann in Ffm.-Rödelheim, Abfahrt: 14 Uhr (Anmeldung über Bestellschein Oktober).

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Computer-Kurs, 9.30 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Schwalbach. Kinderkulturtage 1992: Ab 14 Uhr steht der dicke Spielmobilbus am Mittelweg. Bei schlechtem Wetter gibt es Spiele in der Turnhalle der Friedrich-Ebert-Schule.WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Gerd Dudenhöfer "Sie müsse entschuldiche", das neue Heinz-Becker-Programm, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: "The Player" dt. Fassung, (18.30 Uhr); "Warnung vor einer heiligen Nutte" (20.45 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Caritasverband, Kasinostraße 16: Internationale Jugendberatung, 14 bis 18 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11; offene Sprechstunde:17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.

Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Loriots dramatische Werke", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Mitglieder des Orchestre du pain: "Butzbacher & Brommelmeier auf Korsika", 30 Microdramen von Hans König, 20.30 Uhr.

Kurhaus: André Heller's "Wintergarten", 20 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Total verrückt", 20.15 Uhr. Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45 / 47:"Tom und Jerry - Der Film" (14 Uhr); "Columbus 1492 - die Eroberung des Paradieses" (16, 20 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14,17,20 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht..." (13, 15.15, 18, 21 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14,17,20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Die Tigerin" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter - Lügen haben schöne Beine" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Fatale Begierde" (14, 16.30, 19.00, 21.30).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Heare my Song" (17.15, 19.45, Uhr) ; "Boomerang" (Originalfassung), 22.15. Ausstellungen Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Bilder aus Dresden zurückgekehrt", (bis 7.2.93); Architektur von Herzog & de Meuron (bis 29.11.), Öffnungszeiten: Di. 10 - 20 Uhr, Mi.-So. 10 bis 16 Uhr.

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31.10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.). Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache; 12 bis 14 Uhr, persönliche Beratung ohne telefonische Anmeldung; Frauentelefon, 20 bis 22 Uhr; Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.

Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr.

"Geschiedenen-Stammtisch", Königlich Bayerisches Amtsgericht, Gerichtsstraße 5, 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Rhein-Main-Hallen: "Sign Europe" (bis 17.10.).

- Ohne Gewähr -

Bei Beginn der dunklen Jahreszeit ist eine gute Beleuchtung der Zweiräder wichtig Radfahren ist gesund und zugleich sehr gefährlich Fachhandel bietet günstige Pauschal-Inspektionen

WETTERAUKREIS. Radfahren wird immer beliebter. Mittlerweile rollen 50 Millionen Zweiräder allein in den alten Bundesländern. Mit zunehmend kalter Witterung verringert sich zwar die Lust auf das umweltfreundliche und sparsame Verkehrsmittel, dennoch sind immer noch aber Tausende Biker unterwegs. Und die leben jetzt besonders gefährlich: Denn viele werden besonders in den frühen Morgenstunden oder in der früh einsetzenden Dämmerung erst spät oder gar nicht gesehen, weil an den Rädern häufig Lampen fehlen oder nicht funktionieren, Reflektoren nicht montiert sind und die Radler auf eine besonders auffälllige und kontrastreiche Kleidung verzichten.

Vielleicht hätte die 58jährige Gambacherin nicht sterben müssen, die Anfang September ohne Licht auf der Bundesstraße 488 zwischen Gambach und Butzbach unterwegs war und von einem überholenden Auto so schwer verletzt wurde, daß sie anderthalb Stunden später im Krankenhaus starb.

Dabei ist die lebensrettende Beleuchtung, die vom Gesetz vorgeschrieben wird, nicht teuer. Für etwa zehn Mark gibt es den vorgeschriebenen roten Reflektor, der meist in der Rücklichtlampe integriert ist, den weißen Reflektor am Scheinwerfer und die mindestens zwei gel- ben Rückstrahler pro Laufrad. Die billigsten batteriebetriebenen Scheinwerfer und das Schlußlicht kosten jeweils etwa 20 DM.

Diese Beleuchtungsalternative darf jedoch nach den Vorschriften der Straßenverkehrszulassungsordnung nur dann benutzt werden, wenn das Rad außerdem über einen funktionierenden Scheinwerfer und eine Schlußleuchte verfügt, die beide mit Dynamo betrieben werden. Der Sinn dieser Vorschrift liegt möglicherweise in einer doppelten Sicherung für den Radfahrer, falls die Batterien einmal erschöpft sein sollten.

Einzige Ausnahme: Für Rennräder genügen die heute gut bedienbaren und gegen Erschütterungen widerstandsfähigen Beleuchtungsalternativen. Vorausgesetzt, es handelt sich tatsächlich um Räder, die für Renneinsätze gebaut wurden und höchstens elf Kilogramm wiegen.

Von dieser Ausnahmeregelung profitieren jedoch nicht die Rennsport- oder Leichtlaufräder, auch nicht die Kinderfahrräder, Mountain-Bikes und BMX-Räder, die ebenfalls mit dynamogespeistem Schweinwerfer und Rücklicht, Reflektoren, Bremsen und Klingel ausgerüstet sein müssen.

Doch das alles nützt nichts, wenn die Bremsen und die Lichtanlage nicht in Ordnung sind. Am besten ist es, selber regelmäßig das Rad zu pflegen, um so kaputte Speichen auzutauschen, nicht mehr festsitzende Räder und Lenker, lockere Steuerköpfe und Tretlagersätze wieder richtig anzuziehen, die Schaltung zu justieren oder auf dem Reifen schleifende Schutzbleche zu erneuern.

Wer dafür keine Zeit hat, sollte eine Fachwerkstatt aufsuchen. Zur Zeit bieten mehrere Händler im Kreisgebiet Herbstinspektionen zum Pauschalpreis an. Der Fahrradhändler am Karbener Marktplatz nimmt dafür beispielsweise 30 Mark.

Der Besuch bei einem der zahlreichen Händler, in Friedberg gibt es alleine drei, ist noch aus einem anderen Grund lohnend. Dort gibt es teilweise eine recht beachtliche Auswahl der meist signalfarbenen Radlerbekleidung, die recht gut im Straßenverkehr gesehen wird. Dazu sollte man unbedingt neoprenfarbene Beinreflektoren mit einem Klettverschluß kaufen, die außerdem verhindern, daß die Hose verschmutzt oder gar in die Kette kommt. Viel wichtiger ist jedoch, daß die Bänder wegen der ständigen Beinbewegung auffallen und von anderen Verkehrsteilnehmern von weitem schon sehr gut gesehen werden. Trotz aller Vorsicht kann es jedoch zu Stürzen und Unfällen kommen. Gerade hier sollte die Statistik jeden Radfahrer und jede Radfahrerin nachdenklich stimmen. So wurden 1990 bei Verkehrsunfällen in den alten Bundesländern 711 Radfahrer getötet und 64 145 verletzt. In den neuen Bundesländern kamen weitere 197 Tote und 241 Verletzte hinzu. Davon waren ein Viertel Kinder und Jugendliche.

In keiner Statistik tauchen jedoch die vielen Stürze auf. Ein Trost: Obwohl immer mehr Menschen aufs Rad umsteigen, sterben seit Jahren immer weniger Radfahrer durch Unfälle. Von Januar bis Mai 1991, neuere Daten kann die Polizei noch nicht mitteilen, waren es insgesamt 18 Radler in Hessen, während es von Januar bis Mai diesen Jahres "nur" zwölf waren.

Während die Zahl der Todesopfer sinkt, nimmt jedoch die Zahl der Schwerverletzten erheblich zu, wie der Friedberger Polizeihauptkommissar von Derschau erzählt. So wurden von Januar bis Mai diesen Jahres in Hessen 20 Prozent mehr Radler verletzt als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt waren es 307 Radler, von Januar bis Mai 1991 257.

Die schweren Folgen können vielfach verhindert werden. Denn bei Stürzen kommt es vor allem zu Kopfverletzungen. Dagegen schützen Fahrradhelme, die aus gutem Grund Rad-Profis bei Rennen tragen. Unter dem modernen, federleichten Helmen braucht heute auch niemand mehr zu schwitzen. str

100 Jahre VDMA - die Konjunkturflaute vermiest die Feier Aufschwung im Maschinenbau läßt auf sich warten / Spitzenplatz in der Weltrangliste ist der Branche aber noch sicher

Zum Festakt anläßlich des hundertjährigen Bestehens des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Freitag dürfte mancher Manager mit sorgengefalteter Stirn erscheinen. Die Geschäfte vieler der rund 2700 westdeutschen Mitgliedsfirmen gehen schlecht. Von der Situation der (noch) 250 organisierten Maschinenbauer im Osten der Republik ganz zu schweigen. Deutschlands Renommierbranche steckt in der Krise. Die einst prallen Auftragsbücher der Firmen sind in den vergangenen Monaten immer dünner geworden. Der noch im Frühjahr vom scheidenden Verbandspräsidenten Berthold Leibinger versprühte Optimismus für die zweite Jahreshälfte ist Ernüchterung weichen. Der eigentlich für Herbst verhießene Aufschwung vor allem bei der Nachfrage aus dem Ausland bleibt aus. Deshalb hat der VDMA auch seine Produktionsprognose für 1992 kürzlich deutlich nach unten korrigiert - von minus zwei auf satte minus fünf Prozent.

Nicht alle Unternehmen - zumindest im Westen - müssen sich derzeit abstrampeln. Die Hersteller von Baustoffmaschinen etwa scheffeln Aufträge - in den ersten acht Monaten 42 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode, die zumindest im Inland ebenfalls durch kräftige Zuwächse gekennzeichnet gewesen war. Derartige Erfolgsmeldungen sind jedoch die Ausnahme. Viele Unternehmen verbuchen seit Monaten herbe Einbußen. So sank von Januar bis August der Ordereingang der westdeutschen Branche insgesamt um real fünf Prozent. In der schon seit längerem kränkelnden Werkzeugmaschinensparte hingegen betrug das Minus 22 Prozent.

Auch die zur Weltspitze zählenden Druckmaschinen-Hersteller haben zu kämpfen. MAN Roland etwa weist für das im Sommer zu Ende gegangene Geschäftsjahr 1991/92 einen zweistelligen Verlust aus. Heidelberger Druckmaschinen hat wegen der wirtschaftlichen Flaute Investitionen in Ostdeutschland gestreckt.

Weltuntergangsstimmung wäre bei der Feier in der Frankfurter Oper jedoch fehl am Platz. Denn immerhin genießt die Branche nach wie vor Weltruf. Mit Exporten im Wert von 119 Milliarden Mark führte Gesamtdeutschland im vergangenen Jahr wieder die Weltrangliste an, wenngleich ein Rückgang im Vergleich zur Vorperiode um nominal 1,8 Prozent zu Buche steht. In 25 von 42 Sparten nahm der deutsche Maschinenbau 1991 einen ersten Rang rund um den Globus ein. Dazu zählen auch (noch) der derzeit stark gebeutelte Werkzeugmaschinenbau.

Allerdings rücken die Japaner den Herstellern bedrohlich nahe auf die Pelle. Um sie in Schach zu halten, wird daher seit einiger Zeit über strategische Allianzen nachgedacht. Mit der DWM Deutsche Werkzeugmaschinen Holding wurde kürzlich vor allem auf Betreiben der Münchner Firma Deckel eine Dachgesellschaft für ein engeres Zusammenrücken gegründet. Mit neuen, im fernöstlichen Inselreich abgeschauten und dort allerdings schon wieder überholten Schlankheitsrezepten - der "lean production" - sollen die Firmen auch in anderen Sparten des Maschinenbaus wieder fit getrimmt werden.

Mit derartigen Problemen hatten die Gründerväter des VDMA vor 100 Jahren nicht zu kämpfen. Japan hatte 1892 wirtschaftlich kaum Bedeutung, auch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird der Anteil des fernöstlichen Landes am Welthandel erst auf maximal drei Prozent geschätzt. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau spielte damals zwar bereits eine wesentliche Rolle, dominiert hat aber eindeutig das wirtschaftlich hochentwickelte England.

Allerdings bildet sich im wilhelminischen Kaiserreich das Bild der hochindustrialisierten Gesellschaft recht bald heraus. Durch Erfindungen und neue bahnbrechende technische Verfahren gewann auch der Maschinenbau in dieser Ära Weltgeltung, begünstigt freilich auch durch den Rüstungswettlauf.

Die Wirtschaft hierzulande war zu dieser Zeit durch einen enormen Konzentrationsprozeß gekennzeichnet. Es entstanden riesige Unternehmen und Kartelle - etwa das Rheinisch-Westfälische Roheisen-Syndikat. In Industrie und Handwerk sank der Anteil der Betriebe mit weniger als sechs Beschäftigten von fast 60 Prozent im Jahre 1882 auf 31,3 Prozent 1907. Die Quote der Firmen mit mehr als 1000 Arbeitnehmern stieg gleichzeitig von 1,9 auf 4,9 Prozent.

Kleine Firmen - und dazu zählten auch die Maschinenbauer - fühlten sich in die Zange genommen von mächtigen Anbietern und Abnehmern. Dies gab auch den Ausschlag für die Gründung eines eigenen Interessenverbandes - dem heutigen VDMA - genau am 15. November 1892. Ein Mann der ersten Stunde war Hugo Jacobi von der Gutehoffnungshütte Sterkrade. Ein Unternehmen, das damals schon mehr als ein Jahrhundert bestand und mittlerweile im Münchner MAN-Konzern aufgegangen ist.

Die Hauptaufgabe des ursprünglich in Köln, später in Berlin und heute in Frankfurt am Main angesiedelten Verbandes, der zu Beginn 29 Unternehmen mit 25 000 Beschäftigten zählte, bestand unter anderem in der Schaffung einer eigenen Maschinenbauposition im Zolltarif und akzeptablen Zollsätzen. Mit der wachsenden Bedeutung der Branche wuchs auch Gewicht und Einfluß der Organisation, die auch heute - abgesehen von einigen großen Mitgliedern wie Siemens - hauptsächlich mittelständische Unternehmen beherbergt.

Den Aufstieg zum bedeutendsten Anbieter rund um den Globus schaffte der hiesige Maschinenbau bereits vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Führte England 1908 noch mit einem Anteil von gut 35 Prozent und einem Abstand von zehn Punkten zu Deutschland, verringerte sich diese Lücke recht bald. Bereits eine halbe Dekade später war Deutschland zum ersten Mal Exportweltmeister und beanspruchte 29 Prozent des Kuchens für sich. Der Ruhm währte kurz. 1920 war das Tortenstück auf magere zehn Prozent geschrumpft - von nun an gaben die USA den Ton in dieser Branche an. Großbritannien verlor seine Führungsrolle und hat sie auch in der Folgezeit nicht wiedererlangt.

Der Kampf um den Spitzenplatz wurde fortan zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ausgetragen. In der Weimarer Republik Anfang der dreißiger Jahre - hierzulande waren 4,5 Millionen Menschen ohne Arbeit - hängte der deutsche Maschinenbau die Amerikaner erneut ab. Die Branche zählte mittlerweile mehr als 700 000 Beschäftigte.

Umso tiefer war der Fall nach zwölf Jahren Nazi-Diktatur, während der viele Unternehmen kräftig zum Aufbau der Rüstungswirtschaft beitrugen. Interessenverbände wie der VDMA waren vor diesem Hintergrund den Allierten, vor allem den Amerikanern, suspekt. "Letztlich", so schreibt der Verband zu seinem Jubiläum, "überwog jedoch das Interesse am Wiederaufbau der Wirtschaft und der Industrie in den Westzonen und damit auch an kompetenten Gesprächspartnern und branchenspezifischem Sachverstand auf deutscher Seite." Im September 1949 wurde der Verband neu gegründet.

Die Bedeutung seiner Mitglieder auf dem Weltmarkt war zu diesem Zeitpunkt allerdings gering. Gerademal knapp neun Prozent trugen sie zur weltweiten Maschinenausfuhr bei - der Markt rund um den Globus wurde von den amerikanischen Anbietern mit 44 Prozent beherrscht. Innerhalb einer Dekade hatten sich die deutschen Unternehmen allerdings hochgerappelt und stellten wieder reichlich ein Fünftel. Es vergingen zusätzlich zwölf Jahre, bis sie zum ersten Mal seit Kriegsende wieder zum Exportweltmeister avancierten. Von nun an lieferte sich die Bundesrepublik mit den USA ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Seit 1991 hat der direkte Konkurrent asiatische Züge angenommen: Die japanischen Maschinen- und Anlagenbauer folgen den hiesigen Anbietern seitdem dicht auf den Fersen. CHRISTINE SKOWRONOWSKI

Der Plattenbau als geistige Lebensform "Sinn und Form" veröffentlicht neue Dokumente zum Fall Peter Huchels

Unter der Sonnenfinsternis des Kalten Krieges gab es Länder, die ihre Nekrologe noch bei Lebzeiten zu Protokoll gaben. Anschließend versiegelten die Helden der Phrase ihre Wahrheit im Schrein der Akten und stellten sie der Zukunft anheim. Besonders im traurigsten Land der Welt beschriftete eine ganze Volksarmee von Federhaltern Millionen deutscher Seiten mit der unfreiwilligen Chronik des eigenen Niedergangs. Aber der Weltgeist ist ironisch, die Zukunft ist da und der Sozialismus verschwunden. Jetzt öffnen sich die Katakomben, und die Abschriften offenbaren die Syntax des Verfalls. So haben die Sterndeuter der Vergangenheit ein wunderbares Material, denn die Sprache der Akten hat den mentalen Zerfall der DDR als Chiffre angekündigt, bevor er sich im Klartext vollzog.

Zu diesen Archiven, die im Keller der Ost-Berliner Akademie für die Ewigkeit lagern, hat die Zeitschrift Sinn und Form, die berühmteste der DDR, Zugang. Zuletzt blätterte sie den Fall Heiner Müller auf und dokumentierte, wie dieser von Funktionären im VEB-Preßspandeutsch mitsamt seiner Umsiedlerin von der Bühne gefegt wurde, um sie dann durch den Schminkraum wieder zu betreten. Wozu die Elite des DDR- Geistes (Ernst Bloch und Hans Mayer trugen bereits Maulkorb) sonst noch fähig waren, ist jetzt nachzulesen. Sinn und Form breitet aus, wie Kurella, Abusch, Bredel, Gotsche und andere Kombinatsmitglieder Peter Huchel, den Chefredakteur der ersten Stunde, erledigten. Die Lektüre dieser Briefe, Protokolle, Notizen ist peinigend und paradigmatisch für den Umgang der Intelligenz mit der Intelligenz. Sie ist eine einzige Endmoräne der Dummheit, ein Fiasko des Stumpfsinns, entstanden in der symbiotischen Verstrickung mit dem Westen.

Halb so schlimm war es nur, als die Denker im Osten auf die Wiedervereinigung des Vaterlandes hofften (was sie zweifellos taten). Damals sollte Sinn und Form das Parkett verlegen, auf dem sich die gesamtdeutsche Intelligenz in vorauseilender Harmonie die Hände reichen konnte. Zwar war den Gipsköpfen auch damals schon Huchels Horizont zu weit, aber man ließ ihn walten und zeigte nur von fern die Instrumente. Auch Brechts Fürsprache, die Autorität des Riesen gegen den Zwergenverstand der Wahrheitsverweser, war hilfreich und gut.

Doch in Verbindung mit Eitelkeit ist die Demütigung unschlagbar. Sie kriecht ans Ziel, und deshalb versuchte die Ost-Berliner Akadamie Huchel ideologisch an die Kette zu legen. Die bourgeoise "Weltliteratur" sollte aus Sinn und Form verschwinden, um Platz zu schaffen für die marxistischen Liturgien der Akademie. Zum Vorsingen derselben sollte Huchel "Redaktionssprechstunden" einrichten. Der wollte nicht und machte listig geltend, daß ihm in der Akademie Zimmer und Mobiliar genommen worden seien, worauf man raumgreifend beschloß, die "sehr freimütige Diskussion im Juli" (1960) fortzuführen.

Nicht nur das Mobiliar fehlte, auch die Politur des fröhlich-sozialistischen Menschenbildes war abhanden gekommen, wie das unermüdlich gegen Huchel stänkernde "Büro Kurella" monierte. "Ich darf noch aufmerksam machen, daß uns die Genossen des DSV während des Sommerkurses mit westdeutschen Schriftstellern mitteilten, daß der Besuch einiger westdeutscher Schriftsteller in der Wohnung von Peter Huchel deprimierend auf die jungen Westdeutschen gewirkt habe."

Das war noch Kleinkrieg. Die Akademie, die noch heute posaunt, sie habe keines ihrer Mitglieder an die Luft gesetzt, verstärkte die fürsorgliche Belagerung, woraufhin der unvermeidliche Alexander Abusch im "Auftrag der Regierung" gewisse "Maßnahmen" vorschlug, damit die Arbeit der Akademie und das "Kulturleben" in Sinn und Form besser "widergespiegelt" würde: zum Beispiel durch Berichte von "Arbeiterfestspielen". Auch Stephan Hermlin, ein für SED-Literaturzensoren manchmal unberechenbarer Wendehals, war hinter verschlossener Tür, aber bei offenem Protokoll der botmäßigen "Meinung, daß die Zeitschrift so nicht bleiben kann, weil sie nicht Ausdruck der DDR" sei, was ihr zum stärksten Nachteil gereiche. Ein Kontrollgremium sollte Huchel den geistigen Plattenbau der "neuen ideologischen Aufgaben" beibiegen, und so "regte" Professor Herzfelde als "Zwischenlösung an: drei wissenschaftliche Mitarbeiter prüfen je einen Jahrgang (1959, 1960, 1961) und legen sie den Mitgliedern der Sektion vor, die ihrerseits die Ergebnisse untersuchen und die endgültige Analyse der Zeitschrift Sinn und Form zur Bestätigung vorlegen." Die Untersuchung der Ergebnisse der "zu erläuternden" Maßnahmen fand zwar nicht statt, aber langsam wurden Redewendungen zu Schicksalswendungen. Besonders das Lob des Westens für das Flaggschiff des Ostens (Die Zeit: "Insel der Seligen, Enklave des Liberalismus") brachte die Trabi-Chauffeure des Weltgeistes in Rage. Die "Ästhetik" , entschieden die Maßnehmer, sei bürgerlich und erbaulich, nach "Art englischer Lords". Willi Bredel flehte mit sozialistischem Gruß den Tapezierermeister Kurt Hager an, Huchel abzusetzen und ihm die "Ausreise, aber nicht die Wiedereinreise zu gewähren". Ein "Dr. Hossinger" fügte (ungefragt und ohne Gruß) den "Eindruck" hinzu, Huchel habe sich "in den vergangenen Wochen ohne Ergebnis bemüht, eine anderweitige Beschäftigung zu suchen".

Das Exekutionsorgan der Wahrheit half bei der Arbeitslosigkeit nach, und im Jahre 1963 wurde Peter Huchel kaltgestellt, nachdem ihm die Obduktionsleitung der SED "nachgewiesen" hatte, daß er mit der Annahme des West-Berliner Fontane-Preises nur "nur noch mit seinem Körper in unserer Republik anwesend sei". O-Ton Willi Bredel: "Stimmenthaltung? - Niemand. Also auch dieses Ergebnis können Sie Herrn Huchel mitteilen. Damit wären wir am Ende. Ich glaube, es war eine anregende und nützliche Tagung." Das war sie. Peter Huchel wurde bis zu seiner Ausreise 1971 geächtet, und der deutsche Sozialismus hatte wieder einen Sieg errungen. Den Nachgeborenen bleiben die Phrasen, die die DDR noch in einen Zustand mitschleppte, als sie deren Inhalt schon erlebte. THOMAS ASSHEUER

Ob Mann oder Frau - bei ihm werden alle zu Ja-Sagern Kelsterbachs Standesbeamter Manfred Schmidt hat seit 1989 genau 200 Paare "unter die Haube" gebracht Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer KELSTERBACH. Früher stellte er Weichen, damit Züge in die richtige Richtung rollen. Seit drei Jahren gibt Manfred Schmidt heiratswilligen Männern und Frauen "grünes Licht" für deren gemeinsame Zukunft. Vor wenigen Tagen traute der Kelsterbacher Standesbeamte sein 200. Paar. Und obwohl in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet bereits jede zweite Ehe früher oder später geschieden wird, spricht der Vater dreier Kinder in seinen Reden weiterhin von "Sonnenschein und Glücklichsein". "Natürlich nehme ich das Ganze noch ernst", sagt er, "schließlich ist es mein Job." Rathauszimmer 111. Der Mann hinter der Schreibmaschine bemüht sich offenkundig darum, keinen Fehler zu machen. Jeder der Buchstaben, die er in Sekundenabständen tippt, ist Teil einer Heiratsurkunde. "Das Besondere an einem Standesbeamten ist", sagt Manfred Schmidt und schaut dabei über den Rand seiner Brille hinweg, "daß er sich nicht verschreiben darf. Dann hilft kein Tipp-Ex, nur nochmal neu anfangen."

Keine Fehler machen durfte der heute 47jährige auch bei seinem früheren Arbeitgeber, der Bundesbahn. Bis Ende der sechziger Jahre sorgte er als Fahrdienstleiter im hiesigen Stellwerk dafür, daß die Züge Kelsterbach sicher und fahrplanmäßig passieren. Weil der Schichtdienst jedoch arg anstrengend war, wechselte er ins Rathaus.

Dort sitzt er seit dem 3. April 1989 auf dem Sessel des Standesbeamten - und traut. 200mal in dreieinhalb Jahren. 200mal am Ende die Frage "Ist es Ihr eigener und fester Entschluß, so antworten Sie mit ja." Zwar hat Manfred Schmidt vier Standardreden parat, dennoch sucht er stets nach dem "persönlichen Touch" in seinen Worten: "Da erzähle ich dann schon mal, daß ich den Ehemann vom Fußballspielen her kenne und die Frau künftig zu Hause bleiben muß, wenn wir zum Kicken gehen." Im Scherz, aber das sei ohnehin klar.

Zwei Drittel der Heiratswilligen in Kelsterbach sind Ausländer. "Bei uns vermählt sich die ganze Welt", betont Schmidt und freut sich über das internationale Flair, wenn vor ihm Menschen aus Thailand, Tunesien, Peru oder aus Pakistan sitzen. Da heißt es dann, sich akribisch genau über das Namensrecht etwa in Ghana zu informieren, damit die Trauung auch dort gilt.

Von Land zu Land unterschiedlich ist auch die Begeisterung, mit der die Verwandtschaft der Eheleute am Ereignis teilnimmt. "Als im vorigen Jahr ein deutsch-italienisches Paar heiraten wollte, standen plötzlich fünfzig Leute vor der Tür", erzählt er. Da es im Trauungszimmer nur zwölf Stühle gibt, mußte der Rest eben dichtgedrängt stehen: "Ich konnte sie doch nicht heimschicken."

Auch sonst ist in Manfred Schmidts Reich möglich, was nicht überall selbstverständlich ist. Wer mag, kann sich während der 18 bis 20 Minuten - so lange dauert der feierliche Akt im Schnitt - mit leiser Musik berieseln lassen. Zur Wahl stehen beispielsweise Richard Claydermanns romantische Klavierstücke oder Sphärenklänge vom Synthesizer: "Am liebsten haben es die Leute aber, wenn ich ,Memories' aus dem Musical ,Cats' auflege."

Selbst für Videofilmer und Fotografen ist das Trauungszimmer kein Sperrgebiet. Heute wolle schon jedes zweite Paar, so Schmidt, den "großen Augenblick" für Kinder und Kindeskinder festhalten. Ob gleißendes Halogenlicht oder Blitzlichtgewitter - "das juckt mich überhaupt nicht. Schließlich bin ich ein fortschrittlicher Mensch". Doch manchmal, in ruhigen Augenblicken, blättert der Standesbeamte in den Dokumenten, die ihm seine Vorgänger hinterlassen haben. "Seit 1876 haben wir hier alle Trauungen aufgezeichnet", sagt er mit ein wenig Stolz in der Stimme und öffnet den Stahlschrank hinter seinem Schreibtisch. Rücken an Rücken stehen darin rund drei Dutzend dicke Bände mit speckig- braunen Ledereinbänden. Führten vormals lediglich die Kirchen ihre Heirats-, Geburts- und Sterbebücher, findet sich unter dem Datum des 2. April 1876 die erste Heirat, die im Kelsterbacher Standesamt besiegelt wurde. Den Bund fürs Leben gingen an diesem Tag Johann Adam Helfmann der Zweite und Emmerenzia Klotzbach ein.

Da sich offenbar die gesetzlichen Anforderungen änderten, fügte der damalige Beamte zwei Jahre später einen Nachsatz ein: "Auf Verfügung des großherzoglichen Landgerichts wird hiermit vermerkt, daß Johann Adam Helfmann ein Tagelöhner ist." Erst einem Rathaus-Kollegen gelang es, das in fast verblichenem Sütterlin geschriebene Wort "Tagelöhner" richtig zu entziffern. Manfred Schmidt hatte bis dahin stets "Zugführer" gelesen.

Lateinamerika-Abend im Büttelborner Café Extra

BÜTTELBORN. Zu einer Entdeckungsreise besonderer Art laden das Büttelbornet Kulturamt, die Volkshochschule Worfelden und der Dornheimer Verein "Partnerschaft Dritte Welt" für Donnerstag, 22. Oktober, ein: "500 Jahre Eroberung und Volkswiderstand in Guatemala" ist das Thema des Bildberichts der Entwicklungshelferin Marlies Dautermann-Kirstein, der um 20 Uhr im Café Extra in der Büttelborner Schulstraße 17 beginnt.

Für lateinamerikanisches Ambiente soll an diesem Abend die Folkloregruppe "Nahuel" aus Frankfurt sorgen, dazu gibt es mexikanische Originalspeisen und Nationalgetränke. Der Eintritt ist frei. leo

Gewälttätige Übergriffe auf Schwule nehmen deutlich zu. Steht Deutschland deshalb vor einer anti-homosexuellen Trendwende? Volker Beck und Günter Dworek, Sprecher des Schwulenverbandes in Deutschland (SVD), sind überzeugt, daß sich jetzt - erstmals seit 20 Jahren - eine militante politische Gegenbewegung formiert. Vom 7. bis 10. Oktober veranstalteten der SVD und die Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen des bundesweiten Schwulentreffens "Homolulu" in Berlin eine "schwule Bürgerrechtswerkstatt". In einem Thesenpapier formulierten Beck und Dworek ihre "Anforderungen an eine schwule Bürgerrechtspolitik". Wir dokumentieren das Papier leicht gekürzt.

95 Hinrichtungen in Rußland

ost MOSKAU, 13. Oktober. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden in Rußland 95 Todesurteile vollstreckt. Im selben Zeitraum seien 330 000 Menschen wegen verschiedener Delikte zu Haftstrafen oder Geldbußen verurteilt worden, teilte das russische Justizministerium am Montag mit. Laut Nachrichtenagentur Interfax wurde davon jeder zweite wegen Diebstahls belangt. Die Zahl der verurteilten Mörder sei im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 7000 gestiegen. Als "extrem niedrig" wird in dem Bericht des russischen Justizministeriums die Zahl der Wirtschaftsverbrechen angegeben. So seien von Januar bis Juni lediglich zwei Personen wegen Wucher und vier wegen falscher Einkommenserklärung verurteilt worden. Außerdem sei die Zahl der bestraften Schwarzhändler gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um zwei Drittel auf 1020 gesunken. Im vergangenen Jahr wurde weltweit jedes dritte Todesurteil in der damaligen Sowjetunion vollstreckt. Für 1990 weist die sowjetische Statistik 29 Begnadigungen und 195 Hinrichtungen aus. Zu Beginn der Amtszeit von Michail Gorbatschow im Jahre 1985 wurden in der Sowjetunion 770 Todesurteile ausgeführt.

Bonn läßt sich zwei Tage hinter die Kulisse blicken

KREIS GROSS-GERAU. Sich mal umgucken, wo in Deutschland Politik gemacht wird, können Interessierte am Freitag und Samstag, 30./31. Oktober, wenn der Bundestag aus Anlaß der Einweihung des neuen Plenargebäudes zwei "Tage der offenen Tür" veranstaltet. Der hiesige SPD-Bundestagsabgeordnete Norbert Wieczorek hält für Interessenten eine begrenzte Zahl von Vorzugskarten bereit, die zum Kauf einer um 50 Prozent ermäßigten Bahnfahrkarte nach Bonn und zurück berechtigen. Dort können dann der neue Plenarsaal, das Wasserwerk, der Bundesrat und die Ländervertretungen besichtigt und eine Stadtrundfahrt mitgemacht werden.

Wer mit will: Karten können unter Tel. 0 61 52 / 5 40 62 im Wahlkreisbüro angefordert werden. wal

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr und nach Vereinbarung, Frankfurter Straße 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "BE - ein Maß für Diabetiker", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr; Treffen der Frauen-Filmgruppe, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 und 19.30 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: "Das Notwendige und das Überflüssige" oder "Die Freiheit in Krähwinkel", WuWei-Theaterworkshop, 20.30 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Kurse / Vorträge Friedberg. Fachhochschule, Raum 24: Vortrag zum Thema "Der EG-Binnenmarkt aus Sicht der Industrie- und Handelskammer", Referent: Robert Malzacher, Abteilungsleiter Außenhandel IHK Friedberg, 17.15 Uhr.

Bad Nauheim. Mütter- und Familienzentrum: Vortrag zum Thema "Rentenneuregelung und deren Auswirkung für Frauen", Referentin: Susanne Hild, Frauenbeauftragte des Wetteraukreises, Alte Feuerwache (mit Kinderbetreuung), 10 Uhr.

Bad Vilbel. Siedlungsgemeinschaft Heilsberg: Vortrag zum Thema "Das Mysterium der Kathedrale von Chartres", Festsaal, 19.30 Uhr.

Büdingen. AOK, Geschäftsstelle, Gymnasiumstr. 28: Kurs "Abnehmen - aber mit Vernunft", 19.30 Uhr. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.

Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.

Jugendfeuerwehr: Unterricht, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: ; Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Seniorenclub Gronau: Gemütliches Beisammensein, Seniorengegnungsstätte, Bergerstr. 4.

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Seniorenclub Groß- und Klein-Karben: Seniorennachmittag, Angelerheim.

Mütterzentrum: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof.

Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Seniorenclub Höchst/Oberau: Zusammenkunft, Kindergarten, Mehrzweckraum, 14.30 Uhr.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.

Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16. Parteien / Parlamente Nidda. Die Grünen: Stammtisch für Mitglieder und Interessierte, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus. Verschiedenes Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen.

Bürgerinitiative "Das bessere Müllkonzept": Diskussionsveranstaltung zu den Themen "Das Duale Müllkonzept" und "Aktionen gegen eine Müllverbrennungsanlage", Umweltwerkstatt Nidda-Assenheim, Wirtsstr. 1, 20 Uhr.

Bad Nauheim. Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Friedberg. Sparkasse Wetterau: "Kelten in der Wetterau", zu den Öffnungszeiten (bis 22. 10.).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8. 11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. 10.).

Nidda. Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (15, 20.15 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr). - Keller: Robin Hood (15, 20 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood - König der Diebe (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Keine Vorstellung. - Bambi: Keine Vorstellung.

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernhard und Bianca im Känguruhland (16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Van Gogh (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Schlafwandler (20 Uhr).- Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Hear my song (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Befreier und Befreite (19.30 Uhr).

Seit Anfang 1992 wurden nach Angaben der Frankfurter Hilfsorganisation "medico international" in der Türkei zehn Journalisten ermordet und 57 teilweise mehrfach ohne Begründung verhaftet. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) nannte die Türkei eines der gefährlichsten Länder für Berichterstatter. Die Regierung Demirel, stellt medico deshalb fest, verabschiedet sich nun auch vom letzten Rest ihrer Versprechungen zu Demokratie und Pressefreiheit. Wir dokumentieren die von medico-Mitarbeiter Helmut Oberdiek zusammengestellte Bilanz zur Gefährdung türkischer Journalisten.

Feuer in Ebert-Schule ist Werk von Brandstiftern

RÜSSELSHEIM. Was die Polizei zunächst nur vermutete, gilt jetzt als sicher: Das am Samstag in der Friedrich-Ebert- Schule ausgebrochene Feuer war das Werk von Brandstiftern. Wie Polizei- Sprecher Volker Barthauer mitteilte, fanden die Beamten in einem Lagerraum des Dachgeschosses einen "Scheiterhaufen" aus Möbeln und Kleidungsstücken. Offenbar sei es den unbekannten Tätern jedoch nicht gelungen, hier ein zweites Feuer zu legen, nachdem sie im Speicher erfolgreicher gewesen waren.

Da nichts gestohlen wurde, geht die Polizei davon aus, daß die Brandstifter möglicherweise im Seitentrakt der Schule übernachteten, nachdem sie durch ein Fenster im Erdgeschoß eingedrungen waren. Anwohner hatten am Samstag gegen sieben Uhr die Feuerwehr alarmiert, die ein Übergreifen der Flammen auf das Hauptgebäude verhinderte. Der Schaden wird auf 100 000 Mark geschätzt. leo

Wenn Frauen sexuell mißbraucht wurden

MÖRFELDEN-WALLDORF. Alle interessierten Frauen sind eingeladen, wenn die Psychotherapeutin Brigitte de las Heras am Freitag, 16. Oktober, im Frauentreff Mörfelden im "Goldenen Apfel" über "Auswirkungen und Heilungsmöglichkeiten des sexuellen Mißbrauchs im Leben der betroffenen Frauen" referiert. Dargestellt werden sollen die Möglichkeiten, die Frauen helfen können, das Erlebte zu überwinden und ihnen Mut machen, sich einen eigenen Weg aus dem Drama zu bahnen.

Im Anschluß an das Referat ist eine Gesprächsrunde geplant. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. wal

Fremde Gäste sparen bei den Übernachtungen Verkehrsamt registriert Rückgang von ausländischen Besuchern

"Sparen, sparen, sparen - das scheint im Augenblick die Devise der Fremdenverkehrsgäste zu sein": So kommentiert das städtische Verkehrsamt in seiner Bilanz für das erste Halbjahr 1992 den leichten Rückgang bei den Reisenden aus dem Ausland. 470 000 Menschen kamen aus anderen Staaten an den Main, das waren 40 045 oder 2,4 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 1991. Der Anteil inländischer Gäste kletterte dagegen um 1,5 Prozent auf 426 000 Personen.

Aus der Sicht des Verkehrsamtes trübt den US-Amerikanern "Dollarverfall und Rezession im eigenen Land die Lust am Reisen". So fanden sich zwar von Anfang Januar bis Ende Juni mit 105 506 noch 1929 Amerikaner mehr an als im Vergleichszeitraum des Vorjahres - sie blieben aber nicht so lange wie früher in Frankfurt. Die Zahl der Übernachtungen ging bei den US-Bürgern um 10 666 auf 169 509 zurück.

Ganz ähnlich die Entwicklung bei den Gästen aus Japan, die an zweiter Stelle bei den ausländischen Besuchern stehen. Ihre absolute Zahl sank im ersten Halbjahr nur ganz geringfügig um 180 auf 42 889 - die Übernachtungen gingen um 603 auf 71 861 zurück.

Betrachtet man alle Gäste, die in den ersten sechs Monaten nach Frankfurt kamen, so blieb manches Bett unberührt: die Zahl der Übernachtungen fiel um 84 677 auf 1,60 Millionen. Dabei drehten die deutschen Reisenden "die Mark noch öfter um" (Verkehrsamt): Bei ihnen gab es allein 44 000 Übernachtungen weniger. Verbrachten insgesamt im vergangenen Jahr die Fremden im Durchschnitt 1,87 Tage in der Stadt, waren es 1992 bisher nur 1,79 Tage.

Das Verkehrsamt urteilt, daß auch europäische Gäste sparen müssen, weil ihre Länder "im Zuge des europäischen Integrationsprozesses vor gewaltigen finanziellen Aufgaben stehen". Und bei den Besuchern aus der Bundesrepublik beflügele die schwache Konjunktur und die Entwicklung der Kosten "die Suche nach Einsparmöglichkeiten".

Mit knapp 53 Prozent aller Reisenden, die aus dem Ausland kommen, nehme Frankfurt unter den Großstädten der Bundesrepublik noch immer "eine unangefochtene Spitzenposition" ein. Allerdings registrierten auch die Bürger im Ausland "Berichte über ausländerfeindliche Krawalle", die sich "zwangsläufig auf diesen sensiblen Markt höchst negativ" auswirkten.

So recht zufrieden war das Verkehrsamt nur mit den Bürgern aus Nah- und Fernost, die in der Statistik hinter Japan unter dem Titel "sonstige asiatische Länder" auftauchen. Hier verbergen sich etwa Geschäftsleute aus dem expandierenden Wirtschaftsland Südkorea, aus Hongkong oder Taiwan. 1988 brachten sie es auf 103 000 Übernachtungen im ersten Halbjahr, diesmal sind es schon 133 000. jg

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Alien 3 (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bolek und Loleks große Reise (15 Uhr); Toto, der Held (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Kleine Haie (17.30 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Salz auf unserer Haut (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandplatz: Kammerkonzert für Seniorinnen und Senioren und andere Interessierte, 15 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 14 bis 17.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Versteigerung, 8 bis 16 Uhr.

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Receptur, Friedrich- Ebert-Str. 6: "Kronberg-Bilder und Taunuslandschaften" von Henning Schrader, 15 bis 18 Uhr.

Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.

Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Einzelausstellung von Werken des Malers Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.

Kurhaus: Werke von Anne Reichardt, 10 bis 12 Uhr.

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Ilse Mock - Ein Leben für die Musik", 18 bis 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde des Schularztes, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 11 Uhr, Tel. 17 89 10.

Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.

Dolmetscher-Sprechstunde für Marokkaner, Stadthaus, Zimmmer 129, 16 bis 18 Uhr, Tel. 10 02 28.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.- Fuchs-Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt- Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 72 / 2 52 41.

Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Stammtisch der Wanderer des Turn- und Sportvereins Ober-Erlenbach, Clubraum der Turnhalle, 20.15 Uhr.

Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.

Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Quiz und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte im Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Yoga 8.45 bis 10.15; Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.

Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.

Oberursel. Gymnastik im Ferdinand- Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr, 10 Uhr und 14 Uhr.

Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde, 14.30 Uhr bis 18 Uhr.

Steinbach. Koreanische Folkloregruppe in der Seniorenwohnanlage Kronberger Str. 2, 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: Marionettenstück für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.

Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Müll Königstein. Anmeldung zur Abfuhr von Kühlschränken unter Tel. 20 22 46 oder 20 22 43, bis 12 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, 13.20 Uhr, mit Buslinie 1, Wanderstrecke ca. 12 Kilometer. Grävenwiesbach. Kinderkleider und Spielzeugmarkt im Kindergarten, 14.30 Uhr.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Flörsheim. Flörsheimer Keller: Comedy-Show "Die Glöckner von Rotterdam", 20.30 Uhr.

Hattersheim. Posthofkeller, Sarceller Straße: "Paul S. Cowlan", Liedermacher, Entertainer, Zeitkritiker und Clown, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Salz auf unserer Haut" (20 Uhr).

Eschborn. Eschborn K, Jahnstraße 3: "Die Kinder von Valparaiso" (20.15 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz: "In einem fernen Land" (20.15).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 2: "Steinzeit junior" (20 Uhr).

Alte Schule, Hornau, Rotlintallee: "Easy Rider", 20.30 Uhr.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Wolfsblut" von Jack London (15 Uhr); "Salz auf unserer Haut" (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa., So. 11 bis 17 Uhr (bis 18.10.).

Foyer der Volksbank in Bad Soden: Afrikanische Mystik "Du kannst Dein Leben nicht verlängern noch verbreitern - nur vertiefen", Ölbilder auf Papier von Emil Stoimenoff, während der Schalterstunden (bis 6. 11.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, 15 bis 20 Uhr (bis 18. 10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung (bis 23. 10.). Parteien / Parlamente Hattersheim. Begegnungszentrum Eddersheim: Eddersheimer Bürgertreff der SPD zu den Themen "Dorferneuerung in Eddersheim" und "Zukunft unserer Stadt in der Region Rhein-Main", 19 Uhr. Vorträge / Kurse Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Propsteistraße 12: "Sterbehilfe, Euthanasie", Referent Pater Schmitz, mit anschließender Diskussion, 20 Uhr.

Schwalbach. Bürgerhaus, Vortrag von Dr. Zimmermann über Dostojewskis "Großinquisitor", 20 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Telefon 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Briefmarkenfreunde Eschborn: 20-jähriges Jubiläum, Ausstellung in der Stadthalle (neben dem Rathaus), 18 bis 21 Uhr.

Kelkheim. Deutscher Bund für Vogelschutz e.V.: Treffen im alten Rathaus Münster, 19.30 Uhr.

Hofheim. Tischtennisverein Diedenbergen: Kreismeisterschaft in der Brühlwiesenhalle, ab 18 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: "Schmökerunde" in der Textilwerkstatt, 10 Uhr; Café, 14.30 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9.30 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 10 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.

Schwalbach. Kinderkulturtage 1992: Abschlußvorstellung der verschiedenen Gruppen, Turnhalle der Friedrich-Ebert- Schule, 16.30 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Gehölzkundliche Führung, Treffpunkt Badehaus im alten Kurpark, 14 Uhr.

Flörsheim. Kerb am Konrad-Adenauer- Ufer. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Bewegungstheater Mobilé "Drunter und Drüber", Akrobatik, Komik, Pantomime, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm "Boleks und Loleks große Reise" (15 Uhr); "Warnung vor einer heiligen Nutte" (18.30 Uhr); The Player, dt. Fass. (20.45 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Vorträge / Kurse Höchst. Kulturtreff der Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Str. 49h: Die Darstellung unseres Verstandes", Christliche Universelle Gnostische Bewegung - Deutschland e.V., 20 Uhr. Parteien / Parlamente Nied. Bürgersprechstunde der C.D.U, mit Karlheinz Bührmann, Stadtteilbüro Alt-Nied 28, 17.30 bis 18.30. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr.

Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr;

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemein- de, Gemeindehaus, Rombergstraße 63: Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, 20 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Wiener Blut", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Das weite Land", (Wiederaufnahme), 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Mitglieder des orchestre du pain "Butzbacher & Brommelmeier auf Korsika", 30 Microdramen von Hans König, 20.30 Uhr.

Villa Clementine, Frankfurter Straße/ Ecke Wilhelmstraße: Rheingauer Geschichten mit Ulrike Neradt "mir strunse nit, mir hun!", 20 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Total verrückt", 20.15 Uhr.

ARTist im Cicero, Kirchgasse 50: "Out of print" zeitgenössischer Jazz aus Berlin, 20.30 Uhr.

Rhein-Main-Hallen: Gastspiel der "Kastelruther Spatzen", 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47:"Tom und Jerry - Der Film" (14 Uhr); "Columbus 1492 - die Eroberung des Paradieses" (16, 20 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14,17,20,23Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht..." (13, 15.15,18,21,23.30 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14,17,20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Die Tigerin" (13, 15.30, 18, 20.30, 23 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter - Lügen haben schöne Beine" (13, 15.30, 18, 20.30, 23 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstr. 6: "Fatale Begierde" (14, 16.30, 19.00, 21.30 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20, 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Hear my Song" (17.15, 19.45, Uhr); "Boomerang" (Originalfassung), 22.15 Uhr.

KiKi-Kinderkino: "Die Abenteuer von Pico und Columbus", Zeichentrickfilm (13.15, 15.15 Uhr). Ausstellungen Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Bilder aus Dresden zurückgekehrt", (bis 7.2.93); Architektur von Herzog & de Meuron (bis 29.11.), Öffnungszeiten: Di. 10-20 Uhr, Mi. bis So. 10 bis 16 Uhr.

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31.10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz, 10 bis 18.30 Uhr (bis 31. 10.). Kurse / Vorträge Museum, Società Dante Alighieri: Karlheinz Lehmann, Präsident der Deutsch- Italienischen Kulturgesellschaft von Hannover spricht über Piero della Francesca - König der Malerei, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

Landesversicherungsanstalt Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Sonstiges Zelt am Bürgerhaus WI-Delkenheim, Münchener Str. 4: Europäisches Circus- Nachwuchs-Festival, 19.30 Uhr.

- ohne Gewähr -

Spielen, turnen, basteln, feiern und singen

ALTENSTADT. Eine Mutter-Kind- Spielgruppe trifft sich am Mittwoch, 28. Oktober, erstmals in der Begegnungsstätte der katholischen Kirchengemeinde St. Andreas in Altenstadt. Willkommen sind Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren und deren Mütter. Jeweils um 9.30 Uhr soll einmal wöchentlich gemeinsam mit einer Sozialpädagogin "gemeinsam gespielt, gebastelt, geturnt, gefeiert und gesungen" werden. Für insgesamt zehn Treffen wird eine Gebühr von 35 Mark erhoben, Anmeldungen nimmt Ursula Peters unter Tel. 06042/69639 entgegen. sal

Die Schlangenhaut als Schlupfwinkel Uta Grossmann veröffentlicht ihre "sehr privaten" Gedichte / Graphik von Sybille Enzeroth

BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Stolz ist sie offenbar keineswegs darauf: "Schließlich kennt man mich hier bisher doch hauptsächlich als rasende Reporterin. Und die veröffentlicht plötzlich so verstiegenes Zeug!" Uta Grossmann, aus Köppern stammende und in Bad Homburg wohnende Studentin und gelegentliche Berichterstatterin einer Heimatzeitung, hat ihren ersten Gedichtband mit dem Titel "Schattenfuge" veröffentlicht.

Es ist ein Gemeinschaftswerk; die grafische Gestaltung und die aphoristisch- knappen, zum Teil im Stil der konkreten Poesie umgesetzten "Gedanken" stammen von der Friedrichsdorfer Malerin Sybille Enzeroth.

Damit das Werk das Licht der Welt erblicken konnte, haben die beiden einen Verlag namens "Palabra" gegründet, was im Spanischen "Wort" heißt. "Für ein einziges Buch?" fragte man Uta Grossmann bei der Anmeldung im Gewerbeamt reichlich verdutzt. Auch die Buchhändler- Vereinigung in Frankfurt ist auf einen derartigen Alleingang offenbar nicht eingestellt: Die für den Verkauf in den Buchhandlungen unumgängliche ISBN-Nummer gibt's nur im Zehnerpack. Weitere eigene Veröffentlichungen sind jedoch einstweilen nicht zu erwarten. Uta Grossmann geht jedenfalls jetzt erst einmal zur Vervollkommnung ihrer Spanischkenntnisse für acht Monate nach Barcelona.

Und muß wohl erst einmal die Tatsache verdauen, "etwas so Privates öffentlich gemacht zu haben . . . Allein hätte ich das bestimmt nie in Angriff genommen. Aber zusammen mit Sybille war es dann doch eine Herausforderung, diese seit etwa 1985 entstandenen Texte mal ernsthaft zu überarbeiten und in Form zu bringen."

Wer die 24jährige Studentin der Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie der Romanistik nur als die Reporterin kennt, mag sich wundern: Wie kommt die forsch, willensstark und kopfbetont wirkende junge Frau dazu, Gedichte zu schreiben, die alles andere als forsch, willensstark und kopfbetont sind? Aufgesprengte Käfigstäbe aus Smaragd / schwingen frei im frühen Nebel, heißt es da zum Beispiel. Oder: Mein Pfad führt sicher durch das Bodenlose / zu ungestümen Wasserfällen. / Geschwüre heilen. / Ich schlüpfe in die Schlangenhaut.

Schreiben als Therapie? Uta Grossmann leugnet das keineswegs. Im Gegenteil: Wenn sie 1993 ihre zielstrebig angepeilte Magisterprüfung an der Frankfurter Universität hinter sich hat, möchte sie am liebsten noch eine Zusatzprüfung machen, um Kurse in "Schreib-Therapie" zu geben, möchte also die Befreiung anderer mit Hilfe der Kreativität beruflich betreiben.

Schon zur Schulzeit an der KFS stand - sicher nicht unbeeinflußt von der Mutter, die neben ihrem Hauptberuf Lehrerin auch journalistisch (und literarisch!) gearbeitet hat - das Berufsziel Redakteurin fest. "Ein Kompromiß zwischen Freiheit und Zwang, den ich mir allerdings festangestellt und lebenslänglich nicht mehr vorstellen kann", meint Uta Grossmann heute.

Und warum? Eine Spurensuche in der Biografie der Tochter aus gutbürgerlichem Hause - der Vater ist Apotheker - führt auf den ersten Blick nicht weiter. Als Kind war die mittlere von drei Schwestern ein agil-fröhlicher Wildfang, der sich ab etwa dem zehnten Lebensjahr quer durch den elterlichen Bücherschrank zu lesen begann. Nicht ganz uneingeschränkt: Grass' "Blechtrommel" zum Beispiel, nach der die Lesehungrige bereits in diesem zarten Alter griff, wurde ihr verboten. Mit dem Ergebnis, daß sie sie erst kürzlich in die Hände nahm und "echt ätzend" fand.

Was ihr nicht verboten wurde und sie - wie sie jetzt meint - "damals mit elf, zwölf wohl doch emotional überfordert hat", waren zahlreiche Bücher über den Faschismus, insbesondere über die Behandlung der Häftlinge in den Konzentrationslagern: "Ich war schockiert, konnte das einfach nicht begreifen." Uta Grossmanns Großvater väterlicherseits, Chefarzt am Bad Homburger Krankenhaus, war Jude. Er überlebte zwar das KZ Auschwitz, starb dann aber kurz nach dem Krieg. "Wenn mir zum Beispiel in der S-Bahn ein alter Mann gegenübersitzt", erzählt sie, "geht es mir noch heute so, daß ich mich frage: War der's, der den Opa im KZ gequält hat?"

Direkt sind diese frühen Erschütterungen in den Gedichten nicht erkennbar. Aber eine oft abgrundtiefe Trauer und Wut über jede Form von Gewalt. Am Anfang von "Raub der Persephone" heißt es zum Beispiel (der Einfluß ihres Lieblingsdichters Gottfried Benn ist unverkennbar): Nieselregen. Messerwind. / Schlamm der Straße. Dämmerung. / Hades reckt die Hand durch Eisenstäbe. / Unterm Gully stirbt Elysium.

"Immer auf seiten der Opfer", definiert Uta Grossmann ihre politische Position. Und vielleicht ist das ja Grund genug, kreativ zu werden, über das hinaus, was eine rasende Reporterin zu bewirken vermag. DAGMAR SCHERF

Enttäuschung ums Alte Rathaus ist längst verdaut

Kulturinitiative will Engagement ausweiten und auch Theater bieten / Kooperation mit Konkurrenz

MÖRFELDEN-WALLDORF. Vor ziemlich genau einem Jahr fanden sie zusammen: Frauen und Männer, die Leben in die kulturelle Szene des Ortes bringen wollten und ihre selbstgesteckten Aufgaben unter dem Namen "Kulturinitiative" (KI) mit Elan in Angriff nahmen. Vergangene Woche traf sich die nicht nur aus jungen Leuten bestehende Gruppe, um Rückschau auf das erste Jahr zu halten und Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Die Bilanz fiel positiv aus, wenngleich die Gruppe gleich zu Beginn einen Rückschlag verdauen mußte. Ursprünglich war die Kulturinitiative im Herbst 1991 mit dem Vorsatz angetreten, das alte Rathaus am Mörfelder Dalles zu übernehmen und zu einem soziokulturellen Zentrum in der Stadt zu machen.

Noch im November 1991, just an dem Abend, an dem das Parlament über die künftige Nutzung des Alten Rathauses befinden sollte, legten die KI-Aktiven ihr Nutzungskonzept vor. Eine reelle Chance hatte sie allerdings nie. Den Stadthäuptern war das Risiko zu groß, den Newcomern ein derartiges Projekt in Pacht zu überlassen. Doch die Enttäuschung über den Korb ist längst verdaut.

Heute sind sie überzeugt, daß "nicht zuletzt durch die neuen Aspekte und das augefeilte Nutzungskonzept der Kulturinitiative die seit langem intensiv geführte Diskussion um die Nutzung des Alten Rathauses um wesentliche Inhalte bereichert und insgesamt im Entscheidungsprozeß beschleunigt wurde", wertet KI- Mitglied Jörg Blöcher die Rolle der Kulturinitiative, die sich längst andere Betätigungsfelder gesucht hat. "Wir bedauern es zwar, daß die Verantwortlichen kein Vertrauen in uns gesetzt haben, doch sind wir dadurch nicht entmutigt", bekräftigt KI-Sprecher Knud Waldhoff.

Dazu besteht auch kein Anlaß. Schon die erste kulturelle Großveranstaltung, mit der die Initiative den Gewölbekeller als Veranstaltungsort publik machte - eine Musik- und Tanzveranstaltung - lockte 300 Besucher an. Ein Erfolg, mit dem selbst die Initiative in dieser Form nicht gerechnet hatte. Doch ein Erfolg, an den sich anknüpfen ließ. Die Konzerte im Gewölbekeller, die im Sommer wegen möglicher Lärmbelästigung der Anwohner durch die zwischen drinnen und draußen pendelnden Besucher ausgesetzt wurden, sollen nach der sommerlichen Pause denn auch "so bald wie möglich wieder aufleben", versichern die KI-Aktiven, die Axel Baum, Oliver Giegerich, Michèle Knodt, Arne Schreier und Knud Waldhoff bei der Hauptversammlung zu gleichberechtigten Vorstandsmitgliedern wählten.

Ein weiterer Erfolg konnte mit dem Open-air-Kino verbucht werden, das die KI, unterstützt von der Stadt und den örtlichen Kino-Betreibern, an vier Abenden auf dem Gelände der Bertha-von-Suttner-Schule anbot. Neben aktuellen und anspruchsvollen Filmen gab's ein von einheimischen Gruppen bestrittenes Vorprogramm - durchschnittlich 203 Besucher kamen pro Vorstellung zu Kino und Kultur unter freiem Himmel. Zwar mußte die Stadt finanziell "zubuttern", aber die Weichen sind gestellt: Das Open- air wird fortgesetzt.

Doch die Kulturinitiative hat noch andere Pläne. Im nächsten Jahr soll es Theateraufführungen geben, im Januar Thomas Frickels neuer Film "Der Störenfried" gezeigt werden. Derzeit laufen Gespräche mit dem Kelsterbacher Leo Spahn, der zusammen mit Jutta Schadt das Alte Rathaus übernimmt, mit dem Ziel, eine "fruchtbare Zusammenarbeit" zwischen Rathausbetreibern und Kulturinitiative zu etablieren.

Erste Ergebnisse dieser Kooperation seien am ersten Dezemberwochenende zu sehen, kündigten die KI-Mitglieder an, ließen sich jedoch außer der Tatsache, daß es sich um eine Kunstausstellung handeln werde, keine Auskünfte entlokken. "Mehr soll noch nicht verraten werden." CHRISTINA WALLENDA

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Stern- Apotheke, Bad Homburg, Frankfurter Landstraße/Ecke Haberweg, und Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20.

Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1 c.

Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim Wiesenau 1, Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Kronberg/Königstein. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str.

"Entdeckung" Amerikas: Fluch oder Segen?

HOFHEIM. Unter dem Titel "Entdekkung Amerikas - Fluch oder Segen?" lädt der Rat Christlicher Gemeinden Hofheim für Dienstag, 20. Oktober, zum Vortrags- und Diskussionsabend ein. Ab 20 Uhr referiert zunächst der Privatdozent Dr. Edmund Arens im Kleinen Kulturzentrum.

In der anschließenden Debatte soll es unter anderem darum gehen, ob dieses Ereignis wirklich eine Entdeckung war. Hat sie nur Segen gebracht oder mehr Fluch? Welche Rolle spielte das Christentum damals, welche heute? pms

1993 sind's 700 Jahre: Auch Groß-Karben feiert Jubiläum Wer hilft bei Vorbereitungen?

KARBEN. Rund ein Jahr nach dem fröhlichen Jubiläum des Stadtteils Klein-Karben wollen auch die Nachbarn in Groß-Karben die Geschichte ihres Ortes feiern. Groß-Karben besteht im nächsten Jahr, urkundlich verbürgt, seit 700 Jahren. Dieses Jubiläum soll nach einen Beschluß des Festausschusses von 10. bis 12. September nächsten Jahres gefeiert werden. Der Festausschuß hat sich für die Vorbereitungsarbeiten gebildet.

Die Bürger Groß-Karbens werden vom Ausschuß zur Mitwirkung aufgerufen. Es werden Fotos, Bilder und Gemälde mit Motiven aus Groß-Karben gesucht, in denen sich die Entwicklung des Stadtteils zeigt. Informations- und Ansprechpartner sind:

Vorsitzender des Festausschusses Karl Krieg, Am weißen Stein 7, Tel. 28 74;

stellvertretender Festausschußvorsitzender Dieter Wagener, Weingartenstraße 3a, Tel. 71 32;

Schriftführer Herbert Benesch, Burg-Gräfenröder Straße 53, Tel. 74 16.

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BI Bieber kämpft für den Trog und denkt an Klage Ungewöhnlich gut besuchte Bürgerversammlung gegen den S-Bahn-Schlupf

OFFENBACH. Noch jede Menge Unterschriften für den "Trog" und gegen den "Schlupf" an der Seligenstädter Straße will die Bieberer "Bürgerinitiative für die Troglösung" bis zum 20. Oktober sammeln und um 11 Uhr an Stadtbaurat Wilfried Kaib überreichen. Dann läuft die Einspruchsfrist gegen die Pläne der Bundesbahn und der Stadt ab, in der Seligenstädter Straße die Bahnschranken zu beseitigen. Weil die BI schon 2000 Unterschriften hat, rüstet sie sich nun für eine Klage gegen die Bundesbahn.

Die BI verteilte wochenlang in Bieberer Gaststätten und Geschäften Flugblätter und lud für Montag abend ins katholische Pfarrheim ein, um "ein machtvolles Zeichen des Bürgerwillens zu setzen". Rund 300 Zuhörer waren gekommen; BI-Sprecher Paul E. Saupe freute sich sichtlich über die große Resonanz.

Die Bahnschranken in der Seligenstädter Straße müssen weg, wenn eines Tages die S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt vom Bahnhof Offenbach-Ost in den Rodgau und nach Dietzenbach fährt. Angesichts der komplizierten Bau-, Verkehrs- und und Grundstücksverhältnisse wäre es am einfachsten, die S-Bahn in einem offenen Trog unter der Straße zu führen. Das gilt als umweltfreundlichste Problemlösung, kostet aber 80 Millionen Mark. Die "Schlupflösung" mit all ihren Ergänzungsarbeiten ist für ein Drittel zu haben: Die Straße wird einfach etwas tiefer und die S-Bahn-Damm etwas höher gelegt, damit zumindest Personenwagen hindurchschlüpfen können. Beiderseits der Gleise werden über fünf Meter hohe Lärmschutzwände gebaut.

Der Konflikt zwischen Bürgern und Planern schwelt seit Monaten, mehrmals wurde auch umgeplant. Bundesbahn und Stadtbaurat warben in zahlreichen Bürgerversammlungen für den Schlupf. Die Bundesbahn lehnt nicht nur in Offenbach die teuren Troglösungen ab. Die BI verweist darauf, daß die Bahn beim Münchener Flughafenbau in Ismaning eine Ausnahme machte und argumentiert: "Was in Ismaning geht, muß auch in Bieber möglich sein." Außerdem wirft die BI der Bahn vor, daß sie mit manipulierten Kostenschätzungen arbeite.

Nach dem S-Bahn-Finanzierungsvertrag ist die Stadt Offenbach mit 12,5 Prozent an den Kosten beteiligt. Deshalb hat die rot-schwarze Koalition in der Stadtverordnetenversammlung gegen die Stimmen von FDP, FWG und Grünen die Schlupflösung beschlossen. BI-Sprecher Saupe betonte dann auch: "Die großen Parteien lassen die Bieberer im Stich. Wir lassen uns von der Verwaltung nicht auf dem Kopf herumtanzen. Wir machen so lange Bürgerversammlungen, bis die Stadt nachgibt." Viel diskutiert wurde an diesem Abend nicht mehr. Die Bieberer waren sich in ihrer Ablehnung gegen die Schlupflösung einig. Saupe sagte: "Wir sind für die S-Bahn. Sie nutzt aber dem Rodgau mehr als Bieber selbst. Deshalb sollen sich auch die Rodgauer an den Kosten beteiligen."

FDP-Fraktionsvorsitzender Ferdi Walther ermunterte die BI, weiter für den Trog zu kämpfen. Rechtsanwalt Manfred Coppik, der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und Grüne-Stadtrat, erklärte in dieser Bürgerversammlung das Planungsverfahren und die Rechtslage. Die Bundesbahn als Bundesbehörde und das Darmstädter Regierungspräsidium sind die Herren des Planfeststellungsverfahrens. Sie müssen alle Einsprüche gegen die Schlupflösung "abwägen" und in einer öffentlichen Anhörung diskutieren. Wenn sie die Einsprüche ablehnen, bleibt den Bieberern noch die Klage. Weil solche Klagen vor den Verwaltungsgerichten Jahre dauern können, haben sie jedoch keine aufschiebende Wirkung auf den Baubeginn.

In einer ihrer nächsten Sitzungen will die BI klären, ob sie eine Klagegemeinschaft zur Deckung des Prozeßrisikos gründet, oder ob einzelne Bürger für die anderen die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. lz

Tagung zum Bild der Frau in der Kunst

Bei der zweiten Tagung "Frauen Körper Kunst" am 16. und 17. Oktober an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sprechen Iris Gniosdorsch (Stuttgart), Gertrud Katja Loos (Hamburg), Ingrid Riedel (Konstanz), Gabriele Klein (Salzburg) und Barbara Heller (Darmstadt).

Die Sopranistin Dana McKay, die Pianistin Therese Lindquist und die Sprecherin Almut Bracher geben am Freitag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr im Neuen Saal der Hochschule, Eschersheimer Landstraße 29-39, ein Konzert. Es werden bei freiem Eintritt unter anderem Werke von Fanny Hensel-Mendelssohn, Josephine Lang und Clara Schumann erklingen. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 069 /15 40 07 - 314 und -292. tob

Frankfurt:

Bankräuber

schmiß die

Beute weg

habe FRANKFURT A. M., 13. Oktober. Bei einem Überfall auf die Filia- le der Volksbank in der Allerheiligenstraße 2-4 hat der Kassierer dem Räuber am heutigen Vormittag ein präpariertes Geldpacket übergeben.

Kaum hatte der bewaffnete und maskierte Täter die Zweigstelle gegen neun Uhr verlassen, da stieg von den Banknoten eine Wolke auf, die das Bündel in kurzer Zeit rot einfärbte und das Geld damit wertlos machte.

Der etwa 30 Jahre alte Mann warf die Plastiktüte, in der das Geld und auch die Waffe steckten, in der Stoltze- straße auf den Gehweg. Nach dem Mann in der beigen Jacke wird weiter gefahndet. Nach Aussage eines Zeugen, der den Räuber ohne die Strickmaske vor der Bank gesehen hat, soll der Gesuchte eine auffallend rote Nase haben.

Mykologischer Arbeitskreis Südhessen in Sulzbach legt Pilze unters Mikroskop Der Porling ist ein seltener Geselle Aus dem Boden sprießt nur der Fruchtkörper Von Klaus Kühlewind

SULZBACH. Werner Pohl nimmt das Ästchen zwischen Daumen und Zeigefinger, hält es in die Höhe: "Das ist schon ein kleine Sensation", sagt er, bezichtigt das knubbelige Gebilde auf dem morschen Holz des cremegelben Farbstiches und der hütchenartigen Vorsprünge. Die vier Männer ringsum nicken wissend: Der Porling ist ein seltener Geselle, eine Rarität in hiesigen Wäldern. Ihn zu untersuchen, haben die Mitglieder des mykologischen Arbeitskreises der Pilzfreunde Südhessen in Sulzbach die Mikroskope ausgepackt.

Erspäht hat Werner Pohl den Porling tags zuvor bei einer Exkursion in den Wäldern im östlichen Kreis Offenbach - zusammen mit anderen interessanten Arten. Der beriemter Ritterling, einige kleine Nadelwaldtrichterlinge, ein Knollenblätterpilz mit ominösen roten Flecken, eine Krumlorchel - aus Döschen und Körbchen fingert der Pilzkundler, was zuvor im Moos, unterm Laub und zwischen Wurzeln wuchs. "Zu unseren Exkursionen laden wir die Mitglieder gezielt ein", sagt Pohl. In kleinen Gruppen streifen sie dann durch den Wald, halten die Augen auf nach Seltenheiten. Speisepilze sind dabei kein Thema. "Wir befassen uns eben wissenschaftlich mit der Sache." Und das tun nur wenige.

Der in Sulzbach ansässige Verein zählt 44 Mitglieder. Und die kommen, wie der Name schon sagt, aus ganz Südhessen. Knapp die Hälfte der Pilzfreunde steigt im mykologischen Arbeitskreis tiefer in die Materie - so tief, daß für sie nahezu jeder Spaziergang zur Exkursion gerät. Helmut Grehling, zweiter Vorsitzender: "Richtig abschalten geht nicht. Selbst wenn ich durch Frankfurt gehe, halte ich Ausschau."

Die Passion der Pilzfreunde hat ihren Niederschlag gefunden. Für die deutsche mykologische Gesellschaft forschten sie in den vergangenen Jahren, sammelten Informationen über die Verbreitung von Arten. Diese Daten flossen in ein deutsches Pilz-Kataster ein, daß vor einigen Monaten erschienen ist.

10 000 Pilz-Arten sind in dem Kartenwerk erfaßt - kaum möglich, alle beim Namen zu kennen. Zumal die Pilzkunde "immer im Fluß ist, es stets Veränderungen gibt", sagt Werner Pohl. Das liegt eben an der Materie: Immer wieder werden neue Sippen von Arten entdeckt. Etwa jenes Stück, daß Pohl aus dem Wald mitgebracht hat: ein graues, trichterförmiges Exemplar mit weitstehenden Lamellen und unangenehmen Geruch - "ich würde sagen, der stinkt." Aber wohin gehört er?

Weniger wissenschaftlich indes sind die Fragen, die den Pilzkundlern immer wieder gestellt werden. Eßbar, ungenießbar oder gar giftig - darüber begehren Sammler Auskunft, etwa bei den Beratungen von Helmut Grehling. Doch die Zeiten sind vorbei, da die Leute die Pilze körbeweise anschleppten, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen kamen. "Da machen wir nicht mehr mit", sagen Grehling und Pohl. Wer sammeln geht, nicht weiß, ob er sich Gaumenfreuden oder Magenschmerzen einhandelt, der soll ein Exemplar der unbekannten Art mitbringen. Und dann, sagt Krehling, bekommen die Leute gerne gesagt, ob sie die Pfanne fetten sollen oder diesen Pilz künftig besser stehen lassen. Auch Werner Pohl, Pilzberater in Frankfurt, weist jenen die Tür, die wahllos alles abrupfen. "Wer da mit 25 Sorten ankommt, bekommt keine Hilfe." Es gehe doch nicht an, daß alles, was im Wald steht, den Maßstäben der Genießbarkeit unterworfen wird. Und wer unbedingt sammeln wolle, solle sich Grenzen stecken, sich zunächst auf einige leicht kenntliche Arten beschränken und seine Kenntnisse nach und nach vertiefen.

Pilzkundler Karl Schreiter zieht einen Vergleich zum Blaubeersammeln: Wer die Beeren einzeln zupft, der schadet der Pflanze kaum. Wer aber den ganzen Strauch kämmt, macht viel kaputt. Mit den Pilzen verhalte es sich ähnlich. Was da aus dem Boden sprießt, ist nämlich nur der Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz, ein Gewirr von mikroskopisch dünnen, aber oft meterlangen Fäden, steckt in der Erde. Wer also eine ganze Kolonie plündert, der schadet nicht nur dem Pilz, sondern dem ganzen Wald. Pilze gehören eben zum Ökosystem. "Neulich", erzählt Schreiter von einer pilzkundlichen Führung, "sah ich eine Lichtung voller Pilze. Da hab' ich den Leuten gesagt, guckt euch doch mal das an. Das sieht so schön aus. Und wenn das alles gepflückt würde, das wäre doch ein Frevel." kkü

Der "musikalische Simplicissimus" Konzert in der Basilika

NIDDATAL/WETTERAUKREIS. Der "Musikalische Simplicissimus" mit Meisterwerken aus dem 17. Jahrhundert wird im Auftrag des Lions-Club Wetterau am Samstag, 7. November, um 17 Uhr in der Basilika von Ilbenstadt geboten. Der musikalische Simplicissimus widmet sich als Konzertprojekt der musikalischen Welt des Grimmelshausen-Romans "Simplicissimus". In enger Anlehnung an den Roman spiegelt das Konzert die Kulturwelt des 30jährigen Krieges wieder. Dabei werden einzelne Stationen des Romans durch Werke von Schütz, Prätorius und auch weniger bekannter Komponisten dieser Zeit beleuchtet. Eine besonderes Stellung in diesem Konzert nimmt die Aufführung einiger Szenen der Oper "Orfeo" des Komponisten Luigi Rossi (1598-1653) ein. Für die Einstudierung der Chorpartien mit dem Vokalensemble Gelnhausen ist Harald Dittmeier, Musiklehrer am St.-Lioba-Gymnasium in Bad Nauheim, verantwortlich. Die Programmzusammenstellung liegt in den Händen von Edmond Brownless mit dem Vokalensemble "Alta Musica" von Dr. Hoch's Konservatorium Frankfurt.

Neben einer Reihe neuer musikalischer Begabungen wirken mit: Edmond Bronwnless (Tenor), Thomas Pietsch (Barockvioline), Pierre Pietzl (Gambe), Sigrun Richter (Laute) und Jan Harrison (Zink und Dudelsack). Eintrittskarten sind im Vorverkauf in der Brenn- und Baustoffhandlung Best in Niddatal-Assenheim, Wirtsgasse 3, Telefon 0 60 34 / 21 66, und an der Abendkasse erhältlich. de

Neue Räume und mehr Kurse Programm der Musikschule

MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit neuen Räumen ausgestattet, erweitert die Musikschule Taunus ihr Angebot zum Beginn des Herbstes. In Eschborn beginnt am Montag, 2. November, um 15 Uhr in der Aula der Hartmutschule ein Kursus in Musikalischer Früherziehung für vier- und fünfjährige Kinder. In Sulzbach treffen sich die Kleinen dienstags um 14.45 im katholischen Gemeindezentrum an der Eschborner Straße, um dasselbe zu lernen.

Eltern können einen Notenkursus besuchen, der mittwochs um 10 und um 18 Uhr in den Räumen der Musikschule an der Steinbacher Straße 23 in Eschborn angeboten wird. Für den späteren Mittwochnachmittag ist dort auch ein Projekt "Orff-Orchester für Eltern" geplant. Väter und Mütter können so Tänze ihrer Sprößlinge begleiten lernen.

Wer seinen Hunger nach Musiktheorie stillen will, kann alle 14 Tage samstags einen Kursus bei Schulleiter Gerhard Schroth besuchen. Da viele gerne lernen möchten, Keyboard zu spielen, kaufte die Schule ein neues Instrument und stellte zwei zusätzliche Dozenten dafür ein.

Weitere Informationen gibt die Musikschule unter Telefon 0 61 73 / 6 61 10. she

Preßkopf

Stoßzeit in der S-Bahn Richtung Hauptbahnhof. Die Fahrgäste packen aus. Manche greifen in die Handtasche zum Frucht- oder Kaugummi, manche zur Tageszeitung.

Auch der graumelierte Herr packt aus. Fein säuberlich breitet er ein Beutelchen mit aufgeschnittenem Preßkopf, verpackt in Klarsichtfolie, auf den Knien aus und fängt an zu dinieren. Mit spitzen Fingern packt er die Scheiben am Rand, legt den Kopf etwas in den Nacken und verschlingt eine Scheibe nach der anderen - ohne Brot.

Die Dame im grauen Designer-Kostüm verzieht säuerlich die Mundwinkel. Preßkopf ohne Brot: eine Verletzung unserer Intimsphäre?

Warum nur? Wo wir doch auf der Mattscheibe unsere schmutzige Beziehungswäsche waschen oder begutachten, ob Nachbars Walter beim öffentlichen Tutti-Frutti-Strippen eine gute Figur hinlegt. Aber ein ebensolcher Preßkopf-Imbiß verletzt unseren guten Geschmack.

Also: Es lebe der öffentlich verzehrte Preßkopf! Ihr Bastian

500 Jahre Amerika - Begegnung zweier Welten lautet das Motto des ibero-amerikanischen Kulturfestivals, das am Samstag, 17., und Sonntag, 18. Oktober, im Bürgerhaus Nordweststadt und den Titus-Thermen gefeiert wird. Das laut Saalbau GmbH "in dieser Größenordnung einmalige Fest" eröffnet am Samstag um 17 Uhr Kulturdezernentin Linda Reisch. ak/41

Skigymnastik zur Vorbereitung auf die Wintersaison bietet der "Verein für Skisport" (VFS) an allen fünf Wochentagen jeweils in den Abendstunden an. Wer sich genauer über Orte und Uhrzeiten informieren will, sollte sich an die Geschäftsstelle des VFS in der Heinrichstraße 9 (Gallus) wenden. Die Kursgebühr beträgt 70 Mark für Nicht-Mitglieder; weitere Auskünfte unter Tel. 73 04 41. ak

Film und Musik schildern das Leid

ESCHBORN. Indios in Lateinamerika drücken in diesen Tagen ihren Protest gegen 500 Jahre Unterdrückung aus. Wer sich in diesem Zusammenhang näher mit der Realität in Südamerika auseinandersetzen will, hat dazu am Wochenende im Eschborn K Gelegenheit. Am Freitag, 16. Oktober, läuft um 20.15 Uhr der chilenische Film "Die Kinder von Valparaiso". Er wurde 1969 gedreht und beschreibt die ausweglose Armut einer Familie. Als ihr Vater wegen eines Diebstahls aus Hunger ins Gefängnis kommt, geraten die Kinder auf die schiefe Bahn.

Einen Tag später ist die lateinamerikanische Musikgruppe "Eco Latino" (Echo Lateinamerikas) im Eschborn K an der Jahnstraße zu Gast. Drei chilenische Männer, eine Chilenin und ein Deutscher haben sich die Aufgabe gestellt, mit einem breiten Spektrum aus Folklore und politischen Liedern das Leid und die Unterdrückung der Menschen auf dem amerikanischen Kontinent zu vermitteln. she

Trickdieb raubte 71jährigem Rente Polizei: Noch weitere Opfer?

FRIEDRICHSDORF. Nicht lange konnte ein 71jähriger Mann aus Dillingen sich an den 1000 Mark erfreuen, die er am Montag vormittag von seinem Konto abgehoben hatte. Vor der Bank wurde der Rentner von einem etwa 20 bis 30 Jahre alten Mann angesprochen und gebeten, ihm Geld zum Telefonieren zu wechseln. Hilfsbereit zückte der alte Mann seinen Geldbeutel. Zwei Stunden später stellte der Rentner zu Hause fest, daß sein gesamtes Geld verschwunden war.

Der Fremde soll dunkle Haare haben, etwa 1,70 Meter groß und korpulent sein.

In jüngster Zeit sollen in Friedrichsdorf noch weitere Personen auf diese Weise geschädigt worden sein. Die Bad Homburger Kriminalpolizei bittet die Opfer, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.

Mit derselben Masche hatten Jugendliche bereits vor einem halben Jahr am Bahnhof in Bad Homburg rund 100 Mark ergaunert. Franz Philipp, Leiter der Einbruchsabteilung, die sich auch mit Trickdiebstählen befaßt, rechnet mit weiteren Diebstählen. Er rät daher: "Lassen Sie beim Geldwechseln niemanden in die Nähe Ihrer Geldbörse." teb

Basketball-Pokal der Männer auf Hessenebene Mit zwei Teams in der dritten Runde Den Erfolg von BC 52 Wiesbaden konnte der MTV Kronberg leider nicht wiederholen

Der BC 52 Wiesbaden erwies sich in der zweiten Runde um den Pokal des Hessischen Basketball-Verbandes (HBV) gleich mit zwei Mannschaften als Pokalschreck und zog in die dritte Runde ein. Das gleiche Kunststück schaffte der MTV Kronberg nicht. Er schied mit seiner zweiten Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt (54:92) aus. Dafür siegte die erste Garnitur hauchdünn bei der zweiten Mannschaft des Regionalliga-Rivalen TV 1860 Lich (93:92).

Der BC Wiesbaden, der in der Punktrunde bisher kein Bein auf die Erde gebracht hat, behauptete sich bei der DJK Aschaffenburg-Mainhauseen klar mit 110:93 Korbpunkten und setzte sich mit seiner offiziell als BC Wiesbaden IV gemeldeten Formation noch deutlicher mit 112:70 gegen den ACT Kassel durch. Chancenlos war die Homburger TG gegen den TSV Krofdorf-Gleiberg (61:91), während sich die TSG Sulzbach 97:83 beim TV Heppenheim und der VfR Limburg 76:67 gegen den TV Langen II unerwartet durchsetzten.

Oberligist DJK Aschaffenburg/ Mainhausen war für den BC Wiesbaden der richtige Aufbaugegner. Nach einem deprimierendem 0:10-Start riß sich der Gast, der ohne seinen in Flitterwochen weilenden Trainer Günter Steppich antreten mußte, zusammen und drehte bereits bis zur 8. Minute (20:19) den Spieß um. Zur Pause führte der BCW bereits mit 62:43, nach einer halben Stunde effektiver Spielzeit sogar mit 90:65.

Herausragend spielte der erst 18 Jahre alte Tomislav Tropsek, der anstelle von Christian Roth (fungierte für Steppich als Coach und spielte nur sporadisch) die Spielmacher-Rolle übernehmen mußte und bei vier Distanzwürfen ("Dreier") eine Hundert- Prozent-Quote erzielte. Steffen Gossenheimer erzielte drei Dreier, der BCW wies insgesamt elf erfolgreiche Distanzwürfe, die allein 33 Zähler bedeuteten, auf.

BC WIESBADENI: Mirsad Dedovic (23 Korbpunkte), Wolfgang Mosbacher (20), Steffen Gosenheimer (20), Philip Jessen (18), Tomislav Tropsek (16), Helge Jordan (8), Christian Roth (5).

Der BC Wiesbaden IV deklassierte ACT Kassel mit 112:70 "Körben" und zog ebenfalls ins Achtelfinale (14./15.November) ein. Anselm Dinser markierte in diesem Spiel mit 39 Korbpunkten einen Saisonrekord beim BCW. Dieter Schmitt (22), Steffen Geitz (18), Achim Mayer (13), Oliver Dochiri (9), Markus Möhrle (6), Markus von Marees (4) und Patrick Casper (1) komplettierten den Punkte-Reigen.

Der MTV Kronberg, Regionalliga- Spitzenreiter, schlitterte beim Landesligisten TV Lich II mit 93:92 (46:54) nur knapp an einer faustdicken Überraschung vorbei. Mit zwei Freiwürfen zehn Sekunden vor Schluß erlöste John Karaffa den Hochtaunus-Vertreter, der den "Gegner total unterschätzte" (so Trainer Henner Weis) und mit geringer Begeisterung diese angebliche Pflichtübung anging.

Der Außenseiter verteidigte seinen Pausenvorsprung bis zur 31. Minute (78:68), bevor der MTV zum Endspurt blies. "Es ist nicht leicht, die Routiniers und die Youngsters unter einen Hut zu bringen", resümierte Weis, der vor allem die Nauchwuchsspieler Tommy Knopp, Oliver Nahlen, Roland Lewin und Martin Seibold lobte. Mit Bernd Kimpel und Florian Homm (beide erkrankt) fehlten dem Gast allerdings zwei wichtige Kräfte.

MTV KRONBERG: John Karaffa (24 Korbpunkte), Peter Hering (21), Oliver Nahlen (14), Roland Lewin (13), Ronald Knecht (10), Rolf Weidemann (5), Martin Seibold (5), Tommy Knopp (1).

Am Samstag erwartet der BC Wiesbaden (0:6 Punkte/9. Platz) im Regionalliga-Alltag den Rangsiebten TGS Ober-Ramstadt (19.45 Uhr, Martin-Niemöller-Halle am Moltke-Ring), während Tabellenführer Kronberg am Sonntag (17.30 Uhr, Großsporthalle der Altkönigschule, Le-Lavandou-Straße) den Verfolger TV Kirchheimbolanden (4:2 Punkte) empfangen wird. HANS-DIETER PUTH

Aus dem Geschäftsleben

Bankgeschäfte spät und nachts Anläßlich der Erweiterung ihres Kundenservices lädt die Sparda-Bank am Dienstag, 20. Oktober, von 8.30 bis 17.30 Uhr zu einem "Tag der offenen Tür" in ihre Geschäftsstelle in der Güterstraße 1 ein. Im Zuge des Rahmenprogramms wird den Praunheimer Werkstätten ein Scheck über 10 000 Mark überreicht. Wesentlich am neuen Service ist, daß die Bank für ihre Kunden künftig länger erreichbar sein wird. Am Dienstag wurde ein weiterer langer Nachmittag bis 17.30 Uhr eingeführt. Außerdem können Sparda-Kunden montags bis donnerstags von 8.30 bis 19 Uhr und freitags von 8.30 bis 16.30 Uhr telefonisch Aufträge erteilen. Rund um die Uhr können sie in Zukunft an speziellen Selbstbedienungsstationen ihren persönlichen Zahlungsverkehr abwickeln. fra Pflege für Alte und Behinderte "Wir betreuen und versorgen pro Tag stundenweise rund 80 Patienten", heißt es in einer Mitteilung von "Ambulancia", einem Alten-, Kranken- und Kinderpflegedienst, der jetzt fünf Jahre besteht und durchaus noch Kapazitäten hat. "Ambulancia" ist unter Telefon 6 78 73 79 montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zu erreichen. Insgesamt sorgt ein 22köpfiges Team dafür, daß vor allem alte Menschen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. Neben der stundenweisen, zu jeder Tageszeit möglichen persönlichen Pflege werden auch Schwerstpflegefälle betreut. -vau

"Leider schreckt das Wort Hausfrau viele ab" Hofheimer Ortsverein besteht 20 Jahre / Workshops, Kurse und Vorträge nicht nur für Mitglieder

HOFHEIM. "Hausfrau zu sein ist durchaus ein Beruf, und sogar einer der essentiellen Berufe. Es gibt nur kein Geld dafür und wenig Anerkennung", sagt Elfriede Rök. Und weil die Hausfrauen nicht nur Vorurteilen ausgesetzt seien, sondern auch noch allein an ihrem Arbeitsplatz schuften müßten, hätten sie und elf Mitstreiterinnen am 26. Oktober 1972 den Ortsverband Hofheim des Deutschen Hausfrauen-Bundes gegründet. "Die Frauen kamen sofort in Massen, die Nachfrage nach Anschluß war riesig."

Inzwischen sind 20 Jahre vergangen, hat der Verein 420 Mitglieder, viele Erfolge vorzuweisen und manches bewirkt. Die Gründerinnen Christel Buch, Irmgard Kieckhöfe, Gudrun Kemmann, Maximiliane Kraft, Ruth Korinth, Christa Rückert, Ilse Richter, Annemarie Wagner, Irma Wimmer, Elfriede Rök, Gertrud Bossler und die Ehrenvorsitzende Josefine Schulze-Kahleyss werden beim Festabend am Montag, 26. Oktober, geehrt. Ab 17.30 Uhr soll in der Hofheimer Stadthalle nicht nur geredet und musiziert werden; die Vorsitzende Rök will auch junge Frauen anlocken: "Leider schreckt das Wort ,Hausfrau' viele ab, dabei sind wir kein Kaffeekränzchen."

Wer die Festschrift des Hausfrauenverbandes zum 20jährigen Bestehen durchblättert - den hübschen Umschlag hat übrigens der Hofheimer Künstler Hermann Haindl gestaltet -, muß das Klischee der "tratschenden Frauen" streichen. Workshops für moderne Haushaltsführung, Rhetorik-Kurse, berufliche Aus- und Fortbildung, Hauswirtschafts- und Verbraucherberatung und gesellschaftspolitisches Engagement wie die "Elefantenrunde" nach Wahlen sind Schwerpunkte eines Vereins, in dem keine Zeit für Strickstündchen ist.

Feiern, sagt die Vorsitzende, könne der Verein durchaus: Abgeschnittene Krawatten im Sitzungszimmer der Vereinsunterkunft Pfälzer Hof (Hattersheimer Straße 1) sind Trophäen der Weiberfastnacht. Auch beim Weihnachtsmarkt seien die Hausfrauen stets mit einem "Renner-Stand" vertreten. Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit hat jedoch einen ernsten Hintergrund. So wurden bereits 200 Frauen und Männer zu Hauswirtschafts-Gesellen ausgebildet, 69 von ihnen bestanden gar die Meisterprüfung. Unter den "Azubis": Brigitte Friedrich von der Grünen Offenen Hofheimer Liste oder Gabriele Bittendorf, Frauenbeauftragte des Kreises. Auch zur Hauswirtschafterin oder zum Hauswirtschafter für ältere Menschen kann sich jeder beim Hausfrauenverband umschulen lassen - "Berufe mit Zukunft", meint Elfriede Rök.

Als der Ortsverband gegründet wurde, wurde das Programm schnell von Koch- oder Hauswirtschaftskursen erweitert. "Wir machten Betriebsbesichtigungen und lernten unsere Stadt kennen", erzählt die Vorsitzende. Es blieb nicht beim Zusehen. "Wir haben die Verwaltung mit Anträgen bestürmt." Schon 1972 forderten die Hausfrauen, die Bordsteine abzusenken. "Heute ist das selbstverständlich, aber damals wurden wir ausgelacht."

Den Peterswald vom "Hundeklo" zum Spielplatz umzugestalten, wieder einen Wochenmarkt einzurichten, eine Fußgängerampel am Friedhof oder eine Bank an der Haltestelle Wilhelmstraße aufzustellen - das und andere "kleine Dinge, die der Allgemeinheit zugute kommen", habe der Hausfrauenverband durchgesetzt. Seit eineinhalb Jahren gehen die Frauen auch als "Grüne Engel" ins Krankenhaus und helfen den Menschen dort. Und der Kinderkleidertausch des Vereins, sagt die Zweite Vorsitzende Roseliese Ziegenfeuter, habe viele Nachahmer gefunden.

Das ägyptische Patenkind Samia ist ebenfalls im Konferenzzimmer zu sehen: Strahlend lacht das Mädchen vom Foto an der Wand. Die Hausfrauen übernahmen die Patenschaft für Samia 1988, spendeten kräftig. Auch für die Kinderbetreuung in der Kreisstadt setzten sie sich ein und organisierten einen Treff für jüngere Frauen mit Kindern.

Da der Pfälzer Hof renoviert wird, zieht der Verein ab November - voraussichtlich bis April - ins Obergeschoß der Taunus-Sparkasse Am Untertor um. Dort ist auch die Verbraucherberatung. Ob's um die neuesten Testergebnisse von Waren geht, etwas zu reklamieren oder Ernährungsberatung nötig ist: Hauswirtschaftsmeisterinnen helfen weiter.

Die Zukunft des Vereins hänge natürlich von der Bereitschaft junger Menschen ab, das Klischee von "der Hausfrau" zu übersehen und sich zu engagieren. Der "autodidaktische Beruf" werde nicht anerkannt, "obwohl wir mehr Stunden arbeiten als alle anderen Berufstätigen zusammen", sagt die Vorsitzende. "Was wird ohne Hausfrauen aus unserer Gesellschaft?" fragt Elfriede Rök. "Was wird aus der Kindererziehung, was aus den alten und kranken Menschen?" pms

Das intelligente Haus kommt ohne Mensch aus

Bevor Herr Yamada aus dem Büro geht, ruft er kurz seinen Heimcomputer an. Der läßt schon mal das heiße Wasser in die Zypressenholz-Badewanne laufen. Herr Yamada kehrt bei Dunkelheit nach Hause zurück. Sobald er seinen Vorgarten betritt, erstrahlen die Lampen, die Haustüre öffnet sich. Ein ausgeklügeltes System von Sensoren erkennt sofort, wer da kommt. Auch im Wohnzimmer geht das Licht an und es erschallen beruhigende Spärenklänge, - klassische Musik oder Rockhits, je nachdem wie er den Zentralcomputer programmiert hat.

Herr Yamada ist Besitzer eines sogenannten "intelligenten Hauses" - seine Residenz ist in modernem japanischen Stil eingerichtet: Tatamimatten im Schlafzimmer, Sofaecke im Salon. Im ganzen Haus sind über 1000 Sensoren, Lichtschranken, Mikrofone und Videokameras versteckt. Es gibt Fernseher und Telefone in jedem Raum, eine "intelligente" Küche und ein superintelligentes Klo.

In Tokio ist ein solches Modell, "Tron- Haus" genannt, zu besichtigen. Architekt und Programmierer Ken Sakamura ist stolz auf sein Werk: "Das Haus ist gemütlich und praktisch. Jeder, der einen Personalcomputer bedienen kann, kommt mit der Technik zurecht." Und: "Das intelligente Haus paßt sich dem Klima und der Tageszeit an." Zum Beispiel frühmorgens: Die Sensoren an den Außenwänden fühlen lauen Wind. Automatisch öffnen sich die Fenster und lassen die frische Luft herein. Wird es zu heiß oder sind zu viele Abgase in der Luft: sofort schließen sich die Fenster und die Klimaanlage (mit Giftstoff-Filter) setzt sich in Gang.

Der Wecker klingelt, die Familienmitglieder stehen auf und gehen ins Bad. Per Sensor erkennt die Dusche wer darunter steht und spritzt heißes und kaltes Wasser, in sanften und harten Strahlen, je nach eingespeichertem Programm. Der Monitor im Badezimmer meldet: "Guten Morgen!" und bringt die Fernsehnachrichten. Jetzt kommt das Super-Klo zum Einsatz: Der Deckel hebt sich automatisch. Ein computergesteuertes Meßgerät kontrolliert die Urin-Werte. Wenn der Hausherr seinen Finger in die Schlaufe des Blutdruckmessers steckt, erscheint das Ergebnisnach wenigen Sekunden auf einem Bildschirm. Der Computer übermittelt die Daten, falls nötig, an seinen Kollegen in der Praxis des Hausarztes.

Ein besonderer Gag ist der Schminkspiegel: Die Beleuchtung imitiert die Alles automatisch Lichtverhältnisse an bestimmten Orten. Die Dame des Hauses gibt zum Beispiel "Imperial Hotel" ein und der Computer sorgt für das richtige Licht zum Auflegen des perfekten Make-ups.

Natürlich ist auch die Küche computergesteuert. Ein Monitor zeigt an, was noch im Keller-Kühlschrank ist. Auf Knopfdruck wird das gewünschte Produkt nach oben gehievt. Das Kochprogramm hat etwa 3000 Rezepte eingespeichert. Zum Beipiel Käsetoast mit Anchovis: Auf dem Bildschirm erklärt eine Video-Köchin wie's geht: "Klappen Sie das Brot auf, belegen Sie es mit Mozzarella-Scheiben, geben sie Anchovis darauf und klappen Sie das Brot wieder zu." Der Computer steuert auch die Temperatur des Herdes und läßt die richtige Menge Gewürze aus dem Spender kommen. Fürs Geschirrspülen braucht man kein Spüli, denn die Maschine funktioniert mit Ultraschall und Wasser - die unhörbaren Frequenzen lockern die Essensreste auf den Tellern. Hausmüll wird vakuumverpackt, tiefgefroren und zerhackt - so daß er nur noch ganz wenig Platz wegnimmt.

In der Sitzecke des Wohnzimmers sorgen Mikrofone und Lautsprecher für die gewünschte Akustik. Bevor sich die Tochter ans Klavier setzt, stellt sie auf "Konzertsaal" - gleich klingt ihr Spiel viel eindruckvoller. Wenn die Kinder Christbaumkugeln per Knopfdruck aus dem Keller hochkommen lassen, erklingt aus der Stereoanlage Weihnachtsmusik. Eine Alarmanlage meldet sofort, wenn ungeladene Gäste das Haus betreten, das Bild der Eindringlinge erscheint dann auf allen Monitoren.

Orwellsche Phantasien? Schöne neue Welt? Im Werbeprospekt für das "Tron- Haus" heißt es: "Wir formulieren die Vision von der idealen Gesellschaft." Drei Tokioter Familien leben heute bereits in "intelligenten Häusern". Und wenn ihnen die Automatik mal auf die Nerven geht? Architekt Ken Sakamura beschwichtigt: "Man kann die Funktionen jederzeit ausschalten und alles selber bedienen". Der Architekt arbeitet bereits an seinem nächsten Projekt: dem intelligenten Büro-Hochhaus, kluge Schreibtische und Bürostühle inklusive. Sein Traum ist die intelligente Stadt, mit Verkehrsleitsystemen, intelligenten Straßenlampen, Abwassersystemen und Hinweisschildern. "Das Projekt ist noch in der Planungsphase" verrät der Informatiker. TINA STADLMAYER (Tokio)

Von Joachim Wille

Gehört der Geigerzähler schon bald zur Grundausrüstung des Polizisten? Die Frage ist nicht mehr so absurd, seitdem Strahlengefahren als Folge eines neuen Kriminalitätszweiges nun an vordem einschlägig unbelasteten Orten drohen: in Schließfächern auf dem Hauptbahnhof, in Auto-Kofferräumen und Hotelgaragen, ja sogar in den Brusttaschen von - zumindest was die von ihnen eingegangenen Risiken angehnt, naiven - Reisenden. Die Konkursmasse des zivilen und militärischen Atomkomplexes der ehemaligen Sowjetunion sickert in zum Teil hochgefährlichen Gramm-Proben oder Kilo-Sendungen durch die löcherigen Grenzen des ehemaligen Ostblocks. Sie stellt die hiesigen Sicherheitskräfte und Politiker dabei vor ein in der Dimension bisher nicht klar erkanntes Problem.

Das Erschrecken seit dem Fund im Schließfach 579 des Frankfurter Hauptbahnhofs am vergangenen Wochenende ist groß. Dabei gibt es Hinweise auf einen Schwarzmarkt für radioaktive Stoffe in Westeuropa schon seit längerem. Im vergangenen Jahr tauchten in der Schweiz schon einmal 29 Kilo schwach angereichertes Uran auf, im März in Augsburg handelte es sich um ein Kilo desselben Stoffes; damals Anlaß für die Internationale Atombehörde in Wien, auf die Harmlosigkeit des Materials hinzuweisen. Mittlerweile kommt hinzu, daß die Atomschmuggler ihren Profit auch aus Strahlenquellen zu ziehen versuchen, die bei längerer Exposition lebensgefährlich sind: etwa die in Atomkraftwerken anfallenden Spaltprodukte Cäsium 137 und Strontium 90. So hat sich der ahnungslose Kurier aus dem hessischen Bad Schwalbach, der zwei Gramm radioaktives Cäsium 137 mit sich führte, damit angeblich eine Strahlendosis verabreicht, die zum Tod führen könnte.

Kein Grund also, die versuchten (und zu welchem Teil auch geglückten?) Geschäfte der Atommafia auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn die bisher sichergestellten Lieferungen nicht im entferntesten als Rohstoffe für "die Bombe" taugten. Da, wie BKA-Experten berichten, "alles, was einen Geigerzähler zum Ticken bringt", verhökert wird, also auch verhältnismäßig leicht zugängliche Strahlenquellen aus pleitegegangenen Industriebetrieben, aus Krankenhäusern und im Westen gar nicht zulässigen Anwendungen (etwa zur drohen bei unsachgemäßer Handhabung Strahlenunfälle, die

Büdinger Kreisvertreterinnen der Handball-Oberliga wollen ihre Niederlage wiedergutmachen Ortenbergerinnen durch Verkehrsstau gestreßt Gederner Niederlage erachtete Trainer Silbering als unnötig / Klein-Linden mit Remis

Die beiden Büdinger Kreisvertreter TV Ortenberg (11:16 in Melsungen) und TV Gedern (13:15 in Hünfeld) erlitten zuletzt unerwartete Niederlagen, nur der TSV Klein-Linden (10:10 in Trendelburg) rettete in der Frauen-Handball-Oberliga am sechsten Spieltag die Ehre der Vereine aus dieser Region.

Wiedergutmachung ist vor allem beim TV Gedern (am morgigen Samstag, 17 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule) gegen den unbequemen Tabellenvierten SV Trendelburg sowie für den TV Ortenberg (Sonntag, 17 Uhr bei der SG Nordeck/Allendorf/Londorf) angesagt. Am Samstagabend genießt der TSV Klein-Linden (19.30 Uhr, Herderschule, Gießen-West) im Derby Heimrecht gegen die TSF Heuchelheim. Ost-Mosheim besiegte die SG Nordeck zuletzt deutlich mit 16:9 und führt mit 10:0-Punkten die Tabelle vor Kassel und Ortenberg (je 8:2) an. Klein-Linden (5:5) ist Sechster, der TV Gedern (3:7) muß sich fortan nach hinten orientieren.

TG Melsungen - TV Ortenberg 16:11 (9:7). Die Ortenbergerinnen waren staugeschädigt: Auf der Strecke nach Nordhessen gab es einen dreimaligen Stillstand, wodurch der TVO-Tross über drei Stunden unterwegs war und erst zur Anstoßzeit in der Stadtsporthalle eintraf. Die Einwerfphase war zu kurz, die 3:0-Führung erwies sich bald als Strohfeuer.

Die TGM nutzte die fehlende Bindung beim Gast, der nach seinem 7:5-Rückstand in der 25. Minute noch einmal ausgleichen konnte, beim 7:12 nach 42 Minuten jedoch hoffnungslos zurücklag. 17 Minuten ohne Treffer, das war trotz toller Aufholjagd zum 13:11 (50.) nicht mehr zu kompensieren. Zumal bei diesem Zwischenstand Bettina Lenz und Katja Preuß jeweils einen Siebenmeter vergaben und Heike Mitschola zweimal die Latte traf.

TV ORTENBERG: Claudia Lux (Tor); Heike Mitschola (4), Katja Preuß (3),Nancy Glathe (1), Annett Kraban, Bettina Lenz (2), Silke Welt-Hartmann, Katja Müller, Judith Jobst (1), Anke Willink.

Hünfelder SV - TV Gedern 15:13 (7:8). "Meine Spielerinnen haben geheult wie die Schloßhunde", schildert Trainer Bernd Silberling die Phase nach dem Abpfiff. Eine völlig unnötige Niederlage, die sich die Gästespielerinnen selbst zuzuschreiben hatten. Noch in der 50. Minute führte der mindestens gleichwertige TVG mit 13:11, hatte jedoch kein Wurfglück mehr. Während beim HSV jetzt fast alles nach Wunsch gelang, und die 100 Fans aus dem Häuschen waren, haderte Silberling mit Fortuna, denn beim 13:13 trafen Meike Jackel und Angela Lachmann hintereinander den Innenpfosten. Im Gegenzug fiel das 14:13 (59.), das sogar noch erhöht wurde. Dabei hatten die Osthessinnen die offene Fraudeckung des TVG geschickt ausgenutzt.

Wesentlich: Ilona Hehn (5 Tore) war nicht auszuschalten, Ina Müller fehlte beim Verlierer urlaubsbedingt, auch Petra Görn war nicht dabei und Birgit Appel traf wiederum nicht wunschgemäß.

TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (2/1), Meike Jackel (3), Katharina Jung, Heike Haas (1), Sylvia Langlitz (4), Angela Lachmann (3), Ursula Silberling.

SV Trendelburg - TSV Klein-Linden 10:10 (5:6). Rechtsaußen Barbara Gruber scheiterte 30 Sekunden vor Schluß freistehend an der Trendelburger Torfrau, Heike Breithaupt in der letzten Sekunde mit direktem Freiwurf in der Mauer. In Anbetracht der Torentwicklung - der TSV kam in der 53. Minute durch Caro Strauch zum 10:9 und in der 57. Minute durch Heike Breithaupt zum Endstand, war es ein Punktgewinn, von den spielerischen Möglichkeiten her konstatierte Coach Dirk Ortmann einen Punktverlust.

Überragend war die Abwehrleistung von Barbara Gruber, Simone Albach und Christine Volk sowie die Leistung von Caro Strauch am Kreis. Simone Küster (53.) erlitt bei einem Zusammenprall ein Schleudertrauma.

TSV KLEIN-LINDEN: Sabine Engel (Tor); Heike Breithaupt (4/2), Simone Küster (1), Ulrike Valentin (1), Jeanette Heidenreich, Caro Strauch, Barbara Gruber (1), Simone Albach (1), Christine Volk (1), Evelin Engel. HANS-DIETER PUTH

Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus

ESCHBORN. Weil sie Rassismus, Gewalt und den Versuch, demokratische Rechte in der Bundesrepublik abzubauen, nicht hinnehmen wollen, treffen sich Eschbornerinnen und Eschborner am Donnerstag, 22. Oktober, im katholischen Gemeindezentrum.

Das Ortskartell des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die kirchliche Friedensgruppe "pax christi" und die Eschborner Friedensinitiative rufen dazu auf, Menschen zu schützen, die Ziele von Gewaltanschlägen werden.

Um zu beraten, was alle Interessierten gemeinsam dafür tun können, ist das Treffen geplant. Es beginnt um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum an der Hauptstraße 52. she

Unsere Demokratie muß wehrhaft sein, denn wenn sie das nicht bleibt, wird sie untergehen, sagt der Zentralrats- vorsitzende Ignatz Bubis auf Seite 8.

Handball-Bezirksliga Fulda Bernd Otto war der große Matchwinner

Der große Handballschlager im Bezirk Fulda zwischen den Main-Kinzig-Kreis- Vereinen SG 1910 Schlüchtern und TV 1897 Steinau (Erste Bezirksliga) endete vor über 500 Zuschauern mit einem letztendlich klaren 22:16 (10:8)-Erfolg des Gastgebers. Schlüchtern führt jetzt die Tabelle mit 8:0-Punkten vor Hessen Hersfeld (7:1), TG Rotenburg, Borussia Fulda (beide 6:0) sowie dem TV Steinau (6:2 Zähler) allein an. Am morgigen Samstag (15.15 Uhr) steigt gleich der nächste Knüller: Spitzenreiter Schlüchtern muß beim direkten Verfolger SG Hessen Hersfeld Farbe bekennen. Wiederum wird ein volles Haus erwartet. Steinau spielt am Sonntag (17 Uhr) beim TV Neuhof.

SG 1910 Schlüchtern - TV 1897 Steinau 22:16 (10:8). In der Großsporthalle "In den sauren Wiesen" blühte zunächst Steinau prächtig auf, führte nach zehn Minuten 5:2, später mit 6:4. Dann warfen die Dumitru-Schützlinge fünf Treffer in Serie und gerieten selbst nach dem zweimaligen Anschluß kurz nach der Pause zum 10:9 und 11:10 nicht mehr in Gefahr. Eine zweite starke SG-Welle spülte den Gast mit 15:10 weg. Beim 20:13 durch Bernd Otto war der höchste Vorsprung in diesem Derby fällig. "Meine Mannschaft hat die taktische Marschroute nicht eingehalten. Wir hatten uns mehr ausgerechnet", bilanzierte Gäste-Coach Peter Hampl, lange Jahre Erfolgstrainer in Schlüchtern. "Schlüchtern war besser, vor allem cleverer", ergänzte TV-Manager Heinz Kreiler. Die Steinauer wollen den Kontrahenten dennoch weiterhin Steine in den Weg legen und vorne mitmischen. Matchwinner war Bernd Otto mit zehn Treffern. Der SG-Rückraum zeigte sich als der bessere, auch die Außen agierten erfolgreicher.

SG SCHLÜCHTERN: Klaus Herrmann (Tor)); Peter Weis, Jürgen Drechsler, Bernd Otto (10/5), Roland Dittmar (1), Wolfgang Reith (1), Jens Orth (2), Matthias kircher (4), Adolf Rathschlag (2), Peter Sang, Jörg Weise (2).

TV STEINAU: Jan Kienzler, Jürgen Schmidt (bei 7 m im Tor); Stefan Schlotthauber (4), Matthias Segith (4), Martin Engelhardt (1), Kai Engelhardt (1), Eldin Krso (5), Günter Metschan, Günther Meckl, Peter Basermann, Michael Krüger. - ZUSCHAUER: 500. hdp

Die interessante Sportnotiz

Brasilia zieht Bewerbung zurück Olympia-Bewerber Berlin hat einen Konkurrenten weniger: Brasilia wird die Kandidatur für die Austragung der Olympischen Spiele 2000 zurückziehen. Damit sind neben Berlin noch Sydney, Peking, Mailand, Istanbul, Taschkent und Manchester im Rennen. Manchesters Kandidatur ist jedoch nach der Streichung öffentlicher Mittel durch den britischen Premier John Major ebenfalls fraglich geworden. MERC verpflichtet Ihnacak für Lala Eishockey-Bundesligist Mannheimer ERC hat Miroslav Ihnacak für sechs Wochen unter Vertrag genommen. Er nimmt den Platz für den am Daumen verletzten Jiri Lala ein. Ihnacak, der in der vorjährigen Saison für den EHC Freiburg und BSC Preussen Berlin spielte, war ohne Verein. Braunschweig entläßt Trainer Fuchs Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig hat sich von seinem Trainer Werner Fuchs "in beiderseitigem Einvernehmen" getrennt. Die Mannschaft von Fuchs, der eineinhalb Jahre in Braunschweig gearbeitet hatte, verbuchte zuletzt 0:10 Punkte hintereinander. Waas geht zum FC Zürich Herbert Waas spielt ab sofort für den Schweizer Erstligisten FC Zürich. Der 29jährige ehemalige Nationalspieler hatte bis Ende der abgelaufenen Saison beim Hamburger SV unter Vertrag gestanden und war seitdem arbeitslos. Südafrikaner geht zu Stuttgarter Kickers Der 19jährige Fußballer Sean Dundee aus Südafrika wechselt von D'Alberton Callies FC zum Zweitligisten Stuttgarter Kickers, für den er als Vertragsamateur spielen wird. Beitz kommt hinter Diepgen Berthold Beitz ist zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Berliner Olympia-GmbH gewählt worden. Chef des Kontrollorgans, dem Beitz seit vergangenem Dezember angehört, ist der Regierende Bürgermeister Diepgen.

Kotter führt Wintersport-Verbände Die Interessengemeinschaft der deutschen Wintersportverbände hat den 56jährigen Klaus Kotter zu ihrem Vorsitzenden bestimmt. Kotter, Präsident des deutschen und des internationalen Bob- Verbandes, übernimmt das Amt von Herbert Kunze, der aus Altersgründen die Position abgegeben hatte. Schröder an Fortuna Köln ausgeliehen Ohne Gebühr leiht Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen seinen Stürmer Marko Schröder (26) bis zum Saisonende an den Zweitliga-Klub Fortuna Köln aus. Schröder, für den die Kölner gleichzeitig das Vorkaufsrecht erwarben, kann bereits am Samstag im Meisterschaftsspiel der Fortunen gegen die Stuttgarter Kickers eingesetzt werden. Engländer Brundle nicht zu Williams Der Brite Martin Brundle wird nicht Team-Kollege des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Alain Prost bei Williams-Renault. Brundle, der als heißester Kandidat für den zweiten Platz neben dem Franzosen gehandelt wurde, wurde am Dienstag von Teamchef Frank Williams unterrichtet, daß er aus dem Rennen sei. Weiter im Gespräch sind Al Unser junior (USA), der Finne Mika Hakkinen und der Brite Damon Hill. Friese ist Eintrachts Torwarttrainer Werner Friese, ehemaliger Auswahltorhüter der DDR und zuletzt Trainer des Fußball-Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt, arbeitet jetzt als Torwarttrainer beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Friese soll sich vor allem um Thomas Ernst und Gerald Schimek, die Schlußleute hinter Uli Stein, kümmern. Squash-Team im WM-Viertelfinale Die deutschen Squash-Spielerinnen haben bei der WM im kanadischen Vancouver das Viertelfinale erreicht. Durch ein hart erkämpftes 2:1 gegen Gastgeber Kanada sicherte sich die deutsche Mannschaft den Einzug in die nächste Runde. Die Punkte zum deutschen Sieg holten die Hagenerin Daniela Grzenia und die Landshuterin Sabine Baum.

Kommen bald Nächte ohne Laster? Ausweichstrecke Langen: Minister will bald über Nachtfahrverbot entscheiden Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka

LANGEN. Daß der Schwerlastverkehr den Anwohnern der Südlichen Ringstraße (B 486) das Leben schwermacht, darüber herrscht Einigkeit - auch unter den Politikern unterschiedlicher Couleur. Die Straße bildet eine Achse zwischen den Autobahnen 5 und 661 und hat sich deshalb zum beliebten Schleichweg entwickelt. Wird auf der A 3 zwischen dem Frankfurter und Offenbacher Kreuz ein Stau gemeldet, weichen viele Brummifahrer dem Engpaß über Langen aus.

"Die Grenze der Belastbarkeit der Südlichen Ringstraße ist erreicht": Das stellte die Stadt nach Angaben ihres Pressesprechers Roland Sorger schon 1976 fest. Abhilfe soll die Nordumgehung bringen. Doch solange die nicht in Sicht ist, wird nach Möglichkeiten gesucht, den Anwohnern der Südlichen wenigstens Linderung zu verschaffen - beispielsweise per Nachtfahrverbot.

Allerdings ist Langen nicht die einzige Kommune, die von der rot-grünen Landesregierung ein solches Verbot erwartet. Das in der Koalitionsvereinbarung gegebene Versprechen, solche Anträge wohlwollend zu prüfen, hatte vielerorts Hoffnungen geweckt. Im Großraum Darmstadt geht es um drei Bundesstraßen: die B 486, die B 26 und die B 426. "Über eine Sperrung der Ortsdurchfahrt Langen kann nicht isoliert entschieden. Vielmehr müssen die Auswirkungen auf den gesamten Verkehr im Großraum berücksichtigt werden." Von diesem Standpunkt aus beauftragte die Landesregierung das Regierungspräsidium in Darmstadt im Juni 1991 - also schon viele Monate vor dem HR-Stadtgespräch -, die Möglichkeit des Nachtfahrverbots für die ganze Region zu prüfen.

In dem Bemühen, Bürgernähe zu demonstrieren, hakte der CDU-Landtagsabgeordnete Hermanns immer wieder nach. Er pochte auf eine "klare Stellungnahme" des Ministers und bekam mit schöner Regelmäßigkeit die Auskunft, die Prüfung sei noch nicht abgeschlossen. Zuletzt vor wenigen Wochen ließ Hermanns die Presse erneut seine "Verärgerung" wissen: "Wie lange will man eigentlich in Wiesbaden prüfen, bis man endlich den betroffenen Bürgern weiterhilft?"

Nicht in Wiesbaden, sondern in Darmstadt wurde die Prüfung mittlerweile abgeschlossen. "Wir haben unseren Bericht im Juli dieses Jahres an das Ministerium geschickt", sagte Gerhard Müller, Pressesprecher im Regierungspräsidium. Über das Ergebnis der Untersuchungen, an denen auch das hessische Straßenbauamt, die Polizei sowie die Kommunen mitgewirkt hatten, gab er keine Auskunft.

Der Bericht liegt also in Wiesbaden. Welche Konsequenzen werden aus den Untersuchungen gezogen? Auch der Sprecher des Ministeriums, Harald Brecht, gibt sich bedeckt. Eine Entscheidung ist nach seinen Worten noch nicht gefallen - allerdings aus gutem Grund: "Wir können keinen bunten Strauß von Einzelentscheidungen präsentieren, sondern müssen für alle Antragsteller eine einheitliche Marge haben."

Im Klartext: Hessenweit einheitliche Kriterien sollen her, nach denen die Einzelfälle beurteilt werden können. Brecht: "Sonst kommen wir in Teufels Küche. Unsere Entscheidungen müssen gleichgewichtig und gerichtsfest sein."

An einem solchen Kriterienkatalog, der beispielsweise das Verkehrsaufkommen und die Lärmbelastung berücksichtigt, wird laut Brecht mit Hochdruck gearbeitet. Er sei "im fortgeschrittenen Stadium". Wann wird er fertig sein? "Nageln Sie mich bitte nicht fest. Das kann in drei, vielleicht aber in sechs Wochen sein." Mit anderen Worten: Auf jeden Fall können die Antragsteller noch in diesem Jahr mit Entscheidungen rechnen.

"Es ist verständlich, daß der politische Gegner den Eindruck erwecken will, das Ministerium sei untätig", meinte Brecht. Dem sei jedoch nicht so. Ohne den Langenern konkrete Hoffnungen zu machen, betonte der Pressesprecher: "Wir würden gerne viele Anträge positiv entscheiden."

Die Anwohner der Südlichen erwarten das Ergebnis zweifellos mit Spannung. Aber: Das Nachtfahrverbot ist für sie nur ein Punkt. "Durch diese Diskussion darf die Tatsache nicht in den Hintergrund gedrängt werden, daß das, was wir tagsüber aushalten, viel schlimmer ist als nachts", meinte Inge Worgall von der "Interessengemeinschaft Südliche Ringstraße". Deshalb will der Verein erst Ruhe geben, wenn die breite Straße zurückgebaut und verkehrsberuhigt ist.

Streit um Museum Judengasse Eröffnungstermin nun am 29. November

Das hat Seltenheitswert: Die Kulturdezernentin deckelt einen ihrer Institutsleiter in aller Öffentlichkeit. Georg Heuberger, Direktor des Jüdischen Museums, hatte den Dezernentinnen-Zorn mit Äußerungen zur Eröffnung des Museums Judengasse erregt. Die "Dependance" des Jüdischen Museums am Börneplatz soll die Reste von fünf Häusern des ehemaligen Wohnquartiers der Frankfurter Juden zeigen. Die Eröffnung war für den 8. November geplant, wurde aber auf den 29. November verschoben. Museums-Mitarbeiter Fritz Backhaus weist darauf hin, daß das Haus schon Anfang September diesen Vorschlag gemacht habe, nachdem bekannt war, daß der ursprünglich vorgesehene Termin nicht einzuhalten sei. Aber bis Mitte vergangener Woche erhielt das Museum keine Bestätigung aus dem Dezernat.

Denn die Mühlen der Verwaltung mahlen, wenn schon nicht gründlich, so doch sprichwörtlich langsam. Es gab Zwist - wie nicht anders zu erwarten ums Geld. Das Museum Judengasse haust zur Untermiete im Keller der Stadtwerke (die sich seinerzeit am "Börneplatzskandal" beteiligt hatten, weil sie sich weigerten, auf den Neubau zu verzichten und damit die Reste der Frankfurter Judengasse angemessen archäologisch und denkmalpflegerisch zu behandeln). Die Stadtwerke aber, zwar städtische Gesellschaft, doch als GmbH auf eigene Rechnung arbeitend, wollten wissen, wann die Stadt wieviel Miete zahlt. Der weitblickende und naturgemäß sparsame Kämmerer hatte nämlich die Summe für den in diesem Jahr fälligen Mietzins aus seinem Etat 1992 wieder gestrichen, mit dem Hinweis, das Museum Judengasse werde bis Jahresende ohnehin nicht fertig.

Dieser Meinung ist Martin Grüber offenbar immer noch. Linda Reisch hingegen findet, die restaurierten Häuserreste seien Ende November übergabe- und damit öffentlichkeits-fähig. Fritz Backhaus glaubt sogar: "Wir hätten es auch am 8. November hingekriegt." Lediglich an Lagerräumen und Teilen der Infrastruktur müsse noch gearbeitet werden. "Für die Öffentlichkeit wird es zum Termin fertig sein", weiß die Dezernentin, "nur hinter den Kulissen noch nicht." Diese Art von Verzug sei auch nicht ungewöhnlich, sagt Linda Reisch, und da ist ihr kaum zu widersprechen. Jedenfalls warteten Georg Heuberger und die Seinen darauf, daß sich Kämmerer, Kulturdezernentin und Stadtwerke einig würden, auf daß sie ihre Filiale eröffnen könnten. Und der Zufall oder "unglückliche Umstände" - so jedenfalls die Version des Jüdischen Museums - wollten es, daß der Museumsleiter an ein und demselben Tag eine entsprechende Frage ans Dezernat faxte und eine (entsprechende) Antwort auf die Fragen eines Journalisten gab. Anderntags stand Heubergers im Ärger gefundenes Wort von der "Posse" in der Zeitung, und Reischs presseöffentlicher Rüffel und damit das Skandälchen waren da.

Denn selbstredend war hinterher alles nur halb so schlimm: Kämmerer und Stadtwerke haben sich demnach bereits in der ersten Oktoberwoche geeinigt: Die Mietzahlungen werden im Laufe des kommenden Jahres beginnen, "wenn alles fertig ist und die Endabrechnung vorliegt", wie Linda Reisch formuliert, die zugleich versichert, das sei "ein ganz normaler Fall".

So weit, so gut? Weit gefehlt. Denn da sind noch ein paar Holzwände, mit denen Ernst Gisel, Architekt des Stadtwerke-Verwaltungsbaus wie der Museums- Dependance darunter, künstlerisch den Verlauf der Judengassen-Häuser darstellen wollte. Eine der knapp zwei Meter hohen Wände steht innerhalb des Museumsteils, die anderen außerhalb, in der Kundenhalle der städtischen Strom-, Gas- und Wasserlieferanten. Die Sicht von der Halle auf die Häuserreste, ohnehin nur (und damit anders als anfangs geplant) durch ein Glasfenster möglich, wird durch das Stück Holz vollends behindert. Die Stadt will das Teil weghaben, die Stadtwerke wollen das Kunst-Stück nur bezahlen, wenn es voll erhalten bleibt. Eine Begehung soll die Entscheidung bringen.

Also wird am 29. November die Öffentlichkeit erleben, wie Kulissen von Kellermauern alter Häuser eröffnet werden, wie man die Reste der Frankfurter Judengasse unter Beton begraben und von jeglicher Spur Leben bereinigt hat. Dann kann, wie es der Titel der Eröffnungs-Ausstellung zum Börneplatz-Skandal treffend formuliert, die "Strategie des Vergessens" wirksam werden. seg

Besuch in der Höchster Moschee

HÖCHST. "Der Islam - die andere Religion in unserer Nachbarschaft" ist der Titel eines Seminars, das im Höchster Bildungsschuppen läuft. Höhepunkt der Veranstaltung ist der Besuch der Moschee am Andreasplatz (Ecke Emmerich- Josef- / Kasinostraße) am Mittwoch, 21. Oktober. Pfarrer Dr. Christian Müller, der den Kontakt zur muslimischen Gemeinde hergestellt hat, wird die Teilnehmer des Seminars begleiten.

Mit in die Moschee kommen können auch andere Interessierte, die sich aus erster Hand über Koran und Islam informieren lassen wollen. Treffpunkt: 15 Uhr am Andreasplatz. tos

Der Ortsbeirat 7 tagt SPD will die "Kölner Teller" nicht haben

FRANKFURT-WEST. Über die Fehlbelegung von Sozialwohnungen können sich die Bürger in der Fragestunde des Ortsbeirates 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) informieren: In der nächsten Sitzung am Dienstag, 20. Oktober, wird ein Vertreter des Dezernats Soziales, Jugend und Wohnungswesen Rede und Antwort stehen. Der Beirat tagt um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinde Hausen (Alt-Hausen 3-5).

Auf der Tagesordnung stehen eine Reihe von Anträgen zu Verkehrsthemen. In einer von allen Fraktionen getragenen Forderung geht es um die Tempo-30-Zone im Industriehof. Die SPD verlangt zudem vom Magistrat, die Einfahrtsbereiche der Zone "Willi-Brundert-Siedlung" nicht mit "Kölner Tellern" zu versehen. Den Christdemokraten liegt ein durchgehender Radweg an der Nidda von Praunheim bis Höchst am Herzen.

Die Grünen regen an, künftig auf die Anlage von Kunstrasenplätzen anstatt Rasenfeldern zu verzichten: Damit ginge ein weiteres Stück Natur verloren. Schließlich haben SPD und Grüne eine gemeinsame "Resolution gegen gewalttätigen Ausländerhaß und Antisemitismus" auf die Tagesordnung gesetzt. ak

Frankfurter Kunstpreis an James Turrell

Der amerikanische Künstler James Turrell erhält am 4. November den Frankfurter Kunstpreis der Heinz und Gisela Friederichs-Stiftung. Der mit 150 000 Mark höchstdotierte deutsche Kunstpreis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen und ist seiner Satzung nach an eine "außergewöhnliche, weltweite Leistung" gebunden.

Der erste Preisträger, James Turrell, wurde vor allem mit seinen Lichträumen bekannt. Seine 1991 entstandene Arbeit "Twilight Arch" ist im Frankfurter Museum für Moderne Kunst installiert. Der 1943 in Los Angeles geborene Amerikaner arbeitet seit 1967 mit Licht als "skulpturaler Materie". Er läßt den Betrachter Licht als Farbe unmittelbar spüren. Das Licht beeinflußt die Wahrnehmung und verändert sie in einem Maße, daß Sehen und Gesehenes schließlich identisch werden.

In Irland entsteht derzeit ein "Sky Garden" mit drei Tageslichträumen, die mittels Erdaufschüttungen in die Landschaft integriert werden.

Der von Heinz und Gisela Friederichs gestiftete Kunstpreis soll alle zwei Jahre vergeben werden. Das Frankfurter Ehepaar richtete 1991 eine Stiftung ein, deren Gelder für soziale, aber auch kulturelle Zwecke gedacht sind. In der Jury, die den Preisträger auswählt, sind die Leiter des Kölner Museums Ludwig, des Städelschen Kunstinstituts und des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt vertreten. gem

Folgen der Eroberung Lateinamerikas

WEHRHEIM. "500 Jahre Eroberung Lateinamerikas" ist der Titel einer Veranstaltung, zu der die Wehrheimer Friedensgruppe am Freitag, 23. Oktober, 20 Uhr, ins katholische Gemeindehaus im St.-Michaels-Weg 2 einlädt.

Referent ist Wolfgang Kessler; der Chor "Entrüstet Euch" besorgt die kulturelle Gestaltung des Abends. Die Friedensgruppe und der Dritte-Welt-Laden der evangelischen Kirchengemeinde wollen zudem an einigen Produkten aus der Region verdeutlichen, wie der Alltag hier und dort wirtschaftlich verknüpft ist. che

Namen+Notizen

ANNEMARIE KRAFT und SIGRID CALIES, Krankenschwestern aus den Krankenhäusern in Gelnhausen und Schlüchtern, sind seit 25 Jahren im öffentlichen Dienst tätig. Zum Jubiläum gratulierte der Landrat.

MARTIN SENZEL, Amtsinspektor der Stadt Bad Orb, hat nach einem Verwaltungsstudium die Prüfung für den gehobenen Dienst absolviert und ist damit Diplom-Verwaltungswirt.

Faltblatt über Frauenbüros Wichtigste Aufgaben, Rechte und Pflichten aufgelistet

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung hat ein Faltblatt herausgegeben, in dem die wichtigsten Aufgaben des kommunalen Frauenbüros dargestellt sind. Der Main-Kinzig-Kreis weist darauf hin, daß die Gemeinden verpflichtet seien, "durch die Einrichtung von Frauenbüros oder vergleichbare Maßnahmen den Verfassungsauftrag der Gleichberechtigung von Frau und Mann zu verwirklichen". Diese Bestimmung hat der Landtag in die Hessische Gemeindeordnung (Paragraph 4b HGO) aufgenommen.

Die Gesetzesänderung legt Aufgaben, Ausstattung und Kompetenzen der Frauenbüros nicht fest. Allerdings sind die Kommunen verpflichtet, "eine effektive Arbeit zu gewährleisten". Nach Meinung des Ministeriums sollten die Frauenbeauftragten hauptamtlich tätig sein und eine angemessene Ausstattung erhalten.

Das Faltblatt kann über folgende Adresse bezogen werden: Hessisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Referat Öffentlichkeitsarbeit, in der Dostojewskistraße 4, in 6200 Wiesbaden. hok

Neue Kurse im Frauenzentrum

Das feministische Frauengesundheitszentrum bietet wieder eine Reihe von Kursen an: "Krebs als Lebenskrise" beginnt in der Kasseler Straße 1 a am Montag, 19. Oktober, 20 Uhr. Einen Anti- Streß-Workshop veranstaltet das Zentrum am Sonntag, 25. Oktober, und am Sonntag, 13. Dezember, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Bauchtanz können Anfängerinnen von Mittwoch, 21. Oktober, an, zehn Abende lang jeweils ab 19.40 Uhr lernen. "Selbstuntersuchung - Körpererfahrung" heißt ein Kurs, der ebenfalls am Mittwoch, 21. Oktober, um 19 Uhr beginnt. Frauen, die sich ein Diaphragma anpassen lassen wollen, können dies in einem Kurs tun, der am Samstag, 24. Oktober, 10 Uhr, startet.

Anmeldung und nähere Informationen, montags, mittwochs und freitags von 11 bis 13 Uhr und dienstags von 17 bis 19 Uhr, unter Telefon 70 12 18. fra

Musiktheater für Kinder zum Kolumbusjahr

SCHWALBACH. Eine Kindheit auf Lateinamerikanisch erzählt das Musical "Ein Indio darf den Tag nicht verschlafen." Schülerinnen und Schüler aus Oberursel erarbeiteten das Musiktheaterprojekt zum Kolumbusjahr. Sie führen es am Sonntag, 18. Oktober, für Acht- bis 14jährige um 16 Uhr im Bürgerhaus auf.

Kinder und Jugendliche zahlen acht Mark Eintritt, Erwachsene zwölf Mark. Karten gibt es bei der Buchhandlung Riege am Marktplatz, bei der Kulturkreis GmbH oder vor Vorstellungsbeginn an der Tageskasse. she

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY NORDAMERIKANISCHE Profi-Liga (NHL), Spiele vom Montag: Boston Bruins - Ottawa Senators 6:3, New Jersey Devils - Washington Capitals 4:2, New York Rangers - Hartford Whalers 6:2, Vancouver Canucks - Winnipeg Jets 8:1. HANDBALL LÄNDERSPIEL der Frauen: Deutschland - CSFR 21:17 (10:8). MOTORSPORT RALLYE SAN REMO, zweite Etappe über 495 km um Arezzo, Stand nach 16 von 25 Wertungsprüfungen (527,48 km): 1. Kankkunen/Piironen (Finnland) 4:12:51 Stunden, 2. Aghini/Farnocchia (Italien) beide Lancia Delta HF 0:02 Minuten zurück, 3. Delecour/Grataloup (Frankreich) 1:27, 4. Biasion/Siviero (Italien) beide Ford Sierra Cosworth 1:49, 5. Fiorio/ Brambilla (Italien) 6:22, 6. Deila/Scalvini (Italien) beide Lancia Delta HF 7:26. RADSPORT PROFIRENNEN Mailand - Turin (206 km): 1. Bugno (Italien) 4:58:50 Stunden, 2. Aldag (Ahlen), 3. Rominger (Schweiz), 4. Bezault (Frankreich) alle gleiche Zeit, 5. Zülle (Schweiz) 5 Sekunden zurück, 6. Cassani (Italien) gleiche Zeit, 7. Fondriest (Italien) 25, 8. Dekker (Niederlande), 9. Sörensen (Dänemark), 10. Frank van den Abbeele (Belgien) alle gleiche Zeit. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Filderstadt, Einzel, erste Runde: Sabatini (Argentinien/Nr. 1) - Karin Kschwendt (Saarlouis) 6:4, 6:2, Huber (Heidelberg/Nr. 5) - Herreman (Frankreich) 6:4, 6:0, Wiesner (Österreich) - Babel (Neu-Isenburg) 6:2, 6:4, Medwedewa (Ukraine) - Reinach (Südafrika) 6:2, 6:7 (4:7), 7:5, Zwerewa (GUS) - Shriver (USA) 6:3, 6:2, Mary-Joe Fernandez (USA/Nr. 4) - Schultz (Niederlande) 6:2 3:6, 6:3, Sukova (CSFR) - Habsudova (CSFR) 6:1, 6:3, Temesvari (Ungarn) - McNeil (USA/Nr. 8) 6:7 (2:7), 6:3, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Tokio (1,1 Mio. Dollar), 1. Runde: Stark (USA) - Connell (Kanada) 6:3, 6:4; P. McEnroe (USA) - van Rensburg (Südafrika) 6:3, 6:2; Grabb (USA) - Carlsen (Dänemark) 5:7, 7:6 (7:1), 6:2; Reneberg (USA) - Eltingh (Niederlande) 3:6, 6:3, 6:2. - 2. Runde: Holm (Schweden) - Shelton (USA) 6:4, 2:6, 6:4; Ferreira (Südafrika) - Mezzadri (Schweiz) 6:4, 3:6, 6:3; Kroon (Schweden) - Rostagno (USA) 7:6 (7:5), Becker (Leimen) - Prpic (Kroatien) 6:4, 7:5. TISCHTENNIS

EUROPALIGA, Männer, Superdivision: Polen - Deutschland0:4.

Praunschweig, Betra, Proccoli

TU-Presseinformation. Verantwortlich: Dr. Lutz Tantow. Nr. 182/92(s)Ta

BÜCHER, BUNDESBAHN, BROCCOLI

Daß der Buchbestand der Braunschweiger Universitätsbibliothek mittlerweile auf dem Personalcomputer erfaßt ist, haben die meisten schon bemerkt: Man sitzt im Katalogsaal der UB, gibt einen Autorennamen oder ein Schlagwort ein, und - siehe da - auf dem Bildschirm erscheinen alle notwendigen Daten inklusive Signatur für das Ausfüllen des Leihscheins. "Darum beneiden uns die anderen Hochschulbibliotheken in ganz Deutschland", meint Professor Dr. Dietmar Brandes, Direktor der Braunschweiger UB stolz. Jetzt kann das Computerprogramm der UB noch mehr.

Nehmen wir einmal an, Petra G. (22), Biologie-Studentin im 6. Semester, hat gerade ihre Freitagsvormittagsvorlesung absolviert und sich die nötige Fachliteratur fürs Wochenende beschafft. Die wird sie im Zug studieren, denn am Wochenende möchte sie ihren Freund in Saarbrücken besuchen. Wann fahren Freitagnachmittag die Züge? Sie wählt am gleichen Terminal, an dem sie sich eben noch die wissenschaftliche Reise-Lektüre ausgesucht hat, das Programm "Städteverbindungen der Deutschen Bundesbahn", gibt Start- und Zielbahnhof sowie die gewünschte Ankunftszeit ein; 19 Uhr, denn abends möchte sie ins Theater. Nach kurzer Rechenzeit erfährt Petra, daß sie um 13.19 Uhr mit dem Intercity nach Hannover, von dort aus mit dem neuen ICE nach Mannheim und nach erneutem Umsteigen in einen Euro-City mit diesem um 19.08 Uhr am Saarbrücker Hauptbahnhof eintrifft. Gesamte Fahrtzeit fünf Stunden, neunundvierzig Minuten. Der elektronische Kursbuchauszug machte diese Information möglich.

Und während Petra noch denkt, daß der Slogan "Unternehmen Zukunft" etwas für sich hat, bemerkt sie: Es ist ja noch Zeit zum Essen. "Was gibt's in der Mensa?" steht auf dem Bildschirm des UB-Computers; sie blickt kurz an und liest: Essen 1 bis 5, komplette Menüfolge mit Vermerken wie vegetarisch, mit Schweinefleisch oder ohne. Und nicht für den laufenden Tag, sondern für's ganze Semester. Ein toller Service, findet Petra und wählt den Broccoli-Auflauf.

Bilanz der Sanierung der Ortenberger Altstadt

ORTENBERG. Eine "10 Jahre Altstadtsanierung Ortenberg" betitelte Ausstellung wird am Samstag, 17. Oktober, um 11 Uhr, im historischen Rathaus der Stadt eröffnet.

Bürgermeister Otto Emrich legt bei dieser Gelegenheit den dritten und voraussichtlich letzten Zwischenbericht vor. Das Programm Altstadtsanierung läuft wahrscheinlich, so der Rathauschef, 1995 aus.

Die Ausstellung ist zwei Wochen lang, bis 1. November, zu sehen.

Sie ist in Zusammenarbeit zwischen dem Magistrat der Stadt, der Siedlungsbaugesellschaft "Das familiengerechte Heim" in Worms und der Planergruppe Hylrek, Thomas, Weywell und Weywell Flörsheim entstanden. sal

Montag: Ortmann legt Nachtragshaushalt vor

USINGEN. Der Dorfentwicklungsplan für Wernborn und der Entwurf eines Nachtragshaushalts für 1992 stehen unter anderem auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung der Usinger Stadtverordneten.

Sie findet am Montag, 19. Oktober, in der Stadthalle statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. che

"Staat muß energisch eingreifen" Bubis: Gesetze reichen gegen Gewalt / Asylartikel erhalten

kal FRANKFURT A. M., 14. Oktober. Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hat angesichts der anhaltenden Gewalt gegen Ausländer ein energischeres Eingreifen des Staates gefordert. In einem Interview der Frankfurter Rundschau sagte Bubis, dazu bedürfe es weder neuer Gesetze noch neuer Verordnungen. Sowohl Polizei als auch Justiz hätten genügend Handhaben, gegen Gewalttäter vorzugehen. Die Staatsanwaltschaften müßten bei der Verfolgung von Straftaten aber mehr als bisher auf die Anwendung des beschleunigten Verfahrens zurückgreifen.

Den Bonner Regierungsparteien und der SPD warf Bubis vor, sich statt auf die Straftaten auf den "Nebenkriegsschauplatz" des Asyl-Grundgesetzartikels 16 zu konzentrieren. Die Gewalttäter könnten dies als Aufforderung zum Weitermachen auffassen. Er warnte dringend davor, wegen Wählerstimmen Lebensgrundsätze aufzugeben, "denn damit gebe ich mich selber auf". Artikel 16 müsse so bestehen bleiben wie er ist. Mißbrauch des Asylrechts könne durch rascheres Arbeiten der Bürokratie beantwortet werden. Nicht die kleine Zahl der Gewalttäter stimme ihn pessimistisch, meinte Bubis, sondern jene Menschen, die Beifall klatschten - "und wenn nicht draußen, so doch im Inneren eine gewisse Befriedigung über diese Vorgänge verspüren".

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sicherte Bubis am Mittwoch bei einem Gespräch in Bonn hartes Vorgehen gegen rechte Gewalttäter zu. Am gleichen Tag stattete Bubis Bundespräsident Richard von Weizsäcker seinen Antrittsbesuch ab.

Gorbatschow darf nach Berlin reisen

Rotes Kreuz sammelt Kleider und alte Schuhe

FRIEDRICHSDORF / BAD HOMBURG. In allen vier Friedrichsdorfer Ortsteilen und in Ober-Erlenbach sammeln Rotkreuzhelfer am Samstag, 17. Oktober, ab 8.30 Uhr tragbare Kleidung. Die Kleidersammlung wird vom DRK-Ortsverein in Friedrichsdorf organisiert - auch bei schlechtem Wetter.

Er bittet besonders um Schuhe, die paarweise gebündelt abgegeben werden sollen. Ansonsten können die Spender außer Kleidern auch Wäsche, Strickwaren, Hüte und Federbetten verpackt an den Straßenrand stellen. stk

Deutsche und Franzosen reden über Sehschädigung

MARBURG. Ein deutsch-französisches Symposium zum Thema "Sehschädigung" veranstaltet die Deutsche Blindenstudienanstalt vom 15. bis 18. Oktober. Erstmals findet die interdisziplinäre Fachtagung in Marburg statt. Seit 1984 wurde sie bisher alle zwei Jahre in der Partnerstadt Poitiers abgehalten.

Zu dem Gedankenaustausch von Wissenschaftlern und Praktikern reisen 120 Teilnehmer, davon 50 aus Frankreich, an. Das Spektrum der Themen reicht von neuen medizinischen Erkenntnissen über Frühförderung und Rehabilitation Blinder und Sehgeschädigter bis hin zur Stadt- und Verkehrsplanung.

Weitere Schwerpunkte des Symposiums sollen Fragen der Unterrichtsgestaltung, elektronische und andere Arbeitshilfen sein. Außerdem wollen die Experten über die Arbeit von Blinden- Selbsthilfeorganisationen wie den "Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf" reden. tap

Briefe an die Redaktion

"Warum nun das Sündenbockspiel?" Mit den Asylrecht-Ausführungen der Hanauer CDU-Vorsitzenden Margret Härtel beim jüngten CDU-Listenparteitag (FR vom 28. September) setzt sich der folgende Leserbriefschreiber auseinander:

"Das Ziel ist doch klar: Mehrheit/ Macht. Dagegen wäre nichts zu sagen. Aber warum nun das Sündenbockspiel? Das ist in der Arbeit der Parteien abstoßend! Die Verabredung am runden Tisch zum Thema Asyl lautete, das Asylthema nicht zum Wahlkampfthema zu machen. Alle Helfer, Organisationen und Parteien waren sich einig. Auch Frau Härtel war dabei. Was können die Flüchtlinge dazu, daß der von der CDU Hanau ins Auge gefaßte Spitzenkandidat abgesagt hat und so der Wahlkampf für die CDU schwerer wird? Die CDU alleine ist verantwortlich, daß kein/e Kandidat/in von Format zur Verfügung steht. Sie ist allein verantwortlich, daß sie kein Programm für Hanau vorweisen kann. Es rächt sich, daß man in Bonn denken läßt, anstatt in Hanau selbst zu denken. Nun sieht man/ frau bei der CDU nur die Möglichkeit der Schlammschlacht, um die Wahl zu retten. In der CDU hegt man/frau wohl die Hoffnung, daß die Wähler durch den Schlamm nicht mehr klar sehen. Daß es bei der SPD in Hanau unterschiedliche Meinungen gibt, zeigt mir, daß man vor Ort denkt.

Frau Härtel enttäuscht. Nur Dreck über andere zu kippen, um von den eigenen Flecken abzulenken, wird nicht belohnt. Auch wenn Hanauer schnell mal emotional reagieren, zeigt die Bürgerversammlung im Schloßgartensaal, daß in Hanau noch umgedacht werden kann. Wenn sich die CDU Hanau, eingesetzt hätte, daß die CDU im Bund das 1991 in Kraft getretene Ausländergesetz und das am 1. Juli 1992 in Kraft getretene Beschleunigungsgesetz in die Praxis umsetzt, dann hätten sie eine Belohnung verdient. Aber, daß sie mit Bonn gewartet hat, bis in Rostock der Druck der Straße wuchs, um die Grundrechte einzuschränken, das vergessen wir nicht. Dem Druck der Straße haben wir Deutschen einmal nachgegeben (1933). Aus dieser Phase haben wir gelernt. Beim zweiten Mal im Osten (1989) mußte eine Regierung dem Druck des Volkes weichen. Wir lernen!

Ob ein CDU Oberbürgermeister sich auch so für die rechtsstaatliche Ordnung wie Herr Martin eingesetzt hätte, bezweifle ich, wenn ich das Beispiel Gelnhausen betrachte." Willi Hausmann, Hanau

"Reform dieses ruinösen und ungerechten Systems war überfällig" Die europäische Agrarordnung muß insgesamt weiterentwickelt, die Marktordnung für Zuckerrüben aber nicht verändert werden Von Willi Görlach, Mitglied des Europäischen Parlamentes

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EG besteht nun annähernd dreißig Jahre. Innerhalb dieser Zeit hat sich die Lage in der Landwirtschaft in der EG oftmals verändert. Ein Gründungsziel der GAP war, den Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln in der Europäischen Gemeinschaft zu verbessern. Dies war schnell erreicht. Schon anfang der siebziger Jahre verzeichnete man die ersten Überschüsse. Das Preissystem der GAP lieferte den Anreiz und den Zwang zugleich für eine höhere Produktion.

Die weitergehende Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion zog deshalb auch immer mehr ökologische Probleme nach sich. Für die Umwelt hat die mengenorientierte Form der Landbewirtschaftung verheerende Auswirkungen. Riesige Mengen von Stickstoffdünger und Pestiziden landen jährlich auf den Feldern. Die Folge ist, daß sich der Nitratgehalt im Grundwasser stetig erhöht hat, und zunehmend auch Pestizidrückstände darin gefunden werden. Der Einsatz von Pestiziden wirkte sich zudem katastrophal auf den Artenreichtum aus.

Trotz steigender Ausgaben für die EG- Agrarpolitik sanken die Einkommen der Landwirte in den Mitgliedsländern der EG. Die gestiegenen Ausgaben kamen aber nur einem geringen Teil der landwirtschaftlichen Produzenten zugute. Die bislang praktizierte Einkommensstützung, die fast ausschließlich mit Hilfe der Preispolitik erfolgte, war bislang weitgehend proportional zum Produktionsvolumen und konzentriert sich dadurch auf die Stützung der größeren Betriebe mit dem höchsten Intensivierungsgrad. So entfielen auf nur sechs Prozent der Getreideanbaubetriebe insgesamt 50 Prozent der Getreideanbaufläche, auf der 60 Prozent des gesamten Getreides erzeugt wird. Diese Konzentration, die es ähnlich in anderen Sektionen gibt, führte dazu, daß 80 Prozent der Mittel des EG-Agrarhaushaltes, die an die Landwirte gingen, nur an 20 Prozent der Betriebe gehen, eine Reform dieses ruinösen und ungerechten Systems war überfällig.

Die im Juni 1992 beschlossene Reform der GAP bricht mit dem alles beherrschenden Preissystem. Der große Fortschritt der EG-Agrarreform liegt darin, daß die Gelder nicht mehr in die Lagerhaltung und die Exportsubvention gehen, sondern bei den Landwirten direkt ankommen. Dies geht einher mit der Verpflichtung zur Produktionskürzung. Die veränderten Marktordnungen verlangen nun aber auch von den Landwirten, daß sie sich sowohl im Produktionsbereich als auch bei der Erzielung ihres Einkommens auf erhebliche Umstellungen und Veränderungen einlassen müssen.

Der Ministerrat beschloß im Rahmen der GAP-Reform für den landwirtschaftlichen Umweltschutz mehrere neue Programme und baute bekannte weiter aus.

Das unter dem Paket der Flankierenden Maßnahmen verabschiedete Aktionsprogramm für den landwirtschaftlichen Umweltschutz und das Aufforstungsprogramm beinhaltet folgende Punkte:

• Umweltschonende extensive Bewirtschaftungsmethoden zur Förderung der Vielfalt und Qualität der natürlichen Umwelt können mit einer Gemeinschaftsbeteiligung von 250 ECU/ha (593 DM/ha) bezahlt werden.

• Langfristige Stillegung (20 Jahre) von Anbauflächen für umweltspezifische Zwecke wird mit bis zu 590 ECU/ha (1412 DM/ha) unterstützt.

• Die Verringerung des Rinder- oder Schafbestandes je Hektar Grünlandes wird mit Prämien bis zu 494 DM/ha bezahlt.• Für Dauerkulturen und Wein gibt es bei der Extensivierung der Produktion 1648 DM/ha.

• Insgesamt sollen in Zukunft umweltfreundlichere Produktionsverfahren wie Umwidmung von Ackerflächen in extensives Grünland, ökologische Anbauverfahren und allgemeine Verringerung des Einsatzes von Dünge- und/oder Pflanzenschutzmittel stärker honoriert werden.• Für die Aufforstung sollen die einmaligen Prämien

* bei Nadelhölzer auf 3000 ECU/ha (7080 DM/ha) angehoben werden;

* bei Laubhölzer auf 4000 ECU/ha (9417 DM/ha) und

• Erstattung der Pflegekosten:

* Nadelbäume jährlich 250 ECU/ha (589 DM/ha) in den ersten beiden Jahren und jeweils 150 ECU/ha (353 DM/ha) in den folgenden drei Jahren.

* Laubbäume oder gemischte Pflanzungen sind es in den ersten beiden Jahren 500 ECU/ha (1177 DM/ha) und anschließend jeweils 300 ECU/ha (700 DM/ha).

Diese Vorgaben des EG-Ministerrates müssen nun auf Bundes- bzw. Landesebene in den nächsten Monaten umgesetzt werden. Insgesamt stellen die im ökologischen Bereich beschlossenen Maßnahmen den Schwachpunkt der Reform dar. Für eine konsequente Umsetzung des ökologischen Prinzips in der Landwirtschaft genügen diese Programmpunkte nicht. Für die angestrebte Produktionsreduzierung bevorzugte der Ministerrat die Flächenstillegung vor der Extensivierung. Die im Vorfeld der GAP-Reform von der EG-Kommission anvisierte und vom Europäischen Parlament geforderte Extensivierung der Produktion, wurde nicht umgesetzt.

Die Reform der GAP ist noch nicht abgeschlossen. Wichtige Teile wie der Gemüse- und Obstbereich fehlen. Aber auch der für die Wetterau wichtige Zuckersektor ist noch nicht geregelt. Dort sollte an der bestehenden Marktordnung m. E. nichts Wesentliches verändert werden. Die Zuckermarktordnung hat sich seit Jahren bewährt. Sie ist kostenneutral für den EG-Agrarhaushalt und wird im großen und ganzen von den Landwirten akzeptiert.

Aber selbst bei den Teilen, zu denen es schon Reformbeschlüsse gibt, ist der Prozeß noch nicht vollständig abgeschlossen. Neben der administrativen Umsetzung, die noch nicht vollständig beschlossen ist, wird es auch in Zukunft weiterhin noch Auseinandersetzungen über den Inhalt der umweltpolitischen Maßnahmen geben. Die Wetterauer Landwirte müssen in nächster Zukunft sicher nicht zu Landschaftspflegern umschulen. Dies ist auch gar nicht Inhalt der GAP-Reform. Den Landwirten steht durch die Reform eine größere Auswahl an Umweltschutzprogrammen zur Verfügung. Diese sind im Sinne einer allgemeinen Extensivierung noch zu verbessern. Denn wir wollen nicht die Landwirte in Chemiebauern und Landschaftspfleger teilen, sondern eine landwirtschaftliche Produktion unterstützen, die umweltfreundlich ist und gesunde Nahrungsmittel erzeugt.

Fiat überschlug sich: Fahrer schwer verletzt

BIEBERGEMÜND. Schwerverletzt hat die Feuerwehr gestern morgen einen 21jährigen befreien müssen, der in den Trümmern seines Fiat eingeklemmt war.

Wie die Polizei mitteilt, war der junge Mann aus Linsengericht um 7 Uhr auf der Kreisstraße 893 zwischen Breitenborn und Lanzingen in einer Linksskurve von der Straße abgekommen. Der Wagen geriet zunächst auf den Seitenstreifen, kam ins Schleudern und stürzte anschließend eine vier Meter tiefe Böschung herunter. Dabei überschlug sich das Auto und blieb total beschädigt auf dem Dach liegen. jan

Deutsches Jazz Festival beginnt am 30. Oktober

Vom 30. Oktober bis zum 1. November findet im Bockenheimer Depot das 24. "Deutsche Jazz Festival" statt. An allen drei Tagen (um 19 Uhr ist jeweils Konzertbeginn) versprechen die Veranstalter "eine Mischung von in sich schlüssigen, originellen Einzelbeiträgen, deren Summe keinen Anspruch erhebt, die ganze zeitgenössische Szene abzubilden".

Am ersten Konzerttag will Kip Hanrahan mit einer einmaligen "All-Star"-Versammlung den Essenzen der Musik von New Orleans nachspüren, am Samstag gastieren neben dem Karl Denson Quintett die Brecker Brothers, Tenorsaxophonist Michael und sein Bruder Randy Brecker an der Trompete. Den sonntäglichen Abschluß bilden Musiker wie Pharoah Sanders und Sonny Sharrock. tob

Feuerwehr bildet am Schweißbrenner aus

BAD VILBEL. Eine Ausbildung an sogenannten autogenen Schneid- und Trenngeräten führt die Freiwillige Feuerwehr für ihre Mitglieder, aber auch für interessierte Vilbeler Bürger/-innen am Samstag, 17. Oktober, von 8 bis 12 Uhr im Feuerwehrstützpunkt durch.

Mit den Gerätschaften lassen sich Eisenträger oder starke Metallteile auftrennen, eine Maßnahme, die insbesondere bei schweren Verkehrsunfällen zur Bergung der Opfer erforderlich ist. Interessenten, die nicht der Feuerwehr angehören, melden sich bei Stadtbrandinspektor Gerhard Stegel unter der Rufnummer 8 66 97 an. mu

Aktienfondssparer arg gebeutelt Verluste bis zu 39 Prozent / Universal fällt oft unangenehm auf

ski FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Investmentgesellschaft Universal gehört nicht gerade zu den Branchenführern. Doch bei der Wertentwicklung ihrer Fonds sorgt die kleine Firma, die überwiegend mit Privatbanken als Depothäusern zusammenarbeitet, in der jüngeren Vergangenheit für das größte Aufsehen - leider meist mit negativen Vorzeichen und deshalb zum Nachteil der Sparer. Auch in der vom Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften vorgelegten Statistik über die ersten neun Monate fällt eine Reihe von Universal-Fonds wieder einmal unangenehm auf. Aber um etwas Positives vorwegzunehmen: In der Gruppe der Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland schaffte der Select-Universal (Warburg-Bank) zwischen Ultimo 1991 und Ende September mit 2,7 Prozent als einziger Fonds einen Wertzuwachs. Das Schlußlicht bildet hier der Deutsche Spezialwertfonds der Euroinvest (Bank in Liechtenstein) mit einem Verlust von 16,8 Prozent. Kaum besser (minus 16) schnitt der Hauck-Kontrast ab, Anlagefirma: Universal.

Bei den vorwiegend im Ausland anlegenden Aktienfonds reklamiert die Universal den ersten wie den letzten Platz für sich: Der Mundus (Hauck) holte einen Wertanstieg von 3,9 Prozent heraus, der PEH-Optionsscheinfonds (Bethmann) brach um sage und schreibe 38,6 Prozent ein - der höchste Verlust aller Fondskategorien. Bei den gemischten Fonds (Aktien und Renten) tragen gleich zwei Universal-Fonds mit Einbußen von jeweils 9,8 Prozent die "rote Laterne": der Bethmann-Taunus und der Effect (SKA). Der KUC der überwiegend genossenschaftlichen Union ist Klassenbester mit plus 5,6 Prozent. Bei den auf bestimmte Branchen oder Regionen konzentrierten sogenannten Spezialitätenfonds ist die Dresdner-Bank-Tochter DIT Top-Gewinner und stärkster Verlierer zugleich: Ihr Schweiz-Vermögen legte 8,6 Prozent zu, der Italienfonds verlor 36,3 Prozent.

Bei den internationalen Rentenfonds findet sich wiederum die Universal am Tabellenende: mit minus 5,1 Prozent ihres Säkular (SKA). In dieser Gruppe ist der Deutsche Bank-Ableger DWS mit dem Rendite Spezial die Nummer eins (plus 9,2). Bei den durchweg in der Gewinnzone liegenden deutschen Rentenfonds reicht die Bandbreite von mageren 0,5 (Deka 98 der Sparkassen) bis 8,3 Prozent (Uni 91/97 der Union). Spitzenreiter der Immobilienfonds im Jahresvergleich (Zahlen für die neun Monate liegen nicht vor) ist per September der Despa (Sparkassen) mit einem Wertzuwachs von 10,5 Prozent, während der AGI 1 mit 6,9 hier den kleinsten Anstieg verzeichnete.

Mittwoch, 14. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 43 30: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 36 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heisse Steine".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, I Macap - "Ende gut, alles gut".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstsr. 2, Tel. 15 45 110: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, "Poe!" (Premiere).

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche".

Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf". Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue.

Musik

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: 20 Uhr, Chamber Orchestra of Europe; Mozart Saal: 20 Uhr, Kammerorchester des Rimski-Korsakow.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Stuttgarter Ballett.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The House of Love/Catherine Wheel.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, New Livin'Blues. Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, At the Crossroads.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Scotty Riggins.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Tanz.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Trio.

Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Matthias Schubert/Simon Nabatov, Daniel Guggenheim Group, Peter Giger Trio - Jazz Night.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Starlights.Literatur Literarischer Mittwoch: 20 Uhr, Lesung Wilhelm Genazino.

Holzhausenschlößchen, Justinanstr. 5: 19.30 Uhr, Krimilesung Peter Zingler.

Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20: 20 Uhr, Fatima Mernissi - "Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie"; Moderation Chérifa Magdi.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Lesung Ilona Strauß - "Die Rede von Sitting Bull"; 20 Uhr, Flanzendörfer "unmöglich es leben" - Theaterperformance. Vorträge / Diskussionen Bürgerhaus Nordweststadt, Nordwest-Zentrum: 19 Uhr, Vortrag "Demokratisierungsprozeß in Afrika am Beispiel Somalia und verschiedenen Ländern Afrikas".

Jüdisches Lehrhaus: 20 Uhr, Vortrag "Ich werde eine Negerin sein - Begegnung mit der Dichterin Rajzel Zychlinsky"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Emil Schumacher - Retrospektive".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Kunst und Repräsentation" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Caravaggio-Nachfolge in Genua"; 18 Uhr, Bildergespräch "Die Einschiffung der Galeeren-Sklaven im Hafen von Genua".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bill Viola und James Turrell" sowie um 18 Uhr zu "Ausgewählte Werken".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Vesperbilder des 15. Jahrhunderts".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag zum Thema "Kógei Bijutsu - über den Stellenwert einer modernen japanischen Kunstform".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Mikwen - Architektur und Geschichte Jüdischer Ritualbäder in Deutschland".

Senckenberg-Museum, Senckenberg-Anlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Flugunfähige Vögel". Kino / Filme Kinderhaus Bornheim, Ortenbergerstr. 40: 15 Uhr, "Chaupi Mundi".

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20 Uhr, Film "Cage / Cunningham". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Stammtisch; IC-Restaurant, Hbf.

Hausfrauen-Bund: 13.30 Uhr, Kleiner Spaziergang; Treffpunkt Frankensteiner Platz.

Fachverband für Hauswirtschaft: 14 Uhr, Informationsbesuch bei der Fa. Speyer & Grund; Treffpunkt Borsigallee 14, Haltestelle Gewinnerstr./U7. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Stadtwald Verein: 19 Uhr, Äppelwein-Abend; Gaststätte Riedhof, Mörfelder Landstr. 210.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei Durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen- Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen-Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Ried- Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstraße 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames; danach bei den tierärztl. Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Bosanova, Samba und Folklore im "Café anders"

HÖCHST. Ein musikalisches Programm zum Auftauen verspricht das Kommunikationszentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, Bolongarostraße 110, am Samstag, 17. Oktober. Zu Gast ist das südamerikanische Duo "Ximo und Judi". Im "Café anders" spielen sie Bossanova, Samba und Folklore.

Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Eintritt: acht Mark, Schüler und Studenten fünf Mark. tos

Verkäuferin Reizgas ins Gesicht gesprüht

GELNHAUSEN. Ein schmerzliches Ende hat die Jagd nach einem Dieb für eine Auszubildende in einem Gelnhäuser Kaufhaus am Montagnachmittag genommen. Die 18jährige hatte laut Polizeibericht einen "südländischen Typ" beim Diebstahl eines Sweat-Shirts beobachtet und diesen anschließend verfolgt.

Als sie ihn an einem Seitenausgang zu fassen bekam, wurde die Verkäuferin nach ihren Angaben plötzlich von zwei weiteren jungen Männern attackiert, die ihr ein Reizgas ins Gesicht sprühten und sie mit einer Zigarette am Unterarm verbrannten. jan

Wir gratulieren

Mittwoch Frau Klara Klink, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.

Frau Helene Ziegenhain, Petterweil, zum 73. Geburtstag.

Herrn Kurt Thiede, Petterweil, zum 88. Geburtstag.

Frau Frieda Hörnis, Petterweil, zum 78. Geburtstag.

Herrn Emmi Brandt, Assenheim, zum 80. Geburtstag.

Auf den Spuren des guten und friedlichen Zusammenlebens von Juden und Christen Gemeinschaftsaktion gibt jungen Leuten in Schlüchtern die Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen / Drittes Reich wird nicht ausgespart

SCHLÜCHTERN. Es ist Zufall, daß Rechtsextreme und Rechtsradikale Unterkünfte von Asylbewerbern und Wohnheime von Ausländern in jenen Wochen und Monaten angegriffen haben, als in Schlüchtern eine Gemeinschaftsaktion von Stadt und Kreis zur Entdeckung der jüdischen Vergangenheit vereinbart wurde. Mag es ein letzter Reflex jener List der Vernunft sein, nach der noch in bösen Zeiten stets das Gute vollbracht wird - die Begebenheit zeigt die Notwendigkeit jener Initiative, die nicht nur der Bergwinkelstadt zur Ehre gereicht. Das Projekt steht im Zusammenhang mit der bevorstehenden 1000- Jahr-Feier Schlüchterns und wurde nach Auskunft von Kreisjugendpfleger Stephan Ripke nach den Sommerferien entwickelt. "Wir wollen die Spuren zurückverfolgen, die Juden in der Stadt über lange Jahre des guten und positiven Zusammenlebens mit Christen hinterlassen haben", beschreibt Ripke das Ziel der Gemeinschaftsaktion. Die Zeit des Dritten Reiches soll dabei nicht ausgespart werden; darüber hinaus soll aber auch aufmerksam gemacht werden auf die Jahrhunderte des überwiegend friedlichen Mit- oder Nebeneinanders.

Im Verlauf des Projektes treffen Jugendliche nach Worten Ripkes, der zusammen mit Karin Wyschka vom Jugendbildungswerk des Kreises und Heidrun Kruse als Kulturbeauftragter der Stadt das Unternehmen organisiert, auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Gespräch. Für Sonntag, den 25. Oktober, ist beispielsweise eine Fahrt nach Frankfurt am Main geplant. Teilnehmen können Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahre.

Im Verlauf des Ausfluges werden die Gäste aus dem Kinzigtal zunächst den jüdischen Friedhof in der Stadt am Main besuchen. Ein sachkundiger Referent wird die Jungen und Mädchen über das jüdische Leben vor der Verfolgung informieren. Anschließend fährt die Besuchergruppe zum Mittagessen in ein koscheres Restaurant. Am Nachmittag hat die Gruppe dann Gelegenheit, sich im jüdischen Museum Frankfurt die Ausstellung über jüdische Ritualbäder (Mikwe) anzusehen. Daß die Beschäftigung mit der schwierigen Vergangenheit nicht immer problemlos ist, haben die Veranstalter kürzlich mit dem Film "Böses Mädchen" dokumentiert. Der Streifen zeigt die Geschichte jener jungen Frau, die sich an einem Aufsatzwettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt und über die Geschichte der Stadt Passau im Dritten Reich geschrieben hatte und wegen unliebsamer Wahrheiten schließlich in "Ungnade" (Ripke) gefallen war. "Wir wollten signalisieren", sagt Ripke, "was passieren kann, wenn man sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt."

In der nächsten Woche bieten die Organisatoren ein Gespräch zwischen Jugendlichen und älteren Bürgerinnen und Bürgern der Stadt an. "Das werden Zeitzeugen sein, die genau und gut Bescheid wissen." Die Zeit drängt, da nicht mehr viele jener Generation leben, die die dunkelste Phase der deutschen Geschichte miterlebt haben. Um das Wissen der Bürgerinnen und Bürger zumindest teilweise zu retten, sollen die Zeitzeugen auch vor der Videokamera interviewt werden. "Wir wissen, daß wir empfindliche Themen aufgreifen", weiß Ripke. Allerdings sind es gerade die Älteren, die sich bei Stadt oder Kreis melden und ihre Bereitschaft zeigen, über die Vergangenheit zu erzählen.

Wer am Ausflug nach Frankfurt teilnehmen möchte - die Fahrt ist kostenlos -, kann sich bis zum 22. Oktober unter den Nummern 0 66 61 / 7 14 65 beim Jugendbüro des Kreises oder unter 0 66 61 / 8545 beim Stadtjugendpfleger anmelden. schu

"Witzige Rocknacht" in Mittelbuchen

HANAU. Eine "witzige Rocknacht" sollen Musikfreunde am Samstag, 17. Oktober, in der Mehrzweckhalle Mittelbuchen erleben. Um 19.30 Uhr beginnt das Spektakel mit einem Auftritt von Rockebilly aus Hanau von den Rockin Barracudas. Anschließend präsentiert eine örtliche Formation aus verschiedenen Bands die "Rocky Horror Picture Show" live. Fans des Kultfilms, die bislang immer mit eingequetschten Beinen im Kinosessel sitzen mußten, dürfen ihrer Begeisterung freien Lauf lassen: Es darf getanzt werden.

Zur Stärkung bieten eine Snackbar und eine Cocktailbar "einige Überraschungen" an. Der Eintrittspreis für die Veranstaltung, für die der Spieleladen Rumir's Magic, der Kreisjugendring sowie die Kulturagentur Cultur-Concepte verantwortlich zeichnen, kostet zwölf Mark. Karten gibt's nur an der Abendkasse. Einlaß ist um 19 Uhr. jur

&blt; Häns'che Weiss Trio

Häns'che Weiss, Martin Weiss und Vali Mayer brauchen keine Arrangeure für ihr Trio. Ihr Vorbild ist Django Reinhardt, der geniale Gitarrist, der mit seinem Geiger Stephane Grapelli im "Hot Club de France" einen Stil geschaffen hat. Häns'che Weiss spielt Musik der deutschen Sinti, mit einem breiteren Repertoire, das Einflüsse aus Südamerika, wie aus der Musik des Balkans verarbeitet. Das Häns'che Weiss-Trio spielt am Sonntagabend, 20 Uhr, im Hindemth Saal der Alten Oper. wp

Immer mehr Menschen fallen im Osten aus Tarifverträgen hinaus, immer mehr fragen, woraufhin sie qualifiziert und umgeschult werden.

Kneipp-Verein wandert

BAD VILBEL. Zu einer Rundwanderung in die Ober-Erlenbacher Gemarkung lädt der Kneipp-Verein Mitglieder und andere Wanderfreunde am Sonntag, 18. Oktober, ein. Treffpunkt ist um 9 Uhr (mit Privatfahrzeugen) am Bad Vilbeler Zentralparkplatz. Die Route mißt rund zwölf Kilometer. An der Ober-Erlenbacher Turnhalle ist die Schlußrast vorgesehen. Die Kneippianer wollen dort die Teilnehmer/-innen mit Getränken und Speisen zu günstigen Preisen versorgen. Weitere Auskünfte sind unter Telefon 0 61 01 / 8 35 19 oder 4 43 53 zu erhalten.

Sitzung des Sozialausschusses

MAIN-KINZIG-KREIS. Das "Konzept über die stationäre und ambulante Betreuung psychisch kranker Menschen im Main-Kinzig-Kreis" wird Thema der nächsten Sitzung des Sozialausschusses sein, die am Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung beginnt. Außerdem werden die Patientenfürsprecherinnen für die Kreiskrankenhäuser Bericht erstatten.

IBM wird im PC-Markt frecher Beim Preiskrieg im dunkeln wollen die Stuttgarter mithalten

sch FRANKFURT A. M. Mit witzigen Sprüchen soll Micro Max, neue Werbefigur der IBM Deutschland für das Personalcomputer-Geschäft, bei den Kunden Sympathien gewinnen. Den Stuttgartern selbst ist das Lachen längst vergangen. "Zwar legen wir nicht drauf", erklärt Erwin Staudt, Generalbevollmächtigter für diese Sparte, doch sinke der Gewinn. Der Preisverfall von 40 Prozent binnen Jahresfrist verderbe seinem Haus den Spaß. Und wenn das so weiter gehe, "dann haben wir bald keine Freude mehr".

Für den "ruinösen Wettbewerb" rüstet sich der hiesige Ableger des Computerriesen mit einem "aggressiven Angebot" gleich mehrerer Rechner-Familien, das er in Zeitungsannoncen vorstellt. Mit dem Abdruck von Preisen (ab 2700 Mark für das Einsteigermodell) wolle man den Kunden gleichzeitig eine Orientierungshilfe in der "chaotischen Situation" geben. Einige der Typen können aus einem Katalog per Telefon bestellt werden, doch sieht Staudt in diesem neuen Direktvertrieb keine Konkurrenz für den Handel. Der Manager macht deutlich, daß er dem Preiskrieg nicht zuschauen werde. Verbillige ein vergleichbarer Hersteller sein Angebot, dann werde sein Unternehmen umgehend nachziehen. Für viele Produzenten dürfte die Grenze der Wirtschaftlichkeit bald erreicht sein, spielt er auf den Ausleseprozeß in der Branche an. Weltweit rund 1700 Hersteller sollen sich in dem Geschäft tummeln, doch genau weiß das niemand, da der "Kampf im dunkeln stattfindet". Amtliche Zulassungszahlen wie im Auto-Geschäft gibt es nicht. Und so handelt es sich bei der Verkaufszahl von rund 2,5 Millionen PC pro anno hierzulande auch nur um eine grobe Schätzung. Davon dürften rund eine Million Stück auf den kommerziellen Markt entfallen, an dem sich IBM als Nummer eins sieht. Der Rest sind "Billigprodukte". Dort mischt der Multi mit der britischen Tochter ICPI und deren Ambra-Rechnern mit. Die neuen Geräte, die die Stuttgarter jetzt anpreisen, stellt der Konzern in einem eigenen schottischen Werk her. Teile werden zugekauft, aber bei Firmen, die IBM-Qualitätskriterien erfüllen, wie Staudt versichert, und nicht am asiatischen Spotmarkt. Micro-Max- Spruch: "Originale braucht das Land."

Die PC-Sparte trägt rund zehn Prozent zum Inlandsumsatz der deutschen IBM (1991 gut zehn Milliarden Mark) bei. Beim Gesamtumsatz rechnet die Gruppe nach einer Reuter-Meldung für 1992 mit wieder etwa 14,8 Milliarden Mark. Der Gewinn werde "voraussichtlich geringer" als zuletzt mit 473 Millionen ausfallen. Der Spiegel hatte von Einbußen auf 225 Millionen berichtet.

Namen + Notizen

JUTTA KÜMMER, Leiterin der Zulassungsstelle des Kreises, arbeitet seit 25 Jahren im öffentlichen Dienst. Aus Anlaß dieses Jubiläums haben Landrat Karl Eyerkaufer und der Personalrat Glückwünsche übermittelt. Ebenfalls 25 Jahre im öffentlichen Dienst beschäftigt sind: CHRISTEL WÖRN, Angestellte im Gesundheitsamt, die Reinemachefrauen ELFRIEDE KUSTER und DORIS OHLERICH von der Dietrich-Bonhoeffer- Schule in Maintal, IRMTRAUD KROMM, Angestellte im Sozialamt, BRIGITTE RAAB vom Landratsamt Hanau und die beiden Krankenschwestern ANNEMARIE KRAFT (Gelnhausen) und SIGRID CALLIES (Schlüchtern).

Die "Songs Of Freedom" standen vor Gericht Chris Blackwell kämpfte um das Marley-Vermächtnis

Naturschützer verschenken Bäume

RODGAU. Das Interesse an hochstämmigen, alten Obstbaumsorten steigt, seit der Naturschutzbund Dudenhofen Jahr für Jahr Hunderte von solchen Bäumen verschenkt und die Bürger/innen zum Pflanzen animiert. Im vergangenen Jahr gab es mit 330 Jungbäumen einen Rekord. In diesem Jahr werden die Obstbäume, die vom Kreis mit 16 000 Mark gesponsert werden, am 14. November abgegeben. Anmeldungen nimmt bis zum 21. Oktober Armin Hönig, Telefon 2 36 03, entgegen. Die Bäume müssen in Außenbereichen gepflanzt werden.

"Es ist nicht allzu lange her, als sich die dörflichen Siedlungen zunächst einmal mit bunten Bauerngärten umgaben, an die sich ein Band mit Obstgärten anschloß", stellt Burkhard Kühn als Sprecher der Naturschützer fest. Die schönen, alten Obstbaumbestände seien ein Biotop, das mittlerweile auf die "Rote Liste" der bedrohten Lebensräume geraten sei.

Die alten Streuobstwiesen bieten unzählige Lebensmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen: im Wurzelbereich Gräsern und Kräutern, mit Asthöhlen der Brut von Vögeln oder den Fledermäusen, mit den Blüten den Schmetterlingen, Bienen und Käfern, mit den Früchten beispielsweise dem Igel. Doch nicht nur die Natur profitiert von den Bäumen - alljährlich kann man Früchte ernten, die es so nicht im Supermarkt zu kaufen gibt.

Bei der Bestellung müssen Flurstück und Flurnummer des Pflanzortes angegeben werden. Die Bäume werden am 14. November zwischen 10 und 11 Uhr an der Geflügelzuchtanlage Dudenhofen, verlängerte Bleichstraße, ausgegeben. hf

Schauspielhaus zeigt "Die zweite Heimat"

Das Frankfurter Schauspielhaus verwandelt sich am Wochenende, 20. bis 22. November, zum Kino und zeigt die neue Filmproduktion von Edgar Reitz "Die zweite Heimat". Der Regisseur und die Hauptdarsteller wollen anwesend sein.

Am Freitag von 18 bis 0.40 Uhr sind die Filme 1-3, am Samstag von 11 bis 23 Uhr die Filme 4-8 und Sonntag von 11 bis 24 Uhr die Filme 9-13 des von den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichneten Mehrteilers zu sehen. Eine Jugend im München der sechziger Jahre steht im Mittelpunkt des Werkes, das an Reitz' erfolgreiche "Heimat" anknüpft.

Nach jedem Film sind kurze Pausen geplant und mindestens zwei längere Unterbrechungen. Der Eintrittspreis ist noch nicht bekannt. gem

Kaffeenachmittage für Senioren beginnen heute

HANAU. Auf den Beginn der Reihe Senioren-Kaffeenachmittage in der Altentagesstätte Großauheim am heutigen Mittwoch, 14. Oktober, weist das Sozialamt hin. Um 15 Uhr beginnt die Veranstaltung in der Alten Langgasse 9.

Wie das Amt weiter mitteilt, muß die für 23. Dezember vorgesehene Weihnachtsfeier aus organisatorischen Gründen auf Mittwoch, 16. Dezember, vorverlegt werden. jur

Verbessertes Leistungsspektrum Erweiterung des Reha-Zentrums Anfang 1993 abgeschlossen

BAD ORB. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten beim Genehmigungsverfahren macht der Erweiterungsbau des neuro- orthopädischen Rehabilitationszentrums in Bad Orb gute Fortschritte. Laut Klinikleitung wird der neue Komplex Anfang 1993 Jahres fertiggestellt sein.

In dem fünfgeschossigen Anbau werden insgesamt 67 Zimmer für pflegeintensive und behinderte Patienten eingerichtet. Nach Angaben von Geschäftsführer Rüdiger Hurrle verbessert sich damit das Leistungsspektrum der Klinik für Heilverfahren und mobilere Anschlußheilbehandlungen erheblich. Um die Patienten in dem neuen Gebäude, daß über einen Verbindungstrakt mit dem vorhandenenen Klinik-Komplex verbunden ist, besser behandeln und versorgen zu können, entstehen dort eine zusätzliche Bäderabteilung sowie Dependancen für Krankengymnastik und Ergotherapie.

Der Klinik werden nach der Fertigstellung des Erweiterungstraktes knapp 300 Betten zur Verfügung stehen. Das Reha- Zentrum in Bad Orb ist seit seiner Eröffnung vor vier Jahren ständig ausgelastet. Zum Teil längere Wartelisten für die Patienten hatten bereits 1990 Erweiterungspläne aktuell werden lassen. jan

Parlament entscheidet über doppeltes Experiment Das Nadelöhr Kilianstädten soll noch enger werden

SCHÖNECK. Frühestens Mitte 1993, meint Bürgermeister Erwin Schmidt, wird es ernst. Wenn die Gemeindevertretung nächsten Dienstag zustimmt, wird die Ortsdurchfahrt Kilianstädten Schauplatz eines Experiments werden. Das Nadelöhr soll für die Motorisierten noch enger werden, Fußgänger(innen) sollen sich auf verbreiterten Gehwegen sicherer bewegen. Wie der täglich über 10 000 Fahrzeuge starke Verkehrsstrom darauf reagieren wird, ist die spannende Frage.

Wird er damit auf die B 521 umgelenkt und so die Belastung für den Ortsteil Büdesheim noch verschärfen? Wird er sich innerhalb Kilianstädtens auf Schleichwege verlagern? Oder wird es ohne Verkehrsminderung in der Ortsdurchfahrt Frankfurter Straße schlicht fürchterliche Staus und eine entsprechend erhöhte Belastung der Anliegerschaft geben?

Vorbehalte gegen die vom Straßenbauamt Hanau in Abstimmung mit dem Landesamt für Straßenbau vorgeschlagene Verengung gibt es in Schöneck, gerade auch auf dem Rathaus, genug. Bürgermeister Erwin Schmidt hat bei der Angelegenheit "erhebliches Bauchgrimmen". Die Vorlage des Gemeindevorstands ans Kommunalparlament, schlägt die Engstellenregelung denn auch nur "unter Zurückstellung erheblicher Bedenken" vor. Zwei Engstellen Zwischen Untergasse und Platz der Republik soll der vom Straßenbauamt gewünschte Versuch mit einer ampelgeregelten Engstelle eingerichtet werden.

Die Bürgersteige seien im Rahmen dieses Versuchs so auszubauen, daß dieser Teilabschnitt der Frankfurter Straße auch dann so verbleiben kann, wenn die Ampeln wieder abgebaut würden.

Doch die Verkehrskommission hat sich noch Zusätzliches ausgedacht. Im westlichen Bereich des Nadelöhrs will auf ihre Anregung der Gemeindevorstand eine zweite Engstelle einrichten, diese aber ohne Ampel. Die Bürgersteige in diesem Abschnitt sollen auf beiden Seiten "geringfügig" verbreitert werden.

Wenn die beiden Versuche, solchermaßen "in Serie geschaltet", wirklich einmal laufen, ist dies auf eine längere Vorgeschichte zurückzuführen. In der dem Gemeindevorstand zugeordneten Verkehrskommission hat man sich in mehreren Sitzung den Kopf über das Thema zerbrochen; gemeinsames Ziel der Beteiligten: die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer in der engen Ortsdurchfahrt zu erhöhen. Hintergrund der Überlegungen: Eine Ortsumgehung, mit der das Problem ein für allemal zu lösen wäre, wird noch lange auf sich warten lassen.

Ein vom Straßenbauamt Hanau schon vor zwei Jahren in die Diskussion gebrachter Vorschlag für ein Provisorium wollte eine ampelgesteuerte Engstelle zwischen den Anwesen der Frankfurter Straße 1 und 23. In der Verkehrskommission wie im Gemeindevorstand stieß dies auf Ablehnung; man fürchtete, die Autos würden sich in beiden Richtungen zu langen, stinkenden Schlangen aufstauen.

Statt dessen wurde von den Gremien beschlossen, die Bürgersteige an zwei Stellen ohne Ampel einseitig so sehr zu verbreitern, daß nur noch ein Fahrzeug passieren kann. Die zwei Stellen sollten sich in Höhe der Häuser Frankfurter Straße 7 und 9 sowie 21 bis 27 befinden. Dagegen erhob nun das Straßenbauamt Hanau, zuständig für die durch den Ort führende Landesstraße 3008, Einwände.

Es will eine längere verengte Strecke. Und weil es bei der dann eintreten könnte, daß Fahrzeugströme aus zwei Richtungen sich in einem so unübersichtlichen Engpaß verkeilen, besteht es auf einer Ampelregelung. 125 Meter lang ist das vom Amt nun gewünschte Versuchsstück zwischen den Hausnummern 1 und 13. Das Straßenbauamt schließt nicht aus, daß die Ampel auf dem Weg über andere Gemeindestraßen oder aber über die Bundesstraße 521 umfahren wird.

Die Verkehrskommission hat sich trotz ihrer Bedenken mehrheitlich dem Vorschlag des Straßenbauamts angeschlossen. Aber sie will es genauer wissen. Deswegen der zweite, auf ihrem "Mist" ge Nicht vor Mitte 1993 wachsene Versuch mit dem nicht signalisierten Engstellen-Bereich: Er soll weiterhin zwischen Frankfurter Straße 21 und 27 ablaufen. Beidseitig soll die Fahrbahn hier auf maximal 4,50 Meter eingeschränkt werden, so daß im Begegnungsverkehr nur noch zwei Personenwagen aneinander vorbeikommen.

Auch wenn die Gemeindevertretung die Vorlage des Gemeindevorstands unverändert beschließen sollte, wird sich der Verkehr wohl noch einige Zeit in gewohnter Stärke durch den Ortskern drücken. Vor Mitte nächsten Jahres werden wohl die nötigen Gelder noch nicht bewilligt sein. Ul

"KurzFilmAgentur" gegründet

HAMBURG. Nach jahrelanger Vorbereitung wird in Hamburg zum 1. Januar 1993 eine bundesweit agierende und international kooperierende "KurzFilmAgentur" gegründet. Zur Verbesserung der Marktchancen des Kurzfilm sind der Aufbau eines Kino-Abo-Systems und einer Datenbank geplant. Darüber hinaus wird die Agentur in Zukunft das Hamburger Kurzfilmfestival No Budget ausrichten. Die laufenden Kosten des Projekts werden unter anderem von der Hamburger Kulturbehörde getragen. fr

Sträucher ausgerissen

ROSBACH. Unbekannte Täter haben nach Angaben der Kriminalpolizei in der Nacht zum Montag sämtliche, rings um ein Restaurant in Nieder-Rosbach gepflanzten Kleinsträucher ausgerissen sowie das Werbeschild des Lokals umgedrückt und die Gegensprechanlage demoliert. Schaden: rund 2000 Mark.

Frauen lernen Umgang mit Computersystemen

FRIEDBERG. Allen Frauen, die sich für die Arbeit am Computer interessieren sowie den Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen lernen möchten, bietet das Frauenzentrum ein Einführungsseminar an, das die Erarbeitung der Grundlagen für das Betriebssystem MS-DOS sowie eine Einführung in die Textverarbeitung Word 5.0 umfaßt.

Das Seminar ist an vier Samstagen, 24. und 31. Oktober und 7. und 14. November, jeweils von 8.30 Uhr bis 13.00 Uhr in der Usagasse 8 in Friedberg geplant.

Ein weiteres Kompaktseminar wird am 21. und 22. November von 9 bis 17 Uhr stattfinden.

Anmeldungen nimmt das Frauenzentrum entgegen: Tel. 0 60 31 / 25 11. job

Für die Händlerschürze bitte "Letzte" verwenden...gz

Seminare über Steuer und Sportmedizin

MAIN-KINZIG-KREIS. Zu zwei Seminaren über vereinsspezifische Steuerthemen und Sportmedizin lädt die Kreisabteilung Sport und Freizeit für Samstag, 31. Oktober, ins Jugendzentrum Ronneburg ein. Beide Veranstaltungen beginnen um 9 Uhr. Der eine Kursus soll Vereinsvertreter über steuerliche Fragen aufklären, die mit ihrer Tätigkeit zusammenhängen, und ihnen praxisnahe Hilfestellung geben.

Das sportmedizinische Seminar ist gedacht für Trainer, Übungs- und Jugendleiter, Sportlehrer und Mannschaftsbetreuer. Ein bekannter Krankengymnast und Sportphysiotherapeut des DSB - Mitarbeiter des Olympiastützpunktes Rhein-Main - wird als Referent auftreten. Anhand von praktischen Unterweisungen soll weiter über Verletzungen und Risiken informiert werden. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 92 80 anmelden. hok

Die FDP hat ihre Kandidaten aufgestellt

NEU-ANSPACH. Die FDP, die in der laufenden Legislaturperiode nicht im Gemeindeparlament vertreten ist, hat ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im kommenden März aufgestellt.

Der 40jährige Unternehmensberater Harald Tiesler führt die Liste der zwölf Liberalen an. Danach kandidieren der Reihenfolge nach Wolfgang Thürauf (30), Andreas Braum (32), Hans Wolfgang Schröder (59), Erika Schäfer (66) und Ute Tiesler (39).

Es folgen August Klose (53), Klaus Becker (48), Jörg Freiherr von Seckendorff (35), Martin Klose (22), Friedrich Schlapp (66) und schließlich Wolfgang Römer (48).

Als wichtigste Ziele für die Kommunalwahl bezeichnet die FDP das Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde, um ins Gemeindeparlament einziehen zu können, und das Brechen der absoluten Mehrheit der SPD. Zum Schwerpunkt ihres kommunalpolitischen Programms hat die Partei die ihrer Meinung nach schweren Infrastrukturmängel in den alten und neuen Ortsteilen der Gemeinde erklärt. cn

Tabuthema ohne Voyeurismus Filmpreis für "Pannwitzblick" / Aufführung im Neuen Theater

HÖCHST. Therese sitzt am Tisch und versucht, ihre Puppe zu füttern. Immer wieder droht ihr der Löffel aus der Hand, nein aus dem Greifer zu fallen. Therese ist vier Jahre alt, ihr Oberkörper ist in ein Korsett gezwängt, das aus einer Folterkammer stammen könnte.

Bilder aus dem "Pannwitzblick", einem Dokumentarfilm von Didi Danquart. Der Zuschauer sieht die kleine Therese auf einem Taschenbildschirm, die erwachsene Frau Therese kommentiert den Film, der damals für wissenschaftliche Zwecke gedreht wurde. Er sollte zeigen, wie Prothesen für Contergangeschädigte angepaßt werden. Heute tippt und gestikuliert Therese, wie sie es schon immer am liebsten tat: mit den Füßen. "Die Drehtage damals waren für mich eine schlimme Zeit. Alle sahen mich mit diesem aggressiven Blick an: Du bist anders."

Ein Blick, den der Schriftsteller Primo Levi den "Pannwitzblick" nannte. Nach dem "hochgewachsenen, mageren und blonden" Arzt Pannwitz, den Levi als Häftling mit der KZ-Nummer 174 517 in Auschwitz wie ein Wunder überlebte. Für Levi, der 1988 Selbstmord beging, war der Blick von Pannwitz ein Sinnbild der Nazidiktatur: "Könnte ich mir . . . die Eigenart jenes Blickes erklären, so hätte ich mir auch das Wesen des großen Wahnsinns im Dritten Reich erklärt."

Danquart dokumentiert mit seinem Film, daß Behinderte immer noch mit diesem Blick gesehen werden. Er selbt bricht mit diesem Blickwinkel. Er zeigt den Alltag der Behinderten, ohne voyeuristisch zu werden, er schneidet ihre Aussagen gegen Interviews mit Befürwortern der Sterbehilfe.

"Für seine komplexe Sichtweise eines Tabuthemas" bekam Danquart 1991 den Dokumentarfilmpreis. Bei der Frankfurter Uraufführung im Neuen Theater (heute, Mittwoch 20.30 Uhr) besteht die Möglichkeit, nach dem Film mit dem Regisseur zu diskutieren. clk

Fahrt nach Würzburg

HANAU. Der Hanauer Geschichtsverein plant eine Fahrt zur Festung Marienberg in Würzburg. Sie soll am Samstag, 31. Oktober, stattfinden. Der Hanauer Museumsleiter Dr. Anton Merck wird die Gruppe - Gäste sind willkommen - sachkundig durch das dortige Museum führen. Kartenvorverkauf bei der Hofbuchhandlung Albertis in der Hammerstraße am Dienstag, 20. Oktober, von 10 bis 11 Uhr, oder danach telefonisch unter der Rufnummer 25 37 36 oder 60 703.

Briefe an die Redaktion

"Symbol für Solidarität" Zu der von evangelischer Jugend, Aktionsbündnis gegen Rassismus, Offenbacher Oppositionsbündnis und Arbeitskreis Kultur und Widerstand gemeinsam durchgeführten Demonstration gegen Fremdenhaß und Rassismus in Offenbach: In Ihrem Artikel darüber wurde nur das Aktionsbündnis gegen Rassismus als Aufrufer genannt, obwohl alle vier oben genannten Gruppen den Demonstrationsaufruf unterzeichnet hatten.

Wir wollten durch die Zusammenarbeit kirchlicher und autonomer Gruppen sowie linker Parteien Solidarität symbolisieren, der üblichen Trennung dieser Gruppen, die zu diesem Thema Ähnliches wollen, entgegenwirken. Mit der katholischen St.-Paul-Gemeinde, die ihrerseits eine Kundgebung mit Gottesdienst plante, haben wir wiederholt Kontakt aufgenommen. Die Zusammenführung der Veranstaltungen war aus organisatorischen Gründen nicht mehr möglich.

Marc Geisler, ev. Jugend, Offenbach Jens Winter, Aktionsbündnis, Offenbach

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Zerstörung der Telefonzellen nimmt keine Ende / Früher waren die Geldkassetten begehrt Jetzt greifen die Diebe nach alten Telefonkarten 200 Fälle pro Jahr in Bad Homburg und Umgebung Von Thomas Eberding BAD HOMBURG. Vielen sind sie ein ständig wiederkehrendes Ärgernis, dem sie sich kaum entziehen können. Vor allem dann, wenn sie es eilig haben oder sich in der Gegend nicht auskennen: demolierte Telefonzellen. Abgerissene Hörer, durchfallendes Geld, gestohlene Telefonbücher und verstopfte Geldschlitze haben sicherlich jeden schon einmal auf die Palme gebracht. Die Telekom ist an der Misere meist schuldlos. In vier von fünf Fällen sind mutwillige Beschädigungen die Ursache. Jüngstes Beispiel: Bei einem Telefonhäuschen auf der Thomasbrücke wurden die Scheiben zertrümmert. Blinde Zerstörungswut, wie es scheint. Nur noch besonders Mutige greifen hier zum Hörer.

Schäden entstehen oft auch, wenn Geldkassetten aufgebrochen oder die - noch - gelbe Zelle verunreinigt wird. Auch falsche Münzen, ob mit oder ohne Absicht in die Schlitze gequetscht, verursachen ebenfalls häufig Störungen.

Allein in Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberstedten verbuchte Telekom im vergangenen Jahr bei 199 Delikten über 120 000 Mark Schaden, teilt Hans- Christian Matte, beim Fernmeldeamt Eschborn zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, mit. Dabei gebe es hier überhaupt nur 129 Telefonzellen.

Im gesamten Amtsbereich des Fernmeldeamtes (Hochtaunuskreis, Maintaunuskreis, Bad Vilbel und Bergen-Enkheim) wurde in einem Jahr durch Zerstörungen ein Schaden von 290 000 Mark angerichtet. Rund 100 000 Mark mehr werden es, rechnet man das geklaute Münzgeld hinzu.

"Durchschnittlich zehn- bis zwölfmal im Monat werden in Bad Homburg Kassettenbehälter von Telefonzellen aufgebrochen", erklärt Alfred Ritte, Leiter der Ermittlungsgruppe bei der Polizei. Überwiegend auf die gleiche Arbeitsweise. Seltener sind die reinen Sachbeschädigungen. Nur wenig Täter werden entdeckt, die meisten bleiben unbekannt."

Der Dauerraubzug auf die Geldkassetten ist mit ein Grund für die Telefongesellschaft, immer mehr Kartentelefone zu installieren. Bundesweit beträgt das Verhältnis von Münz- zu Kartentelefonen etwa 2:1. In Bad Homburg kann - oder: muß - bereits aus über 40 Prozent der Zellen ohne Bargeld telefoniert werden.

Störungen werden bei Münz-Fernsprechern in der Regel im Zuge der Leerungen entdeckt. Bei Kartentelefonen hingegen werden technische Störungen via Datenleitung direkt in die Zentrale gemeldet. Doch auch hier wird vor Ort kontrolliert, zum Beispiel ob die Telefonbücher noch da sind. Viele Hinweise kommen auch aus der Bevölkerung.

Gewöhnlich dauere es ein oder zwei Tage, bis die Störung behoben ist, versichert Wolfgang Merkel, Pressesprecher des Fernmeldeamtes: "Es gab auch schon Zeiten, in denen wir mit den Reparaturen nicht hinterherkamen." Denn vor einigen Jahren war es noch schlimmer mit den Zerstörungen im Hochtaunuskreis. Banden hatten sich damals darauf spezialisiert, die Geld-Kassetten zu stehlen. Heute scheint die Zerstörungswut in den neuen Bundesländern besonders groß zu sein. An bisher 20 000 installierten öffentlichen Fernsprechern entstand im vergangenen Jahr rund 35 Millionen Mark Schaden. In den alten Ländern wurden für "nur" knapp 25 Millionen Mark Telefonzellen demoliert. Hier gibt es immerhin 140 000 Häuschen.

Jüngste Variante bei der Telefonzerstörung: Sammler von Telefonkarten brechen die Behälter auf, in die die abtelefonierten Karten gesteckt werden. Denn die Karten sind, ähnlich wie Briefmarken, inzwischen zum begehrten Sammelobjekt geworden. Doch die Telekom ist gesetzlich dazu verpflichtet, die Karten direkt in den Telefonzellen einzusammeln. Mit der Umrüstung auf Kartentelefone - bis 1995 soll die Hälfte der Fernsprecher umgestellt worden sein - schießt die Telekom also womöglich ein Eigentor.

Gespräch über Koalition FDP-Kandidatenliste

ESCHBORN. Der ehrenamtliche Stadtrat Oswald Christoph führt die Liste der FDP für die Kommunalwahl am 7. März an. Bei der Mitgliederversammlung sprachen sich 17 der anwesenden 18 FDPler dafür aus. Christoph hat damit zum vierten Mal die Spitzenposition. Zu einer Koalitionsaussage mit der CDU rang sich die Versammlung allerdings noch nicht durch.

Ortsvereinsvorsitzender Friedrich Kohlhauer sagte auf Anfrage der FR, darüber müsse erst noch im "engeren Vorstand" und mit der Fraktion gesprochen werden. Schließlich habe in der Koalition "das ein oder andere gehakt". Zudem habe die FDP "leichte Probleme mit der Person des Bürgermeisters". Von einem Koalitionsgespräch mit der CDU, das für nächste Woche geplant sei, hänge "einiges" ab.

Kohlhauer machte aber andererseits deutlich, daß die FDP in ihrem Wahlprogramm "eindeutige Aussagen" treffen will und mit "großer Wahrscheinlichkeit" wieder mit der CDU koaliert. Ob die Liberalen auch nach Ablauf der Amtszeit von Erstem Stadtrat Michael Bauer im Herbst nächsten Jahres Anspruch auf diesen Posten erheben, wollte Kohlhauer nicht diskutieren, bevor das Ergebnis der Kommunalwahl feststeht.

Ziel der FDP ist es jedenfalls, die Zahl ihrer gegenwärtig drei Vertreter im Parlament zu erhöhen. Auf die vorderen Listenplätze setzte sie den derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Fritz W. Krüger, den parteilosen ehrenamtlichen Stadtrat Oswald Henrich und den Vorsitzenden des Ortsvereins, Friedrich Kohlhauer. Ingrid Mecking und Gerd Koke nehmen ebenfalls vordere Plätze ein. Insgesamt stehen 21 Personen auf der Liste. Der Eschborner FDP gehören 35 Mitglieder an.

Einer der Hauptpunkte des Wahlprogramms ist die Forderung nach einer attraktiveren Eschborner Innenstadt, die auch Einkaufende anzieht. Es müßte eine Verbindung vom umgestalteten Rathausvorplatz über die verkehrsberuhigte Unterortstraße zum Oberort geben, die zum Flanieren einlädt, sagte Kohlhauer.

Die FDP will die Radwege ausbauen lassen, ein unabhängiges Gutachten anfertigen lassen, wie in der Verwaltung gespart werden kann, die Pläne für Wohnbaugebiete zügig umsetzen und einen Golfplatz bauen - ohne öffentliche Mittel. she

Wir gratulieren

Herrn Waldemar Kroll aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 14. Oktober.

Herrn Theo Brenneis aus Großkrotzenburg zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 15. Oktober.

Tauschen

BAD VILBEL. Biete Kleinbildkamera, suche Weitwinkelobjektiv - an rund 90 Ständen können Foto- und Filmfreunde bei der Börse im Kurhaus am Sonntag ihrer Sammelleidenschaft frönen. Die Börse ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Nachfragen

BAD VILBEL. "Braucht Deutschland wieder den Ausländerhaß so wie einst das Feindbild Jude?" fragt Hanni Ullmann aus Israel am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, im Gemeindehaus der Evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde . Die Referentin wird über die gegenwärtige Situation in Israel und ihre Arbeit im Kinderheim Neve Hanna berichten. Amüsieren BAD VILBEL. Kein Konzertabend für Leute mit Angst vor Lachfalten verspricht die Veranstaltung am Mittwoch, 21. Oktober, 20.30 Uhr, in der Alten Mühle zu werden: Erwartet wird das Frankfurter Kurorchester, das mit Musik von Bach bis AC/DC zur Weltreise antritt: "Bon Voyage" mit Frank Wolff, Willi Kappich, Jos Rinck und Anne Bärenz. Zuhören NIDDA. Deutschlands bekanntester Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki eröffnet heute, 20 Uhr, die Reihe "Nidda literarisch" im Bürgerhaus. Thema seines Vortrags: "Wozu Literatur?". Jochen Hieber stellt die Zielsetzung der Reihe vor.

Motor eines Polizeiautos fing plötzlich Feuer

OFFENBACH. Bei einer Einsatzfahrt von Bieber Richtung Innenstadt fing am Dienstag morgen der Motor eines Polizeibusses auf Höhe der Einmündung zur B 448 plötzlich Feuer. Die Beamten mußten die Feuerwehr rufen, weil sie den Motorbrand nicht unter Kontrolle bekamen. Trotz einer starken Rauchentwicklung bestand keine Gefahr für die Bevölkerung. dok

Arbeiter verletzte sich bei Sturz lebensgefährlich

NIDDA. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein 26jähriger Monteur am Montagmorgen auf dem Gelände der Firma Hornitex. Bei Montagearbeiten verlor der junge Mann, der für eine Bekumer Firma arbeitet, das Gleichgewicht, fiel rückwärts gegen einen Stahlträger und stürzte aus etwa drei Metern Höhe auf einen Betonsockel. Wie die Polizei mitteilt, brachte ihn ein Rettungshubschrauber in ein Frankfurter Krankenhaus. skl

Mit der Bahn nach Brotterode Initiative veranstaltet Sonderfahrt zur Rettung der Strecke

BROTTERODE / BAD VILBEL. "Höchste Eisenbahn" ist es für die Rettung der Eisenbahnlinie Brotterode-Kleinschmalkalden-Eisenach. Dazu rufen die Gründer einer Initiative zur Rettung der Bahnlinie auf, die von der Bundesbahn wegrationalisiert werden soll, wie der Bad Vilbeler Wolfgang Armbrust berichtet. Armbrust kümmert sich bekanntlich in verschiedenen Privatinitiativen um konkrete Hilfe in Brotterode.

Am Samstag, 17. Oktober, haben die Initiatoren eine Sonderfahrt auf der Linie zwischen Brotterode und Eisenach organisiert. "Das ist keine Nostalgiefahrt, sondern eine Probefahrt mit modernen Wagen", erläutert Armbrust. Eine Fahrt durch den herbstlichen Thüringer Wald mit der Bahn könne ein Erlebnis sein.

Eisenach ist von Frankfurt mit dem IC ab 7.18 Uhr zu erreichen, der Zug hält in Hanau um 7.41 Uhr und erreicht Eisenach um 9.52 Uhr. Dort startet um 10 Uhr die zweite Fahrt über Kleinschmalkalden nach Brotterode am Inselberg. Die erste Fahrt soll um 8 Uhr morgens ab Brotterode über Kleinschmalkalden nach Eisenach führen.

Zur Rettung der Bahnlinie gründet sich eine Aktiengesellschaft. Ein Teil der Strecke nach Brotterode war bisher Werksbahn und gehört heute der Firma Bosch. Sie soll künftig in die private Bahnlinie einbezogen werden.

Spenden nimmt die AG in Gründung bei der Deutschen Bank Schmalkalden Nummer 4761300, BLZ 82070000, entgegen.

Weitere Informationen sind bei Friedrich Kassner, Dredner Straße 72 in Hanau, unter Tel. 0 61 81 / 25 39 35 erhältlich oder bei Heinz Armbrust, Bad Vilbel, Tel. 8 59 67. de

Alternative Ernährung auf einen Blick

OBERURSEL. Der Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. veranstaltet von Donnerstag, 15. Oktober, bis Sonntag, 18. Oktober ein Seminar über gesunde Ernährung. Das Thema lautet "Gesund ernähren - aber wie? Alternative Ernährungsformen im Überblick". Ort der Vorträge ist die Reformhaus-Fachakademie in Oberursel in der Gotischen Straße 15.

Am Donnerstag um 15 Uhr eröffnet der Arzt Thomas Heintze die Veranstaltungsreihe mit einer "Einführung in die Trennkost unter besonderer Berücksichtigung des Säure-Basen-Haushaltes". Professor Claus Leitzmann führt am selben Tag um 19.30 Uhr in "Fragen der Vollwert-Ernährung und der Ernährungsökologie" ein.

Am Freitag morgen um 10 Uhr steht eine Podiumsdiskussion über alternative Produkte mit Vertretern der Reformhaus- und Naturkostbranche auf dem Programm. Barbara Rütting referiert ebenfalls am Freitag um 16.30 Uhr über das Thema "Besser leben mit Vollwertkost". Am Samstag um 10 Uhr führt Petra Kühne in die "Antroposophische Ernährungslehre" ein. Der Vortrag von Günther Böhm um 16 Uhr lautet "Mazdaznan - Ernährungslehre und ganzheitlicher Ansatz". Den Abschluß bilden am Sonntag um 10 Uhr die Ausführungen von Steven Acuff zum Thema "Makrobiotische Ernährungslehre". Teilnehmer müssen pro Vortrag 10 Mark bezahlen. jom

Mittwoch, 14. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 43 30: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 36 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heisse Steine".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, I Macap - "Ende gut, alles gut".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstsr. 2, Tel. 15 45 110: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, "Poe!" (Premiere). Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche".

Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: 20 Uhr, Chamber Orchestra of Europe; Mozart Saal: 20 Uhr, Kammerorchester des Rimski-Korsakow.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Stuttgarter Ballett.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The House of Love/Catherine Wheel.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, New Livin'Blues.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, At the Crossroads.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag Disco - African Music.

Bürgerhaus Nordweststadt, Nidaforum 8: 21 Uhr, Salsa-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Scotty Riggins.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Tanz.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Trio.

Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Matthias Schubert/Simon Nabatov, Daniel Guggenheim Group, Peter Giger Trio - Jazz Night.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Starlights. Literatur Literarischer Mittwoch: 20 Uhr, Lesung Wilhelm Genazino.

Holzhausenschlößchen, Justinanstr. 5: 19.30 Uhr, Krimilesung Peter Zingler.

Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20: 20 Uhr, Fatima Mernissi - "Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie"; Moderation Chérifa Magdi.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Lesung Ilona Strauß - "Die Rede von Sitting Bull"; 20 Uhr, flanzendörfer "unmöglich es leben" - Theaterperformance. Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14.7.1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der Zehner und Zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: bis 25. November geschlossen.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre.

Zu schnell gefahren: Zwei Leichtverletzte

MÜHLHEIM. Bei einem Verkehrsunfall am Montag abend im Einmündungsbereich Lämmerspieler Straße, Ecke Friedensstraße wurden beide Fahrer leicht verletzt. Nach Mitteilung der Polizei fuhr der Unfallverursacher, ein 22 Jahre alter Mann, offensichtlich zu schnell in den Einmündungsbereich. Er kollidierte dort mit dem Wagen einer 18 Jahre alten Frau, die auf der Friedensstraße Richtung Hanau fuhr. Es entstand ein Schaden von 18 000 Mark. dok

Auch Florstadt soll eine Betreuungsschule erhalten Vorerst nur während der Mittagszeit Von Jörg Muthorst FLORSTADT. Ein Betreuungsangebot nach Bad Vilbeler und Butzbacher Vorbild soll es bald schon auch für Florstädter Jungen und Mädchen an der Karl-Weigand-Schule geben. Diese Zielsetzung verfolgt ein soeben von mehreren Eltern gegründeter Förderverein zur Schülerbetreuung. Die Initiatoren/-innen, darunter auch Schulleiter Dieter Stengel, hoffen, auf ehrenamtlicher Basis noch in diesem Jahr mit dem Projekt starten zu können. Daß es auch in Florstadt einen Bedarf an Betreuungsplätzen, insbesondere für Kinder im Grundschulalter, gibt, steht für die Vereinsgründer/-innen außer Frage. Die Zahl der Familien, in denen beide Elternteile berufstätig seien, oder auch die Zahl der Alleinerziehenden wachse ständig an, so die auf zwei Jahre gewählte Vereinsvorsitzende Roswitha Krum, der als Stellvertreterin Monika Rhein und als Kassiererin Annie Harms zur Seite stehen. Einen Hort, so Frau Krum, in dem die Kinder bei späterem Unterrichtsbeginnn oder bei früherem Schulschluß betreut werden könnten, gebe es in Florstadt nicht.

Nach dem Eintrag ins Register des Amtsgerichts soll für den Verein beim Finanzamt die Gemeinnützigkeit beantragt werden. Über eine Geschäftsordnung, mit einem pädagogischen Konzept und Vorschlägen zur Finanzierung, verfügt der Verein noch nicht. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung will der Vorstand den Mitgliedern einen Entwurf vorlegen.

Ziel sei, so Roswitha Krum, ein möglichst "umfassendes Betreuungsangebot" - sowohl während als auch nach der normalen Unterrichtszeit - zu schaffen. Der Hauptbedarf liege aber wohl in den Vormittagsstunden. Gleichwohl sei langfristig auch an eine Ausdehnung des Projektes in die Nachmittagsstunden (mit Hausaufgabenbetreuung) gedacht. Die Vereinsvorsitzende: "Da von Gemeindeseite keine Hortbetreuung angeboten wird, könnte hier die Schule eine Lücke schließen."

Pädagogisches Konzept und Finanzierung will der Verein mit dem Schulträger, dem Schulamt, dem Kultusministerium und der Lehrerschaft, aber auch mit der Gemeinde abstimmen. Anders als die Betreuungsschule an der Bad Vilbeler Stadtschule können die Florstädter zwar ebenfalls mit Landesgeldern, nicht aber mit Zuschüssen des Wetteraukreises zur Deckung der Personalkosten rechnen. Schuldezernent Joachim Pollmar habe jedoch signalisiert, daß der Kreis, ähnlich wie in Butzbach, für die materielle Grundausstattung der Einrichtung aufkommen und in Abstimmung mit der Schulleitung die benötigten Räume zur Verfügung stellen könnte, so Frau Krum.

Blieben folglich die Eltern und auch die Gemeinde gefordert. Bürgermeister Heinz Trupp erklärte auf Anfrage der FR, er stehe dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. Ob die Gemeinde die Betreuungsschule bezuschussen werde, müsse das Parlament entscheiden. Er persönlich werde sich für eine solche Förderung einsetzen.

Finanzielle Unterstützung erhofft sich der Verein auch durch den Beitritt weiterer Mitglieder sowie durch Spenden, auch von Florstädter Unternehmen. In welchem Umfang die Eltern der betreuten Kinder zur Kasse "gebeten" werden sollen, müsse noch diskutiert werden, meinte Frau Krum gegenüber der FR. Um das Projekt "ins Rollen" zu bekommen, solle - womöglich noch vor Weihnachten - erst einmal auf ehrenamtlicher Basis in der Mittagszeit begonnen werden. Dabei gehe es vor allem um die Abdeckung des Grundschulbereichs. Die Vereinsvorsitzende rechnet mit einer Anfangsgruppe von 15 bis 20 Kindern, für die eine zunächst unentgeltlich arbeitende Betreuungskraft ausreiche. Auch Lehrer der Grund-, Haupt- und Realschule hätten sich bereit erklärt, dem Projekt in der Startphase Hilfe zu leisten.

Ziel sei es, im nächsten Jahr eine Fachkraft anzustellen und dann die vorerst auf den Mittag begrenzte Betreuungszeit ausweiten zu können.

Florstädter/-innen, die Mitglied im Förderverein werden möchten, oder auch Firmen, die das pädagogische Vorhaben unterstützen wollen, können sich an folgende Kontaktpersonen wenden:

Annie Harms, Weigandstraße 6, Nieder- Florstadt, Telefon 0 60 35 / 59 84; Monika Rhein, Enggasse 4, Nieder-Florstadt, Telefon 0 60 35 / 74 55; Roswitha Krum, In der Ecke 1, Nieder-Mockstadt, Telefon 0 60 41 / 63 82; Dieter Stengel, Karl-Weigand-Schule, Nieder-Florstadt, Telefon 0 60 35 / 53 07.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder & Aquarelle (bis 24. 10.); Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F.K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Jan Van Munster (bis 3. 11.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Künstler der Galerie - "Essentielle Malerei" (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald F. Müller - Skulptur & Fotoarbeiten (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika Haus, Staufenstr. 1: A Collection fo Contemporary American Indian Painting (bis 7. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Sympathische Schurken

BAD VILBEL. Reichlich üblen Gesellen haben Hans Sarkowicz, Kulturredakteur beim Hessischen Rundfunk, und der Literaturwissenschaftler Heiner Boehncke nachgespürt: den deutschen Räuberbanden. Ihr Fund war üppig. Gleich drei Bände umfaßt die Dokumentation der beiden Autoren "Die deutschen Räuberbanden".

Am Sonntag, 18. Oktober, ab 11 Uhr stellen Sarkowicz und Boehncke ihre Arbeit mit Gesangseinlagen, Anekdoten und Gerichtsdokumenten vor. Während dieser Matinée im Kulturzentrum Alte Mühle werden die Gäste auch Bekanntschaft mit einer Wetterauer Räuberbande machen, die einst in der Region ihr Unwesen trieb. Nur wenig fanden die Autoren allerdings von der "Robin-Hood-Idylle", denn "letztlich waren diese Schurken die Ärmsten der Armen, die in einer Zeit des Hungers mit List und Intelligenz ihr Überleben sicherten." Wie - das ist am Sonntag zu erfahren. cor

Was geschieht mit der Weichersbacher Schule? Ortsbeirat verlangt von der Gemeinde, erneut mit dem Eigner Main-Kinzig-Kreis zu verhandeln

SINNTAL. Das Schicksal der alten Schule in Weichersbach bleibt ungewiß. Das Gebäude, vermutlich noch ein paar Jahre älter als die 1697 eingeweihte Kirche, ist dringend sanierungsbedürftig. Doch für die Rettung des zweigeschossigen Baus, der unter anderem noch als Vereinstreff dient, ist niemand bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.

Vor einem Jahr bot der Kreis der Gemeinde das Haus als Geschenk an. Doch die winkte dankend ab. Vor kurzem bekräftigte sie diese Position noch einmal. Im jetzigen Zustand sei die alte Schule für sie uninteressant. Alleine die Sanierung von Dach und Obergeschoß würde etwa eine halbe Million Mark kosten.

Der Kreis hatte sogar vorgeschlagen, das obere Stockwerk einfach abzutragen und ein neues Dach zu errichten. Aus Sicht der Weichersbacher macht das jedoch kaum Sinn. Für ein Vereinsdomizil sei gerade das obere Geschoß wichtig, wo ein zehn mal zwanzig Meter großer Saal entstehen könnte.

Der Ortsbeirat hat nun die Gemeinde aufgefordert, erneut mit dem Kreis in Verhandlung zu treten. Überhaupt ist Ortsvorsteher Karl Belz etwas verärgert über die Rathauspolitik. Zuletzt habe man ihn bei einer Besichtigung des Gebäudes durch den Gemeindevorstand nicht einmal eingeladen. jan

"Sprachstörungen" im Bürgerkeller Großauheim

HANAU. "Sprachentwicklung - Sprachstörung - Sprachförderung" lautet das Thema eines Referats im Freizeittreff Bürgerkeller Großauheim am Donnerstag, 16. Oktober. Die Veranstaltung, die um 20 Uhr im Alten Bürgerhaus beginnt, steht im Rahmen der pädagogisch- psychologischen Vortrags- und Diskussionreihe, die die Einrichtung seit einiger Zeit anbietet.

Den Erläuterungen der Diplompädagogin, die auch Fachliteratur und Kontaktadressen mitbringen will, soll sich eine Diskussion anschließen. Dabei können die Besucher ihre Erfahrungen austauschen. jur

Atomkraftgegner: Ermittlungen gegen Blockierer eingestellt

HANAU. Gegen die Atomkraftgegner und -gegnerinnen, die am 9. März dieses Jahres das Haupttor des Siemens-Brennelementewerks Hanau blockiert haben, ermittelt die Hanauer Staatsanwaltschaft nicht mehr. Zur Begründung sagte Staatsanwalt Jost-Dietrich Orth der FR, es liege keine Nötigung vor, weil der Berufsverkehr zum Brennelementewerk über das Degussa-Tor geführt werde. Daher sind die Ermittlungsverfahren gegen das Gros der insgesamt 53 Blockierenden, die dieses Degussa-Tor versperrt hatten, auch noch nicht eingestellt worden.

Wie Orth sagte, habe er diesen Blockierern schon zweimal schriftlich angeboten, das Verfahren gegen eine Geldbuße von jeweils 100 Mark wegen geringfügiger Schuld einzustellen. Da sich die Atomkraftgegner aber für unschuldig halten, haben sie bisher entweder die Zahlung verweigert oder Jost gar nicht geantwortet. Der Staatsanwalt will nach eigenen Worten gegen diese "wohl einen Strafbefehl beantragen".

Zu denen, gegen die das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde, gehört Klaus Vack vom Komitee für Grundrechte und Demokratie. In einer Pressemitteilung begrüßte er die Begründung der Hanauer Staatsanwaltschaft und zog daraus den Schluß, daß auch die Ermittlungsverfahren gegen die Degussa-Blockierer einzustellen seien. Denn in beiden Fällen sei der Adressat des Protests das Brennelementewerk gewesen, und die Staatsanwaltschaft erkenne die Motive des zivilen Ungehorsams an.

Die Staatsanwaltschaft sieht es in ihrer juristischen Güterabwägung als "nicht rechtswidrig" an, wenn der Anti- Atom-Protest "nur eine nicht langfristige totale Blockade zur Folge hat und im übrigen allein zu Behinderungen und Verzögerungen führt". him

Kinder fanden Tasche mit Gewehrmunition

OFFENBACH. Kinder fanden am Montag nachmittag beim Spielen im Sandkasten in der Ludwigstraße eine dunkelblaue Kunststoff-Sporttasche. Nach Auskunft der Polizei befanden sich darin größere Mengen noch nicht identifizierter Gewehrmunition und weitere Gegenstände.

Die Polizei ließ daraufhin durch ihren Spürhund Drigon das Gelände absuchen. Doch es wurden keine verdächtigen Dinge gefunden. Der Fund wurde mittlerweile an Experten des Hessischen Landeskriminalamtes übergeben. Die sollen nun klären, ob auch die übrigen Gegenstände in der Tasche Waffenteile sind. dok

Tennisturniere in Tokio und Filderstadt Becker und die Arbeitsmoral 6:4, 7:5-Sieg über Prpic / Anke Huber mit starkem Beginn

Mit neuem Trainer und neuer Arbeitsmoral kommt Boris Becker immer besser in Schwung. Der dreimalige Wimbledonsieger aus Leimen steht beim mit 1,1 Millionen Dollar dotierten Tennis- Grand-Prix in Tokio nach einem souveränen 6:4, 7:5 gegen den Kroaten Goran Prpic in der dritten Runde.

Nur knapp eineinhalb Stunden stand Becker, hinter dem Schweden Stefan Edberg und Michael Chang (USA) an Nummer drei gesetzt, nach einem Freilos in der ersten Runde auf dem Platz. Er schlug beim vierten Sieg über den 62. der Weltrangliste so stark auf, daß dieser es bei Beckers Service gerade einmal zum Einstand brachte. "Ich habe wochenlang sehr hart mit Günther Bresnik gearbeitet", meinte Becker: "Das zahlt sich jetzt aus, die Erfolge kommen langsam wieder. Mein ganzes Spiel war um den Aufschlag herum gebaut." Der neue Trainer aus Österreich, mit roter Baseballmütze und siegessicherem Lächeln am Platzrand, bestätigte Beckers gute Leistung.

Henrik Holm aus Schweden, der vor Wochenfrist in Sydney dem späteren Turniersieger Stefan Edberg einen Satz abnahm, ist sein nächster Gegner: "Wenn einer sich in einem Jahr von über hundert auf Platz 35 der Weltrangliste spielt, kann er kein schlechter sein. Ich werde mich anstrengen müssen", wußte Becker. Holm hatte sich zuvor gegen den US-Amerikaner Bryan Shelton mit 6:4, 2:6, 6:4 durchgesetzt.

1986 und 1988 gewann Becker das Grand-Prix-Turnier in Japan. Die erste Vorstellung des Weltranglisten-Siebten auf dem mittelschnellen Supreme-Hallenboden ("das ist mein Lieblingsbelag") hat berechtigte Hoffnungen auf den dritten Titelgewinn geweckt. Doch Becker dämpfte den Erwartungsdruck: "So weit bin ich noch nicht. Ich glaube, daran zu denken ist noch zu früh. Ich möchte erst mal hier meine Runden überstehen, und dann werden wir weitersehen."

Anke Huber gewann gewann beim mit 350 000 Dollar dotierten Turnier in Filderstadt ihr Auftaktmatch gegen die französische Qualifikantin Nathalie Herreman 6:4, 6:0 und steht damit im Achtelfinale. Dort trifft sie auf die Siegerin der am heutigen Mittwoch stattfindenden Begegnung zwischen Leila Meschki (Georgien) und Cecilia Dahlmann (Schweden).

Anke Huber, in der Weltrangliste derzeit an Nummer neun geführt, fing gegen Herreman stark an. Die ersten neun Punkte der Partie gingen allesamt an Anke Huber, die den Titel in Filderstadt 1991 als ungesetzte Spielerin errang. Anschließend kam Nathalie Herreman, eine 26 Jahre alte Linkshänderin aus Paris, zwar etwas besser ins Spiel. Doch gegen den Druck, den die Deutsche von der Grundlinie auf ihre Gegnerin ausübte, war kein Kraut gewachsen. Nach 61 Minuten verwandelte Huber den ersten Matchball.

In einem ungleichen Duell hatte sich zuvor die Weltranglisten-Dritte Gabriela Sabatini aus Argentinien gegen Karin Kschwendt (Saarlouis), die sich über die Qualifikation den Weg ins Hauptfeld gebahnt hatte, 6:4, 6:2 durchgesetzt. "Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden und traue mir durchaus zu, das Turnier zu gewinnen", erklärte Gabriela Sabatini. Karin Kschwendt war als dritte deutsche Spielerin schon in der ersten Runde gescheitert, zuvor Barbara Rittner (Leverkusen) und Claudia Porwik (Heidelberg) das Nachsehen hatten. Anschließend erwischte es auch noch Meike Babel aus Neu-Isenburg, die gegen Judith Wiesner aus Österreich 2:6, 4:6 unterlag. sid

Parlament Rockenberg berät Raumordnungsplan

ROCKENBERG. Zur Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, 22. Oktober, ab 20 Uhr lädt die Gemeinde Rockenberg in den Sitzungssaal der Burg Rockenberg ein. Die Volksvertreter sollen Stellung nehmen zum neuen Regionalen Raumordnungsplan Südhessen. skl

Bürgerversammlung über "Alt-Bischofsheim"

MAINTAL. Seit langem wird die Gestaltung der Straße "Alt-Bischofsheim" diskutiert. Jetzt steht die Planung vor ihrem Abschluß. Die Stadt will die Bischofsheimer Bürger vom momentanen Stand informieren, bevor die Parlamentarier über die Entwürfe entscheiden.

Deshalb hat die Stadt am Donnerstag, 22. Oktober, 19 Uhr, im großen Sitzungssaal des Bischofsheimer Rathauses, Alt- Bischofsheim 28, eine Bürgerversammlung anberaumt.

Baudezernent Dr. Karl-Heinz Schreiber wird die aktuelle Entwurfsplanung vorstellen. gf

Handballmeister empfängt heute Flensburg-Handewitt Heckmann kommt für Schwalb Wallaus Angebot: Rückspiel gegen Craiova nach Koblenz holen

"Wir müssen das Heimspiel gegen Flensburg-Handewitt unbedingt gewinnen, um den Anschluß nach oben einigermaßen halten zu können", sieht Wallaus Handballtrainer Heiner Brand dem Spiel am heutigen Mittwoch (20 Uhr in Rüsselsheim) gegen den starken Aufsteiger aus dem hohen Norden mit gemischten Gefühlen entgegen. "Zum Glück ist noch nicht viel verloren, denn auch die anderen Spitzenvereine mit Ausnahme von Essen lassen auswärts regelmäßig Federn", meinte Brand.

Klaus Brand war am Samstag mit Gummersbach Gast in Flensburg, erreichte dort mit Mühe ein Unentschieden. Für den angeschlagenen Rückraumspieler Martin Schwalb wird der Ex-Großwallstädter Ralf Heckmann auf der halbrechten Position auflaufen. "Heckmann hat zwar in Niederwürzbach schlecht gespielt, war aber gegen Leutershausen unser Garant für den Punktgewinn. Schon allein deswegen hat er eine weitere Chance verdient, zweimal hintereinander spielt man nicht so schlecht", schickt Brand den Ex-Nationalspieler nicht auf das Abstellgleis. Die Ausfalldauer von Schwalb ist völlig ungewiß, kann sich nach Auskunft von Mannschaftsarzt Dr. Schreiber zwischen zehn Tagen bis zu sechs Wochen erstrecken. Derzeit wird Schwalb bei Dr. Schreiber mit Elektrotherapie, Utraschall und Eis behandelt. Auf keinen Fall will Wallau den Torjäger wieder zu früh ins Gefecht schicken, um einen Achillessehnenabriß und damit einen Ausfall für die gesamte Saison zu vermeiden. Sollte Heckmann nicht wie gewohnt zur Geltung kommen, sieht Brand als Alternative einen Rückraum mit drei Rechtshändern (Fuhrig, Källman und Schoene) vor. Erstmals wieder im Aufgebot ist Martin Baumann nach seiner überstandenen Leistenzerrung.

Das Europacup-Rückspiel gegen den rumänischen Landesmeister Craiova will die SG nach Deutschland (Koblenz- Oberwerth) verlegen, aber bisher haben die mit vier Nationalspielern zum Hinspiel (8. 11. in Rüsselsheim) anreisenden Gäste vom Balkan auf das Angebot von Manager Ströhmann noch nicht reagiert. Jo

Heimatmuseum öffnet erst am Kerwesonntag

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) macht darauf aufmerksam, daß sich die Öffnungszeiten des Heimatmuseums in der Langstraße anläßlich der Walldorfer Kerb verschieben. Statt wie üblich am dritten Sonntag im Monat - das wäre diesmal der 18. Oktober - zu öffnen, haben sich die Verantwortlichen entschlossen, die Pforten lieber einen Sonntag drauf, am 25. Oktober, aufzutun, denn dann "sind wegen des Kerweumzugs sowieso mehr Leute auf den Beinen", so ein AWG-Mitglied. Die Öffnungszeiten: Die Sammlung kann zwischen 15 und 18 Uhr besichtigt werden. wal

Wetterauer sind Vereinsmeier 101 999 Einwohner/-innen treiben vor allem organisierten Sport

WETTERAUKREIS. Die Wetterauer sind Vereinsmeier: Von den 270 000 Einwohnern des Kreises gehören genau 101 999 mindestens einem Verein an. Das geht aus der neuesten Statistik des Landessportbundes Hessen hervor.

Danach gibt es insgesamt 421 Vereine im Wetteraukreis mit durchschnittlich 242 Mitgliedern. Der Sportkreis Friedberg ist mit 265 Vereinen und 66 000 Mitgliedern fast doppelt so groß wie der Sportkreis Büdingen, wo in 156 Vereinen 35 392 Menschen ihrem Hobby frönen - mit steigender Tendenz. So sind in den vergangenen beiden Jahren insgesamt elf neue Vereine im Kreisgebiet gegründet worden. Die Zahl der Mitglieder stieg um 3500.

Die Sportbegeisterung ist in allen Altersstufen hoch; schon 3600 Kinder, die jünger als sechs Jahre sind, gehören einem Verein an. Exakt 14 400 Mitglieder zählt die Altersgruppe der sieben- bis 14jährigen. 7725 Mitglieder sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Knapp 5800 zählen zwischen 19 und 21 Lenze. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe stellen mit knapp über 25 000 Mitgliedern die 22 bis 35jährigen, dicht gefolgt mit 24 600 Sportler, die zwischen 36 und 50 Jahre alt sind. Je älter die Menschen werden, desto spärlicher sind sie in den Sportvereinen vertreten. So sind rund 12 000 Menschen zwischen 51 und 60 Jahre in einem Verein organisiert, während es über dem 60. Lebensjahr nur noch 8000 sind. Insgesamt sind in Sportvereinen in Hessen 65 000 Männer und 37 000 Frauen organisiert.

Für die einzelnen Sparten liegen leider keine differenzierten Zahlen für den Wetteraukreis vor. In Hessen, wahrscheinlich genauso im Wetteraukreis, ist Turnen die beliebteste Sportart, dicht gefolgt von Fußball. Beide Disziplinen werden von mehr als 460 000 Hessen und Hessinnen betrieben. Mit weitem Abstand folgen auf dem dritten Platz die Tennisvereine mit knapp 205 000 Mitglieder. Immerhin noch 122 000 Menschen gehören Schützenvereinen an.

Es folgen mit jeweils mehr als 90 000 Sportlern Tischtennis und Handball. Rund 80 000 Hessen treibt es zur Leichtathletik, rund 64 000 aufs Pferd. An neunter und zehnter Stelle der Statistik folgen die Ski- und Schwimmvereine.

Zahlenmäßig die meisten jungen Mitglieder haben die Turnvereine. Mehr als 51 000 Kinder unter sechs Jahre treiben hier schon Sport. Im Seniorensportbereich haben die Fußballvereine den höchsten Mitgliederstand mit mehr als 42 000 zu verzeichnen. Ob es sich hier aber um aktive Fußballer oder aber um treue Vereinsanhänger handelt, geht aus der Statistik nicht hervor.

Fast eine reine Männersache ist der Fußball in Hessen. Während 433 000 Männer dem Leder nachjagen, sind es nur 34 000 Frauen. Die Turnvereine werden dagegen von 338 000 Frauen dominiert. Die Männer bleiben hier mit 147 000 Vertretern in der Minderheit. str

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Fußgängerinitiative lädt ein OFFENBACH. Die Fußgängerinitiative Offenbach trifft sich heute, 14. Oktober, 19.30 Uhr, im Allerweltscafé in der Kirchengemeinde St. Paul, Kaiserstraße 60. Ihr Thema: "Vier Jahre europäische Resolution zum Schutz der Fußgänger und Charta der Rechte der Fußgänger - was haben sie bewirkt?" Flohmarkt für Kinderkleider OBERTSHAUSEN. Der Verein "Tausendfüßler" veranstaltet am Samstag, 24. Oktober, einen Flohmarkt für Kinderkleidung. Dabei soll vor allem Winterkleidung über die mitgebrachten Verkaufstische gehen. Als Standgebühr sollen die Aussteller einen Kuchen und eine Kanne Kaffee mitbringen. Die Anmeldungen nehmen Birgit Taslidza, Telefon 0 61 04 / 7 27 75, oder Anja Witzko (0 61 04 / 4 53 15) entgegen. Der genaue Veranstaltungsort steht noch nicht fest; er wird noch bekanntgegeben.Neue Ausstellung in Mühlheim MÜHLHEIM. "Die Farben, mein Alphabet, meine Noten" heißt die Ausstellung von dem Offenbacher Künstler Reinhold Schuster, die am Samstag, 17. Oktober, 17 Uhr, im Mühlheimer Stadtmuseum eröffnet wird. Schuster zeigt lichtumspülte, zum Teil einflösende Bilder voller Empfindungskraft. Die Ausstellung dauert bis 7. November und ist geöffnet mittwochs, 14 bis 19 Uhr, donnerstags, 18.30 bis 20.30 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr. Fotos aus Esch-zur-Alzette OFFENBACH. Anläßlich der Arbeitstagung der europäischen Partnerstädte in Offenbach wird am Donnerstag, 15. Oktober, 18 Uhr, im Foyer des Rathauses eine Ausstellung mit Großfotos unter dem Motto "Esch - eine Stadt stellt sich vor" eröffnet. Sie wird dort bis 30. Oktober zu sehen sein. Die Fotodokumentation zeigt rund 50 Bilder der luxemburgischen Partnerstadt Esch-zur-Alzette, die Stadtdirektor Jeannot Clement aufgenommen hat. Historische Spaziergänge OFFENBACH. Bei dem nächsten historischen Spaziergang der VHS durch Offenbachs Stadtgeschichte um 1900 geht es am Samstag, 17. Oktober, um Wohnhäuser für die Mittelschicht. Schwerpunkt des von Christina Uslular-Thiele geführten Stadtspazierganges ist die Entstehung der Eigenheimideologie und deren Auswirkung auf Offenbachs Gartenvorstadt. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Ecke Isenburgring / Marienstraße. Führung: "Schattenspiele" OFFENBACH. Im Deutschen Ledermuseum macht am Sonntag, 18. Oktober, 15 Uhr, Claus Albrecht eine Führung durch die Sammlung "Schattenspiele". Die Führung selbst ist kostenlos; es werden nur die üblichen Eintrittspreise fürs Museum erhoben.

Statt Tempo 30 mit 72 Stundenkilometern

RODGAU. Die motorisierten Verkehrsteilnehmer müssen künftig in der Stadt damit rechnen, daß auch nachts ihre Geschwindigkeit von der Verwaltung gemessen und ein Verstoß dagegen geahndet wird. Bereits zweimal war inzwischen das neue Radargerät, das ohne Kabel und deshalb besonders unauffällig am Straßenrand plaziert werden kann, in den Stadtteilen im Einsatz.

Messungen in der Ober-Rodener Straße widerlegten dabei die oft gehörte Ansicht, daß nachts an den Ortseinfahrten besonders gerast würde. Von 235 Fahrzeugen wurden 29 verwarnt und nur drei Fahrer mit Bußgeldern belegt. Diszipliniert verhielten sich nach Angaben der Stadtverwaltung auch die Autofahrer in der Hainburgstraße: bei 1120 Fahrzeugen gab es zwei Ordnungswidrigkeitsverfahren und 43 Verwarnungen.

In der Wilhelm-Leuschner-Straße, wo Tempo 30 gilt, ging ein Motorradfahrer in die Radarfalle: Er breschte mit 72 Stundenkilometern durch die Straße und trug nicht mal einen Helm. Ihm ist ein Fahrverbot sicher. hf

Waldenser denken schon ans Jahr 1999

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die deutsche Waldenservereinigung richtet am Samstag, 17. Oktober, ihre fünfte Erbetagung im evangelischen Gemeindezentrum Walldorf aus. Im Hintergrund der Tagung, die um 9.30 Uhr beginnt, steht das Jahr 1999, wo rund drei Viertel der mehr als zwanzig Waldenserkolonien in Baden-Württemberg und Hessen ihren 300. Geburtstag feiern. Geplant sind mehrere Referate, die dann in Arbeitsgruppen vertieft werden sollen. wal

Fußball-Landesliga Mitte: RSV Würges kommt mit neuem Trainer zum VfB Unterliederbach Harald Ringels Ehrgeiz zielt auf ein Remis Scheiterte Fuhr an seiner Kumpelhaftigkeit? / Einstige Saisonvorgabe inzwischen revidiert

Am Sonntag (15 Uhr, Sportplatz an der Autobahn) treffen mit dem VfB Unterliederbach und dem RSV Würges zwei Teams aufeinander, die bislang weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Bei Oberliga-Absteiger Würges wird ein neuer Trainer auf der Bank sitzen. Erste Konsequenz nach enttäuschenden 8:14 Punkten aus den ersten elf Spielen der Fußball-Landesliga Mitte. Bernd Fuhr äußerte bereits vergangene Woche den Wunsch, aufzuhören, mußte jedoch noch das 2:3 des RSV gegen die Sindlinger Viktoria als Trainer miterleben.

Der Ex-Profi-Torwart wartete in Übereinkunft mit dem Vorstand solange mit seinem Rücktritt, bis ein Nachfolger gefunden war. Dieser heißt Harald Ringel. Er war zuletzt bei der SG Walluf tätig, führte diesen Klub in die Bezirksoberliga Wiesbaden und wurde den RSV-Machern von Günter Mohr, vor einigen Jahren selber in Würges am Regiepult, empfohlen.

Über den A-Lizenzinhaber wissen die Würgeser ansonsten nicht sehr viel: "Der Markt ist natürlich jetzt zu, Harald Ringel war frei. Wir haben eine Vereinbarung bis Ende der Saison mit ihm geschlossen", erklärt Spielausschuß-Vorsitzender Reinhold Ochs. Natürlich erhofft man sich vom neuen Trainer einen Motivationsschub.

Woran aber ist Bernd Fuhr gescheitert? "Die Arbeit eines Trainers wird nunmal am Erfolg gemessen. Bernd Fuhr war sehr bemüht und ist bestimmt ein Fußball-Fachmann. Vielleicht, so vermute ich, war das Verhältnis zu den Spielern zu kumpelhaft, war er zu gutmütig", meint der Spielausschuß-Vorsitzende.

Tatsache ist, daß die Saison völlig unplanmäßig verlief. Statt des angepeilten Platzes unter den ersten fünf belegt der RSV den 14. Rang und muß aufpassen, nicht in ernsthafte Abstiegssorgen zu geraten. "Wir dürfen nicht noch tiefer fallen. Dann brennt in Würges der Baum", warnt auch Reinhold Ochs. Dieses soll Harald Ringel verhindern, der eine Mannschaft übernimmt, "die einfach nicht funktioniert". Wie ein roter Faden zieht sich die ungenügende Leistung durch das ganze Team. "Es wirkt alles noch zu eckig und ungestüm", meint Ochs, dem es schwerfällt, die Misere in Worte zu fassen.

Es lag natürlich nicht nur am Trainer. Ganz so einfach machen es sich die Würgeser nicht. Klipp und klar stellt Ochs fest: "Die Neuen konnten die entstandenen Lücken nicht schließen. Das ist das Problem."

Von den Zugängen schlugen lediglich Mittelfeldspieler Adem Bülbül und Stürmer Frank Dies gut ein. Dieter Lohr zog sich im Vorbereitungsspiel gegen die Offenbacher Kickers einen Kreuzbandriß zu und wird noch ein halbes Jahr fehlen. Bong-Joo Hwang wurde mittlerweile suspendiert wegen Unzuverlässigkeit, Jung-Talent Gunther Heil bietet zwar vielversprechende Ansätze, braucht jedoch noch etwas Zeit. Den Vorwurf der "verfehlten Einkaufspolitik" will Ochs aber nicht auf sich sitzen lassen: "Wir wurden von den Spielern, die uns verlassen haben, hängengelassen. Die Abmeldungen kamen zu kurzfristig, um noch entsprechend reagieren zu können".

Unter den gegebenen Umständen wurde das Saisonziel revidiert. Ein einstelliger Tabellenplatz soll es noch werden, die Spitzengruppe ist für den RSV nicht mehr zu erreichen. Und die Oberliga Hessen ist in Würges gar kein Thema mehr. "Dafür fehlen uns einfach die Geldgeber", rekapituliert Ochs. Der RSV Würges muß achtgeben, denn schon so mancher "freie Fall" nach dem ersten Abstieg hat mit weiteren Niedergängen geendet.

Zunächst gilt es jedoch, beim VfB Unterliederbach zu bestehen. Trainer Harald Ringel, der die Unterliederbacher als neutraler Zuschauer in Biebrich gesehen hat, muß den bis dato vierten Torwart Raphael Schieferstein auf die Bank setzen. Lutz Becker brach sich beim Spiel der Reserve den Finger. Ein Torwartproblem, das Außenstehende dem RSV diagnostizieren, sieht Ochs - abgesehen von Beckers Verletzung - nicht: "Torwart Böhnel hat wirklich keine Schuld an unserer Situation", hält er dem nicht unumstrittenen Keeper die Stange. Neben Becker muß Ringel auf die Langzeit-Verletzten Lohr und Stefan Kopp (ebenfalls Kreuzbandriß) verzichten.

Er steht vor keiner leichten Aufgabe, zumal die Erwartungen an ihn nicht gerade gering sind. "Mit Motivation ist bestimmt was zu erreichen", meint Ochs und wünscht sich: "Ein Remis in Unterliederbach wäre ein Super-Einstieg." Der neue Trainer wird wohl diesbezüglich schon einmal derselben Meinung sein. ina

Welches Motiv? Der Kunstraub in Weimar

Keine Frage, das Entwenden von Bildern ist ein krimineller Akt - und ist doch etwas Anderes als der Diebstahl zum Beispiel von Autos.

Das liegt daran, daß Gemälde zwar auch Dinge sind, Gegenstände, die man anfassen, so oder so an die Wand hängen und eben auch wegtragen, mitnehmen kann; andererseits sind Bilder aber auch immateriell, ihr eigentlicher Wert liegt gerade im Nicht-Berührbaren, mit den Händen nicht zu Greifenden, darin nämlich, was sie bewegen können bei dem, der sie ansieht. Das macht ihren Diebstahl nicht weniger verbrecherisch, gibt ihm aber doch eine andere Qualität.

Dieses Besondere am Kunstwerk veranlaßt auch - wie jetzt im Fall des Weimarer Kunstraubs von Werken Cranachs und seiner Schule - zu besonderen Mutmaßungen hinsichtlich der Motive der Täter: Jedenfalls ist hier Raum für Spekulationen, Phantasien, die sich beim Autoknacker erübrigen. Der geheime Verdacht ist doch immer, daß der Dieb selbst (oder sein Auftraggeber) befallen sein könnte von einer ihm unkontrollierbaren, abgründigen Passion, einer Leidenschaft, die ihn treibt, womöglich gerade Cranachs "Bildnis Luthers als Junker Jörg" selbst zu besitzen, um es immer vor Augen zu haben.

Von dem Verdacht einer solchen Obsession, die zum Schaden der Öffentlichkeit plötzlich an den Tag kommt, geht ein geheimnisvoller, fahl-schillernder, verführerischer, gefährlicher Reiz aus. Wo alles geregelt und begradigt ist, lebt auch die Idee der zerstörerischen Leidenschaft (und wäre es die Verfallenheit an die Malerei Cranachs) in allen umso heftiger. Die meisten unterdrücken sie nur, glücklicherweise, so entsteht Zivilität - und beneiden doch insgeheim die, welche die Übertretung wagen: Es ist eine verwerfliche, aber es ist eine Lust.

Jedoch, wahrscheinlicher ist es, daß nicht Besessenheit, sondern ganz banale Motive zu dem Einbruch in das Museum in Weimar bewegt haben: die Aussicht auf materielle Bereicherung, die Absicht einer Erpressung vielleicht. Wir sind gespannt, sehr gespannt, was sich herausstellen wird. EDUARD JELLIEN

TV Okriftel, Zweite Faustball-Bundesliga Freitag Premiere in der Halle Ab 19 Uhr gegen Rodheim-Bieber in Hattersheim

Nachdem die Faustballer des TV Okriftel Mitte Juli zum Abschluß der Feldsaison den Abstieg von der Zweite Bundesliga in die Landesklasse quittieren mußten, steht nun bereits der Start der Hallensaison auf dem Plan. Am Freitag dieser Woche erwarten die Okrifteler die SG Rodheim- Bieber (19 Uhr, Gesamtschulturnhalle Hattersheim).

Auch in der Halle kommt auf die Okrifteler ein heißer Kampf um den Liga-Erhalt zu, bedingt durch die Umstrukturierung der Klassen für die neue Saison. Nur die beiden ersten des Neuner-Feldes der Zweiten Bundesliga Südwest qualifizieren sich direkt für die neue Zweite Bundesliga West und nehmen auch an den Aufstiegsspielen zur Erste Liga teil. Die Klubs auf den Rängen drei bis sieben werden sich erst in einer Qualifikationsrunde um die Startberechtigung in der Westgruppe der Zweiten Liga streiten müssen. Die beiden Rangletzten ereilt der direkte Abstieg in eine der Landesklassen.

Es wird also wieder eine harte und möglicherweise auch lange Saison für den TV Okriftel, der sich bereits seit August intensiv auf diese Aufgabe vorbereitet. Hoffentlich bleibt Schlagmann Michael Bittner in der Winterzeit von Verletzungen verschont. Seine Oberschenkelverletzung kostete den TV Okriftel auf dem Feld den Klassenerhalt. Auch im Laufe der Vorjahres-Hallensaison hatten immer wieder Verletzungsprobleme die Okrifteler zurückgeworfen. Der fünfte Platz genügte aber zum direkten Klassenerhalt. Das Ziel der Faustballer um Abteilungsleiter Roland Schöppner lautet auch in der Halle: Platz eins oder zwei, um die Relegationsrunde zu vermeiden.

Dieses Ziel ist jedoch nicht einfach zu erreichen. Der Vorjahresdritte SG Rodheim-Bieber stellt gleich einen echten Prüfstein dar. Und gleich im zweiten Spiel (31. Oktober, 15 Uhr) empfangen die Okrifteler dann den SV Weisel, der im Vorjahr Zweiter wurde und erst in der Qualifikation zur Ersten Liga auf der Strecke bleiben mußte.

Durchgehend bis zum 20. Dezember wird zunächst gespielt. Weiter geht es bereits am 10. Januar. Am 28. Februar soll die Saison beendet sein. Das wünschen sich jedenfalls die Okrifteler. Sollte es mit dem ersten oder zweiten Platz nicht klappen, dann geht es danach erst so richtig los. jbp

Mazowiecki klagt Haltung Europas an UN-Beauftragter rügt "Gleichgültigkeit gegenüber Blutvergießen in Bosnien"

ZAGREB/WARSCHAU, 13. Oktober (Reuter/eh). Der Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen (UN), Tadeusz Mazowiecki, hat den Staaten Europas Gleichgültigkeit angesichts des Blutvergießens in Bosnien vorgeworfen. Diese forderten zwar die Schließung der Gefangenenlager dort, seien aber selbst nicht bereit, die etwa 10 000 Kriegsgefangenen aufzunehmen, sagte der frühere polnische Ministerpräsident zum Beginn einer Erkundungsmission im ehemaligen Jugoslawien.

Mazowiecki will unter anderem in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und den serbischen Provinzen Wojwodina und Kosovo Berichten über Menschenrechtsverletzungen nachgehen. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb forderte Mazowiecki in der Nacht zum Dienstag, die internationale Gemeinschaft müsse die nötigen Mittel bereitstellen, um den Hunderttausenden Kriegsflüchtlingen angesichts des nahenden Winters zu helfen. Mazowiecki traf am Dienstag in Split ein, von wo er nach Mostar weiterreisen wollte.

Polen will vorerst für ein halbes Jahr 1500 bosnische Kinder aufnehmen. Am Dienstag morgen verließ der erste Zug mit 600 Kindern und 200 Müttern und Betreuern aus dem Kampfgebiet um Bosanski Brod die kroatische Stadt Osijek in Richtung Jelenia Gora (Hirschberg) in Polen. Von dort aus werden die Kinder in Erholungsheime in den Sudeten gebracht. Warschau folgt damit einem Appell des bosnischen Roten Halbmondes.

Zuvor hatten Österreich, Ungarn und Deutschland polnischen Berichten zufolge ähnliche Bitten abgelehnt, weil sie schon mit Flüchtlingen überlastet seien. Polnische Zeitungen berichten von dramatischen Szenen auf dem Bahnsteig von Osijek. Ältere Kinder wurden von ihren Müttern getrennt. Verzweifelte Väter, auch Invaliden, blieben zurück. Nach Angaben des polnischen Botschafters in Bosnien gelang es jedoch, allen Kindern individuelle, beim Roten Kreuz registrierte Papiere auszustellen. Sie sollen in Polen keinen Flüchtlingsstatus, sondern nur ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht erhalten.

Da für Bewohner Bosniens in Polen keine Visumpflicht besteht, können die Eltern sie - allerdings auf eigene Kosten - besuchen. Die Kosten der Aktion werden auf umgerechnet etwa drei Millionen Mark geschätzt, ärztliche Versorgung und die Einrichtung von Schulklassen noch nicht gerechnet. Das Geld soll aus Regierungsreserven und durch Spenden der Bevölkerung erbracht werden.

Nach Auskunft des polnischen Außenministeriums steht die UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF der Evakuierung von alleinstehenden Kindern kritisch gegenüber. Insgesamt sollen schon mehr als 10 000 Kinder unter dramatischen Umständen ohne Dokumente aus dem ehemaligen Jugoslawien ausgereist sein. Tausende von Eltern würden sie nun in ganz Europa suchen. In Warschau hofft man, ähnliche Probleme vermeiden zu können. (Kommentar auf Seite 3)

Tanzsportverein Blau-Gold Steinbach Nach schönen Erfolgen nun eigenes Turnier

Es ist immer etwas los bei den Tänzern des Tanzsportvereins Blau-Gold Steinbach. Am 1. November bieten die Steinbacher den Tanzsport-Freunden der Region wieder ein hochkarätiges Turnier im Bürgerzentrum in Eschborn-Niederhöchstadt. Auf das Parkett gehen ab 13 Uhr Paare der A-II-Klasse und Paare der S-I-Klasse, der höchsten deutschen Tanzsportklasse, um formvollendete Standardtänze darzubieten.

Anstatt von den Interessierten Eintritt zu verlangen, sorgen sich die Mitglieder des TV Blau-Gold um das leibliche Wohl ihrer Gäste: Sie servieren selbstgebackenen Kuchen und Kaffee und versprechen damit neben einem "Augenschmaus" auch kulinarische Genüsse.

Daß die Tänzer(innen) des TV Blau- Gold Steinbach nicht nur als Ausrichter, sondern auch auf der Tanzfläche glänzen können, stellten sie zuletzt bei den hessischen Meisterschaften in Weiterstadt unter Beweis: Otto Achenbach und Brigitte Rosenbusch sicherten sich in der Klasse A II der Senioren gegen 47 Konkurrenten den zweiten Platz und verteidigten damit ihre Vizemeisterschaft. Hiermit stiegen die beiden in die S-Klasse auf, haben damit die höchste Einstufung erreicht. Auch der Titel des Hessenmeisters wurde unter Blau-Gold-Beteiligung ertanzt: Das Siegerpaar Wannegat aus Aschaffenburg wird von den Blau-Gold- Trainern Peter und Michelle Srutec betreut und trainiert.

Die Steinbacher Paare Kurt und Marlies Baumrucker sowie Manfred und Annemarie Hähnke rundeten mit ihrem Einzug ins Semifinale die Steinbacher Erfolgsbilanz ab.

Einen großartigen Erfolg erreichten Herbert und Elfriede Bergmann für den TV Blau-Gold Steinbach. Die beiden erreichten die Endrunde der sogenannten "Goldenen 55", die inoffiziellen deutschen Meisterschaften. Alle Mitglieder des Tanzsportvereins Blau-Gold werden den Bergmanns die Daumen halten, wenn sie in Kürze in Hamburg um die deutsche Meisterschaft tanzen. Doch zunächst sind die Mitglieder eifrig mit Kuchenbacken beschäftigt, denn am 1. November wollen sie ihren Gästen einen rundum vergnüglichen Nachmittag bieten. ina

Viertelfinale des Hanauer Fußball-Kreispokals komplett Langenbergheim überraschte Nächste Runde am Buß- und Bettag / Optimale Auslosung

Das Viertelfinale im Hanauer Fußball- Kreispokalwettbewerb 92/93 ist komplett: Der KSV Langenbergheim qualifizierte sich mit einem überraschenden 3:1-Erfolg beim Bezirksliga-Rivalen KSV Eichen als letzter Verein für die nächste Runde. Diese soll spätestens am 18. November (Buß- und Bettag) ausgetragen werden. Allerdings muß die Partie zwischen dem FC Eintracht Oberissigheim und dem SC Eintracht-Sportfreunde Windecken wegen des Bezirkspokalspiels der Nidderauer beim Frankfurter Vertreter (wurde noch nicht ermittelt) vorgezogen werden. Auch die SG Marköbel, die auf den Bezirksoberligisten FC Germania Niederrodenbach treffen wird, möchte während der Woche spielen. Der Pokalleiter gab jedoch den 18. November bekannt.

Im West-Ost-Vergleich treffen ferner die Bezirksoberligisten 1. FC Hochstadt und FSV Ravolzhausen zusammen, zudem empfängt "Pokalschreck" Langenbergheim die klassenhöhere SG Bruchköbel. Die Auslosung von Pokalleiter Otto Berg (Niederdorfelden) ergab ein optimales Ergebnis, denn die drei Bezirksligisten spielen zuhause gegen Bezirksoberligisten. Damit dürften einigermaßen gute Kulissen gewährleistet sein.

Die Zwischenrunde erwies sich nicht als Renner, Bruchköbel vermeldete beim 2:0 gegen Niederdorfelden mit 120 Besuchern die beste Kulisse, Hochstadts "Penalty-Sieg" in Büdesheim (6:5) verfolgten 80 Besucher, Langenbergheims 3:1 in Eichen erlebten sogar nur 70 Fans. Dort mußte Lothar Roß (E) einen Platzverweis hinnehmen.

KSV Eichen - KSV Langenbergheim 1:3 (0:2). Tore: 0:1 Stefan Seitz (23.), 0:2 Burkhard Seitz (29./FE), 0:3 Graeve (61.), 1:3 Raab (75.). - Zuschauer: 70. - Rote Karte; Ross (E).

KREISPOKAL HANAU, Viertelfinale: FC Eintracht Oberissigheim - Eintracht Windecken (3. November, 18.30 Uhr), SG Marköbel - Germania Niederrodenbach, 1.FC Hochstadt - FSV Ravolzhausen, KSV Langenbergheim - SG Bruchköbel (alle 18. November, 14 Uhr). ppa

Wer Jobs sucht, findet einen Arbeitsamt vermittelt im Zentrum Schlüchterns Aushilfen

SCHLÜCHTERN. Die Job-Vermittlung des Arbeitsamtes Schlüchtern bietet am Dienstag, 27. Oktober, im Kaufhaus Langer am Haupteingang ihre Dienste an. In der Zeit von 9 bis 18 Uhr können sich Job-Suchende und -Anbieter über freie Stellen und Arbeitsuchende informieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitsamtes weisen daraufhin, daß eine große Zahl von interessierten Männern und Frauen gemeldet seien, die Jobs suchten. Insbesondere für den Verkauf stehe qualifiziertes Teilzeitpersonal zur Verfügung.

Die Job-Vermittler konnten bisher erfolgreich Bürokräfte, Verkäuferinnen und Servierpersonal als Krankheits- oder Urlaubsvertretung oder als stundenweise Aushilfen vermitteln. Gleiches gelte für Aushilfsfahrer, Reinigungskräfte und Hilfskräfte für Fertigung oder Versand sowie Garten- und Aufräumarbeiten, Babysitter, Dolmetscher und Tagesmütter.

Auch zum "Kalten Markt" in der Zeit vom 6. bis 9. November oder für das Weihnachtsgeschäft werden nach Auskunft der Arbeitsbeschaffer verstärkt Aushilfen, insbesondere im Verkauf, benötigt. Bewerber und Auftraggeber sollten sich deshalb schon jetzt mit der Job-Vermittlerin Marion Schwarz beim Arbeitsamt Schlüchtern persönlich oder telefonisch unter der Nummer 0 66 61 / 3031 in Verbindung setzen. schu

Programm "Theater hinter Gittern" will Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zeigen Arrestanten wagen sich gar selbst auf die Bühne Als Teil einer Kulturwoche Stück einstudiert Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Von den 30 jüngst zum Arrest geladenen jungen Männern haben sich nur sieben anordnungsgemäß eingefunden. Hätten die übrigen gewußt, was sie speziell in dieser Woche in der Jugendarrestanstalt Gelnhausen erwartet, wäre der eine oder andere vielleicht doch lieber pünktlich erschienen. Exklusiv für die 15 anwesenden Arrestanten und ein paar handverlesene Gäste treten Schauspieler und Musiker in einer Kulturwoche auf. Wenn auch der Unterhaltungswert kultureller Darbietungen zunächst im Widerspruch zu dem "Zuchtmittel" des maximal vier Wochen dauernden Arrests zu stehen scheint, so sind es doch pädagogische Aspekte, die dem Ganzen seinen Sinn verleihen. Zwar kann so etwas wie eine Resozialisierung der jungen Leute in oft nur ein paar Tagen Anwesenheit in der Einrichtung nicht funktionieren. Aber nach Ansicht der Verantwortlichen ist es schon ein wichtiger Schritt, ein paar Dinge kennenzulernen, die es außer Autofahren, Suff und Klauen auch noch gibt.

"Theater hinter Gittern", so der Name des Programms, ist eine hessische Exklusivität. Seit 15 Jahren organisiert Jutta Kessler vom Frankfurter Bund für Volksbildung Auftritte in sieben Justizvollzugsanstalten und den beiden Jugendarrestanstalten in Kassel und Gelnhausen. Auf seiten der Künstler ist Opferbereitschaft Voraussetzung. Gage gibt es nicht, lediglich eine Kostenerstattung, für die das Land aus Lotto-Einnahmen aufkommt.

Für die jungen Männer zwischen 18 und 20 Jahren, die aus ganz Südhessen wegen kleiner Delikte wie Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis oder Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz zum Arrest übers vergangene Wochenende nach Gelnhausen gekommen sind, gab es viel Anregung für Freizeit einmal anders. Zum Auftakt spielte das Frankfurter Theater "Grüne Soße" das bekannte Stück von den beiden feindlichen Soldaten, die sich auf einer einsamen Insel treffen und mühsam lernen, sich gegenseitig als gleichberechtigte Menschen und Partner zu akzeptieren. Weitere Aufführungen gestalteten das Orchester "Bruno Brasil", der Magier Dixon und die Compagnie Curioso.

Unbestritten der Höhepunkt der Kultur im Knast aber ist eine Aufführung, die für heute im Programm steht. Die Arrestanten bringen ein selbstgestaltetes Theaterstück auf die Bühne. In einem ganztägigen Workshop haben sie gestern gemeinsam mit einer erfahrenen Profi- Regisseurin geprobt. Nach der morgendlichen Generalprobe wird auch heute noch an dem Stück gefeilt, das dann um 18 Uhr Premiere haben soll.

Den Workshop betrachtet auch Anstaltschefin Sigrid Haas als besonders wichtige Komponente der Kulturwoche. Für die meisten ihrer Schützlinge sei das eine ganz neue Erfahrung. Auch wer mit Kultur und Theater sonst nichts am Hut habe, mache mit großer Begeisterung mit. So gibt der Arrest vielleicht wenigstens in dieser Woche auch positive Impulse. Die Kulturwoche klingt morgen abend mit Rock und Pop aus. Die Gruppe "Wave" hat sich angesagt.

Privatradio ändert Programm Das Ziel des Berliner Rundfunks: Hörer im Umland gewinnen

Nach achtmonatiger Vorbereitungszeit hat der private Berliner Rundfunk jetzt sein Programm grundlegend erneuert. Der einstige DDR-Sender will mit dem verjüngten Programm verstärkt die Zielgruppe der 30- bis 50jährigen in Berlin und Brandenburg ansprechen. Nach den Worten des Geschäftsführers Claudio Funke verabschiedet sich der Berliner Rundfunk damit endgültig von seinem früheren "sozialistischen Mischprogramm".

Wie Funke vor Journalisten erklärte, wird mit dem "Programmrelaunch" bis Ende nächsten Jahres ein Zuwachs von 40 000 Hörern angestrebt. Mit einer intensiveren Brandenburg-Berichterstattung sollen vor allem im Umland neue Hörer gewonnen werden. Bei einem Marktanteil von rund sechs Prozent erreiche der Berliner Rundfunk zur Zeit durchschnittlich 70 000 Hörer pro Stunde. Die Gesellschafter erwarteten, daß der Sender die Investitionen von rund 20 Millionen Mark nach drei Jahren wieder eingespielt habe. Programmkoordinator Günther Jauch (Sportmoderator beim ZDF, Chefredakteur beim "Stern-TV") schloß nicht aus, daß der Sender zunächst bis zu 35 000 Hörer, insbesondere beim älteren Publikum, verlieren könnte.

Das neue Tagesprogramm präsentiert sich mit einer neuen, auf (DDR-)Oldies basierenden Musikfarbe ("Oldie Based Soft Adult Contemporary") und zahlreichen neuen Sendungen wie das Morgenmagazin "Schrippenshow" - knusprig, knackig, täglich frisch". Neu im Programm sind die tagsüber zu jeder halben Stunde gesendeten Regionalnachrichten aus Berlin und dem Umland. In den Abendstunden ab 19 Uhr werden täglich wechselnde Spezialmagazine mit dem Schwerpunkt Wissenschaft, Kultur und Sport zur Versendung gebracht.

Mit Rücksicht auf die Programmauflagen der Aufsichtsbehörde werden populäre Sendungen wie "Sport an Havel und Spree" (samstags) sowie das Magazin "Sonntagsmorgen in Spreeathen" unter neuem Namen fortgeführt. Der frühere Berliner Kabelrat hatte dem "Anbieterkonsortium ,Neuer Berliner Rundfunk'" Anfang des Jahres bei der Lizenzerteilung auferlegt, "wesentliche Programmelemente des Berliner Rundfunks weiterzuführen und weiterzuentwickeln". Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wartet nach eigenen Angaben auf einen erläuternden Bericht der Gesellschafter zur Programmreform.

Mit Aufmerksamkeit verfolgt die Medienanstalt auch die Personalpolitik beim Berliner Rundfunk. Die Gesellschafter hatten zugesagt, frühere Mitarbeiter "mit einer längerfristigen Perspektive" zu beschäftigen. Im Frühjahr waren die Verträge etlicher Mitarbeiter aus DDR-Zeiten jedoch nicht verlängert worden. Bis auf wenige Ausnahmen bekleiden nun mehrheitlich Journalisten aus dem Westen die Führungspositionen. Funke begründete dies damit, daß ein Kommerzsender nicht ausschließlich von Ost-Kollegen betrieben werden könne. Vor wenigen Wochen waren insgesamt acht leitende Mitarbeiter des Berliner Konkurrenzsenders "Hundert,6" geschlossen zum Berliner Rundfunk gewechselt.

epd

Hilfe für rumänisches Hospital Ein Ehepaar aus Arnoldshain bringt die Spenden selbst dorthin

SCHMITTEN. Ein Fernsehbericht über die Probleme eines rumänischen Krankenhauses hat in Arnoldshain eine nicht alltägliche Reaktion ausgelöst. Das Ehepaar Max rief eine Spendenaktion ins Leben, um die größten Nöte im Hospitalbetrieb lindern zu helfen. Bettwäsche, Leibwäsche und Hausschuhe werden dort am dringendsten gebraucht; außerdem fehlen Medikamente, vor allem Wundsalbe und Mittel gegen Läuse und Krätze. Das Krankenhaus in Nucet, das etwa 80 Kilometer südöstlich von Oradea liegt, verfügt über rund 280 Betten - 220 für Erwachsene und 60 für Kinder.

"Vorrangig und wahnsinnig nötig ist die Bettwäsche", betont Maria Max, die schon mehrfach mit dem Krankenhaus telefoniert hat. Vom 1. bis 7. November will das Ehepaar nach Nucet fahren, um die Spenden zu überbringen. "Die Leute dort sind sehr froh, daß wir kommen."

Vor wenigen Tagen verteilte die Familie rund 600 Briefe an die Arnoldshainer Bevölkerung. Außerdem schrieb Maria Max eine Reihe von Pharmaunternehmen an. "Ich weiß nicht, ob wir etwas bewegen können", meint sie zweifelnd. Doch inzwischen sind schon die ersten Bettlaken im Rauhecksweg abgegeben worden. Im 7,5-Tonner, den das Ehepaar für den Transport mieten will (und für den sie noch einen billigen Verleiher sucht), ist noch reichlich Platz.

Die Idee zu der privaten Hilfsaktion ("es ist das erste Mal, daß wir etwas machen") reifte nach der Fernsehsendung allmählich heran. "Tagelang ging uns das Krankenhaus nicht aus dem Kopf", sagt Maria Max. "Es war nicht auszuhalten, zu wissen, daß es den Menschen dort so schlecht geht, wo es uns doch verdammt gut geht." Der Entschluß zu helfen fiel schließlich auch, "weil Rumänien erreichbar ist, und wir selbst hinfahren können".

Wer mithelfen möchte, kann sich bei der Arnoldshainer Familie melden: Im Rauhecksweg 28, Telefon 0 60 84 / 33 92 (von 10 bis 12 Uhr und 19 bis 20 Uhr ist immer jemand zu Hause). cn

Eine Schau nicht nur für Aquarianer

ALTENSTADT/NIDDERAU. Einen "Aquaristischen Sonntag nicht nur für Aquarianer" arrangiert der Verein Aqua- Terra Nidderau, der auch Einwohner Altenstadts zu seinen Mitgliedern zählt, am 18. Oktober, 10.30 Uhr, in der Schloßberghalle Windecken. Vereinspressesprecher Hagen Rieger kündigt eine "Lebensraum Süßwasser" betitelte Multivisionsschau der Fischknipser Köln an. In einem 50minütigen Streifzug durch die Flüsse und Seen unserer Welt wird mit Hilfe von 16 Diaprojektoren die Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt gezeigt.

Ein zweiter Vortrag am Vormittag ist "Nach Mexiko und nicht nur der Fische wegen" betitelt. Er beginnt um 11.30 Uhr. Am Nachmittag eröffnet der Verein eine große Fisch- und Pflanzenbörse. sal

Weiß: Antwort brauchte zu lang und sagte nichts aus

RÜSSELSHEIM. Als Schlamperei hat der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der Union, Gerald Weiß, die Tatsache bezeichnet, daß er neun Monate darauf warten mußte, bis er von Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) Antwort auf in einer kleinen Anfrage gestellten Fragen zu Zuständen und Rahmenbedingen an der Rüsselsheimer Fachhochschule erhielt.

Weiß regt sich indes nicht nur über die Zeit auf, die bis zur Beantwortung verstrich, sondern auch über die Antworten selbst. Deren Inhalt sei so dünn, daß man im Prinzip sofort neue Anfragen losschikken könne, so der Christdemokrat, der sich jetzt brieflich bei der Ministerin und Ministerpräsident Eichel beschweren will. Weiß hatte sich zu seiner Anfrage nach einem Ortstermin genötigt gesehen, bei dem er von Studenten auf die Studienbedingungen hin angesprochen worden war. wal

Zur Sache: Pilzberatung

Ist's nun ein Champignon oder ein Knollenblätterpilz? Ein Irrtum kann tödlich enden. Fatale Folgen zu vermeiden, bieten Pilzkundler allenthalben Beratungen an. Auch die in Sulzbach beheimateten Pilzfreunde Südhessen geben Sammlern Tips über eßbare und ungenießbare Sorten. An den nächsten beiden Sonntage gibt Helmut Grehling Auskunft im Haus der Vereine, Am Gänsesteg, jeweils von 17 bis 18 Uhr.

In Frankfurt berät Werner Pohl die Pilzsammler im Auftrag des Stadtgesundheitsamtes: sonntags von 17 bis 20 Uhr im Haus Dornbusch. Beide Berater allerdings warnen: Wer wahllos sammelt, Pilze gleich körbeweise anschleppt und auf kostenloses Sortieren hofft, der bekommt keine Hilfe.

Wer Pilze nicht nur mit Zwiebeln und Speck, mit Sahne oder in Butter gedünstet mag, sondern mehr über die zahlreichen Arten und ihre Verbreitung wissen möchte, ist bei dem Sulzbacher Verein willkommen. Auskunft erteilt Zweiter Vorsitzender Helmut Grehling, Telefon 069 / 54 37 36. kkü

Frauen

Noch sind Frauensendungen mit einem klaren, frauenparteilichen Standpunkt notwendig. Zu diesem Schluß kommt die Kölner Medienwissenschaftlerin Karen Gesierich nach einer Studie über Frauensendungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die Privatsender seien in der am Kölner Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft erstellten Untersuchung nicht berücksichtigt worden, da es hier kaum solche zielgruppenspezifischen Sendungen gebe, erklärt die Forscherin gegenüber epd. Ein höherer Frauenanteil in den Redaktionen reiche allein nicht aus, um Veränderungen im Fernsehprogramm "hin zu mehr Frauenfreundlichkeit" zu erzielen, sagt Gesierich.

Ihrer Meinung nach sind die Chancen, die Frauensendungen bieten, zur Zeit noch größer als die Gefahr, daß Frauenthemen durch besondere Sendeplätze aus dem Gesamtprogramm abgeschoben und gettoisiert würden. Sie könnten Informationsdefizite abbauen helfen und eine frauenspezifische Sicht auf gesamtgesellschaftliche Probleme ermöglichen. Diese könne auf die Bildebene ausgedehnt werden, da Frauen bei Frauenprogrammen zumeist auch "die kreative Seite der Bildproduktion" übernähmen. Ein dritter Pluspunkt sei die "Streuwirkung" von Frauensendungen. Teilweise seien 40 Prozent der Zuschauer Männer. Um die Chancen von speziellen Frauensendungen zu nutzen, sei es jedoch notwendig, "einen klaren frauenspezifischen Standpunkt" zu beziehen, um "damit jede Beliebigkeit auszuschließen".

Diese Beliebigkeit kritisiert Gesierich beispielsweise an dem ZDF-Magazin "Mona Lisa". Die Programmacherinnen schienen ihrem Eindruck nach von der These auszugehen: "Wir sind Frauen und deshalb können wir eine Frauensendung machen." Aber Standpunkt und Fachkompetenz fehlten. Frauenredaktionen sollten sich aber selbst als Fachredaktionen begreifen und als solche um ihre Anerkennung kämpfen. Sie sollten sich so auch in andere Programmbereiche einmischen, um sich so bald wie möglich selbst überflüssig zu machen.

Zu einem ähnlichen Schluß kamen auch Teilnehmerinnen einer Fachtagung zum Thema "Frauenbilder im Fernsehen", die im September 1991 von der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet worden war. Sie forderten: "Frauensendungen sollten überflüssig und das Männerfernsehen ein Menschenfernsehen werden." epd

Bundesstraße 455 wird gesperrt

EPPSTEIN. Erster Stadtrat Peter Reus rechnet mit dem einen oder anderen Stau, aber daran sei nichts zu ändern. Ab morgen, vielleicht auch übermorgen, wird die B 455 zwischen Bremthal und Eppstein abschnittweise gesperrt. Der Grund: Die Straße bekommt eine neue Oberfläche, außerdem werde die Fahrbahn entwässert, erläutert Reus. Überdies werden die Bordsteine versetzt. Und die Bergseite der B 455 wird generalüberholt. Auftraggeber der Arbeiten ist das Hessische Straßenbauamt in Frankfurt.

Betroffen ist der gesamte Bereich zwischen der Abzweigung L 3011 Richtung Vockenhausen und der Daisbachbrücke kurz vor der L 3026 aus Richtung Niederjosbach. Um Behinderungen auf ein Minimum zu berschränken, wollen die Polizei, die Straßenverkehrsbehörde des Kreises und die Stadt aber nicht den gesamten Abschnitt, sondern immer nur Teilstücke absperren - halbseitig. Mal werde die linke, dann die rechte Seite blockiert, kündigt Reus an. "Die Arbeiter schieben sich peu à peu vorwärts."

Während des Projektes wird der Verkehr in den betroffenen Bereichen mit Ampeln geregelt. Begonnen wird an der Daisbachbrücke, wo zunächst die Baustelle eingerichtet wird. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich zwei Monate lang dauern. pms

Stetes Bemühen um Verständlichkeit Nachrichten-Sendungen für Kinder im Fernsehen - das Angebot des ZDF und Pläne der ARD

"Hört ihr? So ungefähr hört sich das seit einer Woche auf französischen Straßen an. Hupkonzerte, wüste Beschimpfungen und Autos, die nicht vom Fleck wegkommen. Überall Stau! Der Grund: Lastwagenfahrer haben viele wichtige Straßen blockiert."

Ein jugendlicher ZDF-Moderator versucht, Kindern die Welt zu erklären. Unterstützt wird er dabei von Stau-Cartoons und einem Hupkonzert aus dem Off. Der Streik der Lastwagenfahrer in Frankreich - auch das war in diesem Sommer ein Thema für "logo", die Nachrichtensendung für Kinder, die seit jetzt vier Jahren montags bis donnerstags im Zweiten Programm zu sehen ist. Anfangs war "logo" nur ein Experiment, ist aber inzwischen als fester Programmbestandteil etabliert.

Neuestes Glied der Kette von ZDF-Informationssendungen für Kinder ist die "Ökowelt", ein Umweltmagazin für Acht- bis 14jährige, das immer montags von 16.35 bis 17 Uhr zu sehen ist. Die Sendung will zum Mitmachen auffordern und zeigt deshalb Beispiele für aktiven Umweltschutz. Ihr Motto: "Nicht nur zuschauen, sondern selbst handeln".

Der Aufklärung über Natur und Umwelt hat auch schon die beliebte ZDF- Reihe "mittendrin" mit Peter Lustig gedient. Wie ein kleiner Chemie-Baukasten im Fernsehen - so kommt diese Sendung daher. Experimente mit Feuer, Wasser und Lackmuspapier sollen das Interesse gerade der Jungen fesseln. Und doch wird mehr erreicht als nur eine Kinderstunde mit ein bißchen Naturwissenschaft. Sensibilisierung heißt das Lernziel, und nur dafür wird die schöne rote Rose in den Dampf von Schwefeldioxid gesteckt. So wird Kindern und Jugendlichen im kleinen gezeigt, was es heißt, die Welt im großen zu verschmutzen.

Bärbel Lutz-Saal, Redakteurin im ZDF- Kinderprogramm, möchte den Begriff der "Information" indes nicht auf Politik und Wirtschaft beschränkt sehen, sondern auch die alltägliche Lebenswelt mit einbeziehen. Der Bereich des sozialen Lernens gehöre natürlicherweise dazu: "Wie gehen Menschen miteinander um? Wie funktioniert Gesellschaft?" Lutz-Saal verantwortet unter anderem die Reihe "Karfunkel", die "Geschichten von internationalen Begegnungen aus dem Blickwinkel von Kindern" erzählt. Hier soll Verständnis für Ausländer früh geweckt werden, Fremdenfeindlichkeit abgebaut werden.

Um das zu erreichen, läßt Bärbel Lutz-Saal die Geschichten immer an der Alltagserfahrung von Kindern anknüpfen: "Mein Türke, der neben mir wohnt, ist in Ordnung, aber die Türken sollen raus", so faßt Lutz-Saal eine gängige Alltagswahrnehmung zusammen und fügt hinzu: "Immer wenn eine Erlebnis-Begegnung stattfindet, entsteht Verständnis." Das sei auch das Konzept von "Karfunkel": "Wir stellen diese Nachbarschaft her, indem wir auch mit Identifikation arbeiten. Wenn ich ein Kind zu einer Hauptperson in einem Drama mache, sagen wir: türkischer Nationalität, werden zuschauende Kinder sich immer mit meiner Hauptperson identifizieren, weil Drama so läuft. Über einen kulturellen Rollenwechsel sind sie in eine andere kulturelle Identität geschlüpft und erfahren auf einmal die interkulturelle Begegnung aus dieser Sichtweise."

Die ZDF-Redakteure versuchen, Kinder ernst zu nehmen als heranwachsende Staatsbürger. Die Überlegung der Programmacher ist: Sollen sich Kinder zurechtfinden in einer zunehmend komplexen Umwelt, sollen sie sozial rücksichtsvoll handeln, dann müssen sie auch durch Fernsehen unterrichtet werden über Gesetze und Risiken in der Welt ringsum. Realitätstüchtigkeit heißt das Lernziel.

Weil aber die Politik voller Gewalt ist, künden Nachrichten im Regelfall von Schrecken, Grauen und Elend. Ein Massaker im jugoslawischen Bürgerkrieg zur Grenze der Darstellbarkeit Spitzenmeldung auch für Kinder zu erheben - muß das sein? ZDF-Redaktionsleiterin Susanne Müller, die "logo" lange Zeit verantwortet hat, meint ja und rechtfertigt es damit, daß es nicht ursächlich "logo" sei, das an Krieg und Hunger heranführe, "sondern es ist die Welt, in der Krieg und Hunger sind". Allerdings seien für die Zielgruppe der Kinder Grenzen der Darstellbarkeit zu achten: "Man muß nicht alles zeigen. Man kann über alles sprechen, aber das Bild ist ja doch das, was vieles schwerer ertragbar macht."

Die "logo"-Redaktion will nichts beschönigen, wohl aber ihre jungen Zuschauer - weil empfindlicher! - fallweise schonen. Angst soll vermindert, nicht vermehrt werden. Orientierung durch Information: Generell sollen so die Lebenschancen der Kinder verbessert werden. Deshalb auch geht es nicht nur um die große fremde Politik, sondern ebenso um den eigenen Alltag von Kindern und Jugendlichen. "Genau!" ist eine dieser Sendereihen, die "Redezeit für junge Leute" bieten will. Hier sollen die Elf- bis 14jährigen über das reden, was sie angeht. Erste Liebe ist ebenso ein Thema wie die Scheidung der Eltern.

Wenn "logo" und die anderen Sendungen des neuen Trends hin zur Information auch im Kinderprogramm Nutzen stiften sollen, dann ist natürlich Verständlichkeit oberstes Ideal ihrer Machart. Was oft nicht mal Erwachsene begreifen: die große Politik, hier muß sie noch unerfahrenen Kindern und Jugendlichen nahegebracht werden. Die Frage nach dem Wie der Darstellung rangiert deshalb in den Redaktionskonferenzen von "logo" in Mainz oft vor dem Was der Themenauswahl. Susanne Müller räumt allerdings ein, daß "nicht immer das Optimum an Verständlichkeit" erreicht werde.

Gemacht wird "logo" für Kinder bis 15 Jahre. In dieser Zielgruppe erreicht die Sendung durchschnittlich jeweils 200 000 Zuschauer. Erwachsene hinzugerechnet, wird manchmal auch eine Million erreicht. Eine stattliche Einschaltquote, möchte man meinen. Doch im Vergleich zu konkurrierenden Fernsehprogrammen wird die Mühe des ZDF immer weniger belohnt. Namentlich die Action- und Comicserien in privaten Programmen finden hundertfach größeren Zuspruch als die soliden Sachberichte des ZDF, die von den jungen Zuschauern offenbar eher als brav und behäbig eingestuft werden.

Ein kürzlich bekanntgewordener interner Bericht der ZDF-Medienforschung bringt die unangenehme Wahrheit auf den Punkt: "Eine besondere Problemgruppe sind für das ZDF die Kinder geworden." Während das ZDF ehedem der Sender gerade für Kinder gewesen sei, nehme es inzwischen bei den jüngsten Zuschauern in verkabelten Haushalten nur noch den sechsten Rangplatz ein. Auf die führenden vier Privatsender entfielen inzwischen fast zwei Drittel der Sehdauer von Kindern, auf ARD und ZDF zusammen nur noch ein Fünftel.

Auch andere Fernsehsender haben erkannt, daß die cleveren Kinder von heute nicht mehr nur mit Märchen anzusprechen sind, sondern eben auch mit Berichten aus Politik und Umwelt. Bei Sat 1 in "Querbeet" gibt es gelegentlich Sachberichte für Kinder. Und das Kindermagazin "Bimbambino" von Tele 5 lobt sich schon mal selbst als "erste Sorgenecke im deutschen Fernsehen": Da dürfen Vorzeige-Kinder ihr Herz über Notenstreß in der Schule ausschütten. Wie auch immer, der Privatsender Tele 5 erzielt bei Kindern gute Einschaltquoten, und das sogar noch frühmorgens kurz vor Schulbeginn.

Da wollte der WDR nicht länger tatenlos zusehen und steuert jetzt zum neuen ARD-"Morgenmagazin" seinen "Käpt'n Blaubär" bei. Dabei soll es nicht bleiben. Vom April kommenden Jahres an will der WDR, zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk, wie das ZDF eine tägliche Nachrichtensendung für Kinder anbieten - das "Kinder-Telegramm", so der Arbeitstitel derzeit. Als Sendeplätze sind das ARD-"Morgenmagazin" sowie ein Termin zum Beispiel um 14.30 Uhr vorgesehen. Auch bei Nachrichten dürfe das Fernsehen seine Hauptaufgabe für Kinder, das Geschichtenerzählen, aber nicht vernachlässigen, kündigt der zuständige WDR-Programmbereichsleiter Gert K. Müntefering an. Das "Kinder-Telegramm" müsse seine jungen Zuschauer deshalb vor allem für "das hinter den Nachrichten verborgene Drama" interessieren. VOLKER LILIENTHAL

"Frankfurter Berg" als neuer Stadtteil skizziert Wohnungsbau soll nichts kosten / Sanierung unklar Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Einen neuen Stadtteil "Frankfurter Berg" sieht Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) entstehen, wenn die Vorstellungen des rot-grünen Magistrats für die Flächen der ehemaligen US-Kasernen Drake und Edwards Barracks in Bonames Wirklichkeit werden. Wentz kündigte bei einer Bürgerversammlung mehr als 2000 Wohnungen auf dem 24 Hektar großen Kasernen-Areal an, darunter Apartments und Wohnheime für 450 Beamte vom Bundesgrenzschutz und 100 des Zolls. Anfang Dezember wollen der Präsident der Oberfinanzdirektion (OFD) Frankfurt, Engelhard, und Oberbürgermeister von Schoeler über die Zukunft der Kasernen sprechen, die Bundesbesitz sind. Ziel der Verhandlungen ist angesichts der Finanzsituation der Stadt, "daß es keinen etwas kostet" (OB-Referent Ulli Geissler). Das derzeit wahrscheinliche Modell: Der Bund vergibt über die OFD die Baugrundstücke direkt an private Investoren, die Stadt selbst erwirbt keinen Quadratmeter. Die Kommune würde dann nur das Baurecht für alle Projekte schaffen. Ein Sprecher der OFD erklärte jetzt, daß der Bund selbst 300 Wohnungen für Bundesbeamte und ihre Familien bauen lassen wolle. Für den Rest des Geländes "möchte der Bund Geld sehen", entweder von privaten Bauherren oder der Stadt: "Das sind wir dem Steuerzahler schuldig." Werden Sozialwohnungen gebaut, kann die OFD die Hälfte vom Marktwert der Grundstücke nachlassen. Die Behörde registrierte "mehrere Anfragen" von Investoren.

Heftig umstritten ist derzeit aber noch, wer für die giftigen Altlasten im Boden des Kasernengeländes aufkommt. Vor den 200 Teilnehmern der Bürgerversammlung hatte Stadtrat Wentz beteuert, die Sanierung der Schadstoffe sei "Aufgabe des Bundes", der aber tue nichts. Wentz: "Wir drängen darauf." Ein Sprecher der Bundesvermögensverwaltung in Frankfurt sagte dazu, die Untere Naturschutzbehörde, also die Stadt Frankfurt selbst, müsse die Altlasten entsorgen - dies habe Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) die Kommune bereits wissen lassen. Wie der Sprecher hinzufügte, seien schon Bodenproben entnommen und Gutachten zur Schadstoffbelastung erstellt worden - von wem, blieb unklar. Der Fachmann der OFD sah die Entsorgung der Schadstoffe als "Sache der künftigen Bauherren" an - der US-Armee als Verursacher werde dann der Preis "in Rechnung gestellt". Wentz- Referent Jürgen Häußler nannte den Umgang mit den Altlasten "eine der noch offenen Fragen".

Bürger stellten bereits die Frage, wie lange es denn dauere, bis die Wohnungen stehen. Mit Skepsis reagierten sie, als Wentz "erste Bauanträge schon Anfang 1993" für möglich hielt. Und Uli Baier, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, fragte Stadtrat Wentz ganz offiziell: "Was passiert, wenn es sich mit dem Bund länger hinzieht?" Antwort des Dezernenten: "Wir sitzen nicht am schwächsten Hebel, aber ein Grundstückseigentümer kann nicht gezwungen werden, zu bauen!"

Dabei hatte Wentz zuvor ausgemalt, wie mit den Projekten auf Kasernenfläche der angrenzenden, tristen Hochhaus- Siedlung Frankfurter Berg aufgeholfen werden könne - in der es an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, aber auch an Einkaufsmöglichkeiten fehlt. Der Stadtrat warb um Verständnis für künftige neue Nachbarn: "30 000 Menschen sind in den vergangenen drei Jahren nach Frankfurt gezogen - wir können nicht sagen: ,Geht wieder weg!'"

Die Kreuzung Berkersheimer Weg/ Homburger Landstraße ist als "gemeinsame Mitte" des neuen Stadtteils gedacht - hier und in der Siedlung sind ein Supermarkt, Läden und Dienstleistungen wie etwa Ärzte vorgesehen, zudem eine Grundschule, drei Kindertagesstätten, ein Bürgertreff und ein Altenclub. Die Zäune um die heutigen Kasernen werden fallen. Viele Bürger fürchteten, es gehe auch an private Grundstücke außerhalb der Kasernen, in Klein- und Vorgärten hinein. "Alles ist auf dem Kasernengelände selbst darstellbar", sagte Wentz.

&blt; Diskussion zum Börneplatz

Unter dem Titel "Der Börneplatz-Kompromiß: Geschichtsentsorgungspark oder Stätte des Gedenkens?" diskutieren am Sonntag um 17 Uhr im Café des Mousonturms Ignatz Bubis, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und heute Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Frankfurter Stadtverordnete Micha Brumlik, die Schriftstellerin Eva Demski, der Historiker Lothar Gall und Georg Heuberger, Direktor des Jüdischen Museums. Die Moderation der Diskussion, die auch im HR gesendet wird, hat Michael Best. (Siehe auch den Hörfunktip auf der Wochenend-Fernsehseite.)

FWG: "Wir machen weiter" Nach einer Krisensitzung ist die Stimmung wieder besser

NEU-ISENBURG. "Wir machen weiter." Die Freie Wählergemeinschaft, schon vor der Rücktrittserklärung des Fraktionsvorsitzenden Alexander Hermes von der Krise gebeutelt, zeigt nach ihrer außerordentlichen Fraktionssitzung am Montagabend wieder vorsichtigen Optimismus. Fraktionsgeschäftsführer Günter-Otto Schulze sagte, die Fraktion habe sich zusammengerauft und wolle bei der Klausurtagung am kommenden Wochenende über die Nachfolge entscheiden. Er habe allerdings kein Verständnis dafür, daß Hermes so kurz vor der Kommunalwahl abgesprungen sei.

Schulze erklärte, daß die Stimmung in der Fraktion schon seit Wochen angespannt sei, weil Hermes bei wichtigen Anlässen wie einem Gespräch mit dem Bürgermeister, der Stadtverordnetensitzung oder der Bürgerversammlung gefehlt hatte. Bis zuletzt habe er versucht, den Streit zu schlichten und Hermes von seiner Entscheidung abzubringen.

Politiker der anderen Fraktionen reagierten zurückhaltend auf die Neuigkeit. Der CDU-Vorsitzende Dirk Oliver Quilling zeigte sich "überrascht". Quilling kündigte an, daß seine Partei mit den Freien Wählern reden wolle. Das Bündnis stehe nicht in Frage.

Für die FDP, dritte Kraft in der Koalition, deutete Fraktionsvorsitzender Alexis Taeger an, die FWG mache einen "etwas kopflosen Eindruck". Er sei gespannt, was nun weiter komme, sagte Taeger und fügte hinzu, "von außen" könne er nicht mehr dazu sagen.

"Nicht ganz überraschend" ist Hermes' Rücktritt für Wolfgang Lamprecht aus der SPD. Lediglich der Zeitpunkt habe ihn erstaunt. Für die FWG befürchte er eine "Zerreißprobe", sollte sie nicht bald einen Nachfolger finden.

Joachim Luft von den Grünen fragt sich, wie die Wählergemeinschaft ohne einen Vorsitzenden ihre Anträge zum Haushalt 1993 hinkriegen wolle. Ansonsten sei er "wenig überrascht" über Hermes' Rücktritt. ac

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VHS-Veranstaltung "Deutsche Bildhauer"

HANAU. Weil der Kursus "Deutsche Bildhauer 1900 bis 1945, entartet" kaum Interesse gefunden hat, bietet die Hanauer Volkshochschule (VHS) eine gebührenfreie Einzelveranstaltung zu diesem Thema an.

Als Termin wird Montag, 19. Oktober, 19 Uhr, in der Karl-Rehbein-Schule genannt.

Vor dem historischen Hintergrund nehmen die Teilnehmer das Leben prominenter Plastiker wie Ernst Barlach, Bernhard Hoetger, Ernst Ludwig Kirchner oder Georg Kolbe unter die Lupe.

Die Zielsetzung lautet, eine Annäherung an die nationalistische Brandmarkung "entartet" zu ermöglichen.

Nähere Informationen erteilt die VHS, Philippsruher Allee 22, montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie mittwochs auch zwischen 15 und 18 Uhr unter der Rufnummer 29 59 02. jur

Kanal

Der Bundesverband Offene Kanäle hat die Telekom und die Landesregierungen aufgefordert, ihre "gemeinnützigen" Programme kostenlos in die lokalen Kabelnetze einspeisen zu lassen. Der Vorsitzende des Verbandes, Ulrich Kamp, erklärte gegenüber epd, andernfalls sei die Entwicklung weiterer offener Kanäle in der Bundesrepublik durch die Gebührengestaltung des Bundespostunternehmens Telekom gefährdet. Die Telekom be- handle die zur Zeit in acht Bundesländern betriebenen 24 Bürgersender so wie die aus Werbung finanzierten Privatfunkanbieter. Damit ignoriere sie den "gemeinnützigen und kulturellen Charakter" der offenen Kanäle und ihre "besondere gesetzliche Ausgestaltung, die sie von anderen Programmen" unterscheide.

Kamp verwies darauf, daß die offenen Kanäle in allen Bundesländern (außer Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wo es keine entsprechenden Gesetze gebe) mit einem Anteil aus den zwei Prozent der Rundfunkgebühren finanziert werden, die den Landesmedienanstalten für Senderlizenzierung, Programmkontrolle und bis 1995 für technische Infrastrukturmaßnahmen zufließen. Dabei gerieten die Landesmedienanstalten in Flächenländern, wie etwa Rheinland-Pfalz, mit ihren Finanzmitteln "an eine kritische Grenze", meinte Kamp. Sie stünden vor der Entscheidung, weniger offene Kanäle zu lizenzieren oder zu verlangen, daß die Bürgersender geringere oder keine Kabelgebühren mehr zahlen müssen.

Eine Gebührenbefreiung oder -verminderung bei der Kabeleinspeisung könnten die Landespolitiker gesetzlich festlegen. Auch die Telekom habe die Möglichkeit, die offenen Kanäle - wie ARD und ZDF - kostenlos in die Kabelnetze einzuspeisen, zumal diese keine "Extrakapazitäten" benötigten. Als vorbildlich bezeichnete Kamp den "Staatsvertrag über die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg im Bereich des Rundfunks". Hier würden erstmals Betreiber von Kabelanlagen mit einer definierten Kapazität an Kanälen und Anschlußdichte verpflichtet, einen Fernsehkanal unentgeltlich für die Nutzung als offenen Kanal zur Verfügung zu stellen. Ein erster Schritt für die Lösung der Finanzierungsprobleme von Bürgersendern sei auch das im Juli novellierte Landesrundfunkgesetz von Rheinland-Pfalz. Die Landesregierung werde darin aufgefordert, mit der Telekom über eine kostenlose Einspeisung der offenen Kanäle zu verhandeln. epd

Kunsthandwerkermarkt Holzpantoffeln aus dem Münsterland

FRANKFURT-NORDWEST. Für zwei Wochen ist das Nordwestzentrum um eine Attraktion reicher: Mehr als 30 Handwerker aus ganz Deutschland haben unter dem Glasdach des Einkaufszentrums ihre Stände aufgeschlagen. Von der münsterländischen Schafwollsocke bis zur handgefertigten Marionette gibt es (beinahe) alles, was das Käuferherz begehrt.

"Meine Güte, für was braucht man denn solche Schuhe?" Ratlos mustert eine mit schweren Einkaufstaschen beladene Frau ein Paar geschnitzte Holzschuhe. Ein ganzer Berg dieser klobigen Pantinen ist neben dem Stand aufgehäuft und läßt einen unwillkürlich an Windmühlen und Hollandkäse denken. "Die sind praktisch im Garten und beim Camping", klärt die Handwerkerin aus dem Münsterland auf. Neugierig schlüpft die Kundin in die Schuhe, dreht und wendet sich wie auf der Modenschau. "Nicht gerade elegant, aber unbequem sind sie auch nicht." Nach kurzer Bedenkzeit zückt sie ihr Portemonnaie und zieht mit einem Paar Holzpantoffeln unter dem Arm von dannen.

Die Verkäuferin aus dem Münsterländischen ist mit dem Geschäft im Nordwestzentrum ebenso zufrieden wie der Korbmacher aus Bayern. Staunend stehen drei Kinder um ihn herum und schauen ihm beim Flechten eines großen Weidenkorbs zu.

Genausogut wie das Geschäft mit Körben, Bürsten, Socken und Fellhandschuhen läuft der Verkauf von allerlei Nippes und dekorativem Krimskrams. Mundgeblasene Glasgefäße und parfümierte Kerzen finden ebenso ihre Abnehmer wie Trockenblumensträuße und putzige Keramikfiguren. Noch bis Samstag, 17. Oktober, ist der Kunsthandwerkermarkt im Nordwestzentrum geöffnet. bai

Eschersheimer oben ohne Bürgerinitiative hofft immer noch auf Untertunnelung

FRANKFURT-NORDWEST. "Die Eschersheimer oben ohne" - so prangt es seit einigen Tagen von einem Transparent vor dem Gebäude Eschersheimer Landstraße 589. Doch was sich wie ein anzüglicher Aufruf von Aktivisten der Freikörperkultur liest, soll eigentlich auf die Forderungen einer gleichnamigen Bürgerinitiative (BI) aufmerksam machen. Seit Mai 1990 fordert die "Bürgerinitiative für die Untertunnelung der Eschersheimer Landstraße" die Verlegung der U-Bahn-Gleise unter die Straße.

Das auffällige Transparent zeigt eine schienenfreie Straße und einen großen, alten Lindenbaum - was die Anliegen der BI verdeutlichen soll: Untertunnelung der "Eschersheimer" und mehr Stadtgrün für die Anwohner. Seit dem U-Bahn-Bau 1968 verlaufen die Gleiskörper zwischen Dornbusch und Heddernheim oberirdisch und zerteilen das Stadtviertel. "Eschersheim ist durch die Metallzäune so zerschnitten, wie es Berlin durch die Mauer war - zwar nicht in den Dimensionen, aber es werden Stadtteile willkürlich auseinandergerissen", erklärte Klaus Funk, einer der Mitbegründer der Initiative.

Zur Verminderung der Lebensqualität entlang der Eschersheimer Landstraße hat seiner Meinung auch die Vernichtung von Grünflächen und Vorgärten geführt. Einen weiteren Grund für eine "Eschersheimer oben ohne" sieht Funk in der Gefährdung der Passanten, die die Gleise überqueren müssen: "Seit dem U-Bahn- Bau sind 70 bis 80 Tote zu beklagen." Diese Angabe widerlegte allerdings auf Nachfrage der Stadtteil-Rundschau Polizeihauptmeister Jürgen Linker: "Von 1967 bis heute sind 19 tödliche Unfälle - in Verbindung mit der U-Bahn - auf der Strecke der Eschersheimer Landstraße zu beklagen."

An eine baldige Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen der Bürgerinitiative glaubt Funk indes nicht. Er ist sich aber sicher, daß in einigen Jahren, "wenn die Forderungen das öffentliche Bewußtsein erreicht haben", eine Untertunnelung unumgänglich ist. "Technisch dürfte das keine Schwierigkeiten machen, schließlich wurde ja auch die Nidda untertunnelt und einen Großteil der Kosten wird der Bund tragen."

Bisher jedoch scheiterte die Beteiligung des Bundes an dem (auf etwa 500 Millionen Mark geschätzten) Projekt an den Kriterien des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes. Gegner des Projektes und der BI kritisieren ebenfalls die viel zu hohen Kosten einer nachträglichen Untertunnelung.

Doch bis ihr Wunsch Wirklichkeit wird, will die BI in unregelmäßigen Abständen mit weiteren Aktionen auf sich aufmerksam machen: Funk: "Wir werden Flagge zeigen und weiter kämpfen." map

Die schönsten Vorschläge sind wieder mal in den Papierkorb gewandert. Mit Geld macht man keinen Spaß - schon gar nicht mit deutschem Moos, an dem bei uns nicht nur das Herz, sondern gelegentlich die ganze Person hängt. Abhängig von Mark und Pfennig ist schließlich sogar die EG - was die meisten Europäer kein bißchen lächerlich finden.

In Deutschland ehrt ihn zwar kaum noch einer: den Pfennig. Aber ist das ein Grund, ihn respektlos "Eumel" zu nennen? Soll etwa die traditionsbewußte Braut von morgen für ihr Hochzeitsschuhwerk "Bankrotti" sparen? Solch Vorschläge aus rund 3000 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache gewogen und zu leicht befunden bei Knete und Kneti der ernsten Frage, wie künftig die kleinste Währungseinheit in Europa getauft werden sollte.

Die Wahl fiel auf "Cent". Das klingt seriöser als die ebenfalls in die Namensschlacht geführten dumpfdeutschen Bezeichnungen "Dipfel" oder gar "Kohli".

Ob letzteres unseren Kanzler wirklich ehrt, ist zweifelhaft. Wer weiß, ob "keine Kohli" nicht künftig zum Synonym für jenen unerfreulichen Zustand wird, in dem man "keine Kohle" mehr hat. Eine mißliche Lage, die für das ganze Land Realität werden könnte, wenn Kohls blühende Landschaften weiter blütenlos bleiben. Auch die Interessen der EG-Nachbarn haben die deutschen Sprachhüter bei ihrer Cent-Wahl nicht gewahrt.

In Frankreich ist ein Cent jedenfalls keinen Sou wert. Und der Ort "Le dernier sou" hat null Chancen, in "The last cent" umbenannt zu werden.

Dabei könnte man in Zeiten, in denen es allerorten (Börsen)-Turbulenzen gibt und sich Meldungen über das Europäische Währungssystem wie ein Wetterbericht mit kräftigen Tiefs über Italien und Großbritannien lesen, doch mal undogmatisch Sprache schöpfen. Ein lockeres umgangssprachliches "Knete" für Mark und "Kneti" für deren 100. Teil trüge gewiß zur Entspannung an der Währungsfront bei.

Aber der "Kneti" läuft außer Konkurrenz. So locker sitzt uns Deutschen der Zaster noch nicht, daß wir solch Wortwechsel für die gute alte D-Mark befürworten könnten. "Cent" aber geht auch nicht. Es sei denn, man will Bayern-Minister Peter Gauweiler eine Freude machen. Bei "Cent" handelt es sich nämlich auch um einen Esperanto-Begriff für "hundert". Und der CSU-Mann hat es ja gleich gesagt, daß der Ecu nichts ist als schnödes "Esperanto-Geld". ko-ko

Heinz Sauer jazzt in den Titus Thermen

FRANKFURT-NORD. Das Reimer von Essen und das Heinz Sauer Trio jazzen am Samstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr in den Titus Thermen im Nordwestzentrum.

Der Bandleader, der Pianist und der Bassist der Frankfurt Barrelhouse Jazzband spielen nebenbei auch als Reimer von Essen Trio. Reimer von Essen (Klarinette, Saxophon und Gesang), Cliff Soden (Baß) und Agi Huppertsberg (Piano) sind für ihre ganz unkonventionelle Show bekannt. Sie haben sich auf klassische Triostücke des New Orleans Jazz und solistische Instrumentalnummern spezialisiert. Der Veranstalter verspricht dem Publikum "höchsten Jazzgenuß".

Dem modernen Traditionalismus hat sich das zweite Trio mit Heinz Sauer am Saxophon, Stefan Schmolk am Baß und Markus Becker am Klavier verschrieben. Außer Eigenkompositionen haben sie moderne Versionen von Stücken drauf, die Jazzgeschichte machten. So interpretieren sie Arrangements von Duke Ellington, Billie Holiday und Charlie Parker.

Karten für das Jazz-Konzert gibt's an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie am Infopoint der Titus Thermen. mk

Namen +Notizen

WALTER KORN, CDU-Landtagsabgeordneter aus Maintal, nimmt für seine Fraktion neue politische Aufgaben im Landtag wahr. Er wurde nun zum ordentlichen Mitglied des Haushaltsausschusses berufen. Korn ist bereits Vorsitzender des kulturpolitischen Ausschusses. Weiter vertritt der Maintaler die Union im Unterausschuß "Staatshaushaltsrechnung".

"Hungertuch für die Dörfer" Alter vorösterlicher Brauch mit neuem Akzent

MARBURG. Bis Ostern ist es zwar noch ein ganzes Weilchen hin. Dennoch ruft der Arbeitskreis Dörfliche Kultur mit Sitz in Marburg schon jetzt zu einer etwas ungewöhnlichen vorösterlichen Aktion auf. Ein mittelalterliches Wortspiel liefert das Motto zu dem geplanten Gemeinschaftswerk: "Wir nagen (nähen) am Hungertuch für die Dörfer". Seit dem frühen Mittelalter wurden "Hungertücher" mit Motiven der Passion Christi als "Fasten der Augen" im Altarraum der Kirche aufgespannt. Nun will der Arbeitskreis Dörfliche Kultur den alten Brauch mit neuem Akzent wieder aufleben lassen.

Möglichst viele Gruppen, Vereine und Einzelpersonen in hessischen Dörfern sollen in den ungefähren Maßen 50 x 80 Zentimeter einen Beitrag liefern zu einem "Hungertuch für die Dörfer". Auch wer jenseits der Landesgrenzen wohnt und mittun möchte, ist willkommen. Nach Vorlagen oder eigenen Entwürfen kann je nach Gusto in jeder denkbaren Technik gestickt, gemalt, aufgenäht, gestrickt, geklebt, geklöppelt, gehäkelt, gewebt, geflochten oder in Wachs geformt werden. Die fertigen Arbeiten sollen schließlich im März 1993 beim Ostereiermarkt des Arbeitskreises in Nieder-Ohmen im nördlichen Vogelsbergkreis zusammengefügt werden.

Auf einer riesigen Nesseltuchbahn soll dort ein "Lebenstuch" entstehen, das Lösungsansätze für die Zukunft des ländlichen Raumes darstellt. "Es soll zum Nachdenken über unsere eigenen landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme anregen, die zum Teil auch im Zusammenhang mit Vorgängen in der Dritten Welt stehen", erläutert Irmgard Bott die Idee.

Sie nennt einige Stichworte: In der EG stirbt alle zwei Minuten ein Bauernhof, während die Konzentration zur Agrarindustrie mit Massentierhaltung wächst. Die Verelendung der Dritten Welt schreitet auch deshalb weiter fort, weil sie unter anderem Futtermittel für unsere Fleischüberflußproduktion liefern muß. Die Einführung der Gentechnologie in der Agrarindustrie macht ganze Landstriche abhängig von wenigen weltweiten Konzernen.

Alle müßten sich deshalb dafür einsetzen, "regionalwirtschaftliche Vernetzung mit naturgemäßem Anbau, Verarbeitung und Direktvermarktung überall, nicht nur in Nischen" zu verwirklichen, meint der Arbeitskreis Dörfliche Kultur, der vielen als Veranstalter von Kräuter- oder Ostereiermärkten bekannt sein dürfte. Letztere hat der Arbeitskreis Anfang der achtziger Jahre überhaupt erst ins Leben gerufen, um alte österliche Bräuche und Techniken des Eiermalens (zum Beispiel Wachsbatik- und Sprucheier) nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Heute ärgern sich die Mitglieder über die regelrechte Inflation von Ostereiermärkten, die überall in Hessen und ganz Deutschland "immer stärker in ausschließlich kommerzielle Ziele münden", so Irmgard Bott.

Die Idee vom "Hungertuch für die Dörfer" ist sicher auch als Antwort auf diesen Trend zu verstehen. Ergänzt werden soll die Aktion beim Nieder-Ohmener Ostereiermarkt am 13. und 14. März 1993. Eine Ausstellung mit historischen Fastentücher und Hungertüchern von Künstlern aus der Dritten Welt wird dann zu sehen sein. Kontakt und Info-Blatt beim Arbeitskreis Dörfliche Kultur, Am Grün 34, Marburg, Telefon 06421/15679 oder 06422/2431). tap

Die Kinder . . .

Fortsetzung von Seite 1 einem Essensangebot in der Schule hätten. "Daß wir keine Zeit haben, ist doch genau das Problem", erklärte sie.

Schließlich fand eine spontane Idee aus dem Kreis der Eltern, die zunächst belächelt wurde, auf den zweiten Blick immer mehr Zuspruch: Möglicherweise hätten Senioren aus Fechenheim, die sich selbst noch nicht zum "alten Eisen" zählten, Lust, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Der Arbeitskreis will nun versuchen, Helfer zu finden. Parallel dazu soll bei der Stadt nochmals darauf gedrungen werden, finanzielle Unterstützung für das Projekt Mittagstisch zu erhalten. rea

Das Essen in deutschen Kliniken ist viel zu fett Studie an Göttinger Universitätsklinik / Präsident der Ernährungsmediziner kritisiert Ärzte: Nicht nur gesunde Ernährung predigen Von unserem Mitarbeiter Matthias Brunnert

GÖTTINGEN, 13. Oktober. Eigentlich sollte im Krankenhaus alles getan werden, damit es den Patienten schnell wieder besser geht. Doch das Essen, das den Kranken in deutschen Kliniken serviert wird, kann zur Gesundung offenbar kaum beitragen. Im Gegenteil: Krankenhauskost ist in der Regel noch fettreicher und damit ungesünder, als das Essen, was die Bundesbürger tagtäglich zu Hause konsumieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag bekanntgewordene Untersuchung der Medizinischen Universitätsklinik Göttingen.

Unter der Leitung von Professor Peter Schauder, der zugleich Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin ist, wurde die Standardkost von zehn Kliniken in mehreren alten Bundesländern zum Teil ein ganzes Jahr lang analysiert. Was die Göttinger Forscher anhand von zum Teil über tausend Tagesessensplänen je Klinik herausfanden, sei erschütternd, sagte Schauder: In keinem Krankenhaus erfüllte das Essen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgegebenen Kriterien für eine gesunde Zusammensetzung. Das Essen enthält durchgängig zu viel Fett und zu wenig Kohlehydrate. Während die WHO einen Fettanteil von rund 30 Prozent empfiehlt und der Durchschnittsdeutsche in den alten Ländern etwa 39 Prozent Fett mit der täglichen Nahrung zu sich nimmt, besteht die Klinikkost im Durchschnitt zu über 40 Prozent aus Fett.

Spitzenreiter bei Schauders Studie ist eine Klinik in Hildesheim. Dort enthält die Nahrung 46,9 Prozent Fett. In Hannover (44,4) und Göttingen (43,5 Prozent Fettanteil) sieht es nicht viel besser aus. Auch in Darmstadt (44), Bochum (42,9), Pforzheim (42,7), Delmenhorst (40,4,) Düsseldorf (40), Bremen (39,8) und Augsburg (38,6 Prozent Fettanteil im Essen) sind die Klinikküchen nicht gerade auf WHO- Kurs. Dabei sei allgemein bekannt, daß "nicht gesunde, weil zu fette Ernährung" zu zahlreichen Krankheiten führen könne, unter anderem zu Herz-Kreislauf-Leiden oder manchen Tumor-Erkrankungen.

Warum die WHO-Empfehlungen in den Kliniken nicht berücksichtigt werden, sagte der Präsident der deutschen Ernährungsmediziner. Möglicherweise spiele das Geld eine Rolle. Fettreiche Kost sei nämlich billiger als "gesunde" Nahrung. Die Ärzte kümmerten sich auch viel zu wenig um die Qualität des Klinikessens, kritisierte Schauder. "Die Ernährungsmedizin hat in Deutschland, auch in der Ärzteausbildung, einen viel zu geringen Stellenwert." Schauder forderte seine Ärztekollegen auf, ihren Patienten gesunde Ernährung nicht nur zu predigen. Sie müßten zumindest dort, wo sie Einfluß nehmen könnten, dafür sorgen, daß gesundes Essen auf die Tische kommt.

Informationen zu "Kinder und Aids"

HANAU. Der Umgang mit der Immunschwäche Aids steht im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung, zu der der Pflegedienst der Stadt Hanau für Samstag, 24. Oktober, zwischen 10 und 17 Uhr einlädt. Angesprochen sind Pflegeeltern, Tageseltern und leibliche Eltern, die sich für das Thema "HIV-infizierte Kinder und Kinder aus HIV-betroffenen Familien" interessieren.

Zwei langjährige Mitglieder des Modellprojekts "Kinder und Aids" vermitteln die neuesten Erkenntnisse der Forschung. Interessenten empfiehlt der Pflegedienst, sich möglichst umgehend unter der Rufnummer 29 54 37 oder 29 55 61 zu melden. jur

Welteke macht Firmen Mut Minister glaubt an Zulassung deutscher Aktien in Wall Street

me WIESBADEN. Hessens Wirtschaftsminister Ernst Welteke sieht nach der US-Präsidentenwahl größere Chancen für eine Zulassung deutscher Aktien an der New Yorker Börse. Nach Rückkehr von einer USA-Reise meinte der SPD-Politiker, das bisherige "Nein" des Chefs der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC, Richard Breeden, könne man "fast schon als ideologisch betrachten". Verschiedene hochrangige Gesprächspartner aus der Banken- und Börsenszene hätten jedoch durchblicken lassen, daß es sich hier um eine "ganz persönliche Haltung" des obersten Aufsehers handele und daß dieser unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahl bald eine andere Aufgabe übernehmen werde. Mit einem neuen SEC-Boß werde der Wunsch nach Zulassung deutscher Standardwerte in der Wall Street sicher "leichter" zu verwirklichen sein, zumal dem kein US-Gesetz entgegenstehe.

Breeden habe seine Ablehnung, so der Minister, auch im Gespräch mit ihm erneut mit der Möglichkeit deutscher Aktiengesellschaften zur Bildung stiller Reserven begründet, wodurch die Anleger "unzureichend geschützt" seien, weil die Unternehmenserträge für sie nicht genau genug vorhersehbar seien. Insidergeschäften wäre damit "Tür und Tor geöffnet". Welteke bezeichnete dies als eine "etwas altmodische Vorstellung vom Anleger", die zudem von Mißtrauen gegenüber der deutschen Praxis ausgehe. Wenn beim Handel mit US-Papieren in der Bundesrepublik die amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften akzeptiert würden, müsse man Umgekehrtes entsprechend internationaler Praxis auch erwarten können. Die bisherigen Bedingungen der US-Börsenaufsicht hätten die "Veröffentlichung unterschiedlicher Schlüsselzahlen, insbesondere hinsichtlich des Eigenkapitals sowie des Jahresabschlusses", zur Folge, wogegen es "bilanzpolitische Bedenken" gebe.

In seinen Gesprächen hat Welteke den Eindruck gewonnen, daß von der US-Börsenaufsicht künftig auch "Hinweise" auf Steigerung beziehungsweise Abnahme der stillen Reserven hiesiger Aktiengesellschaften als ausreichend akzeptiert werden könnten, ohne daß die absolute Höhe offengelegt werden müßte. Er empfiehlt Firmen, die an einer Zulassung in New York interessiert sind, einen neuen Vorstoß bei der SEC nach dem Amtsantritt des nächsten US-Präsidenten. In Frage kämen laut Welteke Großbanken, Chemie- und Autokonzerne sowie Siemens. Es gehe um etwa 20 bis 25 Werte. Eine "sinnvolle Abgrenzung" wäre unter Umständen eine Beschränkung auf die 30 Titel des Deutschen Aktienindex (Dax).

13 000 Mark Reinerlös für Behindertenaufzug

STEINBACH. Der Erlös des kürzlich veranstalteten ersten Stadtfestes in Steinbach kommt der Geschwister- Scholl-Schule zugute, damit dort ein Behindertenaufzug eingerichtet werden kann. Genau 13 041,20 Mark wurden jetzt an Vertreterinnen der Schule überreicht.

20 Clubs und Vereine hatten sich an dem Fest beteiligt. Der Elternbeirat der Schule, Lehrer und auch Stadtverordnetenvorsteher Bödicker lobten das Engagement der Beteiligten. jom

Im Blickpunkt: Fußball-Nachwuchs Im Osten nichts Überraschendes

Es ist 51 Jahre her, daß eine gesamtdeutsche Fußball-Nationalmannschaft das letzte Mal in Dresden spielte und jene Partie war auch der letzte Auftritt einer DFB-Auswahl in dem Gebiet, das heute unter dem Begriff der neuen Bundesländer firmiert. Das Länderspiel gegen Mexiko ist deshalb ein Neuanfang und somit ein nicht ganz gewöhnliches Ereignis. Es ist zugleich willkommener Anlaß, um darüber nachzudenken, wie sich die Fußball-Landschaft in der früheren DDR nach der Wende entwickelt hat. Bei einer Experten-Diskussion gab es dazu deutliche und passende, freilich nicht optimistisch stimmende Worte zu hören.

Was da gesagt wurde, kann nicht überraschen. Daß zunächst die meisten Ausnahmekönner in den Westen zogen und damit sehr schnell den Verlockungen des Geldes erlagen, war programmiert. Die ehemalige DDR verfügte nämlich über gute Fußballer, selbst wenn der Verband angesichts der Geringschätzung seiner Arbeit durch den allgewaltigen DTSB-Präsidenten Manfred Ewald international keine große Rolle spielte und manches Talent bei der Nachwuchssichtung an andere Sportarten "verhökert" wurde.

Was jetzt bei den Treffen am Rande des Länderspiels in Dresden nachdenklich und alarmierend stimmt, sind die Nachrichten, daß die Abwanderungswelle der talentiertesten Jugendlichen in den Westen unvermindert anhält. Gipfelte einst alle Kritik am fußballerischen Auslese-Verfahren im Osten in der ketzerischen Bemerkung, Maradona wäre in der DDR wohl Ringer geworden, so steht jetzt zu befürchten, daß das Buhlen um Moneten und die Erwartung, in den alten Bundesländern bessere Perspektiven für die sportliche Entwicklung zu finden, den Nachwuchs in die Ferne treibt. Der freie Markt macht's möglich, und Fairneß ist in einem so egoistischen und profilierungssüchtigen Metier wie dem Fußball nicht zu erwarten, geschweige denn von höherer Instanz wie dem DFB durchzusetzen. Alles Jammern hilft nichts.

Auf der Strecke bleibt die Hoffnung, der Fußball in den neuen Bundesländern könne sich dank seines Talente-Potentials mittelfristig regenieren. Keine rosigen Perspektiven für die Menschen, die allen Verlockungen zum Trotz in ihrer Heimat geblieben sind und nun in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach Identifikationsmöglichkeiten in ihrer näheren Umgebung suchen. Da der Sport jedoch nicht besser, sondern nur so gut wie die Gesellschaft sein kann, kämpft der Fußball in der früheren DDR analog zu anderen sozialen und kulturellen Einrichtungen um seine Existenz. Bessere Zeiten liegen in weiter Ferne. HARALD STENGER

Das Virginal: Rarität mit Tasten James Nicolsen konzertiert

SCHLÜCHTERN. James Nicolsen, Professor für Tasteninstrumente aus Boston, gastiert am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr in der Schlüchterner Klosteraula mit einem ebenso seltenen wie interessanten Instrument. Der Fachmann und Musiker spielt alte Musik auf einem sogenannten Doppel-Virginal. Der Klang dieses Tasteninstrumentes ist nach Auskunft des Veranstalters, der Kulturgesellschaf Schlüchtern, "dunkler, wärmer und voller als der des Cembalos". Nicolsen wird auf der Kopie eines Doppel-Virginals spielen, das ein Flame mit Namen Ruckers im Jahr 1620 gebaut hat. Weltweit gibt es nur noch 14 Instrumente dieser Art.

Nicolsen studierte an der renommierten Harvard-Universität und erwarb den Bachelor und Master of Music als Cembalist am New England Conservatory. Nach Dozenturen an verschiedenen Universitäten und Konservatorien lehrt er heute an der Longy School of Music in Cambridge und der Powers Music School in Belmont. Seit 25 Jahren ist Nicolsen als Musiker und Lehrer tätig. Er dürfte einer der wenigen, wenn nicht der einzige sein, der regelmäßig auf dem Doppel- Virginal konzertiert. Im Spätherbst reist Nicolsen häufig zu Gesprächskonzerten nach Europa.

Bei seinem Gastspiel wird der Mann aus den USA Musik des 16. und 17. Jahrhunderts aus Italien, Spanien, den Niederlanden, England und Deutschland spielen. Ein Kritiker hat nach einem Konzert im vergangenen November über den wunderlichen Namen des Instruments die Verbindung zum lateinischen virga hergestellt, was soviel wie Zauberstab bedeutet.

Der Eintritt kostet für Erwachsene 15 Mark, für Schüler und Studenten fünf Mark. schu

Kurz notiert

Ab 1. Januar 1993 leitet der jetzige Redakteur des Deutschlandfunks, Peter Philipp, die Abteilung Nah- und Mittelost der Deutschen Welle (DW). DW-Intendant Dieter Weirich berief Philipp als Nachfolger des wegen Erreichen der Altersgrenze ausscheidenden Peter Wald. Philipp, Jahrgang 1944, arbeitete 23 Jahre als Korrespondent für den Deutschlandfunk, eine Reihe von Tageszeitungen und auch für die Deutsche Welle in Jerusalem. Von dort beobachtete der renommierte Journalist auch die Ereignisse und Entwicklungen in der Arabischen Welt, die er regelmäßig besuchte. Im Laufe dieser langen Jahre hat sich Philipp hohe Sachkenntnis erworben, die er nun in die Deutsche Welle einbringen will.

Roger Willemsen übernimmt ab April 1993 eine wöchentliche Gesprächssendung im WDR. Der Moderator der Sendung "0137" beim Privatsender Premiere bereitet derzeit mit dem Kölner Sender eine neue Form der Talkshow vor. Sie soll jeden Freitag um 22.00 Uhr in dem zu diesem Zeitpunkt neugestalteten West-3- Programm zu sehen sein. "Es wird eine persönlichkeitsorientierte Sendung, in der Roger Willemsen auf seine spezielle Art das Porträt eines Gastes zeichnet. Dies nicht in einer sterilen Studioatmosphäre, sondern in einem eigenen Ambiente", sagt dazu Axel Beyer, Leiter der Programmgruppe Unterhaltung im WDR- Fernsehen.

Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks hat in seine letzten Sitzung die Berufung von Heinz-Jochem Hirschbrunn als Leiter der neuen Hauptabteilung allgemeine Dienste in der Verwaltungsdirektion bestätigt. Hirschbrunn übernimmt seine neuen Aufgaben zum 1. Januar 1993. Er hat seit elf Jahren als Referent des Verwaltungsdirektors und als Leiter des Referats Zentrale Aufgaben in der Verwaltungsdirektion gearbeitet, seit August 1991 zudem in Personalunion die Leitung der Abteilung Einkauf wahrgenommen. Der neuen Hauptabteilung werden die Abteilung Datenverarbeitung, Bau- und Liegenschaftswesen, Einkauf und allgemeine Verwaltung zugeordnet. Diese vier Abteilungen werden auch künftig die Programm- und Produktionsbereiche nachhaltig und effizient unterstützen, durch die Zusammenfassung aber - wie bei den meisten anderen Landesrundfunkanstalten und dem ZDF - selbst stärker koordiniert und intensiver betreut werden.

Walter Mischo hat jetzt die Leitung der Redaktion, Dokumentation und Reportagen in der Hauptredaktion WISUM (Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik) übernommen. Diese Redaktion lag bisher in den Händen von Michael Opozynski, der seit dem gleichen Zeitpunkt das wöchentliche Wirtschaftsmagazin "WISO" leitet. Mischo hatte vorher die tagesaktuelle Länderberichterstattung "heute - aus den Ländern" - aufgebaut und fast zehn Jahre geleitet. Der gebürtige Saarländer (Jahrgang 1933) hat zunächst Architektur und Kunstgeschichte in Paris und später Zeitungswissenschaft, Neuere Geschichte und Romanistik in München studiert. Er war freier Mitarbeiter bei den Saarbrükker Neuesten Nachrichten und der Süddeutschen Zeitung. 1962 wurde er Reporter für Regionales und Tagesschau beim Saarländischen Rundfunk. Seit 1. Januar 1963 ist er beim ZDF tätig.

Hat Afrika keine Wahl?

Von Brigitte Kols

Sind Wahlen nichts für Afrika? Ein Vorurteil, das eine flüchtige Betrachtung der Urnengänge in jüngster Zeit leicht bestätigen könnte. Zum Beispiel Angola. Dort hatten die Angolaner die Wahl. Aber was hat ihnen die Stimmabgabe gebracht? Vorerst nur die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg, weil das Ergebnis Unita-Chef Jonas Savimbi nicht mit der erhofften Automatik an die Macht katapultierte. Wider Erwarten schnitten Präsident dos Santos und seine ehemals marxistische MPLA besser ab als der Mann, der 16 Jahre einen Buschkrieg gegen sie führte.

Nichts hat das geklärt für die Zukunft des Landes. Wahlfälschung, zetert Savimbi, obwohl die rund 800 internationalen Beobachter derlei nicht ausgemacht haben. Er, der nun mit Angolas erster Demokratieübung unzufrieden ist, hat jahrelang mit Hilfe der USA und Südafrikas gegen die regierenden Kommunisten und die Kubaner gekämpft - für Demokratie, versteht sich. Nun aber, da sich dieses allseits als Zaubertrank gepriesene Gesellschaftsmodell für ihn als Giftcocktail zu erweisen droht, sucht er die Zutaten neu zu mischen. Heraus kommt ein abenteuerliches Gebräu, das kaum vernebeln kann, worum es geht: um Macht, und zwar notfalls wieder mit Gewalt. Erste Warnschüsse fielen bereits. Sie haben offenbar so getroffen, daß der schon als Wahlsieger gehandelte Präsident die absolute Mehrheit nun hauchdünn verfehlt haben soll und eine Stichwahl ansteht. Savimbis Drohung, den Krieg neu aufzulegen, ist damit nicht vom Tisch. Der Verdacht drängt sich auf, daß notfalls so lange gewählt oder am Ergebnis gebastelt wird, bis es ihm paßt. Demokratie auf angolanisch?

Eilfertig übten sich Savimbis Verbündete von einst, Washington wie Pretoria, in Schadensbegrenzung, suchten den Mann, der nicht verlieren kann, zur Räson zu bringen. Auf ihre Schützenhilfe bei einem neuen Krieg kann Savimbi nicht zählen. Diesmal ist klar, daß er nicht für die Freiheit, sondern nur für sich kämpft. Somalias Schicksal ist Warnung genug, in Angola den Anfängen einer neuen Eskalation zu wehren.

Wahlbeispiel zwei: Äthiopien. Die Regional- und Kommunalwahlen im Juni haben auch dort den Frieden nicht sicherer gemacht, sondern die Gefahr eines neuen Bürgerkrieges heraufbeschworen. Das schöne Modell der Selbstbestimmung der ethnischen Gruppen ist vorerst gescheitert, ob und wann nationale Wahlen stattfinden können, offen. Die größte Bevölkerungsgruppe, die Oromo, sieht sich durch die neuen Herren in Addis Abeba ins Abseits gedrängt. Die USA haben den jetzigen Machthabern den Weg geebnet und auf den Wahlgang gepocht. Dieser Druck und das Geld, das aus dem Ausland für die Wahl floß, so klagte Präsident Meles Zenawi später, habe die von einigen Parteien gewünschte Verschiebung unmöglich gemacht.

Zwar steht Afrikas junge Demokratiebewegung nicht gänzlich ohne Erfolge da. Anfangs gelang es ihr, Langzeitherrscher (in Benin etwa oder Sambia) per Wahlentscheid vom Thron zu stoßen. Inzwischen aber haben sich die Regierenden gerüstet für den Show-Kampf mit der Demokratie. Es wird manipuliert, was das Zeug hält, um das gewünschte Wahlergebnis einzufahren. Präsident Paul Biya lieferte dafür in Kamerun ein Lehrbeispiel, Kenias Daniel arap Moi könnte ihm nacheifern.

Es scheint, als seien Wahlen nach westlichem Patentrezept einstweilen in Afrika kein Friedensstifter. Doch Arroganz und Besserwisserei der etablierten Demokratien sind fehl am Platz. Besonders in Europa, das hilflos auf den Krieg in Jugoslawien und die ethnische Auseinandersetzung dort starrt. Demokratie, das lehrt nicht nur das Beispiel Afrika, entsteht nicht einfach durch die Übernahme von Modellen, die andernorts funktionieren. Sie ist ein Lernprozeß, für den die Gesellschaften Afrikas mit ihrem aufgehäuften ethnischen und sozialen Sprengstoff bisher kaum Zeit und Chancen hatten.

Wer wagt gerade jetzt zu behaupten, in den reichen Ländern Westeuropas sei dieser Lernprozeß schon abgeschlossen? Auch der Osten Europas befindet sich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erst am Beginn eines langen, schwierigen Weges. Dort nehmen die Konflikte, die Diktaturen unter dem Dekkel hielten, eher zu als ab, gibt es statt demokratischer und ökonomischer Stabilität zunächst mehr Instabilität.

In Afrika war das von außen - zudem durch vorgegebene Kolonialgrenzen - verordnete "Nationbuilding" ein Mißerfolg, dessen ganzes Ausmaß erst jetzt deutlich wird. Eine funktionierende Wirtschaft muß keine Voraussetzung für Demokratie sein. Aber Demokratie ohne wirtschaftliche Erfolge ist rasch zum Scheitern verurteilt. Das gilt für Osteuropa, zeigt sich neuerdings auch in Westeuropa und könnte erst recht in Afrika in politische Katastrophen führen, von denen Hunger und Gewalt in Somalia vielleicht nur die Vorboten sind. Auf Afrika zu deuten, ist leicht. Schwerer ist es, ihm den Weg in die Zukunft vor allem wirtschaftlich nicht weiter zu verbauen, damit auch Afrika eine Wahl hat.

Grüner fordert: Mehr Courage zur Erziehung

WIESBADEN. "Mut zur Erziehung" war in den 70er und 80er Jahren eine Kampfparole engagierter Konservativer gegen linke Bildungsreform. Jetzt fordert ein hessischer Grünen-Abgeordneter "mehr Courage zur Erziehung": Unter dem Eindruck zunehmender Fremdenfeindlichkeit, "erschreckender Gewaltbereitschaft und Fehlen eines Rechtsbewußtseins bei den Jugendlichen" hat der Landtagsabgeordnete Fritz Hertle ein Versagen der "bisherigen Instrumente der politischen Erziehung in Schule, Elternhaus und Öffentlichkeit" erkannt.

Im Bewußtsein vieler Jugendlicher seien Asylbewerber und Flüchtlinge "vogelfrei" - und daran hätten auch Politiker der Volksparteien CDU und SPD mit einer von ihnen angefachten "Das- Boot-ist-voll-Diskussion" Mitschuld. Bei Übergriffen im Rheingau-Taunus-Kreis und im Kreis Fulda seien die Täter zuletzt Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren gewesen.

Hertles Mahnung: Gesellschaft, Elternhaus und Schule sollten den Kindern "mehr Zeit widmen". Insbesondere die Lehrer seien gefordert, "in den Schulen die Regeln gewaltlosen Zusammenlebens zu vertreten und auch durchzusetzen".

Dazu zählt der Grüne Hertle nun auch etwas, das in den Lehrplänen längst nicht mehr steht: "Auch die Regeln der Höflichkeit und vernünftiger Umgangsformen müssen an den Schulen einen wesentlich größeren Stellenwert bekommen." me

Poller sollen die Autofahrer in der Tempo-30-Zone südliches Bockenheim von den Gehwegen fernhalten. Die Fahrer steuern, das haben die Fraktionen im Ortsbeirat 2 gemeinsam festgestellt, über Grundstückseinfahrten auf die gerade durch die Tempo-30-Zone freigeräumten Gehwege. Poller bei den Grundstückseinfahrten Homburger Straße 26 und 34, zwischen Kreuzung Adalbertstraße und der ersten Parkflächenmarkierung, der Einfahrt Emil-Sulzbach-Straße 26 und an der Kreuzung Emil-Sulzbach-Straße/ Georg-Voigt-Straße sollen dies in Zukunft verhindern. mic

Jugendgästehaus "Hubertus" im tiefen Taunuswald: Preiswert, praktisch, schön

WETTERAUKREIS. Das idyllisch am Rande des Taunus bei Butzbach gelegene Jugendgästehaus "Hubertus" ist nach seiner grundlegenden (und kostspieligen) Erweiterung noch beliebter als früher. Es eignet sich besonders für Gruppenreisen mit Kindern. Immer häufiger wird es von Kindergartengruppen, Klassen, Jugendverbänden und Studenten für Seminare genutzt.

In dem Gästehaus können gleichzeitig bis zu 83 Menschen untergebracht werden, es wird allerdings nur an Gruppen mit mindestens zehn Personen vermietet.

Auf dem Gelände stehen zehn "Nurdachhäuser", also Zelthäuser mit separater Dusche und WC mit Platz jeweils für vier bis fünf Kinder. Die Übernachtung kostet 12 Mark pro Nacht und Person. Luxuriöser sind dagegen die drei Bungalow-Häuser im neuen Trakt, die für zwölf Personen eingerichtet sind. In diesen Häusern (14 Mark pro Nacht), gibt es neben vier Zweibettzimmern, einem Vierbettzimmer und einem WC auch noch einen Aufentshaltsraum. Ein Bungalow ist für Behinderte eingerichtet. Die Verpflegung, die aus drei Mahlzeiten pro Tag besteht, kostet zehn Mark pro Tag. Kindergärten und Vorschulen zahlen nur fünf Mark pro Tag und Person.

Neben seiner günstigen Lage mitten im Wald bietet das Gästehaus "Hubertus" ein vielfältiges Angebot zur Freizeitgestaltung: Außer Tischtennisplatten gibt es auch Tennisplätze auf dem Gelände. Außerdem eignet sich die nahgelegene Wiese sehr gut zum Fußball- und Federballspielen. Im Wald lockt ein rollstuhlbefahrbarer "Naturerlebnispfad" mit vielen Informationstafeln. Im Haus können verschieden große Räume und eine Bühne von den Gästen genutzt werden. Technische Anlagen, wie Videogeräte, stehen bereit.

Da das Gästehaus schon heute bis 1994 fast ausgebucht ist, sollten Reservierungen zeitig geordert werden. Anmeldungen täglich von 8 bis 13 Uhr möglich beim Jugendgästehaus "Hubertus" des Wetteraukreises, 3608 Butzbach, Tel. 0 60 33 / 32 30.

Pipa und Friedrich geraten sich immer mehr in die Wolle Rechtsanwälte werden wohl viel Arbeit bekommen / Nach Vorlage des Prüfberichts steht fest: Es wurden keine Gelder veruntreut

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Verdachtsmomente gegen den ehemaligen Abfalldezernenten des Kreises, Dr. Harald Friedrich, bei der finanziellen Abwicklung von Projekten habe es Unregelmäßigkeiten gegeben, sind nach dem abschließenden Prüfbericht des Wirtschafts- und Steuerberatungsbüros Schüllermanns vom Tisch. Auch der Hauptkritiker des Grünen-Kreisbeigeordneten, Vizelandrat Erich Pipa, konzidierte, es gebe keine Hinweise darauf, daß Gelder veruntreut wurden. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen nehmen derzeit an Schärfe sogar noch zu.

Zum finanziellen Gebaren des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft schrieb Pipa nach Durchsicht des Gutachtens, für alle untersuchten Fälle habe es gültige Beschlüsse der Kreisgremien für die notwendigen Ausgaben gegeben. Gleichzeitig sind sich Pipa und das Prüfbüro allerdings einig, daß die Haushaltsführung als unübersichtlich und teilweise schlampig anzusehen sei.

"Ganz klar ist festzustellen, daß keine Gelder verschwunden sind, sondern nur ein Überblick über den finanziellen Stand des Unternehmens unmöglich gemacht worden ist", kommentiert der seit April amtierende Abfalldezernent Pipa den Schüllermannschen Abschlußbericht. Für dieses Chaos sei sein Vorgänger verantwortlich. Auch wenn er selbst die Zahlenkolonnen für die Einnahmen und Ausgaben eines Jahres nicht selbst zusammenstelle, so sei er es doch, der den Haushalt einbringe und somit für dessen Richtigkeit einstehen müsse. Die Wirtschaftsprüfer haben zahlreiche Planüberschreitungen festgestellt. Manche Ausgaben waren falsch zugeordnet oder es gab für sie gar keinen Ansatz im Haushalt. Darin müssen aber alle Ausgaben und Einnahmen akribisch festgehalten werden. Eigentlich darf kein Geld ausgegeben werden, für das es keinen Posten im Etat gibt. So kann eine Kommune - beispielsweise - nicht die bereitgestellten Gelder für den Straßenbau zur Errichtung einer Bibliothek ausgeben.

Zwar sind sich alle Beteiligten einig, daß die ausgegebenen Summen für die erforderlichen Arbeiten - hierbei geht es hauptsächlich um die Deponie in Hailer und das Standortgutachten für die geplante neue Müllkippe des Kreises - notwendig waren, aber rein formal wurden eben doch etliche Fehler gemacht. So bemängelt das Büro Schüllermann: "Unbefriedigend sind die immer wieder entstandenen Abweichungen zwischen Planansätzen und Auftragsvergaben sowie die Nachvollziehbarkeit der Abwicklung von Ansätzen."

Nach Auffassung der Wirtschaftsprüfer muß der Eigenbetrieb in Zukunft ganz genau festhalten, was wofür ausgegeben werden soll und was wofür ausgegeben wurde. In der Fachsprache heißt das, es müsse ein "Planungsüberwachungsinstrument" geschaffen werden. Dem will Erich Pipa nachkommen. Er hat außerdem nach eigenen Angaben eine zusätzliche umfassende Sonderprüfung der Finanzen veranlaßt.

Ein anderes Thema im gleichen Zusammenhang sind die drohenden Millionendefizite bei den Müllgebühren. Um den Aufwand zu decken, wird eine kräftige Anhebung über kurz oder lang nicht zu vermeiden sein. Die Rede ist dabei von einer Verteuerung der Tonne Hausmüll von derzeit 140 auf 270 Mark. Die Mehrkosten müssen zunächst die Städte und Gemeinden erbringen, die aber dann ihrerseits gehalten sind, sie an die Verbraucher weiterzugeben.

Diesem Thema kommt wegen der Kommunalwahlen im nächsten März eine besondere Bedeutung zu. Natürlich möchte sich jede Partei von der politischen Verantwortung freisprechen. Die Opposition greift verständlicherweise die mittlerweile allein regierende SPD an und wirft ihr vor, den Bürgern in die Tasche greifen zu wollen. Die wiederum, in Gestalt von Vizelandrat Pipa, stellt Dr. Friedrich als Sündenbock hin. Der habe noch im März versichert, daß die Gebührensätze nicht erhöht werden müssen. Jetzt aber stehe man auf einmal vor einem riesigen Finanzierungsloch, unter anderem auch deshalb, weil Zukunfstinvestitionen von etlichen Millionen, etwa für Kappenabdichtung und Rekultivierung der Deponie in Hailer, wenn die erst einmal geschlossen ist, noch nicht eingeplant worden seien.

Der derart Gescholtene läßt diese Kritik nicht auf sich sitzen. Seiner Darstellung nach wurde die Gebührenkalkulation vor Jahren so berechnet, daß zunächst bewußt Überschüsse erwirtschaftet werden sollten. Von dieser Rücklage hätte der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft dann bis 1993 und vielleicht sogar länger zehren können, um die ständig steigenden Kosten zu decken. Zunächst funktionierte die Rechnung. 1991 erreichte das Plus kurzzeitig eine Höhe von 16 Millionen Mark.

Zu diesem Zeitpunkt, so Friedrich, sei es dem Koalitionspartner SPD mulmig geworden, die Opposition im Kreis könne das fette Habenkonto als Beutelschneiderei anprangern und politisch ausschlachten. Auch deshalb habe der Kreisausschuß den Beschluß gefaßt, den Standortgemeinden von Abfallbehandlungsanlagen ihren guten Willen zu versilbern. So wurden und werden je eine Million für die großen Kompostierungsstätten, eine halbe für kleinere Einheiten oder etwa die Bauschuttdeponie ausgeschüttet. Insgesamt sind dafür 3,3 Millionen Mark an Ausgaben veranschlagt, die zunächst nicht zur Debatte standen. Hinzu kamen, so Friedrich, erhebliche Kostensteigerungen, etwa bei der intensiven Verdichtung der Deponie in Hailer. Um vor der Wahl nicht noch mehr in die Zwickmühle zu kommen, habe man geplante Investitionen eben zeitlich nach hinten verlegt.

Friedrichs Fazit: Das Defizit war absehbar, es sollte aber bis zur Kommunalwahl unter Verschluß gehalten werden. Die politische Absprache lautete unter den Koalitionspartnern: Das halten wir so lange durch. Vom Finanzierungsloch erfuhr Pipa nicht erst nach Übernahme des Eigenbetriebs im Mai. Er wußte davon schon 1991. "Lüge", gibt sein Intimfeind zurück und legt ein Kostenpapier Friedrichs vom März diesen Jahres vor, in dem es unter anderem heißt: "Dennoch ist davon auszugehen, daß das damals angestrebte Ziel, die Gebühren für die Dauer von drei Jahren gleichzuhalten, erreicht wird."

Ein weiteres Streitobjekt unter dem Vorzeichen der Kommunalwahl ist die Frage, ob der Abfalleigenbetrieb eine aufgeblähte Personalstruktur besaß und schlecht gegliedert war, wie Erich Pipa seine Sicht der Dinge darstellt. Wenn es so war, dann hatte die SPD mit Schuld daran, behauptet demgegenüber Harald Friedrich. Die SPD hätte Mitglieder, denen noch ein "Vergelt 's Gott" zustand, dort untergebracht.

Im übrigen, so der Kreisbeigeordnete auf Abruf, sei der Stellenplan in der Koalition einvernehmlich abgesprochen und dann im Kreistag verabschiedet worden. Kritik an der Struktur könne also nicht ihm angelastet werden, zumal sich die Aufteilung in zwei Abteilungen, eine zuständig für Planung, die andere für laufende Verwaltungsgeschäfte, in der Praxis bewährt habe.

Gegenrede Pipa: Es hat keinen Informationsaustausch zwischen den Abteilungen gegeben. Daher entstanden zu viele Reibungsverluste. Deshalb wurden die beiden Abteilungen unter Verantwortung eines Betriebsleiters zusammengelegt. Der SPD-Mann beteuert, der große Koalitionspartner von einst habe diese Aufteilung nie gewollt. Sie sei bis zuletzt umstritten gewesen. Nur um des lieben Friedens willen hätten die Genossen schließlich zugestimmt.

Knackpunkt "mündliche Auftragsvergaben" ohne entsprechende Beschlüsse des Kreises: Die werfen sich Pipa und Friedrich gegenseitig vor und dementieren gleichzeitig, selbst nicht ganz korrekt gehandelt zu haben, betonen außerdem, die entstandenen Kosten seien gerechtfertigt gewesen. Friedrich hatte als Beispiel gegen Pipa die Planung zum Beheben eines Sickerwasserstaus - Kostenpunkt rund 400 000 Mark - in der Deponie Hailer angeführt (FR vom 9. Oktober). Dieser Auftrag sei von Pipa an das Büro Hetterich vergeben und anschließend bis zum Rechnungseingang, eineinhalb Jahre später, vergessen worden. Dazu der Betroffene: "Diese Aussage ist eine Lüge. Selbstverständlich gab es dafür einen schriftlichen Auftrag." Das werde er Friedrich mit Hilfe seines Anwaltes noch klarmachen.

Die Rechtsanwälte der beiden Kreisbeigeordneten werden wohl in der Zukunft einige Arbeit bekommen. Auch Harald Friedrich fährt schwere Geschütze auf, wenn er seinem juristischen Beistand von Mauscheleien zwischen seinem Kontrahenten und dem oft beauftragten Planungsbüro Hetterich unterstellt, wodurch letzterem möglicherweise finanzielle Vorteile entstanden sein könnten.

Es geht dabei um einen Mängelbericht des Gutachterbüros AHU, das mit der Standortexpertise für die geplante Kreismülldeponie beauftragt war. Die Vorarbeiten dazu hatte die Firma Hetterich zu leisten. Es stellte sich aber, so Friedrich, heraus, "daß das Büro Hetterich weder zeitlich/personell noch sachlich/fachlich in der Lage war, die Baubetreuung und Aufnahme der gewonnenen technischen wissenschaftlichen Daten in korrekter und angemessener Weise durchzuführen."

Immer wieder seien falsche Daten aufgetaucht, ergänzt Friedrich und belegt seinen Vorhalt mit ebendiesem Mängelbericht von AHU in der Stärke eines Aktenordners. Um die Arbeiten zur Standortfindung nicht zu gefährden, habe er daher AHU beauftragt, die Unterlagen entsprechend zu korrigieren. Außerdem habe er Hetterich davon in Kenntnis gesetzt, daß die dadurch entstehenden Mehrkosten von seinem Honorar abgezogen werden müßten. Friedrich: "Ich gab Anweisung, den noch von der Firma in Rechnung gestellten Restbetrag von rund 170 000 Mark erst dann zu bezahlen, wenn alle sachlichen Probleme geklärt waren." Dann aber wurde ihm der Abfallbereich entzogen und die ausstehenden Gelder ohne Rücksprache mit ihm beglichen, beklagt der vormals Verantwortliche: "Der Kollege Pipa hätte eine sachlich/ fachliche Prüfung der erbrachten Leistungen vornehmen müssen und nach diesen Ergebnissen erst die Rechnung zahlen dürfen."

In der Darstellung Friedrichs heißt es weiter: "Das nicht sachgerechte Verhalten von Herrn Pipa kostet den Kreis hunderttausende Mark, und es drängt sich mir der Verdacht auf, daß Herr Hetterich, der sehr gut mit Herrn Pipa bekannt ist, nach meiner Entbindung von der Abfallwirtschaft sich ungerechtfertigter Weise beim Kreis Geld beschafft . . . Belegt wird dies auch durch die Tatsache, daß in einem anderen Fall, der Vergabe der Kompostierungsanlagen, auch von der Firma Hetterich der Versuch der Bereicherung durch überhöhte Ingenieurkosten im Planungsbereich unternommen wurde."

Erich Pipa konnte im Gespräch mit der FR zu den letztgenannten Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben, weil ihm die Erklärung Friedrichs nicht vorlag. Auf den AHU-Mängelbericht eingehend, nannte er diesen Vorgang zumindest sehr "dubios". Der Aktenordner sei bislang weder dem Landrat noch dem Kreisauschuß oder Mitarbeitern des Abfallbetriebes bekannt gewesen, obwohl er schon Ende 1991 angefertigt wurde. Ihm selbst liege das ominöse Werk erst seit Montag vor. Er werde jetzt prüfen lassen, wie gravierend die darin enthaltenen Rügen gegenüber dem Büro Hetterich seien. hein

Dreijahresvertrag für Froese Kindertheater-Intendant aber immer noch ohne Techniker

Ein monatelanges Verwirrspiel könnte am kommenden Freitag zu Ende gehen: Der designierte Intendant Dirk Froese hat den Bedingungen der Stadt Frankfurt zugestimmt und einen auf drei Jahre befristeten Vertrag unterschrieben. Froese begründete seinen Entschluß, auf den zunächst zugesagten Vierjahresvertrag zu verzichten, mit "ideellen und sozialen Gründen" - schließlich betreue er mittlerweile ein Ensemble und andere Mitarbeiter. Am kommenden Freitag soll der Magistrat über die Bestellung Froeses zum Intendanten des kommunalen Kinder- und Jugendtheaters entscheiden.

Froese, der wegen der Vertragsquerelen sein Theater offiziell nicht mehr betreten darf, könnte dann seinen Status als "nicht existierende, verbotenerweise arbeitende Person" loswerden. Und vielleicht bald auch die Schwierigkeiten bei der täglichen Probenarbeit. Die sei immer noch "belastet durch die Stadt, die sich nicht mehr zum ursprünglichen Konzept bekennt" und durch "Ämter, die einen Vorgang herumwälzen".

Nach der nervenaufreibenden Suche nach einer Spielstätte und dem Wirbel um die Beschaffung von Büro- und Proberäumen bleibt noch der Personalmangel: Nach wie vor darf Froese statt der gestrichene Stelle in der Bühnentechnik keine Aushilfe beschäftigen - obwohl dann wegen fehlender Dekoration die Eröffnungspremiere ausfallen könnte.

Der designierte Intendant sieht die Entwicklungen der vergangenen Monate, die für ihn so nicht absehbar gewesen seien, als Ausdruck des geringen städtischen Interesses am Kinder- und Jugendtheater: "Die Lebensprioritäten haben in Frankfurt eine Gewichtung in Richtung Aufstieg und Karriere, das färbt ab auf die Situation der Kinder." Froese stellt sich die Frage, ob die Stadt überhaupt noch ein Kinder- und Jugendtheater will .

Das ständige Hin und Her wirke sich inzwischen negativ auf die künftigen Besucher aus, an den Schulen herrsche eine abwartende Haltung vor angesichts der unsicheren Verhältnisse des Theaters. Froese tritt dem mit unverwüstlichem Optimismus entgegen: "Wir haben ein dichtes Programm, das in dieser Woche an die Plakatwände geht, und das werden wir auch spielen." tob

Präsident Biya liegt bei Wahlen in Kamerun vorn Oppositionsführer Fru Ndi spricht von Betrug / Millionen wurde die Stimmabgabe verwehrt Von unserem Korrespondenten Helmut Opletal

NAIROBI, 13. Oktober. Der amtierende Staatschef Paul Biya hat bei den ersten freien Wahlen in Kamerun den größten Teil der Stimmen auf sich vereinigen können. Nach Angaben des Informationsministeriums vom Dienstag zeichnete sich für den 59jährigen Biya ein klarer Sieg ab. Die Opposition hat schon vor dem Urnengang am Sonntag der Regierung vorgeworfen, den Wahlausgang zu ihren Gunsten zu verfälschen.

Über die Hälfte der abgegebenen Stimmen waren am Dienstag ausgezählt. Nach inoffiziellen Angaben lag der seit 1982 regierende Biya mit rund 55 Prozent vorn, gefolgt von dem in den Städten und in der englischsprachigen Westregion stark verankerten Oppositionsführer John Fru Ndi mit 30 Prozent und dem Kandidaten des überwiegend moslemischen Nordens, Bello Bouba Maigari, mit 15 Prozent. Anhänger Fru Ndis feierten allerdings in den Straßen der Hauptstadt Douala den Sieg ihres Kandidaten.

"Diese Wahlen sind weder frei noch transparent", hatte Fru Ndi, der wortgewaltige Führer der SDF (Sozialdemokratische Front) am Montag nochmals die Anschuldigungen wiederholt, die er schon vor dem Wahltag erhoben hatte. Fru Ndi bemängelt, daß in Oppositionsgebieten vielen Bürgern die Eintragung in Wählerlisten verwehrt wurde, weil die Regierung erneut die unvollständigen Verzeichnisse der Parlamentswahlen vom März verwenden ließ. Damals wurden nur 1,57 Millionen Stimmen ausgezählt, obwohl Kamerun zwölf Millionen Einwohner hat, davon rund fünf Millionen im wahlfähigen Alter. Etwa der Hälfte von ihnen war die Stimmabgabe diesmal verwehrt.

Bislang weigert sich die Regierung, eine offizielle Zahl der Wahlberechtigten bekanntzugeben. Auch internationale Beobachter wurden - wie schon bei den Parlamentswahlen - nicht zugelassen. In der Hafenstadt Douala, einer Hochburg der Regimegegner, blieben etliche Wahllokale am Sonntag geschlossen, in anderen fehlten die Wahlurnen, so daß Wähler ihre Stimme nicht abgeben konnten. Die Armee mußte mehrmals eingreifen, um aufgebrachte Menschenmengen zurückzudrängen, wie in einem Fall, wo Bürger den Abtransport der Urnen zur Auszählung an einem unbekannten Ort zu verhindern versuchten. Doch größere Unruhen blieben aus. Insgesamt verhielt sich die Bevölkerung trotz des offensichtlichen Wahlbetrugs passiv.

1991 hatte die Aktion "villes mortes" (tote Städte), ein Generalstreik von Angestellten und Geschäftsleuten, monatelang die Wirtschaftszentren im Westen des Landes lahmgelegt. Hunderte Menschen verloren im Verlauf der Unruhen ihr Leben. Obwohl die frühere Einheitspartei RDPC (Demokratische Bewegung des kamerunischen Volkes) bei den Parlamentswahlen Anfang März die Mehrheit verloren hatte, stellt sie mit Hilfe einer kleineren Partei weiter die Regierung. Oppositionsführer Fru Ndi hatte damals zu einem Wahlboykott aufgerufen.

Zur Person:

HEINZ-GEORG BINDER, evangelischer Militärbischof, bleibt nun doch "für zunächst mindestens anderthalb Jahre" im Amt. Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Peter Kollmar, teilte mit, Binder werde das Amt "auf ausdrückliche Bitte des Rates der EKD" weiterführen. Der Bischof hatte bereits Ende 1991 ersucht, ihn von seiner Funktion zu entbinden. Hintergrund sind Diskussionen über den Status des Militärbischofs, der bisher vom Bund entlohnt wird, aber theologisch der Kirche untersteht. Ostdeutsche Kirchenvertreter sehen darin eine zu enge Bindung an den Staat und fordern eine Neuregelung. Binder hat sich für den geltenden Militärseelsorgevertrag aus dem Jahr 1957 ausgesprochen. Eine Kommission, der auch Binder angehört, soll einen Vorschlag für die zukünftige Ausgestaltung des Amtes ausarbeiten. Erst wenn die EKD-Synode eine Entscheidung darüber getroffen hat, verfüge man über "die Basis, auf der man eine neue Person für das Amt sucht", erläuterte Pressesprecher Kollmar. (pit)

Hans Rüger meldet sich zurück Ex-Landrat wettert über Eyerkaufer und denkt an eigene Liste

MAIN-KINZIG-KREIS. "Wir haben unsere Herzen ausgeschüttet." Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub hat Ex-Landrat Hans Rüger (CDU) am Dienstag gegenüber der FR bestätigt, daß es zwischen ihm und dem früheren Landrat des Altkreises Hanau, Martin Woythal (SPD), Gespräche über eine Listenverbindung für die nächste Kommunalwahl gegeben hat. Ob die beiden aber auf Kreisebene auch tatsächlich als Zugpferde für eine solche "Bürgerliste" antreten werden, das steht allerdings nach wie vor in den Sternen.

Was bereits als Schnapsidee abgetan und vom CDU-Kreisvorsitzenden Aloys Lenz als "vorgezogener Aprilscherz" bezeichnet wurde, entbehrt demnach durchaus nicht der Ernsthaftigkeit. Gegenüber der FR machte Hans Rüger jedenfalls deutlich, daß bei den Überlegungen das "Hanauer Modell" Pate gestanden hat. Wie berichtet, wollen in Hanau der einstige SPD-Mann Oskar Ott - er war 1988 nicht mehr zum Dezernenten wiedergewählt worden und hatte aus Verärgerung darüber später sein Parteibuch zurückgegeben - und der frühere CDU-Oppositionsführer Hanns Jäger gemeinsam für eine "Bürgerliste" kandidieren. Für den 66 Jahre alten Rüger ist jedenfalls "eine große Koalition im Main-Kinzig-Kreis das letzte, was ich mir wünsche". Auch gelte es, das Abwandern von Stimmen ins rechte Lager zu verhindern, wirft der einstige Landrat als Pro-Argument für eine "Freie Liste" in die Waagschale.

Am Landstrich Main-Kinzig hängt für den volksnahen Rüger nach eigenen Worten schon "ein Stück Herzblut". Der Unionsmann war 40 Jahre im parteipolitischen Geschäft tätig, davon 20 Jahre als Landrat - erst im Altkreis Gelnhausen, dann (von 1974 bis 1987) im neugebildeten Main-Kinzig-Kreis. Das Hemd der CDU will Rüger jedenfalls nicht wechseln. Das sei "alles Quatsch". Er erinnert daran, daß er vor Jahren schon mal CDU-Fraktionsvorsitzender im Gelnhäuser Kreistag gewesen sei, gleichzeitig in seinem Heimatort Altenhaßlau aber auch eine Bürgerliste angeführt habe. Weiter habe es schon 1974 nach der Gebietsreform im Kreis die Idee gegeben, eine "Freie Liste" zu etablieren.

Heute "betrübt" ihn, daß im Alltagsgeschäft nur nach parteipolitischen Überlegungen gehandelt werde, nicht aber das Wohl des Staates oder der Bürger im Vordergrund stehe. Rüger kommt auf die Politikverdrossenheit zu sprechen, macht Handlungsdefizite aus. Heftige Kritik übt der joviale Ex-Landrat am derzeitigen Management im Landratsamt. Ob Müll- oder Finanzprobleme - stets werde nur herumlaboriert. Die Verschuldungspolitik übersteigt nach Rügers Meinung "alles bisher Dagewesene". Finanzprobleme ließen sich auch nicht durch den Teilverkauf der Kreiswerke Gelnhausen lösen. Der einstige Finanzdezernent sagt heute: "Die Lage ist bitterernst." Für ihn bedeutet die Erhöhung der Kreisumlage um zwei Punkte und die vorgenommene Stellenvermehrung einen "Griff in die Taschen der Bürger".

Deutliche Worte findet der Alt-Landrat, wenn er an die Zustände in der Abteilung Abfallwirtschaft denkt. Dabei nimmt er den Kreisbeigeordneten Dr. Harald Friedrich (Grüne) in Schutz. Rüger hat nur ein Kopfschütteln dafür übrig, daß nun die ganze Schuld auf Friedrich abgewälzt werden solle, andere sich aber aus der Verantwortung stehlen. "Ich würde mich schämen . . .", sagt er und fügt hinzu: Der Landrat, der Finanzdezernent - "die mußten doch wissen, was da vorgeht". Mit seiner Meinung will Rüger jedenfalls nicht mehr hinter den Berg halten. Es sei ein Zustand erreicht, der nicht mehr hingenommen werden könne.

Gänzlich zurückgezogen hat sich "Hans im Glück", wie ihn scherzhaft Parteifreunde nennen, ohnehin nicht. Zurücklehnen im Schaukelstuhl - nein. So treibt ihn Aufbauarbeit in der früheren DDR um. Dort leistet Rüger Bürgermeistern und Landräten Beratungshilfe in Verwaltungsfragen.

Geschäftlich ist der 66jährige im Bankwesen unterwegs. Die Terminhatz läßt ihn nicht los. 100 000 Kilometer im Jahr am eigenen Steuer - ganz zu schweigen von den Flugkilometern. Also kein Rentnerdasein. Rüger vor dem politischen Comeback im Kreis? Gedankenspiele dieser Art bewegen ihn in der Tat, wenn auch eine Kandidatur für den Sessel des Landrats allein schon aus Altersgründen nicht mehr in Frage kommt. hok

Dänen für Neuverhandlungen Änderungen im Maastricht-Text als unvermeidbar bezeichnet Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

KOPENHAGEN, 13. Oktober. Dänemark hält eine Neuverhandlung des Maastricht-Abkommens und eine neue Ratifizierungsrunde in allen zwölf EG-Staaten für notwendig. Eine Sonderregelung für Dänemark nach dem Nein der Dänen bei der Volksabstimmung vom 2. Juni müsse rechtlich bindend und so umfassend sein, daß Änderungen des eigentlichen Vertragstextes nicht zu vermeiden seien, meint nun eine parlamentarische Mehrheit aus Sozialdemokraten, Sozialliberalen und der führenden Anti- Unions-Partei, der Sozialistischen Volkspartei. Die übrigen EG-Staaten haben eine Neuverhandlung ausgeschlossen und lehnen aus Furcht vor einem Wiederaufflammen des Widerstandes im eigenen Land auch eine neue Ratifizierungsrunde ab.

Auch die dänische Regierung zieht ein Modell vor, in dem die dänischen Einwände in Zusatzprotokollen verankert werden können, ohne den Vertragstext umzuschreiben. Dies hält eine parlamentarische Mehrheit nun jedoch für unzureichend. "Das neue dänische Abkommen muß so weitgehend sein, daß die übrigen EG-Länder gezwungen sein werden, den Vertrag nochmals zu ratifizieren", sagte der sozialliberale Sprecher Helveg Petersen. Gleichzeitig fordern die Sozialdemokraten nun, daß Dänemark nicht nur einer möglichen militärischen Kooperation der EG fernbleiben soll, sondern auch der verteidigungspolitischen Zusammenarbeit. Damit soll auch der Sozialistischen Volkspartei ermöglicht werden, bei einem neuen Referendum für ein Ja einzutreten.

Eine provisorische Ratifizierung des Maastricht-Vertrages, um dessen plangemäßes Inkrafttreten am 1. Januar zu ermöglichen, lehnen die dänischen Parteien ab. Die Mehrheit widersetzt sich auch den optimistischen Zeitplänen, die von einer neuen dänischen Volksabstimmung im Mai und einem Inkrafttreten des Unionsabkommens zur Jahresmitte 1993 ausgehen.

Kleine FR · Kleine FR

Königsschießen

KARBEN. Der Schützenverein Selzerbrunnen trägt am Sonntag, 17. Oktober, ab 9 Uhr, sein "Königsschießen" im Schützenhaus aus. Nachmittags sorgt "Ossi" für gute Laune der Schützen.

Vogelbörse

KARBEN. Eine Vogelbörse kündigt die AZ-Ortsgruppe der Vogelfreunde Burg- Gräfenrode für Sonntag, 18. Oktober, von 9 bis 13 Uhr, auf dem Vereinsgelände unterhalb des Sportplatzes an. Ortsbeirat Petterweil tagt

KARBEN. Zur Abstimmung der Jahrestermine hat der Ortsbeirat die Petterweiler Vereine zur Sitzung am 22. Oktober, um 20 Uhr, ins Albert-Schäfer-Haus eingeladen. Es soll auch über die künftige Gestaltung des Volkstrauertages beraten werden. Außerdem nimmt der Ortsbeirat zum zweiten Nachtragshaushalt Stellung.

Strafanzeigen gegen Landrat gestellt

Volksverhetzung, falsche Verdächtigung, Beschimpfung, Beleidigung und üble Nachrede wirft die Interessengemeinschaft mit Ausländern verheirateter Frauen (IAF) dem Landrat des Main-Taunus-Kreises, Jochen Riebel (CDU), vor. Mehr als 80 Mitglieder der IAF haben beim Landgericht Frankfurt einen Strafantrag gegen Riebel gestellt.

Auch Rosi Wolf-Almanasreh, Leiterin des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt, hat einen Strafantrag gegen den Landrat eingereicht. Aus selbem Grund: Mit seinen Äußerungen über Frauen, die bereits abgelehnte Asylsuchende heiraten (FR vom 9. Oktober), verallgemeinere Riebel auf "unverschämte Weise" und diskriminiere damit binationale Ehen.

Der Landrat hatte während einer Pressekonferenz über "Bestehende Probleme bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber" gesagt: "Einige ehemalige Asylbewerber schließen bei Verfahrensabschluß Schein- oder Zweckehen. Zirka zwei Prozent machen davon Gebrauch. Die deutschen Ehegattinnen sind immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftskonsumentinnen."

Diese Aussagen wollen weder die IAF noch die Leiterin des Amtes für Multikulturelles hinnehmen, bei der 40 Beschwerden über den Landrat eingingen.

Die Interessengemeinschaft hatte am Samstag ihr 20jähriges Bestehen gefeiert und bedankte sich inzwischen schriftlich bei Riebel für das "Geburtstagsgeschenk", "das an Geschmacklosigkeit nichts zu wünschen übrig läßt".

Der Main-Taunus-Landrat indessen ist weder von den Protesten noch von den Strafanzeigen beeindruckt. Er stehe zu seinen Aussagen, sagte Riebel. Sein Vertrauen in die Justiz sei so groß, "daß ich es interessiert und gelassen begucke". pms

Nur ein drittes ARD-Programm? Günter Struve regt mit seinen Überlegungen Diskussionen an

Für Diskussionen bis hin zu Ausdrücken heftigen Mißfallens hat der Vorstoß von ARD-Programmdirektor Günter Struve geführt, mittelfristig die jetzt bestehenden Dritten Fernsehprogramme zu einem gemeinsamen Programm ("ARD 3") umzuwandeln, das flexibel mit regionalen Einschüben zu bestücken ist. Die Reaktionen reichen von "Ein interessanter Vorschlag" (SR-Intendant Manfred Buchwald) über verhaltene Bewertungen neuer Grundprinzipien der Kooperationen (SFB-Intendant Günter von Lojewski) bis hin zu reiner Ablehnung. So hat der Intendant des Norddeutschen Rundfunks, Jobst Plog, seinen Kollegen einen empörten Brief geschrieben, in dem er Struve vorwirft, nicht innerhalb der ARD abgestimmte Pläne vorgetragen zu haben; ein derartiges, ohne die Absicherung bei den Intendanten eingeleitetes Verfahren bei perspektivischen Äußerungen verbitte er sich, so Plog, der im nächsten Jahr den ARD-Vorsitz vom WDR übernehmen wird. Der Zwist soll jetzt auf der nächsten internen Intendanten-Konferenz ausgetragen werden.

Die Zielmodelle für eine Umwandlung der jetzt acht Dritten Programme, so Günter Struve gegenüber epd, seien sicherlich in der ARD umstritten. Doch sehe er es als seine mit der Funktion verbundene Aufgabe an, über das gemeinsame Programm nachzudenken. Zu unterscheiden sei zwischen der weitergehenden Überlegung, ein gemeinsames Drittes Programm zu veranstalten, das - als Mantelprogramm - regionale Schwerpunkte als Einschübe aufnehme, und zwischen Modellvorstellungen, bei denen die Dritten (unabhängig von neuen Konstellationen) gemeinsame Programmstrekken übernähmen. Bei diesem Modell sei er "sehr dafür, daß diese Übernahmen zeitgleich erfolgen".

Bei allen Überlegungen, die Dritten Programme in größere und flexiblere, aufeinander bezogene Modelle umzuwandeln, gehe es, so Struve weiter, "nicht nur um Marktanteile, sondern um das Image". Es sei wichtig, daß die Dritten als ARD-Angebot zu erkennen seien. Dies setze möglichst viele "gemeinsame Programmstrecken, ein gemeinsames Profil und eine einheitliche Struktur" voraus. Diese einheitliche Zeitstruktur, die er in seinem vorherigen Amt als WDR-Fernsehdirektor schon eingeleitet habe, mache das Verbindende im Angebot kenntlich und lasse es auch nutzen. Daß es in all diesen Punkten eine Bereitschaft der Landesrundfunkanstalten gebe, über die bestehenden Verbindungen hinaus zu Kooperationen und gemeinsamen Konzepten zu kommen, habe er schon als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für die Dritten Programme erkennen können. Er könne aber, so Struve weiter, sich "noch viel mehr Gemeinsamkeiten vorstellen", wobei er keinem Sender die regionalen Bezüge beschneiden wolle. Auch wolle er nicht die Form oder die Plätze vorschreiben, mit der und an denen die regionalen Schwerpunkte gesetzt werden sollen ("es kann doch durchaus mehrere regionale Öffnungen am Tage geben"). Ihm gehe es vielmehr im Kern um "den strukturell gleichförmigen Mantel".

Zum Kern seiner Überlegungen gehöre auch, erläuterte Struve, daß die jetzigen Satellitenübertragungen von West drei, Nord drei und des Bayerischen Fernsehens eingestellt werden sollten. Lediglich das Erste Programm und ein Info-Kanal sollten, um dem Konzentrationsgedanken zu entsprechen, über Satellit verbreitet werden. Weiter sei es "sinnvoll, nicht alle Programmstrecken und -genres von allen machen zu lassen". Auch hier sollten mithin die Kooperationen wesentlich verstärkt werden: "Mir liegt sehr an synergetischen Effekten."

Unabhängig von der Prognose, daß "ein größerer Austausch und vermehrte Kooperationen sich sicherlich durchsetzen", zeigt sich Struve beim zeitlichen Rahmen für eine größere Gemeinsamkeit der Dritten nach den weitestgehenden Zielmodellen vorsichtig: Vielleicht sei 1995/97 eine Marge, in der "ARD 3" nach seinen Vorstellungen zu realisieren sei.

SFB-Intendant Günter von Lojewski, der in der Kooperation zwischen dem SFB und dem MDR bei der Gestaltung des Dritten Programms eine Modellfunktion für die ARD sieht ("mit diesem Mantelprogramm sind wir vorausgegangen"), prognostizierte gegenüber epd, daß sich "dieses Modell auch woanders fortsetzen wird". ("Dazu gibt es keine Alternative.") Zwar gebe es innerhalb der ARD einen gewissen Unmut, weil einige Intendanten sich durch die Überlegungen Struves übergangen fühlten, doch sei unabhängig davon künftig eine stärkere Kooperationsbereitschaft und -willigkeit zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Lage. Allerdings sehe, so Lojewski, "fast keiner der Intendanten die Dritten künftig als eine Art zweites ARD-Programm". Dies wäre, so seine Auffassung, auch durch die Landesrundfunkgesetze in solcher Form nicht gedeckt. Wahrscheinlich sei vielmehr, daß es in größeren Regionen Zusammenschlüsse zu Mantelprogrammen, ähnlich wie zwischen SFB und MDR, geben werde. Hierbei sei noch offen, wie sich der ORB, der SR und der HR orientierten, während sich ansonsten die Räume Bayern, Südwesten, Norden, Westen und Berlin/Südosten abzeichneten. Insgesamt sei der Struve-Vorstoß vielleicht so zu werten: "Er muß etwas Unrealistisches sagen, um die Grenzen des Realistischen zu erreichen." epd

Ägypter haben Angst vor dem Assuan-Staudamm Doch die "Nasser-Pyramide" brach bei dem Erdbeben nicht / Flutwelle könnte auch Kairo zerstören Von unserem Korrespondenten Peter Gerner

KAIRO, 13. Oktober. In unermüdlichen Anläufen schiebt sich der Bagger den Schuttberg hoch, um, nahezu senkrecht stehend, mit seiner Greifschaufel die oberen Geröllschichten zu erreichen und vorsichtig abzukratzen. Bis Montag 15.09 Uhr Ortszeit war diese Halde aus Beton und Stahlstreben noch ein 14stöckiges Appartementhaus mit 75 Wohnungen, einem Zeitungsladen, einem Lebensmittelgeschäft und einer chemischen Reinigung im Parterre. Eine Minute später blieben von diesem Wohnturm in Kairos mittelständischer Trabantenstadt Heliopolis nur noch seine Baumaterialien, durchsetzt mit zersplitterten Türen, Möbelresten, Kücheneinrichtungen, Kleiderfetzen, Verletzten und Toten übrig. Das in der modernen Geschichte Ägyptens bisher schwerste Erdbeben hatte ihn leicht nach vorn kippend in sich zusammenfallen lassen.

Die ganze Nacht hindurch arbeiteten die Bergungsmannschaften bei Flutlicht auf der Suche nach Überlebenden. Rettungswagen mit Blaulicht blieben rund um die Uhr im Einsatz. Im benachbarten Heliopolis-Hospital mit seinen 400 Krankenbetten hatten sich alle 60 Ärzte und das gesamte Pflegepersonal spontan eingefunden. Sie warteten erst gar nicht ab, bis der Krisenstab der Regierung einen entsprechenden Aufruf erlassen hatte. Übermüdet berichtet der orthopädische Chirurg Ahmed Anis al Kadhabi, daß er diese Nacht wohl im Krankenhaus zubringen wird: er will so lange wie nötig am Operationstisch bleiben; aber er hat auch Angst, daß seine von Rissen durchzogene eigene Wohnung einem starken Nachbeben nicht standhalten würde. Kadhabi und sein Kollege George Khalil haben im Unglück allerdings auch eine positive Mitteilung zu machen: der Andrang der Blutspender war am Nachmittag und am frühen Abend des Montags so groß, daß viele zurückgewiesen werden mußten. "Wir haben jetzt ausreichend Reserven", stellen die beiden Ärzte mit glücklicher Genugtuung über die Solidarität ihrer Landsleute fest.

Auch draußen, an der Unglücksstelle, verlangt das bisherige Ägyptenbild nach Revision. Gewiß hat sich eine nach Hunderten zählende Gruppe von Schaulustigen eingefunden; aber es sind nicht die gleichen Gaffer, wie man sie sonst kennt. Betroffenheit liegt hier in Heliopolis über der Menge. Diszipliniert und schweigend verfolgen sie stundenlang die Bergungsbemühungen der überraschend gut organisierten Rettungsmannschaften. Zwar haben Bereitschaftspolizisten einen Sicherheitskordon zwischen dem Schuttberg des zusammengestürzten Wohnblocks und dem Straßenrand gezogen; aber ihre Bambusschlagstöcke müssen sie diesmal nicht einsetzen.

Aus Assuan, der südlichsten Stadt des Landes, kommen beruhigende Nachrichten: der Assuan-Staudamm, hinter dem sich 500 Kilometer lang der Nasser-See staut, ist von dem Beben offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Zwar versichern die Experten immer wieder, daß dieses Bauwerk - im Volksmund "Nasser-Pyramide" genannt - von seinen sowjetischen Ingenieuren bebensicher angelegt worden sei. Insgeheim fürchtet aber jeder Ägypter, daß der Damm doch brechen und die Nilrepublik samt Einwohner - derzeit nahezu 60 Millionen - ins Mittelmeer schwemmen könnte. Katastrophenpropheten haben jedenfalls errechnet, daß die Flutwelle des Nils beim Bersten des Dammes in Kairo und damit rund 800 Kilometer nördlich von Assuan, noch zehn Meter hoch wäre.

Auch am Dienstag waren die Telefon- und Telex-Verbindungen mit dem Ausland sowie zwischen Kairo und der Provinz noch unterbrochen oder hoffnungslos überlastet. Eine abschließende Bilanz steht also noch aus. Dennoch meint Kadhabi, trotz Tod und Zerstörung: "Es hätte alles schlimmer kommen können." Dieser Meinung sind am Tag nach der Katastrophe viele Ägypter - wobei ihr sprichwörtlicher Fatalismus nur eine Nebenrolle spielt. Ihre Verwunderung gründet sich eher auf die Tatsache, daß so viele Häuser dem Bebenstoß von 5,8 Grad auf der Richter-Skala standgehalten haben. Ägyptens Bauherren sind berüchtigt für die kriminelle Praxis, ihre Häuser unerlaubt um mehrere Stockwerke zu erhöhen und damit die Statik zu gefährden. Und seitens der Baufirmen wird nur allzuoft gepfuscht - mit der Folge, daß vor allen Dingen im 15-Millionen-Moloch Kairo quasi täglich qualvoll übervölkerte Wohnhäuser einstürzen und ihre Bewohner unter sich begraben. Rund 60 Prozent aller Häuser sollen nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechen. Wieviele Gebäude in der verlotterten Kairoer Altstadt sowie in den Armenvierteln dem Druck der Bebenwelle nicht standgehalten haben, steht ebenfalls noch nicht fest. Erste Berichte lassen auf mindestens 100 Wohnhäuser und mehrere Schulen schließen. In einer Schule herrschte eine solche Panik, daß zehn Kinder von ihren flüchtenden Mitschülern zu Tode getrampelt wurden.

Hunderttausende, Millionen stürzten zwischen Alexandrien und Assuan aus ihren Büros, Geschäften, Fabriken, Handwerksbetrieben und Wohnungen ins Freie, als die Erde nach einem dumpfen, explosionsartigen Knall zu schwanken begann - eine endlose Minute lang. Die allgemeine Panik steigerte sich zur Hysterie. Willy Rellecke, ein deutscher Banker, der in Beirut den Terror des libanesischen Bürgerkrieges überstanden und in Afghanistan mehrfach Beben miterlebt hat, gab zu, im schwankenden achten Stock seines Hotels Minuten nackter Todesangst ausgestanden zu haben. Und damit war er nicht allein. Auch jetzt liegt noch der Schrecken vom Montag über Kairo. Zwar hatten noch kurz nach der Katastrophe zwei kaum merkbare Erdstöße Ägypten erschüttert; die Angst vor dem großen Nachbeben ist indes noch nicht verflogen. In der Annahme, zum Teil aber auch in der Gewißheit, daß ihre maroden Behausungen von einer weiteren Erschütterung umgeblasen würden wie Kartenhäuser, haben in den ärmeren Stadtteilen ganze Familien vorübergehend im Freien Wohnung genommen. Versehen mit den notwendigsten Küchengeräten und mit Decken, campieren sie auf den raren Grünflächen ihrer unwirtlichen Stadt. Noch auf Tage hinaus wird die Angst ihr Begleiter bleiben. Spendenkonten

Die beiden deutschen kirchlichen Hilfsorganisationen, die katholische Caritas und die evangelische Diakonie, stellten 100 000 Mark als Soforthilfe bereit. Damit werden den ägyptischen Partnerorganisationen unmittelbare Hilfen ermöglicht. Die Hilfswerke bitten um Spenden unter dem Stichwort "Ägypten" auf das Konto

• 202 des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg, bei allen Banken und Sparkasse sowie beim Postgiroamt Karlsruhe oder auf das Konto

• 502 des Diakonischen Werkes, Stuttgart, bei allen Banken und Sparkassen sowie beim Postgiroamt Stuttgart.

Gatt gerät unter Wahl-Räder Verhandlungen zwischen EG und USA ohne Ergebnis vertagt

ha BRÜSSEL. Das Spitzengespräch zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den USA zur Rettung der Uruguay-Welthandelsrunde soll nach dem EG-Sondergipfel in Birmingham fortgesetzt werden. "Gute Fortschritte" seien erzielt worden, erklärten Sprecher beider Seiten. Die seit Sonntag geführten Verhandlungen zwischen der US-Handelsbeauftragten Carla Hills und Washingtons Agrarminister Edward Madigan sowie EG-Außenkommissar Frans Andriessen und seinem Agrarkollegen Ray MacSharry waren am späten Montagabend vertagt worden.

Ein Haupthindernis für den angestrebten politischen Durchbruch zu einem Abschluß der vor sechs Jahren begonnenen Uruguay-Runde bleibt, daß die Regierung von US-Präsident George Bush auf einer drastischen Reduzierung der EG-Getreideausfuhren auf den Weltmarkt zugunsten amerikanischer Farmer beharrt. Mehr als ein Drittel dieser Exporte entfällt auf Frankreich, dessen Außenhandelsbilanz ohne sie in die roten Zahlen geriete.

Ein Vorschlag Brüssels, nur die agrarischen Gesamtausfuhren in die übrige Welt um das von Washington geforderte Ausmaß von 24 Prozent zu kürzen, aber dabei nicht speziell die Getreideexporte im gleichen Umfang zu reduzieren, wurde von der US-Delegation offenbar abgelehnt, wie aus offiziellen Pariser Stellungnahmen hervorgeht. Zu den "Fortschritten" zählt nach Auskunft deutscher Diplomaten in Brüssel ein Entgegenkommen Washingtons bei der geplanten Erweiterung des Gatt-Vertrages auf Dienstleistungen (Wettbewerbsgleichheit vor allem im Luftverkehr sowie bei der Niederlassung von Banken und anderen Finanzinstituten). Laut Berichten aus Paris hat aber der französische Handelsminister Bruno Durieux auch für dieses Gebiet die Konzessionsbereitschaft der Amerikaner als ungenügend beurteilt.

Auf dem Sondergipfel der zwölf Regierungschefs am Freitag soll Kommissar Andriessen über den Verhandlungsstand berichten. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, daß Staatschef François Mitterrand bei dem Treffen zu einer Aufweichung der französischen Position im Gatt-Streit von den anderen Partnern gedrängt wird.

Andriessen und Carla Hills wollen am Wochenende in Toronto anläßlich eines "Vierertreffens" (EG-Japan-USA-Kanada) über den weiteren Gang der Verhandlungen sprechen. Ein Treffen zwischen US- Agrarminister Madigan und seinem Kollegen MacSharry sei in der kommenden Woche zu erwarten, erklärte ein EG-Sprecher. Inzwischen sollen Expertengruppen Brüssels und Washingtons "technische Gespräche" über einen möglichen Kompromiß führen.

Rätselhafter Anschlag auf einen Nußbaum

HANAU. Recht rätselhaft erscheint das frevelhafte Tun von zwei bis drei jungen Männern, die in der Nacht zum Montag in der Tilsiter Straße einem etwa 20 Jahre alten Nußbaum zu Leibe rückten.

Nach Angaben der Polizei sägten sie den Stamm auf etwa zwei Drittel durch, bevor sie offenbar gestört wurden und flohen. Zurück blieb die Säge. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az

Lastwagen umgestürzt: drei Menschen verletzt

BAD SODEN. Eine Schwer- und zwei Leichtverletzte forderte ein Unfall am Montag mittag in Bad Soden. Laut Polizei war ein Lastwagen samt Anhänger auf der B 519 ins Schleudern geraten und umgestürzt.

Der 26jährige Fahrer war Richtung Kelkheim unterwegs. Bei Altenhain erfaßte offenbar ein Windstoß das Gespann, brachte den Anhänger ins Schleudern. Der Lastzug kam nach rechts von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Dabei riß der Anhänger ab, schleuderte vor das Zugfahrzeug und bohrte sich ins Führerhaus.

Der Fahrer und eine Beifahrerin erlitten Prellungen. Eine dritte Insassin zog sich schwere Verletzungen an der Wirbelsäule zu. Ein Rettungshubschrauber flog sie in die Frankfurter Uni-Klinik. Als Ursache für den Unfall vermutet die Polizei überhöhte Geschwindigkeit. kkü

Kinderclown "Rinaldo" macht seine Späße

KÖNIGSTEIN. Clown "Rinaldo" will die Kinder in Königstein mit seinen Späßen begeistern. Der Spaßmacher gastiert am Freitag, 23. Oktober, im Katholischen Gemeindezentrum in der Georg-Pingler- Straße. Beginn der Vorstellung ist um 15 Uhr.

"Rinaldos" Erfolgskonzept: Er spielt die Unzulänglichkeiten der Erwachsenen und ihrer Welt. "Rinaldo" trumpft dabei mit allen Arten der Clownerie auf. Das Hochrad beherrscht er ebenso perfekt wie das Jonglieren mit Bällen und Luftballons. Dabei geht alles scheinbar wie von selbst - auch das, was schiefgehen soll.

Der Vorverkauf für "Rinaldo" findet im Kurbüro statt. Für Kinder kostet der Eintritt fünf Mark, für Erwachsene sieben Mark. jom

Kleine Lokalrundschau

Liedermacher im Posthofkeller HATTERSHEIM. Mit Mundharmonika, Gitarre, Humor, Gefühl und klarer Stimme betritt der Liedermacher Paul Cowlan am Freitag, 16. Oktober, um 20 Uhr die Bühne des Hattersheimer Posthofkellers. Millionenschweres Thema HOFHEIM. Bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag, 20. Oktober, gibt es nur ein Thema, aber dafür ein millionenschweres: den Haushaltsplan 1993. Getagt wird ab 20 Uhr im Zimmer 402 des Rathauses. Sprechtag zur Versicherung HOFHEIM. Über die Arbeiter-Rentenversicherung wird am Mittwoch, 28. Oktober, informiert. Der Sprechtag im Raum 407 des Rathauses dauert von neun bis zwölf Uhr. Basteln für Advent HOCHHEIM. Adventsgestecke lernen die Teilnehmer eines Kurses des Volksbildungswerkes basteln. Die erste Lehrstunde ist am Donnerstag, 29. Oktober, um 19 Uhr. Auskunft und Anmeldung bei Edith Böhm unter der Rufnummer 0 61 46 / 21 55.

Federweißer beim Frauentreff HOCHHEIM. Bei Federweißem und Zwiebelkuchen kommt der Frauentreff am Dienstag, 3. November, um 19.30 Uhr in der Begegnungsstätte in der Hintergasse zusammen. Anmeldungen und Auskunft bei Angelika Kohl, Tel. 41 39. Abonnements fürs TIK HOCHHEIM. Das Theater im Keller (TIK) bereitet die neue Spielzeit vor. Die ersten Gastspiele sind bereits terminiert; und auch das neue Abonnement ist erhältlich. Auskunft darüber erteilt das TIK unter der Rufnummer 0 61 46 / 70 85. Lebensrettende Sofortmaßnahmen EPPSTEIN/KELKHEIM. Sofortmaßnahmen am Unfallort können Führerscheinbewerber und alle, die ihre Kenntnisse in Erster Hilfe auffrischen wollen, in den Kursen des Malteser Hilfsdienstes lernen: in Eppstein am Samstag, 7. November, im Rathaus II von 9 bis 16.30 Uhr und in Kelkheim am Samstag, 21. November, zur selben Zeit im Bürgerhaus. Die Kurse kosten 34 Mark. Wernerplatz-Gestaltung EPPSTEIN. Die Gestaltung des Wernerplatzes und die Änderung des Flächennutzungsplanes sind zwei von acht Themen, über die der Ortsbeirat Eppstein am Montag, 19. Oktober, spricht. Die Sitzung im Gemeinschaftsraum des Theodor-Fliedner-Hauses (Untergasse 23) beginnt um 18.30 Uhr.

Flohmarkt auf dem Eschenplatz ESCHBORN. Der Keller ist noch immer voller Krempel, im Kleiderschrank stapeln sich die abgelegten Klamotten? In Eschborn bietet sich die letzte Gelegenheit, den Kram in diesem Jahr loszuwerden, am Samstag, 17. Oktober, beim Flohmarkt auf dem Eschenplatz. Kanther in Eppstein EPPSTEIN. Der Landesvorsitzende der CDU wird am Donnerstag, 22. Oktober, im Bürgerhaus in der Rossertstraße erwartet: Manfred Kanther. Bei der öffentlichen Talkshow ab 20 Uhr werden neben Gesprächen mit dem Politiker auch Musik, politische Parodie und ein Gewinnspiel geboten. Außerdem kündigt die CDU einen "Überraschungsgast" an.

Buskontrolle: Mängel ja, aber keine akute Gefahr

MÖRFELDEN-WALLDORF. Beamte des Regierungspräsidiums (RP) und der Autobahnpolizei untersuchten am vergangenen Wochenende auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt bei Mörfelden- Walldorf insgesamt 65 Reisebusse. Die Bilanz der Kontrolleure: Es gab zwar Mängel und Verstöße, die jedoch nicht so gravierend gewesen seien, daß die Sicherheit der Fahrgäste gefährdet war.

Insgesamt seien 27 Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften festgestellt worden. Zehn Busfahrer hielten sich nicht an das Geschwindigkeitslimit von 80 Stundenkilometern; der Schnellste sei mit Tempo 125 unterwegs gewesen. Außerdem sollen mehrere Fahrer bereits länger als erlaubt hinter dem Lenkrad gesessen haben. Acht Busse hätten technische Mängel aufgewiesen, teilte das RP gestern mit. leo

Geht der neue Trend zur Hausmannskost? Die Zahl der Gäste in Feinschmecker-Restaurants geht zurück

Während bei der "Olympiade der Köche" auf dem Messegelände 30 Nationalmannschaften kulinarische Höchstleistungen anstreben, gibt es in der Luxus- Gastronomie draußen zunehmend Überlegungen, wie man dem Trend "Weg von der Gourmet-Welle" begegnen könnte. Seit den 70er Jahren hat uns diese Welle überrollt. Viele Köche mit feiner Nase und goldenem Händchen am Herd hatten den Braten gerochen: Feinschmecker-Lokale schossen wie Pilze aus dem Boden.

Mittlerweile bestätigen alle (ehrlichen) Chefs solcher Häuser, daß der Umsatz stagniert, die Zahl der Gäste gar zurückgeht, die bereit sind, noch zwischen 150 und 200 Mark für ein Sechsgänge-Menue, das über vier Stunden von befrackten Kellnern zelebriert wird, zu bezahlen.

Zur Überraschung der Fachwelt schließt Ende Oktober das Hotel Gravenbruch Kempinski, eines der bestgeführten Häuser, sein Gourmet-Restaurant. Geschäftsführender Direktor Günther Haug sagt dazu, man ändere sein Gastronomie-Rezept, weil "selbst überzeugte Anhänger der ,großen Küche' nicht mehr so häufig zu den Stätten hoher Kochkunst pilgern". Dies sei ein seit langem zu beobachtender Trend. Die Entscheidung sei ihm "mehr als schwergefallen."

Bei Kempinskis ist man dennoch konsequent: "Diese Entscheidung ist die Antwort auf den deutlichen Wandel der Eßgewohnheiten und Ansprüche der Gäste, die überwiegend andere, weniger konventionelle, aufwendige und elitäre Formen der Gastronomie verlangen", heißt es da.

Für das Gourmet-Restaurant waren eigens eine "weiße" und eine "schwarze" Brigade eingesetzt, also vier Köche und vier Serviceleute. Irgendwann rechnet sich das nicht mehr. Man werde stattdessen "die gehobene Küche im Forsthaus- Restaurant pflegen, während die rustikale Torschänke künftig stärker den Wünschen nach bodenständiger Erlebnisgastronomie" entsprechen soll, betont Haug.

Heinrich Koch, Vorsitzender der Nationalen Jury bei der Köche-Olympiade, sagt, darauf angesprochen: "Wer rechnen kann, fängt zuerst damit an!" Er bestätigt, daß sich heute bundesweit viele rennomierte Häuser mit ähnlichen Gedanken befassen. Manche öffnen erst abends. "Es ist schwer, die Grenze einzuhalten, hinter der man ökonomisch abhebt."

Ehrliche Antworten auf diese Probleme erhält man aus verständlichen Gründen kaum, fragt man andere Spitzenköche. Dennoch geben selbst hochdekorierte Leute wie Dominique Mosbach vom Bistro 77 am Ziegelhüttenplatz oder auch Alfred Friedrich, Chefkoch des gegenwärtig ganz vorn liegenden "Brückenkellers" freimütig zu, daß "eine Stagnation und sogar leichter Rückgang" zu spüren ist. Man sei zwar "zufrieden". Es gebe aber die "neue Generation von Gästen", auch unter Geschäftsleuten, die weniger aufwendig essen wollten, was Zeit und Kalorien anlangt. -vau

Zur Person:

RENATE KÜNAST und SYBILL KLOTZ, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 und Grüne (AL) in Berlin, haben Michail Gorbatschow in einem offenen Brief gebeten, seine Annahme der Berliner Ehrenbürgerschaft zu überdenken. Grund für diese Bitte an Gorbatschow ist der Protest von Bündnis 90/Grüne gegen eine vom Senat vorgelegte Ehrenbürgerliste, die die Fraktion als skandalös bezeichnete. Der Senat habe die Liste der Ehrenbürger Ost-Berlins begutachtet und "bereinigt" (die FR berichtete). "Ihre Aufnahme in die Berliner Ehrenbürgerliste", begründeten beide Frauen ihre Bedenken gegenüber Gorbatschow, "ist verbunden mit der Aberkennung dieses Titels an alle sowjetischen Militärangehörigen." Diese seien stellvertretend für die Verdienste der Roten Armee bei der Befreiung Berlins vom Faschismus vom Ostberliner Magistrat als Ehrenbürger geehrt worden. Gorbatschow solle deshalb die Ehrenbürgerschaft nur annehmen, wenn er den Senat zur Korrektur seiner Entscheidung bewegen könne. (FR)

Beim TV 1897 Rendel: Sport und Spiel für die Kinder Leichtathletik ab Jahrgang '86

KARBEN. Nach den Herbstferien erweitert der TV 1897 Rendel sein Leichtathletik-Angebot: freitags von 15 bis 17 Uhr sind bei Joachim Barowski und Dirk Henrichs ab sofort auch alle Kinder des Jahrganges 1986 willkommen. Auf altersgemäße Art wird talentierten oder allen Kindern, die mit Freude bei der Sache sind, Sport nahegebracht. Das wird vor allem durch viele spielerische Elemente erreicht.

Dennoch durchlaufen die Jungen und Mädchen zwischen sechs und acht Jahren auch eine erste leichtathletische "Grundschule". Dabei werden erste Fertigkeiten in den Disziplinen 50-MeterSprint, Weitsprung und Ballwurf angestrebt. Ein hoher Stellenwert kommt der Förderung der individuellen Koordinationsfähigkeit zu. "Spaß steht aber auf jeden Fall an erster Stelle", sind sich die beiden Trainer einig.

Willkommen sind Kinder der Jahrgänge 1984-1986 freitags von 15 bis 17 in der Rendeler Turnhalle. Wichtig sind dabei Turnschuhe mit hellen Sohlen. Die Kinder können auch gern erst nur zuschauen. Mitglieder zahlen drei Mark im Monat. Informationen: Tel. 0 60 39 / 72 07. de

Hainburger Grüne suchen Kandidaten

HAINBURG. Auch Nichtmitglieder können sich bei der Versammlung der Grünen am Donnerstag, 22. Oktober, als Kandidat/in für die Kommunalwahl am 7. März 1993 aufstellen lassen. Wichtig ist für die Alternativpartei nicht der Mitgliedsausweis, sondern die Übereinstimmung mit den Aussagen und Zielen des Kommunalwahlprogramms, das ebenfalls an diesem Abend beschlossen werden soll. Beginn: 20 Uhr im Kolleg der Pizzeria da Salvatore, Kirchstraße.

Schon vor der Versammlung gibt es für Interessierte den Entwurf des Programms bei den Vorstandssprechern Gerhard Köhler, Hans-Peter Picherl und Thorwald Ritter. Die Grünen werben besonders um Frauen, da die Partei zur Zeit mit vier Männern im Gemeindeparlament vertreten ist. Zwei Plätze sollten eigentlich mit Frauen besetzt sein. Bei der Wahl 1989 hatten die Grünen zehn Prozent der Stimmen erhalten. hf

Namen + Notizen

WERNER BREMSER ist neuer Pressesprecher der Neu-Isenburger CDU. Bremser war Journalist, zuerst bei der Frankfurter Rundschau, später bei der Offenbach Post, der Abendpost und der BILD-Zeitung. In Neu-Isenburg war er auch wegen seines Engagements als Stadtverordneter und Parteisprecher bekannt. Als Kommunalpolitiker setzte sich Bremser für die Aufarbeitung der Geschichte zwischen 1933 und 1945 ein. ac

Neue Zivi-Stellen genehmigt Zwischenbilanz und Ausblick der Awo Obertshausen

OBERTSHAUSEN. Auch in diesem Jahr haben sich alle sozialen Dienste der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Ortsverein Obertshausen, so stark weiterentwickelt, daß im nächsten Jahr, so zieht Pressewart Richard Schäfer eine Zwischenbilanz, die Sozialstation Obertshausen wohl im Kreis Offenbach die größte Personalausstattung haben werde.

Das Bundesamt für Zivildienstleistende habe für das Jahr 1993 drei weitere Zivildienststellen genehmigt, so daß insgesamt 21 Zivildienstleistende (Zivis) zur Verfügung stehen werden. Bisher seien bei der Awo-Obertshausen 18 Zivis beschäftigt: Zwei betreuen Essen auf Rädern, vier sind bei der Individuellen Schwerstbehinderten-Betreuung (ISB) und zwölf beim Mobilen Sozialen Hilfsdienst beschäftigt. Der Awo stehen sieben Autos und ein Behindertenbus zur Verfügung.

Die Awo-Obertshausen betreut rund 350 alte und behinderte Bürgerinnen und Bürger. Schäfer sagt, daß besonders stark die ISB-Betreuung zugenommen habe und deshalb dort in absehbarer Zeit eine Erweiterung notwendig würde. Vielen sei nicht klar, wieviel Zeit allein in diesem Bereich für einen Klienten aufgebracht werden müsse. Beispiel: Bei der ISB-Betreuung muß ein Klient täglich fünf- bis sechsmal besucht werden, auch an Sonn- und Feiertagen. Schäfer: "Das bedeutet nur für den einen Klienten zirka 160 Stunden Arbeitsleistung pro Monat."

Die starke Zunahme der Dienste und dazu notwendige Anschaffungen, wie die Aufstockung des Fuhrparks oder die Anstellung einer weiteren Halbtagskraft, machen nicht nur einen größeren Finanzbedarf notwendig, sondern tangieren auch die Raumsituation, sagt Schäfer. Denn die Zahl älterer hilfsbedürftiger Menschen steige auch in ihrem Betreuungsbereich stetig an.

Bei der Lösung der Raumprobleme und auch bei den Finanzen hofft die Awo auf die Hilfe der Stadt Obertshausen, die ihnen bisher vorbildlich unter die Arme gegriffen hätte.

Junge Männer aus Obertshausen, die Interesse an einer der drei Zivi-Stellen haben, sollten sich rechtzeitig bei der Awo melden: Otto-Wels-Straße 13 in 6053 Obertshausen, 0 61 04 / 4 94 84. dok

"Schloß Dryburg" gibt auf Sektkellerei in Bad Langensalza schließt zum Jahresende

BAD LANGENSALZA / WETTERAUKREIS. Die Sektkellerei Schloß Dryburg in Bad Langensalza wird zum Jahresende ihren Betrieb einstellen. Mangelnder Absatz, vor allem aber das deutsche Weingesetz haben der Firma das wirtschaftliche Aus beschert. Nach Angabe des Wetteraukreises, der mit dem Landkreis Bad Langensalza eine Partnerschaft verbindet, verliert die Stadt nicht nur 20 Arbeitsplätze, sondern auch eine Attraktion.

Das Ende läuteten jetzt drei voneinnander unabhängige Gutachten ein. Sie kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, daß der Sekt in der Bundesrepublik nur über eine 20 Millionen Mark teure Werbekampagne hätte verkauft werden können. Weitere Millionen seien auch noch für die Sanierung des Betriebes erforderlich geworden.

Denn nach dem deutschen Weingesetz muß der sogenannte Gärsekt mindestens ein halbes Jahr gelagert werden. Der Sekt aus Schloß Dryburg wurde bislang jedoch schon vorher weiterverarbeitet. Um die längere Lagerung einhalten zu können und dennoch den Umsatz zu halten, hätten für einige Millionen Mark die Lagerkapazitäten erweitert werden müssen. Wegen der erheblichen Investitionen sahen die Gutachter keine Überlebenschance für den Bad Langensalzaer Betrieb, der derzeit noch 20 Menschen beschäftigt. str

Am Samstag gibt's Bäume und Kompost

MAINTAL. Den "Tag des Baumes" kombiniert die Stadt Maintal in diesem Jahr mit einer Aktion "Kompost statt Torf". An beiden städtischen Bauhöfen (Dörnigheim, Berliner Straße, und Bischofsheim, Dörnigheimer Weg) werden am kommenden Samstag, 24. Oktober, ab zehn Uhr 1370 Pflanzen und Sträucher kostenlos an die Maintaler Bürger verschenkt. Dabei wird pro Haushalt nur eine Pflanze abgegeben. Neben einheimischen Sträuchern wird es eine größere Auswahl an Obstbäumen geben.

Parallel dazu verteilt die Stadt an den beiden Bauhöfen, am Parkplatz des Bürgerhauses Hochstadt und am Parkplatz der Verwaltungsstelle Wachenbuchen Biodünger aus der städtischen Kompostieranlage.

Das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt bittet die interessierten Bürgerinnen und Bürger, entsprechende Behälter mitzubringen. Der Kompost wird in kleinen Mengen kostenlos verteilt.

Die Stadt weist darauf hin, daß mit der Verwendung von Kompost ein Beitrag zum Schutz des wichtigen Lebensraumes Moor geleistet wird. gf

Vitamine und Cortison nach Split Wieder Hilfskonvoi des "Komitees für Grundrechte" unterwegs

SENSBACHTAL. Medikamente im Wert von rund einer halben Million Mark wird eine sechsköpfige Delegation des "Komitees für Grundrechte und Demokratie" aus Sensbachtal (Odenwaldkreis) ins Flüchtlingslager nach Split in Kroatien transportieren. Der Konvoi mit drei Fahrzeugen setzt sich am heutigen Mittwoch in Bewegung und fährt zunächst nach Rijeka; von dort geht es weiter mit dem Fährschiff nach Split.

Beladen sind die Lastwagen aus Hessen mit Antibiotika, Blutersatzstoffen, Schmerz- und Narkosemitteln, Vitamin- und Aufbaupräparaten, Desinfektonsmitteln, Cortison, Anästhesie- und Augensalben.

Nach Angaben des Komitee-Sekretärs Klaus Vack, der den Transport begleiten wird, hat das Bundesinnenministerium einen Teil der dringend benötigten Arzneimittel aus Beständen des Katastrophenschutzes bereitgestellt. Rund die Hälfte der Hilfslieferung sei mit Hilfe von Geldspenden (Sonderkonto 8024618, Stichwort "Verständigung statt Krieg - humanitäre Hilfe für Flüchtlinge", Volksbank Odenwald in 6124 Beerfelden, BLZ 50863513) ermöglicht worden.

Vack und einer seiner Mitstreiter wollen während des fünftägigen Aufenthalts weitere Lager aufsuchen, um sich zu informieren, und außerdem mit Zagreber Vertretern der vom Komitee unterstützten Aktion "Internationale Freiwillige" zusammentreffen. Nach Vacks Angaben arbeiten zur Zeit rund 200 Freiwillige in sieben Flüchtlingslagern, darunter auch zahlreiche Deutsche.

Die Hilfs-Fahrt ist eine von bisher bereits rund einem Dutzend Aktionen des Komitees für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Der Wert der Lieferungen einschließlich finanzieller Unterstützung von Antikriegsgruppen im ehemaligen Jugoslawien wird mit 1,3 Millionen Mark angegeben.

Die nächste Mission soll in die gefährdeten Flüchtlingslager bei Slavonski Brod führen. Das Komitee-Vorstandsmitglied, der Stuttgarter Arzt Suso Lederle, hat enge Verbindungen zum dortigen Bürgermeister, der ebenfalls Mediziner ist. feu

"Gute Nacht, Brummis!" Unter diesem Slogan stand Mitte März ein Stadtgespräch des Hessischen Rundfunks in der Alten Ölmühle in Langen. Vor dem Mikrofon: Politiker, Verkehrsexperten und natürlich die vom Verkehrslärm geplagten Anwohner der Südlichen Ringstraße, die vom Land schon lange ein Nachtfahrverbot für Laster erwarten. Sieben Monate später ist immer noch alles beim alten. Anlaß für den CDU-Landtagsabgeordneten Rüdiger Hermanns, den hessischen Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) der "Verzögerungstaktik" zu beschuldigen. Blieb das Ministerium untätig? Nachfragen der FR haben ergeben: Demnächst soll die Entscheidung fallen.

Spuren der Göttin Ausstellung mit Dokumenten matriarchaler Kulturen

BAD VILBEL. Den Spuren der Göttin geht eine Ausstellung in Bad Vilbel ab Mittwoch, 21. Oktober, im Kulturzentrum Alte Mühle nach. Die Wanderausstellung spiegelt eine Frauenreise durch Anatolien (Osttürkei) zu den Ausgrabungsorten matriarchalischer Funde wieder. Neben Fotografien werden kunstvolle Skulpturen und beeindruckende Teppiche zu sehen sein. Für Annette Strauß vom Kulturteam Alte Mühle, die die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule organisierte, sollen die Exponate sowie das Rahmenprogramm Informationen geben und Dokumente von Gesellschaften aufzeigen, in denen Frauen eine bedeutende Rolle inne hatten, die jedoch von einer patriarchalen Geschichtsschreibung weitgehend ignoriert wird. Dabei wird der Blick nicht nur in die Vergangenheit gerichtet, sondern auch auf die Gegenwart. Annette Strauß: "Ein Diskussionsthema wird gewiß sein, wie Frauen heute im Vergleich zu früher matriarchale Aspekte erfahren." Zur Ausstellungseröffnung ab 19 Uhr kann bei einem kleinen türkischen Imbiß und fachkundiger Erläuterung der Exponate diskutiert werden. "Die Bedeutung der Göttin für Frauen heute" steht auch im Mittelpunkt des Frauenforums Matriarchat, das am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr im Foyer der Alten Mühle beginnt. Es wird gefragt: Was ist das Matriarchat, wie erfahren Frauen matriarchale Aspekte heute, und welche Wünsche können in der Zukunft gelebt werden. Die Moderation hat Eva Bernhardt.

Ihr musikalisches Potential können Frauen beim Workshop "Spielen unterm Hollerbusch" am Freitag, 23. Oktober, von 18 bis 21 Uhr und am Samstag, 24. Oktober, von 10 bis 21 Uhr, neu entdecken. "In der ganzen Welt spielte die Musik bei rituellen Festen zu Ehren der Göttin eine wichtige Rolle. In diesen alt vergangenen Traditionen und Bräuchen", so Brigitte Mergner-Fitsch, Fachbereichsleiterin an der Kreisvolkshochschule, "haben Frauen ganz selbstverständlich die Position von Musikerinnen eingenommen." Musik begleitete sie durch die Jahreszeiten, bei der Arbeit. Erfahrungen, die weitgehend verlorengegangen sind, aber wiedergewonnen werden können. Wer Lust hat, diesen nachzuspüren, kann sich unter der Rufnummer 0 60 42 / 885-192 zum Workshop anmelden. Instrumente sind vorhanden.

Schon jetzt vormerken sollten sich Interessierte auch die Abschlußveranstaltung des Rahmenprogramms am Donnerstag, 29. Oktober, 20 Uhr, ebenfalls im Foyer der Alten Mühle: Wie aus Göttin Holas Sitz, der nach altem Volksglauben in den Zweigen des Hollerbuschs gewesen sein soll, Frau Holles Reich wurde, stellt die Odenwälder Erzähl- und Spielgemeinschaft Hollerbusch in einer szenischen Lesung mit Liedern dar. cor

A-Jugend-Trainer Edgar Fischer setzt auf verantwortungsbewußte, kontinuierliche Aufbauarbeit und nicht auf kurzlebigen Erfolg Geduld kommt dem Offenbacher Fußball-Nachwuchs zugute Konzept vom "Teamwork der Trainer-Spezialisten" / In der nächsten Saison will man der Eintracht näher auf den Pelz rücken

Daß die Zeiten längst hektisch und schnellebig geworden sind und allerorts Erfolg und üppiger Lebensstil um jeden Preis angestrebt werden, sind Tatsachen, die unsere heutige Gesellschaft charakterisieren, wobei der Sport und insbesondere der Fußball hierbei ausdrücklich nicht ausgenommen werden können. So ist es beispielsweise längst kein Geheimnis mehr, daß schon im Nachwuchsbereich des angeblichen Volkssportes Nummer eins viel Geld, Prestige und Eitelkeit im (Fußball-)Spiel sind. So auch bei den Erzrivalen vom Main, Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt.

Am vorletzten Sonntag kam es wieder einmal zum klassischen Prestige-Duell; diesmal standen sich A1- und B1-Jugend- Mannschaften gegenüber. Die Offenbacher Kickers (OFC) unterlagen dabei dem Kontrahenten vom Riederwald mit 0:4 beziehungsweise 2:5.

Nach außen hin sicherlich empfindliche Niederlagen; für A-Jugend-Coach Edgar Fischer jedoch längst kein Beinbruch, setzt er doch als erfahrener Jugendtrainer eher auf kontinuierliche und verantwortungsbewußte Nachwuchsarbeit als auf kurzlebigen Erfolg. "Es ist immer einmal eine Hänger-Saison dabei, wo es nicht klappt", bezieht sich der 44jährige auf die derzeitigen Leistungen seiner A-Jugendlichen, fügt aber sogleich eine Erklärung an: "Wir hatten viele Verletzte, mußten die ersten vier Wochen auf sechs Leistungsträger verzichten."

Im ewigen Kampf um die Vormacht im hessischen Jugendfußball sind die Kikkers diese Saison sicherlich ein wenig ins Hintertreffen geraten. Die A-Jugend steht mit 9:9 Punkten weit von der Spitze entfernt im Tabellen-Mittelfeld, die B-Jugendlichen haben nach der Niederlage gegen die Eintracht zwei Punkte Rückstand auf dieselbe. Edgar Fischer sieht dadurch seine Kompetenz jedoch keineswegs in Frage gestellt, weiß er doch, daß sich gute Trainerarbeit nicht nur in Tabellenständen ausdrückt, sondern hauptsächlich im Werdegang der zu betreuenden Spieler. Und daß Fischer, der im Hauptberuf Sport und Geographie am Goethe-Gymnasium in Neu-Isenburg unterrichtet, ein gutes Händchen für junge Talente hat, beweisen nicht zuletzt gestandene Bundesliga-Profis, die unter seiner Führung den Weg ins große Fußballgeschäft schafften. Allein im Kader der Profis von Eintracht Frankfurt stehen mit Dirk Wolf, Uwe Bindewald und Neu- Nationalspieler Ralf Weber drei Spieler in Stepanovics Team, die von Fischers langfristig angelegter Aufbauarbeit profitierten.

So kam es schließlich auch, daß die Jugendarbeit in Offenbach und insbesondere die des Edgar Fischer zum Aushängeschild des Fußballklubs vom Main wurde. "Mein Name und meine Arbeit sind über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes hinaus bekannt. Junge Spieler wissen, daß man in Offenbach gut trainiert wird", ist sich der selbstsichere Fischer über seinen guten Ruf bewußt.

Diesen Ruf kannte beispielsweise auch Miro Ivkovic, der im Sturm der Kickers- A1-Mannschaft spielt. Der Jugoslawe galt bereits im C-Jugend-Alter, damals noch bei Eintracht Frankfurt, als Super-Talent, als er wegen einer schweren Knieverletzung in seiner fußballerischen Entwicklung zunächst weit zurückfiel. Als man sich bei der Eintracht fortan kaum noch um ihn kümmerte, stand seine Entscheidung fest, zu den Kickers zu wechseln. Bei Edgar Fischer bekam er die Möglichkeit, langsam wieder an seine alten Leistungen anzuknüpfen.

Besonders in einer weniger erfolgreichen Saison wie dieser setzt der OFC- Coach auf Geduld und Kontinuität. Rekonvaleszenten und Spieler jüngeren Jahrgangs sollen aufgebaut werden. Eine Strategie, die beim OFC schon bei den jüngeren Jahrgängen konsequent beibehalten wird. So stehen beispielsweise in der derzeitigen A1 neun Spieler im Team, die schon seit der C-Jugend dabei sind. Bei anderen Großvereinen ist dagegen der Druck durch ständige Neuzugänge für die Jugendlichen entsprechend größer.

Was die Konkurrenz mit Eintracht Frankfurt angeht, ist sich Edgar Fischer im Hinblick auf die neue Saison jedoch bewußt, daß die Karten wieder einmal neu gemischt werden. So steht die Eintracht-A-Jugend von Trainer Karl-Heinz Körbel zur neuen Saison vor einem kompletten Neubeginn, da alle derzeitigen Spieler altersgemäß aus der A-Jugend ausscheiden. Dagegen behält Fischer fünf seiner derzeitigen A1-Sieler jüngeren Jahrgangs für die neue Saison und kann sein Team noch mit Spielern, die im letzten Jahr vor der Eintracht die hessische B-Jugend-Meisterschaft errangen, ergänzen. Mit Michael Pelz im Tor sowie Volker Sedlacek in der Abwehr werden Fischer dann sogar zwei Jugendnationalspieler zur Verfügung stehen. Im Sturm gehört auch Miro Ivkovic - zur Zeit noch im ersten A-Jugend-Jahr - fest zur neuen Saisonplanung. "Nächstes Jahr wird es enger", schickt Fischer schon einmal einen Gruß an den Riederwald.

Ob die Kickers dann einmal die Nase vorn haben, bleibt abzuwarten. An Fischers Trainer-Ideologie wird sich dagegen - unabhängig vom Ausgang der neuen Runde - kaum etwas ändern. Im Vordergrund wird weiter der behutsame Aufbau seiner Spieler für den Seniorenbereich stehen. Hierbei sieht sich der Coach auch von seiner Ausbildung her gegenüber anderen Trainern im Vorteil. Als Sportlehrer ist Fischer mit jugend- spezifischer Psychologie und Pädagogik weitaus besser vertraut als die meisten seiner Kollegen, die "nur" eine Ausbildung im Trainerbereich vorweisen können. "Bei der Arbeit mit Jugendlichen sind besonderes Einfühlungsvermögen und spezielle Kenntnisse unverzichtbar."

Großen Wert legt Edgar Fischer aber auch auf die jugend-übergreifende Zusammenarbeit der Nachwuchstrainer. "Im Teamwork der Jugend-Spezialisten" soll auch zukünftig die erfolgreiche Nachwuchsarbeit begründet liegen. Zwecks gemeinsamem Erfahrungsaustausches treffen sich die Jugend-Coaches an beinahe jedem Trainingsabend.

Selbstverständlich liegt diese gesamte Trainer-Ideologie auch in den finanziellen Möglichkeiten des Vereins begründet. "Was die Unterhaltung von Trainern und Spielern angeht, können wir mit einem Verein wie der Eintracht selbstverständlich nicht mithalten", weiß auch Edgar Fischer. Mit großartigen Neuverpflichtungen kann man am Bieberer Berg nicht aufwarten, woraus sich zwangsläufig ein anderer Umgang mit dem vorhandenen Spielermaterial ergibt. Welche Ideologie am Ende die erfolgreichere ist, zeigt sich von Runde zu Runde neu. So gewiß auch in der Saison 1993/94. ROBERT BALAZS

Handtaschenraub: Drei Jugendliche geschnappt

DIETZENBACH. Die Polizei nahm am Montag nachmittag im Theodor- Heuss-Ring drei Jugendliche vorläuft fest, denen angelastet wird, in der Siedlerstraße einer 84jährigen Frau die Handtasche geraubt zu haben. Die 14- bis 17jährigen Marokkaner haben laut Polizei die Tat zugegeben.

Ein Zeuge hatte die drei Jugendlichen beobachtet, als sie aus der Tasche einen Ausweis der alten Frau einfach auf die Straße geworfen hatten. Durch die Mithilfe dieses Mannes konnte eine Polizeistreife die Flüchtigen schnappen. Sie wurden nach der Vernehmung zu ihren Eltern gebracht. fin

Allerhand aus dem Reihenhaus gestohlen

FLÖRSHEIM. Reiche Beute machten bislang unbekannte Täter bei einem Einbruch in ein Reihenhaus in der Ketteler Straße in Flörsheim. Die Diebe hatten am Montag abend ein Fenster aufgebrochen und waren so in das Wohnhaus gelangt.

Drinnen durchsuchten sie alle Räume. Sie nahmen Bargeld, Schmuck, etliche Münzen sowie eine Videokamera mit. kkü

Daß die Gewalt noch nicht abgeebbt ist, hängt meiner Meinung nach mit dem als nicht energisch genug empfundenen Eingreifen des Staates zusammen. Und dazu bedarf es weder neuer Gesetze noch neuer Verordnungen. Mit dem heute geltenden Recht haben sowohl die Polizei als auch die Justiz genügend Handhaben, dagegen vorzugehen.

Ausländer als Thema im Kindermuseum

"Ein Museum sollte Bezug nehmen zu öffentlichen Anlässen", sagt Ursula Kern, die Leiterin des Kindermuseums im Historischen Museum. Getreu dieser Prämisse passen viele der Museums-Angebote im Winterhalbjahr zur aktuellen Debatte über das Leben von und mit Ausländern. Kern der Veranstaltungen ist eine Ausstellung "Komm, wir reißen Zäune ein" über die Bedingungen für allein eingereiste Flüchtlingskinder in Deutschland, die dem Museum mit Hilfe des Deutschen Kinderschutzbunds vermittelt wurde. Die Ausstellung wird am 12. Dezember eröffnet; für Schulklassen bis zur Oberstufe können nach Absprache mit den Lehrern die unterschiedlichsten Projekte dazu angeboten werden.

Immer dienstags, mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags sind von November bis Ende Januar die unterschiedlichsten Vorhaben zum Thema Fremde Kulturen ausgeschrieben: Pantomime, Schattenspiele, Filme, Märchen, Vorträge.

Darüber hinaus ruft das Museum alle Kinder auf, sich an der Herstellung einer viermal im Jahr erscheinenden Museumszeitung zu beteiligen. Die erste Redaktionssitzung ist am 13. November im Kindermuseum. Alle Techniken sind erlaubt bei einem Postkarten-Malwettbewerb zum Thema "Allein in der Fremde". Sämtliche Karten werden ausgestellt, die besten von einer Kinderjury prämiiert. Einsendeschluß: 11. Januar 1993. clau

Was mich wirklich pessimistisch stimmt, sind nicht die Gewalttäter selbst, sondern die Zahl derjenigen, die indifferent sind. Menschen, die zwar selbst nicht diese Gewalt ausüben, die aber Beifall klatschen, und wenn nicht draußen, so doch im Inneren eine gewisse Befriedigung über diese Vorgänge verspüren.

Kinder entwarfen Poster zum Thema Abfall Ausstellung im Rathaus gehört zur Umweltwoche / Sperrmüll-Tourismus macht der Stadt Sorgen

RODGAU. Zufrieden mit der bisherigen Resonanz auf die Umweltwoche zeigt sich als zuständiger Dezernent Thomas Przibilla (SPD). An der Besichtigung von zwei Recyclingbetrieben in Langen beteiligten sich immerhin 35 Bürger/innen. Höhepunkt der Veranstaltungsreihe wird am Samstag, 17. Oktober, der Aktionstag in und um den Recyclinghof Jügesheim an der Philipp-Reis-Straße sein. Von 10 bis 17 Uhr können Bürger dort auch kostenlos WC-Wasserspareinsätze abholen - solange der Vorrat reicht.

Die Sensibilisierung der Menschen für Umweltprobleme sieht der Erste Stadtrat die wichtigste Aufgabe von Aktionen wie der Umweltwoche. Nach seiner Einschätzung reagieren manche Bürger/innen noch immer zu wenig auf Themen wie Müllvermeidung und Recycling.

Ein Beispiel: Die Stadt erwägt inzwischen, Sperrmüll nur noch auf Abruf abzuholen, nachdem bei den jüngsten Sperrmüll-Terminen in Nieder-Roden der Abfall tagelang auf den Straßen herumgelegen und sich geradezu "wilde Müllkippen" gebildet hatten. Offensichtlich war ein richtiggehender Mülltourismus entstanden: Bewohner anderer Stadtteile und benachbarter Kommunen transportierten ihren Abfall nach Nieder-Roden und packten ihn dort an den Straßenrand. "Wir versuchen natürlich immer wieder, mit den Bürgern zu reden", sagt Przibilla, "aber wenn das Recycling nicht funktioniert, müssen wir zu dirigistischen Maßnahmen greifen."

Ganz ohne Anweisung von oben beteiligten sich Mädchen und Jungen an einem Plakatwettbewerb im Vorfeld der Umweltwoche. Auch wenn sich Przibilla ein größeres Echo auf den Aufruf der Stadt gewünscht hätte - die kindlichen Poster zum Thema Abfall werden zur Zeit im Rathaus Jügesheim gezeigt. Die Ausstellung ist bis zum Freitag, 15. Oktober, zu sehen: täglich zwischen 8.30 und 12 Uhr, am heutigen Donnerstag zusätzlich von 14 bis 16 Uhr. Ergänzt wird die Schau mit Exponaten einer Ausstellung zum gleichen Motto wie der Umweltwoche: "Einfälle statt Abfälle".

Ein Einfall zur diesjährigen Umweltwoche: ausgediente Flaschenkorken zu sammeln. Bis zum morgigen Freitag können die Verschlüsse im Recyclinghof und im Kindergarten Rollwald, Am Kreuzberg, abgegeben werden. Ehe sich die Stadt auf die Suche nach einem Unternehmen macht, das Naturkork zu Wärmedämmstoff recycelt, will Stadtrat Przibilla das Ergebnis der Sammelaktion abwarten. Noch ist ungewiß, ob der Versuch gelingt. Zum Weintrinken will die Stadt mit dieser Aktion jedenfalls nicht animieren, wie der Umweltdezernent versichert. hf

Geiger verteidigt Bundesbank Beifall für Hochzinspolitik / Skepsis gegenüber Währungsunion

rds BONN. Sparkassenpräsident Helmut Geiger bestärkt die Bundesbank in ihrem harten Kurs. Auch als Vorsitzender der Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Sparer fordert er die Frankfurter Währungshüter auf, an ihrer geldmengenpolitischen Orientierung festzuhalten und dem Druck auf Zinsermäßigungen nicht nachzugeben. "Eine vorzeitige Senkung der Notenbankzinsen könnte in der Öffentlichkeit als Kapitulation vor der Geldentwertung verstanden werden und die Marktzinsen steigen statt sinken lassen", warnte er bei der Vorlage des Jahresberichts der von der Finanz- und Teilen der Versicherungswirtschaft getragenen Vereinigung.

Laut Geiger ist der Preisauftrieb ungebrochen und das Ziel der Geldwertstabilität nach wie vor grob verletzt, wenngleich die "rezessiven Tendenzen" zunähmen. Die eingetrübten Konjunkturperspektiven dürften für das Haus Schlesinger aber kein Grund sein, die monetären Zügel zu lockern, weil die Wirtschaft nicht unter zu hohen Zinsen leide, sondern unter zu geringen Gewinnaussichten. Die Bundesbank stehe mit ihrem geldmengenbezogenen Konzept "wie ein Fels in der keynesianischen Brandung". Denn international werde das Heil wieder in geldpolitischen Anreizen gesucht, statt die Investitionschancen durch niedrigere Steuern und zurückhaltende Lohnabschlüsse zu steigern.

Der weltweiten Kritik an den hohen deutschen Zinsen begegnet Geiger mit dem Hinweis, daß kein Land gezwungen sei, sich diesem Kurs anzuschließen. "Wechselkursänderungen verschaffen Raum für eine eigenständige Politik." Die Bundesbank für die Turbulenzen auf dem Devisenmarkt verantwortlich zu machen, "ist sachlich nicht gerechtfertigt". Die Verantwortung liege vielmehr bei den Regierungen, die es versäumt hätten, die Paritäten rechtzeitig der unterschiedlichen Geldwertentwicklung anzupassen.

Aus den jüngsten Ereignissen leitet Geiger unter anderem die Erkenntnis und die Forderungen ab, daß die "Politisierung" der Wechselkurse die Funktionsfähigkeit des Europäischen Währungssystems bedrohe. Deshalb müßten dessen Regeln konsequent angewendet werden. Der "Markt" sollte wieder mehr die Wechselkurse bestimmen; mit größeren Bandbreiten für die Kursschwankungen oder - wirksamer noch - durch einen Sanktionsmechanismus für rechtzeitige Wachselkursanpassungen. Abwertungsverdächtige Währungen sollten nicht auf unbegrenzte Hilfen anderer Zentralbanken rechnen dürfen.

Die Bonner Regierung drängte Geiger erneut zum Schuldenabbau und zu Ausgabeumschichtungen zugunsten der neuen Länder, "da auch die deutsche Einheit eine so expansive Finanzpolitik jetzt nicht mehr rechtfertigt". Erfolge könnten sich aber erst einstellen, wenn auch die Tarifparteien ihre Einkommensansprüche den Möglichkeiten anpaßten.

Ferner warnte er davor, die europäische Währungsunion "übers Knie zu brechen". Der Vertrag von Maastricht enthalte noch "Grauzonen", die eine Stabilitätspolitik erschweren könnten.

Sanitätsorganisationen erhielten jetzt Spezial-Rettungsfahrzeuge Hilfe direkt am Unfallort "Großschadensfälle"

Umwelt- und Brandschutzdezernent Tom Koenigs hat fünf für Großschadensfälle ausgerüstete Kleinlaster an die Frankfurter Sanitätsorganisationen übergeben. Auf dem Gelände der Feuerwache 1 an der Hanauer Landstraße sagte Koenigs, "angesichts der Katastrophe von Amsterdam oder der Beinahe-Katastophe des Hubschrauberabsturzes" vom Wochenanfang in Frankfurt wolle der Magistrat "trotz der angespannten Haushaltslage" Sicherheitsbewußtsein demonstrieren.

Die fünf Katastrophenschutzorganisationen Arbeiter-Samariter Bund, die Johanniter-Unfall-Hilfe, das Rote Kreuz, der Malteser-Hilfsdienst und die Rettungswache Bergen-Enkheim haben je einen der zusammen 293 000 Mark teuren VW-Transporter erhalten.

Laut Konrad Limberger, dem Leiter des Zivilschutzes bei der Branddirektion Frankfurt, können diese neuen Schnelleinsatzgruppen im Gegensatz zu normalen Rettungswagen keine Verletzten an Bord aufnehmen. Für den "alltäglichen" Sanitätsdienst sind sie deshalb ungeignet.

"Diese Wagen sind für Großschadensfälle gedacht", sagte Limberger, "bei denen die Verletzten nicht im Fahrzeug, sondern vor Ort versorgt werden müssen." Die nun in Dienst genommenen Kleinlaster können bis zu fünf Sanitäter aufnehmen. Sie enthalten außerdem je ein Großschadens-Set in Aluminiumcontainern für 11 000 Mark zur Diagnose und ersten Behandlung von Verbrennungen, Schocks oder Brüchen.

Einen Großschadensfall, bei dem Menschen vor Ort versorgt werden müssen beginnt laut Limberger bei "20 bis 25 Verletzten". Der Katastrophenschützer nennt ein Beispiel für einen solchen Einsatzfall: "Wenn eine vollbesetzte Straßenbahn mit einem Tanklastzug zusammenstößt . . ." Mit normalen Sanitätswagen allein, beschreibt Limberger weiter, könne solch eine Katastrophe nicht bewältigt werden. "Ein normaler Rettungswagen kann höchstens drei Verletzte aufnehmen", sagt Limberger, "und auch die Krankenhäuser können an die Grenzen ihrer Kapazität kommen." Vor dem Abtransport der Verletzten müsse bei Großschadensfällen erst abgeklärt werden, "daß nicht drei Wagen ins selbe Krankenhaus fahren". Zur Überbrückung dieser Zeitspanne dienen die neuen Schnelleinsatzgruppen des Sanitätsdienstes. mku

Wer macht mit beim Herbstmarkt?

MAINTAL. Die positive Resonanz des Ostermarktes veranlaßte den "Verein der Freunde und Förderer der Dietrich-Bonhoeffer-Schule", auch einen Herbstmarkt zu organisieren. Bastler und Hobbykünstler haben dabei die Gelegenheit, ihre Kreationen zu verkaufen oder eventuell auch künstlerische Darbietungen vorzustellen.

Geplant ist der Markt für Samstag, 31. Oktober, und Sonntag, 1. November. Am Samstag werden parallel dazu die Ergebnisse der Projektwoche in den Klassenzimmern ausgestellt.

Informationen und Anmeldungen zum Markt bei Frau Hossinger (06 181/49 35 93) oder bei Frau Krupkat (06 181/46 35 43 und 06 181/46 466). gf

Im Dunkeln behaupten - ein Seminar für Frauen

LIMESHAIN. Wie können sich Mädchen und Frauen am besten im Dunkeln behaupten? Antworten auf diese Frage will jetzt ein vom Jugendbildungswerk des Wetteraukreises sowie der Jugendpflege Limesheim und Altenstadt angebotenes Seminar geben.

Es findet am 14. und 15. November zwischen 10 und 17 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Himbach statt und richtet sich an junge Frauen von 14 bis 17 Jahren. Die Teilnahme kostet 20 Mark.

Anmeldungen nehmen bis zum 29. Oktober Ute Thierfelder im Jugendtreff Rommelhausen, donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr, und Marietta Frühwein vom Jugendbildungswerk des Wetteraukreises (Telefon 0 60 31 / 8 31 16) entgegen. str

Virtuose auf der Gitarrensaite Peter Finger in Steinau

STEINAU. Peter Finger, nach Auskunft des Verkehrsamtes einer der "führenden Akustikgitarristen Europas", gastiert am Samstag, 24. Oktober, im Marionettentheater der Brüder-Grimm-Stadt. Karten für das Konzert sind beim Verkehrsamt im Rathaus erhältlich (Telefon: 0 66 63 / 5656). Der Eintritt kostet sechs Mark.

"Peter Finger gehört zu den wenigen deutschen Musikern, die sich auch weltweit einen Namen gemacht haben", lobt das Presseprospekt des Künstlers. Mit 19 hat der Musiker seine ersten Platten in den USA, Kanada, Australien und Japan veröffentlicht. Die amerikanische Fachzeitschrift "Guitar Player" hat den Deutschen mehrfach als einen der beliebtesten Gitarristen vorgestellt.

Fingers Technik sei atemberaubend. Eine ausgefeilte Technik in Verbindung mit seiner hohen Musikalität erlaube Spielwitz, Experiment und Improvisation. Seine Kompositionen zeichneten sich durch ein hohes musikalisches Niveau aus und lebten von der Vielfalt der Ideen. Komplizierte rhythmische und harmonische Elemente wechselten sich ab mit einfühlsamen Melodien.

Peter Finger wurde 1954 in Weimar geboren. Seit dem sechsten Lebensjahr spielt er Geige. In die Gitarrensaiten griff Finger erstmals in seinem 13. Lebensjahr. Noch vor seinem Musikstudium in Münster Mitte bis Ende der 70er Jahre nahm der Künstler in Rom seine ersten Langspielplatten für eine amerikanische Firma auf. Seither hat Finger zahlreiche LPs eingespielt und mit bekannten Musikern (Charlie Mariano, Trilok Gurtu) musiziert. Vor acht Jahren hat der Instrumentalist das "Peter-Finger-Trio" gegründet.

Finger wurde außerdem mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. schu

König-Belegschaft schöpft neue Hoffnung und arbeitet Vergleichsverwalter Pfeil besorgt Überlebens-Kredit Von Bernd Salzmann BÜDINGEN. Die Überlebenschancen der Büdinger König Metallwarenfabrik sind gestiegen. Dem Schönecker Vergleichsverwalter Dirk Pfeil gelang es am Montag abend, eine für die Existenz des Betriebs wesentliche Vereinbarung mit mehreren wichtigen Kunden im In- und Ausland abzuschließen. Der Vertrag sieht nicht nur eine weitere Zusammenarbeit vor, sondern verschafft Pfeil obendrein ein Verwalterdarlehen in siebenstelliger Höhe. Davon will der Unternehmensberater (der für die FDP auch im hessischen Landtag sitzt) den 250 Beschäftigten des Betriebes noch in dieser Woche die Löhne und Gehälter für den Monat September nachzahlen. Krisenstimmung herrscht in der Metallwarenfabrik seit Anfang Oktober. Harry König, Geschäftsführer und Alleingesellschafter des Unternehmens, beantragte beim Amtsgericht Büdingen ein Vergleichsverfahren. Nach dem Kauf eines Betriebs aus dem Buderus-Konzern, der fortan unter dem Namen König Maschinenbau firmierte, war ihm die Puste ausgegangen. Der in Dautphetal gelegene Besitz, der "nicht gerade schwarze Zahlen schrieb" (Pfeil), zog die Metallwarenfabrik mit in einen gefährlichen Strudel. (Die FR berichtete.)

Dabei konnte sich die König Metallwarenfabrik zuletzt durchaus sehen lassen. Nach einer Pleite vor Jahren vermochte der neue Eigentümer, ein "recht ordentliches Unternehmen" aufzubauen, das "auch Erträge abgeworfen hat" (Pfeil). Selbst die Industriegewerkschaft Metall lobte den Unternehmer, der in Büdingen immer wieder für neue Arbeitsplätze sorgte. Die Zukunft schien gesichert, zumal König mit seinen Produkten Kunden im In- und Ausland beliefert.

Mit den wichtigsten unter ihnen nahm Pfeil umgehend Kontakt auf. Die Ergebnisse seiner Verhandlungen : Fünf Unternehmen aus dem In- und Ausland sagten ihm ein zinsloses Verwalterdarlehen in Höhe von 2,75 Millionen Mark zu, über das er bis 30. September 1993 verfügen kann. Daneben versicherten sie, was nicht minder wichtig ist, an den Geschäftsbeziehungen mit der König Metallwarenfabrik festhalten zu wollen. Hinter diesem Entgegenkommen verbirgt sich freilich auch ein gehöriges Eigeninteresse. Die Firmen können nicht auf ihren Büdinger Zulieferer verzichten. Pfeil: "Wenn wir nicht produzieren, stehen in acht bis zehn Fabriken die Bänder still."

Der Vergleichsverwalter kann mit diesem Ergebnis einen neuen Erfolg verbuchen. "Wäre das nicht möglich gewesen, man hätte sich den Vergleich abschminken müssen", sagt er. Mit dem Geld der Unternehmen rechnet er bereits für heute vormittag. Sobald es eingetroffen sei, könnten die Beschäftigten mit ihrer Nachzahlung rechnen. Mit der Lohnsteuer und den Sozialversicherungsbeiträgen kommt Pfeil auf einen Betrag von 1,1 Millionen Mark. Mit dem übrigen Geld, das ihm die Kunden leihen, kann er die Firma in Schwung halten. Neue Aufträge an Lieferanten seien bereits unterzeichnet und würden "ordentlich bezahlt": "Das Material ist sichergestellt bis Ende diesen Monats. Die Maschinen bleiben nicht stehen, es geht weiter."

Dazu tragen auch die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (OVAG) bei, die dem Vergleichsverwalter zusagten, der Firma nicht den Energiehahn abdrehen zu wollen. Grundsätzlich äußert Pfeil sich lobend über die Lieferanten, die "generell Verständnis" für die Probleme der Metallwarenfabrik aufbrächten. Unter ihnen befände sich keiner, der mit der Firma nichts mehr zu tun haben wolle. Das erhöhe die Überlebenschance für den Büdinger Betrieb im Unterschied zur König Maschinenbau in Dautphetal, die wohl "nicht zu retten" sei.

Belegschaft will Tariflohn Die "Michelsbräu" wird bestreikt

BABENHAUSEN. Durch einen unbefristeten Streik wird vom heutigen Mittwoch an die Produktion bei "Michelsbräu" in Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) lahmgelegt. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten (NGG) ist in einer Betriebsversammlung am Dienstag der erneute Versuch, einen Tarifkompromiß zu erzielen, gescheitert. Die Geschäftsleitung der Brauerei sei nicht bereit gewesen, die Vorstellungen der Gewerkschaft "auch nur anzuhören".

In einer danach verbreiteten Erklärung schlug die Gewerkschaft scharfe Töne an: Man lasse nicht die "Zerstörung" des Tarifgefüges durch "eine kleine radikale Minderheit von Unternehmern" zu, die sich einen "Wettbewerbsvorteil" gegenüber "denen, die bereit sind, anständige Löhne zu zahlen", verschaffen wollten. Die Firmeninhaberin kündigte auf FR-Anfrage an, sie werde an ihrer harten Position festhalten: "Ich hoffe auf die Vernunft der Beschäftigten".

In einer Urabstimmung hatten am vergangenen Freitag fast alle der 37 Mitarbeiter für den Arbeitskampf votiert, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Die Geschäftsführerin des Familienunternehmens, Susan Schubert, weigert sich, mit der Gewerkschaft einen Haus-Tarifvertrag abzuschließen.

Ihr Angebot, in Einzelverträgen Brauern und anderen gelernten Arbeitnehmern eine Einkommensverbesserung um monatlich 150 Mark zu garantieren, liegt auf das Jahr bezogen um 650 Mark unter dem seit September in Hessen geltenden Brauerei-Tarifvertrag. Die Betriebsleitung hat 1991 den zuständigen Arbeitgeberverband verlassen und fühlt sich nicht mehr an Tarifvereinbarungen gebunden.

Nach Angaben des Darmstädter NGG-Geschäftsführeres Heinz Süßelbeck gab es in der Tarifauseinandersetzung bis zuletzt "Möglichkeiten für einen Kompromiß". Allerdings machen die Arbeitnehmervertreter die "volle Anerkennung" des Entgelttarifvertrags zur Bedingung.

Das Argument von Firmeninhaberin Susan Schubert, die wirtschaftlich als solide eingeschätzte "Michelsbräu" könne bei einem Jahresumsatz von 7,5 Millionen Mark und dem Ausstoß von 33 000 Hektoliter nicht mit der Produktivität von Großbrauereien mithalten und müsse entsprechend niedriger entlohnen, wird von der Gewerkschaft zurückgewiesen.

Süßelbeck: "Die Arbeitnehmer von Michelsbräu arbeiten ebenso hart wie in anderen Brauereien". Außerdem sehe der Bundesrahmentarifvertrag für das Brauereigewerbe vor, daß Unternehmen mit geringerem Ausstoß ihre Belegschaft auch in niedrigere Lohngruppen einordnen können. Deshalb müßten die Arbeitnehmer bei "Michelsbräu" bereits eine "Schlechterstellung" hinnehmen. feu

Das Baurecht aufgespießt Kontrolleure können Konsulats-Festung nicht erobern

DORNBUSCH. Wie eine Festung droht das Wohngebäude in der Eichendorffstraße 54 - umgeben von einem mehr als zwei Meter hohen Metallzaun, bewehrt mit martialischen Speerspitzen. Diese Speerform ist in Deutschland allerdings verboten. An einigen Stellen sichern sogar zwei Zaunreihen, die hintereinander aufgebaut sind, das Haus. Kameras haben jeden Winkel des Areals im Blickfeld. Anwohnern ist das Grundstück gegenüber der Franz-Böhm-Schule schon länger ein Dorn im Auge.

Das Problem ist auch der Stadt seit geraumer Zeit bekannt. Auch die Tatsache, daß auf dem Gelände teilweise "schwarz", also ohne Genehmigung, gebaut wurde, ist für die zuständigen Stellen keine Neuheit. Wie von Dieter Hasselbach, dem stellvertretenden Leiter der Bauaufsicht zu erfahren war, hat die Islamische Republik Iran das Grundstück vor einiger Zeit gekauft, um dort ein Konsulat einzurichten. Dazu haben die Iraner einen Bauantrag vorgelegt, in dem aber nur von "kleineren Umbauten, beispielsweise einer Garage", die Rede gewesen sei.

Reza Arzjani, der Sekretär des Generalkonsuls, bestätigte der Stadtteil-Rundschau, ein Antrag sei gestellt worden. Er räumte jedoch ein, die Arbeiter hätten begonnen, ohne daß die entsprechende Genehmigung vorgelegen habe.

Von der "Aufrüstung" des Gebäudes überrascht, hat die Aufsichtsbehörde reagiert: Nachdem die Eigentümer eine Aufforderung, sich zu erklären, unbeantwortet gelassen hatten, ging ihnen vergangene Woche eine Verfügung zu, mit der ein "Bau- und Nutzungsverbot" ausgesprochen wird. Inwieweit sich das Konsulat daran hält, ist eine andere Frage.

Auf dem Gelände gilt zwar das deutsche Baurecht, wie Hasselbach erläuterte, es sei dennoch als Botschaftsgelände "exterritoriales Gebiet". Deshalb hat die städtische Behörde "keinerlei Möglichkeiten, die geltenden Bestimmungen mit unseren Mitteln durchzusetzen". Darüber habe man auch die Nachbarn und Rechtsanwälte informiert.

Welche Schwierigkeiten es gibt, merkten die Baukontrolleure schon als sie das Konsulatsgelände besichtigen wollten. Da sei ihnen von seiten eines Sicherheitsdienstes im Auftrag der persischen Diplomaten der Zutritt verweigert worden.

Mittlerweile hat sich das Amt sogar in Bonn informiert, wie es in der Eichendorffstraße weitergehen könnte. Denn: "Das ist der erste Fall, wo wir solche Schwierigkeiten mit einem anderen Staat haben." Wenn Dieter Hasselbach in Kürze einen Termin bei den Iranern hat, dann soll der Bauantrag gemeinsam "auf Vordermann gebracht werden".

Ob das so einfach ist, daran darf allerdings gezweifelt werden. So hat jüngst die CDU-Stadtverordnetenfraktion eine Anfrage an den Magistrat gerichtet, ob es "nicht einen besser geeigneten Standort" gebe - das Gelände liegt inmitten eines Wohnviertels, in unmittelbarer Nachbarschaft von Schulen und einem Kindergarten. Auch das Amt für Wohnungswesen könnte sich einschalten. Wie dessen Leiter Klaus Miehrig sagte, ist seine Behörde zwar (noch) nicht mit dem Fall beschäftigt. Doch nach seinem Kenntnisstand sei eine "Prüfung wegen Wohnraumzweckentfremdung schon möglich".

Bringt die Mission von Dieter Hasselbach keinen Fortschritt, so läßt sich über die Zukunft der Eichendorffstraße 54 nur spekulieren. Nach Ansicht von Beteiligten müssen möglicherweise die Hessische Staatskanzlei oder das Bundesaußenministerium eingeschaltet werden, um die Sache auf "diplomatischer Ebene" zu klären. col / ak

Gleichberechtigungsgesetz: DGB mahnt erneut die Regierung

WIESBADEN. Nach den Gewerkschafts-Frauen hat jetzt auch der DGB- Landesvorstand bei der rot-grünen Landesregierung die Vorlage eines "Gleichberechtigungsgesetzes" für den öffentlichen Dienst angemahnt. "Die Erfüllung dieser selbstgesetzten Aufgabe" sei jetzt "gefordert", meinte DGB-Chef Karl-Heinz Jungmann am Dienstag.

Das seit Regierungsantritt der rot-grünen Koalition angekündigte Gesetz solle Benachteiligungen im öffentlichen Dienst abbauen, aber mittelfristig auch die Vorlage zu "juristisch unanfechtbaren Vorschriften für den Bereich der Privatwirtschaft" liefern.

Schon seit 1991 gibt es bei Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) einen Gesetzentwurf, der bislang aber nur in immer neuen Abstimmungsrunden zwischen den Ministerien diskutiert wird und dabei zuletzt nach Widerständen anderer Ressorts deutlich entschärft worden war. Pfarrs Sprecherin Siggi Richter sagte auf Anfrage, sie könne zur Zeit kein genaues Datum nennen, wann ein Regierungsentwurf in den Landtag eingebracht werden soll.

Der ursprüngliche Zeitplan, wonach die Landesregierung noch in diesem Jahr einen Entwurf beschließen sollte, sei wegen einiger noch ausstehender Ressortstellungnahmen kaum mehr zu halten.

Wie die FR erfuhr, haben zwei Ministerien in der jetzigen "zweiten Runde" der regierungsinternen Diskussion noch nicht Stellung genommen (Kultus, Familie und Gesundheit). Obwohl Pfarr mit ihrem inzwischen dritten vorliegenden Entwurf bereits deutlich Zugeständnisse gemacht hat, haben einige Ressorts auch jetzt wieder grundlegende Einwände, ohne das Gesetzgebungsvorhaben aber in Frage zu stellen. Das Innen- und das Justizministerium haben in ihren Stellungnahmen bestritten, daß es eine Diskriminierung von Frauen im öffentlichen Dienst derzeit noch gibt - und die Befürchtung geäußert, in Zukunft könnten Männer diskriminiert werden. Umstritten ist regierungsintern auch, ab welcher Behördengröße eine Frauenbeauftragte verbindlich vorgeschrieben werden soll.

Der DGB fordert jetzt eine zügige Beratung des dritten, "abgespeckten" Entwurfs. Für alle Ebenen der Landesverwaltung und für die Kommunalverwaltungen müsse es dabei bleiben, daß die Dienststellen "zur gezielten frauenfördernden Personalplanung" durch Stufenpläne mit "verbindlichen Zielvorgaben" verpflichtet werden. Wo Frauen bisher unterrepräsentiert sind, müsse das Gesetz zu einer Steigerung des Frauenanteils führen. Kindererziehung dürfe sich im Berufsleben nicht länger nachteilig für Frauen auswirken. me

Narren suchen Mädchen für Tanzgruppe

KRONBERG. Dem Kappen-Klub in Kronberg fehlen Mädchen. Die Narren suchen für ihre Tanzgruppe Mädchen ab 13 Jahren, die bei Faschingsveranstaltungen auftreten. Trainiert werden Schautanz und Polka. Die Übungsabende sind jeweils montags von 19.30 bis 21 Uhr in der alten Grundschule.

Interessierte Mädchen können entweder direkt zu den Übungsabenden kommen oder sich bei Carena Rehbein melden, Telefon 0 61 71 / 7 63 81. jom

Polizei schnappte zwei junge Einbrecher

SCHWALBACH. Zwei jugendliche Einbrecher schnappte die Polizei in der Nacht zum Dienstag. Die beiden hatten Armbanduhren, eine Videokamera sowie einen Gameboy gestohlen.

Wie die Polizei berichtete, hatte ein Zeuge die beiden Einbrecher in einem Haus am Marktplatz beobachtet. In dem Gebäude befinden sich eine Videothek und die Agentur eines Warenhauses. Den Beamten lieferte der Mann eine Beschreibung der Täter. Kurz darauf entdeckten Beamte der Sonderkommission die Jugendlichen auf dem nahen Schulgelände. Dort hatten sie sich samt ihrer Beute in einem Gebüsch versteckt.

Die beiden Bad Sodener sind 14 und 17 Jahre alt und bei der Polizei wegen ähnlicher Delikte bestens bekannt. kkü

Dreiviertelvoll Kultur-Statistiken

Statistiken sagen meist gerade mal die halbe Wahrheit: Wenn man im Statistischen Jahrbuch der Stadt Frankfurt liest, daß die Oper im ersten Quartal des Jahres 1992 mit 57 Aufführungen eine Platzausnutzung von 77,8 Prozent zu verzeichnen hatte, muß man das relativieren, denn darin stecken immerhin neun Aufführungen des Forsythe-Balletts: Das Ballett alleine aber kann eine Platzausnutzung von 92,9 Prozent vorweisen. Bei den reinen Opernaufführungen sinkt also die Quote von 77,8 auf 75,7 Prozent - im letzten Quartal der Vorjahres lag sie noch bei 84 Prozent.

Ein anderes Bild ergibt sich beim Schauspiel, das in der ersten Saison wenig Besucher, laut Statistik im ersten Quartal bei 106 Aufführungen aber eine Platzausnutzung von 77,2 Prozent aufweist, die sich gegenüber dem "Vorjahr" (letztes Quartal) noch als Steigerung von 13,4 Prozent liest. Mehr als dreiviertelvoll war nur das TAT, das eine Platzausnutzung von 88,5 Prozent aufweist - aber das Theater hat oft Aufführungen (wie "Newtons Casino" etwa) gezeigt, die nicht mehr als 100 Zuschauer zuließen. So liegt das TAT an der Statistik-Spitze, gefolgt vom Volkstheater (78,3), Fritz-Remond- Theater (72,9) und der Komödie mit 53,8 Prozent.

Unter den Museen und Galerien kann, wie üblich in den vergangenen Jahren, die Schirn-Kunsthalle mit 55 300 Besuchern im Quartal den größten Zulauf verzeichnen, gefolgt vom Städel (52 100) und dem Filmmuseum (42 700); tatsächlich aber zog das Senckenberg-Museum die meisten Besucher an: 76 100. wp

Trivial, doch zum Nachdenken anstiftend Ariel Dorfmans Folter- und Privatrache-Drama "Der Tod und das Mädchen", der Saisonrenner

MÜNCHEN. Der 50jährige Ariel Dorfman, chilenischer Exilant und seit langem in den USA als Professor für lateinamerikanische Literatur lebend, hat ein Stück geschrieben über "jedes Land, das sich zu einer demokratischen Regierung bekannt, kurz nach einer langen Zeit der Diktatur". Ein Stück also auch für Deutschland, wo sich über zwanzig Bühnen in dieser Spielzeit auf "Der Tod und das Mädchen" stürzen werden. Weil es thematisiert: Schuld und Verdrängung, Pragmatismus und Moral, Rache und Reue. Ein Stück für Stasi-Land, das ist das eine. Das andere ist, daß Dorfman diese Gegenwartsfragen verpackt in einer Weise, die einem deutschen Menschen Bauchgrimmen verursacht und klammheimliches Vergnügen. In einem ausgefuchsten Thriller nämlich, unverhohlen nach Verfilmung schielend (die Roman Polanski demnächst in Angriff nehmen wird), mit mindestens einer Bombenrolle, einem handfesten Plot und einer ganz und gar trivialen Sprache, die den Vorzug hat, die Dinge drastisch auf den Punkt zu bringen. Ein raffinierteres Dallas in der Folterkammer, wir sollten uns nicht zu fein dafür sein.

Im deutschen Sprachraum fällt einem als Parallele höchstens Hochhuth ein, der sich als Dramatiker aber mit seiner ehrenwerten Parteilichkeit immer so peinlich selber im Wege steht. Dorfman läßt sich auf diffizilere Fragestellungen ein: Am Ende sind alle Fragen offen, und alle Personen haben recht und unrecht zugleich. Daß Menschen eine sehr merkwürdige Gemengelage aus edlen und miesen Motiven haben, die Opfer- und Täterrollen von der Geschichte im Zufallsverfahren verteilt werden, die Zuordnungen immer zweideutig sind: Das sind für ein Broadwaystück sehr bemerkenswerte (und unseren deutschen Moralisten sehr ferne) Einsichten.

Die Story von "Der Tod und das Mädchen" (Titel eines Schubert-Quartetts) ist geradlinig: Durch Zufall schneit ein Mann ins Haus der Paulina Salas, die vor fünfzehn Jahren im damals faschistischen Chile gefoltert und mehrfach vergewaltigt wurde. Sie glaubt in diesem Doktor Miranda ihren Peiniger von damals wiederzuerkennen und will mit Hilfe ihres Mannes, eines liberalen, vernunftgläubigen Menschen ein Schuldeingeständnis erzwingen: durch Psychoterror und Demütigung. Das gelingt, oder auch nicht. Ob das erzwungene Geständnis die Wahrheit ist oder Überlebenslüge, bleibt ungeklärt. Ob und wie die Wahrheit überhaupt zu haben ist, ob sie heilt oder zerstört, das sind die unbeantworteten Fragen dieses Stücks, es sind unsere Fragen.

Dorfman erörtert sie in einem realistischen Rahmen: Strandhaus und Terrasse bilden die Schauplätze des Dreipersonenstückes. Im realistischen Zimmerambiente inszenierten dies Mike Nichols mit Glenn Close, Gene Hackman und Richard Dreyfus am Broadway, Helmut Griem bei der deutschsprachigen Erstaufführung in Wien. Volker Hesse, der als erster in der Bundesrepublik im Münchener Residenztheater an den Massenstart ging, mochte sich, wohl um die auf der Hand liegende Universalität des Themas zu verdeutlichen, damit nicht begnügen. Nicht Chile und nicht Deutschland, eine Seelenlandschaft ließ er sich von Marietta Eggmann und Ernst Wiener bauen. Ein giftig gelber Hügel wölbt sich links ins Bild, dahinter dräut schwarz ein Abgrund. Rechts ein Tisch, zwei Stühle.

Da hocken sie nun im recht mühsamen ersten Expositionsbild, Paulina (Krista Posch) und Gerardo (Wolfgang Hinze), Herr und Frau Loriot vor sinistrer Kulisse, parlieren über Karriere und verliehene Wagenheber. Ein kurioser Kontrast, der Schlimmeres ahnen läßt. Der ambitiöse Kunstraum will gefüllt sein mit mehr als böser Konversation.

In Krista Posch steht dem Regisseur eine Schauspielerin zur Verfügung, die allzeit bereit ist zur masochistischen Selbstentäußerung und leider auch zum wilden Chargieren. Sie gibt das von Erinnerung gepeinigte Opfer, das zur geifernden Domina wird, den Todesengel mit Revolver im Anschlag mit wahrer Hingabe - und wenig wahren Tönen. Gern wälzt sie sich am Boden, schlängelt am Hügel, besteigt ihr Opfer, umschlingt zerfließend den Ehemann. Leidensarien zwischen Schluchzen und Schrillen stößt die Posch hervor, Haßgesänge wechseln mit Demutsgesten. Große Oper (und oft akustisch genauso unverständlich) statt präzisem Schreckensboulevard.

Die Männer haben es schwer neben dieser ungebremsten Hysterikerin. Wolfgang Hinze hält nobel die Balance zwischen liebendem Vernunftmenschen und doch nicht ganz uneigennützigem Karrieristen, Edgar Walther, der mutmaßliche Folterer, von seiner Erscheinung her leicht als schleimig-feistes Monstrum einzusetzen, schafft es bis zuletzt, die Unschuldsvermutung aufrechtzuerhalten. Ein jovialer Jedermann, vielleicht, aber nur vielleicht zum Schlimmsten fähig. Wenn er verschnürt, geknebelt am Bühnenrand sitzt, ein kolossales, hilfloses Baby, die fette Brust entblößt, gedemütigt bis zum öffentlichen Pinkeln, ist das ein mitleiderregender Anblick, den Krista Posch, die Heroine, das Opfer weit schrecklicherer Torturen, bei allem gewaltigen Aufwand nicht mal momentweise erzeugt.

Nun sind Zorn und Mitleid wohl nicht die eigentlichen Wirkungen, die Dorfmans cleveres, in seinem Genre brillantes Stück erzielen will. Mit seinen künstlerisch trivialen Mitteln will es vielmehr erzählen von der Befindlichkeit des Menschen jenseits der schnellen Kategorien von Gut und Böse, Täter und Opfer. Lädt zu differenzierterem Nachdenken über Sinn, Methode und (Un-)möglichkeit von Vergangenheitsbewältigung ein. Im Parlando. Das wurde in München verschrien, verspielt, verkünstelt. Verschenkt. BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT

Schubert soll oberster Leichtathletik-Trainer werden DLV-Vorstand für Fachdoper Verbandsrat entscheidet über Berufung des Chemnitzers

Rüdiger Nickel muß sich langsam wie Don Quichotte vorkommen. Denn wie der literarische Antiheld aus Spanien führt der Hanauer einen Kampf gegen Windmühlen. Nickel, im Hauptberuf Jurist, hat nach dem aus Frustration vom Amt des Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zurückgetretenen Theo Rous neben seinem Ehrenamt als DLV-Jugendwart auch noch die höchst undankbare Aufgabe als Antidoping-Beauftragter der Läufer, Springer, Werfer übernommen. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem der Funktionär nicht stets neue Gründe finden würde, seine aus Idealismus getroffene Entscheidung einer Prüfung zu unterziehen. Da sind die drei Fälle Katrin Krabbe, die den Kampf gegen die Manipulation im Sport sinnlos erscheinen lassen, und da vergällt Nickel nun ein weiterer Name, der im Zusammenhang mit Doping selbst in Gerichtsakten kein unbeschriebenes Blatt mehr ist, wieder die Lust an der Aufgabe: Bernd Schubert.

Denn der frühere Cheftrainer der DDR-Leichtathleten darf sich nach einem kurzzeitigen Karriereknick seit Mitte September wieder als oberster Trainer fühlen. Nach der Vereinigung beider Verbände war Schubert zunächst als Cheftrainer vom DLV übernommen worden. Nach dem von ihm angestrengten und verlorenen Verfahren auf Widerruf vor dem Heidelberger Landgericht gegen Brigitte Berendonk, die ihn in ihrem Buch Doping-Dokumente einen "ausgewiesenen Fachdoper und aktiver Teilnehmer am Anabolika-Doping in der DDR" bezeichnet hatte, war er aber im Februar auf Beschluß des DLV-Verbandsrats ins zweite Glied zurückversetzt worden.

Bei seiner Sitzung am 11. September sprach sich das in Sachen Doping stets wachsweich argumentierende und handelnde Präsidium für Schubert als künftigen Cheftrainer aus. Der gewiß präjudizierende Beschluß muß nun freilich noch vom Verbandsrat des Leichtathletik-Verbandes am 15. November abgesegnet werden.

Für Rüdiger Nickel, der bei dieser Präsidiumssitzung nicht anwesend sein konnte, weil er als Delegationsleiter des DLV-Teams bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Seoul weilte, ein Ding der Unmöglichkeit. Schon "vom Formalen her" sei es "nicht zulässig", daß die Verbandsspitze sich über den nach wie vor gültigen Beschluß des DLV-Verbandsrats hinwegsetze, kommentiert Nickel diesen Vorstoß seiner Vorstandskollegen. Daß er inhaltlich mit der kommissarischen Bestallung Schuberts nicht einverstanden ist, versteht sich von selbst, auch wenn er einräumt, daß "Schubert fachlich in seiner jetzigen Arbeit von vielen akzeptiert wird. Aber es ist halt nicht immer so, daß fachliche und sportpolitische Argumente in Einklang zu bringen sind".

Was Nickel in sehr moderate Worte faßt, ist die Tatsache, daß die DLV-Führung keine Möglichkeit ausläßt, sich in Fettnäpfchen zu setzen. Angesichts der anhaltenden Doping-Diskussionen einen Mann, der als "ausgewiesener Fachdoper" bezeichnet werden darf, als leitenden Angestellten im Trainerbereich vorzusehen, läßt entweder auf völlige Unsensibilität oder auf Heuchelei schließen. Ohne Not, denn eine Festlegung auf diesen vorbelasteten Namen für den Bereich Trainer der künftig gesplitteten "Abteilung Leistungssport" in die Referate Trainer und Organisation macht keinen Sinn, provoziert das DLV-Präsidium mit seiner Personalpolitik Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit.

Mehr denn je werden sich nach diesem neuerlichen Schlag ins Gesicht der Dopingbekämpfer die Frage stellen, wie ernst es der Leichtathletik-Verband denn tatsächlich meint mit seinem Bekenntnis zum unmanipulierten Sport. So manchem fällt da nämlich wieder das von dem Chemnitzer vor mehreren Monaten ausgearbeitete Papier ein, in dem er zum Gewinn von Medaillen Leistungen prognostizierte, die aus der Endzeit des früheren Arbeiter- und Bauernstaates, also der anabolen Hochphase bekannt sind. Auch Rüdiger Nikkel, der dennoch, Don Quichotte gleich, auf den nach wie vor gültigen Verbandsratsbeschluß vom Februar verweist.

REINHARD SOGL

Fit durch den Winter mit dem Kneipp-Verein

BAD VILBEL. Ausdauer und Kondition, nicht nur für den Wintersport, sondern auch ganz allgemein für Geist und Körper verheißt der Bad Vilbeler Kneipp-Verein allen "Frauen, die keinen Winterschlaf machen wollen".

Voraussetzung zum Fitsein wird geschaffen durch die Teilnahme an einem neuen Gymnastikkursus, zu der auch Nicht-Mitglieder herzlich eingeladen sind.

Die Gymnastikstunden finden donnerstags von 19 bis 20 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg statt. Weitere Auskunft gibt Linda Pfeiffer unter der Telefonnummer 8 89 22. mu

Wiesbadener Helfer lassen niemals locker amnesty-Gruppe spürte Fremdenhaß am eigenen Leib Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. "Anfangs", gesteht Beate Francke-Kern, "mußte ich mich erst an die Arbeit gewöhnen." Zu indirekt sei ihr das Engagement für amnesty international (ai) erschienen. Zahllose Briefe habe sie geschrieben, berichtet die Sprecherin der Wiesbadener ai-Gruppe Nummer 1541, und "kaum feed-back erfahren". Die Langzeitwirkung solch permanenter Korrespondenz dämmerte ihr nach den Erfolgsmeldungen, die die Londoner ai-Zentrale regelmäßig veröffentlicht. "Da wurden für politische Gefangene die Haftbedingungen erleichtert, oder es kam endlich zu ordentlichen Gerichtsverfahren."

Ganz zu schweigen von der erfreulichsten Nachricht über die Freilassung von Inhaftierten. Jetzt, nach vierjähriger Mitarbeit bei amnesty international, ist Beate Francke-Kern mit der Kärrner-Arbeit an der Schreibmaschine versöhnt. "Es ist soviel zu tun und an Ideen mangelt es uns nicht."

Beispiel: Ihr Einsatz für den syrischen Gefangenen Abd al Hamid Barazi. Sein "Fall" wurde der Wiesbadener ai-Gruppe vor zwei Jahren übertragen, nachdem andere Mitstreiter der Gefangenenhilfsorganisation nach achtjährigem Bemühen die Segel gestrichen hatten. Die Betreuung eines politischen Gefangenen in Syrien zählt zu den mühseligsten Unterfangen der ai-Helfer. "Die syrischen Behörden", erklärt Beate Francke-Kern, "blokken alles ab." Die erste Gruppe, die sich um Abd al Hamid Barazi kümmerte, hatte sämtliche zuständigen Regierungsstellen und alle möglichen Gefängnisse angeschrieben, um etwas über den Häftling zu erfahren. "Vergeblich", wie Beate Frankke-Kern berichtet, "die Syrier reagierten überhaupt nicht." amnesty international ist nur bekannt, daß Abd al Hamid Barazi im April 1982 wegen seiner Mitgliedschaft in einer verbotenen kommunistischen Partei in "Incommunicado"-Haft genommen wurde: Er darf keinen Besuch empfangen und sein Aufenthaltsort wird nicht bekanntgegeben. Bis jetzt ist auch keine Anklage gegen ihn erhoben worden. Die Wiesbadener ai-Helfer lassen nicht locker: "Wir haben massenhaft Briefe an Regierung und Gefängnisse geschrieben."

Die Aktiven von amnesty sind optimistisch, daß sich ihre Mühe für den Häftling auszahlen wird. "Regierungen sind auf ein gutes Image im Ausland bedacht. Sie reagieren empfindlich auf Vorwürfe, Menschenrechte zu verletzen." Aus diesem Grund beteiligen sich die unermüdlichen ai-Mitglieder aus der Landeshauptstadt auch an "Urgent actions" - dringenden Aktionen, mit denen per Protestschreiben beispielsweise die Vollstrekkung eines Todesurteils in letzter Minute verhindert werden soll. Und die ai-Gruppe 1541 ist der "South Asia Regional Action Network" angeschlossen, einer Arbeitsgruppe von amnesty, die Häftlinge in Südasien betreut und immer wieder bittet, sich in Briefen und auf Karten für bestimmte Menschen einzusetzen.

Ihre Anstrengungen konzentrieren sich nicht allein auf die Mißstände im Ausland. ai mischt sich wenn nötig auch in die innenpolitische Diskussion ein. Zum Beispiel ihr Feldzug gegen eine Änderung des im Grundgesetz garantierten Asylrechts: Mit vorgedruckten Postkarten zog Beate Francke-Kern durch Wiesbadener Kneipen und warb um Unterstützung dieser Aktion, mit der die SPD aufgefordert wird, die bisherige Position zum Asylrecht beizubehalten. Begleitet wurde sie von einer Inderin. "Was wir da zu hören bekamen, hat uns schockiert." Blanker Ausländerhaß sei den beiden ai- Frauen entgegengeschlagen. "Da sieht man, wie es um das Klima in unserer Stadt bestellt ist", resümiert die ai-Sprecherin. Ihr nächster Einsatz? "Wir unterstützen die Woche des politischen Gefangenen vom 19. bis 25. Oktober." Die ist in diesem Jahr den Kindern gewidmet, die immer häufiger Opfer politischer Verfolgung werden. Den Wiesbadener ai-Mitgliedern sind viele Fälle bekannt, in denen Minderjährige von Polizei, Militär oder "Todesschwadronen" verfolgt und mißhandelt werden. Wie etwa die 16jährige Türkin Biseng Anik, die im Polizei-Hauptquartier der Provinz Sirnak im März dieses Jahres tot aufgefunden wurde: Ihr Kopf war zur Hälfte von einem Gewehr weggeschossen worden. Oder jene elf indischen Kinder aus den Slums von Delhi, die nach einer Hochzeitsfeier im Juni 1989 unter dem Verdacht festgenommen wurden, eine Handtasche und Schmuck gestohlen zu haben. Alle wurden über Nacht festgehalten und gefoltert. Das jüngste Kind war zu diesem Zeitpunkt gerade sechs Jahre alt, eine 13jährige wurde nackt ausgezogen und geschlagen, ein Junge an den Füßen aufgehängt und bewußtlos geprügelt. Auf die Mithilfe der Wiesbadener angewiesen Rund zehn Aktive zählt die Gruppe 1541. Sie sind auf die Mithilfe engagierter Wiesbadenerinnen und Wiesbadener angewiesen. "Sie könnten uns unterstützen, indem sie Protestbriefe an Regierungen schreiben, Geld spendeten oder in unserem Team mitarbeiteten." Wer sich für die ai-Arbeit interessiert, kann sich telefonisch informieren: Rufnummer 52 25 30. Oder an den monatlichen Treffen teilnehmen - jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat ab 19.30 Uhr in der Bergkirche. Schließlich hält ai dienstags zwischen 18 und 19 Uhr in seinem Büro in der Schlichterstraße 1 Sprechstunde.

"Unsoziale Schlagseite"

yw FRANKFURT A. M., 14. Oktober. Der Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), Kurt van Haaren, hat die "undemokratische und unsoziale Entwicklung" in der Europäischen Gemeinschaft (EG) sowie die Post- und Fernmeldepolitik der EG-Kommission verurteilt.

Van Haaren verwies auf dem 22. Europäischen Postkongreß (IPTT) in Rom auf die "schwere unsoziale Schlagseite, die Europa derzeit habe". Von den 300 Politikvorschlägen für den europäischen Binnenmarkt seien die zur wirtschaftlichen Ausgestaltung bereits weitgehend behandelt. Offen hingegen seien jene Gesetze, die die Rechte der Arbeitnehmer verwirklichen sollen, sagte van Haaren einer Pressemitteilung der DPG vom Dienstag zufolge.

Gatt-Gespräche Falsche Terminwahl

Trotz der öffentlich verkündeten "Fortschritte" werden die Gespräche zwischen der EG und den USA zur Rettung der Gatt-Runde keinen Druchbruch bringen. Zumindest solange es US-Präsident George Bush nur um die Stimmen der Farmer im amerikanischen "Getreidegürtel" geht, die so wichtig für die Präsidentschaftswahl sind. Alles Brimborium beiseite gelassen, war es das einzige Ziel der Amerikaner in den zweitägigen Verhandlungen, die Getreidexporte der EG in den Weltmarkt drastisch zu beschränken. Die werden aber vor allem von den französischen Bauern bestritten und sind für Paris zum Ausgleich der Außenhandelsbilanz ein wesentlicher Faktor.

Irgendein schlechter Berater muß Bush eingeflüstert haben, man könne Frankreich im Kreis der zwölf isolieren, zumal die Freunde in London zur Zeit den EG-Vorsitz innehaben und die Deutschen wegen ihrer Industrie-Ausfuhr am Abschluß der Gatt-Runde brennend interessiert sein müßten. Zwar könnte bei Entscheidungen über den Außenhandel Paris in der Tat mit einer qualifizierten Mehrheit im Ministerrat überstimmt werden. Und hätte Bush nach den Grundsatzbeschlüssen über die Reform der EG- Agrarpolitik im Mai seine Initiative ergriffen, wäre er vielleicht sogar erfolgreich gewesen.

Inzwischen ist es aber so, daß für Kanzler Helmut Kohl der Schulterschluß mit François Mitterrand zur Durchsetzung des Maastrichter Vertrages Priorität hat - vor allem auch auf dem EG-Sondergipfel am Freitag - und außerdem die französische Parlamentswahl am Horizont steht. In solcher Lage setzt man nach den ungeschriebenen EG- Regeln keine Partnerregierung in einer "lebenswichtigen" Frage unter Druck.

Selbst wenn Kohl für Bush dankbare Gefühle übrig hat, so sind die US-Strafzölle gegen die EG-Stahlindustrie und die Subventionierung der US-Getreideexporte keine Ermutigung für ein Wahlgeschenk auf Kosten Frankreichs und zum Ärger des mutmaßlichen Nachfolgers im Weißen Haus. Auch ein US-Präsident Clinton wird die Uruguay-Runde noch zu retten versuchen. ha

Im Blickpunkt: Krankenversicherung für Rentner Werden Härten gemildert?

Nicht wenige Rentner müssen im kommenden Jahr mit deutlich höheren Beiträgen für ihre Krankenversicherung rechnen. Das ist ein Nebeneffekt der von Koalition und SPD verabredeten Strukturreform des Gesundheitswesens. In Bonn wird aber nicht ausgeschlossen, daß wenig plausible Härten noch abgemildert werden. Nach den Beschlüssen der großen Parteien sollen die gesetzlichen Krankenkassen durch die geänderte Behandlung mancher versicherter Rentner von 1993 an zusätzlich rund 700 Millionen Mark einnehmen. Zur Kasse gebeten werden Rentner und Pensionäre, die während ihres aktiven Arbeitslebens freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert waren. Sie sollen künftig für alle neben der Rente bezogenen Einnahmen zum Lebensunterhalt - etwa Zusatzrenten, Zinsen oder Mieteinnahmen - volle Beiträge an ihre Kasse abführen. Die Obergrenze ergibt sich aus der Beitragsbemessungsgrenze, die im kommenden Jahr um 300 auf 5400 Mark klettert. Für die übergroße Zahl der Rentner, die früher bei Orts-, Ersatz-, Innungs- oder Betriebskrankenkassen als Pflichtmitglieder geführt wurden, ändert sich nichts.

Noch werden alle eine Rente beantragenden Personen als versicherungspflichtig eingestuft, wenn sie seit Beginn ihrer Beschäftigungszeit bis zum Rentenantrag mindestens neun Zehntel der zweiten Hälfte dieser Zeitspanne in einer gesetzlichen Krankenkasse Beiträge entrichteten. Für freiwillig Versicherte, also für Männer und Frauen mit jenseits der Beitragsbemessungsgrenze liegenden Einkommmen, gilt dies nach der Reform nicht mehr. Sie behalten dann auch als Rentner den Status des freiwillig Versicherten. Dies hat Folgen: Von ihrer Rente müssen sie weiterhin den halben Krankenkassenbeitrag zahlen (beispielsweise sechs Prozent von 2000 Mark); die andere Hälfte steuert die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte bei. Für zusätzliche Versorgungsbezüge (etwa eine Betriebsrente) muß der freiwillig weiterversicherte Rentner fortan allein 100 Prozent der hierauf fälligen Beiträge abführen (bisher 50 Prozent). Und dies gilt auch für Zinsen und Mieten; solche Einkünfte führen bislang zu keinem erhöhten Krankenkassenbeitrag.

Rentner könnten fortan also durch Krankenversicherungsbeiträge stärker als zu ihrer aktiven Zeit belastet werden. Experten schließen nicht aus, daß dieser fragwürdige Effekt korrigiert wird. Treffen wollen die Bonner Reformer eigentlich einen anderen Kreis, nämlich auf einst gutverdienende freiwillig Versicherte, die in der gesetzlichen Rentenversicherung nur eine kleine Rente erwarben, aber durch hohe Ersparnisse, Lebensversicherungen oder Immobilienbesitz private Vorsorge trafen. Sie sollen im Alter nicht mit einem kleinen, nur auf die Rente bezogenen Krankenversicherungsbeitrag davonkommen.

Die Neuregelung soll nicht nur für Versicherte gelten, die von 1993 an in den Ruhestand wechseln, sondern auch für alle Rentner, die jetzt pflichtversichert sind, aber früher freiwillig versichert waren.

PETER ZILLER (Bonn)

Empörte Frauen stellen Strafantrag gegen Riebel Frankfurter IAF wirft Landrat Volksverhetzung vor Von Petra Mies

HOFHEIM/FRANKFURT. "Die Leute sind auf 180." Marlies Badjalan von der Frankfurter Bundesgeschäftsstelle der Interessengemeinschaft mit Ausländern verheirateter Frauen (IAF) ist "empört" über die Äußerungen Jochen Riebels (CDU). Der Landrat hatte am vergangenen Donnerstag gesagt, daß rund zwei Prozent bereits abgelehnter Asylbewerber Schein- oder Zweckehen eingingen, um sich vor der Abschiebung in ihre Heimatländer zu retten (FR vom 8. Oktober). Und: "Die deutschen Ehegattinnen sind immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftkonsumentinnen." Das wollen weder die Mitglieder der Interessengeinschaft noch die Leiterin des Frankfurter Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh, hinnehmen: Sie haben gestern beim Frankfurter Landgericht Strafanzeige gegen Riebel erstattet. Sie werfen dem Landrat unter anderem Volksverhetzung, falsche Verdächtigung, Beschimpfung, Beleidigung und üble Nachrede vor.

Die Frauen empfinden Riebels Äußerungen als "Unverschämtheit", die binationale Ehen insgesamt verunglimpfe. Marlies Badjalan bezeichnet es als "passend", daß die Aussagen des Landrats "genau einen Tag vor der Jubiläumsfeier zum 20jährigen Bestehen unserer Interessengemeinschaft veröffentlicht wurden". Noch am Freitag habe die Bundesgeschäftsstelle deshalb einen Brief an Riebel geschickt, in dem ihm bescheinigt worden sei, ein Geburtstagsgeschenk präsentiert zu haben, "das an Geschmacklosigkeit nichts zu wünschen übrig läßt".

Beim Jubiläumsfest der Interessengemeinschaft am Samstag wurden denn auch nicht nur die Erfolge der IAF im Kampf gegen diskriminierende Gesetze gewürdigt. Mehr als 80 Menschen unterschrieben spontan ein Papier, in dem Riebels Äußerungen scharf verurteilt werden. Die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen haben gestern außerdem die "Großstrafanzeige" gegen den Landrat gestellt, sagt Marlies Badjalan.

Rosi Wolf-Almanasreh, die ihre Strafanzeige ebenfalls gestern losschickte, legt Wert darauf, privat gehandelt zu haben: "Obwohl ich auch betonen möchte, daß ich als Amtsleiterin für Multikulturelles so etwas wie eine Friedenspflicht habe." Es sei nicht nur unverschämt, daß Riebel Sozialhilfeempfängerinnen indirekt als Betrügerinnen verunglimpfe, er beleidige auch deutsche Ehefrauen von Aslysuchenden und würdige sie pauschal herab. "Als gebildeter, verantwortungsbewußter Politiker generalisierend über eine ganze Personengruppe in dieser Form - aus populistischem Opportunismus - zu reden, kann nicht hingenommen werden", schreibt sie dem Landrat. "Ich möchte Ihnen hierüber meine Abscheu mitteilen."

Die Bestätigung von Vorurteilen gegenüber deutschen Frauen, die Ausländer heiraten, sei eine "Scharfmacherei" und mache die Arbeit von Kommunen und Institutionen gegen Fremdenfeindlichkeit zunichte, heißt es weiter im Brief von Rosi Wolf-Almanasreh. Ihrer Einschätzung nach seien 99 Prozent der rund 900 000 binationalen Ehen, die seit 1945 in Deutschland geschlossen wurden, "ganz normale Eheschließungen". Der von Riebel angeprangerte Mißbrauch sei ein prozentual unwesentlicher Sonderfall.

Erst vor 20 Jahren, sagt Rosi Wolf- Almanasreh, habe das Bundesverfassungsgericht entschieden, daß deutschen Frauen, die einen ausländischen Mann heiraten, nicht zugemutet werden könne, das Land zu verlassen. Für Männer, auch das sei diskriminierend gewesen, habe das schon vorher gegolten. Der ausländische Ehepartner bekomme aber keine feste Aufenthaltsgenehmigung nach der Hochzeit, sondern nur eine Aufenthaltserlaubnis. "Die richtige Genehmigung kann erst nach vier Jahren beantragt werden", erklärt die Expertin. "Bis dahin sind die Paare oft Schikanen ausgesetzt."

Nachbarn würden diese Ehen oft als "Scheinehen" verunglimpfen und die Paare anschwärzen, berichtet die Amtsleiterin. "Ich kritisiere, daß staatliche Organe Beziehungen überprüfen, dabei gibt es die Eheschließungsfreiheit und das Menschenrecht auf freie Partnerwahl." Ihrer Erfahrung nach seien echte "Scheinehen" wenig dauerhaft. "Die wenigen Ehen von Drogenabhängigen und Asylsuchenden dauern kaum länger als ein halbes Jahr, weil Drogenabhängige ständig Geld brauchen und die Ausländer erpressen."

Das Recht, eine geschlossene deutsch- ausländische Ehe in Deutschland zu führen, sei eingeschränkt, sagt Rosi Wolf- Almanasreh. "Wenn der Beweis erbracht wird, daß die Ehe keine Ehe ist, können die Behörden die Aufenthaltserlaubnis versagen." Das fördere eine "Schnüffelpraxis" gegenüber binationalen Ehepaaren. "Auch für sie gilt doch der Grundgesetz-Artikel sechs, der Schutz von Ehe und Familie garantiert." Die ständige Verunsicherung der Familien schade überdies der "gesunden Sozialisation" der Kinder aus solchen Verbindungen. Und Riebel mache Integrationsbemühungen mit seinen Äußerungen zunichte.

Der Landrat indessen gibt sich unbeeindruckt. Die Strafanzeigen und Vorwürfe belegen seiner Ansicht nach lediglich, "in welcher spinnerten Gesellschaft wir leben". Er sei "verblüfft, erstaunt und ein bißchen traurig", im übrigen sei sein Vertrauen in die Justiz so groß, daß "ich das nur interessiert begucke". Was er gesagt habe, sei die Wahrheit - "und dazu stehe ich nach wie vor".

Hahn: Volksabstimmung über Maastrichter Vertrag

WETTERAUKREIS. Für eine Volksabstimmung über den Maastrichter Vertrag spricht sich die Wetterauer FDP und ihr Vorsitzender, der Landtagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn, aus.

Mit der Ratifizierung des Maastrichter Vertrages gäbe die Bundesrepublik souveräne Rechte, besonders im finanz-, wirtschafts- und sicherheitspolitischen Bereich, ab. Allein schon aus verfassungsrechtlichen Gründen müsse das Volk hier ein Mitspracherecht haben, verlangt der FDP-Kreisvorsitzende. skl

Jugendliche ließen Freund verletzt auf Bank liegen

NEU-ISENBURG. Ein 16jähriger ist in der Nacht zum Dienstag bei einer Schlägerei mit ein paar Freunden schwer verletzt und anschließend von der Clique auf einer Parkbank sitzengelassen worden. Wie die Polizei mitteilt, blieb er wie leblos dort liegen und wurde später von Passanten gefunden. Gegen die anderen Jugendlichen wird ermittelt. ac

Der Tod des Brachvogels im Kreiselmäher "Galionsfigur" der Wiesenaue scheitert an den lockeren Auflagen in Naturschutzgebieten

ECHZELL. Eine Tierart verabschiedet sich aus Hessen. Womöglich für immer. Der Große Brachvogel, Bewohner der wenigen noch vorhandenen feuchten, hin und wieder überfluteten Wiesenauen im Hessischen Ried und in der Wetterau, nimmt Reißaus: Er flüchtet vor Silage-Bauern, die immer früher das Gras mähen und damit seine Küken töten. Der Sommergast sucht das Weite vor Freizeitreitern und sorglosen Hundehaltern, denen das Schild mit dem stilisierten Fischadler im grünen Dreieck nichts sagt. Und er fliegt davon, weil die für den Naturschutz zuständigen Behörden offensichtlich versagt und auf das allmähliche Verschwinden des Brachvogels nicht rechtzeitig reagiert haben.

Denn obwohl in Wiesbaden seit langem bekannt ist, daß die meisten Verordnungen für die Naturschutzgebiete nur wenig taugen, um die "Galionsfigur" der Feuchtgebietsbewohner an Horloff, Nidda und Weschnitz halten zu können, geschah nur wenig. So wird er sich wohl davonmachen, dieser Schnepfenvogel mit dem markanten, leicht nach unten gebogenen Stocher-Schnabel, der es in den lebensfeindlich gewordenen Auen nicht mehr schafft, ausreichend Nachwuchs heranzuziehen.

In einer Art Notoperartion, angeregt von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), versuchen Experten, bis zum Frühjahr ein Sofortprogramm durchzusetzen, das den Brachvogel noch einmal vor der Ausrottung bewahren soll. Doch ob das bei aller aus Wiesbaden in letzter Minute signalisierten Unterstützung gelingt, ist derzeit fraglich, zumal allein die erste Aktion (der weitere folgen müßten) mindestens eine halbe Million Mark kosten würde.

Überdies weiß keiner, ob der Sondereinsatz für eine (in Hessen) von der Ausrottung bedrohte Art nicht bereits zu spät kommt. Gleichwie: Weil der Große Brachvogel eine Indikator-Art ist, käme jede Hilfe nicht nur ihm, sondern einer Vielzahl von Feuchtgebietsbewohnern zugute - unter den Vögeln sind das zum Beispiel die Bekassine, das Braunkehlchen oder die Schafstelze.

Die Kurve geht nach unten: In den letzten zwölf Jahren gelang es den Brachvögeln in Hessen nur in zwei oder drei Sommern, so viel Nachkommen flügge zu bekommen, wie zum Überleben der Art jährlich nötig. In den letzten fünf Jahren schaffte es der Vogel auch nicht mehr annähernd, an die von Wissenschaftlern errechnete durchschnittliche Rate von 0,8 je Brutpaar übers Frühjahr gebrachte Jungvögel heranzukommen. Nur ein Tier aus den drei oder vier Eiern des Geleges müßte überleben, doch bei der seit Jahren beobachteten Quote von nur 0,2 oder gar nur 0,1 (wie im vergangenen Jahr in der Wetterau) ist das Aussterben (in Hessen) programmiert.

Daß es überhaupt noch 31 Brutpaare - 1979 gab es 46, 1974 aber 55 - sind, die in der Wetterau (22 Paare), im Ried (6) und auf der Weschnitzinsel von Lorsch (3) im vergangenen Frühling brüteten, das hängt allein mit der hohen, in der Vogelwelt nicht eben gewöhnlichen Lebenserwartung des Brachvogels zusammen. Der nämlich kann durchaus 18, 20, gar 30 Jahre alt werden. "Die Population ist völlig überaltert", gibt HGON-Geschäftsführer Friedrich Kühnel die Erkenntnisse der Ornithologen wieder.

Wenn auch der Bestand in der Wetterau sogar noch einigermaßen stabil blieb (im Gegensatz zum Rest des Landes, wo reihenweise Brutgebiete aufgegeben wurden), so bedeuteten das hohe Alter und der mangelnde Bruterfolg der Brachvögel an Horloff und Nidda doch einen "faktischen und dramatischen Rückgang". Keiner wisse, ob die Population nicht bereits im nächsten oder übernächsten Jahr zusammenbrechen werde. Der Tod einer Art auf Raten?

Gerade vier Jungvögel, das beobachteten die Ornithologen, entkamen in dieser Saison in Hessen den Fallstricken. Die Gefahr lauert überall: Entwässerte Wiesen locken Iltis und Wiesel, die durch nasses Gras nicht kriechen würden. Dünger und die heute so beliebten schnellwüchsigen Grassorten, die auch nachträglich eingesät werden, lassen eine Bodenflora entstehen, in der sich Jungvögel verheddern. Und schließlich kommt der Mäher viel früher als noch vor sechs, sieben Jahren, als die Heumahd manchmal erst Ende Juni dran war.

Heute fährt der (noch dazu viel flacher als herkömmliche Balkenmäher eingestellte) Kreiselmäher schon Mitte Mai auf die Wiesen, weil die moderne Landmaschinentechnik ein früheres Befahren auch der feuchten Wiesen erlaubt und die Landwirte immer mehr auf die (weitgehend witterungsunabhängige und technikfreundliche) Silage- statt Heugewinnung setzen. "Das ist richtig modern geworden", sagt Kühnel. Doch zu dieser Zeit staksen die kleinen, vielleicht zwei Wochen alten Brachvögel noch hilflos herum und haben keine Chance zur Flucht. 60 bis 70 Prozent der Aufzucht werden bei der Mahd regelrecht geköpft und Nachgelege zermahlen. Und zwar egal, ob in oder außerhalb von Naturschutzgebieten, deren lockere Vorschriften auf den Brachvogel kaum Rücksicht nehmen. In der "Nachtweid von Dauernheim" bei Ockstadt wurden die Grenzen des Naturschutzgebietes sogar derart großzügig gezogen, daß fast alle Brachvogel-Brutorte außerhalb des vermeintlichen Refugiums liegen.

Harald Timmerbeil, Mitarbeiter der 1985 von der HGON gegründeten Projektgruppe "Brachvogelschutz in Hessen", hat das neue Wirtschaften der Bauern in der unteren Horloff zwischen dem HGON-Auenzentrum in Echzell und der Niddamündung beobachtet und kartiert. Das Ergebnis zeigt, daß es Wiesenvögeln im Gegensatz zu früheren Jahren heute mitten in der Brutsaison an den Kragen geht: Hatten die Landwirte 1987 bis zum 20. Mai gerade drei kleine Wiesen im Brachvogelrevier geschnitten, registrierten die Ornithologen in diesem Frühsommer, daß etwa die Hälfte der Wiesen "rasiert" waren.

Selbst die jahrelangen und gar nicht einmal erfolglosen Bemühungen von ungemein aktiven örtlichen Naturschützern, damit Brachvogel-Wiesen in öffentliche Hand kamen, um den Bauern leichter Auflagen machen zu können oder ihnen aus den Töpfen des Vertragsnaturschutzes einen Ausgleich für Ernteeinbußen zu verschaffen, vermochten diese Entwicklung nicht umzukehren. Es hilft, so scheint es, nur noch das ausdrückliche Verbot, die Ernte vor Ende Juni zu beginnen. Dennoch wuchs in den letzten Jahren mit dem gerade 58 Hektar großen Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried ein Wasser- und Watvogelparadies von europäischer Bedeutung heran, in dem nun Schnatterente und Spießente brüten. Dies aber nur deshalb, weil Naturschützer "illegal" die Gräben immer wieder ein wenig mehr stauten, als dies den Bauern lieb sein konnte. Doch andernorts, wie etwa im Naturschutzgebiet Im Rußland und in der Kuhweide bei Lindheim, bewirkte nach HGON-Darstellung sogar der Einsatz großer Summen (bezahlt für Einnahmeverluste bei Düngeverzicht und später Mahd) gerade "einen Flickenteppich", der oft mehr den Bauern als den Brachvögeln helfen mag.

Die Wetterau, in der es überhaupt erst seit Mitte der siebziger Jahre Naturschutzgebiete gibt, konnte mit diesen Zonen nicht viel erreichen. Gerade soviel: Dort konnte das Umpflügen der Wiesen in Äcker gestoppt werden, was Hessens Bauern zwischen 1971 bis 1981 auf 58,7 Prozent ihrer Flächen (Bayern: 12,2 Prozent) getan hatten. Doch bis heute kennt kein einziges der sechs Brachvogel- Schutzgebiete in der Wetterau exakte Betretungs- und Düngeverbote, nirgends sind späte Mähtermine festgehalten, überall dürfen Bauern nach dem Motto verfahren: "Je früher, je besser" und "Viel hilft viel". Mit allen Konsequenzen für die Wiesenbrüter.

Hessens Naturschützer fordern deshalb in ihrem "Sofortprogramm" nicht nur die Änderung der Schutzgebietsverordnungen, sondern auch die sofortige Schaffung von Kernzonen, in denen Landwirte ihr Handeln dem Brachvogel unterordnen müssen. Für diesen "Dienst an der Gesellschaft" sollen sie entschädigt werden, was nach ersten Rechnungen allein in der Wetterau etwa eine halbe Million Mark im Jahr kosten würde. Bis zum kommenden Februar soll das Programm (dazu soll auch ein "Ranger" gehören, der Spaziergänger über das Leben in der Aue informiert) umgesetzt sein, denn dann kehrt der Brachvogel aus seinem Winterquartier zurück.

STEPHAN BÖRNECKE

Die Grundversorgung bereitet noch Probleme Länder fast einig über Staatsvertrag zum bundesweiten Radio / Gründungsausschuß erweitert

Bis auf fünf strittige Punkte (Grundversorgung, Name der Anstalt, Zusammenarbeit mit den ARD-Anstalten und dem ZDF, Zusammensetzung des Hörfunkrates und Festlegung der Frauenquote in diesem Gremium) haben die Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder, wie die FR erfuhr, auf ihrer letzten Sitzung in Kassel (siehe FR vom 9. Oktober) Einigung erzielt über den von den Rundfunkreferenten erarbeiteten Staatsvertragsentwurf über die Organisation des geplanten bundesweiten Radios, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, mit dem Arbeitstitel "Hörfunk Deutscher Länder" (HDL).

Zugleich haben sich die Kanzleichefs darauf verständigt, den Regierungschefs der Länder auf ihrer Jahrestagung Ende dieses Monats in Dresden die Beschlußempfehlung vorzulegen, den Vertragsentwurf zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Der Staatsvertrag selbst - auch darauf einigten sich die Kanzleichefs - soll von den Ministerpräsidenten jedoch erst unterschrieben werden, wenn die Verhandlungen der Länder mit der Bundesregierung über die Zusammenführung von Deutschlandfunk, RIAS Berlin und DS Kultur zum HDL und gleichzeitige Übernahme dieser Sender in Länderhoheit abgeschlossen sind.

Wie zu erfahren war, bestehen die Länder Bayern und Baden-Württemberg nach wie vor auf einer Formulierung, wonach die Programme des nationalen Hörfunks nicht zur Grundversorgung zählen. Beide Länder wollen damit eine vorrangige Frequenzzuteilung an den nationalen Hörfunk vermeiden, da neue Frequenzen vor allem dem Privatfunk zugute kommen sollen. Andere Länder, insbesondere Berlin, wollen dagegen explizit einen Grundversorgungsauftrag in den Staatsvertrag aufnehmen, um so eine bundesweite Empfangbarkeit beider Programme zu ermöglichen. Die Problematik wie auch die anderen offenen Fragen sollen nun durch die Ministerpräsidenten der Länder entschieden werden.

Offen ist auch der Name der neuen Hörfunkanstalt. Die Rundfunkreferenten hatten dem neuen Sender zunächst den Arbeitstitel "Hörfunk Deutscher Länder (HDL)" verpaßt. Diesen Namen hatten die Staatskanzleichefs jedoch verworfen, der zu "zu konservativ und altbacken" klang. Wie verlautete, soll sich nun der Gründungsausschuß zum HDL einen neuen Namen ausdenken.

Neben der Grundversorgungsproblematik ist zwischen den Ländern vor allem die Festlegung der im Hörfunkrat vertretenen gesellschaftlichen Gruppen und Verbände umstritten. Dem Hörfunkrat sollen insgesamt 40 Mitglieder angehören, wobei 19 Vertreter von den Landesregierungen und dem Bund entsandt werden sollen. Damit gäbe es in dem Aufsichtgremium fast ebensoviele Regierungsvertreter wie Vertreter von gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden. In der ARD hatte diese Zusammensetzung bereits Kritik hervorgerufen.

Bei der Zusammenarbeit des Senders mit den ARD-Landesrundfunkanstalten und dem ZDF bestehen dem Vernehmen nach ebenfalls noch Meinungsverschiedenheiten. Vor allem Schleswig-Holstein besteht weiterhin auf einer deutlichen Ausformulierung von anzustrebenden Spareffekten durch die Zusammenarbeit. Meinungsverschiedenheiten bestehen ferner hinsichtlich der Festschreibung einer Frauenquote im Staatsvertrag. Vor allem die SPD-Länder wünschen dazu eine deutlichere Festlegung.

Einigung erzielten die Chefs der Staats- und Senatskanzleien beim Sponsoring. Danach soll Sponsoring, wie auch Werbung, im nationalen Hörfunk grundsätzlich unzulässig sein. Um die gewünschte Kooperation mit ARD und ZDF jedoch nicht zu verhindern, soll es dem nationalen Hörfunk aber erlaubt sein, gesponsorte Sendungen von ARD-Landesrundfunkanstalten zu übernehmen.

Die Bundesregierung hat sich jetzt auf ihre vier Vertreter für den Gründungsausschuß des Hörfunks Deutscher Länder (HDL) verständigt. Den Bund sollen danach der Staatsminister im Kanzleramt, Anton Pfeifer (CDU), der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Johannes Vöcking (CDU) sowie die Bundestagsabgeordneten Theodor Blank (CDU/CSU) und Hans-Joachim Otto (FDP) vertreten. Die Vertreter der Länder, der ARD und des ZDF sowie der drei betroffenen Hörfunkanstalten Deutschlandfunk, RIAS und DS Kultur stehen bereits fest (die FR berichtete). Einen Termin für die erste Sitzung des Gründungsausschusses gibt es noch nicht.

Die Auswahl der Bundesvertreter hatte sich nach epd-Informationen unter anderem deshalb verzögert, weil die CSU-Landesgruppe im Bundestag ebenfalls einen Sitz beanspruchte. Erst nach einem Gespräch der CDU/CSU-Fraktionsspitzen habe man sich auf den medienpolitischen Sprecher Blank geeinigt, hieß es. Blank bekräftigte gegenüber epd, daß der Hörfunk Deutscher Länder einen Grundversorgungsauftrag habe und bei der Frequenzzuteilung vorrangig bedacht werden müsse. "Wenn die beiden Programme nicht überall in Deutschland empfangbar sind, dann können wir die Sache gleich begraben", sagte Blank.

Im übrigen wurde der Gründungsausschuß um zwei zusätzliche Vertreter der Länder aufgestockt. Darauf haben sich die Chefs der Staats- und Senatskanzleien auf ihrer Jahrestagung Ende vergangener Woche in Kassel geeinigt. Danach werden in dem nunmehr 17köpfigen Gremium Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg (alle mit SPD-Mehrheit) sowie Bayern, Berlin und Sachsen-Anhalt (CDU-Mehrheit) mit je einem Mitglied vertreten sein. Ursprünglich sollten nur vier Vertreter der Länder dem Gründungsausschuß angehören.

Dem Vernehmen nach soll vor allem Bayern auf einen Sitz im Ausschuß bestanden haben. Da Sachsen-Anhalt als in Medienfragen federführendes neues Bundesland auf seinen Sitz nicht verzichten wollte, hätten die unionsgeführten Länder um eine Vergrößerung des Gremiums gebeten. Als Ausgleich für die Hinzunahme Bayerns sei dann auch Brandenburg um Entsendung eines Vertreters gebeten worden. Erwartet wird in Rundfunkkreisen, daß noch der hessische Regierungschef Hans Eichel, der den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz Ende des Monats in Dresden an den sächsischen Regierungschef Kurt Biedenkopf abgeben wird, zur ersten Sitzung des Gründungsausschusses einladen wird. Sie soll dem Vernehmen nach noch im November stattfinden. ujl/K.M.

Radfahrer verletzt - Autofahrer geflüchtet

LANGEN. Ein 18 Jahre alter Radfahrer ist am Dienstag um 4.25 Uhr in der Feldbergstraße bei einem Zusammenstoß mit einem Auto schwer verletzt worden. Der Unfallfahrer flüchtete, teilte die Polizei mit. Der junge Mann war auf dem Weg zur Arbeit. Der Wagen erfaßte den Radler und brachte ihn zu Fall. Dabei wurde er so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Polizei sucht nun nach dem flüchtigen Fahrer. Hinweise werden unter der Rufnummer 2 30 45 entgegengenommen. dac

Kein Draht aus Frankfurt Telefon war gestern gestört

HOCHTAUNUSKREIS. Ein Fehler in der Telecom-Technik brachte gestern zwischen 10 und 13.30 Uhr Leute, die von Frankfurt aus die Vorwahlnummern nach Oberursel, Bad Homburg, Kronberg, Königstein und Friedrichsdorf-Köppern wählten - das sind die Nummern 0 61 71 bis 0 61 75 -, zur Verzweiflung: Sie erreichten ihre Gesprächspartner nicht, die Leitung blieb tot.

Der Grund war, sagt Telecom-Pressesprecher Wolfgang Merkel vom Fernmeldeamt Eschborn, daß die Verbindungen zwischen zwei bestimmten Netzknoten nicht funktionierten. Es sei kein Kabel-, sondern ein Vermittlungstechnik-Fehler gewesen, nach dessen Ursache noch gefahndet werde und der sich auf den Kontrolltafeln nicht bemerkbar gemacht habe.

Erst Reklamationen von Anrufern haben die Techniker auf den Plan gebracht - sie haben die Leitungen wieder geschaltet. Das sei auch möglich, sagt Merkel, wenn die Fehler-Ursache noch nicht entdeckt sei.

Nicht alle Frankfurter Anschlüsse sind betroffen gewesen, nur die, die auf die eine bestimmte technische Einrichtung (Netzknoten) geschaltet sind. s

Sprache und Klang Ensemble Modern mit Lachenmann und Ligeti

FRANKFURT A. M. Mit der Gesamtfassung von György Ligetis Violinkonzert und der deutschen Erstaufführung von Helmut Lachenmanns ". . . Zwei Gefühle . . ." standen zwei neue Stücke auf dem Programm des Ensemble Modern unter Peter Eötvös, beide in diesem Jahr entstanden, beide jenseits der Chronologie freilich auch weit voneinander entfernt.

Lachenmanns Werk ist unterschrieben mit "Musik für Leonardo", zugrunde liegt ein Text von da Vinci, ein Faustisches Fragment, das Hinweis auf die "zwei Seelen" gibt. Furcht und Verlangen: "Furcht", spricht der in einer Höhle sitzende Sucher, "Furcht vor der drohenden Dunkelheit der Höhle, Verlangen aber mit eigenen Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte." Der Text wird von zwei Sprechern vorgetragen, musikalisiert durch extrem rhythmische Verfremdung, durch eine paradoxe Verklanglichung in der Entvokalisierung, die, in dem sie das Klingende verbannt, den Blick auf die Bedeutung verwehrt, und die Sprachfetzen dadurch näher an die Musik rückt. Immer wieder fallen Bruchstücke des Textes in das Ensemble, übernehmen die Musiker einzelne Laute.

Das musikalische Thema ist nicht die pathetische Suche, das treibende "Verlangen nach Erkenntnis" - so der Titel des Textes von da Vinci -, sondern der Zwiespalt. Zerrrungen im wahrsten Sinne des Wortes, Risse und Beben bestimmen den musikalischen Verlauf, dahinter Stille, Dunkelheit, fahler Widerschein der Reflexion, Nachhall der Auseinandersetzung. Lachenmanns Stück, Heinz-Klaus Metzger gewidmet, exponiert über die von ihm virtuos beherrschte Skala einer klanglich unbeschränkten Palette die vibrierenden Wechsel zwischen den Grenzen verschiedener Zustände und schafft dadurch eine eigentümliche Agilität.

Diese Beweglichkeit, das irrwitzig schnelle Umschalten, das Zittern minimaler Bewegungen, transportiert Ligetis Violinkonzert - wie auch schon Teile des Klavierkonzerts - direkt in den musikalischen Satz. Als Solisten hatte das Ensemble Modern Sasche Gawriloff gewonnen, dessen technische Versiertheit eine Säule des Stückes ist, das extreme Ansprüche an den SOlisten stellt. Es beginnt mit minimalistischen Bewegungen, die sich aber nicht einpendeln, sondern immer heftiger ausschlagen. Das Konzert verläuft über fünf Sätze und mündet schließlich in einer großen Kadenz. Die Musik korreliert nur bedingt mit dertraditionellen Anlage der Sätze, denn Ligeti entwirft keine ausladenden Bewegungsformen, sondern Klangbilder, starre Formationen. Die extreme Agilität der Faktur bleibt immer auf den unmittelbaren Moment bezogen und nie auf das formstiftende ganze.

Als Kontrapunkt zu den neuen Stücken von Lachenmann und Ligeti spielte das Ensemble Modern außerdem zwei frühe Stücke von Luigi Nono, die streng seriell durchorganisierten "Canti Per 13" (1955) und das wesentlich musikantischere "Polifornica - Mondia - Ritmica" aus dem Jahre 1951. MALTE LINDE

Jugend sucht Container Kein Treff im Westend

Wenn die Zugvögel ziehen, dann steht Amtspersonen und Politikern die Jugend ins Haus. Namentlich die Westend-Jugendlichen, denen es kalt und ungemütlich wird in ihren Nischen am "Hochhaus am Park" oder auf den Stufen des Oberlindau-Kiosk.

Nicht, daß irgendwer davon hätte ausgehen können, daß der nächste Winter bestimmt nicht kommt. Doch die Verantwortlichen in der reichen Stadt haben den Sommer damit zugebracht, auf eine edle Spende zu warten: Zwar will man der Westend-Jugend wie im vergangenen Winter auf den Parkplatz an der Siesmayerstraße, zwischen Grüneburgpark und Palmengarten, als Treffpunkt einen Container stellen - allerdings nur einen geschenkten. "Wir haben kein Geld", sagt des Sozialdezernenten Referentin Inge Köhler, "das ist das Problem."

So hat man sich in der Sicherheit eines Versprechens der Nassauischen Heimstätte gewogen, das als "zwei Container, zusammen 120 Quadratmeter, mit Fenstern drin" im Stadtteil schwelgerisch aufgenommen worden war, nachdem sich die bis zu 30 jungen Leute zwischen Oktober 1991 und April 1992 auf nämlichem Parkplatz in eine Art Lastwagen-Aufsatz der "Falken", ohne Lüftungsmöglichkeit, gedrängt hatten.

Doch die "Nassauische" zog ihr Versprechen zurück, die Stadt steht gegenüber dem Westend-Nachwuchs wieder mit leeren Händen da - nur die Falken bieten wieder das schon bekannte Provisorium; einschließlich der Genehmigung, diesmal "Fenster reinzuschneiden" (Christoph Martin, Jugendamt). Für die Gruppe offenbar ein Angebot, das das Problem nur verstellt, nicht löst: Dem Jugendamt wurde Ablehung signalisiert.

Container gesucht: Im Westend wird, auch auf Kosten der Lebendigkeit, viel Geld verdient. Zwischen 20 000 und 50 000 Mark kostet so ein Fertigbau, 2000 Mark rund verlangen die einschlägigen Verleihfirmen an Monatsmiete. "Da klemm' ich mich dahinter", nimmt Reinhard Wegener, SPD-Stadtverordneter aus dem Quartier, die einschlägigen Unternehmen in den Blick - "ist doch sinnvoller, die stecken das Geld hierein als in irgendeine Image-Werbung".

Doch während beispielweise die DG-Bank schon Unterstützung signalisiert hat, legen städtische Gremien den Jugendlichen die nächste Fußangel: Unter Federführung des Umweltdezernenten Tom Koenigs wird der Palmengarten-Parkplatz demnächst eingezogen und angepflanzt.

Eine Anfrage des Jugendamts, ob im Grün dann "noch Platz für einen Container oder einen Pavillon ist", wurde von Koenigs persönlich "kategorisch abgelehnt".

Ein Aberwitz für Wegener, vergegenwärtige man sich den Hintergrund zum Begrünungsbeschluß: "Wir wollten den Parkplatz weghaben. Wenn da Jugendliche sitzen, können auch keine Autos parken." clau

Triumph-Adler Tod auf Raten

Noch läuten die Kirchenglocken in Frankfurt nicht Sturm, noch wehen im Gallusviertel nicht die schwarzen Fahnen wie etwa Anfang der achtziger Jahre. Aber die Stimmung der verbliebenen Arbeitnehmer des Büromaschinenherstellers Triumph-Adler dürfte, an anderen Orten noch eher als in der Mainmetropole, ähnlich düster sein wie damals. Daß ein Unternehmen mal eben 1000 oder mehr Arbeitsplätze streicht, ist leider auch in Westdeutschland an der Tagesordnung und daher - traurig, aber wahr - alles andere als eine spektakuläre Nachricht. Wenn die Firma allerdings Triumph-Adler heißt, dann läßt eine solche Rotstift-Aktion doch mehr aufhorchen. Denn TA ist ein Stück deutscher Industriegeschichte. Und wenn nicht alles täuscht, wird allmählich dessen letztes Kapitel geschrieben.

Es ist ein qualvoller Tod auf Raten, den die Eigentümer ihr traditionsreiches Unternehmen sterben lassen, und das bekommen vor allem die Beschäftigten zu spüren. Mehr als 7000 Menschen standen hierzulande noch 1986 auf den Lohnlisten. Ende vorigen Jahres zählte die AG gerade mal 2600 Leute. Nun schrumpft Triumph-Adler weiter zur Vertriebstochter mit einem "Restbestand" an Entwicklung, und in Frankfurt bleibt angeblich die Produktion von Elektronikschreibmaschinen. Aber wie lange noch? Leere Versprechungen der TA-Manager und der Gesellschafter sind zur Genüge bekannt.

An dem Nürnberger Unternehmen haben vor Olivetti als jetzigem Eigner schon einige andere Prominente ihre Unfähigkeit unter Beweis gestellt: Grundig, Litton, Volkswagen. Von einer "hoffnungsvollen Zukunft" für TA war 1979 die Rede, als die Wolfsburger einstiegen. Sogar in "eine neue europäische und internationale Dimension" sollte die Firma hineinwachsen, als sich die Italiener sieben Jahre später einkauften. Außer solchen Worthülsen und der Frage, weshalb so viele Büroausrüster hierzulande das Buch zuklappten, ist nichts geblieben. ski

Kinderärzte sehen die Vorsorgeuntersuchungen in Gefahr Auf Verbandstag Änderungen im Entwurf der Gesundheitsreform gefordert / "Impfungen nicht mit Honorar verrechnen" Von unserem Redaktionsmitglied Jörg Andersson

BAD ORB, 13. Oktober. Die geplante Bonner Gesundheitsstrukturreform gefährdet aus Sicht der Kinderärzte die medizinische Versorgung und Betreuung von Kindern. Der Berufsverband der Kinderärzte Deutschlands warnte am Dienstag auf seinem Kongreß in Bad Orb vor den Folgen, wenn auch die Vorsorgeleistungen in den kassenärztlichen Honorartopf aufgenommen würden, dessen Budget durch den Gesetzesentwurf ab 1993 begrenzt werden soll. Wie der Verbandspräsident Wolfgang Meinrenken sagte, sind durch die Gesundheitsreformpläne die Vorsorgeuntersuchungen für die Kinder ernsthaft gefährdet.

Die rund 700 Kinderärzte, die in der hessischen Kurstadt tagen, haben eine Resolution ausgearbeitet, in der sie den Gesetzgeber auffordern, die Bezahlung vorbeugender Leistungen zu garantieren und Impfstoffe nicht in das Arzneimittelbudget zu packen. Derzeit bestehe der Eindruck, die Bundesregierung verabschiede sich mit der Gesundheitsreform "von den gesundheitspolitischen Prinzipien der Prävention".

Früherkennungsuntersuchungen sowie Aufklärung über Impfungen und Gesundheitsvorsorge sind aus Sicht der Kinderärzte besonders zeitaufwendig, verhindern jedoch viele spätere kostenintensive Folgeerkrankungen und Behinderungen. Derzeit werden die Vorsorgeleistungen für Kinder gesondert vergütet, wobei dieser Bereich schon jetzt laut Meinrenken "30 Prozent der Arbeit, aber nur zehn Prozent des Umsatzes ausmacht".

Nach dem neuen Gesetzesentwurf fallen künftig auch Impfstoffe in das Gesamtmittelbudget für Arzneikosten. Hartmann warnte, damit drohe ein empfindlicher Rückschlag auf einem Gebiet, auf dem die Bundesrepublik im internationalen Vergleich ohnehin hinter Ländern wie Frankreich, Belgien, USA oder Kanada weit zurückliege. Die nach erheblichen Bemühungen erzielten Erfolge, mit denen die Impfquote in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um acht auf 92 Prozent gesteigert worden sei, seien gefährdet. Hartmann: "Der Kinderarzt läuft nun Gefahr, sein Arzneimittelbudget zu überschreiten, wenn er genau auf die Impfungen seiner Patienten achtet. Dann müßte er die Impfstoffe quasi aus der eigenen Tasche bezahlen."

Der wissenschaftliche Leiter des Kongresses, Professor Dieter Palitzsch, räumte gewisse Versäumnisse der Ärzte ein, der Kostenentwicklung bei den Arzneimitteln entgegenzuwirken. Man müsse darüber nachdenken, ob tatsächlich so viele Medikamente wie bisher verschrieben werden müßten. Bei einer ganzen Zahl einfacher Erkrankungen könne man durchaus darauf verzichten. Als Beispiel nannte Palitzsch die Hustensäfte, die "zu 90 Prozent eingespart werden könnten".

Auch in anderen Fällen wie Fieber, Kopf- oder Bauchschmerzen griffen die Deutschen oft zu schnell zu Pillen, Tabletten und Zäpfchen. Palitzsch: "Unsere Bevölkerung ist arzneimittelstrukturiert, alle wollen etwas verschrieben haben." Dem müsse mit einem Erziehungsprozeß entgegengewirkt werden, der schon in der Schule beginne.

Nach Angaben von Meinrenken will sich der Ärzteverband darüber Gedanken machen, wie man der Kostenexplosion durch die Summe aller kleinen Mittel entgegenwirken könne. Als Beispiel nannte er eine "Positivliste". Alle Medikamente, die darauf nicht erschienen, sollten dann nicht verschrieben werden. "Betriebskrankenkassen verlieren"

MÜNCHEN (dpa). Die deutschen Betriebskrankenkassen (BKK) befürchten wegen der Gesundheitsreform eine Beitragssatzerhöhung zwischen 0,8 und 1,8 Prozent. "Eins steht fest, wir werden unsere günstige Position verlieren", sagte BKK-Bundesgeschäftsführer Wolfgang Schmeick am Dienstag in München. Grundsätzlich begrüße der Verband aber die Reform, durch die strukturelle Verbesserungen im Bereich der Leistungsanbieter und die Entlastung der Versicherten erreicht werden sollen. Lediglich der Risikostrukturausgleich zwischen den Kassen sollte nach Ansicht des Vorsitzenden der BKK-Vertreterversammlung, Edgar Scholz, noch einmal überdacht werden. Der Wettbewerb werde ausgeschaltet, wenn Unterschiede bei den Kassen durch Finanzausgleichsverfahren eingeebnet würden, sagte Schmeick.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Stasi-Leute dienen wieder Viele MfS-Mitarbeiter kamen im öffentlichen Dienst unter

zba ARNOLDSHAIN, 13. Oktober. Tausende von hauptamtlichen Mitarbeitern des früheren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR haben nach Angaben des SPD-Bundestagsabgeordneten Hartmut Soell Verwendung im öffentlichen Dienst gefunden. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Arnoldshain wies Soell darauf hin, daß ehemalige Stasi-Leute im Sozialwesen und in der Arbeitsverwaltung untergekommen seien; hier sei "neue Verfügungsgewalt entstanden". Es sei schon wegen der hohen Zahl nicht gelungen, diese Stellen im Verwaltungsapparat der neuen Länder mit westlichem Personal zu besetzen.

Soell, Mitglied der Enquetekommission des Bundestags zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, hält diese Erscheinung der neuen Bundesländer für vergleichbar mit der Aktivität früherer Nazis nach 1945 in der damaligen Bundesrepublik. Wer eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereich des SED-Staates gespielt habe, habe auch heute oft noch Einfluß.

Der frühere sächsische Kirchenpräsident Kurt Domsch forderte Bonns Politiker auf, endlich etwas zum Wirken Manfred Stolpes in der DDR zu sagen. Manchem würden "die Augen aufgehen", meinte er, denn die Verflechtung der evangelischen Kirche in der DDR mit der Politik der Bundesrepublik sei erheblich größer gewesen als bisher bekannt.

Domsch stellte sich in Arnoldshain ausdrücklich vor den früheren sächsischen Oberkirchenrat Ulrich von Brück, der in Stasi-Papieren als "Inoffizieller Mitarbeiter" geführt wird. Brück habe den ausdrücklichen Auftrag der sächsischen Kirchenleitung gehabt, mit der Staatssicherheit zu verhandeln. Das sei auch mit Akten der Kirchenkanzlei zu belegen, sagte Domsch und fügt hinzu, es werde genügend ähnliche Fälle geben, wo dies heute nicht mehr nachweisbar sei.

Nationalspieler Völler hat nie vergessen, woher er kam Von Hanau aus zog es "Ruuudi" in die große Fußball-Welt Ein Idol nimmt Abschied aus der Nationalmannschaft / Vogts warb für die WM 94 vergeblich um den Mittelstürmer

Rudi Völler lächelt. Ein bißchen verlegen, ein bißchen amüsiert. Dann sagt er gelassen: "Was das für mich bedeutet, kann ich erst beantworten, wenn wirklich alles vorbei ist." Die Rede ist von seinem Abschieds-Länderspiel am heutigen Mittwoch in Dresden - zum 85. Mal seit dem 17. November 1982 in Belfast streift er das Nationaltrikot mit der legendären Nummer 9 über, aber zum letzten Mal zieht er es aus.

Wenn sich der gebürtige Hanauer darüber ein wenig lustig macht, daß um seinen Ausstand aus dem illustren Kreis der DFB-Stars ein solcher Medienrummel und er beinahe zu einer Kultfigur gemacht wird, kann er das in diesem Ausmaß nicht verstehen. Wenn er eher unsicher darüber sinniert, ob er insgeheim nicht doch etwas wie Abschiedsschmerz verspürt, wird es ihm leicht flau im Magen, weil ihm in solchen Momenten unendlich viele Erinnerungen durch den Kopf schießen. Diese merkwürdige Spannung, daß er einerseits in voller Überzeugung aus freien Stücken und in Freude "Tschüs" sagt, andererseits es ihm etwas schwerfällt und leid tut, künftig nicht mehr beim Troß der Nationalmannschaft dabei zu sein, kann und will er zur Stunde nicht auflösen. Völler ist hin- und hergerissen, und trotzdem bleibt er standhaft, wenn Bundestrainer Vogts davon spricht, ihn bei Bedarf für die WM 1994 in den USA reaktivieren zu wollen, ihm dafür nichts zu viel und keine Reise zu weit sei: "Ruuudi" will definitiv in keinem Länderspiel mehr auflaufen.

"Sicherlich wird das nicht so einfach sein, wenn ich vor'm Fernseher sitze und aus der Distanz zuschaue. Aber irgendwann muß einmal Schluß sein und das ist der richtige Zeitpunkt für mich", versichert der Sympathieträger einer ganzen Fußball-Nation. Er hat aus seiner Sicht eine Menge guter Gründe dafür, während viele Beobachter seinen Entschluß kaum nachvollziehen wollen. Gerade, weil er in allen deutschen Stadien, wo er zu Gast war, stets mit Ovationen bedacht wurde, will Völler seine Fans nicht enttäuschen: "Man darf ihr Wohlwollen nicht überstrapazieren." Und ohne langes Überlegen und falsches Kokettieren fügt er hinzu: "Stürmer haben es immer schwerer. In jungen Jahren fiel mir manches leichter, heute verkrafte ich manches nicht mehr so einfach. Man soll gehen, so lange einem die Anhänger in guter Erinnerung behalten."

Das bedeutet nicht, daß sich Völler mit seinen 32 Jahren auf's fußballerische Altenteil zurückziehen will. Er setzt nur neue Schwerpunkte. "Wenn Du im Verein noch das eine oder andere Jahr dranhängen willst, mußt Du auf irgendetwas verzichten. Und das ist für mich die Nationalmannschaft." Lange bevor er im Sommer nach seinem Weggang von AS Rom bei Olympique Marseille einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieb, war ihm deshalb klar, daß in seinem ureigensten Interesse seine Zeit in der DFB-Auswahl abgelaufen ist.

Eigentlich wollte er schon nach dem WM-Triumph 1990 in Rom aufhören, denn nur allzu gut wußte er damals, daß er den Gipfel seiner Karriere erreicht hatte. Der sportliche Erfolg und das Ambiente des knapp sechswöchigen Fußball-Fests in seiner "zweiten Heimat" Italien werden für immer einen so hohen Stellenwert in der Beurteilung Völlers haben, um nach glaubhaftem Bekunden in Vergangenheit und Zukunft nichts anderem nachzutrauern. Trotz des unglücklichen, da vorzeitigen Abgangs bei der EM in diesem Sommer in Schweden bedauert er es daher auch nicht, daß er sich seinerzeit von Bundestrainer Vogts zum Weitermachen für weitere zwei Jahre überreden ließ. Künftig hat er nur noch ein sportliches Ziel: Mit Marseille möchte er den ersten Landesmeister-Titel seiner Laufbahn feiern.

Selbst wenn ihm das nicht gelingen sollte, wird er nicht unglücklich werden. Mit dem Erreichten zufrieden zu sein - das war von jeher eines der Charaktermerkmale von Völler, der über den TSV 1860 Hanau, Kickers Offenbach und München 1860 zu Werder Bremen wechselte, wo ihm der große Durchbruch gelang. Fortan schnupperte er den Duft der großen, weiten Fußball-Welt. Aus dem "netten Jungen von nebenan", der aus einfachen Verhältnissen kam, wurde mit der Zeit der clevere und weltmännische Fußball-Millionär, der ausgesorgt hat und trotzdem nie arrogant wirkt. "Ich war mir immer bewußt, woher ich komme und was ich kann. Wenn Du das wirklich weißt und Dir immer vor Augen hältst, bleibst Du im Kopf klar und hebst nicht ab", spricht er eine Erkenntnis gelassen aus, die manch einem seiner Kollegen so schwerfällt, und setzt noch eine wichtige Selbsteinschätzung drauf: "Ich bin immer in alles langsam reingewachsen und nicht wie Boris Becker urplötzlich von null auf 100 hochgeschossen."

Zwar bewahrte dies Völler nicht vor familiären Veränderungen in jüngster Vergangenheit, aber ungeachter aller privaten Turbulenzen ist seine Ausgeglichenheit und Natürlichkeit geblieben. Ein unschätzbares Gut, das ihm sicherlich beim Eintritt in seine nächste Berufsetappe behilflich sein wird. Irgendwo im Fußball-Management seine Erfahrung einbringen, das schwebt ihm vor. Allerdings weniger als Trainer, sondern im weiteren Umfeld oder in der Industrie. Auf alle Fälle will er nach dem "Adieu" in Marseille weiterhin mit "einem Bein" in seiner Traumstadt Rom leben.

Doch das ist Zukunftsmusik. Heute in Dresden werden ihn andere Ereignisse bewegen. Rudi Völler - ein "Mann aus dem Volk" und ein "Mann für das Volk" nimmt Abschied aus der Nationalmannschaft. So abgedroschen das Wort in diesen Zeiten für viele klingen mag und so wenig Sentimentalitäten im Profi(t)-Sport gefragt sind: Das Idol eines Großteils der deutschen Fußball-Fans wird sicherlich noch einmal die Herzen seiner Verehrer im Sturm erobern. HARALD STENGER

Glaubensgespräch in der Wilhelmskirche

BAD NAUHEIM. Wie reagiert die evangelische Kirche auf gesellschaftliche Veränderungen? Antworten auf diese Frage will am heutigen Mittwoch, 14. Oktober, der evangelische Geistliche Helmut Grün ab 19.30 Uhr in der Bad Nauheimer Wilhelmskirche geben. Der mittlerweile pensionierte Grün war viele Jahre lang Pfarrer im Vogelsberg und dann als Propst für Oberhessen verantwortlich.

Bad Nauheim bietet sich für diese Glaubensgespräch an, denn wie kaum eine andere Stadt veränderte sie sich in den vergangenen Jahrhunderten. So entwickelte sich das keltische Salzsiededorf zum Badeort mit Weltruf. Heute gerät die einwohnerreichste Stadt des Kreises jedoch immer stärker in den Sog der Mainmetropole Frankfurt.

Was heißt das für die evangelische Kirche, was bedeutet "Nähe" zu den Menschen, deren Kennzeichen immer mehr Mobilität und Anonymität sind und die doch zugleich vereinsamen in einer immer mehr von Großzentren bestimmten Gesellschaft? Wie nahe ist die Kirche den Gemeindegliedern, wenn das einst überschaubare Dorf zur Stadt geworden ist?

Diese Fragen will Helmut Grün heute abend beantworten. An der Veranstaltung können alle interessierten Bürger/-innen teilnehmen. str

Ibsens "Der Volksfeind" in der Stadthalle

GELNHAUSEN. Henrik Ibsens Stück "Der Volksfeind" ist am Montag, 19. Oktober, ab 20 Uhr in der Stadthalle zu sehen. Eintrittskarten sind im Verkehrsbüro erhältlich. Ab 19 Uhr wird in der Cafeteria eine kostenlose Einführungsveranstaltung angeboten.

Das Stück handelt von dem Badearzt Dr. Stockmann, der gesundheitsgefährdende Verunreinigungen des Wassers entdeckt und Reinigungsanlagen fordert. Weil das aber zu teuer erscheint, der Doktor jedoch auf seinen Forderungen beharrt, kommt es zur Konfrontation zwischen ihm und dem gesamten Gemeinwesen. Er wird zum Volksfeind erklärt, seine Tochter aus dem Lehramt geworfen. Aber Stockmann zeigt sich verstockt und will weiterkämpfen.

In den Hauptrollen spielen unter anderen Miroslav Nemec und Reinhard von Hacht. lex

Bewaffneter Überfall: Frau wurde vergewaltigt

NIDDA. Ein Unbekannter hat am Montag nachmittag eine 35jährige Frau aus Nidda-Harb vergewaltigt. Der Mann überfiel die Frau auf einem Waldweg in der Nähe ihres Wohnhauses, wo sie mit ihren beiden Hunden spazierenging. Er bedrohte sie mit einem Messer. Obwohl sie sich heftig wehrte, gelang es der Frau nicht, sich aus der Gewalt des Täters zu befreien.

Wie die Polizei mitteilt, handelt es sich nach Angaben des Opfers bei dem Mann um einen Ausländer, 1.70 Meter groß, mit kurzem schwarzem Haar, einem schmalen Gesicht und einer sportlichen Figur. Die Frau schätzt ihn auf Anfang 30, sie beschreibt ihn als recht ungepflegt und erinnert sich an einen strengen Geruch nach Schweiß und Zigaretten. Er trug eine hellrote Blousonjacke und eine türkisgrüne Glanzstoff-Jogginghose mit hellen Querstreifen unter den Knien.

Die Kriminalpolizei in Friedberg geht davon aus, daß es sich um denselben Täter handelt, der am Sonntag, 27. September, eine 55jährige Frau im Feld von Nidda-Harb überfallen und vergewaltigt hatte. Daneben liegen der Polizei noch zwei weitere Anzeigen von Frauen vor, die ebenfalls mit einem Messer bedroht wurden, denen jedoch die Flucht gelang. Die Beamten vermuten, daß es sich in allen vier Fällen um den gleichen Mann handelt, der wahrscheinlich in der Gegend von Nidda-Harb wohnt. Hinweise nimmt die Kripo Friedberg unter der Nummer 0 60 31 / 60 10 entgegen. skl

200 Schiller, aber kein Friedrich Lektüre für den Winter: das neue Adreßbuch nennt Namen

Die Frau Ackermann wohnt immer noch in der Unterlindau. Die Ambergs, die damals - mein Gott, hat das geregnet - auch in Schottland Urlaub machten, wohnen nicht mehr hier. Der Türke Demir, der auf das Autoinserat schrieb und vergaß, Vorname und Adresse anzugeben, hat noch über 200 Namensvetter in der Stadt. Und nur einen einzigen Goethe gibt es in Frankfurt. Aber fast 200 Schiller. Und 25 Cezanne. Aber kein Paul darunter. Woher man solcherart wichtige Dinge wissen kann? Aus dem Frankfurter Adreßbuch.

Das Werk, das dieser Tage schon in der "42. berichtigten und erweiterten Auflage" auf den Markt kam, hat angesichts der vielen anderen Neuerscheinungen bei der Buchmesse leider nicht die Beachtung gefunden, die es verdient hätte.

Exakt 571 065 Adressen von Frankfurter Einwohnern ab 18 Jahren (Stand Juni 1992) sind angegeben. Da können die langen Winterabende und nervtötenden Wiederholungen von drittklassigen Fernsehfilmen doch kommen. Allein die rund 4800 Müllers - ohne Doppelnamen wie Müller-Mayer oder so - wollen durchgeblättert sein. Für Hobby-Statistiker oder Heimatkundler ist der 2360-Seiten-Wälzer eine Fundgrube. Nur fünf Frankfurter heißen Frankford, Frankfurth oder "richtig" Frankfurt. Einen Sachsenhäuser gibt es nicht, aber über 30 "Bockenheimer".

Die meisten Träger großer Namen scheuen sich offensichtlich, ihren Kindern auch d e n Vornamen zu geben. Die zwei Carusos heißen nicht Enrico. Unter dem Dutzend Wallace ist kein Edgar. Kein Schiller heißt Friedrich. Da waren die Goethes mutiger. Wolfgang heißt der eine.

Natürlich stehen im Adreßbuch nicht nur Adressen. Der Vorspann, "auf Kunstdruckpapier", wie der Verlag meldet, ist alten Frankfurter Firmen gewidmet, die seit mindestens 25 Jahren bestehen. Im Branchenteil sind von Abbruchunternehmen bis Zylinderschleifereien über 24 000 "Bezugs-, Kontakt- und Informationsmöglichkeiten" abgedruckt. Der "Behördenteil" nennt amtliche Stellen von Bund, Land und Stadt.

"Amtliche Adreßbuchwerke sind bleibende Dokumente städtischer Prägung", schreiben die Verlagsbetriebe Walter Dorn stolz, die das schwergewichtige Werk zum Vorbestellungspreis von 98 Mark anbieten. Nachfolgende Generationen werde es konzentrierte Informationsquelle über historische Entwicklung, Strukturen und Veränderungen sein. Und über die Zahl der Müllers und Bockenheimers eben.

Übrigens: Der allerletzte Name im Privatadressenteil heißt Zywicka. Zywczak wurde knapp auf den vorletzten Rang verwiesen. cg

Das Porträt: Mino Martinazzoli Ernst wie ein Totengräber

Eigentlich wollte sich der 60jährige Rechtsanwalt von der Politik zurückziehen. Dann folgte er doch dem Ruf der Parteifreunde, das Steuer des leckgeschlagenen Schiffes "Democrazia Cristiana" zu übernehmen. Anders als die meisten Politiker in Rom liebt der ernste Mann aus der Provinz Brescia theatralische Gesten nicht. "Wie kein anderer", schrieb Starkolumnist Idro Montanelli in diesen Tagen, "hat Martinazzoli die Gabe, selbst eine Hochzeitsfeier in eine Beerdigung zu verwandeln." Auch aus diesem Blickwinkel betrachtet hat die todkranke "Democrazia" mit ihm den richtigen Griff getan. Während seiner Tätigkeit als Politiker in Rom, die im Mai 1972 mit seiner Wahl in den Senat begann, zeichnete sich Martinazzoli (dpa-Bild) durch sachkundige, unauffällige Arbeit aus. Als Vorsitzender der parlamentarischen Untersuchungskommission behandelte er den Bestechungsfall Lockheed sachlich bis zur Überführung der schuldigen Regierungsmitglieder. Eine wichtige Reform gelang ihm als Justizminister im ersten Kabinett Craxi mit der Beschränkung der gesetzlich zugelassenen Untersuchungshaft. Kurz darauf bot er dem US-Botschafter Rabb die Stirn, als dieser im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Passagierschiff "Achille Lauro" vergeblich die Auslieferung des palästinensischen Attentäters Abu Abbas verlangte.

Wie Benigno Zaccagnini, einer seiner besten Vorgänger im Amt, gehört Martinazzoli dem linken Flügel der DC an; wie dieser gilt der Neue als Gentleman, der in keine der zahlreichen Korruptionsaffären verwickelt war. Intern ist es seine Aufgabe, die auseinanderstrebenden Gruppen der "Democrazia Cristiana" wieder zusammenzuführen: die vorwiegend konservativen Zyniker der Macht um Giulio Andreotti und Antonio Gava, den ihm selbst nahestehenden liberalen Flügel und die Freunde Mario Segnis, die eine radikale Reform anstreben.

Einige seiner Ideen nannte der Anwalt aus Brescia beim Namen, ehe der erweiterte Parteivorstand der DC ihn per Akklamation zu seinem ersten Sekretär wählte: Die Partei müsse ihre Kraft wieder aus ihren starken Wurzeln ziehen. Sie müsse dazu beitragen, die gegenwärtigen Schwierigkeiten bei der Schaffung eines vereinigten Europas zu überwinden, betonte Martinazzoli. Die Richter, die mit der Aufdeckung zahlreicher Korruptionsfälle befaßt sind, verdienten das volle Vertrauen der Politiker. Intern müsse die Partei selbst der Klüngelwirtschaft ein Ende setzen. Schließlich müsse sich die DC wieder als "Volkspartei" verstehen. Martinazzoli sprach sich sogar dafür aus, den Namen der "Democrazia Cristiana" in diesem Sinn zu ändern.

Getragen wird der neue Sekretär vom alten Apparat der "Democrazia". Ob es ihm nun gelingt, Führer einer reformierten christlich-demokratischen Partei zu werden, hängt von seiner Fähigkeit ab, an der Basis unverbrauchte Kräfte zu mobilisieren.

HORST SCHLITTER (Rom)

Ausgetrickst

Serbiens Opposition, die zum wiederholten Mal zum Angriff auf den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic angetreten ist, sieht sich erneut ausgetrickst. Ihr tatkräftig auch vom Präsidenten und dem Regierungschef Neo-Jugoslawiens, Dobrica Cosic und Milan Panic, unterstütztes Anliegen, das für die Belgrader Kriegspolitik verantwortliche sozialistische Regime durch vorzeitige Neuwahlen legal abzulösen, ist vorerst gescheitert. An dem Referendum, das die serbischen Machthaber als rechtliche Voraussetzung für vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen angeordnet hatten, beteiligten sich nicht genügend Bürger.

Selbst wenn die Durchschlagskraft der Opposition nicht durch den Referendumsboykott von Kosovo-Albanern, Sandzak-Muslimen und einiger Parteien unterlaufen worden wäre, war realistischerweise an einen Erfolg der Volksabstimmung kaum zu denken gewesen. Trotzdem stellt sein negativer Ausgang einen herben Rückschlag für die Opposition sowie das neo-jugoslawische Führungsduo Cosic-Panic dar. Ministerpräsident Panic, dessen Sympathiewerte bei der Bevölkerung steigen, bezeichnet den Rücktritt Milosevics als Voraussetzung für eine eventuelle Aufhebung der UN- Sanktionen.

Vorgezogene Neuwahlen, die Panic noch immer in diesem Jahr durchzuführen verspricht, sollten den Weg hierzu ebnen. Wie die Dinge nach dem Referendum stehen, dürfte es schwer genug sein, sie auf Bundesebene, geschweige denn parallel hierzu in Serbien, zu veranstalten. Der offene Machtkampf Panic-Milosevic ist eingeläutet. yr

Ledermuseum Landeszuschüsse fürs neue Konzept

OFFENBACH. Das Deutsche Ledermuseum bekommt von der Landesregierung zusätzliche 38 000 Mark. Wissenschaftsministerin Evelies Mayer will damit dem Museum helfen, ein neues didaktisches Konzept zu verwirklichen.

Museumsleiterin Dr. Renate Wente-Lukas hat das Projekt "Altes Handwerk um 1800" entwickelt. Sie will Produkte aus Leder nicht mehr nur einfach ausstellen, sondern in ihren wirtschaftlichen, politischen, industriellen, technischen und sozialen Zusammenhängen präsentieren.

Zur neuen Didaktik gehört es auch, die Industrialisierung und die Entwicklung der Lederwarenindustrie im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel der Stadt Offenbach deutlich zu machen.

Unabhängig von diesem Landeszuschuß bleibt die finanzielle Zukunft des Museums weiterhin ungewiß.

Angesichts ihrer Finanznot will die Stadt ihren 695 000-Mark-Zuschuß zum 1,2-Millionen-Mark-Museums-Etat reduzieren, in der Hoffnung, daß Land (255 000 Mark), Kreis (80 000 Mark) und Wirtschaft (60 000 Mark) ihre Zuschüsse erhöhen. Ein für Anfang Oktober anberaumtes Spitzengespräch kam nicht zustande, weil die Wirtschaftsvertreter kurzfristig absagten. Ein neuer Termin steht noch aus. lz

Viele Serben blieben zu Hause

BELGRAD, 13. Oktober (Reuter). In Serbien ist es der Opposition bei dem Referendum am Sonntag nicht gelungen, die nötige Mehrheit für vorgezogene Neuwahlen zu mobilisieren. Der Sprecher der Wahlkommission, Zoran Djumic, sagte, nach Auszählung von 181 der 190 Stimmbezirke hätten sich lediglich 46,10 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt. Für eine Verfassungsänderung zugunsten von vorgezogenen Wahlen wäre ein Ja von 50 Prozent aller Stimmberechtigten notwendig gewesen.

Die Opposition wirft den regierenden Ex-Kommunisten unter Präsident Slobodan Milosevic vor, das Referendum aus taktischen Gründen angesetzt zu haben, um baldige Wahlen zu verhindern. Gemäßigte Politiker wie Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic und Staatschef Dobrica Cosic hatten auf ein positives Ergebnis gesetzt.

"Das Gesamtergebnis zählt" Weiterhin Optimismus in Sachen Krankenhausbus demonstriert

NIDDERAU. Anstrengen muß sich die Stadt Nidderau, wenn sie den "Krankenhausbus" wieder durch Eichen fahren lassen will. Die Verkehrsgesellschaft Untermain, welche die Linie zwischen Nidderau und Hanau betreibt, hatte (die FR berichtete) zu Monatsbeginn die Route des sonn- und feiertags gegen Mittag nach Hanau fahrenden Busses eingeschränkt: Derzeit wird er nur noch von Heldenbergen aus eingesetzt. Um die VU zur Rücknahme ihres Schritts zu bewegen, ist wohl ein erneuter Vorstoß vonnöten.

Hauptamtsleiter Franz Pipa im Nidderauer Rathaus empfand die sang- und klanglose Einschränkung des Angebots, von dem die Stadt erst durch Anrufe aus der Bevölkerung erfahren hatte, als einen "Schlag" nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Kommune selbst. Schließlich mühe sich Nidderau seit Jahren um eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region. Das zeige sich schon daran, daß es jährlich 120 000 Mark in die Buslinien und den "Nidderauer Fahrplan" investiere.

Roland Schmidt von der VU-Geschäftsstelle Hanau argumentiert: Der Bus, der bis September sogar noch von Büdingen- Düdelsheim aus verkehrte, sei oft sogar leer gefahren. Man könne es sich nicht leisten, derart unrentable Touren aufrechtzuerhalten, gerade sonntags entstünden durch Zulagen und die geringe Auslastung der Fahrer enorme Kosten.

Vom Nidderauer Rathaus sei bisher nur eine Beschwerde weitergegeben worden. Mit Pipa sei man verblieben, daß der eventuelle Beschwerden sammle. Bis gestern habe er keine weitergeleitet, so ging das Verkehrsunternehmen davon aus, daß weiterer Bedarf nicht besteht.

Doch davon kann nach Ansicht des Nidderauer Amtsleiters nicht die Rede sein: Zwar hat sich bei Pipa persönlich nur eine betroffene Person beschwert. Doch ist nun auch der Ortsbeirat im Rathaus vorstellig geworden. Beim Nahverkehr dürfe man sich, so Pipa, eben nicht nur am kargen Bedarfsdeckungsprinzip orientieren, man müsse vielmehr Angebotswirtschaft betreiben. Dem Kostenargument hält er entgegen: Wer auf einer Linie die sehr gut ausgelasteten Touren fährt, muß auch schlechtere in Kauf nehmen. Was zählt, sei das wirtschaftliche Gesamtergebnis. "Wir hoffen, daß wir das wieder hinkriegen", demonstriert der Verwaltungsmann weiterhin Optimismus in Sachen Krankenhausbus. Ul

Die PDS soll für Leid eines Stasi-Opfers zahlen Gebürtiger Chinese verbrachte sechs Jahre in Bautzen / Heute Prozeßbeginn in Berlin

"Am 31. Mai 1972 war es soweit. Gegen zehn Uhr morgens hieß es: ,Sachen zusammenpacken'. Bei den ,Effekten' (Gefängnis-Kleiderkammer, Red.) erhielt ich meine Habseligkeiten wieder, die in einem Koffer Platz fanden. Zwei Anzüge, die mir viel zu weit waren, ein Paar völlig aus der Mode gekommene Schuhe, einige Wäschestücke. Da mein Vermögen beschlagnahmt war, hatte ich nur noch Pflichtersparnisse aus sieben Jahren und vier Monaten Gefängnisarbeit, etwa 180 Ostmark. Die von mir für dieses Geld bestellten Sachen waren angeblich nicht da, man versprach, das Geld meinem Anwalt in Ostberlin zu überweisen, was nie geschah."

So beschreibt Xing-Hu Kuo den Tag vor mehr als 20 Jahren, an dem er "aus dem Würgegriff der Stasi" entkam, nach einer Leidenszeit von "2675 Nächten". 18 Monate war der gebürtige Chinese, der inzwischen deutscher Staatsbürger ist, im Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen, dann fast sechs Jahre in "Bautzen II", dem Stasi-Sondergefängnis für prominente Häftlinge, das in der sächsischen Kreisstadt neben dem berüchtigten Hauptgefängnis, dem "Gelben Elend" existierte.

Angefangen hatte alles am 31. Januar 1965 an einem kalten Winterabend. Der damals als Dolmetscher bei der DDR- Botschaft der Volksrepublik China beschäftigte Journalist Kuo war auf dem Weg von seiner Wohnung in Berlin-Pankow in den Westteil der Stadt, als vier Fahrzeuge den schwarzen Mercedes 50 Meter vor dem nur für Ausländer zugelassenen Grenzübergang Friedrichstraße ("Checkpoint Charly") anhielten. "Ministerium für Staatssicherheit! Sie sind vorläufig festgenommen! Bei Fluchtversuch wird scharf geschossen!" Zehn bewaffnete Stasi-Leute stürzten sich auf Kuo, zerrten ihn in einen Wagen und brachten ihn in das Stasi-Hauptquartier in der Berliner Normannenstraße.

Dort wurde er beschuldigt, den "spalterischen Kurs der verräterischen chinesischen Führung" unterstützt, unter der DDR-Bevölkerung "antisowjetische Hetze" betrieben und "DDR-Bürger im Auftrage und mit Methoden imperialistischer Geheimdienste geschleust" und als "Agent des amerikanischen Geheimdienstes" gegen Frieden und Völkerfreundschaft gearbeitet zu haben, wie es später in der Anklageschrift hieß.

Irgendwelche Beweise für diese Beschuldigungen hat die DDR-Staatssicherheit nie vorgelegt. Sie hoffte wohl, Kuo würde schon von selbst irgend etwas einräumen, wenn man ihn nur gehörig unter Druck setzte. Doch diesen Gefallen tat Kuo der Stasi offenkundig nicht, jedenfalls zunächst nicht. Bei der ersten Vernehmung "nach stundenlangem Geschrei und Gebrüll" - er wurde auch als "gelber Affe" beschimpft - wurden die Stasi-Leute sogar handgreiflich. Besonders sein späterer ständiger Vernehmer, so hat es Kuo 1990 in seinem Buch "Ein Chinese in Bautzen II" beschrieben, "schlug einfach drauflos". Ihm wurde der Kontakt zu seinen Angehörigen ebenso verweigert wie zu seinem Arbeitgeber, der chinesischen Botschaft in Ost-Berlin und zu einem Rechtsanwalt. Dem Diabetiker (der von der Berliner Charité ausgestellte Ausweis lag mit seinem Paß in der Schublade des Vernehmers) versagte man gar die Bitte, einem Arzt vorgeführt zu werden: "Bevor Sie kein Geständnis ablegen, gibt es bei uns keine medizinische Behandlung."

Kuo empfand seine Lage im Stasi-Knast als lebensbedrohend, deshalb beschloß er, ein falsches Geständnis abzulegen. Er unterschrieb ein Protokoll, "die und die Person nach West-Berlin gebracht" zu haben. Er wurde dann zwar einem Arzt vorgeführt, erhielt aber dennoch keine Diätkost, sondern "plötzlich einen Becher mit reinem Zucker, Marmelade, viel Kartoffeln und Brot", eine, wie er schreibt, "süße Mordabsicht". Schließlich unterschrieb Kuo noch weitere "Geständnisse" über angebliche "Schleusungen" von DDR-Bürgern in den Westen, um seine Haftbedingungen zu erleichtern. In der Verhandlung hat er diese "Geständnisse" sämtlich widerrufen, auf die Mißhandlungen und Foltermethoden der Stasi hingewiesen. Immerhin beeindruckte er das Gericht so, daß es "die Angelegenheit an das Untersuchungsorgan zurückgab mit der Auflage, neue Beweismittel über die Schuld des Angeklagten zu beschaffen". Bei der zweiten Verhandlung präsentierte die Stasi eine "Zeugin", die - in Abwesenheit des Angeklagten - die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigte. Kuo wurde entsprechend dem Antrag des Staatsanwalts zu einer Gesamtstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt. Am heutigen Donnerstag beginnt nun vor der 52. Zivilkammer des Berliner Landgerichts ein von Xing Hu Kuo angestrengter Prozeß gegen die SED-Nachfolgepartei PDS. Kuo will von der einstigen DDR-Staatspartei Schadenersatz für zu Unrecht erlittene Haft in Höhe von 1,13 Millionen D-Mark. "Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet", lautet Paragraph 823 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Ein Verein und damit auch eine Partei muß für den Schaden aufkommen, die der Vorstand, ein Mitglied des Vorstands oder sein berufener Vertreter begeht, "in Ausführung der ihm zustehenden Verrichtungen", wie es im Paragraph 31 BGB heißt.

Wie dieses erste Verfahren eines SED-Opfers gegen die Nachfolgepartei der einst in der DDR mächtigen "Vorhut der Arbeiterklasse", wie die SED sich nannte, ausgehen wird, darauf mag niemand so recht wetten. Unzweifelhaft ist, daß die SED - genauer gesagt ihr Politbüro - die tatsächliche Macht im Staate ausübte und die Regierung anleitete. Chancen, den Prozeß zu gewinnen, hat Kuo freilich nur, wenn sich nachweisen läßt, daß seine Festnahme und vor allem das Urteil auf direkten Beschluß des SED-Politbüros zustandegekommen ist. Aussichtslos ist es nicht: Es sind inzwischen zahlreiche Fälle bekannt, bei denen die SED-Spitze solche "Maßnahmen" verfügt hat. KARL-HEINZ BAUM (Berlin)

Japan: Ozonloch größer denn je

TOKIO, 13. Oktober (Reuter). Die Ausdünnung der Ozonschicht über dem Südpol hat nach Angaben des japanischen Meteorologischen Amtes in diesem Jahr bisher nicht gekannte Ausmaße erreicht. Wie das Amt am Dienstag mitteilte, wurde in der Atmosphäre 13 bis 17 Kilometer über der Antarktis kaum noch Ozon gemessen. Das Ozonloch über dem Südpol ist seit Ende der 70er Jahre jeweils von September bis November gemessen worden. Seit drei Jahren überspannt es praktisch die gesamte Antarktis.

Als Ursache für die Ausdünnung der lebenswichtigen Ozonschicht gelten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), etwa in Kühlschränken, sowie die Nachwirkungen des Vulkanausbruchs auf den Philippinen. Das Ozon filtert harte UV- Strahlung weg, die bei Menschen unter anderem Hautkrebs auslösen kann.

Der argentinische Wetterdienst hat bereits die Ausdehnung des Ozonlochs über die Insel Tierra del Fuego im äußersten Süden Südamerikas gemeldet, wo rund 50 000 Argentinier leben.

Für einen Ausdauersportler aus Oberstedten erfüllte sich auf Hawaii ein kühner Traum Karl-Heinz Nottrodt wurde bester "Ironman" der 40jährigen Im fünften Versuch endlich am Ziel / "War zu keinem Zeitpunkt wirklich kaputt" / Bommersheimer Schmidt hatte Reifenpanne

Ein Traum wurde wahr. Karl-Heinz Nottrodt, Diplom-Meteorologe aus Oberstedten, gewann den berühmten Hawaii-Triathlon in seiner Altersklasse M40 bis 45 mit neuer Bestzeit. Für die klassischen Triathlon-Distanzen von 3,8 Kilometer Schwimmen im Pazifik, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Marathon-Laufen benötigte der 40jährige Oberstedtener insgesamt 9:18:53 Stunden und erreichte damit im Feld der knapp tausend besten Triathleten der Welt einen ausgezeichneten 54. Rang sowie Platz eins in der "Masters-Class" der Alterskategorie TM40 bis 45.

Die Bedingungen waren diesmal auf Hawaii nicht ganz so extrem wie in den beiden vergangenen Jahren. "Kalli" Nottrodt hatte zudem das Glück, bei seiner nunmehr fünften (!) Hawaii-Teilnahme hintereinander einen Super-Tag erwischt zu haben ("Ich war zu keinem Zeitpunkt des Wettkampfes richtig kaputt").

Das Schwimmen bewältigte der Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetteramt in Offenbach in 56:27 Minuten, das Radfahren in 5:06:18 Stunden (was einem Schnitt von 36 Stundenkilometern entspricht) und den Marathonlauf in 3:16:08 Stunden.

Nottrodt gewann seine Altersklasse mit drei Minuten Vorsprung vor James Pollard und war unter dem Strich sechstbester deutscher Teilnehmer.

Bester Deutscher wurde der Neusser Wolfgang Dittrich als Vierter, der nach dem Schwimmen und Radfahren noch geführt hatte und erst im Laufen überholt wurde. Nur 8:28 Stunden benötigte der 30jährige Profi, der in der Szene weltweit als der beste Schwimmer gilt. Diesem Ruf wurde er auch diesmal gerecht. Die Gesamtzeit von Dittrich am vergangenen Wochenende auf Hawaii wurde bisher noch von keinem Deutschen bei diesem Ausdauer-Wettkampf der Superlative unterboten. Einen Rang hinter Wolfgang Dittrich schon Jürgen Zäck aus Koblenz, der rund 16 Minuten hinter dem Seriensieger Mark Allen aus den USA lag.

In Kona auf Hawaii waren noch zwei weitere Triathleten aus dem Hochtaunuskreis am Start: Winfried Schmidt aus Bommersheim mußte zwar nach einem "Platten" beim Radfahren fast eine Stunde auf einen Service-Wagen warten, erreichte aber in 12:33 Stunden dennoch fast 20 Minuten früher das Ziel als bei seiner ersten Teilnahme am Hawaii-Triathlon im Jahre 1990.

Pech hatte der 25jährige Michael Böhler vom MTV Kronberg: Er mußte bei seinem Debut auf Hawaii elf Kilometer vor Schluß des Marathonlaufes aufgeben, weil er enorme Probleme mit seinen Füßen hatte und nicht mehr weiterlaufen konnte. gst

Die Atomschmuggler

Von Joachim Wille

Gehört der Geigerzähler bald zur Grundausrüstung des Polizisten? Die Frage ist nicht mehr so absurd, seitdem Strahlengefahren als Folge eines neuen Kriminalitätszweiges nun an vordem einschlägig unbelasteten Orten drohen: in Schließfächern auf dem Hauptbahnhof, in Auto-Kofferräumen und Hotelgaragen, ja sogar in den Brusttaschen von - zumindest was die von ihnen eingegangenen Risiken angeht, naiven - Reisenden. Die Konkursmasse des zivilen und militärischen Atomkomplexes der ehemaligen Sowjetunion sickert in zum Teil hochgefährlichen Gramm-Proben oder Kilo-Sendungen durch die löcherigen Grenzen des ehemaligen Ostblocks. Sie stellt die hiesigen Sicherheitskräfte, Strahlenschützer und Politiker dabei vor ein in der Dimension vorher nicht erkanntes Problem.

Das Erschrecken seit dem Fund im Schließfach 579 des Frankfurter Hauptbahnhofs am vergangenen Wochenende ist groß. Dabei sind die Hinweise auf einen Schwarzmarkt für radioaktive Stoffe in Westeuropa nicht neu. Schon 1990 warnte das Moskauer Innenministerium das BKA in Wiesbaden, Kriminelle schmuggelten nicht nur Antiquitäten in die Bundesrepublik, sondern "auch strategische Rohstoffe". Im vergangenen Jahr tauchten dann in der Schweiz 29 Kilo schwach angereichertes Uran auf, im März in Augsburg handelte es sich um ein Kilo desselben Stoffes; damals Anlaß für die Internationale Atombehörde in Wien, auf die Harmlosigkeit des aufgefundenen Materials hinzuweisen. Mittlerweile kommt hinzu, daß die Atomschmuggler ihren Profit auch aus Strahlenquellen zu ziehen versuchen, die bei längerer Exposition lebensgefährlich sind: etwa die in Atomkraftwerken und bei der Produktion von Atomsprengsätzen anfallenden Spaltprodukte Cäsium und Strontium. So hat sich der ahnungslose Kurier aus dem hessischen Bad Schwalbach, der zwei Gramm radioaktives Cäsium 137 mit sich führte, damit angeblich eine Strahlendosis verabreicht, die zum Tod führen könnte.

Kein Grund also, die versuchten (und zu welchem Teil auch geglückten?) Geschäfte der Atommafia auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn die bisher sichergestellten Lieferungen nicht im entferntesten als Rohstoffe für "die Bombe" taugten. Da kriminelle Profithaie alles verlockt, "was einen Geigerzähler zum Ticken bringt" (ein BKA- Experte), droht die Verstrahlung von Menschen und Orten bei der leicht möglichen unsachgemäßen Handhabung oder beim gezielten Einsatz als Erpressungsmittel.

Verhältnismäßig einfach zugänglich sind Strahlenquellen aus pleite gegangenen Industriebetrieben, aus Krankenhäusern und im Westen gar nicht zulässigen Anwendungen (etwa als Bestrahlungsquellen in Brunnen). Längst offenbar ist aber auch der Zugriff der Mafia auf den Brennstoffzyklus der Atomkraftwerke und den militärischen Atomkomplex, zwei Sektoren, die in der Ex-Sowjetunion engstens verflochten waren. Die zuletzt sichergestellten Funde entstammen, wie das Bonner Umweltministerium nun bestätigt, mit großer Wahrscheinlichkeit aus der militärischen Wiederaufarbeitung; es sind wohl Abfälle aus der Bombenproduktion. Nochmals um Dimensionen gefährlicher würde der Schmuggel freilich, wenn tatsächlich bombenfähiges Uran in ausreichenden Mengen auf dem Markt ist, wie Gerüchte besagen.

Die bisher ergriffenen Maßnahmen gegen die neue Bedrohung erscheinen eher hilflos. Natürlich ist es zu begrüßen, daß das Land Hessen eine Arbeitsgruppe gebildet hat, die Verfahrensregeln für den Umgang mit "vagabundierenden" radioaktiven Stoffen erarbeitet und so etwa die Polizei in die Lage versetzt, sich und die Bevölkerung vor den erkannten Strahlengefahren zu schützen. Das ändert nur nichts daran, daß die Hauptlast des Kampfes gegen den Atomschmuggel weiter bei Kommissar Zufall liegt.

Schon die jetzt vorliegenden Anzeichen für den organisierten Atomschmuggel sollten die Bundesregierung zu weitaus beherzteren Schritten veranlassen. Damit, daß Umweltminister Klaus Töpfer die GUS-Länder als Konkursverwalter des Atomkomplexes zu schärferen Kontrollen des Spaltstoff- Flusses generell und speziell an den Grenzen aufgefordert hat, kann man es ja wohl nicht bewenden lassen. Auch der Einsatz internationaler Inspektoren, wie von Töpfer schon beim Uran- Deal im März - freilich folgenlos - gefordert, um das Entstehen von Umschlagplätzen für Atommaterial zu verhindern, genügt angesichts des Zusammenbruchs der Strukturen im Ex-Sowjetimperium längst nicht mehr.

Die Kontrolle des Atommaterials darf wegen der längst über die Staatsgrenzen ausstrahlenden Gefahren keine rein nationale Aufgabe mehr sein. Es fehlt ein ausreichend legitimiertes, mit Sanktionsrechten ausgestattetes und unabhängiges UN-Gremium, das den Atomsektor in Ost (und West) streng überwacht. Angesichts der Gefahren des Atomschmuggels, der Proliferation und der Atomsöldner aus der GUS in den Diensten der Bomben-Schwellenländer ist das Pochen auf nukleare Souveränität anachronistisch.

&blt; Literatur aus Georgien

In der Veranstaltungsreihe "Der andere Blick" gastiert am Donnerstag um 20 Uhr Giwi Margwelaschwili im Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102. Der georgische Schriftsteller wird aus seinem Buch "Muzal" lesen und über seine Arbeiten sprechen. &blt; A-Capella-Weekend Von 15. bis zum 18. Oktober bietet das Café Cult, Schillerpassage, ein "A-Capella-Weekend". Am Donnerstag singen die Grammophoniker und die Gruppe Just 4. Im Restaurant-Theater sind am Freitag Just 4 zu hören und im Anschluß daran Die Meedels, vier Damen aus München. Samstag und Sonntag gastiert die Gruppe 6-Zylinder im Café Cult. &blt; Dias, Videos und Disco Einen bunten Querschnitt der alten und neuen Diashows und Videofilme präsentiert das Gallustheater, Krifteler Straße 55, am Donnerstag ab 20 Uhr. Im Anschluß daran legt HR-Musikredakteur Klaus Walter in der Disco Platten auf. &blt; "Skinheads, Faschos, Hooligans" Der Autor Burkhard Schröder spricht am Donnerstag um 20 Uhr in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21, über sein Buch "Rechte Kerle - Skinheads, Faschos, Hooligans" , eine literarische Auseinandersetzung mit "deutschem Rechtsradikalismus".&blt; "Good Vibes" im Club Voltaire Der Vibraphonist Christof Aupperle spielt heute zusammen mit dem Gitarristen Russ Spiegel im Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5. Auf dem Programm stehen moderne Jazz-Standards à la Gary Burton. Konzertbeginn ist um 21.30 Uhr. &blt; Lesung "stadtumschlungen" Im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" findet heute um 20 Uhr in der Frankfurter Frauenschule, Hohenstaufenstraße 8, eine Lesung zum Thema "stadtumschlungen" statt. Es wird aus den Werken von I. Bachmann, K.v. Hutten, M.L. Kaschnitz, F. Mayröcker, Chr. Reinig gelesen. &blt; Columbus von Claudel Das Theaterprojekt "Das Buch von Christoph Columbus" von Paul Claudel in der Inszenierung von Willy Praml wurde bis zum 17. Oktober verlängert. Vorstellungsbeginn in der Harmonie, Dreieichstraße 64, ist jeweils um 22.15 Uhr. Kartenbestellung: Tel. 069/61 36 60. &blt; Brigade Werther im Theaterhaus Die Gruppe Brigade Werther zeigt am heutigen Donnerstag um 22 Uhr im Theaterhaus, Schützenstraße 12, die Premiere des Stücks "Exploding Faust". Kartenbestellung: Tel. 0 69 / 29 98 61 10. &blt; Bilder von Edgar Ende In der Galerie Pabst, Saalgasse 26, wird heute um 19 Uhr eine Ausstellung mit Ölbildern, Gouachen und Zeichnungen des Künstlers Edgar Ende eröffnet. Zu sehen ist die Schau bis zum 30. November, dienstags bis mittwochs von 17 bis 20 Uhr, donnerstags bis freitags von 14 bis 20 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr. &blt; Flöte & Cembalo in der Kirche Kammermusik für Flöte und Cembalo ist am Donnerstag um 19 Uhr in der Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße/Ecke Neuhofstraße, zu hören. Es musizieren Herstin Gudd (Flöte) und Hanna-Maria Franzkowski (Cembalo). &blt; Schauspiel von Tennessee Williams Heute um 20 Uhr bietet im Haus Bornheim, Arnsburger Straße 24, die Frankfurter Kunstgemeinde eine Aufführung des Schauspiels "Die Nacht des Leguan" von Tennessee Williams. Kartenbestellung: Tel. 069 / 15 45 145. &blt; "Un Ballo in Maschera" Verdis "Maskenball" wird in der nächsten Saison nicht mehr auf dem Spielplan der Oper Frankfurt stehen. Die fünf letzten Vorstellungen des "Ballo" sind für den 16., 18., 24. und 30. Oktober sowie den 1. November angekündigt. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Steven Sloane. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Lediglich am 24. Oktober beginnt die Aufführung erst um 20 Uhr.

Schoeler verteidigte bei FR-Gespräch mit Nachbargemeinden die Auflösung der Szene Die Drogenszene wandert nicht in das Umland ab Polizei zählte jetzt aber weniger auswärtige Süchtige Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Die geplante "schrittweise Auflösung" der offenen Drogenszene in Frankfurt hat im Umland Unmut und Empörung ausgelöst. Vor allem die Absicht, auswärtige Drogenabhängige in ihre Heimatgemeinden zurückzuschicken, weckte die Befürchtung, die Suchtkranken plötzlich vor der eigenen Haustür zu finden. Bürgermeister und Landräte fühlten sich übergangen und warfen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler mangelnde Abstimmung vor. Am Dienstag stellte sich der OB in einem Gespräch, zu dem die Frankfurter Rundschau nach Neu-Isenburg eingeladen hatte, den Vertretern benachbarter Kreise und Kommunen. Die befürchtete Aufspaltung der Frankfurter Drogenszene in mehrere kleine regionale Szenen ist bisher ausgeblieben, berichteten die Gesprächsteilnehmer aus dem Umland. Weder im Kreis noch in der Stadt Offenbach wurden mehr Drogenabhängige registriert. Auch in Hanau, Steinbach und dem Maintaunuskreis hat sich die Situation offenbar nicht verändert, seitdem die Polizei die Drogenszene in der Frankfurter Taunusanlage nur noch wenige Stunden täglich duldet. Allein in Hofheim sollen, Berichten einer Sonderkommission der Kriminalpolizei zufolge, etwa zwei Dutzend Dealer und Heroinabhängige in der Adolf-Mohr-Anlage am Bahnhof aufgetaucht sein. Bisher wurde in der Anlage ausschließlich mit Haschisch gehandelt.

Oberbürgermeister von Schoeler berichtete, daß sich derzeit nur noch "100 bis 150, an Spitzentagen 250" Drogenabhängige auf der offenen Szene aufhielten. Im Sommer 1991 seien es bis zu 800 gewesen. Während damals zwei Drittel der Drogenabhängigen von auswärts kamen - davon etwa die Hälfte aus dem Umland, die andere zum Teil sogar aus anderen Bundesländern - habe sich nach Angaben der Polizei das Verhältnis jetzt umgedreht. Inzwischen stellten die Frankfurter Drogenabhängigen zwei Drittel der Süchtigen auf der Szene. Eine Erklärung dafür hatte der OB nicht.

Von Schoeler verteidigte die Entscheidung des Magistrats, Hilfsangebote wie die Ersatzdroge Methadon nur den Frankfurtern zur Verfügung zu stellen. "Wenn Du Methadon willst, muß Du nach Frankfurt gehen - eine solche Sogwirkung wollen wir nicht." Ähnliches gelte für Übernachtungsplätze. Jede Gemeinde müsse für "ihre" obdachlosen Drogenabhängigen selber sorgen. "Wenn's nachts minus fünf Grad sind, lassen wir natürlich auch einen Auswärtigen rein." Am nächsten Tag werde man ihn bitten, sich an seine Heimatgemeinde zu wenden. "Wir sind nicht darauf eingerichtet, 60, 80 Drogenabhängige sofort zu integrieren", erklärte der Offenbacher OB Wolfgang Reuter. So viele Suchtkranke sollen nach einer Umfrage der Polizei in der Taunusanlage vom vergangenen Jahr aus der Stadt oder dem Landkreis Offenbach stammen. Die Drogenberatung und der Kontaktladen "Bella Vista" seien "auf kleine Zahlen" ausgerichtet. Das Geld für mehr Angebote fehle aber, sagte Reuter.

"Was uns fehlt, ist ein Streetworker", klagte der Steinbacher Bürgermeister Edgar Parnet. Doch für eine solche Stelle sei kein Geld da. 10 500 Einwohner zählt die Gemeinde im Vordertaunus, 4500 von ihnen seien in Vereinen organisiert, darunter 2000 Jugendliche. "Die sind schon mal weg von der Straße." Die Probleme der Großststadt Frankfurt, so Parnet wei- ter, hörten an der Stadtgrenze nicht auf. Die "reisenden Täter", zum Beispiel, "die kommen mit der S-Bahn, knacken zwei, drei Autos auf und verschwinden wieder".

Ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen in der Drogenpolitik wurde von allen Gesprächsteilnehmern begrüßt. Strittig blieb die Aufgabenverteilung. Der Sozialdezernent des Main-Taunus-Kreises, Gerd Mehler, erinnerte daran, daß auch zwei Drittel aller Arbeitnehmer, Theaterbesucher oder Einkaufsbummler nicht aus Frankfurt, sondern aus der Umgebung Frankfurts stammten. Umgekehrt würden die Therapie- und Übergangseinrichtungen, die es im Main-Taunus-Kreis gebe, meist von Drogenabhängigen genutzt, die anderswo zu Hause seien. "Arbeitsteilung in der Region: ja. Aber bitte nicht nach dem Motto, weil zwei Drittel in Frankfurt arbeiten, sollen sich auch zwei Drittel der Drogenabhängigen in Frankfurt ihren Stoff besorgen können." Die Auffassung, zur Metropole gehöre neben dem Glanz auch die Schattenseite der Abhängigen und ihrer Beschaffungskriminalität, werde von ihm nicht geteilt, stellte von Schoeler klar.

Für Frank Kaufmann, den 1. Kreisbeigeordneten und einzigen Grünen in der Runde, blieb "der Ansatz" der Frankfurter Drogenpolitik "hochproblematisch". Er bezweifelte, das es gelingen könne, die Drogenabhängigen in die Heimatgemeinden zurückzubringen. In Frankfurt seien die Drogen billiger und es sei einfacher, zu Geld zu kommen. Bisher sei ein Drittel der Landesmittel nach Frankfurt geflossen, um "die Hilfe zu den Kranken zu bringen". Jetzt habe man am Main das dichteste Netz, wolle aber "einen Teil der Kundschaft loswerden", rügte Kaufmann.

Der Hanauer Sozialdezernent Klaus Remer vermutete: "Die Anziehungskraft Frankfurts für Drogenabhängige wird bleiben." Remer räumte ein, daß die Existenz der offenen Szene für die Umlandgemeinden bequem gewesen sei. "So ein bißchen waren alle Gemeinden froh, daß sie nicht betroffen waren." Zusammen mit den anderen Vertretern des Umlands forderte Remer eine "regionale Drogenkonferenz", auf der Fachleute aus Verwaltung und Drogenhilfe nach gemeinsamen Wegen suchen sollen. OB Andreas von Schoeler wies darauf hin, daß der Landkreistag in Kürze eine Arbeitsgruppe zum Thema Drogen einrichten werde.

Er gehe davon aus, daß diese Arbeitsgruppe die Vorarbeiten für die notwendige Abstimmung übernehmen werde.

Zwischen Salon und Sonate Musikalische Matinée im Holzhausenschlößchen

Anläßlich des fünfjährigen Bestehens der Bodo-Sponholz-Stiftung gab es in Zusammenarbeit der Frankfurter Bürgerstiftung und des italienischen KulturInstituts eine musikalische Matinée im Holzhausenschlößchen. Die Stiftung engagiert sich auf sozialer Ebene, etwa zugunsten des Roten Kreuzes oder der Kinderkrebshilfe, unterstützt aber auch kulturelle Vorhaben wie die der Frankfurter Bürgerstiftung. So ist auch der neue Flügel im Schlößchen eine Gabe der Stiftung. Das Bösendorfer-Instrument wurde anläßlich des Stiftungsjubiläums zur Matinée offiziell übergeben.

Der Geiger Francesco Manara und der Pianist Claudio Voghera, beide Absolventen des Turiner Konservatoriums, hatten ein Programm zusammengestellt, das sich dem leichteren Genre widmete.

Dazu gehört Mut. Ein Ensemble, das neben so intensiven Stücken wie die romantische Sonate A-Dur von Johannes Brahms triviale Werke von Fritz Kreisler rückt, will, ja muß dies auf einer Ebene tun, die - in der Interpretation - für entsprechenden Ausgleich sorgt.

Will heißen: Die Musiker haben Triviales für voll genommen. Und so gingen sie, musikantisch beherzt, an den unbesorgten Slang eines Salonkomponisten und gewann den drei "Alt Wiener Tanzweisen", einen Schmäh ab, der sie dann, leicht-beschwingt-elegant, doch noch hörbar machte - natürlich mit Schmelz im Strich. Dabei stets auf der Kippe ins allzu Gefällige. Auf der Kippe zwischen geigerischem Anspruch und gefährlichem Sentiment. Kreisler wurde mit Geschick renoviert, abseits allen Stehgeigertums. Das war konsequent durchgeführt, konsequent in Geste und Klangbild.

Schade, daß man auf die Gegebenheiten von Brahms' A-Dur-Sonate nicht mit vergleichbarer stilistischer Konsequenz reagierte. Da hatte es denn doch eine allzu wunderschön eingefriedete Kontur, die man nur defensiv, emotionslos wie affektgemindert an der Oberfläche nachzeichnete. Die Grundhaltung blieb der von Brahms bedeuteten Lyrik allzusehr verhaftet und der brahmstypischen Epik zu fern. Sie näherten sich dem Stück zu elegant und gefällig und vernachlässigten die von Brahms vorgegebenen harmonischen Spannungskonzepte.

So kam es, daß neben dem wienerischen Kreisler die auf andere Weise wienerisch bewegte Sonate D-Dur Franz Schuberts zum gelungensten Stück des Vormittags wurde: stilistisch klar auf klassifizierende Parameter hin gelesen. Eine Leistung angesichts der Schwierigkeiten bei Schubert, überzeugend um so mehr, als in der gesamten Konzeption gerade dieses Zyklus' Mobilität wie Motorik einhellig umgesetzt erschienen.

ALEXANDER ULLMANN

Musik aus dem Barock

BAD NAUHEIM. Mit einem festlichen Barock-Konzert feiert die evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim am Samstag, 17. Oktober, den 250. Geburtstag der Wilhelmskirche. Da diese für die erwartete Besucherzahl zu klein ist, findet das Konzert in der Dankeskirche statt.

Dort spielt ab 20 Uhr das "Mitteldeutsche Kammerorchester", das ebenso wie die Solisten, Andreas Hartmann (Leipzig, Violine), Peter Heinze (Dresden, Oboe) und Bernd Bartels (Halle, Trompete) aus den neuen Bundesländern kommt. Aus dem Westen spielt lediglich der Bad Nauheimer Cembalist Rainer Lille mit.

Geboten wird ausschließlich Musik, die in der Entstehungszeit der Wilhelmskirche komponiert wurde. So wird das Trompeten-Konzert D-Dur von Torelli zu hören sein, ein wiederentdecktes Violin- Konzert von Telemann, ein Concerto grosso von Händel und Bachs Cembalo- Konzert D-Dur sowie ein Doppelkonzert für Violine, Oboe und Streichorchester. Das komplette Programm gibt es nur an der Abendkasse.

Die Reihe der Konzerte in der Dankeskirche wird am Samstag, 28. November, ab 20 Uhr mit einem Orgelkonzert fortgesetzt, das von Christine Miesen und dem Organisten Rainer Lille dargeboten wird.

Das "musikalische Jahr" in der Dankeskirche endet am Samstag, 19. Dezember, mit der Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Bach. Der Kartenverkauf beginnt Anfang November. str

Kleine Lokalrundschau

Auf den Spuren der Raubritter OFFENBACH. Im Rahmen des kulturgeschichtlichen Kooperationsverbundes von Volkshochschulen im Rhein-Main- Gebiet findet am Samstag, 17. Oktober, eine Exkursion in den Taunus statt unter dem Titel "Auf den Spuren der Raubritter". Die "Spurensuche" dauert von 9.30 bis 17 Uhr und beginnt an der Bockenheimer Warte in Frankfurt. Anmeldungen bei der VHS Offenbach, Kaiserstraße 7, 069 / 80 65-31 49. Selbst ist der Mann OFFENBACH. Die Evangelische Bildungsstätte bietet einen Nähkurs für Singles und Familienväter an. Dort werden Grundkenntnisse vom Knöpfeannähen, Hosenkürzen, Bügeln bis zur Handhabung einer Nähmaschine vermittelt. Los geht es am Dienstag, 27. Oktober, 20 Uhr. Es kostet 40 Mark für fünf Abende. Ort: Gemeindehaus, Richard-Wagner- Straße 115-117. Infos: 069 / 88 51 59. Origami-Wochenendseminar OFFENBACH. Von klein auf lernen die Kinder in Japan, kunstvoll Papier zu falten. Die VHS bietet in einem Wochenendseminar eine abgewandelte Form dieser Kunst an. Aus Altpapier entstehen kunstvolle und ideenreiche Verpackungen. Das Wochenendseminar dauert von Freitag, 23., bis Sonntag, 25. Oktober. Anmeldungen: Kaiserstraße 7, 069 / 80 65-31 49. Pflanzenseminar im Palmengarten OFFENBACH. Wer schon immer Probleme mit den Pflanzen hatte, kann sich Tips beim Pflanzenseminar im Palmengarten geben lassen, das am Samstag, 24. Oktober, von der VHS angeboten wird. Das Seminar dauert von 9 bis 17 Uhr und kostet 30 Mark. Auskünfte unter Rufnummer 069 / 80 65-31 49. Sonderbus zum Fackelzug MÜHLHEIM. Die Mühlheimer Sozialdemokraten wollen einen Sonderbus chartern, falls sich genügend Mitglieder und Sympathisanten am Trauer-Gedenk- Fackelzug für den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt am Freitag, 16. Oktober, in Frankfurt beteiligen. Diese zentrale Veranstaltung der hessischen Sozialdemokraten beginnt um 18 Uhr auf dem Opernplatz und endet um 19 Uhr mit einer Gedenkfeier auf dem Paulsplatz. Anmeldungen nimmt der Mühlheimer Vorsitzende Klaus Barthelmes, Telefon 0 61 08 / 7 34 93, entgegen. Beratung fällt aus OFFENBACH. Die Energieberatung im Rathaus fällt am Dienstag, 20. Oktober, aus. Infos gibt es wieder am 27. Oktober zwischen 15 und 18 Uhr im Saal 5.

Im Blickpunkt: Hessen zahlt weiter kein Landeserziehungsgeld "Eine Anerkennung, aber keine Alternative"

Hessen wird auch weiterhin kein "Landeserziehungsgeld" zur Verlängerung der Bonner Erziehungsgeld-Zahlungen einführen. Im Gespräch mit der FR reagierte die Wiesbadener Familienministerin Iris Blaul (Grüne) ablehnend auf eine entsprechende Forderung von Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU). Das Land setzt statt dessen auf mehr Kinderbetreuungsplätze.

Nachdem mit Sachsen jetzt ein fünftes Bundesland ein Landeserziehungsgeld einführt, hatte Rönsch an alle anderen Länder appelliert, diesem Beispiel zu folgen. Blauls Antwort: Erziehungsgeld sei Sache des Bundes. Es sei auch nicht mehr als eine "Anerkennung" für Eltern, die nach der Geburt eines Kindes den Beruf zurückstellen - aber "keine Alternative für die Existenz". Wichtiger sei es, die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu schaffen.

600 Mark monatlich zahlt der Bund zur Zeit sechs Monate lang allen jungen Eltern, wenn zumindest ein Elternteil für die Kinderbetreuung zur Verfügung steht. Für weitere zwölf Monate (bei Geburten ab dem 1. Januar 1993: weitere 18 Monate) werden die 600 Mark gezahlt, wenn ein Ehepaar weniger als 29 400 Mark Jahreseinkommen hat. Bei Einkommen zwischen 29 400 und 46 200 Mark jährlich sinkt das Erziehungsgeld schrittweise bis auf Null ab. Erlaubt sind "nebenher" bis zu 19 Stunden Berufstätigkeit wöchentlich. Rund 55 000 Hessen beziehen zur Zeit Erziehungsgeld.

Vor allem CDU-Politiker berufen sich nun auf einen Beschluß der Familienministerkonferenz von Bund und Ländern aus dem Jahr 1988, wonach die Zahlungen eines Tages auf die "gesamte frühkindliche Phase bis zum Kindergartenalter" (drei Jahre) ausgedehnt werden sollten. SPD- und Grünen-Politiker sehen darin inzwischen für die Frauen aber auch Nachteile, weil ihnen keine weiterreichenden Perspektiven geboten werden.

Bonn fordert die Länder auf, die noch fehlende Spanne bis zum Kindergartenalter durch ein "Landeserziehungsgeld" zu überbrücken. Nur Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Berlin und jetzt auch Sachsen haben bisher Schritte in diese Richtung unternommen. Durch die Regierungswechsel in Stuttgart und Mainz würden selbst dort die bisherigen Konzepte nun aber neu hinterfragt, sagte die hessische Ministerin Blaul gegenüber der FR.

Schon das Bundeserziehungsgeld sei von seiner Höhe her kein ernsthafter Beitrag zur Existenzsicherung, die Länder zahlten anschließend noch weniger. Grundsätzlich sollten Frauen selbst entscheiden können, ob sie nach der Geburt eines Kindes ihren Beruf aufgeben oder nicht. Schwerpunkt der hessischen Politik sei es, ihnen diese Wahlmöglichkeit durch mehr Betreuungsplätze tatsächlich zu geben und ihnen damit eine Perspektive auch für die Zeit zu erhalten, wenn Kinder später schon in die Schule gehen.

Blaul verwies darauf, daß durch die rot-grüne Landesregierung schon 1991 der Bau von zusätzlich 142 Betreuungsplätzen im Krippenalter (unter drei Jahre) ermöglicht worden und für dieselbe Altersgruppe durch ein Sonderprogramm über 550 Plätze in privaten Betreuungsgruppen mitfinanziert worden seien. 1992 sei bislang der Bau von weiteren 172 Krippenplätzen finanziert worden.

Bei den Kleinkindern ist der Mangel an Betreuungseinrichtungen besonders groß. Landesweit gab es noch im September 1991 nur 2774 gemeldete Krippenplätze. Neben dem Ausbau der Kindergärten setzt das Land auch auf "betreute Grundschulen" (Grundschulen mit festen Öffnungszeiten) und Ganztagsschulen. Für Kinderbetreuung sollen 1993 vom Land 154 Millionen Mark ausgegeben werden (gegenüber 115 Millionen 1992).

Diese Summen sind freilich deutlich niedriger als die Kosten eines Landeserziehungsgeldes im Anschluß an die Bonner Zahlungen. Ein Jahr lang 600 Mark monatlich auf Landeskosten würden nach einer Modellrechnung, die im hessischen Sozialministerium 1990, noch zu Zeiten des CDU-Ministers Karl-Heinz Trageser angestellt wurde, jährlich 336 Millionen Mark kosten. Falls nur an Deutsche gezahlt würde (auch das hat man damals berechnet), lägen die Kosten bei 282,2 Millionen Mark. Bei Zahlungen an alle Alleinerziehenden mit Wohnsitz in Hessen müßte das Land dagegen nur 33,6 Millionen Mark aufbringen.

Die Länder, die bisher zahlen, machen deshalb weitere Abstriche bei Höhe und Voraussetzungen. Baden- Württemberg zahlt zwar ein ganzes Jahr lang, aber nur 400 Mark monatlich und mit noch niedrigeren Einkommensgrenzen als beim Bundeserziehungsgeld. Bayern zahlt 500 Mark bis zu sechs Monaten, Berlin 600 Mark für sechs Monate. In Rheinland-Pfalz gibt es 300 Mark 18 Monate lang - aber erst ab dem 3. Kind oder bei Mehrlingsgeburten. Sachsen will nun 400 Mark monatlich einführen, die ab 1994 auch ein ganzes Jahr lang gezahlt werden - außer für Kinder mit einem Krippenplatz. me

Ältere Menschen zu Gast bei einem Tanzturnier

GRÜNDAU. Der Tanzsportclub Barbarossa und die Gemeinde Gründau laden die Seniorinnen und Senioren für ein Tanzturnier am Samstag, 24. Oktober, in das Bürgerzentrum nach Lieblos ein. Die schwungvolle Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Wer am Fest teilnehmen möchte, hat Gelegenheit, mit dem Bus zum Bürgerzentrum zu fahren. Da die Kapazität der Transporter begrenzt ist, werden Interessenten gebeten, sich unter der Nummer 0 60 51 / 82 03 26 anzumelden. schu

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 13. Oktober (FR). Etwa südlich des Mains nach Auflösung von Nebelfeldern sonnig und trocken, im Norden Aufzug starker Bewölkung und zeitweise Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 9 und 14 Grad, die Tiefstwerte zwischen 2 und 5 Grad. Aussichten: starke Bewölkung, zeitweise Regen.

(Siehe auch Lokalteil)

Das Wetter

Wetterlage Während der Süden Deutschlands zunächst noch unter dem Einfluß einer Hochdruckbrücke verbleibt, die sich vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer erstreckt, wird der Norden im Tagesverlauf von der Kaltfront eines Tiefs über der Nordsee erfaßt.

Vorhersage bis Donnerstag früh Etwa südlich des Mains nach zum Teil zögernder Auflösung von Nebelfeldern sonnig und trocken. Im Norden im Tagesverlauf Aufzug starker Bewölkung und zeitweise Regen. Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 Grad C im Norden und bis 14 Grad C im Süden.

Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag im Süden bei 2, im Norden bei 5 Grad C.

Schwacher, nach Norden hin zunehmender Wind aus westlichen Richtungen.

Weitere Aussichten für Donnerstag Vielfach stark bewölkt, zeitweise Regen, Höchstwerte 7 bis 12 Grad C, nachts frostfrei.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

stark bewölkt 18 Amsterdam

leicht bewölkt 10 Athen

wolkig 26 Barcelona

bedeckt 16 Bordeaux

wolkig 15 Brüssel

leicht bewölkt 9 Budapest

leicht bewölkt 10 Dublin

bedeckt 10 Helsinki

wolkig 1 Innsbruck

leicht bewölkt 13 Istanbul

stark bewölkt 13 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 30 Las Palmas

wolkig 23 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

bedeckt 12 London

leicht bewölkt 13 Madrid

wolkig 16 Malaga

leicht bewölkt 21 Mallorca

wolkig 20 Moskau

bedeckt -5 Nizza

stark bewölkt 20 Paris

leicht bewölkt 10 Rom

leicht bewölkt 22 St. Petersburg

leicht bewölkt 1 Stockholm

bedeckt 3 Tunis

leicht bewölkt 28 Varna

wolkig 11 Venedig

leicht bewölkt 13 Warschau

leicht bewölkt 4 Wien

wolkenlos 9 Zürich

bedeckt 6

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 8 Dresden

leicht bewölkt 8 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 4 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 7 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 10 Freiburg

wolkig 9 Garmisch

bedeckt 5 Hamburg

leicht bewölkt 9 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

leicht bewölkt 9 München

leicht bewölkt 8 Norderney

leicht bewölkt 9 Rostock

bedeckt 8 Sylt

stark bewölkt 11 Zugspitze

leicht bewölkt 1 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.46 Uhr Sonnenuntergang 17.36 Uhr Mondaufgang 8.34 Uhr Monduntergang 9.54 Uhr

13jähriges Mädchen wehrt sich gegen Überfall

Ein 13 Jahre altes Mädchen hat durch entschlossene Gegenwehr einen unbekannten Mann in die Flucht geschlagen, der sie am Montagmittag gegen 12 Uhr im Fechenheimer Wald überfallen hatte. Das Mädchen war auf dem Weg von der Wohnung der Eltern in Fechenheim zum Hessen-Center. Der Täter griff das Kind ohne Vorwarnung an und schlug ihm mehrmals mit einer Flasche auf den Kopf. Danach wollte er es in ein Gebüsch zerren.

Das Mädchen leistete entschlossene Gegenwehr und trat den Täter in den Unterleib. Daraufhin ließ er von dem Kind ab und flüchtete. Die 13jährige rannte ins Hessen-Center, wo ein Arzt Erste Hilfe leistete. Das Mädchen hatte von den Angriffen Platzwunden am Kopf davongetragen.

Die Suche der Polizei nach dem Täter in der Umgebung des Tatorts blieb zunächst erfolglos. Das Mädchen beschreibt ihren Angreifer als etwa 35 bis 40 Jahre alt, er sei möglicherweise Türke, habe kurze schwarze Haare und ein rundes Gesicht. Er trage einen Oberlippenbart, sei schlank und zwischen 1,60 und 1,70 Metern groß. fra

Einbrecher erbeuteten Teppiche und Geld

WEHRHEIM. Drei Orientteppiche, mehrere Euro-Schecks und Bargeld ließen bislang unbekannte Täter am frühen Sonntag abend bei einem Einbruch in eine Wohnung in der Isarstraße in Wehrheim mitgehen.

Die Einbrecher waren durch ein zuvor aufgehebeltes Wohnzimmerfenster in die Wohnung gelangt. teb

Wohnhaus mit illegalen Büros gehört der Kirche Stadt dringt auf ein Ende der Zweckentfremdung

"Es liegt ein klassischer Fall von Wohnraumzweckentfremdung vor", sagt Klaus Miehrig, Leiter des Amtes für Wohnungswesen. Der Fall beschäftigt mittlerweile nicht nur die Stadt und die Aktionsgemeinschaft Westend (AGW), sondern auch den Bischof von Limburg. Denn Besitzer des Hauses Schumannstraße 34 a im Westend ist der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden Frankfurt - und in dem Ende des 19. Jahrhunderts errichteten viergeschossigen Wohnhaus finden sich "eine Reihe kleinerer Privatfirmen, zwei Institute der Universität Frankfurt und noch mehrere Wohnungen" (Werner Marx, Geschäftsführer des katholischen Verbandes).

Seit fast zwei Jahren wechselt die AGW Briefe mit dem Verband und dem Bischöflichen Ordinariat in Limburg. Bisheriges Ergebnis: Die Stadt möchte "das Wohnen so schnell wie möglich wiederherstellen", die katholische Kirche ist freiwillig nur bereit, Wohnungen einzurichten, wenn ein Büromieter kündigt. Marx: "Im Ziel, Wohnraum zu schaffen, stimmen wir überein - wir haben aber moralische Bedenken, Firmen hinauszusetzen, die schon Jahrzehnte drin sind."

Der Geschäftsführer will sich zugleich einer Verfügung der Stadt nicht widersetzen: "Wenn die Stadt uns anweist, die Büros zu kündigen, dann werden wir es tun." Der Fall Schumannstraße 34 a weist auf ein größeres Problem: Johann Wolfgang Goethe-Universität und Stadt möchten in Kürze eine Übereinkunft über sämtliche Wohnhäuser vor allem im Westend schließen, in denen sich im Laufe der Jahrzehnte Institute und Einrichtungen der Uni angesiedelt haben. Forschung und Lehre sollen sich Schritt für Schritt zugunsten des Wohnens zurückziehen - möglich wird dies durch den beginnenden Ausbau der Universität sowohl im Kerngebiet wie auch am Niederurseler Hang.

Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), erwähnt "letzte, noch notwendige Absprachen". In der Universität schätzt man die Zahl von Instituten in Wohnhäusern auf 35 bis 40.

Wie viele Wohnungen auf diese Weise verdrängt wurden, ist unklar. Geschäftsführer Marx vom Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden hält sich und der Kirche zugute, "daß die Stadt ja jahrelang der Entwicklung zugeschaut hat". Als die Kirche 1975 das Haus Schumannstraße 34 a aus privater Hand übertragen bekam, da waren nach ihren Angaben schon viele Wohnungen durch Büros ersetzt. Marx argumentiert auch, ein Umbau der Büros in Wohnungen verursache jetzt erhebliche Kosten, die wiederum zu "unvertretbaren" Wohnungsmieten führen könnten. Für den Büroraum verlange die Kirche heute "recht moderate" Preise.

Die AGW-Vorsitzende Barbara Heymann appelliert dagegen an die katholische Kirche, sich auf ihre soziale Verantwortung zu besinnen und freiwillig für neue Wohnungen zu sorgen.

Am Montag, 19. Oktober, wird sich der Verbandsausschuß der katholischen Kirchengemeinden Frankfurts mit dem Fall Schumannstraße 34 a beschäftigen. jg

Fest zeigte Lücken im Busnetz Verkehrsclub fordert nach Schelmenmarkt dichtere Fahrpläne

GELNHAUSEN. Für drastische Verbesserungen im Angebot des öffentlichen Nahverkehrs im Raum Gelnhausen macht sich der Kreisverband Main- Kinzig des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) stark. Aktueller Anlaß ist die "gewaltige Blechlawine", die zum Schelmenmarkt am vergangenen Wochenende über Gelnhausen hereingebrochen sei. Gerade bei solchen Veranstaltungen mache sich das Fehlen von Spät- und Wochenendfahrten im öffentlichen Busnetz bemerkbar.

Die Bedienung der Großgemeinde Freigericht mit zwei Busfahrten an Sonn- und Feiertagen sei "einfach lächerlich", kritisiert der VCD-Vorstand. Ähnlich unbefriedigend seien die Busfahrpläne nach Linsengericht, Biebergemünd, Freigericht und Gründau.

Die Stadt Gelnhausen müsse gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen für ein attraktives Angebot öffentlicher Verkehrsmittel sorgen. Hierzu beitragen könne zum Beispiel ein integrales Stadtbuskonzept, das auch den Linienbusverkehr zu den Nachbargemeinden einbeziehe.

Nachts und an Wochenenden sei zumindest ein Bedarfslinienverkehr mit Sammeltaxen sicherzustellen, um die Fahrplanlücken aufzufüllen. lex

Grenzenloses Denken

er weiß schon, daß nicht Lu xemburg der EG-Staat mit dem kleinsten Konsumgütermarkt

W ist, sondern Irland? Daß die griechische Sagengestalt, die diesem Kontinent ihren Namen gab, aus Phönizien stammt? Daß "Jet" der Name des europäischen Kernfusionsreaktor-Projektes ist? Wem all dies sofort eingefallen ist, der hat es: das "grenzenlose Denken", das die Veranstalter der "Spiele des dritten Jahrtausends" von Europas Nachwuchs-Intellektuellen erwarten. "Grenzenlos" meint in Wirklichkeit jedoch: innerhalb der Grenzen jener zwölf Staaten, die gerade mal mehr, mal weniger versuchen, eine Gemeinschaft zu werden, und innerhalb der Wissensgebiete Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.

Von Anfang an: Begonnen hat alles vor rund eineinhalb Jahren, noch bevor Maastricht-Debatten aus der ohnehin abflauenden Europa-Begeisterung den letzten Rest Luft entweichen ließen. Da saßen drei Absolventen der Sorbonne in Paris beieinander, dachten über ihre Studienjahre nach und darüber, wieviel im regulären Seminarbetrieb über die Menschen, Wirtschaft und Kultur der Nachbarstaaten zu erfahren war. Sie kamen zu dem Schluß, daß es so umwerfend eigentlich nicht sei, mit dem Wissen der studierenden EG-Bürger übereinander. "Wir fanden, daß Hochschulen und Studenten irgendwie dazu ermuntert werden müßten, mehr über den nationalen Tellerrand hinauszuschauen, mehr Informationen übereinander zu sammeln", sagt Jacques Huybrechts, einer der drei Ex-Studenten.

So wurde die Idee geboren, ein länderübergreifendes "Trivial Pursuit" zu organisieren: ein großangelegtes Spiel, bei dem die Kenntnis über Völker, Institutionen und Strukturen des EG-Raumes abgefragt und gleichzeitig noch et-

was für den Dialog unter den künftigen Eliten Europas getan werden sollte. Und da die drei außer über viel Enthusiasmus auch noch über gute Kontakte und eine gemeinsame Veranstaltungs-Agentur verfügten, brachten sie den Stein ins Rollen - mit dem Ergebnis, daß in den nächsten Wochen und Monaten zwischen 30 000 und 60 000 Studenten und Studentinnen an einer EG-weiten "Wissens-Olympiade" teilnehmen. Dabei hatten die Initiatoren das Glück, daß auch EG-Kommissionspräsident Jacques Delors die Idee gut

fand, Europa zu einer frag-würdigen Sache zu machen. Aus Brüssel gab es eine Million Mark Zuschuß für die inzwischen "Spiele des dritten Jahrtausends" getaufte Aktion, außerdem die symbolische Unterstützung des Außenministerrates und eines "Akademischen Kommitees", in dem Rektoren und Präsidenten europäischer Universitäten vertreten sind.

Funktionieren soll die ganze Sache so: Noch bis zum 1. November können sich Studierende für das Spiel anmelden - wenn sie an einer der rund 350 europäischen Hochschulen studieren, die sich zu einer Teilnahme entschlossen haben.

Deutschland, wo bislang 47 Universitäten und Fachhochschulen mitmachen, hat die AIESEC die Organisation der ersten Runde übernommen, ein internationaler Verband von Studenten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Deren Mitglieder hängen dieser Tage Plakate an den Unis aus, auf denen zu lesen ist, wo die Anmeldungsunterlagen und weitere Informationen zu bekommen sind.

Ab Mitte November geht es in die Vorausscheidung: Die Studierenden treten in Fünfergruppen an und ermitteln das jeweils beste Team ihrer Universität - wobei wegen des breiten Fragenspektrums jene Gruppen die größten Chancen haben, in denen sich Vertreter unterschiedlicher Fachbereiche zusammenfinden. Den Gewinnern winkt eine Reise nach Berlin, wo Anfang Dezember an der Humboldt-Universität ausgespielt wird, welches deutsche Team zur Schlußrunde nach Frankreich darf.

Dort werden die Karten neu gemischt: Bei einem Wochenendtreffen in einem Ferienclub bei Cannes werden die zwölf Länderteams zu fünf "Euro-Gruppen" aufgeteilt, mit je einem Mitglied pro EG-Land. Die fahren dann gemeinsam auf Einladung Delors nach Straßburg, um in einem Computer-Simulationsspiel die Sieger zu ermitteln: Es geht darum, gemeinsam Standorte und Märkte für ein europaweit agierendes Unternehmen zu finden.

Den Teilnehmern winken Preise wie Reisen in die europäischen Hauptstädte, Begegnungen mit Staatschefs und Auslandsstipendien. Außerdem haben sich acht große Unternehmen als Sponsoren gefunden, die Sachpreise und lukrative Unternehmenspraktika bereitgestellt haben.

Auffällig ist übrigens, daß sieben dieser Sponsorfirmen aus Frankreich oder Deutschland kommen. "Wir haben viele Firmen in allen EG-Ländern gefragt, in Spanien, England, Italien", sagt Mit-Initiator Huybrechts. Doch das Interesse sei dort eher gering gewesen. "Auf richtige Europa-Begeisterung sind wir nur noch bei deutschen und französischen Unternehmen gestoßen."

MATTHIAS BARTSCH

Gemeinde gibt die Lohnsteuerkarten aus

GRÜNDAU. Die Gemeindeverwaltung gibt in den nächsten Tagen die Lohnsteuerkarten aus. Die Bürgerinnen und Bürger werden bei dieser Gelegenheit um die Überprüfung der Eintragungen gebeten.

"Wichtig ist, daß der Geburtsname, die Steuerklasse, die Religionszugehörigkeit und in den Fällen der Steuerklassen II, III und IV die Zahl der Kinderfreibeträge für Kinder unter 18 Jahre richtig eingetragen sind", schreibt die Verwaltung.

Wer keine Lohnsteuerkarte erhalten sollte, kann sich unter der Telefonnummer 0 60 51 / 82 03 34 an die Gemeinde wenden. schu

Schulische Sportanlagen für Freigerichter Vereine

MAIN-KINZIG-KREIS. Die zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Gemeinde Freigericht getroffene öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die Nutzung der Sportanlage der Gesamtschule Freigericht hat der SPD-Abgeordnete Albert Hof begrüßt. Hof - er nimmt im Main-Kinzig-Parlament auch das Amt eines stellvertretenden Kreistagsvorsitzenden wahr - weist im Pressedienst seiner Partei darauf hin, in der Vereinbarung sei festgelegt, daß der Kreis als Eigentümer die Sportanlage außerhalb der schulischen Nutzungszeiten auch für Freigerichter Vereine offenhalte. Insbesondere sei vorgesehen, dem SV Bernbach die Möglichkeit zu eröffnen, die Anlage zu Trainingszwecken zu nutzen. Derzeit steht dem Verein nur ein Rasenplatz zur Verfügung.

Durch den Vertrag sieht Hof "die sport- und vereinsfreundliche Haltung von Landrat Karl Eyerkaufer und den Kreisgremien bestätigt". Weiter hebt Hof das kostenlose Überlassen der fünf kreiseigenen Turnhallen an den Schulen in Freigericht für örtliche Vereine und Freizeitgruppen hervor. Dies sei "einmalig in Hessen" und werde "dankbar angenommen", streicht der Freigerichter SPD-Abgeordnete heraus. hok

Stadt bietet Gärtnern "Häckseldienst" an

KÖNIGSTEIN. Der "kommunale Häckseldienst" tritt in Königstein zum zweiten Mal in diesem Jahr in Aktion. Das Ziel des Angebots ist, sperrigen Gehölzschnitt, der ansonsten durch die städtischen Müllabfuhr und mit Hilfe seperater Sammelsysteme aufwendig verwertet werden muß, im eigenen Garten sinnvoll einzusetzen.

Die gehäckselten Äste oder Wurzeln können als "Strukturmaterial" bei der Kompostierung oder als Mulchmaterial im Garten dienen.

Zu bezahlen, direkt beim Bedienungspersonal, ist lediglich eine Schutzgebühr von zehn Mark je angefangene halbe Stunde. Die Leistung des Häckslers liegt bei rund zehn Kubikmeter Material pro Stunde, die Stärke des Häckselguts kann bis zu 15 Zentimeter Durchschnitt betragen.

Der kommunale Häckseldienst wird in Königstein je nach Bedarf an zwei oder drei Tagen zwischen dem 13. und 20. November von 8 bis 17.30 Uhr unterwegs sein.

Wer eine ausreichende Menge Holzschnitt zum verarbeiten hat, muß sich bis zum 30. Oktober bei der Stadtverwaltung anmelden, Telefon 0 61 74 / 202-246 (Herr Arnold). jom

"Giftgrünes Feigenblatt" für Viag-Kampagne Naturschützer: Dosenrecycling belastet Umwelt / Konzern revanchiert sich mit Scheuklappen

aho BONN. "Ich war keine Dose" - auf diese Formel müßten die Hersteller nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ihre Werbekampagne in Zukunft umstellen. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weinzierl beanstandet, daß die meisten Büchsen gar nicht wiederverwertet würden. Von den 4,3 Milliarden Getränkedosen, die die Bundesbürger jährlich leerten, werde gerade ein Viertel recycelt. Nur etwa die Hälfte aller Büchsen könne überhaupt eingesammelt werden, und davon ließen sich wiederum nur 50 Prozent für neue Produkte verwenden. Der Rest ende als Schlacke oder Filterstaub auf den Deponien. Schließlich entstünden aus dem zurückgewonnenen Stahl auch keine neuen Dosen. Allenfalls für Drähte und Stahlbeton könne das Material verwendet werden.

Der Industrie wirft Weinzierl vor, sie verbreite "Recycling-Lügenmärchen". Er verlieh dem Viag-Konzern als "Erfinder der perfidesten Öko-PR-Kampagne" deshalb das "Giftgrüne Feigenblatt". Mit der Werbung der Branche für das Recycling ("Ich war eine Dose") werde der Eindruck erweckt, daß die Ex-und-hopp-Verpackungen vollständig wiederverwertbar und somit ökologisch ebenso wertvoll seien wie Pfandflaschen.

Nach Angaben des BUND-Experten Olaf Bandt belastet das Blechrecycling die Umwelt. So entstünden bei der Verwertung von Verpackungsschrott in Elektrostahlwerken Dioxine. "Pro Tonne Metallabfall fallen etwa zwanzigmal mehr Dioxine an, als wenn eine Tonne Müll in einer modernen Verbrennungsanlage verheizt wird", so Bandt. Unterstützung erhält er vom Berliner Umweltbundesamt. Dieses stufe Metallrecycling ebenfalls als eine Hauptquelle für Dioxin in der Bundesrepublik ein, heißt es.

Auch den sehr hohen Energieaufwand bei der Büchsenproduktion kritisieren die Naturschützer. Um einen Weißblechbehälter herzustellen, sei etwa eine Dose Öl nötig, bei Aluminium sogar die doppelte Menge. Wegen der Umweltbelastungen wird ein Verbot für Aluminium- und Weißblechbüchsen sowie deren Ersatz durch Mehrwegsysteme gefordert.

Viag-Pressechef Klaus Kocks nahm den "Preis" entgegen und verlieh seinerseits dem BUND-Vorsitzenden "schwarz- grüne Scheuklappen". Denn durch die pauschale "Verweigerungshaltung und Pfandflaschenfetischismus" habe sich die Organisation "ins politische Abseits" gesteuert. Ob Mehrwegsysteme wirklich besser als Einwegverpackungen seien, könne erst entschieden werden, wenn entsprechende Öko-Bilanzen vorlägen. Dabei müßten auch der häufige Transport und das Spülen der Flaschen ökologisch bewertet werden.

Die Stahlfirmen Thyssen, Hoesch und Rasselstein wiesen die BUND-Kritik ebenfalls zurück: Das Weißblech-Recycling sei "umweltverträglich".

Ob Bügeleisen oder Anstecker, ob Uhren oder Autos, für einen Sammler gibt es kaum etwas, was er nicht sammeln könnte.

(Bilder: FR-Archiv)

Die Witterung bescherte ihnen ein Traumjahr SPD Rosengärtchen holte sich gute Tips für den Umgang mit Wespen und Hornissen

OBERURSEL. Das war ein Traumjahr für die Wespen. Vor allem für die "sächsischen", die schon Mitte Mai auftauchen und von den Biologen als scheu und friedfertig bezeichnet werden. Im Mai und Juni bauen die Wespenköniginnen ihr Nest, und da kam es ihnen in diesem Jahr sehr zupaß, daß es schon sehr warm und trocken war. Freilich schätzen sie Schuppen, Rolladenkästen und Garagen, und da kann es zum Konflikt mit dem Homo sapiens kommen.

Noch lästiger allerdings können die hierzulande wohl bekanntesten "Erdwespen" sein, die ihr Nest üblicherweise in alte Mäuselöcher bauen. Man nennt sie gerne "Zwetschgenkuchenwespen", weil sie im August und September, eben zur Zwetschgenzeit, in Massen auftreten und die Kuchentheken der Bäckereien belagern. Eine Plage oftmals. Da sie kaum noch natürliche Feinde haben - Igel, Wespenbussard, Hornisse und Mäusearten - hat sich diese Art stark vermehrt.

"Was tun, wenn sich im häuslichen Bereich Wespen und Hornissen eingenistet haben?" Diese Frage interessierte den SPD-Ortsbezirk Rosengärtchen-Kunstmühle sehr, nachdem die Tiere in diesem Sommer überall im Wohngebiet ihre Nester bauten und sogar viele Leute in ihren Wohnungen erschreckten. Zu ihrer Veranstaltungsreihe "8 nach 8" luden die Sozialdemokraten den Leiter des Instituts für Bienenkunde ein, und dieser bescherte ihnen einen hochinteressanten Abend.

Professor Nikolaus Koeniger bot den Rosengärtchen-Bewohnern an, eine tote Wespe oder Hornisse ins nahe Bieneninstitut zu bringen, wo die Art bestimmt und überlegt werden kann, wohin das Nest umgesiedelt werden kann, wenn es allzusehr stört. Denn je nach Art muß das Nest bis zu drei Kilometern Luftlinie vom alten Standort entfernt angesiedelt werden. Wird diese Distanz nicht eingehalten, kehren die Tiere immer wieder zum alten Platz zurück. Die Hornisse, die größte deutsche Wespenart, steht unter Naturschutz.

In vielen Teilen der Bundesrepublik gibt es sie gar nicht mehr. Hornissen sind gute Jäger und, wie auch die Wespen, biologische Schädlingsbekämpfer. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Raupen und Fliegen, haben sehr gute Augen und bevorzugen die Abendstunden für die Jagd in einem Radius von fünf Kilometern. Je nach Größe des Nestes schleppen sie täglich bis zu zwei Kilo Futter an.

Koeniger zur Frage nach der Gefährlichkeit von Hornissenstichen: "Das Gift der Hornisse ist chemisch weniger aktiv als das der Biene und Wespe. Allerdings ist ein Stich sehr schmerzhaft." Das Sprichwort "Fünf Hornissen töten ein Pferd" gehöre in die Märchenwelt. Er kenne einen Studenten, der einmal von acht Hornissen gestochen wurde "und trotzdem ein gutes Examen gemacht hat". hko

"Pazifistischer Gedanke war hier weit verbreitet" Dauerausstellung informiert über Bertha von Suttner Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer MÖRFELDEN-WALLDORF. Ockergelb auf betongrau: In riesigen Lettern prangt ihr Name auf dem Schulgebäude zwischen Mörfelden und Walldorf. "Aber im Grunde weiß hier doch niemand so richtig, wer diese Bertha von Suttner war", glaubt die städtische Museumsleiterin Cornelia Rühlig eine Bildungslücke erkannt zu haben. Damit zumindest die Jungen und Mädchen in der Bertha-von-Suttner-Schule wissen, wie die Namensgeberin ihrer Schule gelebt und wofür sie sich eingesetzt hat, soll dort schon im kommenden November eine Dauerausstellung eröffnet werden. Was hat Bertha von Suttner (ovales Bild) mit Mörfelden-Walldorf zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts: Die meiste Zeit ihres Lebens wirkte die 1843 in Prag geborene Gründerin der österreichischen Friedensgesellschaft von Wien aus. Auf dem Höhepunkt ihres Engagement erhielt sie im Jahre 1905 den Friedens- Nobelpreis.

Am 21. Juni 1914 starb die Pazifistin während der Vorbereitungen zum Weltfriedenskongreß in Wien. Wenige Tage später nahm der Erste Weltkrieg seinen Anfang . . . Wo also liegt die Verbindung zum hiesigen Städtchen? Der Krieg war erst zwei Jahre vorüber, als die Mörfelder "Freie Turn- und Sängervereinigung" 1920 ein Theaterstück mit dem Titel "Die Waffen nieder!" aufführte - als eine der ersten Gruppen in ganz Deutschland. Bertha von Suttners wohl berühmtestes gleichnamiges Buch war erst kurz zuvor zum Schauspiel umgearbeitet worden.

Cornelia Rühlig findet es bemerkenswert, daß die Turner und Sänger gerade diesen gesellschaftskritischen Romanstoff wählten, der stark autobiographische Züge aufweist: "Man muß sich das mal vorstellen.

Da kommen die Männer gerade aus Krieg und Gefangenschaft zurück, die Not ist groß und die französischen Besatzer noch im Land." Und dennoch habe sich der Verein für ein derart anspruchsvolles Thema entschieden.

Ein Blick in alte Dokumente scheint die Motive zu erklären. Bei der verfassungsgebenden Wahl zur Nationalversammlung im Jahre 1919 stimmten 90 Prozent der Mörfeldener für die SPD. "Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stand hinter der Arbeiterbewegung", berichtet Volkskundlerin Rühlig: "Der pazifistische Grundgedanke war hier damals weit verbreitet. Doch das ist den jungen Leuten im Ort kaum noch bekannt." Die Ausstellung über Leben und Werk Bertha von Suttners soll auch an solche vergessenen Ideale der damaligen Bürger erinnern. Die Idee dazu hatte Helga Glanz, die Vorsitzende des Elternbeirats in der Gesamtschule. Sie schlug vor, auf den Unterlagen aufzubauen, die Schüler vor Jahren während einer Projektwoche zum Thema "Bertha von Suttner" erarbeitet hatten.

Während der Elternverein der Schule 2000 Mark für die notwendigen Bilderrahmen beisteuerte und die Stadt sich bereit erklärte, die Kosten für Fotoarbeiten zu übernehmen, sucht Cornelia Rühlig seit Monaten nach Dokumenten und Fotografien - unter anderem bei der UNO in Genf, die den Suttner-Nachlaß verwaltet, und beim österreichischen Nationalmuseum in Wien.

Mitte nächsten Monats sollen an den Wänden der Schulverwaltungsgänge insgesamt 15 Rahmen aufgehängt werden. Auf ihnen werden jeweils in der linken Hälfte Auszüge aus "Die Waffen nieder!" und rechts Bilder aus Bertha von Suttners Leben sowie kurze Beschreibungen ihres Werdegangs zu sehen sein. In den Augen von Cornelia Rühlig ist es ein Kompromiß: "Ich hätte gerne mit dreidimensionalen Stelltafeln gearbeitet, in die man sozusagen hineingehen kann." Aber dafür seien die Gänge zu schmal und die Schüler wahrscheinlich nicht "diszipliniert und zurückhaltend" genug.

Um den Jungen und Mädchen dennoch Bertha von Suttner nahezubringen, sollen, so sei mit den Lehrern bereits abgesprochen, zunächst alle Fünft- und Sechstkläßler die Lebensgeschichte der berühmten Frau im Unterricht behandeln. Danach bietet die Museumsleiterin auch den höheren Klassen der Gesamtschule an, sie durch die Ausstellung zu führen.

Im nächsten Jahr möchte es Cornelia Rühlig den Mörfelder Turnern und Sängern von 1920 am liebsten gleichtun und das Theaterstück "Die Waffen nieder!" mit einer Gruppe von Schülern einstudieren. Denn 1993 wäre Bertha von Suttner genau 150 Jahre alt geworden.

Die Wiedergeburt der Viadrina als Uni-Zwerg Am morgigen Freitag nimmt in Frankfurt/Oder die neugegründete Europa-Universität den Lehrbetrieb auf

FRANKFURT/ODER. Für Marek ist Europa keine Festung, sondern eine Hoffnung. Der zwanzigjährige Pole wird einer der ersten Studenten der Frankfurter Europa-Universität sein. Er hat sich in der ehemaligen Festungsstadt, die ab 1. Januar östliche Grenzstation des europäischen Binnenmarktes werden wird, an der juristischen Fakultät eingechrieben. Während die Technokraten und Politiker in Brüssel noch an ihrem Weltbild zimmern, sind für Marek die neuen Grenzen schon ein Anachronismus. Denn er wird ab dem morgigen Freitag, wenn der Studienbetrieb beginnt, Tag für Tag über die Brücke laufen, die den breiten "Festungsgraben", die Oder, überspannt.

Ihm entgegen schiebt sich dann eine Autoschlange zum Grenzübergang vor dem Nadelöhr Oderbrücke. Das knallgelbe Frankfurter Ortsausgangsschild am Straßenrand weist der Karavane den Weg nach Osten: Nicht weit, nur 300 Meter sind es nach Slubice, dem polnischen Stadtteil jenseits der Oder, der einst zu Frankfurt gehörte und nun mit dem billigen "Polen-Markt" lockt.

Flußabwärts, am Rande des Stromes, dessen "romantische Ufer" noch im 19. Jahrhundert "den an spöttische Klagen über die märkischen Landschaften Gewöhnten" überraschten, parken die Autos der Konsum-Touristen kreuz und quer. Doch weder sie, noch die mühsam auf historisch getrimmten Plattenbauten, die die riesigen Brandlücken des Krieges füllen müssen, können den Blick auf die Frankfurter Geschichte ganz verdecken. Wie Inseln ragen dunkelrote Backsteinbauten aus dem Plattenmeer. Letzte Zeugen einer ehrwürdigen Stadtgeschichte, die bis in das Jahr 1253 zurückreicht und seit 1506 (mehr als 400 Jahre vor Frankfurt am Main) eng mit einer Universität verbunden war.

Der Frankfurter Jürgen Grünberg denkt zurück, wie sich 1989 die Bürgerbewegung "zunächst sehr zaghaft" formierte und sich dann - "auf der Suche nach der Zukunft - auf die Geschichte besann". Es war ein später Sieg über jene, die am 20. Dezember 1962 gegen 14 Uhr das Hauptgebäude der ehemaligen Frankfurter Universität sprengen ließen.

Nichts sollte mehr an die akademische Tradition der ersten brandenburgischen Landesuniversität erinnern, die 300 Jahre währte und dem Eingangstor des europäischen Humanismus an der Oder im 17. Jahrhundert den Ruf eines "Amsterdam des Ostens" einbrachte.

Als alles begann, wuchs die Universität rasch zu einem geistigen Zentrum. Der damalige Gründungsrektor Konrad Wimpina (1460-1531) konnte sich über mangelnden Zulauf nicht beklagen. Mit etwa 950 Studenten aus deutschen Gebieten, Skandinavien und Polen erreichte seine Viadrina die höchste Zahl an Erstimmatrikulationen unter dem Dutzend ihrer deutschen Vorgängergründungen.

Die alten Matrikel der Viadrina, vergilbte, kiloschwere Bände, lesen sich wie ein Lexikon deutscher Geistesgeschichte. Gleich im ersten Jahrgang der Eintrag von Ulrich von Hutten. Der reichsritterliche Humanist war seinem Mainzer Lehrer Rhagius Aesticampianus an die Oder gefolgt, zog aber schon 1508 enttäuscht nach Leipzig weiter. Vier Jahre später war Thomas Müntzer Student an der Viadrina - das lateinische Wort "sediotosus" (Verschwörer), das jemand hinter seinen Namen gekritzelt hat, beweist, daß sein späteres Treiben den Frankfurtern nicht verborgen geblieben ist.

Die Enttäuschung der Anhänger der Reformation über das "Trutz-Wittenberg" an der Oder, in dem 1518 der Dominikanerpater und ärgste Ablaßprediger Johann Tetzel gegen Martin Luther disputieren durfte, währte fast einhundert Jahre. Erst mit dem Übertritt des Kurfürsten zur reformierten Kirche wurde Frankfurt zur "Ostbastion des Calvinismus". Von dort aus wurden dann die Ideen der Frühaufklärung nach Osten getragen: ins katholische Polen und ins evangelische Schlesien. In Frankfurt nahmen Ärzte 1668 die erste Bluttransfusion am Menschen in Deutschland vor, promovierte erstmals in Mitteleuropa ein Jude und wurde 1729 die erste deutsche wirtschaftswissenschaftliche Zeitschrift gegründet. Insgesamt Fast 70 000 Studenten, darunter Carl Philipp Emanuel Bach, Wilhelm und Alexander von Humboldt und Heinrich von Kleist hatten an der Viadrina studiert, bevor sie 1811 mit der Leopoldina in Breslau zusammengelegt wurde - als weiteres Opfer des "Universitätssterbens" dieser Zeit.

Nach 1989, als im Osten Deutschlands die Industrie verendete, lebte der Gedanke an die Universität wieder auf. Jürgen Grünberg war dabei, als sich 120 Bürger zu einem Förderverein zusammenschlossen, der sich für eine neue Uni stark machen sollte. Und sie hatten Glück.

Mußte sich die Stadt im 15. Jahrhundert fast fünfzehn Jahre mit Geld und Diplomatie um die Alma mater bemühen, ging es diesmal im unakademischen Galopp. Bereits am 24. Juni 1991 entschied sich der brandenburgische Landtag für die Errichtung einer Europa-Universität, am 6. September 1991 wurde die offizielle Neugründung vollzogen, und nur ein Jahr später beginnt an Brandenburgs jüngster Universität das erste Wintersemester. Seit eineinhalb Jahren ist Jürgen Grünberg auch Universitätsbeauftragter seiner Heimatstadt. Für den promovierten Historiker und Philosophen ist schon sein ungewöhnlicher Auftrag Beweis genug, daß die Kommune die Universität wollte und ihr nahesteht. Das ist auch räumlich gemeint, denn das neue Domizil der Viadrina steht nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt: ein etwas protzig wirkender neoklassizistischer Bau mitten in der City. Das ehemalige Regierungsgebäude muß sich Gründungsrektor Knut Ipsen noch mit diversen Behörden und Ämtern teilen.

Völkerrechtler Ipsen, der vorher zehn Jahre Rektor der Ruhr-Universität Bochum (einer der größten Deutschlands) war, hat das Konzept für diesen UniZwerg gemeinsam mit einem Gründungsrat entwickelt. Dem gehören Wissenschaftler und Verwaltungsfachleute aus Deutschland, Polen, England, Frankreich, Schweden und den USA an.

Kanzler K. J. Schmücker, den der Gründungsrektor aus Bochum mitbrachte, sagt über das Ergebnis des internationalen "brainstormings": "Wir beginnen mit der Ausbildung in den Fächern Rechtswissenschaft (Abschluß Staatsexamen) sowie Wirtschaftswissenschaft mit den zwei Studiengängen Volks- und Betriebswirtschaftslehre (Abschluß Diplom)."

Der Schwerpunkt der Rechtswissenschaften soll im Bereich des internationalen Rechts gesetzt werden, die Wirtschaftswissenschaften werden sich Problemfeldern widmen, die mit dem Systemwandel in Ostdeutschland und Osteuropa zusammenhängen. Forschungsschwerpunkte sollen u. a. Europäische Integration und Transformation von Wirtschaftssystemen sein.

Dazu kommen im Wintersemester 1993/94 die Kulturwissenschaften. Dieser Diplom-Studiengang, bisher in derartiger Form im Westen unbekannt, ist als vernetztes Angebot aus Geschichte, Soziologie, Politologie sowie Literatur- und Sprachwissenschaften geplant, das neben eigenständigen Studiengängen auch "Service-Leistungen für die juristische und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät leisten soll.

Ebenfalls parallel können die Studenten die "Fremdsprachenfachvermittlung" nutzen. Nicht das Sprachstudium, sondern die Sprach- insbesondere die Fachsprachvermittlung von "Polnisch, Französisch, Englisch, später auch Russisch und eventuell skandinavische Sprachen" sollen den Studenten den europäischen Schliff geben.

Doch schon vor seinem Start bekam der "Selbstläufer" (Wissenschaftsminister Enderlein, FDP, über die Europa-Uni) einen Schuß vor den Bug. Bisher, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates Dieter Simon, hätte keine der "Euro-Unis" in Passau, Konstanz, Trier oder Saarbrükken die Versprechungen ihrer Namensgeber einlösen können. Den implizierten Vorwurf des Etiketten-Schwindels wies man heftig zurück. Gründungsrektor Ipsen konstatierte einen starken wissenschaftspolitischen Bedarf an Ostorientierung und verwies auf die schon geschlossenen Kooperationsverträge mit den polnischen Universitäten in Poznan, Wrozlaw und Szczezin (Posen, Breslau und Stettin).

Mit ihrem Konzept - grenzüberschreitend, europaorientiert und vornehmlich deutsch-polnisch ausgerichtet - könne durchaus das entstehen, was Enderlein in seiner Gründungsrede eine "europäische Begegnungsuniversität" nannte, "in der Professoren und Studierende aus zahlreichen Ländern Europas in interdisziplinären Studiengängen und Forschungsrichtungen zusammenarbeiten werden".

Statt Bollwerke der eigenen gegenüber einer fremden Kultur zu sein, so Ipsen, müßten die Bildungseinrichtungen in Grenzgebieten Brückenfunktionen wahrnehmen. Von der Tragfähigkeit der Brücken hängt das Gelingen der europäischen Integration ab!

Die Bedenken des Wissenschaftsrats- Vorsitzenden wiegen jedoch schwer. Das Gremium, dem er vorsteht, muß das Frankfurter Konzept evaluieren - unbedingte Voraussetzung für finanzielle Unterstützung durch den Bund (d. h. immerhin die Hälfte der ca. 280 Millionen Mark Investitionskosten). Vor Ende des Jahres, meint Kanzler Schmücker, der gerne auf die europarekordverdächtigen 13 Monate zwischen Gründung und Studienbeginn verweist, sei mit einer Entscheidung der Evaluierungs-Kommission nicht zu rechnen. Um keine weitere Zeit zu verlieren, geht man zwar mit langfristig leeren Taschen, aber vorerst vollen Hörsälen in die akademische Saison.

Insgesamt vierzig Lehrstühle hat die Frankfurter Universität international ausgeschrieben, 900 Bewerber klopften an die Tür, mit 14 Professoren beginnt das erste Semester. Nicht ganz so rasch scheint sich die Neugründung unter den potentiellen Studenten herumgesprochen zu haben. 600 Studienplätze waren zu vergeben, und kaum ein Bewerber mußte weggeschickt werden.

So hat auch Ines Dönitz aus Krefeld, eine der 36 Studienanfänger aus Westdeutschland, eher durch Zufall von dieser Gelegenheit erfahren, ohne Numerus- Clausus-Hürde einen der begehrten Jura- Studienplätze zu bekommen. Zwar fanden ihre Freunde daheim die Entscheidung, so tief im Osten zu studieren, "eher mutig". Doch bei gesichertem Wohnheimplatz, einem Betreuungsverhältnis von (vorerst) 40 zu 1 und der inhaltlichen Europa-Ausrichtung des Jurastudiums, könnte "das hier vielleicht sogar Spaß machen", obwohl ihr die Existenz von nur einer großen Einkaufstraße schon etwas von ihrem Mut genommen habe.

Mit dem festgeschriebenen Anteil von einem Drittel polnischer Studenten, wird der Brückenschlag zwischen West- und Osteuropa erst konkret. Als Koordinator für Auslandsfragen der Universität weiß Krzystof Wojciechowski, daß dieses Novum in der bundesdeutschen Wissenschaftsgeschichte für die polnischen Bewerber mit einem Hürdenlauf verbunden war. Der begann bei deutschen Konsulaten in Polen, die die übersetzten Abiturzeugnisse beglaubigen mußten ("Die meisten wußten nichts davon, lehnten ab oder beglaubigten ohne nähere Prüfung der Originale") und endete vor einer Prüfungskommission in Warschau.

"Wir wollen die Besten haben", begründet Wojciechiowski diese Tests - nur die Hälfte der Bewerber wurde zugelassen. Mit den Tücken der Bürokratie kämpft der Koordinator statt verbissen eher mit diskretem Charme. Eine kleine Europa- Flagge am Revers bezeichnet den Platz des mit einer deutschen Frau verheirateten Polen als wissendem Mittler zwischen den Welten und wenn nötig auch als glaubwürdigen Anwalt seiner Landsleute. Sie erhalten ein Stipendium ihres Landes, erklärt er, in Höhe von umgerechnet 80 Mark pro Monat. Dazu komme ein Zusatzstipendium der Krupp-Stiftung von 300 Mark. Abzüglich Krankenversicherung und Studiengebühren bleiben 290 Mark: Studieren an der Grenze Europas. Trotz aller Probleme ist Wojciechowski guter Dinge, denn das Europa-Universitäts-Projekt wird in seinem Land sehr ernst genommen. So will z. B. Polen in Slubice ein Internat für die polnischen Europa-Studenten für 36 Milliarden Sloty errichten. Der Etat für das gesamte polnische Hochschulwesen eines Jahres beträgt im Vergleich derzeit gerade einmal 100 Milliarden Sloty! Außerdem entsteht jenseits der Oder ein "Collegium polonicum", dessen Vorlesungssäle für den wissenschaftlichen Diskurs über Kernfragen deutsch-polnischer Probleme und die Osteuropa-Forschung genutzt werden sollen.

Bis zur Jahrtausendwende soll die Europa-Universität auf 10 000 Studienplätze anwachsen. In dieser zweiten Ausbaustufe will man dann auch über neue Studiengänge nachdenken - Zukunftsmusik. In Frankfurt an der Oder wird morgen das erste Akademische Jahr mit einem Festakt und einer Theateraufführung eröffnet.

So richtig interessant wird es für Marek aber erst am Abend werden. Dann nämlich soll im Irish Pub in der Frankfurter Innenstadt noch eine Studenten- Party steigen! In der Nacht wird er schließlich durch die schlafende Stadt zurückgehen, rechts zur Oder abbiegen und nach Hause laufen. Gott sei Dank, mag er denken, hat diese Festung keine Zugbrücke! KARSTEN KIESANT

Fahrlässiges Drachenspiel kann todernst werden

KREIS GROSS-GERAU. Das Windspiel mit einem Drachen kann todernst enden. Dann nämlich, wenn er sich in einer Hochspannungsleitung verfängt und über die Schnur einen lebensgefährlichen Stromstoß nach unten schickt. Aber auch, wenn der Drachen auf eine Straße stürzt oder mit tieffliegenden Flugzeugen und Hubschraubern zusammenstößt, kann es zu schweren Unfällen kommen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt hat jetzt, wie in jedem Herbst, zur Vorsicht gemahnt und auf die gesetzlichen Vorschriften hingewiesen.

Um den Flugverkehr nicht zu gefährden dürften Drachenschnüre nicht länger als 100 Meter sein. Nach einer Faustregel sollte der Abstand von Freileitungen mindestens das Doppelte, besser das Dreifache der Drachenschnurlänge betragen. Dies gelte auch für Landstraße und - wegen tieffliegender Polizei- und Rettungshubschrauber - für Autobahnen. Bei Flugplätzen müsse ein Abstand von mindestens drei Kilometern eingehalten werden. leo

"Befugnisse nicht aushöhlen EG-Kommission verteidigt vor dem Gipfel ihre Zuständigkeiten Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 13. Oktober. Gegen eine Aushöhlung geltender Befugnisse der Europäischen Gemeinschaft auf dem bevorstehenden Sondergipfel der zwölf EG-Regierungschefs in Birmingham hat sich die Brüsseler EG-Kommission stark gemacht. Im Mittelpunkt des Treffens der Regierungshäupter am Freitag soll eine gemeinsame Erklärung stehen, mit der die Beseitigung der "Ängste" der Bevölkerung vor dem sogenannten Brüsseler Zentralismus angestrebt wird.

Mit dem Entwurf einer Vereinbarung zwischen den gesetzgebenden Institutionen der Gemeinschaft - Kommission, Ministerrat der zwölf und Europa-Parlament - hat die Brüsseler EG-Exekutive sich deutlich gegen Bestrebungen Londons und Bonns gewandt, die bisherigen vertraglichen Zuständigkeiten zu verwässern. Gleichzeitig hat die von dem Franzosen Jacques Delors geleitete Kommission es aber nach Ansicht diplomatischer Kreise geschickt vermieden, sich eine eigene Zuständigkeit "über den Mitgliedstaaten" aus den Vertragsbestimmungen anzumaßen.

Jedoch wird die ausschließliche Zuständigkeit der Gemeinschaft für folgende Bereiche betont:

&blt; Für die Beseitigung der Hindernisse zur Freizügigkeit der Menschen sowie im Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten.

&blt; Für die gemeinsame Handelspolitik gegenüber allen fremden Staaten.

&blt; Für die allgemeinen Wettbewerbsregeln innerhalb der Gemeinschaft.

&blt; Für die Organisation des gemeinsamen Agrarmarkts.

&blt; Für die Erhaltung der Fischbestände im EG-Seebereich.

&blt; Für die "wesentlichen Elemente" der Verkehrspolitik (innerhalb der EG und mit wichtigen Nachbarländern wie Österreich und der Schweiz).

&blt; Für die künftige einheitliche Währungs- und Wechselkurspolitik gemäß der im Maastrichter Vetrag angepeilten Wirtschafts- und Währungsunion.

Ampel erhält ein gelbes Blinklicht

USINGEN. Eine gute Nachricht für Fußgänger: Die Kreuzung Neutorstraße/ Stockheimer Weg / Wilhelm-Martin- Dienstbach-Straße wird für sie sicherer. An der Ampelanlage wird in den nächsten Tagen ein zusätzliches gelbes Blinklicht installiert.

Es soll den abbiegenden Autofahrern signalisieren, daß die Fußgänger - überwiegend Schülerinnen und Schüler der nahegelegenen Grundschule - den Vortritt haben, wenn für beide Verkehrsteilnehmer die Ampeln gleichzeitig auf Grün stehen. cn

Quer gedacht

Verteidigungsminister Volker Rühe ist wohl der richtige Mann am falschen Platz im Bonner Kabinett. Nicht nur, weil der frühere CDU-Generalsekretär als einer der wenigen in Kohls Ministermannschaft immer wieder die "Gerechtigkeitslücke" bei der Finanzierung der deutschen Einheit rügt. Diese gerade vom linker Neigungen unverdächtigen RWI- Institut bestätigte soziale Schieflage zählt inzwischen zu den größeren Hindernissen beim Aufschwung Ost. Auch Rühes Forderung nach einem "Neuanfang" bei der Herstellung der deutschen Einheit signalisiert seine Unzufriedenheit mit dem Kurs der zuständigen Kollegen im Wirtschafts-, Arbeits- und Finanzressort, die immer schon alles "richtig" gemacht haben wollen.

Freilich nützt es auch dem mutigsten Verteidigungsminister, der gern in fremden Revieren wildert, nichts, wenn er stets nur die Backen bläht und den Mund spitzt. Nun muß er endlich pfeifen lernen, damit nicht wieder falsche Erwartungen entstehen mit um so größerer Enttäuschung hinterher. Diese Gefahr gibt es ohnehin nach Kohls Eröffnungssalut für den angekündigten "Solidarpakt", an dem sich nun hinter den Kulissen eine Vielzahl von Experten- und Arbeitsgruppen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften versuchen - mit ungewissem Ausgang.

Wenn Volker Rühe nur aus Karrieregründen gegen den Strich bürstet, hätte er besser bei seinen Leisten bleiben sollen. Wenn er aber querdenkt, um aufzurütteln, dann reicht es nicht, nur recht zu haben. Er muß auch recht kriegen, um sich für Höheres zu empfehlen.

rds (Bonn)

Was tun, wenn das Kind Atemnot hat?

OBERTSHAUSEN. Pseudokrupp - ein Reizwort für viele Eltern von Kindern bis zu sechs Jahren in der Region. Woran erkennt man die Symptome, was kann man tun um Schlimmeres zu vermeiden. Oder: das Kind hat Atemnot - wie kann man helfen? Der Malteser-Hilfsdienst veranstaltet einen Lehrgang "Erste Hilfe im Kindernotfall", um Eltern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich in lebensbedrohlichen Situationen verhalten können.

Ausbilder Hartmut Sperlich will helfen, daß Eltern lebensbedrohliche Zustände beim Kind erkennen, auf Notfallsituationen psychisch besser vorbereitet und über die Gefahren wichtiger Kinderkrankheiten besser informiert sind.

Der Lehrgang beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 19 Uhr im Rathaus Beethovenstraße in Obertshausen; er kostet 35 Mark. Anmeldungen unter Rufnummer 0 61 04 / 46 00. dok

Kleine FR · Kleine FR

Flach-Disput ist ausverkauft BAD HOMBURG. Wer noch keine Eintrittskarte für den Karl-Hermann-Flach- Disput am Montag, 19. Oktober, hat, muß vor der Tür des Kirdorfer Bürgerhauses bleiben. Die Karten sind ausverkauft. Wanderer am Stammtisch BAD HOMBURG. Die Wandergruppe des TSV Ober-Erlenbach trifft sich am heutigen Mittwoch, 14. Oktober, um 20.15 Uhr im Clubraum der Turnhalle zum Stammtisch. Es geht unter anderem um den Volkswandertag am 18. Oktober. Heut' geht's in die Usa-Wellen FRIEDRICHSDORF. Zusätzlich zu den Fahrten ins Thermalbad bietet die Stadt älteren Menschen im Winterhalbjahr am Mittwoch, 14. Oktober, wieder die Möglichkeit, ins Usa-Wellenbad (Bad Nauheim) zu fahren. Der Bus startet in Burgholzhausen (Haingrabenstraße) um 9 Uhr und hält in Seulberg (Am Placken und Berliner Straße), Friedrichsdorf (Wilhelmstraße und Haltestelle bei Hornig) und in Köppern an der Linde (9.20 Uhr).

Rückfahrt um 11.45 Uhr bzw. 12 Uhr. Auskunft Tel. 0 61 72 / 731-284.

Traumgestalten auf engem Raum Rodheimer Galerie zeigt Werke Max Beckmanns

ROSBACH. Kaum jemals erschließt sich der Maler Max Beckmann dem Betrachter ganz allein durch eine intensive Versenkung in seine Bilder. Seine aus Mythen und Geheimlehren entwickelte Symbolik, seine grell-überzeichneten Figuren mit fast kultischem Gestus - seltsam willenlose, nicht selten leidende, aber fast immer auf engem Raum verdichtete Traumgestalten - bilden zusammen mit stets wiederkehrenden Symbolen wie den Fischen oder der Verstümmelung eine ganz private Mythologie, die schier unentwirrbar scheint.

Max Beckmann, 1884 in Leipzig geboren, gilt als einer der bedeutendsten, zugleich aber wohl auch untypischsten Expressionisten Deutschlands - eines Deutschlands, das ihm unter Nazi-Herrschaft 1933 die Lehrerlaubnis an der Frankfurter Städelschule entzog, ihn als "entarteten Künstler" diffamierte und ihn 1937 schließlich zur Emigration zwang.

Die künstlerische Entwicklung Beckmanns, der erst sehr spät zu seinem unverwechselbaren Stil fand und der zunächst eher gegenständlich und dann spätimpressionistisch begann, läßt sich noch vor seinen in kraftvollen Farben gehaltenen Gemälden an an seinen Zeichnungen und Graphiken nachvollziehen.

Rund 120 Holzschnitte, Lithographien und Radierungen aus den Jahren 1911 bis 1948 (Beckmann verstarb 1950 in New York) sind jetzt in einer Verkaufsausstellung der Kunstgalerie Rodheim zu sehen. Der Stilwandel Beckmanns, der zeitlebens gegen alles Gefällige und Dekorative angemalt und -gezeichnet hat, der mit seinen Arbeiten zu den wesentlichen Dingen, die hinter den Lebenserscheinungen stehen, vorzudringen suchte, zeigt sich vor allem an seinen Figuren, die er in späteren Jahren zunehmend verzerrt abbildet und in gefängnisartige, schiefwinklige Räume preßt.

Beckmanns zeichnerische Fähigkeiten haben seine Gemälde stark geprägt: Bei kaum einem andereren künstlerischen Zeitgenossen erreichte die Linie in der Malerei eine solche Präzision. Stets scheinen Beckmanns Bilder und Zeichnungen im Gegensatz zur thematisch befreiten Formsprache vieler seiner Kollegen von der inhaltlichen Symbolik seiner geheimnisvollen Bildsprache dominiert - auch in dieser Hinsicht bleibt er ein Außenseiter unter den Expressionisten. Kunst im Sinne der politischen Linken hat er nicht gemacht. Eher verweist das Werk Beckmanns da schon in den Bereich der Esoterik. Opfer und Täter sind in seinen Werken nicht unterscheidbar, alle Wesen scheinen Spielbälle einer ganz offenkundig dem Menschen nicht wohlgesonnenen göttlichen Macht.

Vom Betrachter wünschte sich der "Katastrophenmaler" Beckmann einst, er möge bewußt oder unbewußt denselben "metaphysischen Code" in sich tragen wie er selbst. Eine Anforderung, der wohl nur wenige gerecht werden. Doch mag es eben jenes Stück verbleibender Unverständnis sein, das für die anhaltende Faszination seiner Bilder sorgt.

Vor zehn Jahren hat der 57jährige Rodheimer Kunsthändler Manfred Karowski schon einmal große Teile des zeichnerischen und graphischen Werks des Expressionisten vorgestellt. In der jetzigen Ausstellung, die bis zum 8. November täglich von 15 bis 18.30 Uhr in der Straße An der Mergel 16 zu sehen ist, hat er sie nochmals erweitern und um Exponate späterer Jahre, wie etwa dem lithographfischen "Apokalypse"-Zyklus von 1941/42 ergänzen können.

Die Kunstgalerie Rodheim besteht seit nunmehr 15 Jahren. Kunsthändler Karowski, in dessen Besitz sich die ausgestellten Werke auch befinden, hat in dem Rosbacher Stadtteil schon mit einer Reihe von Ausstellungen namhafter Maler auf sich aufmerksam machen können. Der Liebhaber impressionistischer und expressionistischer Kunst sammelt zwar schon seit fast 40 Jahren, hat aber erst spät den Kunsthandel als Profession für sich entdeckt.

Kunst ist nach der Erfahrung von Manfred Karowski, der darüber keineswegs glücklich ist, "unermeßlich teuer" geworden. Beckmann-Graphiken etwa hätten aufgrund der Popularität des zum 100. Geburtstag mit einer großen Frankfurter Ausstellung gewürdigten Künstlers eine immense Nachfrage und damit auch Preissteigerung erfahren. Eine Verteuerung um das Vierfache in nur zehn Jahren sei keine Seltenheit. Andere, extreme Beispiele belegten diesen Trend: Die Beckmann-Radierung "Selbstbildnis mit steifem Hut" sei noch 1982 für rund 12 000 Mark verkauft worden. Heute werde das Werk für 170 000 Mark gehandelt.

JÖRG MUTHORST

Firmen-Telegramm

Nickel-Werke steigen im Osten ein Die Vereinigten Deutschen Nickel Werke in Nordrhein-Westfalen übernehmen das Auerhammer Metallwerk im sächsischen Aue. Die Erwerber wollen zehn Millionen Mark in das Unternehmen investieren. 200 Beschäftigte sollen übernommen werden. Früher arbeiteten dort 1678 Männer und Frauen. TNT steigert Umsatz kräftig Das Frachtunternehmen TNT Express hat im abgelaufenen Geschäftjahr 1991/92 seinen Umsatz um knapp 30 Prozent auf 265,7 Millionen Mark ausgebaut. Die Zahl der ausgelieferten Sendungen stieg um ein Viertel auf 4,2 Millionen. Allein während des Poststreiks im Mai hat TNT das wöchentliche Volumen verdoppelt. Der Jahresüberschuß wird mit 3,3 Millionen Mark beziffert. Ex-Springer-Manager geben Rat Peter Tamm, jahrelang Vorstandschef von Axel Springer, hat zusammen mit einer Reihe ehemaliger Kollegen die Gesellschaft für Medienberatung und Entwicklung (GME) gegründet. Einzelheiten über die Ziele der GME sollen kommende Woche bekanntgegeben werden. Bei dem Projekt mischt auch der ehemalige Chefredakteur von Bild, Hermann Tiedje, mit.

Lafontaine stützt Engholms Linie "Niemand in SPD will politisch Verfolgten Asylrecht nehmen" Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel

BONN, 13. Oktober. Beim bevorstehenden Sonderparteitag der SPD muß nach Ansicht des stellvertretenden Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine "ein Antrag zur Asylpolitik verabschiedet werden, der den Kurs des Parteivorsitzenden Björn Engholm stützt". Das werde zwar "vielleicht schwierig", sagte Lafontaine am Dienstag im Gespräch mit der FR, "aber die beiden großen Parteien müssen im Interesse der Stabilität unserer Demokratie eine Lösung finden, die die Zuwanderung begrenzt und in der Bevölkerung die Aufnahmebereitschaft für die wirklich politisch Verfolgten erhält". Sonst sei zu befürchten, "daß bei der nächsten Bundestagswahl 20 Prozent rechtsextreme Parteien wählen und die Asylfrage dann in einer Weise geregelt wird, wie sie kein Sozialdemokrat wollen kann".

Lafontaine, der die Antragskommission für den Bonner Parteitag Mitte November leitet, sagte angesichts der Stimmung von Landes- und Bezirksparteitagen gegen eine Grundgesetzänderung: "Immer noch herrscht das große Mißverständnis vor, daß der Parteivorstand das Asylrecht für die wirklich politisch Verfolgten beschneiden wolle. Aber niemand unter den Sozialdemokraten will den politisch Verfolgten das Asylrecht nehmen." Es gehe lediglich um das Verfahren: "Wie können angesichts von über 400 000 Antragstellern im Jahr die offensichtlich nicht politisch Verfolgten frühzeitig aus dem Asylverfahren herausgehalten werden?" Wenn es gelinge, dieses Mißverständnis auszuräumen, "wird Björn Engholm auf dem Bundesparteitag eine deutliche Mehrheit erhalten".

Es gehe um eine Harmonisierung der Zuwanderung in Europa und um ein "Einwanderungskontrollgesetz" in Deutschland, sagte Lafontaine. Dafür sei eine Verfassungsergänzung "zwingend erforderlich". Wer wolle, daß Asylbewerber, die in anderen europäischen Staaten bereits abgelehnt wurden, in Deutschland nicht noch einmal das ganze Verfahren durchlaufen, müsse sich zu einer Grundgesetzänderung bereit finden. "Wir sind verpflichtet, eine Lösung zu finden, die den politisch Verfolgten Aufnahme garantiert und gleichzeitig die Zuwanderung wirksam begrenzt. Das ist zwingend notwendig, um dem aufkommenden Rechtsradikalismus und Ausländerhaß die Grundlage zu entziehen."

Der vom SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck verbreiteten Andeutung, mit der Asylentscheidung stehe auch Björn Engholm als Parteichef auf dem Spiel, widersprachen einige Abgeordnete des linken Flügels. Detlev von Larcher, Sprecher des "Frankfurter Kreises", wertete Strucks Äußerung als "Pression" (Druck), die Abgeordneten Albrecht Müller und Horst Peter "als Zeichen von Nervosität wegen voraussichtlichen Fehlens einer Mehrheit". SPD-Präsidiumsmitglied Christoph Zöpel warnte, es "sollte besser hundertmal als nur zehnmal nachgedacht werden, bevor zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems ein Grundrecht geändert wird". Gemeinden verklagen Landesregierung

STUTTGART (AFP). Wegen der Zuweisung von Asylbewerbern haben 30 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg eine Klage gegen die Landesregierung angekündigt. Durch den Staatsgerichtshof des Landes solle festgestellt werden, daß es sich bei der Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern um eine "originär staatliche und nicht um eine kommunale Aufgabe" handelt, teilte der Gemeindetag am Dienstag in Stuttgart mit. 30 weitere Kommunen wollten sich der Klage anschließen.

Elterninitiative zählt schon 116 Mitglieder

HAMMERSBACH. Die Elterninitiative Hammersbach ist inzwischen auf 116 Mitglieder angewachsen. Als ein Mitglied wird bei ihr in der Regel eine ganze Familie gerechnet.

Der Zuwachs ist in diesen Wochen offenbar so rapide gewesen, daß in der gleichen Mitteilung des Vereins noch berichtet wurde, daß Familie Nöll kürzlich als 100. Mitglied aufgenommen und wegen der runden Zahl feierlich mit einem Präsent begrüßt wurde. Ul

Theatercollage über Columbus für Kinder

HOCHHEIM. "Clombus verrückt die Welt" ist der Titel einer kritischen Theatercollage um und über Christoph Columbus. Das Stück für Kinder ab sieben Jahren führt das Theaterhaus Alpenrod am Donnerstag, 19. Oktober, 15.30 Uhr, im Theater im Keller, Hochheimer Hof, auf.

Das Ensemble erzählt die Geschichte des Seefahrers ein wenig anders: Da kommt Bernardo, Freund von Columbus und Sohn eines Gemüsehändlers, zu Wort, wird in seinem Tagebuch geblättert. Karten gibt es im Vorverkauf und beim TIK, Telefon 0 61 46 / 70 85. kkü

Auf einen Blick

Einen Ikebana-Kurs bietet die katholische Gemeinde Herz Jesu an. Anmeldungen sind noch bis 20. Oktober im Pfarrbüro unter Tel. 41 21 24 möglich. im/40

Turngemeinde 1860 Bornheim: Ab sofort gibt es Eintrittskarten (zehn und 13 Mark) für das traditionelle Lerchenherbst-Weinfest des Vereins (24. Oktober) in der Geschäftsstelle, Berger Straße 294 (Tel. 45 34 90), sowie bei Spielwaren-Meder, Berger Straße 198 (Tel. 45 98 32). od/41

Kleine FR

Kandidaten der SPD-Mitte Ortsvorsteher Felix Gabor vom Ortsbezirk-Mitte wurde Spitzenkandidat der SPD für den Ortsbeirat. Ihm folgen auf Platz zwei und drei der Kandidatenliste der Stadtverordnete Stefan Wolf und Roland Presber. Pip im Rotzfratzenland Das Herbstprogramm in der Bierstädter Bibliothek beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, 15.30 Uhr, mit einem Puppenspiel für Jungen und Mädchen ab sechs Jahren. Das Marionettentheater "Traumkiste" spielt das Stück "Pip im Rotzfratzenland".Jazz-Frühstück im Café Cicero Die Oliver-Klenk-Band spielt am Sonntag, 18. Oktober, 11.30 Uhr, zum "Jazz- Frühstück" im Cicero, Kirchgasse 50. Gudrun Pausewang liest Die Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang ist am Montag, 19. Oktober, zu Gast in der Landeshauptstadt. Um 10 Uhr liest sie in der Aula der Geschwister-Scholl- Grundschule in Klarenthal aus ihren Büchern. Abends wird sie um 20 Uhr in der Bibliothek der Theodor-Fliedner-Schule in der Biegerstraße zur Autorenlesung erwartet. Abenteuerfilm im Schloß In der Reihe "Filme im Schloß" zeigt das Kulturamt am Dienstag, 20. Oktober, um 18.30 Uhr und um 20.45 Uhr die Originalfassung des phantastischen Abenteuerfilms "Raiders of the Lost Ark" von Lawrence Kasdan. Der Streifen flimmert im Biebricher Schloß über die Leinwand. Atemholen zum Leben "Atemholen zum Leben" nennt sich eine Gesprächsgruppe, die am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte, Emser Straße 3, beginnt. Anmeldungen werden unter Tel. 0611 / 52 40 15 erbeten. Mickymaus und Tradition Über den Zerfall der sozialistisch geprägten Gesellschaft in Polen und dem zunehmenden Einfluß "westlicher" Moral spricht der Schriftsteller und Journalist Zbiginiew Bauer auf Einaldung des Deutsch-Polnischen Vereins am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr im Cafe Cicero, Kirchgasse 50. Titel des Vortrags: "Mickymaus und Tradition". Maastricht - ein Ärgernis? FDP-Landesvorsitzender Dr. Wolfgang Gerhardt ist am Mittwoch, 21. Oktober, um 18 Uhr Gast der Europa-Union. In der Villa Clementine, Wilhelmstraße / Frankfurter Straße, wird er über "Maastricht - ein Ärgernis?" sprechen. Ein anderer Spaziergang Zu einem "anderen Spaziergang" durch Wiesbaden lädt die SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul für Samstag, 17. Oktober, um 15.30 Uhr ein. Treffpunkt ist am Marktbrunnen auf dem Schloßplatz. Vom Rathaus geht es zum Kurhaus bis zur Dietenmühle, der Abschluß ist im Cafe Hahn in der Sonnenberger Straße geplant.Schwarzweißfotos von der Partnerstadt

WIESBADEN. Der Dresdner Dokumentarfotograf Jörg Schöner hat mit Unterstützung der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Wissenschaft, Erziehung und Kultur, eine Bestandsaufnahme des historischen Stadtkerns von der Wiesbadener Partnerstadt Görlitz erarbeitet. Die Ausstellung umfaßt 80 Bilder und wird vom 18. Oktober bis 21. Februar 1993 im "Steinsaal" des Museums in der Friedrich-Ebert-Allee 2 gezeigt.

Aus den Schwarzweißfotos von der zerstörten, verkommenen oder restaurierten Bausubstanz lassen sich gesellschaftliche Zusammenhänge ablesen. Nicht um die Denkmaltopografie geht es Jörg Schöner, sondern um den "historisch gewachsenen und verfallenden Lebensraum".

Die Fotoausstellung ist dienstags von 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Sonderführungen können telefonisch vereinbart werden. Rufnummer: 0611 /3682170. Der Eintritt kostet vier Mark. Im nächsten Jahr wird sie auch in Görlitz zu sehen sein. maf

FDP fürchtet offene Drogenszene

WIESBADEN. Die FDP-Stadtverordneten fürchten eine "offene Drogenszene in Wiesbaden", nachdem Frankfurts Oberbürgermeister seine Stadt von den Suchtkranken "säubern" und sie in die Heimatorte zurückschicken möchte. Die Liberalen sehen "unverzüglichen Handlungsbedarf", denn der Drogendeal gehe mit Beschaffungskriminalität einher. "Wie anders sollte es einem Süchtigen möglich sein, sich täglich Drogen für 100 oder 150 Mark auf legale Weise zu beschaffen?" Die freidemokratischen Abgeordneten fordern deshalb den Magistrat auf, innerhalb von vier Wochen einen Maßnahmenkatalog vorzulegen, wie dem Drogendeal in Wiesbaden begegnet werden soll.

In diesem Zusammenhang kritisiert die FDP im Stadtparlament die SPD-geführte Landesregierung, die sich aus der Verantwortung gestohlen habe. "Sie hat eine von der FDP-Landtagsfraktion geforderte Drogenkonferenz Rhein-Main mit Vertretern der Ärzte, Polizei, Drogenhilfe, den zuständigen Beamten und Politikern in Stadt und Land abgelehnt." maf

Auto unverschlossen - 68 000 Mark gestohlen

68 000 Mark wurden am Montagnachmittag einem 29jährigen Geldboten am Eschenheimer Tor gestohlen. Das Geld sowie diverse Bar- und Verrechnungsschecks, die der Bote zu einer Bank bringen sollte, waren in einer Tasche verstaut, die auf dem Beifahrersitz seines Autos stand.

Der Mann hatte nach eigenen Angaben das unverschlossene Auto in der Nähe eines Kiosks am Eschenheimer Tor für kurze Zeit verlassen.

Als er wenige Minuten später zurückkam, waren Geld und Schecks verschwunden. fra

Festabend mit süßem Apfelwein Die Vogel- und Naturschutzgruppe Arnsbach feiert Jubiläum

NEU-ANSPACH. Die Vogel- und Naturschutzgruppe Hausen-Arnsbach feiert am Samstag, 17. Oktober, ihr zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß lädt der Verein um 20 Uhr zu einem Festabend ins Dorfgemeinschaftshaus ein. Für Unterhaltung sorgen unter anderem eine Bilddokumentation, Süßer aus eigener Ernte und eine Tanzkapelle.

Die Bilanz des Vorsitzenden Guntram Löffler, der von Anfang an dabei ist, fällt für die Fauna und Flora in der Dorfgemarkung erfreulich aus. "Die Artenvielfalt hat sich belebt. Es sind wieder Pflanzen da, die man schon lange nicht mehr gesehen hat." Das gilt auch für die Tierwelt. Auf der 2,5 Hektar großen Wiesenfläche, die die Gruppe betreut, fühlen sich wieder Rebhühner heimisch, und die Schmetterlinge, so Löffler, flatterten in diesem Jahr so zahlreich wie noch nie.

Vor zehn Jahren gründeten rund 20 Naturfreunde die Gruppe, um zwei ältere Vogelfreunde zu unterstützen, die eine Reihe von Nistkästen pflegten. Seitdem wuchs die Zahl von Vogelschützern und Nistkästen stetig an. Heute überwachen um die 50 Mitglieder die etwa 200 Kästen in der Gemarkung.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sind die Feuchtwiesen. Die Mitglieder hoben zwei Tümpel aus, in denen sich mittlerweile Molche, Frösche und Kröten tummeln. Die Naturschützer waren zudem die ersten in der Gemeinde, die eine Bachpatenschaft übernahmen. Außerdem griffen sie immer wieder zu Spaten und Schaufel, um die Streuobstwiesen zu erhalten: Sie halfen mit, rund 600 Hochstamm-Obstbäume im Raum Anspach zu pflanzen.

Die Erfolgsbilanz ist allerdings nicht ohne Wermutstropfen. "Der Schwung der ersten Stunde ist ein bißchen verflogen", gesteht der Vereinsvorsitzende und wünscht sich für die Zukunft mehr aktive Mitglieder. "Aufgaben gibt es genug in der Landschaft", sagt Löffler und denkt dabei an die zunehmenden Flächenstillegungen. Um frischen Wind in den Verein zu bringen, will der Vorsitzende im nächsten Jahr sein Amt abgeben. cn

SDW fordert von Kommunen in einem Rundschreiben naturgemäße Waldwirtschaft Ruppiger Umgang mit Stämmen Mängel bei der Pflege

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein Knall zerreißt die Luft. Die kleine Gruppe von Spaziergängern auf dem Hofheimer Waldfriedhof bleibt erschrocken stehen. Ob das ein Treffer auf der nahe gelegenen Schießsportanlage war? Oder hat da etwa der Herbststurm einen Baum umgelegt? Ein paar Schritte weiter im Wald Richtung Lorsbach liegt des Rätsels Lösung. Von einer riesigen Buche hat der Wind ein baumlanges Stück abgespalten. Wenige Meter vor dem einsam im Wald liegenden rot getünchten Haus krachte der riesige Ast herunter . . .

"Windbruchschäden" dieser Art sind nur ein Teil der Mängelliste, die der Kreisvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Horst Mauer, in einem Schreiben an alle Kommunen des Main-Taunus-Kreises aufstellte. Das Anliegen Mauers und seines 400 Mitglieder starken Vereins: Die Kommunen sollen einer naturgemäßen Waldwirtschaft den Vorzug vor einer an wirtschaftlichen Maßstäben orientierten geben. Wegen der verheerenden Auswirkungen der Stürme und der "allgemein besorgniserregenden Waldschäden" sei dies "dringend notwendig". Auch der Waldrand und Wiesen sollten naturgemäß gepflegt werden.

"Wenn unsere Mitglieder mit offenen Augen durch den Wald gehen, sehen sie, wie ruppig Firmen mit den gefällten Stämmen umgehen, die bewegt werden sollen", sagt Horst Mauer. Schwere Unimogs rollten über den Waldboden, rissen rücksichtslos Äste ab oder beschädigten junge Bäume. Ökologisch orientierten Waldarbeiten sollte daher der Vorrang vor "maschinengerechtem Waldbau" gegeben werden, der den Einsatz schwerer Maschinen und Fahrzeuge verlange.

Die Naturfreunde beobachteten im Wald zudem "vielfach erhebliche Mängel in der Bestandspflege". Mauer nimmt die dafür zuständigen Forstleute, denen er seinen Brief ebenfalls schickte, aber gleich in Schutz: "Die Forstverwaltung kann nichts dafür." Personalknappheit, Einsparungen und Finanzmangel führten dazu, daß "vielfach wichtige Dinge im Interesse des Waldes unerledigt bleiben". Hier möchte der SDW-Vorsitzende auch die Kommunen ansprechen. Vielleicht hätten die ja "hier und da Möglichkeiten, Geld bereitzustellen". Resonanz auf seinen Ende September verschickten Brief erfuhr Mauer allerdings noch nicht. "Vielleicht weil das Forstamt für alle Kommunen den Wald verwaltet und das Schreiben ebenfalls bekam."

Bei dem Leiter des Staatlichen Forstamtes in Hofheim, Hans-Dieter Treffenstädt, rennt Mauer freilich "von der globalen Zielrichtung her" offene Türen ein. Teilweise stünden die Forderungen der Naturschützer schon in den mittelfristigen Planungen drin. Diese Pläne werden alle zehn Jahre von Kommunen, Forstamt und der Hessischen Forsteinrichtungsanstalt in Gießen gemeinsam erarbeitet und derzeit wieder neu aufgestellt.

Darin ist festgelegt, mit welchen Zielrichtungen die Forstämter rund 6000 Hektar Wald im Kreis verwalten. Den Löwenanteil besitzen die Kommunen. Doch während manche Orte in Hessen noch angewiesen sind auf die Einnahmen aus der Waldwirtschaft, ist die Zielsetzung bei den Main-Taunus-Kommunen eine andere. Treffenstädt: "Wenn Konflikte zu wirtschaftlichen Zielen entstehen, entscheiden sich die Kommunen eher für die Variante Naturschutz und Erholung." Mauer appelliert freilich dafür, Waldwege auch einmal zuwachsen zu lassen, um Wild und Pflanzen mehr Raum zu geben. "Die ökologischen Schutzfunktionen naturnaher Wälder für unsere Lebensgrundlagen sind unersetzbar."

SUSANNE HOERTTRICH

Wieder Skigymnastik

Schöneck. Seine Skigymnastik nimmt der SKV Büdesheim am Donnerstag, 22. Oktober, um 19 Uhr wieder auf. Leiter ist H. Weis, Ort die Schulturnhalle.

Die Teilnahmegebühren belaufen sich pro Quartal auf 30 Mark, pro Halbjahr auf 50. Kinder und Jugendliche zahlen pro Quartal 20 Mark.

Touristische Tips

Badenweiler serviert Ferderweißen

Herbstzeit ist Wanderzeit, auch im Weinland Baden. Darauf hat sich Badenweiler mit preisgünstigen Ferienprogrammen eingestellt (Auskunft: Kur- und Touristik GmbH, W-7847 Badenweiler, Telefon 0 76 32 - 7 21 10). Sieben Übernachtungen mit Frühstück werden in Hotels ab 514 Mark angeboten, Ferienwohnungen werden ab 452 Mark vermietet. Jetzt läuft auch im Markgräflerland die Weinlese; den Urlaubern wird der süffig-prikkelnde "Federweißer" mit Zwiebelkuchen serviert.

Bad Bergzabern im Winter günstiger

Preisgünstige Pauschalen offeriert Bad Bergzabern an der Südlichen Weinstraße von November bis März '93 (ausgenommen die "Hochsaison" vom 21. Dezember bis 8. Januar) Für einen Sieben-Tage-Aufenthalt im Ferien-Appartmenthaus zahlen zwei Personen 290 Mark, in einer direkt am Thermalbad gelegenen Ferienwohnung kostet die Übernachtung für zwei Personen 38 Mark. Thermalbaden kostet pro Stunde ab 8,50 Mark, das Kombi-Ticket mit Saunabesuch ist für 17 Mark zu haben. Auskunft gibt die Staatsbad GmbH, Kurtalstraße 25 in (W-6748) Bad Bergzabern, Telefon 0 63 43 - 88 11. Die Oberpfalz erkunden Insgesamt 160 Kilometer lang ist der neue "Oberpfalzweg", von der bekannten Dreifaltigkeitskirche "Kappel" bei Waldsassen bis nach Regensburg. Die Route führt durch die reizvollsten Regionen des Oberpfälzer Waldes und des Naturparks Vorderer Bayerischer Wald. Je nach Wunsch und Kondition kann der Weg in mehreren Etappen zurückgelegt werden. Auskunft auch über Pauschalen mit Gepäcktransfer gibt das Landratsamt, Postfach 1549, 8460 Schwandorf, Telefon: 0 94 31-4 73 52. Wanderpauschale am Feldberg Sieben Tage Urlaub machen, aber nur sechs Tage bezahlen. Dies ist das Motto der Wanderpauschale, zu der Menzenschwand am Feldberg in der Zeit vom 17. Oktober bis 14. November einlädt. Die Ferien im südlichen Schwarzwald kosten in Privatzimmern ab 156 Mark, wer ein Apartment für zwei Personen mietet, zahlt ab 288 Mark. Zum Programm gehören eine geführte Halbtagewanderung, Tanz- und Kegelabend. Auskunft, auch über Kinderermäßigungen: Kurverwaltung, 7822 Menzenschwand, Telefon 0 76 75-876.

Schloßkeller in herbstlichem Schuck

Auf Schloß Zeilitzheim in Zeilitzheim (bei Gerolzhofen in Franken) findet am 16. und 17. Oktober, jeweils ab 19.30 Uhr, das alljährliche Kellerfest statt. Der riesige Gewölbekeller des Schlosses ist von Kerzen beleuchtet und mit buntem Herbstlaub geschmückt. Es fließen Wein und Federweißer, es gibt fränkische Hausmannskost und Begleitmusik. Information und Anmeldung unter Telefon 0 93 81 - 93 89, täglich von 9 bis 12 Uhr.

Eifel-Programm für Gruppen

An Gruppen ab zehn Personen wendet sich Monschau in der Eifel mit einem Wochenend-Programm: ab 198 Mark pro Teilnehmer werden zwei Übernachtungen, Halbpension, Stadtführung, Besuch der Glashütte Monschau und weitere Extras geboten. Auskunft: Verkehrsamt (W-5108) Monschau, Telefon 0 24 72 - 33 00.

Abgelehnte Bewerberin überfiel Projektleiterin

Überfallen wurde am Montag abend die 45jährige, aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Projektleiterin einer Reinigungsfirma, nachdem sie drei Tage zuvor die Bewerbung einer 24 Jahre alten Landsmännin abgelehnt hatte. Die 24jährige Frau hatte der Projektleiterin in der Mannheimer Straße / Hafenstraße offensichtlich aufgelauert, berichtet die Polizei.

Die 45jährige wurde ins Gesicht geschlagen, getreten und mit einem Regenschirm traktiert. Außerdem wurden ihr 600 Mark aus der Handtasche gestohlen. Die Polizei fahndet inzwischen nach der 24jährigen, die ihren Wohnsitz in Frankfurt hat. fra

Schwaetzer gerät unter Beschuß Finanzminister weist Vorwürfe zurück / Gutachten contra Bonn

ptz BONN. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer ist wegen ihres Rufes nach einer Entlastung der ostdeutschen Wohnungswirtschaft unter Beschuß geraten. Die FDP-Politikerin verstehe es, ihre Anliegen "vermeintlich plausibel darzustellen", so der Vorsitzende des Arbeitskreises Finanzen und Haushalt der CSU- Landesgruppe im Bundestag, Klaus Rose. Dabei könne es schon mal passieren, daß Sachverhalte verdreht würden. Zurückgewiesen wird die Haltung der Bauministerin auch vom Bonner Finanzministerium.

Der von Schwaetzer am Montag wegen seiner restriktiven Haltung angegriffene Finanzminister Theo Waigel vertritt für Rose eine klare Linie. Waigel erwarte allerdings, daß die an anderer Stelle entlasteten neuen Bundesländer "die finanzielle Verantwortung für ihren Wohnungsbestand übernehmen". Bestandteil des von Bonn angebotenen Kompromisses sei, daß die ostdeutschen Wohnungsunternehmen einen Teil der künftig zu erwartenden Mieteinnahmen für "Tilgung und Zinsen der Altschulden" bereitstellten.

Schwaetzer hatte hingegen Waigel am Montag an eine aus ihrer Sicht andere Beschlußlage erinnert. Danach sollten bis Mitte 1995 die zusätzlichen Einnahmen aus Mieterhöhungen ausschließlich für die Modernisierung der Ost-Wohnungen genutzt werden. Dem habe Waigel zugestimmt. Diese Darstellung weist das Finanzministerium jetzt zurück. Weder im Kabinett noch beim Treffen der Bauminister am 27. Juni in Magdeburg habe es hierüber eine offizielle Vereinbarung gegeben. Waigel habe immer die Auffassung vertreten, daß ein Teil der Mieteinnahmen für Zinszahlungen einzusetzen sei.

Für Helmut Sikorski, Oberrechnungsrat beim Bundesrechnungshof, steht der Bund in der Pflicht. In einem Gutachten empfiehlt er, daß Bonn "zur Vermeidung einer Verfassungsklage" durch Ostländer die seit Beginn der Währungsunion auflaufenden Zins- und Tilgungsbeträge übernimmt. Beim Bestreben, planwirtschaftliche Subventionen abzubauen, sei in der Ost-Wohnungswirtschaft "offensichtlich erheblich über das Ziel hinausgeschossen worden". Das soziale Moment der deutschen Marktwirtschaft "erlaubt nicht nur, sondern gebietet sogar Subventionen wie sie zum Beispiel im Wohnungswesen vom Beginn der Bundesrepublik Deutschland an üblich sind", stellt Sikorski fest. Seiner Ansicht nach hätte die Bundesregierung verhindern müssen, daß auf die Wohnungsunternehmen nicht zu erwirtschaftende Zinsforderungen zukommen.

In seinem Gutachten meldet Sikorski außerdem Zweifel am Zustandekommen mancher Verbindlichkeiten an. Vielfach erscheine die Höhe der Darlehen willkürlich.Kindertheater:Das Stück "Tillie und die Mauer" wird gespielt

SCHÖNECK. Kindertheater mit "Wodo Puppenspiel" aus Mülheim / Ruhr bietet die Gemeinde Schöneck am Sonntag, 18. Oktober, ab 16 Uhr im Programmkino "Sternpalast".

Es wird dabei das Stück "Tillie und die Mauer" gespielt - nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Leo Lionni.

Der Eintritt beträgt vier Mark, das Stück ist für Kinder ab vier Jahren geeignet. Ul

Elternbeirat stellt seine Arbeit vor

ESCHBORN. Der Stadtelternbeirat der Kindertagesstätten ist am 1. Oktober vom Parlament per Satzung anerkannt worden. Bei einem Treffen am Mittwoch, 21. Oktober, will der Elternbeirat seine bisherige Arbeit vorstellen und Perspektiven für die Zukunft entwickeln. Dabei sollen auch Ideen und Anregungen der anwesenden Eltern und der gewählten Elternvertreterinnen und -vertreter einfließen.

Der Abend beginnt um 20 Uhr in der Verwaltungsstelle Niederhöchstadt an der Hauptstraße 297. she

Bad Nauheim kämpft für den "doppelten Achsenendpunkt" Hinter dem abstrakten Begriff verbirgt sich der Anspruch der Kurstadt, wie Friedberg neue Gewerbegebiete ausweisen zu dürfen

BAD NAUHEIM/FRIEDBERG. Im Raumordnungsgutachten für die Planungsregion Südhessen wird Bad Nauheim eine geringere Bedeutung als bisher zugewiesen. Zwar gilt es dort nach wie vor als Mittelzentrum, doch die Teilfunktion eines Oberzentrums wird der Kurstadt ebenso wie Friedberg abgesprochen. Das Heilbad wird im Unterschied zur Kreisstadt allerdings nicht als Achsenendpunkt ausgewiesen, was jetzt Bad Nauheims Ersten Stadtrat Dr. Werner Flach (CDU) zu einem Brief an das Regierungspräsidium veranlaßte. Er verlangt, Bad Nauheim und Friedberg als "doppelten Achsenendpunkt" auszuweisen.

In dem Streit um Begriffe, der auf den ersten Blick sehr undurchsichtig wirkt, geht es um handfeste Interessen. Im Raumordnungsgutachten wird dafür plädiert, Siedlungs- und Gewerbeentwicklung auf Kommunen zu konzentrieren, die am Schienennetz der Bundesbahn liegen. Die Schienen bilden in der Sprache der Planer die bereits erwähnten Achsen, die "vorrangig" für die Siedlungsentwicklung in Betracht kommen; Achsenendpunkte - Friedberg als Endstation der S-Bahn-Linie - "darüber hinaus" auch für gewerbliche Neuansiedlungsvorhaben. Mit anderen Worten: Friedberg soll als Gewerbestandort in der Zukunft bedeutender werden, Bad Nauheim nicht.

Während einer Anhörung im Landratsamt legte dagegen bereits der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Friedberg, Heinrich Wassermann, Protest ein. Er plädiert dafür, die Kurstadt als Standort von Verwaltungen und Forschungsbetrieben auszubauen.

Alle Möglichkeiten gewahrt sehen möchte auch Flach, der sich in seinem Brief an den Regierungspräsidenten in seiner Funktion als Dezernent für Bahnangelegenheiten äußerte. Er hob darin hervor, daß die Kurstadt über eine D- Zug-Station verfügt, Bad Nauheim als Haltepunkt an der geplanten Interregio- Linie 22 (Frankfurt - Münster - Norddeich) vorgesehen ist und die Nahverkehrverbindungen zwischen Bad Nauheim und Friedberg auf den regionalen und überregionalen Fahrplan abgestimmt sind. "Auch die hervorragende Zugdichte im Eilzugverkehr und die zur Zeit laufenden Untersuchungen über die mögliche Verlängerung der S-Bahn-Linie S 5 Frankfurt - Friedrichsdorf über Rosbach - Friedberg nach Bad Nauheim sprechen für die geforderte Ausweisung", schreibt Flach weiter.

Der Stadtrat und CDU-Bürgermeisterkandidat ist davon überzeugt, daß der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region noch wesentlich ausgebaut wird. Anders seien die Verkehrsprobleme, die künftig noch größer werden würden, gar nicht mehr in den Griff zu bekommen. Für Bad Nauheim wünscht sich der Stadtrat natürlich eine Knotenfunktion in einem ÖPNV-Netz. Nicht zuletzt deshalb plädiert er vehement dafür, die Kurstadt gemeinsam mit Friedberg als "doppelten Achsenendpunkt" auszuweisen.

Eher als unproblematisch erachtet Flach, daß Bad Nauheim künftig nicht mehr als "Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums" klassifiziert werden soll. Das seien "Ärmelstreifen, auf die wir verzichten können", sagte er im Gespräch mit der FR. Die "Teilfunktion eines Oberzentrums" wurde Friedberg und Bad Nauheim im noch geltenden Raumordnungsplan insbesondere wegen der Integration beider Bahnhöfe in das D-Zug- Netz, wegen der gemeinsamen Großschwimmhalle in Bad Nauheim und der Friedberger Sektion der Fachhochschule Gießen zugesprochen. Diese Klassifikation betrachten die Planer als überholt, weil die Zahl oberzentraler Einrichtungen zu gering sei und das Einwohner-Arbeitsplatz-Verhältnis die Einstufung nicht rechtfertige. sal

Kleine FR

Themen: Haushalt und Investitionen SCHÖNECK. Der Haupt- und Finanzausschuß der Gemeindevertretung Schöneck wird sich am Montag, 19. Oktober, ab 20 Uhr im Rathaus Kiliastädten mit dem Entwurf des Nachtragsetats und mit Richtlinien über die Bezuschussung bestimmter Umweltschutz-Investitionen befassen.

Tanzen in Obertshauen

"Hessische" der Senioren-Sonderklasse

Am kommenden Samstag, dem 17. Oktober, steht die Stadthalle von Obertshausen-Hausen im Zeichen des Tanzsports. Im Rahmen eines Turnierballs mit Publikumstanz präsentiert der Veranstalterverein Maingold-Casino Offenbach die Hessenmeisterschaften der Senioren- Sonderklasse II im Standardtanz. Mit den Ehepaaren Paula und Rudi Willer, Bodo und Renate Braun sowie Klaus Biesenberger nebst Partnerin Angelika Siewert werden dabei auch drei Paare des Veranstaltervereins vertreten sein.

Die Vorrunde wird um 14 Uhr 30 beginnen. Die Pforten zur festlichen Abendveranstaltung öffnen um 20 Uhr. Karten sind an der Abendkasse für den Preis von 25 Mark zu haben. reh

Thema: das Johannesevangelium Veranstaltungsreihe der evangelischen Kirchen in Oberursel

OBERURSEL. Die drei Evangelischen Kirchengemeinden in Oberursel führen anläßlich des Jahres der Bibel von Montag, 19. Oktober, bis Samstag, 31. Oktober, eine Veranstaltungsreihe durch, die die Aktualität des Johannesevangeliums hervorheben will.

Die einzelnen Veranstaltungen, die jeweils um 20 Uhr beginnen, werden von den Oberurseler Pfarrerinnen und Pfarrern geleitet, die jedoch meist nicht in ihren eigenen Gemeinden sprechen.

Am Montag, 19. Oktober, lautet das Thema in der Auferstehungskirche "Anschluß an Jesus finden". "Dialog ohne Abschluß" heißt es am Mittwoch, 21. Oktober, in der Heilig-Geist-Kirche. Über den "Durst nach Leben" wird am Donnerstag, 22. Oktober, in der Christuskirche gesprochen. Der Abend am Montag, 26. Oktober, in der Kreuzkirche in Bommersheim steht unter der Überschrift "Aktives Vertrauen und handelnder Glaube statt Zeichen und Wunder".

In der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Oberstedten steht am Mittwoch, 28. Oktober, das Thema "Ein Mensch, der keine Menschen hatte" auf dem Programm.

Die Frage "Sind wir denn auch blind?" bestimmt den Abend am Donnerstag, 29. Oktober, in der Versöhnungsgemeinde in Stierstadt-Weißkirchen.

Die Veranstaltungsreihe endet mit zwei Gottesdiensten am Reformationstag, 31. Oktober, in der Christuskirche in Oberursel und der Versöhnungskirche in Stierstadt-Weißkirchen. jom

Immer weniger gehen freiwillig in den Knast Ehrenamtliche Bewährungshelfer für Straffällige fehlen

Sie gehen freiwillig in den Knast, verbringen manchen Nachmittag hinter Gittern und wählen den Umgang mit Menschen, die als schwierig gelten: die ehrenamtlich tätigen Bewährungshelfer. In Hessen gibt es nach offizieller Schätzung rund 500 Männer und Frauen, die sich um Gefangene in den Justizvollzugsanstalten, um Haftentlassene und die Straffälligen kümmern, die zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurden.

Doch die Kontinuität der oft langjährigen Hilfestellung auf dem (Rück-)Weg in die Normalität ist gefährdet. Weil eine große Zahl von Bewährungshelfern in die Jahre gekommen ist und die ehrenamtliche Tätigkeit kurzfristig niederlegen wird, bleiben immer mehr Straffällige auf ihrem Weg in die Freiheit allein. Nachfolger in das Ehrenamt finden sich nur wenige, wie die in Frankfurt ansässige Organisation mit dem langen Namen "Beratungsstelle für die freiwilligen Mitarbeiter in der Straffälligen- und Bewährungshilfe in Hessen" feststellt. Der Zeitgeist, sucht der Leiter der Beratungsstelle, der Diplompädagoge Manfred Foerster, die schwindende Bereitschaft zu erklären, sei dem sozialem Engagement abträglich.

Die formalen Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Bewährungshelfer sind gering: Der Bewerber muß volljährig sein und den Nachweis erbringen, daß er entweder ohne jede Vorstrafe ist beziehungsweise die Vorstrafe mindestens fünf Jahre zurückliegt. Doch die "stehen mit ihrem Idealismus dann allein da". Der Tatsache, daß Bewährungshelfer zumeist hochmotiviert, aber Laien sind, trägt die in der Petterweilstraße befindliche Beratungstelle Rechnung.

Seit etwa zwei Jahrzehnten ist die Adresse in Bornheim Anlaufstelle für alle die Mitarbeiter der Bewährungshilfe, die das Gespräch und den Gedankenaustausch mit "Kollegen" suchen. Denn zwischen Bewährungshelfer und seinem Probanden ist nach Erfahrung Foersters das Verhältnis oft hochkompliziert. Er muß eine Balance halten zwischen privater Nähe und Distanz.

Getragen wird die Arbeit der Beratungsstelle vom hessischen Justizministerium und dem Frankfurter Verein "Förderung der Bewährungshilfe in Hessen". Der Verein, der sich fast auschließlich aus Bußgeldern finanziert, unterhält in zahlreichen hessischen Kommunen Wohnprojekte für Haftentlassene. So mietet der Verein beispielsweise in Frankfurt Wohnungen an und überläßt sie per Untermietervertrag haftentlassenen Männern und Frauen, wobei der Verein Mietausfall-Garantien übernimmt.

Frankfurter, die sich für das Amt des Bewährungshelfers interessieren, können sich am Samstag, 24. Oktober, über "Strafjustiz und -vollzug" informieren. Zu dem Thema wird der Gerichtsreporter des Hamburger Magazins "Der Spiegel" in den Räumen des Vereins, Friedberger Anlage 24, referieren. Beginn ist um 11 Uhr. sar

Der Kreis hat im Umland die meisten Hilfsangebote FR-Gespräch über Drogenpolitik und ihre Folgen Von Anita Strecker

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wo sind sie nur abgeblieben, die Drogenabhängigen, die der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) aus der offenen Szene in der Taunusanlage zurück in ihre Herkunftsgemeinden schicken läßt? "Wir haben jedenfalls noch nichts von ihnen bemerkt", meinte Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) gestern beim Gespräch zur Drogenpolitik, zu dem die Frankfurter Rundschau Oberbürgermeister von Schoeler und Politiker aus den umliegenden Landkreisen ins Verlagshaus nach Neu-Isenburg eingeladen hatte (ausführlicher Bericht in der Stadtrundschau).

Das Frankfurter Stadtoberhaupt verwies dort allerdings auf erste Erfolge seiner "Rückkehrhilfe für Drogenabhängige": Hielten sich 1991 teilweise 600 bis 800 Süchtige in der Taunusanlage auf, zähle die Polizei nunmehr "höchstens 100 bis 200 Leute pro Tag".

Knapp 30 Junkies sollten laut Statistik der Frankfurter Polizei aus dem Frankfurter Drogentreff zurück in den Main- Taunus-Kreis geschickt werden. Hans Böhl von der Drogenberatungsstelle des Kreises meint jedoch, daß es "weit mehr" sind, die sich nach wie vor täglich Stoff im Herzen der Mainmetropole zwischen der Alten Oper und Theaterplatz besorgen. Zu Beginn der Frankfurter Aktion seien prompt auch täglich "eine Handvoll Leute" in der Hofheimer Beratungsstelle aufgetaucht: "In erster Linie, um sich über das Vorgehen der Frankfurter zu beschweren". Mittlerweile hätten sich die Leute arrangiert, meint Böhl, zehn hätten sich sogar fürs Methadonprogramm des Kreises entschlossen. Der Großteil aber sei für die Drogenberater nicht mehr zu erreichen: "Früher waren sie den ganzen Tag in der Anlage. Sie war Treffpunkt und Lebensraum. Heute fahren Suchtkranke aus dem Kreis nur noch kurz hin, um sich Stoff zu besorgen." Der offene Treff verschiebe sich mehr und mehr in Richtung verdeckte Szene. Abhängige und Dealer träfen sich häufiger in Wohnungen oder würden auf andere Plätze - "teils in Frankfurt, teils im Kreis" ausweichen. Nach Erfahrungen der Polizei- Sonderkommission-West wird seit einigen Monaten auch in Hofheim am Bahnhof verstärkt mit Heroin gehandelt.

Die Befürchtung jedoch, aufgrund der Frankfurter Drogenpolitik könnte nun im Kreis eine offene Szene entstehen oder die Beschaffungskriminalität steigen, halten Böhl und Mehler für absurd: In den Kleinstädten sei weder der "städtebauliche Rahmen" für eine offene Szene gegeben, noch gebe es annähernd "gute Möglichkeiten, Geld zu beschaffen", wie sie die Anonymität der Großstadt Frankfurt biete. Mehler: "Dazu funktioniert die soziale Kontrolle hier im Umland zu gut. In Hofheim würden es Suchtkranke nie wagen, sich zu prostituieren."

Mehler glaubt denn auch nicht, daß Frankfurt die "angekündigte harte Linie" fahren kann: Süchtige mit Drogenhilfepässen zu erfassen und alle "Nicht- Frankfurter" abzuschieben. "Erstens haben viele Leute, die jahrelang auf der Szene gelebt haben, keine Papiere mehr, und zweitens ist die Mobilität im Rhein- Main-Gebiet zu groß, um sie zu unterbinden." Dennoch hat der Sozialdezernent "Verständnis" für das Vorgehen seines Frankfurter Parteifreundes und setzt auf Arbeitsteilung. Alle Kommunen und Kreise im Umland müßten sich verstärkt um "niedrigschwellige" Hilfsangebote wie Schlafplätze, Teeküchen oder Waschgelegenheiten für Suchtkranke kümmern.

Im Reigen der anderen - auch das wurde beim FR-Gespräch deutlich - ist der Main-Taunus-Kreis vorbildlich. Mehler: "Wir weiten demnächst unser Methadonprogramm aus und müssen uns vorrangig um Wohnmöglichkeiten kümmern." Böhl stimmt zu: "Wir sind schon unheimlich schnell mit Hilfsangeboten für Leute, die aussteigen wollen. Aber für die anderen, die eben nicht ohne Drogen auskommen, fehlen uns psychosoziale Betreuungsangebote und vor allem Beschäftigungs- und Wohnmöglichkeiten."

Flüchtiger Häftling schlief auf Parkbank

Ein 24jähriger Strafgefangener, der am vergangenen Donnerstag aus einer südhessischen Justizvollzugsanstalt entflohen ist, konnte in Harheim festgenommen werden, wo er auf einer Bank vor dem Bürgerhaus schlief. Beamten einer Funkstreife war eineinhalb Stunden zuvor auf der Straße zwischen Bonames und Nieder-Eschbach eine offensichtlich stark alkoholisierte Frau aufgefallen.

Die Beamten überprüften die 25jährige, die aus dem Kreis Heidelberg stammt. Sie erklärte, nach dem Streit mit einem Bekannten aus einem Auto geworfen worden zu sein, das dieser kurz zuvor in Bad Soden entwendet habe.

Die Polizei leitete die Fahndung ein, fand den gesuchten Opel kurz darauf in Nieder-Eschbach und den Mann vor dem Harheimer Bürgerhaus. fra

Abwahl von Bommersheim kein Thema bei der Sitzung Parlament Wölfersheim befaßt sich mit Turnhallendach

WÖLFERSHEIM. Über die Verwendung von 21 Millionen Mark entscheiden die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses am heutigen Donnerstagabend, 15. Oktober. Die öffentliche Sitzung beginnt um 20 Uhr in der Wetterauhalle. Das letzte Wort über die Wölfersheimer Finanzen haben die Gemeindevertreter am nächsten Dienstag, 20. Oktober, ebenfalls ab 20 Uhr in der Wetterauhalle.

Bereits jetzt zeichnet sich ab, daß im Nachtragshaushalt ein sechsstelliger Kostenfaktor fehlt: Die Sanierung des einsturzgefährdeten Turnhallendaches in Södel. Bürgermeister Herbert Bommersheim beantragt eine Mehrausgabe in Höhe von 300 000 Mark, damit das Dach eine neue Haut, Wärmedämmung, Verschalung und eine ballsichere und unbrennbare Unterhaut bekommt. Die ganze Maßnahme kostet laut Bommersheim eine halbe Million. 200 000 Mark will er aus dem schon eingeplanten Etat für den Einbau von Umkleideräumen abzweigen. Das neue Turnhallendach soll wieder flach werden. Der Bau eines Giebeldaches sei nicht möglich, heißt es in der Vorlage für das Parlament.

Diverse Anfragen und Anträge der Parteien stehen ebenfalls auf der Tagesordnung der Gemeindevertreter am 20. Oktober. Es geht zum Beispiel um die Flutlichtanlage für den Singberg-Sportplatz, Zuschüsse für den Kauf von Kinderfahrrädern, den Einsatz von Radarwagen gegen Temposünder, den Bau von Urnenfächern auf den Friedhöfen. Die von den Folgen und Finanzen her wichtigeren Zukunftsprojekte fehlen auf der Tagesordnung. Auf FR-Anfrage sagte Bürgermeister Herbert Bommersheim, er wisse nichts Neues über die von der Hessischen Industriemüll-GmbH geplante Bodenreinigungsanlage, das Frachtzentrumsprojekt der Post und den Bau einer Trabrennbahn.

Die von den Wölfersheimer Sozialdemokraten geplante Abwahl des Bürgermeisters ist am 20. Oktober auch noch kein Thema. Am nächsten Montag werde die SPD-Fraktion einen Zeitplan für die parlamentarische Prozedur aufstellen, sagte deren Vorsitzender Rudger Rauch. Mit anderen Fraktionen habe die SPD noch nicht über die zur Abwahl nötige Zweidrittelmehrheit verhandelt. Sie kommt bereits zusammen, wenn die FWG wie schon angekündigt gegen Bommersheim stimmt und die drei NPD-Abgeordneten ebenfalls für die Abwahl stimmen. Das werden sie "selbstverständlich" tun, teilte deren Fraktionschef Volker Sachs der FR vorige Woche schriftlich mit. nes

Im Blickpunkt: Neuer Regierungschef der Ukraine Vertreter der Rüstungslobby

Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hatte dem Parlament in Kiew erst am Dienstag seinen neuen Kandidaten für das Amt des Regierungschefs präsentiert: Leonid Kutschma, Fabrikdirektor und ausgewiesener Vertreter der ukrainischen Rüstungslobby, sollte die Nachfolge des Ende September zurückgetretenen Ministerpräsidenten Witold Fokin antreten. Von 377 anwesenden Abgeordneten kamen 316 diesem Wunsch noch am selben Tag nach. Die Nominierung Kutschmas galt nach Berichten aus Kiew als "gut abgestimmt". Das Parlamentspräsidium hatte sich am Montag in Anwesenheit Krawtschuks auf den Direktor einer Maschinenfabrik aus dem südukrainischen Dnepropetrowsk festgelegt. Vorausgegangen war ein knapp zweiwöchiger Polit-Wirrwarr, in dessen Verlauf schon wenige Tage nach dem Rücktritt von Premier Fokin ein gutes Dutzend Kandidaten für die Nachfolge gehandelt wurde. Fast jede im Parlament vertretene Fraktion - von der Ukrainischen Sozialistischen Partei bis hin zur rechten Ukrainisch Konservativ-Republikanischen Partei - hatte umgehend zum Teil mehrere Kandidaten benannt.

Als ausschlaggebend dafür, daß sich Krawtschuk schließlich gegen seinen Vertrauten, den amtierenden Ministerpräsidenten Valentin Simonenko, entschieden hat, gilt die Haltung der Opposition. Diese habe einen "neuen Mann" an der Regierungsspitze sehen wollen, heißt es. Zwar hatte keine Partei den "Schattenchef der ukrainischen Rüstungsindustrie" als Favoriten genannt, doch Kutschma gehörte bis in die Reihen der oppositionellen Bewegung "Neue Ukraine" hinein zum Kreis der Kandidaten.

Ausgelöst wurde die Krise durch die tiefe Wirtschaftsmisere des GUS-Landes und den Stillstand der Reformbemühungen der Regierung. Die Opposition hatte Fokin Anfang September Unfähigkeit vorgeworfen und sich in einer Koalition, genannt "Unabhängige Ukraine für ein unabhängiges Parlament", zusammengeschlossen. Sie forderte den Rücktritt der Regierung sowie die Auflösung des Parlaments. In 23 Regionen wurden Unterschriften für ein Referendum gesammelt, das den Weg für vorgezogene Neuwahlen freimachen sollte. Der Führer der einflußreichen Ruch-Bewegung, Wjatscheslaw Tschorniwil, warf den Parlamentariern vor, dem "Treiben der Regierung" untätig zuzusehen. Außerdem hätten sie den Präsidenten mit Sondervollmachten ausgestattet, "die in der Ukraine eine Diktatur auf ganz legaler Basis" ermöglichten.

Nachdem sich in Umfragen auch noch eine Mehrheit der Bevölkerung für die Auflösung des Obersten Sowjets ausgesprochen hatte, drehte das Parlamentspräsidium bei und ließ den Regierungschef fallen. Um der Opposition den Wind aus den Segeln zu nehmen, schickte Krawtschuk Fokin in den Ruhestand.

Vom neuen Premier Kutschma wird eine pragmatischere, wenn auch nicht unbedingt liberalere Wirtschaftspolitik erwartet. Gegen eine generelle Wende spricht auch die von Krawtschuk vorgeschlagene Wahl der Stellvertreter Kutschmas, zu denen der amtierende Kabinettschef Valentin Simonenko gehören soll.

Die nach Westen orientierte Ukraine strebt eine weitgehende Loslösung von der GUS an. Um die lähmende Rubel-Inflation zu überwinden, ist die Einführung einer eigenen Währung geplant. Dennoch hat der wirtschaftliche Niedergang in den letzten Monaten an Tempo gewonnen. Ende vergangener Woche kursierte im führungslosen Kabinett eine Studie, die in zwei möglichen Varianten die wirtschaftlichen Aussichten des Landes für 1993 beschreibt. Die positive Annahme geht davon aus, daß die Talsohle, also der Produktionsrückgang, im nächsten Jahr erreicht wird. Die negative Variante erwartet weitere Preiserhöhungen und ein Absinken des Lebensstandards um ein Fünftel. Die Zahl der Arbeitslosen wird mit 1,5 Millionen für Ende 1993 vorhergesagt.

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Hessen bestreiten einen Sachsen-Abend

"Deutschland - deine Sachsen" heißt ein Programm, das am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr im "Taunus", Taunusstein-Hahn, beginnt. Ensemble-Mitglieder des hessischen Staatstheaters Wiesbaden gestalten mit Anekdoten, Historischem, mundartlichen und nachdenklichen Beiträgen ein Programm über das Land Sachsen und seine Bewohner, von Augsut dem Starken über Johann Sebastian Bach und Karl May bis Erich Kästner.

Kartenreservierung ist am Samstag von 10 bis 12 Uhr unter Telefon 0 61 28 - 2 33 64 möglich; der Eintritt kostet 15 Mark (ermäßigt zehn). b-i

Warten auf Radweg an der Hansaallee

Die Entscheidung über einen neuen Radstreifen auf der Hansaallee wird noch nicht so bald fallen, obwohl der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald und Westend) der Einrichtung des Streifens höchste Priorität zumißt.

Das Stadtteilparlament hatte gefordert, auf der sechs- bis achtspurigen Hansaallee zwischen Miquelallee und Bremer Straße ein Radfahrstreifen abzutrennen und den Bürgersteig durchgehend auf zwei Meter zu verbreitern. Außerdem seien diese beiden Maßnahmen schleunigst voranzubringen, forderte das Stadtteilparlament.

Der Ortsbeirat begründet seine Anregung an die Stadtverordnetenversammlung damit, daß dieser Abschnitt der Hansaallee Schulweg für drei Westend-Schulen mit insgesamt mehr als tausend Schülern sei und außerdem als Hauptstrecke die nördlichen Stadtteile mit der Innenstadt verbinde.

Der Ortsbeirat fordert die genannten Maßnahmen, da er die bisherige Planung des Bonner Büros für integrierte Stadt- und Verkehrsplanung (BIS), das gerade dabei ist, einen Fahrradroutenplan für die gesamte Stadt zu erstellen, nicht für ausreichend hält.

Peter Blöcher, Fahrradbeauftrager der Stadt, ist erstaunt über einige Teile der Anregung. So weist er darauf hin, daß die detaillierte BIS-Planung für die Hansaallee noch gar nicht vorliege. Wie der Ortsbeirat darauf komme, daß sie nicht ausreichend sei, könne er sich deshalb nicht erklären.

Auch die Forderung nach höchster Priorität für diesen speziellen Abschnitt der Hansaallee hält Blöcher für einen "Schildbürgerstreich", da die Hansaallee im Gesamtkonzept ohnehin höchste Priorität habe.

Als Kurzantwort an den zuständigen Baudezernenten Hanskarl Protzmann (SPD)werde er deshalb auf die laufende Gesamtplanung verweisen, der man, so Blöcher, seiner Meinung nach "nicht vorgreifen" sollte. Wann er über genauere Planungen verfügt, kann der Frankfurterv Fahrradbeauftragte Blöcher allerdings noch nicht sagen: "Ich hoffe, daß die Vorplanung noch in diesem Winter vorliegt." fra

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Niedergang des "Ebbelwei-Viertels" sorgt trotz erster Erfolge weiter für Diskussionsstoff Wirte einig: Es gibt zu viele Lokale Podium zu Alt-Sachsenhausen

Die Diskussionen um die Zukunft des Kneipenviertels in Alt-Sachsenhausen gehen weiter: In einer Podiumsdiskussion in der Gaststätte "Lorsbacher Tal" suchten Vertreter der Wirte, der politischen Parteien und der Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen nach Perspektiven für das angeschlagene "Ebbelwei-Viertel". Rund 50 Zuhörer - überwiegend Wirte aus Sachsenhausen - verfolgten die rund dreistündige Debatte, zu der der "Sachsenhäuser Anzeiger" eingeladen hatte. Am Ende der Veranstaltung wurden auf Vorschlag des Bierverlegers Alexander Loulakis Vorbereitungen zur Gründung eines ständigen Ausschusses getroffen, der unter dem Motto "Wie helfe ich Alt-Sachsenhausen" Lösungen für die Probleme des Viertels erarbeiten soll.

Zum Auftakt der Diskussion erläuterte Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD) die Schritte der Stadt, die das Viertel mit seinen rund 130 Gaststätten beruhigen sollen: Seit einiger Zeit würde die Stadt das Ordnungsrecht stärker nutzen, um die gröbsten Auswüchse zu bekämpfen. "Die ersten Erfolge" seien da.

Diese Einschätzung Vandreikes konnte der Leiter des 8. Polizeireviers, Horst Breunig, zur großen Befriedigung der Zuhörer und Diskussionsteilnehmer bestätigten. Der Polizeioberkommissar wertete den beobachteten Rückgang der Körperverletzungen in Sachsenhausen als "erfreuliche Entwicklung". Dieser Trend sei vor allem auf den Truppenabzug der Amerikaner zurückzuführen. Beunruhigend sei jedoch die zunehmende "Brutalisierung der Verletzungen". Die Anzahl der Raubüberfälle in Sachsenhausen - zwei Fälle werden im 8. Revier pro Monat gemeldet - bewegten sich in einem Rahmen, "mit dem man seitens der Polizei leben kann."

Bei der Diskussion konkreter Schritte zur Sanierung des Viertels, dem seit einiger Zeit die Gäste weglaufen, herrschte weitgehend Uneinigkeit unter den Teilnehmern der Podiumsdiskussion. Der "kleinste gemeinsame Nenner" bestand in der Feststellung, daß es zu viele Gastwirtschaften in Alt-Sachsenhausen gibt. Für Ordnungsdezernent Vandreike ist es zur Zeit der "zentrale Punkt", die Hausbesitzer für eine Sanierung ihrer Immobilien im Viertel zu gewinnen, ohne darin Kneipen einzurichten. Die Stadt bemühe sich, bis zum Jahresende all denjenigen Grundbesitzern in Alt-Sachsenhausen eine kostenlose Sanierungsberatung anzubieten, die im Kneipenviertel investieren wollen.

Für Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) ist es vordringlich, der "Verödung des Viertels" durch Umwidmung von Kneipen in Wohnraum entgegenzuwirken. Er schlug ein Pilotprojekt unter der Leitung der Stadt vor, um Wohnen, Gewerbebetriebe und Kneipen zusammenzuführen. Kadelbach: "Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um eine Nutzung des Kneipenviertels auch am Tage zu erreichen." kan

Uni-Grüne machen nicht bei Präsidenten-AStA mit

Die Grünen an der Frankfurter Universität wollen nicht an einem von Unipräsident Klaus Ring eingesetzten AStA mitwirken. Die "Intervention des Präsidenten in die Autonomie der verfaßten Studentenschaft" widerspreche den Grundsätzen demokratischer Selbstverwaltung, heißt es in einer Erklärung der Uni-Grünen. Die Einsetzung eines Allgemeinen Studenten-Ausschusses (AStA) durch den Präsidenten wird demnächst an der Universität erwartet, weil bald die Amtszeit des jetzigen AStA endgültig abläuft. Das im Februar gewählte Studentenparlament (Stupa) hat wegen eines Patts zwischen linken und rechten Gruppen bisher noch keinen neuen AStA gewählt. Weil die CDU-Studentengruppe RCDS stärkste Fraktion im Stupa ist, ist zu erwarten, daß Unipräsident Ring jedenfalls den RCDS mit den Geschäften des AStA betrauen wird.

Die Grünen an der Uni sehen keine Perspektive in einer Zusammenarbeit mit dem RCDS. Ein Gesprächsangebot hätten sie abgelehnt, heißt es in der Erklärung. Auch die im jetzigen AStA beteiligte Linke Liste hatte schon die Teilnahme an einer eingesetzten Studentenvertretung ausgeschlagen.

Nach Ansicht der Uni-Grünen wäre es in der derzeitigen Situation eine Aufgabe des AStA, "politische Initiativen zu ergreifen, um dem bevorstehenden Grundrechts- und Demokratieabbau entgegenzutreten" und rechtsradikale Tendenzen zu bekämpfen. Für solche Schwerpunkte sei der RCDS aber der falsche Partner. Der RCDS-Vorsitzende Robert Huber hatte bereits angekündigt, in einem künftigen AStA den Arbeitsschwerpunkt auf besseren Service für die Studenten zu legen. luf

Waldrundgang mit Abendessen

BÜDINGEN. Einen Waldrundgang unternehmen die Stadt-Politiker am 14. November ab 13.30 Uhr. Wer mitwandern will, trifft sie am Parkplatz der Hubertusklause. Nach dem Abendessen wird später der Waldwirtschaftsplan beraten.

Die Delegierten-Ost pfeifen zuweilen auf die Rituale Gewerkschaftstag der IG Metall in Hamburg: Von starken Parolen, einfachen Lösungen und Enttäuschungen

"Wer pfeift hier?" Klaus Zwickel, der zweite Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, blickt an diesem frühen Morgen irritiert in den Saal. Mehr als 700 Delegierte des 17. ordentlichen Gewerkschaftstages sollen im glitzernden Hamburger Kongreßzentrum ihren Tagesspesensatz beschließen: 46 Mark bei Rundumversorgung vom Kaffee bis zum Gum- Von Jutta Roitsch (Hamburg) mibärchen bei der Volksfürsorge, vom üppigen Mittagsmenü bis zur Wochenkarte für S-Bahn und Busse der Hansestadt. Wie, sollte dieser Satz nicht ausreichen?

Die Pfiffe, es spricht sich schnell herum, kommen aus den Reihen der Ost-Delegierten. Sie haben überschlagen, was sie nach dem achttägigen Kongreß als "Taschengeld" von Hamburg mit nachOranienburg, Potsdam oder Suhl bringen. "'Ne halbe Rente von Muttern", knurrt einer aus dem Mecklenburgischen. Viele von ihnen schleppten Verpflegung mit im Gepäck: Dosen, Salzgurken. Empfindlich reagierten sie, die immer noch "die Ossis" sind, auf Verschwendung und Pomp. "Wem soll ich das zu Hause erklären", sagt eine Betriebsrätin aus Thüringen, "daß so ein Gewerkschaftskongreß Millionen kostet". Tief eingegraben sind diesen Metallern jene Mitgliedsmillionen, die die DDR-Gewerkschaft verschob: an die FDJ und ihre Festivals, in die eigene Kasse.

Die, die hier die Neuen aus dem Osten sind, vergleichen ständig, wachsam, leicht verletzbar und mißtrauisch: Was ist denn anders in diesen Gewerkschaften des Westens, die ihnen Verwaltungsstellen, Bezirksleitungen, Vertrauensleute, Vertrauenskörper, Vertreterversammlungen und Kontrollkommissionen gebracht haben, hauptamtliche und ehrenamtliche Funktionäre. "Bisher war für mich der Frankfurter Vorstand anonym", sagt die Betriebsratsvorsitzende Heidrun Matthes aus Bad Liebenwerda. Hier in Hamburg sitzt sie unter den Delegierten aus Berlin-Brandenburg, beobachtet gespannt, wie sich die Vorständler, die wiedergewählt werden wollen, spreizen und profilieren, um Beifall buhlen. "Da laufen Machtspiele im Vorstand ab", sagt Heid- run Matthes, "eigentlich wie bei uns." Sie ist ernüchtert, ein wenig enttäuscht über das Ritual.

Ausgetragen wurden diese Machtspiele versteckt, aber nicht minder hart; denn es gab Gegenkandidaten für den Hauptkassierer Werner Schreiber, zwei zusätzliche Bewerber für den geschäftsführenden Vorstand. Gefragt waren die starken Worte gegen alles, was gestandene Gewerkschafter mit der geballten Faust nicht mögen: die Kapitalisten, die Faschisten, den häßlichen Deutschen, das "Pack" in der Regierung, mit dem es "keinen Pakt" geben kann.

Leise Töne und Nachdenklichkeit sind auf diesem Gewerkschaftstag der IG Metall nicht opportun. Vergeblich warnte der Stuttgarter Bezirksleiter Walter Riester noch am Vorabend über ein Zeitungsinterview: "Die Gewerkschaften müssen sich hüten, in populistische Positionen zu verfallen." Diese brächten zwar "im Moment viel Zustimmung", würden aber gefährlich, "wenn sie sich nicht verwirklichen lassen". Eine schonungslose Darstellung der Wirklichkeit erhoffte sich der Stuttgarter: Der Gewerkschaftstag müsse den ostdeutschen Delegierten klarmachen, "wo die Grenzen der IG Metall sind".

Doch die "unangenehmen Dinge" sagte niemand, selbst Franz Steinkühler nicht, obwohl er in der Organisation so unangefochten stark ist (das Wahlergebnis bestätigte dies), daß er es sich leisten könnte. Je kräftiger er zulangte, je holzschnittartiger er sich mit Regierung, Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann und sonstigen "Lohnräubern" anlegte, um so mehr gefiel er seinem Publikum.

Und die anderen machten es ihm nach. Zum Beispiel Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner, der vor drei Jahren gegen das Votum des Vorstands gewählt worden war. Nichts ist bei den Metallern so wirksam wie ein Zitat des legendären Willi Bleicher. "Als die Organisation schwankte und fiel, schwankte auch die Mitgliedschaft, wo die Organisation stand und lief, da stand und folgte auch die Mitgliedschaft." Mit solch markiger Erinnerung sicherte er sich Delegiertenstimmen.

Doch auch andere, die nicht auf Stimmenfang waren, zogen die Register nach dem Motto: "Wer, wenn nicht wir." Laut tönten die Parolen. "Wenn die Gewerkschaften entwaffnet werden, ist das die Entwaffnung aller Arbeitnehmer. Wir haben nur diese Waffe der Organisation" (Fritz Hofmann, Leverkusen). Selten sind auf einem Gewerkschaftstag der jüngeren Vergangenheit so oft die Worte "Kampf", "Krieg", "Waffen" gefallen, obwohl die Delegierten keine Gelegenheit ausließen, ihren Pazifismus, ihre Friedfertigkeit und Freundschaft mit Ausländern und Asylbewerbern zu beschwören. "Mit der IG Metall ist kein Krieg zu machen, auch unter UNO-Flagge nicht", hieß es. Und: "Wehret den Anfängen, damit nicht eines Tages die ideologischen Wegbereiter und Hintermänner der Schlagtrupps und Rollkommandos in diesem Land das Sagen haben" (Hasan Oezen, Duisburg). Demonstrativ fiel so auch die Vorstandskür aus: Gegen das Votum der Spitze wurde Yilmaz Karahasan, Frankfurter Metaller mit türkischem Geburtsort, gewählt.

Da kamen Anfragen an die reale Stärke zögerlich, fast zaghaft. Mit Resolutionen und Verurteilen sei es allein nicht getan, merkte Brigitte Ziegler (Berlin) an. "Was ist umgesetzt worden an Patenschaften mit Flüchtlingsheimen?", wollte sie wissen. Michael Koeberer aus Waiblingen gab zu bedenken, daß das mit den Feindbildern nicht so einfach sei: "Es sind nicht irgendwelche Kleinbürger, die im Grünen wohnen, sondern es sind unsere Kollegen in den Betrieben, die die Reps (die Republikaner) gewählt haben - auch Kollegen aus unserem Betrieb." Er blieb der einzige, der nach den eigenen Versäumnissen bei diesem Thema fragte.

Massiver schon fielen die Anfragen an die reale Stärke aus dem Osten aus. "Es ist schwierig, etwas zu übertragen, ohne vorher die Bedingungen genau untersucht zu haben", merkte Irene Heinemann aus Suhl an. Mit den vielen Gremien, mit den Bezeichnungen haben sie Schwierigkeiten. Zu oft klingt es in ihren Ohren "wie früher". Das hemmt das Engagement, die Bereitschaft, sich ohne Prämien und Belohnungen für Ehrenämter zur Verfügung zu stellen. Und immer mehr Mitglieder fallen aus den Betrieben hinaus, aus dem Ort also, um den sich die gesamte Politik der Gewerkschaft dreht.

In Suhl, zählte Irene Heinemann auf, sind es inzwischen fast sechzig Prozent "potentielle Arbeitslose, die wir als IG Metall weiterhin vertreten müssen". In Finsterwalde sind von einst 9000 Industriearbeitern noch 1200 im Betrieb. In Leipzig betreut die Gewerkschaft mehr Mitglieder in Auffanggesellschaften des Arbeitsamts als in Betrieben. Lehrlinge, Jugendvertretungen gibt es kaum noch, Die Zahl der Kleinunternehmen ohne Betriebsrat und gültigen Tarifvertrag steigt rapide. "Für nur noch zirka zwanzig Prozent unserer Mitglieder findet der Tarifvertrag Anwendung", berichtete Irene Heinemann. Das müsse ein "Alarmsignal" sein - auch für diejenigen im Westen, die von Öffnungsklauseln reden, ohne zu wissen, wie die Alltagswirklichkeit im Osten aussieht. So forderten die aus dem Osten hier in Hamburg vom "fernen Frankfurt" mehr Zugeständnisse an neue Formen und Wege: keine Beiträge für Arbeitslose, Unternehmenserwerb bei der Treuhand durch Belegschaften, mehr Gemeinschaft in der Organisation. Letzteres versprachen alle, trieb ihnen doch die Sonntagsdemonstration der Neubrandenburger ("Aufstand der Zwerge") die Tränen in die Augen.

Doch mehr, neue "volkseigene Betriebe" mit IG Metall-Unterstützung? Da dämpfte Franz Steinkühler entschieden. "Auch wenn Betriebe in Belegschaftshand sind, brauchen sie Aufträge." Von Sanierungsmitteln und Engagement und Management-Wissen ganz zu schweigen. "Soll ich denn das Konkurs-Abc wiederholen", fragte Steinkühler. "Und das, was daraus geworden ist?" Enttäuschung breitete sich aus bei jenen aus Finsterwalde, die bereits 100 000 Mark gesammelt haben, um "ihre" Treuhand-Firmen zu kaufen. Konzepte, mahnte Steinkühler, habe die Gewerkschaft. "Es liegt daran, daß wir die Macht nicht haben, sie umzusetzen. Mit Tarifverträgen geht so etwas nicht." Dazu brauche man politische Partner.

Um die aber ist es schlecht bestellt. Das Verhältnis zu den politischen Parteien insgesamt ist mehr als gespannt, mißt man dem demonstrativen Beifall für den PDS-Chef Gregor Gysi nur nostalgische Bedeutung bei. Die Fremdheit und Distanz bekommen auf diesem Kongreß diejenigen zu spüren, die bisher gemeinsame Wurzeln stets beschworen, weniger gepflegt haben - die Sozialdemokraten.

Es ist still geworden zwischen den beiden Organisationen. So still, daß der Tod Willy Brandts das Kongreßritual nicht aufhielt. Zwar hingen draußen vor der Halle die Fahnen auf halbmast, doch im Saal verlor Franz Steinkühler zu Beginn kein Wort über den Tod des großen alten Mannes der Sozialdemokratie. Nur ein roter Nelkenstrauß lag auf einem leeren Stuhl in der ersten Reihe. So wurde er bei der Aufzählung der Gäste erwähnt, als guter Freund, der diesmal fehlte. Niemand erhob sich spontan von den Stühlen. Keine Geste der Trauer, nichts. Was sagt mehr über das Verschwinden von Bindungen? Da fällt es nur beiläufig auf, wie Delegierte über den Gastredner vom Mittwoch, 15 Uhr, murren. Es ist der SPD-Parteivorsitzende Björn Engholm.

Volkswandertag mit Programm im Hessenpark

"Wandern verbindet Mensch, Natur und Kultur" - unter diesem Motto steht am Samstag, 17. Oktober, die landesweite Auftaktveranstaltung zum Volkswandertag in Neu-Anspach. Ausrichter sind der Landessportbund und der Hessische Turnerverband; die Organisation liegt beim Turngau Friedberg.

Start ist ab 9.30 Uhr am Parkplatz des Hessenparks; Teilnehmerkarten können dort bis 11.30 Uhr abgeholt werden. Die Wanderer können wählen zwischen einer zehn Kilometer langen und einer kürzeren (5,5 km), behindertengerechten Route. Es gibt verschiedene Preise und den Wandergroschen für jeden Teilnehmer, außerdem besteht die Möglichkeit, sich an einem Rätsel mit anschließender Verlosung zu beteiligen.

Dem aktiven Teil folgt ein Rahmenprogramm im Hessischen Freilichtmuseum, der Eintritt hierzu ist für alle Teilnehmer frei.

Größere Wandergruppen sollten sich unter der Rufnummer 069 - 67 80 11 57 anmelden. b-i

Kurz nach dem Bankraub sah der Täter rot Präpariertes Geldbündel verfärbte sich / Maskierter hatte mit Zündung einer Handgranate gedroht

Einem Bankräuber ist am Dienstag morgen in einer City-Filiale ein für solche Fälle präpariertes Banknotenbündel ausgehändigt worden. Die Scheine wurden durch einen chemischen Prozeß eingefärbt und waren deshalb für den Täter wertlos.

Er entledigte sich der Beute bereits kurz nach Verlassen der Zweigstelle in der Stoltzestraße. Der Polizei gelang es jedoch nicht, den etwa 30 Jahre alten Mann zu fassen.

Der Räuber hatte die Volksbank unmittelbar nach Schalteröffnung gegen 9 Uhr betreten. Er trug eine schwarze Wollmütze mit Mund- und Sehschlitzen. Er richtete eine Pistole auf die Kassiererin und drohte auch noch mit der Zündung einer Handgranate.

Die Angestellte gab einen sogenannten Securitypack heraus - gebündelte Scheine im Wert von 7000 Mark. Der Maskenmann verstaute das Geld zusammen mit der Tatwaffe in einem Plastikbeutel.

Kaum hatte er die Zweigstelle verlassen, da wurde der chemische Zünder aktiviert. Pulverdampf färbte das Geld innerhalb weniger Sekunden tiefrot ein, worauf der Räuber den Beutel auf die Straße warf. Die Plastiktüte wurde kurz darauf von Beamten des nahegelegenen 1. Reviers aus der Albusgasse sichergestellt. Die Waffe erwies sich als Schreckschußpistole.

Das Securitypack gewinnt bei der Sicherung gegen Banküberfälle zunehmend an Bedeutung. Für die Geldinstitute hat es den Vorteil, daß sie die verschmutzten Banknoten ersetzt bekommen. Die Polizei sieht in dem "Pack" eine wirkungsvolle Maßnahme, um Geldräuber abzuschrecken. habe

Mit Baseballschlägern zusammengeschlagen

HÖCHST. Brutal zusammengeschlagen wurde ein ausländischer Mitbürger am Sonntagabend auf dem Höchster Bahnhof. Zehn Jugendliche hatten ihn mit Baseballschlägern so übel zugerichtet, daß der Mann noch immer vernehmungsunfähig ist. Er konnte sich gerade noch zu einem Busfahrer schleppen, der dann Polizei und Rettungssanitäter verständigte. Das Opfer liegt noch im Höchster Krankenhaus. clk

VW und Mercedes halten die Maschinen an

cri FRANKFURT A. M. Auch VW und Mercedes-Benz reagieren auf die Konjunkturflaute in der Automobilindustrie mit einer Drosselung der Produktion. Ford und Porsche haben entsprechende Schritte bereits angekündigt. Und Audi wird möglicherweise ebenfalls die Weihnachtspause um drei Tage ausdehnen.

Bei Volkswagen sind die Werke Emden und Kassel von der eingeschränkten Fertigung betroffen. Im hohen Norden werden die Maschinen zwischen 23. und 27. November sowie zwischen 7. und 11. Dezember völlig angehalten und 11 000 der 12 000 Beschäftigten nach Hause geschickt. Ihren Lohn erhalten sie von der Bundesanstalt für Arbeit. Im Getriebe- und Preßwerk in Kassel ist in den Abteilungen Kurzarbeit angesagt, die Emden direkt zuliefern. Dies geht während der genannten Zeiträume 2500 der 19 000 Männer und Frauen an.

Bei Mercedes-Benz sollen alle 185 000 Beschäftigten zwischen 21. und 31. Dezember Zwangsurlaub nehmen beziehungsweise Überstunden abbauen. Am 19. und 20. November nutzt das Unternehmen sogenannte Brückentage für eine Fertigungspause, allerdings nur in der Nutzfahrzeugsparte. Darüber nachgedacht wird angesichts der flauen Absatzlage nach Angaben eines Sprechers ferner, ob die gesamte Produktion nicht auch nach dem 3. Januar noch für einige Zeit gedrosselt werde.

Kein Spott unterm Adler

Mit Kabarett, Gesängen aus CDU- und SPD-Kehlen sowie dem einen oder anderen Schluck wollten Bundestagsabgeordnete am 29. Oktober - dem Vorabend des Umzugs in den neugebauten Plenarsaal des Parlamentes - Abschied vom Bonner "Wasserwerk" feiern. Die parteienübergreifende Party im dann wieder leerstehenden Behelfsparlament am Rheinufer droht aber baden zu gehen: Die Fraktionsspitze der CDU/CSU hegt Bedenken gegen Spott unter dem an der Stirnwand hängenden Bundesadler. Der SPD-Abgeordnete Peter Conradi kann soviel Sorge um die Würde des Hauses nicht nachvollziehen: "Der Adler hat soviel Blödsinn gehört, jetzt wird er auch ertragen, wenn unter ihm Kabarett gemacht wird." Der Ältestenrat des Bundestages soll nun einen Ausweg aus der tierisch ernsten Situation suchen. ptz (Bonn)

Fahrräder verhakten sich: Junge am Schädel verletzt

NIED. Ein ungewöhnlicher Unfall ereignete sich am Montagnachmittag auf dem Radweg Griesheim-Nied, auf der Höhe des FKK-Geländes an der Nidda. Zwei 15- und 16jährige Radfahrer, die sich entgegenkamen, rauschten mit hoher Geschwindigkeit ganz nahe aneinander vorbei. Dabei verhakten sich ihre Lenkstangen, die beiden Jungen flogen von ihren Rädern. Einer der beiden erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. clk

Das Baurecht aufgespießt Kontrolleure können Konsulats-Festung nicht erobern

FRANKFURT-NORD. Wie eine Festung droht das Wohnhaus in der Eichendorffstraße 54 - umgeben von einem mehr als zwei Meter hohen Metallzaun, bewehrt mit martialischen Speerspitzen. Diese Speerform ist in Deutschland allerdings verboten. An einigen Stellen sichern sogar zwei Zaunreihen, die hintereinander aufgebaut sind, das Haus. Kameras haben jeden Winkel des Areals im Blickfeld. Anwohnern ist das Grundstück gegenüber der Franz-Böhm-Schule schon länger ein Dorn im Auge.

Das Problem ist auch der Stadt seit geraumer Zeit bekannt. Auch die Tatsache, daß auf dem Gelände teilweise "schwarz", also ohne Genehmigung, gebaut wurde, ist für die zuständigen Stellen keine Neuheit. Wie von Dieter Hasselbach, dem stellvertretenden Leiter der Bauaufsicht zu erfahren war, hat die Islamische Republik Iran das Grundstück vor einiger Zeit gekauft, um dort ein Konsulat einzurichten. Dazu haben die Iraner einen Bauantrag vorgelegt, in dem aber nur von "kleineren Umbauten, beispielsweise einer Garage", die Rede gewesen sei.

Reza Arzjani, der Sekretär des Generalkonsuls, bestätigte der Stadtteil-Rundschau, ein Antrag sei gestellt worden. Er räumte jedoch ein, die Arbeiter hätten begonnen, ohne daß die entsprechende Genehmigung vorgelegen habe.

Von der "Aufrüstung" des Gebäudes überrascht, hat die Aufsichtsbehörde reagiert: Nachdem die Eigentümer eine Aufforderung, sich zu erklären, unbeantwortet gelassen hatten, ging ihnen vergangene Woche eine Verfügung zu, mit der ein "Bau- und Nutzungsverbot" ausgesprochen wird. Inwieweit sich das Konsulat daran hält, ist eine andere Frage.

Auf dem Gelände gilt zwar das deutsche Baurecht, wie Hasselbach erläuterte, es sei dennoch als Botschaftsgelände "exterritoriales Gebiet". Deshalb hat die städtische Behörde "keinerlei Möglichkeiten, die geltenden Bestimmungen mit unseren Mitteln durchzusetzen". Darüber habe man auch Nachbarn und Rechtsanwälte informiert. Welche Schwierigkeiten es gibt, merkten die Baukontrolleure schon als sie das Konsulatsgelände besichtigen wollten. Da sei ihnen von seiten eines Sicherheitsdienstes im Auftrag der persischen Diplomaten der Zutritt verweigert worden.

Mittlerweile hat sich das Amt sogar in Bonn informiert, wie es in der Eichendorffstraße weitergehen könnte. Denn: "Das ist der erste Fall, wo wir solche Schwierigkeiten mit einem anderen Staat haben." Wenn Dieter Hasselbach in Kürze einen Termin bei den Iranern hat, dann soll der Bauantrag gemeinsam "auf Vordermann gebracht werden".

Ob das so einfach ist, daran darf allerdings gezweifelt werden. So hat jüngst die CDU-Stadtverordnetenfraktion eine Anfrage an den Magistrat gerichtet, ob es "nicht einen besser geeigneten Standort" gebe - das Gelände liegt inmitten eines Wohnviertels, in unmittelbarer Nachbarschaft von Schulen und einem Kindergarten. Auch das Amt für Wohnungswesen könnte sich einschalten. Wie dessen Leiter Klaus Miehrig sagte, ist seine Behörde zwar (noch) nicht mit dem Fall beschäftigt. Doch nach seinem Kenntnisstand sei eine "Prüfung wegen Wohnraumzweckentfremdung schon möglich".

Bringt die Mission von Dieter Hasselbach keinen Fortschritt, so läßt sich über die Zukunft der Eichendorffstraße 54 nur spekulieren. Nach Ansicht von Beteiligten müssen möglicherweise die Hessische Staatskanzlei oder das Bundesaußenministerium eingeschaltet werden, um die Sache auf "diplomatischer Ebene" zu klären. col / ak

Ausflugstips vom ADAC: Ziele um Marburg

"Marburger Land - Lahn - Dill" heißt das Faltblatt aus dem ADAC-Freizeitservice, das überarbeitet und aktualisiert jetzt in allen hessischen und thüringischen Vertretungen des Clubs kostenlos zu haben ist.

57 touristische Attraktionen listet das Blatt auf; beim Finden der Ausflugsziele hilft eine Übersichtskarte, in der alle Sehenswürdigkeiten mit Nummern und Namen eingetragen sind. b-i

Hohes Ergebnis für Steinkühler IG-Metall-Führungstrio wiedergewählt / Lohnpakt angeboten

ulf HAMBURG, 13. Oktober. Mit einem Spitzenergebnis ist die Führung der Industriegewerkschaft Metall am Dienstag in Hamburg wiedergewählt worden. Der Vorsitzende Franz Steinkühler (55) erhielt mit 89,4 Prozent der Stimmen des Gewerkschaftstages sein bislang bestes Ergebnis, vor drei Jahren hatte er 87,7 Prozent bekommen. Sein Stellvertreter Klaus Zwickel (53) verbesserte sein Ergebnis auf ebenfalls 89 Prozent (75 Prozent vor drei Jahren). Der Hauptkassierer der größten Gewerkschaft der Welt, Werner Schreiber (42), setzte sich mit 67,3 Prozent der Stimmen gegen seinen Gegenkandidaten Uwe Schmidt durch.

Steinkühler hatte vor den Wahlen deutlich gemacht, daß der in den Gewerkschaften umstrittene Solidarpakt mit der Bundesregierung für den Aufbau Ostdeutschlands vor allem auch für die Gewerkschaften selbst wichtig ist. "Im Osten brechen uns die Betriebe weg, es herrscht Arbeitslosigkeit, niemand investiert, Rechtsextremismus kommt hinzu, Perspektivlosigkeit auch." Die Pressestelle der IG Metall erläuterte Äußerungen Steinkühlers gegenüber der britischen Zeitung Financial Times. Dort war Steinkühler mit der Ankündigung zitiert worden, die IG Metall sei bereit, einen fünfjährigen Lohnpakt einzugehen. Dieses Angebot gelte unter der Bedingung, daß die Reallöhne gesichert, also Preissteigerungen, Steuer- und Abgabenerhöhungen ausgeglichen würden, hieß es dazu. Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, lehnte eine Stellungnahme ab. "Reallöhne waren nie Gegenstand von Tarifverhandlungen und werden es auch nie sein", sagte Gottschol.

Bei den Wahlen für die restlichen acht Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes folgten die Delegierten weitgehend den Vorschlägen der IG-Metall- Spitze. Neu in das Gremium kam der Ostdeutsche Joachim Töppel. Zum ersten Mal ist auch ein Ausländer vertreten. Der Türke Yilmaz Karahasan wurde aus dem Kreis der Delegierten vorgeschlagen und gewählt. (Weiterer Bericht auf Seite 3)

Umweltkatastrophen und Kinderängste

Als Auftakt einer Vortragsreihe der Frankfurter Volkshochschule zum Thema "Kind und Umwelt" findet am Mittwoch, 21. Oktober, im Philanthropin, Hebelstraße 17, eine Veranstaltung mit dem Titel "Umweltkatastrophen und Kinderängste" statt.

Dabei geht es darum, wie Kinder ihre heute in ungeheurem Ausmaß durch ökologische Katastrophen ausgelösten Ängste ausdrücken. Außerdem soll diskutiert werden, welche Rolle dabei Gefühle und Verhalten der Erwachsenen spielen.

Zum Thema referiert der Frankfurter Psychotherapeut Hans von Lüpke. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. fra

Bauträger spendeten Reise zur Micky Maus

BAD HOMBURG. Das Reich von Micky Maus und Donald Duck entdecken zur Zeit neun Kinder aus dem Kinderheim "Gottesgabe". Die sieben bis 13 Jahre alten Mädchen und Jungen sind seit letzter Woche zu Besuch im französischen Märchenland Eurodisney in der Nähe von Paris.

Kinder und Betreuer sind in einem Hotel auf dem Freizeitpark-Gelände untergebracht. Der Ausflug wurde dank einer Spende einer Bauträger- und Immobiliengesellschaft möglich. Die Kleinen kehren am heutigen Donnerstag aus dem Land der Phantasie zurück. teb

Aus Essensresten wird Biogas gewonnen Pilotanlage der Fachhochschule Gießen-Friedberg / "Keine Geruchsbelästigung"

GIESSEN. Nicht nur Mist und Viehfäkalien eignen sich inzwischen ganz passabel zur Produktion von Strom und Wärme. Wissenschaftler der Fachhochschule Gießen-Friedberg entwickelten nun ein Verfahren, bei dem Energie aus organischen Flüssigabfällen gewonnen werden kann. Eine entsprechende Pilotanlage, die Essensreste aus Großküchen undRestaurants zusammen mit Altfetten in Biogas verwandelt, wurde jetzt im Gießener Klärwerk vorgestellt.

Nach monatelangen "Vorversuchen" in den Labors wagten die Experten nun den Schritt in die konkrete Erprobungsphase. "Die ersten vier Wochen sind verfahrenstechnisch gut angelaufen", sagte ein zufriedener Armin Gosch, der das Projekt wissenschaftlich leitet.

Die zuvor ermittelten Daten über die Biogaserzeugung aus derartigen flüssigen Abfällen werden in der großtechnischen Anlage im Klärwerk der mittelhessischen Universitätsstadt überprüft. Dabei verfaulen die hochorganisch angereicherten Stoffe in einem 50 Kubikmetern fassenden Fermenter. Die so entstandenen Faulgase werden in einer Biogasanlage in Wärmeenergie umgewandelt.

Das täglich anfallende ausgefaulte Substrat wird in Pflanzenbeeten getrocknet (das übernehmen Mitarbeiter des Gießener Zentrums für Umwelt und Arbeit) und gemeinsam mit dem entwässerten Faulschlamm des Klärwerks deponiert. Obendrein entsteht bei diesem Vorgang ebenso wie bei anderen Biogasanlagen ein "hygienisch einwandfreies Restprodukt", wie Thoams Luthardt vom Fachbereich Bauingenieurwesen der FH betonte. "Das wiederum kann optimal zum Düngen verwendet werden."

Zum 30. Juni 1994 sollen die Forschungsarbeiten abgeschlossen sein. Bis zu diesem Zeitpunkt werden rund 411 000 Mark in das Projekt geflossen sein. Den Löwenanteil von 370 000 Mark trägt dabei das hessische Umweltministerium. Den Rest finanziert die FH aus ihrem eigenen Etat. Mit ersten konkreten Daten und Ergebnissen rechnet Armin Gosch in knapp einem Jahr. - Klagen über etwaige Geruchsbelästigungen haben die Betreiber der Pilotanlage zudem nicht zu fürchten: durch den Einsatz einer geschlossenen Fermenteranlage würden Geruchsemissionen vermieden. tru

Wer will eine Tonne vors Haus? Königstein sucht Bürger für Gemeinschaftskompostierung

KÖNIGSTEIN. Die Stadt Königstein sucht noch Bürger, die bereit sind, bei einer Gemeinschaftskompostierung mitzumachen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Durch ein Förderprogramm des Umlandverbandes können Mieter und Eigentümer größerer Wohnanlagen von der Stadt kostenlos eine Kompostiertonne mit einem Fassungsvermögen von 500 Litern erhalten.

Dazu wird - ebenfalls kostenlos - eine ausführliche Anleitung zum Benutzen der Tonne durch einen Kompostierberater oder durch die städtische Umweltberaterin angeboten.

Die Stadtverwaltung will nach eigenen Angaben mit der Einführung der Gemeinschaftskompostierung eine ökologisch sinnvolle und umweltschonende Wiederverwertung der organischen Abfälle aus Haus und Garten fördern.

Anfragen in diesem Zusammenhang können entweder an die Umweltberaterin der Stadt, Frau Germann-Störkel, Telefon 0 61 74 / 202-274, oder an Herrn Arnold, Rufnummer 0 61 74 / 202-246, gerichtet werden.

Bei den Einzelhaushalten läuft die Kompostierung von organischen Hausabfällen in Königstein bereits seit einigen Jahren mit gutem Erfolg. Schätzungsweise 25 Prozent der Haushalte bringen ihre Abfälle auf dem eigenen Grundstück in den bezuschußten Kompostiertonnen unter.

Wer sich von den Einzelhaushalten an dieser umweltfreundlichen Aktion beteiligen will, braucht sich nur an die Bauverwaltung der Stadt zu wenden. Dort kann die Tonne bei Herrn Arnold, Telefon siehe oben, bestellt werden. Der Preis der bezuschußten Kompostiertonne beträgt 60 Mark.

Der Behälter verringert nicht nur den ständig wachsenden Müllberg, sondern sorgt auch für besten Humus, der sich im Garten gut verwenden läßt. jom

SPD-Chef hielt die Gewerkschafter im Saal

Björn Engholm baute vor: Gleich zu Beginn seiner asylpolitischen Passage versprach er, "so zu formulieren, daß möglichst viele im Saal bleiben" - der Eklat vom Beginn des Gewerkschaftstags der IG Medien, als am Sonntag über hundert Delegierte unter Protest gegen den Auftritt von DGB-Chef Heinz-Werner Meyer auszogen, hat sich herumgesprochen. Tatsächlich verließ diesmal zwar niemand die Augsburger Kongreßhalle, doch dürfte kaum je ein amtierender SPD-Vorsitzender von einem Gewerkschaftstag so kühl empfangen worden sein wie der auch in seiner Partei bedrängte Engholm. Das blieb so bis zum Schluß seiner Rede, die mehrfach von Zwischenrufern unterbrochen wurde. Da half es auch nichts, daß Engholm als gelernter Schriftsetzer seit Jahrzehnten Mitglied der IG Druck und Papier war, aus der vor drei Jahren die IG Medien hervorging.

Engholm selbst war nachher ganz zufrieden mit dem Applaus - "wo doch mindestens ein Drittel anderer Meinung ist". Eingeknickt war er nicht; im Gegenteil, er hatte den Opponenten im Saal durchaus angriffslustig zugerufen, "ein bißchen volkswirtschaftliche Vernunft" wäre angezeigt angesichts der finanziellen Lasten, die der Strom von Zuwanderern bedeute. Der SPD-Chef machte auch in Augsburg kein Hehl aus seinem wesentlichen Motiv für die hier schon mehrfach bitter beklagte Kehrtwende in Sachen Grundgesetzänderung: Die Bereitschaft für das Zusammenleben mit Fremden nehme bei den Deutschen "erkennbar ab". Manchen irritierte freilich, daß er noch immer mit der Zahl von nur vier Prozent anerkannten politisch Verfolgten hausieren ging und dann von "noch mal einigen" Prozent sprach, die auf dem Rechtsweg Erfolg hätten. Seit letzter Woche sollte man auch in Bonn und Kiel wissen, was der SPD-Innenminister Frieder Birzele in Stuttgart ans Licht brachte: In den letzten beiden Jahren waren es entgegen der verbreiteten Behauptung jeweils über 20 Prozent der Antragsteller, die nach ihrer Ablehnung in Zirndorf noch vor Verwaltungsgerichten recht bekamen.

Jedenfalls drückte man dem SPD- Chef nicht nur ein Buch als Geschenk, sondern auch eine Resolution von 90 Unterzeichnern in die Hand, die verlangt: "Bekämpfung der Asyl-Ursachen, nicht der Bewerber." Und auch als Engholm Augsburg schon längst wieder hinter sich hatte, machten Redner noch ihrem Ärger über den "Opportunismus" der SPD-Spitze Luft.

Das brisante Thema - die hier versammelten Gewerkschafter wissen wohl, daß es an ihrer Basis durchaus unterschiedlich diskutiert wird - durchzieht den einwöchigen Gewerkschaftstag wie ein roter Faden. Die Angst vor einem neuen Rechtsradikalismus wird von dieser linken Speerspitze unter den DGB-Gewerkschaften schärfer artikuliert als anderswo. Fast atemlos lauschten die 460 Delegierten Lew Kopelew, dem russischen Germanisten und Schriftsteller, der warnte, Fremdenhaß sei letzten Endes Selbsthaß, der die eigene Heimat verstümmelt. Unter anderem bei Kopelew und bei Detlef Hensche, der heute zum neuen Vorsitzenden der IG Medien gewählt werden wird, klang der Versuch an, zu verstehen, warum Jugendliche Brandfackeln auf Asylbewerberheime werfen. Statt wie andere Delegierte hiflos von "Verrückten" zu reden, erkennt Hensche darin das Endergebnis jener sozialen Spaltung, die er in der deutschen Gesellschaft erst recht nach der Einigung am Werke sieht.

Erschreckenden Anschauungsunterricht erhielten mehrere Delegierte, als sie am Montag abend in der Augsburger Innenstadt Zeugen wurden, wie zwei Schwarze, vermeintliche Schwarzfahrer, von Straßenbahnkontrolleuren malträtiert wurden. Der Gewerkschaftstag schickte einen Protestbrief an den Oberbürgermeister.

Die sozialen Folgen der deutschen Einigung sind bisher das andere große Thema des Kongresses. Delegierte aus Mecklenburg-Vorpommern trugen eine 40 Meter lange Papierschlange durch den Saal, voller Namen von Betrieben, die von der Treuhand "abgewickelt" wurden. Für die Mehrheit der Kongreßteilnehmer steht fest, daß sich das westdeutsche Kapital am politisch gewollten Zusammenbruch der einstigen DDR- Wirtschaft und an den Transferleistungen westdeutscher Arbeitnehmer eine goldene Nase verdient. Als die medienwirksame Papierschlange das Podium erreicht hatte, rief ein Delegierter aus Rostock am Rednerpult: "Alles, was uns zu DDR-Zeiten über den Hauptfeind Kapitalismus eingebleut wurde, stimmt!" Dafür gab es im Saal rauschenden Beifall.

PETER HENKEL (z. Zt. Augsburg)

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Ukraine Neuer Regierungschef gewählt Seite 2

Leitartikel Die Atomschmuggler aus dem Osten Seite 3

IG Medien Engholms Auftritt Seite 4

Feuilleton Neues zu Peter Huchel Seite 8

Wirtschaft Triumph-Adler magert ab Seite 9

Sport Völler - Ein Idol geht Seite 13

Dokumentation Zur Situation von Schwulen Seite 19

Frankfurt FR-Gespräch zur Drogenpolitik Seite 25

Kulturspiegel Streit ums Museum Judengasse Seite 30

Hessen Rettung vor der Schlachtbank Seite 31

Aus aller Welt Bauskandal in Norddeich Seite 39

Klinik-Essen ist zu fett Seite 40

Börse Seite 12

Freie Aussprache Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 20

Roman Seite 32

Filmspiegel Seite 35

Wohnen an der Autobahn Neuer Stadtteil bringt auch Probleme mit dem Verkehr

Hier dürfen sich Autofahrer noch ausleben - das Stück der A 661 zwischen Homburger Kreuz und Autobahnende ist der letzte Autobahnabschnitt im Stadtgebiet "ohne Geschwindigkeitsbeschränkung" (Planungsdezernent Martin Wentz). Wenn nun Wohnungen auf dem Areal der früheren US-Kasernen in Bonames gebaut werden, lägen sie teils recht nahe am Autofahrer-Paradies. Und deshalb hat Wentz "die Landesstraßenverwaltung" in einem Brief aufgefordert, auf der Strecke Tempo 80 für alle anzuordnen.

Als der Stadtrat dies vor 200 Bürgern in Bonames eher beiläufig erwähnte, setzte es Zwischenrufe. Nicht wenige gingen ans Mikrofon: Es waren Besitzer der Häuser in Bonames, die heute schon nahe der A 661 stehen. "Bei mir ist es so laut, daß ich meinen Garten kaum nutzen kann", schimpfte einer. Von Lärmschutzwall keine Spur - der sei 1990 nur für die Anlage des Tennisclubs Palmengarten gebaut worden, nicht für die Wohnhäuser.

Prompt erinnerte Wentz daran, daß noch der frühere CDU-Kämmerer Ernst Gerhardt den Tennisfreunden den vorteilhaften Vertrag auf Kosten der Stadt verschafft hatte: "Das laß' ich mir nicht anhängen!" Und warum seinerzeit kein Schutzwall für die Wohnungen? Nach Schulterzucken bei Wentz brachte ein kundiger Mitarbeiter die Lösung: Die Vorschriften zur Lärmdämmung waren damals noch nicht so scharf gefaßt wie heute. Der Stadtrat möchte sich nun für eine Abschirmung alter und neuer Wohnungen einsetzen, kann aber "noch nichts definitiv versprechen".

Der neue Stadtteil bringe 2000 zusätzliche Autos, Tiefgaragen sind geplant. Wentz: "Die Situation auf der Homburger Landstraße wird eindeutig schwieriger!" Aber die Stadt wolle dann "den Durchgangsverkehr auf die Autobahn verweisen". Und die Zehnmorgenstraße in Eschersheim, heute als "Schleichweg für Raser" zum Frankfurter Berg berüchtigt, lasse sich zur Tempo 30-Zone erklären - freilich nur, wenn Umbauten den Straßenraum verengen. Bleibe die Straße breit wie heute, ließen die Vorschriften kein Limit zu. Schließlich prüft das Planungsamt einen Seitenzweig der U 5 mit drei Haltestellen bis zum Frankfurter Berg. Rechnet sich das wegen zu weniger Fahrgäste nicht, "setzen wir Busse ein" (Wentz). jg

Umland mahnt Absprache zur Drogenpolitik an

HOCHTAUNUSKREIS. "Wir brauchen einen Streetworker. Aber es hängt am Geld." So der Steinbacher Bürgermeister Edgar Parnet gestern in einem Gespräch zur Drogenpolitik, zu dem die FR Vertreter der Kreise und Kommunen rund um Frankfurt zusammenbrachte.

Dabei zeigte sich, daß Steinbach mit diesem Problem nicht allein dasteht und die Kreise und Gemeinden die nötige Koordination zwischen Frankfurt und dem Umland vermissen. Vor allem bei den Hilfsangeboten für Drogenabhängige müßten sich die Kommunen absprechen, um das Drogenproblem in den Griff zu bekommen.

(Siehe dazu den ausführlichen Bericht in der Stadtrundschau). ca

Das Wetter

Wetterlage Während der Süden Deutschlands zunächst noch unter dem Einfluß einer Hochdruckbrücke verbleibt, die sich vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer erstreckt, wird der Norden im Tagesverlauf von der Kaltfront eines Tiefs über der Nordsee erfaßt. Vorhersage bis Donnerstag früh Etwa südlich des Mains nach zum Teil zögernder Auflösung von Nebelfeldern sonnig und trocken. Im Norden im Tagesverlauf Aufzug starker Bewölkung und zeitweise Regen. Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 Grad C im Norden und bis zu 14 Grad C im Süden. Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag im Süden bei 2, im Norden bei 5 Grad C.

Schwacher, nach Norden hin zunehmender Wind aus westlichen Richtungen.Weitere Aussichten für Donnerstag Vielfach stark bewölkt, zeitweise Regen, Höchstwerte 7 bis 12 Grad C, nachts frostfrei. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

stark bewölkt 18 Amsterdam

leicht bewölkt 10 Athen

wolkig 26 Barcelona

bedeckt 16 Bordeaux

wolkig 15 Brüssel

leicht bewölkt 9 Budapest

leicht bewölkt 10 Dublin

bedeckt 10 Helsinki

wolkig 1 Innsbruck

leicht bewölkt 13 Istanbul

stark bewölkt 13 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 30 Las Palmas

wolkig 23 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

bedeckt 12 London

leicht bewölkt 13 Madrid

wolkig 16 Malaga

leicht bewölkt 21 Mallorca

wolkig 20 Moskau

bedeckt -5 Nizza

stark bewölkt 20 Paris

leicht bewölkt 10 Rom

leicht bewölkt 22 St. Petersburg

leicht bewölkt 1 Stockholm

bedeckt 3 Tunis

leicht bewölkt 28 Varna

wolkig 11 Venedig

leicht bewölkt 13 Warschau

leicht bewölkt 4 Wien

wolkenlos 9 Zürich

bedeckt 6

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 8 Dresden

leicht bewölkt 8 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 4 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 7 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 10 Freiburg

wolkig 9 Garmisch

bedeckt 5 Hamburg

leicht bewölkt 9 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

leicht bewölkt 9 München

leicht bewölkt 8 Norderney

leicht bewölkt 9 Rostock

bedeckt 8 Sylt

stark bewölkt 11 Zugspitze

leicht bewölkt 1 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.46 Uhr

Sonnenuntergang 17.36 Uhr

Mondaufgang 8.34 Uhr

Monduntergang 9.54 Uhr

Vereinsleben

Kleintierzuchtverein Bornheim: Der Verein lädt ein zur traditionellen Lokalschau am Samstag, 17. Oktober (ab 15 Uhr), sowie am Sonntag, 18. Oktober (9 bis 17 Uhr), in die Farmanlage an der Enkheimer Straße. od/41

Trachtenverein "Almrausch" Bornheim: Zur Teilnahme am Oktoberfest der Bayerischen Vereinigung Frankfurt treffen sich die Aktiven des Gebirgstrachten- Erhaltungsvereins am Samstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2. od/41

SEPP BINDER, Pressesprecher der SPD- Bundestagsfraktion, wird Ende des Jahres seine Funktion aufgeben. Der frühere Zeit-Redakteur und langjährige enge Mitarbeiter Hans-Jochen Vogels will sich dann auch "von der unmittelbaren politischen Bonner Bühne verabschieden", wurde in Bonn mitgeteilt. Was Binder künftig tun wird, blieb vorerst unbekannt. Neuer Pressesprecher wird sein Stellvertreter Ulrich Heier. (hll)

Wirtschafts-Nobelpreis an US-Amerikaner Becker

FRANKFURT A. M., 13. Oktober (FR). Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhält in diesem Jahr der Amerikaner Gary Becker (62). Dies teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit. Bekker gilt als radikaler Markt-Theoretiker, der verschiedene Bereiche des Lebens (zum Beispiel die Familie) einer Kosten- Nutzen-Analyse unterwarf. Er ist der bisher siebte von der Universität Chicago stammende Träger des seit 1969 verliehenen Preises. (Bericht im Wirtschaftsteil)

Gartenamt erinnert an vernachlässigte Gräber

Da zahlreiche Grabstätten vernachlässigt wirken, bittet das Garten- und Friedhofsamt die Angehörigen Verstorbener darum, deren Gräber "in einem würdigen Zustand zu halten". Zahlreiche Grabstätten wurden eigens aufgelistet und die zuständigen Bürger aufgefordert, diese Gräber bis Ende April 1993 herzurichten. Andernfalls könnte "das Nutzungsrecht entzogen" werden heißt es im Amtsblatt Nr. 42 mit Hinweis auf die städtische Friedhofsordnung.

Außerdem weist das Garten- und Friedhofsamt im selben Blatt darauf hin, daß es Grab- und Grabmalanlagen nach Ablauf der längstlaufenden Ruhefrist beseitigt, sofern das von den Angehörigen nicht fristgerecht selbst besorgt wird. fra

Keine Abschlagszahlungen für PDS

In der FR vom 8. 10. 1992 hieß es in dem Artikel "Bündnis 90 gibt nicht klein bei", daß das Bündnis 90 "im Unterschied zu allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien . . . weder Wahlkampfkosten-Abschlagszahlungen für die Bundestagswahl 1994 noch Mittel im Rahmen des sogenannten Chancenausgleichs" erhalte.

Unter Berufung auf den Bündnis-90- Abgeordneten Werner Schulz wird dabei noch ausdrücklich ergänzt, daß auch die PDS "sehr wohl aus dem Haushalt bedacht" werde.

Dies ist falsch. Die PDS hat bislang weder die erwähnten Abschlagszahlungen noch den Chancenausgleich erhalten.

Insoweit die Quelle für diese Behauptung Werner Schulz ist, möchte ich darauf hinweisen, daß es leider eine der schlechten Angewohnheiten des Bündnis 90 ist, immer und ausschließlich sich selbst als diskriminiert zu betrachten, auf keinen Fall aber die PDS.

Dr. Gregor Gysi, MdB und Vorsitzender der PDS/Linke Liste, Bonn

Koalitionskompromiß zum Asyl Einigung zwischen Union und FDP / SPD will nicht abstimmen Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan BONN, 13. Oktober. CDU/CSU und FDP haben sich am Dienstag auf eine Entschließung zur Änderung des Asylgrundrechts geeinigt, über die der Bundestag am Donnerstag namentlich abstimmen soll. Der Text sieht unter anderem vor, daß politisch Verfolgte im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention als Asylberechtigte anerkannt werden. Bewerber mit sogenannten offensichtlich unbegründeten Anträgen sollen sofort abgeschoben werden können. Geprüft werden soll die mögliche Wirksamkeit eines "Zuwanderungsbegrenzungsgesetzes". Die beiden Koalitionsfraktionen stimmten dem Kompromiß der Parteispitzen am Nachmittag zu. In der CDU/ CSU gab es zwei Gegenstimmen und acht Enthaltungen, bei der FDP ebenfalls zwei Gegenstimmen sowie eine Enthaltung.

Die SPD-Fraktion kündigte an, sie werde sich an der Abstimmung über die Entschließung im Parlament nicht beteiligen. In SPD-Kreisen hieß es zur Begründung, man wolle sich von Union und FDP nicht "vorführen" lassen.

Dem am Vormittag ausgehandelten Kompromiß der Koalitionsparteien zufolge soll das Asylverfahren derjenigen verkürzt werden, die aus einem Land stammen, in dem angeblich niemand politisch verfolgt wird. Dies gilt auch für Bewerber, die aus einem sogenannten sicheren Drittstaat einreisen, die bereits in einem anderem Land ordnungsgemäß abgelehnt wurden, sich in Deutschland strafbar machen oder nicht an ihrem Asylverfahren mitwirken.

Politiker sowohl von CDU und CSU als auch aus der FDP behaupteten, sie hätten ihre Positionen durchgesetzt. Die Union erreichte, daß in dem Text vom individuellen Grundrecht auf Asyl nicht die Rede ist. Daß dieses erhalten werden müsse, hatte die FDP noch auf ihrem Parteitag am vorvergangenen Wochenende gefordert. Das Individualrecht ist der gerichtlich einklagbare Anspruch jedes Bewerbers auf Prüfung seines Antrages.

Bisher hatten sich maßgebliche Liberale wie Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger dagegen gewandt, daß abgelehnte Asylbewerber sofort abgeschoben werden und ein Gerichtsverfahren gegen die Verwaltungsentscheidung von ihrem Heimatland aus betreiben müssen. Genau dies erlaubt der Entschließungsantrag indirekt, wenn er fordert, daß "aufenthaltsbeendende Maßnahmen" sofort nach der Ablehnung eingeleitet werden können.

Die FDP betonte dagegen, es sei Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) nicht gelungen, lediglich eine (unverbindlichere, d. Red.) "institutionelle Asylgarantie" festzuschreiben. Auch habe sich die FDP mit der Forderung nach einem Zuwanderungsbegrenzungsgesetz durchgesetzt. Ferner sei es ein Erfolg für die Liberalen, daß Asylbewerber dem Papier zufolge in "offensichtlich unbegründeten" Fällen nur dann sofort abgeschoben werden dürfen, wenn ihnen dadurch "keine irreparablen Nachteile drohen".

Die CSU hatte vor der Sitzung der Unionsfraktion Nachbesserungen gefordert, konnte sich aber offenbar nicht durchsetzen. CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch wollte die Einrichtung von Beschwerdeausschüssen anstelle der Verwaltungsgerichte als zweite Instanz für abgelehnte Asylbewerber verankert sehen und ein Zuwanderungsgesetz ausschließen.(Kommentar auf Seite 3, Wortlaut und weitere Berichte auf Seite 4)

Mehr "Aus aller Welt", Seite 39

HR-Intendant Kelm beurlaubt zwei Direktoren

HR-Intendant Hartwig Kelm hat am Dienstag Fernsehprogrammdirektor Hans-Werner Conrad und Verwaltungsdirektor Artur Jerger mit sofortiger Wirkung vorläufig beurlaubt. Kelm zog damit die Konsequenzen aus den Ergebnissen der beidem ihm jetzt vorliegenden Untersuchungsberichte zu Vorgängen der Fernseh-Unterhaltung, dem Sonderbericht des Landes-Rechnungshofs und dem von ihm in Auftrag gegebenen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Peat Marwick Treuhand GmbH, heißt es in einer HR-Meldung. Über die Inhalte der beiden Untersuchungsberichte will der Intendant mit den Gremien des Hessischen Rundfunks in der Sitzung des Verwaltungsrats am 21. Oktober und in der Sitzung des Rundfunkrats am 22. Oktober beraten. Über weitere Schritte soll der Verwaltungsrat entscheiden.

Es ist weit mit der SPD gekommen

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Struck, hat den früheren Partei- und Fraktionsvorsitzenden Hans-Jochen Vogel öffentlich aufgefordert, seine Einstellung zur Änderung von Artikel 16 GG in der Asylfrage vor dem Parteitag zu überdenken. Wer Engholm in dieser Frage nicht folge, gefährde die Regierungsfähigkeit der SPD (FR vom 13. 10. 1992 "Nach dem Seiltanz droht ein Absturz").

Dieser Vorgang ist beschämend, ja skandalös. Denn was zeigt er? Er zeigt, daß führende Sozialdemokraten offensichtlich nicht aus sachlicher Überzeugung, sondern aus rein taktischen Erwägungen bereit sind, Grundrechte einzuschränken oder abzuschaffen, auch solche, die vor dem Hintergrund unserer Geschichte eine ganz besondere Bedeutung haben. Er zeigt darüber hinaus, daß mit öffentlichem Druck versucht wird, andere Meinungen gerade in solch grundsätzlichen Fragen zu unterdrücken. Das geht an den Nerv sozialdemokratischer Tradition.

Es mag gute Gründe geben, die eine Änderung des Grundgesetzes beziehungsweise eine Präzisierung hinsichtlich der Rechtsweggarantie für notwendig halten.

Ich selber neige auch dazu, daß es ohne dies nicht geht. Aber ich habe hohe Achtung vor der juristischen Kompetenz und der Verwaltungserfahrung von Hans-Jochen Vogel, um seine Meinung nicht sehr ernst zu prüfen.

In einem jedenfalls ist Hans-Jochen Vogel uneingeschränkt zuzustimmen: Die SPD darf keinesfalls Grundrechte aus opportunistischen Gründen zur Handelsware degradieren, damit auch Sozialdemokraten auf Bundesebene endlich wieder Ministersessel erhalten.

Beinahe unerträglich wird es aber dann, wenn auch noch versucht wird, Andersdenkende in einer so grundsätzlichen Frage unter Druck zu setzen.

Wie engagiert haben wir doch beim § 218 für die Gewissensfreiheit gekämpft, und dies bei der Abstimmung der Abgeordneten im Parlament. Und jetzt soll schon im Vorfeld von Parteitagen das engagierte Eintreten für seine Überzeugung nicht mehr erlaubt sein?

Es ist weit mit der SPD gekommen. Engholm wäre gut beraten, Struck unmißverständlich und schnell zu korrigieren, damit nicht der Eindruck entsteht, diese Haltung von Struck würde noch von anderen führenden Sozialdemokraten geteilt.

Man kann Hans-Jochen Vogel nur ermuntern, sein engagiertes Eintreten für seine Überzeugung beizubehalten. Wenn die Befürworter einer Grundgesetzänderung keine überzeugenderen Argumente beibringen können als Struck, stehen ihre Karten schlecht.

Ein Imageverlust von Engholm und eine Verminderung von Regierungschancen sind kein ausreichender Grund für die Einschränkung von Grundrechten und Änderungen des Grundgesetzes.

Paul Leo Giani, Staatssekretär a. D., Ginsheim-Gustavsburg

Küche brannte lichterloh

HÖCHST. Ein bißchen Öl in die Pfanne und schon brannte die Küche einer Höchster Wohnung am Montagnachmittag. Verletzt wurde niemand. Bei dem Küchenbrand entstand ein Schaden 10 000 Mark. clk

Rad-Tourenfahrt für jedermann am Sonntag

Zur 20. Rad-Tourenfahrt für jedermann durch Wetterau-Vogelsberg lädt der "Radsport-Club Sprinter 77 Niederdorfelden" für Sonntag, 18. Oktober, ein. Gestartet wird zwischen 8 und 10 Uhr, Kontrollschluß ist um 15.30 Uhr. Drei Strecken stehen zur Wahl: über 111, 80 oder 41 Kilometer.

Die Startgebühren betragen mit Auszeichnung 17, für BDR-Mitglieder 15 Mark, ohne Auszeichnung sieben Mark, Mitglieder fünf Mark.

Gruppenmeldungen sind heute noch unter Telefon 0 61 01 - 3 21 45, Nachmeldungen sind am Start noch möglich. b-i

Freie Aussprache

"Was ist mit Schulkindern?" Zu Ihrem Artikel "Die Palme nicht vergessen - Staatsanwaltschaft wieder in alten sanierten Räumen" möchte ich anfügen: So langsam wird offenbar auch für die FR das PCB zum Thema, auch wenn es immer noch nicht sehr ernst genommen zu werden scheint. Wie sonst könnten sich solche Fehler einschleichen, wie es in dem genannten Artikel zu der Sanierung des Gebäudes der Staatsanwaltschaft: Zum einen wurden da Belastungswerte pro Kubikmeter (Raumluft!) um den Faktor 100 falsch angegeben bzw. die Einheit Nanogramm mit Mikrogramm verwechselt, zum anderen mit den Dichtungsgummis von Leuchtstoffröhren (???) eine neue Primärquelle genannt, von der ich bisher keine Ahnung hatte. Soweit ich weiß, sind als Primärquellen bisher das Kondensatoröl mehrflämmiger Leuchtstoffröhren sowie die Dichtungsmasse zwischen Betonbauteilen und um Fenster bei Fertigbauten festgestellt worden. So sehr ich mich für die Damen und Herren Staatsanwälte in Frankfurt freue, ein bißchen Neid kommt da doch auf. Gern würde ich bei dem "Dankeschön-Fest" die Feiernden daran erinnern, daß nach wie vor Tausende von Kindergarten- und Schulkindern in Hessen und ganz Deutschland weiterhin im PCB-Mief sitzen dürfen, Klagen dagegen liegen den feiernden Repräsentanten des geltenden Rechts zur Bearbeitung vor. Bernd Thiele, Darmstadt

"Götzin von Berlichingen" Natürlich möchte ich, da hat "ft" schon recht, von meiner Kunst leben und anerkannt sein, nicht weil es eine Quote gibt, sondern weil ich einfach gut bin und Qualität produziere.

Den etwa 52 Prozent Kunststudentinnen (Johannes Gutenberg-Universität, Mainz) zum Beispiel stehen allerdings nur etwa zehn Prozent Künstlerinnen gegenüber, die im Museum oder bei großen Kunstausstellungen vertreten sind.

Sammler bevorzugen "männliche Kunstwerke", weil sie meinen, die Garantie einer Wertsteigerung sei wesentlich größer. Sammlerinnen dürften oft nicht anders rechnen, wenn sie keine Idealistinnen sind.

Die Beispiele aus dem Kunstbetrieb lassen sich beliebig fortsetzen. Museum, Ausstellungen, Kunstpreise, Stipendien oder Fernsehsendungen, in all diesen Bereichen, die die Popularität fördern und damit den Lebensunterhalt der KünstlerInnen sichern helfen, sind Frauen in erschreckendem Maße unterrepräsentiert. Kunst ist keine hehre Angelegenheit, die nur dem Wahren Schönen Guten dient. Kunst ist ein knallhartes Geschäft. Die Ignoranz den Künstlerinnen gegenüber ist teilweise größer als in anderen Lebensbereichen. Wer diese Tatsachen nicht sieht und die Tragweite nicht begreift, ist schlichtweg uninformiert.

"ft" und anderen Ignoranten empfehle ich die Studie, die im Auftrag des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft von einer Arbeitsgruppe der Gesamthochschule Kassel herausgegeben wurde. Diese Studie war Grundlage für einen Kongreß im Jahre 1990, der sich mit genau diesem Thema befaßte.

Inwiefern kritische Bemerkungen zu der Vorgehensweise der Jungsozialistinnen angebracht sind, kann ich nicht beurteilen, da mir keine klaren Informationen, sondern nur billigste Polemik geliefert wurde.

Ursula Paul, Frankfurt

Freie Aussprache

Unterrichtung mangelhaft Zu Ihrem Artikel "Kreiswehrersatzamt wird nach Gelnhausen verlegt" möchte ich folgendes bemerken: Nach es offenbar üblich ist, die Betroffenen durch Zeitungsartikel über ihren künftigen Arbeitsplatz zu informieren, erlaube ich mir, den gleichen Weg zu beschreiten.

Als Angestellter beim Kreiswehrersatzamt Frankfurt am Main - Sitz Eschborn - freue ich mich jedesmal, aus der Zeitung zu erfahren, was, wann, wie, wo und warum geplant ist. Die offizielle Unterrichtung, zu der eine Verpflichtung seitens des Dienstherrn besteht, ist doch mehr als unzureichend. Genau dies hat dazu geführt, daß innerhalb eines Jahres viele qualifizierte Kollegen und Kolleginnen sich um einen anderen Arbeitsplatz bemüht haben.

Herr Dr. Walz von der Wehrbereichsverwaltung IV könnte an Hand der Stellenbesetzung genau nachvollziehen, wann der eigentliche Personalmangel einsetzte. Das will er aber nicht, da die Wehrbereichsverwaltung IV schon vor der Festlegung der Neuorganisation der Territorialen Wehrverwaltung durch das Verteidigungsministerium, aus welchen Interesse auch immer, bemüht war, das Großamt Frankfurt aufzulösen.

Dem Steuerzahler soll hier suggeriert werden, daß die Bundeswehr ohne Mehrkosten verkleinert wird und gleichzeitig was Gutes getan wird, indem in einem angeblich strukturschwachen Gebiet neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Daß der Verteidigunsminister nichts Genaues dazu sagen kann, ist bei diesem "Unterbau" nicht verwunderlich: die qualifizierten Arbeitskräfte waren schon immer bei der Wehrbereichsverwaltung IV in Wiesbaden. Vorschläge und Ideen von der "unteren Kaste" in dieser Verwaltungshierarchie sind erfahrungsgemäß nicht gefragt.

Heinrich Mathes, Oberursel

Kölner Teller-Schikane? Da wettert ein Radfahrerbund über die Gefährdung der Radfahrer, es beschwert sich ein Jurist über unzumutbare Brems- und Anfahrgeräusche. Wird denn eigentlich vergessen, worum es geht? Soll denn ernsthaft das begründete Sicherheitsbedürfnis von Kindern vor Schulen, Kindergärten und in Spielstraßen hinter die Bequemlichkeit (Rücksichtslosigkeit) von verantwortungslosen Verkehrsteilnehmern zurückgestellt werden? Geschwindigkeitsmessungen zeigen noch genügend Beispiele ignoranten Fahrer auf, und nicht nur in Tempo-30-Zonen. Radfahrer können die Teller, so im Ginnheimer Hohl, am Fahrbahnrand gefahrlos umfahren. Langsam versteht sich (sie unterliegen auch der StVO) ohne "lebensgefährliche Stürze", so in der FR vom 26. September, befürchten zu müssen.

Und die lästigen Brems- und Anfahrgeräusche? Die hört jener "Jurist" (ebenfalls FR vom 26. 9. 92) doch nur, weil nicht angepaßt Fahrende abrupt stoppen müssen, und dann - nach der "Schikane", möglichst schnell wieder ihre alte Geschwindigkeit erreichen wollen. Hier sollte der Jurist seine Gedanken und die Kritik ansetzen. Kübel, wie der vorschlägt, machen die teilweise schon engen und zugeparkten Straßen für Kinder und Autofahrer gleichermaßen unübersichtlich.Günter Stelz, Frankfurt

Senioren besuchen Theater

HÖCHST. Für den ersten gemeinsamen Theaterbesuch der Senioreninitiative ist der Kaufmann von Venedig angesagt. Eine Einführung zu Stück und Spielplan gibt Chefdramaturg Johannes Lomberg am Donnerstag, 15 Uhr. clk

Greenpeace blockiert La Hague

HAMBURG/LA HAGUE, 13. Oktober (AP). Aus Protest gegen den geplanten Transport von 1,7 Tonnen hochgiftigen Plutoniums vom französischen Hafen Cherbourg nach Japan haben am Dienstag rund 100 Greenpeace-Aktivisten das Tor der Wiederaufbereitungsanlage La Hague blockiert und sich daran angekettet. Damit wollen sie verhindern, daß der Stoff zum nahen Hafen Cherbourg gebracht und nach Japan verschifft wird. Gleichzeitig forderten die Umweltschützer die französische Regierung auf, den Transport zu stoppen, weil ein Unfall zu einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes führen würde. Plutonium ist der Stoff, aus dem Atombomben entstehen. Die 1,7 Tonnen würden nach Greenpeace- Angaben für 120 Atombomben ausreichen.

Zahlreiche Staaten haben laut Greenpeace deshalb ein Verbot des Plutoniumtransports verlangt. Südafrika habe die Durchfahrt durch seine Gewässer verboten. Die zuständige UN-Unterorganisation habe den Transport als unsicher bezeichnet. Sogar die Internationale Atomenergie-Organisation in Wien habe gewarnt, daß die kommerzielle Produktion und Lagerung von Plutonium ein weltweites politisches und sicherheitstechnisches Problem bedeute.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt hat am Dienstag freundlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte während der ersten Handelsstunde um 16,21 Punkte. Am Vortag war er um 37,83 auf 3174,41 Zähler gestiegen. In Tokio legte der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 188,66 auf 17 490,67 Punkte zum Schluß zu.

Ein Verkehrsspiegel soll an der Ecke Reuterweg / Elsheimer Straße angebracht werden. Das haben CDU und SPD im Ortsbeirat 2 auf Antrag der FDP gefordert. Die Grünen stimmten dagegen, der FDP-Vertreter Peter Clemens war in der Sitzung nicht anwesend und entschuldigt. Der Grund des Antrags: Die Autos, die nachts bei abgeschalteter Ampel aus der der Elsheimer Straße gegenüberliegenden Staufenstraße in den Reuterweg einbiegen wollen, können den Verkehr auf dem Reuterweg erst sehr spät sehen. mic

Löwen und Cinderella Kindertheater in Bad Homburg und Friedrichsdorf

BAD HOMBURG. "Auch Löwen sind nur Mäuse" lernen Mädchen und Jungen bei einem Theaterstück am Dienstag, 20. Oktober, ab 15 Uhr im Gemeindesaal St. Martin in Ober-Erlenbach. Das Theater "Laku Paku", seit fast 10 Jahren auf das Spiel mit Figuren spazialisiert, zeigt eine frei bearbeitete Fabel von La Fontaine. Puppenspieler G. Staniewski ist nicht nur sein eigener Autor und Regisseur, er baut auch die Figuren seiner Stücke selbst. "Auch Löwen sind nur Mäuse" ist für vier- bis neunjährige Kinder gedacht.

FRIEDRICHSDORF. Als "Cinderella" kommt das altbekannte deutsche "Aschenputtel" am Donnerstag, 22. Oktober, auf die Bühne des Köpperner Bürgerhauses. Das Märchen erhielt jedoch nicht nur einen neuen Titel, Ute Behrens arbeitete es mit Songs von Manfred Heyder zu einem Musical um.

Das Kölner Theater "Die Kugel" spielt es ab 15 Uhr für Kinder ab fünf Jahren.

stk

Früh veraltet

Er ist erst zwei Wochen jung und schon veraltet: der freidemokratische Parteitagsbeschluß zum Asylrecht. Wenn auch nur vage und vorsichtig, so legt er doch immerhin fest, daß das "individuelle Grundrecht auf Asyl" im Kern nicht aufgehoben werden darf. Genau dies aber haben die FDP-Oberen am Dienstag getan. Sie stimmten einem gemeinsamen Entschließungsantrag mit der Union zu, der das individuelle Asylrecht nicht einmal erwähnt.

Daß dies nicht nur eine zu vernachlässigende Äußerlichkeit ist, zeigt vor allem ein Satz in der Entschließung. Gegen als offensichtlich unbegründet abgelehnte Asylbewerber können aufenthaltsbeendende Maßnahmen sofort vollzogen werden - sprich, man darf diese Menschen sofort abschieben, sprich, sie können nur von ihrem Heimatland ein deutsches Gericht gegen die Verwaltungsentscheidung anrufen, sprich, sie haben praktisch keine Chance mehr, als asylberechtigt anerkannt zu werden. Wer in seinem Land politisch verfolgt wird, der kann nicht von eben diesem Land aus ein offizielles Asylverfahren betreiben.

Wenn die freidemokratischen Koalitionäre nun behaupten, das individuelle Grundrecht werde mit dem Beschluß nicht angetastet, sagen sie die Unwahrheit. Individualrecht bedeutet ordnungsgemäße Prüfung jedes Antrages, Prüfung durch Verwaltung und Überprüfung durch Gerichte. Wer das - für einen großen Teil der Asylbewerber - nicht mehr will, der soll es offen sagen. ff (Bonn)

Ehemalige Emigranten kämpfen für Artikel 16

Mit einer "Auch wir waren Asylanten" betitelten Erklärung kämpfen neun ehemals politisch verfolgte Frankfurter, vor dem Hintergrund ihrer eigenen Asylerfahrung während der Nazizeit, für den Erhalt des Grundgesetzartikels 16, der besagt: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." Das Schreiben der ehemaligen Emigranten, die vor allem in England, Frankreich und Holland Asyl fanden, übermittelt der Bund der Antifaschisten.

Die einstigen Emigranten verstehen den Artikel 16 als "Abtragung einer Dankesschuld". Nie dürfe in Vergessenheit geraten, meinen die neun, daß Hunderttausende Deutsche ihr Überleben dem Asyl verdanken, das sie in fremden Ländern fanden. Was es für einen Menschen bedeutet, "Asylant" zu sein, haben sie am eigenen Leib erfahren und bezeichnen es nun als "himmelschreiende Schande", wie in Deutschland mit Asylsuchenden umgegangen werde. fra

Hunde kämpfen um Pokal

Daß ihre Hunde keine Bestien sind, will der Verein für Deutsche Schäferhunde am Sonntag zeigen: Auf dem Hundeübungsplatz in Nied wird der Wettkampf um den Rhein-Main-Pokal ausgetragen. Zuschauer sind ab 7.30 Uhr eingeladen. clk

Aus dem Geschäftsleben

Geometrische Muster Gebrauchsgeschirr und aufgebaute Keramiken von Rosemarie Barthelme sind Gegenstand der derzeitigen Ausstellung im Foyer der Handwerkskammer Rhein-Main. Weißer Steinzeugton ist die Grundlage für einfarbig glasierte Gebrauchskeramik wie Krüge, Teller, Vasen und Schalen, mit klare, einfachen Formen. Bei den polygonen Gefäßen aus rotem, schamottiertem Ton dagegen unterstreichen geometrische Muster und Flächenteilungen die strengen Formen.

Die Verkaufsausstellung läuft bis zum 13. November im Hauptgebäude der Handwerkskammer Rhein-Main, Bockenheimer Landstraße 21. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags bis 15 Uhr. FR

Schluß mit Zwiebelkuchen Zur Saisonabschlußfahrt lädt Anton Nauheimer mit der "Primus-Linie" am Sonntag, 18. Oktober, ab 8.30 Uhr (Abfahrt 300 Meter unterhalb des Eisernen Stegs) ein. Es geht "Richtung Rüdesheim", als Dankeschön gibts an Bord frischen Zwiebelkuchen auf Kosten der Reederei. -vau

Flughafen-Postamt 75 ist wieder eröffnet

Nach Abschluß der umfangreichen Umbaumaßnahmen wurde jetzt das Flughafen-Postamt Frankfurt 75 im Erdgeschoß der Luftpostleitstelle neben dem Terminal Mitte eröffnet. Die Schalteröffnungszeiten bleiben unverändert.

Weitere Postdienststellen des Postamts Frankfurt 75 befinden sich noch im Terminal Mitte und Transitbereich des Flughafens. FR

Kino- und

Theaterprogramme

auf Seiten 30 + 31

CDU kippt Kaffenberger und holt Weil Bad Homburger Wahlliste: 13 Neulinge sind auf aussichtsreichen Plätzen Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "Wenn wir keine bürgerliche Mehrheit bekommen, werden alle drei Hauptamtlichen abgewählt, davon geh' ich aus." Nichtwähler und Wähler anderer Parteien als der CDU und FDP gehen für CDU-Stadtchef Bernd Hamer im Frühjahr das Risiko ein, "daß wir Herrn Assmann nicht mehr an der Spitze haben". Dies hoffen die Bad Homburger Christdemokraten im Wahlkampf mit dem Spitzenkandidaten Hamer deutlich zu machen. 13 Neulinge auf den aussichtsreichen ersten 32 Plätzen und jüngere Kandidaten zeugen vom Ziel des Siebener-Ausschusses, "personell neue CDU-Impulse dem Stadtparlament zu verleihen". Der Ausschuß wollte laut seinem Vorsitzenden Wolfgang Bersch "so viel frische Farbe in unsere Abgeordneten hineinbekommen, daß auch von außen schnell erkannt wird, hier tritt ein Wandel ein". Diesem Wandel fiel, wie mehrfach berichtet, mit Fraktionschef Franz Kaunzner ausgerechnet ein Ausschußmitglied selbst zum Opfer - er ging mit lautem Knall und der Siebener-Ausschuß segnete seinen Vorschlag nur noch mit sechs Voten einstimmig ab.

27 Sitze im 59köpfigen Stadtparlament und fünf im zehnköpfigen ehrenamtlichen Magistrat haben die Christdemokraten zu vergeben, wenn sie im März ihr Wahlergebnis von 1989 halten können. Diese aussichtsreichen 32 Plätze wären laut Listenvorschlag zu mehr als 40 Prozent mit Parlamentsneulingen und zu gut einem Drittel mit Frauen besetzt. Die sieben Ortsverbände sind entsprechend ihrer Mitgliederzahl vertreten. Die Junge Union, vor vier Jahren nicht mit einem einzigen Kandidaten bedacht, fände sich nun mit zwei Vertretern im Stadtparlament wieder. Sie tragen dazu bei, daß die Kandidatenschar der CDU im Schnitt gut drei Jahre jünger ist als vor vier Jahren. Die Verjüngung und den Personenwechsel erreichte die CDU weitgehend durch Verzicht bisheriger Mandatsträger. Neun der 13 ausscheidenden Fraktions- und Magistratsmitglieder machten freiwillig Platz. Wenn die Mitgliederversammlung am Dienstag, 17. November, dem Vorschlag des Siebener-Ausschusses zustimmt, stehen nur zwei derzeitige Fraktionsmitglieder wider ihren Willen Kaffenberger muß "noch über sich nachdenken" zu tief auf der Liste: Klaus Kaffenberger, umstritten wegen seines Schrottplatzes im Landschaftsschutzgebiet, müsse wegen seines Berufs- und Privatlebens "noch einmal über sich nachdenken", begründet Bersch den Sturz auf den Nachrückerplatz 35. Peter Peiker hingegen sei trotz seiner Verdienste aus Gesundheitsgründen nach hinten gerutscht.

Bernd Hamer, Landtagsabgeordneter und CDU-Stadtchef, hingegen hält wie vor vier Jahren den Platz an der Spitze der Liste. Ihm folgt - "eine Selbstverständlichkeit" - Maria Scholz, deren von der FR vermeldeter Verzicht aufs Amt der Stadtverordnetenvorsteherin noch keinem Gremium offiziell vorliege. Ihre Nachfolge bleibt laut Hamer allein der Fraktion vorbehalten. Die ersten zehn Plätze setzen laut Bersch Akzente - sie gehen außerdem an Josef Ernst, Fraktionschefin Gudrun Hofmann, Ursula Jungherr, Walter Söhnlein, Wilhelm Braun, Holger Fritzel, Heidrun Kaunzner ("das ist eine gute Familie", so Bersch) und - als erster Neuling - den 32 Jahre alten Konditormeister Ralph Weil.

Sie brechen mit den anderen Kandidaten "verkrustete Strukturen" der Fraktionsarbeit auf, hofft Bersch - und setzt damit eine Spitze gegen die ansonsten pflichtschuldigst hochgelobte bisherige Riege hinter Kaunzer ("er hat prima Arbeit geleistet, keine Frage"). Bersch selbst hat für den Ausschuß vor der Listenaufstellung bereits neue Wege beschritten: Er hat alle fast 700 Parteimitglieder wegen Kandidaturen angeschrieben - und erhielt volle 120 Antworten.

Eine Woche lang machen Kinder aus Neu-Anspach unter Anleitung ihr eigenes Radio Mit Tonband und Mikro eifrig auf Stimmenfang Freitag geht's auf Sendung / Besuch im HR geplant

NEU-ANSPACH / KRONBERG. "Wie finden Sie das, daß Tropenholz gefällt wird?" Die Dame schaut verdutzt in das Mikrofon unter ihrer Nase. Dann wieder zu dem Kind, das, mit viel Technik behängt, ihr fordernd diese Frage gestellt hat. Doch wohl nicht fordernd genug: Die Dame meint gar nichts, lehnt dankend ab. "Ich glaub', die hat das gar nicht so richtig kapiert", meint die 12jährige Manuela, die mit ihrer Gruppe ausgeschwärmt ist, um Interviews zu machen. Also ein weiterer Versuch. Nur nicht aufgeben, Reporter müssen hartnäckig sein. Das haben die Kinder, die für eine Woche ihr eigenes Radio machen, ganz schnell begriffen.

Spielend, dabei aber durchaus mit Einsatz, lernen zehn Kinder aus Neu-Anspach in dieser Woche Manuskripte schreiben, Beiträge produzieren, kurz: das Medium Radio kennen. Für das Radio-Seminar, das von der Jugendpflegerin in Neu-Anspach, Regine Haring, und der Kreisjugendpflege für die Herbstferien angeboten wird, haben die Kinder das Fritz-Emmel-Haus in Kronberg bezogen. Hier sind sie in Klausur gegangen: Schließlich soll am Ende die Radio-Show des Senders "Teen - das fetzige Radio" dabei herauskommen. Am Freitag ist es soweit. "Das schaffen wir", erklärt Christian, der sich kurzerhand selbst zum Chefredakteur ernannt hat, im Brustton der Überzeugung.

Auch Norbert Büchner, Medienpädagoge, hat da keine Zweifel. Er versorgt die Kinder während der Woche mit der technischen Ausrüstung, erläutert, wie ein Beitrag zu schneiden ist, wie ein Interview eingespielt wird. Doch noch ist es nicht soweit. Der Sendeplan steht zwar (und hängt an der Wand des Ton-Studios), doch bis alle Themen bearbeitet und alle Bänder fertig sind, liegt noch viel Arbeit vor den zehn- bis zwölfjährigen:

Einig sind sie schon über die "Top-Ten", zusammengestellt von Marco, dem Musikredakteur, der beschlossen hat, die Nummer eins der Bestenliste in der Sendung ganz auszuspielen - ganz so, wie er das aus dem Radio kennt. Ohnehin lernen die Kinder während der Woche auch, daß auch beim "normalen" Radio "nur mit Wasser gekocht wird", wie es Eva Brischke, eine der Betreuerinnen, formuliert. Dafür ist auch ein Besuch beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt angesetzt. "Und wenn die Kinder dann sehen, daß die Bänder, die dort verwendet werden, genau so aussehen wie unsere, dann macht das, glaube ich, auf die schon Eindruck", meint die Betreuerin.

Im Moment aber haben die Reporter erst einmal schwer mit der Technik zu kämpfen: Mit einem dumpfen Schlag ist das Aufnahmegerät auf Marcs Fuß gelandet. "Wieviel wiegt das Teil?" fragt er stöhnend und versucht, auf einem Bein hüpfend, den blessierten Fuß zu entlasten. Inzwischen hat Jennifer übernommen und muß sich erst einmal erklären lassen, daß es günstiger ist, das Gerät bei der Aufnahme auch anzuschalten.

Vor allem der Fang von Interviewpartnern gestaltet sich schwierig: Die Frage, ob Tropenholz nicht gefällt werden sollte oder ob etwas dafür spricht, wird nicht von allen verstanden. Allmählich bemerken die Nachwuchsreporter, daß die Fragen schlicht und einfach zu lang sind. Doch das Kürzen hilft in einem Fall auch nicht weiter: "Die spricht Englisch", meint Laura sichtlich enttäuscht.

Irgendwann ist Pause - auch Journalisten haben mal Hunger -, und die Reporter sinken auf einem Brunnenrand nieder. Die Realität ist doch weitaus härter als die Trockenübungen im Studio. Dort haben sich die Kinder am ersten Tag an verschiedenen Geräuschen und kleinen Hörspielen versucht. Mit rasselnden Ketten wurde die Geschichte vom kleinen Gespenst erzählt. Der Haufen aus altem Tonbandmaterial ließ sich prima als raschelndes Laub verwenden. Und schließlich merkten die Kinder dabei auch, daß Worte, deutlich gesprochen, bei einer Geschichte viel ausmachen können.

Geübt haben sie auch schon die Experteninterviews, die jedes der Kinder über sein Hobby geben konnte. Nun muß das Ganze nur noch zur Sendung werden: Gemischt mit Musik sind drei Reportagen, ein Quiz, ein Hörspiel, Werbung und die "Joke-Box" ("ein Otto-Witz, aber verwandelt") geplant. Auch eine Erkennungsmelodie muß noch produziert werden.

Über eines waren sich die Kinder gleich zu Beginn des Ferienseminars einig: Umwelt sollte das Thema der Sendung sein, weshalb jetzt Laura, Manuela und die anderen auch noch unbedingt ein paar Aussagen zum Thema Tropenholz brauchen. Also wieder runter vom Brunnenrand; Mikro in die Hand. Und die Kronberger gefragt. Die Zeit drängt. Freitag geht's auf Sendung: Teen - das fetzige Radio. CONSTANZE ANGERMANN

Noch mehr fremdes Wasser verbraucht Grüne: Endlich muß gespart werden

BAD HOMBURG. Bad Homburg hängt dieses Jahr noch stärker am Tropf fremder Wasserquellen als in der Vergangenheit. So stieg der Bezug von fremdem Trinkwasser in der ersten Jahreshälfte 1992 laut dem Halbjahresbericht der Stadtwerke gegenüber 1991 um 56 800 Kubikmeter und damit um mehr als 13 Prozent. Darauf weisen die Grünen hin. Sie verurteilen den "ständig steigenden Fremdwasserbezug der Stadtwerke" als "nicht länger akzeptablen Zustand".

Ihn zu ändern, fordern die Grünen einmal mehr "endlich" ein Konzept, wie der Wasserverbrauch gesenkt werden kann, und schlagen eine Reihe von "Maßnahmen" vor. Unter anderem sollen Neubauten nur noch dann genehmigt werden, wenn sie Regenwasseranlagen enthalten.

Laut Stadtwerke-Bericht kann Bad Homburg inzwischen mit 20,6 Prozent mehr als ein Fünftel des verbrauchten Trinkwassers nicht aus eigenen Quellen decken. Im ersten Halbjahr 1991 deckte das über den Wasserbeschaffungsverband bezogene Fremdwasser nur 18,2 Prozent des Verbrauchs ab, rechnen die Grünen vor. Sie wollen den Trend umkehren und die Stadt binnen fünf Jahren von Fremdwasser unabhängig machen.

Allen Debatten über Wassernot zum Trotz - schuld an der Steigerung ist für den Grünen-Stadtverordneten Michael Korwisi "offensichtlich" ein höherer Pro- Kopf-Verbrauch: "Denn die Bevölkerung Bad Homburgs ist nicht gewachsen".

Die Grünen fordern, das von ihnen initiierte Förderprogramm für den Bau von Regenwasserzisternen auszuweiten. stk

Magistrat stimmt der Flüchtlingsunterkunft zu

WIESBADEN. Die Landeshauptstadt ist bereit, in Gebäuden des Camp Pieri, das von den US-Streitkräften geräumt worden ist, bis zu 500 Asylbewerber unterzubringen. Dies beschloß der Magistrat gestern in einer Sitzung, an der auch Vertreter aller Stadtverordnetenfraktionen teilnahmen. Diese Bereitschaft ist jedoch an die Bedingung geknüpft, daß städtische Mitarbeiter die Flüchtlinge betreuen dürfen. Zum Schutz der Asylbewerber soll ferner eine Außenstelle der Polizei in unmittelbarer Nähe etabliert werden.

Die ursprünglichen Pläne der Stadt, auf dem 13 Hektar großen Areal des früheren US-Camps Wohnungen zu bauen, werden von der städtischen Zusage, dort Flüchtlinge zu akzeptieren, nicht tangiert. Ein Nebeneinander von Deutschen und Ausländern sei im Gegenteil erwünscht, erklärte eine Sprecherin des Magistrats. Man wolle jedenfalls eine Ghettoisierung der Asylbewerber vermeiden. Nun soll eine Altlastenuntersuchung für das Gelände in Auftrag gegeben werden. maf

Aus dem alten Schlachthof an der Mainzer Straße soll ein großer Kulturpalast werden CDU reizt besonderes Flair Stadt hegt ähnliche Pläne

WIESBADEN. Die Atmosphäre ist nichts für sensible Gemüter: "Annahme von Knochen und Schwarten" ist an einer der Türen zum Schlachthof zu lesen - ein altes Schild aus der Zeit, als hier die Metzger aus Wiesbaden und Umgebung Kühe und Schweine zu "Frischfleisch" verarbeiten ließen. Und auch die riesige Halle mit gefliesten Wänden und einer großen Waage in der Mitte erinnert allzu deutlich an die viehische Vergangenheit. Doch gerade dieses "gewisse Flair" finden junge Wiesbadener reizvoll. Zum Beispiel die Junge Union, die vorschlägt, dort ein Kulturzentrum zu etablieren. Denn "dieses besondere Ambiente", sagte der JU-Politiker und CDU-Stadtverordnete Hans-Martin Kessler in einer Pressekonferenz vor Ort, mache die Schlachthalle für Musik- und Kunstveranstaltungen besonders attraktiv.

Mit ihrer Initiative rennen die Christdemokraten offene Türen ein. Stadtrat Wolfgang Hessenauer: "Der Schlachthof ist eine von mehreren Möglichkeiten für ein Kulturzentrum." Eine andere ist das Freudenberger Schloß, das allerdings nur mit großem finanziellen Aufwand zu sanieren wäre. Mit der Initiativgruppe "Kunst- und Kommunikationszentrum" (KuK) verhandele die Stadt derzeit über inhaltliche und finanzielle Konzepte für einen künftigen Kulturtreff.

Der 1912 errichtete Schlachthof an der Mainzer Straße wurde vor zwei Jahren stillgelegt. Lediglich der Wasserturm auf dem rund fünf Hektar großen Areal wurde unter Denkmalschutz gestellt, die übrigen Gemäuer seien nur von "geringer architektonischer Qualität", wie Dr. Sigrid Russ vom Landesamt für Denkmalpflege in einem FR-Gespräch erklärte. Schon jetzt haben sich Musik- und Theatergruppen in einigen Räumen des Schlachthofs zum Üben niedergelassen - mit Billigung des Pächters. Andere Künstler suchten dringend nach ähnlichen Domizilen, wo es laut CDU-Chef Horst Klee "auf ein paar Dezibel nicht ankommt". "Es wäre ein Jammer", findet der Christdemokrat, "wenn man diese Möglichkeit verstreichen ließe."

Die Umgestaltung des Schlachthofs zum Künstler-Treff komme die Stadt nicht allzu teuer zu stehen, vermutet Hans-Martin Kessler. Zumal verschiedene Gruppen bereit wären, bei der Renovierung selbst mit Hand anzulegen. Billiger als die Sanierung des Freudenberger Schlosses wäre sie allemal. Die CDU- Stadtverordneten kündigten für die nächste Plenarsitzung am 12. November einen entsprechenden Antrag an. maf

Die Fans folgen ihm zu jedem Konzert / A cappella in Justinus / Neues Studium mit 31 Seine Zweitorgel steht in der Nachbarkirche bereit Kantor Rolf Henry Kunz fühlt sich in Höchst schon wohl Von Claudia Kundigraber

HÖCHST. Sein Schlüsselbund könnte mit dem eines Nachtwächters konkurrieren: flache Sicherheitsschlüssel, kleine wie für Briefkästen, riesige Torschlüssel. Rolf Henry Kunz steckt einen von ihnen ins Schloß der Justinuskirche: "Auf Anhieb der richtige" freut sich der Höchster Kantor. In den vergangenen Monaten ist es ihm schon mal passiert, daß er den Orgelunterricht in die St. Josefskirche - das größere der beiden gemeindeeigenen Gotteshäuser - verlegen mußte: "Ich hatte den falschen Schlüsselbund dabei."

Auch sonst findet es Kunz sehr praktisch, zwei Kirchen zu haben: "Die Justinuskirche liegt so schön versteckt, daß ich in aller Ruhe üben kann." Für den 52jährigen hat die alte karolingische Kirche alles, was sich ein Musiker wünschen kann: "Flair, Stimmung und Akustik."

Und vor allem eine "wunderbare" Orgel. Das alles hat ihm den Start erleichtert. Kunz ist seit Februar der erste hauptamtliche Kantor in Höchst, früher haben sich drei Organisten die Dienste aufgeteilt. "Es gab hier keine Konzertreihen-Tradition", sagt der Kirchenmusiker, der in den vergangenen 17 Jahren in der Maria-Hilf-Kirche in Frankfurt gespielt hat. Von dort hat er sein Kammerorchester, das Florilegium Musicum, mitgebracht. Und einige treue Konzertbesucher. Wie die Höchster selbst die Veranstaltungen annehmen, kann er noch nicht sagen: "Es waren erst zwei Konzerte, und da kamen immerhin 50 Leute." Da er keinen Vorgänger hatte, kann er auch keine Chor übernehmen. "Wir suchen noch Bassisten", sagt er, und nach einer kurzen Sprechpause fügt der Kantor hinzu: "Na, ja - eigentlich suchen wir alles." Es kommt ihm weniger auf die Zahl der Leute als auf das Können der Musiker an: "Ich möchte einen Chor, der im Gottesdienst singt, mit dem ich A-cappella-Musik machen kann." Denn für Orchester sei die Justinuskirche zu klein.

"Ich muß ohnehin aufpassen, daß die Justinuskirche nicht zur reinen Konzert- und Hochzeitskirche wird", sagt der neue Kantor über die Kapelle mit der schönsten Orgel: 1988 von der Schweizer Firma Kuhn gebaut - dem Rolls Royce unter den Orgelbaufirmen.

Die Orgel war auch das einzige, was er von Höchst richtig kannte. Sonst ging es ihm wie den meisten Frankfurtern: "Ich wußte gar nicht, daß Höchst so eine hübsche Altstadt hat." Von der Orgelempore kann Kunz - vor allem wenn die Bäume kahl werden - direkt zum Main blicken: "Da laß' ich auch alle meine Besucher parken, damit sie Höchst von der schönsten Seite kennenlernen", sagt der Musiker und wendet sich wieder der Orgel zu, die er 1988 einweihen durfte. Kunz gleitet über die drei Manuale mit schwarzen Ebenholztasten. "Die Orgel hat einen weichen Klang, und wenn sie alle Register rausfahren, drückt sie schön auf den Magen." An der "Power" wirken auch drei erhaltene Register von 1740 mit.

Nur seine "Lieblingswellen" - Max Reger und César Franck - lassen sich auf ihr nicht so gut spielen. Die hatte FR-Porträt Kunz in der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Schule in Leipzig kennen- und schätzengelernt; als 31jähriger hatte er nochmal ein Studium als Dirigent angefangen. Allerdings erst, nachdem er seinen Job als Kantor einer Pfarrkirche in Ostdeutschland aufgegeben hatte: "Vorher haben sie mich trotz glänzend bestandener Aufnahmeprüfung nicht zugelassen."

In den Westen zu gehen, hatte er sich erst 1975 überlegt, als seine Frau schwanger war. Denn eigentlich hatte Kunz so eine Art Traumjob: "Ich hatte die einzige Solo-Cembalisten-Stelle in der DDR." Nach der Wende hat er als Gast Konzerte in Dresden und Leipzig gespielt - aber nicht mehr: "Aufbauhelfer brauchen sie auf dem Gebiet wirklich nicht." Die Pionierarbeit leistet er außerdem in Höchst, wo er nach neun Monaten bilanziert: "Ich habe nichts zu bemängeln, hier zu arbeiten macht Spaß."

Richtig Spaß gemacht hat aber auch, mal wieder in der Predigerkirche in Erfurt spielen zu können, wo die früheren Mittwochabend-Konzerte wie überall in der ehemaligen DDR zur politischen Demonstration gerieten: "Hier müssen sie nicht sagen, was sie nicht denken", beschrieb sie der DDR-Dichter Rainer Kunze in den "Wunderbaren Jahren". Und Rolf Henry Kunz zitiert weiter aus dem Gedicht: "Alle Orgeln . . . müßten plötzlich zu tönen beginnen, und die Lügen, von denen die Luft schon so gesättigt . . . hinwegfegen, wenigstens ein einziges Mal, wenigstens für einen Mittwochabend."

"Frankfurter Berg" als neuer Stadtteil skizziert / Wohnungsbau . . .

(Fortsetzung von Seite 25)

der Schadstoffe als "Sache der künftigen Bauherren" an - der US-Armee als Verursacher werde dann der Preis "in Rechnung gestellt". Wentz-Referent Jürgen Häußler nannte den Umgang mit den Altlasten "eine der noch offenen Fragen".

Schon am Montagabend in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule stellten Bürger die Frage, wie lange es denn dauere, bis die Wohnungen stehen. Mit Skepsis reagierten sie, als Wentz "erste Bauanträge schon Anfang 1993" für möglich hielt. Und Uli Baier, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, fragte Stadtrat Wentz ganz offiziell: "Was passiert, wenn es sich mit dem Bund länger hinzieht?" Antwort des Dezernenten: "Wir sitzen nicht am schwächsten Hebel, aber ein Grundstückseigentümer kann nicht gezwungen werden, zu bauen!"

Dabei hatte Wentz zuvor ausgemalt, wie mit den Projekten auf Kasernenfläche der angrenzenden, tristen Hochhaus- Siedlung Frankfurter Berg aufgeholfen werden könne - in der es an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, aber auch an Einkaufsmöglichkeiten fehlt. Der Stadtrat warb um Verständnis für künftige neue Nachbarn: "30 000 Menschen sind in den vergangenen drei Jahren nach Frankfurt gezogen - wir können nicht sagen: ,Geht wieder weg!'"

Die Kreuzung Berkersheimer Weg/ Homburger Landstraße ist als "gemeinsame Mitte" des neuen Stadtteils gedacht - hier sind ein Supermarkt, Läden und Dienstleistungen wie etwa Ärzte vorgesehen, zudem eine Grundschule, drei Kindertagesstätten, ein Bürgertreff und ein Altenclub. Die Zäune um die heutigen Kasernen werden fallen. Viele Bürger fürchteten, es gehe auch an private Grundstücke außerhalb der Kasernen, in Klein- und Vorgärten hinein. "Alles ist auf dem Kasernengelände selbst darstellbar", sagte der Planungsdezernent.

(Siehe auch unten: " Wohnen . . ." und "Zapfenstreich in old Germany")

Hat keine Lust mehr auf den Kampf um Marktanteile: Chris Blackwells letzte gute Tat im Business war die Herausgabe des musikalischen Marley-Erbes.

Ungeheuer smart: Die Haut provoziert ihre Fans.

Kreiert aus berühmtem Hosenstoff Jeans-Förderpreis

Um den Förderpreis eines japanischen Jeans-Herstellers ging es im Tigerpalast, als die Avantgarde der jungen Modeschüler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden im Rahmen einer von der Presse jurierten Modenschau ihre Kreationen vorstellte.

33 Modeschulen waren zum Wettbewerb aufgefordert. Das vorgegebene Thema hieß "Jeans Vision". Aus 400 Bewerbungen waren die zehn besten von einer internationalen Jury ausgewählt worden. Sieben deutsche, eine österreichische und zwei holländische Modeschülerinnen fanden sich mit ihren Models in Frankfurt ein. Sie zeigten die "Welt von morgen" in ihren furchteinflößenden Auswirkungen.

Eine hatte auf ihr weit schwingendes Jeanskleid leere Klopapierrollen, Cocabüchsen und Kondome als die Überreste der Zivilisation drapiert. Spinnweben waren auf die Haut gemalt, der Mensch ist unentrinnbar im Netz gefangen. Nicht einem der jungen Modeschaffenden war etwas wirklich Verwendbares aus jenem Stoff eingefallen, der das Jahrhundert überdauern wird. Doch nicht das Tragbare, das Kreative war gefordert und wurde bewertet.

Und so erhielt denn unter allgemeinem Beifall Jennifer Stöveken, sechstes Semester der Fachhochschule Niederrhein für ihr Modell "World-Destruction" aus Denim und Stahl und aufgenähten Intarsien die unglücklich geteilte Welt darstellend, den ersten Preis: ein einjähriges Stipendium an einer französischen Modeschule in Paris. Für "Safer Sex", ein wandelndes Kondom aus Denim und Plastikstreifen in einen umwickelten Autoreifen gefaßt, bekam Corinna Bönig, zweites Semester Staatliche Modeschule Stuttgart, den zweiten Preis, 5000 Mark. Fotini Lelikatis aus Amsterdam schaffte mit ihrer hoffnungsvolleren "Euro-Vision" goldene Sterne auf BH und Höschen aus blauem Denim und ein blaues Sternenbanner, den dritten Preis. E-S

Teufel Alkohol wird in der Gruppe in Schach gehalten Anonyme Alkoholiker ziehen nach 20 Jahren Bilanz Von Klaus Nissen BLEICHENBACH. Drogensüchtige - sind das nur die auf Parkbänken und Bahnhofstoiletten verreckenden Junkies? Die posthum mit besorgter Anteilnahme bedachten, penibel registrierten Sniffer und Fixer? Nicht nur die, findet Bernd aus Bleichenbach. Drogensüchtig sei auch die viel größere Masse der Alkoholiker. Denen gehe es genauso elend. "Aber die Zahl derer, die sich totsaufen, findet man in keiner Statistik." 40 000 sterben jedes Jahr am Alkohol, schätzt Bernd. Der 37jährige sieht sich selbst bedroht: Seit acht Jahren trinkt er keinen Tropfen mehr. Doch nur ein Glas Bier würde ihm zum Verhängnis, davon ist Bernd überzeugt. Um sich und andere davor zu bewahren, geht der kaufmännische Angestellte jeden Dienstagabend von acht bis zehn Uhr ins evangelische Pfarrhaus von Bleichenbach, zum Treffen der Anonymen Alkoholiker. Diese Selbsthilfegruppe tritt kommenden Samstag (am 17. Oktober) zu ihrem 20jährigen Bestehen erstmals aus der Anonymität heraus. Um 15 Uhr beginnt eine Feierstunde im Bleichenbacher Bürgerhaus. Alle sind dazu eingeladen. Alle außer dem Teufel Alkohol. Der Weingeist muß stärker geächtet werden, meinen Bernd und das gute Dutzend Frauen und Männer in der Bleichenbacher Gruppe. Das Trinken sei zu selbstverständlich in unseren Alltag eingebaut. Nicht alle, aber doch zu viele verlören die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum. Bernd: "Es kann sein, daß die Krankheit erst mit 50 oder 60 Jahren ausbricht. Manche wissen garnicht, daß sie abhängig sind. "Den Alkoholismus wollen die meisten nicht an sich selber feststellen, sondern nur an den Reaktionen anderer." Leider nähmen Vorgesetzte, Kollegen, die Freunde und Verwandten das Saufen viel zu lange schweigend oder gar schmunzelnd hin. Damit machten sie sich zu Co-Alkoholikern. "Wer für den Säufer nach durchzechter Nacht beim Arbeitgeber anruft, wer ihm die Schulden bezahlt und ihm alles Unangenehme vom Hals hält, damit er weitersaufen kann, der fördert den Alkoholismus." Bernd meint: "Wer Alkoholiker in seinem Bekanntenkreis hat, muß das Problem deutlich ansprechen." Man müsse die Säufer unter Druck stellen, damit sie sich ihres Problems bewußt werden.

Die anonymen Alkoholiker von Bleichenbach gehören zu einem Netzwerk diverser Selbsthilfegruppen im Wetteraukreis. Kontaktadressen nennt auf Anfrage die Psychosoziale Beratungsstelle am Schützenrain 15 in Friedberg, Tel. 0 60 31 / 44 88.

Um trocken zu werden und zu bleiben, brauchen Alkoholkranke den Zuspruch von Leuten mit gleichen Erfahrungen. Wer zur Bleichenbacher Gruppe kommt, muß nur seinen Vornamen offenbaren. Die Menschen aus den verschiedenen Alterklassen und Berufen duzen sich, reden über Wichtiges und Belangloses miteinander, organisieren Feiern ohne Alkohol. Bernd: "Nach dem offiziellen Treffen gehen wir meistens in die Kneipe, trinken Kaffee und essen etwas." In der Gesellschaft von Freunden falle es leichter, den Alkohol zu meiden. Viele könnten in ihrer Selbsthilfegruppe intensivere Freundschaften schließen als im bisherigen Leben.

Dennoch sind Rückfälle möglich und wahrscheinlich. Auf 95 Prozent beziffert Bernd die Rückfallquote bei zeitweilig trockenen Alkoholikern. "Ein Großteil von diesen Leuten krepiert. Das ist ein grausamer Tod." Zunehmend gingen auch Frauen am Alkohol zugrunde, weiß Bernd zu berichten.

HR-Direktoren beurlaubt Conrad und Jerger wollen Rechtsmittel einlegen

Der Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), Hartwig Kelm, hat am Dienstag, wie der Sender in einer kurzen Pressemeldung am Nachmittag mitteilte, Hans-Werner Conrad, seit 1989 Fernsehprogrammdirektor und von Kelm als Nachfolger des glücklosen Horst Glänzel von Radio Bremen nach Frankfurt geholt, und Artur Jerger, den langjährigen Verwaltungsdirektor der Anstalt, mit sofortiger Wirkung beurlaubt - ein Vorgang, der in der Geschichte des HR zum erstenmal geschehen ist.

Mit den Beurlaubungen habe Kelm, so der HR weiter, die Konsequenzen gezogen aus den Ergebnissen der ihm jetzt vorliegenden Untersuchungsberichten zu Vorgängen in der Fernseh-Unterhaltung des HR, dem Sonderbericht des Landesrechnungshofes und dem von ihm in Auftrag gegebenen Bericht einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Welche Gründe konkret Kelm zu dieser Maßnahme bewogen haben, war am Dienstag abend nicht zu eruieren. HR-Sprecherin Verena Metze-Mangold war gegenüber der FR nicht bereit, über den Inhalt der Pressemitteilung hinaus weitere Einzelheiten zu den Beurlaubungen zu nennen.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Peat Marwick Treuhand GmbH hatte Kelm mit der Untersuchung beauftragt, ob bei der Auftragsvergabe für die Fernsehsendungen "Main Line", "Holgers Waschsalon" und "Zeil um Zehn" an die A3-Film- und Fernseh-Produktionsgesellschaft der Sender einen finanziellen Nachteil erlitten hat und ob aus Verträgen im Zusammenhang mit der "ARD-Silvester-Gala" für den HR ebenfalls finanzielle Nachteile erwachsen könnten. Der Rechnungshof soll in seinem Bericht, der seit Wochenanfang Kelm und seinen Direktoren vorliegt, dem Vernehmen nach nachgewiesen haben, daß dem HR in Zusammenhang mit der Auftragsvergabe an die A3-Produktion und der Silvester-Gala Schäden in Millionenhöhe zugefügt worden seien.

Conrad wie Jerger wollen, wie sie in Gesprächen mit der FR betonten, rechtliche Schritte gegen ihre Beurlaubungen einleiten. Jerger, der, wie er sagt, zum Intendanten in den letzten Jahren ein gespanntes Verhältnis hatte, hat beim Frankfurter Arbeitsgericht den Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung gestellt. Darin will er festgestellt wissen, daß Kelm nicht befugt war, die Beurlaubung gegen ihn auszusprechen. Mehr wollte Jerger im Moment zu seiner Beurlaubung nicht sagen.

Der gleichen Meinung ist auch Conrad. Nach seiner Vertragslage, so der Programmdirektor zur FR, könne er erst vom Intendanten mit Zustimmung des Verwaltungsrates mit sofortiger Wirkung beurlaubt werden, wenn er zuvor vom Intendanten mit Zustimunng des Verwaltungsrates gekündigt worden sei. Conrad, der, nach seiner Meinung, zu Kelm in einem guten Verhältnis steht, will über seinen Anwalt normale Rechtsmittel einlegen lassen.

Verwundert zeigte sich der Programmdirektor über den formalen Vorgang seiner Beurlaubung. Diese habe er aus den HR-Nachrichten und dem Lesen der Pressemitteilung erfahren.

Am Dienstag morgen hatte der Intendant, so Conrad, ihm und Jerger zunächst vorgeschlagen, von sich aus um ihre Beurlaubung wegen der Vorwürfe in den beiden Untersuchungsberichten zu bitten. Dabei hatte Conrad auf besagten Passus in seinem Vertrag hingwiesen. Dies habe Kelm zur Kenntnis genommen, ohne daß er am Ende des Gesprächs den beiden Direktoren ihre Beurlaubung ausgesprochen habe.

Auch der Verwaltungsratsvorsitzende Eitel Oskar Höhne soll sich, wie man hört, mit der Beurlaubung beider Direktoren nicht einverstanden erklärt und die Thematik auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gremiums am 21. Oktober gesetzt haben. Auf dieser Sitzung sowie auf der nächsten Rundfunkratssitzung am 22. Oktober will Kelm nach HR-Darstellung über die Inhalte der Untersuchungsberichte mit den Gremienmitgliedern beraten. Danach werde der Verwaltungsrat, so der Intendant, über weitere Schritte entscheiden. K.M.

Darf nicht den Vorwurf der Kumpanei einbringen

Die billige Polemik kann sich Frau Ferdos Forudastan schenken (FR vom 10. Oktober 1992 "Anstiftung"), wenn sie die CDU/CSU Innenminister der Anstiftung derjenigen bezichtigt, die in unmenschlicher Gesinnung auf alles Ausländische und Fremde schlagen.

Daß die Innenminister zu keiner Einigung gekommen sind (FR vom 10. 10. 1992 "Innenminister finden keine Einigung"), liegt doch auch an der vergifteten "linken" Stammtischlogik, derer sich auch Frau Forudastan fleißig bedient, die jeden, der den Asylartikel - nicht das Asylrecht - zur Lösung des unzweifelhaft vorliegenden Asylmißbrauchs zur Diskussion stellt, als Mittäter der potentiellen kahlköpfigen Totschläger diffamiert.

Daß die Innenminister sich als Praktiker nicht damit begnügt haben, die übliche Betroffenheitsmiene aufzusetzen, mit der man dann auf Multi-Kulti-Stadtteilfesten an Lammfleisch lutscht, ist eher zu begrüßen.

Denn damit rette ich weder das Asylrecht noch halte ich einen Skinhead von rechtsextremen Übergriffen ab.

Wer ab und zu mit Ausländer- und Asylrecht zu tun hat, weiß, wo in vielen Fällen das Asylrecht und in noch größerem Umfang die Rechtsschutz- und Rechtswegegarantie rechtsmißbräuchlich ausgenutzt und im Ergebnis ad absurdum geführt wird.

Dies auszusprechen und dort ansetzend nach Lösungen zu suchen, darf einem nicht den Vorwurf der Kumpanei mit Rechtsextremisten einbringen.

Andreas Krämer, Gießen

Koalitionskompromiß zum Asyl Einigung zwischen Union und FDP / SPD will nicht abstimmen Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan Bonn, 13. Oktober. CDU/CSU und FDP haben sich am Dienstag auf eine Entschließung zur Änderung des Asylgrundrechts geeinigt, über die der Bundestag am morgigen Donnerstag namentlich abstimmen wird. Der Text sieht unter anderem vor, daß politisch Verfolgte im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention als Asylberechtigte anerkannt werden. Bewerber mit sogenannten offensichtlich unbegründeten Anträgen sollen sofort abgeschoben werden können. Geprüft werden soll die mögliche Wirksamkeit eines "Zuwanderungsbegrenzungsgesetzes". Die SPD will sich an der Abstimmung im Parlament nicht beteiligen. In der FDP-Fraktion und in der Unionsfraktion votierten jeweils nur zwei Abgeordnete gegen den Entschließungsantrag, einige wenige enthielten sich. Dem am Vormittag von den Koalitionsspitzen ausgehandelten Kompromiß zufolge soll das Asylverfahren unter anderem für solche Asylbewerber stark verkürzt werden, die aus Ländern kommen, in denen angeblich keine politische Verfolgung herrscht, die aus einem "sicheren Drittstaat" einreisen, oder die in der Bundesrepublik straffällig werden.

Die Union erreichte, daß in dem Text vom individuellen Grundrecht auf Asyl nicht die Rede ist. Daß dieses erhalten werden müsse, hatte die FDP noch jüngst auf ihrem Parteitag gefordert. Das Individualrecht ist der gerichtlich einklagbare Anspruch jedes einzelnen Bewerbers auf Prüfung seines Antrages. FDP-Fraktionschef Hermann-Otto Solms sagte in einer gemeinsamen Pressekonferenz von CDU/ CSU und FDP dagegen, der Entschließungsantrag halte am Individualrecht fest.

Bisher hatten sich maßgebliche Liberale dagegen gewandt, daß abgelehnte Asylbewerber das Gerichtsverfahren gegen die Verwaltungsentscheidung von ihrer Heimat aus betreiben sollen. Genau dies sieht der Entschließungstext indirekt vor, in dem von "aufenthaltsbeendenden Maßnahmen" sofort nach der Ablehnung die Rede ist. Zwar soll eine "Rechtsschutzmöglichkeit" gewährt werden, doch ermöglicht es diese weite Formulierung auch, statt Gerichten die von der CSU geforderten Beschwerdeausschüsse über die Klagen abgelehnter Asylbewerber entscheiden zu lassen. CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch sagte in der Pressekonferenz, man werde auf den Ausschüssen und einer Einschränkung der Rechtswegegarantie im Artikel 19 Grundgesetz bestehen.

In der FDP wurde darauf hingewiesen, es sei der CDU nicht gelungen, lediglich eine (unverbindlichere, d. Red.) "institutionelle Asylgarantie" festzuschreiben. Im Wort "Asylberechtigte" tauche das Recht auf Asyl auf. Auch sei es ein Erfolg, daß Asylbewerber in "offensichtlich unbegründeten Fällen" nur abgeschoben werden sollen, wenn ihnen dadurch "keine irreparablen Nachteile" drohen. Außerdem habe man durchgesetzt, daß die mögliche Wirksamkeit eines "Einwanderungsbegrenzungsgesetzes" geprüft wird.

Die SPD begründete ihre Weigerung, an der Abstimmung teilzunehmen, damit, sie wolle sich nicht "vorführen lassen." Unionsfraktionschef Wolfgang Schäuble bezeichnete den Antrag als "Beitrag zur Klärung der Diskussion in der SPD".

(Kommentar auf Seite 3, Wortlaut und weitere Berichte auf Seite 4)

Mittwoch, 14. Oktober

Vorträge / Diskussionen Bürgerhaus Nordweststadt, Nordwest-Zentrum: 19 Uhr, Vortrag "Demokratisierungsprozeß in Afrika am Beispiel Somalia und verschiedenen Ländern Afrikas".

Jüdisches Lehrhaus: 20 Uhr, Vortrag "Ich werde eine Negerin sein - Begegnung mit der Dichterin Rajzel Zychlinsky"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Emil Schumacher - Retrospektive".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Kunst und Repräsentation" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Caravaggio-Nachfolge in Genua"; 18 Uhr, Bildergespräch "Die Einschiffung der Galeeren-Sklaven im Hafen von Genua".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bill Viola und James Turrell" sowie um 18 Uhr zu "Ausgewählte Werken".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Vesperbilder des 15. Jahrhunderts".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag zum Thema "Kógei Bijutsu - über den Stellenwert einer modernen japanischen Kunstform".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Mikwen - Architektur und Geschichte Jüdischer Ritualbäder in Deutschland".

Senckenberg-Museum, Senckenberg-Anlage 25: 18 Uhr, Führung "Flugunfähige Vögel". Kino / Filme Kinderhaus Bornheim, Ortenbergerstr. 40: 15 Uhr, "Chaupi Mundi".

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20 Uhr, Film "Cage / Cunningham". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Stammtisch; IC-Restaurant, Hbf.

Hausfrauen-Bund: 13.30 Uhr, Kleiner Spaziergang; Treffpunkt Frankensteiner Platz.

Fachverband für Hauswirtschaft: 14 Uhr, Informationsbesuch bei der Fa. Speyer & Grund; Treffpunkt Borsigallee 14, Haltestelle Gewinnerstr./U7. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Stadtwald Verein: 19 Uhr, Äppelwein-Abend; Gaststätte Riedhof, Mörfelder Landstr. 210.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei Durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen- Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen-Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Ried-Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstraße 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. (Ohne Gewähr)

Kulturfestival zum Motto "500 Jahre Amerika"

Von den Lebensbedingungen indianischer Ureinwohner bis zum Alltag der spanischen Arbeitnehmer heute reicht der thematische Bogen eines ibero-amerikanischen Kulturfestivals anläßlich der 500. Wiederkehr der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus. Am kommenden Wochenende feiern Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Festival mit Diskussionen und Disko, mit Ausstellungen und kulturellen Beiträgen. Initiatoren des Festivals im Bürgerhaus Nordweststadt unter dem Motto "500 Jahre Amerika - Begegnungen zweier Welten?" sind das Jugendamt, die Saalbau GmbH und sieben spanische Elternvereine.

Fünf Kindereinrichtungen hatten seit dem Frühjahr das Thema bearbeitet. Ihre Sicht von der "Entdeckung Amerikas" werden sie vorstellen. Das Fest beginnt am Samstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr. Vertreter der mexikanischen Ureinwohner zeigen spirituelle Tänze, es gibt spanischen Flamenco und lateinamerikanische Rhythmen zu hören. Ab 22 Uhr beginnt die Disco der Jugendlichen mit den Hits der US-Charts.

Am Sonntag, 18. Oktober, ab 11 Uhr diskutieren Experten über die Folgen der Fahrt des Kolumbus. Ab 14 Uhr heißt es für die Kinder "Wir reisen nach Amerika". luf

Oberliga Hessen Mißglückter Einstand von Trainer Brunner

Aschaffenburg - Wiesbaden 2:4 (1:2)

Der neue Trainer der Aschaffenburger Viktoria, Manfred Brunner, mußte gleich in seinem ersten Spiel eine Niederlage verdauen. Der Tabellenfünfte SV Wiesbaden entführte mit dem 4:2 (2:1)-Erfolg im Nachholspiel der Fußball-Oberliga Hessen verdient beide Punkte aus Aschaffenburg. Kilian brachte die Platzherren zwar nach 21 Minuten mit einem abgefälschten Freistoß in Front, doch die technisch überlegenen Wiesbadener konnten noch vor der Pause durch Klinkhammer (34) und Bohr (41.) selbst mit 2:1 in Führung gehen.

Nach dem Wechsel drängte das Team von Max Reichenberger auf die Entscheidung. Mudeji, der einen groben Fehler von Kaschta nutzte und Olaf Kirn, der zum überragenden Mann auf dem Felde avancierte, sorgten für die Entscheidung mit ihren Treffern in der 55. und der 65. Minute.

Kilians Tor per verwandeltem Strafstoß in der 66. Minute hatte nur noch statistischen Wert und konnte die Aschaffenburger Niederlage nicht verhindern. fin

Aschaffenburg: Weiß, Borkenhagen, Kaschta, Delkilic, Zürlein, Gesslein (89. Staab), Rickert (76. Roth), Zahn, Kilian, Parizon, Kloß.

Wiesbaden: Ingendae, Weimer (50. Ebling), Sven Scherrer, Klinkhammer, Dirk Scherrer, Wolfgang, Kirn, Bohr, Weidner, Dembowski., Mudeji.

Zuschauer: 600.

Schiedsrichter: Clemens (Eichenzell).

Tore: 1:0 Kilian (21.), 1:1 Klinkhammer (34.), 1:2 Bohr (41.), 1:3 Mudeji (51.), 1:4 Kirn (65.), 2:4 Kilian (66. /FE).

Banken geben Kammler noch einmal Kredit

Die Angestellten der Autohäuser der Kammler-Gruppe können aufatmen: der Bankrott ist abgewendet. Wie Konkursverwalter Wilhelm Schaaf, berichtete, gewähren die Banken einen sogenannten Massenkredit. Damit könne der Betrieb in den neun Tochtergesellschaften weiterlaufen.

Das Amtsgericht Frankfurt hatte vor zehn Tagen den Konkurs gegen die Henning-Kammler GmbH in Eschborn (Main- Taunus-Kreis) eröffnet. Die Holding von neun Betrieben ist zahlungsunfähig und überschuldet. Konkursverwalter Schaaf sprach von Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Millionen Mark.

Nun sei es gelungen, von den Geldinstituten dennoch einen Massenkredit zu erhalten. Schaaf: "Die Holding geht konkurs, die Töchter leben weiter." kkü

Aufgespießt

"Schwule, Lesben, Jagdhornbläser: Schluß mit dem Schlaraffenland?" Das Boulevardblatt Berliner Morgenpost über die Sparzwänge des Berliner Senats.

UN überwachen Waffenruhe

NEW YORK, 14. Oktober (AP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am Dienstag Resolutionen zur Friedenssicherung in Kambodscha und Mosambik verabschiedet. Die 15 Ratsmitglieder stimmten in New York für den Plan von Generalsekretär Butros Ghali, den Waffenstillstand in Mosambik von seinem Inkrafttreten am Donnerstag an von 21 UN- Beobachtern überwachen zu lassen. Der italienische Diplomat Aldo Ajello wurde zum Sondergesandten zur Koordinierung des Friedensprozesses in Mosambik ernannt, in dessen 16jährigem Bürgerkrieg 600 000 Menschen umkamen und eine Million zu Flüchtlingen wurden.

Zusätzlich soll mit zwei diplomatischen Initiativen der Friedensprozeß beschleunigt werden: Noch im Oktober sollen sich thailändische, japanische und kambodschanische Vertreter an den Verhandlungstisch setzen und danach ein Außenministertreffen der Länder stattfinden, die am Friedensplan direkt beteiligt sind.

Asyl-Kompromiß auch in Koalition umstritten

FRANKFURT A. M., 14. Oktober (AP). Auch nach dem Kompromiß der Fraktionen von Union und FDP in der Asylfrage haben Mitglieder der Koalitionsparteien Kritik an dem Entschließungsantrag angemeldet, der am Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden soll.

Die Sozialdemokraten nannten es eine "unnötige Provokation", den Antrag wenige Wochen vor dem SPD-Sonderparteitag ins Parlament zu bringen. An der Abstimmung über den Antrag würden sich die sozialdemokratischen Abgeordneten nicht beteiligen.

Ungeachtet des Kompromisses will die CSU nach den Worten ihres stellvertretenden Vorsitzenden Edmund Stoiber eine weitergehendere Grundgesetzänderung durchsetzen. Sie sieht auch die Einrichtung von sogenannten Beschwerdeausschüssen vor, die anstelle der Verwaltungsgerichte die Einsprüche von abgelehnten Asylbewerbern bearbeiten sollen. Der bayerische Innenminister erklärte in der Mittwochsausgabe der Kölner Zeitung Express, er werde auf dem CSU-Parteitag Anfang November dafür eintreten, daß seine Partei einer Grundgesetzänderung ohne Änderung des Gerichtsverfahrens nicht zustimmt. Auch jeder Versuch, ein Einwanderungsgesetz einzubringen, sei mit der CSU nicht zu machen, sagte Stoiber.

Der Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, Franz Dormann, kritisierte die Absicht der Koalition, daß abgewiesene Asylbewerber ihr Verfahren aus dem Ausland betreiben sollten. Dies sei weder mit der UN-Menschenrechtskonvention noch mit dem Grundgesetz vereinbar, sagte Dormann der hannoverschen Neuen Presse. In allen anderen Punkten begrüßte er den Kompromiß. Mit seiner Hilfe könnten möglicherweise mehr Asylbewerber als bisher anerkannt werden, so Dormann, da in der Genfer Konvention der Flüchtlingsbegriff weiter gefaßt sei als im Grundgesetz.

Der FDP-Politiker Burkhard Hirsch bezweifelte den Nutzen einer Grundgesetzänderung für die Eindämmung des Zuzugs von Asylbewerbern. Es sei einfach falsch, daß damit das Problem gelöst sei, sagte er am späten Dienstag abend im Fernsehen. "Denn die Leute kommen ja nicht, weil unsere Verfassung so oder anders ist. Sie kommen, weil sie der Armut und der Chancenlosigkeit in ihren Herkunftsländern entkommen wollen. Und weil sie politisch verfolgt werden."

Zahlungsunfähigkeit: Leiche zurückgebracht

RICHMOND, 14. Oktober (AP). Ein Bestattungsunternehmen in Texas hat einem zahlungsunfähigen Mann seinen toten Vater kurzerhand vor der Haustür abgeladen. Der Chef des Unternehmens in Richmond, Newell Evans, sagte am Dienstag in einem Fernsehinterview, er habe den Leichnam zurückgegeben. Larry Bojarski, der Sohn des Verstorbenen, reagierte fassungslos auf das Vorgehen des Bestattungsunternehmers. Er habe die Polizei angerufen und gefragt, was er mit dem Leichnam machen solle.

Friedensrichter Gary Geick sprach von einer "Hölle für die Armen". Er sei über den Vorfall entsetzt, den er zunächst für einen üblen Scherz gehalten habe. Newell blieb in dem Fernsehinterview bei seiner geschäftsmännischen Sicht, daß eine Leistung über 2000 Dollar nicht erbracht werde, wenn der Auftraggeber sie nicht bezahlen könne. Außerdem habe er die Leiche nicht vor der Haustür "abgeladen", sondern nur dort "zurückgelassen". Wenn andere Bestattungsunternehmen dies als unmoralisch bezeichneten, sei dies ihre Sache.

Ein anderes Bestattungsunternehmen will den an Krebs verstorbenen George Bojarski nun kostenlos zur letzten Ruhe betten. Unternehmer Joe Hernandez erklärte: "Mein Vater ist seit 50 Jahren in diesem Geschäft und hat noch nie so etwas erlebt. Der Sohn war in einer Art Schock. Da liegt Ihr Vater, der drei Tage tot ist, plötzlich vor Ihrer Tür."

Bush gegen Clinton erst nach Spielende

WASHINGTON, 14. Oktober (AP). Nicht das Weiße Haus und auch nicht die Parteien, sondern allein zwei Baseballmannschaften entscheiden über den Beginn der für Donnerstag geplanten Fernsehdebatte im Präsidentschaftswahlkampf. Denn die Play-off-Runde der amerikanischen Liga ist derzeit offenbar noch spannender als die Frage Bush oder Clinton. So teilte der Fernsehsender CBS mit, daß sich der Sendebeginn des Streitgesprächs nach dem zuvor auszutragenden vorentscheidenden Spiel zwischen den Oakland Athletics und den Toronto Blue Jays zu richten habe.

Starkes Erdbeben vor Japan

TOKIO, 14. Oktober (AP). Ein starkes Erdbeben hat am Mittwoch die südjapanische Insel Iriomote erschüttert. Wie die Erdbebenwarte in Tokio mitteilte, wurde in dem 2000 Kilometer südwestlich von Tokio gelegenen Seegebiet ein Wert von 4,7 auf der Richter-Skala gemessen. Berichte über Schäden lagen noch nicht vor. Die Umgebung von Iriomote gilt als äußerst erdbebengefährdet.

IG Metall fordert Einwanderungsgesetz

HAMBURG, 14. Oktober (AP). Die Industriegewerkschaft Metall hat ein Einwanderungsgesetz für Deutschland gefordert. Gleichzeitig lehnte der wiedergewählte Vorsitzende Franz Steinkühler eine Änderung des Grundrechts auf Asyl ab. In seiner Grundsatzrede vor dem Hamburger Gewerkschaftskongreß sagte Steinkühler am Mittwoch: "Wer will, daß dieses Land seine historische Schuld zumindest teilweise einlöst, der muß jeder Ausschreitung gegen Asylbewerber mit allen rechtsstaatlichen Mitteln entgegentreten", sagte Steinkühler weiter und rief die Politiker auf, Gewalttaten gegen Menschen anderer Hautfarbe, Nationalität oder Kultur nicht parteipolitisch zu mißbrauchen.UN prüfen Embargo in Irak

BAGDAD, 14. Oktober (AP). Über die Auswirkungen des von den UN gegen Irak verhängten Embargos auf die Kinder in diesem Land informiert sich eine UN-Delegation, die am Mittwoch für vier Tage in Bagdad eingetroffen ist. Sie beteiligt sich auch an den Vorbereitungen für das Programm, mit dem den Kurden in Nordirak im kommenden Winter geholfen werden soll. Die UN will 33 000 Tonnen Lebensmittel, 4,2 Millionen Liter Treibstoff und Heizöl sowie Medikamente bereitstellen.

James Grant, Direktor des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), war nach der Ankunft Ziel einer Demonstration von rund 750 Schulkindern. Sie marschierten auf der Straße von seinem Hotel zum Büro von UNICEF, schwenkten leere Milch- und Babyflaschen und riefen "Milch, Milch".

Seoul kündigt Kooperation auf

SEOUL, 14. Oktober (AP). Die südkoreanische Regierung hat bis auf weiteres alle Pläne für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nordkorea ausgesetzt. Vize-Wirtschaftsminister Han Gap Soo sagte am Mittwoch in Seoul, die Regierung reagiere damit auf die Aufdeckung der "größten Spionageaffäre seit 1948".

Südkoreas Geheimdienst hatte zuvor die Enttarnung einer rund 400 Mitglieder zählenden Verschwörergruppe bekanntgegeben, die für einen Sturz der südkoreanischen Regierung gearbeitet haben soll. In einem Versteck nordkoreanischer Agenten auf der südlichen Insel Cheju seien Waffen entdeckt worden. In Südkorea fürchtet man jetzt eine mögliche Terroraktion des Nordens, um die Präsidentschaftswahlen im Dezember zu stören.

Han beschuldigte Nordkorea, das Spionagenetz im Süden selbst während der laufenden Entspannungsgespräche weiter ausgebaut zu haben. Nordkorea bestritt die Vorwürfe und sprach von einem "politischen Komplott".

Zur Person:

HEINZ EGGERT, sächsischer Innenminister (CDU), hat den Führungsstil des CDU-Vorsitzenden, Bundeskanzler Helmut Kohl, kritisiert. Der Münchner Illustrierten Bunte sagte Eggert, der auf dem Parteitag Ende Oktober einer von fünf Kandidaten für die vier Stellvertreterposten von Kohl ist: "Es darf nicht länger nur eine Person im Vordergrund stehen, hinter der alle anderen verschwinden. Wir haben zuwenig personelle Alternativen, obwohl überall hervorragende Leute sitzen, die sich nicht durch sogenannte Seilschaften absichern." Diese Politiker müßten gefordert werden, "ihnen will ich durch meine Kandidatur Mut machen", sagte Eggert. (AP)

Türken geben mehr Geld in Deutschland aus

BONN (ap). Mehr als 1,7 Millionen türkische Staatsbürger leben in Deutschland. Nach Angaben des Zentrums für Türkeistudien erzielen die 560 000 Arbeitnehmer unter ihnen ein Nettoeinkommen von 18 Milliarden Mark im Jahr. Dieses Geld werde anders als früher überwiegend am Wohnort ausgegeben und nicht in die Heimat überwiesen, berichtet Institutsleiter Faruk Sen. Immer mehr bauten nämlich für ihre Familien eine Zukunft in der Bundesrepublik auf.

Nach einer Umfrage des Essener Instituts vom September bei 913 Haushalten steigt der Konsum der Türken weiter. "Vor allem bei Autos und HiFi-Geräten sind sie derzeit ausgabefreudiger als die Deutschen", berichtet Sen. Nur noch knapp ein Viertel kaufe im übrigen vor allem in Geschäften von Landsleuten.

Türkische Selbständige erzielen nach den Untersuchungen der Experten einen Jahresumsatz von 28 Milliarden Mark. Die Gesamtinvestitionen dieser Unternehmer betrugen zuletzt bereits 7,2 Milliarden Mark. Seit der deutschen Vereinigung versuchten immer mehr, in den neuen Bundesländern im Im- und Export- sowie im Lebensmittel-, Gastronomie- und Baugeschäft aktiv zu werden.

"Deutsche Hunde leben besser als Kinder in der Dritten Welt"

BONN, 14. Oktober (AP). Deutsche Hunde und Katzen leben nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe besser als Millionen Kinder in der Dritten Welt. Die Vorstandsvorsitzende der Organisation, Helga Henselder-Barzel, wies am Mittwoch in einer Erklärung zum "Welternährungstag" am Freitag darauf hin, daß derzeit 800 Millionen Menschen hungerten. Es gelte, gegen Gleichgültigkeit in Entwicklungs- und Industrieländern anzukämpfen. Ein radikaler Kurswechsel sei dringend nötig.

Henselder-Barzel sagte in Bonn, das Mißverhältnis zwischen dem Konsum in den Industriestaaten und dem Elend in den Entwicklungsländern sei längst "geradezu irrsinnig". Wie sonst lasse sich beschreiben, "daß bei uns Katzen und Hunde vor vitaminhaltiger Nahrung nur so strotzen, während infolge von Vitamin-A- Mangel mehr als eine halbe Million Kinder in den Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas jedes Jahr teilweise oder vollständig erblinden".

"Bis heute haben sich die politisch Verantwortlichen in Nord und Süd als unfähig erwiesen, größtmögliche Anstrengungen zu unternehmen, um den Hunger mit seiner menschlichen Entwürdigung und Verzweiflung auszurotten", kritisierte Henselder-Barzel. Die Entwicklungsländer dürften handelspolitisch nicht länger diskriminiert werden. "Der Subventionskrieg zwischen EG und den USA auf dem Rücken der Entwicklungsländer muß beendet werden."

Georgier wehren Abchasen ab Kämpfe um Suchumi / Nationaler Verteidigungsrat eingesetzt

TIFLIS, 14. Oktober (AP/dpa). Georgische Regierungstruppen haben einen Angriff von Separatisten auf die abchasische Hauptstadt Suchumi zurückgeschlagen, wie Regierungssprecher Boris Gasajew am Mittwoch in Tiflis mitteilte. Der Vorstoß der aufständischen Abchasen auf die Stadt am Schwarzen Meer habe am Dienstag abend begonnen. Zwei georgische Soldaten seien dabei getötet und 18 verwundet worden.

Die Truppen der Regierung hatten die Stadt am 13. August besetzt. Kämpfe waren nach Darstellung von Gasajew in der Nacht zum Mittwoch auch in der Region Ochamchira im Gange, aus der die Regierungstruppen in der vergangenen Woche zurückgedrängt worden waren.

Aus Gudauta, dem Hauptquartier der Abchasier, verlautete, daß bei schweren Kämpfen seit Dienstag abend mehr als 30 Georgier und fünf Abchaser getötet worden seien.

In Tiflis setzte der Staatsrat, wie Eduard Schewardnadse vor den Wahlen angekündigt hatte, einen Nationalen Verteidigungsrat ein. Diesem Gremium sollen der Parlamentsvorsitzende (Schewardnadse), der Regierungschef, die Minister für Verteidigung, Inneres, Äußeres und Sicherheit sowie der Generalstaatsanwalt und der Generalstabschef angehören. Ein entsprechendes Gesetz solle das neugewählte Parlament beschließen.

Schewardnadse war am Dienstag abend nach seinem überwältigenden Wahlsieg vom Wochenende offiziell zum Staatschef ernannt worden. Wie die Wahlkommission mitteilte, erhielt der ehemalige sowjetische Außenminister 95,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Er war als einziger Kandidat für das Amt des Parlamentspräsidenten angetreten. Unterdessen traf die Sonderkommission der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Vorgänge in der nach Unabhängigkeit strebenden autonomen georgischen Republik Abchasien in Tiflis ein.

Gorbatschow nur nach Berlin

MOSKAU, 14. Oktober (AP/AFP). Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat am Mittwoch nur Stunden vor dem geplanten Abflug eine Reise nach Italien abgesagt. Die russische Regierung ließ ihn nach Angaben seines Pressebüros nicht in dieses Land ausreisen.

Das russische Verfassungsgericht, das eine Zeugenaussage des einstigen Staats- und Parteichefs der UdSSR erzwingen will, hatte am Dienstag eingewilligt, daß Gorbatschow am Samstag an den Trauerfeierlichkeiten für den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt teilnimmt. In Moskau sprach sich der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Waleri Sorkin, strikt gegen eine Ausreise Gorbatschows in andere Länder als Deutschland aus. Das Gericht habe Gorbatschow lediglich die Ausreise nach Deutschland "aus humanitären Gründen" erlaubt.

Mehr Tbc-Fälle durch Lager

HANNOVER, 14. Oktober (AP). Durch den Zustrom von Asylbewerbern ist in den Großstädten die Zahl der Tuberkulosefälle seit 1982 wieder angestiegen. Wie Professor Adolf Windorfer vom niedersächsischen Sozialministerum am Mittwoch in Hannover erläuterte, wurden bundesweit bei freiwilligen Gesundheitsuntersuchungen bei Asylbewerbern bei drei bis fünf Prozent Lungenbefunde festgestellt, die sich zumeist als Tuberkulose herausstellten.

Nach Angaben Windorfers erkranken etwa Flüchtlinge aus Polen, Rumänien und Bulgarien mit einer 40 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Bundesbürger an Tuberkulose. Das Zusammenpferchen der Asylbewerber in Sammellagern begünstige die Ausbreitung der Krankheit, die sich über Tröpfcheninfektion übertrage. Windorfer sieht trotzdem keine Notwendigkeit, die 1980 aufgehobene Plicht zur Reihenuntersuchung für die Gesamtbevölkerung wieder einzuführen.

Über Erklärung beim EG-Gipfel fast einig

BONN, 14. Oktober (AP). Zwei Tage vor dem Europa-Sondergipfel in Birmingham seien sich die Regierungen der zwölf EG- Staaten weitgehend einig über den Inhalt einer zusätzlichen Deklaration zum Vertrag von Maastricht. Das berichtete Bonns Regierungssprecher Dieter Vogel am Mittwoch unter Berufung auf die Gespräche von Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel mit Regierungsmitgliedern aus anderen EG- Staaten.

Die Bundesregierung habe sich in erheblichem Ausmaß um eine solche Erklärung bemüht, betonte Vogel. Er lehnte Forderungen der SPD-Opposition nach Offenlegung der deutschen Vorschläge für eine solche Deklaration mit dem Hinweis ab, es solle ein Dokument der zwölf werden. Der Vorschlag werde von der britischen EG-Präsidentschaft vorgelegt und in Birmingham diskutiert werden.

Laut Vogel sind sich die EG-Regierungen vor allem einig, daß der Weg zur Politischen Union fortgesetzt werden soll. Außerdem stimme man überein, daß man kein zentralistisch dominiertes, sondern ein bürgernahes Europa der Regionen wolle, in dem gemäß dem Prinzip der Subsidiarität auf europäischer Ebene nur das geregelt werde, was die einzelnen Staaten, Länder, Gemeinden und Regionen nicht allein regeln könnten.

(Weitere Berichte auf den Seiten 2, 7 und im Wirtschaftsteil)

Caroline von Monaco unterliegt vor Gericht im Streit mit Burda

MÜNCHEN, 14. Oktober (AP). Die Gegendarstellung von Prinzessin Caroline von Monaco muß nicht auf der Titelseite der Münchner Illustrierten "Bunte" erscheinen. Mit dieser Entscheidung verwarf das Oberlandesgericht München am Mittwoch die Berufung der Fürstentochter gegen ein Urteil des Münchner Landgerichts vom August. Damals war die Illustrierte aus dem Hause Burda verpflichtet worden, die Gegendarstellung auf dem Titelblatt nur anzukündigen.

Der Burda-Verlag hatte noch im selben Monat in der angeordneten Form die Gegendarstellung auf der Titelseite der Zeitschrift angekündigt und im Inneren des Blattes gedruckt. Sie bezog sich auf ein Zitat und einen Fotovermerk auf der ersten Seite einer Ausgabe der "Bunten". Das Oberlandesgericht sah es als "rechtsmißbräuchlich" an, einen erneuten Abdruck der Gegendarstellung in der gewünschten Form anzuordnen.

Diese Entscheidung bedeute nicht, daß das Oberlandesgericht Gegendarstellungen auf Titelseiten grundsätzlich ablehne, erklärte der Senat.

Prinzessin Caroline setzte sich in diesem Jahr bereits gegenüber einem anderen Blatt des Burda-Verlages mit der Forderung nach Abdruck einer Gegendarstellung auf der Titelseite durch. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hatte in dem Fall entschieden, eine als falsch beanstandete Schlagzeile erfordere eine Gegenschlagzeile.Streit um Asyl-Unterkunft

SCHWERIN, 15. Oktober (AP). Die Bürger der mecklenburgischen Kleinstadt Goldberg wehren sich weiter gegen die Einrichtung eines Asylbewerberheims und wollen die nunmehr sechstägige Blockade der Zufahrt zu dem Gebäude fortsetzen. Ein Gespräch zwischen Innenminister Lothar Kupfer (CDU) und dem Goldberger Bürgermeister Dieter Wollschläger verlief am Mittwoch nach Angaben des Ministeriums ergebnislos. Kupfer habe deutlich gemacht, daß er keine Alternative zur Goldberger Unterkunft sehe. Dagegen habe Wollschläger die für die Stadt zu erwartenden wirtschaftlichen Nachteile dargelegt.

Schikane auf der Polizeiwache Nicht geladene Dienstpistole auf Festgenommenen abgedrückt

MÜNCHEN, 15. Oktober. Ein 25jähriger Polizist ist am Mittwoch in München wegen Nötigung und Körperverletzung im Amt zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten verurteilt worden. Der inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedene Streifenbeamte hatte nach Ansicht des Münchner Amtsgerichts seine nicht durchgeladene Dienstpistole dreimal auf einen grundlos Festgenommenen abgedrückt, um ihn damit zum Niederknien zu zwingen.

Die Staatsanwaltschaft kündigte Berufung gegen das ihrer Ansicht nach zu milde Urteil an. Die Ankläger hatten elf Monate Freiheitsstrafe gefordert.

Der Beweisaufnahme vor dem Münchner Amtsgericht zufolge hatte der Polizist einen indischen Gastwirt im Juli vorigen Jahres in eine abgelegene Gegend im Norden der bayerischen Landeshauptstadt geschleppt. Dort habe er ihn mit vorgehaltener Pistole aufgefordert, vor dem Polizisten niederzuknien und ihn um Verzeihung zu bitten. Er habe erst von dem 34jährigen abgelassen, als dieser sich in Todesangst zu Boden warf. Zuvor habe der Polizist ihn in Handschellen auf die Wache gebracht, wo der vorübergehend Festgenommene ergebnislos überprüft worden sei.

Als Grund für die Festnahme gab der Streifenpolizist an, daß der Inder auf der Motorhaube eines Autos gesessen habe. Der Mann habe sich ihm später von sich aus vor die Füße geworfen. Als dieser jedoch von "Nazi-Methoden" gesprochen habe, habe er zu dem Inder gesagt: "Die Nazis hätten dich erschossen" und dabei "unbewußt auf die Waffe geklopft".

Drei Tage nach diesem Vorfall hat der 25jährige Polizist nach Überzeugung des Gerichts einen Autofahrer und dessen Begleiter aus nichtigem Anlaß in Handschellen zur Inspektion gebracht. Dort habe auch der Dienstgruppenleiter die beiden schikaniert. Einer der Festgehaltenen sei vom Angeklagten gezwungen worden, sich bis auf die Unterhose auszuziehen.Tote bei Gefechten mit Kurden

ANKARA (ap). Bei mehreren Gefechten zwischen kurdischen Rebellen und türkischen Soldaten sind am Mittwoch im Südosten der Türkei 31 Menschen ums Leben gekommen. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia berichtete, wurden bei Kämpfen in der Nähe des Dorfes Atmali Kasanli in der Provinz Maras 22 Guerileros und zwei Soldaten getötet. Bei weiteren Gefechten in den Provinzen Mardin, Mus und Gaziantep wurden Anatolia zufolge sieben kurdische Rebellen erschossen. Damit sind allein seit Beginn dieser Woche über 80 Menschen dem Kleinkrieg zwischen bewaffneten Einheiten der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) und türkischem Militär zum Opfer gefallen. Die PKK kämpft für einen unabhängigen Kurdenstaat.

. . . und außerdem Schildau - ein gesundes Fleckchen

Lachen sei gesund, sagt der Volksmund. Eines der gesündesten Fleckchen Erde dürfte nach diesem Urteil die kleine sächsische "Gneisenaustadt" Schildau am Rande der Dahlener Heide sein. Dort leben die nach ihrer Überzeugung wahren Nachkommen der legendären Schildbürger. Die 1650 Einwohner des Ortes lachen über sich, lassen über sich lachen und kassieren dafür auch noch Geld. Wiegand Cernik, Vorsitzender des Geschichtsvereins Schildau, gibt offen zu: "Jahrhundertelang hat sich Schildau - früher Schilda - gegen das Nachsagen der weltbekannten Streiche gewehrt. Doch heute wollen wir uns dazu bekennen, auch wenn vor allem aus kommerziellem Interesse."

Im Streit um das Recht, Heimat der berühmten Narren zu sein, treten die Schildauer gegen wenigstens zehn deutsche Schildas, Schildaus und Schildows an. Das bessere Ende des Taus haben die Sachsen tatsächlich in der Hand. Denn der Autor des ersten Schildbürger-Buchs, des "Lalebuchs" von 1597, war kein geringerer als der gelehrte Adelige Johann Friedrich von Schönberg aus Schildaus Nachbarort Sitzenroda. Dieser war dazumal keineswegs glücklich über die Aufgabe, das aufstrebende Bürgertum beispielsweise in der benachbarten Stadt niederzuhalten. Oder ruinierten listenreiche Strohwitwen den Ruf?

Die Schildauer selbst sehen ihre oft hintergründigen Narrenweisheiten gemäß ihrer "Tochter", der Schriftstellerin Ruth Kraft, als eine besondere Form der List an. Danach waren zu jenen Zeiten die Schildauer weit über die Stadtgrenzen hinaus ob ihrer Klugheit so bekannt, daß sie an vielen Fürstenhöfen als Berater unentbehrlich und somit nur selten zu Hause waren. Darüber waren die Frauen der gelehrten Schildbürger freilich nicht glücklich. Und so begannen sie, den guten Ruf ihrer Männer zu demontieren.

Die Schildauer sind fest entschlossen, mit ihrem Ruf als Narren die Touristen zu locken. Seit wenigen Tagen zieren die ersten fünf Originalschauplätze der Schildbürgerstreiche im Ort künstlerisch gestaltete Hinweisschilder - die erste Etappe des künftigen Schildbürger-Wanderweges. Bis März 1993 soll die Künstlerin Barbara Augustin weitere sieben Streiche ins Bild gesetzt haben. 1998, zum 500. Jahrestag des "Schildbürger-Buchs", sollen dann alle 45 Originalschauplätze optisch ausgewiesen sein. Wiegand Cernik: "Der einzige Unsicherheitsfaktor dabei ist das sächsische Kultusministerium. Wir haben für das kommende Jahr 16 000 Mark beantragt. Abgelehnt."

Möglicherweise haben die Schildauer bis zum großen Jahrestag noch mehr als die bisher bekannten 45 Streiche umzusetzen. Oder wie ist es zu deuten, daß beim zuständigen Arbeitsamt Oschatz seit Anfang dieses Jahres eine dringend für die Betreuung des Schildbürger-Wanderweges notwendige ABM-Stelle ausgewiesen ist? Nur - die Schildauer Stadtväter haben sie noch gar nicht beantragt.

HEINZ RICHTER (dpa)

Bob Dylan im Kreis der Lieben Am frühen Samstag morgen Fernsehen live aus dem Madison Square Garden

NEW York. Es wird in vieler Hinsicht eine Show der Superlative, wenn Bob Dylan in der Nacht auf Samstag im legendären Madison Square Garden von New York sein 30jähriges Bühnenjubiläum feiert: Kaum jemals haben so viele Weltstars auf einmal in der Arena gestanden, um den überragenden Einfluß des großen Kollegen auf die Musik der Gegenwart zu dokumentieren und ihm zu huldigen. Kaum jemals auch dürfte ein Konzert so viele Zuhörer erreichen - mit 500 Millionen vor den Bildschirmen weltweit rechnen die Veranstalter.

Niemals zuvor schließlich ist der Madison Square Garden innerhalb von 70 Minuten ausverkauft gewesen. Die Amerikaner können das Konzert am selben Abend über Spezialkanäle gegen Zahlung von 19,95 Dollar (knapp 30 Mark) im Fernsehen verfolgen. Die ARD sowie Hörfunksender übertragen live am frühen Samstag morgen von zwei bis sechs Uhr. Der 51jährige Dylan hat ganze Generationen von Musikern geprägt. Seit er 1961 mit der U-Bahn im New Yorker Greenwich Village ankam, hat er zahlreiche tiefgreifende Wandlungen durchgemacht und in seinen Songs dokumentiert. Seine Fans aus den 60ern waren darüber keineswegs immer begeistert.

Im Madison Square Garden werden Country-Stars wie Mary-Chaplin Carpenter ebenso wie Ex-Beatle George Harrison vier Stunden lang Songs bringen, die Dylan komponiert und berühmt gemacht hat oder die in einer seiner unterschiedlichen Traditionen stehen. Ferner werden mit von der Partie sein Eric Clapton, John Mellencamp, Willie Nelson, Sinead O'Connor, Neil Young sowie Tom Petty & The Heartbreakers. Er selbst aber wird natürlich im Mittelpunkt stehen. dpa

Engholm rügt SPD-Kulturpolitik

BERLIN, 14. Oktober (dpa). Kritische Worte für die Kulturpolitik seiner Partei hat der SPD-Vorsitzende Björn Engholm gefunden. "Wir haben es nicht geschafft, klare kulturpolitische Profile zu entwickeln", sagte Engholm am Dienstag abend bei einer Ausstellung zum 65. Geburtstag des Schriftstellers, Bildhauers und Zeichners Günter Grass in Berlin. An Grass gewandt meinte Engholm, er sei sich bewußt, daß die SPD es nie richtig gelernt habe, "mit den kritischen Kulturpotentialen angemessen umzugehen".

Willy Brandt Grabstätte neben Reuter

BERLIN, 14. Oktober (dpa). Vier kleine, kahle Holzpflöcke markieren das Areal. Obwohl nichts darauf hindeutet, daß am Samstag an dieser Stelle auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof Willy Brandt beerdigt wird, ist der Platz jetzt schon Anziehungspunkt für viele Berliner. Auf dem rechteckigen Rasenstück stehen zwei Birken und zwei Eichen, deren Wipfel ein lichtes Dach bilden. Rhododendronbüsche trennen den Platz von der benachbarten Grabstätte. Dort liegt der prominenteste Regierende Bürgermeister von Berlin: Ernst Reuter.

Auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf, einem südlichen Berliner Stadtteil, sind viele Prominente beigesetzt. Paul Löbe, der SPD-Reichstagspräsident fand dort ebenso seine letzte Ruhestätte wie der Bundesminister und Begründer der CDU in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, Jakob Kaiser. Auch Otto Suhr, von 1955 bis 1957 Regierender Bürgermeister von Berlin, wurde dort beigesetzt. Bestattet wurden an diesem Ort auch die Widerstandkämpferin Annedore Leber, der Regisseur Helmut Käutner, der Intendant der Volksbühne, Erwin Piscator, der Kabarettist Wolfgang Neuss und der Architekt der Berliner Philharmonie, Hans Scharoun. Schräg gegenüber der letzten Ruhestätte Brandts erinnert ein italienischer Soldatenfriedhof unwillkürlich an das Lebenswerk des SPD-Politikers, der sein ganzes Wirken in den Dienst der Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg gestellt hatte.

Viele Berliner werden "ihrem Willy" die letzte Ehre erweisen und das Grab besuchen. Eine ältere Frau erklärt ihrem Enkelkind, sie werde gleich am Sonntag dort eine Blume niederlegen. Auf die Frage des Kindes nach dem "Warum", antwortet die Frau: "Das war doch unser Bürgermeister".

Sportler lieben gefährliches Leben

NEW YORK, 14. Oktober (dpa). Junge Sportler in den USA leben in vielfacher Hinsicht weit gefährlicher als Nichtsportler. Professor James Puffer von der Medizinischen Fakultät der University of California in Los Angeles veröffentlichte seine Ergebnisse jetzt anläßlich eines wissenschaftlichen Kongresses. Beim Vergleich zwischen Sportlern und Nichtsportlern an einer Westküsten-Universität stellte er fest, daß die Erstgenannten dreimal so häufig Drogen nähmen und sich viermal so oft mit Geschlechtskrankheiten infizierten wie die Nichtsportler. Sie fahren häufiger unter Alkoholeinfluß Auto, tragen beim Motorradfahren keinen Helm und beim Sex kein Kondom.

Urheberrecht: Künstler Koons durfte Karte nicht abkupfern

NEW YORK. Der prominente amerikanische Künstler Jeff Koons ist in letzter Instanz in einem Urheberrechtsverfahren gegen einen Ansichtskartenfotografen gescheitert. Der Supreme Court, das höchste Gericht der USA, wies kommentarlos die Berufung des Bildhauers zurück, der für eine Serie großer Skulpturen ein seit 1980 im Handel befindliches Foto benutzt hatte, auf dem ein Züchterpaar einen Wurf junger Hunde präsentierte. Koons hatte seine Skulpturen für 367 000 Dollar verkauft.

Der Künstler war bei seiner Klage von den gut 5000 Mitgliedern der National Artists Equity Association der USA unterstützt worden. Die Organisation fürchtet wesentliche Einschränkungen des Rechts, die amerikanische Populär-Kultur mit Kunstwerken zu kommentieren und zu parodieren, ohne von den Urhebern der zitierten Werke seinerseits mit Gebühren zur Kasse gebeten zu werden. dpa/fr

Aggressive Debatte der US-Vizekandidaten

ATLANTA, 14. Oktober (dpa). Die beiden US-Vizepräsidentschaftskandidaten Dan Quayle und Al Gore haben sich am Dienstag bei ihrer Fernsehdebatte einen heftigen Schlagabtausch geliefert.

Vizepräsident Quayle, der von Beginn an aggressiv auftrat, beschuldigte den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bill Clinton, "nicht den Charakter und die Stärke" zu haben, um Präsident zu sein. "Er hat Probleme, die Wahrheit zu sagen", sagte Quayle. Im Fall einer Krise müsse das Land einen Präsidenten haben, "der erprobt ist".

Senator Gore warf dem US-Präsidenten George Bush "die schlimmste Wirtschaftslage seit der Depression" vor. "Es ist Zeit für einen Wandel." Bush sei mit seiner Außenpolitik zu beschäftigt gewesen und habe die Probleme in den USA vernachlässigt. "Wann fangt Ihr an, Euch auf unser Land zu konzentrieren?" Clinton und er würden die USA "wieder auf den rechten Weg bringen". "Das Land kann sich nicht vier weitere Jahre mit Bush und Quayle erlauben", sagte Gore, der bei den Angriffen Quayles die Ruhe behielt, zeitweise aber etwas steif wirkte.

Vizeadmiral James Stockdale, der Vizepräsidentschaftskandidat des unabhängigen Bewerbers Ross Perot, hatte als ungeübter Politiker einen schweren Stand und kam öfter ins Stocken. Der Ex-Kampfpilot, der in Vietnam acht Jahre in Kriegsgefangenschaft war, erinnerte an seine Einsätze und sein Leiden in Vietnam und versicherte: "Ich habe in meinem Kopf und in meinem Herzen, was erforderlich ist, um dieses Land durch schwere Zeiten zu führen."

Senator Gore forderte eine Entschuldigung von Bush, der den Wahlkampf vergangene Woche auf "ein neues Tief" gebracht habe, als er Verdächtigungen wegen Clintons Reise als Student nach Moskau geäußert habe. Er nannte sie "klassische Schmiertechniken" wie sie Senator Joe McCarthy Anfang der 50er Jahre bei seinen Diffamierungen und der Verfolgung von Kommunisten angewandt hatte. "Präsident Bush sollte sich entschuldigen."AusreiseverbotGorbatschowdarf nur zur

Beerdigung

MOSKAU, 14. Oktober (dpa). Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow darf zunächst nur nach Deutschland, nicht aber in andere Länder reisen.

Dies meldete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am späten Dienstag abend unter Berufung auf die Konsularabteilung des russischen Außenministeriums. Danach habe das russische Verfassungsgericht entschieden, daß Gorbatschow ausschließlich einen Paß für die Reise nach Berlin zum Staatsakt für den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt erhalte.

Das italienische Fernsehen hatte dagegen am Dienstag berichtet, Gorbatschow reise am kommenden Mittwoch wie vorgesehen auch nach Italien. Der ehemalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) hatte zunächst ein grundsätzliches Ausreiseverbot erhalten, weil er sich geweigert hatte, vor dem Verfassungsgericht in Moskau im Prozeß um das Verbot der KPdSU auszusagen.

K A R L S R U H E / B O N N , 14. Oktober (dpa). Das Bundesverfassungsgericht hat den steuerlichen Grundfreibetrag für verfassungswidrig erklärt.

Eine rückwirkende Korrektur hält das Gericht aber im Interesse der finanziellen Handlungsfähigkeit des Staates für nicht angebracht. Bis spätestens 1. Januar 1996 muß der Gesetzgeber aber eine neue Regelung vorlegen. Bis dahin soll die alte anwendbar sein. Von 1993 an müsse aber sichergestellt werden, daß bei der Einkommenbesteuerung dem Steuerpflichtigen die Bezüge belassen werden, die er zur Deckung seines existenznotwendigen Bedarfs braucht, urteilten die Richter in der am Mittwoch veröffentlichten Entscheidung.

Der steuerliche Freibetrag für Ledige liegt derzeit bei 5616 Mark, für Verheiratete bei 11 232 Mark. Der durchschnittliche Sozialhilfebedarf wird dagegen doppelt so hoch angesetzt.

In der Entscheidung begründeten die Karlsruher Richter die Verfassungswidrigkeit des geltenden Grundfreibetrags damit, daß das Steuergesetz keine "erdrosselnde Wirkung" haben dürfe und das Existenzminimum zur Bestreitung des notwendigen Lebensunterhalts gewahrt bleiben müsse.

Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) bezeichnete das Urteil als "wichtigen Beitrag zur Herstellung des Rechtsfriedens".Frauen-HandballSicherer Sieg gegen die CSFR

Aller Anfang ist schwer, auch ein 21:17 (10:8)-Erfolg über die CSFR kann darüber nicht hinwegtäuschen. Die nach Barcelona neu formierte Frauen-Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hat bei ihrer Feuertaufe erwartungsgemäß Ecken und Kanten gezeigt.

"Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Wir hätten aber die ganze Geschichte deutlicher gestalten können und müssen", so der neue Trainer Lothar Doering. Vor allem nach dem 9:4 (25.) habe die Mannschaft nicht clever genug gespielt, zu viele Chancen ausgelassen. "Da mache ich mich aber noch nicht heiß, wir stehen ja erst am Anfang", sagt Doering.

Im Gegensatz zu seinem zurückgetretenen Vorgänger Heinz Strauch (Rostock), dem nach dem vierten Platz von Barcelona durch Spielerinnen der Vorwurf gemacht wurde, er fordere nicht genug, sei zu ruhig und darum von der Bank keine Hilfe, will Doering "laut und aggressiv" sein.

Noch bevorzugt der 41jährige neue Coach aber die leisen, aufmunternden und schulterklopfenden Töne. Selbst die Tatsache, daß er noch nicht sein Wunschaufgebot präsentieren kann - über ein halbes Dutzend Spielerinnen fehlen - sieht er positiv. dpa

Kind von Grabstein erschlagen

NORDHAUSEN, 14. Oktober (dpa). Ein fünfjähriges Mädchen ist beim Spielen auf einem Friedhof im nordthüringischen Gernrode von einem Grabstein erschlagen worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, hatte das Kind mit seiner Mutter am späten Dienstag Nachmittag den Friedhof besucht. Während die Mutter ein Grab pflegte, habe das Mädchen auf dem Gelände gespielt. Als das Kind sich an einem Grabstein hochzogen hatte, sei dieser umgestürzt und habe es unter sich begraben. Das Mädchen starb noch am Unfallort.

Mann durch Benzindämpfe gestorben

BEMPFLINGEN, 14. Oktober (dpa). Durch Benzindämpfe ist am späten Dienstagabend ein 25jähriger Mann in Bempflingen (Baden- Württemberg) ums Leben gekommen. Sein 56jähriger Vater wurde in ein Krankenhaus gebracht. Wie die Polizei mitteilte, waren die beiden Männer in der Arbeitsgrube einer Garage mit Autoreparaturen beschäftigt. Dabei seien etwa 50 Liter Benzin in die Grube ausgelaufen. Die beiden bewußtlosen Männer waren von Angehörigen entdeckt und durch die Feuerwehr geborgen worden. Der Jüngere starb im Krankenhaus.

Japanischer Spitzenpolitiker trat zurück

TOKIO, 14. Oktober (dpa). Nach einer landesweiten Protestwelle wegen seiner Verwicklung in einen Spendenskandal hat der "Königsmacher" der japanischen Regierungspartei LDP (Liberaldemokratische Partei), Shin Kanemaru, am Donnerstag seinen Rückzug aus der aktiven Politik verkündet. Der 78jährige legte sein Mandat als Abgeordneter nieder und gab damit die Führung der größten Fraktion ab. Der Posten hatte ihn in den vergangenen Jahren zum mächtigsten Politiker in Japan gemacht. Kanemaru hat zugegeben, illegale Spenden in Höhe von 500 Millionen Yen (sechs Millionen Mark) angenommen und Kontakte zur Yakuza-Mafia unterhalten zu haben.

Kind muß nicht für kranke Mutter zahlen

KOBLENZ, 14. Oktober (dpa). Ein Krankenhaus darf Kinder nicht für die Behandlungskosten der Mutter in Anspruch nehmen. Dies hat das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil entschieden. Mit der Behandlung eines Elternteils führe die Klinik nicht zugleich ein "Geschäft" für die Kinder. Damit wies das Gericht die Klage eines Krankenhausträgers gegen einen Türken ab, dessen Mutter bei einem Besuch in Deutschland einen Herzinfarkt erlitten hatte. Die Behandlungskosten beliefen sich auf 14 000 Mark, die das Krankenhaus vom Sohn haben wollte. Das OLG sah das nicht so. In der Urteilsbegründung hieß es, das Krankenhaus sei nur gegenüber der Mutter "zur Leistung" verpflichtet und könne daher nur von ihr die "Gegenleistung" erwarten. (AZ: 5U 75/91)

Anklage gegen DNP-Vorsitzenden

GERA, 14. Oktober (dpa). Der Vorsitzende der rechtsgerichteten Deutsch-Nationalen Partei (DNP), Thomas Dienel, muß sich wegen Volksverhetzung und Beleidigung vor dem Rudolstädter Kreisgericht verantworten. Die Geraer Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben vom Mittwoch gegen Dienel Anklage erhoben. Der 29jährige hatte im September auf einer Versammlung vor rechtsgerichteten Jugendlichen eine ausländerfeindliche und neonazistische Rede gehalten. Ein Verhandlungtermin ist noch nicht festgesetzt. Dienel sitzt bereits wegen eines anderen Vergehens in Untersuchungshaft.

Deutscher WM-Spielplan für 1994 steht bereits fest Halbfinale im Giants-Stadion Titelverteidigung des DFB-Teams beginnt in Chicago und Dallas

John Polis kann die Sätze bereits im Schlaf: "Nein, ich spreche kein Deutsch." Und: "Wir haben mit der WM nichts zu tun." Seit durchgesickert ist, daß die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 1994 ihre ersten beiden Gruppenspiele am 17. und 21. Juni im Soldier Field (66 814 Zuschauer) in Chicago und die letzte Erstrunden-Begegnung am 27. Juni im Cotton-Bowl-Stadion in Dallas (72 000 Zuschauer) austragen wird, kann sich der Pressesprecher des US-Verbandes vor Telefonanrufen mit Kartenwünschen nicht mehr retten.

Polis verweist regelmäßig genervt an das Weltmeisterschafts-Organisationskomitee in New York, das in der nächsten Woche den genauen WM-Spielplan mit den Daten der 52 Spiele offiziell vorstellen will. Dabei ist der Plan selbst beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) schon bekannt. Fest steht schon jetzt: die Deutschen würden im Achtelfinale (2. Juli) in Chicago bleiben und Viertelfinale (10. Juli) und Halbfinale (13. Juli) im Giants-Stadion (76 891 Zuschauer) in New York spielen. Das Finale findet am 17. Juli in Los Angeles statt.

"Es ist aufregend, mitzuerleben, wie das Ganze immer mehr Konturen annimmt", sagt OK-Pressechef Jim Trecker, "es wird eine phantastische Soccer-Party." Selbst für die "Kick-off-Times" hat das OK bereits Pläne. Es soll in den neun WM-Städten drei verschiedene Anstoßzeiten geben: 12.00 Uhr, 16.00 Uhr und 19.30 Uhr, jeweils Ortszeit, um möglichst viele Partien zur besten Sendezeit in Europa und den USA zeigen zu können. Die Vorrundenspiele der Deutschen sollen zum Beispiel um 19.00 Uhr oder 23.00 Uhr MESZ angepfiffen werden.

"Chicago ist ideal für uns", hatte Bundestrainer Berti Vogts schon vorher gesagt. "Das werden Heimspiele." In Chicago gibt es eine große deutsche Kolonie, zahlreiche deutsche Klubs und sogar eine Sepp-Herberger-Stiftung.

Gastgeber USA wählte Los Angeles und Detroit als Standort. Obwohl das Fußballinteresse der US-Amerikaner verschwindend gering ist, gibt es bereits jetzt mehr als 2,5 Millionen Kartenanfragen aus aller Welt. Im Frühjahr 1993 sollen die ersten von insgesamt 3,5 Millionen Tickets in den Verkauf gehen. dpa

GUS-Truppen über Slowakei nach Hause

BRATISLAVA, 14. Oktober (dpa). Die aus Ostdeutschland abziehenden Truppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) dürfen ihre Militärtechnik über die Slowakei in die Heimat transportieren. Nach Angaben der Regierung in Bratislava von heute hat das Kabinett einem entsprechenden tschechoslowakisch-russisch-ukrainischen Vertragsentwurf zugestimmt. Die Zustimmung Bratislavas war wegen der künftigen Unabhängigkeit der Slowakei notwendig. Für jeden Transport, der über CSFR-Gebiet fährt, zahlt die Bonner Regierung nach Angaben des stellvertretenden slowakischen Ministerpräsidenten Roman Kovac 45 000 Mark.

Griff zur Flasche erbbedingt?

LOS ANGELES, 14. Oktober (dpa). Die Wahrscheinlichkeit, Alkoholprobleme zu bekommen, wird bei Frauen offenbar zur Hälfte von Erbfaktoren mitbestimmt. Das berichten US-Forscher am Mittwoch im Journal of the American Medical Association. Insgesamt 1030 weibliche Zwillings-Paare hatte der Psychiater Kenneth S. Kendler von der Commonwealth Universität in Richmond nach Anzeichen für Alkoholismus befragen lassen. Dabei stellte sich heraus, daß eineiige Zwillinge, deren Erbgut identisch ist, vier- bis fünfmal größere Übereinstimmungen zeigten als der Durchschnitt. Die Wissenschaftler berechneten, daß genetische Faktoren etwa 50 bis 60 Prozent zur Wahrscheinlichkeit beitragen, alkoholkrank zu werden. Nur der Rest sei durch psychische und soziale Bedingungen erklärbar.

Fernsehen/ .Marlene Dietrichs Vita als TV-Film: Spielt Madonna die Hauptrolle?

Cannes/Hamburg (dpa). Marlene Dietrichs Lebens soll für das Fernsehen verfilmt werden. Für die Hauptrolle kommen nur Michele Pfeiffer oder Madonna in Betracht. Dies teilte Fritz Diekmann, Vizepräsident der zur Kirch-Gruppe gehörenden International Television Trading Corporation (ITTC), am Rande der Fernsehmesse MIPCOM in Cannes mit. Die deutsche Kirch-Gruppe habe jetzt einen Vertrag mit der US-Gesellschaft Home Box Office (HBO) über eine Koproduktion geschlossen, sagte er. Marlene Dietrich, bereits zu Lebzeiten ein Mythos, starb in diesem Jahr 90jährig in Paris.

"Der Film soll keine chronologische Darstellung von Marlene Dietrichs Lebens werden, sondern möglicherweise in Rückblenden auf die Zeit zwischen dem Blauen Engel und dem Gigolo eingehen", erklärte Diekmann am Mittwoch. Derzeit arbeitet Arthur Kopit an den Drehbüchern. Im nächsten Jahr soll mit der Produktion des Zweieinhalb-Stunden- Filmes begonnen werden.

Die Kirch-Gruppe, die mit rund 400 Stunden Fernseh- und Videoprogramm bei der MIPCOM der größte Anbieter ist, produziert derzeit eine vierstündige Mini- Serie mit RHI Entertainment (USA), die den amerikanischen Titel "The Fire Next Time" trägt. Eine der Hauptrollen spielt Jürgen Prochnow ("Das Boot"). Die Geschichte spielt im Jahre 2017. Die Folgen der Erderwärmung sind deutlich spürbar geworden. Am Beispiel einer US-Familie, die vor den Hurrikans flüchtet, wird die Wanderbewegung der Menschen in kühlere Zonen erzählt. Neu von der Kirch- Gruppe ist auch die 23teilige Serie "Catwalk", die das Schicksal sechs Jugendlicher erzählt. Während der MIPCOM erwarb SAT.1 die Ausstrahlungsrechte für das Frühjahr 1993. dpa mh el

Deutsches Tischtennis-Trio siegte mit links

Polen war ohne Chance

Nach sicherem 4:0-Erfolg Halbfinale der Europaliga erreicht

Mit links haben Deutschlands Tischtennis-Männer ihr erstes Etappenziel in der Europaliga erreicht. Für das glatte 4:0 im polnischen Torun zeichneten erstmals in der Länderspiel-Geschichte mit Europameister Jörg Roßkopf, Torben Wosik (beide Düsseldorf) und Richard Prause (Grenzau) drei Linkshänder verantwortlich.

Der zweite Sieg nach dem 4:0 über die Niederlande bedeutete am Dienstag abend die vorzeitige Qualifikation für das Halbfinale und die erneute Bestätigung, daß auch der "zweite Anzug" paßt.

"An einen Erfolg in dieser Höhe hätte ich nicht im Traum gedacht", meinte Roßkopf. Sein etatmäßiger Doppel-Partner Steffen Fetzner mußte wegen einer Oberschenkelzerrung kurzfristig absagen. Für den Olympia-Zweiten sprang mit Erfolg Richard Prause in die Bresche. Der 24 Jahre alte Grenzauer, Nummer 120 in der Weltrangliste, stellte mit einem Sieg über seinen Bundesliga-Teamkollegen Andrzej Grubba, immerhin Nummer acht in der Welt, die Weichen früh auf Sieg.

"Darauf habe ich Jahre gewartet", erklärte Richard Prause, der nach nervösem Beginn mit 17:21 die Sätze zwei und drei sicher mit 21:16 und 21:15 gewann. Nach dem Auftaktsieg waren die Gastgeber und 1000 Zuschauer geschockt.

Jörg Roßkopf bezwang in seinem 125. Länderspiel den europäischen Jugend-Top-12-Sieger Lucjan Blasczyk und der 19 Jahre alte Torben Wosik rechtfertigte erneut das Vertrauen des Trainerstabes. Er siegte im Einzel gegen Piotr Skierski und auch im Doppel an der Seite von Roßkopf. Damit erhöhte Wosik seine Europaliga-Bilanz auf 4:0-Siege.

Vor dem letzten Spiel gegen Frankreich am 3. November in Aalen darf nun wieder gerechnet werden. Ein Sieg würde zwar Platz eins in der Gruppe, aber mit großer Wahrscheinlichkeit Weltmeister Schweden als Gegner im Halbfinale zur Folge haben.

Die Skandinavier leisteten sich ohne Weltmeister Jörgen Persson und Olympiasieger Jan-Ove Waldner einen 3:4-Ausrutscher in Ungarn. dpa

Asylheim in Polen überfallen

WARSCHAU, 14. Oktober (dpa). Gruppen von ausländerfeindlichen polnischen Jugendlichen haben in den vergangenen Tagen wiederholt ein Übernachtungsheim für Rumänen und obdachlose Polen im oberschlesischen Beuthen (Bytom) angegriffen. Sie schlugen Scheiben ein und setzten Sträucher in der Umgebung des Gebäudes in Brand.

Die Rumänen - überwiegend Sinti und Roma - haben nach Polizeiangaben vom Mittwoch die Übernachtungsstätte inzwischen verlassen. Bei den Angreifern habe es sich um Gruppen von Schülern im Alter zwischen 12 und 19 Jahren gehandelt, die jedoch nicht zur Skinhead-Szene gehörten.

Firmengruppe tüftelt an Verkehrsleitsystemen

NÜRNBERG (dpa/VWD). Eine internationale Firmengruppe will in Deutschland und Europa ein flächendeckendes Verkehrsleit- und Informationssystem aufbauen. Dafür hat sich ein Projekt-Team zusammengetan, das als ersten Schritt die Gründung einer Betreibergesellschaft vorbereitet. Diese soll bereits 1993 ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen und bis Ende nächsten Jahres in Berlin ein Verkehrsleitsystem auf die Beine stellen. An der Gruppe unter Federführung von Siemens sind beteiligt Robert Bosch, BMW, VW, Deutsche Aerospace und die französische Compagnie Générale des Eaux.

Ziel der elektronischen Steuerung ist es laut Siemens, durch eine optimierte Verteilung des Verkehrsaufkommens in Abstimmung mit den Fahrplänen von Bussen, U- und S-Bahnen die Verkehrsprobleme in den Städten zu lösen und die Umweltbelastung zu senken. Die Steuerung übernimmt ein Zentralrechner, der Daten sowohl von den Fahrzeugen der angeschlossenen Teilnehmer sowie von elektronischen Sensoren in den Straßen bekommt. Die für eine freie Fahrt notwendigen Informationen gehen per Funk direkt an das Auto, dessen Fahrer eine günstigere Route wählen oder auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen kann.

Manila läßt Putschisten frei

MANILA, 14. Oktober (dpa). Dem meistgesuchten philippinischen Putschführer, Ex-Oberst Gregorio Honasan, und anderen früheren Putschisten hat die Regierung in Manila "sicheres Geleit" für Friedensverhandlungen angeboten. Zugleich ordnete Präsident Fidel Ramos am Mittwoch als Geste des guten Willens die bedingte Entlassung von 26 Offizieren aus der Haft an.

Diese hatten im Dezember 1989 unter Honasans Kommando die Regierung der damaligen Präsidentin Corazon Aquino mit einer blutigen Rebellion stürzen wollen. Für Honasans Ergreifung hatte die Aquino-Regierung eine Rekordbelohnung von umgerechnet fast 305 000 Mark ausgesetzt. Auf den Philippinen gab es in der sechsjährigen Amtszeit Aquinos, die im Juni zu Ende ging, mindestens sieben Putschversuche rechter Militärkreise.

Tschernobyl geht wieder ans Netz Experten besorgt über den Zustand des Atomkraftwerks

TSCHERNOBYL, 14. Oktober (dpa). Der ukrainische Atomreaktor Tschernobyl soll ab Freitag wieder Strom produzieren. Zunächst wird Block drei aktiviert, Block zwei soll Ende des Monats folgen. Zur Begründung sagte Betriebsdirektor Nikolai Sorokin am Mittwoch, die Anlage könnte sonst im Winter einfrieren. Er forderte, das Atomkraftwerk auf Dauer zu betreiben.

Das aus vier Kraftwerks-Blöcken bestehende Werk war seit Mai 1992 stillgelegt, nachdem es im Oktober 1991 einen schweren Brand im zweiten Block und wenig später im ersten Block gegeben hatte. Die Ruine des ausgebrannten Blocks vier ist seit 1986 einbetoniert.

Sorokin sagte, alle Konstruktionsfehler seien seit der Atom-Katastrophe vom 26. April 1986 behoben worden. Der Beschluß des Parlaments der Ukraine, die Anlage ab 1993 endgültig stillzulegen, müsse daher aufgehoben werden. Der nun unabhängige Staat sei auf diese Energiequelle angewiesen. Atomstrom aus Tschernobyl wird auch nach Österreich exportiert und bringt Devisen in die Kassen.

Unabhängige Gutachter aus Deutschland, Joachim Klindt vom Germanischen Lloyd und der international bekannte Brandschutz-Spezialist Ernst Achilles, die seit Dienstag im EG-Auftrag in Tschernobyl sind, sollen den passiven Brandschutz im Werk prüfen und Verbesserungen vorschlagen.

Die deutschen Brandschutzexperten äußerten sich nach Besichtigung des Werks besorgt über den Zustand der Anlage. In einer ersten Stellungnahme im Werk sagte Klindt: "Ich habe hier nur einige alte Hydranten gesehen, und deren Schläuche waren völlig verrottet."

Am 26. April 1986 war es in Tschernobyl zu der bisher größten Katastrophe der zivilen Atomindustrie gekommen. Bei einem Brand in Block vier war eine radioaktive Staubwolke freigesetzt worden. Sie war bis in die Stratosphäre vorgedrungen und rund um die Welt gedriftet.

Pflasterstein saugt Öl auf

WIEN, 14. Oktober (dpa). Einen "saugenden Pflasterstein", der Öle und Kraftstoffe absorbiert, hat eine österreichische Betonfirma entwickelt. Wie die Nachrichtenagentur APA am Mittwoch berichtete, können die Betonverbundsteine nach Angaben der Herstellerfirma pro Quadratmeter rund sechs Liter Öl aufsaugen, während sie Wasser durchsickern lassen. Die "Umweltschutzsteine" seien damit besonders geeignet für die Pflasterung von Tankstellen, Parkplätzen oder Kraftfahrzeugwerkstätten, hieß es.

Merkel traf Jugendliche

WEIMAR, 14. Oktober (dpa). Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU) hat Bund, Länder und Kommunen aufgefordert, sich für eine attraktivere Jugendpolitik einzusetzen. Vor allem in Ostdeutschland müßten jungen Menschen neue Perspektiven geboten werden, sagte die Politikerin am Mittwoch nach einem Treffen mit Jugendlichen in Weimar, darunter etliche rechtsextrem orientierte. "Wenn wir immer mehr schöne Straßen bauen, für Kinder und Jugendliche aber zu wenig tun, haben wir zum Schluß nichts erreicht."

Gleichzeitig forderte die Ministerin Politiker, Gewerkschaften und Kirchen auf, auch mit gewaltbereiten Jugendlichen im Gespräch zu bleiben. Jugendliche mit rechts- oder linksextremistischen Ansichten dürften von der Gesellschaft nicht abgeschrieben werden. Bereits in Schule und Elternhaus müsse Heranwachsenden ein toleranterer Umgang mit Ausländern und Minderheiten vermittelt werden.

Eine Verschärfung des Strafgesetzbuches zur Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalttaten lehnte Merkel erneut ab. Das gesetzliche Instrumentarium reiche aus. Die bestehenden Gesetze müßten nur konsequenter umgesetzt werden.

Veränderungen in der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes

Tauziehen um Vizepräsidenten 21 Landesverbände sind über die jeweiligen Kandidaten uneins

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht vor großen Veränderungen in der Führungsspitze. Nach dem Tod von Hermann Neuberger steht fest, daß beim DFB-Bundestag am 23./24. Oktober in Berlin der bisherige Schatzmeister Egidius Braun (Aachen) zum neuen DFB- Präsidenten gewählt wird. Doch auf die Wahl der zwei Vizepräsidenten haben sich die 21 Landesverbände noch nicht endgültig einigen können. Hinter den Kulissen ist ein Tauziehen um die Posten im Präsidium entstanden, das in Berlin durch die Schaffung eines zweiten Vizepräsidenten von fünf auf sechs Mitglieder vergrößert werden soll.

Die Wahl von Gerhard Mayer-Vorfelder (Stuttgart) gilt jedoch als beschlossene Sache, denn dem Vorsitzenden des Liga- Ausschusses soll in Zukunft automatisch einer der beiden Stellvertreter-Posten zustehen. "Damit soll der Lizenzfußball aufgewertet werden", erklärte der designierte DFB-Präsident Braun. Als zweiten "Vize" soll Braun den Rechtsanwalt Ernst Knösel (München) in seinem Kabinett wünschen. Nach dem Rücktritt des Stellvertreters Otto Andres (Hanau), der nach 17 Jahren in Berlin nicht wieder kandidieren wird, hatte jedoch auch der Norddeutsche Fußball-Verband für seinen Präsidenten Engelbert Nelle (Hildesheim) Ansprüche auf diese Position angemeldet. Doch Nelle soll weiterhin mit Hans- Georg Moldenhauer (Magdeburg), der als Nordost-Vertreter ins Präsidium kommen wird, die Interessen der Regional- und Landesverbände vertreten.

Als neuer Schatzmeister gilt Karl Schmidt (Klein-Winternheim). Der ehemalige Nationalspieler des 1. FC Kaiserslautern würde dann auch den Südwesten, der bisher durch Neuberger im Präsidium repräsentiert wurde, vertreten. In Berlin liegt ein Antrag auf eine Satzungsänderung vor, daß alle fünf Regionalverbände des DFB (Süd, West, Nord, Südwest und Nordost) zukünftig im Präsidium vertreten sein sollen. Die abgesprochene, aber in Teilen noch strittige Personalkonstellation ist bereits ein Vorgriff auf diesen Antrag.

Völlig überrascht wurde die DFB-Führungsetage von der Nicht-Kandidatur von Jürgen Werner (Hamburg). Der Oberstudiendirektor für Alt-Sprachen hat aus "persönlichen Gründen" nach sechs Jahren als Spielausschuß-Vorsitzender auf dieses Amt verzichtet. Braun möchte den ehemaligen Nationalspieler zwar noch umstimmen, aber hinter den Kulissen wird bereits Bundesliga-Spielleiter Hans- Georg Noack (Düsseldorf) als sein Nachfolger gehandelt. Werner deutete in seinem Rücktrittsschreiben an, daß er mit den neuen strukturellen Veränderungen nicht einverstanden sei und auch deshalb die Konsequenzen zog.

Der DFB verliert neben Andres und Werner noch weitere bewährte Kräfte. Auch Kontroll-Ausschußvorsitzender Hans Kindermann (Stuttgart), Horst Barrelet (Hamburg) als Vertreter der Mitgliedsverbände und Hans-Georg Skambraks (Rendsburg) aus dem Steuer- und Wirtschaftsausschuß kandidieren nicht wieder. Hartwig Piepenbrock (Osnabrück) hatte seinen Sitz im Vorstand des Ligaausschusses bereits verloren.

Trotz des großen Revirements steht durch die sichere Wahl Brauns Kontinuität auf dem Programm. Der 67 Jahre alte Unternehmer ist für die Delegierten aus den Landesverbänden ein Garant für das Vermächtnis des verstorbenen Hermann Neuberger. dpa

Drei in Haft wegen Attentat

KARLSRUHE/BERLIN, 14. Oktober (dpa). Knapp vier Wochen nach dem Mordanschlag auf vier iranisch-kurdische Oppositionelle in einer Berliner Gaststätte haben die Ermittlungsbehörden drei Männer verhaftet, die an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Als mutmaßliche Täter waren die libanesischen Asylbewerber Abbas R. und Youssuf A. am 4. Oktober der Polizei in Rheine/Westfalen ins Netz gegangen.

Wie die Karlsruher Bundesanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen erst am Mittwoch mitteilte, wurden ein 33jähriger Iraner und zwei libanesische Staatsangehörige am 7. und 8. Oktober in Berlin festgenommen. Während dem Iraner vorgeworfen wird, den beiden Hauptverdächtigen wenige Tage vor dem Mordanschlag seine Wohnung in Berlin zur Verfügung gestellt zu haben, sollen die beiden Libanesen den mutmaßlichen Tätern zwei libanesische Reisepässe für die Flucht übergeben haben. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft ist noch nicht definitiv geklärt, wer die eigentlichen Auftraggeber dieses Mordanschlags mit politischem Hintergrund sind.

Eishockey-Bundesliga

Berliner Preußen nach

hinten durchgereicht

Sechs sieglose Duelle hintereinander und nur noch einen Punkt vom Tabellenende entfernt: Die schlechteste Bilanz nach zehn Spieltagen seit der Saison 1988/89 stempelt Eishockey-Bundesligist BSC Preussen Berlin zum bisherigen Verlierer der 35. Meisterschaft. Noch stehe Trainer Craig Sarner nicht zur Disposition, versicherte Präsident Herrmann Windler auch nach der "überaus peinlichen" 2:6-Heimniederlage gegen den Krefelder EV. Zugleich räumte er aber ein, daß nun endlich etwas passieren müsse, "denn so wie bisher kann es nicht weitergehen". Auch eingedenk der Tatsache, daß die Fans lautstark seinen Rücktritt forderten, im gleichen Atemzuge aber dem Coach ihre Symphatien bekundeten.

Der scheinbar allmächtige Restaurant-Besitzer Windler will die unüberhörbaren Sprechchöre nicht vernommen haben; was nicht verwundert. Spätestens seit dem Vorfall im März ist offenkundig, daß das Verhältnis zwischen ihm und dem Trainer nicht mehr stimmt.

Windler selbst träumt trotz eigener Talfahrt und des gleichzeitig unaufhaltsamen Durchmarsches der Düsseldorfer EG noch immer von der ersten Meisterschaft, die er vor Saisonbeginn vollmundig versprach. "Die DEG kann nicht über acht Monate 150 Prozent spielen. Auch sie kommt in eine Krise", glaubt er und weist jegliche Schuld für die sportlich schwerste Preussen-Krise seit Jahren von sich. Sarner indes meint, sicher auch Fehler begangen zu haben. Doch für die Einstellung der Spieler, die pro gewonnen Punkt 1000 Mark erhalten, könne er nicht verantworlich gemacht werden. Sichtlich deprimiert quälte sich der 43jährige Eishockey-Lehrer nach dem Krefeld-Debakal seine Statements ab, die in dem Satz gipfelten: "Eine blamablere Vorstellung habe ich in meiner Trainerlaufbahn noch nicht erlebt." dpa

"Keine Gefahr in Lengerich"

DÜSSELDORF, 14. Oktober (dpa). Die Einwohner von Lengerich müssen nach dem Großbrand in dem Kunststoffunternehmen Microplast, bei dem es Dioxin-Alarm gegeben hatte, nicht mit gesundheitlichen Folgeschäden rechnen. Dies sagte der nordrhein-westfälische Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag. Neueste Untersuchungen hätten selbst in unmittelbarer Nähe zum Brandherd keine erhöhten Belastungen ergeben. Alle Wohnungen könnten wieder normal genutzt werden. Weder beim Grundwasser oder auf Spielplätzen noch bei Proben von Milch und Backwaren hätten sich bedenkliche Werte ergeben. Lediglich bei oberirdisch wachsenden Pflanzen wie Grünkohl oder Salat werde in diesem Jahr aus Vorsorgegründen vom Verzehr abgeraten.

Hirntote soll Baby austragen Körper der Mutter soll noch bis März 1993 benutzt werden

ERLANGEN, 14. Oktober (dpa). Erstmals soll in Deutschland eine hirntote Frau eine Schwangerschaft austragen. An der Universitätsklinik Erlangen wird seit einer Woche eine 18jährige, die Opfer eines schweren Verkehrsunfalls war, künstlich am Leben erhalten, da sie im vierten Monat schwanger ist.

Der verantwortliche Arzt an der chirurgischen Klinik, Johannes Scheele, verwies am Mittwoch auf das Lebensrecht des Kindes, das aus ethischen und rechtlichen Überlegungen auch den Anspruch auf den Einsatz moderner medizinischer und technischer Hilfen beinhalte. Unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit sei "der verstorbenen Mutter die Benutzung ihres Körpers zugunsten des Kindes sicherlich zumutbar". Das Baby soll im März 1993 auf die Welt kommen.

Das Fahrzeug der jungen Zahnarzthelferin war am 5. Oktober auf dem Weg zur Arbeit in einer Kurve von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Dabei hatte die junge Frau so schwere Kopfverletzungen erlitten, daß sie drei Tage später starb. Das ungeborene Kind ist jedoch, so die Erkenntnis der behandelnden Ärzte, bislang nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Im vorliegenden Fall sei allerdings eine ungewöhnlich lange Behandlungsdauer erforderlich. Die Entscheidung, die junge Frau erst nach Beendigung ihrer Schwangerschaft sterben zu lassen, hatte Scheele gemeinsam mit Kollegen der Frauen-, Kinder- und Nervenklinik sowie mit Vertretern der Rechtsmedizin und Juristen getroffen.

Die Eltern der jungen Frau seien "bereit, die erheblichen seelischen Belastungen zu tragen", betonte Scheele. Anfangs hatte die Mutter der 18jährigen noch den Wunsch geäußert, ihre Tochter nicht länger künstlich zu beatmen und zu ernähren, doch habe sie ihre Haltung geändert. Auch die Kostenfrage hätte, so Scheele, "an unserer Entscheidung nichts geändert". Sollte es tatsächlich gelingen, den Körper der Frau bis zum Ende der Schwangerschaft funktionsfähig zu erhalten, ergäbe sich ein "maximaler rechnerischer Finanzbedarf" von knapp 100 000 Mark. Zur Übernahme der Kosten habe sich eine öffentliche Organisation bereit erklärt.

"Keine gravierenden Bedenken" gegen das Vorgehen des Arztes hat Oberkirchenrat Hermann Barth vom Referat für Ethik-Fragen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Für ihn ist der Fall ein "Experiment mit völlig ungewissem Ausgang", zu dem noch weitere medizinische Fachkräfte hinzugezogen werden sollten.

Am 27. Bahnstreiks in Europa

BRÜSSEL, 14. Oktober (dpa). Die Europäer müssen sich auf Behinderungen im Eisenbahn-Verkehr einstellen: Am 27. Oktober wollen die Eisenbahner in der Europäischen Gemeinschaft sowie in Österreich und der Schweiz mit Warnstreiks und Demonstrationen erstmals gemeinsam die Öffentlichkeit auf ihre bedrohten Arbeitsplätze aufmerksam machen.

Wie der Dachverband der Eisenbahnergewerkschaften am Mittwoch in Brüssel mitteilte, sollen in sieben Ländern der EG für eine Stunde die Räder stillstehen - und zwar in Portugal, Spanien, Frankreich, Luxemburg, Italien, Belgien und Griechenland. In den anderen Ländern wollen die Eisenbahner mit Unterschriftensammlungen und Demonstrationen ihren Forderungen Nachdruck verleihen.

Pech für 1. FC Kaiserslautern Stefan Kuntz erlitt erneut Bänderriß

Hiobsbotschaft für den Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern: Eine Woche vor dem Fußball-Europapokalspiel gegen den vierfachen englischen Meister Sheffield Wednesday zog sich Stürmer Stefan Kuntz im Training einen Bänderriß im Knöchel zu. Er mußte noch am Mittwoch in der Saarbrücker Winterberg-Klinik operiert werden.

Der 30jährige Torjäger fällt voraussichtlich acht Wochen aus und wird erst nach der Bundesliga-Winterpause in die Mannschaft zurückkehren können. Bereits im Vorjahr hatte sich Kuntz einen Bänderriß zugezogen, als er vor dem Gastspiel der Pfälzer bei Bayern München beim Aussteigen aus dem Vereinsbus unglücklich auf eine Bürgersteigkante trat und umknickte.

Kuntz ist nach dem schwedischen Nationalspieler Jan Eriksson, Thomas Dooley und Axel Roos bereits der vierte Kaiserslauterer Profi, der Trainer Rainer Zobel für das Bundesliga-Gastspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen wegen einer Verletzung nicht zur Verfügung steht. dpa

JU rügt Mayer-Vorfelder

STUTTGART, 14. Oktober (dpa). Die Bildung eines konservativen Gesprächskreises der CDU in Baden-Württemberg, an der sich der Landes-Finanzminister und Stuttgarter CDU-Chef Gerhard Mayer-Vorfelder beteiligt, ist von der Jungen Union (JU) scharf kritisiert worden. Der Gesprächskreis hatte am Montag in Tübingen zusammengefunden. Mayer-Vorfelder sagte, resignierte CDU- Mitglieder sollten auf diesem Weg wieder aktiviert und die Partei mehrheitsfähig gemacht werden. Er forderte: "Dem schleichenden Prozeß einer Sozialdemokratisierung der CDU in allen Bereichen muß Einhalt geboten werden". In Baden- Württemberg regiert eine Große Koalition.

Der JU-Landesvorsitzende Andreas Renner warf Mayer-Vorfelder am Mittwoch vor, er verstoße "zum wiederholten Male gegen einen eindeutigen und mit großer Mehrheit gefaßten Beschluß des CDU-Landesvorstandes". Eine Volkspartei der Zukunft habe auf Dauer nur Erfolg, wenn alle Strömungen der Partei konsensfähig seien.

Moskau hält "Solo" noch fest

HAMBURG, 14. Oktober (dpa). Die internationale Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Deutsche Botschaft in Moskau haben sich am Mittwoch vergeblich für die Freigabe des beschlagnahmten Greenpeace-Schiffes "Solo" eingesetzt. Wie Greenpeace in Hamburg mitteilte, soll nun ein russischer Rechtsanwalt am Freitag nach Murmansk reisen, um dort die Freilassung der 33köpfigen "Solo"-Besatzung zu erreichen. Die Botschaft will sich auf diplomatischem Wege um eine Lösung des Problems bemühen. Die Umweltschützer und Journalisten waren auf der Suche nach Atom-Müll, den die russischen Militärs der ehemaligen Sowjetunion in den vergangenen Jahrzehnten im Nordpolarmeer versenkt haben sollen.

Auch der Enkel des Exil-Schriftstellers Lew Kopelew befindet sich auf der "Solo". Nach Angaben von Greenpeace ist es dem ebenfalls mitreisenden russischen Volksdeputierten Anatoli Mostovoy gelungen, in einer Funk-Botschaft an Präsident Boris Jelzin um die Freilassung der Umweltschützer zu bitten.

Diskussionen über Veba

FRANKFURT A. M. (FR). Mit Kursverlusten haben die deutschen Aktienmärkte zur Wochenmitte geschlossen. Der Deutsche Aktienindex verlor knapp sieben Punkte. Für den Hauptteil des Geschäfts sorgten nach Angaben von Händlern kleinere und mittlere Anleger.

Spekulationen darüber, daß Veba ein Grundstück erworben habe, auf dem Altlasten entdeckt worden seien, deren Beseitigung etwa 500 Millionen Mark kosten würden, ließen den Kurs der Aktie zeitweise bis zu 16 Mark fallen. Am Schluß der Sitzung konnte die Tageseinbuße auf 10,90 Mark begrenzt werden.

Ansonsten fielen kaum Sonderbewegungen auf. Nachrichten über Kurzarbeit und Produktionspausen bei Volkswagen und Daimler wurden von Händlern für die Abschläge bei diesen Werten von 1,70 beziehungsweise von 2,50 Mark verantwortlich gemacht.

Vor der Zentralbankrats-Sitzung zeigten sich Bankenwerte schwächer. Deutsche Bank gaben 2,40 Mark, Dresdner Bank 1,50 und Commerzbank 0,80 Mark nach.

Gegen den Trend konnten Schering um 13 Mark zulegen.

Mit festeren Notierungen hat am Mittwoch der Kassahandel des Rentenmarktes geschlossen. Die Durchschnittsrendite stellte sich auf 7,54 (7,56) Prozent. Der Rex legte um 14 Basispunkte auf 99,87 zu. Die Bundesbank verkaufte im Rahmen der Marktpflege öffentliche Anleihen im Nennwert von 56,2 Millionen Mark, nachdem sie am Vortag Papiere über 146,8 Millionen Mark aufgenommen hatte.

Türkei verlangt von Deutschland besseren Schutz

ANKARA/KÖLN, 14. Oktober (Reuter/ dpa). Nach Anschlägen auf türkische Einrichtungen hat die Türkei von Deutschland verstärkte Schutzmaßnahmen gefordert. Die deutsche Botschaft sei an die internationalen Verpflichtungen zum Schutz ausländischer Missionen erinnert worden, teilte das Außenministerium in Ankara am Mittwoch mit.

In einer offensichtlich zentral gesteuerten Aktion hatten am Mittwoch Unbekannte in mehreren rheinischen Städten Anschläge auf türkische Vertretungen, vor allem Banken, verübt. Mit Äxten und Knüppeln zertrümmerten Eindringlinge in einer Bankfiliale in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs Fensterscheiben, Computer und Mobiliar. In Hürth bei Köln hatten nach Angaben der Polizei etwa zehn Kurden mit Steinen die Scheiben im türkischen Generalkonsulat eingeworfen. Auch die Bonner Filiale der türkischen Kreditbank wurde beschädigt.

Kein Aids-Prozeß gegen Fabius

PARIS, 14. Oktober (dpa). Der Versuch der bürgerlichen französischen Opposition, den ehemaligen sozialistischen Premierminister Laurent Fabius und zwei Mitglieder seines Kabinetts als politisch Verantwortliche für die Aids-Infektion von Bluterkranken vor Gericht zu bringen, ist an der Stimmenthaltung der Kommunisten gescheitert. Das Büro der Nationalversammlung lehnte am Mittwoch mit zehn zu neun Stimmen den Antrag der Opposition ab, einen Hohen Gerichtshof einzuberufen, der als einziger über das Verhalten von Ministern im Amt richten kann.

Mitte der 80er Jahre waren 5000 Bluterkranke mit Aids-Viren infiziert worden, weil sie vom staatlichen Transfusionszentrum CNTS virusverseuchte Blutpräparate erhalten hatte. Das CNTS hatte damals den Import teurer sterilisierter Konserven vermeiden wollen.

Leichtathleten fordern höhere Prämien Boykott-Drohung gegen die WM in Stuttgart

Die internationalen Stars der Leichtathletik fordern Geldprämien für Siege und Rekorde bei Weltmeisterschaften. Sollte der Internationale Leichtathletik- Verband (IAAF) auf die von den Managern der Spitzensportler in einem neunseitigen Brief formulierten Forderungen nicht eingehen, könnte es zu einem Boykott der WM-Titelkämpfe im kommenden Jahr in Stuttgart kommen. Dies berich- tete die Schweizer Sportzeitung "Sport".

Nach den Vorstellungen der - vorwiegend amerikanischen - Manager, die sich Anfang September in der "International Association of Athletes' Representatives" (IAAR) zusammengeschlossen haben, soll der Gewinn eines WM-Titels mit 100 000 Dollar entlohnt werden; abgestuft müssen auch die übrigen WM-Finalisten Preisgelder erhalten. Für jeden im WM-Rahmen aufgestellten Weltrekord wird ein Bonus von 100 000 Dollar verlangt. Auch jeder sogenannte "Meeting- Rekord", die beste in jeder Disziplin erreichte Leistung soll noch mit 50 000 Dollar verschönt werden. "Insgesamt verlangt die IAAR für die an den WM teilnehmenden Athleten einen finanziellen Anteil von 10,6 Millionen Dollar", schreibt der in Zürich erscheinende "Sport". dpa

Nobelpreise für Chemie und Physik verliehen

STOCKHOLM, 14. Oktober (dpa). Dem US-Wissenschaftler Rudolph A. Marcus (69) ist am Mittwoch in Stockholm der Chemie-Nobelpreis zuerkannt worden.

Den Physik-Nobelpreis erhielt der aus Polen stammende französische Teilchenforscher Georges Charpak (68).

Nach Kunstraub Auto gesucht

ERFURT, 14. Oktober (dpa). Zwei Tage nach dem spektakulären Kunstdiebstahl von Weimar hatten die Thüringer Ermittlungsbehörden am Mittwoch erste Anhaltspunkte auf die möglichen Täter. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus zuverlässiger Quelle erfuhr, fahndet die Polizei bundesweit nach einem weißen japanischen Kleintransporter der Marke Isuzu. Das Fahrzeug könnte im Zusammenhang mit dem Kunstdiebstahl stehen, hieß es. Gleichzeitig kreist die Sonderkommission eine Gruppe von Sammlern oder Kunsthändlern ein, die sich in der Vergangenheit für Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren interessiert hatten.

ANDRE BRIE, stellvertretender Vorsitzender der PDS, steht eigenen Angaben zufolge unter dem Verdacht, für den ehemaligen sowjetischen Geheimdienst KGB spioniert zu haben. Das Bundeskriminalamtes habe ihn von der Einleitung eines entsprechenden Ermittlungsverfahrens in Kenntnis gesetzt. BKA-Beamte hätten seine Wohnung durchsucht, teilte Brie mit, der auch Vorsitzender der Berliner PDS ist. Anschließend sei ihm ein Protokoll ausgehändigt worden, wonach "nichts Verdächtiges gefunden und mitgenommen" wurde. Brie bezeichnete den Spionage-Verdacht als "billige Denunziation oder Provokation". Er würde schon die Idee einer Zusammenarbeit mit dem KGB als lächerlich empfinden. (dpa)

Sächsischer Lessing-Preis für Hans Sahl

DRESDEN. Der mit 25 000 Mark dotierte Lessing-Preis des Freistaates Sachsen geht in diesem Jahr für dessen Lebenswerk an den 1902 in Dresden geborenen Schriftsteller Hans Sahl. Sahl zählt zu den letzten Überlebenden der aus Deutschland emigrierten Intellektuellen; seit seiner Rückkehr aus den USA lebt er seit 1989 in Tübingen. Ein Förderpreis in Höhe von 10 000 Mark erhält der 39jährige Leipziger Theaterregisseur Lutz Graf für seine Inszenierungen zeitgenössischer Autoren und des Lessingschen "Nathan". dpa

Bewährung für Gewalttäter

ROSTOCK, 14. Oktober (dpa). Wegen der Beteiligung an ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock hat das Amtsgericht am Mittwoch einen 25jährigen zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß er Bierdosen und Steine gegen Polizisten geschleudert hatte. Bisher wurden wegen der Krawalle in Rostock zehnmal Jugendarrest, drei Freiheits- und zwei Jugendstrafen verhängt. In zwei Fällen ergingen Freisprüche.

Soest-Preis für Rosemarie Trockel

MÜNSTER. Der mit 25 000 Mark dotierte und alle zwei Jahre verliehene Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe geht an Rosemarie Trockel, die mit Zeichnungen, Objektassemblagen und Strickbildern bekannt geworden ist. dpa

Roma-Theater auf Anti-Haß-Tournee

MÜLHEIM/RUHR. Das Roma-Theater "Pralipe", Teil des von Roberto Ciulli geleiteten "Theaters an der Ruhr" in Mülheim, will mit einer Tournee vor allem in ostdeutschen Städten Kultur gegen Gewalt und Ausländerhaß setzen: Zwischen Rostock und Dresden, Eisenach, Frankfurt/Oder und Hoyerswerda wird das Ensemble von Frederico Garcia Lorcas "Bluthochzeit" in der Roma-Sprache aufführen. Geplant sind drei Tourneestaffeln vom 13. bis 22. November, vom 7. bis 17. sowie vom 21. bis 30. Dezember. dpa

Fernsehen/ .IG-Medienpreis "Glashaus" für Fernsehspiel des NDR

Augsburg (dpa). Der Medienpreis "Glashaus" der Industriegewerkschaft Medien geht in diesem Jahr an den Norddeutschen Rundfunk (NDR) für das Fernsehspiel "Die vier Wände". Autor Rainer Jogschies nennt sein Stück eine "destruktive Montage". Es schildert den "Autismus" von Deutschen, die "Vier Wände" um sich bauen, während anderswo die Mauern fallen. Der Preis wurde am Mittwoch auf dem Gewerkschaftstag der IG Medien in Augsburg ausgehändigt. Die IG Medien vergibt ihn seit 1982 jedes dritte Jahr für kritische Rundfunk- und Fernsehbeiträge. dpa zi

Tennisturniere der Frauen in Filderstadt und der Männer in Tokio Mehr Mühe als erwartet für Navratilova Hy nahm ihr dreimal den Aufschlag im ersten Satz ab / Probst und Martinek weiter

Martina Navratilova wankte, aber sie fiel nicht. Die fünfmalige Gewinnerin des internationalen Tennis-Turniers in Filderstadt rettete sich in der ersten Runde durch einen kniffligen ersten Satz, ehe sie die in Kambodscha geborene Kanadierin Patricia Hy mit 7:6 (7:5), 6:1 besiegt hatte. Im Achtelfinale steht auch die Heidelbergerin Veronika Martinek, die sich mit 4:6, 6:2, 6:3 gegen Dinky van Rensburg (Südafrika) durchsetzte. Bereits ins Viertelfinale vorausgeeilt war zuvor die Münchnerin Wiltrud Probst, die sich ihr 7:5, 6:7 (5:7), 6:1 gegen die ungarische Qualifikantin Andrea Temesvari allerdings hart erkämpfen mußte.

Die Weltranglisten-Fünfte Martina Navratilova, die am Finaltag am Sonntag 36 Jahre alt wird, hatte lange Zeit Probleme mit den fabelhaften Returns ihrer neun Jahre jüngeren Gegnerin. Patricia Hy, zuletzt Sensationssiegerin über Jennifer Capriati bei den US-Open und im Computer auf Rang 31 eingestuft, durchbrach im ersten Satz dreimal den Aufschlag der Serve-and-volley-Spezialistin aus den USA. Nach einigen zweifelhaften Linienrichter-Entscheidungen auf beiden Seiten fiel die Entscheidung im Tie- Break, als Patricia Hy mit einem verzweifelten Stoppball-Versuch ihrer Gegnerin einen Satzball schenkte.

Im zweiten Satz übernahm dann aber die "große alte Dame" des Tennis das Ruder, zog schnell auf 3:0 davon und verwandelte nach 73 Minuten den zweiten Matchball.

Die 47. der Weltrangliste, Wiltrud Probst, hatte mit der Nummer 93 der Welt ebenfalls mehr Mühe als erwartet. Erst nach zähen 2:21 Stunden hatte sie sich den Sieg gegen die einstige Weltranglisten-Siebte Andrea Temesvari, die nach einer schweren Verletzung nicht mehr den Anschluß an die Spitze findet, sicher. In der nächsten Runde steht der 23jährigen ein noch härterer Prüfstein bevor: Sie trifft auf die an Nummer eins gesetzte Gabriela Sabatini (Argentinien) oder Natalia Medwedewa aus der GUS. "Ich würde gerne gegen Sabatini spielen, denn nur so erfährt man, wo man steht", sagte Wilturd Probst nach dem Spiel, das ihr bereits 7900 Dollar Preisgeld sicherte.

Auch Veronika Martinek hatte auf dem Nebenplatz bange Minuten zu überstehen, ehe der Sieg gegen die Südafrikanerin Dinky van Rensburg feststand. Die Südafrikanerin, die nach einer langen Verletzungspause nicht mehr in der Rangliste geführt wird, war schließlich aber ohne Chance. Jetzt steht Veronika Martinek eine scheinbar unüberwindliche Gegnerin bevor: Sie trifft auf Martina Navratilova.

Titelverteidiger Stefan Edberg genügte beim mit 1,1 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnier in Tokio ein "Minimalprogramm" zum Einzug ins Achtelfinale. Dem 26 Jahre alten Schweden reichten beim 6:4, 6:4 gegen den Amerikaner Jim Grabb in dem 88minütigen Match im "Metropolitan Gym" zwei Breaks im neunten Spiel beider Durchgänge zum letztlich souveränen Sieg. dpa

50 Verlage geben Taschenbuch gegen Fremdenhaß heraus

HAMBURG. Rund 50 deutsche Verleger haben sich gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit zusammengeschlossen; gemeinsam werden sie einen Verlag gründen, in dem noch vor Weihnachten das erste Buch mit literarischen Texten zum Thema Fremdenhaß erscheinen soll. Das Taschenbuch mit Beiträgen namhafter Autoren, darunter Friedenpreisträger Amos Oz, soll einen Umfang von etwa 250 Seiten haben, und bei einer Auflage von etwa 100 000 Exemplaren nicht mehr als fünf Mark kosten; es wendet sich vor allem an junge Erwachsene.

Es soll der Anfang einer großangelegten Kampagne von Verlegern und Buchhändlern bilden. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels unterstützt die Initiative mit einer zunächst befristeten Stelle zur Koordination. dpa

Regierungskrise in Brandenburg Koalitionspartner Bündnis 90: Stolpe soll Amt ruhen lassen

POTSDAM, 14. Oktober (dpa). Die brandenburgische Regierungskoalition von SPD, FDP und Bündnis 90 steht wegen der neuen Stasi-Vorwürfe gegen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) vor einer Zerreißprobe: SPD-Chef Steffen Reiche berief für den heutigen Donnerstag die führenden Parteigremien ein. Außerdem tritt der Koalitionsausschuß zusammen.

Die Fraktion des Bündnis 90 hatte am Mittwoch die SPD ultimativ aufgefordert, ein Ende der Vorwürfe herbeizuführen oder "Stolpe zu anderen Konsequenzen zu drängen". Die Koalition sei zwar in einem "unhaltbaren Belastungszustand", doch wolle man trotzdem an ihr festhalten. Allerdings sollte Stolpe sein Amt vorübergehend ruhen lassen.

Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Wolfgang Thierse forderte das Bündnis 90 in der Bild-Zeitung auf, die Koalition zu verlassen. Dies allerdings hätte Neuwahlen zur Folge. Die SPD-Fraktion ließ mitteilen, sie sehe die Koalition als "schwer belastet" an.

Wie die SPD bezweifelt auch die FDP die Glaubwürdigkeit des früheren Stasi-Offiziers Klaus Roßberg, der eidesstattlich erklärt hatte, er selbst habe Stolpe 1978 die Verdienstmedaille der DDR in einer konspirativen Wohnung überreicht. CDU-Landeschef Ulf Fink erneuerte die Forderung, Stolpe solle sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen lassen.

Stolpe bezeichnete die Beschuldigungen Roßbergs als "Lüge". Er erstattete am Mittwoch Strafanzeige unter anderem wegen öffentlicher Verleumdung und falscher Versicherungen an Eides statt. Auch die FDP kündigte gerichtliche Schritte an.

Regierungssprecher Erhard Thomas teilte mit, Stolpe habe eine Einstweilige Verfügung gegen den Fernsehsender SAT 1 erwirkt. Danach darf dieser unter anderem nicht die Behauptung wiederholen, Stolpe habe 1989 ein Treffen von Oppositionellen den DDR-Behörden gemeldet und außerdem eine Lücke von zwei Jahren in seiner Biographie.

(Weitere Berichte auf Seiten 3 und 4)

Länderspiel gegen die CSFR Zweiter Erfolg der DHB-Handballerinnen

Die Frauen des Deutschen-Handball- Bundes (DHB) gewannen am Mittwoch in Nordenham auch das zweite Länderspiel gegen die CSFR mit 20:18 (9:7). Tags zuvor hatte es in Oldenburg einen 21:17 (10:8)-Sieg gegeben. Im Zweitvergleich waren Heike Axmann (Buxtehude) und Lubiea Ladicsova für die CSFR mit jeweils vier Toren die erfolgreichsten Werferinnen.

Das zweite Duell verlief ähnlich wie die Partie am Vortag. Die Gastgeberinnen hatten eine schwache Anfangsphase mit viel Krampf und Stückwerk im Angriff. Die CSFR ging diesmal weit energischer zur Sache und leistete harte Gegenwehr. Erst allmählich kam das DHB- Team langsam besser ins Spiel. Vor allem Heike Axmann (Buxtehude) bedankte sich am Kreis für gute Anspiele und trug mit drei Treffern bis zur Pause dazu bei, daß die Wende eingeleitet wurde.

Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel der Deutschen ansehnlicher. Die Vorentscheidung fiel, als die Gastgeberinnen mit sieben Toren in Folge vom 11:9 auf 18:9 davonzogen. Danach ließen sie die Zügel jedoch mächtig schleifen, so daß das Spiel am Ende noch einmal spannend wurde und in der Roten Karte für die Oldenburgerin Heike Schmidt in der 58. Minute wegen groben Foulspiels einen unrühmlichen Abschluß hatte.

Wie in Oldenburg erwies sich die Abwehr mit einer stark aufgelegten Torhüterin Eike Bram (Leverkusen) als stärkster Mannschaftsteil. Für die Bremerin Cordula David (Infekt) kam Andrea Bölk zum Einsatz, die nach der Arbeit aus Buxtehude in den Spielort anreiste.

Nach dieser Feuertaufe mit zwei Siegen folgt für die Mannschaft von Trainer Lothar Doering, dem die Organisatoren als neuem Steuermann symbolisch ein Steuerrad mit der Gravour "Atlanta 1996" überreichten, bereits von Freitag bis Sonntag ein Vier-Länder-Turnier in Dänemark. In Hurup Thy ist am Freitag (18.00 Uhr) erneut die CSFR der Kontrahent. Am Samstag folgt in Holstbro (15.30) Schweden, am Sonntag in Silkeborg (13.30) Gastgeber Dänemark. Unmittelbar danach treffen die DHB-Frauen bei einem Turnier in den Niederlanden (20. bis 24. Oktober) auf noch stärkere Konkurrenz: den Olympiazweiten Norwegen, Rußland, Rumänien, Polen und Gastgeber Niederlande. dpa

"Solidarpakt hohles Pathos" SPD kritisiert Kürzungen bei der Arbeitsmarktpolitik

BONN (dpa). Einen Tag vor der abschließenden Bundestagsrunde über die Kürzungen bei der Arbeitsförderung hat der SPD-Sozialpolitiker Ottmar Schreiner die Äußerungen von Bonner Regierungspolitikern zum geplanten Solidarpakt "hohles Pathos" genannt. Durch die mit der Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vorgesehenen Einsparungen könnte sich die Zahl der Erwerbslosen in den neuen Ländern im kommenden Jahr um 150 000 erhöhen, glaubt Schreiner. Die Bundesregierung nehme dies bewußt in Kauf.

Der SPD-Experte schlägt statt dessen ein Programm vor, mit dem anstelle der Finanzierung von Arbeitslosigkeit rund 550 000 Menschen solange beschäftigt werden könnten, bis in Ostdeutschland die entsprechende Anzahl richtiger Jobs entstanden sei.

Mit der AFG-Novelle soll das im kommenden Jahr bei der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit drohende Defizit von etwa neun Milliarden Mark vermieden werden. Nach Schreiners Worten könnte das Minus sogar bis zu elf Milliarden Mark betragen. Die fehlenden Mittel sollen unter anderem durch Streichung und Änderungen von Eingliederungsleistungen für Aussiedler, Kürzungen bei Maßnahmen der Arbeitsbeschaffung (ABM) in Ost- und Westdeutschland sowie bei Fortbildung und Umschulung sowie durch Übertragung des Altersübergangsgeldes in Ostdeutschland auf die Rentenversicherungsträger zusammenkommen. Andernfalls müßte der Bund aus Steuermitteln für das Nürnberger Defizit geradestehen.

Die SPD-Fraktion will statt dessen mit einem Strukturförderprogramm "Arbeit statt Arbeitslosigkeit" eine Verzahnung von Beschäftigungs-, Industrie- und Regionalpolitik ermöglichen. Mit den 35 Milliarden Mark, die jährlich zur Unterstützung von Erwerbslosen in Ostdeutschland ausgegeben würden, meint Schreiner, könnten beispielsweise auch Arbeitsplätze im Rahmen von Infrastruktur-Investitionen finanziert werden. Damit gäbe es auch eine Chance zu größerer Gerechtigkeit bei der Finanzierung der deutschen Einheit.

Entlastung bei niedrigem Lohn Waigel kündigt nach dem Urteil Übergangsregelung ab 1993 an

BONN, 14. Oktober (dpa/AP). Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) hat das Karlsruher Steuerurteil als einen wichtigen Beitrag zur Herstellung des Rechtsfriedens bezeichnet. Denn es bestehe verfassungsrechtlich keine Notwendigkeit, wegen des Grundfreibetrags die Steuerfestsetzungen bis einschließlich 1992 zu ändern. Ein genereller Handlungsbedarf sei erst ab 1996 gegeben. Dann stelle sich auch die Frage, ob und inwieweit der Grundfreibetrag für mittlere und höhere Einkommen abgebaut werden könne. Das könnte bedeuten, daß erstmals mehrere Grundfreibeträge gelten würden.

Für eine Übergangszeit ab 1993 wolle Bonn "die Bezieher geringer Einkünfte" entlasten, sagte Waigel. Diese Regelung solle nicht auf der Basis eines erhöhten Grundfreibetrags erfolgen, da der Zeitraum für eine gesetzliche Regelung zum 1. Januar zu kurz sei. Deshalb werde eine Verwaltungsregelung geprüft, wonach steuerliche Entlastungen des Existenzminimums bereits im Lohnsteuerabzugsverfahren oder bei der Vorauszahlung zur Einkommensteuer erfolgen sollen. Die nötigen Schritte sollen in Kürze mit den Ländern erörtert werden.

Die SPD-Politiker Ingrid Matthäus- Maier und Joachim Poß forderten, den Grundfreibetrag bereits ab 1993 in einem ersten Schritt "für alle" mindestens auf 8000 Mark für Ledige und 16 000 Mark für Verheiratete anzuheben. Das Gericht habe Waigel bescheinigt, daß er seit Jahren allen Bürgern in verfassungswidriger Weise zu viel Steuern abgeknöpft habe.

Die Präsidentin des Bundes der Steuerzahler, Susanne Tiemann, verlangte die Anhebung des Grundfreibetrags auf 12 000 beziehungsweise 24 000 Mark. Sie warnte zugleich vor dem Versuch, die ab 1996 zu erwartenden Einnahmeausfälle des Staates in zweistelliger Milliardenhöhe durch Steuererhöhungen oder zusätzliche Abgaben ausgleichen zu wollen. Vielmehr gehe es um Mut zum Sparen.

SPD zu Gen-Lebensmitteln

BONN, 15. Oktober (dpa). Die SPD- Bundestagsfraktion fordert eine strenge Kontrolle von gentechnisch manipulierten Lebensmitteln, die laut EG- Verordnung von 1993 an in Deutschland zugelassen werden sollen. Die Verordnung müsse in einigen Punkten verbessert werden, bevor sie in Kraft treten könne, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Lilo Blunck, am Mittwoch bei der Vorstellung eines entsprechenden Antrags für den Bundestag in Bonn.

Mit Hilfe von Gentechnik kann beispielsweise die Reife von bestimmten Lebensmitteln beschleunigt oder ihre Haltbarkeit verlängert werden. Nach Ansicht der SPD sollte die Herstellung der manipulierten Lebensmittel schärfer auf mögliche Gesundheitsrisiken für den Verbraucher geprüft werden, als dies in der jetzigen Fassung der Verordnung vorgesehen ist. Wichtig seien auch eine Kennzeichnung der Lebensmittel im Handel und die Einführung einer Produkthaftung des Herstellers.

Im Hintergrund: Grundfreibetrag Basis von Steuerbefreiungen

In seiner jüngsten Entscheidung hat das Bundesverfassungsgericht den derzeit gültigen niedrigen Steuerfreibetrag als verfassungswidrig verworfen. Der Grundfreibetrag ist Teil des Lohn- und Einkommensteuertarifs und bildet die Basis aller Steuerbefreiungen. Derzeit sind 5616 Mark des zu versteuernden Einkommens für Ledige (Grundtarif) und 11 232 Mark für zusammenveranlagte Ehegatten (Splittingtarif) für alle Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen steuerbefreit, unabhängig von der Höhe ihres Einkommens. Durch die Steuerprogression wirkt sich die Entlastung durch den Grundfreibetrag in den oberen Einkommensgruppen etwas günstiger aus.

Der Regelung liegt schon immer die Forderung nach Steuerfreiheit für diejenigen Einkommensteile zugrunde, die zur Bestreitung der Existenz unbedingt erforderlich sind (Existenzminimum). Umstritten war aber auch immer schon die Orientierung: Bei Anknüpfung an der Sozialhilfe von etwa 11 000 Mark für Ledige und 22 000 Mark für Verheiratete blieb der Grundfreibetrag immer erheblich darunter. So wurde er zuletzt bei der dreistufigen Steuerreform im Jahre 1986 auf 4536 Mark, zwei Jahre später auf 4752 Mark und ab 1990 auf die jetzige Höhe angehoben. Die effektive Ersparnis für den einzelnen nach dem Grundtarif macht derzeit 1067 Mark im Jahr aus. Der Staat verzichtet durch den gegenwärtigen Grundfreibetrag auf jährlich rund 40 Milliarden Mark Steuereinnahmen.

Im Steuertarif gilt der Grundfreibetrag als "Nullzone". Oberhalb der 5616 Mark schließt sich eine "untere Proportionalzone" mit einem gleichbleibenden Steuersatz von 19 Prozent für zu versteuernde Einkommen bis zu 8153 Mark an. In der "Progressionszone" wachsen die Steuersätze gleichmäßig von 19 Prozent bis auf den Spitzensteuersatz von 53 Prozent für zu versteuernde Einkommen von mehr als 120 041 Mark, der bei noch höheren Einkommen in der "oberen Proportionalzone" unverändert bleibt. Bei Ehegatten gelten jeweils die doppelten Einkommensbeträge. (dpa)

Zukunft des Sparens umstritten Banken kritisieren Regelungsvorschläge der Währungshüter

BONN (dpa/VWD). Zwischen Bundesbank und Kreditwirtschaft gehen die Meinungen über die Ausgestaltung des Sparens auseinander. Die Frankfurter Währungshüter schlagen vor, von 1993 an auf die gesetzlichen Regelungen für das herkömmliche Sparbuch zu verzichten, setzen sich aber für neue verbindliche Vorschriften für die Spartätigkeit ein. So soll der Betrag, über den innerhalb eines Kalendermonats ohne vorherige Kündigung verfügt werden kann, von jetzt 2000 auf 3000 Mark erhöht werden, wie aus der Stellungnahme des Hauses Schlesinger zur Novelle des Kreditwesengesetzes hervorgeht. Zugleich soll allgemein für Spareinlagen eine Mindest-Kündigungssperrfrist von drei Monaten eingeführt werden.

Das würde bedeuten, daß der Sparer unabhängig von den verschiedenen Anlageformen erst nach Ablauf von mindestens drei Monaten seinen Vertrag über mehrmonatige oder -jährige Laufzeiten kündigen kann. Ziel ist es, zu verhindern, daß das Sparen im Zeitablauf zunehmend an Bedeutung verliert und die Festlegung auf Termin die Überhand gewinnt.

Die Kreditinstitute kritisieren diese Vorschläge sowie die Ablehnung eines erweiterten Eigenkapitalbegriffs, der letztlich für sichere Spareinlagen bedeutsam ist, heftig. Die zusätzlichen Kündigungs- und Sperrfristen führten praktisch zu einer stärkeren Reglementierung, während mit der Abschaffung gesetzlicher Sparverkehrsvorschriften doch eigentlich Bürokratieabbau angestrebt werde. Die Banken und Sparkassen fordern zudem, an den bisherigen Regeln für das herkömmliche Sparbuch festzuhalten.

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) begrüßt dagegen deren Abschaffung. Die Bestimmungen seien zu einer "Fessel der Sparer" geworden.Waffen für Israel freigegeben

BONN, 14. Oktober (dpa). Die am 26. Oktober 1991 im Hamburger Hafen beschlagnahmte Lieferung von Waffen und Geräten an Israel soll nach einer Entscheidung der Bundesregierung in den nächsten Tagen an ihren Bestimmungsort weitertransportiert werden. Wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Bonn mitteilte, erlaubt "die Zustimmung zur grundsätzlichen Zusammenarbeit mit Israel bei der technischen Auswertung von Wehrmaterial" die leihweise Überlassung des Materials. Es handele sich unter anderem um zwei Flugabwehrpanzer ZSU 23/4, zwei Radar-Panzer und einen Flugabwehrraketenpanzer. Die Lieferung war im vergangenen Jahr in Hamburg gestoppt worden, weil ihre Deklarierung als landwirtschaftliches Gerät offensichtlich falsch war.

Kurz gemeldet: Chile zeichnet Blüm und Geißler aus

BONN, 14. Oktober (dpa). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und der Vize-Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler, sind von Chiles Präsidenten Patricio Alwyn mit dem Großen Kreuz des Verdienstordens "Bernardo O'Higgins" ausgezeichnet worden. UNESCO-Friedenspreis verliehen PARIS, 14. Oktober (AP). Die Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen (UNESCO) hat ihren Friedenspreis an die Internationale Rechtsakademie in Den Haag vergeben. Damit wurde deren Bemühung anerkannt, internationale Konflikte auf der Grundlage des Rechts zu lösen. Russischer Vizeminister zurückgetreten MOSKAU, 14. Oktober (dpa). Rußlands Erster stellvertretender Außenminister Fjodor Schelow-Kowedjajew ist zurückgetreten. Der 36jährigen Politiker war mit dem außenpolitischen Kurs von Präsident Boris Jelzin nicht einverstanden. US-Marinehubschrauber abgestürzt WASHINGTON, 13. Oktober (AFP). Beim Absturz eines Hubschraubers der US-Marine über der Antarktis sind drei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handelt es sich um zwei neuseeländische Zivilisten und einen US-Soldaten. SI nimmt Panamas PRD wieder auf PANAMA, 14. Oktober (AFP). Die Sozialistische Internationale (SI) hat die panamaische Demokratisch-Revolutionäre Partei (PRD) wieder als Vollmitglied aufgenommen. Die Partei war wegen ihrer Unterstützung für den 1989 gestürzten Militärmachthaber Manuel Antonio Noriega aus der SI ausgeschlossen worden.

UN stellen Khmer Ultimatum

NEW YORK, 14. Oktober (AFP). Der UN-Sicherheitsrat hat am Dienstag bestätigt, daß in Kambodscha bis spätestens Mai Wahlen abgehalten werden sollen. In der Resolution 783 des Sicherheitsrates wird den diplomatischen Initiativen ein Monat Zeit gegeben, um die Roten Khmer zur Beteiligung an den Wahlen zu bewegen. Bis zum 31. Oktober sollen Japan und Thailand versuchen, die von China gestützten, marxistischen Roten Khmer zu einer Beteiligung an den Wahlen zu bewegen, wie sie im Pariser Friedensvertrag vom 23. Oktober 1991 vorgesehen sind. Wenn dies nicht gelingt, sollen die Ko-Präsidenten der Pariser Konferenz, Frankreich und Indonesien, weitere Verhandlungen führen.

UN-Generalsekretär Butros Ghali soll Mitte November dem Sicherheitsrat in einem Bericht mitteilen, "wann der Selbstausschluß der Roten Khmer wirklich einen kritischen Punkt erreicht".

Fehlinformation über Aids macht Angst

ANAHEIM, 14. Oktober (AFP). Bei den telefonischen Aids-Beratungen in den USA werden häufig Fehlinformationen weitergegeben, die in vielen Fällen zu großer Verunsicherung und Verwirrung führen. Dies geht aus einer Studie hervor, die am Dienstag auf dem Kongreß der Gesellschaft für Mikrobiologie im kalifornischen Anaheim vorgestellt wurde. Studenten hatten 33 kostenlose Beratungstelefone getestet, in dem sie sich als Aids-Patienten oder Ratsuchende ausgegeben hatten.

Die Frage, ob ein einfacher Kuß ein Ansteckungsrisiko berge, wurde häufig bejaht. Zahlreiche Ratgeber empfahlen die Einnahme von Vitaminen oder das Einhalten einer Diät, ohne daß es den geringsten Hinweis darauf gibt, daß dies das Fortschreiten der Krankheit bremsen kann. Zwischen den einzelnen Beratungsdiensten gab es unterschiedliche Informationen über die Gefahr, sich beim Geschlechtsverkehr mit dem Immunschwächevirus zu infizieren. Die Angaben unterschieden sich auch innerhalb einzelner Beratungsstationen, wenn dort ein anderer Gesprächspartner im Dienst war. Häufig wurde bei der Beratung nicht darauf hingewiesen, daß ein positiver Aids-Test durch einen zweiten bestätigt werden muß, um als zuverlässig zu gelten.

Der Grund für die Fehlinformationen sei die mangelnde Ausbildung des Beratungspersonals. Häufig werden die Mitarbeiter nur wenige Stunden eingewiesen.

Deutsche in Ecuador verhaftet

QUITO, 14. Oktober (AFP). Eine Deutsche, ein Spanier, ein Kolumbianer und drei Ecuadorianer sind wegen angeblicher Verbindungen zur Guerillaorganisation "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) in Quito festgenommen worden. Das gab das ecuadorianische Innenministerium am Dienstag bekannt. Die Verhafteten - Mitglieder oder Begleiter einer Tanzgruppe aus Toacazo in der Andenprovinz Cotopaxi - seien von der Polizei dabei gefilmt worden, wie sie in den Straßen der Hauptstadt "subversive Parolen" an Häuserwände geschrieben hätten. Ferner habe man die Tanzgruppe dabei beobachtet, wie sie ein seit Tagen vom militärischen Geheimdienst überwachtes Haus betrat. Die Deutsche Botschaft in Quito bemühte sich unterdessen um die Freilassung der Bundesbürgerin.

CSU: SPD und FDP unterschätzen Rechte

MÜNCHEN, 14. Oktober (AFP). Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat SPD und FDP wegen deren Haltung zum Rechtsextremismus kritisiert. Beide Parteien unterschätzten die Bedrohung von Rechts in gefährlicher Weise, schrieb Stoiber in der jüngsten Ausgabe des CSU-Parteiblatts Bayernkurier. Die von ihnen gestellten Innen- und Justizminister seien unfähig zu wirksamen Entscheidungen. Ihre Verweigerungshaltung gegenüber schärferen Gesetzen bestätige letztlich die "These der braunen Demagogen", wonach der Staat auf Herausforderungen nicht mehr reagieren könne und sich damit mehr und mehr als handlungsunfähig erweise.

Kohls Führungsstil in der CDU gerügt

MÜNCHEN, 14. Oktober (AFP). Der sächsische Innenminister Heinz Eggert (CDU) hat den Führungsstil des CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlers Helmut Kohl kritisiert. Es dürfe nicht länger "nur eine Person im Vordergrund stehen, hinter der alle anderen verschwinden", sagte Eggert in einem heute veröffentlichten Interview der Münchner Illustrierten Bunte. Die Partei habe "zu wenig personelle Alternativen, obwohl überall hervorragende Leute sitzen, die sich nicht durch sogenannte Seilschaften absichern".

Irak verurteilt Ausländer

BAGDAD, 15. Oktober (AFP). Ein pakistanischer und ein philippinischer Staatsbürger sind in Irak zu jeweils sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie die irakische Grenze unerlaubt überschritten haben sollen. Wie Diplomaten am Mittwoch in Bagdad berichteten, wollen die beiden Beschuldigten gegen das Urteil Berufung einlegen. Sie waren im August an der irakisch-kuwaitischen Grenze festgenommen worden. Die beiden waren dort mit Minenräumarbeiten für ein kuwaitisches Unternehmen beschäftigt, wurde weiter mitgeteilt.

Bedenken gegen Asylkompromiß UN-Flüchtlingskommissariat: Mindeststandards unterschritten

BONN, 14. Oktober (AFP/Reuter/FR). Gegen den Asyl-Kompromiß von Union und FDP hat der Bonner Vertreter des UN-Flüchtlingskommissariats, Walter Koisser, "ernste Bedenken" angemeldet. Mit der sofortigen Abschiebung von Asylbewerbern bei offensichtlich unbegründeten Anträgen würden international vereinbarte Mindeststandards unterschritten, warnte Koisser am Mittwoch in Bonn. Nach einer Berechnung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen würde die Neuregelung für rund 100 000 Menschen pro Jahr bedeuten, daß sie ein ihnen zustehendes Bleiberecht in Deutschland aus ihrem Herkunftsland einklagen müßten - was "unmittelbare Gefahr" für sie bedeute.

Innerhalb der SPD wurde der Kompromiß der Koalitionsparteien überwiegend abgelehnt. Die Sozialdemokraten kündigten an, sich zwar an der Debatte darüber am heutigen Donnerstag im Bundestag zu beteiligen, aber nicht mit abzustimmen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) warf der Union in der Hannoveraner Neuen Presse vor, das individuelle Grundrecht auf Asyl "aushebeln" zu wollen.

Positiv bewertete der Vorsitzende der Länder-Innenminister-Konferenz, der saarländische Innenminister Friedel Läpple (SPD), den Kompromiß. Er begrüße, daß sich die Koalition auf ein komplettes Maßnahmen-Paket geeinigt habe und daß "insbesondere das Asylrecht für politisch Verfolgte gesichert bleiben soll", sagte er.

CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch bekräftigte seinen Widerstand gegen ein Zuwanderungsgesetz, das dem Kompromißtext zufolge geprüft werden soll. Er erneuerte auch seine Forderung, über die Beschwerden abgelehnter Asylbewerber nicht mehr vor Gerichten, sondern in eigens eingerichteten Ausschüssen zu befinden.

Die Fraktionen von Union und FDP hatten dem Entschließungsantrag am Dienstag abend jeweils mit klaren Mehrheiten zugestimmt. In beiden Fraktionen votierten jeweils zwei Abgeordnete gegen den Kompromiß, einige enthielten sich.

Serben-Referendum gescheitert

BELGRAD, 14. Oktober (AFP). Die Volksabstimmung über Neuwahlen in Serbien ist offiziell für gescheitert erklärt worden. Wie die Belgrader Wahlkommission am Mittwoch mitteilte, beteiligten sich am Sonntag nur 45,55 Prozent der Wahlberechtigten an dem Referendum. Mehr als 50 Prozent aber wären für eine gültige Volksabstimmung notwendig gewesen. 43,58 Prozent derer, die am Referendum teilnahmen, votierten für vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen noch in diesem Jahr.

Iran bestreitet Atomgeschäft

NEW YORK, 15. Oktober (AFP/Reuter). Iran hat bestritten, der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan Atomwaffen abkaufen zu wollen. Die Berichte über ein derartiges Rüstungsgeschäft wurden in einer Erklärung der diplomatischen Vertretung Irans bei den UN in New York als "völlig erlogen" bezeichnet. Das teilte die iranische Nachrichtenagentur IRNA mit.

Die oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin hatten zuvor in Washington mitgeteilt, Kasachstan habe eingewilligt, vier Atomsprengköpfe an Iran zu verkaufen. Zudem habe das GUS-Land Atomwaffenexperten nach Iran geschickt. Die Washington Post berichtete am selben Tag über ein mögliches Atomwaffen-Geschäft zwischen der Regierung in Teheran und Mitgliedern der früheren Sowjetarmee.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums bewertete die Berichte über ein Atomwaffengeschäft zwischen Iran und Kasachstan als bloße "Gerüchte". Sämtliche in Kasachstan stationierten taktischen Nuklearwaffen seien nach Einschätzung seines Ministeriums inzwischen nach Rußland verlegt worden.

Kuba klagt Filmemacher an

HAVANNA, 14. Oktober (AFP). Vor dem Gericht gegen die Sicherheit des Staates hat die Staatsanwaltschaft für zwei kubanische Filmemacher am Dienstag acht Jahre Gefängnis wegen "feindlicher Propaganda" und "Verunglimpfung" des Staatspräsidenten Fidel Castro gefordert. Das verlautete aus kubanischen Dissidentenkreisen.

Die Anklage wirft ihnen vor, den Staatspräsidenten in ihrem Film mit dem Titel "Irgendein Tag" in "beleidigender Weise" anzugreifen - "mit dem Ziel, zu der Verleumdungskampagne gegen den sozialistischen Staat beizutragen".

Unterdessen befindet sich der am Freitag festgenommene kubanische Dissident Elizardo Sanchez Santa Cruz wieder auf freien Fuß, ohne daß Anklage gegen ihn erhoben wurde.

Landes-SPD für Parteiverbot

POTSDAM, 14. Oktober (AFP). Die brandenburgische SPD strebt ein Verbot der rechtsextremen "Deutschen Alternative" (DA) an. Es gebe "massive Anzeichen" dafür, daß die Parteistruktur der DA dazu genutzt werde, Ausschreitungen gegen Ausländer und andere von den Neonazis als Gegner eingeschätzte Gruppen zu organisieren, begründete der SPD-Landesvorstand am Mittwoch in Potsdam seinen Antrag an den außerordentlichen Landesparteitag am 1. November in Senftenberg. Die Landesregierung solle den Bund auffordern, beim Bundesverfassungsgericht das Verbot der DA zu beantragen. Die in Brandenburg angesiedelte rechtsextreme Gruppierung setze sich für die Wiederzulassung der NSDAP ein, verwende in ihren Schriften "leicht verfremdete Symbole der NS-Herrschaft" und leugne die Vernichtung der Juden in den Konzentrationslagern des Naziregimes, heißt es in dem Antrag.

Vier Dobermänner töteten 18jährigen

VERSAILLES, 15. Oktober (AFP). Ein junger Portugiese ist von vier Dobermännern totgebissen worden. Die Hunde gingen ihm am Mittwoch nachmittag im Park einer Villa in Meulan bei Paris an die Kehle. Die Feuerwehr konnte die Leiche des Opfers erst bergen, nachdem die Polizei die Meute durch Schüsse vertrieben hatte. Der junge Mann, der sich mit einem Freund auf einer Frankreich-Reise befand, war für einige Tage Gast der Hausbesitzer. Die vier Hunde sollen den Ermittlungen zufolge noch nie zuvor Besucher gebissen haben. Über das weitere Schicksal der Tiere ist noch nicht entschieden worden.

Britische Briefträger leben gefährlicher

LONDON, 15. Oktober (AFP). Britische Briefträger leben viel gefährlicher als ihre Kollegen in anderen europäischen Ländern: Jedes Jahr werden 7000 Postboten im Inselstaat von Hunden gebissen, berichtete das britische Magazin Wild About Animals in seiner jüngsten Ausgabe. In der Bundesrepublik dagegen gibt es pro Jahr "nur" 3000 Hundeattacken, obwohl in beiden Ländern die Zahl der Hunde annähernd gleich ist. Wegen der aggressiven Hunde fallen die Angestellten der britischen Post an rund 4300 Arbeitstage jährlich aus.

Palästinenser starb nach Hungerstreik

JERUSALEM, 15. Oktober (AFP). Ein palästinensischer Häftling, der sich an einem zweiwöchigen Hungerstreik beteiligt hatte, ist am Mittwoch gestorben. Nach Angaben einer israelischen Gefängnissprecherin erlag der 26jährige Hassan Assad Ibidad im Krankenhaus einem Herzanfall. Er habe seinen Hungerstreik am Sonntag abgebrochen und sei am Mittwoch vom Gefängnis in Aschkelon in das Barsilai-Krankenhaus gebracht worden, weil er über Brustschmerzen klagte. Dem widersprach die palästinensische Darstellung, nach der Ibidad in seiner Gefängniszelle starb. Er habe sich im Gefängnis vom Tod des entkräfteten Häftlings überzeugen können, sagte ein palästinensischer Anwalt, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Hesse steigt den Sachsen aufs Dach 48 Arbeitsplätze geschaffen

GROSSHARTHAU/KRONBERG. "Jederzeit würde ich diesen Schritt wieder tun", sagt ohne Zögern der 49jährige Dachdeckermeister Klaus Krämer. Mit unternehmerischem Mut hat er es im Sommer 1990 gewagt, in der ehemaligen DDR ein Dachdeckergeschäft zu gründen. Seine heimatliche Firma in Kronberg (Hochtaunuskreis) überließ er einem Geschäftsführer, so daß er in den Osten übersiedeln konnte. Etwas Neues aufbauen, sich bewähren und "drüben" mithelfen, aus der Misere herauszukommen, das waren seine Motive.

1,5 Millionen Mark hat der Meister in die neue Firma in Großharthau unweit Dresdens investiert. "Natürlich konnte ich diese Summe nur mit Hilfe von Krediten aufbringen."

Inzwischen haben 48 Menschen in dem Dachdeckergeschäft, das als GmbH geführt wird, einen Arbeitsplatz gefunden. Krämer ist der 49. "Arbeiter" und der einzige aus dem Westen. "Zwei Drittel der Beschäftigten kommen aus der Landwirtschaft. Sie waren arbeitslos geworden. Wir haben sie umgeschult, auf Lehrgänge geschickt. Wir fördern die Weiterbildung der Fachleute, zwei von ihnen werden zu Meistern ausgebildet. Und schließlich haben wir acht junge Leute als Lehrlinge in unserem Betrieb." Schon im Juli 1990 wurde die Firma in das neue Handelsregister eingetragen.

Für die Entscheidung, in die ehemalige DDR zu gehen, war ein Zufall nicht ohne Bedeutung. Dieser "Zufall" hieß André Vetter. Der damals 25jährige Dachdeckermeister aus Sachsen war Mitte Oktober 1989 zusammen mit seiner jungen Frau über Ungarn in die Freiheit gelangt.

Bereits zwei Wochen später hatte der Flüchtling einen Arbeitsvertrag bei der Kronberger Firma Krämer in der Tasche. Als dann die Grenzen fielen, reifte bei beiden Meistern die Idee, "drüben" eine Firma zu gründen. Klaus Krämer sah sich schon im Frühjahr 1990 nach einem möglichen Standort um. Der Großraum Dresden schien ihm am günstigsten.

Hier war André Vetter zu Hause. Er kannte die Leute und damit den künftigen Kundenkreis. "Das machte im Anfang manches leichter", meint Krämer. Doch es gab Probleme genug: Schwierigkeiten beim Beschaffen von Material, mit dem Telefonieren, aber auch mit den Ortsansässigen, die in Krämer den "Wessi mit dem vielen Geld" sahen. Die beiden Meister hatten es ebenfalls nicht leicht miteinander. Die Betriebsführung nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten war dem Jüngeren fremd.

Längst hat sich vieles geglättet, der "Wessi" hat vom "Ossi" gelernt - und umgekehrt. "Erst wenn man hier fest wohnt, versteht man die Probleme der Menschen richtig", weiß Krämer jetzt. Vetter wurde Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma, die er heute nach Meinung Krämers selbständig leiten könnte.

Mit der Auftragslage sind beide Meister recht zufrieden. Hauptsächlich Kommunen und Gewerbebetriebe haben sie als Kunden gewonnen, Privatleute dagegen kaum. Die Erklärung dafür sieht Krämer in der hohen Arbeitslosenzahl in der Region; trotzdem sei die "Grundstimmung" in der Bevölkerung positiv, kaum einer wolle das Rad zurückdrehen.

Die Firma Krämer hilft, wo sie kann. Sie unterstützt beispielsweise den örtlichen Fußballverein, spendet Schreibmaschinen für eine Schule oder läßt eine historische Postmeilensäule renovieren.

Beeindruckt von dem Mut und der Leistung ihres Chefs zeigen sich auch die Handwerker der Mutterfirma, die bei einem Betriebsausflug die sächsische Filiale besichtigt haben. Ungefragt erzählen sie: "Unser Chef hat eine prima Firma drüben aufgebaut."

Krämer freut das. Um so mehr hofft er, im nächsten Jahr alle Arbeitsplätze erhalten zu können; denn in den so schnell gestiegenen Löhnen der Dachdecker in Ostdeutschland sieht er Schwierigkeiten für das Tempo des Aufbaus. Seit September dieses Jahres zahlt die Firma 90 Prozent der Löhne in den alten Bundesländern, und von April 1993 an sollen die Löhne mit 100 Prozent angeglichen sein.

CHRISTA SCHAPER (dpa)

US-Bomber warf Tanks über Odenwald ab

ERBACH, 14. Oktober (lhe). Ein US-Düsenjäger hat am Dienstag wegen eines Notfalls seine drei Zusatztanks über dem Odenwald abgeworfen. Zwei davon seien bei Haisterbach und Bullau (Odenwaldkreis) gefunden worden, ein dritter werde im Raum Miltenberg (Bayern) vermutet, teilte die Polizeidirektion Erbach am Mittwoch mit. Die beiden gefundenen Tanks seien leer gewesen, Erdreich sei nicht verschmutzt worden. Die in der Eifel stationierte Maschine des Typs F-16 sei nach dem Notabwurf sicher gelandet.

In Nordhessen "regnet" es Tollwut-Impfköder

KASSEL. In den kommenden zwei Wochen wird es in Nordhessen wieder Tollwut-Impfköder regnen. Wie schon im Mai werden über den Wäldern im Regierungsbezirk Kassel Flugzeuge Fleisch- und Fischbällchen mit Tollwut-Impfstoff abwerfen.

Nach der ersten Aktion dieser Art im Frühjahr, so das Regierungspräsidium am Mittwoch, seien keine Tollwutfälle mehr gemeldet worden. Die Fortsetzung der Aktion, bei der zum ersten Mal Flugzeuge eingesetzt wurden, sei erforderlich, da die Jungfüchse noch nicht immunisiert worden seien und die in Südhessen, Thüringen und Niedersachsen nach wie vor verbreitete Tollwut neu nach Nordhessen eingeschleppt werden könnte.

Bis zum 30. Oktober sollen über den Kreisen Kassel, Waldeck-Frankenberg, Schwalm-Eder, Werra-Meißner, Hersfeld- Rotenburg und Fulda wiederum 126 000 Tollwut-Impfköder augeworfen werden. Bisher mußten Forstbeamte und Jäger die mit Impfstoffen versehenen Köder im Wald plazieren.

Der Vorteil des Abwurfes liegt darin, daß nun keine von Menschen verursachten Spuren mehr zu den Ködern führen und die Füchse die ausgebrachten Köder besser annehmen. lhe

&blt; Weissenberg-Musical "Nostalgie"

Bar-Jazz, High-Tech-Effekte und Haute-Couture-Kostüme prägen das Musical "Nostalgie", das am Samstag im Staatstheater Darmstadt seine Uraufführung erlebt. Komponiert hat es Konzertpianist Alexis Weissenberg, der auch das Pariser Modehaus Nina Ricci dazu bewegte, die Kostüme zu schneidern. Die Musik beschwört die Nachtclub-Atmosphäre der 50er Jahre, die surrealistische Handlung wechselt zwischen Gegenwart, Belle Epoque und dem 21. Jahrhundert und läßt sogar einen Computer aus unerfülltem Kinderwunsch Selbstmord begehen. Aufführungen täglich vom 18. bis zum 23. Oktober. &blt; Hochschule für Gestaltung stellt aus Arbeiten von Schülern der Offenbacher Hochschule für Gestaltung sind von Sonntag an in der Darmstädter Kunsthalle zu sehen. Die Schau soll einen Einblick in Studienprogramm, Arbeitsweise und Ergebnisse der Hochschule gewähren, die ihren Schwerpunkt nicht in der Theorie, sondern in der Anwendung sieht. Geöffnet bis zum 15. November, dienstags bis sonntags von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr . &blt; Skulpturen von Oswald Oberhuber Skulpturen von Oswald Oberhuber zeigt die Galerie Hilger vom 20. Oktober bis zum 21. November. Der 1931 in Meran geborene Künstler lebt und arbeitet in Wien und ist seit 1973 Professor an der Hochschule für Angewandte Kunst. Oberhuber hat seine Werke unter anderem bei der documenta in Kassel präsentiert. Geöffnet Mittwoch bis Freitag 11 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 10 Uhr bis 13 Uhr.

Bergsträßer mit 200 Grad Öchsle Bergsträßer Winzer haben einen Wein mit dem Spitzenmostgewicht von 200 Grad Öchsle gelesen. Wie die Gebietswinzergenossenschaft mitteilte, handelt es sich um eine Ruländer Trockenbeerenauslese der Lage Heppenheimer Guldenzoll. Derartige Werte seien außerordentlich selten und an der Bergstraße zuletzt in den "Jahrhundertjahrgängen" 1971 und 1976 gemessen worden.

Du Pont streicht 330 Stellen in Neu-Isenburg

NEU-ISENBURG (dpa). Der Chemiekonzern Du Pont de Nemours kappt in seinem Werk Neu-Isenburg bei Frankfurt bis Mitte des kommenden Jahres 330 der insgesamt 1500 Arbeitsplätze. Betroffen ist die Abteilung für technische Filme. Für den Stellenabbau sollen "alle Möglichkeiten einer sozial verträglichen Anpassung genutzt werden", versichert das Unternehmen. Entlassungen werden jedoch nicht ausgeschlossen.

Als Grund für die Einschnitte gibt das Management die Inbetriebnahme einer neuen Silberfilmbegießanlage mit annähernd doppelter Kapazität bei der Muttergesellschaft in den Vereinigten Staaten an. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage nach technischen Filmen habe der Plan aufgegeben werden müssen, die Fertigung in den USA und in Deutschland parallel zu betreiben. Daher sei eine "weltweite Konsolidierung der Fotopolymerfilm-Kapazitäten" bei Du Pont notwendig geworden.

Die Neu-Isenburger Produktionsanlagen für Repro-, Röntgen- sowie Fotopolymerfilme - diese dienen als Unterlagen für Leiterplatten in der Elektronikindustrie - sollen bis "spätestens Mitte 1993 stillgelegt werden".

Protest an die Wand gemalt Mehrmonatiger Streit um die Frauenbeauftragte

HOMBERG. Im Schwalm-Eder-Kreis haben Frauen einen für jedermann sichtbaren "Kampf gegen die Männerseilschaften" begonnen: Für 100 Mark mieteten sie eine Plakatwand an auffälliger Stelle einer Durchgangsstraße in Homberg/Efze und malten eigenhändig Frauenköpfe und ihre Protestparole auf die weiße Fläche: "Eine Frauenbeauftragte nur mit unserem Votum".

Hintergrund der Mal-Aktion: Die etwa 25 Frauen der "Gleichstellungskommission" fühlen sich von der Mehrheit der Männer im Kreisausschuß "einfach nicht ernst genommen". Der Ausschuß, in dem nur zwei Frauen sitzen, verweigerte die Wahl der von der Kommission vorgeschlagenen 51jährigen Dagmar Friedrich aus Göttingen, die neben ihrem Beruf als Sozialwirtin auch noch eine spezielle Ausbildung für die Tätigkeit als Frauenbeauftragte vorweisen kann.

Statt dessen bevorzugten die Männer im SPD-dominierten Kreisausschuß eine Parteigenossin aus dem nahen Melsungen, der laut Begründung sozialdemokratischer Lokalpolitiker nach 24 Jahren wieder die Chance zum Einstieg in eine Berufstätigkeit gegeben werden solle. Der Streit um diese "Kungelei" beschäftigt schon seit Monaten die Frauen des Kreises, sogar eine Kreistagssitzung "platzte" deswegen.

Der Erste Beigeordnete des Kreises, SPD-Mann Wolfgang Fleischert, kann die Aufregung der Frauen "nicht so recht verstehen", er sehe "nichts Schwieriges dabei". Schließlich sei der Kreistag die einstellende Behörde, die Gleichstellungskommission der Frauen habe "nur ein Vorschlagsrecht", erklärte er auf Anfrage.

Dörte Ahrens dagegen sieht in dem Dauerkrach zwischen Frauen und Kreistags-Männern einen "reinen Kampf um die Machterhaltung der Männer". Sie mißt den Vorgängen "Grundsätzliches" in Sachen Frauenpolitik bei: Im hessischen Main- Kinzig-Kreis und in Limburg-Weilburg deute sich "ähnliche Mißachtung demokratischer Frauenorgane an", sagt sie. lhe

Experten graben Bürgerkriegsopfer aus

SAN SALVADOR, 14. Oktober (Reuter). Ein internationales Expertenteam hat am Dienstag in El Salvador mit der Exhumierung der Überreste von mindestens 800 Menschen begonnen, die Opfer des größten Massakers des zwölfjährigen Bürgerkrieges sein sollen. DieExperten sollen einer Menschenrechtskommission Anfang kommenden Jahres einen detailierten Untersuchungsbericht vorlegen. Die Toten wurden Menschenrechtsgruppen zufolge im Dezember 1981 während einer Säuberungsaktion in dem im Osten des Landes liegenden Dorf El Mozote von Soldaten getötet. Im Verlauf des Bürgerkrieges, der in diesem Jahr mit einem Friedensabkommen formell beendet wurde, kamen rund 75 000 Menschen ums Leben.

Bosniens Serben wollen Flugzeuge abgeben

NEW YORK / SARAJEWO, 14. Oktober (Reuter/dpa). Der bosnisch-serbische Spitzenpolitiker Radovan Karadzic hat nach UN-Angaben angeboten, alle Kampfflugzeuge der Serben aus Bosnien-Herzegowina abzuziehen und sie unter UN-Aufsicht in Rest-Jugoslawien zu stationieren.

Wie die Vereinten Nationen (UN) am Dienstag mitteilten, machte Karadzic das Angebot bei einem Treffen mit dem Co- Vorsitzenden der Jugoslawien-Konferenz in Genf, Lord Owen. Der UN-Sicherheitsrat hatte vergangenen Freitag ein Flugverbot für Militärflugzeuge in Bosnien- Herzegowina verhängt. Die Moslems werfen den Serben jedoch zahlreiche Verstöße vor.

Im Namen des für die Europäische Gemeinschaft (EG) vermittelnden Owen teilte die UN mit, Karadzic habe angeboten, alle serbischen Kampfflugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt in Banja Luka und dem gesamten Gebiet der Republik abzuziehen. Karadzic wolle dies als Zeichen für den Willen der Serben verstanden wissen, die Kämpfe zu beenden und die Umsetzung des in der UN-Resolution 781 festgeschriebenen Flugverbots zu erleichtern. In der UN-Erklärung hieß es weiter, Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic habe der Stationierung der Flugzeuge in seinem Land unter UN-Aufsicht bereits zugestimmt. Ein Team der UN-Schutztruppe UNPROFOR werde nach Banja Luka reisen, um Einzelheiten der Verlegung zu klären.

Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug hatte zuvor berichtet, Karadzics Luftwaffenchef Zivota Ninkovic sei überrascht über den Bericht. Von einer derartigen Vereinbarung wisse er nichts und glaube auch nicht daran, teilte Ninkovic aus Banja Luka mit.

Serbische Truppen setzten ihre schweren Angriffe gegen mehrere Städte und Dörfer im Norden Bosniens in der Nacht zum Mittwoch fort. Dabei stand Gradacac nach Angaben des bosnischen Rundfunks im Mittelpunkt schwerster Gefechte. Mindestens sechs Zivilisten seien ums Leben gekommen, weitere acht schwer verwundet worden.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Giftgaskatastrophe wurden die noch verbliebenen Bewohner von Gradacac und der umliegenden Dörfer in der Nacht vom örtlichen Rundfunk zur Evakuierung des Kampfgebiets aufgefordert. Das bosnische Militär habe an zahlreichen strategischen Punkten rund um Gradacac Container und Kesselwagen mit hochgiftigem Chlorgas aufgestellt.

Ein Flugzeug der UN-Friedenstruppen ist beim Landeanflug auf die bosnische Hauptstadt Sarajevo beschossen worden. Wie der kroatische Rundfunk berichtete, wurde die Maschine von mehreren Kugeln getroffen. Ein Geschoß habe die Pilotenkanzel durchschlagen. Das Flugzeug hatte keine Hilfsgüter geladen.

Ebenfalls am Montag wurde ein Hubschrauber der UNPROFOR bei Osijek in der kroatischen Region Ostslawonien beschossen. Er sei allerdings nicht getroffen worden, sagte die UN-Sprecherin.

Seit dem vergangenen Wochenende verletzen die bosnischen Kriegsparteien in Sarajewo nach UN-Angaben die Vereinbarung, keine schweren Waffen einzusetzen. Der bosnische Rundfunk meldete am Dienstag unter Berufung auf Beobachter der Schutztruppe UNPROFOR, von Samstag bis Sonntag seien 35 Geschosse in serbisch kontrollierten Stadtteilen und 137 in den Gebieten unter moslemischer Kontrolle eingeschlagen. Am nächsten Tag seien 70 Geschosse auf Moslem-Stadtteile abgeschossen worden und keines auf die serbischen Gebiete. Proteste in Kosovo unterbrochen

PRISTINA (Reuter). Die in der serbischen Provinz Kosovo demonstrierenden albanischstämmigen Studenten haben am Dienstag die vorübergehende Einstellung ihrer Proteste angekündigt. Ein Organisator der Demonstrationen erklärte, künftige Aktionen hingen vom Ausgang der Gespräche mit den serbischen und jugoslawischen Behörden ab. Am Dienstag war die serbische Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen.

Laut Augenzeugen gab es mehrere Verletzte und etwa 15 Festnahmen. Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic kündigte an, er werde am Donnerstag zu politischen Gesprächen in die überwiegend von Albanern bewohnte Provinz reisen. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen das Verbot albanisch-sprachigen Schulunterrichts.

Hoffnung auf friedliche Lösung in Angola

LUANDA, 14. Oktober (Reuter). In Angola gibt es Hoffnung auf eine friedliche Lösung der durch die freien Wahlen ausgelösten politischen Krise. Diese hatte Sonntag zu Schießereien zwischen Unita- Anhängern und Polzei geführt. In diplomatischen Kreisen hieß es am Dienstag, der Chef der ehemaligen Rebellenbewegung UNITA, Jonas Savimbi, habe sich grundsätzlich zu einem Treffen mit seinem früheren Widersacher, Präsident Jose Eduardo dos Santos, bereit erklärt. Savimbi habe dem südafrikanischen Außenminister Roelof Botha am Dienstag versichert, er werde nicht wieder zu Gewalt greifen. Der frühere Rebellenchef bekräftige aber seinen Vorwurf des Wahlbetrugs.Kosovo-Proteste ausgesetzt

PRISTINA, 14. Oktober (Reuter/AFP). Die in der serbischen Provinz Kosovo für mehr Einfluß auf ihre Lehrpläne demonstrierenden albanischstämmigen Studenten haben am Dienstag die vorübergehende Einstellung ihrer Proteste angekündigt. Ein Organisator der Demonstrationen erklärte, künftige Aktionen hingen vom Ausgang der Gespräche mit den serbischen und jugoslawischen Behörden ab. Am Dienstag war die serbische Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen. Dabei gab es Verletzte und etwa 15 Festnahmen.

Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic will am heutigen Donnerstag zu Gesprächen in die überwiegend von Albanern bewohnte Provinz reisen.

Das Auswärtige Amt in Bonn bestätigte, daß ein Deutscher am Dienstag in Kosovo festgenommen wurde, der sich an den Demonstrationen beteiligt hatte. Außenamtssprecher Hanns Schumacher sagte am Mittwoch, der Deutsche sei gegen Zahlung von 100 Mark wieder auf freien Fuß gesetzt worden und habe das Land sofort verlassen müssen. Seine Identität müsse noch geklärt werden.

Umrüstung durch Waffenexport finanziert

MOSKAU, 14. Oktober (Reuter). Die Umstellung der russischen Rüstungsindustrie auf nicht-militärische Produkte wird nach Worten von Regierungsvertretern rund 15 Jahre dauern und muß durch Waffenverkäufe mitfinanziert werden. Der stellvertretende russische Industrieminister Boris Lapschow sagte am Dienstag vor Journalisten, die Umstrukturierung der Rüstungsindustrie müsse einhergehen mit der Notwendigkeit, das wissenschaftliche Niveau aufrechtzuerhalten. Lapschow erklärte, rund 100 000 Wissenschaftler seien bereits aus dem militärischen Sektor in andere Wirtschaftszweige übergewechselt.

Keine Hinweise für Iran-Atomgeschäft

WASHINGTON, 14. Oktober (Reuter). Die US-Regierung hat Berichte zurückgewiesen, wonach Iran in einem Geheimgeschäft Atomwaffen von Kasachstan gekauft haben soll. Der Sprecher des Außenministeriums, Joe Snyder erklärte, Rußland habe versichert, daß die vor allem für ein solches Geschäft in Frage kommenden taktischen Atomwaffen kurzer Reichweite von kasachischem Territorium abgezogen worden seien. Kasachstans Regierung habe noch im September klargestellt, sie werde keine Atomwaffen veräußern. Die Washington Post hatte am Montag unter Berufung auf US-Regierungskreise gemeldet, Iran habe mit Kasachstan den Kauf atomarer Waffen vereinbart.Schnüffelei nach Clinton-Akten US-Botschaften sollten Auskunft über Vergangenheit geben

WASHINGTON / OSLO, 14. Oktober (Reuter). Das US-Außenministerium hat nach einem Bericht der Washington Post seine Botschaften in London und Oslo angewiesen, nach Akten über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton zu suchen.

Wie die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf Vertreter des Außenministeriums in Washington meldete, richtete sich die Anfrage auf die Zeit Clintons als Auslandsstudent in England Ende der sechziger Jahre. Gerüchten zufolge soll Clinton damals versucht haben, seine US-Staatsbürgerschaft abzulegen, um dem Dienst im Vietnam-Krieg zu entgehen. Clinton hat dies kategorisch dementiert.

Die Washington Post meldete, die Anweisungen an die Vertretungen in London und Oslo seien Teil einer generellen Suche nach Clinton-Akten im Außenministerium.

Das Blatt zitierte den Generalkonsul der US-Botschaft in London, Norman Krieg, mit den Worten, die Abteilungsleiterin für Konsularangelegenheiten im Außenministerium, Elizabeth Tamposi, habe ihn angewiesen, "äußerst gründlich" nach den Akten über Clinton zu suchen. Krieg gegenüber der Washington Post: "Ich persönlich habe die Akten durchsucht, und ich kann sagen, wir haben absolut nichts gefunden."

Die US-Botschaft in Oslo dementierte am Mittwoch, aus dem Außenministerium eine offizielle Anweisung erhalten zu haben. Konsul Nick Lauderdale gab allerdings zu, das Ministerium habe sich telefonisch über Clinton erkundigt.

Im amerikanischen Außenministerium hieß es, man habe mit den Anfragen einer Bitte von Medien entsprochen.

Die ungewöhnliche Anweisung an die Botschaften kam nach Angaben der Washington Post zu einem Zeitpunkt, als die Republikaner und Mitglieder des US- Kongresses Anfang Oktober ihre Angriffe auf Clinton wegen seiner Beteiligung an Demonstrationen gegen den Vietnam- Krieg verschärften.

Brandenburg verstärkt Schutz für Ausländer

POTSDAM, 14. Oktober (Reuter). Nach einem brutalen Überfall auf zwei Polen an einer Autobahnraststätte in Brandenburg hat die Landesregierung die Schutzmaßnahmen für Ausländer verstärkt.

Das teilte der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) am Mittwoch in Potsdam mit. Er habe sich außerdem bei der polnischen Botschaft offiziell für den Vorfall entschuldigt. Solche Überfälle seien auf das schärfste zu verurteilen, so Ziel. Das Polizeipräsidium Cottbus habe eine besondere Ermittlungsgruppe eingerichtet. Außerdem gebe es zur Aufklärung eine enge Zusammenarbeit mit der sächsichen und der polnischen Polizei.

Ziel wies alle Polizeipräsidien des Landes nach eigenen Angaben fernschriftlich an, die Bemühungen zum Schutz der Ausländer auf den Autobahnen weiter zu verstärken. Die zwei Polen waren am frühen Montag morgen auf der Autobahn Berlin-Dresden nahe der Ausfahrt Ortrand überfallen woren. Eines der Opfer hatte dabei einen Schädelbasisbruch erlitten.

In der Vergangenheit hatte es schon mehrere solche Überfälle gegeben. Anfang Oktober hatten wiederum polnische Skinheads einen deutschen Lkw-Fahrer zu Tode geprügelt. Daraufhin hatte sich die polnische Regierung offiziell entschuldigt.Ost-Landkreis ist pleite

ERFURT, 14. Oktober (Reuter). Thüringens erster Landkreis ist zahlungsunfähig. Der Lobensteiner Landrat Norbert Hetterle habe einen sofortigen Zahlungsstopp verfügt; auch sollten vom kommenden Monat an keine Löhne mehr an die Mitarbeiter der Kreisverwaltung gezahlt werden, sagte ein Sprecher des Landrates am Dienstag abend. Ursache der Zahlungsunfähigkeit seien die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst, fehlende Gelder der Kreisumlage durch einige Gemeinden sowie mangelhafte Finanzmittel des Landes.

Hetterle beklagte, daß alle seine Briefe an Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU), Landesinnenminister Franz Schuster (CDU) und dessen Vorgänger Willibald Böck in der Vergangenheit unbeantwortet geblieben seien. Landesinnenminister Franz Schuster (CDU) ordnete eine sofortige Überprüfung der Situation durch das Landesverwaltungsamt an.

CDU will Europapolitik ändern Bei Vereinigung soll Nationalstaatlichkeit gewährleistet sein

BONN, 14. Oktober (AFP). Die CDU will nicht mehr an ihrem Ziel der "Vereinigten Staaten von Europa" als Bundesstaat festhalten, wie dies im bisherigen Grundsatzprogramm der Partei steht. Vielmehr soll die jeweilige Nationalstaatlichkeit erhalten bleiben. So wird es in einem Entwurf für die CDU-Programmkommission formuliert, den der Vorsitzende der Kommission, Reinhard Göhner, am Mittwoch in Bonn vorstellte.

Die Vollendung der Europäischen Union bedeute nicht die Auflösung der einzelnen Nationalstaaten. Vielmehr solle etwas in der Geschichte "völlig Neues" entstehen, sagte Göhner. Die einzelnen Mitglieder der Union sollten lediglich "um des gemeinsamen Erfolges und der Handlungsfähigkeit willen" Befugnisse, Aufgabenbereiche und politische Souveränitäten abgeben. Die Europäische Union werde "weder ein Bundesstaat noch ein Staatenbund im traditionellen Sinne".

Als vorrangige Interessen deutscher Außenpolitik sollen im neuen Grundsatzprogramm der CDU die Vollendung der europäischen Einheit, eine enge Zusammenarbeit mit den USA und Europa sowie eine "dauerhafte demokratische und friedliche Einwicklung der Staaten Ost-, Mittel- und Südosteuropas" festgeschrieben werden. Außerdem müsse Deutschland einen Beitrag zur Lösung der Probleme von Hunger, Armut, Krieg und Umweltzerstörung leisten, sagte Göhner. Der europäische Pfeiler der NATO soll durch den Ausbau der Westeuropäischen Union (WEU) als fester Bestandteil der Europäischen Union gestärkt werden.

Das neue CDU-Grundsatzprogramm soll 1994 verabschiedet werden. Verheugen sitzt Ausschuß vor

BONN (AFP). Der SPD-Abgeordnete Günter Verheugen soll den Vorsitz im neugegründeten Maastricht-Ausschuß des Bundestages übernehmen. Dies teilte die Bundestagspressestelle am Mittwoch in Bonn mit. Insgesamt hat der Ausschuß, der die Ratifizierung des EG-Vertrags von Maastricht bis Dezember begleiten soll, 39 Mitglieder.

Tagestip: Kinderbetreuung Kosten absetzbar

Erhalten Alleinerziehende Sozialhilfe und gehen gleichzeitig einer Teilzeitarbeit nach, können sie die Kosten der Kinderbetreuung während des Jobs steuermindernd geltend machen. Dies hat der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in einem gerade veröffentlichten Grundsatzurteil entschieden (Az: 6 S 2640/90). Diese Absetzungsmöglichkeit besteht auch, wenn Alleinerziehende neben der Sozialhilfe Landesleistungen, wie etwa aus dem baden-württembergischen "Mutter-und-Kind"- Programm, in Anspruch nehmen.

Laut VGH sind solche Aufwendungen "mit der Erzielung des Einkommens verbundene und zudem notwendige Auslagen". Die Unterstützung ändere daran nichts, weil das Bundessozialhilfegesetz nicht anhand eines Landesgesetzes interpretiert werden dürfe. rtr

KP-Parteitag bekräftigt Kurs

PEKING, 15. Oktober (Reuter). Die vom chinesischen Spitzenpolitiker Deng Xiaoping eingeleiteten Wirtschaftsreformen mit kapitalistischen Methoden finden den offiziellen Berichten zufolge die volle Zustimmung der Delegierten des in Peking stattfindenden 14. Parteitags der Kommunistischen Partei. In den am Mittwoch von der Nachrichtenagentur Xin Hua (Neues China) verbreiteten Äußerungen der Delegierten sprachen sich sowohl altgediente Revolutionäre wie auch junge Technokraten für den Aufbau einer "sozialistischen Marktwirtschaft" aus.

Zwei Drittel der Bäume krank

DRESDEN, 15. Oktober (Reuter). In Sachsen sind gegenwärtig rund zwei Drittel aller Bäume geschädigt. Das sächsische Landwirtschaftsministerium teilte am Mittwoch in Dresden weiter mit, am meisten betroffen sei das Erzgebirge, wo jeder zweite Baum der mehr als 60 Jahre alten Bestände "deutlich geschädigt" sei. Hauptverursacher dieser Schäden seien die böhmischen Industriegebiete mit ihrem hohen Schadstoffausstoß. Seit den 70er Jahren seien allein im Erzgebirge dadurch mehr als 8000 Hektar Wald vollständig abgestorben.

Werkzeugmaschinenbauer Maho speckt ab

PFRONTEN / MÜNCHEN (rtr/ dpa/VWD). Die Neustrukturierung in der stark gebeutelten Werkzeugmaschinen-Branche schreitet voran. Der tiefrote Zahlen schreibende Pfrontener Hersteller Maho verkauft die Sparte Funkenerosionsmaschinen an das Burbacher Unternehmen Ingersoll. Die Fertigung wird von Groß-Umstadt ins Saarland verlagert.

Maho wertet den Verkauf als zusätzlichen Schritt im Rahmen der Neuorientierung. In Zukunft will das Unternehmen sich auf Universal-Fräs- und Bohrmaschinen sowie Vertikal- und Horizontal-Bearbeitungszentren konzentrieren.

Eine engere Zusammenarbeit bahnt sich zwischen dem Münchner Werkzeugmaschinenbauer Deckel und dem Branchenkollegen Gildemeister im Auslandsvertrieb an. Eine Sprecherin von Deckel betonte zu entsprechenden Informationen von dpa allerdings, daß "noch keine Entscheidungen oder Beschlüsse gefallen sind". Es würde auch mit anderen Firmen gesprochen. Eine Vertriebskooperation der beiden Gesellschaften wäre der erste Schritt für ein engeres Zusammenrücken in der Branche. Auf "Vorrat" wurde bereits die DWM Deutsche Werkzeugmaschinen Holding gegründet.

Berlin erhält Preußenbesitz

BERLIN, 14. Oktober (Reuter). Im Streit mit dem Bund um ehemals preußische Grundstücke hat Berlin einen ersten Teilerfolg erzielt. Wie Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) am Mittwoch mitteilte, ist der Bund bereit, die früher preußischen Gebäude, die von der Berliner Verwaltung genutzt würden, dem Land zuzuordnen. Dazu gehören das Schauspielhaus, die Deutsche Staatsoper, der Deutsche und der Französische Dom, der Lustgarten, das Maxim-Gorki-Theater sowie große Teile der Charité und der Humboldt-Universität. Durch die Einigung wird Berlin nach Angaben Pieroths eine Fläche von insgesamt etwa 430 000 Quadratmetern gesichert.

Die Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vertreten die Rechtsauffassung, daß den Ländern als Rechtsnachfolgern Preußens die Verfügung über die ehemals preußischen Immobilien zustehe. Der Bund ist dagegen der Auffassung, nach der Auflösung der DDR-Länder Anfang der 50er Jahre seien die Immobilien in Staatsbesitz übergegangen, auf den er nach der deutschen Einigung Anspruch habe.

Gericht: 52mal gemordet

ROSTOW AM DON, 14. Oktober (Reuter). Der frühere Lehrer Andrej Tschikalitow (57) ist am Mittwoch in Rostow amDon der Ermordung von 21 Jungen, 14 Mädchen und 17 Frauen für schuldig befunden worden. Nach Ende der Verlesung des 330 Seiten umfassenden Schuldspruches wird der Vorsitzende Richter Leonid Akubschanow voraussichtlich am Donnerstag das Urteil fällen. Allgemein wird die Todesstrafe erwartet. Tschikalitow hatte von 1978 bis zu seiner Verhaftung Südrußland, die Ukraine und Usbekistan in Angst und Schrecken gehalten.

UV-Alarm in Südchile

SANTIAGO, 14. Oktober (Reuter). Das Ozonloch über der Antarktis hat sich bis Südchile ausgeweitet. Die chilenische Magellan-Universität gab UV-Alarm für die Stadt Punta Arenas, nachdem die Strahlenbelastung im Oktober bis zu 200 Prozent über den August-Werten gelegen hatte. Den Menschen in Punta Arenas empfahl der Strahlenexperte Professor Claudio Cassicia am Dienstag, sich nur kurze Zeit und nur mit Kopfbedeckung in der Sonne aufzuhalten und in den Mittagsstunden in den Häusern zu bleiben.

Das Ozon filtert die krebserregenden UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht. Wo es fehlt, droht den Menschen mit einer Verzögerung von 25 bis 30 Jahren Hautkrebs. Hauptursache für den Ozon-Schwund sind die vom Menschen produzierten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW).

Firmen-Telegramm

Briten wollen auf Elbo bauen Die britische Firma Mowlem J & Co und die Bremer Hegemann-Gruppe interessieren sich für die vier mecklenburgischen Unternehmen der Elbo Bau. Treuhand-Vorstand Günter Rexrodt erwartet für die nächsten Wochen förmliche Absichtserklärungen. Für die zwei Elbo-Firmen in Brandenburg gebe es Einzelinteressenten.Aus für Konsum Nordthüringen Zum Ultimo kommt das endgültige Aus für die Konsumgenossenschaft Nordthüringen, die im Juli Konkursantrag gestellt hatte. Eine Sanierung im ganzen hält Verwalter Günter Wagner nicht für möglich. 800 von 1900 Gekündigten könnten durch die Übernahme von Geschäften eine neue Anstellung finden. Gericht verbietet Ökowerbung Henkel darf für das bundesweit vertriebene Spülmittel Pril nicht länger mit dem Hinweis "umweltverträgliche Verpackung" werben. Eine Zivilkammer des Kölner Landgerichtes wertete dies als Irreführung eines "nicht unbeachtlichen Teiles" der Verbraucher (Az.: 31 0 462/92). Die Angabe suggeriere die unzutreffende Vorstellung, daß sämtliche Flaschen teilweise aus Recycling-Kunststoff bestünden. Dies sei aber nicht bei allen der Fall. "News" geht an den Start Die österreichische Wochenzeitschrift News, an der der Axel Springer Verlag sowie die Fellner Media aus der Alpenrepublik je zur Hälfte beteiligt sind, kommt heute mit einer Startauflage von 203 000 Exemplaren auf den Markt. Das Blatt ist als eine Mischung von Nachrichtenmagazin und Illustrierter konzipiert und kostet 20 Schilling (knapp 2,90 Mark). Die erste Ausgabe hat 164 Seiten.

Türkischer Konzern steigt in Halle ein

BERLIN (rtr). Der türkische Baukonzern Tekfen hat das Unternehmen Hallesche Mitteldeutsche Bau, das derzeit 4800 Männer und Frauen beschäftigt, gekauft. Dies gab Treuhand-Vorstand Günter Rexrodt bekannt. Der Ost-Betrieb gehörte zu den größten Bauunternehmen in der früheren DDR. Nach Angaben von Vorstand Wolfgang Maak wird Tekfen 4000 Beschäftigte übernehmen. Die Türken hätten außerdem Investitionen in Höhe von 30 Millionen bis 50 Millionen Mark pro Jahr zugesichert.

Das ostdeutsche Unternehmen hat im vergangenen Jahr bei Bauleistungen von 545 Millionen Mark mit damals noch 6800 Beschäftigten einen Überschuß erwirtschaftet. In der laufenden Periode würden voraussichtlich 745 Millionen Mark erreicht, doch sei noch nicht klar, ob ein ausgeglichenes Ergebnis herausspringen werde.

Der in Instanbul angesiedelte Tekfen- Konzern hat bei mehreren Projekten mit dem Bauunternehmer Ignaz Walter zusammengearbeitet. Die Türken realisieren unter anderem mit dem Augsburger zwei Aufträge für den Bau von Soldatenwohnungen in der früheren Sowjetunion im Wert von knapp 250 Millionen Mark.

Bündnis 90 rückt von Stolpe ab Koalitionspartner in Potsdam: Er soll sein Amt ruhen lassen

BERLIN, 14. Oktober (Reuter/AP). Das in Brandenburg mitregierende Bündnis 90 ist auf Distanz zu Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) gegangen und hat ihm einen vorläufigen Amtsverzicht nahegelegt. Hingegen sind die neuen Stasi-Vorwürfe gegen Stolpe bei der SPD, aber auch bei Juristen auf Zweifel gestoßen. SPD-Spitzenvertreter in Bonn und Potsdam sagten am Mittwoch, sie schenkten Stolpe mehr Glauben als dem früheren Stasi-Offizier Klaus Roßberg. Auch Justizkreise werteten dessen Aussagen als vorerst wertlos. Stolpe kündigte Strafanzeige gegen Roßberg an.

Der frühere Stasi-Offizier hatte gesagt, er habe Stolpe - im Gegensatz zu dessen Darstellung - die DDR-Verdienstmedaille in einer konspirativen Wohnung selbst überreicht. Außerdem habe die Stasi Stolpes Spitzenkandidatur für die Landtagswahlen 1990 unterstützt.

Stolpe hatte sich unmittelbar nach den Vorwürfen Roßbergs, die dieser durch eine eidesstattliche Versicherung untermauerte, in Bonn den Fragen von SPD- Abgeordneten gestellt. Anschließend sprachen ihm SPD-Fraktionschef Hans- Ulrich Klose und Stellvertreterin Hertha Däubler-Gmelin ihr Vertrauen aus.

Das Bündnis 90, Koalitionspartner Stolpes in Brandenburg, forderte am Mittwoch die SPD auf, die "Aussitztaktik" aufzugeben. Die eidesstattliche Versicherung Roßbergs belaste Stolpe schwer. Es gehe nicht an, entlastende Aussagen zu glauben, belastende hingegen nicht. Daher solle Stolpe bis zur Klärung sein Amt als Ministerpräsident ruhen lassen.

Brandenburgs SPD-Fraktionschef Wolfgang Birthler wies solche Forderungen zurück. Auch die FDP-Vertreterin im Stolpe-Untersuchungsausschuß, Rosemarie Fuchs, zweifelte Roßbergs Glaubwürdigkeit an, der entweder im Mai vor dem Ausschuß oder jetzt gelogen habe. Die ostdeutsche SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Barbe hingegen warf Stolpe vor, sich bei seinen Kontakten zur Stasi konspirativ verhalten zu haben.

(Weitere Berichte auf Seiten 3 und 4)

Buthelezi will Wahl blockieren

JOHANNESBURG, 15. Oktober (Reuter). In Südafrika hat sich der Vorsitzende der Inkatha-Freiheitspartei, der Zulu-Häuptling Mangosuthu Buthelezi, gegen die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung ausgesprochen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung Buthelezis hieß es, er werde jeden Versuch einer Wahl blockieren. Buthelezi erneuerte seinen Vorwurf, Südafrikas Präsident Frederik Willem de Klerk und der Vorsitzende des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, träfen Absprachen, ohne alle betroffenen Parteien zu beteiligen.

De Klerk und Mandela hatten am 26. September bei einem Gipfeltreffen die Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine volle Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an der politischen Macht vereinbart und sich dabei auf die Wahl einer Versammlung geeinigt, die eine neue Verfassung ohne Rassenschranken ausarbeiten soll.

SüdwestLB bei TUI mit von der Partie

DÜSSELDORF (rtr/FR). Die Südwestdeutsche Landesbank ist als dritter neuer Anteilseigner bei TUI mit von der Partie. Nachdem die Neuordnung bröckchenweise bekannt geworden ist (siehe FR von gestern), steht nun folgendes fest: Beim führenden deutschen Reiseveranstalter werden sich die Westdeutsche Landesbank (WestLB), die SüdwestLB und der Charterflieger LTU indirekt mit 152 Millionen Mark engagieren. Dafür erwerben sie jeweils 16,77 Prozent der Walter Kahn Beteiligungs KG (insgesamt 50,31 Prozent), die 30,2 Prozent an TUI hält. Weil die WestLB auch mit LTU liiert ist, hat das Bundeskartellamt allerdings Bedenken geäußert. Heute nachmittag werden die Beteiligten zu einem Gespräch in Berlin antanzen.

Nach Darstellung des WestLB-Sprechers Michael Wilde liegt die Quote seines Instituts an TUI mit 5,06 Prozent unter der kartellrechtlichen Grenze von 25 Prozent. "LTU können Sie uns nicht zurechnen." Er ergänzt jedoch auch, daß die Bank außerdem mit 49,7 Prozent über eine Horten-Zwischenholding beteiligt ist, der wiederum 12,5 Prozent von TUI gehört.

Günter Kahn, stärkster Partner der Poolgesellschaft aus Reisebüros und deren Erben hatte die Partnersuche kürzlich damit begründet, daß die Kahn KG ihre Finanzkraft stärken müsse.

"Grüner Pfeil" auch im Westen

BERLIN, 14. Oktober (Reuter). Die ostdeutsche Abbiege-Regelung im Straßenverkehr mit dem "Grünen Pfeil" soll als Pilotprojekt auch in den alten Bundesländern eingeführt werden. Die West-Länder hätten ihren Widerstand aufgegeben, teilte Berlins Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) am Mittwoch mit. Der noch aus DDR-Zeiten stammende "Grüne Pfeil", der ähnlich wie in den USA ein Rechtsabbiegen auch bei roter Ampel erlaubt, werde noch im Laufe des kommenden Jahres im Westteil Berlins getestet. Weitere Pilotprojekte seien in Schleswig-Holstein und Niedersachsen geplant.

Russische Wirtschaft schrumpft weiter

MOSKAU (rtr/dpa). Die ökonomische Leistung Rußlands wird nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Andrej Netschajew auch im kommenden Jahr abnehmen. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar-Tass geht der Politiker aber davon aus, daß sich die Talfahrt 1993 verlangsamen wird. Das Bruttosozialprodukt wird nach seiner Schätzung im kommenden Jahr um fünf bis acht Prozent schrumpfen nach einem Minus von schätzungsweise 22 Prozent in der laufenden Periode.

Die Industrieproduktion wird 1993 nach Schätzung Netschajews um sieben bis zehn Prozent abnehmen, nach einem voraussichtlichen Rückgang in der laufenden Periode um rund ein Fünftel, heißt es. Dagegen dürfte sich die Agrarproduktion auf dem Niveau von 1992 stabilisieren und die Inflation abklingen. Die Regierung will in Kürze ein Antikrisenprogramm vorlegen. Nähere Angaben machte der Minister dazu allerdings nicht. Schwierigste Aufgabe werde es künftig sein, einen vernünftigen Mittelweg in der Politik zu finden. "Ist die Finanzpolitik zu straff, wird die Produktion weiter einbrechen, begleitet von Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit."

Skins gestehen Tatbeteiligung

MAGDEBURG, 15. Oktober (Reuter). Die fünf Angeklagten aus der Skinhead- Szene, die sich vor dem Magdeburger Landgericht wegen eines Überfalls auf eine Punker-Party verantworten müssen, haben am Mittwoch ihre Tatbeteiligung zugegeben. Sie hätten sich aber nur in geringem Maß an dem Überfall im Mai dieses Jahres beteiligt. Einer der Beschuldigten räumte jedoch ein, mit einer Gaspistole gezielt geschossen zu haben. Zwei Angeklagte sagten, sie hätten nur mit Fäusten geschlagen. Einer gab zu, er habe mit einer Sektflasche geworfen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf jungen Leuten Landfriedensbruch, schwere Körperverletzung und versuchten Totschlag vor. Bei dem Überfall waren mehrere Punker mit Baseballschlägern und Zaunlatten schwer verletzt worden. Ein 23jähriger starb zwei Tage später an seinen Verletzungen.

Vor "Actovegin" gewarnt

MÜNCHEN, 15. Oktober (Reuter). Die Regierung von Oberbayern hat dringend vor der Anwendung des Fertigarzneimittels "Actovegin pro Injetione Ampullen" der Firma Nicomed ohne vorherige Prüfung gewarnt. Es geht dabei um Packungen mit der aufgedruckten Chargen-Bezeichnung 120911 oder 120912, hieß es in einer Mitteilung der Regierung.

Grund für die Warnung ist, daß sich in der Packung möglicherweise, wie schon einmal vorgekommen, irrtümlich eine oder mehrere Ampullen des Mittels "Lysthenon 2 %" befinden, die "bei nicht bestimmungsgemäßer Anwendung lebensbedrohend wirken."

Major warnt vor hastigem Europa

LONDON, 15. Oktober (Reuter). Vor dem Sondergipfel der Europäischen Gemeinschaft (EG) in Birmingham hat der britische Premierminister John Major vor einer zu schnellen Integration Europas gewarnt. Die Zeitung The European veröffentlichte am Donnerstag Auszüge aus einem Artikel Majors, in dem es heißt, die Briten glaubten, daß "dauerhafte politische Institutionen wie Korallenriffe sind" - und wie diese langsam entstehen sollten. Die lange Erfahrung der Briten beim Aufbau einer stabilen Gesellschaft habe zu Mißtrauen gegenüber allen Versuchen geführt, eine Beschleunigung der Geschichte zu erzwingen.Im Eishockey-Spitzenspiel zeigte der Meister auch Verfolger Hedos München die Grenzen Düsseldorfer EG dominiert Liga nach Belieben Mannheim bezwang Schwenningen / BSC Preussen-Trainer Sarner nach Niederlage unter Druck

"Das war ein Spiel mit Play-off-Charakter", erklärte Bundestrainer Ludek Bukac als Augenzeuge des 5:3-Sieges der Düsseldorfer EG gegen den Meisterschaftsrivalen Nummer eins EC Hedos München vor 11 200 Zuschauern an der ausverkauften Brehmstraße. Die Begeisterung über das Spitzenspiel auf Spitzenniveau weicht nun allerdings der Ernüchterung: Wer soll den deutschen Meister, der mit der einzigartigen Bilanz von 20:0 Punkten nach Belieben dominiert, noch aufhalten?

"Die sind nicht zu stoppen", prophezeite Hedos-Trainer Hardy Nilsson. "Im vergangenen Jahr gab es außer Düsseldorf noch Rosenheim, jetzt gibt es nur noch Düsseldorf", sagte der Schwede. Dabei hatte der Emporkömmling den Meister bereits am Rande einer Niederlage. Doch dem atemberaubenden Power-Eishockey der Cracks um Trainer Hans Zach hielten die Gäste nur bis zur 55. Minute stand, als es nach Toren des früheren Düsseldorfers Didi Hegen und Maj noch 3:2 für München stand.

Dann aber stellten Bernd Truntschka, Kummer und DEG-Kapitän Amann noch den überraschenden Endstand her. Lee und Valentine hatten die Gastgeber zuvor zweimal in Führung gebracht. "Der unbändige Siegeswille zeichnet die Mannschaft aus", freute sich Diplom-Trainer Zach. Die Ex-Düsseldorfer Truntschka und Hegen erfuhren an ihrer alten Wirkungsstätte eine wie erwartet faire Behandlung, wurden sogar mit Applaus der DEG-Fans begrüßt. Hegen ließ es sich nicht nehmen, nach dem Spiel in seiner Stammkneipe nahe der Brehmstraße ein paar alte Bekannte zu treffen.

Der Tabellendritte Krefelder EV (12:8) trug am 10. Spieltag dazu bei, daß Craig Sarners Tage beim Neunten Preussen Berlin (7:13) gezählt sind. Nach einer peinlichen 2:6-Niederlage mußte der beim Publikum nach wie vor beliebte Kanadier zugeben, "noch nie eine derart blamable Leistung" einer von ihm betreuten Mannschaft gesehen zu haben.

"Sarner ist ein guter Mann, aber irgendwann geht jede Geduld zu Ende", erklärte anschließend Preussen-Präsident Hermann Windler, dessen Absetzung die Fans lautstark forderten. Erst kürzlich wurde Billy Flynn als Jugend-Coach verpflichtet, der bereits vor einigen Jahren Sarner als Trainer beim Schwenninger ERC angelöst hatte.

Die "Haie" des Kölner EC erlebten bei ihrem 7:4-Erfolg gegen die Berliner Eisbären mit 3500 Zuschauern an der Lentstraße den schlechtesten Besuch seit 14 Jahren. "Die Zuschauer sind nach sieben Heimspielen seit dem 18. September überfordert", findet Kölns Manager Helmut Bauer.

In einer Notbesetzung ohne die Verletzten Lala, Draisaitl, Kohl und Torhüter Schlickenrieder bezwang der Mannheimer ERC den Schwenninger ERC 4:3 und verdrängte den Tabellennachbarn mit nunmehr 10:10 Punkten vom fünften Patz. Als Leihspieler soll der Tschechoslowake Miroslaw Ihnaczak den Torschützenkönig Jiri Lala vorläufig ersetzen. Durch einen 7:1-Kantersieg gegen den ESV Kaufbeuren rückte der EHC Freiburg (9:11) vom siebten auf den sechsten Platz vor. Am Tabellenende steht auch nach seinem 4:2-Erfolg gegen den Landshuter EV der EC Ratingen. sid

Berliner Finanzgutachten für Olympia 2000 Diepgen erwartet Garantie-Erklärung von Kohl "Kanzler will die Studie sorgfältig prüfen" / Politische Verstimmung soll ausgeräumt werden

Die Olympischen Spiele 2000 in Berlin sollen privat finanziert werden - es werden aber auch Milliarden an öffentlichen Mitteln benötigt. Dieses Fazit zieht ein von der Berliner Olympia GmbH in Auftrag gegebenes betriebswirtschaftliches Gutachten, das jetzt der Bundesregierung zugestellt wird. "Wir haben jetzt eine detaillierte Kalkulation auf der Basis kaufmännischer Vorsicht", bewertet Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen das kalkulatorische Zahlenwerk.

Diepgen hegt keinen Zweifel, daß Bundeskanzler Helmut Kohl bis zum Jahresende eine Garantie-Erklärung für Berlins Olympia-Projekt abgibt. Sie wird vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bei Einreichung der Bewerbungsschrift Ende Januar 1993 benötigt. "Der Kanzler wird die Studie in den nächsten Tagen sorgfältig prüfen", erklärte in Bonn der Kohl-Vertraute Eduard Ackermann. Die Olympia-Planer erwarten auch von Bundesfinanzminister Theo Waigel eine "positive Reaktion", so Diepgen. Der CSU-Politiker hatte in den letzten Monaten wiederholt erklärt, Bonn werde sich nicht an den Olympia-Kosten beteiligen können. Mit Hilfe des Gutachtens des Wirtschaftswissenschaftlers Professor Wolfgang Maennig, Ruder-Olympiasieger 1988 in Seoul, soll jetzt die politische Verstimmung beendet werden.

Berlin hofft auf Bundesmittel für Infrastruktur-Investitionen, die nicht unmittelbar das Olympia-Projekt betreffen, aber durch die Spiele beschleunigt erfolgen müssen. Diese Planungen sind in Maennigs Finanzkalkulation noch nicht in allen Punkten erfaßt. Diepgen: "Nicht jede Investition in Berlin kann Olympia zugeordnet werden. Das sieht der Bundeskanzler genauso."

Maennigs Zahlenwerk spricht von "reinen Olympia-Kosten" von 3,277 Milliarden Mark, denen Einnahmen von 3,467 Milliarden Mark gegenüberstehen: Der Überschuß beträgt demnach 190 Millionen Mark. Hinzu kommen noch "wichtige" Investitionen, etwa Sportstättenbau, Verkehr und olympisches Wohnen, von 8,455 Milliarden Mark. Maennig: "Den Schätzungen liegt die Preisbasis 1992 ohne Mehrwertsteuer zugrunde." Demnach dürfte bis zum Jahr 2000 durch Inflation und europäischer Währungsanpassung die Zwölf-Milliarden-Grenze, bei der das Gutachten haltmacht, weit überschritten werden.

Der Wissenschaftler rechnete die "mit dem Austragungskonzept in Zusammenhang stehenden Investitionen" auf 9,779 Milliarden Mark hoch. Auf der gegenwärtigen Preisbasis veranschlagte er als Wettkampfkosten 150 Millionen Mark, als Transportkosten 50 Millionen Mark, als Erlöse aus weltweiten TV-Lizenzverträgen 936,51 Millionen Mark (bei einem 60prozentigen Anteil für die Olympia- Stadt) und als Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten 168,748 Millionen Mark. Die Kalkulation geht bis ins Detail: 3,8 Millionen Mark soll die Unterkunft von 1500 auswärtigen Polizeibeamten kosten. sid

Die U-21-Elf schlug die Türkei im Länderspiel mit 4:0 Reines Bayer-Schützenfest Schwächen in Mittelfeld und Abwehr / Wück am Knie verletzt

Bayer Leverkusens Trainer Reinhard Saftig war extra nach München geflogen, um seine Youngster in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "Unter 21 Jahre" im Länderspiel gegen die Türkei zu beobachten. Die Reise hat sich gelohnt. Seine Schützlinge waren in Unterhaching beim 4:0 (2:0) im letzten Test der Auswahl von Bundestrainer Hannes Löhr vor der schweren Europameisterschafts-Qualifikation die Matchwinner. Die beiden Stürmer René Rydlewicz (6. und 69.), Heiko Herrlich (34.) und der eingewechselte Markus Happe (85.) veranstalteten ein reines Bayer-Schützenfest. Saftig strahlte und kommentierte: "Das war doch sehr ordentlich. Ich bin zufrieden."

Auch Löhr lobte seinen stärksten Mannschaftsteil: "Der Angriff hat in der Chancenverwertung große Fortschritte gemacht. Herrlich und Rydlewicz haben viel bewirkt." Ein gutes Debüt als Libero gab zudem Markus Münch von Bayern München. Er überzeugte Löhr und seinen Klubcoach Erich Ribbeck: "Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen, Markus hat das sehr gut gemacht."

In Mittelfeld und Abwehr bleibt bis zum Auftakt in Albanien am 27. November dennoch viel zu tun. "Ich weiß, daß noch nicht alles in Ordnung ist", so Löhr. Die Türken waren längst nicht so stark wie ihr "U 18"-Team, daß im Juli die EM gewann, und im Hinblick auf die schweren Gegner Albanien, Spanien, Irland und Dänemark kein Maßstab.

Die Sorgen Löhrs liegen auf der Hand, die des 1. FC Nürnberg werden immer größer. In der zweiten Hälfte kam "Club"-Joker Christian Wück zum Einsatz, war kaum zu stoppen, ehe er sich nach 72 Minuten vor den Augen seines entsetzten Trainers Willi Entenmann bei einem unglücklichen Zusammenprall eine schwere Bänderverletzung im rechten Knie zuzog.

"Ich habe nichts dagegen, daß Christian nur eine Hälfte spielt. Dann ist er wenigstens gegen Eintracht Frankfurt am Samstag fit", hatte der "Club"-Coach gerade auf der Tribüne erklärt, als das Malheur geschah. Wück wurde vom Platz getragen und Entenmann fuhr ihn mit Verdacht auf Innebandanriß persönlich in ein Nürnberger Krankenhaus. sid

Arthur Ashe geehrt Fair-Play-Trophäen der UNESCO vergeben

Die Internationalen Fair-Play-Trophäen Pierre de Coubertin werden am Donnerstag traditionsgemäß anläßlich der Sitzung des Exekutiv-Rates der UNESCO in Paris verliehen. Preisträger sind der ungarische Fechter Robert Veghelyi und das Rugby-Team des Racing Club de France. Die Internationale Fair-Play-Trophäe Pierre de Coubertin für besonders faires Verhalten über eine ganze Sportkarriere hinweg wurde an den amerikanischen Tennischampion Arthur Ashe vergeben.

Im Gebäude der UNESCO werden der Vorsitzende des Internationalen Fair- Play-Komitees, Willi Daume, und der UNESCO-Generalsekretär Federico Mayor die vom französischen Bildhauer Jean Ipousteguy geschaffene Bronzeplastik überreichen. Den Festvortrag bei der Zeremonie wird Bernhard Destremau halten. Destremau, ehemaliger französischer Minister und Kapitän der französischen Davispokal-Mannschaft, ist Vizepräsident der "Academie des sports" und Präsident des Verbandes französischer Sportjournalisten. sid

Deutschland: Köpke - Thon - Buchwald, Helmer - Häßler, Scholz, Matthäus, Effenberg, Knut Reinhardt - Völler (67. Kirsten), Riedle (46. Klinsmann).

Mexiko: Campos- Ambriz, Suarez, Munoz, Espana - Coyote (74. Garcia), Ramirez, de la Torre (63. Alves), Espinosa - Uribe, Luis Garcia (63. Gutierrez).

Schiedsrichter: Marko (CSFR).

Tore: 1:0 (58.) Völler, 1:1 Alves (72.).

Zuschauer: 28 000.

Rote Karten:

Gelb-Rote Karten:

Gelbe Karten:

Mit der Kunst gegen schlimme Folter und Gewalt Friedrichsdorfer amnesty-Gruppe verkauft und versteigert Bilder, um mit dem Erlös Verfolgten zu helfen Von Heitken Schwarzenau

FRIEDRICHSDORF. Die Früchte verlieren ihre Frische, tausend Augen sehen die Menschen an; Augen, die in abgeschlagenen Händen liegen oder zwischen Glassplittern: Jasna Matics Kunst-Installation "Stilleben mit Augen", die im Foyer des Rathauses steht, ist ein Augen-Blick mit deutlichem Hinweisen auf die Arbeit amnesty international (ai), der Hilfsorganisation für politische Gefangene.

Das Thema "Gewalt und Menschenrechte" haben vier Frauen künstlerisch verarbeitet. Was dabei entstanden ist, zeigen sie zur Zeit im Erdgeschoß des Rathauses als themenbezogene "Ausstellung in der Ausstellung" von amnesty. Die Friedrichsdorfer ai-Gruppe präsentiert außerdem eine Treppe höher im Rathaus 91 Bilder und Objekte, die Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet gespendet haben und die verkauft und versteigert werden. Der Erlös ist für die ai-Arbeit bestimmt.

Es ist bereits die dritte Verkaufsausstellung in der Hugenottenstadt (1985 und 1987 fanden die ersten beiden statt). Die Idee, sie diesmal mit einer Sonderausstellung zum Thema Gewalt und Menschenrechte zu koppeln, ist bei einem Treffen des Asyl-Arbeitskreises in Bad Homburg entstanden, sagt Gunhild Pohl, Friedrichsdorfer Malerin und Organisatorin der Ausstellung.

Sholeh Kashizadeh, eine Künstlerin aus Iran, die an der Universität Mainz arbeitet, war bei dem Treffen dabei. Sie hörte vom Friedrichsdorfer Vorhaben und brachte ihre Bilder und die ihrer Kolleginnen Maryam Sadri Ardekani (Iran), Jasna Matic (Bosnien/Herzegowina) und Renate Weber (Deutschland). Die vier Frauen setzen das Thema "Gewalt und Menschenrechte" mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln um: Matics Installationen machen Gewalt fast greifbar, die abstrakten Bilder von Kashizadeh fordern intensive Betrachtung, ehe sich das Thema erschließt. Arkedani zeigt die Hilflosigkeit der Schwachen, die sich gegen Gewalt nicht wehren können, und Weber die Folter und die Massenflucht.

Die Bilder, die zur Versteigerung anstehen, befassen sich nicht mit dem Gewalt- Thema. Sie stammen aus den unterschiedlichsten Ateliers. 100 Künstler hat Gunhild Pohl angeschrieben und um Spenden gebeten. 53 reagierten spontan. 91 Bilder und Objekte wurden geschickt. Die Bedeutung, die die Künstler der Arbeit vom amnesty beimessen, zeigt sich in der Auswahl, die sie spendeten: Kein Atelier-"Abfall", sondern hochkarätige moderne Kunst.

Beteiligt haben sich Mitglieder des Künstlerbunds Taunus, des Berufsverbands Frankfurt und des Bundesverbands bildender Künstler, Schüler der Städelschule und der Frankfurter Werkstatt Hanusch. Gunhild Pohl kennt viele der Ausstellenden durch ihre Arbeit, aber die Sache hat sich auch unter den Künstlern herumgesprochen. Der Spendenfluß wuchs wie nach einem Schneeballsystem.

Amnesty Friedrichsdorf hofft, daß alle Bilder verkauft oder versteigert werden. Das Geld wird dringend für die ai-Arbeit benötigt.

Die Bilder, die noch nicht verkauft sind, werden am Sonntag, 18. Oktober, 17 Uhr, versteigert. Die Funktion des Auktionators wird dabei der Schriftsteller Herbert Heckmann übernehmen. Auch vorher können Bilder gekauft werden. Die Preise liegen zwischen 100 und 1800 Mark. Geöffnet ist heute von 8 bis 16 Uhr, am Freitag von 8 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Heiligenstockschule bekommt neues Dach

HOFHEIM. Die Kubusform hat ausgedient - noch in diesem Jahr wer- den Zimmerleute der Heiligenstockschule für 900 000 Mark ein Satteldach verpassen.

Der Kreisausschuß hat der Sanierung zweier Trakte der Schule zugestimmt.

Wie Landrat Jochen Riebel (CDU) mitteilt, werden im kommenden Jahr isolierverglaste Fenster eingebaut, die "blätterige" Fassade erneuert und wärmegedämmt.

Rund drei Millionen Mark, so der Landrat, werde die Sanierung kosten. Ein Aufwand, der sich wegen der künftig niedrigeren Energiekosten rechne und unter "umweltpolitischen Gesichtspunkten" zu begrüßen sei. ana

"Nägel mit Köpfen machen" SPD mit Parkbuchten auf Königsteiner Straße zufrieden

BAD SODEN. Der "Slalomkurs" auf der Königsteiner (Renn-)Straße hat sich bewährt, ziehen die Kurstadt-Sozialdemokraten zufrieden Bilanz: Die versetzten Parkplätze rechts und links der stark befahrenen Durchgangsstraße hätte Raser gründlich ausgebremst. Wenn Vernunftappelle nicht fruchteten, müsse man die Autofahrer eben vor vollendete Tatsachen stellen, um das "Problemfeld Verkehr" anzugehen, hält die stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende Inge Walter-Möller all jenen entgegen, die die Hindernisfahrt auf der Königsteiner Straße als einen "Schildbürgerstreich" verpönen.

Am Neuenhainer Berg habe die Verwaltung "endlich" den ersten Schritt gewagt, den Verkehrsrahmenplan für Bad Soden umzusetzen, der schon seit Jahren in den Rathausschubladen verstaube.

Jetzt rechnen die Sozialdemokraten fest damit, daß "alsbald" weitere Schritte folgen werden. Um so verärgerter quittieren sie "Rückzugstendenzen" des Ersten Stadtrats Rainer Dennig (FDP), der erst mögliche Folgen im Winter auf der oft vereisten Straße abwarten möchte, um endgültig über die Parkplätze zu entscheiden.

Davon will die SPD allerdings nichts wissen, die Stadt solle nicht nur an Autofahrer denken, sondern im Interesse "aller" Bürger umgehend Nägel mit Köpfen machen und die Parkbuchten wie im Verkehrsrahmenplan vorgesehen als zusätzliches optisches Hindernis begrünen. ana

Frankfurter Straße in Kelkheim gesperrt

KELKHEIM. Die Frankfurter Straße zwischen Bahnhof und Mittelweg ist voraussichtlich noch die ganze Woche wegen Kanalarbeiten gesperrt. Autofahrer müssen über den Bahnhof Kelkheim-Mitte, entlang der Bahnlinie zum Mittelweg und Frankfurter Straße ausweichen. ana

Aquarelle auf Seidenpapier gemalt

BAD SODEN. Aquarelle auf Seidenpapier von der Dresdener Künstlerin Gerda Lepke sind von Dienstag, 20. Oktober, an bis einschließlich Samstag, 21. November, in der Galerie Sander, Alleestraße 6, zu sehen.

Die Vernissage beginnt am Eröffnungs- Dienstag um 19.30 Uhr, die Berliner Kunsthistorikerin Sibylle Badstübner- Gröger wird die Arbeiten der Künstlerin vorstellen.

Die Ausstellung ist jeweils montags bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr und von 15 bis 18.30 Uhr zu sehen, samstags von 9.30 bis 13 Uhr. ana

Radler-Demo gegen die Verkehrspolitik ,Liebenswertes Bad Soden' präsentiert Wunschzettel

BAD SODEN. Die Kurstadt-Radler im "liebenswerten Bad Soden" machen mobil: Am Samstag, 24. Oktober, treffen sie sich um 11 Uhr mit ihren stählernen Vehikeln auf dem Adlerplatz, um gegen die aus ihrer Sicht "radfahrerfeindliche Verkehrspolitik" der Stadtverwaltung zu demonstrieren. Und: Sie rufen alle Pedalritter der Kurstadt auf, es ihnen gleichzutun. Denn bisher würden sie bei allen verkehrspolitischen Entscheidungen vergessen, moniert die Verkehrsinitiative: "Bad Soden ist einsame Spitze beim Nicht-Fahrradwegebau." Ebenso würden Tempo-30-Zonen nur zögernd eingeführt - und auch nur dort, "wo bisher schon nicht schneller gefahren wurde".

Dabei würden wesentlich mehr Bad Sodener das Auto stehenlassen und für Fahrten in der Stadt aufs Fahrrad umsteigen, wenn bessere Bedingungen für Radler bestünden. Genau das will die Gruppe "Liebenswertes Bad Soden" mit der Fahrrad-Demo fordern, einen detaillierten Wunschzettel hat sie bereits erstellt: Stark befahrene Straßen sollen verkehrsberuhigt und mit Radfahrstreifen versehen werden. Ferner müßten Einbahnstraßen für Radfahrer auch in Gegenrichtung offen sein, das von der Straße zum Quellenpark eingeschlossene Gebiet zur autoarmen Zone erklärt werden und in allen übrigen Straßen Tempo 30 gelten.

Zur besseren Orientierung sollten Radfahrrouten beschildert und auch Feldwege für Radfahrer freigegeben werden. Einen Radweg zwischen Altenhain und Neuenhain hält die Initiative ebenso für unabdingbar wie weitere diebstahlsichere Abstellplätze für die Zweiräder. Das Versprechen der Verwaltung, einen Autostellplatz in der Brunnenstraße und die Durchfahrt Odenwaldstraße-Am Thermalbad "umzurüsten", reiche nicht aus. Last but not least wünschen sich die Zweirad-Verfechter, Stahlrösser auch im Bus mitnehmen zu können.

Die Vorteile einer radfahrfreundlichen Verkehrspolitik lägen auf der Hand: weniger Lärm und Abgase, weniger Streß und Hektik auf den Straßen, weniger Staus, keine Parkplatzprobleme, Rohstoffe würden geschont, nicht zuletzt kämen Radfahrer auf kurzen Strecken ohnehin schneller voran und täten obendrein auch noch was für ihre Gesundheit. Profitieren würden vor allem aber auch Kinder und Jugendliche, die auf das muskelkraftbetriebene Gefährt angewiesen seien. ana

Kleine Lokalrundschau

Hobbykünstler zeigen Arbeiten NAUHEIM. Die Rüsselsheimer IKS- Bigband spielt zum Auftakt der Ausstellung, bei der die Hobbykünstler von "Form und Farbe Nauheim" am Wochenende des 17. und 18. Oktober im Saalbau Ruhland ihre schönsten Arbeiten präsentieren. Öffnungszeiten: Samstag von 14 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Russische Kunst

BÜTTELBORN. Zu den "Tagen russischer Folklore und Kunst" lädt der Büttelborner Gewerbeverein am Wochenende 17. / 18. Oktober ins Volkshaus Büttelborn ein. Beginn: jeweils um 19 Uhr. WIR stellt Liste auf RIEDSTADT. Zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung trifft sich die Wählerinitiative Riedstadt (WIR) am Samstag, 17. Oktober, um 19 Uhr im Volkshaus. Thema: Die Verabschiedung des Kommunalwahlprogramms sowie Aufstellung der Kandidatenliste. Weinfest der Lebensretter KELSTERBACH. Zu ihrem tradtitionellen Weinfest lädt die DLRG am Samstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr in die zur Weinlaube umdekorierte Arche ein. Feuerwehr übt am Schloß KELSTERBACH. Ihre Jahresabschlußübung hat die Freiwillige Feuerwehr für Samstag, 17. Oktober, angesetzt. Von 10 Uhr an wird am Kelsterbacher Schloß der Ernstfall geprobt. Das teilte die Pressestelle der Stadt mit. Griechisch für Fortgeschrittene GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Noch einige freie Plätze gibt es im Kursus "Griechisch für Fortgeschrittene", den die Volkshochschule der Mainspitze ab Dienstag, 20. Oktober, von 19 bis 20.30 Uhr in der Gustav-Brunner-Schule in Gustavsburg anbietet. Die Kursgebühr beträgt 150 Mark, Anmeldungen bei der VHS, 0 61 34 / 58 53 91. Multikulturelle Gesellschaft KELSTERBACH. Noch bis Montag, 19. Oktober, können sich Interessierte für das Wochenendseminar anmelden, das die Volkshochschule im Frühjahr 1993 plant. Thema des Seminars sind die Probleme der multikulturellen Gesellschaft, die erarbeitet und debattiert werden sollen. Genauere Informationen und Anmeldungen bei der VHS, Telefon 0 61 07 / 77 32 49 oder 77 33 26.

Kommunikationstraining GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Einen Kursus, in dem die Kommunikation trainiert werden kann, bietet die Volkshochschule der Mainspitze nach den Herbstferien an. Der Kursus geht über neun Abende und kostet 45 Mark; detaillierte Auskünfte und Anmeldungen bei der VHS, 0 61 34 / 58 53 91. Sprechstunde KELSTERBACH. Fragen an den CDU-Bundestagsabgeordneten Heinz- Adolf Hörsken können die Bürger am Dienstag, 20. Oktober, zwischen 17 und 18.30 Uhr in der Geschäftsstelle des CDU- Stadtverbandes am Schloßweg stellen. Aufbaukurs MS-DOS GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Tiefer in die Geheimnisse des Betriebssystems MS-DOS einsteigen kann man mit dem VHS-Kurs, der am Dienstag, 20. Oktober, in der Gesamtschule Mainspitze beginnt. Der Kurs geht über sieben Abende, jeweils von 19 bis 21.15 Uhr, Grundkenntnisse werden vorausgesetzt. Kosten: 96 Mark inklusive Material. Anmeldung bei der VHS, 0 61 34 / 58 53 91. Kinder, Kader, Kommandeure GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Die Geschichte der DDR im Spiegel von Wochenschau und Propagandafilmen ist das Thema des Films "Kinder, Kader, Kommandeure", den das Kommunale Kino der Mainspitze am Dienstag, 20. Oktober, in den Burglichtspielen Gustavsburg zeigt. Der Film beginnt um 20 Uhr, Eintritt fünf Mark. Bürgerbeteiligung GROSS-GERAU. Der geplante Radweg entlang der Gernsheimer Straße von der B 42 bis zum Marktplatz ist Gegenstand der Bürgerversammlung, die am Dienstag, 20. Oktober, im Sitzungssaal des Historischen Rathauses stattfindet. Der Magistrat will im Rahmen der Veranstaltung die Einwohner über das Vorhaben informieren. Beginn ist um 19 Uhr. Unbekanntes Verhütungsmittel RÜSSELSHEIM. Über die als Verhütungsmittel noch weitgehend unbekannte Portiokappe informiert der Vortrag von Edeltraud Niemeyer und Marlies Stänikke, zu dem Pro Familia am Dienstag, 20. Oktober, ins Pro-Familia-Zentrum in der Lahnstraße 30 einladen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

Im Gespräch: Moskaus Berater Aslund Westen verschlief Chance

Heftige Kritik an der mangelnden Bereitschaft des Westens, die Demokratisierung in Rußland ernsthaft zu unterstützen, übt der schwedische Wirtschaftswissenschafler und Osteuropa-Experte Anders Aslund. Der Westen habe die Chance verschlafen, während der ersten sechs Monate nach Auflösung der Sowjetunion die liberale Offensive zu fördern. Nun kämen angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Reformatoren ins Hintertreffen, sagt Aslund, der als Wirtschaftsberater der russischen Regierung die Hälfte seiner Zeit in Moskau verbringt. Mit Aslund sprach der FR-Skandinavienkorrespondent, Hannes Gamillscheg. Zwar hätten die "rot-braunen Gegenkräfte", die Allianz aus Alt-Kommunisten und rechtsextremen Nationalisten, nur den Rückhalt von "maximal zwanzig Prozent der Bevölkerung", schätzt Aslund. Das Protestpotential sei jedoch gefährlich. "Die große Gefahr für Rußland ist eine Entwicklung wie in der Weimarer Republik", meint Aslund. "Jetzt sind wir im Jahr 1921 angelangt. Da herrschte in Deutschland Hyperinflation, und ich fürchte, daß auch Rußland auf dem Weg dorthin ist." Die Inflationsrate betrug bisher zehn Prozent pro Monat, im September sei sie auf zwanzig Prozent gestiegen, "im Oktober ist sie wegen der stark gestiegenen Geldmenge sicher viel höher", sagt Aslund und warnt: "Bei Hyperinflation ist es sehr schwer, die Demokratie zu verteidigen."

Ein Problem liege darin, daß der russische Präsident Boris Jelzin nicht verstehe, wie nahe Rußland diesem Stadium sei, fürchtet der schwedische Ratgeber. Er betont, daß die Privatisierung sehr gut vorankomme und die Liberalisierung von Außen- und Binnenhandel zwar nicht radikal sei, aber dennoch Fortschritte mache. "Die makroökonomische Stabilisierung aber geht sehr schlecht. Hierin müßte der Westen seine Hauptaufgabe sehen", rät Aslund. Wegen des unrealistischen Währungskurses betrage das Bruttosozialprodukt Rußlands nur etwa ein Drittel des schwedischen. "Da könnte man mit wenig Geld viel tun."

"Ein paar Milliarden Dollar Kredit" für die Liberalisierung der Wirtschaft sowie ein paar weitere Milliarden, die auf dem russischen Währungsmarkt verkauft würden, könnten nach Ansicht Aslunds den Verfall des Rubels stoppen und Rußland die nötige Atempause verschaffen. Andernfalls würden die Reformkräfte in Moskau verlieren, ohne daß dem Westen klar geworden sei, welche Möglichkeiten es in Rußland gegeben hätte.

Bei den westlichen Partnern herrsche jedoch eine krasse Diskrepanz zwischen "Ressourcen und Analyse", behauptet Aslund. Während die USA und Großbritannien bestens informiert, aber nicht gewillt seien, etwas zu tun, "will man in Deutschland viel machen, versteht aber wenig von Rußland". In keinem Land sei der Unterschied zwischen Ressourcen und Analyse größer. Deutschland dominiere den russischen Westhandel, doch deutsche Berater seien in den russischen Ministerien nicht zu finden. "Deutschland hat dem lieben Gorbi geholfen, die Stabilisierung der Demokratie zu verzögern", kritisiert Aslund. "Das war keine Hilfe."

Das erste Ziel des Westens müsse sein, die Demokratisierung Rußlands zu fördern, und zwar auch aus sicherheits- und wirtschaftspolitischen Erwägungen, meint Aslund. Ein demokratisches Rußland sei ein nicht-aggressives Rußland. Auch die Wirtschaftsreformen, die Rußland zu einem attraktiven Handelspartner machen könnten, sind nach Ansicht des Beraters ohne Demokratisierung nicht vorstellbar. Und die Stabilität im Baltikum und das Überleben der Demokratie in den baltischen Staaten seien direkt vom Gelingen des Demokratisierungsprozesses in Rußland abhängig. Rußland sei gegenwärtig dabei, seine Truppen aus dem Baltikum viel rascher abzuziehen, als dies in politischen Erklärungen Ausdruck finde. Die Aussichten auf eine Besserung der gestörten Beziehungen zwischen Rußland und der Ukraine beurteilt Aslund hingegen pessimistisch.Steuer-Grundfreibetragist verfassungswidrig

SPD will in Mainhausen gehörig Dampf machen

MAINHAUSEN. Bei einem kommunalpolitischen Frühschoppen am Sonntag, 18. Oktober, um 10 Uhr im Bürgerhaus Mainflingen wollen die Sozialdemokraten aus Mainhausen ihr Wahlprogramm diskutieren. Wie SPD-Sprecher Hans Christian Falkenberg ankündigt, planen die Sozialdemokraten, gehörig Dampf zu machen: Bisher unerledigte Anträge der Fraktion im Gemeindeparlament müßten endlich umgesetzt werden.

Falkenberg nennt in diesem Zusammenhang den Aufbau einer Krabbelstube in Zellhausen, den Bau eines größeren Feuerwehrgebäudes in Mainflingen, die Umgestaltung des Leuchnerplatzes sowie eine dringend notwendige Verkehrsberuhigung. fin

Jelena J. Hild stellt im Bürgerhausfoyer aus

DIETZENBACH. Die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende und in Dietzenbach lebende Malerin Jelena J. Hild stellt noch bis Freitag, 30. Oktober, ihre Gemälde im Foyer des Bürgerhauses aus. "Dynamische Entwicklungen" prägen ihre kleinformatigen Bilder.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung: montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 15 bis 20 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr. fin

Land fördert den Bau von Mietwohnungen

KREIS OFFENBACH. Das Land Hessen unterstützt über den sogenannten vierten Förderweg den Bau weiterer Mietwohnungen. Per Erlaß des Landesentwicklungsministeriums wurde der Kreis Offenbach aufgefordert, weitere Bauvorhaben anzumelden. Bauherren von Mietwohnungen müssen sich bis Ende Oktober bei der Bauverwaltung im Landratsamt melden. Es gilt eine Belegungs- und Mietpreisbindung für einen Zeitraum von zwanzig Jahren.

Die Anfangsmiete der geförderten Wohnungen beträgt zehn Mark pro Quadratmeter und steigt bis zum zwölften Jahr auf 12,50 Mark pro Quadratmeter. Information gibt es in der Bauverwaltung, Tel. 0 69 / 8 06 81. fin

Dach über Terrasse: Kosten bereiten Bauchweh

DIETZENBACH. Die Bürgerhausterrasse soll überdacht werden, um sie als eine Art Wintergarten attraktiver zu machen. Ein Frankfurter Architekt stellte dem Magistrat kürzlich drei Entwürfe vor. Mehrheitlich favorisierte das Gremium eine 250 000 Mark teure Lösung.

Wegen der hohen Kosten hat nach Angaben des Ersten Stadtrats Lothar Niemann jedoch so mancher im Magistrat Bauchweh verspürt. Das Stadtparlament wird das letzte Wort haben. fin

Stadt zeigt eine Firma an Sie soll gegen die Verpackungsverordnung verstoßen haben

DIETZENBACH. Der Magistrat hat jetzt Anzeige gegen den Eigentümer einer Firma erstattet, weil sie zum wiederholten Mal gegen die neue Verpakkungsverordnung verstoßen habe. Dem Betrieb wird angelastet, mehrfach Transportverpackungen in öffentliche Altpapiercontainer der Stadt geworfen zu haben. Erster Stadtrat Lothar Niemann erklärte, der Magistrat müsse davon ausgehen, daß es "böser Wille" der Firma gewesen sei, "die Verpackungen in die Altpapierbehälter der Stadt zu geben".

Seit einige Wochen kleben an den Containern Schilder in Leuchtfarbe mit dem Hinweis, daß es verboten sei, Verpackungen hineinzuwerfen. Außerdem schrieb das Amt für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft einen Großteil der Gewerbetreibenden an und erinnerte nochmals daran, daß - nach einer Schonfrist - seit Mitte des Jahres die ersten zwei Stufen der Verpackungsverordnung gelten. Verstöße dagegen, so Niemann, "können mit einer Geldstrafe von bis zu 100 000 Mark geahndet werden".

Er wies darauf hin, daß von Januar 1993 an auch Verkaufspackungen vom Hersteller zurückgenommen werden müßten - beispielsweise Joghurtbecher, Kartons für Toaster oder Kaffeemaschinen sowie Zigarettenschachteln. Die Gesellschaft "Duales System Deutschland" (DSD) ist für die Sammlung der mit dem "Grünen Punkt" gekennzeichneten Verpackungen zuständig.

Wenn die Stadt dem DSD beitritt, bringt ihr das laut Niemann finanzielle Nachteile. So müsse die Stadt im Zusammenhang mit den Container zusätzliche "Leistungen erbringen". Andererseits könne sich Dietzenbach aus organisatorischen Gründen nicht vom DSD ausschließen. fin

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14.7.1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der Zehner und Zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstr. 3-7: Di.-So., 10-17 Uhr, Mi.-20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: bis 25. November geschlossen.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di.-So. 10-17 Uhr, Mi. 10-20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausst. "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di.- Fr., 11 Uhr; Ausst. kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frank- furter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. undfeiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A u. C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10-16 Uhr, Di. , 10-21 Uhr; VHS-Fotoausst. - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus-Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: A Collection fo Contemporary American Indian Painting (bis 7.11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

An der alten Mauer hängen viele Geschichten Von der einstigen Stadtbefestigung existieren nur noch wenige Abschnitte: Pläne zur Restaurierung vergeben Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Sie bröckelt vor sich hin, die historische Stadtmauer Seligenstadts. Das Bauwerk, das sowieso nur noch in Teilen steht, zeigt große Schäden. Feuchtigkeit und Frost sowie Wurzeln unterm Fundament haben dazu geführt, daß an vielen Stellen breite Risse entstanden sind. Das statische Gefüge ist in Gefahr. Der Magistrat der Stadt hat nun für 50 000 Mark einen Auftrag vergeben, damit Fachleute die Substanz des Bauwerks untersuchen und die Schäden erfassen. Erster Stadtrat Hartmut Wurzel erläutert, daß anschließend ein Konzept vorgelegt werden soll, die Mauer zu restaurieren. Der Leiter des Landschaftsmuseums Seligenstadt, Achim Zöller, sagt: "Es wäre schön, wenn sich die Verantwortlichen einmal Gedanken machen würden, ein Stück Mauer in voller Höhe zu rekonstruieren." Der Museumsleiter schlägt dafür das Stück am alten Friedhof unweit des Mains vor.

Die dortige Mauer, in der sich wohl der älteste noch erhaltene Abschnitt befindet, ist nicht mehr im Urzustand: Sie ist geschliffen. "Von einer Stadtmauer, die dem Schutz diente, kann eigentlich keine Rede mehr sein, denn da kann man ja drüberspringen", stellt Zöller fest.

Wie der Museumsleiter erläutert, existieren außerdem noch Mauerreste in der Mauergasse. "Dort wurde die Mauer im vergangenen Jahrhundert teilweise abgebrochen, denn sie hatte keine Funktion mehr", berichtet Zöller. "Häuser wurden reingebaut. Dabei wurden auch die Steine der Mauer verwandt."

Zu den Überresten der ehemaligen Befestigungsanlage zählen noch das Steinheimer Tor sowie das Türmchen am Main, auch Mulaul genannt, und der Turm an der Bahnhofstraße, bekannt als Stumpaul. Das Palatium wurde laut Zöller im 15. Jahrundert in die Stadtmauer einbezogen.

Mit der Geschichte der Seligenstädter Stadtmauer hat sich der vor einigen Jahren verstorbene Heimatforscher Dr. Joseph Schopp intensiv befaßt. In seinem 1982 erschienenen Büchlein "Die Seligenstädter Stadtbefestigung" hält er fest: "Der Bau der Stadtmauer und der andren steinernen Wehranlagen dürfte nicht vor 1241 vollzogen worden sein."

In diesem Jahr sei Seligenstadt nämlich mit "einer für damalige Verhältnisse ganz erheblichen Summe" im Reichssteuerverzeichnis eingetragen worden. "Sie wurde jedoch nicht in bar entrichtet", so Schopp, "sondern im Auftrag Kaiser Friedrichs II. zum Bau der Festungswerke verwendet."

Doch, so fährt der Chronist fort, "als das Kloster fast zur gleichen Zeit ebenfalls eine Mauer um seinen Immunitätsbezirk errichtete, scheint dies das Selbstbewußtsein der Bürger so sehr verletzt zu haben, daß sie aus unbekanntem Anlaß im Jahre 1247 kurzer Hand die neue Klostermauer niederrissen". Erst das Eingreifen eines kaiserlichen Bevollmächtigten soll Ruhe, Recht und Ordnung wiederhergestellt haben.

Nach den Recherchen Schopps wurden die städtischen Mauern um 1460 erneuert und verstärkt, als Seligenstadt in der Mainzer Stiftsfehde für den Erzbischof Dieter von Isenburg Partei ergriff. Dabei sei die von eiem Brand beschädigte Kaiserpfalz, das Palatium, in den Mauerring eingefügt worden.

Beim Bau der Bestigungen hatte sich die Stadt - trotz Unterstützung der Abtei - finanziell übernommen. So "erließ ihr der Erzbischof noch 1463 das ,Ungeld', eine Verbrauchssteuer, die bisher an den Landesherrn abgeführt worden war, bis zum Jahr 1488". Und, so der Historiker weiter, "auch nach der neuen Steuerverordnung des Erzbischofs Berthold von Henneberg wurde ein gewisser Anteil der Steuer für die Erhaltung der Befestigungsanlage verwendet".

Im Dreißigjährigen Krieg dürften alle Stadtbefestigungen stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Denn, so Heimatforscher Schopp, "als am 20. April 1637 der schwedische Hauptmann Fischer die Stadt mit 300 Mann besetzte, ließ er eilends alle Befestigungswerke wiederherstellen.

Die Mauer erhielt damals ihre heute noch bestehende qualitative Zusammensetzung, einem Konglomerat aus Kalkmörtel, Bruch- und Mainkieselsteinen, das zu einer festen Masse zusammengebacken ist.

Im 19. Jahrhundert wurde die Mauer bis auf die heutigen Überreste nach und nach abgerissen. Die Stadt Seligenstadt wuchs über die früheren Grenzen hinaus.

"Ein wichtiges Element im Netz des Naturhaushaltes" Obst- und Gartenbauverein besteht 90 Jahre / Unterstützung auch durch die Gemeinde / Stolz auf das Erreichte

NIDDERAU. Als sich vor 90 Jahren in der Eichener Gaststätte "Zum Stern" 13 Männer zusammenfanden, um einen Obst- und Gartenbauverein zu gründen, bildeten sie in erster Linie eine Zweckgemeinschaft. Die meisten von ihnen waren Bauern aus dem Ort, die von den Früchten ihrer Obstwiesen und Gärten lebten.

So mag es auch nicht verwundern, daß mit Heinrich Wilhelm Adam der damalige Vorsitzende zugleich als Eichener Bürgermeister amtierte. Er zeichnete gestandene 33 Jahre, bis 1935, für die Belange des Vereins verantwortlich.

Zu Beginn des Jahrhunderts spielte der Obst- und Gartenbau eine wichtige Rolle für die Ernährung der Bevölkerung. Viele Menschen besaßen Bauerngärten, die ganz wesentlich zur Versorgung mit Obst und Gemüse beitrugen. "Anders als heutzutage waren Früchte nicht überall im Laden zu kaufen", erklärt Ewald Merz. Er ist kürzlich zum neuen Vorsitzenden des Eichener Obst- und Gartenbauvereins gewählt worden.

Heute, da die Landwirtschaft in Eichen zumeist nur noch im Nebenerwerb betrieben wird, verbinden weniger "handfeste" Interessen die Mitglieder als vielmehr die Liebe an der Arbeit in freier Natur. Eher absetzen sollen sich ihre Streuobst- gegen Erwerbsobstwiesen und Ackerlandschaft. Naturbelassenheit und Umweltschutz sind 90 Jahre nach der Gründung des Vereins in den Vordergrund getreten.

Sicherlich nicht als ein Zufall ist es demnach anzusehen, daß der Obst- und Gartenbauverein Eichen sich nach über zehnjährige Flaute 1983 reaktivierte - zu einer Zeit, als sich eine Sensibilisierung für Umweltthemen im allgemeinen Bewußtsein zu etablieren begann und damit auch das Bedürfnis nach naturbelassenen, wenig belasteten Lebensmitteln stieg. Der Obstanbau im heimischen Garten oder auf dem eigenen Feld bot ein ideales Betätigungsfeld, selbst etwas dafür zu tun.

Mit 34 Mitgliedern fing der Verein 81 Jahre nach seiner Gründung noch einmal neu an. Inzwischen ist die Zahl seiner Aktiven auf 70 gestiegen; so viele waren es nie zuvor in seiner Geschichte. Unterstützung erfahren sie in der jüngeren Vergangenheit auch durch die Gemeinde Nidderau, nachdem vor allem in den fünfziger bis siebziger Jahren im Zuge der Flurbereinigung viele Bäume gefällt worden waren.

Seit 1987 stellt die Gemeinde dem örtlichen Obst- und Gartenbau mit ihrer alljährlichen Aktion "Streuobstwiese" Apfel-, Birnen oder Steinobsthochstämme kostenlos zur Verfügung. Allein 21 Apfelsorten stehen zur Auswahl, von denen dem Städter aus den Obst- und Gemüseläden oder den Regalen des Supermarktes nur die wenigsten bekannt sein dürften. Wer hätte dort schon einmal einen "Geheimrat Dr. Oldenburg", einen "Himbacher Grüner" oder einen "Winterzitronenapfel" entdeckt?

Der Löwenanteil dessen, was die Vereinsmitglieder ernten, landet allerdings auch nicht in der Steige, sondern in der Kelter. Dieser Umstand ermöglicht den Freizeit-Obstbauern, auf ihren Wiesen mit einem Minimum an Chemie auszukommen. "Leider kommen wir auch heute noch beim Tafelobst ganz ohne Spritzen nicht aus", meint Ewald Merz. "Werden die Äpfel zwei Jahre nicht gespritzt, so werden sie schorfig und enthalten Maden."

Doch auch Merz muß einräumen, daß die zwar etwas unansehnlicheren Früchte ebenso gut schmecken wie die äußerlich makellosen, wenn nicht gar besser. Immerhin ist aufgrund hoher Auflagen bei der Verwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln die heutige Belastung nicht mehr zu vergleichen mit dem Giftbombardement, das früher (nicht nur) auf die Eichener Obstbäume niederging.

Wie ein Horrorszenarium liest sich heute, worauf der Verein seinerzeit mächtig stolz war: Als erster Schritt zu einer größeren "Effektivität" bei der Schädlingsbekämpfung galten nicht wie heute natürlich gewachsene, sondern möglichst geschlossene Anlagen. Allein 1000 Apfel- und 500 Steinobsthochstämme wurden zwischen 1941 bis 1951 nach diesem Grundsatz gepflanzt. Sodann wurde in den 40er Jahren eine Motorspritze mit 800 Litern (!) Fassungsvermögen angeschafft. Anfang der 50er Jahre umfaßte das Arsenal des Vereins noch weitere fünf 100-Liter-, drei 50-Liter- sowie acht Zehn-Liter-Karrenspritzen, mit denen der giftige Schönmacher flächenmäßig über die Obstwiesen verteilt wurde.

Vielen in den Feldern heimischen Tieren wurde auf diese Weise der Garaus gemacht. Heute ist der Obst- und Gartenbauverein stolz darauf, vor allem brütenden Vögeln und Insekten wieder eine Heimstatt bieten zu können und so, wie der Nidderauer Bürgermeister Otfried Betz in seiner Festrede zum 90jährigen Bestehen des Vereins hervorhob, "ein wichtiges Element im Netz des Naturhaushaltes darzustellen". pam

Jetzt laufen alle Fäden zusammen Riedstädter Kommission befaßt sich mit der Wohnungsnot: Probleme koordinieren

KREIS GROSS-GERAU. Der Wohnungsmarkt ist eng, bezahlbarer Wohnraum knapp geworden. Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, eine Behausung zu finden. Mit der Folge, daß die, die ohnehin am unteren Ende der Gesellschaft angesiedelt sind, noch weiter an den Rand gedrückt werden. Wo die Probleme liegen und wie man sie in den Griff kriegen könnte, darüber diskutierte am Dienstag die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) mit Wolfgang Stork, dem Ersten Beigeordneten von Riedstadt, wo es seit Mai 1992 eine Kommission gibt, deren Arbeit für andere Kreiskommunen richtungweisend sein könnte, wie Stork findet.

Die PSAG selbst hat sich an dem Problem Wohnungsnotstand schon die Zähne ausgebissen. Ausgehend von der Idee, daß alle im Sozialbereich Tätigen ständig mit der Sache konfrontiert sind, bis dato aber jeder sein eigenes Süppchen kochte, bildete sich vor einem Jahr eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Ziel, das Problem bereichsübergreifend zu erfassen und die Wohnungssuche der jeweiligen Klientel sinnvoll zu koordinieren, um auch denen, die faktisch chancenlos sind, zu einem Dach über dem Kopf zu verhelfen: Psychisch Kranken beispielsweise, die immer noch im Philippshospital untergebracht sind, obgleich sie schon längst "draußen" leben könnten.

Betreute Wohngruppen, von Obdachlosigkeit Bedrohte, Alleinerziehende, Problemfamilien - die Liste derer, die der Hilfe bedürfen, ist lang. Doch "war es absolut unmöglich, einen Überblick über den tatsächlich vorhandenen Bedarf zu kriegen", erklärte PSAG-Sprecherin Angelika Adams. "Wir mußten erkennen, daß wir als Arbeitsgruppe mit der Sache überfordert sind." Was die PSAG aber leisten könnte, sei die Aufstellung eines "gescheiten Forderungskataloges" mit Fragen und Anregungen. Aber auch die Kommunen sehen sich in Sachen Wohnungsnot einem unentwirrbaren Problemknäuel gegenüber, das durch fehlende fachliche Kompetenz in den diversen, mit der Sache befaßten Ämtern nicht kleiner wird: "Je größer das Problem, um so geringer die Neigung zur Lösung", lautete Storks provozierende These. Auch Riedstadt habe bisher eher durch Nichthandeln geglänzt und sich damit in bester Gesellschaft gefunden, meint der Sozialdezernent und begründet dies mit der mangelnden Kompetenz innerhalb der Verwaltungen.

Das Thema sei so komplex, daß vor allem kleine Verwaltungen oft überfordert seien, erklärte Stork. Das gelte auch für Riedstadt. Doch die Gemeinde hat inzwischen neue Wege eingeschlagen. Weil man selbst keine Fachleute hatte, holte man sie sich von außen, bildete eine Arbeitsgruppe und kam zu dem Ergebnis, daß es sinnvoll sei, eine Kommission einzusetzen.

Im Mai diesen Jahres nahm das aus Bürgern, Fachleuten und Gemeindevertretern zusammengesetzte Gremium die Arbeit auf. Es versteht sich als Mittler, ist Ansprechpartner für Bürger, Institutionen, Vereine und Verbände und befaßt sich intensiv mit den sozialen Problemfällen. Die Kommission berichtet dem Gemeindevorstand, macht Lösungsvorschläge, die dann wiederum dem Parlament zur Entscheidung vorgelegt werden.

Gleichzeitig wurde eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe innerhalb der Verwaltung eingesetzt, was den oftmals langen und undurchsichtigen Weg durch die Instanzen der einzelnen Zuständigkeitsbereiche entscheidend abkürze und den Entscheidungsprozeß beschleunige, erläuterte Stork. Mit dem Erfolg, daß insgesamt nicht nur das Problembewußtsein geschärft und die Kompetenz gewachsen sei, sondern auch schon konkrete Ergebnisse erzielt wurden: "Wir sind schon dabei, bestimmte soziale Brennpunkte zu entflechten."

Stork ist mit der Halbjahresbilanz der Kommission zufrieden. Aber auch er weiß, daß das Gesamtproblem damit höchstens entschärft, nicht aber gelöst werden kann. Die Kommunen allein, darin waren sich alle beim PSAG-Treff einig, sind zu schwach, das Problem zu lösen. wal

Über "Republikaner" stürzt OB nicht Hamers Wahlstrategie geplatzt: Mit den Rechtsaußen wählt keiner Assmann ab

BAD HOMBURG. "Lieber verlier' ich alle Wahlen der Welt, als mit diesen Menschen auch nur für einen Fünfer etwas zu machen", sagt Grünen-Stadtrat Dieter Kraft. "Da gibt's keine Kooperation", betont erneut SPD-Stadtchef Udo Fröhlich. Gemeint sind die rechtsextremen "Republikaner", und der Anlaß ist der CDU-Spitzenkandidat Bernd Hamer. Der hatte kürzlich eine Zusammenarbeit von SPD und Grünen mit den Rechtsaußen zum Sturz der Bad Homburger Stadtregierung prophezeit, falls CDU und FDP bei den Wahlen im März ihre Mehrheit verlieren. Die vermeintlichen Umstürzler indes sehen in Hamers Spekulation nur einen "mehr als üblen" Wahlkampf-Trick. Inklusive der "Republikaner" (REP): Hamers Kooperations-Schreckgespenst scheitert schon daran, daß die rechtsextreme Partei selbst nicht daran denkt, Oberbürgermeister Wolfgang Assmann oder Kämmerer Karl Lohwasser (beide CDU) abzulösen.

So rückt denn Hamers eigene Position zur REP, die vor Wochen schon mächtig Staub aufwirbelte, und die mancher Parteifreunde wieder in den Blickpunkt. "Da gibt's ja mehr Nähe als manchem lieb ist. Die Reps wollen die CDU korrigieren, nicht abwählen", faßt Fröhlich die "Republikaner"-Position zusammen - durchaus in deren Sinne, wie ihr Ortschef Peter Münch bestätigt: "Abwahl ist nicht unser Anliegen", nur das Verhältnis zu Baudezernent Wolfgang Weber (CDU) sei "schwerlich in Ordnung zu bringen". Die CDU-Stadtpolitik stufen die "Republikaner" auch in ihrem kommunalpolitischen Programm als "im großen und ganzen in der Vergangenheit recht positiv" ein.

"Der Hamer ist nachweislich einer, der mit den Reps zusammengehen will", beruft Kraft sich auf das Memorandum des "Petersberger Kreises" rechter CDU-Landtagsabgeordneter, dem Hamer angehört. Aus der Sicht des Grünen weichen die "Republikaner" und der CDU-Stadtchef "in den Zielvorstellungen nicht einen Millimeter" voneinander ab - und ausgerechnet diesen Mann küre die CDU zum Spitzenkandidaten: "Das ist doch ein Signal."

"Bei den Verhandlungen über politisch notwendige Mehrheiten dürfen von den Medien von vornherein in eine Ecke gestellte Protestwählerparteien nicht ausgeschlossen werden", hatte das von Hamer unterstützte Memorandum einst für Koalitionen mit den rechtsextremen "Republikanern" plädiert. Mit Bad Homburger "Republikanern" hat Bernd Hamer allerdings nach eigener Aussage bisher "überhaupt keine Gespräche geführt". "Wir beteiligen uns auch nicht an einer Diskussion über sie, weil wir sie damit nur fördern würden", versicherte er zudem - just nachdem er die Diskussion mit seinen Prophezeiungen weiter angeheizt hatte.

Hiesige Christdemokraten schätzen die fraktionsinterne Zustimmung zu einer Zusammenarbeit mit den Rechtsaußen notfalls bis auf 50 Prozent, angesichts der gleichfalls starken Widerstände dagegen sähen sie Fraktion und Partei jedoch vor einer Zerreißprobe. Fraktionschef Franz Kaunzner hatte eine solche Zusammenarbeit stets ausgeschlossen - bis er geschaßt wurde. Er kann sich auch jetzt "kaum vorstellen, daß so etwas kommt", für Udo Fröhlich aber droht mit Kaunzners Ausbootung auch dessen Wort wider Rechtsaußen zu fallen.

Zumal diese Zusammenarbeit nach einem Wahlausgang ohne klare Mehrheitsverhältnisse auch stillschweigend möglich wäre. "Duldung" heißt das verlockende Zauberwort - der hauptamtliche Magistrat verläßt sich auf die eindeutigen Absagen von SPD und Grünen, ihn abzuwählen, wenn dazu "Republikaner" nötig sind ("es ist schon fast lächerlich, das zu dementieren", so Kraft), und bleibt trotz einer CDU- FDP-Niederlage im Amt.

In Frankfurt attackiert die CDU den dortigen Oberbürgermeister mit einem solchen Szenario, erinnert Fröhlich - ob Wolfgang Assmann bei solch indirektem Profitieren von "Republikaner"- Stimmen im Amt bleiben wollte, war gestern nicht zu erfahren. Der Oberbürgermeister ist in Urlaub.

Die Kreis-CDU geht mittlerweile zu ihrem Landtagsabgeordneten Hamer auf Distanz. "Die Sprache, die sich Herr Hamer zu eigen macht, ist nicht meine Sprache", ließ sich Gerd Krämer, Fraktionschef der Kreistags-CDU, kürzlich zu Asyl-Parolen seines Parteifreundes zitieren. CDU-Kreischefin Brigitte Kölsch bekräftigt ihre Ablehnung jeglicher Koalition "nach links- oder rechtsaußen". Für sie ist ein Wahlerfolg nur in der politischen Mitte erreichbar - eine Absage an den Versuch Hamers, im Kampf um Wählerstimmen weit nach rechts zu gehen. Kölsch: "Ich sehe das nicht als erfolgversprechend an." STEFAN KUHN

Chansons aus Frankreich: Unterhaltung für die Bad Vilbeler Seniorinnen und Senioren Catherine Le Ray sang, und alle summten mit Ein Gedanken-Spaziergang an blau-weiß-roten Tischen

BAD VILBEL. Als Catherine le Ray das Chanson "La vie en rose" anstimmte, summten sogar einige Senioren im Kurhaussaal mit. Mit genau 70 älteren Bad Vilbeler Frauen und Männern an liebevoll gedeckten Tischen war der Kurhaussaal nur zum Teil besetzt. Bürgermeister Günther Biwer (CDU) vermutete bei seiner Begrüßung, für viele Bad Vilbeler Senioren sei wohl nicht so recht "rübergekommen", was sie zum Konzert "La France en Chansons" erwartet.

Um so mehr wünschte er jenen, die gekommen waren, "viel Freude beim Kunstgenuß", den die anderen missen mußten. Sängerin Catherine Le Ray komme aus Paris mit "klassischen" Chansons von Edith Piaf, Yves Montand, Gildert Bécaud (hessisch: Schílbehr Bekóh), Charles Asnavour sowie dem "Macky-Messer-Song" von Brecht-Weill. Es waren dies überwiegend Lieder, die den meisten dann sehr bekannt vorkamen, die Erinnerungen an die vergangenen 50 Jahre wachriefen. Außerdem empfahl Biwer dazu, "die Gedanken spazierengehen zu lassen", am Eiffelturm, in Paris, der Stadt, die gerade in der Nachkriegszeit als Inbegriff fröhlichen Lebens und Metropole der Liebespaare galt.

Die Sängerin stellte zunächst am Piano Thomas Gratza vor, der nicht nur klassisch ausgebildeter Pianist, sondern auch preisgekrönter Komponist ist. Catherine bestätigte, daß sie aus Paris stamme, sogar aus dem "Herzen" der Stadt, dem alten Stadtteil Montmartre mit der Kirche Sacre Ceur, in dem heute noch viele Maler leben. Inzwischen wohnt sie in der Nähe von Augsburg.

Das nachmittägliche Konzert "La France en Chansons" hätte vermutlich nicht nur Senioren begeistert. Es gehört zu einer Reihe von mutigen Schritten, die Palette der Angebote für die älteren Bürger/-innen der Stadt etwas zu erweitern. Es wird hoffentlich nicht das letzte dieser Art bleiben. Der Bürgermeister überlegte auch am Rande des Konzerts, daß künftig die Musiker - wie schon bei Kammerkonzerten - von der Bühne in den Saal geholt werden. Damit wird bekanntlich die Atmosphäre erheblich leichter und zugleich die Distanz zu den Akteuren oben auf der Bühne verringert.

Für kommenden Donnerstag, 22. Oktober, lädt Seniorenpfleger Gerd Borns zu einer geführten Wanderung zu den prähistorischen Wallanlagen im Biebertal ein. Anmeldung dazu ist im Rathaus unter Telefon 60 23 09 oder 60 23 05 erbeten. Die Teilnehmer/-innen sollten gut zu Fuß sein. Danach wird Rast mit zünftigem Mittagsschmaus in einem bayerischen Gasthaus eingelegt.

Ein weiterer neuer Farbtupfer im Programm für ältere Bürger ist der "Seniorentanz" am 4. November im Kurhaus ab 14 Uhr. Wie Altenpfleger Borns schilderte, ist ihm aufgefallen, daß die älteren Bad Vilbeler bei Ausflügen anschließend gerne ein Tänzchen wagen. Daher hat er am 4. November eine Seniorentanzgruppe aus Hattersheim eingeladen, die mit ihren Tänzen zum Mitmachen einladen will. "Das ist ein Versuchsballon", beschreibt er das Bemühen, für die Senioren auch etwas zur eigenen Aktivität zu bieten und Alternativen zur reinen Berieselung und Streuselkuchenbewirtung zu ermöglichen. Und außerdem: Nach einem Tänzchen schmeckt der Kuchen noch besser. de

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 12 Uhr; "Unser Eiweißbedarf", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Naturheilverein: SH-Gruppe "Besser essen", Treffen, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.

Echzell. SH-Gruppe Anonyme Eßsüchtige OA: Treffen, 19.30-21.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Lindenstr. 4, Kontakttelefon: 0 60 08 / 315.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 u. 19.30 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17; "Volkslieder international zum Hören und Mitsingen", Sonderkonzert der Kurkapelle, 19.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8, (Eingang Judengasse).

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Mütter- und Familienzentrum, Feuerwache: Joga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10 bis 11 Uhr .

VDK: Video: "Stella", Altes Rathaus, 14.30 Uhr.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Bürgeraktive: Offener Gesprächskreis z. Thema: "Gesundheit - Krankheit - Lebensfreude", 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.

Seniorenclub Heilsberg: Spielnachmittag mit Kaffee und Kuchen, Seniorenbegegnungsstätte, Jahnstr. 17, 15 Uhr.

Butzbach. BUND für Umwelt und Naturschutz: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.

Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Jagdgenossenschaft Petterweil: Jahreshauptversammlung, Gaststätte "Alt Petterweil", Berenger Straße, 20 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Seniorenclub Lindheim/Enzheim: Zusammenkunft, Feuerwehrhaus, Gemeinschaftsraum, 14.30 Uhr.

Büdingen. Seniorenkreis: Treffen, Gemeindehaus Büches.

Nidda. KZV Unter-Schmitten: Versammlung.Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Echzell. SPD: Mitgliederversammlung des Gesamtortsvereines, Horlofftalhalle, Großes Kolleg, 20 Uhr. Kurse / Vorträge Friedberg. Vortrag zum Thema "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", Referent: Dr. Uwe Vogt, Stadthalle, Saal 3, 20 Uhr.

Nidda. Vortrag von Marcel-Reich-Ranicki "Nidda - literarisch", Bürgerhaus, 20 Uhr. Verschiedenes Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Gartenabfälle Friedberg. Entsorgung von Gartenabfällen, Kernstadt, Bezirk 1, am 15.10; Kernstadt Bezirk 2, am 16. 10. Ausstellungen Bad Nauheim. Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. 10.).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. 11.).

Trinkkuranlage, Ausstellungsräume: Gemeinschaftsausstellung: Gemälde von Helga C. Jäger - Lebendiges aus Ton von Christiane Gaubatz, Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr (bis 25. 10.).

Friedberg. Sparkasse Wetterau: "Kelten in der Wetterau und im Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten (bis 22. 10.).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8. 11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. 10.).

Nidda. Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. 11.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Hook (15 Uhr), Columbus 1492 (20 Uhr). - Blende: Tom & Jerry (15 Uhr), Boomerang (20.15 Uhr).- Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr). - Keller: Fatale Begierde (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Delicatessen (19 Uhr), Go Trabi Go - Das war der Wilde Westen (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Steinzeit Junior (20 Uhr).- Bambi: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Wolfsblut (16 Uhr), Reihe Comic- Verfilmungen: Nick Knattertons Abenteuer (18 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Janssen: EGO (20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Münchhausen (15 Uhr), Grüne Tomaten (19.45 Uhr), Delicatessen (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Hear my song (19.30 Uhr), Gesellschaft für Mrs. DiMarco (21.45 Uhr).

(Keine Gewähr).

Klemm fordert eine "neue Solidarität" Reichere müßten Ärmere unterstützen / Auch Betriebe sollen Wohnungen bauen Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Zum Beginn des Kitajahres 1993/94 im kommenden September sind in Hessen sozial gestaffelte Gebühren für Kindertagesstätten zu erwarten, die bisher nicht möglich waren. Mit der entsprechenden Satzungsermächtigung rechnet der Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion, Lothar Klemm (Neuberg), wie er bei einem Informationsbesuch mit Fraktionskollegen in Hanau sagte. Doppelverdienende mit mehr als 8000 Mark Nettoeinkommen müßten etwa 300 Mark Monatsgebühren berappen gegenüber Normalverdienenden mit rund 120 Mark, kann sich Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin vorstellen. Dieses Beispiel stellte Klemm unter die Überschrift "neue Solidarität". Wenn das Rhein-Main- Ballungsgebiet durch den europäischen Binnenmarkt weiter boome und dabei nicht nur Platz für die Menschen mit starken Ellenbogen sein dürfe, müßten die Reicheren für die Ärmeren einspringen und Land und Kommunen mehr sozialen Wohnungs- und Kitabau betreiben. Der Rahmenplan der Landesregierung sehe bis 1995 40 000 zusätzliche Wohnungen und 20 000 neue Kitaplätze vor. Wie das vor Ort umsetzbar ist, schauten sich die Sozialdemokraten anhand der neuen Siedlung in der Steinheimer Karl-Kirstein-Straße und der Modellkita in der Nordstraße an. Hans Heimerl als SPD- Vorsitzender und Geschäftsführer der Baugesellschaft bekräftigte, daß sich sozialer Wohnungsbau für den Träger mit drei Geschossen wie in Steinheim lohne, womit auch Flächen gespart würden und sich großzügige Grünbereiche um die Häuser architektonisch leichter verwirklichen ließen. Er und Klemm forderten, die Einkommensgrenzen für den sozialen Wohnungsbau nahezu zu verdoppeln, damit keine Randgruppen-Wohngettos entstünden, sondern sich die Mischung mit Durchschnittsverdienern bessere.

Klemm forderte die hessische Wirtschaft auf, sich wieder im Werkswohnungsbau zu engagieren wie in den 50er Jahren. Das bringe die Wohnungen näher zu den Arbeitsplätzen und helfe Pendlerströme eindämmen. 20 Prozent des hessischen Wohnbau-Förderprogramms fallen auf den Werkswohnungsbau, doch in Hanau gibt es nicht zuletzt wegen der teils schlechten konjunkturellen Lage für die Großbetriebe bisher keine Resonanz darauf. Um das "soziale Gleichgewicht" nicht nur der Politik zu überlassen, rief Klemm die Betriebe auf, sich auch am Kitabau finanziell zu beteiligen und dafür Belegungsrechte zu sichern. Weitsichtige Firmenleitungen hätten erkannt, daß dies wichtig sei, um Personal zu gewinnen.

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion warnte davor, das Rhein-Main- Gebiet künftig zuzubetonieren. Im Gesamtinteresse der Region dürfe nicht jede Kommune ungesund wachsen wollen. Er setzt auf Dialog statt auf ein zentrales Steuerungsgremium in der Region, das den Kommunen eigene Vorstellungen aufdrücken wolle. Klemms Hanauer Fraktionskollege Ronald Battenhausen will erreichen, daß im zuständigen hessischen Ministerium die Fachgebiete Wohnungsbau, Naturschutz und Raumplanung vernetzt sind. Battenhausen und Klemm boten zum Schluß ihrer Besichtigungstour Gelegenheit zum Bürgergespräch. Dabei dominierte erwartungsgemäß das Thema Asyl mit allen damit verbundenen Ängsten in der Bevölkerung und vielfältigen Vorschlägen von Bundespolitikern. Battenhausen hielt den Befürwortern einer Grundgesetzänderung entgegen, was eigentlich geschehe, wenn dieser Schritt nichts nutze.

Vergewaltigungen in der Haftanstalt Santa Fu vertuscht? Ehemaliger Gefängnisleiter steht in Hamburg vor Gericht Von unserem Korrespondenten Karsten Plog

HAMBURG, 14. Oktober. Konnte in der Hamburger Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel II, im Volksmund Santa Fu genannt, ein dort einsitzender Frauenmörder und Sexualverbrecher mehrfach Aufseherinnen überfallen, eine von ihnen vergewaltigen und drei andere zu sexuellen Handlungen nötigen, ohne dafür belangt zu werden? Vor dem Hamburger Amtsgericht muß sich von diesem Donnerstag an der ehemalige Leiter der Vollzugsanstalt, Wolfgang Sarodnick, gegen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft verteidigen, diese Verbrechen gegenüber der Aufsichtsbehörde vertuscht zu haben. Die Anklage geht davon aus, daß in den Jahren 1982 bis 1984 der 46jährige Sexualverbrecher Alfred B. in der Bibliothek des Gefängnisses vier Aufseherinnen überfallen und vergewaltigt hat. Die Frauen berichteten davon Sarodnick, erstatteten allerdings darüber hinaus keine Anzeige. Sarodnick aber soll die Überfälle unter den Teppich gekehrt haben. Er habe weder, wie in solchen Fällen vorgeschrieben, die Justizbehörde unterrichtet noch habe er Anzeige erstattet. Auch in der Akte des Strafgefangenen, der weiter in der Bibliothek arbeiten konnte, seien die Verbrechen nicht aufgetaucht. Die betroffenen Frauen soll Sarodnick unter Druck gesetzt haben, die Sache nicht nach außen zu tragen. Als einzige Vorsichtsmaßnahme habe Sarodnick angeordnet, daß künftig Frauen nur zu zweit in der Bibliothek Dienst tun sollten.

In einem Gutachten des inzwischen gestorbenen Sexualwissenschaftlers Eberhard Schorsch, dem die neuen Straftaten ebenfalls nicht bekannt waren, wurde B. sogar bescheinigt, er könne in den gelokkerten Vollzug entlassen werden. Doch inzwischen hatten die Frauen doch das Schweigen durchbrochen und Alarm geschlagen. Ein erster Amtsrichter allerdings lehnte die Eröffnung des Verfahrens "mangels Tatverdachts" noch ab. Danach legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde beim Landgericht ein und bekam Recht.

Wolfgang Sarodnick selbst hat zu den Vorwürfen bisher geschwiegen. Der Psychologe ist immer für einen möglichst liberalen Strafvollzug eingetreten. Es kam deshalb zu Konflikten mit Vorgesetzten in der Behörde, aber auch Vollzugsbeamten in Santa Fu. Gleichzeitig galt der Mörder B. als eine Art Musterhäftling, obwohl er bereits 1979 einen Versuch gemacht haben soll, eine Aufseherin zu vergewaltigen und obwohl er zweimal ausgebrochen war. Er malte Bilder und stellte sie aus, beteiligte sich an einem Literaturzirkel und wechselte Briefe mit der damaligen Justizsenatorin Eva Leithäuser.JubiläumsprogrammMusik, Gespräche, Baumpflanzung

BAD NAUHEIM. Zum 250. Geburtstag bietet die Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim unterschiedliche Veranstaltungen an.

Am Samstag, 17. Oktober, wird das Jubiläum mit einem festlichen Barock-Konzert in der Dankeskirche gefeiert. Ab 20 Uhr spielt das "Mitteldeutsche Kammerorchester".

Die Reihe der Glaubensgespräche mit hochkarätigen Experten, in deren Mittelpunkt die Frage nach dem Stellenwert und der Funktion der Kirche steht, wird am Mittwoch, 21. Oktober, fortgesetzt. Ab 20 Uhr wird in der Wilhelmkirche Professor Dr. Wolfgang Kratz (Herborn) über "Das Alte Wort ins alte Dorf - was sagt die Kirche heute?" sprechen. Im Anschluß an seinen Vortrag ist wieder eine Diskussionsrunde geplant.

Gefeiert wird das große Jubiläum am Sonntag, 25. Oktober, mit einem großen Gemeindefest. Um 9.30 Uhr wird ein Festgottesdienst in der Dankeskirche beginnen, dem ein Frühschoppen zum Thema "Die Kirche im Dorf zwischen Politik und Geld - Wer hat das Sagen?" folgt. An ihm werden unter anderem Bad Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach (CDU) und Bad Nauheims Zweiter Stadtrat Peter Keller (SPD) telnehmen. Beide hauptamtlichen Politiker wohnen in der Kernstadt, sind Mitglied der evangelischen Kirche und wollen Bürgermeister von Bad Nauheim werden.

Ab 12.30 Uhr ist ein gemeinsames Mittagessen geplant und ab 14 Uhr treffen sich Bürger und Bürgerinnen in der Wilhelmskirche zum Plaudern und Kaffeetrinken. Zum Abschluß des Festes wird gegen 16 Uhr ein Baum an der Kirche als symbolischer Ausgleich für jene Prachtexemplare gepflanzt, die für die Parkplätze der Kirche geopfert wurden. str

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (15, 17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: My Girl - Meine erste Liebe (15 Uhr); Grüne Tomaten (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (17.30 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Alien 3 (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Liebenden von Pont Neuf (20.15 Uhr). Musik/Kabarett Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandplatz: "Heike Schoch - The Sing an Dance Explosion", 20 Uhr.

Steinbach. Backhaus: "Die spitze Feder", 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotos von Nicola Kutzmann, 14 bis 19.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", 8 bis 16 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Grafik und Plastiken von Peter und Lieselotte Frieling, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10-12 und 15-18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Einzelausstellung mit Werken von Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Vorträge/Kurse Oberursel. Altes Hospital: "Blütenzauber auf der Insel Mainau", Dia-Vortrag von Karl Westenburger, 15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9-12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8-12 und 14-17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Elternschule Taunus: Gymnastik für Frauen, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Not-Telefon im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Gymnastik 8.45 bis 10.45 Uhr; offener Treff 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik 14 bis 15 Uhr; Tanz 15 bis 16 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.

Tanznachmittag in Köppern, Bürgerhaus, 15 Uhr.

Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Dia-Vortrag um 15 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Autogenes Training 10 Uhr, Tanz ab 15.30 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Wie die Römer lebten - Wir basteln ein Wandbild", 15 Uhr.

Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163; Hardtwald-Apotheke, Friedrichsdorf-Seulberg, Hardtwaldallee 5.

Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.

Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu-Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32 a; und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.

Salzburg und Schladming veranstalten die "Special Olympics" Österreich wirbt mit Behinderten um Touristen Winterspiele als Integrationsfaktor / "Potentielle Kläger sollen woanders Urlaub machen"

Während für deutsche Richter der Anblick von Behinderten während eines Urlaubs noch eine Minderung des Reisepreises wert ist, weil angeblich dadurch der Erholungswert gemindert werde, werben österreichische Tourismusexperten mit den "Special Olympics", den Spielen für geistig Behinderte, um Integration und natürlich um neue Touristen.

"Potentielle Kläger sollen woanders Urlaub machen." Martin Uitz, der Geschäftsführer der Salzburger Land GmbH machte am Mittwoch in Frankfurt/M. unmißverständlich klar, daß solche Gäste wohl kaum mit einem herzlichen Grüß Gott rechnen können. Dagegen sind die mehr als 1600 geistig Behinderten Sportler und Sportlerinnen aus 50 Ländern willkommene Besucher. Salzburg und das steirische Skizentrum Schladming sind vom 20. bis 27. März 1993 Gastgeber der fünften Welt-Winterspiele für geistig Behinderte.

Zum erstenmal finden die Spiele außerhalb der USA statt. Dort rief vor 24 Jahren die Politiker-Gattin Eunice Kennedy Shriver die Bewegung der "Special Olympics" ins Leben. Heute ist ihr Schwiegersohn, Arnold Schwarzenegger, der bekannteste Förderer der Spiele. Der gebürtige Steyrer half kräftig mit, die "Olympics" nach Österreich zu bringen. Neben dem früheren Mister Universum werben die österreichischen Ski-Stars Petra Kronberger, Franz Klammer, Toni Sailer und Annemarie Moser-Pröll für die Idee, behinderten Athleten die Möglichkeit zu geben, Erfolgserlebnisse zu spüren, Freude an der Bewegung zu vermitteln und sie zu weiteren Aktivitäten zu motivieren. "Menschlichkeit zeigen", so faßte Uitz das Ziel der Spiele zusammen.

Der Fremdenverkehrsfachmann verhehlte allerdings nicht, daß natürlich auch wirtschaftliche Interessen "im Spiel sind". Österreichs Tourismuswerbung zielt mit dem "schönsten Wintersportereignis der kommenden Ski-Saison" hauptsächlich auf den US-amerikanischen Markt. Zusammen mit den zahlreichen Familienangehörigen und den vielen Betreuern erwartet das Alpenland einige tausend Gäste und Zuschauer.

In Gruppen von bis zu acht Athleten gehen die Aktiven in allen klassischen Wintersportarten an den Start. Über den Geist der Spiele sagt der Eid der Sportler sehr viel aus: "Laßt mich gewinnen! Auch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich es mutig versuchen." jah

Währungshüter bleiben auf Kurs Aufwertung der Mark macht Inflationsbekämpfung leichter

sch FRANKFURT A. M. Die gesunkenen deutschen Zinsen gefährden die Stabilitätspolitik der Bundesbank nicht, da die Aufwertung der Mark es ihr leichter macht, inflatorische Tendenzen im Inland einzudämmen. Mit dieser Feststellung in seinem Monatsbericht weist das Haus Schlesinger Sorgen zurück, es könnte im Kampf gegen die Geldentwertung nachlassen. Auch unter erschwerten Bedingungen wolle die Notenbank die monetäre Expansion kontrollieren und den Stabilitätskurs fortsetzen, heißt es mit Blick auf den Geldzufluß aus dem Ausland.

Die Aufwertung der Mark (sie kann Einfuhren verbilligen, Ausfuhren verteuern, den Wettbewerb im Inland verschärfen und so den Preisauftrieb dämpfen) habe "einen gewissen Spielraum für die Zinssenkung" geschaffen, verteidigen die Währungshüter ihre Leitzinsermäßigung Mitte September. Nochmals betonen sie, daß diese vor allem außenwirtschaftliche Gründe hatte. Sie erinnern daran, daß damals Interventionen zur Stützung der Lira bei ihnen zu einem Devisenzufluß führten, der die Bankenliquidität und wohl auch die Geldmenge hierzulande aufblähte. Die Abwertung der Lira im Europäischen Währungssystem (EWS) am 14. September um sieben Prozent habe der deutschen Geldpolitik nur eine Kurze Atempause verschafft. Drei Tage später wurde die Peseta um fünf Prozent abgewertet, zum 17. September zudem die Teilnahme von Lira und Pfund am Wechselkursmechanismus ausgesetzt. Die Mark sei im gewogenen Durchschnitt gegenüber den EWS-Währungen bei Abschluß des Monatsberichts (9. Oktober) um sechs Prozent höher bewertet worden als unmittelbar vor der ersten EWS-Anpassung im September, faßt der Bericht zusammen. Insgesamt flossen der Bundesbank von Ende August bis Ende September Devisen von 92 Milliarden Mark zu, was sie bei der Geldmarktsteuerung "außergewöhnlich" gefordert habe.

Mit den Änderungen im September dürften sich die Bedingungen für "ein stabileres Wechselkursgefüge zwischen den EWS-Währungen wesentlich verbessert haben", heißt es weiter. Es sei zu hoffen, daß die jüngsten Kapitalverkehrsbeschränkungen (Spanien, Portugal, Irland) bald wieder beseitigt werden. Dazu müßten sich alle Mitglieder an die Regeln halten: Das heißt, daß sie eine konsequente Stabilitätspolitik nach innen und außen verfolgen und daß bei wichtigen ökonomischen Ungleichgewichten bis zum Eintritt in die dritte Stufe der Währungsunion rasche Leitkursanpassungen nicht ausgeschlossen bleiben.

Mit seiner Kritik an den Parteien hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker eine intensive und kontroverse Diskussion ausgelöst. Der Bundespräsident hatte sich im Gespräch mit den Bonner "Zeit"-Korrespondenten Gunter Hofmann und Werner A. Perger geäußert. Einen Teil der Reaktionen auf die Einwürfe von Weizsäckers haben Hofmann und Perger jetzt in dem Buch "Die Kontroverse - Weizsäckers Parteienkritik in der Diskussion" (Eichborn Verlag Frankfurt/Main) versammelt. Wir dokumentieren daraus den Beitrag des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine mit dem Titel "Wunschlos unglücklich?" Lafontaine setzt sich darin auch mit den Medien auseinander und wirft ihnen vor, sich als moderne Form des Prangers zu betätigen und einzelne Politiker als Sündeböcke zu personifizieren. Der in diesem Zusammenhang stehende

Satz ",Der Jude hat einen Namen' - bleute schon Goebbels der Nazi-Presse ein", löste starken Widerspruch aus, so daß sich die Saarbrücker Staatskanzlei am Mittwoch zu einer Stellungnahme veranlaßt sah. Sie weist darin die "Unterstellung" zurück, Oskar Lafontaine habe "die demokratische Presse der Bundesrepublik mit der gleichgeschalteten Presse der Nazizeit gleichgesetzt".

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.

Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Str. 2-4.

Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b, Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16, Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7, und Rats- Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2.

Prima, primissima Ein Wiedersehen: I MACAP im Gallus-Theater

Einige der Zuschauer hockten auf dem Boden, andere quetschten sich in Lücken zwischen Bank und Wand, jeder nur erreichbare Klappstuhl wurde zusätzlich aufgeboten: I MACAP spielten wieder im Gallsutheater: "Ende gut alles gut". Und es war alles gut, alles primissima, phantastico, fulminante. Die fünf Jungs, nein, das sind ja richtige Männer geworden mit Beruf und Weib und Kind, haben gespielt wie am ersten Tag, so locker und selbstverständlich, so engagiert und aufgekratzt.

Das Publikum, durchaus nicht nur Leute, die vor zehn Jahren schon dabei waren, sondern Zuschauer "vom Ort", das heißt aus dem Gallusviertel, und solche, die sich nachträglich mal ansehen wollten, was da dran ist, an dem Ruf, der der Truppe immer noch anhaftet - das Publikum flog den Schauspielern nur so zu und lebte, spielte mit; Kinder riefen Anworten auf die Bühne, korrigierten die Schauspieler, die ja (scheinbar) kein Deutsch kannten und für die tollsten Sprachverwechslungen sorgten.

Andere ließen sich willig auf einige Szenen und Späße ein, mit denen die fünf immer wieder das Textbuch auflockerten. Unübertrefflich der Schauspieler, der wieder in die Frauenrolle geschlüpft war, wie er zu rühren verstand, wie er (nein: sie) kokettierte, schnurrte, balzte und immer wieder für ein Gelächter sorgte, wie man es wohl nur selten in einem Frankfurter Theater hörte, so befreiend, so ganz und gar aus dem Herzen heraus: Commedia dell'arte vom feinsten.

Natürlich könnten die fünf keinen Goethe spielen oder Schiller, natürlich wären sie überfordert, sollten sie sich an "Penthesilea" versuchen. Aber in ihrem Bereich sind sie immer noch zehnmal besser als der Durchschnitt. Und gibt es in Frankfurt eine Bühne, auf der man jemals so perfekt Komödie gespielt hätte? Aber Schauspieler aus anderen Häusern habe ich keine gesehen, keine Theaterleiter und Politiker auch kaum, schade.

Es ist deshalb auch ein Jammer, wenn man sieht, wie hier (durch des Regisseur Brian Michaels) früher Kräfte mobilisiert wurden, die für ein paar wenige Jahre wirken durften, aber dann "mangels Masse" verpufften. Gleichzeitig haben Michaels und I MACAP gezeigt, wie es mit geringsten Mitteln möglich wäre, bestes Theater zu machen, wenn man die richtigen Leute dazu hätte oder suchte. wp

DORIS HAUSER aus Korbach im Kreis Waldeck- Frankenberg kann sich mit einer ganz besonderen Auszeichnung schmükken. Im "4. Deutschen Nachwuchswettbewerb für Edelstein- und Schmuckgestaltung Idar-Oberstein 1992" errang die 25jährige den ersten Preis. Die Goldschmiedin überzeugte die Jury mit ihrem aus vier Zahlen bestehenden Arbeit. Gelobt wurde der "gelungene Transfer zwischen der alltäglichen Figur der Zahl, die plötzlich ihre Funktion verliert und als Fingerschmuck neu entsteht".

Viel Licht und starke Schatten Vorzügliche Sänger in einem sinnlich inszenierten, doch betulich dirigierten "Don Giovanni"

GELSENKIRCHEN. "Also stirbt, wer Böses tut." Diese Schlußmoral nach dem Untergang Don Giovannis ist nichts als ein Vorwand, den das Sextett der Verschonten braucht, um von den eigenen Lebensschwächen abzulenken. Also heben sie den von einem aus dem (Bühnen-)Himmel herabgestürzten Kreuz Getöteten auf, plazieren ihn in einen Sessel und stopfen ihn mit dem voll, was er zu Lebzeiten genossen hatte: Wein und Speisen. Dabei verdrängen sie geflissentlich das, was Don Giovanni ihnen als ihr eigenes Defizit zu Bewußtsein hatte kommen lassen: Sex. Und die Bäuerin Zerlina funktioniert die Strafmoral gleich in den Kodex um, man dürfe alles, außer sich erwischen lassen, indem sie einen Leuchter aus den Beständen des Hinterbliebenen mitgehen läßt. Sie hatte vorgesorgt, indem sie sich mit der Linken bekreuzigte.

Schon während der Ouvertüre werden auf den scheinbar eisernen, in Wirklichkeit als Teil des späteren Bühnenbilds höchst beweglichen Vorhang mit seiner Mitteltür ein paar Textzeilen Georges Batailles zur Wirkungsgeschichte des Don Juan projiziert. Da ist vom plötzlichen Lachanfall einer Dame die Rede, der eine auf den Boden durchschlagende Feuchtwirkung erzeugt. Und als bürgerliches Lachtheater beginnt das Spiel mit dem Allegroteil der Ouvertüre: Da schleicht Don Giovanni in einem, wie wir bald feststellen, aus dem gestreiften Geschmackstuch des Don Ottavio geschneiderten Jakkett vor dem Zwischenvorhang vorbei, und alsbald fällt ihm von oben der Schlüssel für Haus und Bett Donna Annas zu - prompt entschwindet er in der Tür. Der ein wenig später, aber eben zu spät erscheinende Don Ottavio sieht sich mit seinen eigenen Mitteln zum Hahnrei vor der Hochzeit gemacht.

Mit seinen eigenen Mitteln? In seiner Inszenierung von Mozarts "Oper aller Opern" (E. T. A. Hoffmann) für das Musiktheater im Revier hat Dietrich Hilsdorf auf die alte Frage, was denn nun im Gemach Donna Annas geschehen sei, eine neue Antwort gegeben: aus dem Geist des Boulevards. Doch er kann sie nicht beglaubigen. Denn sein Ottavio, den Thomas Piffka zu einer präzisen Charakterstudie des Schleimschurken macht, girrt im folgenden seiner Braut Anna so obsessionell nach, daß er unmöglich in heimlicher Regelmäßigkeit - die sogar Don Giovanni auffiel und zur Nachahmung anregte - das schon genossen haben kann, was er dauernd erstrebt.

Unabhängig von dieser dramaturgischen Fehlkonstruktion besticht - dies nur ein besonders auffallendes Beispiel für Hilsdorfs intensive Personenführung - Piffkas Rollenporträt. Im ersten Akt, der der Prager Urfassung folgt, hat dieser Don Ottavio nichts als Stichwörter zu geben. Doch im zweiten, der auch die beiden für Wien nachkomponierten Arien Elviras und Ottavios bietet, rafft sich diese komische Tenorfigur zur Tragik dessen auf, der sich zum Gefühlsriesen wachsen spürt. Seine B-Dur-Arie richtet er nicht an Donna Elvira, sondern in seinem die Frauen verwechselnden Tätschelzwang an Zerlina, bis er sich zu seinen eigenen Koloraturen konvulsisch am Boden windet; für "Dalla sua pace" sucht er seine Adressaten gleich im gesamten Publikum, in das er sich mittels eines über den Orchestergraben gebauten Steg begibt. Dieser Verinnerlichungskünstler hat sich derart nach außen verbogen und gewunden, daß er zum lächerlichen Don Juan wird: eine grandiose Sing-Schauspielleistung! Man kann Bedenken gegen einige Einfälle Hilsdorfs anmelden (etwa den Auftritt der drei Masken als Nonnen): als Ensembleleistung verkündet seine Inszenierung in Gelsenkirchen etwas von jener Arbeitsmoral, die in unserer Subventionskultur oft nur scheinheilig behauptet wird. Man kann als regelmäßiger Theatergänger nur schwärmen von der - auch musikalischen - Intensität aller Darsteller. Die oft mit dem Zuspielen eines Apfels verdeutlichte Herr-Knecht-Dialektik zwischen dem wunderbar beiläufig balsamischen Don Giovanni des John Riley-Schofield und dem eine komische Urviech-Begabung beweisenden Joachim Gabriel Maaß als Leporello; die bei aller Innenglut des Singens - auch in den Koloraturen - zwischen den Händen des meuchlings ermordeten Komturs (Yue Liu) und Don Giovannis fast zerrissene Donna Anna der Edit Lehr; die genaue Typencharakteristik der aus Händels Oper herabgestiegenen Furie Elvira (Noriko Ogawa); die schon von der Landpomeranze in die Gefallsucht und Besitzgier einer gemimten Schäferidyllik verrutschte Zerlina (Ines Krome); der gewalttätig vertrottelte Masetto (Krzystof Klorek): das sind Glanzleistungen eines modernen Musiktheaters, die einem den Glauben an den Ensemblegeist zurückgeben.

Doch bei soviel Licht fallen die Schatten unbarmherzig auf. Die dramaturgische Einrichtung der Musik mag durch die Inszenierung legitimiert sein, rein musikalisch fällt das Dirigat von Lothar Knepper ernüchternd aus. Kein Glanz, kein Feuer im Orchester, verschenkt die explosionsartigen Temposchübe im Finale I, selbst die manchmal überzogenen Tempi ("Il mio tesoro", "Batti, batti o bel Masetto") bringen kein Leben ins Geschehen - ganz zu schweigen von den betulich, einfallslos und mit irrsinnigen Pausen durchsetzt gespielten Cembalo-Rezitativen des Dirigenten. Daß es eine moderne Mozart-Ausgabe gibt, hört man nur einmal an einer kleinen Kadenz Zerlimas, an einer Appoggiatur Donna Annas: O gäbe es doch einige Hilsdorfs unter den Musikern!

Johannes Leiacker hat eine manchmal von der Zwischenvorhangwand abgedeckte Einheitsbühne als Halbrund entworfen, von der gelegentlich ins Publikum ausgewichen wird. Die Not, schnelle Szenenwechsel herbeizuführen, führt dann auch zu Einfällen wie jenem, daß die Bauernhochzeit durch das Haus Donna Annas hereinbricht, in dem gerade der tote Komtur zur letzten Ruhe einbalsamiert wird. Daß die Bauern allesamt als Transvestiten herkommen, schmälert die Tragweite von Don Giovannis Einladung zu einem Fest, auf dem alle Limits fallen. Doch die Tatsache, daß der Lebemann auf dem Friedhof den Sarg des Komturs öffnet, beglaubigt der erste Posauneneinsatz in der Oper: Don Giovanni hat nicht nur eine Spürnase für Frauen, sondern auch ein Ohr für das Überirdische. Erst diese Qualität seiner Diesseitigkeit macht ihn empfänglich für das Unheil von oben.

So gerät die Aufführung zum Triumph jener Qualität, die einst Kierkegaard vor allen anderen an "Don Giovanni" zu rühmen wußte: der Sinnlichkeit. Das Musiktheater im Revier hat für solche Botschaften erfreulicherweise ein Publikum. ULRICH SCHREIBER

(Weitere Aufführungen sind geplant für den 16., 23., 25. und 31. Oktober.)

Für die Händlerschürze oben bitte:

Serben wollen Flugzeuge aus Bosnien abziehen

Viel für Kinder in Wiesbaden "Erfahrungsfeld" vom Künstler, Spielmarkt und "Roadshow"

Die hessische Landeshauptstadt ist derzeit mit einer Fülle von Programmen auf Kinder eingestellt. Im Schloßpark von Wiesbaden-Biebrich ist das "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" des Künstlers Hugo Kükelhaus mit allerlei Geräten zum Spielen und Betätigen, Ansehen, Anhören, Erkennen, Staunen bis einschließlich Sonntag, 25. Oktober, verlängert. Die Stationen sind in Zelten regensicher untergebracht und außer montags täglich von 9 bis 18 Uhr zu besuchen. Eintritt fünf Mark für Kinder, zwölf für Erwachsene, Ermäßigungen für Schüler, Familien. Der Park ist von Frankfurt aus über die Autobahn A 66 (Abfahrt Wiesbaden-Biebrich, von dort abwärts, rechts) zu erreichen. Vom Hauptbahnhof mit Buslinie 4 bis Rheinufer oder Linie 14 bis Schloß Biebrich.

Nachdem Frankfurt den Leiter seines Puppentheaters, Dieter Brunner, an Wiesbaden "verloren" hat, versprechen die 16. "Wiesbadener Puppenspiele" vom 31. Oktober bis 12. November noch bunter und vielfältiger zu werden. 14 Figurentheater sowie Amateurpuppenspieler (die übrigens gleichzeitig am "2. Amateurtheatertreffen" teilnehmen) werden vor jung und alt nicht nur ihre Puppen im wahrsten Sinne tanzen und agieren lassen, sondern teils auch selbst handelnd ins Geschehen eingreifen. Es sind führende deutsche und niederländische Spieler und Gruppen, darunter aus Frankfurt auch das "Theater im Laden" und "Klappmaul". Zur Eröffnung gibt es am Samstag, 31. Oktober, zwischen 11 und 13 Uhr Marios beliebte "Roadshow" als kostenloses Straßentheater vor dem ESWE-Haus, Kirchgasse 2. Die anderen Aufführungen sind fast täglich für Kinder vor- und nachmittags, für Erwachsene abends an verschiedenen Spielstätten zu Eintrittspreisen von drei und fünf Mark (Kinder, Erwachsene) und abends acht Mark. Auskunft und Kartenbestellung Telefon 06 11 / 30 06 07.

Im Hinblick auf das nahende Geschenkfest Weihnachten und die ratlosen Erwachsenen angesichts des nicht durchweg sinnreichen riesigen Angebots findet außerdem in der Landeshauptstadt von Mittwoch, 18. November, 14 bis 18 Uhr, bis Freitag, 20. November (dann jeweils von 9.30 bis 17 Uhr) im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden- Naurod der "4. Spielmarkt Rhein-Main" auch mit allerlei Unterhaltung, "Performance" und "Workshops" statt, wo man ausprobieren oder sich beraten lassen kann.

Diesen "Markt zur Spielpädagogik" veranstaltet die Katholische Fachstelle für Gestaltung (Telefon 06 11 / 59 84 44). Nach Naurod fährt man von der Autobahn A 3 Frankfurt-Köln bei der Abfahrt Niedernhausen ab, der Ausschilderung folgend. Oder ab Hauptbahnhof Wiesbaden mit Buslinie 22 Richtung Niedernhausen ohne Parkprobleme vor das Haus. er

Zu viel getrunken und am Steuer eingeschlafen

OBERURSEL. Alkohol macht müde - dies mußte ein Autofahrer in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch lernen. Er fuhr auf der Altkönigstraße aus Richtung Füllerstraße kommend. Laut Polizei kam er vermutlich infolge von Alkoholgenuß und nach eigenen Angaben durch Einschlafen links auf die Gegenfahrbahn. Dort rammte er zwei geparkte Autos.

Sein Führerschein wurde nach einer Blutprobe einbehalten. Der Sachschaden beträgt ungefähr 22 000 Mark. jom

Heimatmuseum ist wieder geöffnet

HOCHHEIM. Die Spuren des Einbruchs sind beseitigt, das Heimatmuseum hat seine Pforten wieder geöffnet. Wie berichtet, hatten während des Weinfestes im Sommer Unbekannte die Türen des Otto-Schwabe-Museums im Hochheimer Hof beschädigt, waren in die Räume eingedrungen. Gestohlen hatten sie jedoch nichts. Nun ist der Schaden behoben. Das Museum ist wieder geöffnet, und zwar sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Gruppen können auch unter der Woche kommen. Anmeldungen werden im Rathaus unter der Telefonnummer 0 61 46 / 90 00 angenommen. kkü

Namen + Notizen

HEINZ - WALTHER BARTHENHEIER heißt der neue Pfarrer in Schmitten. Der 42jährige Eddersheimer hat bislang als Jugendpfarrer für den Bezirk Limburg gearbeitet und will sich seine dort gewonnenen Erfahrungen auch in Schmitten zunutze machen. Die Kinder- und Jugendarbeit sieht er denn auch als einen wichtigen Aspekt in seiner zukünftigen Arbeit. Barthenheier, der sich erst nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann für das Studium der Theologie entschied, setzt sich in seiner Freizeit für die Dritte Welt ein. Als Mitglied der Organisation "Gerechtigkeit den Menschen" hat er schon einmal Brasilien besucht, um sich dort Hilfsprojekte vor Ort anzuschauen. Auch dieses Erlebnis will er in seine Arbeit einfließen lassen: Seiner Ansicht nach sollen auch die Schmittener über ihren eigenen Kirchturm hinausblicken. Wenn neben der Kirchenarbeit und dem Engagement für die Dritte Welt noch ein bißchen Zeit bleibt, zieht der katholische Pfarrer mit seinem Fotoapparat los. Mit ihm tritt am kommenden Sonntag auch der neue Kaplan GERHARD SCHUH seinen Dienst in Schmitten an.

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: FSV Ravolzhausen - TSV Lämmerspiel, FSV Bad Orb - VfB Oberndorf, SV Mel. Roth - Eintracht-Sportfr. Windecken (Sa., 15.30 Uhr), Sportfreunde Seligenstadt - KSG Ober-Seemen, SG Nieder-Roden - SG Bruchköbel, Spvgg. Weiskirchen - TSV Höchst, FC Germ. Niederrodenbach - FC Teutonia Hausen, FC Hanau 93 - Spvgg. Seligenstadt, SV Birstein - FV Germ. Bieber ( So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: TSV Vatan Spor Bad Homburg - FSV Bischofsheim, 1. FC Rödelheim - Kikkers Offenbach II, FV Bad Vilbel II - SV Germ. Ockstadt, SG Ober-Erlenbach - SV Steinfurth, SV Gemaa Tempelsee Offenbach - SV Reichelsheim, 1. FC Hochstadt - SG Rotweiß Frankfurt II, SG Rodheim - FC Germ. Frankfurt, Spvgg. Oberrad - Spvgg. Fechenheim, FC Dietzenbach - SV Nieder-Weisel (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU: FC Sportfr. Ostheim - SG Marköbel, Eintr. Oberissigheim - Germ. Dörnigheim, KSV Eichen - TSG Niederdorfelden, Dörnigheimer SV - SV Kilianstädten, KSV Langenbergheim - TSV Niederissigheim, Spvgg. Roßdorf - Vict. Heldenbergen, FC Türk Gücü Hanau - TSV Hanau, 1. FC Langendiebach - TSV Kewa Wachenbuchen (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: VfB Höchst - SG Bindsachsen (Fr., 15.30 Uhr), Sportfr. Oberau - SV Orleshausen (Sa., 15.30 Uhr), SV Mittel-/Nieder-Seemen - SC Viktoria Nidda, Rohrbacher SV - SV Calbach, Blau- Weiß Schotten - SV Phönix Düdelsheim, SG Steinberg/Glashütten - FC Alem. Gedern, 1. FC Rommelhausen - VfR Ulfa, TV Kefenrod - VfR Hainchen (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: FC Brit. Eichenzell - FC Herm. Mottgers, SG Marborn - FC Kressenbach, SV Mittelkalbach - DJK-SG Helv. Kerzell, SV Germ. Herolz - TSV Grebenhain, SG Alem. Weiperz - SV Nieder-Moos, SV Neuhof - TSV Heubach, SG Hohenzell - SG BW Rommerz, SG Freiensteinau - SG Hattenhof (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FV Sprendlingen - FC Alem. Klein-Auheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A HANAU: VfR Kesselstadt - FC Hellas Maintal (Sa., 17.30 Uhr), SV Langenselbold - Hanauer SC 1960, SV Wolfgang - FC Rot-Weiß Großauheim, 1. FC Mittelbuchen - SKG Rüdigheim, Spvgg. Hüttengesäß - FC Germ. Rückingen, FC Büdesheim - Spvgg. Langenselbold II, Germ. Großkrotzenburg - FC Ararat Hanau (So., 15 Uhr).

KREISLIGAA BÜDINGEN: FSV Waldsiedlung Altenstadt - KSV Eschenrod, SC Rotweiß Gelnhaar - SG Wolf/Aulendiebach, SV Lißberg - SG Büdingen, SV Eintr. Altwiedermus - SV Ober-Lais, VfR Wenings - SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen, VfB Ober-Schmitten - FC Vikt. Ober-Widdersheim, TSV Stockheim - SSV Lindheim, TV Vonhausen - FC Wallernhausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: FSV Gundhelm - TSV Frisch Auf Uttrichshausen (Sa., 15 Uhr), SG Germ. Sterbfritz - SG Alem. Hutten, SV Alania Sannerz - SG Schlüchtern, SG Germ. Ulmbach - FV Steinau, TSG Züntersbach - SG Jossa, TSV Oberzell - SG Huttengrund, SG Rotweiß Veitsteinbach - TSV Weiechersbach, ESV Vikt. Elm - SV Teut. Wallroth (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. SV Steinheim - TuS Kl.-Welzheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u. a. FC Germania Steinheim - Italsud Offenbach, DJK-Sportgem. Heusenstamm - SG Steinheim, TSV Klein-Auheim - DJK Eintr. Steinheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: TSG Bleichenbach - SG Selters/Wippenbach, SG Wolferborn/Michelau - KSV Effolderbach, 1. FC Viktoria Eckartshausen - FC Germ. Ortenberg, SSG Vikt. Eckartsborn - SV Olympia Bergheim, SG Himbach - FSV Heegheim/Rodenbach, BV Rinderbügen - KSG Usenborn, FSV Glauberg - SV Burgbracht/ Bösgesäß (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SC Germ. Nieder-Mockstadt - SV Rainrod, SG Unterschmitten - FSV Dauernheim, VfR Hirzenhain - SV Ranstadt, SKG Eintr. Fauerbach - KSV Bobenhausen, SC Teut.Kohden - SV Eichelsdorf, FC Gencler Birligi Nidda - SV Merkenfritz, SV Eichelsachsen/ Wingershausen - SG Eintr. Ober-Mockstadt (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: TSV Hintersteinau - SC Ahl (Sa., 15 Uhr), SG Bad Soden/Ahl - SV Breitenbach, SG Degenfeld Vollmerz - SV Niederzell, SG Höf und Haid - SG Sarrod, FV Germ. Bellings - SG Oberkalbach (alle So., 15 Uhr). hdp

BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: FSV Hailer - VfR Meerholz (Fr., 20 Uhr); SV Germ. Horbach - SKG Eidengesäß, FSV Großenhausen - TSV Kassel, Germ. Rothenbergen - TSV Hain-Gründau, TSV Wirtheim - SV Neuses, FV Vikt. Neuenhaßlau - FC Gelnhausen, FSV Vikt. Lieblos - SV Pfaffenhausen, SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf - Germ. Wächtersbach (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: SV Hochland Fischborn - KG Wittgenborn, SV Breitenborn - SV Brachttal, SV Melitia Aufenau - SV Sotzbach, BSC Spielberg - SG Hettersroth/Hitzkirchen, FC Vorwärts Udenhain - SG Waldensberg, SG Wüstwillenroth/Lichenroth - FSV Niedergründau, SKG Mittelgründau - SV Salmünster (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: Alem. Niedermittlau - FC Burgjoß (Sa., 15 Uhr); FC Italia Gelnhausen - FSV Altenhaßlau, SV Bernbach Reserve - SV Lettgenbrunn, FSV Geislitz - TSV Lohrhaupten, FSV Kempfenbrunn - SV Altenmittlau ( So., 15 Uhr). wh

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: SV Ober- Mörlen - FC Ober-Rosbach (Sa., 15 Uhr); KSV Klein-Karben Reserve - VfR Butzbach (So., 13.15 Uhr); FC Kaichen - KSV Bingenheim, SV Nieder-Wöllstadt - SV Hoch-Weisel, FSV Kloppenheim - SV Echzell, SC Dortelweil - KSV Beienheim, FC Nieder-Florstadt - VfR Ilbenstadt, TuS Rockenberg - VfB Friedberg (alle So., 15 Uhr)

KREISLIGA A FRIEDBERG: SG Stammheim - Türk. SV Bad Nauheim (Sa., 16.30 Uhr); SG Weckesheim/Dorn-Assenheim - SV Bruchenbrücken, TSG Ober-Wöllstadt - SV Philippseck-Fauerbach, KSG/20 Groß-Karben - FC Hessen-Massenheim, SV Germ. Leidekken - FSV Dorheim, FC Nieder-Wöllstadt - FSG Burg-Gräfenrode, KSG Bönstadt - TSG Wölfersheim (So., 15 Uhr)

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: SV Bad Nauheim - FC Trais Münzenberg (Fr., 19.30 Uhr); TuS Rockenberg Reserve - SV Nieder-Weisel Reserve (So., 13.15 Uhr); SG Oppershofen - Blau-Weiß Espa, SV Germ. Schwalheim - SG Ostend Bad Nauheim, Blau-Gelb Friedberg - FC Gambach, VfB Södel - FSV Wisselsheim, TFV Ober-Hörgern - Türk. SV Bad Nauheim Res. (So., 15 Uhr)

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: FC Rendel - Türk Gücü Friedberg (Fr., 20.15 Uhr); FC Nieder-Florstadt Reserve - VfR Ilbenstadt Reserve (So., 13.15 Uhr); SV Assenheim - SV Gronau, SV Teut. Staden - SV Oberdorfelden, SV Ossenheim - FC Okarben, SKG Erbstadt - VfB Petterweil, FC Oly. Fauerbach - SV Rosbach (So., 15 Uhr)

Frauen

OBERLIGA HESSEN: u. a. TSV Hungen - TSG Wölfersheim (Sa., 15 Uhr), Spvgg. Langenselbold - TSV Münchhausen (Sa., 15.30 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: u. a. Spvgg. Oberrad - SV Bad Nauheim (Sa., 16 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Rosenhöhe Offenbach - SG Praunheim III (Sa., 15.30 Uhr), FC Rotweiß Großauheim - SG Hammersbach (Sa., 16 Uhr), FV Vikt. Neuenhaßlau - FC Kickers Obertshausen (Sa., 17.30 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: Dörnigheimer SV - SV Vict. Heldenbergen (Sa., 15.30 Uhr), SG Bad Soden/Aufenau - FSV Hailer, FC Vorw. Udenhain - SV Salmünster (Sa., 16 Uhr), FC Germ. Wächtersbach - KSG Wittgenborn (Sa., 17 Uhr).

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: SG Eintr. Ober-Mockstadt - VfR Wenings (Sa., 16 Uhr). hdp

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: SG Arheilgen Darmstadt - FC Olympia Lorsch, FSV Riedrode - VfR Groß-Gerau, TSV Trebur - SV Groß-Bieberau, TS Ober-Roden - 1. FCA Darmstadt, TSV Neustadt - RSV Germania Pfungstadt, SKV Mörfelden - SG Ueberau, Spvgg. Bischofsheim - SV Raunheim (So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: FSV Ravolzhausen - TSV Lämmerspiel, FSV Bad Orb - VfB Oberndorf, SV Mel. Roth - SC Eintracht-Sportfreunde Windecken ( Sa., 15.30 Uhr), Sportfreunde Seligenstadt - KSG Ober- Seemen, SG Nieder-Roden - SG Bruchköbel, Spvgg. Weiskirchen - TSV Höchst, FC Germania Niederrodenbach - FC Teutonia Hausen, FC Hanau - Spvgg. Seligenstadt, SV Birstein - FV Germania Bieber (So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: Türk. SV Vatan Spor Bad Homburg - FSV Bischofsheim, 1.FC Rödelheim - Kickers Offenbach II, FV Bad Vilbel II - SV Germania Ockstadt, SG Ober-Erlenbach - SV Steinfurth, SV Gemaa Tempelsee Offenbach - SV Reichelsheim, 1.FC Hochstadt - SG Rotweiß Frankfurt II, SG Rodheim - FC Germania Frankfurt, Spvgg. Oberrad - Spvgg. Fechenheim, FC Dietzenbach - SV Nieder-Weisel (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: Spvgg. Hainstadt - SV Dreieichenhain, FV Sprendlingen - FC Alemania Klein-Auheim, FC Offenthal - FC Kickers-Viktoria Mühlheim, Türk.SV Neu-Isenburg - Susgo Offenthal, Spvgg. Dietesheim II - SG Rosenhöhe Offenbach, BSC Offenbach - SV Zellhausen, SG Götzenhain - TSV Heusenstamm, SSG Langen - FC Kickers Obertshausen (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: u.a. 1. FC Vikt. Kelsterbach - SV Zeilsheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. SG Bremthal - BSC Kelsterbach (So., 15 Uhr), Delfi Kelsterbach : Sportfreunde Schwanheim (So., 16 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: Türk. SC Offenbach - Sprendlinger TG, Rot-Weiß Offenbach - SV Aris Offenbach, SC Buchschlag - VfB Offenbach, TSG Neu-Isenburg - Türk. FV Dreieich, DJK Eiche Offenbach - SKG Sprendlingen, Freie Turner Oberrad - SG Dietzenbach, TV Dreieichenhain - FC Hellas Offenbach, SC Steinberg - Spvgg. Neu- Isenburg II (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: Türk.SV Seligenstadt - TGS Jügesheim, TV Hausen - TV Rembrücken, TuS Froschhausen - SC 07 Bürgel, FC Kroatia Obertshausen - TSG Mainflingen, SV Mühlheim - TSV Dudenhofen, SKG Rumpenheim - SV Zrinski Offenbach, SV Jügesheim II - FC Bieber, SV Steinheim - TuS Klein-Welzheim ( So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: Espanol Offenbach - Portugues Offenbach, Sportfr.Offenbach - SGS Don Bosco Neu-Isenburg, PSV Blau-Gelb Offenbach - HFC Bürgel, FC Wakker Offenbach - Inter-FC Dietzenbach, DJK- SV Sparta Bürgel - TuS Zeppelinheim. FC Türk Gücü Dietzenbach - SG Wiking Offenbach (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: TGM Jügesheim - FC Maroc Offenbach, TG Weiskirchen - Sportfreunde Heusenstamm, FC Germania Steinheim - Italsud Offenbach, DJK- Sportgem. Heusenstamm - SG Steinheim, TSV Klein-Auheim - DJK Eintracht Steinheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. FC Öncü Türk Kelsterbach - TuS Niederjosbach (So., 16 Uhr). hdp

BEZIRKSIGA DARMSTADT WEST: SV Erzhausen - 1. FC Langen (Sa., 15 Uhr); GW Darmstadt - SV Darmstadt 98 II, RW Darmstadt - TSV Nieder-Ramstadt, SV Geinsheim - SV Klein-Gerau, ET Rüsselsheim - SKH Ober-Ramstadt, SKB Büttelborn - Opel Rüsselsheim, SG Egelsbach II - SV Weiterstadt, SKG Gräfenhausen - SV St. Stephan (So., 15 Uhr)

BEZIRKSLIGA DARMSTADT OST: TG Ober-Roden - KSV Urberach (Sa., 15 Uhr); Viktoria Urberach - Hassia Dieburg, Vikt. Kleestadt - FV Eppertshausen, TSV Lengfeld - SV Reinheim, VfL Michelstadt - FSV Groß- Zimmern, Vikt. Aschaffenburg II - Spvgg. Groß-Umstadt, SV Münster- TSV Höchst, SV Beerfelden - FSV Spachbrücken (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A DIEBURG: Kickers Hergershausen - SV Sickenhofen (Sa., 15 Uhr); KSG Georgenhausen - TV Semd, GSV Gundernhausen - TV Nieder-Klingen, TSV Richen - TSV Langstadt, TSV Altheim - RW Radheim, Türk Babenhausen - FSV Münster, PSV Groß-Umstadt - Vikt. Schaafheim (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A GROSS-GERAU: FC Leeheim - TSV Wolfskehlen II (Sa., 15 Uhr); SKG Stockstadt - SG Dorheim, VfR Rüsselheim - Hellas Rüsselsheim, SKG Erfelden - Dersim Rüsselsheim, SV Nauheim - SKG Walldorf, TSV Goddelau - TW Walldorf II, Alem. Königstadten - Italia Groß-Gerau, SKG Wallerstädten - Germ. Gustavsburg, SC Astheim - Olympia Biebesheim (So., 15 Uhr)

KREISLIGA B GROSS-GERAU: Cihan Rüsselsheim - Kickers Mörfelden, TSG Worfelden - TV Crumstadt, B. Bischofsheim - Olympia Nauheim, Conc. Gernsheim - Cab. Rüsselsheim, SSV Raunheim - SF Bischofsheim, SKG Bauschheim - KSV Biebesheim, VfB Ginsheim - Mainh. Rüsselheim, TV Haßloch - Esp. Walldorf (So., 15 Uhr). ka Frauen LANDESLIGA SÜD: u.a. TSV Eschollbrükken/Eich - KSV Reichelsheim (Sa., 15.30 Uhr), Viktoria Schaafheim - SV Flörsheim II (Sa., 16 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Rosenhöhe Offenbach - SG 08 Praunheim III (Samstag, 15.30 Uhr), FC Rotweiß Großauheim -SG Hammersbach (Samstag, 16 Uhr), FV Viktoria Neuenhaßlau - FC Kickers 1910 Obertshausen (Samstag, 17.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA DRAMSTADT: SKG Walldorf - SC Hassia Dieburg, SV Kleestadt - 1.FCA 04 Darmstadt, TSV Höchst - TSV Nieder-Ramstadt, FC Rimhorn - FC Kickers Mörfelden (alle Samstag, 16 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT: SV Winterkasten - TGB Darmstadt, SV Geinsheim - FSG Bensheim (beide Samstag, 16 Uhr). hdp

CDU-Fraktion wünscht Einblick in "Akte Battanta"/Seit 20 Jahren läuft Gemeinde 100 000 Mark hinterher Auf dem Weg von Italien nach Schöneck verschollen Welche Rolle spielt Hanauer Rechtsanwalt im Krimi? Von Ulrich Gehring SCHÖNECK. Wie die Gemeinde Schöneck seit 20 Jahren 100 000 Mark hinterherläuft, die sich inzwischen auf fast das Doppelte aufgezinst haben, soll demnächst ein Akteneinsicht-Ausschuß untersuchen. Das wünscht die Orts-CDU in einem Antrag zur nächsten Sitzung der Gemeindevertreter. Offenbar hat der Gemeindevorstand nichts zu verbergen. Bürgermeister Erwin Schmidt hat keine Einwände gegen den von der größeren Oppositionspartei geforderten Blick in die Papiere über die "Sache Battanta". Was das ist? Battanta ist die süditalienische Firma, der die Gemeinde vor etwa 20 Jahren den Bau ihrer beiden Kindergärten in Oberdorfelden und Büdesheim anvertraut hatte. Der Generalunternehmer hatte sich mit dem Auftrag aber offensichtlich übernommen. Jedenfalls hat sie die Arbeiten nicht fristgerecht erledigt und wurde deshalb, so Schmidt, "aus dem Vertrag herausgeworfen".

Die unerledigten Gewerke mußte die Gemeinde nun in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Architekten selbst an verschiedene Handwerksbetriebe vergeben. Die Kosten sind dadurch offenbar erheblich angestiegen. Auch die Verzögerung selbst belastete die Gemeindekasse, mußte bereits eingestelltes Kindergarten-Personal doch auf Gemeindekosten Däumchen drehen. "Vor einigen Jahren" hat die Gemeinde deswegen gegen die italienische Firma Schadensersatzklage erhoben. Schöneck bekam recht, 100 000 Mark sollte sie in der Folge erhalten.

Bekam sie aber trotz vollstreckbaren Rechtstitels nicht. Jahre verstrichen, Zinsen und Zinseszinsen erhöhten den Wert, der der Gemeinde vorenthalten blieb, auf fast 200 000 Mark. Nun schaltete Schöneck den damaligen Hanauer Rechtsanwalt G. ein. In der italienischen Finanzmetropole Mailand sollte er gegenüber Battanta ihre Ansprüche durchsetzen.

Es war ein Vergleich im Gespräch, bei dem Schöneck zurückstecken und auf die Verzinsung verzichten sollte. Der Gemeindevorstand lehnte Anfang 1991 ein solches Ansinnen aber ab. Hier beginnt der eigentliche Krimi, zu dem sich die Geschichte heute entwickelt hat. Anscheinend schloß der Hanauer Rechtsanwalt den Vergleich trotz dieses gegenteiligen Votums ab. Die 100 000 Mark aus Italien sind nach Angaben des Bürgermeisters auf dem Konto des Anwalts angekommen, von dort aus aber nicht weiter auf das der Gemeinde.

So versuchte Schöneck also ein zweites Mal, zu seinem Recht zu kommen. Vor dem Landgericht Hanau erwirkte es am 2. September 1992 ein mittlerweile rechtskräftiges Urteil gegen den Juristen auf Herausgabe der 100 000 Mark. Ob der die Summe auch zahlen kann und will, muß sich noch zeigen, sagt der Bürgermeister.

In dem Verfahren fällte die vierte Zivilkammer des Landgerichts laut Richter Peter Strieder ein sogenanntes Versäumnisurteil: Weil der Beklagte sich nicht zu dem Termin einfand, folgte es den "in sich schlüssigen" Ausführungen der klagenden Partei. Die Einspruchsfrist ist abgelaufen, das Urteil rechtskräftig.

Nun muß die Kommune - erneut mit einem vollstreckbaren Titel ausgestattet - versuchen, das Geld einzutreiben. Vielleicht ist es diesmal ein wenig einfacher. Der Beklagte G. hat zwar bereits zu Jahresbeginn Hanau in Richtung neue Bundesländer verlassen. Freiwillig, wie es heißt, hatte er zuvor seine Notariatsstellung abgegeben und Rechtsanwalts-Tätigkeit eingestellt.

Wenn es aber weiterhin schwierig bleibt, an das Geld zu kommen, dann plädiert Schönecks CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Denk dafür, nicht länger "gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen", sprich: Die Gemeinde sollte schlimmstenfalls die Ansprüche aus der Vergangenheit abschreiben, statt weiter Juristen mit der vielleicht aussichtslosen Sache zu befassen. Dies ist eine der denkbaren Konsequenzen aus der Arbeit des von der CDU geforderten Ausschusses. Im übrigen will die Opposition grundsätzlich aufarbeiten, warum sich die Geschichte über 20 Jahre hinschleppte. Dabei schließt sie nicht aus, daß sich die ungewöhnliche Dauer durch ungewöhnliche Umstände begründen läßt. Ul

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SV Erbenheim - Spvgg. 07 Hochheim (Samstag, 15 Uhr), FC Sportfreunde Schwalbach - SV 07 Kriftel, SG 01 Höchst II - Spvgg. 1920 Eltville, SV Walsdorf - SG Hünstetten, FSV Winkel - TSG Wörsdorf, TuS Ahlbach - 1.FC Eschborn, SG Walluf - SV 1910 Hattersheim, SV Frauenstein - SG Germania Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: TuS Weilnau - 1.FC 04 Oberursel (am heutigen Freitag, 20 Uhr), TSG Pfaffenwiesbach - Spvgg. 05 Bad Homburg II, SG 05 Hausen - CCP Bad Homburg, FC Inter Oberursel - FC Weißkirchen, EFC 1910 Kronberg - Usinger TSG 1846, FSV Friedrichsdorf - SG Oberhöchstadt, SV 20 Seulberg - SC Eintracht Oberursel, TG 02 Wernborn - Spvgg. Hattstein, FC Königstein - FSV Steinbach, FV 09 Stierstadt - SG Schneidhain/Falkenstein (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: VfB Unterliederbach II - FC Germania Weilbach (Sonntag, 13.15 Uhr), FC 31 Eddersheim - 1. FC Sulzbach, TuS Hornau - DJK-Sportgem. Rot-Weiß Zeilsheim, SV 09 Hofheim - SV 09 Flörsheim, FV Alemannia 08 Nied - FC Germania Okriftel, 1. FC Viktoria Kelsterbach - SV 19 Zeilsheim, SV Fischbach - SG Kelkheim, DJK- Sportgem. Hattersheim - 1. FC Lorsbach (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: Tennis-Borussia Rambach - SV Kostheim 12 (Samstag, 15.30 Uhr), SV Biebrich 19 - FC 34 Bierstadt, DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - TuS Nordenstadt (beide Sonntag, 11 Uhr), FC Biebrich 76 - Türkischer SV Wiesbaden, FSV 08 Schierstein - SV Niedernhausen, FC Freudenberg - Freie Turner Wiesbaden, FC Nord Wiesbaden - 1. FC 08 Naurod, SV Italia Wiesbaden - FSV Gräselberg (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TSG Wehrheim - Sportfreunde Friedrichsdorf (Samstag, 15 Uhr), SG 1910 Westerfeld - SG Weilrod (Samstag, 16 Uhr), SGK 1890 Bad Homburg II - TSV 08 Grävenwiesbach (Sonntag, 13.15 Uhr), TuS Eschbach - SG Hundstadt, FC Reifenberg - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - FC Teutonia Köppern, FC Laubach - SG 1862 Anspach, TuS Merzhausen - SG Niedrelauken, TV 1893 Burgholzhausen - SV Frisch Auf Emmershausen, SG Mönstadt - SG Oberursel, SC Farblos Schneidhain - SV 12 Bommersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: SG Bremthal - BSC 47 Kelsterbach, DJK Schwarz-Weiß Flörsheim - Roter Stern Hofheim, TuRa Niederhöchstadt - SG 1879 Sossenheim, SG Bad Soden - FC Italia Hattersheim, TV Wallau - BSC Schwalbach, 1.FC Marxheim - 1. FC 1910 Mammolshain, BSC Altenhain - SG Nassau Diedenbergen (alle Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - Sportfreunde Schwanheim (Sonntag, 16 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: SV Wiesbaden II - Spvgg. Igstadt (Sonntag, 11 Uhr), FV 08 Delkenheim - FV 02 Biebrich II, 1.SC Kohlheck - Spvgg. Amöneburg, TSG 46 Kastel - Hellas Schierstein, TuS Dotzheim - SKG Karadeniz Wiesbaden, Spvgg. Nassau Wiesbaden - DJK-SC Klarenthal, TuS Kostheim 05 - VfB Westend Wiesbaden, Spvgg. Sonnenberg - TV 1890 Breckenheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 1: FC Viktoria Sindlingen II - Club Recreativo Espanol Höchst, DJK-SC Hochheim - Rotweiß Sindlingen, 1. FC Blau-Weiß Zeilsheim - SG Oberliederbach, FG Eichwald Sulzbach - Germania Schwanheim, Türk Spor Hattersheim - Fortuna Höchst (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 2: SV Ruppertshain - SG Wildsachsen, Moskito Hofheim - FCCB Niederhöchstadt, Sportfreunde Vockenhausen - FC Schloßborn (alle Sonntag, 15 Uhr), Öncü Türk Kelsterbach - TuS Niederjosbach (Sonntag, 16 Uhr).

KREISLIGA B WIESBADEN: SC Gräselberg - PSV Grün-Weiß Wiesbaden, Fvgg. 06 Kastel II - PSV Blau-Gelb Wiesbaden (beide Sonntag, 11 Uhr), TuS Medenbach - Mesopotamien Wiesbaden, Espanol Wiesbaden - FC Rhein- Main Kostheim, VfR Wiesbaden - Blau-Weiß Wiesbaden, TV Kloppenheim - FC Maroc Wiesbaden, SV 13 Schierstein - Portugiesischer SV Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr). hdp

Frauen

OBERLIGA HESSEN: u. a. SV 09 Flörsheim - FSV 08 Schierstein (Samstag, 15 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: u. a. FV Viktoria Schaasfheim - SV 09 Flörsheim II (Samstag, 16 Uhr), SG Limburg/Linter - SV 09 Hofheim (Samstag, 16.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Germania Wiesbaden - FC 34 Bierstadt (Samstag, 15.30 Uhr), SG Kelkheim/Schwalbach - SV 1920 Heftrich, FSV 08 Schierstein II - SG Limburg/Linter II, RSV Weyer - Spvgg. 1920 Eltville (alle Samstag, 16 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - SV 1976 Steckenroth (Samstag, 17.15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: SV Steeden - SG Hünstetten, SC 1960 Dombach - VfL Freiendiez (beide Samstag, 15 Uhr), SG Nauheim/ Selters - SV Rotweiß Thalheim (Samstag, 16.30 Uhr), VfR 07 Limburg II - SG Haintchen/Münster (Samstag, 17 Uhr).

BEZIRK WIESBADEN, Mädchenrunde: TuS Dehrn - TuS Linter (Montag, 18.30 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - FC Sportfreeunde Schwalbach (Montag, 18.45 Uhr). hdp

Wir gratulieren

Frau Luise Refeldt, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Katharina Stein, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Nevenka Mitrovic, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Anita Hungerndorfer, Assenheim, zum 73. Geburtstag.

Frau Philippine Witschel, Ilbenstadt, zum 89. Geburtstag.

Hausbesitzerin handelte fahrlässig Brandschutzauflagen nicht beachtet / Vier Tote bei Feuer am Mathildenplatz

OFFENBACH. "Ich gehe in die Berufung, denn 300 000 Mark findet man nicht auf der Straße", sagte die 70jährige Immobilien-Kauffrau Maria B. Das Offenbacher Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Ottfried Kretzschmar hatte sie gerade wegen vierfacher fahrlässiger Tötung zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und einer Geldbuße von 300 000 Mark (die Summe gehe in gleichen Teilen an die Arbeiterwohlfahrt, den Verein "Lebensräume" und die Soziale Hilfe für entlassene Strafgefangene) und zur Übernahme der Verfahrenskosten verurteilt.

Staatsanwältin Evelyn Teufert- Schwind hatte neben der Haftstrafe zur Bewährung nur eine Geldbuße von 30 000 Mark verlangt. Richter Kretzschmar begründete die Festsetzung der hohen Geldbuße mit den "wohlgeordneten Verhältnissen" der Angeklagten.

Außerdem sei dem Gericht aus anderen Strafverfahren bekannt, in denen Frau B. allerdings Opfer von Betrug und Veruntreuung war, wie vermögend sie sei. Die nicht vorbestrafte Maria B., die auf dem Bieberer Berg in einer großen Marmor-Villa wohnt, habe auch in Ibiza ein großes Anwesen, Immobilien-Besitz im Frankfurter Bahnhofsviertel, und in Offenbach zahlreiche Grundstücke und Mietshäuser mit 600 Mietern.

Richter Kretzschmar riet in seiner Urteilsbegründung: "Kümmern Sie sich umgehend um Ihr Haus Mathildenplatz 4." Dieses Haus sei in einem schlimmen Zustand und voller Unrat und Müll.

Das Gericht hielt es für erwiesen, daß die Immobilienbesitzerin grob FR-Gericht fahrlässig handelte, weil sie es auf ihrem Anwesen Wilhelmsplatz 9 unterließ, dafür zu sorgen, daß trotz Brandschutzauflagen und der Mahnungen von Feuerwehr, Bauaufsicht und Architekt Adam O., 72 Jahre alt, den Keller und einen alten Schuppen im Hof zu entrümpeln.

Richter Kretzschmar betonte: "Es ist die Pflicht des Vermieters, sein Anwesen in sicherem Zustand zu halten. So wie er nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch verpflichtet ist, für Blitzschutz zu sorgen, die Strom- und Wasserleitungen und die Heizung zu warten, so muß er sich erst recht selbstverständlich um den Brandschutz kümmern." In der Nacht zum 7. August 1989 brach in dem rund hundert Jahre alten und unter Denkmalschutz stehenden Haus am Wilhelmsplatz ein Feuer aus.

In offensichtlicher Panik sprang ein junges marokkanisches Ehepaar aus dem zweiten Stock. Beide starben. Die Frau war im neunten Monat schwanger, die Ärzte konnten auch ihr ungeborenes Kind nicht mehr retten. Eine 61jährige Italienerin starb wenige Tage später an den schweren Brandverletzungen im Krankenhaus. Drei weitere Personen erlitten schwere Rauchvergiftungen.

Polizei und Feuerwehr ermittelten als Brandursache: Brandstiftung. Das Feuer brach in dem alten Schuppen im Hof aus. Der steht nur knapp eineinhalb Meter vom Haus entfernt - notwendig wären aber mindestens fünf Meter -, diente früher einmal als Salzlager und war mit Gerümpel und alten Möbeln gefüllt. Das Feuer griff dann sofort auf das Haus über. Das hölzerne Treppenhaus brannte wenig später lichterloh.

Den Brandstifter konnten Polizei und Feuerwehr bis heute nicht ermitteln; ebenso wenig, ob es sich um fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung handelte.

Maria B. hatte bereits im Jahr 1986 über ihren Architekten an die Bauverwaltung eine Bauvoranfrage und den Antrag gestellt, das Haus aufstocken zu dürfen. Weil das Haus aber unter Denkmalschutz steht, lehnte die Bauaufsicht ab.

Bereits 1986 hatte die Feuerwehr nach einer Begehung des Anwesens auf den brandgefährlichen Schuppen hingewiesen, 1989 nochmals auf das zundertrockene gefährliche Treppenhaus und den voll Gerümpel stehenden Keller. Auch der Architekt machte noch im Mai 1989 seine Auftraggeberin auf die Gefahr schriftlich aufmerksam.

Vor Gericht argumentierte Maria B., daß im Zuge der Aufstockung und der Renovierung des Hauses der Schuppen eh abgerissen werden sollte. Die Bauaufsicht habe aber nie eine Abriß-Genehmigung für den Schuppen geschickt.

Deshalb untersucht jetzt die Staatsanwaltschaft, ob es die Bauaufsicht versäumt hat, die Einhaltung ihrer Auflagen zu überprüfen, erinnerte Verteidiger Michael Gratenau zur Entlastung seiner Mandantin. Er betonte: "Für einen bedauerlichen Unglücksfall soll ein Schuldiger gefunden werden, nur weil ein fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstifter nicht gefunden wird." Das Feuer wäre wahrscheinlich auch dann vom Schuppen auf das Haus übergesprungen, wenn in dem Schuppen nichts gelagert gewesen wäre.

Maria B. habe außerdem ihre Mieter mehrmals aufgefordert, Keller und Hof zu entrümpeln. In einem Rundschreiben kündigte sie an, die Entrümpelung selbst zu betreiben, und die Kosten den Mietern in Rechnung zu stellen.

Außerdem kündigte sie den Mietern Klagen an, wenn sie das Anwesen weiterhin so lieblos behandeln und die Kinder nicht dazu bringen würden, weniger im Treppenhaus zu lärmen. Maria B. sagte vor Gericht: "Die haben ja noch nicht einmal die Umlagen und die Miete bezahlt."

Richter Kretzschmar argumentierte: "Sie hätten sich um einen richtigen Hausmeister kümmern sollen, und nicht nur einem Mieter fünfzig Mark seiner 600-Mark-Miete für eine Hausmeistertätigkeit erlassen sollen." Außerdem meinte der Richter: Ein Vermieter müsse wissen und damit rechnen, daß es auch schwierige Mieter gibt. lz

Eine kluge Närrin

FRIEDBERG. Fiena, die Tochter eines Edelmanns, ist reich, aber töricht, bis sie sich in Laurencio verliebt, der eigentlich ihre Schwester heiraten möchte. "Als kluge Närrin" ist am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr Simone Rethel in der gleichnamigen Komödie von Lope de Vega in der Friedberger Stadthalle zu sehen. Veranstalter ist die Volksbühne Friedberg. cor

FR-Interview: Klaus Remer zur Drogenpolitik "Problembewußtsein wecken"

HANAU. Die neue Drogenpolitik in Frankfurt hat Diskussionen in den Umlandgemeinden ausgelöst. Auch der Hanauer Sozialdezernent Klaus Remer steht der geplanten "schrittweisen Auflösung" der offenen Szene in Frankfurt zurückhaltend gegenüber. In einem FR- Gespräch mit Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Kommunalpolitikern aus dem Rhein-Main-Gebiet (Bericht in der Stadtausgabe vom gestrigen Mittwoch) äußerte er jedoch auch Verständnis für die Frankfurter Probleme. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit einer gemeinsamen Lösung und forderte eine "regionale Drogenkonferenz" mit Fachleuten. FR-Redakteurin Regine Schlett sprach mit Stadtrat Remer über die Ergebnisse des Gespräches und die Situation in Hanau.

FR: Herr Remer, der Frankfurter OB vermeldet erste Erfolge seiner Drogenpolitik. Die "offene Szene" und der Anteil der auswärtigen Abhängigen sei zurückgegangen. Glauben Sie an den Erfolg des Frankfurter Kurses?

Remer: Ich bin da sehr skeptisch. Ich denke eher, daß sich die Probleme in Richtung einer "verdeckten Szene" nur verlagern. Nach Hanau werden die Drogenabhängigen offenbar nicht verdrängt, jedenfalls zeichnet sich derzeit noch keine solche Entwicklung ab. Trotzdem ist es wichtig, daß die Polizei präsent ist, um Dealer abzuschrecken, die nach Hanau abwandern möchten. Im übrigen halte ich nichts von einem Konflikt zwischen der Metropole und dem Umland. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen.

FR: Wie könnten die Lösungen in Hanau aussehen?

Remer: Das ist ein sehr komplexes Thema. Entscheidend ist zunächst die optimale Information und Abstimmung zwischen den betroffenen Stellen wie Polizei, Staatsanwaltschaft, Wohlfahrtsverbänden und sozialen Diensten. Bei den Schulen gibt es beispielsweise noch großen Informationsbedarf. Und auch in der Öffentlichkeit muß insbesondere bei älteren Menschen, die nicht mit Drogensucht konfrontiert sind, noch ein Problembewußtsein geweckt werden. Es gab am Dienstag bereits eine erste Besprechung dieser Art. Wir haben sie "Präventionsrat" genannt. Er soll sich zunächst alle zwei Monate treffen. Auf Kreisebene halte ich eine solche Runde ebenso für wichtig, wie natürlich die regionale Abstimmung.

FR: Sie haben in dem Gespräch mit von Schoeler betont, daß sich auch die Kommunen dem Drogenproblem stellen müssen. Hat sich Hanau bereits auf diese Entwicklung vorbereitet?

Remer: Wir sind zwar darauf eingestellt, aber ich will da keine Erfolgserwartungen von mir geben. Skepsis und Vorsicht sind eher angebracht. Man muß klar sehen, daß wir noch am Anfang des Umgangs mit einem Problem stehen, dessen Ausmaß auch bei uns wachsen wird. Gefordert ist nun zunächst eine Vernetzung bei Informationen und auch im Handeln.

FR: Welche Einrichtungen vor Ort können derzeit konkret Hilfe anbieten?

Remer: Speziell um Abhängige kümmert sich derzeit nur die Drogenberatung des Diakonischen Werkes. Aber natürlich sind auch andere Beratungsstellen wie beispielsweise die Familien- und Jugendberatung mit dem Problem konfrontiert. Welche Einrichtungen noch einspringen können, soll auch der Diskussionsprozeß im Präventionsrat klären. Ich finde auch das Engagement der Wohlfahrtsverbände wichtig, will aber den Beratungen jetzt nicht vorgreifen.

FR: Bei den Verantwortlichen im Rhein-Main-Gebiet herrschte Einigkeit, daß es derzeit vor allem an sogenannten "Niedrigschwellenangeboten" fehlt. In Hanau fordern Drogenberater seit längerem ein Kontaktzentrum, um Suchtkranke anzusprechen, die noch nicht zu einer Therapie bereit sind. Wann wird ein solches Angebot in der Innenstadt eingerichtet?

Remer: Ich halte es für notwendig, auch diesen Punkt zu besprechen. Eine solche Einrichtung ist im Sinne des Konzepts der aufsuchenden Sozialarbeit mit "Streetworkern" sinnvoll. Als Kommune und Verbände müssen wir verstärkt diesen Weg gehen. Es wird allerdings nicht leicht sein, geeignete Mitarbeiter für diese schwierige Aufgabe zu finden.

FR: Erst einmal muß aber doch das Geld da sein. Wird die Stadt nun endlich für eine solche Einrichtung Mittel bereitstellen?

Remer: Natürlich müssen wir auch über die Finanzierung reden. Der Druck, zu einer Lösung zu kommen, steigt. Die Entscheidung über ein solches Kontaktzentrum sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Wir werden künftig ohnehin mehr Geld für die Drogenhilfe brauchen. Kann sein, daß wir schon im nächsten Jahr dafür Pauschalmittel aus der Jugendhilfe ausgeben müssen.

FR: Die Kernfrage bei der Diskussion um Hilfen dreht sich meistens ums Geld. Halten Sie es für erforderlich, daß Landesmittel für Drogenarbeit, die derzeit noch größtenteils in die Metropole fließen, angesichts der neuen Frankfurter Politik zugunsten des Umlands umgeschichtet werden?

Remer: Ich glaube, das wird notwendig sein. Wenn erkennbar wird, daß nicht nur Frankfurt betroffen ist, müssen auch Gelder des Landes für Angebote in den Kommunen und Kreisen abgezogen werden.

Ortsbeirat diskutiert über Bahnübergang

HOFHEIM. Lagerung gefährlicher Chemiekalien, die Gestaltung der Spielfläche am Ende der Talstraße, der Dauerbrenner Bahnübergang und die Bebauungspläne "wohnungsferne Gärten" sind vier von neun Themen, über die der Ortsbeirat Lorsbach am Mittwoch, 21. Oktober, diskutiert.

Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgergsaal des Gemeindezentrums. pms

Über die Bedeutung des Zechsteins im Spessart

BIEBERGEMÜND. Ein paar Kilometer über die Landesgrenze hinaus führt die nächste naturkundliche Exkursion der Johann-Heinrich-Cassebeer-Gesellschaft. Über die Bedeutung und Nutzung der Zechsteinvorkommen im Spessart informiert am Samstag, 17. Oktober, Theodor Rückert. Treffpunkt zu der Wanderung ist um 10 Uhr Schöllkripper Rathaus.

Die wenigen Zechsteinvorkommen im Spessart ziehen sich vom bayerischen Kahlgrund bis an die hessische Grenze. Noch im vorigen Jahrhundert wurde der Zechstein dort von Bauern im Nebenerwerb in Öfen zu Branntkalk aufbereitet. Rund 30 dieser Ofenstandorte sind derzeit bekannt. jan

Wasser des Jacobiweihers wird zeitweise abgelassen

Gehölzpflege betreibt das Stadtentwässerungsamt von Oktober bis Februar an den Frankfurter Bächen. Um ufersichernde Bäume und Sträucher anpflanzen zu können, werden am Erlenbach und Eschbach Hybridpappeln abschnittweise durch Erlen, Eschen und Weiden ersetzt.

Die Untere Naturschutzbehörde hat zum Schutz naturnaher Gewässer im Frankfurter Stadtgebiet eigens langfristig angelegte Unterhaltungspläne genehmigt.

Im November wird im Zuge der selben Maßnahme das Wasser des Jacobiweihers für 14 Tage abgelassen und der Weiher abgefischt.

Der Fischbestand hat sich darin im Laufe der Jahre zu sehr erhöht. Anschließend wird das Wasser wieder auf den gewohnten Stand "eingestaut", so das Presseamt der Stadt. fra

"Wir haben genug Probleme" Bürgerinitiative erinnert an Versammlung in Fauerbach

FRIEDBERG. Es hat wahrlich lange gedauert, bis die Bundesbahn ihrer Pflicht nachgekommen ist, die große Unterführung in Fauerbach zu reinigen. Vergangene Woche war es dann so weit. Die Unterführung ist zwar immer noch kein Schmuckstück, aber wenigstens sind die Kacheln von der grauen Schmiere befreit, und Lampen erleuchten den langen Tunnel.

"Was lange währt, wird endlich gut", kommentiert Manfred Witt von der Bürgerinitiative Fauerbach die Reinigungsaktion, die er als Erfolg der unermüdlichen Aktionen der Bürgerinnen und Bürger in Fauerbach wertet.

Witt vermutet aber auch, daß die Reinigung in Zusammenhang mit der Bürgerversammlung steht, die am kommenden Mittwoch, den 21. Oktober 1992, stattfindet.

"Wahrscheinlich, um uns den Wind aus den Segeln zu nehmen", vermutet Witt.

Dennoch gebe es in Fauerbach noch genügend Probleme, die in der Bürgerversammlung diskutiert werden müßten, sagt Witt, angefangen von der Verkehrssituation bis zur Zuckerfabrik.

Witt appelliert an die Fauerbacher, möglichst zahlreich zur Bürgerversammlung um 20 Uhr in die Fauerbacher Turnhalle zu kommen. skl

Ausländische Mieter als höhere Gefahr eingestuft Versicherung wollte Wirt Vertrag kündigen / Diskriminierende Entscheidung zurückgenommen

HATTERSHEIM. Weil über seinen gepachteten Wirtsräumen "Asylbewerber und Arbeiter aus Ost-Block-Staaten" wohnten und dies eine "Gefahrerhöhung" bedeute, kündigte die Allgemeine Versicherung der Commerzbank + Partner Aktiengesellschaft einem Gastwirt aus Okriftel seinen Versicherungsvertrag. "Seit dreieinhalb Jahren habe ich mein Geschäft gepachtet", sagt Norbert Leussler. Auf Anraten des Hausbesitzers schloß er mit der Allgemeinen Versicherung, die zur Deutschen Beamten Versicherung (DBV) gehört, eine "Geschäfts- Inhaltsversicherung" ab. Mit ihr ist das Inventar seiner Gaststätte bei Diebstahl, Beschädigungen und ähnlichem versichert.

"Das Geld wurde immer pünktlich abgebucht, und ich habe die Versicherung nie in Anspruch genommen", sagt Leussler. Abgesehen davon, daß im Haus keine Asylsuchenden leben, wie die Versicherung annahm, findet der Wirt das Schreiben als "diskriminierend und rassistisch". Er macht deutlich: "Das widerstrebt mir. Ich werde von meiner Seite aus kündigen. Eine Versicherung, die sich so negativ gegen ausländische Mitbürger äußert, da kann ich nicht dahinter stehen."

Auch Ulrich Löffelholz, Pressesprecher der Stadt Hattersheim, bestätigt, daß im Haus keine Asylsuchenden untergebracht sind. Die Stadt selbst habe vor rund drei Monaten den Anbau des Hauses für 14 Obdachlose angemietet. Zudem seien im Haus Zimmer an polnische Gastarbeiter vermietet.

Doch dies sei selbstverständlich kein Grund, die Versicherung des Wirts zu kündigen, sagt Bernd Goga, zuständiger Fachgebietsleiter der Allgemeinen Versicherung in Wiesbaden. Goga gibt zu: "Es ist völlig danebenliegend, was wir da gemacht haben. Es ist auch rechtlich nicht richtig. Der Wirt bekommt einen Brief, daß wir die Kündigung zurücknehmen."

Nicht nur die Gaststätte, sondern das gesamte Gebäude sei bei der DBV versichert. Als dort ein Wasserschaden auftrat, sah sich ein Schadenssachbearbeiter vor Ort um. Und meldete der Vertragsabteilung, daß Polen und Asylsuchende in dem Haus wohnen. "Doch diese übrige Nutzung spielt ja für die Versicherung der Gaststube keine Rolle", sagt Goga. Und die Begründung sei erst recht falsch.

Auf die Frage, ob er sie denn auch als "diskriminierend" bezeichnen würde, sagt der Versicherungsmann: "Ja sicher." Mit dem zuständigen Sachbearbeiter müsse eine "Nachschulung" gemacht werden.

Gastwirt Norbert Leussler zeigt sich davon allerdings unbeeindruckt: "Ich möchte nicht wissen, wie viele andere solch ein Schreiben kriegen." Er will jetzt erst einmal abwarten, "was die DBV mir sagt". SUSANNE HOERTTRICH

Barbarei in Beton Die Ausstellung "Wir bauen des Reiches Sicherheit - Mythos und Realität des Westwalls"

BERLIN. Zahnlose Nostalgiker und ihre glatzköpfigen Nachkommen verwenden seit je als letztes Argument zur Verteidigung Hitlers den Satz: "Aber er hat die Autobahnen gebaut!" Vom Westwall reden sie nicht, obwohl in den Jahren 1938 bis 1940 zeitweilig 500 000 Arbeiter den Schutzwall vor des Reiches Größe in einer Sicherheitszone zwischen Kleve und Basel errichteten, im Zweischichten- Betrieb, jede Schicht 11 Stunden lang (eine Stunde Pause): Baufacharbeiter aus allen Teilen des "Großdeutschen Reichs", als "Frontarbeiter" dienstverpflichtet, Kolonnen des Reichsarbeitsdienstes, die Gräben aushoben, alles für die Millionen Tonnen Beton vorbereiteten, die den angriffslüsternen Führer vor einem Flankenangriff schützen sollten bei seinem längst geplanten Überfall auf den Erzfeind.

Militärhistoriker haben sich nach dem Krieg gelegentlich mit diesem pharaonischen Bauwerk befaßt, zwischen dessen Betonhöckern heute Kühe grasen, dessen Bunker alliierten Verbänden und der Bundeswehr als Munitionsdepots dienen und Firmen als Lagerhallen: solide ist sie, die "Siegfried-Line", wie englische Soldaten sie getauft haben, die dort ihre Wäsche aufhängen wollten. Eigentlich hatte sie "Limes" heißen sollen, aber noch gerade rechtzeitig war irgend jemand im Propagandaministerium aufgefallen, daß der römische Wall ja gegen die Barbaren errichtet worden war - die Germanen nämlich.

Derlei Verteidigungsanlagen waren nach dem 1. Weltkrieg modern geworden, seit der Ingenieur Maginot sie der französischen Regierung angedient hatte: es gab sie in Belgien, in Holland, in der Tschechoslowakei - immer gegen die deutsche Mittelmacht errichtet. Geholfen haben sie in keinem Fall viel.

Dies und vieles andere kann man in einer Ausstellung zu Füßen des Fernsehturms am Alexanderplatz lernen, die die "Neue Gesellschaft für Bildende Kunst" in einjähriger Arbeit hat einrichten lassen. Die jungen Leute, die in Archiven und längs des Westwall-Verlaufs geforscht haben, mit Kamera und Tonband den heutigen Zustand und die Erinnerungen an ihren Bau zu rekonstruieren suchten, waren nicht an einer militärhistorischen Diskussion interessiert, vielmehr an den propagandistichen und psychologischen Implikationen des Bauwerks.

Im Ratssaal von Konz (Landkreis Trier) haben sie an der Wand ein Gemälde entdeckt, daß in "altdeutscher" Manier den "Westwall im Krieg 1944" darstellt, gemalt von dem auch sonst einschlägig tätig gewesenen Otto Bloß, dessen Witwe es der Gemeinde nach dem Krieg verkaufte (es ist in der Ausstellung zu sehen). Dutzende schnell hingeworfener "Aufbaubilder" von dem Kriegspropaganda-Maler Vollbehr und andere "Kunstprodukte" wurden in einem Archiv aufgespürt - die Arbeitsgruppe hat diese künstlerisch armseligen Hervorbringungen einer "Kunst im Dienst" einleuchtend kommentiert und sie in den Zusammenhang einer Propaganda gestellt, die des "Reiches Sicherheit" pries und damit eine Doppelstrategie verfolgte: Vertrauen zu wecken für die braune Vaterlandsverteidigung und Einstimmung auf den kommenden Krieg. Da gab es "Westwall- Ringe" und Westwall-Spielzeug (ein gutes Geschäft!), die unvermeidlichen Orden für Bestarbeiter und eine eigene illustrierte Zeitung für die Werkelnden - Goebbels Leute waren nicht faul. Die der "Organisation Todt" auch nicht: ihnen, den bewährten Autobahnbauern, hatte Hitler Planung und Ausführung des Wewtwalls übertragen, sie wußten am besten, wie man den "zivilen Sektor" beteiligte, die Leute unterbrachte und verpflegte.

Mag sein, daß Paul Virilios virtuose Fotos von den Bunkeranlagen am "Atlantik- Wall" die Arbeitsgruppe der NGBK inspiriert haben. Doch wer nun die früheren, etwa weniger martialischen, zudem häufig von Bauernhaus-Attrappen kaschierten Anlagen ihrer brutalen ästhetischen Reize wegen sehen möchte, der wird enttäuscht: da ist viel Gräue, viel dilettantisches zeitgenössisches Material (neben einigen in der letzten Zeit aufgenommenen Bildern, die natürlich einer avancierten Ästhetik gehorchen). Auf manchen Fotos glaubt man immer noch etwas vom Muff der Fußlappen, von Mißmut der Malocher zu spüren, irgendeinem Reporter als Objekt zu dienen. Solche Fotos machen, wie die Pläne der Bunkeranlagen (vieles war präfabriziert), wie die Karten vom evakuierten Grenzstreifen deutlich, wie barbarisch das Ganze war.

In dieser klugen, sorgfältig recherchierten, plausibel aufgebauten Schau erfährt man viel über ein fast vergessenes Kapitel deutscher Kriegsvorbereitungen. Nicht einmal Ernst Jüngers militärische Stippvisite am südlichen Teil des Westwalls (beschrieben in "Gärten und Straßen") ist den Ausstellungsmachern entgangen. Die Vorstellung, daß derlei Aufklärung zu den Aufgaben eines Kunstvereins gehört, ist so beispielhaft wie rar. Vielleicht fühlen sich vergleichbare Institutionen außerhalb Berlins ermutigt, die Schau zu übernehmen: sie ist lohnend!

ROLAND H. WIEGENSTEIN

("Wir bauen des Reiches Sicherheit - Mythos und Realität des Westwalls". Ausstellung des NGBK in der Ausstellungshalle des Fernsehturms am Alexanderplatz, bis 3. November. Katalog: 24,- DM.)

Hollywood-Alpträume Neues Theater zeigt Filme übers Filmen

HÖCHST. Hollywood - ein Sinnbild für Glamour und Glanz, den schnellen Aufstieg von der Tellerwäscherin zum Superstar, dem Ort aus dem die Träume sind. Oder die Alpträume. Robert Altmans Sozialsatire "The Player" zeigt die Schattenseiten der Glitter- und Flitterwelt. Er verdeutlicht, wie die Kunst dem Kommerz geopfert wird.

Offenbar war das nicht nur Altman ein Anliegen: Zwei Dutzend Stars konnte er für sein Projekt gewinnen, manche verzichteten auf die Gage für ihre Kurzauftritte. Der Zuschauer kann nicht nur versuchen, möglichst viele wiederzuerkennen und den Spaß haben, in der Traumfabrik auch die Traumafabrik zu sehen.

Nein, es wird auch noch spannend, denn ein abgewiesener Autor schickt Drohpostkarten und schließlich ein neues Drehbuch. Inhalt: Drehbucheinkäufer ermordet Autor und vertuscht die Sache. Donnerstag und Sonntag um 18.30, Freitag und Samstag 20.45 Uhr sowie Dienstag und Mittwoch um 20 Uhr.

In einem Punkt unterscheidet sich "Player" allerdings nicht von den angeprangerten Hollywood-Produktionen: Alles war vorher durchgeplant, für kreative Prozesse während der Dreharbeiten war kein Geld und damit keine Zeit.

Anders Rainer Werner Fassbinder in der "Warnung vor einer heiligen Nutte": Er wollte bestimmte standardisierte Kameraeinstellungen nicht verwenden und setzte statt dessen aufs Ausprobieren. Thema seines Films übers Filmen ist auch nicht Hollywood, sondern das Autorenkino, für das er wie kein anderer deutscher Regisseur bekannt wurde.

Und in dessen Arbeitsweisen er sich auskennt: Fassbinder kritisiert auch die Bedingungen, unter denen er arbeiten müßte. Zielscheibe ist vor allem die staatliche Filmförderung. Ohne sie hätte das Autorenkino nicht überleben können. Allerdings bekam Fassbinders Münchner Kollege Herbert Achternbusch zu spüren, wie eng die Auffassungen unter einem Innenminister Zimmermann wurden.

Fassbinders Heilige Nutte von 1970 kann erst jetzt, zehn Jahre nach seinem Tod, gezeigt werden: Der Regisseur hatte den Film mit Musik unterlegt, ohne sich um die Rechte daran zu scheren. Aufführungen: Donnerstag und Sonntag um 20.45 Uhr, Freitag und Samstag um 18.30 Uhr. Beide Filme im Neuen Theater in Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46a. clk

Meteorologe bleibt kühl: wie im Februar

Trotz Frosts mit Sandalen durch die Stadt

Sieben Grad Minus in Oberfranken, sagte die weibliche Stimme des Morgenmagazins mit einem solchen Ausdruck des Entsetzens, als müßte sie eine Katastrophe melden. Dabei zitterte die Stimme wie die silbrigen Blätter der Pappeln im Wind, als hätte der Keil einer polaren Kaltfront ihre Stimmbänder gestreift. In diesem Zusammenhang ein Blick auf die Frankfurter Wetterlage: In der ersten Frostnacht der Saison registrierte der Deutsche Wetterdienst Temperaturen, die mit den Rekordwerten jenseits der Landesgrenze nicht konkurrieren können: -1,9 Grad Celsius melden die Präzisionsarbeiter aus Offenbach für den Flughafen Frankfurt.

Die Natur trägt eine Gänsehaut - und der Mensch noch immer den Sommer auf der gebräunten Haut. Die gefallenen Blätter sind bedeckt vom weißen Nachthauch, doch der Mensch, von der Mittagssonne verführt, gibt sich leicht bekleidet.

Leichten Fußes und leichten Sinnes schreitet er ungeachtet aller Warnungen der Hustensaft-Branche, die mehr den Charakter optimistischer Gewißheit tragen, in die kürzer werdenden Tage. Der Mann sonnigen Gemüts, wurde uns von zuverlässigen Beobachtern der Straßenszene berichtet, geht in luftiger Sandale über die nachtfrostgehärtete Erde; und pfeift auf das Wetter, gelegentlich im kurzärmeligen T-Shirt. Der Meteorologe vom Dienst, der ein professionelles und daher emotionsloses Verhältnis zu seinem Satellitenbild, diesem mordernen Witterungs-Orakel, pflegt, bleibt kühl. Rein vom Sonnenstand gesehen, haben wird jetzt Ende Februar, sagt der Meteorologe, und wundert sich nicht wie der dünnbefrackte Laie auf dem Trottoir über den Temperatursturz. Februar? Eine interessante Aussage, die nur insofern nicht überzeugt, als die instinktsicheren Zugvögel sich genau entgegengesetzt dieser Theorie verhalten: Sie suchen das Weite - und zwar gen Süden. sar

Bundesbank vermißt im Handel liberalen Geist "Relikte protektionistischer Politik" in der EG / Untersuchung zum europäischen Binnenmarkt

ski FRANKFURT A. M. Die Bundesbank mahnt den Abbau von Handelshürden in der EG an. In einer Studie über den offiziell in zweieinhalb Monaten startenden Binnenmarkt weisen die deutschen Währungshüter auf diverse noch bestehende Hemmnisse für den Warenaustausch mit Drittstaaten hin. So sehe eine Vereinbarung der Zwölfergemeinschaft mit Japan bei Kraftfahrzeugen Zugangsbeschränkungen zum europäischen Markt vor, die erst bis zur Jahrtausendwende abgebaut werden sollten. Und auch die von der Brüsseler Kommission geplanten Einschränkungen für Bananen-Einfuhren (der EG-Ministerrat hat diesen Vorschlägen allerdings jüngst widersprochen) ließen "kaum liberalen Geist erkennen", schreibt das Haus Schlesinger in seinem Monatsbericht. "Derartige Relikte einer protektionistischen Politik sollten ab- und nicht ausgebaut werden." Die Gemeinschaft sei angesichts ihrer weltweiten Handelsverflechtung auf Offenheit nach außen angewiesen, sie sollte mit gutem Beispiel auf dem Weg zum global freien Wirtschaftsaustausch vorangehen. Vor diesem Hintergrund sei auch ein baldiger Abschluß der Verhandlungen im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) über eine weitere Liberalisierung zu wünschen.

Für unbegründet halten die Volkswirte freilich die von draußen gelegentlich vorgebrachte Befürchtung, mit dem Binnenmarkt werde die EG zu einer "Festung Europa" ausgebaut. Es sei nämlich gelungen, einige der ursprünglich geplanten Regelungen dahingehend zu ändern, daß einem Land gewährte Begünstigungen auch anderen Staaten eingeräumt würden ("Erga-omnes-Prinzip"). Drittländer profitierten somit in gleichem Maße wie die EG-Mitglieder von der Einheitlichkeit und Offenheit des Marktes. Sanktionsmöglichkeiten Brüssels etwa im Kreditwesen seien nur für den Fall vorgesehen, daß europäische Banken außerhalb der Gemeinschaft diskriminiert würden.

Vorteile aufgrund des Binnenmarktes stellt die Bundesbank Unternehmen, Arbeitnehmern und den 346 Millionen Verbrauchern dieses Raumes in Aussicht. Die positiven wirtschaftlichen Wirkungen beruhten zum Teil darauf, daß durch den Wegfall der Formalitäten und Zeitverluste an den Binnengrenzen die Kosten der Firmen sinken. Vor allem aber werde wohl die Beseitigung der zahlreichen technischen Hemmnisse eine beträchtliche Dynamik auslösen. Die grenzüberschreitende Arbeitsteilung werde erleichtert und so eine Produktion in größeren Serien möglich. Der Abbau aller Barrieren und der damit verbundene stärkere Wettbewerb könnten Wachstum und Beschäftigung stimulieren sowie tendenziell helfen, den Preisanstieg zu dämpfen.

Eine Quantifizierung der ökonomischen Folgen des Binnenmarktes mit seinen "Grundfreiheiten" für Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital hält die Währungsbehörde aber für kaum möglich. Entsprechende Ergebnisse einer EG-Untersuchung von 1988 (Cecchini-Bericht) seien "mit Vorsicht aufzunehmen".

In ihrer Studie konstatiert die Bundesbank "bedeutende Fortschritte" auf dem Weg zum einheitlichen EG-Wirtschaftsraum. Vollständig dürfte das ehrgeizige Programm allerdings wegen des Rückstands bei der Beseitigung einiger Hürden für den Personen- und Warenverkehr kaum bis zum 1. Januar durchzuziehen sein. Bis August hatte der Ministerrat rund 90 Prozent der für den Binnenmarkt nötigen Einzelbeschlüsse gefaßt und hatten die zwölf Mitglieder im Schnitt 75 Prozent der Rechtsakte in nationale Bestimmungen umgesetzt. Teilweise (etwa Liberalisierung der Verkehrsdienstleistungen) sind auch längere Übergangsfristen vorgesehen. Andererseits ist der Binnenmarkt auf anderen Gebieten (zum Beispiel Investmentrecht) schon komplett oder zumindest weitgehend Realität.

Jurist soll vertrackte Rechtslage klären Dreieichs Politiker wollen bei Festspielen keine voreiligen Schritte unternehmen Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. "Die Situation ist unübersichtlich geworden." Mit dieser Bemerkung brachte der Erste Stadtrat Werner Müller (SPD) die Lage haarscharf auf den Punkt. Wer wie künftig Festspiele in der Burg Dreieichenhain machen kann - diese Frage traut sich derzeit niemand zu beantworten. Die Diskussion im Haupt- und Finanzausschuß am Dienstag abend endete mit dem Ergebnis: Ein Rechtsgutachten soll klären, ob die Stadt die Festspiele allein weitermachen kann oder ob Mirco von Specht einen Anspruch auf die Festspiele hat. Das Konzept von Müller und Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) für die Übernahme der Festspiele in städtische Regie sollte eigentlich zügig durch die parlamentarischen Gremien gehen. Die Zustimmung der beiden großen Parteien schien sicher, die Sache gelaufen.

Erster Schritt: die Zustimmung des Haupt- und Finanzausschusses. Seinen Segen sollte der Ausschuß am Dienstag abend geben. Anschließend wollte der Magistrat das Gespräch mit der Hainer Altstadt-Initiative und dem Klägerpaar Moll suchen, um sicherzustellen, daß die Festspiele 1993 "rechtlich ungestört" Vorsichtiger Rückzieher (Abeln) verlaufen können. Anschließend: der Parlamentsbeschluß.

Dieser klaren Marschrichtung samt Zeitplan, die Müller und Abeln vor einer Woche vorgegeben hatten, wollten die Ausschußmitglieder am Dienstag abend jedoch nicht folgen. Eine Diskussion ohne Abstimmung: Nur unter dieser Bedingung war die SDP überhaupt bereit, über die Festspiele zu reden. Mit den Liberalen forderte sie, im zuständigen Kulturausschuß in der nächsten Woche darüber zu beraten. Außerdem verlangte der Ausschuß, den Vertrag zwischen der Stadt und Mirco von Specht zu sehen.

Auch die Rathausspitze selbst war sich ihrer Sache nicht mehr ganz so sicher und drängte nicht auf eine Entscheidung. Daß von Specht öffentlich Anspruch auf die Festspiele erhoben und Widerstand gegen die Pläne der Stadt angekündigt hatte, hatte sie zu einem vorsichtigen Rückzieher bewogen. Zu diskutieren sei, so Abeln, ob die Stadt abweichend von der Vorlage einen Konsens mit von Specht suchen solle. "Wir bewegen uns in einer Unsicherheitszone", bekannte der Bürgermeister. Seine Position im Streit um die richtige Lesart des Vertrags ist offenbar erschüttert.

Mirco von Sprecht bestreitet die Auffassung der Stadt, sie könne die Festspiele künftig allein machen, mit dem Argument: In dem Vertrag sei der Fall, daß einer der beiden Partner aussteige, so geregelt, daß dann der andere die Festspiele fortführen könne.

Nachdem der Magistrat erklärt hatte, daß er den Vertrag nicht fortsetzt, ist aus der Sicht des bisherigen Hauptveranstalters der Festspiele genau dieser Fall eingetreten. Das hat er sich von einem Rechtsanwalt bestätigen lassen. Vorsichtig meinte Abeln: "Man kann diese Schlußfolgerung ziehen. Ich meine, daß aber auch unsere Auslegung des Vertrags etwas für sich hat."

Mit dieser vagen Aussage bestärkte der Bürgermeister die Haltung des Ausschusses, daß erst die Rechtsfrage zu klären sei, bevor eine Entscheidung getroffen werden könne. Größte Zweifel, ob sich die bisherige Position der Stadt durchsetzen läßt, äußerte vor allem der Ausschußvorsitzende Alfred Fischer.

"Von Specht ist Inhaber des Betriebs Festspiele", meinte Fischer und stellte sich damit auf die Seite des Konzertdirektors. Der könne Festspiele der Stadt per einstweiliger Verfügung stoppen.

Nicht ganz so eindeutig, aber gleichfalls skeptisch bewertete Rainer Jakobi (SPD) die Erfolgschancen der Stadt in der "vertrackten Situation": Das Risiko sei erheblich. Werner Nickel (FDP) sah schon Regreßforderungen auf die Stadt zukommen und addierte diese Gefahr zu den übrigen "ungeklärten Verhältnissen", die wie ein Damoklesschwert über den Festspielen hingen.

Allgemeine Zustimmung fand vor diesem Hintergrund der Vorschlag von Alfred Fischer, ein Gutachten einzuholen, um die Rechtsfrage zu klären. Das wird nun geschehen. Parallel dazu wird die Stadt mit von Specht weiter verhandeln.

Für Abeln spielt dabei nach eigenen Worten eine Rolle, ob von Specht neben einer rechtlichen auch die "tatsächliche Möglichkeit" hat, die Festspiele weiterzumachen. Ohne die Stadt, so meint nämlich der Bürgermeister, gehe es nicht: Chance für von Specht? "Zur Durchführung gehören die Vermietung der Burg, die Technik und das Personal des Bürgerhauses, die Verkehrsregelung durch die Stadt und die Unterkünfte, die wir gestellt haben."

Bürgerhauschef Gustav Halberstadt,der für die Sitzung seinen Urlaub abgebrochen hatte, schlug folgendes Vorgehen vor: "Geben Sie Mirco von Specht eine Chance glaubhaft nachzuweisen, daß er fähig ist, die Festspiele durchzuführen." Dabei verhehlte er nicht, daß er das für unrealistisch hält. Nach dem ursprünglichen Konzept sollte er die Leitung der Festspiele übernehmen.

Für Mirco von Specht bedeutet die Entwicklung der Diskussion, daß die Stadt "einen Schritt zurück" gegangen sei. Auf Anfrage betonte er, er wolle nach wie vor mit der Stadt zusammenarbeiten, sei es als Mitveranstalter und Zuschußgeber oder im Sinne einer moralischen Unterstützung: "Ich bin auf den Goodwill der Stadt angewiesen."

Kleine FR

FWG berät Nachtragshaushalt

GRÄVENWIESBACH. Die Beratung über den Nachtragshaushalt steht im Mittelpunkt der Fraktionssitzung, zu der sich die FWG Grävenwiesbach heute trifft: Um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt.

Umgang mit der Wahrheit

NEU-ANSPACH. Die letzte Veranstaltung aus der Reihe "Alles Alltag" beschäftigt sich mit der Frage: "Wie gehen wir mit der Wahrheit um?" Dazu bietet die Kolpingfamilie Neu-Anspach und die katholische Erwachsenenbildung wieder einen Video- und Gesprächsabend an: am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, im katholischen Gemeindehaus, Taunusstraße. Treffen der Krebs-Selbsthilfegruppe NEU-ANSPACH. Die Selbsthilfegruppe für Frauen mit oder nach Krebserkrankungen trifft sich in diesem Monat am Mittwoch, 21. Oktober. Interessierte Frauen aus dem Usinger Land sind von 17 bis 19 Uhr in den "Frauentreff", Schubertstraße 32 (im Ärztehaus), eingeladen. Nähere Informationen erteilt Martina McClymont-Nielitz, Tel. 0 60 81 / 76 80. Naturschutzgruppe trifft sich GRÄVENWIESBACH. Das monatliche Treffen der Vogel- und Naturschutzgruppe Grävenwiesbach findet am Mittwoch, 21. Oktober, statt. Ab 20 Uhr soll im Rathaus Naunstadt besprochen werden, wieviel Bäume am Samstag, 7. November, in Hundstadt gepflanzt werden.

Wie Wissensdurst zum Erfolg führen kann

WÄCHTERSBACH. Das Kinderstück "Tillie und die Mauer" kommt am Mittwoch, 21. Oktober, 15 Uhr, auf die Bühne im Wächtersbacher Bürgerhaus. Das Mülheimer Figurentheater "Wodo Puppenspiel" spielt mit viel Musik und Figuren für Kinder ab vier Jahre.

Das Stück handelt davon, wie Neugier und Wissensdurst zum Erfolg führen. Die kleine Maus Tillie und ihre Freunde wollen nicht vor einer Mauer haltmachen, die bisher niemand von den älteren Mäusen überwinden wollte oder konnte. lex

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (15, 17 und 20 Uhr).

Panda Kino: My Girl - Meine erste Liebe (15 Uhr); Grüne Tomaten (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (15 und 17.30 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (20 und 22.15 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Alien 3 (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wolfsblut (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Schloßkonzert mit Huascar Barradas und Jörg Remy, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Folk-Rock, Rhythm and Blues und deutsche Lieder von Roland Berens, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 10 bis 12 Uhr.

Galerie im Stadthaus: Zeichnungen und Skulpturen von Susanne Wittmer- Kliem, 15 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Versteigerung, 8 bis 12 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Grafik und Plastiken von Peter und Lieselotte Frieling, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Gemeinsame Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kurhaus: Bilder von Anne Reichardt, 10 bis 12 Uhr. Parteien/Parlamente Oberursel. Bürgergespräch mit der CDU-Stierstadt, Weinladen "Eckstubb", Gartenstr. 8, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.

Schmitten. Treffen des Freitagsclubs im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr.

Oberursel. Spielnachmittag des Bridge- Clubs, Stadthalle, 15 bis 17 Uhr.

Spielabend des Schachvereins, Stadthalle, 20 bis 22 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung im Kurhaus, 15 Uhr.

CDU: Drogenberatung in Bad Vilbel verstärken Fraktion sieht aktuellen Notstand / In Karben gibt es bereits einen Elterngesprächskreis

BAD VILBEL. Die CDU-Fraktion fordert den Magistrat der Stadt auf, beim Wetteraukreis auf Verstärkung der Drogenberatung zu drängen. Wie Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz berichtet, sei es in Bad Vilbel als Nachbarstadt zu Frankfurt zu einem "aktuellen Beratungsnotstand" gekommen.

Als Ursache sieht die Fraktion den allgemein gestiegenen Drogenkonsum und die Bemühungen der Stadt Frankfurt, Suchtkranke aus dem Umland stärker auf ihre Heimatgemeinden zu verweisen (die FR berichtete in ihrer Mittwochausgabe). Durch die Vergrößerung des Kreises der Drogengefährdeten und -abhängigen gerade in Bad Vilbel als der am nächsten zum Zentrum des "Drogenschwerpunktes" Frankfurt gelegenen Gemeinde des Wetteraukreises muß der Wetteraukreis nach Ansicht der brunnenstädtischen CDU unbedingt seine Informations- und Beratungseinrichtung in Bad Vilbel erweitern. Als Indikator sieht die CDU auch die gestiegene Zahl von Eigentumsdelikten im Rahmen der Beschaffungskriminalität. Darauf müsse der für die Drogenprävention zuständige Wetteraukreis reagieren. Mindestens eine Personalstelle müsse allein für den Bereich Bad Vilbel geschaffen werden, fordert Dr. Maetz. Nur durch Drogeninformation und -beratung im unmittelbaren Umfeld der Jugendlichen (nicht wie bisher zweimal wöchentlich) sei eine Kontaktaufnahme möglich. Die bisherigen Beratungsangebote reichten bei weitem nicht mehr aus. Aufgabenschwerpunkte sollten Informationen von Schülern, Lehrern und Eltern in Gesprächen sein, zudem die individuelle Beratung Drogengefährdeter und -abhängiger. Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) verwies auf Anfrage der FR auf eine Gesprächsrunde am heutigen Donnerstag im Landratsamt zum Thema Drogenberatung. Vertreter der Drogenberatung des Kreises, des Jugend- und Sozialamtes, Gesundheitsamtes, Schulamtes, Kreiselternbeirats, der Kripo, die Dezernentin Gila Gertz und er selbst sowie Vertreter der Städte, in denen es Drogen-Arbeitskreise gibt, Karben und Büdingen, sprechen über die mögliche Verlagerung der offenen Drogenszene aus Frankfurt. Beim vorigen Treffen habe die Kripo keine signifikanten Hinweise für eine solche Verlagerung gehabt, es sei abzuwarten, ob es inzwischen neue Erkenntnisse gebe. "Wir haben Bad Vilbel diesbezüglich sehr wohl im Auge", sagte Pollmar, zumal dort schon ein Mann (der Küster der Kirche Verklärung Christi) erschlagen worden ist, vermutlich um Geld für Drogen zu beschaffen und es auch Hinweise auf Handel gegeben habe. Falls es inzwischen deutliche Hinweise auf eine Verlagerung gebe, müsse man schauen, ob zusätzliches Personal finanzierbar sei.

Zur Zeit habe gerade ein neuer Mitarbeiter in der Drogenberatung ein Konzept zur Drogenprävention auf dem Lande erarbeitet. Es gehe dabei vor allem um Information in Jugendclubs und an Schulen. Auch würden mögliche Umschlagplätze besucht, um Kontakt mit den Betroffenen aufzunehmen.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Gespräch, das die FR mit dem Leiter der Drogenberatung des Frankfurter Schulamtes, dem Theologen Gerstenberger, führte, und die Berichterstattung über einen Elternabend zum Thema Drogen an der Saalburg-Schule. Der Tenor der Praktiker aus der Drogenberatung war in beiden Fällen: Vor allem im Elternhaus werden die Weichen für eine spätere Drogenanfälligkeit gestellt, da Eltern sich immer weniger Zeit für ihre Kinder nehmen und die Kinder nicht mehr lernen, Konflikte auszutragen.

Daher wird sich auch der Kreiselternbeirat demnächst mit dem Thema Drogenprävention befassen, berichtete Pollmar der FR. Außerdem seien die Jugendpflege und die Schulen neben den Eltern aufgerufen, dieses "gesellschaftspolitische Problem" aktiv zu werden. Bei den Ursachen für mögliche Abhängigkeit von Jugendlichen spiele gerade die Ellenbogengesellschaft eine Rolle, die nach dem Krieg geschaffen worden sei. Wenn es nicht gelinge, die sozialen Verhältnisse zu verbessern, sei das Problem nicht zu lösen. Drogen gebe es so lange wie die Menschheit. Wenn ihr Konsum eskaliere, sei etwas im Zusammenleben der Menschen nicht in Ordnung, etwa wenn sie nicht zufrieden und in menschenfreundlichen Bedingungen leben könnten.

Wie berichtet, beginnt am 5. November im Karbener Mütterzentrum, im städtischen Haus Hauptstraße 84 in Okarben, ein Elterngesprächskreis "Drogensucht - Abhängigkeit". Eine der Fragestellungen zur Einstimmung weist auch auf den Zusammenhang vom "Konsumrausch" und Drogenempfänglichkeit hin. Das Karbener Mütterzentrum ist vormittags unter der Telefonnummer 0 60 39 / 4 41 46 zu erreichen. de

Kurz gemeldet

Bayerische Vereinigung lädt ein "Herbstzeit - Oktoberfestzeit". Unter diesem Motto veranstaltet die Bayerische Vereinigung 1898 Frankfurt am Samstag, dem 17. Oktober, 20 Uhr, im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2, einen großen Bayerischen Abend mit buntem Programm. Weißblaue Stimmung ist angesagt. Mitwirkende sind Trachten- und Plattlergruppen verschiedener Trachtenvereine aus Frankfurt und Umgebung.Ausstellung: Lawn-Tennis-Geschichte Das Spiel, das aus der Kiste kam, heißt eine Ausstellung in der Titus Therme am Walter-Möller-Platz im Nordwestzentrum. Sie zeigt den Anfang der Frankfurter Lawn-Tennis-Geschichte ("Tennis auf Rasen"). Die Titus Therme ist täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet. Die Ausstellung dauert noch bis zum 20. November. Krankenpflege in der Familie Wie Kranke in der Familie gepflegt und betreut werden können soll ein Kursus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am 26. und 27. November vermitteln. Information und Anmeldung beim Bezirksverband des DRK, Mendelssohnstraße 78, Telefon 71 91 - 91 25.

SPD-Politiker Sander erhält den Umlandpreis

Reinhard Sander, ehrenamtlicher SPD-Beigeordneter im Umlandverband Frankfurt (UVF), erhält den diesjährigen Umlandpreis der SPD im UVF. Der 71jährige Sander, renommierter Umweltschützer, war von 1977 bis 1981 UVF-Abgeordneter und führt seitdem die SPD-Fraktion in der Regionalen Planungsversammlung Südhessen. Sander war langjähriger Vorsitzender des Deutschen Alpenvereines und des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Hessen. Er initiierte den Umwelttag, der unlängst in Frankfurt zusammentrat. 1955 hatte der Jurist von sich reden gemacht, als er die Frankfurter Himalaya-Expedition leitete.

Die SPD im UVF vergibt den Preis alle zwei Jahre, unter anderem auch für praktisch umsetzbare Vorschläge zur Verbesserung der Umweltbedingungen im Rhein-Main-Gebiet. Der Preis wird am 23. Oktober verliehen, die Laudatio hält der hessische Minister für Landesentwicklung, Jörg Jordan. jg

Gipfel soll EG näher an die Bürger heranrücken Aufgabenverteilung mit unteren Ebenen strittig / SPD sieht Bonn ohne Konzept / Wirtschaft fordert Gatt-Einigung

BRÜSSEL/BONN (ha/rtr/FR). Der Maastrichter Unionsvertrag und die Verhandlungen über eine Gatt-Reform sind die beiden beherrschenden Themen beim Treffen der zwölf EG-Regierungschef in Birmingham. Die "Notsitzung" hat der britische Premierminister John Major als derzeitiger Ratspräsident einberufen, nachdem der knappe Ausgang der französischen Volksabstimmung nun die Ratifizierung des EG-Vertrages im Londoner Unterhaus zu gefährden scheint.

Geplant ist jetzt eine "Botschaft von Birmingham" an die EG-Bürger, die beruhigen soll, wie ein Diplomat in Brüssel es formulierte. Im Mittelpunkt aller bisher produzierten Vorbereitungspapiere für den Gipfel steht das "Subsidiaritätsprinzip". Es hat freilich den entscheidenden Nachteil, daß fast kein normaler EG-Bürger sich darunter etwas vorstellen kann. Dabei wird dieses Prinzip einer dezentralisierten Aufgabenverteilung gerade im Maastrichter Vertrag (auf deutsches Drängen) erstmals im EG-Recht mit folgenden Sätzen verankert: "Die Gemeinschaft wird innerhalb der Grenzen der ihr in diesem Vertrag zugewiesenen Befugnisse und gesetzten Ziele tätig. In den Bereichen, die nicht in ihre ausschließliche Zuständigkeit fallen, wird die Gemeinschaft nach dem Subsidiaritätsprinzip nur tätig, sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen

auf Ebene der Mitgliedstaaten nicht aus- reichend erreicht werden können...".

Weil das zu abstrakt ist, um den Bürgern die Angst vor einem "Superstaat" zu nehmen, will John Major Brüssel die Befugnis für eine Reihe bisheriger Aufgaben sichtbar entziehen - beispielsweise die Überwachung von EG-Umweltbestimmungen. Er stößt damit aber auf Widerstand anderer Mitgliedstaaten. Mehr "Transparenz" soll als zweite Beruhigungspille für die Bürger in Birmingham erwogen werden. Doch schon Majors Vorschlag, bei dem Not-Treffen solle jeder der zwölf Regierungschefs seine Ausgangsposition kurz öffentlich vortragen, wurde auf Mehrheitswunsch beerdigt.

Derweil wirft die SPD der Bundesregierung vor, sie habe im Vorfeld des Gipfels noch immer keinerlei Konzept für eine bürgernähere Gestaltung der europäischen Einigung. Es zeige sich, daß Bonn offensichtlich nichts aus der Kritik am Vertrag von Maastricht gelernt habe, meint die europapolitische Sprecherin der SPD, Heidemarie Wieczorek-Zeul. Das einzig vorliegende Papier, das Memorandum zur Subsidiarität, lese sich "wie der Wunschkatalog von Ministerialbeamten nach Nichteinmischung in ihren Arbeitsbereich". Bundeskanzler Helmut Kohl müsse den vom Bundestag erhobenen "Parlamentsvorbehalt" für den Übergang zur letzten Stufe der Europäischen Währungsunion deutlich machen.

Die deutsche Wirtschaft drängt die EG-Regierungschefs, in Birmingham endlich einen Durchbruch bei den Gatt-Verhandlungen zu erzielen. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnen, die EG dürfe nicht als "Bremser" der Weltwirtschaft dastehen. In einem Schreiben an Kommissionspräsident Jacques Delors fordert der BDI, Brüssel müsse "durch konstruktive Vorschläge in den strittigen Verhandlungsbereichen" den Weg für eine Einigung freimachen. Die schwache Weltkonjunktur benötige die von einem Gatt-Abschluß erhofften Wachstumsimpulse dringend. Der DIHT warnt zugleich vor "falschen Kompromissen" in der Europapolitik, die jedem Land erlauben würde, "sich die Rosinen aus dem EG-Kuchen herauszupicken".

Auch der Bundestag beschäftigte sich gestern mit den Gatt-Verhandlungen. Für die SPD forderte der Abgeordnete Norbert Wieczorek, Kohl müsse mit dem französischen Präsidenten in dieser Sache endlich "Tacheles" reden. Das Abkommen sei dringlicher als je zuvor.

Schon jetzt gibt's Karten für die Weinprobe

HOCHHEIM. Sie gehören zum Hochheimer Markt wie das Bier zum Münchner Oktoberfest: die festlichen Weinproben.

Am Freitag, 6., und am Samstag, 7. November, werden edle Tropfen kredenzt. Und für alle, die sich den Genuß nicht entgehen lassen wollen, gibt es bereits jetzt Karten.

15 verschiedene Weine wird Probenleiter Dr. Rowald Hepp von den Staatsweingütern Eltville vorstellen. Entkorkt werden die Flaschen in der neuen Stadtsporthalle an der Carlo- Schmid-Schule.

Die Weinprobe am Markt-Samstag ist in diesem Jahr erstmals auf einen späteren Zeitpunkt verlegt worden: von 18 Uhr an können, wie schon am Freitag, Bukett, Farbe und Geschmack getestet werden.

Karten für die Weinprobe gibt es ab 19. Oktober unter anderen bei Papier Denneberg, Toto Faulhaber und Geschenkartikel Schmidt (alle Weiherstraße). kkü

DGB: Mietspiegel ein Instrument gegen Wucher

Eine Korrektur der Werte im Frankfurter Mietspiegel ist für den DGB-Kreisverband "nun endgültig vom Tisch" - der Gewerkschaftsbund stützt sich auf ein Gutachten des Institutes für Wohnen und Umwelt in Darmstadt, demzufolge der Mietspiegel "in vollem Umfang anwendbar" ist.

Der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge sprach von einem "durchsichtigen Manöver" des Haus- und Grundbesitzervereines, um eine Veränderung der Mietpreise nach oben zu erreichen - die Hauseigner hatten zuvor eine ablehnende Expertise zur Miettabelle vorgelegt.

Hooge urteilte, die Hausbesitzer dürften sich gerade in Ballungsräumen nicht aus der sozialen Verantwortung stehlen. Wohnungen in privatem Besitz erhielten einen immer größeren sozialen und gesellschaftspolitischen Stellenwert. jg

Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland belegt Bürger-Frust Fußgänger warten viel zu lange Ampel 50 Sekunden "rot" Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Ungeduldig trat Barbara Böcher von einem Fuß auf den anderen. Die Wiesbadener Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) wartete an der Kreuzung Bismarckring/Wellritzstraße auf "Grün" - und das 50 Sekunden lang. Die lange Rotphase der Ampel ist nicht nur ihr ein stetes Ärgernis: Viele Bewohner der Landeshauptstadt sind an dieser Signalanlage schon in Wut geraten. Einige von ihnen haben jetzt ihren Unmut in einer Umfrage des VCD über die Fußgängerampeln in Wiesbaden artikuliert. Ergebnis der ersten Auswertung: Nach der Devise "der Verkehr muß fließen" habe man bei der Umgestaltung der City in erster Linie an die Autofahrer gedacht. Barbara Böcher: "Die Fußgänger sind bei dieser Konzeption auf der Strekke geblieben."

Zu lange Rot- und zu kurze Grünphasen wurden von den Wiesbadenern auf den Antwortkarten moniert. Beanstandet wurde überdies, daß man große Kreuzungen "nie in einem Rutsch" überqueren kann. Die Mittelinseln - Warteplatz für Passanten zwischen zwei Ampeln - sind häufig zu klein, Mütter mit Kinderwagen stehen hier Ängste aus.

600 Karten hat der VCD während der Verkehrswoche Anfang September an Info-Ständen mit der Bitte verteilt, seinem Ärger über Ampeln in Wiesbaden Luft zu machen. 60 Antworkarten trudelten mittlerweile ein. Eine davon: "Kaum habe ich die Einkaufstasche hochgenommen, ist schon wieder Rot." Gemeint ist die Ampel an der Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ring / Adolfsallee / Biebricher Allee. Wer nicht noch einmal einen Zwischenstopp auf einer Mittelinsel einlegen möchte, müsse "im Schweinsgalopp" über die Fahrbahn spurten. Gefährlich sind lange Rotphasen bei den Ampeln auf Schulwegen. Denn Kinder bringen noch weniger Geduld auf als Erwachsene, und denen schwillt an manchen Straßenkreuzungen schon der Kamm, wenn sie schier endlos im Abgasmief auf "Grün" warten. Barbara Böcher: "Ab 30 Sekunden werden Fußgänger unruhig, nach 40 Sekunden risikobereit."

Eine empörte Mutter schrieb sich ihren Zorn von der Seele. Als nämlich ihr kleiner Sohn eingeschult wurde, hatte sie einen Beamten auf den gefährlichen Überweg an der Ecke Klarenthaler Straße / Dotzheimer Straße hingewiesen: Da seien schon mehrere Kinder angefahren worden. Die Antwort des Staatsdieners verschlug ihr die Sprache. Kinder, beschied er die besorgte Mutter, müßten sich daran gewöhnen, vor dem Überqueren der Straße "den Autofahrer zu fixieren". Schlußfolgert Barbara Böcher: "Die Stadt wird nicht kindgerecht angelegt, sondern das Kind autogerecht erzogen."

"Wir sind keine Verkehrsexperten", sagt die VCD-Aktive. Aber nachdem sie "viele dicke Broschüren" gewälzt habe, glaubt sie sich kompetent genug für eine Reihe von Vorschlägen, die der VCD demnächst den zuständigen Ortsbeiräten und anschließend der Stadt unterbreiten wird. Beispiel: An manchen City-Kreuzungen sollten die Fußgänger-Ampeln "rundum grün" geschaltet werden, "damit man auch kreuz und quer über die Fahrbahnen laufen kann. Und nicht, wie etwa am Dürerplatz, in den sechs Straßen einmünden, wo man an jeder einzelnen Ampel warten muß - insgesamt zehn.

Donnerstag, 15. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Präsidentinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 36 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Tragen Sie ihn links oder rechts?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heißen Stein".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Dias, Videos und Disco.

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr 2, Tel. 15 45 110: 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages" (Wiederaufnahme).

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöffer - "Sie müsse entschuldiche".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: 22 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faus".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Kinder- & Jugendtheater Frankfurt, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Frankfurter Kunstgemeinde: 20 Uhr, "Die Nacht des Leguan"; Haus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbstrevue. Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Mega City Four / Bones.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, The Charlie Parker Memorial Band.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, All about the Blues.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The Californian Kid.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Pennypackers.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Juan El Gitanillo.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Arnheim Jazz Trio.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 28 14 18: 21 Uhr, Grammophoniker & Just 4 - a capella-Weekend. Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Christof Aupperle & Russ Spiegel - Good Vibes.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 19.30 Uhr, Sadus/ Cyclone. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Lesung Burkhard Schröder - "Rechte Kerle - Skinheads, Faschos".

Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - 20 Uhr, Lesung "stadtumschlungen"; Frauenschule, Hohenstaufenstr. 8.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Dieter Schiefelbein liest David Leavit; 20 Uhr, Lesung Giwi Margwelaschwili - "Muszal".Vorträge / Diskussionen Frankfurter Afrika-Wochen: 19 Uhr, Vortrag & Diskussion "Perspektive für die Demokratie in Afrika"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.

Bockenheimer Treff, Am Weingarten 18-20: 16 Uhr, Diavortrag "Mexiko".

Senckenbergmuseum, Senckenberg-Anlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "20.000 km Outback - Australien"; 20 Uhr, Diavortrag "Naturwunder Afrika-Nambia".

Archiv Bibliographia Judaica, Große Seestr. 32-34, II.OG: 19 Uhr, Vortrag "Von Aachen nach Jerusalem und nicht wieder zurück".

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: 18 Uhr, Vortrag "Kinderwelt - Umgang mit den Verführungen einer Bauaufgabe". Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie auf den Seiten 30/31 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Korrespondenzen: ,alte' und ,neue' Räume".

Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 19 Uhr, Vortrag "Regeln der Kunst und Launen der Architekten - von Leon Battista Alberti bis Peter Eisenmann".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Pro Familia, Auf der Körnerwiese 5: 19.30 Uhr, Infoveranstaltung "Zur Sterilisation des Mannes".

Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße, 195 a, Tel. 6 31 38 38; Brock'sche Apotheke, Berger Straße 38, Tel. 44 24 35; Franziskus-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Tel. 59 16 23; Hessen-Apotheke im Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt- Fechenheim 79, Tel. 41 17 87; Main-Taunus- Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77 (nur bis 23 Uhr); Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 81, Tel. 77 53 81; Schwarzbach- Apotheke, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 296, Tel. 45 22 96; Stoltze-Apotheke, Goethestraße 9, Tel. 28 12 19; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -

Strukturanalyse frißt viele hundert Jobs Hoechst-Betriebsrat uneinig über Zahl / Arbeitnehmervertreter befürchten Talfahrt Von Tobias Schwab

HÖCHST. Gestern haben es die Farbwerker scharz auf weiß lesen können: "Die Strukturanalyse ist beendet", schreiben die Betriebsratsspitzen Rolf Brand und Oswald Bommel in der jüngsten Ausgabe ihres Informationsblattes. "Das Buch ist zu", erklärte Bommel auf Anfrage der FR. "Wir sorgen dafür, daß die Sache zu Ende kommt."

"Die Sache" hat seit November 1991 "einige hundert" Arbeitsplätze gekostet. So genau festlegen will sich da niemand. Bommel zufolge sind zwischen 500 und 600 Stellen weggefallen. Hans-Werner Krauss vom oppositionellen "Forum für durchschaubare Betriebsratsarbeit" spricht von allein 1494 weniger Tarifbeschäftigten. Und Hoechst-Sprecher Dominik von Winterfeld wiederholt die Vorstands-Formel: "Wir sind immer von einer vierstelligen Zahl ausgegangen."

Während sich von Winterfeld beim Stellenabbau mit vagen Angaben begnügt, legt er auf eine "komplizierte Unterscheidung" größten Wert: "Das eine ist die mit der Anpassung an die Business Units (wirtschaftlich eigenständige Unternehmensbereiche, d. Red.) verbundene Strukturanalyse, das andere die für ein Management schon immer logische Überlegung, wie die Strukturen eines Unternehmens an die sich wandelnden Verhältnisse angepaßt werden können."

Oppositionelle Betriebsratskreise sprechen von einem "geschickten Schachzug": Mit dem Ende der Strukturanalyse, wird vermutet, wolle der Vorstand aus dem Versprechen raus, es werde keine "betriebsbedingten Kündigungen" geben. Von Winterfeld dazu gestern: "Dazu kann ich nichts sagen."

Betriebsratschef Rolf Brand und sein Vize Oswald Bommel bereiten die Belegschaft allerdings mit Blick auf den düsteren Horizont am Konjunkturhimmel schon mal auf anhaltend stürmische Zeiten vor: "Wenn die Schwierigkeiten auf dem Chemiemarkt weiter anhalten, dann werden wir dies kräftig zu spüren bekommen."

Zu schaffen macht dem Konzern von Winterfeld zufolge vor allem der Preisdruck bei den chemischen Massenprodukten, den Kunststoffen, Fasern und Folien, der Verfall der Ostmärkte und der Sturz des Dollar. Folge: Die Hoechst AG verzeichnet bereits im dritten Jahr einen Ergebnisrückgang.

Fakten, die auch Knut Riedel von der Betriebsratsgruppe "Die Durchschaubaren", nicht leugnet. Aber: "Die Konjunktur verläuft zyklisch und besteht nicht nur aus Tälern." Riedel kritisiert die "kurzfristige Gewinnstrategie", die der Konzern seiner Meinung nach betreibt. "Läuft es nicht, dann baden es die kleinen Arbeiter und Angestellten aus." Die momentane konjunkturelle Lage müsse auch im Zusammenhang mit dem selten langen Boom zuvor gesehen werden. "Da konnte Hoechst sieben bis acht Jahre lang Rücklagen bilden. Die müssen jetzt eben auch mal eingesetzt werden."

Was der Konzern mit der Einrichtung von wirtschaftlich selbständigen "Business Units" betreibe, ziele letztlich auf "amerikanische Verhältnisse": Floriere das Geschäft, würden Leute eingestellt, gehe es bergab, werde entlassen.

Betroffen seien dann besonders die älteren, kranken und behinderten Kollegen. Beispiel Badehäuser: sieben der acht "Betriebe" wird Hoechst künftig von einer Fremdfirma führen lassen. Dort hat das Unternehmen bislang Behinderte und Menschen, die nach einer Krankheit nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnten, beschäftigt. Riedel: "So werden alle Nischen und sozialen Errungenschaften wegrationalisiert."

Verdächtigter hat Zeit gewonnen Fünfter Versuch, Unfall-Flüchtigem auf die Spur zu kommen

HÖCHST. Der Fall scheint eigentlich klar. Ein alkoholisierter Mann fährt "seinen" Wagen an der Ecke Oeserstraße / Niedwald gegen einen Bus. Entfernt sich nach kurzem Wortwechsel mit dessen Fahrer vom Unfallort und zieht in eine Kneipe. Dort wird er später von Beamten des 18. Revieres festgenommen. Die Personenbeschreibung die der Busfahrer abgegeben hatte, traf auf den 31jährigen aus Nied zu: helle Jeans, dunkle Lederjacke, Beule auf der Stirn. Bei der Gegenüberstellung konnte der Busfahrer S. den Mann aber nicht mehr zweifelsfrei identifizieren. Als der sich am 18. Mai vergangenen Jahres kurz nach Mitternacht aus dem Staub machte, will S. bei ihm auch Blut am Kopf gesehen haben. Auf der Stirn leuchtete aber nur eine rote Beule.

Im fünften Anlauf versuchte das Amtsgericht am Dienstag den "Fall" des Lagerarbeiters E. zu klären. Vergeblich. Der Nieder, dem außer Unfallflucht auch Trunkenheit am Steuer und Fahren ohne Führerschein zur Last gelegt werden, schwieg amüsiert, die beiden wichtigsten Zeugen fehlten unentschuldigt. Und Richterin Beate Blacker blieb die Ruhe in Person, vernahm noch einmal vier Polizeibeamte, den Wirt der Kneipe, in die sich E. nach dem Unfall verzog, außerdem zwei Gäste des Lokals. Beide können bestätigen, daß E. die Kneipe für kurze Zeit verlassen hat.

Die Beule, erklärte E. den Polizisten bei der ersten Vernehmung, habe er sich in der Gaststätte geholt. Er sei gegen den Tresen gefallen. Bemerkt hat das allerdings niemand in der gut besuchten Kneipe. Daß E. an diesem Abend alkoholisiert war, steht zumindest außer Zweifel. Der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des rechtsmedizinischen Instituts der Uni Frankfurt zufolge muß E. zur Unfallzeit 1,4 Promille im Blut gehabt haben.

Fehlen noch die Aussagen des Busfahrers und des Offenbachers, auf dessen Wagen das Unfallfahrzeug zugelassen war. Unklar ist, wie der mutmaßliche Täter in den Besitz des Autos gelangte.

Beide Zeugen, entscheidet die Richterin, werden deshalb erneut vorgeladen. Ob auch all die anderen noch einmal vernommen werden müssen, will der Rechtsanwalt vom Vernehmungsprotokoll abhängig machen. Verhandelt wird dann noch der neue Sitzungstermin: am 19. Januar geht's weiter. Bei E. heben sich die Mundwinkel. Er hat zumindest wieder Zeit gewonnen. tos

Ein Mitglied der Anonymen Alkoholiker berichtet aus seinem Leben: ". . . war abends noch nicht richtig zu Hause, als ich bereits das erste Bier am Halse hatte"

Ich heiße R. und bin Alkoholiker. Daß ich mit Alkohol nicht umgehen konnte, kam mir eigentlich nie in den Sinn, da ich ja nicht mehr oder weniger trank als die anderen auch. Zwar war der Alkoholkonsum nicht übermäßig, jedoch steigerte er sich im Laufe der Jahre, was mir aber nicht bewußt wurde.

Ich war abends noch nicht richtig zu Hause, als ich bereits das erste Bier am Halse hatte und so viel trank, oder besser gesagt, soff, bis ich total benebelt ins Bett fiel. Gedanken über das Trinkverhalten machte ich mir auch hier noch nicht, weil ich auch nicht wollte. Meine Frau stellte mich dann vor die Entscheidung: Ehe oder Saufen.

Ich entschied mich für die Ehe, hörte von einem auf den anderen Tag auf. Es war grausam. Aber ich akzeptierte, daß ich Alkoholiker war und fertig. Ich hatte den Willen, nicht mehr zu saufen und hielt das auch fünf Jahre durch.

Heute weiß ich, daß das Abstinente auch nur wieder eine Art war, mich in den Vordergrund zu bringen. Ich war ja jetzt der Größte, weil ich nicht mehr soff. Deshalb machte es mir auch nichts aus, auf Vereinsfesten hinter der Theke zu stehen und Bier zu zapfen, ohne selbst zu trinken. Inzwischen hatte ich für mich und die Familie ein Haus gekauft, was wir in jahrelanger Arbeit renovierten. Heute weiß ich, daß die Arbeit am Haus, die Ablenkung, lediglich eine Suchtverlagerung war. Ich arbeitete jede freie Minute am Haus, obwohl ich eigentlich von Natur aus faul bin. Als das Haus fertig war, stürzte ich mich auf die Gartenarbeit, wobwohl sie mir schon als Kind zuwider war. Ich konnte aber auch hier Erfolge erzielen. "Erfolge" auch damit, daß ich Apfelwein selber kelterte und auch trank. Dies war dann der Anfang vom Ende.

Der Alkoholkonsum steigerte sich im Laufe von drei Jahren wieder so drastisch, daß ich auch nervlich kaputt war - durch Selbstvorwürfe. Meine Frau sagte nichts. Sie ignorierte mich nur immer mehr. Mir war das nur recht, so hatte ich wenigstens Ruhe zum Saufen. Ich mußte morgens schon trinken, um das Zittern der Hände wegzubekommen. Als ich das Zittern auch mit Trinken nicht mehr wegbekam, war ich reif. Ich ging direkt zu meinem Hausarzt und ließ mich in ein Krankenhaus einweisen.

Nach 14 Tagen Krankenhaus ging ich neun Wochen in die Psychiatrie nach Gießen. Dort begann ich das erste Mal in meinem Leben, über mich nachzudenken, was ich für ein Mensch bin. Ich kam zum Resultat, daß ich ein ganz normaler Mensch bin mit allen Fehlern und Schwächen. Ich brauche niemand vorzuspielen, was ich doch für ein toller Kerl bin. Die Wochen in Gießen zeigten mir auch, wie wichtig Selbsthilfegruppen sind. Verschiedene Gruppen besuchte ich drei Wochen täglich und drei Wochen zweimal täglich. Die wertvollste Erfahrung daraus war die Erkenntnis, sich selbst gegenüber schonungslos ehrlich zu sein und auch anderen gegenüber. Gelogen habe ich genug während meiner Saufzeit, am meisten habe ich mich selbst belogen.

In Bleichenbach bin ich nun fester Bestandteil der Anonymen-Alkoholiker-Gruppe. Dadurch ist es möglich, mich mit der Krankheit Alkoholismus intensiv zu beschäftigen. Denn daß Alkoholismus eine Krankheit ist, mußte ich auch erst lernen.

Halb-Mitte, noch frei Geschlossene Gesellschaft oder: Theaterbesuch im Herbst

Der Theaterbesuch - ein Akt der Kommunikation. Man ahnt in diesen Tagen der raren, spärlich gefüllten Vorstellungen im mit Millionenaufwand aufgepäppelten Schauspielhaus gar nicht, wie sehr.

Ist endlich ein Termin ausgeguckt, an dem die große Bühne tatsächlich nicht geschlossen ist, so trifft man drinnen nicht auf die übliche Anonymität. Es harrt vielmehr eine überschaubare geschlossene Gesellschaft, in der, so ausgiebig werden die Hälse gereckt, jeder auf jeden zu warten scheint.

Allenfalls 300 Menschen, wo 672 Platz hätten: Da fühlt man sich wie ertappt. Und spult, an eine der sich im Anthrazit des Raumes verlierenden Reihen aufschließend, insgeheim irritiert den Beginn dieses Theaterabends noch einmal ab: Die verbissene Zuversicht der Frau an der Kasse ("Mitte kann ich Ihnen nicht mehr geben, aber Halb-Mitte"), die zur Hälfte verwaisten Garderoben, letztlich den spürbaren Unmut der Karten-Einreißerin, der in der Masse der freibleibenden Plätze im Saal nichts mehr anzuweisen bleibt.

Geräuschvoll klacken die riesigen automatischen Türen zum Zuschauerraum ins Schloß, wenn die Vorstellung seit Minuten begonnen hat: Es hätten ja noch welche kommen können (sollen)! Drinnen rücken spätestens nach der Pause die Unentwegten in der Mitte zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen: Ohnehin ist jeder jedem in der Pause mehrmals begegnet, nun kommt es zum Schulterschluß. Der Herr zur Rechten verlangt wispernd nach Erklärungen für ihm unverständliche Passagen des Bühnengeschehens. Hinten fühlen sich zwei Damen ungehört genug, über die beste Kneipe nach dem Theater zu fachsimpeln. Schauspiel Frankfurt im Oktober 1992: Man beginnt die neue Spielzeit, nachdem man schon an der alten bei einer durchschnittlichen Platzausnutzung von 55 Prozent schwer getragen hat, mit nurmehr 13 Vorstellungen im Großen Haus, 19 im Kammerspiel. Die fehlende Bühnenpräsenz versucht die Intendanz durch aufwendige Werbeanstrengungen zu tarnen.

Doch das Publikum merkt, was gespielt wird. So bleibt mancher fern - selbst, wenn sie im Theater wirklich spielen. clau

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Das "fetzige " Radio geht auf Sendung: Kinder machen ihr Programm selbst. Seite III KRONBERG. Hat Gisela Bretz für Kreß und gegen Möller gekämpft? Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Seite V FRIEDRICHSDORF. Kunst gegen Folter und Gewalt. Seite VI RHEIN-MAIN. Heidi Kopp gewann bei den Paralympics die Silbermedaille im Schwimmen.

Leben mit Pampers, Pömps und Paragliding

ESCHBORN. "Pampers, Pömps und Paragliding" sind die Fixpunkte im Leben der modernen Frau - das behauptet Edith Börner und geht am Freitag, 23. Oktober, in ihrem Solokabarett auch der Frage nach, "wie das Suchtverhalten Verliebtsein in Gestörtheiten beiderlei Geschlechts ausarten kann".

Beginn des Auftritts von "Monstergöre, Karrierefrau, hysterischer Kellnerin und spleeniger Forscherin" ist um 20 Uhr in der Stadthalle. Karten kosten zehn Mark und sind zu haben bei der städtischen Gleichstellungsstelle oder ab 19 Uhr an der Abendkasse. bhe

Buszubringer zur Brandt-Gedenkfeier

WETTERAUKREIS. Zum Abschied von Willy Brandt organisiert die SPD Frankfurt für Freitag, 16. Oktober, einen Fakkelzug vom Frankfurter Opernplatz bis zum Paulsplatz. Heidemarie Wieczorek- Zeul, Vorsitzende der SPD Südhessen, wird gegen 19 Uhr eine kurze Gedenkrede halten.

Die SPD bietet einen kostenlosen Bus- Service für die Wetterau an. Der Bus wird um 15.45 Uhr in Büdingen am Kreisverkehr abfahren, um 16 Uhr in Ortenberg am Marktplatz, um 16.15 Uhr in Nidda am Marktplatz, um 16.30 in Friedberg, Saarstraße 12 und um 16.45 Uhr in Bad Vilbel, Sparkasse Frankfurter Straße. Wer an dem Fackelzug teilnehmen will, sollte sich sofort beim SPD-Unterbezirk Wetterau, Saarstraße 12, in Friedberg unter der Telefonnummer 0 60 31 / 1 33 88 anmelden. skl

Einen Bagger von der Baustelle gestohlen

FRIEDRICHSDORF. Ein Klein-Bagger samt Anhänger wurde am vergangenen Samstag von einer Baustelle im Römerhof gestohlen, wie die Polizei erst jetzt mitteilte. Schaden: 52 000 Mark.

Der Bagger Marke Kubota Typ KX 41 G und der Hänger (Hersteller Barthau) mit dem amtlichen Kennzeichen OF - AX 5273 sind neuwertig. "Das ist in der jüngsten Vergangenheit immer wieder vorgekommen", berichtet Klaus Schröder, stellvertretender Leiter der Polizeistation. In den letzten Monaten seien zum Beispiel auch Platten und Heizungsteile verschwunden. teb

Dorfgemeinschaftshaus: Umbau kann beginnen

BRACHTTAL. Mit Umbau und Erweiterung des Gasthauses "Morkel" zum Dorfgemeinschaftshaus für den Ortsteil Schlierbach kann in nächster Zeit begonnen werden. Bürgermeister Werner Gölz hat die Baugenehmigung auf dem Tisch.

Laut Gölz waren parallel zum Baugenehmigungsverfahren die Abbruch- und Rohbauarbeiten ausgeschrieben worden. Der Gemeindevorstand habe zwischenzeitlich bereits die Aufträge vergeben, die ein Volumen von rund 309 000 Mark erreichten. lex

Der Nachwuchs übt nach Gehör oder nach Zahlen: Der Fanfaren- und Spielmannszug 1952 Okarben feiert am Samstag Jubiläum Nur noch 25 machen die "Dicke-Backen-Musik" Feier mit befreundeten Vereinen im Bürgerhaus Von Jörn Koppmann KARBEN. Melanie (9) beteuert mit ernster Miene: "Ich übe jeden Tag von sechs bis sieben - Mutti achtet drauf." Die Neunjährige lernt beim Fanfaren- und Spielmannszug 1952 Okarben das Flötenspiel - nach Zahlen, nicht nach Noten. "Bei zwei bis sieben muß ich alle Löcher außer dem ersten zuhalten", weiß die Nachwuchsmusikerin. Auf Melanie, ihre kleine Schwester Julika (7), ihre Freundin Sandra (10) und alle anderen Okarbener Kinder gründen sich die Hoffnungen des Vereins, der am Samstag sein 40jähriges Bestehen feiert. Nur noch 25 Frauen, Männer und Kinder marschieren bei Volksfesten und Umzügen in den rot-weißen Uniformen. Da hilft es auch nicht, daß 175 passive Vereinsmitglieder die Musiker mit ihrem Monatsbeitrag in Höhe von zwei Mark (Kinder zahlen eine Mark) unterstützen. Wehmütig erinnert sich Pressewart und Paukenspieler Michael Henn (35) an vergangene Zeiten, als noch 60 Okärber den Hessentagsumzug anführten. Seit etwa einem Jahr, so Henn, habe der Verein größere Auftritte ablehnen müssen, weil er zuwenige Musiker hat.

Die Probe für das Jubiläumsfest ist ein Jammerbild. Im Halbkreis haben sich zehn Musikanten vor Dirigent Peter Sax (46) aufgebaut. Die Instrumente: Zwei Becken, eine Pauke, zwei Trommeln, eine Lyra und drei Flöten. Beim Proben des Schlagers "River of Babylon" pfeifen die Spielmannsflöten etwas zu hoch. Fanfarenbläser sind zur Probe erst gar nicht erschienen. "Das ist unser schwacher Punkt", weiß Vorsitzende Marlene Sax (39). Die Vereinschefin, seit elf Jahren in ihrem Amt und seit 25 Jahren Flötenspielerin, hofft, durch Werbung an der Karbener Kurt-Schumacher-Schule neue Mitglieder gewinnen zu können. Ausflüge in die Partnerstädte Karbens, die Besichtigung einer Radiostation und Verkehrserziehungsseminare sollen Kinder und Jugendliche anlocken. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht nötig, um beim Okarbener Fanfaren- und Spielmannszug mitmachen zu dürfen. Instrumente, Noten und Uniformen werden gestellt. Den Unterricht an Flöte und Trommel erteilen Marlene und Peter Sax. Herbert Preis übt mit den Bläsern, und Andrea Kötter zeigt, wie die Lyra, eine Art tragbares Xylophon mit Metallplättchen, gespielt wird. Die Lehrmethode, nach Gehör nachspielen oder Musizieren nach Zahlen, bekamen die Ausbilder/-innen auf Seminaren des Hessischen Blas- und Volksmusikerverbandes vermittelt. Durch schnelle Erfolge sollen die Anfänger Spaß am Musizieren bekommen. Schlager, Volkslieder und Märsche gehören zum Repertoire des Okarbener Fanfaren- und Spielmannszugs. Michael Henn: "Wir machen die Dicke-Backen-Musik." Bereits nach sechs Monaten können Anfänger bei der Truppe mitspielen. Mitmarschieren - und sei es als Fahnenträger - dürfen sie von Anfang an.

Etwa fünf Auftritte stehen jeden Monat auf dem Programm des Spielmannszugs, Ständchen an Hochzeiten und Geburtstagen von Vereinsmitgliedern eingeschlossen. "Das kann schon nerven, wenn man was anderes vorhat", sagt Michael Machner. Der 17jährige trommelt seit neun Jahren bei dem Verein. Sein Bruder Matthias (15) ist sogar schon seit zwölf Jahren Mitglied - zunächst als Maskottchen, dann als Bläser. Familiär ist auch die Atmosphäre bei den Proben, die jeden Dienstag von 19.30 Uhr bis 21 Uhr im Bürgerhaus Okarben stattfinden. So duldet Paukenspieler Michael Henn, ebenso mächtig wie sein Instrument, daß in der Pause die Kinder seine Haare in die Höhe bürsten. Henn grinst: "Hier wird man auch noch frisiert."

Zur Feier des 40. Geburtstag am Samstag, 17. Oktober, spielen neben dem gastgebenden Verein die befreundeten Spielmannszüge aus Dorheim, Harheim sowie Karbens thüringischen Partnerstadt Luisenthal. Nach der Feier, die um 19 Uhr im Bürgerhaus Okarben beginnt, spielt die Tanzkapelle "Corrida" zum Tanz auf. Eintritt: Sieben Mark. Weitere Informationen erteilt Marlene Sax unter der Telefonnummer 0 60 39 / 17 41.

Der Fluch der Konsequenz Vorhang für Manfred Stolpe

Stücke, die vom Theater verschmäht werden, zerrt das Leben auf die Bühne. Im Fall Manfred Stolpes inszeniert sich Sartres Drama Schmutzige Hände en suite. Im Proszenium tritt Brechts Keuner hinzu und fragt das Publikum, wie intim die Ohn-Macht das Beilager der Macht teilen durfte, um diese zu überleben. Sie durfte, solange es um Leben und Tod ging. Diesseits davon beginnt die Kollaboration da, wo Integrität und Selbstachtung enden.

Im Geist des Protestantismus hat Manfred Stolpe zu Lebzeiten der DDR sich damit beruhigen können, daß Gesinnung das eine, die Tat das andere sei. Der Schmutz an den Händen war der (notwendige) Preis, den die Gesinnung entrichtete, damit der Geist manchmal da wehen konnte, wo es die Stasi nicht erlaubte. Allerdings neigt diese Mentalität seit altersher zu dem Trugschluß, man könne sich der Macht in der Tat anschmiegen, um sie in der Ewigkeit geistig zu überleben. Die Grenzen zwischen taktischem Opportunismus und opportunistischer Taktik sind fließend und haben eine deutsche Tradition.

Die Öffentlichkeit, die es in der DDR nicht gab, urteilt heute aber nicht unter Ansehung des guten Willens, sondern der einfachen Tat. Daß die protestantische Ethik auch dann über die Staatssicherheit triumphierte, wenn sie mit ihr intim wurde, war die alte Gewißheit des Manfred Stolpe. Heute steht die Gesinnung außerhalb von Erkenntnis und Interesse. Das ist seine Tragik in einem Stück, das von den Akten geschrieben und von den Medien zur Aufführung gebracht wird.

In diesem Stück kann der Held nicht mehr abtreten, weil er das Opfer seiner eigenen Standhaftigkeit geworden ist. Die Dramaturgie der Akten verlängert die Tragödie Akt um Akt und legt noch über die wie immer geartete Wahrheit das Zwielicht des Zweifels. Entgeistert sieht das Publikum, wie die Konsequenz, mit der der Held kämpft, ihn dem Ende nähertreibt, das er konsequent für sich verhindern will.

Als die Wahrheit des Stasi-Oberst Klaus Roßberg mit der Wahrheit des Manfred Stolpe konfrontiert wurde, verlor der Held wieder eine Schlacht, obwohl er sie noch gar nicht verloren hat. Seine Konsequenz glich einer selbstverfügten Demütigung, und wer es mitansah, den befiel jene stellvertretende Scham, die aufkommt, wenn der Protagonist sich unter die Schwelle seiner Selbstachtung erniedrigt. In diesem Spiel kann Manfred Stolpe nicht mehr gewinnen, selbst wenn er gewinnt und sich die Unschuld erweist, die er prätendiert. Den Rücktritt zur Klärung hat er beizeiten versäumt. Eine nachholende Demission rettet nichts mehr, weil sie ihm als Geständnis der Schuld ausgelegt wird, was sie nicht ist. Es gibt eben politische Dramen, in denen auch der unschuldige Held schuldig wird, selbst bei Beweis des Gegenteils. ass

Freie Wähler wollen ein Kinderparlament

SELIGENSTADT. Der Ausschuß für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft beschäftigt sich am Montag, 19. Oktober, 19 Uhr, im Rathaus mit dem Entwurf des ersten Nachtragsetats. Anschließend - gegen 20 Uhr - tagt dort der Jugend- und Sozialausschuß. Es liegt ein Antrag der Freien Wähler Seligenstadt (FWS) vor, ein Kinderparlament zu bilden. fin

Mit Pauken und Trompeten

WEHRHEIM. Musik ist am Sonntag, 18. Oktober, in Obernhain Trumpf. Das 6. "Kreis-Musikfest" läßt diesmal in der Saalburghalle wieder die Fanfaren, Trompeten und Posaunen erklingen. 18 Vereine aus dem Hochtaunuskreis - Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge - werden zwischen 10 und 17 Uhr kräftig ins Horn stoßen. Nach der Pause gegen 13.30 eröffnet die Garde des Kirdorfer Carnevalvereins "Heiterkeit" 1919 das Nachmittagsprogramm. Der Eintritt ist frei.

Für das leibliche Wohl wird wie in all den Jahren zuvor der Musik- und Freizeitverein Wernborn wieder sorgen. Als Anerkennung für die Verdienste des Vereins bei der Ausrichtung des Kreis-Musikfestes wird Landrat Jürgen Banzer dem Vorsitzenden Paul Weil den Ehrenbrief des Landes Hessen überreichen. cn

Kleine FR · Kleine FR

Am Sonntag durch Friedbergs Altstadt FRIEDBERG. Die nächste Führung durch die Burg und die Friedberger Altstadt findet am Sonntag, 18. Oktober statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Wetterau-Museum. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auch das Judenbad und die Stadtkirche besichtigen. Die Führung kostet 2,50 Mark. Kursus über Baby-Massage BÜDINGEN. Einen Kurs in Babymassage bietet die Kreisvolkshochschule Büdingen an. Er beginnt am Donnerstag, 22. Oktober, um 17 Uhr im Alten Gymnasium in Büdingen. Die Veranstaltung findet an vier Tagen statt un kostet 10 Mark. Nähere Informationen und Anmeldung bei der KVHS Büdingen, Tel: 06042/885199. Was steht im neuen Schulgesetz? FRIEDBERG. Informationen über das am 1. August 1993 in Kraft tretende Hessische Schulgesetz gibt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Mittwoch (21. Oktober) in der Friedberger Stadthalle. Ab 15 Uhr hält dort der Leitende Ministerialrat Franz Köller seinen öffentlichen Vortrag. Mitmachen - Fitmachen WETTERAUKREIS. Wie man sich körperlich und geistig am besten auf einen Einstellungstest vorbereiten kann, beschreibt die AOK-Broschüre "Mitmachen - Fitmachen", die die AOK Wetterau jetzt herausgegeben hat. In dem Heft ist auch ein umfangreicher Katalog mit Fragen abgedruckt, die in einem Einstellungstest vorkommen könnten. Die Broschüre gibt es kostenlos. Wer daran interessiert ist, kann sie unter der Nummer 06042/84106 bestellen. Autofahrer schwer verletzt WÖLFERSHEIM. Schwere Verletzungen erlitt ein Autofahrer aus Wölfersheim am Dienstag abend, als er mit seinem Wagen unter den Anhänger einer Zugmaschine geriet. Laut Polizei, ist die Ursache des Unfalls noch nicht geklärt. Es entstand ein Schaden von 10 000 Mark.

Rita Dürre steigt säumigen Schuldnern nach 47jährige erobert mit Inkasso-Büro eine Männer-Domäne / 70 Prozent überweisen dann sofort

WIESBADEN. Nehmen wir an, Herr X. hat sich bei seinem Zahnarzt eine kostspielige Brücke einsetzen lassen. Die Rechnung reicht er seiner privaten Krankenversicherung ein, die ihm den Betrag erstattet - 15 000 Mark. Dieses Geld überweist er allerdings nicht auf das Konto der Praxis. Mit dem Geld finanziert er statt dessen eine Luxus-Urlaubsreise. Die beiden Mahnungen des Mediziners wirft er derweil unbeachtet in den Papierkorb.

Ein Fall von vielen für Rita Dürre. Sie hat vor neun Jahren in Bierstadt ein Mahn- und Inkassobüro eröffnet: Eine Frau eroberte sich eine bislang ausschließlich männlich beherrschte Domäne. Und das mit sieben Mitarbeiterinnen. Charme und Einfühlungsvermögen, sagt die Chefin, seien beste Voraussetzungen für die oft unangenehme Aufgabe, anderer Leute Geld einzutreiben. Der Erfolg gibt ihr recht: 70 Prozent der Schuldner zahlen nach Rita Dürres Intervention und kommen so einem gerichtlichen Mahnverfahren zuvor.

Für diesen Job ging die 47 Jahre alte gebürtige Hamburgerin durch eine harte Schule. Sie mußte jahrelang bei der Neuen Heimat in der Hansestadt die Mieten eintreiben - 1000 Wohnungen waren zu verwalten. "Das hat mich geprägt und für meine jetzige Arbeit abgehärtet." Denn anfangs habe sie noch an "alle Märchen geglaubt", die ihr säumige Zahler auftischten. Nachdem sie erkannte, daß man ihr einen Bären aufgebunden hatte, ließ sie sich nicht mehr an der Nase herumführen. Sie hat wirklich existierende Finanznöte von dummen Ausreden zu unterscheiden gelernt.

Mit dem Argument "war in Urlaub und habe deshalb die Rechnung zu spät erhalten" kann man ihr nicht mehr kommen. "Man muß doch seine Verbindlichkeiten vorher regeln." Die originellste Entschuldigung für eine offene Rechnung kam aus dem Gefängnis. "Ich war auf der Flucht und habe die Mahnung nicht bekommen." Sie möge sich nun bis zu seiner Entlassung im Jahr 1997 gedulden. Im übrigen freue er sich über jeden Brief im Knast - und über Gummibärchen. Die Süßigkeit hat ihm das Büro-Team Rita Dürres gewährt - nicht aber den Zahlungsaufschub.

Auftraggeber Rita Dürres sind meistens Gewerbebetriebe, seltener Privatleute. Sie schreibt dann zunächst einen höflichen Mahnbrief und setzt kurze Zahlungsfristen. Reagiert der Schuldner nicht, wird ein zweiter Brief hinterher geschickt. "Und dann rufe ich den Betreffenden an und versuche, ihm die Konsequenzen seiner Zahlungsverweigerung klarzumachen - ein kostspieliges Gerichtsverfahren." Dies kann vermieden werden - kommt es dennoch dazu, übergibt sie die Akten ihrem Rechtsanwalt.

Ihre Mühe wird mit einem Erfolgshonorar belohnt - fünf Prozent der eingetriebenen Summe. War ihr Einsatz vergebens, zahlt der Auftraggeber nur eine genau festgelegte Gebühr. Die höchste Summe, die sie bislang "hereinholen" sollte, betrug 220 000 Mark - "und das gelang gleich nach meinem ersten Mahnschreiben". MARGIT FEHLINGER

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY NORDAMERIKANISCHE Profi-Liga (NHL), Ergebnisse vom Dienstag: Pittsburgh Penguins - Buffalo Sabres 6:5, Quebec Nordiques - Philadelphia Flyers 6:3, St. Louis Blues - Tampa Bay Lightning 1:2, Minnesota North Stars - Calgary Flames 3:4, Los Angeles Kings - San Jose Sharks 2:1. FUSSBALL BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: SV Melitia Roth - SG Bruchköbel 1:3 (0:2).

KREISPOKAL FRANKFURT, 1. Runde: SC Weiß-Blau - FC City 5:0. HANDBALL LÄNDERSPIEL der Frauen: Deutschland - CSFR 20:18 (9:7). TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Filderstadt, Einzel, erste Runde: Navratilova (USA/Nr. 3) - Hy (Kanada) 7:6 (7:5), 6:1, Meskhi (Ukraine) - Dahlman (Finnland) 6:4, 6:1, Martinek (Heidelberg) - van Rensburg (Südafrika) 4:6, 6:2, 6:3.

Achtelfinale: Sanchez-Vicario (Spanien/Nr. 2) - Appelmans (Belgien) 7:6 (7:5), 6:2, Sabatini (Argentinien) - Medwedewa(Ukraine) 6:4, 6:4.

TURNIER in Tokio, Einzel, 2. Runde: Wolkow (Rußland) - Fromberg (Australien) 6:3, 6:1; Masur (Australien) - Raoux (Frankreich) 5:7, 7:6 (7:1), 6:4; P. McEnroe (USA) - Wheaton (USA) 6:1, 2:6, 6:4; Thorne (USA) - Sanchez (Spanien) 6:3, 6:2; Edberg (Schweden) - Grabb (USA) 6:4, 6:4; Stark (USA) - Woodbridge (Australien) 6:3, 5:7, 7:6 (7:4); Krajicek (Niederlande) - Woodforde (Australien) 6:4, 6:2; Ivanisevic (Kroatien) - Reneberg (USA) 6:3, 6:4. VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Frauen: Bayer Leverkusen - TSG Tübingen 0:3 (14:16, 14:6, 12:15).

Lastwagen prallte gegen Schlepper: zwei Verletzte

BÜDINGEN. Leichte Verletzungen erlitten die beiden Insassen eines Lastwagens bei einem Unfall am Dienstag vormittag zwischen Calbach und Eckartshausen. Der Lastwagenfahrer merkte zu spät, daß der vor ihm fahrende Schlepper nach links abbog. Der Lastwagen stieß mit dem Traktor zusammen und rutschte in den Straßengraben. An den Fahrzeugen entstand Schaden von 4500 Mark. skl

Die Bäche sollen von Unrat befreit werden

SELIGENSTADT. Der Magistrat hat ein Unternehmen beauftragt, den Mühl- und Werniggraben sowie den Breitenbach von Unrat zu befreien. Im städtischen Etat sind 40 000 Mark eingeplant. Die übrigen Bäche im Gemarkungsgebiet sollen nach und nach von der städtischen Bauhof-Kolonne gereinigt werden. fin

Prag baut Autobahn mit deutscher Beteiligung

jk FRANKFURT A. M. Beim ersten privat finanzierten Straßenbauprojekt in der Tschechoslowakei wird auf alle Fälle ein deutscher Konzern mit dabei sein. Aus mehreren internationalen Konsortien hat das Prager Ministerium für Wirtschaftspolitik und Entwicklung jetzt die letzten drei Gruppen ausgewählt, von denen eine im nächsten Jahr den Zuschlag für ein 83 Kilometer langes Teilstück der geplanten Autobahn D 5 zwischen Pilsen und Roswadow erhalten soll.

Zur Debatte stehen von deutscher Seite Strabag, Philipp Holzmann und Hochtief. Letzterer Konzern hat sich mit italienischen Firmen zusammengetan, während die "Holzmänner" auf zwei französische und einen italienischen Partner setzen. Strabag wiederum sitzt zusammen mit drei französischen und einem tschechoslowakischen Unternehmen in einem Boot. Bedingung für die Angebote war unter anderem, daß die Konsortien auch ein Finanzierungskonzept für die Autobahn vorlegen.

Wir gratulieren

Den Eheleuten Helene und Paul Fahl aus Maintal-Wachenbuchen zur diamantenen Hochzeit am Donnerstag, 15. Oktober.

Frau Katharina Nauerz aus Großkrotzenburg zum 85. Geburtstag am Donnerstag, 15. Oktober.

Frau Christine Schneider aus Großkrotzenburg zum 85. Geburtstag am Donnerstag, 15. Oktober.

Eishockey

Kölner EC - EHC Eisbären Berlin 7:4 (2:1, 3:2, 2:1) - Tore: 1:0 Hock (14:28), 2:0 Steiger (17:12), 2:1 Möser (18:04), 2:2 Perschau (28:26), 3:2 Sikora (29:00), 3:3 Schiller (30:42), 4:3 Dubrzynski (32:29), 5:3 Brandl (35:43), 5:4 Perschau (49:44), 6:4 Mayr (52:20), 7:4 Sikora (55:14). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Köln 14 - Berlin 22.

Mannheimer ERC - ERC Schwenningen 4:3 (0:2, 3:1, 1:0) - Tore: 0:1 Kopta (08:02), 0:2 Held (11:17), 1:2 Pacula (26:00), 2:2 Poner (28:44), 3:2 Bleicher (29:12), 3:3 Held (30:18), 4:3 Obresa (55:20) . - Schiedsrichter: Schaeufl (Landsberg). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Mannheim 4 - Schwenningen 2.

EC Ratingen - EV Landshut 4:2 (2:1, 2:1, 0:0) - Tore: 0:1 Biakin (10:37), 1:1 Grossmann (11:25), 2:1 Swetlow (12:44), 2:2 Schneider (29:08), 3:2 Boris Fuchs (31:23), 4:2 Genze (38:44). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Strafminuten: Ratingen 14 - Landshut 20.

Berliner SC Preussen - Krefelder EV 2:6 (1:2, 0:2, 1:2) - Tore: 1:0 O'Regan (06:59), 1:1 Eakin (07:55), 1:2 Meyer (18:44), 1:3 Flemming (22:44), 1:4 McNeil (25:58), 1:5 Walker (40:00), 2:5 Feser (40:23), 2:6 Walker (41:14). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 3850. - Strafminuten: Berlin 14 + 10 Disziplinar O'Regan - Krefeld 12.

Düsseldorfer EG - EC Hedos München 5:3 (2:2, 0:1, 3:0) - Tore: 1:0 Lee (00:12), 1:1 Maj (06:51), 2:1 Valentine (12:23), 2:2 Hegen (16:50), 2:3 Hegen (27:58), 3:3 Truntschka (54:58), 4:3 Kummer (58:28), 5:3 Amann (59:11). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 12 - München 20.

EHC Freiburg - ESV Kaufbeuren 7:1 (2:1, 1:0, 4:0) - Tore: 0:1 Hoffmann (01:41), 1:1 Smitek (15:30), 2:1 Zemlicka (17:52), 3:1 Zemlicka (34:00), 4:1 Zemlicka (55:48), 5:1 Plachta (59:00), 6:1 Plachta (59:17), 7:1 Groß (59:38). - Schiedsrichter: Würth (Peiting). - Zuschauer: 2500. - Strafminuten: Freiburg 9 - Kaufbeuren 8 + 10 Disziplinar Frosch.

Donnerstag, 15. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Telefon 212 37 444: Schauspielhaus: Kammerspiel: um 19.30 Uhr, "Präsidentinnen". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 36 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Tragen Sie ihn links oder rechts?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heiße Stein".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle". Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Dias, Videos und Disco.

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements". Theater am Turm, Eschersheimer Landstr 2, Tel. 15 45 110: 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages" (Wiederaufnahme).

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Gerd Dudenhöfer - "Sie müsse entschuldiche". Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: 22 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faus".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Kinder- & Jugendtheater Frankfurt, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Frankfurter Kunstgemeinde: 20 Uhr, "Die Nacht des Leguan"; Haus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbstrevue.

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Mega City Four / Bones.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, The Charlie Parker Memorial Band.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, All about the Blues.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The Californian Kid.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Pennypackers.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Juan El Gitanillo.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Arnheim Jazz Trio.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 28 14 18: 21 Uhr, Grammophoniker & Just 4 - A-Capella-Weekend.

Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Christof Aupperle & Russ Spiegel - Good Vibes.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 19.30 Uhr, Sadus/Cyclone. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Lesung Burkhard Schröder - "Rechte Kerle - Skinheads, Faschos".

Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - 20 Uhr, Lesung "stadtumschlungen"; Frauenschule, Hohenstaufenstr. 8.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Dieter Schiefelbein liest David Lavit; 20 Uhr, Lesung Giwi Margwelaschwili - "Muszal".

Wer vieles bringt. . .

Die "Kapitallogiker" von einst müßten feuchte Augen bekommen. Der Wirtschaftsnobelpreis für den amerikanischen Ökonomen Gary S. Becker, verliehen ob seiner "Verdienste um die Ausdehnung der mikroökomischen Theorie auf einen breiten Bereich menschlichen Verhaltens", ist der späte Triumph einer Spezies, die schon in den siebziger Jahren in ein fossiles Stadium eingetreten war.

Mit nimmermüder Deduktionskraft leiteten weiland die Enkel von Georg Lukács und Alfred Sohn-Rethel aus den Bewegungsgesetzen von Ware und Kapital ab, was die Welt im Innersten zusammenhält. Von der Genese der modernen Naturwissenschaft über Paarbeziehungen bis hin zum bürgerlichen Staat - wo immer sie ihre Blicke hinwandten, da grinste ihnen schon das Marxsche Wertgesetz entgegen. Reduktionismus, Ökonomismus hieß damals, was heute mit dem Nobelpreis bedacht wird.

Gary Becker, der flotte Rechner aus Chicago, hat den vom Zeitgeist in Pension geschickten Deduktionskünstlern freilich voraus, daß seine Theorie sich auf sich selbst anwenden läßt: Wer für recht sparsam wirkenden Theorieeinsatz 1,8 Millionen Mark erntet, der kann nicht irren. Das Leben ein Markt, die Familie eine mittelständische Klitsche, Verbrechen eine unkluge unternehmerische Entscheidung - Kosten und Nutzen, soweit das Auge reicht, ob im Bett, beim Bankraub oder auf Brautschau. Der homo oeconomicus als Supermann, der unablässig im Dienste der Ertragsmaximierung seine Schwingen ausbreitet.

Daß Becker sich in seinem Ableitungseifer über einen Grundwiderspruch des Konservatismus hinwegsetzt, ist seinen Lobrednern offenbar entgangen: Bewahrung altfränkischer Werte und Butzenscheibenromantik vs. die Allmacht des Marktes, der alles nach seinem Bilde formt - das hat schon manches liberalen Ökonomen Brust mit faustischen Gefühlen erfüllt. Früher hätte der "Kapitallogiker" dazu mit Adorno bemerkt: Beckers These wäre wahr, wenn sie kritisch wäre. Heute wäre sie nicht einmal mehr das.

Der Lobgesang auf den kleinen Kapitalisten in uns ist nichts weiter als der Mystizismus der einfachen Lösungen, der schon immer zu teuer kam. Wenn etwa Rassismus sich nicht rechnet, wie Becker in seiner Dissertation bilanzierte: kann man ihn dann nicht womöglich kostengünstiger gestalten - so wie der weise Hausvater sich zu dem Entschluß durchringt, seine Klosettspülung mit einer Spartaste auszustatten? Und wenn sich nun herausstellt, daß das gute, alte crime doesn't pay seit jeher nur ein frommer Kinowunsch war, müßte man dann nicht die Weitsicht des Mafia-Paten preisen, der sein vorbildlich diversifiziertes Geschäft - von Mord und Totschlag bis zu Geldwäsche und Gewerkschaftskontrolle - auch in schweren Zeiten durch alle Stürme lenkt? Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. pek

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien. Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der zehner und zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: bis 25. November geschlossen.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung. Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Telefon 69 43 90: Freitag bis Sonntag und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Dienstag bis Donnerstag für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder & Aquarelle (bis 24. 10.); Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F. K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Jan Van Munster (bis 3. 11.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Künstler der Galerie - "Essentielle Malerei" (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald F. Müller - Skulptur & Fotoarbeiten (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.).

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40: Mo. bis Do., 10 bis 17 Uhr, Fotoausstellung "Kurdische Frauen" (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika Haus, Staufenstr. 1: A Collection of Contemporary American Indian Painting (bis 7. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40: Mo. bis Do., 10 bis 17 Uhr, Fotoausstellung "Kurdische Frauen" (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika Haus, Staufenstr. 1: A Collection of Contemporary American Indian Painting (bis 7. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Gegen Jörg Haider wird demonstriert Frankfurter Bündnis ruft dazu auf

BAD HOMBURG. "Verhindert den Auftritt von Jörg Haider", fordert ein Flugblatt zum Flach-Disput der Hochtaunus-FDP am Montag mit dem umstrittenen FPÖ-Vorsitzenden 4000fach. Ein Frankfurter Bündnis ruft damit zu einer Kundgebung vor dem Bürgerhaus Kirdorf ab 19 Uhr auf. Es will den "Widerstand gegen Haider und andere Führer . . . laut und radikal auf die Straße tragen".

Das Bündnis besteht laut Sprecherin Angelika Grünzel aus rund 50 Einzelpersonen. Mit viel mehr Demonstranten rechne das Bündnis angesichts knapper Vorbereitungszeit auch nicht. So macht es sich über seine Wirkung keine Illusionen: "Wenn es uns auch nicht gelingt, Haiders Auftritt zu verhindern, müssen wir diesen wenigstens massiv stören."

"Wir wollen keinen Dialog mit RassistInnen und FaschistInnen", begründen die Organisatoren ihren Aufruf und erinnern an Lob Haiders und der FPÖ für die nationalsozialistische Beschäftigungspolitik und die Waffen-SS. Haider strebe eine "Germanisierung" Europas an. stk

Tierischer Lärm um drei herbstliche Blätter Eine Abgasfahne für die deutsche Sauberkeit wirbelt eine Menge Staub und Ärger auf

BAD HOMBURG. Es herbstet, Nebel wallen, Blätter fallen - und manche Stadtbewohner aus ihren Betten. In der Bad Homburger Louisenstraße ließ in den letzten Tagen mehrfach "morgens um acht ein Riesenradau" sämtliche Anwohner eines Garagenhofes für jeweils fast zwei Stunden nicht mehr zur Ruhe kommen, berichtet einer von ihnen. Zudem wehte eine Abgasfahne die Fassaden empor - und das alles wegen einer Handvoll Blätter. Sie aktivierten den Hausmeister, den Hof fein säuberlich mit einem sogenannten motorbetriebenen Laubsauger zu reinigen. Ein zweiter Anwohner bestätigt es: "Er macht tierisch Lärm, um drei Blätter wegzuputzen." "Die meisten Leute motzen darüber, tun aber nichts", meint ein FR-Leser über den weit verbreiteten Unmut seiner Nachbarn. Er dagegen hielt mit seinem Fotoapparat fest, wie wenig Blätter mit wie großem Aufwand beseitigt wurden, wandte sich an die Hausverwaltung - und an die FR.

Denn er sieht über den Einzelfall Grundsätzliches im Spiel: "Übertriebene deutsche Sauberkeit" zu Lasten der Umwelt und Natur. "Egal, ob in Dornholzhausen oder Kirdorf, das gibt's doch überall", urteilt er und wirbt um mehr Gelassenheit im Umgang mit fliegenden Blättern, ohne Abgas und Lärm.

"So wird heute überall geschafft", bestätigt ein Sprecher der Hausverwaltung den Eindruck des FR-Lesers. Das Gerät sei auch bei geringem Blätterfall sinnvoll, stechen die Umwelt- und Aufwandargumente für ihn nicht, "damit wird auch der Dreck aufgenommen". Die Hausverwaltung könne daher "nur Hinweise geben, daß der Hausmeister nicht zu früh anfängt".

Im speziellen Fall kehrt in der Tat bald wieder Ruhe ein. Der lärmende Hausmeister ist nur eine dreiwöchige Vertretung, wissen Hausbewohner, sein sonst hier arbeitender Kollege stört sie nicht.

Ironie der Geschichte ist, daß die Bewohner der Eigentumswohnungen für Ruhestörung und Luftverpestung selbst sorgten - und auch noch Geld dafür bezahlten. "Den Laubsauger", versichert der Hausverwalter, "haben die Eigentümer selbst gekauft."

Andere Feger können auf den erprobten geldsparenden Besen, abgaslos und geräuscharm, setzen. Der Hausverwalter des konkreten Falls aber gibt ihm keine Chance: "Die da reklamieren, wollen auch nicht mehr wie vor 50 Jahren arbeiten." stk

Apfelwein als Verpflegung

für die Astronauten im All ?

Die Sensation ließ sich in Bonn nicht erhärten

Ebbelwei im Weltraum? Es wäre fast der Werbeerfolg des Jahrhunderts für das Frankfurter Nationalgetränk, bei Friedrich Stoltze auch "Hohenastheimer" genannt, geworden. Helmut Lenz, Ex-Landtagsabgeordneter, Sachsehäuser Bub, intern "Bembel-Lenz" genannt, Mitgründer des Ebbelweimuseums, hatte da was erfahren.

Ulf Merbold, unser Vorzeige-Astronaut, der habe so was dabei, hörte Lenz. Und schrieb gleich seinem Freund "Fliege", dem Bildungsminister Heinz Riesenhuber, ob es denn stimme. "Nicht ganz", bedauerte Lenz vor dem Freundeskreis des "Vereins Frankfurter Äpfelweinmuseum", der künftig in geselligen Abendrunden Themen um das "Stöffche" mehr Raum geben will.

Merbold, schrieb Minister Riesenhuber zurück, habe nur getrockneten Apfelsaft dabei, den er in Wasser auflöse und schlürfe.

Da konnte der Hauptredner des Abends, der muntere Plauderer Otto Rumeleit, Vorsitzender der Äpfelweinwirte und Chef der "Eulenburg", gleich anknüpfen: So "abwegig" sei Apfelwein als Marschverpflegung für Astronauten nicht. Es sei, auch von Ärzten, nachgewiesen und bestätigt, daß dieses alkoholschwache Getränk mit rund fünf Volumenprozent "anregend für Kreislauf und Nerven" sei.

Ob dabei freilich galaktische Kreisläufe einbezogen werden können, bleibt umstritten. Dem mittlerweile 79 Jahre alten Gastwirt Otto Rumeleit hat es zumindest geholfen. Er trinkt jeden Tag diese Art Arznei und fühlt sich wohl dabei.

Doch auch sonst wußte der "Doyen des Ebbelwei" viel Heiteres und Historisches zu berichten. Die Wandlung vom Haustrunk zum kommerziell gekelterten Apfelwein ging nach 1736 vonstatten. Die böse Reblaus setzte damals den Weinbergen, die bis zum Zoo reichten und die Vortaunushänge schmückten, schwer zu. Kriegswirren sorgten dafür, daß die Reben nicht weiter kultiviert wurden. So schenkten zunehmend auch die Gärtner den "Alten", "Hellen", Süßen" oder "Rauscher" aus, entstanden die großen Apfelweingärten selbst am Römerberg, mit tausend Sitzplätzen im Freien.

Die Typen und Originale, die Genießer und Verdrießer: sie haben Maler wie Lino Salini und viele andere zu treffsicheren Porträts und "Gruppenbildern" animiert.

Die Emanzipation hat auch hier gegriffen. Früher waren nur Männer in den Kneipen. Frauen durften höchstens sonn- und feiertags mal beim "Schoppepetze" dabei sein. Heute ist das längst anders. Nicht nur beim Wagner.

Aus dessen Haus kommt schließlich auch die amtierende Äpfelweinkönigin Christiane I., die lächelnd am Tisch saß und sich offensichtlich köstlich amüsierte. -vau

Vorlese-Reihe in der Stadtbücherei

ESCHBORN. Jetzt, wo die Tage kürzer werden, erwacht auch wieder die Leselust. Kinder, die älter als vier Jahre sind, können sie nach Lust und Laune bei der diesjährigen Vorlesereihe der Stadtbücherei stillen.

Den Anfang macht am Donnerstag, 20. Oktober, das Buch "Kein Tag für Juli" von Jutta Bauer und Kirsten Boie. Eine Woche später steht Peter Abrahams Geschichte vom "Dackel mit dem Punkt" auf dem Programm.

Beginn der Vorlesestunde ist jeweils um 16 Uhr in der Stadtbücherei, Rathausplatz 20. bhe

Autofahrer machte unsicheren Eindruck

GELNHAUSEN. Auf 10 000 Mark schätzt die Polizei den Schaden, der bei einem Auffahrunfall auf der Bundesstraße 43 in Hailer am Dienstag abend entstand, als ein Fahrzeugführer auf einen Wagen knallte, der vor ihm angehalten hatte, um nach links in die Straße "Neuer Weg" abzubiegen.

Der Unfallverursacher zeigte, so der Polizeibericht, "deutliche Ausfallerscheinungen". Obwohl der Mann angab, nicht viel getrunken zu haben, mußte er sich einer Alkohol- und Blutprobe unterziehen. jan

Forcierte CDU-Frau Wahl des SPD-Bürgermeisters? Ulrich Brandt (UBG) "plaudert aus dem Nähkästchen"

KRONBERG. Verärgert hat die Unabhängige Bürgergemeinschaft (UBG) auf einen Auftritt der Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz bei einer Veranstaltung der Senioren-Union reagiert. Die CDU-Frau hatte dort erzählt, wie "suspekt" ihr die UBG sei, und bedauert, daß die CDU noch vier Jahre lang mit Bürgermeister Kreß (SPD) und Stadtrat Karsten Stahlberg (parteilos) "leben muß". UBG-Sprecher Ulrich Brandt nahm die Attacke zum Anlaß, um mal "aus dem Nähkästchen zu plaudern": Gisela Bretz sei es gewesen, die vor vier Jahren, als die Bürgermeisterwahl anstand, am Telefon händeringend den damaligen UBG-Fraktionschef Bernd Mauder bekniet habe, doch unbedingt für Wilhelm Kreß von der SPD zu stimmen.

Anlaß ihres Anrufs sei wohl die irrige Vermutung gewesen, daß die Ein-Stimmen-Mehrheit der Koalition aus SPD, UBG und Grünen nicht sicher sei. Frau Bretz habe um jeden Preis eine Wiederwahl ihres Parteifreundes Möller als Bürgermeister verhindern wollen. Ulrich Brandt: "Wer ist hier eigentlich suspekt?"

Gisela Bretz widerspricht dieser Darstellung heftig. Ein solches Gespräch habe überhaupt nicht stattgefunden, sagte sie der FR. Es sei "unglaublich, was der Herr Mauder für Dinge zusammenphantasiert". Im übrigen habe sie gar nicht die UBG speziell als "suspekt" bezeichnet, sondern dies auf "alle freien Gruppen" bezogen, weil sie nach ihrer Einschätzung nur partikuläre Interessen verträten und kein Grundsatzprogramm hätten.

Für Bernd Mauder ist es "klar, daß sie das Gespräch mit mir bestreiten muß." Hintergrund damals sei gewesen, daß er, Mauder, dem "Möller-Lager" zugeordnet wurde, weil bekannt war, daß er menschliche Probleme mit dessen bevorstehenden Abwahl hatte. Er habe Rudolf Möller "schon als Bub" gekannt, und es habe ihm "persönlich um den Mann leid getan". Dennoch sei für ihn selbstverständlich gewesem, daß er für den demokratischen Wechsel votieren würde, und da hätte es gar nicht der Aufforderung von Frau Bretz bedurft, er solle "für klare Verhältnisse" sorgen.

Frau Bretz ist mittlerweile auch in der Kronberger CDU nicht mehr unumstritten. In der jüngsten Mitgliederversammlung, als es um die Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März ging, bekam sie nur 46 von 75 Stimmen. Als Spitzenkandidat wurde Edmund Knapp nominiert, der Ambitionen auf das Amt des Stadtverordnetenvorstehers haben soll. Gisela Bretz, die als "herrisch" und "machtbewußt" gilt, visiert einen Platz im Magistrat an.

Bernd Mauder ist es nach eigenem Bekenntnis "zuwider, wie sie im Parlament agiert". Daß Frau Bretz von ihrer eigenen Partei "zurückgepfiffen wurde", zeige, daß auch in der CDU Unbehagen an ihrer Art herrsche. HANS KONANZ

Tennisturniere in Filderstadt und Tokio Wiltrud Probst steht bereits im Viertelfinale Drei-Satz-Sieg gegen Temesvari / Huber gewinnt gegen Herreman / Edberg bezwingt Grabb

Anke Huber gewann beim mit 350 000 Dollar dotierten Turnier in Filderstadt ihr Auftaktmatch gegen die französische Qualifikantin Nathalie Herreman 6:4, 6:0 und steht damit im Achtelfinale. Wiltrud Probst hat mit einem hart erkämpften Sieg gegen die ungarische Qualifikantin Andrea Temesvari das Viertelfinale erreicht. Die Weltranglisten-47. aus München setzte sich gegen Temesvari mit 7:5, 6:7 (3:7), 6:1 durch und hat damit 7900 Dollar Preisgeld bereits sicher.

Anke Huber, in der Weltrangliste derzeit an Nummer neun geführt, fing gegen Herreman stark an. Die ersten neun Punkte der Partie gingen allesamt an Anke Huber, die den Titel in Filderstadt 1991 als ungesetzte Spielerin errang. Anschließend kam Nathalie Herreman, eine 26 Jahre alte Linkshänderin aus Paris, zwar etwas besser ins Spiel. Doch der Druck, den die Deutsche von der Grundlinie auf ihre Gegnerin ausübte, war zu stark. Nach 61 Minuten verwandelte Huber den ersten Matchball.

In einem ungleichen Duell hatte sich zuvor die Weltranglisten-Dritte Gabriela Sabatini aus Argentinien gegen Karin Kschwendt (Saarlouis), die sich über die Qualifikation den Weg ins Hauptfeld gebahnt hatte, 6:4, 6:2 durchgesetzt. "Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden und traue mir durchaus zu, das Turnier zu gewinnen", erklärte Gabriela Sabatini. Karin Kschwendt war als dritte deutsche Spielerin schon in der ersten Runde gescheitert, zuvor Barbara Rittner (Leverkusen) und Claudia Porwik (Heidelberg) das Nachsehen hatten. Anschließend erwischte es auch noch Meike Babel aus Neu-Isenburg, die gegen Judith Wiesner aus Österreich 2:6, 4:6 unterlag.

Titelverteidiger Stefan Edberg genügte beim mit 1,1 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnier in Tokio ein "Minimalprogramm" zum Einzug ins Achtelfinale. Dem 26 Jahre alten Schweden reichten beim 6:4, 6:4 gegen den Amerikaner Jim Grabb in dem 88minütigen Match im "Metropolitan Gym" zwei Breaks im neunten Spiel beider Durchgänge zum letztlich souveränen Sieg.

Nächster Gegner ist der Amerikaner Patrick McEnroe, der seinen an Nummer 15 gesetzten Landsmann David Wheaton mit 6:1, 2:6, 6:4 aus dem Rennen warf. Von den gesetzten Spielern verabschiedeten sich auch die spanischen Sanchez-Brüder und der Australier Todd Woodbridge vorzeitig. Emilio Sanchez (Nummer neun) mußte sich Lokalmatador Shuzo Matsuoka mit 6:7 (3:7), 6:4, 3:6 beugen. Sein jüngerer Bruder Javier (Nummer zehn) verlor klar mit 3:6, 2:6 gegen den US-Qualifikanten Kenny Thorne, der im Computer gerade auf Platz 273 steht. sid

Bürger tauschen Meinung zur Ausländerpolitik aus

LANGENSELBOLD. Kein Termin für eitle Politiker ist für Sonntag, 18. Oktober, im Stucksaal des Schlosses angesagt. Diejenigen, die in Parlamenten und Medien sonst das große Wort führen, müssen still sein und in den drei hintersten Bänken den Bürgern zuhören.

Auf Initiative und in Zusammenarbeit mit der Bücher-Ecke Schell lädt die Stadt zu einer Diskussionveranstaltung mit dem Thema "Jeder ist ein Ausländer - fast überall" ein. Von 11.15 Uhr an soll die Möglichkeit zum offenen Meinungsaustausch bestehen. jur

Frau warf hochgiftigen Abfall einfach weg

DARMSTADT. Ihr sei "nicht bewußt gewesen", wie gefährlich der Müll war, den sie "wild" abgestellt hatte. Das sagte eine 45jährige Frau aus Darmstadt-Eberstadt vor den Beamten des Polizeipräsidiums aus. Sie muß sich nach ihrem Geständnis nun wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung verantworten, denn der Müll erwies sich als hochgiftig.

Die belastenden Indizien waren erdrückend: Spaziergänger hatten am vorigen Wochenende am Eberstädter "Prinzenberg", wo übrigens auch ein Kinderspielplatz liegt, einen Haufen mit allerlei Unrat, aber auch Altöl in mehreren Kanistern, fünf Kilo "Unkraut-Ex" und einen halben Liter Salzsäure in Kanistern gefunden. Die Erholungssuchenden alarmierten sofort das Forstamt und die Polizeibeamten.

Auf die richtige Spur kamen die Beamten der Umweltermittlungsgruppe rasch, weil sich in dem Müllberg etliche persönliche Papiere mit Adressen befanden. Die Frau rechtfertigte sich damit, sie habe ihren Haushalt auflösen müssen und unter erheblichem Zeitdruck gestanden. feu

Noch Betriebskapital für ein paar Monate Konkursverwalter machte bei Banken Geld locker / Keine Gewerbesteuer-Rückstände

ESCHBORN. Die Meldung in der FR vom Mittwoch ging in den Autohäusern der Kammler-Gruppe von Hand zu Hand: Die Banken haben noch einmal Geld gegeben; der Bankrott ist abgewendet; die Arbeit geht weiter. Die Grundlage dafür legte Konkursverwalter Wilhelm A. Schaaf am Dienstag abend. In einer "harten Verhandlungsrunde" machte er bei den beteiligten Banken Geld locker. "Wir haben jetzt hinreichend Betriebskapital", sagte Schaaf. Das Geld reiche, um ein paar Monate auszuhalten - für die 800 Beschäftigten eine Verschnaufpause.

Sie hatten in den vergangenen Tagen den Atem angehalten. Das Konkursverfahren gegen die Henning Kammler GmbH in Eschborn hatte Folgen für die sechs Autohäuser und andere Betriebe der Firmen-Gruppe im Rhein-Main-Gebiet: Die Geschäftskonten waren gesperrt, Rechnungen konnten nicht beglichen werden, Geld für den Kauf von Ersatzteilen fehlte. In einer Werkstatt schafften Gläubiger sogar eine Werkbank fort - die Leasingraten waren nicht bezahlt worden. Schaaf nimmt das locker: "Wenn Dinge geholt wurden, dann solche, die wir ohnehin nicht brauchen." Sein Ziel ist es, die Autohäuser (VW und Audi) am Betrieb zu halten, sie später zu verkaufen - "allerdings nicht an den Erstbesten".

Mehr als krank indes ist die Henning Kammler GmbH, Holding der Tochtergesellschaften. Die Verbindlichkeiten bezifferte Schaaf auf 300 Millionen Mark. Genaues lasse sich allerdings noch nicht sagen. "Der Zustand der Buchhaltung ist so, daß wir einige Wochen brauchen, um die aktuellen Zahlen zu bekommen."

Ursache dafür ist offenbar eine fortgesetzte Bilanzfälschung. Derer haben sich Henning Kammler und sein Prokurist Anfang vergangener Woche selbst angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt seitdem - auch wegen Betrugs und Untreue. Leidtragende sind die Banken. Deren Gesandten soll Kammler als Sicherheit für Darlehen Kraftfahrzeugbriefe vorgelegt haben, die bereits andere Banken als Deckung für Kredite anerkannt hatten. Weder die Berliner Bank noch die Deutsche Bank mochten dazu Stellung nehmen. Sie verwiesen auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Die Summe, die Kammler und sein Prokurist durch Betrug, Bilanzfälschung und Untreue hinterzogen haben sollen, beläuft sich nach Angaben von Hubert Harth, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf 50 bis 100 Millionen Mark. Näheres könne derzeit nicht gesagt werden. Die Ermittlungen dauerten in solchen Fällen erfahrungsgemäß einige Monate. Beamte der Kripo werten derzeit Dokumente aus. Ende vergangener Woche waren bei Hausdurchsuchungen auch Computer und Disketten beschlagnahmt worden.

Unterdessen beschäftigt das Konkursverfahren auch die Eschborner Kommunalpolitiker. Henning Kammler saß seit 1981 als ehrenamtlicher Stadtrat für die CDU im Magistrat. Vor zwei Wochen war er zurückgetreten - aus "persönlichen und beruflichen Gründen". Die Bürgergemeinschaft sorgt sich ob des Konkursverfahrens um die Steuereinnahmen. In einer Anfrage will die BGE wissen, wie hoch der Magistrat einen möglichen Ausfall an Gewerbesteuer schätzt.

Darüber, sagte Erster Stadtrat Michael Bauer (FDP), darf er keine Auskunft geben. Er verletzte sonst das Steuergeheimnis. Und das sei strafbar. Immerhin soll Kammler seine Steuern zeitig bezahlt haben: "Uns sind keine Rückstände bekannt." Was aus dem Pachtvertrag für den Autoport an der Ginnheimer Straße wird, stehe in den Sternen. Kammler habe das Gelände vor fünf Jahren zu günstigen Konditionen gemietet. Im Gegenzug für den Rabatt habe er das verwahrloste Areal hergerichtet. Der Fünf-Jahres-Vertrag läuft Ende '92 aus. Über eine Fortsetzung zu neuen Konditionen sollte demnächst verhandelt werden. Nun müsse man abwarten, wie's weitergeht, sagte Bauer. KLAUS KÜHLEWIND

Atempause für Kammler-Töchter Banken gaben Kredit / Betrieb in Autohäusern geht weiter

ESCHBORN. Atempause für Konkursverwalter Wilhelm A. Schaaf und die Belegschaft der Kammler-Gruppe: Nachdem die Banken (wie in einem Teil der Auflage bereits gemeldet), einen Massenkredit gewährt haben, kann der Betrieb in den Autohäusern (VW und Audi) weiterlaufen. "Damit können wir es ein paar Monate aushalten", so Schaaf. Die Löhne und Gehälter für die nächsten Wochen seien gesichert.

Am Freitag vor zwei Wochen hatte des Amtsgericht Frankfurt das Konkursverfahren gegen die Henning Kammler GmbH in Eschborn (Main-Taunus-Kreis) eröffnet. Das Unternehmen, Holding für sechs Autohäuser im Rhein-Main-Gebiet und zwei in Weimar (Thüringen) sowie für eine Handelsgesellschaft für Gebrauchtwagen und einen Karosseriebaubetrieb, soll überschuldet und zahlungsunfähig sein. Zum Konkursverwalter bestellte das Amtsgericht Frankfurt den Rechtsanwalt Wilhelm A. Schaaf.

"Die Holding ist konkurs, die Töchter leben weiter", kommentierte Schaaf das Ergebnis einer Verhandlungsrunde mit den Banken am Dienstag abend. Die Geldinstitute gewährten eine Finanzspritze. Mit dem Geld sei es möglich, den Betrieb in den Niederlassungen ohne Störungen fortzuführen.

Noch Anfang der Woche drohte den Autohäusern die Luft auszugehen: Die Geschäftskonten waren gesperrt, Ersatzteile in den Lagern gingen zur Neige und für neue war kein Geld da. Die Krise ist offenbar überwunden. Schaaf: "Es ist jetzt hinreichend Geld da." Langfristig plant Schaaf, die Tochtergesellschaften der Henning Kammler GmbH zu verkaufen - "aber nicht an den Erstbesten". Interessenten dafür gebe es viele.

Unverändert hoch beziffert Schaaf die Verbindlichkeiten der Henning Kammler GmbH. Die Summe belaufe sich auf 300 Millionen Mark. Näheres lasse sich jedoch erst in einigen Wochen sagen. "Der Zustand der Bücher ist so, daß wir wenigsten vier Wochen brauchen, um einen aktuellen Stand zu erhalten", spielte Schaaf auf die Bilanzfälschung an. Dieser haben sich Henning Kammler und sein Prokurist am Montag vergangener Woche selbst bezichtigt.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt auch wegen Betrugs und Untreue. "Es geht um eine Summe zwischen 50 bis 100 Millionen Mark", sagte Pressesprecher Hubert Harth. Bisher hat seine Behörde keinen Haftbefehl beantragt.

Als Ursache für die Insolvenz der Kammler GmbH gilt die Krise auf dem Automarkt. Rote Zahlen wurden insbesondere in den vergangenen Monaten beim sogenannten Flottengeschäft geschrieben. Mehrere tausend Neuwagen im Jahr setzte Kammler an Autovermieter ab, die rücklaufenden Gebrauchtwagen verkaufte er indes mit großem Verlust. InterRent-Europcar und Avis bestätigten, große Kontingente bei Kammler gekauft zu haben. Sprecher beider Unternehmen beteuerten aber, das Konkursverfahren gegen Kammler habe für sie keine Folgen. Volker Hartmann, Regionalmanager von interRent: "Wir sind relativ gut davongekommen." kkü

Landesligist SV Bernbach hält für seine Fans wieder einen Fußball-Knüller bereit Spitzenreiter Mörlenbach soll erneut 2000 Zuschauer anlocken Südhessen patzten erst einmal / Mit "Superstürmer" Lutz Hofmann und Aktan Ak haben Bernbacher eine harte Nuß zu knacken

Der Spitzenreiter kommt und alle wollen dabei sein: Nur 14 Tage nach dem Fußballfestival gegen den FC Bayern Alzenau, als sich etwa 3300 Zuschauer auf dem Sportplatz am Birkenhainer Weg versammelt hatten, steht der nächste Knüller gegen einen Titelanwärter auf dem Terminkalender der Landesliga Süd: SV Bernbach gegen SV Mörlenbach. "Ich rechne am Samstag (15 Uhr, Birkenhainer Weg) mit über 2000 Besuchern", setzt Trainer Alfred wiederum auf die Fußballfreunde aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis. Aus dem benachbarten Kahlgrund werden es nur wenige sein, denn Bayern Alzenau spielt zeitgleich bei Germania Klein-Krotzenburg. Bisher haben die Mörlenbacher (15:3 Punkte/32:9 Tore) den Freigerichtern den Rang in puncto Offensive abgelaufen, der ein Spiel zurückhängende SVB weist "nur" 20 Treffer auf. Der vom SV Waldhof ins Weschnitztalstadion gewechselte Lutz Hofmann (10 Saisontreffer) dürfte für die Platzherren neben dem ebenfalls Profierfahrungen vorweisenden Spielertrainer Hans-Jürgen Boysen (Karlsruher SC) sowie Dimitrios Tsionanis (früher SV Waldhof) die härteste Nuß darstellen. Nur einmal (beim 0:3 in Neu-Isenburg) patzten die Südhessen, die vor Jahresfrist am Birkenhainer Weg (0:4) ins offene Messer liefen. Das soll sich nicht wiederholen.

Allerdings empfahl sich der SVB mit 6:0 Punkten in Folge (darunter Siege gegen die Mitbewerber Italia Frankfurt und Bayern Alzenau) für höhere Aufgaben. "Ich betrachte den SV Mörlenbach neben dem KSV Klein-Karben als Hauptkonkurrenten", stellt Trainer Haas fest. Bei seiner Spielbeobachtung fielen ihm neben Boysen und Tsionanis im Defensivbereich sowie Torjäger Hofmann vor allem Aktan Ak (kam von Germania Pfungstadt) im Angriff auf. "Das sind Superstürmer, die müssen wir in Griff bekommen", vertraut er seiner zuletzt sehr stabilen Abwehr um Libero Ronny Borchers. Falls Martin Auerbach wieder fit ist, dürfte er den Vorzug gegenüber dem jungen Oliver Schlögl erhalten. Ansonsten sind Ralf Schäfer und Jo Seidl für besondere Aufgaben prädestiniert, steht zudem der 35 Jahre alte Gerhard Lachmann bereit. Rieths Defizite im defensiven Verhalten dürften für ihn ebenso wie für Michael Löffler, Oliver Reinecke und Antonio Algieri einen Bankplatz garantieren. Martin Bangert und Kai Krüger gelten im Angriff als erste Wahl, wollen ihre Traumform erneut unter Beweis stellen.

Durch die stattliche Anzahl an Titelaspiranten stehen die Bernbacher weiterhin unter Siegesdruck, können sich keine Niederlage erlauben. Mit einem Erfolg wären sie zumindest von den Minuspunkten her "Spitze". Diese Ausgangsposition soll mit dem zweiten Fußballfest binnen weniger Tage nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Und Trainer Alfred Haas wird auf der Bank für die nötige verbale Stimulanz sorgen. Wenn auch die Bandenwerbung mal einen Tritt abbekommt . . . "Die Mannschaft braucht einen Coach, der mitgeht, und wenn ich von draußen angemacht werde, kontere ich eben", sagt der Temperamentsbolzen aus Steinheim.

HANS-DIETER PUTH

Hartmann & Braun läßt weiter kurzarbeiten Mannesmann-Tochter fehlen "kurzfristige Aufträge" / Großbestellung aus Brandenburg

cri FRANKFURT A. M. Trotz eines kräftigen Orderzugangs arbeiten zahlreiche Beschäftigte der Mannesmann-Tochter Hartmann & Braun nach wie vor kurz. Vorstandschef Josef Felder begründet diesen scheinbaren Widerspruch mit dem anhaltenden Mangel an "kurzfristigen Aufträgen". Deshalb seien manche Sparten nicht ausgelastet, während andere wegen einiger dicker Bestellungen gut zu tun hätten. Betroffen von der eingeschränkten Arbeit sind 1400 der weltweit 9700 Männer und Frauen zählenden Beleg- schaft in den Werken Frankfurt-Praunheim, Heiligenhaus und Münster.

An einigen dieser Standorte wird schon seit mehr als einem Jahr kurzgearbeitet. Im Juni hatte Felder noch erwartet, daß mit Abschluß des dritten Quartals die Produktion wieder voll gefahren werden könnte, die konjunkturelle Entwicklung ließ diese Hoffnung jedoch zerplatzen. Sollten in absehbarer Zeit nicht wieder mehr kurzfristige Aufträge hereinkommen, will der Vorstand auch Entlassungen "nicht ausschließen". 300 bis 400 Stellen sollen im Laufe des kommenden Geschäftsjahres auf jeden Fall durch natürliche Fluktuation oder das seit einiger Zeit bestehende Angebot der Frühpensionierung eingespart werden.

Im kürzlich von der Treuhand erworbenen Leipziger Geräte- und Reglerwerk (GRW) haben die Frankfurter den Erhalt von 550 Arbeitsplätzen garantiert. Derzeit stehen dort noch 800 Namen in der Personalkartei. Früher waren dort einmal mehr als 3000 Leute beschäftigt. Das Unternehmen im Osten will Hartmann & Braun schon seit gut 18 Monaten übernehmen, ein Abschluß wurde aufgrund "komplizierter" Auflagen und unterschiedlicher Einschätzungen des Firmenwertes aber bis vergangene Woche vereitelt. Den Kaufpreis nennt Felder wie immer nicht. Während der schwierigen Verhandlungsphase wurde GRW jedoch bereits von den hessischen Managern fit getrimmt. Nach Aussage der Treuhand, so Felder, sei es "schon ein westliches Unternehmen". Es hänge nicht, betont er, vom Osteuropa-Geschäft ab. In den ersten drei Quartalen zogen die Leipziger Aufträge im Wert von 65 Millionen Mark an Land. Hartmann & Braun wird in Thüringen in den kommenden drei Jahren 15 Millionen Mark investieren.

Die Ostdeutschen werden auch maßgeblich zur Abarbeitung einer jüngsten Bestellung aus Brandenburg - mit 300 Millionen Mark "die größte in der 113jährigen Unternehmensgeschichte" - herangezogen. Die Mannesmann-Tochter soll das Großkraftwerk in Jänschwalde mit Leittechnik ausstatten.

Insgesamt erwarten die Hessen für 1992 einen Auftragseingang in Höhe von 1,9 Milliarden Mark nach 1,2 Milliarden 1991, wobei 300 Millionen die neuerworbenen Firmen "mitbringen". Beim Umsatz werden 1,5 Milliarden Mark (plus ein Fünftel) angesetzt.

Briten opfern ihre Kohle dem billigen Strom Regierung will Kumpel mit Abfindungen bis umgerechnet knapp 100 000 Mark ruhigstellen

Arthur Scargill hatte den "unglaublich brutalen Akt von Vandalismus" kommen sehen. Vor knapp einem Monat bereits warnte der militante Chef der National Union of Mineworkers (NUM), der größten Bergarbeiter-Gewerkschaft Großbritanniens, vor der "Abschlachtung der Kohleindustrie". Jetzt ist es offiziell. Von 50 Gruben werden 31 geschlossen und 30 000 der 48 000 Kumpel arbeitslos (siehe FR von gestern). Die Regierung hat eine Milliarde Pfund für die Betroffenen zugesagt - bis zu 37 000 Pfund (umgerechnet 95 000 Mark) je Kumpel -, wenn sie nicht in den Streik treten. Diese Rechnung geht vorläufig auf. Von einem Ausstand wird erst einmal abgesehen, und morgen schon machen die ersten sechs Zechen dicht.

Am Ende der dramatischen Schrumpfung steht die Privatisierung des Staatsunternehmens British Coal. Noch in diesem Jahr will Industrieminister Michael Heseltine die Gesetzentwürfe dem Unterhaus vorlegen, um dann möglicherweise 1993 die restlichen Gruben abzustoßen. Ob als Gesamtpaket oder in Einzelstükken, darüber wird noch spekuliert.

Daß nur ein Bruchteil überleben wird, war spätestens seit der Privatisierung des Central Electricity Generating Board (CEGB) vor zweieinhalb Jahren klar. Aus ihm entstanden die beiden Gesellschaften National Power und PowerGen, die fortan nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten sollten. Dazu paßte die Abnahme heimischer Kohle zu Preisen weit über dem Weltmarkt natürlich nicht. Um dem Bergbau, der zwischen 80 und 90 Prozent seiner Produktion an die Stromerzeuger verkauft, nicht sofort den Garaus zu machen, wurden die zwei neuen Firmen zur Abnahme von 65 Millionen Tonnen heimischer Kohle jährlich bis zum März 1993 verpflichtet.

Den Managern von PowerGen und National Power war freilich klar, daß die Zukunft der billigen Importkohle und dem sauberes Gas gehören würden. Vor allem die örtlichen Elektrizitätsunternehmen, die zwölf Regional Electricity Companies - potentielle Kunden der beiden großen Stromerzeuger, aber frei in ihrer Wahl -, investierten in gasbetriebene Kraftwerke, von denen noch etliche gebaut werden sollen.

British Coal versuchte derweil mit aller Macht zu rationalisieren, wenngleich der Niedergang schon in den achtziger Jahren begonnen hatte. Gab es vor dem großen Streik 1984/85 rund 220 000 Kumpel in etwa 170 Gruben, sind es heute noch 50 Förderstätten mit etwa 48 000 Bergarbeitern. Die Leistung der Miners hat sich in der Zwischenzeit verdoppelt. Stolz verkündete British Coal am 27. Mai: "Die britischen Bergarbeiter haben einen Produktivitätsrekord gebrochen." 6,4 Tonnen betrug die Förderung pro Mann und Schicht. "Wir sind die effizienteste Kohleindustrie Europas", hieß es damals stolz.

Britisch Coal hatte 1991 auch zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder einen Profit in Höhe von gut 70 Millionen Pfund erwirtschaftet. Daraus sind in dem bis Ende März reichenden Geschäftsjahr 1991/92 sogar reichlich 170 Millionen Pfund geworden. Doch rechte Freude wollte nicht aufkommen, denn die Gewinne konnten natürlich nur wegen der vertraglich garantierten Preise und Verkaufsmengen eingestrichen werden.

Der neue Kontrakt mit den beiden Stromerzeugern, der letzte, den British Coal als Staatsfirma schließt, wird eine Kürzung der Abnahme um zunächst ein Drittel und eine Halbierung in den folgenden Jahren zu einem um rund 20 Prozent niedrigeren Preis zum Inhalt haben. Selbst diese Konditionen provozierten Beschwerden der Elektrizitäts-Werke, die Politiker hätten sie dazu gepreßt.

Manche vermuten, daß die Regierung diese für British Coal ungünstigen, für die beiden Stromkonzerne aber relativ günstigen Bedingungen durchgedrückt hat, damit sie ihren 40-Prozent-Anteil, den sie sowohl bei PowerGen als auch bei National Power hält, im kommenden Jahr zu einem höheren Preis verkaufen kann. Die Aktienkurse von beiden Unternehmen stiegen bei Bekanntwerden der Einzelheiten des neuen Vertrages jedenfalls deutlich. Andererseits durfte Minister Heseltime mit den Kumpeln aber auch nicht zu rüde umspringen, um potentielle Erwerber der Bergwerke nicht abzuschrecken.

Wer die Reste von British Coal letztlich kaufen wird, ist unklar. Die Gewerkschaft Union of Democratic Mineworkers (UDM) hat mit der East Midlands Electricity ein Konsortium gegründet, das Interesse an Teilen oder möglicherweise auch an dem Gesamtpaket bekundete. Ferner brachte sich die anglo-amerikanische Gesellschaft Hanson, die in den Vereinigten Staaten das Unternehmen Peabody Mining besitzt, ins Gespräch.

Doch in diesen Tagen bewegt Großbritannien erst einmal eine andere Frage. Die angekündigten Schließungen der Zechen, so wird befürchtet, könnte einen mit Sorgen registrierten Trend verstärken: Aus dem Energie-Exporteur Großbritannien wird zunehmend ein Energie- Importeur. Im Spitzenjahr 1985 wies die Handelsbilanz auf diesem Gebiet noch einen Überschuß von 6,5 Milliarden Pfund auf, im vergangenen Jahr gab es erstmals seit einer Dekade ein Minus in Höhe von 60 Millionen Pfund. Da der Anteil des Gases an der Elektrizitätserzeugung von null Prozent 1990 auf über 50 Prozent bis 2020 steigen könnte, wie Experten vermuten (während der Beitrag der Kohle im selben Zeitraum von 68 auf 27 Prozent fällt), und möglicherweise nur sieben Prozent des Gases aus heimischen Quellen kommt, droht dieser Fehlbetrag enorm zu wachsen. Vertreter des Kohlebergbaues prophezeien bereits nationale Gasrechnungen von jährlich zehn Milliarden Pfund. RAINER SCHMIDT

Kairoer Moslembrüder sind schneller als die Behörden

Das blaue Spruchband vor der tausendjährigen Ibn-Tulun-Moschee verkündet in gelben Riesenlettern: al islam hua al hall- Der Islam ist die Lösung. Für Dutzende von Einwohnern des "Sayyida Zeinab"-Distrikts, eines der ärmsten und volkreichsten Viertel Kairos, ist diese Botschaft - zumindest kurzfristig - kein leeres Versprechen; denn da der Staat ihrer Meinung nach seinen sozialen Verpflichtungen nicht nachkommt, hat die am Rande der Legalität angesiedelte fundamentalistische Moslembruderschaft im Schatten des altehrwürdigen Gotteshauses elf Armee-Zelte aufgeschlagen, in denen sie nach dem Motto "Muslime helfen Muslimen" obdachlos gewordene Erdbebenopfer aus der Nachbarschaft aufnimmt und betreut. In einem heruntergekommenen Stadtteil, der auch in Normalzeiten aussieht, als ob er gerade von einer Erdbebenkatastrophe heimgesucht worden wäre, sammelt der politische Islam damit erneut Punkte auf Kosten einer Regierung, die zwar überraschend zügig gehandelt hat, jedoch nicht alle Erwartungen so schnell erfüllen kann, wie sie von den Geschädigten ausgesprochen werden. So beklagt sich Fathi Riad Mustafa, daß er mit Frau und sechs Kindern bereits zweimal im Zelt habe nächtigen müssen, ohne daß ihm "al hukumah", die Regierung, die doch versprochene neue Wohnung besorgt hätte.

Dabei hat die Regierung für ägyptische Verhältnisse ungewöhnlich prompt auf die unerwartete Herausforderung der Bebenfolgen reagiert. Auch wenn sie im 15-Millionen-Moloch Kairo, wo selbst die ausgedehnten historischen Friedhöfe Hundertausenden als Unterkunft dienen, nicht umgehend neue Behausungen beschaffen konnte, so hat sie trotz ihrer angespannten Finanzlage versucht, schnell und unbürokratisch erste materielle Hilfe zu leisten. So werden im Ahmed-Maher-Krankenhaus von "Sayyida Zeinab" derzeit Todesfälle und Verletzungen registriert und Bestätigungen ausgestellt, auf Grund derer von der Stadtverwaltung dann Entschädigungen auszuzahlen sind. Spitaldirektor Samir Mislihi Badr zufolge erhalten die Familien von Todesopfern 500 Pfund (rund 250 Mark); Verletzten wird eine Überbrückungshilfe von 250 Pfund gewährt. Von zwei großen berufsständischen Vereinigungen unter politischer Kontrolle der Moslemfundamentalisten, der Ärzte- und der Ingenieurskammer, ist der Mannschaft um Staatspräsident Hosni Mubarak vorgeworfen worden, daß sie nur "schnelle Reklame" für sich suche. Dieser Vorwurf fällt indes auf seine Urheber zurück; denn zur Linderung der Not gerade in den hart betroffenen Slums haben die frommen Kritikaster konkret nichts vorzuschlagen - es sei denn, daß ihr unverbindliches Geschwätz von "umgehend notwendiger Hilfe" als Rezept anerkannt werden sollte.

International hingegen sind die Hilfsaktionen für Ägypten am Dienstag angelaufen. So haben Saudi-Arabien umgerechnet rund 75, die Vereinigten Arabischen Emirate 60 und Kuwait 30 Millionen Mark für die Bebenopfer gespendet und Kuwait hat für die kommenden Tage zusätzlich je eine Maschine mit Hilfsgütern zugesagt. Algerien, das in den letzten Jahren mehrfach von Erdbeben verheert worden war, hat ein Team von Spezialisten an den Nil entsandt. Frankreich leistet medizinisch Erste Hilfe. Japan sagte Hilfen für eine Million Mark zu. Deutschland hat am Dienstag abend per Sondermaschine eine Suchstaffel mit fünf Hunden eingeflogen, China, dem Staatspräsident Mubarak zum Zeitpunkt des Bebens am Nil eine offizielle Visite abstattete, hat ebenfalls Hilfsmaßnahmen angekündigt, von der Europäischen Gemeinschaft wurden als Sofortmaßnahme 300 000 Mark zur Verfügung gestellt.

Internationale Hilfe ist gut, Vorsorge wäre besser gewesen. Korruption, Geldgier, Pfusch und Schlamperei sind in erster Linie dafür verantwortlich zu machen, wenn am Montag rund 450 Menschen durch den Einsturz ihrer Häuser ums Leben gekommen und 4000 zum Teil schwer verletzt worden sind, wenn 530 Gebäude zusammenstürzten - Altbauten, Schulen, moderne Appartementhäuser. Nur allzuoft "übersehen" bestechliche Beamte, daß Bauspekulanten in Erwartung eines "schnellen Pfundes" sämtliche Sicherheitsvorschriften mißachtet haben und daß statt eines soliden Betongemischs mehr Sand als Zement in Hochhäusern verbaut wurde. Was einsturzgefährdete Altbauten betrifft, so können deren Bewohner in der Regel nicht evakuiert werden, weil keine anderen Unterkünfte zur Verfügung stehen.

Obwohl Kairo seit Montag nachmittag von mehreren Nachbeben erschüttert worden ist, sind die Großhotels der Stadt noch immer voll ausgebucht. Zumindest bisher ist kein Fall bekanntgeworden, in dem Touristen ihren Herbsturlaub im Lande der Pharaonen abgesagt hätten.

Einem ersten Überblick zufolge, sind die altägyptischen Sehenswürdigkeiten denn auch weitgehend unversehrt geblieben. Obwohl das Bebenzentrum nur wenige Kilometer südwestlich der Pyramiden von Gizeh und der Sphynx lag, wurden an diesen Monumenten keine Schäden festgestellt - mit Ausnahme der Mykerinos-Pyramide, aus der sich ein einziger Steinblock gelöst haben soll. Im islamischen Kairo hingegen wurden 40 Moscheen und Medresen (alte Koranschulen) in Mitleidenschaft gezogen. So stürzten die Kuppeln eines historischen islamischen Gotteshauses ein; am Doppelminarett der Al Ashar-Universitätsmoschee fehlen seit Montag die zum Ring geschlossenen Darstellungen des Halbmondes.

PETER GERNER (Kairo)

Krankenhaus nach Überprüfung 25jähriger Marokkaner erstattete Anzeige gegen die Polizei

Mit den näheren Umständen einer Personalienüberprüfung zweier Marokkaner durch die Polizei wird sich jetzt die Staatsanwaltschaft beschäftigen müssen. Polizeibeamte hatten am Mittwoch vor einer Woche die beiden Männer in der Kaiserstraße kontrolliert. Dabei sei er grundlos mit Knüppeln geschlagen und getreten worden, berichtet der 25 Jahre alte Mimoun T. Nach Angaben seiner deutschen Ehefrau ist ihr Mann seitdem in stationärer Behandlung in einem Krankenhaus und hat Anzeige wegen Körperverletzung gestellt. Die Polizei hat ihrerseits Widerstand und Personalienverweigerung bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Die beiden Marokkaner seien im Rahmen der gezielten Maßnahmen gegen Dealer überprüft worden, sagt Polizeisprecher Jürgen Linker. Dabei habe der 25jährige T. Widerstand geleistet.

Nach Erkenntnissen der Polizei kontrollieren Nordafrikaner den Rauschgifthandel in der Taunusanlage. Gleichwohl pickten sich die Beamten nicht wahllos Marokkaner im Bahnhofsviertel heraus, um sie zu überprüfen, betont Polizeisprecher Linker. Man müsse den Beamten ihre Berufserfahrung zubilligen, wer zu "dieser Klientel" gehöre oder sich durch sein Verhalten verdächtig mache. Dabei sei natürlich nicht auszuschließen, daß auch Unbeteiligte überprüft werden. In solchen Fällen hätten die aber die Pflicht, sich auszuweisen und diese "kleine Unannehmlichkeit" in Kauf zu nehmen.

Nach Darstellung des überprüften T. und seines 32 Jahre alten Begleiters Jamal H. handelte es sich bei der Kontrolle allerdings um mehr als "Unannehmlichkeiten". Die Polizisten hätten die beiden sofort mit erhobenen Händen an die Wand gestellt. Er habe noch gefragt, warum sie seinen Ausweis sehen wollten, sei aber gar nicht dazu gekommen, das Dokument zu zeigen, sondern gleich mit Knüppeln auf den Kopf geschlagen und zu Boden geworfen worden. Dann hätten ihn die Polizisten getreten, an den Haaren gezogen und den "Kopf auf den Boden geknallt". Ohne Erklärungen sei er dann in den Polizeibus geschubst und aufs Revier geschafft worden, wo er später zusammenbrach.

Der 25 Jahre alte T. lebt nach Auskunft seiner Frau seit mehr als vier Jahren in der Bundesrepublik. Er hat eine Aufenthaltserlaubnis und arbeitet seit mehreren Monaten bei der Post. luf

Existenzminimum wird steuerfrei Karlsruher Richter: Geringe Freibeträge sind verfassungswidrig Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp KARLSRUHE, 14. Oktober. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat den geltenden Steuerfreibetrag von 5616 Mark im Jahr (11 232 Mark für Verheiratete) für zu niedrig und verfassungswidrig erklärt. Nach der am Mittwoch veröffentlichten Entscheidung darf das Existenzminimum eines Bürgers nicht besteuert werden. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) kündigte daraufhin eine Übergangsregelung ab 1993 sowie eine gesetzliche Neufassung ab 1996 an. Steuerrückzahlungen wird es dagegen offenbar nicht geben. Da der Sozialhilfesatz derzeit 12 000 bis 14 000 Mark pro Person und Jahr betrage, liege der Grundfreibetrag um mehr als die Hälfte unter dem Existenzminimum, argumentierten die Verfassungsrichter. Eine rückwirkende Anhebung der Freibeträge verlangen sie dennoch nicht, die Neuregelung muß bis 1996 erfolgen. Allerdings darf Beziehern niedriger Einkommen schon ab 1993 das Existenzminimum nicht mehr besteuert werden. (Az.: 2 BvL 5/91 u. a.)

Der Beschluß des Zweiten Senats wird vor allem Berufsgruppen mit niedrigem Lohnniveau - und das sind vor allem typische Frauenberufe - steuerlich entlasten. Denn nach der Entscheidung darf kein Bürger mehr so belastet werden, daß er nach Abzug der Steuern Sozialhilfe in Anspruch nehmen muß, um seinen existenznotwendigen Bedarf zu sichern. Da die Richter das Existenzminimum in Anlehnung an den Sozialhilfesatz errechnen, wird von einem steuerlichen Freibetrag in dieser Höhe auszugehen sein. Dem Bonner Gesetzgeber wird gleichzeitig eingeräumt, die Steuersätze bei höheren Einkommen heraufzusetzen. Der Steuertarif könne so gestaltet werden, "daß die Entlastungswirkung eines ausreichenden Grundfreibetrages bei höheren Einkommen durch eine progressiv ansteigende Steuerbelastung" schrittweise ausgeglichen wird, heißt es in dem Beschluß wörtlich. Der Bonner Gesetzgeber kann damit zwar die durch die erhöhten Freibeträge eintretenden Steuereinbußen durch Anhebung der Steuersätze für Besserverdienende wieder hereinholen, Steuersprünge werden in dem Beschluß jedoch ausdrücklich ausgeschlossen.

Das unterschiedliche Mietniveau und damit einhergehende Schwankungen des Grundbedarfs muß der Gesetzgeber nicht in jedem Einzelfall beachten. Er darf sich beim Grundfreibetrag an einem unteren Wert orientieren, muß dann aber etwa durch Wohngeld für die Sicherung des Grundbedarfs sorgen. Der allgemeine staatliche Finanzbedarf könne jedoch nicht eine im Ergebnis verfassungswidrige Besteuerung der Bürger rechtfertigen. Vielmehr müsse gerade bei notwendigen Haushaltssanierungen eine "gerechte Verteilung der Lasten gewährleistet" werden. Hier kritisieren die Verfassungsrichter indirekt die steuerlichen Subventionen. Wer gegen seine Einkommensteuerbescheide Einspruch eingelegt hat, erhält nach der Karlsruher Entscheidung keine Rückzahlung, da eine rückwirkende Anhebung der Freibeträge nicht gefordert wird. Sollte sich Bonn dennoch zu einer rückwirkenden Neuregelung entschließen, muß die Erstattung nach dem Richterspruch allen zugute kommen, also auch jenen, deren Steuerbescheid bereits rechtskräftig ist.

(Weitere Berichte auf dieser Seite und Seite 4, Kommentar auf Seite 3)

Altpapiertonnen werden geleert

WEHRHEIM. Die Altpapiertonnen werden in der kommenden Woche wieder geleert. Die Ortsteile Pfaffenwiesbach, Obernhain und Friedrichsthal sind am Dienstag, 20. Oktober, an der Reihe; der Wehrheimer Bezirk Ost folgt am Mittwoch, Bezirk West am Donnerstag. Die Sammlung der Kunststoffe - kein Styropor - findet in allen Ortsteilen am Dienstag, 27. Oktober, statt.

Der nächste Sperrmüll-Termin ist am Freitag, 23. Oktober. Ausrangiertes wird allerdings nur abgeholt, wenn es zuvor angemeldet wurde. Die Gemeindeverwaltung nimmt die Anmeldung bis zum Vortag (10 Uhr) unter Tel. 58 90 entgegen. cn

Kleine Fluchten, made in Island "Children of Nature" von Fridrik Fridriksson erweist der Filmgeschichte liebevoll Reverenz

FRANKFURT A. M. Gesprächig sind sie nicht, die Leute vom Skagafjord. Über den Mann, der seine Schafe verkauft, wissen sie ein Lied zu singen, eines, das beinahe wie ein Liebeslied klingt. Die Schafe blöken dazwischen, ein Käufer schnalzt mit der Zunge, dann wird es still. Was soll man auch sagen über einen, der seinen Hund erschießt und begräbt, den Sonntagsanzug hervorholt und ein letztes Mal sein Harmonium tritt?

In den Koffer des alten Geiri Kristmundsson passen zwei Hemden, ein Stück Seife und das Bild seiner verstorbenen Frau. An einer Uhr, die nicht mehr schlägt, hält er sich fest bis Reykjavik. In einem städtischen Pissoir zeigt ein geborstener Spiegel ein Gesicht, das an Murnaus "Der letzte Mann" erinnert: "Children of Nature" von Fridrik Thor Fridriksson ist ein Film, der der Filmgeschichte liebevoll Reverenz erweist.

In Reykjavik sucht der Alte, der sich von der Schafzucht nicht mehr ernähren kann, seine verheiratete Tochter heim. Weder Gerdhur noch ihr Mann sind entzückt von dem schweigsamen Besucher. Konventionelle Höflichkeit hält die Vierzigjährigen von Grobheiten ab. Ihre Tochter wahrt nicht einmal den Schein. Wer die altmodische Schnalle sei, die der Opa sich in ihrem Zimmer übers widerwillig geräumte Bett gehängt habe, will die Göre wissen. Der Opa schweigt und geht. Nur: Wohin?

Kälte ist in Fridrikssons Island weniger ein klimatisches Problem. In einem Altersheim wird Gerdhur den Unzeitgemäßen endlich los. Ob er Milch oder Zukker zum Kaffee nehme, will die Pflegerin von der Tochter wissen. Daß die Alten nicht (für sich) sprechen können, scheint damit ausgemacht. Doch hinzunehmen, was andere für normal halten, ist weder Fridrikssons Sache noch die seiner Protagonisten. Sein Film, der an Wundern festhält wie Geiri an den geisterhaften Erscheinungen seiner Kindheit, überläßt nichts dem Zufall. Schreie der Empörung bringen Geiri wieder zu sich - und zurück zu seiner ersten Liebe: Auch Stella, die mit ihm auf Hornstradir, in der Einsamkeit der westlichen Fjords aufgewachsen ist, hat es in das Altersheim verschlagen. Bislang sind die Fluchtversuche der quirligen Greisin gescheitert; gemeinsam mit Geiri plant sie nun das perfekte Verschwinden. Eine Phantasie, so rebellisch wie märchenhaft, weist den Naturkindern den Ausweg - aus der Verwahranstalt, aus einer Gesellschaft, die das Alter zur Krankheit und den Tod zum Sterbefall degradiert hat. Sicherlich tragen die Turnschuhe, die das aufmüpfige Paar auf dem Friedhof einläuft, nicht minder zur erfolgreichen Flucht bei als der geklaute Jeep, mit dem sie der Stadt entkommen. Aber sobald die beiden mit den letzten Freunden und Fluchthelfern die Zivilisation hinter sich gelassen haben, verliert die Wirklichkeit alle Macht.

Was in Trolland hilft, der Polizei zu entgehen, ist nicht von dieser Welt: Zwischen Mooren und Lavafeldern lösen sich die Verfolgten in Luft auf, an den schwarzen Wassern der verwunschenen Landschaft stehen Fährmänner, um die Sehsüchtigen auf ihre Insel zu bringen. Anmutige Tote geben den Reisenden Winke, wohin die Reise geht. Hinter einer Nebelbank eröffnet sich den Heimkehrern das Paradies ihrer Kindheit: das letzte Haus, das sie beziehen, ein Feuer zum Erinnern, ein Meer zum Vergessen.

Stella ist die erste, die am Ziel anlangt. Geiri begräbt sie unter Mühen, dann hilft ihm ein Engel aus der alten Welt: ein Sendbote des europäischen Kinos, Bruno Ganz, den Fridriksson aus Wim Wenders' "Himmel über Berlin" herbeizitiert. Filmzitate sind die Geister dieses Films, Erscheinungen von großer Schönheit, die seine altmodische Ausstrahlung nur verstärken. Die metaphysische Dimension der Landschaft, in der bereifte Erde und ein erblassender Himmel die Grenzen der Wahrnehmung am Horizont verschieben, erinnert an jene "Landschaft im Nebel", in der Theo Angelopoulos' Suchende die Grenze zwischen Leben und Tod überschreiten.

Das Licht des Films speist sich aus der gleichen Quelle wie der überirdische Glanz, der in Tarkowskijs "Opfer" auf die Hellsichtigen abstrahlt. Dennoch sind Fridriksson Farb- und Bildkompositionen gelungen, die eine ganz eigene Qualität beweisen; Einstellungen, in denen ein Geist umgeht, der weder der Religiosität noch des Aberglaubens bedarf, nicht der Heimattümelei und schon gar nicht der Nostalgie. Simpler Respekt macht sichtbar, was diese Landschaft, was diesen Film beseelt: die Geschichte des Steins und des Windes, des Wassers und der Erde. Die Geschichte eines Lebens, das den Tod als Geschichte versteht. (orfeo)

HEIKE KÜHN

Kleine FR

Kirchweih mit Spielfest BRUCHKÖBEL. Die katholische Kirchengemeinde "St. Familia" lädt ein zur Kirchweih am heutigen Samstag, 17.Oktober, 16 Uhr, im Haus Shalom zum Kindernachmittag mit Spielen zum Jahr der Bibel. Nach der Vorabendmesse um 19 Uhr kann getanzt werden.

"Max und Moritz" mit Happyend

BRUCHKÖBEL. Eine entschärfte Version von Max und Moritz - am Ende geraten die beiden Racker nicht zwischen die Mühlsteine, sondern läutern sich und versprechen Besserung - ist am Samstag, 24. Oktober, 15 Uhr, im Bruchköbeler Bürgerhaus zu sehen. Der Vorverkauf beginnt am 19. Oktober. Eintrittskarten sind bei den Raiffeisenbanken in den Stadtteilen sowie im Neuen Spielhaus erhältlich."Teures Glück" im Bürgerhaus

BRUCHKÖBEL. Mit dem Charakterstück "Teures Glück" um eine Mutter- Tochter-Beziehung gastiert Inge Meysel am Mittwoch, 28. Oktober, 20 Uhr, im Bruchköbeler Bürgerhaus. Eintrittskarten sind ab 19. Oktober an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

"Rastplatz seltener Vögel"

HANAU. Über den "Main als Rastplatz seltener Vögel" spricht Eginhard Schwab am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, im Bürgerhaus Alte Schule auf Einladung des Vereins für Heimatkunde und Naturschutz Großauheim.

Flügelkämpfe und Probleme mit der Basis Bottoms will nicht mit FWG

MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit ihrem Anspruch, eine Gemeinschaft von Freidenkern zu sein, scheint sich die FWG im Kreis derzeit eher schwerzutun. Der selbstverordnete Wettstreit verschiedener Meinungen - nach dem Motto: Sachargumente müssen überzeugen - ist im Gerangel um die Kandidatenliste zur Kommunalwahl '93 zum zersetzenden Flügelkampf mutiert. In dem die Kreis-FWG immer mehr Probleme mit der Basis hat. Der als "Rechtsaußen" seiner Fraktion bekannte Liederbacher FWG-Chef Ludwig Kleber hat aus Protest gegen beide "linken" Neuzugänge von der Eschborner Bürgergemeinschaft (BGE) mit seinem Ortsverband bereits das Handtuch geworfen.

Auf der anderen Seite streicht nun auch BGE-Frau Irmgard Bottoms enttäuscht die Segel: "Ich kann nicht mit Leuten gemeinsam Politik machen, die nicht einmal im kleinen Kreis bereit sind, kritische Stimmen zuzulassen." Vor kurzem noch hatte die Eschbornerin ihre Mitarbeit angekündigt, um der FWG im Kreis wieder zu "eigenem Profil" zu verhelfen - unabhängig von der Parteien-Troika an der Kreisspitze - und "sachorientierte, bürgernahe" Politik zu betreiben. Für die alteingesessenen FWG-Mitglieder offenbar ein Affront, wie Irmtraud Bottoms erfahren mußte: "Die Vorwürfe gegen mich gingen schon unter die Gürtellinie." Den weiteren neuen Wirbelwind, Wolfgang Gerecht aus Kriftel, haben die konservativen Kräfte auf den wenig aussichtsreichen Platz zehn der vorläufigen Kandidatenliste gesetzt. Das will der mitgliederstarke Krifteler Verband nicht schlucken; heute abend werden die FWGler aus der Obstgemeinde mögliche Konsequenzen diskutieren.

Düster auch der Blick nach Osten: Die Bad Sodener Freien Wähler haben sich aus Frust über die FWG- Kreispolitik schon lange in die lokale Emigration verabschiedet.

Stimmgewaltiger Rückhalt für die Wahl bliebe der FWG im Kreis im Grunde nur in Kelkheim, Hofheim und Hochheim, denn deren Kandidaten Erika Bänfer, der Schwalbacher Umweltberater Rudolf Oehl aus Hofheim und die beiden Hochheimer Rudi Imhausen und Horst Breunig rangieren ganz vorn auf der vorläufigen Kandidatenliste. Immerhin, der FWG- Neuzugang Helmut Stock aus Eschborn rangiert auf Platz sechs - von dem ihn jedoch der amtierende Kreistags-Fraktionschef Siegfried Traub - ebenfalls im konservativen Lager zu Hause - dem Vernehmen nach vertreiben will. So zerrissen die FWG im Kreis erscheint und ihr immer mehr Mitglieder frustiert den Rücken kehren, steht BGE-Mann Helmut Stock nach wie vor zu seiner Entscheidung, für die Freien Wähler in den Kreistag zu ziehen: Die "verschreckten" Angriffe aus dem konservativen Lager hält er für "die übliche Reaktion, wenn jemand Angst hat, daß die eigenen Felle davonschwimmen". Doch sei es an der Zeit, "grundlegende Standpunkte" auszudiskutieren. Welche Seite dabei gewinnt? "Letztlich muß der Kreisverband entscheiden, ob er gegen den Willen der Ortsverbände an Kandidaten festhält und damit eine Kreistagsfraktion ohne Rückendeckung in den Kommunen riskiert."

Daß BGE-Kollegin Bottoms nicht mit der FWG im Kreis zusammenarbeiten will, bedauert Stock: "Es ste- hen so viele brisante Dinge an - Korruptionsaffären, Rechtsämter sind nicht besetzt, die kommunale Dienstaufsicht wird vernachlässigt -, da wäre es schade, wenn sich engagierte Leute zurückziehen."

ANITA STRECKER

Neues Regelwerk für die häusliche Arbeit

GELNHAUSEN. "Gardinenpredigt" nennt die Hamburgerin Lili Fischer ihr Performance-Programm, das sie am Mittwoch, 21. Oktober, ab 20 Uhr im Burckhardthaus Gelnhausen, Herzbachweg, aufführt. Das Stück gehört zu einer Reihe von Aktionen unter dem Titel "Küchenlatein" im Projekt "Animation im Haushalt". Die Idee ist, das Umfeld Haushalt in seinen künstlerischen Dimensionen zu beleuchten, ungewohnte Sehweisen und originelle Umgangsformen darzustellen.

Die Gardinenpredigt beinhaltet die Hausordnung im historischen Gewand, Hausordnungen für Kleinfamilien, Lockerungsübungen für neue häusliche Umgangsformen, Benimm- und Blamierregeln sowie ungewöhnliche Serviervorschläge. Karten sind im städtischen Verkehrsbüro am Obermarkt erhältlich. lex

Lastwagen ausgewichen: gegen die Leitplanke

HIRZENHAIN. Weil ihm ein Lastwagen auf seiner Fahrbahn entgegenkam, mußte ein Autofahrer aus Hirzenhain in einer unübersichtlichen Linkskurve nach rechts ausweichen und prallte dabei mit seinem Auto zweimal gegen die Leitplanke. Nach weiteren Angaben der Polizei fuhr der Lastwagenfahrer weiter, ohne sich um den Schaden, den er verursacht hatte, zu kümmern. Der Autofahrer verletzte sich leicht. Es entstand ein Schaden von 9500 Mark. skl

Ökologiekurs und Töpfern für Kinder

WEHRHEIM. Zwei neue Kurse beginnen nach den Herbstferien bei der Außenstelle der Volkshochschule Bad Homburg in Wehrheim. "Ökologie - Einführung in die Ökologie" fängt am Dienstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr an. Veranstaltungsort ist die Heinrich Kielhorn Schule. An sechs Abenden stehen unter anderem auf dem Programm: Zweck und Kreislauf lebensnotwendiger Elemente, Entstehung von Ökosystemen, Einfluß des Menschen auf den Naturhaushalt, Wasserversorgung, Agrarwirtschaft und die Nutzung von Brennstoffen. Die Teilnahmegebühr beträgt 33 Mark.

Der zweite Kurs ist für Kinder ab acht Jahren: "Töpfern auf dem Wiesenhof" bei Brunhilde Weiter. Die Töpferscheibe wird sich an sechs Dienstagnachmittagen, jeweils von 16.30 bis 18 Uhr, drehen. Wer mitmachen will, sollte sich so schnell wie möglich anmelden. Es sind nur noch wenige Plätze frei. Der Kurs, der am 27. Oktober beginnt, kostet 53 Mark einschließlich der Materialkosten.

Weitere Informationen und Anmeldungen unter der Telefonnummer 0 60 81 /54 23 (Frau Gräfe). cn

Kein Unterricht, aber wenigstens ein Fest

SINNTAL. In die alte Dorfschule von Schwarzenfels kommt Leben. Die um die Wiedereröffnung des Gebäudes als Grundschule kämpfende Elterninitiative feiert am Sonntag, 18. Oktober, ab 14.30 Uhr im Ort ein Schulkinderfest.

Neben Kaffee und Kuchen und lustigen Spielen lodert ab 17 Uhr ein Lagerfeuer. Anschließend haben die Veranstalter eine Nachtwanderung organisiert, zu der die Kinder Lampions und Laternen mitbringen sollen. jan

Zwei Seelen Niederländische Philharmonie

Ein schweres, charakterbeladenes Programm hatte sich das Niederländische Philharmonische Orchester Amsterdam vorgenommen, das unter der Leitung seines Chefdirigenten Hartmuth Haenchen in der Alten Oper zu Gast war: den Untergang des trotzigen Helden Coriolanus in Beethovens Schauspielouvertüre, das um die Gunst der Geige buhlende Cello bei Brahms - als wenn zwei Seelen diesem Abend innewohnten.

Zwei kontrastierende, aber auch ebenbürtige Akteure waren es denn auch, die Geigerin Liana Issakadse und der Cellist Gustav Rivinius, die furios das Wechselspiel der Gefühle in Brahms Doppelkonzert a-Moll, einem Werk von eher sprödem Charme, durchlebten, bis hin zur beinahe hymnischen Eintracht. Die niederländischen Philharmoniker konnten sie mit ihrem Feuer dabei allerdings nicht anstecken, ebenso wie diese, schon zu Beginn, der Coriolan-Ouvertüre recht unverbindlich gegenüberstanden.

Nichts Gutes ließ dies für Schuberts Große C-Dur-Sinfonie nach der Pause erwarten, deren "himmlische Länge" dann auch wirklich drohte, allen zum Verhängnis zu werden. Haenchen beschränkte sich mit großer Geste auf allzu Offensichtliches, der interpretatorische Gehalt orientierte sich gerade im Finale vornehmlich am Grad der Lautstärke. Das Orchester aus Amsterdam agierte zwar makel-, aber ebenso spannungslos, lediglich die Bläser zeigten stellenweise Mut zum Gestalten. Mehr Sorgfalt und klare Akzente wären für die reichste aller Sinfonien Schuberts schon angebracht gewesen, Effekt alleine wird ihr nicht gerecht. STEFAN SCHICKHAUS

Briefe an die Redaktion

"Selbstbeweihräucherung und Rechthaberei" Zur letzten Ausgabe der "Grünen Bürgerzeitung", in der inzwischen zurückgetretene Mitglieder der Grünen Bürgerliste (GBL) darlegen, welche Gründe nach den parteiinternen Auseinandersetzungen zum Rückzug führten, schreibt Marie Krupp, Mitglied des Ortsverbandsvorstandes und der Grünen-Stadtverordnetenfraktion. Vom Urlaub zurück finde ich in der Post ein Exemplar der "Grünen Bürgerzeitung für unsere Stadt Mörfelden- Walldorf", Datum: September 1992, Herausgeber: GBL Mörfelden-Walldorf, Überschrift: Jetzt reicht es.

Ende September ist der Rest der GBL zurückgetreten. Da sie ohne das Votum der Grünen Basis vor Ort kaum weiterarbeiten kann, wurde dieser Rücktritt als weiser Schritt zur Befriedigung innerhalb der Grünen allseits begrüßt.

Lese ich nun in dieser flächendeckend verteilten Zeitung, ist jedoch schnell festzustellen, daß von Befriedigung und von Einsicht in die Gegebenheiten bei den Zurückgetretenen nichts zu sehen ist. Statt dessen schlägt mir aus den Zeilen die bereits bekannte demagogische Mischung aus Selbstbeweihräucherung und maßlos eifernder Rechthaberei entgegen, sowie, in gebetsmühlenartiger Wiederholung, die das Ansehen der Partei schädigenden unsinnigen Behauptungen und Unterstellungen gegenüber der Grünen Basis.

Ich sehe mit Bestürzung wie sich eine ehemals angesehene Grüne Gruppierung hier vor Ort auf diese Weise ihr politisches Grab gräbt, blind für die Realität, verworren und unkommunikativ. Nein, einer Einsicht folgend sind sie nicht zurückgetreten. Der Rücktritt wurde wohl von höherer Stelle nahegelegt.

Zwei vom Grünen-Kreisvorstand sehen in diesem Rückzug "einen wichtigen politischen Schritt, der einen eventuellen Neuanfang der Grünen Bewegung in Mörfelden-Walldorf bedeuten könnte". Das sehe ich auch so. Er wird wohl weder "neofundamentalistisch" noch "irrational" sein, sondern auf die Sache bezogen, arbeitsam und offen für jeden, dem grüne Vorstellungen ein Anliegen ist.

Marie Krupp Mörfelden-Walldorf

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Autoknacker räumten sieben Wagen aus

HOCHHEIM / FLÖRSHEIM. Auf Beutezug waren Autoknacker am Dienstag abend. Wie die Polizei gestern mitteilte, brachen die Unbekannten in Hochheim und Flörsheim sieben Autos auf.

Die Diebe ließen mehrere Autotelefone, Radios, Kassettenrekorder sowie andere Sachen mitgehen. Den Schaden beziffert die örtliche Polizei auf mehr als 15 000 Mark. kkü

Hilfe im Dschungel der Fördermaßnahmen Energieberater geben für Stadt und Kreis Katalog der öffentlichen Zuschüsseheraus

STADT UND KREIS OFFENBACH. Als eine Hilfe im "Dschungel der Fördermaßnahmen" bezeichnete Klaus Müller von den "Energieberatern" eine neue Broschüre, die von der Gesellschaft jetzt vorgestellt wurde. Der Förderkatalog für Stadt und Kreis umfaßt alle "öffentlichen Finanzierungshilfen für den Einsatz erneuerbarer Energiequellen und energiesparender Maßnahmen", Landesmittel ebenso wie Gelder aus kommunalen Töpfen - alphabetisch geordnet von "D" wie Dietzenbach bis "S" wie Seligenstadt.

Gedacht ist der Katalog vor allem für diejenigen, die solche Fördermaßnahmen initiieren und beschließen oder in der täglichen (Beratungs-)Arbeit damit konfrontiert werden. Als erste erhalten deshalb die Bürgermeister und Umweltämter das Nachschlagewerk.

Für die "Energieberater" - eine 1990 von der EVO, den Stadtwerken Mühlheim, Dreieich und Langen gegründete Gesellschaft - gehören Informationen über Finanzierungshilfen zu Solaranlagen oder Wärmedämmung zum täglichen Brot. Meist spielt bei der Entscheidung, ob eine Maßnahme wie der Einbau eines Brennwertkessels realisiert wird, die Frage von Zuschüssen eine wichtige Rolle.

Als vor einiger Zeit Energieberater Klaus Müller daran ging, den Förderkatalog zusammenzustellen und die Richtlinien der Kommunen zu durchforsten - da stellte sich bald heraus, daß sich diese Broschüre auch als Diskussionsgrundlage für Kommunalpolitiker eignet. "Im Vergleich stellt sich dann die Frage, wie sinnvoll manche Einzelmaßnahme ist", meint Energieberater-Geschäftsführer Friedhelm Meyer. Auch Anregungen für neue Fördermöglichkeiten lassen sich dem Nachschlagwerk entnehmen.

"Die einzelnen Förderprogramme sollten einander angeglichen werden", schlägt Meyer vor. Zur Zeit fällt auf, daß in manchen Gemeinden der umweltbewußte Bürger beträchtliche Mittel aus Steuergeldern für seine Energiesparmaßnahmen erhält, während anderswo dafür kein Pfennig vorgesehen ist.

Spitzenreiter bei den förderfreudigen Städten sind Dietzenbach, Dreieich, Neu-Isenburg und Seligenstadt. In Dietzenbach beispielsweise wird die Installierung einer Solaranlage in ein Einfamilienhaus bis zu 80 Prozent gesponsert: 30 Prozent vom Land Hessen, 50 Prozent von der Stadt. Wenn die Anlage 12 000 Mark kostet, gibt es 9600 Mark als Zuschüsse. Dafür entscheidet sich auch ein Hausbauer ohne viel Geld.

Dietzenbach berücksichtig nämlich bei der Vergabe seiner Gelder nicht die Förderung des gleichen Vorhabens aus anderen Programmen. Dreieich hingegen gibt Zuschüsse nur zu dem Rest, der nach Abzug anderer Fördermittel übrigbleibt.

Zu den Gemeinden mit "Null-Lösungen" bei Energiesparmaßnahmen gehören Langen, Heusenstamm (da wird zur Zeit einiges geplant) und vor allem Offenbach. Da bekommt der Bürger bisher keinen Pfennig, wenn er die Sonnenenergie in seinem Haus nutzen will.

Die meisten Kommunen beschränken sich bei ihrer Unterstützung von mehr Ökologie auf Komposter, Dach- und Fassadenbegrünung, Flächenentsiegelung und Regenwasser-Nutzungsanlagen. Da fällt eine Stadt wie Dreieich mit ihrem Zuschuß zum Kauf von verbrauchsarmen Kühlschränken oder Waschmaschinen (allerdings nur für Sozialhilfempfänger) nach dem Bundessozialhilfegesetz aus dem Rahmen.

"Die Gemeinden sollten darüber nachdenken, ob nicht mehr Engagement bei der Förderung von Energiesparmaßnahmen als Zukunftsinvestition mittelfristig sinnvoll wäre", meint Meyer. Anregungen können die Kommunalpolitiker dem neuen Katalog entnehmen, der laut Ankündigung der Energieberater ständig fortgeschrieben werden soll. hf

Die FDP will Städtische Bühnen als Betriebsgesellschaft Frankfurts Liberale kritisieren Kulturdezernentin und die hohen Theatersubventionen

Schweres Geschütz fuhr Christian Zeiss von der Frankfurter FDP auf, als er gestern das Kulturprogramm vorstellte, das er und seine Parteifreunde im Hinblick auf die nächste Kommunalwahl im März 1993 erarbeitet haben. Dabei zielte Zeiss vor allem in Richtung der sozialdemokratischen Kulturdezernentin Linda Reisch: sie verwalte die Kulturbürokratie der Stadt schlecht und unordentlich, ihr fehlten Ideenreichtum und Kreativität. Der Abstieg von ihrem Vorgänger Hilmar Hoffmann zu seiner Nachfolgerin sei "rundweg katastrophal". Es fehle im Dezernat an Köpfen, es herrsche das Mittelmaß; Verschwendungssucht sei eingerissen und Vetternwirtschaft.

Zeiss, dessen Partei seit mehr als zehn Jahren nicht mehr im Stadtparlament vertreten ist, forderte zunächst eine totale Transparenz der öffentlichen Mittel: Alle Empfänger öffentlicher Mittel müßten genannt werden, dabei auch Einzelpersonen und deren Zuwendungen. Vor allem die Bürokratie der Kulturverwaltung sei zu umständlich und aufwendig und erschwere die Kulturarbeit in vielen Bereichen. Rundum: Linda Reisch sei, so Christian Zeiss, nicht in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen.

Als erstes Beispiel führte Zeiss die marode Situation der Städtischen Bühnen an, die vielfach immer noch auf den Brand der Oper zurückgeführt werde. Er argumentierte mit Hilfe des Bühnenjahrbuchs. Demnach subventionieren Städte wie Köln, Essen, Dortmund und Stuttgart ihre Bühnen mit 156, 186, 187 und 172 Mark je Sitzplatz, während in Frankfurt 410 Mark pro Platz ausgegeben würden. Dafür hätten die genannten Städte auf ihren Opernbühnen 240, 160, 166 und 246 Vorstellungen absolviert, während Frankfurt (in der Spielzeit 90/91) auf "lächerliche" 41 Vorstellungen gekommen sei.

Die FDP wolle das - wenn sie denn jemals die Chance bekäme - ändern, indem sie die Städtischen Bühnen in eine Betriebsgesellschaft mit einem festen Zuschuß der Stadt umwandle - also nach dem Beispiel der Alten Oper und der Kulturgesellschaft, die freilich auch alljährlich mehr Geld verlangen.

Die Liberalen wollen an den Städtischen Bühnen wieder einen Generalintendant für alle Bühnen, für jede einzelne einen Künstlerischen Leiter (Intendanten) und einen Verwaltungsdirektor. Ganz klar ist für Zeiss, daß die Technik der Städtischen Bühnen wieder zusammengeführt werden müßte, wie das vor Eschberg der Fall war. Ebenso gelte es, das Personal (auch dazu gab es erstaunliche Vergleichszahlen) drastisch zu verringern. Mit einem Hinweis auf Walter Wallmann und dessen Regierungszeit allerdings wollte der Freidemokrat die CDU von den Ursachen des Theaterdebakels nicht freisprechen.

Im Bereich der Arbeit von Museen und Galerien ist Zeiss weitgehend und mit geringen Einschränkungen des Lobes voll. Das Literaturhaus möchte er indessen nicht von der Stadt, sondern von den Verlagen (einschließlich der Zeitungen) unterhalten wissen. Und an einem schon begrabenen Projekt hängt die FDP noch immer: am Musicalhaus. wp

Mit fremder Kreditkarte

teure Armbanduhr bezahlt

OFFENBACH. Einen 19jährigen Wiesbadener hat die Polizei als mutmaßlichen Betrüger festgenommen. Der junge Mann wollte am Dienstag abend einem Offenbacher Juwelier für 4000 Mark eine Armbanduhr verkaufen. Weil dem Uhren-Fachmann die Sache verdächtig vorkam, benachrichtigte er die Polizei. Die Kripo fand schnell heraus: Die teure Marken-uhr war erst unlängst mit einer gestohlenen Kreditkarte gekauft worden. Jetzt ermittelt die Polizei, ob der junge Mann noch mehr auf dem Kerbholz hat. lz

Kleine FR

"W 79" stellt aus HANAU. Die Gruppe "W 79" zeigt ab Freitag, 16. Oktober, Aquarelle, Tempera, Zeichnungen im Bürgerhaus in der Taubengasse in Großauheim. Um 19 Uhr ist Eröffnung. Die Schau ist bis 25. Oktober täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. "Hoffmanns Erzählungen" HANAU. Das Pfalztheater Kaiserslautern gastiert am Samstag, 17. Oktober, um 17 Uhr auf Einladung der Volksbühne in der Hanauer Stadthalle mit der phantastischen Oper "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach. "Figur und Bewegung" HANAU. "Figur und Bewegung" ist das Thema einer Ausstellung von Helmut Hellmessen, die am Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr in der Galerie Reus in der Nürnberger Straße eröffnet wird. Es spricht Wolfgang Trautner. Interessenten können montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr kommen. Die Schau dauert bis 17. November. Wandern im Taunus HANAU. Das Freizeit- und Sportamt der Stadt Hanau lädt für Sonntag, 25. Oktober, zu einem Familienwandern nach Eppstein im Taunus ein. Geplant ist auch eine Besichtigung des Automobilmuseums. Interessenten können ab 10 Uhr an den Hanauer Hauptbahnhof kommen. Sie sollten sich unter der Telefonnummer 65723 anmelden.

Bürger/-innen sagen, wo sie der Schuh drückt

MÜNZENBERG. Wo die Bürgerinnen und Bürger von Münzenberg der Schuh drückt, will die Münzenberger SPD in Bürgergesprächen herausfinden. Dieter Belz, Bewerber für das Bürgermeisteramt bei den Kommunalwahlen 1993, Stadtverordnete und Ortsvorsteher wollen die Anregungen der Bürger im Wahlprogramm berücksichtigen. Das erste Bürgergespräch findet am Dienstag, 3. November, in Ober-Hörgern statt. Am 12. November ist der Bürgerdialog in Gambach vorgesehen, am 24. November in Münzenberg und am 1. Dezember in Trais. skl

Brandbombe geborgen

HANAU. Eine halbe Stabbrandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg mußte der Kampfmittelräumdienst am Dienstag bergen.

Handwerker hatten die Bombe bei Bauarbeiten in einer Tiefe von einem Meter unter dem Boden einer Fabrikhalle im Erichweg entdeckt.

Computerkurse sind im Gelben Haus "Renner"

SCHOTTEN. Einen "Ansturm" der Lernwilligen auf die ersten Computerkurse meldet der Geschäftsführer des neu eröffneten Schulungszentrums im Gelben Haus, Peter Eisenburger. Ab November sind deshalb weitere Kurse geplant. Ein Schnupperkurs führt ab dem 11. November jeden Dienstagabend in die Anfangsgründe der PC-Bedienung ein. Den richtigen Umgang mit dem Betriebssystem lernt man im Seminar "MS-DOS" ab 5. November donnerstags. Zu dessen Erweiterung eignet sich laut Eisenburger ein Hardware-Kurs am 28. und 29. November. Ein "Word-Perfect"-Lehrgang beginnt schon am 21. Oktober. Zugleich fängt ein Grafik-Kurs über "Geo-Works" an. Die Grundlagen von "Windows" werden ab dem 2. November jeden Montag vermittelt. Infos Tel. 0 60 44 / 727. nes

Bürgergespräch über Tempo 30

HOCHHEIM. Um Tempo 30 geht es im nächsten Bürgergespräch des Magistrates. Am Mittwoch, 21. Oktober, will Bürgermeister Harald Schindler (SPD) die Pläne zur Verkehrsberuhigung in der Kernstadt vorstellen. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr im katholischen Vereinsheim, Wilhelmstraße.

Anwohner können sich über die Pläne für die Tempo-30-Zonen informieren und Vorschläge machen. Langsamer fließen soll der Verkehr in der Allee-, Uhland-, Friedrich-Ebert-, Marzel und in der Burgeffstraße. Mit dem Umbau der Straßen soll im November begonnen werden. kkü

Arbeit, Wohnung, Essen und dann die Rechtskultur Juristische Nabelschau mit Ganzkörpererfahrung: Eine Ost-West-Tagung in Bad Boll Von Astrid Hölscher

Es geht um Rechtskultur in Deutschland. Der Minister spricht von Büromöbeln, die leichte Befremdung im Saal ignorierend. Thema verfehlt? Abwarten.

Rückblende, Frühjahr 1992. Als er sein Amt antrat vor einem halben Jahr, nach dem großen Stühlerücken im Schweriner Kabinett, da fand Herbert Helmrich im Justizministerium einen Auftrag vor. Büromöbel im Wert von 1,5 Millionen Mark waren für Gerichte zu beschaffen, und die Bestellungen sollten sich ausschließlich an West-Firmen richten. Das durfte nicht wahr sein, jedenfalls nicht im Sinne von Aufschwung Ost. Helmrich, der West- Import aus dem Bundestag, stoppte die Sache, schickte Leute durch ostdeutsche Lande. Doch des Ministers Emissäre fanden kaum, was gebraucht und verlangt wurde; die heimischen Firmen produzierten für einen osteuropäischen Markt, der zusammengebrochen war, EG und Bundesrepublik setzten andere Normen. Heraus kam am Ende nur ein kleines Stühlerücken: Gut ein Drittel der Auftragssumme, 600 000 Mark, konnte in den neuen Bundesländern ausgegeben werden.

Es geht immer noch um Rechtskultur. Der Minister nennt Zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern. 14 Prozent seien arbeitslos, zehn Prozent im Vorruhestand, ebenso viele in ABM- und Fortbildungsmaßnahmen untergebracht, sechs bis sieben Prozent Wochenendpendler, die den Arbeitsalltag im alten Bundesgebiet erleben. Abrupt endet die leise, monoton vorgebrachte Aufzählung, eine Leidenschaft bricht durch, die niemand bei dem Mann vermutet hätte. "Das ist die Realität drüben. Sie beginnt mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Können Sie sich das vorstellen", wendet sich Helmrich an sein Publikum, das sehr still verharrt - dies ist mehr als Politikerrhetorik -, "hier in Baden-Württemberg vorstellen, herausgeschleudert zu werden aus allen Sicherheiten? Das ist dort das Basiserlebnis, das ist die Basisbefindlichkeit."

Nein, das Thema ist nicht verfehlt, es geht um die Rechtswirklichkeit, die - zumindest auch - das Bewußtsein bestimmt. Unter dem Titel "Rechtskultur in Deutschland" hat die Evangelische Akademie Bad Boll zusammen mit den baden-württembergischen Richter- und Anwaltsvereinen eine Tagungsreihe konzipiert; erstmals im vergangenen Jahr und jetzt wieder im Oktober trafen sich Juristen aus dem Südwesten, aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zum Erfahrungsaustausch. Wobei der Anspruch vielleicht ein wenig hoch gegriffen ist. Die Diskussion beschränkt sich häufig auf eine Nabelschau; die "Konsumenten des Rechts", die "rechtsuchenden Bürger" kommen (selbst-)kritischen Teilnehmern zu kurz.

Doch zuweilen läßt auch eine Nabelschau den ganzen Körper erahnen, schimmert durch die Erfahrung eines einzelnen die Verunsicherung eines Teilvolkes. Wenn beispielsweise Hans-Christof Illgner erzählt, der 53jährige aus dem deutschen Nordosten, mit seiner vielfach und nicht erst durch Wendeeinflüsse gebrochenen Biographie. Seit 1968 Richter, erfuhr der frühere Forstfacharbeiter in der DDR zunächst einen steten Aufstieg; dann 1983, seine Verfahren wurden politischer, seine Anpassungsbereitschaft nahm ab, den jähen Absturz: degradiert wegen Unbotmäßigkeit. Im vorigen Jahr mußte Illgner sich von der Akademietagung noch "in der Ungewißheit verabschieden, ob ich je wieder und vor allem noch einmal als Richter nach Bad Boll kommen würde".

Diese Ungewißheit ist beseitigt, seit 8. November 1991 arbeitet er als "Richter auf Probe" in Neubrandenburg. Wie schwer dieses erste Jahr der deutschen Einheit auf ihm und seinem Stand lastete, ist nur in Nebentönen zu vernehmen. Einige seiner Kollegen, formuliert Illgner vorsichtig, ohne den geringsten Anklang von Larmoyanz, seien "dem Überprüfungsdruck nicht gewachsen gewesen". Zwei der Übernommenen, denen nach langen Anhörungen die Eignung zugesprochen wurde, als Richter im Rechtsstaat zu fungieren, kündigten gleich nach Ernennung. Sie hätten nicht arbeiten wollen für einen Staat, der ihnen solch Mißtrauen entgegenbrachte, sie über ein Jahr lang im Ungewissen beließ.

Illgner nahm die neuen Ungewißheiten hin, daß in langen Jahren gesammeltes Fachwissen plötzlich nicht mehr gefragt, er auf den Status des Berufsanfängers zurückgeworfen war. Er sei, sagt er, von den "Leihrichtern" aus dem Westen behutsam kritisiert und korrigiert worden, "nie vor jüngeren Kollegen". Er übernahm schließlich ("als gelernter DDR- Richter sieht man Notwendigkeiten ein") den Vorsitz einer Jugendkammer, aus Einsicht in die Personalnot und mit beträchtlichem Unbehagen, hatte er doch nach eigener Einschätzung den Beisitzern (West) "nur die Jahre voraus". Und freute sich über die erste dienstliche Beurteilung, "die ich dennoch als Vorschußlorbeeren betrachte", daß sich bereits jetzt seine Eignung als Richter, nicht nur probeweise, abzeichne.

Die Bilanz dieses zweiten Jahres nach der Einheit zieht Illgner nicht nur für sich, sondern im Plural. "Wenn wir am Anfang für jedes freundliche Wort dankbar waren, so sind wir inzwischen anspruchsvoller geworden. Wir haben unseren Stolz wiedergefunden."

Tatsächlich hat sich zwischen zwei Tagungen viel entwickelt. Nicht nur, daß die Überprüfungen nahezu überall abgeschlossen sind, daß flächendeckend in den neuen Bundesländern Arbeits-, Sozial-, Finanz- und Oberlandesgerichte aufgebaut werden, daß Landesgesetze (allein 30 Gesetze und Verordnungen in Helmrichs Bereich) die Lücke zwischen west- und ostdeutschem Recht schließen. Auch das Diskussionsklima zwischen den Juristen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen wirkt merklich verändert.

Im vorigen Jahr noch, ob in Bad Boll oder auf dem ersten gesamtdeutschen Richtertag 1991 in Köln, näherten sich West- und Ostkollegen mit einer Vorsicht, die häufig Mißtrauen entsprang. Da wurde prinzipieller, aggressiver debattiert, um die jüngste Vergangenheit zumal. Diesmal gehen die Arbeitsgruppen ins Detail, verzetteln sich zuweilen sogar ein bißchen darin, finden sich vereint in der Klage über Erledigungsdruck und dem Verlangen nach einer bürgernahen Rechtssprache. Als sei das fehlende Fragezeichen bei dem Einladungsmotto "Vereinigt - aber unvereint" wirklich nur einem "redaktionellen Versehen" geschuldet, wie der baden-württembergische Richtervereins-Vorsitzende Helmut Borth leicht schmunzelnd beteuert.

Unabhängige Richter, Staats- und Rechtsanwälte braucht der Rechtsstaat, darin ist man sich unter Kollegen rasch einig. Und diese Unabhängigkeit kann nicht aus Unsicherheit erwachsen, erfordert Selbstbewußtsein. Aber "wir sprechen fast nur über den juristischen Stand", wendet Alfred Graf von Keyserlingk ein, aus Baden-Württemberg nach Dresden abgeordneter Arbeitsrichter. Eine Diskussion über die Freiheit der Juristen bleibe "völlig uninteressant", solange nicht klar sei, wozu diese Freiheit dienen soll. Um Rechtskultur geht es schließlich, nicht um Standesinteressen.

Doch die "Konsumenten des Rechts" (Keyserlingk), aus den neuen Ländern zumal, sind in Bad Boll allenfalls mittelbar vertreten. Die hier versammelten übernommenen Richter und Staatsanwälte gehören im Grunde zu jenen 55 Prozent der Bevölkerung, denen es nach Einschätzung des Chemnitzer DGB-Rechtssekretärs André Fischer gut, wenn nicht besser geht als zuvor. Die, und damit meint Fischer selbstredend keine Anwesenden, "ein schnelleres Auto fahren als vorher, RTL sehen und Bild-Zeitung lesen, sich um nichts kümmern und keine Probleme mit der Rechtsstaatlichkeit haben". Mit den anderen, die "abgewickelt", entlassen, auf Kurzarbeit Null gestellt werden, die an der Rechtswirklichkeit leiden, beschäftigt er sich. Der "Berufsanfänger", als den Fischer sich in einem Anflug von Entschuldigung bezeichnet, der "vor zwei Jahren zum ersten Mal ins Grundgesetz geschaut" hat, hat mehr als 1500 Verfahren anhängig bei Arbeits- und Sozialgerichten.

Da ist denn doch manches unvereint geblieben, was vereinigt wurde. Von einer "nicht abgelegten DDR-Mentalität" spricht Bettina Dittrich, "die Bürger davor zurückschrecken läßt, ihre eigenen Rechte selbst durchsetzen zu müssen, ohne dazu aufgefordert zu sein oder einen Anstoß zu erhalten". Als stellvertretende Leiterin der Verbraucherzentrale in Leipzig erlebt sie täglich Rechtsunsicherheit und -unkenntnis ihrer sächsischen Landsleute, die sich Versicherungspakete aufschwatzen ließen, die sie weder brauchen noch bezahlen können, die mit teuren Heizdecken von der billigen Kaffeefahrt heimkehrten. "Genau wie bei uns", sagt die Kollegin von der Verbraucherberatung in Reutlingen. Und doch ganz anders: Wo sich der Bundesbürger (West) geneppt fühlt, zweifelt der Bundesbürger (Ost) am Rechtsstaat überhaupt.

"Arbeit, Wohnung, Essen", so das Credo André Fischers, ist die Basis, auf der allein Rechtskultur in Deutschland sich entwickeln könne. Und ein junger Richter aus Sachsen warnt vor einer Stimmung, die zu kippen droht: "Die gleichen Leute, die früher gesagt haben, ,das Schlimmste ist Krieg, das Schlimmste ist Rechtsradikalismus', die meinen heute, es sei kein Wunder, wenn es Rechtsradikale gäbe. Es sind die gleichen Leute."

Ein Fünftel aller Gelder sickert in den Sumpf

HOCHTAUNUSKREIS. Ein Fünftel aller Landeszuschüsse fließen in Korruptionsgelder und Falschabrechnungen mit meist betrügerischer Absicht. Diese Schätzung von Staatsanwälten und Landesrechnungshof gibt der Friedrichsdorfer Grünen-Landtagsabgeordnete Horst Burghardt wieder.

Als "bislang wichtigste landespolitische Konsequenz aus der Hochtaunus-Korruptionsaffäre" erwartet er spätestens für Januar die Einigung der Landtagsparteien über eine überörtliche Kommunalprüfung durch den Rechnungshof oder zu gründende Prüfungsverbände. So würden, anders als heute, Rechnungen und Anweisungen der Gemeinden und Landratsämter nochmals von einer übergeordneten Stelle kontrolliert und falsche Abrechnungen und Bestechung erschwert.

Die Leiter von Prüfungsverbänden in Bayern und Baden-Württemberg haben einer Landtagsarbeitsgruppe kürzlich bestätigt, "daß die überörtliche Prüfung die Korruption zwar nicht verhindern kann, sie aber erheblich erschwert und eindämmt", berichtet Burghardt: "Gerade die Vorgänge im Hochtaunuskreis haben gezeigt, daß eine überörtliche Kommunalprüfung mehr als überfällig ist." stk

Einbrecher kamen an den Tatort zurück

HANAU. Festgenommen hat die Polizei einen 26 Jahre alten Mann ohne festen Wohnsitz und einen 24jährigen aus Neuberg, die im Verdacht stehen, in der Nacht zum Dienstag in eine Gaststätte im Argonner Weg eingebrochen zu haben. Dabei waren Lebensmittel und Spirituosen gestohlen worden.

Die beiden Männer tauchten am Dienstag mittag erneut dort auf, möglicherweise um weitere Beute zu holen. Ein Zeuge rief die Polizei. az

Briefe an die Redaktion

"Haider wird die FDP Wählerstimmen kosten"

Der bevorstehende Auftritt des rechtsradikalen Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Jörg Haider, beim K.-H.-Flach-Disput der FDP Hochtaunus am 19. Oktober in Bad Homburg schlägt weiter hohe Wellen.

"Es ist mir und vielen Leuten in meinem großen Freundes- und Bekanntenkreis völlig unverständlich, wie die FDP im Hochtaunuskreis den österreichischen FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider zu einer Podiumsdiskussion einladen kann.

Ich finde es unverantwortlich und geschmacklos, angesichts aktueller Bilder vom rechtsradikalen Mob in deutschen Straßen diesen Mann ein Forum zu bieten, sich zu profilieren. Selbst der hessische FDP-Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt hat sich von dieser Einladung distanziert. Nicht eine verstärkte Mobilisierung der Mitglieder der FDP ist mit dieser Einladung zu erzielen, sondern es wird hoffentlich gerade die FDP-Verantwortlichen in Oberursel und Bad Homburg einige Wählerstimmen kosten." Beate Kitschen 6370 Oberursel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Land stellt Kosten für Gleis-Planung bereit Abschnitt Vilbel-Friedberg soll S-Bahn-Gleis erhalten

BAD VILBEL/WETTERAUKREIS. Die Kosten zur Planung des dritten Bahngleises allein für den S-Bahnbetrieb im Abschnitt zwischen Bad Vilbel und Friedberg hat die hessische Landesregierung im neuen Etat eingestellt. Diese Information hat Landrat Rolf Gnadl von der hessischen Finanzministerin Dr. Annette Fugmann-Heesing erfahren. Nach Verabschiedung und Inkrafttreten des Landeshaushaltes könne das Geld der Bundesbahn zur Verfügung gestellt werden.

Zugleich habe der hessische Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke, die deutsche Bundesbahn gebeten, den Planungsauftrag für das S-Bahnprojekt Bad Vilbel-Friedberg beim Bundesminister für Verkehr zu erwirken. "Dieses für die Pendler im gesamten Wetteraukreis bedeutende Vorhaben kann damit einen wichtigen Schritt vorangebracht werden", freute sich die Finanzministerin im Gespräch mit Gnadl.

Der Landrat hofft jetzt auf eine zügige Planungsbearbeitung. Dazu müsse außer den üblichen Ingenieurleistungen auch eine Kosten-Nutzen-Analyse vergeben werden. Nach den Planungen müsse dann die Finanzierung abgeklärt werden. "Hauptnutznießer der Attraktivitätssteigerung dieser S-Bahnstrecke ist die Stadt Frankfurt", so der Landrat. Die Pendler in die Main-Metropole entlasteten durch den Verzicht auf den eigenen Wagen den Straßenverkehr und den Parkraumdruck in Frankfurt. Das müsse auch bei den Finanzierungsverhandlungen mit dieser Stadt berücksichtigt werden. Der kommunale Anteil liege derzeit bei 12,5 Prozent der Gesamtkosten, von denen nach Ansicht des Landrates Frankfurt den Löwenanteil tragen müsse.

Über die Höhe der Baukosten will Gnadl nicht spekulieren. Auf den Wetteraukreis werden jedoch erhebliche Kosten zukommen, die aber wegen der "dringenden Notwendigkeit des Ausbaues sicherlich sinnvoll angelegt sind", meint der Landrat.

Nach seinen Worten stellt die Mitfinanzierung der Kommunen eine vorgezogene Regionalisierung des Nahverkehrs dar, die jedoch eine Neuverteilung der öffentlichen Einnahmen voraussetzt. Bislang hatte der Bund die Bahnstrecken finanziert. Gebe dieser seine Verantwortung an die Region ab, müßte dieser finanziell geholfen werden.

Wann die Strecke gebaut wird, weiß Gnadl noch nicht. Wegen der bereitgestellten Haushaltsmittel des Landes und der offensichtlichen Verkehrsüberlastung der Strecke geht der Landrat davon aus, daß der Baumaßnahme allerhöchste Priorität eingeräumt wird.

Die FR fragte bei der Bundesbahn nach, wie weit denn die Verwirklichung des "Jahrhundertwerks", des Streckenabschnittes von Frankfurt nach Bad Vilbel ist. Pressesprecher Walter Henss bedauerte: "Die Bundesbahn hat noch keinen Finanzierungsvertrag, obwohl alle Beteiligten immer beteuern, es sei Übereinstimmung hergestellt." Weil es nicht weitergeht, habe die Bahn jetzt beantragt, einen Planungsauftrag aus Bonn zu bekommen. Der wird eigentlich erst nach der vertraglichen Absicherung der Finanzierung vergeben. Mit dem Auftrag könne die Feinplanung beginnen. Der Finanzierungsvertrag zwischen Bund, Land, Kreis und Städten sei aber die zwingende Voraussetzung für das Planfeststellungsverfahren. Immerhin habe das Land Hessen die Planungskosten vorgelegt. Der Baubeginn werde im Übergang von 1994 zu 1995 geschätzt. str/de

Programmacher Ralf Ebert hat sein Publikum so gern: Garderobenspiegel ziert viele Fotos der Zuschauer Komet am Mundarthimmel zittert vor jeder Aufführung Varieté im Neuen Theater / Enge schweißt zusammen Von Claudia Kundigraber

HÖCHST. Deny Hartmann hat sich hinter den Garderobenständer zurückgezogen. Hier bleibt dem 12jährigen, der mit seinem Vater als Duo Hartmann auftritt, ein bißchen Platz, um mit seinen drei Bällen zu jonglieren. Ohne daß ein ausgerutschter Ball gegen den Spiegel donnern könnte. Vor dem sitzt noch Eva Shelley in Unterwäsche und pudert ihr Gesicht. "Es geht schneller, wenn ich mich selbst schminke", sagt die Sängerin. In der Gardarobe des Neuen Theaters wäre ohnehin kein Platz mehr für eine Masken- oder Kostümbildnerin.

Schließlich müssen sich alle elf Künstler und die drei Musiker des Varietéprogramms hier umziehen. Mitorganisator Ralf Ebert sieht darin nur Vorteile: "Das schweißt die Truppe zusammen", weiß er nach fünfjähriger Erfahrung. Damals engagierte sein Kollege Gerald Zier, alias Zauberer Geraldino, die ersten Künstler fürs Varieté. "Fast ein Jahr vor dem Frankfurter Tigerpalast" sagt Ebert stolz. Das Neue Theater war damit nach dem Hansa-Theater in Hamburg und dem Stuttgarter Killesbergtheater eines von drei Häusern in der BRD, das ein festes Varieté anbot.

Mit einem Unterschied allerdings: Im Neuen Theater ist das Varieté nur ein Teil des Gesamtprogramms, zwei Durchgänge mit unterschiedlichen Nummern gibt es jährlich; gespielt wird immer nur sonntags.

"Wir müssen uns deshalb auf Künstler aus der Umgebung beschränken", sagt Ebert, wobei die bis in die Schweiz reicht. Trotzdem scheint seine Theorie vom Zusammenschweißen zu funktionienen. Obwohl die Künstler an diesem Abend erst zum dritten Mal gemeinsam auftreten, scheinen sie sich schon ganz gut zu kennen. Während Eva Shelley ihr Make-up im Spiegel überprüft, sieht sie Rainer Bange ganz still auf einem Hocker etwas verloren im Raum sitzen. "Na, ist es so schlimm?" fragt ihn die Sängerin, die zusammen mit ihren beiden Kolleginnen seit zwei Jahren in der Gruppe "Ladies Choice" singt. Rainer Bange nickt schweigend. Obwohl er sonst am laufenden Band hessisch plaudern kann. Der "aufstrebende Komet am Mundarthimmel" wie ihn Ralf Ebert nennt, ist vor den Vorstellung ganz still: "Ich habe furchtbares Lampenfieber" gesteht er.

Sonst spricht er in der stillen Abgeschiedenheit einer Studiokabine des Hessischen Rundfunks. Aber der direkte Kontakt zum Publikum ist ihm - trotz Aufregung - viel lieber. Den schätzen auch die übrigen Artisten am Neuen Theater. "Es ist so schön klein, eine richtig gute Atmosphäre" schwärmt Zauberer Markus Gabriel, der mit seiner Frau Trix zuletzt auf der Weltausstellung in Sevilla aufgetreten ist.

Das Publikum scheint sich auch mehr wie auf einem Rummelplatz als in einem Theatersaal zu fühlen. Es fehlt nur noch der Duft von gebrannten Mandeln und die wunderbar klebrige Zuckerwatte aus Kindertagen. Artist Fritz Brehm läuft durch die Reihen und zeigt den Zuschauern eine Plastikgabel. Nicht um ihren Salat zu essen, sondern um sie sich in den Mund zu klemmen. Nur mit den Gesichtsmuskeln kann Brehm den Inhalt einer ganzen Besteckschublade festhalten. Die Besteckschublade transportiert er nämlich auf den Gabeln, die in seinem Mund stecken. Mehrere der Kunststoff- Eßwerkzeuge braucht er, damit die Schublade nicht runterkracht - eine einzige Gabel würde so viel Gewicht nicht aushalten. Unter den weißen Gabeln eine rote, gelbe und schwarze: "Das ist die Deutschlandflagge", sagt er ohne zu schmunzeln, denn sonst würde ja alles runterfallen.

Als Straßenkünstler hat Brehm zusammen mit seinem Partner Raymondo Reyer vor sieben Jahren angefangen. Aus dieser Zeit stammt ihre Gabe, das Publikum zu animieren. "Früher hießen wir ja humu-humu-nuku-nuku-apu-aha", verrät Brehm und der vollen Saal spricht willig dreistimmig nach. Der wirkliche Name des deutsch-philippinischen Duos ist weniger zungenbrecherisch: Las Piranhas.

Nach dem Einstimmen mit den Ladies Choice und der ruhigeren Zaubernummer von Magination sind die Piranhas genau die richtigen, um das ohnehin schon amüsiert-heitere Publikum ordentlich anzuheizen. Vor allem, weil sie die Zuschauer immer wieder überraschen: Als Fritz Brehm ansetzt, die akrobatischen Nummern seines Kollegen Reyes mit einem doppelten Salto zu übertrumpfen, erwartet man allenfalls einen doppelten Purzelbaum. Schwupp-di-wupp kommt's anders und er turnt auf den Füssen seines Kollegens, die er überspringen wollte.

Das Konzept geht auf: "Wir wollen keine Sensationen, sondern ein gesamttheatrisches Erlebnis", sagt Ralf Ebert. Und Conférencier Mister Buick spannt den dramaturgischen Bogen zwischen den Nummern. Eigentlich ist Conférencier das falsche Wort für das, was Ralf Reichard tut. Seine Ansagen sind clowneske Spieleinlagen: Mit einer Comic-Geräuschkulissen-Sprache ahmt er Rainer Banges Fahrt von Hanau nach Höchst nach. Und immer wieder geht auch er direkt aufs Publikum zu: "Hier, ein Geschenk des Hauses." Spricht's und gibt dem Zuschauer die Spielkarten vom Zaubertrick des Schweizers Markus Gabriel.

"Ich fühl mich nirgendwo so wohl wie im Neuen Theater", sagt Reichard: "Hier amüsiert sich das Publikum so richtig." Und weil er sie alle so gern hat, macht er gleich noch ein paar Polaroidfotos von ihnen und den Kollegen: Vor dem Spiegel in der Gardarobe klemmen schon etliche. Wenn die Truppe am Jahresende auseinandergeht, können sie ein Familienalbum damit füllen.

Drogenberatung gerät in finanzielle Bedrängnis

In zehn Jahren 2000 Klienten betreut / Kritik an Stadt Von Jürgen Schultheis GELNHAUSEN/SCHLÜCHTERN. Die Nachricht über die Einrichtung einer Jugend- und Drogenberatung für die Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern hat damals wohl die meisten überrascht. Inzwischen hat sich die Anlaufstelle im Osten des Kreises nach zehnjährigem Bestehen etablieren können: Über 2000 Klienten hat die Crew der Einrichtung seither betreut. Doch die überwiegend erfolgreiche Arbeit der qualifizierten Beraterinnen und Berater wird zunehmend schwieriger. Obwohl die Aufgaben der Einrichtung unter den veränderten sozialen Bedingungen ständig wachsen, muß die Stelle mit weniger Personal und geringerem Etat arbeiten. Für das nächste Jahr befürchtet Christel Ziesing, Geschäftsführerin des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt, gar eine zehnprozentige Kürzung der Mittel. Die Kosten der Einsparungen werden die Suchtkranken tragen müssen.

Die Formen der Sucht und die Zahl der Abhängigen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das Gros hilfsbedürftiger Personen stellen nach einer Statistik der Jugend- und Drogenberatungsstelle noch immer jene Jugendlichen, die abhängig von Opiaten und illegalen Drogen sind. Standen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung 1989 noch noch mit 75 Personen in Kontakt, wuchs die Zahl im vergangenen Jahr auf immerhin 140 Jungen, Mädchen und junge Erwachsene.

Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit folgen auf den nächsten Plätzen. Neben den Suchtproblemen betreut die Beratungsstelle vor allem Menschen, die Schwierigkeiten mit ihren Partnern und ihrer Sexualität haben, sowie Eltern und Kinder, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Konflikte ohne fremde Hilfe auszutragen. Über den Erfolg der Arbeit geben die am Mittwoch vorgelegten Zahlen aber kaum Auskunft. Bei den Süchtigen zum Beispiel ist die Menge der Behandlungen und Entgiftungen von den freien Stellen in den jeweiligen Therapiegruppen oder Überlebensarbeit Krankenhäusern abhängig. Auf dieses stets knapper werdende Angebot haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gelnhäuser Beratung aber keinen Einfluß. "Wir müssen hier Überlebensarbeit leisten", beschreibt Günter Roth, Leiter der Dienststelle, die Arbeit mit Blick auf die Frage nach dem Erfolg. "Die Leute müssen die Chance erhalten, noch etwas zu tun, und ein großer Teil schafft später den Ausstieg, und zwar mit Hilfe der Angebote, die wir machen." Deshalb habe die Beratung die primäre Aufgabe, die Abhängigen am Leben zu erhalten und sie über die kritische Phase hindurch zu begleiten. "Der Erfolg", sagt Esther May, Sozialpädagogin der Dienststelle, "kann nicht daran gemessen werden, daß die Leute zuerst aufs Maul fallen und wir sie dann wieder aufrichten."

Wegen fehlender Plätze in anderen Einrichtungen sind die Erfolge der Betreuung an der Basis zuweilen gefährdet. Jugendliche und junge Erwachsene, die den Ausstieg aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit wollen, müssen immer öfter bis zu einem halben Jahr auf einen Therapieplatz warten. Erfahrungen mit Sofort-Therapieprogrammen in anderen Bundesländern zeigen aber nach Worten von Günter Roth, daß die Zahl der erfolgreichen Aussteiger überraschend hoch ist. Solche Angebote fehlen in Hessen jedoch. Darüber hinaus mangelt es an sogenannten Übergangseinrichtungen für jene, die ihre Entgiftung gerade hinter sich haben. Der erste Erfolg werde meist durch den erzwungenen Aufenthalt im alten Umfeld gefährdet, weil "die Leute schon nach einer Woche wieder drauf sind", sagt Dagmar Wiegand, Pädagogin in der Gelnhäuser Dienststelle.

Erschwert wird die Betreuung bei der Entgiftung auch durch den langen Weg ins Gießener Krankenhaus, das Patienten aus der Region aufnimmt. Da nicht jedes Krankenhaus für eine Entgiftung der Abhängigen eingerichtet ist, gibt es derzeit auch keine Alternative zu Gießen.

Bei allen Problemen bei der Koordination des Drogenausstiegs können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Positives resümieren. Die sogenannte "aufsuchende Arbeit" (Streetwork) sei in den vergangenen Jahren zum festen Bestandteil der Beratungsarbeit geworden. Der gute Kontakt zu den Jugendlichen erleichtert die Betreung, wenn jemand in die Drogenabhängigkeit abrutscht.

Neben der aufsuchenden Arbeit steht die Prävention. In Gelnhausen wird sie als "Hilfe zur Konfliktbewältigung und Gesundheitsvorsorge im ganzheitlichen Sinne" begriffen. Den Beratern geht es dabei um die Frage, "was hat das mit euch zu tun und wie geht ihr damit um". Weil es aber an materieller und personeller Unterstützung fehle, könne die Prävention nicht verstärkt werden.

Es fehlt an Geld und Mitarbeitern. Der Etat der Einrichtung bei der Arbeiterwohlfahrt von knapp 350 000 Mark wird zu 60 Prozent vom Land und zu 40 Prozent vom Kreis aufgebracht. Die Landesregierung muß aber Gelder sparen und kürzt deshalb die Mittel. Zugleich erhält die Einrichtung immer weniger Spenden. Gerichte weisen zudem die eingenommenen Bußgelder nicht mehr der Beratungsstelle zu.

Während andernorts die Kommunen bei der Finanzierung der Einrichtungen teilweise einspringen, halte sich die Stadt Gelnhausen "sehr, sehr bedeckt", sagt Günter Roth. Mit Ausnahme des "Weihnachtsgeschenkes" in Höhe von 750 Mark - "über das wir uns natürlich sehr freuen" (Roth) - fließt keine Mark aus der Stadtkasse in den Etat der Dienststelle. Wegen der gewachsenen Aufgaben werde es aber langsam "Zeit, daß sich die Stadt mal darüber Gedanken macht, sich zu engagieren", empfiehlt Roth. Immerhin ist die Barbarossastadt die Hauptnutznießerin der Jugend- und Drogenberatung.Jusos: Eine Straße nach

Willy Brandt benennen

OFFENBACH. Die Jungsozialisten appellieren an die Offenbacher Stadtverordnetenversammlung, eine Straße nach dem am vergangenen Donnerstag abend in Bonn verstorbenen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zu benennen.

Das Vorstandsmitglied der Jungsozialisten, Olav Müller, argumentiert: "Eine Stadt von der Größe und Bedeutung Offenbachs darf Willy Brandt nicht einfach ingnorieren. Die Bennenung einer Straße wäre eine angemessene Ehrung für die großen Verdienste dieses Mannes um die Bundesrepublik." lz

Ortstermin per Fahrrad mit dem Stadtbaurat

HANAU. Der SPD-Ortsverein Großauheim/Wolfgang lädt für heute, Donnerstag, 15. Oktober, zu einer Ortsbegehung mit Stadtbaurat Jürgen Dressler ein. Treffpunkt ist um 17 Uhr an der Einfahrt zur Rauschsiedlung.

Per Fahrrad sollen mehrere Stationen inspiziert werden. So soll in dem Wohngebiet ein Standort für einen Kinderspielplatz gesucht werden. In der Lise-Meitner-Straße wird sich der Stadtbaurat mit der Errichtung eines Asylbewerberwohnheims beschäftigen. In der Sandgasse sollen Verkehrsberuhigung und Umbau angesprochen werden.

Weitere Themen sind der zukünftige Standort des Polizeipostens Großauheim sowie die Sanierung und zukünftige Bebauung des Marienhüttengeländes. Auch der Umbau der Sporthalle am Spitzenweg und des Clubhauses des VfB Großauheim sollen diskutiert werden, heißt es in der Einladung des Ortsvereins Großauheim/Wolfgang. res

Vernünftig abnehmen

WETTERAUKREIS. Abnehmen ist immer wieder ein aktuelles Thema. Wie man seine überflüssigen Pfunde mit Vernunft loswird, zeigt die Ernährungswissenschaftlerin Dagmar Meinel in einem Kurs, der am Donnerstag, 22. Oktober, um 19.30 in der Stadtschule in Butzbach beginnt. Die Gebühr beträgt 60 Mark.

Anmeldungen Tel. 0 60 33 / 30 50 oder 0 60 42 / 88 51 99 anmelden. skl

"Wissenschaftslandschaft Hessen" "Wissenschaftslandschaft Hessen" heißt eine neue, 200 Seiten starke Broschüre, die Evelies Mayer (SPD), Ministerin für Wissenschaft und Kunst, in Wiesbaden vorgestellt hat. Im handlichen Taschenbuchformat werden die zwölf hessischen Hochschulen und ihre jeweiligen Standorte in Einzelporträts beschrieben. Erhältlich ist das Heft beim Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Rheinstraße 23-25, 6200 Wiesbaden, Telefon (06 11) 16 52 23.

Import-Kohle zu Schleuderpreisen

spi HAMBURG. Kohle ist auf dem Weltmarkt so billig wie schon lange nicht mehr. Wie der Verein der Deutschen Kohleimporteure berichtet, bewegt sich der sogenannte Grenzübergangspreis auf 80 Mark je Tonne Steinkohle-Einheit (SKE) zu. Damit fällt die Einfuhr-Rechnung im Vergleich zur heimischen Förderung gut 200 Mark pro Tonne günstiger aus. Gegenüber Erdgas macht der Vorteil rund 100 Mark und gegenüber schwerem Heizöl noch 70 Mark aus. Die bereits für das nächste Jahr abgeschlossenen Verträge ließen ein weiterhin niedriges Preisniveau erwarten. Versorgungsengpässe seien weder in naher noch in ferner Zukunft in Sicht.

Besonders attraktiv ist gegenwärtig der kurzfristige Einkauf auf den internationalen Spotmärkten. Dort gibt es die Tonne Kraftwerkskohle zur Zeit sogar schon für etwa 35 Dollar (umgerechnet 50 Mark) frei Nordwesteuropa. Seit Jahresbeginn entspricht dies einer Verbilligung um nicht ganz ein Fünftel. Der Abschlag ist etwa je zur Hälfte auf die niedrigeren Frachtraten und auf die gesunkenen Erzeugerpreise zurückzuführen.

"Schlank und fit ohne Hungerkur"

HANAU. "Schlank und fit ohne Hungerkur" ist das Thema eines Vortrags, den das Freizeit- und Sportamt am Freitag, 30. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerkeller in Großauheim anbietet.

Ein Referent der Gesellschaft für Gesundheitsberatung wird einen Weg aufzeigen, bei dem alle natürlichen Lebensmittel gegessen werden dürfen. res

Neues Domizil für die Senioren-Schwimmgruppe

OFFENBACH. Für die Senioren- Schwimmgruppe hat Sozialdezernet Stefan Grüttner im Obertshausener Waldschwimmbad ein neues Domizil gefunden, und zwar immer dienstags von 10.30 bis 12 Uhr.

Der Magistrat bietet der etwa 50 Köpfe starken Gruppe zudem einen kostenlosen Bustransfer an. Der Bus startet erstmals am Dienstag, 20. Oktober, um zehn Uhr vom Offenbacher Marktplatz. Schwimmmeister Gustav Wendel und Frau Betti betreuen die Gruppe. Die Senioren brauchten eine neue Schwimmgelegenheit, weil Parkbad und Stadtbad geschlossen wurden. lz

Sternsingertag in Limburg Zum Sternsingertag an diesem Samstag werden etwa 800 Kinder und Jugendliche in Limburg erwartet. Die Aktion will vor allem zur Auseinandersetzung mit der Situation der Indios in den Tropenregionen Brasiliens anregen und auf Probleme aufmerksam machen, die den dortigen tropischen Regenwald betreffen.

Willy Brandt als Vorbild SPD Erlensee wählte ihre Kandidaten fürs Gemeindeparlament

ERLENSEE. Ohne Differenzen brachte der SPD-Ortsverband seine Kandidatenkür für die Wahl der neuen Gemeindevertreter im März nächsten Jahres über die Bühne. Einstimmig und en bloc sprach die rund hundertköpfige Mitgliederversammlung den Spitzenkandidaten, angeführt von Bürgermeister Manfred Heller, gefolgt von Parlamentschefin Hedi Haude, dem Ersten Beigeordneten Heinz Schäfer, dem Fraktionsvorsitzenden Jürgen Lindner, der Kreistagsabgeordneten Waltraude Heitzenröder und dem Parteivorsitzenden Karl-Heinz Wörner, ihr Vertrauen aus. Zuvor hatte Karl Heinz Wörner den verstorbenen Ehrenvorsitzenden der SPD, Willy Brandt, als Vorbild für kommende Generationen gewürdigt.

Auf der Kandidatenlisten konnten sich auf den weiteren Plätzen folgende Personen placieren, die bereits als bewährte Kräfte in der Gemeindevertretung gelten: Erwin Hirchenhain, Herbert Horst, Wolfgang Hagenfeld, Werner Viel, Roland Rossa, Gerd Baake, Richard Bär, Dieter Arnold, Karlfred Ott, Gerda Grauel, Walter Mohn und Kurt Oehm.

Für frischen Wind sollen die Neulinge Hans Laufer, Waltraud Borngräber, Ralf Dressler, Heinz Preis, Michael Pilz, Gerd Hoppe, Inge Ayivi, Elmar Schilling und Erich Heck sorgen. Sie alle hätten die Chance, direkt in das Parlament zu gelangen, falls die SPD ihren Wahlerfolg von 1989 mit einem Traumergebnis von knapp 62 Prozent wiederholen könnte. Nicht gekümmert haben sich die Genossen um den Anspruch der Partei, eine Frauenquote von 40 Prozent zu erreichen. In Erlensee werden es gerade mal 23 Prozent sein.

Nicht mehr auf der Liste sind Helmut Schneider, Jens Schönherr, Helmut Semmel, Karlfred Völker, Gertrud und Karl Weidemeier sowie das Erlenseer SPD-"Urgestein" Georg Sippl. hein

Üppiger Beleg der Arbeit

"Frankfurter Produktionen"

Die Veranstalter des "Festival: Frankfurter Produktionen" trommelten kurz vor dem Startschuß noch einmal in gemeinsamer Sache: Im Gallus-Theater präsentierten sie neben viel Selbstbewußtsein den druckfrischen Festivalkatalog, der zum Preis von drei Mark ausführliche Informationen über 190 Veranstaltungen mit mehr als 70 Produktionen von 50 freien Gruppen bietet.

Während der vier Festivalwochen soll es nicht nur Retrospektiven, sondern auch zwölf Premieren geben; der Spannungsbogen reicht dabei von "Exploding Faust" der "Brigade Werther" bis zu Braschs "Frauen.Krieg.Lustspiel" an der TIB-Studiobühne. Erfolgreiche Tanztheaterproduktionen wie "pas de danse - pas de musique" des Freien Tanztheaters Frankfurt sind ebenso zu erleben wie das Figurentheater des "Klappmaul" oder die Chansons von Reinhard Lila. Die Kabarettfreunde haben die Wahl zwischen dem Frankfurter Fronttheater mit "Das Bio tobt" und dem "Reichspolterabend": ein üppiger Beleg der Arbeit.

Im Mousonturm steht eine Werkschau mit Inszenierungen von Birgitta Linde im Mittelpunkt, "Kultur im Dritten" begleitet das Theaterfestival mit einer Podiumsdiskussion ("Ist das Freie Theater etabliert ?) sowie einem Frühstückstreffen und zwei Werkstattgesprächen.

Für Mousonturm-Leiter Dieter Buroch ist es "ein ganz großes Ziel, daß Veranstalter aus dem ganzen Bundesgebiet nach Frankfurt kommen". Um dieses Ziel zu erreichen, hat man eine gemeinsame bundesweite Werbekampagne für das Festival gestartet. Finanziert wird diese durch einen Sponsoren, einen Zuschuß des Amtes für Wissenschaft und Kunst, eine Ausgleichszahlung des Mousonturms sowie den Eintritt.

Von den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von rund 440 000 Mark sollen um die 60 000 Mark für Werbung ausgegeben werden. Die Veranstalter betonen, daß die Hauptlast der Finanzierung von den Spielstätten und Theatergruppen selbst getragen wird. Buroch will mit dem Festival die Politiker dazu bewegen, "sich darüber zu informieren, worüber sie entscheiden". Um ihnen das zu erleichtern, erhalten die Stadtverordneten aller demokratischen Fraktionen den 40 Mark teuren Festivalpaß kostenlos zugesandt - damit können sie während der vier Festivalwochen alle Veranstaltungen zum halben Preis besuchen. tob

Namen und Notizen

VOLKER WILLNAT (33) ist wegen seines Umzugs nach Langenselbold aus der Schönecker Gemeindevertretung ausgeschieden, der er knapp eine Wahlperiode lang als Mitglied der Grünenfraktion angehörte. Willnat hat in der örtlichen Parlamentsarbeit immer wieder versucht, die globale Verantwortlichkeit auch kommunalen Handelns zu verdeutlichen. Als stärkster Verfechter kommunaler Friedensarbeit machte er auch in der Schönecker Gemeindevertretung oft den Versuch, diese praktisch umzusetzen: etwa, indem er auch bei hart umstrittenen Fragen nach einem für alle Fraktionen tragbaren Kompromiß strebte.

Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, JÜRGEN HENDRIAN (SPD), bedauerte denn auch das Ausscheiden dieses "jungen, engagierten" Kollegen, der gute Ideen ins Parlament eingebracht habe. Willnat ist weiterhin im Vorstand des Infotreff Schöneck und will sich auch künftig in Grüner Politik engagieren. Sein Nachfolger in der Grünenfraktion Schöneck ist JÖRG SCHÖNEGGE.

RAINER BENTHAUS hat den Vorsitz im Haupt-und Finanzausschuß des Nidderau Stadtparlaments abgegeben. Als Grund führte er seine berufliche Belastung an - er arbeitet bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Benthaus, der nebenbei auch noch das örtliche Parteiorgan "Rotkehlchen" betreut, wird aber weiterhin in der Stadtverordnetenversammlung vertreten sein.

Seine Nachfolge hat die Sparkassenangestellte META ASBACH angetreten.

PETER URBAN aus Nidderau strebt mit Gleichgesinnten die Gründung einer linken Opposition im Main-Kinzig-Kreis an. Der Stadtverordnete, der sich im Juni 1991 der Ökologischen Linken um JUTTA DITFURTH angeschlossen hat, aber weiterhin der Nidderauer Grünenfraktion angehört, war in den zurückliegenden Monaten auf Landesebene an der Ausarbeitung von Grundsätzen der Ökologischen Linken beteiligt.

Den letzten Anstoß zum Austritt aus der Grünenpartei hatte ihm in der Periode des Golfkriegs deren unentschiedene Haltung zum Pazifismus gegeben.

Kompost gibt es am Samstag kostenlos

BAD HOMBURG. Kompost zum Verbessern von Gartenböden verschenkt die Bad Homburger Stadtverwaltung an den Samstagen 17. und 24. Oktober. Gärtnerinnen und Gärtner erhalten den fertig abgesiebten Kompost vom Bau- und Betriebshof jeweils zwischen 7 und 16 Uhr auf dem Gelände zwischen Recycling-Hof Ober-Eschbach und Kläranlage.

"Bewußte Gärtner/innen" können den Kompost auch als Torf-Ersatz benutzen, rät die Stadt, und so "unsere wenigen verbliebenen Moore schonen". stk

Der Bedarf in den Außenstellen ist kaum noch zu decken Musik-Volkshochschule Oberursel stellt neues Programm vor / "Musikgespräche" sollen Zugang zur modernen Klassik öffnen

OBERURSEL. Die Musik-Volkshochschule (MVHS) in Oberursel startet eine neue Konzertreihe unter dem Titel "Musikgespräche": Mit einer Mischung aus Konzert und Erläuterung sollen die Zuhörer an moderne klassische Musik herangeführt werden. In den Außenstellen der MVHS besteht nach den Worten der pädagogischen Mitarbeiterin und Leiterin des musikalischen Bereichs, Bärbel Glöser, ein Bedarf, der kaum zu decken ist. Bei den Instrumenten ist zur Zeit vor allem das Saxophon gefragt. Insgesamt geht der Trend zu kurzzeitigen Angeboten wie Workshops übers Wochenende.

"Beethoven und Mozart goutiert jeder, aber bei Hindemith laufen viele Leute aus dem Konzert", stellt Bärbel Glöser fest. Das will sie mit den "Musikgesprächen" ändern. Der erste Versuch startet am Sonntag, 25. Oktober, um 11 Uhr in der Alten Post in Oberursel. Im Mittelpunkt stehen der Komponist Paul Hindemith und seine musikalischen Wurzeln. (Der Eintritt beträgt zehn Mark, für Schüler verbilligt sieben Mark und für Familien 15 Mark.)

Zuerst werden die Klarinettistin Ulrike von Lonski aus Kronberg, mehrfache Preisträgerin bei "Jugend musiziert", und Julia Vogelsänger, ebenfalls Preisträgerin bei "Jugend musiziert" und seit 1991 an der Hochschule für Musik in Frankfurt, Stücke von Schumann, Sutermeister und Brahms spielen. Auf diese Komponisten bezieht sich Hindemith in seinem Werk. Dorothee Graefe-Hessler, Gesangspädagogin und Dozentin für Klavier und Geige, wird anschließend das Schaffen Hindemiths erläutern. Zum Schluß spielen die beiden jungen Künstlerinnen dann eine Sonate von Hindemith.

"Selbstverständlich können die Zuhörer auch Fragen stellen", sagt Bärbel Glöser und betont, "besondere Vorkenntnisse braucht man keine." Die Erklärungen sollen nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, sondern für jedermann verständlich sein. Pro Semester plant die MVHS ein Musikgespräch. Dabei sollen, wie jetzt im Oktober mit der Kronbergerin Ulrike von Lonski, die mit fünf Jahren in der MVHS Oberursel ihre musikalische Laufbahn begonnen hat, in besonderem Maße auch Talente aus der Region vorgestellt werden.

Insgesamt verzeichnet das vielfältige Kursangebot der MVHS seit Jahren ein gleichbleibendes Publikumsinteresse. Einzel- und Gruppenunterricht werden - sowohl für Kinder als auch für Erwachsene - für über 15 verschiedene Musikinstrumente angeboten. Daneben gibt es das Bläserensemble, das Streichorchester und die MHVS-Combo. Die Nachfrage in den Außenstellen in Glashütten, Königstein, Kronberg und Steinbach sei besonders groß, berichtet Bärbel Glöser. Für Schmitten könne die MVHS gar nicht genug Lehrer einstellen.

"Unter den Instrumenten hat das Saxophon zur Zeit einen richtigen Boom", erzählt die Diplom-Pädagogin. Auch sei das Interesse an Leihinstrumenten gewachsen, vermutlich aus finanziellen Gründen. Häufig kann die MVHS wegen der großen Nachfrage aber nur den Leihkauf anbieten: Der Musikschüler kann die Geige oder Trompete ein halbes Jahr lang für 20 Mark im Monat mieten, dann muß er sie kaufen oder zurückgeben.

Ein anderer Trend geht in Richtung Kurzzeitangebote. Beliebt sind Workshops über ein Wochenende oder in den Ferien, das Interesse an langfristigem Unterricht geht vor allem bei den Kindern und Jugendlichen etwas zurück. Bei manchen Eltern erschreckt Bärbel Glöser, daß sie die Freizeit ihrer Kinder oft vollständig verplanen. "Mein Kind hat am Dienstag nachmittag noch nichts, was kann man da denn für ein Instrument lernen?" Mit solchen Fragen kämen Väter und Mütter zu ihr, berichtet die MVHS-Mitarbeiterin. In solchen Fällen rate sie grundsätzlich von jedem Musikunterricht ab.

In diesem Semester bieten die Lehrer der MVHS auch zum ersten Mal Unterricht an der International School an. Nach Auskunft von Bärbel Glöser sei die International School an sie herangetreten. Hintergrund der Anfrage: Die an der Schule tätigen Musiklehrer böten außerhalb des üblichen Unterrichts Musikstunden nur zu "horrenden Preisen" an. Sprachprobleme erwartet Glöser keine; ein Teil ihrer Lehrer könne auch in Englisch unterrichten.

Wer sich für das Angebot der MVHS interessiert, kann sich in der Geschäftsstelle in der Oberhöchstädter Straße 7 montags, dienstags und donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr und 15.30 und 17.30 Uhr (Telefon 0 61 71 / 5 20 78) informieren und anmelden. jom

Wieder Schluckimpfung gegen Kinderlähmung

OFFENBACH. Zur kostenlosen Schluckimpfung gegen Kinderlähmung lädt wieder das Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24, ein. Vom 9. November an wird im Amt und in den Schulen geimpft. Impffähig sind alle Kinder vom dritten Lebensmonat an. Gleichzeitig soll auch gegen Diphterie und Tetanus geimpft werden.

Das Gesundheitsamt empfiehlt auch Erwachsenen, sich impfen zu lassen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist nach "vollständiger Basisimpfung" alle zehn Jahre eine Auffrischungs-Impfung angebracht - auch wegen der zunehmenden Auslandsreisen. lz

Vor 250 Jahren wurde in Bad Nauheim die evangelische Wilhelmskirche geweiht Ihre Fundamente sind noch älter Über die segensreiche Eheverbindung zweier Gastwirtstöchter

BAD NAUHEIM. Am kommenden Montag sind auf den Tag genau 250 Jahre vergangen, daß die evangelische Wilhelmskirche in Bad Nauheim eingeweiht wurde. Grund genug für die evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim, am Wochenende dieses Ereignis mit einem festlichen Barockkonzert zu würdigen und die Baugeschichte wieder in Erinnerung zu rufen. Das kleine Gotteshaus gehört in der Region zu denjenigen, die zahlreiche Kriege und andere Auseinandersetzungen bis heute unbeschädigt überstanden haben.

1733 gab es zwei evangelische Kirchen in Bad Nauheim. Gerade fertiggestellt war die neue lutherische Kirche, die am Nordrand des Dorfes stand und später auf den Namen des Landesherren Reinhard getauft wurde. Weiter südöstlich stand die über 500 Jahre alte reformierte Kirche, die einst vom katholischen Kloster Seligenstadt errichtet worden war, durch die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg jedoch zur reformierten Kirche wurde.

Da die Jahrhunderte nicht spurlos an dem Gebäude vorübergegangenen waren, sammelten schon seit 1632 die Bad Nauheimer für das neue Gotteshaus. Doch daraus wurde zunächst nichts, denn der zuständige Hanauer Graf Johann Reinhard bevorzugte die in der Minderheit in Bad Nauheim lebenden Lutheraner, bei denen es sich vorwiegend um Familien zugewanderter Salinenbediensteter handelte.

Nach dem Tod von Johann Reinhard 1736 fiel Bad Nauheim an die Landgrafschaft Hessen-Kassel - und die reformierten Bad Nauheimer Christen schöpften wieder Mut für ihren Kirchenbau. Ihnen half auch der glückliche Umstand, daß zwei heiratsfähige Töchter eines Gastwirts aus Gelnhausen den Pfarrer und den Bauschreiber aus Bad Nauheim heirateten, womit der Geistliche und der Architekt verschwägert waren.

Die absehbare Folge: Wörrishofener, so hieß der Baumeister, nach dessen Plänen bereits das Friedberger Rathaus auf der Friedberger Kaiserstraße und der St.- Georgs-Brunnen in der Burg gebaut worden waren, unterbreitete einen konkreten Entwurf für das Bad Nauheimer Gotteshaus.

Danach sollten für geschätzte 5000 bis 6000 Gulden der Turm neu gestaltet und das Kirchenschiff komplett erneuert werden. Der neue Landgraf Wilhelm mochte der reformierten Kirche jedoch nicht mehr die Unterstützung verweigern, die sein Vorgänger Reinhard der lutherischen Kirche gewährt hatte. Denn dieser hatte die Finanzierung der lutherischen Kirche dadurch gesichert, daß von jedem in Bad Nauheim verkauften Achtel-Sack Salz die lutherische Kirche einen Kreuzer bekam.

Der Landgraf beauftragte Wörrishofener mit der örtlichen Bauleitung bei der Umsetzung seines Entwurfs. Am 4. Juli 1740 wurde mit dem Abbruch des alten Schiffes begonnen, am 20. Juli wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Der Turm mußte komplett erneuert werden, da der alte nicht mehr zu retten war. Der Grundriß der Kirche wurde im wesentlichen beibehalten. Der Chorraum im Osten fiel jedoch weg. Die Gesamtkosten beliefen sich schließlich auf knapp 9000 Gulden. Am 19. Oktober 1742 wurde die neue Wilhelmskirche dann von der Gemeinde eingeweiht, die damals tausend Glieder zählte. str

Im Haushalt 1993 müssen alle Dezernate Federn lassen / 41 Millionen Mark Zinsen Kämmerer präsentiert "Zitteretat"

Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Stadtkämmerer Norbert Kress (CDU) hat zwar einen ausgeglichenen Etat für das Jahr 1993 vorlegen können. Aber er spricht von einem "Zitterhaushalt", weil er Steuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen "sehr optimistisch" kalkuliert hat und weil Spielräume für unvorhergesehene Ausgaben nicht vorhanden seien. Zudem haben die Dezernenten der Stadt Hanau in den Einzeletats annähernd 6,7 Millionen Mark Abstriche gegenüber ihren ursprünglichen Anmeldungen hinnehmen müssen, so daß nach Ansicht von Kämmerer Kress in den Jahren 1994 und 1995 jeweils 25 Millionen Mark Kredite aufzunehmen wären, um gewünschte Bauvorhaben finanzieren zu können. Mit der Steigerung des Verwaltungsteils um 2,7 Prozent gegenüber diesem Jahr (auf dann 318 Millionen Mark) unter der vom Bundesfinanzminister gewünschten Marke von drei Prozent zu bleiben, darauf verwies Kress in der Magistratspressekonferenz eigens. Der Vermögensteil nimmt um 11,2 Prozent zu auf 102,4 Millionen Mark. Dabei waren fast fünf Millionen Mark zusätzlich zu berücksichtigen für das Aufstocken der Kaufmännischen Schulen (2,3 Millionen), Umnutzen und Sanieren der Schloß-Remise (1,6 Millionen) und Erweitern der Tümpelgartenschule (eine Million).

Die zu zahlenden Zinsen werden um 10,6 Prozent auf 41 Millionen Mark steigen - für den Kämmerer "natürlich ärgerliche Zahlen". Die Verschuldung der Stadt beträgt derzeit eine halbe Milliarde Mark und steige auf 640 Millionen Mark, wenn all die Vorhaben aus dem Investitionsprogramm bis 1996 umgesetzt würden. Ohne die hundertprozentig kostendeckenden Abwasser- und Müll-Gebührenetats ist die Nettoneuverschuldung 1993 auf zwölf Millionen Mark veranschlagt. Im Investitionsprogramm schlagen Schulbauten mit 31,6 Millionen Mark am deutlichsten zu Buche. Für Kindergärten werden 17,3 Millionen Mark nötig sein, für die südmainische S-Bahn anteilig 14,3 Millionen Mark und für den Wohnungsbau 10,4 Millionen Mark. Da der Regierungspräsident eine deutlich sinkende Kreditaufnahme will, erscheint es Kress fraglich, ob die Investitionen ohne Abstriche in anderen Etatteilen möglich sind. Im Stellenplan stehen wegen Personalbedarfs im Sozialamt und in Kitas 20 neu geschaffene Stellen, aber durch Streichen und Einsparen an anderer Stelle fallen unterm Strich nur fünf ins Gewicht. Gegenüber 101 Million Mark 1992 sollen die Personalkosten um drei Millionen Mark steigen. Darin enthalten sind 2,5 Millionen Mark für die zu erwartende Tariferhöhung im öffentlichen Dienst.

Ohne Personalkosten und Zinsen bleibt im Verwaltungsetat ein Spielraum von 66,5 Millionen Mark. Davon ist allein die Hälfte als Zuschußbedarf für den Sozialteil nötig (siehe Grafik).

Kress rechnet sich 80 Millionen Mark Gewerbesteuereinnahmen aus gegenüber 83 Millionen in diesem Jahr, der Rückgang beruhe auf dem Steueränderungsgesetz. Dafür reduziert sich die Gewerbesteuerumlage von elf auf 6,5 Millionen Mark. Bei der Einkommensteuer rechnet er mit einem Anstieg von 63,2 auf 68,4 Millionen Mark. 2,6 Millionen Mark Einnahmen aus Getränke- und Spielapparatesteuer lassen den Kämmerer zum Schluß kommen, daß es sich hier um keine Bagatelle handelt.

Im Etat 1993 sollen die Verluste des Stadtkrankenhauses wieder mit 3,5 Millionen Mark ausgeglichen werden. Über die derzeit jährliche Unterdeckung von 1,3 Millionen Mark hinaus könnten damit die Altschulden von 23,2 auf rund 21 Millionen Mark gedrückt werden (Weiterer Bericht über Kress' Konsequenzen für die künftige Etatplanung folgt).

Denkmalgeschützte Häuser und Steuerfragen

REICHELSHEIM. Seit dem 1. Januar werden denkmalgeschützte Häuser unter anderen Gesichtspunkten besteuert. Genaue Informationen darüber gibt der Wetterauer Denkmalbeirat am Mittwoch, 21. Oktober, im Vortrag "Steuerfragen und Finanzierungsmöglichkeiten in der Denkmalpflege". Er beginnt um 18 Uhr im Reichelsheimer Bürgerhaus. Referent ist der Justitiar des Landesamtes für Denkmalpflege, Jan Viebrock. Außer seiner Landesbehörde organisiert auch der Wetteraukreis die Veranstaltung.

Die Eigentümer von Fachwerkhäusern können dort Genaues über die Denkmalwürdigkeit ihres Hauses im Denkmalbuch für den Altkreis Büdingen erfahren. Für den Altkreis Friedberg ist das Denkmalbuch noch nicht aufgelegt, teilt die Beiratsvorsitzende Gisela Spruck mit. Fragen dazu beantwortet die Untere Denkmalschutzbehörde im Friedberger Landratsamt. nes

Schnupperkursus für Computer-Neulinge

EPPSTEIN. Aufbau und Funktion eines Computers, die Geschichte der Datenverarbeitung, praktische Einführung ins Betriebssystem MS-DOS - das und mehr soll beim Computer-Schnupperkursus Thema sein, zu dem die Frauenbeauftragte für Freitag, 6. November (17 bis 20 Uhr), und Samstag, 7. November (neun bis 16 Uhr), einlädt. Für 50 Mark können die Teilnehmerinnen im Rathaus II (Rossertsraße 21) Grundlagen der Elektronischen Datenverarbeitung erlernen.

Interessenten sollen sich unter Telefon 3 05 - 1 33 bis spätestens 23. Oktober anmelden. pms

Zur Person:

SEPP BINDER, Journalist, hat sich mit einem Rundumschlag gegen seinen bisherigen Chef HANS-ULRICH KLOSE als Pressesprecher der SPD-Bundestagsfraktion verabschiedet. Der 53jährige frühere Zeit-Redakteur beschwerte sich über "Sprachlosigkeit" und "mangelnde politische Kultur" Kloses, der seit seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden vor elf Monaten nur zweimal mit ihm gesprochen hatte. Außerdem hielt Binder, der seit vielen Jahren ein enger Vertrauter HANS-JOCHEN VOGELs ist, Klose Führungsschwäche und Managementfehler vor. Seine eigene und Kloses Rolle umschrieb Binder voller Bitterkeit in der Sprache des Fußballs: "Wenn ein Vereinstrainer, der nichts vom Fach versteht, einen erfolgreichen Profispieler auf die Reservebank setzt, und der schaut zu, wie die Mannschaft ans Tabellenende rutscht und wie die Zuschauer aus dem Stadion strömen und fortbleiben, setzt der sich am Ende selbst auf die Transferliste." Binder ging in Urlaub und auf die Suche nach einer neuen Tätigkeit. Neuer Fraktionssprecher wurde ULRICH HEIER, bisher Binders Stellvertreter. (hll)

Rom drängt Gewerkschaften Zustimmung zu Sparplänen erhofft / Erboste Demonstranten Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 14. Oktober. In Italien stehen die Vertretungen der Arbeitnehmer vor einer Zerreißprobe. Bei einer für Mittwoch morgen hastig zusammengerufenen Gesprächsrunde bemühten sich der sozialistische Ministerpräsident Giuliano Amato und Teile seines Kabinetts um die Zustimmung der "klassischen Gewerkschaften" CGIL, CISL und UIL zu den Sparplänen der Regierung. Das Treffen war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet.

Tags zuvor waren bei Kundgebungen im Rahmen eines vierstündigen Generalstreiks, der jedoch alle lebenswichtigen Bereiche unberührt ließ, heftige Proteste gegen die Gewerkschaftsführung laut geworden. In Sprechchören warfen Demonstranten den Spitzengremien vor, sie hätten sich an die Regierung "verkauft".

Kabinettschef Amato war bisher bei seinem Versuch, mit dem ersten Teil seines Sparprogramms das Staatsdefizit um rund 100 Milliarden Mark zu senken, bei den Arbeitervertretern auf heftigen Widerstand gestoßen. Sie kritisierten die ungerechte Verteilung der Lasten. Vor allem im Bereich des staatlichen Gesundheitsdienstes und bei der Rentenversicherung forderten die linke CGIL, die katholische CISL und die sozialdemokratische UIL Notmaßnahmen für Menschen mit niedrigem Einkommen. Außerdem pochen sie darauf, daß die Steuerehrlichkeit der Freiberuflichen besser überprüft wird.

Bei einer Kundgebung in Mailand war am Dienstag der CISL-Generalsekretär Sergio D'Antoni mit Stahlbolzen, Eiern und Tomaten beworfen worden. Trotz einer blutenden Wunde im Gesicht forderte er die Polizei auf, nicht einzugreifen, und führte seine Ansprache zu Ende. Der CSIL-Chef hatte bis zuletzt versucht, den Generalstreik zu verhindern.

Der CGIL droht sogar die Spaltung. Während ihr Vorsitzender Bruno Trentin in Bologna Regierung und Industrieverband hart attackierte, machte sein Stellvertreter Ottaviano Del Turco in Palermo den Arbeitern klar, ihre Aufgabe sei es, den demokratischen Staat zu stärken. In Neapel gaben die Teilnehmer einer Kundgebung den Gewerkschaften die Schuld an der schlechten wirtschaftlichen Situation der arbeitenden Bevölkerung und forderten einen weiteren Generalstreik, "diesmal ohne jede Einschränkung".Dreitausend Fähnchen danken es Europa Britanniens Aschenputtel Birmingham spielt beim EG-Gipfel die Gastgeberin Von Peter Nonnenmacher (Birmingham)

Eigentlich hatte Birminghams Stadtrat alles ganz diskret in Szene setzen wollen. Daß die Stadt bemüht war, für den EG- Sondergipfel am Freitag dieser Woche ihr Image etwas aufzubessern, mußte man schließlich nicht in jedem Detail an die große Glocke hängen. Der Plan zum Beispiel, im Stadtzentrum die vielen Schilder mit der Aufschrift "Zu verkaufen" oder "Zu vermieten" verschwinden zu lassen, zumindest für die Dauer des Gipfels, war eine kosmetische Maßnahme, die man gern stillschweigend ausgeführt hätte. Aber wie das so ist: Die Sache lief schief. Statt dem höflich vorgetragenen Rat der Stadtverwaltung zu folgen, und die mißlichen Schilder zu entfernen, trugen unbotmäßige Makler das Ersuchen ihrer besorgten Administration an die Öffentlichkeit. Prompt erntete die den Spott der gesamten britischen Presse. Den EG- Staats- und Regierungschefs in Birminghams Innenstadt Potemkinsche Dörfer zu bieten, sei ja wohl ein Witz, meinten die meisten Zeitungen. Eine Kommentatorin gab zu bedenken, daß es auf jeden Fall besser sei, die Schilder beizubehalten - falls nämlich "Gipfel-Delegierte, die ein paar D-Mark übrig haben, ganz einfach Lust bekommen sollten, mit dem Wechselgeld in ihrer Tasche sich ein Gebäude oder einen Block oder vielleicht auch eine ganze Straße zu kaufen". Monopoly in der Rezession Monopoly à la Birmingham: Da wäre in der Tat, mit D-Mark oder Gulden oder Francs, eine ganze Menge zu erstehen, wohl nicht gerade ganze Straßenzüge, aber doch viele Gebäude, viele Läden, viele Büroblocks. In der zweitgrößten Stadt Großbritanniens enthüllen sich nämlich der Strukturwandel und die Rezession des Landes auf besonders krasse Weise.

Den Verlust ihrer großen Industrien, die einst den Ruhm des "West Midland"- Insigniums begründeten, hat die Millionenstadt im Grunde nie verschmerzt; alte Fabrikhallen stehen leer, die Produktion ist auf einem Niedrigststand angekommen. Auch für die indischen und pakistanischen Arbeiter, die seit dem Krieg nach Birmingham kamen und heute mit ihren Familien als britische Bürger in Stadtteilen wie Sparkbrook oder Sparkhill wohnen, ist das Geld knapp geworden. Die jüngste Rezession, mit ihren Geschäftskonkursen und ihrem Kollaps des Wohnungsmarktes, ist überall präsent. 17 Prozent der Bewohner Birminghams sind arbeitslos, und der Aufschwung läßt auf sich warten.

Zugleich ist Birmingham keine Stadt, die, wie Liverpool oder Manchester, mit vorzeigbarer imperialer Vergangenheit, mit kulturellen Reizen gesegnet wäre - mit kommunalem Kapital also, mit dem in- und ausländische Besucher anzulokken wären. Im britischen Bewußtsein steht "Brum" (wie Birmingham genannt wird) vor allem für ein berühmt-berüchtigtes Autobahnkreuz, das treffend "Spaghetti-Junction" heißt, und an dem kein Weg in den Nordwesten vorbeiführt; sodann für den "Bull Ring", eine Scheußlichkeit von Shoppingcenter aus den 60er Jahren im Herzen der Stadt, die demnächst endlich abgerissen werden soll; und dann vielleicht noch für ein paar gute Gemäldegalerien und für ein feines, überregional bekanntes Orchester. Nichts los in der Stadt Ansonsten fehlt es Birmingham etwas an historischem Charakter, an einem touristenwirksamen städtischen Profil. "Aus Birmingham kommen keine Berühmtheiten", beklagte jüngst, nur halb im Spaß, der Londoner "Sunday Telegraph" das Los der zweiten Stadt der Nation. "In Birmingham tut sich nie viel. In Birmingham gibt es nichts besonderes zu unternehmen und nichts besonderes zu besichtigen." Und das, obwohl die Stadt "mehr Kanäle als Venedig und mehr Bäume als Paris" ihr eigen nennt. So schlimm ist es in der Tat um das Selbstbewußtsein Birminghams bestellt, daß jüngst bei einer Umfrage des britischen Fernsehens im Blick auf eine neue Familienserie das Fernsehvolk von Birmingham einstimmig erklärte, es sei gewillt, jede neue Familienserie anzusehen, solange sie nur nicht in Birmingham spiele.

Unter diesen Umständen ist begreiflich, welche Aufregung die Entscheidung der britischen Regierung vor drei Wochen auslöste, Birmingham zum Austragungsort der EG-Sonderkonferenz zu machen, die in der Folge des französischen Referendums und genereller Schwierigkeiten mit dem Vertrag von Maastricht nötig geworden war. Die Augen der (europäischen) Welt auf dem Aschenputtel unter den englischen Städte? Auf der Stadt, die keine Beatles hervorbrachte, und die nie im Leben eine Olympiade ausrichten würde?

Da wollte Birmingham zumindest für einen angenehmen Aufenthalt seiner internationalen Gäste sorgen. Kurzentschlossen bot der Stadtrat den örtlichen Taxifahrern ein Seminar über Höflichkeit im Umgang mit Kontinentaleuropäern an und organisierte eine innerstädtische Reinlichkeitskampagne ("Bin it for Birmingham", Benutzt um Birminghams willen Abfalleimer). Auch die Idee mit der Entfernung der Aushängeschilder der Rezession, der Maklerplakate, gehörte zu diesem Verschönerungsprogramm. Von ihren Luxus-Appartements im Hyatt Regency Hotel aus sollten die mächtigsten Männer Europas wenigstens einen erfreulichen Blick auf eine saubere und optimistische englische Stadt haben, wenn diese Stadt ihnen schon nicht das Idyll Maastrichts oder die Eleganz Edinburghs bieten konnte.

Die Bemühungen des Stadtrats galten freilich nicht nur, wie respektlose "Brummies" vermuteten, der Aussicht auf zusätzliche Einnahmen im Wert von zwei Millionen Mark während des kurzen Sondergipfels (außer den EG-Delagationen werden auch 2000 Journalisten erwartet, die beherbergt und verköstigt werden wollen). Ganz grundsätzlich, versichert der Chef des Labour-Stadtrats, Sir Richard Knowles, wolle sich Birmingham erkenntlich zeigen für alles, was es der EG zu verdanken habe.

Birmingham nämlich ist einer der Hauptempfänger finanzieller Unterstützung aus der EG-Kasse in Großbritannien. Eine halbe Milliarde Mark an Subventionen ist der Stadt allein in den letzten acht Jahren aus Brüssel zugeflossen. Zahlreiche Großprojekte - wie das Internationale Konferenz-Zentrum, in dem der EG-Gipfel stattfindet - sind mit diesen Geldern aus dem Boden gestampft worden und haben in jüngster Zeit hier und da Kontrapunkte zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt und ein bißchen Hoffnung auf eine postindustrielle Zukunft Birminghams geschaffen. Das Euro-Spiel gut gespielt "Der Stadtrat", meint dessen Public-Relations-Experte Graham Allen, "hat das Euro-Spiel besser gespielt als irgendeine andere britische Stadt und eine Menge Geld gescheffelt." Birminghams "Image- Berater" Vincent Hanna sieht es ebenso: "Was Birmingham an Geld erhalten hat, hat es aus Europa erhalten. Die britische Regierung hat sich einen feuchten Dreck um die Stadt gekümmert." Mit Hilfe der EG, meint Hanna, habe es Birmingham geschafft, neuen Boden unter den Füßen zu finden und sich "bereit zu machen" - bereit zum Wettbewerb mit anderen zweiten Städten Europas, mit Frankfurt, Lyon oder Barcelona. Der EG-Gipfel bedeute in diesem Prozeß einen weiteren Sprung nach vorn: "48 Stunden lang werden wir die Hauptstadt Europas sein, und entsprechend müssen wir uns verhalten und müssen wir aussehen."

An Euro-Fahnen jedenfalls, die diesen Eindruck vermitteln sollen, wird es am Freitag in Birmingham nicht fehlen: 3000 gülden-blaue Sternenbanner sind in der Stadt und an den Einfallstraßen aufgezogen worden, um die temporäre Hauptstadt gebührend herauszustreichen. Daß dabei auch der Stadtrat vorab "aus Sicherheitsgründen" darüber im dunkeln gehalten wurde, auf welcher Route die Polizei die hohen Gäste vom Flughafen ins Zentrum befördern wird, ist für die Veranstalter kein Problem gewesen. "Wir haben", meint Graham Allen, "vorsorglich vier oder fünf mögliche Routen beflaggt."

Nicht nur Sportler feiern Aleweiler Kerb

WEILROD. Die Aleweiler Kerb feiert am kommenden Wochenende der Turn- und Sportverein Weilnau in Weilrod. Die Kerbtage beginnen am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr mit dem Bieranstich im Sportlerheim des TuS. Dort spielt auch die Gruppe "Trinity" zum Tanz auf. Um 23 Uhr öffnet die Sektbar.

Weiter geht's am Sonntag, 18. Oktober, mit dem Frühschoppen: ab 10.30 Uhr im Sportlerheim. Nachmittags ist ab 15 Uhr der Vergnügungspark geöffnet. Neben Spielen gibt es Kaffee und Kuchen. Zumindest offiziell ist dann ab 17 Uhr "langsamer Festausklang" vorgesehen. ca

Drei bis vier Prozent Wasser eingespart "Gefahrenabwehrverordnung" soll Ende Oktober auslaufen / Nur wenig Verstöße Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Die Mitte August per "Gefahrenabwehrverordnung" vom Darmstädter Regierungspräsidenten (RP) in Kraft gesetzte Stufe eins des Wassernotstands soll Ende Oktober auslaufen. Für den technischen Leiter der Hanauer Kreiswerke, Ulrich Flatau, hat die Verordnung unter dem Strich einiges gebracht. Die bis jetzt erzielten Einsparungen sollen im Bereich der Kreiswerke im Schnitt bei drei bis vier Prozent liegen, was einer Fördermenge von knapp 40 000 Kubikmeter gleichkommt. Flatau hat beim Wasserverbrauch erhebliche Unterschiede zwischen urbanem Raum und der ländlichen Gegend ausgemacht. Während sich die Werte im Gebiet Maintal nur minimal verändert haben, sollen im Bereich Freigericht Einsparungen von mehr als fünf Prozent zu verzeichnen sein. Einer der Gründe dafür kann darin liegen, daß in ländlichen Regionen halt mehr Eigenheime mit Privatgärten zu finden sind. Und gerade die "Gefahrenabwehrverordnung" untersagt ja, daß das Bewässern von Gärten in bestimmten Zeiten unterbleiben soll.

Die "Verbotsstufe eins" hält auch fest, daß Autowaschen tabu ist und Sportanlagen wie Fußball- oder Tennisplätze nicht mehr beregnet werden dürfen. Ansonsten - das macht die "Gefahrenabwehrverordnung" deutlich - drohen saftige Geldbußen bis zu 10 000 Mark.

Daß Nachbarn sich anschwärzen, dazu scheint es im Main-Kinzig-Kreis nicht gekommen zu sein. Was angezeigt wurde, lief über die Streifentätigkeit der Polizei. Nach Angaben von Dieter Eckert, Mitarbeiter der Ordnungsbehörde im Main-Kinzig-Kreis, bleiben "vier Fälle" übrig. Da scherte sich ein Busunternehmer nicht um die Verordnung und ließ seine Fahrzeuge waschen oder ein Betrieb spritzte Dach und Vorplatz ab. Wenn Aussage gegen Aussage steht, sich einer darauf beruft, doch Regenwasser und nicht öffentliche Leitungen angezapft zu haben, wird es allerdings schwer mit der Beweispflicht. Dann dürfte nur die Einstellung des Verfahrens erfolgen.

Bei der Kreisordnungsbehörde sind etliche Anfragen von Gemeinden eingegangen. Dabei ging es zumeist um "Problemfälle". Über Ausnahmeregelungen hat wiederum das Regierungspräsidium zu befinden. Wer glaubhaft Existenzgefährdung nachweisen konnte, der wurde nicht im Regen stehengelassen. In den Genuß von Ausnahmegenehmigungen kamen nach Darstellung von RP-Sprecher Gerhard Müller vor allem die Betreiber von Autowaschanlagen.

Diese liefen zunächst Sturm gegen die "Gefahrenabwehrverordnung". Der RP drückte eine Auge zu, vergaß aber nicht den Finger zu heben. Per Hinweis wurden die Waschanlagen-Besitzer aufgefordert, sich um wassersparende Rückgewinnung zu bemühen oder Zusatzeinrichtungen anzuschaffen. In den einzelnen Anlagen herrschen teils gravierende Unterschiede im Frischwasserverbrauch. Die Mahnung an die Betreiber könnte beim eventuellen Ausrufen einer neuerlichen Notstufe Folgen haben, wenn den Appellen der Aufsichtsbehörde keine Beachtung geschenkt wird.

Laut Müller hat sich der RP bei den Ausnahmeregelungen um eine "möglichst einheitliche Linie" bemüht. Dazu zählt er auch den Fall eines Tennislehrers, dem ansonsten die Arbeitslosigkeit gedroht hätte. Dem Verein wurde die Bewässerung eines Platzes gestattet. Ansonsten verfuhr der RP in der Regel nach dem Motto: Ja zur Beregnung für den Erhalt des Hartplatzes, Nein zum Spielbetrieb.

Offenbar hat die "Gefahrenabwehrverordnung" eine Sensibilisierung in der Bevölkerung bewirkt. Davon kann jedenfalls Behördensprecher Müller berichten. Beim RP setzt man nun darauf, daß der Bau von Zisternen und das Verlegen von Brauchwasserleitungen verstärkt in Angriff genommen wird, daß wassersparende Armaturen vermehrt im Haushalt Einzug halten. Durch entsprechende gesetzliche Veränderungen in der Hessischen Bauordnung soll es künftig auch möglich sein, spezielle Wasserzähler in jedem Raum zu installieren. Ob der RP auch im kommenden Jahr die "Verbotsstufe eins" ausrufen wird, hängt letztlich von der Witterung im Winterhalbjahr ab. Darauf macht auch Flatau aufmerksam: "Es kommt maßgeblich auf die Niederschläge an." Wenn es einen Winter wie in den letzten Jahren geben wird, dann befürchtet Flatau, daß die "Gefahrenabwehrverordnung" noch wesentlich früher als diesmal in Kraft treten muß. In einigen Förderstellen in der Region Main-Kinzig würden die Grundwasserabsenkungen nach wie vor mehrere Meter betragen.

DGB für Grundrecht auf Asyl Kreisvorstand hat einstimmig Resolution verabschiedet

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bleibt, zumindest was den Main- Kinzig-Kreis angeht, bei seiner Forderung, das Grundrecht auf Asyl auf gesetzlicher Basis beizubehalten. Der Kreisvorstand hat bei einer Sondersitzung einstimmig eine entsprechende Resolution verabschiedet, die bei der Delegiertenversammlung am 24. Oktober zur Diskussion gestellt werden soll.

Darin sprechen sich die Arbeitnehmervertreter dafür aus, das Individualrecht in seiner bisherigen Fassung zu erhalten und, lehnen auch eine Liste von sogenannten "Nichtverfolger-Staaten" ab. Um die rund 400 000 unbearbeiteten Anträge aufzuarbeiten, müsse sofort das nötige Personal eingestellt werden, fordern die Gewerkschafter. Außerdem dürften Bürgerkriegsflüchtlinge nicht mit Asylbewerbern gleichgesetzt werden. Ihre vorübergehende Aufnahme sollte in einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern gesondert geregelt werden. Wer aus wirtschaftlicher Not nach Deutschland komme, sei schließlich als Einwanderer einzuordnen, meint der DGB. Dafür müßten ein jährliches Kontingent und ein Einwanderergesetz geschaffen werden.

Die Kreisorganisation wiederholt zudem ihren Appell, Flüchtlingsbeiräte einzurichten, um den Hilfesuchenden Unterstützung angedeihen zu lassen und der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit Paroli bieten zu können. hein

Kronberger Geschäftsleute diskutierten das Für und Wider der neuen Verkehrsführung Die Ratlosigkeit treibt kuriose Vorschlagsblüten Umfrage unter den Mitgliedern soll Aufschluß geben

KRONBERG. "Umdrehen" und "dichtmachen" waren die am häufigsten benutzten Wörter in der Mitgliederversammlung des Bundes der Selbständigen. Thema war die neue Verkehrsführung im Stadtzentrum, die ganz Kronberg in gute und böse Menschen geteilt hat - je nachdem, ob sie dafür oder dagegen sind - und die auch die Geschäftsleute beschäftigt. Die einen klagen über massive Umsatzrückgänge, andere scheinen durchaus zufrieden, haben aber Hemmungen, das offen zu sagen. Vielleicht weil die Verkehrskritik "schick" ist, wie ein Diskussionsteilnehmer in der Stadthalle meinte.

Eine Umfrage unter den Mitgliedern soll mehr Klarheit bringen. Bis dahin, so der Vorsitzende Franz Merten, sei er sehr zurückhaltend mit Meinungsäußerungen. Sieben ausgefüllte Fragebogen hatte er zu Beginn vorliegen, 13 kamen noch während der Versammlung hinzu. Ein erster Überblick, freilich überhaupt nicht repräsentativ, verrät, wie gespalten auch die Firmeninhaber sind. Auf die Frage, ob sie gerne die alten Verhältnisse wieder hätten, antworteten sieben mit ja, zwei davon mit Einschränkungen, sechs mit einem klaren Nein.

Einig sind sich die Geschäftsleute in dem Punkt, der, wie sie selbst wissen, am schwersten zu erreichen ist: Der lästige Verkehr soll raus aus der Stadt, der für sie nützliche soll rein. Die allgemeine Ratlosigkeit treibt kuriose Blüten. Da wurden Straßenschranken vorgeschlagen, die per Chipkarte zu öffnen wären, und sogar eine Art Extraerlaubnis zum Passieren nur für jene Autofahrer, die mit Kassenbon nachweisen können, daß sie in Kronberg eingekauft haben.

Der Vorstand hat eigens eine "Arbeitsgruppe Verkehrsführung" eingesetzt, in der Optiker Ludwig und Drogist Ballmaier gemeinsam mit dem Frankfurter Polizeidirektor Philippi (Kronberger Bürger) Verbesserungsvorschläge austüfteln. Da geht es um Fragen wie diese: Was wäre, wenn die Friedrich-Ebert-Straße ganz dichtgemacht würde? Die Königsteiner Straße so weit öffnen, daß man die Eichenstraße runter kann? Die Hainstraße zweispurig? Den Feierabendverkehr bis zur Bleichstraße nach Kronberg reinlassen? Die ehrenamtlichen Verkehrsplaner, die viel Zeit und Mühe in die knifflige Materie investieren, sind realistisch genug, um zu wissen, daß sie bestenfalls Denkanstöße geben können. "Ob das verkehrstechnisch in letzter Konsequenz machbar ist, wissen wir nicht", sagte Franz Merten. Chancenlos seien die Geschäftsleute dennoch nicht, schließlich stünden Wahlen bevor . . .

Eine Idee, die so neu nicht ist, weil sie auch schon in den Überlegungen der Rathauskoalition eine Rolle gespielt hatte, gewann während des Diskussionsabends breite Zustimmung: die Friedrich-Ebert- Straße von beiden Seiten bis zur Schirn zu öffnen und den Verkehr durch die Tanzhausstraße zur Hainstraße zu führen. Das hätte unter anderem den Effekt, daß die sogenannten "Anlüger" vertrieben würden. Von der Anregung, die Hainstraße wieder "umzudrehen", kamen die Diskutanten schnell wieder ab, als deutlich wurde, daß dann die Schönberger praktisch ausgesperrt würden.

Umdrehen will der Gewerbeverein jedoch, wenn möglich, die Bleich- und die Bahnhofstraße mit Zufahrt über die Frankfurter Straße bis zum Berliner Platz. Die Arbeitsgruppe will diese Vorschläge nun "vervollkommnen und verfeinern". Kurz angesprochen wurde auch die Stadtentlastungsstraße (STEL). Die Geschäftsleute sind skeptisch, ob sie überhaupt jemals kommen wird, nachdem sie nicht einmal in 20 Jahren CDU-Alleinherrschaft realisiert wurde. Abgesehen davon wurden auch Stimmen laut, ob eine Umgehungsstraße für den Einzelhandel überhaupt wünschenswert sei und ob sie nicht vielleicht Kundschaft fernhalten würde. Die Frage, wie die Kronberger Geschäftswelt attraktiver gestaltet werden könnte, treibt die Gewerbetreibenden um. Wenn er in Oberursel sei, treffe er dort ständig Kronberger, sagte Makler Görner und meinte, ein Grund für die "Abwanderung" könnten die beiden Parkhäuser in der Oberurseler Innenstadt sein, wo man das Auto für 50 Pfennig oder eine Mark für unbegrenzte Zeit abstellen könne. "In Schwalbach sogar kostenlos", ergänzte eine Kollegin. Für das Kronberger Parkhaus hingegen ("das schönste in ganz Deutschland") werde viel zuwenig geworben. Auch Selbstkritik klang leise an: "Wir haben doch nicht mal eine komplette Angebotspalette in Kronberg", sagte eine Geschäftsfrau und erntete keinen Widerspruch. HANS KONANZ

WILFRIED TELKÄMPER, bisher parteiloser Europaabgeordneter aus Freiburg, ist nach acht Jahren im Straßburger Parlament der Partei der Grünen beigetreten. Telkämper, der aus der Dritte- Welt-Bewegung kam, war bereits Mitglied der Regenbogen- und dann Grünen- Fraktion des Europaparlamentes. Von 1987 bis 1989 war er Vorsitzender der Regenbogenfraktion, von 1989 bis 1992 Vizepräsident des Straßburger Parlaments. Mit seinem Beitritt zu den Grünen will der Freiburger Politiker ein Zeichen setzen: Die Partei sei die "einzige Kraft", die eine programmatisch glaubhafte und organisatorisch überzeugende Alternative zu bieten hätten, sagte er. (sa)

Diskussion über Verkehrsberuhigung

KRIFTEL. Die großflächige Verkehrsberuhigung im Krifteler Westen hat von Anfang an mächtig für Aufregung gesorgt. Der Planungsausschuß wird nun am heutigen Samstag um 10.15 Uhr im Rat- und Bürgerhaus über das Thema sprechen und sich gegen zwölf Uhr vor Ort über die Verkehrsberuhigung informieren.

Zur Ortsbesichtigung sind auch die Bürger eingeladen. pms

Finnischer Staat schröpft Steuerzahler

gam KOPENHAGEN. Finnlands bürgerliche Regierung hat sich auf ein neues Spar- und Steuerpaket zur Bekämpfung der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit geeinigt. Die Steuerzahler werden mit einer Zwangsanleihe belastet. Von einem Jahreseinkommen in Höhe von 32 000 Mark an kassiert der Staat zwei Prozent, bei 45 000 Mark und mehr werden drei bis vier Prozent fällig. Die Zwangsanleihe soll drei Jahre lang eingezogen und von 1997 an zurückerstattet werden. Die Zahlungen werden nicht verzinst. Die Regierung rechnet dadurch mit zusätzlichen Einnahmen von umgerechnet rund 1,2 Milliarden Mark per annum. Außerdem werden die Benzin- und Umweltsteuern drastisch erhöht und die Kinderbeihilfen steuerpflichtig. Die Entwicklungshilfe, schon zuvor von 0,77 Prozent des Bruttosozialprodukts auf 0,4 Prozent gekürzt, wird halbiert. Alle Zahlungen an UN-Organisationen werden eingestellt.

Mit dem neuen Sparpaket will Helsinki einer neuen Spekulationswelle gegen die Finnmark entgegenwirken. Das Bruttosozialprodukt des Landes wird 1992 voraussichtlich sechs Prozent unter dem Vorjahreswert liegen, die Arbeitslosenquote betrug zuletzt 14 Prozent.

Dolmetscher muß für Übersetzungsfehler haften Falsche Übertragung ins Russische / Gericht: Schadenersatz Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Ein Dolmetscher, der bei seiner Übersetzung "die erforderliche Sorgfalt außer acht gelassen hat", muß für die daraus entstehenden Folgekosten aufkommen. Er kann sich nicht darauf berufen, daß die wegen seiner fehlerhaften Übertragung enstandenen Kosten hätten vermieden werden können, wenn sein Auftraggeber Korrektur gelesen hätte. Dies geht aus einem Urteil des Frankfurter Amtsgerichts hervor (Aktenzeichen: 32 C 1387 / 92-40). Das Gericht gab damit der Klage einer Frankfurter Werbeagentur auf Schadensersatz statt und verurteilte einen Russisch-Übersetzer zur Zahlung von 1200 Mark. Die Werbeagentur hatte von einer deutschen Chemiefirma den Auftrag bekommen, verschiedene Texte ins Russische zu übersetzen. Die Texte wurden zur Herstellung von Prospektmaterialien für einen Messestand der Firma in Moskau benötigt. Die Agentur beauftragte daraufhin den beklagten Dolmetscher mit der Übersetzung. Bei der Übertragung der Textvorlagen ins Kyrillische unterlief dem Übersetzer allerdings ein folgenschwerer Fehler: Er fügte dem Namen der Chemiefirma zwei Buchstaben hinzu.

Die Firma reklamierte daraufhin bei der Agentur den fehlerhaft übersetzten Namen und verlangte von ihr die daraus entstandenen zusätzlichen Kosten in Höhe von rund 1400 Mark. 3000 Postkarten hatten nämlich mit dem korrigierten Firmennamen neu gedruckt werden müssen. Diese Summe forderte die Agentur nun wiederum von dem Übersetzer und verklagte ihn auf Schadensersatz.

Dieser behauptete dagegen, seine Auftraggeber verfügten über Russisch-Kenntnisse und hätten deshalb die zusätzlichen Kosten selbst verschuldet, da sie "vor dem Druck keine Korrektur gelesen" hätten. Diesem Einwand des beklagten Übersetzers, seine Auftraggeber hätten ja nur die Richtigkeit der Übersetzung prüfen müssen, folgte das Gericht jedoch nicht. Denn schließlich, so die Urteilsbegründung, "erfolgt die Beauftragung eines anderen mit der Übersetzung ja gerade, wenn man selbst nicht über die erforderlichen Sprachkenntnisse verfügt". "Es mag zwar zutreffen", billigte das Gericht dem Dolmetscher zu, daß "eine Haftung des Übersetzers für Folgeschäden aufgrund fehlerhafter Übersetzungen in keinem Verhältnis zu dem gezahlten Werklohn (von rund 600 Mark) steht", doch spiele das in diesem Fall "keine Rolle". Gegen das Urteil hat der Dolmetscher Berufung eingelegt.

Zwiespältige Bilanz Biedenkopfs Regierungschef ist unzufrieden mit Wirtschaftsumbau in Sachsen

bho DRESDEN, 14. Oktober. Zwei Jahre nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten Sachsens hat Kurt Biedenkopf (CDU) in einer Regierungserklärung eingeräumt, daß die Umstrukturierung der Wirtschaft im Ost-Freistaat "nicht so erfolgreich" verlaufen sei, "wie wir es uns wünschen". Vor dem Landtag in Dresden nannte er am Mittwoch das Ergebnis "zwiespältig": "Vor allem im industriellen Bereich sind zahlreiche Unternehmen ausgeschieden." Andere seien noch immer in ihrer Existenz bedroht.

Biedenkopf erneuerte die Forderung der ostdeutschen Ministerpräsidenten, den "Fonds Deutsche Einheit" im nächsten Jahr um zwölf Milliarden Mark aufzustocken. Ein Solidarpakt, wie ihn Bundeskanzler Helmut Kohl angeregt habe, könne die Basis bilden für die Lösung der Probleme in Ostdeutschland. Nur sei die Formulierung von Vorbedingungen, wie Öffnungsklauseln für Tarifverträge, "nicht hilfreich". Biedenkopf kritisierte, der Freistaat sei beim Wohnungsbau in den vergangenen beiden Jahren "keinen Schritt" weitergekommen. Die Umwandlung der kommunalen Wohnungsgenossenschaften in GmbHs sei nicht die Privatisierung, die man sich erhofft habe. Es könne nicht akzeptiert werden, so sagte der Regierungschef, daß die Kommunen durch Zurückhaltung von Grundstücken und Nicht-Privatisierung eine Erneuerung der Wohnungswirtschaft behinderten.

Die Landtagsfraktionen beendeten den Boykott der Fraktion Linke Liste/PDS. Wie die Nachrichtenagentur Reuter meldete, blieben die Abgeordneten bei einer Rede eines Mitgliedes dieser Fraktion erstmals wieder im Plenarsaal sitzen. Die Linke Liste/PDS wurde seit fast einem Jahr ignoriert, weil sie vier stasibelastete PDS-Abgeordnete nicht ausschloß. Die vier sitzen weiter im Landtag.

Mit dem "Kerbejohann" zur Hasselbacher Kerb

WEILROD. Mit dem "Kerbejohann" feiern die Hasselbacher am kommenden Wochenende ihre Kerb.

Die Kerbegesellschaft vom "Heckewert" stellt am Gasthaus "Zur Krone" am Samstag, 17. Oktober, um 14 Uhr den Kerbbaum auf. Damit beginnt die Kerb, die bis zum Montag dauert, offiziell. Abends spielt das "Schlagerecho" ab 20 Uhr im Saal.

Am Sonntag geht es mit dem Umzug weiter. Er startet um 15 Uhr. Der Nachmittag wird von der "Taunus-Rentner- Band" musikalisch untermalt. Im Saal gibt es Kaffee und Kuchen.

Für Sonntagabend ist ein Unterhaltungsprogramm geplant, das von der Kerbegesellschaft gestaltet wird. Auch am Sonntagabend spielt wieder das "Schlagerecho".

Der traditionelle Frühschoppen am Montag ist von den Kerbeburschen und -mädchen in einen Dämmerschoppen umgewandelt worden. Er soll gegen 14 Uhr beginnen. Trotzdem ist außerdem noch ausreichend Zeit für den "Flossgang" der Kerbeburschen, der auch für den Montag vorgesehen ist. ca

Die Zukunft der Brüder-Grimm-Schule ist ungewiß / Der Magistrat will erst einmal eine Denkpause einlegen Kämmerer will verkaufen 112 Kinder besuchen die Schule für Lernbehinderte

OFFENBACH. Stadtkämmerer Gerhard Grandke möchte das Gelände der Brüder-Grimm-Schule in der Bieberer Straße am liebsten verkaufen, denn das attraktive Grundstück (3500 Quadratmeter) in der Nähe des zukünftigen S-Bahnhofes "Offenbach-Ost" eignet sich gut für den Gewerbe- und Wohnungsbau. Mit dem Erlös könnte er städtische Schulden abbauen und/oder andere Schulgebäude sanieren.

Magistrat und Stadtparlament aber sind sich noch nicht einig darüber, was aus der Schule werden soll. In einer Vorlage an die Parlamentarier beantragt der Magistrat erst einmal eine Denkpause, weil "derzeit ein Nutzungskonzept für die Brüder-Grimm-Schule nicht erstellt werden kann".

Bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war die Schule Fabrik. Das Gebäude wurde mehrmals umgebaut, beherbergte vorübergehend Dependancen der Marien- Schule und des Leibniz-Gymnasiums. Im "Schulhof" entstanden später ein Pavillon und ein kleiner Sportplatz. Inzwischen ist das Gebäude sanierungsbedürftig. Die Bauaufsicht verlangt außerdem auf einer langen Liste umfangreiche und somit kostspielige "brandschutztechnische Maßnahmen".

Nur noch 112 Kinder und Jugendliche besuchen diese Sonderschule für Lernbehinderte. Angesichts der zurückgegangnen Schülerzahlen könnte die Grimm- Schule aufgelöst werden, könnten die Klassen in die Lauterborner Anne-Frank- Schule und in die Edith-Stein-Schule umziehen. Ein bißchen Platz wäre auch noch in der Waldhöfer Friedrich-Ebert-Schule. Auch die Wilhelmschule in der Wilhelmstraße wird wegen Schülermangel nicht mehr als Haupt- und Realschule genutzt. Zur Zeit dient sie als Filiale der Gewerblich-Technischen Schulen, weil dort wegen des noch immer laufenden Aus- und Umbaues erheblicher Platzbedarf besteht. Sie kommt somit für die Grimm- Schüler vorerst nicht in Frage.

Weiteres Problem: In der Edith- Stein-Schule wäre Platz, wenn die nun als Schulbibliothek genutzte Mediothek zu Klassenräumen umgebaut werden könnte. Für einen solchen Umbau - geschätzte Kosten 500 000 Mark - fehlt der Schuldezernentin zur Zeit das Geld ebenso wie für die Sanierung der Brüder- Grimm-Schule. Aus diesem Grunde kann das Schuldezernat zur Zeit auch nicht die Brandschutzauflagen erfüllen.

Erschwert wird die Problemlösung "Grimm-Schule" durch die grundsätzlich- ideologischen unterschiedlichen schulpolitischen Vorstellungen in der großen Koalition. SPD und der CDU haben deshalb vereinbart, vorerst keine schulpolitischen Grundsatzentscheidungen zu fällen. Auch deshalb bleibt die Zukunft der Grimm-Schule ungeklärt. lz

Ewerdwalbesloh an der Spitze FDP Schmitten stellte Kandidaten für die Kommunalwahl auf

SCHMITTEN. Die Schmittener FDP hat die Weichen für einen Führungswechsel nach den Kommunalwahlen gestellt. Uwe Ewerdwalbesloh wurde in der jüngsten Mitgliederversammlung zum Spitzenkandidaten der Partei gekürt, nachdem der bisherige Fraktionschef Rainer Bonnet erklärt hatte, nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung zu stehen. Bonnet zieht sich aus persönlichen Gründen aus der aktiven Kommunalpolitik zurück.

Um eine Ämterhäufung zu vermeiden, legte Ewerdwalbesloh den Parteivorsitz, den er bisher innehatte, nieder. Zu seinem Nachfolger bestimmte die Versammlung Albrecht Dommes. Ewerdwalbesloh wurde stellvertretender Parteivorsitzender.

Die Kandidatenliste der Schmittener FDP umfaßt 13 Bewerber. Auf den ersten acht Plätzen sind drei Frauen. Die aussichtsreichen Positionen nach Ewerdwalbesloh besetzen der Reihenfolge nach Utta Dommes, Friedrich Schweitzer und Ursula Blaum. Bei der letzten Wahl erreichte die FDP mit 6,7 Prozent zwei Sitze im Parlament.

Von den kommenden Wahlen verspricht sich die Partei einiges. Sie zweifelt nicht daran, daß sich der Korruptionsskandal auf das Wählerverhalten auswirken wird. Der neue Mann an der Fraktionsspitze bezeichnete den Urnengang im März als "Wahl gegen den Vertrauensschwund". Die FDP, so Ewerdwalbesloh, wolle eine geradlinige und glaubwürdige Politik machen. "Nur damit können wir dem Bürgerunmut begegnen", ist der Spitzenkandidat überzeugt. cn

Die neuen Freunde im Osten machen Angst Trotz der Wirtschaftskrise stocken Finnland und Schweden die Rüstungsetats auf

Manchmal denkt Erkki Nordberg mit Sehnsucht an die schlechten alten Zeiten. "Die UdSSR war berechenbar", sagt der Strategieexperte an Helsinkis Militärakademie, die man in Finnland "Kriegshochschule" nennt. "In den Reden aus dem Kreml konnten wir jedes Wort deuten. Jetzt wissen wir nicht, was im nächsten Von Hannes Gamillscheg (Stockholm) Monat passieren wird." Nicht, daß Finnland Rußlands Demokratisierung ungelegen käme. "Aber aus rein strategischen Überlegungen wäre uns ein stabiler Nachbar, ungeachtet seines Namens, lieber."

Mit Stabilität kann das neue Rußland vorerst nicht dienen, und das erschwert die Lage der noch-neutralen Staaten in Nordeuropa. "Die Regierung Jelzins hat keine aggressiven Absichten", sagt Schwedens Verteidigungsminister Anders Björck, "aber die Gefahr besteht, daß sie fällt. Rußland hat keine demokratische Tradition und wir müssen auch mit einem autoritären Regime rechnen, das wieder aufzurüsten beginnt."

Zwar sei das frühere Drohbild einer massiven sowjetischen Invasion nicht mehr realistisch, sagt Björck: "Dazu würden sie drei Jahren der Vorbereitung brauchen, was uns genügend Zeit gäbe, uns darauf einzustellen." Statt dessen aber gebe es "zehn verschiedene Konfliktszenarien" im Zusammenhang mit der ehemaligen Sowjetunion, die Schweden zu einer "flexiblen Verteidigungsplanung" zwingen. Auch Erkki Nordberg spricht der russischen Armee derzeit die Angriffskapazität ab. "Die dafür notwendige Ausrüstung aber hat sie noch", fügt er hinzu und kommt zum gleichen Schluß wie Björck: In Zeiten, da überall sonst abgerüstet wird, müßten Finnland und Schweden ihre Militärausgaben erhöhen.

Und so geschieht es. Obwohl die Wirtschaftskrise beide Länder zu drastischen Sparprogrammen zwingt, werden die Rüstungsmittel aufgestockt. Finnland leistet sich mitten im schlimmsten Konjunkturtief der Nachkriegszeit 57 amerikanische Jagdflugzeuge vom Typ F/A 18 Hornet für umgerechnet vier Milliarden Mark. Schweden läßt sich nicht nur den Bau der eigenen JAS Gripen-Kriegsflugzeugserie 16 Milliarden Mark kosten, sondern hat auch den Einkauf von 200 neuen Panzern im Wert von 2,2 Milliarden Mark beschlossen. Die Militärausgaben sollten über die nächsten fünf Jahre hinweg jährlich real um vier bis fünf Prozent zunehmen und werden selbst nach den Beschneidungen durch das jüngste Sparpaket Jahr für Jahr weiterwachsen.

Für Lars Jederlund von Svenska Freds, Schwedens größter Friedensorganisation, ist dies der falsche Weg. Wirtschaftshilfe für Rußland und Unterstützung des Truppenabzugs aus dem Baltikum durch das Angebot, für Soldaten und ihre Familien Unterkünfte zu bauen, wäre aus sicherheitspolitischen Erwägungen sinnvoller, meint er. "Das Geld für die Panzer könnte man für eine vernünftige Zusammenarbeit mit Rußland zielführender brauchen." Auch der Osteuropaexperte Anders Aslund hält alle Schritte, die zur Festigung der Demokratie in Rußland beitragen, für die beste Sicherheitspolitik.

Anders Björck räumt ein, daß "Integration statt Containment" das Gebot der Stunde sei. Die alte US-Strategie, Moskau durch Isolation in Schach zu halten, habe keine Gültigkeit mehr. "Mit einem isolierten, aggressiven Rußland kann es keinen Frieden in Europa geben", meint der Verteidigungsminister. Schweden leistet sich in der ehemaligen Sowjetunion einen Diplomatenstab, der nach Ansicht von Insidern selbst jenem überlegen ist, den die EG-enthusiastische Stockholmer Regierung nach Brüssel schickte.

Doch die politischen und wirtschaftlichen Mittel hält das Militär nicht für ausreichend. "Viele der aus Deutschland, Polen und den baltischen Staaten zurückgezogenen Soldaten werden in die Gegend um St. Petersburg verlegt", sagt Erkki Nordberg. "Dort soll die neue Verteidigungslinie aufgebaut werden, die man im Baltikum verloren hat." Nordberg betont, daß dies eine rein defensive Maßnahme sei. Doch gäbe es eine neue Truppenkonzentration in unmittelbarer Nähe der finnischen Grenze. "Wir haben den größten Truppenstützpunkt der Welt auf der Kola-Halbinsel nahe unserer Nordostgrenze und nun im Südosten die Ballung um St. Petersburg", sagt Nordberg. Natürlich sei keine der Anlagen gegen Finnland gerichtet, "aber es macht die Lage für unser Militär doch ziemlich schizophren".

Mit Hilfe aus dem Westen rechnen Schweden und Finnland nicht. Zwar haben beide Länder die EG-Mitgliedschaft beantragt, und "man soll niemals niemals sagen", sagte Außenminister Paavo Väyrynen auf die Frage nach einem finnischen NATO-Beitritt. Doch Nordberg hält dagegen: "Ich bin nicht sicher, daß NATO oder WEU Interesse an 1260 Kilometern gemeinsamer Grenze mit Rußland haben."

"Schweden verteidigt nur Schweden, und nur Schweden verteidigt Schweden", unterstreicht Anders Björck die Neudefinition der schwedischen Neutralität. Die umstrittene Jagd nach angeblichen U- Booten in schwedischen Gewässern soll seine Entschlossenheit unterstreichen. Im nächsten Jahr glaubt Björck über neue, schwedische Unterwasserraketen verfügen zu können, mit denen er die leidige Jagd nach mutmaßlichen Eindringlingen ein für alle Male beenden will. Bisher war der Einsatz vergeblich gewesen. Kein U-Boot wurde von Schwedens Marine je an die Oberfläche gezwungen.

Jederlund hält daher wie viele Schweden die U-Boote für Hirngespinste der Militärs. Doch Björck ist es nach einem Sommer mit "ungewöhnlich vielen und klaren Indikationen für die Präsenz von fremden U-Booten" ernst mit der Jagd. Lange genug habe man den Eindringling gewarnt. Nun gelte es nicht mehr, ihn zu vertreiben. "Wir schießen, um zu töten", versichert der Minister. Angst vor internationalen Komplikationen hat er nicht. "Die U-Boote operieren in den innersten schwedischen Gewässern. Hier ist es angemessen, ohne Warnung zu schießen." Schließlich, fügt Björck hinzu, verschlinge die U-Boot-Jagd "enorme Steuergelder".

Licht- und Schattenspiele Ingeborg Danz, Gesang, und Almut Eckels am Klavier

Die Mozart-Gesellschaft Frankfurt hatte Ingeborg Danz und ihre phänomenale Klavierpartnerin Almut Eckels zum Liederabend in die Alte Oper geladen. Man hörte eine aus der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold hervorgegangene Sängerin, die Karriere im In- und Ausland schon gemacht hat; im Konzert- und Oratorienfach hat sich die junge Frau auf den renommiertesten Festivals bewährt, und auch als Gast in der Oper besticht sie mit dem großen Volumen ihrer Stimme. Es ist sicher nicht die einer Altistin, für die man Ingeborg Danz hier halten sollte. Vielmehr dürfte sie als eine jener lyrischen Sopranistinnen gelten, die an Mezzotimbres so wenig schuldig bleiben wie an unbegrenzter Höhe und Tiefe.

Dazu freilich, was man früher eine "Primadonna assoluta" nannte, scheint die auch von Elisabeth Schwarzkopf meisterlich beratene Künstlerin nicht geschaffen, und sie wird sich wohl immer weigern, in der italienischen, mit vokalischem "Vordersitz" brillierenden Klangkonzentration einer "Königin der Nacht" oder Wedekind-Bergschen "Lulu" ein Ziel zu sehen. Ist doch kaum noch Geschmack an der geistig-seelischen Struktur dieser weiblichen Hauptrollen. Die Zeit ist dahin, in der die fortschrittlichsten, gegen viktorianische Triebverstümmelung aufgestandenen Psychoanalytiker, allen voran Wilhelm Reich, darin Ansätze für ihr Ideal des genital zentrierten Charakters sahen.

Dagegen hält Ingeborg Danz als Tradition bewahrende Liedersängerin deutsche Romantik in Ehren. Der unvergleichlich von Menschlichkeit redenden Dichtkunst Eduard Mörikes und der schon zur Moderne aufbrechenden Tonsprache seines bedeutendsten Komponisten, der des glühenden Wagner- und Schumannverehrers Hugo Wolf, erklärte sich der starke Ausdruckswille der Interpretin wahlverwandt. Überwacht von reifem Musikverstand, wurde er (in zehn Wolf-Liedern nach Mörike-Gedichten) auch rational provoziert und geriet selbst in dämonischen Ausbrüchen - beispielhaft bei "Der Feuerreiter" - keinesfalls außer Fassung. Der aller Anschlagskunst - auch der, das Klavier in eine "Äolsharfe" zu verwandeln - mächtigen Pianistin gelang es, mit unerhört nuançiertem Licht- und Schattenspiel über intellektuell Faßbares hinauszugehen. Nicht eigentlich mit rechten Dingen ging es ja in romantischer Dichtung und Musik zu.

Davor aber, von der Mitsprache okkulter Kräfte, schien die Innerlichkeit von Johannes Brahms gefeit. In sechs Liedern von ihm rührte sie heilsam-Dur- Moll-harmonisch an, und schließlich mußte man "Meine Liebe ist grün" für weit wunderbarer halten als etwa die Leidenschaften einer "Lulu". Darauf gaben die reichen Mezzotimbres der Sopranistin Erlaubnis, den religiösen Gehalt der "Vier ernsten Gesänge" op. 121 von Brahms darzustellen. Dennoch: die Meinung, sicher kein Vorurteil, dazu werde die tiefere Oktave von männlichem Pathos, dem einer großen Baßbaritonstimme, verlangt, ließ sich nicht abweisen. Wie alle romantischen Komponisten machte auch Brahms Geschlechtsunterschiede. KARLHEINZ LUDWIG FUNK

Spaghetti kringelt sich im Likörglas Spitzenköche aus Japan zaubern in der Eichwaldschule Menüs fürs Auge

SULZBACH. Geschickt geführte Stäbchen angeln die letzen Brokkoli-Stücke und Reiskörner aus dem Plastikschälchen, noch ein Schluck Wein, dann der Griff zur Verdauungszigarette: Ende der Pause für 13 japanische Chefköche im Küchentrakt der Eichwaldschule.

Noch dampft es aus den Töpfen vom Mittagessen, doch bei der Arbeit der Männer bleibt die Küche kalt: Es geht ausschließlich um kalte Häppchen. Vor der Tür steht ein Transporter, der die kunstvoll arrangierten Platten nach Frankfurt bringen soll, wo 365 Regionalmannschaften bei der "Internationalen Olympiade der Köche" um Punkte und Medaillen ringen.

Doch ob halbierte Pilze, rosa Austern oder winzige Möhren und Mangoviertel - was die Chefköche aus der Provinz Mukubu im Norden der japanischen Hauptinsel in der Taunusgemeinde liebevoll drapieren, sieht nicht lecker, sondern vor allem künstlich aus: Dicke Schichten Gelatine lassen die Speisen grell leuchten und machen sie für lange Zeit resistent gegen Scheinwerferlicht und kritische Blicke. Beim Wettkampf ißt das Auge nicht mit, es ißt allein: Nach der Schau auf der Menü- und Logiemesse IKA wandern die trügerischen Köstlichkeiten in den Müll. Alle vier Jahre wieder. Auch ein dünnes Spaghetti, das sich einsam in einem winzigen Likörgläschen kringelt, hat die Glibberschicht ungenießbar gemacht. Besonderheit der Nudel ist ihre tiefschwarze Farbe, für die ein Oktopus Tinte lassen mußte. Doch wie die hauchdünnen Tomatenscheiben ist auch das Spaghetti nur Drumherum. Statisten, die sich um den Star im Programm gruppieren: "Foie Gras" heißt er und ist keineswegs eine typisch japanische Delikatesse. Die Gänseleber kommt vielmehr aus der französischen Küche, doch in der fühlen sich die Chefs aus Japan wie zu Hause: Auch am heimischen Herd brutzeln sie "French food" für die Gäste. Die internationale Küche sei eben hauptsächlich französisch, sagt Teamchef Jakayoshi Kuwabara und weist auf die einzig japanische Speise, die zwischen Bergen schmutzigen Geschirrs in der Eichwaldschule kreiert wird: Omochi, ein Dessert aus gestampftem Spezialreis, serviert um Weintrauben.

Trauben und Radicchio, grüne Spargelspitzen und Bananen: Das gesamte Obst und Gemüse haben die japanischen Meister in Frankfurt gekauft; nur Gänseleber, Fleisch und Meeresfrüchte wurden eingeflogen. Aber wenn schon nicht auf dem Speiseplan, so geht es doch bei der Mülltrennung rein japanisch zu: Schriftzeichen am blauen Müllsack und auf dem Container gleich daneben verraten in der Eichwaldschule, was wo hingehört. Hier könne man sich jetzt in den Ferien richtig ausbreiten, loben die Männer mit den hohen Hüten. Viel besser als bei früheren Wettkämpfen in Hotelküchen: Nachts, wenn die Hotelköche das Feld geräumt hätten, habe man da die Speisen auf die Platten zaubern müssen. Ob die Chance, endlich frei schalten und walten zu können, den Meisterköchen aus Japan den Weg zur Medaille ebnet, wird sich heute um 16 Uhr zeigen. Dann gibt's in Frankfurt Gold, Siber und Bronze für die besten Teams aus 63 Ländern.

BARBARA HELFRICH

Aufgespießt

Wir sind ein Rad, ein sicher wichtiges Rad im Getriebe dieser Republik. Und wir wissen: wir können dieses Getriebe lahmlegen. Unser Ziel ist das nicht, denn wir wissen: auch Räder in Getrieben lassen sich ersetzen. Aus der zweistündigen Grundsatzrede des IG-Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler.

Ins Land des Lächelns mit Budapester Truppe

HÖCHST. "Immer nur lächeln, immer vergnügt" - kein Motto eines Anti-Streß- Kurses, sondern ein Text aus "Land des Lächelns." Die Operette von Franz Lehár ist vom 16. bis 18. Oktober (jeweils 20 Uhr) in der Jahrhunderthalle in Höchst zu sehen. Und zwar stilecht mit dem Budapester Operettentheater.

Die Budapester reisen mit einem großen Orchester und einem Corps de Balet an. die Hauptrollen singen Katalin Pitti und Jozsef Jankovics von der Staatsoper der ungarischen Hauptstadt. clk

Bundesbank komplettiert neue Serie von Geldscheinen Auf dem Fünfer schimmert Gesellschaftskritik durch

Wer künftig einen neuen Fünfmarkschein bekommt, den auf der Rückseite ein Blütenkranz schmückt, der sollte sich hüten: dieser "Grünlich-Gelbe" dürfte falsch sein. Als die Bundesbank in den achtziger Jahren die Ausgabe neuer Banknoten vorbereitete, wurde sie von der Geschichte überholt: In der DDR gab es die Wende, was selbst die weitsichtigen Währungshüter nicht vorausgeahnt hatten und was deshalb in den damals praktisch fertigen Entwürfen für die Geldscheine nicht berücksichtigt war. Ein "Ost-Element" mußte also her, am besten ein Symbol der Einheit. Und so verdrängte das Brandenburger Tor den - nach einem Buch der auf der Vorderseite abgebildeten Schriftstellerin Bettina von Arnim (1785-1859) - vorgesehenen Blütenkranz. Auch das Tor paßt, denn die in Frankfurt/Main geborene Poetin lebte überwiegend in Berlin.

Mit der Auswahl der Bettina von Arnim bekennt sich die Bundesbank - man höre und staune - zur Gesellschaftskritik: Daß die engagierte Frau politische und nicht zuletzt soziale Mißstände anprangerte und damit oft auf Ablehnung stieß, stört die Hüter des Geldes nicht. Weiter so!

Der eher selten genutzte Fünfer ist übrigens nicht nur, wie die anderen Scheine, von den Bundesbankoberen Helmut Schlesinger und Hans Tietmeyer "unterschrieben". Auch die Autogramme von Goethe, Brentano und anderen bedeutenden Persönlichkeiten sind zu sehen. Diese Leute sind indes nicht postum in den Zentralbankrat berufen worden, sondern standen in Verbindung mit Bettina von Arnim.

Vom 27. Oktober an bringt die Bundesbank den Fünfer und zugleich den 500- und den 1000-Mark-Schein als letzte Mitglieder der neuen Serie in Umlauf (die alten Scheine bleiben vorerst gültig). Vordere Hauptmotive des rotpurpurnen Fünfhunderters und des rötlichbraunen Tausenders sind die Forscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647-1717) beziehungsweise die vorwiegend als Märchensammler bekannten Sprachwissenschaftler Wilhelm (1786-1859) und Jacob Grimm (1785-1863). Auf der Rückseite des 500-Mark-Scheins erinnert ein Löwenzahn an die botanischen Forschungen der Tochter des Frankfurter Kupferstechers Matthäus Merian. Und die teuerste Note zeigt hinten unter anderem das Titelblatt des "Deutschen Wörterbuchs" der in Hanau geborenen Brüder Grimm.

Zusätzlich zu den verbesserten Sicherheitsmerkmalen aller acht neuen Werte (zum Beispiel der Stichtiefdruck, der Buchstaben fühlbar macht) soll beim Fünfhunderter und beim Tausender ein weiterer Kunstgriff Fälschern das Handwerk erschweren: Auf der Vorderseite, so die Bundesbank, wechsele in der unteren Hälfte der großen Wertzahl die Farbe von Gold nach Grün, wenn man die Noten nach vorne kippe. Vermutlich ein Fall für Leute mit Adleraugen. ski

Nicht als Amtsleiterin gehandelt Wolf-Almanasreh steht zu Anzeige / CDU unterstützt Riebel

HOFHEIM/FRANKFURT. "Solange ich nicht geköpft werde, werde ich auch nicht den Mund halten." Mit diesen Worten kommentiert Rosi Wolf-Almanasreh, Leiterin des Frankfurter Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, sowohl die Reaktion von Landrat Jochen Riebel (CDU) als auch der CDU-Landtagsfraktion auf ihre Strafanzeige gegen den Landrat (FR vom 14. Oktober). Rosi Wolf- Almanasreh und 80 Mitglieder der Interessengemeinschaft mit Ausländern verheirateter Frauen haben Strafanzeigen gegen Riebel erstattet, weil er mit seinen Äußerungen über Eheschließungen von deutschen Frauen mit von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen unter anderem Volksverhetzung und Beleidigung betreibe. Riebel nannte die Klagen Ausdruck einer "spinnerten Gesellschaft". Außerdem schaltete sich gestern die CDU- Landtagsfraktion ein. Sie verlangt von Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), daß er Amtsleiterin Wolf-Almanasreh dazu bringt, ihre Klage gegen Riebel zurückzunehmen.

Rosi Wolf-Alamanasreh wertet das als "typischen Versuch, das Thema auf einer formalen Schiene abzuwehren". Sie habe den Strafantrag als Privatperson gestellt und werde ihn daher nicht als Amtsperson zurückziehen. "Daß auf die Inhalte meiner Kritik nicht eingegangen wird, macht mich traurig." Da sie mit einem Portugiesen verheiratet sei und ihre Kinder eine dunkle Hautfarbe hätten, "muß ich Verallgemeinerungen à la Riebel entgegentreten, so lange ich kann". pms

Telefonleitung hatte eine Macke

KREIS GROSS-GERAU. Verflixt noch mal, schon wieder besetzt! Zum x-ten Mal! Solange kann doch kein Mensch telefonieren, oder? Scheinbar doch. Aber jetzt: Freizeichen. Aber dann die Enttäuschung: In dem Augenblick, als am anderen Ende der Leitung der Hörer abgenommen wird, bricht das Gespräch zusammen. Ein Spielchen, das gestern an der Tagesordnung war.

Ein Anruf bei der Telekom - diesmal klappte es im ersten Anlauf - brachte des Rätsels Lösung: Nicht das eigene Telefon hatte einen Wackler, sondern die Leitung selbst war im Eimer. Man wisse schon Bescheid, erklärte die Dame, das sei eine allgemeine Störung von der viele im Kreis betroffen sind. "Wir sind schon dabei, die Sache zu beheben." wal

"Den Lebensnerv vieler Bürgerinnen getroffen" Nimsch: Die Frauen-Kampagne ist sehr erfolgreich

Noch vor dem Abschlußspektakel zog Frauendezernentin Margarethe Nimsch Bilanz: Die unter dem Titel "Frauen nehmen sich die Stadt" im August gestartete Kampagne bewertete die Stadträtin als "sehr erfolgreich". Die Veranstaltungsreihe, die am Samstag zu Ende geht, habe "den Lebensnerv vieler Frankfurterinnen getroffen".

Die wiederholt geäußerte Kritik, mit den Aktionen habe das bei der Kampagne federführende Frauenreferat vornehmlich die eigene Klientel angesprochen, wies Nimsch zurück. Die Veranstaltungen seien "großenteils" von solchen Frauen besucht worden, die keiner der Frankfurter Frauenorganisationen angehören. So hätten die Diskussionen, Spaziergänge, Picknicks und Expeditionen Studentinnen ebenso angesprochen wie Hausfrauen, Rentnerinnen und ausländische Arbeitnehmerinnen.

Als Ziel der elf Wochen währenden und 100 000 Mark teuren Kampagne nannte Nimsch, ein Bewußtsein für die Probleme weiblicher Mobilität im öffentlichen Raum zu schaffen, für die von vielen Frauen geteilte Erfahrung, daß zumal abends Angst und Unbehagen ihre Bewegungsfreiheit stark einschränken. Die Kampagne, so Nimsch, sollte Frauen, die bislang aus Sicherheitserwägungen viele Orte in der Stadt gemieden hätten, ein Neuentdecken und (Wieder-)Erobern der Stadt und ihres jeweiligen Stadtteils ermöglichen. "Dies", so die Stadträtin, "ist sehr gut gelungen."

Über die Gesamtzahl der Teilnehmerinnen, welche die rund 20 zentralen und 50 stadtteilbezogenen Aktionen besucht hatten, konnte die Dezernentin keine Angaben machen. Als "Renner" hätten sich die nächtlichen Streifzüge durch das Bahnhofsviertel erwiesen. An den Picknicks hätten sich durchschnittlich 30, an stadtteilbezogenen Aktionen zehn Frauen beteiligt. Von den eigens für die Kampagne gefertigten rund 4000 Buttons seien 3000 Stück verkauft worden. Als Erfolg wertete Nimsch auch, daß sich Frauen aller Altersstufen an der Kampagne beteiligt hätten.

Die Kampagne habe zudem zu einem Ausbau der Frauen-Infrastruktur beigetragen. So habe sich in Rödelheim eine Initiative gegründet, welche mit eigenen Gestaltungsvorschlägen die Sicherheit auf dem S-Bahnhof Rödelheim erhöhen wolle. In Bockenheim setze sich eine Frauengruppe für die Einrichtung einer "Schwätz-Ecke" am Kurfürstenplatz ein, welche den Austausch unter den Frauen im Stadtteil fördern solle.

"Frauen nehmen sich die Stadt" endet am morgigen Samstag, 17. Oktober, mit einem Fest auf der Konstablerwache. Angesagt haben sich unter anderen die Frankfurter Frauenband "Kick la luna" und die Performance- und Tonkünstlerinnen Roswitha Baumeister und Barbara Waldow. Das Fest beginnt um 19 Uhr mit einem Rückblick auf die Kampagne durch die Dezernentin und Vertreterinnen der beteiligten Frauenprojekte. sar

Zur Person:

THOMAS DIENEL, Vorsitzender der rechtsextremen Deutsch-Nationalen Partei (DNP), muß sich wegen Volksverhetzung und Beleidigung vor dem Rudolstädter Kreisgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft in Gera hat nach eigenen Angaben Anklage erhoben. Der 29jährige hatte im September auf einer Versammlung vor rechtsgerichteten Jugendlichen eine ausländerfeindliche und neonazistische Rede gehalten. Ein Verhandlungstermin ist noch nicht festgesetzt. Dienel sitzt derzeit bereits wegen eines anderen Vergehens in Untersuchungshaft. (dpa)

Im Blickpunkt: Hobsch-Verkauf nach Bremen Italienische Mentalität?

Im Dezember wird der Zweitliga-Torjäger Bernd Hobsch (24) aus Leipzig bei Otto Rehhagel in Bremen anheuern. Zwei Millionen ist das dem Europapokal-Sieger wert, und man kann nur hoffen, daß der Zweitligist VFB Leipzig sie sinnvoll anlegt. Doch der naive Betrachter fragt sich, was soll eigentlich Hobsch in Bremen?

Sind Klaus Allofs (35), Frank Neubarth (30), Wynton Rufer (29), Stefan Kohn (27) und Marco Bode (23) nicht mehr gut genug oder zu alt? Außerdem sitzt ja noch Arie van Lent (22) auf der Tribüne und wartet sehnsüchtig auf sein Debüt, und Marinus Bester (23) wurde an den Hamburger SV ausgeliehen, weil bei Werder für ihn kein Platz war. Eigentlich wurde die Klausel, daß bis zur Winterpause Neuverpflichtungen möglich sind, nur eingeräumt, damit ein Verein in Nöten - Verletzungsserie, schlechter Tabellenstand - Rettungsanker auswerfen kann. In Not ist Werder Bremen gewiß nicht mit seinem halben Dutzend Sturmspitzen, und der Verdacht, daß sich die Mentalität italienischer Spitzenklubs in der Bundesliga breit macht, einen starken Spieler zu kaufen, damit ihn die Konkurrenz nicht bekommt, erhärtet sich.

Bisher traf dieser Vorwurf besonders Bayern München, die nur mit dem Finger zu schnalzen brauchten, um einen Star oder ein Talent an die Säbener Straße in München zu locken. Daß beim Traumverein Bayern auch Träume zerstört werden, erweist sich seit einiger Zeit. Thomas Strunz und Manfred Bender wurden ausgemustert und in Stuttgart und Karlsruhe glücklicher als in München, und nun hat Bayern-Trainer Erich Ribbeck auch Thomas Berthold und dem Urbayern Manfred Schwabl zu verstehen gegeben, daß ihre Chancen auf einen Platz in der ersten Mannschaft arg gesunken sind.

Die Kluft zwischen arm und reich in der Bundesliga wird größer. In Uerdingen will der 39jährige Trainer Friedhelm Funkel die Schuhe schnüren, um die Personalnot zu bannen. In Nürnberg weiß man derzeit nicht, wie man die Mannschaft formieren soll, zumal auch noch Christian Wück im U-21-Spiel verletzt wurde.

Bei all diesen Tendenzen ist es eigentlich verwunderlich und tröstlich zugleich, daß David Uerdingen gegen Goliath Leverkusen gewonnen hat, Wattenscheid und Mönchengladbach beim unbezwingbaren Superteam Bayern München jeweils einen Punkt holten, Europapokalsieger Werder Bremen in Karlsruhe mit 2:5 eine deftige Niederlage einstecken mußte. Erfolg ist nicht käuflich im Fußball, und das könnte auch für die Verpflichtung von Bernd Hobsch gelten, für die eigentlich kein triftiger Grund vorliegt.

HELMER BOELSEN

Kleine FR

Mit "Spessart Buben" in den Oktober EGELSBACH. Die Sängervereinigung 1861 feiert am Samstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr im Bürgerhaus ihr Oktoberfest. Der letzte Tanztee NEU-ISENBURG. Zum letzten Tanztee der Saison lädt der Hessische Rundfunk für Sonntag, 18. Oktober, ins Hotel Gravenbruch ein. Ab 15.30 Uhr (Einlaß 15 Uhr) spielt die hr-Bigband, der Entertainer Irvin Doomes moderiert. Ein Jahr im Bund mit der Natur LANGEN. Die Ortsgruppe Langen/ Egelsbach des BUND ist ein Jahr alt. Aus diesem Anlaß zieht sie Bilanz. Zu dem Treffen am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, sind alle Naturschutzverbände und Freunde des aktiven Umweltschutzes ins Naturfreundehaus Langen eingeladen. Flohmarkt mit Kinderkleidung DREIEICH. Der Kinderschutzbund macht am Dienstag, 20. Oktober, 15 bis 17 Uhr, einen Flohmarkt mit Kinderkleidung und Spielsachen im Bürgerhaus. Vortrag über Vollwertkost LANGEN. Kann vollwertige Ernährung ein Beitrag zum Umweltschutz sein? Diese Frage will Daniela Born-Schulze, Referentin für Verbraucheraufklärung des hessischen Landesamtes für Ernährung am Dienstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, im Clubraum 2 der Stadthalle beantworten.

Potsdam bedauert Überfälle

POTSDAM, 14. Oktober (Reuter). Nach dem brutalen Überfall auf zwei Polen an einer Autobahnraststätte in Brandenburg hat die Landesregierung die Schutzmaßnahmen für Ausländer verstärkt. Das teilte der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) am Mittwoch in Potsdam mit. Er habe sich bei der polnischen Botschaft offiziell für den Vorfall entschuldigt. Solche Überfälle seien auf das schärfste zu verurteilen, sagte Ziel. Das Polizeipräsidium Cottbus habe eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Ziel sagte, alle Polizeipräsidien in Brandenburg hätten die Anweisung erhalten, die Bemühungen zum Schutz von Ausländern auf den Autobahnen zu verstärken. Die zwei Polen waren am Montag morgen in ihrem Wagen auf einem Parkplatz bei Cottbus überfallen und lebensgefährlich verletzt worden. Beide liegen mit schweren Schädelverletzungen im Krankenhaus. In der Vergangenheit hatte es schon mehrere solche Überfälle gegeben. Anfang Oktober hatten polnische Skinheads einen deutschen Lkw-Fahrer zu Tode geprügelt. Die polnische Regierung hatte sich daraufhin offiziell entschuldigt.

890 kamen aus der Ex-UdSSR Jüdische Gemeinde kümmert sich um die Kontingent-Flüchtlinge

Seit Mai 1991 sind 890 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Frankfurt zugewandert. Die Einwanderer, die ihre Heimat in der Regel aus Angst vor Verfolgung verlassen, gehören zur Gruppe der Kontingentflüchtlinge - das heißt: Sie werden ohne weitere Nachfragen aufgenommen, solange das für sie festgesetzte Kontingent noch nicht ausgeschöpft ist. Für Frankfurt liegt die Zahl bei 2113 Personen - man sei, so heißt es im Sozialamt, "davon ausgegangen, daß es hier eine große jüdische Gemeinde gibt, die das verkraften kann". Berlin, so ist zu hören, "ist schon zu". Dabei sei das Interesse von Juden, aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland zu kommen, "ungebrochen".

Die Sorge für diese Einwanderer ist immer noch die Hauptaufgabe der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde - obwohl inzwischen das städtische Sozialamt die erste Anlaufstelle der Flüchtlinge ist. Wie Leo Latasch, Vorstandsmitglied der Gemeinde, in der Jüdischen Gemeindezeitung berichtet, konnte man mit Geld vom Land Hessen zwei russisch sprechende Mitarbeiter einstellen. Die, so Latasch, "entlasten uns enorm, da uns nun die Suche nach Notunterkünften und die bürokratischen Abläufe erspart bleiben". Alle Kontingentflüchtlinge haben das Recht auf Sozialhilfe.

Gleichwohl leben nahezu sämtliche dieser Familien "noch in Notunterkünften": Mit Sack und Pack, Eltern, Geschwistern, zum Teil auch Großeltern, in einem Raum - meist in Hotels der unteren Kategorie, meist im Bahnhofsviertel.

Diese Unterbringung sei "für die Kinder besonders schlimm: Es gibt keinen Platz zum Spielen oder Austoben". Dies führe zu unerträglichen Spannungen, auch zu psychosomatischen Erkrankungen bei Kindern und Eltern. Es werde alles versucht, um wenigstens Kranken und Familien mit Neugeborenen Wohnungen zu verschaffen. Gelegentlich fände sich auch etwas - "teilweise Wohnungen, die unter normalen Umständen nicht vermietet werden könnten".

Auf Initiative der WIZO (Women International Zionist Organisation) bekommen rund 30 Einwanderer-Kinder inzwischen mit Hilfe städtischer Zuschüsse Hausaufgabenhilfe und ein Mittagessen im Jugendzentrum der Gemeinde, so daß sie "wenigstens stundenweise aus der Misere ihrer Wohnsituation herauskommen".

Dem Vorstand ist es wichtig, "daß der schützende Kontakt zur Gemeinde nicht abreißt". Die Betreuten seien aber "oft darüber enttäuscht, daß wir sie nicht täglich besuchen können". Allen, "die niemanden haben, der das für sie erledigen kann", bietet die Jüdische Gemeinde einen Einkaufsdienst an. clau

Hersteller in Thüringen setzen auf den Trend zu altbekannten Puppengesichtern Nostalgie auch im Spielzimmer Viel Holz und Porzellan

Etwas putzig sieht sie schon aus, die bunte Holz-Ente auf Rädern. In der Kindergunst rollt sie hinter all den Gameboys, Rennautos und Fantasy-Spielen weit hinterher, könnte man meinen. Aber das glaubt nur, wer den Nostalgie-Trip in der Spielzeugkiste verpaßt hat. Der beginnt bei Bauklötzen aus Holz und endet bei Puppen aus Omas Zeiten. Da ist zum Beispiel die kleine Dame, die mit Kleidchen, Schühchen und feinem Hütchen in ihrem Kinderwagen mit Speichenrädern sitzt und mit den Augen kullert. In einer auf 555 Puppen begrenzten Auflage wurde dieses knapp 80 Jahre alte Modell nachgebaut. Und für 600 Mark konnte man die Puppe samt Wagen nach Hause schieben. Alle wurden verkauft, "manche sogar nach Amerika", wie der Geschäftsführer der Herstellerfirma erzählt. Die hat ihren Sitz in Thüringen, der guten (Puppen-)Stube des deutschen Spielzeug-Gewerbes. Nach dem Ende der DDR knüpften die alten Betriebe wieder an die verschüttete Tradition an und zeigten jetzt ihr Programm. Puppen, Plüschtiere und Holzspielzeug aus Sonneberg und Königsee in Thüringen sind seit Mittwoch in der Spielwaren-Etage im Kaufhof zu sehen.

Dort können Kinder zuschauen, wie Plüschtiere "ausgestopft" und in Form gebracht werden. Gleich nebenan sitzt die Puppenschneiderin an der Nähmaschine und fertigt im Handumdrehen Kleider, Blusen und Röcke an.

Besonders wichtig: Frisur und Kosmetik. Mit Kämmen, Schleifen und speziellen Farben gibt die Visagistin blassen Puppenköpfen den letzten Schliff. Zwar werden einzelne Puppenteile schon im Fernen Osten gefertigt, doch rote Wangen und Lidstrich erhalten die Kulleraugen-Modelle in Thüringen.

Mit handgefertigtem Spielzeug alter Prägung wollen die Thüringer Puppenfabrikanten in westdeutsche Spielwarengeschäfte vordringen. Und manch einer hat noch eine einträgliche Marktlücke aufgetan. Kinderporzellan etwa, das nach Meinung des Herstellers in jedes Spielzimmer gehört, wird außerhalb Thüringens nur in einem einzigen deutschen Betrieb gefertigt. Der Verkauf läuft: 40 Prozent des gebrannten Porzellans gehen mittlerweile in den Export. Auch das im übrigen eine alte Idee. Als der Handel mit Mokkabechern um 1900 stockte, setzte ein findiger Produzent einfach Henkel an die Becher, und fertig war das Kinder-Service.

Die guten, alten Holzbausteine sind ebenfalls wieder im Kommen. Sowohl in westdeutschen Kinderzimmern wie im Ausland. 12 000 Beutel Bausteine wurden gerade ins ferne Japan geschickt.

Die Erfolge haben jedoch Grenzen. Daß westdeutsche Firmen alle Rechte für Puppennamen haben und die Thüringer Modelle nicht "Barbie", sondern "Schlenkerbaby" heißen und auch keinen "Knopf im Ohr" haben, macht die Vermarktung nicht gerade einfach. "Wir sind alle namenlos geworden", klagt ein 72jähriger Spielzeug-Veteran. Er befürchtet gar "politische Unruhen", wenn im Stammland der Branche noch mehr Fachkräfte auf die Straße gesetzt werden. Doch da sei der Thüringer Teddy vor. vo

Von lebhaften Brettern und anderem Durcheinander

HÖCHST. Da werden normale Gerüstbretter zu Surfboards, Holzbretter fangen an zu rülpsen und piesacken die Arbeiter. Kurzum es geht "Drunter und Drüber". So auch der Titel des neuen Stücks, das das Kölner Bewegungstheater am 16. und 17. Oktober nach Höchst mitbringt.

Die fünf Kölner Künstler sind bekannt dafür, das Publikum mit spärlicher Ausstattung und einer Musikuntermalung von Rock bis Klassik zu unterhalten. Vorstellungsbeginn jeweils um 20 Uhr im Neuen Theater in Höchst. clk

Filmen wie beim richtigen Fernsehen

NEU-ISENBURG. Die, die eine negative Meinung hatten, trauten sich ja gar nicht, vor der Kamera ihre Meinung zu sagen, vermutet der 14jährige Marc. Zum Thema Ausländerfeindlichkeit hatten er und die anderen Teilnehmer des Videoworkshops beim Gravenbrucher Kinderfilmfest Passanten zu einer Umfrage vor die Kamera geholt und rundweg positive Antworten bekommen. Für das Thema hatten sie sich entschieden, "weil es aktuell ist", wie Rüdiger kurz und bündig sagt. Der fertige Film soll aus den Interviews und Bildern aus dem Alltag mit Ausländern bestehen.

Wie die Betreuerin des Workshops, Medienpädagogin Sabine Hoffmann, erläutert, erfahren die Jugendlichen beim Filmen vor allem, wie beim Schneiden auch manipuliert werden könne und setzen sich so "bewußt" mit dem Medium Film auseinander. Das Fazit der Jugendlichen: "Wir hätten nie gedacht, daß das so viel Arbeit macht." ac

Turnverein Büttelborn, Handball-Oberliga der Männer Beinahe hätte man für "Nono" einen Sponsor gefunden So trennte sich der Verein in aller Güte von seinem Spielertrainer / Wolfgang Heiligenthal war als Nachfolger schnell gefunden

Zvonimir "Nono" Bartolovic (Bild) hat den TV Büttelborn verlassen. Der erfolgreiche Coach, der die Büttelborner in der vergangenen Saison vor dem Abstieg bewahrte, schied "im Guten" vom TVB. Was andererorts oftmals eine Floskel ist, trifft in diesem Falle wohl tatsächlich zu. Für ihn saß beim Punktspiel am vergangenen Samstag in Idstein erstmals Wolfgang Heiligenthal auf der Bank, der nun auf eigenem Parkett gegen Aufsteiger SG Anspach (Samstag dieser Woche, 19.30 Uhr, Sporthalle Georgenstraße) einen Sieg von seinem Team erwartet.

Alleine am "lieben" Geld liegt es, daß "Nono" dem Verein den Rücken kehrte. "Bartovlovic ist ein Profi durch und durch. Er wollte eine Festanstellung vom Verein, die unser Finanzrahmen nicht zuläßt. Wir haben uns bis zuletzt um einen privaten Sponsor bemüht. Fast hätte es sogar geklappt, doch im letzten Moment sprang der Geldgeber noch ab", bedauert Handball-Abteilungsleiter Wilhelm Raiß. Ein weiterer Grund für die Trennung: Nach seiner Knie-Operation konnte Bartolovic noch nicht wieder voll ins Geschehen eingreifen und von den TV-Machern wurde er nicht zuletzt wegen seiner Qualitäten auf dem Feld engagiert. "Er hat zuletzt nur noch humpelnd spielen können", erklärt Raiß.

Der neue Mann war sofort gefunden. Der 32jährige Rückraumspieler Heiligenthal war zuletzt als Trainer in Hockenheim tätig. Viernheim, Groß-Bieberau und Heppenheim waren weitere Stationen des Routiniers mit Bundesliga-Erfahrung. Als Spieler, da ist sich Raiß ganz sicher, ist Heiligenthal auf jeden Fall eine Verstärkung für das TV-Team. Was allerdings nun fehlt, ist ein Linkshänder. Mit Michael Janz steht nur noch ein einziger "Linker" im Team, Bartolovic war der zweite. "Wir sind auf der Suche nach einem Linkshänder", meint Raiß. Die Abgänge von Peter Hirsch und Oliver Kreß konnten offenbar nicht kompensiert werden. Mit dem sechsten Tabellenplatz blieben die Büttelborner hinter den Erwartungen zurück.

Von den Neuen schlug bislang Torwart Rainer Zoll am besten ein, der auf dem Weg ist, die Nummer eins zu werden. Jens Frankenberg wird ausschließlich in der Abwehr eingesetzt, Rückraumschütze Sven Etzold ist noch nicht in Bestform. Vielleicht erreicht er diese unter Heiligenthal. "Nono" Bartolovic war bereits so verärgert über Etzold, daß er ihn auf die Tribüne setzen wollte. Den Sprung von der Kreisklasse in die Oberliga hat Bernd Römer noch nicht ganz geschafft.

"Bis auf die letzten beiden Spiele ging bei uns bisher alles schief", gibt auch Wilhelm Raiß bereitwillig zu. Eine Erklärung hierfür sucht er allerdings vergeblich: "Ich weiß auch nicht. Nach einer tollen Vorbereitung sind wir plötzlich total abgefallen." Möglicherweise lag es an der Verletzung Bartolovics, auf den das Büttelborner Spiel doch stark zugeschnitten war.

In diese Kerbe schlägt gleich der neue Trainer, der von seiner Mannschaft mehr Variabilität und Beweglichkeit erwartet. "Dann werden wir unberechenbarer", weiß auch Raiß. Das Training gestaltet Heiligenthal so ähnlich wie "Nonos" Vorgänger Volker Lang. Handball-spezifischer als Bartolovic, bei dem auch sehr viel Basketball gespielt wurde. Der neue Trainer und die Mannschaft scheinen sich jedenfalls zu verstehen. Auch die von manchen befürchtete Abwanderungswelle blieb aus. "Die Mannschaft bleibt zusammen", freut sich Raiß, der daher auch keinen Anlaß sieht, das Saisonziel zu revidieren. "Wir wollen ins obere Mittelfeld und haben unsere Chancen noch nicht vertan", meint er und setzt hinzu: "Wir sind in der Lage, jede Mannschaft in dieser Klasse zu schlagen." Wolfgang Heiligenthal, der vom Potential der Mannschaft überzeugt ist, kann in Büttelborn ruhig arbeiten. Soviel ist gewiß. Die Vorstandschaft konzentriert sich darauf, einen Linkshänder zu finden, der Michael Janz unterstützt.

Der Vorstand plant auch bereits für die nächste Saison. "Es ist jetzt schon absehbar, daß es nächstes Jahr große Veränderungen geben wird", rechnet Raiß mit einer großen Fluktuation, möglicherweise als eine "verspätete" Reaktion auf den Trainerwechsel. "Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren", meint der Abteilungsleiter.

Währenddessen ist "Nono" Bartolovic auf der Suche nach einem Job und wird möglicherweise in der Regionalliga oder Zweiten Bundesliga wieder "auftauchen". Angesichts der Referenzen, die ihm der TV Büttelborn mit auf den Weg gibt, wird er wohl nicht lange ohne Betätigung bleiben. jbp

AV Schaafheim, FSV Münster, Zweite Ringer-Bundesliga Der Gast ist Favorit im großen Derby 800 Fans werden morgen in der Kulturhalle erwartet / Fikret Kiraz der neue Star des AV

Alljährlich warten die Ringer-Fans des AV Schaafheim und des FSV Münster auf das Großereignis, den Saisonhöhepunkt: das Derby. Die glücklichen Schaafheimer haben in dieser Saison zunächst das Heimrecht und dürfen sich auf eine brechend volle Kulturhalle am Samstag (20.30 Uhr) freuen. 800 Zuschauer werden erwartet, wenn der FSV Münster als Tabellenzweiter in Schaafheim die Matten betritt. Als sportlicher Favorit gehen die Münsterer in das alte Duell der Nachbarn, denn sie rangieren derzeit mit 11:3-Punkten hinter dem unangefochtenen KSV Köllerbach auf Rang zwei der Tabelle der Zweiten Bundesliga. Doch nur einen Punkt weniger verbuchen die Gastgeber auf Rang vier und können den FSV Münster mit einem Sieg überflügeln.

"Wir glauben an unsere Chance", bestätigt AV-Pressewart Normen Krautwurst. "Es muß aber schon optimal laufen, wenn man betrachtet, was die Münsterer für Stareinkäufe getätigt haben". Auf die Derbystimmung konnten sich die Schaafheimer schon einmal in Waldaschaff vorbereiten, wo sie mit 18,5:14,5 einen wichtigen Erfolg verbuchten. 400 Zuschauer, deren Verhalten im Protokoll als "unsportlich gegenüber Gegner und Kampfrichter" bezeichnet wurde, machten den Schaafheimern das Leben schwer. "In den beleidigenden Zwischenrufen lag der blanke Haß", bestätigt Krautwurst, der jedoch nicht allzu schokkiert wirkte. Bei einem spannenden Ringerderby geht es nun einmal nicht wie beim Schach zu . . .

Trotz der Anfeindungen siegten die Schaafheimer am Ende sicher. Zuvor hatten sie ein Wellental zu durchschreiten. Siegen von Holger Kartschall, Engin Ürün, Tino Hempel und Reinhard Markgraf standen Punktverluste durch Ralf Markgraf, Kubilay Özcandarli, Mario Gattnar, Bernd Fröhlich und überraschend auch Normen Krautwurst entgegen. Vor dem abschließenden Kampf hieß es 14,5:14,5. Schwergewichtler Siggi Sauer "servierte" jedoch Mario Scherer klar mit 16:0 ab und sicherte seinem Team den Erfolg. Neben Sauer riß besonders Engin Ürün die 70 mitgereisten Schaafheimer zu Jubelstürmen hin: Der 56-Kilo-Mann wird immer besser und schulterte Fikret Kiraz schon nach weniger als drei Minuten. Auf ihn hoffen die Fans nun auch gegen Münster.

Der FSV Münster kommt mit der Empfehlung eines 24:8-Sieges gegen den Langenlonsheimer SC nach Schaafheim. Lediglich Dieter Löbig und Lubos Jelinek mußten Niederlagen quittieren. Dabei hatte Löbig Pech, denn er war gegen Brzoska eigentlich der aktivere Ringer. Jelinek mußte sich dem starken Kujawski beugen.

Insgesamt präsentierten sich die Münsterer jedoch in guter Verfassung und können ohne Angst nach Schaafheim fahren. Selbst vor den dortigen Fans müssen sie sich nicht fürchten, denn die nehmen für sich in Anspruch, nicht so unsportlich wie jene in Waldaschaff zu sein. Auf daß sie dies bestätigen und ein spannender, aber friedlicher Ringer-Abend ansteht. jbp

Parteiführer trat zurück Bestechungsskandal treibt Japans starken Mann aus dem Amt Von unserer Korrespondentin Tina Stadlmayer

TOKIO, 14. Oktober. Nach einer landesweiten Protestwelle wegen seiner Verwicklung in einen Spendenskandal hat der Fraktionsvorsitzende der japanischen Regierungspartei LDP, Shin Kanemaru, am Mittwoch seinen Rückzug aus der aktiven Politik verkündet. Der 78jährige legte sein Mandat als Unterhaus-Abgeordneter nieder und gab damit die Führung der größten Fraktion in der Liberaldemokratischen Partei ab. Der Posten hatte ihn in den letzten Jahren zum mächtigsten Politiker in Japan gemacht.

Vor anderen Spitzenpolitikern seiner Fraktion sagte Kanemaru, er habe dem Parlamentspräsidenten seinen Rücktritt mitgeteilt, "um meine Verantwortung für die derzeitigen Probleme deutlich zu machen". Er bedauerte, seiner Partei geschadet zu haben, und fuhr fort: "Ich bitte die Nation aus tiefstem Herzen um Vergebung für die von mir verursachten Ungelegenheiten."

Kanemaru hatte von einer Firma mit Mafia-Verbindungen illegale Parteispenden in Höhe von sechs Millionen Mark angenommen. Die Oppositionsparteien fordern jetzt, Kanemaru solle in der kommenden Parlamentssitzung als vereidigter Zeuge über die Machenschaften der Firma Sagawa Kyubin und ihre Bestechungspraxis aussagen.

Ministerpräsident Miyazawa sagte im Fernsehen, er werde sich nun verstärkt für "mehr Sauberkeit in der Politik" einsetzen. Einen Regierungswechsel muß er nicht befürchten, da die Oppositionsparteien schwach und zerstritten sind.

Die Japaner verlangen jetzt politische Reformen und die Aufklärung des Sagawa-Kyubin-Skandals im Parlament. "Die eklatanten Fehler des politischen Systems können nicht allein durch den Rücktritt Kanemarus gelöst werden", kommentierte die konservative Yomiuri Zeitung. (Kommentar auf Seite 3)

RK Heusenstamm, Zweite Rugby-Bundesliga Schlußlicht Eintracht kommt Die zweite Mannschaft gewann das Derby in Offenbach

Durch einen 16:5-Erfolg über den Münchner RFC stabilisierte das Rugbyteam des RK Heusenstamm den dritten Rang in der Tabelle der Zweiten Bundesliga. Damit verkürzten die Heusenstammer den Abstand zu den Zweitplazierten Münchnern auf zwei Punkte und halten Kontakt zur Tabellenspitze. Dort rangiert nach wie vor der BSC Offenbach, der in Rottweil zu einem sicheren 30:18-Erfolg kam. Am Samstag erwarten die Heusenstammer Schlußlicht Eintracht Frankfurt (15 Uhr, Sportzentrum Martinsee). Als klarer Favorit gilt es einen Heimerfolg unter Dach und Fach zu bringen um an den Münchnern vorbeizuziehen. Auf die gefährlichen Eintracht-Konter wollen die Heusenstammer besonders achten.

In München taten sich die Gäste zunächst schwer. Der Aufsteiger störte geschickt das Heusenstammer Aufbauspiel. Ein erfolgreicher Straftritt des Heusenstammer Matthias Kilian zur 3:0-Führung brachte nur vorübergehend Sicherheit. Spätestens als die Münchner nach einem geglückten Versuch mit 5:3 vorne lagen hatten die Heusenstammer den Ernst der Lage erkannt. Ein Vorstoß von Oliver Weidlich brachte den Gästen kurz vor der Pause die 8:5-Führung. Diese wurde gleich nach dem Wechsel durch einen Versuch von Peter Keller und einen Straftritt von Stefan Rothe auf beruhigende 16:5 ausgebaut. Einen erneuten "Knacks" erlitt das Spiel des RK, als Matthias Kilian nach einem Revanchefoul vom Platz gestellt wurde. Trotz regelrechter "Belagerung" der RK-Spielhälfte gelang es den Gastgebern jedoch nicht mehr, die sichere Heusenstammer Abwehr zu überwinden. Mit viel Einsatz brachten die Gäste den Sieg über die Zeit. Ein Sonderlob von Trainer Stefan Terboczi ernteten Kapitän Jürgen Walke und Peter Keller.

Auch das zweite Team feierte einen Erfolg. Im Derby bei der Reserve des BSC Offenbach siegten die Gäste mit 24:5. In der Regionalliga liegt Heusenstamm II nun auf dem zweiten Platz. Auf Rang vier findet sich der BSC Offenbach II. Was ihren Kollegen in der Regionalliga gelang, das wollen die Bundesligaspieler nun auch noch erreichen: Den BSC Offenbach überflügeln. Ein Sieg gegen Eintracht Frankfurt ist hierfür Pflicht.

RK HEUSENSTAMM: Klaus Endlich (Uwe Weigel), Jürgen Walke, Ulrich Schuppert (Marco Krapscha), Matthias Kilian, Peter Keller, Alexander Kotzek, Jörg Weidmann, Harald Hees, Ralf Baum, Paul Doran, Stefan Rothe, Bernd Weidmann, Peter Knaak, Oliver Weidlich, Jens Steinweg, Frank Bardenheyer, Michael Schuster. jbp

Journalist unter Spionagevorwurf Früherer "Spiegel"-Redakteur bestreitet Arbeit für Stasi Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 14. Oktober. Vor dem 4. Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts muß sich seit Mittwoch der frühere Spiegel-Journalist Diethelm Schröder gegen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft verteidigen, rund 30 Jahre lang für den Staatssicherheitsdienst (Stasi) der DDR gearbeitet zu haben. Schröder soll unter dem Decknamen "Schrammel" zwischen 1956 und 1986 als Agent für die Stasi gearbeitet haben.

Im Gegensatz zu allen anderen Angeklagten, gegen die der Düsseldorfer Spionage-Senat in den vergangenen Jahren Hauptverfahren geführt hatte, erklärte sich Schröder für "nicht schuldig". Er bestritt jegliche geheimdienstliche Zusammenarbeit mit der Stasi. Die Staatsanwaltschaft will dem Strafsenat in den nächsten Tagen allerdings mindestens vier Zeugen aus der ehemaligen DDR präsentieren, die bei ihrer Vernehmung durch die Polizei genau das Gegenteil behaupteten.

Schröder konnte sich am Mittwoch während seiner stundenlangen Vernehmung zur Person die Existenz solcher Belastungszeugen und deren angeblichen Beschuldigungen auch auf mehrfaches Befragen des Senatsvorsitzenden Klaus Wagner nicht erklären. Der Angeklagte meinte lediglich, als ehemaliger Militärexperte des Hamburger Nachrichtenmagazins habe über ihn bei der Stasi bestimmt eine Akte vorgelegen. Und in diese hätten offenbar irgendwelche StasiMitarbeiter "was reingeschrieben, um Erfolgserlebnisse bei der Abschöpfung eines Spiegel-Journalisten gegenüber ihren Vorgesetzten vorzugaukeln", sagte er aus.

Schröder unterhielt während seiner Tätigkeit in Bonn vertraulichen Umgang mit hohen Militärs und Verteidigungspolitikern. Manfred Wörner (CDU) gehörte zu seinen Duz-Freunden. Unter anderem soll Schröder die Stasi über die Erkenntnisse aus seinen Gesprächen mit hohen Politikern und über Übungsflüge des Bundeswehrkampfflugzeugs "Tornado" informiert haben.

Ende 1991 hatte sich Schröder - nach eigenen Angaben - "mehr schiedlich als friedlich" von seinem Hamburger Arbeitgeber getrennt. Auf die Frage des Senatsvorsitzenden, warum er sich seitdem keinen anderen Arbeitgeber gesucht habe, antwortete der Angeklagte: "Ich bekomme da die Wirkung von Vorverurteilungen zu spüren."

Ende des Drahtziehers

Es schien so, als hätten sie sich damit abgefunden, daß alle ihre Politiker korrupt sind. Plötzlich aber protestierten die Japaner unerhört laut - und sie erreichten den Rücktritt von Shin Kanemaru, des mächtigen Drahtziehers. Kanemaru gilt seit Jahren als der Inbegriff des schmutzigen Politikers: Er ist derjenige, der die Bestechungsgelder an seine Parteifreunde weitergab.

Das undemokratische, fast feudal anmutende japanische System funktioniert seit langem so: Wirtschaftsunternehmen geben den Politikern (illegal) Geld für ihre Wahlkämpfe. Die Politiker reichen einen Teil des Geldes als Wahlgeschenke an die Bürger weiter. Deshalb werden sie gewählt. Auch die Opposition kassiert ab - und hält den Mund. Die jetzt aufgeflogenen sechs Millionen Mark für Kanemaru sind also nur die Spitze eines riesigen Eisberges. Doch der Unmut der Japanerinnen und Japaner hat dafür gesorgt, daß Kanemaru seine Geschäfte nicht mehr weiter betreiben kann. Es ist jetzt an den wenigen nicht-korrupten Politikern und Staatsanwälten, den Rest des Eisberges an die Oberfläche zu holen. Schließlich sollen noch über hundert weitere Abgeordnete in den Bestechungsskandal verwickelt sein.

Wenn - wie die Bürgergruppen jetzt fordern - "die ganze Wahrheit" ans Licht kommt, dann ändert sich vielleicht doch noch etwas an den verkrusteten Strukturen in Japan. Und es entsteht, was der japanischen Politik bis heute fehlt: eine handlungsfähige Opposition, die in der Lage ist, die seit 1955 alleine regierende LDP abzulösen. tst (Tokio)

Städtischer Häcksler im Westen unterwegs

HÖCHST / ZEISLHEIM / GRIESHEIM. Der Häcksler kommt: Das Fahrzeug, in dem Äste und Strauchschnitt zerkleinert werden können, ist am Samstag in den westlichen Stadtteilen unterwegs. Es steht am Samstag von 8 bis 11 Uhr auf dem Betriebshof in Höchst, von 12 bis 15 Uhr "Am Gemeindegarten" in Griesheim. Zeilsheim ist erst nächsten Samstag dran (von 8 bis 11 Uhr auf dem Parkplatz des Schützenhauses). Die Hobbygärtner können ihr Häckselgut anschließend wieder mitnehmen. clk

Im Dschungel wuchernder Großstädte Zwei brasilianische Autoren lasen im Literaturhaus

Chaos, Gewalt und Karneval, Erotik und Exotik: fest sitzen die Klischees, wenn es um Brasilien und seine wuchernden Großstädte geht, schnell sind die bunten (Zerr-)Bilder von Armut bis Zuckerhut im Kopf. Wie aber sieht der Blick von innen aus, welche Vision der Wirklichkeit entwirft die Gegenwartsliteratur des Landes?

Mit Zulmira Ribeiro Tavares aus São Paulo und Sergio Sant'Anna aus Rio de Janeiro, beide in den 80er Jahren reich mit literarischen Auszeichnungen bedacht, waren im Literaturhaus nun zwei ihrer wichtigsten Vertreter zu Gast. Ihre Lesung war zugleich Auftakt einer Reihe, in der künftig regelmäßig Autoren aus den "Neuen Metropolen" - und dabei vorwiegend aus den Ballungsräumen der sogenannten Dritten Welt - zu Wort kommen sollen.

Als explizite Exponenten des Großstadt-Genres angekündigt, ließen Tavares und Sant'Anna unterschiedliche Temperamente, persönlicher wie literarischer Natur, erkennen: "Großstadtliteratur" ist nicht gleich Großstadtliteratur, und schon gar nicht in Brasilien.

Zulmira Talavares, Jahrgang 1930, las aus ihrem Roman "Herr P. in Kalamitäten": In ironischer, eher traditionell psychologisierender Erzählweise schildert sie die Geschichte des Heladio Pompeu, der während eines ihm peinlichen Krankenhausaufenthalts seine Kindheit, vor allem aber das langweilig-bourgeoise Leben seiner Sippe seit den 20er Jahren Revue passieren läßt. In Pompeus Erinnerungen an falsche Moral und Etikette der Bürgersalons wird so en passant jenes São Paulo lebendig, das in diesem Jahrhundert vom trägen Hort der Kaffeebarone zur dynamischsten Metropole Lateinamerikas mutiert ist.

Der Roman "Amazone", den der 1941 geborene Sant'Anna vorstellte, ist dagegen eine bissige Sex-and-Crime-Satire auf Medien und Macht, Politik und Korruption in Brasilien: Sprachlich zwischen dem Gefühlsbrei der telenovelas und vulgärem Straßenslang virtuos changierend, erzählt er den fulminant-skandalösen Aufstieg der attraktiven Dionisia, die ihrer adretten Hausfrauen-Langeweile entflieht - und es nach einer Romanze mit dem französischen Star-Fotografen gar bis zur Präsidentschaftskandidatin der alternativen Partei bringt.

Sant'Anna zieht in seiner Seifenoper aber nicht nur das Etablissement des Landes souverän durch den Kakao und läßt dabei kaum eine Geschmacklosigkeit aus, sondern führt seine Leser auch in die schäbigen Viertel von Rio - dorthin, wo fern von Ipanema und Copacabana sich ganze Bettlerkolonien nachts (ganz und gar unromantisch) am Lagerfeuer die Hände wärmen.

Bei allen Gegensätzen zwischen Tavares' und Sant'Annas Romanen - kondensiert etwa in der Evozierung von vergangener Pracht auf der Avenida Paulista gegenüber der täglichen Apokalypse auf Rios Avenida Brasil - ist ihnen eine Erkundung der Wurzeln des brasilianischen Übels gemein, ebenso wie die Kritik an den nicht nur auf das Militärregime der 60/70er Jahre beschränkbaren autoritär- repressiven Mechanismen ihrer Gesellschaft. Zulmira Talavares läßt ihren tragikomischen Helden Pompeu mit den einzelnen Schichten der Vergangenheit zugleich die Gründe seiner bürgerlichen Malaise freilegen. Seine Phantasmagorien verweisen u. a. auf die Entfremdung der brasilianischen Eliten vom eigenen Land: auf das Problem ungeklärter kultureller Identität. Sant'Annas Roman, von Übersetzer Frank Heibert - dem zuweilen eine glücklichere Wortwahl zu wünschen gewesen wäre - als Gesamtkunstwerk in brasilianischer Chaos-Theorie vorgestellt, spielt dagegen über die Fabulierlust hinaus mit Genreregeln und Kulturklischees, steigert die als typisch betrachteten "Laster der Latinität" wie Machismo und Heuchlerei ins Extrem-Groteske.

Fest steht, daß er mit seiner Real-Fiktion über die bodenlose Subversion der Werte in Brasilien von der Wirklichkeit eingeholt worden zu sein scheint: Das Szenario von Wahl und Abwahl eines korrupten, von den Medien zunächst hochgeputschten und dann wie eine heiße Kartoffel fallengelassenen Präsidenten hätte zweifellos aus der Feder Sant'Annas stammen können.

STEPHAN HOLLENSTEINER

Wegen Zahlungsunfähigkeit toten Vater zurückgegeben

RICHMOND, 14. Oktober (AP). Ein Bestattungsunternehmen in Texas hat einem zahlungsunfähigen Mann seinen toten Vater kurzerhand vor der Haustür abgeladen. Der Chef des Unternehmens in Richmond, Newell Evans, sagte am Dienstag in einem Fernsehinterview, er habe den Leichnam zurückgegeben. Larry Bojarski, der Sohn des Verstorbenen, reagierte fassungslos auf das Vorgehen des Bestattungsunternehmers. Er habe die Polizei angerufen und gefragt, was er mit dem Leichnam machen solle. Friedensrichter Gary Geick sprach von einer "Hölle für die Armen".

Newell blieb in dem Fernsehinterview bei seiner geschäftsmännischen Sicht, daß eine Leistung über 2000 Dollar nicht erbracht werde, wenn der Auftraggeber sie nicht bezahlen könne. Wenn andere Bestattungsunternehmen dies als unmoralisch bezeichneten, sei dies ihre Sache.

Ein anderes Bestattungsunternehmen will den an Krebs verstorbenen George Bojarski nun kostenlos zur letzten Ruhe betten.

Vier Jahre Gefängnis für Mißbrauch zweier Jungen Opfer und ihre Mutter schwiegen vor Gericht Von Wolfgang Heininger HANAU. Zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren hat die Jugendschutzkammer des Hanauer Landgerichts einen Mann aus Rodenbach wegen sexuellen Mißbrauchs von Schutzbefohlenen verurteilt. Obwohl es in dem Prozeß keine unmittelbaren Zeugen für die Verfehlungen des 36jährigen gab, weil die betroffenen Kinder und deren Mutter keine Angaben machten, sah das Gericht die fortgesetzte Handlung als erwiesen an. Es blieb bei der Strafzumessung allerdings unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Der Anklagevertreter Michael Plagge hatte dem Mann vorgeworfen, in der Zeit von Mai 1988 bis Otkober 1989 in mindestens acht Fällen die beiden Söhne seiner Lebensgefährtin, damals zehn und elf Jahre alt, vergewaltigt und sie unter Androhung von Schlägen dazu gezwungen zu haben, an ihm homosexuelle Handlungen vorzunehmen. Die Mutter hatte die Vorfälle schließlich selbst zur Anzeige gebracht. Das Verfahren gestaltete sich besonders heikel. Zunächst hatte die Kammer das Verfahren so lange ausgesetzt, bis die beiden Jungen 14 Jahre alt geworden waren. Mittlerweile will die Familie mit der Justiz nichts mehr zu tun haben. Der Rodenbacher ist inzwischen mit der Mutter der Jungen sogar verlobt.

Demzufolge verlief die Verhandlung am Montag und Mittwoch äußerst zäh. Der Angeklagte bestritt die Taten in wenigen Worten und machte noch nicht einmal Angaben zur Person. Das Gericht mußte sich demzufolge durch Befragen seiner Mutter ein Persönlichkeitsbild machen. Aber auch die konnte nur wenig zur Erhellung der Hintergründe beitragen, da sie seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn hat. Sie konnte lediglich berichten, daß er nach abgebrochener Lehre mehrere Berufe, darunter den des Dachdeckers, ausübte, bereits einmal geschieden ist und einen 13jährigen Sohn hat.

Die betroffenen Jungen und ihre Mutter verweigerten im Zeugenstand die Aussage. Obwohl die Kinder mit dem Angeklagten nicht verwandt sind, verzichtete die Kammer darauf, sie zu einer Aussage zu zwingen. Zum eigentlichen Tatgeschehen äußerten sich schließlich eine Polizeibeamtin und eine Psychologin. Beide hatten nach der Anzeige vor zwei Jahren mit den Jungen gesprochen und sich das Geschehen schildern lassen. Die Psychologin hatte zudem ein Gutachten angefertigt.

Sowohl die Zeugenaussagen als auch die Schlußplädoyers und die Urteilsbegründung erfolgten auf Antrag der Verteidigung unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Zu erfahren war lediglich, daß Staatsanwalt Plagge eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren gefordert hatte. Der Verteidiger plädierte auf Freispruch.

Da der Verurteilte, der das Strafmaß sichtlich erschüttert aufnahm, keiner geregelten Beschäftigung nachgeht und wegen der Höhe der verhängten Strafe erkannte die Kammer auf eine bestehende Fluchtgefahr. Der Mann wurde noch im Gerichtssaal festgenommen.

Halbe Ration für Hunger-Patient Booker Prize geteilt an Michael Ondaatje und Barry Unsworth

LONDON. Der mit rund 50 000 Mark (20 000 Pfund) dotierte Booker Prize, der wichtigste englische Literaturpreis, wurde zum ersten Mal in seiner vierundzwanzigjährigen Geschichte geteilt. Die dieses Jahr von der Sachbuchautorin Victoria Glendinning geleitete Jury konnte und wollte sich auf ihrer fünfzehnminütigen Schlußsitzung kurz von der Preisverleihung in der Londoner Guildhall am Dienstagabend nicht zwischen Michael Ondaatjes Roman "The English Patient" und "Sacred Hunger" von Barry Unsworth entscheiden.

Beide Schriftsteller sind dem deutschen Lesepublikum durch Übersetzungen bereits bekannt, genauso wie Ian McEwan und Christopher Hope, die ebenfalls in die engere Auswahl kamen. Insgesamt machte die "Shortlist" von sechs Titeln einen außerordentlich düsteren Eindruck: die Bücher handeln samt und sonders von Krieg und Gewalt, von Schlachthäusern und Konzentrationslagern, worin manche Kritiker schon einen neuen Trend der britischen Belletristik zu erkennen glaubten.

Das Buch des 48jährigen Michael Ondaatje (in Deutschland bekannt durch "In der Hand des Löwen"), der in Sri Lanka geboren wurde, in England zur Schule ging und heute als Englischdozent im kanadischen Toronto lebt, sticht allerdings trotz des brutalen Settings durch Poesie und Herzenswärme hervor. "The English Patient" spielt in einer teilweise zerstörten Villa nördlich von Florenz während der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Die alliierten Truppen sind längst weitergezogen; zurückgelassen haben sie einen schwerverwundeten Kampfpiloten, dessen Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist; sein Name bleibt unbekannt, er wird nur als "The English Patient" bezeichnet.

Mit ihm befindet sich die kanadische Krankenschwester Hana in dem Haus. Sie pflegt den halbtoten Mann, der jedoch bei Bewußtsein ist, kunstgeschichtliche Diskurse hält und sich von ihr Kiplings Romane vorlesen läßt. Zwei weitere Figuren machen das ganze Personal komplett: ein junger indischer Sprengstoffspezialist namens Kip, den Hana beobachtet, wie er kunstvoll eine Bombe entschärft, und in den sie sich darob verliebt, sowie Caravaggio, ein zynischer Abenteurer mittleren Alters, der von den Nazis als Spion gefoltert wurde und seither - mit Jean Améry zu reden - "nicht mehr heimisch in der Welt" sich fühlt.

Beeindruckender noch als das sich in dieser merkwürdigen Hausgemeinschaft entwickelnde Vier-Personen-Drama ist die geradezu photographische Detailgenauigkeit von Ondaatjes Buch. Ob er verwüstete Renaissancekirchen oder den Mechanismus eines Bombenzünders beschreibt: er beschwört mit jedem Ding eine besondere Stimmung, die Atmosphäre entsteht gleichsam visuell.

Auch Barry Unsworth hat für seinen Roman zunächst viel recherchiert. "Sacred Hunger" ist eine epische Studie über die Sklaverei mit präzisem historischen, wirtschaftlichem und soziologischem Hintergrund (das Buch ist auch gleich dreimal umfangreicher als Ondaatjes). Der Titel meint nichts anderes als die Triebfeder des Kapitalismus: das Profitstreben. Die Handlung spielt im Jahr 1752; ihre Protagonisten sind zwei Cousins: der aufgeklärtem, wissenschaftlichem und darum humanitärem Denken verpflichtete Mathew Paris - und Erasmus, der die kapitalistische Ethik verkörpert, die es auch erlaubt, mit Menschenhandel Geld zu verdienen.

Trotz der genauen Fixierung in der Vergangenheit kann man Unsworths Roman aber auch als eine verkappte Aufarbeitung der Thatcher-Ära lesen; jedenfalls wird kaum ein Engländer, der die letzten zehn Jahre erlebt hat, von den aktuellen Formen der Habsucht und der Rücksichtslosigkeit im Vereinigten Königreich abstrahieren. Der 1930 geborene Engländer Unsworth lebt heute in Finnland. Sein Preisgeld will er nach eigenen Angaben in sein Haus investieren, das er in Italien besitzt. Ob dort einmal ein englischer Patient gepflegt wurde, ist nicht bekannt. BURKHARD MÜLLER-ULLRICH

Datenschützer für Krebsregister Pauschale Behauptung zurückgewiesen / Drei Modelle denkbar

WIESBADEN/HEPPENHEIM. Der Hessische Datenschutzbeauftragte hat der Darstellung des Gesundheitsministeriums widersprochen, die Einführung eines Krebsregisters in Hessen scheitere an den Schranken des Datenschutzes.

Die Leiterin des Referats Gesundheitswesen beim Datenschutzbeauftragten, Rita Wellbrock, sagte zur FR, derartige "pauschale" Behauptungen träfen nicht zu. Wer ein Krebsregister aus gesundheitspolitischen Gründen wolle, könne dies durchsetzen, ohne dabei befürchten zu müssen, daß der Datenschutz dem entgegenstehe. Es müsse lediglich ein Ausgleich der Interessen von Forschung und Patienten gefunden werden, der jedoch möglich sei.

Das Haus von Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) hatte demgegenüber auf Vorschläge zur Einführung eines Krebsregisters, wie es vor allem an der Bergstraße von der Gesundheitsdezernentin Eva-Maria Krüger (parteilos) wegen der dortigen Häufung von Krebserkrankungen gefordert wird, geäußert, Probleme des Datenschutzes würden ein derartiges Vorhaben vermutlich verhindern. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn verschiedene Datensysteme miteinander gekoppelt werden müßten, so Ministeriums-Sprecher Georg Dick.

Nach Darstellung der Datenschützerin Wellbrock gebe es im wesentlichen drei Modelle für ein Krebsregister, die sich mit den Vorstellungen ihres Hauses dekken würden und realisierbar seien. Im sogenannten Einwilligungsmodell werden die Daten in aller Regel nur dann an ein Krebsregister weitergegeben, wenn der Patient damit einverstanden ist. Nachteil sei, so Frau Wellbrock, daß hierbei die von der Wissenschaft gewünschte Vollständigkeit der Erhebung nicht gewährleistet sei.

Neben einem in Baden-Württemberg erwogenen Modell, bei dem die Angaben noch beim Arzt anonymisiert werden, sei in letzter Zeit vor allem das an der Mainzer Uniklinik entwickelte Treuhandmodell im Gespräch. Dieser Vorschlag sehe eine Trennung des Registers in eine "Vertrauensstelle" und eine Stelle mit verschlüsselten Daten vor. Dieses Modell, das im Frühjahr bei einer Besprechung der bundesdeutschen Datenbeauftragten besprochen worden sei, "halten wir für einen gangbaren Weg". -ke

Kirche wegen Behandlung der Stasi-Affären scharf kritisiert

zba ARNOLDSHAIN, 14. Oktober. Scharfe Kritik an den Kirchenleitungen in Thüringen und Greifswald (Vorpommern) bei der Behandlung von Stasi-Verstrickungen hat der Präsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hartmut Löwe, geäußert. Die Erklärung der Thüringer Kirche nach der Enttarnung des verstorbenen Eisenacher Kirchenrats Gerhard Lotz als Stasi-Mitarbeiter bezeichnete Löwe auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Arnoldshain am Mittwoch als "mittlere Katastrophe: politisch inhaltslos, theologisch ärmlich und obendrein falsch, ethisch verantwortungslos". Offenbar gebe es in den evangelischen Kirchen eine "verbreitete Weigerung, dunkle Stellen in der eigenen Vergangenheit auch nur zur Kenntnis zu nehmen". Das führe dazu, daß Beobachter die Kirche insgesamt für "schlimm belastet halten".

Auch was gegenwärtig in der Greifswalder Kirche geschehe, schade "dem Vertrauen in die Kirche" und lähme sie. Löwe bezeichnete die Beurlaubung des früheren Pressereferenten des DDR-Kirchenbundes, Rolf-Dieter Günther, durch die EKD-Zentrale in Hannover als "Signal", von dem man gehofft habe, daß die Greifswalder Kirche ihm folgen werde. In Greifswald werden die beiden Oberkirchenräte Siegfried Plath und Hans-Martin Harder beschuldigt, mit der DDR- Staatssicherheit zusammengearbeitet zu haben. Löwe erinnerte daran, daß Günther von den Stasi-Leuten öffentlich als "meinen Partnern" gesprochen habe.

Der Thüringer Kirche warf Löwe vor, im Fall Lotz "ungefähr alles falsch" gemacht und kein Fettnäpfchen ausgelassen zu haben. "Grotesk" nannte er den Hinweis in der Thüringer Erklärung, ein gültiges Urteil über Schuld und Unschuld eines abgeschlossenen Lebens liege allein bei Gott. "Soll es künftig verboten sein, Hitler einen Verbrecher und Idi Amin einen Menschenschinder zu nennen?", fragte Löwe.

Rüstung finanziert Abrüstung

MOSKAU, 14. Oktober (Reuter). Die Umstellung der russischen Rüstungsindustrie auf nicht-militärische Produkte wird nach Angaben von Regierungsvertretern rund 15 Jahre dauern und muß durch Waffenverkäufe mitfinanziert werden. Der stellvertretende russische Industrieminister Boris Lapschow verwies am Dienstag zugleich darauf, daß Rußland seine Rüstungsexporte nicht auf Kosten der Betriebe in Ungarn, den USA oder Westeuropa beschneiden wolle. Zudem müsse die Umstrukturierung der Rüstungsindustrie mit der Notwendigkeit ausgeglichen werden, das wissenschaftliche Niveau aufrechtzuerhalten.

Lapschow sagte, bis zu 100 000 Wissenschaftler seien bereits aus der militärischen Forschung in andere Wirtschaftszweige übergewechselt.

Kochen lernen und Gäste-"Stress" abbauen

BAD VILBEL. Die evangelische Familienbildungsstätte Bad Vilbel bietet wieder einen Kochkursus in den Räumen der Christuskirchengemeinde, Grüner Weg 4-6 an. Er will den Teilnehmer/-innen helfen, den "Gäste-Stress" abzubauen, um durch geplante Gastlichkeit Sicherheit zu gewinnen, neue Ideen liefern, Gäste zu verwöhnen. Dieser Kursus ist für Frauen und Männer gedacht, die gerne in gastlicher Runde gesellige Stunden genießen. Er beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 18.30 Uhr, einmal pro Woche über vier Wochen hin. de

Land-Lieder Agricantus aus Sizilien

Alte sizilianische Lieder peppt die Gruppe Agricantus mit Pop auf. "Wir haben jahrelang traditionelle sizilianische Musik studiert", sagen sie noch vor ihrem Konzert in der Alten Oper. "Jetzt versuchen wir Musik zu machen, die genau in der Mitte zwischen traditioneller und moderner Musik liegt. Das paßt gut in unsere Zeit. Andere Gruppen machen entweder nur traditionelle Musik oder solche für Touristen. Wir aber machen gute Musik", lautet schlicht und selbstbewußt das Credo.

Auch das Instrumentarium besteht aus alt und modern. So ergibt die Mischung von akustischer Miniaturgitarre mit einer elektrischen Gitarre, von Maultrommel, Tamburinen und Kastagnetten mit Schlagzeug begleitet, einen Klang, der an orientalische oder aber mittelalterliche Praktiken ebenso erinnert wie an die der Rock-'n'-Roller. Die zu Pop- und Rockballaden verwandelten Lieder seien "zwischen fünfzig bis ein paar hundert Jahre alt", hieß es. Die Themen blieben aktuell. Das Meer und das Wetter im allgemeinen gehörten dazu wie Anekdoten aus der italienischen Geschichte. Die ist ohne Banditen nicht vorstellbar. Im 19. Jahrhundert hatten Räuber noch die hehren Grundsätze von Freiheit und Abenteuer und sangen in der durch Verfolgung erzwungenen Einsamkeit der Berge schmissige Lieder darüber. Daß man sich nicht nur in Sizilien mit Saufliedern etwa gut amüsierte, bewies Agricantus mit Liedern aus Sardinien und anderen Regionen Italiens. Trotz ihres perfekten Spiels auf selten zu hörenden Instrumenten musizierten sie ausgelassen, brachten vor allem sich selbst in Tanzstimmung. S.O.

Touri-KORR

"Federweißer" in Badenweiler

Schloßkeller in herbstlichem Schmuck

Glaube an die Solo-Karriere Eine Debatte über Nachwuchssorgen bei Opernsängern

Der Opernfreund hat sich daran gewöhnt: "Große" Rollen werden meist mit ausländischen Sängern besetzt. Natürlich hat niemand etwas gegen eine japanische Zerbinetta oder einen amerikanischen Tamino einzuwenden. Doch wo, so fragt man sich, bleibt der deutsche Sängernachwuchs? Ein Grund für die Misere ist die Situation an den Musikhochschulen. Darin waren sich beim Gespräch im Café-Foyer des Opernhauses alle einig.

"Sängernachwuchs aus deutschen Hochschulen" hieß das Thema, über das Hans Drewanz, Generalmusikdirektor am Darmstädter Staatstheater, Wolf-Hildebrand Moser von der Zentralen Bühnenvermittlung Frankfurt und Rolf Reinhardt, lange Leiter der Abteilung Oper an der Musikhochschule sprachen.

"Amerikanische Sänger sind viel besser und umfassender geschult. Sie sammeln schon auf der Hochschule erste Opernerfahrung", beschrieb Hans Drewanz die Situation. An deutschen Musikhochschulen gäbe es nur wenig brauchbare Opernabteilungen. Der Generalmusikdirektor konstatierte: "Es werden zu viele Musiker mit zu geringem Niveau ausgebildet". Für Rolf Reinhardt liegt in der Kulturhoheit der Länder der Hase im Pfeffer. "Allein Baden-Württemberg leistet sich fünf Musikhochschulen, die für große Opernproduktionen aber viel zu klein sind." Ebenso wie Hans Drewanz plädierte er für eine Bündelung und bessere Ausstattung der Institute.

Wolf-Hildebrand Moser kritisierte: "Es kommen Leute zum Vorsingen, die nicht einmal wissen, in welchem Fach sie singen können." Von einer Zukunft im Opernchor wolle niemand etwas wissen, alle glaubten an die Solistenkarriere. Es fehle bei den Musikpädagogen an realistischer Einschätzung und Verantwortung für junge Sänger.

Allmählich rückte die Lage der Opernhäuser in den Mittelpunkt. Um die Kosten zu decken, müßten kleine Bühnen fast täglich spielen. "Dabei singen Künstler häufig Rollen, die ihre Möglichkeiten weit übersteigen", klagte Drewanz. Junge Stimmen behutsam zu entwickeln sei im heutigen Betrieb kaum möglich. Daran, daß für große Rollen so häufig ausländische Gäste engagiert würden, sei auch das Anspruchsdenken des Publikums schuld, sagte Hans Drewanz - ganz nach dem Motto "Jeder kleinen Bühne seinen Pavarotti". Mit der Kritik an immer aufwendigeren Produktionen rannte Rolf Reinhardt beim Publikum offene Türen ein. In Frankfurt werde tagelang nicht gespielt, weil lange Probezeiten die Bühne blockieren. Ein Zuhörer brachte es auf den Punkt: "Das Ganze wird von Jahr zu Jahr absurder." ECKART BAIER

Schon mehr als 200 Vereine wollen wandern

NEU-ANSPACH. Über 200 Meldungen von Turnverbänden liegen inzwischen für den Volkswandertag vor. Am Samstag, 17. Oktober, gehen die Wandergruppen ab 9.30 Uhr am Hessenpark an den Start.

Sie können zwischen zwei Routen auswählen, die beide an Sehenswürdigkeiten des Taunus vorbeiführen. Die kürzere Route mit einer Strecke von 5,5 Kilometern, die behindertengerecht ist, führt an Obernhain vorbei über die Saalburg zum Hessenpark zurück.

Die längere Strecke (zehn Kilometer) führt über den Roßkopf und den Herzberg wieder zum Freilichtmuseum. Dort klingt der Wandertag dann auch - weniger anstrengend - mit einem Unterhaltungsprogramm aus. Jeder Teilnehmer erhält außerdem von den Organisatoren, dem Turngau Feldberg, einen Wandergroschen. Für die Wanderer ist der Eintritt in das Freilichtmuseum kostenlos. ca

Namen+Notizen

EBERHARD BAUNER, Bürgermeister von Büdingen, feiert heute seinen 50. Geburtstag. Wer Bauner kennt, weiß, daß er das bei guter Laune tun wird. Möglicherweise nicht wegen des Anlasses, sicher aber, weil wieder einmal ein Anlaß gefunden wurde. Geradezu in Hochstimmung dürfte den konservativen Rathauschef versetzen, daß selbst der rot-grüne Magistrat sich nicht lumpen läßt und für 11 Uhr in das Bürgerhaus in der Jahnstraße zu einem Empfang lädt. Willkommen sind allerdings nur geladene Gäste, was die örtlichen Christdemokraten dazu veranlaßt haben könnte, abends noch einmal auf die Pauke zu hauen - und zwar öffentlich. Unter dem Motto "Wir feiern mit unserem Bürgermeister" lädt die CDU, die Bauner bei der nächsten Bürgermeisterwahl wieder unterstützen will, "Sie und Ihre Angehörigen herzlich ein" (ebenfalls Bürgerhaus, 19.30 Uhr). Nette Leute seien da, heißt es, Musik werde auch gemacht, Bier gebe es genug, auch launige Reden fehlten nicht. Na dann!

Die deutsche Einheit - glatt vergessen

NIDDERAU. Bürgermeister Otfried Betz - ein vaterlandsloser Geselle? Soweit wollte die CDU-Fraktion nicht gehen. Dennoch hat sie mit angemessener Verspätung ein wichtiges örtliches Problem mit geradezu bundespolitischen Implikationen aufgegriffen: die offensichtlich unzureichende Vorsorge der Administration, den Kasus betreffend, daß ein Tag der deutschen Einheit arbeitsfrei sei. Am 3. Oktober waren weder dasRathaus noch das Bürgerhaus Ostheim dem Freudentag angemessen beflaggt. - "Zum Bedauern" der CDU, wie deren Fraktionsgeschäftsführer Andreas Breuer in einem "offenen Brief" an Betz schreibt.

Da konnte man "feststellen, wie schwer sich offensichtlich einige Genossen mit diesem Tag tun". "Verständlich" andererseits, habe sich doch deren Partei "nicht nur bis zuletzt mehr oder weniger gegen die Einheit, sondern darüber hinaus auch noch für die Anerkennung der damaligen DDR ausgesprochen". Offensichtlich, folgert Breuer messerscharf, muß "davon ausgegangen werden, daß auch Sie (also Bürgermeister Betz, d. Red.) zu den Vertretern der harten Linie gehören".

Fahnen waren ja schon immer Ausdruck von Gesinnung. Daß aber Neu-Hardliner Betz nicht mehr meint, seine Position mittels nicht aufgehängter Fahnen zum Rathausfenster heraushängen zu können, wird er vom Oppositionsgeschäftsführer aufgeklärt: Das Gesetz über das Beflaggen öffentlicher Gebäude sieht vor, "daß an nationalen Feiertagen sowohl die Bundes- als auch die Landesflagge zu hissen ist". Betzens Verhalten hielte weder einer moralischen noch einer rechtlichen Bewertung stand. Der Angeschriebene, darauf angesprochen: "Wir haben die Beflaggung vergessen. Ich bedauere das." Ul

Kleine FR · Kleine FR

Kinderbetreuung in Vilbel

BAD VILBEL. In der Veranstaltungsreihe ihrer Montagsgespräche diskutiert die FDP am Montag, 19. Oktober, um 20 Uhr im kleinen Café des Kurhauses über Kindergärten sowie andere Betreuungsangebote für Kinder und Grundschüler. Die Veranstaltung ist öffentlich.

Singletreff

BAD VILBEL. Singles treffen sich alle vierzehn Tage donnerstags in den Räumen der "Bürgeraktive", Frankfurter Straße 15. Die nächsten Zusammenkünfte sind heute und am 29. Oktober.

Infos zur neuen Müllsatzung

KARBEN. Der Magistrat informiert am Mittwoch, 28. Oktober, um 20 Uhr, im Albert-Schäfer-Haus von Petterweil über die Veränderungen durch die neue Müllsatzung, die am 1. Janaur 1993 in Kraft tritt. Alle Karbener sind eingeladen.

Ein Außentank des Düsenjägers noch vermißt

ERBACH. Ein Düsenjäger der US-Luftwaffe vom Typ F-16 hat während eines Notfall-Manövers beim Überflug des Odenwaldkreises drei Außentanks abgeworfen. Die leeren "external tanks" schlugen nach Angaben der Erbacher Polizei in unbewohntem Gelände auf.

Zwei der Behälter wurden bei Haisterbach und Bullau gefunden, ein dritter wird auf freiem Feld im Kreis Miltenberg vermutet. Die Suche der bayerischen Polizei mit Hubschraubern verlief bislang erfolglos.

Ein Polizeisprecher sagte auf FR-Anfrage, die ausgeklinkten Tanks seien keine Reserve-Treibstoffbehälter. Das Kerosin sei während des Starts und vor dem Überflug der Odenwald-Region verbraucht worden.

Der Pilot der Militärmaschine landete nach dem Abwurf aus Sicherheitsgründen auf einem Flugplatz bei Würzburg. Das Flugzeug war von einem Stützpunkt in der Eifel gestartet. feu

Winterhilfe in schwerem Wetter GTZ hat Probleme beim Bau von Flüchtlingsheimen in Kroatien

mak FRANKFURT A. M. Winterfeste Unterkünfte für 20 000 der schätzungsweise 750 000 Bürgerkriegsflüchtlinge in Kroatien will die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) bis Jahresende errichten. Grundlage ist ein Hilfsabkommen, das Deutschland jetzt mit der kroatischen Regierung abgeschlossen hat. GTZ-Mitarbeiter sind aber skeptisch, ob sie die Vorgaben angesichts der Schwierigkeiten vor Ort erfüllen können.

Laut Dirk-Hartmut Hoppe, GTZ-Stabsstellenleiter für Mittel- und Osteuropa, werden seit dieser Woche in drei kroatischen Kleinstädten - Karlovac, Cepin und Rocovci - Fertigheimsiedlungen angelegt, in denen 8000 Flüchtlinge Platz finden sollen. Einheimische Firmen schaffen die Infrastruktur; die Häuser fabriziert ein deutsch-türkisches Konsortium. Koordiniert werde die "Deutsche humanitäre Flüchtlingshilfe in Kroatien" durch ein GTZ-Büro in Zagreb.

In der Eschborner Zentrale schätzt man, daß "es klappen kann", bis zum Übergabetermin wenigstens die 800 Häuser für je zehn Bewohner aufzustellen. Bei den Anschlüssen für Wasser, Strom und Gas würde es aber wahrscheinlich "hapern". Problem seien dabei nicht die kroatischen Partnerfirmen, sondern die fortgeschrittene Jahreszeit und die vielen Unwägbarkeiten vor Ort. So müßten technisch anspruchsvolle Gasheizungen verlegt werden, da wegen der unsicheren Stomversorgung auf simple Elektroöfen kein Verlaß sei.

Noch schwieriger stellt sich die Situation bei aufgegebenen und leerstehenden Gebäuden dar, in denen nach ihrer Sanierung laut Plan 12 000 Flüchtlinge unterkommen sollen. Zur Zeit werden nur neun Objekte mit Platz für 3800 Menschen umgebaut. Wie zu erfahren war, sehen sich die kroatischen Stellen entgegen früheren Versicherungen derzeit nicht in der Lage, weitere leere Gebäude für den Ausbau zum Winterquartier zu benennen. Stabstellenleiter Hoppe lobt zwar die Kooperation mit seinen Partnern, verweist aber auch auf Kompetenzgerangel, ungeklärte Eigentumsrechte und die Interessen der lokalen Behörden, die sich nicht immer mit denen der Regierung deckten. Bei der GTZ fürchtet man, daß weder die angestrebte Kapazität erreicht werde, noch der Kostenrahmen von 50 Millionen Mark einzuhalten sei, da die zu sanierenden Gebäude in schlechterem Zustand als angenommen sind.

Meditative Gestaltarbeit bei der "Möwe Jonathan"

BAD VILBEL. "Meditative Gestaltarbeit" bietet der Verein "Möwe Jonathan", Pestalozzistraße 8, als Selbsterfahrungsgruppe ab Donnerstag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr, an. Die Selbsterfahrung soll Raum und Ruhe bringen, sich "Aktuelles" anzuschauen. Wie Kursleiter Ferdinand Klehm schreibt, trägt jeder von uns einen "Rucksack" mit berufichem Streß, Erwartungen unserer Umwelt, Unzufriedenheit mit sich selbst und dem Partner mit sich herum.

Gearbeitet wird mit Hilfe von Körperübungen, Meditationen und dem "Hier und Jetzt". Am ersten Abend sollen die Teilnehmer/-innen festlegen, ob die Treffen wöchentlich oder alle 14 Tage stattfinden. Anmeldung ist unbedingt erforderlich unter Tel. 0 61 01 / 8 94 78. de

Forderung nach Begrenzung der Flugbewegungen auf Rhein-Main Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms schreibt Ministerpräsident Eichel / Hinweis auf Katastrophe von Amsterdam

Auf dem Frankfurter Flughafen soll die Zahl der Flugbewegungen auf jährlich 300 000 festgeschrieben werden. Es müsse alles Menschenmögliche getan werden, um das Risiko einer Katastrophe wie der Absturz der Boeing 747 in Amsterdam zu verringern, meint die Interessensgemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms in einem Schreiben an den Hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel. Hierin wird darauf verwiesen, daß mit etwa 1000 täglichen Flugbewegungen der Luftraum über Frankfurts Flughafen "unerträglich überbelastet" sei, und es gäbe kaum Ausweichraum, falls eine Maschine notlanden müßte, meint der Unterzeichner des offenen Briefes, Professor Rolf Denk.

Es sei die Rede davon, heißt es weiter, die derzeitigen 349 000 Flugbewegungen jährlich bis auf 400 000 anwachsen zu lassen. Die 80 Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr abgerechnet, würde sich für die Zeit von 6 bis 22 Uhr ergeben, daß "alle 57 Sekunden ein Start oder eine Landung" stattfindet.

Die Interessensgemeinschaft verweist darauf, daß es in der Nacht vom 25. zum 26. Juni dieses Jahres zu einem "Beinaheabsturz" über Walldorf kam. Eine Maschine sei so niedrig geflogen, daß viele Bewohner in Panik ihre Häuser verlassen hätten. Auch Käthe Reiß, Mitglied des Magistrats von Mörfelden-Walldorf berichtet, um 2.25 Uhr habe das Flugzeug den Ortsteil Walldorf in Niedrigsthöhe überflogen. Auf Anfrage bei der Flughafen AG (FAG) sei die lapidare Antwort gekommen, es habe sich um ein amerikanisches Militärflugzeug und einen Notfall gehandelt. Hans-Ulrich Ohl, Sprecher der Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) erklärte am Mittwoch, die Maschine habe wegen plötzlich drehender Windrichtung abrupt die Landebahn wechseln und daher tief über Walldorf fliegen müssen.

In dem Schreiben an Eichel wird beklagt, daß sich viele Piloten nicht an die vorgeschriebenen An- und Abflugrouten halten. Außerdem würden Anweisungen der Flugzeughersteller zu Überprüfungen technischer Teile von den Fluggesellschaften vielfach nicht beachtet.

Für den Fall eines Flugzeugunglücks fordert die Interessensgemeinschaft vom Land eine Entschädigung im Todesfall etwa analog der Kraftfahrzeug-Versicherung und die Übernahme der Krankheits- und Invaliditäts-Folgekosten und den Ersatz der Sachwerte.

Sowohl FAG-Sprecher Klaus Busch wie Hans-Ulrich Ohl von der BFS meinen, das Beispiel Amsterdam sei für die Diskussion um den Zusammenhang zwischen der Zunahme von Flugbewegungen und erhöhtem Unfallrisiko ungeeignet, weil dies hierbei keine Rolle gespielt habe. Ohl sagte, eine Erhöhung der Start- und Landekapazitäten sei in erster Linie abhängig vom Ausbau des Bahnsystems. Eine dramatische Notsituation habe es in Frankfurt nur einmal, 1964 beim Absturz einer niederländischen Frachtmaschine in den Stadtwald, gegeben. Dennoch könne einem "keiner in die Hand versprechen", daß ein "Fall Amsterdam" in Frankfurt nicht möglich wäre. amm

In Kroation helfen "Friedensdienst" sucht Freiwillige

FRANKFURT A. M. Sie sollen die hygienischen Bedingungen in den Flüchtlingslagern von Kroatien verbessern, Zelte vor dem Wintereinbruch isolieren, Erste Hilfe leisten und die Kranken und Flüchtlingskinder betreuen - deutsche Freiwillige, die der Christliche Friedensdienst (cfd), ein der evangelischen Kirche nahestehender "ökumenisch orientierter" Verein, zur Zeit sucht. Zwei Zivildienstleistende sind für den cfd in Zagreb tätig, bis zu 40 Helfer/innen sollten es bald werden.

Nach Auskunft der Organisation, die weltweit Freiwilligendienste anbietet, befinden sich momentan in Kroation 500 000 Kriegsflüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina, die in Flüchtlingslagern unter größtenteils menschenunwürdigen Bedingungen kampieren. Die "Anti-War- Campaign", eine kroatische Friedenseinrichtung mit Sitz in Zagreb, versuche mit zur Zeit 120 freiwilligen Helfern aus ganz Europa die notwendigen sanitären Bedingungen in den 15 Flüchtlingslagern sicherzustellen.

Der Christliche Friedensdienst e.V. hat nach den Worten von Thomas Hladik schon seit vielen Jahren Erfahrung mit Freiwilligendiensten und Workcamps in vielen Ländern der Welt gemacht. Aufgrund der katastrophalen Bedingungen in kroatischen Flüchtlingslagern habe sich die Organisation kurzfristig entschlossen, diese Freiwilligen-Aktion - vorerst bis Februar 1993 geplant - zu starten.

Gesucht werden "Personen ab 20 Jahren", die für mindestens drei Wochen nach Kroatien fahren können. Sie sollen "möglichst über Auslandserfahrung verfügen", mal im Ausland gearbeitet haben und "offen für andere Kulturen sein". Besonders gefragt ist medizinisches Personal (Ärzte, Krankenschwestern, Rettungssanitäter, Medizinstudenten) - aber auch Leute mit handwerklichen Kenntnissen.

Wer sich für den Friedensdienst meldet und akzeptiert wird, muß eine "Vermittlungsgebühr" in Höhe von 50 Mark bezahlen (45 Mark davon werden zum Abschluß einer Auslandskrankenversicherung benötigt, die restlichen fünf Mark schlucken die Verwaltung, Fax-Gebühren etc.). Die Kosten in Höhe von 400 Mark für die Bahnfahrt werden im Anschluß an den Friedensdienst vom cfd erstattet. Für die Verpflegung und einfachste Unterkunft sind übrigens rund 100 Mark (für drei Wochen) vor Ort an die "Anti- War-Campaign" zu zahlen.

Um die Freiwilligen-Aktion bestreiten zu können, hat der Christliche Friedensdienst, der laut Hladik auch vom Auswärtigen Amt unterstützt wird, ein Spendenkonto "Flüchtlingshilfe Kroatien" eingerichtet. Die Kontonummer beim Postgiroamt in Frankfurt lautet 424 767 607 (BLZ: 500 100 60). ekr

Weitere Autoaufbrüche in Bad Vilbel

BAD VILBEL. 32 Autoaufbrüche wurden der Polizei am Wochenende gemeldet. Doch die Serie ist noch nicht zuende. Von Montag auf Dienstag wurden im Stadtgebiet 25 weitere Fahrzeuge aufgebrochen. Die Zahl der Delikte hat damit binnen kürzester Zeit eine neue Rekordhöhe erreicht.

"Im Mai", erinnert sich der stellvertretende Leiter der Bad Vilbeler Polizeistation, Christmann, "gab es an einem Wochenende schon einmal rund 40 Autoaufbrüche." Christmann auf die Frage der FR, was die Polizei gegen dieses Ausmaß der Kriminalität zu unternehmen gedenkt: "Dem steht man fast machtlos gegenüber. Für verstärkte Kontrollen fehlt uns das Personal." Ähnliche Auskunft gibt die Kriminalpolizei in Friedberg: Auch sie verfügt über keine Erkenntnisse über die offensichtlich professionell vorgehende Tätergruppe und klagt, auf einen verstärkten Zivilstreifeneinsatz hin angesprochen, über allgemeine Personalknappheit. mu

Irritationen in der Asylfrage zwischen Stadt und Land ausgeräumt SPD-Politiker aus Wiesbaden konferierten mit Gelnhausen / Verwaltung der Flüchtlings-Unterkünfte soll professioneller werden

GELNHAUSEN. Nach den heftigen Auseinandersetzungen um die Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft in der Coleman-Kaserne sollen die Kontakte zwischen dem Land und Gelnhausen wieder in ruhigere Bahnen geführt werden. Statt gegenseitiger Schuldzuweisungen wollen die SPD im Land und der christdemokratische Bürgermeister in der Stadt lieber darangehen, ganz pragmatisch Reibungspunkte abzubauen.

Als Eisbrecher waren gestern zwei hochrangige Vertreter der Landes-SPD in die Stadt gekommen: Fraktionschef Lothar Klemm und der parlamentarische Geschäftsführer Matthias Kurth machten nach einer Besichtigung der Unterkunft in der ehemaligen US-Kaserne deutlich, daß von Landesseite fortan mehr für eine gute Nachbarschaft zwischen seiner Einrichtung mit derzeit 870 Asylbewerbern und der Stadt getan werden soll. Anders als unlängst Landesvater Hans Eichel und andere Vertreter der Landesregierung zuvor verletzten sie nicht das Protokoll, indem sie einen Bogen um das Rathaus machten. Klemm und Kurth griffen die Signale aus der Gelnhäuser Verwaltungszentrale auf, wonach auch dort der Wunsch herrscht, die Konfrontation zu beenden. Noch vor ihrem Rundgang durch die Unterkunft setzten sich die beiden Sozialdemokraten zum Sechsaugen-Gespräch mit Michaelis zusammen.

Bei dem Treffen ging es darum, die "Irritationen zwischen Stadt und Land" (Klemm) abzubauen, was nach Darstellung der Teilnehmer auch ein gutes Stück weit gelungen scheint. Klemm räumte ein, daß beim Land in der Vergangenheit die Rücksicht auf die Verträglichkeit von Sammelunterkünften in der Region "nicht hinreichend ausgeprägt gewesen" sei. Und Michaelis ("Hick-Hack bringt uns nicht weiter") begrüßte immerhin ungeachtet seines Festhaltens an der Forderung nach Einhaltung der Höchstgrenze von 500 Personen die angekündigten organisatorischen Verbesserungen.

Nach Handlungsmöglichkeiten, die Situation vor Ort zu verbessern, hatten Klemm und Kurth in Gelnhausen und zuvor auch am Frankfurter Flughafen, in Gießen und in Hanau Ausschau gehalten. Die Erkenntnisse sollen Stoff für ein kommende Woche geplantes Gespräch mit dem Leiter des Asyl-Bundesamtes in Zirndorf sein.

Eine Entspannung der Situation auch in Gelnhausen erwarten die Politiker von einem Bündel organisatorischer Veränderungen. Während bisher die drängende Notwendigkeit, den ankommenden Asylbewerbern erst einmal ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, viele andere Fragen in den Hintergrund drängte, sieht Klemm mittlerweile die Chance, vernünftige Unterbringungskonzepte zu entwikkeln und zu verwirklichen. Insbesondere solle auf Verwaltungsseite zugunsten größerer Effektivität das Nebeneinander von Zuständigkeiten abgebaut und durch eine Management-Verwaltung ersetzt werden.

Für Gelnhausen bedeutet das, daß 1993, wenn die Notunterkunft in der Kaserne zur regulären Erstunterbringungseinrichtung wird, eine "aus sich selbst heraus funktionstüchtige" Einheit entsteht. Es soll dann auch möglich sein, das interne Konfliktpotential zu mindern, indem die Zahl der vertretenen Nationalitäten dadurch verringert wird, daß schon bei der Verteilung auf die einzelnen Erstaufnahmeeinrichtungen in ganz Hessen nach Ländern sortiert wird. Dieses System, so Klemm, bewirke gleichzeitig höhere Dolmetscher-Effektivität, Spezialisierungsmöglichkeiten auch für die Entscheider und damit kürzere Verfahren.

Die Besucher aus dem Landtag mochten keine Angaben dazu machen, wie lange die Unterkunft in Gelnhausen bestehen bleiben soll und wie viele Plätze sie letztlich umfassen wird. "Die Gefahr des Wortbruchs ist zu groß", sagte Klemm. Auf jeden Fall werde aber ein gerechter Ausgleich dergestalt angestrebt, daß Kommunen für Belastungen auf der einen in den Genuß von Vorteilen auf der andere Seite kommen sollten. Auch seien Veränderungen im Standortkonzept auf längere Sicht durchaus nicht ausgeschlossen. lex

Exhumierung in San Salvador

SAN SALVADOR, 14. Oktober (Reuter). Ein internationales Expertenteam hat am Dienstag in El Salvador mit der Exhumierung der Überreste von mindestens 800 Menschen begonnen. Sie sollen Opfer des größten Massakers des zwölfjährigen Bürgerkrieges sein. Sie wurden Menschenrechtsgruppen zufolge im Dezember 1981 während einer Säuberungsaktion in dem im Osten des Landes liegenden Dorf El Mozote von Soldaten getötet. Die Sachverständigen sollen binnen eines Monats einen ersten Bericht erstellen sowie Anfang nächsten Jahres einen Untersuchungsbericht vorlegen.

Die Vereinten Nationen (UN) hatten eine Kommission zur Aufklärung von Menschenrechtsverstößen während des Bürgerkrieges eingesetzt. Im Verlauf des Krieges, der in diesem Jahr mit einem Friedensabkommen formell beendet wurde, starben rund 75 000 Menschen, davon waren mehr als die Häfte Zivilisten.

Abschlußfest der Ferienspiele

MAINTAL. Mit einer Stadtrallye für Kinder bis zehn Jahre beginnt am Freitag das Abschlußfest der Ferienspiele im Jugendkeller der evangelischen Kirche Hochstadt. Ab 13 Uhr sind alle Altersstufen willkommen, um 15 Uhr kommt ein Zauberer, 16.45 Uhr aztekische Tänzer.

Ein Gefälligkeitsurteil

Von Rolf-Dietrich Schwartz (Bonn)

Die Karlsruher hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor. Den Bonner Finanzminister lassen die Verfassungsrichter in ihrem Urteil über die Verfassungswidrigkeit der geltenden Grundfreibeträge im Einkommensteuerrecht sogar wieder laufen. Auf Bewährung, sozusagen. Denn mit der Theo Waigel eingeräumten Galgenfrist, erst ab 1996 den Steuerfreibetrag so weit aufzustokken, daß jedem Bürger das Existenzminimum gewahrt bleibt, bewiesen die Richter in der roten Robe ein ungewohntes Maß an Nachsicht. Nur die desolate Verfassung der Staatsfinanzen bewahrte den Bonner Kassenwart vor dem sofortigen Vollzug des Urteils zur Einhaltung des Grundgesetzes.

So viel Gnade vor Recht ließ das oberste deutsche Gericht nicht immer walten. Sein Erster Senat ging vor gut zwei Jahren in seinem Urteil in gleicher Sache über das ebenfalls als verfassungswidrig niedrig festgestellte Kindergeld noch sehr viel strenger mit dem Gesetzgeber um. Für ihn kam damals die "Dringlichkeit einer Haushaltssanierung" als Rechtfertigung für die Vernachlässigung des Existenzminimums im Steuerrecht nicht in Betracht. "Der Finanzbedarf des Staates ist nicht geeignet, eine verfassungswidrige Steuer zu rechtfertigen", urteilte es im Unterschied zu seinem Zweiten Senat. Auch wenn der Staat auf Einsparungsmaßnahmen angewiesen sei, so die Richter im Mai 1990, müsse er auf gerechte Verteilung der Lasten achten.

An diesen Maßstäben dürfte sich eigentlich nichts geändert haben, auch wenn der Staat immer dringender auf Einsparungsmaßnahmen angewiesen ist. Wenn die Verfassungsrichter nun in ihrem Freibetragsurteil von den von ihnen selbst gesetzten Grundsätzen abweichen, müssen sie schon besonders schwerwiegende Gründe haben. Diese bedürfen dringend der Erläuterung, damit nach der Bundesbank nicht auch noch das Bundesverfassungsgericht als unabhängige Institution mit höchstem öffentlichen Ansehen in Verdacht gerät, politische Gefälligkeitsbeschlüsse in Richtung Bonn zu fassen.

Die erste Reaktion der Erleichterung aus den Bonner Koalition bestärkt noch solch fatale Vermutung. CDU-Generalsekretär Peter Hintze wertet das Urteil, das der Bundesregierung immerhin nicht weniger als einen schweren Verfassungsverstoß nachweist, sogar als "Bestätigung der seit Jahren von der CDU eingeschlagenen steuerpolitischen Linie". Die FDP will alles schon immer so gefordert haben. Der "Delinquent" selbst zeigt sich auch alles andere als reuig, wenn er seine Verurteilung als einen "wichtigen Beitrag zur Herstellung des Rechtsfriedens" (Waigel) feiert.

Wenn er sich darin nur nicht irrt. Selbst bei der ihm großzügig eingeräumten Frist bis zum Jahre 1996 ist nicht davon auszugehen, daß die Staatsfinanzen bis dahin rosiger aussehen als heutzutage. Einen Freibrief, auch dann wieder alles beim alten zu lassen, hat Waigel mit dem von ihm als Freispruch mißverstandenen Urteil aus Karlsruhe ja wohl nicht erhalten. Vielleicht sollte diese Erkenntnis dem Bonner Finanzminister gesondert ins Stammbuch geschrieben werden. Denn seine Entscheidung in der vergangenen Woche, die schon für das kommende Jahr vorgesehene Erhöhung des Grundfreibetrags "zur sozialen Flankierung" der beabsichtigten Unternehmenssteuersenkung aus dem "Standortsicherungsgesetz" zu streichen, ist alles andere als ein Beitrag zur Wahrung des sozialen Friedens. Im Gegenteil: Die darin vorgesehene Rücknahme der Steuersätze für Spitzenverdiener der Wirtschaft muß böses Blut machen - nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Bühne in Karlsruhe. Dort wird man sich nämlich fragen müssen, wie es um die "mildernden Umstände" ihres Urteils, der Haushaltsenge des Staates, bestellt ist, wenn der Finanzminister Wohltaten für die höchsten Einkommensränge verteilt.

Daran ändert im Prinzip die "Selbstfinanzierung" der Unternehmenssteuersenkung durch die vorgesehene Streichung von Steuerlöchern und Abschreibungserleichterungen nichts. Dieser Weg hätte ja auch Möglichkeiten geboten, die längst überfällige Aufstockung der Grundfreibeträge zu realisieren, wie sie das Grundgesetz befiehlt. Daß die Karlsruher Richter auf diese Alternative bewußt verzichtet haben und den von ihnen verurteilten Verfassungsverstoß auf drei Jahre hinaus seiner aufkommensneutralen Beseitigung vorziehen, kann nur als Zäsur in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gedeutet werden. Ihren Sinn für Realitäten und das politisch Machbare hätten sie noch überzeugender mit Stufenplänen zur Beseitigung dieses Unrechts beweisen können, von denen Waigel sich nun freigestellt fühlt. So bleibt ein fader Geschmack, daß nach der Bundesbank auch das Bundesverfassungsgericht eine ausgewogene Politik eigener Art betreibt, nämlich aus Gewogenheit der Regierung gegenüber.

Förster schonen die Waldwege Sterbender Stadtwald wird erheblicher Zuschußbetrieb

OFFENBACH. Ein Drittel oder 1491 Hektar der Offenbacher Gemarkungsfläche sind Wald. Das viele Holz vor der Tür aber kommt den Magistrat nun teuer zu stehen. Schuld daran sind die Frühjahrsorkane 1990, der Borkenkäfer und der damit immer noch spürbare Verfall der Holzpreise.

Im Waldwirtschaftsplan 1993 macht das staatliche Hessische Forstamt Neu Isenburg, das den städtischen Wald treuhänderisch verwaltet und pflegt, diese Rechnung auf: Die Waldpflege und das Holzgeschäft verlangen 1993 einen städtischen Zuschuß aus Steuergeldern von 318 546 Mark.

Das Forstamt klagt: "Die Haupteinnahmequelle aus dem Wald ist der Holzverkauf, der Erlös daraus richtet sich nach der Holzmarktlage. Seit den Stürmen 1990 hat sich der Holzmarkt vollkommen gewandelt. Durch das permanente Überangebot fielen die Holzpreise für alle Sortimente ständig. Besonders hart betroffen von dieser Entwicklung ist die Kiefer, die im Stadtwald Offenbach 65 Prozent der Waldbestände einnimmt."

Wegen des allgemeinen Überangebotes reduziert das Forstamt den "normalen Einschlag" auf 65 Prozent (3555 Festmeter statt 5520 Festmeter) und fällt nur dort zusätzlich Bäume, wo es aus Sicherheits- und Pflegegründen (siehe Borkenkäfer) unbedingt notwendig ist. Ansonsten beschränkt sich das Forstamt auf die Pflege der Kulturen, ersetzt kranke Baumbestände durch Neuanpflanzungen, sichert neue Kulturen vor Wildverbiß durch Zäune.

"Ganz schonend" gehen die Förster mit den Waldwegen um, denn sie können aus Geldmangel nur die Schäden auf den allerwichtigsten Pfaden beheben. Dafür stehen gerade einmal 44 600 Mark zur Verfügung.

Das Forstamt schreibt dem Magistrat und den Stadtparlament ins Stammbuch, beziehungsweise ins Kassenbuch: "Die hier aufgeführten Maßnahmen im Stadt Minimalmaßnahmen wald Offenbach sind Minimalmaßnahmen, die für die ordnungsgemäße Waldwirtschaft 1993 unerläßlich sind. Das Waldsterben generell können wir zwar dadurch nicht verhindern, aber wir müssen alles dafür tun, daß die noch gesunden oder nur schwach geschädigten Waldbäume in ihrem Kampfe gegen die vielseitigen schädlichen Einflüsse von unserer Seite die bestmögliche Unterstützung erhalten, damit sie auch künftig ihre verschiedenen und lebensnotwendigen Erholungs-, Schutz- und Nutzfunktionen erfüllen können." lz

Junge Franzosen zu Gast in Florstadt

FLORSTADT. Besuch von französischen Schüler/-innen hatte die Karl-Weigand-Schule in Nieder-Florstadt. Unter Leitung des französischen Lehrers François Hilt erlebten sie mit den Florstädter Schülern den Unterricht an der Karl-Weigand-Schule. Außerdem absolvierten sie ein reichhaltiges Programm. Dazu gehörten ein Besuch im Rebstockbad in Frankfurt, der Licher Brauerei, ein Ausflug zum Frankfurter Flughafen und ein Grillfest auf dem Schulgelände. Außerdem empfing Bürgermeister Heinz Trupp (SPD) die Gäste.

Alle Beteiligten waren sich zum Abschluß sicher, daß der Besuch gelungen war. Die Jungen und Mädchen der Klasse 8 r aus Florstadt freuen sich nun auf den Gegenbesuch in der Bretagne im kommenden Jahr. de

Neu-Isenburger Du Pont-Werk will 330 Arbeitsplätze abbauen Unternehmensleitung: Ohne Kündigungen wird es nicht gehen / "Ernsthafte Schwäche" auf dem Markt der Fotopolymerfilme

NEU-ISENBURG. Das Werk der Du Pont de Nemours (Deutschland) GmbH will bis Mitte des kommenden Jahres 330 Arbeitsplätze abbauen. Werksdirektor Peter Stolzke nannte am Mittwoch zwei Gründe für diese Entscheidung: Die neue Filmbegießanlage ersetze die 20 Jahre alte Gießmaschine, die wegen günstiger Marktprognosen ursprünglich noch bis etwa 1996 neben der neuen Anlage weiterbetrieben werden sollte. Außerdem müsse die Isenburger Produktion von Fotopolymerfilmen wegen der Krise in der Computerindustrie in die USA verlagert werden. Die Unternehmensleitung bemühe sich, sagte Stolzke, die Reduzierung der Arbeitsplätze sozialverträglich zu gestalten. "Ganz ohne Kündigungen" sei dieser "schmerzliche Einschnitt" jedoch nicht vorzunehmen.

Das Neu-Isenburger Du Pont-Werk (rund 1100 Beschäftigte) hatte 1989 entschieden, 250 Millionen Mark in den Bau einer neuen Filmbegießanlage für silberhaltige Reproduktions- und Röntgenfilme zu investieren. Weil die Marktprognosen gut aussahen, sollte die 20 Jahre alte Anlage noch einige Jahre weiter betrieben werden, ehe sie aus Altersgründen etwa 1996 stillgelegt werden sollte. Wie Betriebsratsvorsitzender Ulrich Ortmeyer mitteilte, habe man unter dieser Prämisse zugestimmt, daß für die neue Anlage 150 Mitarbeiter eingestellt wurden, davon etwa die Hälfte von außerhalb.

Nach den Angaben von Peter Stolzke leistet die neue Filmbegießanlage weit mehr als ursprünglich angenommen, nämlich das Doppelte der alten, und ist schon allein nicht ausgelastet. Gleichzeitig steige auch in den USA nach Modernisierungen die Produktivität weiter an. Der Markt für Silberfilme stagniere jedoch, erklärte Stolzke.

Der Markt für Fotopolymerfilme sei gegenwärtig von einer "ernsthaften Schwäche" gekennzeichnet, teilte der Werksdirektor weiter mit. Die Ursachen: die Krise in der Computerindustrie und die Verkleinerung der elektronischen Bauteile. Deshalb seien für die kommenden Jahre "keine wesentlichen Volumensteigerungen" zu erwarten. Künftig würden die Fotopolymerfilme aus den USA geliefert und im Neu-Isenburger Werk geschnitten und verpackt.

Betriebsratsvorsitzender Ortmeyer sagte, der Belegschaft sei die Produktionsverlagerung in die USA schon bekannt gewesen. Noch bis vor kurzem sei die Stimmung gleichwohl optimistisch gewesen, denn ohne Stillegung der alten Gießmaschine hätten Kündigungen vermieden werden können. So aber "werden wir nicht alle Arbeitsplätze retten können", sagte Ulrich Ortmeyer. Der Betriebsrat wolle versuchen, das Alter für Frühpensionierungen herabzusetzen und Arbeiten von Fremdfirmen wieder von eigenen Mitarbeitern machen zu lassen.

Das Neu-Isenburger Du Pont-Werk ist eine Tochter des weltweiten Du Pont- Konzerns, der seinen Sitz in Willmington (US-Bundesstaat Delaware) hat. Das Isenburger Werk produziert grafische Filme und Röntgenfilme, Druckplatten, Unterlagen für bedruckte Schaltungen in der Elektronikbranche und dazu nötige Verarbeitungschemikalien. ac (Siehe auch Wirtschafts-Seite)

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 14. Oktober (FR). Im Süden sonnig, später Bewölkung und Regen, im Norden wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer, an der Küste auch Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 7 und 11 Grad, die Tiefstwerte um 5 Grad. Aussichten: Regen, kühl.

(Siehe auch Lokalteil)

Wir neigen in Deutschland sehr schnell zum Extremen. Mir fehlt die ganz breite Mitte, die ist nicht da. Wir haben eine starke Linke und eine starke Rechte - ich spreche jetzt nicht von den Radikalen. Sicherlich sind in der SPD und in der CDU auch Leute der Mitte. Aber eine richtige Partei der Mitte, die gibt es nicht.

Kleine FR

Freizeitkunst im Hainbachtal OFFENBACH. Freizeitkunst von Burkhardt Grölz, Mario Schmidt und Adolf Pitz zeigt die Arbeiterwohlfahrt bis zum 11. Dezember im Foyer der Werkstätten Hainbachtal. Die Vernissage beginnt am heutigen Freitag um 10 Uhr. Öffnungszeiten: montags bis freitags, 9 bis 15 Uhr. Tanzparty in der Stadthalle OFFENBACH. Eine Tanzparty anläßlich des Welttanztages fängt am Sonntag, 18. Oktober, um 16 Uhr in der Stadthalle an. Auf dem Programm: eine "Dance Fashion Show", ein Überraschungsquiz, Disco, eine Rock'n'Roll-Show und die Galaxy Cheerleaders aus Frankfurt. Führung im Ledermuseum OFFENBACH. Durch die Schattenspiel-Sammlung des Ledermuseums führt am Sonntag, 18. Oktober, Claus Albrecht. Der Rundgang beginnt um 15 Uhr. Offenbacher in Darmstadt OFFENBACH. Die Hochschule für Gestaltung ist bis zum 15. November mit Arbeiten von Dozenten und Studenten zu Gast in der Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1. Bei der Vernissage am Sonntag, 18. Oktober, um 17 Uhr spricht die hessische Wissenschaftsministerin, Dr. Evelies Mayer. Im Rahmen der Ausstellung findet am 3. November ein Werkstattgespräch mit Dozenten und Studenten der HfG in der Kunsthalle statt. Hunde an die Leine OFFENBACH. Bis zum 25. Oktober sollten Hundebesitzer im Stadtgebiet ihre Vierbeiner nicht von der Leine lassen, da bis dahin über eine Schluckimpfung Füchse gegen die Tollwut immunisiert werden. Die Köder aus Fischmehl und Tierfett werden überall in Wald und Feld ausgelegt. Der Impfstoff ist grundsätzlich unschädlich, so lange er nicht auf Schleimhäute gerät. Rat bei Arbeiterrenten MÜHLHEIM. In Fragen der Arbeiterrentenversicherung berät am 27. Oktober die Landesversicherungsanstalt Hessen im Rathaus. Die Sprechstunden in den Räumen des Amtes für Jugend und Soziales dauern von 8.30 bis 12 Uhr. Spende für Sonderkindergarten STADT UND KREIS OFFENBACH. 1570 Mark konnte die Leiterin der Sonderkindertagesstätte Bieber als eine Spende der Betriebskrankenkassen (BBK) entgegennehmen. Der Betrag war am Stand der BBK während der Kreisgesundheitswoche in Obertshausen bei der Glücksrad-Aktion zusammengekommen.

Aktionstag fiel fast ins Wasser Obdachlose erzählten, wie sie ihre Wohnungen verloren

Ein wenig neidisch blickte Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern" auf andere bundesdeutsche Großstädte - zum "Aktionstag" gegen Wohnungsumwandlung waren etwa in München und Hamburg Podiumsdiskussionen mit Kommunalpolitikern geplant, in Berlin eine Mieter-Demonstration.

In Frankfurt fiel der Protest (fast) ins Wasser - zwar trugen ein Dutzend Organisationen vom DGB über Grüne und Wohnbund bis zur Stadtteilgruppe Gallus den Aufruf "Keine weitere Umwandlung von Mietwohnungen" mit. Aber im Nieselregen auf der Zeil fanden sich neben "Mietern helfen Mietern" gerade noch die "Aktionsgemeinschaft Westend", die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" und die "Servicestelle für Bürgerbeteiligung" aus dem Ostend ein.

Am Interesse der Bürger mangelt es nicht: Als "Mieter helfen Mietern" unlängst seinen Informationsstand am "Tag der offenen Tür" vor dem Rathaus aufbaute, kamen über 1000 Unterschriften zusammen. Der Aufruf, den sie unterstützten, fordert nicht nur wie SPD, Grüne und Deutscher Städtetag, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen zu verbieten. Die Bundesinitiative tritt auch dafür ein, die steuerliche Förderung beim Kauf von Eigentumswohnungen zu streichen. Drei Milliarden Mark jährlich beträgt nach ihren Angaben die Subvention aus Steuergeld zum Erwerb umgewandelter Häuser: "Angesichts von 2,5 Millionen fehlender Wohnungen ist das ein Skandal ohnegleichen", heißt es in dem Aufruf.

Am Stand auf der Zeil meldeten sich gestern auch Obdachlose, die erzählten, wie sie ihr Dach über dem Kopf verloren. Zum Beispiel ein junger Mann, der sich seit drei Monaten durchschlägt, indem er immer neu bei der Mit-Wohn- Zentrale in Frankfurt vorspricht und so kurzfristig unterkommt. Er hatte bereits eine feste Wohnung über eine Annonce gefunden - da wollte die Vermieterin plötzlich einen wesent- lich höheren Preis und eine doppelt so hohe Kaution. Als der Düpierte sich um Hilfe an einen Mieterschutzverein wandte, war die Hausbesitzerin "im Ausland unauffindbar" - und die Wohnung weg.

Die Unterschriften-Aktion der "Bundesinitiative gegen Umwandlung" läuft noch bis Ende Oktober - die Listen bekommt dann Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) in Bonn. jg

Auf einen Blick

Seite II Die Wandlung der kleinen Dörfer im Vogelsberg hat Propst Helmut Grün unter die Lupe genommen

Seite III Der Nachwuchs übt nach Gehör oder Zahlen: Fanfaren- und Spielmannszug Okarben wird 40 Jahre alt. Seite IV Lokalsport: Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim fällt nun auch noch der Ersatztorwart aus

Lafontaine verärgert Medien

FRANKFURT A. M., 14. Oktober (FR). Seine Erfahrungen mit den Medien haben den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) zu dem Urteil geführt: "Sie machen Stimmung und schüren den Verdruß." In einem Atemzug mit dieser Medienschelte nannte er den Propagandaminister der Nationalsozialisten, Joseph Goebbels.

(Dokumentation auf Seite 19)

Das Porträt: Yilmaz Karahasan Kein "Alibi-Ausländer"

Der Frankfurter Türke Yilmaz Karahasan wurde auf dem Hamburger Kongreß der IG Metall überraschend aus dem Plenum heraus in deren Geschäftsführenden Vorstand gewählt. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet der gelernte Elektriker in Deutschland und gehört seither sowohl der IG Metall als auch seit 29 Jahren der SPD an. Die Bezeichnung "Ausländer" lehnt er ab. Der 54jährige Yilmaz Karahasan (Bild: dpa), erster "Ausländer" an der Spitze der IG Metall, spricht statt dessen von "eingewanderten und hier geborenen nichtdeutschen Inländern". Der gebürtige Türke, ansässig in Frankfurt am Main, begreift seine Wahl als "Signal". Sie sei "mit eine Antwort" auf den wachsenden Rechtsradikalismus. Jahrelang haben die knapp zehn Prozent nichtdeutscher IG-Metaller, es sind insgesamt 320 000, auf dieses Signal warten müssen. 1965, so erinnert sich Karahasan, nahm er zum erstenmal als "Ausländer" an einem IG-Metall-Gewerkschaftstag teil - damals war er noch Gasthörer. 1983 beschloß ein Gewerkschaftstag, ausländische Arbeitnehmer aufzuwerten und als "Personengruppe" innerhalb der Metallergemeinschaft zu etablieren. Die drei folgenden IG-Metall-Ausländerkonferenzen gingen noch einen Schritt weiter: Sie wollten Sitz und Stimme für einen ihrer Vertreter im Geschäftsführenden Vorstand. Beides haben sie sich nun geholt - eigentlich gegen den Willen des Vorstands, denn der hatte Karahasan nicht nominiert. Mit 470 Jastimmen von insgesamt 755 errang dieser ein eindrucksvolles Ergebnis.

"Meine Kindheit und Jugend wurden . . . von Verhältnissen in der Türkei . . . geprägt, in der Gewerkschaftsarbeit einem Spaziergang auf Minenfeldern gleichkam", erzählte der Kandidat vor seiner Wahl. Geboren in der Türkei, kam Karahasan nach Bayern, wo er als Elektromonteur tätig war. Seit 24 Jahren ist er inzwischen in der Vorstandsverwaltung der IG Metall in Frankfurt beschäftigt. Dort ist er einer von sieben Ausländersekretären. Wenn er Anspruch und Wirklichkeit in der IG Metall zum Thema "Ausländer" skizziert, spricht Karahasan von "einer Kluft". Vor den Delegierten schilderte er seinen Eindruck, daß Ausländer bei innergewerkschaftlichen Entscheidungen "oft Opfer von Prioritäten" würden, Forderungen und Beschlüsse würden letztendlich aus "Gefälligkeit" gefaßt. Rein verbale Äußerungen reichen seiner Ansicht nach nicht mehr aus. Karahasan fordert das "Wahlrecht für alle", und er wünscht sich ein Ende der Debatte über die Änderung des Asylrechts. Für seine Ziele streitet er seit 30 Jahren in der IG Metall und fast ebenso lange in der SPD. Er war Mitglied im SPD-Bezirk Hessen-Süd und hat die Politik der Sozialdemokraten als Delegierter bei drei Parteitagen verfolgt. Sich selbst beschreibt er so: "Ich bin Gewerkschaftsgänger in der Partei, nicht Parteigänger in der Gewerkschaft." Karahasan hat einen türkischen Paß. Doch die Staatsangehörigkeit spiele keine Rolle, sagt er: "Ich bin ein Frankfurter." Als Türke und Frankfurter fordert er die "rechtliche und politische Gleichbehandlung aller Mitglieder der Gesellschaft".

In diesem Bemühen sieht er sich durch seine Wahl einen Schritt weiter gekommen. Die Delegierten hätten "politische Sensibilität und Weitsicht" bewiesen, sagt Karahasan. Aber ein "Alibi-Ausländer" will er nicht sein.

ULRIKE FÜSSEL

Nachrichten-Börse

Treuhand erhöht Sozialplan-Zahlung Die Treuhandanstalt hat rückwirkend zum 1. Oktober die durchschnittliche Abfindung bei sogenannten bedriebsbedingten Entlassungen auf 6200 Mark von bislang 5000 Mark angehoben. Zusätzliche Mittel in Höhe bis zu 600 Mark pro Person fließen, wenn der Sozialplan eines Beteiligungsunternehmens arbeitsfördernde Schritte vorsieht und der Arbeitnehmer einen Eigenbeitrag leistet. Ostdeutsche Ingenieure wandern ab Mehr als die Hälfte der ostdeutschen Hochschulingenieure zieht nach Beendigung des Studiums in die alten Bundesländer. Dies beklagt der Verband Deutscher Elektrotechniker. "Schuld" an dem Schwund seien die höheren Gehälter im Westen. IWF beklagt Datenmangel Falsche und unvollständige Daten über den Kapitalfluß hindern nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Regierungen daran, angemessene Entscheidungen in der Geldpolitik zu treffen.

Rußland und Litauen nähern sich an

Rußland und Litauen haben bei den jüngsten Verhandlungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit teilweise eine Einigung erzielt. Demnach wurde festgelegt, daß Moskauer Öllieferungen an die Balten bis Jahresende weiterhin mit Rubeln bezahlt werden können. Von 1993 an werden aber nur noch harte Devisen akzeptiert.

Japan steigert Exportüberschuß

Japan hat seinen Exportüberschuß im September um ein Viertel auf zwölf Milliarden Mark gesteigert. Die Ausfuhren kletterten um gut 14 Prozent auf 31,5 Milliarden, die Importe um nahezu neun Prozent auf 19,5 Milliarden Dollar. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose für das japanische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr korrigiert. Nachdem im Juli noch ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 Prozent angenommen worden war, lauten die Schätzungen der Pariser Experten nun auf 2,6 Prozent.

Tod im Krankenhaus nach Heroin-Injektion

Ein 18jähriger aus Bad Vilbel ist das 106. Drogenopfer in diesem Jahr. Der junge Mann starb nach Angaben der Polizei in einem Krankenhaus.

Eine Woche zuvor war er in das Krankenhaus gebracht worden, nachdem er in einer öffentlichen Toilette in Bad Vilbel nach einer Heroin-Injektion bewußtlos geworden war. Nach Ermittlungen der Polizei war der 18jährige bereits seit längerer Zeit drogensüchtig, als Drogenabhängiger in Frankfurt aber nicht bekannt. ing

An der Strippe: Antje Scholtz Leistungsdruck schon im Kindergarten

HOCHTAUNUSKREIS. Der Fall, der sich in der Jugendfußballmannschaft für Sechs- bis Achtjährige im Usinger Land ereignete, ist ein ungewöhnliches Beispiel für ein ganz und gar gewöhnliches Problem: der Leistungsdruck für Kinder. Die FR fragte die Diplompsychologin und Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Antje Scholtz, nach ihren Erfahrungen.

FR: Was halten Sie von Wettkampfspielen im Jugendsport?

SCHOLTZ: Es wäre für viele Kinder wichtig, wenn das ausgenommen sein könnte. Sportvereine sind ganz wichtig für Kinder, die Schwierigkeiten mit ihren Eltern wegen der Schule haben. Dort können sie mit Gleichaltrigen zusammen sein und sich außerhalb von Leistung erfahren. Allerdings sind wir mit Beispielen vom Sport noch nicht konfrontiert worden. Die Mütter kommen zu uns, weil es Probleme in der Schule gibt.

FR: Wer ist schuld am Leistungsdruck? SCHOLTZ: Er steckt in der Gesellschaft drin. Da hat sich in der Tat in den letzten zehn Jahren einiges verändert. Heute machen nicht mehr fünf Prozent, sondern 30 Prozent der Schüler Abitur, wodurch der Verteilungskampf größer geworden ist. Jeder will sich qualifizieren, will zum besseren Drittel der Zweidrittelgesellschaft gehören. Der Druck nach Qualifikation und Leistung macht auch nicht vorm Kindergarten halt.

FR: Wie zeigt er sich im Kindergarten? SCHOLTZ: Dort wird eine bestimmte Entwicklung erwartet. Die Eltern sorgen sich schon, ob ihr Kind die Schule schaffen wird. Manche Schwierigkeiten entstehen, wenn Eltern meinen, daß zuviel gespielt wird. Das gilt ähnlich für Ärger mit Lehrern, wenn Eltern mehr Hausaufgaben und Strenge fordern. Familien, die das so wollen, sind Ausdruck des Zeitgeistes.

FR: Was kann man gegen Zeitgeist und Leistungsdruck tun?

SCHOLTZ: Aufklären, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Miteinander reden, mit den Eltern diskutieren, denn sie üben nicht aus Bösartigkeit Druck aus, sondern aus Sorge und Angst heraus. Die Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche im Hochtaunuskreis bieten Informationsveranstaltungen zu diesem Thema an und kommen auf Einladung vor Ort. Außer in Bad Homburg (Tel. 0 61 72 /2 91 09 oder 2 81 28) gibt es eine Beratungsstelle in Usingen (Tel. 0 60 81 / 1 44 68) und in Königstein (0 61 74 / 47 83 oder 75 36). Die zentrale Beratungsstelle des Kreises ist unter der Telefonnummer 0 61 72 / 17 83 92 zu erreichen. cn

Zwei Verkehrsunfälle

mit Schwerverletzten

DREIEICH / LANGEN. Bei Verkehrsunfällen sind am Dienstag morgen ein Kradfahrer und eine Radfahrerin schwer verletzt worden. Der 22 Jahre alte Kradfahrer war in Dreieich-Sprendlingen auf der Eisenbahnstraße unterwegs. Er stieß mit einem Laster zusammen.

Der Fahrer des Lastwagens kam aus der August-Bebel-Straße. Laut Polizei hätte er die Vorfahrt beachten müssen. Nach der Kollision mit dem Laster wurde der Kradfahrer gegen einen entgegenkommenden Wagen geschleudert und noch einmal gegen den Laster.

Am Langener Lutherplatz wurde eine 65 Jahre alte Radfahrerin bei einem Zusammenprall mit einem Auto schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich morgens um 8.33 Uhr auf einem Fußgängerüberweg. Unklar ist, ob die Frau das Rad benutzte oder schob. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise unter der Rufnummer 0 61 03 / 2 30 45. dac

Moskau setzt Atomtests aus

FRANKFURT A. M., 14. Oktober (FR). Rußland will seinen am 26. Oktober auslaufenden Teststopp für Atomwaffen um neun Monate bis zum Sommer 1993 verlängern. Das sagte jetzt in Moskau der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow. Zugleich rief Gratschow die USA auf, sich dem russischen Moratorium anzuschließen.

Sowohl im russischen wie beim US-Militär bestehen Fachleute darauf, zwei bis drei Atomtests im Jahr zur Weiterentwicklung ihrer Waffen zuzulassen. Der US-Kongreß hatte zum 1. Oktober ein ebenfalls neunmonatiges Testmoratorium erlassen, dem Präsident George Bush nicht widersprach.

Da Rußland nicht mehr über das in Kasachstan liegende sowjetische Atomtestgebiet verfügt, benötigt Moskau Zeit bis zum Sommer 1993, um ein Testgebiet auf der am Polarkreis liegenden Insel Nowaja Semlja vorzubereiten.

Kicken für die Kriegsopfer Benefiz-Spiel zwischen 1. FC Eschborn und SV Croatia

ESCHBORN. Angesichts der schrecklichen Not in Sarajewo und dem übrigen Bosnien-Herzegowina veranstalten Freunde und Mitglieder des 1. FC Eschborn am Dienstag, 20. Oktober, um 19 Uhr ein Benefiz-Fußballspiel auf der Heinrich-Graf-Sportanlage. Gegner wird der SV Croatia Frankfurt sein. Auch der ehemalige Fußballprofi Dieter Müller hat zugesagt, für den guten Zweck eine Halbzeit lang auf der Seite der Eschborner zu kikken. Die Eintrittsgelder werden ohne jegliche Abzüge der Zivilbevölkerung in Bosnien-Herzegowina zugute kommen, sagt Mirijana Kubinek, die sich spontan zusammen mit Freunden entschloß, das Benefizspiel zu organisieren. Von dem Geld sollen Dinge, die dringend benötigt werden, zum Beispiel Lebensmittel und Kleider gekauft werden. Mirjana Kubineks Mann wird die Sachen selbst mit dem Bus ins ehemalige Jugoslawien fahren. Am Dienstagabend ist übrigens für das leibliche Wohl der Zuschauenden mit bosnischen Spezialitäten bestens gesorgt.

Wer die Aktion beispielsweise mit Spenden unterstützen will, kann sich mit Mirjana Kubinek in Verbindung setzen. Sie ist telefonisch unter der Rufnummer 0 61 96 / 44433 zu erreichen. she

Das Wetter

Wetterlage Ein umfangreiches Tief mit Kernen über der Nord- und Ostsee ändert seine Lage vorerst nur wenig.

Seine über Deutschland angelangte Kaltfront erreicht in der Nacht zu Freitag die Alpen und kommt dann nur noch zögernd südwärts voran. Ihr folgt kühle Meeresluft.

Vorhersage bis Freitagfrüh

Im Süden nach Auflösung von Nebelfeldern zunächst noch meist sonnig, im Laufe der zweiten Tageshälfte zunehmende Bewölkung und nachfolgend etwas Regen.

In der Nordhälfte Deutschlands zunächst meist bedeckt und regnerisch, im Tagesverlauf Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit einzelnen Schauern, an der Küste östlich auch Gewitter.

Tageshöchsttemperaturen 7 bis 11 Grad C.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer, in Böen zum Teil starker Wind aus Südwest bis West.

Weitere Aussichten für Freitag

Wechselnde Bewölkung und vor allem nach Norden hin einzelne Schauer, im Alpenvorland zum Teil länger andauernder Regen. Kühl, aber nachts frostfrei.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

Regen 17 Amsterdam

bedeckt 12 Athen

stark bewölkt 20 Barcelona

stark bewölkt 17 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Brüssel

leicht bewölkt 10 Budapest

wolkig 12 Dublin

Regen 10 Helsinki

Regen 2 Innsbruck

wolkig 15 Istanbul

wolkig 15 Kairo

leicht bewölkt 31 Larnaka

leicht bewölkt 27 Las Palmas

stark bewölkt 22 Lissabon

leicht bewölkt 17 Locarno

bedeckt 11 London

bedeckt 12 Madrid

leicht bewölkt 16 Malaga

wolkenlos 21 Mallorca

Regen 14 Moskau

leicht bewölkt -1 Nizza

leicht bewölkt 20 Paris

leicht bewölkt 12 Rom

keine Meldung - St. Petersburg

bedeckt 0 Stockholm

Regen 6 Tunis

keine Meldung - Varna

leicht bewölkt 15 Venedig

keine Meldung - Warschau

leicht bewölkt 9 Wien

leicht bewölkt 12 Zürich

leicht bewölkt 13

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 10 Dresden

wolkig 12 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 6 Feldberg/Schw.

in Wolken 5 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 10 Freiburg

leicht bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

bedeckt 7 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

leicht bewölkt 9 München

bedeckt 8 Norderney

bedeckt 10 Rostock

bedeckt 7 Sylt

Regen 9 Zugspitze

leicht bewölkt -3

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.48 Uhr

Sonnenuntergang 17.34 Uhr

Mondaufgang 19.18 Uhr

Monduntergang 11.00 Uhr

Redaktion: Corinna Willführ

Kein Wettlauf der Systeme? Noch mehr Müllöfen, wenn der Bundesrat nicht nein sagt

WIESBADEN. Um die Müllpolitik ist es ruhig geworden in dieser zweiten rot-grünen Regierungszeit. Vor 1987, als SPD und Grüne erstmals das Land regierten, gehörten Getrenntsammlung und Vermeidung von Hausmüll zu den ganz großen, freilich mit viel Ärger verbundenen Themen. Seit 1991, meinen erste Kritiker aus den eigenen Reihen, habe sich in der Abfallpolitik schon deshalb nichts getan, weil das Wiesbadener Umweltministerium sich unter Joschka Fischer (Grüne) ganz auf die Atompolitik konzentriere.

Jetzt zumindest sorgt der Bund für neues Aufmerken: Wenn der Bonner Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) sich mit einer neuen Verwaltungsvorschrift ("Technische Anleitung Siedlungsabfall") auch im Bundesrat durchsetzt, wäre das rot-grüne Land Töpfers Vorhaben zu einer Kehrtwende seiner eigenen Abfallpolitik gezwungen. Der Grund: Bonn will in der Ende August von der Bundesregierung beschlossenen "TA Siedlungsabfall" verklausuliert, aber letztlich doch zwingend vorschreiben, daß auf Deponien künftig nur noch abgelagert werden darf, was vorher verbrannt worden ist.

Die Konsequenz: Flächendeckend müßten neue Müllverbrennungsanlagen gebaut werden - eine Technik, die viele hessischen Städte und Kreise gerade vermeiden wollen.

Der Streit geht heute nicht mehr um die simple Alternative "Verbrennen oder Deponieren", wie noch vor einigen Jahren. Klar ist, daß auch Verbrennungsrückstände noch deponiert werden müssen - und daß Deponieren ohne Vorbehandlung ebenfalls umweltgefährdend ist. Der Streit zwischen Hessen (sowie anderen Ländern) und Bonn geht um die Form der Vorbehandlung.

Während Töpfer "nach derzeitigem Stand der Technik" (so der Verordnungsentwurf der Bundesregierung) Verbrennen für die beste Art der Vorbehandlung hält und die Verordnung darauf abgestellt hat, will Hessens Umwelt-Staatssekretär Rainer Baake (Grüne) zumindest einen "Wettlauf der Systeme" erhalten wissen.

Die Alternative zum Verbrennen: "mechanisch-biologische", sogenannte "kalte" Verfahren vom Zerkleinern über Verrotten bis zur Kompostierung vor der endgültigen Deponierung der Abfälle.

Baake sieht in dem Bonner Verordnungstext, der die Zustimmung des Bundesrates braucht und dort im November erstmals in einem Unterausschuß behandelt werden soll, vor allem den Hebel zur "flächendeckenden Einführung der Hausmüllverbrennung" - zumal gleichzeitig für kleinere Kompostanlagen, mit denen Hessen gute Erfahrungen gemacht habe, künftig "ein riesiger technischer Aufwand" (Baake) vorgeschrieben werden solle. Zwischen zwölf und zwanzig Verbrennungsanlagen würden allein in Hessen nötig, wenn Töpfers Konzept sich durchsetzt, sagt der Staatssekretär.

In den hessischen Landkreisen gibt es deswegen schon erste Unruhe. Der Wetzlarer Landrat Gerhard Bökel (SPD) hat kürzlich in einem Brief an Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) mehr Engagement des Landes zur Erprobung "kalter Vorbehandlungsverfahren" für den Müll angemahnt.

Die rot-grüne Koalition habe dazu "entgegen den Koalitionsvereinbarungen" bisher "so gut wie nichts beigetragen". Bökels Umweltdezernent Karl Ihmels (SPD) meint, das Land treibe seine Alternativen zur Müllverbrennung nicht energisch genug voran - und verlangt finanzielle Unterstützung für einen Großversuch mit Kompostierungstechniken im eigenen Landkreis.

Fischers Staatssekretär Baake erinnert jetzt dagegen an die "Verantwortung der Kommunen" für die Abfallpolitik - nachdem in Fischers erster Amtszeit vor 1987 noch viel stärker auf zentrale Vorgaben für die Kommunen gesetzt worden war. Das Land, sagt Baake, könne "nur eines machen": einen fachlich fundierten "Systemvergleich" zwischen "heißer" und "kalter" Vorbehandlung.

Dazu wurde im Sommer 1992, mehr als ein halbes Jahr erst nach Bekanntwerden der Bonner Regierungspläne und ein viertel Jahr nach einer ersten negativen hessischen Stellungnahme an die Bonner Adresse, ein fachliches Beratungsgremium des Wiesbadener Umweltministers eingerichtet, das seine Arbeiten im kommenden Jahr abschließen soll.

Während Grüne früher ganz prinzipiell gegen Müllverbrennung waren, Risikofaktor NRW will Baake sich vor dem Abschlußbericht dieser Berater da jetzt selbst noch nicht festlegen. Ziel der Landespolitik, meint er, sei zunächst nur das Offenhalten beider Alternativen.

Wie gut dafür die Chancen stehen, mag trotz SPD-Mehrheit im Bundesrat zur Zeit in Wiesbaden niemand vorhersagen. Als der große Risikofaktor gilt hier Nordrhein-Westfalen, das bislang Zustimmung zu Töpfers Entwurf signalisiert hat. Falls der Bonner Minister die SPD-Mehrheit im Bundesrat "knacken" kann, hat das dramatische Folgen vor allem für einige rot-grün regierte Landkreise wie Marburg-Biedenkopf, Gießen und Wetterau. Deren teilweise schon weit vorangetriebenen Deponiekonzepten ohne Müllverbrennung wäre der Boden entzogen; die politisch mühsam abgeblockte Müllverbrennungsanlage Wölfersheim (Wetteraukreis) würde aus der Versenkung wieder auftauchen.

RICHARD MENG

Angola droht neuer Bürgerkrieg Waffenlager in Hauptstadt explodiert / UNITA will Neuwahlen

LUANDA, 15. Oktober (dpa/Reuter/ opl). Bei der Explosion eines Waffenlagers der Luftwaffe in der angolanischen Hauptstadt Luanda sind am Donnerstag morgen 13 Soldaten ums Leben gekommen. Dies teilte der staatliche Rundfunk mit. Über die Ursache der Explosion, die das Lager völlig zerstörte, wurde zunächst nichts bekannt.

Während der Nacht hatte es Schießereien an verschiedenen Punkten der Stadt gegeben - wahrscheinlich zwischen Soldaten der früheren Rebellenorganisation UNITA und Angehörigen der paramilitärischen Polizei. Diplomaten berichteten von Truppenbewegungen der UNITA in mehreren Provinzen.

UNITA-Führer Jonas Savimbi hatte zuvor einen zweiten Wahlgang verlangt, obwohl die Präsidentenwahlen vom 29. und 30. September Angolas Staatschef José Eduardo dos Santos und seiner Regierungspartei MPLA die absolute Mehrheit gebracht haben sollen. Die Ängste vor neuen Kampfhandlungen wurden genährt, nachdem Savimbi mit seinem gesamten Führungsstab Ende vergangener Woche die Hauptstadt Luanda verlassen hatte, um in Huambo (Zentralangola) über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Abgesandte des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN), Diplomaten verschiedener Länder und der südafrikanische Außenminister Roelof "Pik" Botha fuhren nach Huambo, um in Verhandlungen mit Savimbi den mühsam aufgebauten Friedensprozeß zu retten. Die Gespräche hätten ihn "ermutigt", sagte Botha anschließend.

Die Nationale Wahlkommission (CNE) in Luanda setzte die Bekanntgabe eines offiziellen Endergebnisses erneut aus, um Stimmzettel und Auszählung weiter zu prüfen. Die UNITA hatte gedroht, im Augenblick der Verkündung eines Sieges von dos Santos den im Mai 1991 geschlossenen Friedensvertrag von Estoril (Portugal), auf dem die Wahlen beruhen, aufzukündigen. Nach den letzten inoffiziellen Resultaten hat Staatschef dos Santos bei den Präsidentenwahlen rund 51 Prozent der Stimmen erreicht, Oppositionsführer Savimbi kam auf knapp 40 Prozent.

Offiziell erhob Savimbi die Forderung, die Wahlen für ungültig zu erklären und innerhalb von drei Monaten einen neuen Urnengang unter vollständiger UN-Kontrolle - "so wie in Namibia" - abzhuhalten. Das scheint aber weder für die regierende MPLA noch die internationale Gemeinschaft akzeptabel. Savimbi ließ auch auch den Plan einer "Regierung der nationalen Einheit" lancieren, in der seine UNITA ebenso wie die siegreiche MPLA jeweils 40 Prozent der Sitze erhalten soll, während 20 Prozent für kleinere Parteien reserviert blieben. Auch für eine solche Lösung forderte Savimbi eine Anullierung des Wahlergebnisses .

Savimbis letzter Vorschlag, den er offenbar durch "Pik" Botha weiterleiten ließ, sieht vor, durch Korrekturen das Ergebnis für den Sieger auf unter 50 Prozent zu drücken, sodaß in den nächsten Wochen ein zweiter Wahlgang zwischen den beiden Kandidaten dos Santos und Savimbi erforderlich wäre. Nach einer aus der Wahlkommission durchgesickerten Zählversion, die zahlreiche umstrittene oder ungültige Stimmzettel außer Betracht läßt, würde dos Santos auf gerade 49,9 Prozent kommen.

Wechsel an Nukem-Spitze

ALZENAU. An der Nukem-Spitze steht Ende 1992 ein Wechsel bevor: Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Bernd Jobst Breloer, geht in den Vorstand von Rheinbraun.

Dieses Energieunternehmen gehört wie Nukem zur RWE. Nachfolger Breloers wird Ludwig Aumüller, der bereits der Geschäftsführung angehört. him

Vitali geht nach München Schirn-Chef zum Leiter des Hauses der Kunst bestellt

Chistoph Vitali, der Geschäftsführer der Frankfurter Kulturgesellschaft, geht nach München. Er wird dort Leiter des Hauses der Kunst. Das nach seinen Aussagen einstmals wichtigste Ausstellungshaus der Republik, das seit etwa Ende der Siebziger Jahre aber zusehends "verfallen" sei und nun seit gut drei Jahren saniert wird, soll zu neuem Leben erweckt werden. Vitali soll seinen Posten in München möglichst Ende des kommenden Jahres antreten; "möglichst noch vor Weihnachten 1993" will er das Haus der Kunst neu eröffnen.

Die Stadt Frankfurt ist mit Vitali übereingekommen, sein Vertragsverhältnis als Geschäftsführer der Gesellschaft aufzulösen; Vitali wird schon von Beginn kommenden Jahres an einen Teil seiner Zeit in München verbringen, hier aber noch "mit dem nötigen Fingerspitzengefühl" die Arbeit forsetzen. Die Schirn-Ausstellungen für 1993 und 1994 seien ohnehin bereits geplant. Auf Wunsch der Stadt hat sich Christoph Vitali bereit erklärt, die Leitung der Kulturgesellschaft (TAT, Schirn-Kunsthalle, Künstlerhaus Mousonturm) bis längstens Ende 1993/Anfang 94 wahrzunehmen, jedenfalls bis ein Nachfolger bestellt ist. Nach 14 Jahren in Frankfurt sei ein Wechsel "ein normaler Fall", sagt Vitali, der betont, daß er die Kulturgesellschaft "in sehr gutem Zustand" verlasse.

Das Haus der Kunst in München wird hauptsächlich getragen vom Freistaat Bayern, zudem finanziert die Münchener "Bräu-Stiftung", hinter der die Brauereien Hacker-Pschorr und Paulaner stehen, das Haus. Was Vitali vor allem gereizt hat an der neuen Aufgabe, ist das Interesse der drei großen Bayerischen Kunstinstitute, mit dem Haus der Kunst neue Ausstellungen ausrichten zu können: Prinz Hans von Hohenzollern, Generaldirektor der beiden Pinakotheken und der Staatsgalerie in München, sei zuerst an ihn herangetreten mit der Bitte, nach München zu kommen, berichtet Vitali.

Der 1939 geborene Schweizer, der aus Zürich nach Frankfurt kam, begann hier als Finanzdirektor der Städtischen Bühnen, avancierte jedoch, nachdem Kulturdezernent Hilmar Hoffmann beschlossen hatte, das TAT, die neue Schirn-Kunsthalle und das Kulturzentrum Mousonturm zu einer neuen Betriebsgesellschaft zusammenzufassen zu deren Geschäftsführer. Hier war Vitali erfolgreich, zunächst mit einem überaus populären Ausstellungsprogramm in der Schirn-Kunsthalle, das er mit einem Minimum an Mitarbeitern zuwege brachte. Danach war es das Theater am Turm, das er zu einer wichtigen Experimentierbühne der Bundesrepublik machte, indem er Regisseure wie Jan Fabre und Peter Brook, aber auch jüngere Künstler aus Frankfurt und der Region wie Heiner Goebbels und Michael Simon eine Chance gab, ihre Ideen zu verwirklichen. Schließlich entwickelte sich auch die dritte Säule der Kulturgesellschaft, der Mousonturm, unter Dieter Buroch zu einem fast reibungslos funktionierenden Kulturapparat mit Tanz-Theater und Kabarett.

Vitali gilt bei allem Erfolg als Mann ohne Starallüren, mit einer glücklichen Hand bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Er war auch deshalb bald im Gespräch für Aufgaben in anderen Städten. Zuletzt hatte er Interesse an der Nachfolge für Klaus Gallwitz am Städel angemeldet. Die Verhandlungen mit München haben sich "über ein paar Wochen" hingezogen: Damit überschnitten sie sich mit den Gesprächen über die Städel-Leitung, wie Vitali bestätigt. Aber einen Kommentar auf die Frage, ob er gegangen wäre, hätte er den Posten im Städel bekommen, lehnt Vitali rundweg ab: "Sie wissen, daß ich das angestrebt habe." wp/seg

IG Metall droht Bonn mit Streik Steinkühler will gegen geplante Öffnungsklauseln angehen

jr HAMBURG, 14. Oktober. Die Industriegewerkschaft Metall will mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, so auch mit einem Aufruf zum Streik und Widerstandsrecht nach dem Grundgesetz, gegen ein von der Bundesregierung geplantes Gesetz zur Einschränkung der Tarifautonomie vorgehen. Dies kündigte der erste Vorsitzende Franz Steinkühler am Mittwoch in Hamburg an.

In seiner zweieinhalbstündigen Grundsatzrede vor den rund 770 Delegierten des 17. ordentlichen Gewerkschaftstages warf Steinkühler der Regierung in Bonn vor, sie wolle durch die geplanten Öffnungsklauseln "die Bindekraft der Tarifverträge aushebeln". Ostdeutschen Betrieben sollten Lohnzahlungen unter Tarif ermöglicht werden. "Die Tarifbindung soll letztendlich dem Belieben der Unternehmer ausgeliefert werden", sagte er. Das geplante Gesetz gehe "an die Substanz gewerkschaftlicher Schutz- und Gestaltungsmacht". Dies halte die IG Metall für einen Verfassungsbruch. Steinkühler erinnerte an den Satzungsauftrag, "die Verfassung zu schützen", und fügte hinzu: "Den Herren sei gesagt, wir werden unsere Satzung einhalten."

Vor der Presse unterstrich Steinkühler diesen Hinweis auf die Satzung der Gewerkschaft. Sie schreibt in Paragraph 2 wörtlich vor: "Die Verteidigung . . . der Unabhängigkeit sowie Existenz der Gewerkschaften erfolgt notfalls durch Aufforderung des Vorstandes an die Mitglieder, zu diesem Zweck die Arbeit niederzulegen." Auch eine Klage beim Bundesverfassungsgericht schloß er nicht aus.

Steinkühler schlug außerdem einen "Demokratie-Pakt" aller demokratischen Parteien und gesellschaftlich relevanter Gruppen vor, um den Trend zum Rechtsextremismus zu stoppen. In der Asylfrage ging er auf Distanz zur SPD-Führung, indem er eine Änderung des Grundgesetzes ablehnte und sich für ein Einwanderungsgesetz einsetzte.

Viel Pulverdampf, aber auch ein Treffer? Stolpe scheint weiter zum Kampf entschlossen, aber es gibt Planspiele für die "Zeit danach"

Die Ignoranz wächst mit dem Abstand zum Geschehen. Im vorsichtigen Konjunktiv und eher dezent kommen die Potsdamer Lokalzeitungen ihrer Chronistenpflicht nach, die wie gewohnt pünktlich eingetroffenen "Vorwürfe der Woche" über die früheren Stasi-Kontakte des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zu referieren; die Redaktionen mögen nach der Wende neu zusammengewürfelt sein, aber alt genug sind sie schon nach acht Monaten parlamentarischen Untersuchungsausschusses, um erst einmal abzuwarten, ob die unbekannten Herrscher über unbekannte Von Otto-Jörg Weis (Potsdam) und Helmut Lölhöffel (Bonn) Stasi-Quellen wieder eine Seifenblase oder aber ein Mosaiksteinchen zur Wahrheitsfindung präsentieren.

Nur die FAZ steckt den angeblich klugen Kopf in den hessischen Sand und titelt per Schlagzeile als Tatsachenbehauptung: "Stolpes Orden von Stasi-Offizieren in konspirativer Wohnung übergeben". Nahezu zu unbesehen wird die eidesstattliche Erklärung des Ex-Führungsmannes im Staatssicherheitsdienst, Klaus Roßberg, im Privatsender SAT 1 über das Wort des Ministerpräsidenten gestellt. "Was wäre wohl geschehen, hätte ein Altnazi in den 50er oder 60er Jahren einen damaligen Bundeskanzler belastet", fragt am Mittwoch erbost selbst ein CDU-Mann im Potsdamer Landtag. "Nix, natürlich".

Vor Ort hat am Tag danach längst das Hinterfragen der spektakulär inszenierten Enthüllung begonnen. Gewiß, am Abend zuvor haben die Mitglieder aller Fraktionen pünktlich um 19 Uhr vor dem Fernseher gesessen, um mit eigenen Augen zu beobachten, "ob Stolpe diesmal gelogen hat". Doch die TV-Halbwertszeit des TV-Anklägers erweist sich als bemerkenswert kurz. Bis zum Mittwoch morgen hat sich beispielsweise die FDP-Vertreterin im Ausschuß, Rosemarie Fuchs, erinnert, daß derselbe Klaus Roßberg, der dem Ministerpräsidenten laut eidesstattlicher Erklärung 1978 in einer konspirativen Wohnung in Berlin-Köpenick eine von Stasi-Chef Erich Mielke spendierte Verdienstmedaille eigenhändig ans Revers geheftet haben will, am 5. Mai vor dem Ausschuß bekundet hat, der damalige Konsistorialpräsident der evangelischen Kirche sei nicht einmal Inoffizieller Mitarbeiter (IM) gewesen, sondern bloß "abgeschöpft" worden.

Und obwohl als Zeuge vom Ausschußvorsitzenden Lothar Bisky (PDS) belehrt, daß er nichts verschweigen oder weglassen dürfe, hatte Roßberg auf Nachfrage von Günter Nooke (Bündnis 90) bekundet, ihm seien keinerlei besondere Vergünstigungen für Stolpe bekannt; die Medaille war immerhin mit 1000 Mark in bar dotiert. Nachdem der Ministerpräsident Strafanzeige gestellt hat, muß der 52jährige Ex-Stasi-Mann nun so oder so mit einem Ermittlungsverfahren rechnen.

Außerhalb des Ausschusses erinnern sich manche auch, daß die Modalitäten der Medaillenübergabe seit Wochen von Schwaden der Potsdamer Gerüchteküche umgeben ist. Spätestens seit Anfang September, seit Dokumente auf eine Mittäterschaft Mielkes an der Medaillenverleihung hindeuten, ist auf dem "Medienmarkt" als Enthüllung angeboten worden, daß die Übergabe entgegen Stolpes Behauptung nicht im kirchlichen Rahmen durch den damaligen Kirchenstaatssekretär Hans Seigewasser erfolgt sei, sondern in einer konspirativen Wohnung. Waren die Kurse für Anti-Stolpe-Papiere im Laufe des Sommers angesichts eines Überangebots und eines zeitweise nachlassenden Interesses in den fünfstelligen Bereich abgesackt, wurden angeblich diesmal zwischen 200 000 und 350 000 Mark verlangt. "Unter Journalisten wird geredet, in Richtung Roßberg sei viel Geld geflossen", mutmaßt Springers "BZ" in der Mittwochsausgabe, "angeblich mehr als 100 000 Mark." Die Frage, ob in Roßbergs Umfeld in den letzten Tagen größere Summen geflossen seien, beantwortet jemand von Sat 1 dem Blatt gegenüber mit dem Satz: "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren."

Das muß nicht heißen, daß der arbeits- und perspektivlose Ex-Stasi-Offizier in seiner eidesstattlichen Erklärung gänzlich die Unwahrheit gesagt hat. Des Ministerpräsidenten Position zeigt in diesem Punkt auffällige Unschärfen. "Nach meiner Erinnerung" hat der 56jährige am 15. September dem Untersuchungsausschuß mitgeteilt, habe ihm Seigewasser die Medaille übergeben, und: "Ich bin heute nicht in der Lage, weitere Präzisierungen vorzunehmen." Es gibt Indizien, wonach sich der Ministerpräsident in der Absicht, dem Ausschuß nicht ignorant zu begegnen, damals fahrlässig zu weitgehend festgelegt hat: Noch Stunden vor der Erklärung waren drei Mitarbeiter damit befaßt, die Umstände der Übergabe zu recherchieren. Sonderlich sicher scheint sich Stolpe zumindest vor einem Monat nicht gewesen zu sein, und Roßberg hat vor den Kameras am Dienstag abend keinen schlechten Eindruck gemacht.

In Bonn, wo mit Stolpe-Stasi-Stories Politik gemacht wird, wurden die neuen Vorwürfe sorgfältig beleuchtet und weidlich ausgeschlachtet. Jürgen Rüttgers, Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, fand es zwar "unerträglich, wenn ehemalige Stasi-Offiziere als Kronzeugen auftreten", und nannte es "noch unerträglicher, wenn sie dies gegen Geld tun". Dies hinderte ihn aber nicht, den Rat zu geben, es "wäre wohl besser, wenn Stolpe - Schuld hin, Unschuld her - ins Glied zurücktreten würde". Während Rüttgers wenigstens vorsichtig formulierte, ließen sich seine Fraktionskollegen Hartmut Büttner (CDU) und Otto Regenspurger (CSU) nicht bremsen. "Das Maß ist voll", posaunte der eine, "Stolpe wird überführt werden", prophezeite der andere.

SPD-Vize Wolfgang Thierse stellte sich auf den Standpunkt, man dürfe ehemaligen Stasi-Leuten prinzipiell nicht glauben. Trotzdem wächst in der SPD-Fraktion die Neigung, Stolpe zu mißtrauen. Allerdings halten sich die Abgeordneten mit offenen Kommentaren zurück, weil sie die Partei-Solidarität nicht verletzen wollen, die manchen noch etwas gilt.

Zum zweitenmal binnen drei Wochen hatte Stolpe am Dienstag abend Gelegenheit, den Bonner Fraktionsmitgliedern das verwickelte Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der DDR zu erläutern. Während des "ernsten und nachdenklichen Gesprächs" (so schilderte ein Teilnehmer die Atmosphäre) wurde zweifelnd gefragt, "wie lange die Partei das noch aushalten kann", aber auch: "Wie lange, Manfred, kannst Du das noch ertragen?" Auf die meisten machte Stolpe "einen gefestigten Eindruck". Er habe "natürlich immer gewußt, in welcher Gefahr" er schwebe, berichtete er rückblikkend über seine Art der Kirchendiplomatie, doch er wisse: "Ich habe immer auf der richtigen Seite des Tisches gesessen."

Tatsächlich geht es längst nicht mehr um die Wahrheit hinsichtlich des früheren Verhaltens des Konsistorialpräsidenten im Wartestand, Manfred Stolpe, bei seinen Auftragsverhandlungen gegenüber den Staats- und Stasi-Stellen in der Ex-DDR. Es ist längst ein Glaubenskrieg geworden, der viele Fähnleinführer hat. Unter dem Akten-Dauerfeuer ist auch die Brandenburger Ampelkoalition ins Flakkern geraten, in ein müdes Flackern auch noch. Bündnis 90 hat sich vom Ministerpräsidenten seit Monaten abgeseilt, ohne noch sonderlich auf Details zu achten. Die Freidemokraten puzzeln am Remake jenes Spiels, das Erich Mende Anfang der 60er Jahre mit Konrad Adenauer inszeniert hat: Koalition ja, aber nicht unbedingt mit dem (in diesem Fall Stolpe). Noch sind sie auf dem Zug, aber ein Bein baumelt überm Trittbrett.

Die Sozialdemokraten des Bundeslandes üben sich in Genossensolidarität, jedenfalls nach außen hin. Die Fraktionssitzung vom Dienstag ist ruhig verlaufen, der Vorsitzende Wolfang Birthler hat sich anschließend ohne Wenn und Aber hinter den Ministerpräsidenten gestellt. Aber in den kleinen Zirkeln mehren sich schon die "vorsorglichen" Überlegungen über die "Zeit danach". Einige Planspiele zielen auf Neuwahlen; aber mit Stolpe "fürchten" viele eine absolute Mehrheit, die sie die Probleme allein auslöffeln ließe, und ohne den in der Bevölkerung als "einer der unseren" noch immer rückhaltlos anerkannten Ministerpräsidenten eine minimale Wahlbeteiligung am Rande der Demokratie-Verweigerung.

Für einen etwa notwendig werdenden Wechsel an der Regierungsspitze werden Namen genannt und verworfen: Jochen Vogel zu alt, Richard Schröder will nicht, Walter Momper ist umstritten. Alles nur vorsorglich gedacht, versteht sich, aber jeden Tag vorsorglicher. Stolpe scheint weiter zum Kampfe entschlossen. Aber die ganze Truppe? "Er wird nicht fallen", hat Bisky schon im Vormonat vermutet, "aber die Regimenter um ihn herum." Manche sinken schon vom Pulverdampf dahin. Es muß kein Treffer sein.

Hans Eichel feiert mit der Bieberer SPD

OFFENBACH. Der hessische Ministerpräsident, Hans Eichel, hält die Laudatio, wenn die Bieberer Sozialdemokraten am morgigen Samstag, 17. Oktober, das 125jährige Bestehen ihres Ortsvereins feiern. Eichel ist auch Schirmherr der Veranstaltung, die um 19 Uhr im Saal der katholischen Pfarrgemeinde Bieber beginnt. hf

Saalbau GmbH braucht Kredit 17 Millionen Mark sollen ihr die Stadtverordneten genehmigen

Nicht nur der Frankfurter Kämmerer, der unterdessen mit 7,3 Milliarden Mark bei den Kreditgebern in der Kreide steht, auch die städtischen Gesellschaften rutschen immer tiefer in die roten Zahlen. Der Magistrat wird den Stadtverordneten zwei vertrauliche Papiere vorlegen, in denen sie um die Zustimmung für Ausfallbürgschaften zugunsten der Saalbau GmbH über einen Betrag von insgesamt 17 Millionen Mark gebeten werden.

Das Geld wird für die Modernisierung des Bürgerhauses Ronneburg in Preungesheim und den Bau des "Musikübungszentrums am Schönhof" gebraucht. Die Stadt, Alleingesellschafter der Saalbau, übernimmt die Bürgschaft, weil die Banken bereit sind, ihr günstigere Konditionen für Kredite einzuräumen als der GmbH. Acht Millionen Mark für das Haus Ronneburg müssen bei der Landesbank Hessen-Thüringen mit 8,545 Prozent verzinst werden. Denselben Satz berechnet die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) beim Neun-Millionen-Darlehen, mit dem das Musikübungszentrum gebaut wird, in dem auch die "Batschkapp" untergebracht werden soll. Die Höhe der Zinsen ist nur bis zum 1. März 1994 festgeschrieben.

Die Saalbau GmbH verwaltet und unterhält die Bürgerhäuser in den Stadtteilen, in denen unterdessen auch ein umfangreiches kulturelles Programm angeboten wird. Die privatrechtlich organisierten Gesellschaften der Stadt müssen ihre Bilanzen und den Schuldenstand nicht öffentlich machen. Dies ist einer der Gründe, warum sie von den Politikern eingerichtet werden.

Im Haus Ronneburg wurden die Arbeiten schon im November begonnen. Sie sollen im nächsten April beendet sein. Der Kredit von acht Millionen Mark ist nur eine Teil der Gesamtkosten, die der Magistrat in der Vorlage an die Stadtverordnetenversammlung mit 23 Millionen angibt. Das Bürgerhaus gehört zu den Einrichtungen, "die heute nicht mehr den an ein modernes und bürgerfreundliches Gemeinschaftszentrum gestellten Anforderungen" entsprechen, wie der Stadtkämmerer schreibt. Unter anderem wird der Saal erweitert, neue Garderoben und Toiletten sollen eingebaut werden, eine moderne Kegelbahn soll das Haus attraktiver machen.

Das Zentrum am Schönhof wird den Musikvereinen- und Gruppen als Übungs- und Veranstaltungshaus zur Verfügung stehen. Neben vier kleinen Übungsräumen wird ein Saal mit 240 Sitzplätzen gebaut. Die Anlage soll im November fertig sein. cg

"Eitelkeiten und Egoismen" Delors wirft EG-Ministerrat Demokratie-Defizit vor

STRASSBURG, 14. Oktober (dpa/AFP). Der Präsident der EG-Kommission, Jacques Delors, hat dem EG-Ministerrat in der Sonderdebatte des Europa-Parlaments über die Zukunft des Maastrichter Vertrages ein gravierendes Demokratie-Defizit vorgeworfen. "Der EG-Ministerrat zeigt das Bild eines geschlossenen Clubs, in dem sich die nationalen Eitelkeiten und Egoismen gegenüberstehen", meinte Delors am Mittwoch vor dem Europa-Parlament in Straßburg. Dem einfachen Bürger könne man dieses Verhalten nicht erklären.

Delors forderte außerdem, daß das Prinzip der Subsidiarität "alle Institutionen durchdringt". Dieses Konzept, das im Maastrichter Vertragswerk festgeschrieben ist, sieht vor, daß die EG nur in den Fällen agiert, in denen sie effizienter vorgehen kann als die Länderregierungen. Subsidiarität und Demokratie seien eng verbunden, betonte Delors, der hierüber auch auf dem Gipfel von Birmingham sprechen wird.

Ebenso wie der Vertreter der Ratspräsidentschaft, Tristan Garel-Jones, betonte auch Delors die Notwendigkeit, die Transparenz der EG-Arbeit gegenüber den Bürgern zu verbessern und das Demokratie-Defizit abzubauen. Bei dem Sondergipfel am Freitag, bei dem es um die Zukunft der europäischen Union geht, sollte nach den Worten von Delors "das Vertrauen wiedergefunden werden".

Garel-Jones, Delors und die Sprecher der großen Fraktionen im Europa-Parlament betonten die Notwendigkeit, den Maastrichter Vertrag ohne weitere Verhandlungen zu ratifizieren. Allerdings müßten alle Politiker verstärkt die Ängste und Sorgen der Bürger berücksichtigen und die europäische Politik in den Wahlkreisen besser erklären, meinte der Fraktionsvorsitzende der Sozialisten, Jean-Pierre Cot.

Dem Parlament lag eine gemeinsame Entschließung von Sozialisten, Christdemokraten und Liberalen vor, in der als wichtigster Punkt die Öffentlichkeit der Gesetzesberatungen des EG-Ministerrates verlangt wurde.

Fahndung nach Vergewaltigern Mainz: 15jährige überfallen

Die Polizei fahndet nach wie vor nach zwei Männern, die vor vier Monaten in einem Mainzer Parkhaus ein 15jähriges Mädchen vergewaltigt haben. Sie waren mit einem Auto unterwegs, das in Frankfurt zugelassen ist. Jetzt veröffentlichte die Polizei die beiden abgedruckten Phantombilder. Am 10. Juni sprachen die Männer das Mädchen vor einem Kaufhaus in Mainz an: Die 15jährige wurde mit einem Messer und mit einer Pistole gezwungen, die beiden in ein Parkhaus zu begleiten, wo sie ihren Wagen auf dem zweiten Parkdeck abgestellt hatten.

Dort wurde die 15jährige mehrfach vergewaltigt. Erst nach einer Dreiviertelstunde ließen die Täter von dem Mädchen ab.

Beschrieben wird der eine als ein 25 bis 30 Jahre alter Mann, der etwa 1,90 Meter groß ist. Sein blondes Haar reicht über die Schulter, sein Gesicht ist pickelig. Im rechten Ohr hat er einen Ohrring, auf dem rechten Unterarm ist ein Adlermotiv eintätowiert. Er spricht ebenso wie der zweite Täter nach dem Bericht der Polizei österreichischen oder Schweizer Dialekt.

Der zweite Mann heißt möglicherweise "Hans", ist 25 bis 30 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Er trägt eine Brille und hat auf dem rechten Oberarm eine Tätowierung ("Marija"). Der Wagen wird als älteres, rotes bis dunkelrotes Modell der Marke VW Passat, zweitürig mit Fließheck und vielen Rostflecken beschrieben.

Hinweise werden von der Kriminalpolizei in Frankfurt, Telefon 755- 40 13 oder -4040, sowie von jeder an- deren Polizeidienststelle entgegengenommen. ing

Aus technischen Gründen lesen Sie Berichte aus Höchst und den westlichen Stadtteilen heute auf Seite IV und aus Wiesbaden auf Seite V.

TUI WestLB am Reiseziel

Die Spekulationen sind vorläufig beendet, die Überraschung ist geglückt. Die Westdeutsche Landesbank scheint das Tauziehen um den maßgeblichen Einfluß bei TUI, dem Primus der europäischen Reiseveranstalter, gewonnen zu haben. Mögen die gesellschaftsrechtlichen Strukturen noch verschwommen anmuten - ohne WestLB dürfte fortan bei den Hannoveranern nicht mehr viel laufen. Das Geldhaus darf sich damit an einem wichtigen Etappenziel sehen auf dem Weg, einen international ausgerichteten Tourismus-Giganten zu schaffen. Der Mit-Einstieg der baden-württembergischen SüdwestLB, die mit den befreundeten Düsseldorfern schon auf anderen Geschäftsgebieten verbunden ist, hilft das Risiko zu mindern. Noch wichtiger könnte beim jüngsten Coup des Duos freilich die Aussicht sein, gemeinsam leichter eine passende Lücke im Kartellrecht zu finden. Denn der WestLB allein wäre es bei den Wettbewerbshütern wohl schwer gefallen, ihren Wunsch auf Erwerb der zur Disposition stehenden TUI-Anteile durchzusetzen.

Geht es nach dem Willen der Düsseldorfer, lassen künftig TUI und LTU sozusagen als Zwillingstöchter des Geldhauses grüßen. Der Reiseveranstalter wird die Sitze des Charterfliegers besser auslasten und dadurch auch dessen Kasse lauter klingeln lassen. Die Regie führt ein Institut, dessen Management sich allein mit den ihm ursprünglich zugedachten Aufgaben - als Staatsbank vornehmlich dem Land Nordrhein-Westfalen und als zentraler Service-Anbieter den regionalen Sparkassen zu dienen - offenbar unterfordert fühlt. Die Bank übernimmt seit einigen Jahren immer häufiger die nicht unumstrittene Funktion eines risikofreudigen Unternehmers oder auch des Fusionsschmiedes.

Geld scheint bei diesem Monopoly kaum eine Rolle zu spielen. Nur für das LTU-Paket, die Übernahme der britischen Reiseagentur Thomas Cook und jetzt den Einstieg bei TUI dürften die Erwerber alles in allem runde 1,5 Milliarden Mark in die Hand genommen haben - ein Sümmchen, das der keinesfalls sorgenfreien Urlaubsbranche fast den Atem verschlägt. Doch nicht nur ihr müssen diese Firmenkäufe wesentlich überteuert erscheinen. Schwer vorzustellen, daß die WestLB das nicht selbst wüßte.

Spielt der Geldriese also nur den Zauberer, der das Publikum mit seinen Kunststücken vom eigentlichen Geschehen hinter den Kulissen ablenkt? Der Verdacht, daß im Hintergrund - wie manche argwöhnen - das Handelsimperium Metro die Fäden zieht, ist trotz aller Dementis nicht ausgeräumt. spi

Leichte Wahl

Die Tatsache, daß Dan Quayle bei der Fernsehdebatte mit seinen Mitbewerbern um das Vizepräsidentenamt, Albert Gore und James Stockdale, keine Fettnäpfchen betreten hat und ihm keine gröberen Schnitzer passierten, ließ drei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen bei den Republikanern Hoffnung keimen. Tatsächlich aber ist dies nur eine weitere Markierung auf dem Weg in die sich immer deutlicher abzeichnende Wahlniederlage von Bush und Quayle.

Die Zeiten nämlich sind längst vorbei, da Quayle lediglich vermeiden mußte, eine zu große Belastung für Bush zu werden. Dem deutlich führenden Team Clinton/Gore nachhinkend, hätte Quayle punkten müssen. Fehler vermieden zu haben, reicht nicht. Gore, ein wenig zu pathetisch und zu eloquent, gelang es jedenfalls leicht, den Vizepräsidenten in Schach zu halten. Der meist nur rührend erscheinende Vizekandidat Stockdale schließlich bestätigte die Tatsache, daß für den US-Wähler mit Ross Perot zwar ein eloquenter und erfolgreicher Businessman zur Wahl steht, aber eben ein Amateur. Nun rächt es sich für ihn, den Sommer vergeudet zu haben. Ein Gedanke des Wählers an den pensionierten Admiral Stockdale als möglichen Amtsnachfolger eines Präsidenten Perot, mußte selbst Quayle als akzeptablen Vize erscheinen lassen.

Auch 1992 werden die Vizekandidaten die Wahlen nicht entscheiden. Aber ihre Debatte machte deutlich, daß der Wähler entscheiden wird zwischen verbrauchten Amtsinhabern, wohlmeinenden Amateuren und einem jungen, zukunftsorientierten Team. Folgt man den Meinungsumfragen, eine leichte Wahl. sie

Kleine Lokalrundschau

Frauen reisen HOFHEIM. "Wenn Frauen reisen" heißt das Thema eines Kurses der Volkshochschule. Reiseberichte, Reisetagebücher und Reiseführer werden ab 19. Oktober an sechs Montagen von 19 bis 22 Uhr in der Pfarrgasse 38 vorgestellt. Diedenberger Künstler stellen aus HOFHEIM. Sieben Maler und Malerinnen aus dem Diedenbergener Malkreis stellen bis zum 1. November ihre Werke im Foyer der Stadthalle aus. Die Bilder sind während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen, samstags und sonntags auch von 11 bis 18 Uhr. Kunst und Kirche FLÖRSHEIM. Kunst und Kirche will Pfarrer Christoph Wildfang in der evangelischen Kirche in Weilbach in Einklang bringen: Im Gottesdienst am morgigen Sonntag, 10.30 Uhr, ist die Predigt auf eine Radierung von Cox abgestimmt. Diskussion über Umweltthemen FLÖRSHEIM. Aktuelle Umweltthemen stehen zur Debatte beim Treff des Flörsheimer Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr in der Stadthalle Flörsheim. Gespräche über die Bergpredigt FLÖRSHEIM. Eine Gesprächsreihe über die Bergpredigt beginnt am Montag, 19. Oktober, im evangelischen Gemeindehaus, Faulbrunnenweg. An vier Abenden, ab 20 Uhr, will Professor Dr. Josef Hainz dieses Kapital der Bibel beleuchten. Nachmittage für Senioren HATTERSHEIM. Die Nachmittage für Senioren finden auswärts statt: Am 20. und 21. Oktober besuchen die Männer und Frauen Aufführungen im Volkstheater von Liesel Christ in Frankfurt. Dort wird das Stück "Krach in Chiozza" aufgeführt. Anmeldungen und Auskunft unter Tel. 0 61 90 / 80 82 23. Leben in der Endzeit FLÖRSHEIM. "Leben wir in der Endzeit?" Dieser Frage geht Professor Josef Hainz in einem theologischen Seminar im Pfarrzentrum St. Gallus nach. Erstes Treffen: Dienstag, 20. Oktober, 20.15 Uhr.

Stalin gab den Mordbefehl zur Erschießung von 25 000 Polen Moskau übergibt bisher geheime Katyn-Dokumente an Warschau / Walesa würdigt Jelzins Mut / Vorwürfe gegen Gorbatschow Von unserer Korrespondentin Edith Heller

WARSCHAU, 14. Oktober. Ein Sonderbotschafter des russischen Präsidenten Boris Jelzin hat am Mittwoch in Warschau Geheimdokumente über die Ermordung Tausender polnischer Offiziere in den Wäldern von Katyn übergeben. Die Akten, die den Aufdruck "Niemals zu öffnen" tragen, enthalten auch ein Dokument vom 5. März 1940 mit der Unterschrift Josef Stalins, in dem das Politbüro des Zentralkomitees der KPdSU befiehlt, 14 700 polnische Kriegsgefangene sowie 11 000 Zivilisten zu erschießen.

Neben Stalins Unterschrift stehen unter anderen die Namen von Klimient Woroschylow, Wjatscheslaw Molotow, Anastas Mikojan, Michail Kalinin und Lasar Kaganowitsch. Auf einer vom damaligen Geheimdienstchef Lawrenti Berija gezeichneten Liste sind außerdem die Namen der gefangenen polnischen Offiziere verzeichnet. Die kommunistische Propaganda hatte die Schuld an dem 1943 entdeckten Mord an den polnischen Offizieren in Katyn den Deutschen zugeschoben, was in Polen jedoch stets bezweifelt wurde.

Der polnische Präsident Lech Walesa war nach einer ersten Durchsicht der Akten sichtlich erschüttert. Mit Tränen in den Augen sagte er Journalisten, es handele sich um "furchtbare Dokumente", die die Schuld "nicht nur einzelner, sondern ganzer politischer Gruppierungen" enthüllten. Mit Jelzin habe sich ein "mutiger Mann" gefunden, der die "schwierige, ja heldenhafte Entscheidung" getroffen habe, diese Dokumente "trotz andauernder Widerstände" zu übergeben. Allerdings verlangte Walesa auch Einsicht in die Originale und kündigte an, die Dokumente einer Expertenanalyse zu unterziehen.

Der Überbringer der Akten und Vorsitzende des Komitees für Archivangelegenheiten beim russischen Föderationsrat, Rudolf Pichoja, sagte, mit der Übergabe dieser Dokumente sei die "Ära der Lüge zwischen beiden Staaten ein für allemal beendet". Der Massenmord an den Offizieren - darunter Tausende von Intellektuellen, die die Elite des Landes darstellten und als Reserveoffiziere in Ostpolen gekämpft hatten - ist in der polnischen Öffentlichkeit unvergessen. Die Hinterbliebenen und Nachfahren haben in der sogenannten "Familie von Katyn" eine Vereinigung gegründet, die die Aufklärung und Dokumentation des Verbrechens vorantreibt. Die Wahrheit über Katyn galt in Polen stets als Gradmesser der Beziehungen zu Moskau. Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow war diesem Thema - auch bei seiner offiziellen Reise nach Warschau vor vier Jahren - stets ausgewichen. Erst 1990 hatte Gorbatschow bei einem Besuch des früheren polnischen Präsidenten General Wojciech Jaruszelski die sowjetische Schuld zugegeben. Im vergangenen Jahr bekam eine polnische Untersuchungsgruppe die Erlaubnis, in den Wäldern unweit von Smolensk, Starobielsk und Ostaszkowa an den Exhumierungsarbeiten teilzunehmen. Bis heute konnten noch nicht alle Massengräber lokalisiert werden.

Das Fehlen eines Dokuments mit Stalins Unterschrift unter den Mordbefehl war bisher von der russischen Militärstaatsanwaltschaft als Grund genannt worden, der die Beendigung des Untersuchungsverfahrens Katyn verhindere. Die fragliche Akte wurde Angaben aus Moskau zufolge nun im Präsidialarchiv gefunden, das Jelzin von Gorbatschow und dieser zuvor vom Zentralkomitee der KPdSU übernommen hat. In Warschau geht man davon aus, daß es sich bei der Aktenübergabe um ein Element des politischen Kampfes handelt, den Jelzin gegen Gorbatschow und die Kommunisten führt. Jelzins Kurier in Warschau unterstrich, daß alle späteren Partei- und Staatsführer, auch Gorbatschow, die volle Wahrheit über dieses Verbrechen und die Existenz der Akten gekannt und verschwiegen hätten. Auch dafür habe er Präsident Walesa Beweise vorgelegt. Die Dokumente würden dem Obersten Gericht in Rußland im Prozeß gegen die Kommunistische Partei vorgelegt. Jelzin übergibt Jumbo-Unterlagen

MOSKAU (AP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat Südkorea am Mittwoch Unterlagen über den 1983 von sowjetischen Kampfflugzeugen abgeschossenen koreanischen Jumbo-Jet übergeben. Dabei handelt es sich unter anderem um die aufgezeichneten Funkgespräche der Besatzung der Boeing 747, aber auch um Ausführungen von Experten des sowjetischen Verteidigungsministeriums. Beim Abschuß der Linienmaschine über der Halbinsel Sachalin waren 269 Menschen ums Leben gekommen.

Die Stadt sammelt wieder Sondermüll

HANAU. Sondermüll sammelt die Stadt am Dienstag, 20. Oktober, in Steinheim, Großauheim und Hafengebiet sowie am Freitag, 23. Oktober, in Mittelbuchen, im Industriegebiet Nord und in Großauheim ein.

Am Dienstag stoppt das "Müll-Mobil" von 11 bis 12.30 Uhr in der Vogelsbergstraße in Steinheim, zwischen 13 und 14.30 Uhr am Alten Kahler Weg in Großauheim und von 15 bis 16.30 Uhr gegenüber dem Zollamt im Hafen.

Die Haltestellen am Freitag: von 11 bis 12.30 Uhr an der Verwaltungsstelle Mittelbuchen, zwischen 13 und 14.30 Uhr in der Donaustraße im Industriegebiet Nord sowie zwischen 15 und 16.30 Uhr an der Großauheimer Verwaltungsstelle. jur

Schirn-Chef verläßt Frankfurt

seg FRANKFURT A. M., 14. Oktober. Christoph Vitali, Geschäftsführer der Kulturgesellschaft Frankfurt, geht als Leiter des Hauses der Kunst nach München. Der 53jährige Schweizer soll das Institut, das derzeit saniert wird, neu eröffnen und für die bayerische Staatsgalerie und die Pinakothek Ausstellungen ausrichten.

(Bericht im Kulturspiegel, Seite 26)

Eine strahlende Fracht - harmlos deklariert Wie Paris die Risiken des Plutonium-Transports nach Japan verniedlicht

Sue hat Fleischklößchen gebraten. Die stellt sie in einer Schüssel auf den Tisch. Doch niemand in der Kajüte der "Moby Dick", dem Schiff der Umweltschutzorganisation Greenpeace, scheint Appetit zu verspüren, und so räumt die Schiffsköchin das Essen wieder ab. "Das einzige, was wir jetzt machen können, ist warten", sagt David, der Skipper, "warten, bis die anderen wieder herauskommen." Die anderen - das sind Gerard, der niederländische Kapitän der "Beluga", des größeren der beiden Greenpeace-Schiffe, die seit einigen Tagen im Hafen von Cherbourg in der Normandie liegen, und seine dreiköpfige Besatzung. Von ihnen fehlt im Moment jede Nachricht.

Am frühen Nachmittag hatte die "Beluga" ihren Liegeplatz im Yachthafen von Cherbourg verlassen und war hinüber zur Digue du Homet, einem Kai im abgesperrten militärischen Teil, gefahren. An diesem Kai wird in wenigen Tagen der Von Hans-Hagen Bremer (Cherbourg) aus Japan kommende Transporter mit dem poetischen Namen "Akatsuki-Maru" (Morgendämmerung) festmachen, um eineinhalb Tonnen Plutoniumoxid aus der Wiederaufbereitungsanlage von La Hague zu laden und dann mit der strahlenden Fracht ins Land der aufgehenden Sonne zurückzukehren. Wann der Frachter eintreffen wird, ist unbekannt. Niemand wüßte auch zu sagen, wo das Schiff sich derzeit auf seiner 17 000 Kilometer langen Seereise befindet. Ankunft, Beladung und Rückreiseroute des Frachters werden von Frankreichs Behörden wie ein militärisches Geheimnis behandelt.

"Doch die Anzeichen haben sich verdichtet, daß etwas unmittelbar bevorsteht", sagt David. Hohe Zäune mit Stacheldraht sind errichtet worden, Streifen mit Hunden machen Tag und Nacht die Runde. Um die Öffentlichkeit zu alarmieren, war die "Beluga" also in den Kriegshafen eingedrungen. Die "Moby Dick" war ihr bis zu der Linie gefolgt, von der ab das militärische Sperrgebiet beginnt. Dort wurden Schlauchboote zu Wasser gelassen, mit denen Fotografen und TV- Kameraleute noch nahe genug an die "Beluga" herangebracht werden konnten, um im Bild festzuhalten, wie die französische Marine das Greenpeace-Schiff aufbrachte und die Besatzung - für ein paar Stunden, wie sich am Abend herausstellen sollte - festnahm. "Das geht jetzt in Japan über die Bildschirme", freut sich der Kapitän der "Moby Dick".

Etwa zur selben Zeit, in der französisches Militär die neugierigen Eindringlinge der Umweltschutzorganisation im Hafen von Cherbourg aufgriff, war an diesem Tag in der nur 25 Kilometer entfernten Wiederaufbereitungsanlage am Cap La Hague, der äußersten Spitze der Halbinsel Cotentin, ein Kontrastprogramm inszeniert worden. Vor einer Hundertschaft von aus Paris eingeflogenen Medienvertretern aus aller Welt, lokalen Abgeordneten und Mitgliedern des Parlamentsausschusses für nukleare Sicherheit versuchten Sprecher der Cogema, der Tochtergesellschaft des staatlichen Kommissariats für Atomenergie, der die riesige Nuklearfabrik mit ihren 5000 Beschäftigten gehört, auf die Fragen zu antworten, die der Transport des Plutoniums nach Japan aufwirft. Anders als 1984, als erstmals eine Fracht von 251 Kilogramm Plutonium von Cherbourg nach Fernost verschifft wurde, haben sich die Verantwortlichen in den Pariser Ministerien diesmal offenbar gesagt, daß bei diesem sensiblen Thema eine Politik der offenen Tür vielleicht besser ist.

Neben der Anlage UP2, in der der Brennstoff aus französischen Atommeilern wiederaufgearbeitet wird, steht in La Hague seit 1990 die neue, hochautomatisierte Fabrik UP3, die ausschließlich für die 27 ausländischen Kunden der Cogema - darunter neben zehn japanischen auch acht deutsche Elektrizitätsgesellschaften - arbeitet. Diese haben nicht nur die Investition in Höhe von 28 Milliarden Franc finanziert, sie kommen auch für die auf 30 Milliarden Franc in zehn Jahren veranschlagten Betriebskosten auf. Dazu läßt sich die Cogema ihre Dienstleistung, die Trennung des radioaktiven Abfalls von dem zur Wiederverwendung geeigneten Uran und Plutonium aus den abgebrannten Brennstäben, die bis zum Jahr 2000 in einem Umfang von 7000 Tonnen angeliefert werden, mit saftigen Honoraren vergelten. Noch hat die Cogema auf dem Markt für Wiederaufarbeitung eine Monopolstellung. Die britische Anlage Thorp ist noch nicht fertig, und Japan wird erst Ende des Jahrhunderts über größere Kapazitäten verfügen.

Die ausländischen Kunden sind freilich verpflichtet, das in La Hague zu Uran und Plutonium verarbeitete Material, einschließlich des nicht wiederverwendbaren Mülls, wieder abzuholen. So verlangt es ein französisches Gesetz, und so steht es auch in den Vereinbarungen, die die Cogema mit ihren Vertragspartnern geschlossen hat. Auf diesen Punkt geht Jean-Louis Ricaud, Direktor für Wiederaufarbeitung, vor den Zuhörern immer wieder ein. Danach werden nämlich bis zum Ende des Jahrhunderts allein nach Japan noch etwa 30 Tonnen Plutonium zurückverfrachtet werden müssen. Das würde jährlich auf vier Transporte von der Größe hinauslaufen, wie er nun mit der "Akatsuki-Maru" bevorsteht. Hinzu käme noch die ab 1994 fällige Rückführung der nicht verwendbaren Abfälle.

Daß diese Aussicht auf "schwimmende Tschernobyls", wie Greenpeace den Plutoniumtransport über die Weltmeere nennt, kein Anlaß zur Beunruhigung sein muß, ist die Botschaft, die die Cogema an diesem Tag gern loswerden möchte. Schon für den Auftakt mit der "Akatsuki- Maru" wurde natürlich, wie hervorgehoben wird, alles getan, um den von der Internationalen Agentur für Atomenergie aufgestellten Normen ebenso zu genügenwie den Regeln der Welt-Schiffahrtsorganisation, von den französischen Gesetzen gar nicht erst zu sprechen. Aus rostfreiem Stahl ist die mehrfache Verpackung, in die das gelbe Plutoniumoxidpulver in Mengen von je drei Kilogramm luft- und wasserdicht eingefüllt wurde. Die Behälter für den Transport - zwei Meter hohe Fässer mit einem Durchmesser von 75 Zentimetern - haben in Tests Druckverhältnissen widerstanden, wie sie in 10 000 Meter Wassertiefe herrschen. Sie blieben bei Hitzetemperaturen von 1000 Grad eineinhalb Stunden lang unbeschädigt, "was ausreicht, um einen möglichen Brand an Bord zu löschen", wie die optimistische Auskunft lautet.

Auch auf dem Schiff selbst wurden alle erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen - von der Verdoppelung der Außenhaut über zweifache Schrauben und Ruder bis zur Ortung durch Satelliten. "Der Erfolg dieser Vorkehrungen besteht im Zusammenwirken aller Systeme", sagt Cogema-Direktor Ricaud. Und wenn es versagt, der Frachter sinkt und die Fässer auf dem Meeresboden landen? Für den Fall verheißt ein Blick in die den Journalisten ausgehändigten Unterlagen Aufklärung. Dort steht: "Da Plutonium im Wasser nur schwach löslich ist, tritt es nur sehr schwer in den Kreislauf tierischen oder pflanzlichen Lebens ein . . . Die Kontaminierung von Menschen infolge des Genusses von Fischen oder Meeresfrüchten dürfte keine signifikativen Gesundheitsrisiken nach sich ziehen." Ja, nicht einmal zur Herstellung von Atombomben in der Hand von Terroristen würde das gelbe Pulver taugen. "Das ist meine Überzeugung", sagt Ricaud.

Wenn Plutonium wirklich so harmlos ist, wie die Cogema behauptet, stellt sich natürlich die Frage, warum der Termin des Transports und die Route nach Japan wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden und das Schiff auf seinem Weg ständig unter militärischer Bewachung sein wird. "Binnen zwei Wochen", heißt es ausweichend auf die Frage nach dem Tag X. Die Grenzen zwischen Transparenz und Desinformation sind da fließend.

Serben in Bosnien weichen Druck der UN Karadzic lenkte ein / Kampfflugzeuge werden nach Rest-Jugoslawien verlegt Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch

GENF, 14. Oktober. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat sich dem vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) verfügten Verbot militärischer Flüge über Bosnien-Herzegowina zum Teil gebeugt. Bei den Genfer Verhandlungen über das ehemalige Jugoslawien stimmte er in der Nacht zum Mittwoch dem Vorschlag zu, seine gesamte Luftwaffe aus Bosnien zu entfernen. Die schätzungsweise 50 Kampfflugzeuge sowie alle Kampfhubschrauber sollen nach Serbien oder Montenegro gebracht und dort von UN-Beobachtern überwacht werden. Im Belgrader Fernsehen sprach Karadzic später von einer nur "vorläufigen Verlegung". Er erwarte einen "Friedensbeweis" der Bosnier und Kroaten.

Der Vermittler der Europäischen Gemeinschaft (EG), Lord Owen, beeilte sich, trotz vorgerückter Stunde die Vereinbarung publik zu machen, damit Karadzic nicht über Nacht die Einwilligung zurücknehmen konnte.

In der Mitteilung heißt es: "Dr. Karadzic hat angeboten, alle bosnisch-serbischen Kampfflugzeuge vom Flugplatz Banja Luka und dem Territorium Bosnien-Herzegowinas in die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) zu verlegen, als ein Zeichen des Wunsches seiner Delegation, einen Waffenstillstand zu erzielen und die Durchführung der Resolution 781 des UN-Sicherheitsrats (diese beinhaltet das Flugverbot, d. Red.) zu erleichtern."

Der Regierungschef Rest-Jugoslawiens, Milan Panic, hatte sich zuvor einverstanden erklärt, die den bosnischen Serben "geliehenen" Maschinen aufzunehmen. Laut Konferenzsprecher Derek Boothby werden in den nächsten Tagen Offiziere der UN-Friedenstruppe mit hohen jugoslawischen Militärs die Einzelheiten der Stationierung von Beobachtern auf den Flughäfen Serbiens und Montenegros festlegen. Karadzic hingegen hatte noch vor einer Woche mit dem Auszug aus den Genfer Verhandlungen gedroht, falls der UN-Sicherheitsrat ein militärisches Flugverbot über Bosnien-Herzegowina verfüge. Boothby sagte, die bosnischen Serben hätten das am vergangenen Freitag verfügte Flugverbot mehr als 20 Mal verletzt. Seit Sonntag seien jedoch keine Flüge mehr registriert worden.

Wie die Nachrichtenagentur AP ergänzend meldete, gingen in mehreren Teilen Bosniens die Kämpfe am Mittwoch weiter. Sechs Menschen wurden bei einem schweren Artillerieangriff auf Gradacac getötet. Acht Personen seien verletzt worden, meldete der kroatische Rundfunk weiter. Die Verteidiger hätten auf den Zufahrtsstraßen zur Stadt Tankwagen mit Chlorgas aufgestellt. Offenbar sei dies in der Hoffnung geschehen, die Furcht vor giftigen Gasen könnte die Angreifer von weiterem Beschuß abhalten.

Am Dienstag abend wurden 25 Raketen auf die Stadt Bihac und ihre Vororte abgefeuert. UN-Sprecherin Shannon Boyde sagte in Zagreb, eine Transportmaschine sei am Montag beim Anflug auf Sarajewo vom Boden aus unter Feuer genommen und von Kugeln getroffen worden, habe aber sicher landen können. In Kroatien sei bei Osijek ein UN-Hubschrauber beschossen, aber nicht getroffen worden.

1000 Flüchtlinge nach Marburg? Land schaut sich in der Tannenbergkaserne um

WIESBADEN. Bis zu tausend Asylbewerber sollen im Rahmen der Erstaufnahme von Flüchtlingen bald auch in der bisherigen "Tannenbergkaserne" der Bundeswehr in Marburg untergebracht werden.

Ein entsprechender Bericht der "Gießener Allgemeinen" wurde in Wiesbaden am Mittwoch zwar nicht ausdrücklich bestätigt. Der stellvertretende Wiesbadener Regierungssprecher Georg Dick (Grüne) sagte jedoch, "geprüft" werde derzeit auch die Unterbringung in der Marburger Kaserne - und bei solchen Prüfungen gehe es inzwischen auch um eine Größenordnung zwischen 500 und 1000 Personen.

Bislang hatte das Land als Obergrenze für Sammelunterkünfte immer 500 angegeben. Diese Zahl jedoch ist durch die Praxis in manchen Sammellagern inzwischen überholt. Auch SPD-Fraktionschef Lothar Klemm bezeichnete die Zahl 500 am Mittwoch bei einem Besuch in der Sammelunterkunft Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) nur als "Untergrenze" für die Zukunft.

In einer weiteren bisherigen Marburger Bundeswehrkaserne, der Jägerkaserne im Stadtzentrum, sollen nach dem Zeitungsbericht Notunterkünfte für Studenten hergerichtet werden. Die Stadt Marburg habe trotz anderer eigener Pläne die Unterbringung von Asylbewerbern in einer ersten Stellungnahme bereits "akzeptiert", damit das Land in den kalten Monaten nicht anderswo erneut Zelte aufstellen muß. me

Paul Haeberlin erhielt Kochkunst-Ehrenpreis

Er ist der Gourmet-Koch in seiner "Auberge de Ill" im elsässischen Illhäusern: Paul Haeberlein, dem am Mittwoch der neugeschaffene "Menue & Logis-Ehrenpreis" als "einem der profiliertesten Köche dieses Jahrhunderts" verliehen wurde. Eckart Witzigmann aus München, einer seiner prominenten Schüler, war dabei, Graf Matuschka Greiffenclau überreichte dem Geehrten sein von Paul Wunderlich gemaltes Porträt.

Mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet, ist die "Auberge" ein Familienbe- trieb mit hundertjähriger Tradition. Bei seiner Mutter hat Haebelin gelernt, die elsässischen Bauern- und Hausfrauenküche zu verfeinern, hat von den Franzosen profitiert, etwa bei Edouard Weber. "Den Gast glücklich machen" ist seine Devise.

Eine unverkrampfte Atmosphäre kennzeichnet das Haus. Haeberlin hat sich am Herd nie dem schnell wechselnden Zeitgeist angepaßt, war aber neuen Strömungen der Kochkunst gegenüber stets aufgeschlossen. Zu seinen bekannten Kreationen zählen "Trüffel in Asche", soufflierter Lachs und der "Pfirsich Haeberlin". Viele Jungköche haben bei ihm gelernt, auch, was menschlichen Umgang unter Kollegen angeht. -vau

ABC Oberursel, Boxen Südwestdeutscher Titel für Alexander Bohn

Den Höhepunkt in seiner bisherigen Laufbahn feierte Alexander Bohn vom ABC Oberursel in der Sporthalle der Goetheschule in Kaiserslautern: Vor rund 250 Zuschauern sicherte sich der 19jährige Oberurseler den Titel eines südwestdeutschen Meisters der Amateurboxer im Super-Schwergewicht durch einen klaren Punktsieg im Finale gegen den 34jährigen Routinier Walter Kopp aus Frankenthal. Bohn hat sich damit zugleich für die deutschen Meisterschaten der Amateurboxer qualifiziert, die am 24. und 25. Oktober in Karlsruhe ausgetragen werden.

"Endlich hat er seine Nerven in den Griff bekommen", freute sich ABC-Coach Otto Lux über den Erfolg seines Schützlings, der mit rechten und linken Geraden den Kampf gegen den routinierten Rechtsausleger Kopp nach Belieben diktierte. Am Ende stand ein 5:0-Punktsieg für Alexander Bohn, nachdem Kopp zweimal angezählt worden war.

Für den zweiten ABC-Boxer endete das Finale um den Südwest-Titel in Kaiserslautern mit einer Niederlage: Im Federgewicht verlor Hessenmeister Stefan Buchstaller gegen den Neunkirchener Müller nach einer Schulterverletzung vorzeitig durch RSC, nachdem ihn der Ringrichterzum dritten Mal angezählt hatte. Dabei führte der Oberurseler zum Zeitpunkt des Abbruchs in der dritten Runde leicht nach Punkten gegen Müller, gegen den er zuvor je einmal gewonnen und verloren hatte. Lux: "Schade. Für Stefan war mehr drin. Aber er hat in Kaiserslautern nicht seine volle Leistung gebracht." gst

Bündnis 90 über Grüne empört Bürgerrechtler wollen die Fusionsverhandlungen unterbrechen

ptz BONN, 14. Oktober. Beim Bündnis 90 mehren sich die Stimmen, die für ein Aussetzen der Fusionsverhandlungen mit den Grünen plädieren. Grüne auf Bundes- und Landesebene versuchen hingegen, das beim Länderrat der Grünen zerbrochene Porzellan zu kitten. Das höchste grüne Gremium zwischen den Parteitagen hatte am Wochenende eine Reihe von Forderungen der früheren DDR-Bürgerrechtler zurückgewiesen.

Vor allem empört Vertreter des Bündnisses 90, daß Grüne in Kassel den gemeinsam erarbeiteten Konsens zu Grundwerten der neuen Partei als Sprechblase und "Entsorgung der grünen Programmatik" abgetan hatten. "Wie soll man mit solchen Leuten weiterverhandeln?", fragt Christiane Ziller aus dem Bündnis-90-Vorstand. Die Politikerin sprach sich am Mittwoch dafür aus, die für Sonntag und Montag angesetzten Gespräche ausfallen zu lassen.

Der Bundestagsabgeordnete Werner Schulz (Bündnis 90) tritt ebenfalls für eine Unterbrechung der Vereinigungsgespräche ein. Darüber müsse die für den 25. Oktober geplante Verhandlungsversammlung der Ostpartei nachdenken. Schulz würde es auch hinnehmen, wenn dadurch der Fahrplan, nach dem der Zusammenschluß beider Parteien im Frühjahr 1993 per Urabstimmung besiegelt werden sollte, nicht einzuhalten ist. "Lieber den Zeitplan durcheinanderbringen, als das Projekt scheitern lassen", sagte Schulz.

Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer appellierte an das Bündnis, gerade angesichts der offengelegten Differenzen über Gremienfragen sowie den Namen für die neue Partei den Verhandlungstisch nicht zu verlassen. Die Grünen-Landesverbände Bayern, Hessen und Saarland üben inzwischen Druck auf Bundesvorstand und Länderrat aus: "Auch als zahlenmäßig stärkere Partei müssen ,Die Grünen' das Bündnis 90 als gleichberechtigten Partner behandeln, statt mit Hauruck-Methoden den schnellen Anschluß anzustreben", heißt es. Vorstand und Länderrat sollten in Zukunft die "nötige politische und menschliche Sensibilität" aufbringen, mahnten die Landesverbände.

Schulz besteht darauf, daß im elfköpfigen Bundesvorstand der gemeinsamen Organisation mindestens fünf Ostdeutsche, darunter drei Vertreter des Bündnisses 90 vertreten sind. Diese Quote soll vier Jahre lang gelten, die Grünen wollen sie jedoch nur zwei Jahre lang aufrechterhalten.Einig gegen Gewalt

Es ist ganz einfach, die in der Debatte beklagten Zustände zu ändern (FR vom 9. 10. 1992 "Parlament einig gegen Gewalt"). Jugendliche brauchen Vorbilder und eine gute Erziehung, auch in der Schule. Dann werden die meisten vernünftige Erwachsene.

Es gibt kaum noch Vorbilder - am wenigsten in der Politik. Die meisten Schulen sind miserabel und Eltern haben große Probleme, ihre Kinder unter diesen Umständen zu ordentlichen Erwachsenen zu machen.

Wer hat Schuld? - Die Gesellschaft! Die gleichen Quasselstrippen, die alles wissen, wenig tun, . . . genau die tüchtigen Politiker, die für Weimarer Verhältnisse sorgen.

Maria von Freyberg, Frankfurt am Main

Weitere Wirtschaft S. 14

Großer Bayernabend in der Schwarzbachhalle

KRIFTEL. Es soll so stimmungsvoll zugehen "wie beim berühmten Münchner Oktoberfest", wünscht sich die CDU Kriftel - und lädt für Samstag, 24. Oktober, zum großen Bayern-Abend in die Kleine Schwarzbachhalle ein. Ab 20 Uhr werden nicht nur Weißwürste, Leberkäse und Haxen serviert, die "Original Taunusmusikanten" wollen außerdem mit volkstümlicher Blasmusik Stimmung machen.

Wer einen Platz reservieren will, sollte sich unter Tel. 4 31 99 anmelden. Karten für sieben Mark gibt's im Vorverkauf bei Gumpp Frisuren und der elf-Tankstelle.

Lyrik und Musik aus Israel

BAD HOMBURG. Unter dem Motto "Poetisches Israel" steht die vierte und für dieses Jahr letzte Folge der "Bad Homburger Lesungen". Am heutigen Donnerstag stellen sich um 20 Uhr im Gotischen Haus die Lyriker Asher Reich und Oded Peled mit ihren Werken vor. Der Berliner Schriftsteller und Schauspieler Wolfgang Heyder liest die Übersetzungen ihrer Texte, der Liedermacher Dany Bober begleitet die Veranstaltung musikalisch.

Vom Erlös der Lesung, die von zwei großen Bad Homburger Firmen gesponsort wird, wird die Gruppe Tel Aviv der Organisation "Peace Child Israel" gefördert. Sie bemüht sich, landesweit israelische und palästinensische Jugendliche zusammenzuführen. che

Nur Huntington zweifelt nicht an Dan Quayle

Die Villa der Hiners am Stadtrand von Huntington gleicht an diesem Dienstagabend einem überfüllten TV-Studio. Familie und Freunde sitzen im Scheinwerferlicht der Kameras von "Kanal 21" auf Barhockern um die weißlackierte Küchentheke, im rustikalen Wohnzimmer oder im Wintergarten vor den Fernsehern. Ein paar schreibende Lokalreporter verfolgen jede Regung und Geste der Einheimischen, denn immer, wenn der jugendlich aussehende Mittvierziger mit dem Gesichtsausdruck eines im Autoscheinwerfer erstarrten Rehbocks auf dem Bildschirm erscheint, brüllt die Versammlung: "Los, Dan, zeig's ihnen!"

Dan ist der berühmteste Bürger der 17 450 Einwohner zählenden Kleinstadt im US-Bundesstaat Indiana, weil Vizepräsident der USA. Und Frau Hiner leitet vor Ort den republikanischen Parteiverein. Mag auch die Nation seit vier Jahren an der Qualifikation des 45jährigen James Danforth Quayle für das zweithöchste Staatsamt zweifeln, mag der Vize seit Amtsantritt ein beliebtes Witzobjekt für jeden Talk-Master darstellen, in Huntington hat man schon immer an den eigenen Sohn geglaubt.

Und heute abend, in der einzigen Fernsehdebatte mit dem demokratischen Vize-Kandidaten Al Gore und dem unabhängigen Jim Stockdale, zeigt er es ihnen wirklich. Programmiert mit wirksamen Einzeilern und humorigen Retourkutschen, attackiert er den fast gleichaltrigen Senator Gore aus Tennessee und Präsidentschaftsbewerber Bill Clinton mit jener Aggressivität, die Präsident Georges Bush in seiner TV- Debatte am Sonntag hatte vermissen lassen. Dabei zielt Quayle weniger auf das Wahlprogramm der Demokraten als auf die angeblichen Charakterschwächen Clintons. "Glauben Sie, daß Bill Clinton die Wahrheit sagt?", fragt er die Zuschauer am Ende der 90minütigen Debatte. "Werden Sie ihm als Präsidenten vertrauen können?" "Nein!" ruft die bei Hiners versammelte Mannschaft da entsetzt im Chor.

Schon gar nicht bei den Steuern, vor denen das Farmerehepaar Jim und Willodean Swanks die allergrößte Angst hat. Die letzte Steuererhöhung hat Jim Swanks selbst Georges Bush noch nicht verziehen. Sogar hier in Indiana, wo in den letzten 50 Jahren allein Lyndon B. Johnson 1964 für die Demokraten gewinnen konnte, ist der Präsident deswegen alles andere als populär. Im Augenblick liegen Bush und Clinton in dieser republikanischen Hochburg Kopf an Kopf, eine ernüchternde Tatsache für die Wahlkampfstrategen im Weißen Haus. "Die Leute hier wählen Bush nur noch wegen Quayle", weiß Willodean von ihren Mitbürgern in Huntington. Was für ein Wandel, galt Quayle doch 1988 noch als die große Belastung für das "Bush-Ticket".

Diesmal bleibt es dem Vietnamkriegs-Veteranen Jim Stockdale überlassen, die Rolle des hochnotpeinlichen Vizekandidaten zu spielen. "Wer bin ich? Warum stehe ich hier?", fragt der Freund und "running mate" des unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Ross Perot gleich zu Beginn der äußerst unterhaltsamen TV-Debatte. Als Stockdale zwischendurch um die Wiederholung einer Frage bittet, weil er sein Hörgerät abgeschaltet hatte, fühlen selbst die eingefleischten Republikaner aus Huntington Mitleid mit dem 68jährigen ehemaligen Marinepiloten und heutigen Philosophiedozenten. "Nehmt den vom Bildschirm runter, sonst versaut der dem Perot noch das ganze Rennen", flehen Willodean und ihre konservativen Freundinnen auf dem Gartensofa im Hinterzimmer. Doch der Schaden ist schon angerichtet.

Ganz anders Dan Quayle. Sein Auftritt ist von Anfang bis Ende wohl durchkomponiert. Da er in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem detailkundigen Al Gore keine Chance hätte, pflegt er die schrille persönliche Attacke gegen den abwesenden Bill Clinton und setzt damit die Agenda für die nächste TV-Debatte der drei Präsidentschaftsbewerber am heutigen Donnerstag. Dort wird Georges Bush dann endgültig zeigen müssen, ob er die miesen Meinungsumfragen umdrehen kann.

ROLF PAASCH (Huntington)

Zur Person:

EDMUND STOIBER, bayerischer Innenminister, hat SPD und FDP vorgeworfen, sie unterschätzten die Bedrohung von rechts in gefährlicher Weise. Im CSU- Parteiblatt Bayernkurier schrieb Stoiber weiter, die von Sozialdemokraten und Liberalen gestellten Innen- und Justizminister seien unfähig zu wirksamen Entscheidungen. Es sei "höchste Zeit, in Deutschland Alarm zu schlagen", warnte Stoiber. "Demagogen ziehen durchs Land, predigen Haß und säen Zwietracht. Gierig strecken sie ihre braunen Krallen nach unserer Republik aus und besudeln die stolzen schwarz-rot-goldenen Farben der Einigkeit, des Rechts und der Freiheit." Damit werde das mühsam wiedererworbene moralische Ansehen Deutschlands in der Welt gefährdet. Die Folgen seien möglicherweise bald an der Exportbilanz abzulesen, "mit verheerenden Konsequenzen für die Wirtschaft und dem Verlust von Arbeitsplätzen". (AFP)

a a a

Om eomer gitem Zweitliga-Begegnung mit dramatischem Verlauf unterlagen die Volleyballerinnen der TG Rüsselsheim zuhause mit 2:3 (15:3, 14:16, 6:15, 15:10, 13:15) gegen die mit lautstarkem Anhang angereiste DJK Karbach. Bis Mitte des zweiten Satzes sah es am dritten Spieltag vor rund 250 Zuschauern ganz danach aus, als würde die Turngemeinde ihren ersten Sieg feiern können. Doch nach der 8:3-Führung folgte ein Einbruch, fünf Eigenfehler, vor allem im Angriff, brachten die Karbacherinnen heran und ließen sie auch in der spannenden Schlußphase mit 16:14 das bessereEnde für sich haben.

Die verspielte 2:0-Satzführung hatte Folgen, die Rüsselsheimerinnen verloren den dritten Durchgang klar und lagen im vierten mit 3:7 zurück. Mit starkem Block - vor allem von nun eingewechselten Neuzugang Tanja Busch - und guter Abwehr golten sich jedoch auf und schafften die Wende zum 15:10.Im Tiebreak führte die Turngemeinde bis zum 12:11 ständig (3:0, 8:4, 9:5, 10:6). Aber dann patzte sie in Angriffund Abwehr und gab den Sieg doch noch aus der Hand.

"Wir haben das Optimale herausgeholt", glaubt Trainer Thomas Brunnder, aber nicht zuletzt durch das verletzungsbedingte Fehlen von Mittelspielerin Stefanie Herold reichte es gegen die in der Nahsicherung die entscheidenden Vorteile besitzenden Karbacherinnen nicht. Die besten Boten bei Rüsselsheim verdiente sich Jolanta Azubuike im Mittelangriff. Die Turngemeinde ist erst wieder am Samstag, 31. Okober im Einsatz. Dann erwartet sie in der Rüsselsheimer Heinmann-Halle um 19.30 Uhr den TV Fechingen. gw

Professor erwartet, daß viele Studenten aufgeben Uni muß im Wintersemester 37 000 Lernende verkraften

Wenn am kommenden Montag die Vorlesungen des Wintersemesters beginnen, wird die Frankfurter Universität alle Rekorde brechen - aber keinen will das so recht freuen. Die Studenten stehen Schlange, der Präsident grübelt, wo er die vielen Lernwilligen unterbringen soll, und insbesondere der Erste Jurist an der Uni, Dekan Rudolf Steinberg, sieht schon eine Katastrophe über seinen Fachbereich hereinbrechen.

In diesem Winter werden erstmals mehr als 37 000 Studenten und Studentinnen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität eingeschrieben sein, mehr als 5000 Studienanfänger werden sich mit viel Eifer und Neugier auf das in Hörsälen und Seminaren versammelte Wissen stürzen. Was sie da erwartet, ist geeignet, den Enthusiasmus schnell zu dämpfen. Die Frankfurter Uni ist nur unzureichend auf den neuerlichen Ansturm vorbereitet. Vor allem der Fachbereich Rechtswissenschaft droht unter dem Massenandrang zusammenzubrechen.

Weil an die 850 Erstsemester in diesem Winter ihre Nasen in die dicken Gesetzesbücher stecken wollen, weiß Steinberg noch gar nicht, wo er die vielen Bücher hernehmen soll, und vor allem, wie er die Einführungsveranstaltung über die Runden bringen wird. Die ersten Schritte in das Recht unternehmen die Studienanfänger in einer täglichen Grundlagen- Vorlesung, die Einblick in jedes Rechtsgebiet gewährt. Weil nie zuvor so viele Jungjuristen mit dem Studium begonnen haben, wird selbst der größte Hörsaal der Universität nicht reichen, um all die Lernwilligen zu fassen. Mehr als 200 Erstsemester müssen vor der Tür bleiben.

"Anfangs werden unerträgliche Verhältnisse herrschen", ahnt Dekan Steinberg, "aber wir nehmen an, daß sich das mit der Zeit einpendeln wird." Der Juraprofessor äußert unverblümt seine Erwartung, daß angesichts solcher Zustände immer mehr Studenten aufgeben werden. Zwar gebe es in diesem Semester aufgrund der Sondermittel des Landes wenigstens ausreichend Tutorien, gleichwohl hält Steinberg solche Studienbedingungen für untragbar.

Denn mit den überfüllten Hörsälen ist es nicht getan. Wenn die Studierenden ihr Studium ernstnehmen und ihr Wissen vertiefen wollen, werden sie auf die nächsten Hürden stoßen. "Wenn alle 850 Erstsemester in die Bücherei wollen, bricht die Bibliothek zusammen." Schon jetzt ist die Fachbereichsbibliothek zu klein und unzureichend ausgestattet für die 4500 angehenden Juristen. Das fördert unschöne Methoden. Studenten verstellen die Bücher, damit Kommilitonen sie nicht finden, sie reißen wichtige Seiten aus den Kommentaren oder kämpfen auch schon mal mit Hilfe von Ellenbogen um die raren Exemplare eines wichtigen Lehrwerks.

Besonders die Lehrbuchsammlung der Unibibliothek, die die einschlägigen Standardwerke in ausreichender Zahl vorrätig haben sollte, sei in einem "desolaten Zustand", bedauert Steinberg. Die Folge: Viele Studenten müssen für teures Geld die unverzichtbaren Werke kaufen.

Für die Professoren ist angesichts solcher Bedingungen kein Wunder, daß immer mehr Studenten den Bettel hinschmeißen und vor allem die weitermachen, die ein "extremes Maß an Durchsetzungsfähigkeit" mitbringen. Dies sei aus menschlichen Gründen schwer akzeptabel, formuliert Steinberg. Schließlich stecke hinter nahezu jedem Studienabbruch ein persönliches Scheitern.

Seit Semestern diskutieren die Juristen immer wieder über einen Beschränkung der Studentenzahlen. Während eine Mehrheit der Professoren sich bereits für einen Numerus clausus (NC) ausspreche, sei der Fachbereich noch dagegen. luf

(Siehe auch Hessenseite)

Bei den schönsten Geburten muß der Arzt nur gratulieren / Im Bad Sodener Krrankenhaus sind das 80 Prozent Manchmal kommen die Kinder im Walzertakt Im Kreißsaal herrscht eine freundliche Atmosphäre Von Petra Mies

BAD SODEN. Kalte Kacheln, blitzende Zangen, derbe Hebammen und Gebärende, die hinter Vorhängen schreien: Wer mit dieser Horrorvision in den dritten Stock des Kreiskrankenhauses geht, muß die Klischees aus seinem Weltbild streichen. Die drei Kreißsäle sind lichtdurchflutet, die zwei Oberärzte, sechs Assistenzärzte und zwölf Hebammen überwiegend jung und locker. Eine ideale Atmosphäre für eine sanfte Geburt, wie sie Chefarzt Dr. Dirk Hölzel propagiert. Und der Leiter der gynäkologisch-geburtshilflichen Klinik überzeugt mit seinem Konzept. Konsequenz begeisterter Mundpropaganda: Sogar aus Wiesbaden, Limburg oder Mainz fahren die Schwangeren nach Bad Soden, um dort ihr Kind zu bekommen. Die 20 Betten sind ständig belegt, in diesem Jahr rechnet Hölzel mit dem Rekord von 1300 Geburten.

Der Chef mit Kunstsinn - die Bilder an der Wand hat Hölzel selbst gemalt - arbeitet seit zwölf Jahren im Kreiskrankenhaus. Vor dem Eingang halten rund um die Uhr Autos mit aufgeregten Vätern in spe am Steuer. "Es gehört zum Konzept", sagt der 47 Jahre alte Mediziner, "auf die Paare einzugehen. Wir berücksichtigen individuelle Wünsche, denn ein Massenbetrieb wollen wir nicht werden." Damit sich die werdenden Eltern mit dem Ort vertraut machen können, an dem ihr Baby geboren wird, bietet die Klinik Besichtigungsnachmittage an. An jedem ersten Dienstag im Monat beantwortet das Team ab 18 Uhr Fragen, zeigt Dias - und lädt zum Rundgang durch die Station. Hölzel: "Viele sind angetan, staunen über Schaukelstuhl und Stereoanlage im Kreißsaal oder meinen, daß es hier nicht mal nach Krankenhaus riecht."

Die Paare können auch angeben, ob sie spezielle Wünsche haben. Betäubung mit Peridualanästhesie, bei der Frauen schmerzfrei pressen können, ist ebenso möglich wie Akupunktur. Hölzel dämpft Ängste, daß Hebammen pünktlich zu den Schichtwechseln um 14.30 Uhr, 22.15 Uhr oder 6.15 Uhr gehen und eine Frau "unter Geburt" einfach liegenlassen, um an die Kolleginnen zu übergeben: "Auch nachts sind mindestens zwei Hebammen im Einsatz; wenn die merken, das Kind kommt bald, macht jede Überstunden."

Nach ambulanten Geburten werden Mutter und Kind vier Stunden überwacht und fahren nach Hause, wo sie von einer Hebamme betreut werden. "Nur drei bis vier Prozent nutzen diese Möglichkeit", erzählt Hölzel. Für die Klinik sei das nicht ganz billig, "denn der Entbindungstag ist der teuerste Tag, an dem hohe Personal- und mitunter auch Operationskosten anfallen, falls ein Kaiserschnitt nötig ist". Das Krankenhaus bekomme aber für alle Tage einen Einheitssatz von 425 Mark. Bei Frauen, die nach der Geburt bleiben und dadurch kaum Folgekosten verursachen, glichen sich Ausgaben und Einnahmen ein wenig aus - bei ambulanten Geburten nicht. Die seien übrigens eher bei Erstgebärenden beliebt. "Wer schon ein Kind hat, genießt die Tage in der Klinik sogar."

Von Hausgeburten hält Hölzel wenig. "Wir hatten schon Frauen, bei denen nach zwei problemlosen Geburten beim dritten Kind die Herztöne aussetzten, und dann muß schnell gehandelt werden." Bis die Frau mit dem Notarzt im Krankenhaus sei, könne es zu spät sein. Mit einer Kindersterblichkeit von 0,58 Prozent stehe Deutschland wieder gut da, "vor zehn Jahren noch lag es in Europa ziemlich hinten". Falls der Trend wieder zur Hausgeburt ginge, befürchtet der Chefarzt, "werden die Kinder gefährdet, bis zu 50 Prozent der Risiken sind vor der Niederkunft überhaupt nicht abzuschätzen". Wer nicht in der Klinik bleiben wolle, habe als Alternative ja die ambulante Geburt - "da ist alle Hilfe möglich". Hölzel leugnet nicht, daß es Hebammen mit enormer Erfahrung gebe, "mit denen das zu Hause gutgehen kann und ein wunderbares Erlebnis ist" - unterstützen wolle er die Hausgeburt aber nicht. "Ich sehe keine Veranlassung, Leben von Mutter und Kind aus ideologischen Gründen aufs Spiel zu setzen."

Hölzel sagt auch, was in Bad Soden nicht möglich ist. "Falls das Kind vor der 32. Woche geboren wird, die 40. ist normal, ist ein Intensivbettchen notwendig, das wir nicht haben." In diesem Fall verweise er nach Höchst, Frankfurt oder Wiesbaden. "Sicher, wir haben Wärmebettchen", sagt Hölzel, der das Wort Brutkasten ablehnt. "Aber eben keine Intensivstation für Früh- und Neugeborene."

Was dem Mann mit der 80-Stunden- Woche am liebsten ist: "Geburten, bei denen der Arzt nur noch zum Gratulieren da ist." Die schnellsten seien jene, "bei denen die Frau schon mit dem Kind im Taxi vorfährt" - länger als 16 Stunden tolerierten die Ärzte aber nicht. "Auch wenn die Frauen das oft als länger empfinden." Inzwischen seien fast immer die Männer dabei. "Die sind tapferer als viele glauben", sagt Hölzel solidarisch.

Manchmal geschehen auch skurrile Dinge. "Ich habe schon erlebt, daß auf der einen Seite des Bettes der Ehemann und auf der anderen der Vater saß." Witzig sei auch jene Frau gewesen, die in den Wehen darum gebeten habe, das schwarz-weiße Ultraschall-Gerät auf bunt umzustellen, was technisch nicht möglich sei. "Sie wollte vorher wissen, ob das Kind schwarz oder weiß und ob der Afrikaner oder der Düsseldorfer der Vater ist." Sogar eine 47 Jahre alte Frau habe schon in Bad Soden entbunden.

Der Arzt ist immer noch gerührt, wenn der Mutter das Neugeborene auf den Bauch gelegt wird. "Die sollen sich erstmal begrüßen", erzählt Hölzel. Abnabeln, wickeln - das komme später. "Die Kleinen sind dadurch ruhiger als früher, wo sie der Mutter sofort abgenommen wurden. Das sind ergreifende Momente."

Rund 13 Prozent der Entbindungen sind Kaiserschnitte, etwa sieben Prozent Saugglocken- oder Zangengeburten. Technik, die nötig sei - ebenso wie der Herzton- und Wehenschreiber oder der Ultraschall. Hölzel selbst ist bei Problemgeburten dabei, "auch falls das Baby mit dem Po zuerst kommt oder seine Herztöne schwach sind". Der berühmte Dammschnitt sei durchaus nicht obligatorisch. "Unsere Hebammen sind stolz auf jede Geburt, bei der er nicht gemacht wird. Aber wenn der Damm reißt, ist das Nähen schwierig." Grundsätzlich gelte: "Was von allein geht, ist immer am besten."

Hensche führt die IG Medien Auch Stellvertreter wurden mit großer Mehrheit gewählt

he AUGSBURG, 14. Oktober. Der Jurist und bisherige stellvertretende Vorsitzende Detlef Hensche ist neuer Vorsitzender der IG Medien. Bei der Wahl des Nachfolgers für den aus Altersgründen ausgeschiedenen Erwin Ferlemann erhielt der 54jährige Hensche auf dem Gewerkschaftstag in Augsburg ohne Gegenkandidaten 86 Prozent der Delegiertenstimmen. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Gisela Kessler und Gerd Nies gewählt. Die Wahlgänge für die übrigen Mitglieder des neuen geschäftsführenden Hauptvorstands waren bei Redaktionsschluß noch nicht beendet.

Zuvor hatte der Gewerkschaftstag eine Verlängerung der Amtszeit bei Wahlämtern von jetzt drei auf vier Jahre abgelehnt. Eine große Mehrheit fand sich dagegen für den Vorschlag, den geschäftsführenden Hauptvorstand (GHV) in Stuttgart von sieben auf sechs Personen zu verkleinern. Hensche und Ferlemann plädierten allerdings vergeblich für nur fünf GHV-Mitglieder. Zahlreiche Delegierte bemängelten die unzureichende Integration der Fachgruppen unter das gemeinsame Gewerkschaftsdach. Die IG Medien zählt 265 000 Mitglieder in acht Fachgruppen, die von Druckern über Zeitungsausträger, Journalisten, Schriftsteller, bildende Künstler und Musiker bis zu Beschäftigten der Papier- und Kunststoffverarbeitung die unterschiedlichsten Arbeitnehmer organisieren.

Der DGB-Vorsitzende Heinz-Werner Meyer wird nicht mehr nach Augsburg kommen, um den Delegierten Rede und Antwort über seine umstrittene Befürwortung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr zu stehen. Auf eine entsprechende Aufforderung hin ließ Meyer mitteilen, er sei aus Termingründen gehindert. Bei der Eröffnung des Kongresses am Sonntag hatten etwa ein Viertel der Delegierten aus Protest gegen seinen Auftritt den Saal verlassen.

(Kommentar auf Seite 3)

Der starke Mann

Detlef Hensche, den man getrost den in Arbeitgeberkreisen und nicht nur dort bestgehaßten Gewerkschafter hierzulande nennen darf, ist nun auch formell der Chef der IG Medien. Schon als sie noch IG Druck und Papier hieß, war der Akademiker der heimliche Vorsitzende dieser Organisation und sorgte mit dafür, daß sie in der Tradition von Leonhard Mahlein ihren Platz am linken Rand des DGB-Spektrums behielt. Daran wird sich nichts ändern. Auch in Augsburg wieder hat Hensche, der machtbewußte Intellektuelle, angekündigt, in einem Punkt konservativ bis ans Ende seiner Tage zu bleiben: der (Klassen-)Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist ihm A und O jeglicher politischer Analyse.

Auch wer solchen Antagonismus weniger beherrschend sieht als Hensche, kann kaum umhin anzuerkennen, daß die IG Medien mit satter Mehrheit von 86 Prozent ihren besten Kopf an die Spitze gestellt hat. Seine Autorität, seine Ausstrahlung in die Mitgliedschaft hinein tun auch not: Die Gewerkschaft der Medienschaffenden, die mit ihrer Reichweite vom Setzer bis zum Orchestergeiger nicht nur auf Außenstehende oft genug wie ein allzu künstliches Gebilde wirkt, braucht dringend eine starke Führungsfigur.

Diese Stärke, aber auch Geschmeidigkeit für den Kompromiß hat Hensche etwa als Tarifunterhändler oft bewiesen. Mut zur Unpopularität besitzt der Vordenker auch, etwa wenn er, unverdrossen zur Solidarität mit den Arbeitslosen mahnend, auf weitere Arbeitszeitverkürzung setzt. he (Augsburg)

Wundersam

Neue Nachbarn zogen ein. Nette Leute mit einem niedlichen Hündchen. Yorkshire, und sogar reinrassig. Nach angemessener Zeit fand man sich allseits liebenswert, und freundschaftlich verbunden. Einschließlich der Hunde. Denn die "Alteingesessenen" haben auch einen. Einen großen.

Indessen, die Katastrophe nahte alsbald auf raschen Pfoten. Kam doch der Große eines Tages mit hängenden Ohrlappen und trüben Auges - kurzum: als Bild des Jammers - zu seinen Leuten und legte ein dreckverkleistertes Bündel nieder: den toten Yorkshire.

Kein Zweifel, der Große war's. Doch warum? Aber noch gibt es keinen Freud der Hundepsyche. Schlechten Gewissens reinigte man das tote Tier, stellte es in einem Körbchen nachts vor der Nachbarn Tür und harrte des morgendlichen Entsetzensschreis von nebenan.

Doch nichts dergleichen geschah. Dafür klingelte die Nachbarin: Ihr Hündchen sei gestorben und im Garten bestattet worden, sagte sie. Und nun, oh wundersames Schicksal, läge es gereinigt und wie wiederbelebt im properen Körbchen vor der Tür.

Der Große hatte ihn einfach nur wieder ausgebuddelt. Ihr Bastian

Notgipfel: Weiter Augen zu und durch?

Von Erich Hauser (Brüssel)

Vor neun Monaten - in Maastricht - waren alle zwölf EG-Regierungschefs überzeugt, mit ihrem EG-Unionsvertrag ein kunstvolles Flickwerk für die weitere Integration vollbracht zu haben. Was in Brüssel seit Jahren geschah und künftig geschehen würde, schien bis dahin die Bürger kaum zu interessieren. Mit Widerstand wurde deshalb nicht gerechnet, zumal sich London und Kopenhagen für die heikle spätere Währungsunion mit Ausnahmeklauseln ihr Mitmachen vorbehalten hatten. Der konservative Brite John Major feierte es außerdem als "Sieg", daß sozialpolitische Gemeinschaftsregelungen künftig nur von den anderen Mitgliedstaaten und ohne Wirkung für das Königreich beschlossen werden sollten.

Jetzt kommen die zwölf Regierungshäupter auf Majors Wunsch in Birmingham zu einem "Notgipfel" zusammen. Denn seit dem dänischen "Nej" im Juni und erst recht seit dem knappen französischen "Oui" im September muß der schwache Nachfolger Maggie Thatchers im Unterhaus für die Ratifizierung des Maastricht-Vertrages eine wachsende Opposition seiner eigenen Partei überwinden. Die Mehrheit der Briten meint mit der "eisernen Lady", der Unionsvertrag sei die Kapitulation vor dem "Brüsseler Zentralismus".

Von Birmingham soll deshalb eine beruhigende Botschaft an die EG-Bürger ausgehen. In der Tat steht ja im Maastricht-Vertrag zum ersten Mal, daß die EG-Institutionen sich nur um das kümmern dürfen, was in die beschriebene Zuständigkeit der Gemeinschaft fällt und nicht auf der Ebene der Mitgliedstaaten oder der Regionalkörperschaften besser geregelt werden kann. Aber mit diesem "Subsidiaritätsprinzip" wissen die meisten EG-Bürger nichts anzufangen.

Sicherlich wären alle zwölf Regierungen gut beraten gewesen, nach dem Nein des Dänenvolks eine Denkpause einzulegen und sich ihren Vertrag noch einmal gründlich anzusehen. Aber damals galt die Parole "Augen zu und durch". Sie wird auch jetzt in Birmingham gelten.

Obgleich im Bonner Bundestag und Bundesrat die Maastricht-Ratifizierung - mutmaßlich trotz großen Mißtrauens der Bürgermehrheit - gesichert ist, schlugen Kanzler Kohl und der Außenminister Klaus Kinkel (FDP) in den vergangenen Wochen die tollsten Kapriolen. So sprach der Kanzler von der Brüsseler "Reglementierungswut" statt darüber aufzuklären, daß alle EG-Richtlinien und fast alle EG-Verordnungen von jeher im Ministerrat der Zwölf verabschiedet werden. Wenn dabei gelegentlich auch Deutschland seit 1987 überstimmt wird, ergibt sich das aus der von Kohl mitverantworteten Europäischen Akte, die der Bundestag 1986 ratifiziert hat. Kinkels Begehren, die EG-Kommission müsse vor Regelungsvorschlägen zumindest die "großen" Mitgliedstaaten um Erlaubnis fragen, verärgerte sofort die kleineren Partner und erregte in Brüssel Stirnrunzeln, weil die EG-Bürokratie stets in allen Hauptstädten vorbeugend sondiert, um den rechten Mittelweg zu finden.

Natürlich ist der Maastrichter Vertrag eine unschöne Kompromißgeburt, die einigen Mitgliedstaaten mehr abverlangt als anderen. Auch in Birmingham wird er nicht als strahlendes Schneewittchen für die Öffentlichkeit aller Mitgliedstaaten dargestellt werden können.

Das eigentliche Problem besteht darin, daß diese Staatengemeinschaft kaum anders werden kann, als sie bisher ist. Die südlichen und kleineren Mitgliedsländer sehen ihre Interessen und ihre nationale Identität viel besser in der Brüsseler EG-Kommission und in den nichtöffentlichen Verhandlungen des Ministerrates gewahrt als im Straßburger Europa-Parlament. Deshalb kann die Gemeinschaft noch auf lange Sicht nichts anderes sein als ein "Europa der Regierungen". Oder anders gesagt: der Nationalstaaten.

Der Unionsvertrag wird wohl auch scheitern, wenn er im Londoner Unterhaus "nach Birmingham" durchgeht. Für eine zweite dänische Volksabstimmung dürften selbst zuckersüße Erläuterungen nicht zum "Ja" reichen. Möglicherweise werden die Zwölf schon im Dezember beim Gipfel in Edinburgh vor der Wahlstehen, die Dänen einstweilen vor die Tür zu setzen oder Maastricht aufzugeben.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Mittwoch während der ersten Handelsstunde um 2,43 Punkte gesunken. Am Vortag war er um 27,01 auf 3201,42 Zähler geklettert.

In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 146,64 auf 17 344,03 Einheiten zum Schluß.

Das Wetter

Wetterlage Ein umfangreiches Tief mit Kernen über der Nord- und Ostsee ändert seine Lage vorerst nur wenig. Seine Kaltfront erreicht in der Nacht zu Freitag die Alpen. Ihr folgt kühle Meeresluft. Vorhersage bis Freitagfrüh Im Süden nach Auflösung von Nebelfeldern zunächst noch meist sonnig, im Laufe der zweiten Tageshälfte zunehmende Bewölkung und nachfolgend etwas Regen. In der Nordhälfte Deutschlands zunächst meist bedeckt und regnerisch, im Tagesverlauf Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit einzelnen Schauern.

Tageshöchsttemperaturen 7 bis 11 Grad C.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer, in Böen zum Teil starker Wind aus Südwest bis West. Weitere Aussichten für Freitag Wechselnde Bewölkung und vor allem nach Norden hin einzelne Schauer. Kühl, aber nachts frostfrei.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

Regen 17 Amsterdam

bedeckt 12 Athen

stark bewölkt 20 Barcelona

stark bewölkt 17 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Brüssel

leicht bewölkt 10 Budapest

wolkig 12 Dublin

Regen 10 Helsinki

Regen 2 Innsbruck

wolkig 15 Istanbul

wolkig 15 Kairo

leicht bewölkt 31 Larnaka

leicht bewölkt 27 Las Palmas

stark bewölkt 22 Lissabon

leicht bewölkt 17 Locarno

bedeckt 11 London

bedeckt 12 Madrid

leicht bewölkt 16 Malaga

wolkenlos 21 Mallorca

Regen 14 Moskau

leicht bewölkt -1 Nizza

leicht bewölkt 20 Paris

leicht bewölkt 12 Rom

keine Meldung - St. Petersburg

bedeckt 0 Stockholm

Regen 6 Varna

leicht bewölkt 15 Venedig

keine Meldung - Warschau

leicht bewölkt 9 Wien

leicht bewölkt 12 Zürich

leicht bewölkt 13

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 10 Dresden

wolkig 12 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 6 Feldberg/Schw.

in Wolken 5 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 10 Freiburg

leicht bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

bedeckt 7 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

leicht bewölkt 9 München

bedeckt 8 Norderney

bedeckt 10 Rostock

bedeckt 7 Sylt

Regen 9 Zugspitze

leicht bewölkt -3 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42

(Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.48 Uhr

Sonnenuntergang 17.34 Uhr

Mondaufgang 19.18 Uhr

Monduntergang 11.00 Uhr

Unbekannte starb bei Unfall auf der Bleichstraße

Eine Frau, die bislang noch nicht identifiziert werden konnte, ist am späten Dienstag abend bei einem Verkehrsunfall in der Bleichstraße ums Leben gekommen. Bei der Polizei wird davon ausgegangen, daß sie sich bewußt von einem Bus der Linie 36 erfassen ließ.

Um 21.15 Uhr war der Bus an der Haltestelle in der Bleichstraße wieder in Richtung Seilerstraße angefahren, als der 50jährige Fahrer sah, daß sich die Frau auf seine Fahrspur gestellt hatte. Er betätigte die Lichthupe und wich auf den linken Fahrstreifen aus. Doch als sich der Bus fast auf Höhe der Frau befand, sprang sie vor das Fahrzeug. Nach Angaben der Polizei war der Unfall nicht zu vermeiden, obwohl der Fahrer eine Vollbremsung machte und erneut nach links auszuweichen versuchte. Der Notarzt stellte noch am Unfallort den Tod der Frau fest.

Die bislang Unbekannte war etwa 20 bis 25 Jahre alt, 1,51 Meter groß und hatte rotblonde Haare. Bekleidet war sie mit einem rot-braunen Minirock, der rosa gepunktet war, und einer mintgrünen Jakke. Die Polizei vermutet, daß sie dieselbe Frau war, die sich kurz vor dem Unfall in der Hochstraße vor ein Auto werfen wollte. Die Fahrerin des Wagens konnte ausweichen.

Hinweise auf die Identität der Toten nimmt die Polizei unter den Telefonnummmern 755-40 40 oder -44 00 entgegen. ing

Die Ernte von der Steinzeit bis heute

STEINBACH. Wie ging die Ernte im Herbst in früheren Zeiten vor sich? Was bedeutete sie damals für die Menschen? Wie wird heute geerntet? - Diese Fragen will der Verein für Geschichte und Heimatkunde am Donnerstag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr im Pavillon des Bürgerhauses in Steinbach beantworten. Unter dem Titel "Ernte gut - alles gut" wird er die Besucher mit Bildern, Filmen, Gedichten und Geschichten über die "Ernte von der Steinzeit bis heute" informieren.

Zusehen und zuhören, aber auch selbst anpacken: Wer will, der kann den Dreschflegel schwingen und unter Einsatz seiner Körperkraft "die Spreu vom Weizen trennen". Auf der angelegten "Tenne" im Bürgerhaus liegen Einkorn, Emmer und Dinkel.

Nach getaner Arbeit gibt es natürlich auch etwas zu Essen und zu Trinken, wie es schon immer üblich war. jom

Große Heizölpartien

deutlich billiger

FRANKFURT A. M. (FR). Bis auf einen Ausreißer bei kleineren Abnahmemengen nach oben wurde Heizöl im Vergleich zur Vorwoche meist billiger. Die Abschläge bei Großpartien erreichten sogar nennenswerte Ausmaße. Die Heizölnotierungen dieser Tabelle haben Händler der Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l 60,99-69,54 ( - ) bis 1 500 l 55,86-58,14 ( - ) bis 2 500 l 51,30-52,44 (51,87-57,00) bis 3 500 l 49,25-49,59 (49,02-51,30) bis 4 500 l 48,22-48,56 (47,31-48,45) bis 5 500 l 47,31-47,88 ( 46,74 ) bis 6 500 l 46,74-47,03 (45,49-46,17) bis 7 500 l 46,40-46,97 ( 45,26 ) bis 8 500 l 46,06-46,63 (44,92-45,03) bis 9 500 l 45,71-46,28 ( - ) bis 12 500 l 45,03-46,06 ( 43,89 ) bis 15 500 l 44,46-45,03 ( - )

Die am 14. Oktober gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.

Kroatien: Man tut halt so, als sei der Krieg aus

Wäre es nicht ein passendes Bild gewesen, der cremefarbene "Challenger Jet" des Präsidenten wäre sozusagen aus der untergehenden, fast roten Sonne aufgetaucht? Die Richtung hätte ja gepaßt, aber dann hätte der Flug zu nahe an der nur etwa 20 Kilometer entfernten Front Von Roman Arens (Zagreb) vorbeigeführt. Die 36 Prachtgardisten mit aufgepflanzten Bajonetten und Uniformen à la Buckingham-Palace starren frierend in die andere Richtung, während sich Musiker von der Armeekapelle bei der Zagreber Flughafenfeuerwehr aufwärmen. Der Tag ist längst gegangen; der Präsident kommt nicht.

Während alle Straßenkreuzungen bis in die Stadt von Polizisten freigehalten werden, wird schnell noch einmal der lange rote Teppich gesaugt, an dessen Ende acht BMW und Mercedes aufgefahren sind. Ihre Fahrer starten die Motoren und die Besatzungen etlicher Fahrzeuge am Rande straffen sich, sobald ein Licht am Himmel auftaucht. Im Hintergrund stehen drei Maschinen - darunter eine deutsche - des Airlifts nach Sarajewo, düstere Riesenvögel, die in der Dunkelheit noch zu wachsen scheinen. Als Kroatiens Präsident Franjo Tudjman schließlich kommt, muß seine Wagenkolonne an den zahlreichen Paletten mit Hilfsgütern für die belagerten bosnischen Nachbarn vorbeirauschen. Ein grotesker, ziemlich aktueller Kontrast.

Tudjman ist an diesem späten Dienstagabend von seinem slowenischen Nachbarn Milan Kucan aus dem 120 Kilometer entfernten Ljubljana zurückgekommen. Da es ein Staatsbesuch war und Differenzen zwischen den Ländern ausgeräumt werden mußten, konnte natürlich nicht mal eben schnell das Auto benutzt werden. Von der Visite wurden ellenlange Kommuniqués und Erfolgsberichte veröffentlicht, so daß die Zeitungsschlagzeile "Wie zu alten Zeiten" durchaus doppelbödig aufgefaßt wurde. Der Präsident eines zu fast einem Drittel besetzten Landes tut gerne so, als sei der Krieg längst aus. Freilich wird auf kroatischem Gebiet nicht mehr gekämpft, wenn auch Teile dieses Gebiets immer mal wieder getroffen wie in Slawonski Brod oder durch Luftalarm in Schrecken versetzt werden wie in Zupanja. Doch mit der Fiktion vom Kriegsende hat der Präsident im Sommer seine Wahlkampagne recht erfolgreich bestritten. Mit der Vorwegnahme hat er die verständlichen Sehnsüchte seiner Untertanen getroffen, die in ihrer Mehrzahl auch die merkwürdige Repräsentation des neuen kroatischen Selbstbewußtseins zu schätzen scheinen, aber damit natürlich nicht zum Beispiel im Winter ihre gestiegenen Heizkosten begleichen können.

"Wir sind in einer katastrophalen Situation", sagt Oppositionsführer Drazen Budisa, mit 22 Prozent bei den Wahlen vor zweieinhalb Monaten erfolgreichster Gegenspieler Tudjmans. Im Gespräch mit der FR wies er am Mittwoch auf die enormen sozialen und ökonomischen Schwierigkeiten hin sowie auf die Probleme mit den UN-Blauhelmen, die bei der dringend notwendigen Rückführung der Vertriebenen beispielsweise in die ostslawonischen UN-Schutzgebiete alles andere als helfen würden. Preissteigerungen - erst am vergangenen Freitag wurden die Tarife etwa für Benzin und andere Energie deutlich angehoben; die für Zigaretten sollen in diesem Vielraucherland gar bis zum Doppelten steigen - und Inflation bei einem durchschnittlichen Familieneinkommen um 150 Mark lassen manch einen soziale Unruhen befürchten. Drazen Budisa, Vorsitzender der sozialliberalen HSLS, sorgt sich erheblich über "autoritäre Tendenzen", wie sie sich im harten Druck auf kritische Zeitungen und im Umgang der Regierung mit nicht genehmen Parteien zeigen.

In einer Parlamentsdebatte wehrte sich am Mittwoch die Opposition gegen eine Aufhebung der Immunität von Doboslav Paraga, dessen rechtsextreme HSP verboten werden soll. "Wir haben mit denen nichts im Sinn", sagt Budisa, "aber morgen kann eine andere Partei verboten werden." Wenn man so anfange, meinte HSLS-Generalsekretär Bozo Kovacevic, werde daraus eine Gefahr für die Demokratie. Die Liberalen schätzen die Mehrheit der Tudjman-Partei HDZ als entschlossen zum HSP-Verbot ein.

Die Verhandlungen zwischen Kroatien und Rest- oder Neu-Jugoslawien (SRJ) werden in der derzeitigen nervösen Stimmung mit einer Mischung aus Neugierde, Mißtrauen und vorsichtiger Hoffnung verfolgt. Von regierungsfreundlicher Seite werden Fortschritte in den praktischen Problemen als Voraussetzung für das "Auftauen" in den gegenseitigen Beziehungen angesehen. Die Zeitung Vjesnik fragte in einem Titel: "Vorzeichen einer Lösung?". Ob die Verhandlungen Sinn machten, hänge vom Ausgang der Differenzen zwischen Serbien und SRJ ab, meint Drazen Budisa: "Wir hoffen, daß Dobrica Cosic und Milan Panic morgen mehr Macht haben", also die jugoslawischen Verantwortlichen; von den Serben würden nach bisheriger Erfahrung keine Abkommen eingehalten.

Zu den immer wieder verbreiteten Spekulationen, Serbien und Kroatien könnten sich auf Kosten der Moslems über die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas einigen, sagt der liberale Oppositionsführer: "Bei einem solchen Deal könnte der Krieg nicht gestoppt werden." Er fordert einen gerechten Ausgleich zwischen den drei Völkern dort. Konservative Politiker weisen darauf hin, daß Kroatien Bosnien als eigenständigen Staat anerkannt und mit diesem Beistandsabkommen geschlossen habe. Lavoslav Torti, Sekretär des außenpolitischen Parlamentsausschusses, hält einen Anschluß der Herzegowina an Kroatien für "völlig unmöglich". Er nimmt die Regierungspolitik vor "Mißverständnissen" in Schutz; es werde eine "sehr kluge und reale" Politik betrieben. Außerdem gebe es heute keine Möglichkeiten mehr, Grenzen zu ändern, und es dürfe keinerlei Okkupation akzeptiert werden, nicht in Kroatien, nicht in Bosnien.

Bloß, wie soll das durchgesetzt werden? Oft Achselzucken hierzulande und Abschiebung der Verantwortung jedenfalls von Kroatien auf die Weltgemeinschaft.

Geschwindigkeitsbegrenzungen im Nordend und in Griesheim treten am 21. Oktober in Kraft /Verkehrsführung wird auch geändert Neue Zonen für Tempo 30 Es gilt rechts vor links

Für die Bürger im Nordend und in Griesheim bringt der kommende Mittwoch, 21. Oktober, einen wichtigen Einschnitt: Die beiden Stadtteile werden in weiteren Quartieren zu Tempo-30-Zonen erklärt.

Im Nordend gilt die Geschwindigkeitsbeschränkung von diesem Tage an im gesamten Bereich zwischen dem Sandweg, der Friedberger Anlage, der Berger Straße und dem Alleenring. In Griesheim müssen die Autofahrer ebenfalls flächendeckend auf die Bremse treten: Zwischen der S-Bahn-Linie im Norden, dem Main im Süden, der Alten Falterstraße im Westen und der Autobahn A 5 im Osten.

In beiden Stadtteilen müssen die Autofahrer künftig aber nicht nur Gas wegnehmen - es gilt für sie auch, sich an eine neue Verkehrsführung zu gewöhnen. In der Nordend-Zone wird die Einbahn-Richtung des Musikantenweges zwischen Schelling- und Hegelstraße umgedreht.

Der Musikantenweg ist dann in diesem Abschnitt nur von Ost nach West befahrbar. Zwei Ziele verfolgen die städtischen Verkehrsplaner mit diesem Eingriff: Einmal gilt es, Schleichverkehr zu vermeiden. Und zum zweiten ist es in Zukunft möglich, von der Berger Straße in den Musikantenweg abzubiegen.

In der Griesheimer Tempo-30-Zone wandeln die Fachleute einige Einbahnstraßen in Straßen mit Verkehr in beide Richtungen um. Dies gilt einmal für die Fabriciussstraße, dann für die Link- und die Hartmannsweilerstraße sowie rund um den Gemeindegarten.

Auch hier wollen die Experten Schleichverkehr abwehren: Deshalb steht auf der Westseite des Gemeindegartens vom 21. Oktober an eine Sperre, die nur noch Rettungsfahrzeuge passieren dürfen. Grundsätzlich gilt in beiden Zonen an Kreuzungen die Regel "rechts vor links".

Parken an den Straßenrändern ist ausdrücklich erlaubt - es soll auf den Bürgersteigen Platz für die Fußgänger schaffen und für die Autos die mögliche Durchfahrtsgeschwindigkeit auf den Straßen verringern.

Eines hebt die Stadt ganz besonders hervor: Auch durch die beiden neuen Tempo-30-Zonen werden die betroffenen Straßen nicht zu Spielstraßen - "für Kinder heißt es weiterhin gut aufpassen!" Sämtliche Ein- und Ausfahrten der Zone markieren Arbeiter der Kommune bis kommenden Mittwoch noch mit Schildern. Die häufige Ausrede der Autofahrer, von der Geschwindigkeitsbegrenzung habe man "nichts gewußt", gilt dann nicht mehr.

In beiden Zonen rechnen die städtischen Planer in der Anfangszeit mit vielen Fragen der Bürger. Sie können sich generell an das städtische Infobüro Tempo 30 (Telefonnummer 212-37870) wenden. Die Ansprechpartner im Nordend sind darüber hinaus der Ortsvorsteher Rainer Prewo (Telefon 55 85 49) oder Armin Eikenberg, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Ortsbeirat 3 (Telefon 5 97 29 03).

Für den Stadtteil Griesheim nehmen Anfragen und Beschwerden entgegen: Thomas Schlimme (Telefon 3 80 81 14) und Waltraud Adelmann (39 45 57). jg

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Tschernobyl AKW geht wieder ans Netz Seite 2

Leitartikel Ein Gefälligkeitsurteil Seite 3

IG Metall Frankfurter Türke im Vorstand Seite 4

Feuilleton Westwall-Ausstellung in Berlin Seite 9

Wirtschaft Gipfel sucht Bürgernähe Seite 11

Sport Völler traf zum Abschied Seite 16

Frankfurt Die "jungen" Alten Seite 21

Hessen Der Brachvogel fliegt davon Seite 28

Aus aller Welt Tote soll Baby austragen Seite 34

Börse Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 18

Freie Aussprache Seite 20

Roman Seite 26

Filmspiegel Seiten 30+31

Die Stadt wünscht sich zwei neue Abfallberater Umweltdezernent verteidigt Vertrag mit Dualem System

Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) hat den unlängst geschlossenen Abfall-Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt und dem Dualen System Deutschland (DSD) verteidigt - gerade bei den Grünen im Römer war die Abmachung mit dem privaten Recycling-Unternehmen auf Kritik gestoßen. Koenigs gibt zu, daß bei der Verwertung von Kunststoff "mit Problemen gerechnet" werden muß. Bis heute gebe es nur eine befristete und beschränkte Abnahme-Garantie seitens der Chemie-Industrie - nur Verpakkungen mit Grünem Punkt werden zurückgenommen. Sie sollen vom kommenden Jahr an in Frankfurt in neuen gelben Tonnen gesammelt werden, die nach dem Versprechen des Stadtrates bis Ende 1993 für alle Liegenschaften zur Verfügung stehen.

Damit die Bürger bei der Müllentsorgung noch durchblicken, möchte die Stadt zwei neue Abfallberater engagieren - insgesamt stehen dann vier Fachleute für die Fragen und Beschwerden der Frankfurter bereit.

Der Umweltdezernent äußert sich in einem umfangreichen Bericht an die Stadtverordneten, der auf eine Anfrage von SPD und Grünen zurückgeht. Nach seiner Darstellung hatte die Kunststoff-Industrie sogar bereits gegenüber der CDU/FDP-Bundesregierung erklärt, daß sie eine Verwertung der zu erwartenden Kunststoff-Mengen "nicht sicherstellen" könne. Diese Erklärung mußte dann laut Koenigs auf Druck der Bundesregierung wieder zurückgezogen werden.

Den Kunststoff-Abfall aus Frankfurt will vom nächsten Jahr an eine Gesellschaft in Bad Homburg abnehmen. Der Magistrat erwartet, daß die Kunststoffindustrie endlich "technische Anlagen zur Wiederverwertung schafft".

Plastikabfall aus Deutschland, der eigentlich verwertet werden sollte, war unlängst in einem Steinbruch in Frankreich gefunden worden. Koenigs: Die Verpakkungsverordnung lasse zu, daß Wertstoffe auch ins Ausland transportiert werden - bei Altpapier und Altglas eine "seit Jahren gängige Praxis". Freilich gestatte die Verordnung weder das Deponieren noch das Verbrennen im Ausland. Koenigs' ironischer Kommentar zur Entsorgung des Frankfurter Kunststoffabfalls heute: "Da diese Abfälle bisher ausschließlich in der Verbrennung landen, kann eine Verschlechterung nicht erwartet werden." Die Verpackungsverordnung erfaßt bisher auch nur ein Viertel der Altpapier-Menge, der große Rest, nämlich alle Druckerzeugnisse, fällt bisher nicht unter das Wiederverwertungs-Gebot. Koenigs wirft der Bundesregierung vor, ihren Terminplan für eine entsprechende Rücknahme-Verordnung längst überzogen zu haben. jg

Kleine FR

Rückenschule Im AOK-Gesundheitsforum, Kreuzberger Ring 3, und im Turnerheim Dotzheim, Stegerwaldstraße, beginnen am Montag, 19. Oktober, Rückenschulkurse der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0611 / 44 71 49. Vollwert-Kochkursus Rezepte für reizstoffarme und tierisch eiweißfreie Vollwertkost werden in einem Kochkursus in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte, Emser Straße 3, ausprobiert. Beginn: Mittwoch, 21. Oktober, 18.30 Uhr. Synodal-Tagung Das evangelische Dekanat Wiesbaden- Wallau hält seine dritte Synodal-Tagung am Mittwoch, 21. Oktober, von 18 bis 21.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus "Wartburg", Kreuzbergstraße 9 in Sonnenberg.

Clubstil und Holzfällerlook: Die Kids zeigen sich schick wie Mama und Papa Zum modischen Outfit gehört der richtige Schuh Paare, die falsch sitzen, verformen den Fuß

Yvonne und Annika, Remi, Bernhard und Simon wissen genau, was sie gern anziehen und was wirklich "schick" ist. Sie zeigten auf einer Mini-Modenschau im Queenshotel den Clubstil, den karierten Holzfällerlook und das dazu passende Schuhwerk. Vielfarbig, bevorzugt in Lack- und Veloursleder, mit bunten Schnüren oder Reißverschluß und warmgefütterte Boots, wie Mama und Papa.

Das Deutsche Schuhinstitut, die deutschen Ärzte und die Deutsche Krankenkasse DAK sind seit 25 Jahren um die Fußgesundheit der Kinder und ihr normengerechtes Schuhwerk bemüht. "WMS", Weit-Mittel-Schmal, heißt das Normenzeichen. Seit zehn Jahren wurden an die zwei Millionen Kinderfüße vermessen. 57 Prozent der Schuhe paßten nicht. 49 Prozent waren zu klein, acht Prozent zu groß. Das Gesamtangebot von Kinderschuhen in Deutschland lag 1991 bei 53,8 Millionen Paar, von denen etwa 13,5 Millionen Paar "genormt" waren.

Auf dem Weg ins Erwachsenenleben werden jugendliche Füße durch falsches Schuhwerk entscheidend verformt. 60 Prozent der Erwachsenen leiden an in der Jugend erworbenen Schäden. Das kommt auch die Krankenkassen teuer. Der fußgerechte Kinderschuh muß gemessen und fußgerecht angepaßt werden. Für jede Länge gibt es drei verschiedene Weiten. Vom 17. bis 31. Oktober veranstaltet das Deutsche Schuhinstitut Informationstage, um den Bekanntheitsgrad des genormten Kinderschuhs weiter auszubauen. Bei 45 000 Ärzten und in den Schuhgeschäften wurden über zwei Millionen Informationsbroschüren ausgelegt, um in der Zukunft Fehleinkäufe bei Kinderschuhen zu verhindern.

Nur der informierte Verbraucher kann sich ein Bild von den Folgen eines falschen und billigeren Einkaufs machen. Er kommt unter Umständen teuer. Und weil auch die WMS-Kinderschuh-Hersteller wissen, was ihre jugendliche Klientel bevorzugt, haben sie sich Modelle ausgedacht, die fern vom "Gesundheitsschuh" das Füßchen und den Fuß - manche Buben bringen es schon auf Größe 42 - schmücken. Ein neues elektronisches Meßgerät macht die Fußmessung exakt und zum Vergnügen. Die geschulte Fachkraft gehört ebenfalls zum Kinderschuheinkauf. Mitarbeiterschulungen führt das Schuhinstitut seit Jahren durch. E-S

Vortrag über neue Karte zur Krankenversicherung

Mit der datenschutzrechtlichen Problematik der maschinenlesbaren Krankenversicherungskarte, die nach dem Willen des Gesetzgebers von 1995 den Krankenschein ersetzen soll, beschäftigt sich ein Vortrag, zu dem das "Softwarehaus von Frauen für Frauen und Mädchen" am heutigen Donnerstag einlädt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Hohenstaufenstraße 8. Sie ist Teil einer Vortragsreihe, die sich unter dem Titel "Über-Leben im Informationszeitalter" mit Fragen der künstlichen Intelligenz und dem Wissensbegriff in der Informatik befaßt.

Noch bis zum 2. Dezember ist in den Vereinsräumen montags und mittwochs von 15.30 bis 17.30 Uhr die Ausstellung "Mensch! Maschine! - Mann! Frau" zu sehen, welche die Ästhetik der Computerwerbung unter dem Aspekt des Geschlechterverhältnisses analysiert. sar

Auferstehungsgemeinde

feiert zwei Geburtstage

DREIEICH. Die Evangelisch-Methodistische Auferstehungsgemeinde in Sprendlingen feiert am kommenden Wochenende zwei Geburtstage: Die Auferstehungsgemeinde wurde vor 25 Jahren eingeweiht, die Gemeinde besteht seit 90 Jahren: Das Programm: am Sonntag, 18. Oktober, ist um 10 Uhr ein Festgottesdienst. Um 14.30 Uhr beginnt die Festveranstaltung. ac

Im Blickpunkt: Dänemarks Premier Schlüter Justizskandal mit Spätfolgen

Das ungelöste Problem der künftigen Mitgliedschaft an jener Europäischen Union, zu der die Dänen in einer Volksabstimmung nein sagten, sollte für Regierung und Parlament in Kopenhagen eigentlich ausreichend Beschäftigung bieten. Andernfalls wären die Vorbereitung auf die EG-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 1993 oder die Arbeitslosigkeit in Rekordhöhe dankbare Themen. Doch das politische Leben steht still. Alle warten gebannt auf den "Tamilen-Rapport", von dem das Schicksal von Ministerpräsident Poul Schlüter und seiner konservativ-liberalen Minderheitsregierung abhängt. In dem Bericht geht es um die Amtsführung des Ex-Justizministers Erik Ninn-Hansen, vor allem um sein Verhalten gegenüber einer Gruppe tamilischer Flüchtlinge. Mogens Hornslet, Richter am Obersten Gerichtshof in Kopenhagen, ist ein gründlicher Mann. Für den Sommer war sein Bericht angekündigt, dann für September, schließlich für Mitte Oktober. Jetzt sieht es so aus, als werde er vor November die 6000 Seiten Ausschußverhöre nicht durchgeackert und seine Schlußfolgerungen gezogen haben. Daß ganz Dänemark gespannt auf seine Schlußfolgerungen wartet, kann ihn ebensowenig beeinflussen wie die Tatsache, daß Dänemark just jetzt alles andere besser brauchen kann als eine Regierungskrise. Hornslet wird seinen Bericht vorlegen, wenn er selbst meint, damit fertig zu sein. Und alle anderen müssen warten.

Schlüter ist nicht die Hauptperson in Hornslets Bericht. Vordergründig geht es um den früheren Justizminister Erik Ninn-Hansen, der in den Jahren 1986 und 1987 als Minister einer Gruppe tamilischer Flüchtlinge das verbriefte Recht auf Nachholung ihrer Familien verweigerte. Daß Ninn-Hansen dabei die dänischen Gesetze nach eigenem Gutdünken beugte, bestreitet niemand mehr außer ihm selbst. Doch Ninn-Hansen spielt in der dänischen Politik längst keine Rolle mehr, und daher richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Rolle Schlüters. Was wußte der Ministerpräsident von der Rechtsbeugung seines ehemaligen Ratgebers und Förderers? Belog er das Parlament, als er in einer Debatte erklärte, daß "nichts unter den Teppich gekehrt" sei? Wollte er, um sich und seinem alten Freund Unannehmlichkeiten zu ersparen, die Aufklärung der Affäre bewußt verhindern? Zu welchen Schlüssen Mogens Hornslet kommt, weiß nur er selbst. Im Zeugenstand während der Verhöre vermochte Schlüter nicht zu überzeugen. Immer wieder verstrickte er sich in Widersprüche, immer wieder paßten seine Angaben nicht zu den Aussagen der Beamten des Justizministeriums, die freilich alle selbst ihre Schäflein ins trockene zu bringen hatten. Das königlich dänische Justizministerium entpuppte sich vor dem Untersuchungsrichter als Intrigantenklub, in dem die Angst vor einem allmächtigen Minister schwerer wog als der Respekt vor Paragraphen. Doch was von alledem war bis zu Schlüter vorgedrungen? Alles von Wichtigkeit, behaupten die Beamten. Gar nichts, sagt er selbst.

Hatten Beobachter anfänglich geglaubt, Schlüter habe allenfalls mit einer Rüge wegen mangelnder Erfüllung seiner Aufsichtspflicht zu rechnen, so deuten sie inzwischen die Signale aus der Umgebung des als äußerst scharfsinnigen Juristen bekannten Hornslet ernster. Sollte der Richter dem Parlament empfehlen, ein Verfahren gegen Schlüter wegen Irreführung des Parlaments einzuleiten, ist der Ministerpräsident nicht zu retten.

Doch auch eine weniger scharfe Schlußfolgerung kann dramatische politische Konsequenzen bekommen. Für die Mitteparteien, die bisher Schlüters Regierung unterstützten, kann der Tamilen-Rapport Anlaß sein, ihm die Gefolgschaft zu kündigen. Besonders für die Radikalliberalen, die treuesten Helfer der Schlüter'schen Wirtschaftspolitik, wiegt der Verstoß gegen Gesetze und parlamentarische Spielregeln schwer. Schlüter jedoch hat angekündigt, nicht kampflos zu gehen. Lieber will er Neuwahlen ausschreiben, in der Hoffnung, daß den Wählern die Rechtsbrüche verantwortlicher Minister weniger bedeuten als deren Versuch, den Zuzug von Flüchtlingsfamilien zu verhindern.

Daß Dänemarks politisches Leben dann durch einen Wahlkampf gelähmt wäre, während es eigentlich darum gehen sollte, der eigenen Bevölkerung und den EG-Partnern ein mit dänischen Ausnahmen gespicktes "Maastricht neu" schmackhaft zu machen, kann den Gang der Dinge nicht beeinflussen. "Die Tamilen-Affäre ist ein Schandfleck, der abgewaschen werden muß", sagt Helveg Petersen von den Radikalliberalen und erhofft sich von Hornslets Rapport vor allem "Klarheit, endlich Klarheit". Nur wenn Schlüter die kritische Durchleuchtung durch den Richter des Obersten Gerichts ungetadelt besteht, kann er weiterregieren. Seine Taktik, die Opposition durch außergewöhnliche Kompromißwilligkeit milde zu stimmen, geht nicht auf. Ob Budgetverhandlungen, Steuergespräche, Arbeitsmarktreform: Verhandlungen werden vorgegaukelt, Entscheidungen aufgeschoben. Alles wartet auf Mogens Hornslets Tamilen-Rapport. H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Für das Recht auf den eigenen Weg machten sich die Frauen aus Osteuropa stark. Die "etwas unterkühlte" Frauenbewegung in Westdeutschland sei kein Modell für den Osten. Mehr noch: "Wir haben Glück, daß es bei uns noch keine Frauenbewegung gibt", sagte eine Teilnehmerin aus der CSFR.

Polnisches Auto demoliert Zwei Männer, die im Wagen übernachteten, konnten flüchten

Jugendliche haben nach Angaben der Polizei am Dienstag abend gegen 21.30 Uhr auf dem Kleingartengelände am Sausee mit Ketten und Schlagstöcken ein Auto mit polnischem Kennzeichen demoliert und sämtliche Scheiben eingeschlagen. In dem Wagen saßen zwei Männer, die dort übernachten wollten. Sie waren kurz zuvor von zwei bislang Unbekannten mit einer Pistole bedroht worden. Die Polizei wollte nicht ausschließen, daß es für den Vorfall politische Motive geben könnte.

Noch während die beiden 23 und 31 Jahre alten Polen mit der Pistole bedroht wurden, fuhr ein weißer Wagen der Marke "VW-Golf" vor, umkreiste das geparkte Auto und fuhr gegen dessen Heck. Erst dann trafen die Jugendlichen auf der Kleingartenanlage in Seckbach ein. Nachdem sie den Wagen beschädigt hatten, gelang den beiden Polen die Flucht.

Bei der Polizei haben sie den Mann mit der Pistole als etwa 1,80 Meter groß und 23 bis 24 Jahre alt beschrieben. Er trug sein Haar lang, war kräftig und mit einer schwarzen Lederjacke bekleidet. Auch zu einem zweiten Mann, der maßgeblich an der Zerstörung der Windschutzscheibe beteiligt gewesen ist, haben die Polen Hinweise geliefert: Er war ebenfalls etwa 1,80 Meter groß, rund 20 Jahre alt, kräftig und auch mit einer schwarzen Lederjakke bekleidet. Er trug einen schwarzen Schnurrbart.

Die Hintergründe der nächtlichen Tat werden derzeit noch von der Polizei ermittelt. Hinweise werden unter den Telefonnummern 755-44 12 oder -40 40 entgegengenommen. ing

Staatsanwaltschaft will Auslieferung Gerhard Börners beantragen Der Mann, der 1971 in Frankfurt vier Frauen getötet hatte, wurde nach der Flucht aus einer Nervenklinik in Amsterdam gefaßt

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt will die Auslieferung Gerhard Börners beantragen, der seit drei Tagen in Amsterdam in Haft sitzt.

Börner, der 1971 in Frankfurt vier Frauen getötet hatte und vor zwei Jah- ren wegen versuchten Mordes an einer Frau im Zustand verminderter Schuldfähigkeit zu acht Jahren in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung verurteilt wurde, war in der Nacht vom 26. zum 27. September aus der Landesnervenklinik im rheinland-pfälzischen Andernach ausgebrochen. Am Montag wurde er in Amsterdam gefaßt (die FR berichtete).

In der niederländischen Stadt hatte er sich zusammen mit seiner Frau Jutta in einem Hotel einquartiert. Die in Frankfurt wohnende Jutta Börner befindet sich derzeit wieder auf freiem Fuß, doch gegen sie wird wegen des Verdachts auf Fluchthilfe ermittelt. Unklar ist allerdings, ob sie als Ehefrau im rechtlichen Sinne Fluchthilfe leisten konnte. Daß ihr Mann von den niederländischen Behörden nach Frankfurt ausgeliefert wird, hält der Mainzer Fahndungsleiter, Gerhard Görgen, für sehr wahrscheinlich.

Möglicherweise wollte der heute 45jährige Börner mit seinem Ausbruch "zeigen, daß er sich ganz normal in Freiheit bewegen kann", vermutete der Rechtsanwalt Eckart Hild. Er verteidigt Börner seit 1976. Die Flucht seines Mandanten, erklärte Hild in seinem Schweizer Urlaubsort auf Anfrage der FR, sei für ihn "überraschend gewesen". Aber "er wie auch ich weiß", betonte Hild, daß Börner nicht in eine Klinik gehöre. Daher "betreiben wir derzeit ein Verfahren", das den Strafvollzug regeln soll: Nach den Vorstellungen seines Verteidigers würde Börner zunächst seine achtjährige Haftstrafe im Gefängnis verbüßen, nicht in einer Psychiatrie. Der Anstaltsarzt in Andernach habe das kürzlich auch befürwortet, sagte Hild. Nun habe die Staatsanwaltschaft über den künftigen Strafvollzug zu entscheiden.

Fahndungsleiter Görgen hält Börner für "gefährlich und unberechenbar", er besitze "überhaupt keine Tötungshemmschwelle". Görgen stützt sich nach eigener Aussage auf die Auffassung von Andernacher Ärzten. Daher habe die Polizei gleich nach Börners Ausbruch die Fahndung eingeleitet. Daß er mit seiner Frau unterwegs sein würde, hatte die Polizei vermutet: Seit seiner Flucht war sie aus ihrer Frankfurter Wohnung verschwunden. Bei seiner Verhaftung habe Börner keinen Widerstand geleistet, bestätigte Fahndungsleiter Görgen. fra / ing

Europa-Verlag verkauft

WIEN. Der 1933 von Emil Opprecht im Züricher Exil gegründete Europa-Verlag ist verkauft worden: an den Bankier Alfred Freiherr von Oppenheim, den Industriellen Otto Wolff von Amerongen (beide Köln) und an den "Europa Union Verlag" (Bonn), der Zeitschriften ("Europa- Archiv") und politische Sachliteratur herausbringt. Der bisherige Mehrheitsgesellschafter des Europaverlags Wien/Zürich - dessen zumal belletristisches Programm fortgeführt werden soll -, der Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, behält 26 Prozent der Anteile, also die Sperrminorität. fr

Kommt Eurobank doch nach Bonn? Eichel schreibt an Kohl

Der hessische Ministerpräsident Hans Eichel hat Bundeskanzler Helmut Kohl in einem Brief aufgefordert, eindeutig für Frankfurt als Sitz der künftigen europäischen Zentralbank einzutreten. Kohl soll zu Zeitungsberichten Stellung nehmen, nach denen eine Entscheidung für Bonn schon gefallen ist.

Wenn dies zutreffe, so Ministerpräsident Eichel, könne dies nur so interpretiert werden, daß der Bundeskanzler von seinem früheren Eintreten für Frankfurt abgerückt sei.

Um Mißverständnisse zu vermeiden, müsse der Kanzler seine Haltung eindeutig darlegen. Dazu gehöre nicht nur ein Bekenntnis für Frankfurt als den geeignetsten Standort, sondern auch die erklärte Bereitschaft, den Finanzplatz am Main als künftigen Sitz der EG-Bank durchzusetzen.

"Ein Abrücken von Frankfurt wäre nicht nur aus sachlichen Erwägungen das falsche Signal, sondern würde auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Stabilität der künftigen Währungsunion nachhaltig beeinträchtigen", warnt Eichel vor dem Hintergrund der Maastricht- Diskussionen auch in der Bundesrepublik.

In einem Bericht der Bild-Zeitung hatte es unter Berufung auf ein nicht genanntes Bonner Kabinettsmitglied geheißen, trotz der öffentlichen Erklärungen von Kohl und Bundesfinanzminister Theo Waigel für den Standort Frankfurt, sei intern eine Entscheidung für Bonn gefallen, weil die Engländer sich einer Ansiedlung am heutigen Sitz der Bundesbank widersetzten.

In den letzten Monaten ist schon mehrfach darüber spekuliert worden, ob die anderen EG-Mitglieder dem Wunsch der deutschen Regierung zustimmen werden, die Zentralbank in Frankfurt zu etablieren. Kohl und Waigel haben bisher stets versichert, daß sie sich nachhaltig für die deutsche Finanzmetropole einsetzen.

Auch die jüngste Meldung wurde in Bonn dementiert. Regierungssprecher Vogel sagte, Kanzler und Finanzmini- ster würden weiter für Frankfurt plädieren. cg

Diebes-Trio baute mit geklautem Auto Unfall

WIESBADEN. Autodiebstahl und Unfallflucht gehen auf das Konto eines Trios, das die Polizei gestern aufgrund von Zeugenaussagen festgenommen hat. Die drei jungen Wiesbadener - zwei 17- und 19jährige Männer und ein 14jähriges Mädchen - hatten mit dem geklauten Auto auf einem Parkplatz in der Bergmannstraße einen dort abgestellten Wagen gerammt und waren mit quietschenden Reifen auf und davon gefahren. Die drei haben ihre Missetat gestanden. maf

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Zum Schlager auf dem Bieberer Berg werden 5000 Zuschauer erwartet

Die Offenbacher Kickers sehen sich einem ungewohnten Phänomen gegenüber. Während die Traditionsvereine der hessischen Oberliga allenthalben über sportliche oder finanzielle Nackenschläge grübeln, sonnt sich der einst so gebeutelte OFC in vereinsinterner Ruhe an der Tabellenspitze und hat Ehrgeiziges im Sinn. Besonders, wenn der vermeintliche Favorit, Rot-Weiss Frankfurt, zum Schlagerspiel des 14. Spieltags kommt.

Auf dem Bieberer Berg werden 5000 Zuschauer erwartet. Der Gast will von einem Spitzenspiel freilich nichts wissen. "Dafür haben wir in der Vergangenheit zu wenig gepunktet", verweist Manager Kraus auf die Fehlleistungen der ersten Wochen.

Dagegen bestechen die Offenbacher durch Konstanz und ziehen einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze. "Ich hoffe für die Liga, daß die Kickers nicht beide Punkte behalten", möchte Kraus einen möglichen Alleingang der Offenbacher verhindern. Sollten die "Roten" nach 10:2 Punkten hintereinander auch dieses Wochenende schadlos überstehen, dann scheinen höhere Ziele doch noch zu realisieren.

"Wir haben als Außenseiter nichts zu verlieren", übt sich Kraus in moderaten Tönen. Auch OFC-Coach Lothar Buchmann will von einer Vormachtstellung seines Teams nichts wissen. "Ich will den Spielern beibringen, im Bewußtsein auf den Platz gehen, jeden Gegner schlagen zu können", sagt Buchmann und setzt auf Disziplin. So ist es ihm auch gelungen, aus einem phlegmatischen Talent wie Figas einen Leistungsträger zu formen, der in Defensive und Offensive gleichermaßen Akzente zu setzen vermag. Zudem steht Buchmann auch wieder Zekmanov zur Verfügung. Bei Rot- Weiss, deren Betreuer Krämer nach dem Schlag gegen einen Schiedsrichter beim Spiel in Marburg eine einmonatige Tätigkeitssperre erhielt, hat sich Rexroth zurückgemeldet.

Viktoria Aschaffenburg versucht, seinen Niedergang zu stoppen. Zumindest außerhalb des Platzes kann man einen ersten Erfolg verbuchen. Mitte der Woche konnten die Forderungen der ehemaligen Spieler Bommer und Posniak, die rechtsgültige Titel besaßen, in Höhe von rund 30 000 Mark beglichen werden. FR

Krankenwagen-Transporte sollen reduziert werden

GIESSEN. Um die Krankenkassen vor Kostensteigerungen zu schützen und unnötige Wartezeiten zu verhindern, sollen künftig nur noch solche Patienten mit einem Krankenwagen befördert werden, die ihn wirklich benötigen. Dies er- klärte der Erste Kreisbeigeordnete des Lahn-Dill-Kreises, Karl Ihmels (SPD), angesichts öffentlicher Kritik an zu langen Wartezeiten für Krankentransporte.

Die Anschaffung von mehr Krankenwagen sei den Kassen finanziell nicht zumutbar. "Im Interesse eines funktionsfähigen und bezahlbaren Rettungsdienstes muß daher sichergestellt werden, daß in Zukunft alle Patienten, die nicht zwingend auf ein spezielles Krankentransportfahrzeug angewiesen sind, auf Taxis und andere Möglichkeiten verwiesen werden", so Ihmels. lhe

Taunus-Sparkasse überfallen Bewaffnete Täter entkamen mit 26 000 Mark

LIEDERBACH. Zwei bewaffnete Männer haben am gestrigen Mittwoch nachmittag die Filiale der "Taunus- Sparkasse" in der Straße Alt-Oberliederbach überfallen. Die Täter betraten gegen 14.30 Uhr das Geldinistitut im Haus Nummer 34 und zwangen die Bediensteten mit vorgehaltenen Pistolen, das Geld herauszugeben.

Die beiden Männer erbeuteten rund 26 000 Mark und konnten unerkannt entkommen. Trotz einer eilends eingeleiteten Ringfahndung gelang es der Polizei nicht, sie zu fassen. Nach Mitteilung der Pressestelle laufen die Ermittlungen des Raubkommissariats noch auf Hochtouren. Bisher liegt von den Männern nur eine äußerst magere Täterbeschreibung vor: Sie waren beide dunkel gekleidet. ubk

Fackelzug zum Gedenken an Willy Brandt

Der SPD-Bezirk Hessen-Süd und die Frankfurter Sozialdemokraten rufen zu einem Fackelzug zum Gedenken an Willy Brandt auf. Am Vorabend des Staatsbegräbnisses für den früheren Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden in Berlin "wollen wir mit dem Fackelzug unser Gedenken und unsere Trauer zum Ausdruck bringen", heißt es in einem Aufruf der SPD.

Der Zug soll am heutigen Freitag um 18 Uhr auf dem Opernplatz beginnen und durch die City zur Paulskirche führen. Dort wird die südhessische SPD-Vorsitzende Heidemarie Wieczorek-Zeul eine kurze Gedenkrede halten. cg

Amtsleiterin soll Anzeige gegen Riebel zurückziehen

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler soll dafür sorgen, daß Rosi Wolf-Almanasreh, die Leiterin des städtischen Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, ihre Strafanzeige gegen den CDU-Landrat im Main-Taunus-Kreis, Jochen Riebel, zurücknimmt. Der Landrat hatte vor einer Woche gesagt, rund zwei Prozent der abgelehnten Aylbewerber gingen Scheinehen ein, um ihre Abschiebung zu verhindern. Die deutschen Ehefrauen seien immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftkonsumentinnen. Rosi Wolf-Almanasreh und eine Reihe andere Frauen werfen dem Landrat unter anderem Volksverhetzung, falsche Verdächtigung und Beleidigung vor.

Jung sagte am Mittwoch, die Vorwürfe seien an den Haaren herbeigezogen und völlig unberechtigt. Das Ansehen Riebels solle mit Dreck beworfen werden. "Wir verlangen, daß der Oberbürgermeister diesen Stil beendet." Der Landrat benötige keinerlei Nachhilfe im Umgang mit Asylbewerbern. Er habe sich um die "Unterbringungssituation" in der hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach mehr gekümmert, als die zuständige Ministerin Iris Blaul. cg

Borken und die Ära des braunen Goldes Bergbau-Museum wird morgen eröffnet / Millionenprojekt mit Stollen und Steigerstube

BORKEN. "Braunes Gold" hat die Stadt Borken im Schwalm-Eder-Kreis geprägt: Fast sechs Jahrzehnte lang wurde im Borkener Raum Braunkohle abgebaut, mehr als 60 Millionen Tonnen liefen über die Förderbänder, 58 Milliarden Kilowattstunden wurden damit im Borkener Kraftwerk erzeugt, 2300 Menschen waren in Hoch-Zeiten im Bergbau und Kraftwerk beschäftigt. Diese Ära ging vor achtzehn Monaten zu Ende, als das Kraftwerk endgültig abgeschaltet wurde. Geblieben sind nicht nur die Wunden, die der Natur vor allem durch den Tagebau geschlagen wurden. Geblieben sind auch mehr oder weniger wehmütige Erinnerungen, die wachgehalten werden sollen: Morgen, am Samstag, wird in Borken das "Nordhessische Braunkohle-Bergbaumuseum" eröffnet.

Mit diesem ersten deutschen Braunkohle-Museum wird eine lange Tradition dokumentiert: Schon Anno 1555 wurde nachweislich auf dem Meißner "braunes Gold" abgebaut, Nordhessen gilt damit als das älteste Braunkohlerevier Deutschlands. Rund 160 Millionen Tonnen wurden in diesem Revier bisher gefördert.

Borken entwickelte sich erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts - gleichsam mit dem Bau eines Kraftwerkes - zum wichtigsten Förderort und damit zum Braunkohle-Zentrum. Wie wichtig der Bergbau für die Region war, haben die Borkener unter anderem mit der Wahl des Gebäudes für das Museum gezeigt: Das älteste Haus, und inzwischen gewiß eines der schönsten in der Stadt, wurde dafür ausgebaut. 1473 errichtet, beherbergte es zunächst das Rentamt, später das Amtsgericht.

Heute steht im Innenhof des Hauses eine "Rettungskapsel". Sie erinnert an die schlimmste Phase des Bergbaus: Nach dem Unglück in der Grube Stolzenbach im Sommer 1988 wurden damit nicht nur die Überlebenden, sondern auch die 51 toten Bergleute nach oben geholt. Im Haus selbst ist dem Unglück nur ein kleiner Platz gewidmet. "Es ist alles noch zu frisch", sagt Borkens Bürgermeister Bernd Heßler. Die Wunden sind noch längst nicht verheilt. Deshalb soll dieser Teil der Geschichte erst später ausführlicher dokumentiert werden.

Die "Perle" des Museums ist zweifellos der Besucherstollen. Mit großem Engagement haben (ehemalige) Bergleute rund fünf Meter unter Tage einen 250 Quadratmeter großes Gebiet naturgetreu samt Aus- und Abbautechniken gestaltet, sogar eine Steigerstube wurde eingerichtet. Die Illusion ist perfekt: schwere Maschinen rattern, darunter die Abbaumaschine "ESA", die in der Unglücksgrube Stolzenbach eingesetzt war. Anschaulich demonstriert werden unterschiedliche Techniken des sogenannten Streckenvortriebs, des Stollenausbaus und natürlich die Abbauverfahren.

Authentisch laut lärmt auch ein Ventilator, der das "Wetter" in der Grube verbessert. Die Besucher sollen, so ist das Konzept, für fünf Mark Eintritt (inklusive eines 15seitigen Museumsführers) möglichst hautnah erfahren, wie schwer die Arbeit unter Tage war und noch ist.

Oben, im Museumsgebäude, wacht Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, nunmehr auch über die Exponate. Auf rund 300 Quadratmetern wird in verschiedenen Abteilungen die Geschichte und Entwicklung des nordhessischen Reviers nachgezeichnet, ebenso die Verwendung des "braunen Goldes" als Roh- und Brennstoff. Der Weg führt vorbei unter anderem an Zeichnungen von mittelalterlichen Gruben, bergmännischen Arbeitsgeräten wie der "Kratze" und hölzernen Schubkarren, einer alte "Hunte" (Förderwagen), einer "Hessischen Froschlampe" aus dem 18./19. Jahrhundert und Sprengmaterial.

Außerdem sieht man die historische Uniform eines Steigers, eine Waschkaue, in der sich die Kumpel nach der schweren Arbeit säuberten, das Modell eines "Eimerkettenbaggers" und natürlich eine Nachbildung des Kraftwerks, der einst größten Dreckschleuder der Region. Kleine Schätze liegen in einer Glasvitrine: Fossilien, die in der Borkener Gegend gefunden wurden, darunter der Handknochen eines Krokodils und über 250 000 Jahre alte Stoßzähne eines Mammuts.

Der Plan, ein solches Museum zu errichten, entstand schon vor fünf Jahren. Denn damals war längst klar, daß das Ende des Bergbaus mit den zur Neige gehenden Kohlevorräten nahte. Das tragische Grubenunglück hat die Stadt Borken offensichtlich in diesem Plan noch bestärkt. Beim Ausbau des Fachwerk- Komplexes schlugen sie dann gleichsam zwei Fliegen mit einer Klappe: im schmucken Bau wurde neben dem eigentlichen Museum und einem Bergbau-Archiv (in dem wertvolle Akten, Grubenrisse, Fotografien und Fachliteratur zusammengefaßt sind) auch noch ein Kulturzentrum etabliert.

Am Stadtrand schließlich wird noch kräftig an einem musealen Freilichtbereich gebaut. Auf etwa 30 000 Quadratmetern sollen dort vor allem jene Großgeräte aufgestellt weden, mit deren Hilfe die Braunkohle im Tagebau gefördert wurde.

Rund 25 Millionen Mark hat das Projekt laut Bürgermeister Heßler unter dem Strich gekostet, wobei allerdings "nur" neun Millionen in harten D-Mark (von Stadt und Land) aufgebracht wurden.

Der Rest kam im wesentlichen in Form von "men-power" zusammen: So hat die Preussenelektra als Bergbau- und Kraftwerksbetreiberin Personal für den Ausbau sowie Exponate (von der Keilhaue bis zu Abbaumaschinen) für die Ausstattung des Museums zur Verfügung gestellt. Tatkräftig geholfen haben schließlich die Mitglieder des Borkener Bergmannsvereins "Glück Auf".

Kritik an Aufwand und Kosten ficht Bürgermeister Heßler übrigens nicht an. "Borken", so sagt er, "ist durch den Bergbau reich geworden." Da müsse es doch möglich sein, dessen traditionsreiche Geschichte in einem würdigen Rahmen darzustellen. jbk

Das Museum ist dienstags und donnerstags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr, an den übrigen Tagen nur nachmittags geöffnet. Montags ist es geschlossen.

Polizei hält versetzten Schmuck für gestohlen

Mehrere Pfandscheine, die von einem Frankfurter Leihhaus für verschiedene Ringe und ein Amulett ausgestellt worden waren, sind am frühen Mitttwoch morgen im Flughafengebäude bei der Kontrolle eines Mannes gefunden worden, den die Polizei für einen Taschendieb hält. Nach Angaben der Polizei machte der Verdächtigte keine Angaben zur Herkunft der Schmuckstükke.

In die Eheringe, insgesamt drei, sind Vornamen und zum Teil Daten eingraviert: "Dennis 30. 5. 80", "Karl Heinz 15. 9. 54" und "Ralf". Der dritte Ring ist aus Weißgold, das ebenfalls verpfändete Amulett aus Platin.

Wem die Schmuckstücke möglicherweise gestohlen worden sind oder wer die Eigentümer kennt, kann sich unter den Telefonnummern 755-40 40 oder -44 00 mit der Frankfurter Polizei in Verbindung setzen. ing

Generation im Unruhe-Stand: Die Alten sind einfach nicht zu fassen / Volle . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

Gekniffen wird auch nicht vor mehrstündigen Wanderungen: "Die sind", so Pröll, "mit dem Rucksack dabei."

Gerade alleinlebende, zumeist verwitwete Frauen, so Bracker, finden spät, aber nicht zu spät ihren eigenen Lebensrhythmus. "Da brennt abends in der Wohnung plötzlich das Licht länger." Manche Frauen, so die Wissenschaftlerin, seien einfach erleichtert, "wenn der Alte unter der Erde ist".

Die "neuen Alten", aber auch eine zunehmende Zahl von Alten jenseits der 70, sind anspruchsvoller als die Pensionär-Generationen vor ihnen, sind neugierig, lernbegierig. Im laufenden Semester besuchen 1200 Frauen und Männer die Veranstaltungen der Frankfurter Universität des dritten Lebensalters, einer Institution, die vor zehn Jahren mit dem Ziel gegründet wurde, ein altengerechtes Bildungsangebot zu schaffen. Das Durchschnittsalter der Spät-Studierenden liegt nach Angabe von Mitarbeiterin Silvia Dabo-Cruz bei 64 Jahren, wobei erwartungsgemäß die Altersgruppe der 60- bis 70jährigen dominiert. Gleichwohl gibt es Studenten, "die sind weit über die achtzig."

Vitalität im Alter ist nicht nur eine Frage der Konstitution. Eine von der Kasseler Arbeitsgemeinschaft im Auftrag der hessischen Landesregierung 1991 publizierte Studie über die Situation älterer alleinlebender Frauen nennt die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, will der Mensch auch nach Ausscheiden aus dem Erwerbsleben am Leben teilhaben: Gesundheit, Geld, soziale Kontakte. Und dies trifft offenbar für eine wachsende Zahl alter Menschen zu. Die Lebenserwartung steigt, Gesundheit auch im hohen Alter ist dank verbesserter Arbeitsbedingungen und medizinischer Vorsorge möglich, das verfügbare Renteneinkommen von 1972 bis 1989 real um 56 Prozent gestiegen, wobei gerade die Generation der jungen Alten von dem Kaufkraftzuwachs profitiert.

Die Alten sind nicht zu fassen: Mit Hanna Lambrette eine Verabredung zu treffen, ist nicht einfach, wenn der Terminkalender und eine neue Freiheit den Tag bestimmen. "Im Leben", sagt die 70jährige, "gibt es keinen Ruhestand." Seitdem Hanna Lambrette 1970 zum ersten Mal einen Internationalen Gerontologen-Kongreß besuchte, läßt sie "das Thema nicht mehr los". Wir müssen, sagt sie, für die Alten neue Aufgaben schaffen.

Die gelernte Krankenschwester war bereits über 50, als sie ihr Examen als Beschäftigungstherapeutin ablegte. Als Bundes- und hessische Landesvorsitzende des von ihr mitinitiierten Verbands der alleinerziehenden Mütter und Väter stritt sie für die Gleichstellung der Mütter ohne Trauschein. Ein Amt, das sie zugunsten unzähliger anderer aufgab. Heute ist Hanna Lambrette im Vorstand des Paritätischen Bildungswerks, gehört dem Arbeitskreis "Kinder in Frankfurt" an, der Initiative "Betreuungsgesetz", über dessen Inhalte und Versäumnisse sie soeben vor den zum Teil hochbetagten Frauen eines Sindlinger Altenclubs referiert hat.

Geleitet wird dieser Club von Marianne Romisch, welche die Feststellung wie eine Warnung an realitätsfremde Politiker trifft: "Die Alten sind sehr kämpferisch." Und kassieren selbstverständlich die 3,50 Mark - den Betrag, mit dem die Stadt pro Person Seniorenfahrten subventioniert. Marianne Romisch ist 57, und wenn nicht stadt-, so doch stadtteilbekannt. Seit 1955 im Schatten der Bokkenheimer Warte zuhause, ist sie eine zum Widerspruch bereite Protokollantin der Wandlungen im Quartier. Im Eltern- und Stadtelternbeirat stritt sie für die Rechte der eigenen und fremden Kinder, gründete schließlich das Bockenheimer Frauenzentrum mit dem Ziel, auch ältere Frauen unterschiedlicher Nationalität zusammenzuführen. Marianne Romisch hat sich für die Zeit jenseits der 60 einen Traum bewahrt: eine eigene Biographie über Hildegard von Bingen. "Das war", sagt die, für die gleiches gilt, "eine moderne Frau."

Der Ruhestand, den die Alten der Senioreninitiative Höchst wählen, ist von einer ungeordneten Betriebsamkeit, die nur dem einen Regulativ gehorcht: sich selbst ausprobieren. Vor drei Jahren als befristetes Modellprojekt gestartet, nach einem "heroischen Kampf an der Basis", wie die Leiterin Doris Tormin sagt, in seiner Existenz gesichert, wird hier von rund 150 Frankfurtern eine Idee praktiziert, die lautet: Kein Programm für Alte, sondern Alte machen Programm. Verantwortlich zeichnet die monatlich tagende "Strategiegruppe". Die "Initiativler", hat Tormin beobachtet, sind leicht zu begeistern und sprunghaft in ihrer wechselnden Begeisterung. Sie haben ein Recht darauf. Nach (fast) einem ganzen Leben der geübten Disziplin.

Stadt Rodgau sammmelt Brillen und Korken

RODGAU. Die Stadt sammelt im Recycling-Hof an der Philipp-Reiss-Straße im Stadtteil Jügesheim gebrauchte Brillen und Korken. Die Brillen werden von Rodgau an das Kapuzinerkloster Hirsingen im Elsaß weitergeleitet, wo sie sortiert und dann in die Dritte Welt geschickt werden. Dort sind Brillen Mangelware.

Ausgediente Flaschenkorken werden gesammelt, damit sie zu Wärmedämmstoffen weiterverarbeitet werden können. Der Rohstoff Kork sei rar, erläutert die Pressestelle der Stadt Rodgau. fin

SPD Mainhausen setzt sich für Tempo 30 ein

MAINHAUSEN. Die SPD setzt sich dafür ein, daß in der Gemeinde Tempo-30- Zonen geschaffen werden. Nahezu sämtliche Nebenstraßen in den Wohngebieten könnten somit verkehrsberuhigt werden, meint SPD-Sprecher Hans Christian Falkenberg. "Die Stadt Seligenstadt hat gezeigt, wie so etwas funktionieren kann. Links und rechts der Durchgangsstraßen findet man in der Nachbarstadt bereits die Tempo-30-Schilder."

Die Sozialdemokraten in der Gemeindevertretung, so Falkenberg, hätten bereits 1988 eine Verkehrsberuhigung gefordert. Zwar sei inzwischen die Karl- Liebknecht-Straße verkehrsberuhigt umgestaltet worden, doch in der Ringstraße sei nichts geschehen. Außerdem gebe es noch keine Tempo-30-Schilder. fin

Übers Bürgerhaus wird neu nachgedacht Manager-Nachfolger gesucht / Gaststätte hat Probleme Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Viel Theater um das Bürgerhaus in Dietzenbach. Die CDU-Fraktion betritt die Bühne, weil der Manager des Hauses, Thomas Löffler, zum Jahresende gehen will: Er kann sich beruflich verbessern. Im Januar wird er die Leitung eines Kulturzentrums im schwäbischen Filderstadt übernehmen. Während die Stelle des Nachfolgers in Dietzenbach bereits wieder ausgeschrieben ist, fordert die Union in einem Antrag ans Stadtparlament, über die Neubesetzung erst nach der Kommunalwahl zu entscheiden. CDU-Sprecher Dr. Heinrich Volz weiß von Gerüchten, durch die der Eindruck entstanden sei, daß SPD, Grüne und Unabhängige Kommunisten (UK) als Linksbündnis "die Position ,Bürgerhausmanager' noch vor der Kommunalwahl 1993 dem wahlchancenlosen Kulturdezernenten Richard Weilmünster als Versorgungstelle übertragen wollen". UK-Stadtrat Weilmünster spricht von einem "absoluten Schwachsinn". Die CDU versuche, ihn zu diffamieren.

Inzwischen gärt es auch in der Bürgerhaus-Gaststätte, was das Faß zum Überlaufen bringen könnte. Pächter Sepp Winkler klagt, daß er finanziell überhaupt nicht mehr zurechtkomme. Wenn er sich nicht mit dem Magistrat einigen könne, werde er das Handtuch werfen. "Dann suche ich mir was anderes." Er weist jedoch darauf hin, daß dies nicht so glatt über die Bühne gehen würde. "Schließlich habe ich jede Menge Geld in die Einrichtung gesteckt." Laut Winkler sind die Probleme, diese Gaststätte zu führen, bekannt. Er sei der dritte Pächter innerhalb von vier Jahren. Für Winkler, der offiziell im vergangenen Januar das Lokal übernahm, "hat sich das Sommerloch in der abgelegenen Gaststätte verheerend ausgewirkt". Die Stadt habe die Klagen mit dem linken Ohr gehört, sie seien zum rechten wieder rausgegangen.

Erster Stadtrat Lothar Niemann (Grüne), der in dieser Woche Bürgermeister Jürgen Heyer (SPD) vertritt, versichert, "daß der Magistrat am Montag darüber entscheiden wird, ob dem Pächter gekündigt wird oder nicht". Magistrat und Stadtverordnete seien mit der Führung des Lokals unzufrieden. Denn: "Die Klagen der Gäste häuften sich."

Daß es mit dem Lokal in diesem Bürgerhaus auf der grünen Wiese Probleme gibt, bestätigt Kulturdezernent Weilmünster. Für ein solches Lokal existiere bislang keine richtige Infrastruktur. Es werde noch überall gebaut, und der S-Bahn- Anschluß fehle noch. Kurzum: "Das Herz dieser Stadt schlägt noch nicht." Es müsse nach Wegen gesucht werden, "diese Durststrecke zu überwinden".

Der Unmut Weilmünsters wächst indes, weil die CDU augenscheinlich das Bürgerhaus zum Wahlkampfthema machen wolle. Er sei überhaupt nicht daran interessiert, die Stelle eines Bürgerhausmanagers anzutreten. "Das wäre der Abstieg vom Kulturdezernenten zum Abteilungsleiter", sagt Weilmünster. Im übrigen sei er privat ein gutverdienender Geschäftsmann, der nicht daran denke, seinen Betrieb aufzugeben.

Der Bürgerhausmanager ist in Dietzenbach vorwiegend für Ablauf und Organisation zuständig; unter der Regie des Kulturamtes.

Nach dem vorliegenden CDU-Antrag soll die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat beauftragen, zu überprüfen, "ob das Bürgerhaus zukünftig in Form eines Eigenbetriebs - ähnlich den Stadtwerken - geführt werden kann". Ferner seien die Möglichkeiten abzuklopfen, unter welchen Voraussetzungen sich das Vereins- und Sportamt mit dem Kulturamt zu einem Amt für Kultur und Sport mit nur einem Leiter zusammenfassen lasse. Nach Ansicht der Dietzenbacher Christdemokraten könnte in einem als Eigenbetrieb geführten Bürgerhaus "über eine Art Betriebskommission" - wie etwa bei den Stadtwerken - "die Programmgestaltung und die Vergabe der räumlichen Nutzungsrechte unabhängiger und ohne gravierende Einflüsse des Kulturamtsleiters beziehungsweise des Dezernenten erfolgen". Laut Weilmünster sind solche Vorschläge der CDU olle Kamellen.Dietzenbacherfanden eigenen Rhythmus Beim Rock-Festival dabei

DIETZENBACH. "Funk, Heavy, Rock, Jazz - und dazu ein kräftiger Schuß mit eigenen Ideen. Das ist unser Rezept", tönt Michael Glindemann. Denn: "Auf die Mischung kommt es an." Der 27jährige Maschinenbautechniker singt die Songs von "Humanimal Bunch", einer Dietzenbacher Band, die als einzige Formation aus dem Kreis Offenbach am Vorentscheid des 1822-Rock-Festivals der Frankfurter Sparkasse teilnimmt.

An drei Konzertabenden - der erste am 24. Oktober im Sinkkasten, der zweite am 1. November in der Batschkapp und der dritte am 7. November im Bürgerhaus Nordweststadt - sollen die Kapellen ermittelt werden, die zum Finale am 7. März 1993 in der Frankfurter Music-Hall ihre Verstärker aufdrehen können. Von 60 Bands, die sich beworben haben, sind lediglich 15 in die Vorauswahl gekommen. "Humanimal Bunch" tritt am Sonntag, 1. November, in der Batschkapp auf.

"Der Name ,Humanimal Bunch'", so erzählt Glindemann, "ist auch so eine Erfindung von uns. Zwar geht bei uns tierisch die Post ab, aber wir bleiben dabei doch recht menschlich." Das Quintett powert in der folgenden Besetzung von der Bühne: Michael Glindemann (Gesang), Raul Geisler (Keyboards und Schlagzeug), Ali Greiner (Baß), Tim Stüben (Schlagzeug und Percussion) und last not least Lars Huvant (Gitarre).

Die Combo, die regelmäßig dienstags um 20 Uhr in einem Kellerraum unter einem Einkaufszentrum an der Gallischen Straße in Dietzenbach- Steinberg probt, "gerät musikalisch oft von einem Extrem ins andere", wie Glindemann meint.

Er kann ein Lied davon singen, wieviel Arbeit notwendig ist, um ein Repertoire von zehn eigenen Stücken einzustudieren. "Fünf oder sechs Sachen covern wir auch."

Die Bandmitglieder im Alter zwischen 21 und 27 Jahren übten über ein Jahr lang, um dann im vergangenen Februar im Jugendclub Oberursel zum ersten Mal vor einem größeren Publikum loszurocken. Gigs im Dietzenbacher Bürgerhaus und auf einem Festival in Lützelbach im Odenwald folgten.

Im Sommer entschlossen sich die fünf "Buncher" aus Dietzenbach, sich am 1822-Rock-Wettbewerb der Frankfurter Sparkasse zu beteiligen. Glindemann: "Wir schickten die Demobänder ein, hörten dann aber zwei Monate nichts." Erst kürzlich sei die Nachricht gekommen, daß "Humanimal Bunch" in der Batschkapp dabei ist. Und, so der Sänger, "natürlich sind wir jetzt gespannt, wie das Spektakel ausgeht".

Die Band war ursprünglich aus einem Freundeskreis entstanden, der öfters zusammen gejammt hatte. Michael Glindemann, der damals nur hin und wieder in der Badewanne Tango gesungen haben soll, griff irgendwann mal auch zum Mikrophon - und siehe da, es hörte sich ganz gut an. Von da an fanden die Dietzenbacher ihren eige- nen Rhythmus. MARTIN FELDMANN

Für Frau Stössinger - Moderne Zeiten Versuch über die Kellerbar von Manfred Riepe

Sie ist der Ort, an dem heimliches Genießen und anheimelnde Gemütlichkeit sich treffen. Sie ist der Ort, an dem "Mann" unter den Tisch getrunken wird, an dem der blaue Likör fließt. Sie ist Paarungsstätte von rustikalen Utopien urdeutscher Gemütlichkeit mit stilisiertem Suchtverhalten. Sie ist der Ort, an dem ein Wort das andere gibt, an dem die Zote ihren Ursprung nimmt: Die Kellerbar, ein Kopfschmerz in Fichte. Agonie und schier unendliche Kotzbereitschaft verschwistern sich im sozialen Delir.

Den Archäologen, der sich für diese Räumlichkeit interessiert, erschlagen beim Zutritt mit Ewigkeitskleber befestigte Styropor-Deckenplatten mit aufgeprägten Kunststoff-Holzimitaten sowie eine finster-depressive Rundum-Holzverschalung. Kein Blickwinkel, der nicht in Nut und Feder übergehen würde. An den Wänden hängen Zinnteller mit eingeprägten Sinnsprüchen: "Im Himmel gibt's kein Bier, 'drum trinken wir es hier". Unpraktisch angebrachte Regale sind mit Laubsägearbeiten und Salzteigbrezeln bestückt. Allerlei Nippes bedrängt das Gesichtsfeld, läßt die Sinne schwinden. Babylonische Ansammlung von Kitsch jeglicher Art. Die Überfülle der maschinell gefertigten Kleinode verrät Zwanghaftigkeit. Entfernt an Karrikaturen erinnernde Plakate mit systematischen Aufzählungen von Verfehlungen - "Wer fremd geht, ist ein Dreckschwein" bis "Wer nicht fremd geht, ist ein armes Schwein" - signalisieren einen sterilisierten Wunsch nach Ausschweifung.

Es wird Alkohol getrunken, so scheint es. Doch die wenigen verstaubten Flaschen im unpraktisch angebrachten Regal hinter dem unbequemen Tresen sind allsamt ungeöffnet. Farben dominieren vor dem Inhalt der Alkoholika. Blauer Likör, Eierlikör und Campari verdecken eine staubverkrustete Flasche Cointreau, von der allein die Putzfrau nascht.

Wie der Archaologe im Feldversuch eruieren konnte, beschränkt sich der Aufenthalt in der Kellerbar in der Regel auf eine nur wenige Minuten währende Stipvisite. Ein immergleiches Ritual geht dem einher: Die "Herren" gehen voran. Als müßte er unwillkürlich der erschlagenden Überfülle an Trophäen des Geschmacklosen etwas entgegensetzen, erzählt der in die Kellerbar geführte Gast wie auf Knopfdruck eine anzügliche Geschichte von seiner letzten Geschäftsreise. Obwohl sie beim Eintreten lachend und lüstern mit den Augen fixiert wird, überhört die inzwischen gefolgte Dame des Hauses den sexistischen Unterton der lautstark vorgetragenen Anekdote.

Sie wiegelt ab, indem sie blauen Likör anbietet, ist schon im Begriff ein Glas zu ergreifen. Mit einer die Grenze der Beleidigung streifenden Vehemenz lehnt jedoch der Besucher ab. Als ob er Gift hätte saufen sollen. Während die Dame des Hauses darauf verstohlen den Wäschekorb, der auf Nichtbenutzung des Raumes schließen läßt, in den angrenzenden Heizungskeller befördert, öffnet der Hausherr mit einer keinen Widerspruch duldenden Freizügigkeit eine Flasche Bier. Das Signal.

Der Gastgeber gefällt sich in einem kurzen Diskurs über seine handwerkliche Geschicklichkeit. Und plötzlich sind alle Augen auf mich, den Archäologen, gerichtet. Wie mir denn seine Kellerbar gefallen würde, präzisiert er unverhohlen seine Frage. Ich ziehe mich leidlich aus der Affaire, indem ich bemerke, daß alkoholhaltige Getränke ich lieber auf ebener Erde zu mir nehmen würde. Ein fensterloser Raum verstärke nur jene Bedrükkung, die mit dem Genuß von Alkohol ich ja gerade zu überwinden trachte.

Wieso ich denn so NEGATIV sei, fragt jetzt der Begleiter des Gastgebers mich. Der operative Gebrauch des Wortes "negativ" wurde ihm im Rahmen eines Managertrainings zuteil, einer heruntergekochten Version jener Selbsterfahrungs- Encounter, die Ende der 70er Jahre Sternreporter und überdrüssige Kinder neureicher Firmengründer nach Poona zu Bhagwan gelockt hat - jetzt aber gestreßte Seelen einfältiger Rund-um-die- Uhr-Arbeiter zu noch höherer Produktivität anheizen sollen.

Warum ich so negativ bin, antwortete ich sogleich, sei eine leicht zu beantwortende Frage. Ich habe noch keinen Alkohol zu mir genommen. Glücklicherweise folgt keine Diskussion über biodynamische Nahrungsmittel und Birkenstockschuhe, und die Situation löst sich auf. Als hätte sie auf ihr Stichwort gewartet, greift die Dame des Hauses wieder zum Likörglas und läßt sich nur durch höfliche aber bestimmte Hinweise an ihren Vorhaben hindern, mir ein Glas mit klebrig-bläulicher Flüssigkeit zu füllen.

Das auf Außenstehende wenig einladend wirkende Zeremoniel in der Kellerbar erinnert an die Karrikatur einer verrauchten Bierkneipe, deren infantiles Imitat die vor allem in den 60er und 70er Jahren die Keller-Architektur von Einfamilnehäusern bestimmende Trinknische darstellt. Die Kellerbar steht symptomatisch für den Jetzt-lasse-ich-es-mir-gut-gehen-Gedanken: Heute hau'n wir auf die Pauke; wir machen durch bis morgen früh...

Aber heute gibt es die Kellerbar nicht mehr, da man aufgrund des ökologischen Gesundheitsbewußtseins nur noch geistesabwesend vor dem Fernseher oder heimlich Alkohol trinkt. Ein weiterer Grund für das Verschwinden der Kellerbar ist die durch fernsehen geförderte Polarisierung der Kommunikation hin auf das Moment des passiven Rezipierens. Sieht man von rassistischen, ausländerfeindlichen Tiraden ab, die wie Endlosschleifen vorwiegend in Hinterhöfen zwischen (größer werdenden) Kleingruppen aubgespult werden, so ist die Gepflogenheit des sinnhaft Miteinander- Sprechens faktisch ein überkommenes Relikt. Da die Kellerbar trotz ihres Overkills an Geschmacksverletzung eine Schutzzone geselligen Dialogs darstellen soll, ist offensichtlich, daß sie im Zeitalter der Nicht-Kommunikation überflüssig geworden ist - ja Unbehagen verbreitet, da man dem Streß des Miteinander-reden- müssens hilflos ausgeliefert ist wie der Straßenverkehrsordnung bei der ersten Fahrprüfung.

Um also die durch sytematisches Aneinander-Vorbeireden obwaltende Sprachlosigkeit zu überspielen, werden schließlich die "Tests" durchgeführt. Die dazu erforderlichen Fragebögen liegen griffbereit neben dem obligaten Gästebuch, in dem jeder Besucher einen Spruch zu notieren angehalten wird, der garantiert langweiliger ist als jede Klo- Inschrift.

Der "Test" richtet eine Reihe von Forderungen an den Besucher der Kellerbar, angefangen von der schriftlichen Nötigung, auf den Stuhl zu steigen, über die Nötigung, sich einen Teil seiner Garderobe zu entledigen bis hin zur letzten Aufforderung, alle vorangegangenen zu ignorieren. Die Heiterkeit nach der Absolvierung erfolgt reflexhaft und immer an der falschen Stelle. Daß die Dame des Hauses die Pointe gleich zu Beginn verrät, bleibt infolge des allgemeinen Mangels an kommunikativem Handeln unbemerkt.

Auftritt jetzt die Ehefrau des Besuchers, die mangels Widerstand zum Konsum eines blauen Likörs genötigt wird, den sie sich übers Kleid schüttet. Die Dames des Hauses und die Ehefrau des Besuchers verlassen die Kellerbar auf der Suche nach Fleckenteufel. Die allein gelassenen Herren reden weiter übers Geschäft. Wobei sie an eine bereits erprobte Gesprächspassage anknüpfen.

Die 3-Kanal-Lichtorgel flackert indes asynchron zum ebenfalls eingeschalteten Lauflicht. Eine schier kubistisches Beleuchtung fällt auf die Ansichtskarten vom Kleinwalzertal und die Autogrammkarte vom Nabtal-Duo. Die fiese, vergilbte Gardine mit dem bayerisch-rustikalen Blumendruck und der Bembel mit der Bauernmalerei schrauben sich mit Wucht in mein Gesichtsfeld.

Der Krug mit dem angestaubten Strohblumenstrauß grinst wie ein Totenschädel. Die gedrechselten Barhocker, auf denen wir sitzen, wackeln. Ich schaue nach schräg hinter mich und erblicke die abgelaufenen, quadratischen Teppichfliesen im bedruckten Jim-Beam-Spiegel. Die 5- Liter-große Asbachflasche, zu einem Drittel mit Ein- und Zweipfennigstücken gefüllt, schwankt. Ich rede zu den an einem Pfosten genagelten Plastikblumen. Der Kalender einer Werkzeugfirma bildet eine barbusige Frau ab, die mit einer Bohrmaschine in den Raum deutet.

Auch wenn ich die Augen schließe, sehe ich durch die geschlossenen Lider das ausgestopfte Krokodil von den kanarischen Inseln, ferner einen Flaschenöffner mit Kupferstich-Beprägung und einen weiteren Stich mit den Motiven eines röhrenden Hirschs, eines Ochsenkarrens sowie eines Pferdekopfs...

Wollen Sie noch einen blauen Likör?

Kume

Galtung mußte absagen Die für Donnerstag, 22. Oktober, vorgesehene Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft von VHS und DGB "Arbeit und Leben" zum Thema "Thesen über umweltverträgliches Wachstum" fällt aus, weil der Referent Professor Johan Galtung absagen mußte.

Bromelarium geschlossen Das Bromelarium in den tropischen Schauhäusern des Palmengartens ist am 17. Oktober von 11 Uhr bis 15 Uhr wegen Filmaufnahmen für Besucher geschlossen. Gleichzeitig wird noch einmal an die Schließung des Palmenhauses am 25. Oktober von 9 Uhr bis 14 Uhr erinnert.

Die rechtliche Zulässigkeit der körperlichen Bestrafung von Kindern durch ihre Eltern begründet das Risiko, daß die Züchtigung außer Kontrolle gerät und das rechtlich zulässige Maß überschreitet und fördert die Unsicherheit über das was noch erlaubt und was schon verboten i.st

Haft, Strafrecht, AT, 4. Aufl. 1990, S. 115 Züchtigungsrecht sei pädagogisch verfehlt.Hypothese der "Kriminalisierungautomatik" durch ein familienrechtliches Züchtigungsverbot.Weil prinzipiell ein Verstoße gegen 223 vorliegt und zu einer unangemessenen Pönalisierung führt.

Zum vorbeugenden Schutz für gefährdete Kinder aus problematischen Familie sind Maßnahmen des Familien- und Jugendhilferechts das geeignetere und angemessener Mittel.

Auswege könnten Einstellungmöglichkeiten über § 153 ff StPO sein

Problem Verfahren müßte eingeleitet sein.

Ein Auseianderfallen in diesem singulären Fall zwischen strafrechtlichen Normen und familienrechtlichem Verbot

der positive general-präventive Effekt des Strafrechts würde bedroht werden, ist eher einejurizentrische Betrachtungsweise Lange Festschrift. S. 888

Deliktförmigkeit familiärer Gewalt unterhalb der Erheblichkeitsschwelle des 223b aus dem Strafrecht entfernen.

Mit einem Alternativprogramm über adäqute soziale Zuständigkeitsfelder als eine Aufgabe der Jugendhilfe

Da nicht kriminelle Neigungen vorliegen, sondern eher pädagogische Unerfahrenheit und Überforderung der Eltern ist die Strafjustiz kein taugliches Mittel. Vielmehr müßten die erzieherischen Fähgiekeiten der Eltern verbessert werden.

Postulat der Einheit der Rechtsordnung und Verbot von Normwidersprüchen

Kriminalisierung der Eltern eine unangemessene staatliche Reaktion auf pädagogische Fehler.

Ausschluß als strafrehtliches Unrecht würde besagen, daß kein Fall strafrechtlicher Relevanz vorliegt.

Durch die Verneinung des elterlichen Züchtigungsrechts scheidet es als Rechtfertigungsgrund aus und stattdessen ein Unrechtsausschließungsgrund in Betracht kommen.

das würde eine unterschiedliche Rechtswidrigkeit in einer einheitlichen Rechtsordnung bedeuten.

Das Familienrecht kann zwar die Rechtswidrigkeit einer Züchtigung aussprechen, was noch lange nicht bedeutet, daß dadurch eine strafrechtliche Entscheidung präjudiziert sein müßte.

Damit wäre den Eltern kein Recht zugestanden, sondern es würde nur ein Verzicht auf strafrechtliche Ahndung von pädagogisch falschem Verhalten bedeuten.Behinderte sind über Flensburger Urteil empört

Mit Empörung wendet sich die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft gegen das Urteil des Amtsgerichts Flensburg, das einem Reiseveranstalter auferlegte, einer Urlauberfamilie einen Teil der Reisekosten zurückzuerstatten, weil diese sich im Hotel durch den Anblick einer Gruppe behinderter Menschen im Speisesaal beim Essen in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt sah.

Nachdem vor 12 Jahren in Frankfurt das berüchtigte "Behindertenurteil" mit dem gleichen Ergebnis erlassen worden sei und im Anschluß daran bundesweite Proteste stattgefunden hatten mit dem Höhepunkt einer Großdemonstration in Frankfurt, könne man dem Flensburger Richter nicht mehr Unwissenheit oder Naivität unterstellen.

Die Arbeitsgemeinschaft erklärt weiter, sie betrachte dieses Urteil als einen juristischen Anschlag auf das Grundgesetz, das da sage: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Mit diesem Urteil sei die Menschenwürde behinderter Menschen verletzt. Das Urteil sei Ausdruck des derzeitigen Diskriminierungsklimas, das viele Menschen und Gruppen betreffe. Der Justizminister des Landes Schleswig-Holstein wird aufgefordert, den Amtsrichter vom Dienst zu suspendieren. FR

Army schließt Zufahrten zu Platen-Housing-Area

Die Zufahrten zur Platen-Housing-Area an der Stefan-Zweig-Straße und zur Huegel-Housing-Area an der Ricarda-Huch- Straße sind ab sofort geschlossen. Das hat jetzt das Department of the Army mitgeteilt. Der Grund für die Schließung: Der Schleichverkehr mißachte das Tempolimit und gefährde dadurch die dortigen Bewohner.

Anlieger kommen nun über die Platenstraße zur Platen-Housing-Area, über die Raimundstraße zur Huegel-Housing-Area. ing

Ordnungsamt versteigert Fundsachen und Fahrräder

Am Samstag, dem 17. Oktober, beginnt um 9 Uhr im Ordnungsamt (Mainzer Landstraße 315-321, Erdgeschoß) eine Versteigerung von allgemeinen Fundsachen, Uhren und Schmuck. Von 12 Uhr an werden Fahrräder versteigert.

Eiserner Steg kommt an seinen Standort zurück

Der Eiserne Steg, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, wird in der Zeit vom 16. bis 18. Oktober vom Sachsenhäuser Ufer in drei Etappen an seinen alten Standort transportiert. Das Straßenbauamt beginnt am heutigen Freitag mit dem "Frankfurter Teil" des Überbaus.

Am Samstag folgt der "Sachsenhäuser Teil", bevor am Sonntag dann der Mittelteil (Einhängeträger) die Brücke komplettiert. Die Arbeiten dauern jeweils von 6 bis 13 Uhr, der Fährbetrieb bleibt aus Sicherheitsgründen am Freitag und Samstag ganz, am Sonntag bis etwa 15 Uhr eingestellt. Die spektakulären Arbeiten mit Hilfe von Schiffskränen lassen sich vom Ufer aus gut verfolgen, wobei es für Zuschauer an den drei Tagen wohl erst von 8.30 Uhr an richtig interessant wird.

Der Eiserne Steg war für die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten am 13. Februar gesperrt worden. Mit der Verkehrsfreigabe der Fußgängerbrücke wird für Ende Januar/Anfang Februar 1993 gerechnet. Die Stahlbrücke ist dann innerhalb der Rekordzeit von einem Jahr demontiert, in einem gigantischen Stahlgerüst am Mainufer saniert und anschließend wieder aufgebaut worden.

für Toni

rötlich schimmernder Rock

Falten aus weißem Gestein

unhörbar gurren die verlassenen Tauben

Regen über Hassan

Donnerstag, 15. Oktober

Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Lesung Burkhard Schröder - "Rechte Kerle - Skinheads, Faschos".

Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - 20 Uhr, Lesung "stadtumschlungen"; Frauenschule, Hohenstaufenstr. 8.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Dieter Schiefelbein liest David Leavit; 20 Uhr, Lesung Giwi Margwelaschwili - "Muszal".Vorträge / Diskussionen Frankfurter Afrika-Wochen: 19 Uhr, Vortrag & Diskussion "Perspektive für die Demokratie in Afrika"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.

Bockenheimer Treff, Am Weingarten 18-20: 16 Uhr, Diavortrag "Mexiko".

Senckenbergmuseum, Senckenberg-Anlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "20.000 km Outback - Australien"; 20 Uhr, Diavortrag "Naturwunder Afrika-Nambia".

Archiv Bibliographia Judaica, Große Seestr. 32-34, II.OG: 19 Uhr, Vortrag "Von Aachen nach Jerusalem und nicht wieder zurück".

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: 18 Uhr, Vortrag "Kinderwelt - Umgang mit den Verführungen einer Bauaufgabe". Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie auf den Seiten 30/31 im Anzeigenteil.

Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Korrespondenzen: ,alte' und ,neue' Räume".

Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 19 Uhr, Vortrag "Regeln der Kunst und Launen der Architekten - von Leon Battista Alberti bis Peter Eisenmann".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Pro Familia, Auf der Körnerwiese 5: 19.30 Uhr, Infoveranstaltung "Zur Sterilisation des Mannes".

Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Riedhof, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße, 195 a, Tel. 6 31 38 38; Brock'sche Apotheke, Berger Straße 38, Tel. 44 24 35; Franziskus-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 144, Tel. 59 16 23; Hessen-Apotheke im Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Mainkur-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 79, Tel. 41 17 87; Main-Taunus-Apotheke, Main-Taunus-Zentrum, Tel. 31 94 77 (nur bis 23 Uhr); Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstraße 81, Tel. 77 53 81; Schwarzbach-Apotheke, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Straße 296, Tel. 45 22 96; Stoltze-Apotheke, Goethestraße 9, Tel. 28 12 19; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Handball

Bundesliga SC Magdeburg - Bayer Dormagen 15:14 (8:8) - Tore: Jankevicius (5), Triepel (2), Winselmann (2), Fink (2), Küster (1), Michel (1), Liesegang (1), Stiebler (1) für Magdeburg - Kohlhaas (3), Andersson (3/2), Fitzek (2), Klemm (2), Handschke (2), Springel (1), Scheuermann (1) für Dormagen. - Zuschauer: 2200. (ausverkauft).

TUSEM Essen - TV Eitra 22:19 (11:7) - Tore: Tutschkin (6), Fraatz (6/4), Seidel (3), Arens (2), Töpfer (2), Menke (1), Stoschek (1), Harting (1) für Essen - Wörner (7), Zlattinger ((2), Kemmler (2), Beck (2), Roth (2), Kelle (2), Fichtner (1), Jarak (1) für Eitra. - Zuschauer: 2500.

TSV Milbertshofen - TBV Lemgo 20:20 (12:12) - Tore: Micheler (5), Rastner (4), Neitzel (3), Ochel (3), Löhr (2), Walther (1), Sahm (1), Teßmann (1) - Marosi (6/3), Ziegler (3), Lause (2), Wefing (2), Mudrow (2), Krewinkel (2), Zerbe (2), Bezdicek (1) für Lemgo. - Zuschauer: 300.

VfL Gummersbach - TuS Schutterwald 24:24 (10:9) - Tore: Dörhöfer (6/2), Erland (5/1), Lehnertz (4), Jaeger (4), Petersen (2), Manhenke (2), Plohmann (1) für Gummersbach. - Schilling (7/1), Derr (6), Andersson (5/3), Eckhardt (2), Armbruster (2), Bohn (1), Eßlinger (1) für Schutterwald. - Zuschauer: 1200.

SG Leutershausen - Niederwürzbach 20:22 (7:9) - Tore: Voinea (5/3), Roth (4), Croy (4), Löhr (3), Kunze (3), Nagel (1) für Leutershausen. - Hartz (7/4), Kordowiecki (5), Schmitt (4), Olsson (2), Schwarzer (2), Wille (1), Bohrmann (1) für Niederwürzbach. - Zuschauer: 1800.

SG Wallau-Massenheim - SG Flensburg-Handewitt 22:16 (10:3) - Tore: Stoschek (5), Heckmann (5/1), Schoene (5/2), Beuchler (3), Källman (3/1), Fuhrig (1) für Wallau-Massenheim - Schubert (3), Menzel (3), Schneider (2), Coordes (2), Tuitjer (2), Wiemann (2), Schäfer (1), Leidreiter (1) für Flensburg-Handewitt. - Zuschauer: 2000.

SG/VfL Hameln - TV Großwallstadt 21:20 (9:11) - Tore: Hauck (6), Tempelmeier (4), Hahn (4), Fegter (3), Mävers (2), Hönnige (1), Gyurka (1) für Hameln - Bjarnason (4/3), Hochhaus (4), Karrer (3), Lakenmacher (3), Roos (3), Liesegang (1), Lehmann (1), Hein (1) für Großwallstadt. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).

VfL Fredenbeck - TURU Düsseldorf 25:22 (8:8) - Tore: Heinemann (9/1), Tluczynski (5/3), Baruth (4), Neitzel (3), Schmidt (1), Pleitz (1), Szygula (1), Lewandowski (1) für Fredenbeck - Rothenpieler (8/2), Gilsson (5/1), Schulz (4), Sonnefeld (2), Ratka (1), Tam (1), Strauch (1) für Düsseldorf. - Zuschauer: 2100.

Starke Leistung von Torwart Hofmann gegen enttäuschende Gäste Dem Meister genügte schon eine halbwegs gute Halbzeit Schwalb wurde arg vermißt / Desolate Schiedsrichterleistung / Wallau/Massenheim - Flensburg-Handewitt 22:16 (10:3)

Zu einem glanzlosen 22:16 (10:3)-Arbeitssieg kam der deutsche Handballmeister, SG Wallau-Massenheim, am Mittwochabend im Heimspiel gegen den in der ersten Halbzeit nicht gerade erstligareif agierenden Aufsteiger SG Flensburg/ Handewitt. Vor 2000 Zuschauern in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle zeigte die Mannschaft von Trainer Heiner Brand, die zuletzt zwei Auswärtsniederlagen hatte hinnehmen müssen, eine konzentrierte Leistung gegen einen allerdings sowohl in der Abwehr und wie im Angriff zunächst enttäuschenden Gast.

Die Herrlichkeit der SG dauerte jedoch nur bis zur Halbzeit. Da führten die Hessen völlig ungefährdet und verdient mit 10:3. Und das obwohl die Wallauer insgesamt drei Strafwürfe vergaben. Besser machten es allerdings auch die Gäste nicht, die zweimal am hervorragend disponierten Wallauer Torwart Peter Hofmann scheiterten.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit schlich sich dann "Bruder Leichtfuß" in die Reihen der Wallau/Massenheimer. Die bis dahin sehr stabile Abwehr ließ sich von dem unkonzentrierten Angriffsspiel anstecken und von einer desolaten Leistung der beiden Schiedsrichter Peter Scheurer und Klaus-Dieter Schwabenthan irritieren. Dabei wäre dies gar nicht nötig gewesen, da die in der Regel unverständlichen Pfiffe vor allem gegen Ende der Partie zu Lasten der Gäste gingen. So kamen die biederen Spieler aus Schleswig- Holstein sogar bis auf 14:16 Tore (52.) heran, der zweite Heimsieg geriet noch einmal ernsthaft in Gefahr.

Zu ihrem Glück konnte sich die SG in den letzten acht Minuten noch einmal steigern, zumal Hofmann im Tor ein sicherer Rückhalt war. Zu dem optisch klaren Erfolg kam Wallau aber auch, weil die Unparteiischen gerade in den Schlußminuten jedes Maß bei ihren Entscheidungen verloren. So wurde etwa der insgesamt gut haltende Torhüter Thomas Buchloh des Feldes verwiesen, nachdem er aus Ärger über einen unglücklich von ihm selbst ins Tor geschlagenen Siebenmeter Stephan Schoenes den Ball auf den Boden geworfen hatte. Ähnliches wiederfuhr Rechtsaußen Michael Menzel, als er sich offensichtlich über das eigene Unvermögen nach einer vergebenen Chance und eben nicht über eine Schiedsrichterentscheidung ärgerte. Drei zu elf Zeitstrafen zugunsten der Gastgeber in einer insgesamt fairen und erst durch das Eingreifen der Schiedsrichter hektisch gewordenen Partie sprechen da eine deutliche Sprache. Zumal ein Großteil der Entscheidungen der Schiedsrichtern Beobachtern auf der Tribüne völlig unverständlich blieben. Allein in den letzten fünf Minuten der Partie mußten fünf Gästespieler das Feld verlassen. Nach dem Spiel äußerten Trainer und Offizielle beider Mannschaften denn auch zurückhaltend, aber einstimmig ihr Befremden über das an diesem Abend völlig indisponierte Schiedsrichtergespann.

Auf Wallauer Seite wurde insbesondere der verletzte Martin Schwalb bei Strafwürfen und Rückraumaktionen stark vermißt. Immerhin funktionierte aber das Konzept, aus einer sicheren Deckung heraus vor allem Tempogegenstöße zu spielen, gegen die im Angriff körperlich deutlich unterlegenen Gäste sehr gut.

Für die Wallauer Treffer sorgten in der vor allem in der zweiten Halbzeit zerfahrenen Partie der sich nach schwachem Beginn steigernde Ralf Heckmann (5/1), Linksaußen Christian Stoschek (5), der gegenüber dem letzten Spiel verbesserte Stephan Schoene (5/2), Michael Kaellman (3/1), Dirk Beuchler (3) sowie Mike Fuhrig (1). Beste Werfer bei den in den Tabellenkeller abgerutschten Gästen waren Menzel und Schubert (je 3). jo/fes

Mäßige Leistung der Fußball-Nationalmannschaft bei ihrem ersten Auftritt in den neuen Bundesländern Völler schoß in seinem Abschiedsspiel noch einmal ein Tor Ein starkes Debüt von Scholz / Abseitsfalle der Gäste schnappte häufig zu / Deutschland - Mexiko 1:1 (0:0) Aus Dresden berichten unsere Redaktionsmitglieder Thomas Kilchenstein und Harald Stenger

Es sollte ein schönes Fußball-Fest mit möglichst vielen Toren werden. Doch lange war das Länderspiel gegen Mexiko für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein hartes Stück Arbeit ohne größere Höhepunkte und für Rudi Völler bei seinem letzten Auftritt im DFB-Trikot ein eher frustrierendes Erlebnis. Nichts lief richtig zusammen, obwohl die Mannschaft vor 27 000 Zuschauern in Dresden nicht unbedingt versagte. Der amtierende Weltmeister tat sich gegen die derzeit international allenfalls zweitklassigen Mexikaner vor der Pause sehr schwer, und erst in der zweiten Halbzeit kam dann Stimmung im Rudolf-Harbig-Stadion auf.

Es schien wie von der Hand eines Meisterreigsseurs gesteuert, daß Völler höchstpersönlich in seinem Abschiedsspiel das Führungstor in der 58. Minute erzielte und sich neun Minuten danach unter dem Jubel der Fans auswechseln ließ. Aber kaum hatte der Publikumsliebling seinen Posten geräumt, da fiel in der 71. Minute der Ausgleich durch den kurz zuvor eingewechselten Alves. Dabei blieb es bis zum Abpfiff, obwohl sich das deutsche Team alle Mühe gab, das Siegtor noch zu erzielen.

Die interessanteste Erkenntnis dieser Partie war, daß Matthäus bei seinem Comenback im Mittelfeld erst einmal die zweite Geige spielte und eher die Löcher stopfte, statt dessen Effenberg die Rolle des Antreibers und Regisseurs erneut innehatte. Zufrieden mit ihrem Einstand konnten Scholz und Reinhardt sein. Eine enttäuschende Leistung boten dagegen Häßler, der an seine guten Mittelfeld-Leistungen der EM nicht anknüpfen konnte, und auch Riedle im Angriff. In der selten geforderten Abwehr zeigte Libero Thon gute Ansätze, aber insgesamt war der Gegner zu harmlos, daß er ernsthaft gefordert worden wäre.

Vor dem Anpfiff gab's für den scheidenden Rudi Völler, der nach 85 Dienstspielen das National-Dreß für immer auszieht, noch einen bunten Blumenstrauß. Doch das war für den beliebesten Spieler in der DFB-Auswahl für lange Zeit die einzige nette Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. Zumindest im ersten Abschnitt waren die Bemühungen des Angreifers in seinem Abschiedsspiel nur allzu selten von Erfolg gekrönt.

Ein gerüttelt Maß an Schuld trugen daran der Gegner aus Mexiko, der ausgesprochen geschickt agierte, eine perfekt funktionierende Abseitsfalle aufbaute, in die die deutschen Fußball-Spieler in den ersten 45 Minuten weit mehr als ein gutes Dutzend Mal tumb hineintappten. Darüber hinaus spielten die von Cesar Luis Menotti betreuten technisch veranlagten Mittelamerikaner jeden Ball sofort nach vorne. Es war zwar nicht sonderlich gefährlich, ließ allerdings den Weltmeister kaum ins Spiel kommen.

Einzig Stefan Effenberg suchte mit risikoreichen Pässen in die Spitze, mal über den flotten Debütanten Heiko Scholz, mal über den schußstarken Knut Reinhadt, den direkten Weg zum Tor. Doch nur selten gelang das vielsprechend, zu häufig unterband ein Abseitspfiff die Aktionen oder fing der im Stile des Kolumbianers Higuita weit aus seinem Strafraum eilende Torhüter Campos die Bälle ab.

Im zweiten Abschnitt - Klinsmann war für Riedle in die Elf gekommen - wurde dann der Druck forciert. Gerade erst hatte Effenberg eine Flanke Klinsmanns mit vollem Risisko volley genommen und neben das Tor geschossen, schon köpfte Völler zu unkonzentriert aufs mexikanische Tor, da fiel der langersehnte Führungstreffer - durch Rudi Völler. Effenberg hatte den Mittelstürmer auf die Reise geschickt, Völler Torhüter Campos umspielt und überlegt ins Tor gelupft. "Ruuuudi" schallte es nun durchs Stadionoval, wurde ein übers andere Mal die aus Mexiko stammende La Ola gestartet.

Nach 67 Minuten schließlich war die einmalige Karriere des Rudi Völler im National-Trikot beendet: Unter stehend dargebrachten Ovationen verließ Völler den Platz, wurde von Mexikos Trainer Menotti umarmt und verschwand in der Kabine. Der für Völler eingewechselte Ulf Kirsten hätte nach 70. Minuten beinahe auf 2:0 erhöht, doch er schoß die Kugel kanpp am Tor vorbei. Statt des 2:0 fiel auf der Gegenseite der Ausgleich (71.) durch Roberto Alves mach einem groben Stellungs-Fehler von Lothar Matthäus.

Deutschland: Köpke - Thon - Buchwald, Helmer - Häßler, Scholz, Matthäus, Effenberg, Knut Reinhardt - Völler (67. Kirsten), Riedle (46. Klinsmann).

Mexiko: Campos- Ambriz, Suarez, Munoz, Espana - Coyote (74. Garcia), Ramirez, de la Torre (63. Alves), Espinosa - Uribe, Luis Garcia (63. Gutierrez).

Schiedsrichter: Marko (CSFR).

Tore: 1:0 (58.) Völler, 1:1 Alves (72.).

Zuschauer: 28 000.

FUSSBALL

WM-QUALIFIKATION, Gruppe 5: Rußland - Island 1:0 (0:0).

1. Griechenland 2 2 0 0 2:0 4:0 2. Rußland 1 1 0 0 1:0 2:0 3. Ungarn 2 1 0 1 4:2 2:2 4. Island 4 1 0 3 2:4 2:6 4. Luxemburg 1 0 0 1 0:3 0:2

FUSSBALL

Gruppe 4: Zypern - Wales 0:1 (0:0), Belgien - Rumänien 1:0 (1:0).

1. Belgien 4 4 0 0 7:1 8:0 2. Rumänien 3 2 0 1 12:2 4:2 3. Wales 3 2 0 1 8:5 4:2 4. CSFR 2 1 0 1 5:2 2:2 5. Zypern 3 1 0 2 2:2 2:4 6. Färöer Inseln 5 0 0 5 0:22 0:10

Wieder rund 150 000 Studiosi Eine Umfrage an Universitäten und Fachhochschulen

FRANKFURT A. M. Mit einem einheitlichen Trend läßt sich der anhaltende Ansturm auf die hessischen Hochschulen keineswegs beschreiben. Rund 150 000 Studiosi insgesamt dürften es freilich nach ersten Schätzungen und Umfragen der FR erneut sein. Neue Rekordmarken melden die einen, aber es gibt auch Hinweise, daß die Zahl der Anmeldungen von Studienanfängern leicht zurückgeht. Die jeweiligen Summen der Eingeschriebenen an den fünf Universitäten und fünf Fachhochschulen spiegeln aber dennoch alles andere als einen Abwärtstrend wider - und der in den vorigen Jahren immens angewachsene "Studentenberg" schiebt sich erst allmählich durch die einzelnen Semester bis zum Examen.

Der Rektor der Frankfurter Fachhochschule, Johann Schneider, hat angesichts der gegenüber dem Wintersemester 1991/92 konstant gebliebenen Zahl von Neuimmatrikulierten, die gleichwohl auf dem hohen Niveau der Jahre zuvor liegt, eine gewisse "Beruhigung" ausgemacht - was die Probleme, erneut gut 9000 Menschen mit Räumen, Personal und Lehrmaterial zu versorgen, nicht mildert.

"Konstant auf höchstem Überlast-Niveau", so stellt sich laut Presserefernt Erhard Jakobs die Situation zu Studienbeginn an der FH Gießen- Friedberg mit erneut rund 9300 Eingeschriebenen dar. Rein rechnerisch kommen hier inzwischen auf einen Studienplatz 4,5 Studenten.

Einige Hochschulen wie die TH Darmstadt sprechen vorsichtig von milde zurückgehenden Erstsemestler- Zahlen; in der Summe wird die TH einmal mehr rund 18 500 bis 19 000 Studierende in ihrer Obhut haben. Auch an der FH Darmstadt (insgesamt wohl wieder knapp 10 000 Studierende) schlägt ein minimales Minus in der "Newcomer"-Statistik (diesmal 1750 zu 1810 im Wintersemester 91/92) zu Buche.

Wiederum etwa 3000 Studienanfänger werden an der Gesamthochschule Kassel erwartet, die Gesamtzahl der Studierenden dürfte sich bei 16 500 bis 17 000 einpendeln - und damit übrigens bei der Marke, die an allen thüringischen Hochschulen zusammen unter dem Strich erwartet wird.

Höchstzahlen melden die Universitäten Gießen, Marburg und Frankfurt bereits vor dem letzten Einschreibungstermin am 19. Oktober: 37 000 Studierende erwählten die Main-Metropole, 19 000 und damit 1000 mehr als im Wintersemester 1991/92 Marburg; über 22 000 (darunter 3200 Erstsemester) zieht es nach Gießen.

Vom Ansturm eklatant betroffen sind an allen drei Orten die Fachbereiche Jura - wohl weil es bundesweit nur an den hessischen Universitäten sowie in Jena, Mainz und Trier keinen Numerus clausus für angehende Juristen gibt und, so zumindest nach Erfahrungen in Gießen, wegen der Zulassungsbeschränkungen für Betriebswirtschaftslehre viele auf Rechtswissenschaften ausweichen.

Frankfurt und Gießen hielten - im Gegensatz zu Marburg - die Einschreibefristen kurz und müssen nun 850 Neuankömmlinge beziehungsweise 500 Anfänger (und damit in Gießen ein Plus von 300) verkraften. Durch derzeit 1400 Neueinschreibungen - im Wissenschaftsministerium mutmaßt man darunter eine große Zahl derer, die die Fristen anderswo verpaßt haben) hat sich die Studentenzahl für Jura in Marburg gegenüber dem Vorjahr auf 3000 fast verdoppelt.

An den Fachhochschulen ist das Bauingenieur-Studium der "Renner": Wider Erwarten meldeten sich an der FH Darmstadt mit 241 Studienanfängern nur 20 weniger als im Vorjahr, nach vorläufiger Statistik rangiert an der FH Gießen der Studiengang mit 136 Ertsemestern in der Beliebtheitsskala ganz oben - weil Bauingenieurwesen nicht wie andere "harte" Ingenieur-Ausbildungen (Maschinenbau oder Elektrotechnik) einem Numerus clausus oder einem Verteilungsverfahren unterworfen ist. feu/tap/tru

FUSSBALL

Gruppe 2: England - Norwegen 1:1 (0:0), Niederlande - Polen 2:2 (1:2).

1. Norwegen 4 3 1 0 15:2 7:1 2. Polen 2 1 1 0 3:2 3:1 3. England 1 0 1 0 1:1 1:1 4. Niederlande 2 0 1 1 3:4 1:3 5. Türkei 1 0 0 1 0:1 0:2 6. San Marino 2 0 0 2 0:12 0:4

FUSSBALL

Gruppe 3: Dänemark - Irland 0:0, Nordirland - Spanien 0:0. 1. Irland 3 2 1 0 6:0 5:1 2. Nordirland 3 1 2 0 5:2 4:2 3. Spanien 3 1 2 0 3:0 4:2 4. Litauen 4 1 2 1 4:4 4:4 5. Dänemark 3 0 3 0 0:0 3:3 6. Lettland 4 0 2 2 1:6 2:6 7. Albanien 4 1 0 3 1:8 2:6

FUSSBALL

Gruppe 1: Schottland - Portugal 0:0, Italien - Schweiz 2:2 (0:2).

1. Schweiz 3 2 1 0 11:3 5:1 2. Portugal 1 0 1 0 0:0 1:1 Malta 0 0 0 0 0:0 0:0 Italien 1 0 1 0 2:2 1:1 5. Schottland 1 0 1 1 1:3 1:3 6. Estland 1 0 0 1 0:6 0:2

SG Wallau-Massenheim, Handball-Bundesliga Ströhmann reicht ein Punkt Dagegen fordert der Trainen einen Sieg in Karlsruhe

"Hauptsache zwei Punkte", seufzte Wallaus verletztes Rückraum-As Martin Schwalb nach dem glanzlosen 22:16(10:3)- Arbeitssieg in der Rüsselsheimer Walter- Köbel-Halle gegen den insgesamt schwachen Aufsteiger SG Flensburg-Handewitt erleichtert auf. Der sich mit einer Leistenzerrung herumplagende Torjäger wurde insbesondere in der bis auf die letzten acht Minuten von Wallau katastrophal geführten zweiten Halbzeit als Spieldirigent sowie nervenstarker Siebenmeter-Schütze (die SG vergab drei Strafwürfe) an allen Ecken und Enden vermißt. Ähnlich sah es Trainer Heiner Brand: "Die Positionen im Rückraum waren nicht immer richtig eingenommen. Da müssen wir uns für das schwere Auswärtsspiel bei TuS Schutterwald noch etwas einfallen lassen."

Die vierte Auswärtspartie des deutschen Handballmeisters wurde in die Karlsruher Europahalle verlegt. Anwurfzeit ist am Sonntag um 16 Uhr. Die SG bangt nicht nur um den wohl noch einige Zeit ausfallenden Martin Schwalb im Rückraum ("ich werde jetzt sogar mit Laserstrahen behandelt, möchte aber zu früh nichts riskieren"), auch die Form des Finnen Mikael Kaellman läßt seit genau zwei Spielen zu wünschen übrig. Gegen Niederwürzbach, das seinen Sieg gegen Wallau mit dem Sensationserfolg in Leutershausen untermauerte sowie gegen Flensburg markierte Kaellman jeweils nur zwei Feldtore. "Kaellman hat Probleme im privaten Umfeld", nahm sein väterlicher Freund und SG-Manager Bodo Ströhmann den Finnen in Schutz. Der Hintergrund: Kaellmans Ehefrau Camillia verletzte sich, als sie nachts nach ihrer weinenden jüngsten Tochter schauen wollte, zog sich einen komplizierten Nasenbeinbruch zu und mußte bereits zum zweiten Mal das Krankenhaus aufsuchen. Und zu Hause muß sich Kaellman nicht nur Sorgen um seine bessere Hälfte machen, sondern sich auch intensiv um die drei kleinen Kinder kümmern.

Möglicherweise erhält in Karlsruhe Martin Baumann eine erste Bewährungsschance nach seiner langwierigen Leistenverletzung. "Die Zeit wäre wieder einmal reif für einen Auswärtssieg nach zwei aufeinanderfolgenden Niederlagen in der Fremde", hofft Trainer Heiner Brand, daß die Auswärtsbilanz (bisher 2:4 Punkte) wieder ausgeglichen gestaltet werden kann. Ausgerechnet bei den Vereinen, bei denen Wallau in der Meisterschaftssaison siegte (Niederwürzbach und Milbertshofen) gab es bisher zwei unnötige Niederlagen.

Schutterwald, in der Meisterschaftssaison den Wallauern in heimischer Halle mit einem Tor unterlegen, überraschte am Mittwoch mit einem 24:24 beim immer noch sieglosen Ex-Meister VfL Gummersbach; nimmt mit 5:7 Punkten einen Mittelfeldplatz ein. Die Schützlinge von Trainer Skercevic plagen sich mit ähnlichen Problemen wie Wallau herum. Den "Roten Teufeln" aus der Ortenau fehlt ebenfalls mit dem Langzeit-Verletzten Wolfgang Winter der wichtigste Mann im Rückraum.

"Gleiches Handicap für beide. Vielleicht gibt es ja ein Remis", schmunzelte Ströhmann, der sich angesichts der zuletzt wenigen spielerischen Glanzlichter bereits mit einem Punkt in der Europahalle zufriedengeben würde. In Wallau ist derzeit Bescheidenheit angesagt. Immerhin kletterte das Team aber auf Platz fünf (7:5 Punkte) und ist noch in Reichweite des Ersten Essen (11:3 Punkte). jo

Brandt-Beerdigung geht für Perez vor

CARACAS, 15. Oktober (AP). Der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez wird trotz der politischen Instabilität in seinem Land zum Begräbnis des SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt in die Bundesrepublik reisen. Wie das Präsidialamt in Caracas am Mittwoch bekanntgab, erteilte der Senat seine Zustimmung zu der Reise vom 16. bis 18. Oktober. Perez hat sein Land seit dem Putschversuch im Februar nicht mehr verlassen. Die Teilnahme am Umweltgipfel in Brasilien und am Ibero-Amerikanischen Gipfel in Sevilla hatte er abgesagt.

Organisierte Banden wildern im Ost-Revier

SUHL, 15. Oktober (AP). Für das Wild in Deutschlands Wäldern wird es wohl ein ruhiges Wochenende werden. Mitten auf dem Höhepunkt der Jagdsaison treffen sich ost- und westdeutsche Jäger zu einer Delegiertenversammlung des Deutschen Jagdschutz-Verbandes im thüringischen Suhl.

Besonders ein Problem wird den Bundesjägertag, der zum ersten Mal in Ostdeutschland stattfindet, in diesem Jahr beherrschen: Vor allem in den neuen Ländern wildern organisierte Banden zunehmend ungenierter in den Revieren.

Dem thüringischen Landwirtschaftsministerium in Erfurt sind einschließlich des vergangenen Jahres bisher 30 Fälle von Wilderei bekannt. Der Referatsleiter Jagd im Ministerium, Karl-Heinz Müller, geht jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer aus. "100 Fälle pro Jagdjahr sind bestimmt nicht übertrieben".

Die Wilderer fahren nach den Erkenntnissen der Experten nachts durch Thüringens Wälder, blenden das Wild mit starken Scheinwerfern - und schießen es ab. Oft hätten sie es nur auf die Trophäen abgesehen: Dabei wird das Geweih "abgeschärft", wie es in der Jägersprache heißt, und die Tierkörper bleiben unausgeweidet liegen. Jagdtrophäen würden mit bis zu 1000 Mark gehandelt.

Die Banden aus zumeist zwei bis fünf Personen wollen nach Darstellung Müllers oft auch nur eine schnelle Mark machen, indem sie das Wildbret an Hehler veräußern. Ein Hirsch mit einem Gewicht von 100 Kilogramm bringe den Wilderern etwa 600 Mark ein. "In Einzelfällen können aber durchaus auch Jäger, die die verhältnismäßig hohe Abschußgebühr umgehen wollen, wildern", sagt Müller. Wer einen sehr starken Trophäenträger, etwa einen zwölf Jahre alten Rothirsch zur Strecke bringe, müsse dafür zwischen 5000 und 7000 Mark berappen.

Im Forst von Eckardtshausen bei Eisenach fand man am 31. August den Kopf eines Hirsches mit einer abgebrochenen Geweih-Stange - also ohne Wert für die Trophäenjäger, die zwei Rothirsche in der Nacht gewildert hatten. Der "Aufbruch", die Innereien eines zweiten Hirsches, lagen ganz in der Nähe. Die Spurensuche blieb ebenso erfolglos wie bei Heiligenstadt, wo in einer Schonung ein Hirschkörper ohne Geweih aufgefunden wurde.

"Es gibt Hinweise darauf, daß diese Jagdfrevler, die mit automatischen Waffen und kostspieligen Visiereinrichtungen wie Laserzielgeräten und Nachtsichtgeräten ausgestattet sind, durch Ortskundige geführt werden", sagt Müller. Im Gegensatz zu den Jägern scheint die Ost-West-Zusammenarbeit bei den Wilderern vorzüglich zu klappen.

Urteil gegen Terrorist Guzmann bestätigt

LIMA, 15. Oktober (AP). Das Oberste Militärgericht in Peru hat am Mittwoch in letzter Instanz das Urteil gegen den Gründer der Guerillaorganisation Leuchtender Pfad, Abimael Guzman, bestätigt. Guzman war in der vergangenen Woche von einem Militärgericht unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu lebenslanger Freiheitsstrafe auf der schwer bewachten Gefängnisinsel San Lorenzo verurteilt worden. In einer im staatlichen Fernsehen verlesenen Erklärung des Obersten Militärgerichts hieß es, das Urteil gegen Guzman und zwei weitere Führungskader der maoistischen Rebellenorganisation sei rechtmäßig. Die Möglichkeit der Begnadigung sei ausgeschlossen.

Drei Pandabären im Pekinger Zoo geboren

PEKING, 15. Oktober (AP). Im Zoo von Peking sind in diesem Herbst drei Pandabären geboren worden. Wie chinesische Zeitungen am Donnerstag berichteten, brachte die Pandadame Yong Yong am 14. September zwei Junge zur Welt. Vier Tage später gebar Le Le einen weiteren Nachkommen der vom Aussterben bedrohten Tierart. Ihr Junges gehört bereits zur dritten künstlich gezeugten Generation im Pekinger Zoo. Während Yong Yong ihren Erstgeborenen sofort annahm, ignorierte sie den zwei Stunden später zur Welt gekommenen Sohn. Er wurde von Zoowärtern aufgezogen, wiegt aber nur halb so viel wie der erste, von seiner Mutter genährte Pandabär.

Geiseln wollen Geld von Iran

NORRISTOWN, 15. Oktober (AP). Zwei ehemalige US-Geiseln in Libanon haben Iran auf Schadenersatz in Höhe von 600 Millionen Dollar (etwa 900 Millionen Mark) verklagt. Der Anwalt von Joseph Cicippio und David Jacobsen, die Mitte der 80er Jahre in Beirut entführt worden waren, bezeichnete Iran am Mittwoch als den Drahtzieher der Geiselnahmen. Teheran habe sich aus Gewinnstreben des "kommerziellen Terrorismus" schuldig gemacht. Das Land habe damit versucht, seine Guthaben in den USA freizubekommen, die Washington nach der Geiselnahme des US-Botschaftspersonals in Teheran im Jahre 1979 eingefroren hatte. Dem Anwalt der Exgeiseln zufolge gibt es Beweise im US-Außenministerium, die einen Zusammenhang zwischen der Freilassung der Amerikaner und einer Rückgabe des Geldes an Iran belegen.

Störfall in Atomkraftwerk

STOCKHOLM, 15. Oktober (AP/AFP). In dem litauischen Atomkraftwerk Ignalina mußte einer der beiden Reaktorblöcke wegen Austreten radioaktiven Dampfes abgeschaltet werden. Wie eine Sprecherin der schwedischen Atomenergiekommission am Donnerstag weiter mitteilte, geht ihre Behörde davon aus, daß bei dem Störfall vom Vortag keine Strahlung in die Atmosphäre gelangte. Das Kraftwerk sollte am Donnerstag abgeschaltet werden. In dem einzigen litauischen Kernkraftwerk arbeiten zwei modernisierte Reaktoren vom Tschernobyl-Typ RMBK. Sicherheitsvorkehrungen in dem Atomkraftwerk seien von westlichen Standard weit entfernt, fügte ein Sprecher hinzu.

Waffenstillstand verletzt

PHNOM PENH, 15. Oktober (AP). Ein Kommando der Roten Khmer hat nach Angaben der Vereinten Nationen in Kambodscha eine wichtige Brücke gesprengt. Der Kommandeur der UN-Friedenstruppen in Kambodscha (UNTAC), Generalleutnant John Sanderson, wertete den Anschlag am Donnerstag als eine grobe Verletzung des Waffenstillstands. Möglicherweise sei die Zerstörung der Brücke der Auftakt einer Guerillaoffensive der kommunistischen Roten Khmer gegen die Regierung in Phnom Penh.

Sanderson berief eine Krisensitzung der vier im Staatsrat vertretenen Parteien ein. "Alles deutet auf eine planmäßig vorbereitete Aktion hin", sagte er. Die 120 Kilometer nordöstlich von Phnom Penh gelegene Brücke ist Teil der Fernstraße 6 zur thailändischen Grenze.

BB mit Rechtsradikalem verheiratet?

LONDON, 15. Oktober (AP). Die französische Filmschauspielerin Brigitte Bardot soll nach einem britischen Zeitungsbericht einen Berater des rechtsgerichteten Politikers Jean Marie Le Pen geheiratet haben. Die in London erscheinende Zeitung Today berichtete, der 51jährige Bernard d'Ornale habe die 58jährige heimlich in Norwegen geheiratet, als diese ihren Sohn besuchte. "Es gab keine Verlobung, alles ging sehr schnell. Wir verliebten uns unmittelbar, nachdem wir uns im Juni auf einem Fest getroffen hatten", zitierte das Blatt den Le-Pen-Berater.

ÖTV setzt auf Polikliniken

STUTTGART, 15. Oktober (AP). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr hat sich für den bundesweiten Ausbau von Polikliniken zu Gesundheits- und Sozialzentren ausgesprochen. Es sei notwendig, diese in Ostdeutschland bewährten Einrichtungen auch in den alten Bundesländern zu ermöglichen, sagte ÖTV-Gesundheitsexpertin Ursula Derwein am Donnerstag in Stuttgart. Voraussetzung dafür sei allerdings, daß das Monopol der Kassenärzte auf die ambulante Behandlung wegfalle.

Derwein begrüßte die Vereinbarung zwischen Regierungskoalition und SPD, Polikliniken in Ostdeutschland über 1995 hinaus zu erhalten. Zugleich verwies sie aber darauf, daß von den 615 Polikliniken in den neuen Bundesländern binnen zwei Jahren bereits rund 540 aufgelöst worden sind. Aus diesem Grund müßten jetzt rasch wirtschaftliche und leistungsfähige Strukturen in der ambulanten Versorgung in Ost und West aufgebaut werden, erklärte die Gewerkschafterin.

Richter sehen in Verbot der Schwulen-Ehe Benachteiligung

KÖLN, 15. Oktober (AP). Das Landgericht Osnabrück hat nach Angaben des Schwulenverbandes in Deutschland "nicht hinnehmbare Benachteiligungen bei der Behandlung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften" festgestellt. Gleichzeitig lehnten die Richter jedoch in zweiter Instanz die Klage eines Männerpaares ab, die Bestellung des Aufgebotes für sie zuzulassen, wie Volger Beck vom Schwulenverband am Donnerstag in Köln mitteilte.

Das Gericht erkannte den Angaben zufolge eine "Aufgabe des Gesetzgebers, durch entsprechende Änderungen der gesetzlichen Regelungen diesen Benachteiligungen zu begegnen". In der Entscheidung sprächen die Richter von einem "Konsenszerfall im Bereich von Ehe und Familie". Trotzdem sei die Klage abgewiesen worden, was die Richter mit der Rechtstradition begründet hätten und mit der Möglichkeit für das Parlament, andere Wege in der Gesetzgebung zu gehen. Vor einigen Monaten hatten schwule und lesbische Paare in ganz Deutschland in einer konzertierten Aktion versucht, das Aufgebot bestellen zu lassen. Sie waren in allen Standesämtern gescheitert und prozessieren jetzt teilweise gegen die Entscheidungen (Az.: 7 T 33/92).

Konjunktur gewinnt nur mühsam an Fahrt

MÜNCHEN (ap/dpa). Die westdeutsche Industrie rechnet für das kommende Jahr wieder mit einer Belebung der Konjunktur. Wie das Münchner Ifo-Institut mitteilt, zeigten sich 313 Unternehmen bei einer Befragung überzeugt, daß die Talsohle der Industrieproduktion in Westdeutschland noch im vierten Quartal dieses Jahres durchschritten werde. Bei ihren Zukunftseinschätzungen erwarteten die Firmen für 1993 im Schnitt jedoch nur eine Wachstumsrate von etwa einem Prozent. Sie gehen davon aus, daß sich die Produktion im nächsten Jahr zunächst nur zögernd aufwärts bewegt.

Das Wirtschaftswachstum in den westlichen Industrieländern wird nach einer neuen Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 1993 mit im Schnitt 2,1 Prozent weitaus geringer ausfallen als noch im Juni (drei Prozent) angenommen. Hierfür sei ein langsameres Wachstum in den drei wichtigsten Volkswirtschaften - USA, Japan und Deutschland - der Hauptgrund. Für Deutschland ging die Organisation im Juni noch von einer Wachstumsrate von 1,3 Prozent für 1992 und von 2,3 Prozent für 1993 aus, nennt jetzt jedoch keine neuen Zahlen.

Slowakei steht zu Vertrag

BONN, 15. Oktober (AP). Der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar hat am Donnerstag in Bonn versichert, daß sein Land nach der vereinbarten Trennung von der Tschechischen Republik am 1. Januar 1993 den deutsch-tschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrag in allen Rechten und Pflichten einhalten werde. Auch die Assoziierungsverträge der Tschechoslowakei mit der EG seien für seine Republik verbindlich, betonte der slowakische Regierungschef.

Wie das Auswärtige Amt bekanntgab, erläuterte Meciar beim Treffen mit Kinkel seine Vorstellungen von der künftigen staatlichen Entwicklung seines Landes. Kinkel habe unterstrichen, daß Deutschland mit den Fakten zu leben habe, aber bereit sei, "die guten und freundschaftlichen Beziehungen mit der CSFR auf beide neuen Staaten zu übertragen".

Meciar war auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD zu einem inoffiziellen Besuch in die Bundesrepublik gekommen.

"UN schuld an Kindersterben" Irak sieht in Embargo-Folgen Ursache für 179 000 Todesopfer

BAGDAD, 15. Oktober (AP). Etwa 61 000 irakische Kinder unter fünf Jahren sind nach Darstellung der Regierung in Bagdad in den vergangenen zwölf Monaten an den Folgen des UN-Embargos gestorben. Ministerpräsident Mohammed Hamsa el Subaidi sagte am Donnerstag bei einer Begegnung mit einer Delegation des Kinderhilfswerks UNICEF, der akute Mangel an Medikamenten, Impfstoffen und Nahrungsmitteln habe allein seit September 1991 außerdem mehr als 118 000 Menschen über fünf Jahren das Leben gekostet.

Die Bagdader Verhandlungen der UNICEF über eine Wiederaufnahme von Hilfsprogrammen für Irak hätten erste größere Fortschritte erbracht, sagte ein UN-Vertreter. Die Vereinten Nationen wollen im Hinblick auf den bevorstehenden Wintereinbruch vor allem die Versorgung der notleidenden kurdischen Bevölkerung im Norden Iraks sicherstellen.

Der Vorsitzende der UN-Sonderkommission zur Kontrolle des irakischen Rüstungsprogramms, Rolf Ekeus, lehnte eine Einladung Iraks ab, die nächste Inspektionsreise eines UN-Teams nach Bagdad zu leiten. Wie aus Kreisen der Vereinten Nationen verlautete, entschied Ekeus nach einer Beratung mit Mitgliedern des Weltsicherheitsrats am Mittwoch, die Einladung auszuschlagen. Ekeus lehnte auch ein irakisches Gesuch ab, die weiteren Inspektionen auf die Zeit nach der Präsidentenwahl in den USA am 3. November zu verschieben.

Das bislang größte UN-Team mit 50 Inspekteuren wird am heutigen Freitag nach Bagdad reisen, um nach 200 Scud- Raketen zu fahnden, die nach Erkenntnissen von Geheimdiensten noch in Irak versteckt gehalten werden. Die Leitung übernimmt der Russe Nikita Smidowitsch. Der irakische Außenminister Mohammed Saeed al Sahhaf hatte am Montag vor Journalisten gesagt, die Anwesenheit des Schweden Ekeus werde garantieren, daß die Amerikaner und andere die UN nicht für ihre Zwecke mißbrauchten.

Nach einer Konfrontation eines UN- Teams mit der Regierung in Bagdad über den Zugang zum Landwirtschaftsministerium im Juli hatte Bagdad keine UN- Teams unter amerikanischer Leitung mehr zugelassen.

Türkei ermahnt Niedersachsen

BONN, 15. Oktober (AP). Die türkische Regierung hat der Polizei in einigen deutschen Bundesländern mangelnde Pflichterfüllung beim Schutz türkischer Einrichtungen vorgehalten. In einer am Donnerstag von der Botschaft des Landes in Bonn verbreiteten Erklärung wird vor allem die Polizei in Hannover beschuldigt, beim Angriff von Kurden auf das Generalkonsulat am 12. Oktober nicht eingegriffen zu haben. Die Deutsche Botschaft in Ankara sei an die internationalen Verpflichtungen für den Schutz der fremden Missionen erinnert worden.

Die Polizei in Hannover wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Vor dem türkischen Generalkonsulat in Hannover steht nach Polizeiangaben ständig eine Doppelstreife der Polizei. Die beiden Beamten hätten jedoch am 12. Oktober gegen zwölf mit Äxten bewaffnete Angreifer keine Chance gehabt. Während des Polizeieinsatzes nach dem Angriff auf das Generalkonsulat sei es gelungen, zwei mutmaßliche Täter festzunehmen.

Zur Person:

DIETER HEKKELMANN, Berliner Innensenator, hat die Verlegung von Asylbewerbern infolge rechtsextremer Gewalttaten als "Preisgabe des Rechtsstaats" kritisiert. Statt bedrohte Ausländer in anderen Wohnheimen zu verstecken, müsse die wehrhafte Demokratie alles tun, das "heilige Gastrecht von Ausländern zu achten und zu schützen", sagte der CDU-Politiker (Bild: Aris) in Berlin. Er warnte davor, die Anschläge von rechts nur als Problem der Polizei zu begreifen. Alle Parteien und auch die Bürger seien aufgefordert, der wachsenden Bedrohung entgegenzutreten. (AP)

Zweites Triebwerk entdeckt

AMSTERDAM, 15. Oktober (AP). Fast zwei Wochen nach der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam haben Taucher der niederländischen Marine im Ijsselmeer das zweite Triebwerk entdeckt, das die israelische Frachtmaschine vor dem Absturz verloren hatte. Wie ein Sprecher der Marine am Donnerstag mitteilte, wurde das rechte innere Triebwerk rund 16 Kilometer nordöstlich des Absturzortes gefunden.

Polens Presse vermutet Rachefeldzug Jelzins gegen Gorbatschow Ex-Sowjetpräsident bestreitet, Katyn-Akten verheimlicht zu haben / Warschau lehnt Klage wegen Mordes gegen KPdSU ab

WARSCHAU, 15. Oktober (dpa). Ranghohe Abgesandte des russischen Präsidenten Boris Jelzin sollen die polnische Regierung wiederholt ermutigt haben, wegen der Erschießung polnischer Offiziere im Frühjahr 1940 eine Mordanklage gegen die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) zu erheben. Wie die Warschauer Zeitung Gazeta Wyborcza am Donnerstag berichtete, habe Polen darauf verwiesen, daß es keine Beweise für die Verantwortung der KPdSU für das Verbrechen in den Wäldern von Katyn habe. Jelzins Beauftragte hätten daraufhin versprochen, Polen solche Dokumente zuzuleiten. Zuvor sei von russischer Seite stets erklärt worden, daß in den Archiven derartige Dokumente nicht auffindbar seien, schrieb das Blatt.

Ein Gesandter Jelzins hatte dem polnischen Staatspräsidenten Lech Walesa am Mittwoch einen Politbürobeschluß vom 5. März 1940 übergeben, der die Anweisung Stalins und der gesamten KP-Politbürospitze zur Erschießung von 14 700 internierten polnischen Offizieren und 11 000 anderen polnischen Staatsbürgern enthielt. Politische Beobachter in Polen gingen davon aus, daß Warschau sich dennoch nicht entscheiden wird, als Ankläger gegen die KPdSU aufzutreten.

Die Übergabe des bisher geheimgehaltenen Dokuments wurde in polnischen Zeitungskommentaren als wichtiger Schritt zur Annäherung des russischen und des polnischen Volkes begrüßt. Zugleich wurde darauf verwiesen, daß dahinter auch Jelzins Motiv zur politischen Abrechnung mit seinem Rivalen, dem einstigen KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow, stehe.

Die Auseinandersetzung zwischen der russischen Regierung und Michail Gorbatschow nimmt an Schärfe zu. Auf einer Pressekonferenz in Moskau am Donnerstag hat der ehemalige sowjetische Präsident die Vorwürfe zurückgewiesen, er habe während seiner Amtszeit Dokumente zur Aufklärung des Massakers von Katyn durch sowjetische Einheiten wissentlich zurückgehalten.

Gorbatschow sagte, er habe die sogenannte Gorbatschow-Mappe mit entsprechenden Geheimdokumenten erst am Tag der Machtübergabe an den russischen Präsidenten Boris Jelzin im Dezember 1991 eingesehen. Sie sei ihm und Jelzin gemeinsam von Mitarbeitern des Präsidentenarchivs vorgelegt worden.

Ein Jelzin-Sprecher hatte Gorbatschow dagegen am Mittwoch beschuldigt, er habe die Geheimdokumente schon Jahre zuvor gekannt, aber nicht freigegeben, und verweigere deshalb die Zeugenaussage im Verfassungsgerichtsprozeß um die Rechtmäßigkeit des von Jelzin verhängten KP-Verbotes. Verzicht auf Zeugenaussage signalisiert

MOSKAU (AP/AFP). Das russische Verfassungsgericht erwägt eine Einstellung seiner Bemühungen, Michail Gorbatschow zu einer Zeugenaussage im Moskauer KPdSU-Prozeß zu bewegen. Der Vorsitzende Richter Waleri Sorkin sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur Itar-Tass, das Gericht werde vermutlich auf die Aussage verzichten, weil Gorbatschow in der Auseinandersetzung mit der Justiz offenbar "zum Märtyrer werden" wolle.

Wie es weiter hieß, will die russische Justiz gegen Gorbatschow jetzt ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung des Verfassungsgerichts einleiten. Das teilte Gorbatschow ebenfalls am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem Präsidenten des Verfassungsgerichts, Waleri Sorkin, vor der Presse in Moskau mit. Sorkin sei "wütend" über seine Äußerung im italienischen Fernsehens gewesen, er werde nicht zu dem "Scheißprozeß" um die Auflösung der KPdSU gehen.

(Kommentar auf Seite 3)

Jelzin ordnete Untersuchung an

MOSKAU, 15. Oktober (AP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat die Untersuchung eines Angriffs der rechtsgerichteten Bewegung Pamjat auf eine Moskauer Zeitung angeordnet. Dies teilte am Donnerstag Jelzins Sprecher Wjatscheslaw Kostikow mit. Etwa 25 Pamjat-Mitglieder waren am Dienstag in die Räume der Jugendzeitung "Moskowski Komsomolez" eingedrungen, hatten einen Wachmann gefesselt und waren dann in eine Redaktionskonferenz hineingeplatzt, wo sie die Rücknahme kritischer Berichte über die Gruppe verlangten. Jelzin habe das Innen- und das Sicherheitsministerium angewiesen, den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte der Sprecher.

"Moskowski Komsomolez" veröffentlicht regelmäßig kritische Berichte über rechtsextreme Gruppierungen wie Pamjat und prokommunistische Vereinigungen. Der Angriff auf die Zeitung war die erste Aktion dieser Art der Pamjat-Anhänger, die Nicht-Russen und Zionisten für die Probleme des Landes verantwortlich machen.

Tod nach Hungerstreik Spannungen zwischen Israel und Palästinensern verschärft

JERUSALEM, 15. Oktober (AP/AFP). Nach dem Tod eines hungerstreikenden Arabers in israelischer Haft haben sich die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern am Donnerstag verschärft. Über 1000 palästinensische Häftlinge nahmen ihren vier Tage zuvor abgebrochenen Hungerstreik wieder auf, mit dem sie bessere Haftbedingungen erreichen wollen. Die Sicherheitskräfte wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei der Nahost-Friedenskonferenz, Hanan Aschrawi, nannte den Tod des 26jährigen "sehr tragisch" und sagte, der Vorfall könnte den Friedensprozeß beeinträchtigen. Im Ostteil Jerusalems ruhte am Donnerstag die Arbeit; arabische Jugendliche bewarfen die Polizei mit Steinen. Dort sowie in den meisten Städten des Gazastreifens blieben die Geschäfte geschlossen. Am Vortag hatten die israelischen Behörden erklärt, daß der Häftling in einem Krankenhaus in Aschkelon im Gazastreifen einem Herzinfarkt erlegen sei. Der Anwalt des Palästinensers widersprach dieser Darstellung. Er habe sich im Gefängnis vom Tod des entkräfteten Häftlings überzeugen können, sagte er. Nach Bekanntwerden des Todesfalls war es zu ersten Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der Polizei gekommen. Dabei wurde ein Araber leicht verletzt und 18 weitere wurden festgenommen, wie Polizeisprecher Schmuel Ben Ruby mitteilte.

Der israelische Polizeiminister Mosche Schahal sagte, es sei eine Untersuchung eingeleitet worden, um zu prüfen, ob der Tod des Häftlings auf den Hungerstreik zurückgehe. Der Mann, der am Sonntag den Hungerstreik beendet habe, habe am Dienstag erklärt, er fühle sich schlecht. Daraufhin sei er in die Klinik in Aschkelon gebracht worden, wo er starb.

Im besetzten Westjordanland erstachen Araber am Donnerstag einen israelischen Landwirt, wie die Polizei mitteilte. Fünf wegen illegaler Landnahme im Westjordanland inhaftierte Israelis seien gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden, berichtete der Rundfunk.

Anwälte wollen mehr Geld

BAD DÜRKHEIM, 15. Oktober (AP). Die Bundesrechtsanwaltskammer hat eine baldige Erhöhung der Anwaltsgebühren gefordert. Wie Kammerpräsident Eberhard Haas am Donnerstag bei der 72. Hauptversammlung des Verbandes in Bad Dürkheim sagte, sind die Gebühren seit über fünf Jahren nicht mehr angepaßt worden. "Niemand außer einem Rechtsanwalt arbeitet heute noch für den Lohn von 1987", betonte Haas.

Nach den Worten des Kammerpräsidenten ist das Einkommen seines Berufsstandes zwischen 1971 und 1986 um gut 52 Prozent gestiegen, die Lebenshaltungskosten dagegen um über 88 Prozent. Der Anwaltschaft sei in diesem Zeitraum also nicht einmal der Inflationsausgleich gewährt worden. Zwischen 1983 und 1986 habe sich das Durchschnittseinkommen sogar nominal um 12,3 Prozent verringert, eine Folge der zunehmenden Zahl von Anwälten. Nach Angaben der Kammer liegen die Einkünfte eines Rechtsanwalts im Durchschnitt bei etwa 120 000 Mark jährlich.

Kindermörder am Vortag der Tat aus Jugendhaft entlassen

LEIPZIG, 15. Oktober (AP). Ein 22jähriger, der erst am Montag aus der Jugendhaft entlassen worden war, hat am Mittwoch abend den Mord an einem elfjährigen Mädchen aus Leipzig gestanden. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Leipzig am Donnerstag mit. Am Dienstag hatte der Mörder das Mädchen allein in der Wohnung angetroffen, sie in den Keller geschleppt und ermordet.

Nach Angaben der Behörden sagte der junge Mann aus, er wollte sich an der 16jährigen Schwester des Opfers rächen, da sie seiner Auffassung nach eine Freundschaft zwischen ihm und einer anderen gemeinsamen Bekannten zerstört haben soll. Da er die ältere Schwester nicht antraf, zwang er die Elfjährige, mit in den Keller zu kommen, um dort auf die Schwester zu warten. Der Täter würgte das Kind, als es dort um Hilfe rief. Dann mißbrauchte er sie sexuell. Kurz darauf starb das Opfer.

Der Mörder, der erst am Montag wegen Diebstahls, Raubs und sexueller Nötigung aus 18monatiger Jugendhaft entlassen worden war, konnte wenige Stunden nach seiner Tat mit Hilfe von Bürgerhinweisen festgenommen werden. Er trug auffällige Kleidung und war in der Nähe des Tatortes von mehreren Zeugen gesehen worden.

Prügelte Polizist Ausländer?

KIEL / SAARBRÜCKEN, 15. Oktober (AP/dpa). Das Kieler Innenministerium hat einen Polizeibeamten mit sofortiger Wirkung suspendiert, weil er einen festgenommenen Ausländer verprügelt haben soll. Wie Staatssekretär Ekkehard Wienholtz am Donnerstag mitteilte, soll der Beamte in der Nacht auf den 3. Oktober einen wegen illegalen Aufenthalts vorläufig festgenommenen Mann aus Estland angeblich geschlagen, getreten und ohne ersichtlichen Grund mit der Waffe bedroht haben. Die Vorwürfe seien in einem Bericht eines anderen Polizisten enthalten, der in jener Nacht zusammen mit dem Suspendierten gearbeitet habe. Er hat nach eigenen Angaben versucht, seinen Kollegen zurückzuhalten.

Eine Gruppe junger Männer hat am Mittwoch abend in Saarbrücken einen 50jährigen Italiener angegriffen und erheblich im Gesicht verletzt. Nach Auskunft der Polizei skandierten die 19 bis 30 Jahre alten Täter zunächst Hetzparolen gegen Asylbewerber und Ausländer, ehe einer von ihnen das Opfer unter Beifallgegröle mit einem Kopfstoß attackierte. Die Männer wurden festgenommen.

Abchasien bleibt Streitpunkt

TIFLIS, 16. Oktober (AP). Im Streit um die nach Unabhängigkeit von Georgien strebende Republik Abchasien ist zwischen der Regierung in Tiflis und der russischen Regierung immer noch keine Einigung in Sicht. Die Außenminister beider Länder, Andrej Kosyrew und Alexander Tschikwaidse, konnten sich bei einem Treffen in Moskau am Donnerstag nicht auf ein Arbeitspapier für das geplante Gipfeltreffen zwischen dem georgischen Staatschef Eduard Schewardnadse, dem russischen Präsidenten Boris Jelzin und dem abchasischen Führer Wladislaw Ardsinba einigen.

Das georgisch-russisch-abchasische Gipfeltreffen war ursprünglich für vergangenen Dienstag vorgesehen, doch nicht zustande gekommen, nachdem Georgien einen Rückzug der abchasischen Verbände aus den Anfang Oktober eroberten Orten zur Bedingung gemacht hatte.

Iraks Opposition rührt sich

DAMASKUS, 16 Oktober (AP). In der syrischen Hauptstadt Damaskus haben irakische Oppositionspolitiker ein zweitägiges Treffen veranstaltet. In einer am Donnerstag verabschiedeten Erklärung riefen sie zum Sturz des Diktators Saddam Hussein auf und forderten die Schaffung einer demokratischen Regierung in Irak. Unter den Teilnehmern war auch der ehemalige stellvertretende Stabschef der irakischen Armee, Generalmajor Hassan el Nakib. Er war nach einer Auseinandersetzung mit Saddam Hussein 1979 aus Bagdad geflohen.

. . . und außerdem Leben auf Rädern oft zum Heulen

Familie Moore lebt in einem Haus auf Rädern. Es ist 4,30 Meter breit und 21,30 Meter lang und steht am Rande von Santa Rosa in Nordkalifornien. 225 Dollar (335 DM)Miete sind monatlich dafür fällig, dazu 125 Dollar (185 Mark) für den Stellplatz in einem Park mit rund 200 anderen Domizilen dieser Art. Die Räder im Boden versteckt, sehen sie auf den ersten Blick aus wie feste Häuser. Aber es sind Wohnwagen, größer als die der Amerika- Touristen und oftmals mit kleinem Garten oder Auto-Abstellplatz, doch extrem leicht gebaut - aus dünnem Holz und Aluminium, ungewöhnlich sogar in einem so milden Klima wie dem kalifornischen.

Vater Moore ist Tellerwäscher in einem Restaurant und verdient umgerechnet rund 20 000 Mark pro Jahr, seine Frau betreut daheim die drei Kinder im Alter zwischen drei und 13 Jahren. Eine Wohnung in Santa Rosa, die groß genug für alle fünf wäre, könnte sich die Familie nicht leisten. Deshalb lebt sie am Rande der Stadt in einem Trailer, wie die Amerikaner die großen, hausähnlichen Wohnwagen nennen.

Fast 16 Millionen Amerikaner - ungefähr jeder 16. US-Bürger - leben in Häusern auf Rädern, vor allem in den ländlichen Gebieten des Südens und Westens der USA. Spitzenreiter sind South Carolina und Wyoming, wo jede sechste Wohneinheit ein Trailer ist. 170 000 davon wurden im vergangenen Jahr verkauft, die Hälfte davon teurere Modelle zu Preisen bis zu umgerchnet 140 000 Mark. Die bestehen aus zwei Teilen, die im rechten Winkel montiert werden, so daß der Eindruck eines Bungalows entsteht. Senioren entkommen so den Städten. Vor allem ältere Leute verbringen in Mobilheimen ihren Lebensabend, weil sie den Städten entfliehen wollen und in den Trailer-Parks mit organisierten Veranstaltungen vor allem für Senioren Geborgenheit finden. Aber der weitaus größte Teil lebt in gebrauchten Wohnmobilen, die für nicht mehr rund 14 000 Mark gekauft oder auch nur gemietet wurden, weil das Einkommen für eine Wohnung oder gar ein eigenes kleines Häuschen nicht reicht. So verfügen 50 Prozent der Bewohner von Trailern über weniger als 28 000 Mark Einkommen im Jahr, und über 75 Prozent bringen es auf höchstens 42 000 Mark.

Für die Familie Moore und viele andere bedeutet das Leben im Wohnmobil-Park ein ständiges Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Kinder fühlen sich oftmals von ihren Klassenkameraden diskriminiert, weil sie als arm oder gar als asozial angesehen werden. Der Mutter ist, wie sie schildert, häufig zum Heulen zumute, wenn sie in der Enge und ohne Klimaanlage putzt und kocht. Der Vater predigt dagegen, dankbar für die vier Wände zu sein, und ist überzeugt, "daß wir eines Tages hier herauskommen".

Seine Nachbarn haben es nicht geschafft, aber immerhin konnten sie ihren Trailer inzwischen kaufen und stottern den Preis in Raten ab. Schon das wäre für Walter Moore ein riesiger Fortschritt, auch wenn er sich spätestens seit dem Wüten des Hurrikans "Andrew" in Florida große Sorgen um die Sicherheit seiner Familie macht. Denn bei Katastrophen wie Feuersbrünsten, heftigen Regenfällen und Sturm sind Bewohner von Wohnwagen stets am stärksten betroffen.

CHRISTINE BIEGLER (dpa)

Stromstreit kommt in Bewegung Verfassungsgericht setzt öffentliche Verhandlung in Stendal an

BERLIN (dpa/VWD). Der Streit über die Stromversorgung in Ostdeutschland geht in die entscheidenden Runden. Am 27. Oktober verhandelt das Bundesverfassungsgericht in Stendal (Sachsen-Anhalt) öffentlich die Klage von 164 Kommunen gegen den Stromvertrag vom August 1990. Daß die Karlsruher erstmals in den neuen Bundesländern auftauchen, wertet der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) in Köln als Zeichen dafür, daß das Gericht "die Sache sehr ernst nimmt".

Der Vertrag wurde noch zwischen der De-Maizière-Regierung der in Abwicklung befindlichen DDR, der Treuhand und den Stromkonzernen RWE (Essen), Bayernwerk (München) und Preussenelektra (Hannover) unterzeichnet. Er gesteht den drei Unternehmen die mehrheitliche Beteiligung an der Elektrizitätserzeugung und -verteilung auf Verbundebene sowie an den regionalen Versorgern zu. Die ostdeutschen Städte und Gemeinden sollten sich mit höchstens 49 Prozent an den regionalen Netzen engagieren dürfen. So steht es auch im Einigungsvertrag, der zudem die Stromversorgung von der Rückübertragung des Kommunalvermögens ausschließt.

Nach Auffassung der Kläger, die das Stromgeschäft in die eigenen Hände nehmen wollen, sind diese Regelungen rechtswidrig. Sie berufen sich unter anderem auf die noch von der DDR-Volkskammer verabschiedete Kommunalverfassung vom Mai 1990. Diese sichert den Gemeinden die kostenlose Übertragung des Betriebsvermögens zu, das zur Versorgung nötig ist. Auch seien die von den Städten und Gemeinden reklamierten Anlagen bis 1952 deren Eigentum gewesen. Die Kommunen erhoffen sich von der Kontrolle des Stromabsatzes vor allem schnelle Einnahmen. Experten schätzen das Marktpotential in Ostdeutschland auf 25 Milliarden Mark per annum. Gleichzeitig erfordere aber die Sanierung der Stromwirtschaft (Ost) über das Jahr 2000 hinaus bis zu 60 Milliarden Mark.

Nach Darstellung der West-Konzerne bleibt das Stromgeschäft in den neuen Ländern mindestens bis zur Jahrtausendwende ein Verlustgeschäft. Ein im Auftrag des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft erstelltes Gutachten vom Mai 1992 befürchtet auch, daß die Kommunalisierung ein "langwieriges und äußerst kostspieliges" Investitionshindernis werden könnte.

Mit einer Entscheidung des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichtes ist im nächsten Frühjahr zu rechnen. Die Treuhandanstalt, die eine "homogene Privatisierung" der Kohle- und Stromwirtschaft anstrebt, ist nach eigenem Bekunden auf alle Möglichkeiten eingestellt.

Widerstand wird erforscht

BERLIN, 15. Oktober (dpa). Zur Aufarbeitung des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus soll in Berlin eine gemeinsame Forschungsstelle vom Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand aufgebaut werden. Die Volkswagen-Stiftung wird dies in den nächsten fünf Jahren mit 1,3 Millionen Mark unterstützen. Otto Häfner von der Stiftung sagte, man verspreche sich einen neuen Impuls für die Widerstandsforschung und einen Beitrag zu den zentralen Fragen dieses Jahrhunderts wie Diktatur und Demokratie, Verfolgung und Widerstand.

Themengebiete sollen unter anderem die Verbindungen des deutschen Widerstandes ins Ausland, Kontakte zu Exilanten sowie Konflikte unter deutschen Anhängern und Gegnern des Nationalsozialismus in alliierten Kriegsgefangenenlagern sein. Die Forschungsstelle will sich auch mit dem Umgang der beiden deutschen Nachkriegsstaaten mit der Widerstandsgeschichte im Zuge des Kalten Krieges befassen.

Milliarden Menschen haben Mangelsymptome

ROM, 15. Oktober (dpa). Mindestens 500 000 Kinder auf der Welt erblinden jährlich ganz oder teilweise, weil sie nicht genug Vitamin A zu sich nehmen. Eine Milliarde Menschen sind von Jodmangel betroffen, dessen sichtbarste Folge die Kropfbildung ist. Doch auch 20 Millionen Hirnschäden sind Konsequenz der ungenügenden Jodzufuhr. 1,5 Milliarden Menschen leiden an Eisenmangel, als dessen Folge Anämie (Blutarmut) auftritt. Erhöhte Kindersterblichkeit, Immunschwäche und Wachstumsstörungen sind andere Symptome der Ernährungsmängel.

Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO hat diesen Defiziten jetzt zum Welternährungstag am 16. Oktober den Kampf angesagt. Denn während die Zahl der Unterernährten weltweit zurückgegangen ist, nimmt der "versteckte Hunger", wie Experten die Mangelerscheinungen nennen, vor allem in der Dritten Welt weiter zu. Doch Entwicklungshelfer und landwirtschaftliche Berater müssen nicht nur gegen falsche Ernährungsgewohnheiten ankämpfen, sondern auch gegen die fehlende Bereitschaft bei Geber- und Nehmerländern, Pro- jekte gegen den Mangel zu finanzieren.

Dabei könnte alles ganz einfach sein: Mehr Vielfalt in der Ernährung ist der Schlüssel zum Erfolg. FAO-Berater in Afrika und Asien fördern deshalb vor allem den lokalen Obst- und Gartenbau für den Eigenbedarf.

Blattgemüse wie Amarant (eine Art afrikanischer Spinat), Kürbisblätter, Blätter von Süßkartoffel und Maniok können wirkungsvoll dem Vitamin-A-Mangel abhelfen, auf den sich FAO-Projekte derzeit in Burkina Faso, Mali, Niger, Malawi und Sambia sowie in Nepal und Vietnam konzentrieren. Viele dieser Gemüse sind zwar traditionell bekannt, aber ihr Anbau ist in Vergessenheit geraten. In Trockengebieten werden vor allem Obstkulturen wie Papaya, Mango und Kürbis gefördert.

"In vielen Gegenden wird vor allem für den Markt produziert", berichtet die deutsche FAO-Expertin Ellen Mühlhoff. Sie setzt dagegen auf kleine Familien- und Schulgärten, denen mit einfachen Bewässerungsmethoden, manchmal auch nur mit einer Plastikplane als Windschutz, zum Wachsen und Gedeihen verholfen werden kann. Neues Saatgut wird zur Verfügung gestellt, Kredite besonders an Frauengruppen vergeben. "Die Frauen sind für uns sehr wichtig", sie seien für die Ernährung der Familie verantwortlich.

Ein anderer Weg zur Bekämpfung der Mangelerscheinungen ist die Anreicherung der üblichen Nahrung mit den notwendigen Elementen, etwa Speisesalz mit Jod. Auf diese Weise, so berichtet die FAO, konnte in dem chinesischen Dorf Jixian der Jodmangel behoben werden. Noch 1978 litten 65 Prozent der Bevölkerung an Kropf, elf Prozent im "Dorf der Idioten" waren schwachsinnig. Mit den Jodzugaben normalisierte sich dies innerhalb weniger Jahre.

Obwohl der Kampf gegen den "versteckten Hunger" relativ wenig kostet, fehlt es an der politischen Unterstützung. "Viele Länder der Dritten Welt sind nur an der Exportproduktion interessiert", sagt Frau Mühlhoff. Die reichen Länder, die Projekte der Entwicklungshilfe finanzieren sollen, vermissen schnelle Erfolge. "Viele Geberländer wollen da nicht ran, weil man nicht sofort große Resultate sieht", sagt die Expertin.

Sag', wie hieltst du's mit der Stasi? Befragungen und Konsequenzen an den ostdeutschen Bühnen

BERLIN. Sind die Spielpläne der ostdeutschen Bühnen gefährdet, weil Stasi-belastete Schauspieler oder Sänger gehen müssen? Der Dresdner Opernsänger und Fernseh-Showmaster Gunther Emmerlich hat nach Einsicht in seine Stasi-Akte einer breiten Öffentlichkeit bewußt gemacht, was in Kantinengesprächen ein offenes Geheimnis ist: die Verbindung von Künstlern und anderen Bühnenangehörigen mit dem Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR. Jetzt wird an vielen Ost-Theatern die Vergangenheit der Mitarbeiter überprüft, mit unterschiedlichen Konsequenzen.

Den ersten Eklat gab es ausgerechnet an jenem Theater, das an der Spitze der "rebellischen Bühnen" der DDR im Herbst des Jahres 1989 stand. "Wir treten aus unseren Rollen heraus", hieß es damals jeden Abend in Dresden vor dem Vorhang. Doch nachdem Emmerlich geredet hatte, rollten Köpfe: Das Staatsschauspiel trennte sich - wie berichtet - von drei Schauspielern und nahm die Inszenierungen, in denen sie mitwirkten, vom Spielplan.

"Vorgänge wie jetzt in Dresden sind überall denkbar", sagte der Leipziger Schauspielintendant Wolfgang Hauswald zu den dortigen Enttarnungen und Entlassungen. Doch ist es noch nicht an allen ostdeutschen Bühnen soweit gekommen; zum Teil gibt es deutliche Zurückhaltung, auch innerhalb der Stadtregierungen.

In Halle müssen elf Angehörige des Opernhauses wegen früherer Tätigkeit für die Staatssicherheit zum Jahresende das Haus verlassen. Der Spielplan sei aber nicht gefährdet, wurde sofort von der Stadtverwaltung betont. Insgesamt stehen 20 bis 25 Mitarbeiter im kulturellen Bereich in Halle unter Stasi-Verdacht.

Anders die Praxis in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg, was auch auf Kritik gestoßen ist: Dort sollen nur Mitarbeiter in leitenden Positionen überprüft werden. Intendant Hoffmann: "Einen Rachefeldzug gegen kleine Leute halte ich für bedenklich, weil er nur Ängste schürt. Es geht jetzt darum, neues Vertrauen zu schaffen"; Konsequenzen wohl, aber "kein Berufsverbot für alle Zeiten".

Die Leipziger Stadtverwaltung hält sich bedeckt. Überprüfungen seien im Gang, der Bericht werde dem Stadtparlament zugeleitet. Schauspielintendant Wolfgang Hauswald: "Es hat eine Überprüfung auf Kontakte zur Staatssicherheit gegeben", das Ergebnis sei ihm noch nicht bekannt. "Niemand ist zur Stasi-Mitarbeit gezwungen worden", betont er. Bei "klarer Sachlage" würde er wie sein Dresdner Kollege handeln, wenn es sich auch nicht "um ein Berufsverbot für alle Zeiten" handeln könne.

In Chemnitz hat es bisher eine Entlassung an den Städtischen Theatern gegeben. Eine Sprecherin schließt nicht aus, daß es noch zu weiteren Konsequenzen kommen kann, wenn Mitarbeiter ihre Akten einsehen. Anders dagegen die Situation in Berlin, Potsdam und Schwerin.

In Berlin sind bisher weder beim Deutschen Theater (dem einstigen Staatstheater der DDR), dem Berliner Ensemble oder beim Maxi-Gorki- Theater Fälle bekanntgeworden. Allerdings steht Gorki-Intendant Albert Hetterle wegen seiner SED-Vergangenheit in der Schußlinie des Innensenators, während Kultursenator und Bühnenkollegen sich vor ihn stellen.

An der Berliner Komischen Oper wird eine Überprüfung gegenwärtig vorgenommen; Intendant Werner Rackwitz, seit 1981 im Amt, geriet ins Fadenkreuz einiger Kritiker wegen seiner früheren verantwortlichen Stellung im DDR-Kulturministerium.

Die Potsdamer Theater halten sich ebenso zurück wie offenbar die Bühnen in Mecklenburg-Vorpommern. Jedenfalls war im Schweriner Kultusministerium nichts zu erfahren. dpa

Major rief zum Putsch auf

TOKIO, 15. Oktober (dpa). Ein Major der japanischen Streitkräfte hat wegen des Bestechungsskandals um den inzwischen zurückgetretenen Spitzenpolitiker Shin Kanemaru zu einem Militärputsch aufgerufen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag meldete, schrieb der 45jährige Major Shinsaku Yanai in einem Beitrag für ein konservatives Monatsmagazin, er sehe keine Möglichkeit mehr, die politische Korruption in Japan legal durch Wahlen zu bekämpfen.

Der japanische Verteidigungsminister Sohei Miyashita verurteilte den Aufruf des Offiziers am Donnerstag als "unentschuldbar" und nicht akzeptabel für eine parlamentarische Demokratie. Miyashita kündigte eine Bestrafung des Majors an.

Moskau droht zweitem Greenpeace-Schiff

MOSKAU, 15. Oktober (dpa). Rußland hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace beschuldigt, binnen vier Tagen mit einem zweiten Schiff, der "Rainbow Warrior", erneut die Hoheitsgewässer Rußlands verletzt zu haben.

Erst am Montag hatte die russische Marine das Greenpeace-Schiff "Solo" im Nordpolarmeer mit Schüssen vor den Bug gestoppt und beschlagnahmt. Die "Rainbow Warrior" habe auf dem Weg vom fernöstlichen Hafen Wladiwostok zur Halbinsel Nachodka mehrmals die vorgeschriebene Route verlassen, um Untersuchungen vorzunehmen, teilte das Kommando der pazifischen Grenztruppen am Donnerstag mit. Der Kapitän sei zunächst verwarnt worden. Sollte er weiter vom Kurs abweichen, werde auch die "Rainbow Warrior" festgesetzt. Die "Solo" ist derzeit im Schlepp eines russischen Küstenwachbootes auf dem Weg nach Murmansk, wo sie am Donnerstag erwartet wird. Dort soll ein Gericht über das Schicksal des Schiffes und seiner 33köpfigen Besatzung entscheiden. Dem niederländischen Kapitän wird ebenfalls vorgeworfen, die Hoheitsgewässer Rußland verletzt und unerlaubt Informationen gesammelt zu haben.

Die "Solo"-Besatzung wollte in der Kara-See vor der Insel Nowaja Semlja ein russisches Atom-U-Boot fotografieren, das nach Angaben der Umweltschützer in 50 Meter Tiefe auf einem "Atomfriedhof" liegt.

Laut Greenpeace hatte die frühere sowjetische Marine in der Kara-See 15 Atom-U-Boote und 17 000 Fässer mit radioaktivem Müll versenkt.

Russische Sportverbände Harte Währung für die eigenen Trainer

Der russische Sport will seine Trainer mit Extra-Zuwendungen in US-Dollar im Lande halten. Wie Witalij Smirnow als Präsident des russischen Olympia-Komitees (WOK) in Moskau bei einer Sitzung der Sommersport-Verbände Rußlands sagte, dürfe sich "nicht das traurige Beispiel der DDR wiederholen, die eine Unzahl talentierter Spezialisten in das Ausland verlor".

Laut Smirnow soll versucht werden, russischen Trainern zusätzlich zu ihrem normalen Rubel-Verdienst monatlich etwa 1000 US-Dollar zu zahlen, falls ein Angebot von zwei- bis dreitausend US- Dollar für einen Wechsel in das Ausland vorliege. Mit einem solchen Entgegenkommen im finanziellen Bereich wären viele Trainer in Rußland zu halten, "weil ihnen damit die Last des Lebens für sie und ihre Familie leichter wird".

Der größte Teil des Geldes soll nach Angaben von Smirnow durch die Erlöse aus einem Netz von "Olympia-Läden" im ganzen Land zusammenkommen. dpa

Südkorea kauft russische Waffen

SEOUL, 15. Oktober (dpa). Die Regierung Südkoreas plant den Kauf von russischen Waffen, darunter MIG-29-Kampfflugzeuge, Torpedos und Luft-Boden-Raketen. In einem Bericht an die Nationalversammlung teilte das Seouler Verteidigungsministerium am Donnerstag mit, es erwäge den Kauf dieser Waffen, um die "Taktik des Feindes" studieren und Gegenmaßnahmen entwickeln können. Die Streitkräfte im kommunistischen Nordkorea, seit 47 Jahren von dem kapitalistischen Bruderstaat im Süden geteilt, sind mit diesen Waffen ausgerüstet.Gorbatschow muß nicht vor Gericht

MOSKAU, 15. Oktober (dpa). Das russische Verfassungsgericht will offenbar im Prozeß um die Verfassungsmäßigkeit des KP-Verbotes auf die Zeugenaussage des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow verzichten. Waleri Sorkin, der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, sagte am Donnerstag in Moskau: "Ich denke, daß Gericht wird auf ihn als unnötigen Ballast verzichten. Er will nicht nur nicht helfen, die Wahrheit zu erhellen, sondern er will das Gericht auch in die Irre führen." Im Zusammenhang mit der Bonner Einladung Gorbatschows zum Staatsakt für Willy Brandt kritisierte Sorkin auch Bundeskanzler Helmut Kohl. "Offenbar denkt er (Kohl) nicht einmal darüber nach, was mit ihm wäre, wenn er einer Vorladung des Verfassungsgerichts nicht folgen würde", sagte Sorkin.

Ägypten/Erdbeben .Wieder Nachbeben in Kairo - Schulen weiter geschlossen

Kairo (dpa). Drei Tage nach dem heftigen Erdbeben in Ägypten wurde die Hauptstadt Kairo am Donnerstag morgen wieder von einen leichteren Nachbeben erschüttert. Gleichzeitig liefen Hilfsaktionen für die Tausenden von Obdachlosen an. Die Behörden ordneten die Schließung aller Schulen und Universitäten für eine weitere Woche an, um die Schäden an den Gebäuden zu inspizieren.

Bei dem Erdbeben vom Montag wurden nach offiziellen Angaben 471 Menschen getötet und mehr als 4 000 verletzt. Allein in Kairo wurden nach der offiziellen Statisik 123 Häuser zerstört und rund 1 500 beschädigt. Bei vier Nachbeben am Mittwoch stürzten nach Angaben der Behörden neun weitere Häuser ein, die bereits geräumt waren.

Die Zahl der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer, die großteils auf der Straße oder bei Verwandten übernachten, war am Donnerstag weiter unbekannt. 590 Familien wurden Wohnungen in der Satellitenstadt El Salam nordöstlich von Kairo zugeteilt, berichtete die ägyptische Presse am Donnerstag. Nach Angaben von Ministerpräsident Atef Sidki sollte am Donnerstag die Auszahlung der Entschädigungen an die Opfer der Katastrophe beginnen. Die Familien würden für jeden getöteten Angehörigen 5 000 Pfund (knapp 2 300 Mark) und jeden verletzten 1 000 Pfund (rund 450 Mark) erhalten, sagte er. dpa sg km

Berlin 2000-Fahnen sollen herunter Paralympics belasten den Olympia-Etat

Die Olympischen Spiele der Behinderten würden den Berliner Olympia-Etat voraussichtlich mit einem Verlust von 24 Millionen Mark belasten. Wenn Berlin den Zuschlag für die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 und damit auch automatisch für die Paralympics erhielte, würde sich der geschätzte Überschuß von 214 Millionen Mark um diesen Betrag verringern. Das geht aus dem Gutachten des Hamburger Wirtschaftswissenschaftlers Wolfgang Maenning hervor.

Die Paralympics seien zwar formal eine eigenständige Veranstaltung, sie müßten jedoch inzwischen als ein fester Bestandteil von Olympischen Spielen angesehen werden und würden deshalb in die voraussichtlichen Kosten mit eingerechnet, schreibt Maenning in einem von der Olympia GmbH in Auftrag gegebenen Gutachten.

Die Berliner Olympia-Planer rechnen für die Paralympics mit über 5000 Athleten aus 130 Ländern. Maenning schätzt die Gesamteinnahmen auf 46 Millionen Mark. Dem stünden Kosten von rund 70 Millionen Mark gegenüber. Seoul habe 1988 bei den Paralympics noch einen Gewinn von 3,47 Millionen Mark erwirtschaftet, Atlanta rechnet laut Maenning für die Sommerspiele 1996 mit einem Ausgleich von Erlösen und Kosten. Der Fehlbetrag von 24 Millionen werde vorläufig den Berliner Olympia-Kosten hinzugerechnet.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Prenzlauer Berg im Ostteil Berlins beschloß auf Antrag der Wählergemeinschaft "Bündnis Prenzlauer Berg", die Olympia-Beflaggung im Bereich des Bezirksamtes zu entfernen. Dies trage der Tatsache Rechnung, daß die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in diesem Bereich der Olympia-Bewerbung Berlins für das Jahr 2000 kritisch gegenüberstünden, hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung der Wählergemeinschaft. Geplante Hallen für 10 000 Zuschauer seien zwar prestigeträchtig, aber ersetzten nicht die "dringend benötigten Schul- und Breitensporteinrichtungen".

Berlins Olympia-Gegner wollen auf einer Veranstaltung am 2. November im Rathaus Schöneberg diskutieren, ob das Bewerbungs-Projekt mit einem Referendum gestoppt werden sollte. Zu dem Forum wurden von der Abgeordnetenhaus-Fraktion Bündnis 90 über 100 Bürgerinitiativen, Naturschutzverbände und Sportvereine eingeladen. Eine Volksabstimmung ist in der Berliner Landesverfassung nichtr vorgesehen. sid/dpa

Schon nach zwei Tassen süchtig Nicht nur starke Kaffeetrinker leiden unter einem Entzug

WASHINGTON, 15. Oktober (dpa/Reuter). Nicht nur starke Kaffee- und Teetrinker leiden, wenn sie ihr belebendes Getränk nicht mehr bekommen: Auch bei Menschen, die nur zwei bis drei Tassen am Tag trinken, können bei plötzlicher Enthaltsamkeit deutliche Entzugserscheinungen auftreten. Das fanden Mediziner der US-amerikanischen Johns Hopkins Universität bei der Untersuchung von 62 Freiwilligen heraus.

Kaffee-Entzug kann zu deutlichen, klinisch wichtigen Symptomen führen, berichten die Forscher nach Angaben der der Zeitung Washington Post vom Mittwoch im US-Medizinjournal New England Journal of Medicine. Viele der untersuchten jungen, gesunden Männer und Frauen litten unter starker Nervosität, einige an schweren Kopfschmerzen, Störungen der Bewegungs-Koordination und Konzentrationsmangel. Jeder zehnte entwickelte Depressionen. Kaffee-Entzug sollte in die Liste der Krankheitssymptome aufgenommen werden, schlagen die Mediziner vor. Gerade nach Operationen sollten Ärzte daran denken, daß bestimmte Symptome ihrer Patienten auch auf die Trennung von ihrem gewohnten Getränk zurückzuführen sein könnten. Koffein (Thein ist chemisch identisch) wirkt anregend auf Hirnrinde, Atemzentrum und Gefäßzentrum. Seine Fähigkeit, die Gehirndurchblutung zu senken, machen es zu einem Mittel gegen Migräne. Trinkerinnen anfälliger für Krankheiten

WASHINGTON (Reuter). Starke Trinkerinnen sind anfälliger für Alkoholkrankheiten wie Leber-Zirrhose und alkoholbedingte Unfälle als stark trinkende Männer. Mediziner der Kaiser-Klinik in Oakland in Kalifornien berichteten am Mittwoch im Jahrbuch für Innere Medizin als weiteres Ergebnis der Untersuchung von 128 934 Männern und Frauen in der Zeit von 1978 bis 1985, die Schwelle liege bei drei Glas Bier, Wein oder Schnaps. Einer der Ärzte, Arthur Klatsky, erläuterte, Frauen seien durchschnittlich kleiner als Männer, und ihr Stoffwechsel baue Alkohol langsamer ab. Klatsky berichtete zudem, die Studie bestätige frühere Forschungsergebnisse, daß ein bis zwei Glas Wein am Tag vor Herzerkrankungen schütze. Insgesamt lebten mäßige Alkohol-Konsumenten länger als Abstinenzler und starke Trinker.

Völler als Ehrengast zur WM Zum Schluß Rechnung mit Breitner beglichen

Bei hundert brennenden Kerzen auf einer Riesentorte und der Melodie "Sag beim Abschied leise Servus" bekam Rudi Völler im Mannschaftsquartier Freital bei Dresden zwei Stunden nach dem Mexiko-Spiel feuchte Augen. Die Nationalspieler klatschten ein letztes Mal Beifall für ihren Mittelstürmer, der nach 85 Länderspieleinsätzen und seinem 44. Tor von der Länderspielbühne abgetreten war. Bundestrainer Berti Vogts hatte unmittelbar nach dem Treffen seinem Angriffsführer mit auf den Weg gegeben: "Wenn wir vor der WM in Not sind, dann werde ich mit ihm über eine Rückkehr reden." Völler entgegnete darauf: "Im Prinzip war es mein letztes Spiel, denn eine so außergewöhnliche Situation wird nicht eintreten. Es verletzt sich niemand."

Der designierte DFB-Präsident Egidius Braun überraschte dann mit der Ankündigung: "Wir nehmen Rudi Völler mit zur WM in die USA. Wenn nicht als Spieler, dann als Ehrengast." Der sichtlich gerührte Torjäger hatte soviel Lob und Anerkennung gar nicht erwartet. Dann bedankte sich der Ex-Bremer beim Publikum: "Das Entscheidende in meiner Laufbahn war, daß mich die Zuschauer auch in schwierigen Situationen unterstützt haben. Besonders bei der Europameisterschaft 1988, als sie trotz meiner bescheidenen Leistungen wie eine Wand hinter mir standen. Das war großartig und hat mir Mut gemacht, mich weiter für die Nationalmannschaft einzusetzen."

Bei seinem Abschied ging Völler mit Ex-Nationalspieler Paul Breitner hart ins Gericht. "Er hat mit aller Gewalt versucht, mich bei der EM 1988 schlecht zu machen. Er wollte Stimmung gegen mich machen. Das hat er in vielen Fällen bei anderen auch geschafft, nur bei mir nicht. Wahrscheinlich hat er darüber wochenlang nicht schlafen können." Die Breitner-Kritik muß Völler so hart getroffen haben, daß er seine Abrechnung noch vier Jahre später präsentierte. Von Mexikos Trainer Cesar Luis Menotti bekam Völler dagegen höchste Anerkennung: "Wenn ein deutscher Spieler gegen uns ein Tor erzielen durfte, dann war es Rudi. Ein außergewöhnlicher und in der ganzen Welt anerkannter Stürmer." dpa

Helfen Italiener Ghaddafi?

MAILAND, 16. Oktober (dpa). Mehrere italienische Firmen unterstützen nach einem Bericht der Mailänder Zeitung Il Giornale den libyschen Revolutionsführer Moammar el Ghaddafi beim Bau einer neuen Giftgasfabrik. Der Bericht stützt sich auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in Mailand und Rom. Demnach sind mindestens sechs Firmen aus dem norditalienischen Raum an der Lieferung von Substanzen und Gerät beteiligt, mit denen Libyen "ein zweites Rabta" aufbauen will. Einzelheiten werden nicht genannt.

Dem Bericht zufolge hat die Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang schon im vergangenen Dezember sieben Ermittlungsverfahren eingeleitet. Schlüsselfigur der illegalen Zusammenarbeit mit Ghaddafi sei der italienische Chef einer in der Schweiz ansässigen Exportfirma. Die Ermittlungen beruhten auf Informationen des italienischen Geheimdienstes sowie deutscher Behörden, denen die Verwicklung italienischer Firmen in den Transfer bekannt sei.

Wieder Kämpfe in Liberia

MONROVIA, 15. OKtober (dpa). Rebellen der Nationalpatriotischen Front Liberias (NPFL) haben eine Kaserne der bewaffneten Streitkräfte des Landes 30 Kilometer östlich der Hauptstadt Monrovia angegriffen, wie Generalstabschef Hezekiah Bowen am Donnerstag mitteilte. Die Detonationen lösten bei Tagesanbruch eine panikartige Flucht Hunderter Liberianer aus den Vororten Mount Barclay und Paynesville aus.

Beide Orte grenzen unmittelbar an das von Charles Taylors Rebellen kontrollierte Territorium. Taylors NPFL, die bisher mit Ausnahme Monrovias das gesamte Land beherrschte, hatte in den letzten Wochen große Gebietsverluste durch die konkurrierende Rebellentruppe der Vereinigten Befreiungsbewegung für Demokratie (ULIMO) hinnehmen müssen, die sich vor allem aus Anhängern des ermordeten früheren Diktators Samuel Doe rekrutiert. An das Friedensabkommen, das die Entwaffnung der Rebellen vorsah, hatte Taylor sich nicht gehalten.

Literatur/Rushdie .Salman Rushdie hat "weniger Probleme als Madonna"

Paris (dpa). Der Schriftsteller Salman Rushdie hat nach eigener Einschätzung "weniger Probleme als Madonna" - zumindest was seine persönliche Bewegungsfreiheit angeht. Der versteckt lebende indisch-britische Autor, wegen seines Buches "Die satanischen Verse" seit drei Jahren von iranischen Morddrohungen verfolgt, sagte in einem Interview der französischen Zeitung "Liberation" (Donnerstagausgabe), die US-Popsängerin sei sicher nicht Zielscheibe von Terroristen. Aber, so fragte Rushdie: "Wieviele Leibwächter hat sie, wenn sie unterwegs ist?"

Er führe "das Leben eines ganz kleinen Stars", sagte der 45jährige. In diesem Sommer sei er in Spanien gewesen, wo ihn bis zu seinem "offiziellen Erscheinen" niemand beachtet habe. Das Härteste seien für ihn die ersten zwölf Monate gewesen, "der absolute Untergrund". In jenem Jahr habe er "zwei gute Dutzend Mal" umziehen müssen. Jetzt sei es besser: "Es gibt Zeiten, in denen ich einige Monate an ein und demselben Ort bleibe, zu anderen muß ich sehr häufig wechseln."

Zu seinen in letzter Zeit häufigeren öffentlichen Auftritte sagte der Autor: "Es ist symbolisch sehr wichtig, denjenigen, die gewollt haben, daß ich mich für den Rest meiner Tage wie eine Ratte verstekke, zu zeigen, daß sie gescheitert sind." Gegenwärtig schreibe er einen Roman und führe eine Art Tagebuch. Eines Tages werde er aus diesen Aufzeichnungen ein Buch machen - keine Fiktion sondern ein Tatsachenbericht. Rushdie: "Die Geschichte ist viel zu interessant, um in Fiktion verwandelt zu werden." dpa zi el

Rußland/Kriminalität .Massenmörder von Rostow zum Tode verurteilt

Rostow (dpa). Der 56jährige Andrej Tschikatilo, von den Medien als "Monster von Rostow" betitelt, ist am Donnerstag wegen 52fachen Mordes von einem Gericht in Rostow am Don zum Tode verurteilt worden. Tschikatilo hatte die Verbrechen - vor allem an jungen Frauen und Kindern - gestanden, die er in Rußland, Usbekistan und der Ukraine verübt hatte. Zwölf Jahre hatten die Ermittlungsbehörden gebraucht, bis sie ihn am 20. November 1990 überführt hatten. dpa hm el

Wieder Nachbeben in Kairo

KAIRO, 15. Oktober (dpa/FR). Drei Tage nach dem heftigen Erdbeben in Ägypten wurde die Hauptstadt Kairo am Donnerstag wieder von einem leichteren Nachbeben erschüttert. Die Zahl der Obdachlosen war weiter unbekannt. Die Behörden ordneten die Schließung aller Schulen und Universitäten für eine weitere Woche an, um die Schäden an den Gebäuden zu inspizieren.

Unterdessen sind unter den Trümmern des eingestürzten Hochhauses im Stadtteil Heliopolis weitere Tote geborgen worden. Mit Hilfe von fünf Spürhunden des Deutschen Roten Kreuzes wurden zwölf Leichen aufgespürt, sagte der Leiter der DRK-Suchstaffel, Klaus Röper.

Die ägyptische Botschaft in Bonn bittet in Deutschland um Spenden für die Finanzierung der medizinischen Behandlung und für den Wiederaufbau der zerstörten Wohnungen. Auf Wunsch werde eine Spendenbescheinigung ausgestellt:

• Ägyptische Botschaft Konto Nr. 196 4006 bei der Deutschen Bank Bonn (BLZ: 380 700 59) Stichwort: Erdbebenopfer Ägypten.

Hallen-Tennisturnier in Tokio Holm deklassierte Becker Niederlage gefährdet Teilnahme am ATP-Finale in Frankfurt

Mit einer deklassierenden und möglicherweise folgenschweren Niederlage hat sich Boris Becker aus Tokio verabschiedet. Der 24jährige Leimener verlor am Donnerstag im Achtelfinale der mit einer Million Dollar dotierten Veranstaltung gegen den in der Form seines Lebens spielenden Schweden Henrik Holm sang- und klanglos mit 1:6, 2:6. Knapp eine Stunde dauerte das Schauspiel im "Tokyo Metropolitan Gymnasium", dann war Beckers höchste Hallen-Niederlage besiegelt. Während der Weltranglisten-35. Holm anschließend den "tollsten Sieg meiner Laufbahn" bejubelte, reagierte Becker mit einer Mischung aus Trotz und Ratlosigkeit: "Das nächste Mal wird's ein anderes Ergebnis."

Durch das unerwartet frühe Ausscheiden in der japanischen Hauptstadt ist Beckers Teilnahme am ATP-Finale der besten acht Spieler vom 17. bis 22. November in Frankfurt akut gefährdert. Zwar rangiert der Leimener im Moment noch auf Rang sieben der für die Qualifikation ausschlaggebenden Weltrangliste. Doch der scheinbar beruhigende Vorsprung von fast 300 Punkten auf den Neunten Ivan Lendl (USA) und fast 400 Zählern auf den Zehnten Wayne Ferreira (Südafrika) trügt gewaltig.

Denn seine beiden Verfolger sind in Tokio als Viertelfinalisten noch im Rennen. Außerdem muß Becker bei seinem nächsten Turnierstart in der übernächsten Woche in Stockholm als Vorjahressieger gleich 397 Punkte verteidigen. Sollte sich Becker nicht für Frankfurt qualifizieren, droht ihm eine fast zweimonatige Turnierpause. Denn beim sogenannten Grand Slam Cup Mitte Dezember in München wird er nach eigener Auskunft in Tokio wie schon in den vergangenen zwei Jahren nicht starten.

Im Achtelfinale gegen den 24jährigen Holm wurde Becker zunächst kalt erwischt und geriet danach mächtig unter die Räder. Mit einem Schulterzucken und einem verlegenen Lächeln suchte er nach der "Klatsche" vergebens nach einer Erklärung. "Er hat perfekt gespielt und ich nicht", so seine Analyse: "Ich bin ziemlich optimistisch in den zweiten satz gegangen, denn ich habe nicht geglaubt, daß er noch so einen tollen Satz spielen kann. Offensichtlich habe ich mich da geirrt."

In der Tat spielte Holm, der in der Vorwoche in Sydney erst im Halbfinale von seinem Landsmann Stefan Edberg gestoppt worden war, brillantes Tennis. Während des gesamten ersten Satzes machte Becker lediglich drei Punkte bei den Aufschlagspielen des Schweden, der insgesamt elf Asse servierte. dpa

Athen droht mit Hotelknast

ATHEN, 15. Oktober (dpa). Die griechische Regierung will mit energischen Maßnahmen die Zahlungsmoral von Steuerschuldnern verbessern: Weil in Gefängnissen nicht genügend Raum zur Verfügung steht, drohte das Justizministerium in Athen mit der Zwangsunterbringung von Steuerschuldnern in Hotels, die im Besitz von Banken und anderen Kreditanstalten sind. Diese wurden aufgefordert, dem Ministerium binnen weniger Wochen bekanntzugeben, wie viele solcher Liegenschaften ihnen gehören, die in der Mehrheit brachliegen.

Wie Finanzstaatssekretär Michalis Galenianos mitteilte, umgehen mehr als 380 000 Griechen systematisch die Abführung von Steuern und Arbeitgeberbeiträgen. Darunter seien Tausende, deren Zahlungsrückstand umgerechnet mehr als eine Million Mark betrage. Die Akten von 300 Schuldnern seien bereits an die Justizbehörden weitergeleitet worden. Ihnen drohen sechs bis zwölf Monate Haft.

Kurz gemeldet: GUS bildet gemeinsamen Rat bei Jelzin

MOSKAU, 15. Oktober (dpa). Die russischen Republiken haben in Moskau beschlossen, einen gemeinsamen Rat unter Leitung von Präsident Boris Jelzin zu bilden. Zum geschäftsführenden Sekretär des neuen Republikenrats wurde Juri Skokow, der einflußreiche Sekretär des Sicherheitsrats, ernannt.

Erster Toter durch Crack Bundeskriminalamt nennt neue Droge aber unbedeutend

WIESBADEN, 15. Oktober (dpa). Trotz eines ersten Todesopfers der Droge Crack in Deutschland kann nach Ansicht des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden nicht von einer Crack-Welle gesprochen werden. Gemessen an der Zahl der Fälle und der Mengen sei der Anteil von Crack am Rauschgiftkonsum "so gut wie bedeutungslos", sagte ein BKA-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der dpa. In der vergangenen Woche war ein 19jähriger Mann in Lechhausen bei Augsburg nach Crack-Konsum gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde.

Crack ist mit Wasser und Backpulver oder Natrium vermischtes und zu kleinen Kugeln gebackenes Kokain. Wenn Crack in der Pfeife geraucht wird, knackt es vernehmlich, daher der Name. Zudem vergrößert die Streckung des Kokains die Gewinnspanne der Dealer erheblich.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des BKA in 19 Fällen insgesamt etwas mehr als 22 Gramm Crack sichergestellt. Bereits im Oktober 1986 hatten Kriminalbeamte ein illegales Drogenlabor im Raum Köln ausgehoben, in dem auch das in den USA verbreitete Rauschgift hergestellt wurde. Es war damals der erste Nachweis von Crack in Westeuropa. Die UN-Drogenkontrollkommission kam 1991 zu dem Ergebnis, daß Crack in Europa nur eine untergeordnete Rolle spielt. 1991 starben in Deutschland insgesamt 2106 Menschen an illegalen Drogen.

Crack wirkt in Sekundenschnelle auf die Nervenzellen des Gehirns und kann schon nach dem ersten Konsum süchtig machen, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Folgen sind neben der Euphorie Probleme mit dem Herz-Kreislauf- System und eine Verengung der Blutgefäße, die zum Atemstillstand führen können. Zudem ist die Dosis schwer zu kontrollieren. Ähnlich wie Kokain-Konsumenten leiden Crack-Süchtige nach dem Rausch regelmäßig an schweren Depressionen und, im fortgeschrittenen Stadium, an schizophrenieartigen Psychosen und Halluzinationen.

Bewährung für Ex-SA-Mann

WOLGAST, 15. Oktober (dpa). Zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung hat ein Schwurgericht am Donnerstag einen 83jährigen ehemaligen SA-Angehörigen in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) verurteilt. Das Gericht befand auf "Beihilfe zum Totschlag", da der Angeklagte nicht aktiv an der Ermordung einer Jüdin während der sogenannten Reichskristallnacht 1938 - dem Beginn der Juden-Pogrome - im ostpreußischen Neidenburg teilgenommen habe, sagte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer, Karl Weber. Die Anklage hatte auf Beihilfe zum Mord plädiert.

Treuhand-Defizit Ende 1994 rund 250 Milliarden

BERLIN (dpa/VWD). Aus der Übernahme der DDR-Wirtschaft ergibt sich statt anfangs erwarteter Überschüsse für die Treuhand bis Ende 1994 ein Gesamtfehlbetrag von rund 250 Milliarden Mark. Bundesfinanzminister Theo Waigel bezeichnete die jetzt vorgelegte DM-Eröffnungsbilanz der Treuhandanstalt als realistische Gegenüberstellung der Vermögenswerte und Belastungen und als "ernüchternde Schlußbilanz der DDR-Wirtschaft". Die Erblast müsse von Bund und Ländern gemeinsam getragen werden.

Die Bilanz umfaßt nach Mitteilung der Breuel-Behörde alle der Zeit vor dem 1. Juli 1990 zuzurechnenden Aufwendungen und Belastungen. Zusammen mit noch kommenden Verpflichtungen bis zur Beendigung des operativen Geschäfts Ende 1994 ergibt sich die Gesamtverschuldung. Der überwiegende Teil des Fehlbetrages entfalle auf den "negativen Wert der volkseigenen Betriebe im Treuhandbereich". Darin sind in erster Linie Summen enthalten, die die Treuhand zur Sanierung der Betriebe aufwenden muß. Der ermordete erste Treuhand-Chef Detlev Rohwedder hatte noch im Oktober 1990 gemeint: "Der ganze Salat ist etwa 600 Milliarden Mark wert."

Tagelang trat radioaktiver Dampf aus Litauen schaltet Ignalina-Atomreaktor vom Typ Tschernobyl wegen Lecks vorerst ab

WILNA, 15. Oktober (gam/dpa). Ein Reaktor des litauischen Atomkraftwerkes Ignalina ist am Donnerstag abgeschaltet worden, nachdem seit neun Tagen radioaktiver Dampf und Wasser aus einem Leck austraten. Wie das schwedische Strahlenschutzinstitut (SSI) in Stockholm mitteilte, wurde erhöhte Radioaktivität im Innern des Kraftwerks vom Tschernobyl-Typ gemessen.

Nach Angaben des Instituts, das einen Mitarbeiter in Ignalina hat, besteht keine Gefahr für die Umwelt. Die Radioaktivität sei so niedrig, daß selbst das im Werk arbeitende Personal nicht gefährdet sei, sagte SSI-Sprecher Sven Carlsson. Dennoch kritisierte er die verspätete Reaktion der litauischen Behörden. "Bei einem ähnlichen Zwischenfall in Schweden wäre das Kraftwerk augenblicklich gestoppt worden", sagte Carlsson. Die Energiekrise in Litauen habe die Behörden jedoch zunächst zögern lassen. Das Werk von Ignalina versorgt nicht nur Litauen, Weißrußland, Lettland und Kaliningrad mit Strom, mit dem Kühlwasser wird auch ein Fernheizwerk für die Wohnblökke der Umgebung betrieben. Der Reaktor eins des AKW ist derzeit wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb. Nun soll der Reaktor zwei für zumindest fünf Tage stillgelegt werden, während Techniker versuchen, das Leck zu schließen, aus dem 150 Liter Wasser pro Stunde sickern.

Der Betrieb des Kraftwerks von Ignalina mit seinen zwei Raktoren vom Tschernobyl-Typ wird von westlichen Experten wegen seiner Sicherheitsmängel seit langem kritisiert. Im Juli traten Stickstoff und Helium aus der Anlage aus, im September mußte ein Reaktor wegen eines Rohrbruchs gestoppt werden. "Das AKW leidet an schwerwiegenden Konstruktionsmängeln", berichtete der schwedische Atomkraftexperte Jean-Pierre Bento, der das Werk inspiziert hatte. "Der Brandschutz ist schlecht, und große Mengen Graphit im Reaktorherd erschweren die Kontrolle gewisser Abläufe."

Schwedische Experten hatten einen Plan für die Sanierung des 100 Kilometer von der Hauptstadt Wilna und 400 Kilometer von der schwedischen Küste entfernten Kraftwerks ausgearbeitet, doch die Finanzierung ist noch ungeklärt. Eine Stillegung der Anlage wird von der litauischen Regierung unter Hinweis auf die Abhängigkeit von der in Ignalina erzeugten Energie abgelehnt. Zwölf der jährlich 17 Milliarden erzeugten Kilowattstunden Strom werden allerdings exportiert. Den ersten, 1984 gestarteten und nach dem Tschernobyl-Unfall verbesserten Reaktor will Litauen noch bis ins Jahr 2005 betreiben, den nun wegen des Lecks gestoppten moderneren Reaktor noch fünf Jahre länger.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) sprach sich am Donnerstag gegen die für den heutigen Freitag geplante Wiederinbetriebnahme von Block Drei des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl aus. Die Atommeiler vom Typ Tschernobyl seien grundsätzlich nicht nachrüstbar und sollten dauerhaft vom Netz genommen werden, sagte er.

Betrug bei Albanien-Hilfe?

ROM, 15. Oktober (dpa). Die italienische Staatskasse soll durch Betrügereien und falsche Abrechnungen im Zusammenhang mit der Hilfe für Albanien um mindestens 45 Milliarden Lire (etwa 51 Millionen Mark) betrogen worden sein. Dem römischen Außenministerium seien für die Lieferung von Lebensmitteln 75 Milliarden Lire in Rechnung gestellt worden, hieß es in Zeitungsberichten vom Donnerstag. In Albanien selbst seien aber nur Waren im Wert von 30 Milliarden Lire angekommen.

Die Staatsanwaltschaft ermittele unter anderem gegen die Firma "Levant Co" in Bari, die Aufträge für Hilfslieferungen in Höhe von 20 Milliarden Lire erhalten habe. Der Verdacht richte sich aber auch gegen die Abteilung für Entwicklung und Zusammenarbeit im römischen Außenministerium.Todesstrafe für den russischen "Jack the Ripper" 52 Morde gestanden / Bei den Ermittlungen zufällig 1662 andere Verbrechen aufgedeckt

ROSTOW, 15. Oktober (dpa/AP/AFP). Einer der wohl grausamsten Mörder der russischen Kriminalgeschichte ist am Donnerstag in Rostow am Don zum Tode verurteilt worden: Der 56jährige Andrej Tschikatilo, von den russischen Medien als "Monster von Rostow" bezeichnet, hatte alle ihm zur Last gelegten 52 Morde - in der Mehrheit an jungen Frauen und Kindern - gestanden. Das Gericht unter Vorsitz von Richter Leonid Akubschanow verhängte die Todesstrafe wegen der ungewöhnlichen Brutalität der Verbrechen. Als Beispiel dafür, daß Tschikatilo überlegt handelte, führte der Richter an, daß er oft Ersatzkleidung mit sich führte für den Fall, daß er bei der Tötung eines Opfers seine Kleider mit Blut besudelte. Tschikatilo, zweifacher Familienvater und gelernter Philologe, war auch am Donnerstag in einem Käfig in den Gerichtssaal gebracht worden. Die Zuschauer quittierten das Urteil mit lebhaftem Beifall. Tschikatilo selbst klammerte sich beim Verlesen seiner Strafe an die Gitterstäbe des Käfigs und schrie, er habe bisher nur unter dem Einfluß von Drogen ausgesagt. Der Anwalt des Verurteilten kündigte Berufung gegen das Urteil an. In dem fast sechsmonatigen Prozeß kamen schreckliche Einzelheiten der Morde ans Licht, die Tschikatilo hauptsächlich in Rostow, aber auch in Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg sowie andernorts in Usbekistan und der Ukraine begangen hatte. Er, der sich selbst als "verrückte Bestie" bezeichnete, hatte seine Opfer in einsame Waldstücke gelockt und ihnen dort Augen ausgestochen und Geschlechtsteile abgeschnitten. "Wenn ich Blut sah und den Todeskampf, fühlte ich Irrtümlich schon einen anderen hingerichtet Befriedigung", hatte er bei seiner Vernehmung ausgesagt.

Während des Prozesses war es immer wieder zu tumultuarischen Szenen im Saal gekommen. Angehörige der Opfer forderten die Herausgabe des Angeklagten, um ihn zu lynchen. Bei der Verhandlung waren immer Ärzte und Sanitäter zugegen, um Väter und Mütter der Opfer bei Zusammenbrüchen zu versorgen. Zwölf Jahre hatten die Ermittlungsbehörden geforscht, bis sie den nach außen schüchternen und unscheinbaren Familienvater überführt und am 20. November 1990 gestellt hatten. Zwölf Jahre lebte Rostow, die südrussische Stadt an der Mündung des Don ins Asowsche Meer, in Angst und Schrecken. Die Medien hatten immer wieder über "Jack the Ripper" oder "das Monster" berichtet. Zu Prozeßbeginn lauteten die Schlagzeilen: "Eine Ausgeburt der Hölle" oder "Der Triebtäter des 20. Jahrhunderts schlechthin".

Die Ermittlungen sind kein Ruhmesblatt für die russischen Behörden: Sie deckten während der Überprüfung einer halben Million Personen zwar 1662 Verbrechen auf, darunter 95 Morde und 245 Vergewaltigungen. Doch irrtümlich sei der Ukrainer Alexander Krawtschenko zu einem Geständnis geprügelt und 1982 hingerichtet worden, schrieb die Zeitschrift Literaturnaja Gaseta. Tschikatilo, zuletzt Angestellter bei der Bahn und Parteimitglied, war zwar 1979 und 1984 in Verdacht geraten, doch beide Male wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

"Actovegin" zurückgezogen

MÜNCHEN, 15. Oktober (dpa). Der Münchner Arzneimittelhersteller Nycomed GmbH hat Ampullen mit dem durchblutungsfördernden Mittel "Actovegin pro injectione" vom Markt zurückgezogen, nachdem in einer Fünfer-Packung eine Ampulle eines Muskelentspannungsmittels gefunden worden war. Eine Verwechslung von "Actovegin" mit dem Muskelrelaxans "Lystenon" sei lebensgefährlich, warnte am Donnerstag das Bundesgesundheitsamt (BGA) Berlin. Die Rückrufaktion betreffe die Chargen-Nummern 12 09 11 und 12 09 12.

"Serben morden in Bosnien"

GÖTTINGEN, 15. Oktober (dpa). Das serbische Militär hat nach Informationen der Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nach der weltweiten Kritik an den Internierungslagern in Bosnien die großen Camps aufgelöst und statt dessen kleine Lager in abgelegenen Gegenden errichtet. Dazu seien zahllose kranke, verletzte und nicht mehr transportfähige alte Häftlinge getötet worden, berichtete der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch aus der serbisch-kroatischen Grenzregion um Karlovac.

Wehrfähige Männer seien erschossen und Zehntausende von Lagerinsassen oft planlos hin- und hergefahren worden. Auch dabei habe es massenhaft willkürliche Erschießungen gegeben. Die Ermordeten seien in Massengräbern verscharrt worden, berichtete Zülch unter Berufung auf Augenzeugen. "Die UN-Präsenz reicht einfach nicht aus, um die Menschen zu schützen", kritisierte Zülch, "es ist gezielter Völkermord, was hier passiert."

70 Vogelfänger verprügelten wallonischen Umweltminister

BRÜSSEL, 15. Oktober (dpa). Rund 70 aufgebrachte Vogelfänger haben auf den Umweltminister der belgischen Region Wallonien, Rene Lutgen, eingeschlagen, als sich dieser in Verviers an einer Rundfunkdebatte über die umstrittenen Vogelfangbestimmungen beteiligen wollte.

Der Protest der Vogelfänger richtete sich gegen einen Erlaß Lutgens, der die jedes Jahr im Oktober beginnende Jagd auf Zugvögel drastisch einschränkt. Damit reagierte Belgien auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach die Jagd gegen die EG-Vogelschutzrichtlinie verstößt. In dem Erlaß wird der Gebrauch von Schlagnetzen ebenso wie der Vogelfang künftig verboten.

Thomas Mann, Ägyptologe

MÜNCHEN. Der Schriftsteller als Ägyptologe - so wird Thomas Mann in einer Ausstellung in München vorgestellt. Seine profunden Kenntnisse Alt-Ägyptens zeigen sich vor allem in dem vierbändigen Epos "Joseph und seine Brüder", dessen Thema die biblische Josephsgeschichte ist. Die Ausstellung zeigt unter anderem altägyptische Porträts, die Thomas Mann als Vorlage zu seinem Werk dienten. Das Zwiegespräch des Autors mit Literatur und Ägyptologie wird unter anderem anhand ausgewählter Textpassagen verdeutlicht. dpa

Paris lenkt im Streit über EG-Steuern ein

BRÜSSEL (dpa/VWD). Die französische Regierung hat ihren Widerstand gegen die Pläne zur Angleichung der indirekten Steuern in der EG aufgegeben. Nach Angaben Brüsseler Diplomaten steht damit der endgültigen Verabschiedung des Pakets durch die Finanzminister am Montag nichts mehr im Wege. Ein noch zwischen Spanien und Großbritannien schwelender Streit über die Besteuerung von echtem und künstlichem Sherry werde vor dem Europäischen Gerichtshof ausgetragen und halte eine Gesamteinigung nicht mehr auf, hieß es.

Frankreich, das als einziges EG-Land eine Weinsteuer erhebt, hatte sich dagegen gewehrt, daß der Fiskus in anderen Staaten - besonders Italien und Deutschland - beim Rebensaft weiterhin nicht mitschlucken muß. Paris befürchtete nach Öffnung der Grenzen eine unkontrollierte Importschwemme billigeren Weins. Jetzt sollen die Franzosen akzeptiert haben, daß die EG-Mitglieder in zwei Jahren die Notwendigkeit einer "Kontrollabgabe" prüfen wollen, die eine gewisse Aufsicht ermöglichen würde.

Bundestag nennt Tschernobyl-Betrieb Gefahr für ganz Europa Seit Freitag läuft der dritte Block wieder / SPD fordert politischen Druck auf Ukraine / Österreich kauft von Kiew Strom

FRANKFURT A M., 16. Oktober (dpa/yr/AP/AFP). Der dritte Block des ukrainischen Atomkraftwerkes Tschernobyl ist am Freitag wieder eingeschaltet worden. Die Wiederinbetriebnahme der Katastrophen-Anlage wurde in Bonn in einer Bundestagsdebatte über die Sicherheit der osteuropäischen Reaktoren als "Schwarzer Freitag" für Europa bezeichnet. CDU-Generalsekretär Peter Hintze forderte die Europäische Gemeinschaft (EG) zu Stromlieferungen in die Ukraine auf. "Das Höllenfeuer des Unglücksreaktors darf nie wieder zu einer Bedrohung für die Menschheit werden", sagte er.

Der SPD-Abgeordnete Klaus Kübler verlangte von der Bundesregierung, in Kiew gegen den Betrieb Tschernobyls zu intervenieren. Er und der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) warnten vor einer falschen Weichenstellung durch die weitere Förderung der Atomkraft in Osteuropa. Die jetzigen Probleme mit den dortigen AKWs und der Schmuggel mit Atommaterial bewiesen, daß die Atomtechnologie immer mehr außer Kontrolle gerate. Klaus Feige (Bündnis 90/Grüne) sagte: "Die atomare Hinterlassenschaft der Sowjetunion wird zum Alptraum."

Für den Parlamentarischen Staatssekretär im Bonner Umweltministerium, Bertram Wieczorek (CDU), zeigt die Wiederinbetriebnahme die "katastrophale wirtschaftliche und auch soziale Lage" in der Ukraine. Die Forderung nach Abschaltung nütze niemandem, wenn nicht gleichzeitig Hilfe geleistet werde, meinte er. Gerhart Baum (FDP) sagte: "Ein Teil der Kernreaktoren in Osteuropa stellt eines der größten globalen Risikopotentiale dar, neben den Risiken des militärischen Nuklearpotentials und dessen mißbräuchlicher Verwendung." Die alten Anlagen seien nicht nachrüstbar und müßten stillgelegt werden. Ein besonderer Skandal sei es, wenn aus Tschernobyl Strom nach Österreich geliefert werde.

Österreich bestätigte am Freitag, daß es in diesem Jahr 10 000 Gigawattstunden Strom aus der Ukraine beziehe. Diese Lieferungen sollen bis zum Jahr 2007 in gleichem Umfang erfolgen. Die Ukraine selbst habe noch weit größere Energiemengen angeboten, erfuhr die FR aus informierten Kreisen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft. Ob der Strom aus Tschernobyl kommen werde, lasse sich aber nicht beantworten, hieß es.

Österreich hatte nach einer Volksbefragung 1978 seinen eigenen fertiggestellten Atomreaktor in Zwentendorf nicht in Betrieb genommen und auf den weiteren Bau von Meilern verzichtet.

Tschernobyl war 1986 Schauplatz der schwersten Katastrophe, die sich bislang bei der zivilen Nutzung der Atomkraft ereignet hat. Die ukrainische Regierung begründet den Neubetrieb mit dem bevorstehenden Winter. Zur Wartung der Reaktoren werde Wärme gebraucht, die gegenwärtig nur von der Anlage selbst erzeugt werden könne, sagte deren Direktor Nikolai Sorokin. Am Wochenende solle der dritte Block zunächst im Probebetrieb laufen, danach werde die Kapazität voll hochgefahren und der Block ans Netz angeschlossen. Der erste Block werde derzeit repariert und solle ebenfalls möglichst bald wieder anlaufen. Sorokin bestätigte, daß das gesamte Kraftwerk Tschernobyl 1993 abgeschaltet werde, ein Termin stehe aber noch nicht fest.

Erst am Donnerstag war in Litauen ein Reaktor vom Tschernobyl-Typ abgeschaltet worden, nachdem neun Tage lang Dampf aus einem Leck ausgetreten war. Der Dampf sei nicht radioaktiv gewesen, teilte die Werksleitung am Freitag mit.

40 Kilometer östlich von Wladiwostok (Sibirien) ist die Radioaktivität laut Messungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace hundertmal höher als normal. Das hätten Besatzungsmitglieder des Greenpeace-Schiffes "Rainbow Warrior" bei Untersuchungen in der Nähe der Bucht von Chasma und der Stadt Nachodka herausgefunden, teilte die Organisation in Hamburg mit. Greenpeace führt die hohe Radioaktivität auf ein Feuer zurück, das dort im Jahre 1985 ein russisches Atom-U-Boot zerstört haben soll. Stade soll stillgelegt werden

Als erstes Bundesland will Niedersachsen ein Atomkraftwerk vor Ablauf der Betriebsgenehmigung abschalten. Die rot-grüne Landesregierung in Hannover plane eine Vereinbarung mit der Preussenelektra über eine baldige Stillegung des Atomkraftwerkes Stade, hieß es. Demnach soll dem Energieversorgungsunternehmen im Gegenzug der Bau eines Gaskraftwerkes in Stade genehmigt werden. Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) sagte im ZDF, er hoffe, daß die Vereinbarung noch in diesem Jahr zustande komme.

(Kommentar auf Seite 3)

Lafontaine an der Spitze des Bundesrates

BONN, 16. Oktober (dpa). Der Bundesrat wählt heute in seiner monatlichen Sitzung in Bonn ein neues Präsidium. Präsident der Ländervertretung wird turnusgemäß für ein Jahr der saarländische Regierungschef Oskar Lafontaine (SPD). Er löst an der Spitze des Bundesrates den Regierungschef von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite (CDU), ab. Seite wird erster Vizepräsident. Das Amt des Bundesratspräsidenten wechselt unter den Ländern nach einer festen Reihenfolge entsprechend ihrer Bevölkungszahl. Der Bundesrat beschäftigt sich in seiner Sitzung auch mit der Beteiligung der Länder bei EG-Vorhaben und mit dem Problem der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.

Zwei Zeugen entlasten Stolpe Ex-Stasi-Offiziere stützen Darstellung des Ministerpräsidenten

POTSDAM, 16. Oktober (dpa/AP/Reuter). Zwei frühere Stasi-Mitarbeiter sowie zwei Dokumente von Erich Mielke, dem einstigen Chef des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die der in Potsdam erscheinenden Märkischen Allgemeinen Zeitung vorliegen, entlasten den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD). In einem Schreiben an SED-Chef Erich Honecker und Ministerpräsident Willi Stoph griff Mielke dem Zeitungsbericht zufolge den damaligen Konsistorialpräsidenten scharf an, "weil dieser eine vom MfS unterbundene öffentliche Demonstration von Regime-Gegnern kurzer Hand zum Friedensgebet umfunktionierte und in die Sophienkirche verlegt hatte".

Für eine anschließende Demonstration, bei der 140 Teilnehmer von der Stasi festgenommen worden waren, sah Mielke in Stolpe den Initiator für die "Zusammenrottung" und damit für die "verleumderischen Angriffe gegen die DDR".

In dem anderen MfS-Dokument werde Stolpe kritisiert, weil er sich im Zusammenhang mit einer geplanten Demonstration auf dem Alexanderplatz hinter die Dissidenten gestellt habe, schreibt die Märkische Allgemeine Zeitung.

Auch zwei Zeugen widersprachen der Darstellung des früheren Stasi-Offiziers Klaus Roßberg, Stolpe habe die Verdienstmedaille von ihm persönlich erhalten. Roßbergs Vorgesetzter Joachim Wiegand, der Roßberg zufolge dabeigewesen war, sagte in der Bild-Zeitung: "Ich weiß nicht, was Herrn Roßberg geritten hat, wieviel Geld er bekommen hat".

Der andere, namentlich nicht genannte Zeuge, ebenfalls Stasi-Offizier und Mitarbeiter Roßbergs, sagte in der Berliner BZ, es wäre "ausgeschlossen" gewesen, daß Roßberg die Auszeichnung persönlich hätte überreichen können.

Dessen ungeachtet und trotz des Einlenkens des Koalitionspartners Bündnis 90 forderten am Freitag drei Bundestagsabgeordnete dieser Partei den Rücktritt Stolpes, den sie als "Lügner" bezeichneten. In einer gemeinsamen Erklärung betonen Vera Wollenberger, Gerd Poppe und Werner Schulz, Stolpes Verbleiben im Amt sei ein Schaden für die Demokratie, und riefen ihre Parteifreunde in Potsdam zu Konsequenzen auf.

U-Bahn-Fahrer Schuld gegeben

NEW YORK, 16. Oktober (dpa). Nach einer der schwersten Katastrophen in der Geschichte der New Yorker U-Bahn ist der 39jährige Fahrer des Zuges, dessen Bahn am 28. August 1991 wegen weit überhöhter Geschwindigkeit entgleist war, am Donnerstag des fünffachen Totschlags für schuldig befunden worden. Das Strafmaß wird später verkündet.

Der Fahrer hatte nach beträchtlichem Alkoholgenuß, wie die Beweisaufnahme ergab, den Nachtzug unter dem Union Square im Zentrum Manhattans mit derartigem Tempo gefahren, daß er mit voller Wucht entgleiste. Außer den fünf Toten gab es zahlreiche Verletzte.

Hammelsprung war notwendig

BERLIN, 16. Oktober (dpa). Die Berliner Koalitionsfraktionen CDU und SPD haben nach einer überraschenden Geschäftsordnungsdebatte über das weitere Verhalten der Mehrheit des Parlaments zur PDS-Fraktion erstmals gegeneinander gestimmt. Die PDS weigert sich, zwei Stasi-belastete Abgeordnete aus ihren Reihen zu entlassen. Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) bekräftigte am späten Donnerstag abend die Notwendigkeit, das weitere Vorgehen wegen der Wichtigkeit des Themas im Ältestenrat des Parlaments abzustimmen.

Die FDP-Fraktion hatte während der Parlamentssitzung gefordert, alle PDS- Anträge durch Mehrheitsbeschluß von der Tagesordnung nehmen zu lassen, bis die PDS-Fraktion der Empfehlung des Ehrenrates Folge leiste. Bei der anschließenden offenen Abstimmung über den FDP-Antrag war die Lage trotz der gegensätzlichen Block-Voten von CDU und SPD so unübersichtlich, daß ein Hammelsprung vonnöten wurde. Die CDU hatte mit für den FDP-Vorstoß gestimmt, die SPD mit den zwei weiteren Oppositionsfraktionen dagegen. Bei dem Hammelsprung wurde der FDP-Antrag dann mit knapper Mehrheit abgelehnt: Bei zwei Enthaltungen stimmten 95 Abgeordnete dafür, 99 dagegen.

Studenten-Wohnungen fehlen

BONN, 15. Oktober (dpa). In den alten Bundesländern fehlen nach einer Berechnung des Deutschen Studentenwerkes (DSW) 100 000 preiswerte Studentenwohnungen. Die horrenden Mieten in den Ballungszentren hätten mit dazu geführt, daß im vergangenen Jahr der Anteil der erwerbstätigen Studenten auf 65 Prozent angestiegen sei, sagte DSW-Präsident Albert von Mutius am Donnerstag in Bonn.

Nur für weniger als zehn Prozent der Studenten stünden in den alten Bundesländern mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnheimplätze zur Verfügung, sagte von Mutius. Dafür zahlten die Studenten durchschnittlich 230 Mark Miete. Ein solcher Betrag sei mit dem BAföG noch finanzierbar. Wer eine solche Wohnung jedoch nicht bekomme, müsse durchschnittlich rund 345 Mark ausgeben. In einigen Ballungszentren lägen die Studentenmieten sogar bereits zwischen 490 und 560 Mark.

Nachdrücklich unterstützt das Studentenwerk den Vorschlag der Länder für ein neues Bauprogramm, mit dem bis zum Jahr 2000 rund 40 000 zusätzliche Wohnheimplätze gebaut werden sollen.

Votum für Menschenrechte

BONN, 15. Oktober (dpa). Der Bundestag hat am Donnerstag einstimmig das "Fakultativprotokoll zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte" gebilligt. Damit wird Einzelpersonen das Recht gegeben, sich mit Klagen über Rechtsverletzungen an den Ausschuß für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) zu wenden.

Sprecher aller Fraktionen bezeichneten die Ratifizierung des bereits 1976 in Kraft getretenen Protokolls durch die Bundesrepublik als international wirkendes Signal zur Stärkung der Menschenrechte. Allerdings sei der UN-Menschenrechtsausschuß der Vereinten Nationen nur ein unzureichendes Instrument, um Rechtsbrüche verfolgen und ahnden zu können. Ziel müsse ein "Weltgerichtshof" sein, der nach dem Vorbild des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte völkerrechtlich verbindliche Verfahren durchführen kann.

"Freibetrag auf Steuerkarte"

BONN, 15. Oktober (dpa). Lohnsteuerzahler mit niedrigsten Einkommen sollen nach dem Willen des Bundesfinanzministeriums auf den jetzt nach und nach eingehenden Lohnsteuerkarten für 1993 die Steuerermäßigung beantragen, die ihnen vom Bundesverfassungsgericht zugesprochen worden ist. Die Ermäßigungen müßten von den Finanzämtern eingetragen werden, bevor die Lohnsteuerkarten zum Jahreswechsel bei den Arbeitgebern abgegeben werden. Berücksichtigt würden nur "Grenzsteuerzahler" mit Einkommen zwischen dem jetzigen Freibetrag von 5616 Mark für Ledige und dem Existenzminimum, das vom höchsten Gericht mit 12 000 bis 14 000 Mark angegeben worden war. (Siehe nebenstehenden Bericht)

SPD fordert Renten-Korrektur

BONN, 16. Oktober (dpa). Die SPD will Korrekturen am Übergangsrentenrecht für Ostdeutschland. In einem Antrag, der am Donnerstag im Bundestag debattiert wurde, fordern die Sozialdemokraten vor allem eine Anhebung des Sozialzuschlags bestimmter Ehepaare als "Besitzstandswahrung".

Redner von CDU und FDP sprachen sich gegen die zum Teil auch aus ihrer Sicht wünschenswerten Änderungen an dem gemeinsam mit der SPD gestalteten Gesetz aus, das seit Anfang des Jahres in Kraft ist. Sie verwiesen dazu auf Warnungen der Rentenversicherungsträger, nach deren Ansicht die Belastung durch zusätzliche Korrekturen nicht mehr ohne Schaden für die gesamten Renten-Bearbeitungen zu verkraften sei.

Einen weiteren SPD-Antrag auf Schaffung einer sozialen Grundsicherung im Alter und bei Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit, die den Beziehern von Kleinstrenten den Antrag auf Sozialhilfe ersparen soll, lehnten Koalitionsredner aus grundsätzlichen Erwägungen ab.

Vance fürchtet "Brand" auf dem ganzen Balkan

NEW YORK / SARAJEWO, 15. Oktober (AFP/Reuter/AP/dpa). Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen (UN) für das ehemalige Jugoslawien, Cyrus Vance, hat in der Nacht zum Donnerstag im UN- Sicherheitsrat vor einer Ausweitung des kriegerischen Konfliktes im ehemaligen Jugoslawien gewarnt. In seinem Bericht vor dem Sicherheitsrat sagte Vance, ein "Funke in Mazedonien könnte die ganze Region in Brand setzen".

Vance beklagte zugleich das "äußerst langsame" Tempo der Stationierung zusätzlicher UN-Truppen in Bosnien-Herzegowina. Die Mitte September vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Verstärkung der Schutztruppe in Jugoslawien (UNPROFOR) um 5000 Mann sei zugegebenermaßen schwierig, sagte Vance. Doch sei eine Beschleunigung der Stationierung eine Frage von "Leben und Tod" für viele Menschen.

In Mazedonien und in der serbischen Provinz Kosovo müßten die UN wachsam sein, um eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Im Kosovo leben 90 Prozent Albaner, deren Autonomiebestrebungen von den serbischen Behörden brutal unterdrückt werden, in Mazedonien machen die Albaner mindestens 20 Prozent der Bevölkerung aus.

Vance, der gemeinsam mit dem Briten Lord Owen Vorsitzender der ständigen Jugoslawien-Konferenz in Genf ist, forderte die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf, "Druck auf die Führungen in Belgrad und (der albanischen Hauptstadt) Tirana auszuüben, um eine Explosion zu verhindern". Seit dem Sieg der demokratischen Opposition in Albanien im März hatte die Regierung in Tirana mehrfach das Recht der Kosovo-Albaner auf Autonomie betont und angekündigt, Albanien werde angesichts der Unterdrückung im Kosovo nicht gleichgültig bleiben.

Die beiden Vorsitzenden der Jugoslawien-Konferenz hätten die Regierungen Serbiens und Rest-Jugoslawiens "dringend aufgefordert, auf die legitimen Forderungen" der Kosovo-Albaner einzugehen. Ebenso wollten sie nach Tirana reisen, um mit der albanischen Führung Gespräche zu führen.

Die Spannungen in Kosovo dauerten auch nach den zweitägigen Massendemonstrationen an. Vertreter von Serbien, Rest-Jugoslawien und der albanischen Volksgruppe in Kosovo trafen sich nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Mittwoch in der Provinzhauptstadt Pristina, um die verschärfte Lage zu erörtern und nach Auswegen aus der Krise zu suchen. Nach den Gesprächen sagten die Teilnehmer, man sei übereingekommen, daß für das brachliegende Bildungswesen eine Lösung gefunden werden müsse. Die albanische Volksgruppe boykottiert seit zwei Jahren die Schulen, um gegen die Abschaffung des Albanischen als Unterrichtssprache zu protestieren. Eine weitere Gesprächsrunde ist für den 22. Oktober in Belgrad angesetzt.

Die USA schlossen am Mittwoch eine Lockerung des Waffenembargos gegen die Republiken des ehemaligen Jugoslawien aus, die den bosnischen Moslems Waffeneinkäufe ermöglichen würde. Die USA stehe weiterhin hinter dem UN-Embargo in seiner bestehenden Form, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher. Die US-Regierung könne keine Aktionen unterstützen, die ihrer Ansicht nach die Lage in dem Bürgerkriegsland verschärfen könnten.

In den Außenbezirken Sarajewos wurde am Donnerstag morgen wieder gekämpft. Nach Angaben von Journalisten gab es am frühen Morgen in dem von Moslems bewohnten Vorort Hrasno kurzzeitig Gefechte. Im Vorort Stup, durch den wichtige Straßen- und Bahnverbindungen gehen, hielten die heftigen Kämpfe der vergangenen Tage bis Mittwoch abend an. Der bosnische Rundfunk meldete heftige Granatwerferangriffe auf die Städte Tuzla, Kalesija und Olovo in Zentralbosnien.

Bosnische Truppenkommandeure warfen den Serben vor, sie hätten unter Umgehung des Flugverbots mit Hubschraubern Truppen in die Gegend der Stadt Brcko in Nordbosnien geschafft. General Ninkovic, der Kommandeur der bosnisch-serbischen Luftwaffe, dementierte umgehend die Berichte über einen neuen Verstoß gegen das Flugverbot. "Die Behauptungen sind unsinnig. Unsere Luftwaffe ist am Boden", sagte er in Banja Luka. Am Dienstag hatten die bosnischen Serben zugestimmt, ihre Kampfflugzeuge nach Rest-Jugoslawien zu verlegen und sie dort unter UN-Kontrolle zu stellen.

Mindestens 1500 vertriebene Kroaten wollen am Donnerstag nach kroatischen Medienberichten versuchen, auf eigene Faust in ihre von Serben besetzten Heimatdörfer zurückzukehren. Alle Versuche der Behörden und auch der UN-Friedenstruppen, sie von dem riskanten Vorhaben abzuhalten, seien gescheitert. Aus dem Hauptquartier der UN-Friedenstruppen in Zagreb verlautete , die Aktion sei gefährlich, die Rückkehr "verfrüht".

Explosion und Kämpfe in Angolas Hauptstadt

LUANDA, 15. Oktober (Reuter / AFP). In der angolanischen Hauptstadt Luanda hat sich am Donnerstag morgen eine gewaltige Explosion in einem Munitionsdepot ereignet. Aus der Umgebung des Präsidentenpalastes und des Flughafens wurden Kämpfe gemeldet.

Augenzeugen berichteten, aus dem Munitionslager im Südosten der Stadt seien über eine Stunde lang Raketen und Granaten in den Nachthimmel geschossen. Nach Angaben des Rundfunks handelt es sich um ein Munitionsdepot der Luftwaffe. Laut Augenzeugen gingen der Explosion in dem nahe des Flughafens und des Präsidentenpalastes gelegenen Komplex Schießereien und Granatgefechte voraus. In anderen Teilen der Stadt sei nach der Detonation Maschinengewehrfeuer zu hören gewesen.

Zeugenaussagen zufolge wurden die Schüsse von Angehörigen der ehemaligen Rebellenbewegung UNITA abgefeuert, deren Chef Jonas Savimbi sich am Mittwoch geweigert hatte, zu Gesprächen mit Präsident José Eduardo dos Santos nach Luanda zu kommen. Auch im Viertel Miramar, wo zahlreiche westliche Botschaften liegen, waren Gewehrschüsse und Granatenexplosionen zu hören. Leuchtspurmunition und dichte Rauchwolken waren am Himmel über der Hauptstadt zu sehen. Auch von diplomatischer Seite hieß es, es handele sich um einen Angriff der UNITA.

Kurz vor den Schüssen und der Explosion hatte die UNITA mitgeteilt, daß Savimbi "aus Sicherheitsgründen" nicht bereit sei, zu Gesprächen mit Präsident dos Santos nach Luanda zu kommen. Die UNITA ficht die Ergebnisse der Wahl an, bei der vor zwei Wochen die linksgerichtete MPLA von dos Santos gewonnen hatte. Das offizielle Endergebnis der Wahl wurde noch nicht veröffentlicht. Die UNITA zog wegen des von ihr angenommenen Wahlbetrugs ihre Truppen aus den gemeinsamen Streitkräften zurück, die ebenso wie eine Regierung der nationalen Einheit mit allen Parteien in den Friedensvereinbarungen vorgesehen waren.

Vertreter der Vereinten Nationen (UN) aus den USA, Rußland, Kap Verde und Marokko hatten seit Sonntag mit allen Parteien Verhandlungen geführt. Auch der südafrikanische Außenminister Roelof "Pik" Botha bemühte sich um eine Vermittlung. Am Dienstag war er zu einem vierstündigen Gespräch mit Savimbi zusammengekommen. Botha kündigte an, er wolle am heutigen Donnerstag ein Flugzeug nach Huambo im Zentrum des Landes schicken, um den UNITA-Chef zu einem Gespräch mit dos Santos zu bewegen.

Neue Art des Drogentransports entdeckt

TOKIO, 15. Oktober (AFP). Eine neue Methode des Drogentransports haben japanische Zöllner aufgedeckt. Wie ein Sprecher der japanischen Polizei am Donnerstag bekanntgab, lösten Drogenhändler Kokain in einer Flüssigkeit auf, mit der sie ihre Kleidung tränkten. Hinterher könne das Rauschgift problemlos wieder in Puder verwandelt werden. Die japanische Polizei deckte die Methode auf, nachdem sie im August und September mehrere Mitglieder des kolumbianischen Drogenkartells von Cali festgenommen und verhört hatte. Vier Kilogramm Kokain, die man nach deren Festnahme in einem Hotel in Tokio fand, schmuggelten die Händler auf diesem Wege nach Japan.

Tourist in Thailand von Elefant getötet

BANGKOK, 15. Oktober (AFP). Ein amerikanischer Tourist ist im thailändischen Dschungel von einem wütenden Elefanten getötet worden. Wie die örtliche Polizei am Donnerstag mitteilte, stürmte der Elefant in ein Touristencamp in der nördlichen Provinz Chiang Mai und trampelte die Bambushütte nieder, in der der 72jährige Jerry Burton schlief. Danach packte das Tier den Mann mit seinem Rüssel, warf ihn mehrmals in die Luft und trampelte ihn zu Tode. Ein israelischer Tourist wurde ebenfalls angegriffen und in die Luft geschleudert, konnte sich aber mit leichten Verletzungen vor dem Tier retten.

Abhängigkeit durch Kaffeekonsum

WASHINGTON, 15. Oktober (AFP). Schon der Genuß von geringen Mengen Kaffee führt zu Abhängigkeit. Dies geht aus einer Studie hervor, die am Donnerstag in der medizinischen US-Zeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Die Entwöhnung sei mit erheblichen Schwierigkeiten wie Angstzuständen, Kopfschmerzen und Depressionen verbunden. Die Untersuchung beruht auf der Beobachtung von rund sechzig Personen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, die täglich Tabletten erhielten, die abwechselnd Koffein oder Zucker enthielten. Die Hälfte der Personen litt an den Tagen, an denen sie kein Koffein bekamen, unter Kopfschmerzen, ein Zehntel unter Müdigkeit und Depressionen. Die Autoren der Studie empfehlen abschließend, das Kaffeetrinken schrittweise einzustellen.

Mitterrand kommt zu Brandts Begräbnis

PARIS, 15. Oktober (AFP). Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand wird zur Beisetzung von Altbundeskanzler Willy Brandt am Samstag nach Berlin reisen. Das teilte der Sprecher des Präsidialamtes, Jean Musitelli, am Donnerstag in Paris mit. Der Sozialist Mitterrand war mit dem vor einer Woche verstorbenen ehemaligen Präsidenten der Sozialistischen Internationale befreundet. Auch der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez wird trotz der politischen Instabilität in seinem Land nach Berlin reisen. Wie das Präsidialamt in Caracas am Mittwoch bekanntgab, erteilte der Senat seine Zustimmung zu der Reise vom 16. bis 18. Oktober. Perez hat sein Land seit dem Putschversuch im Februar nicht mehr verlassen.

Lebenslange Haft für Terrorist

PARIS, 15. Oktober (AFP). Ein führendes Mitglied der linksextremen französischen Terroristengruppe Action Directe ist am Mittwoch abend von einem Sonderschwurgericht in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der 36 Jahre alte Maxime Frerot hatte am 9. Juli 1986 einen Anschlag gegen ein Gebäude des Pariser Polizeipräsidiums verübt, wobei ein Inspektor getötet wurde und rund dreißig weitere Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.

In dem Verfahren hatte Frerot wiederholt durch grob antisemitische Äußerungen provoziert. Unter anderem lehnte er seinen Anwalt mit dem Vorwurf ab, er habe sich für "das Lager der faschistischen jüdischen Kultur gegen den Kommunismus" entschieden.

Frerot gehört dem "nationalen" Zweig der Untergrundorganisation an. Im Pariser Raum ist vornehmlich die "internationale" Hauptgruppe von Action Directe aktiv, die Verbindungen zur deutschen Roten Armee Fraktion (RAF) und den italienischen Roten Brigaden hatte.

Sri Lanka 143 Tote bei Überfall

COLOMBO, 15. Oktober (AFP/Reuter). Mutmaßliche Kämpfer der tamilischen Untergrundorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) haben nach offiziellen srilankischen Angaben heute über hundert Menschen im Osten der Insel getötet. Die Polizei sprach heute von 143 Todesopfern, darunter seien 130 Zivilisten und 13 Sicherheitsbeamte. Ein Militärsprecher hatte zuvor angegeben, im Bezirk Polonnaruwa seien 92 Zivilisten und zwölf Sicherheitsbeamte niedergemetzelt worden. 84 der zivilen Opfer seien Moslems aus vier nahe beieinander liegenden Dörfern im Bezirk Polonnaruwa. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder, teilte ein Militärsprecher mit. Dutzende schwerbewaffneter Kämpfer hätten die Ortschaften Paliyagodalla, Pamburana, Ahmedpura und Agbopura überfallen. Luft- und Bodentruppen der Armee verfolgten den Angaben zufolge die Angreifer. Wie ein Militärsprecher mitteilte, töteten sie fünf Rebellen und nahmen etwa 150 fest. 50 Verletzte wurden in die nahegelegenen Krankenhäuser gebracht.

Trotz der Angaben der srilankischen Regierung, die LTTE sei aus Polonnaruwa und Batticaloa vertrieben worden, verübte die Tamilenorganisation in jüngster Zeit zahlreiche Überfälle auf singhalesische und moslemische Dorfbewohner in diesen Bezirken. Im September töteten die Rebellen 103 Sicherheitsbeamte und 37 Zivilisten, im Oktober wurden bei LTTE-Angriffen im Bezirk Weli Oya 15 Dorfbewohner getötet. Im August 1990 hatte die LTTE 200 Moslems in einer Moschee im Distrikt Batticaloa erschossen. Die Untergrundorganisation kämpft für einen eigenen Staat im Nordosten der Insel. Die zwei Millionen Tamilen sind die größte Minderheit auf Sri Lanka. Die LTTE wirft den Moslems vor, sie stünden auf der Seite der Sicherheitskräfte und der singhalesischen Mehrheit.

Wieder Polizist in Frankreich erschossen

PARIS, 15. Oktober (AFP). Bei einer Ausweiskontrolle in dem Pariser Vorort Fontenay-sous-Bois sind am Mittwoch abend zwei Polizisten niedergeschossen worden. Einer von ihnen erlag in der Nacht zum Donnerstag nach offiziellen Angaben seinen Schußverletzungen. Sein Kollege, der ebenso wie er von drei Kugeln getroffen wurde, erlitt zwar schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen. In Frankreich sind seit Anfang des Jahres insgesamt vier Polizisten getötet worden.

Guerillaführer erschossen

BOGOTA, 15. Oktober (AFP). Der kolumbianische Guerillaführer Rigoberto Losada ist von der Armee erschossen worden. Der 64jährige Losada (alias "Joselo") war 1958 einer der Mitbegründer der kommunistischen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), der größten und ältesten Guerillaorganisation des südamerikanischen Landes. Wie die Polizei in Bogota am Mittwoch mitteilte, war Losada gemeinsam mit einem Begleiter in der Gemeinde Suba, 10 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, von patrouillierenden Soldaten gestellt und bei einem Schußwechsel getötet worden.

Nach Presseberichten vom Mittwoch war "Joselo" nach dem Oberkommandanten Manuel Marulanda Velez (alias "Tirofijo") der "zweite Mann" der FARC.

Kein Abschluß der Gespräche über Start-Vertrag in Sicht

WASHINGTON, 15. Oktober (AFP). Bei der Ausarbeitung des Start-Vertrags über den Abbau strategischer Atomwaffen gibt es offenbar Probleme zwischen den USA und Rußland. "Es ist schwierig. Beide Seiten arbeiten mit größter Hartnäckigkeit daran. Aber ich kann keinen Zeitpunkt für das Ende der Arbeit angeben", sagte am Mittwoch abend US-Außenamtssprecher Richard Boucher in Washington. Bei dem Gipfeltreffen von US-Präsident George Bush und seinem russischen Kollegen Boris Jelzin im Juni in Washington hatte US-Außenminister James Baker noch angekündigt, der formelle Vertragstext von Start II solle bis Ende September ausgearbeitet sein.

Geplant ist, daß Rußland und die USA ihre strategischen Atomwaffen bis zum Jahr 2003 auf ein Drittel ihres derzeitigen Bestands reduzieren. Dem Start-Vertrag von Juli 1991 zufolge sollte die Zahl der Atomsprengköpfe lediglich um ein Drittel verringert werden. Landgestützte Interkontinentalraketen mit Mehrfachsprengköpfen sollen ganz verschwinden, also auf Druck der USA auch die gefürchteten SS-18 Rußlands.

Manfred Stolpe regiert weiter Brandenburger Bündnis 90 besteht nicht auf Amtsniederlegung

POTSDAM, 15. Oktober (AFP/FR). Die Koalitionskrise in Brandenburg ist vorerst beigelegt. Nach einer dreieinhalbstündigen Sitzung des Koalitionsausschusses nahm die Fraktion Bündnis 90 am Donnerstag ihre Forderung nach einer vorläufigen Amtsniederlegung des durch Stasi-Vorwürfe belasteten Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) zurück. Die Spitzenvertreter von SPD, FDP und Bündnis 90 einigten sich auf eine Erklärung, wonach die Aufklärung der Stasi-Vorwürfe gegen den Regierungschef beschleunigt werden soll.

SPD-Fraktionschef Wolfgang Birthler sagte anschließend vor Journalisten in Potsdam, Stolpe selber müsse "stärker als bisher" zur Aufklärung beitragen.

"Das Bündnis 90 nimmt von seiner Empfehlung nach einem Ruhen des Amtes des Ministerpräsidenten Abstand", hieß es in der Erklärung des Koalitionsausschusses. "Die Koalitionspartner haben gemeinsam einen anderen Weg zur Beschleunigung der Aufklärung der Stasi-Vorwürfe verabredet", wobei "die rechtsstaatliche Wertung vor allem durch den Untersuchungsausschuß Vorrang haben" müsse. Weiter hieß es, es sei "unerträglich, daß in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wird, in Brandenburg gehe es nur noch um Stolpes Stasi-Kontakte". Vorrangig sei, die "bewährte gemeinsame Aufbauarbeit" fortzusetzen, um der wachsenden "Nöte im Lande", des Verlustes von Arbeitsplätzen sowie der "Verunsicherung der Menschen und insbesondere der Jugend" Herr zu werden.

Die jüngste Krise war durch den früheren Stasi-Offizier Klaus Roßberg ausgelöst worden, der eidesstattlich versichert hatte, er habe Stolpe die DDR-Verdienstmedaille 1978 in einer konspirativen Wohnung persönlich überreicht. Das Bündnis 90 hatte sich daraufhin für eine vorläufige Amtsniederlegung des Regierungschefs ausgesprochen. Nach der Verfassung ist allerdings nur der Rücktritt eines Kabinettsmitglieds möglich.

(Kommentar auf Seite 3)

Tamilen massakrieren Moslems Dörfer in Sri Lanka brutal überfallen / Mindestens 161 Tote

COLOMBO, 15. Oktober (AFP/AP). Tamilische Rebellen haben nach Angaben der srilankischen Behörden am Donnerstag das schlimmste Massaker an moslemischen Zivilisten seit zwei Jahren verübt. Wie ein Militärsprecher berichtete, überfielen Kämpfer der tamilischen Rebellenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) vier Dörfer im Osten der Insel und töteten 130 moslemische Dorfbewohner. Bei den Kämpfen seien auch 19 Polizisten und 12 Rebellen getötet worden. Die Aufständischen hätten Männer, Frauen und Kinder erschossen oder in Stücke gehackt. Den Sicherheitskräften sei es nicht gelungen, die mehr als 100 Mann starke Rebellentruppe aufzuhalten.

Den Militärangaben zufolge überfiel die LTTE die vier Dörfer im Bezirk Polonnaruwa, als deren Einwohner noch schliefen. Sie gingen von Haus zu Haus und erschossen die moslemischen Dorffamilien. Danach zündeten sie Dutzende von Häusern an, bevor sie wieder im Dschungel verschwanden. Am Nachmittag wurden zahlreiche Dorfbewohner noch vermißt, die möglicherweise vor den Rebellen in die Wälder geflohen waren.

Ein Polizist in einem Nachbardorf berichtete, die Rebellen hätten etwa eine Stunde lang gewütet, wahllos auf die Bewohner geschossen und eingestochen, Handgranaten geworfen und etwa 40 strohgedeckte Lehmhütten niedergebrannt.

Entgegen früherer Angaben der srilankischen Regierung ist es der Armee offenbar nicht gelungen, die Befreiungstiger aus den Bezirken Polonnaruwa und Batticaloa zu vertreiben. Die Untergrundorganisation, die für einen eigenen Staat im Nordosten der Insel kämpft, beschuldigt die Moslems, auf der Seite der Sicherheitskräfte und der regierenden Singhalesen zu stehen.

Zuletzt hatten die Rebellen bei einem Überfall im September 103 Sicherheitsbeamte und 37 Zivilisten getötet. Im August 1990 hatte die LTTE 200 Moslems in einer Moschee im Distrikt Batticaloa erschossen.Rechter provoziert Eklat

LYON, 15. Oktober (AFP). Bei der Einweihung eines Zentrums der Geschichte des Widerstandes und der Deportation im französischen Lyon ist es zu einem Zwischenfall mit der rechtsextremen Nationalen Front gekommen. Der Europaabgeordnete der FN, Bruno Gollnisch, unterbrach am Donnerstag durch laute Zwischenrufe Bürgermeister Michel Noir, als dieser in einer Rede die revisionistischen Thesen und die der Nationalen Front verurteilte. Ehemalige Widerstandskämpfer stürzten sich auf Gollnisch, um ihn zum Schweigen zu bringen. Der rechtsextreme Politiker verzichtete daraufhin auf weitere Äußerungen.

"Dieses Zentrum ist eine Verpflichtung zur Erinnerung, aber auch die Verweigerung des zweiten Todes von Menschen, die im Kampf gegen den Nazismus ihr Leben gegeben haben", erklärte Noir, dessen Vater ins KZ Mauthausen verschleppt wurde. Zuvor hatte Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel mit Blick auf Jugoslawien, auf die Ausschreitungen in der ehemaligen DDR sowie die Dritte Welt zur "Wachsamkeit angesichts der ethnischen Säuberung, des Wiederauflebens der Nazi-Ideologie und der Diktaturen" gemahnt.

Serbischer General will Flugzeuge nicht aus Bosnien abziehen Absage an Vereinbarung mit den UN / Vance warnt vor Ausweitung des Krieges auf Kosovo und Mazedonien / Städte unter Beschuß

BELGRAD, 15. Oktober (AFP/Reuter/ AP/dpa). Der Chef der serbischen Luftwaffe in Bosnien, General Zivomir Ninkovic, weigert sich, die unter seinem Kommando stehenden Flugzeuge aus der umkämpften Republik abzuziehen. "Wir werden nicht gehen", sagte der General am Donnerstag in einem Rundfunkaufruf an die Luftwaffeneinheiten der bosnischen Serben, wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete. Der Luftwaffenchef widersetzte sich damit dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic, der am Dienstag in Genf versprochen hatte, die Flugzeuge von Bosnien nach Rest-Jugoslawien zu verlegen.

Dazu versicherte Karadzic, der General werde nachgeben müssen. Er werde seine Zusagen halten, zu denen auch die vereinbarte, aber noch nicht vollzogene Entmilitarisierung Sarajewos gehöre, einem Hauptziel der Genfer Balkan-Konferenz.

Der Co-Vorsitzende der Genfer Jugoslawien-Konferenz, Cyrus Vance, beklagte in der Nacht zum Donnerstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York das "äußerst langsame" Tempo der Stationierung zusätzlicher UN-Truppen in Bosnien-Herzegowina. Die Mitte September vom Sicherheitsrat beschlossene Verstärkung der Schutztruppe im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) um 5000 Mann sei zugegebenermaßen schwierig, sagte Vance. Doch sei eine Beschleunigung der Stationierung eine Frage von "Leben und Tod" für viele Menschen.

Vance warnte zugleich vor einer Ausweitung des Konflikts auf die serbische Provinz Kosovo und die Republik Mazedonien. Ein Funke könne die gesamte Region in Brand setzen, betonte er.

Die USA schlossen eine Lockerung des Waffenembargos gegen die Republiken des ehemaligen Jugoslawien aus, die den Moslems in Bosnien Waffeneinkäufe ermöglichen würde. Die USA stünden weiter hinter dem UN-Embargo, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher.

Die jugoslawische Armee setzte den vereinbarten Abzug aus dem besetzten Küstenstreifen südlich von Dubrovnik nach Erkenntnissen der UN-Truppen weiterhin planmäßig fort. Eine Sprecherin des UN-Hauptquartiers in Zagreb sagte, seit Beginn dieser Woche sei bereits die Hälfte der Einheiten in Richtung Rest-Jugoslawien abgezogen. "Wir sind sicher, daß der Abzug aus dem Gebiet südlich von Dubrovnik sowie von der Halbinsel Prevlaka wie vorgesehen bis zum 20. Oktober abgeschlossen ist." Nach der Vereinbarung zwischen Belgrad und Zagreb soll das gesamte Gebiet dann entmilitarisierte Zone bleiben. Die bosnischen Kroaten warfen den Serben vor, von Prevlaka abgezogene Panzer in die Herzegowina verlegt zu haben.

EG-Kommissionspräsident Jacques Delors will den EG-Staaten ein Hilfsprogramm zugunsten der Flüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien vorschlagen. Das sagte Delors vor einem Treffen der EG-Außenminister am Donnerstag abend in Birmingham. Der britische Premierminister John Major schrieb den EG-Partnern, in Bosnien-Herzegowina drohe im Winter eine Hungerkatastrophe mit Hunderttausenden Toten.

Ein Versuch Hunderter vertriebener Kroaten, mit dem Zug und in Bussen in die von Serben eroberte Stadt Drnis zurückzukehren, scheiterte. Mit vorgehaltenen Waffen wurden sie von serbischen Soldaten zehn Kilometer vor Drnis gehindert, in ihren Heimatort im Süden Kroatiens zurückzukehren, wie das kroatische Fernsehen berichtete. Zuvor hatten die UN vor dem Marsch gewarnt.

Während es in Sarajewo am Donnerstag weitgehend ruhig blieb, gab es im Norden und Westen Bosniens schwere Gefechte. Besonders umkämpft war erneut die Stadt Gradacac, die in dem von den Serben eroberten Korridor in Westbosnien liegt, der Serbien mit den von Serben gehaltenen Gebieten in Kroatien verbindet. Bosnischen Berichten zufolge waren auch die Städte Tuzla, Olovo und Kalesija Ziele serbischer Angriffe.

PLO-Führung will verhandeln Zentralrat diskutiert in Tunis über Friedensprozeß mit Israel

TUNIS, 16. Oktober (AFP). Der für Außenpolitik zuständige Funktionär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Faruk Kaddumi, hat sich vor dem PLO-Zentralrat in Tunis für eine Fortsetzung der palästinensischen Beteiligung an den Friedensverhandlungen mit Israel ausgesprochen. Kaddumi betonte am Donnerstag in seinem Rechenschaftsbericht, ein Rückzug aus den Verhandlungen würde die Palästinenser beim Friedensprozeß ins Abseits stellen. Der Zentralrat will über die Fortsetzung der Friedensverhandlungen entscheiden, die am 21. Oktober in Washington wiederaufgenommen werden sollen.

Israel sei bereits "einen halben Schritt in unsere Richtung" gegangen, sagte Kaddumi weiter. Mit der Zeit werde es auch die nachfolgenden Schritte unternehmen, die schließlich zur palästinensischen Souveränität führten. Kaddumi mahnte die Gegner der Friedensgespräche innerhalb der PLO zur Geduld. Mehrere Fraktionen der PLO hatten bereits vor der Sitzung den Rückzug der Palästinenser aus den Verhandlungen gefordert, darunter die Volksfront für die Befreiung Palästinas von Georges Habasch (PLFP) und die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) und 93 Mitglieder des palästinensischen Nationalrats, dem 500 Mitglieder starken Exilparlament der PLO. Die Friedensverhandlungen seien lediglich dazu bestimmt, "das palästinensische Volk zu teilen", hieß es. Das DFLP-Mitglied Abu Chaldun kündigte an, die Gegner der Friedensverhandlungen wollten zu Beginn der nächsten Gesprächsrunde in den besetzten Gebieten zum Streik aufrufen.

Der Hungerstreik der palästinensischen Häftlinge wurde am Donnerstag abend in allen israelischen Gefängnissen eingestellt. Das war von palästinensischer Seite zu erfahren. Zuvor waren mit Jerusalem Hafterleichterungen ausgehandelt worden.

Vorgesehen ist unter anderem, die Überbelegung der Gefängnisse zu verringern und Besuchsregelungen und Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Palästinenser beenden Hungerstreik

JERUSALEM, 16. Oktober (AFP). Der Hungerstreik der palästinensischen Häftlinge ist am Donnerstag abend in allen israelischen Gefängnissen eingestellt worden. Das war von palästinensischer Seite zu erfahren. Israels Polizeiminister Mosche Schahal hatte am Sonntag mit den Häftlingskomitees verhandelt und dabei in Aussicht gestellt, die Haftbedingungen zu verbessern. Vorgesehen ist unter anderem, der Überbelegung der Gefängnisse abzuhelfen, die Besuchsregelungen für Angehörige und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Autohersteller Hyundai mit Schnellstart im Osten

WIESBADEN (dpa/VWD). Der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai wird im laufenden Jahr rund 25 000 Wagen in Deutschland verkaufen. Mit einem Marktanteil von 0,85 Prozent werde der vor zwölf Monaten als erster Produzent aus dem asiatischen Land hierzulande gestartete Konzern sein ursprüngliches Ziel von 0,5 Prozent übertreffen, freut sich die Geschäftsleitung des Ablegers in Neckarsulm. Der Löwenteil des Absatzes gehe mit etwa 16 000 Wagen in die östlichen Bundesländer, wo Hyundai schon 2,5 Prozent des Marktes erobert habe. Im Westen komme man trotz deutlich mehr Händlern lediglich auf 0,25 Prozent.

Für die nächste Periode strebt Hyundai einen Marktanteil von einem vollen Prozent und ein Umsatzwachstum von 460 auf 610 Millionen Mark an. Dabei setzt Geschäftsführer Jürgen Voss vor allem auf den Preisvorteil seiner Autos, den er in der Mittelklasse auf rund 5000 Mark im Vergleich zu deutschen Wagen veranschlagt. Für die Angebotspalette aus vier Fahrzeugen von der Kompakt- bis zur gehobenen Mittelklasse erweiterten die Koreaner für das neue Modelljahr die Komfort- und Sicherheitsausstattung. Die Preise hoben sie um durchschnittlich 2,9 Prozent an.

Goldener Oktober ist vorerst vorbei

Mit dem goldenen Oktober ist es vorerst vorbei. Dichte Wolkenfelder überlagern Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland und sollen für tristes, naßkaltes Schmuddelwetter sorgen. Gebracht werden die Regenschauer von einem Tief, das vom Norden Deutschlands südwärts zieht. Schneeregen ist nur in höheren Lagen wahrscheinlich, die Schneegrenze ist zur Zeit bei 1000 Metern.

Mit dem sonnigen klaren Wetter der letzten Tage sind auch die ersten Herbststürme und Nachtfröste vorbei. Die Temperaturen steigen tagsüber auf sieben bis zehn Grad und fallen nachts nicht mehr unter fünf Grad. lhe (Wetterbericht auf Seite 20)

Richter: Ohne Nachfrage kein Schadenersatz

Reisende, die auf Widersprüche in den Reiseunterlagen nicht aufmerksam machen, haben keinen Anspruch auf Schadenersatz. Dies hat das Amtsgericht Frankfurt (Aktenzeichen: 32 C 2635 / 92-19) entschieden.

Damit unterlag ein Venedig-Urlauber, der vom Reiseveranstalter 291 Mark oder 20 Prozent des Reisepreises zurückhaben wollte, weil ihm - anders als im Prospekt - in einer zusätzlichen "Reiseinformation" der Transfer zwischen Flughafen und Hotel zugesichert worden war. Es stellte sich jedoch heraus, daß die "Information" veraltet war.

Wie das Gericht ausführte, schuldete das Reiseunternehmen damit keinen Transfer. Die aktuelle Leistungsübersicht laut Katalog habe der Reisekunde nämlich mit der Buchung unterzeichnet. Die Widersprüche zwischen Informationsblatt und Leistungsübersicht hätten dem Kunden ins Auge fallen und ihn zu Rückfragen veranlassen müssen. lhe

Opel ist nach wie vor der größte Arbeitgeber

WIESBADEN. Die Opel AG in Rüsselsheim ist der größte hessische Industriearbeitgeber geblieben. Das geht aus der neuesten Statistik der Hessischen Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft (HLT) hervor. Mit nur rund 350 Arbeitsplätzen weniger in den vergangenen zwei Jahren hatte das Rüsselsheimer Stammwerk mit 31 400 Mitarbeitern die Nase vorn. Das Frankfurter elektrotechnische Unternehmen Telenorma reduzierte in derselben Zeit die Zahl der Beschäftigten von 4900 auf 3000.

Zweitgrößter Arbeitgeber der hessischen Industrie blieb die Hoechst AG mit rund 29 600 Plätzen, wobei das Frankfurter Stammwerk sogar 1400 Arbeitnehmer mehr als 1990 hat. Rang drei belegt das VW-Werk in Baunatal (Kreis Kassel) mit 19 000 Beschäftigten (minus 1500); Merck in Darmstadt hält mit 8610 Arbeitnehmern (plus 910) den vierten Platz.

Einer der Aufsteiger der letzten zwei Jahre war der Hersteller von Heizanlagen, Viessmann in Allendorf (Schwalm- Eder-Kreis). Hier stieg die Mitarbeiterzahl seit 1990 um 1000 auf 3300 Menschen. Zuwachs gab es auch bei den Mitarbeitern von Siemens in Frankfurt. Die Zweigniederlassung zählt mit 4700 Beschäfitgten 200 mehr als vor zwei Jahren.

Die Liste der 500 größten Industriebetriebe in Hessen ist bei der HLT Gesellschaft für Forschung, Planung, Entwicklung in Wiesbaden erhältlich. lhe

Ehrenmal geschändet: Jugendstrafen verhängt

BENSHEIM. Drei Lehrlinge, die ein jüdisches Ehrenmal geschändet haben, sind vom Jugendschöffengericht in Bensheim (Kreis Bergstraße) zu Jugendstrafen zwischen sechs und neun Monaten mit Bewährung verurteilt worden. Außerdem müssen sie bis zu 125 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Ein vierter Angeklagter muß unter Einbeziehung einer einjährigen Bewährungsstrafe zwei Jahre Jugendstrafe antreten.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Schmierereien und der Sachbeschädigung vom 18. November 1991 je sechs Monate Jugendstrafe beantragt.

Die heute 15 Jahre alten Jugendlichen hatten die Gedenktafel, die an die ehemalige Synagoge Bensheim erinnert, mit einem Hakenkreuz beschmiert, den Davidstern abgerissen und einen Kranz zertrampelt. "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein", sagte einer der Jungen vor Gericht. Das Hakenkreuz sei für ihn ein Zeichen gegen Ausländer. "Die bekommen eher eine Wohnung als wir." Und: "Leid tut es mir nicht", meinte der Wortführer.

In der Urteilsbegründung betonte das Gericht, allen Beteiligten sei klar gewesen, was sie taten. Ein derartiges Handeln aber werde keinesfalls geduldet. lhe

CDU fordert Ende der Diskussion über EG-Bank

Ein Ende der seiner Meinung nach "törichten Diskussion" über den Standort einer künftigen Europäischen Zentralbank hat der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Franz-Josef Jung, gefordert.

Die an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) gerichteten wiederholten Aufforderungen von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), sich eindeutig für Frankfurt als Sitz dieser Bank auszusprechen, bezeichnete Jung als "schädlichen Aktionismus".

Den Gegnern Frankfurts in Europa käme es nur zugute, wenn sie darauf verweisen könnten, daß der Standort selbst in Deutschland strittig sei, glaubt Jung. Eichel müsse außerdem genau wissen, daß der Bundeskanzler "für Frankfurt kämpft und daran auch nie einen Zweifel gelassen hat". lhe

"Regional-Therapie kann Metastasen stoppen"

Patienten mit einer oder mehreren Metastasen (Tochtergeschwulst) in der Leber kann mit der sogenannten Regional-Therapie zumindest zeitweise geholfen werden. Unter Ausschaltung des großen Körperkreislaufes werden bei dieser Behandlungsmethode Arzneimittel direkt an den Tumor weitergegeben und so Nebenwirkungen reduziert. Mit dieser lokal oder regional begrenzten Behandlung ist es möglich, den Zweit-Tumor am Weiterwachsen zu hindern oder sogar seine Rückbildung zu erreichen, erläuterte Professor Matthias Lorenz am Donnerstag zum Auftakt des Symposiums "Regionale Tumortherapie" in Frankfurt.

Eine generelle Aussage über den Stopp von Tochtergeschwülsten mit Hilfe der regionalen Therapie oder dem selektiven "Verkleben" von Tumorgefäßen (Embolisation) können die Krebs-Experten nicht machen. Dazu fehlt es an breit gestreuten Erfahrungen mit Patienten, bei denen vor dem Auftreten von Metastasen in der Leber eine Primärgeschwulst etwa im Magen, Mastdarm, in der Bauchspeicheldrüse oder im Unterleib entfernt oder behandelt wurde.

Während der zweitägigen Veranstaltung legen Ärzte aus 15 bundesdeutschen Kliniken vorläufige Daten über die lokale Therapie mit Chemo-Infusionen vor. Daraus soll ein verbindlicher Standard entwickelt werden, um festzulegen, ob Krebs-Patienten verschiedene Methoden der Regional-Therapie nur in Großkliniken oder auch in kleineren Krankenhäusern angeboten werden soll.

"Jeder Krebs muß nach seinem Ursprung behandelt werden", so die Onkologen in Frankfurt. Ebenso gültig sei die These, daß nicht jedes Medikament oder jede Behandlungsmethode bei jedem Krebs wirke. lhe

Rote Tiger statt graue Panther SPD-Senioren wollen eine eigene Arbeitsgemeinschaft

WIESBADEN/KASSEL. Die SPD in Nordhessen hat beschlossen, in ihrem Parteibezirk eine sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft der Senioren einzurichten, die bei Beschlüssen des Vorstands mitentscheidet. Das berichtete der Senioren-Beauftragte des SPD-Bezirks Hessen-Nord, Günter Kestner, nach einem Treffen älterer Parteimitglieder in Wiesbaden. Zum nächsten Bundesparteitag bereite die nordhessische Parteigliederung den Antrag vor, eine Seniorenvertretung bundesweit als stimmberechtigte Arbeitsgemeinschaft in der Satzung zu verankern.

Es könne nicht angehen, daß Mitglieder der SPD schon mit 60 Jahren als "die lieben Alten" behandelt würden, bei denen die Betreuung der Partei sich auf "Kaffee und Kuchen" beschränke, sagten Kestner und der Seniorenbeauftragte der südhessischen SPD, Max Melzer.

Viele Senioren fühlten sich fit genug, um auch im höheren Alter aktiv an der Parteiarbeit mitzuwirken und Funktionen und Mandate zu übernehmen. Schließlich, so Kestner und Melzer, "gibt es kein einziges Politikfeld, von dem nicht auch ältere Menschen betroffen sind".

Die Bedeutung von Seniorenarbeit wird nach Auffassung des hessischen SPD-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Hans Eichel schon daran deutlich, daß mehr als 25 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung 60 Jahre oder älter seien. Damit seien Senioren nicht länger eine Minderheit.

"Wir müssen Abschied nehmen vom Klischee des hilflosen Alten am Krückstock, der auf Pflege angewiesen ist", sagte Eichel vor den Seniorenbeauftragten. Was die SPD angeht, gilt laut Eichel: "Wir haben keinen grauen Panther, sondern viele rote Tiger." lhe

Limburg erwartet Besucheransturm Zu dem weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Limburger Oktoberfest werden am Wochenende rund 100 000 Besucher erwartet. Das Volksfest mit 40jähriger Tradition auf dem Marktplatzgelände am Stadtrand beginnt am heutigen Freitag und dauert bis Dienstag. Am Sonntag mittag bleiben in der Innenstadt die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Asylbewerber In Gießen sind 40 Akten verschwunden

GIESSEN. In der Zentralen Aufnahmestelle in Gießen gibt es von etwa 40 Asylsuchenden unterschiedlicher Nationalität keine Akten. Sie sind offenbar verschwunden. "Wir bekommen pro Woche vom Bundesamt in Zirndorf Listen mit etwa 800 Asylbewerbern, die im Land Hessen verteilt werden sollen", so der Dienststellenleiter der Aufnahmestelle in Gießen, Thomas Rausch. Angesichts dieser Menge könne es schon sein, daß einige "in diesem Wust untergehen".

amnesty international (ai) hatte auf das Verschwinden der Akten aufmerksam gemacht. Die Anträge seien bei der Ausländerbehörde in Schwalbach (Main- Taunus-Kreis) gestellt und dann nach Zirndorf geschickt worden, so Franz J. Conraths von ai. Doch beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge seien sie entweder nicht angekommen, "oder sie sind dort verlorengegangen."

Die Akten enthalten neben persönlichen Daten der Asylbewerber und Informationen über die Gründe der Asylgesuche auch Haftbestätigungen aus dem Herkunftsland. Für die Betroffenen bedeute das Verschwinden der Akten eine Verzögerung ihres Verfahrens. "Sie sitzen teilweise seit Mai 1991 in der Aufnahmestelle fest und kommen in ihrem Verfahren nicht weiter", so Conraths. lhe

Gericht zum Trinkwasser: Industriechemikalien dürfen enthalten sein

DARMSTADT. Trinkwasser darf Industriechemikalien enthalten, auch wenn sie mit Pflanzenbehandlungsmitteln identisch sind. Voraussetzung ist allerdings, daß die Substanzen nicht giftig sind und nur unter unverhältnismäßig hohem Aufwand herausgefiltert werden können. Dies hat am Donnerstag das Verwaltungsgericht Darmstadt entschieden.

Vorausgegangen war eine Klage der Riedwerke, die den Kreis Groß-Gerau mit Wasser versorgen. In einigen ihrer Brunnen war 1989 der Stoff Diacetonketogulonat gefunden worden. Er entspricht chemisch dem inzwischen verbotenen, ungiftigen Pflanzenwuchsmittel Dikegulac und ist als Abfallprodukt der Vitamin-C-Herstellung eines Darmstädter Pharmaunternehmens ins Grundwasser gelangt.

Das Regierungspräsidium hatte den Riedwerken umfangreiche Sanierungsmaßnahmen aufgetragen, um den Stoff aus dem Wasser zu filtern. Dabei berief sich die Behörde auf die Trinkwasserverordnung, die alle Pflanzenbehandlungsmittel und Insektizide im Trinkwasser verbietet. Die Riedwerke verweigerten jedoch die geforderten Maßnahmen mit der Begründung, es handele sich um eine Industrieemission und nicht um ein Pflanzenbehandlungsmittel.

Die 3. Kammer des Darmstädter Verwaltungsgerichts bestätigte diese Auffassung. Bei einem ungiftigen Stoff entscheide seine Herkunft: Von der Landwirtschaft ausgebrachte Pflanzenbehandlungsmittel hätten im Trinkwasser grundsätzlich nichts zu suchen; sei eine identische Substanz aber als industrielles Abfallprodukt ins Grundwasser gelangt, müßten in jedem Einzelfall die Gefährlichkeit und der Aufwand einer Beseitigung geprüft werden.

Hintergrund dieser Regelung sei, daß die Behörden über Einleitegenehmigungen und Auflagen die Industrieemissionen beeinflussen könnten; bei der Landwirtschaft hätten sie diese Möglichkeit nicht, erklärte die Kammer. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. lhe

HR informiert Staatsanwalt

FRANKFURT A. M., 15. Oktober (lhe). Der Intendant des Hessischen Rundfunks, Hartwig Kelm, hat der Staatsanwaltschaft zwei Untersuchungsberichte übergeben, deren Ergebnisse zur Beurlaubung von zwei HR-Direktoren geführt haben. Vor allem die Analyse des Landesrechnungshofes enthalte Hinweise auf mögliche Straftatbestände, die von den Rechnungsprüfern nicht zu klären seien, hieß es im Frankfurter Funkhaus.

(Bericht auf der Fernsehseite 17)

Wölfersheim darf NPD nicht ausschließen

WÖLFERSHEIM. Die Gemeinde Wölfersheim (Wetteraukreis) darf die NPD nicht von der Nutzung gemeindeeigener Einrichtungen ausschließen. Dies entschied am Donnerstag die 3. Kammer des Darmstädter Verwaltungsgerichts.

Die Richter gaben damit dem Wölfersheimer Gemeindevorstand recht, dem die Gemeindevertretung 1991 verboten hatte, Räume für NPD-Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

Die Kammer sah darin einen Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgebot: Wenn andere Parteien die Gemeindeeinrichtungen nutzen könnten, müsse dies auch für die NPD gelten. lhe

Stolpe Koalition in Gefahr

BONN, 15. Oktober (Reuter/AP). In Brandenburg ist wegen der Forderung des Bündnis 90, Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) solle wegen der Stasi-Vorwürfe zurücktreten, nach Ansicht führender SPD-Politiker die Koalition in Gefahr. SPD-Landesvorsitzender Steffen Reiche erklärte heute im Deutschlandfunk, er werde vom Koalitionspartner verlangen, diese Forderung zurückzunehmen. Der Vorschlag sei töricht und so nicht annehmbar. Reiche sagte weiter, in seiner Partei und seiner Fraktion gebe es eine klare Solidarität mit Stolpe. Der Koalitionsausschuß der sogenannten Ampel von SPD, FDP und Bündnis 90 tritt am Vormittag zusammen.

Sollte das Bündnis 90 an seiner Forderung festhalten, wäre das eine klare Belastung der Koalition, die dann schwer in der bisherigen Form fortzusetzen wäre, erklärte Reiche. "Durch dieses Vorgehen des Bündnisses ist die Ampel in der Tat in Gefahr", sagte Reiche. Er sei auch menschlich sehr enttäuscht, daß Koalitionspartner über die Medien informiert habe. Ein Ausscheiden eines Koalitionspartners wäre jedoch nicht der Weg zu Neuwahlen, erklärte Reiche.

Momentan stehe die Aussage eines demokratisch gewählten Ministerpräsidenten gegen die Aussage eines ehemaligen Stasi-Mitarbeiters. Stolpe habe seine Position am Vortag erneut bekräftigt.

Stolpe ist nach der Erklärung des früheren Stasi-Offiziers Klaus Roßberg, er habe Stolpe 1978 den DDR-Verdienstorden persönlich überreicht, erneut in die Kritik geraten. Stolpe will gegen Roßberg gerichtlich vorgehen.

Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe hat sich für den Erhalt der Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 ausgesprochen, gleichzeitig aber unterstrichen, daß dies nur mit ihm als Regierungschef möglich sei.

Chinas KP lobt "Wunderwaffe" Deng

PEKING, 15. Oktober (Reuter). Die Kommunistische Partei Chinas hat das Konzept einer "sozialistischen Marktwirtschaft" von Deng Xiaoping als "Wunderwaffe" gewürdigt. Im KP-Zentralorgan "Volkszeitung" hieß es am Donnerstag, Dengs Programm könne an die Stelle des Denkens von Mao Tsetung treten, dem Gründer der Volksrepublik. Dengs Konzept der marktwirtschaftlichen Reformen bei gleichzeitiger Beibehaltung des sozialistischen Systems steht im Mittelpunkt des 14. Parteitags der KP, des ersten seit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa.

BONN, 15. Oktober (Reuter/AFP). Während der Asyldebatte im Bundestag hat Unionsfraktionschef Wolfgang Schäuble heute eine umgehende Asyl-Grundgesetzänderung gefordert und vor einer Staatskrise gewarnt.

Nach Schäubles Ansicht drohe der Extremismus gefährlich anzusteigen und die Bundesrepublik in eine schwere Krise zu stürzen. Die steigende Zahl von Asylbewerbern, der Asylstreit zwischen den Parteien, der Unmut der Bürger, die Gewalt gegen Ausländer und der Rechtsextremismus seien eine "schwere Belastung des inneren Friedens".

"Wenn den großen und demokratischen Parteien keine Lösung gelingt, dann steuert das Land in eine schwere Staats- und Verfassungskrise", sagte Schäuble. Die Union fordere seit langem eine Grundrechtsänderung. Die SPD habe sich dem aber versperrt. Wegen dieser Verzögerung sei "großer Schaden" entstanden. Er verwies auf Zusammenhänge zwischen der Asylfrage und der anhaltenden Gewalt gegen Ausländer. Der Gewalt und dem Extremismus könne der Boden besser entzogen werden, wenn der Asylrechtsmißbrauch beseitigt werde.

Schäuble appellierte an die SPD, dem Koalitionskompromiß zum Asyl zuzustimmen. Offensichtlich unberechtigte Asylbewerber können danach umgehend abgeschoben werden und sollen von ihrer Heimat aus gegen eine Ablehnung klagen können.

SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose begründete die Nichtteilnahme seiner Fraktion an der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Koalition. "Was heute hier veranstaltet wird, ist ein taktisches Manöver und an dem beteiligen wir uns nicht."

Klose erinnerte an die besondere Situation der SPD in Sachen Asylrecht, da führende Mitglieder aus ihren Reihen, wie auch der verstorbene Willy Brandt, während des Dritten Reichs in anderen Ländern Asyl gefunden hatten. Die Debatte habe allerdings ein Gutes: Seit zwei Tagen gebe es endlich erstmals einen gemeinsamen Vorschlag der Koalition zur Asylpolitik. Diesen "jungen, frischen Text" werde die SPD nun sorgfältig prüfen. Klose forderte alle Möglichkeiten der Asylverfahrensbeschleunigung umzusetzen, bevor man das Grundgesetz ändere.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion, Hermann Otto Solms, verwahrte sich gegen den Eindruck, die FDP sei bei der Asylrechtsänderung "umgefallen". Es bleibe in dem Koalitionskompromiß bei dem einklagbaren Anspruch politisch Verfolgter auf die Gewährung von Asyl. Jedoch müsse Mißbrauch des Asylrechts mit einfachen praktikablen Mitteln bekämpft werden.

Die CSU hat der SPD vorgeworfen, sie handele unparlamentarisch und fliehe aus der politischen Verantwortung, wenn sie an der Abstimmung über den Asyl- Entschließungsantrag nicht teilnehme. Der anstehende SPD-Parteitag sei kein Grund, die Abstimmung zu verweigern, sagte CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch im Bundestag und sprach von einem "eigenartigen Verhalten" der Sozialdemokraten.Unglücks-Triebwerk aus See geangelt

AMSTERDAM, 15. Oktober (Reuter). Taucher haben jetzt das zweite abgebrochene Triebwerk der israelischen Frachtmaschine gefunden, die vor rund zehn Tagen über Amsterdam abgestürzt war. Wie ein Sprecher des niederländischen Transportministeriums heute weiter mitteilte, sollte es im Laufe des Tages gehoben werden. Es sei in einem See 15 Kilometer östlich der Stadt entdeckt worden, wo vergangene Woche bereits das andere abgebrochene Triebwerk gefunden worden war. Bei dem Absturz auf eine Wohnanlage waren rund 70 Menschen umgekommen.

Kieler Institut gegen mehr Zuständigkeiten für EG

BONN (rtr). Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat sich gegen die Verlagerung weiterer Zuständigkeiten an die Europäische Gemeinschaft ausgesprochen und für deren Rückzug aus einigen Politikfeldern plädiert. Direkte Markteingriffe in die Regional-, Verkehrs-, Energie- und Umweltpolitik solle die Kommission in Brüssel künftig vermeiden, heißt es in einem Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium. Auch eine EG-Zuständigkeit für Industriepolitik würde zu Wohlfahrtsverlusten führen. Brüssel sollte sich zudem aus der aktiven Regionalpolitik zurückziehen. Die Forscher kritisieren, daß mit den Verträgen von Maastricht eine weitere Zentralisierung der Kompetenzen vorgesehen sei.

Dagegen sollte es aber ein unabhängiges Europäisches Kartellamt geben. Die EG sollte auch die Subventionspraktiken besser beaufsichtigen, meinen die Forscher. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) wertet das Gutachten als Bestätigung des Subsidiaritätsprinzips, mit dem verhindert werde, daß "ein bürokratischer und bürgerferner Überstaat entsteht". Dies ist auch Thema des heute beginnenden EG-Sondergipfels in Birmingham (siehe FR von gestern).

Triumph-Adler verlagert Fertigung ins Ausland

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Der Aufsichtsrat des Nürnberger Traditionsunternehmens TA Triumph-Adler hat die Pläne für eine "Neuausrichtung" des Geschäfts abgesegnet. Danach soll die Produktion tragbarer Computer (Laptops und Notebooks) in Deutschland auslaufen. Wie die fränkische Firma nach der Sitzung des Kontrollgremiums in München weiter mitteilt, soll die Tochter des italienischen Olivetti-Konzerns eine "umfangreichere Rolle in der Gruppe" spielen. Bei der "neuen Funktion" geht es den Angaben zufolge um die "weltweite Koordination und Steuerung der Produktion von Büromaschinen". In dieser Erzeugnissparte habe TA auch die Verantwortung für Forschung- und Entwicklungsaufgaben, die weiter in Deutschland ausgeführt würden. "Unter Wettbewerbs- und Produktivitätsgesichtspunkten ist hingegen die Verlagerung von großen Teilen der Fertigung in das kostengünstigere Ausland unumgänglich." Auf den Verlust von rund 1000 Arbeitsplätzen in Nürnberg infolge der Aufgabe der Rechnerherstellung geht die Firma in ihrer Mitteilung ebensowenig ein wie auf den Zeitrahmen für die vom "Management in Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft" vorgeschlagene Umorganisation.

Betriebsratschefin Heide Wichmann hatte dem Aufsichtrat vor dessen Sitzung vorgeworfen, die Pläne der italienischen Mutter nicht zu hinterfragen und keine Diskussion über Alternativen für den deutschen Ableger zu führen.

PKK-Kämpfer vertrieben

SALAHUDDIN, 15. Oktober (Reuter). Die irakischen Kurden haben nach eigenen Angaben die gegen die türkische Regierung kämpfende Kurdische Arbeiterpartei (PKK) zum großen Teil aus ihren Stützpunkten in Nordirak vertrieben.

Der Vorsitzende der Kurdischen Demokratischen Partei, Massud Barsani, erklärte am Donnerstag in seinem nordirakischen Hauptquartier Salahuddin, der Kampf gegen die PKK sei in der Endphase. Barsani begründete das Vorgehen gegen die kommunistische PKK damit, sie habe sich mit der irakischen Regierung verbündet und sabotiere die historische Sache Kurdistans.

Laut Barsani hat der Angriff der kurdischen Verbände auf die Stützpunkte der PKK am 4. Oktober begonnen. Die PKK habe die Aufforderung des kurdischen Regionalparlaments zum Abzug aus Nordirak nicht befolgt.

Asyl-Beschluß ohne die SPD Nur Koalition stimmte im Bundestag für Verfassungsänderung

BONN, 15. Oktober (Reuter). Der Bundestag hat sich am Donnerstag nach einer zeitweise turbulenten Debatte für eine Änderung des Asylartikels im Grundgesetz ausgesprochen. Die Koalitionsmehrheit billigte den Entschließungsantrag von CDU/CSU und FDP. Die SPD nahm nicht an der Abstimmung teil, weil sie sich vor ihrem Sonderparteitag zum Thema Asyl nicht auf eine Position festlegen wollte. Bündnis 90/Grüne und PDS lehnten eine Änderung des Artikels 16 ab und griffen die Bundesregierung wegen ihrer Asylpolitik scharf an.

364 Abgeordnete stimmten für die Resolution, die eine sofortige Abschiebung abgelehnter Asylbewerber aus angeblich verfolgungsfreien Ländern vorsieht und das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte auf die Genfer Flüchtlingskonvention beziehen will. 24 votierten dagegen, zwei gaben Stimmenthaltungen ab. Aus den Reihen der Koalition stimmte allein der FDP-Abgeordnete Wolfgang Lüder gegen die Entschließung. Sie sei vielfältig auslegbar und diene nicht der Meinungsbildung, sondern zum Druck auf die SPD, sagte er.

Ähnlich begründete SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose, einziger Redner seiner Partei, den Abstimmungsboykott der Sozialdemokraten. Die Koalition versuche, eine Asyllösung mit "taktischen Manövern" zu erschweren, sagte er. Die SPD mache sich die Sache nicht leicht, sondern schwer, und müsse ihren Parteitag im November abwarten. Er warf der Bundesregierung vor, nicht genug zur Beschleunigung der Asylverfahren getan zu haben, lehnte eine Asylrechtsänderung aber nicht ab.

CDU und CSU hielten der SPD vor, sich der parlamentarischen Verantwortung zu entziehen. Unionsfraktionschef Wolfgang Schäuble und CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch forderten die SPD auf, ihre Position zum Asylrecht zu ändern. Schäuble sprach von einem Zusammenhang zwischen der Gewalt gegen Ausländer und der Asylpolitik. "Wenn den großen und demokratischen Parteien keine Lösung gelingt, dann steuert das Land in eine schwere Staats- und Verfassungskrise", meinte er.

Die Spitzen der Koalitionsfraktionen stellten sich zwar hinter die gemeinsame Resolution. Deutlich wurden aber auch anhaltende Differenzen. Die CSU forderte abermals, daß künftig Beschwerdeausschüsse statt Gerichten in bestimmten Fällen über Widersprüche abgelehnter Asylbewerber entscheiden sollten, und wandte sich gegen die FDP-Forderung nach gesetzlichen Zuwanderungsregelungen. FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms bekräftigte hingegen, seine Partei sei gegen Beschwerdeausschüsse. Er wies auch die Einschätzung zurück, die FDP sei in der Frage der Grundgesetzänderung "umgefallen".

Der Bündnis-90-Abgeordnete Konrad Weiß meinte, die Probleme der Asylrechtspolitik könnten auch ohne Grundgesetzänderung beseitigt werden. Die ständige Forderung nach einer Verfassungsänderung bestärke diejenigen, die Ausländerhaß "predigen und praktizieren". Dies löste im Plenum Unmut aus. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) trat dem Eindruck entgegen, die Politiker stützten Ausländerfeindlichkeit. Bonn kürzt Asylbewerbern Sozialhilfe

BONN (Reuter). Die Bundesregierung will die Unterstützung für Asylbewerber von durchschnittlich 508 auf höchstens 381 Mark im Monat kürzen. Der Bundestag teilte am Donnerstag mit, Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU) habe diese Initiative im Haushaltsausschuß angekündigt. Die Gemeinden sollten verpflichtet werden, die Unterstützung bis auf ein Taschengeld von höchstens 76 Mark monatlich in Form von Gutscheinen zu gewähren. Der Abschlag sei berechtigt, weil Asylbewerbern anders als deutschen Sozialhilfeempfängern keine Teilnahme am "kulturellen Leben" finanziert werden müsse, hieß es.

(Weiterer Bericht auf dieser Seite, Kommentar auf Seite 3)

Schlagabtausch über amputierte Arbeitsförderung Blüm verteidigt Kürzungen / Kritik von SPD und DGB / Nürnberger Etat mit Milliarden-Lücke

BONN/FRANKFURT A. M. (rb/rtr). Bei der Abschlußdebatte über die Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes lieferte sich Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) einen heftigen Schlagabtausch mit der Opposition. Der gewählte Kurs habe in Ostdeutschland einen "beschäftigungspolitischen Dammbruch" verhindert, meinte Blüm. Im Jahresdurchschnitt seien mit Mitteln der Beschäftigungspolitik seit 1991 fast zwei Millionen Menschen vor Erwerbslosigkeit bewahrt worden. Die vorgesehene Reduzierung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) werde durch ein neues Programm "Arbeitsförderung Umwelt Ost" kompensiert. Gerechtfertigt sei auch, daß die Beitragszahler künftig von Kosten für die Integration von Aussiedlern entlastet werden sollen. Dies sei eine gesamtstaatliche Aufgabe. Mit der Gesetzesnovelle will die Regierung die Kasse der Nürnberger Bundesanstalt 1993 um mehr als fünf Milliarden Mark entlasten.

Die SPD lehnte das Gesetz ab. Ihr sozialpolitischer Sprecher Ottmar Schreiner beschuldigte die Bundesregierung, sie heize damit die Massenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland massiv an. Die Novelle sei ausschließlich von Spardiktaten bestimmt. Sie werde die Zahl der Erwerbslosen in Ostdeutschland im nächsten Jahr um 150 000 erhöhen. Bonn stehle sich damit aus der Verantwortung.

Die IG Metall protestierte bei ihrem Gewerkschaftstag in Hamburg scharf gegen eine Aushöhlung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente. Die Delegierten sprachen sich dagegen aus, daß ABM-Beschäftigte künftig unter Tarif bezahlt werden sollen. Nach Auffassung der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer drohen insbesondere die berufliche Weiterbildung und die ABM "amputiert" zu werden. Die Bundesregierung müsse sich fragen lassen, ob sie es mit der Forderung nach einem Solidarpakt ernst meine, wenn sie gleichzeitig die erfolgreichsten Instrumente der Arbeitsämter beschneide.

Bei der Verabschiedung des Haushaltes 1993 der Nürnberger Bundesanstalt forderte deren Verwaltungsrat die Ämter in Ostdeutschland auf, vorhandene ABM- Anträge zügig zu bewilligen und "keinen Bruch in der Arbeitsmarktpolitik entstehen zu lassen". Im Vorfeld der anstehenden Gesetzesänderung hatten viele Behörden die Bewilligung verzögert. Zugleich kritisierte der Verwaltungsrat "Mißbräuche" vor allem im Baugewerbe durch den Einsatz von Beschäftigten aus Ost- und Südeuropa und den dadurch bedingten "ruinösen Wettbewerb". Hier müßten "Änderungen von Gesetzen und Regierungsabkommen ins Auge gefaßt werden".

Der jetzt verabschiedete BA-Etat sieht einen Ausgabenanstieg um zehn Prozent auf 93,8 Milliarden Mark vor. Der Verwaltungsrat verringerte das geplante Defizit gegenüber der Vorstandsvorlage durch Einsparungen um 550 Millionen Mark auf noch knapp 8,2 Milliarden. Zugleich beschloß er aber 114 zusätzliche Stellen in fünf neuen Schwerpunkt-Ämtern zur Bekämpfung illegaler Beschäftigung.

Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bei 141 Ost-Unternehmen kommt zu dem Ergebnis, daß die Arbeitslosigkeit in der Ex-DDR auch 1993 weiter zunimmt. 90 Prozent der Treuhand- und fast jeder zweite Privatbetrieb rechneten mit sinkender Beschäftigung.

RUSSLAND/MORD .Russischer Massenmörder zum Tod verurteilt

Rostow (Reuter/AFP) - Der russische Lehrer Andrej Tschikalito ist am Donnerstag in Rostow wegen Massenmords zum Tode durch Erschießen verurteilt worden. Die drei Richter hatten den 57jährigen Angeklagten am Mittwoch für schuldig befunden, 21 Jungen, 14 Mädchen und 17 Frauen grausam verstümmelt und ermordet zu haben. Dem Gericht zufolge hatte er auch Leichenteile einiger seiner Opfer verzehrt. Der Anwalt des Verurteilten kündigte Berufung gegen das Urteil an, das von den Zuschauern mit lautem Beifall bedacht wurde. Die Mutter eines Opfers schrie: "Das ist nichts. Gebt ihn uns. Gebt ihn uns."

Tschikatilo trommelte bei der Verkündung des Todesurteils durch den Vorsitzenden Richter Leonid Akubschanow gegen die Stäbe seines Metallkäfigs, in dem er im Gerichtssaal sitzen mußte. Der Lehrer hatte im Prozeß die ihm zur Last gelegten Taten gestanden und sich selbst als ein Monster bezeichnet. Am Mittwoch hatte er jedoch sein Geständnis widerrufen und seine Unschuld beteuert.

Tschikalito hatte von 1978 bis zu seiner Verhaftung zwölf Jahre lang Südrußland, die Ukraine und Usbekistan in Angst und Schrecken gehalten. Bei der Fahndung nach dem Mörder war rund eine halbe Million Menschen vernommen worden.

Die Verlesung des 330 Seiten umfassenden Schuldspruches durch Akubschanow hatte am Mittwoch drei Stunden gedauert. Das Gericht war zu der Auffassung gekommen, daß Tschikatilo aus sexuellen Motiven heraus gemordet hatte und daß er zurechnungsfähig sei. Die Verteidigung hatte dagegen die Schuldfähigkeit des Angeklagten bestritten.

Auch am Donnerstag wurde der Massenmörder in einem Käfig in den Gerichtssaal gebracht. Die Zuschauer quittierten das Urteil mit lebhaftem Beifall. Tschikatilo selbst klammerte sich beim Verlesen seiner Strafe an die Gitterstäbe des Käfigs und schrie, er habe bisher nur unter dem Einfluß von Drogen ausgesagt. gfs/far

REUTER

VERMISCHTES/KOFFEIN .Kaffee, Tee und Cola machen süchtig

Bostin (Reuter) - Kaffee, Tee und Cola machen nach Erkenntnissen amerikanischer Wissenschaftler süchtig. Der Entzug der darin enthaltenen Droge Koffein könne Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit und Angstzustände auslösen, berichtete am Donnerstag die Medizinische Fakultät der Johns-Hopkins-Universität im "New England Journal of Medicine". Die Suchtgrenze liege bei nur zwei Tassen Kaffee am Tag, dem Durchschnittsverbrauch in den USA, wo 82 Prozent der Erwachsenen Kaffeetrinker sind. Bei plötzlichem Verzicht habe über die Hälfte der untersuchten Personen Entzugserscheinungen gehabt, berichtet die Studie.

Die Verfasser fordern, die Entzugssymptone als stationär zu behandelndes Syndrom anzuerkennen. Die Studie zeige, daß die Bevölkerung in höherem Maße betroffen sei, als bislang angenommen. Koffein (die Teedroge Thein ist damit chemisch identisch) wirkt anregend auf Hirnrinde, Atemzentrum und Gefäßzentrum. Seine Fähigkeit, die Gehirndurchblutung zu senken, machen es zu einem Mittel gegen Migräne. 52 Prozent der 62 Probanden klagten im übrigen nach dem Koffein-Entzug über mäßig bis sehr starke Kopfschmerzen.

kjf/far

REUTER

Abschwung

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten ging es gestern abwärts. Nach einer kurzen Erholungsphase am Mittag habe der Beschluß der Bundesbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen, die Kurse wieder gedrückt, sagten Händler. Obwohl die Entscheidung weitgehend erwartet worden war, habe immer noch das "Fünkchen Hoffnung" auf eine Zinssenkung bestanden. Der Deutsche Aktienindex (Dax) sank um 5,10 auf 1453,43 Punkte. Vorübergehend hatte er bis zu 1462,61 Zähler erreicht.

Experten rechnen in nächster Zeit mit weiter abbröckelnden Kursen angesichts der getrübten Konjunkturaussichten. Ein Fall des Dax bis auf 1320 Zähler sei durchaus denkbar. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in vielen Branchen hielten sich die Anleger bei Engagements in deutsche Titel zurück.

In der Gruppe der Automobilwerte gaben BMW und VW um jeweils 1,50 Mark nach, Daimler sanken um 5,50 Mark.

Von den Konsumaktien stiegen Horten um 1,50 Mark, während Karstadt um vier Mark fielen. Massa legten 2,50 zu. In der Bausparte schlossen Hochtief 50 Mark höher, Holzmann bröckelten um zwei Mark ab.

Von den Finanzwerten büßten Deutsche 0,60, Dresdner 1,50 und Commerzbank 0,20 Mark ein. Allianz kletterten um 13 Mark.

Am Rentenmarkt bildete sich keine klare Richtung heraus. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 7,54 Prozent. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 323,4 Millionen Mark.

Firmen-Telegramm

Samsung übernimmt WF zum Ultimo Der Treuhand-Verwaltungrat hat den Verkauf des Werks für Fernsehelektronik (WF) in Berlin an Samsung gebilligt. Damit steht der Übernahme zum Jahresende nichts mehr im Wege. Die Südkoreaner haben zudem prinzipiell Kaufinteresse auch an dem TV-Geräte-Produzenten RFT Stassfurt und der Elektro-Feinmechanik Mittweida angemeldet. Big Blue tief in den roten Zahlen Einen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar muß der Informatikriese IBM im dritten Quartal verkraften, nachdem er in der Vorjahresperiode noch 177 Millionen Dollar verdient hatte. Die roten Zahlen sind vor allem Ergebnis der Kosten für den Abbau von Personal und Kapazitäten. Den Umsatz steigerte Big Blue um 300 Millionen auf 14,7 Milliarden Dollar. Digital programmiert Stellenabbau Der zweitgrößte US-Computerkonzern, Digital Equipment, hat in seinem ersten Geschäftsquartal per Ende September 5300 Jobs abgebaut und will im nächsten Jahresviertel noch mehr Stellen streichen. Bei einem Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar weist die Gruppe einen Verlust von 261 Millionen aus.

Coca-Cola läßt Millionen sprudeln In den Aufbau eines Vertriebs- und Produktionsnetzes in den neuen Bundesländern will die Essener Coca-Cola insgesamt 750 Millionen Mark stecken. Als Schwerpunkte der Investitionen nennt das Unternehmen Berlin-Brandenburg und Sachsen.

MAN legt Produktionspause ein

Mitte November und Anfang Januar legt die MAN Nutzfahrzeuge für jeweils vier Tage Produktionspausen im Stammwerk München sowie in der Motorenfabrik Nürnberg ein. Die freien Tage bezeichnet das Unternehmen als Betriebsurlaub.Siemens zieht Netzauftrag an Land

Der Elektronikmulti Siemens hat eine Datennetztechnik-Bestellung in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages (Mark) erhalten. Die Tochter Stromberg- Carlson wird im Laufe von zehn Jahren den viertgrößten regionalen Telefonnetzbetreiber in den Vereinigten Staaten, die Firma Ameritech, mit dem Paketvermittlungssystem EWSP ausstatten. Die ersten Lieferungen sind noch für das laufende Jahr vorgesehen.

Seoul mit Kreml unzufrieden

SEOUL, 15. Oktober (Reuter). Die südkoreanische Regierung hat die von Rußland übergebenen Unterlagen über den Abschuß einer südkoreanischen Passagiermaschine 1983 als unvollständig bezeichnet. Die Dokumente des früheren sowjetischen Staatssicherheitsdienstes KGB böten nichts Neues, teilte das Außenministerium in Seoul am Donnerstag mit. Um den Zwischenfall völlig aufzuklären, seien weitere Informationen nötig. Bei dem Abschuß über der Halbinsel Sachalin waren alle 269 Insassen der Boeing 747, die auf dem Flug von Anchorage nach Seoul war, getötet worden, darunter 26 US-Bürger und 28 Japaner.

Aus den in Seoul veröffentlichten Unterlagen geht hervor, daß der wahre Hergang vertuscht werden sollte. Nach damaligen Angaben der Sowjetunion befand sich das Flugzeug auf einem Spionageflug. Aus den Unterlagen geht jedoch hervor, daß es dafür keine Beweise gab. Der KGB habe von der Herausgabe der Sprechfunkaufzeichnungen abgeraten, um den Sachverhalt zu verschleiern.

Südkoreas Vizeverkehrsminister Chang Sang Hyon forderte die Übergabe des Flugschreibers. Präsident Boris Jelzin erklärte laut Chang, das Aufzeichnungsgerät sei demontiert worden.

Bombenleger offenbar gefaßt

MÜNCHEN, 15. Oktober (Reuter). Der Sprengstoffanschlag auf ein Asylbewerberheim bei Rosenheim in der Nacht zum Montag ist offenbar geklärt. Die Staatsschutzabteilung des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) hätte unter dringendem Tatverdacht zwei Männer festgenommen, teilte das LKA am Donnerstag in München mit. Die beiden, ein 22jähriger Arbeiter und ein 20jähriger Kaufmann, werden verdächtigt, eine Rohrbombe an der Eingangstür des Flüchtlingsheims in Kolbermoor bei Rosenheim angebracht und gezündet zu haben.

In der Werkstatt des 22jährigen seien Rohrstücke, Schwarzpulver und Flugblätter rechtsextremen Inhalts gefunden worden. Der 20jährige habe seine Beteiligung an dem Anschlag zugegeben.

Panic traf Kosovo-Führer

PRISTINA, 15. Oktober (Reuter/dpa). Für eine Gleichberechtigung der Albaner in der serbischen Provinz Kosovo hat sich der Ministerpräsident Rest-Jugoslawiens, Milan Panic, ausgesprochen. Vor dem Parlament in der Provinzhauptstadt Pristina sagte Panic am Donnerstag, um den ethnischen Konflikt zu beenden, müßten die Albaner in das politische Leben Serbiens und Jugoslawiens eingegliedert werden. Er forderte Serben und Albaner auf, Verständnis füreinander aufzubringen. Eine Unabhängigkeit des Kosovo lehnte er ab, Kosovo gehöre zu Serbien.

Panic forderte die Albaner auf, ihren politischen Boykott zu beenden. Allerdings müßten auch die Albaner gleichberechtigt wieder in das politische Leben eingegliedert werden. Panic traf auch den Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova. Vor Beginn des Gespräches sagte Panic, man dürfe nicht allzuviel erwarten. Rugova bezeichnete dieses erste Gespräch zwischen den Albanern und der Regierung Rest-Jugoslawiens als einen "Kontakt des guten Willens".

(Siehe auch "Im Blickpunkt")

In Kosloduj drohte Explosion

SOFIA, 15. Oktober (Reuter). Im bulgarischen Atomreaktor Kosloduj hat nach Angaben von Umweltschützern vor drei Wochen nur knapp eine Explosion verhindert werden können. Die Gefahr habe sich nach einem Kurzschluß im Hauptschalter eines 1000-Megawatt-Blocks ergeben, teilte am Donnerstag der Vorsitzende der Umweltschutzorganisation Öko-Energie, Georgi Stoilow, der Nachrichtenagentur Reuter mit. Der Block habe bei voller Stromleistung vom Netz genommen werden sollen. Ingenieure des Kraftwerks sagten, bei dem Kurzschluß seien Lichtbögen aufgetreten. Glücklicherweise sei niemand getötet worden.

Stoilow fügte hinzu, auch die Notstromversorgung habe versagt. Man habe dann aber ein anderes Aggregat aktivieren und so mit Hilfe von Dieselgeneratoren den Reaktorblock abkühlen können.

DEUTSCHLAND/ VERKEHR/ NIEDERSACHSEN .Bahn will bei Nordstrecken auf Neubau verzichten

Hannover (Reuter) - Die Deutsche Bundesbahn (DB) will beim Ausbau ihrer Verbindungen zwischen Hannover und den Städten Hamburg und Bremen möglichst auf den Bau neuer Trassen verzichten. Darauf verständigten sich am Donnerstag DB-Chef Heinz Dürr und Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) in Hannover. Dürr sagte, um eine schnelle Entlastung der Straßen zu erreichen, sei es möglicherweise sinnvoller, bestehende Strecken zu modernisieren, statt neue Teilstücke zu bauen, wie es der Bundesverkehrswegeplan vorsieht.

Dürr und Schröder einigten sich darauf, daß die Bahn bis Ende 1992 eine Wirtschaftlichkeitsstudie zu verschiedenen Varianten vorlegt. Die bisherigen Pläne sehen den Neubau mehrerer Teilstücke vor, um die Verbindungen zu den beiden Hansestädten in das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn zu integrieren. Die geschätzten Kosten betragen rund 3,5 Milliarden DM. Dürr sagte, er nähme auch eine um fünf bis zehn Minuten längere Fahrzeit zwischen Hannover und Hamburg in Kauf, wenn sich das Investitonsvolumen durch die Nutzung vorhandener Trassen reduzieren ließe. Dürr und Schröder hielten es aber für unverzichtbar, mit dem Ausbau den Flughafen Hannover an das Intercity-Netz anzuschließen.

blz/gwa

REUTER

Ungarn in Streit mit Slowakei

BUDAPEST, 15. Oktober (Reuter). Ungarn hat bei der Donau-Kommission gegen das Vorhaben der Slowakei protestiert, die Donau auf einer Strecke von rund 30 Kilometern auf ihr Gebiet umzuleiten. Wie ein Sprecher der in Budapest sitzenden Kommission mit Vertretern aus acht Donau-Anrainerstaaten mitteilte, habe das ungarische Außenministerium am Donnerstag um eine Sondersitzung der Kommission gebeten. Die Slowakei plant die Umleitung des Flusses, um die Turbinen des umstrittenen Gabcikovo-Kraftwerks zu betreiben.

Die Ungarn hatten bereits 1989 die Bauarbeiten für das gemeinsame Projekt gestoppt und im vergangenen Mai den 1977 mit der Tschechoslowakei geschlossenen Vertrag gekündigt. Die Regierung in Budapest befürchtet katastrophale Folgen für die Umwelt, sollten die Slowaken - wie geplant - am 20. Oktober im Alleingang mit der Donau-Umleitung Ernst machen.

Treuhand-Verwaltungsrat billigt Eko-Sanierung

BERLIN (rtr). Die Treuhand soll die Firma Eko Stahl in Eisenhüttenstadt notfalls auch ohne Beteiligung der Bochumer Krupp Stahl sanieren. Das beschloß der Verwaltungsrat des Hauses Breuel. Die Verhandlungen über den Verkauf an Krupp würden aber weitergeführt, berichtet Sprecher Wolf Schöde. Die Bochumer hätten "einen Schritt zurück" gemacht, indem sie sich immer wieder auf die schlechte Stahlkonjunktur beriefen. Bei Krupp hatte es in dieser Woche geheißen, es sei aus heutiger Sicht nicht erkennbar, ob ein Weg für die Übernahme von Eko gefunden werden könne.

Der Verwaltungsrat stimmte auch Finanzhilfen für DKK-Scharfenstein zu. Das geschah der Behörde zufolge in der Erwartung, daß die laufenden Gespräche zur Teilprivatisierung zum Erfolg führen. Sie soll mit der Entwicklung des neuen "Öko-Kühlschranks" erreicht werden. Der dazu nötige zweistellige Millionenbetrag sei nun freigegeben worden.

Schließlich billigten die Berliner den Verkauf der Halleschen Mitteldeutschen Bau an den türkischen Konzern Tekfen.

Bush warnt EG vor Handelskrieg

BRÜSSEL (rtr/FR). Die USA haben nach Ansicht von Präsident George Bush alles getan, um einen Abschluß der Gespräche im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) über die weitere Liberalisierung des Welthandels zu erreichen. "Wir sind so weit gegangen wie möglich, um den Sorgen der EG zu entsprechen", schrieb Bush an die Staats- und Regierungschefs der Zwölfergemeinschaft. Nun brauche man politischen Willen, hieß es in dem Brief, der kurz vor dem Sondergipfel der EG in Birmingham vorgelegt wurde. Er glaube, eine Einigung in der sogenannten Uruguay-Runde sowie im Streit über die Soja-Exporte sei möglich. "Wenn wir diese Gelegenheit ergreifen, werden wir uns auf den Weg zur Erneuerung des Welthandelssystems begeben, das Vertrauen der Märkte wiederherstellen und die Erholung der Wirtschaft fördern." Wenn nicht, so der US-Präsident, drohe ein eskalierender Handelskrieg.

Gatt-Generalsekretär Arthur Dunkel warnte erneut vor einer zusätzlichen Beeinträchtigung der ohnehin angeschlagenen Weltwirtschaft, falls es nicht bald ein Signal für einen erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen geben sollte. Die Zeit werde knapp, da die Ergebnisse der Gatt- Gespräche im US-Kongreß bis Februar behandelt werden müßten. "Wenn wir diese Frist verpassen, geraten wir in große Schwierigkeiten."

Auch der Bonner SPD-Abgeordnete Ingomar Hauchler und seine Parteigenossin Christa Randzio-Plath als Gatt-Berichterstatterin im Europaparlament warnten vor einem Mißerfolg der Liberalisierungsrunde. Verlierer würden die Länder des Südens sein, die ohne multilaterale Handelsverträge dem Diktat der in ihrer Region dominierenden Industriestaaten ausgesetzt seien - ohne Chance auf Weiterentwicklung. "Das ist friedensgefährdend." Es gelte, die Zeit vor der US-Präsidentschaftswahl zu nutzen, um die Uruguay-Runde abzuschließen. Der Durchbruch bei der Liberalisierung der Dienstleistungen sei möglich, und hier entstünden gerade in der EG zunehmend Arbeitsplätze. Am Agrarhandel dürften die Gespräche daher nicht scheitern.

Libanons Regierung tritt ab

BEIRUT, 16. Oktober (Reuter). Libanons Regierung ist am Donnerstag zurückgetreten, um nach den Parlamentswahlen den Weg für ein neues Kabinett freizumachen. Wenige Stunden vor der Auflösung des alten Parlaments gab Ministerpräsident Raschid Solh am Abend den Rücktritt seiner Regierung bekannt. Das neue Parlament will am kommenden Dienstag zu seiner ersten Sitzung zusammentreten. Dabei soll nach Angaben aus Diplomatenkreisen ein Parlamentspräsident gewählt werden, der dann mit Staatspräsident Elias Hrawi über die künftige Regierung sprechen wird. Die meisten Christen hatten die ersten Parlamentswahlen seit 20 Jahren boykottiert, weil noch immer syrische Truppen in Beirut und Umgebung stationiert sind.

De Klerks Vorschlag abgewiesen Keine Mehrheit für Verfassungsänderung zugunsten Schwarzer

KAPSTADT, 16. Oktober (Reuter/AFP). Der südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk hat am Donnerstag eine überraschende Niederlage bei der Abstimmung über eine Verfassungsänderung erlitten, die es ihm erlaubt hätte, Schwarze in sein Kabinett aufzunehmen. In der Parlamentskammer der Farbigen verpaßte die Vorlage die erforderliche absolute Mehrheit.

In Südafrika gibt es drei nach Rassen getrennte Kammern für Weiße, Farbige und Inder. Die schwarze Mehrheit des Landes ist bisher vom Parlament ganz ausgeschlossen.

Die südafrikanische Regierung legte dem Parlament am Freitag eine Gesetzesänderung vor, die es erlauben würde, geständigen Tätern von politischen Verbrechen Straflosigkeit zuzubilligen. Die Vorlage sieht vor, einen nationalen Prüfungsrat zu bilden, der entscheiden soll, ob einem geständigen Verbrecher Straffreiheit bewilligt werden kann. Dem vom Präsidenten ernannte Rat soll mindestens ein Richter angehören. Nach Auffassung der Regierung müßten dabei alle Häftlinge gleich behandelt werden, sagte Coetsee.

Dieses Prinzip solle auch bei jenen angewandt werden, die noch nicht angeklagt oder verurteilt wurden. Vorgesehen ist weiterhin, daß Geständnisse vertraulich erfolgen können.

Kohl und Major zeigen sich als Freunde

BIRMINGHAM, 16. Oktober (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl und der britische Premierminister John Major haben am Vorabend des EG-Sondergipfels in Birmingham Einvernehmen in den bilateralen Beziehungen und in der Frage der Europäischen Einigung demonstriert.

Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern seien trotz der Turbulenzen der vergangenen Wochen "nicht beinträchtigt", erklärte Kohl nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel nach einem mehr als zweistündigen Treffen mit seinem britischen Kollegen in der englischen Stadt.

Kohl und Major waren sich laut Vogel einig, daß von dem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft (EG) "ein Signal des Vertrauens und der Zuversicht" ausgehen müsse. Alle zwölf EG-Staaten müßten gemeinsam weiter auf dem Weg zur Ratifizierung des Maastrichter Vertrags und zur Europäischen Union vorangehen. Birmingham solle den "Grundstein" für den Gipfel in Edinburgh in Dezember legen.

Die Zwölf werden am Freitag zunächst über eine "Erklärung von Birmingham" zum Subsidiaritäts-Prinzip beraten. Dieses Prinzip besagt, daß die EG nur solche Fragen regeln soll, die die einzelnen Staaten nicht besser selber wahrnehmen können. Gesprochen werden soll auch über die monetäre Zusammenarbeit.

Die Staats- und Regierungschefs und die Außenminister wollen außerdem eine Winterhilfe für die Bürgerkriegsflüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien beschließen, in die auch Nicht-EG-Staaten einbezogen werden sollen. Nach Angaben aus Delegationskreisen soll dafür bis Weihnachten eine Milliarde Dollar aufgebracht werden. Die Finanzierung muß aber noch geklärt werden.

Konkurrenz für Panama-Kanal

TEGUCIGALPA, 16. Oktober (Reuter). Honduras und El Salvador haben den Bau einer Eisenbahnstrecke vom Atlantik zum Pazifik vereinbart, die eine Alternative zum Gütertransport durch den Panama-Kanal bieten soll. Der honduranische Verkehrsminister Mauro Membrenos sagte am Donnerstag, er habe mit seinem Amtskollegen Jose Raul Castaneda ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die Arbeiten an der 320 Kilometer langen Trasse sollten bis Februar 1994 abgeschlossen werden. Für die Verbindung sollten auch bereits bestehende Eisenbahnstrecken genutzt werden.

"Bildstörungen" irritieren vor dem Start in den alpinen Weltcup Geheimnisvoller Unbekannter kauft zahlreiche Skirennen auf Val Gardena für 500 000 Dollar einkassiert / "Großfahndung" nach dem Rechtehändler / Spur führt zu Kirch und Berlusconi

Ein geheimnisvoller Unbekannter kauft derzeit die Übertragungsrechte für alpine Skirennen auf. Für sage und schreibe 500 000 Dollar haben sich die Agenten einer Gesellschaft namens "Halva" beispielsweise alle Rechte an der traditionsreichen Männer-Abfahrt von Val Gardena gesichert. Aspen hat sogar 600 000 Dollar für drei Jahre erhalten. Wer aber "Halva" ist, das weiß angeblich niemand, nicht einmal Gian Franco Kasper, der einflußreiche Generalsekretär des Ski-Weltverbandes FIS.

"Halva" unterhält einen Sitz an der Tobelstraße in Zürich. Ihre Akquisiteure Mark Mascarenas, Chester English (beide USA) und ein italienischer Signore namens Bucarelli haben seit dem Spätsommer völlig überraschend alle Rennen in Nordamerika in Italien, Norwegen, Schweden und sogar im französischen Val d'Isere aufgekauft, zum Teil für drei Jahre und zu Beträgen, die bisher im Skizirkus völlig unbekannt waren und ernste Zweifel an der Refinanzierbarkeit aufkommen lassen. Geschätzt wird eine Summe von sieben Millionen Dollar.

So groß die Genugtuung der FIS ist, daß sich endlich einmal etwas tut im Weltcup, so groß ist auch die Irritation. Denn die Organisatoren der Rennen haben ihr Geld bereits bar oder als Bankbürgschaft erhalten - noch ehe überhaupt klar ist, welche Fernsehsender übertragen werden.

Da nämlich liegt der Hase im Pfeffer. Mit dem Sende-Vorrecht der in der Europäischen Sende-Union (EBU) zusammengefaßten Anstalten ist es vorbei. Abgesehen von Schweden, wo "Halva" gleich die komplette Vermarktung des Verbandes übernommen hat, wurde offiziell noch kein Rennen einem Sender angeboten. Die Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind noch längerfristig vertraglich an die öffentlich-rechtlichen Sender gebunden.

Während der Agent Mascarenas bisher im Boxen und Wrestling aktiv war, führen die Namen seiner beiden Kollegen immerhin auf eine Fährte: Beide waren auch schon für Italiens Medienzaren Sivio Berlusconi tätig. Berlusconi wiederum ist verbandelt mit dem Münchner Film- Großhändler Leo Kirch, mit dem zusammen er den Privatsender Tele 5 betreibt und der auch bei SAT 1 dick im Geschäft ist. Tele 5 soll ab Januar 1993 als Deutsches Sport-Fernsehen (DSF) in den Äther abstrahlen. Dazu wollen die Gerüchte nicht verstummen, daß Kirch auch bei einer geplanten zweiten Fernsehkette in der Schweiz, die ebenfalls zu Jahresbeginn auf Sendung gehen könnte, mittut.

Gerade bei den skibegeisterten Eidgenossen, aber auch für das DSF ist eine bessere Werbung als mit exklusiven Alpin-Rechten schwer vorstellbar.

Die Fernsehrechte für Gröden erwarb Italiens RAI bisher für 25 000 Franken. Die Übertragung der Abfahrt von Aspen etwa - bislang wie die nordamerikanischen Frauen-Rennen der Eurovision gratis zur Ausstrahlung angeboten - soll nun schon 60 000 Dollar kosten. sid

Zwei Vertreter scheiden aus IOC Ende 1992 mit 93 Mitgliedern

Ende des Jahres wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur noch 93 persönliche Mitglieder aufweisen. Aus Altersgründen scheiden der Kubaner Manuel Gonzalez Guerra und der Schwede Matts Carlgren aus. Beide sind inzwischen 75 Jahre alt geworden.

Das neueste offizielle IOC-Protokoll führt trotz der Anerkennung von zwölf neuen Nationalen Olympischen Komitees aus dem Bereich der früheren UdSSR immer noch die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS, olympisch: EUN) als Mitglied, so daß es derzeit 185 anerkannte Nationale Olympische Komitees gibt. Die GUS (EUN) wird jedoch Ende 1992 ihre olympische Anerkennung verlieren. Die Zahl der Weltfachverbände, deren Sport sich im Olympiaprogramm befindet, beläuft sich weiter auf 30. sid

Rallye San Remo Erster WM-Erfolg für Italiener Aghini

Durch den ersten Weltmeisterschafts- Erfolg des Italieners Andrea Aghini bei der 34. Rallye San Remo ist die Fahrer- WM wieder offen. Der 24jährige Aghini gewann auf Lancia Integrale den elften von 14 WM-Läufen vor seinem Markengefährten und amtierenden Weltmeister Juha Kankkunen und profitierte dabei vom frühen Ausfall des Lancia-Toppiloten Didier Auriol. Der Franzose, der in dieser Saison bereits sechs Rallyes gewann, führt in der WM-Wertung weiter mit 120 Punkten. Auf Platz zwei schob sich mit 107 Zählern der dreimalige Champion Kankkunen vor, Dritter ist nun Ex-Weltmeister Carlos Sainz (Toyota/104), der in San Remo nicht am Start war.

Aghini, ein Fahrer von der Lancia-Ersatzbank, hatte bei seinem 2084 km langen Heimspiel nach 25 Wertungsprüfungen (527 km) 40 Sekunden Vorsprung vor Kankkunen. Dritter wurde der Franzose Francois Delecours vor seinem Ford-Markenkollegen Massimo Biasion aus Italien, dem San-Remo-Sieger der letzten drei Jahre.

Für Lancia, das sich zum Saisonende - zumindest werksseitig - von der WM verabschieden wird, war es der vierte Doppelsieg 1992. Von einer möglichen Stallorder zu seinen Gunsten wollte Kankkunen nichts wissen. "Wenn Aghini angehalten worden wäre, wäre ich hinter ihm stehengeblieben. Er hat hier verdient gewonnen", sagte Kankkunen dazu. Ihr Kollege Auriol war bereits nach fünf Kilometern mit gebrochenem Achsschenkel ausgefallen. sid

Nach den zwei Siegen der Handballfrauen gegen die CSFR Lob und Tadel gab es vom Trainer Doering Noch zuviele technische Fehler im Angriff / Wichtiges Ziel ist die Europameisterschaft 1994

Nicht Sekt, nicht Selters, sondern einen Cocktail aus Lob und Tadel kredenzte der neue Bundestrainer Lothar Doering seinen Spielerinnen zum Debüt. "In der Abwehr standen wir schon recht gut, im Angriff hingegen sind 16 technische Fehler einfach zuviel", bilanzierte der Leipziger nach den beiden Siegen der Handball-Frauen gegen die CSFR in Oldenburg (21:17) und Nordenham (20:18).

Kompakte Abwehr plus schnelle Konter - diese Philosophie des 42 Jahre alten Sachsen konnten die deutschen Spielerinnen bei ihren ersten Auftritten unter dem neuen Chef verständlicherweise noch nicht vollständig umsetzen.

Besonders in Nordenham zeigte sich, daß bis auf weiteres Handball mehr "gearbeitet" als gespielt werden muß. Als die Spielerinnen um Kapitän Michaela Erler bei einem Zwischenstand von 18:9 zu zaubern versuchten, drohte das Spiel binnen weniger Minuten zu kippen.

Anders als sein Vorgänger Heinz Strauch, der nach der verpaßten Olympia-Medaille in Barcelona gehen mußte, ist Doering kein Mann, der Konflikte scheut: "Es kann hin und wieder knirschen, das muß auch so sein." Eine Einstellung, vor der seine Spielerinnen offensichtlich keine Angst haben. "Gegen sachliche Kritik ist nichts zu sagen, und Fehler müssen klar und deutlich angesprochen werden", meinte Cordula David vom TuS Walle Bremen, die wegen eines grippalen Infekts nicht zum Einsatz kam.

Es kommt Doering, 98maliger DDR- Auswahlspieler und Olympiasieger 1980 in Moskau, sehr gelegen, daß er mehr als ein Jahr Zeit hat, um ein Team für die Weltmeisterschaft im November 1993 in Norwegen zusammenzustellen. Doch auf dem olympischen Weg nach Atlanta '96 ist die erstmals ausgetragene Europameisterschaft im September 1994 in Deutschland die erste wirklich wichtige Zwischenetappe. Doering: "Alle Spielerinnen, die bis zur EM dabeibleiben wollen, werden ihre Chance erhalten."

Ohnehin herrscht in der Doering-Truppe, bedingt durch beruflichen Nachholbedarf nach Olympia '92, ein ständiges Kommen und Gehen. Stammplätze gibt es kaum. Unter diesem Aspekt mißt Doering den beiden Turnieren am Wochenende in Dänemark sowie in der nächsten Woche in den Niederlanden eine wichtige Bedeutung zu:

"Es sind viele neue Gesichter, die sich jetzt aneinander gewöhnen sollen und müssen. Wir müssen jetzt die Zeit des Einspielens schnell hinter uns bringen. Dann ist mir vor der Zukunft nicht bange, denn genug spielerisches Potential ist vorhanden." sid

WM-Qualifikation Norwegen spielt 1:1 im Wembley-Stadion

Außenseiter Norwegen hat wieder einen Favoriten geschockt. Im Rennen um die Tickets zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA holte die Mannschaft um Kapitän Rune Bratseth (Werder Bremen) mit einem sensationellen 1:1 im Londoner Wembley-Stadion gegen England einen Punkt, nachdem sie zuvor schon die Niederlande mit 2:1 besiegt hatte. Mit 7:1 Punkten liegt Norwegen klar an der Spitze der Europa-Gruppe zwei. Überraschender Zweiter der Gruppe mit 3:1 Punkten ist Polen, das mit einem 2:2 in Rotterdam den WM-Fehlstart für Ex-Europameister Niederlande noch verschlimmerte.

Der zweimalige Vize-Weltmeister Niederlande sieht sich, obgleich er noch acht Spiele vor sich hat, schon als mögliches norwegisches Opfer. "Unsere Chancen sind minimal", meinte Marco van Basten. Das ohne Ruud Gullit angetretene Team von Trainer Dick Advocaat holte durch zwei Tore von Peter van Vossens wenigstens noch den 0:2-Rückstand auf.

Für die Niederländer und Ex-Weltmeister England war es kein Trost, daß sich auch Italien und Dänemark daheim mit Remis begnügen mußten. Im ersten WM- Qualifikationsspiel seit elf Jahren für den dreimaligen Weltmeister Italien sicherten erst späte Tore von Baggio und Eranio (83. und 90.) ein 2:2 gegen die Schweiz, für die Ohrel (17.) und Chapuisat (21.) früh getroffen hatten.

In der "Squadra Azzurra" scheint nach Franco Baresis Ausstieg ein Liberoproblem zu entstehen. Nationaltrainer Arrigi Sacchi klagte: "Baresi ist nicht zu ersetzen." Schon kursieren Spekulationen um dessen Rückkehr. Nach dem Verpassen der EM-Endrunde - Norwegen knöpfte den Italienern drei Punkte ab - schlägt Sacchi, dem Nachfolger von Azeglio Vicini, aber noch keine neue Welle der Kritik entgegen. Immerhin konnte der Trainer zur Entschuldigung anführen: "Mir fehlten mit Baresi, Maldini, Vierchowod und Mannini vier Abwehrspieler."

Europameister Dänemark konnte seine "Nulldiät" auch im dritten WM-Match nicht beenden. Wie zuvor in Lettland und Litauen blieb die Truppe von Trainer Richard Möller Nielsen auch im ersten Heimspiel gegen Irland ohne Tor. sid

Scharfer Ton im Handball-Verband Hinrichs kabbelt sich mit Kandidat Strombach

Der im Mai 1993 scheidende Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Hans-Jürgen Hinrichs, liegt im Streit mit Bundesliga-Sprecher Uli Strombach (VfL Gummersbach). An den Präsidiums-Sitzungen soll Strombach künftig nicht mehr teilnehmen dürfen. Wie Hinrichs in einem internen Brief an die 18 Erstliga- Klubs ausführt, sei die Zusammenarbeit mit Strombach zuletzt "zunehmend problematischer" geworden. In dem Schreiben heißt es weiter, Strombachs Aktivitäten seien "brunnenvergiftend und kontraproduktiv" gewesen. Er habe ferner viel Alleingänge im eigenen Interesse und ohne das Wissen der Bundesliga unternommen.

Der Gummersbacher Rechtsanwalt hat inzwischen auf die massiven Anschuldigungen reagiert: "Der Schmutz fällt immer auf den zurück, der ihn verbreitet." Strombach droht Hinrichs mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede, sollte der seine Behauptungen nicht revidieren. Er vermutet hinter der Kampagne den Versuch, ihn als Kandidat für die DHB-Präsidentschaft aus dem Rennen zu werfen.

Hinrichs hatte sich in den Diskussionen über seinen Nachfolger für Vizepräsident Bernd Steinhauser ausgesprochen. Weiterer Kandidat ist der Kieler Heinz Jacobsen, der sich wie Strombach ins Gespräch gebracht hatte. sid

Mannschafts-WM der Golfer Australiens Trio besiegte Deutschland

Deutschland startete mit einer Niederlage in die inoffizielle Mannschafts-Weltmeisterschaft für Golfprofis im schottischen St. Andrews. Bernhard Langer (Anhausen), der Kölner Heinz-Peter Thül und der Hamburger Torsten Giedeon verlor nicht ganz unerwartet gegen das an Nummer zwei gesetzte Australien 0,5:2,5.

Den halben Punkt für die deutsche Mannschaft holte Langer, der sich von Greg Norman 72:72 trennte. Die beiden anderen deutschen Profis kamen mit den äußeren Bedingungen nicht zurecht. Thül unterlag Rodger Davis 81:78, Giedeon verlor gegen Ian Baker-Finch 81:75. sid

Sein Vorbild ist der Wilde mit dem Specknacken: Seit 90 Jahren wandert Teddy sanft und brummig durch die Betten von alt und jung Ein guter deutscher Bär kennt keine Schlappohren In Stierstadt kreiert Heidrun Stork die Plüschgesellen Von Heitken Schwarzenau

Bären aus Plüsch und Schafwolle boomen: "Seit zwei Jahren steigt die Nachfrage, woher das kommt, weiß ich auch nicht." Eine Bewegung amerikanischer Künstlerinnen, mutmaßt sie, könnte dafür gesorgt haben, daß die brummigen Gesellen in vielfältigen Verkleidungen die Läden überschwemmen und als Postkartenmotive, als Stickereien auf Pullovern und Webmustern in Socken überall auftauchen.

Heidrun Stork, die hauptsächlich Puppen zum Spielen und Anschauen herstellt, hat sich auf die Wünsche ihrer Bären-Kunden eingestellt. Es macht ihr Spaß, aus allerlei Material Arme, Beine, Körper und Köpfe auszuschneiden, sorgfältig zusammenzufügen und schließlich mit Bärenstopfwatte zu füllen. Damit noch nicht genug: Die meisten Geschöpfe ihrer Produktion bekommen Berufskleidung. So sitzen um sie herum Fußballer-, Eisenbahner- und Gärtnerbären. Ein besonderes Exemplar ist "Clondike Ike", der Goldsucherbär.

Zur Puppen-Ausstellung "Eurodoll", die an diesem Wochenende in Wiesbaden stattfindet, sind die Bären seit zwei Jahren wieder zugelassen. Es gibt sogar einen "Bärenwettbewerb". Und für den hat Heidrun Stork sich etwas Besonderes ausgedacht: Eine ganze Familie mit Kindern und Baby, für die sie eine große Bärenstube eingerichtet hat.

Bis hin zur Familienähnlichkeit hat sie alles geplant. Denn Bär ist nicht gleich Bär: Es gibt die mit aufgesetzter und die mit angeschnittener Nase. Mutter und Töchter hat sie mit angeschnittenen, den Vater und die Söhne mit aufgesetzten Nasen konstruiert - die Mädchen ähneln der Hausfrau, die Jungen dem Mann: Rollenklischees im Plüschland.

Das Material für die verschiedenen Hautfarben zu finden ist recht einfach: Firmen, die Bastelmaterial vertreiben, bieten Bärenstoffe "nach alter Art" aus Plüsch, Mohair oder Schurwolle an. "Alte Art" ist in diesem Fall die Anlehnung an die Materialien, die für die ersten Spielbären vor 90 Jahren verwendet wurden. Das erste Exemplar, das Richard Steiff 1902 schuf und das später den Namen "Teddy" für die ganze Gattung erhielt, ist für Heidrun Stork immer noch das Vorbild, wenn sie ihre Bären-Kollektionen herstellt.

Der "wilde Waldbär", sagt sie, hat Pate gestanden: "Der kann auch auf allen Vieren stehen, hat Specknacken und Scheibengelenke, und Arme und Beine können bewegt werden".

Der traditionelle Bär hat, so Stork, erst in den 30er Jahren seinen Kuschelpartner bekommen, den Knutschbären aus einem Stück mit angeschnittenen Gelenken. Auch die Ohren des Kuscheltieres sind schlapper als die des Traditionsbären: "Die deutschen Bären haben keine Schlappohren".

Das Mißverständnis, das den australischen Koalabären (zoologisch ohnedies kein Bär, sondern ein Beutler) in Lexika immer noch als Vorbild für den Spiel- oder Teddybären verzeichnet, kann sich Heidrun Stork nur durch die spät entstandene Kuschelform des Tieres erklären: "Da sehen einige wirklich wie Koalas aus."

Die Bären-Schneiderin glaubt, daß längst nicht mehr all ihre pelzigen Produkte als Spielzeug für Kinder dienen. Sie weiß, daß auch Erwachsene große Bärensammlungen haben, an die Kinder mitunter gar nicht herandürfen: "Die Sammelleidenschaft ist groß, zusammengetragen werden nicht nur neue, sondern auch alte und abgegriffene Bären."

Ein Beispiel für die Ausstellungen und Sammlerbörsen, die wie die Pilze aus der Erde schießen, ist die "Bärenlese", eine Schau, die erst in Essen und jetzt in Wien viele Besucher anlockt. Erwachsene und Kinder zeigen ihre Lieblingstiere und schreiben Geschichten dazu: Der Teddybär wandert seit 90 Jahren durch Kinderbetten und verläßt sie auch nicht, wenn die Menschen erwachsen werden.

Die Bären-Bastelei treibt allerdings auch kuriose Blüten: Heidrun Stork hat einen Bären-Zirkus konstruiert. Da ist der Bär auch Clown, Akrobat, Seiltänzer. Und der Tanzbär ist eine Dame aus rosa Plüsch mit Tüllröckchen und Balance- Schirmchen. Die Kleidung der Plüschtiere ist im übrigen aus robusten Stoffen, aus Naturfasern gewebt. Heidrun Stork entwirft eigene Kollektionen, schneidet Hosen und Röcke zu: "Schnittmuster für Puppenkleider kann ich nicht nehmen, die passen nicht, denn Bären haben Bäuche." Auch in der Werbung sind Heidrun Storks Bären schon aufgetreten: Ein Chemiekonzern hat bei ihr ein Exemplar bestellt, mit dem für die Schluckimpfung geworben wurde.

Soziale Integration der Ausländer wichtig

Die Studie des Kriminologischen Instituts in Niedersachsen, derzufolge der pauschale Kriminalitätsvorwurf gegen Ausländer nicht haltbar ist (FR vom 30. 9. 92: "Studie widerlegt pauschalen Kriminalitätsvorwurf gegen Ausländer"), kommt als Veröffentlichung gerade zur rechten Zeit, die ja zunehmend von "rechts" geprägt wird. Die immer unsachlicher werdende Asyldebatte braucht jetzt Anstöße, die wieder das Bewußtsein wecken, daß hier über Menschen gerichtet wird, die aus größter Not und Verzweiflung heraus unser Land aufsuchen und es sich nicht, entgegen so mancher Vorstellung, um eine uns kahlfressende Heuschreckenplage handelt.

Bedeutend und wegweisend ist sicherlich die Konsequenz der Studie, daß eine Kriminalitätsstatistik, differenziert nach Deutschen und Ausländern, ohne Einbezug der sozialen und wirtschaftlichen Situation, nicht den Kern des Problems trifft. Diese Art der Analyse, jüngst veröffentlicht in der Welt am Sonntag vom 27. 9. 1992 mit der Schlagzeile: "Jede dritte Straftat wird von Ausländern begangen / Hoher Anteil von Asylanten", läßt die Wellen der Empörung - scheinbar zurecht - nur noch höher schlagen. Doch wird dadurch weder Raum für Objektivität noch zukunftsträchtige Lösungsvorschläge geschaffen, was natürlich nicht bedeuten soll, daß diese zitierten, auch nicht vom Forschungsinstitut in Niedersachsen widerlegbaren Fakten, ungenannt bleiben sollen.

Vielmehr darf das gedankenlose Jonglieren mit Zahlen und Statistiken, die oftmals sowohl das eine als auch das andere beweisen können, nicht ohne die notwendige Erhellung der Motive und Ursachen geschehen, wenn man nicht zu einer unnötigen Verschärfung der ohnehin schon explosiven Stimmung beitragen möchte. Dies würde zu einer menschlicheren Sichtweise führen, durch die auch der von vielen Deutschen bereits empfundene Bedrohungscharakter der Thematik entscheidend gemildert werden könnte.

Schlußfolgernd muß gerade von den Medien deutlich in den Vordergrund gerückt werden, wie wichtig die soziale und wirtschaftliche Integration der Ausländer ist und welch unersetzbarer Bestandteil unserer Gesellschaft sie bereits geworden sind - insbesondere vor dem Hintergrund ihrer pauschalen Verurteilung.

Gerd Baumgarten, Zivildienstleistender in Hamburg

Zur Sache Der erste Teddy hieß PB 55

HOCHTAUNUSKREIS. Obwohl der Aufstieg des Bären in den USA dem eines Kometen glich und er seinen Namen vom Präsidenten "Teddy" Roosevelt bekam: das Spieltier ist eine deutsche Erfindung. Richard Steiff hat das erste Exemplar bei der Leipziger Messe im Jahr 1902 vorgestellt. Es war noch ein namenloser Bär, mit der Produktbezeichnung PB 55, übersetzt "Plüsch, beweglich, 55 Zentimeter". Ein amerikanischer Spielzeugverkäufer entdeckte das Plüschtier und hatte gleich eine glänzende Werbeidee: Er kannte die Liebe des US-Präsidenten Theodore "Teddy" Roosevelt zu Bären. Der soll sich unter anderem geweigert haben, auf der Jagd einen Bären zu schießen. Der Spielzeughändler fragte den Präsidenten, ob man die Stoff-Nachbildung des Bären nach ihm benennen dürfe. Roosevelt war einverstanden: Er glaube zwar nicht, daß sein Name "für das Geschäft mit Spielwaren viel wert ist, aber meinetwegen können sie ihn haben". So steht die Geschichte in den Annalen der Firma Margarete Steiff in Giengen an der Brenz. Als Spekulation bezeichnet deren Pressesprecher Bernd Schmeizl die Variante, Richard Steiff habe das Spielzeug für Jungen konstruiert, "die ja um die Jahrhundertwende noch nicht mit Puppen spielen durften". Das könne so gewesen sein, meint Schmeizl, belegen lasse sich das nicht.

Belegt dagegen ist, daß der Braunbär Vorbild für den "Teddy" ist: "Richard Steiff ist in Stuttgart oft mit dem Skizzenbuch im Hill'schen Tiergarten gewesen, in dem es Braunbären gab. Er hat sie gezeichnet, wie viele andere Tiere auch. Das Skizzenbuch gibt es noch".

Nachdem der Teddy-Bär erst in den USA eingeführt war, war sein Erfolg nicht mehr zu bremsen. Allein die Firma Steiff hat inzwischen 30 Millionen Exemplare auf die Reise in die ganze Welt geschickt, noch heute werden jährlich 300 000 Stück vertrieben. Und es gibt jede Menge weiterer Hersteller. Fast jedes Kind hat den Teddy als Spieltier mit ins Bett genommen und bewahrt ihm oft lebenslängliche Anhänglichkeit. Die hat inzwischen sogar Wissenschaftler auf den Plan gerufen, die das Phänomen der Teddy- Bären-Liebe untersucht haben.

"Der Teddy ist Zeuge der ersten Jubelschreie eines Kindes und auch seiner ersten Tränen und Schmerzenstöne", schreibt der Wissenschaftler Rolf Kania im Katalog zur Ausstellung "Bärenlese - Zum Wesen des Teddys", die zur Zeit in Wien gezeigt wird.

"Ihm vertraut sich das Kind an, über ihn verfügt es nach Herzenslust. Der Teddy ist weich, warm und immer bereit zum Zuhören, immer bereit zum Spielen. Als Schutzengel und Talismann hilft er über Ängste hinweg, über Furcht vor dem Dunkeln der Nacht, vor unruhigen Träumen, auf Reisen, in fremder und unvertrauter Umgebung oder gar im Krankenhaus." Der Teddy ist nicht im Arm der Kinder geblieben. Er wurde ein Lieblingstier der Werbung: Der Kuschelbär steht nicht nur für weiche Wäsche, er tropft auch Kondensmilch in den Kaffee, preist Eis, Zahncreme und Bier an, ja sogar Schmerzmittel.

Der Ur-Teddy von Richard Steiff ist im übrigen nicht das erste Tier der Steiff-Familie gewesen. Das war der Elefant, und der war eigentlich nur ein Nadelkissen von Margarete Steiff, der Näherin . . . Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. nau

Auf der Suche nach dem eigenen Weg Die schwierige Begegnung zwischen Frauen aus Ost und West Von Elisabeth Ehrhorn

Frauen in Ost- und Westeuropa - ein wenig erinnern sie an das Märchen von den beiden Königskindern, die nicht zueinander finden können. Können sie den Graben aus Mißverständnissen, unterschiedlichen Erfahrungen, Hoffnungen und Wünschen überspringen, der sich nach dem Ende des Sozialismus in Osteuropa so deutlich aufgetan hat? Stimmt es, daß Frauen im Osten Europas von "der Gleichberechtigung erschöpfte Wesen" sind, wie die Russin Larissa Wassiljewa meint? Wollen Frauen im Osten überhaupt dasselbe wie Frauen im Westen, oder fühlt sich die "aufkeimende Frauenbewegung (Ost)" von der "unterkühlten deutschen Frauenbewegung (West)" überrumpelt?

Die Kluft zu überbrücken, die sich seit dem Zusammenbruch des Sozialismus im Osten Europas oftmals in Sprach- und Verständnislosigkeit, in falschen Erwartungen und enttäuschten Hoffnungen offenbart hat, war das Ziel einer Tagung ("Frauen in Osteuropa") in Frankfurt. Den beiderseitigen Wunsch, die Sprache der anderen, ihre Erfahrungen zu verstehen, nahmen die Veranstalter, darunter das Palais Jalta aus Frankfurt, das Bundesministerium für Frauen und Jugend, und der Frauenrat der Heinrich-Böll-

Stiftung zum Anlaß für die Ost- West-Begegnung. Selbst wenn man dieselbe Sprache benutzte, fand man zunächst nicht zueinander. Wie klingt das von westlichen Frauen eingeforderte "Recht auf Abtreibung" in den Ohren einer russischen Frau, wenn, wie die Publizistin Sonja Margolina berichtete, in der Sowjetunion Frauen im Durchschnitt siebenmal diesen Eingriff vornehmen ließen (die Dunkelziffer nicht "mitgerech-

net") und ihre erste als eine Art Initiation gefeiert wurde? Was bedeutet es für eine Rumänin, die sich ein Bett mit einer Gebärenden teilen muß?

Was verbinden Frauen in Osteuropa mit den Begriffen "Haushalt" und "Familie", die zur außerhäuslichen Arbeit "zwangsverpflichtet" und "zwangsorganisiert" waren, wie Judit Fenakel, Schriftstellerin aus Budapest, meinte? Oftmals war die Familie dort "Hort der Individualität" und der einzige Rückzugsraum, in dem man der staatlichen Kontrolle noch am ehesten ausweichen konnte.

Für das Recht auf den eigenen Weg, darauf, Inhalt und Sinn von Emanzipation selbst zu definieren, machten sich die Frauen aus Osteuropa stark. die "etwas unterkühlte" Frauenbewegung in Westdeutschland sei kein Modell für den Osten. Mehr noch: "Wir haben Glück, daß es bei uns keine Frauenbewegung gibt", sagte eine Teilnehmerin aus der CSFR: "Sie wäre dann nämlich schon längst von einer unserer Parteien parteipolitisch instrumentalisiert worden."

Die Frauen aus Osteuropa wehrten sich nicht nur dagegen, daß ihnen die westliche Frauenbewegung Ziele vorgibt, für die sie zu streiten hätten. Betrachte man diese als eine homogene Bewegung, so der Einwand einer westeuropäischen Frau, sei sie ja auch "nur eine Chimäre". Respekt und Anerkennung für ihre Haltung forderte denn auch Jirina Siklova, Sozialwissenschaftlerin aus Prag: "Wir sind gerade in dem Stadium, in dem uns eine neue Haut wächst. Bitte drängen Sie uns nicht ständig, und fragen Sie nicht ständig nach unserem politischen Programm. Uns hat eine ganz andere Welt geformt, als es die Ihre ist. Uns sind alle ,Ismen' suspekt. Dazu gehört auch der Feminismus." Wenn Frauen aus dem Westen fragten, wie im Osten gegen Diskriminierung protestiert werde, so müßten sie antworten: "Das haben wir bislang noch nicht getan." .

Die osteuropäischen Frauen wehrten sich auch gegen falsche Vorstellungen, die sich Frauen aus Westeuropa von ihnen machten. Marina Beyer aus Ostberlin sah darin eine "fatale Entwürdigung der Frauen", die eine "sehr lähmende Wirkung" nach sich ziehe. Und die Ungarin Judit Fenakel sagte, sie wolle nicht den Eindruck erwecken, daß Frauen in Osteuropa alle per se als "Opfer" zu betrachten seien. Frauen seien sehr wohl auch Täterinnen gewesen. Frauen hätten aber auch, jenseits ihrer aktiven Teilhabe am System, Widerstand geleistet und sich Würde und Liebesfähigkeit bewahrt. Um eine selbstkritische Sicht auf die eigene Rolle im Kommunismus bat auch Jirina Sokloca aus der CFSR.

Auch im Westen, so zeigte sich in Frankfurt, steckt die Frauenbewegung in einer Sinnkrise. Monika Jaeckel, Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut in München, meinte, die hiesige Debatte habe sich reduziert auf die "Teilnahme am Kuchen". Es sei notwendig, sich an die Ursprünge der Frauenbewegung zu erinnern mit ihrer Forderung: "Das Private ist politisch!"

Die Devise vom "Zurück zu den Ursprüngen" sorgte jedoch für Verwirrung, vor allem unter den westeuropäischen Teilnehmerinnen. Solle das etwa bedeuten, fragten einige fast schon ärgerlich, daß man sich wieder in Selbsterfahrungsgruppen zurückziehen solle? Sei denn das

Erreichte - Frauen in wichtigen politischen Positionen, die Quotenregelungen - so gar nichts wert? Deutlich wurde, daß der Zusammenbruch des Sozialismus und der Verlust einer politischen Utopie Frauen in Ost und West vor eine neue ungewöhnliche, zuweilen auch angsteinflößende Situation stellt. Wie sie reagieren, ist keineswegs eine Frage, die sich entlang der früheren Grenzen Europas entscheidet. Das machten

drei Frauen aus Osteuropa deutlich: Die Pragerin Jirina Siklova oder Judit Fenakel aus Budapest plädierten für das "Freisein von Ideologien" nach Jahrzehnten ideologiegetränkten Alltags. Marina Beyer vom Ost-Westeuropäischen Frauennetzwerk in Ostberlin hingegen machte im Verlust der Utopie und der aktuellen Sinnkrise der Politik eine geradezu "existentielle Bedrohung" aus. Von diesem Verlust, so Beyer, seien beide Teile Europas betroffen.

westliche Demokratiemodell könne nur bedingt als Ersatz für die Idee eines "menschlichen Sozialismus" dienen. Immerhin ließen es eben diese Demokratien zu, daß "Millionen Menschen auf der Erde verhungern".

Die Euphorie über den Fall der trennenden Grenzen in Europa sei, etwa angesichts "ethnischer Säuberungen" in Ex- Jugoslawien und rassistischer Exzesse in Deutschland, verflogen, bemerkte Ulricke Ackermann vom Palais Jalta, dem Ost- Westeuropäischen Kulturzentrum in Frankfurt.

Die Frage, ob Frauen eine besondere Antwort auf den Stalinismus, den Totalitarismus gefunden hätten, wollten Frauen aus Ost und West nicht nur mit Blick auf die Vergangenheit beantwortet wissen. Die aktuellen Konflikte in Europa spielten eine große Rolle: Wie kann man auf den Bürgerkrieg in Bosnien reagieren, der bis jetzt über 15 000 Tote gefordert hat, in dem eine unbekannte Zahl von Mädchen und Frauen vergewaltigt wurden. Was ist mit den 600 000 Flüchtlingen in Kroatien, von denen die Hälfte Frauen sind? Was ist zu tun gegen Ausländer- und Fremdenhaß in Deutschland?

Christel Eckart, Sozialwissenschaftlerin aus Frankfurt,warnteeindringlich davor, in der jetzigen Situation die Hände in den Schoß zu legen und nicht zu reagieren.

Gelegentlich entstand bei dem Treffen der Eindruck, daß Frauen (Ost) und Frauen (West) einander tatsächlich nicht verstehen. Aber die Bereitschaft, die Sprache der anderen zu lernen, die gibt es immerhin.

Rock im Schnaakeloch kommt in die Gänge

KELSTERBACH. Nägel mit Köpfen will die Initiative "Open-air" beim nächsten Treffen am Montag, 19. Oktober, im Gemeinschaftsraum des Altenwohnheims machen. Für die siebte Auflage des "Rock im Schnaakeloch" (17. Juli 1993) sollen die Musikgruppen ausgewählt werden. Wer mitentscheiden oder mal hinter die Kulissen der Vorbereitung gucken will oder einfach nur Interesse an Musik hat, kann mitmachen. Das Treffen beginnt um 19 Uhr. wal

Adidas

Werden die

drei Streifen

ausradiert?

jk FRANKFURT A. M., 15. Oktober. Die renommierte Sportartikelfirma Adidas ist in ihrer Existenz gefährdet.

Völlig überraschend hat die britische Pentland-Gruppe, die dringend benötigtes Kapital in das bundesweit über 1200 Männer und Frauen beschäftigende Unternehmen einschießen wollte, ihr Beteiligungsangebot zurückgezogen. Die Begründung dafür klingt alarmierend: Eine sorgfältige Analyse in den vergangenen drei Monaten habe Überraschungen gebracht. "Eine befriedigende Verständigung . . ., wie die Bedenken gelöst werden können, ist unglücklicherweise nicht erzielt worden, und die Übernahme wird deshalb nicht fortgesetzt."

Während ein Adidas-Sprecher den Vorgang nicht kommentieren will, reagierte Betriebsrat Gerd Beer mit einem betroffenen "Au, weh" auf die Nachricht aus London. Die britische Pentland-Gruppe wollte Adidas ursprünglich vom französischen Konzernchef Bernard Tapie übernehmen, der 95 Prozent der Anteile hält.

Vorschau auf einen Blick

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: u.a. TV Langen - DJK Würzburg (Sa., 20.00, Georg-Sehring-Halle), BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg - TSV Tröster Breitengüßbach (Sa., 20.00, Sportpark Neu-Isenburg).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: u. a. Eintracht Frankfurt - KuSG Leimen (Sa., 18.15, Sporthalle Süd), MTSV Schwabing - MTV Kronberg (Sa.).

REGIONALLIGA, Frauen: u. a. Eintracht Frankfurt - TV Saarlouis (Sa., 16.15, Freiherr- vom-Stein-Schule), SV Dreieichenhain - SG Mainz-Budenheim (So., 16.30, Weibelfeldschule).

REGIONALLIGA, Männer: u. a. Eintracht Frankfurt - TV Saarlouis (Sa., 20.15, Sporthalle Süd), BC Wiesbaden - TGS Ober-Ramstadt (Sa., 19.45, Martin-Niemöller-Schule), MTV Kronberg - TV Kirchheimbolanden (So., 17.30, Sportzentrum Altkönigschule). BOWLING GERMAN OPEN (Fr., 15.00 bis 22.30 Uhr, Sa., 9.00 bis 22.30 Uhr und So., 9.00 bis 17.00 Uhr, Ffm., Brunswick-Anlage, Am Henninger Turm). EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA: EC Bad Nauheim - EC Hannover (Fr., 19.30 Uhr, Eishalle am Kurpark); SC Riessersee - EC Bad Nauheim (So., 18 Uhr).

OBERLIGA NORD: Frankfurter ESC - Wilhelmshaven (Fr., 19.30 Uhr, Eissporthalle am Ratsweg), ESC Wolfsburg - Frankfurter ESC (So., 18 Uhr). FUSSBALL BUNDESLIGA: Borussia Mönchengladbach - SG Wattenscheid 09, VfL Bochum - FC Schalke 04, Karlsruher SC - Bayer Uerdingen (alle Fr. 20.00), VfB Stuttgart - Dynamo Dresden, 1. FC Saarbrücken - Bayern München, Borussia Dortmund - Hamburger SV, Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt, Werder Bremen - 1. FC Köln (alle Sa. 15.30)

BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen: TUS Niederkirchen - SC Klinge Seckbach (So. 11.00), VfL Sindelfingen - TSV Battenberg, VfR Saarbrücken - TSV Ludwigsburg, FSV Frankfurt - Wacker München (alle So. 14.00).

2. BUNDESLIGA: Wuppertaler SV - SC Freiburg, VfB Leipzig - VfL Wolfsburg, FC Homburg - FSV Mainz 05 (alle Fr. 20.00), SV Meppen - MSV Duisburg (Sa. 15.00), FC Hansa Rostock - VfL Osnabrück, Spvgg Unterhaching - VfB Oldenburg, Fortuna Köln - Stuttgarter Kickers, Eintracht Braunschweig - Chemnitzer FC, SV Darmstadt 98 - FC Remscheid, Hertha BSC Berlin - FC Carl Zeiss Jena (alle Sa. 15.30), FC St. Pauli - Waldhof Mannheim, Fortuna Düsseldorf - Hannover 96 (beide So. 15.00).

OBERLIGA HESSEN: SV Wehen - FV Bad Vilbel (Fr. 19.30), Eintracht Haiger - SG Egelsbach, KSV Hessen Kassel - Borussia Fulda, VfL Marburg - Viktoria Aschaffenburg, Rot-Weiß Walldorf - SV Wiesbaden, Spvgg Bad Homburg - VfR Bürstadt (alle Sa. 15.00), Kickers Offenbach - Rot-Weiss Frankfurt (Sa. 15.30), SC Neukirchen - Eintracht Ffm. Amateure (So. 15.00).

OBERLIGA HESSEN, Frauen: SV Flörsheim 09 - FSV Schierstein 08, TSV Hungen - RSG Wölfersheim (beide Sa. 15.00), TSG 51 Ffm. - TSG Schwarzbach, Spvgg Langenselbold - TSV 1919 Münchhausen (beide Sa. 15.30).

LANDESLIGA SÜD: Klein-Krotzenburg - Bayern Alzenau, Bernbach - Mörlenbach (beide Sa. 15.00), Wolfskehlen - Jügesheim, Progres Ffm. - Germania Ober-Roden, Erbach - Dietesheim, Klein-Karben - Riedrode, SGK Bad Homburg - Italia Frankfurt, Viktoria Griesheim - Langenselbold (alle So. 15.00).

LANDESLIGA MITTE: Viktoria Sindlingen - Wetter, Limburg 19 - Steinbach, Battenberg - Wehen II, Dillenburg - Kastel, Gießen - Biebrich, Herborn - Höchst (alle Sa. 15.00), Nieder-Brechen - Kirchhain, Unterliederbach - Würges (beide So. 15.00).

LANDESLIGA NORD: Germania Fulda - Eiterfeld, Gilsa-Jesberg - Flieden, Hünfeld - Dillich-Nass-Tro., Bad-Soden-Ahl - Willingen, KSV Baunatal - Petersberg, Hessen Bad Hersfeld - Lohfelden (alle Sa. 15.00), Wattenbach - Eintracht Baunatal, KSV Hessen Kassel II - Hermania Kassel (alle So. 15.00).

LANDESLIGA SÜD, Frauen: Eschollbrücken - Reichelsheim, Praunheim II - Aschbach (beide Sa. 15.30), Schaafheim - Flörsheim II, Oberrad - Bad Nauheim (beide Sa. 16.00), Limburg/Linter - Hofheim (Sa. 16.30).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Vatan Spor Bad Homburg - FSV Bischofsheim, 1. FC Rödelheim - Kickers Offenbach Res., FV Bad Vilbel Res. - Germania Ockstadt, SG Ober-Erlenbach - SV Steinfurth, Gemaa Tempelsee - SV Reichelsheim, 1. FC Hochstadt - Rot-Weiss Frankfurt Res., SG Rodheim - Germania 94 Frankfurt, Spvgg 05 Oberrad - Spvgg Fechenheim, FC Dietzenbach - SV Nieder-Weisel (alle So. 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: FSV Ravolzhausen - TSV Lämmerspiel, FSV Bad Orb - VfB Oberndorf, Melita Roth - Eintr.-Spfr. Windecken (alle Sa. 15.30), Sportfreunde Seligenstadt - KSG Ober-Seemen, SG Nieder-Roden - SG Bruchköbel, SV Weiskirchen - TSV Höchst, Germania Hanau 93 - Spvgg Seligenstadt, SV Birstein - Germania Bieber (alle So. 15.00).

BEZRIRKSLIGA FRANKFURT: Sportfreunde - Union Niederrad, FSV Res. - SKG Frankfurt (beide Sa. 15.00), SV Heddernheim 07 - FC Dubrovnic, TSG Niederrad - SG Riederwald, SV Niederursel - FC Seckbach, Spvgg Griesheim 02 - Germania Enkheim, FV Eschersheim 09 - FC Tempo, TSG Frankfurter Berg - FC Maroc (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: ESV Blaugold - SC Weiss-Blau, Progres Res. - FC 66, SG Westend - SG Griesheim, PSV Grün-Weiss - FC City, SW Griesheim - Barisspor, SG Praunheim - SG Bockenheim, SG 28 - FV Hausen (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: SV Sachsenhausen - GSU/Panserreikos, Bor. Sachsenhausen - Schwarz-Blau, SV Croatia - SG Bornheim Grünweiss, Kickers 16 - Delfini/Italia Enkheim, AC Mladost - Olympia 07, Ostend 07 - TSV Taras, SSV Heilberg - BSC 19 SW, JuZ Fechenheim - FSV Bergen (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Germania Ginnheim - SC Eckenheim, Gencler Birligi - TSG Nieder-Erlenbach, FC Kalbach - SG Harheim, TuS Nieder-Eschbach - SAZ-Rock, FV Berkersheim - Italia Res., Viktoria Preußen - SV Bonames, Concordia Eschersheim - TSG 51 Ggm. (alle So. 15.00).

KREISLIGA B FRANKFURT: Azzuri del Sud - SC Achilleas, Corum Spor - SV Iran, VfR Bockenheim - Eritrea, Özgür Spor - FC Bügel, SV Gutleut - Kültürspor, PSV Blau-Gelb - US Foggia, Fortuna - Birlik Spor, Sportfreunde Süd - SV Dahlak, Italia Fechenheim - Pena Gallega, Espanola - Jeta e Re (alle So. 15.00).

A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: FV Biebrich 02 - Rot-Weiss Frankfurt (Sa. 16.30), VfB Gießen - Borussia Fulda, SV Darmstadt 98 - SG Hoechst, FC Burgsolms - VfB Marburg, KSV Baunatal - Eintracht Frankfurt (alle So. 11.00), KSV Hessen Kassel - Kickers Offenbach (alle So. 13.00).

B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: VfB Marburg - FC Burgsolms (So. 10.30), Borussia Fulda - FSV Frankfurt, Rot-Weiss Frankfurt - RSV Würges (beide So. 11.00), Eintracht Frankfurt - CSC 03 Kassel, KSV Hessen Kassel - Kickers Offenbach, SG Hoechst - SV Darmstadt 98 (alle So. 13.00). HANDBALL BUNDESLIGA, Männer u.a.: TUS Schutterwald - SG Wallau/Massenheim (So, 16 Uhr, Europahalle Karlsruhe), TV Großwallstadt - SC Magdeburg (Sa, 19.30 Uhr, Unterfrankenhalle Aschaffenburg).

2. BUNDESLIGA, Männer u.a.: EHV Aue - Eintracht Wiesbaden (Sa, 20 Uhr).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: TV Groß-Umstadt - TSG Groß-Bieberau (So., 18.00, Ernst-Reuter-Schule).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TV Idstein - TV Büttelborn (Sa. 17.00), TSG Offenbach-Bürgel - TG Nieder-Roden (Sa., 19.30, Sporthalle an der Jahnstraße), SG Anspach - TV Wiesbaden-Breckenheim (So., 18.30, Adolf- Reichwein-Schule, Wiesenau), TV Großwallstadt II - TuS Wiesbaden-Dotzheim (So. 18.30), TG Rüsselsheim - TuS Holzheim (So. 18.30), TSG Sulzbach/Taunus - TV Flörsheim (So., 18.30, Eichwaldhalle am Sportplatz).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TuS Eintracht Wiesbaden II - TSG Offenbach-Bürgel (So., 16.00, Sporthalle am Elsässer Platz), SU Mühlheim - PSV Heusenstamm (So., 16.30, Großsporthalle an der Anton-Day-Straße), PSV Grünweiß Frankfurt II - TGS Walldorf (So., 18.00, Fabriksporthalle an der Wächtersbacher Straße), TV Sulzbach/Main - TV Groß-Umstadt (So. 18.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - TV Gonzenheim (Sa., 18.00, Nidda-Halle in Nied), TG Schwanheim - TuS Nieder-Eschbach II (So., 19.30, Carl- von-Weinberg-Schule in Goldstein). HOCKEY AUFSTIEGSSPIEL zur 2. Bundesliga der Männer, Gruppe Süd: SV Böblingen ' Höchster THC (Sa., 14.30 Uhr, Stadion Böblingen).

AUFSTIEGSRUNDE zur süddeutschen Regionalliga der Frauen in Wiesbaden, Nerotal: SV Böblingen - Wacker München (Sa., 13 Uhr), Wiesbadener THC - TV Alzey ( Sa., 14.30 Uhr); Endspiel: So., 11 Uhr. RADSPORT 3. MOUNTAIN-BIKE-RENNEN (So., ab 10.00 Uhr, Hauptrennen über 37 km, Start 13.30 Uhr, Urberach, Start und Ziel Grillplatz Bulau). RINGEN 1. BUNDESLIGA-NORD: Mömbris/Königshofen - KSV Witten (Sa., 19.30 Uhr, Schulturnhalle Schimborn). RUGBY 2. BUNDESLIGA-SÜD, Gruppe B, u. a.: RK Heusenstamm - Eintracht Frankfurt (Sa. 15.00).

HESSISCHE REGIONALLIGA u. a.: SV BG Darmstadt - Frankf. Americans RFC (So. 14 Uhr). VOLLEYBALL 1. BUNDESLIGA, Männer: Bayer Wuppertal - TuS Kriftel (Sa., 15 Uhr).

Die Historische Gesellschaft hat ein spannendes Bändchen über die Geschichte der Eschborner Postagentur herausgegeben Post-Peterchen war der Liebling der Frauen Siegfried Wurche stöberte in den Archiven Von Susanne Hoerttrich

ESCHBORN. "Das Ganze ist wie ein Krimi. Da findet man hier ein Fetzchen, erhält dort einen Hinweis, und plötzlich setzt sich das Bild zusammen." Was Siegfried Wurche recherchierte, hört sich allerdings zunächst eher nach trockener Materie an. Drei Jahre lang stöberte er in Archiven, las aufmerksam Akten und Fachartikel, um die Geschichte der Eschborner Postagentur, die von 1873 bis 1940 bestand, zu ergründen. Doch blättert man in seinem soeben von der Historischen Gesellschaft herausgegebenen Bändchen "Die Eschborner Postagentur und ihre Postagenten", mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen und verschlingt den liebevoll aufbereiteten Stoff, der sich eigentlich mit einem historischen Randthema befaßt, ohne steckenzubleiben.

Das liegt nicht nur daran, daß Wurche seinen Text mit schwarz-weiß Fotos bebildert und dadurch auflockert, sondern auch, weil er ihn in den Gesamtzusammenhang des Lebens in Eschborn einbettet und ein wesentliches Augenmerk auf die Menschen richtet.

Das "Post-Peterchen" zum Beispiel. Wenn es in Dienstuniform, die schwere Ledertasche umgehängt, mit dem Fahrrad durch Eschborn fuhr, freuten sich die Frauen und Mädchen an seinem Anblick. Siegfried Wurche sprach einige Eschborner, die sich gut an das "Post-Peterchen" erinnern, wie es mit 17 Jahren 1915 seinen Dienst als Briefträger antrat und später dann in einer Heilanstalt für Lungenkranke im Taunus behandelt wurde. Doch herauszufinden, wie das "Post-Peterchen" mit wirklichem Namen hieß, bedurfte hartnäckiger Recherche. Wenn man es schließlich doch herauskriegt, "macht es Riesenspaß", sagt der 78jährige gelernte Schriftsetzer.

Wie er überhaupt an das Thema herankam? Da war zunächst das Interesse an der Philatelie. Und dann die ungeklärte Frage, ob es eine Post in Eschborn gab oder nicht. Die hessischen Postgeschichtler verneinten das nämlich, während wiederum andere von einer Postkutschenlinie berichteten, die auch in dem kleinen Dorf am Westerbach Halt machte.

Wurche hakte beim Archiv der Thurn und Taxis nach, die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts das Postregal als Lehen vom Kaiser erhalten hatten. Doch Stationsakten über Eschborn waren nicht vorhanden. Verschiedene Schriftstücke legen nahe, daß damals die Eschborner Briefe und Päckchen in Höchst abholten und dort auch hinbrachten - bis 1873.

Damals trat der Lehrer Carl Christian Demmer seinen Nebenberuf als Postagent an. Im alten Rathaus, das gleichzeitig als Schule diente (heute das städtische Anwesen an der Hauptstraße 14), wurde die erste Postagentur eingerichtet. Der Staat hatte das Postmonopol übernommen und per Gesetz verfügt, daß Postagenturen eingerichtet werden sollen. Die Briefe trug damals Mina Demmer aus, die 15jährige Tochter des Lehrers. Ein Schutzgesetz für Kinderarbeit gab es damals nämlich noch nicht, merkt Wurche kritisch an.

Vermutlich hatte Mina Demmer nicht übermäßig viel Post auszutragen, denn 1875 lebten 958 Einwohner in Eschborn, meist Bauern oder Handwerker. Erst 1890 begann die Backsteinfabrikation in der Ziegelei Rübsamen, sechs Jahre später kam die Ziegelei Helfmann dazu. Die Feldziegelei Matthäus und die Fettschmelzerei der Brüder Roßmann waren weitere Industriebetriebe, die die Arbeit aufnahmen und mit dazu beitrugen, daß das Postvolumen wuchs. So gingen 1889 beispielsweise 19 370 Briefe in Eschborn ein. Sie wurden per Bahn transportiert. Die Postagenten mußten damals übrigens auch sonntags arbeiten.

Den letzten von ihnen, den gelernten Gärtner Heinrich Wilhelm Eichenauer, kannte Wurche noch persönlich: "Er kam mir vor wie ein richtiger, stolzer, alter Beamter. Er hatte Reputation, obwohl er die Post selbst austrug." Und Rückgrat offensichtlich auch. Als die Franzosen nach dem Ersten Weltkrieg 1918 bis 1930 Eschborn besetzt hatten und die Post manchmal drei Tage zurückhielten, um sie nach Wertgegenständen zu filzen, hängte Eichenauer im Schalterraum auch Plakate aus, die den Besatzern nicht paßten. Dafür ging er sogar ins Gefängnis; die Oberpostdirektion mußte ihn freikaufen.

Und auch unter den Nationalsozialisten blieb der Postagent ungebeugt: Er weigerte sich, der NSDAP beizutreten, obwohl er deshalb nicht befördert und nicht ins offizielle Beamtenverhältnis übernommen wurde. Kommentar von Wurche: "Das gefällt mir an ihm so gut."

Das Büchlein ist zum Preis von zehn Mark beim Autor selbst oder bei Hansjörg Ziegler von der Historischen Gesellschaft zu bekommen. Außerdem verkaufen es die Briefmarkenfreunde während ihrer Jubiläumsausstellung in der Stadthalle am Samstag und Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr.

Leukämiekranke Kinder brauchen unsere Hilfe Lions Club Bad Vilbel brachte medizinische Geräte und Medikamente nach St. Petersburg

BAD VILBEL. Hilfe für leukämiekranke Kinder in St. Petersburg brachte der Lions Club Bad Vilbel am vergangenen Wochenende in die russische Stadt. Dort schneite es bereits, als Jürgen Kleppa und Werner Utter vom Lions Club der Leukämie-Abteilung des Kinderkrankenhauses in der Avangardna-Straße in St. Petersburg medizinische Geräte und Medikamente unbeschädigt ablieferten.

Drei bis zur Decke beladene Kombifahrzeuge hatten nach gründlicher monatelanger Vorbereitung mit Hilfe der Deutschen Lufthansa und Eigeninitiative das größte Kinderkrankenhaus der Umgebung erreicht. "Es war ein großer Tag für die Chefärztinnen, Dr. Eleonora Petrova und Dr. Elmira Boitschenko, die es beinahe nicht fassen konnten, daß sich Berge von Paketen in der Vorhalle des achten Stockwerkes vor ihnen auftürmten", berichtet Pressesprecher Werner Utter.

40 leukämiekranke Kinder im Alter von einem halben bis zu 15 Jahren aus St. Petersburg und der weiteren Umgebung, aber auch aus Murmansk, Archangelks und dem ehemaligen Königsberg/Ostpreußen, werden dort von sechs Fachärztinnen in zweimonatigem Rhythmus behandelt. Das Hospital wurde vor 15 Jahren erbaut und ist das größte Kinderkrankenhaus im nördlichen Teil von Rußland. Neben der Abteilung für Kinder befinden sich in einem zehnstöckigen Komplex drei Intensiv-Stationen, eine Station für Nierenkranke, drei Entbindungsstationen und noch viele mehr. Herzspezialisten aus den USA haben dort auch eine Abteilung für Herztransplationen gegründet, die seit zwei Jahren nur noch von russischen Ärztinnen geleitet wird, wie Utter für den Lions Club berichtet.

Nach einer eingehenden Inspektion übergaben die Lions-Freunde Jürgen Kleppa und Werner Utter im Beisein der Mütter der leukämiekranken Kinder und vor laufenden Fernsehkameras des russischen Fernsehens die so dringend benötigten Medikamente und Geräte an die Chefärztin Dr. Eleonora Petrova. Sie dankte gerührt für die Hilfe im Wert von 25 000 Mark.

Anschließend übergab Werner Utter der Frau des Lufthansa-Chefs in St. Petersburg, Manuela Lorenzen, 500 Dollar, mit der Bitte, dafür zu sorgen, daß mit diesem Geld den kranken Kindern immer frisches Obst zur Verfügung gestellt wird.

Tief beeindruckt und erfreut, helfen zu können, flogen die beiden Lions-Vertreter wieder in Richtung Rhein-Main zurück. de

Musik für Klavier und zwei Querflöten

BUTZBACH. Das Mosate-Trio gastiert am kommenden Sonntag, 18. Oktober, ab 20 Uhr in der Wendelinskapelle Butzbach. Das Trio besteht seit einem halben Jahr in der ungewöhnlichen Besetzung zwei Querflöten und ein Klavier. Gegründet wurde es an der Musikhochschule Frankfurt, an der alle drei Musikerinnen auch studieren.

Die Flötistin Sabine Döll stammt aus Hofheim und ist an der dortigen Musikschule tätig, die beiden anderen Mitglieder des Trios sind in Butzbach bereits bekannt. So unterrichtet Monika Missale seit einem Jahr die Querflötenklasse an der Musikschule Butzbach, und Tereze Rozenberga ist hier als Lehrkraft für Klavier tätig. Sie studiert bei Professor Bernhard Wetz Piano.

Die drei jungen Musikerinnen wollen ein abwechslungsreiches Programm bieten, das von Johann Sebastians Bachs Triosonate in G-Dur über die fernöstlich klingende Musik des japanischen Komponisten Akio Yashiro bis hin zu einem Stück des Flötisten Friedrich Kuhlau reicht, einem Zeitgenossen Beethovens. Für Heiterkeit soll die Rigoletto-Fantasie der Brüder Franz und Karl Doppler sorgen. Höhepunkt könnte die Uraufführung des Werkes Mosaik II von dem zeitgenössischen Komponisten Helmut W. Erdmann werden.

Karten sind an der Abendkasse erhältlich, der Eintritt beträgt 10 Mark, mit Ermäßigung nur sechs Mark. str

"Zehn Jahre Frauenselbsthilfe nach Krebs - da wehre ich mich, von einer Feier zu sprechen" Gruppentreffen erleichtern das Leben mit der Krankheit im steten Wechsel zwischen Angst, Hoffnung, Ungewißheit und zermürbenden Behandlungen / Einmal im Monat Infoabend mit Experten

BAD SODEN. Die Tische waren gedeckt wie bei einem Fest: üppige Blumengestecke, bunte Häppchen, glänzende Sektgläser. Und wie bei einem richtigen Festakt spielte das Neuenhainer Mandolinenorchester klassische Musik, hielten Ehrengäste und Bürgermeister Kurt Bender (CDU) Reden. In Feierstimmung und Gala auch die Gäste - gut gelaunt lachten, plauderten und prosteten sie sich zu. Aber ein Fest, nein, das sollte der Mittwoch abend im evangelischen Gemeindehaus in Neuenhain nicht sein: "Zehn Jahre Frauenselbsthilfe nach Krebs - da wehre ich mich, von einer Feier zu sprechen", sagt die Vorsitzende der Bad Sodener Selbsthilfegruppe, Eveline Metzler-Vahldieck. Seit neun Jahren lebt sie mit der heimtückischen Krankheit, im steten Wechselbad zwischen Angst, Ungewißheit, Hoffnung und zermürbenden Behandlungen. Der Krankheit, die als "Zivilisationskrankheit Nummer 1" längst zum traurigen Alltagsphänomen geworden ist. Kaum eine Illustrierte, in der nicht darüber zu lesen wäre. Kaum jemand, der nicht Betroffene in seinem Bekannten- oder Verwandtenkreis hätte.

"Trotzdem, wenn man selbst mit der Diagnose konfrontiert wird, ist es wie ein Schlag, und man denkt: ,jetzt ist alles aus, jetzt muß ich sterben'." Vor neun Jahren wurde Eveline Metzler-Vahldieck erschreckend schnell klar, wie wenig sie doch in Wahrheit vom Krebs wußte. "Im Krankenhaus wird man kaum aufgeklärt, und wenn man entlassen ist, fällt man erst mal in ein tiefes, schwarzes Loch." Als einziger Ansprechpartner bleibt die Familie - doch die ist in der Regel ebenso hilfslos und verzweifelt wie die Betroffene selbst. Eine Erfahrung, sagt die 39jährige, die wohl alle 70 krebskranken Frauen, die in die Bad Sodener Selbsthilfegruppe kommen, ebenso erlebt haben.

"Für mich ist die Gruppe alles: Hilfe, Mut und Kraft, Trost und Rat." Erst der Kontakt mit Frauen in der gleichen Situation hat auch Anne-Dore Klinsmann neuen Lebensmut gegeben, sagt sie. Obwohl ihr ein Arzt nach der Diagnose "Brustkrebs" geraten habe, Selbsthilfegruppen zu meiden, "weil dort doch nur über die Krankheit geredet werde und man davon noch kränker wird". Die Schwalbacherin hat sich zunächst daran gehalten, bis das "Vakuum der eigenen Ohnmacht" unerträglich wurde. Seit einigen Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende der Selbsthilfegruppe und ist von der Notwendigkeit des Hilfsangebotes überzeugt. Sie erfuhr dort nicht nur, daß ein Leben mit Krebs durchaus lebenswert sein kann, dort erhielt sie auch handfeste Informationen über soziale Angebote im Versicherungs- und Schwerbehindertenrecht, die ihr zustanden, wurde über Krankenkassenleistungen oder Nachsorgekuren aufgeklärt. "Und ich lernte beim gemeinsamen Schwimmen, Wandern oder anderen Freizeitaktivitäten wieder, positiv zu denken, entdeckte meine eigene Widerstandskraft und freute mich wieder an meinem Leben."

Einmal im Monat organisieren die drei ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen Metzler-Vahldieck, Klinsmann und Sigrid Hermann einen Info-Nachmittag mit Ärzten, Psychologen oder Experten aus dem Sozial- und Versicherungswesen. Daneben werden regelmäßig Gesprächskreise angeboten, und einmal pro Woche treffen sich die Frauen zum Schwimmen im Hallenbad des Augustinums. Für Einzelgespräche stehen die drei jederzeit bereit, sie begleiten Frauen auch zu Untersuchungen oder bei Behördengängen. "Es ist einfach wichtig, sich in allen Angstsituationen nie alleine zu fühlen, und daß man, indem man über Sorgen und Ängste spricht, auch für sich selbst Klarheit findet." Das offene Gespräch, weiß Eveline Metzler-Vahldieck, falle jedoch besonders älteren Frauen schwer, die noch dazu erzogen wurden, sich selbst zugunsten ihrer Familie immer in den Hintergrund zu stellen. Für die Vorsitzende eine wichtige Entdeckung: "Leute, die nie nein sagen können, sind besonders anfällig für Krebs und entwickeln auch viel schwerer eine natürliche Widerstandskraft." Die komme erst allmählich, wenn sie lernten, sich wichtiger zu nehmen und mehr auf sich zu achten.

Das Schweigen über die eigene Krankheit zu durchbrechen, ist jedoch ein langer Weg. Nach der Diagnose mache erst mal jeder dicht, "will nichts mehr sehen und hören". In Einzelgesprächen sollen Neulinge behutsam Hemmungen abbauen, Zeit haben, sich über die eigene Situation klar zu werden und allmählich aus der Isolation zu lösen. "Wer zum erstenmal in die Gruppe kommt, fühlt sich von den vielen Ratschlägen und dem geballten Lebensmut zunächst überrollt." Daß sich das Angebot fast immer bewährt, führt Eveline Metzler-Vahldieck allein schon darauf zurück, daß alle in der Gruppe betroffen seien und alle Ängste und Probleme wie kein anderer nachvollziehen und begreifen könnten.

In den zehn Jahren haben längst auch Ärzte und Krankenhäuser den Wert der ehrenamtlichen Betreuerinnen schätzen gelernt. Sie vermitteln nicht nur ihre Patienten an sie weiter, mitunter werden sie auch ans Krankenbett in die Klinik gerufen. Denn nach wie vor gebe es so gut wie keine psycho-soziale Nachbetreuung: "Man wird entlassen, kaum daß die körperlichen Wunden halbwegs verheilt sind, mit den seelischen muß man ganz alleine fertig werden."

Zur Sache: Frauenselbsthilfe nach Krebs

Der Name trügt: "Frauenselbsthilfe nach Krebs" heißt nicht, in der Gruppe treffen sich Leute, die die heimtükkische Krankheit überstanden haben und wieder mit beiden Beinen im Alltag stehen wollen. ",Nach Krebs' heißt, nachdem die Diagnose feststeht." Für Eveline Metzler-Vahldieck, Vorsitzende der Bad Sodener Selbsthilfegruppe, bedeutet das "nach" aber mehr: Es suggeriert, daß es ein Danach gibt - man mit der Krankheit leben kann.

Seelischen Rückhalt und tatkräftige Unterstützung dazu suchte eine krebskranke Mannheimerin namens Ursula Schmidt vor knapp 20 Jahren bei Leidensgefährtinnen und gründete in Zusammenarbeit mit der Deutschen Krebshilfe die erste Selbsthilfegruppe. Im Schneeballeffekt entstanden binnen kurzer Zeit bundesweit 20 Gruppen. Die Bewegung machte Furore, heute existieren in ganz Deutschland 301 Gruppen, die zehn Landesverbänden zugeordnet sind und etwa 50 000 Krebskranke betreuen. Mittlerweile sind es auch längst nicht mehr nur Frauen, die in der Gruppe Rückhalt suchen. Organisiert sind die Gruppen überall gleich: Krebskranke Frauen übernehmen als Vereinsvorsitzende oder Kassiererin die ganze Arbeit und Organisation. In der Bad Sodener Gruppe sind es drei Frauen, die für Gespräche bereitstehen, Frauen zu Untersuchungen und auf Behördengängen begleiten, die Treffen leiten, Info- und Freizeitveranstaltungen organisieren. Unterstützt werden die Selbsthilfegruppen von der Deutschen Krebshilfe und finanzieren sich ansonsten ausschließlich über Spenden. Die Bad Sodener Gruppe erhält darüber hinaus einen Zuschuß der Stadt und darf das Neuenhainer evangelische Gemeindehaus kostenlos für ihre Treffen und Veranstaltungen nutzen.

Zu erreichen ist Gruppe rund um die Uhr unter der Rufnummer 061 96 / 37 46 (Anne Dore Klinsmann); die regelmäßigen Gruppentreffen werden unter der FR-Rubrik "Tips und Termine" angekündigt. Wer die Arbeit der Gruppe unterstützen will, kann bei der Taunussparkasse eine Spende auf das Konto: 400 80 90 (BLZ: 512 500 00) einzahlen. ana

Bilder aus China bei "Buch und Kunst"

BAD NAUHEIM. Zu einem Tag der offenen Tür lädt die Galerie Buch und Kunst am Sonntag, 18. Oktober, von 10 bis 14 Uhr in ihre Ausstellungsräume in die Parkstraße 20 ein. Geboten werden Bilder von mehreren Chinesen, unter anderem von Wang Zhi-Ying, von dem Georgier Robert Bagdavadse und der Bad Nauheimer Kunstmalerin Ilse Plock.

Der 64jährige Wang Zhi-Ying soll nach Angaben der Bad Nauheimer Galerie "einer der bedeutendsten und originellsten Künstler Chinas" sein. Der Professor an der Tong Ji Universität in Schanghai bevorzugt als Werkzeug meist nicht den chinesischen Pinsel, sondern den "europäischen Bleistift". Gezeigt werden außerdem noch neue Aquarelle von den chinesischen Künstlern Yin Zhu, Yihui Yang und En Hua Shao, deren Werke bereits im vergangenen Jahr in Bad Nauheim zu sehen waren.

Geprägt vom Impressionismus und Postimpressionismus sind die Werke des 28jährigen Robert Bagdavadse aus Georgien. Der Kunstpädagoge ist Trickfilmzeichner bei einer Filmagentur.

Hauptsächlich Landschaftsbilder in Öl stellt die Bad Nauheimer Kunstmalerin Ilse Plock aus. Die 49jährige entwickelte im Lauf der Jahre ihre Motive aus vielen alltäglichen Begegnungen.

Außer am Sonntag ist die Ausstellung noch montags, mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen. str

Motorradfahrer verletzt Fußgänger schwer

KÖNIGSTEIN. Schwer verletzt wurde ein Fußgänger von einem Motorradfahrer am Mittwoch gegen 17.30 Uhr in Königstein. Der Motorradfahrer fuhr von der Klosterstraße in die Georg-Pingler-Straße. Wie die Polizei berichtete, beschleunigte er nach dem Abbiegen sein Motorrad vermutlich so stark, daß das Vorderrad vom Boden abhob. Dabei erfaßte er einen Fußgänger, der die Georg-Pingler- Straße vom Parkplatz Stadtmitte aus überqueren wollte und schleuderte ihn zu Boden. Der Fußgänger wurde bei dem Zusammenprall schwer verletzt.

Den Sachschaden am Motorrad schätzt die Polizei auf 5000 Mark. jom

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Beratung / Selbsthilfe

Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "Vegetarisch essen", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga.

Kulturmix Friedberg. Reggae-Konzert mit Ras Abraham, Bürgerhaus Dorheim, 21 Uhr.

Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 u. 19.30 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, "Musikalische Reise zwischen Wien und Budapest", Sonderkonzert mit der Kurkapelle, 19.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Ortenberg. Konzert des Gesangvereines "Liederkranz", Saal Müller, Usenborn. Schotten. "Celtic Folk mit Golden Bough", Festhalle, 20 Uhr. Gruppen / Vereine

Friedberg. Frauenzentrumsverein: Gesprächsabend zum Thema "Feministische Theologie", 20 Uhr, Usagasse 8 (Eing. Judengasse). Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Marinekameradschaft: Ausflug zur Weinprobe an die Mosel.

Butzbach. Obst- und Gartenbauverein: Erntefest, Haus Degerfeld, 14.30 Uhr.

Marinekameradschaft: Damenabend, 20 Uhr, Kajüte.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Karben. Die Naturfreunde: Hüttendienstlerausflug als Weinwanderwochenende zum Kiesbuckel.

Reit- und Fahrverein Karben: Außerordentliche Mitgliederversammlung, Reithalle, 20 Uhr.

Echzell. Alpine Stammtisch Wetterau: Treffen, Horlofftalhalle, 20 Uhr.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Gedern. Modellbahnfreunde: Stammtisch, Gasthaus Stöhrbalser, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Sitzung des Ortsbeirates Kernstadt, Treffpunkt: Burgpforte, 19 Uhr (Ortsbegehung).

Vorträge / Kurse Rosbach. Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereines, Adolf-Reichwein-Halle, Mehrzweckraum, 20 Uhr.

Nidda. Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen.

Verschiedenes

Friedberg. SPD: Fackelzug zum Abschied von Willy Brandt in Frankfurt: Abfahrten: Büdingen, Am Kreisverkehr, 15.45 Uhr; Ortenberg, Marktplatz, 16 Uhr; Nidda, Marktplatz, 16.15 Uhr; Friedberg, Saarstr. 12, 16.30 Uhr; Bad Vilbel, Frankfurter Straße (Sparkasse), 16.45 Uhr.

Bad Nauheim. Herbstmarkt auf dem Bauernmarkt, Marktplatz, 8 bis 13 Uhr.

Altpapier

Butzbach. Bezirk 1: am Montag, 19.10., 7 Uhr; Bezirk II: Dienstag, 20.10., 7 Uhr. Ausstellungen

Bad Nauheim. Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. 10.).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. 11.).

Trinkkuranlage, Ausstellungsräume: Gemeinschaftsausstellung: Gemälde von Helga C. Jäger - Lebendiges aus Ton von Christiane Gaubatz, Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr (bis 25. 10.).

Friedberg. Sparkasse Wetterau: "Kelten in der Wetterau und im Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten (bis 22. 10.).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8. 11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. 10.).

Nidda. Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. 11.).

Filmspiegel

Friedberg. Roxy: Columbus 1492 (15, 20, 22.30 Uhr). - Blende: Tom & Jerry (15 Uhr), Boomerang (20.15, 22.30 Uhr).- Studio: Hook (15 Uhr), Grüne Tomaten (20 Uhr); Brennpunkt L.A. - die Profis kehren zurück (22.30 Uhr). - Keller: Fatale Begierde (15, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Delicatessen (21.15 Uhr), Go Trabi Go - Das war der Wilde Westen (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Steinzeit Junior (20 Uhr).- Bambi: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (20 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Brennpunkt L.A. - die Profis kehren zurück (20.15 Uhr); Der Brocken (22.45 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Wolfsblut (16 Uhr), Reihe Comic-Verfilmungen: Nick Knattertons Abenteuer (18 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Janssen: EGO (20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Grüne Tomaten (19.45 Uhr), Delicatessen (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Auf Wiedersehen Kinder (17.15 Uhr); , Hear my song (19.30 Uhr), Gesellschaft für Mrs. DiMarco (21.45 Uhr); Powwow Highwag (24 Uhr). (Keine Gewähr).

Kinokonzerte im Kartoffelkeller Ein Installateur und sein Traum von der "Mighty Wurlitzer"

"Egal ob Luft oder Wasser strömt, es verhält sich genauso" - der 25jährige Gas- und Wasserinstallateur Sven Wortmann steht mit Mickymaus-T-Shirt und Blaumann bekleidet in seinem rotgeklinkerten Keller und legt einen Schalthebel um. Schläuche schwellen an, Wind strömt in den Nebenraum. Wortmann öffnet eine alte, vergitterte Holztür, knipst das Licht an und nimmt auf einem Hocker Platz.

Aus dem ehemaligen Kartoffelkeller in der Rödelheimer Niddagaustraße schallt plötzlich dreistimmig der Hochzeitsmarsch. Wortmann greift in die Tasten und zieht sanft die Register am Spieltisch seines Nachbaus einer "Wurlitzer"- Kinoorgel: Über den Tasten leuchten grüne Lämpchen im Takt perlender Gershwin-Klänge, Telefone schrillen, Autos hupen, und ein Dampfzug quält sich akustisch vorbei.

Der Installateur hatte sich 1987 eine Kirchenorgel gekauft und samt Uralt-Gebläse in seinen Keller geschafft. Mit dem Umbau zur drei Meter hohen und vier Meter breiten Kinoorgel begann er zwei Monate später. Er baute elektronische Trickschaltungen, 300 verschieden lange und dicke Orgelpfeifen sowie eine Baßtrommel und eine Triangel ein. "Jede Orgel hat ihre eigenen Gesetze", sagt Wortmann, "die Kinoorgeln mußten Stummfilme begleiten und möglichst vielseitig sein, sie haben auch viel mehr Tremolo."

Auf dem Dachboden liegt schon die Nachfolgerin des Eigenbaus bereit, eine echte "Wurlitzer"-Kinoorgel aus Topeka/Kansas, Baujahr 1927. Wortmann hat 2000 Dollar dafür bezahlt, plus 1500 Dollar für den Transport via Schiffscontainer. Die amerikanische "Wurlitzer" befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Sie wurde von ihrem ehemaligen Besitzer ohne viel Feingefühl in ihre Einzelteile zerlegt. Um "den Traum eines jeden Kinoorgel-Fans" wieder in einen bespielbaren Zustand zu versetzen, wird Wortmann nach eigener Schätzung drei Jahre brauchen.

Die "Mighty Wurlitzer" - von Insidern auch "Unit Orchestra" genannt , was soviel bedeutet wie "ein ganzes Orchester in einem Instrument" - war die Stimme für stumme Kinobilder. Fans behaupten, daß die "Mighty Wurlitzer" einen besonderen, typischen Klang hat, der sie von allen anderen Orgeln unterscheidet.

Mit den Stummfilmen begann auch die Karriere der Kinoorgeln, sie waren auf Dauer billiger als ein ganzes Orchester. Eine Reihe von Herstellern baute die überdimensionalen Instrumente, größte Popularität erlangten die "Wurlitzer" mit ihren hufeisenförmigen Spieltischen. Von 1911 bis 1943 wurden über 2200 "Migty Wurlitzer Orgeln" gebaut; heute existiert nur noch ein Drittel davon.

In Deutschland gibt es - im Gegensatz zu Großbritannien, wo die "Cinema Organ Society" 2200 Mitglieder zählt - nur noch wenige Kinoorgeln. Auch deutsche Organisten und Orgelliebhaber sind an zehn Fingern abzuzählen. Eine der "Wurlitzer-Zaubermaschinen" steht im Tiefgeschoß des Deutschen Filmmuseums. Sven Wortmann hat sich in den vergangenen Jahre um ihre Wartung gekümmert.

Thomas Klose aus Heusenstamm, neben Wortmann eines der acht Mitglieder im locker organisierten deutschen "Kino Orgel Club", organisierte während der vergangenen Jahre die Orgelkonzerte im Filmmuseum. Weil sie sich vom Filmmuseum vernachlässigt fühlen, haben beide keine Lust mehr weiterzumachen.

Das von Klose organisierte Orgelkonzert mit David Lowe - am heutigen Samstag nachmittag um 16 Uhr im Filmmuseum - soll trotzdem nicht das letzte sein. Walter Schobert, Direktor des Filmmuseums und Mitglied der englischen "Organ-Society", plant für den zweiten Weihnachtsfeiertag ein nächstes Konzert und weist die Kritik der beiden Kinoorgel-Enthusiasten energisch zurück: "Die sind verärgert wegen des geringen Zuspruchs und proben den Absprung."

Für Sven Wortmann bedeutet das Ende der Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum nicht das Ende der Orgelkonzerte - er hat eine Kellerwand durchbrochen und will das winzige Kabuff neben der Kinoorgel für die Zuhörer zukünftiger exklusiver Keller-Konzerte herrichten.

THOMAS BERTSCH

Wenn Frauen als Kinder Gewalt angetan wurde

RÜSSELSHEIM. "Weibliche Sexualität vor dem Hintergrund sexueller Gewalterfahrungen als Mädchen - gelang der Seelenmord?" ist der Vortrag überschrieben, zu dem der Verein Wildwasser und das Frauenzentrum am Mittwoch, 21. Oktober, in die Räume des Frauenzentrums einlädt. Referentin ist Ursula Hosch vom Kölner Verein zur Weiterbildung von Frauen. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr. wal

Bauernmarkt: Druckkunst mit dicken Kartoffeln

BAD NAUHEIM. Heute lohnt sich besonders ein Besuch des Bad Nauheimer Bauernmarktes vor dem alten Rathaus. Denn von 6 bis 13 Uhr bietet der Markt eine Tombola mit 50 Gewinnen.

Die Kinder können zudem im Kartoffeldruckverfahren bunte Bilder herstellen.

Für die Leckermäuler werden verschiedene Würstchen, Chili con carne und frisch gepreßter Süßer bereitgehalten. Wer süße Speisen schätzt, wird mit Apfelkuchen und Waffeln zu Kaffee verwöhnt. Darüber hinaus gibt es wieder zahlreiche Waren von den Bauern.

Zu dem Markttreiben lädt die Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter ein. str

Vance fürchtet "Brand"

"Kappeskerb" in Eltville In Eltville im Rheingau wird am Wochenende (17. bis 19. Oktober) die "Kappeskerb" gefeiert. Das Volksfest unter dem mit Krautköpfen geschmückten Kerbebaum wird am Samstag um 15 Uhr eröffnet.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Weiblich, ledig, jung (15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).

Central: Tom + Jerry (15 Uhr), Columbus 1492 - Die Eroberung des Paradieses (16.30 und 19.45 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Boomerang (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Kino II: Housesitter (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).

Palette: Eine ganz normal verrückte Familie (15.15 Uhr), Fatale Begierde (17.45, 20.15, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Mühlheimer Figurentheater (16 Uhr), Grüne Tomaten (19.45 Uhr), Delicatessen (22.30 Uhr

Mühlheim. Augenblick: Steinzeit Junior (15.45 und 17.30 Uhr), Fatale Begierde (20.15 und 22.30 Uhr).

Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.45 Uhr), Salz auf unserer Haut (17.15 und 19.45 Uhr), Twin Peaks - Der Film (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Steinzeit Junior (20.30 Uhr, So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Casino: Salz auf unserer Haut (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Hanau. Ausstellung von Hildegard Risch "60 Jahre Goldschmiedekunst", Di. bis So. 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Goldschmiedehaus. "Schmuck im Plural" Ausstellung im Goldschmiedehaus, Di. bis So. 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Ausstellung der Künstlergruppe "W 79" im Bürgerhaus Großauheim, täglich von 14 bis 18 Uhr.

Langenselbold. "Stein-Zeichen", Ausstellung von Renee Pfister, London; Mo, Di, Do, Fr 10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 13 Uhr, Galerie Kunstform, Gartenstraße 5. Kulturmix Hanau. Rocknacht "Rocky Horror Pictur Show" und Rockebilly, 19 Uhr Mehrzweckhalle Mittelbuchen.

Jazzkeller Philippsruher Allee, "Careless Carrots", (Rock), 21 Uhr.

Chorkonzert mit dem Sängerchor Melitia, 20 Uhr Lindenauhalle Großauheim.

"Hoffmann's Erzählungen", Oper von J. Offenbach, 17 Uhr Stadthalle.

"Pimpinone oder die Ungleiche Heyrath", Oper von Georg Philipp, 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.

Nidderau. "Ab in's Museum", Kabarett mit Jürgen Scheller, 20 Uhr Schloßberghalle. Neuberg. Orgelkonzert, Kristian Skozowski spielt Werke von Franz Liszt, 20 Uhr Pfarrkirche St. Elisabeth.

Freigericht. "Vorsicht, Trinkwasser!", Komödie mit den Onyms, 20 Uhr Sturmiushaus Somborn. Verschiedenes Hanau. Herbstversammlung des Blindenbundes, 14 Uhr Gaststätte Bader, Langstraße 16.

1. Hanauer Benefiz Dart Turnier zugunsten der Aktion Sorgenkind, 14.30 Uhr Begegnungsstätte Alfred-Delp-Straße (So. ab 10 Uhr).

Puppenmuseum, 15 Uhr Museumsführung in englischer Sprache, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Maintal. Bischofsheimer Rassegeflügelschau 15 bis 17.30 Uhr (So. 9 bis 17 Uhr), Bürgerhaus Bischofsheim.

Bruchköbel. Labskaus-Essen des Snack Platt (Plattdeutscher Verein), 19.30 Uhr Seniorentreff.

Kirchweihfest von St. Familia, ab 16 Uhr Kindernachmittag im Haus Shalom.

Erlensee. Winterlauftreff der Turn- und Sportgemeinde 15 bis 16 Uhr, Parkplatz am Vogelschutzgebiet neben der Einfahrt zum Bärensee.

Brachttal. Wandertag der CDU, 9 Uhr Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Sonntag

Kulturmix Erlensee. "Sie kommen schon! . . .", Szenencollage über Lateinamerika damals und heute, Theatergruppe Videbitis, 18 Uhr ev. Gemeindehaus Langendiebach.

Gelnhausen. Ausstellung im "Gelnhäuser Froschmuseum", 14 Uhr Obere Haitzergasse 8.

Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert des Musikvereins 1921 Salmünster, 10 Uhr Konzerthalle. Vorträge/Diskussionen Hanau. Dia-Vortrag zum Thema "Island", 18 und 20 Uhr Stadthalle.

Langenselbold. "Jeder ist ein Ausländer - fast überall", Diskussionsveranstaltung, 11.15 Uhr Stucksaal im Schloß. Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum, 10.30 Uhr "Awaji-Puppentheater", Videofilm, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Nidderau. "Aquaristischer Sonntag", Multivisionsschau "Lebensraum Süßwasser", Veranstaltung der Aqua-Terra, 10.30 Uhr Schloßberghalle.

Schöneck. Secondhandmarkt für Baby-, Kinder- und Umstandskleidung und Babyartikel und Spielsachen, 14 Uhr in der Turnhalle des SKV Büdesheim.

"Tag der Seide", Seidenmaler demonstrieren ihr Handwerk, 11 Uhr Bürgertreff Kilianstädten.

Jugendtreff Café Mars 13.30 bis 16.30 Uhr Offener Treff, altes Hofgut Büdesheim. Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr auf dem Wingertskippel.

Sinntal. Schulkinderfest zur Wiedereröffnung der Grundschule Schwarzenfels, 14.30 Uhr an der "Alten Dorfschule".

Gelnhausen. Wanderung des Spessartbundes, Treffp. 8.30 Uhr Obermarkt.

Teams sollen der Umwelt helfen Aktions-Handbuch und nützliche Öko-Tips gibt es in Büdingen

BÜDINGEN. Wie kann ich die Wasserbilanz in meinem Haushalt verbessern? Wie können wir Müll vermeiden? Wie kaufe ich ökologisch bewußt ein? Diese und weitere Fragen beantwortet das Handbuch mit dem "Ökoteam-Programm". Das Ökoteam-Handbuch ist Grundlage und "roter Faden" für ein sechsmonatiges Programm, dessen Ziel es ist, die Ökobilanz des eigenen Haushaltes in Ordnung zu bringen. Die Ökoteam-Idee des "Globalen Aktions-Planes" (GAP) wird während der Umwelt-Aktionstage am Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen am 26. Oktober vorgestellt.

Die FR hat über die beiden Umwelt-Informations- und Aktions-Tage berichtet. Wie Karsten Rudolf, Mitorganisator des umfangreichen Umwelt-Projektes am Gymnasium, mitteilt, will Dr. Lothar Manker aus Hofheim im Taunus am 26. Oktober die GAP-Idee an der Schule im Beisein von Bürgermeister Eberhard Bauner, Stadtrat Wilhelm Kröll sowie den Vorsitzenden der Parlamentsfraktionen vorstellen. Damit soll auch erreicht werden, daß die "Umwelt-Offensive" der Wolfgang-Ernst-Schüler über die Schule hinaus in die Kommune wirkt.

Beim folgenden Aktionstag, Dienstag, 27. Oktober, erläutern Schüler am Beispiel des Globalen Aktions-Planes an einem Info-Stand in der Stadt (gegenüber dem Kaufhaus Joh), wie jeder einzelne Umweltengagement in seinem Lebensbereich mit großen (Umwelt-)Zielen Ernst machen kann.

Die Idee des Globalen Aktions-Planes ist es, praktisches Umwelthandeln in einfachen, logischen und naheliegenden Schritten zusammen mit anderen umzusetzen. "Sie können in sechs Monaten die Ökobilanz Ihres Haushaltes in Ordnung bringen", regt das Ökoteam-Handbuch an. Zugleich soll sich für den Verbraucher realisieren: "Geld sparen - Umwelt bewahren".

Nach dem GAP sollen bis zum Jahr 2000 durch weltweite Anstrengungen 15 wichtige Ziele zur Bewahrung unseres Lebensraumes Erde erreicht werden. Dazu gehören: die weltweite Verminderung der CO2-Emissionen um 20 Prozent, die Verringerung des Frischwasserverbrauchs um ein Drittel und eine Reduktion des Müllaufkommens um 75 Prozent.

GAP ist eine internationale Privatinitiative von Umweltaktivisten, die von David Gershon ins Leben gerufen wurde. Er hat 1986 den ersten "Lauf für die Erde" organisiert.

Das Herzstück des GAP ist die Vision, wonach der gute Willen der einzelnen Bürger, direkt etwas zur Bewahrung der Erde zu tun, wirkungsvoll werden kann, wenn dieser gute Wille auch in Handlung umgesetzt wird. Das GAP-Ökoteam-Programm will genau dafür einen Rahmen schaffen, indem es Hinweise auf alltägliche Fragen im Umgang mit Ökologie im Haushalt gibt.

Damit das Ganze mehr Spaß macht, wird vorgeschlagen, die Aktion zusammen mit befreundeten Familien, mit Nachbarn und Verwandten oder Kolleg/-innen und Vereinskollegen umzusetzen. Das ist dann ein Ökoteam. Sechs bis zwölf Personen ist die beste Größe dafür.

In der ersten Woche wird Inventur gehalten: Wieviel Gas, Strom oder Heizöl verbrauchen wir? In der zweiten Woche berät die Runde, was alle zur Ersparnis tun können, etwa Isolieren von Fenstern. Das wird dann umgesetzt. Die Erfahrungen werden gesammelt und an die nationalen Ökoteams zur Auswertung gesammelt.

Die Veranstalter berichten, daß die Anstöße von GAP bereits in einigen Orten des Rhein-Main-Gebietes Erfolg hatten: So hat die Belegschaft einer Kaufhauskette bisher 68 Ökoteams gebildet. Die Stadt Mainz rief ihre Verbände auf, 100 Ökoteams zu initieren. In Oldenburg zum Beispiel hat die Bürgermeisterin die Schirmherrschaft für die GAP-Initiative von Verbraucherberatung und Energierat. Volkshochschule, Bildungswerke, kirchliche Gruppen und politische Parteien tragen zur Verbreitung der Idee bei. de

Hoher Schaden bei Autobahn-Unfällen

120 000 Mark Sachschaden entstand am Mittwoch bei Unfällen auf Autobahnen bei Frankfurt.

Auf der Autobahn nach Würzburg fuhr nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt am Abend ein Wagen aus dem Main-Taunus-Kreis auf ein Auto aus Frankfurt auf, das auf ein weiteres Fahrzeug geschoben wurde. Der Fahrer aus dem Main-Taunus-Kreis wurde leicht verletzt und mußte sich einer Blutprobe unterziehen. Es entstand Schaden von rund 90 000 Mark.

Schaden von etwa 30 000 Mark an vier Autos wurde am Nachmittag durch ein Auffahrunfall auf der Autobahn Frankfurt-Wiesbaden verursacht. ing

Leider war der Kuli aus Tropenholz hergestellt . . .

Die derzeit in der Verwaltung laufende Umweltverträglichkeitsprüfung betrifft viele Bereiche

MAINTAL. Die Verwaltung in Maintal will umweltfreundlich arbeiten. Seit Anfang des Jahres läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung für den Einkauf von Büromaterialien.

Vom Ablagekorb über Batterie, Klebstoff und Reißzweck bis hin zur Schreibtischunterlage und zum Stempel ist auf einer Liste festgehalten, welche Produkte bevorzugt werden sollen.

Ein Schwerpunkt dabei ist: Holz, Pappe und Metall statt Kunststoff. Außerdem will die Stadt verstärkt Nachfüll- und Mehrwegprodukte einsetzen.

Unter diese Kategorie fallen auch Kugelschreiber. Bei der Magistratspressekonferenz stellte Bürgermeister Dr. Walter Unger fest: "Einwegkulis sind pfui" und zückte seinen Holzkuli.

Wie er selbst zugab, wurde der aber aus Tropenholz hergestellt - auch nicht im Sinne der Stadt. Denn die Umweltverträglichkeitsprüfung schreibt bei Holzprodukten immer "einheimische Hölzer" vor.

Beim Einkauf der Büromaterialien wird in Zukunft auch auf die gesundheitliche Belastung geachtet. So sollen weder Klebstoff noch Korrekturflüssigkeit Lösungsmittel enthalten, sondern auf Wasserbasis verflüssig werden.

Im Moment wurde nur aufgelistet, welche umweltfreundlichen Alternativen auf dem Markt sind. Doch Hauptamtsleiter Wilfried Krebs räumte ein, daß die Produkte auch auf ihre praktische Effizienz hin geprüft werden müssen.

"Wir haben vor längerer Zeit Recyclingpapier zum Kopieren benutzt. Das hatte zur Folge, daß die Kopiergeräte häufig defekt waren, weil sie den Staub nicht vertragen haben." Die Stadt mußte warten, bis entsprechende Geräte auf dem Markt waren. Seiner Meinung nach könnten nur "umweltfreundliche Produkte mit gleicher Güte" verwendet werden.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung betrifft auch andere Bereiche. Nach der Bewertung der Umwelt- und Gesundheitsbelastung, die sich bei der Herstellung, beim Gebrauch und bei der Entsorgung ergeben, werden im Moment auch Reinigungsmittel untersucht. Die Auswertung wird in Kürze vorliegen.

Bis Ende des Jahres, so hofft Baudezernent Dr. Karl-Heinz Schreiber, soll die Überprüfung des Hochbaubereiches abgeschlossen sein. Das Bauamt ist gerade dabei, eine Negativliste vonr Baustoffen zu erstellen, die auch Bestandteil der Ausschreibungen sein wird.

Der Bauindex wird beispielsweise Stoffe wie PVC, stark lösungsmittelhaltige Farben, Tropenhölzer und gesundheits- und umweltschädliche Klebstoffe enthalten. Die Bauherren müssen sich dann um Ersatzstoffe bemühen.

"Wenn wir Kenntnis über Alternativen haben, bieten wir sie an. Aber wir sind auch interessiert, welche Angebote von Liste anfordern den Herstellern kommen", so Schreiber. Die Liste soll ständig fortgeschrieben werden, so daß die Umweltfreundlichkeit beim Bau stets auf dem neuesten Stand ist.

Auch Bebauungspläne werden in Maintal vor dem Hintergrund der Umweltverträglichkeit erstellt. "Wir müssen bei der Planung mit einbeziehen, welche Auswirkungen auf die Umwelt zukommen", fordert der Baudezernent.

Wenn sich Kommunen oder Firmen für die Umweltverträglichkeitsprüfung im Bürobereich interessieren, können sie die Liste beim Umweltamt der Stadt Maintal anfordern. gf

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Geparkte Autos zusammengeschoben HANAU. Einen Schaden von rund 32 000 Mark richtete in der Nacht zum Donnerstag ein Autofahrer in der Hospitalstraße an, als er drei geparkte Wagen zusammenschob. Er floh, konnte jedoch gestellt werden. Nach einer Blutprobe mußte er seinen Führerschein abgeben. Wurfgranate entdeckt HANAU. Eine Wurfgranate aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Mittwoch nachmittag bei Bauarbeiten an der Lindenau gefunden worden. Der Kampfmittelräumdienst beseitigte den Sprengkörper.

Streifenwagen demoliert

HANAU. Ausgerechnet einen abgestellten Streifenwagen demolierte am Mittwoch abend ein Autofahrer, als er vor der Polizeidirektion am Freiheitsplatz ausparkte. Dabei enstand ein Schaden von insgesamt 5000 Mark.

Sprechstunde des Ortsvorstehers

HANAU. Sprechstunden bietet Steinheims Ortsvorsteher Fritz Eberhard am Dienstag, 20. Oktober, zwischen 18 und 19 Uhr in der Verwaltungsstelle, Zimmer 15, in der Ludwigstraße an.

Verzweifelter Kampf um Haftunterbrechung Junge Mutter muß dringend operiert werden / Wer sorgt für die vier kleinen Kinder?

OFFENBACH. Der jetzt 32jährige Gerd S. (Namen geändert) gehört offensichtlich zu jenen vom Schicksal benachteiligten Menschen, die von einer Schwierigkeit in die andere stolpern. Mit großer Energie und beinahe realitätsfernem Optimismus gehen sie die Lösung eines Problems an und bewegen sich dabei mit traumwandlerischer Sicherheit schon auf die nächste Katastrophe zu.

Gerd S. hat eine Latte von Vorstrafen wegen Trunkenheit am Steuer, Fahren ohne Führerschein, Diebstahl, Einbruch, Betrug. "Alles keine großen Sachen", sagen sein Anwalt und die Sozialarbeiter, "aber er bringt sich halt dauernd in Schwierigkeiten". Da er immer wieder straffällig wurde, verfielen seine Möglichkeiten der Bewährung, mußte er immer mal wieder einsitzen. Schließlich addierten die Richter sein Sündenkonto zusammen: noch 18 Monate. Er hatte sich gerade als Abbruch-Unternehmer selbständig gemacht: "Ich hatte schon genug Aufträge und beschäftigte sieben Leute. Wegen meiner Haft ging die Firma pleite." Jetzt drohen dem Ex-Unternehmer Verfahren wegen nicht abgeführter Krankenkassenbeiträge und Steuern.

S. sitzt in der Justizvollzugsanstalt Friedberg. Im August 1993 hat er sein Konto ausgeglichen. Er hofft auf vorzeitige Entlassung nach der Zweidrittelzeit und schmiedet Pläne für die Zukunft: Er will einen Schlußstrich ziehen und einen neuen Anfang machen. Mit seiner 24jährigen Frau und ihren gemeinsamen vier Kindern will er endlich ein ganz bürgerliches Leben führen, täglich acht Stunden arbeiten, sein Haus weiter renovieren und im Garten Gemüse ziehen. Die Zusage auf einen festen Arbeitsplatz habe er bereits, die Familie werde dann nicht mehr von der Sozialhilfe leben müssen.

Länger einsitzende Strafgefangene haben Anspruch auf 23 Tage Hafturlaub im Jahr. In außergewöhnlichen Situationen ist auch eine Haftunterbrechung möglich. Ausgerechnet jetzt, am Ende seines Hafturlaubes, ist seine Frau krank geworden, sie müßte sofort an den Nieren operiert werden. Ein ärztliches Attest zur Einweisung ins Krankenhaus liegt vor. Renate S. kann aber nicht ins Krankenhaus, denn solange ihr Mann einsitzen muß, ist niemand da, der ihre vier Kinder im Alter zwischen 16 Monaten und fünf Jahren betreut. Das Sozialamt bewilligte der kranken jungen Mutter eine "Haushaltshilfe"; aber nur für vier Stunden am Tag.

Der zuständige Gießener Oberstaatsanwalt Joachim Müller lehnt die Haftunterbrechung ab. Keine Begründung gegenüber der FR, weil es sich um eine individuelle Einzelfall-Entscheidung handele.

Während seines Hafturlaubs hat Gerd S. sein Häuschen, das eigentlich eine bessere Gartenhütte auf einem Kleingartengelände ist, renoviert, das Dach neu gedeckt, eine Fassade neu verputzt, die Schäden eines Wasserrohrbruchs beseitigt, ein Badezimmer installiert und die Mauern für ein zusätzliches Zimmer hochgezogen, Brennholz für den Winter gehackt. Stolz verweist er auf seine Arbeit: "Ich mache alles selbst."

Dankbar ist er den Sozialarbeitern, weil sie dafür gesorgt haben, daß das Sozialamt rund 10 000 Mark für das Bau- und Arbeitsmaterial bezahlt. "Würde die Familie ihr Häuschen verlieren und müßte für sie eine Wohnung besorgt werden, käme das die Stadt teurer", sagt der Sozialarbeiter. Die Familie wohnt mit amtlicher Genehmigung in der ausgebauten Gartenhütte. Gerd S. hat sie vor Jahren von Bekannten für 10 000 Mark Abstand gekauft. Jetzt will aber der Kleingartenverein das städtische Pachtgelände von Gerhard S. zurückhaben.

Gerd S. wirkt verzweifelt, aber entschlossen, als er der FR von der Ablehnung seines Antrags auf Haftunterbrechung erzählt: "Die Operation meiner Frau ist nicht länger aufzuschieben. Ich will nicht, daß die Kinder vorübergehend in ein Heim kommen."

Die von der FR auf die Probleme aufmerksam gemachten Carlo Wölfel, Referent des Sozialdezernenten Stephan Grüttner, und Jugendamtsleiter Hermann Dorenburg kümmerten sich um den Fall. Sie konnten den Oberstaatsanwalt umstimmen: Gerd S. bekommt die Haftunterbrechung. lz

Greifvögeln fehlen Horste Neues NAOM-Jahrbuch

OBERTSHAUSEN. So wenig Greifvögel wie zur Zeit hat es seit 15 Jahren nicht in Obertshausen gegeben. Zu dieser Erkenntnis kommt Peter Erlemann von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie im jüngsten Jahrbuch der Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Obertshausen-Mosbach (NAOM). Die Untersuchung des Bestandes an Sperbern, Habichten, Falken und Mäusebussarden stammt aus dem Vorjahr, läßt sich im Ergebnis aber auch auf 1992 übertragen.

Das NAOM-Buch - für 20 Mark über die Pressestelle der Wissenschaftsgruppe in Obertshausen, Brüder-Grimm-Straße 13, erhältlich - umfaßt wieder zahlreiche Einzelbeiträge. So berichtet Helmut Tauchnitz über die verblüffend große Anzahl der Greifvögel im Stadtkreis Halle (Sachsen-Anhalt), wo beispielsweise 150 Rotmilan-Paare und bis zu 300 Mäusebussard-Paare brüten. Von solchen Zahlen können Vogelfreunde hierzulande nur träumen, wie sich aus der Erlemann-Untersuchung ergibt.

Negativ beeinflußt wurde das Vorkommen der Greifvögel in der Gemarkung von Obertshausen vor allem durch die Sturmschäden im Jahr 1990. Viele Horstbäume fielen damals den Orkanböen zum Opfer.

Peter Erlemann rechnet nicht damit, daß in den nächsten Jahren Neu- oder Wiederansiedlungen von Brutpaaren beobachtet werden können: Es gibt kaum noch Bäume, die sich aufgrund ihres Alters und ihrer dichten Krone als Horstbäume eignen. Sicher nachgewiesen war 1991 lediglich die Brut von zwei Mäusebussard- und zwei Turmfalkenpaaren. Erlemann: "Mit Horstsuchen im Winter und intensiven Beobachtungen zur Brutzeit soll die Bestandsentwicklung weiterverfolgt werden."

Der Obertshausener Vogelkenner Heinz Eikamp beschäftigt sich im NAOM-Jahrbuch mit der Bestimmung fossiler Reptilieneier und Dinosaurier-Eier aus der Oberkreide. Er wirft außerdem einen Blick auf die Entwicklungsgeschichte der Geier - für die NAOM ein interessantes Thema, nachdem die Wissenschaftsgruppe 1988 ein 35 Millionen Jahre altes Ei dieser Greifvogelart erworben hatte. Neue Forschungsergebnisse legt Eikamp außerdem von fossilen Eidechseneiern vor, die 1977 auf dem Offenbacher "Schneckenberg" entdeckt worden waren.

Schwerpunktthema des Jahrbuches ist die "Schmetterlingswiese", die nach ihrem Mäzen Karl Mayer benannt ist. In seinem Vorwort weist der hessische Umweltminister Joschka Fischer ausdrücklich auf dieses Projekt hin, das vom Land gefördert wird. "Für zehn Jahre, so der Minister, wird eine bislang intensiv landwirtschaftlich genutzte Waldwiese sich selbst überlassen, um sie so möglichst wieder in einen naturnahen Ursprungszustand zurückzuführen."

Nach vier Jahren hat sich die einstige Feuchtwiese so positiv verändert, daß beispielsweise zehn Falterarten - die auf der Roten Liste stehen - dort inzwischen wieder beobachtet wurden. Während bei Projektbeginn auf der Wiese 58 Schmetterlingsarten mit rund 400 Exemplaren gezählt wurden, waren es im Vorjahr 169 Arten mit rund 1000 Individuen. Angesiedelt haben sich in dem Biotop außerdem zahlreiche andere Insekten, die wiederum in den Abend- und Nachtstunden Fledermäuse anlocken. hf

Heute kein Konzert im JuZ Bad Nauheim

BAD NAUHEIM. Das für heute abend im Bad Nauheimer Jugendzentrum angekündigte Konzert der Heavy-Metal Band Rat Race fällt aus. Nach Angaben des Jugendzentrums wird das Konzert um einige Wochen verlegt.

Ein genauer Termin ist derzeit noch nicht bekannt.

Dieser soll jedoch rechtzeitig bekanntgegeben werden. str

In Flörsbachtal bebt der Zorn über Vorgaben des Regierungspräsidiums: Jedweder Expansionsabsicht werde ein Riegel vorgeschoben Nur noch eine Chance als exotisches Bergvölkchen? Darmstadt wiegelt ab: Karten falsch gezeichnet Von Jörg Andersson FLÖRSBACHTAL. Post vom Regierungspräsidium (RP) verheißt aus der Sicht von Horst Sakschewski in der Regel nichts Gutes. Erst vor zwei Wochen sah sich der Flörsbachtaler Bürgermeister in seiner Einschätzung wieder einmal bestätigt. Zwei Briefe, die in 24stündigem Abstand im Rathaus eintrafen, verdarben dem Sozialdemokraten gründlich die Laune. Darin untersagte die Darmstädter Aufsichtsbehörde die geplante Ausweisung einer Gewerbefläche, weil sie sich mit den Vorschriften im Landschaftsschutzgebiet nicht vereinbaren ließen. Im einen Fall lag ihnen das avisierte Grundstück zu weit außerhalb, was eine "gravierende Zersiedlung" zur Folge hätte, der andere Vorschlag gefährdet dem Schreiben nach den Uferbereich des Lohrbaches und "zu schützende Talauen". Nach den vielen gescheiterten Versuchen, neue Siedlungsflächen zu gewinnen, hat das neueste Gutachten zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) dem Gemeindeoberhaupt sozusagen den Rest gegeben. Sakschewski: "Der gesamte Bereich Flörsbachtal mit Ausnahme der Feld- und Waldgemarkung soll als geplantes Naturschutzgebiet ausgewiesen werden." Wenn das realisiert werde, "können wir hier einpacken".

Seit Horst Sakschewski vor zweieinhalb Jahren den Bürgermeisterposten übernahm, ist der 43jährige darum bemüht, in der kleinsten Gemeinde des Main-Kinzig-Kreises neue Flächen für Wohn- und Gewerbebedarf auszuweisen. Kein leichtes Unterfangen, liegt doch die 2600 Einwohner zählende Kommune mitten im Landschaftsschutzgebiet "Vogelsberg-Hessischer Spessart". Eine intakte Umwelt und hin wieder sogar unberührte Natur - dort draußen in Flörsbachtal gibt es das noch.

Doch den Rathauschef vor Ort interessiert nicht nur die Schönheit seiner Landschaft. Wenn Politiker von der "Stärkung des ländlichen Raumes" sprechen, dann denkt Sakschewski in erster Linie an Infrastrukur und Arbeitsplätze: "Auch in einer Region wie der unseren sollte der Mensch im Vordergrund stehen". Angesichts der Vielzahl von Pendlern, die tagtäglich oft über 150 Kilometer ins Rhein-Main-Gebiet zurücklegten, sei jeder Arbeitsplatz, der in Flörsbachtal erhalten oder geschaffen werden kann, von größter Bedeutung. Diese Maxime in die Praxis umzusetzen bereitet dem Gemeindeoberhaupt Probleme. Die Bevölkerung werde den naturschutzrechtlichen Belangen unterstellt, zieht er sein Fazit aus Schriftwechseln, Telefonaten und persönlichen Gesprächen mit dem RP. "Alle Planvorhaben der Gemeinde sind mit den gleichen lapidaren Begründungen wie ,Landschaftschutzgebiet', ,Zersiedlung' und ,schutzwürdige Flächen' abgelehnt worden", schimpft der Sozialdemokrat. Folge: In den vergangenen Jahren seien immer wieder Betriebe abgewandert - zumeist ins benachbarte Bayern. Etwa 100 Arbeitsplätze seien der Gemeinde so verlorengegangen - wo man ohnehin nur 200 sozialversicherungspflichtige Jobs registriert habe. Und er mache sich schon jetzt Gedanken, was er den drei örtlichen Betrieben sagen solle, deren Erweiterungspläne sich im Ortskern nicht realisieren ließen: "Auch die haben schon mit Abwanderung gedroht".

Am kommenden Donnerstag, 22. Oktober, will Sakschewski Tacheles reden, wenn sich die Gemeindevertretung mit den örtlichen Problemen beschäftigt. Hintergrund: ein Gutachten zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes, ein 600-Seiten-Wälzer, der verrät, wie man sich in Darmstadt die Zukunft Südhessens für die nächsten fünf Jahre vorstellt. Was Flörsbachtal betrifft, steht ein schwerer Disput zwischen Gemeinde und Regierungspräsidium bevor. Hans Scheidemantel, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses, sarkastisch: Die Pläne sehen vor, "unsere Dörfer abzureißen, durch Erdhöhlen zu ersetzen und die Bevölkerung natürlich zu dezimieren." Die Verbliebenen dürften sich dann in Bärenfelle kleiden und "als kleines Bergvolk mit Stammestänzen am Wochenende Naherholungssuchende belustigen".

Der Blick in den Landschaftsrahmenplan hat in Flörsbachtal noch einmal alle Widerstandskräfte mobilisiert. "Sämtliche Täler einschließlich der bebauten Ortslage sind darin als geplantes Naturschutzgebiet ausgewiesen, damit wird uns jede Entwicklungschance genommen", konstatiert der Bürgermeister, der in einer ersten Reaktion vergangene Woche in dieser Sache einen persönlichen Brief an Ministerpräsident Hans Eichel schickte.

Deutlicher als der Hilferuf nach Wiesbaden ist die Stellungnahme des Gemeindevorstandes zu dem Gutachten ausgefallen, die bis zum 31. Oktober in Darmstadt sein soll. Da ist von einem Ende der Planungshoheit für die Kommune die Rede. Die vorgesehenen Ausweisungen würden jede weitere Siedlung in Flörsbachtal unmöglich machen. Eine ausschließliche Rolle als naturnahe Erholungslandschaft werde man keinesfalls akzeptieren.

Sakschweski ist derart verärgert, daß er sich nach eigenen Angaben weigert, "noch einmal fernmündlichen Kontakt mit dem RP aufzunehmen." Möglicherweise hätten durch einen Telefonanruf einige Irritationen ausgeräumt werden können. Denn bei Anfertigung der Karte sind in Darmstadt einige Pannen unterlaufen, die Pressesprecher Gerhard Müller als "Übertragungsfehler" zwischen der Naturschutzbehörde und der Abteilung Regonalplanung bezeichnet. Tatsächlich ist das eingezeichnete geplante Naturschutzgebiet kein solches, sondern "ein besonderes Landschaftsschutzgebiet." Die schraffierte Fläche, so mutmaßt Müller, "muß im Zusammenhang mit dem Auenverbund Kinzig stehen". Was das für Konsequenzen hat, vermochte er freilich noch nicht zu sagen.

Auch in einem anderen Punkt enthält die Karte im Gutachten eine Ungenauigkeit. Die bebaute Fläche sei aus dem Schutzgebiet selbstverständlich auszuklammern. Hier sei der Maßstab von 1 : 100 000 für die Überlagerungen verantwortlich. Ob die notwendigen Korrekturen die Gemüter in Flörsbachtal zu beruhigen vermögen, bleibt abzuwarten. Befürchtungen in der Spessartgemeinde, künftig nicht mal mehr eine Rohrleitung verlegen zu können, hält Müller für unbegründet. Das Gutachten sei zudem nur als "Planungsabsicht" zu verstehen. In den Anhörung fänden noch mehrere Abwägungsprozesse statt, damit die Entwicklungsmöglichkeiten der Kommune nicht gänzlich behindert würden.

Für den Bürgermeister hat sich jedoch längst der Eindruck verfestigt, daß hinter der "unsinnigen" Planung etwas mehr steckt. So gingen die Gutachter bis zum Jahre 2010 "fernab jeglicher Realitätsbezogenheit" von einem Rückgang der Einwohnerzahlen in Flörsbachtal aus. Tatsächlich sei die Bevölkerungszahl ständig gewachsen. Schon jetzt habe die Gemeinde 439 Einwohner mehr, als für 1995 prognostiziert. "Siedlungs- und Gewerbeflächen sind völlig falsch berechnet", so Sakschewski. Er habe mittlerweile den Eindruck gewonnen, daß der Bevölkerungsrückgang durch die strengen Planungsvorgaben offensichtlich "zwangsweise erreicht werden soll".

Freitag, 16. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 2836 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heisse Steine".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Diskussion "Kultur für alle".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo - "Bleiche weiße Leiche" (Premiere).

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, "Poe".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Bewegungstheater Mobilé - "Drunter und Drüber".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: 20 & 23 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faust".

Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Freies Schauspiel Ensemble: 20.30 Uhr, "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein ,Hui'"; Philantropin, Hebelstr. 17.

Klappmaultheater: 14.30 Uhr, "Ich auch"; Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40.

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: 20 Uhr, Eurythmieaufführung Ensemble Ildfuglen - "Der Verlust sei Gewinn für sich" .

Frankfurter Kunstgemeinde: 20 Uhr, "Lady Rebecca"; Stadthalle Bergen-Enkheim. Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage". Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Chinelo Theater - "Der Kolibri von der linken Seite der Erde".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Telefon 7 07 73 73: um 15 und 20 Uhr, Vorstellungen. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Un Ballo in Maschera" (Wiederaufnahme). Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: um 20 Uhr, Reinhard Mey.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Budapester Operettentheater - "Das Land des Lächelns".

Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Die 12 Apostel.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'Latin-Funky-Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Großer Saal: 20 Uhr, Dick Heckstall-Smith John Etheridge Group - Fusion Jazz Rock.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Norman Hartnet.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Runners.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Gypsys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Cuadro Flamenco.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, The Arnheim Jazz Trio.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jazzfabrik.

Café Cult, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Just 4 & Die Meedels - A-Capella-Weekend. Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Blues Cruisers.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Dr.Baker/Marvin Gardens/DJ Ricardo.

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Connie Webs & Claudia Brendler - "Wild Women don't get the Blues".

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: 20 Uhr, Tanz im Saalbau.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: 21 Uhr, Michel - Lieder & Balladen.

Orfeo, Hamburger Allee 45: 22 Uhr, "Hören & Trinken" - Rolling Stones 1964-92.

Samstag / Sonntag, 17. / 18. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: So., 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod" (Premiere); So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: Sa./So., 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 und 28 36 76: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckb. Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche"; So., 20.30 Uhr, "Achtung! Schnecke läuft Amok!".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36,Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: Sa./So., 20.30 Uhr, "Tropfen auf heisse Steine".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Gallus Fest mit Theater & Musik; Sa., 15 Uhr, Theater Blauhaus - Hugo und das Hamsterhaus; Sa., 17 Uhr, Die Gallus Kids - "Weiß ich doch nicht!!!".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24231620: Sa./So., 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, S. O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements"; Studiobühne: Sa./ So., 21 Uhr, Elettra de Salvo - "Bleiche Weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Sa./So., 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: Sa./So., 20 Uhr, "Poe!".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Bewegungstheater Mobilé - "Drunter und Drüber"; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: Sa., 20 & 23 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faust"; So., 15 Uhr, Ferri - "Wer hat die schönste Gänsehaut?". Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "O wie schön ist Panama!".

Freies Schauspiel Ensemble, 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: Sa./So., 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Frankfurter Ensemble: Sa., 15.30 Uhr, "Der Herzspezialist", Bürgerhaus Dorbusch, Eschersheimer Landstr. 248; So., 15.30 Uhr, "Der Herzspezialist"; Bürgerhaus Oberrad.

Titania, Basaltstr. 23, Tel. 15 308 301: Sa./So., 20 Uhr, Chinelo Theater - "Der Kolibri von der linken Seite der Erde".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf" (letzte Vorstellung).

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: Sa./So., 15 & 20 Uhr, Vorstellungen. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Telefon 23 60 61: Samstag um 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla"; So., 19.30 Uhr, "Un Ballo in Maschera". Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: So., 20 Uhr, Sinfonieorchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst; Mozart Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie: Christian Tetzlaff; Hindemith Saal: 20 Uhr, Häns'che Weiss Ensemble.

Jahrhunderthalle Hoechst: Sa./So., 20 Uhr, Budapester Operettentheater - "Das Land des Lächelns".

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom; So., 20 Uhr, Andy Scott's Sweet.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Hannes Bauers Orchester Gnadenlos & Disco; So., 21 Uhr, Tom Robinson feat. TV Smith.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zbigniew Namyslowski & The Q.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, Rollsplitt; So., 19.30 Uhr, Noch Nix.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Javier Plaza - Salsa; Theater im 2.Stock: So., 15 Uhr, Otto Normalrandale - "Anton der Zauberteppich".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 15.30 Uhr, Louise Mackintosh.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Runners; So., 19 Uhr, Biber Herrmann. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Gypsys; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Bullshit.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Franny & The Fireballs - Rock'n'Roll.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Cuadro Flamenco; So., 19 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Scorn.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Amazing Discovery & Trevorovi Chlapci; So., 20 Uhr, Fiery Jack & Rude Boys.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Happy Oldtime Swingers.

Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa./So., 20.30 Uhr, 6-Zylinder - A-Capella Weekend; Artrium: So., 11 Uhr, Milano Jazz Gang; Restaurant-Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: So., 15.30 Uhr, Trientiner Bergsteigerchor Genzianella.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Jogie - Boogie & Blues.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: Sa., 21 Uhr, Michel - "Lieder & Balladen". Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2: Sa., 17 Uhr, So., 11 Uhr, Ibero-Amerikanisches Kulturfestival; Sa., 20 Uhr, Reimer von Essen-Trio & Heinz Sauer-Trio.

Frankfurter Afrika Wochen: Sa., 20 Uhr, Kalifi & Africa MMA - Musik, Show, Tanz.

Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Liederabend Christoph Prégardien & Michael Gees.

Frankfurter Kunstgemeinde: So., 17 Uhr, German American Community Choir; Sendesaal des Hessischen Rundfunks, Bertramstr. 8.

TAT-Café, Eschersheimer Landstr. 2: So., 11 Uhr, Georg Gräwe Trio - Jazz Special.

Filmmuseum, Schaumainkai 41: Sa., 16 Uhr, David Lowe - Konzert auf der Kinoorgel.Wir gratulieren

Frau Maria Hopp zum 90. Geburtstag am 16. Oktober.

Umweltausschuß berät: Friedhöfe als Grünflächen?

BAD NAUHEIM. Der Umweltausschuß von Bad Nauheim wird am Dienstag, 20. Oktober, ab 20 Uhr im Rathaus in der Friedrichstraße 3 über den 3. Nachtragshaushalt 1992, den Haushalt 1993 und über einen Antrag der SPD-Fraktion im Stadtparlament öffentlich beraten.

Danach will die SPD die Funktion der Friedhöfe als öffentliche Grünflächen mit wichtigen sozialen und ökologischen Aufgaben verbessern und fordern, daß die Wege nicht mehr mit wasserundurchlässigen Materialien befestigt und Gräber mit Steinplatten abgedeckt werden.

Außerdem sollen alte Baumbestände erhalten und bei Nachpflanzungen überwiegend heimische Laubgehölze gesetzt werden. Trockenmauern mit unverfugten Ritzen und Hohlräumen sollen erhalten und Nistmöglichkeiten für verschiedene Tiere geschaffen werden. Außerdem will die SPD Mauerkammern für die Urnenbestattung bauen lassen.

Das Maßnahmenpaket der SPD soll in keiner Weise die Aufgabe der Friedhöfe als würdige Orte von Bestattungen und des Andenkens an die Verstorbenen beeinträchtigen. Die SPD will die Friedhöfe als Orte der Trauer, Besinnung und der inneren Einkehr wahren. str

Nachbarn stellten den Einbrecher

BRUCHKÖBEL. Keine Chance hatte ein 24 Jahre alter Mann aus dem Wetteraukreis, der bei einem Einbruch in der Friedhofstraße von Nachbarn nicht nur beobachtet, sondern auch in Schach gehalten und der Polizei übergeben wurde.

Um die Mittagszeit war der Wetterauer in das Haus eingedrungen, während die Bewohner an einer Beerdigung teilnahmen. Der 24jährige sperrte zuvor einen sechs Monate alten Hund in einen Zwinger, schlug dann ein Fenster im Erdgeschoß ein und durchsuchte das Haus. Schon vorher hatte er sich jedoch so auffällig benommen, daß eine Nachbarin ihn im Auge behielt und dann die Polizei alarmierte.

Als der Einbrecher sich mit seiner Beute - einer Plastiktüte voller Kondolenzbriefe, in denen er Geld vermutete - durch das Fenster wieder davonmachen wollte, sah er sich plötzlich einem 60jährigen Mann aus der Nachbarschaft gegenüber. Der hielt zwar sicheren Abstand, hatte aber einen Schäferhund an der Leine. Weitere Nachbarn hatten in der Zwischenzeit die Rückseite des Grundstücks "abgeriegelt". Der 24jährige blieb angesichts dieser Situation, wo er war: auf der Fensterbank.

Kurz darauf traf die Polizei ein, die ihn festnahm. Die Beamten fanden außer der Diebesbeute bei dem Mann Kleidung, die er am Tatort der Tarnung wegen gewechselt hatte, und einen Hammer.

Bei seiner Vernehmung bestritt er, auch für einen ähnlich gelagerten Einbruch in der vergangenen Woche in Erlensee verantwortlich zu sein. Dort war aus einem Haus ebenfalls Kondolenzpost mit rund 1500 Mark Inhalt gestohlen worden, während die Bewohner auf einer Beerdigung waren. az

Die Bonner Regierungsparteien haben sich gerade auf einen Kompromiß zur Asylproblematik geeinigt, und der SPD steht noch ein Parteitag bevor, auf dem ihr Vorsitzender Björn Engholm um die Mehrheit für seine neue umstrittene Linie kämpfen muß. Die Debatte ist in vollem Gang. Und sie wird nicht nur von der Politik geführt. Wir dokumentieren im folgenden die Entschließung der in Bonn ansässigen Nord-Süd-Initiative "GERMANWATCH", die Stellungnahme der Sektion Politische Psychologie im "Berufsverband Deutscher Psychologen" (BDP) und einen Offenen Brief des Hamburger "Bündnis Türkischer Einwanderer" (TGB); das TGB ist ein überparteilicher Zusammenschluß von mehr als 20 türkischen Vereinen. Alle drei Beiträge wurden leicht gekürzt.

Wir gratulieren

Herrn Paul Schuster zum 87. Geburtstag am 16. Oktober.

Gesucht: Quiz-Antworten und die älteste Bibel

KELSTERBACH. Die Bibel-Ausstellung ". . . und sie bewegt sich doch" hat die evangelisch-lutherische Christuskirchengemeinde als Anlaß gekommen, die älteste Bibel aus Kelsterbacher Privatbesitz aufzuspüren. Der Besitzer soll am Sonntag, 18. Oktober, 10.30 Uhr, gewürdigt werden. Zu der Bibelausstellung, die bis Mittwoch, 21. Oktober, 15 bis 17 Uhr, im Gemeindesaal zu sehen ist, veranstaltet die Frauenhilfe am Dienstag, 20. Oktober, 15 Uhr, ein Bibelquiz. Am Mittwoch, 21. Oktober, 11 Uhr, gibt es eine Morgenfeier "Die Arche Noah" mit dem Kindergarten. Um 17 Uhr ist der feierliche Abschluß der Bibelausstellung. lis

Nachrichten-Börse

Keine Entspannung am Wohnungsmarkt Wohnungsmieten und Immobilienpreise steigen hierzulande weiter. "Im Luxusbereich werden die Kunden wegen der allgemeinen Konjunkturlage etwas bedächtiger, aber im breiten Markt ist keine Entlastung erkennbar", konstatiert der Verband Deutscher Makler. In den Ballungsgebieten seien Höchstmieten von 20 Mark je Quadratmeter und mehr zu erzielen. Der Westen Berlins liege mit bis zu 30 Mark für Komfortwohnungen an der Spitze. Kleine und mittlere Kommunen wie Freiburg, Mainz oder Wiesbaden hätten bei der Preisentwicklung zu den städtischen Zentren nahezu aufgeschlossen. Eigentumswohnungen seien unter 6000 Mark pro Quadratmeter kaum noch zu bekommen. Dollar etwas schwächer Der amtliche Mittelkurs des US-Dollar fiel gestern in Frankfurt um 1,7 Pfennig auf 1,4514 Mark. Große Heizöl-Partien teurer Ein gedanklicher "Dreher" produzierte in der gestrigen Ausgabe die Überschrift, daß im Vergleich zu vergangener Woche "Große Heizölpartien deutlich billiger" geworden seien. Das Gegenteil ist der Fall: Für Bestellungen von 4500 Liter an müssen die Verbraucher rund eine Mark mehr je hundert Liter bezahlen. Die in der Tabelle genannten Heizölnotierungen sind jedoch korrekt.

Pleitegeier landet häufig Die Zahl der Insolvenzen sank in Westdeutschland im Juli binnen Jahresfrist um 2,8 Prozent auf 1155. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes trat damit nach den zweistelligen Zuwachsraten im ersten Halbjahr eine gewisse Beruhigung ein, doch sei dies allein der starken Verringerung der Nachlaßkonkurse um fast ein Viertel zu verdanken. Das Niveau der Firmenpleiten blieb dagegen mit 755 hoch. In den ersten sieben Monaten wurden mehr als 5500 Unternehmensinsolvenzen (plus 12,4 Prozent) gezählt. Es weihnachtet sehr Weihnachtsbäume werden in diesem Jahr kaum mehr kosten als 1991. Das teilt der niedersächsische Landvolkverband mit. Die beliebte Blaufichte etwa soll in der Zweimeterversion für 40 bis 48 Mark zu haben sein. Schöne und stattliche Exemplare seien diesmal ausgesprochen selten. Das Gesamtangebot sei wegen der Spätfröste des Vorjahres recht knapp, die Nachfrage sei stark gestiegen. US-Bürger schlecht versichert Die Gesundheitsausgaben der US-Bürger dürften sich bis zum Jahr 2000 von 808 Milliarden (1992) auf 1,7 Billionen Dollar mehr als verdoppeln. Nach Angaben des Haushaltsbüros im Washingtoner Kongreß haben mehr als 35 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung.

Mit aktivem Training gegen Rückenschmerzen

GROSS-GERAU. Schön und entzükkend ist ein Rücken nur dann, wenn er schmerzfrei ist. Wie man mit aktivem Rücken-Training die Wirbelsäule unterstützen und Schmerzen lindern kann, wie die Wirbelsäule überhaupt funktioniert, sind Themen eines Vortrags, den AOK und VHS gemeinsam am Montag, 19. Oktober, im AOK-Gebäude in der Gernsheimer Straße anbieten. Referent ist der Riedstädter Orthopäde Dr. Reinhold Herold, Beginn ist um 20 Uhr. wal

Wo das Rathaus Tempo 30 will . . . erklärt die Verwaltung nächste Woche in den Ortsbeiräten

FRIEDRICHSDORF. Der Beschluß der Stadtparlamentes, Tempo 30 flächendekkend in allen Stadtteilen einzuführen, kommt der Verwirklichung ein Stückchen näher: In der nächsten Woche will die Verwaltung "Planungsideen" vorstellen, die sie nach den Vorgaben der Ortsbeiräte angefertigt hat.

Die Informationen werden vor den jeweiligen Ortsbeiratssitzungen gegeben; denn der Stadtverordnetenbeschluß sieht vor, daß vor einer Einführung des Tempo-Limits die Anlieger zu hören sind.

In Burgholzhausen sind deshalb die Bewohner von Altkönigstraße, Völlerweg und Herzbergstraße für Dienstag, 20. Oktober, 19 Uhr, in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen.

In Köppern können sich die Anlieger aus dem Bereich Amselweg, Pfingstweidstraße, Limesstraße bis Kreuzung Dreieichstraße, Brückenweg und Bornfeldstraße sowie Mühlstraße, Wiesenweg und Waldring am Mittwoch, 21. Oktober, 19 Uhr, im Bürgerhaus informieren.

In Seulberg findet die Informationsveranstaltung am Donnerstag, 22. Oktober, 19 Uhr, in der Grundschule, Landwehrstraße statt. Eingeladen sind dazu die Bewohner aus dem Bereich Ostpreußenstraße mit südlicher Umgebung und der Gartenstraße. nau

Wir gratulieren

Frau Johanna Palm aus Hanau zum 90. Geburtstag am Freitag, 16. Oktober.

Frau Charlotte Maul aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Freitag, 16. Oktober.

Frau Klara Pfau aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Freitag, 16. Oktober.

Herrn Friedrich Hübner aus Erlensee zum 85. Geburtstag am Freitag, 16. Oktober.Wählergemeinschaftwill sich vorstellen

Die Wählergemeinschaft "Demokratische Mitte", die von dem Frankfurter Maler Ferry Ahrlé ins Leben gerufen wurde, stellt sich am Montag, 19. Oktober, der Öffentlichkeit vor. Im Kolpinghaus an der Lange Straße soll auch ein kommunalpolitisches Arbeitspapier diskutiert werden. Das Thema des Abends heißt "Volksparteien ohne Volk".

Die "Demokratische Mitte" versteht sich als "Alternative für Nichtwähler, Politikverdrossene und Denkzettelgeber". Beginn der Veranstaltung ist 19 Uhr.

Notdienste · Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.

STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.

MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

LANGENSELBOLD. Dr. Cucocq, Steinweg 7, Telefon 34 30.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/ GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.

GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.

BIEBERGEMÜND. Dr. Ulrich, Telefon 0 60 50 / 27 79.

FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MERNES. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.

BAD ORB. Dr. Becker, Telefon 0 60 52 / 13 43.

WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.

KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Hof-Apotheke, Am Markt 19, Telefon 2 29 14. So.: Hubertus-Apotheke, Mühlstraße 19, Telefon 1 55 35.

ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Falken-Apotheke, Fichtenstraße 29a, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 66 50.

MAINTAL. Sa.: Schwanen-Apotheke, Dörnigheim, Bahnhofstraße 77, Telefon 0 61 81 / 49 16 66. So.: Burg-Apotheke, Wachenbuchen, Raiffeisenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 8 52 91.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Linden-Apotheke, Wingertstraße 1, Kilianstädten, Telefon 0 61 87 / 54 49. So.: Rathaus Apotheke, Hanauer Straße 19a, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 73 30.

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Taubengarten-Apotheke, Zum Taubengarten 54, Haitz, Telefon 0 60 51 / 1 53 13, Sonntag: Wildhaus-Apotheke, Gelnhäuser Straße/Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht-Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06.

BAD ORB. Sa.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05. So.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66.

FREIGERICHT. Spessart-Apotheke, Karlstraße 3, Somborn, Telefon 0 60 55 / 20 71.

WÄCHTERSBACH. Rosen-Apotheke, Poststraße 6, Telefon 0 60 53 / 16 96. Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21. Tierärzte HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 25 11 91.

STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen. Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49); im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 /60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.

Außer montags kann geschwommen werden

KELSTERBACH. Außer montags - da ist Ruhetag - können die Kelsterbacher jeden Tag zum Schwimmen kommen. Normalerweise ist das städtische Hallenbad bis zum 30. April von 10 bis 21 Uhr geöffnet, doch mittwochs bleiben Frauen von 9 bis 10 Uhr unter sich. Samstags kann man schon von 8 bis 18 Uhr schwimmen - allerdings ist Warmbadetag mit Wassertemperatur von 30 Grad. Badezeiten am Sonntag: 8 bis 12 Uhr. wal

Für die Händlerschürze oben:

Adidas droht der Konkurs

Asyldebatte: Schäuble warnt vor Staatskrise

Wir gratulieren

Frau Elisabeth Winterstein, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Erika Kathen, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Marie Stetzer, Petterweil, zum 76. Geburtstag.

Frau Emma Francke, Assenheim, zum 85. Geburtstag.

Flörsheimer Kerb: Größtes Fest am rechten Untermain Riesenrad blieb auf der Strecke

FLÖRSHEIM. "Die Flerschemer Kerb is do." Gleich an zwei Wochenenden wird gefeiert. Und die Stadt geizt in ihrer Ankündigung nicht mit Superlativen: Vom größten Oktober-Volksfest am rechten Untermain ist die Rede. Eröffnet wird das Fest am Samstag, 17. Oktober, um 14 Uhr; es dauert bis einschließlich Dienstag, 20. Oktober. Am Wochenende darauf wird von Samstag bis Montag die Nachkerb gefeiert. Bestens bestückt ist auch in diesem Jahr der Juxplatz zwischen Bootshaus und Strohpförtchen. Die Attraktion indes fällt aus: Das Riesenrad blieb wegen eines Motorschadens auf der Strecke. Aufgebaut sind aber inzwischen Auto-Scooter, Karussells, Zuckerhäuschen, Würstchenbuden und Schießstände.

Obwohl es in diesem Jahr keine Kerbeborsche gibt, soll die Tradition fortgeführt werden. In die Bresche sprangen jene jungen Leute, die erst im nächsten Jahr an der Reihe wären - die Vize-Kerbeborsche. Sie werden am Samstag um 10 Uhr den Kerbebaum aufstellen. Die abendliche Disco beginnt um 19.30 Uhr.

Der lautstarke Weckruf erklingt am Montag in aller Frühe. Um 10 Uhr geht es dann im Gemeindezentrum St. Gallus hoch her beim Frühschoppen mit Gickelschlag. Das Treiben setzt sich anschließend in allen Flörsheimer Gaststätten fort. Dienstag ist Familientag: Die Schausteller locken mit verbilligten Fahrten auf Karussells und Riesenrad.

Mit einem Richtfest beginnt am Samstag, 24. Oktober, die Nachkerb. Um 10.30 Uhr wird der Kranz auf den neuen Kindergarten am Mainturm gehievt. Flotte Musik ertönt wenige Stunden später in der Stadthalle. Um 19.30 Uhr beginnt dort die Nachkerbe-Disco. Am Sonntag steht um 10.30 Uhr ein Gottesdienst in der St.- Gallus-Kirche auf dem Programm. Ein Umzug durch die Flörsheimer Straßen startet um 14 Uhr. Zum Nachkerbetanz im Gemeindezentrum spielt um 20 Uhr die Kapelle "The Ringos".

Am Montag heißt es dann Abschiednehmen für die Vize-Kerbeborsche: Um 20 Uhr wird die Kerb begraben - mit einem Feuerwerk über dem Festplatz. Für die Vizes allerdings kein Abschied auf ewig: Im nächsten Jahr sind sie wieder mit von der Partie, dann als echte Kerbeborsche. kkü

Betrunken geradeaus in den Graben gefahren

WEILROD. Selbst eine Vollbremsung half nicht mehr: Weil ein betrunkener Autofahrer in einer Rechtskurve der Weilstraße zwischen Hunoldstal und der B 275 geradeaus lenkte, landete er mit seinem Wagen im Graben. Der Mann blieb unverletzt; seinen Führerschein vermochte die Polizei bisher nicht zu finden.

NEU-ANSPACH. Kupferseile im Gewicht von zwei Tonnen wurden aus einem Container im Umspannwerk in Westerfeld gestohlen. "Zum Abtransport wurde größeres Fahrzeug benutzt", merkt die Kripo an. Schaden: etwa 2500 Mark.

Wir gratulieren

Samstag Frau Johanni Koci, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Katharina Lang, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Frau Wilhelmine Bachmann, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Frau Grethel Pfannmüller, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Sonntag

Herrn Rudolf Gluth, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.

Frau Julia Hegenauer, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Herrn Emil Welther, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Marie Schmied, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Philomena Gronau, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Umweltausschuß berät über das duale System

FRIEDRICHSDORF. Über den Beitritt der Stadt zum "Dualen System Deutschland " (DSD), der Abfallentsorgungsgemeinschaft von Unternehmen, diskutieren die Mitglieder des Umweltausschusses am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Rathaussaal.

Auf ihrer Tagesordnung stehen außerdem ein Bericht über den Erfolg mit der "Biotonne", die versuchsweise eingeführt worden ist, Fördermaßnahmen zur Wassereinsparung und der Pflegeplan des Erlenbaches. nau

Dorferneuerung als Chance für die Frauen

GROSS-GERAU. Weil die Überlegung, was im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes, das seit Mai im Stadtteil Wallerstädten läuft, erhalten oder geändert werden muß, nach Meinung des Kreisfrauenbüros die Frauen in besonderer Weise betrifft, gibt es - speziell für die weibliche Einwohnerschaft - am Dienstag, 27. Oktober, im Feuerwehrgerätehaus von Wallerstädten eine Veranstaltung mit dem Titel: "Dorferneuerung - eine Chance für Frauen?!" Referentinnen sind Helene Rettenbach, die das Projekt Dorferneuerung betreut, und Dr. Ilka Riemann vom Frankfurter Frauenforschungsinstitut; die Moderation übernimmt die Kreisfrauenbeauftragte Ulrike Cramer. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. wal

Phantasie statt Schmiererei

Kinder bemalten triste Betonwand im Hofheimer Parkhaus

HOFHEIM. Stolz zeigt Anna-Lena auf das riesige Wandbild im Parkhaus am Hofheimer Bahnhof: "Die Zöpfe von dem Mädchen habe ich alleine gemalt."

"Kinder-Mobil" steht in schwarzen Lettern über dem riesigen Bus mit Anhänger, der die Betonwand im Erdgeschoß ziert. Jugendpfleger hatten die Idee zum Motiv und haben die Umrisse vorgezeichnet. Ausgemalt haben sie Jungen und Mädchen aus den städtischen Kindertreffs in Hofheim, Diedenbergen, Langenhain und Wildsachsen. "Kinder in dem Alter haben Probleme mit den Dimensionen", begründet Jugendpflegerin Heike Knippschild die der Erwachsenen. "Sie sind es nicht gewohnt, Flächen zu gestalten, die größer als ein Din-A 4-Blatt sind." Augenscheinlicher Beweis ist der Busfahrer, der winzig klein im Führerhaus sitzt: Wie alle anderen Details ist er der Phantasie der Sechs- bis Zehnjährigen entsprungen. Und die kannte kaum Grenzen. "Wir haben die Kinder gefragt, was man alles nicht in der S-Bahn mitnehmen darf", erklärt Jugendpfleger Bernhard Schick das bunte Sammelsurium im Bus- Anhänger: Eine regenbogenfarbene Schildkröte, ein überdimensionierter Hase neben einer Gitarre. Kunterbunt der äußerst rechte Teil des Bildes: Hier hatten die Grundschüler keinerlei Vorgaben. Sternschnuppe, Mond und Hunderte bunte Punkte. Darüber lacht die Sonne, eine Tabakspfeife lässig im Mundwinkel.

Zufrieden über das Ergebnis der Malaktion zeigt sich Bürgermeister Rolf Felix (CDU). Um "Schmierereien" zu übertünchen, hatte er sie angeregt. Gut verpackt in einem blauen Müllsack, brachte der Rathaus-Chef auch selbst ein paar Pinselstriche an.

Im Frühjahr soll weiter gegen tristen Beton und "häßliche Sprüche" angemalt werden, dann bekommt die gegenüberliegende Wand einen künstlerischen Anstrich - wieder von den kleinen Bürgern und Bürgerinnen. Informationen über diese und andere Aktionen in den Kindergruppen der Stadtjugendpflege gibt es unter Tel. 20 23 96. Dort können Eltern ihre Sprößlinge auch anmelden, doch vor allem in den Stadtteilen sieht es derzeit schlecht aus - erst im Frühjahr werden wieder Plätze frei. In Hofheim dagegen können noch Kinder unterkommen. bhe

Kunstraub in der Moselstraße

BAD HOMBURG. Wertvolle Beute machten Einbrecher in einem Haus an der Moselstraße. Sie entwendeten Teppiche, Schmuck, Gemälde, eine chinesische Vase und andere Kunstgegenstände. Über die Höhe des Schadens machte die Kripo keine Angaben, weil noch keine detaillierte Aufstellung vorliege.

Schmuck sowie zwei Pelzmäntel wurde auch bei einem Einbruch in eine Wohnung an der Brandenburger Straße entwendet. Hier ist in inoffiziellen Schätzungen von 25 000 Mark Schaden die Rede.

Bei Fischsterben rollt

das Gewässermobil an

KREIS OFFENBACH. Eine große Hilfe versprechen sich Natur- und Umweltschützer im Kreis Offenbach (Grüne) von dem Gewässermobil des Verbands hessischer Sportfischer. Der Wagen, der kürzlich in Dreieich vorgestellt wurde, ist für Untersuchungen von Flüssen, Bächen, Seen und Teichen ausgerüstet und dient dem Gewässerwart des Verbands für Hessen-Süd, Klaus Hergenröther aus Neu-Isenburg, für seine Einsätze.

Außerdem bieten die Sportfischer den Naturschutzverbänden und Behörden an, das Fahrzeug zu nutzen. "Durch den Standort in Neu-Isenburg ist der Kreis Offenbach am nächsten dran", sagte Geschäftsführer Leonhard R. Peter.

Hergenröther ist nach eigenen Angaben fast jedes Wochenende mit dem Wagen unterwegs. Er stellt die Güte von Gewässern fest, lokalisiert Einleiter, ermittelt Schadstoffe und kann auch eingreifen, wenn beispielsweise Sauerstoff fehlt. Dann setzt er seine Pumpe zur Sauerstoffanreicherung ein.

Im nächsten Jahr plant er, den Hengstbach von der Quelle bis zur Mündung zu untersuchen - eines seiner "Problemgewässer", wie er es nennt, in dem immer wieder kleinere Fischsterben stattfinden. Zu seinen Aufgaben zählt der Gewässerwart ferner die "Langzeitbetreuung" der Gewässer. Er erarbeitet Pflegepläne und und berät Bachpaten. dac

Die Uni hofft immer noch aufs Bockenheimer Depot Auch nach Wiederaufbau des Schauspielhauses blieben die Theaterleute im alten Straßenbahnwerk

Wenn Unipräsident Klaus Ring in seinem Arbeitszimmer im zehnten Stock des Juridicums die allerneuesten Statistiken studiert, wirft er gelegentlich schon mal einen sehnsüchtigen Blick hinüber zum Depotgelände. Das einst als Auditorium maximum der Hochschule versprochene Straßenbahndepot käme der Universität gerade heute angesichts eines neuen Studentenrekords von mehr als 37 000 Studierenden und allein rund 850 Erstsemestern im Fachbereich Rechtswissenschaften besonders gut zupaß. Die Hochschule hat derzeit keinen einzigen Hörsaal, der alle Erstsemester für die Einführungsveranstaltung der Juristen fassen könnte. Aber die Uni bleibt im Depot weiter vor der Tür.

Nach dem Opernbrand vor fünf Jahren hatte das Land der Stadt das denkmalgeschützte Gebäude als vorübergehende Spielstätte angeboten. Obwohl das Schauspiel mittlerweile an seine angestammte Stätte zurückgekehrt ist, hat das Theater Gefallen an dem großzügigen Gemäuer gefunden. Und das Land tut seinerseits nichts, um einen Schatten auf das "ausgesprochen gute Verhältnis zur Stadt" fallen zu lassen und das Depot wieder einzufordern, betont Reinhard Raack, Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Dabei mag auch eine Rolle spielen, daß das Land dann eine millionenschwere Ablösesumme zu zahlen hätte und noch einige Mark für Umbau und Sanierung des Gebäudes fällig würden.

Gleichwohl ist aus der Sicht der Uni ein großer Hörsaal heute dringend notwendig. Studenten sitzen selbst im größten Hörsaal auf den Gängen. Vor allem wenn die neuen Massenfächer Jura und Wirtschaftswissenschaften Klausuren oder Übungen schreiben lassen, wird's schwierig, noch einen Sicherheitsabstand zwischen die Probanden zu legen. So klagten kürzlich ungenannt bleiben wollende Uni-Vertreter der Frankfurter CDU-Vorsitzenden Petra Roth ihr Leid, daß sie das von der Stadt genutzte Depot sehr gut gebrauchen könnten.

Es habe auch schon Gespräche mit dem Schauspiel wegen einer gemeinsamen Nutzung gegeben, sagt Ring. Aber die fruchteten nichts. Weil die zum Mitschreiben verdonnerten Studenten mehr als nur Stühle brauchen, hatte sich die Idee zerschlagen, morgens Uni und abends Theater aufzuführen.

Dabei müsse es ja gar nicht unbedingt das Depot sein, ein entsprechend großer Saal tue es auch, sagt Ring. Da lehnt sich Ministeriums-Sprecher Raack gelassen zurück: "Wenn die Uni Alternativ-Ideen hat, werden wir uns das interessiert anhören und darüber reden." Gleichwohl kann Unipräsident Ring inzwischen etwas entspannter zum Gelände rund um das Depot blicken. Wo jetzt noch der Zirkus Roncalli seine Clowns durch die Mange jagt, sollen spätestens in zwei Jahren die Baufahrzeuge anrücken. Nachdem sich vor wenigen Wochen Planer, Architekten, Vertreter des Ministeriums und die betroffenen Fachbereiche an einen Tisch gesetzt hatten, "ist die Uhr angestellt und läuft jetzt" (Ring).

Die Crew hat sich auf einen haargenauen Zeitplan festgelegt. Auf der Grundlage des vor bald vier Jahren beendeten Wettbewerbs soll nun die Detailplanung für die sechsgeschossige Bebauung beginnen, durch die die drei Fachbereiche Geschichte, klassische und neuere Philologien endlich aller Raumsorgen ledig sein können. Wenn im Herbst 1997 die drei Fachbereiche dort einziehen, kann die Universität auch ihre 40 über das Westend verstreuten Dependancen im Kerngebiet konzentrieren und einige Villen wieder dem Wohnen freigeben.

Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten rund um den Uniturm beginnen. In dem sechsgeschossigen Bau werden bis 1994 Seminarräume, eine Bibliothek und Büros entstehen. luf (Siehe auch rechts: "Halbe Spielzeit . . .")

Vortrag über Probleme mit Wasser und Abwasser

ROSBACH. Dr. Eugen Schmidt referiert am Donnerstag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr im Mehrzweckraum der Adolf-Reichwein-Halle auf Einladung des BUND, Ortsverband Rosbach, über "Wasser und Abwasser". Mit dem Info-Abend setzt der BUND seine Vortragsreihe "Einführung in die Ökologie" fort.

Zum Verständnis für die Rolle dieses überwichtigen Lebenselements sollen Darstellungen des gesamten Wasserkreislaufs, des Verbrauches sowie der menschlichen Einwirkung auf den Wasserhaushalt beitragen. Thema des Vortrages soll auch die Gewässerverschmutzung sowie die Abwasserreinigung sein. Die Ausführungen werden mit Dias ergänzt.

Falls es der zeitliche Rahmen zuläßt, will Dr. Schmidt anschließend noch auf das Energieproblem und die Schadstoffbelastung der Ökosysteme eingehen. Die Reihe wird am 12. November mit einem weiteren Vortrag fortgesetzt. de

Rat und Auskunft zur Fehlbelegungsabgabe

Experten sind heute von 10 bis 15 Uhr am Telefon der FR-Redaktion erreichbar

Die über 150 000 Mieter von Sozialwohnungen in Frankfurt haben Post aus dem Rathaus bekommen, die für nicht wenig Aufregung sorgt. Die Kommune erbittet unter anderem Auskunft über das Einkommen jedes Haushalts: Es geht um die Berechnung der Fehlbelegungsabgabe für alle Mieter, die eigentlich schon zuviel verdienen, um noch in einer Sozialwohnung zu leben.

Die Stadt spricht denn auch von einer "Fehlsubventionierungs-Abgabe" - schließlich gehe es nicht darum, einen Mieter aus seiner Wohnung zu vertreiben. Nach Einschätzung von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) müsse in rund 20 Prozent der angeschriebenen Haushalte mit einer Mieterhöhung gerechnet werden.

Die FR haben zahlreiche Anfragen zur Fehlbelegungsabgabe erreicht. Sie hat deshalb fünf Experten gebeten, den betroffenen Mietern am Telefon Rede und Antwort zu stehen. Am heutigen Samstag, 17. Oktober, können sie fünf Stunden lang, von 10 bis 15 Uhr, die Fachleute in der FR-Redaktion erreichen. Aus dem hessischen Wohnungsministerium im Wiesbaden, das die Fehlbelegungsabgabe entwikkelte, kommen Walter Roth und Peter Spielmann. Aus dem städtischen Amt für Wohnungswesen in Frankfurt, das die Abgabe erheben muß, haben sich Irene Dudek, Sabine Keller und Ute Saiks angesagt.

Unter den folgenden Telefonnummern sind die fünf Fachleute am Samstag, 17. Oktober, zu erreichen: 2199-322; 2199-367; 2199-323; 2199-324 und 2199-577. FR

Arno Münker führt das "Team" an SPD Neu-Anspach stellte Liste für Kommunalwahl auf / Diskussion um Plätze Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. Die SPD zieht mit ihrem Parteivorsitzenden Arno Münker an der Spitze eines "Teams" in die Kommunalwahl. Ein Drittel Neulinge auf den aussichtsreichen vorderen Plätzen, die fast ausschließlich aus den Reihen der sogenannten Neubürger stammen, bekräftigen das Bemühen der Sozialdemokraten um einen Neuanfang. Nach einer Auseinandersetzung um die Vergabe der sicheren Plätze stimmte die Mitgliederversammlung der Partei am Mittwoch schließlich mit großer Mehrheit der Kandidatenliste zu. "Wir haben neue Maßstäbe gesetzt", sagte der Parteivorsitzende bei der Vorstellung der Liste. Als Kriterien für die Reihenfolge der Plazierungen nannte er die bisherigen Leistungen der Bewerber, die Frauenquote und die Berücksichtigung der Ortsteile. Das Resultat ist seiner Ansicht nach "eine ausgewogene Mannschaft". Der Parteichef betonte, daß er sich weniger als Spitzenkandidat denn als Mitglied eines Spitzen-Teams verstehe. "Wir wollen keine Fixierung auf einen Kandidaten. Diese Nackenschläge, die die Partei erhalten hat, können wir nur gemeinsam durchstehen."

Das erkorene "Team" der SPD, das schon seit Mai den Neuanfang im Parteivorstand repräsentiert, tritt fast geschlossen zur Wahl an. Auf den ersten vier Plätzen hinter dem Spitzenkandidaten vertreten Heike Seifert, Helmut Wittmann, Wolfgang Pfeiffer und Annemarie Kettenbeil die Ortsteile. Zu den Neulingen auf den vorderen Rängen gehören Renate Gertz (Platz 8), Andrea Süssenguth (10), Klaus Mainz (12), Bernhard Büttner (13), Beate Neumann (14), Bärbel Sturm (17) und Joachim Diesner (19).

Weitere aussichtsreiche Bewerber um einen Parlamentssitz sind Gerhard Mohr (6), Eberhard Allhenn (7), Kurt Höser (9), Günter Siats (15), Werner Hollenbach (16), Werner Götz (18) und Robert Haberzettl (20). Der Anteil der Frauen auf den ersten 20 Plätzen beträgt knapp 30 Prozent. Die Mitgliederversammlung stimmte der Liste nicht uneingeschränkt zu. Da die Plazierungen ab Position 19 in der Partei als unsicher gelten, drehten sich Änderungsanträge darum, Plätze zu tauschen. Bisher verfügt die SPD über 22 Sitze im Gemeindeparlament und hält damit die absolute Mehrheit.

Die Debatte über die Änderungsvorschläge ließ schwelende Machtkämpfe kurz aufflackern. Rudi Müller, der bemängelte, daß kein einziger Arbeiter unter den ersten Positionen zu finden ist, schlug vor, Erich Jäger (19) und Karl Heinz Zucker (23) auf die Plätze 11 und 12 nach vorne zu rücken. "Wieso setzt man die Leute nach hinten, die mehr Anhang haben wie mancher andere?" fragte Müller.

Vom gleichen Tisch, um den sich die Alteingesessenen gruppiert hatten, kam auch der Zwischenruf: "In der Partei, im Parlament, überall sind genug Neubürger. Die Altbürger werden diffamiert und hingestellt, als wären sie nicht in der Lage, im Parlament zu arbeiten."

Als daraufhin Jäger mit 29 Ja-Stimmen auf Platz 11 eingeschoben wurde, griff Wolfgang Iser ein. Er warnte davor, nach "der Wende und dem Sturz Borns" Neubürger von den aussichtsreichen Plätzen verdrängen zu wollen. "Wenn hier wieder im alten Blocksystem verfahren wird, sehe ich schwarz für die Zukunft. Wenn der Parteivorstand zwei Drittel der Neubürger an die vorderen Stellen gesetzt hat, dann war das ein Zeichen. Ich bedaure die starre Haltung unserer Partei."

Isers Plädoyer zeigte Wirkung. Der Antrag, Karl Heinz Zucker vorzuschieben, wurde mit 28 Nein-Stimmen abgelehnt. Joachim Diesner, Agrarfachmann und Neubürger seit 1984, rückte hingegen mit 29 Ja-Stimmen von 29 auf 18 vor. Die veränderte Liste wurde im Anschluß mit 41 Ja- gegen 7 Nein-Stimmen und ein ungültiges Votum gebilligt.

Briefe an die Redaktion Tasche verloren, ein Asylant gab sie ab

Manche Erfahrungen drängen danach, mitgeteilt zu werden. Diese Auffassung veranlaßte unsere Leserin zum nachstehenden Schreiben:

"Kürzlich hatte ich Besuch aus Norddeutschland. Meine Cousine ließ ihre Handtasche in der Telefonzelle in Hammersbach, Ortsteil Langen-Bergheim, Hanauer Straße, liegen.

Als sie ihre Tasche vermißte, fuhr sie sofort zu der Telefonzelle, doch die Tasche war nicht mehr dort. In der Tasche waren Ausweise, Führerschein, Euro-Karte und Schecks, 154,27 Mark Bargeld und diverse Kleinigkeiten.

Sie meldete den Verlust bei der Polizei in Hanau. Am nächsten Tag wurde ihr von der Polizei in Büdingen mitgeteilt, daß sie ihre Tasche abholen könne.

In der Tasche fehlte nichts! Im Polizeibericht stand, daß der Finder weder Finderlohn, Auslagenersatz noch Eigentumserwerb beansprucht.

Der Finder ist ein pakistanischer Asylant, der in Rommelhausen in einem Asylantenheim ein kleines Zimmer mit noch zwei weiteren Asylanten bewohnt.

Als er die Tasche gefunden hatte, ließ er sich gleich nach Büdingen zur Polizeistation fahren, um die Tasche abzugeben.

Als wir uns persönlich bei ihm bedankten, wollte der den ihm zustehenden Finderlohn nicht annehmen.

Wir möchten uns auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich bei dem ehrlichen Finder bedanken."

Margarete Eichenlaub,

Hammersbach

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Über rechte Gewalt, innere Sicherheit und den langen Weg von der Volks- zur Bürgerpolizei schreibt der Potsdamer Polizeipräsident Detlef von Schwerin auf Seite 5

Beim Länderspiel in Dresden deckten die zahlreichen Schwächen einiges Erhellende auf Neue Spieler hinterließen Spuren auf der Hierarchie-Pyramide Reinhardt und Scholz machten auf sich aufmerksam / Klinsmann sammelte Pluspunkte / Vogts froh über die vielen Top-Leute

Bekanntlich sind selbst schlechte Dinge oft noch gut genug, um wichtige Einsichten zu gewinnen. Das Länderspiel gegen Mexiko in Dresden war ein Musterbeispiel für die Richtigkeit dieser These. Fünf Wochen nach der starken Leistung beim 2:1-Sieg gegen Europameister Dänemark in Kopenhagen war der Auftritt im Rudolf-Harbig-Stadion aus deutscher Sicht alles andere als eine berauschende Vorstellung. Allein das Ergebnis mußte enttäuschen, doch auch der an Höhepunkten arme Spielverlauf ließ kaum Freude aufkommen.

Wäre da nicht der Abschied des Rudi Völler gewesen, würde in späteren Zeiten vermutlich bald niemand mehr vom ersten Auftritt einer gesamtdeutschen Fußball-Nationalmannschaft nach der Wende in der früheren DDR reden. Dazu hatten die Darbietungen auf dem Rasen für die Zuschauer über weite Strecken zu wenig Erlebniswert.

Trotzdem war die Partie eine notwendige und sinnvolle Station auf dem Weg der Vorbereitung für die WM 1994 in den USA. Bundestrainer Berti Vogts, der mitten in einer Experimentierphase steckt, nutzte die Gelegenheit zu weiteren Tests.

Und die Aufschlüsse darüber waren es, die zumindest kurzfristig der Begegnung über den Abend hinaus zu einem gewissen Stellenwert verhelfen. Da feierten zwei Akteure wie Matthäus und Thon, die schon über reichlich Länderspiel-Erfahrung verfügen, ihr Comeback, die Debütanten Scholz und Kirsten (nach seiner Einwechslung für Völler) ihren Einstand, erhielt Reinhardt seine Chance bei der Suche nach einem Brehme-Nachfolger und konnten sich von Köpke bis Klinsmann eigentlich alle Akteure beim allgemeinen Positionsgerangel profilieren.

Es wurde dabei untermauert, daß heutzutage im Fußball fast alles ein Tagesgeschäft ist. Hatte Köpke zuletzt in Kopenhagen seine Klasse unter Beweis gestellt, war er diesmal selten gefordert und sah dann im entscheidenden Moment etwas unglücklich aus, als er den Ausgleich durch ein "halbes Eigentor" kassierte, nachdem Matthäus im Strafraum dem Mexikaner Hermosillo den Ball ans Kinn geschossen hatte.

Im Sturm wiederum, wo Riedle sich allmählich eines Stammplatzes sicher sein durfte, lief bei ihm diesmal überhaupt nichts und der von vielen vor der Europameisterschaft bereits abgeschriebene Klinsmann, der ihn in der Halbzeit ablöste und agiler wirkte, sammelte deutlich Pluspunkte. "Ich bin froh, daß ich so viele Top-Leute habe", meinte denn auch Vogts im Blick auf das Duell Köpke - Illgner oder den Konkurrenzkampf um die Völler-Nachfolge im Angriff. Ähnliches gilt für das Mittelfeld, wo Scholz auf der rechten und Reinhardt auf der linken Seite ihre Fähigkeiten dokumentierten, aber gleichzeitig Steigerungsmöglichkeiten erkennen ließen. Neben Riedle der zweite Verlierer des Abends war Häßler, der erst mit dem leichten Aufschwung nach dem Wechsel besser zur Geltung kam, ohne deshalb zu glänzen.

Ungeachtet dessen war es schon imposant, wie hier einerseits jeder sein eigenes Wohl suchte, um sich in der internen Hierarchie möglichst weit oben zu behaupten, andererseits alle diszipliniert und ohne Eifersüchteleien sich gegenseitig halfen. Vieles spricht dafür, daß Effenberg immer mehr in die Chefrolle drängt, weil er nicht nur in den Augen von Vogts auf die Dauer wohl "Arbeit und Kreativität am besten verbindet".

Für Matthäus, der sicherlich sein derzeit Bestmögliches gab, jedoch konditionell bei weitem nicht seine Höchstform erreicht hat, bleibt angesichts dieser in der Zeit seiner Zwangspause zustandegekommenen Konstellation vorerst nur die Rolle des zentral und weiter hinten agierenden Lückenstopfers, der sporadisch nach vorne stößt. Bei den entscheidenden Erfolgen in der EM-Qualifikation gegen Wales in Nürnberg und Belgien in Brüssel erwarb er sich dadurch bereits beachtliche Verdienste, selbst wenn er lieber stärker den Taktstock des Dirigenten schwingt, wenn ihm das angeboten würde.

Wie es im Mittelfeld weitergeht und ob sich die Zahl der Alternativen zusätzlich erhöht, hängt auch vom Ergebnis des Besuchs des Bundestrainers am Sonntag beim Spiel Inter Mailand - Juventus Turin ab.

Mit den beiden "Sorgenkindern" Andreas Möller und Matthias Sammer will er ein "freundschaftliches Gespräch" führen. Es geht dabei offenkundig nicht um ihre Leistung im Klub. Seine Hoffnung: "Gerade in der Nationalmannschaft müssen gewisse Spielregeln akzeptiert werden. Wenn sie ein Zeichen setzen, wäre ich froh."

All das - inklusive des Libero-Experiments mit Thon (siehe auf dieser Seite) - hat letztlich nur ein Ziel: Durch viele taktische Variationsmöglichkeiten soll die Mannschaft künftig schwerer auszurechnen sein. Und so gesehen brachte Dresden die wertvolle Erkenntnis, daß Vogts auf dem richtigen Weg ist, neue Leute zu finden, die diesem Anspruch gerecht werden.

HARALD STENGER

Verleger denken über Zustell-Alternative nach

sch FRANKFURT A. M. Die Zeitschriftenverleger sehen eine zweite Kostenlawine auf sich zurollen. Zusätzlich zu höheren Gebühren im Postzustelldienst, über die sie seit langem mit dem Gelben Riesen streiten, befürchtet die Branche Belastungen durch das Briefkonzept, das das Staatsunternehmen für das kommende Frühjahr plant. Daher werde nun mit noch mehr Nachdruck über andere Wege zum Leser nachgedacht, berichtet Gerrit Klein. Dem Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger zufolge könnten bestehende Botensysteme von Tageszeitungsverlagen für andere Häuser geöffnet werden. Es liefen Untersuchungen über einen Alternativen Zustelldienst (AZD). Dieser würde in Ballungsräumen operieren, nicht aber bis ins letzte Dorf reichen. Damit blieben die schlechten Risiken bei der Post hängen.

Nach der neuen Gebührenstruktur des Postdienstes zum 1. April müßten Zeitschriften, die bisher als Drucksache verschickt wurden, als teurerer Brief an den Kunden gehen, kritisiert Klein. Dasselbe gelte etwa für die Abo-Rechnungen der Verlage. Auch Werbesendungen, sogenannte Mailings, müßten statt als Massendrucksache als Infopost und damit zu höheren Gebühren aufgegeben werden.

Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Sa.: Engel-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 48, Tel. 0 60 31 / 55 90 u. 22 90, Rosen-Apotheke, Nieder-Mörlen, Frankfurter Str. 116, Tel. 0 60 32 / 13 16.

So.: Central-Apotheke, Bad Nauheim, Stresemannstr. 12, Tel. 0 60 32 / 26 22.

Bad Vilbel.

Sa.: Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79.

So.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21.

Butzbach. Sa.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 06033/65662 oder 71873.

So.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.

Karben/Niddatal.

Sa.: Turm-Apotheke, Rodheim v.d.H., Hauptstr. 60, Tel. 0 60 07 / 76 76.

So.: Peter-Geibel-Apotheke, Klein-Karben, Homburger Str. 8, Tel. 0 60 39 / 24 21. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Tiefe Durchbrüche und Plattstiche mit der Nadel

HÖCHST. Wenn die Abende länger, das Wetter kühler und feuchter wird, läßt auch die Volkshochschule zur Strick- und Häkelnadel greifen. In den nächsten Wochen beginnen fünf Handarbeitskurse, in denen noch Plätze frei sind.

"Lernen Sie Ihre Nähmaschine besser kennen" heißt der sechswöchige Kurs, der bereits am Dienstag, 20. Oktober, startet. Von 18.30 Uhr bis 20.45 Uhr zeigt Ilse Fierke, wie auf der eigenen Maschine Nähte und Knopflöcher genäht werden.

Grundkenntnisse im Kunst- und Filet- häkeln will Hildegard Faßbinder vermitteln. Mitzubringen sind am Samstag, 14. November, lediglich eine Häkelnadel und passende Garne.

"Plattstiche und Durchbrüche" können die Handarbeits-Freaks am Samstag, 21. November, üben. Hildegard Faßbinder führt die Teilnehmer an diesem Tag von 11 bis 17 Uhr in "Hardanger Stickerei" ein.

Die alte Ajour-Sticktechnik steht am Samstag, 28. November, auf dem Kursprogramm. Geübt wird ebenfalls von 11 bis 17 Uhr.

Wer's indianisch liebt, kann bei Gisela Hafer am Freitag und Samstag, 6. / 7. November, die Applikationstechnik der Cuna erlernen.

Weitere Informationen zu den Kursen gibt es bei der Volkshochschule im Bikuz unter den Rufnummern 069 / 31 06 56 61 und 31 06 57 12. tos

"Solche Beschimpfungen waren zu erwarten" Grabsteinumlegung: Klaus-Peter Kubitza reagiert auf persönliche Angriffe von Stadtrat Frank

BAD VILBEL. Stadtrat Kubitza (FDP) habe "den Boden der Sachlichkeit verlassen", indem er die Prüfungs- und Sicherungsaktion auf den Bad Vilbeler Friedhöfen als "Grabschändung" und "Störung der Totenruhe" bezeichne. Mit dieser Erklärung weist Zweiter Stadtrat Jörg Frank die Kritik des FDP-Politikers zurück (siehe FR vom 13. Oktober: "Barbarischer Akt seit der Antike").

Das Verhalten Kubitzas sei "beleidigend und eines ehrenamtlichen Stadtrates unwürdig", ja sogar "höchst unanständig". Frank: "Der ehrenamtliche Stadtrat versucht, die verständliche Aufregung und die Pietätsgefühle der Betroffenen zur Befriedigung seiner Selbstsucht auszunutzen."

Der Unionspolitiker spricht seinem freidemokratischen Magistratskollegen wie zuvor schon SPD-Stadtrat Waldemar Kunath ("stümperhaft und dilettantisch", siehe FR vom 6. Oktober) "jegliche Kompetenz" ab. Kubitza behaupte, "ohne sich die erforderliche Sachkunde jemals angeeignet zu haben", daß es für eine Gefahr im Verzug keinerlei Anhaltspunkte gegeben habe. Ob und wie Grabsteine von den städtischen Mitarbeitern beanstandet würden, werde ausschließlich unter den Gesichtspunkten der Aufrechterhaltung der Sicherheit für Friedhofsbesucher und der dort tätigen Mitarbeiter entschieden. Frank: "Ob dabei gegen die Friedhofsordnung oder gegen das Hessische Gesetz über die Sicherheit und Ordnung verstoßen wurde, ist eine Rechtsfrage, die nicht Politiker, sondern gegebenenfalls Richter zu entscheiden haben."

Der ehrenamtliche Stadtrat solle nicht vergessen, daß er einen Sitz im "Kollegialorgan" Magistrat habe, rät Frank. So trage der als "Mitglied der Verwaltungsspitze" auch Verantwortung für die städtischen Mitarbeiter. Diese seien - sofern sie bei den Grabüberprüfungen mitwirkten - "oft Ziele der Angriffe erboster Bürger". Mit seinen "Entgleisungen" lasse Kubitza nicht nur das städtische "Interesse, daß die Grabsteine fest stehen" und Friedhofsmitarbeiter oder -besucher nicht gefährdeten, außer acht. Er heize auch noch die Stimmung weiter an und erschwere dadurch die Arbeit des städtischen Personals.

"Solche Beschimpfungen waren zu erwarten und bestärken mich eher in meiner Kritik", erklärte Klaus Peter Kubitza auf Anfrage der Frankfurter Rundschau. Auf die Polemik des CDU-Stadtrates wolle er sich allerdings nicht einlassen. Der FDP-Politiker: "Da ich besser informiert bin als der zuständige Dezernent und weil die rigorose Prüfungsaktion noch andauert, sehe ich mich als Stadtrat zu öffentlicher Kritik verpflichtet, um weiteren Schaden von Bad Vilbel und seinen Bürgern abzuwenden."

Es sei klar, daß schon bei geringem Druck wackelnde Grabsteine aus Sicherheitsgründen umgelegt werden müßten. Es sei aber nicht entschuldbar, daß Steine in "unzulässigen", insbesondere für alte Steine "nicht anwendbaren Druckversuchen" mit einer Kraft von bis zu 75 Kilogramm (an der Oberkante) "gewaltsam" angestoßen würden, so daß sogar die Sockel und Teile des Fundaments aus dem Boden gerissen würden, anstatt die Belastbarkeit mit der noch heute vorgeschriebenen horizontalen Armkraft von bis zu 50 Kilogramm zu prüfen.

Kubitza: "Nicht entschuldbar ist auch, daß diese exzessive Prüfungsmethode von der Verwaltung nicht überdacht, ihre Unverhältnismäßigkeit festgestellt und wenigstens nachträglich korrigiert wurde." Es sei "instinktlos", die Überprüfung wenige Wochen vor Allerheiligen und Allerseelen durchführen zu lassen. Unentschuldbar sei weiterhin, daß die Stadt nun mit Schadensersatzansprüchen unbekannten Ausmaßes zu rechnen habe, während "berechtigte Kritik nicht dankbar entgegengenommen und von der Verwaltung im Interesse des Rechtsfriedens auch umgesetzt" werde. mu

Fußball-Bezirkoberliga Bruchköbel nun Sechster

Mit zwei Punkten sieben Plätze verbessert: Die atypischen Tabellenverhältnisse der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt- Ost ermöglichte der SG Bruchköbel (3:1 im Nachholspiel beim SV Melitia Roth) den mächtigen Satz auf Rang sechs. Damit gehört die SGB mit 11:7-Punkten zu den direkten Verfolgern des Spitzenduos Germania Bieber und SG Nieder-Roden (je 14:6). Bereits am Sonntag (15 Uhr) kann Bruchköbel in Nieder-Roden endgültig zu einem Titelaspiranten aufrükken. Im Gelnhäuser Stadtteil spielte die Elf von Wolfgang Knapp phasenweise meisterlich auf. Hoher Einsatz, effektive Spielweise, erfolgreicher Abschluß - der Gast wirkte in allen Belangen überlegen und siegte verdient. Mit 8:0-Punkten in Serie ist der Fehlstart (3:7) vergessen, sitzt der Coach fester als je zuvor im Sattel. Vor 220 Zuschauern stellten Bode und Drefs vor der Pause die Weichen, Bieber sorgte für die Entscheidung. Das Gegentor des eingewechselten Ewald Kling (41 Jahre !) war nur noch ein Schönheitsfehler.

TORE: 0:1 Bode (27.), 0:2 Drefs (45./FE), 0:3 Bieber (54.), 1:3 Ewald Kling (65.). - SCHIEDSRICHTER: Grieben (Rumpenheim). - ZUSCHAUER: 222. hdp

Kulturdämmerung Vitalis Abgang wirft nicht wenige Fragen auf

Jetzt, da der Mann geht, hört man nur noch Lob. Mehr noch, es fallen Begriffe wie "Schmerz" und "Trauer", als sei ein Nachruf auf Christoph Vitali zu verfassen. Die Bewunderung für den Kulturmanager ist allgemein verbreitet. Selbst Herbert Beck vom Liebieghaus, in der Diskussion um die künftige Städel-Direktion noch Konkurrent Vitalis, sagt: "Er hat in der Zeit seines Hierseins mehr erreicht, als man es jemals für möglich gehalten hätte".

Fraglos hat der Geschäftsführer der Kulturgesellschaft nicht wenig dazu beigetragen, daß Hilmar Hoffmanns Idee, Frankfurt könne sich mit Hilfe des Wirtschaftsfaktors Kultur auf dem Markt der Städte-Konkurrenz behaupten, erfolgreich war. Aber nicht der geringste Grund für die Trübsal über Vitalis Abschied dürfte darin liegen, daß er ein Signal ist. Zum einen wird die Götterdämmerung der Kultur immer sichtbarer, zum anderen türmen sich wolkenhoch Schwierigkeiten vor den Verantwortlichen auf. Denn nicht weniger als die Neuordnung wesentlicher Bereiche des Frankfurter Kulturlebens könnte anstehen.

Die Kulturgesellschaft, dieses seltsame Gebilde aus Theatern und Ausstellungshaus, heute größter Frankfurter Kultur-Veranstalter mit einem Jahresetat von rund 25 Millionen Mark, war seinerzeit eigens für Vitali geschaffen worden. Mit seinem Abschied hat sie sich vielleicht erledigt; schließlich mußte auch Vitali selbst in diese Doppelaufgabe hineinwachsen, und wo findet sich wohl noch jemand mit dieser Kompetenz?

"Ich wage zu bezweifeln, ob man noch mal so jemanden bekommt," sagt Klaus Sturmfels, kulturpolitischer Sprecher der SPD im Römer. Seine Parteifreundin, Kulturdezernentin Linda Reisch, ist allerdings entschlossen, in der gleichen Richtung weiterzusuchen. Sie geht vom Grundsatz aus, nicht zu zerstören, was so "optimal funktioniert" wie die Kulturgesellschaft, während der Grüne Sebastian Popp findet, daß "Teile der Kulturgesellschaft nicht zusammenpassen".

Zweifellos wird da eine heftige Debatte in Gang kommen, zumal andere Entscheidungen anstehen. So läge es zwar nahe, die Neubesetzung von Schirn-Leitung wie Städel-Direktion zumindest zusammenzudenken, aber im Kulturdezernat will man an bestehende Strukturen, die zudem Erfolge brachten, nicht rühren. Reisch weist darauf hin, daß neue Konzepte auch davon bestimmt würden, wer sie vertrete; will sagen: von Personalentscheidungen.

Unterstützung findet Linda Reisch ausgerechnet von einer Seite, die ein Interesse an der Schirn haben könnte. Jean-Christophe Ammann vom Museum für Moderne Kunst, der seit langem zusammen mit Städelschulrektor Kasper König und Vittorio Lampugnani vom Architekturmuseum eine Ausstellungshalle fordert, will "davor warnen, die Schirn einer anderern Verwendung zuzuführen." Vitalis Arbeit sei "vorbildlich" und für das Ansehen der Stadt sehr wichtig.

Ammann betont zudem, daß sein Haus und andere (etwa der Kunstverein) vom Zulauf zur Schirn profitiert hätten und betrachtet es als geradezu "kontraproduktiv", wollte man die Schirn zu einer Ausstellungs-Werkstatt umwandeln. Für die Grünen im Römer, von Beginn an skeptisch gegenüber dem Konzept der Schirn als Ort für Großausstellungen, kann sich Sebastian Popp allerdings genau das vorstellen - aber da wird ihm wohl wenig Erfolg beschieden sein.

Eher wird man eine strukturelle Veränderung der Ausstellungs-Organisation erwägen. Klaus Sturmfels gibt die Richtung an, wenn er sich gegen "Überschneidungen" und für "ineinandergreifende Spiel- und Ausstellungs-Pläne" ausspricht.

Der Kommunalpolitiker glaubt, die Diskussion um die Vitali-Nachfolge sei der Anlaß, über ein "kulturpolitisches Konzept für die neunziger Jahre" nachzudenken. Das hätte zwar, wie Sturmfels einräumt, längst geschehen können, aber solche eine Veränderung gebe aber manchmal erst den Anstoß.

Die Leitmotive eines neuen Konzepts könnten Vernetzung und Beschränkung heißen: "Wir müssen enger zusammenrücken", glaubt der Sozialdemokrat, der das große Angebot an Kultur in Frankfurt auch kritisch sieht: "Wir brauchen nicht jede Woche ein Großereignis".

"Gestaltungs-Spielraum" hat Sebastian Popp nach Vitalis Entscheidung erkannt, und er sieht ihn auch für ein Lieblingsprojekt der Grünen, das freilich arg gezaust worden ist in jüngster Zeit: das Kinder- und Jugendtheater. "Wenn man das wirklich will", so Popp, stelle sich nun erneut die Frage, ob das TAT nicht eine geeignete Spielstätte wäre. Selbst Klaus Sturmfels gibt zu bedenken, daß es für das Theater für den Nachwuchs "noch keine befriedigende Lösung" gebe. Aber das TAT kommt dafür nicht in Frage, wenn es nach Linda Reisch geht. Das TAT ist für sie "tabu": Das Haus (das vor ein, zwei Jahren noch stark kritisiert wurde) sei inzwischen eine "ausgezeichnete Bühne für Avantgarde- und Experimentier-Theater mit internationalen Verflechtungen." Mit seinem kleinen Apparat in Verwaltung und Technik sei das zweite Theater der Stadt kostensparend, zudem genieße es "international Anerkennung".

Die vom Bühnenverein genannte Zahl von gut 500 Mark Subvention für jeden TAT-Sitzplatz will Linda Reisch relativiert wissen. Aber am Geld wird sich nicht zuletzt die Debatte um die Zukunft der Kulturgesellschaft entzünden. Schon fragt Klaus Sturmfels, "ob wir uns das alles noch werden leisten können".

Zunächst einmal wird sich die Stadt allerdings wieder etwas leisten: rund 18 Millionen Mark für das Jubiläum. Doch genau hier sieht etwa Sturmfels die Möglichkeit, die Idee von der Vernetzung, die Bildung von thematischen Schwerpunkten zu proben und umzusetzen. Dann kann das 1200jährige Frankfurt auch darüber jubeln, daß das Angebot "überschaubarer und damit genießbarer geworden ist." seg

Fußball-Bezirkspokal Neus Einstand mißlungen Mit neuem Coach Homburger Niederlage gegen Klein-Karben

"Neue Besen kehren gut", besagt ein altes Sprichwort. Für den neuen Trainer des Fußball-Oberligisten Spvgg. 05 Bad Homburg, Hubert Neu (Bild), verlief der Einstand am Mittwochabend im Bezirkspokalspiel

gegen den Landesligisten KSV Klein- Karben (1:2) wenig erfreulich. Vor der Minuskulisse von 60 Zuschauern im Nordwest-Stadion drehte der Gast nach dem Wechsel die Medaille um: Ausgerechnet dem ehemaligen Bad Homburger Frank Braunwart (66./80.) gelangen die entscheidenden Treffer. Folker Liebe (42.) hatte nach einer Sassenroth-Vorlage für die Halbzeitführung gesorgt.

Zunächst war der klassenhöhere Gastgeber drückend überlegen, ließ aber vordringlich durch Stoll, Ossenbrink und Sassenroth insgesamt vier hochkarätige Chancen aus. Die Führung war in Überzahl gefallen. Beim Ausgleich setzte sich Braunwart im zweiten Versuch gegen Torwart Holger Voigt durch, und der Siegestreffer der Wetterauer fiel ebenfalls in Überzahl. Schiedsrichter Doll erwies sich als besonders "Doller": Er verhängte sage und schreibe sieben Zeitstrafen, was dem Spielverlauf in keiner Weise angepaßt war.

"Ich fand die erwarteten Probleme in den einzelnen Mannschaftsteilen vor. Die Reduzierung durch Zeitstrafen löste ein vorübergehendes Chaos im Gefüge aus", kommentierte Hubert Neu seine ersten 90 Minuten bei den "Nullfünfern". Ohne Stefan Gorges fehlte auch die ordnende Hand im Spiel der Homburger, die am Samstag (15 Uhr, Sandelmühle) gegen den VfR Bürstadt bereits vor einer Art Schicksalspiel im Oberliga-Abstiegskampf stehen.

Gegen Klein-Karben spielte nur der kleine Thomas Stoll groß auf. Das war zu wenig, um Torwart Stefan Hofer und seine Vorderleute entscheidend in Gefahr zu bringen. In der zweiten Runde müssen die Karbener jetzt zum Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach. Ferner trifft der Sieger aus Frankfurt (der dortige Cupgewinner steht noch aus) und Eintracht Windecken auf den FSV Bad Orb.

SPVGG. 05 BAD HOMBURG: Voigt - Pasqualotto - Kall, Neumann - Sassenroth (46. Rotermund), Stoll, Liebe, Ossenbrink (70. Röder), Ziegler - Haub, Guht.

TORE: 1:0 Liebe (42.), 1:1 und 1:2 Braunwart (66./80.). - SCHIEDSRICHTER: Doll (Jügesheim). - ZUSCHAUER: 60 "Zahlende". HANS-DIETER PUTH

Erste Runde des HHV-Pokalwettbewerbes auf Bezirksebene: OFC Kickers - TSG Nordwest Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr), SG Dietzenbach - VfL Goldstein (Samstag, 19.30 Uhr), Sportunion Mühlheim - TuS Zeppelinheim (Sonntag, 18.15 Uhr), BSC Kelsterbach - HSV Götzenhain (Sonntag, 19.15 Uhr). jbp

Handball-Termine

Pokalspiele: SG Wehrheim/Obernhain - TV Petterweil (Sa., 18 Uhr), SV Erlensee - SG Frankfurt-Nied (So., 15 Uhr), TV Kesselstadt - TuS Nieder-Eschbach (So., 17 Uhr), FT Dörnigheim - TV Altenhaßlau (So., 18 Uhr), SG Bruchköbel - TG Dörnigheim (So., 18.45 Uhr), TV Bad Vilbel - TV Langenselbold (So., 19 Uhr). jbp

"Gutes Zeugnis" für Büttelborns Einwohner

BÜTTELBORN. Die Einführung der Biotonne hat nach Angaben des Gemeindevorstandes bisher die Erwartungen erfüllt: die Menge an Hausmüll sei um rund 30 Prozent verringert worden. Diesen Trend belegten die Daten über die Müllmengen von Januar bis August. Besonders hervorgehoben wird die Qualität des Bioabfalls, der zur Kompostanlage nach Bischofsheim geliefert wird. Von dort habe es keine Beanstandung gegeben. lis

MTV Kronberg, Handball-Bezirkspokal Ober-Eschbach hoher Favorit Bezirksliga-II-Duell: SV Seulberg erwartet TSG Oberursel

Die Handballer des MTV Kronberg freuen sich auf einen Pokalschlager im Rahmen der ersten Runde des HHV- Pokalwettbewerbs auf Bezirksebene. Der A-Ligist empfängt die TSG Ober-Eschbach, den Tabellenführer der Bezirksliga I. Die Ober-Eschbacher peilen mit ihrem Spielertrainer Klemens Nass den Aufstieg in die Oberliga an und reisen natürlich als hoher Favorit nach Kronberg. Die Kronberger erhoffen sich gute Unterstützung durch ihre Fan-Gemeinde, wenn sie am Samstag (19.30 Uhr, Sporthalle der Altkönigschule) versuchen werden, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Die Kahlstatt-Schützlinge fühlen sich in der Außenseiter recht wohl und glauben an ihre Chance im Spiel mit den "besonderen Gesetzen".

Zu einem Duell zwischen zwei Teams aus der Bezirksliga II kommt es in Seulberg, wo die TSG Oberursel zu Gast ist. Gar nicht im Pokalwettbewerb vertreten ist der HC Friedrichsdorf, der das Spiel der ersten Runde kampflos an Eintracht Frankfurt abgab.

Die Sieger der ersten Runde treffen sich am 21. Oktober (19 Uhr, Vereinsgaststätte der SG Nied, Oeserstraße) bereits zur Auslosung der zweiten Runde.

HHV-POKAL, ERSTE RUNDE AUF BEZIRKSEBENE: SG Wehrheim/Obernhain - TV Petterweil (Samstag, 18 Uhr), MTV Kronberg - TSG Ober-Eschbach (Samstag, 19.30 Uhr), SV Erlensee - SG Frankfurt-Nied (Sonntag, 15 Uhr), SV Seulberg - TSG Oberursel (Sonntag, 18 Uhr). jbp

Bahn baut "Silberpfeile" um Konsequenz aus Limburger Quecksilber-Affäre / 10 000 Waggons

FRANKFURT A. M./LIMBURG. Die Bundesbahn wird Zug um Zug alle quecksilberhaltigen Gleichrichter an ihren Nahverkehrswaggons ("Silberpfeile") innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre gegen moderne elektronische Systeme auswechseln. Der Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, Walter Henss, bestätigte auf Anfrage, daß noch 10 000 von ursprünglich 12 000 Reisezugwagen der Bundesbahn mit dem ins Gerede gekommenen Bauteil ausgestattet sind. Gleichzeitig sollen jene 500 bis 600 Waggons, die noch eine Asbest-Dämmung im Wagendach haben, in den nächsten Monaten saniert werden.

Bei der Reparatur der quecksilberhaltigen Gleichrichter sind offenkundig über Jahre Arbeiter des dafür zuständigen Bundesbahnausbesserungswerks in Limburg verseucht worden. Beschäftigte, die über gesundheitliche Probleme klagten, hatten sich an den Toxikologen Max Daunderer (München) gewandt, der wegen der attestierten Quecksilber-Konzentration Strafanzeige erstattete.

Die Ermittlungen, mit denen die Limburger Staatsanwaltschaft das Landeskriminalamt beauftragt hatte, ergaben inzwischen, daß nicht nur Teile des mitten in Limburg gelegenen Bahnwerks mit dem Schwermetall kontaminiert sind, sondern auch dessen nähere Umgebung. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat die Auswertung der 155 Bodenproben an 38 Stellen in und außerhalb des Werks ergeben, daß in Teilen des überprüften Stadtgebietes der Quecksilbergehalt des Bodens das Zehnfache der natürlichen und das Doppelte der in Ballungsgebieten üblichen Werte erreicht. Die geltenden Grenzwerte seien jedoch nicht überschritten worden.

Problematische Werte habe man jedoch am Rand eines Kinderspielplatzes gemessen. Dort, so die Staatsanwaltschaft, solle nun ein weiterer Gutachter eingesetzt werden.

Zur Beurteilung des Falls fehlen nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch noch medizinische Bewertungen. Die Ursachenforschung, woher im Einzelfall das im Körper nachgewiesene Quecksilber stamme, sei schwierig, da zum Beispiel jemand, "der den Mund voller Amalgam hat", an sich höhere Werte habe. Insgesamt müßten mehr als 50 Mitarbeiter gutachterlich untersucht werden.

Wegen des Umfangs der Ermittlungen ist derzeit noch völlig offen, ob und wann es zu einer Anklageerhebung kommt. Der Kreis der in Betracht kommenden Beschuldigten allerdings wächst: Ging es zunächst um sieben Personen des Werks, ob Schichtleiter oder Betriebsarzt, so ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen auch gegen Verantwortliche übergeordneter Bundesbahn-Dienststellen.

Trotz der gerade auf dem Werksgelände "massiv erhöhten" Quecksilberwerte gebe es - so die Staatsanwaltschaft - nach Ansicht der Gutachter keinen Bedarf für eine Generalsanierung des Geländes. Der Umbau der Gebäude, in denen mit dem Schwermetall umgegangen wird, sei inzwischen abgeschlossen, so daß keine Quecksilderdämpfe mehr in die Umgebung gelangen können. -ke

Anwohner nennen die Weißadlergasse "tot"

Im Zusammenhang mit der Umorganisation des Verkehrs zur Anfahrt des Parkhauses Hauptwache sehen Anlieger unversehens die Weißadlergasse lahmgelegt: "Die Straße ist tot", sagt der Antiquar Klaus Hoffmann, "es ist untragbar."

Die Weißadlergasse liegt zwischen Kaiserstraße und Kornmarkt. Um einen Schleichweg Richtung Parkhaus zu kappen, hat die Stadt die Durchfahrt von der Hauptwache (Kaiserstraße) her gesperrt. Jeder, der Am Salzhaus einfährt, wird in den Großen Hirschgraben abgeleitet zur Berliner Straße.

Aus dem Kornmarkt aber kommt kaum ein Auto mehr durch die Weißadlergasse. Dafür stellen sich die Busse, die bisher vor dem Goethe-Haus parkten, in der relativ breiten Straße auf und verstellen die Sicht auf die Läden.

"Die Kundschaft", resümieren die Geschäftsleute der Straße in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister, "bleibt aus, weil sie durch die neue Verkehrsführung verwirrt, verärgert und in andere Innenstadtgebiete abgedrängt wird." Die Einbußen lägen "in den ersten vier Wochen bei durchschnittlich 50 Prozent gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode". Die Stadt, so argumentieren die Unterzeichner, die insgesamt zehn Lokale und Geschäfte vertreten, "kann nicht wollen, daß die Existenzen von kleinen, seit vielen Jahren bestehenden Betrieben (. . .) vernichtet werden". Sie fordern, ihre Straße in zwei Richtungen befahren zu lassen und die Bus-Parkplätze wieder vor das Goethehaus zu verlegen. clau

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer: Brandt Hagen - TSV Bayer 04 Leverkusen 82:93 (36:49), Tübinger SV - BG Stuttgart/Ludwigsburg 80:102 (42:54), TTL Bamberg - SSV Ulm 83:87 (37:48), SG Braunschweig - ALBA Berlin 68:62 (28:34), SVD Dortmund - BG Osnabrück/Bramsche 96:99 (43:48), TVG Trier - MTV Gießen 94:98 n. V. (82:82, 41:47) . HANDBALL VIERLÄNDERTURNIER der Frauen in Dänemark: Deutschland - CSFR 25:17 (14:10), Dänemark - Schweden 26:23 (12:11). REITEN GERMAN CLASSICS der Springreiter in Bremen, 1. Wertungsprüfung um die 100 000 Mark Siegprämie, Zeitspringen: 1. Whitaker (Großbritannien) Grannusch 62,71 Sekunden, 2. Lansink (Holland) Libero 64,91, 3. Frühmann (Österreich) Genius 66,11, 4. Bost (Frankreich) Souviens Toi 66,69, 5. Hafemeister (Fürstenau) PS Priamos 67,78, 6. Tebbel (Emsbüren) Wunderknabe 68,65, 7. Gravemeier (Münster) Wum 69,06, 8. Whitaker (Großbritannien) Midnight 69,95, 9. Nagel (Friedrichskoog) Leroy Brown 70,23, 10. Simon (Österreich) Apricot 70,94.

K.o.-Springen: 1. McNaught-Mändli (Schweiz) Skarlett, 2. Whitaker (Großbritannien) Fonda, 3. Simon (Österreich) Allez France und Gundel (Buchloe) Gauner, 5. Skelton (Großbritannien) Doublet, Tebbel (Emsbüren) Rugby, Hafemeister (Fürstenau) Ipididu und Melliger (Schweiz) Makalu. SCHACH SCHAUKAMPF zwischen Bobby Fischer (USA) und Boris Spassky (Frankreich) in Belgrad; 20. Partie gewinnt Spassky (Fischer führt mit 7:4 Punkten). Eröffnung: Sizilianische Verteidigung, Spassky (Weiß), Fischer (Schwarz): 1. e4, c5. 2.Ne2, Nf6. 3. Nbc3, e6. 4.g3, Nc6. 5. Bg2, Be7. 6. 0-0, d6. 7. d3, a6. 8. a3, Qc7. 9. f4, b5. 10. Kh1, 0-0. 11. Be3, Bb7. 12. Bg1, Cab8. 13. h3, Ba8. 14. g4, b4. 15. ab, cb. 16. Na4, Nd7. 17. Qd2, Cfc8. 18. b3, a5. 19. g5, Bf8. 20. Ca2, Ne7. 21. Nd4, g6. 22. Nb2, Bg7. 23. Nc4, d5. 24. Nxa5, de. 25. de, e5. 26. Ne2, ef. 27. Nxf4, Ne5. 28. Nd3, Cb5. 29. Nxe5, Qxe5. 30. Nc4, Qxg5. 31. Be3, Qh4. 32. Nd6, Bc3. 33. Qf2, Qxf2. 34. Cxf2, Cbb8. 35. Nxc8, Cxc8. 36. Ca7, Kf8. 37. Bh6, Ke8. 38. Bg5, f6. 39. Bxf6, Bxf6. 40. Cxf6, Bc6. 41. Kg1, Bd7. 42. Cd6, Bc6. 43. Bf1, Spasski gewinnt. SEGELN WELTMEISTERSCHAFT in der olympischen Starboot-Klasse vor San Francisco, 5. Wettfahrt: 1. Grael/Ferreira (Brasilien), 2. Londrigan/Trinter (USA), 3. R. und B. MacDonald (Kanada), 4. Benamati/Devoti (Italien), 5. Reynolds/Haenel (USA), 6. Buchan/Schreiner (USA), . . . 11. Vogt/Fricke (München), . . . 13. Hoesch/Stark (Rimsting), . . . 18. Hellmich/ Schwärtzel (Möhnesee-Delecke).

Gesamtstand nach fünf Wettfahrten (ohne Streicher): 1. Londrigan/Trinter 39,0 Punkte, 2. Cayard/Erickson (USA) 45,0, 3. Kostecki/Iverson (USA) 54,7, 4. MacDonald/MacDonald 58,7, 5. Buchan/Schreiner 59,4, 6. Reynolds/Haenel 61,7. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Filderstadt, Einzel, Viertelfinale: Mary Joe Fernandez (USA/Nr. 3) - Huber (Heidelberg/Nr. 4) 5:7, 6:3, 6:1, Sabatini (Argentinien/Nr. 1) - Probst (München) 6:4, 6:1, Navratilova (USA/Nr. 3) - Sukova (CSFR) 6:3, 7:6 (7:4), Sanchez (Spanien/Nr. 1) - Wiesner (Österreich) 6:1, 6:1.

GRAND-PRIX-TURNIER in Tokio, Einzel, Viertelfinale: Wolkow (Rußland/Nr. 8) - Edberg (Schweden/Nr. 1/Titelverteidiger) 6:3, 3:6, 7:5, Chang (USA/Nr. 2) - Thorne (USA) 7:6 (7:2), 6:3, Lendl (USA/Nr. 5) - Ivanisevic (Kroatien/Nr. 4) 6:3, 6:4, Holm (Schweden/Nr. 14) - Ferreira (Südafrika/Nr. 6) 7:6 (7:5), 6:2. - Damit im Halbfinale: Wolkow - Holm und Lendl - Chang. VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Frauen: CJD Berlin - CJD Feuerbach 3:0 (15:2, 15:9, 15:13).

Das Bernsteinvolk und seine Geschichte

OFFENBACH. Die Geschichte des Bernsteinvolkes "Die Prusai" stellt das Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40, bis zum 15. November in einer Ausstellung vor. Es wird ein Rückblick auf die Geschichte der Ureinwohner von Ostpreußen. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 18. Oktober, um 10.30 Uhr. Waltraud Klein vom "Theaton" und Karl Zibner lesen prussische Verse.

Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr, sonntags zusätzlich von 15 bis 19 Uhr. hf

Erfolg in Hoch-Weisel Radfahrer als Kelter-Experten

BUTZBACH. Wer hätte das gedacht: Die Hoch-Weiseler Radfahrer luden am Samstag zum Keltern ein, und von weit her strömten die Menschen mit ihren Äpfeln. So zahlreich, daß innerhalb eines Tages 13 Hektoliter Apfelsaft ausgepreßt wurden.

Mit einem solchen Erfolg hatten die Verantwortlichen des Hoch-Weiseler Radfahrvereins selbst nicht gerechnet.

Der Spaß stand dabei im Vordergrund. So kamen viele Familien vor allem deshalb, weil sie ihrem Nachwuchs zeigen wollten, wie aus den Äpfeln der "Süße" mit einer mechanisch zu bedienenden hölzernen Kelter gepreßt wird. Im alten Feuerwehrgerätehaus von Hoch-Weisel hatten die Frauen der Radwanderer zudem noch deftigen Handkäse, Hausmacher-Wurst, Schmalzbrot und Apfelkuchen angeboten.

Erfreulich auch, daß man trotz des starken Andranges nicht lange warten mußte, weil insgesamt vier Pressen zur Verfügung standen.

Da Erfolg bekanntlich verpflichtet, grübeln nun die Radfahrer ernsthaft darüber nach, ob sie im nächsten Jahr wieder zum Kelterspaß nach Hoch-Weisel einladen. str

Die interessante Sportnotiz

Goodwill-Games in New York Die Goodwill-Games 1998 werden in New York stattfinden. Mitbewerber für die Veranstaltung, die vom Medientycoon Ted Turner ins Leben gerufen worden war, waren die US-Städte Dallas, St. Louis und Miami. Jooris kehrt zu Eisbären zurück Erst vor Saisonbeginn hatte der Eishockey-Bundesligist Düsseldorfer EG Mark Jooris vom EHC Eisbären Berlin an den Rhein geholt und ihm einen Vertrag bis 1994 gegeben. Jetzt geht Jooris wieder zu den Berlinern zurück. Keine "Wild Card" für Becker Boris Becker darf nicht beim Tennisturnier in Lyon starten. Die Spielervereinigung ATP verweigerte ihm die von ihm erbetene "Wild Card". Nach ATP-Angaben hat Becker die ihm pro Saison zustehende Anzahl von vier Nachmeldungen bereits überschritten. Becker wollte in Lyon sein Punktepolster aufbessern. Golfer punkten bei der WM Das deutsche Golf-Team besiegte bei der inoffiziellen Mannschaftsweltmeisterschaft im schottischen St. Andrews Südafrika mit 2:1. Die erste Vorrunden-Partie hatten die Deutschen gegen die Australier verloren. Barcelona streckt Olympia-Kosten Die Stadt Barcelona und der spanische Staat werden noch bis zum Jahr 2005 für die Kosten der Olympischen Sommerspiele zahlen müssen. Nach Berichten katalanischer Zeitungen belaufen sich die noch offenen Rechnungen für die Arbeitsleistungen der Holding Olimpic SA auf umgerechnet etwa 330 Millionen Mark. Ursprünglich sollte die Bezahlung bis 1999 abgeschlossen sein, doch eine Neuordnung der Tilgungsmodalitäten machte eine Verlängerung der Frist um sechs Jahre notwendig. Squash-Mannschaft ausgeschieden Die deutsche Squash-Nationalmannschaft der Frauen ist bei den Weltmeisterschaften im kanadischen Vancouver ausgeschieden. Das Team unterlag im Viertelfinale den Niederländerinnen mit 1:2. Mary Harvey steht beim FSV im Tor Die Torfrau des amtierenden Fußball- Weltmeisters USA, Mary Harvey, wird am Sonntag (14 Uhr) im Bundesliga- Heimspiel des FSV gegen Wacker München bei den Bornheimerinnen das Tor hüten. Harvey, die noch einen gültigen Spielerpaß beim FSV besitzt und vor zehn Tagen mit Trainer Peter Walz Kontakt aufgenommen hat, soll möglicherweise bis zum Ende der Vorrunde für den FSV spielen. Die derzeitigen Torhüterinnen weilen in Urlaub (Katja Kraus) oder sind verletzt (Sandra Metz). Schockemöhles Stall dünnt aus Franke Sloothaak und Otto Becker haben den Stall Paul Schockemöhle verlassen. Sloothaak, der mit seiner Familie in Mühlen wohnen bleibt, wird in Zukunft für den Italiener Vincenzo Muccioli reiten, der in der Nähe von Rimini ein Therapiezentrum für Drogenabhängige unterhält. Becker macht sich mit seiner Verlobten Nicole Uphoff in Warendorf selbständig.

"Im Wortsinn auf Jugendliche zugehen" Jugendhaus reicht heute nicht mehr aus / Bericht: Lob, aber auch Lücken genannt

SCHÖNECK. "Die kommunale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat in Schöneck ein vergleichsweise hohes Niveau." - Diese Einschätzung steht am Ende des Jugendberichts, den Diplom-Sozialarbeiterin Veronika Kielmann-Heine zur Vorlage in der Gemeindevertretung ausgearbeitet hat. In der Bilanz über die Jugendarbeit des vergangenen Jahres werden aber auch deren offensichtliche Lücken keineswegs verschwiegen. Vorrangig wären dabei erstens Raumangebote in Kilianstädten und Oberdorfelden und zweitens Konzepte, um "Gruppen von problematischen Jugendlichen" stärker erreichen zu können.

Im Vordergrund hat 1991 der erwünschte Generationswechsel im Jugendhaus ("Café Mars") des alten Hofguts Büdesheim gestanden. Neben der Überalterung war zuvor auch die faktische Ausgrenzung von Mädchen als Problem erkannt worden. Daß offene Jugendarbeit nicht mehr nur in einem Haus mit Fachpersonal und Programm auf die jungen Menschen zu warten bedeute, zeigte die Resonanz auf eine Vor-Ort-Aktion in der Suttnerschule.

Man muß also auf die Jugendlichen im Wortsinn zugehen. Das Jugendhaus, so eine Erkenntnis aus dem Bericht, hat "heute kein unbedingtes Monopol mehr auf die Befriedigung generationstypischer Freizeitbedürfnisse". Über 90 Prozent der Jugendlichen verfügten über ein eigenes Zimmer, zum Teil beträchtliches Taschengeld, eine breite Medienauswahl und -ausstattung sowie vielerlei Mobilitätshilfen.

Dennoch brauchten sie eigene Räume für ihre Cliquen und ihre Jugendkultur, inhaltliche Angebote und Animation, Beziehungsangebote zur Identitätsfindung und Rollenerprobung, Beratung und Hilfen zur Lebensbewältigung. Zudem gebe es eben auch benachteiligte Jugendliche ohne die erwähnten Komforts.

Zu Mädchen und jungen Frauen haben Jugendhaus-Mitarbeiterinnen mit speziellen Angeboten (Mädchencafé, Mädchentag, Selbstverteidigungsprojekt) mittlerweile ein engeres Vertrauensverhältnis aufgebaut. Auch an normalen Öffnungstagen ist der weibliche Anteil am Besuch erheblich gestiegen.

Mißlungen ist dagegen der Versuch, über eine "Umwelt-AG" Jungen und Mädchen, die dem Spielmobil-Alter entwachsen sind, ins Jugendhaus zu bringen. Dagegen wurden andere Angebote gut bis sehr gut angenommen: Spielecafé, Video- AG, Musiker- und Theater-Workshops, Offener Treff, Discos und Konzerte.

Der Bericht beurteilt die Anforderungen an heutige Jugendarbeit: Sie müsse den "immer rascher auf die Jugendlichen einströmenden Wandel" beachten, der "sehr durch den Wunsch nach reizintensiver Abwechslung und situativer Lust" sowie einen "starken Individualisierungsprozeß" geprägt sei. So würden vom Team Flexibilität, ständige Bereitschaft zur Selbstkorrektur wie auch langfristiges Engagement und Verbindlichkeit verlangt.

Die Besucher(innen) unterscheidet der Bericht grob in drei Gruppen: Die "Hippies", 16- bis 18jährige Jungen und Mädchen, sind Gymnasiast(inn)en, beteiligten sich an Workshops und gestalteten ihre Freizeit aktiv. Die "Schwarzjacken", zu denen auch schon 14jährige gehören, besuchten überwiegend die Suttnerschule oder gingen in die Lehre. Die Jungen unter ihnen nutzen den offenen Treff und seien teilweise bereit, Veranstaltungen mitzuorganisieren. Auch hier bestehe ein enger Kontakt zu den Jugendpflegern. "Popper" oder "Skater" - 13 bis 17 Jahre alt - nähmen die Jugendpfleger als erwachsene Bezugspersonen an; die Verbindung werde über Spiele hergestellt.

Das "Café Mars" sei also für eine Vielzahl verschiedener Jugendlicher offen. Von jungen Leuten mit extrem schwierigen Problemen (Drogen, Arbeits- oder Wohnungslosigkeit), so Kielmannm-Heine gleichwohl, sei das Jugendhaus aber nur vereinzelt aufgesucht worden. Einzelfallhilfe finde aber trotzdem statt und sei wichtiger Bestandteil der Arbeit.

Schlecht ist, daß das Jugendhaus nach wie vor fast nur von Büdesheimer Jugendlichen genutzt wird. Zwar existiert in Oberdorfelden der Jugendkulturverein mit einem Raum in der alten Schule; er wird bei Bedarf auch finanziell unterstützt. Doch habe die kommunale Jugendarbeit selbst hier wie auch im größten Ortsteil Kilianstädten weder Raum noch Personal für eigene Angebote. Versuche, die Jugend von hier nach Büdesheim zu locken, sind fehlgeschlagen.

In Kilianstädten, so fordert der Bericht, sollte in naher Zukunft zumindest eine kleine Anlaufstelle für Jugendliche entstehen. Nur so bestehe die Möglichkeit, Probleme Jugendlicher zu erkennen und gegebenenfalls Hilfe anzubieten.

Stichworte wie Rechtsradikalismus, Drogen und Arbeitslosigkeit müßten künftig auch in Gemeinden von Schönecks Größenordnung diskutiert werden, wenn es um Konzepte geht, mit denen auch Jugendliche erreicht werden, die nicht zum Stamm der Jugendhaus-Besucher(innen) gehören. Es wäre auch gut, heißt es, wenn die Gemeinde den zahlreichen jungen Musikern in Schöneck Proberäume zur Verfügung stellte.

Weitere Absätze des Jugendberichts beziehen sich auf die Spielmobil-Arbeit (überdurchschnittlich gute Entwicklung, Andrang kaum noch zu bewältigen), die Kinder-Kulturarbeit, die Ferienspiele (bewährt, vielleicht nach Büdesheim zu verlegen) und die Jugendfreizeiten. Ul

Huber in Filderstadt eine Runde weiter Martinek verlor gegen Navratilova

Anke Huber hat ihren Kurs in Richtung Finale fortgesetzt: Die 18jährige Heidelbergerin gewann im Achtelfinale des mit 350 000 Dollar dotierten Frauen- Tennisturnieres in Filderstadt gegen Leila Meskhi, die die Partie beim Stande von 6:4, 0:4 wegen eines mit Fieber verbundenen grippalen Infektes aufgeben mußte. Anke Huber legte dadurch die zweite Etappe auf dem Weg zu einer erfolgreichen Titelverteidigung zurück. Im Viertelfinale am Freitag trifft Anke Huber auf die Siegerin der Begegnung zwischen Mary Joe Fernandez (USA) und Natalia Zwerewa (Weißrußland).

Filderstadt ist für Anke Huber ein gutes Pflaster, auch wenn sie gegen Leila Meskhi von der körperlichen Schwäche ihrer Gegnerin profitierte. Die Heidelbergerin (Weltranglistenplatz neun) wirkte über weite Strecken genauso nervös wie zuvor gegen die Französin.

In ihren ersten beiden Aufschlagspielen unterliefen der Viertelfinalistin bei den Australian Open und den Olympischen Spielen in Barcelona gleich drei Doppelfehler. Die 24jährige Leila Meskhi (Weltranglistenplatz 22) steckte im ersten Durchgang sowohl ihre Grippe als auch einen 2:4-Rückstand weg und gewann vier Spiele in Folge. Doch dann baute Meskhi körperlich stark ab und mußte beim Stand von 0:4 im zweiten Satz das Handtuch werfen.

Zuvor war bereits Veronika Martinek ausgeschieden. Die 20jährige aus Heidelberg verlor gegen die an Nummer drei gesetzte Martina Navratilova aus den USA 4:6, 1:6. Während sich Veronika Martinek, die als fünfte deutsche Spielerin nach Barbara Rittner (Leverkusen), Claudia Porwik (Heidelberg), Meike Babel (Neu-Isenburg) und Karin Kschwendt (Saarlouis) vorzeitig scheiterte, mit einer Prämie von 4000 Dollar trösten muß, wahrte Martina Navratilova ihre Chancen auf den sechsten Finalsieg.

Ebenfalls noch im Rennen ist von den deutschen Spielerinnen neben Anke Huber auch Wiltrud Probst aus München, deren Gegnerin im Viertelfinale die an Nummer eins gesetzte Argentinierin Gabriela Sabatini ist.

Die 35jährige Amerikanerin, die in ihrer Karriere bisher zu insgesamt 160 Turniersiegen kam, erteilte Veronika Martinek, die vor acht Wochen in Düsseldorf Deutsche Meisterin wurde und von ihrem Bruder Jaroslav betreut wird, über weite Strecken eine Lehrstunde in Sachen Angriffstennis. "Im Vergleich zu meinem ersten Auftritt hier war das ein kleiner Fortschritt", zeigte sich Navratilova mit ihrer Leistung zufrieden. sid

Im Blickpunkt: Fußball-Weltmeisterschaft Niederlande in Not?

Deutschlands Fußball-Nationalspieler können sich wahrhaftig glücklich schätzen. Ein mageres Unentschieden gegen die eher zweitklassigen Mexikaner, und dennoch halten sich Kritik und Häme in engen Grenzen. Das mag zum einen an dem rührenden Anlaß liegen - immerhin nahm Rudi Völler seinen Abschied -, das liegt zum anderen aber sicher an der Bedeutungslosigkeit der Partie. Der Weltmeister reist ohne Qualifikationshürden in die USA, also wird die fußballerische Zukunft auch nach enttäuschenden Spielen und Ergebnissen nicht gleich schwarz in schwarz gemalt.

Ganz anders ergeht es den vermeintlichen europäischen Konkurrenten der deutschen Kicker um den Titel, die sich derzeit in der Qualifikation herumschlagen müssen. Bei Europameister Dänemark schrillen die Alarmglocken: Drei Spiele ohne Tore, allerdings auch ohne Niederlage. Neue und unbekannte Mannschaften wie Lettland und Litauen trotzten den Dänen genauso ein Unentschieden ab wie nun der Tabellenführer Irland.

Ebenso unerwartete wie heftig diskutierte Remis standen auch in den Spielen zwischen England und Norwegen, Italien und der Schweiz sowie den Niederlanden und Polen nach Abpfiff auf der Anzeigentafel. Aber auch, wenn jetzt schon markig von großen Problemen, verpaßten Chancen und unerklärlichen Schwächen geredet und geschlagzeilt wird, noch sind die Niederlande nicht in Not. Immerhin acht Spiele haben die Oranjehemden noch Gelegenheit, sich über den großen Teich in die Endrunde zu schießen. Ähnlich geht es den Engländern in der gleichen Gruppe; sie bestritten ihr erstes Spiel. Allein der Vorsprung der überraschend starken Norweger, die nun drei Punkte aus den Spielen gegen die Niederlande und England geholt haben, läßt die Situation für die Renommierteams bedenklich erscheinen. So recht will aber wohl niemand an ein Ausscheiden der beiden, gerade gegen die Fußballzwerge aus Norwegen, glauben.

Sehr viel mehr Sorgen müssen sich da die Italiener machen. Nicht etwa, weil sie im ersten Spiel gegen die Schweiz nur zu einem äußerst glücklichen Unentschieden kamen; nein, ihnen fehlt der Nimbus, den Engländer und Niederländer noch besitzen. Auch wenn es sich vorher niemand vorstellen mochte, die EM 1992 fand ohne die Italiener statt. Und ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert. Was sich insbesondere die Gegner zu Herzen nehmen und munter drauflos stürmen. Zum Schaden der Italiener. Niederländer und Engländer sind noch nicht so weit; und darauf können sie bauen. ARND FESTERLING

Weitere Zonen für Tempo 30

HANAU. Nachdem in Mittelbuchen die Tempo-30-Zonen eingeführt sind, soll die Verkehrsberuhigung vom kommenden Montag an nördlich der Lamboystraße folgen. Ausgenommen hiervon ist das Industriegebiet Nord, wo weiter Tempo 50 gilt.

Südlich der Lamboystraße und in der Weststadt gilt bereits die strengere Geschwindigkeitsgrenze samt genereller Rechts-vor-Links-Vorfahrt und Parken auf der Fahrbahn. him

Die offenkundigen Mängel bei Lehre und Studium Wissenschaftsministerin versucht neue Reform-Anstöße zu geben / Professoren in der Kritik

DARMSTADT. Es ist auch ein Instrument zur "Selbsthilfe", um das geschwundene Ansehen der mit immer mehr Studenten konfrontierten Hochschulen wieder zu heben: das dieses Jahr aufgelegte und mit 2,5 Millionen Mark ausgestattete "Programm zur Verbesserung der Lehre" der hessischen Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD). Erst jetzt zum Beginn des Wintersemesters greift es richtig - in der "Werkstatt für Innovationen" an der FH Darmstadt zum Beispiel und in einem Soziologie-Seminar an der Uni Marburg, wo ein Supervisor für ein "optimales Arbeitsklima" zwischen den Frauen und Männern sorgen soll.

Ein durchaus beabsichtigter Effekt der künftig alljährlich gewährten Finanzspritze, mit der die zunehmend an Effizienzmaßstäben der Wirtschaft gemessenen Universitäten zu Erneuerungsgedanken angestoßen werden sollen: Hier und da zwischen Darmstadt und Kassel blitzt der Eifer auf, die Reformdiskussion in den im politischen Sinne sanft entschlummerten Hochschulen wieder anzufachen, damit sie auch den "Aufgaben der Zukunft" gerecht werden.

Die dazugehörigen Stichworte hat die Ministerin den Hochschulen gegenüber schon mehrmals genannt: ökologischer Umbau der Wirtschaft, EG-Binnenmarkt und der Strukturwandel in der Gesellschaft, wobei letztere eine Vielzahl von Studiergründen ebenso akzeptieren muß wie die Tatsache, daß viele den Hochschul-Aufenthalt als "Lebensphase" genießen, die mitnichten geradewegs in einen handfesten Beruf münden soll.

An Alarmzeichen hat es in den letzten Jahren nicht gefehlt: Hochschulen in der Krise - nicht nur, weil die Studierenden beim Thema hochschulpolitisches Engagement müde abwinken und die "Überlast" zum Dauerzustand geworden ist. Schwerwiegender noch mag die vielfach als unzureichend, mittlerweile mit beißendem Spott bedachte Qualität der Ausbildung und die keineswegs glänzende Rolle der Professoren dabei sein: In den Mensen dominieren abfällige Äußerungen über didaktisch unerträgliche Dozenten, die überdies nur ihre Forschung im Kopf haben. Das Lamento über unzureichende Betreuung vor Prüfungen und während des Examens ist ebenso eindeutig wie die Abstimmung mit den Füßen, wenn die einen Professoren vor leeren, andere vor proppenvollen Seminarbänken stehen.

Auf solche Spielchen wie "Ranking-Listen" und andere gleichermaßen heißbegehrte wie gefürchtete uni-interne Veröffentlichungen von Beliebtheitsskalen und "Fähigkeits"-Tabellen über "Profs" einzelner Fachbereiche haben Nordrhein-Westfalen, Berlin oder Baden- Württemberg mit eigenen Programmen reagiert. Und an der FH Frankfurt etwa konstituierte sich vor rund einem Jahr auf Rektorenebene ein Ausschuß zur Verbesserung der Lehre.

"Offenkundige Mängel bei Lehre und Studium", die übrigens an den Universitäten "ungleich größer" als an den FHs seien, konstatierte Hessens Wissenschaftsministerin Mayer im Frühjahr, als sie den Hochschulen ihre Vorstellungen präsentierte. Eine Reaktion auch auf harte Fakten, wie sie etwa der Marburger Erziehungswissenschaftler Rainer Brämer mit seiner empirischen Studie "Student 90" und den Bewertungen der Lehrqualität im deutsch-deutschen Vergleich geliefert hatte. Der Frust jedenfalls über die fachlichen, pädagogischen und persönlichen Defizite der Hochschullehrer war bei Kommilitonen im Westen noch stärker als im Osten.

Für Brämer und Co-Autoren sind Hochschullehrer ohne Lehrqualitäten der "Kern des Problems": Fast ein Viertel der befragten Studierenden im Westen hielt laut Studie die pädagogischen Fähigkeiten ihrer Lehrer für ausgesprochen schwach oder überhaupt nicht ausgebildet, ein Drittel meinte, daß die Lehrkräfte nicht genügend auf sie eingehen.

Die neuesten Ergebnisse der für einige West-Unis fortgesetzten Studie sprechen für sich: Erziehung zum Fachidiotentum, Praxisferne des Studiums, fehlende vertrauensvolle Atmosphäre. 35 Prozent der Befragten schreiben den Profs kein hohes pädagogisch-methodisches Niveau zu - die Beurteilung fällt noch vernichtender aus als vor zwei Jahren. "Das regt die Leute eben am meisten auf", sagt Brämer. "Die wollen gepäppelt und betreut werden, wollen menschliches Entgegenkommen und als einzelner wahrgenommen werden." Der Anspruch eben an einen "Dienstleistungsbetrieb".

Das Verrückte bei allem: Die Studierenden lamentieren, liefern aber nach den ersten Erfahrungen in den Universitäten kaum Impulse für Verbesserungen, obwohl dies eine neue Chance der Mitbestimmung wäre. Noch dominieren Desinteresse oder die Befürchtung reglementierender Studienverschärfungen.

Dabei legt es Ministerin Mayer gar nicht einmal primär auf die Verkürzung der so oft von konservativer Seite gerügten überlangen Studienzeiten an: Dieser "Teilaspekt der Diskussion" sollte "ohne dirigistisches Instrumentarium" angegangen werden. Allerdings sagt sie ja zur Effizienzsteigerung, damit Diplome rasch erworben werden können. Wer aber wolle, solle ohne große Sanktionen länger studieren können. Mißstände wie auffällig hohe Studienabbrecherquoten und geringe Prüfungserfolgsraten sollen die Fachbereichs-Gremien selbst beleuchten und beseitigen - durch eine (wie jetzt an der TH Darmstadt begonnene) kritische Durchforstung der Studien- und Prüfungsordnungen mit ihren oft unsinnig die Studienzeit verlängernden Fristvorgaben. Kritiker wiederum sehen darin Anzeichen für weitere "Verschulung".

Zündstoff enthalten Punkte, wo es an die Pfründe der Professoren geht: Bei der Qualifikation des Hochschullehrernachwuchses, bei Berufungen und Bleibeverhandlungen ist laut Mayer "die pädagogische Eignung stärker zu berücksichtigen und das Engagement in der Lehre besser zu honorieren".

Mayer stellt sich Probevorlesungen aller Lehrstuhl-Bewerber vor, die dann von der Berufungkommission bewertet werden, außerdem feste Rahmen für studentische Veranstaltungskritik als "Rückmeldung des Lehrerfolgs", "explizite Bewertung des pädagogischen Erfolgs und die Bewährung in der Lehre bei Bleibeverhandlungen", Freisemester für Vorhaben, die der besseren Stoffvermittlung dienen, vorgezogene Freisemester für die Dozenten, die sich besonders in der Lehre engagieren, Preise für gute Lehre.

Dieser Katalog der Anreize soll freiwillig umgesetzt werden (anders als in Nordrhein-Westfalen), "um die Akzeptanz zu steigern, Dirigismus von oben bewirkt weniger", heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Doch ob sich die privilegierten Professoren so unter Druck setzen lassen? Insider bezweifeln das. Denn nur die Lehrstuhlinhaber, die wissen, daß sie gut ankommen, werden den neuentwickelten Fragebogen des Marburger Fachbereichs Erziehungswissenschaften zur Güte von Lehrveranstaltungen nutzen.

Die jetzt geförderten Projekte konzentrieren sich allerdings kaum auf die Hinterfragung der Rolle der Lehrenden, sondern auf mitunter bereits länger Praktiziertes. An der TH Darmstadt, deren Projekte mit fast 400 000 Mark bedacht wurden, gibt es fachübergreifende Veranstaltungen etwa zum Thema Ethik und Biotechnologie oder naturwissenschaftliche Aspekte der Sicherheits- und Friedenspolitik. Ferner werden "Lernzentren" in Mechanik, Elektrotechnik und Pädagogik unterstützt, in denen Kleingruppen unter Anleitung von Hilfskräften anhand von Lehrmaterialien, Vorlesungsskripten und Prüfungsfragenkatalogen konzentriert büffeln können. Andere Vorhaben widmen sich der pädagogischen Schulung von Tutoren in der Mathematik oder dem Einsatz von Computern und anderen Hilfs-Medien in Seminaren. Die Maschinenbauer zum Beispiel wollen die "Parzellierung des Wissens" vermeiden und bieten im Konstruktionspraktikum einen Überblick von der Produktidee bis zur fertigen und erprobten Ware.

Rund 290 000 Mark bekam die Marburger Uni für elf Projekte: Sie reichen von mehr Praxisbezug im physikalischen Praktikum für Mediziner (Thema: Ultraschall) über ein Konzept, wie Praktika- Absolventen ihr neues Wissen an die Nachfolgegruppe weitergeben, bis hin zu Intensivkursen in der vorlesungsfreien Zeit, um das Hörverständnis in Hochchinesisch zu verbessern.

Einen besonderen Kursus für angehende Mediziner und deren Nachbardisziplinen hat sich der Psychosomatik-Professor Wolfram Schüffel ausgedacht: Er bietet Entspannungstherapien an, um den eigenen Körper zu "erspüren". So soll die häufig beobachtete Diskrepanz zwischen subjektivem Empfinden des Patienten und objektivem Arzt-Befund verstanden und aufgelöst werden. JÖRG FEUCK

Insektenplage schädigt Wald Lärchen und Fichten sind nicht mehr zu retten

RÖDERMARK. In den heimischen Wäldern sind die Fichten und Lärchen so stark von Borkenkäfern befallen, daß sie nicht mehr gerettet werden können. Die kranken Bäume sollen deshalb gefällt und das Holz verkauft werden. Dies muß so schnell wie möglich geschehen, damit die Käfer nicht noch andere Bäume befallen. Fichte und Lärche machen rund acht beziehungsweise ein Prozent des gesamten Waldbestandes aus. Die Kiefern, die andernorts vom sogenannten Prachtkäfern "erobert" werden, sind nach Auskunft der Forstleute in den Rödermärker Wäldern jedoch nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Im Zusammenhang mit dem Käferbefall spricht die Stadtverwaltung von einer echten Insektenplage, der eine Katastrophe folgen könne. Dies hänge mit dem Treibhauseffekt und den in diesem Jahr äußerst heißen Sommertagen zusammen. Die Fachleute in den Forstämtern gehen davon aus, daß sich diese extremen Klimaverhältnisse in den nächsten Jahren wiederholen werden. Da könnten auch die aufgestellten Borkenkäferfallen nicht viel helfen, Schäden zu verhindern. In diesem Jahr hätten sie jedenfalls nicht den erhofften Erfolg gebracht. Auf Einsatz von Gift habe die Forstbehörde dennoch verzichtet, dafür sei eine stärkere Bewirtschaftung des Waldes erforderlich. Wenn die Forstleute neue Bäume pflanzen lassen, greifen sie vorwiegend zu Laubbäumen. Rund um Rödermark wurden in diesem Jahr rund 70 000 Bäume frisch in die Walderde gesetzt, 1993 sollen 80 000 Stück in der Gemarkung Wurzeln schlagen. Dazu gehören 45 000 Stileichen, 10 000 Rotbuchen, 19 000 Roterlen, 2500 Bergahorn und rund 3000 Douglasien. Eine solch umfangreiche Pflanzaktion rund um die Stadt hat nach Darstellung der Forstleute bisher noch nie stattgefunden. Das sei jedoch notwendig, nicht zuletzt weil sich dem verheerenden Sturm vor zwei Jahren ganze Waldstücke beugen mußten. Damals seien 42 000 Festmeter Holz gefallen. Die Folgen dieser natürlichen Abholzung haben die Förster auch heute noch vor Augen. Die Aufräumarbeiten werden noch den Herbst über andauern. Wegen der hohen Investitionen wird der Waldwirtschaftsplan nach Auskunft der Stadtverwaltung 1993 voraussichtlich mit einem Defizit von 256 000 Mark schließen.

Geld kostet auch die Erneuerung der Waldwege, die bei den Aufräumarbeiten von Maschinen beschädigt wurden. Dafür sollen rund 70 000 Mark ausgegeben werden. Auf neue Trassen durch den Wald will die Stadt jedoch verzichten. aim

Stadt Bruchköbel unterliegt im Rechtsstreit gegen Vorsitzenden Niebling: Kündigung war nicht gerechtfertigt Angler gefährden Pläne für die Dorferneuerung Richterin erkennt keine Verstöße der Teichpächter Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Das Berufungsurteil im Rechtsstreit zwischen der Stadt Bruchköbel und dem Angelsportverein mit seinem umstrittenen Vorsitzenden Erwin Niebling könnte die geplante Dorferneuerung im Ortsteil Oberissigheim gefährden. Denn nach dem Richterentscheid - gegen den keine Berufung mehr möglich ist - kann der Verein die dortigen Angelteiche noch bis zum Jahr 1999 nutzen, falls er sich keiner gravierenden Verstöße gegen den Pachtvertrag schuldig macht. Das umliegende Gelände einschließlich der Tümpel sollte nach dem Willen der Bevölkerung in ein Freizeit- und Sportgelände verwandelt werden. Schon seit Jahren schwelt der Streit zwischen Stadt und dem ASV, namentlich dessen Vorsitzendem. Ihm wird seitens der Verwaltung nicht nur vorgeworfen, er habe das Areal verwahrlosen lassen und dort Schutt und Unrat gelagert. Auch seine Position als Vereinsvorsitzender war umstritten. Niebling soll den Verein im Laufe der Zeit quasi in Familienbesitz umgewandelt, die übrigen Mitglieder systematisch hinausgeekelt haben, mit "Gewalt und Freibier", wie der "Hanauer Anzeiger" dazu schrieb.

Die Stadt suchte daher mit allen Mitteln, den Pseudo-Verein aus dem Pachtvertrag zu entlassen und die Fläche wieder den Oberissigheimern zukommen zu lassen. Im Parlament stellten sich nicht nur CDU und Grüne, sondern auch die eigene SPD-Fraktion gegen Niebling, der schließlich sein Mandat abgab.

Den Prozeß, den die Verwaltung angestrengt hatte, verlängerte der ASV-Vorsitzende zunächst mit Scheinangeboten. Wenn die Stadt eine entsprechende Ablösesumme zahle, werde man das Gelände freiwillig zurückgeben. Als Bürgermeister Helmut Irmen darauf einging, war von den ursprünglich genannten Konditionen allerdings keine Rede mehr.

Die Stadt sah sich daher gezwungen, das ausgesetzte Verfahren wieder aufnehmen zu lassen. In erster Instanz bekam sie auch recht. Und eigentlich wäre die Sache damit erledigt gewesen, weil, wegen des niedrigen Streitwertes, keine Berufung zugelassen war. Doch Niebling legte gegen die Festsetzung des Streitwertes Widerspruch ein, hatte dabei sowie bei der zweiten Verhandlung vor dem Hanauer Landgericht Erfolg. Das wertete die fristlose Kündigung des Pachtvertrages als nichtig.

Zur Begründung führt Richterin Kling-Distel aus, das Gelände sei zwar nicht ordnungsgemäß gepflegt gewesen, doch habe sich dieser Umstand auf die Umgebung, nicht die Angelteiche selbst bezogen. Es handele sich somit um eine Art Nebenärgernis, das das Wesen des Pachtvertrages nicht so weit tangiere, daß die Kündigung dadurch gerechtfertigt erscheine. Außerdem sei das Verhältnis zwischen ASV und Stadt 17 Jahre lang problemlos verlaufen, und der ASV habe auf der Fläche sogar hunderttausend Mark für ein Vereinsheim investiert. Die Kammer sah die Mißstände - herumliegende verrottete Fensterläden, Holz, Müll und Baumaterialien - als gegeben an: "Diese sicherlich nicht ordnungsgemäßte Pflege des die Fischteiche umgebenden Geländes stellt aber keinen Verstoß gegen den Pachtvertrag dar, sondern ist als Nebenpflichtverletzung zu bewerten." Zwar erkennt die Richterin an, daß dem städtischen Grundstück eine Vorbildfunktion zukomme. Aber die Kündigung sei nur zu rechtfertigen, "wenn der Verstoß massiv und andauernd ist".

Dies aber sei nicht der Fall gewesen, heißt es in der Urteilsbegründung weiter. Wenn man berücksichtige, "daß der beklagte Verein nach den Abmahnungen nicht völlig untätig blieb, sondern zumindest in geringem Maße mit den Aufräumungsarbeiten begonnen wurde, verbleibt zwar ein deutlicher Verstoß, aber dieser ist unter Berücksichtigung der Gesamtumstände nicht so gravierend". Richterin Kling-Diestel verweist außerdem darauf, daß die Stadt die Möglichkeit gehabt habe, sich mit den Anglern gütlich zu einigen.

Ein solcher Kompromiß wäre Bruchköbel allerdings schon vor dem Urteil teuer zu stehen gekommen. Von 200 00 Mark Ablöse war damals die Rede. Und mit dem Richterspruch im Rücken wird Erwin Niebling noch geneigter sein, sich ein Entgegenkommen vergolden zu lassen. Der Erste Stadtrat Ernst Garkisch, der den urlaubenden Bürgermeister Irmen vertritt, spricht sich denn auch gegen eine solche Zahlung aus.

Garkisch wundert sich über die Argumentation des Gerichts und fragt, was eine Kommune denn noch tun könne, einen derart unbotmäßigen Pächter loszuwerden. Schließlich sei der Tatbestand der Verwahrlosung nicht zu widerlegen gewesen, und die Stadt habe Niebling ordnungsgemäß abgemahnt.

Am stärksten von der jetzigen Entscheidung, die nun wirklich endgültig ist, betroffen sind die Oberissigheimer. Die haben sich bei der Projektgruppenarbeit zur Dorferneuerung schon auf die Neugestaltung des Gebietes gefreut und Konzepte ausgearbeitet. In diesem Bereich sollte eine Freizeitanlage mit Sport- und Bolzplatz entstehen. Die Angelteiche waren bereits darin eingeplant.

Dieses Vorhaben steht nun in Frage und Stadtrat Garkisch vor der unangenehmen Aufgabe, "das der Bevölkerung klarzumachen". Zum jetzigen Zeitpunkt wagt er keine Prognose: "Die Planer müssen sagen, ob es dort weitergeht. Es muß wohl abgewartet werden, bis der Pachtvertrag ausläuft." Das aber ist erst zum 31. Dezember 1999 der Fall. Und bis dahin soll die Dorferneuerung in Oberissigheim bereits abgeschlossen sein.

Heißt IGS bald Willy-Brandt-Schule?

KELSTERBACH. Nach dem Willen der SPD-Fraktion soll die Integrierte Gesamtschule (IGS) künftig den Namen "Willy-Brandt-Schule" tragen. Die SPD hat einen entsprechenden Antrag für die Stadtverordnetensitzung am 5. November formuliert. Das Gremium kann über den Namen befinden, da Kelsterbach der Träger der IGS ist.

Überrascht zeigte sich gestern Schulleiter Alfred Harnischfeger, der von dem Vorschlag zuerst über die Presse erfuhr und später noch von einem Bediensteten der Stadtverwaltung. Der Rektor kritisierte: "Eine solch empfindliche und brisante Sache wie eine Namensgebung hätte mehr Fingerspitzengefühl erfordert" - so müsse sich etwa das Kollegium mit dem Namen identifizieren können.

Harnischfeger hält es für erforderlich, daß bei einer Namensbenennung die Betroffenen beteiligt sind: Lehrer/innen in einer Gesamtkonferenz, Schüler/innen- Vertretung, Schulelternbeirat und Schulkommission der Stadt. Der Schulleiter hält hierfür die Zeit bis zur Stadtverordnetensitzung für zu kurz: Es sei denn, erst werde der neue Name beschlossen und dann würden die Gremien befragt.

Wie sensibel die Umbenennung der seit 20 Jahren bestehenden IGS sei, habe sich schon Anfang der achtziger Jahre gezeigt, als die Schule nach dem SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Schmitt- Vockenhausen benannt werden sollte. Zur Idee, der IGS den Namen des verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden und ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt zu geben, sagte Harnischfeger: "Das ist sicherlich ein Name, den man mit Stolz tragen kann - aber auch einer der viel Verantwortung bedeutet, um der Persönlichkeit gerecht zu werden."

Bürgermeister Fritz Treutel, zugleich Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, verstand gestern den Wirbel um das Verfahren nicht: Es sei der normale Geschäftsgang, daß erst die Stadtverordnetnen als höchstes Gremium ihren Willen bekundeten, ehe mit anderen gesprochen würde, auch der Witwe Brandts. Dennoch habe er veranlaßt, daß Schulleiter und Elternbeiratsvorsitzende "vor-informiert werden". Da Harnischfeger telefonisch nicht zu erreichen gewesen sei, sei es geschehen, daß der Rektor die Nachricht zuerst von der Presse erfuhr. Die SPD-Fraktion habe am Montag spontan und einstimmig den Antrag beschlossen, die IGS nach Willy Brandt zu benennen. lis

SPD-Betriebsgruppe kritisiert Parteiführung

HANAU. Die SPD-Betriebsgruppe Wolfgang mit dem Atombetriebsbeschäftigten Günter Winkle an der Spitze hat die Parteiführung auf Kreisebene kritisiert. Die Arbeitnehmerstimmen aus den Betrieben würden immer weniger gehört, weshalb die rückläufige Zustimmung zur Partei in den Betrieben "nicht überraschend" sei. him

Treten die Stockstädter Grünen 1993 wieder an?

STOCKSTADT. Ob und wie es mit den Grünen in Stockstadt weitergeht, ob sich genügend Leute finden, die zu einer Kandidatur für die Kommunalwahl '93 bereit sind - Fragen, die die Stockstädter Grünen am Freitag, 23. Oktober, beim Treffen in der Altrheinhalle klären wollen. Eine Liste wird angestrebt, denn die politische Situation verlange nach einer grünen Liste, findet die Öko-Partei. Die Zusammenkunft für alle Mitglieder und Interessierte beginnt um 20 Uhr. wal

Zwei ball- und redegewandte Kicker wieder im DFB-Kreis

Münchner Duo blieb nur solide Matthäus fehlt die Dynamik / Thon mit Defensivschwächen

Es gibt böse Zungen, die behaupten, der Mannschaftsbus der DFB-Delegation würde jetzt wieder eine Viertelstunde später als früher vom Stadion losfahren. Später deshalb, weil die Herren Matthäus und Thon, aus unterschiedlichen Gründen nach längerer Abwesenheit wieder einmal im erlauchten Kreis der besten deutschen Kicker, zuweilen geruhen, den Journalisten mancherlei gewichtige Grundsatzfragen zu erörtern und haarklein zu erklären - selten nur von Punkt und Komma unterbrochen. Matthäus beispielsweise, nach seinem Kreuzbandriß in Sorge, möglicherweise doch nicht den Länderspiel-Rekord (103) des "Kaisers" des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, einzustellen, Matthäus also wußte ganz genau, wieso ihm dieses Mißgeschick beim glücklichen Ausgleich für die Mexikaner unterlaufen war, als er Hermosillo den Ball an die Kinnspitze donnerte, von wo aus er ins Tor prallte. "An die Flanke komme ich nie und nimmer dran, als der Ball dann aufsetzte, wollte ich retten, was zu retten ist, daß ich den Mexikaner anschieße, das passiert einmal in 100 Fällen." Nun ist es ausgerechnet in seinem 94. Länderspiel passiert.

Vieles spricht dafür, daß der 31 Jahre alte "Oberhäuptling" (Bundestrainer Berti Vogts) schon bessere Länderspiele absolviert hat. "Es war schwer für mich heute, das Heft in die Hand zu nehmen." Die Mittelamerikaner seien "der erwartet starke Gegner" gewesen, zudem habe die Abseitsfalle der Mexikaner "unserer Mannschaft" nicht behagt, so daß "ich kaum marschieren konnte", weil sich das meiste im Mittelfeld vielleicht auf 20, 30 Metern abgespielt habe.

Genau dies ist freilich der Punkt, wo deutlich wurde, daß Matthäus nach seiner schweren Verletzung noch nicht wieder der alte ist: Seine Dynamik, seine Schnelligkeit und sein Selbstbewußtsein wären probate Mittel gewesen, die auf einer Linie stehenden Abwehrspieler Mexikos im Eilschritt zu überlaufen - dazu fehlte ihm offensichtlich an diesem Abend in Dresden noch die allerletzte körperliche Fitneß. So beschränkte sich Matthäus allein darauf, als bienenfleißiger Arbeiter im zentralen Mittelfeld den eher offensiv ausgerichteten Spielern und Libero Olaf Thon bei seinen Ausflügen den Rücken freizuhalten. Eine Aufgabe, die "ich auch schon früher, etwa für Andreas Möller, übernommen habe", eine Aufgabe auch, die der Kapitän der DFB-Auswahl in diesem eher mittelmäßigen Spiel zur Zufriedenheit löste: Ordnung und System im Mittelfeld, bei der EM in Schweden zuweilen schmerzlich vermißt, waren endlich vorhanden.

Ähnlich solide und ähnlich glanzlos meldete sich auch Olaf Thon zurück. Thon, als Mittelfeldspieler nach dem WM-Halbfinale in Italien nicht mehr gut genug für die erste Garnitur, feierte als Libero - der Numero 24 seit Beckenbauer - ein für Vogts "zufriedenstellendes" Comeback. Natürlich liegen die Stärken des knapp 1,70 Meter großen Thon nicht unbedingt im Kopfballspiel oder in der Defensive. Für die Kärrner-Arbeit sind ja auch die Manndecker Buchwald und Helmer (oder Kohler) zuständig. Der gelernte Mittelfeldspieler Thon interpretierte den Libero-Part in etwa so, wie ihn auch Manfred Binz einst im DFB-Trikot zu spielen pflegte - mit dem Unterschied, daß der bei der EM aussortierte Frankfurter im Zweikampfverhalten der robustere ist, allerdings über weniger internationale Erfahrung verfügt. Thon ist für Vogts jedenfalls wieder eine Alternative, um mehrere taktische Varianten im Spiel nach vorne zu nutzen. Ein "klassischer" Ausputzer - wie Buchwald in Dänemark - ist gegen einen starken Gegner, der die DFB-Elf in die Defensive zwingt, sicherlich gefordert. Solange der "letzte Mann" aber auch Impulse für das kreative Spiel geben soll, ist eben Olaf Thon der derzeit bessere. Manfred Binz wird es sicherlich schwer haben, noch einmal in den DFB-Kader zurückzukehren.

Doch mitunter kommt es anders als man denkt. Keiner wüßte das so gut wie der Münchner: "Jetzt fragt mich doch nicht nach der WM in den USA. Wenn ich so weit planen würde, wäre ich doch der liebe Gott." Er denke stets nur an das nächste Spiel. Und den Bus, den er erwischen muß. THOMAS KILCHENSTEIN

Häufig mit einer "verschämten Armut" konfrontiert In seinen Sprechstunden will der Arbeitskreis "Senioren" praktische Tips und Hilfen aus der Isolation bieten Von Regine Schlett HANAU. Nach dem Tod seiner Frau brach für den 82jährigen Franz M. (Name von der Redaktion geändert) eine Welt zusammen. Nach 50 Jahren Ehe traf ihn die Einsamkeit wie ein Schock. Kontakte hatte der Rentner kaum. Ein Hinweis auf ein neues Angebot des Arbeitskreises "Senioren" half ihm bei dem Schritt aus der sozialen Isolation, die die Trauer mit sich brachte: Er wandte sich an die Sprechstunde "Senioren betreuen Senioren" in der Infothek. Außer praktischen Tips fand er hier Hilfe, die er in seiner Situation am dringendsten brauchte: einen Menschen, der zuhören kann. Franz M. wäre sogar bereit gewesen, für Zuwendung zu bezahlen. Sein Beispiel aus der Beratung, die ältere Menschen unabhängig von der Verwaltung organisieren, offenbart die psychische Not vieler Rentner: Das Alleinsein gehört neben dem Gefühl, abgeschoben zu werden, zu den größten Problemen, die das Alter bringen kann.

Erstes Ziel der Beratung ist daher die Aktivierung der Menschen. Die 70jährige Hildegard Baier, die als eine der Ansprechpartner in der Infothek zur Verfügung steht, verweist Interessenten auf die Angebote, die in der Stadt bereits für Senioren bestehen. Neben den Programmen des Sozial- und des Freizeit- und Sportamtes bieten fünf Seniorenclubs sowie einige lose Zusammenschlüsse älterer Menschen Ausflüge, gemütliches Beisammensein, Diaabende und Vorträge an.

In der Sprechstunde, zu der alle Interessenten jeden ersten Mittwoch im Monat zwischen 10 und 12 Uhr kommen können, sollen erste Hemmschwellen abgebaut werden. Das gilt für die Kontakte zu Seniorenveranstaltungen ebenso wie für Probleme mit den Ämtern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Teil seit Jahren in der Altenarbeit der Stadt aktiv, bieten sich als Vertrauenspersonen an, die über Rechte aufklären und auch materielle Hilfe vermitteln. Hildegard Baier wird häufig mit der "verschämten Armut" konfrontiert. Rentner, deren Bezüge unter dem Sozialhilfesatz liegen, verzichten aus Angst vor Demütigung oder Unwissenheit auf ihr Recht auf Wohngeld. Manchmal kommen sie erst, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. "Da soll jemand mit 800 Mark Rente eine Miete von 400 Mark bezahlen", schildert Hildgard Baier einen Fall. "Doch statt Sozialhilfe zu beantragen, essen die Leute lieber trockenes Brot."

In der Sprechstunde werden Kontakte zum Sozialamt oder auch Hilfen bei der Bearbeitung der Anträge vermittelt. Daß sie in der Infothek abgehalten wird, hat praktische Gründe. Tür an Tür mit dem Hanauer Bürgerbeauftragten können manche Wünsche schnell und unbürokratisch erledigt werden. Manchmal wollen alte Menschen nur ihre Probleme schildern. Da gab es den Fall einer 82jährigen Vermieterin, die sich von ihrem Mieter schikaniert fühlt und in der Sprechstunde nur ihrem Ärger Luft machen wollte. "Die Frau fühlte sich von mir verstanden, das reichte ihr zunächst", schildert die Beraterin.

Das Angebot des Arbeitskreises "Senioren", der sich seit etwa eineinhalb Jahren regelmäßig alle zwei Monate trifft, ist noch in der Aufbauphase. "Den großen Run verzeichnen wir noch nicht", sagt Hildegard Baier. Bisher kamen höchstens vier bis fünf Personen zu einer Sprechstunde. Das Vertrauen zu der Einrichtung muß durch Mund-zu-Mund-Propaganda noch wachsen.

Sozialdezernent Klaus Remer wertet die Beratung auch als Erfolg seines Konzepts in der Seniorenarbeit. Er hält den Arbeitskreis, in dem etwa ein Dutzend Aktive in der Altenarbeit sitzen, für effektiver, als einen Seniorenbeirat, den die Stadtverordnetenversammlung in den vergangenen Jahren abgelehnt hatte. "Wir brauchen kein straff geführtes Instrumentarium, sondern ein echtes praktisches Hilfsangebot", erklärt er. Das Gremium dient auch als Bindeglied und koordiniert Veranstaltungen. Politische Arbeit im Sinne von Parteipolitik sei nicht erwünscht, versichert Hildegard Baier.

Das schließe jedoch nicht aus, daß auch politische Forderungen im Interesse der Rentner formuliert werden. So nehmen beispielsweise zwei Vertreter des Arbeitskreises Senioren an den jährlichen Treffen der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Senioren teil, die sich aus Vertretern der Seniorenbeiräte in Hessen zusammensetzt.Aus lauter Wut Schaufenster eingetreten

BAD HOMBURG. Ein Alkoholkranker hat in der Nacht zum Mittwoch eine Schaufensterscheibe eines Autohandels in der Höhestraße eingetreten. Die Polizei schätzt den Schaden auf 25 000 Mark.

Am Abend davor hatte er bereits in seiner Wohnung mehrere Türen demoliert sowie seine Mutter und einen Mitbewohner geschlagen, teilte die Polizei am Donnerstag weiter mit.

Der tobende Mann war erst Anfang Juni festgenommen worden, als er nachts ins Schaufenster eines Sex-Shops an der Louisenstraße eingestiegen war.

Butzbachs Parlament berät ersten Nachtrag

BUTZBACH. Den ersten städtischen Nachtragshaushalt 1992 stellt Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke am Montag, 19. Oktober, ab 20 Uhr im großen Saal des Bürgerhauses in einer Sitzung des Butzbacher Stadtparlamentes vor.

Außerdem werden Bebauungspläne für eine Reihe von Kleingärten aufgestellt. Beraten werden die Anregungen und Bedenken der Bürger zur Offenlegung des Bebauungsplanverfahrens für das Sanierungsgebiet in der "Bismarckstraße Nord" und der "Färbgasse Ost". str

Hoher Schaden bei Unfall

ROSBACH. Beim Abbiegen von Seeweg in Rodheim in Richtung Petterweil beachtete ein Rosbacher nach Angaben der Polizei nicht die Vorfahrt eines Lastwagens aus Frankfurt, der auf der Petterweiler Straße entgegenkam. Bei dem folgenden Zusammenstoß entstand ein Schaden von 20 000 Mark. de

Klavier-Klangbilder - made in Karben Die Kultur-Initiative lädt ein zu Lyrik und Musik im Jugendkeller des Bürgerzentrums

KARBEN. Talentierte junge Künstler/-innen präsentiert die Kultur-Initiative Karben (KIK) am Freitag, 23. Oktober, um 20.30 Uhr, im Jugendkeller des Bürgerzentrums. Damit wird die Reihe "Kleinkunst im Herbst" fortgesetzt. Den Anfang des Abends gestalten Karbener Schülerinnen mit einem Vortrag aus ihrem Gedichtband "Im Wirbel der Gefühle".

Der Band ist im März dieses Jahres von Gabriele Winter herausgegeben worden. Die FR hat die bemerkenswert einfühlsame und ausdrucksstarke Lyrik der Schülerinnen an der Karbener KurtSchumacher-Schule damals vorgestellt.

Der weitere Abend gehört den beiden jungen Musikern Claus Bauer und Jens Dietrich. Sie präsentieren musikalische Improvisationen und Lyrik als "Klangbilder". Beim Musizieren verzichten die beiden klassisch ausgebildeten Klaviervirtuosen nicht auf dissonante Akkorde. In ihren ernsten oder ironisch-komischen Einlagen ist jenes Stück Sozialkritik enthalten, das sich in Texten mit viel Gefühl für Landschaften, Jahreszeiten und Großstadtflair seinen lyrischen Ausgleich sucht. Die Technik bedient der Karbener Ingo Röhmling.

Eine tiefe Freundschaft und die Freude am gemeinsamen Musizieren und Improvisieren ließen im September 1989 das Projekt "Klangbilder" entstehen, berichten die beiden Musiker. Die Vielfältigkeit der Musik mit der fehlenden Beschränkung auf eine bestimmte Stilrichtung, die technischen Fertigkeiten, Spontaneität, Ideen und Gefühle expressiv und unmittelbar in die Musik einzubringen, machen den Besuch der "Klangbilder" spannend. Dazu gehört auch das Wechselspiel von ernsthafter und ernstzunehmender Lyrik mit intelligent-humorvollen Einlagen.

Mit diesem Abend löst die KIK erstmals auch ihren Anspruch ein, nicht nur Kultur für, sondern auch mit anderen Karbener Bürgern zu machen. Immerhin bedeutet der erste Teil des Programmes einen Schritt in diese Richtung, dem hoffentlich weitere folgen. de

CDU fordert das Ende der Verkehrsumlenkung Antrag für nächste Kronberger Stadtverordnetensitzung formuliert / "Wohnstraßen werden belastet"

KRONBERG. "Der Magistrat wird beauftragt, die probeweise Verkehrsumlenkung unverzüglich zu beenden." Für diese Forderung hofft die CDU-Fraktion in der nächsten Stadtverordnetensitzung eine Mehrheit zu finden. Nach ihrer Überzeugung ist der auf ein Jahr angelegte Versuch bereits nach zwei Monaten kläglich gescheitert.

Die Bedenken vieler Bürger und Bürgerinitiativen hätten ihre Bestätigung gefunden, meint CDU-Fraktionschef Stephan Ruegg. Die neue Verkehrsführung bringe keine wirksame Entlastung der Altstadt, sondern belaste stattdessen Wohnstraßen, insbesondere im Stadtteil Schönberg.

Vorteile sehen die Christdemokraten lediglich durch den abwärts fließenden Verkehr in der Jaminstraße. Oberhöchstädter Straße, Friedrich-, Schiller-, Höhen-, Le-Lavandou- und Nebenstraßen hingegen hätten seit dem Beginn der Verkehrsumlenkung erheblich mehr Fahrzeuge zu verkraften.

Das gelte auch für die Merian- und Viktoriastraße sowie für die Altkönig-, Henker- und Schönberger Straße im Stadtteil Oberhöchstadt. Der Durchgangs-, aber auch der Quell- und Zielverkehr suche sich seine Wege durch bisher ruhige Wohnstraßen und mache sich sogar in den benachbarten Königsteiner Stadtteilen Mammolshain und Falkenstein nachteilig bemerkbar.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Stuckenschmidt bleibt trotz der kritischen Stimmen gelassen: "Das von vielen prophezeite Chaos ist ausgeblieben." Daß einige Kronberger Straßen mehr Verkehr aufnehmen müßten, sei zu erwarten gewesen.

Wie groß die Zunahme des Verkehrs tatsächlich sei, werde erst nach den Zählungen zweifelsfrei feststehen. Stuckenschmidt: "Erst am Ende der Erprobungsphase kann auf der Basis von gesicherten Messungen ein fundiertes Urteil gesprochen werden".

Natürlich seien in der Probezeit noch Verbesserungen möglich, zum Beispiel an der Beschilderung am Bahnübergang. Er, Stuckenschmidt, frage sich im übrigen nach den Alternativen der Umlenkungsgegner: "Nichtstun in den nächsten zehn bis 15 Jahren" könne ja wohl nicht die Lösung sein.

Der SPD-Sprecher warnt außerdem vor Illusionen in bezug auf die Stadtentlastungsstraße (STEL). Absesehen davon, daß sie auf keinen Fall mehr in diesem Jahrzehnt gebaut würde, könne sie keineswegs alle Verkehrsprobleme in Kronberg lösen.

Stuckenschmidt zum Stand der Dinge: "Der Verzögerungsvorwurf wird zwar erhoben, aber nicht belegt. Sorgfältiges Vorgehen ist im Hinblick auf prozessuale Auseinandersetzungen nur zu begrüßen. Zur Zeit ist die Angelegenheit beim Regierungspräsidenten anhängig. Erst nach der Bürgerbeteiligung kann der Satzungsbeschluß gefaßt werden. Erst dann sind juristische Schritte gegen den Bau der STEL möglich, und es gibt ja keine Zweifel, daß es diese geben wird. Es wird also noch lange, lange Jahre dauern, bis die Bagger anrollen können." hko

Briefe an die Redaktion

"Viel Freude" an den absehbaren Belästigungen Über die im Bau befindlichen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Langen-Oberlinden gibt es unterschiedliche Meinungen bei den dort lebenden Bürgern. In der Neu-Isenburger Friedensallee kritisieren Anwohner die Lärm-Auswirkungen der dortigen Aufpflasterungen. Die Autofahrer rasen dort über die Rampen mit oftmals mehr als 60 Stundenkilometern (FR vom 3. Oktober 1992).

Wer in Langen-Oberlinden wissen will, wie die dort geplanten Aufpflasterungen wirken, braucht sich nur die gleichartigen Aufpflasterungen in der Friedensallee in Neu-Isenburg anzusehen und die dortigen Anwohner zu befragen.

Laut dem Bericht "Kein Friede in der Friedensallee" klagen die 117 Anwohner darüber, daß "kaum ein Autofahrer mit weniger als 60 km/h durch die Wohnstraße rauschen, höhere Geschwindigkeiten seien keine Ausnahme. Mehr noch: Das Abrollgeräusch werde durch die Aufplasterung um ein Vielfaches erhöht."

Dabei entsprechen die in Neu-Isenburg ausgeführten Aufpflasterungen den Forderungen des Bundesamtes für Straßenverkehr und den Richtlinien des HUK-Verbandes für Schadensverhütung, weil sie in Abständen von weniger als 70 Meter angelegt sind und dadurch zu einer "stetigen" Fahrweise zwingen.

Ganz anders in Langen-Oberlinden, wo die Abstände zwischen den gleichartigen Aufpflasterungen 200, 300 und 500 Meter betragen sollen. Nach den Feststellungen des HUK-Verbandes für Schadenverhütung im Straßenverkehr führen Abstände von mehr als 70 Meter zwangsläufig zum Stop-and-go-Verkehr mit größeren Lärmbelästigungen und mit einem um bis zu 100 Prozent erhöhten Abgasausstoß. Ähnliches gilt natürlich auch bei zu engen Durchfahrten, insbesondere bei Busverkehr. Die Oberlindener Anwohner des Forstrings und Im Ginsterbusch werden mit Sicherheit noch "viel Freude" an den voraussehbaren Belästigungen haben, ohne daß sich die Schnellfahrer behindert sehen. Wie in Neu-Isenburg bewiesen, werden auch in Oberlinden nicht Aufpflasterungen und andere teure Baumaßnahmen, sondern nur Radarkontrollen zur Einhaltung des Tempo-30-Limits Abhilfe schaffen können.

Manche Baubehörden und "Stadtväter" ziehen es aber vor, die Steuerzahler mit Hundertausenden von Mark zu belasten, statt die Verkehrssünder zur Kasse zu bitten.

Paul Karn, Forstring 170, Langen

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

CDU und die Elektroautos: Grüne: Lobbyarbeit für Autoindustrie

MAINTAL. Ungläubiges Kopfschütteln hat die Forderung der CDU, die Kommunen sollten sich für Elektroautos stark machen, beim Arbeitskreis Verkehr und Umwelt der Grünen hervorgerufen.

Auslöser für diese Reaktion war die Forderung des CDU-Politkers Armin Birkner, die Einführung von Elektroautos zu forcieren, um Umweltbelastungen - dabei vor allem den Kohlendioxidausstoß - zu vermindern.

Nach Ansicht der Grünen verbirgt sich dahinter "keine Neuorientierung christdemokratischer Umweltpolitik, sondern Lobbyarbeit für die Autoindustrie und die großen Stromerzeuger".

Es sei wesentlich effektiver, sich um eine Minimierung des Individualverkehrs Gedanken zu machen. Stattdessen setze die CDU weiterhin auf das Motto "Freie Fahrt für freie Bürger".

Die Behauptung, daß durch Elektroautos Schadstoffe gemindert werden, ist nach Ansicht der Grünen "schlichtweg falsch". Der Dreck entstehe so eben nicht mehr in den Zentren der Städte, sondern werde "aus den Schloten der Kraftwerke gleichmäßig verteilt".

Aus Maintaler Perspektive mache es keinen Unterschied, so die Grünen, ob "die Schadstoffe aus den Schornsteinen von Staudinger kommen oder aus den Auspuffrohren der Autos".

Dabei seien die Gefahren, die von Atomkraftwerken wie dem in Biblis ausgehen, noch nicht mit einbezogen. gf

Klare Absage der FDP

an Ampelkoalition

DREIEICH. Die Liberalen haben Spekulationen, ob es nach der nächsten Kommunalwahl eine Ampelkoalition geben wird, mit ihrem Wahlprogramm eine Absage erteilt.

Auf ihrer jüngsten Mitgliederversammlung verabschiedeten sie ein Papier, in dem die rot-grüne Mehrheit scharf kritisiert wird. Zwar gab es in der Vergangenheit eine punktuelle Zusammenarbeit mit der Regierungskoalition. Doch für die Zukunft der Stadt Dreieich zeichnen die Freien Demokraten ein düsteres Bild für den Fall, daß diese dann wiedergewählt wird.

Die Stadtentwicklung stagniere, ökonomische Impulse blieben aus, heißt es in dem Wahlprogramm. "Es kann bald vorbei sein mit dem schönen Wohnen, den guten Verdienstmöglichkeiten und den überdurchschnittlichen Angeboten im sozialen und kulturellen Bereich."

Zu den wichtigsten Programmpunkten der Liberalen zählen: mehr Wohnungsbau, die große Südumgehung, das Gewerbegebiet Rostadt, kleine Umfahrungen von Götzenhain und Offenthal und ein besseres Angebot zur Kinderbetreuung. Ob es eine Koalitionsaussage zugunsten der Christdemokraten geben wird, ist noch offen. Das soll im November entschieden werden.

Dann wird die FDP auch ihren Kandidaten für die Wahl des Bürgermeisters nominieren. Bei der jüngsten Versammlung wurde nur der Grundsatzbeschluß gefaßt, daß sie einen Kandidaten ins Rennen schickt. In den Vorstand wurden nachgewählt: Heinz Wolff, Helmut Müller und Rainer Wolf. dac

Ein Baum erinnert an die Jüdische Schule

BAD NAUHEIM. "Ich hatte Angst vor den Erinnerungen an die schreckliche Zeit, die ich unter der Naziherrschaft in Deutschland erlebt habe", beantwortet Ludwig Isenberg in gebrochenem Deutsch die Frage, warum er erst nach 54 Jahren wieder nach Bad Nauheim gereist ist, wo er einst die Schule besucht hat.

Zusammen mit seinem ebenfalls aus Amerika angereisten Freund Gerd Frenkel hatte er 1937 und 1938 die damals Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim besucht.

Die beiden heute in Oklahoma lebenden Amerikaner trafen sich in dieser Woche vor ihrem alten Schulgebäude in der Frankfurter Straße, in dem sich heute die Bad Nauheimer Waldorfschule befindet, um zusammen mit den Schülern der 10. Klasse einen Baum zum Gedenken an die ehemaligen Mitschüler und Lehrer zu pflanzen, die zwischen 1937 und 1938 von den Nazis verschleppt oder ermordet worden sind.

Eigentlich habe er nie nach Deutschland zurückkehren wollen, besonders deshalb nicht, weil er in letzter Zeit soviel über die Kriminalität gegenüber Ausländern in Deutschland gelesen habe, erzählt der heute 63jährige Ludwig Isenberg, der seit 21 Jahren kein Deutsch mehr gesprochen hat, den etwa 50 Schülern nach der Baumpflanzung. Seine Befürchtungen hätten sich jedoch als unbegründet erwiesen. Er sei sehr froh, daß sein amerikanischer Freund John Kapp ihn überredet habe, doch nach Deutschland zu fahren. John Kapp lebte längere Zeit in der Nähe Bad Nauheims und stellte den Kontakt zwischen Ludwig Isenberg und Monika Kingreen her, die Mutter und Lehrerin an der Waldorfschule ist und vor einigen Jahren die Geschichte der Schule zu erforschen begann. Die Schule wurde 1898 von der Baronin Rothschild gegründet, 1930 in eine jüdischen Schule und danach in eine jüdische Internatsschule umgewandelt.

Am Ende des mit großem Ernst geführten Gesprächs hielt Sonja Kopmann einen häufig von Tränen unterbrochenen Vortrag über ihre Erfahrungen an der Jüdischen Schule nach dem Krieg. Sie hatte die KZ-Haft überlebt und war ab 1945 eine der Helferinnen, die im Auftrag der Alliierten die überlebenden jüdischen Kinder betreuten. Das geschah in der einstigen Jüdischen Schule, eben der heutigen Waldorfschule. job

Kommentar

Mit dem Vorschlag, die Integrierte Gesamtschule nach ihrem verstorbenen Partei-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt zu benennen, hatte Kelsterbachs SPD-Fraktion eine gute Idee, die über die Parteigrenze hinaus Zustimmung finden könnte.

Spontan sollte vor der Beerdigung Brandts am Samstag ein Zeichen gesetzt werden. Doch die Art, wie die SPD vorging, dient dem Anliegen nicht: einer Schule einen neuen Namen zu geben, ohne die Beteiligten zuvor einzubeziehen, ist ungeschickt, ist Politik von oben.

Ins Bild paßt, daß ein städtischer Bediensteter den Rektor informierte, wo die SPD als Ansprechpartner gefordert war. Ins Bild paßt ebenso, daß die Pressestelle des Rathauses die Nachricht verbreitete, anstatt die SPD selbst. Nun droht eine peinliche Debatte um den Stil. Das wird der Person des Namenspatrons nicht gerecht: Willy Brandt hätte eine solche Angelegenheit anders gehandhabt - mit Fingerspitzengefühl. JÜRGEN GELIS

Feuer auf einem Hochhaus-Balkon

HEUSENSTAMM. Vermutlich eine weggeworfene Zigarettenkippe löste auf dem Balkon eines Hochhauses einen Brand aus, zu dem die Berufsfeuerwehr gestern gegen 6 Uhr in die Lerchenstraße gerufen wurde. Durch die Flammen und die Rauchentwicklung wurden die Fassade und einige Nachbarwohnungen in Mitleidenschaft gezogen. Menschen wurden nicht verletzt, den Schaden schätzt die Feuerwehr auf rund 50 000 Mark. hf

Krise in Schweden dauert an Svenska Handelsbanken demonstriert gleichwohl Optimismus

ski FRANKFURT A. M. Die Bankenkrise in Schweden und den anderen skandinavischen Ländern ist noch nicht überwunden, auch 1993 dürfte ein schwieriges Jahr mit zusätzlichen hohen Kreditausfällen werden, und weitere Institute werden wohl noch in die Bredouille geraten, ehe für das nordeuropäische Geldgewerbe wieder bessere Zeiten anbrechen. Dies ist die Einschätzung von Arne Martensson, Chef der schwedischen Bankenvereinigung und Präsident der Svenska Handelsbanken in Stockholm, die in ihrem Land zusammen mit der SE-Banken und der etwas kleineren Nordbanken das Trio der Branchenführer bildet.

Trotz der aktuellen Probleme schaut Martensson aber "sehr optimistisch" in die Zukunft. Dabei setzt er darauf, daß es in der angeschlagenen Wirtschaft in seiner Heimat generell wieder aufwärts geht, nachdem sich Regierung und Opposition in Schweden auf ein drastisches Sparprogramm geeinigt haben (die FR berichtete). Das Land, zeigte sich der Banker anläßlich eines Besuchs bei der Svenska-Tochter in Frankfurt überzeugt, werde jetzt wettbewerbsfähiger. Der Kompromiß über den beinharten Sanierungskurs war nach seiner Ansicht nur möglich, weil Stockholm zuvor im Kampf gegen die Währungskrise den Tagesgeldzins vorübergehend bis auf 500 Prozent hochgeschraubt hatte. Die früheren Versuche, wirtschaftliche Probleme durch Abwertungen der Krone zu überwinden, hätten sich als nicht sehr erfolgreich erwiesen.

Die Svenska Handelsbanken (Bilanzsumme umgerechnet gut 100 Milliarden Mark, 15 Prozent Marktanteil) ist laut Martensson eines von zwei skandinavischen Instituten, die im bisherigen Jahresverlauf noch mit Gewinn gearbeitet haben. Ein Hauptgrund: Die durch die Rezession und nicht zuletzt die Malaise des Immobilienmarktes bedingten Forderungsausfälle sind bei ihr mit rund zwei Prozent des Kreditvolumens nur etwa halb so hoch wie im Branchenschnitt. Allerdings schnellten diese Verluste in den ersten acht Monaten auch bei Svenska um 86 Prozent auf gut eine Milliarde Mark hoch, wodurch das Nettobetriebsergebnis um vier Fünftel auf knapp 120 Millionen Mark einbrach.

Das derzeit von der schwedischen Regierung geschnürte Hilfspaket für die darniederliegende Geldbranche möchte Svenska schon wegen des damit verbundenen Imageschadens nicht in Anspruch nehmen und glaubt auch, es nicht nötig zu haben. Ein Rückzug des Instituts aus Deutschland steht nicht zur Debatte. Die auf Geschäfte mit schwedischen Kunden konzentrierte Frankfurter Tochter schreibt bei einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Mark schwarze Zahlen.

Trommler aus Ghana

beim Grünen Markt

BAD HOMBURG. Greenpeace präsentiert den ersten FCKW-freien Kühlschrank der Welt, und die Homburger Naturschutzjugend prangert DuPont als weltweit größten Hersteller der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) an. Umweltorganisationen informieren über Wassersparen, Windenergie und die Verbindungen von Hausstaub und Allergien, und der Kinderschutzbund läßt Mädchen und Jungen spielen: Mit einem "Grünen Markt" eröffnen die Bad Homburger Grünen am Samstag, 17. Oktober, von 10 bis 14 Uhr auf dem Marktplatz den Kommunalwahlkampf.

"Wir haben immer nicht nur Parteigrünes gezeigt", verweist Grünen- Sprecher Michael Korwisi auf die Tradition der vorangegangenen vier "Grünen Märkte". Diesmal informieren außer den Grünen selbst unter anderem die Oberurseler Arbeitsgemeinschaft Umweltkontrolle (Arguk), das Umweltbüro Schotten (UBS), die Bad Homburger Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU) und die Arbeitsgruppe "Windenergie" für ein Windrad auf dem Feldberg. Sie zeigen eine funktionierende Regenwasseranlage ebenso wie ein Windradmodell und präsentieren Broschüren wie einen Sozialhilfewegweiser.

Die Besucherinnen und Besucher können sich zudem am ghanaischen Trommeln und Tanzen von Eric Adjeite-Adjei und seinen Freunden erfreuen - und Kinder, die am Malwettbewerb der Grünen zum Weltkindertag mitgemacht haben, können dem Markt entgegenfiebern: Per Los werden die Gewinner ermittelt. stk

Von Schevens Ablösung gefordert Rüde Kritik des Generals an Tucholsky-Ausstellung stört SPD Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 15. Oktober. SPD-Politiker haben Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) aufgefordert, den Oberbefehlshaber des Territorialkommandos Ost, Generalleutnant Werner von Scheven, wegen seiner rüden Kritik an einer Tucholsky-Ausstellung in Rheinsberg bei Berlin seines Amtes zu entheben. In einem am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Schreiben an Rühe werfen die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler und Wolfgang Thierse, dem ranghöchsten Bundeswehrsoldaten in Ostdeutschland vor, er habe sich mit seiner Absicht, die Ausstellung durch eine ihm zupaß kommende Darstellung Tucholskys zu ersetzen, "inhaltlich wie formal für eine herausragende Funktion in unseren Streitkräften disqualifiziert". Rühe solle dem Generalleutnant "in einer unauffälligeren Funktion" Gelegenheit zu "guten Diensten" und zum Nachdenken darüber geben, "welchen schlechten Dienst er der Bundeswehr erwiesen hat". Dreßler und Thierse bezogen sich mit ihrer Kritik auf einen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Auch im Bundesverteidigungsministerium wächst die Kritik am "unklugen Verhalten" von Schevens. Eine "disziplinarische Würdigung" des Vorfalls sei aber bisher "ohne Ergebnis" verlaufen, heißt es dort. Eine Amtsenthebung sei deshalb "nicht so ohne weiteres möglich". Von Scheven habe sich inzwischen schriftlich beim Oberbürgermeister von Rheinsberg, Manfred Richter, und beim Tucholsky-Experten Richard von Soldenhoff entschuldigt, der die Ausstellung konzipiert hat.

Nach einem Besuch der Ausstellung hatte sich von Scheven in einem Schreiben mit offiziellem Briefkopf an Oberbürgermeister Richter über die Ausstellung beschwert, die militärkritische Zitate Tucholskys mit Bildern von Polizeieinsätzen gegen Demonstrationen der Friedensbewegung kombiniert. Der Generalleutnant entrüstete sich über die vom Auswärtigen Amt als "besonders wertvoll" empfohlene Ausstellung und verlangte, das "Machwerk" auf den "Müllhaufen der Geschichte" zu werfen.

Stahlblech paßte nicht: Mann erlitt Rippenbruch

KELSTERBACH. Mit einem Rippenbruch mußte am Mittwoch ein Ladearbeiter einer Spedition im Langen Kornweg ins Krankenhaus gebracht werden. Dem Mann war ein Stahlblech zum Verhängnis geworden, das als "Überbrückung" zwischen Laderampe und Lastwagen dienen sollte. Doch das Blech paßte nicht, so daß der Mann dann in der Folge stürzte und sich dabei die Rippenverletzung zuzog. wal

Vernissage erst morgen

NIED. Das zehnjährige Bestehen des Kulturkreises Georg Heck wird nicht, wie irrtümlich berichtet, heute, sondern erst am morgigen Samstag, 17. Oktober, gefeiert. Um 17 Uhr spricht Kulturdezernentin Linda Reisch im Atelier Nr. 695, Mainzer Landstraße 695. Dort werden bis zum 1. November Aquarelle und Holzschnitte des Beckmann-Schülers Heck gezeigt. tos

Frankfurter Filmtips

Daß ausgerechnet jener Filmproduzent, dem fast täglich Morddrohungen von Drehbuchautoren ins Haus flattern, schließlich selbst zum Tä(ö)ter wird, gehört zu einer der vielen virtuosen Wendungen in Robert Altmans jüngster, augenzwinkernd-böser Abrechnung mit dem Big Business in Hollywood: The Player, einer der besten Filme des Jahres und mit Stars und Sternchen aus der Traumfabrik gespickt, haben nun Orfeo (Spätvorstellung) und Filmforum Höchst wieder ins Programm genommen.

Vornehmlich französische Wertarbeit mit melodramatischen Allüren ist im Rahmen der Catherine-Deneuve-Reihe des Kommunalen Kinos angesagt: Besonders sehenswert in dieser Woche Jean-Paul Rappenaus Aussteiger-Story Die schönen Wilden (1975), Francois Truffauts Besatzer- Drama Die letzte Metro (1980) und Jean-Loup Huberts Die schöne Lili (1991). Gleiches gilt im "Mal Seh'n" für Der Pannwitzblick, Didi Danquarts Studie über die (Selbst-)Wahrnehmung geistig und körperlich behinderter Menschen, im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Neu angelaufen ist Fridrik Fridrikssons von Kritikern eingehend gewürdigtes isländisches Road-Movie Children of nature. Weiter im Programm Kafka, Housesitter, Erbarmungslos, und Eric Rohmers bezauberndes Wintermärchen. oll

Ulrich Schaffer liest im Gemeindehaus

HANAU. Als Mensch, der "sich in den Großkirchen nicht mehr recht beheimatet" fühlt, kündigt die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hanau (Baptisten) den Schriftsteller und Fotografen Ulrich Schaffer an, der am Samstag, 31. Oktober, 20 Uhr, im Gemeindehaus Am Frankfurter Tor 16 liest.

Schaffer lebt in Kanada und kommt zweimal jährlich zu Lesereisen nach Europa.

Der Eintritt kostet fünf Mark. him

Grüne wollen CDU in die Opposition schicken 1300 wertkonservative Wechselwähler würden reichen Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "Wir bestechen durch unsere Politik", geben sich die Bad Homburger Grünen im Wahlslogan doppeldeutig selbstbewußt. Mit den Schwerpunkten Energie- und Wassersparen, Wohnungsbau, Kinderbetreuung und flächendeckende Verkehrsberuhigung wollen sie laut ihrem Sprecher Michael Korwisi bei der Kommunalwahl im März ihr 13-Prozent- Ergebnis von 1989 ausbauen und "die CDU in die Opposition schicken". Dieses Ziel scheint ihnen beileibe nicht unrealistisch: Nur 1300 bis 1400 der 38 000 wahlberechtigten Bad Homburger müßten politisch die Seiten wechseln, rechnet Korwisi vor, und die Mehrheit von CDU und FDP sei zunichte. "Wenn es eine Mehrheit gibt, bei der wir Einfluß haben, werden wir einen Nachtragshaushalt einbringen, in dem es Umschichtungen gibt", kündigte Korwisi gestern zur Eröffnung des Grünen-Wahlkampfs (siehe Kasten) an. Das Geld für eine andere Politik wollen sich die Grünen zum einen von den 35 Millionen Mark holen, die Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU) für Straßenbau vorsieht, zum anderen erwarten sie höhere Gewerbesteuer-Einnahmen als er: "Er setzt sie seit Jahren zu niedrig an."

Statt Straßen sollen dann Wohnungen entstehen. Energie- und Wassersparen wollen die Grünen ebenso fördern wie verstärkte Kinderbetreuung ("nur acht Prozent der Grundschüler haben einen Hortplatz hier in Bad Homburg"). Die "chronische Personalnot" der Stadtverwaltung soll beseitigt, der "Service für die Bürgerinnen und Bürger" verbessert werden. "Ganz verstärkt" wollen sich die Grünen nach einem Wahlerfolg Ober- Erlenbach mit Dioxin-Lager, Klärschlammtrocknung und fehlendem Bürgerhaus widmen, die Rechte der Ortsbeiräte stärken und im Kleinen Tannenwald jegliche Bebauung verhindern - selbst wenn dies via Grundstückskauf teuer würde.

Endgültig ist dieses Programm noch nicht. Die Grünen hoffen noch auf Anregungen der Bevölkerung - sie planen dazu unter anderem eine "Wähler- Wunschzettel-Aktion" im Dezember. Diese Offenheit auch auf der Kandidatenliste mit Daniela Kraft und drei weiteren parteilosen Bewerber/innen auf den ersten zehn Plätzen wertet Korwisi als "deutliches Signal an diejenigen, die freie Wähler wählen wollen". Zudem zögen die Grünen bei lokalen Wahlen auch wertkonservative Wähler an, die ansonsten für die CDU stimmten.

"Gestalten statt Verwalten" - mit ihrem Slogan setzt die Ökopartei daher auf Unmut über einen zu passiven CDU- Magistrat. Zum Erfolg will sie nicht nur gut 1300 Wechsel-, sondern auch bisherige Nichtwähler mobilisieren: "Wenn ihr eine Änderung wollt, müßt ihr wählen gehen."

Kinder besuchen die Seniorinnen Fürs erste gemeinsame Frühstück haben sie Kuchen gebacken

RODENBACH. Mit einem gemeinsamen Frühstück möchten die Erzieherinnen des Kindergartens "Gartenstraße" und die Mitarbeiterinnen der Ergotherapie (Beschäftigungstherapie) des Altenzentrums Rodenbach am Dienstag, 20. Oktober, einen regelmäßigen Treff zwischen Kindern des Kindergartens und den Bewohnern des Altenszentrums - insbesondere der Handarbeitsgruppe - eröffnen.

Auch soll dieses erste Treffen zunächst die Initiatoren darin unterstützen, daß sich die beiden Generationen vertrauter werden. Zu diesem Zweck backen die Kinder Kuchen und bringen diesen mit ins Altenzentrum, um dort gemeinsam mit den Bewohnern bei Kaffee, Kakao und Kuchen den Vormittag gemeinsam zu gestalten.

Spiele und Lieder sollen das gemeinsame Tun untermalen und für beiderseitige Unterhaltung und Verständnis sorgen. Die Handarbeitsgruppe des Altenzentrums - mit 20 bis 30 teilnehmenden Bewohnerinnen - erwartet 20 Kinder und zwei Erzieherinnen. are

,Assmann steht doch gar nicht zur Wahl'

BAD HOMBURG. "Oberbürgermeister Assmann steht nicht zur Wahl, zur Wahl stehen die Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament", kommentiert Michael Korwisi für die Grünen die Ankündigung der CDU, allen Bad Homburgern im Kommunalwahlkampf deutlich zu machen, daß nur Stimmen für CDU und FDP das Risiko ausschließen, "daß wir Herrn Assmann nicht mehr an der Spitze haben". Die Ankündigung zeigt für ihn, "daß die CDU inhaltlich nichts zu bieten hat und nur mit der Popularität dieses Mannes werben will".

Wenn diese Popularität wirklich so groß sei, habe der Oberbürgermeister zudem bei Abwahl und folgender Direktwahl durch alle Bad Homburger auch gar nichts zu befürchten, uzt Korwisi: "Er kann sofort wieder kandidieren."

Die SPD freut sich, falls "der Herr Oberbürgermeister und seine Bundespräsidentenallüren" zum Wahlkampfthema werden, versichert SPD-Stadtchef Udo Fröhlich. Dann finde eine "politische Auseinandersetzung" um Assmann statt, die Sozialdemokraten nicht zu fürchten hätten: "So unangreifbar ist er nicht."

CDU-Warnungen vor einer Assmann-Abwahl wertet Fröhlich als Bestätigung der SPD-Politik: "Ich freue mich, daß die anderen darüber nachdenken, daß sie's allein nicht mehr packen: das ist ein Zeichen, wir sind auf dem richtigen Weg."

Die CDU habe einst vehement für die Direktwahl der Bürgermeister gestritten, erinnert Korwisi. Und verweist auf das Beispiel des Frankfurter Oberbürgermeisters von Schoeler, der zurücktreten und sich einer Direktwahl stellen wolle, falls er nicht mehr von einer parlamentarischen Mehrheit unterstützt werde. stk

Verkennen Naturschützer die Situation vor Ort? Riedstädter Parlament verabschiedet Resolution in Sachen Schnakenbekämpfung auf dem Kühkopf

RIEDSTADT. Der nächste Sommer kommt bestimmt - und mit ihm die Schnaken. Niemand weiß das besser als die Menschen im Ried. Deren Volksvertreter sind denn auch schon jetzt aktiv geworden, um die Schnakenplage möglichst im Zaum halten zu können. Unlängst hat das Parlament eine Resolution verabschiedet und den Gemeindevorstand beauftragt, das Papier den entsprechenden Verbänden zuzusenden, die sich gegen die gelockerte Schnakenbekämpfung aussprechen.

Adressaten des Schreibens sind die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Landesverband des Naturschutzbundes Deutschland. Ihnen legen die Riedstädter Parlamentarier nahe, "ihre Haltung gegen die Bekämpfung der Schnakenplage im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue zu überdenken", heißt es in der Resolution. Die Verbände werden überdies aufgefordert, die Klagen gegen den Ende März diesen Jahres ergangenen Landesbescheid zurückzunehmen. Mit diesem Bescheid war seinerzeit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) die Erlaubnis zur abgestuften Bekämpfung der stechfreudigen Plagegeister erteilt worden.

Dieser Bescheid sei auf der Grundlage einer umfassenden und sachbezogenen Interessensabwägung zustandegekommen, so die Riedstädter Volksvertreter, die darauf hinweisen, daß die Erlaubnis von einer wissenschaftlichen Untersuchung zu Wirksamkeit und Auswirkungen begleitet werde, "die nach Ablauf der Befristung am 15. September 1993 Grundlage einer Auswertung der Ergebnisse der Bekämpfung und eines neuen Bescheides" sein könne, so daß aus Sicht der Riedstädter überhaupt kein Grund zur Klage vorhanden sei.

Sie ärgern sich ohnehin über die Auffassung der Naturschützer, es gebe keine Gründe des Gemeinwohls, die ein Vorgehen gegen die Schnaken rechtfertigen würden. Diese Aussage entbehre jeder Grundlage - schließlich seien nicht nur einzelne Menschen sondern eine ganze Region von der Schnakenplage betroffen. Außerdem sei - zum Beispiel bei allergischen Reaktionen - durchaus auch die Gefahr der gesundheitlichen Beeinträchtigung gegeben, wenn die Schnaken unbekämpft bleiben. Und: "Es müßte den Naturschutzverbänden auch möglich sein, Aspekte der Lebensqualität von Menschen in ihre Abwägungen mit einzubeziehen", meinen die Riedstädter, die die Aussage, daß die Störung im juristischem Sinn vom Menschen ausgehe, "geradezu als eine Verhöhnung" empfinden und aus den Stellungnahmen "die völlige Unkenntnis und Unwissenheit über die tatsächliche Situation vor Ort" herauslesen. wal

Mythos vom guten Wilden

FRIEDBERG. Dem "Mythos vom guten Wilden" widmet sich ab Montag, 19. Oktober, ein Volkshochschulkurs in der Friedberger Gesamtschule. An sechs Abenden wird jeweils ab 20.15 Uhr über die Idealisierung der "Wilden" geredet, die nach Ansicht des Veranstalters mehr mit der Projektion europäischer Probleme als mit der realen Wertschätzung anderer Kulturen zu tun hat. Die Teilnahme ist gebührenfrei. nes

Gedichte sind tot Melissa Etheridge in Offenbach

Melissa Etheridge hat ihren nahezu blitzartigen Erfolg offensichtlich gut verdaut und läßt sich auch in größerem Rahmen von den Vorschlaghämmern ihrer Werbemanager (sie sei "die Zukunft des Rock 'n' Roll") nicht einschüchtern. Nach gerade drei LPs ist der Ausgang des Experiments Etheridge zwar noch nicht klar, aber sie führte bei ihrem Auftritt in der Offenbacher Stadthalle künstlerische Beharrlichkeit vor, die staunen ließ.

Dem Konzert stellt sie - in neuem Outfit mit strohblonden Madonna-Haaren und engen Jeans - fünf nahtlos aneinandergereihte Songs voran, die erstmal den Schallplattenhörer befriedigen, von ihrer Band perfekt gespielt, vom Tontechniker bestens abgemischt. Erst nach diesem Intro folgt die erste Ansage, die Kommunikation mit dem in sie vernarrten Publikum, das von Beginn an auch ohne Aufforderung mitklatscht, mitsingt, mitmacht. Nach der Einstimmung folgt der musikalische Teil - mit Nummern, die sich teilweise anders anhören als auf Platte, die umarrangiert wurden, Passagen für geübte Improvisationen enthalten und Freiraum für Witz bieten.

Da gibt es die Gitarristin Melissa Etheridge. Sie spielt nicht sonderlich virtuos, aber sie beherrscht etwas störrische, männlich "besetzte" unergonomische Instrument. Nichts vom Lerchen-Geklimper einer Joan Baez, nichts vom Geschrammel einer Chrissie Hynde, nichts vom Harmonisch-Elegischen einer Joni Mitchell - Etheridge spielt Rhythmusgitarre wie ein Rockberserker und hat ihr Instrument nicht nur zur Zierde um: Sie ist auch als Instrumentalistin Teil der Band, spielt mit und trällert nicht nur in vorderster Reihe. Da ist die Sängerin Etheridge, die lesbisch motivierte Macho-Lieder mit einer Whiskey-Stimme vorträgt, die an Janis Joplin erinnert. Und da ist die Lyrikerin Etheridge, die mit ihren Texten behauptet: Gedichte sind tot, es lebe der Rocksong als legitimer Nachfolger. Die meisten ihrer Verse haben literarische Qualität, und das Publikum kennt sie in- und auswendig: "Baby, you can sleep while I drive", "I'm only lonely" haben fast den Erinnerungswert von Bob-Dylan- Versen erreicht, und bei ihren Balladen erzeugt Etheridge auch im vergleichsweise großen Rund der Stadthalle noch so etwas wie süße, melancholische Intimität.

Es folgt ein sympathisches Herumkaspern mit Instrumenten: Zehn Hände spielen mit zehn Stöcken gemeinsam Schlagzeug, dann spielt der Schlagzeuger Trommel auf dem Baß des Co-Produzenten Kevin McCormick, die Rocklady umklammert ihren Gitarristen von hinten und spielt mit ihm ein vierhändiges Solo. Danach bekommt das Konzert mit teilweise belanglosen Soli und Streckungen der Songs Längen, aber das Publikum ist dankbar für die mehr als zwei Stunden Selbstentblößung der Frau, die noch immer nicht ganz glauben kann, daß sie es bis nach ganz oben geschafft hat.

Die "Zukunft des Rock 'n' Roll"? Nein, schon ein Stück Vergangenheit. Sie kann Lieder vortragen, die bereits vier Jahre nach der Veröffentlichung Klassiker sind. Aber eins hat sie nicht geliefert: schnöde Performance. WOLFGANG SPINDLER

Kooperation im Maschinenbau Deckel und Gildemeister organisieren Vertrieb gemeinsam

cri FRANKFURT A. M. Die vieldiskutierten strategischen Allianzen im deutschen Werkzeugmaschinenbau nehmen bei zwei Branchenvertretern konkrete Formen an. Das Münchner Unternehmen Deckel und der Bielefelder Hersteller Gildemeister gründen eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft, an der sie je zur Hälfte beteiligt sind. Sie soll "vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlungen", wie beide Gesellschaften in einer gemeinsamen Erklärung mitteilen, am 1. Januar 1993 offiziell aus der Taufe gehoben werden. Die Aufsichtsräte haben das Vorhaben gebilligt. Damit haben sich entsprechende Brancheninformationen (siehe FR von gestern) zum Teil bestätigt. Allerdings wird sich die Kooperation nicht, wie berichtet, nur auf das Ausland, sondern auch auf Deutschland erstrecken. Die neuen Partner nehmen in Europa bei Fräs- und Drehmaschinen eine führende Stellung ein. Ziel sei es, eine "starke und international flächendeckende Vertriebsorganisation" aufzubauen. Möglichkeiten einer "weitergehenden Zusammenarbeit" würden derzeit "untersucht".

Einzelheiten zur neuen Partnerschaft wollen die Vorstände aber erst in zehn Tagen bekanntgeben. Gildemeister-Sprecher Hubert Handeik begründet dies unter anderem mit den sich aus der Verbindung ergebenden "personellen Konsequenzen", weshalb zunächst Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen geführt werden müßten.

Die neue Allianz ist vor dem Hintergrund der schlechten Konjunktur speziell im Werkzeugmaschinenbau zu sehen. Die meisten Firmen dieser Sparte schreiben rote Zahlen. Deckel etwa weist für das erste Halbjahr einen Fehlbetrag von fast 19 Millionen Mark aus und Gildemeister stellt sich für 1992 ebenfalls wieder auf einen Verlust ein. Im vergangenen Jahr standen 30 Millionen Mark "Miese" in den Büchern der AG.

Um die Geschäfte ist es denkbar schlecht bestellt. Bei den Münchnern sackte der Auftragseingang von Januar bis Juni um zwölf Prozent auf rund 160 Millionen Mark ab, und der Umsatz fiel mit 139 Millionen Mark um nahezu 18 Prozent niedriger aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Gildemeister konnte bei den Bestellungen zwar mit knapp 300 Millionen Mark zwölf Prozent mehr hereinholen. Firmensprecher Handeik verweist jedoch auf die "schlechte Basis des Vorjahres". Die Erlöse nahmen um zehn Prozent auf rund 243 Millionen Mark ab. Gildemeister arbeitet fast durchgängig kurz und die Zahl der Beschäftigten soll in den kommenden Monaten von derzeit rund 3300 auf 3000 Männer und Frauen verringert werden. Deckel führt noch 1300 Namen in der Personalkartei.

Am Samstag in Friedberg ADFC überprüft die Fahrradbeleuchtung

FRIEDERG. Kostenlos überprüft der Wetterauer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) am Samstagvormittag in Friedberg die Beleuchtung von Fahrrädern.

Alle, die mit ihrem Fahrrad zum Stand an der Kleinen Freiheit auf der Kaiserstraße kommen, nehmen zudem an einer Verlosung teil, deren Hauptgewinn eine siebentägige Radreise von Wien nach Budapest im Wert von 1000 Mark ist.

Außerdem erhalten alle Biker eine gut lesbare Broschüre mit ausführlichen Informationen über moderne und leistungsfähige Fahrradbeleuchtungen und die gesetzlichen Vorschriften. Allen anderen Radfahrern empfiehlt der ADFC, ihre Fahrradbeleuchtung selbst zu überprüfen oder vom Fachhandel überprüfen zu lassen. Insbesondere Eltern sollten darauf achten, daß ihre radelnden Kinder nicht mit defekter Beleuchtung unterwegs sind, weil sie sonst in der Dunkelheit nur schlecht oder gar nicht gesehen werden.

Bereits zum zweiten Mal führt der ADFC zusammen mit dem Fachverband der Fahrrad- und Kraftradteilehersteller (FTV) und dem Fahrrad- und Kraftradgewerbeverband (FKG) diese bundesweite Verkehrssicherheitsaktion im Herbst durch. str

Frankfurt erwartet 8000 Teilnehmer zum "DB-Marathon", der auch als Lauf um die Deutsche Meisterschaft gewertet wird Drei "Hasen" machen dem Favoriten Konrad Dobler Beine Geglättete Strecke soll für gute Leistungen sorgen / Neben Läufern gehen auch wieder die Rollstuhlfahrer auf Rekordjagd

Der 25. Oktober 1992 könnte ein Tag der Rekorde werden. Dann nämlich wird der "DB-Marathon Frankfurt" gestartet, der gleichzeitig als Lauf um die deutsche Meisterschaft gewertet wird. Sowohl Teilnehmer, Organisatoren als auch Sponsoren - darunter die Deutsche Bundesbahn (DB) als Namensgeber der Veranstaltung - erhoffen sich bei der elften Auflage dieses Langstreckenspektakels neue Bestmarken. Was zum Beispiel die Teilnehmerzahl angeht, hatten die Verantwortlichen das Spitzenjahr 1985 im Visier, als 8776 Ausdauer-Enthusiasten durch die Mainmetropole hetzten. Dieser Rekord wird vielleicht nicht ganz erreicht. Nach derzeitgem Stand werden es jedoch über 8000 Läufer sein, die somit für das bisher zweitbeste Meldeergebnis seit Bestehen des Frankfurt-Marathons sorgen.

Doch nicht zuletzt im sportlichen Bereich haben sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus insgesamt 46 Nationen - darunter auch rund 80 Rollstuhlfahrer - einiges vorgenommen. Wenn um 10 Uhr Stefan Freigang, Bronzemedaillen-Gewinner von Barcelona über die 42-Kilometer-Strecke, den Startschuß gibt, werden sich die Blicke besonders auf einen richten: Konrad Dobler, Sieger des Frankfurt-Marathons 1990 und mit einer Bestzeit von 2:11:57 Stunden der vermeintliche Favorit auf den Sieg. "Ich werde in Frankfurt die Scharte von Barcelona auswetzen", so Dobler, der bei den Olympischen Spielen weit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben war. Für ihn geht es um die Qualifikation zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart. Der Verband verlangt eine Zeit um die 2:14 Stunden; und damit dies gelingt, haben sich die Verantwortlichen im sportlichen und organisatorischen Bereich einiges einfallen lassen. So wurde zum Beispiel der 42,195-km-Rundkurs zwischen Start Messeturm und Ziel Kaiserstraße deutlich geglättet, was schnellere Zeiten garantieren soll. Außerdem sollen mit den Berlinern Uwe Koch und Steffen Matthes sowie dem Frankfurter Kurt Stenzel drei Spitzenleute bis Kilometer 25 als "Hasen" für Rekordtempo sorgen. Somit scheint auch der Streckenrekord von 1984, der bei 2:11:18 Stunden liegt, durchaus im Bereich des möglichen. Bedenkt man doch zusätzlich, daß in Frankfurt insgesamt 23 Läufer mit Bestzeiten von unter 2:20 Stunden an den Start gehen werden. Zum engeren Favoritenkreis zählen neben Steffen Dittmann (Berlin), Martin Grüning (Dormagen) und Stephan Jäger (Kornwestheim) auch der Leipziger Dirk Nürnberger.

Auch bei den Frauen wird ein starkes Feld erwartet; darunter allein acht, die mit Zeiten unter 2:40 Stunden aufwarten können. Nach ihrem Comeback in diesem Jahr in Hannover ist man besonders auf die frühere 1000- und 5000-m-Weltrekordlerin Elena Sipatowa aus Rußland gespannt. Die mittlerweile 37jährige sieht sich, nach der Geburt von drei Kindern, auf dem Weg an ihre frühere Bestzeit von 2:32:34 Stunden herankommen. Ein Marathon-Debüt erwartet die deutsche Crossmeisterin von 1992, Claudia Metzner aus Lanstrop. Nach einer Vielzahl erfolgreicher Straßenläufe in diesem Jahr rechnet sie sich in Frankfurt einige Chancen aus.

Nicht minder ehrgeizig werden auch diesmal wieder die Rollstuhlfahrer an den Start gehen. Zwischen Markus Pilz (Ferndorf), Weltrekordler über 400 Meter und letztes Jahr Dritter beim Frankfurt- Marathon, und Paralympic-Goldmedaillengewinner Heinz Frei aus der Schweiz wird ein harter Zweikampf erwartet. Ihr gemeinsames Ziel liegt bei einer Zeit von unter 1:30 Stunden.

ROBERT BALAZS

Selbsthilfegruppe für mißbrauchte Frauen

OFFENBACH. Eine Selbsthilfegruppe für Frauen, die sexuell mißbraucht wurden, wollen die Beratungsstelle für Frauen und das Frauenzentrum in Offenbach ins Leben rufen.

Das erste Treffen ist am Mittwoch, 21. Oktober, Beginn 19.30 Uhr in der Kaiserstraße 34.

Die Veranstalterinnen betreuen die Gruppe in den ersten Wochen und nach Absprache. Nähere Informationen sind über die Telefonnummer 069/88 70 90 zu haben. hf

Kreis-Grüne diskutieren Kommunalwahlprogramm

RÜSSELSHEIM. Die programmatische Diskussion für die Kommunalwahl im März bildet den Schwerpunkt der Mitgliederversammlung des Grünen-Kreisverbandes am Samstag, 17. Oktober, in der Stadthalle Rüsselsheim. Bei der um 14 Uhr beginnenden Zusammenkunft soll Margareta Wolf, Landesgeschäftsführerin der Grünen, über die landespolitischen Hintergründe informieren und die Programmdiskussion leiten. Ferner liegt eine Resolution zur Abstimmung vor, in der das "undiplomatische Vorgehen" des Grünen-Bundesvorstandes bei den Verhandlungen über einen Zusammenschluß mit dem "Bündnis 90" kritisiert wird. lis

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Arno Münker auf Platz 1 der SPD-Liste. Seite III OBERURSEL. Vom Entlausen zum Kloputzen: der "Kammerjäger". Seite IV SPORT. Neus Einstand mißlungen: 05er flogen aus Pokal.

Bei Einbruch wurden Waffen gestohlen

RODGAU. In der Nacht zum Dienstag sind unbekannte Täter in ein Haus in Nider-Roden eingebrochen. Die ungebetenen Gäste durchsuchten nach Auskunft der Polizei alle Räume und wurden dort auch fündig. Mitgehen ließen sie ein Kleinkaliber-Gewehr "Anschütz" mit Linksschaft, weiterhin einen Vorderlader der Marke "Sharp-Riffle" sowie ein Luftgewehr "Feinwerk", das ebenfalls einen Linksschaft hatte.

Neben den Waffen fielen den Tätern nach Auskunft der Polizei auch Schmuck und Geld in die Hände. aim

Kress wünscht "zeitnahe Gebührenanhebung" Finanzdezernent wirft Parteipolitikern vor, ständig nach dem nächsten Wahltermin zu schielen

HANAU. Um wieder mehr finanziellen Ausgaben-Spielraum im Verwaltungsetat zu haben, wünscht sich Hanaus Kämmerer Norbert Kress (CDU) "zeitnahe Gebührenanhebungen". Er wirft den Parteipolitikern aller Couleur vor, ständig zu sehr nach dem nächsten Wahltermin zu schielen und höhere Tarife für verschiedene städtische Dienstleistungen zu lange vor sich herzuschieben. Das bringe mit sich, daß schwierig durchzusetzende Gebührensteigerungen auf einen Schlag sich empfindlicher auswirkten als über die Jahre verteilt.

Die Tarife für Müll und Abwasser haben hundertprozentig kostendeckend zu sein. Wenn der Main-Kinzig-Kreis erwartungsgemäß die Deponiegebühr erhöht, muß die Stadt Hanau darauf reagieren. Entgegen Kress' erster Vermutung ist die Steigerung für die Abwasserbeseitigung noch nicht im kommenden Jahr vonnöten (die FR berichtete), sondern erst 1994. Die letzte Anhebung liegt fünf Jahre zurück. Bessere Kostendeckungsgrade fordert der Kämmerer für die Gebühren, die zu entrichten sind für Kindergärten, Ferienspiele, Friedhöfe, Märchenfestspiele, die Adolf-Schwab-Musikschule sowie Wochen- und Jahrmärkte. Auch die Mietfreiheit für das Benutzen städtischer Sporthallen und Begegnungsstätten ist für Kress nicht mehr tabu. Den finanziellen Gewinn dadurch hat er bereits hochrechnen lassen, ohne sich Summen entlocken zu lassen.

Die städtischen Kosten für jeden Kitaplatz sind derzeit zu 13 Prozent gedeckt, ohne Anrechnen der Zuschüsse für kirchliche Träger zu 17 Prozent. Kress strebt als Ziel 20 bis 25 Prozent an und will sich das Geld vor allem bei den Doppelverdienenden holen, um die soziale Gerechtigkeit zu wahren. In diesem Ziel ist er mit Oberbürgermeister Hans Martin einig, der immer wieder sozial gestaffelte Gebühren fordert (die FR berichtete).

Kress widersprach gegenüber der FR dem Argument, höhere Entgelte für die Ferienspiele träfen insbesondere Familien, die sich einen Urlaub in der Ferne nicht leisten könnten: Der Anteil gutsituierter Eltern sei nicht zu gering zu veranschlagen. Er stellt sich massive Einnahmezuwächse vor: Der Kostendeckungsgrad soll von 30 auf 75 Prozent steigen.

Weniger dramatisch ist die von ihm geplante Steigerung bei den Friedhofsgebühren. Kress will hier den Kostendekkungsgrad von 50 Prozent um zehn Prozent steigern. Bei den Märchenfestspielen sollen die Eintrittspreise so klettern, daß 75 statt bisher 53 Prozent der städtischen Kosten ausgeglichen werden. Für die Adolf-Schwab-Musikschule stellt er sich 75 statt 62 Prozent Kostendeckung vor. Und die Marktausrichter will er hundertprozentig heranziehen, bisher haben sie nur 74 Prozent der Kosten durch Gebühren zu tragen.

Konflikte mit vielen Betroffenen sind damit vorauszusehen. Daher wünscht sich Kress von den Fraktionen "politische Durchsetzungskraft", um den Hanauer Schuldenberg von derzeit rund einer halbe Milliarde Mark zumindest nicht weiter anwachsen zu lassen. him

Monitore kommen zum Recycling

HATTERSHEIM. Premiere in der Mainstadt: Erstmals werden Fernsehgeräte und Computermonitore getrennt gesammelt und zum Recycling gebracht. Einmal monatlich soll der Bildschirmschrott abgeholt werden. Premiere ist am Mittwoch, 21. Oktober.

Damit die Müllmänner nicht doppelt fahren, wird das Sammeln der Bildschirme mit der Abfuhr von alten Kühl- und Gefriergeräten kombiniert. Wer derlei Geräte loswerden möchte, soll sich am Mülltelefon, Ruf 0 61 90 / 80 81 77, anmelden. kkü

Rabattmarkenheftchen gegen "Recycling-Lüge" Der BUND kritisiert den Grünen Punkt und die DSD / "Je Punkt zehn Pfennige fordern"

KRONBERG. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Kronberg will die Tradition der "Rabattmarkenheftchen" wiederbeleben und damit die "Recycling-Lüge" - so nennt es der BUND - des Grünen Punktes unterlaufen.

Die Umweltschutzorganisation fordert alle Bürger auf, nach dem Einkaufen die Grünen Punkte auf allen Verpackungen zu sammeln und in ein kleines Buch oder einen Block einzukleben - wie in den 50er und 60er Jahren die Rabattmarken. Sind eine größere Anzahl Grüner Punkte zusammengekommen, soll das Heftchen an die Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) geschickt werden mit der Forderung, je Punkt zehn Pfennige erstattet zu bekommen.

"Verlangen Sie ihr Geld zurück!" ruft der BUND alle Konsumenten auf. Niemand solle sich von der "Grüne-Punkt- Werbekampagne" etwas vorgaukeln lassen. "Wenn wir auf die weiterhin wachsenden Müllberge schauen, werden wir dort wohl bald nur noch diese ,netten' kleinen grünen Punkte sehen", formuliert Beate Keil vom BUND.

Nach Aussage des BUND bedeutet der umstrittene Grüne Punkt lediglich, daß ein Hersteller eine bestimmte Gebühr bezahlt für die Erlaubnis, den Punkt auf seine Verpackung drucken zu dürfen. Die Umweltverträglichkeit des Produktes werde dabei überhaupt nicht in Betracht gezogen.

Die Gebühr wird an die Gesellschaft Duales System Deutschland überwiesen, die dann diesen Müll gesondert einsammeln soll. Solange dieses zweite Sammelsystem jedoch nicht existiere, habe der Grüne Punkt keinerlei Bedeutung, betont der BUND. Der Verbraucher zahle pro Verpackung zwischen zwei und 20 Pfennige Gebühr für eine noch gar nicht existierende Leistung. "Die DSD kassiert also für Verpackungen, die sie nicht wiederverwertet und auch zum Großteil rein technisch noch gar nicht wiederverwerten kann."

Der BUND kritisiert, daß durch das Duale System insgesamt keine einzige Verpackung weniger produziert werde. Die Umweltschutzorganisation rät daher, sich vom Grünen Punkt nicht irritiern zu lassen. "Orientieren Sie sich am Prinzip: Vermeiden ist besser als verwerten oder entsorgen." jom

Einbrecher nutzten Urlaubszeit ALTENSTADT. Schmuck entwendeten Einbrecher am Mittwoch aus einem Haus in der Straße "Zum Waldblick" in Altenstadt. Die Höhe des Schadens konnte die Polizei noch nicht beziffern, da die Hauseigentümer sich im Urlaub befinden.

Hinweise über verdächtige Personen oder Fahrzeuge nimmt die Kripo Friedberg oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. str

Mit verhaltener Energie Beethoven, Haydn und Bartók vom Colorado String Quartett

FRANKFURT A. M. Einem vielschichtigen kammermusikalischen Genre konnte man im Mozartsaal der Frankfurter Alten Oper begegnen, wo die Spielerinnen des "Colorado String Quartett", eine betont junge Besetzung, Beethovens Streichquartett E-moll, op. 59/2, ins Zentrum der Vorstellung rückten. Die formale Anlage dieses 1806 entstandenen mittleren Quartetts - wie das gesamte op. 59 dem Grafen Rasumowsky gewidmet - spielt eine Randrolle. Die geordnete Situation ist schlicht nur Basis einer oft bizarren, inhaltlich äußerst brisanten Textur. Klangraum und Klangbild sind deutlich geweitet im Vergleich zum sieben Jahre älteren op. 18, alles steuert auf extreme Lagen zu und vermittelt damit gesteigerte Ansprüche an die Virtuosität der Parts, aber auch an den Hörer. Allein der bereits im vierten Takt des Kopfsatzes herunterwirbelnde Septnonenakkord sorgt für ein Flair, wie man's erst in Durchführungteilen zur Konvention zählt. Überhaupt ist derlei Septnonenzauber ein Stilmittel erst späterer Zeiten.

Das "Colorado String Quartett" interpretierte gedrungen voll klug verhaltener Energie, die sich, erfreulich wandlungsfähig, auch auf unterschwellig dezente Register immer wieder einließ und damit um so vielschichtiger, vielsagender, ja geheimnisvoller durch "Misterioso-Labyrinthe" zu bewegen wußte.

Melodik wurde knapp und prägnant ausgesteuert, verband sich zudem und mit Gewinn einer rhythmisch außerordentlich tragfähigen und gar noch aufregend unkonventionellen Rhythmusoffensive. Und doch verzichteten die Spielerinnen, bewußt wohl, auf allzu beherzte motorische Durchdringung einer Materie, die das Klangliche, die "Aura" der fahl bedeuteten Konzeption Beethovens, sehr wohl im Sinn hatte. Demgemäß blieb die Darstellung klassisch knapp, direkt in der Aussage und ohne weitere Umschweife. Beethoven direkt und echt, ohne neutralisierendes Zurechtspielen; dramatisch folgerichtig die Durchführung im Kopfsatz, beredt dann und wann im angedeuteten Rubato bestimmter Parlando-Passagen. Schlüssig war die bereitwillig übernommene Führungsrolle am ersten Pult (Julie Rosenfeld paradierte spontan und treffend); allein die Klangbasis im Cello-Part Diane Chaplins war dynamisch nicht bis zum Ende vertieft, da hätte man zusätzlich Akzente und Seitengedanken erwartet.

Gepflegter Umtrieb kam aus den Mittelstimmen, Deborah Redding strich eine souveräne zweite Geige, Francesca Martin eine immer wieder aufglimmende Bratschen-Kantilene. So war letztendlich ein ausgewogener, im emotionalen Kern angemessen verwirklichter Beethoven auf klar klassischer Grundlage, dicht, beredt, schlüssig. Dies analog zum strukturell ähnlich vielsagenden Haydn-Quartett G-Dur aus op. 17, mit dem der Abend begonnen hatte.

Zwischen derart klassischen Blöcken stand Bela Bartóks zweites Streichquartett op. 17 eher unvermittelt. Klangdämmer und leise Unruhe im Beginn, und auch die mild dissonantisch durchgesetzten Umtriebe der Ecksätze skizzierten, sicher nicht ganz zu Unrecht, einen defensiv-vorsichtig verstandenen Verlauf; ebenso in den stets rasch zurückgenommenen eruptiven Momentaufnahmen. Sieht man ab vom provozierend vital eingestellten zweiten Satz, bleibt ein auf Espressivocharaktere zurückgenommener, selten verschärfter Bartók. Glätte und Sentiment in einer Darstellung, die sich zu radikaleren Lösungen nicht entschließen mochte. ALEXANDER ULLMANN

Journalist schwer belastet Ehemaliger DDR-Oberst berichtet von konspirativem Treffen Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 15. Oktober. Der ehemalige Spiegel-Journalist Diethelm Schröder, der sich vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht gegen den Vorwurf der geheimdienstlichen Tätigkeit für die DDR verteidigen muß, ist am Donnerstag von einem ehemaligen Oberst des DDR-Staatssicherheitsdienstes schwer belastet worden. Werner Roizsch, Abteilungsleiter in der ehemaligen DDR-Spionageabteilung, versicherte, daß der Angeklagte bei ihm "nicht nur als Akte im Schrank" gestanden habe. Vielmehr habe er sich mit Schröder - was dieser abstreitet - mindestens einmal in einer konspirativen Wohnung getroffen.

Für seine langjährige Mitarbeit sei Schröder mit den Treuemedaillen in Bronze, Silber und Gold sowie mit den Verdienstmedaillen in Bronze und Silber ausgezeichnet worden. Für den Journalisten sei in der DDR auch ein Sparkonto in DDR-Mark geführt worden. Außerdem seien dem Mitarbeiter des Hamburger Nachrichtenmagazins regelmäßig die Reisekosten für seine Treffen mit seinem Führungsoffizier entweder in Berlin oder im Köln-Bonner Raum erstattet worden, sagte der Zeuge aus. Die DDR-Spionageabteilung habe sich von Schröder "Grauzonenmaterial" unter anderem vom heutigen NATO-Generalsekretär Manfred Wörner, der Familie Scheel und anderer hochrangiger Politiker in der Bundesrepublik versprochen. Schröder habe solches Material auch bei seinen Treffen mit seinem Führungsoffizier geliefert, behauptete Roizsch. Schröders Informationen seien in der Spionageabteilung des Mielke-Ministeriums meistens mit der Note "3", manchmal auch mit der Note "2" gewertet worden.

Roizsch räumte ein, daß Schröder "nicht so viel gebracht hat, wie er als ,Spiegel-Mann' hätte bringen können". Als Quelle sei er aber ein "Wert an sich" gewesen, von der man sich in Ost-Berlin lange Zeit "perspektivisch noch mehr erhofft" habe.

Der Angeklagte bestreitet jede Schuld. Ein Angebot der Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen ihn wegen geringer Schuld einzustellen, falls er seine Zusammenarbeit mit den DDR-Sicherheitsbehörden eingestehen würde, hatte er im Vorfeld des Prozesses abgelehnt.

Hanau liegt im Rennen um die Kompostierungsanlage an der Spitze Bruchköbels Parlamentarier fühlen sich überrannt und bitten um Bedenkzeit, um über die neuen Alternativen zu entscheiden

BRUCHKÖBEL / HANAU. Zur jüngsten Entwicklung bei der Planung einer Kompostierungsanlage des Kreises (FR vom 8. Oktober) hat jetzt Bruchköbels Erster Stadtrat Ernst Garkisch (CDU) Stellung genommen und sich über die Vorgehensweise von Hanau und dort speziell seines Amtskollegen Jürgen Dressler (SPD) beklagt. Der hatte signalisiert, die Grimm-Stadt werde die Anlage im Ortsteil Mittelbuchen bauen und habe die Taktiererei der Nachbarn satt. Garkisch wiederum beklagt, von den Hanauern über den Löffel balbiert worden zu sein.

In seiner Rechtfertigung zur bislang zögerlichen Bruchköbeler Haltung in derStandortfrage schreibt Garkisch, selbst die Vertreterin des Kreises habe bei einem Informationsgespräch vor einem Jahr eingeräumt, Bruchköbel sei mit der Planung der Anlage überfahren worden. Damals habe es auch geheißen, der potentielle Standort auf Mittelbuchener Gemarkung südlich der Verbindungsstraße stehe nicht zur Debatte, weil gewisse Abstände eingehalten und ein Wasserschutzgebiet freigehalten werden müsse. Infrage komme nur das Domänengrundstück auf Bruchköbeler Gemarkung.

Inzwischen, so der Stadtrat, sei alles anders gekommen, offenbar auch, weil Hanau "als weitaus größter Kompostlieferant zum Nachteil der Stadt Bruchköbel" die Abfindung in Höhe von einer Million kassieren wolle. Garkisch zu den Weiterungen, die auch den vor zehn Jahren beschlossenen Flächentausch betreffen: "Daß nun Stadtbaurat Dressler das Vorhaben der Fischzucht Haas als gute Steuereinnahmequelle entdeckt hat und deshalb den Gemarkungstausch in Frage stellt, ist bezeichnend für das bisherige Verhalten, zumal seinerzeit Herr Dressler das Vorhaben rundweg ablehnte."

Bruchköbel war, so ihr Repräsentant, immer davon ausgegangen, der Standort an der Mittelbuchener Straße komme wegen rechtlicher Schwierigkeiten nicht zum Zuge. Larmoyant kommentiert Garkisch die Wendung: "Nachdem nun durch die guten Verbindungen von Hanau nach Wiesbaden bisher geltende Regelungen außer Kraft getreten sind, wird Bruchköbel nicht mehr gebraucht und so hingestellt, als hätte sie eine Alternative zum Diktat des Domänenstandortes zum Entscheidungszeitpunkt gehabt."

Eine unverständliche Rolle spiele dabei auch die örtliche SPD, "die behauptet, sie hätte nicht gegen den Kompostierungsstandort gestimmt, obwohl das Stadtverordnetenprotokoll genau das Gegenteil ausweist."

Abschließend plädiert Ernst Garkisch dafür, "die Stadtverordneten von Bruchköbel sollten jetzt fairerweise nochmals die Möglichkeit erhalten, über die neuen Alternativen entscheiden zu können. Dies entspricht auch der Vereinbarung zwischen Kreis, Hanau und Bruchköbel anläßlich eines Gesprächs am 1. Oktober."

Der eigentliche Bauherr der Kompostierungsanlage, der Main-Kinzig-Kreis, hält sich gegenüber den Befindlichkeiten der beiden Streithähne zurück. Der verantwortliche Abfalldezernent Erich Pipa sagte im Gespräch mit der FR, beide Standorte seien für das Projekt gut geeignet, die Verkehrserschließung sei in jedem Fall kein Problem. Wichtig sei jetzt, schnell mit dem Verfahren voranzukommen. Deshalb werde der Kreis der Stadt den Vorzug geben, in der es einen Konsens aller Verantwortlichen für den Bau gebe. Den sieht er bislang in Bruchköbel nicht, wohl aber beim Nachbarn: "Ich habe den Eindruck, in Hanau ziehen alle an einem Strang." hein

TGO Ober-Rosbach lädt zur Taunuswanderung

ROSBACH. Zu einer Taunuswanderung um den Hessenpark mit Besichtigung am Samstag, 17. Oktober, lädt die Turngemeinde 1862 Ober-Rosbach ein. Das Ereignis gilt zugleich als Volkswandern des Landessportbundes Hessen.

Die Wanderer treffen sich dazu um 9 Uhr am Marktplatz von Ober-Rosbach und fahren von dort mit privaten Autos zum Hessenpark. Es gibt Mitfahrgelegenheiten. Die Strecken betragen fünf oder zehn Kilometer, so daß ausreichend Zeit für den Besuch des Hessenparks besteht. Die Wanderung ist gerade auch für jüngere und ältere Teilnehmer/-innen geeignet.

Interessenten können auch direkt zum Hessenpark bei Neu-Anspach fahren und für die TGO zu starten. Die Strecken sind ausgeschildert, der Start ist von 8.30 bis 11.30 Uhr möglich. Die stärkste Gruppe gewinnt einen Pokal.

Am Sonntag, 18. Oktober, lädt die TGO ein, bei der Gauwanderung in Ober-Erlenbach teilzunehmen. Gestartet wird von 8 bis 12 Uhr. Es schließt sich eine Odenwald-Wanderung am 15. November an. Ziel sind Erbach und Michelbach. Allein schon diese beiden Städte sind sehenswert. Näheres wird noch bekanntgegeben. de

"König des Nordens" ist in Deutschland wieder mächtig im Kommen "Sinnbild der Großzügigkeit, liebevollen Hilfsbereitschaft, der Güte des Starken gegenüber dem Schwachen"/49 % sagen: Er ist "in"

HOCHTAUNUSKREIS. Der Bär in allen Variationen ist ein Trendsetter, hat das Institut für Demoskopie in Allensbach herausgefunden. Beim Trendbarometer, der "Kurzschrift des Zeitgeistes", wie Allensbach-Sprecher Edgar Piel es nennt, fanden im vergangenen Jahr 49 Prozent der westdeutschen Befragten, daß der Bär "in" ist (1988 waren es nur 34 Prozent). In Ostdeutschland ist der Trend ähnlich: 48 Prozent sehen in ihm eine Zeitgeist-Erscheinung. Die Ursachen des Trends haben die Demoskopen nicht untersucht. Die Spuren der Liebe und Anhänglichkeit zwischen Mensch und Bär reichen weit zurück: In Höhlenmalereien taucht der Bär als Haustier auf. Es gibt Überlieferungen, wonach der Mensch sich von seinem braunen Haustier nie trennte, auch wenn seine Gesellschaft nicht immer angenehm war.

Der Bär, berichtet das "Bilderlexikon der Symbole" (Trikont-Verlag, München 1980), gilt ähnlich wie der Löwe als "königlichstes Tier des Nordens", ein Sinnbild der Kraft. In indischen Mythen und Märchen wird von mächtigen Bärenvölkern mit Königen berichtet. Im Mittelalter war generell die Verbindung von Tier und Mensch enger: In Sagen und Märchen verwandeln sich Tiere in Menschen und umgekehrt. "Sagenhafte" Bären tauchen in Heiligen-Geschichten auf: Die Tiere sollen vom Leben frommer Einsiedler in den Wäldern so beeindruckt gewesen sein, daß sie diesen Menschen alltägliche Arbeiten abnahmen.

Der braune Geselle wird auch als ritterlich geschildert. Sibirier und europäische Russen waren davon überzeugt, daß der Bär die Schwachen schont: Pilzsammlern und Jägern wurde empfohlen, sich beim Anblick eines Bären auf den Boden zu legen: "Das Tier läßt sie, wenn sie den Kampf aufgeben, regelmäßig am Leben." Gelegentlich wurde darum der Bär geradezu zu einem "Sinnbild der Großzügigkeit, liebevollen Hilfsbereitschaft, der Güte des Starken gegenüber dem Schwachen". Man behauptete, daß die jungen Tiere, wenn sie auf die Welt kommen, noch nicht wie Bären aussehen. Erst durch das sorgfältige Lecken der Mutter erhielten sie ein ähnliches Aussehen wie ihre Eltern.

Die Sage von der Bärin, die behutsam ihrem Nachwuchs die Gestalt verleiht, galt später als Symbol, das den Herrschenden empfahl, die Schwachen und Hilflosen in ihrer Umgebung zu behüten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich langsam zu entwickeln. nau

In der Wohnung lagen zehn Kilo Haschisch

DIETZENBACH. Die Kripo hat am Dienstag in einer Wohnung einer 34jährigen Frau zehn Kilogramm Haschisch sichergestellt, das kurz zuvor angeliefert worden war. In einem Waldstück fand die Polizei mit Hilfe des Spürhundes "Tommy" außerdem ein Versteck mit einer Mappe, in der sich 19 000 Mark befanden. Mit diesem Geld sollte die Rauschgiftlieferung bezahlt werden. Gegen die 34jährige, den 26jährigen Mitbewohner und einen 27jährigen Niederländer, der das Rauschgift lieferte, wurde Haftbefehl erlassen. aim

Örtliche Grüne starten durch

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die örtlichen Grünen starten durch: Gleich drei Termine stehen in den nächsten Wochen auf dem Programm. Den Anfang macht am Donnerstag, 22. Oktober, die Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Mörfelden. Ab 20 Uhr dreht sich in der Bürgerstube alles um die Programmdiskussion für die nächste Kommunalwahl. Gleichzeitig sind Vorstandsnachwahlen angesetzt. Genau eine Woche später, am Donnerstag, 29. Oktober, 20 Uhr, treffen sich die Grünen erneut - diesmal im Clubraum der Walldorfer Stadthalle. Dann sollen die noch nicht abgehakten Punkte der vorangegangenen Versammlung diskutiert und das Gesamtprogramm verabschiedet werden. Des weiteren stehen Berichte von Vorstand, Fraktion und Wahlkampfkommission sowie die Beschlußfassung darüber, mit welchem Namen die Grünen antreten wollen, auf der Tagesordnung. Wer unter der Fahne der Grünen im März 1993 antreten wird, steht am Donnerstag, 12. November, um 20 Uhr im Gesellschaftssaal des Bürgerhauses zur Debatte. Dann will die örtliche Öko-Partei, die mit einer offenen Liste antritt, ihre Kandidaten für die Kommunalwahl benennen. wal

Gleicher Unterhaltungswert bei halben Kosten Kulturelle Kooperation zwischen Bad Soden-Salmünster und Steinau hatte einen guten Auftakt

BAD SODEN-SALMÜNSTER / STEINAU. Der neugegründete Theaterring der Städte Bad Soden-Salmünster und Steinau hat eine kulturelle Verödung in den beiden Kommunen vorerst abgewendet. Wenn heute abend in der "Halle am Steines" die Vorhänge hochgehen und Ephraim Kishons Komödie "Der Trauschein" über die Bühne geht, werden die Zuschauerinnen und und Zuschauer im doppelten Sinne Grund zur Freude haben: Neben dem beißenden Witz des israelischen Autors, der auch die unvergleichliche Geschichte über den "Blaumilchkanal" schrieb, können sich die Theaterfreunde über den Fortbestand des kulturellen Angebots freuen.

Anfang des Jahres hatten sich Vertreter der beiden Städte auf die Mitte September erfolgreiche begonnene Zusammenarbeit verständigt. Auf insgesamt sechs Veranstaltungen hatten sich die Geprächspartner damals für die Spielzeit 1992/93 geeinigt, wobei die Stücke abwechselnd in Steinau und in Bad Soden- Salmünster aufgeführt werden. Die Kooperation der beiden Kommunen halbiert die Kosten bei gleich hohem Unterhaltungswert. Die Einsparungen ohne Einbußen hat das Überleben eines guten Stückes Kultur möglich gemacht.

Im Frühjahr 1991 stand die Zukunft der Theatergastspiele in der Kurstadt noch in Frage. Im Haushaltsjahr 1989 hatte die Kommune ein Defizit von 60 000 Mark decken müssen, zwei Jahre später war der Fehlbetrag auf 78 000 Mark angewachsen. Um den "ganz großen Einschnitt" zu verhindern, so Ernst-Heiner Röder, Hauptamtsleiter in der Soden-Salmünsterer Verwaltung, nahm die Stadt Gespräche mit den Bürgermeistern in Sinntal, Schlüchtern und Steinau auf.

Weil in der Bergwinkelstadt das Programm für die bevorstehende Saison bereits geplant war und der Sinntaler Bürgermeister keine Mehrheit für die Idee einer kulturellen Kooperation fand, kamen die Bürgermeister von Bad Soden- Salmünster und Steinau ins Geschäft. Die Produktionskosten für eine Aufführung, die nach Worten Röders nicht unter 12 000 bis 13 000 Mark liegen, teilen sich die Städte nun. Vier Pendelbusse bringen die Besucherinnen und Besucher in die andere Stadt zu den Gastspielen.

Die anfängliche Skepsis bei den 160 Theater-Abonnenten in der Kurstadt über das Wechselspiel konnte die Stadtverwaltung zerstreuen. "Wir haben sie damals gebeten, das Angebot erst einmal zu prüfen", erinnert sich Röder an die kritische Übergangsphase. Inzwischen kann er eine positive Zwischenbilanz ziehen: "Die Leute nahmen es gut an."

Ein kulturelles Debakel hat sich die Kurstadtverwaltung damit erspart. Schon im vergangenen Jahr waren kritische Stimmen laut geworden, die den drohenden Einschnitt verurteilten. Ein Bürger warf den Parlamentarier im März 1991 vor, "für die vereinseigene Hausmacher- Kultur immer Geld und Verständnis zu haben, bei der letzten kulturellen Bastion der Stadt jedoch herumzuknausern und zu knapsen." Daß die Szene in Bad Soden-Salmünster auf eine "Krähwinkel- Niveau" hinabsinke, wie damals befürchtet wurde, ist erst einmal verhindert. Bis zum Ende der Spielsaison ist die Kooperation vereinbart - dann müssen die Karten neu gemischt werden. schu

Ausstellung über den "Alltag der Polizei"

OFFENBACH. Informieren und vorbeugen möchte die Polizei mit Veranstaltungen, die am Montag, 19. Oktober, im "Polizeiladen" am Wilhelmsplatz beginnen. Polizeipräsident Kurt Löwer eröffnet dort um 20 Uhr die Fotoausstellung "Alltag der Polizei". Am Donnerstag, 22. Oktober, wird um 20 Uhr das Video "Arbeit der Polizei", am 26. Oktober um 15.30 Uhr der Film "Betrug" gezeigt. Am 5. November um 20 Uhr hält der Polizeipräsident eine Bürgersprechstunde.

Eine Ausstellung "Internationale Polizeieffekten" ist vom 9. bis 28. November zu sehen. Am 30. November wird im Polizeiladen eine Krippenausstellung eröffnet. hf

Kleine FR

"Herz-Urlaub": Arzt referiert RODGAU. Gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung lädt die Kreisvolkshochschule für Dienstag, 20. Oktober, 19 Uhr, in die Georg-Büchner-Schule in Jügesheim zu einen Vortrag "Herz-Urlaub" ein. Referent ist Dr. Lothar Schute, ehemaliger Chefarzt der Inneren Abteilung im Kreiskrankenhaus Seligenstadt.

Drachen basteln

RÖDERMARK. "Wer Lust hat, mit dem Sohn oder der Tochter einen Drachen zu bauen, kann dies während eines dreistündigen Kurses der evangelischen Familienbildung in Ober-Roden erlernen. "Papi, komm' wir basteln einen Drachen" heißt der Lehrgang am Samstag, 24. Oktober, um 9 Uhr im Gemeindehaus, bei dem sicherlich auch Mütter mit ihren Kindern willkommen sind. Theologie der Befreiung

BABENHAUSEN. Am Montag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, spricht der katholische Publizist Dr. Thomas Seiterich im evangelischen Gemeindehaus über "Die Option der Kirche für die Armen - aktuelle Aspekte der Befreiungstheologie nach dem Bischofskonzil von Santo Domingo". Der Eintritt ist kostenlos.

Wenn die Wespen im Fußballtor nisten Die Schädlingsbekämpfer rücken nicht immer mit Chemie an / Strenge Prüfungen

OBERURSEL. In manchen Sommern können sie zur Plage werden, die aggressiven Erdwespen. Sie nisten auf Schwimmbadwiesen und Kinderspielplätzen, begeistern sich für Rolladenkästen - und manchmal sogar für ein Fußballtor, wie vor einem Jahr auf dem Sportplatz An der Heide. Als die tapferen Kicker das Problem eigenhändig lösen wollten, bekam die halbe Mannschaft Stiche ab; unangenehm, schmerzhaft und für Allergiker sogar gefährlich. Das ist dann ein Fall für die staatlich geprüften Schädlingsbekämpfer im Astronauten-Look, die zur Wespenzeit Hochkonjunktur haben. "Je mehr man sie bekämpft, desto mehr kommen sie", weiß Erika Sommer von der Vogt & Sommer GmbH, die das Geschäft mit dem Ungeziefer schon seit bald 30 Jahren betreibt.

Die Wespen haben Frau Sommers 16 Mitarbeiter in diesem Jahr ganz schön in Trab gehalten. Die verwendeten Insektizide töten sie alle, auch die Königin und damit die Nachbrut. "Das ist unsere Tätigkeit", sagt sie nüchtern. Aber unbarmherzig ist sie nicht: "Wenn ein Nest niemanden stört oder bedroht, empfehlen wir, es zu lassen, wo es ist. Oder wir rufen das Bieneninstitut an, die kümmern sich ums Umsetzen." Auch etwa 20 Hornissennester hätten die Leute vom Institut dieses Jahr "umgehängt", denn diese verträglichen Tiere, die keinem was tun, wenn man sie in Ruhe läßt, "sind schnell ausgerottet, wenn man nicht aufpaßt."

Vater Willi Vogt hatte die Firma 1947 gegründet, er ist heute - 80jährig - noch einer der drei Gesellschafter. "Das Entlausen" war damals Schwerpunkt der Arbeit. Heute ist es der Frankfurter Flughafen, für dessen Hygiene die Oberurseler Firma zuständig ist. Tagtäglich werden dort Toiletten und Unterkünfte desinfiziert, damit Bakterien keine Chance bekommen. Dafür sind die fünf Desinfektoren zuständig, die ebenso wie die vier Schädlingsbekämpfer gut über Chemie und Biologie Bescheid wissen müssen, wenn sie ihre Prüfungen vor der Industrie- und Handelskammer oder beim Regierungspräsidenten ablegen müssen.

Ein Lehrberuf ist es nicht, eher ein "Umschulungsberuf", der eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzt. Gar nichts mehr hat das alles mit dem "Kammerjäger" zu tun, ein Begriff, auf den Erika Sommer allergisch reagiert.

Nichts am Hut haben die Spezialisten der Firma mit Kopf- oder Filzläusen - das ist Sache des Haus- oder Hautarztes. Aber für die GmbH bleibt noch genug übrig. Die Schaben zum Beispiel, jene gepanzerten Ekel, die es schon vor Millionen von Jahren gab, diese Allesfresser, die auch schon mal die Tapete annagen, wenn's nichts anderes gibt, Krankheitsüberträger, Urtiere, die der Volksmund Kakerlaken nennt. Es gebe kaum einen Lebensmittel verarbeitenden Betrieb, der nicht schon mal eine Schaben-Invasion erlebte, versichert Frau Sommer und legt ein sympathisches Geständnis ab: "Man kann sich nie an das massenhafte Auftreten gewöhnen, Ungeziefer ist immer abstoßend. Wenn der Befall so stark ist, stehe ich, bildlich gesprochen, immer noch mit Gänsehaut auf dem Tisch."

Ratten haben die Schädlingsbekämpfer gut im Griff: "Beinahe rattenfrei" sei der ganze Umkreis. (In Oberursel übrigens zahlt die Stadt nicht nur die Rattenbekämpfung im Kanalsystem, sondern auch die Kosten für einen Einsatz im Privatkeller; die Bad Homburger sind da nicht so großzügig.) Geradezu "irre" sei hingegen im vergangenen Jahr die Mäusepopulation gewachsen, eine Folge des warmen Winters. Mit der Mausefalle war da nichts mehr zu machen, da mußten "verdeckte Köder" gelegt werden (um Kinder und Haustiere zu schützen).

Bei vielen Firmen seien Großeinsätze gegen die Mäuse nötig gewesen. "Das sind Gourmets", beschreibt sie Erika Sommer mit verhaltenem Respekt, "frisch müssen die Körner sein und appetitlich, sonst rümpfen sie die Nase."

Was sagt die Expertin zum Vorwurf, ihr Berufsstand setze recht großzügig die chemische Keule ein? Leichtfertig geschehe dies auf keinen Fall, betont die Chefin: "Wir verwenden nur Mittel, die vom Bundesgesundheitsamt geprüft sind, wir mischen keine eigenen. Und die Dosierung muß genau stimmen, da wird nicht über den Daumen gepeilt." Sie empfinde solche Vorwürfe als sehr ungerecht, zumal es in jedem Supermarkt bedenkliche Mittel gebe, mit denen Gartenbesitzer sogar Maulwürfe vergifteten, damit ja der Rasen schön bleibe. "Wir jedenfalls machen keinen Maulwurf tot, er ist geschützt und ein sehr nützliches Tier."

Wenn's in der Wohnung plötzlich kreucht und fleucht und wimmelt, wenn die Mehlmotten oder die Silberfischchen einfach nicht verschwinden wollen, gibt Frau Sommer gerne Tips, "Anruf genügt". Grund für die gelegentlichen Mehlmotteninvasionen seien naturbelassene Lebensmittel, in denen die Eier abgelegt werden. Dort entwickeln sich bei langer Lagerzeit Larven, kleine Raupen und schließlich Fliegen. Mit Auswaschen sei es da oft nicht mehr getan. Wichtig: alle Lebensmittel unter Verschluß halten.

Silberfischchen lebten eigentlich im Freiland, fühlten sich aber in der Wohnung wohl, sobald es einen Wasserschaden gab oder wenn das Mauerwerk feucht ist. "In Massen werden sie zu Textilzerstörern, dann ist es allerhöchste Zeit, daß wir kommen", betont Frau Sommer. Ihre Leute können dann viel zu tun bekommen: wenn im 14. Stock Silberfischchen auftauchen, dann sind die im ganzen Hochhaus, dann muß eigentlich jede einzelne Wohnung desinfiziert werden. HANS KONANZ

Drei Einbrecher gefaßt

HÖCHST. Drei von vier Einbrechern gingen der Polizei gestern früh um 1.25 Uhr ins Netz. Zeugen hatten die Täter in der Bolongarostraße in ein Geschäft einsteigen sehen. Als die Polizei eintraf, hatten sie sich bereits aus dem Staub gemacht. Drei der 18- bis 20jährigen erwischten die Beamten in der Kranengasse mit einem Teil der Beute. tos

Freitag, 16. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 2836 76: 20 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Tropfen auf heiße Steine". Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Diskussion "Kultur für alle".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo - "Bleiche weiße Leiche" (Premiere).

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, "Poe".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Bewegungstheater Mobilé - "Drunter und Drüber".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: 20 & 23 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faust".

Theater Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Freies Schauspiel Ensemble: 20.30 Uhr, "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein 'Hui'"; Philantropin, Hebelstr. 17.

Klappmaultheater: 14.30 Uhr, "Ich auch"; Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40.

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf". Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: 20 Uhr, Eurythmieaufführung Ensemble Ildfuglen - "Der Verlust sei Gewinn für sich".

Frankfurter Kunstgemeinde: 20 Uhr, "Lady Rebecca"; Stadthalle Bergen-Enkheim.

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Chinelo Theater - "Der Kolibri von der linken Seite der Erde".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Un Ballo in Maschera" (Wiederaufnahme).

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Großer Saal: 20 Uhr, Reinhard Mey.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Budapester Operettentheater - "Das Land des Lächelns". Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Die 12 Apostel.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'Latin-Funky-Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Rollsplitt.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Großer Saal: 20 Uhr, Dick Heckstall-Smith John Etheridge Group - Fusion Jazz Rock.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Norman Hartnet.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Runners.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Gypsys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Cuadro Flamenco.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, The Arnheim Jazz Trio.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jazzfabrik. Café Cult, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Just 4 & Die Meedels - A-Capella-Weekend.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Blues Cruisers.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Dr.Baker/Marvin Gardens/DJ Ricardo.

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Connie Webs & Claudia Brendler - "Wild Women don't get the Blues".

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: 20 Uhr, Tanz im Saalbau.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: 21 Uhr, Michel - Lieder & Balladen.

Orfeo, Hamburger Allee 45: 22 Uhr, "Hören & Trinken" - Rolling Stones 1964-92. Literatur Archivzentrum im Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 18 Uhr, Trefftag Schopenhauer-Gesellschaft - "Schopenhauerbuch Rudolf Malters".

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Lesung Brigitta Assheuer - "Edith Wharton"; 20 Uhr, Herman Burger - "Weil die Arena älter ist als die Welt..."/Materialienschau zu seinen Büchern.

Buchhandlung Walkmühle, Am Hollerbusch 7: 20 Uhr, Lesung Thommie Bayer - "Spatz in der Hand". Vorträge / Diskussionen Dritte Welt Haus, Westerbachstr. 40: 19 Uhr, Vortrag "Frauen in Nordwest-Kurdistan".

Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Die Verleugnung beim Thema Sexueller Mißbrauch".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Astronomisches von Christoph Columbus".

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: 20 Uhr, Videofilm & Vortrag "Irrfahrt vor Galápagos"; Senckenbergmuseum, Senckenberg Anlage 25.

Freunde Frankfurts: 19 Uhr, Vortrag "Frankfurts Nestroy: der Possendichter Karl Malß"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

Vogelkundliche Beobachtungsstation: 19.30 Uhr, Diavortrag "Jamaica - Urlaubseindrükke"; Stadthalle Bergen, Marktstr. 15.

Carthago Kulturverein, Uhlandstr. 50: 20 Uhr, Vortrag "Der libanesische Sänger Marcel Khalife".Filme / Kino Frankfurter Afrika Wochen: 20 Uhr, "Die Götter müssen verrückt sein" mit anschließender Diskussion; Filmuseum, Schaumainkai 41.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 27 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Der Künstler als Sammler: Christina Boltanski, Lothar Baumgarten, On Kawara".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".Kinder/Jugendliche Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Videoabend, geselliges Zusammensein. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken

Freitag Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstraße 72-74, Tel. 72 76 13; Apotheke am Rebstock, Ackermannstraße 82, Tel. 73 42 62; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstraße/Ekke Antoniterstraße, Tel. 30 10 54; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstraße 78, Tel. 62 16 17; Fraunhof-Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstraße 29, Tel. 67 23 65; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Kronprinzen-Apotheke, Münchener Straße 24, Tel. 23 31 72; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstraße 77, Tel. 41 37 17; Rundschau-Apotheke, Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16, Tel. 28 40 20. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - Ohne Gewähr -

Wechsel vom Atelier ins Rathaus Wächtersbach Beate Hübner hat den Posten der Kulturbeauftragten übernommen / "Privatinitiativen fördern"

WÄCHTERSBACH. Eine Künstlerin aus dem Spessart soll Schwung ins kulturelle Leben Wächtersbachs bringen. Beate Hübner, längst kreisweit ein Begriff in der Szene, hat den Posten einer Kulturbeauftragten im Rathaus übernommen. Wächtersbachs Verwaltungschef Rainer Krätschmer holte die bislang freischaffend tätige Malerin und Grafikerin aus seinem früheren Dienstort Flörsbachtal in sein Team, nachdem der erste Wächtersbacher Kulturbeauftragte noch in der Einarbeitungsphase ausgestiegen war.

Im ersten Anlauf hatte es nicht recht klappen wollen mit der neuen Stelle in der Verwaltung. Ein paar Monate nur hielt es den vom Arbeitsamt bezahlten Hochschulabsolventen in der Provinz, bevor er sich desillusioniert in die Großstadt verabschiedete. Bürgermeister Krätschmer bilanzierte zu dem Fehlschlag, es habe sich nicht bewährt, "jemanden von irgendwo zu holen, der irgendwas studiert hat". Die Verankerung in der Region und Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten seien wichtige Voraussetzungen für einen solchen Posten.

Für den zweiten Anlauf setzt Krätschmer auf eine Frau, die diese Anforderungen zweifellos erfüllt und überdies keine unkalkulierbare Größe darstellt. Man hat bereits in Flörsbachtal bei kulturellen Projekten zusammengearbeitet. Nicht nur die Vielzahl von Kontakten im Kulturbereich "in alle Richtungen" betrachtet Krätschmer als Aktivposten für die Künstlerin. Sie habe auch längst organisatorisches Talent beweisen, ob als Veranstalterin der Flörsbachtaler Kulturwochenenden oder beim Aufbau der Flörsbachtaler Kulturwerkstatt. Aufbauarbeit soll die 1944 in Breslau geborene Beate Hübner nun auch in Wächtersbach leisten, zunächst für ein Jahr auf Kosten des Arbeitsamtes, aber möglichst auch nach dem Ende solcher Förderung.

Die Künstlerin, die 1987 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises erhielt, muß sich nun "erst einmal mit der Bürokratie vertraut machen", hat aber auch schon angefangen, Ausstellungen für 1993 zu planen. Deutsche und ausländische Künstler will sie einladen, Werke zum Thema "Flüchtlinge in Deutschland - Hoffnung oder Horror?" zu zeigen. Im Sommer sollen Bilder von Alfred Herzfeld, einem im Dritten Reich ermordeten jüdischen Künstler, zu sehen sein. Sodann will die neue Kulturbeauftragte vordringlich dafür sorgen, daß das "Kuk-In", das neue Kulturzentrum in der alten Schule, mit Leben erfüllt wird, sobald die Handwerker die Aus- und Umbauarbeiten beendet haben.

In die neue Aufgabe könne sie viel von ihren Erfahrungen einbringen, meint Beate Hübner, da ja ihre Kulturwerkstatt den eigentlichen Zweck habe, Nachwuchskünstler zu fördern sowie Künstler sowohl untereinander als auch mit Publikum in Kontakt zu bringen.

Dabei will sie ihre Arbeit nicht als bloßes Organisieren von Ausstellungen verstanden wissen. "Kultur ist nicht etwas, das sich abgrenzt, sondern etwas, das ausstrahlt", beansprucht sie eine weitere Definition. So gehöre auch Altenbetreuung dazu oder die Zusammenarbeit mit der Jugendpflege.

Besteht nicht die Gefahr, daß angesichts ähnlicher Bestrebungen auf kulturellem Sektor in benachbarten Gemeinden allmählich ein Überangebot mit der Folge einer zu großen Zahl schlecht besuchter Veranstaltungen entsteht? Hübner empfindet das derzeit nicht als Problem. "Im Moment sehe ich schon noch Bedarf", sagt sie. Gleichwohl will sie ihren Blick nicht nur auf den Wächtersbacher Kirchturm heften, sondern strebt Absprachen und Kooperationen mit der Nachbarschaft an.

Für besonders wichtig hält die Kulturbeauftragte, daß ihre Arbeit Privatinitiativen nicht erstickt, sondern - im Gegenteil - die Möglichkeiten der Verwaltung genutzt werden, solche zu fördern. So sei die Arbeit des Kleinkunstkreises Märzwind "im Grunde vorrangig". Diese Gruppe habe "ehrenamtlich Übermenschliches geleistet". Die Zusammenarbeit mit der Stadt könne ihr Auftrieb geben.

Befürchtungen, daß über die Arbeit in Wächtersbach das Engagement in Flörsbachtal ins Hintertreffen geraten könnte, tritt die Künstlerin entgegen. "Die Kulturwerkstatt wird wie bisher weiterlaufen". Einblicke in das künstlerische Werk der Beate Hübner, die zur Spitze der deutschen Grafiker gerechnet wird, sind noch bis nächstes Jahr in der Dauerausstellung "Art im Amt" im Wächtersbacher Rathaus möglich. lex

Jablonec-Reisende haben EKG-Gerät dabei

SULZBACH. 140 Sulzbacherinnen und Sulzbacher sind mit drei Bussen in die tschechische Partnerstadt Jablonec gefahren, um am Wochenende an den Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen der Partnerschaft teilzunehmen. Die Reisenden werden überwiegend in Privatquartieren übernachten.

Sie bringen als Gastgeschenk ein EKG- Gerät für die Krankenstation mit, die demnächst in kommunale Trägerschaft übergeht. Neben anderen medizinischen Geräten wird dieser Apparat in Jablonec dringend benötigt. she

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14.7.1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der Zehner und Zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15.11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: bis 25. November geschlossen.

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder & Aquarelle (bis 24. 10.); Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24.10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24.10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F.K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Jan Van Munster (bis 3. 11.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Künstler der Galerie - "Essentielle Malerei" (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald F. Müller - Skulptur & Fotoarbeiten (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 - 18 Uhr, Sa., 11 - 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16.10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40: Mo. bis Do., 10 bis 17 Uhr, Fotoausstellung "Kurdische Frauen" (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1.11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Mountain-Bike-Rennen in Urberach HundertmarckundZemke gegen die Spezialisten

Radprofi Kai Hundertmarck aus Kelsterbach und der Amateur-Spitzenfahrer Jens Zemke, der deutsche Vierermeister und Zweite der Bergmeisterschaft von der RSG Frankfurt, sind die populärsten Starter beim dritten Mountain-Bike-Rennen des RSC Mars Rotweiß in Urberach. Favoriten aber sind die Spezialisten mit Lutz Schäfer aus Berlin an der Spitze, der einen hessischen MTB-Sponsor hat.

Auf den Mountain-Bikes ist ja alles anders, da wurden kleine Renn-Mannschaften gebildet quer durch die Vereine. Lizensierte MTB-Fahrer aber müssen im Verein sein, und so hat MRW Frankfurt guten Zulauf aus Wiesbaden (dabei die Dritte der "Deutschen", Anja Motz), weil die RSG Wiesbaden mit dem "neumodischen Kram" nichts zu tun haben will.

In Urberach ist vom Waldfestplatz aus (Grillplatz Bulau) ein 3,1 km langer Waldkurs abgesteckt, den zuerst die Hobbyfahrer - dabei etliche vom Gehörlosen AC Frankfurt -, dann die Junioren, die Senioren, die Frauen und schließlich die Hauptklasse bevölkern werden. Um 10 Uhr ist der erste Start, um 13.30 Uhr sollen dann die Asse zu zwölf Runden aufbrechen. Um 15 Uhr ist alles vorbei. Boe

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Römerhalle, Römerberg: tägl. 10 bis 18 Uhr, Kunst auf dem Jakobsweg (bis 16.10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.); C-Bereich, Aufgang zwischen Hallen A und C: "Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40: Mo. bis Do., 10 bis 17 Uhr, Fotoausstellung "Kurdische Frauen" (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.); "Parkbäume aus Nordamerika" (bis 13. 12.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Amerika Haus, Staufenstr. 1: A Collection fo Contemporary American Indian Painting (bis 7. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Maingas-Beratungszentrum, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Jürgen Grafe - "Ein Sachse in Frankfurt am Main" (bis 14. 11.).

Sozialzentrum Marbachweg, Schliemannweg 12: Mo. bis Do., 10 bis 15 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Edeltraut Gaffran - "Unzeitgemäße Aquarelle" (bis Ende Nov.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Obdachlosen bestohlen

NIED. Selbt das Dach überm Kopf haben Unbekannte einem Ungar am Mittwoch weggenommen. Der 34jährige ohne festen Wohnsitz campierte an der Wörthspitze mit zwei Zelten. Als er gestern "heimkehrte", waren beide abgeschlagen und samt Inhalt verschwunden. Der Mann vermißt Kleidungsstücke, einen Koffer und 250 Mark Bargeld. tos

Stimmrecht auf Tagesordnung RWE-Treffen erörtert Macht der Kommunen / Dividende steigt

spi ESSEN. Das Privileg der kommunalen Anteilseigner von RWE kommt auf den Prüfstand der nächsten Hauptversammlung des Energieunternehmens am 10. Dezember in Essen. Gesetzlich sei man verpflichtet, die Tagesordnung auf Verlangen von Aktionären nun um den Punkt "Beseitigung der Mehrstimmrechte der Namensaktien" zu erweitern, teilt die Gesellschaft nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Gleichzeitig schlagen die Essener für das Ende Juni abgelaufene Geschäftsjahr 1991/92 eine um eine auf zwölf Mark erhöhte Dividende vor.

Die kommunalen Anteilseigner des RWE haben ein 20faches Stimmrecht. Es sichert ihnen in der Hauptversammlung die Mehrheit, obwohl sie nur rund 30 Prozent des Kapitals halten. Zu erwartende Anträge zur Abschaffung dieses Privilegs werden bei dem Treffen daher vermutlich glatt abgelehnt. Für diesen Fall hat unter anderem eine Aktionärsvereinigung angekündigt, in einem Musterprozeß die Vorrechte überprüfen zu lassen. Sie seien mit dem geltenden Recht nicht mehr vereinbar.

Keine Überraschungen enthält die jetzt ebenfalls veröffentlichte Liste für die anstehenden Aufsichtsratswahlen. Danach legt Friedrich Wilhelm Christians von der Deutschen Bank den Vorsitz nieder und gibt sein Mandat für das Gremium an den Vorstandssprecher des hiesigen Branchenprimus im Geldgewerbe, Hilmar Kopper, weiter. Den Vorsitz im RWE-Aufsichtsrat wird voraussichtlich Wolfgang Röller von der Dresdner Bank übernehmen. Für die kommunalen Anteilseigner ziehen Friedel Neuber, der Chef der Westdeutschen Landesbank (WestLB), sowie der Essener Oberkreisdirektor Kurt Busch ein.

Beide gelten als die eigentlichen Strategen des im Sommer im Verband kommunaler Aktionäre (VkA) ausgeklügelten und von den Verbandsmitgliedern einstimmig gebilligten RWE-Holding-Modells der Kommunen. Danach sollen diese zusammen mit der WestLB und einigen Sparkassen zehn Prozent des RWE- Kapitals in dieser Gesellschaft deponieren. Die Stimmrechte bleiben aber bei den Gemeinden. Auf diese Weise soll dauerhaft verhindert werden, daß deren Position bei künftigen Kapitalerhöhungen nicht ausgehöhlt wird, wenn sich einige von ihnen mangels Geld nicht an Aufstockungen beteiligen können.

Bereits die Hauptversammlung im Dezember soll eine solche Heraufsetzung beschließen. Die RWE-Verwaltung schlägt die Schaffung eines genehmigten Kapitals in Höhe von nominal 310 Millionen Mark vor. Das Grundkapital beträgt knapp 2,3 Milliarden Mark.

Mühlheim gedenkt des Ehrenbürgers Anton Dey

MÜHLHEIM. 100 Jahre wäre der Mühlheimer Ehrenbürger und Altbürgermeister Anton Dey in diesem Herbst geworden - seine Heimatstadt gedenkt seiner am Mittwoch, 21. Oktober, mit einer Feierstunde im Stadtverordnetensitzungssaal. Außerdem wird um 10.30 Uhr auf seinem Grab ein Kranz niedergelegt.

Die Gedenkfeier beginnt um 18 Uhr im Rathaus. Leben und Werk des überzeugten Sozialdemokraten Dey würdigen unter anderem der hessische Innenminister, Dr. Herbert Günther, Landrat Josef Lach, Alfred Schubert als Präsident des hessischen Städte- und Gemeindebundes und der Historiker Dr. Gerhard Beier. Den Nachruf trägt Fritz Borges vor. hf

Uni-Präsident Ring: Stadt unterstützt Uni zu wenig

Die Stadt Frankfurt lasse es "traditionell seit eh und je" an der notwendigen Unterstützung der Johann Wolfgang Goethe-Universität fehlen. Mit dieser Klage hat Universitätspräsident Klaus Ring Vorwürfe der Frankfurter CDU-Vorsitzenden Petra Roth bestätigt.

Zugleich wollte Ring mit Verweis auf die Versäumnisse früherer Oberbürgermeister diese Klage "nicht parteipolitisch" werten. Anders als die Stadtoberhäupter in Frankfurt hätten sich die Oberbürgermeister von Kassel, Marburg und Gießen dagegen wirksamer für ihre Universitäten eingesetzt. Seine Beschwerden habe er auch schon beim jetzigen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler vorgebracht, damit Frankfurt sich mehr für die Entwicklungsmöglichkeiten seiner Hochschule engagiere.

Es gebe "zahllose Beispiele", daß die Interessen der Universität auf Landesebene "nicht angemessen" vertreten würden. Ring nannte ein zunächst von der Stadt verlangtes Klimagutachten, das den Bau des neuen Studentenwohnheims an der Ginnheimer Landstraße verzögert habe, und die Unklarheiten am Niederurseler Hang.

Wegen der jahrelangen Vernachlässigung der Frankfurter Universität gebe es nun einen immensen Nachholbedarf beim Ausbau der Hochschule und des Klinikums. luf

Bewährung in der Berufung Freiheitsstrafe wegen sexuellen Mißbrauchs eines Kindes

Die 3. Große Strafkammer des Landgerichts verurteilte einen 43 Jahre alten Sozialpädagogen wegen sexuellen Mißbrauchs eines Kindes zu einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung. In erster Instanz war der Angeklagte zu einer gleichlautenden Strafe jedoch ohne Bewährung verurteilt worden.

Laut Urteil hatte der Sozialpädagoge, der seit seinem Studienabschluß 1983 noch nie in einem festen Arbeitsverhältnis gestanden und sich mit Gelegenheitsjobs als Hausaufgabenhilfe über Wasser gehalten hatte, 1989 den damals 13 Jahre alten, geistig unterentwickelten Jungen an einer Straßenbahnhaltestelle kennengelernt. Der Junge hatte den Mann von sich aus angesprochen, worauf er ihn, so die damalige Einlassung des Angeklagten, auf die Gefahren solchen Verhaltens aufmerksam gemacht hätte. Ab da sahen sich beide fast täglich, unternahmen Radtouren und spielten zusammen. Dabei, so das Urteil, war es auch zu Streicheleien und zum Oralverkehr gekommen.

Hatte er damals sein "für einen erwachsenen Mann außergewöhnliches Interesse" an dem Jungen, so das Gericht, noch als "rein therapeutische Beziehung" dargestellt, die sich auf den geistig schwach entwickelten Jungen gut auswirke, so gestand er in der Berufungsverhandlung seine pädophilen Neigungen und den sexuellen Mißbrauch unter Ausschluß der Öffentlichkeit ein. Die Berufung hatte er auf das Strafmaß beschränkt. Zeugen, vor allem der Junge, mußten nicht mehr gehört werden.

Wie der Verteidiger in seinem Plädoyer sagte, handle es sich hier nicht um den klassischen Lebenslauf von Pädophilen, die oft unter dem Schutz einer Ehe ihre Neigungen zu verbergen trachteten. Die Frauenbeziehungen des Angeklagten seien dagegen durchaus erfüllt und nicht etwa bloße Schutzmauern gewesen. So sei der Angeklagte auch erst mit 39 Jahren mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, vorher sei er seinen Neigungen nicht nachgegangen. Wenn auch vor allem unter dem Druck der erstinstanzlichen Freiheitsstrafe ohne Bewährung, so habe sich sein Mandant doch inzwischen seine Neigungen selbst eingestanden und begonnen, mit Hilfe einer Therapie zu lernen, sie zu kontrollieren. Denn, so hatte der sachverständige Therapeut vor Gericht klargemacht, beseitigen könne man solche Neigungen nicht. Das Gericht würdigte diese Bemühungen sowie die positive Prognose für den Angeklagten und setzte die Strafe zur Bewährung aus. Als Bewährungsauflage machte es dem Angeklagten jedoch, die Therapie nicht von selbst abbrechen zu dürfen und sich eine feste, geregelte Arbeit zu suchen. sol

Nieder-Eschbach: Weiter Disput um Stadtpark

Die kontroversen Diskussionen um den geplanten Stadtpark in Nieder-Eschbach ebben nicht ab. Während die CDU und die Bürgerinitiative Nieder-Eschbach weiterhin gegen einen "fremdartigen Weltstadtpark" (Uwe Becker) protestieren, beschäftigen sich die Befürworter des Projektes bereits mit der konkreten Gestaltung der Grünanlage. Nun wurden die Ergebnisse des Bürgerwettbewerbs zu dem Großprojekt im Frankfurter Norden vorgestellt.

Insgesamt waren 62 Beiträge eingegangen, davon lehnten 50 den Stadtpark generell ab - fast immer im Zusammenhang mit der Verlegung des Schlachthofes. Die übrigen Teilnehmer hatten detaillierte Pläne gezeichnet, wie sie sich das zukünftige Gesicht der 150 Hektar große Fläche zwischen Nieder-Eschbach, Bonames und Harheim vorstellen: So sollen beispielsweise ein Bolz- und Spielplatz entstehen, die Streuobstwiesen erweitert und die zugeschütteten Gräben renaturiert werden.

In der anschließenden Diskussion warb Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) nochmals für seine Idee eines Stadtparks. Ziel sei es, den vorhandenen Freiraum langfristig vor weiterer Bebauung zu schützen. Ein Stadtteil, der durch die Autobahn so optimal erschlossen sei wie Nieder-Eschbach, wecke nun mal Begehrlichkeiten, warnte Koenigs. rea

Pflaster soll Fahrbahn teilen Mittelstreifen könnte Ortseinfahrt Urberachs verengen

RÖDERMARK. Aufpflasterungen quer zur Fahrbahn soll es am Ortseingang von Urberach (Bundesstraße 486) von Eppertshausen kommend nicht geben. Die Bürger rechnen wegen des Rollwiderstandes der Reifen mit zusätzlichem Lärm und zwar immer dann, wenn die Autos über die Pflastersteine fahren. Und das passiert zigtausenmal am Tag und oft auch nachts.

Stattdessen wird eine von drei geplanten Varianten mit einem gepflasterten Mittelstreifen favorisiert, der von der Pestalozzistraße Richtung Südosten zum Ortsausgang reicht. Dabei soll die vielbefahrene Straße geteilt werden, mit dem Ziel, daß der Verkehr langsamer in den Stadtteil hineinrollt.

Während einer Bürgerversammlung am Mittwochabend wurde diese Möglichkeit von den Anliegern angenommen. Bürgermeister Walter Faust: "Das ist insgesamt bejaht worden."

Falls der jetzt vorgelegte Plan mit den Pflastersteinen in der Mitte der Bundesstraße realisiert wird, sei die Fahrbahn für jede Richtung noch 3,25 Meter breit, sagt der Verwaltungschef. Normalerweise müßten jedoch aus militärischen Gründen für Panzer vier Meter Breite freigehalten werden. Mit einem Trick sei dies trotz der Verkehrsberuhigung gelungen, meint Walter Faust, denn die Aufpflasterung könne befahren werden und stelle für die Militärfahrzeuge somit kein echtes Hindernis dar.

Praktisch sei bei dieser Lösung auch, daß die Anwohner beim Ein- oder Ausparken auf ihrem Grundstück kurz auf den Mittelstreifen fahren könnten.

Nur dort, wo Bäume stehen, soll es eine Bordsteinkante geben. Rechts und links der Straße sehen die Planer Rad- und Gehwege vor.

Bis diese Variante verwirklicht werden wird, gehen noch ein paar Jahre ins Land, obwohl die Planung nach Darstellung von Bürgermeister Walter Faust schon verkürzt wurde und kein umfangreiches und langwieriges Planfeststellungsverfahren praktiziert worden sei.

Etwas schneller wird wohl die geplante Verkehrsinsel im Bereich der Dekan- Becker-Straße kommen. Dieses Hindernis soll schon im nächsten Jahr gebaut werden, damit die Autos am Ortseingang gebremst werden.

Federführend bei den Planungen zur Umgestaltung der Ortseinfahrt ist das Hessische Straßenbauamt in Frankfurt. Doch der Chef der Behörde klagt nach Stadt plant selbst Darstellung von Bürgermeister Walter Faust über zu wenig Personal, so daß die Arbeit auf den Schreibtischen nur langsam weniger wird.

Aus diesem Grund hat sich die Stadt mit Zustimmung des Straßenbauamtes bereiterklärt, die Planung selbst in die Hand zu nehmen. Voraussetzung sei allerdings, so betont Bürgermeister Faust, daß das Ganze dann auch umgesetzt wird.

Mit den Plänen zur Verkehrsberuhigung wird sich demnächst der Bauausschuß und dann die Stadtverordnetenversammlung beschäftigen. aim

Land bezuschußt Bettenersatzbau am städtischen Krankenhaus

BAD NAUHEIM. Das Land Hessen wird mit einem Zuschuß von zwölf Millionen Mark die Errichtung eines Bettenersatzbaus am städtischen Krankenhaus Bad Nauheim finanzieren. Die hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Die Grünen), die gestern den Bewilligungsbescheid dem Magistrat der Stadt Bad Nauheim überreichte, bezeichnete den jetzt geplanten zweiten Bauabschnitt als wichtigen Bestandteil einer Gesamtsanierung des Krankenhauses. Erst nach Fertigstellung dieses Neubaues könne die Sanierung der Pflegebereiche in den Altbauten in Angriff genommen werden.

Der neue Bettentrakt mit über 1300 Quadratmetern Nutzfläche wird anstelle des alten Küchengebäudes errichtet werden und insgesamt 54 Betten erhalten. Bereits fertiggestellt ist der Neubau zur Unterbringung der Inneren Abteilung, der insgesamt 23 Millionen Mark gekostet hat.

Das Städtische Krankenhaus Bad Nauheim verfügt zusammen mit dem Konitzkystift als Allgemeinkrankenhaus über 275 Betten mit den Fachabteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, HNO und Orthopädie. Gesundheitsministerin Blaul äußerte die Erwartung, daß mit den jetzt beginnenden Baumaßnahmen die Situation im Pflegebereich sowohl für die Patienten als auch für das Pflegepersonal wesentlich verbessert werden kann. Die Gesundheitsvorsorge im gesamten Einzugsbereich des Krankenhauses werde davon profitieren. str

Chefs drohen Stadt wegen Asyl-Unterkunft mit Firmen-Abzug Flüchtlinge wollen sie nicht in der Nähe ihrer Privathäuser untergebracht sehen / Politiker von Hann Münden reagieren empört

pid HANNOVERSCH MÜNDEN, 15. Oktober. Die Inhaber und Geschäftsführer der Firma Weser-Metall-Umformtechnik GmbH (WMU) in Hannoversch Münden (Kreis Göttingen), Wilfried Lengert und Hermann Röver, haben mit der Schließung oder dem Umzug ihrer Firma gedroht, falls die Stadt in unmittelbarer Nähe ihrer Privathäuser Asylbewerber in einem Dorfgemeinschaftshaus unterbringen sollte. Wegen der zu erwartenden sozialen Spannungen würden sie in ihren "aufwendig und mit viel Geldeinsatz" erstellten Häusern dann "nicht mehr die Ruhe und Erholung" finden können, die für ihre "verantwortungsvolle Tätigkeit erforderlich ist", schrieb Lengert an Stadtdirektor Karl-Wilhelm Lange (SPD).

Wenn ihnen durch das Unterbringen von Asylbewerbern in der Nachbarschaft "die Grundlage zu einem ruhigen Privatleben" entzogen werde, sei ein "Wegzug" die Folge, "wobei die Firma WMU entweder geschlossen wird oder mit umzieht". Die Firma setzt als Zulieferer der Autoindustrie pro Jahr rund 40 Millionen Mark um. Lange solle dies nicht als Drohung auffassen, "ich teile Ihnen nur unsere Gedanken mit", schrieb Lengert. Er gebe allerdings zu bedenken, daß die Firma allein in den vergangenen drei Jahren 15 Millionen Mark Steuern bezahlt und 150 Arbeitsplätze geschaffen habe.

Hannoversch Mündens Stadtdirektor, der während einer Bürgerversammlung im betreffenden Stadtteil Volkmarshausen aus diesem Brief zitiert hatte, warf den beiden WMU-Geschäftsführern am Donnerstag vor, den sozialen Frieden zu stören. Wenn es Schule mache, daß Geschäftsleute auf diese Art und Weise ihre politischen Privatinteressen durchzusetzen versuchten, "dann kann die Demokratie einpacken". Bürgermeister Albert Fiege (SPD) nannte es "unverantwortlich" und "ganz schrecklich", wie die Firmenchefs ihre wirtschaftliche Macht zu Lasten von Asylsuchenden einzusetzen versuchten. Die Stadt werde sich "dem Druck dieser Herren" keinesfalls beugen. Arbeiterwohlfahrt von SPD enttäuscht

pit FRANKFURT A. M. "Mit Sorge" betrachtet der Bundesvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AW) die Bereitschaft der SPD-Spitze, das Verfassungsrecht auf Asyl zu ändern. "Wir werden uns danach alle die Augen reiben und feststellen, daß bei Änderungen der Artikel 16 Absatz 2 ("Politisch Verfolgte genießen Asylrecht", Red.) und 19 Absatz 4 Grundgesetz (Rechtswegegarantie, Red.) die Bundesrepublik rechtsautoritärer geworden ist, ohne daß die Probleme besser gelöst werden", schrieb der AW-Bundesvorsitzende Manfred Ragati in einem Brief an den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm. "Zutiefst enttäuscht" zeigt sich Ragati auch darüber, daß "die Diskussion in der SPD jetzt nur noch um die ,Beschädigung oder Nichtbeschädigung' des Vorsitzenden geführt wird".

In einem Positionspapier verurteilt der Wohlfahrtsverband "alle politischen Propagandatricks, die schnelle Lösungen verheißen, wie es die Befürworter einer radikalen Änderung des Asylgrundrechts nach Artikel 16 Grundgesetz vorgaukeln". Die AW fordert statt dessen vor allem, "das vorhandene Instrumentarium . . . voll und zügig auszuschöpfen". Kriegsflüchtlinge dürften nicht länger unnötig in Asylverfahren hineingedrängt werden. Deutschland müsse durch "eine aktive Außenpolitik, verbunden mit einer neuen Dimension der Entwicklungshilfe" dazu beitragen, Fluchtursachen zu beheben.

Den Neonazismus will die Arbeiterwohlfahrt nicht durch Änderungen des Asylrechts zu bekämpfen versuchen, sondern durch "eine aktive Sozialpolitik nach innen, die sich der Probleme der Arbeitslosigkeit, der Wohnungsnot, der Jugend und der sozialen Fragen der deutschen Einheit annimmt".

Schon im August hatte Ragati in einem Brief an den SPD-Vorsitzenden die Position der AW deutlich gemacht. Engholms Reaktion sei jedoch nur "eine Versatzstück-Antwort" gewesen, meint Ragati. Thüringer SPD folgt Engholm

ERFURT / KÖLN (dpa). Die Thüringer SPD wird auf dem SPD-Sonderparteitag Mitte November den sogenannten Petersberger Empfehlungen des Parteichefs Björn Engholm folgen. Wie der Vorsitzende des SPD-Parteirates, Peter Friedrich, am späten Mittwoch nach einer gemeinsamen Sitzung von SPD-Parteirat und Landesvorstand in Erfurt mitteilte, habe sich die Mehrzahl der Delegierten für die von Engholm vertretene Einschränkung des Grundrechts auf Asyl sowie für den Einsatz von Bundeswehrsoldaten bei sogenannten Blauhelm-Einsätzen ausgesprochen.

Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) warnte am Donnerstag im Deutschlandfunk davor, die Entscheidung über das Asylrecht auf dem SPD-Sonderparteitag mit einer Personaldebatte über den Parteivorsitzenden Engholm zu verbinden.

Tag der offenen Tür im Rathaus

ESCHBORN. Zum Tag der offenen Tür im umgebauten Rathaus lädt die Stadtverwaltung für Samstag, 24. Oktober, ein. Zwischen 10 und 12 Uhr geben die Bediensteten Informationen.

Umweltpolitische Probleme per Computerspiel lösen können Interessierte beim Amt für Städtebau, Stadtplanung und Umweltschutz. Die Jugendpflege zeigt einen Film von der Jugendfreizeit auf Korsika, die Gleichstellungsbeauftragte steht für Diskussionen zur Verfügung, und die Polizei stellt ein Meßgerät zum Feststellen der Blutalkoholkonzentration vor.

Junge Besucher unterhält der Künstler Klaus Klamauk. Feuerwehr, Polizei und "Wagner Abfallwirtschaft" zeigen ihre Einsatzfahrzeuge. Kinder können sich im Polizei-Funkwagen chauffieren lassen.

Zum Mittag gibt es Erbsen-Eintopf. Die Big-Band der Altkönigschule sorgt für die Musik. Der Tag der offenen Tür endet gegen 15 Uhr. she

Flohmarkt am Kinderhaus

NIED. Wer morgen am Kinderhaus, An der Wörthspitze 1, Trödel loswerden möchte, kann sich heute noch unter der Rufnummer 39 85 25 anmelden. Ein eigener Verkaufstisch sollte dann am Samstag mitgebracht werden. Gefeilscht werden darf von 14.30 bis 17 Uhr. Für Kaffee, Saft und Kuchen ist gesorgt. Regnet's, ist der Flohmarkt im Kinderhaus. tos

Egelsbach ermittelt

Fehlbelegungsabgabe

EGELSBACH. Alle Mieterinnen und Mieter von Sozialwohnungen in Egelsbach bekommen nach Auskunft der Gemeinde in diesen Tagen die Fragebögen zugeschickt, die die Fehlbelegungsabgabe ermitteln sollen. Wer in einer Sozialwohnung lebt und mehr verdient, als die Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus zulassen, soll zur Kasse gebeten werden.

Wie die Gemeinde mitteilt, liegt die Einkommensgrenze beispielsweise für Alleinstehende bei jährlich 21 600 Mark. Wird diese Grenze um 100 Prozent überschritten (ein Jahreseinkommen von 43 200 Mark), so sind monatlich 4,50 Mark pro Quadratmeter mehr zu zahlen. Wird die Grenze jedoch nur um 40 Prozent überschritten, erhöht sich die Miete nicht. "Kappungsgrenzen" beschränken die zulässige Höchstmiete, die von der ortsüblichen Vergleichsmiete abhängt.

Wie Bürgermeister Heinz Eyßen mitteilt, solle diese Ausgleichsabgabe nach dem Gesetz zum Abbau der Fehlsubventionierung dazu dienen, wieder neue Wohnungen zu bauen. Die Gemeinde muß die Ausgleichsabgabe von Juli 1993 an erheben. ac

VDMA legt Mitgliedern Hausaufgaben vor Maschinenbauer sollen zusammenarbeiten / Branche leidet unter Wechselkurskorrekturen

cri FRANKFURT A. M. Die westdeutschen Maschinenbauer müssen "einiges tun", um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein. Dazu ermahnt der scheidende Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Berthold Leibinger, die Unternehmen eindringlich. Vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunkturflaute und der wachsenden Konkurrenz vor allem aus Japan sollten sie "neue Formen der Kooperation" suchen.

Der Gründung gemeinsamer Vertriebsgesellschaften mit "kapitalmäßiger" Beteiligung - diesen Weg gehen die Firmen Deckel und Gildemeister (siehe Bericht auf dieser Seite) - gibt Leibinger eindeutig den Vorzug vor "großen Lösungen". Darüber hinaus müßte sich die Branche "noch stärker" um die Wachstumsmärkte in Südostasien "bemühen". Wettbewerbsfähig können die Firmen - der Verband zählt im Westen 2700 Mitglieder - seiner Ansicht nach am Standort Deutschland nur bleiben, wenn sie die Kosten rigoros um ein Viertel bis 30 Prozent senken. Dazu dürfte aber nicht nur die Organisation verbessert, sondern müßten auf jeden Fall auch die Produkte vereinfacht werden. Flankierend sollten Bundesregierung und Notenbank ihren Beitrag durch eine adäquate Steuer- und Sozialgesetzgebung sowie Geldpolitik leisten. Schließlich fordert Leibinger, der auch Chef des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf ist, auf ein "neues Miteinander" in den Betrieben und im Umgang mit den Tarifparteien hinzuwirken.

Von einer "Strukturkrise" der Branche will der VDMA-Präsident nichts wissen. Die augenblicklichen Schwierigkeiten sieht er vielmehr in der "langanhaltenden, weltweiten Nachfrageflaute" begründet. Weit von sich weist er den Vorwurf, die deutschen Maschinenbau-Firmen seien zu klein und verweist auf den erfolgreichen Konkurrenten Japan. Von den mehr als 11 000 Betrieben im fernöstlichen Inselreich zählten 9000 weniger als jeweils 100 Beschäftigte. Hierzulande treffe dies von den 6000 Unternehmen lediglich auf 3800 zu. Die mittelständische Struktur der deutschen Anbieter wertet er wegen der größeren Flexibilität und der "Treue zum Unternehmen" durchaus als Vorteile, auf die sich die Manager besinnen sollten.

Vor Augen führen sich diese derzeit aber wohl eher ihre immer dünner werdenden Auftragsbücher. Den für Herbst erwarteten Aufschwung hat auch der VDMA vorerst abgeschrieben. Die Kapazitätsauslastung beziffert er (für Juni) mit 83 Prozent nach mehr als 87 Prozent zwölf Monate zuvor. Die für die Beschäftigung maßgebliche Reichweite der Order betrug zur Jahresmitte 5,6 nach 6,1 Monaten in der Vorperiode. Etwa 63 000 Leute arbeiten derzeit kurz. Für 1992 schätzt der Verband die Zahl der gestrichenen Stellen auf 80 000. Ende 1991 standen in der Branche 1,1 Millionen Männer und Frauen in Lohn und Brot.

Äußerst schlecht ist es laut Leibinger um die Ertragslage der Unternehmen bestellt. Die Netto-Umsatzrendite werde in der laufenden Periode voraussichtlich im Schnitt auf "unter 1,2 Prozent" von etwa 1,8 Prozent 1991 fallen. Verantwortlich werden hierfür unter anderem die starke Aufwertung der Mark gegenüber Dollar und Yen um 40 beziehungweise 20 Prozent in den vergangenen drei Jahren gemacht sowie die jüngsten Abwertungen von Pfund, Lira und Peseta. Was etwa in Italien passiert sei, koste die Firmen "einige Millionen Mark" an Ertrag, erläutert VDMA-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Zechlin. Das Ausmaß der Wechselkurskorrekturen könne auf keinen Fall in den Preisen an die ausländischen Kunden weitergegeben werden. An der internationalen Währungspolitik bemängelt er den inzwischen "rein monetaristischen" Ansatz, Wettbewerbsveränderungen würden nicht berücksichtigt.

Völlig düster ist die Lage im ostdeutschen Maschinenbau, wo noch etwa 160 000 Leute arbeiten. Die einzige Chance für ein langfristiges Überleben eines Teils der Betriebe sieht der VDMA, der im Osten 250 Mitglieder hat, darin, ihnen "zu international wettbewerbsfähigen Produkten zu verhelfen, die auf westlichen Märkten abgesetzt werden können".

SPD stört die Begründung Für Verstärkung der Maintaler Polizeistation, aber . . .

MAINTAL. Der CDU-Antrag der vergangenen Stadtverordnetenversammlung, die Maintaler Polizeistation müsse personell verstärkt werden, stößt bei der SPD auf Widerstand. Dem Antrag an sich würden die Sozialdemokraten zustimmen, die Begründung des CDU-Antrages allerdings widerstrebe ihnen.

"Sie ist offensichtlich mit Vorurteilen gespickt und soll wohl die Angst der Bevölkerung vor Flüchtlingen ganz bewußt schüren", kreidet der SPD-Fraktionsvorsitzende Mario Arendt an.

Die CDU glaubt, "daß sich unter den Asylbewerbern eine Menge Schwarzer Schafe befinden". Nach der Unterbringung der Flüchtlinge in Gelnhausen sei dort die Kriminalitätsrate erheblich gestiegen, das sei auch in Maintal zu befürchten. Deshalb müsse die Polizei gerade in der Umgebung von Sammelunterkünften verstärkt präsent sein. "Hier sind Vorurteile und Fakten auf fatale Weise gemischt worden", wirft Mario Arendt den konservativen Politikern vor. Objektiv betrachtet, so die SPD, wurden in den letzten Wochen Spannungen abgebaut.

Trotzdem müsse nach Meinung der SPD die Polizeistation Maintal mehr Beamte bekommen. "Seit geraumer Zeit muß die Station mehr Aufgaben bewältigen. Das Personal ist aber nicht aufgestockt worden", erklärt Mario Arendt.

Deshalb hat seine Partei "einen Änderungsantrag ohne fremdenfeindliche Aussagen" eingereicht. In Anbetracht der Anschläge auf Asylbewerberheime in ganz Deutschland müßten, so Arendt, "eher die Asylbewerber als die Deutschen einen polizeilichen Schutz bekommen". gf

Bürger werden informiert und dürfen auch fragen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Das städtische Kulturprogramm, das Baugebiet Plassage / Lange Äcker, der Waldenserhof, Abfall, Abwasser und Tempo 30 sind die Themen, der Bürgerversammlung am Dienstag, 27. Oktober. Darüber hinaus besteht Gelegenheit, den Vertretern der Fraktionen Fragen zu aktuellen kommunalpolitischen Themen zu stellen. Die Versammlung beginnt um 20 Uhr im Bühnensaal der Walldorfer Stadthalle. wal

Im Blickpunkt: Wo bekomme ich mein Baby?

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wenn eine Frau ein Kind erwartet, verändert sich nicht nur ihr Körper, sie muß auch vieles planen. In welcher Klinik will sie entbinden? Wo gibt es Schwangerschaftkurse? - Solche und andere Fragen werden in der Zeitschrift "Wo bekomme ich mein Baby?" beantwortet. Das 90seitige Heft liegt kostenlos bei Frauenärzten und Beratungsstellen aus.

Sehr übersichtlich werden beispielsweise in der Regionalausgabe Frankfurt Entbindungskliniken im Rhein-Main-Gebiet mit ihren geburtshilflichen und pflegerischen Leistungen beschrieben. Auch Adressen von Hebammen, wichtigen Institutionen und Behörden sind darin aufgelistet - und in einem Farbteil werden Themen rund um die Geburt dargestellt. Wer das Heft für 4,80 Mark bestellen möchte - beim Kiosk ist es nicht zu haben -, kann es bei der Büttner Medien GmbH, Westendstraße 73, in 6000 Frankfurt anfordern. pms

Wenn das geplante Bauland zum geschützten Biotop wird Kommunen sehen Zuwachs an Wohnungen durch Umweltschutz-Auflagen gebremst / Tagung diskutiert Flächenproblem

Schon die Einladung versprach ein sperriges Thema. Die "schwierige Gemengelage bei der Ausweisung und Mobilisierung von Bauland für Wohnungsbau, Gewerbe und Industrie" sollte auf der Tagung in Köln erörtert werden - so stand es zumindest in dem Begleitschreiben. Etwa 40 Vertreter von Bund, Ländern, Gemeinden, Verbänden und Banken diskutierten über "Städtebau und Naturschutz".

Da fielen Begriffe wie Nachverdichtung, Uferbegleitvegetation, Eingriffsregelung, Grünvernetzung, Trockenrasen, Versiegelung, F- und B-Pläne oder Umweltverträglichkeitsprüfungen. Trotz solcher spröden Formulierungen wurde auf der Tagung ein Thema deutlich, das den Städten und Gemeinden immer mehr Kopfzerbrechen bereitet: Die Ausweisung von Bauland. Denn angesichts steigender Umweltauflagen haben sie es immer schwerer, entsprechende Flächen für Behausungen bereitzustellen. "Fehlendes Bauland", ist für Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer aber "das entscheidende Nadelöhr", um die von ihr jährlich angetrebten 400 000 bis 500 000 Wohnungen auch realisieren zu können. So viel Behausungen sind nämlich nötig, um die Lücke auf dem Wohnungsmarkt zu schließen. Derzeit fehlen etwa zwei bis zweieinhalb Millionen Unterkünfte in der Bundesrepublik. Politiker, wie die Bonner Bauministerin, fordern deshalb die Städte und Gemeinden immer wieder auf, mehr Flächen für Wohnhäuser bereitzustellen.

Doch die zieren sich. Den Grund erläuterte Wulf Haack, Landesgeschäftsführer des niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes. Viele Kommunen bekämen ihre Bebauungspläne von den zuständigen Behörden, wie etwa den Regierungspräsidien, nicht mehr genehmigt, weil sie nicht ausreichend Ersatzflächen für Umwelt und Naturschutz berücksichtigten - also als Ausgleich nicht genügend Parks, Bäume oder Teiche anlegten. Haack: "In einer Art vorauseilender Resignation weisen sie deshalb überhaupt kein Bauland mehr aus." Und Frank Steinfort, beim Deutschen Städtetag für Baurecht und Bodenpolitik zuständig, ergänzt: "Viele große Städte haben auch gar nicht den entsprechenden Platz dafür." Hat aber eine Kommune einen Flekken Boden aufgetrieben, fangen die Schwierigkeiten an, wie Sigurd Trommer, Technischer Beigeordneter in Bonn, an einem Beispiel beschreibt: eine Wohnungsbaugesellschaft kaufte zehn Hektar Acker, die 1975 in einem Flächennutzungsplan als Wohngebiet ausgewiesen waren. Das Unternehmen ließ den Boden zunächst brachliegen, erst auf Drängen der Stadt betrieb die Gesellschaft 1985 ein Bebauungsverfahren. Dabei zückte die obere Naturschutzbehörde die Rote Karte. Das Gebiet wurde unter Naturschutz gestellt. "Aus der Ackerfläche war durch Liegenlassen ein Biotop entstanden", frozzelt Trommer. Wäre über das Gelände dagegen weiter der Bauer mit seinem Traktor gepflügt, wäre die Bebauung problemlos genehmigt worden. Er fordert deshalb, daß die Planungshoheit der Gemeinden durch weitere Gesetze nicht stärker eingeschränkt wird.

Ob das ein frommer Wunsch ist, bleibt abzuwarten. In Bonn sind jedenfalls derzeit zwei Regelwerke in Vorbereitung. Bauministerin Schwaetzer plant etwa ein Baulandgesetz, mit dem unter anderem die Kommunen leichter Wohnflächen ausweisen könnten, gleichzeitig sitzt ihr Kollege, Umweltminister Klaus Töpfer, an einer Novelle des Naturschutzgesetzes. Dadurch soll etwa auch erreicht werden, daß das Bundesnaturschutzgesetz einheitlicher in den einzelnen Ländern angewendet wird. Viele Probleme der Gemeinden mit Umweltauflagen bestünden nämlich darin, daß das Bundesgesetz in den einzelnen Ländern unterschiedlich strikt ausgelegt wird, wie ein Vertreter des Bundesumweltministeriums meinte.

Eine Schwierigkeit freilich wurde auf der Kölner Tagung nur am Rande angesprochen. Auch wenn die Kommunen leichter Bauland ausweisen könnten, würden deshalb noch nicht mehr Wohnungen gebaut. Viele Grundbesitzer halten ihr baureifes Gelände nämlich zurück, weil sie auf eine Wertsteigerung spekulieren. Nicht ohne Grund. Innerhalb eines Jahres sind die Preise für baureifes Land um durchschnittlich knapp elf Prozent gestiegen. In Ballungsgebieten, also Großstädten mit über 500 000 Einwohnern, sogar um über 43 Prozent.

"Büdingen hat mich total verändert, ich bin dicker geworden" Bürgermeister Eberhard Bauner wurde gestern fünfzig Jahre alt, und alle machten ihm artig und lobend ihre Aufwartung Von Bernd Salzmann

BÜDINGEN. Es muß schön sein, 50 zu werden, den "Sprung von einem falschen zu einem echten Fuffziger" zu schaffen, wie es Büdingens Bürgermeister Eberhard Bauner selbst einmal gesagt haben soll. Plötzlich sind alle nett, so furchtbar nett, daß selbst einer wie der Bauner, Eberhard, für Augenblicke ganz verlegen wirkt. Schon ein merkwürdiges Gefühl, Ungewohnt schüchtern wenn Gratulanten Schlange stehen, bis hinaus auf die regennassen Treppen des Bürgerhauses, wo sich gestern abspielte, was für gewöhnlich der "offizielle Teil" genannt wird. Höflich, in den dunkelblauen Zweireiher gestiegen, nahm der sonst eher Legeres bevorzugende Rathauschef die Glückwünsche entgegen und genoß, manchmal fast ungewohnt schüchtern, die ihm bescheinigte Popularität.

Wenn ein Bürgermeister 50 wird, dann sieht er sich natürlich mit eben jenen Dingen konfrontiert, die auch den gemeinen Mann an solchen Festtagen plagen. Da bleibt der selbstkrische Blick in den Spiegel nicht aus ("Büdingen hat mich charakterlich total verändert, ich bin dikker geworden"), wird Zwischenbilanz gezogen. Verzichtet Mann in gereifter Selbsterkenntis darauf, übernehmen Ehefrauen eben diese Rolle. Eberhard Bauners Liebe heißt Brunhilde, was vor drei Jahren auch amtlich wurde, und sie möchte, junges Glück, noch lange etwas von ihrem Eberhard haben. Deshalb, so riet sie am Frühstückstisch, möge ihr Mann etwas Maß halten, an die Gesundheit denken, etwa mit dem Rauchen aufhören. Und, für solche Überraschungen ist der Büdinger Rathauschef eben gut, er schien es sich sogar zu überlegen. Heraus kam letztlich das, was viele Politiker einen Kompromiß zu nennen pflegen: Er versprach, sollten seine offensichtlich beachtlichen Zigarrenvorräte bis dahin zur Neige gegangen sein, es sich zum 60. zu überlegen.

Bis derartige interessante Details aus dem Baunerschen Privatleben öffentlich wurden, wurde den Geburtstagsgästen ein nahezu 90minütiges Programm zuteil, das insbesondere dann amüsierte, wenn die Politiker das Rednerpult verließen, um nach getaner Arbeit wieder auf ihren Stühlen Platz zu nehmen. Jules August Schröder, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden, einem "Männerfreund" Bauners, verdanken wir allerdings Hörenswertes über die gemeinsamen Pfadfindertage. Dem späteren Bürgermeister, der als Lockenkopf in kurzen rotgestrickten Hosen übrigens ein rechter Prahlhans gewesen sein muß, war es beispielsweise vorbehalten, mit wenigen anderen deutschen Stammesbrüdern bei einem internationalen Pfadfindertreffen in England an der Queen vorbeizudefilieren.

Aus gutem Hause offenbar auch die Büdinger Grünen, die sich mit lobenden Worten scheinbar schwergetan hätten und so dem Bürgermeister, als Menschen, nicht als Politiker, ein Ständchen brachten: eine Art Potpourri aus Werken alter Meister, durchmengt mit Anleihen aus der bayerischen Volksmusik. Typisch Grüne eben.

Sie war wirklich reizend zu Bauner, die politische Mehrheit aus Roten und Grünen, die dem Christdemokraten sonst natürlich reichlich zu schaffen macht. Besonders nett fand Bauner übrigens das Loblied des stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Hubert Giar auf seine Konsens statt Konflikt Person. Der nämlich charakterisierte Bauner als einen Menschen, dem der Konsens näher sei als der Konflikt. Der Bürgermeister fühlte sich sogleich umworben, sagte etwas von "durchaus überlegenswert", und die Chronisten waren plötzlich ganz aufgeregt, beinahe so, als hätten sie miterlebt, wie da so ganz nebenbei und unverbindlich einmal angefragt wird, ob eine Elefantenhochzeit in Büdingen mehr als nur eine theoretische Möglichkeit sein könnte. "Große Koalition" muß es richtig heißen, glaube ich.

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Garderobe selbst schneidern BAD VILBEL. Ein Nähkurs der Evangelischen Frauenhilfe beginnt am Dienstag, 20. Oktober, um 18 Uhr in der Saalburgschule. Der Kursus, bei dem die Teilnehmerinnen lernen können, ihre Garderobe selbst zu schneidern, findet wöchentlich statt und umfaßt acht mal drei Stunden. Anmeldung: Tel. 0 60 31 / 9 19 76.

Bürgerversammlung in Staden

FLORSTADT. Der Vorsitzende der Gemeindevertreter, Hans-Wilhelm Stürtz, lädt alle Florstädter/-innen zu einer Bürgerversammlung am Mittwoch, 28. Oktober, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Staden. Cholesterinarm speisen

KARBEN. Aufklärung und Beratung zum Thema Cholesterin sowie Ratschläge für den Speiseplan will ein Kursus der Evangelischen Frauenhilfe geben, der am Dienstag, 20. Oktober, um 19 Uhr in der Groß-Karbener Pestalozzi-Schule beginnt und insgesamt drei mal drei Stunden umfaßt. Anmeldung: Tel. 0 60 34 / 76 96.

Jagdgenossen tagen

KARBEN. Die Okarbener Jagdgenossenschaft tagt am Freitag, 29. Oktober, um 19 Uhr im Gasthaus "Zur Sonne". In der Versammlung wird über die Verwendung des Jagdpachterlöses entschieden.

Neue Post in Ober-Wöllstadt

WÖLLSTADT. Eine neue Postdienststelle wird am Freitag, 23. Oktober, um 10 Uhr in der Gießener Straße 11 in Ober- Wöllstadt eröffnet. Die Schalteröffnungszeit wird am Vormittag verschoben auf 10 bis 11.15 Uhr. Besuch aus Moulins BAD VILBEL. Besuch aus der französischen Partnerstadt Moulins erwartet der Partnerschaftsverein Moulins-Bad Vilbel vom 27. bis 30. November. In seiner Mitgliederversammlung am Dienstag, 27. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Café des Kurhauses, will der Verein das Treffen besprechen und einen Rückblick auf den eigenen Besuch bei den französischen Partnern halten. Außerdem werden Dias über die südliche Auvergne vorgeführt. Videokamera gefunden BAD VILBEL. Ein Damenfahrrad und vier Herrenfahrräder, ein Mofa, eine Videokamera, eine Kabeltrommel und ein Elektroschweißgerät sind beim Fundbüro im Rathaus, Parkstraße, abzuholen.

Vokalensemble in St. Bardo KARBEN. Das Oberhessische Vokalensemble gastiert am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr in der katholischen Pfarrgemeinde St. Bardo in Petterweil. Zur Reformation Brahms BAD VILBEL. Zum Reformationsfest lädt die evangelische Heilig-Geist-Gemeinde am Samstag, 31. Oktober, um 18 Uhr zu einem weiteren "Heilsbergkonzert" in die Kirche Am Kreuz ein. Das Alsfelder Vokalensemble singt Werke von Johannes Brahms. Eintritt: zwölf Mark. Bücher- und Graphik-Auktion BAD VILBEL. Graphiken und Zeichnungen des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie religiöse Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts werden am Freitag, 30. Oktober, im Auktionshaus Blank in Bad Vilbel versteigert. Am Sonntag, 31. Oktober, stehen Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen sowie Skulpturen, Teppiche, Möbel und Porzellan zur Auktion. Eine Vorbesichtung ist von Samstag bis Mittwoch, 24. bis 28. Oktober, von täglich 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr möglich. Wandern mit der "Bürgeraktive" BAD VILBEL. Die Wandergruppe der "Bürgeraktive" trifft sich am Sonntag, 25. Oktober, um 13 Uhr am Zentralparkplatz. Ziel ist der Rumpenheimer Mainbogen. Roggauer Ortsbeirat tagt KARBEN. Mit dem zweiten Nachtrag zum Haushaltsplan 1992 sowie einer Anfrage des Sportschützenvereins befaßt sich der Ortsbeirat von Burg-Gräfenrode in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 22. Oktober, um 20 Uhr im Altentreff in der Berliner Straße. Vortrag über "wahre Wunder" BAD VILBEL. Mit "übernatürlichen" Phänomenen wie Erdstrahlen, Telepathie, Wahrsagen oder Kornkreisen befaßt sich der Bad Vilbeler Frauenring in seiner Veranstaltung am Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr im Kurhaus. Als Referenten konnte er den Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung parapsychologischer Phänomene (GWUP), Diplom-Ingenieur Armadeo Sarma, gewinnen. Im Mittelpunkt seines Vortrages wird die Frage "Wahre Wunder oder Scharlatanerie?" stehen.

Kleine FR

Bunter Nachmittag RÜSSELSHEIM. Zu einem bunten Nachmittag lädt der Rüsselsheimer Carneval Verein (RCV) am Samstag, 17. Oktober, ab 14.30 Uhr ins städtische Altenheim ein. Neben den Karnevalisten wirken unter anderem auch der Trachtenverein Almarausch und der Harmonikaring mit. Bingo-Nachmittag KELSTERBACH. Die Mitglieder des Altenclub Nord treffen sich am kommenden Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr zum Bingo-Nachmittag im Hessensaal des Bürgerhauses. Ausschuß tagt NAUHEIM. Vor allem die Tagesordnung der Gemeindevertretersitzung am 30. Oktober beschäftigt die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses. Das Gremium kommt am Montag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses zusammen. Geänderte Vorfahrt MÖRFELDEN-WALLDORF. Die bisherige Vorfahrtsregelung in der Heinestraße wird am Dienstag, 20. Oktober, aufgehoben. Von diesem Tag an gilt die Regel "Rechts vor Links". In der Eingewöhnungszeit weisen Schilder auf die geänderte Vorfahrt hin. Grundstückserwerb NAUHEIM. Unter anderem mit dem Erwerb von landwirtschaftlichen Grundstücken befassen sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses in ihrer Sitzung am Mittwoch, 21. Oktober. Beginn ist um 19.30 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal.Trainer Neururer versprach vollmundig einen Sieg gegen die Bayern Die Eintracht erwartet ein "Hexenkessel" Zehnter Spieltag ohne echtes Schlagerspiel / Darmstädter Chance gegen Remscheid

Die Macher beim Pay-TV-Sender "Premiere" waren in Verlegenheit. Was ist der "Schlager der Woche"? Die Favoriten gehen sich am zehnten Spieltag aus dem Weg. Sie entschieden sich für das Spiel 1. FC Nürnberg gegen Eintracht Frankfurt. "Da kommen wir in einen Hexenkessel", ahnt Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic, "eine gute Probe für Istanbul. Wir müssen voll auf Sieg spielen, wollen mit einem guten Ergebnis in Nürnberg die Wochen beginnen, in denen wir alles gewinnen, aber auch vieles verlieren können. Mit dem Pokalspiel gegen Mannheim war ich nämlich gar nicht zufrieden. Wir waren ein glücklicher Sieger."

Sorgen gibt es wieder einmal um Uwe Bein, der in den Rasen trat und einen Knacks im Rücken spürte. "Er muß hundertprozentig fit sein, um für die Mannschaft wirklich wertvoll zu sein." Das heißt im Klartext, daß der Trainer ihn bei Zweifeln lieber auf die Bank setzt und erst im Notfall einlaufen läßt. Spieler hat er genug, da Bommer und Klein wieder voll dabei sind, sogar Uwe Rahn sehr gute Fortschritte macht. Vielleicht müssen auch Wolf (Schmerzen im Knie) und Penksa (Zahnschmerzen) ersetzt werden. Gewiß fallen weiterhin Falkenmayer und Gründel aus. Weber, dem eine Bewährungschance in Kürze versprochen wurde und Kruse, der im Training imponierte und als Sturm-Alternative gilt, kamen wohlbehalten vom Länderspiel zurück. Große Personalsorgen hat Willi Entenmann beim Club. Dittwar, Brunner und Wück fallen aus, Dorfner, Kurz und Friedmann können nur mit Spritzen spielen.

Die Bayern müssen nach Saarbrükken und lächeln über Trainer Peter Neururers vollmundige Aussage: "Wir werden die ersten sein, die die Bayern schlagen." Erich Ribbeck, der Bestbesetzung aufbieten kann, konterte schon: "Spiele werden immer noch auf dem Platz entschieden."

Die Verletzungsmisere ist besonders bei den "Kellerkindern" groß. Trainer Friedhelm Funkel (39) soll am Freitag abend in Karlsruhe gestiefelt und gespornt auf der Uerdinger Bank sitzen, um eventuell als Libero einzuspringen. "Ich könnte auf ein Comeback gut verzichten, aber es läßt sich wohl kaum noch vermeiden", schätzt er die Situation ein. Sie ist auch in Mönchengladbach fatal, wo das Freitagspiel gegen Wattenscheid erneut zum Schicksalsspiel für Trainer Jürgen Gelsdorf hochstilisiert wird. Das dritte Treffen heute abend ist das Ruhrderby Bochum gegen Schalke, dem es an Brisanz nicht mangelt.

Das Spitzenspiel vom Tabellenbild her heißt wohl Leverkusen gegen Kaiserslautern. In Stuttgart fragt man sich, wie der VfB das Aus im Europapokal verkraftet hat. Dynamo Dresden ist der Gast. Bei Bremen gegen Köln und Dortmund gegen HSV sind die Hausherren Favorit, die Gäste stecken in Nöten.

In der Zweiten Liga wird der Tabellenerste SC Freiburg schon heute abend in Wuppertal geprüft. Darmstadt 98 hat im Heimspiel gegen Remscheid die Chance, dem rettenden Ufer näherzukommen. Quedreago will einen Platz der verletzten Weiß, Eichenauer und Sanchez einnehmen.

Die Fußballfrauen des FSV dürfen sich keinen Ausrutscher mehr erlauben, wollen sie in ihrer Gruppe in der Endabrechnung einen der beiden ersten Plätze einnehmen. Aufsteiger Wacker München, der bis dato erst zwei Punkte einfuhr, dürfte am Sonntag am Bornheimer Hang kein Stolperstein sein. Gegen den stark defensiv ausgerichteten Neuling muß FSV-Trainer Peter Walz allerdings auf Nationalspielerin Sandra Minnert verzichten. Während ihres Nationalmannschafts-Aufenthaltes in der GUS wurde bei ihr ein Meniskusschaden diagnostiziert, der sie nach einer Operation die ganze Vorrunde ausfallen läßt. Da sich Katja Kraus im Urlaub befindet, wird Ersatztorhüterin Sandra Metz am Wochenende das FSV-Gehäuse hüten. FR

Keine Spur von Räubern: Belohnung ausgesetzt

LIEDERBACH. Noch keine Spur hat die Polizei von zwei bewaffneten Bankräubern, die vorgestern die Taunus-Sparkasse in der Straße Alt-Oberliederbach überfallen und 26 000 Mark erbeutet haben. Der erste Täter soll etwa 30 Jahre alt, 1,85 Meter groß und von kräftiger Gestalt, der Komplize etwa 35 bis 40 Jahre, 1,70 Meter groß und ebenfalls von kräftiger Statur sein. Er soll dunkle, glatte Haare haben. Hinweise an das Raubkommissariat, Tel. 069 / 7 55 49 12.

Die Sparkasse hat für die Wiederbeschaffung der Beute eine Belohnung in Höhe von 3000 Mark ausgesetzt. kkü

Die Konzerte

Für die "Höchster Orgelszene" lädt Kunz nur Künstler aus dem Frankfurter Raum ein. An Allerheiligen spielt Frank Hoffmann Duruflé und Reger. Das nächste 40minütige Konzert der "Höchster Orgelszene" bestreitet der Kantor aus St. Bernhard: Jörg Schreiner spielt am Nikolausabend, Beginn jeweils um 17 Uhr in der Josefskirche.

Am 13. November gibt es noch ein Konzert: "Orgel plus": Der Wetzlarer Domkantor Wolfgang Weiss plus die Schola Cantorum (19.30 Uhr in der Justinuskirche).Dikegulac - eine Substanz, die Ärger machte Riedwerke mit Klage erfolgreich: Wasser darf ohne Genehmigung verbreitet werden

KREIS GROSS-GERAU. Das Verwaltungsgericht Darmstadt hat gestern einer Klage des Zweckverbandes Riedwerke stattgegeben. Das Unternehmen hatte sich dagegen gewehrt, daß es für die Verbreitung von Trinkwasser eine Ausnahmegenehmigung beim Regierungspräsidium hätten beantragen müssen, weil das geförderte Wasser Spuren von Rückständen der Substanz Dikegulac enthält. Die Riedwerke hielten eine Ausnahmegenehmigung für nicht notwendig. Gutachten ergaben, daß die im Wasser festgestellten Mengen völlig unbedenklich seien.

Schon im Vorfeld des Prozesses war die Ungefährlichkeit der im Riedwerke- Trinkwasser gefundenen Mengen unstrittig. Das Medieninteresse auf den Prozeß in Darmstadt war dennoch groß, gilt Dikegulac in größeren Mengen als toxisch bedenklich.

Die Substanz entsteht beziehungsweise wird verwendet bei der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln und auch Vitamin- C-Produkten. Die im Riedwerke-Wasser gefundenen Rückstände gehen auf die Vitamin-C-Produktion des Darmstädter Chemiekonzerns Merck zurück, von wo das Dikegulac als Abfallstoff ins Trinkwasser gelangte.

Vor Gericht ging es gestern um die formale Frage, ob die Dikegulac-Rückstände unter Paragraph zwei Absatz eins der Trinkwasserverordnung fallen: Darin sind Stoffe festgeschrieben, bei denen zur Trinkwasserverbreitung eine Ausnahmegenehmigung notwendig ist. Die Riedwerke hatten befürchtet, daß sie aufgrund einer solchen Ausnahmegenehmigung eventuell auch gezwungen sein könnten, ihre Anlagen nachzurüsten - was sie nach ihren Angaben rund 1,2 Millionen Mark kosten würde.

Das Gericht kam gestern zu dem Ergebnis, daß die Dikegulac-Rückstände im Riedwerke-Trinkwasser nicht unter die Verordnung fallen.

Bei diesem Paragraphenwerk gehe es nicht nur um die Stoffe, sondern auch um ihren Verwendungszusammenhang. Die Verordnung sei aber vorrangig für Stoffe gedacht, die durch landwirtschaftliche Nutzung, sprich Pflanzenschutzmittel, entstehen.

Diese Voraussetzung sei im Fall Riedwerke nicht erfüllt, da es sich eben um Rückstände aus Vitamin-C-Produktion der beigeladenen Firma Merck AG handele. Es handele sich nur zufällig um den gleichen Stoff wie bei Pflanzenschutzmitteln.

Das Chemieunternehmen Merck hatte vor rund zwei Jahren seine Anlagen modernisiert. Danach gelangten achtzig Prozent weniger der Menge an Dikegulac ins Grundwasser als zuvor.

Wie Dr. Egon Christ, Pressesprecher am Verwaltungsgericht, berichtete, haben die Riedwerke seit 1990 ohne Ausnahmegenehmigung Trinkwasser gefördert. Das Land Hessen als übergeordnete Behörde des Regierungspräsidiums habe offenkundig darauf verzichtet, hiergegen vorzugehen. Hätte das Gericht die Klage der Riedwerke abgelehnt, hätte sich die Frage des strafbaren Handelns wegen unerlaubter Verbreitung von Trinkwasser stellen können. lis / leo

Überraschendes Aus für Schulbus Eltern verärgert: vor vollendete Tatsachen gestellt

ESCHBORN. "Das ist eine bodenlose Frechheit." Inge Kling-Böhm, Elternbeirätin an der Heinrich-von-Kleist-Schule, ist empört. Erst vor wenigen Tagen erfuhren sie und andere Eltern, daß der Schulbus, der bisher 90 Niederhöchstädter Kinder in die Gesamtschule in Eschborn transportierte, zum 1. November eingestellt werden soll. Die Mutter einer 13jährigen macht sich Sorgen, denn ihre Tochter wurde schon mehrfach auf dem Schulweg belästigt.

Wenn die Kinder und Teenager jetzt nach dem Willen der Kreisverwaltung auf den neu eingerichteten Linienbus 812 umsteigen, mit dem Stadtbus oder der Linie 916 fahren, verlängert sich ihr Schulweg um 400 Meter. Außerdem müssen die Schüler jeweils 20 Minuten nach dem Ende des Unterrichts auf die Busverbindung warten. Morgens sind sie 20 Minuten zu früh an der Schule. "Dabei hat die Schule gerade damit geworben, daß die Kinder im Sommer mit dem Fahrrad fahren und im Winter mit dem Schulbus ohne Wartezeiten direkt vor die Tür gebracht werden", schimpft die Mutter. Sie fordert, der Bus solle weiterrollen.

Der SPD-Kreistagsabgeordnete Reinhard Birkert, dessen Kinder ebenfalls die Gesamtschule besuchen, sprach gestern mit Schuldezernent Werner Emde (FWG) und dem Geschäftsführer der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft, Hansjörg Röhrich. Grundsätzlich findet Birkert die politische Haltung des Kreises in Ordnung, den Schulbusverkehr nach und nach in den Linienverkehr zu integrieren. Aber er kritisiert, daß weder die Eltern noch die Stadt Eschborn vorher informiert wurden. Birkert: "Der Elternbeirat trifft sich erst am 29. Oktober. Wäre er rechtzeitig informiert worden, hätte er beispielsweise eine Initiative starten können, die Schulzeiten an die Busfahrzeiten anzupassen."

Die Stadt hätte zudem überlegen können, ob ihr die Sicherheit der Niederhöchstädter Schulkinder die 35 000 Mark wert scheint, die der Kreis mit der Einstellung des Schulbusses spart. Oder sie hätte die Stadtbus-Fahrtzeiten mit den Schulzeiten koordinieren können. Weil aber alle vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, sei es dafür jetzt zu spät.

Auch MTV-Geschäftsführer Hansjörg Röhrich räumt eine "nicht ganz glücklich gelaufene Information" ein. Dies sei allerdings nicht Sache der MTV, sondern eine Angelegenheit des Kreises und der Schule. Während er den verlängerten Schulweg für zumutbar hält, versprach Röhrich, darüber nachzudenken, ob die Busfahrzeiten an die Schulzeiten angepaßt werden könnten, um die Attraktivität der Gesamtschule zu erhöhen. Allerdings sei dies schwierig, weil die Busse auch an den S-Bahn-Takt gekoppelt sind. Man könne nicht beliebig die Busfahrzeiten an die Schulzeiten anpassen, dies könne bedeuten, daß ein Wagen mehr eingesetzt werden müsse, was "150 000 Mark und mehr" im Jahr kosten könne. Generell sei es die Linie des Landes, den Schulbusverkehr nach und nach aufzulösen und in den bestehenden Linienverkehr zu integrieren, um den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. she

Beirat kauft Kunst für den Bundestags-Plenarsaal

BONN. Mit einer Skulptur des 1986 gestorbenen Joseph Beuys und Werken anderer Künstler soll der Ende des Monats fertiggestellte neue Plenarsaal des Bundestages in Bonn geschmückt werden. Der Etat für den Kauf der Kunstwerke beträgt nach Auskunft des Bundestages vom Dienstag 4,4 Millionen Mark. Vor dem Eingang des neuen Gebäudes soll eine Skulptur des Dresdner Malers und Bildhauers Hermann Glöckner (1889 bis 1987) stehen. Im Innern des Gebäudes wird eine große Malerei des amerikanischen Malers Sam Francis zu sehen sein. Der Italiener Nicola de Maria bemalt die Decke des Restaurants sowie Säulen und Wände. Der in Frankreich lebende Bildhauer Mark die Suvero errichtet eine Plastik am Rheinufer. Eine nach einem Modell von Joseph Beuys gegossene Plastik soll nach dem Willen des Beirats als Leihgabe für den Bundestagsneubau beschafft werden. "Ich finde es wichtig, daß ein Werk des bedeutendsten deutschen Nachkriegskünstlers im neuen Bundestag steht", sagte der SPD-Abgeordnete Peter Conradi. An die deutschen Künstler Rebecca Horn und Olaf Metzel sind weitere Aufträge vergeben werden. (dpa)

Turbulentes Spiel mit Botschaft Wu Wei-Theater Frankfurt gastierte in der Alten Mühle

BAD VILBEL. Den Spitzel, nein, den mag Andreas Wellano nicht spielen. Und doch, gerade noch Lord oder aufmüpfiger Handwerksgesell, mimt er den Denunzianten. Rollenwechsel ohne Requisitentausch. Denn nur auf das Notwendige, die Schauspieler, beschränkt sich die Inszenierung von Johann Nestroys / Karl Kraus' "Das Notwendige und Das Überflüssige oder Die Freiheit in Krähwinkel" des Wu Wei-Theaters Frankfurt.

Drei Tische nur, dazu drei Stühle, davor, dazwischen, darauf: Barbara Englert, Angelika Sieburg und Andreas Wellano - auf gleicher Ebene mit dem Publikum. "Vom Caféhaus auf die Barrikaden und zurück" führten sie am Mittwoch rund 60 Theatergäste in der Alten Mühle - mit einer Collage zurück zur Revolution von 1848. Die Vorlage bildete Johann Nestroys "Die Freiheit von Krähwinkel", in der sich der Dramatiker über die Tyrannen mokiert, und "Das Notwendige und das Überflüssige" (Regie und Bearbeitung: Rolf Johannsmeier). Eine Posse, in der zwei reiche Engländer aus dem Westen einen Österreicher, einen aus dem Osten, wunschlos glücklich machen wollen, solange er sich mit dem Notwendigen bescheidet. Die Nähe zur jüngsten deutschen Geschichte ist dabei nicht rein zufällig.

Wenn der schnelle Wechsel der Erzählebenen auch viel Konzentration erfordert, so vermögen die Darsteller die Zuschauer doch immer wieder zum Geschehen zurückzuführen. Nicht zuletzt, sprechen sie das Publikum direkt an, stellen lokale Bezüge her. Denn Krähwinkel, Synonym für Kleinbürgerlichkeit, ist überall: wohl auch in Bad Vilbel.

Auch der Ruf nach Freiheit ist zeitlos: "Wir haben sogar Gedankenfreiheit, insofern wir die Gedanken bei uns behalten." Dennoch ist es nicht der Text, der zu fesseln vermag, es ist seine Umsetzung. Ob als Rentier Brauchengeld oder als dessen Tochter Mathilde: Barbara Englert, einmal derb-grotesk, ein andermal geziert, vermag in jeder Rolle zu überzeugen. Andreas Wellano bietet das epische Theater die Möglichkeit, seine mimischen Fähigkeiten auszuleben. Manchem mag dabei manches ein wenig überzogen sein. Angelika Sieburg liegt wohl der Seilerer Sebastian am besten, dessen Verlangen nach Reichtum sie greifbar zu machen scheint. Allein, ihr Rollenspektrum ist eingeengter als das Wellanos oder Englerts. Ein turbulentes Spiel mit Botschaft: Weiß das Publikum am Ende doch, daß nichts überflüssiger ist als die alten Zöpfe - und davon sind noch lange nicht alle abgeschnitten.

CORINNA WILLFÜHR

Delors rügt EG-Regierungen Vorwürfe gegen seine Behörde als skandalös zurückgewiesen

ha BRÜSSEL, 15. Oktober. Kurz vor dem Sondergipfel der EG-Regierungschefs in Birmingham hat Kommissionspräsident Jacques Delors Schuldvorwürfe gegen seine Behörde am Donnerstag vor der Presse zurückgewiesen. Es sei ein "Skandal", wie die EG-Kommission von Politikern in einigen Mitgliedstaaten behandelt werde. Die Kommission sei nicht allein für die mangelnde Transparenz in der EG verantwortlich.

Delors fügte hinzu, er und die Kommission seien durchaus "zu Selbstkritik bereit", aber er habe bisher noch nichts von Selbstkritik der zwölf Regierungen gehört, die im EG-Ministerrat für die Gemeinschaftsgesetzgebung verantwortlich seien. Unter anderen hatte Bundeskanzler Helmut Kohl die "Brüsseler Regelungswut" in einer öffentlichen Äußerung gegeißelt.

Das Treffen in Birmingham sei "psychologisch und politisch" von Bedeutung, weil einige EG-Völker sich von den Maastrichter Beschlüssen "und von ihren Führungen" distanziert hätten, sagte der Kommissionschef. Wichtig sei, daß die Regierungschefs in Birmingham den Willen bekräftigten, den Maastrichter Unionsvertrag unverändert zu ratifizieren, auch wenn dabei "interpretierende Hilfe" für Großbritannien und Dänemark notwendig sei. Der Vertrag öffne den Weg zur Lösung der wirtschaftspolitischen und Währungsprobleme, für eine bessere Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik sowie in der Innen- und Justizpolitik. Dänemark macht Lösungsvorschläge

KOPENHAGEN (Reuter). Dänemark will auf dem EG-Gipfel erläutern, wie es sich eine Lösung der Probleme vorstellt, die durch sein Nein zum Vertrag von Maastricht entstanden sind. Wie Ministerpräsident Poul Schlüter Journalisten erklärte, strebt das Land die Möglichkeit an, sich von einer gemeinsamen Euro- Währung und Verteidigungspolitik auszunehmen. Eine Sonderregelung für Dänemark sei möglich, ohne neu über den Vertrag zu verhandeln.

Japan-Drogen .Drogenhändler wollen Zoll mit kokaingetränkter Kleidung überlisten

TOKIO, 15. OKTOBER (afp). Eine neue Methode des Drogentransports haben japanische Zöllner aufgedeckt. Wie ein Sprecher der japanischen Polizei am Donnerstag bekanntgab, lösten Drogenhändler Kokain in einer Flüssigkeit auf, mit der sie ihre Kleidung tränkte. Hinterher könne das Rauschgift problemlos wieder in Puder verwandelt werden. Die japanische Polizei deckte die Methode auf, nachdem sie elf Personen verhört hatte, die im August und September festgenommen worden waren. Darunter waren mehrere Mitglieder des kolumbianischen Drogenkartells von Cali. Vier Kilogramm Kokain, die nach der Festnahme in einem Hotel in Tokio gefunden worden waren, seien auf diesem Wege über die Grenze gebracht worden, so die Polizei.

In Japan hat der Handel mit Kokain in der jüngsten Zeit erheblich zugenommen. Dabei wird der Markt von der kolumbianischen Drogenmafia beherrscht. Bisher wurde das Kokain meistens mit der Post nach Japan gebracht. Im ersten Halbjahr wurden in Japan 71 Personen wegen Drogenhandels festgenommen, 9,4 Kilogramm Kokain wurden beschlagnahmt.

Was der EG-Binnenmarkt für Firmen bringt

NEU-ISENBURG. Was der EG-Binnenmarkt für Unternehmen bedeutet, ist Thema einer Informationsveranstaltung der Stadt Neu-Isenburg und der EG-Beratungsstelle der Wirtschaftsförderung Hessen Investitionsbank AG. Die Referate geben Überblick über den Binnenmarkt, über EG-Programme für kleinere und mittlere Unternehmen, über Firmenkooperationen in der EG und EG-Programme für Forschung und Entwicklung. Am Donnerstag, 22. Oktober, um 17 Uhr in der Hugenottenhalle. ac

Ein Papier, das zur Entängstigung beitrug

Handschriftlich war am Rand vermerkt: "Könnte von historischer Bedeutung für die internationale und deutsche Arbeiterbewegung sein. E. H." Was SED-Generalsekretär Erich Honecker im Sommer 1987 auf das Titelblatt des Papiers über den "Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" schrieb, war eine Sensation. Denn Honeckers Notiz bedeutete: Der Text ist gebilligt.

Die Autoren waren erleichtert. Bis zuletzt hatte Rolf Reißig, damals Direktor in der Ost-Berliner SED-Akademie für Gesellschaftswissenschaften, befürchtet, das mit den westdeutschen Sozialdemokraten ausgehandelte "Streit"- Papier würde vom Politbüro gestoppt. Denn, so berichtete Reißig jetzt aus internem Wissen, das er nicht mehr geheimhalten muß, das Dokument enthielt nach Ansicht führender Leute in der SED-Führung "Zugeständnisse an die Sozialdemokratie" - ein Argument, mit dem die in der DDR regierenden Kommunisten alles vom Tisch fegen konnten, was ihnen suspekt vorkam.

Das nicht nur in der SED, sondern auch in der SPD umstrittene Papier, ausgearbeitet von DDR-Gesellschaftswissenschaftlern unter Leitung des SED-Zentralkomiteemitglieds Otto Reinhold und der SPD-Grundwertekommission unter Vorsitz des SPD-Präsidiumsmitglieds Erhard Eppler, war Ende August 1987 veröffentlicht worden. Kurz danach, am 14. Oktober, setzten sich in der Heinemann-Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung im siegerländischen Freudenberg fünf Männer ans Podium, um über den Text zu diskutieren. Es waren die beiden Ko-Autoren Thomas Meyer (SPD) und Rolf Reißig (SED), der Bundestagsabgeordnete Karl Lamers (CDU), der Grünen-Politiker Jürgen Schnappertz und der 1977 aus der DDR ausgebürgerte Schriftsteller und Bürgerrechtler Jürgen Fuchs. Auf den Tag fünf Jahre nach dieser Zusammenkunft wurde die gleiche Runde an gleicher Stelle zusammengerufen. Zum Bedauern der Veranstalter konnte Lamers nicht kommen. Auch die Grünen waren nicht vertreten, weil Schnappertz inzwischen bei der SPD gelandet ist. Zusätzlich war Hans-Jürgen Fischbeck, ein Oppositioneller aus der DDR, heute Leiter einer evangelischen Akademie, eingeladen.

Reißig, Leiter eines privaten Forschungsinstituts in Berlin, gab preis, daß er ("Ich war kein Widerständler, aber ich stand im Widerspruch") mit einigen Genossen über eine "Reformvariante" nachdachte, die er freilich heute ein "illusionäres Projekt" nennt: "Wir wollten die DDR demokratisieren, reformieren, öffnen, aber sie als DDR erhalten." Um die erwünschte Binnenwirkung zu fördern, wirkte Reißig begeistert an der Formulierung des SPD/ SED-Papiers mit.

Doch er täuschte sich. Zwar stimmte Honecker zu und das Politbüro folgte ihm zögernd, aber "nach innen hat die SED das Papier nicht ernstgenommen", faßt Reißig heute die Reaktion zusammen. Sie habe "ihre Doppelstrategie - nach außen Dialog, nach innen Repression - fortgesetzt". Kurz nach der Veröffentlichung widerrief SED-Politbüromitglied Kurt Hager den Inhalt und belehrte Reißig: "Dieses Papier dient der Opposition!"

Tatsächlich: "Als ich das Papier sah, merkte ich, daß es verwendbar war, um Dialog einzufordern", erinnerte sich Fuchs, der aus West-Berlin immer Kontakt zur Opposition in Ost-Berlin und in seiner Heimatstadt Jena hielt. "Ich fand es einfach pfiffig, wie es formuliert war. Dafür danke ich den Taktikern der SPD." Und Fischbeck, der zu jener Zeit in einer "Initiative gegen Abgrenzung" mitwirkte, mochte zwar "der SED einfach nicht glauben", daß sie es ernst meine, bestätigte aber: "Das Papier hat zur Entängstigung beigetragen." Schnap- pertz beobachtete, wie die in der DDR veröffentlichten Streit- und Ideologie- Passagen die SED "durchschüttelten" und eine "Delegitimierung" der selbsternannten führenden Partei der Arbeiterklasse schufen, was auch Reißig so sah: "Die nicht eingelösten Erwartungen haben destabilisierend gewirkt."

Nicht nur Reißig, gegen den ein Parteiverfahren eingeleitet wurde, sondern auch SPD-Mitautor Meyer spürte Folgen, wie er mit einer Anekdote belegte. Als er 1989 (die SED verschwand gerade) beruflich nach Indien ging, fragte ihn ein Bonner Diplomat: "Na, sind Sie wegen des SPD/SED-Papiers strafversetzt worden?"

HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)

Das neue Bad ist noch zu teuer Für das Schwimmstadion stehen konkrete Pläne zur Debatte

LANGEN. Für das neue Schwimmbad an der Teichstraße liegt ein konkreter Entwurf eines Fachbüros vor. Herzstück der Planung ist ein sogenanntes Attraktionsbecken mit Wildwasserkanal, Wasserkanone und einer 70 Meter langen Rutsche. Außerdem sind ein Sprung-, ein Plansch- und ein Schwimmerbecken mit sechs 50-Meter-Bahnen vorgesehen. Die Kosten werden auf rund zehn Millionen Mark beziffert. "Das Familienbad ist ein Stück Langen", meinte Bürgermeister Dieter Pitthan. Deshalb habe niemand eine Stillegung ins Auge gefaßt. In seinem jetzigen Zustand - das Schwimmstadion ist 56 alt - habe es jedoch keine Überlebenschance. Bekken und Leitungen sind undicht, die Folge sind hohe Wasserverluste.

Eine Sanierung des alten Bads wäre nicht billiger als Abbruch und Neubau an gleicher Stelle, betonte Pitthan. Gleichwohl sucht der Magistrat nach Möglichkeiten, die hohen Kosten zu senken. Er macht dazu eine Reihe von Vorschlägen, die der Bauausschuß in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 21. Oktober, diskutieren wird.

Denkbar wäre laut Magistrat eine Verkleinerung oder gar der Verzicht auf das Schwimmerbecken. Als Ausgleich für die Schwimmer könnte das Erlebnisbecken verlängert werden. Geld ließe sich auch sparen, wenn in der Freibadsaison das Hallenbad geschlossen würde.

Daß sich Langen den Luxus von drei Bädern leisten will, begründete Pitthan mit dem Hinweis auf das unterschiedliche Publikum. Besonders Familien mit Kindern schätzten das Bad an der Teichstraße wegen der großen Liegewiese mit alten Bäumen. Bei den Besucherzahlen war die Tendenz nach Angaben der Stadt in den vergangenen Jahren steigend. 1992 wurden zwischen 80 000 und 90 000 Badegäste gezählt (1990: 77 000).

Nichts hält der Bürgermeister von dem Vorschlag der FWG, das Waldschwimmbad dem Umlandverband Frankfurt oder einem privaten Unternehmer anzubieten. Davon versprechen sich die Freien Wähler Einsparungen, die dem Neubau des Schwimmstadions an der Teichstraße zugute kämen.

"Der Vorschlag ist illusorisch", meinte Pitthan. Außerdem hätten die Investitionen der Stadt am Waldsee nur am Rande mit dem Badebetrieb zu tun. "Die größten Ausgaben verursachen der Kanal und die Rekultivierung der ausgekiesten Grube", sagte er. Das gesamte Projekt kostet 15 Millionen Mark. Den Betrag teilen sich die Stadt und der Umlandverband. dac

Auch 70jährige haben Ziele: Erlebtes reflektieren, Neues lernen und umsetzen, offen sein für Zeitströmungen. Ältere wollen beim Pauken graue Zellen fit halten Akademie für Senioren besteht seit August Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Mittwoch, kurz vor halb vier im Altbau der Wiesbadener Volkshochschule: Eine Schülergruppe wartet mit gespannter Aufmerksamkeit auf den Beginn ihres Kurses. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wären da nicht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Denn die sind Rentnerinnen und Pensionäre, Menschen also, die ihre Lebensmitte bereits überschritten haben. Seniorinnen und Senioren, die "geistig nicht alle Viere von sich strecken" mögen, die sich weiterbilden wollen, "um lebendig und gesund zu bleiben". Akademie für Ältere heißt diese besondere Schule, die Mitte August in der Landeshauptstadt eröffnet wurde.

Organisatorisch ist die Senioren-Akademie der Volkshochschule (VHS) angegliedert, doch für das Programm mit einer bunten Mischung aus Politik, Kultur, Gesundheit und Alltagspraxis zeichnen mehrere Institutionen der Erwachsenenbildung verantwortlich. Die Fachhochschule zum Beispiel, der Seniorenbeirat oder die Frauenbeauftragte. Stadtrat Wolfgang Hessenauer: "Ein Netzwerk der Bildungs-, Aktivierungs- und Sozialarbeit." Die Akademie steckt noch in den Kinderschuhen oder ist, wie es der Stadtrat formuliert, "work in progress". Und sie trägt dem Wunsch der betagten Menschen Rechnung, aktiv zu bleiben, sich nicht berieseln zu lassen, offen zu sein für Neues und Unbekanntes. "Neugierde" nennt VHS-Mitarbeiterin Angelika Schmidt die Triebfeder, im hohen Alter noch einmal die Schulbank zu drücken.

Die Erwartungen der angegrauten Akademie-Besucher sind sehr unterschiedlich: Barbara Leugner beispielsweise möchte "nicht mehr belehrt werden". Sie interessiert sich für das Seminarthema "Kommunalpolitik in Wiesbaden" und will über "Politikverdrossenheit nicht länger jammern, sondern aktiv dagegen angehen." Für Erwin Adler "spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle", Heinz Baumgart ist "hergekommen, um noch etwas zu lernen", ebenso Hedda Weber, für die ständige Information wichtig ist: "Weiterbildung zieht sich durch das ganze Leben." Die Akademiebesucher im Seminar "Politik am Nachmittag" wünschten sich größere Resonanz. Möglicherweise, argwöhnt Alfred Friedl, klinge einigen älteren Menschen "Akademie" zu hochtrabend. "Vielleicht können sie ihre Schwellenangst nicht überwinden und glauben, hier nur mit besonderer Vorbildung Zutritt zu haben."

Warum besuchen sie nicht eine der vielen anderen Kurse der Erwachsenenbildung, in denen auch jüngere Menschen mit von der Partie sind? Fürchten sie, dem Lerntempo der Jugend nicht gewachsen zu sein? Alfred Friedl widerspricht entschieden und selbstbewußt: "Jungen Menschen habe ich 30jährige Belesenheit voraus." Lebenserfahrung sei zudem das große Kapital, über das die Alten verfügten. Angelika Schmidt bestätigt diese Aussage: "Die Senioren wollen nicht geschont werden." Rücksichtnahme auf eine vermeintlich geringere Merkfähigkeit würde sie nur kränken. Alfred Friedl: "Man kann sich auch im Alter von 80 Jahren noch neuen Lernstoff einprägen." Wenn sie besondere Bedürfnisse geltend machen, dann höchstens der Wunsch, vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Oder den Rahmen der Schulferien zu sprengen. "Wir können", sagt Angelika Schmidt, "unsere Kurse nicht wie bei der Volkshochschule im September beginnen. Denn da verreisen die meisten älteren Menschen." Ihre Urlaubs- und Freizeitgewohnheiten werden deshalb bei der Programmgestaltung berücksichtigt.

Einen akademischen Abschluß kann man auf der Senioren-Schule nicht erlangen. Doch der ist "für die meisten Teilnehmer sowieso kein Thema", berichtet Angelika Schmidt. Wer im hohen Alter noch einen Doktorhut anstrebe, könne an einer der nahegelegenen Universitäten studieren. Für die Mehrzahl der Akademie-Besucher sei allein wichtig, Erlebtes zu reflektieren, Neues zu lernen und praktisch umzusetzen und offen zu sein für moderne Zeitströmungen.

10,1

Der Konrad spielte die Mandoline Buch über Naturfreunde

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie war das eigentlich mit den Naturfreunden? Wann haben sie sich gegründet? Wo liegen ihre Wurzeln? All diese Fragen beantwortet ein Katalog, den die Stadt herausbrachte. Das 128 Seiten starke Werk führt den Leser in die Vergangenheit zurück und läßt die Geschichte der Naturfreunde Revue passieren.

Der Bogen reicht von 1920 - dem Gründungsjahr der Mörfelder Naturfreunde - bis 1933. In 170 Abbildungen, von alten Fotografien bis hin zu historischen Dokumenten, kann die Entwicklung der Naturfreunde am Beispiel der Mörfelder Gruppe nachvollzogen werden.

Daß die Betrachtung im Jahre 1933 endet, kommt nicht von ungefähr: "Die Naturfreunde hatten ihre Blütezeit vor allem in den Vorkriegsjahren, in der Zeit der Weimarer Republik. Mit Beginn des Nationalsozialismus verloren sie an Bedeutung", erläutert Museumsleiterin Cornelia Rühlig, die für die Konzeption des Bandes verantwortlich zeichnet.

Eine Konzeption, die gelungen ist. Auf ellenlangen Text wurde bewußt verzichtet. Stattdessen gibt's im Katalog, in dem sämtliche Ausstellungsexponate, die mit Hilfe von Privatleuten, dem Archiv der Naturfreunde und den Museumsbeständen zusammengetragen wurden, nur kleinere, in sich geschlossene Textblöcke. Interpretationen und Anmerkungen, die einzelne Aspekte herausgreifen, das Bildmaterial erläutern und mehr zum vergnüglichen Schmökern und Betrachten anregen statt zu wissenschaftlicher Auseinandersetzung. "Der Katalog ist kein Buch im eigentlichen Sinn", meint Rühlig.

Den Katalog überhaupt herauszubringen, war ein spontan gefaßter, dann aber mit Akribie verfolgter Entschluß. Vorausgegangen war eine im März 1991 gezeigte Ausstellung im Mörfelder Heimatmuseum, die die Geschichte der örtlichen Naturfreunde zum Thema hatte. Auf 110 Quadratmetern Fläche wurden Dokumente, Bilder und historische Objekte gezeigt, die die Kulturgeschichte der Naturfreundebewegung anhand der Ortsgruppe Mörfelden wieder aufleben ließ. "Das war ein ganz großer Erfolg", erinnert sich Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran. Und noch am Eröffnungsabend wurde zweierlei beschlossen: die Ausstellung, trotz der Beschränkung auf Mörfelden durchaus auch exemplarisch für die gesamte Bewegung, sollte auf Wanderschaft gehen und ihr zudem ein Katalog zur Seite gegeben werden, um das Gezeigte noch umfassender erläutern zu können.

Beides ist gelungen: die Ausstellung, inzwischen für Wanderzwecke entsprechend umgebaut, ist derzeit in Viernheim zu sehen. Und Groß-Gerau und Langen haben bereits Interesse angemeldet, die Schau ebenfalls zeigen zu wollen. Und der Katalog steht jetzt auch bereit: 500 Exemplare wurden aufgelegt, die sich die Stadt insgesamt 17 480 Mark kosten ließ. Zu verdienen gibt es nichts außer der Ehre. Denn bei den rund 30 Mark, die der Katalog kostet, muß die Stadt fünf Mark pro Band zubuttern. Aber sie tut's gern, wie Vorndran sagt, denn "das ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Ortsgeschichte".

Besonders zur örtlichen Kulturgeschichte. Denn wenn von den Naturfreunden die Rede ist, kommt die Sprache fast zwangsläufig auch auf die Arbeiterkulturbewegung. "Da gibt es viele interessante Aspekte, aus denen man eine ganze Reihe von Dingen ersehen kann", so Rühlig. "Die Entwicklung von Kultur, Musik, Bildung, die Rolle der Frau - all das läßt sich sehr gut am Beispiel der Naturfreunde zeigen", sagt sie und verweist auf die Erzählungen einer alten Mörfelderin, die schon als junges Mädchen zu den Naturfreunden stieß und deren Erinnerungen Eingang fanden.

Die alte Dame, im Katalog als "Knaufe-Luwis" bezeichnet, war es auch, die dem Katalog den Namen gab. "Der Konrad, der hat die Mandoline gespielt und ich die Gitarre", so erzählte die Naturfreundin unter anderem. Und Cornelia Rühlig fand, daß dieses Zitat doch einen sehr hübschen Titel abgeben würde. wal

Wegen glatter Platten auf der Zeil ist die Stadt eigens versichert Straßenbauer konnten sich vor zehn Jahren gegen die Stadtgestalter nicht durchsetzen / "Erhoffte Aufrauhung ist nicht eingetreten"

Im strömenden Regen auf der Zeil und um die Hauptwache unterwegs - der Routine-Gang über Frankfurts Einkaufsmeile geriet für nicht wenige Bürger diese Woche zum aufregenden Balance-Akt. Da war so mancher mit den Armen ums Gleichgewicht bemüht, schob vorsichtig einen Fuß vor den anderen oder landete gar unsanft auf dem Boden. Es setzte wenige hämische, mehr teilnehmende Blikke und älteren Passanten bot sich schon einmal eine hilfreiche Hand. Denn die schönen Platten, mit denen sich Frankfurts bekannteste Fußgängerzone schmückt, verwandeln sich bei anhaltender Nässe zum Teil in eine spiegelglatte, nicht ungefährliche Fläche.

Im Römer ist das Problem wohlbekannt - die Stadt ist für alle Fälle versichert, in denen einer auf dem schmucken Plattenbelag zu Schaden kommt. Und das ist gar nicht so selten: Im städtischen Straßenbauamt reagierte eine Runde von Fachleuten mit wissendem Gelächter auf die Anfrage der FR. "Bei Regen ist der Belag sehr glatt", sagte Gabriele Dehmer, die kommissarische Leiterin der Behörde. Die Fachfrau vermochte nicht zu sagen, wie oft im Jahr sich Bürger mit Klagen an die Kommune wenden.

Aber eines wußte sie genau. "Unsere Experten fluchen immer wieder über das Material und sagen dann: ,Wir konnten uns gegen die Stadtgestalter damals nicht durchsetzen!'".

Damals, das war im Winter 1982/83, als vom damals CDU-geführten Magistrat die "neue Zeil" gestaltet wurde. Schon seinerzeit gab es Warnungen, die glatten Betonsteinplatten zu verwenden. Andererseits schmückt der Belag halt sehr und spiegelt am Abend das Licht auch effektvoll.

Als die Fußgängerzone im Frühsommer 1983 offiziell eröffnet worden war, hatte der damalige Baudezernent Hans-Erhard Haverkampf (SPD) skeptischen Bürgern versichert, der glatte Plattenbelag rauhe sich mit der Zeit auf, getreten von zahllosen Füßen. Amtsleiterin Dehmer wußte es am Donnerstag, bald zehn Jahre später, doch besser: "Die erhoffte Aufrauhung ist nicht eingetreten."

So bezahlen erst die Bürger, dann die Versicherungsgesellschaften der Stadt den Preis der glatten Schönheit. Das gilt übrigens auch, wenn die sorgsam polierte Oberfläche einmal Risse zeigt - und jemand mit dem Absatz vom Stöckelschuh drin hängen bleibt. jg

Der häufig ins Schwarze trifft "Werkstattberichte" in der Kunsthalle: Grass als Zeichner, Radierer, Lithograph, Plastiker und Dokumentarist seiner selbst

BERLIN. Mit Fünfundsechzig ist Schluß - für Arbeiter und Angestellte (nicht für Politiker) beginnt dann der "wohlverdiente Ruhestand"; so der "in Rente" Verschwindende jemand von Bedeutung ist, gibt's einen ehrenden Nachruf zu Lebzeiten, der schon manchen ins Grab gesungen hat.

Günter Grass wird heute fünfundsechzig Jahre alt; ob er irgendwo "klebend" (per Banküberweisung) registriert ist und also Rentenansprüche hat, wissen wir nicht. Doch das Datum erscheint der Berliner Kunsthalle probat: Über alle Säle verteilt zeigt sie einen "Werkstattbericht": Zeichnungen, Radierungen, Lithos, Plastiken, Dokumente - Zeugnisse eines Arbeitslebens, das schon länger als vierzig Jahre währt; von den ersten Studien des Kunstschülers (der damals Bildhauer werden wollte) bei Otto Pankok in Düsseldorf, bis zu düsteren Blättern von der Mondlandschft im Braunkohlenabraum bei Döbeln, den zerstörten Wäldern ("Totes Holz") im Oberharz, im Erzgebirge, aus den letzten Jahren. Schwarz auf weiß - nur wenig Farbiges, in Buchumschlägen, in aquarellierten Porträts; sein Werkzeug ist die Feder (die Radiernadel, die Lithographenkreide, der Tuschpinsel). Die Feder, mit der er auch, stehend am Pult, seine Bücher in der ersten Fassung schreibt, nach ausgetüftelten Netzplänen, die selbst zu Grafiken geworden sind.

Die "Fixierung aufs Gegenständliche", die seinem zweiten Lehrer, Karl Hartung in Berlin, so wenig einleuchtete - sie ist Grass geblieben, gegenstandslose Kunst hat er nie gemocht, bis zur Unduldsamkeit nicht. Die Skizzenbücher verraten es: Da ist einer süchtig nach Leben, nach Menschen, nach Tieren, nach dem, was ihn umgibt bis heute: Kaum zählbar die Aale und Plattfische, die Hühner und Hähne, Ratten und "Rättinnen", die Schnecken (auf einem Selbstporträt blickt das offene rechte Auge skeptisch, das linke wird von einem Schneckenhaus verdeckt wie von einem Monokel: verleitet der ach so langsame Fortschritt zur Scheelsucht oder zum Blick nach innen?). Scharen von Nonnen mit ihren riesigen Beguinen-Hauben bevölkern die Blätter, es gibt die eine oder andere Aktzeichnung und einiges Viehzeug auch plastisch. Besonders zu Beginn der längeren Prosaarbeiten und parallel zu den Gedichten häufen sich die Zeichnungen, als habe er sich jeweils das zu Erzählende sondernd, wählend vor Augen stellen müssen, Bilder als Wegweiser ins Neuland. Illustrationen sind das nur ausnahmsweise, Grass achtet die Autonomie der verschiedenen Kunstübungen, will keine Vermischung. Natürlich kann man da eine "künstlerische Entwicklung" konstatieren: von den frühen, kratzigen, von allerlei Vorbildern beeinflußten Zeichnungen bis zu den dunklen Strichlagen des toten Holzes, das in großen (bei ihm sehr seltenen) Formaten dunkel dräut wie ein Weltuntergang. Aber das führt nicht weit, Veränderungen im "Stil" gehorchen eher dem jeweiligen Vorwurf, sind in der Sache begründet, der Künstler Grass war so rasch auf der Höhe seines Könnens wie der Autor. Der in diesem Jahr geschriebene "Arbeitsbericht", der die Blätter erläutert und den viereinhalb Pfund schweren Katalog gliedert, ist nüchtern - kein Wort zuviel. Worte werden in den Materialien gemacht: den Berichten über Skandale (Bremer Literaturpreis) und Kämpfe, den politischen Reden und Philippiken: er hat sich eingemischt. Im Zusammenhang gelesen sind sie so etwas wie eine Geschichte der Zivilität in Deutschland; einer gewachsenen und immer noch bedrohten demokratischen Gesellschaft. Grass hat selten nachgegeben, hatte er doch oft recht selbst in seinen Irrtümern - ein Rechthaber von Graden, in jedem Sinn. (Manchmal hat ihm die Geschichte erst ziemlich spät recht gegeben, auf einige Bestätigungen wartet er noch, mit gelassenem Trotz, auf weitere Jahre vertrauend.) Was Grass künstlerisches Werk auszeichnet, ist eine scheinbar anstrengungslose Virtuosität - die gleiche, die seinen Umgang mit den Worten prägt -, ist seine bildhafte Deutlichkeit, die treffen will, häufig ins Schwarze trifft.

Dieser "Werkstattbericht" nimmt das Datum als willkommenen Anlaß, nach vielen kleinen Ausstellungen einmal alle Facetten des bildnerischen Werks auszubreiten und damit die Bedeutung des Datums selbst herunterzuspielen, von Ruhestand keine Rede! Grass wird weiter Unkenrufe aussenden, sich selbst zum Denkmal zu werden, ist er nicht gewillt und nicht gemacht. ROLAND H. WIEGENSTEIN

(Günter Grass - Ein Werkstattbericht 1951-1992. Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Berlin bis 18. November 1992. Katalog DM 35,-.)

SPD-Motto: Frankfurt ist Mittelpunkt Europas Parteitag entscheidet über Wahlkampf-Programm

Die städtische Wirtschaftsförderungs GmbH soll zugunsten eines Wirtschafts- und Sozialrates aufgelöst, der Ausbau des Flughafens gestoppt und die Bewerbung der Stadt als Standort für die künftigen europäischen Zentralbank zurückgezogen werden. Nach den Vorstellungen der Jungsozialisten sollen diese Forderungen Bestandteil des Programms werden, mit dem die Frankfurter SPD in den Kommunalwahlkampf ziehen wird. Der Text der Jusos liegt im Antragspaket, das unterdessen zum Parteitag der Frankfurter Sozialdemokraten am 30. Oktober im Bürgerhaus Südbahnhof zusammengestellt wird. Vor der Verabschiedung des Programms werden die Delegierten in zwei Wochen über die Ergänzungs- und Änderungspapiere beraten. Der Parteitag wird ganz im Zeichen der Kommunalwahl im nächsten März stehen.

"Frankfurts Rolle als finanzpolitisches Zentrum steht nicht zur Disposition", sagt ein Papier, das die Nordend-SPD eingebracht hat und das zumindest in dieser Passage eher die Zustimmung der Delegierten finden wird, als die Positionen der Jusos. Nachdem die CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth "Die Entwicklung Frankfurts in einem veränderten Europa" zu einem Schwerpunkt ihres Wahlkampfs gemacht hat, gehen auch die Sozialdemokraten unter dem Titel "Frankfurt: Mittelpunkt Europas" das Thema öffentlich stärker an.

Während die Jungsozialisten vor einer "unreflektierten Wirtschaftsdynamik" ausdrücklich warnen und statt dessen "Phantasie und Kreativität" bei der regionalen "Verteilung von finanziellen Spielräumen" fordern, setzen Unterbezirksvorstand und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler auf den weiteren wirtschaftlichen Ausbau der Stadt, der Voraussetzung dafür sei, daß soziale Aufgaben erfüllt werden können.

Der Programmentwurf des Vorstands ist auch auf Kritik und Widerstand gestoßen. "Die ökonomischen Chancen der Metropole Frankfurt werden zwar gut herausgearbeitet", stellt der Ortsverein Nordweststadt III fest, "die Probleme zahlreicher Menschen in dieser Stadt sind weit in die hinteren Teile des Entwurfs verbannt". Die Nöte vor allem der "Modernisierungsverlierer" in einer sonst prosperierenden Metropole müßten angesichts der immer breiter werdenden sozialen Kluft an herausragender Stelle angesprochen werden. Dieses Feld dürfe nicht rechten Populisten und Extremisten überlassen werden.

Eine wesentliche Rolle im Kommunalwahlprogramm der Frankfurter SPD wird auch das Verhältnis der Stadt zum Umland und damit die Frage spielen, wie die Kosten für Kultur, Freizeit, Gesundheit und Verkehr aufgeteilt werden sollen. Eines der Stichworte: die Drogenproblematik, bei der die Frankfurter SPD-Politiker mehr Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden und Kreisen anstreben.

Einen "Mietbezuschussungsfonds" fordert der Ortsverein Nordend I. Das Geld soll eingesetzt werden, um eine "sinnvolle Gewerbe-Mischstruktur" mit Metzgern, Bäckern und Handwerkern in den Stadtquartieren zu sichern. Die Antragsteller wollen, daß auch Freiberufler wie Anwälte und Ärzte künftig Gewerbesteuer zahlen müssen. Eine Erhöhung der Frankfurter Gewerbesteuer - mit München die höchste in der Republik - könne nicht ausgeschlossen werden.

Gleich mehrere Antragstexte fordern die Einführung eines Semestertickets für die knapp 50 000 Frankfurter Studenten, von denen über 60 Prozent nicht regelmäßig den FVV benutzen. Die Fechenheimer Sozialdemokraten machen eine sehr praktische Anmerkung: die für den Programmentwurf gewählte Schriftart sei so klein, daß ältere Bürger sie nur mit Mühe lesen könnten. Für die endgültige Fassung müßten größere Buchstaben gewählt werden. "Auch wenn dadurch mehr Papier verbraucht wird". cg

Währungshüter bleiben hart Kreditgenossen sehen Spielraum für weitere Zinssenkung

ski FRANKFURT A. M. Der Zentralbankrat hat vor dem heute in Birmingham stattfindenden EG-Sondergipfel keine weitere Zinssenkung beschlossen. An den internationalen Finanzmärkten war über eine neuerliche Lockerung der Geldpolitik spekuliert worden, doch hatten Beobachter hierzulande kaum mit solchen Beschlüssen gerechnet. Auch etwas günstigere Daten zur monetären Entwicklung veranlaßten die Währungshüter vorerst nicht, das Geld weiter zu verbilligen. Nach neuen Berechnungen ist die umfassende Geldmenge M 3, entscheidender Maßstab für die Kreditpolitik, im August um 8,8 statt wie erst geschätzt neun Prozent (Jahresrate) gewachsen.

An der Sitzung des Zentralbankrats nahm erstmals Horst Schulmann teil, der am Vortag vom Bundespräsidenten zum neuen Chef der hessischen Landeszentralbank als Nachfolger des verstorbenen Karl Thomas ernannt worden war.

Zum Abbau der nach wie vor latent vorhandenen Spannungen im Europäischen Währungssystem bedarf es nach Ansicht der Volks- und Raiffeisenbanken einer weiteren und umfassenden Neufestsetzung der Leitkurse. Spätestens beim Wiedereintritt der italienischen Lira in den Wechselkursverbund sollten für "einige" Währungen neue, auf den ökonomischen Grunddaten basierende und vom Markt akzeptierte Kurse gefunden werden. Ein solches Realignment könnte die Bundesbank mit einer abermaligen Zinssenkung begleiten. Spielraum dafür bliebe den deutschen Währungshütern, auch wenn sie wegen des starken Geldmengenwachstums und der immer noch zu hohen Inflationsrate die Signalwirkung einer wiederholten Leitzinssenkung derzeit scheuten. Statt dessen könnte das Haus Schlesinger den Satz für Wertpapierpensionsgeschäfte, durch die das Kreditgewerbe mit Liquidität versorgt wird, noch um etwa 0,6 Punkte zurücknehmen. Dadurch würden die Zinsen am Geldmarkt sinken. Das käme nicht nur der angeschlagenen deutschen Konjunktur zugute, sondern wäre - eine Aufwertung der Mark vorausgesetzt - auch stabilitätspolitisch vertretbar. Vor allem könnten dann die Nachbarländer ebenfalls ihre Zinsen senken, was mit Blick auf die Wirtschaftslage dringend nötig wäre.

Orjol und Köszeg sollen in den Partnerschaftsring Zur Jumelage-Arbeitstagung kam nur der harte Kern Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. In den Provinzen Soum und Seno des Sahel-Staates Burkina Faso müssen 37 Frauengruppen Brennholz, Wasser und die Hirseernte vom Gemeinschaftsfeld nicht mehr selbst ins Dorf tragen. Ihnen stehen jetzt 44 Eselkarren zur Verfügung. Die Frauen vermieten zudem die Transportkarren und können so die Instandhaltung von Karren, Zaumzeug und Futter für die Esel bezahlen. Möglich wurde das durch eine über zwei Jahre laufende konzertierte Aktion der Partnerstädte Esch zur Alzette (Luxemburg), Mödling (Österreich), Tilburg (Niederlande) und Offenbach. Die Partnerstädte spendeten zusammen 20 000 Mark und beteiligten sich über den in Berlin ansässigen Deutschen Entwicklungsdienst( DED) an diesem Projekt zur Förderung ländlicher Frauengruppen in der afrikanischen Sahelzone. "Auch wenn alle Partnerstädte große finanzielle Porbleme haben, geht es uns doch nicht so schlecht, daß wir vor den Problemen der Dritten und Vierten Welt die Augen verschließen dürfen", sagt Sozialdezernentin und Vizebürgermeisterin Micky Bintz-Erpelding aus Esch.

Vertreter der Partnerschaftsstädte trafen sich im Offenbacher Rathaus zu ihrer alljährlichen Arbeitstagung, um kritisch zurück und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Nur der harte Kern des einst sieben Kommunen umfassenden Ringes war nach Offenbach gekommen: Esch, Mödling und das französische Puteaux.

Wichtigste Entscheidung: Wir bleiben auf alle Fälle zusammen und fördern weiter die Begegnung von Menschen. Tilburg verabschiedete sich vor zwei Jahren aus dem Ring mit der Begründung, solche Beziehungen seien angesichts des neuen Europa nicht mehr nötig. Das englische Tower Hamlets und das belgische Sankt Gilles reagieren nicht mehr auf Einladungen. Das italienische Velletri entschuldigte sich mit Geldmangel.

Dem seit 36 Jahren zum Partnerschaftsring gehörenden jetzigen serbischen Zemun schickte die Arbeitstagung einen Brief: "Wir Partnerstädte, die mit der Staatspolitik Ihrer Länder auch nicht immer einverstanden sein können, wollen uns jedoch untereinander, auf der menschlichen Ebene verstehen und verständigen. Wir appellieren an Sie, diesen völkerverbindenden Gedanken der Städtepartnerschaft gemeinsam mit uns weiterzuführen und die ,große Politik' dabei aus dem Spiel zu lassen."

Außerhalb des Partnerschaftsrings unterhalten die Städte weitere bilaterale Beziehungen: Offenbach mit dem russischen Orjol, dem japanischen Kawagoe, dem nicaraguaischen Rivas, dem israelischen Nahariya und dem polnischen Nowa Sol (Neusalz). Mödling ist mit dem ungarischen Köszeg verbunden. Die Arbeitstagung beschloß, Orjol und Köszeg in den Ring aufzunehmen.

Mödlings Vizebürgermeister Robert Karpfen und Offenbachs Oberbürgermeister Wolfgang Reuter argumentierten übereinstimmend: "Wir müssen unsere Kontakte jetzt auch nach Osteuropa intensivieren." Mit Genugtuung stellte die Arbeitstagung fest, daß die Begegnungen der Menschen aus den Partnerstädten fast von allein laufen, kaum noch der offiziellen Ankurbelung durch die Stadtverwaltungen bedürfen. Der persönliche Kontakt zwischen den sport- und kulturtreibenden Vereinen wird weiter gefördert. Die Privatinitiativen werden verstärkt gepflegt. Gleichwohl gibt es auch 1993 wieder zahlreiche offizielle Treffs von Vereinen, von Jugendlichen, Sportlern, Senioren und Behinderten.

In der Diskussion ist noch der Austausch von Mitarbeitern der Stadtverwaltung als Experten des Umweltschutzes, der Verkehrspolitik, der Denkmalspflege und der Stadtplanung. Oberbürgermeister Reuter präsentierte zudem einen neue Broschüre, in der alle Partnerstädte vorgestellt werden und alle wichtigen Kontaktadressen enthalten sind. Das Büchlein gibt es kostenlos beim Hauptamt im Rathaus.

Bedröppelt in der Blechdose Flop vom Amt als Platzhalter

Von oben tropfte der Regen vernehmlich aufs Blechdach. Unter demselben sah man in lauter bedröppelte Gesichter: Der Kraftakt des Umweltdezernenten Tom Koenigs, der um Schlag 13 Uhr an der Jugendverkehrsschule in der Siesmayerstraße den Westend-Jugendlichen als Treffpunkt eine zugige Blechbüchse präsentierte, erwies sich als Flop.

Ein zwei mal vier Meter großer, knapp über Kopf hoher, unbeheizbarer Kasten mit Lüftungsklappen ist für die bis zu 40 Köpfe starke Jugendinitiative nicht, wie es vor Ort zu hören war, "besser als nichts". Ein solches Angebot ist, wie es eine herbeigeeilte Mutter sagte, "beschämend".

Doch Tom Koenigs ist erstens Politiker, zweitens ein kluger Kopf.

Als Politiker galt es ein schlechtes Image loszuwerden: "Ich bin nicht der, der an allem schuld ist." Sprich: Auch, wenn der Parkplatz in der Siesmayerstraße erst wieder angepflanzt und dem Grüneburgpark zugeschlagen ist, darf ein Container für die Jugend dort stehen. Dies galt es durch die handstreichartige Anlieferung nach monatelangem Amts-Gezerre zu allererst zu zeigen. Zweitens aber hatte der listige Koenigs die Lage Aug' in Auge mit aufmüpfigen Jugendlichen glücklicherweise schnell erfaßt. Dabei hatte die Bemerkung, in einem solchen Gehäuse "können wir doch nur rumsitzen und uns besaufen", sogar ihm für einen Moment die Sprache verschlagen. So gab er der Aktion flink einen tieferen Sinn: "Das Jugendamt soll einen besseren hinstellen. Mit diesem Container reservieren wir den Platz."

Damit ist man nun nach zwei Jahren ein Stück in der Utopie weiter gekommen: Der Platz ist da, seine Nutzung bleibt ein Jugend-Traum von "Flipper, Café, Theater, Billard, ein bißchen politischer Bildung".

Denn "während wir Erwachsene mit kulturellen Veranstaltungen nur so überschüttet werden", schimpfte die Mutter, kann man das Füllhorn des Jugendamts lange schütteln: Es ist leer. clau

Kleine FR

Fackelzug für Willy Brandt HOCHTAUNUSKREIS. Zu einem Fakkelzug zum Gedenken an den verstorbenen SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt ruft der SPD-Unterbezirk Hochtaunus auf. Er findet heute ab 18 Uhr auf dem Opernplatz in Frankfurt statt. Jugendstil in Bad Nauheim BAD HOMBURG. Jugendstilbauten in Bad Nauheim besichtigt der Geschichtsverein am Sonntag, 18. Oktober. Abfahrt ist um 13.30 Uhr am Bahnhof; Anmeldung in der Buchhandlung Supp.

Böhmischen Dörfern reißt der Geduldsfaden

Für Auto-Reisende in die Tschechoslowakei bedeutet es einen ärgerlichen, weil überflüssigen Aufenthalt, für die Bewohner des deutsch-tschechischen Grenzortes Rozvadov könnte es lebensbedrohlich sein: Nichts geht mehr, heißt es häufig an der Europastraße 51 vor dem Übergang Waidhaus-Rozvadov, der sich nach der Öffnung der ehemals kommunistischen Länder zu einer der belebtesten Grenz-Passierstellen Europas entwickelt hat. Kilometerweit reichte die Lastwagen-Schlange zu Beginn der Woche wieder ins Hinterland, 80 Stunden Wartezeit für die Fahrer waren keine Ausnahme. Sämtlicher restlicher Verkehr in beiden Richtungen muß auf der verbleibenden Spur der Landstraße abgewickelt werden, die dadurch häufig völlig verstopft war.

Den Bürgern von Rozvadov - wie sämtliche Bewohner der durch die Europastraße geteilten Orte Westböhmens ohnehin durch Krach und Gestank bis an die Grenze des Erträglichen belastet - verlieren langsam die Geduld. Da die Schulbusse häufig nicht durchkommen, müssen Kinder oft kilometerweit zum Unterricht laufen. In Notfällen kann auch der Rettungsdienst die verstopfte Straße nicht passieren. Die Bürger des Grenzstädtchens seien vorbereitet, die Hauptverbindung Nürnberg-Prag einige Tage zu blockieren, meldete die tschechische Presse zu Beginn dieser Woche.

Zwar wurde einige Kilometer vor Rozvadov auf tschechischer Seite für 30 Millionen Kronen (knapp zwei Millionen Mark) ein Ausweich-Parkplatz für die TIR-Lastwagen gebaut, doch stand er meist leer. Grund war ein Zuständigkeitsstreit. "Vom Parkplatz aus könnten wir die Lastwagen aufrücken lassen. Manche müssen warten, bis sie von einer Spedition auf deutscher Seite abgefertigt werden, andere können direkt weiterfahren. Die Lkw-Chauffeure hören aber nicht auf uns Zollbeamte und fahren den Parkplatz nicht an. Deshalb stehen auf der Landstraße auch diejenigen Schlange, die längst weg sein könnten", sagte der Leiter der Lastwagen- Abfertigung in Rozvadov, Radek Tobias, der Prager Zeitung Mlada fronta Dnes und forderte Polizeieinsatz. Die Verkehrspolizei im nahen Tachov (Tachau) verweist dagegen auf Behördenvereinbarungen, laut denen seit Anfang Oktober die Grenzer für die Regelung des Problems zuständig sind.

Am Mittwoch ließen die Behörden nun Verkehrspolizisten aus dem 65 Kilometer entfernten Plzen anrücken, um Blockaden gegen Lkw die Lkw-Fahrer einzuweisen. Die Maßnahme sei "auf böhmische Weise halbherzig und auf dem Weg des geringsten Widerstandes" getroffen worden, kommentierte Mlada fronta Dnes. Das Problem werde lediglich um ein paar Wochen hinausgeschoben. Auch habe in Prag bisher niemand darauf reagiert, daß in Deutschland am Wochenende ein Lkw-Fahrverbot herrsche. Den Lastwagen-Kutschern bleibe gar nichts übrig, als vor offenen Schranken den tschechisch-deutschen Grenzübergang zu belagern. Nachdem der Druck in der Öffentlichkeit gewachsen ist, hat die tschechische Regierung für das Wochenende neue Entscheidungen angekündigt.

Das Chaos am Grenzübergang, den in der vergangenen Woche laut offiziellen Angaben knapp 70 000 Personenwagen, 4400 Lastwagen und 1700 Reisebusse passierten, soll langfristig der geplante Bau der Autobahn Prag-Plzen-Rozvadov beseitigen. Bis 1996 soll das staatlich finanzierte Teilstück Prag-Plzen fertiggestellt sein. Um den Auftrag zum Bau der restlichen Strecke bis zur deutsch-böhmischen Grenze konkurrieren die deutsche Strabag, die Philipp Holzmann AG und die italienische Italstrade. Die Kosten der Strecke soll der Gewinner der Ausschreibung, den Prag im Frühjahr nächsten Jahres bestimmt haben will, während der nächsten 25 bis 30 Jahre über Autobahn- Gebühren eintreiben. Die Inbetriebnahme ist für 1997 geplant.

Kritiker bezeichnen es ironisch als Meisterstück europäischer Verkehrspolitik, Langstreckenreisende und -transporte in dieser Weise auf die Straße zu locken. An der Finanzierung der Autobahn, die rund 500 Millionen Mark kosten soll, beteiligt sich die Europäische Bank für Erneuerung und Entwicklung mit 100 Millionen Ecu. Von einem Ausbau der Eisenbahnverbindung Prag- Nürnberg ist dagegen nichts zu hören. So fahren Millionen von Westtouristen immer noch besser, wenn sie stundenlange Wartezeiten in ihren Personenwagen in Kauf nehmen, als mit dem Zug zu reisen, der beispielsweise für die rund 550 Kilometer lange Strecke Frankfurt-Prag acht bis neun Stunden braucht. ULRICH GLAUBER (Prag)

Arbeitslose Frauen lernen am Computer

OFFENBACH. "Büro und EDV für junge Frauen" heißt ein kostenloser Computerkursus, an dem sich zwischen dem 2. November und 30. April arbeitslose Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren beteiligen können. Der Unterricht findet jeweils an drei bis vier Vormittagen in der Woche statt, die Teilnehmerzahl ist auf zwölf begrenzt.

Veranstalter des halbjährigen Lehrgangs ist die Gemeinnützige Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft (GOAB). In ihren Räumen an der Bürgeler Lammertstraße oder im "Club 32", Landgrafenstraße 5, lernen die jungen Frauen den Umgang mit dem Computer, Zehn-Finger-Schreiben, Büroarbeiten. Außerdem gibt es Deutschuntericht. Frauen mit kleinen Kindern werden bei der Suche nach Betreuungsmöglichkeiten von der GOAB unterstützt.

Wer mitmachen möchte, sollte sich möglichst bald bei Hilde Simon (GOAB), Telefon 0 69 / 86 70 73, melden. hf

Britischer Adidas-Interessent wirft das Handtuch Tapie bleibt Haupteigentümer und sagt Kapitalspritze zu / Gründe für Rückzug liegen offenbar in Essen

jk FRANKFURT A. M. Aus dem Verkauf des traditionsreichen Sportartikelunternehmens Adidas an die britische Pentland-Gruppe wird nichts. Überraschend teilt der potientielle Erwerber mit, daß er von dem im Juli unterzeichneten bedingten Kaufvertrag zurücktrete. Seit damals seien "bestimmte Dinge bekannt geworden, die uns zu diesem Entschluß zwangen", betont Pentland- Finanzchef Frank Farrant.

Im Gegensatz dazu schiebt der Vorsitzende der französischen Holding Bernard Tapie Finance (BTF), der die Mehrheit des Adidas-Kapitals gehört, die Schuld für die geplatzte Transaktion den Engländern in die Schuhe. Sie hätten eine Reduzierung des Kaufpreises gefordert und "andere unannehmbare Forderungen gestellt", behauptet Elie Fellous. Nach dem Pentland-Rückzug werde BTF vorerst keine weiteren Verkaufspläne verfolgen und zusammen mit den anderen Aktionären "das Nötige zur Entwicklung" von Adidas tun. Die akuten Geldnöte der Firma im fränkischen Herzogenaurach sollen durch eine Finanzspritze aus Frankreich in Höhe von umgerechnet 150 bis 200 Millionen Mark gelindert werden, wie Haupt-Eigentümer Bernard Tapie un

mittelbar auf die Nachricht aus London ankündigte. (Unser dpa-Bild zeigt den schillernden Manager im Sommer bei der Bekanntgabe der jetzt obsoleten Vereinbarung mit den Engländern.)

Vor der offiziellen Mitteilung hatte in Herzogenaurach nur ein kleiner Kreis Kenntnis vom Rückzug der Pentland-Gruppe. Ein betroffenes "Au weh", war gestern die erste Reaktion von Betriebsrat Georg Beer, der im Juli den vermeintlichen britischen Einstieg erleichtert mit dem Satz kommentiert hatte: "Uns ist ein Pflasterstein vom Herzen gefallen." Seinen Informationen zufolge liegen die Gründe für die Annullierung des Geschäfts aber nicht in Herzogenaurach, sondern bei der Essener Zwischenholding BTF, die 95 Prozent des Adidas-Kapitals hält. Die restlichen fünf Prozent gehören Suzanne und Adolphe Dassler, den Erben des Firmengründers. An der deutschen BTF GmbH ist die Pariser Holding des Bernard Tapie mit 58 Prozent beteiligt. Weitere 20,05 Prozent liegen bei der Pentland-Gruppe, die nach eigenem Bekunden noch nicht entschieden hat, was sie mit diesem Paket nun macht. Ferner sind mit knapp 20 Prozent zwei französische Banken (Crédit Lyonnais, Banque Worms) und der Versicherungsriese AGF beteiligt. Welcher Art die "Sachverhalte" sind, die den Engländern nach der dreimonatigen Prüfung der Verhältnisse aufgefallen sind, vermag Betriebsrat Beer allerdings nicht zu sagen. Auch die Verlautbarung der Pentland-Gruppe, wonach "eine befriedigende Verständigung . . . , wie die Bedenken gelöst werden können, unglücklicherweise nicht erzielt worden" sei und die Übernahme "deshalb nicht fortgesetzt" werde, bietet keine Lösung des Rätsels.

Gemäß der am 7. Juli unterzeichneten vorbehaltlichen Einigung sollte Pent- land für 621 Millionen Mark die Essener BTF vollständig übernehmen. Noch im September hatte Firmenchef Stephen Rubin ferner die "definitive" Zusage gegeben, das Kapital der Drei-Streifen- Firma mit ihren rund 1500 Beschäftigten in Deutschland und 7700 weltweit um mehr als 200 Millionen Mark aufzustokken.Sammeltaxi kommt in Fahrt Langener Stadtwerke erzielten 1991 Zuwachsraten

LANGEN. Die Langener Stadtwerke haben 1991 wieder mehr Energie verkauft als im Jahr zuvor. Auch der von den Stadtwerken unterhaltene Verkehrsbetrieb verzeichnete Zuwachsraten. Wie Direktor Norbert Breidenbach mitteilte, erhöhten sich die Umsatzerlöse gegenüber 1990 um 10 Prozent auf 66,7 Millionen Mark. Der Jahresüberschuß betrage 1,23 Millionen Mark (im Vorjahr 1,097 Millionen). Für Strom, Gas und Wasser investierten sie rund 8,4 Millionen Mark.

Die vier Stadtbuslinien und das Anruf- Sammel-Taxi transportierten 1991 fast neun Prozent mehr Personen als im Jahr davor. Diese Zahl liegt nach Angaben von Breidenbach deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 4,3 Prozent. Die Linienführung der Busse werde allgemein eher akzeptiert, erklärte Breidenbach diesen Zuwachs. Auch größere Schülerzahlen und schlechtes Wetter hätten dazu beigetragen. Das Sammeltaxi komme "mehr und mehr in Fahrt".

Allerdings seien nach wie vor die Kosten weit höher als die Einnahmen, der Verlust sei sogar wegen höherer Personalkosten leicht angestiegen. Deshalb konnten seit zehn Jahren zum ersten Mal die Fahrpreise "maßvoll" erhöht werden, nämlich um zehn bis 20 Pfennig.

Vor allem Industrie und Gewerbe verbrauchten im vergangenen Jahr mehr Strom, teilte Breidenbach weiter mit. Bei den privaten Kunden habe sich dagegen die Energieberatung gelohnt, hier habe der Stromverbrauch stagniert.

Die höchste Zuwachsrate gab es beim Erdgas. Wegen des kalten Wetters seien 12,6 Prozent mehr als 1990 verkauft worden. Auch neue Großkunden wie Bundesbehörden im Neurott hätten den Absatz beträchtlich erhöht.

Dagegen sei der Wasserverbrauch um 1,2 Prozent zurückgegangen. Um die Versorgung mit Wasser zu sichern, planen die Stadtwerke für die kommenden Jahre den Ausbau der Speicher im Wasserwerk West. Für die Finanzierung der Investitionen von fünf bis sechs Millionen Mark müsse der Wasserpreis angehoben werden, teilte Breidenbach mit. ac

Kraftmaschinen jetzt auch für Frauen

SOSSENHEIM. Bei der Sport-Gemeinschaft können jetzt auch Frauen Gewichte stemmen. Die SGS hat neue "Kraft- Maschinen" angeschafft und für Mädchen und Frauen eigene Trainingszeiten reserviert. Wer etwas für den weiblichen Bizeps und andere Muskel tun möchte, kann mittwochs und freitags von 9 bis 10.30 Uhr in die "Folterkammer" am SGS- Sportplatz, Westerbach Straße, kommen. Während sich die Mütter stählen, werden die Kinder von einer Gymnastiklehrerin betreut.

Nähere Informationen gibt die Geschäftsstelle der SGS unter der Rufnummer 34 58 08. tos

610 Starter bei den Bowling German Open Pins fürs Ticket nach Chicago

Mit 300 Teilnehmern hatte Organisator Ferdinand Janka beim Bowling German Open von Freitag bis Sonntag auf der Anlage am Henningerturm gerechnet. Die letzten Meldungen sprachen von 610 Startern bei Frauen und Männern. Das bedeutet, daß von rund 20 000 Bowlern, die sich auf 100 Bahnen zu qualifizieren versuchten, weit mehr als erwartet die geforderten 190 Pins im Schnitt in der Männergruppe 1 und den 170 Pins in der Gruppe 2 und bei den Frauen erreichten.

Es geht in den drei Tagen um die begehrten Flugreisen zum World-Open- Profi-Turnier im November in Chicago. Der Sieger der Gruppe 1 mißt sich dort mit weiteren 20 Amateuren aus aller Welt und 220 Profis. Da es um hohe Preisgelder (dem Sieger allein winken 38 000 Dollar) geht, nimmt es nicht wunder, daß die gesamte deutsche Spitzenklasse aus Ost und West in Frankfurt am Start sein wird.

Zu den heißen Favoriten zählen nicht nur die Sieger der Vorjahre, wie der Duisburger Achim Grabowski oder die Berliner Norbert Grieser und Thilo Diesener, sondern auch die Frankfurter Lokalmatadoren Peter Knopp, Deutschlands einziger Bowler mit Profilizenz und der deutschen Einzelmeister Michael Beck vom BC Inter.

Ebenso chancenreich gehen bei den Frauen Weltmeisterin Martina Beckel (BBV 77) ihre Vereinskameradin Manuela Herre, Andrea Mirschel (FTG) und die deutsche Einzelmeisterin Christa Merget (BV Nordwest) auf die Bahn. Wegen des zu erwartenden Zuschauerandrangs wurde erstmals eine mobile Tribüne in der ohnehin größten deutschen Anlage am Henningerturm eingebaut. bm.

"Klimabotschafter" in den S-Bahn-Zügen

In den Zügen mehrerer S-Bahn-Linien werden vom 20. bis 23. Oktober sechs "Klimabotschafter" des Bundesumweltministeriums Platz nehmen. Sie wollen mit den Fahrgästen über den Schutz der Erdatmosphäre sprechen und die FVV- Kunden in ihrem umweltgerechten Verhalten bestärken. Frankfurt ist die letzte Station der Klimabotschafter-Tour, die durch insgesamt zehn deutsche Ballungsgebiete führte.

Gedacht ist dabei nicht an eine Befragungsaktion, sondern an Informationsgespräche. "Wir möchten, daß die Fahrgäste die Klimabotschafter befragen und nicht umgekehrt", erklärte Ulrike Morgenroth vom "Projekt Umweltkommunikation". Die bisherige Resonanz sei sehr positiv gewesen, sagte Ulrike Morgenroth weiter. "Die Leute waren erstaunlicherweise nicht genervt." Vor dem Hintergrund, "daß mal etwas anderes passiert in der S-Bahn", seien die Fahrgäste für die Botschaft der Klima-Experten sehr aufgeschlossen.

In Frankfurt werden die "Klimabotschafter" in den Zügen der Linien S 1 bis S 4, S 6 und S 7 sowie S 12 bis S 14 anzutreffen sein. vo

So spielten sie

Deutschland - Mexiko 1:1 (0:0)

Deutschland: Köpke - Thon - Buchwald, Helmer - Häßler, Scholz, Matthäus, Effenberg, Reinhardt - Völler (67. Kirsten), Riedle (46. Klinsmann).

Mexiko: Campos - Suarez, Ambriz, Ramirez, Munoz - Coyote (74. Garcia), De la Torre (63. Alves), Espana, Espinosa (78. Ordiales) - Uribe, Garcia (63. Gutierrez).

Schiedsrichter: Jozef Marko (CSFR).

Tore: 1:0 Völler (58.), 1:1 Alves (72.).

Zuschauer: 27 000.

Gelbe Karten: Thon - Espana, Campos.

Polizei nahm betrunkenen Autoknacker fest

ESCHBORN. Auf frischer Tat haben Beamte der Polizei einen Autodieb ertappt. Der 37jährige Mann hatte in einem Parkdeck an der S-Bahn-Station Eschborn-Süd die Scheiben zweier Autos eingeschlagen und die Verkleidungen an den Lenkrädern abgerissen. Offenbar wollte er die Wagen per Kurzschluß anlassen.

Laut Polizei wurde ein Wachdienst auf den Mann aufmerksam. Die alarmierten Polizisten nahmen den 37jährigen am Tatort fest. Da er betrunken zu sein schien, wurde eine Blutprobe angeordnet.

SPD-Fraktion wird noch effektiver

WIESBADEN. Durch einen Bildungsurlaub der Fraktionsmitarbeiter soll die Arbeit der hessischen SPD-Landtagsfraktion noch effektiver werden.

Die SPD-Pressestelle teilte am Donnerstag mit, "da man immer noch etwas schlauer werden kann", seien alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der kommenden Woche zwecks Bildungsurlaub nicht in Wiesbaden erreichbar.

Wie auf Rückfrage zu erfahren war, soll ein Schweizer Managementberater den SPD-Leuten in den Würzburger Seminarräumen der Friedrich-Ebert-Stiftung neueste Erkenntnisse in Arbeitsorganisation, Personalführung und Büroeffektivität vermitteln. me

Kinderinitiative trifft sich Gefährliche Straßen und Ecken werden inspiziert

ESCHBORN. Vor einem Jahr gründete die SPD die Initiative "Kinderfreundliche Stadt", um gemeinsam mit Eltern und Kindern Verbesserungen für den Nachwuchs in der Stadt zu erreichen. Wer mitarbeiten möchte, ist zum nächsten Treffen am Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr ins Haus der Arbeiterwohlfahrt an der Oberortstraße eingeladen.

Mit dem Thema "Kinder und Straßenverkehr" wollen sich die Teilnehmer eines Rundgangs durch Eschborn am Donnerstag, 29. Oktober, befassen. Wer jetzt schon Anregungen hat, wo sich gefährliche Straßen und Ecken befinden, kann sie an den Ortsvereinsvorsitzenden Reinhard Birkert, Langer Weg 9, schikken. Treffpunkt für den Rundgang ist der Rathausplatz. Eine ähnliche Initiative startete die Aktion "Kinderfreundliche Stadt" vor einem Jahr in Niederhöchstadt. Dort untersuchte sie vor allem die Sicherheit der Schulwege und regte Verbesserungen an. she

Eventuell bis Brotterode

BROTTERODE/BAD VILBEL. Die Sonderfahrt zur Rettung der Bahnstrecke Eisenach in Richtung Brotterode findet wie angekündigt am Samstag statt. Erst am heutigen Freitag aber sollte sich entscheiden, ob der Sonderzug auch das alte Industriegleis von Klein-Schmalkalden bis Brotterode benutzen darf.

Die Aussichten für eine Genehmigung wurden vom Fremdenverkehrsamt Brotterode noch am Donnerstag nachmittag für ziemlich aussichtslos gehalten. Das Industriegleis sei seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Die Reichsbahn zögere, die Verantwortung für die Benutzung zu übernehmen, die Firma Bosch als Eigentümerin der Gleise lehne die Verantwortung ab.

Dennoch: Die Werbefahrt mit einem modernen Wagen durch den herbstlichen Thüringer Wald ist attraktiv. Wie berichtet (FR von Mittwoch, 14. Oktober, "Mit der Bahn nach Brotterode"), fährt ein IC am Frankfurter Hauptbahnhof um 7.18 Uhr ab und ist um 9.52 Uhr in Eisenach. Dort soll der Sonderzug um 10 Uhr starten. Er fährt bis Klein-Schmalkalden und eventuell bis Brotterode. Der Zug wird um 17 Uhr wieder in Eisenach sein. Dort besteht um 18.02 Uhr Anschluß nach Frankfurt. Ankunft: 20.39 Uhr. hm

Hunderte ohne Wasser für Dusche und Kaffee Zwischen zehn Minuten und sieben Stunden / Nach nächtlichem Rohrbruch in Ober-Eschbach

BAD HOMBURG. Bei Hunderten von Ober-Eschbachern blieben am Donnerstag morgen Dusche und Kaffeekessel trocken.

Der Grund: Nach einem nächtlichen Rohrbruch in der Ober-Eschbacher Straße mußte zu Beginn der Reparaturarbeiten das Wasser abgestellt werden.

In den Häusern zwischen Grenzstraße und Steingritz blieben deswegen die Leitungen laut Auskunft von Stadtwerke- Chef Alfred Dorn zwischen zehn und 30 Minuten lang trocken.

Die in der Nähe der Bruchstelle lebenden Anwohner der Ober-Eschbacher Straße zwischen Grenzstraße und Jakob- Lengfelder-Straße saßen bis gegen 14 Uhr auf dem Trocknen.

Der Rohrbruch war bereits in der Nacht an einer Baustelle passiert, aber offenbar von niemandem bemerkt oder zumindest nicht gemeldet worden.

Bis zum Morgen waren bereits 120 Kubikmeter Wasser ausgelaufen, hatten die Baugrube überflutet und den Keller eines angrenzenden Hauses durchnäßt. Die Feuerwehr rückte mit fünf Mann aus, um das schlammige Wasser aus dem Keller abzusaugen.

Die Ursache des Rohrbruchs stand laut Auskunft Dorns gestern nachmittag noch nicht fest: "Wir werden der Sache nachgehen." che

Erst Verweigerung, nun Versuch Dresen inszeniert, Dohnanyi dirigiert "Rheingold": matt

WIEN. Eine ganze Spielzeit hat die Direktion der Wiener Staatsoper auf alle Neuproduktionen verzichtet und Kräfte gespart für die erste Inszenierung des kompletten Wagnerschen "Rings" nach dreieinhalb Jahrzehnten. So kommt der Premiere des "Rheingold" in der Inszenierung Adolf Dresens eine hohe symbolische Bedeutung zu, die seit einem Jahr amtierende Direktion zeigt, wie sie geplant hat, was sie kann.

Wie immer in Wien, ist die Vorgeschichte als Intrigenspiel von einigem Interesse. Schon Egon Seefehlner, den man von Berlin nach Wien zurückgeholt hatte, wollte einen neuen "Ring" produzieren, mit Harry Kupfer als Regisseur. Doch dessen Konzeption stieß auf wenig Gegenliebe, war vielleicht zu riskant. Seefehlner vergab den Auftrag an Filippo Sanjust, der ein "Rheingold" und eine "Walküre" ablieferte, so harmlos altmodisch sogar für Wiener Verhältnisse, daß man ihn nicht weitermachen ließ und zu den alten Karajanschen Produktionen aus den fünfziger Jahren zurückkehrte. Harry Kupfer verwirklichte später sein "Ring"-Konzept in Bayreuth.

Dresen hat eigenem Bekunden nach bereits dreimal das Ansinnen, einen "Ring" zu inszenieren, abgelehnt. Was er jetzt in Wien vorführt, erklärt die vergangene Verweigerung besser als die Gründe für seinen Entschluß, es jetzt trotzdem zu versuchen. Orientierungshilfe hat er offenbar bei Patrice Chéreau gefunden. Dresens Wotan und Loge scheinen bis in Details der Haltungen und der Gestik der Art und Weise zu entsprechen, wie Chéreau 1976 in Bayreuth seine Darsteller geführt hat. Auch Herbert Kapplmüllers Ausstattung greift auf das Bayreuther Grundmuster zurück. Bis auf das erste Bild findet die Aktion auf einem schmalen Streifen vorne an der Rampe statt, auf der Bergeshöhe erscheint Walhall nicht bei Chéreau als abstrahierte mittelalterliche Burg, sondern als schräg gestellter, zunächst silbergrauer Würfel.

In den Kostümen, die in der Bayreuther Jubiläumsinszenierung im 19. Jahrhundert angesiedelt waren, zeigt sich jener parodistische Einschlag, der Dresens wohl einzige neue Idee ist. Chéreau hat seinerzeit in Bayreuth versucht, den Mythos als bürgerlichen Roman à la Balzacs "Comédie humaine" zu erzählen. Dresen, der das sehr wohl verstanden hat, sucht den Ansatz in der Gegenwart, aber der degradiert die Wagnerschen Helden. Das Bürgertum des 19. Jahrhunderts war eine Klasse auf dem Weg zur gesellschaftlichen Macht, die sie sich mit rabiaten Methoden eroberte. Dresens Nacherzählung bleibt mangels konkreter Beobachtung, aber auch mangels Erklärung der Gegenwart im Beliebigen stecken.

Wotan trägt unter einem langen schwarzen Mantel einen weißen Trainingsanzug; Donner tritt als Mischung aus Seebär und Zirkusdirektor auf, läßt seinen Hammer in der Hand wirbeln wie weiland Charlie Chaplin seinen Gehstock; Froh trägt einen weißen Doppelreiher über nackter Brust und eine Hippie-Frisur; Loge eine wattierte Jacke und ein schwarzes Käppi; Fricka ist in eine lange graue Wursthaut gezwängt; Freia posiert als schöne Gärtnerin, die sich unter dem verlangenden Blick der Riesen geziert dreht und wendet; die Riesen sind nur im Torso realisiert, mit mächtigen Pranken, in Gesamtansicht zeigen sie sich auch beim Schlußapplaus nicht.

Wie in den guten alten Zeiten vollführen die Rheintöchter ihre Schwimmbewegungen auf einer Art hydraulischem Karussell, doch damit man nicht in die Versuchung gerät, das allzu realistisch zu deuten, spannen sie einen Regenschirm auf und wedeln sich mit einem Fächer Luft zu. Die Schwarzalben werken als Bergknappen mit Elektroleuchten auf der Stirn in einer Fabrik, deren Röhrengeflecht leck ist und Dampfwölkchen verpufft. Freia wird mit Goldklumpen nicht bis zum Hals zugedeckt, sondern behängt. Alles Bilder, auf die man sich keinen sinnvollen Reim machen kann, ebensowenig wie auf die Verwandlung des grauen Würfels in einen schwarzen, als Donner mit seiner Arie Walhall heraufbeschwört. Der Würfel, der aussieht wie das mohammedanische Heiligtum von Kaaba, öffnet sich dann und zeigt im Innern die Regenbogenfarben der Brücke, über die Wotan in die Burg einzieht.

So muß man wohl die weiteren Teile der Tetralogie abwarten, um Aufschluß darüber zu bekommen, was Adolf Dresen mit dem "Ring" im Schilde führt.

Musikalisch ist das neue "Rheingold" der Wiener Staatsoper nicht weniger enttäuschend als szenisch. Christoph von Dohnanyi am Pult der Wiener Philharmoniker dirigiert unentschieden zwischen der Bemühung um einerseits Transparenz und andererseits auch emotionellen Nachdruck. Stimmlich überzeugen nur Siegfried Jerusalem als Loge, Heinz Zednik als Mime und Kurt Rydl als Fasolt, Robert Hale als Wotan setzt sein prächtiges Timbre noch etwas unsicher ein.

Die meisten Sängerinnen und Sänger debütieren zwar in ihren Rollen, haben also mit dem Dirigenten ihre Partien von Grund auf einstudiert, doch daß man in der Wiener Staatsoper einen Froh, einen Alberich, die Rheintöchter nicht besser besetzen kann, stellt der Dispositionsfähigkeit der neuen Direktion ein schlechtes Zeugnis aus. Der verstorbene Direktor Eberhard Wächter, Bariton von Rang, hatte für seine Amtsperiode alles vorgeplant, sein zweiter Mann, Ioan Holender, vormals Besitzer einer Sängeragentur, ist an die Spitze nachgerückt und verwaltet das Erbe nur. Ihre erste Produktion weckt nicht gerade große Hoffnungen für die Zukunft. PAUL KRUNTORAD

Zurückhaltendes Echo auf FDP-Volksbegehren CDU und FWG "unterstützen", aber initiieren nicht

WIESBADEN. Die FDP bleibt als Urheberin für das begonnene Volksbegehren zur Einführung der "direkten Persönlichkeitswahl" (Kumulieren/Panaschieren) bei hessischen Kommunalwahlen allein. Bei der offiziellen Vorstellung der Aktion sagte der stellvertretende FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn am Donnerstag in einer Pressekonferenz, "zur Zeit" handele es sich bei dem Volksbegehren noch um eine Partei-Initiative. Er hoffe aber, daß sie sich "weiterentwickelt" und "von der Bevölkerung weitergetragen" werde. CDU und FWG hätten ihre "Unterstützung" erklärt, auch wenn sie selbst nicht als Initiatoren auftreten und damit das finanzielle Risiko mittragen wollten.

Hahn ließ gleichzeitig durchblicken, daß er selbst nicht mit einer Durchsetzung von Kumulieren und Panaschieren auf dem Weg des Volksbegehrens rechnet. "Ziel" der FDP sei zunächst nur, die drei Prozent Stimmen der hessischen Wahlberechtigten zusammenzubekommen (rund 128 000), die nötig sind, um den Landeswahlleiter zum Ansetzen eines Volksbegehrens zwingen zu können. Bei einem solchen Volksbegehren müßten binnen zwei Wochen dann 20 Prozent der Wahlbeteiligten in die Rathäuser gehen und abstimmen (rund 855 000).

Hahn meinte dazu, er sage "ganz offen, daß wir das nicht anstreben, weil wir es auch nicht schaffen". Ziel sei es vielmehr, nach Sammeln der 128 000 Unterschriften im Landtag einen neuen Anlauf für eine Veränderung des Wahlverfahrens zu unternehmen und dann die SPD (die derzeit als einzige Landtagsfraktion grundsätzlich gegen Kumulieren/Panaschieren ist) stärker unter Druck zu setzen.

Die jetzige FDP-Initiative ist in Hessens Geschichte erst der zweite ernsthafte Versuch zu einem Volksbegehren. Wegen der hohen Hürden (Zahl der nötigen Unterschriften) war die CDU in den 70er Jahren trotz mehrfacher Ankündigungen letztlich davor zurückgeschreckt, ein Volksbegehren gegen die SPD-Schulpolitik zu starten. Gegner der Startbahn West am Frankfurter Flughafen hatten später zwar die erste Hürde (Unterschriften von drei Prozent der Wahlberechtigten) geschafft; ihr Volksbegehren war damals dann jedoch für unzulässig erklärt worden, weil es sich nicht um eine landespolitische Frage handele.

Die FDP will (wie berichtet) jetzt Unterschriften dafür sammeln, daß auch in Hessen die Wähler bei Kommunalwahlen künftig nicht mehr nur Parteilisten ankreuzen müssen, sondern auch zwischen einzelnen Kandidaten aus verschiedenen Listen auswählen können.

FDP-Geschäftsführer Michael Denzin meinte, "95 Prozent der Bevölkerung" würden das FDP-Anliegen im Prinzip teilen; schwierig sei nur die Vermittlung des Volksbegehrens. Fraktionsvize Hahn warb um öffentliche Unterstützung und erklärte dabei auch, die hessischen Zeitungsverleger hätten bereits Sympathien für das Volksbegehren bekundet, und die FDP hoffe jetzt auf ihre Mithilfe.

Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Matthias Kurth meinte dagegen, das FDP-Eingeständnis, das Volksbegehren "nicht bis zum Abschluß durchzuführen", würde auch "liberale Wahlkampftaktik entlarven". Die FDP mißbrauche das Volksbegehren zum Stimmenfang. Die SPD bleibe dabei, daß Kumulieren und Panaschieren "nicht mehr Transparenz" schaffe. Der Grünen-Abgeordnete Reinhold Weist sagte auf Anfrage, die Entscheidung über das Wahlverfahren bei der übernächsten Kommunalwahl (1997) stehe erst nach der nächsten Landtagswahl 1995 an. Das jetzige Volksbegehren sei deshalb "überflüssig".

CDU-Sprecher Dirk Metz bestätigte, daß die CDU in ihrem Mitgliedermagazin zur Unterschrift auffordern wolle. Es handele sich aber um eine "FDP-Aktion", und die Union wolle nicht "ihre ganze Kraft darauf konzentrieren". me

Reit- und Fahrverein Rodenbach Dreitägiges Turnier auf der Anlage Mohn

800 Reiter und 400 Pferde erwartet der Reit- und Fahrverein Rodenbach zu seinem traditionellen Turnier auf der Reitanlage Mohn in der Industriestraße.

Zehn Springprüfungen, sechs Dressurprüfungen und eine Matrialprüfung stehen vom heutigen Freitag, 16. Oktober, bis zum Sonntag, 18. Oktober auf dem Programm. Jeweils um 8 Uhr morgens beginnen die Wettbewerbe, heute bilden um 15.45 Uhr die Dressurprüfung der Klasse L den Abschluß. Am Samstag ist der letzte Wettbewerb für 20.15 Uhr angesetzt und am Sonntag endet das Turnier mit der Springprüfung um 16.45 Uhr.

Der Eintritt ist an allen drei Tagen frei. ih

Mit einem Rohr auf Polizist eingeschlagen

SCHWALBACH. Wegen Körperverletzung und Widerstandes müssen sich zwei Nigerianer aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) verantworten. Laut Polizei kam es am Mittwoch abend auf dem Gelände zu einer Schlägerei zwischen Algeriern und Nigerianern. Bis zu 100 Menschen sollen beteiligt gewesen sein.

Die Polizei forderte die Streitenden auf, in ihre Unterkünfte zurückzukehren. Zwei Nigerianer taten das nicht, schlugen mit einem Rohr auf einen Beamten ein und wurden festgenommen. kkü

Das weitere Programm des Theaterrings

BAD SODEN-SALMÜNSTER / STEINAU. Mit Shakespeares "Viel Lärm um Nichts" hat der Theaterring die Veranstaltungsreihe Saison 1992 / 93 begonnen. Heute steht Kishons "Der Trauschein" in der "Halle am Steines" im Programm (20 Uhr). Am 7. Nov. lädt der Theaterring zu Henrik Ibsens "Ein Volksfeind" ein. Peer Schmidt gastiert am 15.1.1993 in Johnny Mortimers "Zwiebeln und Butterplätzchen". Für den 1. März wurde "Die Kaktusblüte" von Pierre Barillet geholt. Das letzte Gastspiel der Saison gibt Ellen Schwiers am 20. März mit Eugen Scribes "Der Damenkönig". schu

Obsessiv auf den Effekt bedacht Premiere von Oliver Hardts "Poe!" auf der TAT-Probebühne

Das Ausrufezeichen im Titel "Poe!" hat etwas Irritierendes, jugendlich Hochfahrendes sozusagen, und fast möchte man, wie das Erwachsene angesichts pubertären Überschwangs zu tun pflegen, ein begütigendes "na, na" dagegensetzen. Im Fall des Dichters Edgar Allan Poe ist der Nachdruck doppelt angebracht. Nicht nur verfolgt ihn, trotz späterer Würdigung seiner wegweisenden Dichtungstheorie, der Ruf mangelnder Reife - Poe selbst war geradezu obsessiv auch auf den Effekt bedacht. Der Inhalt, die Handlung seiner Geschichten war sekundär, was zählte, war die Wirkung des Schauerlichen, Düsteren, Grausigen oder grausig Schönen wie in den meisten Gedichten.

An diesem Doppelaspekt, der Dichter als Opfer seiner Sujets, aber zugleich als Meister ihrer Inszenierung, setzt das Bühnenprojekt Oliver Hardts an. Poes Effekt-Arsenal ist Sprache, aufgelöst in Laute, Tonfolgen, Klänge, Rhythmen, und Hardt arbeitet damit, überführt sie in Musik, Bilder und Choreographie.

Der Raum, streng gegliedert durch fünf riesige quadratische Kisten, darauf die Takt und Versmaß steuernden Metronome, ist zu Beginn hell und gleichmäßig beleuchtet. Es herrscht Arbeitsatmosphäre, Ruhe und Konzentration, noch ist nichts zu spüren von den Perversionen, Ticks und Manien, die Poes Figuren umtreiben. Ein Mann (Matthias Lorenz) streicht auf dem Cello, eine junge Frau (Karolina Sauer) streng, in Schwarz- Weiß, intoniert, halb singend, halb sprechend, Poe-Gedichte. Es sind die weniger bekannten, nicht jene, in denen von unerfüllter Liebe die Rede ist und der Wind in dürren Zweigen ächzt, sondern jene, in denen Poe mit Farben, Metren und dem Gewicht der Worte experimentiert.

Dann, nach dem Vortrag, schlägt die Szenerie abrupt um, die Bühne bevölkert sich, eine Frau in rotem, ärmellosem Overall (Friederike Lampert) führt, den Rücken dem Publikum zugewandt, einen abgewinkelten Arm vor, der sich später, wie von magischen Kräften bewegt, absenken wird, eine andere Frau (Christiane Stoecker) tritt an die Rampe. Sehr ruhig, sehr eindringlich setzt sie mit der Erzählung "Das verräterische Herz" ein. Ein Mann, im Hintergrund vor einer der Kisten plaziert, bleich und kahlköpfig, halb Geistererscheiung, halb die Karikatur eines englischen Lords (Steffen Knieling) wird in regelmäßigen Abständen ein Steinchen auf den Boden fallen lassen.

Die Geschichte bricht ab, die Aktionen multiplizieren sich, eine andere Akteurin (Susanne Strenger) vollführt töricht lächelnd eine Art Rösslsprung, stößt einen Schrei aus, tritt ab, von irgendwoher erklingt irres Gelächter, und der Mann, der bislang trotz des Ticks, Steinchen auf den Boden fallen zu lassen, die verkörperte Selbstkontrolle war, überläßt sich einen Moment lang ekstatischen Zuckungen.

Dieser Vorgang wird sich in Variationen wiederholen, die Erzählung etappenweise fortgesetzt. Ein Schrei zerreißt die Stille, die Lichtregie (Martin Heying) schafft Hell-Dunkel-Kontraste, die Musik (Albrecht Kunze) setzt hämmernde monotone Lautstärke gegen die Ruhe. Die Bilder, die Oliver Hardt findet, sind schön und exakt, und wer sie auf Poe bezieht, begreift die Zerrissenheit des Dichters.

Oliver Hardt hat den Autor gleichsam in die Rolle des Mörders in der Geschichte schlüpfen lassen, eines Mannes, der rational und planvoll zu Werke ging. Am Ende, während er noch meint zu triumphieren, steht er doch nicht mehr über seiner Tat. Man kann insoweit von einer kongenialen Annäherung sprechen, von einer kunstvollen Synthese im Grenzbereich von Biographie und künstlerischer Umsetzung, und doch zögert man. Denn die Ästhetik aus Licht, menschlichen und geometrischen Körpern im Raum, aus Ton und Stimme, verweist vielleicht auf ihren Gegenstand, vielleicht aber auch nur auf das Theater selbst. Man sieht Installationen und Envirements in einem hermetischen Kunstraum. Sie sind für sich da, auf Kommunikation mit dem Betrachter sind sie nicht angewiesen. Er ist gleichsam Zugabe in einem Universum, das um sich selbst kreist, und so trauert man bei aller Bewunderung ein wenig dem Theater nach, das einen noch brauchte. JUTTA BAIER

FV Germania Bieber, Fußball "Wir wollen jetzt oben mitmischen"

Eigentlich sind sie selbst ein wenig überrascht, die Verantwortlichen des reinen Fußballvereins FV Germania Bieber, daß sie nach elf Spieltagen an der Tabellenspitze der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost mitmischen. "Wir haben uns einen gesicherten Mittelplatz ausgerechnet", meint auch Geschäftsführer Walter Giebenhain. Nachdem die Bieberer auch noch Verletzungssorgen plagten, ist das bisher Geleistete wirklich erstaunlich.

Woran liegt es, daß sich der "Umsiedler" von der West- in die Ost-Gruppe auf Anhieb so gut einführte? Der Pressesprecher nennt die Gründe: "Nach drei Jahren in der West-Gruppe haben wir uns endlich die Umgruppierung erkämpft. Im Osten fühlen wir uns viel wohler, haben hier sportlich und finanziell größere Perspektiven". So besuchen die Heimspiele der Ost-Gruppe durchschnittlich 180 Zuschauer - im Westen waren es knapp 100. "Weiter ist unser neuer Trainer Gerd Kossytorz ein echter Kenner dieser Fußballregion. Der Aufschwung ist eng mit ihm verbunden. Dazu kommt, daß alle Spieler ihre Leistung stabilisiert haben, sich gegenüber dem Vorjahr steigerten. Weiter passen die neuen Spieler genau rein, sind echte Verstärkungen."

Selbst das Fehlen von drei "Säulen" minderte nicht den Erfolg im bisherigen Saisonverlauf. Ingo Nuber und Francesco Völger werden noch auf lange Sicht fehlen. Sie hatten sich in der vergangenen Saison schwere Verletzungen zugezogen. Ein unglückliches Jahr war das für die Germanen, denn sie verloren auch Markus Ritzel, der mit dem Motorrad tödlich verunglückte. Die Lücken konnten geschlossen werden, weil die Germania- Verantwortlichen ihren Kader vor Saisonbeginn sinnvoll ergänzten. Dabei profitierten sie besonders aus der sportlichen "Konkursmasse" des SV Gemaa Tempelsee. Vorstopper Daniel Köstler, die Mittelfeldspieler Mesquita und Holik, der re-aktivierte Ralf Simmer - sie alle sind aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Hans Vogel sucht nach einer Venenoperation ebenso noch den Anschluß wie Patrick Schmidt.

Für große Überraschung sorgten die Youngsters Dirk Grimm und Oliver Knoche. Die beiden 18jährigen Eigengewächse kehrten aus der Dietesheimer A-Jugend zurück und stehen auf dem Sprung, zeigen vielversprechende Ansätze. Die Stützen des Teams sind der absolut verläßliche Torwart Andreas Griesenbruch, Angriffs-Wirbelwind Peter Kissler, Libero-Routinier Werner Hug und natürlich Josef Monetti, der Spielgestalter und Goalgetter (7 Treffer) in Personalunion.

Das Durchschnittsalter von 25 Jahren stellt offenbar die goldene Mitte dar, die vielen jungen Talente verbinden sich mit den erfahrenen Monetti, Hug und Vogel. Lediglich zum Saisonauftakt patzten die Bieberer so richtig. Doch danach ging es in der "kämpferisch starken, aber spielerisch schwächeren" Ost-Gruppe stetig bergauf. So definieren die Germanen ihr Ziel neu: "Wir wollen oben mitmischen".

Der Fußballverein kann auf eine gesunde Basis vertrauen, auch wenn der ganz große Sponsor fehlt. In der Jugendarbeit sorgt das Engagement von Georg Mundil seit zwei Jahren für Auftrieb. Seit 1981 leitet Vorsitzender Manfred Herzing mit Friedel Kromm und Geschäftsführer Giebenhain die Geschicke, 1985 stieß Hartmut Böcher zu dieser Crew. ina

Deutschkurse für Ausländer

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ausländer ohne oder mit geringen Vorkenntnissen können ihr Deutsch im Herbst in Sprachkursen der Volkshochschule aufpolieren.

In Hofheim bietet die vhs einen Abendkursus (ab 19. Oktober, 18 bis 20 Uhr) an. Der erste Termin des Deutschkurses am Vormittag ist in Hofheim am Donnerstag, 22. Oktober, von 9.30 bis 11.45 Uhr.

In Sulzbach findet ein Deutschkursus für Ausländer in der Eichwaldschule statt, zwanzig Abende lang jeweils montags und donnerstag von 19.30 bis 21 Uhr, Beginn ist ebenfalls am Montag, 19. Oktober.

Fragen zu den Kursen beantwortet die vhs-Geschäftsstelle in Hofheim unter Tel. 0 61 92 / 99 01 33. bhe

Angst vor der Moderne Die Autorin Fatema Mernissi im Bürgertreff Westend

"Wir sind es, die gebildeten Mittelschichtsfrauen, vor denen die Fundamentalisten Angst haben", sagt Fatema Mernissi. "Wenn wir den Gehorsam (ta'a), eine der grundlegendsten Prinzipien der heutigen islamischen Rechtslehre aufkünden, werden dann nicht auch unsere Männer beginnen, verstärkt ihre individuelle Meinung (ra'y) und Vernunft ('aql) gegen die autoritären Geistlichen ins Spiel zu bringen?"

"Die Angst vor der Moderne. Männer und Frauen zwischen Demokratie und Islam" (Luchterhand) heißt das neueste Buch der streitbaren Marokkanerin Fatema Mernissi. Es ist unter dem Eindruck des letzten Golfkrieges entstanden, ist ihre neueste Untersuchung, mit der sie dem "demokratischen Erbe" des Koran habhaft zu werden versucht.

Mernissi ist streitbar, in der Tat. Sie hat es gelernt, ihre unliebsamen Thesen zu verteidigen, nicht jede Frage aus dem Publikum "ehrlich" zu beantworten. Während der Lesung im Bürgertreff Westend zeigte sie sich als charmante und selbstsichere Rednerin, geübt den "männlichen" Einwänden mit bisweilen ironischer Distanz zu begegnen.

Leider war die Stimmung im Publikum sehr aufgeheizt, Zuhörer reagierten ungeduldig und parteiisch gegen vermeintliche Angriffe auf die Soziologin, machten der Übersetzerin ihre Arbeit schwer. Mernissis Leseproben aus dem letzten Kapitel des Buches, von der bekannten Islamwissenschaftlerin Cherifa Magdi auf deutsch vorgetragen, waren nicht sehr aufschlußreich. Ein Gedankenstrand des Buches wurde kaum sichtbar.

Nach Ansicht der Autorin ist der Islam in seiner Grundstruktur weder antidemokratisch noch frauenfeindlich. Wie in all ihren Büchern, versucht sie auch in diesem sichtbar zu machen, daß die jetztigen religiös-politischen Führer lediglich die alles beherrschenden Führungseliten sind, die zum eigenen Nutzen jede individualistische und intellektuelle Opposition unterbinden. Der Haß gegen "den Westen" ist, so Mernissi, auch nur eine Variante des seit Jahrhunderten geführten Kampfes der Machthaber gegen "fremde" Einflüsse.

"Die Schriften Fatema Mernissis waren seit Anbeginn bahnbrechend für die islamische Frauenbewegung", urteiltCherifa Magdi. Ihre während des Golfkrieges geäußerte Kritik an Mernissis mitunter allzusehr um Immanenz bemühten Theorieansatz, stand an diesem Abend nicht zur Debatte. Im Gegenteil, sie unterstützte Mernissis Einschätzung, daß die Frauen und die Demokratie in den arabischen Ländern nur dann eine Chance hätten, wenn der Westen dazu beitrage, die Region zu demilitarisieren.

ANGELIKA BURKHARD

Den RK Rüsselsheim läßt das Geschwätz vom "schwächsten Meister der letzten Jahre" kalt Die fünf Nationalspielerinnen empfanden große Genugtuung Eine Geldprämie für den Titel ist nicht drin / Aufgrund der guten Nachwuchsarbeit scheint der Erfolg auf Jahre vorprogrammiert

Daß das entscheidende Tor im Endspiel um die deutsche Meisterschaft durch einen umstrittenen Siebenmeter erzielt wurde; daß das Finale auf wesentlich niedrigerem Niveau gestanden hatte als so manches vorangegangene Endspiel; daß der Bundestrainer hernach von einem "typischen 0:0-Spiel sprach" - das alles war den Hockeyspielerinnen des Rüsselsheimer RK nach dem 1:0-Erfolg über den RTHC Leverkusen und dem erstmaligen Gewinn der deutschen Feldhockey-Meisterschaft vollkommen egal.

Der Zweck heiligt die Mittel. Selten traf dieser Spruch so gut zu wie im Falle des Finalspieles. Nach einem Spiel, geprägt von Taktik, Kampf und Körpereinsatz, waren die Rüsselsheimerinnen an jenem Ziel angelangt, worauf sie zuvor mit spielerischen Glanzleistungen, eifrigem Training und großartiger Motivation ein halbes Jahr hingearbeitet hatten. Besonders für die fünf Nationalspielerinnen war es ein hartes Jahr gewesen. Und besonders für diese fünf war der Finalsieg sicher sehr wichtig, nachdem sie im Olympia-Finale von Barcelona als Verliererinnen den Platz verlassen hatten.

Was steckt hinter einer solchen Meisterschaft? Viel Initiative, viel Trainingsarbeit, starkes persönliches Engagement, eine seit langem funktionierende Jugendarbeit und so gut wie gar kein Geld. Man stelle sich vor: Für den deutschen Titel erhalten die Spielerinnen ein "Präsent" statt einer dicken Prämie. Die Fahrtkosten tragen die Berufstätigen unter ihnen selbst, bei Auswärtsfahrten kann der Verein nur in Ausnahmefällen die Verpflegungskosten übernehmen. Mehr ist für den 500 Mitglieder zählenden Ruder-, Hockey- und Tennis-Verein nicht machbar. Der Hockey-Abteilung, mit 250 Mitgliedern stärkster Zweig, steht ein Jahres-Etat von 120 000 Mark zur Verfügung. Hiervon werden drei Männer-, zwei Frauen- und ein Dutzend (!) Jugendmannschaften unterhalten. "Wir müssen an allen Ecken und Enden sparen", stellt Thomas Blivier, Betreuer der Meistermannschaft, traurig fest.

Einen Hauptkostenfaktor stellt das Gehalt von Berti Rauth dar, dem 34jährigen Cheftrainer der Frauen, Männer und der Jugend. Er wird vom Verein in Vollanstellung beschäftigt, was "eine große finanzielle Belastung" bedeutet. Doch nicht erst seit diesem Titelgewinn wissen die Rüsselsheimer, daß Berti jede einzelne Mark wert ist. "Er könnte in anderen Vereinen sogar noch einiges mehr verdienen. Zum Glück ist er so bodenständig", berichtet Blivier über den Trainer, der täglich ab 15 Uhr auf dem Platz steht und bereits seit 16 Jahren dem RRK die Treue hält.

Was unter Rauths Regie in Rüsselsheim geleistet wurde, das ist einmalig in Deutschland: Keine andere Hockeymannschaft hat in so kurzer Zeit der Bundesliga-Zugehörigkeit solche Erfolge verbucht. Seit die Rüsselsheimerinnen 1987 in die höchste Klasse einzogen, spielen sie dort eine Führungsrolle, besonders in der Halle. Auf dem Feld mußten sie bis zur vergangenen Woche auf ihren ersten Triumph warten. Dieser soll und wird nicht der letzte sein. Davon kann man getrost ausgehen. In der Jugend stehen die Talente für die kommenden Jahre schon bereit. Die weibliche Jugend (15 bis 18 Jahre) hat sich für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft qualifiziert, die A-Mädchen (12 bis 15) sind hessische Vize-Meisterinnen, die B-Mädchen sind Hessen-Titelträgerinnen und sogar 6- bis 8-jährige Mädchen jagen bereits auf dem Kleinfeld der Kugel hinterher. In der Vergangenheit gelang es Rauth immer wieder, aus den Talenten des RRK internationale Spitzenspielerinnen zu machen. So wundert es nicht, daß der engagierte Coach auf alle Teams ein Auge hat und die kontinuierliche und eminent wichtige technische Fortbildung überwacht.

Hockey ist ein technisch äußerst anspruchsvoller Sport - bei den Frauen noch besser erkennbar als bei den Männern. Eine wie Britta Becker, so erzählt der Betreuer Thomas Blivier, "kann drei Leute auf einem Bierdeckel ausspielen". Dennoch, und das ist eines der vielen ungelösten Rätsel im Bereich des Sportes, spielen die Rüsselsheimerinnen oft vor einer "Geisterkulisse", kamen zum Finale gerade eben 1000 Zuschauer. Athletik, Kampf, Taktik, Technik, Eleganz - alle Elemente, die einen Sport interessant machen, enthält das Hockeyspiel. Besonders bei den Frauen kann der Zuschauer die technischen Finessen gut verfolgen, denn ganz so kraftvoll und athletisch wie bei den Männern geht es hier nicht zu. Dennoch haben die Männer mehr Zuschauer - Rätsel Nummer zwei.

Wo es an Zuschauern fehlt - da mangelt es meist auch am Geld. Der Kreis schließt sich somit. Es können keine potenten Werbepartner gefunden werden - die Ausnahme bildet hier Opel als traditioneller Sponsor. Ein professionelles Management ist nicht finanzierbar. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter ist es schwer, sich ausreichend und wirkungsvoll um die Marketing- und Management- Aufgaben zu kümmern.

Umso höher ist das zu bewerten, was die Rüsselsheimer(inne)n erbracht haben, sportlich und im Umfeld. Man sollte sich hüten, an der Qualität des Finales zu mäkeln, sondern vor dieser Leistung den Hut ziehen: Herzlichen Glückwunsch nachträglich, liebe Hockeyspielerinnen und Mitarbeiter des RK Rüsselsheim!

INA SCHNEIDER/jbp

Schwangere dürfen lügen Arbeitgebern ist Frage bei Einstellungsgespräch verboten

ari KASSEL, 15. Oktober. Die Frage an eine Stellenbewerberin, ob sie schwanger sei, ist grundsätzlich unzulässig. Mit diesem am Donnerstag verkündeten Urteil hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Kassel seine bisherige Rechtsprechung aufgegeben. Mit dem höchstrichterlichen Urteil wird Frauen quasi ein "Recht auf Lüge" bei der Frage nach Schwangerschaften zugestanden (Az: 2 AZR 227/92).

Anlaß war die Klage eines Arbeitgebers aus Nordrhein-Westfalen, der eine Schwangerschaftsvertretung gesucht und auch jene Frau, die er schließlich einstellte, nach einer bei ihr bestehenden Schwangerschaft gefragt hatte. Obwohl die Frau im fünften Monat schwanger war, hatte sie die Frage verneint.

Als der Arbeitgeber rund zwei Wochen nach der Einstellung bemerkte, daß die neue Mitarbeiterin entgegen ihren Behauptungen schwanger war, focht er den Arbeitsvertrag wegen arglistiger Täuschung an. Damit hatte er keinen Erfolg: Weil schon die Frage unzulässig gewesen sei, so das BAG, habe in der wahrheitswidrigen Anwort auch keine arglistige Täuschung gelegen.

Nach der bisherigen Rechtsprechung des BAG war die Frage nach einer Schwangerschaft nur zulässig, wenn sich ausschließlich Frauen um eine Stelle bewarben. Das "Recht auf Lüge" hatten Bewerberinnen folglich nur, wenn sich auch Männer um eine Stelle bemühten.

In seiner neuen Entscheidung stützt sich das BAG auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) aus dem Jahre 1990. Danach ist die Frage nach einer Schwangerschaft aus Gründen der Diskriminierung von Frauen generell unzulässig. Eine Kündigung von Frauen, die ihre Schwangerschaft bei der Einstellung verheimlichten, ist auch nicht ohne weiteres möglich: Für Schwangere gilt ein besonderer Kündigungsschutz.

Passagiere stundenlang in der S-Bahn eingeschlossen

S 5-Zug zerschnitt Oberleitung / Viele Verspätungen

Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning

30 Menschen blieben am Donnerstag für zweieinhalb Stunden in einer S-Bahn der Linie 5 eingeschlossen. Sie konnten den Kurzzug nicht verlassen, da der Stromabnehmer des Zuges kurz vor der Haltestelle in Rödelheim die Oberleitung zerschnitten hatte. "Ihnen ist nichts passiert", erklärte Kurt Stadler, Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt. Weil die Reparatur der Oberleitung bis in die Abendstunden anhielt, ließ die Bundesbahndirektion den Fahrgästen über Rundfunksender mitteilen, daß im Feierabendverkehr mit Verspätungen zu rechnen sei.

Um 10.18 Uhr war es zu der Betriebsstörung gekommen: Die S 5 war von der Stresemannallee aus in Richtung Friedrichsdorf unterwegs, als auf der Strecke zwischen den Haltestellen "Westbahnhof" und "Rödelheim-Bahnhof" das fingerdikke Seil riß, durch das 15 000 Volt fließen - die Oberleitung war kaputt, die Fahrt der S-Bahn vorerst zu Ende.

Meist entständen Schäden an der Oberleitung durch umstürzende Bäume, erklärte DB-Sprecher Stadler. Doch im vergangenen Jahr habe es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben: Damals blieb ein Zug auf dem unterirdischen Weg durch die Innenstadt in einem Tunnel stecken.

Eigentlich, sagte Stadler, "sind wir davon ausgegangen, die Oberleitung könne in sechs Stunden repariert sein", doch die Arbeiten zogen sich hin: Das Spezialfahrzeug, mit dem die Oberleitung geerdet werden sollte, mußte erst aus Niedernhausen nach Frankfurt gebracht werden. Daher mußten die Fahrgäste in den Waggons bleiben. Sie durften den Zug auch deswegen nicht verlassen, erklärte der DB-Sprecher, weil die S-Bahn auf offener Strecke gestoppt hatte und ihre Trasse in 1,45 Meter Höhe auf einem Schotterbett angelegt ist: Der Ausstieg wäre zu gefährlich gewesen.

Bis etwa 18 Uhr gab es durch die Betriebsstörung am Vormittag "Verspätungen und Teilausfälle" bei den Linien S 3, S 4 und S 5; denn auch die Züge der Linie S 3 und S 4 wurden umgeleitet: Die erste Haltestelle, die sie nach dem Hauptbahnhof ansteuerten, war der Bahnhof in Rödelheim. Die Züge der Linie 5 mußten sich in Richtung Stresemannallee sowie in Richtung Friedrichsdorf einen Gleisstrang teilen.

Mutmaßliche Räuber in gestohlenem Auto gestellt

Zwei Männer, die von der Polizei verdächtigt werden, am Mittwoch nachmittag in Mannheim einen Schmuckgroßhändler überfallen zu haben, sind in der Nacht zum Donnerstag am Oberen Kalbacher Weg festgenommen worden. Sie waren in einem Auto unterwegs, das in Frankfurt zugelassen und als gestohlen gemeldet worden war.

Bei dem Überfall am Mittwoch nachmittag erbeuteten die Täter einen Koffer, in dem der Schmuck im Wert von etwa einer Viertelmillion Mark deponiert war. Zeugen beobachteten, daß sie in dem Wagen in Richtung Autobahn flohen. In dem Auto sollen bei der Flucht aus Mannheim nach der Beobachtung des Schmuckhändlers drei Personen gesessen haben: Der dritte mutmaßliche Täter ist derzeit noch flüchtig.

Von der Fahndung nach den Tätern unterrichtet, fiel Beamten des 15. Polizeireviers in der Nacht zum Donnerstag der Fluchtwagen auf der Autobahn A 5 auf: Sie folgten dem Wagen und stoppten ihn in Kalbach. Dort wurden die beiden Männer, ein 20- und ein 25jähriger, festgenommen und schließlich an die Polizei in Mannheim übergeben.

Noch nicht gefunden wurde nach Angaben der Polizei das Diebesgut.

Hinweise auf den Verbleib des Schmucks werden von der Polizei in Mannheim unter den Telefonnummern 06 21 - 17 40 oder -10 43 43 entgegengenommen. ing

Handtaschenräuber überfiel eine 81jährige

Einer 81jährigen Frau ist am Mittwoch abend in der Kleyerstraße die Handtasche geraubt worden, in der sich 50 Mark und persönliche Gegenstände befanden. Gegen 18.30 Uhr wurde sie nach Angaben der Polizei von einem Unbekannten von hinten angerempelt.

Sie stürzte zu Boden und verletzte sich dabei leicht. ing

Schützenbezirk Maingau Tell Dietzenbach vor Regionalliga-Aufstieg

Die Standardgewehrschützen der Schützengesellschaft Tell Dietzenbach sicherten sich die Meisterschaft in der Gauklasse und werden den Maingau bei den Aufstiegskämpfen zur Regionalliga Süd vertreten. In den beiden abschließenden Durchgängen verteidigten die Dietzenbacher ihren hauchdünnen Vorsprung gegenüber der SG Bad Homburg mit Erfolg. In Oberursel setzten sie sich mit 1054:1040 Punkten ebenso souverän durch wie zum Abschluß gegen den starken SV Kriftel mit 1071:1058. Den Bad Homburgern nutzten so ihre Siege in Kriftel und Eschborn nichts mehr.

Einen erfreulichen Abschluß fand die Runde auch für die Schützengesellschaft Neu-Isenburg. Die Neu-Isenburger setzten sich in Eschborn mit 1076:1047 durch und behielten auch beim SV Oberursel klar mit 1070:1043 die Oberhand. Die Oberurseler standen bereits vor diesem Wettkampf als Absteiger fest. Sie gaben nach ihrem Aufstieg im Vorjahr nur ein kurzes "Gastspiel" und kehren nun in die Kreisklasse Hochtaunus zurück. Bester Schütze des letzten Wettkampftages war mit Reinhold Böß ein Schütze aus der frischgebackenen Meistermannschaft. Böß traf 277 Ringe und übertraf damit um einen Ring den Bad Homburger Lutz Vogt. Mit Dieter Zimmermann (275 Ringe) und Peter Roth (270) sind gleich zwei Neu-Isenburger in der Tages-Bestwertung vertreten.

Am Ende der Saison gilt es natürlich nicht nur für die Mannschaften Bilanz zu ziehen. Der beste Einzelschütze wird errechnet und der kommt in diesem Jahr vom Meister und heißt Reinhold Böß. Der beste Schütze dieser Klasse erzielte insgesamt 2177 Ringe. Im Durchschnitt traf er 272mal, was eine glänzende Marke darstellt. Auf Rang zwei der Bestenliste konnte sich Neu-Isenburgs Dietmar Zimmermann plazieren. Er verbuchte insgesamt 2167 Ringe (Durchschnitt 270). Mit einer Quote von 2147 (Durchschnitt 268) rangiert mit Peter Roth ein weiterer Neu- Isenburger auf Rang fünf, 2134 Ringe (Durchschnitt 266) bringen Dietzenbachs zweiten Vertreter Heiko Wilts auf den achten Rang. Für die Dietzenbacher Schützen gilt es nun, in den Aufstiegskämpfen ebenso gut zu treffen, wie im Verlauf der Runde.

ABSCHLUSSTABELLE DER GAUKLASSE: 1. SG Tell Dietzenbach 18:2- Punkte / 10 622-Ringe, 2. SG Bad Homburg 17:3 / 10 581, 3. SV Kriftel 10:10 / 10 579, 4. SG Neu-Isenburg 9:11 / 10 590, 5. SG Eschborn 6:14 / 10 405, 6. SV Oberursel 0:20 / 10 220. jbp

Das war's diese Woche

Kennen Sie das? Sie stehen auf einem Parkplatz, die Zeit verstreicht, nirgendwo eine Lücke frei . . . Ähnliches hat sich dieser Tage auf dem Parkplatz eines Einkaufzentrums abgespielt. Da wartete die Frau in ihrem grünen VW auf einen Parkplatz, dahinter übten sich zwei junge Männer in einem roten VW im selben Geduldsspiel. Die Frau indes war schneller: Sie erspähte einen Wegfahrenden und schlupfte ins Loch. Die Männlichkeit reagierte, stieg aus und schimpfte drauf los. Als die Frau es ob des tobenden Zeitgenossen vorzog, im Schutz der Karosse zu verweilen und die Türen verriegelte, da ging mit dem Erzürnten der Gaul durch: Er holte aus und hieb eine Delle in den Kotflügel des grünen VWs.

Erfunden? Von wegen: Die Sache ist aktenkundig. Und den Erzürnten plagt nun nicht nur die wehe Hand, sondern auch die Folge seines Auftretens: Die Frau hat Strafanzeige erstattet. kkü

Strafanzeige hat sie nicht erstattet, aber Gerti Schlosser aus Hochheim hat uns geschrieben. In der ersten Folge der FR-Serie "Oh, Baby" habe sie den Tip vermißt, daß nicht nur Hebammen und Krankengymnastinnen, sondern auch Geburtsvorbereiterinnen Kurse in Geburtsvorbereitung anbieten. Weil sie eine solche ist, war ihr der Hinweis wichtig, "damit die Eltern nicht verwirrt sind". Sind sie hoffentlich nicht. Die genannten Berufe sollten nur Beispiele sein - und nicht die Qualifiaktion von Geburtsvorbereiterinnen in Frage stellen. pms

Riesenhuber schwört auf die Fliege, manche Männer lieben's oben ohne, aber Dr. Lothar Manker hat die schönsten: Krawatten. Mal toben Elefanten über die Seidenstreifen, mal sind's fruchtige Varianten, manchmal auch geometrische Muster à la Miro. Kein Zweifel: Wallaus Ortsvorsteher hat Modemut. So mancher mit Hang zum Dauer-Blau oder -Grau könnten von ihm lernen. pms

Goldmedaillengewinner Thomas Kreidel will von "der Mitleidstour" nichts wissen Rollstuhlfahrer siegte bei der Behinderten-Olympiade in Barcelona / Bester querschnittsgelähmter Tischtennisspieler der Welt trainiert beim TCC Oberhöchstadt

KRONBERG. Mit dem Willen zum Siegen peitschen die beiden Spieler den kleinen Zelluloidball über die Tischtennisplatte. Blitzschnelle Reaktionen. Druckvolle Angriffsschläge wechseln mit kontrolliertem Verteidigungsspiel. Der Blick ist starr auf die grüne Spielfläche gerichtet. Um jeden Punkt wird mit vollem Einsatz gekämpft. Immer wieder wischen beide mit dem Handrücken die Schweißperlen auf der Stirn beiseite. 21 zu 19 heißt das Ergebnis: Verloren hat der Spieler mit den flinken Beinen, gewonnen sein Gegner - die Zuschauer glauben es kaum - im Rollstuhl.

Thomas Kreidel ist der weltbeste Tischtennisspieler unter den Behinderten: In Barcelona holte er Gold bei den Paralympics, den Olympischen Spielen der Behinderten - zum dritten Male hintereinander. Er gewann Gold in der Mannschaft, ist zweifacher Weltmeister, fünffacher Europameister, mehrfacher Deutscher Meister und und. Daß er nebenbei bis 1990 auch dreimal Deutscher Meister der Rollstuhlfahrer im Tennis wurde, erwähnt er schon gar nicht mehr.

"Wir sind richtige Leistungssportler", betont Kreidel selbstbewußt und meint damit sich und andere behinderte Sportler. Vier Mal in der Woche packt der 28 Jahre alte Jurastudent seinen Trainingsanzug, die Schläger und den speziellen Sportrollstuhl in sein Auto und fährt von Frankfurt zum Verbandsligisten TTC Oberhöchstadt. In der Turnhalle der Grundschule spielt er gegen die "normalen" Spieler des Tischtennis-Clubs. Zwei bis drei Stunden pro Abend. "Klick, klack, klick, klack, klick, klack." Wie ein Roboter bewegt er seinen rechten Arm, verbessert seine Vor- und seine Rückhand. Bei den Meisterschaftsspielen des TTC in der Verbandsliga ist er als die Nummer zwei gesetzt. Das Saisonziel steht fest: "Wir wollen Meister werden und in die Hessenliga aufsteigen", sagt Kreidel kurz und bündig.

Daß beim Training wie bei den Spielen seine Gegner, vom ersten Mal abgesehen, keine besondere Rücksicht auf ihn nehmen, weil sie sonst überhaupt keine Chance gegen ihn haben, das ist für Thomas Kreidel wichtig. "Die Mitleidstour kann ich überhaupt nicht leiden", stellt er gleich am Anfang des Gesprächs klar. Das Tischtennisspielen sei für ihn so wichtig oder unwichtig wie für jeden nichtbehinderten Sportler, das sei "nicht sowas wie ein Lebensersatz".

"Solche Vorstellungen sind einfach Quatsch", versucht er zu erklären, "man gewöhnt sich an seine Behinderung. Da ist vieles einfach zur Normalität geworden."

Erwischt hat es ihn 1982 bei einem Autounfall: Querschnittslähmung. "Das erste Jahr war schwierig", gesteht er ein. Doch dann griff er wieder zum Tischtennisschläger. Gespielt hatte er vorher schon - mit Erfog: Im Alter von sechs Jahren begann er mit dem schnellen Sport, als Jugendlicher war er einmal Achter der Deutschen Rangliste. Mit dem Rollstuhl fing er in der B-Klasse wieder an. Vor dem TTC Oberhöchstadt trat er für den SV Niederursel in der Regionalliga an, der dritthöchsten Klasse. Zum TTC kam er über einen Studienkollegen.

Eine seiner Stärken sehen Tischtennis- Experten in seinem außergewöhnlichen Ballgefühl. Den Nachteil, durch den Rollstuhl weniger flexibel zu sein als seine Gegner, macht er dadurch wett, daß er den Ball extrem früh annimmt und sein Gegenüber dadurch zu einem schnellen Spiel zwingt. Dabei kommt ihm sein enormes Reaktionsvermögen zugute. Und nicht zuletzt: "Mein Oberkörper ist sehr beweglich", stellt er nüchtern fest.

Die Leistungsexplosion im Behindertensport in den letzten Jahren bewertet Kreidel als positiv. "Viele Funktionäre wollen die Entwicklung auf dem jetzigen Niveau einfrieren", krisitiert er, "dabei sollte die Professionalisierung weitergehen." Durch eine mehr leistungsorientierte Berichterstattung in den Medien - "kein Mitleid" - werde der Sport für die Zuschauer spannender und interessanter, und damit steige die Attraktivität für Wirtschaftsunternehmen, als Sponsoren aufzutreten und die Sportler finanziell zu unterstützen. Zur Zeit kommt das nötige Kleingeld vom Bundesinnenministerium aus der Sportförderung.

Aus Gründen der Publizität fordert der Jura-Student auch, die Paralympics künftig immer gleichzeitig mit den bekannten Olympischen Spielen auszutragen. Barcelona war für ihn einer der Höhepunkte seiner Laufbahn. "Es war einfach Wahnsinn", erinnert er sich mit Begeisterung. Am meisten bewegt hat ihn, daß die Behinderten häufig in ausverkauften Hallen um die Plätze auf dem Siegerpodest gekämpft hatten. Vielleicht heißt es ja 1996 bei den nächsten Paralympics in Atlanta in den USA wieder: Goldmedaille - Thomas Kreidel. JOACHIM MOHR

Rehnuß in Schlehensauce wurde am besten bewertet Deutsches Team gewann die "Olympiade der Köche"

Gold für Deutschland bei der "Olympiade der Köche": Teamchef August Kottmann und seine Mannschaft haben es in der Kategorie "Warme Küche" geschafft. Silber holte sich die Nationalmannschaft Singapurs. Sie ist zudem mit drei Goldmedaillen bei den kalten Platten eines der erfolgreichsten Teams. Manager ist übrigens ein Deutscher: Peter A. Knipp, einst Lehrling im Berliner Hilton, heute Executive Chef im legendären Hotel Raffles. Zusammen mit seinem Teamleiter Awyong Khing Leong (Hyatt Regency Singapore) zauberten sie ein raffiniertes Dreigängemenue aus Seebarsch, Peiping Ente, Keule in Sauce aus fünf Gewürzen zu Tientsin-Kohl, Kokosnuß-Parfait und Salat von Zitrusfrüchten. Das konnte neben Kottmanns Schurwälder Rehnuß in Schlehensauce durchaus bestehen. Mit im Rennen um die vorderen Plätze liegen aber auch noch Kanada und die Schweiz.

Die Juroren hatten es schwer. Mit spitzem Bleistift und feinem Gaumen testeten sie fünf Tage lang die Gourmet-Spitzenleistungen von 30 Nationalmannschaften. Gleiche Ausgangslage war insofern gegeben, als der Warenwert pro Essen 13 Mark nicht übersteigen durfte. Meinte Alan Palmer, Asiendirektor der Welt-Köche-Vereinigung noch im nachhinein: "Und das bei 12 Mark für ein Kilo Schalotten in der Kleinmarkthalle."

Es ging aber bei dieser Olympiade nicht nur um die zwar preiswerte, aber dennoch gehobene Küche. Im Wettbewerb standen auch "Massenverpfleger", wie die Kochmannschaften der Streitkräfte, die in ihren Kasernen heutzutage auch mehr anbieten müssen als den Eintopf aus der mittlerweile hochtechnisierten, ausklappbaren Gulaschkanone.

"Täglich vollbesetzte Tische" vermeldete in ihrem Schlußbericht die Pressestelle. Deborah Schuhmann: "Ob die 500 Plätze im Internationalen Restaurant der Halle 8 oder die 200 im Jugendrestaurant: Wir waren ausverkauft, so etwas gab es noch nie." Und das bei immerhin 54 Mark fürs Hauptgericht.

Bestätigung für den Trend zur saisonalen und regionalen Küche bei gesteigertem Ernährungsbewußtsein fand auch Ludwig Gäng, Referent für Diätlehrgänge im Verband der Köche Deutschlands. Sein "Restaurant für gesunde Ernährung" unter Teamchef Rolf Unsorg war auf dieser IKA ebenfalls täglich voll besetzt. Man ist längt vom abschreckenden Müsli oder der Vollkorn-Küche abgekommen, "die in ihrer Einseitigkeit auch ungesund ist", so Gäng. Das Essen muß der "normalen" Küche ebenbürtig sein, dafür aber kalorienbewußt, ohne daß man dabei hungert. Die Frische: "Wenn Gemüse beispielsweise 24 Stunden unterwegs ist oder lagert, verliert es bis zu 40 Prozent seiner Vitamine und man ißt am Ende nur noch Ballaststoffe." So gab es am letzten Tag als Hauptgang beispielsweise Kalbsragout nach Ossobuccoart mit Dinkel-Nudeln (aus Grünkorn mit Linsen untergearbeitet) zu Senf-Dillsoße (445 Kalorien, 13 Mark).

Es war der letzte Tag der neuen Messe "Menue & Logis", die parallel zur Internationalen Kochkunst-Ausstellung (IKA) läuft. Daß diese Fachmesse auch im eigentlichen, dem kaufmännischen Bereich, wobei es um die Versorgung der Hotellerie und Gastronomie mit Waren, Lebensmitteln sowie Küchen- und Zimmerausstattungen ging, ebenfalls mit 40 000 Fachbesuchern die Erwartungen übertraf, nur nebenbei. Messegeschäftsführer Wolfgang Kater hofft, daß die 400 Aussteller aus 40 Ländern in zwei Jahren wiederkommen. -vau

Einige Verstöße gegen Haushaltsführung Im Schlußbericht des Rechnungsprüfungsamtes wird Kritik am Deponieren von Etatmitteln geübt

HANAU. Die Stadtkämmerei schlägt der Stadtverordnetenversammlung zwar vor, den Magistrat für die Haushaltsführung 1990 zu entlasten. Wenn die Parlamentarier/innen am Montag, 26. Oktober, die Jahresrechnung behandeln, dürfte aber Kritik vornehmlich von CDU und Grünen zu erwarten sein.

Der Schlußbericht des Rechnungsprüfungsamts (RPA) enthält einige Verstöße gegen ordnungsgemäßes Haushaltsführen, die sich nicht nur auf die beim Geschichtsverein "geparkten" Kulturamtsgelder (die FR berichtete mehrfach) beziehen. Weitere Kritik betrifft das Baudezernat.

Etatmittel zu deponieren und bei Bedarf darauf zurückzugreifen, so wurde außer auf dem Umweg über den Geschichtsverein auch bei "Handgeldern" für Kulturamtsbeschäftigte verfahren. Das RPA vermutet dahinter die Absicht, zum Ende des Etatjahrs Haushaltsreste scheinbar zu verausgaben, um sie ins nächste Etatjahr hinüberzuretten.

Insgesamt ging es dabei um rund 16 000 Mark, die ebenso an die Stadtkasse zurückzuzahlen waren wie jene 1420 Mark, die im Tresor des Goldschnmiedehauses verwahrt wurden.

Auch was die Märchenfestspiele anbelangt, wickelt die Stadtkasse inzwischen alle Zahlungsanweisungen ab.

Vorher allerdings lief der Großteil von Einnahmen und Ausgaben über das Girokonto des früheren Festspielleiters.

Dem wurde auch eine jetzt nicht mehr gängige Telefonpauschale von 2000 Mark zugestanden, die das RPA für "überhöht" hält.

Fahrtkostenzuschüsse für Mitarbeiter sind abgeschafft, außerdem unsachgemäße Ausgaben aus Eintrittsgeldern.

Tantiemen von 74 000 zwischen 1985 und 1991 für Textbuch-Verlage und -Bearbeiter hält die Verwaltung im Gegensatz zum RPA für üblich.

Den Vertrag mit dem Steinheimer Altstadt-Sanierungsträger Deutsche Stadtentwicklungsgesellschaft (DSK) Ende 1992 zu kündigen, hält das RPA aus Kostengründen für angebracht.

Die DSK habe entgegen dem Stadtverordnetenbeschluß das Treuhandkonto nicht möglichst gering gehalten. Vielmehr habe die Gesellschaft Gelder aus städtischen Töpfen 1990 und 1991 so stark abgezogen, daß "größere Beträge" als Festgeld hätten angelegt werden können, wo gleichzeitig die Stadtkasse ihre Liquiditätsprobleme mit Überziehungs-Sollzinsen hätte bezahlen müssen. Restliche Sanierungsarbeiten könne das Stadtplanungsamt 1993 in eigener Regie bewältigen.

Das aber sieht sich dazu außerstande. Im Baudezernat heißt es weiter, der Vertrag mit der DSK lasse sich nicht "mitten im Verfahren und vor der Endabwicklung und Abrechnung" kündigen, weil es an nötigem Personal und Spezialwissen mangele.

Das förmliche Sanierungsverfahren ende sowieso spätestens 1994.

Daß das Hochwasserhebewerk Hellenbach in Klein-Auheim 1982 schon beschlossen, die mittlerweile auf fünf Millionen Mark veranschlagten Etatmittel dafür aber noch immer nicht für den Bau eingesetzt worden seien, hält das RPA geradezu für einen Schildbürgerstreich. Dem hält die Bauverwaltung entgegen, die Bauarbeiten begännen in diesem Oktober und sollten Ende 1993 enden.

Die vor der Etaterhöhung 1989 veranschlagten Mittel seien zu gering gewesen, um die Bauarbeiten vergeben zu können.

Das RPA listet im Jahresbericht auch 24 Fälle auf, in denen ein früherer Bediensteter des Vermessungs- und Liegenschaftsamtes für städtische Leistungen keine Gebühren erhob.

Von fünf städtischen Mitarbeitern verlangte er nur die Hälfte der fälligen Gebühren.

"Schlecht vorbereitete" und deswegen finanziell aus dem Ruder laufende Vorhaben wie den Bau der Alice-Salomon-Kindertagesstätte könne sich die Stadt nicht mehr leisten, kritisiert das RPA.

In diesem Fall waren die zunächst veranschlagten vier Millionen Mark Baukosten, basierend auf nur vorläufigen Bauunterlagen, um 50 Prozent gestiegen. Die Kämmerei bemerkte dazu, das Hochbauamt verfahre längst nicht mehr so.

Das Stadtkrankenhaus schaffte 18 mobile Datenerfassungsgeräte an, doch elf davon wurden nicht benötigt.

Diese will der Lieferant aber zurücknehmen. him

Fußball-Termine

Kommentar

Zu Kumulieren und Panaschieren kann man mit guten Argumenten verschiedener Meinung sein. Man kann mehr Demokratie davon erwarten. Man kann auch bloßen Aktionismus hinter Wahlrechtsänderungen sehen, die letztlich auch kommunal nur noch mehr Show-Politiker hervorbringen könnten. Kaum verschiedener Meinung aber kann man darüber sein, daß es das hessische Volk in diesen Tagen kein bißchen interessiert, nach welchem Wahlrecht 1997 die Kommunalparlamente gewählt werden sollen.

Das Volksbegehren der FDP ist eine reine Parteiaktion. Die halbherzigen Reaktionen selbst aus CDU und FWG Parteiaktion belegen, wie wenig man auch dort davon hält. Da wurde im Landtag etwas nicht durchgesetzt, und nun soll eben das Volk bemüht werden.

Das Volk bemüht? Nein: Eigentlich, so hat die FDP jetzt offen zugegeben, hält sie ein Volksbegehren ja für chancenlos. Sie will nur die SPD im Landtag unter Druck setzen. Ein billiges Stück mit einem absolut nachrangigen Thema. Ein Rohrkrepierer mit Ansage.

Das hessische Volk, das die FDP jetzt zur Vermeidung der Blamage braucht, zählt 128 000 Köpfe. Wenn sie die nicht zusammenbekommt, ist die SPD der Sieger. me

&blt; Premiere im Mousonturm

Auf der Studiobühne des Künstlerhauses Mousonturm hat heute abend um 21 Uhr das Stück "Bleiche weiße Leiche" von Elettra de Salvo Premiere. Im Theatersaal gibt es um 20 Uhr "Domestic Arrangements" vom "S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt. &blt; Brigade Werther im Theaterhaus Im Theaterhaus spielt um 20 und um 23 Uhr die Brigade Werther "ExplodingFaust".&blt; Solo-Performance Der mexikanische Schauspieler und Musiker Chinelo zeigt um 20 Uhr im Titania, Basaltstraße 23, seine Solo-Performance "Der Kolibri von der linken Seite der Erde". &blt; Videos von Bill Viola Im Wiesbadener HinterHaus, Karlstraße 15, sind um 20.30 Uhr Videos von Bill Viola aus den Jahren 1975 bis 1980 zu sehen.&blt; Ausstellung zu Hermann Burger "Weil die Arena älter ist als die Welt" heißt die Materialienschau zu Hermann Burgers Romanen. Die Ausstellung wird um 20 Uhr im Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstraße 1902, eröffnet und läuft bis zum 11. November. Die Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr, bei Abendveranstaltungen von 11 bis 20 Uhr. &blt; Jazz im Exil Das Berliner Frauenquartett "Out of Print" spielt ab 20.30 Uhr im Wiesbadener ARTist im Exil im Cafe Cicero, City Passage, "Contemporary Jazz". &blt; Diskussion im Gallus Theater "Kultur für alle" heißt das Thema der Diskussionsveranstaltung im Gallus Theater, Krifteler Straße 55. Ab 20 Uhr diskutieren unter anderem Brian Michael, Frank Müller und Linda Reisch. &blt; Orgelkonzert in St. Katharinen Um 20 Uhr beginnt in der evangelischen Katharinenkirche an der Hauptwache ein Orgelkonzert mit Werken von Liszt, Bach und Vierne. Die Orgel spielt Francesco Finotti aus Padua. &blt; Lustspiel in Bergen-Enkheim Zum Auftakt der Theatersaison in der Stadthalle Bergen-Enkheim wird das Lustspiel "Lady Rebecca" gegeben. Beginn ist heute abend um 20 Uhr. &blt; Tagung in Mainz Unter dem Titel "Warum ist es am Rhein so schön ? - Geschichte und Gegenwart einer europäischen Seelenlandschaft" beginnt heute um 18 Uhr eine zweitägige Tagung der Katholischen Akademie Rabanus Maurus im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz. Anmeldung unter Tel. 06127 / 77280. &blt; Film im Café Exzess Im Café Exzess, Leipziger Straße 91, wird um 22 Uhr John Hillcoats Film "Ghosts . . . of the Civil Dead" gezeigt. Die Filmmusik stammt von Nick Cave, Blixa Bargeld und Rick Harvey. &blt; Filme im Kommunalen Kino Über die Leinwand des Kommunalen Kinos flimmert um 17.30 Uhr die deutsche Fassung von René Clairs "Meine Frau, die Hexe" (USA 1942), um 20 Uhr die Komödie "Die Götter müssen verrückt sein" (Südafrika 1980), ebenfalls in der deutschen Fassung. &blt; Thommie Bayer liest Thaddäus-Troll-Preisträger Thommie Bayer liest heute um 20 Uhr in der Buchhandlung Walkmühle, Am Hollerbusch 7, aus seinem Roman "Spatz in der Hand".

Show-Manager plaudert aus dem Nähkästchen

NEU-ISENBURG. 37 Jahre lang waren Künstler des Show-Geschäfts Ansprechpartners des Konzert-Managers Fritz Rau, der am Mittwoch, 28. Oktober, in der Rock- und Folkschule über seine Erfahrungen als Manager von Europa-Tourneen der Rock- und Popmusiker berichten und Rede und Antwort stehen wird. Die Diskussion in der Freiherr-vom- Stein-Straße 18 beginnt um 20 Uhr. ac

Schach-Ecke

Nach Rückzug der FTG aus der 1. Bundesliga ist in der neuen Spielsaison 1992/93 keine hessische Schachmannschaft mehr in der obersten Liga des Deutschen Schachbundes vertreten. Eine neu formierte FTG, Schachfreunde Schöneck und der SV Hofheim sind in der 2. Bundesliga mit von der Partie, die die Mannschaftssaison jetzt eröffnete.

Damit kam es zum Hessenderby Sfr. Schöneck - FTG, das Schöneck mit 5,5:2,5 gewann. Neidhardt - IM Hess, Alber - Staller je 0:1, Haakert - Bewersdorff remis, Del Rio - Weichert, Timpel - Cordes, Schöbel - Röschlau, Bode - Gustavsson, Bletz - Carton je 1:0.

SV Hofheim - SG Solingen 5:3. E. Zude, Schmitzer, Dr. B. Kopp, Haubt gewannen für Hofheim, A. Zude und Buchal remisierten mit IM Dueball und Jukic. Godesberger SK - SVG Plettenberg 5:3, Enger-Spenge - SK Münster 4:4, SG Porz - Castrop-Rauxel 2,5:5,5.

OBERLIGA OST, Staffel B: Marburg - Hermannia Kassel 3:5, Gießen - Hofheim II 5:3, Erfurt II - SG Bensheim 5,5:2,5, Jena - Mörlenbach 2,5:5,5, Greiz - VSG Offenbach 3,5:4,5. Zey

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 15. Oktober (FR). Im Süden Deutschlands Bewölkung und zeitweise Regen, sonst Wechsel zwischen Sonne und Wolken und vor allem im Norden noch Schauer, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 6 und 9, die Tiefstwerte zwischen 2 und 5 Grad. Aussichten: Wechselnde Bewölkung, sehr kühl.

(Siehe auch Lokalteil)

Im Feuilleton: Peter Iden im Gespräch mit Jürgen Flimm über die Situation der Theater und den Widerstand gegen den Rechtsextremismus; Uwe Pralle über den Bürgerkrieg in der Zivilisation und seinen Propheten Walker Percy: "Aus der Traum - Zurück in die Geschichte und zu Bosnien-Herzegowina"; Paolo Flores d'Arcais über Europa als Utopie, die vom Realismus zu Grabe getragen wird. Auf der Buchseite werden besprochen: Cormac McCarthys Südstaatenepos Verlorene (Peter Körte), Hanns-Josef Ortheils Abschied von den Kriegsteilnehmern (Helmut Böttiger) und die von Farideh Akashe-Böhme herausgebenen Reflexionen vor dem Spiegel (Bettina Schulte). fr

Neues Fahrzeug für die Sondermüllsammlung

FLORSTADT/WETTERAUKREIS. Ein neues Fahrzeug zur Einsammlung von Sondermüll setzt das vom Wetteraukreis beauftragte Unternehmen Edelhoff ab 20. Oktober ein. Die Firma verwirklichte damit eine von zwei Alternativen, die der Kreis in einer Ausschreibung zur Vergabe der Schadstoffsammlungen vorgegeben hatte.

Wie das Landratsamt mitteilt, entspreche das Müllfahrzeug auf dem Gebiet der Technik wie auch auf dem Gebiet der Sicherheit, insbesondere der Arbeitssicherheit des Personals, schon den Anforderungen der nächsten Jahre.

Am Mittwoch, 21. Oktober, wird das neue "Problemabfall-Sammelmobil" um 14 Uhr am Sportplatz von Florstadt-Staden der Öffentlichkeit vorgestellt. mu

Erlanger Medizin-Debatte Es ist das Kind einer Leiche

Ein unerwarteter Anrufer brachte Johannes Scheele am Donnerstag die letzte Gewißheit. Professor Scheele ist der verantwortliche Chirurg an der Uni-Klinik in Erlangen, in der die hirntote und im vierten Monat schwangere Marion P. künstlich am Leben gehalten wird, damit im März 1993 das Kind geboren werden kann. Bislang galt dieser Fall in der Bundesrepublik als einmalig. Doch der Anrufer berichtete Scheele von seinem mittlerweile einjährigen Kind, das im vergangenen Jahr unter ähnlichen Umständen einer ebenfalls klinisch toten Mutter entnommen worden war. Das Kind sei heute "ausgeglichen und sehr fröhlich". Der Vater habe damals täglich acht bis zehn Stunden am Bett der toten Mutter verbracht, berichtet Scheele. Der Fall sei bewußt nie publiziert worden. Doch mittlerweile ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob die Erlanger Ärzte ethisch verantwortlich oder verwerflich handeln. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander, denn es geht um die Grenzbereiche des medizinisch und ethisch Möglichen und Zulässigen.

Nach einem Autounfall war Marion P. mit schwersten Verletzungen in die Klinik gebracht worden, wo nach einigen Tagen alle Gehirnfunktionen ausfielen und der Hirntod festgestellt wurde. Weil das Ungeborene aber unversehrt und die sonstigen Körperfunktionen der Toten stabil waren, standen die Ärzte vor der Frage, ob der Hirntod allein "Anlaß genug ist, die Maschinen abzustellen". Eine neunköpfige Kommission aus Juristen, Rechtsmedizinern und Ärzten sagte nein.

Scheele redet Klartext: Marion P. "ist eine Leiche. Sie ist kein Mensch mehr. Und es geht auch nicht um lebensverlängernde Maßnahmen." Die Tote gibt lediglich den Funktionsraum für das heranwachsende Kind ab. Daß sich bei vielen Menschen deshalb Beklemmungen einschleichen, kann Scheele nachvollziehen. Aber viel makaberer sei es, aus der Distanz zu verlangen, Beatmung und Herz- Lungen-Maschine abzustellen: "Aber wenn man selbst involviert ist, wird das immer schwieriger."

Wenn sich die Organfunktionen der Toten weiter stabil halten lassen, hoffen die Mediziner, werde im März ein gesundes Kind geboren. Die Pfleger seien sehr engagiert, sie versuchten, dem Kind die Mutter zu ersetzen: Schwestern und Pflegerinnen streicheln den Bauch der Toten, führen gymnastische Übungen aus, sprechen mit dem Ungeborenen und spielen Musik ab. Doch Scheele räumt auch ein: "Wir wissen wenig, wie sich das Verhalten einer Schwangeren auf das Kind auswirkt." Bei Marion P. seien der Herzschlag und Darmgeräusche vorhanden, Von Michael Emmrich und die hormonellen Interaktionen funktionierten. Eine Verbindung mit dem Kind sieht der Chirurg deshalb als gegeben an. Die aktive Rolle einer Mutter müßten nun andere Bezugspersonen, vor allem die Großeltern des Ungeborenen, übernehmen. Scheele weist den Verdacht, daß es einigen Ärzten um öffentlichen Ruhm und Profilierung gehe, vehement zurück. Auch von einem Experiment will er nichts wissen. Die Ärzte hätten sich die Situation nicht ausgesucht und versuchten nun alles, um "Leben zu retten".

Unterstützung erfährt Scheele von Werner Gross, einem Experten für vorgeburtliche Psychologie aus Frankfurt. Er vertritt die Auffassung, daß das Kind keine bleibenden Schäden erleiden müsse: "Defizite können nach der Geburt ausgeglichen werden." Und der katholische Moraltheologe Johannes Gründel hält die Entscheidung der Erlanger Ärzte aus moraltheologischer Sicht für verantwortbar, erachtet es aber für geboten, in jedem Fall neu zu prüfen. Eine Verpflichtung zur "Lebensrettung um jeden Preis" gebe es nicht.

Betont skeptisch und zurückhaltend beschreibt Oberkirchenrat Hermann Barth die Position der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er gibt zu bedenken, daß man nicht alles ausführen müsse, was technisch machbar sei. Die Gesellschaft müsse zu diesem Thema jetzt einen Konsens finden. In dem aktuellen Fall befindet sich Barth in einem "Abwägungsdilemma". Einerseits müsse Leben erhalten werden, "wo wir das können", andererseits gebe es die große Versuchung der Menschen, "das Sterben um jeden Preis nicht mehr zu akzeptieren".

Sehr pointiert äußert sich dagegen die Medizinsoziologin Gisela Wuttke, die sich mit kritischen Beiträgen zum Medizinbetrieb einen Namen gemacht hat. "Was da in Erlangen passiert", sagt sie, "ist eine Instrumentalisierung sowohl der Toten als auch des Ungeborenen." Die Leiche erfülle nur noch die Funktion eines "embryonalen Umfeldes". Die 1968 erfolgte Definition des Hirntodes sei notwendig geworden, um dem medizinischen Fortschritt einen Punkt zu nennen, ab der der Sterbende dem Tod überlassen wird.

Zu Marion P. sagt Gisela Wuttke: "Wenn die Diagnose auf Hirntod lautet, hat sie ein Recht darauf, diesen Prozeß für sich abzuschließen. Das hat die Konsequenz, daß das Ungeborene mitstirbt." "Bestimmte Grausamkeiten" entstünden nämlich erst mit dem medizinischen Fortschritt, der die Grenzen des Lebens vermeintlich immer weiter hinausschiebe. Für die Angehörigen müsse es sich um einen Alptraum handeln, denn die Leiche werde künstlich durchblutet, schwitze, fühle sich wie ein Lebendiges an. Erst wenn die Tote ihre Funktion erfüllt hat, werden die Geräte abgeschaltet. Gisela Wuttke attestiert dem Medizinbetrieb ein "hohes Maß an Entfremdung", denn über den Zeitpunkt entschieden stets die Ärzte. Und über diese Eingriffe und deren Kontrolle müsse gesprochen werden.

Die Medizinsoziologin verweist auch auf die fehlenden "kommunikativen Bezüge" zwischen Leiche und Ungeborenem und versucht aus dessen Sicht zu argumentieren. Das Ungeborene habe den Tod der Mutter miterlebt: "Es hat bis zur Geburt sein ganzes ungeborenes Leben in Trauer verbracht. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie sich das auswirkt. Das ist ein ungeheurer Schmerz, der dem Ungeborenen zugefügt wird." Und schließlich stellt Gisela Wuttke die Frage: "Wer will dem Kind sagen, du bist das Kind eines Kadavers, einer Leiche."

Für Jugendliche: 1993 wieder Reise nach Indonesien

MAIN-KINZIG-KREIS. Der evangelische Kirchenkreis Hanau Land und seine Partnerkirche Kalimantan (Indonesien), als eine von der Landwirtschaft dominierte Region, haben es sich zur Aufgabe gemacht, durch gemeinsames Lernen Verständnis für die jeweilie Lebenssituation zu wecken.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Austausch von jungen Erwachsenen ein wichtiger Bestandteil.

Für August 1993 ist wieder eine vierwöchige Reise mit acht jungen Leuten unter dem Motto "Lebenswirklichkeit im ländlichen Raum" nach Indonesien geplant. Fragen nach Ökologie und Regenwald, der Rolle der Frau in Wirtschaft und Handel und der Bedeutung der Landwirtschaft als möglichem Entwicklungsmotor sollen auf unterschiedlichen Ebenen nachgegangen werden.

Der Aufenthalt in einer Landbauschule und einem Workcamp sind dabei ebenso Bestandteil des Programms wie die Unterbringung in Familien ländlicher Gemeinden.

An der Reise können Jugendliche von 18 bis 27 Jahren teilnehmen. Die Kosten belaufen sich auf rund 1200 Mark. Wer Interesse hat, kann sich am Samstag, 7. November, über bisherige Reiseerfahrungen und das geplante Programm für 1993 informieren. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Langenselbold, Hinserdorfstraße 2a, Telefon: 06184/3877. gf

Engholm unter Kollegen, Gysi vor der Tür

Saal 1 und 3: Eine kurze Bemerkung gefällt den Gewerkschaftern im Kongreßsaal 1 am besten. Björn Engholm, der SPD-Parteivorsitzende, der als einziger auf dem Hamburger Gewerkschaftstag der IG Metall ein Grußwort sagen darf, kennt die Empfindlichkeiten: "Ich werde zum Thema Tarifpolitik nichts sagen, und zwar aus einem sehr guten Grund: Ich glaube, die beste Tarifpolitik, die Politiker machen können, ist, sich aus der Tarifautonomie herauszuhalten." Engholm weiß, woran er rührt: Da sind die Auseinandersetzungen mit Oskar Lafontaines "Lied vom Teilen" unvergessen, da sind die Ost- Delegierten tief enttäuscht von "ihrem" Wolfgang Thierse, der in Bonn Vorschläge zur Lohn- und Tarifpolitik vorlegte, ohne mit ihnen vorher geredet zu haben.

Hier in Hamburg wahrt Engholm die Distanz, wenn auch mit einem Schuß Ironie. "Gewerkschaften, gerade solche mit einem so stark ausgeprägten Selbstbewußtsein wie die Eure, können nie und nimmer ein verlängerter Arm einer Partei sein." Umgekehrt bäte er aber, zu verstehen", daß eine nicht so bedeutende, aber doch auch geschichtsträchtige Partei wie die SPD nicht der verlängerte Arm der Gewerkschaften sein kann". Die unterschiedlichen Aufgaben würden sich "bei zunehmenden Schwierigkeiten noch weiter differenzieren".

Das akzeptieren sie hier, die ihn mit freundlichem Beifall und nur wenigen Pfiffen empfingen. Selbst bei der umstrittenen Asyl-Frage ist es leise im riesigen Saal. Engholm wirbt für eine Regelung der Einbürgerung, der Zuwanderung, der Aussiedler und Rückkehrer sowie des politischen Asyls. "Wenn wir dieses Problem nicht regeln", bittet er die Delegierten "bei aller Skepsis, die manche haben", dann würden "große Teile unseres Volkes, auch meiner eigenen Wählerschaft, auch vieler Gewerkschafter, andere damit beauftragen". Die aber würden es dann so regeln, "daß uns die Ohren sausen".

Da nicken sie und zollen Beifall dem "Kollegen Engholm", der ihnen hier im Saal und abends auf dem "Abend der Parteien" im Saal 3 erzählt, wie er Gewerkschafter wurde: Am vierten Tag in der Lehrbude als Schriftsetzer legte ihm ein alter Buchbindermeister "einen Zettel hin und sagte: Unterschreib das mal." Die Metaller lachen - das kennen sie. Am Abend unterschreibt Engholm viele Zettel, auch eine Handvoll Eintrittserklärungen in die Partei.

Foyer: Fast unscheinbar liegt draußen vor den Festsälen ein Stapel Papier. Zwanzig Seiten sind es. Sie dokumentieren, wie die IG Metall es schaffte, sich einen "Abend der Parteien" mit PDS-Chef Gregor Gysi, der bei der Gewerkschaft ÖTV die Attraktion (vor allem der Journalisten) war, zu ersparen. Seit Mai wechselten die PDS und die IG Metall in Frankfurt Briefe und Faxe. Heute weist die Gewerkschaft weit von sich, nach einem Vorwand zur Absage gesucht zu haben: Nur auf Namen von Delegierten habe man bestanden - wie bei der FDP und den Grünen auch, spielt der Pressesprecher die Affäre herunter.

Der Ton in den Briefen ist harscher. Dem "werten Kollegen Steinkühler" teilt Gysi mit, "komplette Listen von PDS-Mitgliedern auf Kongressen" gebe es nicht. Bei der Aufnahme in die Partei fragte er auch nicht nach der Gewerkschaftszugehörigkeit. Klammer auf, ergänzt Gysi: "Im übrigen wäre der Verfassungsschutz sicherlich in der Lage gewesen, dem Vorstand die gewünschten Auskünfte zu erteilen". Klammer zu. Das war es dann auch für die Gewerkschaft, selbst als Gysi zur Eröffnung doch erschien und heftig beklatscht wurde: Lachs, Putenbrust und Freibier gab es für die PDS nicht.

Saal A und B: Jovial begrüßt der stellvertrende DGB-Vorsitzende Ulf Fink die Gäste. Beim Empfang der christdemokratischen Metaller glänzte die Prominenz. Nicht nur der als "Querdenker" begrüßte stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Heiner Geißler machte die Honneurs.

Auch Bundesfrauenministerin Angela Merkel, immerhin stellvertretende CDU-Vorsitzende, erwies - aus den neuen Ländern kommend - der Anhängerschaft die Reverenz. Bier und Häppchen überbrückten jegliche Differenzen zwischen den Parteien. Verbale Spitzen nach Bonn schienen vergessen, als das CDU-Spitzenduo Franz Steinkühler in die Mitte nahm.

JUTTA ROITSCH / ULRIKE FUESSEL

Ob im Duo, Trio oder im Quartett: Kontraste voller Spannung und Harmonie Eine ganz lange Jazznacht im Titania mit den Gruppen von Daniel Guggenheimund Peter Giger und dem Duo Nabatov/Schubert

Im Duo zu spielen, ist harte Arbeit. Im Trio gibt es kein Versteck und keine Geheimnisse. Und im Quartett? Im Quartett kann alles mögliche passieren, aber genauso kann alles mögliche auch ungeschehen bleiben. Die vierköpfige Daniel Guggenheim Group, die im Titania die lange Jazznacht zur Präsentation des Frankfurter Tonträgerlabels "Network" eröffnete, wählte einen Mittelweg: das Kunsthandwerk, Abteilung lateinamerikanische Adaptionen.

Weitgehend zufrieden mit der Aufteilung in Solist und rhythm section, breitete die Combo ihr Latin Feel im Geiste des modernen Jazz (oder umgekehrt) aus. Daniel Guggenheim vollbrachte meisterliche kleine Schaustücke bei der Bändigung seiner Saxophone zu warmer Intonation und rundem Ton und phrasierte flüssig und skalensicher, die anderen drei (Christoph Sänger, Keyboard, Udo Kistner, Baß, Gerd Breuer, Schlagzeug) legten elaborierte solistische Gesellenstücke vor.

Alles wirkte rundherum gekonnt und versiert, kein falscher Ton, kein undisziplinierter Schritt beiseite, aber auch keine besonders originelle Idee trübte den ausgewogenen Gesamtklang. Da gingen Matthias Schubert und Simon Nabatov ein wesentlich größeres Risiko ein. Beide sind die auf Duo-Stärke abgespeckte Version eines Quartetts, dessen Musik aber auch nicht wesentlich bewegter sein kann als das, was die zwei tun. Nabatov, der schwer am Flügel sitzt und einen festen Anschlag mit schnell dahintreibender, nie diffuser, sondern stets rhytmisch prägnanter, harmonisch brillanter, floskelloser Phrasierung verbindet, verkörpert einen spannungsreichen Kontrast zu dem nervös umtriebigen Saxophonisten Schubert. Der kann keinen Moment stillhalten, weder physisch noch musikalisch, und beide Ausdrucksbereiche sind von einer analogen, bizarr angehauchten Clownerie durchfärbt.

Jede Artikulationsweise ist nur Durchgangsstadium zur nächsten, dennoch kommen die überraschungsreichen Klangfarbenwechsel stets mit Nachdruck. Nie fuddelt er sich nur von Phrase zu Phrase. Alles, was er tut, ist mit Präsenz und Schärfe angereichert, und wenn er mal mehr als einen Atemzug lang verharrt, sich an einem Ton, am blubbernden Klappenklang oder dem Reiben der durchs Horn streichenden Luft aufhält, vermittelt er immer das Gefühl, daß es sich lohne, mit ihm einen Moment zu verweilen. Die einzelnen Stücke, in die der Set unterteilt war, hatten eher den Charakter strukturierender Maßnahmen für die Improvisation und fügten sich über thematische Passagen oder rythmische Parallelführungen, weniger durch enge Bindungen zwischen Exposition und Durchführung, aneinander. Erstaunlich, wie spannungsvoll und zugleich homogen so ein vielgestaltiger Set zweier derart gegensätzlicher Musiker wirken kann.

Peter Gigers Trio mit Vitold Rek, Baß, und Gerd Dudek, Saxophon, spielte mit aller Brillanz und ausgebufft welterfahrenen Beweglichkeit dagegen an, hatte aber nicht nur den eigenen Traditionsbegriff, sondern vor allem die Müdigkeit des Publikums als Gegner: Dem konnte man nach zwei langen Sets und nach Mitternacht einfach nicht mehr mit klassischem Freejazz im klassischen Saxophontrio kommen.

Da nutzten weder Gigers polyrhythmische Eskapaden noch Reks schöne Flageoletts, noch Dudeks hohe Kunst am Saxophon, und auch, daß es etliche im Saale gab, die dem noch stundenlang hätten zuhören können.

Wenn innerhalb einer Viertelstunde drei Viertel des Publikums gehen, um noch die letzte Bahn zu erreichen, dann käme allenfalls noch die unerschrockene Gruppendynamik einer Amateurbigband gegen diese Abstimmung mit den Füßen an. Aber ob das der Musik noch nutzen würde? Die CDs der drei Bands jedenfalls erwartet nun die Resonanz der Jazznacht.HANS-JÜRGEN LINKE

Bankräuber nahmen 23 000 Mark mit Überfall in Nieder-Rosbach

ROSBACH. Ein bewaffneter Raubüberfall wurde am gestrigen Donnerstag auf die Nieder-Rosbacher Zweigstelle der Sparkasse Wetterau verübt. Die beiden Täter erbeuteten dabei 23 000 Mark.

Laut Kriminalpolizei drangen gegen 13.45 Uhr zwei mit schwarzen Motorradsturmhauben maskierte Männer in die Sparkassenfiliale in der Rodheimer Straße 81 ein. Im Kassenraum hielten sich zu dieser Zeit zwei Angestellte auf. Die mit Pistolen bewaffneten und sächsischen Dialekt sprechenden Täter ließen sich das Geld von einer Bankmitarbeiterin in einer Plastiktüte verstauen und flüchteten anschließend mit einem in einer Seitenstraße abgestellten schwarzen oder dunkelblauen VW Golf.

Der Wagen trug zur Tatzeit das am Wochenende des 19. bis 21. September in Frankfurt gestohlene amtliche Kennzeichen F - MA 8.

Aufgrund des sächsischen Dialektes und des dunkelfarbigen VW Golf als Fluchtfahrzeug nimmt die Polizei an, daß die Täter auch für den am 25. September auf die Zweigstelle der Sparkasse Wetterau in Nieder-Wöllstadt verübten Überfall verantwortlich sind.

Eine von Schutz- und Kriminalpolizei mit Unterstützung des Polizeihubschraubers durchgeführte Großfahndung blieb gestern ergebnislos. Die Polizei bittet um Hinweise. Die gesuchten Männer sollen 25 bis 30 Jahre alt und 1,85 Meter groß sein sowie mittelblonde Haare tragen. Bekleidet waren sie mit Bluejeans. mu

PDS soll für SED-Unrecht büßen Berliner Gericht weist jedoch Klage eines DDR-Häftlings ab

zba BERLIN, 15. Oktober. Die SED-Nachfolgepartei PDS kann für Unrecht haftbar gemacht werden, das Bürgern in der früheren DDR zugefügt wurde. Das hat das Berliner Landgericht am Donnerstag in einem Urteil festgestellt. Voraussetzung für Schadenersatzansprüche ist aber, daß im Einzelfall nachgewiesen wird, wie die SED Einfluß auf die Verhaftung eines Betroffenen oder die Entscheidung eines DDR-Gerichts genommen hat. Da er diesen Nachweis nicht führen konnte, wurde die Klage des aus China stammenden Xing-Hu Kuo, heute deutscher Staatsbürger, auf Entschädigung für sieben Jahre DDR-Haft und Zwangsarbeit abgewiesen.

Kuo, von 1965 bis 1972 Mitarbeiter der chinesischen Botschaft, war wegen angeblicher Fluchthilfe und Spionage verurteilt worden. Kuos Anwalt Eberhard Wendel räumte vor Gericht ein, weder im Parteiarchiv der SED noch bei der Gauck-Behörde habe er eine Anweisung der SED an die DDR-Justiz dazu gefunden. Die Klage begründete er damit, daß der DDR-Staatsapparat bis auf Kreisebene nach dem Muster der SED organisiert gewesen sei und die Partei dem Apparat bis ins einzelne gehende Anweisungen gegeben habe. Wendel trug mehrere Fälle vor, in denen die SED Anweisungen zur Anklage und zum zu fällenden Urteil getroffen hat. Die Schlußfolgerung, weil es solche Fälle gebe, sei anzunehmen, dies müsse auch hier so sein, reiche zur Verurteilung der PDS nicht aus, sagte der Vorsitzende Richter Jochen Knobloch. Der Fall Kuo könne für den DDR-Staatsapparat ein "kleiner Fisch" gewesen sein.

Kuo selbst hatte gesagt, er verklage die PDS als SED-Nachfolgepartei als Hauptverantwortliche für das an ihm begangene Unrecht und nicht die Bundesrepublik. Bonn habe schon einmal Geld gezahlt, um ihn freizukaufen.

Handball-Termine

Parlament kürzt Arbeitsförderung

BONN, 15. Oktober (rb/rtr). Der Bundestag hat am Donnerstag die Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes (AfG), die Kürzungen von über fünf Milliarden Mark an den Fördermitteln vorsieht, mit den Stimmen der CDU/CSU-FDP-Koalition verabschiedet. Gleichzeitig beschloß der Verwaltungsrat der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) deren Haushalt für 1993, der bei Ausgaben von 93,8 Milliarden Mark ein Defizit von 8,2 Milliarden aufweist, die geplanten Kürzungen aber noch nicht berücksichtigt.

Nach Ansicht von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat der eingeschlagene Kurs in Ostdeutschland einen "beschäftigungspolitischen Dammbruch" verhindert. Allein in diesem Jahr fördere der Bund den Arbeitsmarkt in den neuen Ländern mit 30,6 Milliarden Mark. Die vorgesehene Reduzierung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) um 50 000 bezeichnete der Minister als vertretbar.

Die SPD kritisierte die geplanten Kürzungen scharf. Sie würden in Ostdeutschland im Jahresdurchschnitt zusätzlich 150 000 Menschen arbeitslos machen, sagte ihr Sozialexperte Ottmar Schreiner. Vor diesem Hintergrund sei die AfG-Novelle sozial gefährlich und aus verteilungspolitischer Sicht "das Letzte". Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer appellierte an die Bundesländer, die "negativen sozial- und beschäftigungspolitischen Auswirkungen der Bonner Sparpläne im Bundesrat zu stoppen". (Bericht im Wirtschaftsteil)

Klassiker des Humors

HOFHEIM. Morgenstern, Tucholsky oder Kästner. . . die Klassiker des Humors trägt Georg Röhrig am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr im Gebäude der Volkshochschule, Pfarrgasse 38, vor. bhe

Weiteres Spielgerät

MAINTAL. Ein weiteres Spielgerät wurde unter der Regie des Amtes für Jugend, Kultur und Sport am Spazier- und Schulweg entlang der Nördlichen Ringmauer in Hochstadt installiert. Eine Hindernisbrücke soll für Kinder aller Altersgruppen den Schulweg abwechslungsreicher gestalten. Das neue Gerät kostete die 3200 Mark. Entlang der Ringmauer soll sich ein Spielpfad entwickeln, der bereits vor wenigen Wochen mit der Installation von Federtieren begonnen wurde. Für die Finanzierung stehen der Stadt dafür auch Spenden zur Verfügung. gf

Vater darf zu Mutter und Kind Widersprüchliche Angaben für Bundesbahn-Reisende

Für eine Bahnreise von Bielefeld nach Mainz wollte FR-Leser Wolfgang Hettich zwei Service-Angebote in Anspruch nehmen: das Super- Sparpreis-Ticket und das Kleinkindabteil. Damit die vierköpfige Familie auch garantiert Sitzplätze bekommt, dachte Hettich daran, beim Kauf der Tickets gleich noch Plätze zu reservieren. Und mit dieser Überlegung fingen die Schwierigkeiten an. Denn als der FR-Leser sich nach den Reservierungen in Verbindung mit einem Super-Sparpreis-Ticket erkundigte, bekam er widersprüchliche Auskünfte. "Erst hieß es, es gibt eine Reservierung, dann sagte man mir, es geht nicht." Auch auf die Frage, ob die Platzreservierung etwas kostet, habe man ihm bei der Auskunft der Bundesbahn nicht antworten können.

Außerdem stört Hettich, daß er als Vater nicht mit ins Kleinkindabteil darf. Nur stillende Mütter, so sei er belehrt worden, könnten einen Platz in diesem Abteil bekommen. Daß die Reisevorbereitungen mit so vielen Hindernissen gespickt sind, hat den FR-Leser "ziemlich genervt". Zumal er mit den bisherigen Informationen nicht viel anfangen konnte.

Für Bundesbahn-Sprecher Kurt Stadler sind die Fragen eindeutig zu beantworten. "Wenn der Kunde im IC oder ICE fährt, ist die Gebühr für die Reservierung im IC-Zuschlag enthalten." Wer ein Super-Sparpreis-Ticket habe, müsse den IC-Zuschlag extra bezahlen. Auf der Strecke Bielefeld-Mainz sei dies sicher die bequemste Möglichkeit. Sollte der Kunde einen anderen Zug nehmen, so Stadler weiter, entfalle zwar der Zuschlag, dafür sei aber eine Gebühr für die Reservierung fällig.

Auch in puncto Kleinkindabteil habe der FR-Leser keine zutreffenden Informationen bekommen, sagte der Bahnsprecher: "Der Vater darf mit hinein." Außer der Mutter und ihrem kleinen Kind können auch dessen Geschwister ins Abteil, sofern sie nicht älter als zwölf Jahre sind. Ältere Kinder müssen sich allerdings mit dem Vater einen anderen Platz im Zug suchen.

"Probleme mit den Vätern könnten nur dann auftreten, wenn eine zweite Mutter im Abteil ihr Kind stillen will", meinte Stadler. In diesem Fall könne der Mann ja mal schnell auf den Gang verschwinden. vo

Brandstiftung in Wohnhaus Fußabtreter und Haustüre in Flammen / Kripo ermittelt

OBERURSEL. Ein bisher unbekannter Täter hat gestern morgen ein Feuer in einem Wohnhaus in der Dillstraße in Oberursel gelegt. Der Unbekannte zündete einen Fußabtreter an, wodurch eine Wohnungstür in Flammen geriet. Der 14 Jahre alte Sohn der in der Wohnung lebenden Familie löschte das Feuer und alarmierte die Feuerwehr. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei Bad Homburg.

Wie der Junge erzählte, war er gegen 10 Uhr von einem Gang zum Hausmeister in die Wohnung zurückgekommen und hatte den Fernseher eingeschaltet. Er sei zu dieser Zeit allein in der Wohnung gewesen. Einige Minuten später habe er Rauch bemerkt und entdeckt, daß die Wohnungstür brannte. Er habe das Feuer so gut es ging gelöscht und die Feuerwehr verständigt, die wiederum die Polizei benachrichtigte. Haustür und Telefon wurden vollständig zerstört, zudem entstand durch das Löschen ein Wasserschaden.

Wie der Junge weiter berichtete, hatte bereits am Tag zuvor jemand die Fußabtreter seiner Eltern und der gegenüberwohnenden Familie zusammengerückt und in Brand gesetzt. Außerdem hätte der Brandstifter etwa um die gleiche Zeit versucht, auf dem Dachboden Wäsche der beiden Familien anzuzünden, die Kleidungsstücke seien aber nur angekokelt.

Da es sich vermutlich um vorsätzliche Brandstiftung handelt, übernahm die Kripo in Bad Homburg die Ermittlungen. Von seiten der Oberurseler Polizei war zu vernehmen, daß die Ursache der Brandstiftung möglicherweise in Streitigkeiten innerhalb der Hausgemeinschaft zu suchen sei.

Daß der Täter von außerhalb des Hauses kam, sei eher unwahrscheinlich, da das Haus stets verschlossen sei und man auch auf den Dachboden nur mit einem Sicherheitsschlüssel komme. Ebenso unwahrscheinlich sei Ausländerfeindlichkeit als Motiv, da es sich bei den beiden betroffenen Familie um eine ausländische und eine deutsche handele. Die Familie, deren Tür gestern brannte, lebt seit 22 Jahren in Deutschland und seit 19 Jahren in der Wohnung in der Dillstraße.

Die Kriminalpolizei wollte gestern noch keine Aussagen zum Stand der Ermittlungen machen, bestätigte aber, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Brandstiftung handle. jom

Das Wetter

Wetterlage

Die Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee beeinflußt noch den Süden Deutschlands. Auf seiner Rückseite fließt Meeresluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa.

Vorhersage bis Samstag früh

Im Süden bedeckt und zeitweise Regen, im übrigen Deutschland Wechsel zwischen sonnigen und wolkigen Abschnitten und vor allem im Norden noch Schauer.

Höchsttemperaturen zwischen 6 und 9 Grad. Tiefstwerte der kommenden Nacht 2 bis 5 Grad.

Mäßiger bis frischer Wind aus südwestlichen Richtungen. Wochenvorhersage Samstag: Im Süden meist bedeckt und regnerisch, im Laufe des Samstags allmählich nachlassende Niederschläge, sonst wechselnde Bewölkung und vor allem nach Norden hin einzelne Schauer.

Tageshöchsttemperaturen 6 bis 10 Grad, nachts in der Mitte örtlich Bodenfrost. Sonntag: Im Süden und Osten wolkig mit Aufheiterungen und meist niederschlagsfrei. Stellenweise leichter Nachtfrost, sonst bei stark auffrischendem Südwestwind Bewölkungsverdichtung und nachfolgend zeitweise Regen. Kühl.

Montag: Im Norden Übergang zu wechselnder Bewölkung mit einzelnen Schauern, in der Mitte, später auch im Süden Deutschlands Bewölkungsverdichtung und nachfolgend zeitweise meist leichter Regen. Im Norden stark windig. Kühl.

Dienstag - Donnerstag: Wechselnde, vielfach starke Bewölkung und vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands zeitweise Regen. Kühl.

Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

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leicht bewölkt 22 Amsterdam

leicht bewölkt 8 Athen

stark bewölkt 22 Barcelona

bedeckt 18 Bordeaux

stark bewölkt 15 Brüssel

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leicht bewölkt 12 Dublin

wolkig 9 Helsinki

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leicht bewölkt 12 Istanbul

wolkig 17 Kairo

leicht bewölkt 22 Larnaka

leicht bewölkt 27 Las Palmas

leicht bewölkt 24 Lissabon

Regen 15 Locarno

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leicht bewölkt 9 Madrid

Regenschauer 12 Malaga

bedeckt 20 Mallorca

wolkig 20 Moskau

leicht bewölkt 4 Nizza

wolkig 18 Paris

wolkig 11 Rom

leicht bewölkt 20 St. Petersburg

bedeckt 2 Stockholm

bedeckt 6 Tunis

wolkig 23 Varna

Regen 14 Venedig

leicht bewölkt 13 Warschau

leicht bewölkt 12 Wien

stark bewölkt 9 Zürich

stark bewölkt 9

Deutschland

Berlin

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Regen 11 Feldberg/Ts.

Schneeregen 1 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 1 Frankfurt/M.

Regen 7 Freiburg

leicht bewölkt 12 Garmisch

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wolkig 8 Köln/Bonn

leicht bewölkt 9 Leipzig

Regen 8 München

wolkig 12 Norderney

wolkig 8 Rostock

wolkig 10 Sylt

Regenschauer 6 Zugspitze

leicht bewölkt -2

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42

(Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.49 Uhr

Sonnenuntergang 17.32 Uhr

Mondaufgang 20.13 Uhr

Monduntergang 12.00 Uhr

Im Blickpunkt: Das "Existenzminimum" Mehr Steuerprogression?

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe spricht im Zusammenhang mit dem vom Gesetzgeber zu gering bemessenen Grundfreibetrag nach Paragraph 32 a Abs. 8 des Einkommensteuergesetzes von einem "schwerwiegenden Verfassungsverstoß". Dieser auch "tote" oder "Null-Zone" genannte Freibetrag bildet von Verfassungs wegen zur Sicherung des existenznotwendigen Bedarfs jedes Steuerbürgers die Untergrenze für den Zugriff durch die Einkommensteuer ("Existenzminimum"). Maßstab für die Verfassungsrichter ist die Höhe des durchschnittlichen Sozialhilfesatzes, den sie für das Jahr 1992 mit rund 12 000 Mark bis 14 000 Mark für einen Alleinstehenden angeben. Dieser Betrag ist mehr als doppelt so hoch wie der Grundfreibetrag von 5616 Mark. Allerdings ist für die Verfassungsrichter nicht zwingend, daß "jeder Steuerpflichtige vorweg in Höhe eines nach dem Existenzminimum bemessenen Freibetrags verschont werden muß". Der Gesetzgeber ist in der Tarifgestaltung also frei, wie er die verfassungsrechtliche Vorgabe, dem Steuerzahler einen "Kernbestand des Erfolges eigener Betätigung" zu erhalten, im Einkommensteuergesetz umzusetzen gedenkt. Er darf - laut Karlsruher Urteil - den Tarifverlauf auch so gestalten, daß die Entlastungswirkung eines angemessen hohen Grundfreibetrages, der zunächst bei allen Steuerpflichtigen berücksichtigt wird, schrittweise ausgeglichen wird. So erst wird die Ankündigung von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) in seiner ersten Stellungnahme zu dem Urteil verständlich, daß nicht nur die Höhe des steuerlich zu verschonenden Existenzminimums zu bestimmen sein werde. "Zum Beispiel stellt sich auch die Frage, ob und inwieweit der Grundfreibetrag bei mittleren und höheren Einkommen abgebaut werden kann."

Nach dieser Überlegung wäre in der ab dem Jahre 1996 umzusetzenden Neuregelung der Einkommensteuer ein schrumpfender Grundfreibetrag bei steigenden Einkommen vorstellbar. In der Wirkung liefe ein solcher Tarif im Einkommensteuerrecht auf eine Verschärfung der Steuerprogression hinaus. Derzeit wird jeder Steuerpflichtige unabhängig von seiner Einkommenshöhe durch den Grundfreibetrag in einem in Mark und Pfennig gleichen Betrag entlastet. Bei dem geltenden Eingangssteuersatz von 19 Prozent, also in Höhe von 19 Prozent des Grundfreibetrags von 5616 Mark, wären das 1067,04 Mark Steuerersparnis. Diese schlagen bei Spitzenverdienern natürlich relativ geringer zu Buche als bei "Otto Normalverdiener". Sinkende Grundfreibeträge indessen bei steigenden Einkommen, wie sie Waigel vorschweben, würden diesen sozial ausgleichenden Effekt vergrößern. Aber die Verfassungsrichter bieten Bonn noch andere Hilfestellungen; der Gesetzgeber habe mehrere Möglichkeiten, den Verfassungsverstoß zu beseitigen. Er könnte den Tarifverlauf so gestalten, "daß die Entlastungswirkung eines ausreichenden Grundfreibetrags bei höheren Einkommen in der progressiv ansteigenden Steuerbelastung schrittweise aufgeht". Übersetzt liefe diese Handreichung darauf hinaus, daß Entlastungen für Steuerzahler mit steigenden Einkommen weniger wichtig werden und der Grundfreibetrag durch einen verschärft zunehmenden, um so progressiveren Steuerzugriff faktisch "verringert" werden darf.

Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, daß gerade den oberen Einkommensklassen durch eine Vielzahl von Steuererleichterungen und Sondervergünstigungen eine "künstliche Verarmung" ermöglicht wird, die in Form verwirrender und undurchsichtiger Steuersparmodelle (Verlustzuweisungsgesellschaften) nicht von den niedrig verdienenden Steuerzahlern ausgenutzt werden können. Diesen Wink hat Waigel sofort aufgegriffen. Wenn die vielen unübersichtlichen Steuerschlupflöcher erst gestopft sind, kann es nicht mehr passieren, daß sich viele Besserverdienende bei ihren Einkommensteuererklärungen fast bis auf die Höhe des Existenzminimums armrechnen können.

An anderer Stelle ihres Urteils gehen die Verfassungsrichter sogar noch weiter und geben den Bonnern den Tip, "verfassungsrechtlich nicht gebotene steuerliche Entlastungen oder Vergünstigungen" zu verringern oder ganz abzuschaffen. Die SPD nennt hier immer das "Dienstmädchenprivileg" und die Flugbenzinsubvention.

Mit einem Widerspruch muß der Finanzminister allerdings allein fertigwerden. Er will gleichzeitig seine Politik sinkender Spitzensteuersätze ("Standortsicherungsgesetz") fortsetzen und dem Gebot der Verfassungsrichter nachkommen, die Sicherung eines angemessenen steuerfreien Existenzminimums auf dem Wege einer Verschärfung der Steuerprogression aufkommensneutral zu finanzieren. Eine neue "Quadratur des Kreises" in der Bonner Steuerpolitik also.

ROLF-DIETRICH SCHWARTZ (Bonn)

Nachwuchswettbewerb: Bewerbungsfrist wird verlängert

SCHÖNECK / NIDDERAU. Wegen der in diesen Tagen erst stark gestiegenen Nachfrage wird die Bewerbungsfrist für den 8. Rock-Nachwuchswettbewerb der Gemeinde Schöneck und der Stadt Nidderau um eine Woche verlängert.

Die Bewerbungen können nun noch bis 23. Oktober bei der Abteilung Jugend der Gemeinde Schöneck, 6369 Schöneck 1, Herrnhofstraße 8, Ruf 06 187 / 4802-27 oder bei der Jugendpflege der Stadt Nidderau, 6369 Nidderau 1, Am Steinweg 1, 06 187 / 2011-53, abgegeben werden. Ul

Wenn der Draht zu den Jugendlichen fehlt Spezielles Gremium soll versuchen, dem Abgleiten in die Kriminalität vorzubeugen

GIESSEN. "Konsens ist doch, daß wir was tun müssen und dies auch wollen", brachte Gießens Polizeipräsident Manfred Meise die Diskussion am Mittwoch abend im Bürgerhaus Klein-Linden auf den Punkt. Zuvor hatte man eifrig debattiert und argumentiert, doch das Ziel immer mal wieder aus den Augen verloren. Vertreter von Polizei, Schule und Kriminalwissenschaft warben beim Publikum um Unterstützung für ein neu zu gründendes Gremium. Der "Kriminalpräventive Rat Gießen" (so der Arbeitstitel) soll ein aus verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen zusammengesetztes Netzwerk sein, um Konzepte zur Verhinderung von kriminellen Handlungen zu erarbeiten und den Ursachen der steigenden Gewalt, gerade bei Jugendlichen, auf den Grund zu gehen.

Um es vorweg zu nehmen: Noch existiert ein derartiger Rat, wie immer er auch heißen mag, in der mittelhessischen Universitätsstadt nicht. Das Vorhaben selbst, wie Meise am Ende denn doch einigermaßen zufrieden resümierte, "ist immerhin angeleiert". Es brauche "halt alles seine Zeit". An den Kerngedanken freilich, daß nur im Zusammenspiel der verschiedensten Institutionen, Gruppen und Organisationen eine sinnvolle vorbeugende Kriminalitätsbekämpfung zu bewerkstelligen sei, wollen die Verantwortlichen "unbeirrt" (Meise) festhalten.

Der Ursprung dieser Idee läßt sich zurückverfolgen auf ein Seminar, das im Dezember letzten Jahres auf Schloß Rauischholzhausen unter der Regie der Landeszentrale für politische Bildung erstmals Pädagogen und Polizisten an einen Tisch brachte. Auf die steigende Gewalt an Schulen, so der Tenor jener vielbeachteten Veranstaltung, könne nicht nur mit einem schärferen Durchgreifen der Strafverfolgungsbehörden reagiert werden. Seit März schließlich arbeiten Lehrer und Polizei aus Mittelhessen in der Arbeitsgruppe "Kriminalprävention" zusammen. "Das Erlernen eines neuen Selbstverständnisses", so Helmut Bender, Lehrer an der Gesamtschule Großen-Linden, sei entscheidend, um durch Gespräche überhaupt einen Zugang zu den Schülern zu schaffen.

Gerade aus schulischer Sicht hält Jörg Schilling, Oberstudienrat an der Gießener Theodor-Litt-Schule, eine regionale Kriminalprävention für erforderlich. Gewalt sei an den mittelhessischen Lehranstalten durchaus vorhanden. "Medienöffentlich" allerdings seien nur die spektakulären Fälle geworden. Die Aktion von Elfjährigen zum Beispiel, die vor eineinhalb Jahren einen Schulanfänger auf dem Nachhauseweg brutal niederschlugen oder als Schutzgelder für den Schulweg erpreßt wurden.

Die Bereitschaft zu aktiver Körperverletzung, so Schilling, die habe "in erschreckendem Maße" zugenommen. "Immer schwieriger" sei es heute, prügelnde Kontrahenten zu trennen. Der Pädagoge sprach von einem "Mangel an Rechtsbewußtsein" und beklagte den Verlust von "verbindlichen Werten und Normen".

Bei der versuchten Gründung des "Präventionsrates" war viel die Rede vom "Versagen der Erziehungsinstanzen" (Gießens Bürgermeister Lothar Schüler) und von der "Sozialisation als Dreh- und Angelpunkt der Prävention" (Kriminologe Jürgen Stock). Daß sich mit der Zeit Unmut im Podium breitmachte, hatte freilich einen konkreten Grund. "Was fehlt", formulierte Gießens Frauenbeauftragte Ursula Passarge spitz, "ist der eigentliche Arbeitsansatz." Oder, wie es Gabi Mangold vom Kinderschutzbund ausdrückte, der "konkrete Bezug zu den Jugendlichen". VOLKER TRUNK

Kieselrot-Schlacke wird unter Tage deponiert Sanierungsprogramm für verseuchte Sportplätze steht

MAIN-TAUNUS-KREIS. Vom kommenden Frühjahr an können die Mädchen und Jungen der Bad Sodener Theodor- Heuss-Schule und der Geschwister-Scholl-Schule in Schwalbach wieder auf ihren Schulsportplätzen toben, kündigte der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD) gestern an. Seit mehr als einem Jahr liegen die mit dioxinhaltigem "Kieselrot" verseuchten Plätze nun schon unter Plastikplanen-Verschluß. Jetzt aber sind alle Untersuchungsergebnisse da, und auch das Sanierungsprogramm steht: Vom Bad Sodener Sportplatz müssen 15 Zentimeter des Bodenbelags, vom Schwalbacher 20 Zentimeter abgetragen werden. Alles in allem rund 1 500 Tonnen verseuchtes Erdreich, schätzt Mehler, das in der Untertagedeponie Herfa/Neurode endgelagert werden soll. Die Kreisverwaltung will die Bauarbeiten umgehend ausschreiben, im Dezember sollen die Aufträge vergeben werden. Auch das nötige Geld steht schon im Nachtragshaushalt. "Nach drei Monaten ist die Sache dann hoffentlich vergessen." Der Kreis, sagt Mehler, habe seine Hausaufgaben gemacht - und am Ende rund 1,6 Millionen Mark dafür bezahlt. 600 000 Mark fließen allerdings als zinsloses Darlehen aus dem Investitionsfonds des Landes.

Das Endlager in Herfa hält der Sozialdemokrat zwar nur für die "zweitbeste Lösung", doch als Alternative wäre nur Verbrennen in Frage gekommen, und da hinke die Technik noch hinterher. Mobile Verbrennungsöfen gebe es bisher nur in Nordrhein-Westfalen, weiß Mehler: "Aber teilweise sind die noch im Versuchsstadium, und bis wir alle Genehmigungsverfahren hinter uns gebracht hätten, wären nochmal zwei bis drei Jahre vergangen." Zeit, die sich der Kreis nicht nehmen wollte; fordern Eltern und Lehrer ohnehin schon lange, daß etwas geschieht.

Dabei, klopft Mehler auf seinen dicken Aktenordner, sei durchaus eine ganze Menge geschehen: Nachdem im Frühjahr vorigen Jahres bekannt wurde, daß eine Firma im sauerländischen Marsberg bundesweit giftige Kupferschlacke als Sportplatzbelag verkauft hatte, begann auch im Kreis die Suche: "Wir haben 158 Sportstätten und Kinderspielplätze in einem dreistufigen Verfahren untersucht." Zuerst stöberten die Kreisangestellten in alten Bauakten und Rechnungen, woher die Materialien kamen. Auf allen Plätzen, die danach noch im Raster blieben, wurde in einfachen chemischen Analysen der Kupfergehalt des Bodens geprüft. Fünf Plätze blieben als "belastet" übrig und mußten in einer dritten Stufe von einem Fachinstitut detailliert untersucht werden: die beiden kreiseigenen Schulsportplätze in Schwalbach und Bad Soden, ein städtischer Sportplatz in Hattersheim und zwei mit Schwermetallen belastete Sportplätze - davon der kreiseigene neben der Drei-Linden-Schule in Bad Soden-Neuenhain und der städtische in der Neuenhainer Sauerborn-Siedlung.

Was die Probebohrungen auf den Sportplätzen in Schwalbach und neben der Bad Sodener Theodor-Heuss-Schule an Dioxinwerten zu Tage förderten, liegt ein Vielfaches über dem empfohlenen Grenzwert. Der sieht für Kinderspielplätze einen Wert von 100 Nanogramm pro Kilogramm Erde vor, auf offenen Plätzen 1000 Nanogramm/Kilogramm. Im Belag des Theodor-Heuss-Schulsportplatzes stecken in den obersten drei Zentimetern rund 20 000 Nanogramm pro Kilogramm Erde; in Schwalbach wiesen die Chemiker sogar 67 000 Nanogramm nach.

Zeichnet sich nun für die Schwalbacher und Bad Sodener Betroffenen ein Ende ihres bangen Wartens ab, müssen sich die Hattersheimer noch gedulden. Die Untersuchungen der Stadtverwaltung seien noch nicht abgeschlossen, weiß Mehler, entsprechend brauche die Stadt auch noch ein Sanierungskonzept. ana

Kleine FR

Neues Programm des VBW Das Volksbildungswerk Bierstadt hat ein neues Programm für Herbst- und Winterkurse aufgelegt, das vor allem Literaturfreunde, Weinliebhaber, Hobby-Graphologen und Basteler ansprechen wird. Die Veranstaltungen beginnen Mitte Oktober, das Programm kann beim VBW angefordert werden. Informationen: Tel. 0611 / 54 43 50. Hausaufgabenhilfe

Das Jugendzentrum West, Walramstraße 16, bietet Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren dienstags und mittwochs von 15 bis 16 Uhr Hilfe bei den Hausaufgaben an.

La Noche Latina Der deutsch-chilenische Freundschaftsverein und der Verein SpectACTulum laden ein zu einer lateinamerikanischen Nacht mit Musik und kulinarischen Spezialitäten aus Chile und Brasilien. Gäste sind der chilenische Gitarrist Daniel Estrada Diaz und die beiden Brasilianer Frederico Ribeiro Martins (Gitarre) und Paulo Cesar Gomes (Percussion). Termin: Samstag, 24. Oktober, im Gemeinschaftszentrum West, Walramstraße 16. Früchte als Pflanzen-Vehikel Eine Lupe und eine gehörige Portion Neugierde sollten die Wiesbadener mitbringen, die am Samstag, 17. Oktober, um 14 Uhr an der Erlebnis- und Wissensexkursion des Aukamm-Naturerlebnistals teilnehmen wollen. Es geht um das Thema "Früchte als Vehikel". Treffpunkt ist die Bushaltestelle am Thermalbad. Frauenhandel und Prostitution Über "Frauenhandel und Prostituion" informiert die "Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexistische und rassistische Ausbeutung" am Sonntag, 18. Oktober, um 20 Uhr im Café Klatsch, Marcobrunner Straße 9. Gemälde von Senioren Wiesbadener Seniorinnen und Senioren zeigen vom 19. bis zum 31. Oktober in der Schalterhalle der Hauptpost, Kaiser-Friedrich-Ring 81, Bilder, die sie in ihrer Freizeit gemalt haben. Die Kirche für mich ? Eine Gesprächsreihe über Glaubensfragen veranstaltet die evangelische Ringkirchengemeinde in diesem Herbst. Start ist am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr im Gemeindehaus, Kaiser-Friedrich-Ring 5, mit einer Diskussion zum Thema "Die Kirche ist Kirche für andere - oder für mich?". Gegen den Fremdenhaß Die DGB-Arbeitsgruppe gegen den Fremdenhaß trifft sich am Mittwoch, 21. Oktober, um 19 Uhr im Jugendraum des Gewerkschaftshauses, Bismarckring 27. Wie wurde restauriert ? Restauratorin Betina Landgrebe plaudert am Donnerstag, 22. Oktober, um 13 Uhr im Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2, über die Wiederherstellung der aus Dresden zurückgekehrten Bilder.

Wie sich Grünabfall in Kompost verwandelt

GRÜNDAU. Der Main-Kinzig-Kreis öffnet heute die Türen zur Kompostierungsanlage zwischen Niedergründau und Lieblos. Wer an Konzept und Arbeitsweise der Anlage Interesse hat, kann sich in der Zeit von 14 bis 17 Uhr auf dem Gelände informieren. Die Zufahrt zur Kompostierungsanlage ist ausgeschildert. Wer heute keine Gelegenheit findet, den Verrottungsprozeß von Bio-Materialien zu verfolgen, hat am Samstag, 17. Oktober, zwischen neun und 13 Uhr noch einmal dazu Gelegeneheit.

Mehr als 40 Prozent des Haushalts- und Grundstückabfalls sind nach Angaben des Kreises kompostierfähig. Diese Stoffe sollten deshalb nicht auf die Restmülldeponien gebracht werden. Die Anlage zwischen Lieblos und Niedergründau ist eine von fünf kreisweit geplanten Einrichtungen zur Entlastung der Restmülldeponien. schu

Die Lesung fällt aus SCHÖNECK. Die für Mittwoch, 21. Oktober, angekündigte Büdesheimer Lesung mit der Schriftstellerin Mechthild Curtius fällt aus. Im gemeindlichen Kulturprogramm des nächsten Jahres soll eine Lesung mit der Autorin nachgeholt werden.

Eschberg verzichtet auf "Titus Andronicus"

Peter Eschberg wird Shakespeares "Titus Andronicus" nicht inszenieren. Der Intendant stellte diese Entscheidung am Mittwoch in einen Zusammenhang zu der Absage Peter Zadeks, der krank ist.

Der "Titus" sollte Mitte April 1993 im Bockenheimer Depot herauskommen. Wie Eschberg sagte, wird gegenwärtig ein Ersatz für diese zweite Produktion der laufenden Spielzeit im "Depot" gesucht; in den nächsten Tagen werde näheres bekanntgemacht. Als erste Depot-Inszenierung haben am 18. Dezember "Festung" und am 20. Dezember "Katarakt" von Rainald Goetz, zwei Teile einer Trilogie, Premiere. clau

Adidas Das Maß ist voll

So langsam dürfte es den Beschäftigten bei Adidas angst und bange werden. Verflogen ist ihre Hoffnung, daß mit dem Groß-Einstieg der britischen Pentland- Gruppe unter Multimillionär Stephen Rubin nicht nur geschäftspolitische Kontinuität einzieht, sondern endlich auch das nötige Kapital hereinkommt, das Mehrheitseigentümer Bernard Tapie immer wieder versprochen, aber nie überwiesen hat. Nun stehen die Herzogenauracher wieder da, wo sie bereits vor Monaten waren: mit dem Rücken zur Wand.

Es mangelt an Geld. Der Vorstandschef ist auf dem Absprung. Und vor allem sind sie geplagt mit einem Hauptaktionär, der zwar ständig große Töne spuckt, selbst aber in der finanziellen Bredouille steckt und wahrscheinlich keinen blassen Dunst davon hat, wie er seine Zusage, sofort eine Finanzspritze für Adidas aufzuziehen, erfüllen könnte. So spannend es auch sein mag, Näheres über die Gründe zu erfahren, weshalb die Briten angewidert von ihrem Plan abgerückt sind, die Mehrheit von Bernard Tapie zu erwerben, so wenig hilft dies in der aktuellen Situation weiter. Das Maß ist voll. Jetzt muß gehandelt werden, und zwar schnell.

Und damit ist einer angesprochen, der beweisen kann, daß sein Ruf gerechtfertigt ist. Hans Friderichs, Aufsichtsratsvorsitzender und seit seiner nicht ganz freiwilligen Demission als Chef der Dresdner Bank ein Mann für alle Fälle, haftet des Etikett an, ein "Sanierer" zu sein. Den Beweis dafür ist er bisher in aller Regel zwar schuldig geblieben - weder hat der Ex-Wirtschaftsminister die AEG in die schwarzen Zahlen gebracht noch war er bei co op besonders erfolgreich -, aber er verfügt immer noch über gute Kontakte, und vor allem im Ausland genießt er hohes Ansehen. Das sind Pfunde, mit denen sich wuchern läßt.

Somit hat Friderichs die große Chance, endlich einmal Lorbeeren verdient zu ernten. Dazu muß er erstens Tapie davon überzeugen, daß es das Beste wäre, die Finger von Adidas zu lassen und ihm selbst die Verantwortung zu übertragen. Zweitens gilt es, Banken- und Industrievertreter zusammenzutrommeln, die sich intensiv um die Zukunft der Drei-Streifen-Firma kümmern. Denn andernfalls droht das Unternehmen allmählich pleite zu gehen, und keiner will daran schuld gewesen sein. jk

Kaserne statt Studentenbude Gestern Einigung erzielt / Bereits am Montag Einzug

MARBURG. Ein Block der Jägerkaserne in der Marburger Innenstadt soll als Notquartier für Studenten genutzt werden können. Darauf haben sich nach Angaben des stellvertretenden Regierungssprechers Georg Dick (Grüne) nach dem grundsätzlichen Einverständnis der Bundeswehr die Hessische Staatskanzlei, das Wissenschaftsministerium und das für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständige Familienministerium geeinigt.

Im Gegenzug soll die weiter außerhalb liegende und bereits zur Hälfte geräumte Tannenbergkaserne wahrscheinlich für die Unterbringung von Asylbewerbern verwendet werden. Hierfür liege allerdings erst eine mündliche Zusage der Bundeswehr vor, so Dick.

Die Stadt Marburg, die auf die Einrichtung studentischer Notquartiere in der innerstädtischen Jägerkaserne gedrängt hatte, akzeptiere angesichts des Unterbringungsnotstands die Umnutzung der Tannenbergkaserne als Sammelunterkunft für Asylbewerber, so ein Magistratssprecher. Langfristige Ziele der Stadt, die dort später Platz für gewerbliche Nutzung schaffen will, dürften davon aber nicht berührt werden.

Das Studentenwerk Marburg, das den Block F in seine Regie übernimmt, hofft dort bis zu 200 Studierende unterbringen zu können. Vier Studenten (im äußersten Notfall auch sechs) sollen in die 35 Quadratmeter großen Stuben einziehen. Pro Stockwerk gibt es einen großen Gemeinschaftswaschraum.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Mobiliar muß beschafft und Putz ausgebessert werden, kleinere Reparaturen der elektrischen Anlagen sind ebenso nötig wie eine gründliche Reinigung und der Einbau von Stromzählern und Schlössern. Jeder Student soll einen Schlüssel bekommen.

Bis die Verhandlungen über die Gebäudemiete mit dem für Bundesliegenschaften zuständigen Bundesvermögensamt in Gießen abgeschlossen sind, will das Studentenwerk eine vorläufige Pauschalmiete von 200 Mark erheben.

Gegen den übrigen Teil der Jägerkaserne, wo gegenwärtig noch 150 Soldaten stationiert sind, soll der Block F nach Auskunft des Standortältesten Walter Antweiler mit einem Zaun abgetrennt werden. Als Zugang werde eine schon vorhandene separate Zufahrt geöffnet.

Vom kommenden Montag an sollen die ersten Studenten einziehen können. "Die sind froh über eine solche Unterkunft", meint Hans-Heinrich Emmerich vom Studentenwerk.

Er weiß, daß manche angesichts der riesigen Wohnungsnot die Nacht bei Bekannten, in Wohnwagen oder sogar im Auto verbringen. tap

Tonmysterium Die Band Souled American

Es ist verwunderlich, daß nicht viel mehr als hundert Leute zum Zwei-Stunden-Konzert (mit Pause) von Souled American ins Negativ gekommen waren. Denn diese zur Spezies der neuen Langsamspieler gehörende Band ist eigentlich, will man den Plattenauflegern und Musikzeitschriften glauben, recht beliebt. Aber wer die Gruppe verstehen will, muß sie live sehen.

Die Musiker arbeiten auch auf der Bühne gewissenhaft am Mysterium des einzelne Tones, erforschen das Klangverhalten eines Akkordes, der im Raum stehenbleibt, an der Country-&-Western-Musik, die ja an sich schon sehr selten nur von urbanen Geschwindigkeiten mitgerissen wird.

Die geliebte traditionelle Songstruktur bleibt so erhalten, obwohl das Metrum, die Zeit, angehalten wird, bis der Akkord in Einzelteile zerfällt. Und dann lauscht man auch den letzten Tönen nach, die tonale Bindung geht dem Zuhörer beinahe verloren.

Das ist morbid, die einzelnen Töne werden zu Staubteilchen, die ihre Bindefähigkeit verlieren und verloren, aber in unendlicher Spannung verklingen. Manchmal können sie sich noch am nächsten Akkord festbeißen, und das verstößt dann gegen jedes tonale Gesetz.

Der Kraftakt "Konzentration" ist dabei sichtbar. Die Musiker stehen nicht starr am Seziertisch, sondern bremsen das Metrum in vehementer Bewegung. Sich gegenseitig fixierend heben sie zum nächsten Einsatz an, warten, dehnen. . .

Und der Zuhörer klagt hinterher über Seitenstechen, weil er andauernd die Luft angehalten hat. rlf

Eintags-Krise

Die Krise wurde keine 24 Stunden alt: Seit Donnerstagmittag leuchtet die Brandenburger Ampel wieder dreifarbig, die Demissionsforderung von Bündnis 90 an die Adresse des Ministerpräsidenten ist nach einer Sitzung des Koalitionsausschusses vom Tisch. Der Grund ist simpel: B 90 hat sich gehörig vertaktiert, als es von der SPD ausgerechnet wegen der Aussage eines Ex-Stasi-Offiziers das Stolpe-Opfer verlangte.

Die durch die Attacke zusammengeschweißten Sozialdemokraten schlugen überraschend hart zurück und stellten den Koalitionspartner vor die Alternative, entweder an der Seite des Ministerpräsidenten zu bleiben oder die Koalitions-Konsequenz zu ziehen. Einen offenen Stolpe-Sturz konnte sich das Fähnlein der seit Monaten zündelnden B 90-Fraktion indes nicht leisten. Es hat dafür keinerlei Mandat der Basis und muß sich sogar hüten, deswegen seine Landesdelegierten zu befragen: Auch dort gibt es eine Stolpe-Mehrheit wie überall im Lande, selbst bei CDU-Wählern.

Die Ampelkoalition scheint durch den Eintags-Wirbel schon deswegen gefestigt, weil sich nun keiner der Partner so schnell wieder den Nervenkitzel taktischer Spielerei leisten kann. Stabilität wird aber auch nötig sein: Der "Fall Stolpe" wird die Regierung voraussichtlich auch in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode noch beschäftigen. Ebenso wie die ökonomischen und ökologischen Probleme dieser strukturschwachen Region, zu deren Bewältigung die Parteien im Oktober 1990 gewählt worden sind, und dies nicht nur nebenbei. ojw (Potsdam)

"Ab ins Museum" mit Jürgen Scheller

NIDDERAU. "Ab ins Museum" überschreibt Jürgen Scheller das kabarettistische Abendprogramm, mit dem er am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, in die Schloßberghalle Windecken kommt. Der Autor und Darsteller reflektiert darin auch sein Verhältnis zum Publikum. Chanson, gereimtes Wort und Improvisation in Zwiesprache mit den Zuhörenden prägen Schellers Vorstellungen.

Der Auftritt ist Teil des städtischen Kulturprogramms, Eintrittskarten gibt es für zwölf Mark (ermäßigt: zehn Mark) im Vorverkauf bzw. für 15 Mark (ermäßigt zwölf Mark) an der Abendkasse.

Scheller ist bekannt geworden als Mitglied der "Lach- und Schießgesellschaft" in den Jahren 1961 bis '73. Er war erster männlicher Ansager des Deutschen Fernsehens und ist danach als Regisseur, Moderator, Spieleiter, Darsteller und Entertainer im Fernsehen und auf der Bühne tätig gewesen.

Seit 1974 ist er unter anderem Vorsitzender der Berufs-Fachgruppe Bühne / Film / Fernsehen in der DAG.

Kürzlich erhielt er für sein künstlerisches Schaffen das Bundesverdienstkreuz. Ul

Nach Karlsruher Urteil Umwandlung von 2500 Miet- in Eigentumswohnungen beantragt Mieter haben Angst "Aktionstag" auf der Zeil Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Der junge Mann im Parka greift sich ein Flugblatt und grinst: "Ich hab' zum Glück noch 'ne billige Bude." Aber unterschrieben hat er doch am Stand der Mietervereine, die im Rahmen eines bundesweiten "Aktionstages" auf der Zeil protestierten. Denn preiswerter Wohnraum in Frankfurt und anderswo ist mehr denn je bedroht, seit am 30. Juli die Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen erleichterten - danach gingen im Römer bis heute genau 232 Anträge für den Verkauf von 2458 Wohnungen ein. "Kämpfen, nicht spalten lassen, zusammenstehen", rät angesichts der neuen Rekordzahl Lutz Meissner, von der Stadt finanzierter "Betroffenenanwalt", der sich im Sanierungsgebiet Ostend mit den ersten Fällen herumschlägt. Die Vereinigung der Frankfurter Hausbesitzer kommentierte den "Aktionstag" auf ihre Weise: "Luxusmodernisierung" der Gebäude für den Wohnungsverkauf "ist zum Vorteil des Stadtbildes".

Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern" kennt ein Beispiel, bei dem sich der Hausbesitzer nach dem Karlsruher Urteil nicht viel Zeit ließ. Schon mit Datum vom 10. August erfuhren die zehn Mietparteien im Haus Rückertstraße 38 im Ostend, daß "im Laufe der nächsten Zeit Modernisierungsmaßnahmen" anstünden und dann "die Umwandlung in Wohnungseigentum". Und dann folgte die schriftliche Aufforderung an die Mieter, doch "ihr eigenes Verhalten und ihre Zukunftsplanung danach auszurichten - der absehbare Eigenbedarf der Erwerber kommt auf sie zu".

Am vergangenen Mittwoch abend trafen sich die Bewohner des Hauses ("Wir wollen nicht unsere Koffer packen!") mit "Betroffenenanwalt" Meissner. Hausbesitzer Albert Antoni, von Beruf Steuerberater, legt Wert auf die Feststellung, daß er "kein Spekulant" sei, der vom Urteil der Karlsruher Richter profitieren wolle. Über die Umwandlung in Eigentumswohnungen sei "noch keine Entscheidung gefallen". Begonnen hat Antoni erst einmal mit der Modernisierung des Hauses aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Die vier Wohnungen, in denen noch Ölöfen stehen, bekommen eine Gasetagenheizung, das Dach wird repariert. Antoni: "Ich muß auf höhere Mieten kommen." Tatsächlich - im Haus Rückertstraße 38 läßt es sich heute noch billig leben. Beispiel: Eine Drei-Zimmer-Wohnung, 72 Quadratmeter, für 480 Mark im Monat, kalt. In Zukunft, nach der Renovierung, möchte Hausbesitzer Antoni 910 Mark warm verlangen.

Und der Steuerberater beteuert, daß er "selbstverständlich", wenn es zur Umwandlung komme, zunächst den Mietern ihre eigene Wohnung zum Kauf anbieten werde. Aber was geschieht mit den Fami-

(Fortsetzung auf Seite 16)

Einzelhandel hat die Straßenfeste satt

OFFENBACH. Die vielen rund ums Rathaus stattfindenden Freiluftfeste werden den Geschäftsleuten immer mehr zum Ärgernis. Das fanden die Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Einzelhandelsverband für Stadt und Kreis Offenbach bei einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen heraus.

Die Geschäftsleute in der Innenstadt klagen über Lärmbelästigung, über hohe Abfall- und Schmutzberge, über Verkehrsbehinderungen und den Wegfall von Parkplätzen. Die Absicht der Veranstalter, mit solchen Bier- und Weinfesten, Autosalons, Weihnachts- und Ostermärkten über die üblichen Ladenschlußzeiten hinaus die Innenstadt zu beleben, werde nicht mehr realisiert. Im Gegenteil: Der organisierte hektische Trubel vertreibe die Kundschaft. Zu den Festen kämen immer weniger Besucher.

Die befragten Unternehmen wollen zudem die Straßenfeste auf den Bereich Hugenottenplatz und Stadthof beschränkt wissen. Sie wünschen sich weniger Feste. Weil die Feste sich zudem in ihrem Ablauf und in ihrem Angebot immer ähnlicher würden, plädieren sie für andere Feste, vor allem mit mehr Niveau.

Die IHK, der Einzelhandelsverband und die Stadt Offenbach wollen sich angesichts der deprimierenden Umfrage-Ergebnisse am 3. November im Rathaus treffen und darüber nachdenken, wie, wann, welche und wieviele Feste rund ums Rathaus künftig noch stattfinden sollen. lz

Metaller im Spagat

Von Ulrike Füssel (Hamburg)

Eigentlich könnte man die Anträge und die Redezeit des Vorsitzenden zusätzlich verlängern. Denn der Gewerkschaftskongreß der IG Metall in Hamburg ist vor allem auf eine Person zugeschnitten: Franz Steinkühler ist Kollege und Vater, Vortänzer und Leitbild zugleich. Mal reicht er den Delegierten Zuckerbrot, mal gibt er die Peitsche. Sie lieben ihn dafür.

Mit über 90 Prozent hat Steinkühler sein bislang bestes Wahlergebnis eingefahren, und er wird den Vertrauensbeweis brauchen können. Denn der "Gewerkschaftstag eins" nach der deutschen Einigung zeigt die größte Gewerkschaft der Welt mit 3,6 Millionen Mitgliedern in einer Krise. Die IG Metall muß sich den Anforderungen der Zukunft stellen und gleichzeitig die Altlasten der Vergangenheit bewältigen. In den Erwartungen ihrer Klientel in Deutschland-West und Deutschland-Ost tut sich eine Schere auf: "Tarifreform 2000" fordern die einen, die anderen kämpfen um ihre nackte Existenz.

Steinkühler hat den 770 Delegierten in Hamburg das Dilemma aufgezeigt, in dem die Organisation steckt: Die Zusammensetzung der Mitgliedschaft entspricht der Beschäftigtenstruktur der 50er und 60er Jahre. Frauen, Jugendliche, Berufsgruppen der Zukunft wie Angestellte und Techniker sind unterrepräsentiert. Generell ist der Organisationsgrad rückläufig. Die Zahl der Betriebe, in denen gewerkschaftliche Vertrauensleute gewählt werden, sinkt ebenfalls. Als Antwort darauf begann die IG Metall Mitte der 80er Jahre eine groß angelegte Modernisierungsdebatte. Die allerdings ist seit der deutschen Einigung zum Stillstand gekommen. Die Priorität liegt im Osten.

Die IG-Metall-Spitze ist stolz darauf, in den vergangenen drei Jahren die IG Metall Ost aufgebaut zu haben. Doch läuft die Gewerkschaft hier Gefahr, nicht nur die größte Arbeitnehmerorganisation, sondern auch die größte Arbeitslosenbewegung zu werden. Zehntausende in der Metall- und Elektrobranche sind abgebaut worden, viele weitere sind bedroht: Größter Arbeitgeber ist dann nicht mehr der Betriebn der Ausgangspunkt gewerkschaftlichen Engagements, sondern das Arbeitsamt.

Die Misere im Osten bringt die IG Metall immer mehr unter Druck. Die neuen Mitglieder erwarten in ihrer Not meist mehr, als die Organisation leisten kann. Die Regierung in Bonn und die Arbeitgeber sind seit Monaten dabei, der gewerkschaftlichen Tarifpolitik allein die Schuld für Massenarbeitslosigkeit, Entindustrialisierung und Verelendung in die Schuhe zu schieben. Die IG Metall sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, sie mache die Betriebe im Osten mit ihren maßlosen Lohnforderungen kaputt.

Schon vor dem Kongreß in Hamburg hatte Steinkühler die Frage der Glaubwürdigkeit an die Einhaltung des Ost- Tarifvertrags geknüpft - und die Delegierten bestärkten ihn darin. Die Arbeitgeber allerdings wollen Revision einlegen, was zu neuen Verhandlungen führen muß. Um die vereinbarte prozentuale Angleichung der Einkommen bis 1994 zu erreichen, stimmt sich die Gewerkschaft auf die nächste Tarifschlacht ein. Das kostet innerorganisatorische Kraft.

Die Bedrohung von außen läßt die Delegierten in Hamburg zusammenrükken. Die Reihen schließen sich fest. Gefragt waren in dieser Woche nicht die differenzierten Erklärungsversuche. Lauten Beifall gab es eher für markige Sprüche und die alten Parolen vom Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Es gab - auch - eine Sehnsucht nach einfachen Lösungen und festgefügten Weltbildern. Die Schuldzuweisungen erfolgen in Richtung Bonn. Wieder einmal nahmen die Metaller Zuflucht zum Allheilmittel der Vergangenheit - dem "Wir"-Gefühl der eigenen Größe.

Der Vorsitzende gab ihnen, was sie brauchten. Aber er verabreichte ihnen auch die bittere Pille, daß das "Wir"-Gefühl allein nicht mehr ausreicht. Die Probleme nach der deutschen Einigung haben eine Dimension erreicht, in der sich die IG Metall Gesprächen mit dem "Gegner" nicht mehr entziehen kann. Zwar hat Steinkühler die Bereitschaft seiner Organisation für einen Solidarpakt mit Regierung und Arbeitgebern an Bedingungen geknüpft und dafür in Hamburg Beifall erhalten. Gleichzeitig aber hat er deutlich gemacht, daß er den Solidarpakt will und keine Alternative dazu sieht.

Steinkühler ging sogar noch einen Schritt weiter. Er stimmte das Lied vom Teilen an. Zwar formulierte er den Gedanken vorsichtig und in Frageform, die Botschaft aber war deutlich: Die "Wessis" werden lernen müssen zu verzichten. Künftig werde es nicht mehr reichen, den Zuwachs zu (ver)teilen. Es geht um die Substanz. Das sind neue Töne vom Vorsitzenden.

Abrechnung mit Tücken

Die Akten aus dem Präsidialarchiv in Moskau, die Jelzin jetzt Polens Präsident Walesa zustellen ließ, belegen, daß Stalin den Befehl zur Ermordung von 25 000 Polen in Katyn gab. Sie machen aber auch deutlich, wie sehr die kommunistische Führung der verblichenen Sowjetunion sich mühte, die Wahrheit zu vertuschen. Jelzins Schritt ist wichtig - nicht nur für die Geschichtsschreibung - und er wäre ehrenwert zu nennen, blieben nicht Zweifel über Zeitpunkt und Motive.

Rußlands Präsident ist offenbar entschlossen, mit dem alten Widersacher Gorbatschow ein für allemal abzurechnen. Doch weder er noch Gorbatschow machen bisher in diesem persönlichen Gefecht eine gute Figur. Gorbatschow sucht seiner Weigerung, über die Tätigkeit der einstigen KPdSU auszussagen, den Anstrich einer Heldentat im Angesicht politischer Verfolgung zu geben und stilisiert, fast schon peinlich, die eigene Märtyrerrolle. Jelzin assistiert ihm dabei höchst ungeschickt. Den Ex-Präsidenten mit Entzug des Reisepasses zu bestrafen, erinnert fatal an die Methoden der Vergangenheit, und Gorbatschows Aussperrung aus der nach ihm benannten Stiftung per Präsidenten-Ukas riecht nach Rache.

Die Preisgabe der Katyn-Akte, zu der Jelzin wohl nicht erst seit gestern Zugang hat, dient offenbar auch dazu, Gorbatschows international noch vorhandenes Renommee zu zerstören. Auch er, so signalisiert Moskau, habe lange daran mitgewirkt, die wahre Rolle Stalins im Mordfall Katyn nicht ruchbar werden zu lassen. Tatsächlich hat Gorbatschow die sowjetische Schuld erst spät, 1990 bei einer Visite des damaligen polnischen Präsidenten Jaruszelski, eingestanden. Bei der Aufklärung der Ereignisse von Katyn aber geht es um Wichtigeres als einen letzten Schlagabtausch zwischen Jelzin und Gorbatschow. Es geht um das System, das Katyn möglich machte. bk

Reit- und Fahrverein Trebur Dreitägiges Turnier

Der Reit- und Fahrverein Trebur ist am Wochenende Ausrichter eines Reit- und Springturniers in der Halle von Gut Berlenhof. Durch die große Zahl der Voranmeldungen muß das Turnier bereits am Freitag , 16. Oktober, um 14 Uhr beginnen. Der erste Wettbewerb ist eine Dressur der Klasse E, der Tag geht um 18.15 Uhr mit einer Dressurpferdeprüfung der Klasse A zu Ende. Am 17. und 18. Oktober beginnt das Programm bereits um 7 Uhr. Der Höhepunkt des Turniers wird am Sonntagabend um 17.30 Uhr ein L-Springen mit Stechen sein. ek

Metaller mahnen SPD-Spitze

jr HAMBURG, 15. Oktober. Der neue Kurs der SPD-Parteispitze stößt bei sozialdemokratischen Gewerkschaftern auf Widerstand. Eine "Wende zu wahrhaft sozialer und humanistischer Politik" forderten Delegierte der IG Metall in Hamburg. In einer Initiative von SPD-Mitgliedern der Gewerkschaft wird der "engeren Parteiführung" der SPD vorgeworfen, mit ihren Beschlüssen zum Asylrecht und zum Bundeswehr-Einsatz unter UN-Kommando ("Blauhelme") wesentliche bisherige Positionen "zur Disposition gestellt" zu haben.

(Bericht auf Seite 4, Kommentar auf Seite 3)

Bürgeranhörung zum Oeder Weg am Montag

Eine Anhörung zur Verkehrsführung im Oeder Weg hat der Ortsbeirat 3 (Nordend) für Montag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im Haus der Freien Evangelischen Gemeinde, Oeder Weg 6, anberaumt. Anlieger des Oeder Weges und der umliegenden Wohngebiete haben hier Gelegenheit, ihre Erfahrungen mit der Sperrung des Oeder Weges zu berichten. Außer dem Ortsbeirat werden auch Vertreter der zuständigen städtischen Ämter anwesend sein. rea

Sprint zur Bahn

Es scheint, die Bundesbahn hat mit ihrem Superzug ICE auch ein Fitneß-Programm herausgebracht. Zuweilen wenigstens. Wie dieser Tage am Frankfurter Hauptbahnhof, wo Reisende in beträchtlicher Zahl der Einfahrt des Schienen-Flitzers nach Hamburg-Altona harrten. Doch wurde die Geduld strapaziert. Die Lautsprecherstimme verkündete ein über das andere Mal, der Zug werde jeweils mit fünf Minuten Verspätung einlaufen.

Endlich, nach 25 noch eben zu akzeptierenden Minuten, rauschte er heran - doch nicht auf dem vorgesehenen Bahnsteig, sondern drei Gleise weiter. Prompt ließ sich wieder die Lautsprecherstimme hören, die das Reisevolk flottmachte: Der ICE, hieß es, fahre in drei Minuten vom anderen Gleis ab.

Unverzüglich verwandelte sich der Hauptbahnhof in eine Sprintstrecke. Jüngere Leute, gut auf den Beinen, schnappten sich schleunigst Kind und Koffer und saßen zwei Minuten später außer Atem auf ihren Plätzen. Ältere und körperlich behinderte Reisende dagegen gerieten in Panik und erreichten den Zug erschöpft mit Mühe und Not. Vielleicht, daß man der Fahrkarte ein Dopingmittel beigibt? Ihr Bastian

TSG Walldorf, Skiclub Sechster Waldlauf über zehn Kilometer

Der Skiclub der TSG Walldorf veranstaltet am Samstag, 17. Oktober, seinen sechsten Waldlauf über zehn Kilometer. Start der Männer, Frauen und Jugend ist um 15.15 Uhr auf dem TGS-Sportplatz in der Okrifteler Straße. Die Wettläufe der Schüler (Jg. 1978 und jünger) über zwei Kilometer beginnen um 15 Uhr. Die Strecke führt über gut ausgebaute schnelle Waldwege. Nachmeldungen sind bis 30 Minuten vor dem Start möglich. kc

Thema: Nachtragsetat HAMMERSBACH. Der Haupt- und Finanzausschuß der Gemeindevertretung Hammersbach berät am Dienstag, 20. Oktober, ab 20 Uhr im Rathaus Köbler Weg über den Nachtragshaushalt.

Kursus Weben - wie es Spaß machen kann

KARBEN. Traditionelle Webtechniken können in einem Kursus erlernt werden, den die Evangelische Frauenhilfe ab Montag, 26. Oktober, alle 14 Tage um 20 Uhr in Karben veranstalten will.

Wer sich für das Bildweben oder Bandweben interessiert, meldet sich bis zum 22. Oktober unter der Telefonnummer 0 60 31 / 9 19 76 an. Dort gibt es auch weitere Informationen. Die Webrahmen können zum Teil selbst gebaut oder ausgeliehen werden. mu

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 3, 13, 19, 37, 40, 44 - 29); Kl. 1: 945 503,70 DM; Kl. 2: 33 609,40 DM; Kl. 3: 2823,10 DM; Kl. 4: 49,70 DM; Kl. 5: 4,10 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 5, 11, 17, 35, 38, 45 - 39); Kl. 1: 941 063,70 DM; Kl. 2: 47 053,10 DM; Kl. 3: 2198,70 DM; Kl. 4: 43,80 DM; Kl. 5: 3,90 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 6 1 5 0 8 0 5); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 1 490 754,90 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: (Gewinnzahl: 3 8 7 9 5 8); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)

Halbe Spielzeit für die Uni? Schauspiel denkt beim Bockenheimer Depot an Kompromiß

Alles drin - und doch leer. Seit vier Monaten bewegt sich nichts mehr im Bockenheimer Depot. Mit Peter Handkes "Spiel vom Fragen" hat die Mannschaft von Intendant Peter Eschberg am 4. Juni dort an der Bockenheimer Warte ihre letzte Vorstellung auf die Bühne gebracht, dann lief der Keller mit Wasser voll und legte bis auf weiteres die elektrischen Anlagen lahm. Die Reparatur des Schadens hat sich, so Eschberg, bis in den Spätsommer hingezogen.

So lebt das mit Millionenaufwand als Ersatzbühne hergestellte ehemalige Straßenbahnquartier gegenwärtig allenfalls von einer Idee: Der Herausforderung an ein jeweiliges Produktionsteam, sich dort in einem freien Raum, "frei von Zwängen und Haltepunkten", so Eschberg, szenisch auszubreiten. "Der Umgang mit Theaterliteratur in herkömmlichen Räumen", sagt der Intendant, "hat Grenzen." Wenige davon hat das Depot: "Man geht rein und es ist gar nichts." Da läßt sich sogar "ein Stück erfinden".

Und auf diese Weise wird sich dieses Konzept nach den Plänen des Intendanten zeitlich einrichten lassen: Pro Stück acht Wochen Proben (ohne Vorstellung), dann drei Monate lang Aufführungen, macht fünf Monate. Also kommt man, abzüglich der Theaterferien, auf zwei Produktionen im Jahr. Ab Montag geht der Regisseur Hans Hollmann mit einer Schauspielergruppe ins Haus an der Warte. Seine Inszenierungen "Festung" und "Katarakt", Teile einer Trilogie von Rainald Goetz, haben am 18. und 20. Dezember Premiere und werden bis Ende März 1993 gespielt. Noch während das Hollmann-Team auftritt, soll das nächste mit den Proben für die zweite Depot-Produktion der Spielzeit beginnen. Nachdem Shakespeares "Titus Andronicus" gestrichen wurde, ist ein Ersatzprojekt noch nicht spruchreif.

Um der Universität zu helfen, von wo aus begehrliche Blicke auf das Depot gerichten werden, könnte Eschberg sich "als äußersten Kompromiß" vorstellen, das Haus von Spätsommer bis Frühjahr, also eine halbe Spielzeit, freizugeben. "Aber dann könnten wir wahrscheinlich nur ein Stück spielen."

Von der Kulturdezernentin Reisch sei ihm die Spielstätte bis Sommer 1993 zugesagt und sie habe "angedeutet, daß es weitergeht". So sitze man gegenwärtig an einer "langfristigen Planung für 1994 - ich kann nicht anders, sonst hab' ich nachher nichts drin zu spielen".

Jetzt, am 30. Oktober, zieht erst mal für drei Tage das Jazz-Festival des Hessischen Rundfunks ein. clau

Bis 82 stand er Tag für Tag an der Obstwaage Rudolf Stamm, Ober-Erlenbachs ältester Sozialdemokrat, feierte seinen 92. Geburtstag

BAD HOMBURG. "Die Zukunft ist immer ein großes Fragezeichen." Er muß es wissen, denn er hat eine Menge Erfahrung mit der Zukunft: Rudolf Stamm, der diese Woche in OberErlenbach im Kreise seiner Familie seinen 92. Geburtstag feierte. Seit 1919 Mitglied der Sozialdemokraten ist der älteste Genosse in Ober-Erlenbach.

Der ehemalige Polizist blickt in die Zukunft ebenso positiv wie in die Vergangenheit. Obwohl die nicht immer leicht war. Stamm ist Sudetendeutscher. Er wuchs in Bad Dschachwitz (Kreis Kaaden) auf, "ein Ort mit gerade mal 70 Hausnummern". Mit 27 Jahren heiratete er. Nach dem Einmarsch der deutschen Nazis 1938 trat er aus der SPD aus. Seinen Wunschberuf Maurer und Zimmermann durfte er nicht erlernen, weil er den Eltern bei der Landarbeit zur Hand gehen mußte. So schloß er sich der Polizei an, ohne Mitglied der NSDAP zu werden. Als Polizist blieb ihm der Einsatz als Soldat im Krieg erspart.

1946 mußte Stamm seine Heimat verlassen. Heute sei der ganze Ort eingeebnet, ein Staudamm errichtet, weiß der rüstige Jubilar, obwohl er seit 1946 nie wieder dort war. "Ich behalte meine Heimat so in Erinnerung, wie ich sie verlassen habe", sagt er und blickt ohne Haß nach Osten. "Ich hatte viel zu tun mit Tschechen, Ungarn, Russen. Es waren alles nette Leute." 1952 trat er wieder in die SPD ein. Der Streifendienst bei der Friedberger Polizei machte ihm viel Spaß. So mancher Jugendliche, der mit dem Gesetz in Konflikt kam, erinnere sich heute noch an ihn, berichtet er augenzwinkernd. 1961 wurde er pensioniert. Doch die Arbeit ging weiter. Von 1966 und 1982 half er bei Bedarf als Wiegemeister bei der Früchte-Verwertung Ober-Erlenbach. "Keinen Tag bin ich ausgefallen", erzählt er stolz.

"Willy Brandt war ein anständiger Mensch" sagt Rudolf Stamm über den verstorbenen Ehrenvorsitzenden der SPD: "Wir wären heute im Osten noch nicht so weit, wenn Brandt nicht gewesen wäre." Eine hohe Meinung hat er auch von dessen Nachfolger: "Schmidt war ein prima Kerl, so einen Kanzler kriegen wir nicht wieder." Für die SPD-Spitze hält er noch einen guten Ratschlag bereit: "Ein bißchen mehr Zusammenspiel müßte schon sein, die schädigen sich doch selber."

Rudolf Stamm lebt in einer Wohnung im Haus seines Sohnes. Seine Frau ist vor vier Jahren gestorben. Von den beiden Töchtern wohnt eine in Ober-Erlenbach, die andere in Köln. "Man muß sich halt an die Umstände anpassen", sagt er. Nicht dem Vergangenen hinterhertrauern.

THOMAS EBERDING

"Einer muß es doch tun" - auch ein Filialleiter Sparkasse verteidigt Asyl-Geschäfte eines Mitarbeiters

WETTERAUKREIS. Die Sparkasse Wetterau sieht ihr Ansehen nicht durch einen Mitarbeiter beeinträchtigt, der mit dem Blick auf eine hohe Rendite in Rüsselsheim ein Haus gekauft und darin eine Unterkunft für Asylbewerber eingerichtet hat. Das sei dessen "privates Metier" und er könne daran "nichts Unmoralisches finden", sagte am Donnerstag Wolfgang Steiper, Leiter der Marketing-Abteilung der Sparkasse. Das mehrgeschossige Haus, das mit 45 Asylbewerbern belegt werden soll, bringt bei Vollbelegung monatlich Bruttoeinnahmen von mehr als 25 000 Mark.

Rüsselsheims Stadträtin Liesel Thurn (SPD) ist eigenen Angaben zufolge auf derartige Vereinbarungen mit Hauseigentümern angewiesen, um Asylbewerber unterbringen zu können: "Das ist, leider Gottes, Marktwirtschaft."

In die Schlagzeilen war nicht nur die Person des Filialleiters, sondern namentlich auch die Sparkasse Wetterau durch einen Artikel in der Boulevardzeitung "BILD" geraten, den Steiper im Gespräch mit der FR als "aufreißerisch" bezeichnete. Dort war von einem "Bankdirektor" die Rede, der die schwierige Situation der Kommunen ausnutze, um Kasse zu machen.

Das sei falsch, es handele sich "nicht um jemand aus dem Vorstand", sondern um einen "Mitarbeiter in einer Filiale", schwächte ab. Was den Mitarbeiter, einen Filialleiter, angehe, sehe sich die Sparkasse nicht veranlaßt, "etwas zu tun". Schließlich gehe der Kollege "mit Sicherheit ein gewisses Risiko ein", sagte Steiper, da eine Gemeinschaftsunterkunft in der Regel nicht so gepflegt werde wie persönliches Eigentum. Abgesehen davon müßten die Einnahmen "im Verhältnis zu gewissen Aufwendungen" gesehen werden: "Einer muß es tun, sonst kommen die Leute nicht unter."

Nach Angaben der Rüsselsheimer Magistrats-Sprecherin Petra Löhr mindern ausschließlich die Investitionskosten für die Erstausstattung und die Betriebskosten (etwa für Wasser und Strom) die Einnahmen. Die Zimmer seien mit neuen Möbeln ausgestattet worden. Jedem Asylbewerber stünden ein Stahlrohrbett mit guter Matratze, Bettwäsche, ein Stahlschrank, ein Tisch und ein Stuhl zur Verfügung. Es existierten Kochgelegenheiten und Sanitäreinrichtungen. Der Betrag von 19 Mark pro Kopf und Tag, den die Stadt an eine Betreiber-Gesellschaft zahlt, sei landesweit üblich. Wie hoch der zu erwartende Gewinn für den Betreiber ausfallen wird (mehr als 30 Menschen sind bereits eingezogen, bis spätestens Jahresende wird mit 45 gerechnet) mochte sie nicht schätzen: Über diesen Aspekt sei es besser, "mit ihm selbst zu sprechen". Der Eigentümer war zu Auskünften, entsprechend einem Vertrag mit der Stadt, allerdings nicht bereit.

Welche Position der Aufsichtsratsvorsitzende der Wetterauer Sparkasse, Landrat Rolf Gnadl (SPD), in dieser Angelegenheit einnimmt, war gestern nicht zu erfahren. Der Landrat, der im Wetterau für die Idee einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft für Flüchtlinge wirbt, um derartig lukrativen Geschäften den Boden zu entziehen, befindet sich noch in Urlaub. BERND SALZMANN

Im Blickpunkt: Kosovo Kriegsgefahr wächst

Auf dem Gebiet des ehemaligen jugoslawischen Vielvölkerstaates droht nun auch der Dauerkrisenherd Kosovo zu explodieren. Der demonstrative Besuch des Regierungschefs von Rest-Jugoslawien, Milan Panic, am Donnerstag in der staatsrechtlich zu Serbien gehörenden, fast zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz könnte die Antwort auf die Frage beschleunigen, ob Kosovo zum nächsten Kriegsschauplatz nach Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina wird. Skepsis bleibt angezeigt, ob die Kritik des serbo-amerikanischen Geschäftsmanns Panic in Kosovo etwas in Richtung auf eine von ihm angestrebte Verandlungslösung bewegen kann. Eine Probe aufs Exempel könnte die Schulfrage sein. Wie dringend die Lösung ist, wurde zu Wochenbeginn durch zahlreiche Protestdemonstrationen in der Provinzhauptstadt Pristina und anderen Kosovostädten deutlich. Bei Polizeieinsätzen sollen 80 Demonstranten verletzt worden sein. Vorübergehend wurde auch der stellvertretende Vorsitzende der "Demokratischen Liga des Kosovo" (DLK), Fehmi Agani, festgenommen.

Panic traf in Pristina den DLK-Vorsitzenden Ibrahim Rugova. Rugova, der im Mai des Jahres zum Präsidenten der von den Kosovo-Albanern ausgerufenen "Republik Kosovo" gewählt worden war, schien bis vor Wochen mit seiner DLK die politische Szene zu beherrschen. Seine politische Linie ist, mit Hilfe des Auslands auf friedlichem Weg die internationale Anerkennung der Unabhängigkeit eines souveränen Staates Kosovo durchzusetzen. Seit der Londoner und Genfer Jugoslawienkonferenz wird Rugovas schärfster Kritiker, die jedwede Zusammenarbeit auch mit dem neuen Jugoslawien, besonders aber mit der "Okkupationsmacht Serbien", ablehnen, ist stellvertretend für den militanten Flügel der Kosovo-Albaner der bekannte Akademiker Redzep Cosja geworden. Er vertritt das "Prinzip des natürlichen Rechtes auf Selbstverteidigung" und "neue Formen zivilen Ungehorsams gegen die Besatzungsmacht". In einem Interview mit der Belgrader Zeitung Borba Anfang Oktober skizizierte Cosja sein politisches Konzept, dessen Verwirklichung unausweichlich zum Krieg in Kosovo, wenn nicht gar auf dem gesamten Südbalkan führen könnte. "Eine dauerhafte Lösung der Kosovofrage" sei "nur durch die Vereinigung mit Albanien möglich." Eine Wiederherstellung der von Serbien vor drei Jahren aufgehobenen Autonomie gemäß der alten jugoslawischen Verfassung von 1974 komme nicht mehr in Betracht. Die "Republik Kosovo" könne nur eine Übergangsform zur Vereinigung mit Albanien sein, wozu außer Kosovo noch alle mehrheitlich von Albanern bewohnten Gebiete in Mazedonien und Montenegro hinzukommen müßte. Rugova wird von seinen Kritikern immer lauter vorgeworfen, daß es ihm nicht gelungen sei, auf internationaler Ebene das Problem der Kosovo-Albaner vom Rang einer schutzbedürftigen nationalen Minderheit auf den eines Staatsvolkes zu heben, dem das Recht auf politische Selbstbestimmung zustehe. Vor dieser Grundsatzproblematik drohen alle Sachprobleme zu Nebensächlichkeiten instrumentalisiert zu werden. Deshalb erscheint es fraglich, ob es überhaupt eine Bereitschaft zur Lösung der brisanten Schulfrage in Kosovo gibt, deren Lösung der jugoslawische Ministerpräsident Panic versprochen hatte.

Stein des Anstoßes für den schon im zweiten Jahr andauernden Schulkonflikt ist nicht, daß die serbische Seite den Unterricht in albanischer Sprache an den Schulen und der Universität von Pristina grundsätzlich verweigert.

Der Konflikt dreht sich vielmehr darum, ob dieser Unterricht gemäß serbischen oder albanischen Lehrplänen zu erfolgen hat. Die Kosovo-Albaner bestehen auf der Kompetenz ihrer eigenen Regierung in der Bildungspolitik, die Serben betrachten diesen Anspruch als Ausdruck praktischer Abspaltung. Die von den serbischen Behörden verfügte und mit der Polizei durchgesetzte Aussperrung von rund 400 000 albanischsprachigen Studenten und Schülern sowie 22 000 Lehrern und Professoren stellt sich für Serbien gleichwohl als Boykott der Albaner dar. HARRY SCHLEICHER (Wien)

Sportkreis Groß-Gerau Info-Abend über Sportversicherungen

Der Sportkreis Groß-Gerau bietet seinen Vereinsvertretern am Donnerstag, 22. Oktober, um 19 Uhr im Sportheim der SKV Mörfelden einen Vortrag mit dem Thema "Die Bedeutung einer Sportversicherung im Rahmen des Sportbundes Hessen". Als Referent wird Wolfgang Horn vom Versicherhungsbüro des Landessportbundes Hessen sprechen. ek

Tagestip: Immobilienfonds Steuervorteile winken

Während Aktien- und Rentenvermögen, wie leidgeprüfte Sparer wissen, angesichts der tendenziell zunehmenden Turbulenzen an den Finanzmärkten heftigen Kursschwankungen unterliegen, erweisen sich Immobilienanlagen zumindest in Deutschland als ziemlich stabil. Die entsprechenden Investmentfonds lagen in den vergangenen zwölf Monaten wieder ausnahmslos in der Gewinnzone (die FR berichtete), und die langfristigen Wertentwicklungen können sich ebenfalls sehen lassen. Dividendenwerte oder Festverzinsliche mögen teilweise größere Ertragschancen versprechen, doch kann diesen auch ein vergleichsweise höheres Risiko gegenüberstehen. Ein solches ist - der Verfall der Immobilienpreise etwa in den USA, Japan oder Skandinavien macht das deutlich - freilich auch am Grundstücksmarkt nicht auszuschließen.

Immobilienfonds bieten die Möglichkeit, mit relativ geringem Kapitaleinsatz an großen, in Deutschland meist gewerblichen Objekten zu partizipieren. Interessant bei solchen Vermögen sind nicht zuletzt steuerliche Vorteile, was gerade mit Blick auf die künftig fällige Zinsabschlagsteuer beachtet werden sollte. So können Erträge hier durch das Ausnutzen von Abschreibungsmöglichkeiten teils steuerfrei bleiben. Die Finanzberatungsgesellschaft Bonnfinanz weist darauf hin, daß Immobilien zudem bei der Vermögen-, Erbschaft- und Schenkungsteuer nicht mit den Verkehrs-, sondern den niedrigen Einheitswerten in die Berechnung einfließen.

Ein umfassendes Jahrbuch (51 Seiten) der offenen deutschen Immobilienfonds hat jetzt das F & V Investmentfonds-Informations-Center

(Nürnberger Straße 67, 1000 Berlin 30) vorgelegt. Die Ausarbeitung ist sehr informativ, beschreibt unter anderem ausführlich die steuerliche Seite, enthält Porträts einzelner Fonds und Statistiken zur Wertentwicklung seit 1980. Wegen ihres Preises von 50 Mark erscheint die Studie allerdings eher für "reifere" Anleger geeignet, die es ganz genau wissen wollen.

Wer sich erst einmal kostenlos einen groben Überblick verschaffen will, kann Informationsmaterial beim Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften (Postfach 100437, 6000 Frankfurt 1) bestellen, etwa das Jahrbuch Investment '92. ski

Bauchschmerzen beim DGB "Bedenkliches" im Kompromiß zur Gesundheitsreform entdeckt

pit FRANKFURT A. M., 15. Oktober. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat in einem Schreiben an die Bundesländer darauf aufmerksam gemacht, daß der in Lahnstein gefundene Parteienkompromiß zur Gesundheitsreform seiner Ansicht nach "einige ausgesprochen problematische Regelungen enthält". Der DGB-Bundesvorstand weist aber auch darauf hin, daß er das gemeinsame Papier der Fraktionen von Union, SPD und FDP "überwiegend positiv" bewertet.

Folgende Punkte halten die Gewerkschafter für "bedenklich":

• Die Verträge über die ambulante Versorgung können dem Parteienentwurf zufolge von gesetzlicher Krankenkasse und Ersatzkassen gemeinsam ausgehandelt werden. Der DGB will, daß diese "gemeinsamen und einheitlichen Vertragsverhandlungen aller Kassenarten auf regionaler Ebene" zwingend vorgeschrieben werden - "mit Blick auf Stabilität der Ausgaben und auf gleiche Wettbewerbsbedingungen aller Kassenarten".

• Die Gewerkschaften mahnen weiter ihre Forderung an, daß Patienten bei stationärem Aufenthalt und Arzneimitteln nicht zuzahlen müssen. Die von den Parteien vorgesehene Neuregelung der Zuzahlung bringe den Versicherten jedoch voraussichtlich keine Verbesserung.

• Den Parteien zufolge sollen freiwillig Versicherte, wenn sie in Rente gehen, nicht - wie bisher - pflichtversichert, sondern freiwillig versichert sein. Der DGB weist das als "Form des ,Abkassierens'" und "sozial unausgewogen" zurück.

• Ferner sollen nach DGB-Auffassung Besserverdienende stärker zur Kasse gebeten werden, um Menschen mit niedrigeren Einkommen zu entlasten. Deshalb fordert die Arbeitnehmer-Organisation, daß die Grenze für die Versicherungspflicht aufgehoben und die Beitragsbemessungsgrenze an die Beitragsbemessungsgrenzen in Renten- und Arbeitslosenversicherung angeglichen werden.

Schachbrett-Muster zeigt schon Wirkung

KRIFTEL. Ein Schachbrettmuster soll seit Mitte August die "Raser" auf der Hofheimer Straße bremsen. Jetzt zog das Rathaus positive Bilanz: Seit die schwarz-weißen Quadrate auf die Fahrbahn gemalt wurden, hat es an der Einmündung von Königsberger Straße und Richard-Wagner-Straße nicht mehr "gekracht". Trotzdem: Noch immer hätten einige Autofahrer auf der Durchgangstraße mehr als 30 "Sachen" drauf.

Das Schachbrett-Muster ist eine der verkehrsberuhigenden Maßnahmen im Kriftler Westen, die sich die Verkehrsplaner der Gemeinde am morgigen Samstag anschauen wollen. Die Ortsbegehung, bei der auch die Bürger gefragt sind, beginnt um 12 Uhr am Rat- und Bürgerhaus. bhe

Kind lief vor Auto: schwer verletzt

HATTERSHEIM. Schwere Verletzungen erlitt ein fünfjähriger Junge bei einem Umfall gestern vormittag im Hattersheimer Stadtteil Eddersheim.

Wie die Polizei berichtete, war das Kind auf dem Gehweg in der Bahnhofstraße unterwegs. In Höhe der Hausnummer 85 wollte der Junge die Fahrbahn überqueren und achtete offenbar nicht auf einen herannahenden VW-Bus. Das Auto schleuderte das Kind auf die Straße. Der Fünfjährige zog sich dabei schwere Kopfverletzungen zu. Ein Rettungswagen transportierte ihn in eine Klinik. kkü

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee beeinflußt noch den Süden Deutschlands. Auf seiner Rückseite fließt Meeresluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa. Vorhersage bis Samstag früh Im Süden bedeckt und zeitweise Regen, im übrigen Deutschland Wechsel zwischen sonnigen und wolkigen Abschnitten und vor allem im Norden noch Schauer. Höchsttemperaturen zwischen 6 und 9 Grad. Tiefstwerte der kommenden Nacht 2 bis 5 Grad.

Mäßiger bis frischer Wind aus südwestlichen Richtungen. Wochenvorhersage Samstag: Im Süden meist bedeckt und regnerisch, im Laufe des Samstags allmählich nachlassende Niederschläge, sonst wechselnde Bewölkung und vor allem nach Norden hin einzelne Schauer.

Tageshöchsttemperaturen 6 bis 10 Grad, nachts in der Mitte örtlich Bodenfrost. Sonntag: Im Süden und Osten wolkig mit Aufheiterungen und meist niederschlagsfrei. Stellenweise leichter Nachtfrost, sonst bei stark auffrischendem Südwestwind Bewölkungsverdichtung und nachfolgend zeitweise Regen. Kühl.

Montag: Im Norden Übergang zu wechselnder Bewölkung mit einzelnen Schauern, in der Mitte, später auch im Süden Deutschlands Bewölkungsverdichtung und nachfolgend zeitweise meist leichter Regen. Im Norden stark windig. Kühl.

Dienstag - Donnerstag: Wechselnde, vielfach starke Bewölkung und vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands zeitweise Regen. Kühl. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

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leicht bewölkt 22 Larnaka

leicht bewölkt 27 Las Palmas

leicht bewölkt 24 Lissabon

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leicht bewölkt 9 Madrid

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bedeckt 6 Tunis

wolkig 23 Varna

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stark bewölkt 9

Deutschland

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leicht bewölkt 1 Frankfurt/M.

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leicht bewölkt 12 Garmisch

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wolkig 8 Köln/Bonn

leicht bewölkt 9 Leipzig

Regen 8 München

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wolkig 10 Sylt

Regenschauer 6 Zugspitze

leicht bewölkt -2 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.49 Uhr

Sonnenuntergang 17.32 Uhr

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Monduntergang 12.00 Uhr

Weitere Nachrichten aus HESSEN auf Seite 29

Frankfurter Zollfahnder schlug in Neuseeland zu Reise um die halbe Welt auf den Spuren von kolumbianischen Kokainschmugglern

Die Frankfurter Zollfahnder sind der heißen Spur aus dem kolumbianischen Bogotá gefolgt: Bis nach Neuseeland begleiteten sie vom Rhein-Main-Flughafen aus einen Rauschgift-Fund, der sie direkt zum Empfänger führte. Er ist Neuseeländer, hatte nach dem Bericht der Zollfahnder längere Zeit in Kolumbien gelebt, in Mexiko eine Haftstraße wegen Rauschgiftdelikten verbüßt und wurde in Australien mit einem Haftbefehl gesucht, da er einen falschen Paß gebraucht hatte.

Ausgelegt wurde seine Spur in Bogotá. Aus der kolumbianischen Hauptstadt trafen Mitte September in Frankfurt mittelalterliche Zierwaffen ein. Auf sie wurden die Fahnder aufmerksam, als sie am Rhein-Main-Flughafen Frachtsendungen kontrollierten: Die Beamten fanden 2,2 Kilogramm Kokain, bestimmt für jemanden in Auckland, Neuseeland. Die Fahnder ermittelten.

Doch den Empfänger gab es nicht. Dennoch wurde die Sendung wie vorgesehen weitergeleitet: Zunächst nach Los Angeles, dann weiter über Honolulu nach Auckland; stets in Begleitung eines Zollfahnders. Gemeinsam mit der neuseeländischen Polizei schnappte er schließlich doch zu: Nach der Ankunft des Kokains, dessen Wert auf mehrere hunderttausend Mark geschätzt wird, wurde der Empfänger mit seinen Komplizen festgenommen.

Das Ende einer, wie der Chef des Frankfurter Zollfahndungsamtes, Karl Rieder, sagte, "kontrollierten Weiterleitung": Ein Ergebnis einer "länderübergreifenden Zusammenarbeit". Sicherlich gebe es "viele vergleichbare Fälle", erklärte Rieder, "aber nicht alle sind so spektakulär". Doch in fast allen Fällen sei es den Fahndern gelungen, betonte Rieder, "die Empfänger des Rauschgiftes und die Drahtzieher der internationalen Schmuggeloperationen zu ermitteln". ing

Das Mini-Hospital Gedern ist knapp bei Kasse Was sind "kleine chirurgische Eingriffe" - Platzwunden- oder Leistenbruch-Behandlung?

GEDERN. Das nagelneue 30-Betten- Krankenhaus auf dem Gederner Schloßberg ist knapp bei Kasse. Die Betreibergesellschaft des Anfang August eröffneten Hauses mußte bei der Sparkasse Wetterau und der Gederner Volksbank "Kreditlinien" in Höhe von jeweils 150 000 Mark beantragen, damit Strom, Wasser und die Gehälter der 15 Angestellten bezahlt werden können. Die Haftung gegenüber den Banken übernimmt laut Parlamentsbeschluß die Stadt Gedern als einzige Gesellschafterin der "Schloßbergklinik GmbH."

Es handele sich nur um eine Zwischenfinanzierung, teilte Bürgermeister Rainer Schwarz als Aufsichtsratsvorsitzender der Betreiberfirma seinen Stadtverordneten mit. "Naturgemäß sind die Zahlungsströme in der Anlaufphase nicht zeitnah, was im Falle der Schloßbergklinik derzeit vor dem Hintergrund noch nicht gesicherter Pflegesätze zu zeitlichen Verzögerungen in der Abwicklung der Zahlungsströme führt." Im Klartext: Es kommt vorläufig zuwenig Geld herein.

An der Auslastung des Hauses liegt es angeblich nicht. 18 Patienten umsorgte die Krankenhaus-Belegschaft am Donnerstag. Nach Auskunft des Verwaltungsleiters Olaf Cromm waren zeitweise schon alle 30 Betten belegt. Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten betrage elf Tage.

Wieviel Geld das Krankenhaus für jeden dieser Patiententage bekommt, weiß zur Zeit noch niemand. Zwar haben die Krankenkassen laut Cromm Abschlagszahlungen und Kostenübernahme-Erklärungen geleistet - doch dieses Geld reicht offenbar nicht für schwarze Zahlen. Über die endgültige Höhe der Pflegesätze verhandelt der Krankenhaus- Betreiber mit den Krankenkassen am kommenden Dienstag. Die Geldgeber hatten sich bereits vor Jahren geweigert, Pflegesätze für das ihrer Meinung nach unwirtschaftliche Klein-Krankenhaus in Gedern zu zahlen. Verhandelt wird nun um Tagessätze zwischen 170 und 200 Mark. Die sind niedriger als etwa die Vergütungen für Patienten in voll ausgerüsteten Hospitälern - das Büdinger Mathildenkrankenhaus kassiert etwa 300 Mark pro Patient und Tag von den Krankenkassen.

In der Gederner Klinik können zur Zeit nur die internistischen Belegbetten von Dr. Bernfried Mai belegt werden (obwohl Mai noch keine offizielle Zulassung als Belegarzt hat). Die chirurgische Abteilung den beiden sterilen Eingriffsräumen liegt brach. Zu klären ist nämlich noch, welche chirurgischen Maßnahmen der designierte Belegarzt Dr. Eskandar Hedayati in Gedern vornehmen darf. In der offiziellen Betriebserlaubnis des Krankenhauses ist nur von kleinen chirurgischen Eingriffen die Rede. Kostenträger und Betreiber verhandeln nun, ob darunter auch Leistenbruch-Operationen oder nur das Nähen von Platzwunden zu verstehen ist.

Bis Ende Oktober sind die offenen Fragen geklärt, schätzt der Aufsichtsratsvorsitzende Schwarz. Bis dahin verabredeten die Verhandlungspartner eine Nachrichtensperre. "Diese ganze Schreiberei schadet der Sache insgesamt", beschied der Büdinger AOK-Funktionär Dieter Kosch der FR. Zwei Journalisten wollten sich am Donnerstag im Gefolge des FDP- Landtagsabgeordneten Heiner Kappel vor Ort über die Situation der Klinik informieren. Kappel teilte ihnen dabei nur mit, er werde sich nächste Woche im Sozialministerium um finanzielle Hilfe des Landes für die Schloßbergklinik bemühen. Nach einem kurzen Stehempfang mit dem Ersten Stadtrat Werner Kehm geleitete der Abgeordnete die neugierigen Medien-Leute geradewegs zum Ausgang. Dort fanden sie die provisorische Betriebsstruktur auch äußerlich dokumentiert: Auf den Grünanlagen des neuen Hospitals wuchert noch das Unkraut. Auf dem Parkplatz steht ein mobiles Notstromaggregat. Das für die Klinik- Heizung notwendige Blockheizkraftwerk ist noch nicht fertig. Das Krankenhaus wird zur Zeit vom benachbarten Ärztehaus her beheizt. KLAUS NISSEN

Rußland im Chaos - Ostdeutsche Betriebe geraten mit in den Strudel Bonner Gerangel über zusätzliche Risiken / DIHT blendet Schicksal von Treuhandfirmen bereits aus / SPD arbeitet an neuem Außenhandelskonzept

"Die gegenwärtige Lage Rußlands ist durch politisches Chaos und institutionelle Anarchie gekennzeichnet. Eine zentrale Macht, die glaubwürdige Reformkonzepte erarbeiten und durchsetzen könnte, gibt es nicht. Wirtschaftspolitische Programme einer Unzahl von Beratern gibt es zwar zuhauf, aber die grundlegenden politischen und rechtlichen Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung solcher Programme existieren nicht. Rußland droht in eine politische und wirtschaftliche Katastrophe abzugleiten." Dies sind die Kernaussagen eines Gutachtens über die Lage in der früheren UdSSR, das Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann bei hochangesehenen deutschen Wissenschaftlern in Auftrag gab.

Die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle aufgemachte Schreckensbilanz kommt für Möllemann zur Unzeit. Wer würde einem derartigen Staat auch nur eine einzige Mark leihen? Doch der Liberale will mehrere Milliarden riskieren. In der kommende Woche kämpft er um zusätzliche Hermes-Bürgschaften für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Theo Waigel heißt sein Hauptwidersacher. Und der winkt ab. Begründen wird er dies nicht mit dem selbstauferlegten Sparkurs und leeren Kassen, sondern mit der im fernen Rußland wuchernden Korruption und den drohenden Unruhen. Des Finanzministers Beamte haben die Argumente schon vor Wochen in einem internen Vermerk sortiert. Danach ist die Lage in der GUS geprägt durch die "sich verschlechternde Wirtschaftslage, Auflösungserscheinungen im administrativen Bereich, die Tendenzen zu illegalen Verhaltensweisen, die wachsende Verelendung in der Bevölkerung und daraus sich ergebende Gefahren für die innenpolitische Stabilität". Das mutet wie ein Vorabdruck aus dem oben zitierten Institute- Gutachten an.

Möllemanns Auftragsarbeit ist zur vollen Zufriedenheit des knauserigen Bonner Kassenwarts ausgefallen. Dick unterstreichen wird der CSU-Chef jene Passage, in der die Wissenschaftler erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit weiterer Hermes-Bürgschaften für Lieferungen aus Ostdeutschland in die auseinandergebrochene frühere Sowjetunion anmelden. Dies paßt zum Urteil des Finanzministeriums: Aus "derzeitiger Sicht erscheint . . . die Übernahme neuer Gewährleistungen für die GUS . . . haushaltsrechtlich nicht mehr zulässig".

Wie mies die Lage in den Nachfolgestaaten der UdSSR ist, weiß natürlich der für den mißlungenen Aufschwung Ost unmittelbar haftbare Wirtschaftsminister ebenfalls. "Rückläufig" sei dort die Produktion, "rapide fortschreitend" die Geldentwertung und "drastisch" die Verschlechterung des Lebensstandards der Menschen, steht in den "Begleitpapieren", die Möllemann Ende September bei seiner Moskau-Reise dabei hatte.

In diesen heißt es allerdings auch: Es gebe Anzeichen, daß eine weitere Beschleunigung des Abschwungs aufgehalten werden könne, daß wirtschaftlich motivierte "Unruhen in der Bevölkerung bisher ausgeblieben" seien und der "Reformprozeß - zumindest noch - akzeptiert wird". Damit enthält die Analyse die hinreichende Brise Optimismus, die dem FDP-Politiker ein Weiterverhandeln erlaubt, die es ihm ermöglicht, den von Ausfuhren in die GUS lebenden Arbeitern und Angestellten in Ostdeutschland Hoffnungen zu machen.

Doch Möllemanns gute Nachrichten tragen zunehmend knapper bemessene Verfallsfristen. Viermal besuchte er in nur eineinhalb Jahren Amtszeit Moskau. Regelmäßig brachte er frohe Kunde für die Osthändler mit. Doch Erfolge blieben aus. So dümpeln mehr als ein Dutzend "verkaufter" Schiffe nach wie vor in ostdeutschen Häfen. Ferner platzten alle russischen Zusagen, die Hermes-Ausfuhrbürgschaften würden alsbald in Anspruch genommen. Am 6. Oktober, hatte ihm sein Kollege Andrej Netschajew im September versprochen, werde das russische Parlament endgültig den Weg für Importe aus Ostdeutschland freimachen. Fehlanzeige. Bis heute kamen in Bonn nicht einmal Informationen an, ob die Abgeordneten an der Moskwa das Problem überhaupt zur Kenntnis nahmen. Klartext geredet

Solche Mißerfolge schlagen selbst Berufsoptimisten auf den Magen. Vor dem Management der Profilwalzmaschinen GmbH im sächsischen Bad Düben, das auf acht Millionen Mark Hermes-Beistand wartet, redete Möllemann kürzlich Klartext. Nach Gesprächen in Moskau dürfe man nicht das Gefühl haben, "daß das, was die Politiker sagen, auch unten ankommt".

Welche Ernüchterung. Zu knapp bemessen deuchte Möllemann im Frühjahr noch ein Bürgschaftsrahmen zugunsten der GUS von zehn Milliarden Mark für 1992; formell vergeben ist inzwischen gerade die Hälfte dieser Summe. Und in echte Geschäfte umgemünzt sind nur rund eine halbe Milliarde Mark.

Da herrscht Konjunktur für Entschuldigungen. Niemand habe "1989/90 das Ende der Sowjetunion und den nahezu völligen Zusammenbruch des Osthandels" absehen können, so Kanzler Helmut Kohl neulich vor Unternehmern und Gewerkschaftern in Stralsund. Gerade 14 Monate sei es her, daß er mit dem damaligen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow ein Warenlieferungs-Programm im Gegenwert von 25 Milliarden Mark vereinbart habe. Auf dieses Polster hatte Bonn leichtfertig vertraut; es sollte den mittelfristigen Umbau der zu 90 Prozent von Kunden in einst sozialistischen Bruderländern abhängigen DDR-Exportwirtschaft abfedern.

Selbstkritisch sagt nun der Chef von Möllemanns Außenwirtschaftsabteilung, Lorenz Schomerus, an der überproportionalen Ost-Abhängigkeit der Betriebe habe sich seit der Währungsunion nichts geändert. Ungarn hingegen liefere jetzt 75 Prozent seiner Exporte in westliche Märkte. Erfolge in Polen und der CSFR zeigen für Schomerus ebenfalls, daß es auch anders geht.

Nicht länger zu vermeiden ist nun der Offenbarungseid, weil die Regierenden in Moskau von ihren in den Markt entlassenen Unternehmen schier Unmögliches verlangen. Für eine in Deutschland bestellte Maschine im Wert von beispielsweise 100 000 Mark sollen sie rund 20 Millionen Rubel plus Vorfinanzierungskosten in ähnlicher Höhe bei der Wneschekonombank hinterlegen. Zum Vergleich: Viele Angestellte verdienen kaum mehr als 5000 Rubel im Monat.

Da aber kein Betrieb vor dem Ural soviel Geld hat, wird nichts bei der Bank hinterlegt, wird kein Hermes-Kredit abgerufen, verstauben längst gefertigte Maschinen in den Lagerhallen von Chemnitz, Jena und Magdeburg, müssen immer mehr Arbeiter zu Hause bleiben.

In Gefahr geraten die nach Angaben des Wirtschaftsministeriums direkt und indirekt am GUS-Investitionsgütergeschäft hängenden 400 000 Ostarbeitsplätze freilich nicht nur, weil Parlament oder nachgeordnete Kreditinstitute der russischen Regierung die Gefolgschaft verweigern. An der ökonomischen Basis herrschen auch weiterhin oft die alten Kader. Urteil eines Bankiers, der Möllemann im September zur Sitzung des deutsch-russischen Kooperationsrates begleitet hatte: "Das war wie unter Breschnew. Der einzige Fortschritt: Außer Funktionären saßen ein paar Leute aus Betrieben mit am Tisch."

Auch Dietmar Weisser, Chefgeologe der Frankfurter Metallgesellschaft, traf damals an der Moskwa nicht die richtigen Leute: "Wir möchten die Bergbauproduzenten kennenlernen." Die offizielle Linie sei jedoch, keine direkten Kontakte ermöglichen und über öffentliche Ausschreibungen West-Partner suchen. "Die halten ihre Rohstoff-Reserven immer noch für Staatsgeheimnisse." So funktioniere das nicht, meint Weisser. Beim nächsten Treffen wollen die Russen immerhin eine Liste mit Wunschprojekten vorlegen.

Ein bißchen weiter ist Veba-Oel-Vorstand Wilhelm Bonse-Geuking. Sein Unternehmen verhandelt über den Aufschluß eines Vorkommens bei Wolgograd. Das Investitionsvolumen beträgt mehrere Milliarden Mark; zur Initialzündung wären 300 Millionen über Hermes-Bürgschaften abzusichern. Das ist das kleinere Problem. Tatsächlich hakt es "an verläßlichen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen". Man wolle nichts Besonderes, nur das in diesem Geschäft Übliche. Dazu paßt für Bonse-Geuking nicht die zusätzlich von den Russen verlangte Öl-Exportsteuer von vier Dollar je Faß à 159 Liter. "Das ist prohibitiv."

Kein Durchbruch zeichnet sich bei der Ertüchtigung vorhandener Ölförderanlagen ab. Reparaturaufträge könnten traditionellen Lieferanten in der Ex-DDR aus der Klemme helfen. 30 000 Bohrungen, erläutert Bonse-Geuking, liegen derzeit still. 25 Millionen Tonnen Öl könnten jährlich zusätzlich aus der Erde herausgeholt werden. Ein Riesenvolumen eingedenk der Tatsache, daß die russische Ölförderung im ersten Halbjahr um zehn Prozent auf 200 Millionen Tonnen sank und mit einem "weiteren Rückgang gerechnet wird", so das DIW. Dabei verfügt Rußland insbesondere deswegen über wenig Devisen, weil die Ölausfuhr von 115 Millionen (1989) innerhalb von nur zwei Jahren auf 56 Millionen Tonnen fiel.

Nicht in den Kopf will deutschen Kaufleuten und Politikern ferner, daß auch sich selbst finanzierende Projekte stokken. Ja, Natschajew sei guten Willens, sagt Bonse-Geuking. Doch im Parlament, da müsse eine "neue Denkweise Platz greifen". Nach Ansicht eines hochrangigen Rußlandberaters wird es jedoch so schnell keine Schürfrechte für westliche Öl- und Rohstoffkonzerne geben: Den Zugriff auf Mütterchen Erde ertrage die russische Seele nur schwer.

Den Sand im Getriebe hält inbesondere der ostdeutsche Maschinenbau nicht mehr lange aus. Bleibt das Exportventil nach Osten geschlossen, droht vielen Betrieben das Aus. Die vor kurzem von Möllemann verordnete konsequente Ausrichtung auf Westmärkte bedarf eines langen Atems. Dabei schüttelt die gegenwärtige Rezession in der Branche selbst kapitalkräftige, weltmarkterfahrene Westfirmen. Tauschgeschäfte - etwa ostdeutsche Maschinen gegen Öl oder Gas - helfen nicht wie gewünscht aus der Klemme. Hieran, wurde Möllemann in Moskau bedeutet, bestünde kein Interesse. Für Öl sind eben auch Anlagen aus Südkorea oder den USA erhältlich. Vorschlag verworfen

Kein Wunder, daß Panik aufkommt. Frustriert von Bonner Durchhalteparolen kündigte Treuhand-Chefin Birgit Breuel kürzlich an, ihre Unternehmen wollten sich mit Kampfpreisen Zutritt zu westeuropäischen Märkten verschaffen. Der Hintergrund: Die Treuhandanstalt hatte gehofft, daß vorübergehend Exporte in die GUS gegen Rubel akzeptiert würden. Doch Waigel verwarf das im Wirtschaftsministerium erdachte Konzept. Die Industrie macht ebenfalls Druck: Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) warnt vor mit Treuhand-Millionen finanziertem Dumping. Der Bundesverband der Deutschen Industrie ermuntert seine Mitglieder, notfalls das hellhörig gewordene Bundeskartellamt einzuschalten.

Die SPD erarbeitet unterdessen einen umfassenderen Vorschlag für Geschäfte auf Rubel-Basis. "Wir wollen die Umstellung auf Westmärkte durch begrenzte staatliche Hilfen für Ost-Exporte stützen", sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Schwanhold. Hierzu soll eine private Handelsentwicklungsgesellschaft (HEG) gegründet werden. Diese nimmt, so die Vorstellung des Sozialdemokraten, ostdeutschen Investitionsgüterherstellern fünf Jahre lang Produkte zu Weltmarktpreisen ab und verkauft diese in Osteuropa gegen "weiche" Landeswährung. Die Erlöse werden umgehend in Unternehmensbeteiligungen oder Grundstücken angelegt. Auch örtliche Investitionen deutscher Unternehmen ließen sich aus diesem Fonds finanzieren. Anfangs erwirbt die HEG maximal das 1991 erreichte Ost-Exportvolumen von knapp sechs Milliarden Mark. Die Aufkaufsumme sinkt Jahr für Jahr um ein Fünftel. "Hierdurch wächst der Druck zur Umorientierung nach Westen", erläutert Schwanhold, in dessen Büro der entsprechende Entschließungsantrag für den Bundestag vorbereitet wird.

Devisenmangel und bürokratische Blockaden seien so zu umgehen. Schwanhold hält das Modell für geeignet, das aus haushaltsrechtlichen Gründen im GUS-Handel faktisch kaum mehr tragfähige Hermes-System abzulösen. "Der Einwand, das sei ordnungspolitisch nicht vertretbar, überzeugt in einer Ausnahmesituation, wie sie zur Zeit besteht, nicht."

Das sieht der DIHT ganz anders. Unter der Überschrift "Osthandel nicht um jeden Preis" lehnte der mächtige Verband in dieser Woche Absatzgarantien, staatliche Aufkäufe und Subventionen ab. Den für einen Verzicht auf Industriepolitik zu bezahlenden Preis setzen die Lobbyisten auffällig niedrig an: 30 000 ostdeutsche Arbeitsplätze bei privaten Unternehmen sowie weitere bei Zulieferern seien dann gefährdet.

Für die auffällige Abweichung von den viel höheren Zahlen des Bundeswirtschaftsministers gibt es eine einfache Erklärung: Die Beschäftigten bei Treuhandunternehmen hat der DIHT schon abgeschrieben. PETER ZILLER (Bonn)

Peinliche Gaukelei

Die ganze Peinlichkeit, die dem politischen Streit um die Asylfrage anhaftet, wurde am Donnerstag im Bundestag offenbar. Von den Koalitionsparteien war die Debatte eigentlich so nicht gewollt, und von der Opposition konnte sie nicht verhindert werden. Obwohl die Parlamentarier vorgeben, aus Sorge um den Staat zu handeln, geht es in Wirklichkeit um taktische Vorteile.

Die CDU/CSU steckte in der ungünstigen Lage, daß sie ursprünglich eine Abstimmung über den Grundgesetzartikel 16 ("Politisch Verfolgte genießen Asylrecht") erzwingen wollte, sich aber jetzt mit einem unverbindlichen Entschließungsantrag zufriedengeben mußte.

Die FDP ließ sich aus Koalitionsvernunft mit spürbaren Vorbehalten darauf ein. Die Sozialdemokraten konnten nur mühsam der Verlegenheit entweichen, sich vor ihrem Sonderparteitag nicht durch einen Beschluß festlegen zu lassen: Sie nahmen an der Abstimmung nicht teil - eine zweifelhafte Form der Meinungs äußerung. PDS und Bündnis 90 verbargen ihre Ohnmacht hinter schrillen Tönen.

Eine aufrichtige Rede hielt der FDP- Mann Wolfgang Lüder. Während sich seine liberalen Fraktionskollegen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch wieder einmal als schwankende Gestalten erwiesen, die "ja, aber" sagten, lehnt Lüder den doppeldeutig auslegbaren Antrag der Regierungskoalition standhaft ab. An der Wirklichkeit ändert diese Entschließung nichts. Sie gaukelt den Leuten nur vor, so ließen sich Probleme lösen. hll (Bonn)

Bei Klöckner endet die Ära Henle

spi DUISBURG/BONN. Einer der letzten direkten Nachfahren eines Ruhrbarons gibt auf: Jörg Alexander Henle, der 57jährige Enkel des Konzernschmiedes Peter Klöckner, wird voraussichtlich zum Jahresende den Posten des Vorstandsvorsitzenden des Handelshauses Klöckner abgeben. Der Grund ist, wie verlautet, geschäftspolitische Differenzen mit den Eigentümern des Unternehmens, den beiden Energiekonzernen Bayernwerk in München und Viag in Bonn.

Ein entsprechender Beschluß soll auf der Aufsichtsratssitzung der Gesellschaft am 22. Oktober gefaßt werden. Der Nachfolger steht noch nicht definitiv fest. Wie zu erfahren war, soll es der bisherige Chef des Bochumer Tankstellenkonzerns Aral, Helmut Burmester, werden.

Zwischen Viag-Konzernchef Alfred Pfeiffer und Henle haben sich in den zurückliegenden Monaten die ohnedies nie besonders guten Beziehungen verschlechtert. Henle soll der Viag unter anderem vorwerfen, sich vorbei an dem Handelshaus bei dem Speditionsunternehmen Kühne & Nagel engagiert zu haben. Dies, obwohl die Duisburger selber auf diesem Gebiet mit Unternehmen wie Stute tätig sind.

Viag wiederum hält Henle für zu wenig dynamisch und die Duisburger Gesellschaft deshalb für ertragsschwach. Der Umsatz von zuletzt 10,7 Milliarden Mark wird in diesem Jahr voraussichtlich etwas höher ausfallen, der Ertrag aber vermutlich geringer als 142 Millionen Mark.

Feuerwehr mußte ausgelaufenes Öl binden

KRONBERG. Zweimal mußte die Kronberger Feuerwehr gestern wegen ausgelaufenem Öl ausrücken.

In einem Privathaus waren ein Heizöltank sowie die Auffangwanne defekt und rund 20 Liter Öl liefen in den Keller des Hauses. Die Feuerwehr band das Öl, anschließend pumpte eine Privatfirma den Rest aus dem Tank.

Ebenfalls mit Bindemitteln auffangen mußten die Feuerwehren von Kronberg- Oberhöchstadt und Oberursel, unterstützt von Mitarbeitern des Oberurseler Bauhofs, eine mehrere Kilometer lange Ölspur, die sich von der Bundesstraße 445 durch Kronberg, Schönberg und Oberhöchstadt zog. Der Verursacher der Ölspur konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Aufgrund der großen Menge ausgelaufenen Öls vermutet die Feuerwehr jedoch einen Bus oder einen Lastwagen als Verursacher. jom

HEUTE LESEN SIE

EG Delors rügt Regierungen Seite 2

Leitartikel Metaller im Spagat Seite 3

"Streitpapier" SPD/SED Notwendigkeit bekräftigt Seite 4

Angola Kämpfe in Luanda Seite 5

Feuilleton Günter Grass zum 65. Seite 7

Wirtschaft adidas-Übernahme geplatzt Seite 9

Sport Vogts auf richtigem Weg Seite 13

Dokumentation Zum Grundrecht auf Asyl Seite 18

Frankfurt Mieter haben Angst Seite 19

Hessen Braunkohle-Bergbaumuseum Seite 25

Aus aller Welt Todesurteil für Massenmörder Seite 30

Roman Seite 8

Freie Aussprache Seite 12

Börse Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 17

Filmspiegel Seite 27

Weiteres Greenpeace-Schiff mit Moskau im Konflikt

MOSKAU, 15. Oktober (dpa/ost). Vier Tage nach der Aufbringung des Schiffes "Solo" der Umweltorganisation Greenpeace im russischen Nordmeer ist auch eine zweite Expedition mit den Behörden in Konflikt geraten. Russische Grenztruppen verwarnten am Donnerstag nach eigenen Angaben den Kapitän des Schiffes "Rainbow Warrior", weil er auf der Fahrt Richtung Nachodka angeblich russische Hoheitsgewässer verletzt habe.

Greenpeace verteidigte seine Aktion vor der russischen Atomtest-Halbinsel Novaja Semlja am Donnerstag als "notwendig". Der Verletzung der russischen Hoheitsgewässer durch die "Solo" sei die Mißachtung internationaler Vereinbarungen durch Rußland vorausgegangen, sagte der Greenpeace-Vertreter Gerd Leipold in Moskau. So habe die russische Regierung Daten über den in der Kara-See in den letzten vier Jahrzehnten versenkten Atommüll geheimgehalten, obwohl die damalige Sowjetunion sich bereits in den siebziger Jahren einer Konvention angeschlossen habe, die das Versenken solcher Abfälle verbiete.

Die Ankunft der "Solo" wird am heutigen Freitag in Murmansk erwartet.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse eröffnete am Donnerstag schwächer. Der Dow-Jones-Index für 30 führende Industriewerte ermäßigte sich in der ersten Stunde um 12,16 Punkte auf 3183,32. Am Vortag hatte er bereits um 5,94 Punkte nachgegeben.

In Japan stieg der Nikkei-Index dagegen um 284,46 Punkte auf einen Schlußkurs von 17 628,49.

Keine Zweckentfremdung für Kinderladen

Die Stadt wird keinen Kinderladen in den noch leerstehenden städtischen Wohngebäuden Erlenbacher Straße 6-10 im Nordend zulassen. In diesen Häusern werde die Schaffung preiswerten Wohnraums höher bewertet als ein weiteres Angebot zur Kinderbetreuung, heißt in einem Bericht des Magistrats.

Schließlich habe das Sofortprogramm Kinderbetreuung gerade im Nordend zahlreiche neue Kindereinrichtungen geschaffen, so die Begründung. Die erfolgreiche Umsetzung des Sofortprogramms zeige schließlich auch, daß freie Initiativen immer wieder geeignete Büro- und Gewerbeflächen für die Kinderläden und Krabbelstuben finden. luf

Am Konzept für die Festspiele scheiden sich die Geister Auf dem Tisch liegen zwei Papiere, die die Dreieicher Stadtverordneten am nächsten Dienstag beraten werden Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Die verzwickte Rechtslage, in der es auf die Frage nach dem künftigen Veranstalter der Burgfestspiele keine Antwort gibt, zwingt die Beteiligten gegenwärtig zu einer Diskussionspause. Zwar gab es am Donnerstag nachmittag ein Gespräch im Rathaus mit Mirco von Specht, aber in der Sache wurde, wie zu erwarten war, kein Fortschritt erzielt. Erst das Rechtsgutachten, das kurz vor der nächsten Parlamentssitzung am 27. Oktober erwartet wird, wird voraussichtlich wieder Bewegung in die Debatte bringen. Bis dahin haben die Parlamentarier Gelegenheit, wie gewünscht in Ruhe die beiden konkurrierenden Konzepte zu vergleichen, die der Magistrat in Zusammenarbeit mit dem Bürgerhauschef Gustav Halberstadt und dem Konzertdirektor für die Festspiele 1993 auf den Tisch gelegt haben. Der Kulturausschuß wird sie am nächsten Dienstag beraten. Die Festspiele werden abgespeckt: Das ist auf den ersten Blick der gemeinsame Nenner der beiden Konzepte. Selbst Mirco von Specht, dem in der öffentlichen Diskussion gelegentlich Maßlosigkeit und überzogene Ansprüche vorgeworfen werden, spricht in seinem zwölfseitigen Positionspapier für die Fraktionsvorsitzenden von einem "reduzierten Programm".

Dennoch: Der Schein der Gemeinsamkeit trügt. 35 Spieltage sind für den Konzertdirektor "das Minimum" im Blick auf Qualität und Rentabilität. Diese Zahl steht auch in seinem Vertrag mit der Stadt, den der Magistrat Ende September gekündigt hatte.

Die neue Position des Magistrats: ganze zehn Tage weniger, also nur 25 Tage in maximal fünf Wochen, um den Anwohnern entgegenzukommen. Da ist zwar noch nicht das letzte Wort gesprochen, denn Gustav Halberstadt wirbt im Rathaus für 30 Tage, verteilt auf die ganzen Sommerferien von sechs Wochen, aber der Abstand bleibt groß genug.

Auch der künstlerische Anspruch, der hinter beiden Konzepten steckt, ist ungleich hoch. "Unverbrauchtes Theater" heißt die Devise des Konzertdirektors. Gemeint sind in erster Linie die Eigenproduktionen, die nach seiner Ansicht "das Gesicht" der Festspiele geprägt haben. Das Programm müsse sich absetzen von dem großen ganzjährigen Angebot an Tournee- und Staatstheaterproduktionen im Rhein-Main-Gebiet, plädiert er. "Das Profil eines Festspielortes kann sich nur an einer Eigenleistung formen."

Die Stadt aber kann sich die Festspiele auch ohne teure Eigenproduktionen vorstellen. "Sie werden deshalb ihren Ruf nicht einbüßen", beteuerte Gustav Halberstadt jüngst vor dem Haupt- und Finanzausschuß und fügte hinzu: "Die Ansprüche müssen zurückgestuft werden."

Alle Sparten, da sind sich beide Seiten einig, sollten auch künftig vertreten sein. Das schließt Musicals ein, die von der Hayner Altstadt Initiative (HAI) mit dem Argument abgelehnt werden, sie paßten nicht in die Burg. Das Konzeptpapier der Stadt listet genaue Zahlen auf, wieviel Aufführungen pro Sparte vorzusehen sind. Das lehnt von Specht als "leere Hülsen" ab, die dann mit Veranstaltungen "gefüllt" werden müßten. Er plädiert dafür, "dem jeweils vorhandenen künstlerischen Angebot zu folgen". Da will er sich weder vor dem Magistrat noch vor den Stadtverordneten festlegen.

Nächster Punkt: die Finanzen. Von Specht rechnet für 1993 mit Ausgaben in Höhe von 1,7 Millionen Mark und Einnahmen in Höhe von 2,65 Millionen Mark. In diesem Jahr sah seine Rechnung so aus: 2,27 Millionen Mark Kosten, 1,9 Millionen Mark Einnahmen.

Mit anderen Worten: Für das nächste Jahr prognostiziert er zum ersten Mal Gewinne statt Verluste - unter anderem dank geringerer Werbung, die er meint, nach Jahren der Aufbauarbeit endlich zurückschrauben zu können. Diese Rechnung ist ohne Zuschuß der Stadt oder Sponsoren kalkuliert.

Eine "realistische Kostenschätzung" sieht nach Halberstadt ganz anders aus. Er rechnet für 1993 mit einem Defizit von 300 000 Mark. Die Ausgaben veranschlagt er für das kleinere Programm auf 1,2 Millionen Mark, die Einnahmen auf 900 000 Mark. Letztere nennt er "zugegebenermaßen" eine Schätzung: "Wenn es einen total verregneten Sommer gibt, kann es sein, daß es uns an den Kragen geht." 20 Jahre Erfahrung mit dem Management des Bürgerhauses Sprendlingen sind die Referenz von Halberstadt: "Ich traue mir eine solide Kostenkalkulation zu." Außerdem kann er von sich behaupten: "Ich habe niemals einen Nachschlag für die Kultur verlangt."

Betriebswirtschaftliche Kompetenz bescheinigt auch die Stadt ihrem Bürgerhauschef. Das "finanzielle Gebaren" (Abeln) des Konzertdirektors ist ihr dagegen nicht geheuer. Nicht zuletzt hat sein Schuldanerkenntnis in Höhe von 85 000 Mark Zweifel an seinen geschäftlichen Fähigkeiten geweckt.

Auch im nächsten Jahr soll es wieder Festspiele geben. In dieser Grundsatzfrage sind sich die ehemaligen Partner einig. "Ein Jahr auszusetzen wäre töricht", formulierte Halberstadt die gemeinsame Position. In dieser Zeit könnten die Burgfestspiele einen Teil ihres Publikums verlieren. "Der Anfang nach einem Jahr Pause wäre schwierig."

Hier vertreten die FDP als einzige Partei und die HAI die Minderheitenposition. Die Liberalen werben für eine einjährige "Denkpause", die HAI argumentiert: "Dreieichenhain verödet nicht, wenn 1993 keine Festspiele stattfinden."

Im Parlament wird diese Haltung mit großer Wahrscheinlichkeit keine Mehrheit finden. Das Gros der Stadtverordneten sucht nach einem Weg, wie die Festspiele ohne Bruch weitergehen können. Der liegt jedoch im Dunkeln und wird allenfalls ein wenig heller, wenn das Gutachten zur Rechtslage vorliegt.

Bestätigt das Rechtsgutachten die Position der Stadt, kann sie die Festspiele allein weitermachen, setzt sich aber weiterhin dem Risiko einer Klage des Konzertdirektors aus, der hartnäckig vom Gegenteil überzeugt ist. Besteht nach dem Gutachten ein Rechtsanspruch des bisherigen Hauptveranstalters, könnte es entweder zu einer Fortsetzung der Partnerschaft - vielleicht in anderer Form - oder zu einem Alleingang von Spechts kommen. Eine Prognose, welcher Fall eintreten wird, wagt niemand.

"Easy Rider" - oder der Traum von Freiheit

KELKHEIM. Sie hängen cool auf heißen Öfen, linsen hinter dunklen Brillengläsern durch die Lenkradgabel, und die Spitzen ihrer Cowboystiefel ragen bis zum Benzintank, wenn sie durch die USA düsen, Staub schlucken und von der großen Freiheit träumen: Peter Fonda und Jack Nicholson im Kultfilm "Easy Rider".

Der Jazzclub zeigt ihn am heutigen Freitag um 20.30 Uhr in der Hornauer Alten Schule. ana

"Gala on Ice" jetzt mit Katarina Witt

Die Veranstalter der "Gala on Ice", die am 3. und 4. Dezember in der Eissporthalle am Ratsweg gastiert und die amtierenden Olympiasieger Marina Klimova mit Partner Sergei Ponomarenko als Stars verpflichtet hat, meldet, daß nun auch die bereits letztes Jahr gastierende Katarina Witt, mehrfache Olympiasiegerin, unterschrieben hat und zu sehen sein wird.

Sie unterbricht für den Auftritt in Frankfurt ihre Amerika-Tournee, hieß es. Die Karten kosten zwischen 19 und 69 Mark. -vau

Joachim Wille für Saarländischen Rundfunk Fax-Nr. 0681-3077 Kommentar zum Müll, jedoch kein Müll-Kommentar

Im Negativen wie im Positiven: Die Konsequenz, mit der wir Deutschen uns unserem Müll widmen, ist frappant.

Seit Anfang der 70er Jahre und damit dem Beginn des Ex-und Hopp-Zeitalters, steigerten wir West-Bundesbürger im Dienste des Wirtschaftswunders die Abfallmengen, bis sich ein jeder, vom Säugling bis zum Greis, für fast eine halbe Tonne pro Jahr persönlich verantwortlich fühlen darf. Und nun, endlich auf den allerhöchsten Gipfeln der Müllberge angelangt, versuchen wir mit allem Ernst, dank des Zauberworts Recycling wieder in die Ebene hinunterzukommen. Berge von Altpapier werden in Küchenschrank und Keller aufgeschichtet, Altglas-Container an der Straßenecke gefüttert, Plastik- Becher sorgfältig ausgewaschen und bis zum Sammeltermin in millionenfach bereitgestellten (gelben oder noch-nicht-gelben) Plastik-Sammeltüten gehortet.

Zwar ist richtig: Die Zeiten, da der wachsende Wohlstand der Bürger mit dem Aufstellen immer größerer Mülltonnen einherging, sind vorbei, doch die Umsetzung der abfallarmen Zukunft in die Praxis ist mehr als schwierig. Die Recycling-Anstrengungen waren auch schon vor der Ära des "Grünen Punktes" unübersehbar: Überall stehen die Altglas- und Altpapier-Container, vielerorts gibt es Kompostieranlagen, auch der Plastikmüll wird trotz der erheblichen Imageschäden durch den deutsch-französischen Abfallskandal in wachsenden Mengen getrennt eingesammelt. Aber all dies hat bei aller hohen Motivation der Hausfrauen und -männer bisher nicht dazu geführt, daß die Menge des Restmülls sinkt, die deponiert und verbrannt werden muß. Dank der Recycling-Mode sind nur die vielen Tonnen Müll-Zuwachs aufgefangen worden, die das alte Entsorgungssystem sonst noch früher zum Zusammenbruch bringen würden.

Angesichts der entfesselten Dynamik der Müllmacher droht sich auf verlorenen Posten zu begeben, wer sie in die Schranken weisen will. Auf dem Verpakkungssektor führten die ungleichen Machtverhältnisse dazu, daß wieder nicht die Vermeidung von Müll, sondern das Recycling von Einwegverpackungen im Mittelpunkt steht. Das neue "Duale System" ist ja hauptsächlich dazu da, die Abfallflut möglichst effektiv - da gibt es in der Tat hohe Recycling-Anforderungen - um die überlastete öffentlichen Entsorgungsanlagen herumzuleiten. An den Grundfesten der Verpackungsindstrie wird nicht gerüttelt, mögen hier und da auch technologische Verbesserungen und Verpackungs-Reduzierungen herausspringen.

Kein Wunder also, daß viele Müllexperten die Utopie des "Lebens ohne Abfall" langfristig als Rettung für die Industriegesellschaft anvisieren. Auch die vom Bonner Umweltminister Klaus Töpfer in Aussicht gestellt Runderneuerung des Bundes-Abfallgesetzes als "Stoff-Kreislauf-Gesetz" atmet diesen Geist. Politiker vom Gemeinderat bis in die hohe Ränge springen angesichts der Müll-Notstände und des zähen Bürgerwiderstandes gegen neue Verbrennungsanlagen und Deponien gern ins gleiche Booot. Über Müllvermeidung und Recycling hört man sie schlau fabulieren, weil dann kaum Widerspruch zu erwarten ist.

Daß die heeren Ansprüche der Realität oft nicht standhalten und das Heil doch in Müllverbrennung gesucht wird, macht stutzig, selbst wenn man diese nicht automatisch als Teufelswerk ansieht. Eklatantestes Beispiel sind die neuen Bundesländer. Dort hat man die historische Chance zur dauerhafte Müll-Wende trotz günstigster Voraussetzungen - der DDR-Bürger produzierte weniger als halbsoviel Abfall wie der der Westler - glatt vergeigt. Einwegverpackungen überschwemmen Abfalleimer und Deponien, die alten Mehrweg- und Recycling- Systeme sind abgewickelt. Hier funktionierte die deutsche Vereinigung auf höchstem Niveau. Doch ausgerechnet hier hätte man sie gar nicht gebraucht.

ENDE

P.S.

Joachim Wille ist politischer Redaktuer der "Frankfurter Rundschau", Buchautor (zur Verkehrspolitik: "Die Tempomacher - Freie Fahrt ins Chaos", zur Energiepolitik "Wackersdorf"), Preisträger der Deutschen Umweltstiftung und des BUND.

Auch Uran geschmuggelt

FRANKFURT A. M., 15. Oktober (FR). Die deutschen Sicherheitsbehörden haben jetzt auch einen Fall von Uranschmuggel aufgedeckt. Wie die FR am Donnerstag erfuhr, sind bei einem tschechoslowakischen Staatsbürger am Dienstag in Bayern einige Kilogramm Uran beschlagnahmt worden.

Unklar ist bisher, ob dieses Uran in Zusammenhang mit Aussagen der am Wochenende in Frankfurt am Main festgenommenen polnischen Schmuggler radioaktiver Stoffe steht, wonach auch 20 Kilogramm Uran 235 im Westen an den Mann gebracht werden sollten. Bei den Polen waren Cäsium und Strontium gefunden worden.

SPD: JU schmückt sich mit fremden Federn

WIESBADEN. Ins parteipolitische Fahrwasser ist der Vorschlag der Jungen Union und der Christdemokraten geraten, im früheren Schlachthof ein Kulturzentrum einzurichten. Die SPD übte harsche Kritik an diesem "Alleingang" der CDU-Nachwuchsorganisation, die sie mit der Aussage "Nichts schaffen, aber Sprüche klopfen" überschrieb. Die Sozialdemokraten verübeln ihren Unions-Kollegen, daß die sich als "Urheber einer Idee" empfählen, die bereits seit Wochen Thema eines Gesprächs zwischen der Stadt und dem Verein für Kultur- und Kommunikationszentrum sei. maf

Plastikscheiben mit hohem Wert Telefonkarten-Sammler treffen sich

WIESBADEN. Der Nauroder Sammler Klaus Mondani richtet am Sonntag, 18. Oktober, zwischen 9 und 16 Uhr im Forum, Kellerskopfstraße, die zweite Wiesbadener Telefonkarten-Börse aus. Bereits zum ersten Sammlertreff im April waren 400 Besucher und viele Händler aus ganz Deutschland nach Naurod gekommen. Angesichts des "stark boomenden Telefonkarten-Markts" rechnet Klaus Mondani mit steigendem Interesse an der Börse.

Der Eintrittspreis beträgt fünf Mark, von denen eine Mark der Aktion Sorgenkind gespendet wird. maf

DGB stellt Kandidaten für Seniorenbeirat auf

WIESBADEN. Mit einer gemeinsamen Liste tritt der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seinen Einzelgewerkschaften zur Seniorenbeiratswahl in Wiesbaden an. 30 Kandidaten wurden vom Seniorenausschuß nominiert. Die Gewerkschaftskandidaten stellen sich an Informationsständen des DGB vor. Termine: Dienstag, 20. Oktober, 16 bis 18 Uhr in Dotzheim am Rheineck und in Biebrich in der "Straße der Republik", am Mittwoch, 21. Oktober, ab 10 Uhr auf dem Mauritiusplatz und am Donnerstag, 22. Oktober von 16 bis 18 Uhr in Mainz-Kastel, Mainzer Straße maf

Toter konnte nicht identifiziert werden

WIESBADEN. Der Tote, der am Sonntag, 4. Oktober, gegen 14.35 Uhr unter der Lachebrücke in Mainz-Kastel gefunden worden ist, konnte noch immer nicht identifiziert werden. Der Polizei ist bislang lediglich bekannt, daß sich der 55 bis 60 Jahre alte Mann oft unter den Pennern in der Mainzer Straße aufhielt und vermutlich den Spitznamen Playboy hatte. Der wurde ihm möglicherweise wegen seiner gepflegten Erscheinung verpaßt. Der Mann soll oft in schnellem Tempo umhergelaufen sein. Angeblich führte er häufig Selbstgespräche. Die Polizei bittet um Hinweise: Tel. 0611 / 34 53 21. maf

Polizei warnt vor Trickbetrüger

WIESBADEN. Ein Trickbetrüger treibt derzeit in Wiesbaden sein Unwesen. Seine Masche: Er verschafft sich unter einem Vorwand Zutritt zu Wohnungen älterer Menschen, bittet sie, Geld für ihn zu deponieren und läßt sich den Aufbewahrungsort genau zeigen. Einem 73jährigen Rentner stahl er dabei zunächst unbemerkt 1400 Mark. In zwei weiteren Fällen waren seine Versuche allerdings erfolglos.

Der Mann ist etwa 35 Jahre alt und zwischen 1,65 und 1,70 Meter groß. Er war jeweils mit einem Hut bekleidet und trug eine Sonnenbrille. maf

Trödelmarkt für das alte Stadtmuseum

WIESBADEN. "Handeln, feilschen und einfach Freude haben", ist das Motto des Trödelmarkts, den die Stadtwerke am Sonntag, 18. Oktober, in der Christian-Bücher-Halle, Weidenbornstraße 1, ausrichten. Der Reinerlös soll der Wiesbadener Partnerstadt Görlitz zur Renovierung des Barockportals am Stadtmuseum gestiftet werden. Die Basar-Halle ist mit Stadtbussen der Linien 6 und 13 zu erreichen. maf

Unternehmen darf Abfälle nur noch bis Jahresende lagern Umweltamt: Griesheimer Betrieb war nicht genehmigt / Rechtsanwalt: Eine abfallrechtliche Genehmigung ist nicht notwendig

Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt hat dem Container Service Sperzel im Stadtteil Griesheim untersagt, auf seinem Grundstück Griesheimer Stadtweg 3 "Abfälle zu lagern, zu behandeln und zu sortieren" (RP-Sprecher Gerhard Müller). Wie der Leiter des Frankfurter Umweltamtes, Jörg Hennerkes, sagte, will die Stadt den ungenehmigten Betrieb auf dem Gelände am Stadtweg nur noch bis zum 31. Dezember 1992 dulden. Ein von Sperzel und der Stadt ins Auge gefaßtes Ausweichgelände an der Griesheimer Eichenstraße stellt nach Angaben von Hennerkes freilich eine "Altlast" dar - im Boden finden sich Schadstoffe aus dem Betrieb eines früheren städtischen Gaswerkes. Bevor sie nicht beseitigt sind, will das Umweltamt einem Umzug der Firma nicht zustimmen. Nach Angaben der Behörden ist es das erste Mal in Frankfurt, daß einem ungenehmigten Entsorgungsbetrieb eine Frist zur Einstellung seiner Arbeit gesetzt wurde.

Seit geraumer Zeit streitet eine Bürgerinitiative in Griesheim gegen das Unternehmen. Ihre Sprecherin Ursula Schmidt beklagte über "150 Container- Lastwagen pro Tag, die Lärm und Dreck in den Stadtweg bringen". Wie Schmidt berichtete und Amtsleiter Hennerkes bestätigte, hatte sich in dieser Woche ein "Runder Tisch" zum Thema im Römer zusammengefunden, an dem Vertreter des Umweltamtes, der Bauaufsicht, des Ordnungsamtes, Ortsbeiräte von SPD, Grünen und CDU sowie der Griesheimer SPD-Stadtverordnete Dieter Bürger saßen.

Rechtsanwalt Franz Schneider, der die Firma Sperzel vertritt, erklärte gegenüber der FR, das Unternehmen brauche "überhaupt keine abfallrechtliche Genehmigung", transportiere die Firma doch keinen Müll, sondern "Wirtschaftsgut", nämlich "Holz und Steine von Baustellen". Schneider hatte gegen den vom RP ausgesprochenen Sofortvollzug der Verfügung Widerspruch eingelegt und war vom Verwaltungsgericht Frankfurt abgewiesen worden. Jetzt will der Anwalt Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel einlegen.

Wie Schneider sagte, habe das Unternehmen bereits angeboten, das Ausweichgrundstück in der Eichenstraße zunächst auf eigene Kosten zu sanieren, wenn die Stadt später das Geld zurückzahle. "Es ist das Umweltamt, das hier blockiert". jg

Hilfe vom OB gefordert Wolf-Almanasreh verteidigt

"Unerträgliche Thesen eines Landrats und eine merkwürdige Lücke in der politischen Führung" hat Uli Baier, der Fraktionsvorsitzende der Römer-Grünen, ausgemacht. Baier nahm zu den Auseinandersetzungen zwischen Rosi Wolf-Almanasreh, der Leiterin des Frankfurter Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, und Jochen Riebel, dem christdemokratischen Landrat des Main-Taunus-Kreises, Stellung. Er kritisierte den Frankfurter SPD-Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der die Behördenleiterin zur Zurückhaltung gegenüber dem CDU-Landrat aufgefordert hatte.

Wie berichtet, hatte Riebel gesagt, daß abgelehnten Asylbewerber Scheinehen mit deutschen Frauen eingingen. Und hatte dann hinzugefügt: "Die deutschen Ehegattinnen sind immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftkonsumentinnen". Rosi Wolf-Almanasreh, die mit einem Ausländer verheiratet ist, hatte angesichts der pauschalen Behauptung "als Privatperson" Strafanzeige gegen den Landrat wegen Volksverhetzung, Verleumdung und Beleidigung erstattet.

Personaldezernent Achim Vandreike hatte die Amtsleiterin daraufhin im Namen von SPD-Oberbürgermeister Andreas von Schoeler darauf hinweisen lassen, daß es nicht zu ihren Aufgaben gehöre, politische Gefechte mit dem Landrat eines benachbarten Kreises zu führen.

Andreas von Schoeler bekräftigte diese Einschätzung gegenüber der FR. Rosi Wolf-Almanasreh habe in der Auseinandersetzung mit Riebel auch auf ihre Stellung als Chefin der Behörde hingewiesen.

Nicht nur die Grünen im Römer, auch SPD-Politiker zeigten sich gestern - inoffiziell - über von Schoelers Reaktion verwundert. Vor allem auch, weil die "Rüge" mit der Forderung der Landtags-CDU zusammentraf, der OB solle die Behördenleiterin zur Rücknahme der Anzeige gegen Riebel veranlassen.

Grüne-Fraktionschef Baier kritisiert, wenn von Schoeler politische Stellungnahmen allein für die Rathaus-Führung reklamiere, hätte er selbst die "unsäglichen Thesen" Riebels zurückweisen müssen. "Hier Position zu beziehen, war wichtiger, als postwendend dem Druck der CDU nachzugeben.

Rosi Wolf-Almanasreh sieht den Einwand des Oberbürgermeisters nicht als Rüge an. Schoeler habe sie vermutlich darauf hinweisen wollen, daß sie amtliche und private Dinge nicht vermischen solle. Sie würde es seltsam finden, wenn der Oberbürgermeister bei seiner Intervention anderes gemeint habe. cg (Siehe auch Kommentar)

Eigentumswohnungen: Seit dem Karlsruher Urteil gingen bei der Stadt 232 . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

lien, die weder die höhere Miete bezahlen noch mehrere Hunderttausend Mark zum Erwerb ihrer eigenen vier Wände aufbringen können? "Es ist nicht Sache des Wohnungseigentumsgesetzes, Mieterschutz zu betreiben", sagt Gustav Teitge, Geschäftsführer des Frankfurter Haus- und Grundbesitzerverbandes.

Seit 1989 hatte der rot-grüne Magistrat die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen stark gebremst, indem er für die notwendige "Abgeschlossenheitserklärung" der Stadt stets den Nachwuchs modernsten Standards bei Lärm- und Wärmedämmung der Wohnungen verlangte. In Altbauten scheiterte das, in neueren Häusern kam es so teuer, daß Investoren abgeschreckt wurden. Seit die Karlsruher Richter am 30. Juli diese Praxis für rechtswidrig erklärten, ist die Zahl der Umwandlungs-Anträge "sprunghaft in die Höhe gegangen" (Dieter Hasselbach, stellvertretender Leiter der Bauaufsicht).

In der Zeit vom 1. Januar bis zum 30. Juni 1992, also vor der Karlsruher Entscheidung, beantragten Investoren Abgeschlossenheits-Erklärungen für gerade mal 36 382 Quadratmeter Wohnraum. In der Phase vom 1. Juli bis 6. Oktober, nach dem Urteil, gingen Anträge für 168 195 Quadratmeter ein. Den Fachleuten der Bauaufsicht bleibt nichts anderes übrig, "als alles positiv zu bescheiden". Für Gustav Teitge, den Sprecher der Hausbesitzer, das Natürlichste von der Welt: "Der Stau ist doch nur entstanden, weil die Stadt drei Jahre lang keine Umwandlung zugelassen hat." "Betroffenenanwalt" Meissner, für dessen Beratungstätigkeit das Internationale Familienzentrum der Träger ist, kennt alleine im Sanierungsgebiet Ostend noch mehrere andere Häuser, in denen Umwandlung droht. Der Jurist sieht "Profis" am Werk, "die genau wissen, was sie wollen, zum Teil mit Psychoterror und Brutalität vorgehen". Auf der anderen Seite stünden oft genug Leute, "die nicht gelernt haben, zu kämpfen".

Sein wichtigster Tip für betroffene Bürger: "Sie sind fünf Jahre vor Eigenbedarf des neuen Besitzers geschützt, auch bei einer Zwangsversteigerung des Hauses." Gustav Teitge, der Sprecher der Hausbesitzer, sagt: "Der Mieterschutz in Eigentumswohnungen ist wesentlich besser als in Mietwohnungen - zu der Sperrfrist von fünf Jahren kommt noch die Kündigungsfrist von meistens zwölf Monaten sowie der Zeitraum bis zur endgültigen Eintragung im Grundbuch."

Teitge zitiert eine Untersuchung der Bausparkasse Niedersachsen aus dem Jahre 1991, derzufolge "für 100 neu erworbene Eigentumswohnungen 70 alte Mietwohnungen freiwerden, weil die Käufer umziehen". Und der Geschäftsführer appelliert an den rot-grünen Magistrat, "den Bau von neuen Eigentumswohnungen zu fördern". Konter von Jürgen Lutz, der im kalten Regen am Stand der Mietervereine auf der Zeil ausharrt: "Es geht bei der Umwandlungswelle um die Existenz von Menschen - im Rhein-Main-Gebiet ist es keine Minderheit mehr, die um bezahlbare Wohnungen fürchtet." jg

(Siehe auch: "Aktionstag fiel . . .")

Kunstraub in der Moselstraße

BAD HOMBURG. Wertvolle Beute machten Einbrecher in einem Haus an der Moselstraße. Sie entwendeten Teppiche, Schmuck, Gemälde, eine chinesische Vase und andere Kunstgegenstände.

Über die Höhe des Schadens machte die Kripo keine Angaben, weil noch keine detaillierte Aufstellung vorliege. Von den Tätern fehlt noch - so die Polizei - jede Spur.

Schmuck sowie zwei Pelzmäntel wurde auch bei einem Einbruch in eine Wohnung an der Brandenburger Straße entwendet. Hier ist in inoffiziellen Schätzungen von 25 000 Mark Schaden die Rede.

Eritreischer Abend im Jugendzentrum

Musik, Folklore, Information und eine kleine Kunsthandwerkschau aus Eritrea bietet das Internationale Jugendzentrum am Samstag, 24. Oktober. Mit der Veranstaltung, die gemeinsam mit der Eritreischen Jugendunion vorbereitet wird, setzt das Jugendzentrum in der Bleichstraße seine Reihe "Prisma - ausländische Kultur und Kommunikation" fort.

Der "Eritreische Abend" beginnt um 20 Uhr. Musik und Folklore aus dem afrikanischen Land stellt die Frankfurter Gruppe "Johanna" vor. Anschließend informiert Fre weini Zeray über die aktuelle politische Lage in Eritrea. Folklore zum Mittanzen runden den Abend ab. Der Eintritt ist frei. pia

Die ostdeutsche Exportindustrie droht zusammenzubrechen. Unter der Abhängigkeit von Kunden in der früheren Sowjetunion leiden insbesondere Unternehmen der Treuhandanstalt. Ihnen fehlen wettbewerbsfähige Produkte und Märkte in Westeuropa und Übersee. Die von Bonn empfohlene Umorientierung kommentieren Ost-Manager voller Sarkasmus. Bestellte und bereits gefertigte Produkte im Wert von über einer Milliarde Mark können nicht verschickt werden, weil das von Bonn garantierte Kreditsicherungsprogramm durch Querelen in Moskau blockiert ist. Der schlagzeilenträchtige Streit zwischen den Ministern Waigel und Möllemann über zusätzliche Hermes-Garantien, der am Mittwoch am Rande der Kabinettssitzung in eine neue Runde gehen soll, hat derzeit eher akademischen Charakter. Erst müssen nämlich die Russen hohe Hürden wegräumen, die eine Inanspruchnahme der Darlehen verhindern. Die SPD will nicht länger tatenlos zusehen. Sie arbeitet an einem Handelssystem, das sowohl Unternehmen in den neuen Bundesländern als auch in Osteuropa den Weg in die Zukunft freimachen könnte.

Kurs führt in Lohn- und

Gehaltsabrechnung ein

Die Volkshochschule Frankfurt bietet für alle, die sich für eine Tätigkeit in einem Personalbüro qualifizieren möchten, einen Kurs zur Einführung in die Lohn- und Gehaltsabrechnung an. Neben der Berechnung von Löhnen und Gehältern werden Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrecht sowie Reisekostenabrechnung und Zuschußermittlung bei Mutterschutz behandelt.

Auskünfte gibt die VHS unter den Telefonnummern 212 - 3 83 80 oder 212 - 3 83 45. pia

Zur Sache: Der Vertrag über die Festspiele

Nach drei Festspielsommern, in denen Mirco von Specht Alleinveranstalter war, vereinbarte der Konzertdirektor im Juni 1991 einen Vertrag mit der Stadt über die künftige Zusammenarbeit. Er wurde für die Spielzeit 1992 fortgesetzt und sollte auch in den Folgejahren gelten. Die Kündigung der Stadt hat einen Streit über die Auslegung des Vertragswerks entfacht.

Die Vereinbarung regelte unter anderem die Aufgabenverteilung zwischen den beiden Partnern und die Modalitäten der Kündigung. In einer "Ausschließlichkeitsregelung" wurde festgelegt: Die Konzertdirektion verpflichtet sich, die Festspiele nur in Zusammenarbeit mit der Stadt zu veranstalten. Das gleiche gilt umgekehrt für die Stadt. Zur Laufzeit heißt es: "Erklärt eine Vertragspartei, die Festspiele nicht durchführen zu können oder zu wollen, so kann die andere Partei die Festspiele in Eigenregie und Verantwortung durchführen."

Zu den Pflichten der Konzertdirektion gehörten unter anderem die künstlerische Gestaltung samt Verpflichtung der Ensembles, Reise-, Verpflegungs- und Hotelkosten sowie Steuern, Tantiemen und Gebühren. Außerdem war sie für die Vorbereitung und Organisation einschließlich Kartenverkauf zuständig. Das finanzielle Risiko lag auf ihrer Seite.

Die Stadt stellte unter anderem einen "spielfertigen Aufführungsort" samt Stühle, Beleuchtung und Ton bereit, das Personal für die Technik, die Einlaßkontrolle sowie Hilfskräfte zum Auf- und Abbau. Sie begrenzte ihre Kostenbeteiligung auf einen Zuschuß von maximal 120 000 Mark.

Unter vier Voraussetzungen ließ der Vertrag eine außerordentliche Kündigung zu. Sie lauten: Es liegen grobe Vertragsverletzungen vor. Die Konzertdirektion geht in Konkurs. Mirco von Specht kann oder will den Vertrag nicht persönlich erfüllen. Das Burggelände kann nicht bespielt werden. Bürgermeister Bernd Abeln deutete in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses an, daß sich der Magistrat eine außerordentliche Kündigung vorbehält. dac

Kleine FR

SPD stimmt Wahlprogramm ab EGELSBACH. In ihrer Mitgliederversammlung am Dienstag, 20. Oktober, wollen die Egelsbacher Sozialdemokraten das Programm für die Kommunalwahlen am 7. März abstimmen und die Kandidaten aufstellen. Um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus.Neue Öffnungszeiten EGELSBACH. Der Recyclinghof der Gemeinde hat neue Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, 12 bis 17 Uhr, Freitag, 7 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr, Samstag, 9 bis 14 Uhr. Vortrag über Wallfahrtsstätten EGELSBACH. Die Katholische Frauengemeinschaft lädt für kommenden Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr ins Pfarrheim in der Mainstraße zu einem Dia-Vortrag über Wallfahrtsstätten im Landkreis Mainz-Bingen ein.

Kommentar

Es ist richtig: städtische Amtsleiter können keine Fehden mit Politikern austragen. Das ist nicht ihre Aufgabe und das macht sie anfechtbar vor den Bürgern, die ein Recht auf unparteiische Behandlung vor den Behörden haben. Aber Amtsleiter dürfen privat ihre Meinung sagen wie jeder andere auch und sie dürfen einen CDU-Landrat anzeigen, der auf Wählerstimmen schielt und dumme und pauschal verurteilende Behauptungen aufstellt.

Rosi Wolf-Almanasreh, die aus eigener Erfahrung und auch von Amts wegen all diese unsäglich stupiden und bösartigen Attacken und Anspielungen kennt, denen mit Ausländern verheiratete Frauen ausgesetzt sind, hat Gleiches Recht sich gegen einen populistisch schwadronierenden CDU-Politiker zur Wehr gesetzt und - möglicherweise - die Grenze zwischen privater Äußerung und amtlicher Erklärung nicht ausreichend beachtet.

Daß nach der Anzeige gegen Riebel im Namen Andreas von Schoelers unverzüglich Erklärungen abgegeben wurden, die als Mißbilligung und Tadel verstanden werden müssen, hat den fatalen Eindruck erweckt, daß die Wadenbeißer der Landtags-CDU nur bellen müssen und der Frankfurter Oberbürgermeister läßt prompt eine Amtschefin im Regen stehen, weil er es sich nicht mit den Umlandfürsten verderben will.

Vor kurzem erst hat der Frankfurter Magistrat ausdrücklich und in vorbildlicher Fürsorge einen anderen leitenden Stadtmitarbeiter in Schutz genommen, der vehement öffentlich gegen die Absicht seiner Dienstherren wetterte, Asylbewerber in der Nähe seines Vaterhauses einzuquartieren. Der Mann, so der sozialdemokratische Personaldezernent, habe nur seine Bürgerrechte wahrgenommen.

Die sollten dann auch für alle gelten. CLAUS GELLERSEN

Zwei deutsche Tennis-Spielerinnen erreichten das Viertelfinale des Turniers von Filderstadt Das Pech von Leila Meskhi ist das Glück von Anke Huber Georgierin gab gegen die Titelverteidigerin wegen einer Grippe auf / Breskvar bleibt immer noch die Rolle als "Ersatzvater"

Es gibt kaum einen zweiten Termin im Kalender des internationalen Tennis-Zirkus, der unter den Spielerinnen einen ähnlich guten Ruf genießt wie das Turnier von Filderstadt. Die Begeisterung für die familiäre Atmosphäre im Ortsteil Plattenhardt trägt geradezu ansteckende Züge, zumal sich wegen der Dotierung von 350 000 Dollar das Angenehme so trefflich mit dem Nützlichen verbinden läßt. Einmal mit dem Bazillus infiziert, begeistern sich die Weltklassespielerinnen - mit Ausnahme von Steffi Graf, die Veranstalter Dieter Fischer seit 1985 regelmäßig einen Korb gibt - Jahr für Jahr auf's neue für das Spektakel in der schwäbischen Kraut-Kapitale.

Doch nicht alles, was in Filderstadt ansteckend ist, ist auch dem Wohlbefinden dienlich. Grippale Infekte, beispielsweise. Leila Meskhi plagte sich seit ihrer Ankunft zu Wochenbeginn mit einer fiebrigen Erkältung herum, derentwegen die 22. der Weltrangliste aus Tiflis am Donnerstag die Segel streichen mußte. Kapital im wahrsten Sinne des Wortes aus der Malaise der Georgierin schlug Anke Huber, die als Führerscheinbesitzerin in spe damit alle Chancen hat, auch in diesem Jahr wieder den als Siegprämie ausgelobten Sportwagen aus Zuffenhausener Produktion ins heimische Karlsdorf mitzunehmen.

Die noch 17 Jahre alte Titelverteidigerin war gegen Leila Meskhi schon auf der Verliererstraße, nachdem sie den ersten Satz 4:6 verloren hatte. Doch dann forderte die angeschlagene Gesundheit der 24 Jahre alten Gegnerin ihren Tribut. Sie gab beim Spielstand von 4:0 für Huber auf. Die Weltranglisten-Neunte zog damit 24 Stunden nach der Bambergerin Wiltrud Probst als zweite und letzte deutsche Spielerin ins Viertelfinale ein, nachdem im ersten Spiel am Donnerstag die Heidelbergerin Veronika Martinek sich beim 4:6, 1:6 gegen Martina Navratilova vom nach wie vor erstklassigen technischen und athletischen Potential der US- Amerikanerin überzeugen konnte, die am Endspiel-Sonntag ihren 36. Geburtstag feiern wird. Während die Weltranglisten- Fünfte heute im Viertelfinale auf Helena Sukova (CSFR) trifft, die ihre Landsfrau Radka Zrubakova 6:4, 6:4 bezwang, ist Anke Hubers nächste Gegnerin Mary-Joe Fernandez (USA). Die Filderstadt-Siegerin von 1990 schlug Natalia Zvereva (GUS) 6:2, 0:6, 6:2. In der Runde der letzten Acht stehen sich heute zudem Gabriela Sabatini (Argentinien) und Wiltrud Probst sowie Judith Wiesner (Österreich) und Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) gegenüber.

Die Ursache, die zum Abbruch der Zweitrundenpartie zwischen Anke Huber und Leila Meskhi führte, symbolisiert trefflich sowohl den ersten Satz der Begegnung wie auch die gesamte Saison der Karlsdorferin: Anke Hubers Leistungen haben den Verlauf einer Fieberkurve, sie weisen Höhen und Tiefen auf. Die Titelverteidigerin startete gegen Leila Meskhi furios, führte schon 4:2 und hatte drei weitere Breakbälle, ehe die Georgierin nicht nur dieses Spiel, sondern auch die drei folgenden für sich entschied. Ohne sonderlich bedrängt zu werden, schlichen sich in Anke Hubers Aktionen wieder einmal Hektik und Unkonzentriertheit ein, die sie fast den schon sicher geglaubten Sieg gekostet hätten.

"Es war wieder ein Tief dabei", ärgerte sich der Schützling von Trainer Boris Breskvar, der an dieser mentalen Schwäche der Badenerin seit Jahr und Tag arbeitet und diesbezüglich auch langsame Erfolge festgestellt haben will. Anke Huber, deren Ehrgeiz sich bisweilen in übersteigerter Selbstkritik auswirkt und die in der Vergangenheit allzuoft die Nähe ihres Trainers suchte, sei zuletzt viel selbständiger geworden. "Ich bin eigentlich nur noch ihr Berater", so Breskvar, der in Zukunft in seiner Arbeit auch von Frank Dick unterstützt werden wird. Bei Gelegenheit soll der frühere Trainer des ehemaligen Zehnkampf-Weltrekordlers Dailey Thompson der jungen Dame Beine machen. Ein dreitägiger Test soll recht vielversprechend verlaufen sein.

Daß Boris Breskvar, allen Erziehungsmaßnahmen zu größerer Selbständigkeit zum Trotz, seine Rolle als "Ersatzvater" weiterhin wahrnehmen muß, bewies eine Szene am Donnerstag nach dem für das badische Doppel glücklichen Ende des Achtelfinalspiels. Nachdem Anke Huber mit Leila Meskhi die rituelle Handlung des Händeschüttelns vollzogen hatte, suchte der 50jährige Slowene aufgeregt den verbalen Kontakt zu seiner Schülerin. Die Warnung des langjährigen badischen Verbandstrainers, "wegen der Infektionsgefahr" nicht die Hand an den Mund zu nehmen, kam freilich zu spät. Bleibt nur zu hoffen, daß dieser Bazillus von Filderstadt auf Anke Huber keine ansteckende Wirkung hat.

REINHARD SOGL, z. Z. Filderstadt

Freitag, 16. Oktober

Literatur Archivzentrum im Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 18 Uhr, Trefftag Schopenhauer-Gesellschaft - "Schopenhauerbuch Rudolf Malters".

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16 Uhr, Lesung Brigitta Assheuer - "Edith Wharton"; 20 Uhr, Herman Burger - "Weil die Arena älter ist als die Welt..."/Materialienschau zu seinen Büchern.

Buchhandlung Walkmühle, Am Hollerbusch 7: 20 Uhr, Lesung Thommie Bayer - "Spatz in der Hand". Vorträge / Diskussionen Dritte Welt Haus, Westerbachstr. 40: 19 Uhr, Vortrag "Frauen in Nordwest-Kurdistan".

Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Die Verleugnung beim Thema Sexueller Mißbrauch".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Astronomisches von Christoph Columbus".

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: 20 Uhr, Videofilm & Vortrag "Irrfahrt vor Galápagos"; Senckenbergmuseum, Senckenberg Anlage 25.

Freunde Frankfurts: 19 Uhr, Vortrag "Frankfurts Nestroy: der Possendichter Karl Malß"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23.

Vogelkundliche Beobachtungsstation: 19.30 Uhr, Diavortrag "Jamaica - Urlaubseindrükke"; Stadthalle Bergen, Marktstr. 15.

Carthago Kulturverein, Uhlandstr. 50: 20 Uhr, Vortrag "Der libanesische Sänger Marcel Khalife".Filme / Kino Frankfurter Afrika Wochen: 20 Uhr, "Die Götter müssen verrückt sein" mit anschließender Diskussion; Filmuseum, Schaumain- kai 41.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 27 im Anzeigenteil.

Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Der Künstler als Sammler: Christina Boltanski, Lothar Baumgarten, On Kawara".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".Kinder/Jugendliche Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Videoabend, geselliges Zusammensein. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken

Freitag Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Frankfurter Berg, Berkersheimer Weg 6, Tel. 5 48 12 02; Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstraße 72-74, Tel. 72 76 13; Apotheke am Rebstock, Ackermannstraße 82, Tel. 73 42 62; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstraße/Ekke Antoniterstraße, Tel. 30 10 54; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Berg-Apotheke am Wendelsplatz, Sachsenhausen, Darmstädter Landstraße 78, Tel. 62 16 17; Fraunhof-Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstraße 29, Tel. 67 23 65; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Kronprinzen-Apotheke, Münchener Straße 24, Tel. 23 31 72; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstraße 77, Tel. 41 37 17; Rundschau-Apotheke, Rundschauhaus, Große Eschenheimer Straße 16, Tel. 28 40 20. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- Ohne Gewähr -

Kommentar

Die Vorstellungen der Stadt und des Konzertdirektors Mirco von Specht, wie die Festspiele 1993 aussehen sollen, klaffen meilenweit auseinander. Von Specht ist ehrgeizig, seine Ansprüche sind ihm hoch und heilig. Deshalb hat er in diesem und im vergangenen Jahr über seine Verhältnisse gelebt. Seine Schulden, so glaubt er, wird er nur mit einem weiteren Projekt los, das von den Dimensionen so ähnlich aussieht wie in diesem Jahr.

Die Stadt dagegen hat ihren Partner fünf Jahre lang wirtschaften und das finanzielle Risiko tragen lassen. Als er 1991 Miese machte, die in die Hunderttausende gingen, zog sie nicht die Bremse. Nun, wo Mirco von Specht auch bei ihr Schulden hat, will sie keine weiteren Geschäfte mehr mit ihm machen. Sie traut seiner Kalkulation nicht und favorisiert ein kleines Programm in eigener Regie. Die Crux bei der Sache ist: Im Moment kommen beide nicht voneinander los. Von Specht droht der Stadt mit Klage, wenn sie ihre Pläne durchzieht. Diese wiederum weiß, daß der Konzertdirektor auf ihren "Goodwill" angewiesen ist, um die Festspiele fortzuführen. Das gibt er auch selbst zu.

So führt offenbar kein Weg an einer Einigung vorbei. Es sei denn, das Schmerzhafte Abstriche Rechtsgutachten würde die Position der Stadt hundertprozentig stärken. Die Juristen bezweifeln das.

Ein Arrangement müßte viele Bedingungen erfüllen. In erster Linie müßte er ein Kompromiß zwischenden unterschiedlichen Konzeptionen sein. Danach sieht es im Moment nicht aus.

Ferner: Eine Einigung müßte die Finanzierung sicherstellen - ein Part, der der Stadt zufiele. Dazu kommt, daß auch die Anwohner der Burg, die weniger Veranstaltungen wollen, mit einzubeziehen sind. Schon anhaltende Proteste, aber vor allem eine erneute Klage vor Gericht könnten das Projekt gefährden. Das muß vor allem Mirco von Specht einsehen.

Angesichts dieser Situation wirbt die FDP zusammen mit der Hayner Altstadt-Initiative für eine Denkpause von einem Jahr. Ihre Forderung nach einer stabilen Basis für das Unternehmen ist berechtigt. Doch das Risiko, daß die Festspiele in dieser Zeit einen Teil ihres Publikums verlieren, ist zu groß.

Deshalb bleibt nur der steinige Weg, doch einen Kompromiß zu finden. Wenn es den Beteiligten ernst ist mit ihrem Bekunden, daß die Festspiele nicht kaputt gehen dürfen, müssen sie alle über ihren Schatten springen und schmerzhafte Abstriche machen. Wenn nur einer nicht mitspielt, sind die Festspiele tot. KARIN DALKA

OBERURSEL. In Heidrun Storks Stube in Stierstadt sind die "wilden Bären" eingebrochen. Die plüschigen Lieblinge von Kindern und Erwachsenen drängeln sich auf den Regalen neben den Stoff- und Modellierpuppen und blicken mit gläsernen Knopfaugen in die Welt. Glas ist glänzender als Plastik, sagt Bärenmutter Heidrun. Und sie muß es wissen: Sie stellt die Schoß-Tiere her.

"Der Teddy ist weich, warm und immer bereit zum Zuhören."

Bad Homburg · Friedrichsdorf · Bad Homburg · Friedrichsdorf

Nach Karlsruher Urteil Umwandlung von 2500 Miet- in Eigentumswohnungen . . .

UN-Team in Irak gefährdet

NEW YORK, 16. Oktober (AP). Vor dem Abflug einer UN-Untersuchungskommission nach Irak am Freitag hat der Weltsicherheitsrat Bedenken bezüglich der Sicherheit des Teams geäußert. Wie der amtierende Vorsitzende des Sicherheitsrats, der französische Botschafter Jean- Bernard Merimee, am Donnerstag vor Journalisten sagte, gründen sich die Bedenken auf eine Äußerung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein, der die UN-Inspekteure in einer Rundfunkrede "streunende Hunde" genannt hatte. Auch seien UN-Mitarbeiter in der Nacht zum Donnerstag durch zahlreiche Telefonanrufe bedroht worden, sagte Kevin Saint- Louis von der UN-Sonderkommission zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungsmittel.

Bereits im Juli war es zu Übergriffen gegen UN-Mitarbeiter gekommen, als Irak sich weigerte, das Landwirtschaftsministerium von UN-Inspektoren durchsuchen zu lassen.

Peru führt Todesstrafe für Terroristen ein

LIMA, 16 Oktober (AP). Der peruanische Präsident Alberto Fujimori will die Todesstrafe für Terroristen wieder einführen. In einer Presseerklärung am Donnerstag hieß es, das Kabinett habe einen entsprechenden Entschluß am Mittwoch abend gefaßt. Die Todesstrafe solle jedoch nicht rückwirkend verhängt werden können, sagte der Präsident während eines Besuchs der San-Marcos-Universität in Lima. Fujimori erwähnte in diesem Zusammenhang nicht die kürzliche Verurteilung des Anführers der Rebellenorganisation "Leuchtender Pfad", Abimael Guzman zu lebenslanger Haft.

Möllemann warnt vor "Schiffbruch" im Osten

OSNABRÜCK, 16. Oktober (AP). Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) erwartet in diesem Jahr in Ostdeutschland ein Wachstum von nur zwei bis fünf Prozent statt der zunächst erhofften acht bis zehn Prozent.

Die Löhne müßten deshalb an die geringe Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen angeglichen werden, "wenn wir nicht völlig Schiffbruch erleiden wollen", sagte Möllemann der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Die Streikdrohung der IG Metall im Fall von Tariföffnungsklauseln wies der Minister als "wenig beeindruckend" zurück und warnte, daß ohne Angleichung der Löhne an die Wettbewerbssituation manche Betriebe ganz schließen müßten. Er könne sich nicht vorstellen, daß Gewerkschaftschef Franz Steinkühler das wolle und dafür die Verantwortung übernähme. "Deshalb sind Tariföffnungsklauseln notwendig, um den Menschen, die jetzt um ihre Arbeitsplätze bangen, neue Hoffnung geben zu können."

Möllemann kritisierte, daß auf dem IG- Metall-Kongreß wenig Konkretes zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in Ostdeutschland zu hören gewesen sei: "Mich interessiert zum Beispiel, wie sich die Gewerkschaft die Rettung des in seiner Existenz bedrohten Maschinenbaus in den fünf neuen Ländern vorstellt, ohne daß Entscheidendes auch bei den Löhnen passiert." Wenn die IG Metall "hierfür überzeugende Lösungen anbieten würde, bin ich sofort bereit, mit Herrn Steinkühler darüber zu verhandeln", betonte Möllemann.

Erdbeben in Kairo Überlebender gefunden

KAIRO, 16. Oktober (AP/Reuter/dpa). 82 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben in Ägypten haben Rettungsmannschaften am Freitag morgen noch einen Überlebenden aus den Trümmern eines Hochhauses in Kairo geborgen. Mit Hilfe von Hunden und elektronischen Geräten entdeckten Rettungstrupps nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur MENA am Aksam Sajed Ismail, der mit einem gebrochenen Bein unter dem Bauschutt des 13stöckigen Hochhauskomplexes ausgeharrt hatte. Seine Frau und seine vierjährige Tochter konnten nur noch tot geborgen werden.

Während die Helfer aus Ägypten und Frankreich sich Zugang zu dem Überlebenden verschafften, sprachen sie mit ihm und versorgten ihn durch eine Lücke mit Wasser und Sauerstoff. Von Sajeds Familie überlebten nur seine Schwester mit deren Sohn, die noch am Montag aus den Trümmern gerettet worden waren. In dem Appartementgebäude im Kairoer Stadtteil Heliopolis waren 48 Menschen von einstürzenden Mauern begraben worden. Bei dem Erdbeben am Montag mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala waren mindestens 520 Menschen ums Leben gekommen. Auch am Donnerstag fanden die Suchmannschaften noch 40 Leichen.

Im Fernsehen rief Ministerpräsident Atef Sedki zur Ruhe auf. Die Folgen der Katastrophe seien nicht durch einen Knopfdruck zu lösen. Die Regierung gehe die Probleme nach Plan und Überlegung an. Er versprach, niemand werde auf der Straße stehengelassen.

Der Bundestag gedachte zu Beginn seiner Sitzung am Freitag der Opfer der Erdbebenkatastrophe in Kairo. Bundestagsvizepräsident Hans Klein sprach den Betroffenen die "tiefempfundene Anteilnahme" der Deutschen aus.

Sozialhilfe für Bordellbesuche

AMSTERDAM, 16. Oktober (AP). Ob es künftig zumindest für Sozialhilfeempfänger regelmäßig Sex auf Krankenschein geben solle, wollten niederländische Parlamentarier dieser Tage von ihrer Gesundheitsministerin Elske Ter Veld wissen. Anlaß dieser etwas ungewöhnlichen parlamentarischen Anfrage war der Fall eines körperbehinderten Sozialhilfeempfängers, dem der regelmäßige Besuch einer Prostituierten vom Gesundheitsamt seiner Gemeinde auf Anweisung eines Schiedsgerichts mit monatlich 65 Gulden bezuschußt worden war.

Der Mann hatte ein psychiatrisches Gutachten vorgelegt, in dem es geheißen hatte, daß ein regelmäßiges Ausleben seiner sexuellen Bedürfnisse zu einer wesentlichen Verbesserung seines seelischen Zustandes führen würde.

Ter Veld wies vor den Parlamentariern jetzt die Befürchtung zurück, die Finanzierung von Bordellbesuchen solle künftig in die Liste der automatischen Ansprüche sozial Bedürftiger oder Kranker aufgenommen werden. Es komme vielmehr auf die besonderen Umstände jedes einzelnen Falles an, sagte sie.

Malaysia/Tanker . Malaysia erhält Entschädigung für Ölpest nach Schiffsunglück

Utl: Versicherungen der "Nagasaki Spirit" wollen zahlen

KUALA LUMPUR (ap).Die Versicherungen des japanischen Öltankers "Nagasaki Spirit", der im vergangenen Monat in der Straße von Malakka mit einem Containerschiff zusammengeprallt und ausgelaufen war, wollen Malaysia für die entstandenen Umweltschäden entschädigen. Wie die Tageszeitung "New Straits Times" am Freitag berichtete, informierten die Versicherungen Malaysia am Donnerstag über die Entscheidung. Vertreter des malaysischen Umweltministeriums konnten über die Höhe der Entschädigungssumme noch keine Aussage treffen, da die Kosten für die Aufräum- und Säuberungsarbeiten noch ermittelt würden.

In der vergangenen Woche hatte der Staatssekretär im Umweltministerium, Abu Bakar, den Schaden auf maximal 90 Millionen Dollar geschätzt. Andere Vertreter des Ministeriums vermuteten allerdings, daß die geforderte Summe darunter liegen werde. Der Tanker, der 40.000 Tonnen Rohöl geladen hatte, war am 20. September mit dem in Panama registrierten Containerschiff "Ocean Blessing" zusammengeprallt. Beide Schiffe brannten sechs Tage. Etwa 13.000 Tonnen Öl waren in der Straße von Malakka ausgelaufen und zum Teil an die Strände Malaysias gespült worden. Bei dem Unglück konnten nur drei von 46 Besatzungsmitgliedern gerettet werden. 22 Matrosen werden noch vermißt.

Ende

AP/77/ck

Dissident in China freigelassen

HONGKONG, 16. Oktober (AP). Die chinesischen Behörden haben laut einem Zeitungsbericht vom Freitag einen führenden chinesischen Dissidenten freigelassen. Wie die Hong Kong Economic Times berichtete, wurde das frühere Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, Bao Tong, der im Zusammenhang mit der Demokratiebewegung Ende Mai 1989 inhaftiert worden war, bereits Anfang Oktober aus dem Gefängnis entlassen.

Das 59jährige ZK-Mitglied war ein enger Berater des früheren Parteichefs Zhao Ziyang, der nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens entmachtet worden war. Bao war wegen Verwicklung in einen "konterrevolutionären Zwischenfall" zu sieben Jahre Haft verurteilt worden.

Kranker Wald im Norden

KIEL, 16. Oktober (AP). Die Waldflächen in Schleswig-Holstein sind zu 40 Prozent geschädigt. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Waldschadensbericht des Kieler Landwirtschaftsministeriums hervorgeht, müssen die Schäden auf 13 Prozent der Flächen sogar als stärker geschädigt bezeichnet werden. Im Vorjahr waren noch 47 Prozent der Flächen betroffen gewesen, 15 Prozent hatten stärkere Schäden aufgewiesen. "Trotz leichter Rückgänge bei einzelnen Baumarten liegen die Waldschäden auch weiterhin auf einem viel zu hohen Niveau", sagte Forstminister Hans Wiesen.

Besonders angegriffen sind die über 60jährigen Bäume. Zwei Drittel des älteren Waldes in Schleswig-Holstein sind nach der Erhebung krank. Flächenhaft abgestorbenen Wald gibt es allerdings nicht.

Bundesrat will Job-Tickets von der Steuer befreien

BONN, 16. Oktober (AP). Arbeitgeberzuschüsse zu den Bus- und Bahnkosten der Mitarbeiter, sogenannte Job-Tickets, sollen nach dem Willen des Bundesrats steuerfrei werden. Die Länderkammer beschloß am Freitag in Bonn, einen entsprechenden Gesetzentwurf aus Rheinland-Pfalz in den Bundestag einzubringen. Mit der Steuerfreiheit für Job-Tikkets soll die Bereitschaft zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel gesteigert werden. Bisher sind solche Zuschüsse des Arbeitgebers zum Kauf einer Bus- oder Bahnfahrkarte einkommensteuerpflichtig. Dies hemmt nach Ansicht des Bundesrates vielfach die Bereitschaft der Arbeitgeber, Job-Tickets zu finanzieren.

Klarheit beim Essen gefordert

BONN, 16. Oktober (AP). Zum Schutz der Verbraucher hat der Bundesrat eine umfassende Überarbeitung der Vorschläge für eine EG-Richtlinie über Zusatzstoffe in Lebensmitteln gefordert. Schon aus Gründen der Gesundheit hätten Ameisensäure nichts in Saucen und Getränken, Propionsäure nichts in Brot und Käse sowie oxidierte Öle nichts in Gemüsekonserven zu suchen, erklärte die Länderkammer am Freitag in Bonn. In der Gemeinschaft sollte der deutsche Standard bei der Zulassung der Zusatzstoffe gewährleistet sein.

Die Vorschläge der EG-Kommission dehnen jedoch nach Auffassung der Länder die Anwendungsmöglichkeiten dieser Stoffe gegenüber dem geltenden deutschen Recht in unvertretbarem Maße aus.

ASU auch bei Katalysator

BONN, 16. Oktober (AP). Künftig müssen auch Katalysator- und Dieselfahrzeuge zur Abgassonderuntersuchung (ASU). Der Bundesrat stimmte am Freitag in Bonn einer entsprechenden Verordnung der Bundesregierung zu, veränderte sie aber in Details leicht. Das Kabinett muß diesen Veränderungen zustimmen; deshalb steht noch nicht fest, ab wann sie gilt. Verkehrsminister Günther Krause wolle sich dafür einsetzen, daß die erweiterte ASU noch in diesem Jahr in Kraft trete, sagte Krauses Sprecher Gert-Jürgen Scholz.

Bislang bekamen Katalysator-Autos ohne Untersuchung eine Prüfplakette, Diesel waren von der ASU ganz ausgenommen. In Zukunft gelten für diese Fahrzeuge die Prüffristen für die erste Hauptuntersuchung nach drei Jahren, anschließend alle zwei Jahre. Für Fahrzeuge ohne Katalysator beziehungsweise mit ungeregeltem Katalysator sowie für Dieselfahrzeuge über 3,5 Tonnen wird eine jährliche Prüfpflicht eingeführt.

Schäferhunde retteten noch am Freitag Erdbebenopfer in Kairo

BONN, 16. Oktober (AP). Deutsche Schäferhunde haben in Kairo zwei verschüttete Erdbebenopfer vier Tage nach der Katastrophe aufgespürt und damit vor dem Tode gerettet. Wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Freitag in Bonn ferner mitteilte, fanden die Tiere eine Frau, die in einem Fahrstuhl unversehrt den Einsturz eines 14stöckigen Hochhauses überstanden hatte. Außerdem wurde ein schwerverletzter Mann in dem dreißig Meter hohen Trümmerkegel des Gebäudes durch die Tiere gefunden und dadurch befreit. Die fünf DRK-Rettungshunde kamen vom Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck.Kriegsgefahr noch nicht gebannt UNITA-Chef verschiebt Treffen mit Angolas Präsidenten

LUANDA, 16. Oktober ( Reuter/AP). Die Gefahr eines erneuten Aufflammens des 16jährigen Bürgerkrieges in Angola ist offenbar noch nicht gebannt. Das für Freitag geplante Treffen zwischen dem Vorsitzenden der einstigen Rebellenbewegung UNITA, Jonas Savimbi, und dem angolanischen Präsidenten Jose Eduardo dos Santos verzögert sich. Wie der südafrikanische Außenminister Botha mitteilte, will Savimbi erst nach der Veröffentlichung des Endergebnisses der Wahlen vom 29. und 30. September in die Hauptstadt Luanda kommen. Das Wahlamt kündigte die Bekanntgabe des Endergebnisses für Samstag an. Bei dem Treffen soll versucht werden, den Konflikt zwischen Savimbi und der Regierung beizulegen. Botha hat sich vermittelnd eingeschaltet.

Unterdessen beschloß die Organisation für Afrikanische Staaten (OAU) zur Beilegung der Spannungen, eine Delegation nach Angola zu entsenden. Wie es hieß, erklärte der UNITA-Chef am Donnerstag abend, er werde die Ergebnisse der Wahl von Ende September akzeptieren, um eine Neuauflage des Bürgerkrieges zu verhindern. Dennoch erneuerte Savimbi seinen Vorwurf der Wahlfälschung.

Nach Ansicht von Beobachtern scheint Savimbi offenbar zum Einlenken bereit, angesichts neuer, für ihn günstigerer Wahlergebnisse. Savimbi sagte vor Journalisten in seiner Hochburg Huamba, ihm lägen von den Vereinten Nationen übermittelte Zahlen vor, wonach dos Santos auf 49,57 Prozent der Stimmen komme. Für ihn selbst hätten 40,6 Prozent gestimmt. Sollte einer der beiden in Führung liegenden Präsidentschaftsbewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit verfehlen, muß eine Stichwahl abgehalten werden.

Savimbi deutete an, daß er auch bereit sei, die Parlamentswahl, die Ende September stattfand, zu akzeptieren. Hier liegt die UNITA ebenfalls hinter der regierenden MPLA. (Kommentar Seite 3)

Kämpfe auf den Komoren

MORONI, 16. Oktober (AP). Bei Zusammenstößen zwischen der Armee und mehreren hundert rebellierenden Soldaten sind auf der Hauptinsel der Komoren, Grande Comore, mindestens fünf Menschen getötet worden, wie am Freitag aus zuverlässigen Kreisen bekannt wurde. Die Rebellen konnten den Angaben zufolge in der Nacht zum Freitag in den Busch fliehen.

Sie hatten am Dienstag offensichtlich vergeblich versucht, Kameraden zu befreien, die seit einem Putschversuch im September in einem Militärlager gefangengehalten werden. Die rebellischen Soldaten hatten damals eine Rundfunksender besetzt und den 500 000 Bewohnern des Inselstaates die Bildung einer Übergangsregierung und freie Wahlen angekündigt. Der Putschversuch war jedoch unblutig niedergeschlagen worden. Offiziell wurde nach den jüngsten Vorgängen von zwei Toten gesprochen.

Plus für Kohl und Engholm

MAINZ, 16. Oktober (AP/AFP). Nach der Bonner Einigung über die Gesundheitsreform und der Annäherung zwischen den Parteien beim Asylrecht ist die Bundesregierung dem jüngsten ZDF-Politbarometer zufolge wieder im Aufwind. Auf der Beliebtheitsskala haben im Oktober neben den Regierungs- allerdings auch Oppositionspolitiker zugelegt.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, erhielten nach der Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen die CDU/CSU 38 Prozent (plus eins), SPD 37 Prozent (unverändert), FDP acht Prozent (unverändert), Grüne/Bündnis 90 acht Prozent (minus eins) und sonstige Parteien neun Prozent (unverändert), darunter fünf Prozent für die Republikaner und zwei Prozent für die PDS.

In der Bewertungsskala der wichtigsten Politiker von -5 bis +5 konnte Kanzler Kohl sich von -0,3 auf +0,3 verbessern. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm verbesserte sich von 1,6 auf 1,8, sein Vize Oskar Lafontaine von -0,3 auf Null.

Waffenfähiges Uran auf Parkplatz entdeckt Bei München 2,2 Kilogramm sichergestellt / BKA-Chef: Polizei nicht auf Atommafia vorbereitet

FRANKFURT A. M., 16. Oktober (AP/hhk/vs). Erstmals sind in Deutschland größere Mengen geschmuggelten atomwaffenfähigen Urans sichergestellt worden. Bei einer Großaktion von Zoll und Landespolizei wurden schon am Dienstag 2,2 Kilogramm hochradioaktives Uran 234, 235 und 238 auf einem Autobahnparkplatz bei München gefunden, wie das Zollfahndungsamt München am Freitag mitteilte. Sieben Personen, meist aus der Tschechoslowakei, wurden festgenommen. Gegen drei erging Haftbefehl. Zollamts-Vorsteher Friedrich Palmer schloß weitere Aufgriffe atomwaffenfähigen Materials nicht aus. Er bezeichnete den Fund als "Schlag gegen die Nuklearmafia".

Wie Palmer berichtete, hatten die Festgenommenen das Uran für rund eine halbe Million US-Dollar zum Verkauf angeboten. Erste Untersuchungen ergaben, daß es sich bei dem Uran um hochgradig angereichertes Material handelt. Palmer sagte, der Stoff stamme allem Anschein nach aus Osteuropa und sei über Polen nach Deutschland geschmuggelt worden. Die gefundene Menge Uran reiche aus, um Atomwaffen herzustellen. "Es ist so viel, daß erheblicher Schaden angerichtet werden kann", betonte er. Hinter dem versuchten Handel mit Uran stecke vermutlich eine "mafiaähnliche Organisation". Nach derzeitigen Erkenntnissen sei jedoch nicht davon auszugehen, daß es sich bei dem Material um einen Teil jener 20 Kilogramm Uran 235 handelt, nach denen seit dem vergangenen Wochenende bundesweit gefahndet wird.

Palmer berichtete, das Uran sei in einem Auto zum Übergabeplatz transportiert worden, wobei der Stoff in sicheren Plattenbehältern verpackt gewesen sei. Fachleute in Schutzausrüstung hätten festgestellt, daß keine Strahlung nach außen drang. Die Festgenommenen hätten nach bisherigen Untersuchungen auch keine körperlichen Schäden beim Kontakt mit den Uranbehältern erlitten. Für die Umgebung habe ebenfalls keine unmittelbare Gefahr bestanden.

Erst am vergangenen Wochenende hatte die Polizei in Frankfurt stark strahlendes Cäsium 137 sowie Strontium 90 gefunden und sechs Männer festgenommen. Einer der dort Festgenommenen hatte angegeben, daß noch rund 20 Kilogramm Uran in der Bundesrepublik auf dem Markt seien.

Noch am Freitagvormittag hatte die ermittelnde Bochumer Staatsanwaltschaft versichert, nach Erkenntnissen der Behörden seien keinerlei waffenfähige Mengen radioaktiver Stoffe in der Bundesrepublik unterwegs. Die in Frankfurt sichergestellten Mengen seien "waffentechnisch auch völlig uninteressant".

Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, sagte am Rande einer Tagung in Bonn, während 1991 lediglich 29 Fälle von "Nuklearkriminalität" registriert worden seien, habe sein Amt 1992 schon 100 Meldungen aufgenommen. Auch wenn es sich meist um Betrugsversuche handele, wachse die Zahl der "einschlägigen" Fälle, in denen tatsächlich radioaktives Material angeboten werde. Die Polizei sei von ihrer Ausrüstung und Ausbildung her nicht auf diese Kriminalitätsform vorbereitet.

Gorbi-Stiftung im Visier

MOSKAU, 16. Oktober (AP). Die vom früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow gegründete Stiftung wird nach dem Bericht eines Moskauer Blattes von der Rechnungsprüfungsabteilung des russischen Finanzministeriums der Steuerhinterziehung und anderer Unkorrektheiten bezichtigt. Die Zeitung "Argumenty i Fakty" zitierte am Freitag einen Beamten des Ministeriums namens Juri Danilewski mit den Worten, eine jüngst vorgenommene Buchprüfung habe "schwerwiegende Verstöße" an den Tag gebracht. Gorbatschows Sprecher Wladimir Poljakow sagte demgegenüber, "Argumenty i Fakty" habe nur Teile des Prüfungsberichts veröffentlicht, die aus dem Zusammenhang gerissen seien. Gorbatschow hatte das Internationale Zentrum für gesellschaftliche und politische Forschung kurz vor seinem Rücktritt als Präsident der UdSSR im Dezember 1991 ins Leben gerufen.

. . . und außerdem Kenianer erdulden Deutsche staunend

Ausländerfeindschaft bekommen Deutsche, die in einem afrikanischen Land leben, nicht zu spüren. "Das Gebot afrikanischer Gastfreundschaft schreibt uns vor, daß wir alle Gäste zuvorkommend zu behandeln haben - selbst wenn uns daraus ein Nachteil entstehen sollte", meint ein Afrikaner auf die Frage nach der offensichtlichen Abwesenheit nahezu jeglicher Feindseligkeit gegen Fremde zum Beispiel in Kenia.

Dabei hätten Ostafrikaner oft Grund genug, Anstoß an der geringen Fähigkeit oder dem fehlenden Willen Deutscher und anderer Weißer zur Anpassung an ihre Umgebung zu nehmen. So gibt es zum Beispiel für deutschsprachige Gläubige eigens eine katholische und eine evangelische Gemeinde. Die deutschen Christen müssen sich also nicht mit Afrikanern desselben Glaubens auf überfüllte Kirchenbänke drängen. Viele ständig in Kenia lebende Deutsche geben sich auch wenig Mühe, ihre englischen Sprachkenntnisse aufzupolieren, und die Landessprache Kisuaheli lernt kaum jemand. Man erwartet ganz einfach, daß jede Verkäuferin das gebrochene Deutsch- Englisch versteht.

Die weißen Ausländer in Kenia wohnen mit wenigen Ausnahmen in umzäumten, vornehmen Villen in den luxuriösen Vororten von Nairobi, die von Hunden und Wachmännern abgeschirmt werden. Zu einem normalen Ausländerhaushalt gehören Diener, Kindermädchen, Chauffeur, Gärtner und Wachen für Tag und Nacht. Das gesamte Personal verdient oft in einem Jahr weniger als der europäische Arbeitnehmer in einem Monat. Mit der afrikanischen Bevölkerung suchen die wenigsten Ausländer Kontakt. Für viele Weiße ist der Umgang mit dem Dienstpersonal die einzige Beziehung zu den Einheimischen. Dieses von manchen Kenianern als neo-kolonial empfundene Verhalten wirkt sich auch auf Kinder aus. So kann es vorkommen, daß ein Erstkläßler der deutschen Schule in Nairobi einen schwarzen Akademiker mit "Hey Boy" anspricht.

Langeweile kennzeichnet das Leben vieler Ausländerfrauen. Sie verbringen die Vormittage mit Einkaufsbummel, Sektfrühstück und Golf und meckern, wenn der Koch das Filet nicht richtig hinbekommt. Daß der sich für seine Familie tagein-tagaus nur Maisbrei und ein spinatähnliches Gemüse leisten kann, fällt dabei nicht ins Gewicht. Für ein Dritte-Welt-Gehalt von weniger als durchschnittlich 100 Mark im Monat werden Erste-Welt-Manieren und -Kenntnisse erwartet. Ein Gärtner kommentiert: "Na ja, Wazungu (Kisuaeli für Ausländer) behandeln ihre Haustiere halt besser als uns afrikanische Menschen."

Bei Diskussionen über den Lebensstil der Weißen in Kenia geben manche zu bedenken, daß es schließlich ein Unterschied sei, ob jemand als Bittsteller in ein Land komme, wie das bei Asylbewerbern in Deutschland der Fall sei, oder ob man ein produktives Mitglied der Gesellschaft sei. Andere meinen, Respekt vor Menschen und Kultur eines Gastlandes seien unabhängig vom sozialen Status.

Afrikaner erdulden die Gegenwart dieser sozial entschieden besser gestellten, fremdländischen Elite mit Staunen. "Afrikanern, die das luxuriöse Leben der Ausländer hier sehen, muß Europa wie ein Schlaraffenland vorkommen", sagt Buchhalter Wilfred Afwande. "Da muß man sich doch nicht wundern, wenn sie alle irgendwie mal nach Europa wollen."

DORIS GRAY (dpa)

Langsam löst sich der Sohn Stefan vom Übervater Franz Fern-Duell der Beckenbauers "Ein Punkt in Saarbrücken tut beiden nicht weh"

Stefan Beckenbauer löst sich von seinem Übervater. Die Zeiten, in denen er lieber Schulze als Beckenbauer heißen wollte, sind vorbei. "Witzig finde ich den Vergleich mit meinem Vater nicht, aber er nervt mich auch nicht mehr", gesteht der 23 Jahre alte Filius des Rekord-Nationalspielers Franz Beckenbauer. Nach drei Bundesliga-Einsätzen für den 1. FC Saarbrücken und ausgeheilter Oberschenkelverletzung kehrt er ausgerechnet gegen Spitzenreiter Bayern München in den Kader zurück - gegen jenen Klub, bei dem der ehemalige Teamchef Vizepräsident ist.

FCS-Coach Peter Neururer hält den Einsatz seines Manndeckers von Beginn an für wahrscheinlich. Vom Prestigekampf Beckenbauer gegen Beckenbauer will der Sohn indessen nichts wissen, zumal der Vater nicht im Stadion ist, weil er zur gleichen Zeit als Fernseh-Co-Kommentator beim Spiel Nürnberg-Frankfurt fungiert. Beckenbauer junior: "Ich messe mich nicht an meinem Vater - das tun immer nur andere."

Und wie sieht's der Vater? "Stefan hätte schon vor Jahren das Talent zum Zweitliga-Spieler gehabt, aber in der Oberliga war seine Einstellung zu lasch". Gegen die Bayern prophezeit er seinem Jüngsten nach der Verletzung einen schweren Stand, wünscht ihm aber bei seiner Bewährungsprobe viel Glück. "Meine Einstellung ist neutral, ein Punkt für jeden tut beiden nicht weh", beantwortet Franz Beckenbauer diplomatisch die Frage nach seinem Favoriten.

Trainer Neururer empfängt den unbesiegten Tabellenführer großspurig: "Wir werden sie schlagen, denn irgendjemand muß es ja mal tun." Stefan Beckenbauer ist von der Art, wie der Coach die Mannschaft motiviert, begeistert: "Der bringt das gut rüber". Das Resultat: Saarbrükken steht nach neun Spielen im Mittelfeld der Tabelle sportlich besser als erwartet da. Die scheinbar programmierten Probleme mit dem "Enfant terrible" Wolfram Wuttke sind bisher nicht eingetreten, und Stürmer Wynalda ist "die Rentenversicherung des Vereins" - sagt Vizepräsident Gerhard Schwarzkopf. Denn finanziell steht der Klub auf wackligen Beinen. Die Suche nach einem Trikotsponsor entzweite das Präsidium, dem ein hauptamtlicher Geschäftsführer fehlt.

Am Samstag laufen die Profis erstmals mit beschrifteter Brust auf, die Gehälter werden wieder pünktlich gezahlt. Der Zuschauerschnitt von 25 000 liegt weit höher als die kalkulierten 16 000. Ein volles Haus (35 000) erwartet das Team von Trainer Erich Ribbeck. dpa

Renaissance bei Newcastle United dank Kevin Keegan "Mighty Mouse" nagt sich vor Aufstieg in die Super-Liga anvisiert / Boom auf der Insel

Eine erstaunliche Renaissance erlebt der englische Fußball-Traditionsklub Newcastle United unter der Regie von Trainer Kevin Keegan. Der 63fache Nationalstürmer, der sich als Spieler beim FC Liverpool und beim Hamburger SV den Beinamen "Mighty Mouse" erwarb, beweist auch als Chefcoach Größe. Im Frühjahr hatte der 41jährige das Traineramt in Newcastle übernommen und den Zweitligisten im 100. Jahr seines Bestehens vor dem drohenden Sturz in die Drittklassigkeit bewahrt. In der neuen Spielzeit visiert Keegan mit seiner Mannschaft den Aufstieg in die 1. Division und neue Rekorde an: In den ersten zehn Meisterschaftsspielen ging sein Team stets als Sieger vom Platz.

Die Erfolge lösten in der fußballverrückten Industriestadt große Begeisterung aus. Vor Beginn der Spielzeit verkaufte Newcastle United 11 500 Dauerkarten, das sind knapp dreimal soviel wie 1991 (4500). Beim letzten Heimspiel gegen Tranmere Rovers war das St. James-Park-Stadion mit 30 137 Fans ausverkauft. Etwa 10 000 Anhänger fanden bereits 50 Minuten vor Spielbeginn keinen Einlaß mehr und blockierten alle Zugangsstraßen. Der Zuschauer-Boom läßt vor allem den United-Schatzmeister frohlocken, der einen Schuldenberg von rund 15 Millionen Mark abbauen muß.

Newcastle, in der Vergangenheit viermal Meister und sechsmal Pokalsieger, zählt schon immer zu den populärsten Klubs des Landes. Keegans Erfolgsserie hat nun alle Erwartungen übertroffen und neue Emotionen geweckt. Jetzt werden Eintrittskarten auf Anweisung der Polizei aus Sicherheitsgründen nur im Vorverkauf abgesetzt. Die Vereinsführung erwägt auch die Errichtung einer Großleinwand, um die Spiele auch außerhalb des Stadions zu einem Live-Erlebnis für die Fans zu machen.

"Wir müssen nach drei Jahren Zweitklassigkeit unbedingt aufsteigen", fordert Keegan, der vor der Partie gegen Tranmere als "Trainer des Monats" ausgezeichnet wurde. "Wir spielen bereits Superliga-Fußball, wir zahlen Superliga-Gehälter, und unsere Zuschauerzahlen sind größer als jene in den Superligen." dpa

Deutscher beim Bergsteigen erfroren

WELLINGTON, 16. Oktober (dpa). Ein Student aus Tübingen ist in Neuseeland beim Bergsteigen erfroren. Der 26jährige Mann war am Donnerstag von einer Gruppe von fünf Deutschen und einem Chinesen nur 50 Meter entfernt von einer Schutzhütte auf dem knapp 2000 hohen Berg Tongariro gefunden worden. Das berichtete am Freitag die neuseeländische Presseagentur NZPA. Nach Angaben der Polizei hatte sich der Deutsche in einem Schneesturm verirrt und war erfroren. Der Mann war am 8. Oktober nach Neuseeland gekommen, um in einem Krankenhaus in Hastings zu arbeiten.

Sorgen über Anfahren Tschernobyls

HAMBURG/KÖLN, 16. Oktober (dpa). Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und der Präsident des Deutschen Atomforums, Claus Barke, haben sich besorgt über die Wiederinbetriebnahme von Tschernobyl ausgesprochen. Der Bild-Zeitung sagte Töpfer, er sei "sehr besorgt darüber, daß dieser Reaktor wieder ans Netz geht". Neue Störfälle seien nicht ausgeschlossen. Deutschland müsse gemeinsam mit den westlichen Industrienationen alle denkbaren Anstrengungen unternehmen, um die GUS-Staaten zur Nutzung anderer Energieträger zu gewinnen. "Außerdem ist es absolut notwendig, daß westliche Länder endlich und endgültig darauf verzichten, billigen Strom aus der Ukraine zu importieren", betonte der Umweltminister.

Bush von TV-Zuschauern zurechtgewiesen

RICHMOND, 16. Oktober (dpa/AFP). Der Demokrat Bill Clinton hat nach dem ersten Urteil der Fachleute bei der zweiten Fernsehdebatte der amerikanischen Präsidentschaftsbewerber den stärksten Eindruck gemacht.

Präsident George Bush sei es in der Nacht zum Freitag in Richmond (Virginia) nicht gelungen, in die Offensive zu gehen und den für ihn negativen Trend umzukehren. Der unabhängige texanische Milliardär Ross Perot wurde seinem Ruf als unkonventioneller politischer Außenseiter gerecht. Er kündigte an, daß er im Fall seiner Wahl nur eine Amtszeit im Weißen Haus bleiben würde.

Bush stellte in der Debatte vor einem Millionenpublikum an den Bildschirmen und 209 Zuschauern in einem Saal der Universität von Richmond erneut den Charakter seines demokratischen Rivalen in Frage und präsentierte sich als international erfahrener Politiker, der Vertrauen verdiene. Er bekräftigte seine Kritik, daß der 46jährige Gouverneur von Arkansas als Student in England gegen den Vietnamkrieg demonstriert und Demonstrationen organisiert habe. Der Charakter sei ein wichtiger Punkt bei der Auswahl eines Präsidenten, sagte Bush. Das Verhalten Clintons habe ihn "zutiefst beunruhigt". Bei diesem Versuch wurde er jedoch umgehend von Zuschauern zurechtgewiesen, die durch Perot und Clinton Unterstützung erhielt.

Der 68 Jahre alte republikanische Amtsinhaber, Clinton und Perot (62) lieferten sich eine lebhafte Diskussion, bei der Probleme wie die Wirtschaftskrise, das hohe Haushaltsdefizit, die Lage der Innenstädte, der Zustand des Bildungs- und Gesundheitswesens im Mittelpunkt standen. Die meisten Fragen kamen aus dem Kreis der Zuschauer, die mit der Maßgabe ausgesucht worden waren, daß sie sich noch nicht auf einen der Kandidaten festgelegt hatten. Mehrere Zuschauer forderten die Bewerber immer wieder auf, sich mit den Sachfragen auseinanderzusetzen und auf persönliche Angriffe zu verzichten.

Die Kandidaten äußerten sich schließlich reihum über die hohe Haushaltsverschuldung und das Handelsbilanzdefizit. Während Bush bekräftigte, keine Steuern erhöhen zu wollen und Ausgabenkürzungen vorzunehmen, versprach Clinton, das Defizit innerhalb von fünf Jahren zu halbieren. Perot wiederum pries sich als Mann der Tat an, der in Wirtschaftsdingen endlich mit dem bloßen Reden Schluß machen wolle und das "Unternehmen" USA wieder flottmachen werde. Ein detailliertes Programm legte er dennoch wieder nicht vor.

Das 90 Minuten lange Streitgespräch wurde erstmals in der Geschichte der TV-Debatten ohne Beteiligung einer größeren Journalistenrunde nur von einer Moderatorin, der Fernsehreporterin Carol Simpson, geleitet. Die dritte und letzte Debatte zwischen den Präsidentschaftskandidaten findet am kommenden Montag in East Lansing (Michigan) statt. Dabei wird das Format nach der ersten Hälfte von einem Moderator zu mehreren Fragestellern gewechselt.

Bush lag unmittelbar vor der zweiten Debatte nach einer Umfrage der Fernsehgesellschaft ABC mit sieben Prozent hinter Clinton zurück. Der Demokrat hielt mit 44 Prozent vor Bush mit 37 Prozent und Perot mit elf Prozent die Spitze. Eine andere Erhebung des Gallup-Instituts gab Clinton dagegen mit 47 Prozent einen Vorsprung von 15 Punkten vor Bush (32 Prozent) und Perot (15 Prozent) im Rennen um das Weiße Haus, das am 3. November entschieden wird. Die Fehlerquote lag bei plus oder minus drei Prozent.Polizei beendet Nervenkrieg an der A 3

KÖLN, 16. Oktober (dpa/Reuter). Nach einem mehr als 17stündigen Nervenkrieg hat ein Spezialkommando der Polizei am frühen Freitag morgen um 02.45 Uhr den 36jährigen Tschechen überwältigt, der sich seit Donnerstag morgen in einer Gartenlaube in Köln-Holweide verschanzt hielt und damit drohte, sich in die Luft zu sprengen. Wie die Polizei mitteilte, gelang es dem Mann zunächst, vor den Beamten zu fliehen. Kurze Zeit später wurde er aber festgenommen.

Der Mann macht nach Angaben der Polizei keinen geistesgestörten Eindruck, Nachbarn hätten ihn jedoch als Eigenbrödler und Sonderling bezeichnet.

Auslöser der Verzweiflungstat war laut Polizei der Besuch des Gerichtsvollziehers, der einen Räumungsbefehl überbrachte.

Der Tscheche hatte fünf Flaschen Propangas und größere Mengen Benzin bei sich. Bei jedem Versuch, sich ihm zu nähern, hatte der 36jährige laut Polizeiangaben sehr aggressiv reagiert, das Gas aufgedreht und die Ernsthaftigkeit seiner Absichten demonstriert. Alle Versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen, scheiterten. Auch die in Köln lebende Schwester, die von der Polizei zu Hilfe geholt wurde, konnte ihren Bruder nicht zur Aufgabe bewegen.

Die nur wenige Meter entfernte und vielbefahrenen Autobahn A 3 Frankfurt- Oberhausen wurde zwischen Köln-Ost und Köln-Dellbrück vorsichtshalber für etwa 14 Stunden gesperrt. Es kam bis zu 15 Kilometer lange Staus rund um Köln. Die Sperrung wurde sofort nach dem Einsatz aufgehoben.

Chinas Frauen bekämpfen Spielsucht

PEKING, 16. Oktober (dpa). Zusammen mit der Polizei gehen Frauen in der südchinesischen Provinz Guangdong gegen die Spielleidenschaft ihrer Männer vor, die ihre Familien zerstört. Im Kreis Panyu gebe es bereits 285 Frauenvereinigungen, in denen sich rund 2000 Frauen zum Ziel gesetzt hätten, dem Glücksspiel ein Ende zu setzen, berichtete die in Peking erscheinende Zeitung China Daily am Freitag.

Manfred Stolpe Entlastungszeuge tritt auf

BERLIN, 16. Oktober (AP/dpa). Ein ehemaliger Kollege des Stasi-Offiziers Klaus Roßberg soll Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) durch eine Aussage für den Untersuchungsausschuß des Landtages entlastet haben. Wie die Berliner Tageszeitung BZ vom Freitag berichtet, war der Zeuge bei der Stasi auf Bezirksebene für Kirchenfragen zuständig und arbeitete oft mit Roßberg zusammen. Daß Roßberg selbst Stolpe die DDR-Verdienstmedaille übergeben habe, sei "ausgeschlossen", heißt es in seiner Aussage, die die brandenburgische SPD nächste Woche dem Untersuchungsausschuß des Landtags vorlegen will.

Der Zeuge erklärte laut BZ: "Wurde ein Auszeichnungsantrag - wie im Fall Stolpe - also befürwortet und die entsprechende Urkunde letztlich vom Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph unterzeichnet, kann sie, da sie vom Ministerrat kam, nur vom Staatssekretariat für Kirchenfragen übergeben worden sein." Stolpe hatte gesagt, er habe die Medaille von dem - inzwischen gestorbenen - Staatssekretär Hans Seigewasser erhalten. Der Zeuge widersprach der entgegenstehenden Aussage seines früheren Kollegen Roßberg: "Blanko-Urkunden mit Stoph-Unterschriften gab es nicht."

CDU-Generalsekretär Peter Hintze forderte in Bonn den Ministerpräsidenten zum Rücktritt auf. Der Bild-Zeitung sagte Hintze: "Ich fordere Herrn Stolpe auf, endlich die Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten." Nach Auffassung des Altbischofs von Berlin-Brandenburg, Gottfried Forck, hat sich Stolpe wegen seiner Kontakte zur früheren Staatssicherheit der DDR nicht disqualifiziert. Im Deutschlandfunk sagte Forck, was Stolpe seinerzeit für die Kirche getan habe, hätten viele westliche Politiker in ihren Begegnungen mit Staats- und Parteichef Erich Honecker auch getan.

Hans Schäfer würde seinem 1. FC Köln am liebsten helfen Von der Ehrenloge aufs Feld Der Weltmeister von 1954 wird 65 / Gerngesehener Gast

Auf der Tribüne des Müngersdorfer Stadions ist er ein oft und gerngesehener Gast bei den Spielen "seines" 1. FC Köln. Hans Schäfer, ehemals Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und des "Geißbock-Klubs", nimmt bei der Beurteilung seiner Fußball-Nachfahren kein Blatt vor den Mund. Am Montag feiert der Weltmeister von 1954 in seiner Heimatstadt seinen 65. Geburtstag. Daß er zuweilen am liebsten von der Ehrenloge aus auf den Rasen springen möchte, liegt an seinem Naturell. Schäfer war zu seiner aktiven Zeit ein "Mitreißer" von der seltenen Art, ein Kämpfertyp, für den Resignation stets ein Fremdwort war.

Seine Karriere als Nationalspieler begann Schäfer noch unter der Regie des legendären Bundestrainers Sepp Herberger - zu dessen Lieblingsschülern er gehörte - 1952 als zweifacher Torschütze beim 5:2 über die Schweiz. Zwei Jahre später erlebte er den Höhepunkt seiner Karriere, als er mit der deutschen Nationalelf in Bern durch den 3:2-Finalsieg über den hohen Favoriten Ungarn den Welttitel errang. Der nach dem Rücktritt von Fritz Walter im Jahre 1958 von Herberger zum Mittelfeld-Regisseur umfunktionierte und zum Mannschaftsführer ernannte Kölner kam bei drei WM-Turnieren (1954 in der Schweiz, 1958 in Schweden, 1962 in Chile) zu 15 Einsätzen. Insgesamt trug er das Adler-Trikot 39mal.

Für den 1. FC Köln, dem er trotz einiger lukrativer Angebote stets die Treue hielt, war er, Freundschaftsspiele inklusive, in 711 Begegnungen am Ball. 750mal brachte er die Lederkugel im gegnerischen Tor unter - eine ungewöhnlich hohe Erfolgsquote. 1963 kürten ihn die deutschen Sportjournalisten zum "Fußballer des Jahres". Unter den vielen Auszeichnungen, die ihm zuteil wurden, befindet sich auch das vom Bundespräsidenten verliehene Silberne Lorbeerblatt. Nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn (1967) betätigte er sich beim 1. FC noch einige Jahre als Assistenz- Coach. In dieser Rolle führte er die Kölner in Vertretung des damals verletzten "Chefs" Hennes Multhaup 1968 zum Gewinn des DFB-Pokals (4:1-Finalsieg über den VfL Bochum). dpa

Stall Schockemöhle mit neuen Namen Rene Tebbel reitet Walzerkönig Otto Becker und Franke Sloothaak satteln für sich selbst

Die deutsche Reiterei steht vor einem Umbruch. Trotzdem werden die beiden Zentren Buchloe im Süden und Mühlen im Norden wie bisher dominieren - und die von Jahr zu Jahr bedeutungsloser gewordene Reiterzentrale Warendorf wird künftig noch weniger ernst genommen werden. Bei Paul Schockemöhles und Ion Tiriacs 3. "German Classics" in der Bremer Stadthalle wurde es offenkundig: Der Stall Moksel im Allgäu ist stärker denn je und kann problemlos aus eigenen Kräften eine eigene Nationen-Preis-Equipe stellen, die stärker ist als die meisten europäischen Springreiter-Teams. Und im Norden baut Schockemöhle nach dem erklärten Abschied von Franke Sloothaak und Otto Becker eine neues Team auf, das nahtlos an alte Erfolge des Mühlener Stalles anknüpfen soll.

Sloothaak und Becker haben sich entschieden, eigene Ställe aufzubauen. Vize- Europameister Franke Sloothaak mit Hilfe des norditalienischen Multi-Managers und Multi-Millionärs Vicente Muccioli, der vornehmlich aufwendige Therapie- Zentren betreibt, und Otto Becker gemeinsam mit seiner Verlobten Nicole Uphoff, der viermaligen Dressur-Olympiasiegerin. Das ändert nichts daran: Paul Schockemöhle, der sein erfolgreiches Imperium auf neue Fundamente stellt, behält die guten Pferde. Den erfolgreichen Hannoveraner Wallach Walzerkönig, der verletzt ist und erst im nächsten Jahr wieder gesattelt werden kann, wird Franke Sloothaak nicht, wie gehofft, mitnehmen können. Walzerkönig bekommt einen neuen Reiter: Rene Tebbel.

Damit ist auch klar: Der größte Konkurrent von Olympiasieger Ludger Beerbaum im deutschen Lager wird der Emsländer Rene Tebbel sein, über den Paul Schockemöhle überschwenglich urteilt: "Es gibt in Deutschland keinen besseren Reiter." Um niemanden zu verprellen, schränkt er ein: "Es gibt vielleicht ein paar gleichwertige."

Die Allianz funktioniert. Paul Schockemöhle hatte schon vor Jahresfrist erklärt: "Wenn Herbert Meyer als Bundestrainer aufhört, höre ich auch auf." Also bekniete "Paule" seinen Freund und Kompagnon Herbert Meyer, seinen 1993 auslaufenden Vertrag um vier Jahre zu verlängern - das ist inzwischen geschehen - und versprach gleichzeitig, wie bisher die deutsche Springreiterei zu fördern. dpa

Politbüro der chinesischen KP reformiert

PEKING, 16. Oktober (dpa). In einer weitreichenden Umbesetzung der obersten Führungsetage der Kommunistischen Partei Chinas wird mehr als die Hälfte der Mitglieder des Politbüros ausgewechselt. Dies enthüllte am Freitag während des zur Zeit in Peking stattfindenen 14. Parteitages der KP Chinas die in Hongkong erscheinenden Zeitung Wenhuibao, die von der KP Chinas mitfinanziert wird. Wie es aus gut unterrichteten Kreisen hieß, werden in ein stark erweitertes Politbüro eine Reihe von Reformkräften aufrücken. Auch Staatschef Yang Shangkun (85) werde seinen Platz im Politbüro räumen, so die Zeitung.Preis für Sanchez Drago

MADRID. Der mit umgerechnet 700 000 Mark höchstdotierte spanische Literaturpreis "Planeta" ist dem Autor Fernando Sanchez Drago (56) zuerkannt worden. Der Madrilene erhielt die Auszeichnung für sein Werk "La prueba del laberinto" ("Die Probe des Labyrinths"). Der Roman erzählt von der Lebenskrise eines alternden Schriftstellers, den sein Verlag beauftragt, die Memoiren von Jesus Christus zu schreiben. Dafür begibt er sich auf eine lange Pilgerreise, die ihn von Madrid durchs Heilige Land nach Indien und zurück ins französische Chartres führt. Aus dem umfangreichen Oeuvre von Sanchez Drago, der mit elf Jahren sein erstes Theaterstück schrieb, ragt der Roman "Una historia magica de Espana" ("Phantastische Spanien-Geschichte") heraus, für den er 1979 den Spanischen Literaturpreis erhielt. dpa

Bücher ohne Zukunft?

PARIS. Sorgen um die Buchproduktion und den literarischen Austausch im gesamteuropäischen Kulturraum wurden auf der Kulturminister-Konferenz des Europarates in Paris artikuliert. Zur Förderung dieses Bereiches sei ein Notplan dringend erforderlich, sagte der französische Bildungs- und Kulturminister Jack Lang auf dem zweitägigen Treffen zum Thema "Buch, Verlag und Lesen". Er hob die Bedeutung der Kleinverlage für die Demokratisierung in Osteuropa hervor. Gerade sie und die kleinen Buchhandlungen litten am stärksten in der Krise auf dem europäischen Buchmarkt.

Die Generalsekretärin des Europarats, Cathérine Lalumière, verwies auf die erschwerte Buchproduktion in Osteuropa. Das alte System der staatlich kontrollierten Verlage sei hinweggefegt, die neuentstandenen Kleinverlage arbeiteten zumeist unter sehr prekären Bedingungen. Auch in Westeuropa seien literarische Werke in kleineren Ländern meist nicht rentabel. dpa

Deutsche PEN-Zentren tagen

BERLIN. Die beiden deutschen PEN-Zentren kommen am Sonntag in Berlin erstmals zu einer gemeinsamen Präsidiumstagung zusammen. Die Beratung "ohne feste Tagesordnung" soll die gegenseitige Annäherung fördern. Eine Zusammenlegung bei der Zentren stehe jedoch im Moment nicht zur Diskussion, erklärten Sprecher beider Verbände. Dem Pen-Zentrum West mit Sitz in Darmstadt gehören 492 Autoren an, das ostdeutsche hat 126 Mitglieder.

Anders als die Schriftstellerverbände hatten die PEN-Zentren Ost und West nach der deutschen Vereinigung Wert auf getrennte Wege gelegt. Gegensätzliche Positionen gab es besonders zum Thema Vergangenheitsbewältigung. Während der westdeutsche PEN auf rasche Aufarbeitung und Abrechnung bei Enthüllung der "eigenen Verstrickungen" drängte, bestand man im Osten nicht nur auf Eigenständigkeit, sondern auch auf "Selbstbestimmung". Zur Ahndung "schwerwiegender Verstöße gegen die Charta des internationalen PEN" bei einzelnen Mitgliedern, wie vom West-PEN gefordert, kam es indes nicht. dpa

UN-Einsatz in Somalia gerügt

NAIROBI, 16. Oktober (dpa). Der Direktor der internationalen Hilfsorganisation CARE, Malcolm Fraser, hat die Bemühungen der Vereinten Nationen (UN) im Somalia-Konflikt als "höchst unangemessen" bezeichnet.

Der Beschluß des UN-Sicherheitsrates, 3500 Blauhelme nach Somalia zu entsenden - von denen bisher lediglich 500 angekommen sind -, sei unzureichend, sagte Fraser, bei seiner Rückkehr aus Somalia vor Journalisten in Nairobi. Es würden mindestens 15 000 Friedenssoldaten benötigt, die überall im Lande eingesetzt werden sollten.

Der CARE-Direktor sagte, im einstigen Jugoslawien würden die "besten Kräfte" eingesetzt, um ein Ende des Krieges herbeizuführen. In Somalia hingegen, wo mehr als eine Million Menschen vom Hungertod bedroht seien, mache man nur halbherzige Anstrengungen. "Von allen Ländern, die von Krieg zerstört werden, ist Somalia das schlimmste. Somalia ist auf dem Weg, gänzlich ausgelöscht zu werden."

Mannschaftsaufstellungen

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz, Wolf - Oechler, Kramny, Dorfner, Fengler, Olivares - Eckstein, Rösler.

Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald, - Okocha, Wolf (Bommer), Bein (Klein), Weber, Studer - Kruse, Yeboah.

Stühlerücken in Chinas Politbüro Hälfte der Mitglieder räumt Posten / Alter als Grund genannt Von unserem Korrespondenten Henrik Bork

PEKING, 16. Oktober. Acht chinesische Politiker werden voraussichtlich aus dem Politbüro ausscheiden. Das mächtigste Führungsgremium der Kommunistischen Partei werde damit um mehr als die Hälfte seiner jetzt 14 Mitglieder erneuert werden, meldete eine von Peking kontrollierte Zeitung am Freitag in Hongkong.

Die führenden Politiker, darunter Staatspräsident Yang Shangkun und Verteidigungsminister Qin Jiwei, hätten sich auf dem derzeit in Peking stattfindenden 14. Parteitag der KPCh nicht mehr für das Zentralkomitee zur Wahl gestellt, schrieb das Blatt. Somit könnten sie auch nicht mehr dem Anfang nächster Woche neu zu wählenden Politbüro angehören, müssen jedoch nicht unbedingt ihre Regierungsämter abgeben.

Wer anstelle der Altpolitiker in die Führungsriege der Partei aufrücken wird, wird erst in einigen Tagen bekannt werden. Viele Beobachter gehen jedoch davon aus, daß vorwiegend jüngere - also etwa fünzig- bis sechzigjährige-Politiker befördert werden sollen. "Viele Genossen im fortgeschrittenen Alter finden es schwierig, weiter die schwere Last der Arbeit zu tragen", hieß es dazu in einem gleichzeitig erschienenen Kommentar der Pekinger Volkszeitung (Renmin Ribao).

Eine Reihe der Politiker, die aus dem Politbüro ausscheiden, hatte bisher die Reformpolitik des Altpolitikers Deng Xiaoping unterstützt. Dazu zählt neben dem 85jährigen Staatspräsidenten unter anderem der 76jährige Parlamentsvorsitzende Wan Li. Doch auch die zwei als "Hardliner" bekannten Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros, Song Ping und Yao Yilin, sollen ihre Parteiämter verlieren. Auch Pekings Parteichef Li Ximing, der Vize-Premier Wu Xueqian sowie der Parteichef der Provinz Sichuan, Yang Rudai, werden ebenfalls ihre Politbüro-Sessel räumen.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Längste Ampel Deutschlands

STUTTGART, 16. Oktober (dpa). Auf der Autobahn Stuttgart-München ist am Freitag die längste Verkehrs-Warnanlage Deutschlands in Betrieb genommen worden: Die "Verkehrsbeeinflussungsanlage" im Bereich der Schwäbischen Alb ist laut Stuttgarter Verkehrsministeriums 44 Kilometer lang und kostete 20 Millionen Mark. Sie soll Autofahrer vor allem vor Gefahren durch Nebel und Nässe warnen. Über elektronisch gesteuerte Verkehrszeichen wird wechselweise auch auf andere Gefahren, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und Baustellen hingewiesen. Auf dem Autobahnabschnitt ist es bislang wegen Nebels häufig zu Massenkarambolagen gekommen.

Gewalt empört Italiens Presse

ROM, 16. Oktober (dpa). Mit Empörung haben italienische Zeitungen am Freitag auf Angriffe rechtsradikaler Skinheads gegen Italiener in Deutschland reagiert. Zum Teil auf den Titelseiten berichteten die Blätter über Ausschreitungen in Saarbrücken, bei denen am Mittwoch abend ein Italiener verletzt worden war.

Besonders herausgestellt wurde in den Berichten, daß zahlreiche deutsche Bürger von ihren Fenstern aus den fünf rechtsradikalen Gewalttätern zugesehen hätten, ohne einzuschreiten. Zwei Italiener im Alter von 50 und 33 Jahren seien auf der Straße zunächst mit Rufen wie "Scheiß-Asylanten" und "Ausländer raus" beschimpft worden, bevor einer der Skinheads den älteren der beiden Männer mit einem Kopfstoß attackierte und verletzte. Schließlich hätte eine türkische Frau die Polizei alarmiert.

Die Polizei in Saarbrücken hat den Zwischenfall bestätigt. Die Täter im Alter zwischen 19 und 30 Jahren wurden gefaßt.Mit Gas-Explosion gedroht

KÖLN, 16. Oktober (dpa). Nach 17stündiger Belagerung haben Polizisten am Freitag einen Tschechen, der gedroht hatte, sich mit einer Gasflasche in die Luft zu sprengen, mit einem starken Wasserstrahl aus einem Feuerwehrschlauch aus seiner Kölner Gartenlaube "gespritzt". Sobald sich jemand seiner Laube näherte, hatte der 36 Jahre alte Arbeitslose den Gashahn aufgedreht. Der Mann, dem eine gerichtlich angeordnete Zwangsräumung drohte, konnte überwältigt werden, ohne daß jemand verletzt wurde.

Die Sprengkraft der Elf-Kilo-Gasflasche hätte laut Polizei ausgereicht, sogar ein mehrstöckiges Haus in die Luft zu sprengen. Der Verkehr auf der nahegelegenen Autobahn A 3 mußte umgeleitet werden. Die Folge war ein Verkehrschaos mit bis zu 25 Kilometer langen Staus.

Der 17stündige Nervenkrieg begann, als zwei Gerichtsvollzieher die Zwangsräumung vollstrecken wollten. Der Tscheche hatte die Laube vor Jahren von einem Kleingärtnerverein in Köln-Holweide gepachtet. Der Verein hatte ihm gekündigt, weil der 36jährige entgegen den Bestimmungen ständig in der Gartenlaube wohnte und den Garten nicht pflegte.

EG-Gipfel beschließt Winterhilfe für Bosnien Finanzierung für kalte Jahreszeit offen / Krieg hat bisher drei Millionen Menschen entwurzelt

BIRMINGHAM/GENF, 16. Oktober (ha/dpa/Reuter). Eine Winterhilfe für Bosnien-Herzegowina und die Kriegsflüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien nach dem Modell der Hilfsaktion für Moskau und St. Petersburg im vorigen Jahr haben die EG-Regierungschefs beschlossen. Sie reagierten damit am Freitag bei ihrem Gipfeltreffen in Birmingham auf den dringenden Appell des UN- Hochkommissariats für Flüchtlinge.

In einer gemeinsamen Erklärung sicherten die zwölf eine Soforthilfe von 426 Millionen Mark zu. Gleichzeitig soll eine "task force" (Einsatzgruppe) von Experten der EG die Verteilung der Hilfe organisieren und überwachen.

Ein EG-Sprecher sagte, bis Weihnachten reichten die bisher zugesagten Mittel aus: Die EG hatte für 1992 insgesamt 460 Millionen Dollar bereitgestellt. Dazu kamen Einzelzahlungen der nationalen Regierungen der zwölf EG-Mitglieder in Höhe von insgesamt 84 Millionen Dollar. Noch einmal 84 Millionen Dollar stellten weitere zwölf westliche Industrieländer zur Verfügung. Offen blieb, welche Mittel für die Monate Dezember 1992 bis März 1993 aus dem EG-Haushalt 1993 und von den 24 Industriestaaten zusätzlich aufgebracht werden sollen, um den auf 600 Millionen Dollar bezifferten Bedarf für die zweite Winterhälfte zu decken.

In deutschen Delegationskreisen wurde darauf hingewiesen, daß Bonn in den letzten zwölf Monaten mit 275 Millionen Mark (einschließlich seiner Leistungen über die EG-Kasse) für das Bürgerkriegsgebiet und die Flüchtlinge mehr beigesteuert habe als irgendein anderer Staat.

Da vor allem auch Heizmaterial für die Menschen im Kriegsgebiet nötig ist, soll das bisher auch für Mazedonien geltende Öl-Embargo aufgehoben werden, "solange keine Lieferungen nach Serbien-Montenegro abgezweigt werden", hieß es in Birmingham. Bundesaußenminister Klaus Kinkel hatte sich energisch gegen jede Einschränkung des Embargos gesträubt, wie deutsche Delegationskreise berichteten. In einem einstimmig verabschiedeten Beschluß forderte der Bundestag in Bonn die Bundesregierung auf, mindestens 20 Millionen Mark bereitzustellen, die insbesondere den von Tod und Hungersnot bedrohten Menschen im ehemaligen Jugoslawien zugute kommen sollen.

Die bosnischen Kroaten wollen nach Worten des UN-Menschenrechtsbeauftragten Tadeusz Mazowiecki kommende Woche alle Gefangenen aus ihren Lagern freilassen. Der frühere polnische Ministerpräsident sagte, dies habe ihm der Spitzenpolitiker Mate Boban zugesagt.

Bislang sind nach UN-Angaben etwa 2,85 Millionen Menschen durch den Krieg entwurzelt worden. Von den über 530 000 Flüchtlingen, die im westlichen Ausland aufgenommen worden sind, leben derzeit 220 000 in Deutschland, soviel wie in keinem anderen EG-Staat. Italien hat nur 17 000 Menschen, die Niederlande 6300, die Schweiz 7000, Österreich 58 000 und Ungarn 50 000 Flüchtlinge aufgenommen, Griechenland sieben.

"Weniger Chancen für Frauen" Arbeitgeber reagieren auf Urteil zur Frage nach Schwangerschaft

KÖLN, 16. Oktober (dpa). Die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts, wonach werdende Mütter Fragen ihres Arbeitgebers nach einer Schwangerschaft nicht ehrlich beantworten müssen, fördert nach Auffassung der Arbeitgeber "nicht gerade die Arbeitsmarktchancen der Frauen". Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in Köln teilte am Freitag mit, es stelle sich erneut die Frage, ob dem einzelnen Arbeitgeber erhebliche Teile der finanziellen Lasten einer Schwangerschaft aufgebürdet werden dürften. Die Arbeitgeber verwiesen dabei auf das Grundgesetz, wonach Mutterschutz eine Gemeinschaftsaufgabe sei. Der vom Bundesarbeitsgericht entschiedene Fall (AZ: 2 AZR 227/92) mache exemplarisch deutlich, "zu welchen Problemen es führt, wenn die teilweise unsensible Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs blind übernommen" werde.

Das Bundesarbeitsgericht hatte die für Deutschland bislang geltende Rechtsprechung, wonach die Frage nach einer Schwangerschaft bedingt zulässig war, aufgrund eines Urteils des höherrangigen Europäischen Gerichtshofes grundsätzlich revidieren müssen.

Sachsen-Anhalts Staatssekretärin für Gleichstellungsfragen, Carmen Stange (CDU), nannte das Urteil wunderbar. Allerdings räumte sie ein, daß die Regelung besonders schlimm für Kleinbetriebe mit zwei oder drei Beschäftigten sei. Das hessische Frauenministerium will nun an die Arbeitgeber appellieren, künftig "nicht etwa zu umgehen, Frauen im gebärfähigen Alter einzustellen" und damit auf das große Potential der Frauen in der Arbeitswelt zu verzichten.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ursula Engelen-Kefer, wertete das Urteil als erfreulich konsequent und sachlich geboten.

Mehr und mehr Infektionen

WASHINGTON, 16. Oktober (dpa). Infektionskrankheiten sind in den USA wieder auf dem Vormarsch. Davor haben Experten der National Academy of Science gewarnt, berichtete am Freitag die US-Zeitung The Washington Post. In den vergangenen Jahren hätten vor allem Fälle von Tuberkulose, Grippe, Masern und der von Zecken übertragenen Lyme-Borelliose stark zugenommen.

Der Grund für die Rückkehr der zum Teil lange für besiegt gehaltenen Seuchen sei die zunehmende Resistenz vieler Erreger gegen Antibiotika. Dazu kämen häufigere Reisen in Länder, wo diese Krankheiten noch stark auftreten. Gelegentlich könnten auch Tierseuchen auf den Menschen übertragen werden.

Kohl nicht mehr im Minus

HAMBURG, 16. Oktober (dpa). Bundesregierung und Bundeskanzler Helmut Kohl werden von der Bevölkerung wieder positiver beurteilt. Das zeigt das neueste ZDF-Politbarometer. Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre, erhielten die Unionsparteien CDU/CSU mit 38 Prozent ein Prozent mehr Stimmen als im vergangenen Monat. Als ein Grund gilt die "wiedergewonnene Handlungsfähigkeit" der Regierung etwa bei der Gesundheitsreform und in der Asylpolitik.

Von der "gewachsenen Systemzufriedenheit" profitierte vor allem der Bundeskanzler. Er machte auf der Beliebtheitsskala von plus fünf bis minus fünf den größten Sprung - von minus 0,3 auf plus 0,3. Die "Rote Laterne" trägt Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann mit minus 0,2.

Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahlen wären, bliebe die SPD mit 37 Prozent und die FDP mit acht Prozent unverändert. Die Gruppierung Grüne/Bündnis 90 erhielte acht Prozent der Stimmen, die Republikaner fünf und die PDS zwei Prozent.

Wieder Clenbuterol im Fleisch

DÜSSELDORF, 16. Oktober (dpa). Bei Kontrollen von importiertem spanischem Rindfleisch haben nordrhein-westfälische Untersuchungsbehörden erneut das verbotene Masthilfsmittel Clenbuterol entdeckt. Der Düsseldorfer Landwirtschaftsminister Klaus Matthiesen (SPD) ordnete daraufhin an, von sofort an jede Rindfleisch-Lieferung aus spanischen Betrieben, die schon als "Clenbuterol-Mäster" aufgefallen sind, umfassend zu prüfen. Er bezeichnete es am Freitag als Skandal, daß auch der jüngste beanstandete Fleischtransport mit offiziellen Genußtauglichkeitsbescheinigungen der spanischen Behörden versehen gewesen sei.

Erst vor wenigen Wochen hatten NRW- Behörden bei fünf Fleischtransporten aus Spanien 25 Clenbuterol-Befunde ermittelt.Ski-WeltcupIn Kitzbühel schneit es 300 000 Franken

Der Prämienstreit im vergangenen Jahr hat für die alpinen Skirennläufer in der kommenden Weltcup-Saison erste konkrete Erfolge gebracht. Der Veranstalter der Herren-Rennen am 16. und 17. Januar 1993 in Kitzbühel will für Abfahrt, Slalom und Kombination insgesamt 300 000 Schweizer Franken an Preisgeld ausschütten. Dies teilte Gian-Franco Kasper, der Generalsekretär des Internationalen Skiverbandes (FIS), am Freitag mit.

"Allerdings sind die Organisatoren in Kitzbühel die einzigen, deren Informationen schriftlich zum von der FIS festgesetzten Prämien-Meldeschluß bei uns eingegangen sind. Die anderen Veranstalter haben wir angemahnt", so Kasper weiter.

In der vorigen Saison hatte die FIS nur einen empfohlenen Richtwert von 18 000 Franken für die drei Erstplazierten an die Veranstalter ausgegeben. Doch eine "Rebellion" der Fahrer und später auch entsprechende Anträge einiger nationaler Verbände hatten die FIS in Zugzwang gebracht. Bei seinem Kongreß in Budapest in diesem Sommer beschloß der Weltverband einen Mindestwert von 20 000 Franken. Den Veranstaltern bleibt es überlassen, wieviel sie darüberhinaus bieten. dpa

Zur Person:

HANS ALBRECHT, ehemaliger SED-Bezirkschef von Suhl, ist wegen Anstiftung zur Untreue im schweren Fall und vorsätzlichen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer 22monatigen Haftstrafe verurteilt worden. Damit folgte das Bezirksgericht im thüringischen Meiningen im wesentlichen der Forderung der Staatsanwaltschaft, setzte die Strafe im Gegensatz zu den Vorstellungen der Anklage jedoch nicht auf Bewährung aus. Albrecht (72), von 1966 bis 1989 Chef der SED-Bezirksleitung von Suhl und damit mächtigster Mann in Südthüringen, hat bereits elf Monate in Untersuchungshaft verbracht. Er hatte für den Umbau seines Bungalows statt der Gesamtsumme von 200 000 Mark nur 35 000 Mark bezahlt. (dpa)

Holm setzte Siegeszug fort Auch für Edberg kam in Tokio das Aus

Boris Becker-Bezwinger Henrik Holm hat am Freitag seinen Siegeszug beim ATP-Turnier in Tokio fortgesetzt. Einen Tag nach seinem Triumph über den Leimener schaltete der Schwede im Viertelfinale mit Wayne Ferreira (Südafrika) ein weiteres Mitglied der Top Ten der Tennis-Weltrangliste aus. Holm, der beim 7:6 (7:5), 6:2-Erfolg phasenweise an seine Leistung aus dem Becker-Spiel anknüpfen konnte, trifft nun auf den Russen Alexander Wolkow, der dem Weltranglisten-Zweiten Stefan Edberg (Schweden) mit 6:3, 3:6, 7:5 das Nachsehen gab.

Das zweite Halbfinale bei dem mit einer Million Dollar dotierten Turnier bestreiten die US-Amerikaner Ivan Lendl, der den Kroaten Goran Ivanisevic mit 6:3, 6:4 bezwang, und Michael Chang, der beim 7:6 (7:2), 6:3 gegen seinen Landsmann Kenny Thorne einige Mühe hatte.

Im Gegensatz zum Spiel gegen Becker, in dem er phantastisch aufgeschlagen hatte, zeigte Holm im Match gegen Ferreira beim Service einige Schwächen. Für den 24jährigen Schweden nicht weiter verwunderlich. "Ich habe gegen Becker unglaublich gespielt und fast wie Ivanisevic aufgeschlagen. Aber das geht nicht jeden Tag." dpa

Kurz gemeldet: Nicaragua wirbt um Kredite

MANAGUA, 16. Oktober (AFP). Bei einer zweiwöchigen Rundreise durch Skandinavien, die am Freitag begann, will sich die nicaraguanische Präsidentin Violeta Chamorro um Kredite für ihr in einer Wirtschaftskrise steckendes Land bemühen.

Marokko wählte Gemeinderäte

RABAT, 16. Oktober (dpa). In Marokko sind am Freitag die Gemeinderäte bei den ersten Kommunalwahlen seit 1983 gewählt worden. Gewählt wurde auch in der von Marokko besetzten Westsahara, wo noch ein UN-Referendum aussteht, bei dem die Bevölkerung über Eingliederung in Marokko oder Unabhängigkeit abstimmen soll.

An den Wahlen beteiligten sich neun Parteien oder Wählergemeinschaften, von denen fünf dem Regierungslager zuzurechnen sind. Gruppierungen der radikal-islamischen Fundamentalisten durften nicht teilnehmen.

Die Kommunalwahlen galten als Test für das Versprechen des Königs, für einen sauberen Wahlprozeß zu sorgen, nachdem das Referendum über eine Verfassungsreform am 4. September eine Zustimmung von 99,9 Prozent erbracht hatte.

Moskau rückt von Vorwurf ab

MOSKAU, 16. Oktober (dpa). Die russischen Behörden haben den Vorwurf der Grenzverletzung gegen das Greenpeace- Schiff "Solo" teilweise zurückgenommen. Das Kommando der Grenztruppen im Nordpolarmeer teilte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax am Freitag mit, nicht die "Solo", sondern ihr Beiboot habe sich unerlaubt in russischen Hoheitsgewässern aufgehalten.

Die "Solo" war am vergangenen Montag in der Kara-See vor der Insel Nowaja Semlja mit Schüssen vor den Bug gestoppt und beschlagnahmt worden. Die Besatzung wollte Aufnahmen von einem gesunkenen Atom-U-Boot der früheren Sowjetmarine machen.

Die "Solo" wurde nach Angaben der Umweltschutzorganisation an diesem Sonnabend im Nordmeerhafen Murmansk im Schlepp eines russischen Küstenwachbootes erwartet. Dort soll ein Gericht über das Schicksal des unter niederländischer Flagge laufendes Schiffes und seiner 33köpfigen Besatzung entscheiden.Vorschlag für Müllverordnung

BRÜSSEL, 16. Oktober (dpa). Die EG- Staaten sollen künftig generell Müllimporte verbieten können. In diese Richtung zielt - offenbar unter dem Eindruck des deutsch-französischen Abfallstreits vom August - ein Kompromißvorschlag der britischen EG-Ratspräsidentschaft für eine umstrittene Richtlinie, der am Freitag in Brüssel bekannt wurde.

In dem Vorschlag zur Neuregelung heißt es: "Die Mitgliedsländer können Maßnahmen ergreifen, um Mülltransporte generell oder teilweise zu verbieten oder sie systematisch abzuweisen." Damit schwenkt die Ratspräsidentschaft zwar auf die französische Linie ein, der Vorschlag widerspricht jedoch völlig dem von der EG-Kommission gewünschten Prinzip der offenen Grenzen im Binnenmarkt 1993. Bedenken erhoben vor allem die kleineren EG-Länder Belgien, Luxemburg und Irland, die ihre Müllprobleme alleine nicht bewältigen können.

Golf Deutsche wahrten ihre Endrundenchance

Deutschlands Profi-Golfer haben ihre Endrundenchance bei der inoffiziellen Mannschafts-Weltmeisterschaft gewahrt. Einen Tag nach dem 0,5:2,5 gegen Australien setzten sich Bernhard Langer (Anhausen), Torsten Giedeon (Hamburg) und Heinz-Peter Thül (Köln) im schottischen St. Andrews mit 2:1 nach Stechen gegen das Team von Südafrika durch. Im zweiten Spiel der Gruppe 4 besiegte Australien Thailand mit 3:0. Die Australier führen mit zwei Punkten vor Deutschland und Südafrika (je 1). dpa

Polizist erschoß bei Trier schwerbewaffneten Bankräuber

TRIER, 16. Oktober (dpa). Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat am Freitag einen schwerbewaffneten Mann bei einem Überfall auf eine Sparkasse in Körperich/Eifel in den Räumen des Geldinstitutes erschossen. Sein Komplize wurde von einer Polizeikugel am Bein getroffen und festgenommen. Er war mit zwei russischen Splitterhandgranaten und einem Revolver bewaffnet. Ein dritter Mann, der im Auto gewartet hatte, wurde auf der Flucht von der Luxemburger Polizei gefaßt.

Wie die Staatsanwaltschaft in Trier mitteilte, gingen bereits zehn Banküberfälle in Nordrhein-Westfalen und der Eifel auf das Konto der drei Männer. Die "Mitte 30jährigen" erbeuteten dabei rund 1,7 Millionen Mark. Die Kriminalpolizei in Trier hatte nach den Überfällen einen neuen Coup erwartet - und war schon mit einer Spezialeinheit am Tatort. Insgesamt waren vier Geldinstitute in die Beobachtung einbezogen.

Als sich die Täter in Körperich näherten, verständigten zwei Polizisten ihre Kollegen in der Filiale. Die Männer seien aber schneller als erwartet in die Bank eingedrungen und hätten die Beamten mit Revolvern bedroht, hieß es. Ein Polizist habe "in Notwehr" vier Schüsse abgegeben und einen Räuber mit Schüssen in Kopf und Brust tödlich verletzt. Der zweite sei von einem "Querschläger" am Bein gestreift worden.

Die Männer, deren Identität ungeklärt ist, gingen immer nach dem gleichen Muster vor. Zwei bis drei Tage vor dem Überfall stahlen sie ein Motorrad. Die Geldinstitute überfielen sie freitags, kurz nach Beginn oder kurz vor Ende der Geschäftszeiten. Als am Mittwoch ein schweres Motorrad in Trier gestohlen wurde, schöpfte die Kripo Verdacht und rechnete mit einem Überfall am Freitag.

Vom rechten Weg abgekommen

MAINASCHAFF, 16. Oktober (dpa). Wegen unsicherer Fahrweise fiel eine Frau in Mainaschaff bei Aschaffenburg einer Verkehrskontrolle auf. Der Test ergab einen Wert von 2,61 Promille. Die 55jährige war auf dem Weg zu einer Sitzung der Anonymen Alkoholiker . . .

Rußland kürzt Erdgaslieferungen

ESSEN (dpa/VWD). Rußland hat seine Erdgaslieferungen nach Deutschland und Westeuropa für eine noch unbestimmte Zeit um die Hälfte gekürzt. Das bestätigt die Ruhrgas. Ein Sprecher des Unternehmens versichert aber, daß durch den "außergewöhnlichen Vorgang" auch bei einem strengen Winter die Versorgung im Westen wie im Osten Deutschlands nicht gefährdet sei. Der Ausfall könne durch Entnahme aus Speichern sowie durch erhöhte Bezüge von anderen Lieferanten ausgeglichen werden.

Als Grund für die Drosselung hat die russische Seite laut Ruhrgas in erster Linie Differenzen mit der Ukraine angegeben, die offenbar höhere Gebühren für die Durchleitung fordert. Die russische Gaswirtschaft sei nach eigener Aussage bemüht, die Lieferkürzungen "schnellstmöglich" zu beenden. Einen Termin habe sie jedoch nicht genannt.

Westdeutschland deckt 29 Prozent seines Bedarfs aus russischen Quellen.

Gastgeber bleiben im Tabellenkeller Pleiteserie setzt sich fort Nur Christensen traf / Bochum - Schalke 04 0:1 (0:1)

Der VfL Bochum geht schweren Zeiten entgegen, der FC Schalke 04 kann doch noch gewinnen. Nach fünf sieglosen Spielen hatten die "Königsblauen" am Freitag durch ein 1:0 (1:0) im Ruhrstadion endlich wieder ein Erfolgserlebnis. Das Tor des Abends erzielte der Däne Christensen in der 32. Minute für die Elf von Trainer Udo Lattek, die nach dem dritten Auswärtssieg der Saison wieder Anschluß ans Mittelfeld gefunden hat. Der VfL Bochum hingegen, seit nunmehr sieben Spielen ohne doppelten Punktgewinn, hat sich mit der erneuten Pleite im Tabellenkeller festgesetzt.

Im Spiel zweier stark ersatzgeschwächter Mannschaften, denen jeweils sechs verletzte Akteure nicht zur Verfügung standen, erwischten die Schalker eindeutig den besseren Start. Während die Hausherren unkontrolliert angriffen und sich immer wieder festrannten, agierten die Gäste geschickt über die Flügel und brachten die VfL-Hintermannschaft einige Male in Bedrängnis.

Sendscheid (25.) und Mihajlovic (26.) vergaben zunächst zweimal die Führung, die dann kurz darauf Christensen perfekt machte: Der Däne war nach einem von Bochums Schlußmann Zumdick abgewehrten Sendscheid-Kopfball im Nachschuß zum hochverdienten Führungstreffer zur Stelle. Die Gastgeber, bei denen in den ersten 45 Minuten so gut wie gar nichts klappte, hatten durch Wegmann unmittelbar vor dem Pausenpfiff ihre einzige Torchancen, doch der 15-Meter- Schuß strich am Pfosten vorbei.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild nur wenig. Die Bochumer bemühten sich zwar um den Ausgleich, blieben aber weiter erschreckend harmlos. Die Schalker hatten deshalb nicht viel Mühe, den Vorsprung zu sichern. In der Schlußphase waren die Gäste bei einer Großchance von Christensen (72.) und einem Pfostenschuß von Hey (84.) einem zweiten Tor weitaus näher als die Bochumer dem 1:1. Beste Spieler bei den Gästen waren Büskens und Eigenrauch. dpa

Bochum: Zumdick - Kempe - Heinemann, Reekers - Dressel, Bonan, Herrmann, Wegmann, Wosz - Kim (69. Eitzert), Moutas (69. Milde).

Schalke: Gehrke - Güttler - Linke, Eigenrauch - Prus, Freund, Anderbrügge, Büskens, Christensen (73. Hey) - Mihajlovic, Sendscheid (82. Schlipper).

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Tor: 0:1 Christensen (31.).

Zuschauer: 40 000 (ausverkauft).

Gelbe Karten: Bonan, Reekers - Linke, Freund, Büskens.

Bundesrats-Chef will schnelle Asyl-Lösung

BONN, 16. Oktober (dpa). Der scheidende Präsident des Bundesrates, Berndt Seite (CDU), hat an alle politischen Kräfte appelliert, gemeinsam eine wirksame Neuregelung des Asylproblems zu ereichen.

Wenn es nicht gelinge, die Asylproblematik schnell und dauerhaft wirksam zu lösen, würden alle demokratischen Parteien an Vertrauen verlieren, warnte der Regierungschef von Mecklenburg-Vorpommern am Freitag im Bundesrat. Darüber hinaus würde, noch schlimmer, das Vertrauen in die Handlungs- und Funktionsfähigkeit des freiheitlich demokratischen Rechtsstaates zerstört "mit Folgen, die sich keiner von uns wünschen kann".

Nachfolger von Seite an der Spitze des Bundesrates ist vom 1. November an turnusgemäß für ein Jahr der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD). In seinem Rückblick auf die auslaufende Amtszeit betonte Seite, die Bevölkerung werde es den Politikern nicht mehr abnehmen, wenn sie sich in Disputen erschöpften und dann, wie in der Vergangenheit immer wieder nur auf den kleinsten gemeinsamen, aber sachlich unzureichenden Nenner einigen. Eine schnelle und dauerhaft wirksame Lösung des Asylproblems könne aber nur auf der Grundlage einer Änderung des Grundgesetzes ereicht werden. Sie müsse zugleich auch den Weg zu einer europäischen Lösung der Asylproblematik freigeben. Denn niemand dürfe glauben, daß sich die europäischen Nachbarn dem deutschen Asylstandard annähern werden.

Zum Thema Europa sagte Seite, die Diskussion der letzten Monate habe bestätigt, daß das künftige Europa nur ein bürgernahes Europa der Regionen sein kann, in dem "Einheit in Vielfalt" herrsche. Doch dürfe man sich nicht der Illusion hingeben, der deutsche Föderalismus sei dauerhaft vor Substanzverlust geschützt. Man werde vielmehr immer wieder darauf achten müssen, daß soviel Kompetenz wie möglich vor Ort bleibt "und Brüssel nur zuständig wird, wenn es unbedingt erforderlich ist".

Lafontaine neuer Bundesratspräsident

BONN, 16. Oktober (dpa). Der Bundesrat hat am Freitag einstimmig den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine zu seinem neuen Präsidenten gewählt. Der SPD-Politiker folgt turnusgemäß dem Regierungschef von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite (CDU). Dieser wurde erster Vizepräsident der Ländervertretung. Lafontaine ist seit Juni 1985 Ministerpräsident im Saarland. Als Präsident des Bundesrates ist er auch Vertreter des Bundespräsidenten. Die Amtszeit des Bundesratspräsidenten beginnt am 1. November und dauert jeweils ein Jahr.

"Gebärprämie" auch im Osten

BONN, 16. Oktober (dpa). Die Stiftung "Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" wird mit Beginn des nächsten Jahres auf die neuen Bundesländer ausgedehnt. Über einen entsprechenden Regierungsentwurf hat der Bundestag am Freitag in erster Lesung beraten. Nach Angaben der parlamentarischen Staatssekretärin im Ministerium für Familie und Senioren, Roswitha Verhülsdonk (CDU), hat die 1984 errichtete Stiftung bisher rund 500 000 schwangere Frauen unterstützt. In Ostdeutschland sei bisher 19 000 Frauen geholfen worden. Mit der Zuständigkeit für das vereinte Deutschland werden die Mittel der Stiftung um 40 Millionen auf 180 Millionen im Jahr aufgestockt.

Sprecherinnen der Koalitionsfraktionen sagten, die Stiftung sei in der Lage, Frauen in Schwangerschaftskonflikten schnell und unbürokratisch zu helfen. Aus den Reihen der Opposition kam dagegen der Vorwurf des "Almosens" und der "Gebärprämie". Notwendig sei eine Regelung mit einem Rechtsanspruch, die den Frauen "Bittgänge" erspare.

Kunststoffe bleiben "anonym"

BONN, 16. Oktober (dpa). Die von der SPD geforderte Kennzeichnungspflicht für Kunststoffe haben Abgeordnete von CDU/CSU und FDP im Bundestag am Freitag abgelehnt. Norbert Rieder (CDU/ CSU) meinte, die Kennzeichnung trage allenfalls zur Verwirrung der Verbraucher bei. Die kunststoffverarbeitende Industrie habe sich bereits freiwillig zur Kennzeichnung entschlossen. Birgit Homburger (FDP) sprach sich gegen ein von SPD und Bündnis 90/Grüne gefordertes Verbot des Kunststoffs PVC aus, da die Industrie bereits auf Ersatzstoffe ausweiche.

Gleichzeitig lehnten Abgeordnete der Koalitionsfraktionen eine Übernahme der Kosten für die Sanierung dioxinverseuchter Spiel- und Sportplätze durch den Bund ab. Nach Ansicht der SPD-Abgeordneten Marion Caspers-Merk hat der Brand in einer Recycling-Firma im westfälischen Lengerich gezeigt, daß die Gefährdung der Bevölkerung durch Dioxin steige.

Bonn braucht für 1993 keine Steuererhöhung

BONN (dpa). Trotz der gewachsenen Haushaltsrisiken kann der Bundesetat 1993 nach Angaben des Bonner Finanzstaatssekretärs Manfred Carstens (CDU) noch ohne weitere Steuererhöhungen finanziert werden. Dabei werde an den bisherigen Eckwerten eines Ausgabenzuwachses von 2,5 Prozent und einer Neuverschuldung von 38 Milliarden Mark festgehalten, sagte er in einem Interview der Rheinischen Post. Nicht einbezogen seien Anforderungen aufgrund der Bahnsanierung, die in Abstimmung mit der EG-Kommission auch durch höhere Mineralölsteuern gedeckt werden könnten.

Das Karlsruher Urteil zum Grundfreibetrag wird die Steuerzahler 1993 um etwa 3,5 bis vier Milliarden Mark entlasten. Der auf den Bund entfallende Betrag von einer bis 1,5 Milliarden Mark kann laut Carstens "im Etat 1993 noch intern ausgeglichen werden". Erst für 1996 seien hierzu neue Überlegungen nötig.

Neue Risiken für den Bundeshaushalt 1993 mit einem Volumen von 435,6 Milliarden Mark drohen nach Angaben des Staatssekretärs vor allem aus Geschäften mit den Staaten der Ex-UdSSR, vom Kreditabwicklungsfonds und aus der konjunkturellen Entwicklung. Bei den neuen Anforderungen handele es sich nicht um zweistellige Milliarden-Beträge, wie oft vermutet werde. Positiv für den Haushalt werde sich die bereits eingetretene Zinssenkung mit rund einer Milliarde Mark auswirken.

Im Streit zwischen Bonner Finanz- und Bauministerium über die Ost-Wohnungswirtschaft bekräftigte Carstens die Ablehnung einer Übernahme von Altschulden durch den Bund. Die zwei bis drei Millionen bleiben im Besitz ostdeutscher Kommunen, und Genossenschaften stellten zumindest einen den Schulden entsprechenden Substanzwert dar. Deshalb sollten sie schnellstens verkauft werden, und zwar mit Vorrang an die Mieter.

"Ledige zahlen zuviel Steuern"

BONN, 16. Oktober (dpa). Wegen des zu niedrigen Grundfreibetrags zahlt der einzelne ledige Steuerzahler nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts im laufenden Jahr 1620 Mark zu viel Steuern. Da die von Karlsruhe festgestellte unrechtmäßige Besteuerung des Existenzminimums von 1978 bis 1992 nicht rückgängig gemacht werden muß, zahlte der Ledige in diesen 15 Jahren zusammen nach Berechnungen der SPD unrechtmäßig 18 923 Mark.

Diese Zahlen veröffentlichte die SPD am Freitag unter Hinweis auf den vom Verfassungsgericht für die einzelnen Jahre genannten Sozialhilfebedarf. SPD-Finanzsprecher Joachim Poß erklärte, die Zahlen belegten, welch erheblicher Korrekturbedarf bestehe.

Nach Unterlagen des Finanzministeriums sind bis zu einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 20 000 Mark etwa sechs Millionen Steuerpflichtige betroffen oder 25 Prozent der etwa 23,9 Millionen Steuerpflichtigen.

Angola-Wahlen .Savimbi nun doch zu Treffen mit dos Santos bereit

- UNITA-Chef bereit zu zweitem Wahldurchgang

LUANDA, 16. OKTOBER (afp). Der frühere Rebellenchef und Vorsitzende der oppositionellen UNITA, Jonas Savimbi, hat sich nun doch zu einem Treffen mit Angolas Präsident Jose Eduardo dos Santos bereiterklärt, nachdem er eine für Mittwoch angesetzte Unterredung abgesagt hatte. Wie am Donnerstag von gut unterrichteter Seite in der Hauptstadt Luanda zu erfahren war, dürften beide Politiker am Freitag oder Samstag zusammenkommen, um einen Ausweg aus der nach den Wahlen vom 29. und 30. September entstandenen Krise zu finden.

Nach Informationen der portugiesischen Nachrichtenagentur LUSA hat Savimbi einem zweiten Wahldurchgang zugestimmt. Das Wahlgesetz sieht eine Stichwahl vor, wenn keiner der Präsidentschaftskandidaten über 50 Prozent der Stimmen erhalten hat. Nach dem jüngsten Stand der Stimmenauszählung erhielt Präsident dos Santos beim Urnengang 49,57 Prozent, während Savimbi etwa 40 Prozent auf sich vereinen konnte. Der UNITA-Chef ficht die Ergebnisse der Wahlen an und spricht von Wahlbetrug. Als erste Reaktion zog die UNITA bereits ihre Truppen aus den gemeinsamen Streitkräften zurück. Außerdem drohte sie damit, den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen.

In der Nacht zum Donnerstag war ein Waffen- und Munitionsdepot nahe Luandas Flughafen explodiert. Die Polizei nahm drei Verdächtige fest, von denen einer bereits gestanden haben soll, Mitglied der UNITA zu sein. Kurz zuvor hatte Savimbi, der sich in Huambo aufhält, angeblich aus Sicherheitsgründen das für Mittwoch anberaumte Treffen in Luanda mit dos Santos abgesagt. Dem Vernehmen nach ist Savimbis Einlenken den Vermittlungsbemühungen des südafrikanischen Außenministers Roloef Pik Botha, den Vereinten Nationen und den Mitgliedern des Sicherheitsrates, insbesondere den USA und Rußland, zu verdanken.

ut AFP

Wegen Brandstiftung verurteilt

LOS ANGELES, 16. Oktober (AFP). Zu 19 Jahren und 8 Monaten Haft ist ein 34jähriger US-Bürger am Donnerstag verurteilt worden, der schuldig gesprochen worden war, während der blutigen Rassenunruhen in Los Angeles Ende April ein Einkaufszentrum in Brand gesteckt zu haben. Während des Gerichtsprozesses hatte Donald Coleman bestritten, die Ladenpassagen durch einen Molotowcocktail in Brand gesetzt zu haben. Gestanden hatte er nur den Diebstahl von Alkohol und Zigaretten aus einem Supermarkt.

Am 29. April waren in Los Angeles schwere Unruhen ausgebrochen, nachdem ein Gericht vier weiße Polizisten freigesprochen hatte, die angezeigt worden waren, einen schwarzen Autofahrer mißhandelt zu haben.

Fundamentalisten mordeten in Ägypten

KAIRO, 16. Oktober (AFP). Mutmaßliche Mitglieder der fundamentalistischen Untergrundorganisation Dschamaa Islamija haben am Donnerstag vier koptische Christen in der ägyptischen Stadt Tama erschossen. Nach Angaben der Polizei wurde der Ausnahmezustand über die Ortschaft verhängt. Bei dem Attentat handele es sich um einen Racheakt für den Tod eines Anhängers der Dschamaa Islamija, der am Mittwoch von Christen zu Tode geprügelt worden war, hieß es. Niemand wurde zunächst festgenommen. Die Fundamentalisten waren laut Polizei gewaltsam in Geschäfte von Kopten eingedrungen und hatten auch Läden, Kirchen und Fahrzeuge in Brand gesteckt.

UN ermitteln in Lettland

NEW YORK, 16. Oktober (AFP). Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen wird in Lettland Vorwürfen über "Diskriminierung von Minderheiten" in der Baltenrepublik nachgehen. Das beschloß UN-Generalsekretär Butros Ghali auf Antrag des litauischen Parlamentspräsidenten Anatolijs Gorbunovs, wie Ghalis Sprecher Francois Giuliani am Donnerstag in New York mitteilte.

Diplomatischen Angaben zufolge geht das litauische Vorgehen auf Äußerungen des russischen Außenministers Andrej Kosyrew zurück, der im September in der UN-Vollversammlung "diskriminierende Praktiken gegen Russen, Ukrainer, Weißrussen" und andere Minderheiten in Estland und Lettland angeprangert hatte.

30 Millionen US-Bürger hungern

WASHINGTON, 16. Oktober (AFP). Fast 30 Millionen US-Amerikaner können sich nicht mehr satt essen. In den vergangenen sieben Jahren habe die Unterernährung in den Vereinigten Staaten um die Hälfte zugenommen, teilte die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" am Donnerstag abend in Washington mit. Nahezu ein Zehntel der Bevölkerung könne am Tag nur noch eine Mahlzeit zu sich nehmen. Vor allem unter den Obdachlosen, deren Zahl landesweit auf 600 000 bis drei Millionen geschätzt werde, sei der Hunger ein "dramatisches" Problem geworden. Über 35 Millionen Amerikaner lebten im vergangenen Jahr unter der Armutsgrenze.

1000 Straßenkinder in São Paulo ermordet

SAO PAULO, 16. Oktober (AFP). Im brasilianischen São Paulo sind in den vergangenen zwei Jahren rund 1000 auf der Straße lebende Kinder und Jugendliche von Polizisten und Todesschwadronen ermordet worden. Das geht aus einem am Donnerstag vorgestellten Bericht der brasilianischen Anwaltskammer hervor. Die Leichen der ermordeten Kinder wiesen in der Regel zahlreiche Einschüsse im Rücken auf, "wie sie für Hinrichtungen im Schnellverfahren charakteristisch sind". Die Mörder würden von Geschäftsleuten in Vororten der Stadt gedungen, heißt es in dem Bericht.

Streik gegen Privatisierung

LA PAZ, 16. Oktober (AFP). Mit einem Hungerstreik seiner Spitzenfunktionäre will der bolivianische sozialistische Gewerkschaftsdachverband COB gegen die von der Regierung beschlossene Privatisierung staatlicher Unternehmen und Bergwerke protestieren.

Falls die Regierung auf ihren Privatisierungsvorhaben bestehe, solle der Hungerstreik auf die Gewerkschaftsbasis ausgeweitet werden, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Er räumte ein, daß eine Einigung zwischen der COB und der Regierung in der Frage der Privatisierungen schwer zu erreichen sein werde, da die zuständigen Minister diesen Bereich "als nicht verhandelbar" bezeichnet hätten.

Außenminister gibt auf

ERIWAN, 16. Oktober (AFP). Der armenische Außenminister Raffi Howanessjan hat am Freitag seinen Rücktritt angekündigt. Er entspreche damit einer Bitte von Präsident Lewon Ter-Petrossjan, sagte er in Eriwan. Er gebe sein Amt mit dem Gefühl zurück, seine Arbeit nicht erledigt zu haben, fügte Howanessjan hinzu.

Der 33jährige Howanessjan, ein US- Staatsbürger, hatte das Amt im Oktober vergangenen Jahres übernommen. Von seinen politischen Gegnern war er immer wieder für seine starre Haltung gegenüber der Türkei, einem engen Verbündeten Aserbaidschans, kritisiert worden.

Japan übergibt Plutoniumplan

TOKIO, 16. Oktober (AFP). Japan hat die USA offiziell über seine Pläne informiert, eine Tonne wiederaufbereitetes Plutonium von Frankreich per Schiff nach Japan zu transportieren. Wie ein Regierungssprecher am Freitag in Tokio sagte, sei Washington gemäß der bilateralen Vereinbarung über die friedliche Nutzung der Atomenergie über die umstrittene Verschiffung in Kenntnis gesetzt worden. Den Angaben zufolge wird das speziell ausgerüstete Frachtschiff Akatsuki Maru demnächst im französischen Hafen von Cherbourg erwartet, wo das Plutonium von der nahegelegenen Wiederaufbereitungsanlage La Hague übernommen werden soll.

Atomkraftgegner und militante Umweltschützer aus verschiedenen Ländern hatten zuvor angekündigt, die Verladung verhindern zu wollen. Mehrere Staaten, die befürchten, daß die Akatsuki Maru ihre Küsten passieren werde, hatten ebenfalls gegen den Plutoniumtransport protestiert.

Deutsche Parlamente wollen in Europa mitreden Bundesrat und Bundestag einig über Grundgesetzänderung / "Wirksame" Beteiligung verlangt

BONN, 16. Oktober (AP). Die Bundesregierung wird künftig bei Entscheidungen in Brüssel nicht nur die Haltung der Länder, sondern auch den Willen der Volksvertretung berücksichtigen müssen. Die gemeinsame Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat billigte am Donnerstag abend einstimmig eine Neufassung des geplanten Europa-Artikels 23 im Grundgesetz, die die Regierung verpflichtet, bei ihren Verhandlungen Stellungnahmen des Parlaments zu geplanten "Rechtsetzungsakten" der Europäischen Union zu berücksichtigen.

Wie der CDU-Abgeordnete Rupert Scholz, einer der beiden Kommissionsvorsitzenden, am Freitag in Bonn mitteilte, sieht der neue Verfassungsartikel 23 neben der Mitwirkung des Parlaments in Angelegenheiten der Europäischen Union auch die Berücksichtigung und Beteiligung der Länder vor, wenn es um Gesetzgebungsvorhaben in ihrer Kompetenz geht. Der Bundestag müsse "wirklich und wirksam" beteiligt werden, um auch ein Gegengewicht gegen die zentralistischen Strukturen in Brüssel zu schaffen.

Der deutsche Verfassungsgeber habe zwar nicht die Möglichkeit, stärkere Kontrollrechte des Europaparlaments einzufordern, heißt es dazu in einer Erklärung der Verfassungskommission. "Wohl aber kann er festschreiben, daß die Maßnahmen und die Politik der deutschen Vertreter in Europa einer intensiveren parlamentarischen Kontrolle unterzogen werden." Unter anderem wird vorgesehen, daß die Bundesregierung die Parlamente von Bund und Ländern "umfassend und zum frühestmöglichen Zeitpunkt" über europaweite Initiativen informieren muß.

Der Bundesrat befaßte sich am Freitag erstmals mit dem Regierungsentwurf des Gesetzes, das Einzelheiten der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern bei EG-Vorhaben regelt. In einer Stellungnahme bezeichnete die Länderkammer die Verabschiedung dieses Gesetzes als "unabdingbare Voraussetzung" für die Ratifizierung des Maastrichter Vertrages. "Europaparlament soll mehr bestimmen"

BIRMINGHAM (AFP/Reuter). Die Staats- und Regierungschefs der EG haben sich nicht der Forderung des Präsidenten des Europaparlaments, Egon Klepsch, angeschlossen, der mehr Mitspracherecht für die Volksvertreter verlangt hat. Beim Gipfel in Birmingham meinte Klepsch, das Straßburger Parlament müsse eine gleichberechtigte Stellung beim Gesetzgebungsprozeß erhalten. "Nur so kann eine lückenlose parlamentarische Kontrolle der EG-Gesetzgebung sichergestellt werden", meinte er. Bislang kann das Parlament nur beim EG-Haushalt mitentscheiden. Der Maastrichter Vertrag sieht vor, die Mitentscheidung auf Bereiche wie Umwelt und Forschung auszudehnen.

Mehr Rechte für das Europäische Parlament würden nach Ansicht von Klepsch einen wesentlichen Beitrag zum Abbau des Demokratiedefizits und der daraus resultierenden mangelnden Akzeptanz der EG bei den Bürgern bedeuten. In dieser für die EG kritischen Zeit sei es nicht mit dem Schuldeingeständnis der Politiker getan, daß zwischen ihnen und Bürgern eine Entfremdung entstanden sei.

"Etwas voreilig abgeholzt"

MÜLHAUSEN, 16. Oktober (AFP). Umweltschützer haben am Freitag gegen das Abholzen eines Waldstücks in Hombourg im Oberelsaß protestiert, auf dem eine Flachglasfabrik gebaut werden soll. Damit schaffe die Firma Euroglas "vollendete Tatsachen", hieß es in einer Mitteilung der deutschen Umweltschutzorganisation BUND. Der französische Ministerrat hatte das Projekt der umstrittenen Fabrik im Juni zunächst gestoppt. Das Straßburger Verwaltungsgericht wird voraussichtlich gegen Ende des Jahres über die Genehmigung entscheiden.

Der Anwalt von Euroglas, Yves Cywie, sagte AFP, das Waldstück sei "vielleicht etwas voreilig" abgeholzt worden. Dabei handele es sich um ein Mißverständnis.

Rund 9000 Elsässer und Deutsche hatten in einer Petition gegen den Bau der Fabrik protestiert. Sie befürchten negative Auswirkungen für die umliegenden Waldgebiete durch den Ausstoß von Schadstoffen.

Türken bombardieren Kurden Bei Großoffensive drangen auch Bodentruppen nach Irak vor

ANKARA, 16. Oktober (AFP/jm). Die türkische Armee hat am Freitag mit Luft- und Landstreitkräften eine weitere Großoffensive gegen Kurden in der Nähe der nordirakischen Stadt Sacho begonnen. Der staatliche Rundfunk in Ankara meldete, daß mit der Militäraktion das "Eindringen von kurdischen Untergrundkämpfern auf türkisches Territorium" verhindert werden solle. Beobachter sprachen von der bisher größten Offensive der türkischen Armee in Nordirak.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anatolien begann die Militäroperation gegen die Positionen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in den frühen Morgenstunden. Von Luftwaffenbasen in Diyarbakir seien Kampfflugzeuge aufgestiegen, um Angriffe gegen die PKK in den Bergen bei Seranis in der Nähe Sachos zu fliegen. Damit solle den Kurden der Rückweg über den Berg Cudi im türkisch-irakischem Grenzgebiet abgeschnitten werden. Zugleich seien türkische Bodentruppen bis zu 30 Kilometer auf irakisches Territorium vorgedrungen.

Vor zehn Tagen hatten Einheiten irakischer Kurden eine Offensive gegen die PKK gestartet, um sie aus Nordirak in die Türkei zu vertreiben. Das Kurden-"Parlament" in Nordirak hatte zuvor die PKK ultimativ aufgefordert, ihre vom Nordirak aus geführten Operationen gegen die Türkei einzustellen und die Region zu verlassen.

Das Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg in Freiburg (RiB) beschuldigte die türkische Armee, auch deutsche Waffen gegen die Kurden einzusetzen. Mit einer Briefaktion will das RiB die Mitglieder des Bonner Verteidigungsausschusses dazu bewegen, gegen weitere deutsche Waffenlieferungen an die Türkei vorzugehen. (Wortlaut auf Seite 5)

UN über Bosnier verärgert Straßensperre in Sarajewo blockiert auch Hilfslieferungen

SARAJEWO, 16. Oktober (AFP/Reuter). Zu Spannungen zwischen den Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UN) und der bosnischen Führung ist es am Freitag gekommen, nachdem bosnische Truppen die Verbindungsstraße vom Flughafen Sarajewos zum Stadtzentrum blockierten. Der Sprecher der UN-Truppen, Mik Magnuson, schloß nicht aus, daß die Blauhelme die Straße gewaltsam freiräumen würden.

Am Donnerstag hatten bosnische Truppen die Straße, über die Hilfsgüter nach Sarajewo gebracht werden, mit einem Container blockiert. Die bosnische Führung rechtfertigte dies Magnuson zufolge damit, daß die serbischen Streitkräfte zuvor 35 Panzer über die Straße in das Flughafengebiet verlegt hätten.

In einigen Stadtteilen Sarajewos gab es erstmals nach drei Wochen wieder Elektrizität. In den westlichen Stadtteilen tobten in der Nacht zu Freitag erbitterte Häuserkämpfe. Laut bosnischem Rundfunk griffen serbische Verbände auch den Stadtteil Stup in unmittelbarer Flughafennähe an. In Nordbosnien setzten die serbischen Angreifer ihre Offensive fort. Dabei konzentrierten sich die Gefechte auf die Städte Brcko und Gradacac.

Die Führung der Serben in Bosnien- Herzegowina hält an ihrem Vorhaben fest, alle serbischen Kampfflugzeuge nach Rest-Jugoslawien zu verlegen. Serben-Präsident Radovan Karadzic sagte, er wolle den Luftwaffenchef General Zivomir Ninkovic bewegen, seine Weigerung aufzugeben und die Maschinen zu übergeben.

Ab sofort setzt die NATO nach eigenen Angaben ihre in der Adria stationierten AWACS-Aufklärungsflugzeuge ein, um das Flugverbot über Bosnien-Herzegowina zu überwachen.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

"Hautkrebsrate verdoppelt"

BONN, 16. Oktober (AFP). Die SPD hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Zusammenhang mit dem bereits im Frühjahr angekündigten Ausstieg aus der Herstellung und Anwendung des Ozonkillers Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) bis 1993 "Etikettenschwindel" vorgeworfen. Töpfer habe sich von der Industrie "über den Tisch ziehen lassen", sagte die SPD-Abgeordnete Monika Ganseforth am Freitag vor Journalisten in Bonn. Die Absprachen mit der Industrie seien mit Einschränkungen und Vorbehalten verbunden und könnten nicht kontrolliert werden. Es werde noch Jahrzehnte dauern, bis Deutschland FCKW-frei sei. Aufgrund der fortschreitenden Ausweitung des Ozonlochs über dem Südpol, das nach neuesten Messungen in diesem Jahr mehr als doppelt so groß ist als die USA, sei ein sofortiger Ausstieg aus der Produktion notwendig.

Die Hautkrebsrate in Deutschland hat sich nach Angaben Ganseforths durch die Zerstörung der Ozonschicht verdoppelt. Sie liege schon bei zwölf neuen Fällen im Jahr pro 100 000 Einwohner, in den sonnenreichen Zonen der Erde erkrankten bereits 40 von 100 000 Einwohner an Hautkrebs. Auch das menschliche Immunsystem und die Pflanzen würden durch die UV-Strahlung geschädigt.

AKW aus Rache abgeschaltet

PALUEL, 16. Oktober (AFP). Weil er sich bei den innerbetrieblichen Beförderungen übergangen glaubte, hat ein Techniker des Atomkraftwerkes in Paluel bei Dieppe in Nordfrankreich am Donnerstag alle drei 1300-Megawatt-Blöcke der Anlage abgeschaltet. Wie die Betriebsleitung am Freitag mitteilte, hatte der Sabotageakt keine Auswirkungen auf die Sicherheit des Werkes, aber führte zu einem eintägigen Produktionsausfall.

Der junge Techniker konnte unbemerkt die Sicherheitsschalter betätigen, die im Prinzip nur einem begrenzten Kreis des Personals bekannt sind und bei Störfällen einen sofortigen Produktionsstopp bewirken. Kollegen überwältigten den sehr aufgebrachten Mann, der gestand, aus Rache gehandelt zu haben. Ihm drohen schwere Disziplinarmaßnahmen. Nach Angaben von zuständiger Seite handelt es sich um den ersten Zwischenfall dieser Art in Frankreich. Das AKW von Paluel ist seit acht Jahren in Betrieb.

Ozonschicht über dem Südpol ist so dünn wie nie zuvor

WASHINGTON, 16. Oktober (AFP). Die Ozonschicht über dem Südpol ist so dünn wie nie zuvor. Wie die Nationale Ozean- und Atmosphären-Behörde (NOAA) der USA am Donnerstag in Washington mitteilte, reduzierte sich die Ozonschicht am Montag auf 105 Dobson, die Maßeinheit für den Anteil von Ozon in der Atmosphäre. Das bedeute, daß in einer Höhe von 14,4 bis 17,6 Kilometer kein Ozon mehr in der Atmosphäre vorhanden sei. Das vorherige Rekordtief war 1989 und 1991 mit 120 Dobson gemessen worden.

Die Messungen durch einen Satelliten der NASA ergaben nach Angaben der Behörde außerdem, daß das Ozonloch über der Antarktis auf seine bisher größte Ausdehnung von 23 Millionen Quadratkilometern gewachsen ist.

Morddrohung gegen Reporter

BRÜSSEL, 16. Oktober (AFP). Zwei Korrespondenten der Belgrader Tageszeitung Borba sind in Bosnien-Herzegowina untergetaucht, nachdem sie mehrere Morddrohungen erhalten haben. Dies teilte am Freitag der Internationale Journalistenverband in Brüssel mit. Zeljko Vukovic und seine Kollegin Natka Buturovic seien sowohl von der bosnischen Führung unter Präsident Alija Izetbegovic als auch von den kroatischen und serbischen Vertretern für ihre Berichterstattung über den Bürgerkrieg verurteilt worden, heißt es in einer offiziellen Erklärung, die unter anderem von den Journalistengewerkschaften Serbiens, Kroatiens, Sloweniens, Montenegros und Kosovos unterzeichnet wurde. Die Organisationen verurteilten den Druck der Bürgerkriegsseiten auf die Journalisten. Sie riefen die Streitkräfte auf, die Journalisten zu schützen, anstatt sie zu "Zielscheiben" zu machen.

78jährige starb während Polizeikontrolle

ALSBACH-HÄHNLEIN, 16. Oktober (lhe). Eine 78jährige Autofahrerin ist am Donnerstag nachmittag auf der Autobahn Darmstadt-Heidelberg einer Herzattacke erlegen, nachdem sie einen Unfall unverletzt überstanden hatte. Wie das Regierungspräsidium Darmstadt am Freitag mitteilte, war die Frau mit ihrem Wagen bei Alsbach-Hähnlein (Kreis Darmstadt-Dieburg) auf ein wegen einer Polizeikontrolle haltendes Auto aufgefahren. Die 78jährige stieg aus, beantwortete noch die Fragen der Polizisten, brach dann plötzlich zusammen und starb.

Widerspruch schützt gegen Parteien-Neugier

WIESBADEN. Wer etwas dagegen hat, daß politische Parteien vor einer Wahl bestimmte persönliche Daten aus den Melderegistern der Kommunen erfragen, kann dies mit einem formlosen Widerspruch verhindern. Auf diese Möglichkeit hat der hessische Datenschutzbeauftragte Winfried Hassemer mit Blick auf die Kommunalwahl im März 1993 hingewiesen. In der Vergangenheit, so Hassemer, habe es mehrfach Beschwerden über derartige Informationen aus den Meldeämtern gegeben.

Das hessische Meldegesetz gestatte es den Einwohnermeldeämtern, in den sechs Monaten vor einem Wahltermin politischen Parteien auf Anfrage Auskunft über Namen und Anschriften von Wahlberechtigten einer bestimmten Altersgruppe zu geben, etwa der Jungwähler oder der über 65jährigen, berichtete Hassemer in Wiesbaden. Diese Angaben dürften indes nur für Wahlwerbung verwendet werden. Wer die Weitergabe von Daten dennoch nicht wünsche, müsse selbst tätig werden und bei der zuständigen Behörde Widerspruch einlegen.

Nach Angaben des Datenschutzbeauftragten genügt ein kurzes, formloses Schreiben. In vielen Städten und Gemeinden könne die Erklärung sogar telefonisch abgegeben werden. Auf Antrag werde in das Melderegister ein Sperrvermerk aufgenommen, so daß auch bei späteren Wahlen keine Daten an politische Parteien weitergegeben würden. Die Meldebehörden seien an den Widerspruch gebunden, betonte Hassemer. lhe

Familie gefesselt und ausgeraubt

AARBERGEN-MICHELBACH. Vier bewaffnete und maskierte Täter haben am Donnerstag abend bei einem Raubüberfall auf die Bewohner eines Einfamilienhauses in Aarbergen-Michelbach (Rheingau-Taunus-Kreis) Schmuck und Geld im Wert von insgesamt 12 000 Mark erbeutet. Eine Großfahndung nach den Männern blieb bis Redaktionsschluß erfolglos. Nach Angaben der Wiesbadener Polizei sprach der Anführer der Bande gutes Deutsch mit südländischem Akzent.

Die vier Täter hatten, nachdem ihnen die Tür auf ihr Klingeln hin geöffnet worden war, zunächst den 73jährigen Hausherrn und später seine 68 Jahre alte Frau überwältigt, die gerade mit einer Bekannten telefonierte. Im Obergeschoß überraschten sie den 23jährigen Sohn, dessen Freundin (22) und einen 17jährigen Bekannten der beiden. Mit vorgehaltener Waffe zwangen sie die jungen Leute zur Herausgabe von Geld und Schmuck.

Die Räuber fesselten ihre Opfer, bevor sie mit ihrer Beute flüchteten. Von dem Überfall war die Polizei von der Gesprächspartnerin der 68jährigen informiert worden, nachdem das Telefonat abrupt abgebrochen war. lhe

Kriminalität/ .Bankräuber kamen mit Handgranaten - Einer von Polizei erschossen

Körperich/Bitburg (lrs) - Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat am Freitag einen schwerbewaffneten Mann erschossen, der eine Sparkasse in Körperich/Eifel (Kreis Bitburg-Prüm) überfallen hat. Sein Komplize wurde von einer Kugel am Bein getroffen und festgenommen. Er war mit zwei russischen Splitterhandgranaten und einem Revolver bewaffnet.

Einen dritten Mann, der im Auto gewartet hatte, wurde auf der Flucht von der Luxemburger Polizei gefaßt. Wie die Trierer Staatsanwaltschaft mitteilte, gehen etwa zehn Banküberfälle in Nordhrein-Westfalen und der Eifel auf das Konto der drei Männer. Die "etwa Mitte 30jährigen" erbeuteten dabei rund 1,7 Millionen Mark.

Die Kriminalpolizei in Trier hatte nach den Überfällen aus jüngster Zeit mit einem neuen Coup gerechnet und die Spezialeinheit zur Überwachung der Sparkasse in Köperich sowie drei anderer Geldinstitute eingesetzt. Als sich die Täter mit einem Motorrad dem Gebäude näherten, verständigten zwei Polizisten ihre Kollegen in der Filiale, damit sie die Bankräuber abfangen konnten. Die Männer seien aber schneller als erwartet in die Bank eingedrungen und hätten die Beamten mit schußbereiten Revolvern bedroht, so Oberstaatsanwalt Wilbert Ringel. Daraufhin habe ein Polizist "in Notwehr" vier Schüsse abgegeben, den einen Mann in Kopf und Brust getroffen und tödlich verletzt. Der zweite sei von einem "Querschläger" am Bein gestreift worden.

Der Getötete war mit einem Revolver, einer kroatischen Maschinenpistole und einer Pistole bewaffnet. Er hatte zudem ein Gerät bei sich, mit dem er den Polizeifunk abhören konnte. Die Handgranaten des zweiten Täters deuteten darauf hin, daß die "Profis zu allem entschlossen waren" und auch eine Geiselnahme in Kauf genommen hätten, so Ringel. Zum Zeitpunkt des Überfalls waren zwei Bankangestellte und ein Kunde in dem Geldinstitut. Von der der Spezialtruppe waren sechs Beamte an dem Einsatz beteiligt.

Die Männer, deren Identität zunächst nicht geklärt werden konnte, sind immer nach der gleichen Methode vorgegangen. Zwei bis drei Tage vor dem Überfall stahlen sie ein schweres Motorrad. Die Geldinstituten überfielen sie stets freitags, entweder kurz nach Beginn oder kurz vor Ende der Geschäftszeiten. Anschließend flüchteten sie mit einem Auto, in dem ein Komplize wartete. Als am Mittwoch ein schweres Motorrad in Trier gestohlen wurde, hatte die Kripo Verdacht geschöpft und mit einem versuchten Bankraub am Freitag gerechnet. lrs ww is

Gastgeber setzen Talfahrt in Oberliga fort Aufsteiger bestrafte die vielen Nachlässigkeiten

Wehen - Bad Vilbel 0:3 (0:1)

Der ambitionierte SV Wehen setzt seine Talfahrt weiter fort. Gegen den FV Bad Vilbel unterlag das Team von Trainer Heinz Wulf in einer mäßigen Partie völlig verdient 0:3 (0:1) und rutschte gar in die Abstiegszone. Zudem erhielt der Wehener Bals in der 87. Minute die Rote Karte und sorgte damit für einen weiteren negativen Höhepunkt für die Gastgeber.

Somit nutzten auch die personellen Änderungen des Wehener Coaches nichts. Nach intensiven Gesprächen mitte der Woche entschied sich Wulf dazu, Massali wieder in der Defensive einzusetzen, Jakob sollte im zentralen Mittelfeld für mehr Ordnung sorgen. Die Gastgeber enttäuschten aber auf der ganzen Linie, hatten nur in Brummer einen Aktivposten. Brummer vergab allerdings in der 60. Minute auch einen Foulelfmeter und damit die beste Chance zum Anschlußtreffer für die Wehener. Bad Vilbel agierte hingegen agiler und hatte mit Erk sowie Weber die auffälligsten Akteure auf dem Platz. lhe

Tore: 0:1 Weber (5.), 0:2 Weber (57.), 0:3 Haigis (88.).- Schiedsrichter: Kruska (Battenfeld). - Zuschauer: 280.

Nachrichten-Börse

Produktion in Japan knickt ein Nippons Industrieproduktion ist im August kräftig abgesackt. Im Vergleich zum Juli kommt das Ministerium für Internationalen Handel und Industrie auf eine Einbuße von 4,2 Prozent - ein Rekordminus. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat drosselten die Hersteller die Produktion sogar um 8,1 Prozent. Weltbank macht Büro in Managua auf Die Weltbank richtet ihr erstes ständiges Büro in Zentralamerika in Managua (Nicaragua) ein. Ulrich Lachler, Repräsentant der Organisation in dem Land, schloß dazu ein Abkommen mit Außenminister Ernesto Leal. Kurilen locken Investoren an Die russische Regierung will die Kurilen-Inseln schon bald zur Freihandelszone erklären. Damit sollen ausländische Investoren für den Bergbau, die Land- und Fischwirtschaft, aber auch die Computerbranche angelockt und der Fremdenverkehr belebt werden. Präsident Boris Jelzin muß dem Plan noch zustimmen.

Inspektion in Irak trotz der Einwände Bagdads

MANAMA, 16. Oktober (Reuter). Waffenexperten der Vereinten Nationen (UN) sind am Freitag von Bahrain aus zu einer Inspektionsreise nach Irak gestartet.

Ungeachtet der irakischen Forderung, die Inspektion bis nach der US-Präsidentschaftswahl zu verschieben, wollte die UN-Delegation ihre Arbeit in Irak wie geplant am Samstag aufnehmen. Aufgabe der aus 50 Personen bestehenden Abordnung ist es, die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen zu überwachen. Der russische Delegationsleiter Nikita Smidowitsch erklärte, Irak verberge schätzungsweise bis zu 200 ballistische Raketen.

Vor der Abreise sagte Smidowitsch in Manama weiter, seine Delegation habe eine schwierige Aufgabe vor sich, werde diese aber erledigen. Das Hauptaugenmerk gelte den ballistischen Raketen. Die Inspekteure wollten aber auch Hinweisen auf andere Waffen oder Rüstungsprogrammen nachgehen, erklärte der Delegationschef. Smidowitsch warnte die Führung in Bagdad. "Es wäre nicht in deren Interesse, eine Krise um unseren Einsatz zu schaffen", sagte er. Irak hatte um eine Verschiebung der Inspektion bis nach dem Wahltermin in den USA am 3. November gebeten und argumentiert, die US-Regierung könne den Kontrolleinsatz für Wahlkampfzwecke nutzen. Die UN hatten dies abgelehnt und Irak angemahnt, die Sicherheit der Delagation zu garantieren.

Die Abordnung unter Leitung Smidowitschs hatte sich in Bahrain eine Woche auf ihre Arbeit vorbereitet. Sie ist mit 50 Mitgliedern das größte der bislang 45 Inspektionsteams, die in Irak waren. Die irakische Regierung ist nach den Waffenstillstandsbedingungen des Golf-Kriegs zur Zerstörung ihres Massenvernichtungsarsenals unter UN-Aufsicht verplichtet.Nach drei Wochen wieder Strom in Sarajewo

SARAJEWO, 15. Oktober (Reuter/dpa/ AFP). Teile Sarajewos verfügen nach einem Bericht des bosnischen Rundfunks seit drei Wochen erstmals wieder über elektrischen Strom. Wie Radio Sarajewo am Freitag weiter meldete, wurde die Stromversorgung größerer öffentlicher Gebäude, darunter Krankenhäuser, in der Nacht wiederhergestellt.

Die elektrische Versorgung weiterer Gebäude könne in den nächsten beiden Tagen erfolgen. Nach Angaben von Ingenieuren kann die ebenfalls unterbrochene Wasserversorgung eine Woche nach der vollständigen Reparatur des Stromnetzes wiederaufgenommen werden. Auch Erdgas sei in Teilen Sarajewos erhältlich. Die ersten Gebäude der bosnischen Hauptstadt hatten bereits zu Wochenanfang wieder mit Elektrizität versorgt werden sollen. Jedoch waren die gerade reparierten Hochspannungsleitungen vor Sarajewo wieder zerschossen worden.

Journalisten zufolge war es in Sarajewo am Morgen verhältnismäßig ruhig. Lediglich auf den von Moslems bewohnten Vorort Hrasno habe es Granatwerferangriffe gegeben. Dort sei auch Maschinengewehrfeuer zu hören.

In der Nacht zum Freitag habe es allerdings schwere Kämpfe gegeben. Radio Sarajewo zufolge wollen die serbischen Belagerer den Vorort Stup einnehmen, um so die Verbindungsstraßen zum Flughafen und zwischen ihren Stellungen zu kontrollieren.

Bosnische Truppen haben am Donnerstag nach UN-Angaben die Hauptverbindungsstraße zwischen Sarajewo und dem Flughafen der belagerten Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas aus Angst vor einem serbischem Angriff mit einem Container blockiert. Der Sprecher der UN-Schutztruppe in Jugoslawien (UNPROFOR), Mick Magnusson, sagte der Nachrichtenagentur Reuter, die Moslems befürchteten einen Angriff vom Stadtteil Ilidza in der Nähe des Flughafens aus. Die bosnischen Serben, die Sarajewo seit einem halben Jahr belagern, verfügen über Panzer und bewaffnete Transportfahrzeuge in dem Stadtteil. Von der Straßensperre sind Magnusson zufolge auch die Hilfslieferungen nach Sarajewo betroffen.

Im Norden Bosniens bedrängten starke serbische Verbände weiterhin den Frontbogen in der Tiefebene der Save. Im Mittelpunkt ihrer Offensive standen einmal mehr die Städte Brcko und Gradacac. In Gradacac starben bis zum Morgen mindestens sieben Menschen, meldete der bosnische Rundfunk. Auch die Industriestadt Tuzla im nördlichen bosnischen Gebirge, die bisher vom Bürgerkrieg relativ verschont blieb, war in der Nacht überraschend Ziel eines Artillerieüberfalls der Serben.

Nachdem der Kommandeur der serbischen Luftwaffe in Bosnien, General Zivomir Ninkovic, es am Donnerstag abgelehnt hatte, seine Flugzeuge nach Rest-Jugoslawien zu verlegen, will jetzt der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, versuchen, den General doch zum Abzug zu überreden. Das sagteKaradzic Freitag morgen der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. "Ich muß mich mit unseren Generälen treffen und erläutern, daß es keine Übergabe der Flugzeuge ist, sondern nur ein Abzug. Dieser Abzug ist unsere ungeheuer große Konzession in Richtung Frieden, und ich verstehe die dadurch verursachte Sorge des Militärs und des gesamten serbischen Volkes in Bosnien", sagte Karadzic.

Der bosnische Kroatenführer Mate Boban erklärte sich nach den Worten des UN-Sondergesandten für Menschenrechte, Tadeusz Mazowiecki, bereit, bis Ende nächster Woche alle Gefangenen der kroatischen Streitkräfte in Bosnien-Herzegowina freizulassen. Als erstes Zeichen ihres guten Willens hätten die kroatischen Behörden am Donnerstag vier Kriegsgefangene aus dem Militärgefängnis in Mostar entlassen, meldete der kroatische Rundfunk. Mazowiecki hatte die Haftanstalt am Dienstag besichtigt und mit etwa hundert serbischen Gefangenen privat sprechen können.

Mazowiecki, der am Dienstag seine zweite Reise in Sachen Menschenrechte durch die Bürgerkriegsgebiete in Ex-Jugoslawien angetreten hatte, gab sich zuversichtlich nach den Versprechungen Bobans. Die drei Bürgerkriegsparteien in Bosnien hatten zuvor in Genf zugesagt, bis zum 31. Oktober alle ihre Gefangenen freizulassen. Besorgt zeigte sich der frühere polnische Ministerpräsident Mazowiecki über die Unterbringung der Ex-Gefangenen. "Ich wünschte mir, Europa verspricht, daß es die ehemaligen Häftlinge aufnimmt."

Trauerfeiern für Brandt begannen

BERLIN, 16. Oktober (Reuter). In Berlin haben am Freitag die Trauerfeierlichkeiten für den in der vergangenen Woche gestorbenen früheren Bundeskanzler Willy Brandt begonnen. Mehrere hundert Berliner defilierten heute morgen am Sarg des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters vorbei, der im Schöneberger Rathaus aufgebahrt war. Unter den ersten, die sich von Brandt verabschiedeten, waren der Regierende Bürgermeister Erberhard Diepgen und die Mitglieder des CDU/SPD-Senats. Brandt soll am Samstag mit einem Staatsakt im Reichstag geeehrt und anschließend auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf beigesetzt werden.

Unglücksflugzeug flog in Nepal zu niedrig

KATMANDU, 16. Oktober (Reuter). Das am 28. September in Nepal abgestürzte pakistanische Passagierflugzeug hat den Flughafen von Katmandu in geringerer Höhe angeflogen, als die Piloten angenommen hatten. Wie am Freitag die Untersuchungskommission mitteilte, meldete der Kopilot 30 Kilometer vor dem Flughafen eine Höhe von 11 500 Fuß. Tatsächlich habe die Flughöhe des Airbus A-300 zu diesem Zeitpunkt 10 500 Fuß betragen, was etwa 100 Meter niedriger ist. Bevor die Maschine 15 Kilometer vor der Landebahn in einem Gebirgszug in 2200 Metern Höhe zerschellte, war sie 460 Meter unter der vorgeschriebenen Flughöhe. Die Kommission machte keine Angaben, ob sie von einer technischen Fehlfunktion oder einem Pilotenfehler ausging.

Acht Tote bei Explosion in Tokio

TOKIO, 16. Oktober (Reuter). Bei einer Explosion in einer großen Ölraffinerie östlich von Tokio sind nach Angaben der Feuerwehr am Freitag acht Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Nach Angaben der Betreiberfirma Fuji Oil war in der Entschwefelungsanlage der Raffinerie Sodegaura ein Feuer ausgebrochen. Die Löschmannschaften brachten den Brand nach eigenen Angaben innerhalb einer Stunde unter Kontrolle. Der Betreiberfirma zufolge gehört die Raffinerie an der Bucht von Tokio zu den größten Japans und hat eine tägliche Verarbeitungskapazität von 162 000 Barrel Öl.

Adidas-Chef Jäggi "völlig ratlos"

MÜNCHEN (rtr). Vorstandschef René Jäggi sieht die Sportartikelfirma Adidas nach dem Abbruch der Verkaufsverhandlungen als Opfer eines Pokers zwischen der britischen Pentland-Gruppe und dem Haupteigentümer Bernard Tapie. Das Platzen der Transaktion sei nicht auf Adidas zurückzuführen. Vielmehr sei um den Kaufpreis so lange gefeilscht worden, "bis es zum Kurzschluß kam". Jäggi zeigt sich "völlig ratlos" über die Zukunft des Unternehmens.

Die Investoren-Gruppe, mit der Jäggi im Juli ein Kaufangebot für Adidas vorgelegt hatte, will er nicht mehr zusammentrommeln. Und daß Pentland noch einmal mit Tapie reden könnte, schließt der Manager ebenfalls aus. Auf die Frage, ob er wie vorgesehen zum Jahresende als Vorstandschef gehe, meint Jäggi: "Auf jeden Fall." An der Suche nach einem Nachfolger werde er sich noch beteiligen und anschließend dem Unternehmen beratend zur Seite stehen. Jetzt müßten in Herzogenaurach "fast diktatorische Zustände" einziehen, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

Ungarn erhält NVA-Material

BONN, 16. Oktober (Reuter). Ungarn wird nun doch deutsche Rüstungsmaterialien aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR erhalten. Außenamtssprecher Hanns Schumacher sagte am Freitag in Bonn, eine entsprechende Vereinbarung habe Außenminister Klaus Kinkel (FDP) mit der ungarischen Regierung bei seinem jüngsten Besuch in Budapest getroffen. Ungarn soll kein schweres Gerät erhalten. Was genau geliefert wird, steht nach Angaben aus Regierungskreisen noch nicht fest. Gedacht ist offenbar hauptsächlich an Ersatzteile.

In den Kreisen hieß es weiter, die Abmachung mit Ungarn beruhe auch auf Entscheidungen des Bundessicherheitsrates. Der habe beschlossen, an die Staaten Mittel- und Osteuropas kein Gerät zu liefern, das unter den Vertrag über konventionelle Abrüstung in Europa (KSE) fällt. Das betrifft Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie, Kampfflugzeuge und -hubschrauber.

Firmen-Telegramm

Badenwerk nimmt sich Zeit für EVS Die geplante Fusion mit der Elektrizitäts-Versorgung Schwaben (EVS) wird Hauptthema einer Vorstandssitzung beim Badenwerk im Dezember sein; eine endgültige Entscheidung dürfte nach Angaben eines Sprechers jedoch voraussichtlich erst im Frühjahr 1993 gefällt werden. EVS-Chef Wilfried Steuer hatte erklärt, die Gespräche seien so weit gediehen, daß das Zusammengehen der beiden Stromkonzerne noch vor Jahresende beschlossen werden könne. MAN hält Dividende stabil Die Aktionäre des Maschinen- und Anlagenbauers MAN können für das Ende Juni abgelaufene Geschäftsjahr 1991/92 mit einer Dividende von wieder zwölf Mark rechnen. Diesen Vorschlag (die FR berichtete) segnete jetzt der Aufsichtsrat ab. Im ersten Quartal der neuen Rechnungsperiode fiel der Ordereingang der Münchener um 22 Prozent.

Gorbatschow entschuldigt sich

WARSCHAU, 16. Oktober (Reuter). Der sowjetische Ex-Präsident Michail Gorbatschow hat in einem Schreiben an den polnischen Präsidenten Lech Walesa den Vorwurf bestritten, er kenne schon seit Jahren die Wahrheit über das Massaker von Katyn während des Zweiten Weltkrieges. Der frühere Staats- und Parteichef schrieb in dem Brief, den Walesas Büro am Donnerstag veröffentlichte, er habe erst in den letzten Tagen seiner Amtszeit aus Parteidokumenten die ganze Wahrheit über die Ermordung von rund 15 000 polnischen Offizieren durch den Geheimdienst NKWD erfahren.

"Ich hatte schon nicht mehr das moralische oder verfassungsmäßige Recht, von dem Geheimnis Gebrauch zu machen", entschuldigte sich Gorbatschow bei Walesa. Er habe den russischen Präsidenten Jelzin gebeten, die Wahrheit zu veröffentlichen. Am Mittwoch hatte ein Vertreter Jelzins Walesa Kopien der Dokumente übergeben, darunter auch den Befehl Stalins von 1940 zum Katyn-Massaker.

Pro Asyl gegen Kürzungen

BONN, 16. Oktober (Reuter). Die Flüchtlingshilfe-Organisation Pro Asyl hat die Pläne der Bundesregierung zur Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber als Angriff auf die Menschenwürde kritisiert. Wenn die durch das Sozialhilfegesetz festgelegte Armutsschwelle für einige Menschen per Gesetz unterschritten werde, sei dies ein Angriff auf das Bundessozialhilfegesetz und den im Grundgesetz in Artikel 1 garantierten Schutz der Menschenwürde, sagte Pro Asyl-Sprecher Herbert Leuninger am Freitag. Er verwies auf Gerichtsentscheidungen, wonach Sozialhilfekürzungen im Einzelfall geprüft werden müßten.

Leuninger sagte, schon bislang erhielten Asylbewerber nur Mindestsätze und keine sonstigen Vergünstigungen, wie sie bedürftige Deutsche erhielten. Er widersprach auch dem von Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) vertretenen Argument, Asylbewerber bräuchten für die kurze Zeit als Antragsteller nicht umfassend am sozio-kulturellen Leben in Deutschland teilzunehmen.

Hilfe aus Großbritannien

FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Aktienmarkt hat den Verfalltermin für mehrere Finanzinstrumente der Deutschen Terminbörse (DTB) am Freitag ohne Probleme überstanden. Optimisten und Pessimisten hielten sich die Waage, ein "Abladen von Material" durch die DTB am Kassamarkt habe es nicht gegeben, sagten Händler. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß um ein gutes halbes Prozent höher und lag zuletzt damit in der Mitte zwischen dem Tageshoch von gut 1465 und dem Tief von fast 1458 Punkten. Im Wochenverlauf hat der Dax rund 22 Punkte oder anderthalb Prozent zugelegt.

Gestützt wurde der Aktienmarkt in Frankfurt zum Wochenschluß durch die Leitzinssenkung in Großbritannien. Dies führte vereinzelt zu Hoffnungen auf eine baldige Ermäßigung auch der Bundesbank-Sätze. Aufwärts ging es bei den Autowerten. So rollten Daimler um 5,50 und BMW um 4,50 Mark vor. Zu den Gewinnern zählten auch Siemens und RWE mit Aufschlägen von 2,40 und vier Mark. Bei den Finanzwerten verbuchten Händler solide Kurssteigerungen, trotz der weiter gesunkenen Kapitalmarktrendite aber keine Hausse. Deutsche Bank etwa legten um fünf Mark zu, Allianz um 13.

Am Rentenmarkt beflügelte die britische Zinssenkung die Kurse der öffentlichen Anleihen. Sie habe "das Umfeld für die Bundesbank geebnet", sagte ein Händler. Die Umlaufrendite fiel von 7,54 deutlich auf das neue Jahrestief von 7,47 Prozent. Die Bundesbank verkaufte per saldo Titel im Nennwert von 320 Millionen Mark.

London senkt Leitzins zur Konjunkturbelebung

LONDON (rtr/dpa/VWD). Mit einer Senkung des Leitzinses um einen vollen Punkt will Großbritannien der müden Konjunktur Beine machen. Die Bank von England nahm gestern ihren wichtigsten Geldmarktsatz von neun auf acht Prozent zurück. Die Geschäftsbanken schlossen sich sofort mit einer entsprechenden Verbilligung des Geldes an, und bei den Bausparkassen zeichnen sich ebenfalls günstigere Konditionen für Hypotheken ab.

Damit liegen die britischen Zinsen auf dem tiefsten Niveau seit Juni 1988, unterschreiten am "kurzen Ende" des Marktes erstmals seit vielen Jahren die deutschen Sätze und sind zugleich die niedrigsten in der EG. An den Devisenmärkten geriet das Pfund daraufhin unter Druck (sein Mittelkurs fiel in Frankfurt um rund zweieinhalb Pfennig auf 2,442 Mark), während die Notierungen an der Londoner Aktienbörse kräftig anzogen. Nach dem Ausstieg Großbritanniens aus dem Europäischen Währungssystem im September hatte London die Zinsen schon einmal um einen Prozentpunkt gedrückt.

Schatzkanzler Norman Lamont meinte, in dem jüngsten Schritt sei keine Gefahr für die Anti-Inflationspolitik der Regierung zu sehen. Eine Konjunkturerholung auf Basis einer niedrigen Teuerung sei der einzige Weg zu sicheren Arbeitsplätzen und steigendem Wohlstand. Die Insel kämpft mit einer seit langem anhaltenden Wirtschaftsflaute. Es ist die längste Rezession seit den dreißiger Jahren. Die Arbeitslosigkeit ist mit gut zehn Prozent so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

An den Finanzmärkten hieß es, mit der Zinssenkung habe die wegen wirtschaftspolitischer Konzeptionslosigkeit vielfach kritisierte Regierung wieder die Initiative übernommen. Der Beifall der unter den hohen Hypothekensätzen stöhnenden Hausbesitzer dürfte ihr sicher sein, und von dem Vertrauensgewinn könnte letztlich auch das Pfund profitieren.

NRW-CDU gegen Steuertabu

DÜSSELDORF, 16. Oktober (Reuter). Im Gegensatz zur Führung der Union schließt die nordrhein-westfälische CDU Steuererhöhungen zur Finanzierung der Einheit nicht aus. Wenn der gesamtdeutsche Finanzbedarf auch unter "Ausschöpfung aller Einsparungsmöglichkeiten" nicht aufzubringen sei, dürften höhere Steuern kein Tabu mehr sein, erklärte der Generalsekretär der NRW-CDU, Herbert Reul, am Freitag in Düsseldorf. Einen entsprechenden Antrag will der mitgliederstärkste Landesverband der Christdemokraten Ende Oktober auf dem CDU-Bundesparteitag in Düsseldorf vorlegen. Darin wird ein "Kassensturz" der Bundesregierung gefordert.

Sozialhilfe-Kürzung verurteilt

BONN, 16. Oktober (Reuter). Die Flüchtlingshilfeorganisation "Pro Asyl" hat die Pläne der Bundesregierung zur Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber als Angriff auf die Menschenwürde kritisiert. "Pro Asyl"-Sprecher Herbert Leuninger widersprach am Freitag auch der Argumentation von Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU), wonach Asylbewerbern für die kurze Zeit als Antragsteller keine Teilnahme am sozio-kulturellen Leben finanziert werden müsse. Die Novelle, die laut Familienministerium bald vorliegen soll, sieht eine Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber auf monatlich maximal 381 Mark vor.

Wenn die im Sozialhilfegesetz festgelegte Armutsschwelle für Menschen per Gesetz unterschritten werde, sei dies ein Angriff auf den im Grundgesetz garantierten Schutz der Menschenwürde, sagte Leuninger. "Damit wird das Bundessozialhilfegesetz an der Wurzel getroffen", fügte er hinzu.

Zur Person:

ERICH HONECKER, Ex-DDR-Staats- und Parteichef, muß vorerst weiter in Untersuchungshaft bleiben. Wie Justizsprecher Bruno Rautenberg in Berlin mitteilte, verwarf das Kammergericht eine Haftbeschwerde des 80jährigen und begründete dies mit der weiter bestehenden Fluchtgefahr. Außerdem stelle der Krankheitszustand Honeckers kein Verfahrenshindernis dar. Diese Entscheidung wurde jedoch nach Angaben Rautenbergs noch ohne Berücksichtigung des jüngsten medizinischen Gutachtens gefällt, das erst am Donnerstag übergeben worden war. In diesem Gutachten heißt es, Honecker habe Leberkrebs im Endstadium und werde einen Prozeß nicht überleben. (Reuter)

USA vor dreifachem Triumph Deutsche Starboote ohne Medaillenchance

Die deutschen Starboot-Segler gehen ohne Medaillenchance in die Schlußregatta der Weltmeisterschaft in der olympischen Starboot-Klasse vor San Francisco. Nach fünf von sechs Wettfahrten liegen von den elf deutschen Crews Werner Fritz/Ulrich Seeberger (Prien am Chiemsee) als beste auf dem elften Rang der ohne Streicher errechneten Gesamtwertung.

Die auf dem zwölften Platz folgenden Olympiasechsten Hans Vogt/Jörg Fricke aus München können sich noch verbessern, wenn in der Endwertung die 60 Punkte für ihre Disqualifikation im vierten Rennen als schlechteste Wertung gestrichen werden.

Eine Medaille verpaßten aber auch die Deutschen Meister, die in der fünften Wettfahrt mit dem elften Rang für die beste deutsche Plazierung sorgten. Tagessieger wurden die Brasilianer Torben Grael/Marcello Ferreira.

Die US-Boote stehen vor einem dreifachen Medaillen-Triumph. Auf den ersten neun Rängen des Gesamtklassements liegen acht amerikanische Mannschaften. Gesamterste sind Joe Londrigan/Phil Trinter (39 Punkte) vor Paul Cayard/Steve Erickson (45) und John Kostekki/George Iversen (54,7). sid

Stasi-Vorwürfe gegen Dynamo-Präsident Ziegenbalg zeigt die Gauck-Behörde an

Die Affäre um den Fußball-Bundesligisten 1. FC Dynamo Dresden nimmt immer schmutzigere Züge an: Eine Woche, nachdem bei der Dresdner Staatsanwaltschaft eine anonyme Strafanzeige gegen aktuelle und ehemalige Präsidiums-Mitglieder wegen Veruntreuung, Betrug, Unterschlagung und Steuerhinterziehung eingegangen ist, wird Dynamo-Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg mit Gerüchten um eine inoffizielle Stasi-Mitarbeit konfrontiert.

"Da ist eine Rufmordkampagne im Gang, die zum Ziel hat, den Präsidenten des 1. FC Dynamo Dresden unmöglich zu machen", erklärte der 44 Jahre alte Hifi- Unternehmer aus Radeberg. Laut Ziegenbalg sei seine Stasi-Akte für eine "hohe sechsstellige Summe" an den Fernsehsender SAT.1 verkauft worden. "Ich habe den Einblick in meine Akte schon vor einem Jahr beantragt, hatte bisher aber noch keinen Erfolg", sagte Ziegenbalg. Der Dynamo-Präsident kann sich diesen Umstand nur so erklären, daß "jemand in der Gauck-Behörde" Handel mit den Akten treibt. Deshalb will Ziegenbalg jetzt Strafanzeige gegen die Behörde stellen.

"Ich war nie inoffizieller Mitarbeiter der Stasi und habe mich weder schriftlich noch mündlich dazu verpflichtet", erklärte Ziegenbalg. sid

Sportpolitik Minister Seiters gegen Sport im Grundgesetz

Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat sich erneut gegen eine Aufnahme des Sports in das Grundgesetz ausgesprochen und damit den Forderungen des Deutschen Sportbundes (DSB) eine erneute Absage erteilt.

"Ich habe Vorbehalte gegen eine Aufnahme des Sports als Staatsziel in das Grundgesetz. Durch die Aufnahme des Sports in die Verfassung würde dem Sport kein Mehr an Rechten zuwachsen. Es bestünde nur die Gefahr, daß die Staatszielbestimmung weitere gesetzliche Vorschriften und damit eine Reglementierung des Sports im Gefolge hätte", ließ Seiters durch seinen Parlamentarischen Staatssekretär Eduard Lintner (CSU) beim dritten Sportforum der Konrad- Adenauer-Stiftung in Wesseling mitteilen.

Seiters sprach sich auch gegen das von der SPD geforderte Anti-Doping-Gesetz aus: "Wir setzen auf die Regelungsfähigkeit des Sports. Ich bin der Auffassung, daß der deutsche Sport mit den Trainingskontrollen auf dem richtigen Weg ist." Engagiert votiert der Bundesinnenminister gegen ein Sportrecht: "Das Fehlen eines staatlichen Sportrechts beläßt dem Sport ein Stück Freiheit, und das ist ein Zeichen der Stärke. In Staaten, in denen der Sport gesetzlich geregelt ist, ist der Sport eher in der Gefahr, vom Staat umklammert und erstickt zu werden."

Die Autonomie der Vereine und Verbände könne von staatlichen Reglementierungen frei bleiben, wenn es dem Sport gelingt, die rechtlichen Defizite wie Regelungen des Sports gegen Doping zu beseitigen. Seiters: "Die Sache des Sports ist immer besser bei diesem selbst als bei einem speziellen Sportvereins- und Verbandsrecht aufgehoben." sid

Frauen-Tennis-Turnier in Filderstadt Wiltrud Probst ausgeschieden 4:6, 1:6 gegen Gabriela Sabatini / Anke Huber blieb allein übrig

Der Höhenflug von Wiltrud Probst ist zu Ende gegangen: Die 23jährige Münchnerin, die in der Weltrangliste derzeit den 47. Platz belegt, verlor im Viertelfinale des mit 350 000 Dollar dotierten Frauen- Tennisturniers in Filderstadt gegen die an Nummer eins gesetzte Argentinierin Gabriela Sabatini erwartet deutlich mit 4:6, 1:6.

Trotz ihres Scheiterns erhält Wiltrud Probst, die in den ersten zwei Runden Claudia Porwik (Heidelberg) und Andrea Temesvari (Ungarn) ausgeschaltet hatte, noch eine Prämie in Höhe von 7900 Dollar. Die Weltranglistendritte Gabriela Sabatini, die auch das zweite Match nach 1988 gegen Wiltrud Probst für sich entschied, trifft im Halbfinale am Samstag auf die Siegerin der Begegnung zwischen Anke Huber (Heidelberg) und Mary Joe- Fernandez (USA). Durch das Erreichen des Viertelfinales wird sich Wiltrud Probst, die in diesem Jahr die "Belgien Open" gewann, in der Weltrangliste, wo sie 1991 krankheitsbedingt bis auf Position 150 abgerutscht war, weiter verbessern. Damit war von den deutschen Spielerinnen in Filderstadt als letzte nur noch Anke Huber im Rennen, nachdem Barbara Rittner (Leverkusen), Meike Babel (Neu-Isenburg), Karin Kschwendt (Leverkusen), Veronika Martinek (Heidelberg) und Claudia Porwik bereits vor Wiltrud Probst das sportliche Handtuch werfen mußten.

Die Partie der Münchnerin gegen Gabriela Sabatini stand im Zeichen der Aufschlagschwäche beider Spielerinnen. Gleich zweimal folgte zu Beginn dem Break sofort ein Rebreak, ehe Wiltrud Probst ihr Service zum 3:2 verwerten konnte.

Sabatini, 1989 Siegerin in Filderstadt und in diesem Jahr bereits in fünf Endspielen erfolgreich, wurde nervös, doch Wiltrud Probst konnte aus der Schwäche ihrer prominenten Gegnerin kein Kapital schlagen. Nach einer Stunde und 30 Minuten verwandelte Sabatini gleich ihren ersten Matchball zum Sieg. sid

Ein Heimsieg verbessert die Position des Borussen-Trainers Guter Ausgang für Gelsdorf Pflipsen traf / Mönchengladbach - Wattenscheid 4:1 (2:0)

Jürgen Gelsdorf hat seinen Kopf vorerst aus der Schlinge gezogen. Durch einen 4:1 (2:0)-Erfolg von Borussia Mönchengladbach gegen die SG Wattenscheid 09 und den zweiten Saisonsieg des Pokalfinalisten nach zuletzt sechs Spielen ohne doppelten Punktgewinn konnte der stark kritisierte Borussen-Trainer seine Galgenfrist auf dem Bökelberg noch einmal verlängern.

Karl-Heinz Pflipsen erzielte nach Vorlage von Dahlin in der 29. Minute die Führung für die Gastgeber. Neun Minuten später war der Schwede selbst zur Stelle und baute den Vorsprung per Kopf weiter aus. In der 57. Minute gelang Neuhaus ebenfalls per Kopf nach Freistoß von Sobiech der Anschlußtreffer für Wattenscheid, ehe der kurz zuvor eingewechselte Max mit dem 3:1 in der 72. Minute für die Vorentscheidung sorgte. Erneut Pflipsen erzielte in der 83. Minute den 4:1-Endstand.

Vor 15 000 Zuschauern waren die ersatzgeschwächten Gladbacher während der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft, kombinierten gut und überbrückten durch Steilpässe immer wieder schnell das Mittelfeld. Für Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgten die Gastgeber vor allem durch Schüsse aus der zweiten Reihe.

Die Wattenscheider versuchten zunächst, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, um so das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und zu kontern. Erst nach dem 0:2 wurden die Westfalen offensiver, kamen zu den ersten nennenswerten Tormöglichkeiten. Nach dem 1:2 durch Neuhaus drängte Wattenscheid zwar auf den Ausgleich, wurde aber für ihren Einsatz nicht mehr belohnt. Ein Fehler von Souleyman Sane besiegelte die Niederlage der Wattenscheider. sid

Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Schneider - Kastenmaier, Pflipsen, Nielsen, Ertl (66. Max), Neun - Dahlin (85. Salou), Criens.

Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Langbein (76. Ibrahim), Bach - Emmerling (46. Fink), Lesniak, Prinzen, Kula, Sobiech - Tschiskale, Sane.

Schiedsrichter: Fux (Stutensee).

Tore: 1:0 Pflipsen (29.), 2:0 Dahlin (38.), 2:1 Neuhaus (57.), 3:1 Max (72.), 4:1 Pflipsen (83.).

Zuschauer: 15 000.

Gelbe Karten: Dahlin - Bach.

Im Wildparkstadion noch nicht verloren Heimnimbus bleibt gewahrt Gäste waren harmlos / Karlsruhe - Uerdingen 4:0 (1:0)

Der Karlsruher SC baut das Wildparkstadion allmählich zur Festung aus. Durch den 4:0 (1:0)-Sieg vor 14 600 Zuschauern über Aufsteiger Bayer 05 Uerdingen verbesserte der KSC seine Heimbilanz auf 9:1 Punkte. Die Uerdinger hingegen kassierten ihre dritte Auswärtsniederlage in Folge.

In der vor allem in technischer Hinsicht auf schwachem Niveau stehenden Begegnung brauchten die Gastgeber, die durch ihren Sieg zumindest für 24 Stunden auf den vierten Tabellenplatz kletterten, einen umstrittenen Foulelfmeter zur Führung. Der russische Stürmerstar Sergej Kirjakow soll von seinem Bewacher Markus Kranz zu Fall gebracht worden sein. Der ehemalige Münchner Manfred Sender verwandelte den Strafstoß (25.).

Erst in der 68. Minute schafften die Karlsruher das glückliche 2:0 durch einen Kopfball von Manndecker Reich. Sechs Minuten später schloß Wolfgang Rolff einen Konter mit einem herrlichen Volleyschuß zum 3:0 ab. Den Treffer zum 4:0- Endstand erzielte Schmarow in der 88. Minute.

Die Uerdinger traten entgegen der Ankündigung ohne Trainer Friedhelm Funkel an. Nach acht Verletzungen in seinem Team wollte er zunächst auflaufen und hatte in der Woche bereits alle Formalitäten beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) erledigt, doch sein etatmäßiger Libero Axel Jüptner wurde rechtzeitig wieder fit. Auch ohne Funkel spielte der Aufsteiger sehr couragiert, ließ jedoch bei zahlreichen aussichtsreichen Situationen die Durchschlagskraft im Angriff vermissen.

Karlsruhe hatte außer Kampf nicht viel zu bieten, besaß aber im Abschluß mehr Glück. Kirjakow vergab in der 47. Minute eine weitere gute Möglichkeit. sid

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle (77. Neustädter), Schmarow, Rolff, Wittwer, Bender - Kirjakow (53. Carl), Krieg.

Uerdingen: Dreher - Jüptner - Rahner, Kranz - Gorlukowitsch (71. Küsters), Posch, Kutschera, Sassen, Klein - Dakic, Laessig.

Schiedsrichter: Scheuerer (München)

Tore: 1:0 Bender (25., Foulelfmeter), 2:0 Reich (68.), 3:0 Rolff (74.), 4:0 Schmarow (88.).

Zuschauer: 14 600.

Gelbe Karten: Metz, Carl - Posch, Jüptner, Laessig.

Eishockey-Bundesliga Düsseldorf immer noch ohne Punktverlust

Die Siegesserie des Deutschen Meisters Düsseldorfer EG wird immer mehr zum Alptraum der Eishockey-Bundesliga. Am elften Spieltag zogen die Rheinländer Aufsteiger EHC Eisbären Berlin beim 9:2 (1:0, 6:1, 2:1)-Schützenfest buchstäblich das Fell über die Ohren und führen die Tabelle mit 22:0 Punkten an. Damit schaffte es der Titelverteidiger als erste Mannschaft seit Einführung der Play-off- Runde, alle elf Kontrahenten im ersten Viertel der Doppelrunde zu besiegen.

Im Kampf um Platz zwei konnte das Star-Ensemble vom EC Hedos München durch einen 3:2 (1:0, 2:2, 0:0)-Erfolg über den Mannheimer ERC in eigener Halle die Verfolger auf Distanz halten. Auf den dritten Rang mit vier Zählern Rückstand auf die Münchner verbesserte sich der Kölner EC durch einen 4:3 (1:1, 2:0, 1:2)-Heimsieg gegen den EHC Freiburg. Auf den vierten Platz fiel der Krefelder EV nach der 0:2 (0:1, 0:1, 0:0)-Niederlage beim Schwenninnger ERC zurück. sid

Düsseldorfer EG - EHC Eisbären Berlin 9:2 (1:0, 6:1, 2:1) - Tore: 1:0 Valentine (8:16), 1:1 Kuhnke (23:29), 2:1 Valentine (27:37), 3:1 Brockmann (30:51), 4:1 Kühnhauser (30:58), 5:1 Truntschka (35:30), 6:1 Lee (37:07), 7:1 Valentine (38:37), 8:1 Valentine (48:17), 8:2 Schiller (53:07), 9:2 Jedamzik (59:53). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 10 - Berlin 14.

Kölner EC - EHC Freiburg 4:3 (1:1, 2:0, 1:2) - Tore: 0:1 Gulda (9:54), 1:1 Sikora (10:28), 2:1 Chaidarow (25:04), 3:1 Stefan (33:23), 3:2 Mann (41:33), 4:2 Steiger (46:46), 4:3 Prochazka (49:33). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Köln 10 - Freiburg 10.

Schwenninger ERC - Krefelder EV 2:0 (1:0, 1:0, 0:0) - Tore: 1:0 Hardy (1:35), 2:0 Martin (38:46). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 3900. - Strafminuten: Schwenningen 12 - Krefeld 17 + 10 Disziplinar (McNeil).

EC Hedos München - Mannheimer ERC 3:2 (1:0, 2:2, 0:0) - Tore: 1:0 Dieter Hegen (7:13), 1:1 Sebek (27:04), 1:2 Krentz (31:16), 2:2 Hegen (36:58), 3:2 Gudas (39:35). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 6000. - Strafminuten: München 12 - Mannheim 22 + 10 Disziplinar (Krentz).

Berliner SC Preussen - EC Ratingen 5:3 (1:0, 4:1, 0:2) - Tore: 1:0 Werner (5:21), 2:0 Ruotanen (21:04), 3:0 Feser (24:17), 3:1 Reisinger (24:44), 4:1 Jürgen Rumrich (32:09), 5:1 Malo (39:36), 5:2 Wikulow (49:04), 5:3 A. Fuchs (50:03). - Schiedsrichter: Bertl (Forst). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Berlin 14 - Ratingen 12.

ESV Kaufbeuren - EV Landshut 4:4 (0:2, 3:2, 1:0) - Tore: 0:1 Maslov (8:26), 0:2 Oswald (15:01), 1:2 Purves (23:44), 2:2 Lubina (25:16), 3:2 Lubina (28:53), 3:3 Boiger (29:07), 3:4 Hantschke (38:00), 4:4 Lubina (46:48). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 4310. - Strafminuten: Kaufbeuren 10 - Landshut 12.

Von Wanzen, Keuschheitsproben und anderen Anrüchigkeiten Zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität möchten CSU-Politiker und BKA-Präsident Zachert Gesetze "nachrüsten" Von Hans-Helmut Kohl

Edmund Stoiber - ein Klassenkämpfer? Der stellvertretende Vorsitzende der CSU, seit Jahr und Tag als strammer Law-and-order-Mann im Kreis seiner Ministerkollegen aus Bund und Ländern die eher grobmaschige Variante von Rechts- und Innenpolitik verkörpernd, kann die Rolle des Anwaltes der "kleinen Leute" durchaus überzeugend geben. Weil er "keine Zwei-Klassen-Gesellschaft" will, in der sich "eine begüterte Minderheit privat Sicherheit kaufen kann, während die Mehrheit der Kriminalität ausgeliefert ist", fordert der bayerische Innenressortchef mit gewohnt starken Worten die "Nachrüstung" des erst seit gut drei Wochen in Kraft befindlichen Gesetzes zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, abgekürzt "OrgKG".

Als Referent einer Tagung des Bonner Bundespresseamtes bediente sich Stoiber dieser Tage bei der Situationsbeschreibung folgerichtig vor allem der düsteren Farben. Nicht die ausländerfeindlichen Exzesse in Ostdeutschland, nicht die Haßorgien und Brandstiftungen mit dem verheerenden Auslandsecho und den das Klima in diesem Land verändernden Auswirkungen bedeuten für den CSU-Politiker die "größte Gefahr für die Demokratie". Vielmehr bedrohen laut Stoiber die dramatisch wachsenden Aktivitäten der Rauschgift-Kartelle und Autoschieber-Banden, der Schutzgeld-Erpresser, Blütenverteiler und Menschenhändler die "demokratische Grundordnung".

Weil diese "Herausforderung für Staat und Gesellschaft nicht mit dem derzeitigen Instrumentarium zu bewältigen ist" und womöglich wie in Italien ein Zustand einzutreten droht, in dem "sich das Verbrechen mit der Wirtschaft und der Politik vernetzt und dadurch Macht gewinnt", wünscht sich der Münchner Minister mehr "Waffengleichheit" zwischen Ermittlern und Kriminellen. Deshalb soll die Erlaubnis für den "großen Lauschangriff", also die Polizei-Wanze in der Wohnung eines Verdächtigen, ebenso in das nach mühsamen Parlamentsberatungen im Sommer beschlossene OrgKG aufgenommen werden wie ein Sortiment "milieubedingter Straftaten", damit in der Szene agierende "verdeckte Ermittler" die im Jargon als "Keuschheitsproben" bekannten kriminellen Handlungen begehen dürfen, ohne dafür später belangt werden zu können.

Edmund Stoiber und sein CSU-Parteifreund Eduard Lintner als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, der bis in die markige Wortwahl hinein identische Forderungen vortrug, stützten sich dabei auf "Praktiker" wie den Präsidenten des Wiesbadener Bundeskriminalamtes (BKA), Hans-Ludwig Zachert. Der Chefpolizist der Republik rührt seit Monaten mit außerordentlicher Hartnäckigkeit dieselbe Trommel und stellte nun in Bonn in aller Kürze fest: "Das OrgKG hat uns Steine statt Brot gebracht."

Während die christsozialen Politiker ihre gesetzesverschärfende Wunschliste allerdings auf den "Einsatz technischer Mittel auch in Wohnungen", wie sie den Lauschangriff euphemistisch umschrieben, und "begrenzte Regelverletzungen der verdeckten Ermittler" (Zachert) beschränkten, forderte der BKA-Präsident gleich noch die "Beweislastumkehr" in den Fällen, in denen künftig dank OrgKG die Gerichte kriminell erworbene Vermögen einziehen können. Für ihn ist es ausgesprochen hinderlich, daß die Polizei die kriminelle Herkunft belegen muß und nicht der Beschuldigte verpflichtet wird, den redlichen Ursprung seiner Guthaben, Immobilien und Kunstschätze nachzuweisen.

Rainer Funke, Lintners Parlamentarischer Staatssekretärskollege aus dem Justizressort, blieb angesichts dieser allseits bekannten Positionen während der Tagung nur wieder einmal die Rolle des liberalen Gegenspielers übrig. Und der will vor einer Änderung des Grundgesetzes - um den Lauschangriff zu ermöglichen - erst einmal bewiesen haben, was ein solch gravierender Eingriff denn praktisch bringen soll. Funkes Verdikt ("Ich glaube, daß der Staat in bestimmten Bereichen nichts zu suchen hat") und Forderung ("Wer in bürgerliche Freiheitsrechte eingreift, hat die Beweispflicht dafür, daß es nur so und nicht anders geht") treiben dabei regelmäßig den Adrenalinspiegel der Unions-Rechtspolitiker in die Höhe.

Ihnen fällt dann jedoch auch wenig Überzeugendes ein. Einerseits deuten sie wie Edmund Stoiber auf europäische und nordamerikanische Vorbilder, wo, folgt man diesem Argument, die mit Wanzen arbeitende Polizei nachgerade die Regel darstellt, und deren demokratische Staatsform dennoch wohl kaum angezweifelt werden könne. Zum anderen werden einzelne spektakuläre Erfolge im Kampf gegen die Mafia in Italien und den USA angeführt, die auf - allerdings ziemlich "flächendeckende" - Abhöraktionen zurückzuführen sein sollen.

Werden diese Fälle hinterfragt, zeigt sich schnell, was "Praktiker", also Polizeibeamte, die sich alltäglich mit dem organisierten Verbrechen auseinandersetzen müssen, für durchaus vordringlicher halten als den Lauschangriff oder die "Normverstöße" der verdeckten Ermittler. Deren Wert, dies räumt selbst der engagiert für seine Mitarbeiter und deren Absicherung streitende BKA-Präsident ein, ist ohnehin in den ethnisch geschlossenen Banden der chinesischen Triaden, der sizilianischen Mafia oder der Russen- und Tschetschenen-Gangs zunehmend zweifelhaft geworden.

Aber Zeugenschutz-Programme, wie sie in den USA und Italien die Aussagebereitschaft von Bandenmitgliedern gefördert haben, und die Möglichkeit, für besonders bedrohte Personen "neue Identitäten" zu schaffen, werden in Deutschland (noch) nicht diskutiert, obwohl der bayerische Innenminister selbst lautstark die Schwierigkeiten beklagte, "in manchen Verfahren überhaupt noch einen Dolmetscher zu finden".

Merkwürdig unpräzise äußerten sich die nach erweiterten Polizeimöglichkeiten rufenden Politiker (und auch der BKA-Präsident), als sie nach einem "Katalog" von Straftaten gefragt wurden, die in die Szene eingedrungene Ermittler begehen sollen dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Während Stoiber von "verbotenem Glücksspiel" und "Geldwäsche" redete, an denen die abgetauchten Polizeibeamten schon teilnehmen müßten, damit "sie nicht enttarnt werden", fielen Hans-Ludwig Zachert auch Urkundenfälschung und Hehlerei als "erwünschte" Delikte ein. Gemeinsam aber zogen sie die Grenze dort, wo "Gewalt" ins Spiel kommen würde.

FDP-Staatssekretär Rainer Funke gab - die Liberalen scheinen auch auf diesem Feld der Innen- und Rechtspolitik angesichts ständigen Trommelfeuers mürbe geworden - gleichwohl schon eine mögliche "Kompromißlinie" beim Lauschangriff zu erkennen. Er deutete an, daß die von den Gerichten sehr weit gezogene Definition der "Wohnung", die durch das Grundgesetz vor Verwanzung geschützt ist, enger gefaßt werden könne und dann eben nicht mehr "Garagen, Hinterzimmer, Spielhöllen und andere verrufene Orte", wie sie die Strafprozeßordnung jetzt schon benennt, einschließen müsse.

Kategorisch "nein" lautete seine Antwort hingegen auf die Frage, ob er den Verfassungsschutz im Kampf gegen die organisierte Kriminalität eingesetzt sehen will - eine Idee, wie sie inzwischen bis in die Spitzen der CDU und CSU hinein verfolgt wird. Auch Edmund Stoiber vertrat sie mit Verve. Die Frage, wozu dann noch eine Grundgesetzänderung erforderlich ist (der Geheimdienst arbeitet schließlich mit solchen Mitteln, hat aber keinerlei polizeiliche Zugriffsmöglichkeiten), brachte ihn nur kurz ins Schwimmen. Man müsse dem Dienst dann eben die Anwendung bestimmter Methoden verbieten, meinte der bayerische Innenminister - ein eher blauäugiger Ansatz, den zu vertiefen er nicht bereit war.

Zivilcourage dringend nötig

KARBEN. Können wir Frieden überhaupt ertragen? Halten wir es wirklich aus, ohne die "Erregung" eines kleinen Machtkampfes, etwa mit dem Auto es dem anderen wieder einmal zeigen; dem Partner oder der Partnerin demonstrieren, wer der/die Überlegene ist; das miese Gefühl, immer zu kurz zu kommen (obwohl ich alle Chancen habe), durch Gewalt gegen Ausländer oder Andersdenkende zu kämpfen? Die Welt ist eben so, sagen meist jene, die sich von ihren (vermeintlichen) Privilegien davon abhalten lassen, Kontakt mit ihren eigenen Gefühlen, mit ihrem Gewissen aufzunehmen.

Hat es deswegen keinen Sinn mehr zu versuchen, die alten Muster von Rechthaberei und Gewalt, von Klüngelvorteilen zu durchbrechen? Müssen wir alle erst ganz tief im Dreck stecken, noch tiefer als im Zweiten Weltkrieg, damit wir - oder jene, die dann noch übrig sind - endlich lernen?

Die Karbener Frauen und Männer, die trotz mancher Zweifel ihre Arbeit in der Friedensbewegung fortsetzen, tun das, weil sie glauben, daß ein menschenwürdiges, friedvolles Leben für alle möglich ist. Zugleich wollen sie, wie Erika Heckel es im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben ausdrückte, alles tun, damit ihre Kinder und die nachfolgenden Generationen noch eine lebenswerte Welt, überhaupt noch eine Welt vorfinden. Wer ein sinnerfülltes Leben führt, wer mit sich selbst etwas anfangen kann, wer sich lebendig fühlt, ohne Anhänger einer anderen Partei mit ätzendem Gift überschütten zu müssen, der kann mit sich und anderen in Frieden leben. Der braucht auch keine Ausländer totzuschlagen oder, wie so mancher Politiker, Verständis für die applaudierenden Bürger zu äußern.

Mit zunehmendem Wohlstand, hat Peter Hofmann von der Friedensbewegung beobachtet, finden vor allem Heranwachsende immer mehr in ihrem Leben vorhergeregelt. Die Menschen können immer weniger selbst gestalten. Werden gleichzeitig von allen möglichen "Bequemlichkeiten" korrumpiert: Fernsehen statt Selbstmachen, Auto statt umweltfreundliche Verkehrsmittel. Die Jugendlichen bekommen vieles fertig vorgesetzt, haben oft keine wirkliche Aufgabe mehr. Vor diesem Hintergrund ist dann wohl möglich, daß deutsche Studierende so unsicher sind, daß sie fürchten, Ausländer könnten ihnen ihre künftigen Positionen wegnehmen.

Zivilcourage ist angesichts der Entwicklungen in "Deutschland im Herbst '92" dringender nötig denn je. Bad Vilbeler, die auch noch Zivilcourage in sich glimmen spüren, sind herzlich nach Karben eingeladen. GEORG LINDE

Maintal: Räuber erbeutete 18 000 Mark

MAINTAL, 16. Oktober (lhe). Bei einem bewaffneten Raubüberfall auf ein Bekleidungskaufhaus in Maintal (Main-Kinzig-Kreis) hat ein unbekannter Täter am Donnerstag abend rund 18 000 Mark erbeutet. Wie die Polizei in Hanau mitteilte, hatte der maskierte Täter zwei Verkäuferinnen im Alter von 33 und 26 Jahren beim Verlassen der Geschäftsräume mit einer Pistole bedroht und sie gezwungen, den Tresor zu öffnen. Anschließend flüchtete der Mann mit einem Auto. Eine Fahndung blieb ohne Erfolg.

Chance auch für Radler

Experte beim SPD-Verkehrsforum in der Stadthalle

HANAU. Wer von der Hanauer SPD-Mehrheitsfraktion die bisher gestrichenen Etatmittel für einen Verkehrsentwicklungsplan doch bewilligt haben will, muß das gut vorbereiten. Was Stadtbaurat Jürgen Dressler mit der Einladung des Experten Professor Hartmut Topp (Kaiserslautern) für ein SPD-Verkehrsforum gelungen ist. Flankierend dazu war im gut besuchten Gelben Foyer der Stadthalle eine Ausstellung zu sehen, deren Kernsatz im Verlauf der Veranstaltung immer wieder zitiert wurde: "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten." Dieser Satz stammt nicht etwa von einem Naturschützer, sondern von einem VW-Vorstandsmitglied. Dressler will denen in der Stadt zu "Chancengleichheit" verhelfen, die kein Auto besitzen. Für Fußgänger, Radler und Busnutzer gebe es "erheblichen Nachholbedarf". Weniger Auto bedeute auch weniger Luftschadstoffe, bezog er die Position der City-Anwohner, die bei einseitiger Betrachtung der Einzelhändler-Proteste wegen des befürchteten Parkplatzverlustes meist vernachlässigt werden. Daß weniger lokales Kohlendioxid auch ein Beitrag gegen die globale Klimakatastrophe ist, darauf hatte Topp schon vor Dressler hingewiesen. Die Vorstellungen des Hanauer Stadtbaurats sind deckungsgleich mit denen des Kaiserlauterner Professors.

Topp sagte, es liege an der Bundesverkehrswegeplanung, daß es nicht noch mehr Individualverkehr gebe, der dann in den Städten zum Stehen komme. Wenn auch der kommunale Einfluß auf den Umlandverkehr gering sei, so sei er in den eigenen Mauern doch groß. Etwa die Hälfte des heutigen innerstädtischen Verkehrs hält er für unumgänglich: Lieferverkehr, der sich bei 30 Prozent Leerfahrten aber besser organisieren lasse; Fahrten von schwer Gehbehinderten; Kundendienste und Anwohnerverkehr. Das bedeute andererseits, daß die Hälfte des heutigen Cityverkehrs unverträglich sei. Unter zuviel Autoverkehr leide die Urbanität und das Erreichen der Geschäfte mittels anderer Verkehrsarten.

Erwartungsgemäß ergab sich eine Diskussion Topps mit dem Hanauer Vorsitzenden des Einzelhandelsverbandes und Sportartikel-Geschäftsinhabers am Freiheitsplatz, Gerhard Barthel. Mit der großen Parkplatzzahl der Geschäfte auf der grünen Wiese könnten innerstädtische sowieso nicht konkurrieren, hielt Topp dem Dauerlamento Barthels entgegen, am Freiheitsplatz dürften keine Autostellplätze verlorengehen, sonst veröde die Geschäftswelt. Topp schrieb die Kundenverluste nicht dem Parkraummangel zu, sondern der Filialisierung und dem Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel, nicht zu vergessen die hohen Mieten. Der Versuch einer fußgängerfreundlichen, weil stark autoreduzierten Innenstadt in Aachen werde von 90 Prozent der Menschen befürwortet. Die seien auch Kunden des Einzelhandels. In Fußgängerzonen gebe es keine Umsatzrückgänge. Um die Spitzenmieten solcher Top-Adressen abzubauen, müßten die verkehrsberuhigten Bereiche weiter wachsen. Das nütze dem Einzelhandel.

Topp empfahl dringend die "Reparatur" der "durch den Autoverkehr verödeten" Hauptverkehrsstraßen in Hanau durch Bäume und wieder freizulegende Wasserläufe. Wenn Tempo 30 in Wohngebieten streng überwacht werde, bringe das erwiesenermaßen viel und schone den Stadtsäckel.

Große Park-and-ride-Plätze vor den Toren der Stadt beurteilte er skeptisch. Das verführe dazu, statt gleich in Zug oder Bus zu steigen, mit dem Auto erst bis dorthin zu fahren. So trockne der öffentliche Nahverkehr in der Region weiter aus. Solche Plätze seien auch viel zu teuer und umweltschädlich, weil sich dann dort wieder Autoabgase konzentrierten.

Topp kritisierte, daß das marktwirtschaftliche Verursacherprinzip im Straßenverkehr nicht gelte. Den volkswirtschaftlichen Schaden durch Unfallfolgen und Umweltverschmutzung müßten die Autolenker nicht voll bezahlen. Also müsse das Autofahren teurer werden, wobei die gewonnenen Mittel für den öffentlichen Nahverkehr zu binden seien. Für aufs Auto Angewiesene im Umland, die sich die Mehrkosten finanziell nicht leisten könnten, müsse der Staat einspringen mit einem Verkehrsgeld vergleichbar dem Wohngeld. In der Diskussion kam der Vorschlag auf, die Pendler dafür zahlen zu lassen, daß ihre Wagen acht Stunden lang "keine Fahr-, sondern Stehzeuge" seien. him

Nach drei Wochen wieder Strom in Sarajewo

Am Dienstag Disput über: Zuwanderung oder "Asylmißbrauch"?

FRIEDBERG. "Geordnete Zuwanderung oder ,Asylmißbrauch'?" ist das Thema einer Diskussion am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, in der Stadthalle Friedberg. In den Saal 3 lädt die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokraticher Juristinnen und Juristen (AsJ) ein.

Auf dem Podium streiten Landrat Rolf Gnadl (SPD), Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen), Bürgermeister Rainer Schwarz (CDU-Landratskandidat), Jörg-Uwe Hahn (FDP-Landtagsabgeordneter) und Dr. Farzin Borzoui, Vorsitzender des Ausländerbeirates im Wetteraukreis. Es moderiert Verwaltungsrichter Ralph Goebel-Zimmermann.

Wie der Vorsitzende der AsJ-Wetterau, Frank Hüttemann, mitteilt, will die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen "möglichst eingehend das Zuwanderungsproblem mit seinen Folgen auch für den Wetteraukreis nebst möglicher rechtlicher und politischer Lösungen diskutieren". Außerdem, so heißt es, möchte die AsJ "zur Versachlichung der in der Öffentlichkeit nur auf den Bereich ,Asyl' verkürzte Zuwanderungsdiskussion beitragen". sal

SARAJEWO, 15. Oktober (Reuter/dpa/AFP). Teile Sarajewos verfügen nach einem Bericht des bosnischen Rundfunks seit drei Wochen erstmals wieder über elektrischen Strom. Wie Radio Sarajewo am Freitag weiter meldete, wurde die Stromversorgung größerer öffentlicher Gebäude, darunter Krankenhäuser, in der Nacht wiederhergestellt.

Heute ins Städel zu Kokoschka/Mahler

Jetzt ist es allerhöchste Zeit, wenn man nicht eine der interessantesten Ausstellungen versäumen will, die das Städel in der jüngsten Zeit zu bieten hatte. Sie ist nicht spektakulär, nichts was man "durchwandern" könnte oder müßte.

Sie beschäftigt sich nur mit einem einzigen Künstler, und von seinem recht umfangreichen Oeuvre nimmt sie sich nur einen relativ kleinen Ausschnitt vor: Die große Liebe zu einer der interessantesten Frauen, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts kennt - zu Oskar Kokoschkas Geliebter Alma Mahler.

Sie war die Witwe des Komponisten Gustav Mahler und heiratete später Walter Gropius, eine Frau, der Dehmel ebenso zu Füßen lag wie der Komponist Alban Berg und viele andere nicht unbedeutende Männer. Eine Frau, die dominierte und die es nicht liebte, sich unterzuordnen.

Und genau das war auch der Grund, warum sie sich - rücksichtslos und unter wirklich dramatischen Umständen, die ein grelles Schlaglicht auf ihre Persönlichkeit werfen - nach nicht allzulanger Zeit von dem Künstler Kokoschka getrennt hat.

Wie der nun wieder diese Trennung empfunden, in seinem Werk - oft auf eine grenzgängerisch-groteske Art und Weise - niedergelegt und nicht ohne Narben überwunden hat, das spiegelt diese Kabinettausstellung des Städels wider.

Am Sonntag, dem 18. Oktober, geht sie zu Ende. Man sollte sie sich (noch einmal) anschauen. Am Samstag und Sonntag gibt es - jeweils um 15 Uhr - noch eine Führung. wp

Nach drei Wochen wieder Strom . . .

50 Jahre Goldschmiedehaus Hanau - Ein Jubliäum, das nicht nur Anlaß zum ungetrübten Rückblick gibt Schaufenster der "Stadt des edlen Schmuckes" Nach der Zerstörung 1958 wieder bezugsfertig Von Regine Schlett HANAU. Das Goldschmiedehaus auf dem Altstädter Markt gilt als Schaufenster der "Stadt des edlen Schmuckes". Es steht als Symbol einer Tradition, die seit Jahrhunderten mit Edelmetallen verbunden ist. Das 50jährige Bestehen gibt dennoch kein Anlaß zum ungetrübten Rückblick. Während nationalsozialistische Parteiprominenz am 18. Oktober 1942 in Hanau die Eröffnung feierte, rückten deutsche Soldaten nach Stalingrad vor. Schon in den 20er Jahren hatte der Berliner Juwelier Ferdinand Richard Wilms, langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Goldschmiedekunst und ein Schüler der Hanauer Zeichenakademie, Pläne für ein Zentrum der deutschen Goldschmiede verfolgt. Den nationalsozialistischen Machthabern kam die Idee gelegen. Sie waren von dem wahnwitzigen Gedanken angetan, im Sinne eines "neuen Menschentums im Dritten Reich" und der "glanzvollen Zukunft nach dem Endsieg" eine solche repräsentative Einrichtung trotz der Kriegswirren zu schaffen. Prominenz aus Partei und Staat, so schreibt Kulturamtsleiter Günther Rauch in der Chronik, rühmten bei dem Festakt zur Einweihung am 18. Oktober 1942 die deutsche Tradition.

Schon zweieinhalb Jahre später blieb nur noch eine Ruine von dem ehrgeizigen Vorhaben übrig. Der Luftangriff, der Hanau am 19. März 1945 fast völlig vernichtete, ließ nur noch die beiden Giebel und ein paar Mauerreste zurück. Und es blieb die schwere Hypothek der nationalsozialistischen Propaganda, die mit der Gründung einhergegangen war. Die städtischen Gremien entschieden sich dennoch bald für den Wiederaufbau. Nach längerer Planung und Finanzierungsschwierigkeiten konnte das Wahrzeichen der Stadt 1958 wieder seiner Bestimmung übergeben werden.

Die äußere Gestaltung orientierte sich an der Renovierung des Jahres 1898. Zu dieser Zeit mußten die Stadtväter über die Nutzung des prächtigen Fachwerkshauses beraten, bei dem repräsentative Gründe schon immer eine große Rolle gespielt hatten. Schon als es 1538 erbaut wurde, sollte es vermutlich die Bedeutung der Stadt gegen die gräfliche Macht und Kirche hervorheben.

Unterlagen über die Beweggründe, warum die Hanauer mit dem erst fünfzig Jahre alten Rathaus auf der anderen Marktseite nicht mehr zufrieden waren, fehlen. Fest steht jedoch, daß die Summe für den Neubau ungewöhnlich hoch war. Schon im ersten Jahr verschlang er mit 769 Gulden, zehn Schillingen und acht Pfennigen fast 90 Prozent des städtischen Bauetats.

Das neue Rathaus diente zum Teil der Verwaltung, aber auch als Wirtschaftsgebäude. Erbprinz Wilhelm, der ab 1764 als Graf in Hanau regierte, und als Bauherr großen Stils auch das Stadttheater, Wilhelmsbad, das Behördenhaus und die Zeichenakademie errichten ließ, behagte das Fachwerk am Altstädter Markt nicht mehr. Zur "Verschönerung" nach klassizistischem Vorbild ließ er das Haus verputzen und Erker abschlagen.

Dem äußeren Wandel folgte dreißig Jahre später eine neue Nutzung. In Konkurrenz zur Neustadt, die 1597 von niederländischen und wallonischen Glaubensflüchtlingen gegründet worden war, fürchteten die Altstädter um den Sitz von Kreisamt und Gericht und räumten ihren Regierungsitz für das Landgericht. Die Ratsherren zogen in ein Haus in der Bangertstraße um, in dem sie bis zur Vereinigung von Alt- und Neustadt um 1830 residierten. Bis heute dient seitdem das Neustädter Rathaus als Regierungssitz. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts das Landgericht auszog, wurde das Altstädter Rathaus als Fortbildungsstätte genutzt. Die klassizistische Renovierung des Fürsten traf nicht länger den Geschmack der Ratsherren. Stadtbaurat Johann Peter Thyriot 1898 übernahm die Restaurierung nach historischem Vorbild mit Fachwerk und Erkern. Zum ersten Mal als Ausbildungsstätte wurde das Gebäude 1902 genutzt. Der Hanauer Geschichtsverein richtete sein Museum mit römisch-germanischen Funden und neueren Sammlungen ein. Schon 1930 wurden die Räume jedoch zu eng.

So kam es den Mitgliedern gelegen, daß der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Goldschmiedekunst, Wilms, die sich 1932 gegründet hatte, auf der Suche nach einem Zentrum für Edelmetallkunst war. Nachdem der Plan bei der Hanauer Stadtverwaltung und auch den höheren Partei- und Regierungsstellen in Berlin auf Zustimmung stieß, zog der Geschichtsverein, der 1941 unter seinem neuen "Führer" Junker endgültig gleichgeschaltet worden war, ins Stadtschloß um. Größere Umbauten wurden für die Nutzung als Goldschmiedehaus nicht vorgenommen. Der nationalsozialistischen Ideologie huldigte man jedoch mit einem "Ehren- und Empfangsraum" mit der Führerplakette von Arnold Breker, einem von Hitler geförderten Bildhauer.

Nach der Zerstörung, die die hochfliegenden Pläne der Nazis für internationale Ausstellungen und die Einrichtung eines Schmuckmuseums schnell beendete, bemühte sich bald nach Kriegsende Oberbürgermeister Karl Rehbein um den Wiederaufbau des Gebäudes. Als gelernter Goldschmied war er besonders an der Tradition des Schmuckschaffens in Hanau interessiert. Er wischte alle Bedenken einer Nazi-Kultstätte beiseite. Die Herrichtung des Gebäudes zog sich aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten dennoch hin. Rehbein erlebte die Eröffnung nicht mehr, die am Jahrestag der verheerenden Verwüstungen, am 19. März 1958, gefeiert wurde. Die Hanauer empfanden dieses Datum, so schreibt Rauch, "als krönenden Abschluß des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt".

Obwohl die Ausstellungstätigkeit zunächst schleppend anlief, wurden seitdem 281 historische und zeitgenössische Schauen gezeigt. Das Goldschmiedehaus hat sich zu einer der wichtigsten nationalen und internationalen Ausstellungsstätten für Schmuck, Gerät und Edelmetallgestaltung entwickelt. Verstärkt sollen künftig auch andere Werkstoffe wie Glas, Keramik oder Email einbezogen werden. Einmal pro Jahr präsentiert das Museum, dessen Innenräume 1981 gründlich renoviert wurden, Ausstellungen von bedeutendem überregionalem Rang. Seit einigen Jahren wird darüber hinaus ein eigener Bestand mit derzeit noch geringem Ankaufsetat angeschafft.

Der Festakt zum 50jährigen Bestehen beginnt am Sonntag, 18. Oktober, um 11.30 Uhr.

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Kulturmix Bad Nauheim. Geistliches Chorkonzert mit dem Mitteldeutschen Kammerorchester, Dankeskirche, Sa., 20 Uhr.

Kurkonzert in der Trinkkuranlage, Sa. 10.30 (mit Kurzandacht), 15.30 u. 19.30 Uhr; So. 10.30 u. 15.30 Uhr.

Butzbach. Jubiläumskonzert "Liederkranz", Bürgerhaus, So.

Kammermusikabend Mosate-Trio Frankfurt, Wendelinskapelle, So. 20 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: "Die deutschen Räuber", Lieder und Geschichten nicht nur über die Wetterauer Räuberbande, So. 11 Uhr.

Lieder- und Konzertabend Liederzweig, Saalbau Steul, Sa. 19.30 Uhr.

Karben. "The Golden Musical of Brodway", Sondergastspiel der "Broadway Musical Company" aus New York, Bürgerzentrum, Sa. 20 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Liederabend des Gesangvereins Ulfa, Bürgerhaus, Sa. 20 Uhr.

Ortenberg. Liederabend Liederkranz Usenborn, Saal Müller, Sa. Kurse / Vorträge Friedberg. DRK, Homburger Str. 26: "Lebensrett. Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr.

Karben. Mütter-Zentrum Karben e.V.: Autogenes Training - Aufbaukurs, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben, Sa. und So. 10 bis 15 Uhr.

Bad Vilbel. Kurs "Spielen unterm Hollerbusch - Frauen spielen ihre Musik", Georg-Muth-Haus, Sa. u. So., 9 Uhr.

Familienbildungsstätte: "Leben aus der Stille", ein Wochenende mit Eutonie und Meditation, Christuskirche, Sa. und So. 15 bis 18 Uhr.

Bad Vilbel. DRK, Friedrich-Ebert-Str. 34: "Lebensrett. Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr.

Gruppen / Vereine Butzbach. Taunusklub: Herbstwanderung durch den Butzbacher Wald, So.

Vogelsberger Höhenclub Butzbach: Wanderung.

Schützenverein Pohl Göns: Schützenball im Bürgertreff, So.

Altenstadt. Jugenclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfB Höchst: Oktoberfest in der Gymnastikhalle Höchst, So. 10 Uhr.

Bad Vilbel. Kneipp-Verein: Wanderung in der Gemarkung Ober-Erlenbach, Treffpunkt: Zentralparkplatz, So. 9 Uhr.

Büdingen. Feuerwehr Wolf: Feuerwehrball, Sa.

Reit- und Fahrverein Büdingen u. Umgebung: Herbstjagd hinter der Vogelsbergmeute, Treffpunkt: Hofgut Rapp, Wolferborn, Sa. 13 Uhr.

Karben. Schützenverein Selzerbrunnen: Königsschießen, Schützenhaus im Gewerbegebiet, Sa. 9 Uhr.

Fanfaren- und Spielmannszug Okarben: Musik- und Oktoberfest 40jähriges Bestehens, Bürgerhaus Okarben, Sa. 19 Uhr.

AZ Ortsgruppe Karben - Vogelfreunde Burg-Grädenrode: Vogelbörse, Vereinsheim, So. 9 bis 13 Uhr.

TV Rendel: Start zum Volkswandertrag in Ober-Erlenbach ab Turnhalle Rendel, So. 10 Uhr.

Nidda. Skatclub "Ohne Vier": Stadtmeisterschaften, Bürgerhaus G.-Nidda, Sa.

VHC Nidda: Wanderung von Langsdorf bzw. Hungen nach Nidda, So.

Nidderau. Aqua-Terra Nidderau: Aquaristischer Sonntag mit Multivisionsschau "Lebensraum Süßwasser", So. 10.30 Uhr.

Rosbach. Turngemeinde Ober-Rosbach: Wanderung um den Hessenpark und Besichtigung, Treffpunkt: Marktplatz, Sa. 9 Uhr.

Ortenberg. Hundesportverein Gelnhaar: Prüfung der deutschen Schäferhunde, Übungsplatz Gelnhaar, Sa. und So. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Burg und Ansicht der Altstadt, Treffpunkt: Wetteraumuseum, So. 14 Uhr.

ADFC Beleuchtungswochen: Möglichkeit zur Überprüfung der Fahrradbeleuchtung am Info-Stand des ADFC Wetterau am Sa. auf der Kaiserstraße.

Bad Nauheim. Galerie Buch + Kunst, Parkstr. 20: "Tag der offenen Tür", Thema der neuen Ausstellung "Kunst aus dem Osten", So. 10 bis 14 Uhr.

Butzbach. Disco der Frw. Niederweisel, Mehrzweckhalle, Sa.

Karben. Kerb in Rendel: Tanz im Rendeler Hof mit Band "Tonikas", Sa. 20 Uhr.

Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Ev. Heilig-Geist-Gemeinde: Gesprächsabend mit Hanni Ullmann, Israel, zum Thema "Braucht Deutschland wieder den Ausländerhaß so wie einst das Feinbild Jude?", Gemeindehaus, Sa. 20 Uhr.

Ev. Christuskirchengemeinde: Gottesdienst, anschließend Gespräch mit dem neuen Pfarrer Schulz, So. 10 Uhr.

Kinderkleider-Basar, Gemeinderaum der Heilig-Geist-Kirche, Heilsberg, Sa. 14 bis 15.30 Uhr.

Altenstadt. Kerb, Altenstadthalle und Vergnügungspark auf dem Festplatz, Sa. und So.

Nidda. Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Ausstellungen Bad Nauheim. Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. 10.).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0 60 32 /3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. 11.).

Trinkkuranlage, Ausstellungsräume: Gemeinschaftsausstellung: Gemälde von Helga C. Jäger - Lebendiges aus Ton von Christiane Gaubatz, Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr (bis 25. 10.).

Friedberg. Sparkasse Wetterau: "Kelten in der Wetterau und im Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten (bis 22. 10.).

Rosbach. Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: "Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken", Öffnungszeiten: täglich 15 bis 18.30 Uhr außer Mo. (bis 8. 11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. 10.).

Nidda. Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di. bis Fr. 10 bis 12; Mi. bis Sa. 15 bis 17 Uhr; So. u. Feiertage 10 bis 12, 15 bis 17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. 11.).

Ortenberg. Ausstellung "10 Jahre Altstadtsanierung", Historisches Rathaus, Eröffnung Sa. 11 Uhr (bis 1. 11.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Columbus 1492 (Sa. 15, 20, 22.30 Uhr, So. 16, 20 Uhr). - Blende: Tom & Jerry (Sa. 15 Uhr, So. 13.45 u. 16 Uhr), Boomerang (Sa. 20.15, 22.30 Uhr, So. 18, 20.30 Uhr).- Studio: Hook (Sa. 15, So. 13.45 Uhr), Grüne Tomaten (Sa. 20 Uhr, So. 20.15 Uhr); Brennpunkt L.A. - die Profis kehren zurück (Sa. 22.30 , So. 16, 18 Uhr). - Keller: Fatale Begierde (Sa. 15, 20.15, 22.30 Uhr, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Die Abenteuer von von Pico & Columbus (Sa. u. So. 15.30 Uhr), Delicatessen (Sa., So. 21.15 Uhr), Go Trabi Go - Das war der Wilde Westen (Sa., So. 19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Steinzeit Junior (20 Uhr).- Bambi: Rübezahl - der Herr der Berge (Sa., So. 15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (Sa., So. 20 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Peter Pan (Sa., So. 15.15 Uhr); Der Brocken (Sa. 17.45 Uhr), Brennpunkt L.A. - die Profis kehren zurück (Sa. 20.15, So. 17.45 Uhr), Die Drei von der Tankstelle (So. 20.15 Uhr); Lethal Weapon-Nacht: Zwei stahlharte Profis, Brennpunkt L.A., Brennpunkt L.A. - die Profis kehren zurück (Sa. 22.45 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Wolfsblut (Sa., So. 16 Uhr), Reihe Comics-Verfilmungen: Nick Knattertons Abenteuer (Sa., So. 18 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Janssen: EGO (Sa., So. 20.30).

Schöneck. Sternpalast: Mülheimer Figurentheater (So. 16 Uhr), Grüne Tomaten (Sa., So. 19.45 Uhr), Delicatessen (Sa., So. 22.30 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Auf Wiedersehen Kinder (Sa., So. 17.15 Uhr); Hear my song (Sa., So. 19.30 Uhr), Gesellschaft für Mrs. DiMarco (Sa., So. 21.45 Uhr); Powwow Highway (Sa., 24 Uhr).

Ein Georgier aus Berlin Der Autor Giwi Margwelaschwili las im Literaturhaus

Sie wollen ihn aus seinem "Häuschen" wieder vertreiben. "Häuschen", das ist Giwi Margwelaschwilis liebevoll gewähltes Wort für Deutschland und nur eine der vielen Wortschöpfungen des georgischen Sprachphilosophen und Schriftstellers, dessen Muttersprache deutsch ist.

Die Ausländerbehörden interessiert das bewegte Schicksal des Autors wenig, der, 1927 als Sohn georgischer Emigranten in Berlin geboren, zwei Jahre nach Kriegsende vom sowjetischen Geheimdienst NKWD ins Konzentrationslager Sachsenhausen und dann nach Georgien verschleppt wurde. Zurückgekehrt in das Land seines Vaters, den er nach der gemeinsamen Deportation nie wieder sah, war Margwelaschwili erst als Deutschlehrer, später am Philiosophischen Institut in Tiflis tätig.

Als der Schriftsteller 1990, nach der Aufhebung seines Ausreiseverbots, zum ersten Mal nach Deutschland zurückkehrte, hatte er einen eineinhalb Meter hohen Manuskriptstapel im Gepäck. Arbeiten, die er in 40 Jahren "sowjetischer Langeweile" in seiner 16 Quadratmeter kleinen Wohnung in Tiflis geschrieben hat - auf deutsch.

Margwelaschwili las am Donnerstag abend im Literaturhaus vor kleinem Publikum. Seine in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland erschienenen Bücher: "Muzal", "Kapitän Wakusch", "Die böse Korrektur" und der "Umgeworfene Handschuh" suchen Leser, die Freude daran haben, sich in eine höchst eigenwillige, verfremdete Gedankenwelt einzufinden.

Der Schriftsteller las aus vier Büchern vor allem die Passagen, in denen sein Leitmotiv, die Beziehung zwischen "Realpersonen" (dem Leser) und "Textweltmenschen" deutlich wurde. Sein bereits in den 60er Jahren entstandenes Parabelbuch "Muzal" beginnt so: "Ich bin eine Buchperson. Das bedeutet, daß ich eigentlich nur in einem Buch zu Hause bin, nur zwischen zwei Buchdeckeln existiere und statt einer Telephonnummer eine Seitennummer habe." Seine Buch- oder Textweltpersonen haben ein starkes Eigenleben, sie leiden am "Buchweltkosmos", rebellieren dagegen, suchen nach "Textweltfrieden", blicken zum Leser auf. Ihr Ausgeliefertsein an ihre "Textwelt" entspricht der des Sowjetmenschen an seinen allmächtigen Staat. "Wir sind alle Textweltmenschen", erläutert der Autor, "unser Bewußtsein ist vorcodiert."

Auf die Frage, als was er sich empfindet, sagt Margwelaschwili lachend: "Als Wanderer zwischen den Welten, das wäre ja albern." Weil seine Aufenthaltserlaubnis abläuft, muß der georgische Schriftsteller deutscher Sprache sein Geburtsland Ende November wieder verlassen.

GEMMA PÖRZGEN

Bildungsurlaub auf den Ringwällen des Altkönigs und auf dem Vulkankegel Glauberg mitten in der Wetterau Steine erzählen Geschichte Achäologie ist spannend

GLAUBURG. "Das ist ein Krimi, der sich da für mich öffnet." Jürgen Popp, in Wanderschuhen und karierter Wolljacke, steht vor der etwa 20 Meter breiten Lükke im südlichen Steinwall des Glaubergs. An den Rändern der Grube sind verschiedene Gesteinsschichten zu erkennen. 16 Frauen und Männern im Alter von 24 bis 58 Jahren lassen sich die Überreste der Befestigungsmauern von der Offenbacher Archäologin Annegret Lüdecke erklären. Auf dem Glauberg ging gestern der Bildungsurlaub der Bad Vilbeler Naturfreunde zu Ende. Thema: "Vorgeschichtliche Denkmäler - gefährdete Urkunden vergangener Zeiten".

Die Expertin erläutert der Gruppe, wie beim Abbruch der aus vier Zeitperioden stammenden Mauern das Alter der Wallanlagen neben der "Enzheimer Pforte" ermittelt werden konnte. Der älteste Wall aus der Bronzezeit habe viel Holz enthalten, das nach einem Brand als Ascheschicht erhalten geblieben sei. Durch Messungen der Zerfalls des radioaktiven Kohlenstoffs wissen die Archäologen, daß das Feuer vor 2800 Jahren ausgebrochen sein muß. Auf den Schutt wurden dann in der frühen und späten Eisenzeit sowie im sechsten Jahrhundert neue Mauern zum Schutz der auf dem Glauberg lebenden Menschen gebaut. Seit 1986 brechen Archäologen der Hessischen Bodendenkmalbehörde Stein für Stein das Fundament der Enzheimer Pforte und ein Stück des Ringwalls ab. Drei Monate im Jahr untersuchen, fotografieren und zeichnen sie die Überbleibsel vergangener Kulturen. Der Grund: Die Steine, die bereits in den 30er Jahren entdeckt und teilweise freigelegt worden, waren durch Frost und Wurzeln gefährdet gewesen. Nur wenige Minuten von der Grabungsstelle, im Naturfreundehaus, in dem sonst die Archäologen wohnen, übernachteten von Mittwoch bis Freitag die Teilnehmer des Bildungsurlaubs.

Zu Wochenbeginn waren die Frauen und Männer vom "Homburger Haus" bei Schmitten im Taunus zu den Ringwällen auf dem dortigen Altkönig und dem Bleibeskopf gewandert. So konnten sie den Zustand der Bodendenkmäler dort, die von umstürzenden Bäumen, Raubgräbern und Massentourismus gefährdet sind, mit dem Glauberg vergleichen.

"Jeder meint ja, wenn er den einen Stein aufhebt, da ist der Schatz drunter." Werner Erk, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Glauburg, kann ein Lied von übereifrig sammelnden Besuchern singen. Die Reste der Enzheimer Pforte seien auch durch "Vandalismus" beschädigt gewesen. Bei etwa 300 000 Mark Jahresetat der Hessischen Bodendenkmalpflege, so Annegret Lüdecke, könnten auch nur "akut gefährdete" vorgeschichtliche Anlagen untersucht werden. "Pflege und Erhalt stehen im Vordergrund", so die Archäologin. Zumal jedes Jahr exaktere naturwissenschaftliche Methoden entdeckt würden. Im Boden blieben die Zeugnisse vergangener Jahrhunderte am besten erhalten.

Die bisherigen Untersuchungsergebnisse auf dem Glauberg sind nach Ansicht Werner Erks Grund genug, "das Geschichtsbild zurechtrücken - von den Germanen, die saufend auf dem Bärenfell lagen und sich gegenseitig den Schädel einschlugen". Schließlich hätten die Kelten in der Wetterau bereits Hammer, Meißel und Spindel erfunden.

Noch wesentlich älter sind die Vorbilder für die Werkzeuge, mit denen die Teilnehmer des Bildungsurlaubs Holz bearbeiteten. Annegret Lüders hatte die nachgebaute Eichen-Axt und eine Dechsel zum Schälen der Rinde mitgebracht. Die Originale waren in der Jungsteinzeit verwendet worden. Krachend spaltet das Steinbeil den Hozstamm. Annegret Lüders: "Ich bin selbst überrascht, wie gut das funktioniert."

Praktische Erfahrungen konnten die Teilnehmer auch im Glauberger Heimatmuseum des Heimat- und Geschichtsvereins sammeln. Mit Hilfe von Sand und einem Holzstab konnten sie ausprobieren, wie mühsam es einst war, in einen Stein ein Loch zu bohren. Anschließend sortierten die Frauen und Männer im Museum Scherben, die auf einer Bauschuttdeponie entdeckt worden waren.

Bei dem Puzzlespiel zog Jürgen Popp ein positives Resümee des Bildungsurlaubs. Der Frankfurter Krankenpfleger: "Ich bin jetzt noch kein perfekter Archäologe." Aber er sei entschlossen, eines Tages als ehrenamtlicher Helfer bei einer Notgrabung mitzuhelfen.

JÖRN KOPPMANN

&blt; Theater im Mousonturm

Noch heute und morgen um 20 Uhr spielt das S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt "Domestic Arrangements" im Theatersaal des Mousonturms. Auf der Studiobühne wird ebenfalls heute und morgen jeweils um 21 Uhr Elettra de Salvos "Bleiche weiße Leiche" gegeben. &blt; Klavierabend Am morgigen Sonntag um 17 Uhr spielt Gabriele Stenges-Stein in der Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstraße 18, Werke von Schumann, Mozart, Chopin, Bartok und Debussy. Der Eintritt ist frei. &blt; Orgelkonzert und Filme Im Kommunalen Kino beginnt um 16 Uhr das Wurlitzer-Kinoorgel-Tea-Time- Konzert. Es spielt der Organist David Lowe. Am Abend ab 20 Uhr flimmern die "Fluxfilms 1966" mit Live-Musik von Joe Jones und Benjamin Patterson über die Leinwand. Am morgigen Sonntag stehen drei Filme auf dem Programm: Um 17.30 Uhr Jean-Loup Huberts "Die schöne Lili" (OmU, Frankreich 1991), um 20 Uhr René Clairs "Meine Frau, die Hexe" (DF, USA 1942) sowie um 22 Uhr "Die schönen Wilden" (DF, Frankreich 1975) von Jean- Paul Rappenau. &blt; Buntes Programm im Gallus Theater Heute um 15 Uhr gastiert im Gallus Theater, Krifteler Straße 55, das Wiesbadener Theater Blauhaus mit seinem Stück "Hugo und das Hamsterhaus". Um 17.30 spielen die "Gallus Kids" ihr neues Stück "Weiß ich doch nicht !!!". Um 20 Uhr beginnt das Gallus Fest. Die Veranstalter versprechen Theater, Musik und andere Köstlichkeiten. &blt; Jazz-Matinee Das Georg Gräwe Trio bestreitet am Sonntag um 11 Uhr das Matinee Jazz Special im TAT-Café Frankfurt, Eschersheimer Landstraße 2. &blt; Bewegungstheater in Höchst Das Bewegungstheater Mobilé gastiert heute abend um 20 Uhr im Neuen Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46A, mit dem Stück "Drunter und drüber". Karten gibt es unter Tel. o69 / 30 30 90. &blt; Leitner dirigiert Am morgigen Sonntag um 20 Uhr dirigiert Ferdinand Leitner in der Alten Oper das Sinfonieorchester der Musikhochschule. Auf dem Programm stehen Haydns Sinfonie Nr. 98 und Bruckners 9. Sinfonie. &blt; Filme von Urs Breitenstein Heute um 16 Uhr sind im Vortragssaal des Museums für Moderne Kunst zwei Filme von Urs Breitenstein zu sehen: Der sechs Minuten lange "Zeil-Film" aus dem Jahre 1980 sowie der neun Minuten lange, dieses Jahr gedrehte, "Tagesfilm". &blt; Premiere im Kammerspiel Um 19.30 Uhr zeigt das Schauspiel Frankfurt im Kammerspiel als zweite Premiere dieser Spielzeit Aleksandr Suchovo-Kobylins Farce "Tarelkins Tod oder der Vampir von St. Petersburg". &blt; Festival in den Titus Thermen Heute um 19 Uhr beginnt im Bürgerhaus Nordweststadt / Titus Thermen das Ibero-amerikanische Kulturfestival. Ab 19.30 Uhr werden Tanz und Folklore aus Lateinamerika geboten, morgen um 11 Uhr beginnt die Diskussions-Matinee mit einem aztekischen Ureinwohner, ab 14 Uhr gibt es ein Kinderfest und weitere Folklore-Aufführungen. &blt; Musik in der kleinen Kirche Das Leben und Werk Annette von Droste-Hülshoffs im Rahmen von Musik ihrer Zeit steht im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am Sonntag um 17.30 Uhr in der kleinen Niederrader Kirche der Zachäusgemeinde, Kelsterbacher Straße 41-43, beginnt. &blt; Bernsteins "Mass" Im Sendesaal des Hessischen Rundfunks, Funkhaus am Dornbusch, beginnt am morgigen Sonntag um 17 Uhr die konzertante Aufführung von Leonard Bernsteins "Mass". &blt; Bilder aus dem jüdischen Leben In den Römerhallen des Frankfurter Römers sind vom 18. bis zum 25. OktoberBilder aus dem jüdischen Leben des Tel Aviver Künstlers Uri Shaked zu sehen. Anlaß der Ausstellung ist das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana. Die Römerhallen sind täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. &blt; Schubert-Liederabend In der Preungesheimer Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58, beginnt morgen um 19.30 Uhr ein Schubert-Liederabend mit dem Tenor Christoph Prégardien und Michael Gees am Klavier. &blt; A-Capella-Weekend Im Rahmen des A-Capella-Weekends im Café Cult singt am Samstag und Sonntag jeweils ab 20.30 die Gruppe "6-Zylinder", zum Musik-Brunch am Sonntag spielt von 11 bis 14 Uhr die "Milano Jazz Gang".

Nach drei Wochen wieder Strom in Sarajewo

Wettrennen mit den Herbstfrösten

In Oberrad wird noch immer geerntet

Auf den Feldern Oberrads oder Nieder- Eschbachs ist immer noch Erntezeit. Dabei geht es allerdings nicht mehr um Feldfrüchte wie Kartoffeln oder Zuckerrüben, die längst dem Zugriff des Winters entzogen sind. Der Frost - es gab in den letzten Nächten einmal minus fünf Grad - hat die Felder der Gemüsegärtner heimgesucht: "Dill und Bohnen sind kaputtgegangen", sagt Anbauer Karl Dedekke aus Oberrad. Auch Heinz Schenck aus Nieder-Eschbach bestätigt das.

Den empfindlichen Schnittlauch haben sie in Oberrad durch Besprühen mit Wasser gerettet: "Das ist nachts gefroren und morgend standen die Büschel ganz verzaubert als kleine Eiszapfen da - ein tolles Bild!"

Um so mehr strengen sich die Gärtner und deren Hilfskräfte, darunter viele Polen und Jugoslawen, jetzt an, den Rest abzuernten. Jeden Morgen sieht man zwischen Sachsenhausen und Offenbach, entlang den Bahngleisen, ganze Gruppen von Frauen und Männern, die sich knieend, mit scharfen Messern, durch weite Schnittlauchflächen mühen.

Die Halme werden fein gebündelt und mit einem Gummiring zusammengehalten. Zehn Bündel werden ein Bund, zehn Bund sind eine Kiste, die dann in die Großmarkthalle oder auch vereinzelt direkt zu den Gemüsehändlern kommt.

Neben Schnittlauch stehen aber auch noch Kopfsalat, bunte Salate, Radieschen, Sellerie, Blumenkohl , Weiß- und Rotkohl sowie Porree im Erdreich. Sie werden täglich geerntet, weil man auch den Markt beobachtet. So ist nach dem Frost jetzt der ausländische Rosenkohl im Preis gestiegen, was dann der deutschen Ernte etwas zugute kommt.

Denn die Verdienstspannen schießen wahrlich nicht ins Kraut. Was mühsam geerntet wird, was zuvor gepflegt und gehegt werden mußte, das wird dann zu Preisen abgegeben,die sich bis zum Endverbraucher hin gar wundersam vermehren.

"Wir haben beispielsweise frischen Blumenkohl, schöne, große Köpfe, zu fünf Mark die Sechserkiste abgesetzt", sagt Dedecke. Am Gemüsestand auf der Zeil kostet dann der krause, weiße Kopf, vielleicht ist's gar der aus Oberrad, 2.90 Mark. -vau

CDU erneuert Vorstoß: Flohmarkt auf Tiefkai

Die CDU hat ihren Vorstoß erneuert, den Flohmarkt von der südlichen Mainuferstraße weg auf den Tiefkai zu verlegen - zusätzlich möchte sie jetzt ein Parkdeck mit 180 Stellplätzen sowohl für Anwohner wie auch Kneipenbesucher dort errichten lassen. Auf dem Tiefkai denkt sich die CDU außerdem eine "schattenspendende Baumreihe".

In ihrem Antrag kommt die Oppositionsfraktion zu dem Urteil, der Tiefkai sei groß genug, um neben Flohmarkt, Pardeck und Bäumen auch noch die Fahrzeuge der Flohmarkt-Händler aufzunehmen. Der neue Standort für das Trödeltreiben erfordere im Gegensatz zum heutigen keine Sperrungen für den Autoverkehr und verhindere so auch, daß sich Verkehr in Wohngebiete verlagert.

Schließlich könne auf dem überschaubaren Tiefkai die Einhaltung der Marktordnung leichter überwacht werden. jg

Ein löchriges Leporello "1492 - Die Eroberung des Paradieses" von Ridley Scott

Der Trailer verriet geschicktes Timing: Pünktlich zum Start von "Christoph Columbus - Der Entdecker" meldete sich im August die Konkurrenz. Ein paar Sequenzen von optischer Opulenz, ein langmähniger Gerard Depardieu vor rotgoldener Sonne, dazu ein weltweiter Starttermin kurz nach dem 12. Oktober, dem Tage der Entdeckung - da konnten George Corraface und John Glen, Hauptdarsteller und Regisseur des ersten Columbus, nur neiderfüllt staunen.

Ridley Scotts "1492 - Die Eroberung des Paradieses" ist der teuerste "unabhängige" Film aller Zeiten: Eine englisch- spanisch-französische Koproduktion mit einem 45-Millionen-Dollar-Budget. Der Unterschied zu seinem Vorgänger ist der zwischen einem Breitwand-Fernsehspiel und einem Kinofilm, zwischen einer, wenn auch bescheidenen Vision und einem Bilderbuch aus der Zeit der bunten Abenteuerfilme. Glen steht auf so aussichtslosem Posten wie weiland Harald Reinls Winnetou gegen einen beliebigen B-Western aus Hollywood. Der einzige Triumph, den die Macher des ersten Columbus verbuchen konnten, bestand in der richterlichen Anordnung, Scotts Werk dürfe den Namen "Columbus" nicht im Titel führen.

Es wird ihnen nichts helfen: Wenn niemand mehr den Namen Corraface buchstabieren kann, wird man bei Columbus immer noch Gerard Depardieu vor Augen haben. Er sei zwar nicht schwul, erläuterte der Franzose, doch mit Columbus wäre er ins Bett gegangen. Dieses Rencontre blieb ihm versagt; doch, zur Selbstbefriedigung verdammt, leiht er dem Genuesen voller Verve seine massige Gestalt. Sein Wirkungskreis bleibt nicht auf das Naheliegende, die fahrplanmäßige Anfahrt, Entdeckung und Heimkehr, beschränkt, denen sich Glen auschließlich widmete. "1492" zeigt in seiner zweiten Hälfte, was geschah, als Cristobal Colons Wünsche in Erfüllung gingen: wie er als Vizekönig geschehen ließ, daß die Indios massakriert wurden, wie sein naiver Traum von einer friedlichen Koexistenz in Trümmer fiel, wie der entmachtete Admiral im Kerker schmachtete und ein gewisser Amerigo Vespucci als Entdecker der Neuen Welt gepriesen wurde.

Depardieu müht sich redlich, Columbus als eine Personalunion von Besessenem, Abenteurer und Träumer vorzuführen, als zwiespältige und zwielichtige Figur, als einen Visionär, der an der Kurzsichtigkeit seiner Zeitgenossen scheiterte. Doch als Aufklärer avant la lettre, zu dem ihn das Drehbuch halbherzig und überdies ungeschickt stilisiert, da verliert Columbus endgültig die Bodenhaftung in seiner Epoche. Die Tragik, die ihm das Drehbuch angedeihen läßt, die Aura des schuldlos Schuldigen, sie ist nicht mehr als ein so matter wie deplazierter Heiligenschein.

Ridley Scott, oft kritisiert, weil er sich mehr ums visuelle Styling denn um die Logik einer Geschichte kümmere, hat im Gegensatz zu Glen und seinen Getreuen freilich begriffen, daß einer, der neue Welten sucht, auch anders sieht - selbst wenn das, was Columbus erblickt, einer Mischung aus Goya und Bacardi-Reklame, aus Farbfiltern und dem Licht alter Meister gleicht. Der Nebel und das diffuse Licht, deren Schutz Scott nur einmal, in "Thelma & Louise", verließ, bieten ein durchaus plausibles Gleichnis für den Blick des Conquistadors, dem sich das Neue aus dem Dunkel des Mittelalters herausschält. Doch durch die Häufigkeit, mit der Scott zur smoke gun greift, vernebelt es sich selbst.

Trotz aller Raffungen wirkt die Dramaturgie von "1492" behäbig. Die einzelnen Stationen fügen sich zum bloßen Nacheinander, zum bunten, aber schlampig zusammengeleimten Leporello. Die erzählerischen Ellipsen sind schlichte Löcher, und die Ureinwohner treten als unabdingbare Komparsen vors neugierlose Kameraauge. "Columbus beschreibt die Menschen, die er sieht, als Teil der Landschaft", schrieb Tzetvan Todorov, und bewußtlos tut dies auch der Film. Von dem Gefühl, eine terra incognita zu betreten, von der es keine medial vorfabrizierten Bilder gab, wo der Glaube an Ungeheuer und Dämonen noch so mächtig war wie der an die Kugelgestalt der Erde, verrät "1492" nichts.

Der Film, der dem Columbus-Jahr angemessen gewesen wäre, blieb logischerweise ungedreht: die Conquista aus der Perspektive der "Entdeckten", der nach Spanien geschleppten Indios zu zeigen, als sei's eine unheimliche Begegnung der dritten Art. "1492" absolviert nur eine bombastische Pflichtübung auf einem schier unerträglichen Musikteppich von Vangelis. Mehr von einem 45-Millionen- Dollar-Spektakel und -Spekulationsobjekt zu erwarten, wäre freilich so realistisch, wie vom ADAC ein Plädoyer gegen die Autobahn zu verlangen. - (Europa, Royal, Autokinos Gravenbruch und Main-Taunus-Zentrum; OF Excelsior 1, Harmonie) PETER KÖRTE

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Auch dritter Tank des Düsenjägers gefunden

ERBACH. Das Notmanöver eines US- Piloten, der beim Überflug des Odenwaldes mit einem Düsenjäger vom Typ F-16 am Dienstag wegen einer Schadensmeldung an Bord drei Treibstoff-Tanks abwarf, hat doch zu einem Umweltschaden durch ausgelaufenes Kerosin geführt: Nach Angaben der Polizei in Erbach wurde jetzt der letzte noch vermißte Tank in einem Waldstück nahe der Gemeinde Bullau im Dreiländereck Hessen, Bayern und Baden-Württemberg aufgefunden.

Beim Aufprall war der Behälter offensichtlich geplatzt, so daß 1200 Liter Kerosin ausliefen. Das Fassungsvermögen des Tanks beträgt 1500 Liter. Die Untere Wasserbehörde beim Landratsamt in Erbach muß nun entscheiden, ob das verseuchte Erdreich abgetragen werden soll.

Die zwei anderen ausgeklinkten "external tanks", die am Rumpf und an der Tragfläche befestigt waren, hatte man leer auf freiem Gelände gefunden. An der Suchaktion hatten sich auch amerikanische Soldaten mit Hubschraubern beteiligt. Der Pilot, der vom US-Stützpunkt Spangdahlem (Eifel) gestartet war, landete mit seiner Maschine aus Sicherheitsgründen auf einem Flugplatz in der Nähe von Würzburg. feu

Verein will Träger einer Musikschule werden Im Konzept sind fünf neue Stellen vorgesehen / Stadt Neu-Isenburg müßte mehr zuschießen

NEU-ISENBURG. Der in der vergangenen Woche gegründete Verein "Jugendmusikschule Neu-Isenburg e. V." will Träger einer eigenständigen Musikschule werden, in der es neben den zwei bisherigen hauptamtlichen Stellen fünf weitere Posten geben soll. Darüber hinaus legen die Eltern und Dozenten einen Plan für die Rettung der Musikschule bis zum 31. Januar 1993 vor: Danach sollte der Bund für Volksbildung (BfV), dem die Jugendmusikschule noch angehört, den Musikbetrieb mit finanzieller Unterstützung der Stadt noch bis zu diesem Zeitpunkt übernehmen und mit den beiden Hauptamtlichen befristete Arbeitsverträge schließen.

Wie es in dem Konzept der Vereinsgründer heißt, könne eine Musikschule auf Dauer nur mit festen Mitarbeitern ihren Auftrag als "öffentliche Bildungseinrichtung" wahrnehmen. Der Vorschlag des Vereins könnte die Existenz der Schule sichern, "ohne daß für die Stadt über Tariferhöhungen hinaus weitere Erhöhungen der Zuschüsse nötig" wären. Eine mögliche Ausweitung des Betriebs wolle der Verein selbst kalkulieren und verantworten.

Nach dem Bericht muß der Rumpf einer Musikschule bestehen aus: einer Stelle für die musikalisch-pädagogische Leitung, einer Stelle für die Leitung der Früherziehung, vier Stellen für die Leitungen der Fachbereiche und schließlich einer Geschäftsführerstelle. Letztere halten die Autoren für notwendig, weil die Ehrenamtlichkeit sprich "Unprofessionalität" den BfV in die Diskussion gebracht habe.

Laut Wirtschaftsplan des Konzepts würde die Musikschule im kommenden Jahr insgesamt rund 850 000 Mark kosten. Die Einnahmen aus Teilnehmergebühren und Landes- und Kreiszuschüssen beliefen sich auf 425 000 Mark. Ergibt sich nach dem neuen Vereinskonzept ein Summe von annähernd 425 000 Mark, die die Stadt jährlich zuschießen müßte, sollte das Parlament sich für dieses Konzept entscheiden. Bisher stellte die Stadt jährlich 220 000 Mark für die Musikschulabteilung im BfV bereit.

Inzwischen hat der Beirat des Bundes für Volksbildung die Satzungen für einen Musikschulverein und einen weiteren Verein Erwachsenenbildung erarbeitet. Die SPD-Stadtverordnete Rosemarie Minta, Mitglied im Beirat, teilte mit, eine inhaltliche und finanzielle Konzeption für den Musikschulverein liege noch nicht vor und werde voraussichtlich Anfang November in der Mitgliederversammlung verabschiedet. Die finanziellen Forderungen des bereits gegründeten Vereins an die Stadt halte sie für zu hoch.

Ähnlich äußerte sich auch CDU-Fraktionschef Theo Wershoven, ebenfalls Mitglied im BfV-Beirat. Die Stadt sei nicht in der Lage, noch mehr Festanstellungen zu bezahlen. Diese Forderungen würden von der CDU-Fraktion nicht unterstützt. Die finanzielle Konzeption des BfV-Beirats für einen neuen, aus dem BfV "abgespaltenen" Musikschulverein werde bescheidener ausfallen, sagte Wershoven.

Die zunächst von Sozialdemokraten präferierte Idee schließlich, die Musikschule als GmbH in städtischer Regie weiterzuführen, hätte zwar für die Stadt den Vorteil, als Gesellschafterin Einfluß auf Finanzen und inhaltliche Arbeit zu haben, aber es gäbe es weder Landeszuschüsse, noch könnte diese Gesellschaft Mitglied im Verband Deutscher Musikschulen werden. Rosemarie Minta plädiert inzwischen für einen Verein, denn diese Konstruktion gewähre mehr Eigeninitiative. ac

Gegen jede Art von Gewalt und Eigennutz Karbener laden im November zu ihrer Friedenswoche / Gespräche, Tanz und Revue

KARBEN. "Es ist nicht nur der Völkerkrieg mit den Waffen, dessen Grauen und Unsinn mir klargeworden sind. Es ist jeglicher Krieg, es ist jede Art von Gewalt und streitbarem Eigennutz, es ist jede Art von Geringschätzung des Lebens und von Mißbrauch des Mitmenschen. Ich verstehe unter Frieden nicht nur das Militärische und Politische, sondern ich meine den Frieden jedes Menschen mit sich selbst und mit den Nachbarn, die Harmonie eines sinnvollen Lebens." Diese Gedanken aus dem Nachlaß von Hermann Hesse zitiert Bürgermeister Detlev Engel als Schirmherr der Karbener Friedenswoche vom 1. bis 18. November.

Den neun Aktiven der Friedensbewegung ist es in diesem Jahr gelungen, 19 Gruppen, Kirchengemeinden und Initiativen zu einem umfangreichen Programm der Friedenswoche zusammenzubringen.

"Damit wollen wir aber auch zeigen, daß es in Karben möglich ist, bei bestehenden Gruppen, Kirchengemeinden oder Vereinen während des ganzen Jahres im Geist des Friedens zu arbeiten", sagt Ute Pastner-Giesler für die Initiatoren. Mit dem Programm- Angebot der Friedenswoche soll also nach Möglichkeit der "Startschuß" für kontinuierliche Arbeit an den restlichen 347 Tagen eines Jahres gegeben werden.

Statt eines großen Friedensfestes wird für 14. November zu einer unterhaltsamen Revue "Allerlei Krieg - Allerlei Frieden" eingeladen. Anschließend an das Programm von Schüler/-innen der Kurt-Schumacher-Schule unter Leitung von Gabriele Winter wird der Abend im Jugendkeller des Bürgerzentrums dann zu einem Forum der Begegnung für alle, die Frieden leben wollen. Im Foyer kann man sich gleichzeitig Austellungen und andere Aktivitäten anschauen.

Die Revue wird am Sonntag, 19. November, um 19 Uhr noch einem im Jugendkeller aufgeführt.

Eröffnet wird die Friedenswoche am Sonntag, 1. November, um 11 Uhr mit dem Kinderfriedenstag im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben. Thematisiert wird die Geschichte Noahs, der die Flut mit seinen Tieren überlebte.

Fehlendes Wasser in Afrika macht Menschen zu Flüchtlingen und bei uns zu sogenannten Scheinansylanten. Das Thema Wasser wird daher am Freitag, 6. November, um 20 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben auf Einladung von DBV und BUND von Dr. Hans Otto Wack aus Schotten im Vogelsberg diskutiert.

Der AUK organisiert für Samstag, 7. November, um 10 Uhr, am Selzerbachweg eine Baumpflanzaktion.

Dem Gedenken an die "Reichspogromnacht" vor 54 Jahren ist der Abend am Montag, 9. November, ab 20 Uhr, in der evangelischen Kirche von Klein-Karben gewidmet. Mit Texten, Bildern und Liedern wird allerdings nicht nur die Vergangenheit beschworen, sondern auch das Bewußtsein auf die deutsche Gegenwart gelenkt: Todbringende Gewalt gegen Ausländer.

In der Bücherei des Berufsbildungswerkes Südhessen liest Hans-Georg Noak am gleichen Abend für Jugendliche ab 12 Jahren über Martin Luther King und große Helfer.

Am Mittwoch, 11. November, lädt die Bahá'i-Gemeinde Bad Vilbel ins katholische Gemeindezentrum St. Bonifatius zu einem Gebetsabend für den Frieden.

Auf einen gern verdrängten wirtschaftlichen Zusammenhang weist die Friedensinitiative zum Diskussionsabend mit Klaus Kissel: "Billige Bananen, billige Rohstoffe - Quelle von Unfrieden auf der Welt" am 12. November hin. Noch immer müssen Kinder, Frauen und Männer in Ländern der sogenannten dritten Welt zu Hungerlöhnen arbeiten, damit wir billig einkaufen können.

Zum "Tanz für den Frieden" lädt Frau Merx am Donnerstag, 12. November, in den Saal des Gemeindezentrums St. Bonifatius ein. Durch die Konzentration bei Kreistänzen auf eine symbolische Mitte kann man sich leichter zentrieren. Je zentrierter man ist, desto mehr Ruhe und Frieden ist im Menschen. Anmeldung erforderlich unter Tel. 4 17 87.

Spiele ohne Sieger und Verlierer werden für Kinder ab sechs Jahren am Freitag, 13. November, ab 15 Uhr, im Gemeindehaus Petterweil gespielt.

Am Sonntag, 14. November, bauen und basteln Kinder ab acht Jahren mit natürlichen Materialien im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben.

"Freiheit und Un-Freiheit in der Partnerschaft" wird am Dienstag, 17. November, im katholischen Gemeindezentrum St. Bonifatius auf Einladung der Bahá'i- Gemeinde thematisiert.

Den Abschluß der Friedenswoche bilden Gottesdienste in Rendel, Petterweil, Klein-Karben und St. Bonifatius.

(Lesen Sie dazu auch die Hinweise zu den einzelnen Ausstellungen während der Woche und die Gedanken zur Friedenswoche auf dieser Seite.) de

Gemalte Bettgeschichten Katrin Bartling: Am Beginn steht immer was Persönliches

RÖDERMARK. "Eines Morgens bin ich um sieben Uhr aufgestanden, öffnete das Fenster, der Herbstwind zog durchs Zimmer, ich sah mein Bett dastehen und hatte plötzlich den Einfall für eine Serie." Die junge Künstlerin, die an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studiert hat, erinnert sich noch genau an den Ausgangspunkt ihrer "Bettgeschichten". 23 Bilder hat Katrin Bartling zu diesem Thema in großformatiger Mischtechnik gemalt, acht Werke der in Darmstadt-Eberstadt lebenden Grafik-Designerin werden in der Galerie "Lou ihr Milljöh" ausgestellt.

Jedes der abstrakten Werke sieht die junge Künstlerin als eine "Summe vieler widerstreitender Gefühle." Deren Beschaffenheit macht nach Ansicht der 34jährigen das Individuelle aus. Im Bett wird geliebt, wird Leben geschenkt, im Bett sterben die Menschen. Das Bett ist für Bartling ein stummer Zeuge des Erlebten.

Die Künstlerin arbeitet mit Öl, Kreide oder Sand auf Leinwand, bringt Graphit auf Papier und damit die "Heftigkeit und Dauer" eines Traumes zum Ausdruck. Jedes Bett auf den Bildern erzählt eine andere Kurzgeschichte, die durch die persönlichen Erfahrungen, durch die Interpretationen der Betrachter zum Leben erweckt werden.

Liebe und Tod, Liebe und Trennung hängen eng zusammen, darauf zielt das Werk "Der Soldat und seine Braut" ab. Das rechte Kopfkissen ist knallrot, das linke schwarz wie die Nacht, es prophezeit das Ende, das Ende einer Beziehung. Zwischen beiden verläuft die Trennungslinie. Sie ist zunächt klein und dünn, wird kräftiger und verwandelt sich schließlich in einen breiten Graben.

"Der Beginn eines Bildes ist immer etwas Persönliches", sagt Katrin Bartling. Doch später spielen die eigenen, persönlichen, intimen Erlebnisse nicht mehr die wichtigste Rolle beim Malen. "Dann steht man neben sich, denn ich will ja keine Psychoausstellung machen", sagt die Künstlerin. Beim Arbeiten vor der Leinwand geht Katrin Bartling immer wieder auf das, wie sie es nennt, "Ursprüngliche" zurück. "Ich komme vom Zeichnerischen, die Linie ist mir näher", sagt Katrin Bartling. Der Strich, die Linie, "das ist die direkteste Verbindung von meiner Hand zu dem, was ich tue." Auf exakte Aussagen legt die Grafik-Disignerin viel Wert. Dabei ertappt sie sich, wie sie den Pinsel spontan umdreht und mit der Spitze des Holzes eine Linie in das Bild kratzt.

Die Galerie in der Dockendorffstraße 8 in Ober-Roden ist dienstags bis freitags von 9.30 bis 11.30 Uhr und von 16 bis 18 Uhr sowie montags und samstags von 9.30 bis 11.30 Uhr geöffnet. Die Ausstellung "Bettgeschichten" dauert bis Ende Oktober. aim

Himbach ist das Mekka der Wanderfreunde

LIMESHAIN. Himbach wird am Wochenende zum Mekka für hessische Wanderfreunde werden. Zur Feier seines 20jährigen Bestehens wird der hessische Landesverband der Europäischen Volkssport-Gemeinschaft Deutschland Wanderungen durch die Wetterau organisieren. Am Samstag, 17. Oktober, um 13 Uhr starten die Wanderer zu einer 7 beziehungsweise 14 Kilometer langen Wanderung an der Mehrzweckhalle in Himbach. Abends, um 19.30 Uhr, beginnt in der Mehrzweckhalle ein Festprogramm mit Musik und Tanz.

Am Sonntag beginnen um 7 Uhr bereits die nächsten Wanderungen über 7, 14 und 21 Kilometer. skl

Zwei Studenten bringen Leben in die Bude: Das Jugendhaus ist wieder offen Hilfe auch bei Hausaufgaben Zwangspause wegen Krankheit

HOCHHEIM. Lange war es verwaist, jetzt soll wieder Leben einkehren ins Jugendhaus an der Massenheimer Landstraße. Zwei Studenten versehen dort fortan Dienst, wollen zusammen mit den Jugendlichen wieder ein Programm auf die Beine stellen. "Wir hatten Schwierigkeiten", hofft Uta Mondorf, Leiterin des Amtes für soziale Angelegenheiten, auf einen guten Start nach der langen Zwangspause. Wegen dauerhafter Krankheit eines Mitarbeiters lief der Betrieb im Jugendhaus nur sporadisch.

Doch das soll nun anders werden. Astrid Fulhorst und Armin Ittner, zwei Pädagogik-Studenten, haben nun die Regie übernommen. Nach der langen Durststrecke hatte der Magistrat beschlossen, zwei Honorarkräfte einzustellen. Die wollen sich in den nächsten Wochen die Wünsche der Jugendlichen anhören, gemeinsam ein Konzept für die künftige Arbeit erstellen. "Wir hoffen, daß das bis zum Ende des Jahres vorliegt", sagt Uta Mondorf.

Erste Anregungen haben die beiden Studenten bereits erhalten. Die Jugendlichen wollen in ihrem Treff ein altes Thema wieder auffrischen: Hilfe bei den Hausaufgaben. Außerdem angeboten wird derzeit ein Schülercafé. Über Arbeitskreise, Discos und andere Veranstaltungen soll in den nächsten Wochen entschieden werden. Das Jugendhaus ist dienstags und freitags von 13 bis 21 Uhr, mittwochs von 16 bis 20 Uhr geöffnet. kkü

Nach 20 Minuten war Schluß Sondersitzung zu Asyl: Mehrheit lehnte CDU-Antrag ab

MÜHLHEIM. "Das Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung, gegenseitige Schuldzuweisungen und das Abfeuern von Breitseiten gegen den politischen Gegner hat uns keinen Schritt weitergebracht. Alle haben sich daran beteiligt, aber dem Bürger hängt diese Form der Auseinandersetzung in einer ganz zentralen Frage zum Hals heraus. Weder CDU, CSU, FDP oder SPD haben sich hier mit Ruhm bekleckert. Gewinner dieser Form der Auseinandersetzung waren nur die Extremisten, besonders am rechten Rand."

Diese selbstkritischen Worte von Volker Hoff (CDU) am Donnerstag abend in der Sondersitzung des Stadtparlaments galten zwar dem Bundes-Hickhack in der Asylfrage - zum Teil wären die Äußerungen jedoch auch auf die Mühlheimer Situation umzumünzen gewesen. Nachdem in der jüngsten Stadtverordnetensitzung nämlich SPD und Grüne "Nichtbefassung" bei einem CDU-Antrag zum Thema "Asylbewerber" beschlossen und die Christdemokraten daraufhin den Plenarsaal verlassen hatten, war in Pressekonferenzen und offenen Briefen von SPD und CDU die Auseinandersetzung fortgesetzt worden.

Schließlich hatte die CDU eine Sondersitzung beantragt und auch bewilligt bekommen. Einziger Tagesordnungspunkt: die Resolution, in der die Fraktion nach der Zahl der augenblicklichen und künftigen Asylbewerber in Mühlheim fragt und die Änderung des Grundgesetzes entsprechend den Vorschlägen der Bundesregierung fordert.

Die Sitzung dauerte genau 20 Minuten: Nach Hoffs Rede lehnte die Parlamentsmehrheit von SPD und Grünen den Antrag der Christdemokraten ohne Aussprache ab.

Nach Meinung von SPD und Grünen besteht in Mühlheim zur Zeit kein Diskussionsbedarf zu diesem Thema. 175 der 236 Asylbewerber sind in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht und leben in angemieteten Hotelzimmern. "Es gibt keine Probleme", versichern die beiden Fraktionen.

Über Zahlen von künftigen Zuweisungen durch das Land Hessen könne nur spekuliert werden. Und die Änderung des Grundgesetzes, so die SPD, werde zur Zeit in der Bundespartei beraten. Die Mühlheimer Sozialdemokraten unterstützen die Vorschläge ihres Bundesvorsitzenden Björn Engholm.

SPD und Grüne sahen durch den CDU- Antrag den sozialen Frieden in Mühlheim gefährdet. Zudem sei die Materie zu vielschichtig, als daß sie in einem solchen Antrag erschöpfend behandelt werden könne.

Wenn man auf eine Entgegnung nach den Erläuterungen von Volker Hoff verzichtet habe, so die Grünen, dann vor allem deshalb, um kein weiteres negatives Beispiel der Eskalation zu liefern.

Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Stier (SPD) machte nach der Sitzung noch einmal deutlich, daß die Stadtverordnetenmehrheit jederzeit das Recht hat, für einzelne Tagesordnungspunkte in Sitzungsgelder gespendet der Sitzung Nichtbefassung zu beantragen und damit abzusetzen. Auch bei der Sondersitzung wäre das wieder möglich gewesen - "aber wir wollten das Thema beenden", erläuterte Klaus Barthelmes das Verhalten der SPD-Fraktion.

Die Sozialdemokraten werden die Sitzungsgelder (für Stadtverordnetenversammlung und Fraktionssitzung zu diesem Thema) in Höhe von rund 2000 Mark an den Mühlheimer Arbeitskreis Asyl der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde weitergeben, der in diesem Jahr für sein Engagement den Bürgerpreis erhalten hat.

Die Grünen schicken ihre Sitzungsgelder dem Asylkreis des Ausländerbeirats.

Die Christdemokraten haben nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Jens Niklaus über eine solche Spende "nicht nachgedacht". hf

Köln

Verzweifelter

von Polizei

überwältigt

KÖLN, 16. Oktober (dpa/Reuter). Nach einem mehr als 17stündigen Nervenkrieg hat ein Spezialkommando der Polizei am frühen Freitag morgen in Köln-Hollweide einen Tschechen überwältigt, der damit drohte, sich in die Luft zu sprengen.

Wie die Polizei mitteilte, gelang es dem Mann zunächst, vor den Beamten zu fliehen. Kurze Zeit später wurde er aber festgenommen.

Auslöser der Verzweiflungstat war laut Polizei der Besuch des Gerichtsvollziehers, der einen Räumungsbefehl überbrachte.

Der Tscheche hatte fünf Flaschen Propangas und größere Mengen Benzin bei sich. Bei jedem Versuch, sich ihm zu nähern, hatte der 36jährige laut Polizeiangaben sehr aggressiv reagiert, das Gas aufgedreht und die Ernsthaftigkeit seiner Absichten demonstriert. Alle Versuche, Kontakt mit ihm aufzunehmen, scheiterten. Auch die in Köln lebende Schwester, die von der Polizei zu Hilfe geholt wurde, konnte ihren Bruder nicht zur Aufgabe bewegen.

Mode-Center in Dörnigheim überfallen: 18 000 Mark geraubt Maskierter bedrohte zwei Angestellte mit Pistole

HANAU. 18 000 Mark hat ein 30 bis 35 Jahre alter Mann am Donnerstag abend bei einem Überfall auf zwei Angestellte eines Dörnigheimer Mode- Centers erbeutet. Nach Angaben der Polizei hatte der mit einem dunkelblauen Strumpf Maskierte die beiden Frauen mit einer Pistole bedroht, als sie gegen 20.50 Uhr den Laden in der Industriestraße verließen.

Die Angestellten mußten den Tresor öffnen, der Räuber verstaute das Geld in einer weißen Plastiktüte mit orangefarbenem Aufdruck und floh durch einen Seiteneingang. Zuvor hatten sich die beiden Frauen auf den Boden legen müssen.

Zeugenhinweise deuten darauf hin, daß der Unbekannte zusammen mit einem Komplizen in einem dunklen Personenwagen davonfuhr.

Der Täter wird als 1,85 bis 1,90 Meter groß und kräftig beschrieben, er hat schwarze Haare und einen dunklen, auffallend dicken Oberlippenbart. Bekleidet war er mit Blue Jeans und einer dunkelblauen Jacke.

Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az

Friedensnobelpreis für eine Indianerin

Für die Händlerschürze:

Wieder Strom in Sarajewo

gam KOPENHAGEN, 16. Oktober. Die 33jährige Maya-Indianierin Rigoberta Menchu aus Guatemala erhält den Friedensnobelpreis. Dies gab das Nobel- Komitee in Oslo am Freitag bekannt.

Sie erhält die mit umgerechnet 1,7 Millionen Mark dotierte Auszeichnung für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Menschenrechte und für ihren Einsatz für die Rechte der Urbevölkerung und Besitzlosen in der mittelamerikanischen Republik. Der Preis für die seit zehn Jahren im mexikanischen Exil lebende Indianerin wird in Oslo auch als Beitrag des Nobel-Komitees zu den Feiern zum 500. Jahrestag der "Entdeckung" Amerikas gesehen.

Rigoberta Menchu (Bild: Stephan Hebel) floh aus ihrer Heimat, als ihre Eltern und Geschwister brutal ermordet wurden, führte den Kampf um die Menschenrechte aber aus dem Exil weiter. Guatemalas Regierung versuchte im Vorfeld der Preisvergabe Rigoberta Menchu als "Terroristin" zu diffamieren. Hingegen erklärte der Botschafter der USA in Guatemala, niemand verdiene den Preis mehr als die 33jährige Frau.

Ohly-Leute können feiern: Weihnachtsgeld ist sicher Teerbau zahlt / IG Bau auch für Lkw-Fahrer erfolgreich Von Claudia Nenninger GRÄVENWIESBACH. Die 130 ehemaligen Ohly-Mitarbeiter, die inzwischen für Teerbau arbeiten, werden ihr Weihnachtsgeld in vollem Umfang erhalten. Der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden liegt eine Zusage des Essener Baukonzerns Teerbau für das 13. Monatsgehalt vor. Auch Landrat Jürgen Banzer (CDU) wurde von der Geschäftsleitung gestern entsprechend informiert. Banzer warf der Firma Ohly "üble Stimmungsmache" vor: Die in den Bestechungsskandal verstrickte Firma hatte angekündigt, ihren Jahresanteil am Weihnachtsgeld nicht zahlen zu können, weil der Kreis seine Rechnungen nicht bezahle. "Wir übernehmen acht Zwölftel, den Rest zahlt Teerbau", hatte der Geschäftsführer von Ohly, Hans-Herwart Albers, mitgeteilt. Doch nach Auskunft von Teerbau an Banzer ist die Firma Ohly überhaupt nicht für Teerbau-Personal zuständig. Teerbau hatte zum 1. August die meisten der rund 150 Ohly-Mitarbeiter für seine neugegründete Zweigstelle eingestellt. Ohly wickelt seitdem als Rest-Firma mit einer Handvoll Mitarbeitern weiter Geschäfte ab. Geschäftsführer Albers war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Zuvor hatte er gewarnt, das Weihnachtsgeld von Ohly sei nicht sicher. Begründung: Einige Städte, Gemeinden und der Kreis würden ihre Rechnungen nicht bezahlen. Als Beispiel nannte Albers die neue Usinger Grundschule, für die noch rund 220 000 Mark ausstünden.

Dafür ist laut dem Landrat jedoch Ohly selbst verantwortlich: "Für die Grundschule liegt uns noch gar keine Schlußabrechnung vor. Wir haben sie sogar schon angefordert." Den Versuch, dem Kreis die Schuld für die finanziellen Schwierigkeiten in die Schuhe zu schieben, nannte Banzer "ein Verwechseln von Ursache und Wirkung".

Ob der Kreis die Rechnung von Ohly zahlen wird, ist allerdings fraglich. Banzer will prüfen lassen, ob der Kreis nicht Schadensersatzforderungen dagegen aufrechnen kann. "Wenn ich Forderungen habe und die jetzt nicht geltend mache, laufe ich Gefahr, daß ich zwar zahle, aber mein Geld später nicht bekomme", erklärt Banzer. Daß es schlecht um die Firma Ohly steht, zeigt ihre Bitte, die Sperre für öffentliche Aufträge aufzuheben. "Das ist nicht möglich, ohne daß uns Unterlagen vorgelegt werden, die unsere Kriterien, wie Zuverlässigkeit, erfüllen. Nur auf das Wort, wir brauchen Aufträge, können wir nichts ändern", so Banzer.

Die Sperre gilt nicht für Teerbau: "Teerbau ist aus dem Schneider. Es ist eine neue Firma. Wenn sie sich um öffentliche Aufträge bemühen und die günstigsten sind, werden sie sie kriegen."

Die IG Bau-Steine-Erden zeigt sich über die Äußerungen des Ohly-Geschäftsführers zum Weihnachtsgeld erstaunt. "Uns ist kein Splittingsverfahren von acht Zwölftel Ohly und vier Zwölftel Teerbau bekannt", sagt Klaus Eskuche, Geschäftsführer des Bezirksverbandes Hochtaunus. Im Gegenteil: Der Gewerkschaft liegt die mündliche Zusage der Teerbau-Geschäftsleitung vor, daß das Weihnachtsgeld gesichert ist.

Eskuche berichtet von einem weiteren Erfolg: Die Auseinandersetzungen mit Teerbau um die Übernahme der Ohly- Mitarbeiter (die FR berichtete) sind beigelegt. "Den Arbeitnehmern werden keine Nachteile entstehen. Teerbau akzeptiert alle Rechte, die aus der Betriebszugehörigkeit bei Ohly erworben wurden."

Umstrukturierungen werden darüberhinaus nur in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft erfolgen. Damit ist auch der Streit um die Änderungskündigungen für neun Lastwagenfahrer beendet.

Zwei Bäume und Tanz mit der Lies: Elf Kerbeburschen versuchen, die Rendeler Kerb am Leben zu erhalten Alte Bierzipfel gesucht

Von Hannes Mathias

KARBEN. Elf Kerbeburschen haben einen großen Anlauf genommen, um die Rendeler Kerb an diesem Wochenende zu einem Publikumsmagneten zu machen und damit dieses Fest zu retten.

Ende der 70er Jahre war die Kerb wiederaufgelebt. Sie fand seitdem ohne Unterbrechungen statt, nur das Publikum machte sich rar. Festwirt Schneider, der bisher aus dem Speisen- und Getränkeverkauf die Tanzkapelle finanziert hatte, kam nicht mehr auf seine Kosten.

Nunmehr müssen die Kerbeburschen die Musik der diesmal verpflichteten "Tonikas" aus Thüringen selbst aufbringen. Wenn die Eintrittsgelder für den Kerbetanz am heutigen Samstagabend im Rendeler Hof und die selbst bewirtschaftete Sekt- und Hütchenbar diese Kosten nicht einspielen, dann - so fürchtet der Sprecher der Kerbeburschen, Matthias Obermüller - "ist es aus mit der Kerb".

Wenn heute um 12 Uhr als Rendeler Besonderheit gleich zwei Kerbebäume aufgestellt werden, dann deutet das auf die Tradition des Festes. In den 20er Jahren nämlich, da hatten sich die Freundeskreise im "Club der Eiskalten" und der "Calamus-Brüder" zur Ausrichtung der Kerb entschlossen. Die Eiskalten feierten im Rendeler Hof, die Calamus-Brüder in der Gaststätte Hock. Jede der friedlich miteinander rivalisierenden Gruppen hatte einen eigenen Kerbebaum und eine eigene Kerbelies. An diese Tradition wird angeknüpft.

Ein bißchen anders als früher sieht die Kerb jetzt aus. Wenn in den 20er Jahren nach Ende der Getreide- und Kartoffelernte Kerb gefeiert wurde, dann stand am Kerbsamstag zunächst der ganz große Hausputz an. Am Sonntag nämlich wurden Freunde und Bekannte aus den Nachbardörfern erwartet, und da sollte die Wohnung blitzsauber sein. Am Sonntag wurde mit den Gästen gefeiert. Es wurde der berühmte Rendeler Mattekuchen kredenzt. Am Montag und Dienstag waren die Rendeler unter sich "und ließen die Sau raus" - wie Matthias Obermüller von den noch existierenden "Ehemaligen" erfahren hat.

Überliefert ist ein Jux der Calamus- Brüder. Sie hatten "bei Nacht und Nebel" einen Leiterwagen komplett zerlegt und die Teile durch die Fensterin den Saal Hock befördert. Der Wirt staunte nicht schlecht, als der Wagen dann, komplett zusammengesetzt, mitten im Saal stand.

Das Kerbeprogramm '92 findet im Rendeler Hof statt. Um 19 Uhr ist Saaleinlaß. Gegen 20.30 Uhr planen die elf Kerbeburschen einen lustigen Einlauf. Anschließend wird die Kerbelies "als schwarzer Peter" herumgereicht. Wer die Lies im Arm hat, muß eine Runde mit ihr tanzen. Ein Unterhaltungsprogramm steigt um 22 Uhr mit einem lustigen Ratespiel und Vorträgen. Am Sonntag und Montag ist an der Sporthalle ein kleiner Juxplatz aufgebaut. Die Kerbeburschen sind bis zum Ausklang der Kerb am Montag beschäftigt, die örtlichen Kneipen zu inspizieren. Traditionell werden sie auch im Partykeller bei Christa Krause bewirtet. Die Kerb klingt am Montag um 19 Uhr mit einem Fackelumzug und der Beerdigung der Kerbelies aus.

Matthias Obermüller, der sich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Geschichte des Kerbevergnügens beschäftigt hat, hat noch auf Dachböden einige Fotos "ausgegraben". Er sucht für eine kleine Ausstellung noch Biergläser mit den Emblemen der Eiskalten und der Calamus-Brüder und würde sich außerdem über Fahnen, Mützen oder Bierzipfel freuen. Wer fündig geworden ist, kann sich mit dem 19jährigen unter der Telefonnummer 63 30 in Verbindung setzen.

Die "regionale Identität" - ein Phantom? Ergebnisse einer kulturanthropologischen Untersuchung im Kreis könnte auch Folgen für die Politik haben

ie Damen und Herren aus Frank- furt sind auf der Suche - beharr- lich spüren die Studentinnen und

D Studenten unter Leitung von Professor Heinz Schilling in diesen Wochen einem Phänomen nach, das Aufschluß geben soll über Selbstverständnis und Weltsicht der Bürgerinnen und Bürger in Birstein, Schlüchtern, Gelnhausen, Joßgrund und Hanau. 17 Männer und Frauen vom Institut für Kulturanthropologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität wollen die "Regionale Identität" der Bevölkerung in einem nicht nur geographisch schwierigen Gelände erforschen.

Die angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben etwa 200 Menschen mit einem 87 Punkte umfassenden Fragebogen interviewt. Im neuen Semester beginnt die Auswertung des umfangreichen Materials. Die Ergebnisse der Suche nach einer womöglich verlorenen, regionalen Identität sollen dann in eineinhalb oder zwei Jahren in einem Buch vorgelegt werden.

Regionale Identität? Schon der Titel wäre bloße Behauptung, wenn die Gruppe aus Frankfurt nicht jenes Fragezeichen in den Köpfen trüge, das produktive Un-Sicherheit markiert. Die Frage nach der Identität hat, zumal in Deutschland, Tradition. Der deutsche Idealismus um die Wende zum 19. Jahrhundert hatte in seiner fortgeschrittensten Gestalt das Problem der Identität zwischen dem einzelnen und der Gesellschaft, dem einzelnen und der Natur, ausführlich erörtert. Dahinter stand die feste Überzeugung, daß der Mensch eben mehr sei als ein bloßes Bedürfniswesen, als das ihn Wirtschaftswissenschaftler gerne verstehen. Zum anderen bildet die Vertreibung aus dem Paradies, dieser irreversible Verlust eines sicheren Zuhauses in der Welt, den Ausgangspunkt jener Philosophie.

Die Antworten auf die Identitätsfrage sind so verschieden wie die Zeiten, in denen sie gegeben wurden. Der Philosoph Hegel hatte mit einem universalistischen Entwurf geantwortet und die Identitätsfrage der einzelnen mit ihrer politischen Umwelt mit dem Konzept des Verfassungsstaates beantwortet. Im Gefüge des Freiheit garantierenden Rechtsstaates sollte die Identität der einzelnen mit der Identität des Ganzen möglich sein und der Mensch ein neues Zuhause in seiner Lebenswelt finden.

Das geschichtsoptimistische Konzept Hegels ist gescheitert, weil der Staat aus vielerlei Gründen nicht in der Lage war, eine Kollektiv-Identität auszubilden und diese womöglich mit der Identität der einzelnen zu vermitteln. Dieses Defizit haben Ideologien auszunutzen versucht: Im schlimmsten Falle waren es "Nation" oder "Rasse", die eine Identität der einzelnen mit allen herstellen sollte - aggressive und unmenschliche Konzepte mit verheerenden Folgen.

Wie also kann Identität noch gebildet werden, diese eigentümliche Leistung des "In-sich-Reflektiert-Seins eines in der Wendung zur Welt zugleich bei sich seienden Subjektes", wie Jürgen Habermas zu Beginn der 70er fragte? In welcher Gestalt erscheint sie und welche Integrationskraft besitzt sie? Gibt sie den Menschen ein Zuhause in der neuen Unübersichtlichkeit?

In diesem heute unsicheren Gelände suchen die Studentinnen und Studenten um Professor Heinz Schilling im Begriff des Raumes den ersten und vermutlich einzig sicheren Orientierungspunkt bei ihrer Untersuchung. Der Raum ist für Kulturanthropologen der Ausgangspunkt für die Ausbildung von Identität. "Wir beobachten die Formen der Aneignung dieses Raumes und was von den Menschen daraus gemacht wird", beschreibt Schilling das fünfsemestrige Projekt. Dabei ist für die angehenden Forscherinnen und Forscher nicht ausgemacht, ob im Kreis eine regionale Identität von den Bürgerinnen und Bürgern überhaupt ausgebildet worden ist. Haben etwa der Händler in Schlüchtern, der Nebenerwerbslandwirt in Birstein und der Arbeiter in Gelnhausen oder Hanau ein ähnliches Selbstverständnis als Bürger des einen Kreises ausgebildet?

Wohl gibt es nach Worten Schillings Gruppenidentitäten, die sich bei Menschen in bestimmten und vergleichbaren Existenzsituationen entwickeln und die sich dann mit Kollektiv-Identitäten mischen können. Notwendig muß dieser Prozeß freilich nicht einsetzen. Gerade unter den veränderten Bedingungen einer "komplexen Industriegesellschaft gibt es verschiedene Identitäten", sagt Kulturanthropologe Schilling. "Je nach Umfeld nehmen die Menschen verschiedene Rollen ein", erläutert der Fachmann die Vorüberlegungen zum anspruchsvollen Projekt.

Der Hochschullehrer kann eben auch Verkehrsteilnehmer und Familienvater, Vereinsmitglied und Kommunalpolitiker sein, und es steht in Frage, ob alle Tätigkeiten in eine Ich-Identität problemlos integriert werden können. Vor allem: Gelingt es etwa jenen Tausenden von Pendlern aus dem Großkreis, im Spannungfeld zwischen der beschädigten Dorfidylle und dem Moloch Rhein- Main-Gebiet ein schlüssiges Selbstverständnis von sich, der Vorstellung ihrer Lebenswelt und von ihrem eigenen Standort in diesem komplizierten und dynamischen Gefüge auszubilden? Die strukturbildenden Wirtschaftsprozesse unterminieren seit Jahrhunderten Traditionen, die den einzelnen in der Vergangenheit emotional und geistig eine Heimat in ihrer Welt gegeben haben. Die Dynamik der Industriegesellschaft und die Wanderungsbewegung "stellt alle Selbstverständlichkeiten der Herkunft aber in Frage", sagt Schilling. Das gelte besonders für die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Die Dörfer erleben diese dramatischen Veränderungen nach Worten Schillings als "Veränderungen von außen und oben" und als einen Prozeß, auf den sie bislang wenig oder keinen Einfluß hatten. Wenn sich aber die Basis der Identitätsbildung - das Dorf als Raum von entwickelter Ich- und Kollektividentität - auf diese Weise verändert, bleibt das vermutlich nicht ohne Folgen für die Gestalt der einzelnen Identitäten.

Ob unter diesen Bedingungen noch möglich ist, was Jürgen Habermas voller Optimismus einmal schrieb, daß sich nämlich die Ich-Identität der Erwachsenen in der Fähigkeit bewähre, "neue Identitäten aufzubauen und zugleich mit den überwundenen zu integrieren, um sich und seine Interaktionen in einer unverwechselbaren Lebensgeschichte zu organisieren", ist fraglich. Die Ergebnisse der laufenden Untersuchung im Main-Kinzig-Kreis könnten den Satz des Frankfurter Philosophen zumindest erschüttern. Wenn auch die Resultate des Projektes erst im übernächsten Jahr vorliegen werden, so erlaubt der erste Eindruck nach etwa 200 Interviews in elf Kommunen die Vermutung, daß nicht einmal mehr im dörflichen Verein die Integration verschiedener Identitäten gelingen muß.

Zugleich haben die Studentinnen und Studenten erfahren müssen, daß der private Bezirk der Menschen einerseits zwar über das Dorf hinausreicht, andererseits im Dorf aber nur das eigene Haus und der eigene Garten als unmittelbare Lebenswelt erfahren werden können. Dieses Ergebnis macht es wahrscheinlich, daß es eine Main- Kinzig-Bevölkerung mit einer ausgeprägten regionalen Identität vermutlich nicht gibt - daß nicht einmal die Bürgerinnen und Bürger einer, nach der Gebietsreform von 1972 entstanden Gemeinde sich als Einwohner einer Kommune begreifen.

Damit wäre der Großkreis zwar verwaltungstechnisch realisiert worden, nicht aber ins Bewußtsein der Menschen gedrungen. Diese Modernisierung von außen könnte eminente Folgen für das Politik-Verständnis der einzelnen haben: Weil regionale Identität nicht ausgebildet und Zusammengehörigkeit nicht empfunden wird, könnten Entscheidungen und Beschlüsse des Kreisausschusses etwa - selbst wenn sie in der Sache richtig und deshalb vernünftig wären - als Verfügungen einer Herrschaft von oben gegen den Willen der einzelnen empfunden werden.

"Soweit die motivbildenden Traditionen ihre naturwüchsige Kraft verlieren, können Äquivalente nicht auf dem Verwaltungsweg geschaffen werden", schrieb Jürgen Habermas. Auch aus diesem Grund darf man auf die Ergebnisse des Projektes gespannt sein.

JÜRGEN SCHULTHEIS

Preise für den Umweltschutz

20. Vergabe wurde im Kaisersaal des Römers gefeiert

Als "ein Zeichen dafür, daß es eine ideologische Konfrontation von Ökologie und Ökonomie nicht geben darf", hat Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Vergabe des Umweltschutzpreises bezeichnet. Der Preis, der alljährlich von den Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität verliehen wird und als ältester in diesem Bereich gilt, wurde vor 20 Jahren von der Firma "Procter & Gamble" gestiftet. Das Jubiläum wurde am Freitag abend im Kaisersaal des Römers gefeiert mit den bisherigen Preisträgern und Prominenten, unter ihnen Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber und Bürgermeister Hans-Jürgen Moog.

Dotiert wurde der Umweltschutzpreis mit 5000 Mark. Gleichzeitig gestiftet hat "Procter & Gamble" einen mit 2000 Mark prämierten Förderpreis. Bei der Vergabe des Preises wird eine Spende in Höhe des Preisgeldes an die Universität übergeben: Damit soll das Zentrum für Umweltforschung ausgebaut werden. Das 1985 gegründete Zentrum widmet sich interdisziplinären Studien über die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Biosphäre.

Der Umweltschutzpreis wurde in diesem Jahr an Harald Hohmann für seine Arbeit über das moderne Umweltvölkerrecht und an Hans-Herbert Krieg für seine Studie über den Zusammenhang zwischen Umweltkrise und Schuldenkrise vergeben. Den Förderpreis erhielt Kerstin Kuhn für ihre pharmakologische Arbeit. ing

Aus dem Geschäftsleben

"Swatch"-Versteigerung Seltene Modelle der Uhrmarke "Swatch" können am 20. Oktober im Auktionshaus Arnold in der Bleichstraße 42 ersteigert werden. Die Vorbesichtigung beginnt um 17.30 Uhr, ihre Gebote können Sammler ab 19.30 Uhr abgeben.

Mehr als 100 "Swatch"-Raritäten hat das Frankfurter Juwelierhaus Pletzsch kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Erlös der Auktion geht an den "Verein Muskelkranke" und wird für die medizinische Forschung sowie die Versorgung von Muskelkranken verwendet.

Unter den Uhren, die Namen wie "Gu(h)rke" oder "Bonju(h)r tragen, befinden sich auch Modelle aus dem Geburtsjahr der "Swatch". Prominente Bieter sollen bei der Auktion mitsteigern und dazu beitragen, daß einige zehntausend Mark für den "Verein Muskelkranke" zusammenkommen. vo

CDU verlangt Klarheit über städtische Finanzen

Opposition kritisiert erneut die Aufnahme von Krediten und die Übernahme von Bürgschaften

Einen Kassensturz hat die Römer-CDU am Freitag verlangt. Noch vor der Kommunalwahl im März nächsten Jahres soll Stadtkämmerer Martin Grüber die finanziellen Verhältnisse der Stadt aufdecken, denn "die Entwicklung des Haushalts ist außerordentlich bedenklich", erklärte Horst Hemzal. Der CDU-Fraktionsvorsitzende forderte Grüber auf, einen Nachtrag zum Verwaltungshaushalt 1992 vorzulegen: Dann ließe sich zeigen, wo die Defizite liegen. Sicherlich lasse sich der Etat nur dann sanieren, fügte der CDU- Fraktionsvorsitzende hinzu, "wenn freiwillige Leistungen gekürzt werden". Wo die Christdemokraten im Falle eines Wahlsieges den Rotstift ansetzen würden, ließ der Fraktions-Chef weitgehend offen. Doch beispielsweise solle der Frankfurt- Paß künftig nur noch denen zur Verfügung stehen, "die wirklich bedürftig sind". Zudem müsse über die Pläne des rot-grünen Magistrats hinaus, bis 1997 1000 Stellen einzusparen, das Personal in der Stadtverwaltung verringert werden.

Die Kritik der CDU-Stadtverordneten an der Haushaltspolitik des Magistrats entzündete sich vor allem an der Aufnahme von Krediten und der Übernahme von Bürgschaften. "Große Sorgen" bereitete Karlheinz Bührmann "das dramatische Wachsen der Verschuldung": 1977 habe die Stadt Schulden in Höhe von 2,3 Milliarden Mark gehabt, 1989, am Ende der zwölfjährigen CDU-Herrschaft, seien es fünf Milliarden gewesen. Dagegen steige die Verschuldung seit 1989 bis Ende diesen Jahres auf 7,5 Milliarden Mark an. Lag die durchschnittliche Neuverschuldung in den Jahren, in denen die CDU das Sagen hatte, bei 225 Millionen Mark jährlich, rechnete der Stadtverordnete vor, erreiche die Verschuldung seit 1989 durchschnittlich 620 Millionen Mark in zwölf Monaten.

Hinzu komme ein Defizit von knapp 200 Millionen Mark aus dem Verwaltungshaushalt 1991, daß Grüber bis 1994 ausgleichen muß. Um einen ausgeglichenen Ansatz für den Doppelhaushalt für die Jahre 1992 und 1993 vorlegen zu können, löste der Kämmerer die Rücklagen in Höhe von 253 Millionen Mark auf. Doch zugleich "soll die Rücklage 1992 mit 117,4 Millionen und 1993 mit 135 Millionen zur Finanzierung des Vermögenshaushaltes herangezogen werden", zeigten sich die CDU-Stadtverordneten erstaunt: Daher könne das Defizit von 1991 doch wohl nur "vorübergehend aus Rücklagen finanziert worden sein". Die Christdemokraten werteten dies als "Hinweis auf die Liquiditätsschwierigkeiten der Stadt".

Zugleich vermuteten sie, daß der Magistrat durch die Übernahme von Bürgschaften "die desolate Finanzsituation" zu verschleiern versuche. Als Beispiele nannten sie etwa die Bürgschaft für die Saalbau GmbH oder auch dafür, die Projekte GmbH für die Vorbereitung der 1200-Jahr-Feier kreditfähig zu machen. Mit diesen Bürgschaften würden städtische Aufgaben wie der Bau einer Sporthalle auf die Gesellschaften "abgewälzt, damit die dafür nötigen Geldmittel" nicht im Haushalt auftauchen.

Die Christdemokraten warnten davor, diese Löcher durch die Erhöhung der Gewerbesteuer stopfen zu wollen: "Das ist kontraproduktiv", sagte Hemzal, denn "das wird dazu führen, daß mehr Betriebe abwandern". ing

Obdachlose sollen unter der Brücke verschwinden Stadt: Es gibt genügend Schlafplätze in festen Häusern

Eine Frist bis zum heutigen Samstag mittag, 12 Uhr, hat das Ordnungsamt den Obdachlosen gesetzt, die zum Teil seit einem Jahr unter der Untermainbrücke leben: Sie sollen dort verschwinden. "Wir möchten", erklärte Rolf Menzer, Leiter des Ordnungsamtes, am Freitag "die Leute dort nicht länger haben." Wenn die Obdachlosen ihr Quartier nicht verlassen, "werden wir sie dann etwas nachdrücklicher bitten". Verschont bleiben werde nur die Hütte, die am Fuße der Brücke eingerichtet worden ist: "Sie ist sicherlich ein Sonderfall", sagte Menzer.

Vor zwei Tagen, erinnerten sich die Obdachlosen, seien Beamte des Ordnungsamtes am Mainufer vorbeigekommen und hätten sie auf den Termin hingewiesen. Doch für die 14 Menschen stand auch am Freitag nachmittag fest, freiwillig die Schlafsäcke nicht zusammenrollen zu wollen. Die Beamten hätten für diesen Fall angedroht, berichtete Manfred Mommen, das Quartier "zu räumen". Aber "wir sehen nicht ein, daß wir von einer Ecke dieser Stadt in die andere getrieben werden", fügte Mommen hinzu.

Die Obdachlosen haben sich dort eingerichtet. Und, ergänzte Mommen, "wir passen auf": Tauchen Junkies in der Nähe der Brücke auf, werden sie gleich vertrieben. "Wir achten darauf", betonten sie, daß auf den angrenzenden Spielplatz nicht einfach Spritzen geworfen werden.

Wie immer, wenn Obdachlose von Plätzen verscheucht werden , "haben wir Wert darauf gelegt", berichtete Menzer, "daß Streetworker den Leuten gesagt haben, daß es bessere Plätze gibt". Den Leuten von der Untermainbrücke wurde nahegelegt, demnächst eine der städtischen oder kirchlichen Einrichtungen für Obdachlose aufzusuchen.

Dort stehen nach Angaben Inge Köhlers etwa 800 Betten zur Verfügung. Neben den Anlaufstationen von Kirchengemeinden nannte die Referentin von Sozialdezernent Martin Berg die Einrichtungen der Stadt in der Ottostraße, der Kiesstraße, im Rechneigraben und an der Kurhessenstraße. Obdachlose Frauen können ein Angebot der Stadt in Eschersheim in Anspruch nehmen. Im November soll in der Schubertstraße eine Einrichtung für drogenabhängige, obdachlose Frauen eröffnet werden.

"Wir haben genügend Einrichtungen in festen Häusern", erklärte die Referentin. Zumal seit April auf dem Pego-Gelände in Oberrad in einer alten Fabrik eine weitere Anlaufstation vorhanden ist. Dort gibt es 130 Betten, etwa 70 von ihnen werden "regelmäßig belegt", sagte Inge Köhler. Später soll die Fabrik in eine Werkstatt für Behinderte umgebaut werden. Ein ähnliches Projekt war auch im Ostend in einer ehemaligen Fabrik an der Oskar-von-Miller-Straße vorgesehen, "aber das ist daran gescheitert", berichtete die Referentin, "daß zu viele Veränderungen notwendig wurden". Durch den Bestand fester Einrichtungen geht man im Sozialdezernat davon aus, daß in diesem Winter darauf verzichtet werden könne, das Zelt in der Obermainanlage aufzubauen. ing

"Fragwürdige Postkartenidylle" SL läßt an der Marktplatzneugestaltung kein gutes Haar

LANGENSELBOLD. Keinen Anlaß zum Feiern sieht die Selbolder Liste (SL) im Abschluß der Umgestaltung des alten Marktplatzes. Wenn die Bürger am heutigen Samstag zwischen 11 und 13 Uhr das von der Stadt organisierte Fest besuchen, sollten sie das Projekt "mit der erforderlichen Kritik betrachten", raten die Freien Wähler.

Die SL nennt auch die Punkte, worauf die Langenselbolder einen besonders scharfen Blick werfen sollten: die Neubepflasterung von Marktplatz, Oberdorfstraße, Schießhütte und Schäfergasse beispielweise. Der Lärm sei dadurch gestiegen, das Pflaster senke sich ab und demnächst seinen dort hohe Anliegergebühren fällig. Bürgersteige fehlten zugunsten von neuen Parkplätzen und das neue Einfamilienhaus verschandele den Marktplatz regelrecht.

Eine Verbesserung der Oberfläche des Platzes sei nicht zu erkennnen, listet die Wählergemeinschaft weitere Kritikpunkte auf. Nicht eine Sozialwohnung zu erschwinglichen Mieten sei entstanden. Die Stadt hätte besser daran getan, statt in eine "fragwürdige Postkartenidylle" in Kindergärten, Sozialwohnungen, Jugend- und Altenpflege zu investieren: "Wer immer am 17. Oktober auf den Marktplatz kommt, sollte sich von dem durch die Stadt subventionierten Getränke- und Essenspreis nicht blenden lassen."

Den Beschwerden einiger Anwohner rund um den Marktplatz über rasende Autofahrer ist die Stadt jetzt nachgegangen. Wie Bürgermeister Hans-Peter Ebner mitteilt, seien inzwischen an der Ekke Oberdorfstraße / Schäfergasse die Geschwindigkeiten gemessen worden. Die Ergebnisse stimmten ihn "optimistisch": 263 der 410 erfaßten Fahrzeuge seien bis zu 30 Stundenkilometern und nur 15 mehr als 40 gefahren. Er sei überzeugt, "daß die Einsicht der Autofahrer, die zum größten Teil selbst in dem Gebiet wohnen, noch zunimmt". jur

Nicht einfach: Tonnen-Wechsel

MÖRFELDEN-WALLDORF. Bis Dezember will Stadtrat Dirk Treber die Vorlage für die Stadtverordneten erstellt haben, wie es mit den rund 11 600 Mülltonnen in der Stadt weitergeht. Die Mülltonnen, das war im August bekannt geworden, müssen ausgetauscht werden, weil sie nicht den EG-Bestimmungen entsprechen: Sie sind zu klein, haben weder Räder noch Hebevorrichtungen.

Diese Voraussetzungen sind aber zu erfüllen, damit die Müllwerker es leichter haben, die Tonnen zu leeren. Bei den derzeit in Mörfelden-Walldorf verwendeten Behältern haben die Müllwerker schwer zu schieben und zu heben, sind daher gesundheitliche Beeinträchtigungen, vor allem der Wirbelsäule, zu befürchten.

Seit die Nachricht im August publik wurde gab es eine Informationsveranstaltung für die Politiker/innen im Bauhof, wurde der Tonnen-Austausch kurz und ohne Kontroverse im Umwelt- und auch im Haupt- und Finanzausschuß angesprochen. Umweltdezernent Treber ist nun daran, den flächendeckend Tonnen-Wechsel "ins Abfallkonzept einzupassen", zu überlegen, in welchem Rhythmus die dann größeren Mülltonnen abgeholt werden. Und auch die exakten Kosten muß der Stadtrat klären: der Austausch dürfte die Stadt gut eine Million Mark kosten. lis

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. "Wir sind doch keine Pampers-Liga": Fußball für Kinder im Verein nur als Leistungssport? Seite III KÖNIGSTEIN. Asterix traf Lucky Luke: Jugendliche lernten, Comics zu zeichnen. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Ein deutscher Bär kennt keine Schlappohren: der Boom des Teddies.

Die Familie von Rigoberta Menchù betrieb in den Bergen Landwirtschaft. Später arbeitete die junge Indianerin aus Guatemala auf den großen Fincas, wo Kaffee und Baumwolle für den Export angebaut werden. 1973 wurde ihr Vater erstmals verhaftet, weil er Widerstand gegen die reichen Großgrundbesitzer geleistet hatte. Später wurden die Eltern und ein Bruder ermordet. Rigoberta Menchù begann danach im "Zentrum für Einheit der Landarbeiter" mitzuarbeiten und avancierte zur Vorsitzenden der Bauernorganisation CUC. Heute lebt sie im mexikanischen Exil. Gestern gab das Stockholmer Komitee bekannt, daß Rigoberta Menchù den Friedensnobelpreis erhalten wird. Rigoberta Menchù hat der Autorin Elisabeth Burgos ihre Lebensgeschichte erzählt. Das daraus entstandene Buch ist im Lamuv Verlag (Göttingen) unter dem Titel "Rigoberta Menchù - Leben in Guatemala" erschienen. Wir dokumentieren Auszüge.

FR-Telefonaktion zur Fehlbelegungsabgabe

Am heutigen Samstag, 17. Oktober, ist es so weit: Leserinnen und Leser können ihre Fragen zur Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen loswerden. Die FR hat fünf Fachleute gewinnen können, die Ihnen am Telefon Rede und Antwort stehen. Aus dem hessischen Wohnungsministerium in Wiesbaden, das die Fehlbelegungsabgabe entwickelte, kommen Walter Roth und Peter Spielmann. Aus dem städtischen Amt für Wohnungswesen in Frankfurt, das die Abgabe erheben muß, haben sich Irene Dudek, Sabine Keller und Ute Saiks angesagt.

Fünf Stunden lang, von 10 bis 15 Uhr, können sie die Experten heute in der FR-Redaktion erreichen. Die folgenden fünf Telefonnummern stehen zur Verfügung: 21 99 - 3 22; 21 99 - 3 67; 21 99 - 3 23; 21 99 - 3 24 und 21 99 - 577. FR

Unternehmer zog mit seinen Müll-Containern einfach ein Eine baurechtliche Genehmigung für den vor über zwei Jahren eröffneten Betrieb am Griesheimer Stadtweg wurde niemals erteilt

Der Container Service Sperzel in Griesheim besitzt nicht nur keine abfallrechtliche Genehmigung, ihm fehlt auch eine baurechtliche Erlaubnis. Dies bestätigte am Freitag Dieter Hasselbach, stellvertretender Leiter der städtischen Bauaufsicht. Wie Hasselbach sagte, ist Unternehmer Sperzel einfach vor über zwei Jahren mit knapp 40 Mitarbeitern auf dem Gelände am Griesheimer Stadtweg "eingezogen" und "hat den Müll-Container-Betrieb aufgemacht". Sperzels Rechtsanwalt Franz Schneider erklärte am Freitag, daß in der Halle auf dem Betriebs-Areal lediglich eine Schreinerei genehmigt worden war. Dem Unternehmer Sperzel sei nicht klar gewesen, "daß es da einen Unterschied gibt".

Auf dem Areal wird nach Angaben der Bauaufsicht Müll nicht nur gelagert, sondern auch umgeladen und sortiert. Auch die Bauaufsicht will jetzt eine Schließung zum 31. Dezember 1992 verfügen. Eine vom Unternehmen nachträglich beantragte Baugenehmigung versagte die Behörde. Das Ordnungsamt hat, wie sein Leiter Rolf Menzer am Freitag sagte, ein weiteres Verfahren eingeleitet, weil die Firma ihre Container "immer im öffentlichen Straßenraum abstellt". In Absprache mit dem örtlichen Polizeirevier möchte das Ordnungsamt eine Ordnungswidrigkeits-Anzeige erlassen und dafür sorgen, daß die Container von der Straße verschwinden.

Nach Menzers Worten hat das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt wegen der fehlenden Abfall-Genehmigung mittlerweile ein Zwangsgeld ausgesprochen. Das RP könne die Schließung womöglich noch vor dem 31. Dezember durchsetzen - die Darmstädter Behörde vermochte dies nicht zu bestätigen, weil der zuständige Sachbearbeiter in Urlaub ist.

Die Griesheimer Bürgerinitiative gegen den Container-Betrieb hat 300 Unterschriften von Anwohnern gesammelt. Nachbarin Ursula Curth reagierte am Freitag erbost auf die Feststellung von Anwalt Schneider, das Unternehmen fahre keinen Müll, sondern "Wirtschaftsgut" ab. Curth: "Die transportieren vorzugsweise ganz normalen Hausmüll und es stinkt hier nach schwelendem Abfall." Schneider bestritt eine Geruchsbelästigung.

Die Nachbarn haben 150 Lastwagen am Tag gezählt, Rechtsanwalt Schneider sprach von "70 bis 150 Fahrzeugen". Die Anwohner registrierten bei den Transportern Nummernschilder aus der ganzen Bundesrepublik, der Anwalt spricht vom "Einzugsgebiet Rhein-Main". Rechtlich handele es sich beim Umfeld des Griesheimer Stadtweges um ein "mk"-("Misch-Kern")Gebiet, in dem Wohnen keinen besonderen Schutz genieße. Schneider wollte von einem Auszug zum 31. Dezember nichts wissen. Wenn die Verfügung der Bauaufsicht eingehe, lasse sie sich wieder vor Gericht anfechten.

Der Anwalt beteuerte, zwischen dem Unternehmen und dem städtischen Rechtsamt existiere bereits ein "Vergleich". Danach dulde die Stadt die Firma solange auf dem heutigen Grundstück, bis der Umzug auf ein Ersatz-Areal sichergestellt sei. Im Rechtsamt war zu dieser angeblichen Absprache am Freitag keine Auskunft mehr zu erhalten. jg

Lieber als den Nobelpreis hätte sie ihre Eltern zurück Rigoberta Menchú, deren Mutter und Vater ermordet wurden, ist die Symbolfigur des indianischen Widerstandes Von Stephan Hebel

"Der Tod meiner Eltern hat keinen Preis." Die Antwort kam spontan, als Rigoberta Menchú vergangene Woche gefragt wurde, was es für sie bedeuten würde, den Friedensnobelpreis zu bekommen. "Lieber als den Preis hätte ich meine Eltern zurück." Vater und Mutter der heute 33jährigen Indianerin aus Guatemala wurden 1980 kurz hintereinander von den Militärs in dem mittelamerikanischen Land ermordet. Das dürfte - schauerlich, aber wahr - der Wendepunkt gewesen sein, der Rigoberta zur würdigen Friedensnobelpreis-Trägerin werden ließ.

Nicht die Tatsache, daß sie stellvertretend für Tausende Repressions-Opfer in ihrer Heimat steht, bringt ihr die Ehrung ein - einen "Trost-Preis" hat das Nobel- Komitee nicht zu vergeben. Belohnt wird die Konsequenz, die Rigoberta Menchú aus der Erfahrung von Unterdrückung und Verfolgung gezogen hat: Sie verharrte nicht in der Rolle des Opfers, sondern wurde zur Symbolfigur indianischen Widerstandes in Lateinamerika.

Die Erwähnung des eigenen Schicksals ist denn auch nicht als mitleidheischende Pose zu verstehen, sondern als Hinweis auf den grausigen Alltag indianischen Lebens und Sterbens in Guatemala. Rigobertas Vater starb nicht allein. Mit ihm starben damals, im Jahr 1980, 37 andere, die die spanische Botschaft in Guatemala besetzt hatten, um gegen Menschenrechtsverletzungen zu demonstrieren. Die Militärs zündeten das Gebäude einfach an. Auch Rigobertas Mutter, vergewaltigt, gefoltert, massakriert, auch mehrere ihrer Brüder starben nicht allein. Mehr als 42 000 wurden seit den 60er Jahren gezählt, die "verschwanden" und nie wieder oder als verstümmelte Leichen auftauchten. Nicht selten reichte und reicht der vage Verdacht einer Verbindung zu Oppositionellen aus für jene "stillen Akte der Repression", wie Rigoberta Menchú sie nennt. 253 politische Morde hat "Menschenrechts-Staatsanwalt" Ramiro de Leon Carpio im ersten Halbjahr 1992 registriert - "nur" 253, wie manche Leute meinen, denn im vergangenen Jahr waren es von Januar bis Juni noch 70 mehr.

Der Sinn des Nobelpreises liegt für Rigoberta Menchú vor diesem Hintergrund darin, "das Schweigen zu brechen". Es wäre, sagte sie eine Woche vor der Entscheidung des Komitees bei einem Besuch in Nicaraguas Hauptstadt Managua, "daß Guatemala weltweit beachtet würde", ein Ehrung für die Unbeachteten am Ende der Welt: "Ureinwohner, Frauen, Autodidakten".

Als "Autodidaktin" vor allem beschreibt sich Rigoberta Menchú, wenn sie von ihrem Leben erzählt. Seit zwölf Jahren im Exil, offensichtlich nicht frei von Heimweh, sagt sie in ihrer von Haß und Bitterkeit freien Art: "Ich habe ein sehr reiches Leben, weil ich viele Freunde gefunden habe." Und, noch das Exil zum Positiven wendend: "Ich habe das Glück, bei vielen Konferenzen, Seminaren und Workshops zu sein. Das ist eine grandiose Gelegenheit, meine Kenntnisse zu erweitern." Aber sie hängt an ihren Wurzeln: "Es war immer so, als wäre ich auf einem Bauernhof in Chimaltenango."

Auf einem Bauernhof im Westen Guatemalas, nicht weit entfernt von der Stadt Chimaltenango, wurde Rigoberta Menchú 1959 geboren. In eine Welt, die außer Rackerei kaum Perspektiven zu bieten schien: Hier versuchen die Bauern, wie Rigoberta Menchú und die Mehrheit der Guatemalteken Maya-Indianer, vom Mais-Ertrag ihrer kleinen Parzellen oder als Tagelöhner auf den Kaffee-Plantagen zu überleben. Hier führen die Militärs unter dem Vorwand der Guerilla-Bekämpfung ein barsches Regiment, werden die Männer in angeblich freiwillige "Zivile Selbstverteidigungspatrouillen" gepreßt.

Rigoberta mußte als Kind schon mitarbeiten, neun Stunden Kaffeepflücken für 30 Pfennige. 1979 arbeitete sie im "Komitee für die Einheit der Bauern" (CUC) mit, zu dessen Führungsgruppe sie bis heute gehört. Aber an einen schnellen Weg aus dem Elend, an neue Horizonte war auch da nicht zu denken. "Ich dachte früher nicht, daß ich mal in einem Flugzeug fliegen würde", sagt sie heute. Doch die - erzwungene - "Befreiung" aus dem elenden Bauern-Dasein kam schneller als gedacht. Als die halbe Familie massakriert war, stieg Rigoberta Menchú in ein Flugzeug nach Mexiko - ins Exil, das bis heute andauert.

Hier wurde Rigoberta Menchú zur unermüdlichen Anwältin ihrer Leidensgenossen in der Heimat. Schon 1982 tauchte sie bei den Vereinten Nationen auf, um die Menschenrechte der Maya-Völker einzuklagen. Ein Buch, in dem sie ihr Leben erzählt, machte sie bekannt. Nur in Guatemala durfte es bis vor kurzem nicht erscheinen. "Ich habe gelernt, daß man einen Titel, einen Beruf, ein Konto braucht. Mit dem Gesicht der Armen bekommt man Probleme", beschreibt Rigoberta Menchú ihre Erfahrungen mit jener anderen Welt, deren Spielregeln sie seit einem Jahrzehnt studiert, ohne die eigenen Wurzeln zu leugnen. Dem, was sie gesehen hat ("Es geht immer ums Kaufen, Verkaufen, Verdienen"), setzt sie die andere "Weltsicht" der Indianer entgegen, die auch nach 500 Jahren noch nicht ausgerottet sei: "Wir Ureinwohner haben immer ein Element der Harmonie zwischen Leben und Natur aufrechterhalten." Daß "Mutter Erde", "Mutter Natur" und sogar die Menschenrechte als Handelsobjekte herhalten müssen, das könnten und wollten sie nicht verstehen.

Rigoberta kennt die Spielregeln der "anderen Welt", in der sie gezwungenermaßen lebt: Vorwürfen vorbeugend, fügt sie hinzu, sie wolle nicht die Fehler der Spanier wiederholen und die eigene Kultur für überlegen erklären. Aber: "Die Weltsicht der Indios unterscheidet sich von der, die uns aufgezwungen wurde." Demokratie, so hatte sie kürzlich in einem Beitrag für die FR gemahnt, könne es nicht geben unter Ausschluß der Urbevölkerung. "Es gibt noch kein definiertes Modell für eine Alternative", gibt sie zu. Noch hat die langsam wachsende Indianerbewegung genug zu tun, um zu erreichen, was ihre Symbolfigur als allererstes verlangt: "Wir haben das Recht, angehört zu werden."

Rigoberta Menchú kann in dieser Hinsicht nicht nur klagen. Wenn auch unbemerkt von großen Teilen der Weltöffentlichkeit, haben sie und ihre Mitkämpfer den amerikanischen Ureinwohnern ein Plätzchen in den Verlautbarungen internationaler Organisationen wie der UN verschafft. Die Vereinten Nationen haben 1993 zum "Jahr der Rechte der eingeborenen Völker" erklärt, und die Botschafterin des Maya-Volkes weiß das in ihrer realistischen Art einzuschätzen: "Das ist nicht unser Jahr, sondern ein Jahr der UN", sagt Menchú. "Es scheint so, daß es nur auf dem Papier steht. Für das Jahr der Frau 1994 habe ich schon Plakate gesehen, für ,unseres' noch nicht." Aber: "Das Jahr könnte symbolische Bedeutung für die Würde der Armen bekommen."

Das gilt erst recht für den Friedensnobelpreis. Die Regierung Guatemalas wird sich künftig überlegen müssen, ob sie Rigoberta Menchú weiter mit herbeigelogenen Terrorismus-Vorwürfen zu diskreditieren versucht. Sie wird, viel wichtiger noch, zumindest für eine Zeit auf öffentliches Interesse an ihrer "Indianerpolitik" gefaßt sein müssen. Sie wird einer gestärkten Opposition gegenüberstehen, die - mit dem Preisgeld - auch endlich über einen finanziellen Grundstock verfügt. Das Geld soll in eine nach Rigobertas Vater Vicente Menchú benannte Stiftung eingebracht werden.

Rigoberta Menchú wäre die letzte, die diesen Erfolg überschätzen würde. Sie hat in diesem 500. Jahr nach der Eroberung Amerikas immer wieder betont, die aus diesem Anlaß gestartete Kampagne der Indianer für ihre Forderungen nach Land und Menschenrechten müsse fortgesetzt werden. Den Tag der Entscheidung über die Preisverleihung erlebte sie in Guatemala, wohin sie trotz massiver Todesdrohungen und Belästigungen durch die Polizei seit 1988 immer wieder für kurze Zeit zurückkehrt. Dort bereiteten sich die Indio- und Bauernorganisationen auf die Fortsetzung der zähen Gespräche mit der Regierung über Garantien im Menschenrechts-Bereich vor.

Wenn sie darüber redet, kann Rigoberta Menchú hart werden. Einen "Dialog mit Inhalt" verlangt sie von der Regierung, und eine Lösung im Menschenrechtsbereich, ohne die andere Themen - verhandelt wird unter anderem über die Entwaffnung der Guerrilla - nicht behandelt werden könnten. Da spricht, ärgerlich wie sonst nur selten, eine Politikerin, die längst mit allen Wassern der "weißen" Welt gewaschen ist. Sekunden später hat sie diese Ruhe wieder, aus der ihre ungewöhnliche Ausstrahlung kommt: "Es ist ein Segen Gottes, daß wir jetzt zu Hause miteinander reden können."

Die Friedensnobelpreisträgerin 1992 ist keine Frau mit Star-Allüren. Der Wechsel zwischen den Welten hat sie - noch - nicht verbogen. Mit dem Preis würden alle Indios geehrt, hat sie gesagt. Man kann ihr glauben, daß das ihr Hauptanliegen ist.

Zwischen Kitsch und Kommerz singen sie von alten Signalen Während Chinas Altrevolutionäre den 14. Parteitag feiern, kümmern sich Pekings Jungunternehmer lieber ums Geschäft Von Henrik Bork (Peking)

Kitsch ist ein verräterisches Merkmal der Diktatur, auch in Peking. Einen weißen Sandstrand, komplett mit Palmen und einem kleinen Teich, hat die Partei auf dem Platz des Himmlischen Friedens aufschütten lassen. Wo vor mehr als drei Jahren die Panzer rollten, verschwindet heute das Pflaster unter idyllischen Inseln aus Topfpflanzen. Fontänen und künstliche Wasserfälle plätschern dort, wo damals für eine kurze Zeit die "Göttin der Demokratie" Studententräume weckte. "Wir wünschen der Kommunistischen Partei einen erfolgreichen 14. Parteitag", steht mit roten Blümchen in ein Meer aus gelben Blümchen geschrieben.

"Mama, was ist ein Parteitag?" fragt ein Mädchen, das auf dem Kindersitz an der rotbeflaggten Halle des Volkes vorbeiradelt. "Das ist etwas sehr wichtiges", antwortet die Mutter, dabei gleichmäßig weiterstrampelnd, "da entscheiden die über unser Leben in den nächsten fünf Jahren."

Fünf Radminuten weiter, an der Ecke Avenue des Ewigen Friedens und Wangfujing, lächelt ein agiler Deng Xiaoping von einer meterhohen Leinwand. Sein Kopf ist von einer strahlend weißen Aureole umgeben, wie von einem Heiligenschein. "Die historische Wahl", wirbt das Plakat mit großen Schriftzeichen für einen Dokumentarfilm über Dengs Errichtung der Sonderwirtschaftszonen in Südchina. Vorher hatte an gleicher Stelle Mao für einen Mao-Film gelächelt. Auf der anderen Straßenseite lockt Pekings erstes MacDonald-Restaurant mit den Worten "Billions served". Frei übersetzt heißt das: "Milliarden schon bedient".

In der Halle des Volkes selbst, wo nach Ansicht vieler Beobachter diesmal ein Erfolg für Dengs jüngste Reformoffensive errungen werden sollte, begann Anfang der Woche der Kongreß mit dem eingespielten Ritual einer einst revolutionären, doch längst erzkonservativen Partei. Tattrige Genossen aus dem Politbüro wurden von kräftigen jungen Armen auf die Bühne geführt, um hinter ihren Teetassen Platz zu nehmen. Acht rote Fahnen mit gelben Troddeln umrahmten Hammer und Sichel an der Rückwand.

Dann begann eine Militärkapelle auf der Empore über den knapp 2000 Delegierten die Internationale zu spielen. "Völker, hört die Signale", sang ein ehemaliger DDR-Bürger kräftig mit, dabei eine Menge verwunderter Blicke aus dem Pressecorps auf sich ziehend. "Wie lange es so etwas wohl noch gibt?" fragte kopfschüttelnd ein Reporter. Andere bemühten sich, mit Feldstechern den gesundheitlichen Zustand der Altrevolutionäre auf dem Podium zu ergründen.

Auch inhaltlich setzte die Auftaktrede des chinesischen Parteichefs Jiang Zemin ein konservatives Signal. Zwar war von der "Errichtung einer sozialistischen Marktwirtschaft" die Rede, auch ein bißchen von der "Beschleunigung der Öffnung und Modernisierung". Doch dann kamen so viel Marxismus-Leninismus, Mao-Zedong-Ideen, so viel "sozialistischer Weg" und "Festhalten am Volkseigentum", daß sich auch die Bewahrer der reinen Lehre in den nächsten Jahren kräftig auf diesen Parteitag berufen können.

"Wenn seine jüngsten Äußerungen über die Beschleunigung der Reform nicht ins Parteistatut geschrieben werden, dann hat Deng verloren", sagt ein chinesischer Ökonom aus einem Forschungsinstitut des Staatsrates. Am Ende des Parteitags wird ein geändertes Parteistatut verabschiedet werden. Allerdings sind Parteikongresse ohnehin selten ein Forum für bahnbrechende Neuerungen. "Die Zukunft der chinesischen Reformpolitik entscheidet sich nicht in Peking, sondern hängt von dem wirtschaftlichen Erfolg in den Provinzen ab", sagt ein chinesischer Kader.

Mehrere hundert ausländische Journalisten, die über den Parteitag berichten, spekulieren in der Zwischenzeit mangels anderer Nachrichten über die zu erwartenden Wechsel in der Parteispitze. Außer der Eröffnungsveranstaltung und vier gut vorbereiteten Pressekonferenzen gibt es dieses Jahr, anders als 1987, keine Spur von "Tou ming du", wie Glasnost auf chinesisch heißt. Alle Versammlungen finden hinter verschlossenen Türen statt.

"Die chinesischen Kader sind viel verschlossener und vorsichtiger als während des Reformparteitags mit Zhao Ziyang vor fünf Jahren", sagt ein westlicher Diplomat in Peking. Selbst als am Freitag eine Hongkonger Zeitung schrieb, daß acht der 14 Politbüromitglieder während des Parteitags um ihren Rücktritt gebeten hätten, war das "Pressezentrum" des Kongresses zu keinem Kommentar bereit.

Auch die meisten Pekinger Bürger kommentieren Fragen nach der Mammut-Sitzung mit wenig mehr als einem Achselzucken. "Für so einen Quatsch habe ich keine Zeit, business ist mir wichtiger", sagt ein 24jähriger Jungunternehmer, der zwei Geschäftspartner zum Essen in das teure Kunlun-Hotel eingeladen hat. Dann greift er wieder zu seinem "Großer-Bruder-Gruß" (dageda), wie der Volksmund die heute in Peking weit verbreiteten Mobiltelefone getauft hat.

Selbst in der Halle des Volkes, jetzt vorübergehend von den Parteidelegierten besetzt, hat längst der wahre Geist des modernen China eine Nische gefunden: der Geschäftssinn. Im Inneren der Halle hat die Verwaltung ein Schnellrestaurant für Touristen eröffnet, um auf eigene Faust Devisen zu verdienen. Für die Dauer des Kongresses mußte der Imbiß schließen, doch wenn die Blumen auf dem Platz des Himmlischen Friedens abgeräumt werden und die Avantgarde des Proletariats abreist, macht er wieder auf. Nun plant die Verwaltung, zusätzlich eine Werbefirma zu eröffnen und ihre Versammlungsräume chinesischen Unternehmen für ihre Pressekonferenzen zu vermieten. "Die Halle des Volkes", prophezeite kürzlich die Arbeiterzeitung, "wird bald mehr sein als ein mysteriöser Ort für politische Aktivitäten."

Plüschbären brummen im Hessenpark

NEU-ANSPACH. Wer sich sein eigenes Bären-Kuscheltier nähen möchte, sollte am Wochenende in den Hessenpark gehen. Dort zeigt ein Handarbeitsstudio aus Bad Homburg eine Auswahl von Teddys und demonstriert, wie die Plüschbären hergestellt werden. Die Bären-Schau findet im Haus Melgershausen am Marktplatz im Hessenpark statt und ist heute und morgen von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Außer den Teddys können die Besucher auch Stickereien bewundern, vor allem dekorative Arbeiten in Kreuzstich- Technik. s

An die einstige Synagoge im Butzbacher Stadtteil Griedel soll 38 Jahre nachihrem Abriß eine Tafel erinnern Friedliches Leben mit

Schutzgeld erkauft

An der Stelle der Synagoge wacht heute die Feuerwehr

BUTZBACH. Am nächsten Donnerstag ist es endlich soweit: Am Feuerwehrgerätehaus in Griedel wird um 17 Uhr eine Gedenktafel enthüllt - 38 Jahre nachdem dort die Synagoge von Griedel abgerissen worden ist. Die Tafel soll an die von den Nationalsozialisten verfolgten Griedeler Bürger jüdischen Glaubens erinnern und zur Menschlichkeit ermahnen. Die Tafel wird in Anwesentheit von zwei Juden enthüllt, die in Griedel ihre Kindheit verbracht haben.

Für viele ist die Geschichte der Griedeler Juden schon in Vergessenheit geraten, obwohl es sich nach der Einschätzung des Butzbacher Museumsleiters Dieter Wolf um eine der traditionsreichsten in der Region handelt. Denn bereits 1446 soll in Griedel ein jüdisches Ehepaar gelebt haben. Regelmäßig erwähnt werden jüdische Bürger in Griedel ab 1596.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein dürfte es jedoch nur relativ wenige jüdische Familien in dem kleinen Dorf gegeben haben, da die Landesherren nur unbescholtenen und vermögenden Juden ein Aufenthaltsrecht einräumten - gegen regelmäßige Schutzgeldzahlungen. Das fand der in Griedel wohnende und am Butzbacher Weidiggymnasium unterrichtende Werner Wagner heraus, der die Geschichte der Griedeler Juden aufgearbeitet und die der Synagoge jetzt neu geschrieben hat.

Gleichberechtigt wurden die Juden nach der Ausdehnung der napoleonischen Herrschaft über Deutschland (1806). Die Freude währte jedoch nicht lange, denn nach dem Fall Napoleons verloren größtenteils die hessischen Juden ihre Rechte wieder - die Schutzgelder mußten wieder gezahlt werden. Nach der Revolution von 1848 werden den Juden die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten eingeräumt wie beispielsweise ihren christlichen Mitbürgern.

Im 19. Jahrhundert war der Anteil der Bevölkerung jüdischen Glaubens am größten. Eine hohe Geburtenrate sorgte dafür zwischen 1823 und 1865, in dieser Zeit wurden 61 jüdische Kinder geboren. 1871 wohnten 51 Juden in Griedel, zwischen 1900 und 1933 waren es 37. Die meisten Griedeler Juden verdienten ihren Lebensunterhalt als Viehhändler, Lumpensammler, Trödler oder Krämer. Von ihnen brachte es keiner zu größerem Reichtum, erforschte Werner Wagner.

Im 18. Jahrhundert dürfte es nach seinen Angaben keine Synagoge in Griedel gegeben haben, weil die Mindestzahl von zehn erwachsenen jüdischen Männern, die für einen öffentlichen Gottesdienst erforderlich sind, nicht vorhanden waren. Die Gläubigen besuchten vermutlich die benachbarten Synagogen.

Die ersten Pläne für eine Synagoge gehen auf das Jahr 1850 zurück. Am 9. und 10. Februar 1866 wurde die Synagoge mit einer großer Feier und einem Festzug "unter reger Beteiligung der Bevölkerung" eingeweiht. Die Baukosten von 2300 Gulden hatte die jüdische Gemeinde zur Hälfte selbst finanziert, für den Rest wurden Kredite aufgenommen.

Die Juden waren im Griedel des 19. und 20. Jahrhunderts gut integriert; sie wirkten praktisch in allen Ortsvereinen mit. Werner Wagner: "Dies zeigt auch die Verteilung der jüdischen Häuser über den gesamten Ort." Dennoch blieb Griedel Ende des 19. Jahrhunderts nicht von judenfeindlichen Bewegungen verschont. Für die sorgten die Bauern, die sich bei den Juden verschuldet hatten. Im ersten Weltkrieg trugen neun Griedeler jüdischen Glaubens eine Uniform des Reiches.

Die nationalsozialistische Machtergreifung 1933 blieb auch für Griedel nicht ohne Folgen. So sandte beispielsweise im Juni 1933 die Bürgermeisterei Griedel eine "Schwarze Liste" mit fünf Namen von SPD-Mitgliedern an das Kreisamt in Friedberg. Darunter war auch der in Griedel geborene jüdische Kaufmann Louis Stern. Dieser wehrte sich dagegen, daß er sich wegen seiner behaupteten Zugehörigkeit zur SPD täglich zweimal auf der Bürgermeisterei in Butzbach melden sollte, obwohl es seit 1925 keine SPD-Ortsgruppe in Griedel mehr gab.

Die Gendarmerie räumte zwar in einem Schreiben an das Kreisamt ein, daß die Ortsgruppe aufgelöst sei. Stern sei jedoch zweiter Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Griedel und auch Unterbezirksvorsitzender der Butzbacher SPD gewesen. Außerdem habe er sich noch bis März 1933 für die SPD engagiert. Der Gendarm: " . . . im übrigen schadet es nichts, wenn Stern sich zweimal täglich bei der Ortspolizei meldet, ja es wäre angebracht, wenn derselbe mal nach Osthofen verbracht würde." Osthofen war ein Konzentrationslager. 1936 ging Stern in die USA, während die meisten seiner Familienangehörigen deportiert und ermordet wurden.

1935 verschärften die "Nürnberger Gesetze" die Lage für die Juden in Deutschland, die wohlhabenderen wanderten aus, während die ärmeren bleiben mußten, weil sie die Überfahrt in die USA nicht bezahlen konnten. Von den 1933 in Griedel ansässigen 35 Juden wanderten 19 aus, zwei starben eines natürlichen Todes und zehn wurden in einem Konzentrationslager ermordet, während in vier Fällen das Schicksal nicht aufgeklärt werden kann.

Am Nachmittag des 9. November 1938 wurden die Scheiben der Synagoge in Griedel eingeworfen und das Mobilar mit Hilfe von Strohballen angezündet. Dabei brannte der Dachstuhl aus. Häuser von Juden wurden geplündert.

Am 28. April 1939 geht folgender Bericht des Kreisbauamtes an den Landrat: "Die Gemeinde will die ehemalige Synagoge, die mit Grund und Boden Eigentum der jüdischen Gemeinde ist, für 200 Reichsmark erwerben. Ein Antrag läuft nach Angabe des Bürgermeisters. Es ist Abbruch und Erweiterung des Spritzenhauses auf dem freiwerdenden Gelände geplant." Weiter heißt es: "Der Baukörper stellt einen Fremdkörper dar. Seine Entfernung ist auf das lebhafteste zu begrüßen."

Bis 1954 stand die Ruine neben dem Spritzenhaus an der Kleinen Bach. Die Synagoge wurde dann abgerissen, die Backsteine wurden für den Neubau von Häusern verwendet. 1965 wurde an ihrer Stelle das neue Griedeler Feuerwehrgerätehaus gebaut.

Damit teilte die Griedeler Synagoge das Schicksal des Gotteshauses der Nieder-Weiseler Juden, das ebenfalls nach dem Krieg abgerissen wurde. Bereits 1938 wurde die Butzbacher Synagoge, die an der Stelle des heutigen Hallenbades stand, ein Raub der Flammen. Von den ursprünglich vier Synagogen in Butzbach stehen heute nur noch die Grundfeste der Pohl-Gönser: Dort bewahrt ein Schreiner seine Utensilien auf. REINER STRACK

Zur Person:

OSKAR LAFONTAINE, Ministerpräsident des Saarlandes, ist am Freitag turnusgemäß zum Präsidenten des Bundesrates gewählt worden. Die Präsidentschaft der Ländervertretung wechselt jährlich nach einer internen Absprache in der Reihenfolge der Einwohnerzahlen. Der SPD-Politiker löst am 1. November den Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, BERNDT SEITE (CDU), ab. Das Amt des Bundesratspräsidenten hat besondere Bedeutung, weil er nach der Verfassung Vertreter des Bundespräsidenten ist. Anläßlich seiner Wahl warnte Lafontaine, ein Rückzug des Bundes aus der Finanzierung der neuen Länder sei mit der Verantwortung der Bundesregierung "nicht vereinbar". Gleichzeitig forderte er, auch unter den alten Bundesländern für eine gerechte Lastenverteilung zu sorgen. (hll)

Gesprächsreihe über die "biblischen Wegweiser"

LANGENSELBOLD. Zu einer Gesprächsreihe über die zehn Gebote lädt die evangelische Kirchengemeinde Langenselbold, Hinserdorfstraße 2a, ein. An acht Abenden, jeweils montags um 20 Uhr, führt Dekan Peter Gbiorczyk in die Thematik ein. Im Anschluß daran bleibt Zeit, sich über die "biblischen Wegweiser" auszutauschen. In diesem Jahr werden Gesprächsrunden an folgenden Terminen angeboten: 19. Oktober (erstes und zweites Gebot), 16. November (drittes Gebot) und 14. Dezember (viertes Gebot). gf

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Wochenende

Filmspiegel

Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (Sa. und So.: 15, 17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: My Girl - Meine erste Liebe (Sa. und So.: 15 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (Sa. und So.: 15 und 17.30 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (Sa.: 20 und 22.15 Uhr; So.: 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Grüne Tomaten (Sa.: 20 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Walt Disney's Peter Pan (Sa. und So.: 14.30); In einem fernen Land (Sa. und So.: 17 und 20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Alien 3 (So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wolfsblut (So.: 15 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr).

Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: Malerei und Zeichnung von Susanne Wittmer-Kliem, Ausstellungseröffnung: Sa., 17 Uhr (So.: 10 bis 17 Uhr).

Kurhaus: "Subjektiv durchs Objektiv", Ausstellung des Fotoclubs (Sa. und So.: 11 bis 18 Uhr).

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Versteigerung (Sa. und So.: 11 bis 18 Uhr).

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Die Burg Bommersheim", und "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr).

Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Tonarbeiten von Lieselotte Frieling und Plastiken von Peter Frieling (Sa.: 11 bis 14 Uhr).

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Ilse Mock - Ein Leben für die Musik" (Sa. 10 bis 12 Uhr).

Kronberg. Galerie Hellhof: Lithografien und Radierungen von Marino Marini, Ausstellungseröffnung: Sa., 18 Uhr (So.: 11 bis 18 Uhr).

Receptur: Kronberg-Bilder und Taunus-Landschaften von Henning Schrader (Sa.: 15 bis 18 Uhr; So.: 11 bis 18 Uhr).

Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert (Sa. und So.: 9 bis 19 Uhr).

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant (Sa.: 10 bis 13 Uhr).

Kurhaus: Werke von Anne Reichardt (Sa. und So.: 11 bis 17 Uhr). Samstag

Theater/Musik Bad Homburg. Konzert in der Christus-Kirche mit Monika Bruggaier (Violine) und Frauke Rottler (Violoncello), 17 Uhr.

Kurtheater: "Bis die Uhr zwölfe schlägt", Gastspiel der Volksbühne Mayrhofen, 20 Uhr.

Kronberg. Stadthalle: "The Lion in Winter" von James Goldman, Aufführung des Frankfurt Englisch Speaking Theatre, 19.30 Uhr.

Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kurhaus: Vortrag des Osteoporose-Vereins, 15 Uhr. Parteien/Parlamente Neu-Anspach. Treffpunkt zur Ortsbegehung mit der SPD: Gasthaus "Zur Eiche", Westerfeld, 14 Uhr.

Oberursel. Kerbeball der CDU, Stadthalle, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Oberursel. Kultur- und Heimatabend des Schlesier-Vereins, Vereinshaus der Kleingärtner, 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Kostenloser Kompost des Bau- und Betriebshofes auf dem Gelände zwischen Recyclinghof Ober-Eschbach und Kläranlage, 7 bis 16 Uhr.

Friedrichsdorf. DRK-Kleidersammlung in allen Ortsteilen sowie in Ober-Erlenbach, ab 8.30 Uhr.

Usingen. Pflanzung des "Hochzeitswaldes", Parkplatz Hattsteinweiher, 10.30 Uhr.

Neu-Anspach. Treffen zum Volkswandertag: Hessenpark, 9.30 Uhr.

Traditionelles Kreuzsticken und Teddybären zum Selbermachen, Hessenpark, 9 bis 18 Uhr.

Weilrod. Aleweiler Kerb ab 20 Uhr.

Oberursel. Kfz-Lichttest des AC-Weißkirchen, Fa. Hofacker, Zimmersmühlenweg 50, 9 bis 14 Uhr.

Regionaltreffen der Käferfreunde, Parkplatz hinter dem Gebäude der Alten Leipziger, 10 bis 14 Uhr.

Taunuskerb auf der Bleiche und dem Marktplatz, ab 14 Uhr. Sonntag

Theater/Musik Bad Homburg. Gedächtniskirche Kirdorf: "Italienisches", Orgelmusik aus fünf Jahrhunderten, 18 Uhr.

Wehrheim. Kreismusikfest in der Saalburghalle Obernhain, 10 bis 17 Uhr.

Kronberg. Jazz-Frühschoppen im Autohaus Kronberg, 11 bis 13 Uhr.

Stadthalle: "The Lion in Winter" von James Goldman, Aufführung des Frankfurt English Speaking Theater, 19.30 Uhr.

Sonstiges Bad Homburg. Treffen zum Volkwandertag: Turnhalle des TSV Ober-Erlenbach, Josef-Baumann-Straße, 7.30 bis 11.30 Uhr.

Neu-Anspach. Hessenpark: Traditionelles Kreuzsticken und Teddybären zum Selbermachen, 9 bis 18 Uhr.

Grävenwiesbach. Buchfinkenfest im Kindergarten Hundstadt, ab 10.30 Uhr.

Weilrod. Aleweiler Kerb mit Frühschoppen, 10.30 Uhr.

Oberursel. Taunuskerb auf der Bleiche und dem Marktplatz, ab 14 Uhr.

Samstag / Sonntag, 17. / 18. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: So., 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod" (Premiere); So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: Sa./So., 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 und 28 36 76: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Krach in Chiozza".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche"; So., 20.30 Uhr, "Achtung! Schnecke läuft Amok!".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36,Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: Sa./So., 20.30 Uhr, "Tropfen auf heiße Steine".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Gallus Fest mit Theater & Musik; Sa., 15 Uhr, Theater Blauhaus - Hugo und das Hamsterhaus; Sa., 17 Uhr, Die Gallus Kids - "Weiß ich doch nicht!!!".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt - "Domestic Arrangements"; Studiobühne: Sa./So., 21 Uhr, Elettra de Salvo - "Bleiche Weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Sa./So., 20.30 Uhr, Saburo Teshigawara - "Bones in Pages"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: Sa./So., 20 Uhr, "Poe!".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Bewegungstheater Mobilé - "Drunter und Drüber"; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 86 10: Sa., 20 & 23 Uhr, Brigade Werther - "Exploding Faust"; So., 15 Uhr, Ferri - "Wer hat die schönste Gänsehaut?".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "O wie schön ist Panama!". Freies Schauspiel Ensemble, 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: Sa./So., 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Frankfurter Ensemble: Sa., 15.30 Uhr, "Der Herzspezialist", Bürgerhaus Dorbahnhof, Eschersheimer Landstr. 248; So., 15.30 Uhr, "Der Herzspezialist"; Bürgerhaus Oberrad.

Titania, Basaltstr. 23, Tel. 15 308 301: Sa./So., 20 Uhr, Chinelo Theater - "Der Kolibri von der linken Seite der Erde".

Frankfurter Ensemble: Sa., 15.30 Uhr, "Der Herzspezialist", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248.

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf" (letzte Vorstellung).

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: Sa./So., 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla"; So., 19.30 Uhr, "Un Ballo in Maschera".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: So., 20 Uhr, Sinfonieorchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst; Mozart Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie: Christian Tetzlaff; Hindemith Saal: 20 Uhr, Häns'che Weiss Ensemble.

Jahrhunderthalle Hoechst: Sa./So., 20 Uhr, Budapester Operettentheater - "Das Land des Lächelns".

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom; So., 20 Uhr, Andy Scott's Sweet.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Hannes Bauers Orchester Gnadenlos & Disco; So., 21 Uhr, Tom Robinson feat. TV Smith.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zbigniew Namyslowski & The Q.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, Rollsplitt; So., 19.30 Uhr, Noch Nix.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Javier Plaza - Salsa; Theater im 2. Stock: So., 15 Uhr, Otto Normalrandale - "Anton der Zauberteppich". Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 15.30 Uhr, Louise Mackintosh.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Runners; So., 19 Uhr, Biber Herrmann.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Gypsys; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Bullshit.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Franny & The Fireballs - Rock 'n' Roll.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Cuadro Flamenco; So., 19 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Scorn.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Amazing Discovery & Trevorovi Chlapci; So., 20 Uhr, Fiery Jack & Rude Boys.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Happy Oldtime Swingers.

Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa./So., 20.30 Uhr, 6-Zylinder - A-Cappella- Weekend; Artrium: So., 11 Uhr, Milano Jazz Gang; Restaurant-Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: So., 15.30 Uhr, Trientiner Bergsteigerchor Genzianella.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Jogie - Boogie & Blues.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: Sa., 21 Uhr, Michel - "Lieder & Balladen".

Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz 2: Sa., 17 Uhr, So., 11 Uhr, Ibero-Amerikanisches Kulturfestival; Sa., 20 Uhr, Reimer von Essen-Trio & Heinz Sauer-Trio.

Frankfurter Afrika Wochen: Sa., 20 Uhr, Kalifi & Africa MMA - Musik, Show, Tanz.

Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Liederabend Christoph Prégardien & Michael Gees.

Frankfurter Kunstgemeinde: So., 17 Uhr, German American Community Choir; Sendesaal des Hessischen Rundfunks, Bertramstr. 8.

TAT-Café, Eschersheimer Landstr. 2: So., 11 Uhr, Georg Gräwe Trio - Jazz Special.

Ev. Auferstehungskirche Praunheim: So., 18 Uhr, Kammerkonzert, Graebestraße 2.

Ev. Markuskirche Bockenheim: So., 17 Uhr, Klavierkonzert, Falkstraße 55-57.

Sängervereinigung 1875 Seckbach: Sa., 20 Uhr, russischer Konzertabend, Turnhalle, Am Schießrain 2.

Volkschor Liederkranz Bergen-Enkheim: Sa., 20 Uhr, Liederabend, ev. Gemeindezentrum Bergen, Am Königshof.

Filmmuseum, Schaumainkai 41: Sa., 16 Uhr, David Lowe - Konzert auf der Kinoorgel. Vorträge / Diskussionen Café Mouson, Waldschmidtstr. 4: So., 17 Uhr, Diskussion "Der Börneplatz Kompromiß".

Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: So., 20 Uhr, Diavortrag Costa Rica.

Bund Aktiver Demokraten: Sa., 15 Uhr, Vortrag "2 Jahre nach Öffnung der Mauer"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr, 2: Sa., 11 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Wissenschaftliche Ästhetik und Malerei" sowie Sa., 15 Uhr & So., 11 & 15 Uhr, Führungen in der Sonderausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler"; So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Emil Schumacher".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Gerhard Richter, Siah Armajani"; Sa., 16 Uhr, Filme von Urs Breitenstein - "Zeil-Film" & "Tagesfilm".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Mittelalterliche Bauplastik: Pfeiler, Kapitelle, Figur-Reliefs".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Grünflächen. Plakate zum Umweltschutz."

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Mikwen. Architektur und Geschichte Jüdischer Ritualbäder in Deutschland".

Museum für Vor- & Frühgeschichte, Weißfrauenstr. 3: Sa., 11 bis 15 Uhr, Ferienveranstaltung für Kinder "Schmuck aus früheren Zeiten"; So., 14.30 Uhr, Stadtrundgang "Vom Saalhof zur Leonhardskirche"; Treffpunkt Foyer des Museums.

Ikonen-Museum, Brückenstr. 3-7: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Die Anargyroi oder: Ikonen und Medizin".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: So., 10.30 Uhr, Allgemeine Führung durch die Schausammlung.

Zoologischer Garten, Alfred-Brehm-Platz: So., 9 Uhr, Führung zum Thema "Zootiernahrung heute".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Rumble Fish".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil auf Seite A 4. Wanderungen / Stadtrundgänge Stadtwald Verein: Sa., Wanderung am Rhein; 7.45 Uhr, Abfahrt Nordseite Südbahnhof (Info 631 27 82).

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm): 8 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Sossenheimer Feld & Niedwald; Treffpunkt Nied- Bf (Info 38 82 78).

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: Sa. 15 Uhr, Führung durch Zeilsheim; Treffpunkt Hofheimer Str./Bus 51/54.

Kulturothek Frankfurt: So., 14 Uhr, Stadtfahrt "Zur Kulturgeschichte"; Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg. Feste Kleingärtnerverein 1917 Heddernheim: Sa., 20 Uhr, Feier zum 75jährigen Bestehen, Clubhaus am Wenzelweg.

Kleingärtnerverein Niddatal: Sa., 15.30 Uhr, Feier zum 60jährigen Bestehen, Anlage zwischen Westfriedhof und Main-Weser-Bahn.

VdK Fechenheim: Sa., 15 Uhr, Oktoberfest, Rathaus, Pfortenstraße 1.

Niederräder Carneval-Verein: Sa., 18 Uhr, Oktoberfest, Naturfreundehaus Niederrad, Am Poloplatz 15.

VdK Goldstein: Sa., 15 Uhr, Oktoberfest, Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314.

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Sa., 17 Uhr, Feier zum 25. Jubiläum, Kasino der Jahrhunderthalle, Höchst. Sportliches TSC Schwarz-Silber: So., 14 Uhr, Amateur- Tanzturnier, Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - Sa., 19 Uhr, "Nächtliche Inspektionen der Konstablerwache durch die Königinnen von Tara" - Abschlußspektakel des Frauenaktionsmonats; Konstablerwache.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 15 Uhr, Treffen für Interessierte & Neubürger; Treffpunkt Café Hauptwache an der Uhr.

Katholisches Jugendamt: So., 18 Uhr, Gottesdienst für junge Erwachsene & im Anschluß "offenes Treffen"; Dom.

Kleintierzuchtverein Bornheim: Sa., 15 Uhr, Lokalschau, Farmanlage Enkheimer Straße (auch So., 9-17 Uhr).

Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.

Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17. Märkte / Basare TSG Oberrad 1872: So., 15-17 Uhr, Kinder- Flohmarkt, Turnhalle Spatzengasse.

DRK Schwanheim-Goldstein: Sa., 14-18 Uhr, Flohmarkt, DRK-Haus, Alt-Schwanheim 15.

Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldeckerstraße 5, Tel. 52 08 10; Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstraße 64, Tel. 36 43 32; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstraße 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Heinrich-Lübke-Straße 7, Tel. 76 10 54; Kalbach-Apotheke, Kalbach, Kalbacher Hauptstraße 51, Tel. 50 36 85; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 73, Tel. 59 02 96; Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Str. 39, Tel. 35 83 10; Kuhwald-Apotheke, Müllerstraße 30, Tel. 77 17 35; Lotus-Apotheke, Kaiserstraße 72, Tel. 23 63 12; Lukas-Apotheke, Parlamentsplatz 4a, Tel. 44 75 71; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 24, Tel. 38 30 48; Zeil-Apotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstraße 18, Tel. 67 11 30; Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Gurion-Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Kosmos-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 54, Tel. 30 40 88; Mercator-Apotheke, Eiserne Hand 3, Tel. 55 23 21; Mosel-Apotheke, Münchener Straße 41, Tel. 23 22 06; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstraße 261, Tel. 73 10 60; Ring- Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Röderberg-Apotheke, Rhönstraße 127, Tel. 43 95 20; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 383, Tel. 56 12 21; Westend-Apotheke, Brentanostraße 29/Ecke Bockenheimer Landstraße, Tel. 72 70 62.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)

Dr. P. Eckes, Frankfurter Str. 78, Offenbach, Tel. 81 31 13; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Motorradfahrer in Brombach verunglückt

SCHMITTEN. Zwei Leichtverletzte und 10 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Unfalls, der sich am Mittwoch abend in Brombach ereignete. Ausgelöst hat ihn nach Mitteilung der Polizei ein Motorradfahrer, der die Rechtskurve der Merzhäuser Straße kurz vor dem Ortsausgang Richtung Hunoldstal vermutlich zu schnell nahm. Er geriet auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem Auto zusammen.

Das Zweirad landete in einer angrenzenden Wiese; der Tank war abgerissen. Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen, ebenso der Lenker des Autos, dessen Frontscheibe splitterte. Die Polizei sucht nach einer Zeugin - die Fahrerin eines Fiat-Uno -, die den Unfall beobachtete und auch mit den Beteiligten sprach. Die Frau wird gebeten, sich mit der Polizeistation in Usingen in Verbindung zu setzen. tom

Das ewige Leben Der Tod als embryonales Umfeld

Die Antiquiertheit des Menschen ist dann vollendet, wenn sie das Bewußtsein ihrer Betreiber nicht mehr erreicht. Der Philosoph Günther Anders hat den Begriff des "Monströsen" ursprünglich reserviert für jene liebevoll gefügten Apparate, mit denen das Menschengeschlecht seinen atomaren Suizid auf die Wege bringt. Die Bombe, sagt er, sei das wahre Wesen des "technisch Enormen" als "Un-Wesen".

Doch was im Großen zu Hause ist, hat im Mikrokosmos des Sozialen sein Echo. Der Sehnsucht nach der Apokalypse antwortet das Phantasma des ewigen Lebens. Seit langem haben Medizin und Genetik diesen Traum in ihre Obhut genommen, und zur Ausführung kommt er dort, wo die Funktionsausfälle des Lebens entweder repariert oder der Mortalität überantwortet werden: In den Krankenhäusern, sagt Günther Anders, werden Untote an Apparate geschaltet und "ihres" Todes enteignet. Der Tod wird, Antiquiertheit des Sterbens, zum "Binnenereignis innerhalb des Apparats".

Die Maschine, die Leben rettet, macht den Tod künstlich und das Leben fiktiv. Die Physis wird technisch und das Technische physisch. In der chirurgischen Klinik der Universität Erlangen wird eine Mutter, die nicht nur im Urteil des Arztes, sondern sogar im Urteil der Technik als tot gilt, als Tote "am Leben" gehalten, um dem Fötus in ihrem Leib das Leben zu geben (vgl. FR 16.10.92). Das Betreuungspersonal treibt mit dem Leichnam, der keiner ist, Gymnastik. Die fürsorgliche Ansprache der Angehörigen suggeriert dem werdenden Kind ein Leben im embroyalen Umfeld, das selbst vom Elektroenzephalogramm (EEG) geleugnet wird. Der Embryo der bei einem Verkehrsunfall getöteten Frau ist vierzehn Wochen alt, die biologisch gestundete, intrauterine Zeit beträgt bis zur Geburt rein rechnerisch 26 Wochen. Solange muß die postmortale Koexistenz von Mutter und Embryo stabil gehalten werden, denn die Maschine ist der einzige Nabel zur Welt.

Das Monströse, sagt Günther Anders, zeichnet sich durch den Umstand aus, daß es sein Un-Wesen treibt, obgleich es kein Wesen hat. Das Technische ist in einem Maße Subjektivität geworden, wie es sich Ethik der Pränatal-Medizin nicht hat alpträumen lassen. Der Fötus ist naturgemäß schützenswertes Leben, obwohl er im "natürlichen" Fall, dem Tod der Mutter, eines unnatürlichen Todes gestorben wäre. Der Arzt aber hat für die natürliche Unversehrtheit des Ungeborenen Sorge zu tragen, wobei die Unnatürlichkeit der Apparate die Grenzen des Natürlichen fiktiv macht. So erzeugt das Technische die "Natur" als imaginäre Größe und bestimmt den Definitionsraum des Lebens und des Rechts als unauflöslichen Konflikt.

Nun sind in Mailand Forscher damit befaßt, ein künstliches Geburtsparadies auf die Welt zu bringen, das die Erlanger Monströsität von vornherein ausschließt. Die italienischen Natologen konstruieren den Mutterleib von vornherein als Artefakt, wobei die Eizelle einer künstlichen Placenta anheimgegeben werden soll, die dann dem Kind das Leben schenkt. In diesem Wunder der nachgemachten Natur sind alle Vitalfunktionen technisch. Nebenbei macht es die Leihmutter überflüssig, und auch der Tod der leiblichen Mutter wäre kein Unglück. Die tiefste Zäsur, die Geburt, verliert für diese echte Frühgeburt ihre Schrecken, denn das Menschenkind erblickt schon im Augenblick der künstlichen Befruchtung das Neonlicht der Welt. Die Eltern haben allein für die Wahl der Beschallung und der taktilen Zuwendung Sorge zu tragen, so sie die "leiblichen" Eltern sind. Denn selbstverständlich könnte das extrauterine Verfahren aus Italien mit dem amerikanischen Zeugungsmodell kombiniert werden, also der Auswahl des effizienzoptimierten Erbmaterials aus dem Katalog.

Nur die Rechtsprechung müßte dann den Metastasen der Humanmedizin noch angepaßt werden. Zivilrechtlich ist hierzulande auch der Fötus eine Person, strafrechtlich mit dem Einsetzen der Geburtswehen "in utero". Noch aber sind, anders als in Italien, Großbritannien oder Amerika, die Gesetze zum Kummer einiger Natologen restriktiv. Sogenannte Ethikkommissionen, gleichsam das schlechte Gewissen als Institution, wachen über die Antiquiertheit des Menschen. Doch wie man hört, soll ihnen künftig künstliche Intelligenz das Leben erleichtern. ass

Parlamentssitzung in Langenselbold

LANGENSELBOLD. Die Beratung über den zweiten Nachtragshaushalt steht im Mittelpunkt der Stadtverordnetensitzung am Montag, 19. Oktober. Außerdem stehen zwei Anträge der Selbolder Liste auf der Tagesordnung. Der erste betrifft eine Resolution gegen Ausländerfeindlichkeit. In dem zweiten fordern die Freien Wähler eine Bürgerversammlung zur geplanten Errichtung eines Gewerbegebiets am südlichen Weinberg. Die Sitzung im Foyer der Klosterberghalle beginnt um 20 Uhr. jur

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VI

"Und wenn man die Reichen bekämpft, was passiert dann?" Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchù erzählt aus ihrem Leben / Von Elisabeth Burgos

Schon mit fünf Jahren mußte ich auf den Fincas bei der Arbeit helfen. Ich kümmerte mich um mein Brüderchen, damit meine Mutter ihr Arbeitspensum schaffen konnte. Mein Brüderchen war damals vielleicht zwei Jahre alt und bekam noch die Brust, weil wir Indios unseren Kindern möglichst lange die Brust geben, um Essen zu sparen. Meine Mutter mußte daher oft ihre Arbeit unterbrechen, um mein Brüderchen zu stillen. Ich machte in der Zeit ihre Arbeit und hütete hinterher das Kind, damit ihr keine Zeit verlorenging. Meine Arbeit wurde aber nicht bezahlt, sondern war die Ergänzung zur Arbeit meiner Mutter. Diese Arbeit bestand in der Zubereitung der Mahlzeiten für vierzig Arbeiter. Sie mahlte die Maiskörner, knetete den Teig, formte die Tortillas und kochte Frijoles, schwarze Bohnen. Für vierzig Mann ist das schwierig, weil der Teig, der morgens zubereitet wird, auch morgens gegessen werden muß, da er ziemlich schnell schlecht wird. Meine Mutter war bei den Arbeitern sehr beliebt, weil sie ihnen immer frische Tortillas servierte.

Wir selbst bekamen unser Essen von einer anderen Señora, und manchmal waren unsere Tortillas schlecht oder ganz trocken, und die Bohnen sprangen uns vom Löffel. Denn die Señora wußte auch nie genau, für wie viele Personen sie kochen mußte, da die Aufseher die Gruppen jeden Tag neu einteilten. Meine Mutter legte großen Wert darauf, den Arbeitern frisches Essen zu geben, weil sie nach der Arbeit immer sehr erschöpft waren. Oft hatte sie schon um drei Uhr morgens das Essen bereitet, da die Arbeiter ja sehr früh ihr Tagewerk beginnen. Um elf hatte sie schon wieder das MIttagessen fertig, und um sieben Uhr abends teilte sie das Abendessen aus. In den Zwischenzeiten arbeitete sie als Kaffeepflükkerin, um noch etwas hinzuzuverdienen.

Ich fühlte mich sehr nutzlos, weil ich nichts für meine Mutter tun konnte, als nur mein Brüderchen zu hüten. In dieser Zeit ist mein Bewußtsein erwacht. Ich wollte richtig arbeiten und auch Geld verdienen, um ihr eine größere Hilfe zu sein. Meine Mutter war sehr tapfer und arbeitete ununterbrochen, aber manchmal wurden wir krank, und dann mußte fast das ganze Geld für Medikamente ausgegeben werden. (. . .)

Mit acht Jahren verdiente ich mein erstes Geld auf der Finca. Ich hatte täglich fünfunddreißig Pfund Kaffee zu pflücken und bekam dafür zwanzig Centavos. Wenn ich die Menge nicht schaffte, mußte ich am nächsten Tag für dieselben zwanzig Centavos weiterarbeiten. Wenn man einmal sein Tagessoll nicht schaffte, blieb man unweigerlich mit seiner Arbeit zurück, immer mehr zurück, bis man zum Schluß vielleicht zwei ganze Tage unentgeltlich nacharbeiten mußte, um das Gesamtsoll zu erfüllen.

Meine Brüder hatten ihre Arbeit so gegen sieben oder acht Uhr abends beendet und boten sich an, mir zu helfen. Ich sagte, daß ich selbst damit fertigwerden müsse, denn wie sollte ich es sonst jemals lernen. An manchen Tagen schaffte ich kaum achtundzwanzig Pfund. Besonders, wenn es so heiß war. Da bekam ich Kopfschmerzen und war oft erschöpft, daß ich mich unter einen Kaffeestrauch legte und schlief, und da fanden mich dann meine Brüder. (. . .)

Kinderarbeit

Die Kaffeebohnen werden von den Sträuchern gepflückt, aber manchmal, wenn sie schon sehr reif sind und von selbst von den Stäuchern fallen, müssen sie aufgesammelt werden. Das ist schwieriger als pflücken. Bei der Arbeit mußte man sehr behutsam sein, damit kein Strauch beschädigt wurde. Die Aufseher beobachteten uns scharf, und jeder kleine Schaden wurde Bohne für Bohne vom Lohn abgezogen. So lernten wir schon als Kinder besonders achtsam und vorsichtig zu sein: Kaffeepflücken war wie das Behandeln einer Verletzung.

Baumwolle zu pflücken war noch schwieriger. Besonders die Nachernte der Baumwollreste, die in den Zweigen hängengeblieben waren. Das war eine sehr beschwerliche Arbeit, die nicht besser bezahlt wurde als die reguläre Arbeit.

Zwei Jahre lang arbeitete ich für zwanzig Centavos, obwohl ich oft mehr als fünfunddreißig Pfund pflückte. Ich schaffte immer mehr und steigerte mich um ein, zwei, drei Pfund. Als ich siebzig Pfund pro Tag schaffte, zahlten sie mir dafür fünfunddreißig Centavos. Ich war stolz, daß ich jetzt merklich zum Lebensunterhalt der Familie beisteuern konnte, und fühlte mich wie ein erwachsener Mensch. Ich plagte mich jeden Tag aufs neue, um meinen Eltern das Leben ein wenig zu erleichtern.

Aber die Arbeit auf den Fincas war nicht nur hart, die Arbeiter wurden auch betrogen. Es gibt ein Büro auf der Finca, in dem die Menge, die jeder Arbeiter tagsüber geerntet hat, gewogen und notiert wird. Meine Brüder - gescheit wie sie waren - hatten einmal herausgefunden, daß alle Gewichte gefälscht waren. Sie zeigten viel weniger an, als tatsächlich gepflückt worden war. Das passiert überall. Die Señores, die unsere Arbeit kontrollierten, bereichern sich an uns. Vom ersten Tag an, wenn die Agenten in die Dörfer kommen und die Leute anheuern, werden wir wie Vieh behandelt. Auf den Lastwagen oder auf der Finca - jede Kleinigkeit, jede Handreichung muß bezahlt werden. Bis zum letzten Tag, wenn die Rechnung in der Cantina beglichen wird, bestehlen sie die Arbeiter.

Nach den ersten drei Monaten meiner neuen Arbeit war ich wieder krank geworden, und da es ohnehin an der Zeit war, unsere kleine Pflanzung im Hochland zu bestellen, fuhren wir nach Hause. Das war im März. Zu Hause in den Bergen war das Leben viel froher, obwohl es ein hartes Leben war. Es regnete viel, und wir waren fast immer durchnäßt. Der Wind kam von allen Seiten in die Hütte, die Tiere kamen von allen Seiten in die Hütte, und wir hatten nichts, um uns warm anzuziehen.

Im Mai fuhren wir wieder hinunter auf die Fincas. Mein Vater arbeitete auf einer Zuckerrohrplantage, meine Brüder auf einer Baumwollplantage und meine Mutter und ich auf einer Kaffeeplantage. Wenn mein Vater in der Nähe arbeitete, kam er abends zu uns; aber wenn er auf einer Finca arbeitete, die weit entfernt war, sahen wir uns manchmal drei Monate lang nicht. (. . .)

Das Leben unter so vielen Fremden ist schwierig, und die Mütter können nicht immer auf ihre Kinder aufpassen. Sie sind so erschöpft, daß sie einfach nicht mehr können. Das ist sehr bezeichnend für die Situation der Frau in Guatemala. Die meisten Frauen, die zur Kaffee- oder Baumwollernte an die Küste fahren, bringen ihre neun oder zehn Kinder mit auf die Fincas. Von diesen neun, zehn oder mehr Kindern sind vielleicht drei oder vier gesund und haben etwas Widerstandskraft. Die meisten haben aber vor Hunger aufgedunsene Bäuche, und die Mutter muß immer damit rechnen, daß vier oder fünf Kinder jederzeit sterben können. Angesichts solch einer Situation lehnt sich der Mensch auf oder sucht zu vergessen, weil es keinen Ausweg gibt. Frauen sind in dieser Lage oft viel tapferer als Männer. Viele Männer - besonders die, die beim Militär waren - nutzen die Hoffnungslosigkeit der Mädchen aus, die keine Eltern mehr haben und auf den Fincas arbeiten müssen, um nicht zu verhungern. So kommt es, daß einige sich prostituieren.

In den Indio-Dörfern gibt es keine Prostitution, weil unsere Kultur sie nicht kennt. Wenn eine Frau im Dorf sich nicht mehr so kleidet wie unsere Vorfahren, ist das für alle ein Zeichen verlorener Würde.

Ich möchte noch einmal sagen, daß ich nicht allein wichtig war. Ich war, wie alle meine Geschwister, nur ein Teil der Familie. Nur ein Teil der ganzen Gemeinschaft des Dorfes. Unsere Probleme besprachen wir alle gemeinsam. Am deutlichsten wurde uns unsere Armut, wenn jemand krank wurde und wir keine Medikamente kaufen konnten. Wir waren immer ärmer geworden. Und so saßen wir dann oft beisammen und schimpften auf die reichen Ladinos, die seit so vielen Jahren schon, seit so langer Zeit die Schuld haben an unserem Leid.

Während dieser Zeit in meinem Dorf entwickelte ich so etwas wie ein politisches Bewußtsein. Ich sprach mit vielen Menschen über meine Zweifel und fragte mich, wie die Welt auf der anderen Seite aussehen mag. Ich kannte die Finca, ich kannte das Hochland, und ich kannte einen Teil der Hauptstadt, aber ich wußte nichts von dem gemeinsamen Problem aller Indios in Guatemala. Ich wußte nicht, daß sie in anderen Dörfern und Regionen dieselben Schwierigkeiten mit dem Landbesitz hatten. Ich wußte nur, daß es in anderen Regionen noch andere Stämme gab, denn auf den Fincas hatte ich viele fremde Indios kennengelernt. Wir kannten aber weder die Namen ihrer Dörfer, noch wußten wir, wie sie lebten und was sie aßen, obwohl sie doch wie wir einfache Arbeiter waren.

Ich fing an, über mein bisheriges Leben nachzudenken, und kam zu dem Schluß: Ich hatte keine Kindheit, ich hatte keine Jugend, ich hatte keine Schule, ich hatte nicht genug zu essen, ich hatte nichts. Ich fragte mich, woher so etwas kam, und verglich mein Leben mit dem Leben der Kinder der Reichen, die ich kennengelernt hatte. Was sie aßen. Die Hunde. Sie erzogen sogar ihre Hunde dazu, nur ihren Herren zu gehorchen und schon die Dienstboten nicht an sich heranzulassen. Das alles ging mir durch den Kopf, und ich wußte nicht, wem ich meine Gedanken mitteilen sollte.

Ich fing an, mir Freunde in Uspantán zu suchen. Ich fragte immer: ". . . und ihr, was eßt ihr? Wie macht ihr euer Frühstück? Was eßt ihr zu Mittag? Was eßt ihr abends?" Und sie sagten: "Genau das gleiche. Morgens essen wir Tortillas mit Salz und etwas Pinot. Für mittags sucht unsere Mama auf den Feldern Gemüse, und wieder Tortillas. Abends Chili mit Tortillas. Chili mit Tortillas, und dann gehen wir schlafen." Sie waren genau wie wir, und ich dachte viel darüber nach.

Mein politisches Denken kam nicht aus Schulen, sondern ich sah immer mehr ein, daß meine eigenen Erfahrungen für ein ganzes Volk Gültigkeit hatten. Meine Unruhe als Kind, die Angst vorm Erwachsenwerden . . . das waren nicht nur meine Probleme, sondern die Probleme aller, angesichts des bitteren Schicksals, das uns erwartete. Die Reichen beuteten die Armen aus. Wenn wir mit den Behörden sprechen wollten, in den Büros, mußten wir uns niederknien, damit sie uns überhaupt anhörten. Das gehört auch zur Diskriminierung der Indios. Sie versuchen, unsere Kultur zu unterdrücken und unsere Bräuche zu zerstören, um die Grundlagen unserer Gemeinschaft zu vernichten.

Das alles spitzte sich zu, als die Generäle, die Mörder, an die Macht kamen. Die jeweiligen Präsidenten kannte ich nicht, aber seit 1974, als General Kjell Laugerud an die Macht kam, kenne ich sie. Er kam in unsere Gegend und sagte: "Wir werden das Landproblem beseitigen. Das Land gehört euch. Bebaut das Land, und ich werde es unter euch verteilen." Und wir vertrauensselig . . . Ich war bei der Ansprache Kjell Laugeruds dabei. Was er uns hinterher gab . . . Mein Vater wurde gefoltert und eingesperrt.

Langsam durchschaute ich die Machenschaften dieser Leute, und ich haßte sie. Ich sagte: "Was wissen sie vom Hunger, wenn sie tagtäglich unseren Brüdern das Blut aussaugen?" Meine Brüder waren auf der Finca verhungert, und ich sagte: "Hätten sie zu essen gehabt, könnten sie heute bei uns sein, wären sie lebendig wie wir."

Später lernte ich andere Indios kennen, Achie-Indios, die in unserer Nähe lebten. Und auch Mam-Indios. Sie sagten: "Schlimm sind nur die Reichen. Nicht alle Ladinos sind schlecht." Ich dachte darüber nach. Sollten nicht alle Ladinos schlecht sein? Für mich waren alle Ladinos schlechte Menschen. Sie aber sagten: "Unter uns leben auch arme Ladinos. Es gibt arme und reiche Ladinos. Die reichen Ladinos sind die, die uns ausbeuten. Die armen Ladinos werden auch ausgebeutet." So lernte ich Ausbeutung zu unterscheiden.

Ich arbeitete weiterhin auf den Fincas und war begierig, mehr zu erfahren. Auf den Fincas gab es auch arme Ladinos. Sie machten die gleiche Arbeit wie wir. Ihre Kinder hatten Hungerbäuche wie meine kleinen Geschwister, und ich sagte mir: "Es stimmt, nicht alle Ladinos sind schlecht."

Einige Massenheimer träumen jetzt von einer Trabrennbahn Gold- statt Golffieber 100-Millionen-Projekt Von Hannes Mathias BAD VILBEL. In Massenheim ist das Goldfieber ausgebrochen. Einige Grundeigentümer, die Äcker im Gebiet des geplanten Golfplatzes rund um den Riedhof besitzen, sie möchten ihr Land nicht für 20 Mark an die beiden Initiatoren der "Kurgolfanlage am Römerbrunnen" oder für 30 Pfennig Jahrespacht pro Qudratmeter "verschleudern", sondern richtig Geld machen - zum eigenen Nutzen, zum Nutzen des Stadtsäkkels und im Interesse eines ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwungs von Massenheim. Das Zauberwort heißt "Trabrennbahn". Mit Aufmerksamkeit hat einer der örtlichen Grundeigentümer, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, Zeitungsberichte über die Bemühungen einer Projektgruppe gelesen, auf dem ehemaligen Preag-Gelände in Wölfersheim eine solche Trabrennbahn zu bauen. Genau registriert wurde, daß es in Wölfersheim nicht so recht vorangehen will, und flugs wurde mit der Gruppe Weyhofen, Grothmann und Partner in Goch bei Düsseldorf telefoniert. Herr Weyhofen hat sich am Rande eines Besuchs in Wölfersheim den Massenheimer Riedhof schon angesehen.

Im Großraum Frankfurt gibt es zwar eine Galopprennbahn in Niederrad, aber die bundesdeutschen Trabrennbahnen sind im Ruhrgebiet, in Berlin, Hamburg und München konzentriert. Im Frankfurter Raum hingegen herrscht diesbezüglich gähnende Leere.

Der Bau einer Trabrennbahn Wölfersheim kostet nach Angaben der Projektgruppe komplett 100 Millionen Mark. 14 000 Besucher kommen pro Renntag Auch im laufenden Betrieb geht es um Millionen. In München-Dagelfing beispielsweise finden mittwochs und am Wochenende Renntage statt. Im vergangenen Jahr sind dort 67 Millionen Mark umgesetzt worden. Das bedeutet, die durchschnittlich 3000 bis 6000 Besucher und Besucherinnen gaben im Schnitt der 92 jährlichen Renntage 730 000 Mark aus. Es gibt in München auch einen Tagesrekord von 1,6 Millionen. Die Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld, die in ähnlichen Dimensionen rechnet, hatte am vergangenen Sonntag gar einen Besucherrekord von 14 000 Menschen gehabt. Die Anlage in München beansprucht 25 Hektar Gelände, also viel weniger als die 80 Hektar ausgewiesenes Golfplatzgelände in Massenheim. Innerhalb des Areals befinden sich eine Rennbahn, zwei Trainingsbahnen, drei Tribünenhäuser und Parkplätze. Von dem Jahresumsatz von etwa 65 Millionen Mark werden 16,66 Prozent Rennwettsteuer bezahlt. Der Fiskus kassiert also 10,8 Millionen Mark, die in München allerdings teilweise wieder erstattet werden müssen, weil der Trägerverein als gemeinnützig anerkannt ist.

Die inzwischen gegründete Interessengemeinschaft der Grundstückseigentümer im Massenheimer Golfplatzareal - es sollen etwa zehn Personen sein - verheißen für Massenheim Stallungen für 4000 Pferde, die Umwandlung der Äcker in Weideland und 400 Arbeitsplätze für Trainer, Fahrer, Pfleger, Transporteure, Sulkibauer, Schmiede oder Sattler.

Doch die Massenheimer Initiative kommt den Gocher Projekteuren gar nicht gelegen. Zum einen werde wohl übertrieben, nicht 4000, sondern 2000 Pferde seien realistisch. Die Gruppe will außerdem nicht den Eindruck erzeugen, daß sie mit einem neuen Projekt Druck auf die noch unentschlossenen Wölfersheimer ausüben wolle. Von einer regelrechten Voruntersuchung in Massenheim sei man weit entfernt. Attraktiv sei zwar der Standort nur zehn Kilometer entfernt vom Frankfurter Zentrum, doch habe man es in Massenheim mit etwa 20 Grundbesitzern zu tun und habe darunter die Golfplatzbetreiber nicht hinter sich. Aber so säuseln die Projektbetreiber in Wölfersheim: Trabrennsport sei "umweltfreundlich", "naturnah". Der Sport und die Pferdewetten "stoßen in aller Welt auf große gesellschaftliche Akzeptanz". Die Akzeptanz in der Massenheimer Interessengemeinschaft liegt im wesentlichen in den möglicherweise mehr erhofften als zu erwartenden Grundstückserlösen von 80 Mark je Quadratmeter, die sich pro Hektar Ackerland auf 800 000 Mark statt nur 200 000 bei dem Angebot der Golfbetreiber summieren. Ob die Blütenträume in Massenheim reifen, ist offen. Es müssen noch einige Hürden genommen werden. Der Flächennutzungsplan des Umlandverbandes Frankfurt, der gerade erst auf die Ausweisung des Areals als Sportgelände Golfplatz getrimmt worden ist, müßte nach Angaben des UVF erneut geändert und ein neuer Bebauungsplan müßte aufgestellt werden. Die Aussichten, daß der Umlandverband, der ein glühender Verfechter von Golfplätzen ist, auf eine Trabrennbahn umschwenkt, sind nach Angaben der Pressestelle gering.

Daß die Massenheimer Spekulationen überhaupt ins Kraut schießen können, liegt daran, daß die Betreiber des Golfplatzes, die Vilbeler Firma Wohnbau Hess und der Massenheimer Betriebswirt Ortfried Mess, noch nicht endgültig im Eigentum aller Grundstücke sind. Sie besitzen von den über 80 Hektar ausgewiesenen Golfplatzgeländes den Riedhof mit über 10 Hektar. Ein großes Stück besitzt die Stadt. Von einer gewissen Anzahl von Eigentümern liegen nach Angaben von Ortfried Mess notariell beglaubigte Kaufangebote vor. Diese Angebote haben laut Mess die Klausel, daß ein Preis von 20 Mark je Quadratmeter nur gilt, wenn an keinen anderen Grundeigentümer zu einem höheren Preis verkauft wird. "Wenn einer mehr als 20 Mark bekommt, müssen wir die anderen nachbessern."

Mess meint, ein günstiges Angebot gemacht zu haben. Mit 20 Mark würde das "Die Idee kommt fünf Jahre zu spät" Doppelte des bisherigen Preises für Akkerland angeboten, und auch die angebotenen 30 Pfennig Pacht lägen weit höher als der Durchschnitt. Der Golfplatz, für den nur 65 bis 70 Hektar eingeplant seien, sei mit Wahrnehmung der Kauf- und Pachtangebote komplett. Das Eigentum der Interessengemeinschaft brauche er nicht. Mess: "Man kann mich nicht unter Druck setzen. Die Idee der Trabrennbahn kommt fünf Jahre zu spät."

Dieb gestellt und der Polizei übergeben

LANGENSELBOLD. Mitglieder des benachbarten Hundesport-Vereins haben am Donnerstag abend einen 26 Jahre alten Mann festgehalten und der Polizei übergeben, der zuvor im Kleingartengelände am Flugplatz einiges gestohlen hatte. Die Polizei fand unter anderem bereits zum Abtransport bereitgestellte Gartengeräte aller Art.

Knetfiguren und Rollenspiel Mehrere Ausstellungen in Karben zum Thema Frieden

KARBEN. Karbener Kinder haben sich zur Friedenswoche mit dem Thema Frieden auseinandergesetzt. Ihre Kollagen, Knetfiguren oder Bilder wollen sich vor allem mit dem umgänglichen Miteinander im Alltag befassen. Die Ausstellung zur Friedenswoche ist von 2. bis 16. November im Foyer zu den Clubräumen des Bürgerzentrums zu sehen. Die Kinderbeauftragte Gabi Kloka nimmt noch bis 31. Oktober Arbeiten entgegen.

Die Ausstellung "Erinnerung an die Zukunft" zeigt Fotos und Texte aus Leben und Werk der französischen Philosophin Simone Weil. Die Ausstellung wurde von der evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg zusammengestellt. Sie wird von 4. bis 18. November im Bürgerzentrum gezeigt.

"Krieg auf den Straßen" dokumentiert eine Fotowand des Arbeitskreises "Bewußt Radfahren in Karben", die vom 9. bis 15. November im katholischen Gemeindezentrum St. Bonifatius zu sehen ist. Es werden auch Alternativen zur scheinbaren Selbstverständlichkeit aufgezeigt.

"Frieden fängt klein an" vermittelt ein Tag in der Kindertagesstätte von Okarben. In Gesprächen, Bilderbüchern und Rollenspielen nähern sich Kinder und Erzieherinnen dem Thema.

Von 9. bis 13. November wollen Karbener mit einer Mahnwache ab 17 Uhr an der Gehspitze das Bewußtsein auf den "Krieg in Deutschland" (gegen Asylbewerber) lenken.

Bereits am Sonntag, 25. Oktober, beginnt um 15 Uhr das Vorbereitungstreffen für eine Mal-Aktion für Familien. Eltern und Kinder wollen gemeinsam Werbeflächen zum Thema Frieden gestalten. Informationen dazu unter den Telefonnummern 52 29 oder 12 88. de

Wir gratulieren

Herrn Adam Heitzenröder aus Erlensee-Langendiebach zum 85. Geburtstag am Samstag, 17. Oktober.

Herrn Josef Bergmann aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Samstag, 17. Oktober.

Notdienste

Wochenende

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte:Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Hirsch-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102, und Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.

So.: Louisen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Birken-Apotheke, Oberursel-Weißkirchen, Kurmainzer Str. 85.

So.: Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.

Usinger Land. Sa. und So.: Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Königstein/Kronberg. Sa.: Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2, und Falkenstein-Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt Falkenstein 47.

So.: Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.

In zweijähriger Bauzeit entsteht bald Hessens modernstes Polizeigebäude Doch vorher wird die mit Öl und Teer verschmutzte Erde des Grundstücks in Wicker wieder aufbereitet / Schon jetzt ist absehbar: Das Gebäude ist zu klein

HÖCHST. "Ich glaub' gar nix mehr." Polizeihauptkommissar Anton Witzel will endlich Taten sehen. "Erst wenn es heißt, da draußen stehen die Bagger, geh' ich raus und klatsch' Beifall." Jahrelang ist der Chef des 17. Revieres vertröstet worden, haben Stadt und Land den Bau des neuen Polizeidomizils hinausgezögert. Jetzt kann laut Ernst Mick vom Staatsbauamt Anfang November der erste Spaten für das 11-Millionen- Projekt in die Erde gestochen werden.

Auch die letzten Hindernisse sind beziehungsweise werden demnächst beiseite geräumt: Rund 1600 Tonnen Erde müssen auf dem Grundstück in der Gebeschusstraße abgetragen werden. Der Boden des Areals, das vor mehr als 30 Jahren einer Baufirma gehörte, ist teilweise kontaminiert. Mick zufolge muß das Erdreich über die gesamte Fläche einen Meter tief abgegraben werden.

Vor allem die Frage, wie stark der Boden verseucht ist und wie er entsorgt werden muß, hatte den ersten Spatenstich noch einmal verzögert. Die Landesanstalt für Bodenforschung und das Zeppelinheimer Institut IMA mußten wiederholt Proben analysieren. Jetzt ist klar: Die Hessische Industriemüll GmbH wird die mit Öl und Teer verschmutzte Erde in Wicker wieder aufbereiten lassen. Geschätzte Kosten: 200 000 Mark.

Auf dem etwa 1600 Quadratmeter großen Grundstück neben der Leibnizschule wird dann in rund zweijähriger Bauzeit der modernste Polizeibau Hessens entstehen. Beste Voraussetzungen für ein Pilotprojekt: Im 17. Revier soll nämlich das Hessische Polizei-Arbeits- und Informationssystem (Hepolas) getestet werden. Anzeigen werden dann nicht mehr in die Schreibmaschine, sondern in den Computer getippt.

Weil das Areal in der Gebeschusstraße verhältnismäßig klein ist, wird an drei Seiten bis auf den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand an die Grenzen gebaut. Außerdem geht das Staatsbauamt in die Tiefe, schafft unterirdisch 20 Parkplätze. Obendrüber erhebt sich ein zweigeschossiger postmoderner Bau: hohe Fenster, die viel Licht reinlassen und "Einblick" ermöglichen, helle Fassade. "Um die Polizeiarbeit transparent zu machen und die Nähe zu den Bürgern zu ermöglichen", erläutert Manuel Djeddi, Architekt im Staatsbauamt, die Konzeption. Um den Neubau harmonisch in das Straßenbild einzupassen, haben die Planer ihren Entwurf auch auf die villenähnlichen Häuser in der Nachbarschaft abgestimmt.

Innen haben die 83 Beamtinnen und Beamten des 17. Reviers auf 1560 Quadratmetern dann endlich genügend Platz: Vernehmungszimmer, Räume für Sachbearbeiter, die Ermittlungsgruppe, ein Fitneßstudio, Sozialräume und sechs Haftzellen.

Jetzt fehlt nur noch das schriftliche O.K. des Regierungspräsidenten (RP) zum Entsorgungskonzept für den kontaminierten Boden. Mündlich, so Oberbaurat Ernst Mick, hat der RP schon grünes Licht gegeben. Auch die Rohbauarbeiten sind bereits vergeben und könnten Mick zufolge sofort beginnen.

Alles bestens für die Zukunft? Nicht ganz: Denn bekommt das 17. Revier die langerwartete Personalaufstockung, dann ist der Neubau schon bald wieder zu klein. "Doch mehr", klagt Architekt Eberhard Scholz vom Staatsbauamt, "war bei dieser Grundstücksgröße einfach nicht drin." TOBIAS SCHWAB

Stau, der täglich die Laune verdirbt Die Grünen sehen Lösung in einer "Pförtnerampel" bei Dietzenbacher Rush-hour Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Morgens um sieben ist in Dietzenbach die Welt nicht mehr in Ordnung. Vor der Ampel auf der Kreuzung von Vélizy- und der Offenbacher Straße staut sich der Verkehr: Dietzenbacher Rush-hour. Autofahrer sitzen hinterm Steuer, klopfen ungeduldig aufs Lenkrad und fluchen: "Verdammt, wann geht's denn endlich weiter." Und wer mit dem Bus unterwegs ist, kommt ebenfalls nur langsam voran. Die Dietzenbacher Grünen glauben, das Problem erkannt zu haben. An der Kreuzung von Bundesstraße 459 und Kreisstraße 174 beim Rödermarker Stadtteil Waldacker müsse eine sogenannte Pförtnerampel installiert werden. Eine solche Ampel, so erklärt Erster Stadtrat Lothar Niemann (Grüne), habe den Zweck, den Verkehr in der Ortsdurchfahrt zu "dosieren". Nach Ansicht des Grünen dürfen nur so viele Fahrzeuge von Rödermark und Rodgau nach Dietzenbach "reingelassen" werden, wie die Stadt verkraften kann - daher wohl der Name "Pförtnerampel". Schließlich fließe ja morgens auch aus Dietzenbach selbst viel Verkehr in Richtung Frankfurt und Offenbach. Was für die Dietzenbacher Grünen aber noch viel wichtiger ist: Die Busse hätten bei einer solchen Lösung in Richtung Frankfurt freie Fahrt. Das treffe auch auf die aus Rödermark und Rodgau zu. Sollte es an der Kreuzung bei Waldacker zu Staus kommen, "könnte der Bus aus Rodgau und der aus Rödermark die Mehrzweckspur nutzen und sich am Stau vorbeischieben".

Bereits vor mehr als einem Jahr verabschiedete das Stadtparlament einen Antrag der Grünen - mit der Aufforderung an den Magistrat, die Möglichkeiten abzuklopfen, ob eine Pförtnerampel installiert werden kann. Der Magistrat wandte sich daraufhin an das Hessische Straßenbauamt in Frankfurt. Diese Behörde lehnte es ab, die Ampelschaltungen zu ändern. Es gebe schon eine Schaltung, die "sehr elastisch auf die ankommenden Verkehrsmengen reagiert", hieß es in dem Antwortschreiben aus Frankfurt. Im übrigen gehe es nicht an, daß sich der Verkehr morgens in Waldacker staue.

Die Grünen gaben sich damit nicht zufrieden. Sie baten ihren Mann im Rathaus, den Ersten Stadtrat Niemann, Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD), einzuschalten - mit der Bitte: "Machen Sie von Ihrem Weisungsrecht Gebrauch und zwar dahingehend, daß die von uns gewünschte Pförtnerampelschaltung doch noch realisiert werden kann."

Niemann wies den Minister darauf hin, daß über die Bundesstraße 459 und die Landesstraße 3001 Busse für Berufspendler dieselten. "Auf der Strecke über die B 459 fährt sogar ein von der Stadt Dietzenbach für teures Geld neu installierter Schnellbus." Niemann an Welteke: "Sie können sich leicht vorstellen, daß die Busse ebenfalls im Stau stecken bleiben, und Sie können sich sicherlich ebenfalls vorstellen, daß dies die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs ( . . . ) nicht gerade fördert."

Der Grüne erwähnt, daß die Rodgauer und Rödermarker bereits mit der Bundesbahn nach Frankfurt fahren können, um nicht mit dem Auto im Stau zu stehen. Und Busse könnten das Nadelöhr "Waldacker" über die Standspur passieren, ohne lange aufgehalten zu werden. Somit wäre allen gedient. Die Grünen hoffen auf eine "positive Entscheidung", weil "die allseits versprochene S-Bahn noch lange auf sich warten läßt".

Vom Verkehrsministerium wurde gestern auf Nachfrage für kommende Woche eine Stellungnahme angekündigt.

Namen+Notizen

HEIDI HAMPF (55), Erzieherin im städtischen Kindergarten von Karben-Petterweil, feierte am Freitag ihr 20. Dienstjubiläum. Die Entwicklung der Betreuungseinrichtung hat Frau Hampf, die zuvor, etwa seit 1957, in Nordrhein-Westfalen tätig war, von Anfang an miterlebt und auch mitgeprägt. Früher, erinnert sie sich, hätten nur die Fünf- und Sechsjährigen betreut werden können - und das auch nur in Vormittags- und Nachmittagsgruppen, die noch nicht, wie heute, altersgemischt gewesen seien. Inzwischen ist aus dem Kindergarten eine Ganztagseinrichtung geworden, liegt die Gruppenstärke nicht mehr bei 25 Kindern und stehen zwei Betreuerinnen pro Gruppe zur Verfügung. Daß Heidi Hampf diesen Berufsweg eingeschlagen hat, hat sie bis heute nicht bereut. "Erzieherin", sagt sie, "ist auch heute noch für mich ein Traumberuf."

Talkshow zu Chancen von Frauen im Beruf

Eine Talkshow zum Thema "Wiedereinsteigerinnen - gibt es eine Chance?" veranstaltet der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen, am Mittwoch, 28. Oktober, im Ökohaus, Kasseler Straße 1a. Die Gesprächsrunde findet statt im Rahmen der vom Frauenreferat, der Landeszentrale für politische Bildung und mehreren Frankfurter Trägern veranstalteten Reihe "Wechseljahre - Frauen in der Lebensmitte".

Moderiert von Maria Wanisch unterhält sich ein Kreis von Frauen, die nach einer längeren Pause wieder in den alten Beruf zurückgekehrt sind, über ihre Erfahrungen während dieser Zeit des Umbruchs. Beginn ist um 20 Uhr. fra

Mütterzentrum bietet Kursus in Seidenmalerei

KARBEN. Auch Frauen, die glauben, über kein Maltalent zu verfügen, sollten den Versuch wagen, sich einmal in der Seidenmalerei zu probieren, meint das Mütterzentrum Karben. In seinem Domizil in der Okarbener Hauptstraße 84 veranstaltet der Verein ab Mittwoch, 21. Oktober, einen Kursus für Anfänger, in dem wöchentlich um 20 Uhr Bilder, Tücher oder Kissenbezüge gestaltet werden.

Die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. Wer Interesse hat, meldet sich bei Kursleiterin Christa Ress-Abel, Telefon 0 60 39 / 4 18 20, an. mu

Wie leiste ich Babies im Notfall Erste Hilfe?

KARBEN. Einen Kursus, in dem Eltern und Babysitter lernen können, wie man bei Babies oder Kleinkindern im Notfall Erste Hilfe leistet, veranstaltet das Mütterzentrum Karben in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfallhilfe ab Donnerstag, 22. Oktober, von 20.15 bis 21.45 Uhr in der Hauptstraße 84 in Okarben.

Beim letzten Kursabend wird ein Kinderarzt anwesend sein und die Fragen der Teilnehmer/-innen beantworten, die sich bei Christa Ress-Abel unter Telefon 0 60 39 / 4 18 20 anmelden können. Die Kursgebühr beträgt 30 Mark. mu

Studienkreis Widerstand begeht 25jähriges Bestehen

Der "Studienkreis Deutscher Widerstand", Verein zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstands 1933-1945, begeht am 5. November, 19 Uhr, im Bürgertreff Westend, Ulmenstraße 20, sein 25jähriges Bestehen. Zur Festveranstaltung, die unter der Schirmherrschaft von OB von Schoeler steht, werden drei Filme gezeigt und anschließend diskutiert. Die Filme befassen sich mit dem Lebens- und Leidensweg einer Jüdin und einer Sintizza unter der Herrschaft des Nationalsozialismus.

Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Jubiläum steht am 18. November die Eröffnung der Ausstellung "Schwestern, vergeßt uns nicht" über Frauen im Konzentrationslager Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück. Im Rahmen der Veranstaltung um 16 Uhr im Martin-Niemöller-Haus der Dreifaltigkeitsgemeinde (Kuhwaldsiedlung, Funckstraße) werden Gedichte gelesen und Musik gemacht.

Letztlich gibt es zum Jubiläumsjahr am 22. November, 16 Uhr, ein "Frankfurter Gespräch" über die Zukunft des Studienkreises: "Entsorgung der Vergangenheit oder Lernen aus der Geschichte?" Es diskutieren: Angelika Arenz-Morch (Gedenkstätte Osthofen), das Studienkreis- Vorstandsmitglied Peter Scherer und der Publizist Klaus Heuer. Ort: Kuhwaldsiedlung, Martin-Niemöller-Haus, Funckstraße. clau

Mit Spaß und Sproß zur Rückbildungsgymnastik

KARBEN. "Mit Spaß und Sproß" können junge Mütter an einem Kursus des Mütterzentrums Karben in der Okarbener Hauptstraße 84 teilnehmen, um bei einer Rückbildungsgymnastik etwas für ihre nach der Geburt gedehnte Muskulatur zu tun. Während die Mütter unter Anleitung von Krankengymnastin Annette Meilhammer ihre Figur und Haltung verbessern üben, soll den Babies, die nicht älter als fünf Monate sein sollten, die Freude an der Bewegung vermittelt werden. Der Kursus beginnt am Freitag, 23. Oktober, und findet über sechs Wochen jeweils von 14 bis 14.45 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 50 Mark. Anmeldung bei Anne Franke, Tel. 0 60 39 / 4 17 60. mu

Von Auto angefahren: Fußgänger wurde schwer verletzt

ROSBACH. Schwer verletzt wurde am Donnerstag abend, gegen 19.15 Uhr, ein Fußgänger aus dem Hochtaunuskreis, der auf der Landesstraße 3352 von einem Karbener Auto angefahren wurde.

Wie die Polizei berichtet, gab der Karbener Fahrer an, der Mann sei ihm auf der Straße von Rodheim nach Nieder-Rosbach auf der Fahrbahn entgegengekommen und habe nicht den parallel verlaufenden Rad- und Fußweg benutzt. Der Fußgänger wurde in der Dunkelheit von dem Karbener Fahrzeug angefahren und in den Graben geschleudert. Der Autofahrer zog sich bei dem Unfall leichte Verletzungen zu. mu

Auto kollidierte mit einer Kuh

FLORSTADT. Mehrere Kühe sind nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Freitag in Höhe der Autobahnunterführung auf die Bundesstraße 455 gelaufen. Ein gegen 4.40 Uhr aus Richtung Nieder-Mockstadt herannahender Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Sein Fahrzeug kollidierte mit einem der Tiere.

Über das Schicksal des Tieres vermochte die Polizei gestern keine Auskunft zu geben. Der aus Ober-Mockstadt stammende Fahrer zog sich bei dem Unfall leichte Verletzungen zu. Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf 6000 Mark. mu

Namen + Notizen

OTTO SILBERNAGEL, Staatsanwalt im Ruhestand, ist neuer Schiedsmann von Dietzenbach. Den gebürtigen Frankfurter vereidigte der Offenbacher Amtsgerichtspräsident WOLFGANG RAWER im Magistratszimmer des Dietzenbacher Rathaus. Rawer sagte, "daß die Stelle des Schiedsmannes in einer Stadt nicht in erster Linie um der Justiz willen da ist". Vielmehr gehe es darum, "bürgernah vor Ort etwas zu erreichen und der Justizverdrossenheit entgegenzuwirken".

Silbernagel, der seit sechs Jahren in Dietzenbach wohnt und von SPD- Stadtrat JOACHIM HUVART vertreten wird, versicherte, daß er sich bemühen wolle, "den Rechtsfrieden zu wahren und letztlich allen Parteien die Unannehmlichkeiten eines förmlichen Rechtswegs - wie zum Beispiel bei Nachbarschaftsstreitigkeiten - zu ersparen". Seine Sprechstunden sind dienstags von 16 bis 18 Uhr im Zimmer 217 des Rathauses. Silbernagel bittet darum, Termine mit dem städtischen Rechtsamt zu vereinbaren (30 12 48 oder 30 12 46).

Amtsgerichtspräsident Rawer sprach noch dem bisherigen Schiedsmann NORBERT DÜLL und seinem Stellvertreter JOHANNES LOHDE für ihre langjährige Tätigkeit Dank und Anerkennung aus. fin

ARTHUR JUNG, Forstamtmann, wird im Februar 1993 in den Ruhestand verabschiedet. Er war seit 1968 beim Hessischen Forstamt Langen tätig und für den Wald der früheren Gemarkung Ober-Roden zuständig. Ein Nachfolger wurde vom Regierungspräsidium Darmstadt noch nicht genannt. aim

Im Bahnhofsviertel sollen wieder mehr Menschen wohnen Magistrat beschließt Offenlegung für den ersten von mehreren Bebauungsplänen / Schutz für Wohnanteile in Mischgebieten

Gerade einmal 4000 Menschen in 1800 Wohnungen lebten Anfang 1992 noch im Bahnhofsviertel - bedrängt vom immer weiter vorrückenden Dienstleistungsgewerbe, von Banken und Versicherungen mit ihren Büros. In Zukunft soll das Wohnen im Viertel wieder um ein Drittel wachsen: Die Stadt präsentierte am Freitag den ersten von vier Bebauungsplänen zum Schutz der Wohnbevölkerung und der noch vorhandenen "feinteiligen Wirtschaftsstruktur" (Planungsdezernent Martin Wentz) mit kleinen Läden oder den Betrieben des Pelzhandels. Wentz möchte fortan "um jedes Haus kämpfen".

Die Planer ermitteln jetzt auch, wieviele zusätzliche Plätze in Schulen und Kindertagesstätten im Bahnhofsviertel gebraucht werden - als "Modellprojekt" ist eine neue Spielmöglichkeit für Kinder am Wiesenhüttenplatz ins Auge gefaßt. Über zehn Jahre hatten die Menschen östlich des Hauptbahnhofs auf diese Instrumente des Planungsrechts gewartet - schon der frühere CDU-Magistrat hatte sie versprochen.

Der Magistrat faßte gestern den offiziellen Offenlage-Beschluß für den Bebauungsplan 500 (Elbestraße) - es folgen in Kürze die B-Pläne 527 (Wiesenhüttenplatz), 528 (Mainluststraße) und 529 (Neckarstraße). Was ändert sich für die Bürger? Der entscheidende Unterschied: Heute noch ist das Bahnhofsviertel weitgehend "mk"-("Misch-Kern"-)Gebiet - das Wohnen genießt keinen besonderen Schutz. Jetzt weist die Kommune große Teile des Viertels als Wohngebiet aus. In den Quartieren, die Mischgebiet bleiben, definieren die Fachleute feste Wohnanteile, die sie verteidigen wollen - zwischen 15 Prozent etwa beidseits der Kaiserstraße bis hin zu 75 Prozent. Eine Besonderheit ergibt sich im Umfeld der Karlstraße (B-Plan 526) - denn hier liegt auch die neue Toleranzzone, in der die rot-grüne Koalition Prostitution innerhalb fester Bordelle erlaubt. Die Kommune verhängt jetzt eine Veränderungssperre für zwei Jahre und will die Fläche künftig als Mischgebiet ausweisen. Wichtigstes Ziel: Das Wachstum der Bordelle, die in den vergangenen fünf Monaten viele Wohnungsmieter verdrängten, soll "gesteuert" werden (Wentz). Und es gibt, weil sich nichts verändern darf, mindest zeitlich begrenzten Schutz für Wohnungen - vor Umwandlung in "Wohnheime" für Prostituierte.

Der Planungsdezernent nannte es freilich "ein bißchen blauäugig", darüber zu klagen, daß in einer Toleranzzone neue Bordelle entstünden. Das ging auch gegen den Koalitionspartner Grüne, dessen Fraktionschef Uli Baier gar ein städtisches Beratungsbüro für Mieter fordert, die von Bordellen bedrängt sind.

Wentz behauptete, er wisse nicht, wieviele neue Bordelle in jüngster Zeit in der Toleranzzone entstanden sind: "Da müssen sie Gesundheitsdezernentin Nimsch fragen!"

Im Bereich Karlstraße gibt es noch einen Vorbehalt: Gegen die neue Sperrgebietsverordnung mit Toleranzzone ist eine Klage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel anhängig. OB Andreas von Schoeler dazu gestern: "Ich sehe keinen Grund, warum die Sache kippen sollte!"

Der neue Schutz für die Menschen im Bahnhofsviertel ist praktisch vor allem einer Fachfrau im Stadtplanungsamt zu

(Fortsetzung auf Seite 16)

Fonds mit "Floor" und ohne Garantie

ski FRANKFURT A. M. Die Kapitalanlagegesellschaft Universal und der deutsche Ableger des Schweizerischen Bankverein (SBV) haben hierzulande den ersten "Floorfonds" aufgelegt. Diese Kreation soll die Sicherheit von deutschen Geldmarkt- und Rentenanlagen mit den Kurschancen von Aktien und internationalen Festverzinslichen verbinden, dabei aber Verlustgefahren weitgehend ausschließen. Ziel des SBV-Universal-Rentenfonds F ist es, "langfristig konstant die Wertentwicklung des deutschen Rentenmarktes bei streng kontrolliertem Risiko zu übertreffen".

Das F steht für Floor und bedeutet Wertuntergrenze, und als solche werden 90 Prozent des Anteilpreises angenommen. Das heißt, der Anleger soll sich auf Wertschwankungen nach unten von zehn Prozent einstellen. Bei steigendem Kurs und günstiger Marktsituation wird der Floor nach oben angepaßt. Je nach Börsenumfeld sieht die Anlagepolitik vor, daß der Fonds in risikoärmere oder chancenreichere Papiere, maximal aber zu 25 Prozent in Aktien investiert.

Interessenten sollten allerdings unbedingt das "Kleingedruckte" zur Kenntnis nehmen: "Eine Garantie der angestrebten Wertuntergrenze kann aber durch dieses Floorkonzept nicht gegeben werden", lautet die wichtige Einschränkung. Höhere Einbußen als zehn Prozent sind also nicht ausgeschlossen. Der erste Preis des F-Fonds beträgt 100 Mark pro Anteil, der Ausgabeaufschlag 4,5 Prozent.

Der Eiserne Steg kehrt jetzt an seinen alten Platz zurück - auf den Zentimeter genau Schwerarbeit für ,Ajax' und ,Grizzly'

Superkräne am Werk

Stück für Stück kehrt der Eiserne Steg an seinen angestammten Platz zurück: Am Freitag morgen nahmen sich "Grizzly" und "Ajax", zwei PS-starke Schwimmkräne aus Duisburg und Bingen, des Seitenteils vom Nordufer an. Auf der Sachsenhäuser Seite hievten sie die 72 Meter lange Stahlkonstruktion von der Arbeitsplattform und nahmen Kurs aufs andere Ufer. Am Haken der Kräne sicher aufgehoben, schwebte der Steg über dem Main und glitt langsam auf die Brückenpfeiler im Flußbett zu. Die Fotoapparate klickten, die Videokameras surrten: Der Eiserne Steg unterwegs, das wollten nicht wenige Schaulustige im Bild festhalten.

Kurz nach 9 Uhr stellten die beiden Kräne den Stahlkoloß wieder auf die Füße. "Haargenau", kommentierte Helmut Koch, Projektleiter der Baufirmen, den Balanceakt auf dem Wasser. Die Maßangabe ist wörtlich zu nehmen: Weniger als einen Zentimeter betrug die Abweichung vom vorgesehenen Platz. Die Brücke ist so gelagert, daß sie bei temperaturbedingten Ausdehnungen ein bißchen hin- und herrutschen kann: drei Zentimeter auf dem nördlichen Ufer, sechs Zentimeter auf dem Sachsenhäuser Ufer.

220 Tonnen wiegt die Stahlkonstruktion, die gestern bewegt wurde. So viel wie 54 Elefanten, wie Winfried Glitsch vom Straßenbauamt der Anschaulichkeit halber ausgerechnet hat. "Ein paar Jahrzehnte soll die Brücke halten", sagte Glitsch mit Blick auf die stählernen Träger, die mit einer grau-grünen Eisenglimmerfarbe überzogen wurden. In den vergangenen Monaten haben die Bauarbeiter, so der Projektleiter, "hart gepowert" und 270 Tonnen Stahl ausgetauscht. Wegen der knappen Termine auch in Wochenendschichten.

Heute werden sich "Grizzly" und "Ajax" dem Sachsenhäuser Seitenteil zuwenden, ehe am Sonntag das Mittelstück eingepaßt wird, das gestern in Aschaffenburg auf die Reise ging. Wenn die Brücke komplett ist, werden die Bauarbeiter sich um den Gehweg, die Beleuchtung und die Geländer kümmern.

Währenddessen gehen die Arbeiten an den seitlichen Aufgängen und den Fahrstühlen weiter. Bis Februar soll der Eiserne Steg wieder begehbar sein. Wer nicht so lange auf das Wahrzeichen verzichten will, kann sich selbst seinen Eisernen Steg basteln. Beim Presseamt der Stadt, auf dem Römerberg, gibt's für 20 Mark einen originalgetreuen Bausatz. vo

Friedensnobelpreis für Indianerin aus Guatemala Komitee ehrt Menschenrechtlerin Rigoberta Menchú Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg KOPENHAGEN, 16. Oktober. Die 33jährige Maya-Indianerin Rigoberta Menchú aus Guatemala erhält den Friedensnobelpreis 1992. Das Nobelkomitee in Oslo zeichnet sie für ihre "Arbeit für soziale Gerechtigkeit und ethnisch-kulturelle Versöhnung" aus, deren Grundlage der "Respekt für die Rechte der Urbevölkerung" sei. Die Preisträgerin lebt in Mexiko. Sie war 1981 aus Guatemala geflohen, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder von Militärs ermordet worden waren. Rigoberta Menchú sei ein "starkes Symbol für Frieden und Versöhnung über die ethnischen, kulturellen und sozialen Trennlinien hinweg", heißt es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung des Nobelkomitees. Der mit 6,5 Millionen Kronen (1,7 Millionen Mark) dotierte Preis wird am 10. Dezember in Oslo überreicht. Menchú will mit der Summe eine Stiftung im Andenken an ihren Vater errichten.

Daß erstmals eine Indianerin mit dem Friedensnobelpreis geehrt wird, wird als Beitrag des Nobelkomitees zur Erinnerung an die europäische "Entdeckung" Amerikas vor 500 Jahren gesehen. Wie im Vorjahr, als Aung San Su Kyi aus Birma ausgezeichnet wurde, richtet der Preis zugleich die Aufmerksamkeit auf Menschenrechtsverletzungen in einem international wenig beachteten Land.

Wie viele lateinamerikanische Staaten sei Guatemala von Spannungen zwischen Nachkommen europäischer Einwanderer und der Urbevölkerung geprägt, erläutert das Nobelkomitee. In den 70er und 80er Jahren habe dies zu "massiven Übergriffen gegen die indianische Bevölkerung" geführt. Rigoberta Menchú sei eine "zentrale Sprecherin für die Rechte der Urbevölkerungen". Sie habe immer den Frieden als Endziel ihres Kampfes gesehen, betont das Nobelkomitee und widerspricht damit Guatemalas Regierung, die Menchú "Terroristin" genannt hat.

(Weiterer Bericht auf Seite 3, Dokumentation auf Seite 12)

Der Fremde profitiert vom Heimvorteil Gerlinde Smekal und Volker Rode zeigen in Gelnhausen gemeinsam Malereien und Plastiken

GELNHAUSEN. Vielleicht ist das ein idealer Weg, um Publikum für moderne Kunst zu gewinnen: Künstler aus dem Raum Gelnhausen tun sich mit auswärtigen Kollegen für eine Ausstellung in der Barbarossastadt zusammen, so daß der Heimvorteil auch den Fremden profitieren läßt. Die verhältnismäßig große Resonanz schon bei der Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung von Gerlinde Smekal und Volker Rode in der ehemaligen Synagoge scheint jedenfalls auch für solche Koproduktionen zu sprechen.

Malerei und Plastik nicht nur einfach nebeneinander zu zeigen, sondern in ein Verhältnis zueinander zu präsentieren, hieß die Leitidee für das Gemeinschaftsprojekt Smekal/Rode. Verabredet wurde es am Rande der Kunsttage 1991 in Ansbach, dem Wohnort der Malerin Smekal. Der Steinbildhauer Volker Rode aus Gelnhausen hatte dort Plastiken gezeigt und es ist sicherlich nicht das geringste Ergebnis, daß er umgekehrt auch den Gelnhäusern neue Eindrücke beschert.

Gerlinde Smekal präsentiert ausschließlich abstrakte Bilder, Ölmalereien und Arbeiten in Acryl-Mischtechnik, die in meist in kräftiger Farbigkeit gewichtig genug sind, um von den schweren Steinplastiken nicht verdrängt zu werden. Die Künstlerin spricht von "inneren Menschenbildern", die für "Befindlichkeiten in bestimmten Situationen" stehen. Gerlinde Smekal ist 1943 geboren. Sie studierte Malerei in Nürnberg und Salzburg, sowie Druckgrafik in Trier.

Volker Rode zeigt neben Brunnenstelen in weichen ausdrucksstarken Formen auch abstrakte Arbeiten bar jeder Funktion außer der ästhetischen. Rode, Jahrgang 1962, verkörpert die Verbindung von Handwerk und Kunst. Seinen Arbeiten ist anzusehen, daß er zusehends Freude am Experimentieren findet, Materialkombinationen mit Stein, Holz und Eisen ausprobiert und seiner Intuition folgt. Dadurch komme bei einer Arbeit, wie er sagt, auch schon einmal etwas ganz anderes heraus als mittels Gipsmodell zuvor konzipiert worden sei.

Rode versucht nicht, seinen Arbeiten im Nachhinein wortreiche Erklärungen aufzupfropfen. Was die Plastiken dem Betrachter nicht zu sagen vermögen, ist verbal erst recht nicht zu vermitteln. Die abgegriffene Frage, was der Künstler sich bei diesem und jenem gedacht haben mag, bringt Rode nicht in Verlegenheit: "Gar nichts" habe er gedacht, sondern gefühlt.

Großen Wert legt er darauf, seine bearbeiteten Steine mit Materialien und Medien zu verbinden, die Leben bedeuten. Da ist zum einen Wasser, was naheliegt, aber zum anderen auch Holz. Dennoch muß jeder selbst deuten, weshalb zwischen die Steinsäulen ein fast mannshohes altes Balkenstück aus Mooreiche gerät. In einer Öffnung des Balkens liegt wie zufällig dort plaziert ein Buch, das erst bei näherem Hinsehen seine Verschlossenheit offenbart: es ist von Stein.

Volker Rode hat zunächst die Ausbildung zum Steinmetz absolviert, den Meisterbrief in diesem Handwerk erworben und sich zum Restaurator weitergebildet, bevor er die Kunstakademie Trier besuchte. In Gelnhausen ist seine Ausstellung und lebende Werkstatt in der Kaiserpfalz 1987 noch in guter Erinnerung. lex

Die Ausstellung in der ehemaligen Synagoge ist geöffnet vom 16. bis zum 25. Oktober donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Ich versuchte, mit den armen Ladinos zu reden. Ich fing in dieser Zeit gerade an, spanisch zu sprechen. Ich fragte einen der Ladinos: "Sie sind ein armer Ladino, nicht wahr?" Er hätte mir beinahe ins Gesicht geschlagen und sagte: "Halt den Mund, India, was weißt du denn davon?"

Ich fragte mich: "Wie sollen die armen Ladinos denn so sein wie wir, wenn dieser mich so anfährt?"

Ich wurde immer unsicherer und blieb dabei, daß alle Ladinos uns ablehnten. Ich kannte aber noch nicht die Gründe dafür und wußte nicht, daß das System es war, das uns voneinander fernzuhalten versuchte und Barrieren zwischen armen Ladinos und Indios errichtete.

Einmal war ich mit Ordensschwestern zusammen, und wir fuhren in ein Dorf in der Nähe von Uspantán. Es war ein Dorf wie unseres, nur daß dort mehr Ladinos wohnten. Eine der Nonnen fragte ein kleines Kind, ob sie arm seien, und das Kind sagte: "Wir sind arm, aber wir sind keine Indios." Ich war tief betroffen, aber die Nonne merkte es nicht. Sie unterhielt sich weiter mit den Leuten des Dorfes. Sie war Ausländerin. Keine Guatemaltekin. Und wieder sagte ihr jemand. "Wir sind zwar arm, aber wir sind keine Indios." Für mich war es sehr schmerzhaft, mir vorzustellen, daß Indios weniger wert waren als Ladinos. Es gab eine tiefe Kluft zwischen Ladinos und Indios, und ich verstand nicht den Grund . . .

In unserem Dorf machten wir weiter wie bisher. Ich wußte immer noch nicht genau, wer eigentlich unser wirklicher Feind war. Wir bauten unsere Sicherheitsvorkehrungen aus. Wir bauten Fallen, wie es nach den Worten unserer Großeltern unsere Vorfahren schon gemacht hatten. Sie waren ein Vermächtnis unserer Vorfahren. Wir sagten: "Wenn die Großgrundbesitzer mit ihren Soldaten kommen, werden wir sie hier töten." Das war der Zeitpunkt, an dem wir uns entschlossen, Gewalt anzuwenden.

Aufgezwungenes Elend

Ich erzählte den Kindern unseres Dorfes, daß unser Elend kein uns auferlegtes Schicksal sei, sondern uns aufgezwungen worden war. Ich erklärte ihnen, daß man sich dagegen wehren müsse, die Rechte unseres Volkes verteidigen müsse. Ich führte eine Art politische Gespräche mit den Kindern, obwohl ich mir über die politische Lage nicht ganz klar war. Aber ich brauchte keine politischen Kurse, keine Schulungen. Ich wußte genug aus eigener Erfahrung. Ich brauchte keine Bücher zu lesen, denn unsere Erfahrungen waren aus unserem Leiden geboren.

Ich hatte mein erstes Paar Schuhe mit fünfzehn Jahren bekommen, und meine Schuhe waren etwas sehr Wertvolles für mich, denn sie schützten meine Füße bei großer Hitze und auf steinigen Wegen. In dieser Zeit dachte ich soviel nach, daß ich nicht mehr schlafen konnte. Wie würde es sein, wenn alle Indios sich erhöben und den Großgrundbesitzern das Land, die Ernten und alles wegnähmen? Vielleicht würden sie uns mit ihren Gewehren töten. Ich träumte große Träume. Und, klar, meine Träume waren nicht vergebens. Sie kamen, als wir alle uns organisierten.

Kinder mußten Aufgaben von Erwachsenen übernehmen. Frauen mußten sich als Frauen in einer großen gemeinsamen Sache sehen, zusammen mit den Vätern, den Brüdern und allen anderen Bewohnern des Dorfes. Alle, alle mußten wir zusammenhalten. Wir hielten Versammlungen ab. Wir forderten eine Schule für unser Dorf. Wir sammelten Unterschriften. Ich war mittendrin. Klar, ich war so etwas wie eine Schlüsselfigur, weil ich etwas Spanisch sprach, weil die Priester mich kannten und weil die Freunde meines Vaters mich kannten. Ich bat die Leute um Hilfe und holte Unterstützung für unser Projekt, wo immer es ging.

Wir hatten einen Freund in der Stadt, der war Ladino, er gab uns etwas Geld für meinen Vater und für die Familie. Aber wir gaben das Geld für die Gemeinschaft aus. Wir waren schon gut organisiert. Es gab verschiedene Gruppen in unserem Dorf, von Kindern, von Frauen, von Jugendlichen, von Katecheten. Ich brachte den Kindern das bißchen Spanisch bei, das ich konnte. Ich konnte nicht lesen und nicht schreiben, aber ich redete mit ihnen spanisch, so wie wir uns sonst in unserer Sprache unterhielten.

Ende 1977 trat ich einer fest organisierten Gruppe von Campesinos in Huehuetenango bei. Es waren heimlich im CUC organisierte Campesinos, die auf die Fincas gingen und dort die Arbeitermassen mobilisierten. Ich hatte dieses wundervolle Gefühl noch nicht kennengelernt, mich als India, als Frau, als Campesina und als Christin an dem gemeinsamen Kampf zu beteiligen. Aber so konnte ich viel besser arbeiten. Ich kam viel herum und lernte viel dazu.

Eine Sache, zum Beispiel, darf man nicht so abschätzig sehen, denn auch die Priester haben viel Gutes für uns getan. Das darf man nicht unterbewerten, nur weil sie uns viele Dinge beibrachten, um uns einzuschläfern, um uns als Volk ruhig zu halten. Zum Beispiel sagt uns die Religion, daß Töten eine Sünde sei. Aber trotzdem ist man doch dabei, uns umzubringen. Ich war schon als Kind Katechetin gewesen und hatte jetzt viele Zweifel. Darum fragte ich die Nonnen: "Und wenn man die Reichen bekämpft, was passiert dann?" Und die Nonnen versuchten, das Thema zu umgehen. Mit Absicht oder vielleicht auch nicht mit Absicht. Jedenfalls nahm mir niemand meine Zweifel.

Für mein Dorf war ich schon eine erwachsene Frau. Ich schämte mich, meine Zweifel im Dorf zu äußern, denn viele sahen die Dinge klarer als ich, weil sie das Dorf nie verlassen und sich einen reinen Geist bewahrt hatten. Allein durch die Tatsache, daß ich in einer Camioneta in die Hauptstadt fahren konnte, erlitt ich als India eine kleine innere Veränderung. Und so sahen meine jüngeren Geschwister die Dinge manchmal klarer als ich.

Der Augenblick kam, an dem ich fortgehen konnte, glücklich, aber gleichzeitig geschah etwas mit mir, wovon ich nie geträumt hätte. Die Compañeros holten mich heraus und brachten mich mit dem Flugzeug nach Mexiko. Ich fühlte mich so zerstört und vernichtet wie nie zuvor. Nie hätte ich mir vorstellen können, daß ich mein Land einmal wegen dieser Verbrecher verlassen müßte. Aber ich hatte auch die Hoffnung, bald wieder zurückkehren zu können. Zurückkehren zu können, um meine Arbeit fortzusetzen, denn ich wollte meine Arbeit nicht einen Augenblick lang unterbrechen, weil ich nur die Fahne meiner Eltern hochhalten kann, wenn ich denselben Kampf weiterführe, den sie nicht zu Ende bringen konnten.

In Mexiko war ich in verschiedenen Gegenden, aber da wußte ich wirklich nicht, was ich dort sollte. Wir Armen träumen nie von einer Reise ins Ausland, nicht einmal von einer Spazierfahrt. Das gibt es für uns nicht.

Ich ging also raus, lernte andere Gegenden und andere Menschen kennen. Ich war mit vielen Menschen zusammen, die mir genausoviel Zuneigung entgegenbrachten wie meine Lieben zu Hause. Sie baten mich um Zeugenaussagen über die Situation in Guatemala, und ich war zu dieser Zeit noch ziemlich verwundet. Sie luden mich ein, an einer Konferenz von Ordensleuten aus Lateinamerika, Mittelamerika und Europa teilzunehmen, auf der ich über das Leben der Frau in Guatemala sprechen sollte. Mit vollem Recht und großer Begeisterung sprach ich auf dieser Versammlung nur von meiner Mutter. Oft überkam mich der Schmerz, wenn ich von ihr sprach, aber ich tat es voller Zärtlichkeit, weil ich daran dachte, daß meine Mutter nicht die einzige war, die soviel gelitten hatte, sondern daß viele andere Mütter ebenso tapfer waren wie sie.

Danach kündigte man mir Besuch an und daß ich mit Compañeros aus Guatemala zusammentreffen sollte. Ich war glücklich. Egal, welche Compañeros es waren, ich liebte mein Volk und fühlte mich zu jedem hingezogen wie zu meinen Geschwistern. Kurz darauf überraschten sie mich mit meinen beiden kleinen Schwestern, und ich war überglücklich. Von meinen Brüdern hatte ich seit dem Tode meiner Eltern nichts mehr gehört. Ich hoffe, daß sie noch am Leben sind.

Als wir uns trennten, ging meine kleine Schwester mit meiner Mutter. Sie war für sie wie eine Mitarbeiterin. Die andere war in die Berge gegangen zu den Compañeros Guerilleros. Sie hatten das Land aus dem einfachen Grund verlassen, weil meine Schwester - die in die Berge gegangen war - glaubte, der anderen helfen zu müssen, sie begleiten zu müssen, damit sie nicht irgendwelche Sachen mache. Meine Schwester hatte sich für die Waffen entschieden.

Acht Jahre alt war meine kleine Schwester, als sie in die Guerilla ging. Vielleicht kam das daher, daß sie früher Guerilleros kennenlernte als ich. Denn als ich mein Dorf verließ, ging ich in andere Dörfer, größere Dörfer, wo es keine Berge mehr gab wie die wundervollen bei uns zu Hause. Die Guerilleros waren auch nicht in unser Dorf gekommen, sondern meine Schwester hatte auf der Finca der Brol gearbeitet, in der Kaffee- Ernte, und irgendwann waren die meisten Arbeiter der Brols Guerilleros geworden, aufgrund ihrer Situation. Und meine Schwester hatte Kontakt mit ihnen. Sie hatte ihr Geheimnis zu wahren gewußt. Sie hat nie mit meinen Eltern darüber gesprochen, weil sie wußte, daß sie damit das Leben meiner Eltern gefährdet und alles aufs Spiel gesetzt hätte.

Als wir hörten, daß meine Schwester verschwunden war, suchten wir und forschten nach, und viele sagten: "Ach, sie hatte doch Verbindungen zur Guerilla. Ganz klar, sie ist in die Berge gegangen." Wir waren uns aber nicht sicher und dachten, daß sie sich vielleicht verlaufen habe oder daß sie entführt worden sei. Weil sie uns doch gedroht hatten, wenn ihnen mein Vater nicht in die Hände fiele, dann einer von uns.

Volkskrieg

Ich erfuhr davon erst 1979, als meine Schwester aus den Bergen kam und wir und trafen. Sie sagte: "Hab keine Angst, ich bin zufrieden, auch wenn ich oft Hunger und Schmerzen habe und lange Märsche durch den Urwald machen muß, tue ich es doch mit großer Liebe, und ich tue es für euch." Es war in einer Kirche in einem Dorf, in dem man ihr erlaubt hatte, die Messe zu besuchen und die Kommunion zu empfangen und alles. Sie war in dieses Dorf gekommen, und der reine Zufall wollte es, daß wir auch in der Messe waren.

In Mexiko traf ich auch Leute, die uns von Europa aus geholfen hatten, früher, als meine Eltern noch lebten. Ich traf dieselben Leute wieder. Sie wollten uns helfen, nach Europa zu kommen. Sie sagten, es könne doch nicht möglich sein, daß ein Mensch soviel erdulde. Diese Señores boten uns guten Herzens an, in Europa zu leben. Sie wollten uns dort ein Haus geben und alles, was wir wollten. Es gäbe sogar die Möglichkeit, daß meine Schwestern studieren könnten.

Ich konnte nicht für meine kleinen Schwestern entscheiden, weil ich sie als Frauen betrachtete, die für ihr Leben selbst entscheiden konnten. Also sprachen sie mit meinen Schwestern, und sie lehnten den Vorschlag sofort ab. Wenn sie uns helfen wollten, dann sollten sie uns Hilfe schicken, aber nicht für uns, sondern für alle elternlosen Kinder des Landes. Sie verstanden aber nicht, warum wir nach allem, was uns widerfahren war, immer noch in Guatemala leben wollten. Und trotz aller Gefahren, denen wir ausgesetzt waren. Klar, sie verstanden es nicht, weil nur wir, die wir unsere Sache im Herzen tragen, bereit sind, jede Gefahr auf uns zu nehmen.

Nachdem die Wut der Armee etwas verraucht war und sie uns nicht mehr wie die Verrückten suchten, kehrten wir mit Hilfe anderer Compañeros nach Guatemala zurück. Dort bot man uns an, die Organisation zu wählen, für die wir am liebsten arbeiteten und die uns am günstigsten erschiene. Ich liebte das CUC, weil ich dort gelernt habe, daß wir eine Volkskrieg führen müssen, wenn wir eine Veränderung herbeiführen wollen. Und ich liebte die Organisationsarbeit und die Arbeit mit den Menschen.

Meine Schwester war im Hochland aufgewachsen, hatte hauptsächlich in unserem Dorf gelebt und liebte die Berge und die grüne Natur. Darum fürchtete ich sehr um sie, weil ich Angst hatte, daß sie sich eine schwierigere Aufgabe wählen könnte. Und genauso kam es auch. Sie sagte zu mir: "Ich kann das Andenken meiner Mutter nur mit der Waffe in der Hand in Ehren halten. Das ist das einzige, was ich jetzt tun kann. Ich bin eine erwachsene Frau." Sie traf diese Entscheidung mit so großer Klarheit, so verantwortungsbewußt. Sie mußten dann zusehen, wie sie ihre Organisationen erreichten, weil wir keine Verbindungen mehr hatten.

Meine Schwestern gingen also in die Berge, und ich blieb in der Massenorganisation. Ich dachte viel darüber nach, ob ich ins CUC zurückgehen sollte, aber ich stellte bald fest, daß es dort genügend ausgebildete Mitarbeiter gab, Campesinos und Frauen, die Aufgaben in der Organisation wahrnehmen. Weil ich mich ja immer sehr viel mit der Religion beschäftigt hatte, entschied ich mich dann für die Revolutionären Christen "Vicente Menchu". Nicht weil die Organisation den Namen meines Vaters trägt, sondern weil sie mir als Christin entsprach.

Meine Aufgabe bestand in der christlichen Erziehung der Compañeros. Es war eine ähnliche Aufgabe wie damals, als ich als Katechetin arbeitete. Durch meine Erfahrungen, durch alles, was ich erlebt habe, durch alle meine Schmerzen und Leiden lernte ich, die Rolle eines Christen im Kampf auf der Erde zu bestimmen. Ich las mit den Compañeros die Bibel, und wir fanden heraus, daß man sie benutzt hatte, um das Volk ruhig zu halten, anstatt dazu, das Licht zu den Ärmsten des Volkes zu bringen.

Die Arbeit der revolutionären Christen besteht hauptsächlich darin, die Ungerechtigkeiten, die gegen das Volk begangen werden, öffentlich anzuklagen und zu verurteilen. Die Bewegung ist keine Untergrundorganisation. Ihre Arbeit ist geheim, aber weil wir eine Massenorganisation sind, können wir uns nicht gänzlich verstecken. Als im Untergrund bezeichnen wir die Compañeros, die nicht in den Dörfern leben können und daher in den Bergen sind. Geheim nennen wir die Arbeit, die versteckt gemacht wird, aber in den Dörfern.

Kirche und Regierung

Wir arbeiten auch gegen die Kirchenhierarchie, die oftmals der Regierung die Hand reicht. Sie nennen sich Christen, bleiben aber oft stumm und taub angesichts der Leiden des Volkes. Sie nennen sich Christen, aber sie verdienen diesen Namen nicht. Sie leben unbeschwert in ihren schönen Häusern, und das ist alles. Darum sagte ich, die Kirche in Guatemala sei zweigeteilt. Die Kirche der Armen - und viele haben sich für die Kirche der Armen entschieden und teilen die Ansichten des Volkes - und die Kirche als Hierarchie, als Institution, die immer noch eine Kamarilla ist. Der größte Teil unseres Volkes ist christlich. Aber wenn die Hirten - wie sie sich nennen - selbst nur schlechte Beispiele geben und der Regierung die Hand reichen, werden wir sie trotzdem nicht dulden. Mir gibt das alles viel zu denken. Zum Beispiel die Nonnen, ihr angenehmes Leben beschämte mich, weil sie überflüssige Menschen waren, die nichts für andere Menschen taten.

Meine Arbeit liegt hauptsächlich auf organisatorischer Ebene. Vor allem deswegen, weil der Gegner mich kennt. Meine Aufgabe besteht darin, wichtige Papiere im Land und in der Hauptstadt zu transportieren, die Leute zu organisieren und ihnen das Licht des Evangeliums nahezubringen.

Mein Leben liegt nicht in meiner Hand, ich habe es in die Hände der Sache gelegt. Ich kann von heute auf morgen getötet werden, aber ich weiß, daß mein Tod nicht vergeblich sein wird, sondern ein Beispiel mehr für die Compañeros. Die Welt, in der ich lebe, ist so verbrecherisch, so blutdürstig, daß sie mir mein Leben von heute auf morgen nehmen kann. Darum ist meine einzige Alternative, das einzige, was mir bleibt, der Kampf, die gerechte Gewalt. Das habe ich aus der Bibel gelernt.

Das versuchte ich einer marxistischen Gefährtin klarzumachen, die mich fragte, wie ich eine Revolution machen könne, wenn ich Christin sei. Ich sagte ihr, in der Bibel läge nicht die ganze Wahrheit, aber auch der Marxismus sei nicht die einzige Wahrheit. Wir müssen uns nämlich eines Gegners erwehren, und gleichzeitig müssen wir als Christen unseren Glauben in einem revolutionären Prozeß verteidigen. Und gleichzeitig müssen wir uns bewußt sein, daß uns als Christen nach dem Sieg eine große Rolle bei der Veränderung der Gesellschaft zufällt.

Ich weiß, daß mir meinen christlichen Glauben niemand nehmen kann. Weder die Regierung noch die Angst, noch die Waffen. Das muß ich meinen Leuten klarmachen. Daß wir zusammen die Volkskirche aufbauen können, die eine wirkliche Kirche ist und keine Hierarchie, kein Bauwerk, und die eine Veränderung für uns Menschen bewirkt. Ich weiß, und ich habe das Vertrauen, daß nur das Volk, daß die Massen die einzigen sind, die die Gesellschaft umformen können. Und das ist nicht nur eine Theorie.

Ich habe mich entschieden, in der Stadt oder in den Dörfern zu arbeiten, obwohl ich die Möglichkeit gehabt hätte, eine Waffe zu tragen. Aber jeder trägt auf seine Weise seinen Teil bei, und jeder Beitrag dient dem einen gemeinsamen Ziel.

Ich diene der Sache. Und wie ich schon sagte, ist die Sache nicht etwas Gutem entwachsen, sondern etwas Bösem, etwas Bitterem. Meine Sache radikalisiert sich mit dem Elend des Volkes. Sie radikalisiert sich durch den Hunger, den ich gesehen und als Indigena gelitten habe. Durch die Ausbeutung und Diskriminierung, die ich am eigenen Leib erfahren habe. Durch die Unterdrückung, dadurch, daß sie uns nicht so respektieren, wie wir sind. Sie haben mir meine liebsten Menschen getötet, und zu meinen liebsten Menschen zähle ich auch die Leute meines Dorfes. Und darum bin ich an so vielen Orten gewesen, wo ich die Möglichkeit hatte, von meinem Volk zu berichten. Aber ich brauche viel mehr Zeit, um über mein Volk zu berichten, weil man es so nicht versteht.

Natürlich, hier in dieser Erzählung, glaube ich, kann ich ein Bild davon vermitteln. Aber dennoch bleibt meine wahre Identität als Indigena verborgen. In mir verbirgt sich immer noch das, von dem ich glaube, daß niemand es kennt - kein Anthropologe und kein Gelehrter. So viele Bücher sie auch haben mögen, alle unsere Geheimnisse können sie nicht entziffern.

Kleine FR

Streitgespräch OFFENBACH. Zu einer Diskussion des Handels und der Gastronomie mit der Stadt lädt die Industrie- und Handelskammer (IHK) ein. Am Montag, 19. Oktober, soll ab 14 Uhr im Kammergebäude, Stadthof, über "Struktur und Verkehr in der Innenstadt" gestritten werden. Alltag der Polizei OFFENBACH. Polizeipräsident Kurt Löwer eröffnet im Polizeiladen, Wilhelmsplatz 19, am Montag, 19. Oktober, 20 Uhr eine Fotoausstellung "Alltag der Polizei". Die Bilder hat der Frankfurter Fotograf, Journalist und ehemalige Polizeibeamte Fred Prase gemacht. Tausend Jahre Spaltung OFFENBACH. Am Deutsch-Französischen Stammtisch spricht Jean Mathieu- Rosay über das Thema "Tausend Jahre Spannung zwischen Deutschland und Rom". Der Stammtisch, bei dem auch deutsch gesprochen wird, trifft sich am Dienstag, 20. Oktober, um 20.15 Uhr im Seniorentreff Nordend, Pirazzi-Straße/ Ecke Bernardstraße. Briefmarken-Begriffe OFFENBACH. Die Briefmarken-Sammlergilde lädt zum Vortragsabend. Am Dienstag, 20. Oktober, spricht ab 19.30 Uhr im Kolpinghaus, Luisenstraße, der Philatelist Walter Diller über "Zähnungen und Ausgleichszähne". Nur noch freitags kostenlos OFFENBACH. Von Dienstag, 20. Oktober, an verlangt das Stadtmuseum, Parkstraße, Eintritt. Erwachsene zahlen fünf Mark, Kinder zwei Mark, Familien zehn Mark. Freitags ist der Eintritt frei, ebenso zu Ausstellungseröffnungen und zu Veranstaltungen im Museumsgarten. Der Eintritt zu abendlichen Vorträgen und Dia-Schauen kostet fünf Mark. Sozialamt ist geschlossen OFFENBACH. Das Sozialamt und der Allgemeine Soziale Dienst sind am Freitag, 23. Oktober, geschlossen; die Mitarbeiter machen einen Betriebsausflug.

Handball-Termine

1. POKALRUNDE IM BEZIRK FRANKFURT, Männer: SG Wehrheim/Obernhain - TV Petterweil (Sa. 18 Uhr, Am Bürgerhaus), OFC Kickers - TSG Nordwest Ffm. (Sa. 18.30 Uhr, Mathilden-Schule), FTG Frankfurt - TG Hainhausen (Sa. 19 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), SG Dietzenbach - VfL Goldstein (Sa. 19.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), MTV Kronberg - TSG Ober-Eschbach (Sa. 19.30 Uhr, Gesamtschule), SV Erlensee - SG Nied (So. 15 Uhr, Heinrich-Böll-Schule, Bruchköbel), TV Kesselstadt - TuS Nieder-Eschbach (So. 17 Uhr, Otto- Hahn-Schule), SV Seulberg - TSG Oberursel (So. 18 Uhr, Landwehrstr.), FT Dörnigheim - TV Altenhaßlau (So. 18 Uhr, Maintalhalle), SU Mühlheim - TuS Zeppelinheim (So. 18.15 Uhr, Anton-Dey-Str.), SG Bruchköbel - TG Dörnigheim (So. 18.45 Uhr, Heinrich-Böll-Schule), TV Bad Vilbel - TV Langenselbold (So. 19 Uhr, Am Sportfeld), BSC Kelsterbach - HSV Götzenhain (So. 19.15 Uhr, Gesamtschule).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietzenbach - FTG Frankfurt (Sa. 17.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), HSV Götzenhain - SG Wehrheim/Obernhain (Sa. 17.30 Uhr, Im Länger Roth), SV Dreieichenhain-Artemis Sport Ffm. (Sa. 19.15 Uhr, Weibelfeldschule), FT Dörnigheim - TuS Nieder-Eschbach (So. 16 Uhr, Maintalhalle), TV Eschersheim - SG Dietesheim/Mühlheim (So. 18.30 Uhr, Wilhelm-Merton-Schule, Ginnheim).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SV Erlensee - SKG Sprendlingen (Sa. 17 Uhr, Polizeisporthalle Hanau), TV Gelnhausen - VfL Goldstein (So. 16 Uhr, Kreisrealschule), TG Hainhausen - Spvgg. Bad Homburg (So. 16 Uhr, Am Sportfeld), TuS Zeppelinheim - SG Hainburg (So. 17 Uhr, Am Sportplatz), SW Griesheim - TV Bad Vilbel (So. 17.30 Uhr, Gesamtschule).Autofahrer (77) gab nach Unfall Führerschein ab

FRIEDRICHSDORF. Mit der Rückgabe seines Führerscheins reagierte ein 77jähriger Autofahrer am Donnerstag auf einen Unfall. Wie die Polizei mitteilt, stieß sein Wagen, von der Industriestraße nach links in die Bahnstraße abbiegend, gegen das vorfahrtsberechtigte Auto einer Frau. Der alte Mann fuhr weiter.

Eine halbe Stunde später kehrte er in Begleitung seines Schwiegersohns zurück. Zunächst, so der Bericht der Polizeibeamten, erklärte er, er habe von einer Kollision nichts bemerkt; dann aber sei ihm klargeworden, daß er für die Teilnahme am Straßenverkehr nicht mehr geeignet sei. Er gab seinen Führerschein freiwillig ab. Den Unfallschaden gibt die Polizei mit 7500 Mark an.

BAD HOMBURG. Ein Müllwerker, der am Donnerstag vormittag hinter seinem Müllwagen auf die Fahrbahn trat, wurde von einem Auto erfaßt. Der Mann stürzte dabei so schwer, daß er verletzt ins Kreiskrankenhaus kam.

Der Unfall ereignete sich im Kolberger Weg. tom

Ein Brief aus Jakarta

Gott oder Kommunismus, den Indonesiern fällt die Wahl schwer. Entscheidet sich Radziah zum Beispiel für Gott, wird sie ewig Jungfrau bleiben. Schert sie sich den Teufel darum, drohen ihre Kinder dem Kommunismus zu verfallen. Das alles klingt sehr verwirrend, aber für Radziah und viele Millionen Indonesier ist dieses Szenario Wirklichkeit.

Der findige Leser hat bereits durchgeblickt: das alles muß etwas mit Liebe zu tun haben. Denn wo sonst machen sich es die Menschen so schwer. Also, es geht um das Heiraten. Da kann der indonesische Beau nicht einfach hergehen und sich in das Mädchen nebenan verlieben. Das heißt, das kann er schon. Aber da man in der recht konservativen Gesellschaft Indonesiens erwartet, daß auf das sich Verlieben das Heiraten folgt, beginnen die Probleme.

Indonesien ist eine multireligiöse Gesellschaft. Ein echter Indonesier muß an einen Gott glauben. So will es Pancasila, die indonesische Staatsphilosophie. Da es aber der Staat nicht leiden kann, wenn die Indonesier etwas glauben, von dem die Regierung nichts weiß, schreibt sie ihm auch gleich vor, an was er glauben darf. Und da hat jeder Indonesier und jede Indonesierin die Wahl zwischen fünf Göttern: dem der Muslime, dem der Katholiken, dem der Protestanten, dem der Buddhisten und dem der Hindus. Auch wer gar nicht glaubt, muß einen dieser Götter wählen, damit die entsprechende Rubrik im Personalausweis nicht frei bleibt. Wo soviele Götter so dicht nebeneinander wohnen, bleibt es nicht aus, daß sie in der Liebe um ihre Vormachtansprüche kämpfen müssen.

Nun ist Indonesien ein weltlicher Staat, und einer der wenigen Bereiche, der von diesem Staat noch nicht kontrolliert wird, ist das Liebesleben seiner Bürger. Ihm ist es im Grunde egal, wer mit welchem Gott wen mit welchem Gott liebt. Aber wie überall auf der Welt sind es die Kleriker, die das alles ganz anders sehen. Auch in Indonesien achten sie darauf, daß sie nicht arbeitslos werden. Und wenn niemand mehr in die Kirche, die Moschee oder den Tempel geht, wären sie das wohl. Also bestehen sie darauf, daß sich die Götter in der Liebe nicht mischen.

Die Götter sehen das offensichtlich anders. Sie haben Cupido losgeschickt, der sein Unwesen treibt, ohne auf Taufscheine zu achten. Und da sind wir an der Wurzel des Problems. Die ky-ays, die religiösen Lehrer der Muslime, wollen nur Muslime trauen, und wenn einer der Liebenden noch keiner ist, wird er dazu gemacht. Und so tun's die Christen, die Buddhisten und die Hindus.

Nun gibt es überall in der Welt strenge Kleriker und solche mit Weitsicht. Auch in Indonesien nehmen es nicht alle so genau mit dem Taufschein. Indonesier, die über die Grenzen ihrer Religion hinausheiraten wollen, lassen sich einfach unter beiden Religionen trauen (das heißt dann Priester-einkaufen) und gehen dann zum Standesamt, um die Ehe rechtskräftig werden zu lassen.

Das gefällt wiederum den Klerikern nicht. Kürzlich wetterte ein Islamist vor 150 000 Gläubigen im Senayan-Stadion von Jakarta, daß diese Ehen nicht gültig seien. Ein anderer behauptete, daß es ohne Religion keine Liebe geben könne. Gemeint war natürlich seine Religion. Und allesamt fragen sich die strenggläubigen muslimischen Eltern: Wenn unser Sohn eine Christin heiratet, haben wir dann gesündigt?

Der Staat will es seinen Untertanen nun einfacher machen. Die Indonesier sollen ihre Ehe vor dem Standesamt beschließen können, ohne daß nach ihrem Gott gefragt wird. Der Grund: zuviele Indonesier leben in den Augen ihrer Götter in Sünde. Doch da fahren die Kleriker schwere Geschütze auf. Kinder, die mit zweierlei Göttern aufwachsen, haben schließlich gar keinen Gott. Und wer gar keinen Gott hat, ist ein Kommunist.

Papak Suharto steht vor einer schweren Entscheidung. Ändert er die Gesetze, dann darf sein jüngster Sohn seine kleine protestantische Sängerin heiraten. Tut er's nicht, leben die beiden in Sünde. Läßt er die beiden "Priester-kaufen", erwächst aus der Präsidentenfamilien eine neue kommunistische Gefahr.

Liebe Freunde, ich frage mich, wie die Indonesier jemals 185 Millionen werden konnten.

Gruß

JÜRGEN DAUTH

Hat der "Vorzeige-Sportclub" Magdeburg etwas zu verbergen? Verein verlangt von Athleten strengste Schweigepflicht Sportler müssen Knebelverträge unterschreiben / Grundgesetz- und sittenwidrige Klauseln / Drohung mit Sanktionen

Der SC Magdeburg ist schon wer im neuen Deutschland. Wenn seine Handballer am Wochenende auf das heimische Kleinfeld auflaufen, tobt die Halle vor Begeisterung. Erfolg trägt. Die Schwimmerin Dagmar Hase wurde in Barcelona nicht nur strahlende Olympiasiegerin, sondern am nächsten Abend auch die bewunderte Rächerin ihrer Freundin Astrid Strauß. Tränenreich verteidigte sie die des Dopings Überführte im Aktuellen Sportstudio, und im Nu war der Hamburger Strafrichter Harm Beyer ausgezählt. Der hatte vorher die junge Frau bei der DM in München wie eine Sünderin vorgeführt. Schleunigst legte er sein Ehrenamt als Antidoping-Beauftragter seines Verbandes nieder. Doch, in Magdeburg geht die Post ab.

Das Image stimmt. Im Kuratorium sitzt Emil Beck, der umtriebige Fechtfunktionär aus Tauberbischofsheim, und wo er ist, fährt im nächsten Augenblick auch der gute Stern vor. Der schwäbische Automobilbauer fungiert als der Hauptsponsor, Ehrensache, gesamtdeutsch. Aber das Höchste ist, daß den Präsidenten mit Werner Schreiner ein echter Minister macht, nämlich Sachsen-Anhalts Chef für Soziales und Arbeit, zuständig auch für die Vergabe der Landesmittel für den Sport.

Da ist dichtgedrängt soviel Sachverstand und Staatstragendes auf einem Fleck versammelt, daß es um so mehr verwundert, wieso er immer noch nicht ausgereicht haben soll, sich wenigstens bis zu Artikel zwei, Absatz zwei und drei des Grundgesetzes vorarbeiten zu können. Dort stehen solche unverzichtbaren Individualrechte wie "Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" und "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit".

Hier nun muß die Rede auf die Verträge kommen, die der SC Magdeburg mit seinen Aktiven abschließt. Sie sind nämlich wahre Preßverträge, bei deren Lektüre wieder Erinnerungen an die Leibeigenschaften im Mittelalter wach werden. Volker Grabow, der Aktivensprecher im Deutschen Sport-Bund, erst einmal über das Datum im unklaren gelassen, mußmaßte, ihm werde ein archäologisches Fundstück aus der alten Befehls- und-Gehorsam-DDR vorgehalten.

Der aufs Vereinsrecht eingefuchste Rechtsanwalt Dr. Reinhard Rauball (Dortmund) und sein Kollege Rüdiger Nickel (Hanau) vom Deutschen Leichtathletik-Verband fanden endlich zu einer einvernehmlichen Wertung, wie sie nach ihren Differenzen im "Fall Katrin Krabbe" harmonischer nicht mehr vorstellbar ist. Sie klassierten den Magdeburg-Vertrag als "in Teilen sittenwidrig", "verfassungswidrig" und als "Knebelvertrag".

Die Vereinbarung umfaßt neun Paragraphen, von denen die Nummer 3c, d und die Nummer 7 die Steine des Anstoßes sind. Darin heißt es: Der Sportler sei insbesondere verpflichtet, "sich im Falle einer Verletzung oder Erkrankung bei dem vom Verein benannten Arzt zur ärztlichen Behandlung vorzustellen; sich den sportmedizinischen und sporttherapeutischen Maßnahmen, die durch den vom Verein benannten Arzt angeordnet werden, zu unterziehen".

Endlich: "Zwischen Verein und Sportler wird strengste Schweigepflicht gegenüber dritten Personen über die inhaltlichen Festlegungen des Vertrags vereinbart. Informationen gegenüber Dritten zum Vertrag erfolgen bei zwingenden Gründen nur im Einverständnis beider Vertragspartner. Bei Verstoß gegen die Schweigepflicht kann durch den betroffenen Vertragspartner der Vertrag . . . fristlos beendet werden. Wird der Vertrag auf Grund des Verstoßes gegen die Schweigepflicht fristlos beendet, so ist durch den die Schweigepflicht verletzenden Partner des Vertrages ein einmaliger Schadenersatz in Höhe des Sechsfachen der . . . vereinbarten monatlichen Entschädigung zu zahlen."

Verstöße gegen die vom Grundgesetz garantierte freie Arztwahl auch noch mit einer "strengsten Schweigepflicht" abzusichern und mit Sanktionen zu belegen, erscheint schon nicht mehr als eine schwere Fahrlässigkeit, sondern als eine unentschuldbare Entgleisung. Der schlimme Verdacht drängt sich auf, daß hier unter allen Umständen etwas verborgen werden soll.

Was steckt konkret dahinter, wenn der Vereinsarzt mit dem ihm ausgelieferten Sportler exklusiv tun und lassen kann, was er will? Um die Versorgung "normaler" Verletzungen wird es sich kaum handeln. Die Verantwortlichen des SC Magdeburg dürfen sich nicht wundern, wenn der Verdacht schon automatisch auf das Dauerthema Doping lossteuert. Altlasten, Neulasten. Es ist eine Last mit Teilen des Spitzensports im Lande. Bis auf weiteres besteht Anlaß zum tiefen Mißtrauen. ROBERT HARTMANN

Über die Hintergründe des Rassismus

FRIEDRICHSDORF. Über sozialpsychologische Hintergründe des Rassismus will sich der Arbeitskreis Asyl bei seinem nächsten Treffen am Montag, 19. Oktober, 20 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus in der Taunusstraße informieren. Zum Thema spricht der Psychologe Arne Hofmann.

Diskutiert wird außerdem darüber, wo es in Friedrichsdorf zusätzliche Unterkünfte für neue Flüchtlinge gibt. Einige Arbeitskreismitglieder treffen sich bereits um 19 Uhr, um über Sonderaktionen zu sprechen. s

Polizei kann Tatauto auf zwei Typen eingrenzen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zwei Fahrzeugtypen zieht die Polizei für jenes Auto in Betracht, das Sonntag auf Montag zwischen 22 und 6 Uhr den Metallzaun des Postgeländes in der Liebermann-Straße beschädigte. Der Fahrer entfernte sich; Schaden von 2000 Mark.

Aufgrund gefundener Autoteile am Tatort muß es sich bei dem Unfallauto um einen Mitsubishi Colt oder Lancer / Lancer Kombi ab dem Baujahr 1984 handeln, teilte die Polizei gestern mit. Das gesuchte Auto müsse vorne rechts erheblich beschädigt sein und grüne Farbe vom Metallzaun aufweisen. Hinweise erbittet die Polizei in Mörfelden, Tel. 2 20 51. lis

Stank's nun - oder etwa nicht? Hustenanfall im Kaufhaus

BAD HOMBURG. Übel ist einem Woolworth- Kunden am Freitag ein Besuch in dem Bad Homburger Kaufhaus aufgestoßen: "Hustenreiz und Übelkeit" plagte ihn noch zu Hause, berichtete der FR-Leser am Freitagvormittag. Und nicht nur er sei leidend gewesen, beobachtete er, auch andere Kunden seien hustend und augenreibend durch das Obergeschoß des Kaufhauses geeilt.

Die Schuld gab er Lösungsmitteln oder anderen giftigen Dämpfen: Im Woolworth-Obergeschoß laufen Umbauarbeiten parallel zum Verkaufsbetrieb.

"Das war falscher Alarm", glaubt hingegen Woolworth-Geschäftsführer Wolfgang Sperling. Während der Arbeiten sei am Freitag zwar ein Versiegelungsmittel aufgebracht worden, aber nur kurz und lediglich auf ein kleines Stück Boden: "Das war nur so 'ne halbe Stunde."

Zudem wurde der Bereich laut Sperling abgesperrt, "da war kein Kunde zugegen".

Wolfgang Sperling war am Freitagvormittag selbst an der neu versiegelten Stelle - ohne Halskratzen und Augentränen, wie er versichert: "Da ist nichts zu spüren."

Wie dem auch sei: Neue Versiegelungs-Dämpfe müssen auch skeptische und empfindliche Kundinnen und Kunden nicht fürchten. Sperling: "Das ist erledigt." stk

Möllemann sieht "Warnlampen" in Deutschland leuchten Wachstum in den neuen Ländern geringer als erwartet / Minister rechnet mit weniger Spielraum für reale Einkommenszuwächse

cri FRANKFURT A. M. Die wirtschaftlichen Aussichten in Ostdeutschland trüber sich immer stärker ein. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann beziffert den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts dort nunmehr nur noch auf zwei bis höchstens fünf Prozent in diesem Jahr. Die fünf führenden Konjunkturforschungsinstitute hatten in ihrem Frühjahrsgutachten das Wachstum noch mit sieben Prozent veranschlagt. Mittlerweile haben einzelne Einrichtungen ihre Vorhersagen korrigiert. Die Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind dabei mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 2,5 Prozent für die laufende Periode am niedrigsten angesiedelt.

Angesichts dieses Szenarios sind nach Ansicht Möllemanns die "Warnlampen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands nicht mehr zu übersehen". Nach wie vor sei die Lage in Ostdeutschland von "anhaltenden Anpassungsschwierigkeiten" geprägt, sagte der FDP-Politiker anläßlich eines Festaktes zum 100jährigen Bestehen des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt. Im Baugewerbe und in vielen Dienstleistungsbranchen gehe es zwar aufwärts, insgesamt seien die Fortschritte aber "im wesentlichen" auf staatliche Förderung zurückzuführen.

Auch in Westdeutschland tendiere die Wirtschaft zu Stagnation, die Entlastung durch den Export sei noch nicht "greifbar" und der "Lohnkostendruck" der vergangenen Jahre werde erst allmählich nachlassen. "1993 startet die Konjunktur mit einem Handicap", so daß im Jahresdurchschnitt "mit einem nochmals niedrigeren Wirtschaftswachstum" gerechnet werden müsse. Ein weiteres Abgleiten der Konjunktur verschlechtert nach Einschätzung des Ministers aber die Aussichten für eine Belebung im Osten. Dringend nötig sei in einer derart schwierigen Lage ein "Solidarpakt für Wachstum". Komme dieser nicht zustande, werde ökonomische Vernunft "früher oder später" durch eine "Stabilisierungskrise erzwungen". Umdenken sei daher auf vielen Gebieten geboten.

In diesem Zusammenhang griff der FDP-Politiker sein Lieblingsthema Lohn- und Tarifpolitik auf. Ein "Umdenken und eine Differenzierung", sagte er unter dem Beifall der Wirtschaftsvertreter, in Richtung auf eine "Flexibilisierung" sei "dringend erforderlich". Nur so kann seiner Meinung nach der Aufschwung im Osten realisiert und die konjunkturelle Schwäche im Westen überwunden werden.

Das Ziel, die Löhne in den neuen Bundesländern "pauschal in großen Schritten" dem westdeutschen Niveau anzugleichen, habe zu einer Lücke zwischen Verdienst und Produktivität im Ausmaß von 64 Prozent geführt. Möllemann mahnte erneut eindringlich dazu, "wirtschaftliches Leistungsvermögen mit der Lohnentwicklung in Übereinstimmung zu bringen". Erreicht werden könne dies unter anderem durch differenzierte Löhne und unternehmensbezogene Tarifabschlüsse. Aber auch in den alten Bundesländern sollte "klar sein", "daß mit der deutschen Einheit der Spielraum für reale Einkommenszuwächse geringer geworden ist". Zur Förderung der Investitionstätigkeit müßten die "realen Lohnsteigerungen vorläufig hinter der Produktivitätsentwicklung zurückbleiben". Ferner sei zur Sicherung des Standortes Deutschland der Anstieg der Lohnnebenkosten "zu stoppen".

Möllemann verteidigte seine wiederholten Einmischungen in die Tarifpolitik. Die Ansicht, der Staat habe sich bei diesem Thema herauszuhalten, teile er ganz und gar nicht. Schließlich sei dieser auch Arbeitgeber, wobei er hoffe, daß er bei der nächsten Tarifauseinandersetzung (im öffentlichen Dienst) mit besserem Beispiel voran gehen werde. Wenn sich IG-Metall-Chef Franz Steinkühler im übrigen auf dem Gewerkschaftstag zur Asylpolitik äußere, stehe es ihm als Wirtschaftsminister auch zu, zur Lohn- und Tarifpolitik Stellung zu nehmen.

Verfolgungsjagd mit der Polizei

LIEDERBACH. Mit quietschenden Reifen wendete ein Autofahrer, als er am Donnerstagabend um 22.50 Uhr an der Höchster Straße eine Verkehrskontrolle der Polizei erblickte.

Eine Streife verfolgte ihn durch Liederbach bis zu einem Feldweg vor der Unterführung der Bundesstraße 8. Dort rammte der Autofahrer den Streifenwagen und fuhr direkt auf zwei Polizeibeamte zu, die ausgestiegen waren und sich nun mit Schüssen auf den Motorbereich des Autos wehrten.

Der Flüchtige raste mit seinem Wagen weiter. Die Fahnder spürten das Auto in der Ernst-Böckler-Straße in Unterliederbach auf. Den Fahrer, einen 20jährigen Kelkheimer, nahm die Polizei in einem Haus an der Ibellstraße fest.

Er sagte nach Polizeiangaben bei der Vernehmung aus, er habe der Verkehrskontrolle entgehen wollen, weil er keinen Führerschein mehr hatte.

Streit um Lackierarbeiten Geruchsbelästigung beklagt / Keine Genehmigung vom Amt

HOFHEIM. "Wir haben hier nur ab und zu mal Kleinigkeiten gespritzt. Modelle, Design und Pläne sind unser Hauptgeschäft." Karlheinz Wagner, Chef der Langenhainer Messebaufirma "Fair-Construction" kann sich den Wirbel um die Spritzarbeiten in seinem Betrieb nur mit der "uralten Feindschaft" mit einem Nachbarn erklären: Der habe sich in den Kopf gesetzt, die Firma zu ruinieren.

Der Nachbar hatte sich anläßlich einer Ortsbegehung bei Bürgermeister Rolf Felix (CDU) über Geruchsbelästigung beschwert. Das Bauamt prüfte und stellte fest, daß "illegal lackiert wurde": Während es für den restlichen Betrieb laut Bauamtsleiter Gernot Kaup eine Genehmigung gibt, müssen die Lackiergeräte nun liegenbleiben: "Eine sachliche Entscheidung ohne Emotionen."

Er habe es versäumt, dem Bauamt zu melden, daß in einem ehemaligen Lagerraum jetzt lackiert werde "und zwar nicht erst seit drei Monaten, wie behauptet wird, sondern schon seit fast zwei Jahren", sagt Wagner. Daß der Nachbar sich erst jetzt beschwert habe, beweist für den Firmenchef, daß es mit der Geruchsbelästigung nicht weit her sein könne. Gearbeitet werde ohnehin mit nur mit Acrylacken, "die riecht man nicht", lediglich einmal sei ein Zweikomponentenlack benutzt worden, "und der stinkt schon." Er wolle jetzt die nötige Genehmigung beim Bauamt beantragen. Dort gibt es laut Amtsleiter Kaup keine grundsätzlichen Einwände: "Wenn die Auflagen der Gewerbeaufsicht erfüllt sind", sei eine Genehmigung des Lackierraums möglich.

Das Wiesbadener Gewerbeaufsichtsamt bestätigt Angaben Wagners, nach denen die Lackieranlage selbst nach dem Emissionsgesetz keiner Genehmigung bedarf. Diese sei nur bei wesentlich größeren Maschinen nötig, sagt der stellvertretende Amtsleiter Harald Lorenz. Bevor das Gewerbeaufsichtsamt darüber entscheiden könne, ob die Spritzarbeiten in der Langenhainer Firma seinen Segen bekommen, muß ein unabhängiges Gutachten vorliegen. Das habe er jetzt beim TÜV angefordert, sagt Wagner. bhe

"Die Leute einfach babbeln lassen" Otto Lux dreht seit 20 Jahren als Hilfspolizist in Oberursel seine Runden

OBERURSEL. "Das geht uns total auf die Eier", schimpft der aufgebrachte Unternehmer und zeigt auf sein zugeparkte Firmeneinfahrt: "Da haben wir für einen Haufen Geld einen Parkplatz anlegen müssen, und jetzt kommen die Lieferanten nicht durch, weil ständig die Zufahrt blockiert ist!" Riesensattelschlepper stünden hier rum, die Arbeiter von der Baustelle gegenüber versauten seine Grünanlage mit leeren Bierflaschen, und überhaupt, das Autohaus vom Zimmersmühlenweg benutze die ganze Straße In den Schwarzwiesen als Abstellfläche, ganz zu schweigen von der Schrottfirma nebenan, die sogar auf dem Bürgersteig Autos auseinandernehme und Öl auf die Straße laufen lasse.

Dieter Stückel, Mitinhaber von "Quadro Messebau", macht seinem angestauten Ärger Luft. Und Otto Lux, der Mann mit der grünen Uniform und der weißen Schirmmütze, hört sich alles geduldig an und rät dem erregten Geschäftsmann schließlich, einen Brief an die Straßenverkehrsbehörde zu schreiben.

Dann werde eine Verkehrsschau gemacht und sein Vorschlag, hier ein Halteverbot anzuordnen, geprüft. Der Herr Stückel hat sich inzwischen beruhigt und schaut befriedigt zu, wie der Ordnungshüter den Knollen-Block zückt. "Der steht ganz miserabel", kommentiert Otto Lux und klemmt den Strafzettel unter den Scheibenwischer des Autos, das halb in der Einmündung parkt.

Auch der Lieferwagen mit dem Hänger an der Ecke Zimmersmühlenweg ist dran - "kann ich nicht durchgehen lassen, kostet 30 Mark". Und dann fällt sein geübter Blick noch auf das Nummernschild eines älteren VW Passats: "TÜV ist abgelaufen, da mach' ich jetzt eine Halterfeststellung, wird nächste Woche abgeschleppt."

Abgeschleppt wird auch der Wartburg mit dem alten DDR-Kennzeichen und dem beschädigten Rücklicht, der schon seit Wochen am Friedhof in Bommersheim steht. Das ist die nächste Station auf der zweistündigen Rundfahrt mit Otto Lux, dem Dienstältesten der sieben Oberurseler Ordnungspolizisten. Seit 20 Jahren ist er schon in städtischen Diensten. Länger, nämlich fast 25 Jahre, war nur Fritz Glotz dabei gewesen, der 1988 in den Ruhestand ging.

So bärbeißig, wie er auf den ersten Blick wirken mag, ist Otto Lux überhaupt nicht. "Ich bin eine Art Abladestation für Ärger", erzählt er unterwegs, "man muß einfach die Ruhe bewahren Er kennt fast jeden und ein bißchen Fingerspitzengefühl haben." Natürlich kennt er nach 20 Jahren fast jeden, gerade in Bommersheim, seinem eigentlichen Bezirk. Und wenn er den Bäcker Soundso beim Falschparken erwischt, geht er lieber in den Laden und macht ihn "freundlich aber bestimmt" drauf aufmerksam, als daß er ihm gleich einen Knollen verpaßt. "Mit dem eisernen Besen kehren mag ich nicht, das Ganze soll ja auch erzieherisch wirken." Eine Einschränkung allerdings gibt es: "Wenn mich einer in unkorrekter Weise anmacht, kann ich auch mal laut werden." Aber das komme schon recht selten vor.

Der Wartburg aus Erfurt kommt jetzt erst mal auf den Bauhof. Die "Halterfeststellung" kann schwierig werden, denn das Kennzeichen gehört eigentlich zu einem Volkswagen, wie schon festgestellt wurde. So um die 20 Autos mit unbekanntem Halter oder abgeschliffener Nummer stehen zur Zeit auf dem städtischen Bauhof. Nach ein bis zwei Jahren werden sie verschrottet, wenn sich kein Besitzer meldet.

"An der Bleiche, direkt am Festgelände, sollen Autos kreuz und quer parken", quäkt es aus dem Walkie-Talkie. Einsatzleiter Bauer im Rathaus schickt Otto Lux zum nächsten Einsatzort. Auf dem Weg dahin registriert er mit Genugtuung, daß die Bundesbahn die Böschung am Bahndamm in der Bruchwiesenstraße in Ordnung gebracht hat, auch Bauer Häuser hat den Wildwuchs seiner Brachfläche zurückgeschnitten, "nur den Rinnstein hat er vergessen, das muß ich notieren". Tempo 30 in der Lange Straße werde "ganz gut angenommen", freut er sich, und daß der Blumenwagen in der Bommersheimer Straße zu weit auf der Fahrbahn steht, stößt auf Milde und Verständnis: "Er kann ja seine Blumen nicht kilometerweit schleppen."

Das umrasierte Verkehrsschild in der Pfingstweidstraße steht wieder ("da hatte ich eine Meldung geschrieben, der Bauhof hat das schon erledigt"), der Bauschutt-Container in der Kapersburgstraße jedoch findet seine Mißbilligung ("müßte heute schon weg sein, ist nicht erledigt"), und am Festgelände schließlich ist alles gar nicht so schlimm. Nur ein weinroter Mercedes parkt etwas gewagt, der Besitzer baut gerade einen Stand auf. In spätestens zehn Minuten fahre er weg, verspricht er, und Otto Lux steigt zufrieden wieder in seinen weißen Corsa mit dem Stadtwappen an der Tür. "Ich sehe keinen Anlaß, hier Terror zu machen, die Leute müssen doch ihr Zeug abladen für die Kerb."

Im Torbogen des Alten Rathauses winkt Stadtstreicher Bernd Wulf fröhlich aus dem Schlafsack. Er ist einfach nicht wegzukriegen. Die Stadtverwaltung ließ Betonpoller und ein Flatterband anbringen, aber das stört ihn nicht. "Was soll man da machen?" Auch Otto Lux ist ratlos, aber auch ein bißchen sauer: "Der Bürgermeister hat ihm Arbeit im Bauhof angeboten, aber er lehnt das ab, dafür habe ich kein Verständnis, ich muß ja auch meine Brötchen verdienen."

Was macht der Hilfspolizeibeamte Lux (52), wenn er nicht im Dienst ist? Er ist Trainer im Amateurboxclub Oberursel und fährt am 27. Oktober mit seinem Schützling Alexander Bohn zu den Deutschen Meisterschaften. Der 19jährige Schwergewichtler wird es nicht leicht haben, da macht sich sein Coach keine Illusionen. Früher hat er selber geboxt, immer als Amateur, aber das ist schon eine Weile her. Vielleicht zuckt es ihn ja manchmal noch in den Fäusten? "Quatsch", sagt da der Hipo Lux und verrät, was er von seinem alten Kollegen Fritz Glotz gelernt hat: "Auf keine Diskussion einlassen, die Leute einfach weiterbabbeln lassen, und wenn einer ,blöder Bulle' sagt, überhör' ich das einfach."

HANS KONANZ

Neues Gerät spürt Betrug auf Bad Homburg setzt Fahrzeug gegen Pfusch beim Straßenbau ein Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Rüggeberg

BAD HOMBURG, 16. Oktober. Tiefbaufirmen, die mehr Leistungen abrechnen, als sie erbracht haben, drohen härtere Zeiten. Ein Spezialfahrzeug, das mit seismischer Technik und Computer die Verhältnisse unter der Oberfläche sichtbar macht, kann Hinweise darauf geben, wo gepfuscht und betrogen wurde. In Bad Homburg ist das neue Verfahren im Einsatz, und viele andere Kommunen - gerade aus dem von Korruptionsskandalen betroffenen Taunus - haben bereits ihr Interesse angemeldet.

Eine Wohnstraße im noblen Bad Homburger Vorort Dornholzhausen wurde am Freitag "abgeklopft". Dort ist 1989 der Abwasserkanal ausgetauscht worden, und die Baufirma - eines der in die Korruptionsaffäre verwickelten Unternehmen - hat bei den Erdarbeiten eine "auffällig große Breite abgerechnet", wie Jörg Bartsch vom Rechnungsprüfungsamt der Kurstadt meint. Erste Messungen ergaben, daß 80 bis 90 Zentimeter mehr Aushubbreite in Rechnung gestellt als wirklich bewegt wurden. Auf einer Länge von 400 Meter können so 120 000 Mark zusammenkommen, die die Stadt von der Baufirma zurückfordern könnte. Allerdings gilt die seismische Messung nicht als gerichtsverwertbarer Nachweis; den müssen dann Grabungen erbringen. Doch der Vorteil der neuen, aus Dänemark stammenden Technik liegt auf der Hand: Während früher auf Verdacht und mit hohen Kosten eine Straße an vielen Stellen aufgebuddelt werden mußte, genügen jetzt ganz gezielte Grabungen.

Das rund 300 000 Mark teure Spezialfahrzeug ermittelt normalerweise Daten zur Tragfähigkeit von Straßen-, Platz- und Rollfeld-Belägen. Die Bad Homburger Anwendung ist ein Nebeneffekt. Rechnungsprüfer Bartsch: "Hier sind unkonventionelle Methoden notwendig."

Ein Gewicht, das im 30-Zentimeter-Abstand auf die Fahrbahn niedersaust, löst Erschütterungen aus, vergleichbar der Belastung durch einen Lkw. Geophone messen, wie sich diese Schocks unterirdisch auswirken, und geben anhand der Verdichtung im Erdreich Aufschluß darüber, was die Baufirma dort getan - und gelassen - hat. Die Bad Homburger Kontrolleure sind optimistisch, daß bald verwertbare Ergebnisse herauskommen.

Nidda literarisch: Reich-Ranicki lockt die Massen

NIDDA. "Ein Kritiker als Repräsentant der deutschen Literatur ist etwas Ungeheuerliches." So sprach Jochen Hieber aus Stornfels, Initiator der Vortragsreihe "Nidda literarisch". Der Mann hatte recht. Der riesige Parkplatz vor dem Bürgerhaus verschwand am Donnerstag unter den Autos. Knapp tausend Menschen verließen ihre Vehikel und strömten ins Bürgerhaus. Sie zahlten sechs Mark Eintritt, holten sich selbst die letzten Stühle aus dem Magazin und stellten damit auch die hintersten Ecken des großen Saales voll. Von der Bühne herab irrte der Blick des Ersten Stadtrats Georg Wegner über ein Meer von Menschenköpfen. Nicht zu fassen: All diese Leute kamen nur, um einen pensionierten Feuilleton-Redakteur zu hören. "Wozu Literatur?" fragte Marcel Reich-Ranicki schlicht - und die Massen strömten nur so herbei.

Lag es an der Literatur oder am Vortragenden? Dieser alte Herr mit starker Brille, spärlichem Haarkranz und braunem Anzug redet im Fernsehen über Bücher und Autoren. Laut und schlagfertig, mit rollendem R, großer Gestik und eigenwilliger Betonung. "Ach", deklamierte Reich-Ranicki in Nidda, "wie möchten alle politischen Parteien die Literatur für ihre Zwecke verwenden!" Vorher hatte er Kafkas "Schloß" auf den Berggipfel seiner Literatur-Landschaft gesetzt, Tucholskys "Schloß Gripsholm" auf die Ebene und Ganghofers "Schloß Hubertus" ins Tal der niederen Unterhaltungsliteratur. Es habe ja noch Mieseres gegeben, "wie etwa von der bekannten Hedwig Courths-Mahler", meinte der belesene Fernsehstar und schleuderte den Schund imaginär mit ausgestreckten Armen beidseits des Rednerpults nach hinten weg. Ansonsten erfuhr das Publikum: Literatur sei Unterhaltung, der Autor schreibe stets über sich selbst, und manchmal (vorwiegend in Diktaturen) habe Literatur politische Macht. Sie mache das Leben schöner, sagte Reich-Ranicki kurz vor zehn und tauchte dann in eine Menschentraube ein, um die am Bücherstand gekauften Bände zu signieren.

Es bleibt die Frage: Warum kamen so viele Leute zum Vortrag? Weil er den realen Reich-Ranicki mit dem Fernsehbild vergleichen wolle, sagte ein befragter Mittdreißiger im Foyer. Er habe viele seiner Kritiken gelesen, der Mann sei phantastisch. Ein anderer: "Wie der halt redet, allein von seiner Art . . ." Reich-Ranicki sei "witzig", meinte eine Dame. Ihr Begleiter: "Das ist was Neues in Nidda, Kultur und so." Ein junger Mann erklärte sein Kommen mit einem Gleichnis: "Wenn ich auf den Fußballplatz gehe, will ich ein gutes Spiel und viele Tore sehn. Hier will ich sehn, wie der Reich-Ranicki den Böll niedermacht!" Zwei Mädchen und ein Junge vom Gymnasium hatten sich von der Reich-Ranicki-Show tatsächlich literarische Anregungen erhofft. Sie wirkten hinterher enttäuscht: "Der Mann ist ja so wie die Literatur, von der er spricht. Thomas Mann und Kafka: abgedroschen, nichts Neues!" KLAUS NISSEN

Kaskoversicherer schnüren schon bald ihre Taschen zu Entschädigung zum Neupreis soll es bereits 1993 nicht mehr geben / Eigenbeteiligung bei geklauten Autos in der Diskussion

jk FRANKFURT A. M. Die deutschen Kfz-Versicherer ziehen die Notbremse. Wegen der grassierenden Auto-Diebstähle wird der Leistungsumfang in der Kaskosparte voraussichtlich bereits Anfang des nächsten Jahres erheblich eingeschränkt, steigen die Beiträge für neue Verträge um zweistellige Prozentsätze und droht der Kundschaft in absehbarer Zeit eine kostspielige Selbstbeteiligung.

Richard Wienstein, Vorsitzender des HUK-Verbandes, spricht "ohne Übertreibung" von einer "katastrophalen Entwicklung" bei Vollkasko. Seinen Worten zufolge sieht es "auf der Schadenseite wirklich zappenduster aus", was zum einen die Folge der dramatisch zunehmenden Auto-Diebstähle und zum zweiten die der permanent sinkenden "Wiederauffindungsquote" sei. Der Fahrzeug-Klau, der im vergangenen Jahr um 45 Prozent auf 85 000 Fälle emporgeschnellt ist, droht 1992 nochmals um die gleiche Rate zu klettern. Mehr als die Hälfte der in den ersten sechs Monaten in Deutschland gestohlenen 63 000 Autos sei auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Damit ist laut Wienstein ein Problem entstanden, das sich durch Beitragserhöhungen kaum noch in den Griff bekommen lasse und das auch so nicht gelöst werden sollte.

Nach den Vorstellungen der Versicherungskonzerne muß es ans Eingemachte gehen: Sie wollen ihren Deckungsumfang verringern. Wenn das Aufsichtsamt mitspielt - und der HUK-Verband ist damit in Berlin nach eigenem Bekunden auf Verständnis gestoßen -, wird es bereits Anfang 1993 keine Neupreis-Entschädigung mehr geben. Bislang ist es noch Praxis, daß der Eigentümer eines Vehikels, das während der ersten beiden Jahre nach seiner Erstzulassung geklaut wird, den Listenpreis des Werkes erstattet bekommt. Künftig soll es damit vorbei sein und nur noch der Zeitwert angesetzt werden. Da Vollkaskoversicherungen in aller Regel nur nach Neuwagen-Käufen abgeschlossen werden, dürfte die Assekuranz in relativ kurzer Zeit ihren gesamten Bestand in diesem Segment auf die geänderte Bedingung umgestellt haben und beträchtliche Summen sparen.

Zweitens möchten die Unternehmen eine Selbstbeteiligung bei Diebstahl durchdrücken. Dabei denken sie an einen Satz von zehn Prozent. Wer also sein nagelneues 40 000-Mark-Vehikel vollkaskoversichert und es unmittelbar nach dem Kauf geklaut bekommt, erhielte nur noch 36 000 Mark erstattet. Diese Mithaftung soll nur dann nicht gelten, wenn es sich um einen fahrbaren Untersatz handelt, der besser als heute üblich gesichert ist. Im Gegensatz zum bevorstehenden Abschied von der Neupreis-Entschädigung zieht in diesem Punkt die Berliner Aufsichtsbehörde allerdings noch nicht so recht mit, so daß es noch mindestens bis zum übernächsten Jahr dauern dürfte, bis die Versicherungsmanager die Beamten an der Spree weichgeklopft haben.

Drittens grübelt die Branche über eine neue Tarifstruktur, bei der sich der Kunde nach verschiedenen Bausteinen den Deckungsumfang selbst zusammenstellt. Das könnte dann so aussehen, daß eine abgemagerte Kaskoversicherung Schutz gegen Unfall, Wildschäden und Vandalismus bietet, der zweite Baustein die Deckung von Brand- und Elementarschäden und Diebstahl umfaßt sowie ein dritter Glasbruch mit einschließt. Darüber hinaus hat die Assekuranz Gespräche mit den Autofirmen aufgenommen, damit diese ihre Produkte "serienmäßig und zu erschwinglichen Preisen", wie Wienstein betont, so ausstatten, daß Diebstähle erschwert wenn nicht sogar verhindert werden. Im einzelnen fordert der HUK-Verband:

- Die Schließsysteme müssen so verbessert werden, daß sich die Fahrzeuge nur mit Schlüssel wieder öffnen lassen. Die Aktivierung der Verrieglung muß von allen Türen sowie vom Schloß des Kofferraumdeckels ohne zusätzliche Schlüsseldrehung möglich sein. Die Öffnung der Türen durch Drähte und Sonden über den Fensterschacht soll unmöglich gemacht werden.

- Die Türschlösser müssen so konstruiert sein, daß sie nur mit massivem Werkzeug und erheblichem Zeitaufwand zu überwinden sind.

- Nach jedem Aufbruch muß es einen akustischen und optischen Alarm geben.

- Das Lenkradschloß und die damit verbundene Verriegelungsmechanik müssen so stabil sein, daß sie sich nicht oder zumindest nur mit erheblichem Zeitaufwand überwinden lassen.

- Elektronische Sicherungen sollten nach Aufbruch des Fahrzeugs den Betrieb des Motors unterbinden. Dies kann geschehen durch elektronische Codierung des Originalschlüssels verbunden mit einem Codesystem, das in das Motormanagement eingreift.

- Um die Identifizierung gestohlener Autos zu erleichtern, sollte an mehreren Stellen die Fahrgestellnummer eingeprägt sein.

- Die unbefugte Anfertigung von Nachschlüsseln muß erschwert werden. Werkzeugvertretungen sollen codierte Schlüssel oder Codekarten nur gegen Nennung der Fahrgestellnummer vergeben dürfen.

Sollten die Autohersteller ihre Fahrzeuge nicht entsprechend ausstatten, droht Wienstein zufolge eine weitere Eskalation. Dann hält er sogar "italienische Verhältnisse" hierzulande für möglich. Auf dem "Stiefel" können inzwischen manche Autos nicht mehr gegen Diebstahl versichert werden.

Diese Gefahr scheint in Deutschland allerdings nicht so groß zu sein. Professor Max Danner, der Technik-Experte des HUK-Verbandes, berichtet von seinen Gesprächen mit bisher vier Unternehmen, in denen er auf "absolute Bereitschaft und Verständnis" gestoßen sei. "Schluckauf" hätten seine Verhandlungspartner lediglich bei der elektronischen Codierung des Autoschlüssels bekommen. Ansonsten aber zeigt er sich überzeugt davon, daß "die überwiegende Zahl der Forderungen" von der Industrie schon im Laufe des nächsten Jahres realisiert werde. Über die daraus resultierenden Preiserhöhungen mag er jedoch nicht spekulieren.

Konkretes zu Preisaufschlägen vermag indessen sein Kollege Wienstein zu sagen: Die Branche versucht gerade die Berliner Aufseher von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Tarife in der Kfz-Haftpflicht Anfang nächsten Jahres um rund 3,5 Prozent zu erhöhen. Knüppeldick kommt es in der Vollkaskoversicherung. Hier sollen die neuen Verträge um 15 bis 20 Prozent teurer werden, und in Teilkasko sind Aufschläge von immerhin zehn Prozent anvisiert.

Seismische Spürnase schnüffelt nach betrügerischen Tiefbauern Im Langenfeld war das GSA-Spezialfahrzeug im Einsatz: Erschütterungen zeigen, was rund um den Kanal im Boden geschah

BAD HOMBURG. Erschüttert wurde die Dornholzhäuser Straße "Im Langenfeld" gestern: Dutzende Male ging ein 150-Kilogramm-Gewicht nieder, seismische Meßgeräte und ein Computer erfaßten die Folgen. Die Methode, bereits vor ein paar Monaten in der Kurstadt ausprobiert, soll es einfacher machen, pfuschenden oder betrügerischen Tiefbaufirmen auf die Spur zu kommen: Sie kann deutlich machen, wo ein Unternehmen für Leistungen kassiert, die es gar nicht erbracht hat. Besondere Bedeutung hat das neue Verfahren vor dem Hintergrund des Korruptionsskandals im Taunus, in dessen Rahmen betrügerische Abrechnungen zutage getreten sind.

Jörg Bartsch vom Bad Homburger Rechnungsprüfungsamt geht davon aus, daß die Meß-Aktion am Freitag zu "verwertbaren Ergebnissen" führt. Den ganzen Tag war das 300 000 Mark teure Spezialfahrzeug der Kaiserslauterner Gesellschaft für Straßenanalyse (GSA) im Einsatz; nach dem Langenfeld sollte auch der Niederstedter Weg unter die seismische Lupe genommen werden. Klar, daß bereits viele Kommunen ihr Interesse an der neuen unterirdischen "Spürnase" bekundet haben.

Nachdem im Langenfeld 1989 der Kanal ausgetauscht wurde, fiel den Rechnungsprüfern auf, daß die Tiefbauer beim Erdaushub für "auffällig viel Breite" kassiert hatten. Erste Messungen vor einigen Monaten ergaben, daß der ausgehobene Graben an einer Stelle um 80 bis 90 Zentimeter schmaler war, als auf der Rechnung stand. Diese Stichprobe wird nun auf die gesamte Länge ausgedehnt. Bewahrheitet sich der Verdacht, wird die Stadt um ihr Geld kämpfen.

Dazu freilich reicht die seismische Untersuchung nicht aus; vorläufig ist dieses Verfahren gerichtlich noch nicht anerkannt. Doch die Genauigkeit ist mittlerweile sehr hoch, und Professoren der Fachhochschule Frankfurt, ein vereidigter Gutachter sowie der Anwalt, der die Interessen Bad Homburgs und der anderen korruptionsgeschädigten Kommunen vertritt, sind einbezogen.

Den letztgültigen Beweis liefern Grabungen in der Straße. Die aber können nun ganz gezielt erfolgen, wo früher aufwendig und mehrfach die Fahrbahn aufgerissen werden mußte. So gesehen rechnet sich auch der Aufwand: Ein Tag mit dem Meßwagen kostet 4000 Mark. Und wenn es gelingt, der Firma Pfusch oder Betrug nachzuweisen, muß sie - neben der Erstattung der zuviel kassierten Summe - auch die gesamten Gutachterkosten übernehmen. Im Falle Langenfeld sind 400 Meter Kanal verlegt worden, und nach Jörg Bartschs Kalkulation sind schnell 120 000 Mark beisammen, die die Stadt zurückbekommen könnte - ein Preis, der den Einsatz lohnt. "Hier waren unkonventionelle Methoden notwendig", meint Bartsch. Ihm, dem Gutachter Georg Simon und anderen Beteiligten ist es zu verdanken, daß ein Nebeneffekt des GSA-Fahrzeugs genutzt wird. Üblicherweise macht es Angaben zur Deckenstärke auf Straßen, Plätzen und Flugfeldern.

Ein Hydraulik-Gewicht fällt auf die Fahrbahn, und die hochempfindlichen Meßgeräte machen anhand der Verdichtung im Boden Aussagen darüber, was dort liegt. So läßt sich - jeweils zwischen zwei Gullies - ablesen, ob etwa für den Kanal wirklich ein 2,80 Meter breites Loch gegraben wurde oder ob es nur 1,80 Meter waren. Eine Baufirma, die so verfährt, sündigt zweifach: Sie verstößt gegen Bauvorschriften, und sie gibt den Einsparungseffekt nicht an den Auftraggeber weiter, sondern behält ihn für sich. tom

"Stadthalle wird zum Luxus" FDP verlangt für die Vereine ermäßigte Mieten

OFFENBACH. Vereine, die die Stadthalle für einen Ball oder eine große Sportveranstaltung mieten wollen, sollen im Gegensatz zu kommerziellen Nutzern Sonderkonditionen erhalten, verlangt die FDP-Stadtverordnetenfraktion in einem Antrag an das Stadtparlament.

Seit Magistrat und Parlament unlängst eine saftige Gebührenerhöhung beschlossen haben, werden die Klagen der Vereine, sie könnten sich die Stadthalle nicht mehr leisten, immer lauter.

Die Freien Demokraten artikuliert das Unbehagen der Vereine so: "Die Vereine müssen eine realistische Chance behalten, ihre Veranstaltungen in der Stadthalle noch finanzieren zu können. Andererseits droht ein weiterer Niedergang des kulturellen und öffentlichen Lebens in der Stadt."

Die Stadt verlangte 26 Jahre lang die gleiche Hallenmiete und verstand das auch als Subvention für die Vereine. Nun zwang die Finanznot zur drastischen Gebührenanhebung von 550 auf 1250 Mark, dazu kommen noch Kosten für Strom, Heizung, Belüftung, Wasser, Bestuhlung, Reinigung und die Nutzung technischer Einrichtungen.

Der Tanzsport-Club Maingold-Casino, der in den letzten 20 Jahren vierzehn Deutsche Meisterschaften ausrichtete, beklagte in einem Brief an den Magistrat der Stadt Offenbach, daß die Hallenkosten um das Dreifache auf über 10 000 Mark gestiegen sind. Maingold Vorsitzender Carlo Enders fragte: "Es sind nur noch wenige Offenbacher Vereine, die sich den Luxus Stadthalle erlauben können, und es werden immer weniger: Ist das so gewollt?"

"Natürlich nicht", sagt Sportamtsleiter Reinhard Knecht und verweist darauf, daß die Sport- und Festhallen in den Nachbarkommunen auch nicht billiger sind. Er rät den Vereinen, die die Halle mieten wollen, über den Magistrat beim Oberbürgermeister und Sportdezernent Wolfgang Reuter Anträge auf Sonderkonditionen einzureichen.

Weil die Stadthalle nicht kostendekkend betrieben werden konnte, jährlich einen Zuschuß um die 600 000 Mark verschlang, versuchte der Magistrat die Halle zu verpachten oder zu verkaufen. Die Frankfurter Saalbau GmbH zeigte sich zunächst interessiert, hat aber endgültig abgewunken.

Ein neuer Interessent sei nicht in Sicht, berichtet Knecht. lz

Deutscher erfror am Berg

WELLINGTON, 16. Oktober (dpa). Ein Student aus Tübingen ist in Neuseeland beim Bergsteigen erfroren. Der 26jährige Mann war am Donnerstag von einer Gruppe von fünf Deutschen und einem Chinesen nur 50 Meter entfernt von einer Schutzhütte auf dem knapp 2000 hohen Tongariro gefunden worden. Das berichtet am Freitag die neuseeländische Presseagentur NZPA.

Laut Polizei hatte sich der Deutsche in einem Schneesturm verirrt und war erfroren. Der Mann war am 8. Oktober nach Neuseeland gekommen, um in einem Krankenhaus in Hastings zu arbeiten. Ein Polizeisprecher sagte, die Kleidung des Toten sei den Wetterbedingungen in keiner Weise angepaßt gewesen. Ein Bergsteiger berichtete, er habe den Studenten vor dem Aufstieg getroffen und ihm dringend von einer Besteigung des Berges abgeraten.

Nur ein geringer Rückgang beim Straßenraub Bereinigte Statistik zeigt Abnahme der Delikte um 9,4 Prozent / Bislang 23 Prozent vermutet

Die Anzahl der Straßenraubdelikte in Frankfurt ist 1992 dank einer verstärkten Polizeipräsenz in der Innenstadt im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent zurückgegangen - mit Ausnahme des Bereichs Hauptwache, wo die registrierten Straftaten sogar zunahmen. Waren in den ersten neun Monaten des Vorjahres noch 1377 Fälle von Straßenraub zur Anzeige gebracht worden, so nahm die Polizei bis zum 1. Oktober dieses Jahres 1248 Anzeigen entgegen.

Diese Zahlen, denen allerdings eine hohe Dunkelziffer entgegensteht, nannte der Leiter des Straßenraubdezernates Lothar Herrmann. In der Öffentlichkeit war bislang immer von einem Rückgang der Straßenraubdelikteum um 23 Prozent die Rede.

Hauptkommissar Herrmann erklärt die Differenz zwischen den bislang veröffentlichten und den tatsächlich zutreffenden Zahlen mit der "gereinigten Statistik", die das für Straßenraub zuständige Dezernat K 14 führt. Die Beamten von K 14 melden nur die Strafanzeigen zur statistischen Erfassung, die überprüft und von den Beamten auch tatsächlich als Fälle von Straßenraub erkannt wurden. Laut Herrmann könnte die jetzt als falsch erkannte Zahl von 23 Prozent auch in einem zu kleinen Berichtszeitraum ihre Ursache haben oder nur für bestimmte Stadtviertel wie den Bahnhofsbereich zutreffen. Seit 1. April dieses Jahres sind uniformierte Polizeibeamte verstärkt in der Innenstadt präsent, was erst mit dem Abzug der Bereitschaftspolizei vom Flughafen möglich wurde.

Trotz der offensichtlichen Erfolge, die das verstärkte Auftreten uniformierter Beamter bei der Bekämpfung der Straßenkriminalität zeigt, verzeichnet das Dezernat K 14 für den Bereich der Hauptwache sogar eine Zunahme der Straftaten. Registrierte die Frankfurter Polizei für das gesamte letzte Jahr noch 33 Fälle von Straßenraub an der Hauptwache, so nahmen die Beamten bis zum 1. Oktober dieses Jahres bereits 31 Fälle zur Anzeige entgegen. Lothar Herrmann, Leiter des Straßenraubdezernates K 14 rechnet indessen mit einer "bis zu fünf mal so hohen Dunkelziffer" von Fällen, die nicht zur Anzeige gelangen. Die tatsächliche Zahl der Straßenraubdelikten an der Hauptwache dürfte deshalb eher bei 150 Fällen pro Jahr liegen.

Laut Hauptkommissar Herrmann wird die jugendliche Straßenräuberszene an der Wache von türkischen Jugendlichen dominiert, an zweiter Stelle stehen Jugendliche aus Marokko. Für das immer massivere Auftreten der Jugendlichen an der Hauptwache macht Herrmann in erster Linie das große Unterhaltungsangebot der Innenstadt verantwortlich: Kneipen und Spielsalons, Kinos und Kaufhäuser. "An allen großen Verkehrsknotenpunkten großer Städte massiert sich die Kriminalität", sagte der Beamte, "auch ist dort die Zahl potentieller Opfer höher."

Zahlreiche Jugendliche, die sich vor dem Kaufhof und an der U-Bahnstation versammeln, sollen bereits mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein. "Wenn wir gegen 23 Uhr an der Hauptwache kontrollieren, wo die kriminelle Präsenz am höchsten ist", sagte Herrmann, "dann wird die Zahl derjenigen, die schon bei der Polizei in Erscheinung getreten sind relativ hoch sein - sicher mehr als 50 Prozent." mku

Grüne: Flug-Route statt über Häuser über die A 5

Die Grünen im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) wenden sich gegen die Abflugroute bei Ostwetterlage über ihren Ortsbezirk. Die Route war in einer Skizze zu einem Bericht in der FR über die gesamten Aflugrouten des Frankfurter Flughafens als Nummer 1 gekennzeichnet worden. In einem Antrag heißt es, seit Jahren müßten die Bewohner dieses Ortsbezirkes hinnehmen, daß startende Flugzeuge im Steigflug über ihren Dächern und über Krankenhäusern lärmen, wie es heißt. Das Unglück in Amsterdam habe wieder einmal gezeigt, daß dies erhebliche Risiken für die Bevölkerung berge, abgesehen von der ständigen Lärmbelästigung.

Das Festschreiben dieser Route, meinen die Grünen, sei schwer verständlich, da wenige Kilometer westlich davon, über der Bundesautobahn A 5, eine Abflugführung möglich wäre, die Gefährdung und Belästigung auf das geringstmögliche Maß reduzieren würde.

Die Grünen fragen daher den Magistrat, warum diese Abflugroute über die genannten Stadtteile führen muß und ob der Magistrat bereit ist, mit der Flughafen AG und dem Bundesverkehrsministerium dahingehend zu verhandeln, daß diese Abfluglinie 1 um wenige Kilometer nach Westen über weniger dicht bebautes Gebiet verlegt wird. amm

Privatradio ändert Programm Das Ziel des Berliner Rundfunks: Hörer im Umland gewinnen

Nach achtmonatiger Vorbereitungszeit hat der private Berliner Rundfunk jetzt sein Programm grundlegend erneuert. Der einstige DDR-Sender will mit dem verjüngten Programm verstärkt die Zielgruppe der 30- bis 50jährigen in Berlin und Brandenburg ansprechen. Nach den Worten des Geschäftsführers Claudio Funke verabschiedet sich der Berliner Rundfunk damit endgültig von seinem früheren "sozialistischen Mischprogramm".

Wie Funke vor Journalisten erklärte, wird mit dem "Programmrelaunch" bis Ende nächsten Jahres ein Zuwachs von 40 000 Hörern angestrebt. Mit einer intensiveren Brandenburg-Berichterstattung sollen vor allem im Umland neue Hörer gewonnen werden. Bei einem Marktanteil von rund sechs Prozent erreiche der Berliner Rundfunk zur Zeit durchschnittlich 70 000 Hörer pro Stunde. Die Gesellschafter erwarteten, daß der Sender die Investitionen von rund 20 Millionen Mark nach drei Jahren wieder eingespielt habe. Programmkoordinator Günther Jauch (Sportmoderator beim ZDF, Chefredakteur beim "Stern-TV") schloß nicht aus, daß der Sender zunächst bis zu 35 000 Hörer, insbesondere beim älteren Publikum, verlieren könnte.

Das neue Tagesprogramm präsentiert sich mit einer neuen, auf (DDR-)Oldies basierenden Musikfarbe ("Oldie Based Soft Adult Contemporary") und zahlreichen neuen Sendungen wie das Morgenmagazin "Schrippenshow" - knusprig, knackig, täglich frisch". Neu im Programm sind die tagsüber zu jeder halben Stunde gesendeten Regionalnachrichten aus Berlin und dem Umland. In den Abendstunden ab 19 Uhr werden täglich wechselnde Spezialmagazine mit dem Schwerpunkt Wissenschaft, Kultur und Sport zur Versendung gebracht.

Mit Rücksicht auf die Programmauflagen der Aufsichtsbehörde werden populäre Sendungen wie "Sport an Havel und Spree" (samstags) sowie das Magazin "Sonntagsmorgen in Spreeathen" unter neuem Namen fortgeführt. Der frühere Berliner Kabelrat hatte dem "Anbieterkonsortium ,Neuer Berliner Rundfunk'" Anfang des Jahres bei der Lizenzerteilung auferlegt, "wesentliche Programmelemente des Berliner Rundfunks weiterzuführen und weiterzuentwickeln". Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wartet nach eigenen Angaben auf einen erläuternden Bericht der Gesellschafter zur Programmreform.

Mit Aufmerksamkeit verfolgt die Medienanstalt auch die Personalpolitik beim Berliner Rundfunk. Die Gesellschafter hatten zugesagt, frühere Mitarbeiter "mit einer längerfristigen Perspektive" zu beschäftigen. Im Frühjahr waren die Verträge etlicher Mitarbeiter aus DDR-Zeiten jedoch nicht verlängert worden. Bis auf wenige Ausnahmen bekleiden nun mehrheitlich Journalisten aus dem Westen die Führungspositionen. Funke begründete dies damit, daß ein Kommerzsender nicht ausschließlich von Ost-Kollegen betrieben werden könne. Vor wenigen Wochen waren insgesamt acht leitende Mitarbeiter des Berliner Konkurrenzsenders "Hundert,6" geschlossen zum Berliner Rundfunk gewechselt.

epd

Tagestip: Autoradios Im Schadenfall nicht überfahren lassen

Die Halbwertzeit von Autoradios wird immer kürzer: Laut Polizeistatistik gehören die in Fahrzeuge eingebauten Tuner, Cassettenrecorder und CD-Player mittlerweile zu den beliebtesten Objekten krimineller Begierde. Wer keine Diebstahlversicherung abgeschlossen hat, schaut nach dem Verlust der Musikgeräte ganz in die Röhre. Aber auch Teilkaskoversicherte erhalten nicht immer, was sie sich versprochen hatten: Anstelle des Neupreises wollen nach dem Schadenfall manche Versicherer nur die Kosten eines gebrauchten HiFi-Gerätes erstatten - zu Unrecht, wie ein jetzt veröffentlichtes Urteil des Amtsgerichts Essen zeigt.

In dem entschiedenen Fall hatte sich ein von Autoknackern heimgesuchter Musikfan nach dem Verlust seines Radios ein neues Gerät gleicher Bauart für rund 800 Mark gekauft. Als sich die Assekuranz weigerte, im Rahmen des Teilkaskoschutzes den vollen Betrag zu entrichten, und nur 550 Mark für ein gebrauchtes Ersatzstück herausrücken wollte, zog der Kunde vor Gericht und gewann.

Der Amtsrichter blätterte in den Versicherungsvorschriften und stieß dabei auf eine Regelung, in der bei der Ersatzleistung für ein komplett gestohlenes Vehikel vom Wiederbeschaffungswert eines "gleichwertigen gebrauchten Fahrzeugs" die Rede war, bei der Kostenerstattung für geklaute Einzelteile aber lediglich vom Preis "gleichwertiger Teile". Da hinsichtlich des Kaskoschutzes für entwendete Einzelteile nichts von "gebrauchten" Ersatzstücken in den Paragraphen stehe, so die Logik des Amtsrichters, könne es hier nur um den Wiederbeschaffungswert von Neuteilen gehen (Aktenzeichen: 12 C 365/91). uw

Frauen als Spielgewinn

PEKING, 16. Oktober (dpa). Zusammen mit der Polizei gehen Frauen in der südchinesischen Provinz Guangdong gegen die Spielleidenschaft ihrer Männer vor, die ihre Familien zerstört. Im Kreis Panyu gebe es bereits 285 Frauenvereinigungen, in denen sich rund 2000 Frauen zum Ziel gesetzt hätten, dem Glücksspiel ein Ende zu setzen, berichtete die in Peking erscheinende Zeitung China Daily am Freitag.

Die Spieler fänden alle möglichen Wege, ihr Tun vor den Behörden zu verstekken. So gebe es Spielhöllen auf Flußbooten. Manchmal würden nicht nur Haus und Hof, sondern auch Frau und Kind versetzt. "Wenn ein Spieler verliert, wird er sich vielleicht von seiner Frau scheiden lassen, damit sie den Gewinner heiratet. Wenn er große Gewinne macht, wird er vielleicht seine Frau verlassen und anderen Frauen nachjagen."

Gegen Frankfurt will es Dieter Eckstein endlich wissen Das Pech klebt an den Stiefeln Stammplatz verloren, Haus abgebrannt / Stürmer im Abseits

Ein Glückspilz ist Dieter Eckstein derzeit wahrlich nicht: Kürzlich verlor er seinen Führerschein, dann seinen Stammplatz in der Mannschaft des 1. FC Nürnberg. Fakten, die den 28jährigen mächtig ärgern. Nur sind sie Bagatellen im Vergleich mit dem Schicksalsschlag, der ihn am Donnerstag traf: Während er beim Training weilte, brannte sein Einfamilienhaus in Weißenbrunn im Landkreis Nürnberg nieder. Glück im Unglück, daß seine Ehefrau und die Kinder nicht verletzt worden sind. Fassungslos stand Eckstein am Brandort und ließ sich von Trainer-Assistent Dieter Renner und seinem Freund Hans Dorfner trösten.

Ob der Torjäger heute gegen die Frankfurter Eintracht ins Frankenstadion einläuft, steht noch nicht fest. Vorstellbar, daß ihm Trainer Willi Entenmann die Entscheidung überläßt. Eigentlich war an seinem Einsatz trotz zuletzt wenig überzeugender Leistungen nicht zu zweifeln, denn Christian Wück, der 19 Jahre alte "Joker", fällt wegen eines Innenbandanrisses aus. Die personellen Nöte beim "Club" könnten Eckstein entscheidend beeinflussen und ihm ein "Ja" abringen. Läßt aber die Psyche überhaupt einen solchen Schritt zu?

Denn in nervlicher Hinsicht ist der Stürmer, der vor langer Zeit siebenmal das Nationalmannschaftstrikot trug, nicht gerade stabil. Unberechenbarkeit gilt bei ihm als Stärke und Schwäche zugleich. Beispiele für diese These gibt es ausreichend. Trainer Willi Entenmann als ausgezeichnete Pädagoge kennt freilich seinen Pappenheimer und weiß genau, wann er diesem die Peitsche oder aber ein Zuckerstückchen geben muß. In den letzten Wochen verfolgte der Schwabe einen harten Kurs, was Eckstein an die Nieren ging. "Ich bin es leid, immer den Sündenbock für unsere Angriffsschwäche zu spielen", murrte er. Zu schnell vergißt der siebenfache Nationalspieler die Entenmannschen Beweise von Huld und auch Geduld.

"Dieter kann ein Spiel allein entscheiden, wenn er einen guten Tag hat", sagt der Trainer. Beim Pokalspiel gegen den Zweitligisten FC Remscheid (5:2 n. V.) war Eckstein nur "zweite Wahl". Er schoß ein Tor und sah sich selbst sofort wieder auf der Siegesstraße. Ohne Wücks Pech beim Spiel der "U 21" gegen die Türkei (4:0) hätte ihn dieses Erfolgerlebnis aber kaum in die Mannschaft gehievt. Eher schon der Gegner Eintracht Frankfurt, bei dem der Stürmer vor seiner Rückkehr nach Nürnberg auf der Gehaltsliste gestanden hat. Die ideale Möglichkeit der Motivation, ohne die er - wie viele andere Bundesliga-Kicker auch - nicht auskommen kann. Natürlich würde er es den Hessen gerne zeigen, obwohl er sich bei ihnen wohl gefühlt hat: "Frankfurt war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte." Verwunden hat Dieter Eckstein inzwischen, daß es mit dem von ihm erhofften Wechsel zum italienischen Erstliga-Aufsteiger Pescara nicht geklappt hat. Der sonnige und zudem auch millionenträchtige Süden reizte ihn - daraus machte er keinen Hehl - mächtig. Doch das Angebot war offensichtlich eine Fehlspekulation. "Bei uns hat sich niemand gemeldet", sagt Ex-Präsident Sven Oberhof, der einst Eckstein nach Franken zurückgeholt hatte.

Daß sich diese Verpflichtung für den 1. FCN ausgezahlt hat, ist nicht zu bestreiten: Eckstein sorgte mit seinen Toren vor eineinhalb Jahren entscheidend für den Klassenerhalt - und in der vergangenen Saison mit zwölf Treffern dafür, daß die Franken lange Zeit an einem UEFA-Cup-Platz herumschnuppern konnten. Nur davon kann der Stürmer nicht ewig zehren. Und "Fahrkarten" hat er in der letzten Zeit eigentlich viele geschossen. Möglicherweise kommt das Duell mit Frankfurt gerade zur rechten Zeit, obwohl er dem Gegner viel Respekt entgegenbringt: "Die Eintracht ist schon eine tolle Mannschaft, die nur schwer zu schlagen ist."

Und der "Club" - ohnehin in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten - befindet sich in personellen Nöten, denn er muß einige Spieler, vor allem aus den hinteren Reihen, ersetzen. Außerdem konnte er zuletzt wenig überzeugen. Dennoch absolviert die Eintracht bestimmt keinen lockeren Herbstausflug ins Fränkische. DIETER BRACKE

Nachwuchs-Rockwerkstatt in Ginnheimer Kirche

Junge Rockmusiker und Musikerinnen und solche, die es noch werden wollen, können am Samstag, 24. Oktober, an einer Rockwerkstatt teilnehmen, die das Evangelische Stadtjugendpfarramt in Zusammenarbeit mit mehreren Kirchengemeinden in Dornbusch und Nordwest organisiert hat. Auch junge Leute, die noch kein Musikinstrument beherrschen, sind eingeladen, ihr Können am Schlagzeug, Keyboard, Baß oder an der E-Gitarre zu erproben. Die Instrumente werden gestellt, wer selbst eines hat, kann es jedoch mitbringen.

Beginn ist um 10 Uhr im Gemeindehaus der Bethlehem-Gemeinde in Ginnheim, Im Fuchshohl 1. Weitere Informationen unter Telefon 55 55 70. fra

Varieté am Sonntag

"Varieté am Sonntag" gibt es im Neuen Theater noch bis Ende Dezember. Erstmals hebt sich auch an den beiden Weihnachtsfeiertagen der Vorhang. Vorstellungen sind jeweils um 16 und 20 Uhr. Wer sich Billetts reservieren möchte, kann sonntags bis freitags von 14 bis 19 Uhr die Nummer 30 30 90 wählen. Samstags hat die Kasse von 17 bis 19 Uhr geöffnet.

Rosbacher Krabbelstube bangt um ihre Zukunft Nach der Kürzung des Kreiszuschusses klafft eine Finanzierungslücke von 10 000 Mark

ROSBACH/WETTERAUKREIS. "In der alten Post erklingt nun Kinderlachen", berichtete die FR im Mai über den hoffnungsvollen Start einer Krabbelstube, die von der Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern mit Unterstützung der Stadt eingerichtet worden war. Die hier täglich bis zu sechs Stunden lang betreuten zehn Kleinkinder sind zwar auch heute noch guter Dinge, doch den drei Teilzeit-Mitarbeiterinnen sowie den Eltern ist das Lachen inzwischen vergangen. Nach anfänglichen politischen Turbulenzen um die kommunale Bezuschussung muß die Krabbelstube nach kaum sechs Monaten um ihre Existenz bangen.

Auslöser ist der Wetteraukreis, der mit seiner Sparpolitik nicht nur die Rosbacher Betreuungseinrichtung vor kaum lösbare finanzielle Probleme stellt. Am Donnerstag fanden sich zusammen mit den Rosbachern insgesamt 20 Vertre- ter/-innen von Krabbelstuben und Elterninitiativen aus dem ganzen Kreisgebiet ein, um bei der Sozialdezernentin gegen die Mittelkürzung zu protestieren.

Das, was die Vizelandrätin den erzürnten Initiativen als Antwort mit auf den Nachhauseweg gab, gibt wenig Anlaß zur Hoffnung. Um 18 000 Mark könnte der Haushaltsposten eventuell im nächsten Jahr aufgestockt werden - für die privaten Betreuungseinrichtungen von Rosbach, Florstadt, Ranstadt und Reichelsheim, von Butzbach, Wölfersheim, Friedberg, Nidda und Gedern nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Sämtliche Einrichtungen stehen im Regen", so Helga Wiener von der rund 120köpfigen Rosbacher Elterngemeinschaft.

Die meisten Initiativen fühlten sich vom Kreis getäuscht, berichtet Frau Wiener. Auch in Rosbach habe man einen Finanzierungsplan aufgestellt, der Zuschüsse sowohl des Landes als auch des Kreises beinhalte. Beim Kreissozialamt, das ebenfalls die Landesförderung abwickelt, sei dieser Plan nicht beanstandet worden. Im Juli, drei Monate nach Eröffnung der Krabbelstube, habe der Kreis plötzlich mitgeteilt, die Landesgelder würden auf die Leistungen des Kreises angerechnet, ein Verfahren, über das die Rosbacher Eltern zu keiner Zeit aufgeklärt worden seien, so Helga Wiener. Frau Gertz habe den Vorgang mit der Erklärung bedauert, es handele sich um das Versehen eines Mitarbeiters, der nicht gewußt habe, daß nur ein Zuschuß, entweder des Landes oder des Kreises, in Anspruch genommen werden könne. Helga Wiener zur Frankfurter Rundschau: "Ein starkes Stück. Da wird die Schuld einfach auf einen Mitarbeiter abgeschoben, und wir wissen nun nicht, wie es weitergehen soll."

Laut Förderrichtlinie des Wetteraukreises standen 16 800 Mark in Aussicht, vom Land waren 10 000 Mark zu erwarten, rechnet Frau Wiener vor. Die 10 000 Mark sind den Rosbachern sicher. Die 16 800 Mark reduzierte der Kreis nun jedoch auf 6800 Mark. Damit klafft schon in der Krabbelstuben-Fianzierung von 1992 eine Lücke von 10 000 Mark - eine Menge Geld für die Rosbacher Gruppe, die hinsichtlich der Raummiete oder der Anstellung des Betreungspersonals Verbindlichkeiten eingegangen ist.

Zu allem Übel ließ der Wetteraukreis die Rosbacher wie auch alle übrigen Initiativen im September wissen, daß mit dem in Aussicht gestellten fünfzehnprozentigen Zuschuß für die Investionskosten aufgrund der defizitären Haushaltslage nicht mehr zu rechnen sei. Für die Rosbacher wäre das ein 9000-Mark-Zuschuß für Einrichtungsgegenstände und andere Ausstattung gewesen.

Mit einem Monatsbeitrag der Eltern von 350 Mark zuzüglich Essensgeld liegt die Rosbacher Krabbelstube bereits am oberen Rand dessen, was vergleichbare Einrichtungen für die Betreuung von Kleinkindern fordern. Eine weitere Belastung sei den zum Teil alleinerziehenden Vätern und Müttern nicht mehr zuzumuten, so Frau Wiener.

Bliebe die Kommune. Sie schießt in diesem Jahr den Löwenanteil von 25 000 Mark zu. Ob die Stadt Rosbach für den Wetteraukreis in die Bresche springt und ihren Zuschuß - wie von der Elterngemeinschaft aus anderen Gründen bereits beantragt - noch weiter erhöht, ist jedoch völlig offen.

So herrscht bei den Rosbacher Eltern Zorn und Unverständnis über die Kreispolitik vor. "Wo bleibt die Verantwortung, die die Politiker/-innen bei der Förderung solcher Kindereinrichtungen übernommen haben?", fragt die Interessengemeinschaft in einem Schreiben an Vizelandrätin Gila Gertz. "Man sollte eigentlich davon ausgehen, daß sich Parlamentarier/-innen bei ihren Entscheidungen etwas denken und langfristig planen. Faier wäre es, den Trägern, die primär aus Elterninitiativen bestehen, und den Eltern der Kinder gegenüber gewesen, sie nicht erst mit öffentlichen Mitteln, Sofortprogramm usw. zu einem hohen Engagement, großem persönlichen Einsatz, unbezahlter Verwaltungstätigkeit zu animieren und sie anschließend - nach von ihnen mit viel Idealismus und Arbeit eingeleiteten Maßnahmen und Übernahme vertraglicher Verpflichtungen und Verantwortung - hängenzulassen."

Wenn die Krabbelstube jetzt schließen müsse, seien die bereits gezahlten Zuschüsse "herausgeschmissenes Geld", das anderweitig sinnvoller angelegt gewesen wäre. Die Krabbelstube selbst müsse dann einen Offenbarungseid leisten. Denn laut Landesrichtlinie sei sie im Falle einer Schließung innerhalb von fünf Jahren verpflichtet, investive Zuschüsse zurückzuerstatten. mu

Sonntag zwölfte Motorrad-Gedenkfahrt

NIDDERAU. Start zur 12. Motorrad-Gedenkfahrt ist am Sonntag, 18. Oktober, 11 Uhr, an der Windecker Schloßberghalle. Um 13 Uhr ist Treffpunkt am Rebstockbad Frankfurt.

Der Gottesdienst, bei dem der Verkehrsopfer der zurückliegenden Motorrad-Saison gedacht werden soll, ist dann wieder ab 15 Uhr in St. Katharinen.

Wer über-leben will, so heißt es in der Einladung zu der Veranstaltung, muß übers Leben schon mal nachdenken. Straßenverkehr zwischen Chaos und Stau - eine Chance zum Stillstand nach langersehntem Geschwindigkeitsrausch soll sie bieten.

Die Teilnehmer(innen) werden in dem Flugblatt deshalb auch ausdrücklich gebeten, Zeit mitzubringen, damit die "elende Raserei zum Verkehrstod" ein Ende hat.

Veranstaltet werden Gedenkfahrt und -gottesdienst von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher MotorradfahrerInnen Frankfurt / Hanau und von Pfarrer Ruprecht Müller-Schiemann als Beauftragtem der Landeskirche für MotorradfahrerInnenseelsorge. Ul

Die KVHS zieht nach Gelnhausen um Neues Verwaltungsgebäude ist so gut wie fertig / Weitere Abteilungen betroffen

HANAU/GELNHAUSEN. Über achtzig Bedienstete der Kreisverwaltung - vor allem Mitarbeiter der Gelnhäuser Verwaltungsstellen - werden noch im Verlauf dieses Monats ihre Arbeitsplätze wechseln. Der Grund: Nach nur einjähriger Bauzeit ist das neue Verwaltungsgebäude in der Barbarossastraße 16 in Gelnhauen in Nachbarschaft zum dortigen Landratsamt so gut wie fertiggestellt, der Umzug ins neue Haus steht unmittelbar bevor. Betroffen davon sind die Mitarbeiter der derzeit noch dezentral untergebrachten Verwaltungs-Abteilungen Sport und Freizeit, Bild-, Heimat- und Naturkundestelle, das Jugendamt, die Abteilung Wohnungswesen, der Brandschutz sowie die Kreisvolkshochschule. Auch der Verein "Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis - Frauenarchiv" soll in dem neuen Gebäude eine endgültige Bleibe finden.

Der weiteste Umzug steht in diesen Tagen den zehn Mitarbeitern der derzeit noch in der Hanauer Rückertstraße untergebrachten Abteilung der Kreisvolkshochschule bevor.

Auch die vier VHS-Bediensteten in der Gelnhäuser Nebenstelle in der Philipp- Reis-Straße wechseln zur gleichen Zeit in die neuen Räume in der Barbarossastraße.

Für die Kreisvolkshochschule bedeutet der Umzug nach Gelnhausen, daß die Erwachsenenbildung künftig zentral in der Barbarossastadt organisiert und vorbereitet wird, Reibungsverluste zwischen den einzelnen bislang im Kreisgebiet verteilten VHS-Abteilungen also verringert werden. Außerdem soll durch die Zentralisierung der VHS die Mittelpunktfunktion der ehemaligen Kreisstadt Gelnhausen gestärkt werden.

Wann die Mitarbeiter der VHS-Außenstelle in Schlüchtern nach Gelnhausen umziehen, steht bislang allerdings noch nicht fest.

Das neue Verwaltungsgebäude in der Barbarossastraße verfügt über eine Bürofläche von 2635 sowie über eine Archivfläche von knapp 500 Quadratmetern. Bauherr ist das Kaufhaus Joh, das das Gebäude dem Kreis für 715 000 Mark jährlich bei einer Laufzeit von dreißig Jahren vermietet hat.

Für die Innnenausstattung der Räume, die nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen gestaltet werden, hat der Kreistag im Haushalt 600 000 Mark vorgesehen. Nicht mehr vom Kreis benötigt werden künftig die gemieteten Räume in der Altenhaßlauer Straße, im Herzbachweg, in der Philipp-Reis-Straße und im Burkkardthaus in Gelnhausen sowie die in der Hanauer Rückertstraße. Eines der insgesamt sechs Geschosse soll künftig allein von der Kreisvolkshochschule genutzt werden.

Insgesamt verfügt das Bauwerk über 25 Doppel- und 49 Einzelzimmer, vier Seminar- und Unterrichtsräume, drei Besprechungszimmer, zehn Archivräume, eine Bibliothek, Zeitungs-, Kreis- und Diaarchiv, Fotolabor, Video- und Tonraum, Infothek und Geräteraum.

Mit den neuen Mitarbeitern sollen nach und nach auch die vernetzte Datenverarbeitung sowie modernste Kommunikationsmittel im neuen Bau Einzug halten.

Wegen des Umzuges der bisherigen Hauptstelle der Kreisvolkshochschule in Hanau nach Gelnhausen zwischen dem 26. und 28. Oktober sind die Mitarbeiter in dieser Zeit zwangsläufig nur schwer zu erreichen. Der Seminarbetrieb geht jedoch unverändert weiter. Noch am 26. Oktober finden Kurse in den Seminarräumen in der Philipp-Reis-Straße statt, ab dem 27. Oktober in den neuen Räumen in der Barbarossastraße.

An den beiden Umzugstagen können telefonische Anfragen an die Volkshochschule in dringenden Fällen von der Hauptstelle Schlüchtern geklärt werden. Sämtliche in dem neuen Haus untergebrachten Abteilungen sind ab dem 28. Oktober unter der Rufnummer 0 60 51 / 850 zu erreichen. are

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Kneten und Formen HANAU. Einen Töpferkurs für Kinder ab acht Jahre bietet die katholische Familien-Bildungsstätte ab Montag, 26. Oktober, um 15.30 Uhr an insgesamt sechs Nachmittagen in ihren Räumen an. Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0 61 81 / 2 33 12 entgegengenommen.Fasten für Frauen HANAU. Das Frauenbildungszentrum veranstaltet ab Montag, 2. November, in seinen Räumen ein zweiwöchiges Seminar zur Gewichtsabnahme. Die Teilnehmerinnen treffen sich in der ersten Woche am Montag, Donnerstag und Freitag, in der zweiten Woche am Montag, Mittwoch und Freitag, jeweils um 16.30 Uhr. Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28 entgegengenommen.Erfahrungsaustausch unter Müttern HANAU. Die katholische Familien-Bildungsstätte lädt ein für Donnerstag, 5. November, von 10 bis 16 Uhr zu einem Seminar, bei dem die Teilnehmerinnen lernen sollen, mit ihren Sprößlingen besser ins Gespräch zu kommen. Interessentinnen können sich unter der Telefonnummer 0 61 81 / 2 23 12 bei der Familien- Bildungsstätte anmelden.

Wer hat Angst vor EDV? HANAU. In die Geheimnisse des Computers, insbesondere in das Textverarbeitungsprogramm "Word 5.0" führt ein Seminar, das vom Frauenbildungszentrum an zwei Wochenenden, an den Freitagen 20. und 27. November, von 17 bis 20 Uhr, und den Samstag, 21. und 28. November, von 9 bis 16 Uhr stattfinden soll.

Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28.

Zen für Anfängerinnen

HANAU. Methoden der Entspannung soll ein Seminar vermitteln, das vom Frauenbildungszentrum am Freitag, 6. November, von 17 bis 20 Uhr, und am Samstag, 7. November, von 9 bis 16 Uhr, angeboten wird.

Mehr erfahren die Interessierten unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28.

Kursus der Kreishandwerkerschaft

HANAU. "Optimale Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen in Handwerksbetrieben" ist ein Kursus überschrieben, den die Kreishandwerkerschaft Hanau am 30. und 31. Oktober anbietet.

Nähere Auskünfte sind unter der Telefonnummer 0 61 81 / 80 91 - 22 erhältlich.

Himmlische Liebesgabe

Ein echter Stern für Hofheim

HOFHEIM. Von wegen, die Sterne blinken für alle - verliebte Jungs sollten sich vorsehen, wenn sie im Sauseschritt durchs Milchstraßensystem düsen, um ihrer Traumfrau einen blitzenden Himmelskörper zu verehren. Er könnte schon vergeben sein. An Hofheim zum Beispiel. Ab Sonntag ist es die erste deutsche Stadt, für die ein eigener Stern am Firmament blinkt. Und der fiel ihr aus heiterem Himmel in den Schoß: Ein Hofheimer Juwelier kam auf die Idee, den Stern zu verschenken: "weil Hofheim eine tolle Stadt ist, und wir hier gerne leben."

Kein Aprilscherz, keine Zeitungsente. Der lokalpatriotische Schmuckhändler machte eine Schweizer Organisation namens "International star registry" aus, die weltweit mit Sternen handelt und selbige in ein - man könnte sagen - intergalaktisches Grundbuchregister einträgt. Ein himmlischer Gedanke - mit einem Schlag war dem Geschäftsmann klar, wie er Hofheim vor aller Welt seine ganze Leidenschaft publikumswirksam (und nebenbei geschäftsfördernd) zu Füßen legen könnte.

Ab Sonntag nun wird die Nummer 274 309 639 am Himmelszelt den Hofheimern gehören. Bürgermeister Rolf Felix wird die Besitzurkunde um 15 Uhr vor dem Geschäft in der Hauptstraße 69 übernehmen und lädt dazu die Bürger ein, um sich gleich einen menschlicheren Namen für Hofheims Dependence am Firmament auszudenken. Eine Jury wird sich für einen Namen entscheiden, die besten Vorschläge werden prämiiert.

Im Rathaus hat der ungewöhnliche "Liebesbeweis" verblüffte Freude ausgelöst, schmunzelt Sprecher Ulrich Müller-Braun: "Uns ist es wurscht, wenn ein Werbegag dahintersteckt." Es sei doch ganz nett, einen Stern zu haben. Und die Straßenplaner diskutierten schon heftig, wie die himmlische Dependence verkehrsstrategisch zu erschließen sei. Doch dürfte es gar nicht so leicht sein, aus der Vielzahl den Richtigen auszumachen. Mit der Lagebeschreibung, die die Sternenmakler gegeben haben, können wohl nur Insider etwas anfangen. Eindeutig ist nur: Hofheims Himmelskörper blinkt im Sternbild Orion. Und zwar in der Konstellation: "RA Abstand sechs Stunden, zwölf Minuten, 28,37 Sekunden, 10'15 , 34.46 , NV - 10.3. Alles klar? Naja, vielleicht hilft ja das: Nachts ganz fest die Augen zudrücken und intensiv an den Stern denken. Dann schnell hochschauen: Der Stern, der plötzlich ein wenig heller blinkt als die anderen - das ist er. . . ana

"Aquaristischer Sonntag" steht an

NIDDERAU. "Aquaristischer Sonntag" ist am 18. Oktober ab 10.30 Uhr in der Schloßberghalle Windecken. Der Verein Aqua-Terra hat dabei zwei Vorträge zum Thema Fische auf die Beine gestellt: Die "Fischknipser" Köln zeigen ihre 50minütige Multivisionsschau "Lebensraum Süßwasser".

Anschließend wird mit Dias über die Reise eines Fischfreunds nach Mexiko berichtet.

Nachmittags öffnet ebenfalls in der Schloßberghalle die Fisch- und Pflanzenbörse des Vereins.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Ul

100 000 Mark für Bornpfad

HANAU. Der Ausbau des Bornpfades in Klein-Auheim kann weitergehen. Die Stadt Hanau wird dafür rund 100 000 Mark investieren.

Junge Frau kam bei Unfall ums Leben

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine 25 Jahre alte Autofahrerin ist am Donnerstag abend bei einem Unfall auf der Landesstraße 3178 zwischen Mernes und Hausen ums Leben gekommen, als ihr Wagen gegen einen Baum prallte. Laut Polizeibericht war die Fahrerin mit ihrem Daihatsu gegen 22.25 Uhr ausgangs einer Rechtskurve aufgrund überhöhte Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen. Vermutlich war sie nicht angeschnallt.

Der Wagen wurde bei dem Aufprall total beschädigt. Der Schaden beträgt 13 000 Mark. jan

Pfarramt sucht Gastgeber

für russische Jugendliche

Für den Aufenthalt einer russischen Jugendgruppe aus Irkutsk zwischen dem 15. und 29. November, sucht das Evangelische Stadtjugendpfarramt noch Gastgeber, die die Jugendlichen in der zweiten Woche bei sich aufnehmen. Im Gegenzug können dann deutsche Gastgeber zwischen 18 und 25 Jahren nächstes Jahr, voraussichtlich im Februar oder März, die Heimat der russischen Gäste kennenlernen.

Mit der Unterbringung bei deutschen Gastgebern, ob Familien, Wohngemeinschaften, oder Einzelpersonen, sollen nicht nur die Aufenthaltskosten in Frankfurt so gering wie möglich gehalten werden. Das Stadtjugendpfarramt will den Gästen damit auch Einblick in hiesige Lebensformen vermitteln.

Nähere Informationen unter Telefon 55 55 70. fra

Am 24. eine Fahrt nach Kassel und Wolfhagen

HAMMERSBACH. Eine Fahrt nach Kassel und Wolfhagen bietet der Verein für Kultur- und Heimatgeschichte Hammersbach für Samstag, 24. Oktober, an. Unter anderem sind eine Stadtrundfahrt in Kassel, eine Führung durch die Gemäldegalerie der Alten Meister (Wilhelmshöhe) sowie ein kleiner Rundgang durch die Altstadt von Wolfhagen geplant. Wolfhagen ist dieses Jahr Hessentagsstadt.

Anmeldungen nehmen Lilo Höfler, Vogelsbergstraße 9, Langenbergheim, und Wilhelm Dietzel, An der Schafwiese 8, Marköbel, entgegen.

Dabei ist der Fahrpreis von 35 Mark zu entrichten. Ul

Anklage: Nach dem Mord in die Menge geschossen 23jährigem wird außerdem Betrug vorgeworfen Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Wegen Mordes und versuchten Totschlags hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Freitag Anklage gegen einen 23 Jahre alten Mann erhoben. Am Morgen des 8. Dezember 1991 gegen 8.15 Uhr soll er mit einer Pistole, Kaliber neun Millimeter, einen obdachlosen Mann auf der Bockenheimer Landstraße mit zwei gezielten Schüssen getötet haben, um ihn zu berauben. In der Geldbörse des Getöteten befand sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch der größte Teil seiner "Stütze", die er Tage zuvor vom Sozialamt abgeholt hatte. Nach der Tat, so Oberstaatsanwalt Hubert Harth, sei der Angeklagte in die Diskothek Dorian Gray am Flughafen gefahren, wo er gegen 10 Uhr morgens auf der Toilette seine Waffe durchgeladen und anschließend wahllos in die tanzende Menge auf der vollbesetzten Tanzfläche geschossen habe.

Dabei habe er "billigend in Kauf genommen, jemanden zu töten". Eine Frau erlitt einen Oberschenkeldurchschuß, eine andere einen Streifschuß an der Hüfte. Im darauffolgenden Tumult konnte der 23jährige fliehen. Erst Wochen später konnte er über die ballistischen Untersuchungen und die Registrierung der Waffe als möglicher Täter ermittelt werden.

In dem anstehenden Verfahren vor dem Schwurgericht des Frankfurter Landgerichts sollen 39 Zeugen, sechs Gutachter und zwei Sachverständige gehört werden. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht jedoch noch nicht fest.

Der Angeklagte bestreitet bis jetzt alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Den Frankfurter Jugendrichtern ist er seit seinem 16. Lebensjahr gut bekannt. Als Scheckkartenbetrüger, "hochintelligent und mit gepflegten Umgangsformen", so Harth, hatte er 16jährig sein erstes Strafverfahren wegen Betruges und Urkundenfälschung. Damals war er mit gefälschten Scheckkarten um die ganze Welt gereist, Gesamtschaden: rund eine Million Mark. Ein psychiatrischer Sachverständiger hatte den Jugendlichen, der schon in seiner Kindheit zweimal wegen Verhaltensauffälligkeiten in die Kinderpsychiatrie eingewiesen worden war, jedoch für schuldunfähig erklärt, das Gericht wies ihn in die Psychiatrie ein.

Dort wurde er im Juni 1989 jedoch wieder entlassen, nachdem Zweifel an der Richtigkeit des Gutachtens aufgekommen waren. Kaum wieder draußen, wurde der Angeklagte wieder rückfällig, kam erneut vor Gericht. Diesmal wurde er zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt. Aus der Jugendhaft wurde er dann im Juni 1991 entlassen, nachdem ein Strafrest zur Bewährung ausgesetzt worden war.

Die Zeit bis zum angeklagten Tatzeitpunkt im Dezember nutzte er wiederum für Betrügereien, diesmal aber im großen Stil mit betrügerischen Kapitalanlagen. Aus diesem Grund erhob die Staatsanwaltschaft parallel zum Mordvorwurf eine zweite Anklage wegen Betruges vor der sechsten Großen Strafkammer. Auch für dieses Verfahren steht noch kein Termin fest.

Stall und Scheune brannten nieder

SINNTAL. Auf 250 000 bis 300 000 Mark schätzt die Kriminalpolizei Bad Orb den Schaden, den ein Feuer auf einem bäuerlichen Anwesen in Weichersbach angerichtet hat.

Der Brand in der Fasanenstraße war aus bisher ungeklärter Ursache gegen 19 Uhr auf dem Dachboden über den Stallungen ausgebrochen. Obwohl nach Angaben der Kripo zwischenzeitlich bis rund 100 Feuerwehrleute aus den verschiedenen Sinntaler Ortsteilen den Brand bekämpften, konnte nicht verhindert werden, daß die Flammen auf die unmittelbar angrenzende Scheune übergriffen.

Das Feuer zerstörte die Dachstühle beider Gebäude. Außerdem wurden 500 Ballen Stroh und 1000 Kubikmeter Heu vernichtet. Personen wurden nicht verletzt.

Experten des hessischen Landeskriminalamtes haben am Freitag vor Ort die Ermittlungen aufgenommen. jan

Kurz gemeldet

Oberbürgermeister-Ration: 15 Schoppen

Liesel Christ bedient alle Fans am "Frehlichen Frankfort-Telefon" 212 - 3 50 01 und bringt in Erinnerung, daß wir immer noch im Adolf-Stoltze-Jahr sind. Flugs zitiert sie uns die Reime um den "Oberbürgermeister beim Ebbelwei": Darin setzt Adolf Stoltze die OB-Pflichtration an Ebbelwei auf 15 Schoppe fest. Zeit für eine neue Planstelle im Römer - ein amtlich geeichter Schoppenzähler!

Frühjahr bis Spätsommer

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht vom Spätsommer bis zum Frühjahr, wie gestern berichtet, sondern vom Frühjahr bis zum Spätsommer könnte Schauspielintendant Peter Eschberg "als äußersten Kompromiß" der Universität im Bockenheimer Depot Platz machen, also "vom Beginn des Sommersemesters bis zum Ende der Theaterferien".

Frauenfest auf der Konstablerwache Kunst-Happening und afrikanische Rhythmen, Glühwein und Zwiebelkuchen - so endet am heutigen Samstag die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Zum Fest auf der Konstablerwache spielt ab 19. 30 Uhr die Frankfurter Frauenband "Kick la luna"; um 21 Uhr wird die Künstlerin Roswitha Baumeister den Platz per Dia-Projektionen in ein überdimensionales Schattentheater verwandeln.Münzen der salischen Kaiserzeit Am Mittwoch, 21. Oktober, findet um 18 Uhr im Münzkabinett des Historischen Museums ein Vortrag zum Thema "Deutsche Münzen der salischen Kaiserzeit 1024-1125" statt. Der Referent ist Bernd Kluge, Direktor des Münzkabinetts Berlin.

Im Blickpunkt: Demographischer Wandel Mehr Möglichkeiten für Alte

Der Bundestag hat am Freitag auf Antrag der SPD eine Enquetekommission eingesetzt, die die "Zukunftssicherung unserer älter werdenden Gesellschaft und die Herausforderungen des demographischen Wandels" untersuchen soll. Einfacher gesagt: Es geht um die Folgen der veränderten Altersstruktur der deutschen Bevölkerung. Die Enquetekommission "Demographischer Wandel" ist der vierte Spezialausschuß des Bundestags. Es bestehen schon Enquetekommissionen für den Klimaschutz (Vorsitz: Klaus W. Lippold, CDU), für den Schutz vor schädlichen Stoffen (Ernst Schwanhold, SPD) und zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte (Rainer Eppelmann, CDU). Die "Alten-Kommission" wird von der früheren Bundesministerin und SPD-Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs geleitet. Im Gespräch mit der FR kündigte sie an: "Wir werden bis zum Ende der Gesetzgebungsperiode 1994 einen Bericht vorlegen."

Aufgabe der 13köpfigen Kommission ist es, gesellschaftliche Rahmendaten im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel aufzuarbeiten. Schwerpunkte der Untersuchung werden sein: Die Verschiebung der Altersstruktur, neue Leitbilder in der Arbeitsgesellschaft, veränderte Familien-, Wohn- und Lebensformen sowie Formen der öffentlichen Mitwirkung der "neuen Alten".

Längst sind die Frauen und Männer im Renten- und Pensionsalter ebenso wie diejenigen, die schon früher ihr Berufsleben beendet haben, gefragte Objekte der Werbung und der Freizeitindustrie geworden. Immer stärker wenden sich die Medien den oberen Altersgruppen zu. Auch die politischen Parteien haben ihre Alten wiederentdeckt, wobei sich die SPD mit ihrem "Seniorenbeauftragten" Hans- Ulrich Klose anscheinend einen Vorsprung erarbeitet hat.

"Wir haben 1990 auch deshalb so deprimierend schlecht abgeschnitten, weil wir unseren Wahlkampf zu stark auf das Lebensgefühl der Jugend zugeschnitten hatten", analysierte Klose. Zwar könne "eine Partei, die die Jugend verliert, die Zukunft nicht gewinnen". Aber, so folgerte Klose aus vorliegenden Daten: "Die Jugend ist eine Minderheit, die Mehrheit liegt bei den Älteren."

Die Bundesministerin für Familie und Senioren, Hannelore Rönsch (CDU), nannte in der Bundestagsdebatte zur Einsetzung der Kommission diese Zahlen: In Deutschland leben etwa acht Millionen Menschen, die älter als 70 Jahre sind, fast fünfeinhalb Millionen von ihnen sind Frauen. In den Unterlagen von Anke Fuchs finden sich außerdem folgende Daten: Der Anteil der unter 20jährigen an der Gesamtbevölkerung wird in den nächsten 40 Jahren um ein Drittel sinken, der Anteil der über 60jährigen wird sich demgegenüber fast verdoppeln. "Für das Jahr 2030 wird der Höhepunkt dieser Entwicklung vorausgesagt", erläuterte Fuchs. "Dann werden 100 Personen im Alter von 20 bis 60 Jahren etwa 80 gegenüberstehen, die älter als 60 sind, aber nur 34 Kinder und Jugendliche unter 20!"

Zu den Untersuchungsthemen der Enquetekommission gehört der Bedeutungswandel des Ruhestands. Forscher wissen, daß "die individuelle Lebenszeit angewachsen" ist; gleichzeitig sind gesundheitliche Verfassung und materielle Absicherung vergleichsweise besser geworden und der Bildungsstand allgemein höher. "So ist das Alter zunehmend keine ,Restzeit' mehr, sondern eine eigenständige Phase im Lebenslauf mit spezifischen Problemen, Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten", heißt es in einer Studie von Petra Mackroth und Malte Ristau. "Gebraucht werden neue Lebensentwürfe und Leitbilder." Nicht mehr allein Sicherheit und Geborgenheit seien Motive der Politik für Ältere, "sondern zunehmend treten Wertsetzungen wie Selbständigkeit, Lebensgenuß, Selbstverwirklichung daneben". Ministerin Rönsch warnte davor, Schlagworte wie "Rentnerberg", "Alterslast", "Krieg der Generationen" zu verwenden. "Das Bild des Alters" bedürfe einer Korrektur.

HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)

Jugendlicher zündete alter Frau das Kopftuch an

Beim Spaziergang durch die Grünanlage am Bornheimer Bürgerhaus nahm ein Rentnerehepaar Brandgeruch wahr. Kurz darauf bemerkte der Mann, daß vom Kopftuch seiner 70jährigen Frau Flammen hochzüngelten. Es gelang ihm, das Feuer zu ersticken.

Bei seiner Anzeige auf dem Bornheimer Revier äußerte der Rentern die Vermutung, gezündelt habe jemand aus der Jugendgruppe, an der das Ehepaar zuvor vorbeigekommen sei.

Aus dem Verdacht ist Gewißheit geworden: Das für Straßenraub zuständige Kommissariat nahm am Donnerstag einen 16jährigen fest, der ein Geständnis abgelegt hat. Danach ist er der Passantin unbemerkt gefolgt und hat das Kopftuch mit einem Feuerzeug angesteckt.

Der Jugendliche ist wegen zahlreicher Diebstähle vorbestraft. habe

Schutz vor Autos beim Kauf der "Salatköpfchen"

SELIGENSTADT. Vom heutigen Samstag an gilt für Wochenende und Feiertage eine neue Verkehrsregelung auf dem Marktplatz. Bürgermeister Rolf Wenzel erläuterte, daß bislang an diesen Tagen der Platz für den Durchgangsverkehr gesperrt gewesen sei, nicht aber für Anwohner.

Von nun an könne der Platz nur noch von der Frankfurter Straße aus mit dem Auto überquert werden, nicht aber von der Aschaffenburger Straße aus. Sie sei ab der Einmündung "Palatiumstraße" gesperrt, um insbesondere die Besucher des Wochemarktes zu schützen. Wenzel hatte selbst schon beobachtet, "wie Leute fast überfahren werden, wenn sie ein Salatköpfchen kaufen wollen". fin

IG Metall pocht auf Artikel 16 Gewerkschaften sollen sich für Erhalt des Asylrechts einsetzen

ulf HAMBURG, 16. Oktober. Die Industriegewerkschaft Metall hat sich dagegen ausgesprochen, den Artikel 16 im Grundgesetz zu ändern, der das Asylrecht garantiert. Während des Gewerkschaftstages ihrer Organisation in Hamburg beschlossen die Delegierten einen Antrag, in dem den Gewerkschaften die Verpflichtung auferlegt wird, sich für die Sicherung des Asylrechts einzusetzen.

Daraus folge die zwingende Notwendigkeit, heißt es ergänzend, durch eine "moderne Einwanderungspolitik" und ein entsprechendes Gesetz die künftige Einwanderung zu gestalten. Dabei dürften nicht die Bedürfnisse der Wirtschaft maßgeblich sein, sondern die der Menschen, "die zu Recht vor Unterdrückung, Verfolgung, Armut, Elend und Hunger geschützt werden müssen".

Die 770 Delegierten verurteilten erneut die Aktivitäten rechtsradikaler und neonazistischer Organisationen. Diese hätten in den vergangenen Jahren Formen angenommen, "die jeglichen menschenwürdigen und humanistischen Grundbegriffen widersprechen". Zustimmung fand ein Antrag der Verwaltungsstelle Gera, sich allen Tendenzen zu widersetzen, ausländische Arbeitnehmer, Asylbewerber und Aussiedler zu "Sündenböcken" für Mißstände zu machen. Ausländischen Arbeitnehmern müsse auch in den neuen Bundesländern ein Bleiberecht garantiert werden. Lohnverzicht oder Lohnzurückhaltung wurden klar abgelehnt.

In der umstrittenen Frage der Beteiligung deutscher Soldaten an Einsätzen der Vereinten Nationen (UN) verschob der Gewerkschaftstag eine Entscheidung. Die Antragskommission empfahl jedoch, einen Antrag anzunehmen, in dem jeder Einsatz der Bundeswehr über den Verteidigungsfall hinaus ausgeschlossen wird. Eine Beteiligung an Kampfverbänden der UN, "geschweige Eingreiftruppen der NATO oder WEU" dürfe es nicht geben. Der IG-Metall-Gewerkschaftstag geht am heutigen Samstag zu Ende. (Kommentar auf Seite 3)

Fußgänger mit Auto verletzt und geflohen

BIEBERGEMÜND. Auf dem Weg von Kassel nach Lanzingen ist am Donnerstag morgen ein Fußgänger von einem unbekannten Autofahrer erfaßt worden. Der 50jährige wurde in den Graben geschleudert und zog sich schwere Kopfverletzungen zu.

Wie die Polizei mitteilt, ereignete sich der Unfall um 9 Uhr auf dem parallel zur Bundesstraße 276 verlaufenden Weg. Der Unfallflüchtige fuhr ein weißes Auto, möglicherweise einen Golf. Hinweise erbittet die Polizei unter Telefon 0 60 51 / 34 45. jan

Peru führt Todesstrafe ein Terroristen betroffen / Kabinettsbeschluß trifft Guzman nicht

LIMA, 16. Oktober (AP/AFP). Perus Präsident Alberto Fujimori hat am Donnerstag die Wiedereinführung der Todesstrafe für Terroristen angekündigt. In einer Presseerklärung hieß es, das Kabinett habe einen entsprechenden Entschluß am Mittwoch abend gefaßt. Die Todesstrafe solle jedoch nicht rückwirkend verhängt werden können, sagte der Präsident während eines Besuchs der San-Marcos-Universität in Lima.

Fujimori erwähnte in diesem Zusammenhang nicht die Verurteilung des Gründers der Terrororganisation "Leuchtender Pfad", Abimael Guzman, zu lebenslanger Haft am Mittwoch. Guzmans Guerilla hatte den Kampf gegen die peruanische Regierung 1980 aufgenommen. Bei den Attentaten kamen 25 000 Menschen ums Leben. Mit der Wiedereinführung der Todesstrafe zieht sich Peru aus einem internationalen Menschenrechtsabkommen zurück, bekannt als Pakt von San José, das die Regierung Anfang der achtziger Jahre mit 17 westlichen Staaten geschlossen hatte.

In seiner Erklärung sagte Fujimori, mit dieser Art der Bestrafung trügen die Guerilleros die direkte Verantwortung für ihre Taten. Er hoffe, sagte Fujimori weiter, daß der im November zu wählende Demokratische Verfassunggebende Kongreß den Beschluß der Regierung unterstützt, den San-José-Pakt zu verlassen.

Wirbelsäulen werden gestärkt

NEU-ANSPACH. Zwei Kurse zur Wirbelsäulengymnastik bietet der Frauentreff Neu-Anspach an: Ab Montag, 19. Oktober, von 8.45 bis 9.45 Uhr und von 9.45 bis 10.45 Uhr. Ein Kurs für Ausgleichsgymnastik im Beckenbodenbereich findet von 11 bis 12 Uhr statt. Auch Mütter mit Kleinkindern können die Kurse wahrnehmen und ihre Kinder mitbringen.

Die Kosten betragen bei Kursen mit zehn Terminen je zehn Mark. Die Krankenkassen beteiligen sich jedoch an den finanziellen Aufwendungen. Die Anmeldung ist unter Telefon 06081 / 56377 bei der Kursleiterin, Babette Dollinger, möglich. ca

Schwellen auf Fahrbahn

HOCHHEIM. Bauarbeiter installieren am Montag, 19. Oktober, in der Marzelstraße zwischen Kolping- und Kauthstraße und der Altkönigstraße Fahrbahnschwellen. Teilweise wird gesperrt. kkü

Wer möchte Theater spielen oder jonglieren?

OFFENBACH. "Rund ums Buch" dreht sich ein Projekt der Jugendkunstschule, das nach den Herbstferien beginnt. Es findet jeweils samstags zwischen 15 und 17 Uhr in der Schule, Friedrichstraße 16, statt.

In weiteren Kursen - beispielsweise Theaterspiel für Neun- bis Elfjährige, Jonglieren für Anfänger und Fortgeschrittene oder Bildhauerwerkstatt - sind noch Plätze frei.

Wer Auskünfte möchte oder sich anmelden will, sollte die Telefonnummer 81 23 97 wählen. hf

Briefe an die Redaktion

Die Landekontrolle bleibt unberührt Bei der im Bau befindlichen Regionalstelle der Flugsicherung in Langen werden auch beurlaubte Soldaten künftig einziehen. Ein Oberstleutnant a. D sagt, welches "militärische Potential" dort einziehen wird. (FR vom 8. Oktober 1992, Rhein-Main, Seite VIII).

"Die von Ihnen zitierte Aussage des Pressesprechers der Bundesanstalt für Flugsicherung in bezug auf die Gründung der Deutschen Flugsicherungs GmbH (DFS GmbH) ist - soweit sie sich auf die Militärische Flugsicherung bezieht - nicht richtig: es wird lediglich das "militärische Potential" der überörtlichen Militärischen Flugsicherung (Bezirks- und Bereichskontrolle) in die DFS GmbH integriert werden.

Die örtliche Militärische Flugsicherung (Platz- sowie Anflug- und Landekontrolle an den Militärflugplätzen) bleibt von dieser Maßnahme unberührt.

Die Feststellung "Im Klartext heißt das, daß die Deutsche Flugsicherung in Zukunft auch die Lufträume für den zivilen Luftverkehr nutzen kann, die bis dato den Militärs vorbehalten war" ist unscharf: an der Luftraumstruktur und -nutzung ändert sich auch mit Neugründung der DFS GmbH nichts; militärische Einsatzflüge werden auch weiterhin (zum Beispiel in den "terminal reserved airspace") durchgeführt werden. Diese Lufträume stehen im übrigen bereits heute dem zivilen Luftverkehr bei Nichtaktivierung zur Verfügung. Dieter Lüning, aus Maibach

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Hauch des

Verruchten,

öffentlich

Flirt im Einkaufszentrum

Alle sollen mitmachen bei der locker- frivolen Kontaktbörse, die den Erlebniseinkauf noch durch den Hauch des Verbotenen, Verruchten um den Aspekt des öffentlichen Anbandelns erweitern soll: So wird das Einkaufserlebnis zum Abenteuer. Langer Donnerstag und zugleich - in der Zeilgalerie Les Facettes - "Zeit zum Flirt". Dieses Spiel soll hier künftig alle 14 Tage am langen Donnerstag von 19 bis 21 Uhr Stimmung in den Laden bringen.

Schon zu Beginn drängen sich Flirtwillige am Eingang der vorübergehend zum Kontakthof erklärten Ebene 7 und warten darauf, einen Button angesteckt zu bekommen, der den Gesprächseinstieg von Mann zu Frau, von Frau zu Mann, von Mann zu Mann und Frau zu Frau erleichtern soll.

Die Spielmacher stellen sich das in etwa so vor: Buttonträger Schneemann trifft Buttonträgerin Schneeflocke und sagt intelligent: "Hallo Schneeflocke, hier ist Dein Schneemann, wollen wir zusammen etwas trinken?" Der ausgeklügelte Satz ist problemlos auf die anderen Button-Paare, Plattenspieler und LP, Ei und Henne, Hase und Mohrrübe, zu übertragen. Geschlürft wird, bei gegenseitiger Sympathie, ein Getränk auf Kosten des Hauses.

Die Stimmung ist gut im 7. Stock, wenn auch nicht gerade überschäumend. Moderator Thomas Dartsch müht sich redlich, hüpft von hie nach da, immer an den Rändern der "Spielfläche Bar" entlang, wo sich die meisten Teilnehmer zu Beginn tummeln. Niemand wagt den Anfang, traut sich, gleichsam vor aller Augen, den ersten Schritt zu tun. Wo zwei Mutige vorsichtig zarte Fäden anknüpfen, ist der Moderator schon zur Stelle und beschreibt den Umstehenden via Mikrofon die Details.

Kaum einer der Anwesenden - die Männer sind in der Überzahl - räumt unumwunden ein, jemanden kennenlernen zu wollen. Die meisten geben vielmehr an, aus "Spaß an der Freud" hier zu sein. Ein junger Mann in Jeans und weißem Oberhemd findet die Aktion "erstmal lustig". Ein bißchen ernst ist es ihm jedoch auch.

"In einer normalen Kneipe fehlt doch der Ansporn, den hier der Moderator liefert, dort sind doch die meisten zu scheu und zu schüchtern, um jemand Wildfremdes anzusprechen." Er war auch schon beim ersten "Zeit-zum- Flirt"-Spiel hier, am 1. Oktober, hier. Doch da hat er sich noch nicht getraut, mitzutun.

Am selben Tisch erzählt ein Pulloverträger um die Dreißig, daß er hier ist, weil er heute seinen Job verloren hat, und "unter Leuten" den Abend verbringen wollte. Sein Button-Gegenpart hat ihn nach kurzem Gespräch jedoch schon wieder verlassen.

Um halb neun, die Geschäfte entlang der "Facettes"-Rampen schließen gerade, sind alle Tische auf Ebene 7 besetzt. Nicht mehr nur Teens und Twens hokken beieinander, auch das ein oder andere Enddreißiger-Paar scheint sich kurzfristig gefunden zu haben.

Ob mehr draus wird?

Organisator Gerhard Lerch läßt das kalt: "Wir wollen hier niemanden verkuppeln - nur ein bißchen Spaß ins Haus bringen." fra

1,2 Milliarden leiden Hunger Hilfswerk: Täglich sterben 40 000 Menschen an Unterernährung

WASHINGTON, 16. Oktober (epd/dpa). Jeden Tag sterben weltweit rund 40 000 Menschen an Hunger und an Krankheiten, die auf unzureichende Ernährung zurückzuführen sind. Im Jahresbericht der ökumenischen US-Hilfsorganisation "Bread for the World" (Brot für die Welt) in Washington heißt es, insgesamt litten mehr als 1,2 Milliarden Menschen Hunger oder seien so unterernährt, daß sie kein "produktives Leben" führen können.

Nachdem Entwicklungs- und Hilfsprogramme in den vergangenen zwanzig Jahren zunächst zu einem Rückgang des Hungers geführt hätten, habe sich die Lage seit 1991 wieder zugespitzt, betont die Organisation. Besonders kritisch sei die Lage in Somalia und im südlichen Afrika. Die Dürre sei die schlimmste dieses Jahrhunderts. Allein im vom Bürgerkrieg zerrütteten Somalia kämen täglich 2000 bis 3000 Menschen ums Leben.

Auch einige Länder Europas sowie ehemalige Sowjetrepubliken seien von Hungerproblemen nicht verschont, heißt es weiter. So seien beispielsweise in Bulgarien sowie in den zentralasiatischen Republiken der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten die Lebenshaltungskosten so sehr gestiegen, daß Millionen Menschen unzureichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt seien.

Flüchtlinge sind nach Darstellung von "Bread for the World" besonders vom Hunger bedroht. Seit 1984 habe sich die Zahl der Menschen, die vor Kriegen und Unterdrückung fliehen, weltweit auf 18 Millionen verdoppelt. In den USA gebe es schätzungsweise 30 Millionen Menschen, die an Hunger leiden. Zu weltweiter Solidarität für die Überwindung von Hunger und Armut rief am Freitag anläßlich des 12. Welternährungstages die UN-Ernährungsorganisation FAO auf.

Wirbelsäulengymnastik

KARBEN. Wirbelsäulengymnastik für jedermann und jedefrau bietet das Mütterzentrum zusammen mit der Musikschule ab Montag, 19. Oktober, um 20 Uhr an.

Informationen unter Tel. 0 60 39 / 62 34.

Begriffsverwirrung

Subsidiarität ist zu einem Schlüsselwort für den europäischen Sondergipfel in Birmingham geworden. Diese Regel von der Regierungsebene, die nur das tut, was eine ihr untergeordnete Administration nicht besser tun kann, ist jetzt von der Verfassungskommission aus Bund und Ländern für die Bundesrepublik schärfer und auch im Hinblick auf an Brüssel abzutretende Hoheitsrechte neu gefaßt worden. Weder Bund noch Länder sind nach dem Kompromiß wunschlos glücklich, aber die Kompetenzen sind klar, und sollte sich eine Seite von der anderen überfahren fühlen, ist der Rechtsweg eingeschlossen.

Für Europa und Birmingham aber ist Subsidiarität zum Synonym für Beliebigkeit geworden, mit dem man hofft, den Dänen, Briten, Franzosen und auch Deutschen zu signalisieren, daß Brüssel die "großen" Mitglieder nicht deckeln wird und nationale Eigenständigkeiten gewahrt werden können. Für die "kleinen" Mitglieder wie die Beneluxstaaten aber soll Brüssel gewichtig genug bleiben, um deren Interessen gegenüber den "großen" zu vertreten.

Solange Subsidiarität so viele Bedeutungen wie Silben hat, wird nur zusätzlich Konfusion gestiftet und der gute Sinn des Begriffs pervertiert. Von dem Gipfel in Birmingham neue Wegzeichen für Europa zu erwarten, war illusorisch. Bleibt die Hoffnung auf den regulären EG-Gipfel in Edinburgh im Dezember, für den Birmingham immerhin Begriffsklärungen vorzubereiten vermochte. sie

"Anzeige ein Bärendienst"

Landrat Jochen Riebel schrieb an Wolf-Almanasreh

"Sinnentstellend akzentuiert" hätten Teile der Presse Aussagen des Landrats im Main-Taunus-Kreis, Jochen Riebel, der kürzlich bei einer Pressekonferenz gesagt hatte, daß "einige ehemalige Asylbewerber bei Verfahrensabschluß Schein- oder Zweckehen eingehen" und die deutschen Ehegattinnen immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftkonsumentinnen seien. Das ist einem Schreiben aus dem Büro des Landrats an die Leiterin des Frankfurter Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf- Almanasreh, zu entnehmen. Sie hatte wegen Verleumdung und Beleidigung Strafanzeige gegen den Landrat gestellt. Wolf- Almanasreh habe sich mit dieser "völlig überzogenen Reaktion selbst einen Bärendienst erwiesen", läßt Riebel mitteilen. Er habe "zur Kenntnis genommen, daß Herr Oberbürgermeister von Schoeler Sie in Ihre Schranken hat weisen lassen", heißt es in dem Text, den Riebels persönlicher Referent, Peter Nicolay, verfaßte.

"Höchstes Lob" verdiene Wolf-Almanasreh für ihre Zivilcourage, meint im Gegensatz dazu Detlef Lüderwaldt für den Initiativausschuß "Ausländische Mitbürger in Hessen". Sie habe mit ihrer Strafanzeige gegen den Landrat die "bedrohte Gruppe der Asylsuchenden öffentlich vor Verunglimpfungen in Schutz genommen". Für den Initiativausschuß ist laut Lüderwaldt der Eindruck entstanden, daß Riebel "zur Hatz auf Asylsuchende" blase und damit rechtsradikale Kreise "zu Angriffen auf Flüchtlinge ermutigt". Ein Land gerate nicht in eine Krise durch Flüchtlinge, sondern "durch diejenigen, die seine Grundrechte ins Wanken bringen". fra

Aufgespießt

"Wir sind gespannt, mit welchen Pensionen die tüchtigen Genossen in den kohlverdienten Ruhestand geschickt werden." Der Bundestagsabgeordnete Werner Schulz (Bündnis 90) zum Beschluß des Treuhand- Unterausschusses, ehemalige SED-Führungskader, Stasi-Leute und KoKo-Mitarbeiter bis zum Jahresende aus der Treuhandanstalt zu entlassen.

Frost im Meiler

Eine eingefrorene Wasserleitung ist schon kein Spaß. Das weiß jeder. Noch viel weniger angenehm ist ein eingefrorenes Atomkraftwerk.

Aber ist es nicht eine haarsträubende Groteske, daß die Furcht vor dem Frost im Meiler als Argument für das Wiederscharfmachen der berüchtigsten Zeitbombe der zivilen Atomwirtschaft herhalten muß? Dem Tschernobyl-Direktor Sorokin möchte man entgegenhalten: Der Winter ist keine Erfindung des Jahres 1992, und daß man zur Stillegung des Super-GAU- Meilers ein konventionelles Hilfsdampf- System braucht, ist auch keine neue Erkenntnis. Trotzdem werkelt man immer noch daran herum und schaltet nun hilfsweise und unter westlichem Protest das "Höllenfeuer des Unglücksreaktors" wieder an. Ausgerechnet einen Tag, nachdem im litauischen Schwesterkraftwerk Ignalina ein neuer Störfall bekannt wurde.

Unsere Empörung über so viel Fahrlässigkeit ist echt und berechtigt. Noch berechtigter wäre sie, wenn wir im Westen begreifen würden, daß angesichts des abgrundtiefen (energie)wirtschaftlichen Chaos im Osten nicht nur die Furcht vor den Atom-Zeitbomben, sondern auch die Verantwortung für sie auf uns mit übergegangen ist. Hätten wir das begriffen, gäbe es sicher schon: ein schnell zu montierendes Hilfs-Heizkraftwerk in Tschernobyl, milliardenschwere Hilfen zur Restrukturierung der notorischen Energie- Verschwendungswirtschaft - und keine Stromlieferungen aus der Ukraine an das "atomfreie" Österreich. jw

Anschlag auf Büro der Grünen Unbekannte warfen Brandsatz / Stein flog durchs Fenster

HOFHEIM. Einen Brandanschlag verübten Unbekannte in der Nacht zum Freitag auf das Büro der Grünen in der Hauptstraße. Sie schleuderten nach Polizeiangaben vermutlich Brandbeschleuniger mit Papier und einer brennbaren Flüssigkeit gegen die Wand des Fachwerkhauses in der Altstadt. Auch auf den Treppenstufen waren deutliche Rußspuren zu erkennen, vielleicht wurde dort ein weiterer Brandherd gelegt.

In eine Fensterscheibe flog außerdem ein gut zwei Fäuste großer Stein. Die Tatzeit muß zwischen 0.15 Uhr und 8 Uhr morgens gewesen sein, sagt Fraktionsgeschäftsführer Andreas Kammerbauer. Ein Bekennerschreiben wurde nicht gefunden. Da die Polizei davon ausgeht, daß der Anschlag politisch motiviert ist, ermittelten am Freitagnachmittag Beamte des Kommissariats 42. Sie sagten, Täter aus rechtsextremen Kreisen hinterließen meist keine Bekennerschreiben.

Vor ein paar Jahren war schon einmal ein Büro der Grünen Ziel eines Anschlags. Kreistagsabgeordneter Albrecht Kündiger sieht in dem Brandanschlag aber eine andere Qualität: "Offensichtlich wurde jetzt bewußt die Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen." Es sei grundsätzlich "sehr schlimm, wenn auf diejenigen, die sich öffentlich gegen Ausländerfeindlichkeit zur Wehr setzen, Anschläge verübt werden." Die Grünen würden sich aber nicht einschüchtern lassen. SUSANNE HOERTTRICH

Politikerin: Die tote Mutter wird zum Nährboden degradiert Forderung nach Debatte im Bundestag über Erlanger Experiment Von unserem Redaktionsmitglied Michael Emmrich

FRANKFURT A. M., 16. Oktober. Seit Tagen diskutieren heftig und kontrovers Mediziner, Psychologen, Philosophen und Moraltheologen den Fall der 18jährigen hirntoten und im vierten Monat schwangeren Marion P. Nun soll sich auch der Bundestag mit dem Thema befassen. Dies hat jetzt die FDP-Bundestagsabgeordnete Cornelia Schmalz-Jacobsen gefordert. Die behandelnden Ärzte in der Erlanger Universitätsklinik stellten schon am Donnerstag vor einer Woche den Totenschein für Marion P. aus, die nach einem Autounfall gestorben war. Einige Körperfunktionen der Leiche werden aber dennoch künstlich aufrechterhalten, damit dem Körper der Toten im März ein Baby entbunden werden kann.

Schmalz-Jacobsen bewertet das Vorgehen der Ärzte als "eine schwer erträgliche Perversion von Menschlichkeit". Es handele sich dabei um ein mit ethischen Maßstäben nicht zu vereinbarendes Experiment. Selbst falls in fünf Monaten ein gesundes Baby geholt werden könne, würden die Umstände seiner Entwicklung dieses Kind später "womöglich in der Seele zerstören". "Menschlichkeit ist ein zu kostbares Gut, um sie dem technischen Fortschritt unterzuordnen", fordert die FDP-Politikerin den Bundestag auf, sich den ethischen Problemen der "posthumen Mutterschaft" zu stellen.

Ähnlich denkt die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Hanna Wolf: Die tote Mutter werde zum "Nährboden" degradiert, dessen man sich nach Gebrauch entledigen könne. Bundesfrauenministerin Angelika Merkel (CDU) hat dagegen noch keine abschließende Meinung, sieht den Fall aber im "Grenzbereich dessen, was medizinisch machbar und ethisch vertretbar ist".

Beate Rössler, Philosophin an der Freien Universität Berlin, macht darauf aufmerksam, daß der diskutierte Fall nicht zufällig in Erlangen, "in einem extrem katholischen Klima", angesiedelt ist. Vor dem Hintergrund der kirchlichen Lehre werde das Leben des Fötus absolutiert.

Die Äußerungen von Hans-Bernhard Wuermeling, Ordinarius für Rechtsmedizin und Vorsitzender der Ethik-Kommission der Uni Nürnberg-Erlangen, belegten dies. Der hatte den ARD-Tagesthemen gesagt: "Jede Mutter stellt ihren Körper in der Schwangerschaft für das Überleben des Kindes zur Verfügung. Daß sie das als Tote dann weiterführt mit technischer Hilfe", liege im Bereich des Zumutbaren und sei nicht verwerflich.

Aus philosophisch-ethischer Perspektive lehnt Beate Rössler das Verhalten der Klinik-Ärzte in dieser speziellen Situation ab, zumal der Fötus erst 14 Wochen alt sei. Der Erlanger Fall werfe ein Licht darauf, wie in Teilen der Gesellschaft das Verhältnis von Schwangerer und Baby gesehen werde. Es liege eine gravierende "Fehleinschätzung des Verhältnisses der Schwangeren zum Fötus vor, die rational nicht zu begründen ist".

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 16. Oktober (FR). Wechselnde Bewölkung und zeitweise Regen, im Küstenbereich Gewitter, in der Mitte Deutschlands heiter bis wolkig, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 5 und 9 Grad, die Tiefstwerte um den Gefrierpunkt. Aussichten: meist freundlich, aber kühl.

(Siehe auch Lokalteil)

Wer will Abschied vom Rauchen nehmen?

OFFENBACH. Zwei Raucherentwöhnungsseminare bietet die AOK zusammen mit der Adventgemeinde an. Der eine Kursus beginnt am 7. November um 19.30 Uhr und dauert bis zum 11. November, der andere dauert vom 8. bis 12. November und beginnt jeweils um 10 Uhr. Veranstaltungsort ist das Haus der Adventgemeinde, Siemensstraße 16.

Die Teilnehmerzahl in den beiden Seminaren ist begrenzt. Anmeldungen sollten deshalb spätestens bis zum 30. Oktober bei der AOK unter der Telefonnummer 069/8303-518 erfolgen. hf

Dressler-Gelände Stadtbaurat will Großmarkt zulassen

HANAU. Entgegen ursprünglicher Absicht will Stadtbaurat Jürgen Dressler auf dem Großauheimer Dressler-Gelände doch einen Großmarkt zulassen. Dabei handelt es sich um eine Filiale der französischen Bau- und Gartenfachmarkt- Kette "Castorama", die in Deutschland ein Verkaufsnetz aufbaut. Dressler sieht darin keine Konkurrenz zum innerstädtischen Einzelhandel, was gegen andere Sparten zwischen Edisonstraße und Bundesstraße 43 A gesprochen hätte.

Der Stadtbaurat verspricht sich "Synergieffekte", also nützliche Wechselwirkungen mit den Baumarkt-Konkurrenten Hornbach und Bauhaus, die ebenfalls in Großauheim große Filialen haben. Diese Meinung teile der Geschäftsführer des hiesigen Einzelhandelsverbandes, sagte Dressler der FR.

Die Rotterdamer Immobiliengesellschaft Chariton, die das insgesamt fünf Hektar große Gelände 1990 für 17 Millionen Mark kaufte und bis auf eine Fabrikhalle plattmachen ließ, vermittelte den Bauinteressenten. Nach dem Konkurs der englischen Muttergesellschaft ist Chariton an die Frankfurter Bau- und Wohnen-Bank übergegangen. Alle Bauvorhaben auf dem Dressler-Gelände sind mit dem Rathaus abzustimmen.

So kommt es, daß den Stadtverordneten in ihrer nächsten Sitzung am 26. Oktober eine Bebauungsplan-Teiländerung für den geplanten Baumarkt vorliegt. Wieviel Quadratmeter dieser brauchen wird, ist laut Dressler noch unklar. Das ergebe das Bauplanungsverfahren, das mindestens ein Jahr dauere. Festgestellte "Verunreinigungen" des Bodens, die das Stadtplanungsamt nicht näher benennt, sind zu sanieren.

Zur Begründung heißt es in der Magistratsvorlage, die sperrigen Güter für Selbstabholer bedürften großer Fläche, was in der Innenstadt nicht möglich sei. Um den Einzelhandel in der Stadt nicht zu gefährden, sollen Sortiment und Größe des Großmarkts festgesetzt werden. Auszuschließen sei, daß sich an der B 43 A ein günstig gelegenes Einkaufszentrum entwickele. him

Ehre gerettet

Auch Schotten haben Ehr-Geiz. Jedenfalls wollte das fünfköpfige weißbemützte Köche-Team aus Britannien auf der Gourmet-Olympiade nicht gerade hinterdrein marschieren .

Der Donnerstag sollte ihr Tag auf dem Messegeländesein. Um vier Uhr früh war der Aufbruch aus dem Hotel im Nordwestzentrum geplant. Mittelpunkt und Blickfang der schottischen Platten-Kreationen sollte eine aus Zuckerguß vorgefertigte Skulptur sein. Weil die in der warmen Hotelküche, wo sie hergestellt worden war, zerschmolzen wäre, stellte man sie über Nacht in einen kühlen Nebenraum. Und der war früh morgens noch abgeschlossen. Keiner wußte, wo der Schlüsel war. Auch der Nachportier nicht.

Da rief der Hotelmanager kurzentschlossen die Brandwache an. Und die Feuerwehrleute hatten mit Spezialschlüsseln bald die Tür offen. Die Schotten rasten zum Messegelände - wie die Feuerwehr.

Am Abend hatten sie gleich fünf Goldmedaillien erworben. Und danktem den Helfern am Freitag mit einem kulinarischen Geschenk. Süß, nicht? Ihr Bastian

Club-Fotografen linsten subjektiv durchs Objektiv Ausstellung zeigt ab heute 96 Bilder eines Wettbewerbs

BAD HOMBURG. Wie objektiv ist ein Objektiv? Gar nicht, glauben die Mitglieder des Bad Homburger Fotoclubs und stellen ihre diesjährige Ausstellung unter das Motto "Subjektiv durchs Objektiv". Im Theater-Foyer des Kurhauses wird sie heute um 11 Uhr vom ehemaligen Verkehrsamtsleiter Erich Gunkel, selbst Gründungsmitglied des Vereins, eröffnet.

Wer viel und gerne fotografiere, sagt Club-Mitglied Heinz Werner, müsse irgendwann das enge Kämmerlein der Selbstreflexion verlassen und sich der Kritik anderer stellen. Um diese Kritik geht es vor allem, wenn sich die 41 Mitglieder des Vereins untereinander treffen. Und erst recht natürlich, wenn sie ihre Bilder öffentlich präsentieren.

96 Werke sind ab heute im Theater- Foyer zu sehen. Ihre Auswahl bedeutete bereits einen clubinternen Prozeß der Kritik. Waren doch über 300 Fotografien eingereicht worden. Anonym, versteht sich, damit eine Jury so unbefangen wie möglich an die Arbeit gehen konnte.

Außer den gelegentlichen Ausstellungen - die vorherige fand 1989 statt - halten rund zehn Wettbewerbe pro Jahr die Clubmitglieder auf Trab. Die meisten richten sie selbst aus, andere organisiert der Deutsche Verband für Fotografie (DVF) bundesweit. Nach einem solchen Wettbewerb die Fotos der anderen Teilnehmer zu sehen, sei besonders spannend, sagt Heinz Werner, "zu entdecken, wie andere das Thema umgesetzt haben".

An den Club-Abenden gehen die Mitglieder ab und an auch mal in ein Profi- Studio, um ihr Können bei Porträtfotografien zu erweitern. Oder sie laden sich Spezialisten ein, die über Fachthemen wie Techniken der Beleuchtung referieren. Und natürlich zeigen sich auch Amateure mit künstlerischem Anspruch ihre Reise-Dias. Nicht nur privater, sondern auch gemeinsamer Reisen übrigens: In der Hohen Tatra beispielsweise, ergänzt der Club-Vorsitzende Josef Katscher, sei man über den DVF ausschließlich zum Fotografieren gewesen.

Enge Zusammenarbeit pflegt der Fotoclub mit der Bad Homburger Volkshochschule. Einerseits leiten Club-Mitglieder regelmäßig die Fotokurse der Volkshochschule. Andererseits genießt der Verein in den Räumen an der Elisabethenstraße eine Art Gastrecht für seine Clubtreffen.

Neuer Gesichter sind im Verein gerne gesehen. Gelegenheit zum Kennenlernen bietet die Ausstellung "Subjektiv durchs Objektiv" bis zum 25. Oktober samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, montags bis freitags von 16 bis 19 Uhr. teb/che

Beton-Fassaden müssen dringend saniert werden

OFFENBACH. Die Beton-Fassaden der Aula und der Turnhalle der Geschwister- Scholl-Schule in Bieber-West müssen saniert werden. Das kostet 115 600 Mark, haben der Magistrat und das Rechnungsprüfungsamt ausgerechnet. Jetzt soll das Stadtparlament das Geld bewilligen.

Eigentlich müßten alle Beton-Außenflächen gründlich saniert werden, weil die Witterung und der Zahn der Zeit an ihnen nagten. Weil die Stadt dafür kein Geld hat, sollen wenigstens die am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Bauteile saniert werden, argumentiert der Magistrat. lz

Magistrat will 29 Ortskerne mit Erhaltungssatzungen schützen "Bremse" gegen unerwünschte Bauvorhaben rings ums Zentrum / Für Praunheim, Zeilsheim und Rödelheim bereits beschlossen

"In einer Stadt, in der sich sehr viel sehr schnell ändert, müssen wir für die Menschen auch ein Lebensumfeld bewahren": So begründete Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Freitag den Beschluß des Magistrats, Erhaltungssatzungen für nicht weniger als 29 Ortskerne aufzustellen.

In ihrem heutigen Erscheinungsbild bewahrt werden sollen die Zentren praktisch aller Stadtteile, die sich um die eigentliche, zusammenhängende Kernstadt gruppieren. Jede bauliche Veränderung, "die den Rahmen sprengt" (Wentz), kann bei Rechtskraft der Satzungen künftig von der Kommune versagt werden. Dies gilt etwa für Vorhaben, die über der bisherigen Höhe und Ausnutzung in den zum Teil noch dörflich geprägten Ortskernen liegen. Aber schon allein der gestern gefaßte Aufstellungsbeschluß gestattet es der Stadt, unerwünschte Bauprojekte um ein Jahr zurückzustellen.

Nach der Absicht von SPD und Grünen stehen in Zukunft folgende Ortskerne unter Schutz: Berkersheim, Unterliederbach, Sindlingen, Niederrad, Schwanheim, Oberrad, Zeilsheim, Bonames, Ekkenheim, Eschersheim, Ginnheim, Harheim, Hausen, Heddernheim, Kalbach, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach, Niederursel, Preungesheim, Seckbach, Fechenheim-Süd, Bergen, Enkheim, Praunheim, Rödelheim, Griesheim, Höchst, Nied und Sossenheim.

Für die drei Stadtteile Praunheim, Zeilsheim und Rödelheim ging der Magistrat gestern im Verfahren bereits einen Schritt weiter und beschloß bereits die Satzung selbst. Für diese drei Stadtteile hat das Planungsdezernat auch bereits sogenannte "Ortsbildanalysen" fertigen lassen. Die Planer weisen darauf hin, daß es auch in Zukunft nicht gelingen werde, "jedes erhaltenswerte Gebäude mit allen inneren und äußeren Details zu konservieren". In vielen Fällen werde es bei neuen Gebäuden und Umbauten Lösungen geben, die Architekten "in Anlehnung" an alte Häuser entwerfen.

Die Ortsbildanalysen halten einzelne Quartiere und Gebäude fest, geben die Nutzung an, nennen die Zahl der Geschosse, beschreiben die Fassaden bis hin zum Verputz. Auch "wesentliche Gliederungselemente" wie Fenster oder Sokkel finden Erwähnung.

Wentz stellte einen direkten Zusammenhang her zwischen den 29 Erhaltungssatzungen und den großen Veränderungen, die auf die Menschen gerade in der Frankfurter City zukommen, wenn im nächsten Jahr mit dem Bau der geplanten Bürohochhäuser der Commerzbank oder der Hessischen Landesbank begonnen wird.

Die "Typologie" der Ortskerne zu retten, sei "entscheidend für die Identität der Menschen mit der Stadt". Verändern und Bewahren müsse sich die Waage halten. jg

Speer rät Kommunen zum "Flächenmanagement Planungsexperte für stärkere Zusammenarbeit beim Ansiedeln neuer Gewerbebetriebe

GIESSEN. "Da kommt ein Frankfurter nach Gießen, um den Mittelhessen zu erzählen, wo's langgeht." Die Skepsis, die der ehemalige hessische Ministerpräsident Albert Osswald (SPD) etwas schnippisch-salopp formulierte, schien so realitätsfern gar nicht zu sein. Jetzt benötigt das künstliche Verwaltungsgebilde zwischen Limburg und Marburg, Dillenburg und Alsfeld also schon "megapolitischen" Beistand auf der mühsamen Suche nach Identität und Selbstbewußtsein. Doch gemach, mit Albert Speer referierte schließlich nicht irgendeine Person in der mittelhessischen Universitätsstadt, sondern ein "international renommierter Städte- und Regionalplaner", wie Regierungspräsident Hartmut Bäumer (Grüne) seinen Gast am Donnerstag abend vorstellte.

Speer hatte vor zwei Jahren mit seinem im Auftrag der Landesregierung erarbeiteten Gutachten über "Zielvorstellungen für den Verdichtungsraum Rhein- Main bis 2000" für viel Gesprächsstoff, aber auch für viele Mißverständnisse gesorgt. Wesentliche Aussage der Studie war das Betonen der Polyzentralität, also das Bewahren der Differenziertheit und der Kleinteiligkeit der Kommunen und Landstriche innerhalb der Ballungsregion Rhein-Main. Die notwendige Handlungsoption lieferte Speer gleich mit: in der Region müsse die Zusammenarbeit wesentlich stärker als bisher werden. Dies freilich gehe nur, "wenn man nicht allein auf Frankfurt starrt".

Die grundlegenden Gedanken lassen sich nach Auffassung des Städteplaners mühelos auf Mittelhessen, zumindest auf das Gebiet Wetzlar-Gießen-Marburg, übertragen. Gerade bei der Ansiedlung neuer Gewerbeunternehmen müßten die mittelhessischen Kommunen stärker kooperieren. Anstelle der Politik der "Zentralen Orte" plädierte Speer für ein "Flächenmanagement", um ansiedlungswilligen Betrieben auch ausreichend Planungssicherheit zu gewährleisten.

Gelingen könne dies allerdings nur, wenn gleichzeitig über die Finanzen gesprochen werde. Über die Gewerbesteuer als einzig bedeutenden Indikator funktioniere eine arbeitsteilige Strukturierung der Region Mittelhessen nicht, betonte Speer. Nutzen und Lasten müßten schon gleichmäßig verteilt sein. Andere Formen der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Behörden und Organisationen erforderten jedoch auch andere Organisationsstrukturen. Stichwort: Entrümpelung. "40 Prozent der Verwaltungen sind ja ständig damit beschäftigt, sich gegenseitig zu bekriegen" und blockierten so beispielsweise notwendige Bebauungspläne.

In Sachen Konversion traf Speer genau den wunden Punkt. Hier vermißt der Städteplaner (zu Recht) ein "strategisches Konzept" zur sinnvollen Nutzung der freiwerdenden Militärflächen. Im Alleingang versuchten die Kommunen, Zuschüsse von Land und Bund zu bekommen. Das Potential von insgesamt mehr als 600 Hektar sei derart groß, daß man sich damit viel intensiver "über Eigeninteressen hinweg" auseinandersetzen müßte.

Indirekt redet Speer damit Bäumers Modell einer Regionalpolitik (der Regierungspräsident setzt sich für Ökologie als Schwerpunkt ein) das Wort. Dem vermeintlichen "Schlafgürtel der Rhein- Main-Region" (so der als Frage formulierte Titel der Veranstaltung), das ist längst kein Geheimnis mehr, fehlt es ganz offensichtlich an Selbstbewußtsein. Und auch der Hang zur Larmoyanz ist erschreckend offensichtlich. Damit indes, so der Trost des Städteplaners, befänden sich die Mittelhessen in bester Gesellschaft. Auch im Rhein-Main-Gebiet gebe es "keine Identifikation im Sinne eines Images". Ein Grund zum Jammern ("eine schöne deutsche Eigenschaft") liege deshalb noch lange nicht vor.

VOLKER TRUNK

Im Wortlaut: Protestbrief Keine Waffen in die Türkei

Scharf reagierten Friedensgruppen auf Pläne der Bundesregierung, wieder Waffen an die Türkei zu liefern. Das "Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg" (RiB) appelliert nun, einen Protestbrief an die Mitglieder den Bonner Verteidigungsausschusses zu schicken. Die FR veröffentlicht den vom RiB verfaßten Musterbrief im Wortlaut: "Mit großem Entsetzen haben wir Kenntnis davon erhalten, daß sich die Mehrheit der Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages in seiner Sitzung am 23. September 1992 für die Lieferung weiterer Kriegswaffen in die Türkei entschieden hat! Es handelt sich bei diesen Waffen um RF-4E-Phantom aus Leck (bei Flensburg) und Bremgarten (bei Freiburg), um Panzerhaubitzen, Flakgeschütze, Pionierpanzer, Brükkenlegepanzer und weitere Kriegswaffen. Diese Entscheidung stellt unseres Erachtens einen Skandal dar. Sie ist um so unverständlicher, da die Menschenrechte in der Türkei mehr denn je mit Füßen getreten werden. Gerade der von Zeugen bestätigte Einsatz bundesdeutscher Panzer in Sirnak am 18. und 20. August 1992 war weiterer negativer Höhepunkt dieser Entwicklung. Seit Jahresbeginn sind über 70 kurdische Journalisten und legal arbeitende Politiker von der staatlichen Konterguerilla entführt und umgebracht worden. Hierbei verweisen wir auf den Bericht der Mitglieder er englischen Menschenrechtskommission unter Leitung von Lord Avebury über ihre Mission vom 3. bis 8. September 1992 zu den Verhältnissen in Türkisch-Kurdistan. Ich möchte Sie bitten, mir umgehend folgende Fragen zu beantworten:

1. Wie haben Sie in der Sitzung des Verteidigungsausschusses vom 23. September 1992 in bezug auf den geplanten Waffenexport abgestimmt?

2. Welche Argumente haben Sie zu Ihrem Abstimmungsverhalten bewogen? 3. Welche Erkenntnisse liegen Ihnen über den Einsatz bundesdeutscher Waffen in der Türkei, insbesondere durch die türkische Armee im Einsatz gegen Kurden, vor?

4. Welche Schlußfolgerungen ziehen Sie persönlich aus dem nachweislichen Einsatz bundesdeutscher Waffen zur Zerstörung ganzer Dörfer in Kurdistan seitens der türkischen Militär- und Sicherheitsmaschinerie?

Mit Nachdruck fordere ich Sie auf, sich nach Kräften dafür einzusetzen, daß die bundesdeutschen Waffen auf keinen Fall in die Türkei geliefert werden. Auch möchte ich Sie darauf hinweisen, daß ich dieses Schreiben (sowie Ihre Antwort) der Presse zukommen lasse. Aufgrund der Dringlichkeit der Angelegenheit (geplante Waffenexporte, derzeit stattfindende Entvölkerung ganzer Landstriche in Kurdistan) bitte ich Sie um sofortige Beantwortung meines Schreibens.

Mit besorgten Grüßen . . ."

Im Blickpunkt: Dream Teams Epidemische Verbreitung

Sie sind noch in guter, wenn auch etwas eintöniger Erinnerung, die Heroen der US-Basketball-Mannschaft bei ihrem Auftritt in Barcelona. In guter, weil mit spektakulären Aktionen das Publikum begeisternd, in eintöniger, weil den Grundsatz des Wettbewerbs im sportiven Vergleich während ihrer Spiele so vollkommen außer Kraft setzend. Dream Team, Traum-Mannschaft wurden sie genannt; Basketball vom anderen Stern sollten und haben sie gespielt. Ohne sich je zu verausgaben wurden alle sogenannten Gegner überdeutlich auf Distanz gehalten, alp-traumhaft - eine Frage des Blickwinkels.

Erfolg zieht Nachahmer an, Namen machen Inhalte; inzwischen sprießen Dream Teams allerorten. Zunächst meldete der Eishockey-Bundesligist Hedos München Anspruch an auf die namentliche Nachfolge der Ballartisten: "Bavarian Dream Team" von der Isar. Putzig, zumal die Konkurrenz aus Düsseldorf, immer noch prosaisch als DEG firmierend, eine Klasse besser Eishockey spielt.

Sich selbst überhebende Bayern als Vorbild für die National Hockey League? Jedenfalls wollen nun Kanada und die USA ihre Ligarunde unterbrechen, um Lillehammer ebenfalls mit zwei Dream Teams zu beschicken, endlich einmal sollen die besten Spieler beider Staaten bei Olympia ihre Landesfarben vertreten - und gewinnen und traumhaft schön spielen und konkurrenzlos überlegen sein.

Der Traum ist beendet ehe er begonnen hat, zwei Dream Teams sind für diesen Namen bereits eines zu viel; ganz zu schweigen von den Olympiasiegern aus Rußland oder den Weltmeistern aus Schweden. Die Auswahl der Besten eines Landes ist eben nicht von vornherein ein Traum, mögen sie auch das erste Mal zusammenspielen, mögen sie auch - was nur recht und billig wäre - besser sein, als die Auswahl der Zweitbesten. Sie wären halt eine gute Mannschaft neben anderen, und sollten sie überlegen gewinnen, dann reicht auch das noch lange nicht hin, sich Dream Team zu nennen.

Einzigartig und einmalig, kaum faßbar überlegen waren die Basketballer, haben eine vorhergesagte Zukunft nur noch erfüllt. Nicht nur den Traum des perfekten Sports, sondern auch den des Wissens um die Zukunft haben Johnson, Jordan und die anderen ge- und erlebt. Bestenfalls die US-Baseballer könnten, wenn überhaupt - und sie haben längst abgewunken -, ein weiteres Dream Team auf die Beine stellen. Aber wer noch weiß, was Konkurrenz bedeutet, von ihr spricht, die Zukunft nicht kennt, der sollte wissen, daß Dream Team kein Anspruch, sondern ein Zustand ist. ARND FESTERLING

Nur Barbara Bush würde noch gewinnen

Um genau 21.50 Uhr - die zweite Fernsehdebatte mit den beiden anderen Präsidentschaftsbewerbern Bill Clinton und Ross Perot war in vollem Gange - da schaute Präsident George Bush am Donnerstag abend zum ersten Mal sehnsüchtig auf die Uhr. Denn im Gegensatz zu dem volksnahen Gouverneur aus Arkansas und dem populistischen Milliardär aus Texas fühlte sich der Patrizier aus dem Weißen Haus im Kreuzfeuer der Zuschauerfragen sichtbar unwohl.

Nachdem ein Mitglied des Auditoriums an der Universität von Richmond den Kandidaten das Versprechen abgerungen hatte, nicht über Persönliches, sondern nur über die inhaltlichen Themen dieses Wahlkampfes zu reden, mußte Bush seine geplanten Attacken auf den vermeintlich zweifelhaften "Charakter" Clintons zurückhalten. Dem Publikum aus noch unentschlossenen Wählern des US-Bundesstaates Virginia ging es um die Zukunft des Landes; und da, so erklärte Clinton indirekt die schwache Vorstellung des Präsidenten, "haben wir Ideen und George Bush eine Bilanz vorzuweisen".

Perot präsentierte sich dem Millionenpublikum der am Donnerstag live übertragenen TV-Debatte erneut mit dem Charme eines Stammtisch-Politikers. Doch nach einer halben Stunde wurde klar, daß der "zielorientierte" Action Man aus Texas nur die Probleme benannte, für die allein sein Konkurrent Clinton den Zuschauern detaillierte Lösungen anzubieten hatte. Präsident Bush wirkte dagegen wie einer, der das Rennen bereits aufgegeben hatte. Er verkaufte seine Verkehrsreform "in der Hoffnung, daß die Leute davon gehört haben". Seine Bildungsreform, so Bush eher zögerlich, sei "einen Versuch wert". Und auf die Frage, wie ihn das Vier-Billiarden-Dollar-Defizit - von Perot immer wieder plastisch als die Schlinge um den Hals der US-Volkswirtschaft beschrieben - persönlich betreffe, suchte der Präsident krampfhaft nach einer Antwort. "Ich denke, man muß sich da Sorgen machen", stotterte er wie einer, für den Wirtschaftsprobleme während seiner Amtszeit im Weißen Haus Abstrakta geblieben sind.

Allein die Körpersprache der Kandidaten signalisierte dem Fernsehzuschauer, wer sich in diesem Wahlkampf als Sieger oder Verlierer sieht. Während Clinton mit seinen überlegen vorgetragenen Antworten selbstbewußt ins Publikum schritt, Perot wie ein unruhiger Autoverkäufer auf und ab ging, hing George Bush meist mit hängenden Schultern und einem verlegenen Lächeln auf seinem Hocker. Gegen das patriotische "Wir Amerikaner können mehr als wir bisher gezeigt haben" seines Gegenübers Clinton, klang Bushs fatalistisches "Es ist doch alles gar nicht so schlimm" fast schon wie ein Eingeständnis der eigenen Niederlage.

Wenn seine Ehefrau Barbara in diesem Jahr an seiner Stelle kandidiert hätte, so gab Bush im Verlauf der Debatte zu, "würde sie gewinnen". "Aber dazu ist es zu spät", fügte er in einem beinahe komischen Anfall aus Bedauern und Selbstmitleid hinzu.

Nach seiner blassen Vorstellung am Donnerstag, so stimmen die meisten Kommentatoren überein, wird George Bush das Rennen um die Präsidentschaft aus eigener Kraft nicht mehr gewinnen können. Nur noch durch eine schockierende Enthüllung oder eine dramatische internationale Krise kann Bill Clinton die Wahlen am 3. November verlieren. Daß sich der Präsident in seiner Abschlußerklärung als genau der richtige Mann für ein solch anachronistisches Szenario wie eine "Bedrohung der USA" empfahl, zeigte erneut die Hilflosigkeit seiner Wahlkampagne.

Wenn Gesten Geschichte machen können, dann war diese zweite TV-Debatte der historische Endpunkt der Bush-Administration: gegen 22.15 Uhr, als sich Perot und Clinton noch beherzt stritten, schaute George Bush erneut auf seine Uhr - und schien endgültig zu begreifen, daß seine Zeit im Weißen Haus bald abgelaufen ist.

ROLF PAASCH (Washington)

Im Blickpunkt: Turkmenien Absolutistisch - aber stabil

Das turkmenische Parlament, der Medschlis zu Aschchabad, war gerade mit der neuen Medaillen-Ordnung beschäftigt, als ein achteckiger Anstecker die Aufmerksamkeit der Abgeordneten auf sich zog. Ein erstes Muster des höchsten turkmenischen Ordens machte die Runde: golden und mit Edelsteinen besetzt. "Für besonders hervorragende Verdienste vor dem Staat und der Gesellschaft", hieß es in einer Presseerklärung, werde künftig der Titel "Held von Turkmenistan" verliehen. Doch vorerst, und wohl noch für länger, gibt es erst einen solchen Helden: Saparmurat Nijasow, den Präsidenten. Dem Staatschef der mittelasiatischen Wüsten-Republik hatte das Parlament den Titel bereits Ende September verliehen, noch bevor die Abgeordneten jenes glitzernde Achteck bestaunen durften. Glaubt man den offiziellen Verlautbarungen aus Aschchabad, dann hat der im Oktober 1990 mit mehr als 98 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählte Nijasow in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit seine Popularität noch gesteigert.

So beschäftigte sich das turkmenische Kabinett am Dienstag mit der Anfrage einer nach Lenin benannten Dorfkolchose, ob sie sich künftig mit dem Namen "Nijasow" schmücken dürfe. Sie darf. Ebenso gab der Bürgermeister der Hauptstadt Aschchabad schließlich den "zahlreichen Bitten und Anfragen der Werktätigen" nach, den Lenin-Prospekt in "Saparmurat Turkmen-Baschi" umzutaufen.

Der Staatsgründer der zerfallenen Sowjetunion soll dem Staatsgründer Turkmeniens auch an anderer Stelle weichen. Auf dem Platz des Lenin- Denkmals, meldete der Pressedienst des Präsidenten, werde sich künftig eine Nijasow-Statue in den Himmel recken. Das ist insofern eine gewichtige Entscheidung, als der robuste Lenin als nahezu einziges Steingebilde sogar das verheerende Erdbeben von 1948 unbeschadet überstanden hat und somit zu den wenigen architektonischen Erbstücken aus dem "alten" Aschchabad zählt.

Hofschriftsteller und kurzgehaltene Journalisten pflegen inzwischen den weißhaarigen Nijasow als "Diamant von Turkmenien" und "Stellvertreter Gottes" zu rühmen. Unterschiedlichen Quellen zufolge wird in der Zentrale der "Demokratischen Partei" Nijasows derzeit versucht, anhand von Zitaten und Reden des Staatslenkers eine "neue Ideologie" zurechtzuzimmern.

Wenn Turkmenien am 27. Oktober den ersten Jahrestag seiner Unabhängigkeit feiert, wird ein absolut regierender Saparmurat Nijasow die Militärparade abnehmen. Nach der eher ungewollten Unabhängigkeit Turkmeniens hatte der 52jährige zunächst einen auf größtmögliche Integration in die neue Staatengemeinschaft zielenden Kurs eingeschlagen. Etwas anderes schien dem trotz seiner Bodenschätze ärmlichen Land, dessen Regierungssitz näher zu Teheran als zu allen GUS-Hauptstädten liegt, auch nicht übrigzubleiben.

In letzter Zeit aber geht Turkmenien zunehmend eigene Wege. Vor dem jüngsten Treffen der GUS-Staatschefs im kirgisischen Bischkek hatte Nijasow seinen Außenminister zurückgepfiffen, weil dieser die Bereitschaft zu multilateralen Verträgen signalisiert hatte. Die neue Linie wertet solche Abmachungen inzwischen als "unnötig". Wünschenswert, heißt es, seien vielmehr bilaterale Verträge nach dem Prinzip: "Der Gewinn aus unseren Reichtümern soll künftig nur uns selbst gehören."

Während aus Turkmenien verlautete, der neue Kurs solle keineswegs zu einer "Selbstisolation" des Landes führen, sprechen einige über das Ausscheren des einstigen Vasallen enttäuschte Beobachter in Moskau bereits übertrieben vom "Albanien Mittelasiens". Nach dem Besuch einer SPD-Delegation in Aschchabad im Februar diesen Jahres verteilte der Freiburger Bundestagsabgeordnete Gernot Erler zwar schlechte Noten für die Demokratie in Turkmenien, verwies aber auf die politische Beständigkeit des Präsidialsystems: "Noch nicht einmal aufgeklärt erscheint der Absolutismus von Nijasow", urteilte Erler, "aber stabil und nicht ohne Chancen, wenn Nachbarmodelle ins Trudeln geraten." DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Auf fremdem Terrain Heyme beginnt mit der "Helena" des Euripides

BREMEN. Helena war nie in Troja. Der zehnjährige Krieg wurde um ein Phantom geführt, ein "beseeltes Luftgebild". Das behauptet jedenfalls Euripides in seiner "Helena". Goethe schätzte das Stück sehr und ermunterte Christoph Martin Wieland zu einer Übersetzung. Aber gespielt hat der Theaterdirektor Goethe sein "Lieblingsstück" dann doch nicht und offenbar auch niemand sonst. So spricht alles dafür, daß Wielands Fassung jetzt in Bremen zum ersten Male zu sehen ist, also zur Uraufführung kam.

Hansgünther Heyme, der neue Generalintendant in Bremen, bleibt sich ganz treu. Wo immer er ein Theater leitet, stellt er einen antiken Klassiker an den Anfang seiner Arbeit, jedoch nie den gleichen - 14 hat er inzwischen inszeniert. In Bremen begann er sogar besonders apart, denn die "Helena" des Euripides kennen hierzulande nur Altphilologen. Und wieder konnte er "seine" Schauspieler versammeln, die kleine Schar der ihm zumeist seit 25 Jahren Verschworenen, die ihrem Regisseur seit Wiesbaden überallhin gefolgt sind.

Heyme war manchmal ein Meister der Anfänge (den Stuttgarter Beginn mit "Don Carlos" ausgenommen). Er magfremdes Terrain. Fast immer gelingt ihm der Einstand verheißungsvoll gut. Noch jedes Mal schien es so, als habe Heyme Leichtigkeit gewonnen, einen Sinn für das Komische im Tragischen, als sei er von seiner aufklärerischen Verbissenheit abgerückt. Bislang blieb dann der Rückfall allerdings nie aus . . .

Helena hat 17 Jahre in unerschütterlicher Treue in Ägypten auf Menelaos gewartet. Ihre Treue ist auch eine Art Buße. Denn obwohl objektiv unschuldig, fühlt sie sich doch verantwortlich für das trojanische Schlachten, weil ihre Schönheit dem Krieg den Anlaß gab und ihr Bild in Gestalt einer Doppelgängerin zu dessen verfluchtem Symbol wurde. Für immer ist ihr Name mit Trojas Untergang verbunden. Ihre Mutter nahm sich deshalb das Leben. Erst als Helena berichtet wird, Menelaos sei tot, scheint sie bereit zu sein, dem Werben des Ägypterkönigs Theoklymenos nachzugeben.

Da strandet Menelaos zufällig dort mit seinem Schiff, wo Helena lebt. Er ist in höchster Gefahr, denn der König hat beschlossen, alle Griechen zu töten. Helena greift zur List und macht dem König weis, der Schiffbrüchige sei ein Bote, der ihr den Tod des Gatten bezeugt habe. Um den Ertrunkenen nach griechischer Sitte zu ehren, bittet sie um eine Schiff und Opfergaben. Theoklymenos erfüllt ihr jeden Wunsch und erkennt zu spät, daß er geprellt wurde.

Die Bezeichnung Tragödie will nicht sofort einleuchten und muß wohl auf die totale Entfremdung der Helena von sich selbst bezogen werden. Auf der Bühne bietet sich eher eine Intrigenkomödie. Aber in der Personenkonstellation und im Charakter zeigt sich auch eine Nähe zu Goethes "Iphigenie auf Tauris", was durch den Ton und die Sprache der Übersetzung Wielands unterstützt wird. Das ist übrigens kein Widerspruch, denn im Ansatz ist auch Goethes Stück ein Intrigenspiel.

"Helena" spielt etwas unbegründet im Grabhaus des vorigen Königs. Wolf Münzer rückte die Handlung fast in die Gegenwart mit Kostümen in Anlehnung an den Stil der zwanziger Jahre und zeigt den Spielort als eine Art Museum mit ägyptischen Plastiken. Darin scheint Margit Carstensen als Helena in ihrem Auftrittsmonolog (auch der à la "Iphigenie") die Erinnerung an das Vorangegangene sich aus dem Gedächtnis zu kratzen. Wie war das, was ist da mit ihr, oder eben nicht mit ihr, geschehen? Troja ist längst zerstört, der Krieg zu Ende - wohin verschlug es Menelaos? Hat er den Betrug der Göttin nicht entdeckt? Wurde ihr doch prophezeit, daß er sie nach Sparta zurückführen wird. Die Darstellerin enthält sich dieses Mal fast ganz ihrer Manierismen. Ein Chor junger Mädchen in duftigen Sommerkleidern ist, vorzüglich sprechend, ihr Partner und ihr Verbündeter, bis er am Ende ein wenig auf Distanz geht.

Hans Schulze gibt dem Menelaos sanfte Beharrlichkeit, mit der er neu um Helena wirbt, und eine komische Grazie, wenn er sich ganz ihrer Führung überläßt. Heyme nutzt geschickt Wielands Annäherung des Textes an das bürgerliche Trauerspiel und zeigt auch ein komisches Ehestück, in dem vorsichtig versucht wird, die verloren gegangene Basis gemeinsamen Lebens zu rekonstruieren. Schulze spielt das fabelhaft, leise und mit vielen schönen Nuancen.

Das Stück ist wenig dramatisch, mehr eine szenische Erzählung, die alle Konflikte ins Psychologische sublimiert. Heyme stülpt dem seine Regie nicht über, sondern vertraut sich den Schauspielern an. Das Ergebnis ist sehenswert und lohnt eine neue Auseinandersetzung mit dem oft unterbewerteten Heyme.

WERNER SCHULZE-REIMPELL

29jähriger Mann starb nach Heroinspritze

Ein 29jähriger Mann aus dem Lahn- Dill-Kreis ist Mitte der Woche in einem Frankfurter Krankenhaus an den Folgen seiner Drogensucht gestorben. Er war einen Tag zuvor in der Taunusanlage nach einer Heroinspritze zusammengebrochen und ins Hospital gebracht worden. In seiner Kleidung wurden zwei Gramm Kokain gefunden.

Die Polizei führte den Mann seit fünf Jahren in der Süchtigenkartei. Der 29jährige ist das 107. Opfer der Drogenszene in diesem Jahr. habe

Jungen und Mädchen wollen in die Fußstapfen der großen Comic-Zeichner treten Lucky Luke trifft Asterix Spaß beim Herbstkurs der VHS

KÖNIGSTEIN. Tim und Struppi, Asterix, Donald Duck, Lucky Luke und andere Comicfiguren trafen sich diese Woche in Königstein. Sie stritten, verliebten sich und erlebten gemeinsam Abenteuer.

Wie das geht, wird der Comic-Fan sich fragen. Ganz einfach: Fünf Mädchen und fünf Jungen zwischen elf und 16 Jahren nahmen an einem Ferienkurs der Volkshochschule Oberursel im Bürgerhaus Falkenstein teil. Auf dem Programm stand das Zeichnen von Comics - auch das will gelernt sein, wie die Nachwuchskünstler erkennen mußten. Neben selbst geschaffenen und gezeichneten "Helden", entwarfen die Jungen und Mädchen auch Geschichten, in denen sich ihre sonst getrennt in verschiedenen Heften agierenden Lieblinge trafen.

Grafikdesigner Winfried Waldmann, der den Kurs leitete, referierte zu Beginn die Geschichte der Comic-Strips. Dann beschäftigten die Teilnehmer sich mit der Sprache, den Zeichen und den typisierten Figuren der Bildergeschichten. Und anschließend konzipierten, entwarfen und zeichneten sie eigene Strips.

"Die Jugendlichen waren mit Begeisterung und großer Ausdauer dabei", freute sich Waldmann. Die Hauptfiguren waren Einbrecherkönig Arnold mit seinem Firmenschild "Brüche aller Art", ein als Gespenst verkleideter Diamantendieb oder der Pechvogel, der mit fünf Richtigen im Lotto nur 100 Mark gewann.

Aufgrund der prima Entwicklung des Seminars überlegt die VHS, Comic-Kurse über mehrere Wochen anzubieten, möglicherweise sogar für verschiedene Altersgruppen. Die Ergebnisse des jetzigen Kurses werden für die Teilnehmer in einem richtigen Comic-Heft zusammengefaßt. jom

Das Wetter

Wetterlage Die nach Deutschland eingeströmte Meereskaltluft gerät im mittleren Deutschland unter leichten Hochdruckeinfluß. Der Süden wird zeitweise von dem Schlechtwettergebiet des Tiefs über Südfrankreich beeinflußt. Vorhersage bis Sonntag abend Im Norden und Nordwesten von kurzen Auflockerungen abgesehen, stark bewölkt und zeitweise Regen oder einzelne Schauer, im Küstenbereich Gewitter. In der Mitte nach Auflösung von Nebelfeldern heiter bis wolkig und trokken. Im Süden am Samstag bedeckt und zeitweise Regen, am Sonntag südlich der Donau noch Niederschläge, Schneefallgrenze auf 600 Meter sinkend, später Wolkenauflockerungen. Tageshöchsttemperaturen 5 bis 9 Grad, nächtliche Tiefstwerte -3 bis +3 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Montag Im Nordwesten zeitweise Regen, sonst freundlich, aber kühl. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

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leicht bewölkt 10 Rom

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Deutschland

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wolkig 8 München

Regen 6 Norderney

wolkig 9 Rostock

bedeckt 6 Sylt

wolkig 5 Zugspitze

Schneefall -6

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.51 Uhr Sonnenuntergang 17.30 Uhr Mondaufgang 21.19 Uhr Monduntergang 12.51 Uhr

Streit über Diäten

hll BONN, 16. Oktober. Über die Erhöhung der Abgeordnetengehälter (Diäten) bahnt sich eine längere Auseinandersetzung an. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und der Ältestenrat des Bundestags vermieden eine Empfehlung. Statt dessen überwiesen sie den Diätenbericht am Freitag der unabhängigen Kommission, die über Höhe und Struktur aller finanziellen Leistungen an Abgeordnete berät.

Wie die FR aus diesem Gremium erfuhr, besteht dort aber "wenig Neigung", sich damit zu befassen; Auftrag sei, eine grundsätzliche Regelung für alle Leistungen an Abgeordnete zu suchen und keine Einzelvorschläge zu machen. Nach den geltenden Berechnungsgrundlagen müsse die monatliche Aufwandsentschädigung der 662 Bundestagsmitglieder von 10 128 Mark um 4,7 Prozent, also um 477 Mark, und die zusätzliche steuerfreie Kostenpauschale von 5765 Mark um 3,7 Prozent, das wären 213 Mark, steigen, heißt es in dem Süssmuth-Bericht. Viele Abgeordnete wollen aber eine "Nullrunde". Jetzt wird ein Kompromiß gesucht: Die Hälfte des Diätenzuwachses solle in einen Fonds zugunsten sozialer Zwecke in den neuen Ländern fließen.

5500 Liter Benzin flossen durch geöffnetes Ventil

KASSEL. Auf dem Bahnhof in Bettenhausen sind etwa 5500 Liter Super-Benzin aus einem Tank ausgelaufen und haben das Grundwasser verunreinigt. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein Mitarbeiter der Firma, die den Waggon am Mittwoch abgestellt hatte, am nächsten Tag das leicht geöffnete Tank-Ventil bemerkt.

Die genaue Menge des ausgelaufenen Benzins konnte durch das Wiegen des Waggons festgestellt werden. Das Erdreich sei zur Entsorgung ausgehoben worden, hieß es.

Die Polizei nimmt an, daß das mehrfach gesicherte Ventil vorsätzlich geöffnet worden ist. rvk

Bleiberecht in Härtefällen Landes-Innenminister befürworten Regelung für Aussiedler

pit FRANKFURT A. M., 16. Oktober. Die Innenminister der Länder haben sich für eine Härtefallregelung für jene Aussiedler stark gemacht, die vor der Verschärfung der Verwaltungsvorschriften im Juli 1990 nach Deutschland eingereist sind, aber danach wegen der schärferen Bedingungen keinen Vertriebenenausweis bekommen haben. Diese Menschen sollen in Deutschland bleiben können. Der Beschluß der Innenministerkonferenz (IMK) gilt jedoch erst, wenn die einzelnen Länder entsprechende Regelungen getroffen haben.

In dem IMK-Text wird den Ländern freigestellt, auch denjenigen Aussiedlern eine Aufenthaltsbefugnis zu erteilen, die keinen Registrierschein und keinen Personalausweis bekommen haben. Ausreisen müßten dagegen Aussiedler, die falsche Angaben gemacht haben, um den Registrierschein zu erhalten.

Auf den Beschluß der Innenminister, der bereits im August getroffen worden sei und dem Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) zugestimmt habe, wies jetzt eine Freiburger Initiativgruppe hin. Sie hatte sich beim Petitionsausschuß des Bundestages für eine entsprechende Regelung eingesetzt. Der Initiative zufolge hat bisher nur Hamburg den IMK-Beschluß umgesetzt.

Während bis zum Juli 1990 generell davon ausgegangen wurde, daß für alle deutschstämmigen Aussiedler ein "Vertreibungsdruck" bestehe, muß dieser jetzt im Einzelfall nachgewiesen werden. Auch wird nun besonders berücksichtigt, ob der Bewerber um einen Vertriebenenausweis die deutsche Sprache gut beherrscht. An solchen Hürden scheiterten in der Folge auch Anträge von Aussiedlern, die noch zu Zeiten der großzügigeren Vorschriften eingereist waren.

So berichtet Konstantin Thun von der Freiburger Initiative, es gebe Fälle von Menschen, die Registrierschein und Paß bekommen sowie an Wahlen in Deutschland teilgenommen hätten. Sie seien nach der Verwaltungsentscheidung aufgefordert worden, den Paß zurückzugeben, Eingliederungshilfe zurückzuzahlen und auszureisen - dies alles nur, "weil die Behörden so langsam gearbeitet" und ihren Fall nicht mehr vor Juli 1990 abgeschlossen hätten. Ihnen sollten Härtefallregelungen der Länder nun ermöglichen, in Deutschland bleiben zu können.

Autobahn nach Unfall vier Stunden gesperrt

Fünf Lastwagen waren an einem Unfall beteiligt, bei dem am Freitag morgen auf der A 3 am Rande des Frankfurter Stadtwaldes drei Menschen verletzt wurden. Wegen der Kollision mußte der Autobahnabschnitt zwischen den Anschlußstellen Hanau und Frankfurt Süd für mehr als vier Stunden gesperrt werden. Der Schaden wird von der Autobahnpolizeistation Neu-Isenburg mit einer halben Million Mark angegeben.

Zur Unfallzeit, gegen 9.30 Uhr, mußten zwei Lastwagenfahrer im Bereich einer Baustelle wegen eines Staus auf die Bremsen treten. Ein auf der gleichen Spur fahrender dritter Lastwagen kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und schob die beiden anderen aufeinander. Dabei geriet das Fahrzeug aus der Spur, schleuderte über den Standstreifen und blieb auf der Leitplanke hängen. Danach fuhren noch zwei weitere Lastwagen auf.

Während einer der Fahrer mit schweren Verletzungen in das Offenbacher Stadtkrankenhaus gebracht wurde, kamen zwei weitere Fahrer mit leichteren Verletzungen davon.

Die Autobahnpolizei sperrte die A 3 aus Richtung Aschaffenburg an der Hannauer Abfahrt und leitete den Verkehr über Heusenstamm und Neu-Isenburg bis zur Anschlußstelle Frankfurt Süd. In der Folge stauten sich die Fahrzeugschlangen auf der A 3 bis zum Seligenstädter Dreieck zurück. Die Aufräumungsarbeiten waren gegen 14 Uhr beendet. habe

"Stilbau" aus Sandstein Anstelle der Opel-Villa entstehen Büros und eine Wohnung

Einen zweistöckigen Neubau "im Stil des Klassizimus" will der Kaufmann und Immobilienhändler Bernd Lunkewitz an der Mörfelder Landstraße 277 an den Platz der ehemaligen Opel-Villa stellen. Die Bauaufsicht wird, wie von der Amtsleitung am Freitag bestätigt wurde, dieses Vorhaben genehmigen, nachdem Lunkewitz sich bereit erklärt hat, auch eine Wohnung in sein Vorhaben einzuplanen.

Lunkewitz hält die Opel-Villa, in der seine Firma ihren Sitz hat, weder vom Stil noch von der Bausubstanz her für schützenswert. Das Gebäude sei in zwei Geschossen zwischen 1929 und 1932 errichtet, aber 1947 um eine Etage aufgestockt worden; alles in allem nun "ein undefinierbarer Stil" und zum Teil schlecht gebaut. Zwischen 1949 und 1958 habe die Firma AEG das Gebäude komplett als Bürohaus genutzt, danach war bis 1984 das Institut für Modeschaffen drin.

Nach einem ersten Bauantrag auf einen Neubau mit einer Wohnung hatte Lunkewitz einen zweiten für ein reines Bürogebäude gestellt. Dies, weil er unterdessen gesehen hatte, daß ihm der Raum für seine Büros nicht ausreiche. Die Stadt wollte ihm aber einen reinen Bürobau nicht gestatten. Auch wenn das Grundstück viele Jahre nicht mehr bewohnt wurde, so Dieter Hasselbach von der Bauaufsichtsbehörde, müsse sich ein Neubau an die umliegende Bebauung anpassen. Planungsrechtlich handele es sich um ein Wohngebiet; "man muß die Pläne also danach beurteilen, wie es rechts und links aussieht". Nach den Plänen des Immobilienmannes füge sich sein Neubau "in die Umgebung ein".

"Es wird wesentlich schöner", sagt Lunkewitz, "als es jetzt aussieht". Er werde "in den alten Techniken" aus Sandstein bauen lassen, und zwar "in der Quadratmeterzahl in etwa gleich groß". Ohnehin habe er sich "immer bemüht, auch auf die Interessen der Öffentlichkeit einzugehen". Doch werde er "egal, was ich mache, immer angegriffen".

Wie bei der Bauaufsicht zu erfahren war, ist auch der Streit mit der Unteren Naturschutzbehörde um den Lunkewitz-Neubau durch deren Zustimmung inzwischen beigelegt. In der Abwägung, wie man das 17 000 Quadratmeter große Grundstück am Stadtwald nach dem Abriß des alten Baus einzuschätzen habe, sei man laut Hasselbach zu dem Ergebnis gekommen: "Es ist rechtlich als Baugebiet zu sehen, nicht als Wald." clau

Straßen bleiben wegen Feier und Arbeiten dicht

RÖDERMARK. Wegen Bauarbeiten kann die Lindenstraße nicht befahren werden. Sie ist bis zum Jahresende von der Einmündung Goethestraße bis zur Hauptstraße für den Durchgangsverkehr voll gesperrt. Die Anwohner dürfen mit den Autos bis zur Baustelle fahren.

In der Wagnerstraße wird der Kanal erneuert. Die Straße ist vom 19. bis 28. Oktober in Höhe des Festplatzes voll gesperrt; außer für Anwohner.

Nicht geschuftet, sondern gefeiert wird in der Babenhäuser Straße; und zwar ein Polterabend. Damit sich die Gäste beim Porzellan zerschmettern und die Autofahrer nicht ins Gehege kommen, bleibt die Straße am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Oktober, dicht. aim

Christen in Ägypten ermordet

KAIRO, 16. Oktober (AFP). Mutmaßliche Mitglieder der fundamentalistischen Untergrundorganisation Dschamaa Islamija haben am Donnerstag vier koptische Christen im oberägyptischen Tama erschossen. Nach Angaben der Polizei wurde der Ausnahmezustand über die Ortschaft verhängt. Bei dem Attentat handele es sich um einen Racheakt für den Tod eines Anhängers der Dschamaa Islamija, der am Mittwoch von Christen in Tama bei Sohag, 600 Kilometer südlich von Kairo, zu Tode geprügelt worden war. Niemand wurde zunächst festgenommen.

Die Fundamentalisten drangen gewaltsam in Geschäfte von Kopten ein, wobei vier Christen getötet wurden. Ferner wurden sechs Läden, zwei Kirchen und mehrere Fahrzeuge in Brand gesteckt.

Die ägyptischen Behörden lasten der Untergrundorganisation mehrere Gewaltakte in Oberägypten an.

Theater und Musik für Senioren

Zu Theater und Musik am Nachmittag lädt das Sozialamt auch dieses Jahr wieder in der Vorweihnachtszeit Senioren ein. Insgesamt werden 4480 Karten zum Preis von 3 Mark verkauft. Alle Aufführungen beginnen um 14 Uhr, mit einer Ausnahme: die "Golden Evergreen Hitparade", am 23. November in der Jahrhunderthalle Hoechst, um 15 Uhr.

Den Auftakt bildet am 17. November das Volksstück "Stelldichein im Tivoli" im Frankfurter Volkstheater, Großer Hirschgraben 21. Das Stück wird am 24. November noch einmal aufgeführt. "Die Kaktusblüte" wird gleich dreimal in der Komödie, Neue Mainzer Straße 18, zu sehen sein: am 1., 7. und 8. Dezember. Den Abschluß bildet dann die Komödie "Talfahrt" am 11. und 16. Dezember im Fritz- Rémond-Theater im Zoo.

Die Eintrittskarten sind von Mittwoch, 21. Oktober, an bei der Arbeiterwohlfahrt, beim Deutschen Roten Kreuz, den Kirchengemeinden, der Jüdischen Gemeinde, dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband und bei der Abteilung Altenhilfe, Eschersheimer Landstraße 42-44, III. Stock, erhältlich. fra

Künftiger VDMA-Präsident Jan Kleinewefers will aufrütteln

Daß Unternehmen auf veränderte Rahmenbedingungen - möglichst schnell - reagieren müssen, hat Jan Kleinewefers (Foto: von Brauchitsch) mit seinem eigenen Betrieb soeben anschaulich vorgeführt. Als sein Unternehmen von der "Nachfragemacht" mächtiger Kunden der Papierbranche erdrückt zu werden drohte, zog der gerade gewählte künftige Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sich aus dem Bau von Papierveredelungsmaschinen zurück. Die Sparte, die für 60 Prozent des gesamten Umsatzes des Familienunternehmens stand, wurde an Sulzer-Escher Wyss, eine Tochter des Schweizer Konzerns Gebrüder Sulzer, veräußert. Früher habe er auf "vielen Hochzeiten" getanzt, sagt der 57jährige Geschäftsführende Gesellschafter der Kleinewefers-Gruppe. Künftig wird er sich auf die Herstellung von Textilveredelungs-, Kunststoff- und Vliesstoffmaschinen konzentrieren, womit zuletzt mit 500 Beschäftigten rund 200 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftet wurden.

Die VDMA-Mitglieder "aufzurütteln", veränderte Marktentwicklungen zu erkennen und entsprechend zu handeln, darin sieht Kleinewefers auch seine Aufgabe im Amt als Verbandspräsident, das er am 1. Januar antritt. Dabei werde die Organisation die knapp 3000 Mitglieder bei ihrem Bemühen nach allen Kräften unterstützen. Leicht schätzt er die neue Position angesichts der Konjunkturflaute nicht ein. Wenn die Lage Ende des nächsten Jahres "fühlbar besser" werde, könne man schon zufrieden sein.

Völlig einer Meinung ist er mit dem amtierenden ersten Mann der Organisation, Berthold Leibinger, daß die Firmen ihre Produkte vereinfachen, die Kosten senken und sich stärker um neue Wachstumsmärkte kümmern müssen. Zu diesen Punkten erntete Leibinger, der bei seiner Rede anläßlich des Festaktes zum 100jährigen Bestehen des VDMA ansonsten sehr beklatscht wurde, von den versammelten Maschinenbauern kaum Beifall. Wer sich Neuerungen versperrt, dem vermag nach Ansicht Kleinewefers auch der VDMA nicht zu helfen. Die Organisation könne "nur Angebote" machen. Wer aber "eine wichtige Lektion partout nicht lernen will", der werde "im Extremfall" eben "nicht versetzt", mahnt er. Ein stärkeres Zusammenrücken in der Branche ist auch für Kleinewefers eine Möglichkeit, im härter werdenden Konkurrenzkampf zu bestehen.

Die gerade zwischen den Firmen Deckel und Gildemeister vereinbarte Vertriebskooperation sieht er als "Testfall" dafür, ob aus zwei Kranken nicht doch ein Gesunder werden könne. "Das Beispiel" - sofern es erfolgreich ist - "kann Schule machen." cri

Auf einen Blick

Seite II Die Griedeler jüdischen Glaubens werden wieder von der Geschichtsschreibung wahrgenommen. Seite III Trabrennbahn statt Golfplatz: Einige Massenheimer träumen vom großen Geld. Seite IV Elf Kerbeburschen knüpfen an die Tradition an - Rendel feiert am Wochenende.Keine Schienen im Grünstreifen Tram in der Hamburger Allee

Beim Bau der geplanten Straßenbahnverbindung zum Rebstockpark darf die Grünanlage in der Hamburger Allee nicht angetastet werden. Dies hat der Ortsbeirat 2 jetzt erneut verlangt und die Stadtverordneten um einen entsprechenden Beschluß gebeten. Aus dem Planungsdezernat, in dem das Erschließungskonzept für das künftige Büro- und Wohnquartier auf dem heutigen Battellegelände erarbeitet wird, verlautete am gestrigen Freitag, mit einem Ergebnis sei erst im nächsten Jahr zu rechnen.

In der Anregung stellt der Ortsbeirat fest, der Grünstreifen erfülle eine wichtige Naherholungsfunktion für das südliche Bockenheim. Er biete sich als Kinderspielplatz an. Eine Alternative dazu existiere nicht, weshalb es die Bevölkerung nicht akzeptieren werde, wenn die Anlage für eine Straßenbahntrasse geopfert werde.

Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel teilte auf Anfrage mit, der Ortsbeirat vertrete die Auffassung, die Gleise sollten auf der südlichen Fahrbahn der Hamburger Allee - entlang der Bonifatiusschule - verlegt werden. Für die beiden Schienenstränge wird ein sechseinhalb Meter breiter Streifen benötigt. Uli Baier, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer: "Das ist technisch machbar. Der Platz ist da".

Baier kündigte an, er werde das Thema bei der nächsten Sitzung der rot-grünen Planungs AG im November zur Sprache bringen. Der Stadtverordnete betonte, auch seine Fraktion habe sich auf einen Trassenverlauf von der Hamburger Allee in die Voltastraße festgelegt. Die Varianten über die Theodor-Heuß-Allee und über den Westbahnhof würden nicht mehr verfolgt.

Das bestätigte Jürgen Häußler, Referent des Planungsdezernenten Martin Wentz. Häußler ließ allerdings offen, für welche Trasse sich die Planer entscheiden werden. "Man greift nur ungern in das Grün ein", machte Häußler jedoch klar, daß die Route über die südliche Hamburger Allee umfassend geprüft werde. Für eine Entscheidung über die Trambahnverbindung zum Rebstock drängt die Zeit. Auf dem Battellegelände werden nämlich nach der Prognose des Planungsdezernenten bereits in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres die Bagger anrücken und mit dem Bau der Bürozeile am Opelkreisel beginnen. Bis zum Jahre 2000 sollen auf dem Areal zwischen Römerhof und Kätchen-Paulus-Straße in mehreren Abschnitten Wohnungen und Arbeitsplätze für 4000 Menschen entstehen. Das Quartier bedarf einer leistungsfähigen Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr. habe

Streit entbrannt um die Höhe der Dioxin-Werte in Lengerich

vs DÜSSELDORF, 16. Oktober. Zwischen der Umweltschutzorganisation Greenpeace und den für den Umweltschutz zuständigen Landesämtern in Nordrhein-Westfalen ist am Freitag ein heftiger Streit über das tatsächliche oder angebliche Ausmaß der Dioxin-Vergiftung in Lengerich ausgebrochen, wo vor zwei Wochen eine Kunststoff-Fabrik abgebrannt war. Greenpeace hatte von Anfang an den amtlichen Messungen mißtraut und eigene Proben genommen und untersuchen lassen. Fast erwartungsgemäß kamen die Umweltschützer zu dem Ergebnis, daß bei dem Brand "größere Mengen giftiger Dioxine entstanden als bisher von den Behörden angenommen". So seien in der abgebrannten "hochgradig verseuchten" Lagerhalle selbst Werte bis zu 13 700 Nanogramm Dioxin gemessen worden. Die Brandruine müßte deshalb umgehend vor Wind und Regen geschützt werden, verlangte Greenpeace.

Die an den Lengericher Untersuchungen beteiligten amtlichen Stellen werteten am Freitag die Erkenntnisse und Bewertungen von Greenpeace in einer gemeinsamen Stellungnahme als "unverständlich". Sie weiche "deutlich von der Bewertung der Gesundheitsfachleute und Toxikologen aus dem gesamten Bundesgebiet einschließlich des Bundesgesundheitsamtes in Berlin ab". Die Behörden sahen deshalb auch keine Veranlassung, ihre Empfehlungen und Ratschläge an die Lengerichter Bevölkerung in irgendeiner Weise zu ändern.

Brandanschlag auf Büro der Grünen verübt

HOFHEIM. Einen Brandanschlag haben Unbekannte in der Nacht zum Freitag auf die Geschäftsstelle des Grünen- Kreisverbandes in Hofheim verübt. Außerdem warfen sie einen Stein durch die Fensterscheibe.

An der Hauswand und auf den Treppenstufen des Fachwerkhauses in der Altstadt waren deutliche Rußspuren zu erkennen, während die Räume nicht beschädigt wurden. Da die Polizei vermutet, daß der Anschlag politisch motiviert war, hat die Kriminalabteilung des Kommissariats 42 in Frankfurt die Ermittlungen übernommen. she

Bahn-Planung von "dieser Generation für die nächste" Neuer Flughafen-Bahnhof, mehr Gleise über den Main

Nicht nur das Frankfurter Straßennetz und der Rhein-Main-Flughafen wachsen weiter - auch der Bahnverkehr soll an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend entscheidende Verbesserung erfahren. Die Zug-Kapazität zwischen Flughafen und Hauptbahnhof wird erheblich ausgebaut, den Main werden nach dem Jahre 2000 zwei bis vier Gleise mehr überqueren als die heutigen sechs Schienenstränge - das bedeutet entweder Verbreiterung der beiden Eisenbahnbrücken Rhein-Neckar und Main-Weser oder aber Errichtung einer ganz neuen Brücke. Das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs vergrößert sich. Diese Millionen- Projekte werden jetzt konkret angegangen: Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bundesbahn (DB), Heinz Dürr, und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, das der OB gestern als "Durchbruch" wertete.

Von Schoeler äußerte die Hoffnung, daß es mit Frankfurt als "Bahn-Verkehrsknotenpunkt" gelingen werde, mehr Bürger zum Umsteigen aus Kurzstreckenflugzeugen in Züge zu bewegen. Was Stadt und Bahn am vergangenen Montag vereinbarten, ist Gegenstand eines neuen Raumordnungsverfahrens - es ergänzt die bisherige Planung für die Schnellbahntrasse Köln-Frankfurt, zu der der Magistrat die offizielle Stellungnahme der Stadt beschloß. Dieses Projekt bringt einen zweiten Flughafenbahnhof mit vier Gleisen für Fernzüge mit sich, der oberirdisch am Frankfurter Kreuz zwischen der B 43 und Autobahn A 3 angelegt wird.

Der OB räumte ein, daß der Flughafenbahnhof "teilweise erhebliche Eingriffe in die Natur" erfordere - der rot- grüne Magistrat wolle sie aber "minimieren". An dem Gespräch nahmen Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) und Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) teil.

Vor dem Treffen mit Dürr waren die Pläne der Stadt zum Ausbau des Schienennetzes zwischen Flughafen und Hauptbahnhof nicht viel mehr als Wunschdenken - jetzt macht sich die Bahn diese Vorstellungen konkret zu eigen. Und es ist dem OB gelungen, den Hauptbahnhof als künftigen Haltepunkt auch der neuen ICE-Züge zu bewahren - zuvor war die Einbindung des Hauptbahnhofs in das Fernbahnnetz aus Sicht der Stadt "nicht zufriedenstellend" (von Schoeler). Zwischen neuem Flughafenbahnhof und Ausbau des Rest-Netzes hätte es "erhebliche Zeitdifferenz" (OB) gegeben - jetzt kommt beides zeitgleich.

Die Bahn muß jetzt als nächstes verschiedene Ausbau-Varianten prüfen - etwa die Frage endgültig klären, ob die vorhandenen Brücken über den Main erweitert werden oder ein ganz neues Bauwerk entsteht. Als Fertigstellungstermin für den Flughafenbahnhof ist offiziell 1998 ins Auge gefaßt - tatsächlich rechnen DB-Fachleute mit dem Jahr 2000.

Der OB konnte am Freitag für alle Projekte keine konkreten Termine nennen. Und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) ergänzte: "Diese Generation plant für die nächste." jg

Kleine FR · Kleine FR

Jugendstil in Bad Nauheim BAD HOMBURG. Jugendstilbauten in Bad Nauheim besichtigt der Verein für Geschichte und Landeskunde am Sonntag, 18. Oktober. Abfahrt ist um 13.30 Uhr am Bahnhof; Anmeldung in der Buchhandlung Supp. Jutta Ditfurth kontra Haider BAD HOMBURG. Jutta Ditfurth, Frankfurter Publizistin und Politikerin, kommt zur Kundgebung gegen den Auftritt des FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider in Bad Homburg am Montag, 19. Oktober, ab 19 Uhr vor dem Kirdorfer Bürgerhaus. Der AStA der Frankfurter Fachhochschule kündigt sie als Rednerin an.

Nähkurse der Elternschule BAD HOMBURG. Ein Nähkurs der Elternschule Taunus für Anfänger und Fortgeschrittene beginnt am Montag, 19. Oktober, 9.30 bis 12 Uhr, im Schwesternhaus Kirdorf. Es sind noch einige Plätze frei, Anmeldungen unter Telefon 0 61 72 /69 09 45. Sprechstunde mit Bärbel Sothmann HOCHTAUNUSKREIS. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Bärbel Sothmann steht am Montag, 19. Oktober, von 16.30 bis 18 Uhr in der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Bad Homburg, Alte Sattelfabrik 2, Besuchern persönlich und telefonisch Rede und Antwort (Tel. 0 61 72 / 8 20 78).

Informationsabend zum Schüleraustausch

Birmingham, Lyon, Mailand, Barcelona und Dublin locken: Einen Informationsabend zum Schüleraustausch mit den Partnerstädten veranstaltet das Stadtschulamt am Mittwoch, 21. Oktober, im BIKUZ Höchst, Gebeschusstraße 5.

Frankfurter Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1974 bis 1979 können während der Ferien 1993 den Alltag einer ausländischen Familie erleben, ihre Fremdsprachenkenntnisse vertiefen sowie Kultur und Lebensstil des fremden Landes vor Ort erkunden. Im Gegenzug verpflichten sich die Familien der reisenden Jugendlichen zu einem späteren Zeitpunkt Jugendliche aus der jeweiligen Partnerfamilie bei sich aufzunehmen.

Der Informationsabend beginnt um 19.30 Uhr. fra

Tausende an Willy Brandts Sarg Auch viele Menschen aus dem Osten wollten Abschied nehmen

zba BERLIN, 16. Oktober. Rund 14 000 Menschen haben am Freitag im Schöneberger Rathaus Abschied von Willy Brandt genommen. Am Sarg des verstorbenen früheren Bundeskanzlers in seiner Berliner Wirkungsstätte als Regierender Bürgermeister (1957 bis 1966) zogen neben Politikern viele einfache Menschen vorbei, oft mit Tränen in den Augen und roten Rosen in den Händen. Viele der Trauernden kamen aus dem Ostteil der Stadt oder den neuen Bundesländern. Noch am Abend warteten Tausende bis in die Seitenstraßen, so daß die Öffnungszeit verlängert werden mußte.

Den aufgebahrten Sarg bedeckte eine Bundesdienstflagge; sechs Polizisten hielten die Totenwache. Der Chor der Schöneberger Sängerknaben sang auf der Freitreppe des Rathauses das Lied "Der Himmel über Berlin ist wieder blau". Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien, der frühere Bürgermeister Walter Momper, der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen sowie die Mitglieder des CDU-/SPD-Senats gehörten zu den ersten, die dem großen alten Mann der SPD die letzte Ehre erwiesen.

Am Vormittag nahm die SPD-Spitze Abschied von ihrem langjährigen Vorsitzenden: SPD-Chef Björn Engholm, seine Vertreter Herta Däubler-Gmelin und Wolfgang Thierse sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, blieben lange schweigend vor dem Sarg stehen und verneigten sich tief. Vor dem Rathaus zeigten SPD-Mitglieder rote Fahnen und SPD-Traditionsfahnen.

Am Nachmittag zog sich die Schlange der Wartenden, die "Abschied von Willy" nehmen wollten, über den Vorplatz bis in Seitenstraßen. Viele ausländische Mitbürger hatten sich eingereiht. Vor allem Menschen aus Ost-Berlin und den Ostländern sagten Journalisten, was ihnen Brandt in der Zeit der deutschen Teilung bedeutete: "Für uns war Willy die Einheit der Nation"; "Willy hat solange Löcher in die Mauer geschlagen, bis sie zusammenfiel;" "Ich vergesse nie, wie ich nach dem Passierscheinabkommen erstmals Verwandte und Freunde wiedersah."

Für den Abend war im Erika-Heß-Stadion im Berliner Wedding eine Großveranstaltung der SPD mit dem Titel "Wir danken Willy Brandt" geplant.

Mädchen war Opfer

von brutalem Raub

WIESBADEN. Opfer eines brutalen Raubüberfalls wurde am Donnerstagabend in der Schillerstraße eine 22jährige Ungarin. Sie ist Au- pair-Mädchen und weilte gegen 22 Uhr allein im Haus, als sie zwischen Keller und Garagenvorraum plötzlich von einem 25 bis 30 Jahre alten Mann am Hals gepackt und gewürgt wurde. Der Täter zerrte die junge Frau im ständigen Würgegriff durch das Haus und durchsuchte die Räume. Er ließ 350 Mark mitgehen. Als es an der Haustür klingelte, öffnete der Mann und flüchtete - vermutlich mit einem Komplizen. Er soll mit arabischem Akzent gesprochen haben. Er war etwa 1,65 Meter groß und kräftig und hatte dunkle Haare. maf

Hoechst AG lädt Schüler zum Besuch ein

WIESBADEN. Schule fertig und dann? Kalle-Albert im Biebricher Werk der Hoechst AG bittet am Samstag, 17. Oktober, zwischen 8.30 und 13.30 Uhr zum "Tag der offenen Tür", um Schüler und Eltern über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Laboratorien, technische Anlagen, Werkstätten und das Ausbildungszentrum können besichtigt werden. Außerdem berichten Experten über "Berufe mit Zukunft". maf

Fotoausstellung über das arme Südamerika

WIESBADEN. Zur Spurensuche unter dem Motto "500 Jahre nach Kolumbus" lädt "Terre des hommes" für Freitag, 23. Oktober, 19.30 Uhr, in das evangelische Gemeindehaus der Ringkirche, Kaiser- Friedrich-Ring ein. Ein Foto- und Filmteam machte Aufnahmen in Peru, Kolumbien und Bolivien. Die Aufnahmen zeigen arbeitende Kinder in Lima, die Ausbeutung in den Bergwerken von Potosi und Kokainküchen in Bolivien. maf

Einführungssemester der Abendrealschule

WIESBADEN. Das nächste Einführungssemester der Abendrealschule an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule beginnt am 1. Februar nächsten Jahres. Anmeldungen werden bis zum 15. Dezember erbeten. Die Abendrealschule vermittelt in einem zweijährigen Ausbildungsgang die "mittlere Reife". Die Unterrichtszeiten ermöglichen Berufstätigen ohne Einschränkung den Besuch der Kurse. Informationen: Tel. 06 11 / 31 71 10. maf

Leben und Leiden von Vincent van Gogh

WIESBADEN. "Gelbsucht - Vincent in St. Remy" heißt der Titel eines Theaterstücks über den impressionistischen Maler Vincent van Gogh, das am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr als Sondergastspiel im Rahmen des Erfahrungsfelds zur Entfaltung der Sinne im Zelt im Biebricher Schloßpark aufgeführt wird. Der Schweizer Schauspieler Matis Hönig zeigt in fünf Szenen den Lebens- und Leidensweg des Künstlers. maf

Bus informiert über Gartenbauausstellung

In einem Informationsbus, der am Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. Oktober, auf der Konstablerwache stehen wird, werden Fragen der Frankfurter zur V. Internationalen Gartenbauausstellung in Stuttgart beantwortet. Die "Expo '93" geht vom 23. April bis zum 17. Oktober in der baden-württembergischen Landeshauptstadt über die Bühne. Sie ist die größte Gartenbauausstellung in Deutschland und findet hier nur alle zehn Jahre statt.

Die Stuttgarter rechnen damit, daß sieben Millionen Besucher ihre Schau-Gärten und 3000 Rahmenveranstaltungen besuchen werden.

Der Info-Bus steht an beiden Tagen von 9.30 bis 17.30 Uhr an der Konstablerwache. fra

Martina Navratilova wird 36 und ist kein bißchen müde Jung-Seniorin lernt jeden Tag Filderstadt ist wegen des schnellen Wagens ein Fix-Termin

Wenn ein Mensch seit 17 Jahren ein und denselben Beruf ausübt, bewegt er sich auf wohlbekanntem Terrain. Zumal dann, wenn der Arbeitsplatz - ganz gleich in welcher Stadt, in welchem Land, auf welchem Kontinent auch immer - stets die gleichen, überschaubaren Ausmaße aufweist und sich allenfalls in der Oberflächenbeschaffenheit unterscheidet. Seit 1975 hat Martina Navratilova die einsame Rekordsumme von 18,1 Millionen Dollar auf den Tennisplätzen dieser Welt verdient, und dennoch betritt die langjährige Nummer eins im Frauentennis mit jedem weiteren Tag ihrer Profi-Karriere ein bislang unbekanntes Feld. "Es ist Neuland, das noch nicht viele vor mir betreten haben", sinniert Martina Navratilova über das Phänomen, daß sie auch im fortgeschrittenen Tennis-Alter einer Jung-Seniorin noch zu absoluten Weltklasseleistungen fähig ist. Am Sonntag wird Martina Navratilova 36 Jahre alt, und die Pionierin des modernen Frauentennis wird diesen Ehrentag, Überraschungen ausgeschlossen, wie so oft in den letzten 14 Jahren, beim Turnier in Filderstadt begehen, wo sie das Einzelfinale bereits fünfmal gewonnen hat.

Ein Rekord, wie so viele, die die am 18. Oktober 1956 in Prag geborene US-Amerikanerin aufgestellt hat. Auf 160 Turniersiege hat es Martina Navratilova mittlerweile gebracht. Den letzten durch einen 6:4, 6:2-Finalsieg über die Weltranglisten-Erste Monica Seles. Daß ein solcher Erfolg einer 35jährigen Frau über ein 18jähriges Mädchen nicht durch Können allein möglich ist, versteht sich von selbst. "Ich bin froh, daß ich noch so gut spielen kann, aber man muß mehr dafür arbeiten", zieht die neben Steffi Graf wohl athletischste Spielerin des Tennis-Zirkus einen Vergleich zu früher. Im Alter sei es schwieriger, "konstant zu bleiben". Es sei ein ständiger Kampf, motiviert zu bleiben, bekennt die wohl für alle Zeiten größte Persönlichkeit des Frauen-Tennis.

Weil das Alter aber doch gewisse Zugeständnisse einfordert, hat sie ihren Spielplan verändert, spielt halt nicht mehr so viele Turniere wie früher. Nur Filderstadt ist ein Fixtermin in ihrem Kalender. Für so einen Porsche, wie sie ihn bereits fünfmal gewonnen hat, wird die Frau mit den vielen Stärken nämlich immer noch schwach. REINHARD SOGL

Im Notfall springen sie überall ein Katholische Frauengemeinschaft feiert ihren 75. Geburtstag

ZEILSHEIM. Eine glaubensstarke katholische Frau, eine unentwegt treue Gattin, eine erziehungstüchtige, gewissenhafte Mutter und eine opferwillige Helferin in jeder Not - Ziele, auf die sich die Mitglieder des Müttervereins in den Gründerjahren verpflichten mußten. "Sicher, das Deutsch ist ein bißchen altmodisch, aber in der Sache stimmt's auch heute noch", sagt Mechtild Platz, Vorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) in Zeilsheim, die morgen ihren 75. Geburtstag feiert.

Sind die Grundsätze auch dieselben geblieben, geändert hat sich im Laufe der Geschichte der Name: 1917 gründete Pfarrer Heinrich Weil den Elisabethenverein, benannt nach der heiligen Elisabeth von Thüringen, die sich nach dem Tod ihres Mannes um die Armen und Kranken in ihrem Land kümmerte.

Der Erste Weltkrieg tobte bereits drei Jahre lang, die Männer waren an der Front, es gab kaum etwas zu essen. Mechtild Platz: "Da schlossen sich die Frauen enger zusammen, unterstützten sich gegenseitig und teilten ihre Sorgen."

An den Sorgen ihrer Mitmenschen gehen die 140 Mitglieder der kfd auch heute nicht achtlos vorüber. Viele der Frauen betreuen einen der insgesamt 90 Pfarreibezirke, sind für bestimmte Straßen verantwortlich. Da werden Geburtstagsgrüße überbracht, alte und kranke Menschen besucht. Und im Notfall springen die Frauen dann auch schon mal ein und packen mit an. "Da wird viel getan, was nicht an die große Glocke gehängt wird", weiß Hildegard Bochenek vom Vorstand der kfd.

Bei ihren regelmäßigen Treffen legen die Frauen großen Wert auf "Geselligkeit". Sie basteln, stricken und knüpfen. Feste gehören genauso zum Programm wie wöchentliche Frauengottesdienste oder Bildungsabende. "Erst kürzlich haben wir uns mit den neueren Erkenntnissen der Bibelforschung beschäftigt", erzählt Mechtild Platz. Doch sie gesteht auch ein, daß es oftmals nicht ganz einfach ist, die Themen, die der Zentralverband der Katholischen Frauen Deutschlands aufgreift, "nach unten weiterzuvermitteln".

Die Situation Alleinerziehender, die Not von Frauen und Kindern, die unter Gewalt und sexuellem Mißbrauch leiden, die Diskriminierung von Frauen in der Werbung, die Benachteiligung von Mädchen in der "Dritten Welt" - all das sind Themen, von denen sich die älteren Mitglieder "nicht so angesprochen fühlen".

Trotzdem: "Wir sind keine grauen Mäuse" steht auf einem Plakat, das die kfd zur Jubiläumsfeier im Gemeindezentrum aufgehängt hat. Und Mechtild Platz ergänzt: "Wir sind froh über jede junge Frau, die zu uns kommt und ihre Ideen einbringt." tos

Wintershall gelingt Einbruch Liefervertrag mit Saar Ferngas für Neustadt abgeschlossen

jk FRANKFURT A. M. Die BASF-Tochter Wintershall ist in eine Ruhrgas- Domäne eingebrochen. Mit Saar Ferngas in Saarbrücken, die unter der Kuratel des Essener Konzerns steht, hat die Wintershall Erdgas West (Kassel) einen langfristigen Liefervertrag geschlossen. Beginnend zum 1. Oktober 1994 werden die Nordhessen 50 Prozent des Bedarfs der Stadtwerke Neustadt (Weinstraße) an Saar Ferngas liefern. Derzeit wären das 225 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Ferner wurde abgesprochen, daß der BASF-Ableger auch einen eventuellen Mehrbedarf zur Hälfte bereitstellt. Das Erdgas wird von Wintershall über die neue Midal (Mitte-Deutschland-Anbindungs-Leitung) auf das BASF-Gelände in Ludwigshafen gepumpt und dort in das Netz der Saar Ferngas eingespeist.

Was sich wie ein ganz normales Geschäft ausnimmt, ist von höchster Brisanz. Denn der Streit zwischen Ruhrgas und BASF, der dadurch entbrannt war, daß der Chemiekonzern an der überragenden Stellung der Essener in der deutschen Erdgasversorgung nagte, gewann in jüngster Zeit noch an Schärfe. Kommunen in der Nähe der Midal-Pipeline sollen mit Geldgeschenken geschmiert worden sein, auf keinen Fall Gasbezüge mit Wintershall zu vereinbaren. In diesem Zusammenhang fiel auch immer wieder der Name Saar Ferngas. Auf die Frage, welche Gründe dieses Unternehmens bewogen haben könnten, mit der BASF-Tochter einen Vertrag abzuschließen, gibt Wintershall-Sprecher Ulrich Göbel die sibyllinische Antwort: "Vielleicht liegt der Grund dafür ja auch im ausdrücklichen Interesse von Neustadt." Bislang haben die Kasseler in der Vorderpfalz nur in Haßloch ihren Fuß in der Tür - dort allerdings als einzige.

Alle EG-Länder halten an Unionsvertrag fest Einigkeit bei Gipfeltreffen in Birmingham Von unserem Korrespondenten Erich Hauser B

Drucker können auf "Kunstfuzzis" verzichten

Immerhin, Hanns Dieter Hüsch hatte am Freitagmorgen ein leidlich volles Haus. Andere Vertreter der mehr oder minder schönen Künste, die beim Gewerkschaftstag der IG Medien in Augsburg auftraten, sahen sich teilweise gähnend leeren Stuhlreihen gegenüber - das kommt davon, wenn die Gaukler in aller Herrgottsfrühe auf übernächtigte und allmählich hereintröpfelnde Delegierte losgelassen oder überhaupt die künstlerischen Bedürfnisse der letzteren überschätzt werden. An den Tagesbeginn um 8.45 Uhr wurden einige Künstler übrigens deshalb plaziert, weil nach Angaben der Tagungsregie sonst keine Zeit für deren Auftritte gewesen wäre. Zeit hat dann in Augsburg aber auch so gefehlt, und zwar derart, daß so manche(r) äußerst enttäuscht war, weil vor lauter Selbstbespiegelung in Satzungs- und Organisationsdebatten nur noch sehr wenig Raum blieb für Inhaltliches.

Die Art des Umgangs mit den Künstlern war kennzeichnend für einen Teil der internen Probleme, die diese 260 000-Mitglieder-Gewerkschaft nach wie vor mit sich schleppt. Ihre mit Abstand größte und traditionell selbstbewußte Keimzelle sind die Drucker und Papierverarbeiter. Auch in Augsburg, also drei Jahre nach Gründung der IG Medien, brach gelegentlich der Frust darüber offen aus, daß sich diese stolze Berufsgruppe nicht bloß mit Journalisten und Schriftstellern in einem Laden wiederfindet, sondern neuerdings auch mit Musikern, Malern und sonstigen schwer organisierbaren "Kollegen". Das Urteil Über diese kleinen Fachgruppen lautet: "beitragsschwach und betreuungsintensiv"; und Insider wissen, daß es nicht wenige Leute bei den Druckern gibt, die liebend gern ihre gute alte IG Druck und Papier wiederhaben möchten, unter freudigem Verzicht auf die "Kunstfuzzis".

Noch in Augsburg wurde von den Facharbeitern der Versuch unternommen, die Beherrschung des Kongresses und des künftigen Vorstands mitsamt seinen Zuständigkeiten zu programmieren. Das gelang nicht so recht. Überhaupt glauben manche zu spüren, daß Angst, Mißtrauen und Eifersucht, kurz: der sogenannte "Fachgruppenseparatismus" allmählich doch auch nachläßt, nicht zuletzt deshalb, weil Differenzierungen auch bei den Druckern selbst auftreten. Wohlwollende Funktionäre verweisen ferner darauf, daß schließlich just in jenem Moment, da die innergewerkschaftliche Integration so verschiedener Gruppen anstand, sich die Integration der neugewonnenen Mitglieder in der untergegangenen DDR gebieterisch in den Vordergrund schob.

Diese scheint der IG Medien besser gelungen zu sein als mancher anderen DGB-Gewerkschaft, wo das Klagelied über herübergeschickte "Besserwessis" teilweise sehr laut gesungen wird. Delegierte aus dem Osten fühlten sich überwiegend gut aufgehoben. Ohnehin stellte sich in Augsburg zuweilen durchaus ein familiäres Gefühl ein. Beispielsweise, als die Münchner Zeitungsausträgerin Maria Mandlinger, die seit 40 Jahren diesen Beruf ausübt und nun seit Monaten einen Nadelstich-Streik für einen Tarifvertrag anführt, mit langen Stehovationen gefeiert wurde. Oder als der neue Vorsitzende Detlef Hensche, der in der Öffentlichkeit und sogar bis in die eigenen Reihen hinein - zu Unrecht - den Ruf des kalten Politruks genießt, mit warmen und persönlichen Worten die ausscheidenden Vorständler wie Erwin Ferlemann oder Heinz Müller würdigte.

Hensche, der aus den Problemen der IG Medien kein Hehl macht, führt jetzt einen geschäftsführenden Hauptvorstand an, der soviel Arbeit vor sich hat, daß sich manche Delegierten schon Sorgen machten um die gesundheitliche Belastbarkeit seiner sechs Mitglieder. Formal hat "der radikale Doktor" (Die Welt) nun die alleinige Zuständigkeit für die Tarifpolitik. Aber auch sonst, obwohl Vorstandskollegen wie der Ex-Anwalt Gerd Nies oder die Ost-Vertreterin Monika Papke als starke Figuren gelten, wird Hensche nach Augsburg die überragende Stellung in der IG Medien zugewiesen.

Er will sie zu einer Gewerkschaft machen, die als wirkliche Organisation der Kultur-Schaffenden in der Gesellschaft wahrgenommen wird und zugleich, in Fortführung ihrer entschieden linken Tradition, an vorderster Front gegen Sozialabbau und Rechtsruck streitet. Der einwöchige Kongreß in Augsburg, der heute zu Ende geht, hat allerdings keinen großen Fortschritt auf diesem Wege gebracht. Man hat sich zu sehr im weniger Wichtigen verzettelt und unter anderem einen ganzen Tag für die mündlichen Geschäftsberichte der Vorständler verbraucht. Anderswo wird das jetzt anders geregelt: Bei der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) läuft statt dessen ein 20minütiger Videoclip.

PETER HENKEL (z. Z. Augsburg)

Unter dem Gipfel vernahm Major ein Grollen

Auf den luftigen Höhen eines Euro- Gipfels lebt sich's nicht sonderlich sicher, mußte sich der britische Premierminister John Major am Freitag im Kreise seiner elf europäischen Amtskollegen in Birmingham eingestehen. Ein wütendes Grollen unter dem Gipfel hatte seine Suche nach einem neuen wirtschafts- und außenpolitischen Selbstbewußtsein jäh erschüttert - die Ausläufer eines ungeahnten politischen Erdbebens ließen den Gipfel- Gastgeber erblassen und seine Gäste verwundert vom Verhandlungstisch aufschauen.

Das dunkle Grollen kam aus Großbritanniens Kohlegruben, über die Majors Regierung just das Todesurteil verhängt hatte. Es war ein Grollen, das auf die Brutalität des Urteils - 31 Zechenschließungen binnen weniger Tage, 30 000 Entlassungen auf einen Streich - antwortete und auf die Rücksichtslosigkeit der Regierungsentscheidung, die faktisch das Ende des Kohlebergbaus auf der Insel einläutet. Es war ein Grollen, das an bedrohlicher Lautstärke zunahm mit der Enthüllung, daß nur die wenigsten Minister von der Entscheidung vorab überhaupt gewußt hätten und die meisten konservativen Abgeordneten von der Stillegung geradezu überrumpelt worden seien.

Überrascht und entnervt reagierten die Tories auf die Aktion ihrer Regierung, die ihrerseits solch eine Reaktion ganz offensichtlich nicht erwartet hatte. "Unglaublich" sei, was John Major der Nation und ihren Bergarbeitern zumute, murmelten viele Tory-Parlamentarier. Das Ganze, meinte der konservative Abgeordnete Winston Churchill, grenze "an eine kriminelle Handlung". Sein Kollege Bill Cash mochte nicht hinnehmen, daß Britanniens Kumpel "derart eiskalt zum alten Eisen befördert" würden. "Einen Protest auf nationaler Ebene" verlangte Cash, dem die Regierung "sich nicht entziehen könne". Auch sonst eher zurückhaltende Zeitgenossen wie der Erzbischof von York sowie die Bischöfe von Durham und Sheffield hatten das Grollen vernommen und redeten der Regierung ins Gewissen. "Es kann weder ökonomisch noch moralisch Rechtens sein", urteilten sie, "30 000 hart arbeitende und mittlerweile gut ausgerüstete Bergarbeiter ihrer Jobs zu berauben und ganze Gemeinden zu zerstören."

Das ist genau die Ansicht der Betroffenen selbst, die die "zynische" Haltung der Regierung noch kaum fassen können - speziell in den Bergbaugebieten von Nottingham, in denen sich während des Streiks von 1974/75 die moderaten Kumpel unter Roy Lynk dem Arbeitskampf verweigert und die damalige Regierung Margaret Thatchers gegen den radikalen Gewerkschaftsführer Arthur Scargill durch Weiterarbeit unterstützt hatten.

Inzwischen ist Roy Lynk, der sich von John Major "betrogen" fühlt, in seine alte Grube Silverhill eingefahren, um dort mit einem Sitzstreik unter Tage gegen den Stillegungsbeschluß zu protestieren. Scargill, noch immer Boß der größten Bergarbeiter-Gewerkschaft NUM, droht mit erneutem Streik, will aber zuerst "alle anderen Optionen ausschöpfen". Vor Gericht ist es den Bergarbeiter-Organisationen zum Ende der Woche gelungen, den Stillegungsbeschluß für mehrere Zechen um ein paar Tage aufschieben zu lassen.

"Wir brauchen Zeit, um eine Gegenwehr in Gang zu kriegen", erklärte es einer jener Kumpel, die am Freitagmittag vor dem Internationalen Konferenzzentrum in Birmingham aufmarschierten: Mit etwas Zeit könnten die Kumpel nachweisen, daß ihre Kohleproduktion sich weiterhin rentiere und das Ende des Bergbaus für das ganze Land eine Katastrophe wäre. "Coal, not dole", skandierten seine Kollegen vor dem Konferenzzentrum: Kohle, nicht das Schicksal der Arbeitslosigkeit wollen die letzten Kumpel fördern.

Den Premier mußten diese Appelle und die wütenden Proteste in der eigenen Partei um so härter treffen, als pünktlich zum EG-Gipfel und zum Aufruhr der Kumpel auch die jüngsten Arbeitslosenstatistiken des Vereinigten Königreichs veröffentlicht wurden: Sie verzeichnen mit 13,3 Prozent Arbeitslosen einen neuen Rekord. Zu Weihnachten dürfte die 3-Millionen-Marke überschritten sein.

"Wir sitzen", formulierte es der konservative Ex-Premier Ted Heath, "ganz schön in der Tinte." Major, vermuteten politische Gegner, habe zu guter Letzt "die Kontrolle verloren".

PETER NONNENMACHER (Birmingham)

Deutschland eher Mittelmaß Bürger vor allem mit Verwaltung und TV-Branche unzufrieden

czyk BERLIN. Die Deutschen lieben Österreich, Bayern und Frankreich als Urlaubsziele und schätzen die heimischen Pkw-Hersteller. Von den Stadt- und Kreisverwaltungen, der Polizei und vor allem vom Fernsehen halten sie nicht viel. Das sind - verkürzt - die Ergebnisse einer Umfrage zur Zufriedenheit der Kunden mit 38 unterschiedlichen Branchen. Das Bielefelder Emnid-Institut hörte sich im Auftrag der Deutschen Marketing-Vereinigung (DMV) und der "Gelben Post" bei rund 25 000 Bundesbürgern um. Banken, Versandhäuser und überregionale Tageszeitungen liegen mit einem sehr knappen "Gut" noch im akzeptablen Mittelfeld. Auf den letzten Plätzen tummeln sich überwiegend öffentliche Dienstleister. Absolutes Schlußlicht ist mit einer schlechten "Drei" die gesamte TV-Branche, wobei private Kanäle in der Kundenkritik besser wegkommen als die öffentlich-rechtlichen Sender.

"Die Werte könnten generell besser sein", meint Professor Anton Meyer von der Uni Mainz, der die Erhebung betreute. Zwar gebe es außer in Schweden noch keine derartigen Untersuchungen. Doch im internationalen Vergleich seien die Noten wohl eher Mittelmaß. "Die Branchen müssen sich mehr auf die Kunden ausrichten", empfiehlt er.

Zum Teil kamen bei der Befragung deutliche Unterschiede zwischen den Kunden in West und Ost zum Vorschein: So bekundete etwa in bezug auf den öffentlichen Nahverkehr ein Drittel aller Autofahrer in der alten Republik die Absicht, künftig den Wagen in der Garage stehen lassen zu wollen. In den neuen Ländern geht der Trend hingegen zum Individualverkehr. Polizei und andere Behörden östlich von Elbe und Werra müßten zugleich mit "dreimal so hohen Unzufriedenheitswerten" leben wie im Westen, so Meyer. Mit der Position der "Gelben Post", die die Umfrage im wesentlichen bezahlte, von Platz 29 an abwärts gibt sich Vorstandschef Klaus Zumwinkel zufrieden: "Das ist gutes Mittelfeld."

Katastrophe abgebrochen "Blankes Chaos" bei Übung eines Falles wie in Amsterdam

In der Branddirektion sollte wieder einmal der Katastrophenschutz geübt werden. Dafür wurde unlängst der Führungsstab in die Hanauer Landstraße gerufen, um einen fiktiven Ernstfall zu trainieren, der durch das Amsterdamer Jumbounglück ganz aktuell wurde. Über dem Osthafengebiet, so die Vorgabe, war ein Großraumflugzeug abgestürzt. Die Übung wurde selbst zur Katastrophe. Teilnehmer berichten vom "blanken Chaos", das schließlich den Abbruch provozierte.

Dabei hatten die Macher diesmal darauf verzichtet, die Verbände in der Stärke von mehreren Hundertschaften zu mobilisieren. Das Technische Hilfswerk und die Hilfsorganisationen waren am "Absturzort" in der Dieselstraße nur symbolisch durch Kleingruppen vertreten. Die standen auch rechtzeitig zur Verfügung.

Zur Stelle war auch der Führungsstab, wenn man einmal von dessen Leiter, dem erkrankten Feuerwehrdezernenten Tom Koenigs, absieht. Doch das "undurchsichtige Szenario" und die "mangelhafte Kommunikation", so der Eindruck eines maßgeblichen Mannes, sorgten dafür, daß die Einheiten untätig herumstanden. "Die Schauspieler waren da, aber das Drehbuch fehlte", erinnert sich einer der Stabsleute.

Auf der Suche nach den Ursachen für das Desaster haben sich diese Woche Tom Koenigs und Experten aus der Branddirektion zusammengesetzt. Wahrscheinlich wird der Katastrophenschutz in der Branddirektion umorganisiert. Er soll der Einsatzabteilung angegliedert werden.

Die Übungen des Katastrophenschutzes haben schon mehrfach eklatante Mängel deutlich gemacht. Vor Jahren, bei einem Training im Niddatal, fuhren die Helfer über eine Brücke, die laut Übungsvorgabe längst zerstört war. Später benötigten die damals in voller Stärke angeforderten Einheiten der Hilfsorganisationen Stunden, bis sie am Sammelplatz nahe der Großmarkthalle eingetroffen waren. Es kann nur besser werden. habe

Tigerpalast: Neue Bar bringt den Durchbruch

Johnny Klinke, Chef des Tigerpalastes in der Heiligkreuzgasse, baut auf das Frankfurter Nachtleben. Ab Dezember will er eine Bar betreiben: Mit einem Durchbruch in den Keller nebenan, der freigeworden ist, entsteht gegenwärtig die neue "Palast Bar", auch schon "Blues and Magic Bar" betitelt, wo es nächtens rund gehen soll.

Gegenwärtig lärmen noch die Preßlufthämmer, später wird im neuen Gewölbekeller zwischen halb zwei und halb vier Uhr morgens die Sängerin Joan Faulkner mit ihrer Chikago Blues Band zu hören sein. Auch der Zauberer und Illusionist Jeff Sheridan wird das Programm mitgestalten.

Geöffnet wird die Bar um 20 Uhr, doch der eigentliche Run wird wohl nach der Schau des Tigerpalastes beginnen. Natürlich gibt es auch ein gastronomisches Angebot, das in etwa dem des Tigerpalast- Restaurants entspricht.

Die Bar ist sowohl durch das Haus wie auch von außen zu erreichen. Das Architektenteam Kramm und Stringl, das die "Le facettes"-Galerie gestaltet hat, ist auch hier tätig geworden. Die Eröffnung am 1. Dezember wird entsprechend peppig sein: Nach der Premiere des Weihnachtsprogramms im Tigerpalast wird man mit dem Star des Abends, dem Seelöwen Adolf, in die Palast-Bar ziehen. -vau

Forstbehörde legt Amphibienteiche an

RÖDERMARK. In dem sogenannten Dreiländereck südlich von Urberach, wo die Gemarkungsgrenzen von Offenthal, Urberach und Messel aufeinandertreffen, will die Forstbehörde unweit des Anglerteiches zwei Amphibienteiche anlegen, die jeweils eine Größe von rund 200 Quadratmetern haben. aim

Alle EG-Länder halten am Unionsvertrag fest Bei Gipfel mehr Bürgernähe versprochen Von unserem Korrespondenten Erich Hauser BIRMINGHAM, 16. Oktober. Der in Maastricht geschlossene Vertrag über eine Europäische Union bringe "Vorteile für den einzelnen Bürger". Mit dieser gemeinsamen Erklärung begründeten die zwölf Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft (EG) bei ihrem Sondergipfel in der britischen Stadt Birmingham am Freitag ihr Festhalten an dem vor neun Monaten vereinbarten umstrittenen Vertragstext. Zugleich versprachen sie, sich um mehr Bürgernähe der EG-Institutionen zu bemühen. Während der eintägigen Beratungen unterstrichen alle Teilnehmer, daß die Zwölfergemeinschaft beisammenbleiben und kein Mitglied "abgehängt" werden solle, erklärten Sprecher der Delegationen übereinstimmend. Auch im Blick auf die geplante EG-Erweiterung um Österreich, Schweden, Finnland und die Schweiz sei der Ratifizierungsprozeß des Maastricht-Vertrags möglichst bis Jahresende oder bald danach abzuschließen.

Als Antwort auf Vorbehalte vieler Bürger in der EG heißt es in der "Erklärung von Birmingham": Die Vorteile des EG-Zusammenschlusses seien verstärkt darzustellen; Geschichte, Kultur und Traditionen der Völker würden "respektiert"; die im Maastricht-Vertrag vorgesehene "Unionsbürgerschaft" bringe den Bürgern mehr Rechte und mehr Sicherheit.

Mehr Bürgernähe der Europäischen Union soll nach den Ankündigungen des Gipfels unter anderem dadurch erreicht werden, daß die EG-Kommission ihr halbjähriges Arbeitsprogramm künftig vor allen zwölf nationalen Parlamenten durch einen beauftragten EG-Kommissar erläutert. Ferner sollten die EG-Außenminister prüfen, inwieweit gelegentliche "öffentliche Debatten" des EG-Ministerrates möglich seien. Beim Gipfel setzte sich aber - entgegen britischen und deutschen Bestrebungen - die Auffassung durch, daß die Befugnisse der EG-Kommission, des Ministerrates und des Europaparlaments prinzipiell nicht verändert werden sollen.

Änderungen des Maastrichter Vertrages wurden dem Vernehmen nach auch vom dänischen Ministerpräsidenten Poul Schlüter in Birmingham nicht zur Sprache gebracht. Eine Mehrheit des dänischen Parlaments hatte solche Änderungen nach dem Nein der dänischen Bevölkerung zu Maastricht verlangt. Dabei ging es um das EG-Bürgerrecht und um die Wirtschafts- und Währungsunion und die gemeinsame Militärpolitik.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Freie Aussprache

Klimabotschafter Zu "Klimabotschafter in den S-Bahn- Zügen": Ab 20. Oktober fahren "Klimabotschafter des Bundesumweltministeriums in S-Bahn-Zügen mit, um über Klimaprobleme zu diskutieren. Hoffentlich haben sich die Verantwortlichen im Großraum Frankfurt mit zwei Atomkraftwerken (Biblis), Plutoniumbunker und Plutoniumabfall-Zwischenlager sowie Herstellung plutoniumhaltiger Brennelemente bei Siemens in Hanau für das interessiert, was diese "Klimabotschafter" sagen, worauf sie ausgerichtet, um nicht zu sagen abgerichtet worden sind. Gerade der Bundesumweltminister, der zugleich als verantwortlich für Reaktorsicherheit gilt, macht sich bei der Klimadiskussion gern zum Büttel der Atom- Lobbyisten, für die der angeblich klimarettende CO2-freie Atomstrom nichts anderes ist als ein Verkaufsargument für noch mehr Atomkraftwerke und ein Mittel, um die Politiker weichzuklopfen.

Die weltweit über 400 Atomkraftwerke ersparen uns gerade mal zwei Prozent, wenn man ganz großzügig rechnet knapp vier Prozent an klimarelevanten Spurengasen. Und dafür erhalten wir und unsere Nachkommen Atom- und Plutoniummüll für Hunderttausende von Jahren. Eine Tonne Plutonium ist in zehn Halbwertszeiten, also zehnmal 24 400 Jahren erst bis auf ein Kilogramm verstrahlt, das mit derselben spezifischen Wucht weiter wirkt wie vorher die 1000 Kilo. Dr. Hans Grossmann, Maintal "Vor Strahlen gewarnt" Zum Schmuggel mit radioaktivem Material: Bereits mit einer Presseinformation vom 3. 9. 1992 hatte der Fachverband für Strahlenschutz e. V., ein deutsch- schweizerischer Fachverband, in dem etwa 1000 Strahlenschutzfachleute organisiert sind, vor vagabundierenden Strahlenquellen gewarnt. Auch das schweizerische Bundesamt für Gesundheitswesen hatte schon am 10. September 1992 mit Bezug auf den Vorfall in der Schweiz eine Presseinformation herausgegeben.

Leider reagieren Politiker (wie Joschka Fischer und Klaus Töpfer) kaum auf solche seriösen Hinweise. Erst wenn Spiegel-TV spektakulär berichtet und zu den Tatsachen auch noch Vermutungen hinzufügt, melden sich die Politiker zu Wort. Das ist zu bedauern. Bisher wurde noch nirgends wirklich für Nuklear- sprengsätze geeignetes Material entdeckt. Abhanden gekommen sind Strahlenquellen, wie sie in der Nuklearmedizin verwendet werden (Co-60, Cs-137) sowie Kalibrierpräparate, die zur Justierung von Strahlenmeßgeräten verwendet werden und Jonisationsquellen (Feuermelder), die Plutonium-238 enthalten, das im Gegensatz zu Plutonium-239 nicht zur Atomwaffenherstellung geeignet ist.

Sollten die 20 kg Uran wirklich auftauchen, nachdem durch den Presserummel die Schmuggler, sollten sie tatsächlich solches besessen haben, eigentlich ausreichend gewarnt sind, sollte man sehr genau hinschauen, um was für Uran es sich handelt. Uran, das nicht oder nur schwach angereichert ist, ist nicht für die Atomwaffenherstellung geeignet. Jörg Brauns, Hanau, Mitglied im Fachverband Strahlenschutz. Im Arbeitskreis Entsorgung zuständig für Öffentlichkeitsarbeit

"Wiesbadens Männer werden sich totlachen" Frauenreferentin hat Zoff mit ihrer Assistentin

WIESBADEN. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Knatsch im Frauenreferat. Margot Brunner und Dr. Ellen Lorenz liegen seit Monaten im Clinch. Engagierten Politikerinnen ist dieser Streit zwischen der Frauenbeauftragten und ihrer Halbtags-Assistentin hochnotpeinlich: "Die Männer werden sich totlachen", fürchtet eine Stadtverordnete, die nicht genannt werden möchte. Am liebsten würden die Parlamentarierinnen diesen Disput unter den Teppich kehren. Denn Frauenpolitik, erklärte Angelika Thiels (CDU), "ist ein sehr zartes Pflänzchen, das nicht durch Querelen belastet werden darf". Weder sie als Vorsitzende des Frauenausschusses im Stadtparlament noch ihre SPD- Kollegin Ingrid Benthaus mochten zu dem Konflikt Stellung nehmen: "Wir haben uns nicht in Personalfragen einzumischen." Hintergrund des Zanks im Frauenbüro: Margot Brunner ist mit der Arbeit ihrer Assistentin nicht zufrieden und wollte noch während der Probezeit der im Dezember vergangenen Jahres eingestellten Mitarbeiterin den Arbeitsvertrag beendet sehen. Personaldezernent Bourgett gab diesem Wunsch der Frauenbeauftragten nicht statt. Seither sind die Zwistigkeiten nicht mehr unter der Decke zu halten. In Pressemitteilungen ziehen Grüne und CDU über den Konflikt her. Wegen dieser "atmosphärischen Störungen", mutmaßt Christdemokrat Ulrich Weinerth, "verpufft wertvolle Energie auf Nebenkriegsschauplätzen". Und die Grünen fürchten, daß wegen des Haders "die mühsam erstrittenen frauenpolitischen Fortschritte konterkariert" werden. Margot Brunner versucht, das Zerwürfnis als "Sachkonflikt" herunterzuspielen. Auch sie fürchtet den Spott der männlichen Kollegen, die Zwietracht im Büro einfach deuteten: "Frauen haben Beziehungsprobleme und Männer haben Sachprobleme." Sie müsse in ihrer Funktion "konflikt- und kooperationsbereit" sein. "Und dazu", sagte Margot Brunner in einem FR-Gespräch, "braucht man ein kollegiales Klima." Die Lösung des Problems liege in Männer-Händen. Gemeint sind die Hände von Bourgett. MARGIT FEHLINGER

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Freitag etwas schwächer eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel während der ersten Stunde um 12,43 Punkte. Am Vortag war er um 20,80 auf 3174,68 Zähler abgesackt.

In Tokio ging es gestern ebenfalls abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel gab um 258,68 auf 17 369,81 Einheiten nach.

Kleine Nachtmusik an der Hauptwache Ein Schwätzen mit Pfiffen und Knacken In den Platanen sind die Stare seßhaft geworden Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel

er aufmerksame Passant, der am frühen Abend den Weg von der Hauptwache die Kaiserstraße hin-

D unter nimmt, hört Erstaunliches. Ein vielstimmiges Konzert, das die Literatur nur unzulänglich als "ein anhaltendes Schwätzen mit Rätschen, Pfiffen, Knakken" charakterisiert. "Schlafgesellschaft" nennen Wissenschaftler das Vogelkollektiv, zu dem sich nach vorsichtigen Vermutungen mehrere tausend Stare allabendlich im Geäst der Platanen einfinden, vis-à-vis des Cafés Hauptwache. Und während sich andere Vogelarten dieser Tage zum Abflug gen Süden sammeln, schlägt sich der dunkelgefiederte Star mit dem wissenschaftlichen Namen Sturnus vulgaris neuerdings ins nächstbeste Schlafgemach: im vorliegenden Fall in die Platanengruppe an der Hauptwache.

Der Vogelflug - ein "gewaltiges Naturphänomen", sagt Rudolf Roßbach von der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Das Kalenderblatt zeigte Montag, den 12. Oktober, da passierte, was Rudolf Roßbach seit Herbstbeginn nahezu täglich erwartet hatte. Es war gegen 17 Uhr, als sich ein alter Bekannter meldete: "Ja, äh, hier ist Herr B. aus Zierenberg." Die trompetenähnlichen Rufe der Kraniche hatten den Rentner, einen durch seine Leidenschaft berufenen Vogelschauer, aus dem Garten in die Wohnung eilen und zum Telefon greifen lassen.

Die seit Jahren geübte Nachrichtenübermittlung klappte auch in diesem Herbst. Kaum hatte Roßbach die Nachricht vernommen, wählte er die Flugsicherung an. Schließlich, sagt er, seien die fast schwanengroße Vögel für die Luftfahrt "schwer zu verkraftende Objekte".

Die Kraniche sind wieder da, genau genommen waren sie da, hatten nach kurzer Rast im Wetterauischen Frankfurt passiert und waren weiter Richtung Afrika gezogen. Andere taten und tun es ihnen gleich.

Anders die Stare: Ursachenforscher lassen das naheliegende Argument "Bequemlichkeit", weil unwissenschaftlich, nicht gelten. Vielmehr, bleibt auch dem Ornithologen vorerst nur zu vermuten, ist die abnehmende Flugbereitschaft der Stare ein Indiz für die globale Klimaveränderung und der in ihrer Folge steigenden Durchschnittstemperatur der kalten Jahreszeit.

Diese moderne Sammlungsbewegung unter den Staren dient, nicht überraschend, dem arterhaltenden Ziel der "Feindvermeidung". Denn, so Roßbach, der Greifvogel, der sich hie und da am Singvogel schadlos hält, tut sich schwer, aus der Vogelschar heraus ein Appetithäppchen zu greifen.

Schon aber droht der Feind in Gestalt des Menschen, nicht immer lauscht der Anwohner ergriffen dem abendlichen Gesang, zu dem an der Hauptwache allein der Widerschein der Neonreklamen animiert. Hier verführt das Licht der frühen Nacht zum Gesang, dort die Spur von Unverdaulichem auf dem Trenchcoat den Passanten zum Fluch: "Da gibt es Leute, die regen sich auf", zitiert Roßbach leidvolle Erfahrung. Wo sich Anwohner den Vermittlungsversuchen der Ornithologen gegenüber "uneinsichtig" zeigen, ist der Wissenschaftler in ganz anderer Rolle gefordert: es gilt, die Stare zu vertreiben.

Für diesen Fall birgt das Inventar der Vogelwarte einen auf Band konservierten "artengerechten" Warnschrei, der unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die

(Fortsetzung auf Seite 16)

HEUTE LESEN SIE

China Stühlerücken im Politbüro Seite 2

Leitartikel Hat Afrika keine Wahl? Seite 3

US-Wahlkampf Bushs Uhr läuft ab Seite 5

Wirtschaft Chaos um Ost-Export Seite 9

Sport Eckstein vom Pech verfolgt Seite 13

Frankfurt Die seßhaften Stare Seite 15

Kulturspiegel Ein Georgier aus Berlin Seite 21

Aus aller Welt Neues Gerät spürt Betrug auf Seite 24

Börse Seite 11

Filmspiegel Seite A 4

MAGAZIN Durch das Elbsandsteingebirge M 1

Fernsehen und Funk M 8

TV-Wochenübersicht M 10

Freizeit und Familie / Roman M 12

Kinderseite / Rätsel M 13

Rockrundschau M 14

ZEIT UND BILD Räuber und Kassier ZB 1

Feuilleton / Literatur ZB 2-ZB 4

Frau und Gesellschaft ZB 5

Moderne Zeiten ZB 6

DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 14

Wohnungen / Immobilien A 15-A 42

Gewerbe-Räume A 43-A 46

Stellenanzeigen A 47-A 92

Geschäftsverbindungen A 42

Geschäfte A 47

Reise und Erholung M 1-M 5

Heirat / Bekanntschaften M 6+M 7

Kaufgesuche A 3

Verkäufe A 2-A 4

Veranstaltungen A 4

Verschiedenes A 4

Unterricht A 92

Redaktion: Ulrich Cramer

Verwirklichung konkreter Utopie Helga Einsele Erste Trägerin des Toni-Sender-Preises

Helga Einsele ist die erste Preisträgerin im Namen Toni Senders: Wie das Presseamt mitteilt, bekommt die Kriminologin und langjährige Leiterin der Preungesheimer Frauenhaftanstalt den ersten "Toni-Sender- Preis", mit dem der Magistrat künftig alle zwei Jahre "frauenpolitisches Engagement oder Arbeiten der Frauenforschung" auszeichnet.

Toni Sender, 1888 in Wiesbaden geboren, war mit 13 Jahren allein nach Frankfurt gekommen, um "selbständig zu werden". 1910 trat sie in die SPD ein; wenige Jahre später galt die kaufmännische Angestellte laut Frankfurter Polizeiakten als "stadtbekannte Agitatorin". 1918 wurde sie Stadtverordnete, 1920 Reichstagsabgeordnete - ab 1924 in Berlin, mit Wahlkreis in Dresden. 1933 emigrierte Toni Sender, zu deren Ehren das Historische Museum auch eine Ausstellung vorbereitet, nach den USA. Toni Sender war, als Redakteurin verschiedener linker Publikationen, immer ein kritischer Geist.

Gleiches gilt für Helga Einsele, Jahrgang 1910, die 28 Jahre lang das Preungesheimer Frauengefängnis geleitet hat und dort als großen reformerischen Schritt das Mutter-Kind-Haus initiierte, in dem die gefangenen Frauen ihre Kinder bei sich behalten können. Ihr Leben lang hat Helga Einsele sich mit deutlichen Worten eingemischt und im Blick auf eine Resozialisierung für Verbesserungen im Strafvollzug gekämpft. Mit 75 Jahren hat sich dann die Pazifistin wegen einer Blockade des Mutlanger Raketendepots selber strafbar gemacht. Ohnehin hatte sie mal in einem Interview unverblümt die Meinung vertreten, daß "im Grunde alle klauen, aber nur die Erwischten werden bestraft".

Helga Einsele ist aus 20 Vorgeschlagenen ausgesucht worden. "Ihr ging es", urteilte die Jury einstimmig, "um die Verwirklichung einer konkreten Utopie." Ihr Werk habe "einen prägenden Einfluß auf die Humanisierung des Strafvollzugs ausgeübt". Helga Einseles Namen stehe "für Mut, Durchhaltevermögen und Konfliktgemeinschaft". Als Preisgeld bekommt die Geehrte 20 000 Mark.

Gartenamt fällt abgestorbene Bäume

Das Gartenamt muß mehrere Bäume fällen, die wegen Fäulnis oder Pilzbefall abgestorben sind. Die Standfestigkeit der Bäume sei deshalb nicht mehr gewährleistet, hieß es zur Begründung.

An der Kennedyallee müssen drei Robinien gefällt werden, im Feierabendweg zehn Hybrid-Pappeln. Auch in der Hynspergstraße fallen drei Bäume. Im einzelnen handelt es sich dabei um eine Birke, eine Hainbuche und einen Zierapfelbaum.

Für Ersatz werde im kommenden Frühjahr gesorgt, teilte das Gartenamt ergänzend mit. vo

Das Wetter

Wetterlage Die nach Deutschland eingeströmte Meereskaltluft gerät im mittleren Deutschland unter leichten Hochdruckeinfluß. Der Süden wird zeitweise von dem Schlechtwettergebiet des Tiefs über Südfrankreich beeinflußt. Vorhersage bis Sonntag abend Im Norden und Nordwesten von kurzen Auflockerungen abgesehen, stark bewölkt und zeitweise Regen oder einzelne Schauer, im Küstenbereich Gewitter. In der Mitte nach Auflösung von Nebelfeldern heiter bis wolkig und trokken. Im Süden am Samstag bedeckt und zeitweise Regen, am Sonntag südlich der Donau noch Niederschläge, Schneefallgrenze auf 600 Meter sinkend, später Wolkenauflockerungen. Tageshöchsttemperaturen 5 bis 9 Grad, nächtliche Tiefstwerte -3 bis +3 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Montag Im Nordwesten zeitweise Regen, sonst freundlich, aber kühl.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 24 Amsterdam

wolkig 9 Athen

leicht bewölkt 22 Barcelona

leicht bewölkt 21 Bordeaux

wolkig 12 Brüssel

leicht bewölkt 8 Budapest

bedeckt 11 Dublin

leicht bewölkt 8 Helsinki

Regen 4 Innsbruck

Regen 7 Istanbul

leicht bewölkt 21 Kairo

leicht bewölkt 31 Larnaka

wolkig 31 Las Palmas

leicht bewölkt 26 Lissabon

wolkig 19 Locarno

Sprühregen 10 London

wolkig 9 Madrid

Sprühregen 15 Malaga

Regen 16 Mallorca

wolkig 21 Moskau

stark bewölkt 8 Nizza

leicht bewölkt 18 Paris

leicht bewölkt 10 Rom

Regen 18 St. Petersburg

Regen 3 Stockholm

wolkenlos 7 Tunis

wolkig 29 Varna

wolkenlos 20 Venedig

wolkig 15 Warschau

stark bewölkt 9 Wien

Regen 8 Zürich

bedeckt 4

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 8 Dresden

stark bewölkt 8 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 1 Feldberg/Schw.

stark bewölkt -3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 8 Freiburg

stark bewölkt 9 Garmisch

Regen 4 Hamburg

stark bewölkt 6 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

wolkig 8 München

Regen 6 Norderney

wolkig 9 Rostock

bedeckt 6 Sylt

wolkig 5 Zugspitze

Schneefall -6

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips,

unter anderem für Allergiker und

Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Sonnenaufgang 6.51 Uhr Sonnenuntergang 17.30 Uhr Mondaufgang 21.19 Uhr Monduntergang 12.51 Uhr

Autoknacker-Bande ist wieder aktiv Meist nur nächtliche Spritztouren

SINDLINGEN / ZEILSHEIM. Eine Autoknacker-Bande beschäftigt zur Zeit die Beamten des 18. Reviers. Im September brachen die Täter 14 Wagen auf, im Oktober waren es bislang fünf. Bevorzugt knackten die Unbekannten VW Golf- Fahrzeuge. Die Wagen werden nachts gestohlen und laut Polizei nach einer längeren Spritztour am nächsten Tag irgendwo abgestellt. Jüngstes Beispiel: In der Nacht zum Freitag schlossen Täter einen VW Golf in der Hermann-Küster-Straße kurz. Schon gegen 7.30 Uhr entdeckten Beamte des 17. Revieres das Auto in der Albert-Blank-Straße.

Zu Beginn des Jahres waren drei junge Männer ähnlich vorgegangen. Die hatten sich allerdings auf Opel Kadett spezialisiert. Sie knackten die Wagen in Sindlingen oder Zeilsheim. Die Fahrt endete dann oft in Bad Homburg. Auf dem Weg zurück saßen die Täter dann meist bereits wieder in einem anderen Auto, das sie aufgebrochen hatten. Die Polizei konnte drei Sindlingenr im Alter von 16 und 17 Jahren überführen. tos

Film über den Wert der Streuobstwiesen

OBERURSEL. Einen Film über die Geschichte der Streuobstwiesen und deren Wert für den Natur- und Artenschutz zeigt der BUND am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr in der Stadthalle.

Zum gleichen Thema baut der Naturschutzbund am Samstag, 24. Oktober, in der Fußgängerzone Vorstadt einen Info-Stand auf. FR

Universitätspräsident setzt AStA-Mitglieder ein

Robert Huber vom Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) und Christian Meidert von der Linken Liste sind als Mitglieder des Allgemeinen Studenten Ausschusses (AStA) eingesetzt worden. Dies hat der Präsident der Universität, Klaus Ring, verfügt und sich dabei auf das hessische Hochschulgesetz berufen. Die Verfügung wird in einem Schreiben der Präsidialabteilung der Universität damit begründet, daß der AStA "nicht mehr handlungsfähig gewesen ist".

Die Entscheidung des Präsidenten war bereits erwartet und von den Uni-Grünen als "Intervention in die Autonomie der verfaßten Studentenschaft" kritisiert worden. Die Amtszeit des jetzigen AStA läuft ab und das im Februar gewählte Studentenparlament hatte noch kein Votum für einen neuen AStA abgegeben. Der Grund: Im Studentenparlament gibt es einen Patt zwischen linken und rechten Gruppen.

"Nicht mehr handlungsfähig" war der amtierende AStA, nachdem eine Frau aus dem Vorstand zurückgetreten war. Um aber rechtswirksam handeln zu können, müssen beispielsweise Erklärungen von zwei Mitgliedern des AStA abgegeben werden. ing

Rolly Brand und Familie beim Seniorennachmittag

ZEILSHEIM. Zauberer Benny Maro, die weltberümhte Rolly-Brand-Familie und die Mainzer Worschtathleten sind die Zugnummern des Senioren-Nachmittages, zu dem der Zeilsheimer Vereinsring für Freitag, 6. November, einlädt.

Auch heimische "Stars" hat der Vereinsring für den bunten Nachmittag in der Stadthalle engagiert. Die Frauen des Volkschores Thalia singen ein Ständchen, die Senioren der DJK tanzen, und aus Sindlingen ist das Vocal-Ensemble "Amabile" zu Gast.

Für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen sorgen der Volkschor Thalia und die Katholische Frauengemeinschaft. Karten gibt's im Vorverkauf unter anderem bei der Filiale der Volksbank Höchst in der Pfaffenwiese, im Restaurant der Stadthalle, bei Toto-Lotto-Bergk (Neu-Zeilsheim) und bei Schreibwaren Back (Lenzenbergstraße). tos

Motorradfahrer gedenken der Verunglückten

Für "mehr Vernunft im Straßenverkehr" wollen Motorrradfahrer auf ihrer Gedenkfahrt in Frankfurt am Sonntag, 18. Oktober, werben. Wie bereits in den vergangenen Jahren werden sie zum Abschluß der Motorradsaison im Corso durch die Stadt fahren. Die Fahrt beginnt um 13 Uhr am Rebstockbad.

Danach gedenken sie von 15 Uhr an in der Katharinenkirche den Verunglückten und Verstorbenen. ing

"Wir richten uns nach dem Willen des Volkes" Republikaner gegen "multikriminelle Gesellschaft"

WIESBADEN. Arturo Perez ist die Vision von einer multikulturellen Gesellschaft ein Greuel: "Wollen Sie", fragt der gebürtige Spanier, "vielleicht einen Stierkampf in Frankfurt?" Arturo Perez, der inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit hat, ist Republikaner und kandidiert für das Wiesbadener Stadtparlament. Er gilt seiner Partei als Beweis dafür, daß die "Patrioten im guten Sinne des Wortes" bei "Nicht-Deutschen" zu differenzieren verstehen. Da gibt es auf der einen Seite die Ausländer, die zur Anpassung an ihr Gastland bereit sind, und auf der anderen die "Asylbetrüger" - für die Republikaner die Wurzel allen Übels: Wohnungsnot, Kriminalität, drangvolle Enge in Kindergärten und hohe Sozialkosten gehen auf ihr Konto.

Mit einem ganz unverhohlen populistisch gestrickten Programm empfehlen sich die Republikaner dem Wiesbadener Wählervolk. Und sie können darin nichts Schlimmes sehen. "Wir richten uns nach dem Willen des Volkes." Als Lohn erhoffen sie sich bei den Komunalwahlen im März nächsten Jahres ein "gutes zweistelliges Ergebnis". Schluß müsse sein mit der "rot-grünen Fehlentwicklung" in "unserer wunderschönen und liebenswerten Stadt", eine "kritische Opposition" sei nötig. Und: "Einem Allparteienmagistrat werden wir uns verweigern." (Ein Verzicht, der die Parteien im Wiesbadener Rathaus nicht schwer treffen dürfte.)

Wie wollen nun die Republikaner die Wiesbadener Welt verändern? Mehr Polizei, ein Verbot des Bettelns auf Straßen, Plätzen und Anlagen, sofortige Abschiebung ausländischer Drogenhändler und Drogen-Konsumenten und: "Bei der Beschaffung von Wohnraum, Arbeits-, Ausbildungs- und Kindergartenplätzen ist Schluß zu machen mit der Gleichsetzung von Aussiedlern mit Ausländern und Asylanten." Jedenfalls wollen die Republikaner keine "multikulturelle, multikriminelle Landeshauptstadt". Sie sind sicher, daß sie mit solchen und ähnlichen Aussagen beim Wähler ankommen. "Die Bürger werden mit dem Kopf nicken und sagen: Ja, das brauchen wir." MARGIT FEHLINGER

Ein Schwätzen mit Pfiffen . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

Stare in die Flucht treibt. Die Position der Wissenschaftler jedoch ist grundsätzlich klar: "Wir stehen, solange es irgend geht, auf Seiten der Tiere."

Schweizer Ornithologen kommt übrigens das Verdienst zu, das Rätsel über das Treiben der Stare am Tag gelöst zu haben. Ihre empirisch geführte Freiluft- Studie bestätigt, was so oder ähnlich schon immer vermutet wurde und was der Ornithologe so formuliert: "Vögel sind unheimlich beweglich."

Bis zu vierzig Kilometer (einfache Strecke Luftlinie) entfernt sich der Star vom Schlafplatz zu dem Ort, der den Tieren vornehmlich der Nahrungsaufnahme dient - zu den Müllkippen: "Da", sagt der Wissenschaftler und betrachtet die Angelegenheit einmal aus der Vogelperspektive, "gibt es die guten Sachen."

Und wenn die Stare der Hauptwache ihrem wissenschaftlichen Ruf als tendenzieller Standvogel gerecht werden, werden sie allabendlich, von Müllhalden und ähnlichen Plätzen zurückkehrend, mit der vom spitzen Schnabel ausgeführten typischen "Zirkel"-Bewegung das Blattwerk auseinanderfalten und unter die grüne Decke schlüpfen, um alsbald zu singen anzuheben und den musikalischen Beweis zu führen, daß (Leucht-) Reklame doch zu etwas gut ist.

Im Bahnhofsviertel sollen wieder . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

danken: In jahrelanger, mühsamer Kleinarbeit hatte Franziska Klenk "Haus für Haus, Liegenschaft für Liegenschaft" (Wentz) das Viertel durchforstet.

Es galt, zunächst den Bestand an Wohnungen und Gewerbe zu ermitteln und dann über die künftige rechtliche Ausweisung jedes Quartiers zu entscheiden. Klenk entwickelte sich so zu "einer der besten Kennerinnen des Viertels überhaupt" (Wentz).

Sie fand zum Beispiel heraus, wie hoch die Fluktuation im multikulturellen Stadtteil mit Menschen zahlloser Nationalitäten tatsächlich ist - "alle zwei Jahre tauscht sich die Bevölkerung bis zu 75 Prozent aus".

Die Schulen und Kitas im Viertel, so Klenk am Freitag, müssen zum Teil noch die Menschen aus angrenzenden Vierteln mit versorgen, etwa im Gutleut, in dem es an sozialen Einrichtungen mangelt.

Der Bebauungsplan 274, der das Gelände beidseits der Wilhelm-Leuschner-Straße umfaßt und lange rechtskräftig ist, wird wieder aufgerollt und verändert - die Planer müssen unter anderem das umstrittene zweite Hochhaus der IG Metall unterbringen, für das sie eine Ausnahmegenehmigung erteilen. jg

Am Tag vor dem Staatsbegräbnis feierliches Gedenken der südhessischen Sozialdemokraten 1200 beim Trauerzug für Willy Brandt Abschied vor der Paulskirche

Mehr als 1200 Menschen haben am Abend vor dem Staatsbegräbnis Willy Brandts von dem verstorbenen Altbundeskanzler Abschied genommen: Mit Fackeln zogen sie am Freitag abend von der Alten Oper aus durch die Freßgass' in Richtung Paulsplatz. Aufgerufen zu dem Fackelzug hatten der SPD-Bezirk Hessen-Süd und die Frankfurter Sozialdemokraten. An dem Trauermarsch beteiligten sich neben der Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, der hessischen Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt, dem Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung, Hans Busch, und dem Frankfurter SPD-Vorsitzenden Sieghard Pawlik auch Sportdezernentin Sylvia Schenk sowie die Stadträte Martin Wentz, Martin Grüber und Achim Vandreike.

Vor der Paulskirche hatten die Sozialdemokraten noch einmal das Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich im Laufe der vergangenen Woche viele Bürger eingetragen hatten. Vor der Stätte der demokratischen Anfänge in Deutschland würdigte Heidemarie Wieczorek-Zeul den Verstorbenen bei ihrer kurzen Ansprache als einen Politiker, der "uns vorgelebt hat, daß Moral und Politik vereint werden können". Er habe "den aufrechten Gang gelehrt, der uns widerständig gemacht hat gegen Intoleranz, Haß und autoritäres Gehabe".

Die SPD-Politikerin erinnerte an Brandt als den Mann, der "all den demokratischen Reformen Bahn gebrochen hat, die lange, allzu lange, verzögert und behindert worden waren". Eine "späte Frucht" seiner innenpolitischen Arbeit sei es auch, "daß sich die demokratische Linke heute weit mehr als jemals zuvor mit dieser Bundesrepublik identifiziert und ihre rechtsstaatlichen Errungenschaften gegen alle Angriffe verteidigt".

In seinem Kondolenzschreiben an Brandts Witwe, Brigitte Seehofer-Brandt, nannte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler den Verstorbenen "ein Vorbild". Seine eigene politische Arbeit sei durch das Wirken des Friedensnobelpreisträgers "entscheidend geprägt" worden. Mit Brandt sei "ein großer Staatsmann, ein mutiger Mensch, ein Verfechter der Freiheit aus dem Leben berufen worden", der sich "in höchstem Maße um Deutschland und um die Demokratie verdient gemacht hat". Die Stadt Frankfurt werde ihm "ein ehrendes und dankbares Gedenken bewahren". ing

Nach dem Aus für die Titelverteidigerin hält vor dem Halbfinale des Grand-Prix-Turniers in Filderstadt Traditionelles Einzug Deutsches Element reduziert sich erneut auf den Hauptgewinn Frust von Anke Huber nach Niederlage gegen Mary-Joe Fernandez blieb aus / Wiltrud Probst unterliegt Gabriela Sabatini glatt

Seit 15 Jahren versammelt Dieter Fischer, dieser Prototyp des zielbewußten, hemdsärmligen, kauzig-herzlichen Schwaben, nunmehr die Weltelite der Tennisfrauen jeden Herbst in seiner Heimat. Dem Grand-Prix-Turnier von Filderstadt ist es in der schnellebigen Tennis- Zeit gelungen, bereits eine kleine Tradition aufzubauen. Und Tradition ist auch, daß sich, wenn das stets hochkarätig besetzte Turnier ins Wochenende und damit in die entscheidende Phase geht, das deutsche Element auf den Hauptgewinn reduziert. Denn nur drei deutsche Spielerinnen kamen bislang in die Verlegenheit, sich wegen ihrer Qualifikation für das Halbfinale schon einmal konkreter mit der Frage befassen zu müssen, wie der Porsche am besten mitzunehmen wäre. Nach Steffi Graf und Claudia Kohde- Kilsch ist dies zuletzt Anke Huber gelungen, die im Vorjahr sensationell im Finale gegen Martina Navratilova gewann.

Zwölf Monate später ist auf den Fildern der Alltag des Turnier-Wochenendes wieder eingekehrt, denn in der Runde der letzten Acht blieben als letzte deutsche Spielerinnen zunächst Wiltrud Probst aus München und eben die Titelverteidigerin Anke Huber aus Karlsdorf hängen. Während die Weltranglisten-47. aus Bayern gegen die topgesetzte Gabriela Sabatini (Argentinien) 4:6, 1:6 unterlag, mußte die Schülerin von Boris Breskvar beim 7:5, 3:6, 1:6 gegen Mary-Joe Fernandez (USA) erneut erkennen, daß zum erfolgreichen Marsch in die absolute Weltspitze mehr gehört als wuchtige Grundlinienschläge. Anke Huber scheiterte wieder einmal eher an der eigenen mentalen Schwäche als am Können ihrer Gegnerin.

So kommt es also heute im Halbfinale zur Wiederholung des Endspiels von 1989 zwischen Fernandez und der weiland siegreichen Gabriela Sabatini, während sich im zweiten Vorschlußrundenspiel Martina Navratilova (USA) und Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) gegenüberstehen. Die gebürtige Tschechin Navratilova besiegte ihre frühere Landsfrau Helena Sukova 6:3, 7:6, die Weltranglisten-Vierte aus Barcelona die vom Computer an Position 25 notierte Judith Wiesner (Österreich) 6:1, 6:1.

In der Stunde der Niederlage saß bei Anke Huber der Frust nicht gar zu tief, weil sich die noch 17 Jahre alte Karlsdorferin insgeheim auf ein vorzeitiges Ausscheiden schon eingerichtet hatte. "Ich hatte nicht erwartet, den Titel hier erfolgreich zu verteidigen", sagte die Weltranglisten-Neunte, die in der am Montag erscheinenden Computerliste nur noch als Elfte geführt wird. "Ich bin dran an den Top Ten, das ist das wichtigste. Ob ich zwei, drei Plätze dahinter stehe, ist nicht so schlimm", fand sich Anke Huber mit dem unerbittlichen Urteil des Rechners ab, leugnete gleichwohl eine gewisse Enttäuschung nicht, weil sie zunächst durchaus Chancen hatte, das Match als Siegerin zu beenden. Denn im ersten Satz profitierte die Deutsche mehr von den Fehlern der Weltranglisten-Siebten als jene von den ihren. Nach zwei abgewehrten Satzbällen sicherte sie sich diesen Durchgang noch mit 7:5.

Der "Knackpunkt" (Huber) sollte dann im zweiten Satz folgen, als sie nach einem Re-Break drei Spielbälle zum Ausgleich hatte, am Ende aber erneut ihren Aufschlag abgeben mußte. Ihre altbekannte Schwäche, zu überhastet und zu unkonzentriert auf den Filzball einzuprügeln, schlich sich wieder in ihre Aktionen ein, sodaß die immer selbstsicherer, ruhiger und überlegter spielende Amerikanerin keine Mühe hatte, den Satz 6:3 zu gewinnen. Im Schnellverfahren fertigte Mary-Joe Fernandez schließlich ihre nun völlig überforderte Gegnerin im letzten Satz ab, ehe Anke Huber wie zum Beweis ihrer verlorenen Linie den zweiten Matchball höchstselbst ins Aus beförderte.

Einen ähnlichen Verlauf hatte zuvor die Begegnung zwischen Gabriela Sabatini und Wiltrud Probst genommen. Die Deutsche führte bereits 4:2 und hatte zwei Spielbälle zum Erhöhen des Vorsprungs. Doch statt den bereits sicher geglaubten Punkt zu vollenden, schmetterte sie einen Überkopfball ins Netz. "Das war sicher mit matchentscheidend", räumte die 23 Jahre alte Deutsche ein, die nach ihrem Mißgeschick nicht nur den Faden, sondern auch die Begegnung klar mit 4:6, 1:6 verlor. REINHARD SOGL

Martina Navratilova begeht ihren 36. Geburtstag an altbekannter Stätte Alltägliche Pioniertaten einer Jung-Seniorin Eine Frau mit Ausstrahlung, Intelligenz und Humor / Kampf mit der Jugend und gegen das Alter

Wenn ein Mensch seit 17 Jahren ein und denselben Beruf ausübt, bewegt er sich auf wohlbekanntem Terrain. Zumal dann, wenn der Arbeitsplatz - ganz gleich in welcher Stadt, in welchem Land, auf welchem Kontinent auch immer - stets die gleichen, überschaubaren Ausmaße aufweist und sich allenfalls in der Oberflächenbeschaffenheit unterscheidet. Seit 1975 hat Martina Navratilova die Rekordsumme von 18,1 Millionen Dollar auf den Tennisplätzen dieser Welt verdient, und dennoch betritt die langjährige Nummer eins im Frauentennis mit jedem weiteren Tag ihrer Profi-Karriere ein bislang unbekanntes Feld.

"Es ist Neuland, das noch nicht viele vor mir betreten haben", sinniert Martina Navratilova über das Phänomen, daß sie auch im fortgeschrittenen Tennis-Alter einer Jung-Seniorin noch zu absoluten Weltklasseleistungen fähig ist. Am Sonntag wird Martina Navratilova 36 Jahre alt, und die Pionierin des modernen Frauentennis wird diesen Ehrentag, Überraschungen sind wohl ausgeschlossen, wie so oft in den letzten 14 Jahren, beim Turnier in Filderstadt begehen, wo sie das Einzelfinale bereits fünfmal gewonnen hat.

Ein Rekord, wie so viele, die die am 18. Oktober 1956 in Prag geborene US-Amerikanerin aufgestellt hat. Auf 160 Turniersiege hat es Martina Navratilova mittlerweile gebracht, den letzten sicherte sie sich Ende August in Manhattan Beach durch einen 6:4, 6:2-Finalsieg über die Weltranglisten-Erste Monica Seles. Daß ein solcher Erfolg einer 35jährigen Frau über ein 18jähriges Mädchen nicht durch Können allein möglich ist, versteht sich von selbst. "Ich bin froh, daß ich noch so gut spielen kann, aber man muß mehr dafür arbeiten", zieht die neben Steffi Graf wohl athletischste Spielerin des Tennis-Zirkus einen Vergleich zu früher. Im Alter sei es schwieriger, "konstant zu bleiben. Alles muß viel genauer sein, alles muß stimmen". Es sei ein ständiger Kampf, motiviert zu bleiben, bekennt die wohl für alle Zeiten größte Persönlichkeit des Frauen-Tennis, deren Ausstrahlung, Esprit, Intelligenz und Humor sich kein Tennisfreund entziehen kann.

Martina Navratilovas Kampf mit der Jugend und gegen das Alter ist auch eine Kampagne für eine Spielweise, die im Tennis der neunziger Jahre geradezu fossilen Charakter hat. Die neunmalige Wimbledonsiegerin ist eine der letzten Vertreterinnen der Serve-und-Volleytaktik, die sich so ganz und gar unterscheidet von der modernen Grundlinienprügelei Selesscher Prägung. Wenn Martina Navratilova ans Netz stürmt, entführt sie das Publikum in eine andere Zeit, scheint die Uhr zurückgedreht.

Doch weil Martina Navratilova alles andere als in der Vergangenheit lebt, hat sie sich mit den Verhältnissen arrangiert. Sie hat erkannt, daß das Älterwerden einerseits ein psychisches Problem ist ("Ich darf mich nicht bemitleiden"), andererseits es aber auch gewisse Zugeständnisse einfordert, also versucht die asketische Frau, mit ihren Kräften richtig zu haushalten.

Gegenüber den 80er Jahren hat sie ihren Spielplan verändert, tritt, da sie sich die eigentlich ersehnte Pause von einem Jahr "nicht leisten kann", bei weniger Turnieren als früher an. Nur Filderstadt ist ein Fixtermin in ihrem Kalender. Für so einen Porsche, wie sie ihn bereits fünfmal mitgenommen hat, wird die Frau mit den vielen Stärken nämlich auch mit 36 Jahren immer noch schwach.

REINHARD SOGL z. Zt. Filderstadt

EG soll künftig frühzeitig informieren

BIRMINGHAM (ha). Auf dem EG-Gipfel in Birmingham wurde auf Vorschlag von EG-Präsident Jacques Delors beschlossen, daß künftig die nationalen Parlamente mehr und frühzeitig in den EG-Gesetzgebungsprozeß eingeschaltet werden sollen und nicht erst bei der Umsetzung der vom EG-Ministerrat beschlossenen Richtlinien. Vor den parlamentarischen Ausschüssen in den EG- Hauptstädten soll jeweils ein EG-Kommissar aus einem anderen Mitgliedstaat Auskünfte über Brüsseler Richtlinienvorschläge geben, wenn dies gewünscht wird. Dieses Verfahren solle die EG "näher an die Bürger heranbringen", hieß es.

Auf dem Dezembergipfel der zwölf Staats- und Regierungschefs der EG soll außerdem beraten werden, welche bisherigen Gemeinschaftsregeln als "überflüssig" aufgegeben werden können, sagte Bundeskanzler Helmut Kohl auf einer Abschlußpressekonferenz. Auch sollen EG-Kommission, Ministerrat und Europa-Parlament in Zukunft genau begründen, warum sie neue Regelungen einführen wollen. Voraussetzung soll sein, daß das Problem nicht auf der Ebene der Mitgliedstaaten gelöst werden kann.

So spielten sie

Wuppertaler SV - SC Freiburg 4:1 (1:1) Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka, Voigt - Ksienzyk, Zilles, Schmugge, Pröpper - Klein (68. Küttner), Hartwig, Tönnies.

Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Seeliger, Kohl - Braun, Heidenreich, Zeyer (83. Simon), Rraklli, Freund - Todt (74. Buric), Spies.

Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).

Tore: 0:1 Schmidt (34.), 1:1 Straka (40.), 2:1 Voigt (50.), 3:1 Hartwig (69.), 4:1 Tönnies (90.).

Zuschauer: 13 000.

FC Homburg - FSV Mainz 05 0:0

Homburg: Eich - Wruck - Kluge, Dudek - Korell, Marmon (63. Maciel), Cardoso, Homp, Landgraf - Hubner (79. Gries), Jurgeleit.

Mainz: Kuhnert - Kasalo - Herzberger, Greilic - Schäfer, Zampach, Schumacher, Hayer, Buvac - Wagner (80. Becker), Jaworek (64. Klopp).

Schiedsrichter: Habermann (Weißensee).

Zuschauer: 2200.

VfB Leipzig - VfL Wolfsburg 3:2 (1:1)

VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Gyamfi, Bredow, Heidenreich, Hekking (63. Turowski), Anders - Rische, Hobsch (80. Engelmann).

VfL Wolfsburg: Kick - Brunner - Kleeschätzky, Trautmann - Ewen, Ballwanz, Frackiewicz, Akrapovic (90. Ockert), Holze - Reich, Dammeier. Schiedsrichter: Schmidt (Bad Hersfeld).

Zuschauer: 1100.

Tore: 1:0 Anders (6.), 1:1 Reich (45.). 2:1 Rische (65.), 2:2 Frackiewicz (69.), 3:2 Engelmann (90.).

Weiterhin Schlußlicht der Zweiten Liga Den Gast nicht an die Leine legen können

Bad Nauheim - Hannover 5:8

Obwohl Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim die Eintrittspreise vor dem Freitag-Heimspiel gegen den Erstliga- Aspiranten EC Hannover um 50 Prozent gesenkt hatte, pilgerten nur 1200 Zuschauer zum fünften Heimspiel des Schlußlichtes. Die wenigen "Treuen" sahen das alte Leid: Der Sturm konnte gar nicht so schnell die Tore schießen, wie sie die desolate Abwehr einfing. So blieb der EC mit der 5:8 (2:4, 1:2, 2:2)-Niederlage auch im fünften Heimspiel ohne doppelten Punktgewinn und ziert mit 1:15 Punkten weiterhin das Tabellenende.

Allerdings plagten die Sindelar-Schützlinge arge personelle Probleme. So mußte der ebenfalls verletzte Ersatzkeeper Frank Riede trotz einer Leistenzerrung fitgespritzt werden und sich zwischen die Pfosten stellen. An Riede allein lag es jedoch nicht, daß der trotz des Sieges enttäuschende Gast die Nase vorn hatte. Nauheim bäumte sich zu Beginn des Schlußdrittels nach einem 3:6-Rückstand noch einmal auf, kam innerhalb von einer Minute zum 5:6-Anschlußtreffer.

Damit aber hatte der EC sein Pulver verschossen. Die besten Noten beim Verlierer verdienten sich noch die beiden Ausländer Poddobny (drei Tore) und der einmal erfolgreiche Schnobrich. jo

Gastgeber bereitete vergnüglichen Abend Wolf war bei "Löwen" die treibende Kraft

Frankfurter ESC - Wilhelmshaven 9:2

Nach zwei weniger überzeugenden Spielen auf eigenem Eis bereitete die Eishockey-Mannschaft des Frankfurter ESC deren Anhang wieder einen vergnüglichen Abend. Mit dem 9:2 (4:1,1:0, 4:1)-Erfolg am Freitag über den EC Wilhelmshaven-Stickhausen feierte der Oberliga- Spitzenreiter gleichzeitig den siebten Sieg im siebten Spiel. Einen Anteil am guten Spiel hatte auch der Tabellen-Achte, der sich keineswegs darauf beschränkte, wie andere Gegner vor ihm, nur das Spiel der "Löwen" zu zerstören, sondern über seine beiden Weißrussen auch seine Chance in der Offensive suchte.

Hatkewitsche, einer von ihnen, brachte die Gäste sogar in Führung, ehe die große Zeit des Manfred Wolf begann. Der ehemalige Nationalspieler war die treibende Kraft bei den Frankfurtern und erzielte vier der ersten fünf Tore. Nicht einmal eine Fülle von Strafzeiten, die vor allem Zimlichn und Erhardt auf ihr Konto brachten, schadete dem Frankfurter Spiel. Im Gegenteil: Die "Löwen" erzielten drei Treffer in Unterzahl. In Abwesenheit des erkrankten Roger Nicholas wurde der ehemalige Düsseldorfer Olaf Scholz erstmals als Stürmer eingesetzt.

Sim.

STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 5

MAIN-KINZIG-KREIS VIII

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